Viele Hilfen aus einer Hand - Evangelische Jugendhilfe Godesheim
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EV. JUGENDHILFE GODESHEIM<br />
scheint dagegen jedoch oft „in der<br />
Sackgasse“ zu stecken; in der Sackgasse<br />
von Prozessen pädagogisch-reflektierender<br />
Thematisierung durch<br />
den Mitarbeiter und automatisiertformelhafter<br />
Beantwortung durch das<br />
Kind oder den Jugendlichen.<br />
Erlebnispädagogik als<br />
handlungsorientierte Methode<br />
Nach <strong>einer</strong> in der Fachliteratur bekannten<br />
Begriffsbestimmung von<br />
Heckmair/Michl (1998, S. 75) wird<br />
Erlebnispädagogik zunächst umrissen<br />
als „eine handlungsorientierte Methode“,<br />
die „durch exemplarische<br />
Lernprozesse, in denen junge Men-<br />
8<br />
Erlebnispädagogik gilt allgemein als<br />
pädagogisches Mittel, anhand von<br />
körperlich und psychisch belastenden<br />
Grenzsituationen in der Natur die<br />
(Wieder-) Herstellung von Körperkontrolle,<br />
Selbstbewusstsein und sozialem<br />
Verhalten zu erreichen. Wer<br />
„durch die erlebnispädagogische<br />
Maßnahme gekommen ist“, scheint<br />
„gereinigt“ und künftig gewappnet<br />
gegen innere und äußere Verführungen<br />
oder Irrwege.<br />
Erlebnispädagogik: eine pädagogische<br />
Wunderwaffe besonders im intensivpädagogischen<br />
Bereich oder<br />
eher ein kostspieliges Angebot für<br />
Abenteuerlustige?<br />
Intensivpädagogik –<br />
die Ausgangslage<br />
Die Erfahrungen mit Kindern und Jugendlichen<br />
im Bereich der Intensivpädagogik<br />
zeigen immer wieder bekannte,<br />
aber auch erstaunliche Begebenheiten.<br />
Bekannt sind <strong>aus</strong> dem Alltag die Phänomene<br />
körperlicher Inszenierungen<br />
wie sportliches und spielerisches<br />
Sich-Messen, handfeste Auseinandersetzungen<br />
oder auch selbstverletzendes<br />
Verhalten. Diese Kinder und Jugendlichen<br />
scheinen in ihrem eingeschränkten<br />
Verhaltensrepertoire zu<br />
verharren und legen manches Mal<br />
eine schier undurchdringlich erscheinende<br />
Verweigerungshaltung an den<br />
Tag.<br />
Erstaunlich dagegen ist immer wieder<br />
die Erfahrung, dass Kinder und Jugendliche<br />
sich durch scheinbar einfachste<br />
Angebote der öffentlichen Medien<br />
(z.B. Zeichentrickfilme, Hip-<br />
Hop-Kultur) in ihrer Fantasie umfänglich<br />
anregen lassen. Zudem entwickeln<br />
diese Kinder und Jugendlichen<br />
auch bei als erheblich eingeschätzten<br />
sozialen und schulischen<br />
Anpassungsschwierigkeiten ungeahnte<br />
Maße an kreativer Findigkeit,<br />
Durchhaltevermögen und sozialer<br />
Kooperationsfähigkeit bei den Versuchen,<br />
sich pädagogischen Einflüssen<br />
zu entziehen, Grenzen <strong>aus</strong>zuloten<br />
oder eigene Wünsche durchzusetzen.<br />
Herkömmliche pädagogische Maßnahmen<br />
bieten durch eine transparente<br />
und feste Struktur die unverzichtbare<br />
Grundlage der Arbeit mit<br />
den Kindern und Jugendlichen, denen<br />
in ihrer Biographie gerade Orientierung<br />
und Erwartungssicherheit so oft<br />
fehlten.<br />
Die Bearbeitung und Veränderung<br />
von Verhaltensweisen, die zur Fremdunterbringung<br />
beigetragen haben,<br />
schen vor physische, psychische und<br />
soziale Her<strong>aus</strong>forderungen gestellt<br />
werden, diese in ihrer Persönlichkeitsentwicklung<br />
fördern und sie dazu befähigen<br />
(will), ihre Lebenswelt verantwortlich<br />
zu gestalten“.<br />
Methodisch ist mit der <strong>Hand</strong>lungsorientierung<br />
der Fokus von Erlebnispädagogik<br />
auf ganzheitliche Lernprozesse<br />
gerichtet, d.h. Einbeziehung<br />
sinnlicher Erfahrung, von Eigenaktivität<br />
sowie von Reflexion. Die für Kinder<br />
und Jugendliche so zentrale Ausdrucks-<br />
und Verarbeitungsebene der<br />
Körperlichkeit wird hier bewusst in