S , 06.09.2009 - lyskirchenerjungs.de
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Uhr Heili ge Mes se n<br />
... sagte Ernst Freiherr von Feuchtersleben<br />
(1806 - 1849), österreichischer Popularphilosoph, Arzt, Lyriker und Essayist<br />
Am Ran<strong>de</strong> notiert: Pläne sind Träume <strong>de</strong>s Verständigen.<br />
An Lyskirchen 10 in 50676 Köln<br />
...eine romanische Kirche<br />
in Köln!<br />
L<br />
YSKIRCHENSonntag: An diesem Sonntag<br />
wie<strong>de</strong>r die Kollekte für die För<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r Bausubstanz, die wir ‚Kirche’ nennen und<br />
<strong>de</strong>s Lebens darin, die ‚Kirche’, die vom Herrn<br />
Gerufenen’ heißt das übersetzt, sind. Danke<br />
für die immer wie<strong>de</strong>r sehr üppige Beschenkung.<br />
Patronatsfest: Unsere Kirche ist <strong>de</strong>r Gottesmutter<br />
als erster Patronin geweiht. Im<br />
Vorgriff auf ihr Fest am 8.9. ( Mariä Geburt)<br />
begehen wir an diesem Sonntag unser Patrozinium<br />
mit feierlicher Hl. Messe. Unsere Kirche<br />
hat zwei weitere Patrone, <strong>de</strong>n Hl. Nikolaus,<br />
<strong>de</strong>r durch die südliche Chorkapelle eine<br />
beson<strong>de</strong>re Ehrung in unserer Kirche gefun<strong>de</strong>n<br />
hat, und <strong>de</strong>r Hl. Maternus, <strong>de</strong>r mit seiner wun<strong>de</strong>rbaren<br />
Darstellung an <strong>de</strong>r Nordseite <strong>de</strong>s<br />
Chores uns gegenwärtig ist. Sein Ge<strong>de</strong>nktag<br />
ist übrigens am 11.9.<br />
...diese Tage in Lyskirchen:<br />
23. Sonntag im Jahreskreis<br />
+ Sonntag, <strong>de</strong>n 06.08.2009<br />
um 11 Uhr Taufe <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s Bela Schwieren<br />
um 14 Uhr Taufe <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s Fynn Heckingum<br />
um 19 Uhr Heilige Messe für die Gemein<strong>de</strong><br />
Kollekte LYSKIRCHENSonntag<br />
Donnerstag, <strong>de</strong>n 10.09.2009<br />
um 18 Uhr Rosenkranz für <strong>de</strong>n Frie<strong>de</strong>n<br />
und die Verständigung <strong>de</strong>r Kulturen<br />
24. Sonntag im Jahreskreis<br />
+ Sonntag, <strong>de</strong>n 13.09.2009<br />
um 19 Uhr Heilige Messe für die Gemein<strong>de</strong><br />
Kollekte Welttag <strong>de</strong>r Kommunikationsmittel<br />
Sie sind eingela<strong>de</strong>n.<br />
Caritassonntag: Am 20. September fin<strong>de</strong>t<br />
<strong>de</strong>r Caritas-Sonntag 2009 statt. Mit ihm<br />
soll bewusst gemacht wer<strong>de</strong>n, dass Caritas,<br />
gelebte Nächstenliebe, Aufmerksamkeit und<br />
Solidarität gegenüber <strong>de</strong>n Mitmenschen, zusammen<br />
mit <strong>de</strong>r Verkündigung und <strong>de</strong>r Liturgie<br />
das Fundament <strong>de</strong>r Kirche und <strong>de</strong>s christlichen<br />
Lebens ist.<br />
In Lyskirchen wird am Caritas-Sonntag eine<br />
Kollekte für die Aufgaben <strong>de</strong>r Caritas gehalten.•<br />
Titelbild: Mosaik aus <strong>de</strong>r Chorakirche, Istanbul<br />
Impressum: B. Marx An Lyskirchen 1 in 50676 Köln Telefon 0172 2914094 (verantwortlicher Herausgeber)<br />
DAS SONNTAGSBLATT ALS PDF: WWW.LYSKIRCHEN.DE<br />
Jahrgang 10<br />
<strong>06.09.2009</strong><br />
S a n k t M a r i a i n L y s k i r c h e n , K ö l n<br />
SONNTAG, DEN <strong>06.09.2009</strong><br />
Alles gut<br />
(zu Markus 7,31-37)<br />
Die Geschichte heute en<strong>de</strong>t mit Lobpreis und Vergewisserung,<br />
dass Gott seine Schöpfung wirklich zum Guten gedacht hat.<br />
Diese wun<strong>de</strong>rbare Zusage, wie sie schon durch <strong>de</strong>n Propheten<br />
Jesaja benannt ist (35), bekommt in Jesus konkrete Gestalt.<br />
Oft helfen wir uns damit, diese Gedanken mehr ‚geistlich’ zu verstehen.<br />
Wir haben in <strong>de</strong>r Beschäftigung mit <strong>de</strong>r Heilsbotschaft<br />
nach Markus aber auch mehr und mehr wahrgenommen,<br />
I H R E H I L F E F Ü R D E N L I B A N O N
Alles gut (zu Markus 7,31-37)<br />
er ganz konkrete Lebensumstän<strong>de</strong> meint.<br />
Dies gilt nicht nur im unmittelbaren Lebensfeld<br />
Jesu, auch nicht nur für die Markus-Gemein<strong>de</strong>,<br />
son<strong>de</strong>rn für uns auch. Die<br />
Gewissheit: ‚Die Herrschaft Gottes ist unter<br />
euch angekommen’ (1,15) bleibt locken<strong>de</strong><br />
Zusage.<br />
Heute begegnen wir Jesus in heidnischem<br />
Umfeld. Für die Gemein<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
Markus spielt das eine bestärken<strong>de</strong> Rolle,<br />
<strong>de</strong>nn es sind überwiegend Nichtju<strong>de</strong>n, die<br />
dort als Christen leben. Gottes Heilszusage<br />
ist universal!<br />
Von einem Mann wird erzählt, <strong>de</strong>r sozial<br />
und kulturell stark isoliert ist. Er ist durch<br />
seine Sprech- und Hörhin<strong>de</strong>rung begrenzt.<br />
Er braucht<br />
Fürsprecher, da er<br />
sich nicht verständlich<br />
machen kann.<br />
(Wir dürfen diese Beschreibung<br />
getrost<br />
als Einladung sehen,<br />
Menschen in vergleichbaren<br />
Hin<strong>de</strong>rung<br />
am Leben zu<br />
<strong>de</strong>nken – jene, die<br />
zwar re<strong>de</strong>n und hören<br />
können, die man<br />
aber in <strong>de</strong>r Geschwindigkeit<br />
<strong>de</strong>r Welt und in <strong>de</strong>r Überflutung<br />
<strong>de</strong>r Mitteilungen schlicht überhört. Es gibt<br />
einige, die für sie eintreten und mit ihnen<br />
gehen.)<br />
Viele Leute sind da – und Jesus nimmt<br />
ihn ‚beiseite’. Was jetzt geschieht, geschieht<br />
im Rahmen <strong>de</strong>ssen, was für diesen<br />
am Leben verunsicherten Menschen<br />
angemessen ist. Dann geschieht Wun<strong>de</strong>rbares:<br />
Das Heilen<strong>de</strong>, so wer<strong>de</strong>n wir erfahren,<br />
ist nicht platt: Und da spricht und hört<br />
er (wie<strong>de</strong>r?). Wie<strong>de</strong>r und wie<strong>de</strong>r bekennen<br />
die Evangelien, dass es nicht um eine<br />
Wun<strong>de</strong>rsensation geht, son<strong>de</strong>rn um<br />
Lebenszusage, die von Gott kommt.<br />
(Johannes nennt es daher ein<strong>de</strong>utiger<br />
nicht ‚Wun<strong>de</strong>r’, son<strong>de</strong>rn ‚Zeichen’.)<br />
Dramatische Zeichen geschehen: Mit<br />
<strong>de</strong>m Finger berührt Jesus das Ohr <strong>de</strong>s<br />
Gehin<strong>de</strong>rten. Die Heilige Schrift erzählt<br />
immer wie<strong>de</strong>r (z.B. Ex 8,15) vom ‚Finger<br />
Gottes’, <strong>de</strong>r für konkretes Eingreifen Gottes<br />
steht. Wenn Jesus nun mit seinem<br />
Finger Heilszeichen setzt, dann wissen<br />
die Glauben<strong>de</strong>n: Gott ist am Werk (und<br />
nicht ein Wun<strong>de</strong>rmacher). Jesus berührt<br />
die Zunge <strong>de</strong>s Stummen mit Speichel.<br />
Das ist in <strong>de</strong>r Antike ein bekanntes Heilzeichen<br />
und Zeichen einer wun<strong>de</strong>rbaren<br />
Macht. Es wird als Heilmittel verwandt,<br />
wenn es um Sinnesorgane geht (z.B.<br />
auch 8, 23). (Wir kennen es auch aus <strong>de</strong>r<br />
volksmundlichen<br />
STAUNEN<br />
IST DA<br />
Empfehlung, bei<br />
kleinen Wun<strong>de</strong>n ‚<br />
Spucke drauf zu<br />
tun’).<br />
Um gänzlich klar zu<br />
machen, dass keine<br />
Zauberei mit <strong>de</strong>m<br />
Speichel <strong>de</strong>s Wun<strong>de</strong>rfähigen<br />
geschieht,<br />
erwähnt<br />
das Evangelium<br />
<strong>de</strong>n Blick zum Himmel<br />
(34), <strong>de</strong>nn allein<br />
daher kommt die Kraft, die das Geschehen<br />
beeinflusst. Das Seufzen ist eng<br />
verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m dann folgen<strong>de</strong>n<br />
Machtwort Jesu. auch das Zeichen für die<br />
ungeheuere Kraftanstrengung, die über<br />
Jesus <strong>de</strong>m Gehin<strong>de</strong>rten zugesprochen<br />
wird.<br />
Wie bei Therapiegeschichten <strong>de</strong>r Bibel<br />
bekannt, verbin<strong>de</strong>n sich Gestus und Wort<br />
zum heilen<strong>de</strong>n Geschehen. Mit <strong>de</strong>m aramäischen<br />
‚effata!’ kommt die Urkraft Jesu<br />
zum Ausdruck. Markus übersetzt aber<br />
umgehend dieses Wort, weil seine Zuhören<strong>de</strong>n<br />
meist griechisch sprechend sind.<br />
Zu<strong>de</strong>m hat die umgehen<strong>de</strong> Übersetzung<br />
aber auch die Be<strong>de</strong>utung, wie<strong>de</strong>rum zu<br />
sirren<strong>de</strong>n Pfeilen zu <strong>de</strong>n ruhig segeln<strong>de</strong>n Schiffen<br />
hinüberzusen<strong>de</strong>n. Conanus o<strong>de</strong>r Aetherius,<br />
wie man ihn jetzt nannte, saß am Steuer von<br />
Ursulas Boot und starrte bewegungslos mit<br />
düster glühen<strong>de</strong>n Augen zum Ufer hin. Die<br />
Kampflust brannte in ihm, <strong>de</strong>r unbändige Eifer,<br />
jenes ekle Gezücht zu vernichten. Pabst Cyriacus<br />
sah es wohl und setzte sich lächelnd neben<br />
ihn hin. „Es ist groß und schön“, sagte er<br />
dabei, „mit <strong>de</strong>m Schwerte in <strong>de</strong>r Hand <strong>de</strong>n<br />
Feind anzugehen. Aber Gott hat uns zu höherem<br />
Hel<strong>de</strong>ntum erkoren: Ohne je<strong>de</strong> Waffe, es<br />
sei <strong>de</strong>nn jene <strong>de</strong>s geistigen Triumpfes, <strong>de</strong>n<br />
Barbaren entgegenzutreten. Zwar wer<strong>de</strong>n sie<br />
uns töten; doch wird noch zur selben Stun<strong>de</strong><br />
ein solcher Schrecken in die Hunnenbrust fahren,<br />
dass es sie fortan wie mit scharfen Geißeln<br />
unablässig dahintreibt, bis in ihren<br />
schmählichen Untergang hinein.“<br />
A<br />
Kölner Legen<strong>de</strong>n<br />
1956 erschien ein Buch ‚Kölner Legen<strong>de</strong>n’,<br />
erzählt von Goswin Peter Gath, für<br />
<strong>de</strong>n Schulunterricht herausgegeben von<br />
Rektor Ernst Mömkes und Joseph Bol<strong>de</strong>r.<br />
Aus diesem Buch wer<strong>de</strong>n wir in lockerer<br />
Folge erzählen (lassen).<br />
etherius sah <strong>de</strong>n Heiligen Vater an und<br />
erwi<strong>de</strong>rte dann, dass er nur eine Sorge<br />
habe, nämlich vor Ursula zu sterben und sie<br />
nicht vor bösem Schimpf bewahren zu können.<br />
Da nahm ihm <strong>de</strong>r Papst Cyriakus die Unruhe,<br />
in<strong>de</strong>m er sagte, sie wür<strong>de</strong>n alle nicht lange<br />
getrennt sein, und Ursula stün<strong>de</strong> unter Gottes<br />
beson<strong>de</strong>rem Schutz. Derweil sie jedoch so<br />
re<strong>de</strong>ten, wur<strong>de</strong> das Geschrei am Ufer immer<br />
lauter und sahen sie dort tausen<strong>de</strong> und aber<br />
tausen<strong>de</strong> von Hunnen, wie abscheuliches Ungeziefer<br />
herumwimmelnd und eine Wolke von<br />
Gestank zu ihnen hintreibend. Auch glitten die<br />
Mauern von Köln bereits schnell heran. Darauf<br />
erblickten sie die Agrippinenser, die in hellem<br />
Schrecken die Jungfrauen anriefen und sie<br />
beschworen, inmitten <strong>de</strong>s Stromes eilends weiterzusegeln,<br />
aus diesem grausigen Unsal <strong>de</strong>r<br />
Ver<strong>de</strong>rbnis<br />
D<br />
hinaus.<br />
ann aber schrien die Kölner auf; <strong>de</strong>nn da<br />
sahen sie, wie die Schiffe plötzlich entschlossen<br />
zum Stran<strong>de</strong> gelenkt wur<strong>de</strong>n. Ein<br />
Regen von Pfeilen und Geren überschüttete<br />
die To<strong>de</strong>smutigen hier. Schon sanken viele <strong>de</strong>r<br />
Jungfrauen mit hellen Schreien zu Bo<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n<br />
Pfeil im Herzen o<strong>de</strong>r im Halse, die erste heilige<br />
Saat. Dann stürzte Aetherius mitten im Sprung,<br />
als er zum Ufer wollte, um das Schiff auf <strong>de</strong>n<br />
Sand zu ziehen. An seiner Stelle tat es <strong>de</strong>r<br />
Heilige Vater und sank auch schon unter <strong>de</strong>m<br />
Hieb eines krummen Säbels hin. Ursula hatte<br />
mit einer jähen Bewegung <strong>de</strong>n stürzen<strong>de</strong>n<br />
Freund soeben noch auffangen können und<br />
beugte sich über <strong>de</strong>n Verschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n hin; da<br />
riß es sie an <strong>de</strong>n Haaren empor. Im nächsten<br />
Augenblick sah sie Etzels schreckliches Gesicht<br />
dicht vor <strong>de</strong>m ihren. Er hielt sie gepackt<br />
und trieb mit einem Peitschenhieb seine Sklaven<br />
zurück, die schon mit <strong>de</strong>m Säbel o<strong>de</strong>r Ger<br />
nach Ursula ausgeholt hatten. Mitten im Kampf,<br />
hohnlachte er, habe er sich ein herrliches Weib<br />
gewonnen, und so schön sei sie, dass sie hinfort<br />
sein Kriegslager teilen solle. Ob sie dazu<br />
bereit sei? Sonst schicke er sie gleich ihren<br />
Gesellinnen<br />
U<br />
nach.<br />
rsula sah unerschrocken an ihm vorbei zu<br />
<strong>de</strong>n Schwestern hin, die schon zur Mehrzahl<br />
tot am Bo<strong>de</strong>n lagen o<strong>de</strong>r eben jetzt ihre<br />
ewige Gloriole gewannen. Voller Stolz wies sie<br />
<strong>de</strong>m Hunnenkönig das jungfräulich sterben<strong>de</strong><br />
Heer und weissagte ihm, dass er um <strong>de</strong>s hier<br />
vergossenen Blutes willen Köln niemals erringen<br />
wer<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn mit Schimpf und Schan<strong>de</strong><br />
weiterziehen müsse. „Und ob du später auch“,<br />
so sagte sie am En<strong>de</strong>, „mit <strong>de</strong>iner höllischen<br />
Macht mein Vaterland Britannien, Frankreich<br />
und Burgund verheeren wirst, zuletzt mußt du<br />
doch schwin<strong>de</strong>n dahin, schmachtvoller <strong>de</strong>nn je<br />
ein UTeufel zuvor!“<br />
nd Etzel sah in jäher Verwirrung, dass<br />
Gott aus ihr sprach. Mit einem abscheulichen<br />
Fluch stieß er sie von sich und herrschte<br />
seine nächststehen<strong>de</strong>n Sklaven an, sie sollten<br />
dieses Weib töten. Da wur<strong>de</strong> Sankt Ursula von<br />
vielen Pfeilen durchbohrt und folgte so im heiligsten<br />
Triumpf ihrer vorausgegangenen Schar.<br />
Fortsetzung<br />
kommen<strong>de</strong>n Sonntag<br />
Seite 2<br />
SONNT AG, D EN 06.0 9. 200 9<br />
Seite 7 SONNT AG, D EN 06.0 9. 200 9
Von <strong>de</strong>r heiligen Ursula<br />
und <strong>de</strong>n elftausend<br />
Jungfrauen<br />
Fortsetzung<br />
vom Sonntag<br />
S<br />
ein Gesicht war bleich vor Freu<strong>de</strong>. E<strong>de</strong>l<br />
wie ein junger Baum stand er vor ihr, rank<br />
und schlank in seiner königlichen Tracht. Dann<br />
brach er, allzusehr beglückt, vor ihr nie<strong>de</strong>r und<br />
legte sein Gesicht an ihre Knie. Sie aber hob<br />
ihn errötend auf und sagte, er dürfe nicht knien;<br />
solche Ehre gebühre nur Gott. Mehr vermochte<br />
sie nicht zu sprechen. Sie hielt Conanus an <strong>de</strong>r<br />
Hand und sah ihn immer nur lächeln an.<br />
P<br />
apst Cyriakus trat zu <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n und erfuhr,<br />
wer <strong>de</strong>r frem<strong>de</strong> Jüngling war. Da bat<br />
Conanus <strong>de</strong>n heiligen Vater ehrfürchtig um die<br />
Taufe und empfing sie zu Mainz in <strong>de</strong>m alten<br />
Dom. Aetherius wur<strong>de</strong> er dabei genannt. Hernach<br />
saß er lange mit Ursula – Hand in Hand,<br />
als fürchtete er sie wie<strong>de</strong>r zu verlieren – in einem<br />
kleinen Garten, <strong>de</strong>r voller Blumen stand;<br />
und da enthüllte ihm die Jungfrau, was ihr mit<br />
<strong>de</strong>n Mäg<strong>de</strong>n beschie<strong>de</strong>n, und wie sie nun<br />
zugleich Christi Braut und die seine war. Conanus<br />
begriff vorerst nicht, was sie da sagte, o<strong>de</strong>r<br />
vermochte es nicht zu fassen, in diesem Augenblick<br />
seiner höchsten Freu<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Tod so<br />
nahe zu sehen. Verstört blickte er Ursula an.<br />
Dann senkte er <strong>de</strong>n Kopf; und da war es ihm<br />
wohl anzumerken, was jetzt sein Herz bestürmte,<br />
und welche Mühe er hatte, um all die Qual<br />
in sich nie<strong>de</strong>rzukämpfen. Viel zu schwer erschien<br />
ihm die Entsagung. Und <strong>de</strong>nnoch gelang<br />
ihm <strong>de</strong>r Verzicht. Als er sein bleiches Gesicht<br />
wie<strong>de</strong>r hob, strahlte auch Ursula wie<strong>de</strong>r<br />
auf; <strong>de</strong>nn da las sie in seinem stillen Blick,<br />
dass er entschlossen war, ihr Schicksal zu teilen.<br />
Sie erhoben sich und fielen einan<strong>de</strong>r in die<br />
Arme. Lange verharrten sie so, regungslos und<br />
als wären sie ineinan<strong>de</strong>r vergangen. Dann lösten<br />
sie sich zögernd wie<strong>de</strong>r und schritten Hand<br />
in Hand, wie ein Brautpaar zum mailichen<br />
Tanz, durch die Mainzer Straßen, wo ihnen<br />
alles Volk stürmisch zujubelte, ohne zwar zu<br />
ahnen, welch hohen Glanz Ursula und Aetherius<br />
ihrer reinen Brautschaft gegeben hatten.<br />
S<br />
päter kamen sie zum Rhein und fan<strong>de</strong>n<br />
hier alles zur Abfahrt bereit. Unter <strong>de</strong>m<br />
frommen Gesang <strong>de</strong>r Mäg<strong>de</strong> und auch <strong>de</strong>r<br />
Bürger lösten sich die Schiffe vom Ufer und<br />
glitten aufs neue mit ihren weißen Segeln, einer<br />
seligen Wolke gleich, über die schimmern<strong>de</strong>n<br />
Wasser dahin. Kurz vor Abend erreichten<br />
sie Bingen, wo <strong>de</strong>r Strom ins Gebirg einbiegt.<br />
Und als sie an<strong>de</strong>ren Tages nach Boppard gelangten,<br />
allwo sich damals ein fest ummauertes<br />
Kastell befand, hörten sie lauten Zuruf vom<br />
Stran<strong>de</strong> und wur<strong>de</strong>n sie gewarnt, weiter stromab<br />
zuziehen. Denn – so hieß es – die Hunnen<br />
seien im Lan<strong>de</strong>, unter Etzel, <strong>de</strong>r sich selbst mit<br />
barbarischer Prahlerei einen Herrn und König<br />
über alle Könige und einen Herrscher über das<br />
ganze Abendland nenne. Die Jungfrauen hingegen<br />
stimmten bei dieser Kun<strong>de</strong> ein Preislied<br />
<strong>de</strong>s heiligen Erzengels Michael an, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />
Drachen <strong>de</strong>r Finsternis erschlug und alle gottgläubigen<br />
Seelen in die himmlische Herrlichkeit<br />
geleitet. Geschwin<strong>de</strong>r als schon zuvor zogen<br />
dann die zahllosen Segel gen Koblenz hin. Und<br />
als sie hier anlangten, kamen viele Christen in<br />
Kähnen zu ihnen und warnten sie noch mehr,<br />
als es die Boppar<strong>de</strong>r schon getan hatten. Mit<br />
schreckerfüllten Mienen erzählten da die Leute,<br />
so groß sei die Mordlust <strong>de</strong>r Hunnen, dass sie<br />
selbst das Kind im Mutterleibe nicht schonten<br />
und alles Leben<strong>de</strong> auszurotten drohten. Ferner<br />
hieß es, Etzel besäße ein furchtbares Schwert,<br />
das einst einem abgöttischen Zauberer gehört<br />
und hernach lange in <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> gelegen habe;<br />
es sei voll teuflischer Kraft, und Etzel schwinge<br />
es nun allvernichtend über <strong>de</strong>r ganzen Christenheit.<br />
Doch die Jungfrauen erwi<strong>de</strong>rten darauf,<br />
sie fürchteten dieses Schwert nicht, und<br />
was es ihnen auch brächte, zuletzt müßte es<br />
gewiss<br />
Z<br />
in ihrem Blut zerbrechen.<br />
wei Tage später näherten sie sich Köln.<br />
Da blieb das Gebirge mit seinen freundlichen<br />
Weingärten hinter ihnen zurück und entbreitete<br />
sich nun zu bei<strong>de</strong>n Seiten das flache<br />
Land. Da und dort sahen sie nahebei wie in<br />
großer Entfernung Rauchsäulen steil gen Himmel<br />
dampfen. Wenig später erblickten sie am<br />
linken Ufer auch einen Schwarm von Hunnen,<br />
die wie Schatten auf ihren kleinen Gäulen dahinpreschten,<br />
mit abscheulichen quieken<strong>de</strong>n<br />
Stimmen schreiend und immer wie<strong>de</strong>r ihre<br />
Pfer<strong>de</strong> anhaltend, um eine dünne Wolke von<br />
Von <strong>de</strong>r heiligen Ursula<br />
Alles gut (zu Markus 7,31-37)<br />
betonen: Es ist kein Zauberspruch, <strong>de</strong>r<br />
hier wirkt. Es ist ein Wort, das aber aus<br />
Lebensmacht Gottes selbst Heil schafft.<br />
Umgehend wird <strong>de</strong>r Heilerfolg benannt:<br />
Die Zuge ist frei und das Re<strong>de</strong>n möglich.<br />
Das – für Markus typische – Schweigegebot<br />
wird wie<strong>de</strong>r benannt (36). Dass das,<br />
was da passiert ist, nicht zu verheimlichen<br />
war, ist klar. Dennoch diese Bemerkung<br />
<strong>de</strong>s Evangelisten. Sie verweist auf <strong>de</strong>n<br />
Schluss <strong>de</strong>s Evangeliums: Die universale<br />
Be<strong>de</strong>utung Jesu als Heiland Gottes und<br />
als Bringer <strong>de</strong>r konkret erfahrbaren Herrschaft<br />
Gottes unter uns, wird erst vom<br />
Schluss <strong>de</strong>s Evangeliums annehmbar.<br />
Wie<strong>de</strong>r hat die Glaubenserzählung <strong>de</strong>s<br />
Evangelisten kein weiteres Interesse an<br />
<strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r Heil erfahren hat. Es geht nicht<br />
vordringlich um individuelle Heilserfahrung.<br />
Das Heilssakrament weist auf Gottes<br />
Wirken am Menschen allgemein hin.<br />
Daher spielt die Reaktion <strong>de</strong>rer, die das<br />
miterlebt haben, eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle:<br />
Staunen ist da – ein Staunen, das wir<br />
auch heute erleben, wenn wir an Orten<br />
und unter Menschen sind, wo diese Reich-<br />
Gottes-Zusage eine gelebte Wirklichkeit<br />
ist, wo die Überhörten und Sprachlosgemachten<br />
angenommen sind und in Respekt<br />
voreinan<strong>de</strong>r leben – nicht konfliktfrei,<br />
aber leben. Diese Orte und Menschen<br />
gibt es. Dort auch das Staunen.<br />
Dieses Staunen ist kein Hingaffen, wie da<br />
mitten in <strong>de</strong>r Welt so etwas Exotisches wie<br />
eine beson<strong>de</strong>re Gemeinschaft von Gestran<strong>de</strong>ten<br />
gibt. Das Staunen ist das ‚<br />
Wissen’, dass da wirklich Gott und Reich<br />
Gottes sind. Staunen ist hier das Gna<strong>de</strong>ngeschenk,<br />
Glauben hautnah, konkret, unaufgeregt,<br />
unvergeistlicht ‚da’ ist.<br />
Da wer<strong>de</strong>n wir berührt von <strong>de</strong>m, was die<br />
Schöpfungsgeschichte am Anfang <strong>de</strong>r Bibel<br />
als Grundlage <strong>de</strong>r Gottesbeziehung<br />
nennt: In Gen 1,31 heißt es, dass alles,<br />
was Gott gemacht hat, sehr gut ist. Dass<br />
das durch unsere Wirklichkeit im Leben<br />
auch verkehrt und zerstört und pervertiert<br />
wird – das wissen wir. Das Evangelium<br />
weist darauf, dass es –auch heute-<br />
Orte und Menschen gibt, auch gewiss in<br />
Köln, wo klar ist, dass Gott ‚da’ ist. Das<br />
kann einen ‚nur’ Staunen lehren, dankbar<br />
und lobpreisend, wie es uns im<br />
Evangelium hier beschrieben wird.<br />
Gebun<strong>de</strong>n ist all das an die Person Jesu.<br />
Er erweist sich als <strong>de</strong>r Messias, <strong>de</strong>r Gottgeber,<br />
<strong>de</strong>r ‚Sohn’ (1,1). Markus zitiert<br />
Jes 35,5f. Da ist das Re<strong>de</strong>n und Hören<br />
<strong>de</strong>r Stummen und Tauben ein Erkennungszeichen<br />
messianischer Gegenwart.<br />
Es ist wun<strong>de</strong>rbar, wenn wir Menschen<br />
und Orten begegnen dürfen, an <strong>de</strong>nen –<br />
in klarem Wissen um die unzähligen<br />
Wun<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Menschheit – gewiss ist: ER<br />
hat alles gut gemacht. Seufzen und<br />
Staunen.<br />
Ihr Matthias Schnegg<br />
@Wenn Sie <strong>de</strong>n Pastor per<br />
e-mail direkt erreichen<br />
wollen: schnegg@lyskirchen.<strong>de</strong><br />
Seite 6 SONNT AG, D EN 06.0 9. 200 9<br />
JAH RGANG 10<br />
Seite 3
Evangelium vom 23. Sonntag im Jahreskreis 2009<br />
+ Aus <strong>de</strong>m<br />
heiligen Evangelium<br />
nach Markus<br />
Er macht, dass die<br />
Tauben hören und<br />
die Stummen<br />
sprechen<br />
Jesus verließ das Gebiet von<br />
Tyrus wie<strong>de</strong>r und kam über<br />
Sidon an <strong>de</strong>n See von Galiläa,<br />
mitten in das Gebiet <strong>de</strong>r<br />
Dekapolis. Da brachte man einen<br />
Taubstummen zu Jesus und<br />
bat ihn, er möge ihn berühren. Er<br />
nahm ihn beiseite, von <strong>de</strong>r Menge<br />
weg, legte ihm die Finger in<br />
die Ohren und berührte dann die<br />
Zunge <strong>de</strong>s Mannes mit Speichel;<br />
danach blickte er zum Himmel<br />
auf, seufzte und sagte zu <strong>de</strong>m<br />
Taubstummen: Effata!, das<br />
heißt: Öffne dich! Sogleich öffneten<br />
sich seine Ohren, seine<br />
Zunge wur<strong>de</strong> von ihrer Fessel<br />
befreit, und er konnte richtig re<strong>de</strong>n.<br />
Jesus verbot ihnen, jemand<br />
davon zu erzählen. Doch<br />
je mehr er es ihnen verbot, <strong>de</strong>sto<br />
mehr machten sie es bekannt.<br />
Außer sich vor Staunen<br />
sagten sie: Er hat alles gut gemacht;<br />
er macht, dass die Tauben<br />
hören und die Stummen<br />
sprechen.<br />
Mk 7,<br />
31-37<br />
1. Lesung<br />
Die Ohren <strong>de</strong>r Tauben öffnen sich;<br />
die Zunge <strong>de</strong>s Stummen jauchzt auf<br />
Lesung aus <strong>de</strong>m Buch Jesaja<br />
Sagt <strong>de</strong>n Verzagten: Habt Mut,<br />
fürchtet euch nicht! Seht, hier ist<br />
euer Gott! Die Rache Gottes wird<br />
kommen und seine Vergeltung; er<br />
selbst wird kommen und euch erretten.<br />
Dann wer<strong>de</strong>n die Augen <strong>de</strong>r<br />
Blin<strong>de</strong>n geöffnet, auch die Ohren<br />
<strong>de</strong>r Tauben sind wie<strong>de</strong>r offen.<br />
Dann springt <strong>de</strong>r Lahme wie ein<br />
Hirsch, die Zunge <strong>de</strong>s Stummen<br />
2. Lesung<br />
Hat Gott nicht die Armen auserwählt,<br />
um sie zu Erben <strong>de</strong>s Königreiches<br />
zu machen?<br />
Lesung aus <strong>de</strong>m Jakobusbrief<br />
Meine Brü<strong>de</strong>r, haltet <strong>de</strong>n Glauben<br />
an unseren Herrn Jesus Christus,<br />
<strong>de</strong>n Herrn <strong>de</strong>r Herrlichkeit, frei<br />
von je<strong>de</strong>m Ansehen <strong>de</strong>r Person.<br />
Wenn in eure Versammlung ein<br />
Mann mit gol<strong>de</strong>nen Ringen und<br />
prächtiger Kleidung kommt, und<br />
zugleich kommt ein Armer in<br />
schmutziger Kleidung, und ihr<br />
blickt auf <strong>de</strong>n Mann in <strong>de</strong>r prächtigen<br />
Kleidung und sagt: Setz dich<br />
jauchzt auf. In <strong>de</strong>r Wüste brechen<br />
Quellen hervor, und Bäche fließen<br />
in <strong>de</strong>r Steppe. Der glühen<strong>de</strong><br />
Sand wird zum Teich und das<br />
durstige Land zu spru<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n<br />
Quellen.<br />
Jes 35,<br />
4-7a<br />
hier auf <strong>de</strong>n guten Platz!, und zu<br />
<strong>de</strong>m Armen sagt ihr: Du kannst<br />
dort stehen!, o<strong>de</strong>r: Setz dich zu<br />
meinen Füßen! - macht ihr dann<br />
nicht untereinan<strong>de</strong>r Unterschie<strong>de</strong><br />
und fällt Urteile aufgrund verwerflicher<br />
Überlegungen? Hört, meine<br />
geliebten Brü<strong>de</strong>r: Hat Gott nicht<br />
die Armen in <strong>de</strong>r Welt auserwählt,<br />
um sie durch <strong>de</strong>n Glauben reich<br />
und zu Erben <strong>de</strong>s Königreichs zu<br />
machen, das er <strong>de</strong>nen verheißen<br />
hat, die ihn lieben?<br />
Jak 2, 1-5<br />
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