Jahresbericht 2007 - AWO international
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Land unter in Mexiko – spontane Selbsthilfe<br />
Ende Oktober <strong>2007</strong> gab es starke Überschwemmungen in unserem Projektgebiet in<br />
Mexiko. Fast 80 Prozent des Bundesstaats Tabasco standen unter Wasser. Unsere<br />
Partnerorganisation vor Ort, das Menschenrechtskomitee von Comalcalco (CODEHU-<br />
CO), sprach von einer Million Betroffenen. Gerade in den ländlichen Gebieten war<br />
die Bevölkerung überhaupt nicht versorgt, da die meisten Hilfsorganisationen in<br />
der Hauptstadt des Bundesstaats aktiv waren. Da Comalcalco nicht direkt von der<br />
Flut betroffen war und die Organisation über ein großes Netz ehrenamtlicher MitarbeiterInnen<br />
verfügt, beschloss CODEHUCO, die besonders betroffenen Menschen in<br />
den ländlichen Gemeinden nördlich der Hauptstadt Villahermosa mit Lebensmitteln<br />
und Decken zu unterstützen. Dafür stellte <strong>AWO</strong> International 10.000 Euro zur<br />
Verfügung.<br />
Während das Geld noch unterwegs war, lief die Selbstorganisation vor Ort bereits<br />
auf Hochtouren. Die Bevölkerung sammelte große Mengen Nahrungsmittel, Wasser<br />
und Decken und verteilte sie mit Hilfe von CODEHUCO. Mit einem solchen Ausmaß lokaler<br />
Selbsthilfe hatte selbst unsere Partnerorganisation nicht gerechnet. Als unsere<br />
Spendengelder eintrafen, wurden sie nicht mehr – wie ursprünglich geplant – für<br />
Lebensmittel und Decken benötigt. Da die Bevölkerung aus eigener Kraft auf die<br />
akute Not reagiert hatte, hatte sich die Situation innerhalb weniger Tage verändert.<br />
Doch die Menschen harrten weiterhin unter Plastikplanen oder in notdürftig<br />
gezimmerten Hütten bei andauerndem Regen auf den Deichen aus. Deshalb beschlossen<br />
CODEHUCO und <strong>AWO</strong> International, die Spendengelder für Baumaterialien<br />
zu verwenden und so den längerfristigen Bedarf der Menschen zu decken. Denn<br />
Häuser, Land und Vieh waren im Wasser untergegangen.<br />
Nach der Überschwemmung: Leben im Provisorium<br />
„Hier haben wir gewohnt“, sagt Juana Ouanda May und zeigt auf ein blaues Holzhaus,<br />
das von stinkendem, dunklem Wasser umgeben ist. Noch immer kommen<br />
der 33-Jährigen die Tränen, wenn sie von dem Tag erzählt, an dem ihr Stück Land<br />
überschwemmt wurde: „Ich hatte Angst, weil das Wasser ständig angestiegen ist.<br />
Ich dachte, wir alle werden in diesem See sterben. Es war schrecklich. So etwas<br />
habe ich noch nie erlebt.“ Wie 51 weiteren Familien aus Chicozapote, einem abgelegenen<br />
Dorf im südmexikanischen Bundesstaat Tabasco, war Juana nur wenig Zeit<br />
geblieben, um die wichtigsten Sachen auf die etwas höher gelegene Schotterpiste<br />
zu schleppen: „Was wir retten konnten, haben wir schnell aus dem Haus geschafft:<br />
etwas Kleidung, ein bisschen Geschirr, unsere Papiere und die paar Lebensmittel,<br />
die wir noch hatten. Der Rest ist im Haus geblieben.“ Jetzt heißt es warten, bis das<br />
Wasser sinkt. Seit fast drei Wochen harrt Juana in einer aus Wellblech, Plastikplanen<br />
und Decken errichteten Notunterkunft aus. Mit ihrem Mann, den Schwiegereltern,<br />
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