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Jahresbericht 2007 - AWO international

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Hilfe zur Selbsthilfe – Armutsbekämpfung in Indien<br />

Die kleine Erfolgsgeschichte des Herrn Onan<br />

Um Herrn Onan zu treffen, muss man sich auf einem schlammigen, rutschigen Pfad<br />

durch den dichten Regenwald schlagen. Der Pfad führt zum Dorf Sullimoola, das am<br />

Rande des Dschungels im indischen Bundesstaat Tamil Nadu liegt. Dort lebt Herr<br />

Onan mit seiner Familie. Regelmäßig wird das Dorf von wilden Elefanten bedroht.<br />

Auch eine gefährliche Schlangenart lebt hier. Herr Onan ist Bauer. Sein Haus hat er<br />

in die Mitte seines Ackers gebaut, wo Tee, Pfeffer und Kaffee wachsen. Seit 1988<br />

unterstützen die indische Organisation „Centre for Tribal and Rural Development“<br />

(CTRD) und <strong>AWO</strong> International sein Dorf. CTRD bietet landwirtschaftliche Trainings<br />

an und unterstützt die Existenzgründung der DorfbewohnerInnen durch die kostenlose<br />

Abgabe von Pfl anzensetzlingen. Inzwischen besitzt Herr Onan 5.000 Teepfl<br />

anzen, die ihm eine Ernte von 200 kg im Monat einbringen. Außerdem erntet er<br />

etwa 100 kg Pfeffer im Jahr. Für Herrn Onan ist das eine kleine Erfolgsgeschichte,<br />

denn bevor CTRD die Arbeit in Sullimoola begann, arbeitete er als Tagelöhner. Für<br />

zehn Stunden harter Feldarbeit bekam er gerade mal zwei Rupien (umgerechnet<br />

etwa 0,03 Euro). „Was sollte ich mir von zwei Rupien kaufen?“, fragt Herr Onan. Als<br />

Angehöriger der Bevölkerungsgruppe Paniyan wurde er zudem von den Landbesitzern<br />

diskriminiert: Sie erlaubten ihm nicht, ein Haus zu bauen oder eigenes Land<br />

zu bestellen. Seine Familie hatte nicht genug zu essen und besaß kaum Kleidung.<br />

Heute arbeitet Herr Onan nicht mehr als Tagelöhner. „Ich habe genug auf meinem<br />

eigenen Feld zu tun“, sagt er. „In unserer Dorfgemeinschaft halten alle zusammen.<br />

Keiner dominiert oder diskriminiert den anderen“, beschreibt Herr Onan die positiven<br />

Entwicklungen. „Ich bin Geschäftsmann, man vertraut mir. In den Sommermonaten<br />

geben mir die Läden bei Bedarf Reis auf Kredit, den ich nach der nächsten<br />

Ernte zurückzahle. „Und“, fügt er hinzu, bevor er sich wieder einer Pfefferpfl anze<br />

zuwendet, „heute essen wir dreimal am Tag.“<br />

Leben unter schwierigen Bedingungen<br />

Viele Paniyan und Angehörige anderer Stämme (Adivasi) leben in Indien unterhalb<br />

der Armutsgrenze. Dies bedeutet nach der Defi nition der Weltbank, dass sie weniger<br />

als einen US-Dollar am Tag zur Verfügung haben. Es bedeutet, dass sie Hunger<br />

leiden und meist als Tagelöhner für geringen Lohn arbeiten,<br />

Die Adivasi sind eine von vielen der kaum ausreicht, sich und ihre Familien zu ernähren. Es<br />

Minderheiten in Indien – eine Minder- bedeutet, dass ihre Kinder nicht zur Schule gehen und sie<br />

heit von etwa 90 Millionen Menschen.<br />

selbst Analphabeten sind. Es bedeutet, dass sie dem Wetter<br />

und wilden Tieren schutzlos ausgeliefert sind, dass ihr<br />

Gesundheitszustand schlecht ist, weil es an einer Basisgesundheitsversorgung in<br />

ihren Dörfern fehlt. Es bedeutet auch, dass sie keine Lobby haben.

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