Jahresbericht 2007 - AWO international
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Menschen helfen weltweit<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong><br />
LEBEN AUFBAUEN
Impressum<br />
Herausgeber: <strong>AWO</strong> International e.V.<br />
V.i.S.d.P.: Ingrid Lebherz<br />
Redaktion: Saskia Thiel<br />
Lektorat: Christiane Eitel<br />
Gestaltung: Simone Beier<br />
Herstellung: MediaService GmbH BärenDruck und Werbung<br />
Titelbild und Bilder des Inhalts: <strong>AWO</strong> International,<br />
S.33 A.-K. Pauk/Kommunikationskombinat<br />
Dieser <strong>Jahresbericht</strong> wurde auf Recyclingpapier gedruckt.
3 Vorwort<br />
5 Das Jahr <strong>2007</strong><br />
5 Entwicklungszusammenarbeit<br />
5 Programme und Projekte <strong>2007</strong><br />
13 Frieden statt Gewalt – Jugendliche in Mittelamerika<br />
16 Hilfe zur Selbsthilfe – Armutsbekämpfung in Indien<br />
18 Neue Wege in der Entwicklungszusammenarbeit<br />
21 Humanitäre Hilfe<br />
21 Projekte <strong>2007</strong><br />
27 Land unter in Mexiko – spontane Selbsthilfe<br />
29 Schnelle Hilfe in Indien<br />
31 <strong>AWO</strong> International: Menschen helfen weltweit<br />
32 Das Aktionsbüro in Berlin<br />
34 Der Vorstand<br />
35 Die Mitglieder<br />
36 Internationale Solidarität beginnt im eigenen Haus<br />
38 Das Prinzip der Nachhaltigkeit<br />
41 Informativ: Öffentlichkeitsarbeit<br />
42 Weltoffen: PraktikantInnenprogramm<br />
43 Fair: <strong>AWO</strong> International-Kaffee<br />
45 Von Mensch zu Mensch: Mitgliederprojekte<br />
46 Ein Spendenprojekt: Mädchenschule in den Western Ghats<br />
48 <strong>AWO</strong> International in Zahlen<br />
1
Intelligente Lösung: Diese kleine Mangopfl anze wurde so gesetzt, dass sie nur einmal in der Woche Wasser benötigt.
Liebe Mitglieder, Freundinnen und Freunde,<br />
Vorwort<br />
im letzten Jahr hat eine unserer indischen Partnerorganisationen ihr 30-jähriges<br />
Bestehen gefeiert. Fast ebenso lange ist sie Partner der Arbeiterwohlfahrt. In meiner<br />
Rede anlässlich der Feierlichkeiten zitierte ich Mahatma Gandhi: „Sei du selbst<br />
die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“ Ich habe dieses<br />
Zitat ausgewählt, weil in diesen Worten zweierlei steckt: die Notwendigkeit,<br />
aktiv an Veränderungen zu arbeiten und zugleich Wünsche und<br />
Visionen zu haben.<br />
<strong>2007</strong> war für <strong>AWO</strong> International ein Jahr des Aufbruchs und in vielerlei<br />
Hinsicht richtungweisend. Wir haben die Weichen für eine in Zukunft<br />
weiterhin erfolgreiche Arbeit gestellt. Die einzelnen Projektaktivitäten<br />
in Asien haben wir in einem umfangreichen Asienprogramm zusammengefasst.<br />
In Guatemala, Honduras und Mexiko haben wir unser Programm zur Gewaltprävention<br />
bei Jugendlichen gestartet. Im Rahmen des Programms<br />
fördert <strong>AWO</strong> International Jugendorganisationen, die gerade in diesen<br />
Ländern eine wichtige Alternative zu den weit verbreiteten und einfl<br />
ussreichen kriminellen Jugendbanden darstellen. Unsere umfassende<br />
Studie zu Jugend und Gewalt wurde von der lokalen Presse aufgenommen<br />
und verbreitet. Durch diese Veröffentlichungen rückte eine neue „Mit unseren Projekten<br />
Perspektive in den Blick der Debatte: Jugendliche sind nicht nur Täter, hinterlassen wir Spuren.“<br />
Rudi Frick, Vorsitzender<br />
sondern in erschreckendem Maß auch Opfer von Gewalt in allen Le- <strong>AWO</strong> International<br />
bensbereichen.<br />
Das Thema Jugendgewalt zeigt, dass wir weltweit ähnliche Probleme haben, für die<br />
wir gemeinsam Lösungen fi nden müssen. Jedes Land ist davon abhängig, was in<br />
einem anderen geschieht. Daher müssen auch Antworten und Verantwortung global<br />
und damit - im Sinne des Wortes - die Welt umspannend sein. Auch Entwicklungspolitik<br />
passiert nicht irgendwo weit weg – sie beginnt hier: bei uns und bei Ihnen!<br />
3
4<br />
„Doch wie kann sich der Einzelne engagieren?“, mögen Sie sich vielleicht fragen.<br />
Eine Antwort gibt unser Kaffeeprojekt. Seit Herbst <strong>2007</strong> verkaufen wir biologisch<br />
angebauten und fair gehandelten <strong>AWO</strong> International-Kaffee, um die Idee des Fairen<br />
Handels zu verbreiten. Jeder von uns kann als Konsument, der auf fair gehandelte<br />
Produkte achtet, sehr viel bewegen.<br />
Mit Ihrer Unterstützung haben wir im letzten Jahr in Indien, Peru und Mexiko Humanitäre<br />
Hilfe geleistet. Allein im nordindischen Bihar waren hunderttausende<br />
Menschen obdachlos, weil ganze Landstriche unter Wasser standen. Wieder litt vor<br />
allem die arme Bevölkerung unter der Flut, unter Krankheit und unter Hunger.<br />
Besonders in Indien registrieren wir, dass Naturkatastrophen zunehmen. Die eigentliche<br />
Katastrophe jedoch ist die Armut der Menschen. Daher investieren wir<br />
Geld und Zeit in bleibende Infrastruktur und in Fundamente, die der nächsten Flut<br />
trotzen werden, und planen auch im Bereich der Humanitären Hilfe langfristig. Aus<br />
diesem Grund dauerte der Wiederaufbau in den vom Tsunami verwüsteten Gebieten<br />
auch im Jahr <strong>2007</strong> noch an.<br />
Mit unseren Projekten hinterlassen wir Spuren. Und Sie sollen uns an den Ergebnissen<br />
messen können. Aus diesem Grund planen wir die Projekte und ihre Wirkungen<br />
für die Betroffenen gemeinsam mit unseren Partnern und bilden die MitarbeiterInnen<br />
vor Ort vor allem auch in der Wirkungsbeobachtung fort.<br />
In diesem Geschäftsbericht beschäftigen wir uns besonders mit der Nachhaltigkeit<br />
von Projekten und ihren ganz unterschiedlichen Facetten. Dazu möchte ich mit<br />
einem Bild schließen: Irgendwo in den indischen Western Ghats Bergen wächst im<br />
steinigen und trockenen Boden eine kleine Mangopfl anze. Unsere Fachleute – Angehörige<br />
der indischen indigenen Bevölkerung – haben sie so gesetzt, dass sie nur<br />
einmal in der Woche Wasser benötigt. Und so wird mit dieser intelligenten Lösung<br />
in einiger Zeit aus dem Pfl änzchen ein Baum geworden sein, der schwere Früchte<br />
für viele Ernten tragen kann.<br />
Nun wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen unseres Geschäftsberichts.<br />
Mit besten Grüßen<br />
Ihr Rudi Frick<br />
Vorsitzender von <strong>AWO</strong> International
Entwicklungszusammenarbeit<br />
Programme und Projekte <strong>2007</strong><br />
Armutsbekämpfung auf den Philippinen 2002 bis <strong>2007</strong><br />
Aufbau von Gemeinde-Sanitäranlagen und Gesundheitsbildung<br />
In den Vorstädten von Manila hat <strong>AWO</strong> International die Bevölkerung dabei unterstützt,<br />
Sammelanlagen für Regenwasser zu bauen, die kostengünstig und einfach<br />
zu warten sind. Die Menschen müssen ihr Brauchwasser nun nicht mehr bezahlen,<br />
was ihre Situation erheblich verbesserte. Mit der Partnerorganisation „Health Development<br />
Institute“ (HDI) entwickelte <strong>AWO</strong> International zudem einfache Kläranlagen,<br />
die die Qualität des Grundwassers erhalten. Gleichzeitig schulte die Partnerorganisation<br />
die Bevölkerung im Rahmen des „Programms zur Gesundheitserziehung“ im<br />
Umgang mit Wasser und Abwasser. Diese Gesundheitsaufklärung wurde an Schulen<br />
und in Gemeinden von Metromanila durchgeführt.<br />
Partnerorganisation: Health Development Institute<br />
„Kapanidungan sa Kalusugan“ oder Solidarität für Gesundheit<br />
Krankheit ist eines der größten Armutsrisiken für Menschen, die im so genannten<br />
„informellen Sektor“ arbeiten. In der Provinz Batanes hat <strong>AWO</strong> International<br />
eine soziale Gesundheitsversicherung eingerichtet. In diesem Modellprojekt arbeiten<br />
Regierung, Ärzte und freiwillige Gesundheitshelferinnen zusammen und bieten<br />
eine gute, medizinische Versorgung zu einem erschwinglichen Beitrag an. Seit <strong>2007</strong><br />
wird eine Ausweitung des Modells der sozialen Gesundheitsversicherung entwickelt.<br />
In diesem neuen Modell werden Genossenschaften im südphilippinischen<br />
Mindanao ihren Mitgliedern eine kostengünstige Krankenversicherung anbieten.<br />
Parallel wird auch hier an der Qualität der Gesundheitsversorgung gearbeitet.<br />
Partnerorganisation: Health Development Institute<br />
Das Jahr <strong>2007</strong><br />
Asien<br />
5
6<br />
Gemeinwesenentwicklung in Indien und Nepal 2003 bis 2009<br />
Gemeinwesenentwicklung (Nepal)<br />
Gemeinsam mit der Organisation „Friends of Sankhu“ (FOS) unterstützt <strong>AWO</strong> International<br />
Kleinbäuerinnen im Distrikt Sindhupalchok in Nepal dabei, die Situation<br />
ihrer Familien und Gemeinden zu verbessern. Mit gemeinsam gespartem Geld<br />
und kleinen Krediten können die Frauen eigene Geschäftsideen umsetzen. Auf der<br />
Gemeindeebene realisieren wir Projekte, die gemeinsam mit den Frauen konzipiert<br />
wurden. Diese Teilnahme an wichtigen Entscheidungen verbessert ihren Status<br />
innerhalb der Familie und ihre gesellschaftliche Akzeptanz. <strong>AWO</strong> International<br />
fördert das Modell der Partnerorganisation, die – über die direkte fi nanzielle und<br />
technische Unterstützung hinaus – auch die soziale Rolle und das gesellschaftliche<br />
Ansehen der Frauen nachhaltig verbessern möchte.<br />
Partnerorganisation: Friends of Sankhu<br />
Landentwicklungsprogramm Ghats-Berge (Indien)<br />
Seit 1990 unterstützt die Arbeiterwohlfahrt die indische Partnerorganisation „Maharashtra<br />
Arogya Mandal“ (MAM) dabei, die Lebensbedingungen der Adivasi zu verbessern,<br />
die in den Bergen Maharashtras leben. Adivasi sind Nachfahren der Ureinwohner<br />
Indiens, sie zählen zu den ärmsten Menschen im Land. Gemeinsam mit<br />
den Adivasi und MAM entwickelten wir soziale, ökologische und landwirtschaftlich<br />
ausgewogene Maßnahmen, um ihre Lebenssituation zu verbessern. Wir motivieren<br />
sie, sich in Frauen- und Sparvereinen zu organisieren, alternative Einkommensquellen<br />
wie Bienenzucht zu erschließen und neue landwirtschaftliche Methoden<br />
auszuprobieren. Wir möchten jedoch nicht nur ihre ökonomische Situation verbessern,<br />
sondern auch ihre soziale Identität stärken. Daher integrierten wir ein<br />
System der Nachbarschaftshilfe in das Projekt, das traditionell der Kultur der Adivasi<br />
entstammt. Mehrere Familien schließen sich zu einer „Padkai“, einer Gruppe,<br />
zusammen und helfen sich gegenseitig bei der Landwirtschaft. Reihum arbeitet<br />
die gesamte Gruppe auf einem Feld und erwirtschaftet so weit mehr als dies einer<br />
Familie allein möglich wäre.<br />
Partnerorganisation: Maharashtra Arogya Mandal
Armutsbekämpfung Nilgiris (Indien)<br />
Die indische Partnerorganisation „Centre for Tribal and Rural Development“ (CTRD)<br />
setzt sich besonders für die Rechte der Adivasi-Stämme ein. Die Zielgruppe des<br />
Projektes umfasst etwa 1.000 Familien, die in 50 zum Teil sehr entlegenen Dörfern<br />
in den Nilgiris-Bergen wohnen. Die Verwundbarkeit und Verletzlichkeit der<br />
ausgegrenzten Adivasi möchten wir reduzieren, indem wir sie dabei unterstützen,<br />
ein ökonomisches, ökologisches und soziales Polster aufzubauen, das sie vor Hunger,<br />
Armut und Krankheit schützt. Dazu integrieren wir die Kinder in das staatliche<br />
Schulsystem und bilden Kleinbauern im landwirtschaftlichen und technischen<br />
Bereich aus. Wir beraten die Adivasi zu angepassten Methoden des Landbaus und<br />
verbessern ihre Gesundheitssituation durch präventive und kurative Maßnahmen.<br />
Partnerorganisation: Centre for Tribal and Rural Development<br />
Familien helfen sich gegenseitig bei der Bestellung der Felder.<br />
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8<br />
Verbesserung der Gesundheitssituation in Tamil Nadu (Indien)<br />
Mit der südindischen Partnerorganisation „Life Help Centre for the Handicapped“<br />
(LHC) arbeitet <strong>AWO</strong> International an der Verbesserung der Gesundheits- und Sanitärsituation<br />
in Tamil Nadu. Die Zielregion des Projekts umfasst 80 Dörfer. Informationskampagnen<br />
und Aufklärungsarbeit helfen der Bevölkerung, Krankheiten zu<br />
erkennen bzw. zu vermeiden. Durch den Aufbau von Diagnosezentren sowie die<br />
Bereitstellung von Medizin kann eine medizinische Grundversorgung gewährleistet<br />
werden.<br />
Partnerorganisation: Life Help Centre for the Handicapped<br />
PatientInnen warten auf Ihre Behandlung durch medizinisches Fachpersonal der indischen Partnerorganisation<br />
LHC.<br />
Armutsbekämpfung in Indien 2004 bis <strong>2007</strong><br />
Dorfentwicklung im Ratnagiri-Distrikt im Bundesstaat Maharashtra<br />
<strong>AWO</strong> International setzt sich zusammen mit der Organisation „Matru Mandir“ dafür<br />
ein, die Lebensbedingungen der Bevölkerung von entlegenen Dörfern im Ratnagiri-Distrikt<br />
zu verbessern. Durch den Bau von Brunnen wird die Wasserversorgung<br />
sichergestellt. Unterschiedliche, auf den jeweiligen Bedarf abgestimmte Maßnahmen<br />
und Spargruppen helfen den Menschen, ihren Lebensunterhalt eigenständig<br />
zu erwirtschaften. Seit 1954 führt „Matru Mandir“ verschiedene Programme durch,<br />
um die Armut in der indischen Region Ratnagiri zu mindern. Seit etwa 40 Jahren<br />
wird sie bei verschiedenen Projekten zur Entwicklung dörfl icher Infrastruktur durch<br />
die Arbeiterwohlfahrt unterstützt.<br />
Partnerorganisation: Matru Mandir
Ländliche Entwicklung für indigene Gruppen<br />
<strong>AWO</strong> International ist in Madhya Pradesh gemeinsam mit der lokalen Partnerorganisation<br />
„National Institute of Women, Child and Youth Development“ (NIWCYD)<br />
aktiv, um den Adivasi ein würdevolles Leben in ihrer Heimat, den Wäldern der<br />
Region, zu ermöglichen. Wir stellen sicher, dass die Bevölkerung ausreichend Nahrung<br />
zur Verfügung hat. Dazu entwickeln wir in Zusammenarbeit mit den Adivasi<br />
neue landwirtschaftliche Produktionsmethoden. So konnten wir beispielsweise die<br />
Gewinnung von Öl aus Senfpfl anzen erfolgreich wieder einführen. Des Weiteren<br />
bilden wir insbesondere junge Menschen aus, damit diese die Zukunft ihrer Dörfer<br />
selbst gestalten können. Die jungen DorfvertreterInnen nehmen Kontakt zu PolitikerInnen<br />
auf. Auf diese Weise kann das Bewusstsein von Politik und Gesellschaft für<br />
die Adivasi geschärft werden.<br />
Partnerorganisation: National Institute of Women, Child and Youth Development<br />
Gemeinwesenentwicklung der Dalits im Bundesstaat Maharashtra<br />
Die Dalits, die so genannten „Unberührbaren“, stehen innerhalb des Kastensystems<br />
an unterster Stelle. Sie gehören zu den Verlierern der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung<br />
in Indien. Da sich die großfl ächige, kostenintensive Landwirtschaft zunehmend<br />
ausbreitet, ziehen sich die Dalits in Dürregebiete mit minderwertigen<br />
Böden zurück. Sie leiden unter Hunger, schlechter Gesundheit und mangelhafter<br />
Bildung. <strong>AWO</strong> International führt gemeinsam mit der Organisation „Action for Agricultural<br />
Renewal in Maharashtra“ (AFARM) ein Projekt durch, das durch angepasste<br />
landwirtschaftliche Methoden die Versorgung der Dalits mit dem Nötigsten sicherstellt.<br />
Dabei achten wir besonders auf den Schutz der natürlichen Ressourcen, die<br />
die Lebensgrundlage der Kleinbauern darstellen. Wir unterstützen die Dorfbevölkerung,<br />
sich zu organisieren und ihre Rechte gegenüber der Regierung einzufordern.<br />
Partnerorganisation: Action for Agricultural Renewal in Maharashtra<br />
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10<br />
Lateinamerika<br />
Programm zur Gewaltprävention für Jugendliche<br />
im Kontext der Bandenkriminalität in Mittelamerika (<strong>2007</strong>–2009)<br />
Zentralamerikanische Länder haben ein großes Problem mit kriminellen Jugendbanden,<br />
den so genannten „Maras“. Ihre zunehmende Verbreitung hat dazu geführt,<br />
dass Jugendliche in den Medien und in der Öffentlichkeit häufi g als Gewalttäter<br />
stigmatisiert werden. Die Staaten reagieren konfrontativ. Doch das ist keine Lösung,<br />
denn das Problem der Jugendlichen sind ihre fehlenden Entwicklungsperspektiven<br />
und ihre frühe Gewalterfahrung.<br />
<strong>AWO</strong> International möchte durch präventive Jugendarbeit verhindern, dass Jugendliche<br />
in die Kriminalität abrutschen, und ihnen Alternativen bieten. Aus diesem<br />
Grund arbeitet <strong>AWO</strong> International in Mittelamerika mit drei Partnerorganisationen<br />
zusammen, die Jugendgruppen und –netzwerke in Mexiko, Guatemala und Honduras<br />
unterstützen. Die Projekte richten sich an das gesamte Umfeld der jungen<br />
Menschen, an LehrerInnen, Eltern und andere Erwachsene.<br />
In allen Ländern werden Ausbildungsprogramme für Jugendliche zu so genannten<br />
Jugendförderern und -multiplikatorInnen eingerichtet. Nach ihrer Ausbildung<br />
übernehmen sie Schlüsselrollen in ihren Organisationen und Gemeinden. Die Organisationen<br />
bauen gemeinsam ein regionales Netzwerk auf, erheben Daten zur Lage<br />
der Jugendlichen und erarbeiten Gesetzesinitiativen. Mit öffentlichkeitswirksamen<br />
Kampagnen und Demonstrationen machen die Jugendlichen auf ihre Situation aufmerksam<br />
und setzen sich für ein friedliches Leben in ihren Städten und Gemeinden<br />
ein. In El Salvador ist ab Herbst 2008 ein weiteres Projekt geplant.<br />
Mehr Informationen zu dem Programm s.S. 13<br />
Bei Freizeitaktivitäten lernen Jugendliche in Mittelamerika, wie hier in Guatemala, respektvoll<br />
miteinander umzugehen.
Jugendförderung (Mexiko)<br />
Das Projekt wird in Mexiko in drei Bundesstaaten umgesetzt und vor Ort jeweils von<br />
einer Organisation koordiniert. In Chiapas nehmen Jugendliche aus den Gemeinden<br />
Chilón, San Fernando, Ciopainalá, Tuxtla Gutiérrez und Tapilula teil, in Tabasco Jugendliche<br />
aus Comalcalco und Cunduacán und in Oaxaca aus San Mateo del Mar und<br />
Asunción Ixtaltepec. Insgesamt sind es 180 Jugendliche.<br />
Die Projekte in Mexiko konzentrieren sich auf Regionen, in denen die Zukunftsperspektiven<br />
für die Jugend schlecht sind und aus denen viele Menschen in die<br />
USA abwandern. Gerade in diesen Regionen haben Jugendbanden besonders großen<br />
Zulauf. Die Partnerorganisation veranstaltet Workshops zum Thema Gewalt im<br />
Kontext der Menschenrechte und klärt Jugendliche über ihre Rechte auf. Auf ihrer<br />
Internetseite www.inicia.org stellt sie umfangreiche Informationen zu den Themen<br />
Jugendgewalt und -recht zur Verfügung.<br />
Partnerorganisation: Iniciativas para la Identidad y la Inclusión, A.C.<br />
Auf lokaler Ebene: Comité de Derechos Humanos de Comalcalco A.C., Tabasco; Foro<br />
para el Desarrollo Sustentable, Chiapas; Bachillerato Asunción Ixtaltepec, Oaxaca<br />
Jugendförderung (Guatemala)<br />
Aus den fünf Gemeinden San Raymundo, San Juan Sacatepequez, Colonia el Amparo,<br />
Juan la Laguna und Esquintla Palin nehmen insgesamt 250 Jugendliche am<br />
Projekt teil. Sie werden zu so genannten BotschafterInnen des Friedens ausgebildet<br />
und arbeiten als MultiplikatorInnen. Koordiniert werden die Weiterbildungsveranstaltungen<br />
von fünf lokalen Jugendorganisationen, die sich mittlerweile zu einem<br />
Netzwerk für Jugendgewaltprävention zusammengeschlossen haben. Sie bilden die<br />
Jugendlichen mit Unterstützung von „Sociedad para el Desarrollo de la Juventud“<br />
(SODEJU) aus und sensibilisieren Eltern und LehrerInnen für die Problematik. Sie<br />
organisieren runde Tische in jeder Gemeinde, an denen VertreterInnen von staatlichen<br />
und nicht-staatlichen Institutionen Aktionspläne für die Entwicklung der<br />
Jugendlichen vereinbaren. Das reicht von Bildungsangeboten für LehrerInnen über<br />
die Verbesserung der schulischen Infrastruktur bis hin zur Durchführung von Informationsveranstaltungen<br />
zu Kinder- und Jugendrechten. In der Gemeinde wird<br />
mit öffentlichen Veranstaltungen, Spielen, Wettbewerben und Workshops über das<br />
Thema „Jugend und Gewalt“ informiert.<br />
Partnerorganisation: Sociedad para el Desarrollo de la Juventud<br />
11
12<br />
geplant<br />
Jugendförderung (Honduras)<br />
Die Projektregion besteht aus den Städten Tegucigalpa, San Pedro Sula und Siguatepeque.<br />
Insgesamt nehmen ca. 120 Jugendliche an dem Programm teil. Sie gehören<br />
Jugendorganisationen an, die in jeder Stadt ein Netzwerk bilden und das Projekt<br />
dort umsetzen. In allen Städten führt das „Comité de Familiares de Detenidos Desaparecidos<br />
en Honduras“ (COFADEH) Informationsveranstaltungen für Jugendliche,<br />
Eltern und LehrerInnen durch und startet eine Sensibilisierungskampagne in den<br />
Medien. Die Jugendlichen nehmen an Weiterbildungen zu Menschenrechtsfragen<br />
teil, wie z.B. Schulungen zum Thema Jugendrecht, Diskussionen zur Gewaltproblematik<br />
oder zu Störungen des Rechtsbewusstseins. Ihre Aktivitäten für 2008 planten<br />
sie eigenständig. Sie organisieren beispielsweise Fußballturniere in ihren Gemeinden,<br />
die den TeilnehmerInnen die Möglichkeit geben, sich im „Fair Play“ zu üben.<br />
Partnerorganisation: Comité de Familiares de Detenidos Desaparecidos en Honduras<br />
Jugendförderung (El Salvador)<br />
In El Salvador wird das Projekt voraussichtlich ab Herbst 2008 in den Gemeinden<br />
Apopa, Tonacatepeque, Guazapa, Aquilares und El Paisnal durchgeführt. In jeder<br />
Gemeinde wird die Partnerorganisation mit einer Jugendorganisation zusammenarbeiten,<br />
die bereits in ein Netzwerk integriert ist. In Workshops werden Jugendliche<br />
im Konfl iktmanagement ausgebildet und ihre psychosozialen Fähigkeiten gestärkt.<br />
Schließlich sollen Kampagnen zur Sensibilisierung der Gesellschaft für Jugendrechte<br />
und Gewaltprävention durchgeführt werden.<br />
Partnerorganisation: Asociación de Capacitación e Investigación para la Salud Mental<br />
Verteilung der Projektmittel von <strong>AWO</strong> International nach Ländern (<strong>2007</strong>)<br />
1 % Chile<br />
0,2 % Peru<br />
0,7 % Indonesien<br />
0,5 % Mali<br />
4,5 % Mexiko<br />
7,0 % Nepal<br />
15,8 % Philippinen<br />
60,2 % Indien<br />
4,8 % Honduras<br />
5,4 % Guatemala
Frieden statt Gewalt – Jugendliche In Mittelamerika<br />
„Wir wollen Frieden, wir wollen Frieden, keine Gewalt“, schallt es durch die Straßen<br />
von Siguatepeque, einer Stadt in Honduras. Etwa 5.000 Jugendliche laufen<br />
grölend durch die Straßen. Eigentlich nichts Ungewöhnliches in einem Land, in<br />
dem Gewalt in den Straßen zum Alltag gehört und kriminelle Jugendbanden starken<br />
Zulauf haben. Die Jugendlichen allerdings, die an diesem Tag in Siguatepeque unterwegs<br />
sind, kämpfen mit friedlichen Mitteln: Sie demonstrieren für ihr Recht auf<br />
ein sicheres Leben und Frieden.<br />
Seit Anfang <strong>2007</strong> kooperiert <strong>AWO</strong> International mit Jugendorganisationen und<br />
-netzwerken in Honduras, Guatemala und Mexiko zur Gewaltprävention. Unterstützung<br />
gibt <strong>AWO</strong> International vor allem bei der Organisationsentwicklung.<br />
Mittelamerika hat ein großes Problem mit kriminellen Jugendbanden, den so genannten<br />
„Maras“, die teilweise Kontakte zur Drogenmafi a haben und ihr Umfeld<br />
kontrollieren. Jugendliche werden daher in den Medien und in der Öffentlichkeit<br />
häufi g als Gewalttäter stigmatisiert. Das Ergebnis einer Untersuchung von <strong>AWO</strong> International<br />
ist jedoch, dass junge Menschen häufi g auch Opfer von Gewalt sind. Sie<br />
sind Gewalt in allen Lebenslagen ausgesetzt – auf der Straße, zu Hause und in der<br />
Schule, wo Gewalt auch von Lehrern ausgeübt wird.<br />
Armut, mangelnde Entwicklungsperspektiven und große soziale Ungleichheit fördern<br />
die Gewaltbereitschaft in der Region. Das Durchschnittsalter in Zentralamerika<br />
liegt bei unter 20 Jahren. Daher ist es entscheidend, gerade junge Menschen in<br />
Veränderungsprozesse einzubeziehen. Gemeinsam mit drei Partnerorganisationen<br />
entwickelte <strong>AWO</strong> International ein Projektkonzept, das Jugendliche dabei unterstützt,<br />
sich zu organisieren und für ihre Rechte – wie bessere Zukunftschancen – zu<br />
kämpfen, und das gleichzeitig die Öffentlichkeit und die Politik für ihre Themen<br />
sensibilisiert.<br />
Die Partnerorganisationen von <strong>AWO</strong> International arbeiten nicht direkt mit den<br />
„Maras“, sondern verfolgen das Ziel, die Bandenkriminalität durch Prävention zu<br />
bekämpfen und zugleich die ganzheitliche Entwicklung der Jugendlichen zu fördern.<br />
Familie, Schule, Stadtteil und Stadt und die politischen Rahmenbedingungen<br />
werden einbezogen und berücksichtigt. Insgesamt nehmen etwa 700 Jugendliche<br />
und 29 Jugendorganisationen an dem Programm teil.<br />
In Guatemala absolvierten im Jahr <strong>2007</strong> die ersten Jugendlichen eine Ausbildung zu<br />
„BotschafterInnen des Friedens“: Als MultiplikatorInnen einer kämpferischen, aber<br />
friedlichen Idee übernehmen sie Schlüsselrollen in ihren Organisationen und Gemeinden.<br />
Die Jugendlichen planen öffentlichkeitswirksame Aktionen, entwickeln<br />
Videos, Radiobeiträge und Werbematerial. Die fünf guatemaltekischen Jugendorganisationen<br />
haben sich inzwischen zu einem Netzwerk zusammengeschlossen. Durch<br />
gegenseitigen Austausch und Besuche der Nachbarländer erleben die Jugendlichen,<br />
13
14Jugendliche in Guatemala: Sie geben einander Halt. Gemeinsam engagieren sie sich in ihren Gemeinden gegen Gewalt.
dass die Situation in den anderen Ländern ähnlich ist und dass sie gemeinsam viel<br />
bewegen können. Gleichzeitig führten die lokalen Partnerorganisationen Workshops<br />
zur Gewaltprävention für LehrerInnen, Eltern und MedienvertreterInnen<br />
durch und initiierten eine öffentliche Debatte zur vielschichtigen Problematik der<br />
Jugendgewalt.<br />
In Honduras gab es intensive Gespräche mit VertreterInnen von Regierungs- und<br />
Nichtregierungsorganisationen als Teil einer umfangreichen Sensibilisierungskampagne<br />
in den Medien. Außerdem wird 2008/2009 ein „observatorio“, eine Beobachtungsstation,<br />
eingerichtet, die die Jugendrechte und Jugendpolitik der Länder<br />
besonders im Blick hat.<br />
Die Partnerorganisation in Mexiko betrachtet das Problem der Gewalt immer aus der<br />
Perspektive der Menschenrechte. Sie konzentriert sich auf die Bundesstaaten Chiapas,<br />
Oaxaca und Tabasco, weil aus dieser Region besonders viele Menschen in die<br />
USA abwandern und dort gleichzeitig Jugendbanden starken Zulauf haben. Die Organisation<br />
führte in jeder Gemeinde jeweils vier Workshops durch. Die Organisation<br />
hat zudem umfangreiche Daten zur Situation der Jugendlichen erhoben und wertet<br />
täglich etwa 20 Zeitungen zum Thema aus. Über Jugendrechte und Jugendgewalt<br />
informiert außerdem ihre Internetseite www.observajoven.org. In Mexiko wurden<br />
einige Programmaktivitäten durch die starken Überschwemmungen in Tabasco verzögert.<br />
Mehr zur Flut in Tabasco, Mexiko s.S. 27<br />
Weitere Informationen<br />
· Sebastian Huhn/Anika Oettler: Jugendbanden in Zentralamerika. Zur Konstruktion<br />
einer nicht-traditionellen Bedrohung, in: Mit Sicherheit in Gefahr, hg.v. Jahrbuch<br />
Lateinamerika 30 (2006), S.31-48.<br />
· Bundeszentrale für politische Bildung (bpb):<br />
www.bpb.de/themen/D1LCNR,0,Jugendgewalt_in_El_Salvador.html<br />
· Lateinamerikanachrichten: www.lateinamerikanachrichten.de/?/artikel/161.html<br />
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16<br />
Hilfe zur Selbsthilfe – Armutsbekämpfung in Indien<br />
Die kleine Erfolgsgeschichte des Herrn Onan<br />
Um Herrn Onan zu treffen, muss man sich auf einem schlammigen, rutschigen Pfad<br />
durch den dichten Regenwald schlagen. Der Pfad führt zum Dorf Sullimoola, das am<br />
Rande des Dschungels im indischen Bundesstaat Tamil Nadu liegt. Dort lebt Herr<br />
Onan mit seiner Familie. Regelmäßig wird das Dorf von wilden Elefanten bedroht.<br />
Auch eine gefährliche Schlangenart lebt hier. Herr Onan ist Bauer. Sein Haus hat er<br />
in die Mitte seines Ackers gebaut, wo Tee, Pfeffer und Kaffee wachsen. Seit 1988<br />
unterstützen die indische Organisation „Centre for Tribal and Rural Development“<br />
(CTRD) und <strong>AWO</strong> International sein Dorf. CTRD bietet landwirtschaftliche Trainings<br />
an und unterstützt die Existenzgründung der DorfbewohnerInnen durch die kostenlose<br />
Abgabe von Pfl anzensetzlingen. Inzwischen besitzt Herr Onan 5.000 Teepfl<br />
anzen, die ihm eine Ernte von 200 kg im Monat einbringen. Außerdem erntet er<br />
etwa 100 kg Pfeffer im Jahr. Für Herrn Onan ist das eine kleine Erfolgsgeschichte,<br />
denn bevor CTRD die Arbeit in Sullimoola begann, arbeitete er als Tagelöhner. Für<br />
zehn Stunden harter Feldarbeit bekam er gerade mal zwei Rupien (umgerechnet<br />
etwa 0,03 Euro). „Was sollte ich mir von zwei Rupien kaufen?“, fragt Herr Onan. Als<br />
Angehöriger der Bevölkerungsgruppe Paniyan wurde er zudem von den Landbesitzern<br />
diskriminiert: Sie erlaubten ihm nicht, ein Haus zu bauen oder eigenes Land<br />
zu bestellen. Seine Familie hatte nicht genug zu essen und besaß kaum Kleidung.<br />
Heute arbeitet Herr Onan nicht mehr als Tagelöhner. „Ich habe genug auf meinem<br />
eigenen Feld zu tun“, sagt er. „In unserer Dorfgemeinschaft halten alle zusammen.<br />
Keiner dominiert oder diskriminiert den anderen“, beschreibt Herr Onan die positiven<br />
Entwicklungen. „Ich bin Geschäftsmann, man vertraut mir. In den Sommermonaten<br />
geben mir die Läden bei Bedarf Reis auf Kredit, den ich nach der nächsten<br />
Ernte zurückzahle. „Und“, fügt er hinzu, bevor er sich wieder einer Pfefferpfl anze<br />
zuwendet, „heute essen wir dreimal am Tag.“<br />
Leben unter schwierigen Bedingungen<br />
Viele Paniyan und Angehörige anderer Stämme (Adivasi) leben in Indien unterhalb<br />
der Armutsgrenze. Dies bedeutet nach der Defi nition der Weltbank, dass sie weniger<br />
als einen US-Dollar am Tag zur Verfügung haben. Es bedeutet, dass sie Hunger<br />
leiden und meist als Tagelöhner für geringen Lohn arbeiten,<br />
Die Adivasi sind eine von vielen der kaum ausreicht, sich und ihre Familien zu ernähren. Es<br />
Minderheiten in Indien – eine Minder- bedeutet, dass ihre Kinder nicht zur Schule gehen und sie<br />
heit von etwa 90 Millionen Menschen.<br />
selbst Analphabeten sind. Es bedeutet, dass sie dem Wetter<br />
und wilden Tieren schutzlos ausgeliefert sind, dass ihr<br />
Gesundheitszustand schlecht ist, weil es an einer Basisgesundheitsversorgung in<br />
ihren Dörfern fehlt. Es bedeutet auch, dass sie keine Lobby haben.
„Kein soziales Netz fängt sie auf“, erklärt Eileen Gehrke, Referentin für Entwicklungszusammenarbeit<br />
mit Indien und Nepal. „Gleichzeitig verschwindet ihre kulturelle<br />
Identität, weil sie im eigenen Land stigmatisiert werden. Man zeigt mit dem<br />
Finger auf sie. Ihre Kinder werden in der Schule ausgelacht. Deshalb können sie<br />
kein Selbstbewusstsein und keinen Stolz auf ihre Kultur entwickeln. Sie gelten in<br />
Indiens Gesellschaft als rückständig, unterentwickelt und sogar verfl ucht. Viele Adivasi<br />
haben diese Sicht angenommen und pfl egen und bewahren ihre kulturelle<br />
Tradition nicht mehr.“ Gemeinsam mit verschiedenen indischen Partnerorganisationen<br />
bemüht sich <strong>AWO</strong> Interna tional, die Lebenssituation der Adivasi zu verbessern<br />
und ihre Selbsthilfekapazitäten zu stärken.<br />
Mehr Informationen zu den Projekten unter: www.awo<strong>international</strong>.de<br />
Kontakt: Eileen Gehrke, Telefon: 030 25389-303, eileen.gehrke@awo<strong>international</strong>.de<br />
Frauen in Maharashtra auf dem Rückweg vom Markt. Viele Adivasi leben in abgelegenen Gebieten.<br />
17
18<br />
Neue Wege in der Entwicklungszusammenarbeit<br />
Ein Workshop mit Wirkung<br />
„Wirkungsbeobachtung, oder englisch „Impact Monitoring“, ist in der Entwicklungszusammenarbeit<br />
kein völlig neues Thema, aber es gewinnt immer mehr an<br />
Bedeutung“, erläutert Eileen Gehrke, Referentin für Entwicklungszusammenarbeit<br />
von <strong>AWO</strong> International. „Wirkung ist dabei im Sinne von längerfristigen Veränderungen<br />
zu verstehen“, erklärt sie. „Es reicht nicht, durch Projekte kurzlebige Ergebnisse<br />
zu schaffen, sondern es geht darum, Strukturen nachhaltig zu beeinfl ussen.<br />
Wir wollen die ‚Wirkung‘ unserer Arbeit sichtbar, messbar und damit auch kalkulierbar<br />
machen.“ Um Wirkungsbeobachtung stärker in den Projekten zu verankern, lud<br />
<strong>AWO</strong> International VertreterInnen von neun asiatischen Partnerorganisationen im<br />
November <strong>2007</strong> zu einem Workshop nach Pune in Indien ein. Die TeilnehmerInnen<br />
kamen aus verschiedenen Regionen Indiens, aus Nepal und von den Philippinen.<br />
Sie lernten Methoden der Wirkungsbeobachtung und nutzten den Workshop zum<br />
regen Erfahrungsaustausch.<br />
Eileen Gehrke und Workshop-TeilnehmerInnen aus Nepal, Indien und den Philippinen.<br />
Außerhalb der Mauern braust der Stadtverkehr, dahinter beginnt das Anwesen der<br />
indischen Nichtregierungsorganisation „Bharatiya Agro Industries Foundation“<br />
(BAIF), eine ruhige und grüne Oase mitten in der Stadt. Hier werden die Gäste und<br />
das <strong>AWO</strong> International-Team fünf Tage lang wohnen und arbeiten.<br />
Die TeilnehmerInnen stehen im Kreis. „Mein Name ist Mangalam. Ich repräsentiere<br />
die Organisation „Centre for Tribal and Rural Development“ (CTRD), die in Indien mit<br />
der indigenen Bevölkerung arbeitet“, stellt Mangalam sich vor und zeigt ein Bild<br />
in die Runde: „Auf diesem Bild ist ein Moped zu sehen. Ich habe sofort an mein<br />
eigenes Moped gedacht, das ich erst vor kurzem bekommen habe. Da ich in einer<br />
extrem abgelegenen Region arbeite, bedeutet mir das Moped sehr viel.“ Sie lacht.
Zum besseren Kennenlernen haben alle ein Bild ausgewählt, mit dessen Hilfe sie<br />
sich den anderen vorstellen. „Ich habe das Bild einer Pyramide ausgesucht“, sagt<br />
Sanjay und hält es hoch. Er arbeitet für die Organisation „Action for Agricultural<br />
Renewal in Maharashtra“ (AFARM) besonders im Bereich Nahrungsmittelsicherheit.<br />
„Die Form der Pyramide steht für die Verhältnisse der Welt: Einige wenige schaffen<br />
es bis ganz nach oben, viele sind ganz unten. Ich arbeite daran, diese Verhältnisse<br />
zu ändern.“ Die anderen nicken. Dieses Ziel haben sie alle gemeinsam.<br />
Gesa Grundmann, Leiterin des Workshops von <strong>AWO</strong> International, ist zuversichtlich,<br />
dass sich die Gruppen schon bald mischen und gemeinsam die Methodik erarbeiten<br />
werden. Schritt für Schritt macht sie die TeilnehmerInnen mit dem Ansatz der Wirkungsbeobachtung<br />
vertraut. Die neu erlernten Instrumente werden anschließend<br />
in Gruppenarbeit an Fallbeispielen aus der Arbeitsrealität der verschiedenen Organisationen<br />
erprobt und durchgespielt. Denn nach dem Workshop sollen sie ohne<br />
Probleme in die Projekte integriert werden können.<br />
Warum ist Wirkungsbeobachtung wichtig?<br />
Mit der Pariser Erklärung, die seit 2005 die Arbeit der entwicklungspolitischen Institutionen<br />
maßgeblich bestimmt, hat die Diskussion über Wirkungsbeobachtung neuen Schwung<br />
bekommen: Über 100 VertreterInnen von Geber- und Partnerländern beschlossen in<br />
Paris, Mechanismen zu entwickeln, die Ergebnisse messbarer und überprüfbarer machen.<br />
Dabei geht es nicht einfach um kurzfristige Erfolge, sondern vielmehr um langfristige<br />
Auswirkungen und Veränderungen im Projektumfeld. Wirkungsbeobachtung ist damit<br />
ein ganzheitlicher Ansatz. Die entsprechende Planung, Beobachtung und Analyse dieser<br />
Veränderungen wird sowohl für die Geberinstitutionen als auch für die durchführenden<br />
Partnerorganisationen zunehmend wichtiger. www.oecd.org/dataoecd/37/39/35023537.pdf<br />
19
20<br />
Programmbildung: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“<br />
Programme entstehen in der Regel aus Einzelvorhaben, die mehr oder weniger gut<br />
zusammenpassen. Bisher waren die verschiedenen, vom Bundesministerium für<br />
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) geförderten Projekte von<br />
<strong>AWO</strong> International in Asien in drei unterschiedlichen Programmen zusammengefasst<br />
(s. unten). Für vier der insgesamt neun Projekte stand im ersten Halbjahr <strong>2007</strong><br />
die Planung einer Verlängerung an – ein guter Zeitpunkt, die Programme neu zu<br />
strukturieren und thematisch zusammenzufassen.<br />
Viele Partnerorganisationen in Asien arbeiten zu gleichen bzw. ähnlichen Themen<br />
und haben, wie z.B. im Bereich der Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen, eine<br />
beachtliche Expertise aufgebaut, von der alle profi tieren können. Unser Ziel ist,<br />
durch regelmäßigen Fachaustausch eine engere Kooperation der Organisationen<br />
untereinander zu erreichen. Darüber hinaus sind die durch eine zielgerichtete Bündelung<br />
der Kräfte erzeugten Synergieeffekte wichtig für den Erfolg aller Projekte.<br />
<strong>AWO</strong> International hat deshalb beim BMZ einen Sammelantrag Asien für die Länder<br />
Indien, Nepal und Philippinen gestellt. Dieser Antrag mit dem Titel „Beitrag der <strong>AWO</strong><br />
zur Förderung sozialer Strukturen in Asien“ wurde im November <strong>2007</strong> bewilligt. Dies<br />
ermöglicht – unter anderem durch die Eröffnung eines neuen Büros in Asien – in<br />
Zukunft eine noch stärkere Annäherung und Abstimmung unserer Einzelvorhaben.<br />
Mit BMZ-Mitteln geförderte Programme von <strong>AWO</strong> International bis Ende <strong>2007</strong><br />
Beitrag der <strong>AWO</strong> zur Armutsbekämpfung in Indien/Nepal<br />
Beitrag der <strong>AWO</strong> zur Gemeinwesenentwicklung in Indien/Nepal<br />
Beitrag der <strong>AWO</strong> zur soziostrukturellen Armutsbekämpfung auf den Philippinen<br />
ab 2008<br />
Beitrag der <strong>AWO</strong> zur Förderung sozialer Strukturen in Asien<br />
Tätigkeitsbereiche der Entwicklungszusammenarbeit von <strong>AWO</strong> International (<strong>2007</strong>)<br />
1 % Seniorenförderung<br />
36 % Armutsbekämpfung<br />
43 % Gemeinwesenentwicklung<br />
19 % Jugendförderung
Humanitäre Hilfe<br />
Projekte <strong>2007</strong><br />
Wiederaufbau nach dem Tsunami<br />
Indien<br />
Life Help Centre for Rural Rehabilitation and Development (2005–2008)<br />
Die BewohnerInnen der Küstendörfer des Distriktes Cuddalore im indischen Bundesstaat<br />
Tamil Nadu lebten seit Jahrhunderten vom Fischfang. Die Dalits, die „Unberührbaren“,<br />
hatten selbst nicht das Recht zu fi schen. Sie verrichteten Arbeiten für<br />
die Fischer der höheren Kasten und waren deshalb wirtschaftlich auf diese angewiesen.<br />
So sah bis 2004 die traditionelle Arbeitsteilung in der Region aus. Durch die<br />
Auswirkungen des Tsunami wurde sie unmöglich. Häuser, Fischerboote, Netze und<br />
Wasserleitungen waren zerstört oder unbrauchbar, von den menschlichen Verlusten<br />
ganz zu schweigen.<br />
<strong>AWO</strong> International errichtet zusammen mit der indischen Partnerorganisation „Life<br />
Help Centre“ (LHC) ein Schul- und Gesundheitszentrum, das den BewohnerInnen<br />
von 16 Küstendörfern und etwa 32 dahinter liegenden Dörfern im Distrikt Cuddalore<br />
zugute kommt. In Mettupalayam, einem gut erreichbaren Ort, entsteht das „Life<br />
Help Centre for Rural Rehabilitation and Development“ mit verschiedenen Schulen<br />
(auch für Kinder mit Behinderungen), Heimen für Waisen und einer Klinik, die auch<br />
für Notfälle ausgerüstet ist. Durch den Bau einer Reismühle soll sich das Zentrum<br />
ab 2009 selbst fi nanzieren. Außerdem werden BewohnerInnen der Dörfer im unternehmerischen<br />
Handeln geschult und erhalten Unterstützung auf ihrem Weg in<br />
die Selbstständigkeit.<br />
<strong>AWO</strong>-Life-Help Kinderdorf<br />
Kernstück des Schul- und Gesundheitszentrums in Mettupalayam sind die Einrichtungen<br />
für Kinder mit und ohne Beeinträchtigungen. <strong>2007</strong> wurden sechs Wohnhäuser<br />
für 30 Kinder mit Behinderungen fertig gestellt sowie elf Wohnhäuser für<br />
88 Waisenkinder, die teilweise bereits bezogen wurden. Ebenfalls fertig ist das<br />
neue Gebäude der „Rathna Special School“. Es bietet 60 Kindern mit geistiger oder<br />
mehrfacher Behinderung eine fachlich hochwertige Förderung. Dazu gehören unter<br />
anderem Sprachtherapie, Physiotherapie, Yoga und Musiktherapie.<br />
21
22<br />
Verbesserung der Gesundheitsversorgung<br />
Die DorfbewohnerInnen müssen teilweise sehr lange Wege auf sich nehmen, um<br />
medizinische Hilfe und Medikamente zu bekommen. Aus diesem Grund wurden<br />
in zwei Dörfern Gesundheitszentren eingerichtet sowie eine Notfallklinik auf dem<br />
Gelände des Schul- und Gesundheitszentrums in Mettupalayam. Mit Straßentheater<br />
und mobilen Gesundheitscamps wird vor allem präventiv für die Gesundheit<br />
der Bevölkerung gearbeitet. Ein Schwerpunkt dieser Aufklärungsarbeit ist die HIV<br />
Prävention.<br />
Verbesserung der Lebensbedingungen von Tsunami-Betroffenen in 16 Dörfern<br />
der Küstenlinie von Tamil Nadu<br />
Zu Beginn des Projekts gaben <strong>AWO</strong> International und die Partnerorganisation Selbsthilfegruppen<br />
die Möglichkeit, mit Krediten und Schulungen eigene Geschäftsideen<br />
umzusetzen. Später wurden Schulungen in Unternehmensführung auch für interessierte<br />
Einzelpersonen angeboten, die bereits ein kleines Geschäft besaßen oder<br />
einen Laden eröffnen wollten. Nach abgeschlossener Schulung hatten auch sie die<br />
Möglichkeit, einen Kleinkredit aufzunehmen. Die erfolgreichsten der so geförderten<br />
Geschäfte sind Fischhandel und kleine Gemischtwarenläden in den Dörfern.<br />
Einkommen schaffende Maßnahmen zur Sicherung der Nachhaltigkeit<br />
Das „Life Help Centre for Rural Rehabilitation and Development” soll in Zukunft<br />
auf eigenen Beinen stehen. Deshalb ist es wichtig, dass die durch den Tsunami<br />
geschädigten Reisbauern ihre Ernte zu einem anständigen Preis verkaufen können<br />
und die Betriebskosten des Schul- und Gesundheitszentrums gedeckt sind. Der<br />
komplexe Rohbau der Reismühle wird erst 2008 fertig gestellt sein und den Betrieb<br />
aufnehmen.<br />
Partnerorganisation: Life Help Centre for the Handicapped<br />
Bereitstellung von Lebensunterhaltskosten für Tsunami-Waisen (2005–2008)<br />
Viele Kinder im Küstengebiet des Distriktes Cuddalore im südindischen Bundesstaat<br />
Tamil Nadu haben durch den Tsunami einen oder beide Elternteile verloren. <strong>AWO</strong><br />
International und das LHC stellen sicher, dass einige von ihnen in Wohngruppen<br />
oder in einem Waisenhaus untergebracht und versorgt werden.<br />
Partnerorganisation: Life Help Centre for the Handicapped
Bau von Trinkwasseranlagen und Häusern (2005–2008)<br />
Der Tsunami hat viele Dörfer zerstört und die Häuser unbewohnbar gemacht. Auch<br />
mangelt es oft an Trinkwasser, denn seit dem Seebeben ist das Grundwasser vielerorts<br />
ungenießbar. In den Dörfern an der Küste des Distriktes Cuddalore wurden<br />
deshalb 100 Häuser und zehn Trinkwasseranlagen gebaut, die insgesamt 200.000<br />
Menschen mit sauberem Wasser versorgen.<br />
Partnerorganisation: Life Help Centre for the Handicapped<br />
Flutnothilfe und Wiederaufbau (2005–<strong>2007</strong>)<br />
Ende des Jahres 2005 wurden viele Gemeinden im Distrikt Cuddalore durch Monsunfl<br />
uten von der Außenwelt abgeschnitten. Die Dalits der Küstengebiete traf diese<br />
Notsituation besonders schwer, da viele von ihnen durch den Tsunami bereits ihre<br />
Häuser und ihr Einkommen verloren hatten. Nach 253 Wohnhäusern konnten nun<br />
auch die Flutschutzräume fertig gestellt werden.<br />
Partnerorganisation: Life Help Centre for the Handicapped<br />
Humanitäre Hilfe und Wiederaufbau nach dem Erdbeben in Kaschmir (2005–<strong>2007</strong>)<br />
Am 8. Oktober 2005 wurde Kaschmir von einem fürchterlichen Erdbeben heimgesucht.<br />
Diese mit Interessenkonfl ikten belastete Region liegt am Fuße des Himalaja<br />
beiderseits der Grenze zwischen Indien und Pakistan. Das Erdbeben forderte etwa<br />
73.000 Todesopfer. Die Schäden an Infrastruktur und Wohnraum stiegen ins Unermessliche.<br />
Um die Nothilfe zu erleichtern, wurden erstmals seit Jahrzehnten die<br />
Grenzen zwischen den beiden Staaten geöffnet. <strong>AWO</strong> International und das „Life<br />
Help Centre for the Handicapped“ gehörten zu den wenigen Organisationen, die<br />
auch auf der indischen Seite Kaschmirs Nothilfe leisten konnten. Im Rahmen des<br />
Wiederaufbaus konnten Waisenkinder unterstützt, die Sanitärsituation verbessert<br />
und eine Förderschule eröffnet werden.<br />
Förderprogramm für Halbwaisen<br />
Kinder leiden oft am meisten unter Katastrophen, besonders wenn sie einen Elternteil<br />
verlieren. <strong>AWO</strong> International unterstützte deshalb 30 Halbwaisen und ihre<br />
Familien regelmäßig mit kleinen Geldbeträgen, die ein Leben in Würde sichern. Die<br />
Kinder wurden in ihrem Umfeld durch MitarbeiterInnen des LHC betreut und min- 23
24<br />
destens einmal im Monat zu Treffen oder gemeinsamen Ausfl ügen eingeladen. So<br />
entwickelten die Kinder in der Gemeinschaft wieder Freude am Leben. Unterstützt<br />
wurde dieses Projekt durch Spenden an <strong>AWO</strong> International und Aktion Deutschland<br />
Hilft, außerdem von der Stadt Düsseldorf und der <strong>AWO</strong> Idstein.<br />
Verbesserung der Sanitärsituation in Baila, Kaschmir<br />
Vor dem Erdbeben am 8. Oktober 2005 war Baila nicht viel mehr als ein Militärcamp<br />
an der Straße nach Pakistan. Mit Hilfe von <strong>AWO</strong> International wurden hier als Übergangslösung<br />
40 Hütten für Familien gezimmert, deren Häuser in den umliegenden<br />
Bergdörfern zerstört worden waren. Diese Holzbauten stehen noch heute. Doch aus<br />
Baila wurde mittlerweile eine richtige Siedlung mit stabilen Wohnhäusern, einer<br />
Schule und einem Markt. <strong>AWO</strong> International konnte einen Teil dieser Häuser mit<br />
sanitären Anlagen ausstatten. Die Lebensumstände der BewohnerInnen konnten<br />
dadurch erheblich verbessert werden.<br />
Förderschule für Kinder mit Behinderungen in Kaschmir<br />
Bei der Hilfe für die Opfer des Erdbebens fi elen den MitarbeiterInnen des „Life Help<br />
Centre“ die vielen Kinder mit Behinderungen auf, für die es im indischen Kaschmir<br />
bislang keinerlei Fördermöglichkeit gab. Die Regierung des Bundesstaats Jammu &<br />
Kaschmir reagierte mit Begeisterung auf die Idee, eine Förderschule in der Hauptstadt<br />
Srinagar einzurichten und sagte Bauland sowie fi nanzielle Unterstützung zu.<br />
Als erster Schritt wurde eine provisorische Einrichtung für 14 SchülerInnen in einem<br />
gemieteten Gebäude eröffnet. <strong>AWO</strong> International hat den Aufbau und Betrieb dieser<br />
vorläufi gen Schule gesichert.<br />
Partnerorganisation: Life Help Centre for the Handicapped<br />
Einsatzbereiche der Humanitären Hilfe von <strong>AWO</strong> International (<strong>2007</strong>)<br />
2 % Gemüseanbau und Bau Grundschule, Mali<br />
3 % Sozialökonomisches Wiederaufbauprogramm Java, Indonesien<br />
73 % Tsunamihilfe, Indien<br />
10 % Soforthilfe Indien/Bundesstaat Bihar und Andra Pradesh<br />
2 % Fluthilfe in Mexiko<br />
1 % Wiederaufbau nach Erdbeben in Peru<br />
9 % Rehabilitationsprojekte Indien/Bundesstaat Jammu & Kaschmir
Nothilfe<br />
Fluthilfe in Tabasco<br />
Im Oktober <strong>2007</strong> waren zeitweise etwa 80 Prozent des Bundesstaats Tabasco im<br />
Südosten Mexikos überfl utet. Besonders schwer betroffen war die Region Chontalpa<br />
und hier besonders das Gebiet um Nacajuca. Etwa 600 Notlager von Familien, deren<br />
Häuser unter Wasser standen, wurden gezählt.<br />
Die Menschen hielten sich wochenlang in eilig gezimmerten Notunterkünften auf<br />
höher gelegenen Deichen und Straßen auf. <strong>AWO</strong> International unterstützte 83 Familien,<br />
die noch nicht einmal genug Material für eine Notunterkunft hatten und der<br />
Witterung schutzlos ausgesetzt waren, mit Wellblechen, Balken, Latten und Nägeln.<br />
Partnerorganisation: Comité de Derechos Humanos de Comalcalco A.C.<br />
Instandsetzung von Latrinen in Andhra Pradesh<br />
Die Monsunfl uten von <strong>2007</strong> haben auch im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh<br />
schwere Verwüstungen angerichtet. In den Armenvierteln von Bhudhuvarpet<br />
im Distrikt Kurnool waren nicht nur zahlreiche Wohnhäuser in den Fluten zusammengebrochen,<br />
auch die öffentlichen Latrinen waren zerstört oder durch Schlamm<br />
unbenutzbar geworden. Dadurch entstand eine besondere Gefahr für die Gesundheit<br />
der BewohnerInnen: Die Gefahr von Seuchen wuchs mit dem anhaltenden<br />
Regen und der Hitze. Vor allem Frauen litten darunter, dass ihnen keine Latrinen<br />
zur Verfügung standen, die ihnen ein Minimum an Intimität gewähren. <strong>AWO</strong> International<br />
und das LHC konnten 28 öffentliche Latrinen in den von 9.500 Menschen<br />
bewohnten Armenvierteln wieder aufbauen und sie in einem deutlich besseren<br />
Zustand als vor der Katastrophe der Bevölkerung übergeben.<br />
Partnerorganisation: Life Help Centre for the Handicapped<br />
Mexiko<br />
Indien<br />
25
26<br />
Fluthilfe in Bihar<br />
Die Monsunregen im Juli und August <strong>2007</strong> führten in Indien, Bangladesh und Pakistan<br />
zu starken Überschwemmungen. Vor allem die EinwohnerInnen des Bundesstaats<br />
Bihar, ohnehin schon einer der ärmsten Staaten Indiens, litten unter den<br />
Folgen. Hier starben mindestens 61 Menschen. 30.000 Häuser wurden total zerstört,<br />
über doppelt so viele schwer beschädigt. Das Wasser stand in den überschwemmten<br />
Gebieten bis zu zwei Meter hoch. Viele Menschen hatten sich auf die etwas höher<br />
gelegenen Straßen gerettet und warteten dort auf das Sinken des Wasserpegels und<br />
auf Hilfe.<br />
<strong>AWO</strong> International unterstützte ein medizinisches Notfallteam, das seit dem 8. August<br />
<strong>2007</strong> die Bevölkerung von Jhanjarpur und Madhepur in mobilen Zeltkliniken<br />
versorgte. Jeden Tag konnten die drei Ärzte und zahlreiche HelferInnen zwischen<br />
500 und 800 Menschen behandeln. Insgesamt kamen die präventiven Maßnahmen<br />
und die Behandlung von Erkrankungen 12.658 Menschen aus 91 Dörfern zugute. An<br />
den Kosten beteiligte sich das Medikamentenhilfswerk „action medeor“.<br />
Viele Menschen in Bihar hatten keine Möglichkeit, sich selbst zu ernähren. Ihre<br />
Felder standen unter Wasser, ihre geringen Vorräte waren aufgebraucht und ihre<br />
Arbeitsmöglichkeiten unerreichbar. In Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen<br />
Arbeiterhilfswerk (SAH) versorgte <strong>AWO</strong> International über 5.000 Haushalte mit Reis,<br />
Linsen und Weizen für einen Monat.<br />
Partnerorganisation: Life Help Centre for the Handicapped<br />
Schwere Überschwemmungen zerstörten im Sommer <strong>2007</strong> die Häuser, Felder und Ernten vieler<br />
Menschen im indischen Bundesstaat Bihar.
Land unter in Mexiko – spontane Selbsthilfe<br />
Ende Oktober <strong>2007</strong> gab es starke Überschwemmungen in unserem Projektgebiet in<br />
Mexiko. Fast 80 Prozent des Bundesstaats Tabasco standen unter Wasser. Unsere<br />
Partnerorganisation vor Ort, das Menschenrechtskomitee von Comalcalco (CODEHU-<br />
CO), sprach von einer Million Betroffenen. Gerade in den ländlichen Gebieten war<br />
die Bevölkerung überhaupt nicht versorgt, da die meisten Hilfsorganisationen in<br />
der Hauptstadt des Bundesstaats aktiv waren. Da Comalcalco nicht direkt von der<br />
Flut betroffen war und die Organisation über ein großes Netz ehrenamtlicher MitarbeiterInnen<br />
verfügt, beschloss CODEHUCO, die besonders betroffenen Menschen in<br />
den ländlichen Gemeinden nördlich der Hauptstadt Villahermosa mit Lebensmitteln<br />
und Decken zu unterstützen. Dafür stellte <strong>AWO</strong> International 10.000 Euro zur<br />
Verfügung.<br />
Während das Geld noch unterwegs war, lief die Selbstorganisation vor Ort bereits<br />
auf Hochtouren. Die Bevölkerung sammelte große Mengen Nahrungsmittel, Wasser<br />
und Decken und verteilte sie mit Hilfe von CODEHUCO. Mit einem solchen Ausmaß lokaler<br />
Selbsthilfe hatte selbst unsere Partnerorganisation nicht gerechnet. Als unsere<br />
Spendengelder eintrafen, wurden sie nicht mehr – wie ursprünglich geplant – für<br />
Lebensmittel und Decken benötigt. Da die Bevölkerung aus eigener Kraft auf die<br />
akute Not reagiert hatte, hatte sich die Situation innerhalb weniger Tage verändert.<br />
Doch die Menschen harrten weiterhin unter Plastikplanen oder in notdürftig<br />
gezimmerten Hütten bei andauerndem Regen auf den Deichen aus. Deshalb beschlossen<br />
CODEHUCO und <strong>AWO</strong> International, die Spendengelder für Baumaterialien<br />
zu verwenden und so den längerfristigen Bedarf der Menschen zu decken. Denn<br />
Häuser, Land und Vieh waren im Wasser untergegangen.<br />
Nach der Überschwemmung: Leben im Provisorium<br />
„Hier haben wir gewohnt“, sagt Juana Ouanda May und zeigt auf ein blaues Holzhaus,<br />
das von stinkendem, dunklem Wasser umgeben ist. Noch immer kommen<br />
der 33-Jährigen die Tränen, wenn sie von dem Tag erzählt, an dem ihr Stück Land<br />
überschwemmt wurde: „Ich hatte Angst, weil das Wasser ständig angestiegen ist.<br />
Ich dachte, wir alle werden in diesem See sterben. Es war schrecklich. So etwas<br />
habe ich noch nie erlebt.“ Wie 51 weiteren Familien aus Chicozapote, einem abgelegenen<br />
Dorf im südmexikanischen Bundesstaat Tabasco, war Juana nur wenig Zeit<br />
geblieben, um die wichtigsten Sachen auf die etwas höher gelegene Schotterpiste<br />
zu schleppen: „Was wir retten konnten, haben wir schnell aus dem Haus geschafft:<br />
etwas Kleidung, ein bisschen Geschirr, unsere Papiere und die paar Lebensmittel,<br />
die wir noch hatten. Der Rest ist im Haus geblieben.“ Jetzt heißt es warten, bis das<br />
Wasser sinkt. Seit fast drei Wochen harrt Juana in einer aus Wellblech, Plastikplanen<br />
und Decken errichteten Notunterkunft aus. Mit ihrem Mann, den Schwiegereltern,<br />
27
28<br />
der Schwägerin und deren zwei kleinen Kindern teilt sie sich die wenigen überdachten<br />
Quadratmeter. Viel ist ihnen nicht geblieben: zwei Bettgestelle, eine Hängematte,<br />
Kartons voller Kleidung, ein paar Plastikteller und Töpfe. Das Herzstück des<br />
Familienlebens ist ein roter Samtsessel, der zusammen mit einigen Stühlen unter<br />
einer blauen Plastikplane als provisorisches Wohnzimmer dient. Hier empfängt die<br />
Familie die drei MitarbeiterInnen des Menschenrechtskomitees CODEHUCO und der<br />
Pfarrei aus der Kleinstadt Comalcalco. Die Gruppe hat sich auf den Weg gemacht,<br />
um in fünf indigenen Gemeinden des Bezirks Nacajuca eine Bestandsaufnahme zu<br />
machen: Was wird am dringendsten gebraucht? Wie sieht es mit dem Trinkwasser<br />
aus? Am nächsten Tag sollen mehrere Lastwagen die nötigen Hilfsmittel anliefern.<br />
Mit Spenden auch aus Deutschland kaufen die Partner von <strong>AWO</strong> International das<br />
Notwendigste für über 500 betroffene Familien.<br />
Kristin Gebhardt<br />
(Die Journalistin Kristin Gebhardt war für <strong>AWO</strong> International in Mexiko unterwegs.<br />
Sie hat die Hilfsmaßnahmen begleitet und mit Betroffenen gesprochen.)<br />
Im Oktober <strong>2007</strong> standen 80 Prozent des mexikanischen Bundesstaats Tabasco unter Wasser.
Schnelle Hilfe in Indien<br />
Im Sommer <strong>2007</strong> führten die Monsunregenfälle in weiten Teilen Nordindiens und<br />
in den Nachbarländern Pakistan, Nepal und Bangladesh zu starken Überschwemmungen.<br />
Die Vereinten Nationen sprachen von „den schwersten Fluten seit Menschengedenken“.<br />
Betroffen waren über 40 Millionen Menschen.<br />
Allein in Indien waren hunderttausende Menschen obdachlos, ohne Nahrung, sauberes<br />
Wasser oder medizinische Versorgung. Viele ertranken oder verhungerten.<br />
Hunderte Menschen starben an Infektionskrankheiten. Die Wassermassen zerstörten<br />
die Infrastruktur und vernichteten Ernte, Vieh und Häuser.<br />
Mit medizinischer Nothilfe sofort vor Ort<br />
Unmittelbar nachdem das Ausmaß der Flut in Südasien bekannt geworden war,<br />
beschlossen <strong>AWO</strong> International und die indische Partnerorganisation „Life Help<br />
Centre“ zu helfen: Die von <strong>AWO</strong> International aufgebaute „Life Help Task Force“<br />
rief in den Krankenhäusern von Chennai freiwillige Ärzte und HelferInnen zusammen,<br />
packte Kisten mit Medikamenten und begann sofort mit der Arbeit in dem<br />
abgelegenen Distrikt Madhubani. Dort traf das Team auf unvorstellbares Elend: Die<br />
Bevölkerung hatte keinerlei medizinische Versorgung. Etwa die Hälfte der Kinder<br />
war mangelernährt und litt unter Infektionskrankheiten, die bei einer Flut in großer<br />
Zahl auftreten. Jeden Tag behandelten die Ärzte und ihre HelferInnen etwa 650<br />
PatientInnen in mobilen Zeltkliniken. Die häufi gsten Krankheiten waren Durchfall-<br />
und Hautkrankheiten, Atemwegsinfekte, Augenleiden sowie Malaria. Zum Teil<br />
waren diese Leiden direkt auf die Flutkatastrophe zurückzuführen. Viele waren aber<br />
offensichtlich deshalb so krank, weil sie unvorstellbar arm sind. Die Wassermassen<br />
hatten ihre Probleme nur verschlimmert.<br />
Eine Chance, Menschen in Not zu unterstützen<br />
Einer der Ärzte, die als Freiwillige unermüdlich im Einsatz waren, ist Dr. Sridhar<br />
aus Nagarpattinam an der Küste Tamil Nadus. Nach den Motiven für sein außergewöhnliches<br />
Engagement befragt, antwortete er: „Wie viele indische Ärzte habe ich<br />
in Moskau studiert. Dort erreichte mich im Dezember 2004 die Nachricht von dem<br />
schrecklichen Tsunami, der unsere gesamte Küste verwüstet hat. Mein Onkel und<br />
mein Neffe waren zu dieser Zeit am Strand spazieren, von ihnen fehlt bis heute jede<br />
Spur. Ich selbst hatte am gleichen Tag meine Abschlussprüfung an der Universität<br />
in Moskau und konnte meinen Landsleuten nicht zur Hilfe kommen. Nun fi nde ich<br />
endlich Gelegenheit, anderen Menschen in der Not zu helfen. Das habe ich damals<br />
versäumt. Ich möchte mit meiner Arbeit das zurückgeben, was fremde Helfer nach<br />
dem Tsunami für meine Heimat getan haben.“<br />
29
30<br />
Nahrungsmittelhilfe im Krisengebiet<br />
Im August <strong>2007</strong> begann <strong>AWO</strong> International, die Bevölkerung im Gebiet Madhubani<br />
mit Lebensmitteln zu versorgen. Mit dieser Hilfsmaßnahme reagierte <strong>AWO</strong> International<br />
auf die kritische Ernährungssituation der Flutopfer. Zusammen mit Partnern<br />
des Bündnisses SOLIDAR unterstützte <strong>AWO</strong> International etwa 2.000 Haushalte mit<br />
Reis, Weizen und Linsen für einen Monat. Dafür stellte <strong>AWO</strong> International zunächst<br />
22.000 Euro zur Verfügung. In zehn Dörfern des Distrikts Madhubani waren die Familien<br />
registriert worden, die von der Naturkatastrophe am schwersten betroffen<br />
waren und Hilfe am dringendsten benötigten.<br />
Auch diese Frau wird wie 2.000 andere Haushalte nach der Flut mit Lebensmitteln unterstützt.
<strong>AWO</strong> International:<br />
Menschen helfen weltweit<br />
Im Jahr 1998 wurde auf Initiative des <strong>AWO</strong>-Bundesvorstandes der Fachverband für<br />
Humanitäre Hilfe gegründet: <strong>AWO</strong> International. Damit wurde innerhalb der Arbeiterwohlfahrt<br />
Neuland betreten. Zwar hatte sich auch der Bundesverband <strong>international</strong><br />
engagiert, aber eher sporadisch. Nun bündelt <strong>AWO</strong> International die<br />
Aktivitäten der Arbeiterwohlfahrt im Bereich Humanitäre<br />
Hilfe: Viele <strong>AWO</strong>-Gliederungen pfl egen seit Jahren Kontakte Der Fachverband hatte von Beginn an<br />
mit Personen und Organisationen im Ausland. Sie bringen wichtige PatInnen. Viele Vorstandsmit-<br />
Medikamente oder Rollstühle nach Osteuropa, organisieglieder, FreundInnen und Förderer sind<br />
ren einen Fachkräfteaustausch mit lateinamerikanischen ihm bis heute verbunden geblieben.<br />
KollegInnen oder sammeln Spielzeug und Medikamente<br />
für Kinder in Eritrea. Mit ihrem Engagement unterstützen sie den Fachverband: Sie<br />
verbreiten Informationen, unterstützen das Kaffeeprojekt oder organisieren Spendenaktionen.<br />
Auf S. 45 stellen wir exemplarisch zwei Mitgliederprojekte vor.<br />
Im Jahr 2005 übernahm <strong>AWO</strong> International vom Bundesverband auch die Projekte<br />
der Entwicklungszusammenarbeit mit Partnerorganisationen in Asien und Lateinamerika.<br />
Als eine von sieben deutschen Fachorganisationen wird <strong>AWO</strong> International<br />
vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)<br />
im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft Sozialstruktur dabei besonders unterstützt.<br />
Ende <strong>2007</strong> gehörten unserem Fachverband 83 Organisationen an. Gliederungen der<br />
Arbeiterwohlfahrt auf Bundes-, Landes-, Bezirks- und Kreisebene sowie Ortsvereine<br />
gehören dazu. Aber auch andere Organisationen und Vereine, die das Engagement<br />
unterstützen möchten oder die Beratung und Unterstützung bei Projekten im<br />
Ausland benötigen, sind Teil von <strong>AWO</strong> International.<br />
Unser Selbstverständnis<br />
Unsere Vision ist eine Welt, in der alle Menschen mit den Schwächsten solidarisch<br />
leben, denken und handeln. Mit unseren Projekten möchten wir dazu beitragen,<br />
die Lebensumstände der Menschen in den Entwicklungs- und Schwellenländern<br />
und der Menschen, die von humanitären Notsituationen betroffen sind, nachhaltig<br />
31
32<br />
zu verbessern. Für unsere Arbeit ist der Gedanke der „Hilfe zur Selbsthilfe“ zentral.<br />
Wir pfl egen seit vielen Jahren enge Beziehungen mit unseren Partnern vor<br />
Ort. Wir möchten die Menschen dabei unterstützen, dass sie aktiv an der Politik<br />
und Wirtschaft ihres Landes teilhaben. Wir stärken soziale<br />
„Solidarität bedeutet, über Rechtsver- Strukturen und verbessern den Zugang zu sozialen Dienspfl<br />
ichtungen hinaus durch praktisches ten. Wir verknüpfen Humanitäre Hilfe und Entwicklungs-<br />
Handeln füreinander einzustehen. Wir zusammenarbeit so, dass sich die Lebensqualität der Men-<br />
können nur dann menschlich und in schen langfristig erhöht. Alle Projekte sollen nachhaltig und<br />
Frieden miteinander leben, wenn das selbstständig bestehen, wenn unsere Förderung ausläuft.<br />
Sozialstaatsgebot des Grundgesetzes Nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung, sondern auch die<br />
von der Politik umgesetzt wird, wenn politische und soziale Arbeit sind wesentliche Bestandteile<br />
wir füreinander einstehen und die unserer Programme.<br />
Gleichgültigkeit gegenüber dem Schick- Im Team von <strong>AWO</strong> International arbeiten SpezialistInnen für<br />
sal anderer überwinden. Wer in Not Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe, die<br />
gerät, kann sich auf die Solidarität der viele Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt haben. Da<br />
Arbeiterwohlfahrt verlassen.“ (Aus dem sie oft lange Jahre in Asien und Lateinamerika gelebt und<br />
Leitbild der Arbeiterwohlfahrt) gearbeitet haben, diskutieren und planen sie mit den lokalen<br />
Organisationen auf Augenhöhe. Sie können die Qualität<br />
und den Erfolg der Projekte genau einschätzen und die hohen Qualitätsanforderungen,<br />
die wir und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung festlegen, gemeinsam mit den Partnern umsetzen. Sie kennen die<br />
Lebensumstände in den Schwerpunktländern genau und wissen, welche Förderung<br />
sinnvoll ist.<br />
Schwerpunkte der Arbeit von <strong>AWO</strong> International:<br />
· professionelle, nachhaltige und solidarische Armutsbekämpfung<br />
in Zusammenarbeit mit lokalen Partnerorganisationen<br />
· Vernetzung der (auf Gerechtigkeit zielenden) Aktivitäten<br />
in den Mitgliedsorganisationen durch Austausch und fachliche Unterstützung<br />
· Bündelung und Professionalisierung der Kompetenzen innerhalb des Verbands<br />
in den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit und Katastrophenhilfe<br />
Barbara Gruner, erste hauptamtliche Mitarbeiterin von <strong>AWO</strong> International (2002–<br />
2006), rückblickend: Ich sehe <strong>AWO</strong> International gewissermaßen als Pilotprojekt des<br />
Bundesverbands, als kleines Schnellboot neben dem großen Tanker <strong>AWO</strong> düsen, von<br />
jeder größeren Welle bedroht. Doch es ist nicht gekentert und untergegangen. <strong>AWO</strong><br />
International durfte vieles ausprobieren und auch Fehler machen. Dadurch hat der
kleine Fachverband oft völlig neue Wege eingeschlagen und innovative Lösungen<br />
gefunden. Heute ist <strong>AWO</strong> International eine stabile Nichtregierungsorganisation,<br />
die sich inzwischen als „klein, aber fein“ etabliert hat. Sie hat ein scharfes Profi l<br />
und ist in der Sozialdemokratie und im Wohlfahrtswesen gut verankert. Der Auftritt<br />
ist professionell und die Arbeit deutlich gefestigter als noch vor einigen Jahren.<br />
Das Aktionsbüro in Berlin<br />
<strong>AWO</strong> International arbeitet mit lokalen Partnerorganisationen zusammen, die die<br />
Projektarbeit vor Ort umsetzen und koordinieren. Gesteuert werden die Programme<br />
von Berlin aus. Das beinhaltet neben dem regelmäßigen Austausch mit den Projektpartnern<br />
vor Ort die Planung neuer Projekte und die Überwachung der Finanzen,<br />
das Schreiben von Berichten sowie die Organisation von Gutachten und Dienstreisen.<br />
Darüber hinaus pfl egt <strong>AWO</strong> International Kontakte ins Bundesministerium<br />
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und den Austausch<br />
mit anderen Organisationen und nimmt an entwicklungspolitischen Debatten in<br />
Deutschland teil. Wichtige Aufgabenfelder sind außerdem Fundraising und Öffentlichkeits-<br />
und Lobbyarbeit. Kurz: Es<br />
gibt immer viel zu tun. Im Jahr <strong>2007</strong><br />
führte <strong>AWO</strong> International Projekte in<br />
sieben Ländern durch und half nach<br />
den Überschwemmungen in Nordindien,<br />
Mexiko und Peru. Seit Februar<br />
<strong>2007</strong> leitet Ingrid Lebherz das Team<br />
des Berliner Aktionsbüros. Koordinatorin<br />
der <strong>international</strong>en Arbeit war<br />
bis Juni <strong>2007</strong> Silja Dressel. Nach ihrem<br />
Weggang übernahm Christiane<br />
Schulte diese Funktion. Ebenfalls neu<br />
im Team ist Saskia Thiel, die als Volontärin<br />
die Öffentlichkeitsarbeit von<br />
<strong>AWO</strong> International verstärkt.<br />
Eva Ressel und Saskia Thiel präsentieren den<br />
<strong>Jahresbericht</strong> auf der Mitgliederversammlung<br />
von <strong>AWO</strong> International.
34<br />
Der Vorstand<br />
Der Vorstand der <strong>AWO</strong> International besteht aus 13 Mitgliedern. Sie sind Geschäftsführer<br />
und Vorstandsvorsitzende von Gliederungen der Arbeiterwohlfahrt, die Mitglieder<br />
im Fachverband sind.<br />
Vorstandsmitglieder der <strong>AWO</strong> International im Jahr <strong>2007</strong><br />
Rudi Frick, Vorsitzender (Stellvertretender<br />
Bundesvorsitzender der <strong>AWO</strong> und Vorsitzender<br />
des <strong>AWO</strong> Bezirksverbandes Rheinland e.V.)<br />
Hans Nisblé, Stellvertretender Vorsitzender (Vorsitzender<br />
des <strong>AWO</strong> Landesverbandes Berlin e.V.)<br />
Hans-Wilhelm Pollmann, Beisitzer (Geschäftsführer<br />
des <strong>AWO</strong> Landesverbandes Berlin e.V.)<br />
Rainer Brückers, Beisitzer (geschäftsführendes<br />
Bundesvorstandsmitglied)<br />
Bodo Champignon, Beisitzer (Vorsitzender des<br />
<strong>AWO</strong> Bezirksverbandes Westliches Westfalen e.V.)<br />
Ute Wedemeier, Beisitzerin (Vorsitzende<br />
des <strong>AWO</strong> Landesverbandes Bremen e.V.)<br />
Peter Müller, Beisitzer (Vorsitzender des<br />
Mitgliederentwicklung von <strong>AWO</strong> International 2003–2008<br />
Beiträge gesamt<br />
100.000 EUR<br />
90.000 EUR<br />
80.000 EUR<br />
70.000 EUR<br />
60.000 EUR<br />
50.000 EUR<br />
40.000 EUR<br />
30.000 EUR<br />
20.000 EUR<br />
10.000 EUR<br />
0 EUR<br />
<strong>AWO</strong> Bezirksverbandes Brandenburg Ost e.V.)<br />
Paul Saatkamp, Beisitzer (Ehrenvorsitzender des<br />
<strong>AWO</strong> Bezirks verbandes Niederrhein e.V.)<br />
Otto Drewes, Beisitzer (ehemaliger Geschäftsführer<br />
des <strong>AWO</strong> Bezirksverbandes Hannover e.V.)<br />
Volker Tegeler, Beisitzer (Geschäftsführer<br />
des <strong>AWO</strong> Kreis verbandes Bremerhaven e.V.)<br />
Dieter Meurer, Beisitzer (Geschäftsführer<br />
des <strong>AWO</strong> Kreis verbandes Heinsberg e.V.)<br />
Friedhelm Hallmann, Beisitzer (Geschäftsführer<br />
des <strong>AWO</strong> Kreis verbandes Hildesheim-Alfeld e.V.)<br />
Hartmut Brocke, Beisitzer (Vorstandsvorsitzender<br />
der Stiftung Sozialpädagogisches Institut<br />
„Walter May“, Berlin)<br />
2003 2004 2005 2006 <strong>2007</strong> 2008<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Anzahl Mitglieder
Die Mitglieder<br />
<strong>AWO</strong> Bundesverband e.V.<br />
<strong>AWO</strong> Bundesjugendwerk<br />
<strong>AWO</strong> LV Bayern e.V.<br />
<strong>AWO</strong> LV Berlin e.V.<br />
<strong>AWO</strong> LV Brandenburg e.V.<br />
<strong>AWO</strong> LV Bremen e.V.<br />
<strong>AWO</strong> LV Hamburg e.V.<br />
<strong>AWO</strong> LV Mecklenburg-Vorpommern e.V.<br />
<strong>AWO</strong> LV Saarland e.V.<br />
<strong>AWO</strong> LV Sachsen e.V.<br />
<strong>AWO</strong> LV Sachsen-Anhalt e.V.<br />
<strong>AWO</strong> LV Thüringen e.V.<br />
<strong>AWO</strong> RV Südwestsachsen e.V.<br />
<strong>AWO</strong> BV Niederbayern/Oberpfalz e.V.<br />
<strong>AWO</strong> BV Niederrhein e.V.<br />
<strong>AWO</strong> BV Nordhessen e.V.<br />
<strong>AWO</strong> BV Oberbayern e.V.<br />
<strong>AWO</strong> BV Pfalz e.V.<br />
<strong>AWO</strong> BV Rheinland e.V.<br />
<strong>AWO</strong> BV Unterfranken e.V.<br />
<strong>AWO</strong> BV Weser-Ems e.V.<br />
<strong>AWO</strong> BV Westliches Westfalen e.V.<br />
<strong>AWO</strong> BV Württemberg e.V.<br />
<strong>AWO</strong> UB Dortmund e.V.<br />
<strong>AWO</strong> UB Ennepe-Ruhr<br />
<strong>AWO</strong> UB Unna e.V.<br />
<strong>AWO</strong> KV Berlin Mitte e.V.<br />
<strong>AWO</strong> KV Berlin Nordwest e.V.<br />
<strong>AWO</strong> KV Berlin Spandau e.V.<br />
<strong>AWO</strong> KV Berlin Südost e.V.<br />
<strong>AWO</strong> KV Berlin Südwest e.V.<br />
<strong>AWO</strong> KV Bremen e.V.<br />
<strong>AWO</strong> KV Bremerhaven e.V.<br />
<strong>AWO</strong> KV Duisburg e.V.<br />
<strong>AWO</strong> KV Düsseldorf e.V.<br />
<strong>AWO</strong> KV Emden e.V.<br />
<strong>AWO</strong> KV Essen e.V.<br />
<strong>AWO</strong> KV Halle e.V.<br />
<strong>AWO</strong> KV Heinsberg e.V.<br />
<strong>AWO</strong> KV Hildesheim-Alfeld (Leine) e.V.<br />
<strong>AWO</strong> KV in der Region Osnabrück e.V.<br />
<strong>AWO</strong> KV Karlsruhe-Stadt e.V.<br />
<strong>AWO</strong> KV Kleve e.V.<br />
<strong>AWO</strong> KV Köln e.V.<br />
<strong>AWO</strong> KV Leverkusen e.V.<br />
<strong>AWO</strong> KV Mettmann e.V.<br />
<strong>AWO</strong> KV Mulde-Collm e.V.<br />
<strong>AWO</strong> KV München-Land e.V.<br />
<strong>AWO</strong> KV Nordvorpommern,<br />
Hansestadt Stralsund und<br />
Hansestadt Greifswald e.V.<br />
<strong>AWO</strong> KV Nürnberg e.V.<br />
<strong>AWO</strong> KV Oldenburg e.V.<br />
<strong>AWO</strong> KV Remscheid e.V.<br />
<strong>AWO</strong> KV Rheingau-Taunus e.V.<br />
<strong>AWO</strong> KV Roth-Schwabach e.V.<br />
<strong>AWO</strong> KV Solingen e.V.<br />
<strong>AWO</strong> KV Tirschenreuth e.V.<br />
<strong>AWO</strong> KV Treptow-Köpenick e.V.<br />
<strong>AWO</strong> KV Wesel e.V.<br />
<strong>AWO</strong> OV Buntentor/Neustadt e.V.<br />
<strong>AWO</strong> OV Gröpelingen/ Oslebshausen e.V.<br />
<strong>AWO</strong> OV Leverkusen-Ost e.V.<br />
<strong>AWO</strong> OV Oppenheim e.V.<br />
<strong>AWO</strong> OV Strausberg e.V.<br />
<strong>AWO</strong> Region Hannover e.V.<br />
Deutsche Ärztevereinigung für Humanitäre<br />
Zusammenarbeit – Jüdisches Krankenhaus<br />
<strong>AWO</strong> Abt. Humanitäre Hilfe<br />
in der <strong>AWO</strong> KV Berlin Südwest e.V.<br />
Freunde für Russland<br />
ISS Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik<br />
Landesarbeitsgemeinschaft Bayern<br />
Entwicklungshilfe Mali e.V.<br />
Medical Care Coron e.V.<br />
Sozialpädagogisches Institut Berlin<br />
Südost Europa Kultur e.V.<br />
ZMO e.V.<br />
35
36<br />
Internationale Solidarität beginnt im eigenen Haus<br />
Seit Februar <strong>2007</strong> leitet Ingrid Lebherz das Aktionsbüro von <strong>AWO</strong> International in<br />
Berlin. Neben der Projektarbeit im Ausland konzentriert sie sich darauf, zu vermitteln,<br />
wie die „Agenda 21“ (Umweltkonferenz in Rio) auch in Deutschland umgesetzt<br />
werden kann. Im vergangenen Jahr hat sie zahlreiche<br />
„Die <strong>AWO</strong> übernimmt Verantwortung für <strong>AWO</strong>-Gliederungen besucht, um über die Arbeit von <strong>AWO</strong><br />
die Gestaltung eines sozial gerechten International zu informieren. Wir haben sie gefragt, welche<br />
Gemeinwesens. Dies ist ihr sozialpoli- Themen ihr bei der weiteren Entwicklung des Fachverbands<br />
tischer Auftrag. Die <strong>AWO</strong> setzt sich aktiv besonders wichtig sind:<br />
mit den zentralen gesellschaftlichen und<br />
sozialen Themen auf der kommunalen und Welche Aufgabenbereiche stehen für Sie derzeit im<br />
staatlichen Ebene auseinander. Sie nimmt Vordergrund?<br />
Einfl uss auf sozialpolitische Entschei- Um diese Frage zu beantworten, möchte ich etwas ausholen<br />
dungen. Dies gilt zunehmend auch im und die Aufgabe von <strong>AWO</strong> International als Fachverband der<br />
europäischen Zusammenhang und schließt Arbeiterwohlfahrt in den Kontext des <strong>AWO</strong>- Gesamtverbands<br />
<strong>international</strong>e Verpfl ichtungen ein.“ stellen, weil sich daraus ein spezifi scher verbandspolitischer<br />
Grundsätze und Eckpunkte zur Verbands- Auftrag für <strong>AWO</strong> International ergibt. In den <strong>AWO</strong>-Gliedeentwicklung<br />
der <strong>AWO</strong>, Grundsatz 3/ rungen werden soziale Dienstleistungen und Hilfe für Men-<br />
Sozialpolitischer Auftrag (Magdeburger schen, die auf Unterstützung angewiesen sind, organisiert.<br />
Beschlüsse <strong>2007</strong>)<br />
Die <strong>AWO</strong> ist mit ihrer sozialpolitischen Zielsetzung Anwältin<br />
derer, die ihre Rechte auf Teilhabe nicht ohne Unterstützung<br />
wahrnehmen können. Aus den verbandspolitischen Leitlinien, die <strong>2007</strong> in Magdeburg<br />
verabschiedet wurden, möchte ich zwei Aspekte herausgreifen: Die <strong>AWO</strong><br />
nimmt aktiv sozialpolitischen Einfl uss und sie sieht dies in einem <strong>international</strong>en<br />
Zusammenhang.<br />
Bei meinen Besuchen in Landes- und Kreisverbänden erlebe ich den Verband als<br />
ein sehr lebendiges Netzwerk. Die Mitglieder realisieren Aktionen mit ungeheurem<br />
Engagement. Ich treffe dort auf Menschen, denen die gesellschaftliche Situation in<br />
Deutschland wichtig ist und die unser Selbstverständnis unterstützen, dass Solidarität<br />
nicht vor der eigenen Haustür endet, sondern als <strong>international</strong>e Solidarität<br />
wesentlicher Bestandteil einer demokratischen <strong>AWO</strong>-Kultur ist.<br />
Dass <strong>AWO</strong> International seit kurzem einen fair gehandelten Kaffee vertreibt,<br />
setzt ja genau an diesem Leitgedanken an.<br />
Ja, denn unsere Kaffee-Kampagne macht bewusst, dass ein solidarischer und<br />
nachhaltiger Lebensstil nicht nur eine persönliche, sondern auch eine politische<br />
Entscheidung ist. Ich glaube, und das nehme ich insbesondere in meinen Gesprächen<br />
mit <strong>AWO</strong> Mitgliedern wahr, dass sich viele Menschen für eine gerechtere<br />
Welt engagieren möchten. In den Magdeburger Leitlinien heißt es, dass die <strong>AWO</strong> ein
Der Bau des Dimbha-Staudamms hat viele Kleinbauern vertrieben. Herr Patil, Direktor der Partnerorganisation<br />
„Maharshtra Arogya Mandal“, erzählt Ingrid Lebherz die Geschichte.<br />
selbstbestimmtes und mit den eigenen Interessen vereinbares bürgerschaftliches<br />
Engagement weiterentwickeln wird. Genau darin sehe ich einen konkreten Beitrag<br />
von <strong>AWO</strong> International: Wir sprechen Menschen an, denen <strong>international</strong>e Kontakte<br />
und daraus erwachsende Formen solidarischer Zusammenarbeit am Herzen liegen.<br />
Für <strong>AWO</strong> International ergibt sich damit aus meiner Sicht die zentrale Aufgabe, das<br />
im Verband vorhandene Engagement und die vielfältigen Kompetenzen zu bündeln<br />
und so einen Beitrag für den Gesamtverband zu leisten.<br />
Was steht sonst noch auf der Agenda von <strong>AWO</strong> International?<br />
<strong>AWO</strong> International arbeitet mit Spendengeldern und Mitteln aus dem Bundeshaushalt.<br />
Damit verbindet sich die Verpfl ichtung, Spenden und Steuergelder für<br />
effektive Hilfe einzusetzen. Die Debatte um das Spendengütesiegel vom Deutschen<br />
Zentralinstituts (DZI) – ausgelöst durch die Krise bei UNICEF – hat das Thema tagesaktuell<br />
gemacht. Der <strong>AWO</strong>-Bundesverband ist schon längst Träger dieses Siegels. Wir<br />
werden das Siegel jetzt auch für <strong>AWO</strong> International beantragen, um die Seriösität<br />
und Gewissenhaftigkeit unserer Arbeit in der Öffentlichkeit zu unterstreichen.<br />
37
38<br />
Qualitätssicherung war für <strong>AWO</strong> International<br />
ja schon immer ein wichtiges Kriterium.<br />
Das ist richtig: Bei großen wie bei kleinen Projekten ist es das Ziel von <strong>AWO</strong> International,<br />
Verträge sorgfältig auszuhandeln und die Durchführung der Projekte intensiv<br />
zu begleiten und zu evaluieren. Denn genau das ist ein Markenzeichen von <strong>AWO</strong><br />
International: Wir verhandeln die Bedingungen der Kooperation mit den Partnern<br />
vor Ort auf Augenhöhe, transparent und präzise und nehmen diese Absprachen im<br />
Verlauf der Durchführung sehr ernst.<br />
Die Auswertung unserer Projekte – und die anderer Organisationen – zeigt, dass<br />
Fehler auf diese Weise vermieden werden können. Eine gewissenhafte Planung, ein<br />
intensiver, aber auch (selbst)kritischer Dialog zur Erarbeitung des bestmöglichen<br />
Projektansatzes und das Herstellen von Transparenz auch im Projektland, indem<br />
Verantwortung auf mehreren Schultern verteilt wird, zahlen sich am Ende in nachhaltiger<br />
Qualität aus. Wir möchten daher zusätzlich zum Spendensiegel noch einen<br />
weiteren Schritt gehen und ein Projektbüro in Nepal eröffnen. Auf diese Weise sind<br />
wir näher bei den Partnern in Asien und können die Qualität unserer Arbeit deutlich<br />
steigern, ohne die Kosten für Projektplanung, Begleitung und Verwaltung in<br />
Berlin zu erhöhen. Lesen sie dazu weiter unter www.awo<strong>international</strong>.de<br />
Das Prinzip der Nachhaltigkeit<br />
„Die Menschheit steht an einem entscheidenden Punkt ihrer Geschichte. Wir erleben eine zunehmende<br />
Ungleichheit zwischen Völkern und innerhalb von Völkern, eine immer größere Armut, immer<br />
mehr Hunger, Krankheit und Analphabetentum sowie eine fortschreitende Schädigung der Ökosysteme,<br />
von denen unser Wohlergehen abhängt. Durch eine Vereinigung von Umwelt und Entwicklungsinteressen<br />
und ihre stärkere Beachtung kann es uns jedoch gelingen, die Deckung der Grundbedürfnisse,<br />
die Verbesserung des Lebensstandards aller Menschen, einen größeren Schutz und eine bessere<br />
Bewirtschaftung der Ökosysteme und eine gesicherte, gedeihliche Zukunft zu gewährleisten. Das<br />
vermag keine Nation allein zu erreichen, während es uns gemeinsam gelingen kann: in einer globalen<br />
Partnerschaft, die auf eine nachhaltige Entwicklung ausgerichtet ist.“ (Agenda 21, Abschnitt 1.1 aus der<br />
Präambel, UNCED 1992)<br />
Dieses Zitat aus der Präambel zur Agenda 21, verabschiedet 1992 auf der UN-Konferenz<br />
zu Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro, hat seither nichts von seiner<br />
Brisanz eingebüßt. Im Gegenteil: Klimakatastrophe, Artensterben, Wassermangel,<br />
Nahrungsmittelknappheit, Umweltzerstörung und Gewaltkonfl ikte sind hochaktuelle<br />
Fragen und Probleme, die die Menschen weltweit betreffen und betroffen machen.<br />
Diese Probleme zu lösen und Antworten zu geben auf diese Bedrohungen<br />
erscheint dringlicher denn je.
Trinkwasser ist ein knappes Gut. Seine Beschaffung ist oft mit langen Wartezeiten und Wegen verbunden.<br />
39
40<br />
Damals, 1992, hat sich die Staatengemeinschaft ein Leitbild zur künftigen Entwicklung<br />
der Welt gegeben, welches immer bedeutsamer wird: „Nachhaltige Entwicklung<br />
ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der gegenwärtigen Generation befriedigt,<br />
ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse<br />
nicht befriedigen können.“<br />
Eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung muss sozial gerecht und umweltverträglich<br />
verlaufen. Das heißt, sie darf nicht auf Kosten der Umwelt und des sozialen<br />
Friedens geschehen. Es gilt, einen diesem Grundsatz gerecht werdenden Ausgleich<br />
zwischen den Interessen der Menschen in Industrieländern und Entwicklungsländern<br />
zu schaffen. Und zwar nicht nur zwischen reichen und armen Ländern, sondern<br />
auch innerhalb der jeweiligen Länder.<br />
Nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit von <strong>AWO</strong> International<br />
<strong>AWO</strong> International und ihre Partner arbeiten in allen Projekten und Programmen<br />
nach diesem Prinzip für eine nachhaltige Entwicklung. Armut wird bekämpft durch<br />
die Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung, und zwar so, dass gleichzeitig die<br />
Umwelt geschützt und soziale Ungleichheiten abgebaut werden.<br />
In Asien werden sozial und wirtschaftlich benachteiligte Gruppen unterstützt auf<br />
ihrem Weg zu anerkannten, gleichberechtigten Mitgliedern ihrer Gesellschaften.<br />
Ökologischer Landbau und faire Vermarktung der Erzeugnisse sind nicht nur dort,<br />
sondern weltweit zentrale Bausteine einer nachhaltigen, umweltgerechten Entwicklung.<br />
Eine solche nachhaltige Entwicklung, getragen von gemeinsamem Engagement aller<br />
für eine bessere Zukunft, kann nur in einem Klima sozialen Friedens gedeihen.<br />
In Lateinamerika unterstützt <strong>AWO</strong> International mit ihren Partnerorganisationen erfolgreich<br />
Initiativen gegen Gewalt und hilft mit, der dortigen Jugend eine Chance<br />
zu geben, die Zukunft ihrer Länder über Kooperation statt Konfrontation nachhaltig<br />
mitzugestalten.<br />
Zentrales Element des weltweiten Engagements von <strong>AWO</strong> International ist das Bemühen<br />
um eine Stärkung der Selbsthilfepotentiale. Gemeinsam mit den Partnern<br />
werden die Menschen dabei unterstützt, sich zu Interessengruppen zusammenzufi<br />
nden, sich zu organisieren, gemeinsam für ihre Rechte einzustehen und sich<br />
untereinander zu helfen. Sei es in Kreditgruppen in Nepal, in einer solidarischen<br />
Krankenversicherung auf den Philippinen oder im Rahmen der Jugendgewaltprävention<br />
in Lateinamerika. Diese Sozialstrukturförderung ermöglicht allen Beteiligten,<br />
die individuelle und gemeinsame Zukunft positiver und die Entwicklung im<br />
Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zu gestalten.
Informativ: Öffentlichkeitsarbeit<br />
Kennen Sie eigentlich <strong>AWO</strong> International? Diese Frage mussten in der Vergangenheit<br />
selbst <strong>AWO</strong>-KennerInnen und Mitglieder verneinen. Während der Fachverband<br />
aufgrund seines langjährigen Engagements auch in <strong>international</strong>en Netzwerken<br />
geschätzt wurde, war er innerhalb der Arbeiterwohlfahrt häufi g unbekannt. <strong>2007</strong><br />
hat <strong>AWO</strong> International die Öffentlichkeitsarbeit verstärkt, um ihre Arbeit sichtbarer,<br />
aber auch transparenter zu machen. <strong>AWO</strong> International<br />
reagierte damit auch auf Reaktionen aus der <strong>AWO</strong>:<br />
„Warum haben wir denn nicht früher von Ihnen gewusst?“<br />
<strong>AWO</strong> International verschickt alle zwei Monate einen<br />
elektronischen Newsletter. Anlässlich der Flut in<br />
Nordindien erschien eine Sonderausgabe, die die Hintergründe<br />
der Katastrophe und die Hilfsmaßnahmen<br />
von <strong>AWO</strong> International erläuterte. Regelmäßig veröffentlicht<br />
<strong>AWO</strong> International aktuelle Nachrichten<br />
auf der Internetseite www.awo<strong>international</strong>.de. Dort<br />
fi nden sich Informationen zu allen Projekten und AnsprechpartnerInnen,<br />
die weitergehende Fragen beantworten<br />
können. Aktuelle Themen werden in einem<br />
regelmäßigen Beitrag im <strong>AWO</strong> Magazin aufgegriffen.<br />
Artikel zu spezifi schen Themen erscheinen auch in den Publikationen der Landes-,<br />
Bezirks- und Kreisverbände sowie der Ortsvereine der Arbeiterwohlfahrt. Im Geschäftsbericht<br />
wird die Mittelvergabe offen gelegt und detailliert über die Projektarbeit<br />
im zurückliegenden Jahr berichtet. Um häufi ger und ausführlicher berichten<br />
zu können, erscheint ab 2008 zweimal jährlich das 8-seitige Magazin „weitblick“,<br />
das den elektronischen Newsletter ergänzt. Mit unserem Informationsstand sind<br />
wir auf Veranstaltungen auch persönlich vor Ort.<br />
Sie möchten unseren Newsletter abonnieren oder den „weitblick“ bestellen?<br />
Rufen Sie uns an oder schreiben Sie uns eine E-Mail.<br />
Kontakt: Saskia Thiel, Telefon: 030 25389 308, saskia.thiel@awo<strong>international</strong>.de<br />
41
42<br />
Weltoffen: PraktikantInnenprogramm<br />
Im Mai <strong>2007</strong> fand in Wandlitz bei Berlin der erste Vorbereitungsworkshop für die<br />
PraktikantInnen statt, die in den nachfolgenden Monaten nach Indien reisen sollten.<br />
Das Programm umfasste neben allgemeinen Themen zu Indien und der Entwicklungszusammenarbeit<br />
auch ein interkulturelles Training. Selbstverständlich<br />
wurde auch die indische Partnerorganisation, das „Life Help Centre“ in Chennai,<br />
vorgestellt. Außerdem fand ein intensiver Dialog mit ehemaligen PraktikantInnen<br />
statt.<br />
Die Veranstaltung wurde von der ask! Agentur für Seminare und Kommunikation<br />
durchgeführt und durch das Förderprogramm der entwicklungspolitischen Bildung<br />
des BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung)<br />
fi nanziert. Zwölf TeilnehmerInnen verbrachten schließlich im Jahr <strong>2007</strong> bis zu drei<br />
Monate im „Life Help Centre“ in Chennai und arbeiteten dort vor allem im pädagogischen<br />
und therapeutischen Bereich mit. Ab 2008 nimmt <strong>AWO</strong> International als<br />
so genannte Entsendeorganisation am entwicklungspolitischen Freiwilligendienst<br />
„weltwärts“ teil. Im Rahmen dieses Programms des BMZ können junge Menschen<br />
(zwischen 18 und 28 Jahren) mit fi nanzieller Unterstützung für sechs bis 24 Monate<br />
einen Freiwilligendienst in Entwicklungsländern leisten. <strong>AWO</strong> International wird<br />
voraussichtlich ab Herbst 2008 Projektplätze in Mexiko und Honduras zu den Themen<br />
Jugendarbeit und Fairer Handel anbieten.<br />
Mehr Informationen: www.weltwaerts.de<br />
Viele persönliche Erinnerungen der PraktikantInnen an ihren Aufenthalt in Indien.
Fair: <strong>AWO</strong> International-Kaffee<br />
Ob mit viel oder wenig Koffein, als Filterkaffee, Latte Macchiato, Mokka, Espresso<br />
oder aromatisiert, mit Milch, Sahne, Zucker, Alkohol, kräftig oder mild – Kaffee<br />
kann man in allen erdenklichen Variationen genießen. Doch auch mit gutem Gewissen?<br />
Seit Herbst <strong>2007</strong> macht sich <strong>AWO</strong> International mit einem eigenem Kaffee<br />
stark für fairen Konsum.<br />
In der Sierra de Merendón, im Südwesten Honduras, blickt die Bäuerin Juana Peréz<br />
über ihre 1,4 Hektar große Kaffeeplantage. Die ersten Bohnen haben sich bereits<br />
rot gefärbt. Sie berührt eine Kaffeepfl anze. Viel Handarbeit steckt im Kaffeeanbau<br />
und viel Sorgfalt. Nach dem Pfl ücken werden die Bohnen<br />
gewaschen und vom Fruchtfl eisch getrennt, anschließend<br />
getrocknet und mehrfach sortiert. Jede einzelne Bohne wird<br />
kontrolliert, bevor sie in Säcke verpackt und schließlich in<br />
alle Welt verschifft wird.<br />
Juana Peréz verkauft ihren Kaffee über eine Kooperative, die<br />
ihr feste Preise garantiert. Sie zeigt über die Felder jenseits<br />
ihrer Parzelle. Insgesamt bewirtschaften etwa 140 Familien<br />
zusammen 310 Hektar Land. Die Kooperative schult die Mitglieder<br />
in biologischen Anbaumethoden, sodass bereits auf<br />
fast zwei Dritteln der Felder Biokaffee wächst. Auch Juana<br />
ist umgestiegen. Mit der höheren Qualität der biologischen<br />
Produkte erzielt sie bessere Preise. Mit den Mitgliedsbeiträgen<br />
und Überschüssen der letzten Jahre fi nanzierten die Familien<br />
eine Finca, Maschinen und einen Lastwagen. Auf der<br />
letzten Vollversammlung beschlossen sie, zukünftig auch in<br />
ihre Bildung und in ihre Gesundheitsversorgung zu investieren.<br />
Seit Herbst <strong>2007</strong> macht der Fachverband für Entwicklungszusammenarbeit<br />
und Humanitäre Hilfe mit einem eigenen<br />
Kaffee auf Fairen Handel aufmerksam. „Unser Kaffee ist<br />
Entwicklungszusammenarbeit zum Anfassen, zum Riechen<br />
und natürlich zum Schmecken. Wir möchten deutlich machen,<br />
dass heute mehr denn je `<strong>international</strong>e Solidarität´<br />
mitten in unserem Alltag beginnt“, erläutert das Kaffee-<br />
Team von <strong>AWO</strong> International. „Als <strong>international</strong> arbeitende<br />
Organisation setzen wir uns auch für bessere Produktions-<br />
und Arbeitsbedingungen ein und stärken Kaffee-Kooperativen“,<br />
sagt Ingrid Lebherz, Geschäftsführerin von <strong>AWO</strong> International.<br />
<strong>AWO</strong> International informiert, nimmt an<br />
entwicklungspolitischen Debatten teil<br />
und trägt entwicklungspolitische Themen<br />
auch in die Arbeiterwohlfahrt hinein.<br />
Das gelingt mit dem Vertrieb von<br />
<strong>AWO</strong> International-Kaffee.<br />
Hilfsarbeiterin bei der Kaffeeernte<br />
in Honduras. Auch ihr Lohn ist durch<br />
Fairen Handel gestiegen.<br />
43
44<br />
Viele <strong>AWO</strong>-Gliederungen haben die se Gedanken unterstützt und den<br />
Kaffee in ihren Verbänden weiterverkauft. Über 4.000 Packungen Kaffee<br />
hat <strong>AWO</strong> International bereits an <strong>AWO</strong>-Verbände in ganz Deutschland geschickt.<br />
Aber es sollten noch sehr viel mehr werden.<br />
Sie haben Fragen zum <strong>AWO</strong> International-Kaffee? Sie möchten in Ihrer Einrichtung<br />
einen „fairen Tag“ oder eine „faire Woche“ organisieren und fairen Kaffee<br />
ausschenken? Sie möchten fairen Kaffee für Ihre Konferenz oder Feier bestellen?<br />
Sie möchten <strong>AWO</strong> International-Kaffee für Ihre Öffentlichkeitsarbeit nutzen<br />
und damit für Ihren Verband werben? Sie haben eine interessante Aktion zum<br />
Fairen Handel gemacht und möchten in unserem Newsletter davon berichten?<br />
Sie sind auf der Suche nach einem sinnvollen Geschenk für Ihre Mitglieder oder<br />
MitarbeiterInnen? Sie benötigen Informationsmaterial oder haben Fragen zu<br />
möglichen Rabatten? – Wir helfen Ihnen gerne weiter.<br />
Kontakt: <strong>AWO</strong> International-Kaffee-Team<br />
Telefon: 030 25389 308, mail@awo<strong>international</strong>.de<br />
Damit erstklassiger Kaffee entsteht, werden in aufwändiger Handarbeit<br />
die Bohnen nach der Ernte verlesen.
Von Mensch zu Mensch: Mitgliederprojekte<br />
83 Mitglieder hatte <strong>AWO</strong> International Ende <strong>2007</strong>. Viele von ihnen führen selbst<br />
soziale Projekte im Ausland durch oder arbeiten in Deutschland mit Menschen verschiedener<br />
Kulturen zusammen. Beispielhaft stellen wir hier zwei Projekte vor.<br />
Erziehung für Europa<br />
(<strong>AWO</strong> Bezirksverband Westliches Westfalen)<br />
Eine polnische Erzieherin aus Slupsk hat im September 2004 ein Praktikum in einem<br />
<strong>AWO</strong>-Kindergarten des Unterbezirks Ennepe-Ruhr absolviert. Zurück in Polen eröffnete<br />
sie eine bilinguale Kindergartengruppe „Deutsch/Polnisch“ und legte damit<br />
den Grundstein für eine zweisprachige Erziehung. Ihre ehemaligen KollegInnen<br />
in Deutschland fanden die Idee so interessant, dass sie nach Polen fuhren, um<br />
sich die Einrichtung anzusehen. Entstanden ist daraus eine Kindertagesstätten-<br />
Partnerschaft. Solche und andere Projekte fördert und unterstützt die Europäische<br />
Akademie für Elementarerziehung (EAFE) seit 2002. Durch Fachtagungen, Fachkräfteaustausch<br />
und Seminare trägt die Einrichtung zum europaweiten Austausch im<br />
Bereich Elementarerziehung bei.<br />
Kontakt und weitere Informationen:<br />
Norbert Dyhringer (Geschäftsführer), www.e-a-f-e.de<br />
Internationale Solidarität mit Rumänien<br />
(Abteilung Humanitäre Hilfe der <strong>AWO</strong> Berlin Südwest)<br />
„Ohne die Hilfe der ‚Abteilung Humanitäre Hilfe‘ der <strong>AWO</strong> Berlin Südwest und der<br />
<strong>AWO</strong> Kleinmachnow wäre es mir nicht gelungen, mit einfachsten Mitteln ein Vorzeigeobjekt<br />
zu schaffen“, betont Pavel Fistea. Der Ingenieur leitet seit sechs Jahren das<br />
Heim „Centra de Ingrijire si Asistenja“ in Resita, Rumänien. Auch nach dem Beitritt<br />
des Landes zur Europäischen Union mangelt es in dem kommunalen Pfl ege- und<br />
Betreuungszentrum an elementaren Dingen. Deshalb haben auch im Jahr <strong>2007</strong> –<br />
wie in jedem Jahr seit 1992 - Freiwillige der <strong>AWO</strong> Abteilung Hilfsgüter gesammelt,<br />
Transporter organisiert und sich auf den langen Weg nach Rumänien gemacht. Die<br />
Mühe lohnt sich, denn vor Ort fehlt es an Rollstühlen, Bekleidung für Pfl egekräfte,<br />
Bettwäsche. „Die BewohnerInnen des Heims kennen uns seit Jahren und begrüßen<br />
uns mit Handschlag und Umarmung – das ist Dank genug“, so Jürgen Gerling,<br />
Gründungsmitglied der Abteilung Humanitäre Hilfe.<br />
Kontakt und weitere Informationen:<br />
Jürgen Gerling, www.humanitaere-hilfe.com<br />
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46<br />
Das Internat macht es möglich: Schulbildung auch für diese Mädchen.<br />
Ein Spendenprojekt: Mädchenschule in den Western Ghats<br />
Um vier Uhr morgens kommt erstmals Leben in die Schule. Töpfe klappern, Stimmen<br />
hallen durch die Räume. Frierend machen sich die älteren Schülerinnen daran, das<br />
Wasser für die jüngeren über dem Feuer zu erhitzen. „Jede Klasse hat ihre eigenen<br />
Aufgaben“, erklären die Mädchen. Gemeinsam halten sie die Schule sauber, kaufen<br />
ein, helfen beim Kochen und lernen nebenbei, das Essen und den Einkauf für alle<br />
Schülerinnen zu planen und das Geld zu verwalten.<br />
Nur wenige hundert Kilometer vom Trubel der schnell wachsenden indischen Stadt<br />
Pune entfernt, erstreckt sich das gewaltige Western Ghats Gebirge. Oft muss man<br />
ganz genau hinsehen, um auf den Bergspitzen Dörfer auszumachen, die häufi g nur
zu Fuß und nach beschwerlichen Märschen erreichbar sind. Die Arbeit auf den trockenen<br />
und unfruchtbaren Feldern an den Berghängen ist so beschwerlich, dass alle<br />
Familienmitglieder mithelfen müssen. Gerade Mädchen wachsen unter schwierigen<br />
Bedingungen auf, da arme Familien – wenn überhaupt – nur die Schulausbildung<br />
der Jungen bezahlen und der Platz der Mädchen traditionell bei ihren Familien ist,<br />
wo sie im Haus und auf dem Feld arbeiten.<br />
In der Mädchenschule von Narodi können etwa hundert Mädchen nicht nur lernen,<br />
sondern auch wohnen. Ein Schulbesuch wäre für sie sonst nicht möglich, da<br />
die Wege aus den verstreut liegenden Bergdörfern weit und wegen der zahlreich<br />
vorkommenden Panther und Schlangen sehr gefährlich sind. Nach ihrer Schulausbildung<br />
können die Mädchen in der Distrikthauptstadt Pune einen Beruf erlernen<br />
und als Krankenschwestern oder Lehrerinnen die Entwicklung ihrer Dörfer weiter<br />
vorantreiben. Neben Fächern wie Mathematik, Englisch oder Computerunterricht<br />
stehen in dieser Schule auch der Anbau von Kräuter- und Küchengärten und<br />
landwirtschaftliche Methoden auf dem Stundenplan. Diese Kenntnisse werden den<br />
Mädchen später dabei helfen, ein kleines Nebeneinkommen zu erwirtschaften und<br />
die Versorgung ihrer Familien abzusichern.<br />
Nach dem Unterricht, den täglichen Aufgaben und der Arbeit auf den kleinen Feldern<br />
stehen auch noch Hausaufgaben auf dem Programm. Die Schultage in Narodi<br />
enden spät. An diesem Abend liegt das „Tribal Girls Hostel“ im Dunkeln. Im Distrikt<br />
Ambegaon ist der Strom ausgefallen, doch den Gesang der Mädchen kann man<br />
noch in weiter Ferne hören.<br />
Die Organisation „Maharashtra Arogya Mandal“ (MAM) ist seit über 30 Jahren Partner der<br />
Arbeiterwohlfahrt und fi nanziert das „Tribal Girls Hostel“ aus Spenden. Die Dörfer spenden<br />
Lebensmittel. Der Unterhalt (Unterkunft, Lebensmittel, Unterricht) für ein Mädchen kostet<br />
im Jahr ca. 130 Euro.<br />
Möchten Sie eine Patenschaft übernehmen oder benötigen Sie nähere Informationen?<br />
Kontakt: Saskia Thiel, Telefon: 030 25389-308, saskia.thiel@awo<strong>international</strong>.de<br />
„Girls Hostel Narodi“, Spendenkonto: 10 11 12, BfS 100 205 00<br />
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48<br />
<strong>AWO</strong> International<br />
in Zahlen<br />
Ertrag- und Aufwandsdarstellung<br />
Ertrag T€ <strong>2007</strong> T€ 2006<br />
Spenden 679 656<br />
Zweckgebundene Spenden 659<br />
sonst. Spenden 20<br />
Mitgliedsbeiträge 85 26<br />
Zuweisungen & Zuschüsse 1.860 2.414<br />
Zuweisungen vom BMZ 1.828<br />
Sonst. Zuschüsse<br />
(SAH) 1 32<br />
Andere betriebliche Erträge 25 32<br />
Erträge Insgesamt 2.649 3.128<br />
Aufwand T€ <strong>2007</strong> T€ 2006<br />
Personalaufwand 237 207<br />
Sachaufwand 2.425 2.954<br />
Spendenverwendung für Projekte 609<br />
Zuschussverwendung für Projekte 1.569<br />
Reisekosten Projektsteuerung Ausland 67<br />
sonstige Reisekosten 10<br />
Verwaltungskosten 142<br />
– Miete 25<br />
– Prüfung 9<br />
– Buchhaltung 8<br />
– sonstiges 42<br />
– Rückzahlg. v. Zuweisungen d. BMZ 58<br />
Öffenlichtkeitsarbeit 28<br />
Investiver Aufwand 5 2<br />
Aufwendungen Insgesamt 2.667 3.166<br />
Betriebsergebnis -18 -38<br />
Finanzergebnis 11 19<br />
Jahresergebnis -7 –19<br />
1 Die sonstigen Zuschüsse waren in 2006 auf Grund der Tsunamiprojekte in Kooperation mit dem SAH außergewöhnlich hoch. Diese wurden<br />
planungsgemäß in 2006 umgesetzt und entfallen in <strong>2007</strong>.
<strong>AWO</strong> International e.V., Berlin<br />
Bilanz zum 31. Dezember <strong>2007</strong><br />
Aktiva € 31.12.<strong>2007</strong> € 31.12.2006<br />
Anlagevermögen 5.615,00 5.204,00<br />
Sachanlagen<br />
1. Einrichtungen und Ausstattungen 5.615,00 5.204,00<br />
Umlaufvermögen 1.105.189,77 1.229.081,34<br />
Forderungen und<br />
sonstige Vermögensgegenstände<br />
1. Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 1.885,00 300,00<br />
2. Sonstige Vermögensgegenstände 101.410,42 184.109,28<br />
Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten 1.001.894,35 1.044.672,06<br />
Rechnungsabgrenzungsposten 357,00 8.425,63<br />
Gesamt 1.111.161,77 1.242.710,97<br />
Passiva € 31.12.<strong>2007</strong> € 31.12.2006<br />
Eigenkapital 183.201,77 190.326,18<br />
1. Vereinskapital 19.545,05 19.545,05<br />
2. Rücklagen 170.781,13 18.578,64<br />
3. Ergebnisvortrag<br />
Sonderposten zur Finanzierung<br />
–7.124,41 152.202,49<br />
des Sachanlagevermögens 4.546,00 5.204,00<br />
Rückstellungen 24.584,89 10.934,15<br />
Sonstige Rückstellungen 24.584,89 10.934,15<br />
Verbindlichkeiten<br />
1. Verbindlichkeiten aus noch nicht<br />
898.440,26 1.035.640,64<br />
verwendeten Spenden 689.550,43 931.228,88<br />
2. Verbindlichkeiten<br />
aus Lieferungen und Leistungen<br />
3. Verbindlichkeiten gegenüber<br />
32.608,41 41.183,25<br />
nahestehenden Unternehmen 0 24.414,25<br />
4. Sonstige Verbindlichkeiten 176.281,42 38.814,26<br />
Rechnungsabgrenzungsposten 388,85 606,00<br />
Gesamt 1.111.161,77 1.242.710,97<br />
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Bestellcoupon<br />
Informationsmaterial<br />
Film <strong>AWO</strong> International<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong><br />
<strong>Jahresbericht</strong> 2006<br />
Magazin „weitblick“<br />
Newsletter <strong>AWO</strong> International (digital)<br />
Flyer „leben.aufbauen“<br />
Flyer „Wir über uns“<br />
<strong>AWO</strong> International-Kaffee<br />
250 g (gemahlen) je Päckchen 3,50 Euro<br />
500 g (gemahlen) je Päckchen 6,50 Euro<br />
1000 g (ganze Bohne) je Päckchen 12,80 Euro<br />
Flyer „fair.ändern“<br />
Bestellpostkarte „fair.ändern“<br />
Aufsteller „fair.ändern“<br />
Werbematerial<br />
Postkarten (verschiedene Motive)<br />
Aufkleber „<strong>AWO</strong> International“ (klein)<br />
Pin „<strong>AWO</strong> International“<br />
Poster „leben.aufbauen“<br />
Informationen zu Spendenprojekten<br />
Tribal Girls Hostel (Indien)<br />
Menschenrechtsarbeit (Mexiko)<br />
Präventionsprojekt Sichelzellenanämie (Indien)<br />
Mitgliedschaft<br />
Antrag auf Mitgliedschaft bei <strong>AWO</strong> International<br />
Bei größeren Bestellungen berechnen wir eine Portopauschale<br />
von 5 Euro. Wir bitten um Verständnis.<br />
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<strong>AWO</strong> International e.V.<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Blücherstraße 62<br />
10961 Berlin<br />
Bitte tragen Sie hier Ihre Adresse ein. Vielen Dank!<br />
Gerne leihen wir Ihnen für Ihre<br />
Veranstaltungen Rollups oder Fotos<br />
zur Projektarbeit und zum <strong>AWO</strong><br />
International-Kaffee. Sprechen Sie<br />
uns an, wenn Sie an einer Verlinkung<br />
interessiert sind oder Sie für <strong>AWO</strong> International-Kaffee<br />
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Projektarbeit, veranstalten Sie einen<br />
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Kontakt: Öffentlichkeitsarbeit<br />
Saskia Thiel, Telefon: 030 25389-308<br />
saskia.thiel@awo<strong>international</strong>.de
Zwei Bäuerinnen in den indischen Western Ghats Bergen.
<strong>AWO</strong> International e.V. ist Mitglied von<br />
<strong>AWO</strong> International e.V.<br />
Blücherstraße 62, 10961 Berlin<br />
Telefon 030 25389300, Fax 030 25389307<br />
E-Mail mail@awo<strong>international</strong>.de<br />
www.awo<strong>international</strong>.de<br />
Spendenkonto<br />
Bank für Sozialwirtschaft<br />
Konto-Nr. 10 11 12, BLZ 100 205 00