ZLB ZUKUNFTSWERKSTATT LINKE BILDUNGSPOLITIK - Die Linke
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Bundesarbeitsgemeinschaft Bildungspolitik der <strong>LINKE</strong>N tagte –Ein Bericht<br />
red<br />
Das Thema: „Eine Schule für alle – Wege zur Gemeinschaftsschule“ stand im Mittelpunkt einer<br />
Beratung der Bundesarbeitsgemeinschaft Bildungspolitik am 9. und 10.Mai 2009 in Berlin.<br />
Vertreter der Landesarbeitsgemeinschaften, Mitglieder von Arbeitskreisen der BAG und Gäste führten<br />
einen angeregten und anregenden Erfahrungsaustausch.<br />
Als Gäste nahmen Prof. Dr. Matthias von Saldern von der Uni Lüneburg, der Vorsitzende der<br />
Gemeinnützigen Gesellschaft Gesamtschulen und längeres gemeinsames Lernen (GGG), Lothar Sack<br />
und der Schulleiter der Fritz- Karsen- Oberschule Berlin-Neukölln, Robert Giese, teil.<br />
Gerd Sielski, geschäftsführender Sprecher der BAG, begrüßte die Teilnehmer und schätzte die Lage in<br />
der BAG nach ihrer Gründung in Hamburg vor eineinhalb Jahren ein. Es ist ein durchaus positives<br />
Ergebnis, dass die Grundorientierung von Hamburg durch Beschlüsse des Parteivorstandes untersetzt<br />
worden ist und nunmehr in allen Bundesländern anerkannte Landesarbeitsgemeinschaften (außer in<br />
Bayern, wo die Uhren langsamer ticken) gegründet wurden, die eine bildungspolitischen<br />
Beschlusslage in den Landesverbänden herbeigeführt haben. Alle Landesverbände, auch Bayern,<br />
treten heute für ein längeres gemeinsames Lernen, für eine Schule für alle ein. Wer hätte das vor<br />
einem Jahr gedacht.<br />
Prof. Dr. von Saldern ging in seinem Vortrag auf Faktoren ein, die nach seiner Sicht auf dem Wege<br />
zur Gemeinschaftsschule bedeutsam seien. Er stellte voran, das im internationalen Vergleich<br />
integrierte Schulsysteme eine ausgewogene Verteilung der Bildungschancen und stärkere<br />
Schülerleistungen mit sich brächten.<br />
Er nannte die Region, in der der starke Schülerrückgang zu Konsequenzen führen müsse. Schule sei<br />
nicht nur Schule, sondern Teil des öffentlichen Lebens und wenn sie gut gelinge, auch ein wichtiger<br />
kultureller Beitrag. Deshalb müsse man die Schule in der Region sichern.<br />
<strong>Die</strong> Eltern wollten eine wohnortnahe Schule, in der die Kinder gut aufgehoben wären. Je näher man an<br />
einer Gesamtschule wohne desto größer sei auch die Zustimmung zu integrierten Schulformen.<br />
Generell gäbe es zu solchen Formen bei Eltern eher Zustimmung als Ablehnung. In Niedersachsen<br />
läge in verschiedenen Städten die Zustimmung in der Spanne von 57-88%.<br />
Auch die Wirtschaft fordere immer mehr, dass die Schüler/innen länger gemeinsam Lernen und die<br />
frühe Selektion abgeschafft werde. Auch würden Forderungen nach einer Neugestaltung der<br />
Lehrerbildung hin zur Stufenlehrerausbildung laut.<br />
Aus der Wissenschaft komme der Hinweis, dass das Festhalten an Schulformen nach vorgeblichen<br />
Begabungstypen eine Fiktion sei. Das wurde an verschiedenen Untersuchungen nachgewiesen. Das<br />
Fazit sei: In Deutschland wird zu früh selektiert. <strong>Die</strong> Grundschulempfehlung wie das Sitzenbleiben<br />
sind Instrumente, die auf den Schrott gehörten.<br />
<strong>Die</strong> Wissenschaft stelle fest, dass es keine starren Begabungstypen gibt, wohl aber vielfältige<br />
Begabungen. <strong>Die</strong> Konsequenz sei ein flexibles Schulsystem mit guter Diagnostik und Beratung, in<br />
dem der Einzelne im Mittelpunkt stehe und an seine Grenzen geführt werde – der Schwache ebenso<br />
wie der Hochbegabte.<br />
Ein besonderes Problem seien die Förderschulen, die es so nur in Deutschland gäbe. <strong>Die</strong> Diskussion<br />
um die inklusive Schule sei jetzt außerordentlich wichtig.<br />
Der Vortrag endete mit der Forderung nach einem flexiblen Schulsystem.<br />
Schülerrückgang und die breite Diskussion nach PISA führen zu Schulen mit längerem gemeinsamem<br />
Lernen. In diesen Schulen, so sie schon heute bestehen, werde Heterogenität akzeptiert und positiv<br />
genutzt. Lebensalter und Schulleistung müssten entkoppelt werden. Prinzipien der<br />
Gemeinschaftsschule Grundschule müssten nach oben getragen werden.<br />
Es würde in der Schule für alle die Betreuung und Förderung der Hochbegabten genauso geben, wie<br />
den Lift-Kurs für Schüler, die mal schwächeln.<br />
Gleichbehandlung sei die Ungleichbehandlung der Ungleichen. (Im Gegensatz zur Annahme, dass alle<br />
Haupt, -Realschüler und alle Gymnasiasten und alle Förderschüler gleich seien.)<br />
Vieles von dem sei den Politikern bekannt. „Vater verzeih’ ihnen, denn sie tun nicht, was sie wissen“,<br />
so Ursula Schneider von der Uni Graz.<br />
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