ZLB ZUKUNFTSWERKSTATT LINKE BILDUNGSPOLITIK - Die Linke
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DIE <strong>LINKE</strong> im Bundestag<br />
Aus dem Bundestag<br />
Sonja Staack<br />
Schuldenbremse: Sparrunden in der Bildung vorprogrammiert<br />
Noch vor der Sommerpause will die große Koalition die Föderalismusreform II beschließen. Ein<br />
Kernbestandteil: <strong>Die</strong> Schuldenbremse. Den Ländern und Kommunen droht damit die finanzielle<br />
Grundlage für eine gestaltende Politik – und damit nicht zuletzt für eine gute Bildung – entzogen zu<br />
werden. Bereits ab 2011 würde die Kreditaufnahme stark eingeschränkt, der Bund müsste bis 2016<br />
eine Neuverschuldung von höchstens 0,35 Prozent des BIP erreichen, für die Länder würde ab 2020<br />
ein Neuverschuldungsverbot gelten. Der Handlungsdruck wird durch die Wirtschaftskrise dramatisch<br />
verschärft, denn massive Steuerausfälle in den kommenden Jahren sind absehbar.<br />
SPD und CDU/CSU versuchen die Folgen der Schuldenbremse herunterzuspielen. Doch die<br />
öffentlichen Anhörungen im Rechtsausschuss und im Bildungsausschuss des Bundestags haben<br />
deutlich gemacht: Massive Einschnitte durch Sparhaushalte sind vorprogrammiert, und das geht nur<br />
mit erheblichem Personalabbau im öffentlichen <strong>Die</strong>nst. Das würde zuallererst die Bildung treffen. Auf<br />
dem Bildungsgipfel im Oktober 2008 hatte die Kanzlerin noch vollmundig eine Steigerung der<br />
Bildungsausgaben auf 10 Prozent des BIP versprochen. Auf der Anhörung im Bildungsausschuss<br />
rechnete Roman Jaich von der GEW vor, dass dies Mehrausgaben von ca. 30 Mrd. Euro pro Jahr<br />
bedeuten würde. In einem Gutachten für die Hans-Böckler-Stiftung hat er außerdem berechnet, dass<br />
eigentlich Mehrausgaben von knapp 40 Mrd. Euro nötig wären, um die Unterfinanzierung der<br />
Bildungssysteme zu überwinden. Mit der Schuldenbremse ist das alles nicht zu machen.<br />
<strong>Die</strong> SPD wirbt außerdem damit, es sei ihr gelungen, das Kooperationsverbot für Bund und Länder in<br />
der Schulpolitik zu lockern. In Wahrheit ist die hier geplante Korrektur mehr als dürftig: Bund und<br />
Ländern soll „im Fall von Naturkatastrophen oder außergewöhnlichen Notsituationen“ die<br />
Zusammenarbeit in der Bildung erlaubt werden. Das strukturelle Problem unterfinanzierter<br />
Bildungssysteme, welches mit den Bildungsgipfel-Zielen immerhin anerkannt wurde, ist aber kein<br />
Problem außergewöhnlicher Notsituationen, sondern erfordert eine reguläre Bildungsförderung. DIE<br />
<strong>LINKE</strong> fordert die Einführung einer Gemeinschaftsaufgabe Bildung von Bund und Ländern. Der<br />
Bundestag wird am 29. Mai, der Bundesrat voraussichtlich in der ersten Juli-Woche über die<br />
Föderalismusreform II entscheiden.<br />
Hochschulpakt II auf Eis?<br />
18 Mrd. zusätzlich sollte es für Hochschulen und Forschung geben – so jedenfalls hat es die<br />
Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) beschlossen. Hieraus soll auch<br />
der Hochschulpakt II finanziert werden. Der ist bitter nötig, denn die Hochschulen sind auf die<br />
doppelten Abiturjahrgänge bisher nicht eingestellt. Das zusätzliche Geld wird gebraucht, um den<br />
Status Quo der Studienbedingungen überhaupt halten zu können – von einer besseren Finanzierung<br />
der Hochschulen ganz zu schweigen. Doch nun hat der Bundesfinanzminister das ganze Projekt in<br />
Frage gestellt: Nach der Finanzministerkonferenz am 30. April erklärte er, die Programme seien auf<br />
seinen Druck hin insgesamt unter Haushaltsvorbehalt gestellt worden. "Milliardenschwere<br />
Wahlgeschenke wie die Abwrackprämie werden schnell durchgewinkt, Ausgaben für Bildung und<br />
Forschung werden auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben", sagte hierzu Petra Sitte, stv.<br />
Fraktionsvorsitzende der <strong>LINKE</strong>N im Bundestag.<br />
Umstritten ist auch, wo die Gelder hingehen. Neben dem Hochschulpakt II hat die GWK u.a. auch<br />
eine Fortsetzung der Exzellenzinitiative vorgesehen. Nele Hirsch, bildungspolitische Sprecherin der<br />
Fraktion, machte deutlich, wo es aus Sicht der <strong>LINKE</strong>N hingehen muss: "Wir fordern, den<br />
Elitewettbewerb auslaufen zu lassen und die entsprechenden Mittel in neue Studienplätze zu stecken.<br />
<strong>Die</strong> zweite Runde des Hochschulpakts muss Priorität haben, um die ständig steigende Zahl<br />
studierwilliger junger Menschen mit guten Studienplätzen versorgen zu können." Am 4. Juni<br />
entscheiden die Ministerpräsidenten der Länder, ob die Gelder nun fließen – oder die Entscheidung bis<br />
nach der Wahl vertagt wird.<br />
Zehn Jahre Bologna-Prozess – eine Erfolgsgeschichte?<br />
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