ZLB ZUKUNFTSWERKSTATT LINKE BILDUNGSPOLITIK - Die Linke
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Eine Spezialität der Bertelsmann- Stiftung (BS) ist es, mittels PPP und „gute Fee gegen Verkrustung,<br />
Bürokratie und unfähigen Staat“ aufzutreten, ihre Projekte unter wechselnden Namen und mit stets<br />
wechselnden Partnern anzudienen und in die durch Kürzung der staatlichen Mittel entstandenen<br />
Lücken zu stoßen, das gesamte Reformvokabular zu adaptieren und inhaltlich die emanzipatorischen<br />
und systemkritischen Inhalte ihrer politischen Zielsetzung zu entziehen und in die gegenteilige<br />
systemstabilisierende Richtung umzubiegen.<br />
Neben der Größe der einzusetzenden Mittel, ist die BS anders als alle anderen Stiftungen<br />
(Volkswagen, Bosch usw.) ausschließlich operativ tätig. Sie vergibt keine Mittel an „gute Projekte“,<br />
sondern entwickelt eigene Projekte und Kampagnen und übernimmt fast immer die Projektleitung<br />
durch „eigene“ Leute. Sie sammelt die dabei anfallenden Daten und verwaltet sie. Schon heute hat sie<br />
mit ihren Töchtern die umfassendste Datensammlung über Schulen und Schüler. (Allerdings nicht<br />
vollständig: Dazu fehlt noch die Errichtung des „Zentralen Schülerdaten-Registers. Das würde ihr die<br />
persönlichen Daten und Leistungs- wie Ausbildungsdaten aller SchülerInnen über 13 Jahre öffnen. Da<br />
schon jetzt einzelne ihrer Töchter mit Schülerdaten handeln, liegt hier ein enormer potentieller Markt<br />
mit enormer politischer Macht). Sie bindet erhebliche staatliche Mittel vertraglich auf Jahre, indem sie<br />
geringe eigene Mittel nur dann einsetzt, wenn der Partner erhebliche seiner Mittel zur Verfügung<br />
stellen. Anders als andere Stiftungen verfügt sie auch über in internationale publizistische Mittel,<br />
Verfahren und Erfahrungen, die Öffentlichkeit zu erreichen.<br />
Weit vorausschauend greift die BS reale gesellschaftliche Probleme und Konflikte unter<br />
gemeinnützigem Label und als scheinbar neutraler Beobachter auf. Im Kern will die BS nicht auf die<br />
klassische Weise die Privatisierung, d. h die Übernahme von öffentlichen Eigenstumstiteln. Sie setzt<br />
auf PPP, auf die Durchdringung des Sozialstaats. Um ihn langfristig auszutrocknen, auszuhungern,<br />
überflüssig zu machen.<br />
Dabei geht Bertelsmann seinen eigenen Weg, fast eigensinnig, allein mit der Macht des großen<br />
Kapitals, nicht mittels Unternehmervereinigungen wie BDI und BDA, aber keineswegs gegen sie.<br />
Bertelsmann wirkt vor allem über nationale und internationale Netzwerke unter Nutzung der<br />
Steuergesetze (Stiftung), bei geschickter Bindung öffentlicher Gelder und Institutionen und allein dem<br />
Stifter Reinhard Mohn und seiner Frau Liz verpflichtet. Gleichwohl stramm neoliberal und global<br />
aggressiv.<br />
Denn, wie bei einer Schlupfwespe in die Raupe, legt Bertelsmann in alle gesellschaftlichen Bereiche<br />
seine „Eier“ ab, die im Inneren der Institutionen und oft unbemerkt heranwachsen, wie bei einer<br />
Raupe, sogar genährt vom Wirtstier. Wenn es an der Zeit ist, schlüpft die neue Schlupfwespe und lässt<br />
die Wirtsraupe als leere und tote Hülle zurück.<br />
Wer ist Bertelsmann?<br />
<strong>Die</strong> bekannte Reihe „Konzerne in Schaubildern“ (Hoppenstedt- Verlag) konnte Bertelsmann mit 600<br />
Einzelfirmen schon 2002 nur auf 14 Seiten darstellen. Darum hier nur ein Überblick:<br />
<strong>Die</strong> Bertelsmann AG, Sitz Gütersloh<br />
76,1 % gehören der Bertelsmann-Stiftung, 23, 9 % der Familie Mohn. Umsatz: 20 Mrd. € (in Europa:<br />
5,54 Mrd. €) bei 100 000 Beschäftigten weltweit. <strong>Die</strong> einzelnen Gruppen der AG waren am Umsatz<br />
2003 beteiligt:<br />
RTL-Group (Sender) 25, 7 % Random House (Verlage) 10, 2 %<br />
Gruner+ Jahr 14, 3 % BMG (Musik) 15, 6<br />
%<br />
Direkt Group 13, 2 % Arvato (Firmendienstleistungen) 21,0<br />
%<br />
Bertelsmann ist aktiv im European Services Forum, einer Lobby-Organisation von <strong>Die</strong>nstleistern.<br />
Darüber auch an den internationalen Verhandlungen der WTO bei GATS, TRIPS und dem MAI<br />
beteiligt. Von 1983 – 2002 war der Vorstandschef Mark Wössner im European Round Table of<br />
Industrialists (ERT) aktiv, der führende Industrielle aller Art angehören und die auf Bildungs-,<br />
Forschungs-, Technologie-, EU- und Wirtschaftspolitik Einfluss nimmt. So hat sie auf den<br />
Maastricht- Vertrag gedrängt.<br />
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