Veröffentlichung der Entschließungen und Anträge - IG Metall
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21. ordentlicher Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> 2007<br />
Veröffentlichung <strong>der</strong><br />
Entschließungen <strong>und</strong> Anträge
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,<br />
auf dem 21. Ordentlichen Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> werden die Delegierten<br />
sieben Entschließungen sowie die Anträge zur Satzung <strong>und</strong> die Anträge zu den Entschließungen<br />
diskutieren <strong>und</strong> über sie entscheiden. Die Entschließungen <strong>und</strong> Anträge<br />
umfassen die ganze Bandbreite <strong>der</strong> für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> relevanten Themen. Sie<br />
reichen von <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den zentralen politischen <strong>und</strong> gesellschaftlichen,<br />
sozialen <strong>und</strong> ökonomischen Entwicklungen bis zu den entscheidenden<br />
tarif-, betriebs- <strong>und</strong> organisationspolitischen Herausfor<strong>der</strong>ungen für die<br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Mit dieser Broschüre stellen wir den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>und</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />
sämtliche Entschließungen <strong>und</strong> Anträge vor.<br />
Mit <strong>der</strong> Veröffentlichung <strong>der</strong> „Themen <strong>und</strong> Thesen für die Entschließungen“ wurden<br />
die Verwaltungsstellen <strong>und</strong> die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> frühzeitig <strong>und</strong> ausführlich<br />
über die Schwerpunkte des Gewerkschaftstages - beson<strong>der</strong>s mit Blick auf zu<br />
stellende Anträge – informiert. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass dieses Instrument<br />
gut angenommen wurde <strong>und</strong> damit die Qualität <strong>der</strong> inhaltlichen Vorbereitung<br />
auf den Gewerkschaftstag verbessert werden konnte.<br />
Im November ist es nun Aufgabe <strong>der</strong> Delegierten, anhand <strong>der</strong> Entschließungen <strong>und</strong><br />
Anträge darüber zu entscheiden, wie sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu den gr<strong>und</strong>legenden Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
positionieren will <strong>und</strong> welche Ziele sie in den kommenden vier<br />
Jahren ins Zentrum ihrer Arbeit rücken wird. Das Motto des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />
„Zukunft braucht Gerechtigkeit“ ist dafür ein gutes Leitbild.<br />
Frankfurt am Main, im August 2007<br />
Berthold Huber<br />
2. Vorsitzen<strong>der</strong><br />
1
Entschließungen <strong>und</strong> Anträge<br />
an den 21. ordentlichen Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
4. bis 10. November 2007 in Leipzig<br />
Anträge zur Satzung 5<br />
Anträge S.001 bis S.047<br />
Entschließung 1 – Gesellschaftspolitik <strong>und</strong> allgemeine Gewerkschaftspolitik 11<br />
Anträge 1.001 bis 1.076<br />
Entschließung 2 – Wirtschafts- <strong>und</strong> Beschäftigungspolitik 43<br />
Anträge 2.001 bis 2.024<br />
Entschließung 3 – Tarifpolitik 59<br />
Anträge 3.001 bis 3.098<br />
Entschließung 4 – Sozialpolitik 99<br />
Anträge 4.001 bis 4.074<br />
Entschließung 5 – Betriebs- <strong>und</strong> Mitbestimmungspolitik 125<br />
Anträge 5.001 bis 5.041<br />
Entschließung 6 – Organisations- <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung, Organisationspolitik 151<br />
Anträge 6.001 bis 6.100<br />
Entschließung 7 – Bildung <strong>und</strong> Qualifizierung 185<br />
Anträge 7.001 bis 7.078<br />
3
Anträge zur Satzung<br />
Satzung § 2 Absatz 1:<br />
Aufgaben <strong>und</strong> Ziele <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
S.001 Antragsteller/in: Stuttgart<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 2 Absatz 1 <strong>der</strong> Satzung wird am Ende des ersten<br />
Absatzes wie folgt erweitert:<br />
Sowie die Gleichstellung bzw. die Integration von<br />
behin<strong>der</strong>ten Menschen in die Gesellschaft <strong>und</strong> in<br />
die Arbeitswelt.<br />
Satzung § 2 Absatz 3 Ziffer 9 (neu):<br />
Aufgaben <strong>und</strong> Ziele <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
S.002 Antragsteller/in: Reutlingen-<br />
Tübingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
In § 2 Absatz 3 <strong>der</strong> Satzung wird eine neue Ziffer 9<br />
eingefügt <strong>und</strong> die Nummernfolge <strong>der</strong> nachfolgenden<br />
Ziffern entsprechend geän<strong>der</strong>t:<br />
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Selbstbestimmung <strong>und</strong> gleichberechtigte<br />
Teilhabe behin<strong>der</strong>ter <strong>und</strong> von Behin<strong>der</strong>ung<br />
bedrohter Menschen am Leben in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
<strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e am Arbeitsleben.<br />
Satzung § 2 Absatz 3 Ziffer 9 (neu):<br />
Aufgaben <strong>und</strong> Ziele <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
S.003 Antragsteller/in: Erfurt<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
In § 2 Absatz 3 <strong>der</strong> Satzung wird eine neue Ziffer 9<br />
eingefügt <strong>und</strong> die Nummernfolge <strong>der</strong> nachfolgenden<br />
Ziffern entsprechend geän<strong>der</strong>t:<br />
Vertretung <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> gleichberechtigten<br />
Teilhabe behin<strong>der</strong>ter <strong>und</strong> von Behin<strong>der</strong>ung bedrohter<br />
Menschen am Leben in <strong>der</strong> Gesellschaft, insbeson<strong>der</strong>e<br />
am Arbeitsleben.<br />
Satzung § 2 Absatz 3 Ziffer 9 (neu):<br />
Aufgaben <strong>und</strong> Ziele <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
S.004 Antragsteller/in: Kaiserslautern<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
In § 2 Absatz 3 <strong>der</strong> Satzung wird eine neue Ziffer 9<br />
eingefügt <strong>und</strong> die Nummernfolge <strong>der</strong> nachfolgenden<br />
Ziffern entsprechend geän<strong>der</strong>t:<br />
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Selbstbestimmung <strong>und</strong> gleichberechtigte<br />
Teilhabe behin<strong>der</strong>ter Menschen <strong>und</strong> von<br />
Behin<strong>der</strong>ung bedrohter Menschen am Leben in <strong>der</strong><br />
Gesellschaft <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e am Arbeitsleben.<br />
Satzung § 2 Absatz 3 Ziffer 9 (neu):<br />
Aufgaben <strong>und</strong> Ziele <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
S.005 Antragsteller/in: Mittelhessen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 2 Absatz 3 Ziffer 9 <strong>der</strong> Satzung erhält einen neuen<br />
Text, <strong>der</strong> nachfolgend abgedruckt ist.<br />
Die bisherigen Ziffern 9 bis 12 verschieben sich um<br />
jeweils eine Ziffer.<br />
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Selbstbestimmung <strong>und</strong> gleichberechtigte<br />
Teilhabe behin<strong>der</strong>ter <strong>und</strong> von Behin<strong>der</strong>ung<br />
bedrohter Menschen am Leben in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
<strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e am Arbeitsleben.<br />
Satzung § 2 Absatz 3 Ziffer 7 (neu):<br />
Aufgaben <strong>und</strong> Ziele <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
S.006 Antragsteller/in: Herne<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
In § 2 Absatz 3 <strong>der</strong> Satzung wird eine neue Ziffer 7<br />
eingefügt <strong>und</strong> die Nummernfolge <strong>der</strong> nachfolgenden<br />
Ziffern entsprechend geän<strong>der</strong>t:<br />
die Gleichbehandlung <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Rentner<br />
<strong>und</strong> Rentnerinnen in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
Satzung § 2 Absatz 2:<br />
Aufgaben <strong>und</strong> Ziele <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
S.007 Antragsteller/in: Berlin<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 2 Absatz 2 <strong>der</strong> Satzung wird wie folgt geän<strong>der</strong>t:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wahrt <strong>und</strong> verteidigt die freiheitlich-demokratische<br />
Gr<strong>und</strong>ordnung sowie die demokratischen<br />
Gr<strong>und</strong>rechte. Die Verteidigung dieser Rechte<br />
hinsichtlich <strong>der</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Wirtschaftsbedingungen,<br />
insbeson<strong>der</strong>e des sozialen Rechtsstaates, <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> Unabhängigkeit sowie Existenz <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />
<strong>und</strong> ihrer Tarifautonomie erfolgt notfalls durch<br />
Auffor<strong>der</strong>ung des Vorstandes an die Mitglie<strong>der</strong>, zu<br />
diesem Zweck die Arbeit nie<strong>der</strong>zulegen (Wi<strong>der</strong>standsrecht<br />
gemäß Artikel 20 Absatz 4 GG <strong>und</strong> Streikrecht<br />
gemäß Artikel 9 Absatz 3 GG). Insoweit erkennt<br />
die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> den politischen Streik als Kampfmittel<br />
<strong>der</strong> Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen an.<br />
Satzung § 3 Ziffer 1 Absatz 2:<br />
Beitritt<br />
S.008 Antragsteller/in: Aschaffenburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 3 Ziffer 1 Absatz 2 <strong>der</strong> Satzung ist zu beginnen:<br />
Schüler <strong>und</strong> Praktikanten mit einem mindestens<br />
vierwöchigen Praktikum, …<br />
5
Satzung § 3 Ziffer 1 Absatz 3:<br />
Beitritt<br />
S.009 Antragsteller/in:<br />
Jugendausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 3 Ziffer 1 Absatz 3 <strong>der</strong> Satzung ist wie folgt zu ergänzen:<br />
Entsprechendes gilt für Teilnehmer <strong>und</strong> Teilnehmerinnen<br />
an Ausbildungs- <strong>und</strong> Weiterbildungsmaßnahmen,<br />
die nicht in einem <strong>der</strong> vorgenannten Betriebe<br />
durchgeführt werden sowie Schüler/-innen<br />
<strong>und</strong> Praktikant/-innen<br />
Satzung § 5 Ziffer 2 Absatz 8:<br />
Höhe <strong>der</strong> Beiträge<br />
S.010 Antragsteller/in:<br />
Jugendausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 5 Ziffer 2 Absatz 8 <strong>der</strong> Satzung wird wie folgt geän<strong>der</strong>t:<br />
Schüler, Praktikanten <strong>und</strong> Studierende leisten einen<br />
Beitrag von 2,05 Euro.<br />
Satzung § 5 Ziffer 2:<br />
Höhe <strong>der</strong> Beiträge<br />
S.011 Antragsteller/in: Halle<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 5 Ziffer 2 <strong>der</strong> Satzung wird in Absatz 5 <strong>und</strong> Absatz<br />
9 geän<strong>der</strong>t, ein neuer Absatz 11 wie folgt eingefügt:<br />
§ 5 Ziffer 2 Absatz 5<br />
Mitglie<strong>der</strong>, die eine Leistung aus <strong>der</strong> Sozialversicherung<br />
erhalten, wie Rentner <strong>und</strong> Rentnerinnen,<br />
Vorruheständler <strong>und</strong> Vorruheständlerinnen, Kranke<br />
mit Krankengeldbezug, Umschüler <strong>und</strong> Umschülerinnen<br />
sowie Bezieher <strong>und</strong> Bezieherinnen von Arbeitslosengeld<br />
nach SGB III zahlen 0,5 Prozent <strong>der</strong><br />
monatlichen Leistung.<br />
§ 5 Ziffer 2 Absatz 9<br />
Arbeitslose nach SGB II, Mitglie<strong>der</strong> in Elternzeit,<br />
Kranke ohne Krankengeldbezug sowie Mitglie<strong>der</strong>,<br />
die sich in einem anerkannten privaten Insolvenzverfahren<br />
befinden, leisten einen monatlichen Beitrag<br />
von 1,00 Euro.<br />
§ 5 Ziffer 2 Absatz 11(neu)<br />
Mitglie<strong>der</strong>, die auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> ab 01.01.2004 geltenden<br />
Satzung einen an<strong>der</strong>en Beitrag zahlen, werden<br />
von Beitragserhöhungen ausgenommen, bis<br />
eine Statutsän<strong>der</strong>ung eintritt.<br />
Satzung § 5 Ziffer 2 Absatz 10 (neu):<br />
Höhe <strong>der</strong> Beiträge<br />
S.012 Antragsteller/in: Herne<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Dem § 5 Ziffer 2 <strong>der</strong> Satzung wird folgen<strong>der</strong> Absatz<br />
10 hinzugefügt:<br />
Mitglie<strong>der</strong>, die Arbeitslosengeld 2 (ALG 2) beziehen,<br />
entrichten für die Dauer dieses Bezuges keine<br />
Beiträge.<br />
Absatz 10 wird Absatz 11.<br />
Satzung § 5 Ziffer 2 Absatz 8:<br />
Höhe <strong>der</strong> Beiträge<br />
S.013 Antragsteller/in: Hannover<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 5 Ziffer 2 Absatz 8 wird wie folgt ergänzt:<br />
Für Studierende in berufsbegleitenden Studiengängen<br />
(wie zum Beispiel Studenten im Praxisverb<strong>und</strong><br />
o<strong>der</strong> Berufsakademiestudenten) beträgt <strong>der</strong><br />
Beitrag 1 % des monatlichen Entgeltes.<br />
Satzung § 5 Ziffer 2 Absatz 8:<br />
Höhe <strong>der</strong> Beiträge<br />
S.014 Antragsteller/in: Braunschweig<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 5 Ziffer 2 Absatz 8 <strong>der</strong> Satzung wird wie folgt ergänzt:<br />
Für Studierende in berufsbegleitenden Studiengängen<br />
(wie zum Beispiel Studenten im Praxisverb<strong>und</strong><br />
o<strong>der</strong> Berufsakademiestudenten) beträgt <strong>der</strong><br />
Beitrag 1 % des monatlichen Entgeltes.<br />
Satzung § 5 Ziffer 2 Absatz 9:<br />
Höhe <strong>der</strong> Beiträge<br />
S.015 Antragsteller/in: Herne<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 5 Ziffer 2 Absatz 9 <strong>der</strong> Satzung wird wie folgt geän<strong>der</strong>t:<br />
Arbeitslose, Mitglie<strong>der</strong> in Elternzeit, Kranke ohne<br />
Krankengeldbezug sowie Mitglie<strong>der</strong>, die sich im<br />
Beantragungsverfahren zu einer Privatinsolvenz<br />
o<strong>der</strong> in einem anerkannten Privatinsolvenzverfahren<br />
befinden, leisten einen monatlichen Beitrag<br />
von 1,53 Euro.<br />
6
Satzung § 5 Ziffer 2 Absatz 9:<br />
Höhe <strong>der</strong> Beiträge<br />
S.016 Antragsteller/in: Herne<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 5 Ziffer 2 Absatz 9 <strong>der</strong> Satzung soll um folgenden<br />
Nebensatz erweitert werden:<br />
…, dieser kann auch durch freiwillige (anonyme) Patenschaften<br />
an<strong>der</strong>er <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Mitglie<strong>der</strong> abgedeckt<br />
werden.<br />
Satzung § 5 Ziffer 6:<br />
Höhe <strong>der</strong> Beiträge<br />
S.017 Antragsteller/in: Lörrach<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 5 Ziffer 6 in <strong>der</strong> Satzung wird wie folgt geän<strong>der</strong>t:<br />
Bei vorübergehen<strong>der</strong> finanzieller Notlage kann <strong>der</strong><br />
Ortsvorstand auf entsprechenden Antrag, zeitlich<br />
befristet für maximal 24 Monate, den Beitrag auf<br />
bis zu 1,53 Euro reduzieren.<br />
Voraussetzung ist eine mindestens zweijährige<br />
Mitgliedschaft.<br />
Im Falle des Leistungsbezuges, <strong>der</strong> eine satzungsgemäße<br />
Beitragszahlung voraussetzt, werden die<br />
vor Absenkung gezahlten Durchschnittsbeiträge<br />
zugr<strong>und</strong>e gelegt.<br />
Im Antrag an den Ortsvorstand für die Gewährung<br />
<strong>der</strong> Beitragsreduzierung muss die finanzielle Notlage<br />
nachvollziehbar begründet werden.<br />
Satzung § 13:<br />
Beteiligung von Frauen, Senioren, Rentnern <strong>und</strong><br />
Jugendlichen<br />
S.018 Antragsteller/in: Krefeld<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 13 <strong>der</strong> Satzung wird wie folgt geän<strong>der</strong>t:<br />
In den Organen <strong>und</strong> Gremien <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> müssen<br />
Frauen, Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen, Rentner <strong>und</strong><br />
Rentnerinnen <strong>und</strong> Jugendliche gr<strong>und</strong>sätzlich mindestens<br />
entsprechend ihres Anteils an <strong>der</strong> Mitgliedschaft<br />
vertreten sein.<br />
Das Verfahren wird in einer Richtlinie geregelt.<br />
Satzung § 13a (neu):<br />
Beteiligung von Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen<br />
S.019 Antragsteller/in: Gütersloh<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Nach § 13 <strong>der</strong> Satzung wird ein neuer § 13a eingefügt,<br />
<strong>der</strong> wie folgt lauten soll:<br />
In den Organen <strong>und</strong> Gremien <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> haben<br />
Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen gr<strong>und</strong>sätzlich angemessen<br />
wie an<strong>der</strong>e Gruppen vertreten zu sein.<br />
Satzung § 13a (neu):<br />
Beteiligung von Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen<br />
S.020 Antragsteller/in: Bielefeld<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Nach § 13 <strong>der</strong> Satzung wird ein neuer § 13a eingefügt,<br />
<strong>der</strong> wie folgt lauten soll:<br />
In den Organen <strong>und</strong> Gremien <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> haben<br />
Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen gr<strong>und</strong>sätzlich stimmberechtigt<br />
mit einem Vertreter/-in vertreten zu sein.<br />
Satzung § 14 Ziffer 1 Absatz 2:<br />
Verwaltungsstellen <strong>und</strong> Ortsvorstände<br />
S.02 Antragsteller/in: Salzgitter<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
In § 14 Ziffer 1 Absatz 2 <strong>der</strong> Satzung wird das Wort<br />
„benachbarten“ ersatzlos gestrichen <strong>und</strong> ein neuer<br />
Absatz 3 wie folgt eingefügt:<br />
Zwischen dem Vorstand <strong>und</strong> den beteiligten Verwaltungsstellen<br />
wird eine Vereinbarung über die<br />
Neuglie<strong>der</strong>ung abgeschlossen. Die mit dem Vorstand<br />
abgestimmten Geschäftspläne <strong>der</strong> beteiligten<br />
Verwaltungsstellen sind die Gr<strong>und</strong>lage für die<br />
zukünftige Finanzausstattung bei Neuglie<strong>der</strong>ung.<br />
Absatz 3 wird Absatz 4.<br />
Satzung §14 Ziffer 6 a):<br />
Verwaltungsstellen <strong>und</strong> Ortsvorstände<br />
S.022 Antragsteller/in: Nienburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 14 Ziffer 6 a) wie folgt zu ergänzen:<br />
Verwaltungsstellen, die nach § 14 Ziffer 1 Kooperationsverträge<br />
mit einer gemeinsamen Geschäftsführung<br />
bzw. die einen Fusionsvertrag vereinbaren,<br />
<strong>der</strong> zu einer Aufhebung bzw. Neuglie<strong>der</strong>ungen<br />
von Verwaltungsstellen führt, erhalten einen Sokkelbetrag<br />
in Höhe von 80 Prozent des bisherigen<br />
Sockelbetrages für jede beteiligte Verwaltungsstelle.<br />
Die Anpassung auf die jeweiligen 80 Prozent<br />
erfolgt in einem Zeitraum von vier Jahren. Die Höhe<br />
<strong>und</strong> Anpassung des Sockelbetrages erfolgt entsprechend<br />
<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Satzung festgelegten Regelung.<br />
Die durch die Reduzierung freiwerdenden Mittel <strong>der</strong><br />
Verwaltungsstellen fließen zweckgeb<strong>und</strong>en in den<br />
Strukturfonds <strong>und</strong> müssen ausschließlich Verwaltungsstellen<br />
zur Verfügung gestellt werden, die aufgr<strong>und</strong><br />
ihrer strukturellen Bedingungen nicht in <strong>der</strong><br />
Lage sind, ihre notwendigen Ausgaben bestreiten<br />
zu können <strong>und</strong> keine Möglichkeit <strong>der</strong> Kooperation<br />
bzw. Fusion haben.<br />
7
Satzung § 14 Ziffer 6 a):<br />
Verwaltungsstellen <strong>und</strong> Ortsvorstände<br />
S.023 Antragsteller/in: Stadthagen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 14 Ziffer 6 a) wird wie folgt ergänzt:<br />
Verwaltungsstellen, die nach § 14 Ziffer 1 Kooperationsverträge<br />
mit einer gemeinsamen Geschäftsführung<br />
bzw. einen Fusionsvertrag vereinbaren,<br />
<strong>der</strong> zu einer Aufhebung bzw. Neuglie<strong>der</strong>ung von<br />
Verwaltungsstellen führt, erhalten einen Sockelbetrag<br />
in Höhe von 80% des bisherigen Sockelbetrages<br />
für jede beteiligte Verwaltungsstelle. Die Anpassung<br />
auf die jeweiligen 80% erfolgt in einem<br />
Zeitraum von 4 Jahren. Die Höhe <strong>und</strong> Anpassung<br />
des Sockelbetrages erfolgt entsprechend <strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />
Satzung festgelegten Regelung.<br />
Die durch die Reduzierung freiwerdenden Mittel <strong>der</strong><br />
Verwaltungsstellen fließen zweckgeb<strong>und</strong>en in den<br />
Strukturfonds <strong>und</strong> müssen ausschließlich Verwaltungsstellen<br />
zur Verfügung gestellt werden, die aufgr<strong>und</strong><br />
ihrer strukturellen Bedingungen nicht in <strong>der</strong><br />
Lage sind, ihre notwendigen Ausgaben bestreiten<br />
zu können <strong>und</strong> keine Möglichkeit <strong>der</strong> Kooperation<br />
bzw. Fusion haben.<br />
Satzung § 14 Ziffer 6 a):<br />
Verwaltungsstellen <strong>und</strong> Ortsvorstände<br />
S.024 Antragsteller/in: Alfeld<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 14 Ziffer 6 a) wird wie folgt ergänzt:<br />
Die Verwaltungsstelle, die nach § 14 Ziffer 1 infolge<br />
eines Neuglie<strong>der</strong>ungsvertrages neu geglie<strong>der</strong>t<br />
wird, erhält einen Sockelbetrag in Höhe von 80 Prozent<br />
<strong>der</strong> bisherigen Sockelbeträge <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Neuglie<strong>der</strong>ung<br />
beteiligten Verwaltungsstellen.<br />
Die Anpassung des vermin<strong>der</strong>ten Sockelbetrages<br />
ist unter Berücksichtigung des Zeitraumes <strong>der</strong> realisierbaren<br />
Synergieeffekte <strong>und</strong> Einsparungseffekte<br />
in dem Neuglie<strong>der</strong>ungsvertrag festzulegen.<br />
Zumindest haben neu geglie<strong>der</strong>te Verwaltungsstellen<br />
vier Jahre lang Anspruch auf Sockelbeträge in <strong>der</strong><br />
Höhe, wie jede einzelne Verwaltungsstelle sie bei<br />
weiterer Eigenständigkeit laut Satzung erhalten würde.<br />
Satzung § 14 Ziffer 2 Absatz 2:<br />
Verwaltungsstellen <strong>und</strong> Ortsvorstände<br />
S.025 Antragsteller/in: Friedrichshafen-<br />
Oberschwaben<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
In § 14 Ziffer 2 Absatz 2 wird folgen<strong>der</strong> Satz angefügt:<br />
Stehen im Ortsvorstand nicht genügend Kandidaten<br />
bzw. Kandidatinnen zur Verfügung, wählt <strong>der</strong><br />
Ortsvorstand die restlichen Revisoren bzw. Revisorinnen<br />
aus den Reihen <strong>der</strong> Delegierten zur Delegiertenversammlung.<br />
Satzung § 14 Ziffer 2 Absatz 11:<br />
Verwaltungsstellen <strong>und</strong> Ortsvorstände<br />
S.026 Antragsteller/in:<br />
Jugendausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
In §14 Ziffer 2 Absatz 11 ist folgen<strong>der</strong> Satz anzufügen:<br />
Besteht ein Ortsjugendausschuss, so ist ein Mitglied<br />
aus diesem Gremium von den Mitglie<strong>der</strong>n des<br />
Ortsjugendausschuss in den Ortsvorstand zu wählen.<br />
Diese/r Jugenddelegierte/r hat im Ortsvorstand<br />
volles Stimmrecht.<br />
Satzung § 14 Ziffer 6 b):<br />
Verwaltungsstellen <strong>und</strong> Ortsvorstände<br />
S.027 Antragsteller/in:<br />
Remscheid-Solingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 14 Ziffer 6 b) wird wie folgt geän<strong>der</strong>t:<br />
40 Prozent ihrer Beitragseinnahmen aus Beiträgen<br />
gemäß § 5 Ziffer 2 Abs. 2,<br />
Satzung § 14 Ziffer 7 b):<br />
Verwaltungsstellen <strong>und</strong> Ortsvorstände<br />
S.028 Antragsteller/in:<br />
Remscheid-Solingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 14 Ziffer 7 b) wird wie folgt ergänzt:<br />
Verwaltungsstellen, <strong>der</strong>en 1 %-Zahler überwiegend<br />
in klein- <strong>und</strong> mittelgroßen Betrieben beschäftigt<br />
sind, haben zusätzlichen Anspruch aus dem Strukturfonds.<br />
Satzung § 14 Ziffer 9 Satz 3:<br />
Verwaltungsstellen <strong>und</strong> Ortsvorstände<br />
S.029 Antragsteller/in: Kontrollausschuss<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 14 Ziffer 9 Satz 3 <strong>der</strong> Satzung soll wie folgt ersetzt<br />
werden:<br />
Die Ortskassenbelege sind gr<strong>und</strong>sätzlich monatlich,<br />
mindestens alle drei Monate, durch die Ortsvorstandsrevisoren<br />
bzw. – revisorinnen zu prüfen.<br />
8
Satzung § 15 Ziffer 5:<br />
Delegiertenversammlung<br />
S.030 Antragsteller/in:<br />
Remscheid-Solingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 15 Ziffer 5 <strong>der</strong> Satzung wird wie folgt ergänzt:<br />
Die Entlastung <strong>der</strong> Geschäftsführer bzw. Geschäftsführerinnen<br />
<strong>und</strong> des Ortsvorstandes ist mindestens<br />
einmal im Kalen<strong>der</strong>jahr durchzuführen.<br />
Satzung § 16 Ziffer 3:<br />
Einteilung <strong>und</strong> Leitung <strong>der</strong> Bezirke<br />
S.031 Antragsteller/in:<br />
Remscheid-Solingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 16 Ziffer 3 wird ergänzt um folgenden Satz:<br />
Die Bezirksleiter werden von den Bezirkskonferenzen<br />
im ersten Halbjahr nach Inkrafttreten einer neuen<br />
Satzung bis zum nächsten Gewerkschaftstag gewählt.<br />
Vorschläge dazu werden auf <strong>der</strong> Versammlung<br />
gemacht. Zudem kann <strong>der</strong> Vorstand Vorschläge<br />
unterbreiten. Eine Wie<strong>der</strong>wahl ist zulässig.<br />
Satzung § 17 Ziffer 3:<br />
Bezirkskonferenzen<br />
S.032 Antragsteller/in:<br />
Remscheid-Solingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 17 Ziffer 3 wird nach Buchstabe g) ergänzt um den<br />
Satz:<br />
h) Wahl einer/eines Bezirksleiters/in nach dem jeweiligen<br />
ordentlichen Gewerkschaftstag.<br />
Satzung § 16 Ziffer 5 Absatz 4 Buchstabe b):<br />
Einteilung <strong>und</strong> Leitung <strong>der</strong> Bezirke<br />
S.033 Antragsteller/in: Gaggenau<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 16 Ziffer 5 Absatz 4 Buchstabe b) <strong>der</strong> Satzung wird<br />
ersatzlos gestrichen. Die Buchstabenfolge wird<br />
entsprechend angepasst.<br />
Satzung § 18 Ziffer 3 d) : Vorstand<br />
S.034 Antragsteller/in:<br />
Remscheid-Solingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 18 Ziffer 3 d) wird nach dem ersten Satz ergänzt:<br />
Anweisungen des Vorstandes an Verwaltungsstellen<br />
<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Bevollmächtigte – insbeson<strong>der</strong>e im<br />
Rahmen von Geschäftsplänen – müssen im gesamten<br />
Vorstand auf einer Sitzung beschlossen werden.<br />
Sie können nicht vom geschäftsführenden Vorstand<br />
o<strong>der</strong> von einem Vorstandsmitglied entschieden<br />
werden.<br />
Satzung § 20 Ziffer 2:<br />
Gewerkschaftstag<br />
S.035 Antragsteller/in: Lüdenscheid<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 20 Ziffer 2 <strong>der</strong> Satzung wird wie folgt ergänzt:<br />
Beim Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss die Jugend<br />
mindestens entsprechend ihrem Anteil an <strong>der</strong><br />
Mitgliedschaft vertreten sein.<br />
Das Verfahren wird in einer Richtlinie geregelt.<br />
Satzung § 20 Ziffer 2:<br />
Gewerkschaftstag<br />
S.036 Antragsteller/in: Werdohl-Iserlohn<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 20 Ziffer 2 <strong>der</strong> Satzung wird wie folgt ergänzt:<br />
Beim Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss die Jugend<br />
mindestens entsprechend ihrem Anteil an <strong>der</strong><br />
Mitgliedschaft vertreten sein.<br />
Das Verfahren wird in einer Richtlinie geregelt.<br />
Satzung § 20 Ziffer 11 Absatz 3:<br />
Gewerkschaftstag<br />
S.037 Antragsteller/in:<br />
Auslän<strong>der</strong>ausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 20 Ziffer 11 Absatz 3 <strong>der</strong> Satzung wird wie folgt<br />
geän<strong>der</strong>t:<br />
Anträge an den Gewerkschaftstag können stellen:<br />
die Delegiertenversammlungen <strong>der</strong> Verwaltungsstellen,<br />
<strong>der</strong> Vorstand, <strong>der</strong> Kontrollausschuss, <strong>der</strong><br />
Angestelltenausschuss-, <strong>der</strong> Frauen-, <strong>der</strong> Jugend-,<br />
<strong>der</strong> Handwerks- <strong>und</strong> <strong>der</strong> Migrationsausschuss beim<br />
Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />
Satzung § 20 Ziffer 11 Absatz 3:<br />
Gewerkschaftstag<br />
S.038 Antragsteller/in: Bonn-Rhein-Sieg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 20 Ziffer 11 Absatz 3 <strong>der</strong> Satzung wird wie folgt ergänzt:<br />
Anträge an den Gewerkschaftstag können stellen:<br />
Die Delegiertenversammlungen <strong>der</strong> Verwaltungsstellen,<br />
<strong>der</strong> Vorstand, <strong>der</strong> Kontrollausschuss, <strong>der</strong><br />
Angestellten-, <strong>der</strong> Frauen-, <strong>der</strong> Jugend-, <strong>der</strong> Handwerks-,<br />
<strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong>ausschuss <strong>und</strong> <strong>der</strong> Aus-<br />
9
schuss für außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit<br />
(AGA) beim Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />
Satzung § 20 Ziffer 11 Absatz 3:<br />
Gewerkschaftstag<br />
S.039 Antragsteller/in: Wuppertal<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 20 Ziffer 11 Absatz 3 <strong>der</strong> Satzung wird um den<br />
AGA-Ausschuss (außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit)<br />
ergänzt.<br />
Satzung § 20 Ziffer 11 Absatz 3:<br />
Gewerkschaftstag<br />
S.040 Antragsteller/in: Krefeld<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 20 Ziffer 11 Absatz 3 <strong>der</strong> Satzung soll wie folgt geän<strong>der</strong>t<br />
werden:<br />
1. Zu den dort genannten Ausschüssen soll die Aufnahme<br />
des A G A – Ausschusses erfolgen .<br />
2. Der Auslän<strong>der</strong>ausschuss ist durch Migrantenausschuss<br />
zu ersetzen.<br />
Satzung § 20 Ziffer 11 Absatz 3:<br />
Gewerkschaftstag<br />
S.041 Antragsteller/in: Dortm<strong>und</strong><br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 20 Ziffer 11 Absatz 3 <strong>der</strong> Satzung wird um den<br />
Ausschuss „Außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit“<br />
(AGA) ergänzt.<br />
Satzung § 20 Ziffer 11 Absatz 3:<br />
Gewerkschaftstag<br />
S.042 Antragsteller/in: Gaggenau<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 20 Ziffer 11 Absatz 3 <strong>der</strong> Satzung wird wie folgt ergänzt:<br />
Anträge an den Gewerkschaftstag können stellen:<br />
die Delegiertenversammlungen <strong>der</strong> Verwaltungsstellen,<br />
<strong>der</strong> Vorstand, <strong>der</strong> Kontrollausschuss, <strong>der</strong><br />
Angestellten-, <strong>der</strong> Frauen-, <strong>der</strong> Jugend-, <strong>der</strong> Handwerks-,<br />
<strong>der</strong> Vertrauensleute- <strong>und</strong> <strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong>ausschuss<br />
beim Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />
Satzung § 20 Ziffer 11 Absatz 3:<br />
Gewerkschaftstag<br />
S.043 Antragsteller/in: Bielefeld<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 20 Ziffer 11 Absatz 3 <strong>der</strong> Satzung ist wie folgt zu<br />
ergänzen:<br />
Anträge an den Gewerkschaftstag können stellen ...<br />
<strong>der</strong> Erwerbslosenausschuss ... beim Vorstand <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />
Satzung § 26 Ziffer 5 Anhang 1:<br />
Leistungen <strong>der</strong> Freizeitunfallversicherung<br />
S.044 Antragsteller/in: Passau<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
In Anhang 1 Leistungen <strong>der</strong> Freizeitunfallversicherung<br />
nach § 26 Ziffer 5 soll Buchstabe a) folgen<strong>der</strong>maßen<br />
formuliert werden:<br />
„ein Unfall-Krankenhausgeld bei ambulantem o<strong>der</strong><br />
stationärem Krankenhausaufenthalt bis zum 30fachen<br />
des Monatsbeitrages des Mitgliedes als einmalige<br />
Entschädigung für jeden Unfall, höchstens<br />
jedoch 51,13 Euro pro Tag <strong>der</strong> Behandlung.“<br />
Satzung § 27 Ziffer 1 Absatz 4 (neu):<br />
Unterstützung durch Rechtsschutz<br />
S.045 Antragsteller/in:<br />
Jugendausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
In § 27 Ziffer 1 <strong>der</strong> Satzung wird ein neuer Absatz 4<br />
wie folgt eingefügt:<br />
Studierende Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> erhalten<br />
Rechtsschutz für gerichtliche Auseinan<strong>der</strong>setzungen,<br />
welche im Zusammenhang mit ihrem Studium<br />
stehen.<br />
Satzung § 30 Ziffer 2 Absatz 1:<br />
Unterstützung im Todesfall<br />
S.046 Antragsteller/in: Dortm<strong>und</strong><br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
§ 30 Ziffer 2 Absatz 1 <strong>der</strong> Satzung wird nach den<br />
Worten „maßgebenden Monatsbeiträge“ durch die<br />
Formulierung „auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> letzten 12 Vollbeiträge“<br />
ergänzt.<br />
Satzung § 35:<br />
In-Kraft-Treten <strong>der</strong> Satzung<br />
S.047 Antragsteller/in: Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die vom 21. ordentlichen Gewerkschaftstag beschlossene<br />
Satzung tritt am 01. Januar 2008 in<br />
Kraft.<br />
10
Entschließung 1<br />
Gesellschaftspolitik <strong>und</strong> allgemeine<br />
Gewerkschaftspolitik<br />
1. Vom Sozialstaats-Kapitalismus zum<br />
Finanzmarkt-Kapitalismus<br />
Ein neoliberaler, sozialstaats- <strong>und</strong> gewerkschaftskritischer<br />
Zeitgeist bestimmt die öffentlichen Debatten:<br />
Die vermeintliche Überlegenheit des Marktes<br />
<strong>und</strong> seiner Gesetze wird zum Dogma erhoben.<br />
Ziel marktradikaler Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft,<br />
Medien <strong>und</strong> Politik ist <strong>der</strong> Übergang vom<br />
gebändigten Sozialstaats-Kapitalismus zum entfesselten<br />
Finanzmarkt-Kapitalismus – mit eingeschränkten<br />
Arbeitnehmerrechten, einem zurückgestutzten<br />
Sozialstaat <strong>und</strong> geschwächten Gewerkschaften.<br />
1.1 Verän<strong>der</strong>te Rolle <strong>der</strong> Finanzmärkte <strong>und</strong> neue<br />
Unternehmenspolitik<br />
Seit Jahren prägen Wachstumsschwäche <strong>und</strong> Beschäftigungsprobleme<br />
die Entwicklung. Die Ursachen<br />
dafür liegen nicht zuletzt in weitreichenden<br />
wirtschaftlichen Verän<strong>der</strong>ungen.<br />
Mit <strong>der</strong> steigenden grenzüberschreitenden Arbeitsteilung<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Internationalisierung des Handels<br />
hat sich nicht nur <strong>der</strong> Wettbewerb zwischen Unternehmen<br />
verschärft. Auch die Mobilität des Kapitals<br />
bei Standort- <strong>und</strong> Produktionsentscheidungen hat<br />
sich erhöht. Das führt zu einer Machtverschiebung<br />
zu Gunsten global agieren<strong>der</strong> Unternehmen. Zunehmend<br />
werden Standort-, Produkt- <strong>und</strong> Investitionsentscheidungen<br />
an weitreichende Zugeständnisse<br />
geknüpft. Die Drohung mitVerlagerung macht<br />
Beschäftigte <strong>und</strong> Gewerkschaften erpressbar.<br />
Selbst die Staaten geraten unter den Druck <strong>der</strong><br />
Standortkonkurrenz.<br />
Mit <strong>der</strong> wachsenden Bedeutung <strong>der</strong> Finanzmärkte<br />
bildet sich auch eine neue Form <strong>der</strong> Unternehmenspolitik<br />
heraus. Ihr Hauptziel ist die kurzfristige Steigerung<br />
von Gewinn <strong>und</strong> Aktienkurs. Dabei wird <strong>der</strong><br />
spekulative Handel mit Unternehmen o<strong>der</strong> Unternehmensteilen<br />
häufig zum eigentlichen Geschäftszweck.<br />
Im Zuge dieser Entwicklung werden die Betriebe<br />
gr<strong>und</strong>legend umgebaut. Abläufe werden so<br />
organisiert, dass <strong>der</strong> Marktdruckunmittelbar an die<br />
Beschäftigten weitergegeben wird. Alles soll den<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen des K<strong>und</strong>en o<strong>der</strong> Marktes angepasst<br />
werden. Arbeitsbedingungen <strong>und</strong> Einkommen<br />
<strong>der</strong> Beschäftigten schrumpfen zur abgeleiteten<br />
Restgröße. Zum Opfer dieser „Ökonomie <strong>der</strong><br />
kurzen Fristen“ wird auch eine mittel- <strong>und</strong> langfristig<br />
ausgerichtete Innovationspolitik. Arbeitsplatzabbau,<br />
Kostensenkungsprogramme <strong>und</strong> Dumpingwettbewerb<br />
dominieren die Unternehmenspolitik.<br />
1.2 Wandel <strong>der</strong> Arbeitsgesellschaft<br />
Auch die Arbeitsgesellschaft ist weitreichenden<br />
Verän<strong>der</strong>ungen unterworfen. Nach wie vor prägt<br />
zwar das Normalarbeitsverhältnis ihr Gesicht. Doch<br />
mit <strong>der</strong> Flexibilisierung <strong>der</strong> Arbeitsverhältnisse, <strong>der</strong><br />
steigenden Teilzeitarbeit <strong>und</strong> dem Wertewandel<br />
breiten sich Arbeits- <strong>und</strong> Lebensformen aus, die<br />
vom Normalarbeitsverhältnis <strong>und</strong> von <strong>der</strong> Normalerwerbsbiographie<br />
abweichen.<br />
Die wirtschaftliche Bedeutung <strong>der</strong> Dienstleistungssektoren<br />
wächst. Auch innerhalb <strong>der</strong> klassischen Industriebetriebe<br />
wird Arbeit umorganisiert. So<br />
wächst einerseits die Bedeutung qualifizierter, eigenverantwortlicher<br />
<strong>und</strong> selbstbestimmter Arbeit.<br />
An<strong>der</strong>seits sind arbeitspolitische Rückschritte nicht<br />
zu übersehen. Arbeitstakte werden wie<strong>der</strong> verkürzt<br />
<strong>und</strong> traditionelle Arbeitsformen kehren zurück.<br />
Für alle Beschäftigtengruppen gilt nahezu ausnahmslos:<br />
Steigende Flexibilitätsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
prägen ihre Arbeits- <strong>und</strong> Lebensbedingungen. Allerdings<br />
nicht im Sinne höherer Zeitsouveränität<br />
<strong>und</strong> einer besseren Vereinbarkeit von Leben <strong>und</strong> Arbeiten.<br />
Das Gegenteil ist <strong>der</strong> Fall: Maßlose Leistungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>und</strong> grenzenlose Arbeitszeiten<br />
stehen auf <strong>der</strong> Tagesordnung. Zudem gibt es einen<br />
ausgeprägten Trend zur Prekarisierung von Beschäftigungs-<br />
<strong>und</strong> Lebensverhältnissen. Ungeschützte<br />
<strong>und</strong> schlecht bezahlte Arbeitsverhältnisse<br />
nehmen mit Befristung, Leiharbeit <strong>und</strong> Scheinselbstständigkeit<br />
deutlich zu. Man muss zu Beginn<br />
des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts von einer „Rückkehr <strong>der</strong> Unsicherheit“<br />
sprechen.<br />
Begleitet werden diese Entwicklungen von einem<br />
gesellschaftlichen Wertewandel: Zum einen werden<br />
qualitative Ansprüche an Arbeit, Selbstständigkeit<br />
<strong>und</strong> Kommunikation für die Beschäftigten<br />
wichtiger. Zum an<strong>der</strong>en treten angesichts von Massenarbeitslosigkeit<br />
<strong>und</strong> steigendem Arbeitsmarktdruck<br />
Ansprüche an die Qualität <strong>der</strong> Arbeit wie<strong>der</strong><br />
mehr in den Hintergr<strong>und</strong>.<br />
Auch wenn die Prognosen über die künftige Bevölkerungsentwicklung<br />
alles an<strong>der</strong>e als sicher sind,<br />
steht gleichwohl fest, dass höhere Lebenserwartung<br />
<strong>und</strong> geringe Geburtenraten den Altersaufbau<br />
<strong>der</strong> Gesellschaft verän<strong>der</strong>n. Bislang haben Wirtschaft,<br />
Gesellschaft <strong>und</strong> Politik auf diese Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
unangemessen reagiert. Die Arbeitsbedingungen<br />
in den Betrieben sind nicht alters- <strong>und</strong><br />
alternsgerecht gestaltet <strong>und</strong> die Betriebe beschäftigen<br />
kaum noch Menschen über 55 Jahre. Gleichzeitig<br />
wird in den öffentlichen Debatten das Schlagwort<br />
vom „demografischen Wandel“ als Keule gegen<br />
die sozialen Sicherungssysteme missbraucht.<br />
1.3 Vom Sozialstaat zum Wettbewerbsstaat<br />
Der Sozialstaat wird zur Disposition gestellt! Seine<br />
klassische Rolle als aktiver „Sozial- <strong>und</strong> Wirtschaftsstaat“,<br />
<strong>der</strong> die Arbeitskraft schützt <strong>und</strong> den<br />
Markt korrigiert, wird umgedeutet: Nicht mehr <strong>der</strong><br />
Schutz vor den negativen Kräften <strong>der</strong> Märkte, son<strong>der</strong>n<br />
die Schaffung neuer Märkte <strong>und</strong> Wettbewerbsfel<strong>der</strong><br />
<strong>und</strong> die För<strong>der</strong>ung von Kapital wird aus<br />
marktradikaler Sicht als höchste Aufgabe angesehen.<br />
Nach dieser Konzeption greift <strong>der</strong> Staat vor allem<br />
da „aktiv“ ein, wo es gilt, das angebliche Fehlverhalten<br />
des Einzelnen zu korrigieren. Die gesamte<br />
Arbeits- <strong>und</strong> Sozialverfassung soll so umgebaut<br />
werden, dass sie den Regeln des nationalen <strong>und</strong><br />
11
globalen Handels entspricht. So wird <strong>der</strong> Sozialstaat<br />
zum Wettbewerbsstaat.<br />
Arbeitgeber, Ökonomen, Medienvertreter <strong>und</strong> Politiker<br />
for<strong>der</strong>n eine Neuausrichtung des Arbeits- <strong>und</strong><br />
Tarifrechts <strong>und</strong> des Arbeitsmarktes. Dabei geht es<br />
nicht nur um das Leistungsniveau. Die Angriffe zielen<br />
auf die Deregulierung verbindlicher Standards<br />
<strong>und</strong> die umfassende Flexibilisierung aller Arbeits<strong>und</strong><br />
Lebensverhältnisse.<br />
Auch die sozialen Sicherungssysteme werden einem<br />
marktorientierten Um- <strong>und</strong> Rückbau unterzogen.<br />
Garantierte Versicherungsleistungen werden<br />
deutlich gesenkt. Ein immer größerer Anteil <strong>der</strong> sozialen<br />
Absicherung wird <strong>der</strong> privaten kapitalgedeckten<br />
Vorsorge überantwortet. Eine ganze Reihe <strong>der</strong><br />
renten- <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitspolitischen Maßnahmen<br />
<strong>der</strong> letzten Jahre stehen im Zeichen dieser Politik.<br />
Die Folgen dieses Umbaus sind nicht zu übersehen:<br />
Die soziale Spaltung <strong>der</strong> Gesellschaft vertieft sich.<br />
Die Kluft zwischen Arm <strong>und</strong> Reich wird größer, „Armut<br />
trotz Arbeit“ gehört für immer mehr Beschäftigte<br />
zur Realität <strong>und</strong> die Gruppe <strong>der</strong>jenigen, die nur<br />
geringe o<strong>der</strong> keine Bildungs- <strong>und</strong> Berufschancen<br />
haben, wächst. Zugleich drohen die Probleme auf<br />
dem Arbeitsmarkt <strong>und</strong> die massiven Einschnitte bei<br />
<strong>der</strong> Alterssicherung Altersarmut zum Massenphänomen<br />
werden zu lassen.<br />
Und auch das Gefälle zwischen Wachstumsregionen<br />
<strong>und</strong> strukturschwachen Gebieten ist unvermin<strong>der</strong>t<br />
groß. Fast 20 Jahre nach <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vereinigung<br />
ist <strong>der</strong> Auftrag des Gr<strong>und</strong>gesetzes, für gleiche<br />
Arbeits- <strong>und</strong> Lebensverhältnisse in Deutschland zu<br />
sorgen, immer noch in weiter Ferne.<br />
Die Menschen spüren diese Gerechtigkeitslücken.<br />
Soziale Verunsicherung <strong>und</strong> <strong>der</strong> fortschreitende<br />
Vertrauensverlust führen zu steigen<strong>der</strong> „Politikverdrossenheit“.<br />
So traut denn auch die Mehrheit <strong>der</strong><br />
Bevölkerung keiner politischen Partei die Lösung<br />
<strong>der</strong> Probleme zu. Der Schaden für die Demokratie<br />
ist erheblich.<br />
Besorgniserregend ist auch, dass es rechtsextremen<br />
Parteien gelingt, diese Stimmung für ihre menschenverachtende<br />
Propaganda auszunutzen. Dabei<br />
können sie sich auf rechts-populistische <strong>und</strong> zuweilen<br />
rechtsextreme Einstellungen in Teilen <strong>der</strong><br />
Bevölkerung stützen. Auch haben rechtsextreme<br />
Gewalttaten zugenommen. Man muss von politisch-organisatorisch<br />
stabilen neonazistischen Organisationen<br />
<strong>und</strong> einer wachsenden Bedrohung<br />
ausgehen.<br />
1.4 Die Europäische Einigung in <strong>der</strong> Krise<br />
Auch die Europäische Einigung wird von Wirtschaft<br />
<strong>und</strong> Politik zur Deregulierung <strong>der</strong> Märkte, zur Privatisierung<br />
öffentlicher Leistungen <strong>und</strong> zum Abbau<br />
sozialer Rechte missbraucht. Die wirtschaftlichen<br />
<strong>und</strong> politischen Eliten stellen die Marktintegration<br />
über die demokratische <strong>und</strong> soziale Ausgestaltung<br />
Europas. Die negativen Folgen sind nicht zu übersehen.<br />
Auch wenn es in einigen Län<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> Regionen<br />
Ausnahmen gibt, prägen insgesamt schwaches<br />
Wachstum, anhaltende hohe Arbeitslosigkeit <strong>und</strong><br />
eine wachsende soziale Ungleichheit die Entwicklung.<br />
Europa ist nicht nur in einer sozialen, son<strong>der</strong>n auch<br />
in einer politischen Identitätskrise. Nicht zuletzt die<br />
Ablehnungen des Verfassungsentwurfs durch die<br />
Volksabstimmungen in Frankreich <strong>und</strong> den Nie<strong>der</strong>landen<br />
belegen dies. Zwar begrüßt eine große<br />
Mehrheit <strong>der</strong> Menschen die Idee eines vereinten<br />
Europas ausdrücklich. Aber <strong>der</strong> aktuellen Brüsseler<br />
Politik stehen sie vor allem mit Ablehnung gegenüber.<br />
Diese wird als elitenorientiert, bürgerfern <strong>und</strong><br />
soziale Sicherheit gefährdend wahrgenommen.<br />
Fest steht: Die Fortführung <strong>der</strong> Europäischen Einigung<br />
unter neoliberalen Vorzeichen wird keine gesellschaftliche<br />
Akzeptanz finden <strong>und</strong> das Europäische<br />
Projekt gefährden!<br />
1.5 Armut <strong>und</strong> Friedensgefährdungen<br />
Die soziale Ungleichheit in <strong>der</strong> Welt wächst: Armut,<br />
Hunger <strong>und</strong> Ausbeutung gehören zum Alltag. Weltweit<br />
gibt es mehr als 800 Millionen Menschen, die<br />
an Hunger <strong>und</strong> Unterernährung leiden. Mehr als 2,5<br />
Milliarden Menschen müssen von weniger als zwei<br />
Dollar am Tag leben!<br />
Gleichzeitig ist die internationale Politik zunehmend<br />
darauf gerichtet, Konflikte mit militärischen<br />
Mitteln lösen zu wollen. Die eskalierenden Kriege in<br />
Afghanistan <strong>und</strong> Irak sowie <strong>der</strong> Nahostkonflikt haben<br />
sich zu einer Bedrohung für Frieden <strong>und</strong> Sicherheit<br />
auf dem gesamten Globus entwickelt. Darüber<br />
hinaus gibt es eine große Zahl von vergessenen<br />
Bürgerkriegen <strong>und</strong> militärischen Konflikten in vielen<br />
Regionen <strong>der</strong> Welt.<br />
Menschenrechte sind für einen großen Teil <strong>der</strong><br />
Weltbevölkerung keine Selbstverständlichkeit.<br />
Häufig sind auch Gewerkschafter <strong>und</strong> Gewerkschafterinnen<br />
Opfer von Gewalttaten <strong>und</strong> Verfolgung.<br />
Vielfach sollen diejenigen eingeschüchtert<br />
werden, die sich für Toleranz, Demokratie <strong>und</strong> Menschenrechte<br />
einsetzen. Krieg, Unterdrückung, Hunger<br />
<strong>und</strong> die zunehmende Zerstörung <strong>der</strong> Umwelt<br />
sind die Ursachen dafür, dass Millionen Männer<br />
<strong>und</strong> Frauen ihre Heimat verlassen. Die Industrienationen<br />
reagieren mit Abschottung, statt sich den<br />
Fluchtursachen zuzuwenden. Auch Europa ist mehr<br />
denn je gefor<strong>der</strong>t, dass Armut <strong>und</strong> Hunger weltweit<br />
bekämpft <strong>und</strong> Krieg <strong>und</strong> Unterdrückung global<br />
überw<strong>und</strong>en werden.<br />
1.6 Raubbau an <strong>der</strong> Natur <strong>und</strong> Gefährdung <strong>der</strong><br />
natürlichen Lebensgr<strong>und</strong>lagen<br />
Die ressourcenverbrauchende Wirtschafts- <strong>und</strong> Lebensweise<br />
in den Industrienationen gefährden die<br />
natürlichen Lebensgr<strong>und</strong>lagen heutiger <strong>und</strong> künftiger<br />
Generationen. Verschärft wird die Umweltproblematik<br />
durch die rasante Entwicklung in Län<strong>der</strong>n<br />
wie Indien <strong>und</strong> China.<br />
Es ist unzweifelhaft: In den nächsten Jahren wird<br />
sich die Erde weiter erwärmen. Der Welt droht eine<br />
Klimakatastrophe. Jetzt kommt es darauf an, durch<br />
ein klimaschützendes Umsteuern ökonomische,<br />
12
soziale <strong>und</strong> ökologische Folgeschäden zu minimieren<br />
<strong>und</strong> die Lebensgr<strong>und</strong>lagen künftiger Generationen<br />
zu sichern. Gefor<strong>der</strong>t sind hier vor allem die<br />
Län<strong>der</strong> des Nordens, die für r<strong>und</strong> 80 Prozent aller<br />
Emissionen verantwortlich sind.<br />
Doch nicht nur <strong>der</strong> globale Klimawandel hat ein bedrohliches<br />
Ausmaß erreicht. Der exzessive Verbrauch<br />
fossiler Rohstoffe wie Öl, Gas, Kohle stößt<br />
an natürliche Grenzen. Der Gr<strong>und</strong>wasserspiegel<br />
sinkt <strong>und</strong> an vielen Stellen <strong>der</strong> Erde wird Trinkwasser<br />
knapp, Regenwäl<strong>der</strong> werden abgeholzt <strong>und</strong> den<br />
Meeren droht eine ökologische Katastrophe.<br />
2. Unser Ziel: Eine bessere Gesellschaft<br />
Unsere Vision ist nicht die Entfesselung <strong>der</strong> Marktkräfte,<br />
nicht das verpflichtungsfreie Privateigentum<br />
<strong>und</strong> nicht <strong>der</strong> uneingeschränkte Wettbewerb in<br />
offenen Märkten. Unsere Vision ist eine Gesellschaft<br />
ohne Ausbeutung, in <strong>der</strong> wirtschaftliche<br />
Wertschöpfung nicht nur Wenigen nutzt, son<strong>der</strong>n in<br />
sozialen Fortschritt <strong>und</strong> Wohlfahrt für alle verwandelt<br />
wird. Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit muss<br />
mit einer wirklich fairen <strong>und</strong> verantwortlichen Verteilung<br />
von Einkommen, Vermögen <strong>und</strong> sozialen Lebenschancen<br />
verb<strong>und</strong>en werden. Auch im globalen<br />
Maßstab muss wirtschaftliches <strong>und</strong> politisches<br />
Handeln dem Gr<strong>und</strong>satz <strong>der</strong> Nachhaltigkeit <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
Verteilungsgerechtigkeit verpflichtet sein. Reine<br />
Marktgesellschaften, die auf die Kraft entfesselter<br />
Konkurrenz <strong>und</strong> einen aggressiven Individualismus<br />
setzen, können dies nicht leisten.<br />
Auch in Deutschland gilt es, den Sozialstaat fit für<br />
das 21. Jahrhun<strong>der</strong>t zu machen. Die Ziele dieses<br />
Projekts sind vor allem: Ein mo<strong>der</strong>nes System von<br />
Vollbeschäftigung mit sozial geschützter, gesellschaftlich<br />
sinnvoller <strong>und</strong> mitbestimmter Erwerbsarbeit.<br />
Ein darauf abgestimmtes System sozialer Sicherheit,<br />
das gerecht finanziert wird <strong>und</strong> sich in seinen<br />
Leistungen an den Bedarfen von Erwerbsarbeit<br />
sowie des Familienlebens orientiert.<br />
2.1 Für eine nachhaltige Unternehmenspolitik<br />
Auch zukünftig wird die Erwerbsarbeit das Leben<br />
<strong>der</strong> Menschen <strong>und</strong> die Entwicklung <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
prägen. Deshalb lautet die zentrale Zukunftsaufgabe:<br />
Überwindung <strong>der</strong> Massenarbeitslosigkeit. Es<br />
geht um mehr <strong>und</strong> um bessere Arbeitsplätze! Voraussetzung<br />
hierfür ist auch eine nachhaltige Unternehmenspolitik,<br />
die sich <strong>der</strong> sozialen Verantwortung<br />
stellt. Sie darf nicht auf kurzfristige Renditeziele<br />
<strong>und</strong> Dumpingstrategien, son<strong>der</strong>n muss auf<br />
langfristige Innovationsstrategien setzen.<br />
Das geht nur mit <strong>und</strong> nicht gegen die Beschäftigten.<br />
Innovative Arbeitsgestaltung mit qualifizierter Arbeit,<br />
gut ausgebildeten Beschäftigten <strong>und</strong> Mitbestimmung<br />
sind hierfür das F<strong>und</strong>ament.<br />
Auch <strong>der</strong> Staat ist gefor<strong>der</strong>t. Er muss ein innovationsfre<strong>und</strong>liches<br />
Umfeld schaffen. Dazu gehört eine<br />
gute Infrastruktur, Ausbildung qualifizierter Arbeitskräfte<br />
<strong>und</strong> die Stärkung des Forschungs- <strong>und</strong><br />
Wissenschaftsstandortes. Eine beson<strong>der</strong>e Verpflichtung<br />
trägt <strong>der</strong> Staat beim Umbau hin zu einer<br />
stärker ökologisch verträglichen Industrie. Gezielte<br />
staatliche Nachfrage <strong>und</strong> Gestaltung eines ordnungspolitischen<br />
Rahmens stellen wirksame Instrumente<br />
dar, ökologische Innovationen bei Produktion<br />
<strong>und</strong> Produkten zu för<strong>der</strong>n.<br />
2.2 Für eine solidarische Arbeitsgesellschaft<br />
Die Erwerbsgesellschaft <strong>der</strong> Zukunft muss demokratisch,<br />
sozial gerecht <strong>und</strong> ökologisch nachhaltig sein.<br />
Sie soll Männern <strong>und</strong> Frauen gleiche Teilhabemöglichkeiten<br />
bieten. In ihr müssen Beruf, Privat- <strong>und</strong><br />
Familienleben vereinbar sein. Das erfor<strong>der</strong>t eine<br />
mo<strong>der</strong>ne Arbeits-, Gesellschafts- <strong>und</strong> Sozialpolitik.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich dafür ein, dass Arbeit dem<br />
Leitbild <strong>der</strong> „Guten Arbeit“ folgt. Dazu gehören<br />
menschenwürdige Arbeits- <strong>und</strong> Leistungsbedingungen,<br />
eine Arbeitsgestaltung, die Qualifikationen<br />
for<strong>der</strong>t <strong>und</strong> för<strong>der</strong>t, Löhne, von denen man leben<br />
kann, Selbstbestimmung <strong>und</strong> Entscheidungsspielräume<br />
im Arbeitsalltag sowie umfassende Beteiligungs-<br />
<strong>und</strong> Mitbestimmungsrechte <strong>der</strong> Beschäftigten<br />
<strong>und</strong> ihrer Interessenvertreter. An die<br />
Stelle einer Politik <strong>der</strong> Deregulierung gilt es, eine<br />
Politik <strong>der</strong> Entprekarisierung zu setzen <strong>und</strong> gesetzliche,<br />
tarifliche <strong>und</strong> soziale Mindeststandards auszubauen.<br />
Zudem muss <strong>der</strong> Vielfalt <strong>der</strong> Vorstellungen von Arbeit<br />
<strong>und</strong> den unterschiedlichen Lebensentwürfen<br />
Rechnung getragen werden. Dazu gehört eine Politik,<br />
welche die Abweichungen vom Normalarbeitsverhältnis<br />
sozial absichert sowie eine gesellschaftliche<br />
Infrastruktur, wie etwa Kin<strong>der</strong>betreuung o<strong>der</strong><br />
Pflegeeinrichtungen, die flexible Übergänge zwischen<br />
Erwerbsarbeit <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Lebensphasen<br />
ermöglicht.<br />
Die Regulierung von Arbeit muss durch verbindliche<br />
arbeits- <strong>und</strong> tarifrechtliche Standards Grenzen gegen<br />
maßlose Flexibilitätsansprüche setzen. Der gewerkschaftlichen<br />
Arbeitszeit- <strong>und</strong> Leistungspolitik<br />
kommt dabei eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu.<br />
Gleichzeitig muss ein Alternativkonzept zur marktgetriebenen<br />
Flexibilisierung sich seinerseits positiv<br />
auf Flexibilisierung beziehen <strong>und</strong> die Interessen<br />
<strong>der</strong> Menschen nach mehr Autonomie, Selbstbestimmung<br />
<strong>und</strong> Eigenverantwortung aufgreifen.<br />
In <strong>der</strong> sich wandelnden Altersstruktur <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
liegt eine arbeitspolitische Herausfor<strong>der</strong>ung:<br />
Die Bedeutung <strong>der</strong> älteren Generation für die<br />
Innovations- <strong>und</strong> Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> Betriebe<br />
wächst! Eine Politik in den Unternehmen, die den<br />
Verschleiß menschlicher Arbeitskraft billigend in<br />
Kauf nimmt <strong>und</strong> Älteren keine Chance am Arbeitsmarkt<br />
mehr gibt, wird dem nicht gerecht. Notwendig<br />
ist eine alternsgerechte <strong>und</strong> lernför<strong>der</strong>liche Arbeitsgestaltung.<br />
Beschäftigte müssen ges<strong>und</strong> alt<br />
werden können. Erfor<strong>der</strong>lich ist auch ein flexibler<br />
Altersübergang, <strong>der</strong> den Ausstieg aus dem Erwerbsleben<br />
zu fairen Bedingungen auch vor dem<br />
65. Lebensjahr ermöglicht.<br />
13
2.3 Für die Sicherung <strong>und</strong> den Ausbau <strong>der</strong><br />
sozialen Demokratie<br />
Der Sozialstaat ist eine historische Errungenschaft<br />
<strong>und</strong> verkörpert das soziale Gegenprinzip zur Marktgesellschaft.<br />
Gerade unter den Bedingungen eines<br />
globalisierten <strong>und</strong> <strong>der</strong>egulierten Finanzmarkt-Kapitalismus<br />
muss <strong>der</strong> demokratische, solidarische<br />
<strong>und</strong> aktive Sozialstaat Leitbild für die gesellschaftliche<br />
Entwicklung sein.<br />
Der Kerngedanke des Sozialstaats, dass <strong>der</strong> Markt<br />
Ergänzungen <strong>und</strong> Korrekturen durch eine soziale<br />
<strong>und</strong> demokratische Politik braucht, bleibt aktuell:<br />
Der Markt kann als wirtschaftlicher Mechanismus<br />
effektiv sein. Er verursacht aber auch immer wie<strong>der</strong><br />
ökonomische Krisen <strong>und</strong> produziert Ungleichheit<br />
<strong>und</strong> Ungerechtigkeit. Aus Gründen wirtschaftlicher<br />
Effizienz <strong>und</strong> sozialer Gerechtigkeit müssen solche<br />
Fehlentwicklungen durch den Sozialstaat korrigiert<br />
werden. Er muss eine krisenvermeidende Konjunktur-<br />
<strong>und</strong> Wachstumspolitik verfolgen, eine umverteilende<br />
Steuer- <strong>und</strong> Transferpolitik betreiben, soziale<br />
Sicherungssysteme aufbauen <strong>und</strong> Tarifautonomie<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmerrechte schützen.<br />
Das erfor<strong>der</strong>t eine solidarische Reformpolitik! Dazu<br />
gehören die solidarische Weiterentwicklung <strong>der</strong> sozialen<br />
Sicherungssysteme hin zu mehr Gerechtigkeit<br />
<strong>und</strong> Effizienz. Mit <strong>der</strong> Bürgerversicherung <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> Erwerbstätigenversicherung hat die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
Konzepte für Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Rentensystem vorgelegt,<br />
die hierzu einen bedeutenden Beitrag leisten<br />
können. Auch <strong>der</strong> Auf- <strong>und</strong> Ausbau öffentlicher<br />
Güter wie Bildung, Infrastruktur <strong>und</strong> Sozialeinrichtungen<br />
muss eine mo<strong>der</strong>ne Reformpolitik ebenso<br />
entschieden vorantreiben wie den Ausbau von Arbeitnehmer-<br />
<strong>und</strong> Gewerkschaftsrechten.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t eine Politik für gleichwertige<br />
Arbeits- <strong>und</strong> Lebensverhältnisse in ganz Deutschland.<br />
Dazu ist eine solidarische Regionalpolitik nötig,<br />
die strukturschwache Gebiete för<strong>der</strong>t <strong>und</strong> die<br />
Regionen nicht gegeneinan<strong>der</strong> ausspielt.<br />
Eine solche Reformpolitik kann nur Resultat einer<br />
intensiven gesellschaftlichen <strong>und</strong> politischen Debatte<br />
sein. Voraussetzung sind eine aktive Zivilgesellschaft<br />
<strong>und</strong> Parteien <strong>und</strong> Parlamente, die den<br />
Dialog mit den Menschen suchen. Deshalb regt die<br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> eine gesellschaftliche Debatte darüber<br />
an, wie die Parteien ihrem Auftrag, die aktive Teilnahme<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung am politischen Leben zu<br />
för<strong>der</strong>n <strong>und</strong> für eine ständige lebendige Verbindung<br />
zwischen dem Volk <strong>und</strong> den Staatsorganen zu<br />
sorgen, wie<strong>der</strong> stärker gerecht werden können; <strong>und</strong><br />
wie durch Elemente <strong>der</strong> direkten Demokratie aktive<br />
Bürgerbeteiligung gestärkt werden kann.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> lehnt die Einschränkung von Bürgerrechten<br />
<strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>gesetzän<strong>der</strong>ungen unter dem<br />
Vorwand <strong>der</strong> „Terrorbekämpfung“ entschieden ab.<br />
Dazu gehört insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Einsatz <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr<br />
im Inneren sowie die ausufernde Überwachung<br />
von Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern.<br />
Die Bekämpfung von Rechtsextremismus, Rechtspopulismus<br />
<strong>und</strong> Rassismus sind unabdingbare Voraussetzung<br />
für die erfolgreiche Entwicklung einer<br />
solidarischen <strong>und</strong> demokratischen Gesellschaft.<br />
Wi<strong>der</strong>stand gegen rechtsextremes <strong>und</strong> neofaschistisches<br />
Gedankengut, Organisationen <strong>und</strong> Parteien<br />
<strong>und</strong> die Stärkung zivilgesellschaftlicher Strukturen<br />
ist eine wichtige Aufgabe <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />
Deutschland ist ein Einwan<strong>der</strong>ungsland. Fast 16 Millionen<br />
Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> leben<br />
hier. Das erfor<strong>der</strong>t eine integrationsorientierte Einwan<strong>der</strong>ungspolitik.<br />
Im Sinne <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bedeutet<br />
Integration umfassende Teilhabe am politischen <strong>und</strong><br />
gesellschaftlichen Leben. Integrationsprobleme tauchen<br />
dann auf, wenn gleichberechtigte Teilhabe in<br />
zentralen Lebensbereichen nicht o<strong>der</strong> nur unzureichend<br />
gewährleistet wird. Ohne Gleichbehandlung,<br />
Chancengleichheit <strong>und</strong> Rechtssicherheit kann Integration<br />
nicht gelingen. Diesem Leitgedanken muss<br />
ein verän<strong>der</strong>tes Zuwan<strong>der</strong>ungsgesetz Rechnung tragen.<br />
Darüber hinaus muss das Asylrecht nach dem alten<br />
Artikel 16a des Gr<strong>und</strong>gesetzes wie<strong>der</strong> hergestellt<br />
<strong>und</strong> die Asylverfahren nach humanitären Kriterien<br />
neu geregelt werden. Asyl darf kein Gnadenakt sein.<br />
2.4 Für ein erneuertes Europäisches Sozialmodell<br />
Gut 50 Jahre nach Unterzeichnung <strong>der</strong> Römischen<br />
Verträge kommt es auf die Stärkung <strong>der</strong> sozialen Dimension<br />
<strong>der</strong> europäischen Einigung an. Nur mit<br />
dieser Neuausrichtung kann dem Vertrauensverlust<br />
begegnet werden.<br />
Die wesentliche Aufgabe <strong>der</strong> EU-Institutionen besteht<br />
nicht in <strong>der</strong> Durchsetzung eines unbeschränkten<br />
Wettbewerbs, son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Stärkung des sozialen<br />
Zusammenhalts innerhalb <strong>und</strong> zwischen den<br />
Mitgliedslän<strong>der</strong>n. Die einzelnen EU-Mitgliedstaaten<br />
verfügen über unterschiedliche Sozialsysteme.<br />
Auf dem Weg zu einem solidarisch erneuerten Europa<br />
gilt es, auf den unterschiedlichen historischen<br />
Erfahrungen in den Nationalstaaten aufzubauen.<br />
Die Gr<strong>und</strong>pfeiler soziale Sicherheit, starke Gewerkschaften,<br />
Koalitionsfreiheit, Mitbestimmung sowie<br />
ein beschäftigungs- <strong>und</strong> verteilungspolitisch aktiver<br />
Staat müssen europaweit gestärkt werden.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich aktiv für die reformpolitische<br />
Erneuerung des Europäischen Sozialmodells als<br />
neues Leitprojekt <strong>der</strong> europäischen Integration ein.<br />
So müssen in Europa die Weichen für eine wachstums-<br />
<strong>und</strong> beschäftigungsför<strong>der</strong>nde Wirtschafts-, Beschäftigungs-<br />
<strong>und</strong> Geldpolitik <strong>und</strong> eine mindestsichernde<br />
Sozialpolitik gestellt werden. Zugleich geht<br />
es darum, Anreize für die Verlagerung von Arbeit abzubauen<br />
<strong>und</strong> einen ruinösen Standortwettbewerb in<br />
Europa zu unterbinden. Eine verbindliche Koordinierung<br />
<strong>der</strong> europäischen Steuerpolitiko<strong>der</strong> einheitliche<br />
Sozialstandards können hierzu einen Beitrag leisten.<br />
Die EU muss zum Vorreiter bei <strong>der</strong> Zähmung <strong>und</strong> Regulierung<br />
des Finanzmarkt-Kapitalismus werden.<br />
Zentral ist eine neue Kultur <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />
Verantwortung <strong>und</strong> ein verbindlicher europäischer<br />
Regulierungsrahmen, beson<strong>der</strong>s für Hedge- <strong>und</strong><br />
Private-Equity-Fonds. Aufsicht, Kontrolle <strong>und</strong> Transparenz<br />
müssen verbessert werden.<br />
14
Europa muss zugleich seine Demokratielücke<br />
schließen – auch Europa muss mehr Demokratie<br />
wagen! Dazu kann auch eine Europäische Verfassung<br />
gehören, die dem Europäischen Sozialmodell<br />
verpflichtet ist, sowie die europaweite Sicherung<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Ausbau von Arbeitnehmer- <strong>und</strong> Gewerkschaftsrechten.<br />
Dazu gehört auch die Verankerung<br />
eines umfassenden Streikrechts gemäß <strong>der</strong> EU-Sozialcharta<br />
Artikel 6.<br />
Diese Aufgaben stellen sich beson<strong>der</strong>s nach dem<br />
Beitritt <strong>der</strong> neuen Mitgliedsstaaten aus Mittel-/Osteuropa;<br />
die Erweiterung hat das Einkommensgefälle<br />
innerhalb <strong>der</strong> EU massiv vergrößert. In den kommenden<br />
Jahren geht es darum, dieses Gefälle zwischen<br />
Ost <strong>und</strong> West zu verringern.<br />
2.5 Für eine Globalisierung mit menschlichem<br />
Antlitz<br />
Frieden <strong>und</strong> Sicherheit sind die Gr<strong>und</strong>pfeiler je<strong>der</strong><br />
fortschrittlichen gesellschaftlichen Entwicklung.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bekennt sich zur Stärke des Rechts<br />
<strong>und</strong> nicht zum Recht des Stärkeren. Die Vereinten<br />
Nationen müssen deshalb weiter gestärkt werden.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wendet sich gegen die Installierung eines<br />
US-amerikanischen Raketensystems in Polen<br />
<strong>und</strong> Tschechien, da dies Konfrontation <strong>und</strong> Kriegsgefahr<br />
erhöht.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> lehnt Krieg als Mittel <strong>der</strong> Politik ab. In<br />
Spannungs- <strong>und</strong> Krisenfällen muss auf eine zivile<br />
Konfliktlösung gesetzt werden. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t<br />
eine breite öffentliche Debatte über die Neuorientierung<br />
von B<strong>und</strong>eswehr <strong>und</strong> Nato sowie über die Rolle<br />
<strong>der</strong> UN als Akteur in globalen Sicherheitsfragen. Zudem<br />
unterstützt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> betriebliche Ansätze<br />
<strong>und</strong> Programme zur Rüstungskonversion. Eine erfolgreiche<br />
Armutsbekämpfung, eine ökologisch<br />
nachhaltige Entwicklung <strong>und</strong> eine gerechtere Weltwirtschaftsordnung<br />
sind Marksteine auf dem Weg zu<br />
einer sozialen <strong>und</strong> friedlichen Gesellschaft. Die Achtung<br />
von Menschen-, Bürger- <strong>und</strong> Gewerkschaftsrechten<br />
muss oberster Maßstab <strong>der</strong> Politik sein.<br />
Globale Märkte müssen auf globalen Regeln <strong>und</strong><br />
demokratischen Institutionen beruhen. Ein Hauptziel<br />
muss daher ein gerechtes Welthandelssystem<br />
sein, das zu mehr Gerechtigkeit, Überwindung von<br />
Armut, nachhaltiger Entwicklung <strong>und</strong> menschenwürdiger<br />
Arbeit beiträgt. Die Politik <strong>der</strong> Welthandelsorganisation<br />
(WTO) trägt dem bislang nicht<br />
Rechnung.<br />
Die Politiken von WTO, ILO (Internationale Arbeitsorganisation),<br />
Internationalem Währungsfonds<br />
<strong>und</strong> Weltbank müssen sich an den Zielen <strong>der</strong> Vereinten<br />
Nationen zur Bekämpfung <strong>der</strong> Armut ausrichten.<br />
Vor allem die internationalen Finanzinstitutionen<br />
<strong>und</strong> die WTO müssen hierauf abstimmt werden.<br />
Notwendig ist eine stärkere demokratische<br />
Kontrolle <strong>und</strong> eine größere Transparenz innerhalb<br />
<strong>der</strong> internationalen Organisationen.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> tritt für eine wirksame internationale<br />
Regulierung von Unternehmenstätigkeiten auf Basis<br />
<strong>der</strong> Arbeitsnormen <strong>der</strong> ILO ein. Freiwillige Vereinbarungen<br />
können rechtlich verbindliche Regeln<br />
nur ergänzen, sie aber nicht ersetzen. Um die gesellschaftliche<br />
Debatte zu verstärken <strong>und</strong> um für<br />
verbindliche politische Instrumente einzutreten,<br />
unterstützt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> das Netzwerk für Unternehmensverantwortung<br />
„CorA“ (Corporate Accountability).<br />
2.6 Für den Schutz <strong>der</strong> natürlichen<br />
Lebensgr<strong>und</strong>lagen<br />
Der Schutz <strong>der</strong> natürlichen Lebensgr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong><br />
Menschheit ist eine wesentliche globale Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bekennt sich zum Schutz <strong>der</strong> Umwelt<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Bewahrung <strong>der</strong> natürlichen Lebensgr<strong>und</strong>lagen.<br />
Es besteht kein unauflösbarer Wi<strong>der</strong>spruch<br />
zwischen einer nachhaltigen Umweltpolitik, einer<br />
erfolgreichen wirtschaftlichen Entwicklung <strong>und</strong> gesicherten<br />
Beschäftigungsperspektiven.<br />
Gleichwohl ist die Vereinbarkeit von Ökologie <strong>und</strong><br />
Ökonomie nicht zum Nulltarif zu haben: Die Art <strong>und</strong><br />
Weise des Wirtschaftens muss den Kriterien einer<br />
umweltverträglichen Wachstumsstrategie genügen.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sagt ja zu einem umweltentlastenden<br />
technischen Fortschritt. Notwendig sind<br />
innovative Unternehmensstrategien, welche die<br />
umweltverträgliche Weiterentwicklung von Produkten<br />
<strong>und</strong> Produktionsverfahren mit neuen Zukunftstechnologien<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Erschließung neuer Märkte<br />
verbinden. Klimaschutz, Ressourceneffizienz <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> Umstieg zu regenerativen Energien durch verbindliche<br />
gesetzliche Normen <strong>und</strong> eine ökologische<br />
Reformpolitik voranzutreiben, ist Aufgabe nationaler,<br />
europäischer <strong>und</strong> internationaler Politik.<br />
3. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>: Reformkraft <strong>und</strong> Gegenmacht<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist eine politische <strong>und</strong> soziale Einheitsgewerkschaft.<br />
Dieses Prinzip ist uns politisches Erbe<br />
<strong>und</strong> Zukunftskonzept zugleich. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist<br />
parteipolitisch <strong>und</strong> weltanschaulich unabhängig –<br />
aber nicht politisch neutral. Als soziale Einheitsgewerkschaft<br />
vertritt sie – an<strong>der</strong>s als berufsständische<br />
Organisationen – die wirtschaftlichen, sozialen,<br />
beruflichen <strong>und</strong> kulturellen Interessen aller<br />
Lohnabhängigen. Sie vertritt Arbeiter <strong>und</strong> Angestellte,<br />
Erwerbslose, Männer <strong>und</strong> Frauen, Junge <strong>und</strong> Alte,<br />
unabhängig von ihrer Herkunft <strong>und</strong> Religion.<br />
3.1 Solidarität statt Klientelpolitik<br />
Gerade in Zeiten wachsen<strong>der</strong> gesellschaftlicher<br />
Spaltung ist dieser umfassende Solidaritätsanspruch<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Vorteil zugleich. So<br />
müssen die unterschiedlichen Interessen <strong>der</strong> Beschäftigten<br />
angemessen in gewerkschaftliche Politik<br />
einfließen können. Je mehr es gelingt, individuelle<br />
Interessen zusammenzuführen <strong>und</strong> gemeinsam<br />
durchzusetzen, kann diese Form gewerkschaftlicher<br />
Solidarität eine höhere Legitimation<br />
<strong>und</strong> mehr gesellschaftliche Anerkennung für sich<br />
beanspruchen als die Klientelpolitik von Standesorganisationen.<br />
Gerade diese politisch-moralische<br />
Legitimität versuchen politische Gegner zu unter-<br />
15
graben, indem sie die Gewerkschaften zu Interessenvertretungsorganisationen<br />
von „Arbeitsplatzbesitzern“<br />
abzustempeln suchen. Dem tritt die <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> auch weiterhin entgegen.<br />
3.2 Unsere Handlungsfel<strong>der</strong>:<br />
Betrieb – Tarifsystem – Gesellschaft<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> vertritt als Gegenmacht <strong>und</strong> Gestaltungskraft<br />
die Interessen ihrer Mitglie<strong>der</strong> in klassischen<br />
Kernfel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Betriebs- <strong>und</strong> Tarifpolitik. Ihre<br />
Konflikt- <strong>und</strong> Mobilisierungsfähigkeit schöpft sie<br />
aus <strong>der</strong> Verankerung in den Betrieben <strong>und</strong> <strong>der</strong> Mitgliedschaft.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird zukünftig ihre Kräfte<br />
darauf verwenden, ihre politische Verankerung in<br />
den Betrieben zu festigen <strong>und</strong> auszubauen <strong>und</strong> die<br />
tarifpolitische Durchsetzungsmacht zu stärken.<br />
Meilensteine auf diesem Weg sind:<br />
• die Stärkung <strong>der</strong> Repräsentanz <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in<br />
den Betrieben,<br />
• die politische Bewältigung <strong>der</strong> betrieblichen<br />
Konflikte um Standorte, Arbeitsplätze, Tarif- <strong>und</strong><br />
Sozialstandards,<br />
• <strong>der</strong> Aufbau von tarifpolitischer Handlungsfähigkeit<br />
in mehr Betrieben,<br />
• die politische <strong>und</strong> rechtliche Stabilisierung des<br />
Flächentarifvertrages<br />
• <strong>und</strong> die weitere Europäisierung <strong>der</strong> Tarifpolitik.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> versteht sich auch als politische Reformkraft.<br />
Sie erhebt auch einen Gestaltungsanspruch<br />
in den Fel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Wirtschafts-, Sozial- <strong>und</strong><br />
Gesellschaftspolitik. Für die wirksame Vertretung<br />
von Mitglie<strong>der</strong>interessen muss sie sich aktiv in diese<br />
Fel<strong>der</strong> einschalten: So haben Sozialgesetzgebung,<br />
staatliche Wirtschaftspolitik o<strong>der</strong> die Arbeitsmarktpolitik<br />
unmittelbaren Einfluss auf die<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Lebensbedingungen<br />
<strong>der</strong> abhängig Beschäftigten. Gerade <strong>der</strong> Rückbau<br />
<strong>der</strong> sozialen Sicherungssysteme <strong>der</strong> letzten Jahre<br />
hat dies für die Arbeitnehmerinnen <strong>und</strong> Arbeitnehmer<br />
schmerzlich erfahrbar gemacht.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss ihren Einfluss in <strong>der</strong> Politik stärken.<br />
Dazu ist es erfor<strong>der</strong>lich, die Kampagnenfähigkeit<br />
auszubauen, strategische Allianzen mit gesellschaftlichen<br />
Organisationen, Bewegungen <strong>und</strong> Initiativen<br />
für neue gesellschaftliche Mehrheiten zu<br />
bilden <strong>und</strong> den interessenorientierten Dialog mit<br />
den Parteien <strong>und</strong> den B<strong>und</strong>estagsfraktionen weiterzuentwickeln.<br />
3.3 Beteiligungsorientierte Gewerkschaftspolitik<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist eine demokratische Mitglie<strong>der</strong>organisation.<br />
Messlatte für die Entwicklung <strong>der</strong> Organisation<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Qualität gewerkschaftlicher Arbeit ist<br />
auch <strong>der</strong> Grad an Beteiligungs- <strong>und</strong> Einflussmöglichkeiten<br />
<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>. Dem gestiegenen Bedürfnis<br />
nach Selbstbestimmung <strong>und</strong> Einfluss auf die eigenen<br />
Angelegenheiten muss innerorganisatorisch<br />
Rechnung getragen werden. Nur eine breite <strong>und</strong> permanente<br />
Politik <strong>der</strong> Beteiligung sichert die Bereitschaft<br />
von Mitglie<strong>der</strong>n sowie von Funktionären <strong>und</strong><br />
Funktionärinnen, sich aktiv für gewerkschaftliche<br />
Ziele einzusetzen. Unterschiedliche Vorstellungen<br />
über Ziele, Konzepte <strong>und</strong> Strategien müssen im konstruktiven<br />
Dialog bearbeitet <strong>und</strong> im gemeinsamen<br />
politischen Handeln zusammengeführt werden.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> will die Gleichstellung <strong>der</strong> Geschlechter<br />
auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Das gilt<br />
auch für die eigene Organisation: Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
wird die mit dem „Gen<strong>der</strong> Mainstreaming-Projekt“<br />
eingeleitete systematische Verankerung des Ziels<br />
<strong>der</strong> Geschlechtergerechtigkeit auf allen gewerkschaftlichen<br />
Handlungs- <strong>und</strong> Themenfel<strong>der</strong>n fortsetzen.<br />
3.4 Strategische Planung zur Stärkung unserer<br />
Durchsetzungsfähigkeit<br />
In <strong>der</strong> gegenwärtigen Phase tiefgreifen<strong>der</strong> gesellschaftlicher<br />
Umbrüche <strong>und</strong> politischer Weichenstellungen<br />
gilt es, die Handlungs- <strong>und</strong> Durchsetzungsfähigkeit<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auszubauen <strong>und</strong> nachhaltige<br />
Antworten auf strukturelle Probleme gewerkschaftlicher<br />
Politik zu finden. Angesichts rückläufiger<br />
finanzieller <strong>und</strong> personeller Ressourcen ist<br />
eine Konzentration auf diejenigen Ziele <strong>und</strong> Aufgaben<br />
gefor<strong>der</strong>t, die für die Entwicklung <strong>und</strong> Mobilisierung<br />
von organisationspolitischer Stabilität <strong>und</strong><br />
politischer Durchsetzungsmacht beson<strong>der</strong>s wichtig<br />
sind. Die vorhandenen Ressourcen sind auf strategische<br />
Schlüsselaufgaben <strong>und</strong> -ziele zu konzentrieren.<br />
Voraussetzung ist ein intensiver strategischer Diskurs<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> ein politisches Verfahren,<br />
das die Steuerung von Ressourcen <strong>und</strong> die Festlegung<br />
von politischen Schwerpunkten unterstützt.<br />
In den kommenden Jahren wird es darum gehen,<br />
auf Basis <strong>der</strong> bisherigen Erfahrungen den Prozess<br />
<strong>der</strong> strategischen Planung zu stabilisieren <strong>und</strong> weiterzuentwickeln.<br />
3.5 Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> ihre Partner<br />
Die tiefgreifenden Umbrüche in Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft<br />
stellen den Deutschen Gewerkschaftsb<strong>und</strong><br />
(DGB) vor neue Herausfor<strong>der</strong>ungen. Er muss<br />
seine Rolle als gewerkschaftliche Stimme gegenüber<br />
Regierung, Wirtschaft, Staat <strong>und</strong> Parteien stärken<br />
<strong>und</strong> seine Mobilisierungs- <strong>und</strong> Kampagnenfähigkeit<br />
erhöhen. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> will einen starken<br />
DGB, <strong>der</strong> die gemeinsamen Positionen <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />
öffentlichkeitswirksam vertritt <strong>und</strong> Gewicht<br />
bei Regierung, Wirtschaftsverbänden <strong>und</strong> gesellschaftlichen<br />
Organisationen hat.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> hält an dem Prinzip „ein Betrieb – eine<br />
Gewerkschaft“ fest. Denn nur die einheitliche Vertretung<br />
von Arbeitnehmerinteressen stellt sicher,<br />
dass Gewerkschaften ihrer Rolle als Gegenmacht<br />
<strong>und</strong> Gestaltungskraft gerecht werden. Dem DGB<br />
kommt dabei die Aufgabe zu, Zuständigkeits- <strong>und</strong><br />
Abgrenzungsfragen gemeinsam mit den betroffenen<br />
Gewerkschaften kooperativ, solidarisch <strong>und</strong><br />
verbindlich zu regeln. Dies gilt vor allem angesichts<br />
des rasanten Wandels im Bereich <strong>der</strong> industriellen<br />
Dienstleistungen. Einer Zersplitterung <strong>der</strong> Gewerkschaftslandschaft<br />
<strong>und</strong> einer Aufspaltung in berufsständische<br />
Organisationen, die reine Klientelpoli-<br />
16
tik betreiben, muss <strong>der</strong> DGB mit Unterstützung seiner<br />
Einzelgewerkschaften entgegentreten.<br />
Die internationale Verflechtung <strong>der</strong> Wirtschaft <strong>und</strong><br />
die Transnationalisierung <strong>der</strong> Unternehmen erfor<strong>der</strong>n<br />
auf gewerkschaftlicher Seite eine verstärkte<br />
europäische <strong>und</strong> globale Zusammenarbeit. Ansatzpunkte<br />
sind internationale Arbeitnehmernetzwerke<br />
entlang von Konzernstrukturen <strong>und</strong> die Vereinbarung<br />
<strong>und</strong> Überwachung von internationalen Rahmenabkommen<br />
mit multinationalen Unternehmen.<br />
Beson<strong>der</strong>s wichtig ist eine stärkere rechtliche Verbindlichkeit<br />
von definierten Standards für die soziale<br />
Verantwortung von Unternehmen.<br />
Auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> verstärkten Restrukturierungen von<br />
Unternehmen ist gerade auf europäischer Ebene eine<br />
intensivere Interessenvertretung erfor<strong>der</strong>lich,<br />
damit Belegschaften nicht gegeneinan<strong>der</strong> ausgespielt<br />
werden können. Die Rechte <strong>der</strong> Europäischen<br />
Betriebsräte müssen verbessert, die tarifpolitische<br />
Koordinierung in Europa muss weiter intensiviert<br />
werden. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist gefor<strong>der</strong>t, ihre eigene europapolitische<br />
Praxis auf allen Ebenen <strong>der</strong> Organisation<br />
zu stärken.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich daher für eine Stärkung des<br />
EMB <strong>und</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en europäischen <strong>und</strong> internationalen<br />
Gewerkschaftsorganisationen ein, in denen<br />
sie Mitglied ist. Gemeinsam mit ihnen streitet die <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> für ein soziales <strong>und</strong> demokratisches Europa<br />
<strong>und</strong> eine gerechte Weltordnung. Darüber hinaus ist<br />
die Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> globalisierungskritischen<br />
Bewegung von beson<strong>der</strong>er Bedeutung.<br />
4. Gesellschafts- <strong>und</strong> gewerkschaftspolitische<br />
Schwerpunkte 2008 bis 2011<br />
In den kommenden vier Jahren hat die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> vor<br />
allem folgende Aufgaben zu bewältigen:<br />
1. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> versteht sich als gesellschaftliche<br />
Reformkraft <strong>und</strong> Gegenmacht. Sie setzt sich für<br />
eine solidarische Mo<strong>der</strong>nisierung von Wirtschaft<br />
<strong>und</strong> Gesellschaft ein, <strong>und</strong> sie stellt sich<br />
gegen eine Politik, welche die Entfesslung <strong>der</strong><br />
Marktkräfte zum höchsten Ziel erklärt. Das beginnt<br />
im Betrieb mit Alternativen zu einem ruinösen<br />
Standortwettbewerb, reicht über eine<br />
solidarische Tarifpolitik <strong>und</strong> eine gerechte Weiterentwicklung<br />
des Sozialstaats bis hin zur Erneuerung<br />
des europäischen Sozialmodells.<br />
2. Einer Unternehmenspolitik, die auf Arbeitsplatzabbau,<br />
Kostensenkungsprogramme <strong>und</strong><br />
Dumpingwettbewerb setzt, stellt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
eine Mo<strong>der</strong>nisierungsstrategie entgegen, die<br />
auf Prozess- <strong>und</strong> Produktinnovation, qualifizierte<br />
Arbeit, gut ausgebildete Beschäftigte<br />
<strong>und</strong> menschengerechte Arbeits- <strong>und</strong> Entlohnungsbedingungen<br />
setzt. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird in<br />
den kommenden Jahren die Qualität <strong>der</strong> Arbeit<br />
zum Thema machen <strong>und</strong> ihr arbeitspolitisches<br />
Profil weiterentwickeln. Es geht um mehr <strong>und</strong><br />
um bessere Arbeitsplätze.<br />
3. Der Sozialstaat muss fit werden für das 21.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t. Das ist unabdingbare Voraussetzung<br />
für eine solidarische Gesellschaft. Die <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> wird ihre Kampagnen für eine mo<strong>der</strong>ne<br />
Wirtschafts- <strong>und</strong> Beschäftigungspolitik <strong>und</strong> für<br />
eine solidarische Weiterentwicklung <strong>der</strong> sozialen<br />
Sicherungssysteme fortführen.<br />
4. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird sich intensiv an <strong>der</strong> Debatte<br />
um eine Erneuerung des europäischen Sozialmodells<br />
beteiligen <strong>und</strong> ihre Arbeit an einem Europapolitischen<br />
Memorandum fortsetzen. Sie<br />
will die Gewerkschaftsarbeit auf europäischer<br />
Ebene stärken <strong>und</strong> die europapolitische Praxis<br />
auf allen Organisationsebenen weiter entwikkeln.<br />
5. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird in ihrer internationalen Arbeit<br />
globale Arbeitnehmervertretungen stärken<br />
<strong>und</strong> den Auf- <strong>und</strong> Ausbau unternehmensweiter<br />
Netzwerke unterstützen. Sie wird das Instrument<br />
„Internationale Rahmenabkommen“<br />
in Zusammenarbeit mit ihren globalen Partnern<br />
weiter verbessern <strong>und</strong> sich verstärkt für rechtlich<br />
verbindliche internationale Regulierungen<br />
von Unternehmenstätigkeit einsetzen.<br />
6. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> stellt sich <strong>der</strong> Diskussion <strong>der</strong> Verträglichkeit<br />
von Ökologie <strong>und</strong> Ökonomie. Beson<strong>der</strong>e<br />
Aufmerksamkeit verdienen dabei Klimaschutz,<br />
Ressourceneffizienz <strong>und</strong> <strong>der</strong> Umstieg<br />
zu regenerativen Energien.<br />
7. Unverzichtbare Basis einer erfolgreichen gewerkschaftlichen<br />
Politik ist die Verankerung in<br />
den Betrieben, die Mobilisierungsbereitschaft<br />
von Mitglie<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Funktionären <strong>und</strong> die tarifpolitische<br />
Durchsetzungsfähigkeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />
Diese Basis zu stabilisieren <strong>und</strong> auszubauen,<br />
bleibt eine strategisch bedeutende Aufgabe<br />
<strong>der</strong> nächsten Jahre.<br />
8. Um den politischen Einfluss <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu<br />
stärken, ist es erfor<strong>der</strong>lich, die Kampagnenfähigkeit<br />
auszubauen, strategische Allianzen mit<br />
gesellschaftlichen Organisationen, Bewegungen<br />
<strong>und</strong> Initiativen für neue gesellschaftliche<br />
Mehrheiten zu bilden <strong>und</strong> den interessenorientierten<br />
Dialog mit Parteien <strong>und</strong> den B<strong>und</strong>estagsfraktionen<br />
weiterzuentwickeln.<br />
17
Durchsetzung <strong>der</strong> Geschlechterdemokratie<br />
1.001 Antragsteller/in:<br />
Frauenausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>n den Vorstand <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, die Aktivitäten zur Durchsetzung <strong>der</strong><br />
Geschlechterdemokratie in unserer Gesellschaft zu<br />
verstärken. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss sich für eine gerechte<br />
Gestaltung <strong>und</strong> Verteilung von Erwerbs- <strong>und</strong> Reproduktionsarbeit,<br />
die Frauen <strong>und</strong> Männern gleiche<br />
Entfaltungsmöglichkeiten <strong>und</strong> wirtschaftliche<br />
Unabhängigkeit bietet, in allen Handlungsfel<strong>der</strong>n<br />
einsetzen.<br />
Deshalb ist es dringend notwendig, die Berufschancen<br />
von Frauen zu verbessern.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss sich dafür einsetzen, dass für<br />
Frauen eine existenzsichernde Erwerbstätigkeit ein<br />
selbstverständlicher Bestandteil ihrer Lebensplanung<br />
sein kann. Dazu gehört auch eine kritische Reflexion<br />
<strong>der</strong> eigenen Politik <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e:<br />
– die kontinuierliche Überprüfung <strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> betrieblichen <strong>und</strong> tariflichen Entgeltstrukturen<br />
– eine fortschrittliche Arbeitszeitpolitik, die sich<br />
an den Lebenslagen <strong>und</strong> Interessen bei<strong>der</strong> Geschlechter<br />
orientiert <strong>und</strong> Rollenbil<strong>der</strong> nicht verfestigt.<br />
Dazu muss auch die Frage <strong>der</strong> Arbeitzeitverkürzung<br />
mit vollem Lohnausgleich für alle<br />
wie<strong>der</strong> mit auf <strong>der</strong> Tagesordnung stehen <strong>und</strong><br />
thematisiert werden. Vor allem für Beschäftigte,<br />
die die Hauptlast <strong>der</strong> Erziehung von Kin<strong>der</strong>n<br />
tragen, wird analog zu an<strong>der</strong>en beson<strong>der</strong>s definierten<br />
Beschäftigungsgruppen (z. B. Ältere,<br />
Beschäftigte mit beson<strong>der</strong>en Belastungen) eine<br />
kürzere Arbeitszeit angestrebt.<br />
– eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> öffentlichen Darstellung<br />
unserer Organisation zur Realität einer vielfältigen<br />
Interessensvertretung<br />
– die Verankerung <strong>der</strong> frauen- <strong>und</strong> gleichstellungspolitischen<br />
For<strong>der</strong>ungen in allen Handlungsfel<strong>der</strong>n<br />
Gegenüber dem Gesetzgeber wird sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
zur Erreichung <strong>der</strong> Geschlechterdemokratie mindestens<br />
für folgende For<strong>der</strong>ungen einsetzen <strong>und</strong> sie<br />
mit ihren politischen For<strong>der</strong>ungen an die Politikverknüpfen:<br />
– Einführung eines gesetzlichen Anspruches auf<br />
einen qualitativ hochwertigen, gebührenfreien<br />
Ganztagsbetreuungsplatz für alle Kin<strong>der</strong> unabhängig<br />
vom Alter<br />
– Überprüfung <strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Lerninhalte<br />
auf allen Bildungsebenen zum Abbau von traditionellen<br />
Rollenmustern bei <strong>der</strong> Berufswahl<br />
– Unterstützung von Unternehmen bei <strong>der</strong> Einstellung<br />
von jungen Frauen in typischen „Männerberufen“·<br />
– Abschaffen des Ehegattensplittings zugunsten<br />
eines Steuersystems, das nicht die Einverdienerehe<br />
honoriert.<br />
– Ausbau <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse<br />
– Abschaffung aller prekären Arbeitsverhältnisse<br />
– Abschaffung <strong>der</strong> Sozialversicherungsfreiheit<br />
<strong>der</strong> 400Euro Jobs<br />
– Reformierung <strong>der</strong> Hartz-Gesetzgebung unter<br />
gleichstellungspolitischen Gesichtspunkten<br />
– Reform des Teilzeit- <strong>und</strong> Befristungsgesetzes<br />
mit Rückkehranspruch von Teilzeit auf Vollzeit<br />
– Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes<br />
– Einführung eines Gleichstellungsgesetzes für<br />
die Privatwirtschaft<br />
– Ausbau <strong>der</strong> eigenständigen sozialen Alterssicherung<br />
von Frauen. Einseitige Eingriffe in die<br />
Witwenrente sind nicht akzeptabel, langfristig<br />
muss die Witwenrente durch ein verbindliches<br />
Rentensplitting ersetzt werden. Die zurückgenommene<br />
Erhöhung des Rentenzugangsalters<br />
muss auch aus gleichstellungspolitischen Gesichtspunkten<br />
abgelehnt werden.<br />
– Eigenständige Absicherung von nichterwerbstätigen<br />
Ehepartnerinnen in <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Krankenversicherung<br />
– Beachtung geschlechterspezifischer Notwendigkeiten<br />
bei <strong>der</strong> „Ges<strong>und</strong>heitsreform“<br />
– Entlastung von Frauen von familiären Pflegeaufgaben<br />
durch Ausbau <strong>der</strong> Infrastruktur für<br />
bezahlbare Pflegedienstleistungen<br />
– Novellierung des B<strong>und</strong>esgremienbesetzungsgesetzes<br />
mit Mindestquote, damit Frauen entsprechend<br />
ihres Bevölkerungsanteils in allen<br />
Gremien auch vertreten werden.<br />
Für den Abbau unsicherer<br />
Beschäftigungsverhältnisse<br />
1.002 Antragsteller/in: Offenbach<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich für den Abbau unsicherer<br />
Beschäftigungsverhältnisse <strong>und</strong> die Ausweitung<br />
unbefristeter, sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung<br />
ein.<br />
Leiharbeit, Mini- <strong>und</strong> Midijobs, unfreiwillige Teilzeitarbeit<br />
<strong>und</strong> Befristung dürfen nicht zu typischen<br />
Beschäftigungsverhältnissen in unserer Gesellschaft<br />
werden. Die Arbeitsmarktpolitik <strong>der</strong> Großen<br />
Koalition, die diese Formen von Beschäftigung för<strong>der</strong>t,<br />
wird entschieden abgelehnt. „Gleicher Lohn<br />
für gleiche Arbeit“ muss in <strong>der</strong> Arbeitswelt durchweg<br />
Anwendung finden.<br />
Vor dem Hintergr<strong>und</strong> weiterhin anhalten<strong>der</strong> Massenarbeitslosigkeit<br />
<strong>und</strong> einem Kapitalismus, <strong>der</strong><br />
sich nur noch an den Interessen <strong>der</strong> Anteilseigner<br />
<strong>und</strong> Großkonzerne orientiert, werden die Beschäftigten<br />
immer stärker mit den Zwängen des Marktes<br />
konfrontiert.<br />
Dabei stellt sich die Situation <strong>der</strong> abhängig Beschäftigten<br />
zweischneidig dar: Mehr Verantwortung<br />
<strong>und</strong> Selbstorganisation auf <strong>der</strong> einen Seite,<br />
stärkere Unsicherheit <strong>und</strong> höhere Risiken für Leben<br />
<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite. Der eigene<br />
Wunsch nach Flexibilisierung in den Bereichen Arbeitszeit<br />
<strong>und</strong> Vereinbarkeit von Familie <strong>und</strong> Beruf<br />
steht dem Interesse <strong>der</strong> Unternehmen gegenüber,<br />
18
die Ware Arbeitskraft möglichst flexibel im Unternehmen<br />
einzusetzen.<br />
Verstärkt wird dies durch den industriellen Strukturwandel<br />
<strong>und</strong> die Massenarbeitslosigkeit. Folge<br />
ist die Zunahme von prekären Beschäftigungsverhältnissen<br />
– vor allem in den Bereichen Leiharbeit<br />
<strong>und</strong> befristete Beschäftigung.<br />
In den Unternehmen nehmen diese Beschäftigungsverhältnisse<br />
deutlich zu <strong>und</strong> führen zu einer<br />
Spaltung <strong>der</strong> Arbeitnehmer in Stamm- <strong>und</strong> Randbelegschaften,<br />
also Beschäftigten mit dem klassischen<br />
Normalarbeitsverhältnis <strong>und</strong> solchen, die<br />
befristet o<strong>der</strong> als Leiharbeitnehmer die gleiche Arbeit<br />
zu schlechteren Konditionen verrichten.<br />
Bei den (noch) unbefristeten Vollzeitbeschäftigten<br />
führt diese Spaltung zu Angst vor Verlust ihres Status.<br />
Für den Erhalt ist man bereit Zugeständnisse<br />
hinsichtlich Entlohnung <strong>und</strong> Arbeitszeit zu machen,<br />
die Voraussetzungen für die nötige Gegenwehr in<br />
den Tarifverhandlungen nehmen ab. Bei den Leiharbeitnehmern<br />
<strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen <strong>und</strong><br />
befristet Beschäftigten geht ihr Status am Rande<br />
<strong>der</strong> Belegschaft mit sozialer Isolierung <strong>und</strong> fehlen<strong>der</strong><br />
Planungssicherheit einher. Hinzu kommt, dass<br />
sie nur eingeschränkten Zugang zu Weiterbildung<br />
haben <strong>und</strong> durch den geringeren finanziellen Spielraum<br />
dies auch nicht selbst organisieren können.<br />
Außerdem sind überproportional viele Frauen von<br />
prekären Beschäftigungsverhältnissen betroffen,<br />
abgesehen von <strong>der</strong> Leiharbeit sind Frauen in allen<br />
an<strong>der</strong>en atypischen Arbeitsverhältnissen mehrheitlich<br />
vertreten.<br />
Prekäre Beschäftigung spielt die Arbeitnehmer gegeneinan<strong>der</strong><br />
aus <strong>und</strong> schwächt damit auch die Gewerkschaften<br />
in ihrer Verhandlungsposition. Deshalb<br />
sind sie von Gr<strong>und</strong> auf abzulehnen.<br />
Grenzenlose Gleichstellungspolitik<br />
1.003 Antragsteller/in:<br />
Frauenausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />
for<strong>der</strong>n den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
auf, sich dafür einzusetzen, dass die Chancengleichheit<br />
<strong>der</strong> Geschlechter in alle Handlungsfel<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> europäischen <strong>und</strong> internationalen Gewerkschaftsverbände<br />
unter Beteiligung <strong>der</strong> Frauen integriert<br />
wird. Für den notwendigen Austausch <strong>der</strong> Kolleginnen<br />
müssen die formalen Strukturen ausgebaut<br />
<strong>und</strong> finanzielle <strong>und</strong> personelle Ressourcen für<br />
die gleichstellungspolitische Arbeit bereit gestellt<br />
werden.<br />
Mindestlohn<br />
1.004 Antragsteller/in: Dresden<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t einen branchenübergreifenden,<br />
einheitlichen <strong>und</strong> gesetzlichen Mindestlohn.<br />
Die umlagefinanzierte gesetzliche<br />
Rentenversicherung erhalten <strong>und</strong> ausbauen<br />
1.005 Antragsteller/in: Neunkirchen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
In den letzten 20 Jahren wurde von den jeweiligen<br />
B<strong>und</strong>esregierungen unter Kohl, Schrö<strong>der</strong> <strong>und</strong> Merkel<br />
die gesetzliche Rentenversicherung erheblich<br />
geschädigt. Die seit 1889 bestehende umlagefinanzierte<br />
gesetzliche Rentenversicherung hat zwei<br />
Weltkriege <strong>und</strong> Inflationen überstanden. Den Anspruch<br />
Schutz vor den Risiken Invalidität, Alter <strong>und</strong><br />
Tod bei Zurücklassung, <strong>der</strong> auf Unterhalt angewiesenen<br />
Hinterbliebenen, hat sie gut erfüllt. Die Deutsche<br />
Rentenversicherung hat größtenteils ein Einnahmeproblem.<br />
Es wurde hervorgerufen hauptsächlich<br />
durch Massenarbeitslosigkeit <strong>und</strong> hausgemachte<br />
Ursachen, bzw. die Zunahme von Geringfügigkeitsarbeitsverhältnissen,<br />
Min<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Beiträge<br />
für die Arbeitslosen an die Rentenversicherung,<br />
Herabsetzung <strong>der</strong> Schwankungsreserve von<br />
eineinhalb Monatsrenten auf 0,2 Monatsrenten.<br />
Die Beitragshöhe <strong>und</strong> die demographische Bevölkerungsentwicklung<br />
wurden Gr<strong>und</strong>lage einer in<br />
den letzten Jahren noch nie da gewesenen Kampagne,<br />
die solidarische Rentenversicherung zu fled<strong>der</strong>n.<br />
Die Politik lässt sich vor den Karren <strong>der</strong> privaten<br />
Versicherungswirtschaft spannen. Eine Umverteilung<br />
von unten nach oben ist in Gang gesetzt<br />
worden, mit <strong>der</strong> Dämonisierung des Rentenbeitrags<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> demographischen Entwicklung. Im<br />
Leistungsbereich werden unter an<strong>der</strong>em verschlechtert:<br />
– Verschärfung <strong>der</strong> Anspruchsvoraussetzung für<br />
den Bezug <strong>der</strong> vorgezogenen Altersrente wegen<br />
Arbeitslosigkeit mit 60 Jahren.<br />
– Vorzeitige Inanspruchnahme <strong>der</strong> Altersrente;<br />
ab dem 60. Lebensjahr wird je<strong>der</strong> Monat dauerhaft<br />
mit dem Abzug von 0,3 Prozent pro Monat<br />
gekürzt. Von 60 – 65 Jahren 18 Prozent nunmehr<br />
auch noch bis 67 Jahren mit weiteren 7,2<br />
Prozent Kürzung.<br />
– Anhebung <strong>der</strong> Altersgrenze für Schwerbehin<strong>der</strong>te<br />
<strong>und</strong> Frauen auf 65 Jahre.<br />
– Das Risiko Berufsunfähigkeit wird für die nach<br />
dem 01.01.1961 Geborenen beseitigt.<br />
– Die Erwerbsmin<strong>der</strong>ung wird verschlechtert.<br />
– Das Rentenniveau wird dauerhaft durch Än<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Formel zur Rentenanpassung (Nachhaltigkeitsfaktor,<br />
Riester) gekürzt. Das bedeutet:<br />
Bei 45 Versicherungsjahren in 2000 70,7<br />
Prozent Nettorente auf 64,3 Prozent Nettorente<br />
in 2030.<br />
– Durch den Übergang zur nach gelagerten Versteuerung<br />
sinkt das Nettorentenniveau von<br />
68,9 Prozent in 2002 über 62,5 Prozent in 2015<br />
auf ein Niveau von 52,2 Prozent netto in 2030.<br />
– Die entstehende Lücke wird privatisiert, mit <strong>der</strong><br />
För<strong>der</strong>ung privater Altersvorsorge (Riester-Rürup).<br />
– Die Arbeitgeber kommen aus <strong>der</strong> Verantwortung,<br />
die betriebliche Wertschöpfung wird ausgeklinkt.<br />
19
Schon mit einem Rentenniveau von 70 Prozent netto<br />
bei 45 Versicherungsjahren ist die Sicherung des<br />
Lebensstandards heute schon nicht einfach. Mit<br />
<strong>der</strong> Anhebung des Rentenalters auf 67 Jahre wird<br />
das Rentenniveau bei vorzeitigem Ausscheiden<br />
weiter gekürzt.<br />
Die Altersarmut wird in den nächsten Jahren rasant<br />
zunehmen, weil die meisten Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />
nicht in <strong>der</strong> Lage sein werden, allein<br />
mit ihren Einkünften eine Zusatzversorgung zu<br />
finanzieren.<br />
Die Anbindung <strong>der</strong> Rentenversicherung an die Erwerbsarbeit<br />
ist nachweislich verlässlicher, als an<br />
das Kapital, wie es üblicherweise in <strong>der</strong> privaten<br />
Versicherung die Regel ist.<br />
Die Verwaltungskosten <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung<br />
betragen ca. 1,7 Prozent, in <strong>der</strong> privaten<br />
Versicherung durchschnittlich 15 Prozent.<br />
Der Erosion <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung<br />
muss Einhalt geboten werden. Die gesetzliche Rentenversicherung<br />
ist zu über 90 Prozent für die Menschen<br />
in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik <strong>der</strong> entscheidende<br />
Teil ihrer Altersversorgung.<br />
Eine Lebensstandard sichernde Altersrente ist vor<br />
dem Hintergr<strong>und</strong> einer vorausgesagten jährlichen<br />
Steigerung des Bruttoinlandsprodukts von 1,8 Prozent<br />
finanzierbar <strong>und</strong> sozialpolitisch notwendig.<br />
Alle Erwerbstätigen sind in die gesetzliche Rentenversicherung<br />
einzubeziehen. Mit einer Erwerbstätigenversicherung<br />
wird die Solidargemeinschaft <strong>und</strong><br />
die soziale Gerechtigkeit gestärkt.<br />
Neben den Arbeitnehmern <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />
sind dann zukünftig mit einzubeziehen: Parlamentarier,<br />
Freiberufler, Selbstständige <strong>und</strong> Beamte. Mit<br />
<strong>der</strong> Einbeziehung aller Erwerbstätigen wird die Finanzlage<br />
verbessert.<br />
Mit <strong>der</strong> Ausgestaltung einer umlagefinanzierten Erwerbstätigen<br />
Versicherung sind mindestens folgende<br />
Regelungen mit einzubeziehen:<br />
– Anhebung <strong>der</strong> Rente beim „Eckrentner“ auf 70<br />
Prozent netto.<br />
– Begrenzung des Rentenalters auf 65 Jahre.<br />
– Ein flexibler Übergang in die Rente wird mit <strong>der</strong><br />
Fortführung <strong>der</strong> bisherigen Altersteilzeitregelung<br />
sichergestellt.<br />
– Die BU wird für alle wie<strong>der</strong> hergestellt.<br />
– Die Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente ist zu verbessern.<br />
– Die Witwer- <strong>und</strong> Witwenrente wird auf 60 Prozent<br />
festgeschrieben.<br />
– Der Beitrag für die Kranken- <strong>und</strong> Pflegeversicherung<br />
wird bei den Betriebsrentnern <strong>und</strong> Betriebsrentnerinnen<br />
wie<strong>der</strong> hälftig geregelt.<br />
– Die berufsständigen Versorgungswerke sind zu<br />
schließen.<br />
– Abschaffung <strong>der</strong> beitragsrechtlichen Son<strong>der</strong>behandlung<br />
von Mini-Jobs.<br />
Mit den jetzigen geringen Rentenbeiträgen erhöht<br />
sich die Bedürftigkeit im Alter, insbeson<strong>der</strong>e bei<br />
Frauen.<br />
Die gesamtgesellschaftlichen notwendigen versicherungsfremden<br />
Leistungen in <strong>der</strong> Rentenversicherung<br />
sind über sozial gerechte Steuern zu finanzieren.<br />
Die Delegierten for<strong>der</strong>n den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
auf, zur Durchsetzung dieser Ziele bei allen demokratischen<br />
Parteien tätig zu werden.<br />
Die Delegierten for<strong>der</strong>n die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
<strong>und</strong> aller DGB Gewerkschaften auf, bei <strong>der</strong> B<strong>und</strong>estagswahl<br />
2009 nur Parteien zu unterstützen, die<br />
ernsthaft im Sinne einer solidarischen <strong>und</strong> sozial<br />
ausgestalteten Umlagefinanzierten Erwerbstätigen-Rentenversicherung<br />
tätig werden.<br />
Privatisierung stoppen/umkehren –<br />
Partizipation <strong>und</strong> demokratische<br />
Mitbestimmung ausbauen<br />
1.006 Antragsteller/in: Braunschweig<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Bereiche <strong>der</strong> öffentlichen Daseinsvorsorge wie Ges<strong>und</strong>heit,<br />
Bildung, soziale Einrichtungen, Entsorgung<br />
von Abwasser <strong>und</strong> Müll, Versorgung mit Wasser<br />
<strong>und</strong> Energie, Kommunikation, Verkehr etc. erfüllen<br />
Aufgaben, die über ökonomische Fragen hinausgehen.<br />
Sie dürfen nicht nach Maßstäben von Rentabilität<br />
geführt o<strong>der</strong> beurteilt werden <strong>und</strong> dürfen somit<br />
nicht einer reinen Marktlogik überantwortet werden.<br />
Privatisierung dieser Bereiche führt nicht zu einer<br />
Verbesserung, son<strong>der</strong>n zu massiven Verschlechterungen<br />
von Qualität, Verfügbarkeit <strong>und</strong> Preis bis hin<br />
zu dramatischen Arbeitsplatzverlusten (auch in angrenzenden<br />
Branchen wie z.B. <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie<br />
bei einer Privatisierung <strong>der</strong> Bahn).<br />
Private Anbieter wollen ihren Gewinn maximieren,<br />
die Anteilseigner <strong>und</strong> Aktienbesitzer bedienen, so<br />
dass alle Faktoren wie Personal, Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung,<br />
Instandhaltung/Reparatur <strong>und</strong> Investitionen<br />
ausschließlich unter Kostengesichtspunkten bewertet<br />
werden.<br />
Wenn sich Staat, Land <strong>und</strong> Kommune immer mehr<br />
<strong>der</strong> Wahrnehmung öffentlicher Aufgaben durch<br />
Privatisierung entledigen, verlieren sie damit<br />
auch Handlungs- <strong>und</strong> Gestaltungsspielräume.<br />
Das bedeutet letztlich, dass sie Politikfähigkeit<br />
verlieren.<br />
Betriebe <strong>der</strong> öffentlichen Hand mit öffentlich-rechtlicher<br />
Rechtsform (Regiebetrieb, Eigenbetrieb etc.)<br />
beweisen bereits heute, dass es möglich ist, auch<br />
ohne private Besitzer rentabel <strong>und</strong> effektiv zu arbeiten<br />
<strong>und</strong> zu haushalten.<br />
Es ist in <strong>der</strong> Verantwortung <strong>der</strong> Kommunen, dass ihren<br />
Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern <strong>und</strong> den Unternehmen<br />
vor Ort Leistungen, im wesentlichen Infrastrukturleistungen,<br />
angeboten werden – <strong>und</strong> dies<br />
in hoher Qualität, flächendeckend, also mit Zugangsmöglichkeiten<br />
für alle, <strong>und</strong> zu erschwinglichen<br />
Preisen.<br />
Es gilt heute den öffentlichen Sektor umfassend zu<br />
erneuern, die öffentliche Kontrolle von privatisierten<br />
Unternehmen zurück zu gewinnen, <strong>der</strong> Macht<br />
<strong>der</strong> Aktionäre <strong>und</strong> Finanzmärkte eine Demokratie<br />
<strong>der</strong> Partizipation <strong>und</strong> Intervention entgegensetzen.<br />
Es geht um eine Demokratisierung <strong>der</strong> Kommune<br />
<strong>und</strong> den Ausbau <strong>der</strong> kommunalen Mitbestimmung<br />
durch eine intensive Bürgerbeteiligung.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird in diesem Sinne in Zusammenarbeit<br />
mit dem DGB in kommunale Politik aktivierend<br />
20
eingreifen. An<strong>der</strong>swo werden die Bestrebungen<br />
des DGB <strong>und</strong> an<strong>der</strong>er Gewerkschaften, Kommunalpolitik<br />
aktiv mit zu gestalten, durch die Verwaltungsstellen<br />
intensiv unterstützt.<br />
Entwicklung von Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft<br />
unter <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Berücksichtigung von<br />
Ostdeutschland<br />
1.007 Antragsteller/in: Bautzen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Während im Transformationsprozess <strong>der</strong> neunziger<br />
Jahre in Ostdeutschland <strong>der</strong> Kampf um die Erhaltung<br />
von Industriestandorten <strong>und</strong> Krisenbewältigung<br />
gegen massenweise Personalentlassung <strong>und</strong><br />
für Beschäftigungsför<strong>der</strong>ungsmodelle im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong><br />
standen, haben sich die Situation <strong>und</strong> damit<br />
die Anfor<strong>der</strong>ungen an die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> stark verän<strong>der</strong>t.<br />
Ein Großteil <strong>der</strong> Unternehmen, vor allem Klein- <strong>und</strong><br />
Mittelunternehmen als auch Konzernbetriebe verzeichnen<br />
enorme Produktivitätszuwächse <strong>und</strong> stehen<br />
trotz voller Auftragsbücher <strong>und</strong> guter Wachstumschancen<br />
unter erheblichem Kosten-, Ergebnis<strong>und</strong><br />
Flexibilisierungsdruck.<br />
Die gewerkschaftliche Interessenvertretung hat zunehmend<br />
die Aufgabe betriebliche Innovation (Arbeitsbeziehungen,<br />
Prozesse) arbeitsorientiert <strong>und</strong><br />
sozial zu gestalten.<br />
Daher ist es für die Beschäftigten von existenzieller<br />
Bedeutung, eigene Strategien <strong>und</strong> Konzepte für eine<br />
nachhaltige Unternehmensentwicklung <strong>und</strong> den<br />
Erhalt von Arbeitsplätzen zu finden, die eine Alternative<br />
zu Entgeltkürzungen, Ausstieg aus dem Tarifvertrag<br />
o<strong>der</strong> Verlagerung von Produktion o<strong>der</strong><br />
Dienstleistungen darstellen.<br />
Die in den letzten Jahren erfolgreiche regionale<br />
Strukturpolitik mit Netzwerkbildung, Branchenansätzen<br />
<strong>und</strong> Clusterpolitik wird als Ergänzung/Alternative<br />
zu Globalisierungsstrategien zunehmend<br />
wichtiger.<br />
Zusätzlich sind gesellschaftliche Verän<strong>der</strong>ungen zu<br />
bewältigen. Stichpunkte dazu sind: Mit- <strong>und</strong><br />
Selbstbestimmung; demografische Entwicklung;<br />
Vereinbarkeit von Familie <strong>und</strong> Beruf; prekäre Arbeitsbedingungen<br />
(Zeitarbeit); För<strong>der</strong>ung bürgerschaftlichen<br />
Engagements.<br />
Die Verknappung <strong>der</strong> fossilen Energiereserven <strong>und</strong><br />
die Nutzung erneuerbarer Energien, sowie die Auswirkungen<br />
des Klimawandels sind ökologische Herausfor<strong>der</strong>ungen,<br />
die als Chance für das ostdeutsche<br />
verarbeitende Gewerbe genutzt werden müssen.<br />
Die Herstellung von Anlagen/Produkten für regenerative<br />
Energien (wie Solar-, Bio- <strong>und</strong> Windenergie)<br />
ist eine sich stark entwickelnde Branche, in <strong>der</strong><br />
gleichzeitig keine Mitbestimmungskultur besteht,<br />
ausgeprägte Niedriglohnstrukturen <strong>und</strong> prekäre<br />
Arbeitsverhältnisse vorherrschen.<br />
Für eine zukunftsfähige Entwicklung <strong>der</strong> ostdeutschen<br />
Industrie setzt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf mehr Innovation.<br />
Das Zukunftsprogramm Ost muss in folgenden<br />
Handlungsfel<strong>der</strong>n strategisch weiterentwickelt<br />
werden:<br />
– Verstärkte Innovation durch das Wissen <strong>und</strong><br />
Können <strong>der</strong> Beschäftigten, konsequente Beteiligung<br />
<strong>der</strong> Beschäftigten in allen Innovationsfel<strong>der</strong>n<br />
(Prozess, Produkt, soziale Innovation,<br />
Ökologie) <strong>und</strong> erweiterte Mitwirkung <strong>und</strong> Mitbestimmung<br />
des Betriebsrates <strong>und</strong> <strong>der</strong> Vertrauensleute.<br />
Erweiterte Mitwirkung <strong>und</strong> echte Beteiligung von<br />
Betriebsräten <strong>und</strong> Vertrauensleuten setzen voraus,<br />
dass verlässliche, transparente Rahmenbedingungen<br />
vereinbart sind.<br />
Die Vereinbarung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen <strong>und</strong><br />
Themen betrieblicher Innovation ist für eine (einzelfallbezogene)<br />
betriebliche betriebs- <strong>und</strong> tarifpolitische<br />
Strategie ein notwendiger Bestandteil.<br />
Die Flankierung durch eine prozessbegleitende Bildungsarbeit<br />
hat dabei eine entscheidende Bedeutung.<br />
Die Kommunikation <strong>und</strong> <strong>der</strong> Erfahrungstransfer<br />
muss weiterentwickelt <strong>und</strong> ausgebaut werden, damit<br />
aus diesen Beispielen, im Sinne von guter Praxis,<br />
voneinan<strong>der</strong> gelernt werden kann, zum Beispiel<br />
in Betriebsrätenetzwerken.<br />
Ansätze entstehen bereits in den vorhandenen Betriebsrätenetzwerken,<br />
die durch Kooperation Gestaltungskraft<br />
in Betrieb <strong>und</strong> Region entwickeln.<br />
Dabei setzen wir auf verstärkte Zusammenarbeit<br />
mit Hochschulen <strong>und</strong> regionalen Forschungseinrichtungen.<br />
Beispiele für erfolgreiche strukturpolitische Projekte<br />
müssen für die Organisation transparent sein<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Erfahrungstransfer muss gesichert werden.<br />
Modellprojekte, die eine außerordentliche organisationspolitische<br />
Bedeutung haben, müssen durch<br />
die Bereitstellung <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Ressourcen<br />
unterstützt werden. B<strong>und</strong>esweiter Erfahrungstransfer,<br />
Vernetzung <strong>und</strong> Kooperation – gerade vor<br />
dem Hintergr<strong>und</strong> eines Ost-West <strong>und</strong> West-Ost Erfahrungstransfers<br />
– muss organisiert werden.<br />
Wenn wir weiterhin eine gestaltende gesellschaftliche<br />
Kraft sein wollen, müssen wir unseren kulturellen<br />
Einfluss <strong>und</strong> die Verankerung in den für uns relevanten<br />
Milieus zurückgewinnen. Eine back-to-theroots<br />
Strategie wie „Hilfe zur Selbsthilfe“, genossenschaftliche<br />
Projekte, Präsenz an Schulen <strong>und</strong><br />
Universitäten <strong>und</strong> die bewusste För<strong>der</strong>ung bürgerschaftlichen<br />
Engagements rücken wir in den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>.<br />
Wir unterstützen solche Ansätze; dazu<br />
nutzen wir unsere Ressourcen <strong>und</strong> sind offen für<br />
neue Denkschulen.<br />
Vor dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> sich stark entwickelnden<br />
Industrie für regenerative Energien, muss ein branchenpolitischer<br />
Ansatz gef<strong>und</strong>en werden, <strong>der</strong> die<br />
gewerkschaftlichen Handlungsfel<strong>der</strong> Betriebs-, Tarif-<br />
<strong>und</strong> Strukturpolitik unter ostdeutschen Bedingungen<br />
berücksichtigt.<br />
Sozialstaat <strong>und</strong> Sozialpolitik<br />
1.008 Antragsteller/in: Völklingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Gegen die Ablehnung <strong>der</strong> Bevölkerungsmehrheit<br />
hat <strong>der</strong> B<strong>und</strong>estag die Rente mit 67 beschlossen.<br />
21
Das ist nur ein Beispiel für die zunehmende Abschottung<br />
<strong>der</strong> Politik gegenüber <strong>der</strong> Gesellschaft.<br />
So haben sich etwa im Fall <strong>der</strong> Rente eine ganze Reihe<br />
<strong>der</strong> im B<strong>und</strong>estag vertretenen haupt- <strong>und</strong> ehrenamtlichen<br />
<strong>Metall</strong>erinnen <strong>und</strong> <strong>Metall</strong>er gegen die<br />
For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> gegen die massive<br />
Kritik aus <strong>der</strong> Gesellschaft entschieden. Dafür haben<br />
unsere Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen, die sich mit<br />
hohem Engagement an den Protesten beteiligt haben,<br />
kein Verständnis!<br />
Wir wissen, die Parlamentarierinnen <strong>und</strong> Parlamentarier<br />
haben mit ihrem Wahlmandat eine eigene politische<br />
Legitimation <strong>und</strong> sind nach <strong>der</strong> Verfassung<br />
nur ihrem Gewissen verpflichtet. Das akzeptiert die<br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Doch die Gewissensfreiheit ist kein Blankoscheck<br />
für eine Politik zu Lasten <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong><br />
Bevölkerung, die im Interesse <strong>der</strong> Fraktionsdisziplin<br />
durchgedrückt wird.<br />
Auch im Interesse:<br />
– <strong>der</strong> Glaubwürdigkeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>,<br />
– einer gelebten Demokratie <strong>und</strong><br />
– einer solidarischen Reformpolitik<br />
kann die Verselbständigung <strong>der</strong> Parlamente <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> Parlamentarier <strong>und</strong> schon gar nicht <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>erinnen<br />
<strong>und</strong> <strong>Metall</strong>er hingenommen werden.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t:<br />
– Aktiv den Dialog mit den <strong>Metall</strong>erinnen <strong>und</strong> <strong>Metall</strong>ern<br />
in den B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Landesparlamenten<br />
zu suchen.<br />
– Eine gemeinsame Debatte über das Selbstverständnis<br />
zu führen, was heißt es, <strong>Metall</strong>erin<br />
<strong>und</strong> <strong>Metall</strong>er in einem Parlament zu sein.<br />
– Bei einzelnen Gesetzesvorhaben, die beson<strong>der</strong>s<br />
gewerkschaftliche Positionen betreffen,<br />
weiterhin auf einen beson<strong>der</strong>s engen Austausch<br />
<strong>und</strong> eine politische Debatte mit den Parlamentariern<br />
zu drängen. Dabei erwartet die <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong>, dass die Abgeordneten in ihren Parteien<br />
<strong>und</strong> in den Parlamenten für die gr<strong>und</strong>legenden<br />
gewerkschaftlichen Positionen eintreten.<br />
– Arbeitsrechtliche Konsequenzen gegenüber<br />
denjenigen hauptamtlich Beschäftigten zu prüfen,<br />
die als Abgeordnete des Deutschen B<strong>und</strong>estages<br />
Gesetzesvorlagen zustimmen, die<br />
sich im Wi<strong>der</strong>spruch zu gr<strong>und</strong>legenden Beschlüssen<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> befinden.<br />
Kampagne – „Rente mit 67“<br />
1.009 Antragsteller/in: Trier<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Gegen die Ablehnung <strong>der</strong> Bevölkerungsmehrheit<br />
hat <strong>der</strong> B<strong>und</strong>estag die Rente mit 67 beschlossen.<br />
Das ist nur ein Beispiel für die zunehmende Abschottung<br />
<strong>der</strong> Politik gegenüber <strong>der</strong> Gesellschaft.<br />
So haben sich etwa im Fall <strong>der</strong> Rente eine ganze Reihe,<br />
<strong>der</strong> im B<strong>und</strong>estag vertretenen haupt- <strong>und</strong> ehrenamtlichen<br />
<strong>Metall</strong>erinnen <strong>und</strong> <strong>Metall</strong>er, gegen<br />
die For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> gegen die massive<br />
Kritik aus <strong>der</strong> Gesellschaft entschieden. Dafür<br />
haben unsere Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen, die sich<br />
mit hohem Engagement an den Protesten beteiligt<br />
haben, kein Verständnis!<br />
Wir wissen, die Parlamentarierinnen <strong>und</strong> Parlamentarier<br />
haben mit ihrem Wahlmandat eine eigene politische<br />
Legitimation <strong>und</strong> sind nach <strong>der</strong> Verfassung<br />
nur ihrem Gewissen verpflichtet. Das akzeptiert die<br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Doch die Gewissensfreiheit ist kein Blankoscheck<br />
für eine Politik zu Lasten <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong><br />
Bevölkerung, die im Interesse <strong>der</strong> Fraktionsdisziplin<br />
durchgedrückt wird.<br />
Auch im Interesse:<br />
– <strong>der</strong> Glaubwürdigkeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>,<br />
– einer gelebten Demokratie <strong>und</strong><br />
– einer solidarischen Reformpolitik<br />
kann die Verselbständigung <strong>der</strong> Parlamente <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> Parlamentarier, <strong>und</strong> schon gar nicht <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>erinnen<br />
<strong>und</strong> <strong>Metall</strong>er, hingenommen werden.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t:<br />
– Aktiv den Dialog mit den <strong>Metall</strong>erinnen <strong>und</strong> <strong>Metall</strong>ern<br />
in den B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Landesparlamenten<br />
zu suchen.<br />
– Eine gemeinsame Debatte über das Selbstverständnis<br />
zu führen, was heißt es, <strong>Metall</strong>erin<br />
<strong>und</strong> <strong>Metall</strong>er in einem Parlament zu sein.<br />
– Bei einzelnen Gesetzesvorhaben, die beson<strong>der</strong>s<br />
gewerkschaftliche Positionen betreffen,<br />
weiterhin auf einen beson<strong>der</strong>s engen Austausch<br />
<strong>und</strong> eine politische Debatte mit den Parlamentariern<br />
zu drängen. Dabei erwartet die <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong>, dass die Abgeordneten in ihren Parteien<br />
<strong>und</strong> in den Parlamenten für die gr<strong>und</strong>legenden<br />
gewerkschaftlichen Positionen eintreten.<br />
– Arbeitsrechtliche Konsequenzen gegenüber<br />
denjenigen hauptamtlich Beschäftigten zu prüfen,<br />
die als Abgeordnete des Deutschen B<strong>und</strong>estages<br />
Gesetzesvorlagen zustimmen, die<br />
sich im Wi<strong>der</strong>spruch zu gr<strong>und</strong>legenden Beschlüssen<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> befinden.<br />
Gr<strong>und</strong>gesetzän<strong>der</strong>ungen<br />
1.010 Antragsteller/in: Offenbach<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> lehnt die durchgeführten <strong>und</strong> geplanten<br />
Än<strong>der</strong>ungen des Gr<strong>und</strong>gesetzes, die sich zusammen<br />
mit an<strong>der</strong>en Maßnahmen zu einem massiven<br />
Um- <strong>und</strong> Ausbau des Staatsapparates verdichten,<br />
ab. Dazu gehören insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Um- <strong>und</strong><br />
Ausbau <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr <strong>und</strong> <strong>der</strong> Polizei, die ausufernde<br />
Überwachung <strong>der</strong> Bürger <strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>rechtsbeschränkungen<br />
durch die Hartz-Gesetze.<br />
Alle diese Maßnahmen sind einzeln genommen Angriffe<br />
gegen das Gr<strong>und</strong>gesetz, in ihrer Summe stellen<br />
sie eine Gefahr dar, die das Gesicht <strong>der</strong> Republik<br />
verän<strong>der</strong>n werden.<br />
Aus unserer Tradition heraus <strong>und</strong> damit auch in<br />
Kenntnis <strong>der</strong> Gefahren für die organisierte Arbeiterbewegung<br />
<strong>und</strong> für alle friedliebenden Menschen,<br />
sind wir verpflichtet, jedem Angriff auf das Gr<strong>und</strong>gesetz,<br />
jedem Angriff auf die verfassten demokratischen<br />
Rechte entschieden entgegenzutreten.<br />
22
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss in einem ersten Schritt ihre Mitglie<strong>der</strong><br />
über die bereits durchgeführten <strong>und</strong> die geplanten<br />
Maßnahmen mit Schriften, Vorträgen <strong>und</strong><br />
in Veranstaltungen informieren. Weiter ist es notwendig,<br />
die Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Unterstützung<br />
an<strong>der</strong>er demokratischer Kräfte zu erreichen. Ziel ist<br />
eine Bewegung <strong>der</strong> Gewerkschaften <strong>und</strong> ihrer Unterstützer,<br />
die die Ablehnung dieser Pläne deutlich<br />
macht <strong>und</strong> alle gewerkschaftlichen Mittel einsetzt,<br />
bereits durchgeführte Gesetze rückgängig zu machen<br />
<strong>und</strong> weitere zu verhin<strong>der</strong>n.<br />
– Neben den immer häufigeren Einsätzen <strong>der</strong><br />
B<strong>und</strong>eswehr in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n kommt jetzt<br />
<strong>der</strong> Einsatz nach Innen – vielleicht auch gegen<br />
Streikende.<br />
– Als Folge <strong>der</strong> Verbrechen des faschistischen<br />
Deutschlands wurde eine B<strong>und</strong>espolizei verboten.<br />
Dieses Verbot hat Verfassungsrang – nicht<br />
aber für die Regierung. Sie hat den B<strong>und</strong>esgrenzschutz<br />
jetzt auch offiziell zur B<strong>und</strong>espolizei<br />
gemacht. Diese verfassungswidrige B<strong>und</strong>espolizei<br />
praktiziert die Zusammenarbeit mit<br />
zivilen <strong>und</strong> militärischen Geheimdiensten, dem<br />
BKA, <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Organisationen.<br />
Ein weiterer Verstoß gegen die Verfassung,<br />
die eine Zusammenarbeit <strong>und</strong> Zentralisierung<br />
des Staatsapparates verhin<strong>der</strong>n will.<br />
Die „Assoziation mit dem Reichssicherheitshauptamt“<br />
war selbst dem ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten<br />
Werthebach zu deutlich.<br />
– Gr<strong>und</strong>rechte gelten dieser Regierung offensichtlich<br />
als Hin<strong>der</strong>nisse – aber auf dem Weg<br />
wohin? Lauschangriff, Telefonüberwachung,<br />
Videokontrolle, Vorratsdatenspeicherung, Internet-<br />
<strong>und</strong> E-Mailspionage, Durchsuchung privater<br />
Computer, Schülerdatei, biometrischer<br />
Personalausweis, Erfassung über Mautstationen<br />
usw.<br />
– Mit den Hartz-Gesetzen wird für einen Teil <strong>der</strong><br />
Bürger das Gr<strong>und</strong>gesetz außer Kraft gesetzt.<br />
ALG II-Bezieher müssen auf das Gr<strong>und</strong>recht <strong>der</strong><br />
Unverletzlichkeit <strong>der</strong> Wohnung (Artikel 13GG),<br />
<strong>der</strong> Freizügigkeit (Artikel 11GG) sowie auf die<br />
Vertragsfreiheit verzichten, sonst droht ihnen<br />
<strong>der</strong> völlige Entzug <strong>der</strong> Lebensgr<strong>und</strong>lage.<br />
– Als das Gr<strong>und</strong>gesetz vor 50 Jahren geän<strong>der</strong>t<br />
wurde, um die Wie<strong>der</strong>bewaffnung <strong>der</strong> neuen<br />
Armee zu legalisieren, da schrieb man noch<br />
hinein, diese Armee nur zur Verteidigung einzusetzen.<br />
Jetzt soll dies möglich sein „zur unmittelbaren<br />
Abwehr eines sonstigen Angriffs auf<br />
die Gr<strong>und</strong>lagen des Gemeinwesens“. Schäuble<br />
will so mit dem „Quasi-Verteidigungsfall“ das<br />
Kriegsvölkerrecht im Innern erklären können.<br />
Abbau von demokratischen Gr<strong>und</strong>rechten<br />
1.011 Antragsteller/in: Frankfurt am Main<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der 21. Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> spricht sich<br />
gegen den Aus- <strong>und</strong> Umbau des deutschen Staates,<br />
insbeson<strong>der</strong>e des Gewaltenapparats, gegen die<br />
weitere Militarisierung von Staat <strong>und</strong> Gesellschaft<br />
sowie gegen die zunehmenden Gr<strong>und</strong>rechtsverletzungen<br />
durch die Regierung aus. Kämpften die Gewerkschaften<br />
vor 40 Jahren gegen den „Notstand<br />
<strong>der</strong> Demokratie“, so gerät dieses Land seit dem 3.<br />
Oktober 1990 immer mehr in einen „Notstand <strong>der</strong><br />
Republik“, <strong>der</strong> sich insbeson<strong>der</strong>e in den folgenden<br />
Maßnahmen ausdrückt:<br />
• Ausbau <strong>und</strong> Umbau <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr zu einer<br />
Armee für weltweite Kriegseinsätzen (siehe<br />
Weißbuch 2006 <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung). General<br />
Naumann 2003: „Die B<strong>und</strong>eswehr muss die<br />
Soldaten mit dem Tod vertraut machen.“<br />
• Umbau <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr für Einsätze im Inneren<br />
<strong>und</strong> Vorstoß <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung, das<br />
Gr<strong>und</strong>gesetz für diese Einsätze zu än<strong>der</strong>n.<br />
• Aufstellung eines flächendeckenden „Heimatschutzes“<br />
von Reservisten unter Führung <strong>der</strong><br />
B<strong>und</strong>eswehr für Einsätze im Inland. Die B<strong>und</strong>eswehr<br />
richtet in allen 16 B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n<br />
„Landeskommandos“ ein, die die „Ansprechpartner<br />
<strong>der</strong> Landesregierungen in allen Fragen<br />
<strong>der</strong> möglichen Unterstützungsleistungen <strong>der</strong><br />
B<strong>und</strong>eswehr“ sein sollen. Der Führer des Landeskommando<br />
Hessen, Oberst H<strong>und</strong>sdörfer,<br />
zeigt seine Gesinnung auch schon mal mit Vorträgen<br />
bei <strong>der</strong> schlagenden Burschenschafts-<br />
Verbindung „Arminia“ in Frankfurt am Main. In<br />
allen 470 Landkreisen <strong>und</strong> kreisfreien Städten<br />
werden Heimatschutzkommandos mit je 12<br />
B<strong>und</strong>eswehr-Reservisten eingerichtet zur „Zivil-Militärischen-Zusammenarbeit“.<br />
Sie erhalten<br />
in den Landratsämtern <strong>und</strong> kreisfreien<br />
Städten Büros, wirken in zivile Hilfsorganisationen<br />
wie den Feuerwehren, Rotes Kreuz, Malteser,<br />
Arbeiter Samariterb<strong>und</strong>, DLRG etc. ein<br />
<strong>und</strong> sind zuständig für den „Schutz <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> lebenswichtigen Infrastruktur<br />
des Landes vor terroristischen <strong>und</strong> asymmetrischen<br />
Bedrohungen“ sowie bei Katastrophen<br />
<strong>und</strong> schweren Unglücksfällen. Sie sollen „Ehrenbeamte“<br />
werden, womit ihr Auftrag laut Beamtengesetz<br />
in <strong>der</strong> „Sicherung des Staates“<br />
besteht. Derzeit sollen 5.000 bis 10.000 B<strong>und</strong>eswehr-Reservisten<br />
den Heimatschutz aufbauen,<br />
für Erweiterungen gibt es keine Obergrenze.<br />
Im Juni werden die Heimatschutzkommandos<br />
beim G8-Gipfel in Heiligendamm eingesetzt.<br />
Der Norddeutsche R<strong>und</strong>funk meldete<br />
am 11.01.2007, das diese Kommandos schon<br />
im März den Einsatz beim G8-Gipfel übten „Dabei<br />
werde das Zusammenwirken von Sicherheits-<br />
<strong>und</strong> Hilfskräften etwa bei Demonstrationen<br />
o<strong>der</strong> bei Auseinan<strong>der</strong>setzungen mit militanten<br />
Globalisierungsgegnern trainiert, sagte<br />
Oberst Manfred Pape.“<br />
• Umbau des B<strong>und</strong>esgrenzschutzes zu einer im<br />
gesamten B<strong>und</strong>esgebiet einsetzbaren „B<strong>und</strong>espolizei“<br />
des B<strong>und</strong>esinnenministeriums, die<br />
es laut Gr<strong>und</strong>gesetz nicht geben darf. Denn Polizei<br />
ist Län<strong>der</strong>sache.<br />
• Aufbau mehrer Zentren von Polizei <strong>und</strong> Geheimdiensten<br />
wie das „Gemeinsame Terrorabwehrzentrum“<br />
(GTAZ) in Berlin unter <strong>der</strong> Führung von<br />
B<strong>und</strong>eskriminalamt <strong>und</strong> Verfassungsschutz so-<br />
23
wie dem Militärischen Abschirmdienst mit 35<br />
weiteren Staatsorganen unter einem Dach. Damit<br />
wird das Trennungsgebot von Polizei <strong>und</strong><br />
Geheimdiensten verfassungswidrig aufgehoben.<br />
Denn aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Erfahrungen aus dem<br />
deutschen Faschismus sollte nie wie<strong>der</strong> so etwas<br />
wie eine Geheime Staatspolizei entstehen<br />
können. Sie werden mit <strong>der</strong> Antiterrordatei verb<strong>und</strong>en,<br />
„die erstmals seit <strong>der</strong> Nazizeit wie<strong>der</strong><br />
Erkenntnisse von Polizei <strong>und</strong> Geheimdiensten<br />
vereint“ (Süddeutsche Zeitung 31.3.2007). Eine<br />
Kontrolle über diese Zentren ist dem Parlament<br />
versagt, da es keinen Einblickerhält, wenn<br />
Geheimdienste mit am Tisch sitzen.<br />
• Gr<strong>und</strong>rechtsbeschränkungen bei den Hartz-Gesetzen<br />
wie dem Recht auf Freizügigkeit, <strong>der</strong> Unverletzlichkeit<br />
<strong>der</strong> Wohnung etc. In den 60er<br />
Jahren wurde das Gr<strong>und</strong>gesetz durch Notstandsgesetze<br />
angegriffen. Unser Vorstandsmitglied<br />
Georg Benz sagte im Oktober 1966 auf<br />
<strong>der</strong> K<strong>und</strong>gebung des Kongress „Notstand <strong>der</strong><br />
Demokratie“: „Die Gefahr, die uns droht – ich<br />
möchte es noch einmal unterstreichen –, ist <strong>der</strong><br />
totale Staat im Gewande <strong>der</strong> Legalität – die Diktatur<br />
hinter <strong>der</strong> Fassade formaler Demokratie.“<br />
Heute, 40 Jahre später werden nicht nur Gr<strong>und</strong>rechte<br />
angegriffen, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Staat mit einer Machtfülle<br />
ausgestattet <strong>und</strong> in einer Weise umgebaut, wie<br />
er nie wie<strong>der</strong> sein sollte.<br />
Die Lage ist ernst, wenn <strong>der</strong> ehemalige Innenminister<br />
Gerhart Baum hän<strong>der</strong>ingend auffor<strong>der</strong>t: – Ich<br />
würde mir wünschen – ich sag’ das schon seit Jahren<br />
– eine b<strong>und</strong>esweite Bewegung „Rettet die<br />
Gr<strong>und</strong>rechte“. (Saar-Echo vom 2.8.2006) – Wer,<br />
wenn nicht wir!<br />
Dem sozialen <strong>und</strong> politischen Notstand <strong>der</strong> Republik<br />
engagiert entgegenzutreten gehört zu den<br />
gr<strong>und</strong>legenden Aufgaben <strong>der</strong> Gewerkschaften. Der<br />
Kampf um die sozialen Rechte kann ohne den politischen<br />
Kampf nicht mehr isoliert geführt werden,<br />
wollen wir nicht eines Tages in einer „Diktatur hinter<br />
<strong>der</strong> Fassade formaler Demokratie“ enden. Und<br />
in diesem Kampf haben die Gewerkschaften „ein<br />
historisch begründetes Recht, als Hüter <strong>und</strong> Sachwalter<br />
<strong>der</strong> Demokratie in diesem Lande ernst genommen<br />
zu werden.“ (Georg Benz, Oktober 1966).<br />
Diese Maßnahmen verstoßen einerseits gegen die<br />
demokratische Republik <strong>und</strong> verschlingen an<strong>der</strong>erseits<br />
Milliarden, während für Schulen, Ges<strong>und</strong>heit,<br />
Renten, die Versorgung <strong>der</strong> Erwerbslosen angeblich<br />
kein Geld vorhanden ist. In unseren Kämpfen<br />
für soziale <strong>und</strong> politische Rechte wollen wir in Zukunft<br />
we<strong>der</strong> <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Heimatschutz-Reservisten<br />
noch <strong>der</strong> B<strong>und</strong>espolizei gegenüberstehen.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich gegen den weiteren<br />
Aus- <strong>und</strong> Umbau des Staatsapparats <strong>und</strong> für<br />
die Rücknahme <strong>der</strong> o.g. Maßnahmen ein. In diesem<br />
Zusammenhang organisiert die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> eine breite<br />
Aufklärungskampagne, um die Voraussetzungen<br />
für eine Mobilisierung gegen den weiteren Abbau<br />
demokratischer Rechte zu schaffen.<br />
Fortschreiten<strong>der</strong> Demokratieabbau<br />
1.012 Antragsteller/in: Neustadt<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Gegen fortschreitenden Demokratieabbau, Aus<strong>und</strong><br />
Umbau des staatlichen Gewaltenapparats sowie<br />
weitere Militarisierung von Staat <strong>und</strong> Gesellschaft<br />
Der 21. Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> spricht sich<br />
gegen Maßnahmen <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung aus, die<br />
einen fortschreitenden Demokratieabbau, einen<br />
Aus- <strong>und</strong> Umbau des staatlichen Gewaltenapparats<br />
sowie eine weitere Militarisierung von Staat <strong>und</strong><br />
Gesellschaft bedeuten.<br />
Dazu gehören insbeson<strong>der</strong>e folgende Maßnahmen:<br />
• Der Verstoß von Hartz-Gesetzen gegen das<br />
Gr<strong>und</strong>gesetz, die z. B. nicht nur das verfassungsmäßige<br />
Recht auf freie Berufswahl verletzen,<br />
son<strong>der</strong>n auch das Recht auf die Unverletzlichkeit<br />
<strong>der</strong> Wohnung.<br />
• Die Bildung eines „Gemeinsamen Terrorabwehrzentrums<br />
(GTAZ)“ von B<strong>und</strong>eskriminalamt<br />
<strong>und</strong> Verfassungsschutz sowie über 30 weiterer<br />
Staatsorgane, die unter einem Dach in Berlin-<br />
Treptow zentralisiert sind. Damit wird das verfassungsgemäße<br />
Trennungsgebot von Polizei<br />
<strong>und</strong> Geheimdiensten aufgehoben, das auf<br />
Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Erfahrungen während des Faschismus<br />
erlassen wurde, um nie wie<strong>der</strong> so etwas<br />
wie eine Gestapo entstehen zu lassen.<br />
• Der Umbau des B<strong>und</strong>esgrenzschutzes zu einer<br />
überall einsetzbare „B<strong>und</strong>espolizei“, die es<br />
nicht geben darf, denn laut Gr<strong>und</strong>gesetz ist Polizei<br />
Län<strong>der</strong>sache.<br />
• Die geplante Än<strong>der</strong>ung des Gr<strong>und</strong>gesetzes zum<br />
Einsatz <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr nach Innen sowie die<br />
Aufstellung eines flächendeckenden „Heimatschutzes“<br />
von B<strong>und</strong>eswehr-Reservisten <strong>und</strong><br />
die damit verb<strong>und</strong>ene Einrichtung von 470 Verbindungskommandos<br />
<strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr bei allen<br />
Landratsämtern, kreisfreien Städten <strong>und</strong><br />
Landesregierungen.<br />
• Der weltweite Einsatz <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr, <strong>der</strong> von<br />
<strong>der</strong> Sicherung von „kritischen Rohstoffen“,<br />
„Energieträgern“ <strong>und</strong> „Transportwegen“ bis<br />
hin zu „Pandemien <strong>und</strong> Seuchen“ wie <strong>der</strong> Vogelgrippe<br />
reichen soll („Weißbuch 2006“ <strong>der</strong><br />
B<strong>und</strong>esregierung).<br />
Diese Maßnahmen verschlingen Milliarden, während<br />
für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Renten angeblich kein<br />
Geld vorhanden ist.<br />
„Die Gefahr, die uns droht – ich möchte es noch einmal<br />
unterstreichen –, ist <strong>der</strong> totale Staat im Gewande<br />
<strong>der</strong> Legalität – die Diktatur hinter <strong>der</strong> Fassade<br />
formaler Demokratie.“ (Georg Benz, ehem. geschäftsführendes<br />
Vorstandsmitglied <strong>der</strong> <strong>IG</strong>M, im<br />
Oktober 1966, anlässlich <strong>der</strong> Notstandsgesetze).<br />
Was in den 60er-Jahren Aufgabe <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />
im Kampf gegen die Notstandsgesetze, gegen<br />
den „Notstand <strong>der</strong> Demokratie“ war, muss im „wie<strong>der</strong>vereinten<br />
Deutschland“ fortgesetzt werden.<br />
24
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sieht eine ernsthafte Bedrohung für<br />
die Demokratie <strong>und</strong> wird deshalb diese Themen inhaltlich<br />
bearbeiten (in Form von Seminaren, Informationen<br />
in Vertrauenskörpern, Broschüren <strong>und</strong><br />
Flugblättern, Aufklärung in <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>-Zeitung, …),<br />
öffentlich dazu Stellung beziehen <strong>und</strong> mit allen gewerkschaftlichen<br />
Mitteln den Kampf dagegen führen.<br />
„Die Gewerkschaften haben ein historisch begründetes<br />
Recht, als Hüter <strong>und</strong> Sachwalter <strong>der</strong> Demokratie<br />
in diesem Lande ernst genommen zu werden.“<br />
(Georg Benz, Oktober 1966).<br />
Demokratieabbau<br />
1.013 Antragsteller/in: Bremen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Gegen fortschreitenden Demokratieabbau, Aus<strong>und</strong><br />
Umbau des staatlichen Gewaltenapparats, sowie<br />
weitere Militarisierung von Staat <strong>und</strong> Gesellschaft<br />
Der 21. Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> spricht sich<br />
gegen Maßnahmen <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung aus, die<br />
einen fortschreitenden Demokratieabbau, einen<br />
Aus- <strong>und</strong> Umbau des staatlichen Gewaltenapparats,<br />
sowie eine weitere Militarisierung von Staat<br />
<strong>und</strong> Gesellschaft bedeuten.<br />
Dazu gehören insbeson<strong>der</strong>e folgende Maßnahmen:<br />
– Der Verstoß von Hartz-Gesetzen gegen das<br />
Gr<strong>und</strong>gesetz, die z. B. nicht nur das verfassungsmäßige<br />
Recht auf freie Berufswahl verletzen,<br />
son<strong>der</strong>n auch das Recht auf die Unverletzlichkeit<br />
<strong>der</strong> Wohnung.<br />
– Die Bildung eines „Gemeinsamen Terrorabwehrzentrums<br />
(GTAZ)“ von B<strong>und</strong>eskriminalamt<br />
<strong>und</strong> Verfassungsschutz sowie über 30 weiterer<br />
Staatsorgane, die unter einem Dach in Berlin-<br />
Treptow zentralisiert sind. Damit wird das verfassungsgemäße<br />
Trennungsgebot von Polizei<br />
<strong>und</strong> Geheimdiensten aufgehoben, das auf<br />
Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Erfahrungen während des Faschismus<br />
erlassen wurde, um nie wie<strong>der</strong> so etwas<br />
wie eine Gestapo entstehen zu lassen.<br />
– Der Umbau des B<strong>und</strong>esgrenzschutzes zu einer<br />
überall einsetzbaren „B<strong>und</strong>espolizei“, die es<br />
nicht geben darf, denn laut Gr<strong>und</strong>gesetz ist Polizei<br />
Län<strong>der</strong>sache.<br />
– Die geplante Än<strong>der</strong>ung des Gr<strong>und</strong>gesetzes zum<br />
Einsatz <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr nach Innen sowie die<br />
Aufstellung eines flächendeckenden „Heimatschutzes“<br />
von B<strong>und</strong>eswehr-Reservisten <strong>und</strong><br />
die damit verb<strong>und</strong>ene Einrichtung von 470 Verbindungskommandos<br />
<strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr bei allen<br />
Landratsämtern, kreisfreien Städten <strong>und</strong><br />
Landesregierungen.<br />
– Der weltweite Einsatz <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr, <strong>der</strong> von<br />
<strong>der</strong> Sicherung von „kritischen Rohstoffen“,<br />
„Energieträgern“ <strong>und</strong> „Transportwegen“ bis<br />
hin zu „Pandemien <strong>und</strong> Seuchen“ wie <strong>der</strong> Vogelgrippe<br />
reichen soll. („Weißbuch 2006“ <strong>der</strong><br />
B<strong>und</strong>esregierung).<br />
Diese Maßnahmen verschlingen Milliarden, während<br />
für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Renten angeblich kein<br />
Geld vorhanden ist.<br />
„Die Gefahr, die uns droht – ich möchte es noch einmal<br />
unterstreichen –, ist <strong>der</strong> totale Staat im Gewande<br />
<strong>der</strong> Legalität – die Diktatur hinter <strong>der</strong> Fassade<br />
formaler Demokratie.“ (Georg Benz, ehem. geschäftsführendes<br />
Vorstandsmitglied <strong>der</strong> <strong>IG</strong>M, im<br />
Oktober 1966, anlässlich <strong>der</strong> Notstandsgesetze).<br />
Was in den 60er-Jahren Aufgabe <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />
im Kampf gegen die Notstandsgesetze, gegen<br />
den „Notstand <strong>der</strong> Demokratie“ war, muss im „wie<strong>der</strong>vereinten<br />
Deutschland“ fortgesetzt werden.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sieht eine ernsthafte Bedrohung für<br />
die Demokratie <strong>und</strong> wird deshalb diese Themen inhaltlich<br />
bearbeiten (in Form von Seminaren, Veranstaltungen,<br />
Informationen in Vertrauenskörpern,<br />
Broschüren <strong>und</strong> Flugblättern, Aufklärung in <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>-Zeitung<br />
…), öffentlich dazu Stellung beziehen<br />
<strong>und</strong> mit allen gewerkschaftlichen Mitteln den<br />
Kampf dagegen führen.<br />
„Die Gewerkschaften haben ein historisch begründetes<br />
Recht, als Hüter <strong>und</strong> Sachwalter <strong>der</strong> Demokratie<br />
in diesem Lande ernst genommen zu werden.“<br />
(Georg Benz, Oktober 1966).<br />
Gewerkschaft als Hüter <strong>der</strong> Demokratie<br />
1.014 Antragsteller/in: Hamburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
„Die Gewerkschaften haben ein historisch begründetes<br />
Recht, als Hüter <strong>und</strong> Sachwalter <strong>der</strong> Demokratie<br />
in diesem Lande ernst genommen zu werden.“<br />
(Zitat Georg Benz)<br />
Der Gewerkschaftstag lehnt die Einschränkung <strong>der</strong><br />
Gr<strong>und</strong>rechte, den zunehmenden Einsatz <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr<br />
im Inneren <strong>und</strong> den massiven Um- <strong>und</strong><br />
Ausbau des Staates ab.<br />
Der Gewerkschaftstag sieht es deswegen als zwingend<br />
erfor<strong>der</strong>lich an, dass Vorstand, Bezirke <strong>und</strong><br />
Verwaltungsstellen folgende Aufgaben wahrnehmen:<br />
– Verteidigung <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>rechte <strong>und</strong> Tendenzen<br />
des Staatsumbaus werden Themen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Zeitung<br />
– es werden Arbeitspapiere entwickelt, die für<br />
die Arbeit <strong>der</strong> Verwaltungsstellen <strong>und</strong> in den<br />
Vertrauenskörpern Hilfestellungen zur Diskussion<br />
geben<br />
– in den Verwaltungsstellen wird die Möglichkeit<br />
geschaffen, hierzu eine Arbeitsgruppe einzurichten,<br />
<strong>der</strong>en Aufgabe es ist, die Delegiertenversammlung<br />
<strong>und</strong> die Vertrauenskörper mit Informationen<br />
<strong>und</strong> Standpunkten zu versorgen<br />
– die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> nutzt ihre Möglichkeiten auch innerhalb<br />
des DGB <strong>und</strong> den Einzelgewerkschaften,<br />
Angriffe auf Gr<strong>und</strong>rechte <strong>und</strong> Tendenzen<br />
des Staatsumbaus zur Diskussion zu stellen<br />
– zu einem späteren Zeitpunkt findet eine Zusammenfassung<br />
<strong>der</strong> Diskussionen statt.<br />
25
B<strong>und</strong>eswehreinsätze im Innern<br />
1.015 Antragsteller/in: Dortm<strong>und</strong><br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Dass <strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf die B<strong>und</strong>esregierung<br />
einwirkt, zukünftig B<strong>und</strong>eswehreinsätze<br />
im Innern nur zu humanitären Zwecken bzw. im Katastrophenschutz<br />
zuzulassen.<br />
Arbeit gegen Faschismus <strong>und</strong> Rassismus<br />
verstärken<br />
1.016 Antragsteller/in: Braunschweig<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Mit großer Sorge betrachten wir die Zunahme auslän<strong>der</strong>feindlicher,<br />
rechtsextremistischer <strong>und</strong> rassistischer<br />
Äußerungen <strong>und</strong> Gewalttaten. Die Situation<br />
verschärft sich täglich. Rassistische Übergriffe<br />
haben zugenommen. Rechtsradikale Kräfte können<br />
verstärkt öffentlich auftreten.<br />
Faschistische Organisationen ziehen in Kommunal<strong>und</strong><br />
Landtagsparlamente ein (in Nie<strong>der</strong>sachsen eine<br />
Verdreifachung rechtsgerichteter Mandatsträger<br />
bei den Kommunalwahlen in 2006 gegenüber<br />
2001). Zielgerichtete Maßnahmen sind notwendig,<br />
die in erster Linie das menschenfeindliche Gedankengut<br />
entlarven sollen.<br />
• Alle Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> werden aufgefor<strong>der</strong>t,<br />
sich verstärkt für ein Verbot aller faschistischen<br />
Organisationen einzusetzen, insbeson<strong>der</strong>e<br />
die Initiative „NPD-Verbot jetzt!“ zu unterstützen.<br />
• In die gewerkschaftliche Bildungsarbeit werden<br />
Bausteine integriert, die sich mit dem Erkennen<br />
von rechtsradikalem <strong>und</strong> rassistischem<br />
Gedankengut beschäftigen <strong>und</strong> Handlungsmöglichkeiten<br />
im Betrieb <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
aufzeigen.<br />
• Den Betriebsräten <strong>und</strong> Vertrauensleuten werden<br />
Bildungsbausteine zur Verfügung gestellt,<br />
die das Erkennen von rechtsradikalem <strong>und</strong> rassistischem<br />
Gedankengut zum Inhalt haben, mit<br />
<strong>der</strong> Empfehlung, dies in Berufsschulen <strong>und</strong> bei<br />
<strong>der</strong> betrieblichen Ausbil<strong>der</strong>-Weiterbildung einzusetzen.<br />
• Stärkung <strong>der</strong> gewerkschaftlichen o<strong>der</strong> gewerkschaftsnahen<br />
Berufsschulprojekte (wie z. B.<br />
„Demokratie ist POP – für Demokratie <strong>und</strong> Toleranz“<br />
<strong>der</strong> ARUG – Arbeitsgemeinschaft gegen<br />
Rechtsextremismus <strong>und</strong> Gewalt Braunschweig)<br />
Um faschistischem Gedankengut den Boden zu entziehen,<br />
halten wir zudem das Verbot aller faschistischer<br />
Organisationen für unerlässlich.<br />
Rechtsextremismus <strong>und</strong> Auslän<strong>der</strong>feindlichkeit<br />
muss in <strong>der</strong> Öffentlichkeit, aber auch durch Aufklärung,<br />
aktiv entgegengewirkt werden.<br />
Neonazismus- NPD-Verbot<br />
1.017 Antragsteller/in: Bergedorf<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> unterstützt die Initiative „noNPD-<br />
NPD-Verbot jetzt!“<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, auf<br />
die B<strong>und</strong>esregierung einzuwirken, um ein neues<br />
Verbotsverfahren gegen die NPD nach Art. 21 Absatz<br />
2 Gr<strong>und</strong>gesetz auf den Weg zu bringen. Die seinerzeit<br />
von B<strong>und</strong>esregierung, B<strong>und</strong>estag <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esrat<br />
geltend gemachten Verbotsgründe bestehen<br />
nach wie vor.<br />
NPD-Verbot<br />
1.018 Antragsteller/in: Schwäbisch Hall<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wirkt daraufhin, dass <strong>der</strong> DGB-B<strong>und</strong>esvorstand<br />
seinen Beschluss vom 31.05.2005 über ein<br />
notwendiges Verbot <strong>der</strong> NPD dem B<strong>und</strong>estag, dem<br />
B<strong>und</strong>esrat <strong>und</strong> <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung in Erinnerung<br />
ruft <strong>und</strong> erneut konkrete Schritte unternimmt, den<br />
diesbezüglichen Beschluss des 18. ordentlichen<br />
B<strong>und</strong>eskongresses zu verwirklichen. Ziel des DGB<br />
muss sein, ein Urteil des B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts<br />
über Verbot <strong>und</strong> Auflösung <strong>der</strong> NPD zu erwirken.<br />
Einsatz für das Verbot faschistischer Parteien<br />
<strong>und</strong> Organisationen<br />
1.019 Antragsteller/in: Dresden<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich für das Verbot aller faschistischen<br />
Parteien <strong>und</strong> Organisationen, sowie für das<br />
Verbot <strong>der</strong> Verbreitung von faschistischem Gedankengut<br />
ein.<br />
Einsatz für das Verbot faschistischer Parteien<br />
<strong>und</strong> Organisationen<br />
1.020 Antragsteller/in: Riesa<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich für das Verbot aller faschistischer<br />
Parteien <strong>und</strong> Organisationen sowie für das<br />
Verbot <strong>der</strong> Verbreitung von faschistischem Gedankengut<br />
ein.<br />
Unterstützung des VVN/BdA-Verbotsantrages gegen<br />
die NPD durch die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
1.021 Antragsteller/in: Dessau<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Gewerkschaftstag <strong>und</strong> somit <strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> unterstützen politisch <strong>und</strong> moralisch nach<br />
26
Kräften die Kampagne <strong>der</strong> VVN-BdA für ein neues<br />
Verfahren gegen die neonazistische NPD. Des weiteren<br />
unterstützen die Verwaltungsstellen vor Ort<br />
Initiativen <strong>und</strong> Bündnisse die neofaschistische Organisationen<br />
<strong>und</strong> rassistisches <strong>und</strong> antisemitisches<br />
Gedankengut zurückdrängen. Seit über 40<br />
Jahren ist in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik mit <strong>der</strong> NPD eine<br />
Partei wirksam, die in <strong>der</strong> Tradition <strong>der</strong> NSDAP<br />
steht. Ihre Aussagen sind rassistisch, antisemitisch<br />
<strong>und</strong> fremdenfeindlich. Sie tritt für ein neues „Deutsches<br />
Reich“ ein <strong>und</strong> lehnt die demokratische Ordnung<br />
<strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland ab. Sie propagiert<br />
zur Durchsetzung ihrer politischen Ideologie<br />
nicht nur Gewalt, son<strong>der</strong>n bietet auch Gewalttätern<br />
eine politische Heimat <strong>und</strong> unterstützt sie. Sie<br />
ist in einem hohen Maße für ein geistiges Klima verantwortlich,<br />
in dem vielfältige strafbare Handlungen<br />
gedeihen. Sie nutzt den Parteienstatus aus, um<br />
Gel<strong>der</strong> von einem demokratischen Staat zu beziehen,<br />
den sie abschaffen will. Der regierende Bürgermeister<br />
Klaus Wowereit meint dazu in <strong>der</strong> TAZ<br />
vom 25. 09. 2006: „Wir würden mit einem Verbot<br />
zwar nicht rechtes Gedankengut beseitigen. Aber<br />
es ist unerträglich, dass die Neonazis dank des Parteienprivilegs<br />
mit einer nicht zu überbietenden<br />
Dreistigkeit auftreten <strong>und</strong> dass sie öffentliche Gel<strong>der</strong><br />
etwa aus <strong>der</strong> Wahlkampfkostenerstattung kassieren.“<br />
In diesem Sinne muss die NPD mitsamt ihren<br />
Glie<strong>der</strong>ungen, Neben- <strong>und</strong> Nachfolgeorganisationen<br />
verboten <strong>und</strong> konsequent aufgelöst werden!<br />
Wir als Gewerkschaft stehen für ein friedliches Zusammenleben,<br />
bei dem <strong>der</strong> Mensch im Mittelpunkt<br />
steht. Auch aufgr<strong>und</strong> unserer Geschichte wissen<br />
wir um die Gefahren, die von solchen Rattenfängern<br />
ausgehen. Deswegen ist ganz klar unsere Meinung:<br />
„Faschismus ist keine Meinung, son<strong>der</strong>n ein Verbrechen“<br />
<strong>und</strong> somit unterstützt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ausdrücklich<br />
den Verbotsantrag gegen die NPD <strong>und</strong><br />
wirkt dementsprechend auf den DGB ein, dieses<br />
Verfahren klar zu unterstützen.<br />
Unterstützung <strong>der</strong> Initiative für ein NPD-Verbot<br />
1.022 Antragsteller/in: Mannheim<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> konzentriert sich in <strong>der</strong> nächsten Zeit<br />
bei ihrem Engagement gegen Rechts auf folgende<br />
Vorhaben:<br />
• Sie unterstützt die Initiative für ein Verbot <strong>der</strong><br />
NPD.<br />
• Sie entlarvt insbeson<strong>der</strong>e die soziale Demagogie<br />
<strong>der</strong> NPD.<br />
NPD – Verbot<br />
1.023 Antragsteller/in: Weilheim<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, gemeinsam mit<br />
dem DGB eine Kampagne zu starten mit dem Ziel,<br />
die NPD verbieten zu lassen.<br />
Verbotsverfahren gegen die NPD<br />
1.024 Antragsteller/in: Velbert<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt gemeinsam<br />
mit dem DGB-B<strong>und</strong>esvorstand, die B<strong>und</strong>esregierung<br />
<strong>und</strong> die im Deutschen B<strong>und</strong>estag vertretenen<br />
Fraktionen aufzufor<strong>der</strong>n, ein neues Verbotsverfahren<br />
gegen die NPD nach Artikel 21, Absatz 2,<br />
Gr<strong>und</strong>gesetz auf den Weg zu bringen. Die seinerzeit<br />
von B<strong>und</strong>esregierung, B<strong>und</strong>estag <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esrat<br />
geltend gemachten Verbotsgründe bestehen nach<br />
wie vor.<br />
Verbot NPD<br />
1.025 Antragsteller/in: Dortm<strong>und</strong><br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die B<strong>und</strong>esregierung aufzufor<strong>der</strong>n:<br />
Ein neues Verbotsverfahren gegen die NPD nach Artikel<br />
21 Abs. 2 Gr<strong>und</strong>gesetz einzuleiten, alle neonazistische<br />
Organisationen aufzulösen, die vom Verfassungsschutz<br />
eingesetzten V-Leute in den Reihen<br />
nazistischer Parteien <strong>und</strong> Organisationen sofort zurückzuziehen,<br />
für eine b<strong>und</strong>esweite Aufklärungskampagne<br />
zum Rechtsextremismus entsprechende<br />
Mittel bereitzustellen, alle demokratischen <strong>und</strong> antifaschistischen<br />
Organisationen bei ihrer Arbeit gegen<br />
den Rechtsextremismus zu unterstützen.<br />
Der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, in diesem<br />
Sinne seinen politischen Einfluss innerhalb des<br />
DGB <strong>und</strong> <strong>der</strong> gesellschaftlichen Diskussion zum<br />
Tragen zu bringen.<br />
Unterstützung des VVN/BDA – Verbotsantrages<br />
gegen die NPD durch die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
1.026 Antragsteller/in: Halle<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die NPD muss mitsamt ihren Glie<strong>der</strong>ungen, Neben<strong>und</strong><br />
Nachfolgeorganisationen verboten <strong>und</strong> konsequent<br />
aufgelöst werden!<br />
Wir als <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> stehen für ein friedliches Zusammenleben,<br />
bei dem <strong>der</strong> Mensch im Mittelpunkt<br />
steht. Auch aufgr<strong>und</strong> unserer Geschichte wissen<br />
wir um die Gefahren, die von solchen Rattenfängern<br />
ausgehen.<br />
Deswegen sagen wir es klar <strong>und</strong> deutlich: „Faschismus<br />
ist keine Meinung, son<strong>der</strong>n ein Verbrechen.“<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t gemeinsam<br />
mit dem DGB die Kampagne <strong>der</strong> VVN-BdA<br />
(Vereinigung <strong>der</strong> Verfolgten des Naziregimes –<br />
B<strong>und</strong> <strong>der</strong> Antifaschistinnen <strong>und</strong> Antifaschisten e.V.)<br />
für ein neues Verfahren gegen die neonazistische<br />
NPD zu unterstützen.<br />
Des weiteren unterstützen die Verwaltungsstellen<br />
vor Ort Initiativen <strong>und</strong> Bündnisse die neofaschistische<br />
Organisationen <strong>und</strong> rassistisches <strong>und</strong> antisemitisches<br />
Gedankengut zurückdrängen. Seit über<br />
27
vierzig Jahren ist in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik mit <strong>der</strong> NPD<br />
eine Partei wirksam, die in <strong>der</strong> Tradition <strong>der</strong> NSDAP<br />
steht. Ihre Aussagen sind rassistisch, antisemitisch<br />
<strong>und</strong> fremdenfeindlich. Sie tritt für ein neues „Deutsches<br />
Reich“ ein <strong>und</strong> lehnt die demokratische Ordnung<br />
<strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland ab. Sie propagiert<br />
zur Durchsetzung ihrer politischen Ideologie<br />
nicht nur Gewalt, son<strong>der</strong>n bietet auch Gewalttätern<br />
eine politische Heimat <strong>und</strong> unterstützt sie. Sie<br />
ist in einem hohen Maße für ein geistiges Klima verantwortlich,<br />
in dem vielfältige strafbare Handlungen<br />
gedeihen. Sie nutzt den Parteienstatus aus, um<br />
Gel<strong>der</strong> von einem demokratischen Staat zu beziehen,<br />
den sie abschaffen will. Das Gr<strong>und</strong>gesetz ist<br />
<strong>der</strong> Gegenentwurf zur Terrorherrschaft des Nazi-Regimes.<br />
Nur vor diesem Hintergr<strong>und</strong> des Faschismus<br />
sind seine Bestimmungen, insbeson<strong>der</strong>e in Artikel<br />
1, zu den Gr<strong>und</strong>rechten <strong>und</strong> über den Schutz <strong>der</strong><br />
Demokratie zu verstehen. Bezug nehmend auf die<br />
Bestimmungen des Potsdamer Abkommens, <strong>der</strong> Alliierten<br />
Kontrollratsgesetze <strong>und</strong> deutsche Rechtsvorschriften<br />
heißt es in Artikel 139 des Gr<strong>und</strong>gesetzes:<br />
„Die zur ,Befreiung des deutschen Volkes vom<br />
Nationalsozialismus <strong>und</strong> Militarismus‘ erlassenen<br />
Rechtsvorschriften werden von den Bestimmungen<br />
des Gr<strong>und</strong>gesetzes nicht berührt.“<br />
Für die Unterstützung <strong>der</strong> Arbeitsstelle<br />
Rassismus <strong>und</strong> Gewalt (ARUG)<br />
1.027 Antragsteller/in:<br />
Jugendausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
die Weiterführung <strong>der</strong> Arbeitsstelle Rassismus <strong>und</strong><br />
Gewalt (ARUG) zu unterstützen, indem die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
politischen Einfluss nimmt, Kontakt zu För<strong>der</strong>töpfen<br />
herstellt <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Unterstützung durch die Otto-Brenner-Stiftung<br />
vermittelt.<br />
Aktiv gegen Rassismus <strong>und</strong> Rechtsradikalismus<br />
1.028 Antragsteller/in: Hannover<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Rassismus <strong>und</strong> Gewalt beginnen in den Köpfen; <strong>der</strong><br />
Nährboden dafür liegt in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Gesellschaft.<br />
In Wort <strong>und</strong> Tat dagegen aktiv zu werden <strong>und</strong> die zivilgesellschaftlichen<br />
Kräfte gegen Rechtsextremismus<br />
zu stärken, ist auch eine Aufgabe <strong>der</strong> Gewerkschaften.<br />
In <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> engagieren sich viele<br />
haupt- <strong>und</strong> ehrenamtliche Funktionäre <strong>und</strong> Funktionärinnen<br />
gegen Rassismus <strong>und</strong> Rechtsextremismus.<br />
Der Vorstand wird beauftragt, im Jahr 2008 einen<br />
„Antifaschistischen Ratschlag“ <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> durchzuführen.<br />
Er soll dem Meinungs- <strong>und</strong> Informationsaustausch<br />
zwischen den in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> aktiven<br />
Mitglie<strong>der</strong>n dienen sowie <strong>der</strong> Darstellung von eigenen<br />
örtlichen Aktivitäten <strong>und</strong> Erfahrungen mit <strong>der</strong><br />
Arbeit in Bündnissen. Wichtige Zielsetzung sollte<br />
die Koordination antifaschistischer Aktionen sein.<br />
Für eine bessere Gesellschaft<br />
1.029 Antragsteller/in: Salzgitter<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Rassismus <strong>und</strong> Gewalt beginnen in den Köpfen;<br />
<strong>der</strong> Nährboden dafür liegt in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Gesellschaft.<br />
In Wort <strong>und</strong> Tat dagegen vor Ort aktiv zu<br />
werden <strong>und</strong> die zivilgesellschaftlichen Kräfte gegen<br />
Rechtsextremismus zu stärken, ist auch eine<br />
Aufgabe <strong>der</strong> Gewerkschaften. In <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> engagieren<br />
sich viele haupt- <strong>und</strong> ehrenamtliche<br />
Funktionäre gegen Rassismus, Rechtsextremismus<br />
<strong>und</strong> Neofaschismus.<br />
Um dieses Engagement zu stärken, beauftragt <strong>der</strong><br />
Gewerkschaftstag hiermit den Vorstand im Jahr<br />
2008 einen „Antifaschistischen Ratschlag“ <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> durchzuführen. Über die Darstellung <strong>der</strong> eigenen<br />
örtlichen Aktivitäten <strong>und</strong> Erfahrungen in diesem<br />
Ratschlag, soll <strong>der</strong> Meinungs- <strong>und</strong> Informationsaustausch<br />
unter den aktiven Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen<br />
geför<strong>der</strong>t, sowie Ideen <strong>und</strong> Konzepte für<br />
unsere antifaschistische Arbeit weiterentwickelt<br />
<strong>und</strong> verbreitert werden.<br />
Geld für antifaschistische Aktivitäten<br />
1.030 Antragsteller/in: Wolfsburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Vorstand stellt ein Budget zur Verfügung,<br />
aus dem antifaschistische Aktivitäten in den<br />
Verwaltungsstellen vor Ort finanziert werden können.<br />
Außerdem entwickelt <strong>der</strong> Vorstand ein Konzept<br />
zur Weiterbildung von Hauptamtlichen, mit<br />
dem sie für die neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen im<br />
Kampf gegen Rechtsextremismus, Rassismus <strong>und</strong><br />
Neo-Faschismus optimal vorbereitet werden können.<br />
Aktive Bekämpfung des Rechtsextremismus <strong>und</strong><br />
Rassismus<br />
1.031 Antragsteller/in:<br />
Auslän<strong>der</strong>ausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die B<strong>und</strong>esregierung, Landesregierungen, politische<br />
Parteien <strong>und</strong> alle staatlichen Institutionen<br />
werden aufgefor<strong>der</strong>t, die Ursachen rechtsextremer<br />
Orientierungen <strong>und</strong> neonazistische Organisationen<br />
konsequenter zu bekämpfen.<br />
Hierzu gehören:<br />
– Aufstockung <strong>der</strong> Finanzmittel <strong>und</strong> Programme<br />
gegen rechte Gewalt<br />
– Rechtliche Hilfestellung, soziale <strong>und</strong> psychologische<br />
Beratung <strong>und</strong> Betreuung <strong>und</strong> ggf. Entschädigung<br />
von Opfern rechtsextremer <strong>und</strong><br />
rassistischer Gewalt<br />
– Aktive Auseinan<strong>der</strong>setzung mit rechtsextremen<br />
Parteien<br />
– Verbot aller neonazistischen Organisationen<br />
28
– Systematischer Aufbau eines breiten gesellschaftlichen<br />
Bündnisses für eine couragiert<br />
handelnde Zivilgesellschaft.<br />
In Wort <strong>und</strong> Tat gegen Rechtsextremismus aktiv zu<br />
werden <strong>und</strong> die zivilgesellschaftlichen Kräfte dagegen<br />
zu stärken, ist auch eine Aufgabe <strong>der</strong> Gewerkschaften.<br />
In <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> engagieren sich viele<br />
haupt- <strong>und</strong> ehrenamtliche Funktionäre gegen Rassismus<br />
<strong>und</strong> Rechtsextremismus.<br />
Der Vorstand wird beauftragt, im Jahr 2008 einen<br />
„Antifaschistischen Ratschlag“ <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> durchzuführen.<br />
Er soll dem Meinungs- <strong>und</strong> Informationsaustausch<br />
zwischen den in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> aktiven<br />
Mitglie<strong>der</strong>n dienen, sowie <strong>der</strong> Darstellung von eigenen<br />
örtlichen Aktivitäten <strong>und</strong> Erfahrungen mit <strong>der</strong><br />
Arbeit in Bündnissen.Weiterhin soll <strong>der</strong> Vorstand<br />
geeignete Materialien entwickeln, mit denen <strong>der</strong><br />
verstärkten Argumentation <strong>der</strong> Rechtsextremen,<br />
bei <strong>der</strong> sie wirtschafts- <strong>und</strong> sozialpolitische Fragestellungen<br />
mit rechtsextremer Ideologie verknüpfen,<br />
entgegengewirkt werden kann.<br />
Faschismus ist keine Meinung, son<strong>der</strong>n ein<br />
Verbrechen. Keine Toleranz für Neonazis<br />
1.032 Antragsteller/in: Unterelbe<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bleibt <strong>der</strong> Faschismus weiterhin<br />
keine Meinung, son<strong>der</strong>n ein Verbrechen. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
setzt sich für solidarisches Miteinan<strong>der</strong> statt<br />
rassistischer Ausgrenzung ein <strong>und</strong> lehnt jede Toleranz<br />
gegen militante Neonazis <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Organisationen<br />
vor dem historischen Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> den<br />
aktuellen Erfahrungen ab.<br />
Daher werden folgende Maßnahmen beschlossen:<br />
1. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> unterstützt die Initiative „nonpd –<br />
NPD-Verbot jetzt!“ Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t die B<strong>und</strong>esregierung<br />
<strong>und</strong> alle im B<strong>und</strong>estag vertretenen<br />
Parteien auf, ein neues Verbotsverfahren gegen<br />
die NPD nach Art. 21 Absatz 2 Gr<strong>und</strong>gesetz auf<br />
den Weg zu bringen. Die seinerzeitvon B<strong>und</strong>esregierung,<br />
B<strong>und</strong>estag <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esrat geltend gemachten<br />
Verbotsgründe bestehen nach wie vor.<br />
Seit über 40 Jahren ist in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik<br />
mit <strong>der</strong> NPD eine Partei wirksam, die in <strong>der</strong> Tradition<br />
<strong>der</strong> NSDAP steht. Ihre Aussagen sind rassistisch,<br />
antisemitisch <strong>und</strong> fremdenfeindlich.<br />
Sie tritt für ein neues „Deutsches Reich“ ein<br />
<strong>und</strong> lehnt die demokratische Ordnung <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik<br />
Deutschland ab.<br />
Sie propagiert zur Durchsetzung ihrer politischen<br />
Ideologie nicht nur Gewalt, son<strong>der</strong>n bietet<br />
auch Gewalttätern eine politische Heimat<br />
<strong>und</strong> unterstützt sie. Sie ist in hohem Maße für<br />
ein geistiges Klima verantwortlich, in dem vielfältige<br />
strafbare Handlungen gedeihen. Sie<br />
nutzt den Parteienstatus aus, um Gel<strong>der</strong> von einem<br />
demokratischen Staat zu beziehen, den<br />
sie abschaffen will.<br />
Das Gr<strong>und</strong>gesetz ist <strong>der</strong> Gegenentwurf zur Terrorherrschaft<br />
des Nazi-Regimes. Nur vor diesem<br />
Hintergr<strong>und</strong> des Faschismus sind seine<br />
Bestimmungen, insbeson<strong>der</strong>e in Artikel 1, zu<br />
den Gr<strong>und</strong>rechten <strong>und</strong> über den Schutz <strong>der</strong> Demokratie<br />
zu verstehen. Bezug nehmend auf die<br />
Bestimmungen des Potsdamer Abkommens,<br />
<strong>der</strong> Alliierten Kontrollratsgesetze <strong>und</strong> deutsche<br />
Rechtsvorschriften heißt es in Artikel 139 des<br />
Gr<strong>und</strong>gesetzes: „Die zur Befreiung des Deutschen<br />
Volkes vom Nationalsozialismus <strong>und</strong> Militarismus<br />
erlassenen Rechtsvorschriften werden<br />
von den Bestimmungen dieses Gr<strong>und</strong>gesetzes<br />
nicht berührt.“<br />
Die NPD muss mitsamt ihren Glie<strong>der</strong>ungen, Neben-<br />
<strong>und</strong> Nachfolgeorganisationen verboten<br />
<strong>und</strong> konsequent aufgelöst werden!<br />
2. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t auch aktiv von <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung<br />
<strong>und</strong> den Landesregierungen das Verbot<br />
<strong>der</strong> NSDAP nacheifernden Neonazi Kameradschaften.<br />
Gleichzeitig setzt sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
für das Verbot von Neonazi Aufmärschen<br />
ein, da das Gr<strong>und</strong>recht auf Versammlungsfreiheit<br />
das aktive Eintreten für Nationalsozialismus<br />
gerade nicht umfasst <strong>und</strong> die Verfassung<br />
das aktive Eintreten für Nationalsozialismus<br />
<strong>und</strong> Faschismus auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> historischen Erfahrungen<br />
– auch <strong>und</strong> gerade <strong>der</strong> Arbeiterbewegung<br />
– nicht schützt.<br />
3. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird ihre Bildungsarbeit gegen<br />
Rassismus, Neonazismus <strong>und</strong> Antisemitismus<br />
auf allen Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Organisation aktiv<br />
weiter ausbauen <strong>und</strong> verstärken, um den<br />
Kampf aus <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Gesellschaft <strong>und</strong> auch<br />
aus <strong>der</strong> Mitte unserer Gewerkschaft. Dies insbeson<strong>der</strong>e<br />
bei jungen Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen,<br />
um die Köpfe <strong>und</strong> Herzen für ein menschliches<br />
<strong>und</strong> solidarisches Miteinan<strong>der</strong> <strong>und</strong> gegen<br />
rassistisches <strong>und</strong> neonazistische <strong>und</strong> menschenverachtende<br />
Propaganda zu öffnen. Der<br />
Vorstand wird beauftragt, entsprechende Maßnahmen<br />
dazu zu beschließen <strong>und</strong> die erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Mittel zur Verfügung zu stellen.<br />
Aktiv gegen jede Form <strong>der</strong> Diskriminierung<br />
1.033 Antragsteller/in:<br />
Jugendausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Bedrückende Ausgangslage<br />
Über 130 Menschen wurden seit 1990 in Deutschland<br />
ermordet, Opfer rechtsextremistischer <strong>und</strong><br />
rassistischer Gewalt. Offener <strong>und</strong> unterschwelliger<br />
Rassismus sowie die Ausgrenzung von Einwan<strong>der</strong>ern,<br />
Flüchtlingen, Obdachlosen, Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />
<strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Min<strong>der</strong>heiten gehören<br />
nach wie vor zum gesellschaftlichen Alltag in<br />
Deutschland. Kein Tag, an dem die Medien nicht<br />
von fremdenfeindlichen Gewalttaten berichten. Auf<br />
Flüchtlingsunterkünfte <strong>und</strong> Synagogen werden immer<br />
wie<strong>der</strong> Brandanschläge verübt <strong>und</strong> jüdische<br />
Friedhöfe geschändet. Hakenkreuz-Schmierereien<br />
findet man allerorten. Umfragen <strong>und</strong> Studien zeigen,<br />
dass antisemitische <strong>und</strong> fremdenfeindliche<br />
Einstellungen zunehmen. Diese machen auch vor<br />
Gewerkschaftsmitglie<strong>der</strong>n keinen Halt. Latenter<br />
Antisemitismus findet sich bei gut 20 Prozent <strong>der</strong><br />
29
Bevölkerung, Vorurteile nehmen zu. Auch <strong>der</strong> Betriebsalltag<br />
ist davon nicht ausgenommen. Ansätze<br />
zur Interkulturalität von Auszubildenden im Betrieb<br />
wurden in einem XENOS-Projekt unter Mitwirkung<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> entwickelt <strong>und</strong> erprobt. Diese gilt es<br />
nun flächendeckend umzusetzen.<br />
Immer unverfrorener treten Neonazis <strong>und</strong> Rassisten<br />
in <strong>der</strong> Öffentlichkeit auf. Vor Terror <strong>und</strong> Mordaufrufen<br />
gegen An<strong>der</strong>sdenkende wird nicht zurückgeschreckt.<br />
Es gibt Orte <strong>und</strong> Stadtteile in Deutschland,<br />
in denen eine verfestigte rechte bzw. rechtsextreme<br />
Jugendszene die dominierende, gelegentlich<br />
sogar die einzige <strong>und</strong> zur Normalität gewordene<br />
Jugendkultur darstellt. Dieses Feld versuchen<br />
rechtsextreme Parteien <strong>und</strong> Verbände über das Verteilen<br />
von sogenannten Schulhof-CDs noch weiter<br />
auszubauen. Hier gilt es geeignete Gegenmaßnahmen<br />
zu ergreifen. Beispielhaft dafür ist die von <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Jugend unterstützte CD „Aufmucken gegen<br />
Rechts!“ <strong>und</strong> die DVD „Kein Bock auf Nazis“ sowie<br />
das von <strong>der</strong> DGB-Jugend unterstützte Programm<br />
„Netzwerk Demokratie <strong>und</strong> Courage“. Solche<br />
Aktivitäten müssen weiterhin von <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
unterstützt werden.<br />
Derzeit sind über 50.000 Menschen in <strong>der</strong> rechtsextremen<br />
Szene aktiv, davon annähernd 10.000 gewaltbereite<br />
Rechtsextreme <strong>und</strong> rechte Skinheads<br />
sowie mehr als 2.000 aktive Neonazis. Die Zahl <strong>der</strong><br />
Straftaten mit fremdenfeindlichem Hintergr<strong>und</strong><br />
nimmt weiter zu. Neonazis vernetzen sich darüber<br />
hinaus zunehmend per Handy <strong>und</strong> Internet.<br />
Rassismus <strong>und</strong> Gewalt beginnen in den Köpfen<br />
Der Nährboden dafür liegt in <strong>der</strong> Mitte unserer Gesellschaft.<br />
Es ist insbeson<strong>der</strong>e die soziale Einbettung,<br />
in <strong>der</strong> rechtsextreme Aktivitäten bis hin zu Gewalttaten<br />
entstehen. Eine entscheidende Ursache<br />
hierfür ist eine gesellschaftliche Entwicklung, die<br />
immer mehr Menschen zwingt, sich rücksichtsloser<br />
denn je in dem stattfindenden „Wettbewerbskrieg“<br />
zu behaupten. Die knallharte Durchkapitalisierung<br />
aller Lebensbereiche führt zu einer Verschärfung<br />
<strong>der</strong> Konkurrenzmechanismen unter den Menschen.<br />
Unterbietungswettbewerbe gehen immer auf Kosten<br />
nicht nur <strong>der</strong> abhängig beschäftigten Menschen.<br />
Die „Schwächsten“ in <strong>der</strong> Gesellschaft bleiben<br />
zunehmend ganz auf <strong>der</strong> Strecke. Dieser Entwicklung<br />
ausgesetzt, suchen viele Zuflucht in Ideologien<br />
<strong>der</strong> Ungleichheit, wie z. B. dem Rassismus,<br />
die eine relative Privilegierung beispielsweise von<br />
„Deutschen“ gegenüber „Auslän<strong>der</strong>innen <strong>und</strong> Auslän<strong>der</strong>n“<br />
legitimieren sollen. Diskriminierung von<br />
Menschen auf Gr<strong>und</strong> von Hautfarbe, Herkunft, Religion,<br />
Geschlecht o<strong>der</strong> sexueller Orientierung ist die<br />
Folge.<br />
Politik muss endlich Verantwortung zeigen<br />
Die politische Kultur verroht zunehmend. Immer<br />
wie<strong>der</strong> wird mit Sündenbockmentalität Wahlkampf<br />
gemacht. Soziale Integration <strong>und</strong> die Rücksicht auf<br />
die Würde aller Menschen zählen dabei nicht. Politik<br />
macht sich mitschuldig, Rassismus wird gesellschaftsfähig.<br />
Politiker/-innen müssen endlich erkennen,<br />
dass die Würde aller Menschen nicht dem<br />
Kampf um Wählerstimmen geopfert werden darf.<br />
Wer für das friedliche Zusammenleben von Menschen<br />
unterschiedlicher Kultur <strong>und</strong> Herkunft wirbt,<br />
darf nicht mehr von „deutscher Leitkultur“, „Überfremdung“<br />
<strong>und</strong> „Asylmissbrauch“ reden. Wer gegen<br />
Rassismus <strong>und</strong> Antisemitismus unter dem Motto<br />
„Aufstand <strong>der</strong> Anständigen“ demonstriert, muss<br />
sich auch im parteipolitischen o<strong>der</strong> politischen Alltag<br />
„anständig“ in Wort <strong>und</strong> Tat verhalten. Wir verurteilen<br />
Kampagnen wie „Kin<strong>der</strong> statt In<strong>der</strong>“.<br />
Eine <strong>der</strong> wichtigsten Aufgaben von Politik <strong>und</strong> Gesellschaft<br />
ist die dauerhafte Bekämpfung von<br />
Rechtsextremismus, Antisemitismus, Rassismus,<br />
Sexismus <strong>und</strong> Gewalt. Dies muss Vorrang haben!<br />
Deshalb muss an die Stelle <strong>der</strong> Konkurrenz- <strong>und</strong> Ellenbogengesellschaft<br />
endlich ein solidarisches<br />
Miteinan<strong>der</strong> treten. Eine „an<strong>der</strong>e Politik“ ist gefor<strong>der</strong>t!<br />
Protziger Reichtum darf nicht mit Armut nebeneinan<strong>der</strong><br />
leben. Neoliberaler Politik wird deshalb<br />
eine klare Absage erteilt!<br />
Wellenbewegung durchbrechen – Initiativen<br />
gegen Rechts dauerhaft stärken<br />
Initiativen gegen Rechtsextremismus gibt es inzwischen<br />
zahlreiche. Nach den Anschlägen im Sommer<br />
2000 wurden mehrere EU-, B<strong>und</strong>es-, <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>programme<br />
gegen Rechtsextremismus <strong>und</strong> Fremdenfeindlichkeit<br />
aufgelegt. Das Gesamtvolumen<br />
liegt bei mehr als 200 Millionen Euro. Gegenwärtig<br />
werden ca. 3.600 Projekte mit über 10.000 Einzelmaßnahmen<br />
geför<strong>der</strong>t. Lei<strong>der</strong> drängt sich oft <strong>der</strong><br />
Eindruck auf, Rassismus <strong>und</strong> Rechtsextremismus<br />
könne mit etwas Engagement „ausgetrocknet“ werden.<br />
Vieles sieht wie Symbolpolitik <strong>und</strong> ein kurzes<br />
Strohfeuer aus. Dies hat auch mit dem Charakter<br />
als befristete Son<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Aktionsprogramme zu<br />
tun, die überwiegend nicht auf Dauer angelegt sind<br />
<strong>und</strong> viel Aktionismus auslösen. Verlangt werden<br />
häufig schnelle Erfolge <strong>und</strong> vorzeigbare Ergebnisse,<br />
die aber nur schwer messbar sind.<br />
Diese zeitliche Orientierung steht jedoch im Gegensatz<br />
zu den Erfor<strong>der</strong>nissen von zivilgesellschaftlichen<br />
Interventionen <strong>und</strong> auch pädagogischen Prozessen,<br />
die auf Nachhaltigkeit setzen. Vor allem die<br />
Beziehungsarbeit mit Jugendlichen erfor<strong>der</strong>t Verlässlichkeit<br />
<strong>und</strong> personelle Kontinuität. Erfor<strong>der</strong>lich<br />
ist deshalb, dass mit dem Rechtsextremismus<br />
nicht konjunkturell umgegangen wird. Wenn es<br />
„schlimm genug“ ist, gibt es ein paar Wochen Aufregung,<br />
danach herrscht wie<strong>der</strong> Schweigen im Walde.<br />
Diese „Wellenbewegung“ gilt es zu durchbrechen!<br />
Initiativen <strong>und</strong> Aktionsprogramme müssen deshalb<br />
zur dauerhaften Einrichtung gemacht werden. Politische<br />
Bildung, Jugendsozial- <strong>und</strong> Jugendkulturarbeit<br />
müssen ebenso geför<strong>der</strong>t werden wie demokratische<br />
Aktivitäten <strong>und</strong> Vereine gegen Rechts. Sie<br />
dürfen durch Geldmangel nicht gefährdet werden.<br />
Jedes Scheitern wäre eine Ermutigung für die rechte<br />
Szene. Da in fast allen Programmen eher auf eine<br />
Stärkung demokratischer Gegenkulturen als auf<br />
die direkte Auseinan<strong>der</strong>setzung mit fremdenfeindlichen<br />
<strong>und</strong> rechtsextremen Strukturen, Einstellungs-<br />
<strong>und</strong> Verhaltensweisen gesetzt wird, muss<br />
hier eine an<strong>der</strong>e Gewichtung vorgenommen werden.<br />
30
Alltagsdiskriminierung<br />
Diskriminierung aufgr<strong>und</strong> von Hautfarbe, Herkunft,<br />
Religion, Geschlecht o<strong>der</strong> sexueller Orientierung ist<br />
kein ausschließlich rechtsextremes Phänomen,<br />
son<strong>der</strong>n findet auch vor allem im Alltag statt. Alltägliche<br />
Diskriminierung erfolgt oft indirekt, ohne dass<br />
sie sichtbar für an<strong>der</strong>e ist. Das kann die Benutzung<br />
des Wortes „schwul“ als Schimpfwort sein, o<strong>der</strong><br />
das Aufhängen von pornographischen Bil<strong>der</strong>n am<br />
Arbeitsplatz.<br />
Neben offensichtlich sexistischer Diskriminierung,<br />
wie häuslicher Gewalt <strong>und</strong> Vergewaltigungen, sind<br />
Frauen beson<strong>der</strong>s von indirekter Diskriminierung<br />
betroffen. Durchschnittlich verdienen Frauen bei<br />
gleicher Tätigkeit 20 Prozent weniger als Männer,<br />
außerdem sind nur 60 Prozent <strong>der</strong> Frauen gegenüber<br />
70 Prozent <strong>der</strong> Männer auf dem Arbeitsmarkt<br />
vertreten. Höhere Positionen in Betrieben wie auch<br />
politischen Organisationen werden nach wie vor fast<br />
ausschließlich von Männern besetzt. Frauen dagegen<br />
üben häufiger schlecht qualifizierte Berufe aus.<br />
Nicht geeignete Kin<strong>der</strong>betreuung, keine kindgerechten<br />
Arbeitszeitregelungen <strong>und</strong> fehlende finanzielle<br />
Absicherung verhin<strong>der</strong>n eine selbstbestimmte<br />
Lebensplanung. Stattdessen werden Frauen wie<strong>der</strong><br />
vermehrt auf die Rolle <strong>der</strong> treusorgenden Mutter<br />
<strong>und</strong> Zuverdienerin reduziert. Abwertende Kommentare<br />
<strong>und</strong> Witze über Min<strong>der</strong>heiten sind in <strong>der</strong><br />
alltäglichen Kommunikation fester Bestandteil <strong>und</strong><br />
unterstützen damit die offen diskriminierenden Äußerungen<br />
von Rechten.<br />
Zukunftsaufgabe <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />
Die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Rassismus <strong>und</strong><br />
Rechtsextremismus ist eine elementare Zukunftsaufgabe<br />
für die Gewerkschaften <strong>und</strong> somit auch ein<br />
zentrales Handlungsfeld <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> insgesamt.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> engagiert sich bereits in vielen Initiativen<br />
auf unterschiedlichen Ebenen <strong>und</strong> hat seit jeher<br />
eine gute Beschlusslage zum Thema.<br />
Deutlich wird gegen jede Form von Rechtsextremismus,<br />
Diskriminierung <strong>und</strong> Rassismus Position bezogen.<br />
Die Arbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> orientiert sich dabei<br />
auch weiterhin an folgenden Kriterien:<br />
1. Wir gehen von gleichen <strong>und</strong> unveräußerlichen<br />
Rechten für alle Menschen aus. Es gilt,<br />
alle Menschen vor Rassismus <strong>und</strong> Rechtsextremismus<br />
zu schützen <strong>und</strong> zu stärken; Jedwe<strong>der</strong><br />
Form von Diskriminierung aktiv zu begegnen<br />
<strong>und</strong> sie zu stoppen; Indirekte Diskriminierungsformen<br />
aufzugreifen, dafür zu<br />
sensibilisieren <strong>und</strong> sie zu beseitigen. Rassismus<br />
<strong>und</strong> Diskriminierung im Betrieb werden<br />
nicht unter den Teppich gekehrt, um den angeblichen<br />
Betriebsfrieden zu wahren: Wo<br />
Rassismus <strong>und</strong> Diskriminierung Platz finden,<br />
ist <strong>der</strong> Betriebsfrieden bereits gestört. Hier<br />
müssen Betriebsräte, JAV-Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> Vertrauensleute<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> aktiv werden. Gegenüber<br />
Rassisten <strong>und</strong> Rechtsextremisten im<br />
Betrieb werden von den betrieblichen Interessenvertretungen<br />
alle Möglichkeiten des Arbeitsrechtes<br />
angewandt.<br />
2. Für die antirassistische <strong>und</strong> antifaschistische<br />
Arbeit im Betrieb <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Gesellschaft werden<br />
dauerhafte <strong>und</strong> aktive Bündnisse mit an<strong>der</strong>en<br />
Gruppen <strong>und</strong> Organisationen initiiert.<br />
Es gilt auch zukünftig, geschlossen zu handeln<br />
<strong>und</strong> Courage zu zeigen! Ein solidarisches Miteinan<strong>der</strong><br />
sowohl in <strong>der</strong> Gesellschaft wie auch<br />
insbeson<strong>der</strong>e im Betrieb bildet eine zentrale<br />
Gr<strong>und</strong>voraussetzung für den erfolgreichen<br />
Kampf gegen Rechtsextremismus <strong>und</strong> Rassismus.<br />
In den letzten Jahren gab es unbestreitbar<br />
eine Ausweitung <strong>der</strong> Aktivitäten gegen Rechts<br />
im Organisationsbereich <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Jugend hat sich aktiv in<br />
den Verwaltungsstellen, vor Ort auch in Bündnissen,<br />
in den Bezirken <strong>und</strong> im Vorstand eingebracht.<br />
Aber <strong>der</strong> Kampf gegen Rechtsextremismus,<br />
Antisemitismus <strong>und</strong> Fremdenfeindlichkeit<br />
muss Aufgabe <strong>der</strong> gesamten Organisation<br />
sein. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss sich über den Jugendbereich<br />
hinaus stärker positionieren <strong>und</strong> noch<br />
aktiver werden. Denn Rechtsextremismus ist<br />
kein reines Jugendthema.<br />
Auch die europäische <strong>und</strong> internationale Gewerkschaftsarbeit<br />
kann <strong>und</strong> muss einen wichtigen<br />
Beitrag zum Abbau von Vorurteilen leisten.<br />
Denn über den direkten Kontakt mit Arbeitnehmern<br />
in den sogenannten Billiglohnlän<strong>der</strong>n<br />
wird auch das Verständnis für die dort abhängig<br />
Beschäftigten geschärft.<br />
Gute Beschlusslage stärker umsetzen<br />
Ziel muss es sein, die antirassistische Arbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> kontinuierlich auf allen Ebenen zu verankern<br />
<strong>und</strong> die gute Beschlusslage noch stärker als bisher<br />
umzusetzen. Auch hier gilt es die Wellenbewegung<br />
in unserer gewerkschaftlichen Arbeit in Betrieb <strong>und</strong><br />
Gesellschaft zu durchbrechen. Es gibt viele Möglichkeiten,<br />
sich gegen Rechtsextremismus, Rassismus<br />
<strong>und</strong> Gewalt zu wehren. Wir stehen als Gewerkschaften<br />
nicht allein im Kampf gegen Rechtsextremismus<br />
<strong>und</strong> Fremdenfeindlichkeit. Verstärkt muss<br />
deshalb die Bildung von Netzwerken <strong>und</strong> Kooperationen<br />
mit an<strong>der</strong>en antifaschistischen Organisationen<br />
in den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> treten.<br />
Deshalb wird die gesamte Organisation dazu aufgefor<strong>der</strong>t,<br />
u. a.:<br />
1. hierfür ausreichend Personal, Ressourcen <strong>und</strong><br />
finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen;<br />
2. die Koordination <strong>und</strong> Dokumentation von Aktivitäten<br />
<strong>und</strong> Aktionen b<strong>und</strong>esweit zu verbessern<br />
sowie Netzwerke aufzubauen. Sinnvoll ist<br />
es, hierfür eine zentrale Anlaufstelle beim Vorstand<br />
mit geeignetem <strong>und</strong> qualifiziertem Fachpersonal<br />
einzurichten;<br />
3. weiterhin gute Materialien zur Verfügung zu<br />
stellen <strong>und</strong> noch besser zugänglich zu machen;<br />
4. das Thema innerhalb <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> nachhaltiger<br />
anzugehen <strong>und</strong> zur Querschnittsaufgabe <strong>der</strong><br />
gesamten Organisation zu machen;<br />
5. Antidiskriminierungs- <strong>und</strong> Gleichstellungspolitik<br />
im Betrieb aktiv voranzutreiben <strong>und</strong> Betriebsratsgremien<br />
diese unter Nutzung <strong>der</strong> entsprechenden<br />
gesetzlichen Bestimmungen des<br />
BetrVG mit entsprechenden Betriebsvereinbarungen<br />
umzusetzen;<br />
31
6. den versteckten Alltagsrassismus, die Diskriminierung<br />
<strong>und</strong> Ausgrenzung von Menschen im<br />
Betrieb dauerhaft <strong>und</strong> offensiv zum Thema zu<br />
machen;<br />
7. die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Bildungsarbeit gegen Rassismus<br />
<strong>und</strong> Rechtsextremismus zu verstärken, Bausteine<br />
<strong>und</strong> Materialien für Seminare zu entwikkeln<br />
<strong>und</strong> entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen<br />
für Referenten/-innen anzubieten;<br />
8. zukünftig in Tarifverhandlungen die Bekämpfung<br />
von Rassismus <strong>und</strong> Diskriminierung an<br />
entsprechen<strong>der</strong> Stelle einzubinden;<br />
9. arbeitsrechtliche <strong>und</strong> sonstige Sanktionsmöglichkeiten<br />
noch umfangreicher herauszustellen.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird auch weiterhin aktiv gegen Rassismus,<br />
Rechtsextremismus, Antisemitismus <strong>und</strong><br />
an<strong>der</strong>e Ideologien <strong>der</strong> Ungleichheit eintreten. Der<br />
Politik des neoliberalen „Anpassens“ an scheinbare<br />
Sachzwänge des Marktes, mit all seinen nicht nur<br />
ausgrenzenden Folgen, setzt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ein solidarisches<br />
Miteinan<strong>der</strong> entgegen!<br />
Rechtsradikale Gesinnung<br />
1.034 Antragsteller/in: Berlin<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sagt <strong>der</strong> sich verbreitenden rechtsradikalen<br />
Gesinnung den Kampf an. Als Einzelgewerkschaft<br />
im DGB werden verstärkt eigene Strukturen<br />
entwickelt, um gegen den Rechtsradikalismus<br />
vorzugehen.<br />
Rechtsradikale Gesinnung macht vor Gewerkschaftsmitglie<strong>der</strong>n<br />
nicht halt. In Untersuchungen<br />
wurde belegt, dass das Schutzbedürfnis <strong>der</strong> Gewerkschaftsmitglie<strong>der</strong>,<br />
insbeson<strong>der</strong>e durch die<br />
Standortdiskussion, nationales Denken för<strong>der</strong>t.<br />
Gewerkschaftsmitglie<strong>der</strong> fürchten, in <strong>der</strong> Globalisierung<br />
ihren Besitzstand zu verlieren <strong>und</strong> lassen<br />
sich durch die platten nationalen Argumente <strong>der</strong><br />
rechtsradikalen Parteien verstärkt beeinflussen,<br />
was in Wahluntersuchungen belegt ist.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird nicht nur in Reden zum 1. Mai zur<br />
internationalen Solidarität aufrufen, son<strong>der</strong>n praktisch<br />
in <strong>der</strong> Gewerkschaftspolitik umsetzen.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird Ressourcen für eine<br />
aktive Arbeit vor Ort gegen den Rechtsradikalismus<br />
zur Verfügung stellen. Auch wird sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
in ihrer Argumentation unmissverständlich gegen<br />
eine Spaltung <strong>der</strong> Arbeitnehmer in <strong>der</strong> Welt wenden.<br />
Aktiv gegen Rechtsextremismus,<br />
Fremdenfeindlichkeit <strong>und</strong> Antisemitismus<br />
1.035 Antragsteller/in: Duisburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
1. Auffor<strong>der</strong>ung an die Regierungsparteien, alles<br />
daran zu setzen, NPD <strong>und</strong> alle rechtsradikalen<br />
<strong>und</strong> faschistischen Organisationen <strong>und</strong><br />
Gruppierungen endlich <strong>und</strong> endgültig zu verbieten.<br />
2. Mittel zur Verfügung zu stellen, um Kampagnen<br />
<strong>und</strong> Aufklärungsarbeit selber durchzuführen.<br />
3. Aktive Unterstützung von bestehenden Kampagnen,<br />
wie z. B. „Die gelbe Hand“, die aktuell<br />
aus finanziellen Gründen ums Überleben<br />
kämpfen muss.<br />
Rechtsextremismus wirksam bekämpfen<br />
1.036 Antragsteller/in: Neubrandenburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Neofaschistische Umtriebe, rechtsmotivierte Gewaltakte,<br />
offener Rassismus mit Übergriffen auf<br />
Min<strong>der</strong>heiten, <strong>der</strong> Einzug von Rechtsextremisten in<br />
Landtage kennzeichnen unseren gesellschaftlichen<br />
Alltag. Der Rechtsextremismus weitet sich in<br />
allen Teilen <strong>der</strong> Gesellschaft <strong>und</strong> in allen Schichten<br />
aus. Die Gewerkschaften sind davon natürlich nicht<br />
ausgenommen <strong>und</strong> auch betroffen.<br />
Zu den gesellschaftlichen Ursachen gehören ein sozialpolitischer<br />
Kahlschlag durch die Regulierung<br />
<strong>der</strong> Massenarbeitslosigkeit <strong>und</strong> in <strong>der</strong> neoliberalen<br />
Gesellschaftspolitik.<br />
Nicht nur junge Menschen aus sozial schwachen Familien<br />
son<strong>der</strong>n auch junge Menschen, die eine absolute<br />
Leistungsorientierung in den For<strong>der</strong>ung ihrer<br />
Arbeitswelt stellen, haben keinerlei gesellschaftliche<br />
Leitbil<strong>der</strong> wie Solidarität <strong>und</strong> Gerechtigkeit<br />
mehr. Im Wettkampf <strong>der</strong> Regionen um Produktionsstandorte,<br />
<strong>der</strong> Konkurrenzkampf <strong>der</strong> Völker um<br />
Arbeitsplätze entwickeln sich Denkweisen einer nationalen<br />
Überheblichkeit auch in den Betrieben <strong>und</strong><br />
Regionen. Studien haben ergeben, dass insbeson<strong>der</strong>e<br />
unter gewerkschaftlich organisierten gewerblichen<br />
Arbeitnehmern in Industriebetrieben <strong>der</strong><br />
Rechtsextremismus Fuß gefasst hat. Hier gegen<br />
müssen wir auch weiterhin etwas tun, vielleicht<br />
neue Wege gehen.<br />
Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> beauftragt <strong>der</strong> 21. ordentliche<br />
Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> den Vorstand,<br />
die wirksame Bekämpfung von rechtsextremistischen<br />
Denken <strong>und</strong> Handeln zu einer strategischen<br />
Zukunftsaufgabe für alle Organisationsebenen zu<br />
erklären <strong>und</strong> zu einem zentralen Handlungsfeld <strong>der</strong><br />
jeweiligen Arbeit zu machen.<br />
Die Arbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss sich dabei an folgenden<br />
Kriterien orientieren:<br />
1. Wir gehen von gleichen <strong>und</strong> unveräußerlichen<br />
Rechten für alle Menschen aus.<br />
2. Es gilt, Opfer von Rassismus <strong>und</strong> Rechtsextremismus<br />
zu schützen <strong>und</strong> zu stärken.<br />
3. Diskriminierungen aktiv zu begegnen <strong>und</strong> zu<br />
stoppen.<br />
4. Auch indirekte Diskriminierungsformen aufzugreifen,<br />
dafür zu sensibilisieren <strong>und</strong> sie zu beseitigen.<br />
5. Rassismus <strong>und</strong> Diskriminierung im Betrieb werden<br />
nicht unter den Teppich gekehrt, um angeblichen<br />
Betriebsfrieden zu wahren: wo Rassismus<br />
<strong>und</strong> Diskriminierung Platz greifen, ist <strong>der</strong><br />
Betriebsfriede bereits gestört, dort werden Betriebsräte,<br />
JAV-Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> Vertrauensleute<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> aktiv.<br />
32
6. Gegenüber Rassisten <strong>und</strong> Rechtsextremisten<br />
im Betrieb werden von den betrieblichen Interessenvertretungen<br />
alle Möglichkeiten des Arbeitsrechtes<br />
angewandt.<br />
7. Für die antirassistische <strong>und</strong> antifaschistische<br />
Arbeit im Betrieb <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Gesellschaften<br />
werden dauerhafte <strong>und</strong> aktive Bündnisse mit<br />
an<strong>der</strong>en Gruppen <strong>und</strong> Organisationen initiiert.<br />
Der Vorstand wird beauftragt, die folgenden Maßnahmen<br />
einzuleiten:<br />
Die Stärkung <strong>der</strong> Bildungsarbeit gegen Rechtsextremismus<br />
durch<br />
1. Ergänzung bestehen<strong>der</strong> Seminare<br />
Bestehende Seminare müssen durch Seminarbausteine<br />
zum Thema Faschismus, Revisionismus <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong>gleichen ergänzt werden. Zu den Themen „Rassismus“<br />
<strong>und</strong> „Rechtsextremismus“ sollen eigene (mehrsprachige)<br />
Seminarangebote entwickelt werden.<br />
2. Durchführung von Projekttagen gegen<br />
Rechtsextremismus an Berufsschulen<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird in Zusammenarbeit mit dem DGB<br />
<strong>und</strong> Vereinen, die den Rechtsextremismus bekämpfen,<br />
wie zum Beispiel „Bunt statt braun“ o<strong>der</strong> dem<br />
Netzwerk „Demokratie <strong>und</strong> Courage“ in Mecklenburg-Vorpommern<br />
Berufsschultouren an den beruflichen<br />
Schulen durchführen.<br />
3. Öffentlichkeitsarbeit, Zeitung <strong>und</strong> Film<br />
Mit <strong>der</strong> „metall“ <strong>und</strong> <strong>der</strong> „direkt“ erreicht die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
sehr viele Menschen. Dies soll dafür genutzt werden,<br />
mit Son<strong>der</strong>nummern (direkt) o<strong>der</strong> Artikeln (metall)<br />
verstärkt auf die Situation ausländischer Menschen<br />
in Deutschland einzugehen <strong>und</strong> gegen rechtskonservative<br />
<strong>und</strong> faschistische Tendenzen <strong>und</strong> Positionen<br />
(z.B. Elitenbildung, Stellung <strong>der</strong> Frau, Behin<strong>der</strong>tenfeindlichkeit,<br />
Antisemitismus usw.) Stellung<br />
zu beziehen <strong>und</strong> Aufklärung zu leisten.<br />
Zur Gestaltung von Jugendversammlungen o<strong>der</strong> für<br />
den Sozialk<strong>und</strong>eunterricht an Berufsschulen erarbeitet<br />
die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ein Film, <strong>der</strong> sich mit den Argumenten<br />
<strong>der</strong> Rechtsextremisten auseinan<strong>der</strong> setzt<br />
<strong>und</strong> diese in <strong>der</strong> Sprache <strong>der</strong> Jugendlichen mit konkreten<br />
Beispielen wi<strong>der</strong>legt.<br />
Integration braucht För<strong>der</strong>ung,<br />
Chancengleichheit <strong>und</strong> Rechtssicherheit<br />
1.037 Antragsteller/in:<br />
Auslän<strong>der</strong>ausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t auf die<br />
Integrationspolitik <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung aktiv einzuwirken,<br />
mit dem Ziel Migranten <strong>und</strong> Migrantinnen<br />
weiter zu för<strong>der</strong>n. Die Beteiligung von Migranten<br />
<strong>und</strong> Migrantinnen muss bei <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />
<strong>und</strong> politischen Willensbildung <strong>und</strong> Selbstverwaltung<br />
in den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> gestellt werden.<br />
Die B<strong>und</strong>esregierung muss außerdem dafür Sorge<br />
tragen, dass schulische, ausbildungs- <strong>und</strong> arbeitsmarktbezogene<br />
Integration von Migranten <strong>und</strong> Migrantinnen<br />
eine umfassende, ressortübergreifende<br />
Querschnitts- <strong>und</strong> Daueraufgabe wird. Sie hat<br />
dafür politische, rechtliche <strong>und</strong> finanzielle Rahmenbedingungen<br />
zu schaffen.<br />
Dazu gehören:<br />
– Gleiche Beteiligungsrechte <strong>und</strong> -möglichkeiten<br />
am gesellschaftlichen, politischen <strong>und</strong> ökonomischen<br />
Leben,<br />
– Konkrete, finanziell abgesicherte För<strong>der</strong>maßnahmen<br />
in den Kin<strong>der</strong>gärten, Schulen, Ausbildungs-<br />
<strong>und</strong> Arbeitsmärkten,<br />
– Ausweitung des Diskriminierungsverbotes aufgr<strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> Staatsangehörigkeit auf alle hier lebenden<br />
Menschen,<br />
– Weitere Erleichterung <strong>der</strong> Einbürgerung <strong>und</strong> eine<br />
generelle Zulassung von Doppel- <strong>und</strong> Mehrstaatsangehörigkeit,<br />
– die Erweiterung des Wahlrechtes auf alle Bürger<br />
<strong>und</strong> Bürgerinnen, die dauerhaft in Deutschland<br />
leben – auch für Landtags- <strong>und</strong> B<strong>und</strong>estagswahlen,<br />
– Besetzung <strong>der</strong> öffentlichen Ämter, Medienanstalten<br />
<strong>und</strong> Informationszentren des B<strong>und</strong>es,<br />
<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> <strong>und</strong> Kommunen mit Migranten <strong>und</strong><br />
Migrantinnen.<br />
Asyl darf nicht Gnadenakt sein<br />
1.038 Antragsteller/in:<br />
Auslän<strong>der</strong>ausschuss<br />
beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die B<strong>und</strong>esregierung wird aufgefor<strong>der</strong>t, gesetzgeberische<br />
Maßnahmen zu ergreifen, die darauf abzielen,<br />
Asylverfahren nach humanitären Kriterien<br />
neu zu regeln. Darüber hinaus wird die B<strong>und</strong>esregierung<br />
aufgefor<strong>der</strong>t,<br />
– die Genfer Flüchtlingskonvention uneingeschränkt<br />
anzuwenden,<br />
– den Artikel 16a des Gr<strong>und</strong>gesetzes wie<strong>der</strong>herzustellen,<br />
– Menschen ohne Papiere zu legalisieren – kein<br />
Mensch ist illegal!<br />
– die Abschiebehaft, das Flughafenverfahren<br />
<strong>und</strong> die Kettenduldungen abzuschaffen.<br />
Bleiberechtsregelung – ohne Verschärfung des<br />
Zuwan<strong>der</strong>ungs- <strong>und</strong> Einbürgerungsrechts<br />
1.039 Antragsteller/in:<br />
Auslän<strong>der</strong>ausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, in Zusammenarbeit<br />
mit dem DGB <strong>und</strong> den Kooperations<strong>und</strong><br />
Bündnispartnern (Pro Asyl, Interkultureller Rat<br />
u. a.) auf die Regierungskoalition einzuwirken, um<br />
weitere Verschärfungen des Zuwan<strong>der</strong>ungs- <strong>und</strong><br />
Einbürgerungsrechtes zu verhin<strong>der</strong>n. Zudem sollten<br />
die Partner eine nach innen <strong>und</strong> außen gerichtete<br />
Kampagne zu diesen Themen starten.<br />
Der B<strong>und</strong>esinnenminister wird aufgefor<strong>der</strong>t, die<br />
33
Pläne für die Verschärfung des Zuwan<strong>der</strong>ungsrechtes<br />
zurückzunehmen:<br />
– keine Sanktionen <strong>und</strong> negative aufenthaltsrechtliche<br />
Konsequenzen für Zuwan<strong>der</strong>er, die<br />
ihrer Teilnahmepflicht an Integrationskursen<br />
nicht nachkommen (können), son<strong>der</strong>n mehr<br />
För<strong>der</strong>ung<br />
– keine Verschärfungen bei den Einbürgerungsvoraussetzungen,<br />
son<strong>der</strong>n mehr Erleichterung,<br />
– keine Abschottung gegen Flüchtlinge,<br />
– die Umsetzung des Gr<strong>und</strong>rechts <strong>der</strong> Familienzusammenführung,<br />
– die Beseitigung von Kettenduldungen,<br />
– dauerhaftes Bleiberecht für alle, die mehr als<br />
drei Jahre in Deutschland leben – unabhängig<br />
vom Aufenthaltsstatus.<br />
Arbeitserlaubnis von Migranten <strong>und</strong><br />
Migrantinnen<br />
1.040 Antragsteller/in: Dortm<strong>und</strong><br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> soll auf die B<strong>und</strong>esregierung<br />
einwirken, dass die in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik lebenden<br />
Auslän<strong>der</strong> hinsichtlich <strong>der</strong> Erteilung von Arbeitserlaubnissen<br />
gleich zu behandeln sind. Die<br />
unterschiedliche gesetzliche Behandlung von EU-<br />
Auslän<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Auslän<strong>der</strong>n aus Drittstaaten muss<br />
abgeschafft werden. Das Freizügigkeitsgesetz<br />
muss auf alle in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />
lebenden Auslän<strong>der</strong> ausgeweitet werden.<br />
Europäische Verfassung <strong>und</strong> Volksabstimmung<br />
1.041 Antragsteller/in: Erfurt<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Um die Akzeptanz <strong>der</strong> Menschen am gemeinsamen<br />
Europa zu stärken, müssen wir sie am Aufbau eines<br />
solchen Europa beteiligen. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird sich<br />
dafür einsetzen, dass die zu schaffende Europäische<br />
Verfassung nur durch Volksabstimmungen<br />
verabschiedet werden darf. Ein entsprechen<strong>der</strong><br />
Einfluss ist auf die Politikzu nehmen. Dabei muss in<br />
<strong>der</strong> Europäischen Verfassung sichergestellt werden,<br />
dass Menschen- <strong>und</strong> Arbeitnehmerrechte Vorrang<br />
vor wirtschaftlichen Interessen haben.<br />
Sozial- <strong>und</strong> gewerkschaftspolitische Mindestbedingungen<br />
für die weitere EU-Integration<br />
1.042 Antragsteller/in: Berlin<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Für einen künftigen EU-Verfassungsprozess for<strong>der</strong>n<br />
wir als Mindestbedingung die Verankerung folgen<strong>der</strong><br />
Zielsetzungen:<br />
– Wirksame Maßnahmen gegen Dumping-Verlagerungen<br />
im EU-Raum (z. B. Verlagerungsabgaben).<br />
– Die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bestrebungen <strong>der</strong> Gewerkschaften,<br />
die perspektivische Einführung europaweiter<br />
Tarifstandards, insbeson<strong>der</strong>e auch was<br />
Arbeitszeit <strong>und</strong> Arbeitsbedingungen betrifft,<br />
durchzusetzen.<br />
– Die europaweite Ausweitung <strong>der</strong> Mitbestimmung<br />
(z. B. reale Mitbestimmungsrechte <strong>der</strong> Euro-Betriebsräte).<br />
– Festsetzung europaweiter sozialer <strong>und</strong> steuerpolitischer<br />
Mindeststandards zur Verhin<strong>der</strong>ung<br />
von Dumping-Konkurrenz.<br />
– Regulierung <strong>der</strong> Finanzmärkte, stärkere Kontrolle<br />
<strong>der</strong> Finanzfonds <strong>und</strong> politische Kontrolle <strong>der</strong><br />
Europäischen Zentralbank im Interesse <strong>der</strong> Wahrung<br />
sozialer Mindeststandards.<br />
– Allgemeines <strong>und</strong> politisches Streikrecht auf EU-<br />
Ebene.<br />
Sollten diese Mindestbedingungen nicht erfüllt werden,<br />
wird sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, ähnlich wie die französischen<br />
Gewerkschaften, vor dem dortigen Referendum<br />
an einer massiven europaweiten NEIN-Kampagne<br />
gegen eine solche Verfassung beteiligen.<br />
Europäische Verfassung<br />
1.043 Antragsteller/in: Hamburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> begrüßt die Bemühungen um eine Europäische<br />
Verfassung.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, auf die<br />
B<strong>und</strong>esregierung so einzuwirken, dass folgende<br />
Punkte in <strong>der</strong> Verfassung festgeschrieben werden:<br />
– Die EU ist ein sozialer, demokratischer <strong>und</strong> antifaschistischer<br />
Staatenb<strong>und</strong> nach den Prinzipien<br />
des Rechtsstaates.<br />
– Die Wirtschaft ist dem Gemeinwohl verpflichtet.<br />
– Arbeit <strong>und</strong> Kapital haben in <strong>der</strong> Wirtschaft gleiche<br />
Rechte.<br />
– Es besteht Nie<strong>der</strong>lassungsfreiheit, in Deutschland<br />
gelten dabei mindestens die deutschen arbeitsrechtlichen-,<br />
sozialen-, Umwelt- <strong>und</strong> Arbeitssicherheitsstandards,<br />
sowie die deutschen<br />
Steuerbedingungen.<br />
– Das Steuer- <strong>und</strong> Sozialrecht aller EU – Staaten ist<br />
in den nächsten zehn Jahren anzugleichen, mit<br />
dem Ziel, dass in allen Mitgliedslän<strong>der</strong>n eine gute<br />
Alters-, Kranken- <strong>und</strong> Arbeitslosenversicherung<br />
entsteht.<br />
– Kein Mensch darf aufgr<strong>und</strong> seiner politischen<br />
o<strong>der</strong> gewerkschaftlichen Betätigung, seiner Religion,<br />
Hautfarbe o<strong>der</strong> seiner Staatszugehörigkeit<br />
benachteiligt werden. Frauen <strong>und</strong> Männer<br />
sind gleichberechtigt. Ehe- <strong>und</strong> nichteheliche<br />
Paare stehen gleichermaßen unter dem Schutz<br />
<strong>der</strong> Verfassung.<br />
– Die Armee des Staatenb<strong>und</strong>es ist eine Verteidigungsarmee.<br />
Sie darf nur eingreifen, wenn das<br />
eigene Territorium angegriffen wird. Zu diesem<br />
Zweck muss die Armee so klein wie möglich gehalten<br />
werden. Die Armee darf mit keinen offensiven<br />
Waffen ausgerüstet sein.<br />
– Ein friedensschaffen<strong>der</strong> Einsatz in einem an<strong>der</strong>en<br />
Land darf nur im Auftrag <strong>und</strong> unter Oberbefehl<br />
<strong>der</strong> UNO erfolgen.<br />
34
– Der Handel mit Kriegswaffen aller Art ist nur innerhalb<br />
des Staatenb<strong>und</strong>es erlaubt.<br />
Politisches Streikrecht<br />
1.044 Antragsteller/in:<br />
Göppingen-Geislingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t ein umfassendes Streikrecht<br />
gemäß <strong>der</strong> Europäischen Sozialcharta Artikel 6 Ziffer<br />
4.<br />
Gesellschaftspolitik <strong>und</strong> allgemeine<br />
Gewerkschaftspolitik<br />
1.045 Antragsteller/in: Esslingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die For<strong>der</strong>ung nach einem „vollständigen <strong>und</strong> allseitigen<br />
gesetzlichen Streikrecht“ wird Bestandteil<br />
<strong>der</strong> For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />
Nicht zuletzt bei <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung um die<br />
„Rente mit 67“ <strong>der</strong> „Ges<strong>und</strong>heitsreform“, aber<br />
auch bei zahlreichen Kämpfen um den Erhalt von Arbeitsplätzen<br />
war den Gewerkschaften das Mittel<br />
des Streiks verwehrt. Das wurde bisher durch die<br />
Gewerkschaften zwar immer wie<strong>der</strong> öffentlich kritisiert,<br />
allerdings wurde dazu bisher keine positive<br />
For<strong>der</strong>ung erhoben <strong>und</strong> verfolgt. Das ist unserer Ansicht<br />
nach jedoch notwendig.<br />
In Deutschland gibt es im Gegensatz zu an<strong>der</strong>en<br />
Län<strong>der</strong>n kein eindeutiges ,Gesetz über Arbeitsverhältnisse‘<br />
o<strong>der</strong> ähnliches, in dem das Streik- o<strong>der</strong><br />
Arbeitskampfrecht geregelt ist. Auch gibt es kein<br />
„Streikgesetzbuch“. Das Streikrecht wird vielmehr<br />
aus Artikel 9 Absatz 3 Gr<strong>und</strong>gesetz abgeleitet.<br />
Die darin verfasste so genannte „Koalitionsfreiheit“<br />
beinhaltet auch das Recht <strong>der</strong> Koalitionen (Arbeitgeberverbände<br />
o<strong>der</strong> Gewerkschaften), ihre Ziele<br />
mit den Mitteln des Arbeitskampfes durchzusetzen.<br />
Dies hat das B<strong>und</strong>esverfassungsgericht so<br />
schon immer entschieden. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> weiteren<br />
Rechtssprechung <strong>und</strong> verschiedener Rechtsgr<strong>und</strong>sätze<br />
hat sich das deutsche Arbeitskampfrecht als<br />
reines Richterrecht weiterentwickelt.<br />
Im Gegensatz zu an<strong>der</strong>en europäischen Län<strong>der</strong>n ist<br />
<strong>der</strong> sogenannte „politische Streik“ in Deutschland<br />
jedoch nach Auffassung des B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts<br />
verboten. Somit sind Arbeitskämpfe gegen<br />
Gesetze o<strong>der</strong> politische Entscheidungen in<br />
Deutschland – im Gegensatz zu Frankreich – nicht<br />
möglich.<br />
So ist in <strong>der</strong> Europäischen Sozialcharta (Art.6 Ziff.<br />
4) eine umfassende Streikgarantie festgelegt. Bereits<br />
im Februar 1998 hat das Ministerkomitee des<br />
Europarechts festgestellt, dass die Beschränkung<br />
von Streiks auf tarifliche Ziele nicht mit <strong>der</strong> europäischen<br />
Sozialcharta zu vereinbaren ist. Deutschland<br />
wurde wegen dieser Beschränkung gerügt.<br />
Die For<strong>der</strong>ung nach einem „vollständigen, allseitigen<br />
<strong>und</strong> gesetzlichen Streikrecht“ zielt darauf ab,<br />
das Streikrecht abschließend gesetzlich zu regeln<br />
<strong>und</strong> auch politische o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Streiks zu ermöglichen.<br />
Für ein einheitliches Arbeitskampfrecht in<br />
Europa<br />
1.046 Antragsteller/in: Aachen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Wir for<strong>der</strong>n Gewerkschaftstag <strong>und</strong> Vorstand auf,<br />
sich für ein umfassendes Streikrecht nach den Vorgaben<br />
<strong>der</strong> Europäischen Sozialcharta einschließlich<br />
des Politischen <strong>und</strong> des Generalstreiks einzusetzen,<br />
die Mitglie<strong>der</strong> über die Notwendigkeit zu informieren<br />
<strong>und</strong> für die Umsetzung zu mobilisieren.<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, von <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung<br />
die unverzügliche Umsetzung <strong>der</strong> Auffor<strong>der</strong>ung<br />
des Europäischen Ministerkomitees von<br />
1998 nach Än<strong>der</strong>ung des Arbeitskampfrechts in <strong>der</strong><br />
B<strong>und</strong>esrepublikzu verlangen. Die bisher von Regierung<br />
<strong>und</strong> Kapital gegen die Mehrheit <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
gerichtete Politik, sowie die Angriffe auf die<br />
sozialen <strong>und</strong> demokratischen Rechte <strong>der</strong> Arbeitnehmer<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen zeigen uns, dass<br />
unsere heutigen Mittel nicht ausreichen, die Angriffe<br />
abzuwehren. Nur durch Streik können die Angriffe<br />
von Politik <strong>und</strong> Kapital auf die sozialen <strong>und</strong> demokratischen<br />
Arbeits- <strong>und</strong> Lebensbedingungen <strong>der</strong><br />
Menschen wirkungsvoll bekämpft werden. Außer in<br />
Deutschland ist <strong>der</strong> politische Streik in Europa nur<br />
noch in Großbritannien <strong>und</strong> in Dänemark verboten.<br />
Nach Meinung des Sachverständigenausschusses<br />
zur Einhaltung <strong>der</strong> Sozialcharta, verstößt das deutsche<br />
Arbeitskampfrecht, mit seiner Beschränkung<br />
auf tariflich regelbare Ziele, gegen die Europäische<br />
Sozialcharta. Ziffer 4 Artikel 6 <strong>der</strong> Sozialcharta bestätigt<br />
das Recht <strong>der</strong> abhängig Beschäftigten auf<br />
kollektive Maßnahmen sowie das Streikrecht bei<br />
Interessenkonflikten. Der für die Überwachung <strong>der</strong><br />
Sozialcharta zuständige Ausschuss des Europarates<br />
leitet daher die Zulässigkeit von Sozialstreiks<br />
<strong>und</strong> Arbeitsnie<strong>der</strong>legungen ab, auch wenn sie nicht<br />
von den Gewerkschaften getragen werden. Die gegen<br />
Streik gerichteten Urteile des B<strong>und</strong>esarbeitsgerichtes<br />
<strong>und</strong> an<strong>der</strong>er deutschen Gerichte verstoßen<br />
somit gegen die Bestimmungen <strong>der</strong> Europäischen<br />
Sozialcharta. Das Ministerkomitee des Europarates<br />
for<strong>der</strong>te daher im Jahre 1998 die B<strong>und</strong>esregierung<br />
auf, die Ergebnisse des Expertenausschusses<br />
zu übernehmen. Dies ist bis zum heutigen Tag<br />
nicht geschehen.<br />
Streikrecht<br />
1.047 Antragsteller/in: Velbert<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Angesichts des massiven Abbaus sozialer <strong>und</strong> demokratischer<br />
Rechte darf das Streikrecht nicht länger<br />
auf tariffähige Ziele begrenzt bleiben. Wir for<strong>der</strong>n<br />
den Vorstand auf, sich für ein allumfassendes<br />
Streikrecht nach den Maßgaben <strong>der</strong> Europäischen<br />
35
Sozialcharta, einschließlich des politischen Streiks<br />
<strong>und</strong> des Generalstreiks einzusetzen, die Gewerkschaftsmitglie<strong>der</strong><br />
über seine Notwendigkeit zu informieren<br />
<strong>und</strong> für Aktivitäten zu mobilisieren.<br />
Für ein uneingeschränktes Streikrecht gemäß <strong>der</strong><br />
Europäischen Sozialcharta<br />
1.048 Antragsteller/in: Osnabrück<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der 21. Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t ein<br />
uneingeschränktes Streikrecht nach den Maßgaben<br />
<strong>der</strong> Europäischen Sozialcharta (ESC). Deren Artikel<br />
6, Ziffer 4 garantiert in allgemeiner Form „das<br />
Recht <strong>der</strong> Arbeitnehmer...auf kollektive Maßnahmen<br />
einschließlich des Streikrechts im Falle von Interessenkonflikten...“.<br />
Das Streikrecht ist ein unverzichtbares demokratisches<br />
Gr<strong>und</strong>recht. Nur die Möglichkeit <strong>der</strong> kollektiven<br />
Aktion bis hin zur Arbeitsnie<strong>der</strong>legung gibt den<br />
Arbeitnehmern eine gewerkschaftliche Gegenmacht<br />
zur wirtschaftlichen Übermacht <strong>der</strong> Kapitalbesitzer<br />
<strong>und</strong> Kapitalbesitzerinnen. Ohne Streikrecht<br />
verkommen Verhandlungen zum kollektiven<br />
Betteln. Dies gilt für sozialpolitische ebenso wie für<br />
tarifliche Konflikte.<br />
Konzerne <strong>und</strong> Unternehmerverbände nutzen ihre<br />
wirtschaftliche Macht zur politischen Einflussnahme.<br />
Die Auswirkungen staatlichen Sozialabbaus<br />
auf die Arbeits- <strong>und</strong> Lebensbedingungen <strong>der</strong> arbeitenden<br />
Menschen erfor<strong>der</strong>n effektive Gegenwehr<br />
mit allen geeigneten gewerkschaftlichen Mitteln.<br />
Das angebliche Verbot politischer Streiks als vorherrschende<br />
Rechtsauffassung in Deutschland offenbart<br />
ein vordemokratisches Rechtsverständnis<br />
<strong>und</strong> wi<strong>der</strong>spricht <strong>der</strong> Europäischen Sozialcharta.<br />
Das Ministerkomitee des Europarates erteilte dementsprechend<br />
im Februar 1998 <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik<br />
die „Empfehlung“, ihr Arbeitskampfrecht zu än<strong>der</strong>n.<br />
Geschehen ist bis heute nichts.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t alle demokratischen Parteien<br />
auf, das deutsche Arbeitskampfrecht im Sinne einer<br />
europäischen Harmonisierung weiterzuentwikkeln<br />
<strong>und</strong> alle Einschränkungen dieses demokratischen<br />
Gr<strong>und</strong>rechtes in Deutschland aufzuheben.<br />
Alle Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> des DGB sind<br />
aufgefor<strong>der</strong>t, durch Informations- <strong>und</strong> Aufklärungsarbeit<br />
für dieses Ziel zu wirken.<br />
Politisches Streikrecht<br />
1.049 Antragsteller/in: Berlin<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich dafür ein, dass auch in<br />
Deutschland das Recht des politischen Streiks<br />
durchgesetzt wird.<br />
Es gibt in Europa nur noch drei Län<strong>der</strong> ohne ein allgemeines<br />
gesetzliches Streikrecht, den Vatikan,<br />
Dänemark <strong>und</strong> Deutschland. Die Europäische Kommission<br />
rügt bereits seit drei Amtsperioden die<br />
deutsche B<strong>und</strong>esregierung, weil sie das Recht auf<br />
Streik, wie es in <strong>der</strong> europäischen Sozialcharta verankert<br />
ist, nicht in nationales Gesetz umgesetzt<br />
hat.<br />
Arbeitsnie<strong>der</strong>legungen gegen politische Entscheidungen,<br />
die sich gegen Interessen <strong>der</strong> Arbeitnehmer<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen dieses Landes richten,<br />
sind ein notwendiges Kampfmittel. Der Vorstand<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, sich für entsprechende<br />
gesetzliche Än<strong>der</strong>ungen einzusetzen, die<br />
politische Streiks legitimieren.<br />
Einheitliches europäisches Streikrecht<br />
1.050 Antragsteller/in: Duisburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
dass sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf allen Ebenen für ein einheitliches<br />
europäisches Streikrecht einsetzt.<br />
Politisches Streikrecht<br />
1.051 Antragsteller/in: Dortm<strong>und</strong><br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Durchsetzung eines gesetzlichen politischen<br />
Streikrechts muss zu den For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
gehören.<br />
Politischer Streik zur Durchsetzung von Arbeitnehmer-<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmerinneninteressen<br />
1.052 Antragsteller/in: Lippstadt<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Zur Durchsetzung gewerkschaftlicher Ziele <strong>und</strong> Arbeitnehmer-<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmerinneninteressen<br />
den politischen Streik, bis hin zum Generalstreik,<br />
als Kampfmaßnahme einzusetzen. In <strong>der</strong> Vergangenheit,<br />
wie auch aktuell mit <strong>der</strong> Rente 67, wurden<br />
die Arbeitnehmer- <strong>und</strong> Arbeitnehmerinneninteressen<br />
durch politische Entscheidungen nicht mehr<br />
vertreten. Die sogenannten Volksvertreter <strong>und</strong><br />
Volksvertreterinnen ignorieren mit einer Arroganz<br />
die seines Gleichen sucht, die Meinung <strong>der</strong> großen<br />
Mehrheit <strong>der</strong> Bevölkerung.<br />
Zentrale Tarifrechte in <strong>der</strong> europäischen<br />
Sozialcharta aufnehmen<br />
1.053 Antragsteller/in: Kiel<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich für eine Konkretisierung <strong>und</strong><br />
Durchsetzungsfähigkeit von sozialen Mindeststandards<br />
im Rahmen <strong>der</strong> europäischen Integration ein.<br />
Zentrale soziale Standards betreffen z. B.:<br />
– Die Dauer <strong>der</strong> Normalarbeitszeit (z. B. 35 Wochenst<strong>und</strong>en)<br />
– Die Mindesthöhe <strong>der</strong> Löhne (z. B. staatlich garantierter<br />
Mindestlohn, <strong>der</strong> mindestens 60 Prozent<br />
<strong>der</strong> nationalen Durchschnittslöhne beträgt).<br />
36
Die Einhaltung dieser Standards muss zwingend in<br />
nationales Recht überführt <strong>und</strong> die Umsetzung<br />
überwacht werden. Die Zuwi<strong>der</strong>handlung muss mit<br />
Bußgel<strong>der</strong>n geahndet werden.<br />
Mit dieser Zielrichtung wirkt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf die<br />
Willensbildung gewerkschaftlicher sowie politischer<br />
Parteien <strong>und</strong> Gremien auf nationaler <strong>und</strong> internationaler<br />
Ebene ein.<br />
Politisches Streikrecht<br />
1.054 Antragsteller/in: Berlin<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Durchsetzung eines erweiterten Streikrechts bei<br />
Entlassungen, Ausglie<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Verlagerungen.<br />
Dem bisher in Deutschland geltenden Streikrecht<br />
sind enge Grenzen gesetzt. Als rechtlich zulässig<br />
gelten nur Arbeitskämpfe zur Durchsetzung von Tarifverträgen<br />
im Rahmen enger Regelungen. Unter<br />
den heutigen Bedingungen <strong>der</strong> ökonomischen Globalisierung<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> neoliberalen Ausrichtung <strong>der</strong><br />
Politik greifen diese Möglichkeiten zu kurz. Die Gewerkschaften<br />
stehen bei <strong>der</strong> Durchsetzung <strong>der</strong> Interessen<br />
ihrer Mitglie<strong>der</strong> heute vor ganz an<strong>der</strong>en<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />
Die Möglichkeiten, Produktion <strong>und</strong> Arbeitsplätze in<br />
an<strong>der</strong>e Standorte zu verlagern, setzt die Belegschaften<br />
einem hohen Erpressungsdruck aus. Deshalb<br />
wird <strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> aufgefor<strong>der</strong>t,<br />
Arbeitskampfkonzepte zu erarbeiten <strong>und</strong> sich für<br />
ein uneingeschränktes gesetzliches Streikrecht<br />
einzusetzen, um diesem Erpressungsdruck wirksam<br />
begegnen zu können.<br />
Gesellschaftspolitik <strong>und</strong> allgemeine<br />
Gewerkschaftspolitik<br />
1.055 Antragsteller/in: Esslingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, in <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> einen Prozess zur Erweiterung gewerkschaftlicher<br />
Handlungsmöglichkeiten zu organisieren.<br />
Dies betrifft die Möglichkeiten zur Erweiterung<br />
<strong>der</strong> Kampfformen zur Durchsetzung gewerkschaftlicher<br />
Ziele <strong>und</strong> For<strong>der</strong>ungen, die durch das bisherige<br />
Tarifsystem nicht abgedeckt sind. Wir brauchen<br />
das Recht <strong>und</strong> die Möglichkeit von Streiks auch bei<br />
drohen<strong>der</strong> Arbeitsplatzvernichtung, Verlagerung<br />
o<strong>der</strong> Betriebsschließung.<br />
Drohende Verlagerungen <strong>und</strong> Betriebsstilllegungen<br />
werden zunehmend als Druckmittel eingesetzt,<br />
Betriebsräte <strong>und</strong> Belegschaften zur Aufgabe von<br />
Entgeltbestandteilen, Arbeitszeitregelungen <strong>und</strong><br />
Arbeitsbedingungen zu erpressen.<br />
Bei aller Fantasie <strong>und</strong> zunehmen<strong>der</strong> Vielfalt betrieblicher<br />
<strong>und</strong> außerbetrieblicher Kampfformen ist<br />
<strong>der</strong> Entzug <strong>der</strong> Arbeitskraft nach wie vor das wirksamste<br />
Mittel, das wir Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />
haben.<br />
Sozialabbau <strong>und</strong> Rüstungsausgaben stärker<br />
thematisieren<br />
1.056 Antragsteller/in: Hannover<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, den<br />
inhaltlichen Zusammenhang von Sozialabbau <strong>und</strong><br />
Rüstungsausgaben auf allen Ebenen <strong>der</strong> Organisation<br />
wie<strong>der</strong> stärker zu thematisieren. Beson<strong>der</strong>s in<br />
unseren Seminaren müssen die Themen von Krieg<br />
<strong>und</strong> Frieden, Sozialabbau <strong>und</strong> steigende Rüstungsausgaben<br />
inhaltlich bearbeitet werden, wollen wir<br />
unseren Satzungsauftrag im § 2 mit Leben erfüllen:<br />
„…Sie bekennt sich zur freiheitlich-demokratischen<br />
Gr<strong>und</strong>ordnung <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />
<strong>und</strong> setzt sich für die Sicherung <strong>und</strong> den Ausbau<br />
des sozialen Rechtsstaates <strong>und</strong> die weitere Demokratisierung<br />
von Wirtschaft, Staat <strong>und</strong> Gesellschaft,<br />
für Frieden, Abrüstung <strong>und</strong> Völkerverständigung<br />
<strong>und</strong> den Schutz <strong>der</strong> natürlichen Umwelt zur Sicherung<br />
<strong>der</strong> Existenz <strong>der</strong> Menschheit ein…“<br />
Schluss mit den Auslandseinsätzen <strong>der</strong><br />
B<strong>und</strong>eswehr! Spart endlich an <strong>der</strong> Rüstung!<br />
1.057 Antragsteller/in: Stuttgart<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t die B<strong>und</strong>esregierung auf, alle<br />
Soldaten, die außerhalb eines UNO-Mandats zum<br />
Schutz <strong>der</strong> Zivilbevölkerung <strong>und</strong> zum Aufbau ziviler<br />
Strukturen im Ausland eingesetzt sind, zurückzuziehen<br />
<strong>und</strong> die Kosten für die Rüstung massiv zu reduzieren.<br />
Frieden <strong>und</strong> Abrüstung<br />
1.058 Antragsteller/in: Heidenheim<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t die B<strong>und</strong>esregierung auf, alle<br />
B<strong>und</strong>eswehrsoldaten <strong>und</strong> -soldatinnen, die im Ausland<br />
eingesetzt sind, zurückzuziehen.<br />
Weiter sollen die Rüstungsausgaben <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik<br />
Deutschland massiv reduziert werden.<br />
Die Abgeordneten des Deutschen B<strong>und</strong>estags werden<br />
von <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> aufgefor<strong>der</strong>t, keinen weiteren<br />
Auslandseinsätzen <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr mehr zuzustimmen.<br />
Frieden<br />
1.059 Antragsteller/in: Chemnitz<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich für Frieden, Abrüstung <strong>und</strong><br />
Völkerverständigung ein. Derzeit werden Kriege im<br />
Irak <strong>und</strong> in Afghanistan geführt <strong>und</strong> Krieg gegen<br />
den Iran droht.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist für den Abzug <strong>der</strong> deutschen Trup-<br />
37
pen aus Afghanistan <strong>und</strong> lehnt alle militärischen<br />
Auslandseinsätze <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr ab.<br />
Die Kosten <strong>der</strong> Kriegseinsätze <strong>und</strong> Auslandseinsätze<br />
gehen zu Lasten <strong>der</strong> sozialen Systeme <strong>und</strong> sind<br />
eine <strong>der</strong> Ursachen für die zunehmende Armut.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wendet sich gegen die Installierung eines<br />
US-amerikanischen Raketenabwehrsystems in<br />
Polen <strong>und</strong> Tschechien, da dies Konfrontation <strong>und</strong><br />
Kriegsgefahr erhöht.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, in dem<br />
Sinne auf die B<strong>und</strong>esregierung einzuwirken <strong>und</strong> in<br />
gegebener Situation zu Protestaktionen in den Betrieben<br />
<strong>und</strong> auf <strong>der</strong> Straße aufzurufen (über 70 %<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung in Deutschland sind dagegen).<br />
Armut <strong>und</strong> Friedensgefährdungen in <strong>der</strong> Welt<br />
1.060 Antragsteller/in: Leipzig<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Frieden in <strong>der</strong> Welt ist eine <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>voraussetzungen<br />
für ein menschenwürdiges Leben. Deshalb<br />
reichen Friedensbemühungen in konkreten Bedrohungs-<br />
o<strong>der</strong> Konfliktsituationen in <strong>der</strong> Welt nicht<br />
aus.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ruft ihre Mitglie<strong>der</strong> auf, sich an Friedensaktivitäten<br />
zu beteiligen. Dazu wird <strong>der</strong> Vorstand<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> beauftragt, Friedensaktivitäten<br />
zu unterstützen <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Organisation von Protesten<br />
gegen Krieg voranzugehen. Diese Aktivitäten<br />
gilt es mit Gewerkschaften <strong>und</strong> weiteren Partnern<br />
innerhalb <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik, in Europa <strong>und</strong><br />
weltweit abzustimmen. Parallel zu notwendigen<br />
Protesten muss die nationale, europäische <strong>und</strong> internationale<br />
Vernetzung <strong>und</strong> Koordination in Friedensbündnissen<br />
gezielt Einfluss auf politische<br />
<strong>und</strong> wirtschaftliche Entscheidungsträger organisieren.<br />
Deshalb for<strong>der</strong>n wir von <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong><br />
vom B<strong>und</strong>estag:<br />
– Die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland beteiligt sich<br />
an keinen Kriegsvorbereitungen <strong>und</strong> setzt sich<br />
auf internationaler Ebene für Friedenserhaltung<br />
ein.<br />
– Die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland soll alle militärischen<br />
Aktivitäten einstellen <strong>und</strong> die B<strong>und</strong>eswehrsoldaten<br />
zurückrufen.<br />
Frieden <strong>und</strong> Sicherheit weltweit<br />
1.061 Antragsteller/in: Dresden<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> lehnt Krieg als Mittel <strong>der</strong> Politik gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
ab. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich dafür ein:<br />
– dass sich die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />
nicht an kriegerischen Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />
beteiligt.<br />
– dass Angehörige <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr nicht in<br />
Kriegsgebieten eingesetzt werden <strong>und</strong><br />
– dass <strong>der</strong> Rückzug <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr aus allen aktuellen<br />
Kriegsgebieten, in denen sie im Einsatz<br />
ist, umgehend erfolgt.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, den<br />
Standpunkt <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bei aktuellen Ereignissen<br />
in diesem Zusammenhang in <strong>der</strong> Öffentlichkeit zu<br />
vertreten.<br />
Frieden <strong>und</strong> Sicherheit weltweit<br />
1.062 Antragsteller/in: Riesa<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> lehnt Krieg als Mittel <strong>der</strong> Politik gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
ab. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich dafür ein:<br />
– dass sich die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />
nicht an kriegerischen Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />
beteiligt,<br />
– dass Angehörige <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr nicht in<br />
Kriegsgebieten eingesetzt werden <strong>und</strong><br />
– dass <strong>der</strong> Rückzug <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr aus allen aktuellen<br />
Kriegsgebieten, in denen sie im Einsatz<br />
ist, umgehend erfolgt.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, den<br />
Standpunkt <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bei aktuellen Ereignissen<br />
in diesem Zusammenhang in <strong>der</strong> Öffentlichkeit zu<br />
vertreten.<br />
Keine Kriegseinsätze<br />
1.063 Antragsteller/in: Hamburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> verurteilt jegliche Kriegstreiberei, insbeson<strong>der</strong>e<br />
die <strong>der</strong> USA im vor<strong>der</strong>en Orient. Es ist<br />
nicht hinzunehmen, dass nach dem Irak nun auch<br />
<strong>der</strong> Iran offensichtlich völkerrechtswidrig angegriffen<br />
werden soll.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t die B<strong>und</strong>esregierung auf, alles<br />
in ihren Kräften stehende zu tun, dass ein solcher<br />
Angriff nicht zu Stande kommt.<br />
Die B<strong>und</strong>esregierung wird aufgefor<strong>der</strong>t sich nicht<br />
an solchen Kriegseinsätzen, in welcher Form auch<br />
immer, zu beteiligen. Des Weiteren wird die B<strong>und</strong>esregierung<br />
aufgefor<strong>der</strong>t den militärischen deutschen<br />
Einsatz in Afghanistan nicht auszuweiten,<br />
son<strong>der</strong>n ihre Truppen innerhalb des nächsten Jahres<br />
vollständig abzuziehen.<br />
Der Plan <strong>der</strong> USA, in Osteuropa Raketenstellungen<br />
aufzubauen, wird von <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> schärfstens verurteilt.<br />
Rüstungskonversion<br />
1.064 Antragsteller/in: Hannover<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t,<br />
Rüstungskonversionsansätze in <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>wirtschaft<br />
weiterhin aktiv zu unterstützen <strong>und</strong> das<br />
„Arbeitsprogramm Rüstungskonversion“ (Schriftenreihe<br />
143 aus 1998) <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu aktualisieren.<br />
Noch vorhandene betriebliche Arbeitskreise Konversion<br />
sowie die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Interessenvertreter <strong>und</strong><br />
38
Interessenvertreterinnen aus Rüstungsbetrieben<br />
sollen zu einer <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Konversionskonferenz eingeladen<br />
werden. Zielsetzung einer solchen Konferenz<br />
ist <strong>der</strong> Austausch <strong>der</strong> betrieblichen Kompetenzen<br />
in Rüstungs- <strong>und</strong> Konversionsfragen. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
muss wie<strong>der</strong> in diesem wichtigen Themenkomplex<br />
inhaltliches Profil gewinnen.<br />
Tarif- <strong>und</strong> Kampffähigkeit auf allen Ebenen<br />
verbessern<br />
1.065 Antragsteller/in: Ludwigsburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Unternehmensverbände <strong>und</strong> Konzerne haben<br />
den sozialen Konsens aufgekündigt. Was sie gegenüber<br />
den Beschäftigten <strong>und</strong> ihren Gewerkschaften<br />
praktizieren, hat mit „Sozialpartnerschaft“ <strong>und</strong><br />
„Sozialer Marktwirtschaft“ nichts mehr zu tun. Was<br />
wir erleben ist Kapitalismus pur. Richtschnur ihres<br />
Handelns ist nur Profitmaximierung <strong>und</strong> Börsenkurs.<br />
Die Beschäftigten in den Betrieben sind für sie<br />
nicht mehr die lieben Mitarbeiter, son<strong>der</strong>n nur noch<br />
ein lästiger Kostenfaktor, <strong>der</strong> möglichst gering gehalten<br />
werden muss.<br />
Die Delegierten des Gewerkschaftstages for<strong>der</strong>n<br />
den Vorstand auf, in allen gewerkschaftlichen Gremien<br />
<strong>und</strong> in <strong>der</strong> gewerkschaftlichen Bildungsarbeit<br />
eine breite Diskussion zu organisieren, mit dem<br />
Ziel, die Tarif- <strong>und</strong> Kampffähigkeit auf allen Ebenen<br />
<strong>der</strong> Organisation zu verbessern.<br />
Wir brauchen neue <strong>und</strong> offensive Strategien <strong>und</strong><br />
daraus abgeleitete Kampagnen, die es uns ermöglichen,<br />
die Erpressungsversuche <strong>der</strong> Arbeitgeber erfolgreich<br />
zurückzuweisen <strong>und</strong> die eigenen gewerkschaftlichen<br />
For<strong>der</strong>ungen wie<strong>der</strong> offensiv durchsetzen<br />
zu können. Um dies zu erreichen, brauchen wir<br />
eine breite Diskussion unserer Alternativen für eine<br />
neue antikapitalistische Strategie! Auch gegenüber<br />
<strong>der</strong> Politik brauchen wir eine offensivere Strategie.<br />
Gegen die Privatisierung weiterer gesellschaftlicher<br />
Daseinsvorsorge, wie z. B. <strong>der</strong> Alters- <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
Ges<strong>und</strong>heitsversorgung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bildungspolitik,<br />
sowie gegen die Hartz-Gesetze <strong>und</strong> die Umverteilung<br />
von unten nach oben durch die Steuerpolitik,<br />
wie zuletzt auch durch die vom Kabinett beschlossene<br />
Unternehmenssteuerreform.<br />
Ausdehnung <strong>der</strong> Bündnisarbeit<br />
1.066 Antragsteller/in: Duisburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Angesichts <strong>der</strong> fortschreitenden Globalisierung<br />
des Kapitals <strong>und</strong> des wachsenden Drucks auf unsere<br />
Arbeits- <strong>und</strong> Lebensbedingungen ist es dringend<br />
geboten, die internationale Zusammenarbeit auch<br />
mit den (Volks-) Kirchen <strong>und</strong> Wohlfahrtsverbänden,<br />
die das Ziel haben, Globalisierung sozial zu gestalten,<br />
zu verstärken. Dazu ist es notwendig, konkrete<br />
Projekte, wie Konferenzen, Bildungsarbeit <strong>und</strong> europäische<br />
sowie internationale Kampagnen zu gestalten<br />
<strong>und</strong> zu unterstützen.<br />
Mobilisierung gegen unsoziale Regierungspolitik<br />
1.067 Antragsteller/in: Dortm<strong>und</strong><br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird alles in ihren Kräften stehende<br />
unternehmen, um die Mobilisierung gegen die unsoziale<br />
Regierungspolitik zu verstärken <strong>und</strong> den<br />
begonnenen Kampf weiterzuentwickeln, um gewerkschaftliche<br />
For<strong>der</strong>ungen erfolgreich durchzusetzen.<br />
Entwicklung einer solidarischen Gesellschaft<br />
1.068 Antragsteller/in: Oranienburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Dass die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ihr Gesellschaftsbild hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> Entwicklung einer solidarischen Gesellschaft<br />
klarer formuliert <strong>und</strong> konkrete Wege aufzeigt, wie<br />
die Vorschläge zur Bürgerversicherung, zur solidarischen<br />
Gestaltung <strong>der</strong> Sozialversicherung, zur radikalen<br />
Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> gegenwärtigen Geld- <strong>und</strong><br />
Zinspolitik sowie weiterer Alternativvorschläge eingesetzt<br />
werden können.<br />
Dazu ist ein konkretes Konzept <strong>und</strong> ein terminierter<br />
Fahrplan für eine gesellschaftliche Reform festzulegen.<br />
Gegen Rente erst ab 67<br />
1.069 Antragsteller/in: Jena-Saalfeld<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Dass die Aktivitäten für Generationengerechtigkeit<br />
<strong>und</strong> gegen eine Rente erst ab 67 fortgesetzt werden.<br />
Wir sehen mit Sorge die Entwicklung <strong>der</strong> Alterspyramide<br />
<strong>und</strong> damit die ges<strong>und</strong>heitliche Belastung älterer<br />
Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen in den<br />
Betrieben durch die vorgesehenen rentenpolitischen<br />
Entscheidungen <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung.<br />
600 000 Jugendliche unter 25 Jahren <strong>und</strong> 1,2 Millionen<br />
Menschen über 50 Jahren sind ohne sozialversicherungspflichtige<br />
Arbeit. Das Gesetzesvorhaben<br />
<strong>der</strong> Rente erst ab 67 verbaut jungen Menschen<br />
die Chance den Einstieg in reguläre Beschäftigung<br />
zu finden. Dagegen haben ältere Arbeitnehmer,<br />
die ges<strong>und</strong>heitlich angeschlagen sind bzw.<br />
dem Leistungsstress im Betrieb nicht standhalten<br />
können, keine Chance früher aus dem Erwerbsleben<br />
auszuscheiden. Die Modelle des vorzeitigen,<br />
flexiblen Ausstiegs (z. B. Altersteilzeit) laufen aus<br />
<strong>und</strong> die Verantwortlichen in Politik <strong>und</strong> Wirtschaft<br />
haben bisher kein alternatives Lösungskonzept<br />
vorgelegt.<br />
Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />
for<strong>der</strong>n deshalb den Vorstand, die Bezirke<br />
<strong>und</strong> die Verwaltungsstellen, gemeinsam mit<br />
den Mitgliedsgewerkschaften im DGB, auf, die im<br />
Herbst 2006 begonnen Aktivitäten fortzusetzen.<br />
Ziel muss bleiben, die für 2012 geplante Umset-<br />
39
zung <strong>der</strong> ersten Schritte zu einer Rente erst ab 67 zu<br />
verhin<strong>der</strong>n sowie eine (neue) Alterteilzeitregelung<br />
durchzusetzen.<br />
Hierbei bleiben unsere Kernfor<strong>der</strong>ungen bestehen:<br />
1. Beibehaltung des Renteneintrittsalters mit 65<br />
2. Beibehaltung (o<strong>der</strong> Schaffung neuer Modelle)<br />
<strong>der</strong> Altersteilzeit mit staatlicher För<strong>der</strong>ung<br />
3. Einführung von Arbeitszeitmodellen für ältere<br />
Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen mit beson<strong>der</strong>en<br />
ges<strong>und</strong>heitlichen Belastungen (Verkürzungen<br />
<strong>der</strong> Arbeitszeiten ab dem 50. Lebensjahr<br />
in Stufen ohne Entgeltverluste)<br />
4. Früherer Ausstieg nach 40 Versicherungsjahren<br />
ohne Rentenkürzung.<br />
Rente mit 67<br />
1.070 Antragsteller/in: Velbert<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Dass <strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> beauftragt wird gemeinsam<br />
mit dem DGB, sozialen <strong>und</strong> gesellschaftlichen<br />
Bewegungen Kontakt aufzunehmen, um den<br />
Wi<strong>der</strong>stand gegen die neoliberale, reaktionäre<br />
Renten- <strong>und</strong> Sozialpolitik <strong>der</strong> Regierungsparteien<br />
bis zur Arbeitsnie<strong>der</strong>legung zu erhöhen. Ein Ziel <strong>der</strong><br />
Maßnahme muss sein, die beschlossene Erhöhung<br />
des Renteneintrittsalters rückgängig zu machen.<br />
Finanzierung <strong>der</strong> Altersteilzeit über 2009<br />
verlängern<br />
1.071 Antragsteller/in: Duisburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich beim Gesetzgeber mit all ihrer<br />
zur Verfügung stehenden Mittel, z. B. durch<br />
Kampagnen, Gespräche mit den B<strong>und</strong>estagsabgeordneten<br />
dafür ein, die Finanzierung des Altersteilzeitgesetzes<br />
über das Jahr 2009 hinaus zu verlängern.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss den Protest gegen den Sozialabbau<br />
fortsetzen<br />
1.072 Antragsteller/in: Hanau<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> – eine starke, parteipolitisch unabhängige<br />
<strong>und</strong> konsequente Gewerkschaft – muss<br />
den Protest gegen den Sozialabbau fortsetzen.<br />
Mit <strong>der</strong> Beschlussfassung <strong>der</strong> „Rente mit 67“ im<br />
Deutschen B<strong>und</strong>estag kann <strong>und</strong> darf <strong>der</strong> Protest<br />
nicht beendet sein. Weitere lokale, regionale <strong>und</strong><br />
b<strong>und</strong>esweite Aktionen müssen folgen. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>,<br />
als größte Einzelgewerkschaft im DGB <strong>und</strong> potentiell<br />
größter Motor des außerparlamentarischen<br />
Protests, hat dabei eine Führungsrolle zu übernehmen<br />
sowie Bündnisse mit Sozialverbänden <strong>und</strong><br />
weiteren außerparlamentarischen Vereinigungen<br />
zu sondieren <strong>und</strong> auszubauen.<br />
In diesem Zusammenhang sind politische Bündnisse,<br />
die sich mit ihrer Politik gegen die Interessen<br />
<strong>der</strong> Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen wenden,<br />
kritisch zu hinterfragen. Nur eine starke, parteipolitisch<br />
unabhängige <strong>und</strong> konsequente <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> kann<br />
gesellschaftspolitische Verän<strong>der</strong>ungen im Sinne<br />
<strong>der</strong> abhängig Beschäftigten erreichen.<br />
Gesellschaftspolitik <strong>und</strong> allgemeine<br />
Gewerkschaftspolitik<br />
1.073 Antragsteller/in: Esslingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Seit Jahren erleben wir einen wahren Generalangriff<br />
des Kapitals <strong>und</strong> seiner Helfer auf Arbeitnehmer,<br />
Jugend, Rentner, Kranke, Arbeitslose. Das<br />
jüngste Beispiel dafür ist die „Rente mit 67“.<br />
Uns Arbeitnehmern <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen ist<br />
klar: „Rente mit 67“ bedeutet (Lebens-) Arbeitszeitverlängerung,<br />
Altersarmut, (Jugend-) Arbeitslosigkeit,<br />
Entsolidarisierung <strong>und</strong> gesellschaftliche Spaltung.<br />
Weiterhin ist uns klar, dass die Angriffe auch nach<br />
Einführung einer „Rente mit 67“ nicht enden werden.<br />
Hun<strong>der</strong>ttausende beteiligten sich an den Protesten<br />
gegen die sozialen Angriffe mit betrieblichen Aktionen,<br />
Arbeitsnie<strong>der</strong>legungen, Demonstrationen <strong>und</strong><br />
K<strong>und</strong>gebungen. Dies zeigt, dass das Potenzial vorhanden<br />
ist, die Angriffe zu stoppen.<br />
Um letztendlich erfolgreich zu sein, müssen die<br />
Proteste weiter gehen – sie sollten aber noch umfangreicher,<br />
entschlossener <strong>und</strong> einheitlicher organisiert<br />
<strong>und</strong> durchgeführt werden.<br />
Dabei dürfen auch keine falschen Rücksichtnahmen<br />
auf Parteien, die gerade (mit) an <strong>der</strong> Regierung<br />
sind, eine bremsende Rolle spielen.<br />
Für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sind weiterhin die Interessen <strong>der</strong><br />
Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen, also Arbeitszeitverkürzungen,<br />
z. B. „Rente mit 60“ bzw.<br />
nach 40 Beitragsjahren, das Ziel. Hierfür sollte sich<br />
die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auch in Zukunft, gemeinsam mit an<strong>der</strong>en<br />
gesellschaftlichen Kräften, einheitlicher <strong>und</strong><br />
entschlossener, mit an die Spitze <strong>der</strong> Sozialproteste<br />
stellen.<br />
Sicherung <strong>und</strong> Gestaltung des aktiven<br />
Sozialstaates<br />
1.074 Antragsteller/in: Neuwied<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der in den letzten Jahren von <strong>der</strong> Regierung betriebene<br />
Sozialabbau mit den Projekten <strong>und</strong> gesetzlichen<br />
Maßnahmen <strong>der</strong> „Agenda 2010“ hat mehr als<br />
deutlich gemacht:<br />
Die Arbeits- <strong>und</strong> Lebensbedingungen unserer Kolleginnen<br />
<strong>und</strong> Kollegen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Familien hängen<br />
nicht nur von einer aktiven <strong>und</strong> erfolgreichen gewerkschaftlichen<br />
Tarif- <strong>und</strong> Betriebspolitik ab. Die<br />
gesetzlichen Eingriffe in die sozialen Sicherungssysteme<br />
durch die Ges<strong>und</strong>heits-, Renten-, o<strong>der</strong> Arbeitsmarktreform<br />
haben dazu geführt, dass die fi-<br />
40
nanziellen Belastungen <strong>der</strong> abhängig Beschäftigten<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen<br />
stetig zugenommen haben <strong>und</strong> Leistungen<br />
zunehmend abgebaut wurden. Die soziale Absicherung<br />
soll mehr <strong>und</strong> mehr zur Privatsache <strong>der</strong> Einzelnen<br />
werden.<br />
Darüber hinaus tragen die vollzogenen <strong>und</strong> noch<br />
beabsichtigten Steuerreformen zu einer gravierenden<br />
weiteren Umverteilung zu Lasten <strong>der</strong> Arbeitnehmerinnen<br />
<strong>und</strong> Arbeitsnehmer <strong>und</strong> zugunsten<br />
<strong>der</strong> Unternehmer bei.<br />
Die Auswirkungen einer solchen verfehlten Sozialpolitik<br />
sind neben Reallohnverlusten, Kaufkraftmin<strong>der</strong>ungen,<br />
erhöhten Steuern, Abgaben <strong>und</strong> Beitragsleistungen<br />
auch wachsende Verunsicherung<br />
<strong>und</strong> soziale Abstiegsängste bei unseren Kolleginnen<br />
<strong>und</strong> Kollegen, die jedoch we<strong>der</strong> durch tarifvertragliche<br />
noch durch betriebliche Regelungen aufgefangen,<br />
geschweige denn ausgeglichen werden<br />
können.<br />
Von daher ist es auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage eines klaren Bekenntnisses<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zum aktiven Sozialstaat<br />
nach dem Gr<strong>und</strong>gesetz zwingend erfor<strong>der</strong>lich, dass<br />
wir in Zukunft verstärkt mit unseren gewerkschaftlichen<br />
Alternativen für eine solidarische Reformpolitik<br />
mobilisieren. Wir werden uns aktiv in die Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
um die Ausgestaltung <strong>und</strong> Entwicklung<br />
eines arbeitnehmerfre<strong>und</strong>lichen Sozialstaates<br />
einmischen.<br />
Die Aktionen gegen die „Rente mit 67“ haben gezeigt,<br />
dass unsere Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen diese<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung annehmen <strong>und</strong> diesen politischen<br />
Auftrag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> befürworten.<br />
Diese politische Kampagnenfähigkeit <strong>und</strong> Kampagnendurchführung<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss in allen Fel<strong>der</strong>n<br />
<strong>der</strong> Sozialpolitik gestärkt, ausgebaut <strong>und</strong> konsequent<br />
fortgesetzt werden.<br />
Kampagne „Arbeit <strong>und</strong> soziale Gerechtigkeit –<br />
Sozialstaat sichern“<br />
1.075 Antragsteller/in: Schweinfurt<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
1998 wollten wir mit unserer Kampagne für Arbeit<br />
<strong>und</strong> soziale Gerechtigkeit einen Politikwechsel erreichen.<br />
Zwar hätten sich die Chancen für eine Politik, die<br />
die Interessen <strong>der</strong> Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />
zumindest wie<strong>der</strong> berücksichtigt, durch den<br />
Regierungswechsel damals verbessert, praktisch<br />
aber ist dem Regierungswechsel kein Politikwechsel<br />
im Sinne unserer For<strong>der</strong>ungen gefolgt. Im Gegenteil,<br />
<strong>der</strong> unter <strong>der</strong> Regierung Kohl betriebene<br />
Abbau sozialer Gr<strong>und</strong>lagen unseres Sozialstaates<br />
wurde unter <strong>der</strong> Nachfolgeregierung noch rigoroser<br />
fortgesetzt <strong>und</strong> fand in <strong>der</strong> Agenda 2010 seinen<br />
vorläufigen Höhepunkt.<br />
Nach <strong>der</strong> Abwahl <strong>der</strong> Regierung Schrö<strong>der</strong> hat man<br />
sich in <strong>der</strong> großen Koalition darauf verständigt,<br />
diese Politik weiterzuführen. Zwar wurde durch<br />
das Ergebnis <strong>der</strong> B<strong>und</strong>estagswahlen 2005 ein bereits<br />
angekündigtes noch rigoroseres Durchregieren<br />
verhin<strong>der</strong>t, die Angriffe auf elementare Bestandteile<br />
des Sozialstaats gehen unvermin<strong>der</strong>t<br />
weiter.<br />
In <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitspolitik wurden die Probleme<br />
nicht gelöst. We<strong>der</strong> <strong>der</strong> sozial ungerechten Finanzierung,<br />
noch <strong>der</strong> Einschränkung von Leistungen<br />
wurde mit vernünftigen Vorschlägen begegnet. Unser<br />
Vorschlag einer Bürgerversicherung blieb unberücksichtigt.<br />
In <strong>der</strong> Rentenpolitik wurde entgegen <strong>der</strong> Aussagen<br />
in den Wahlprogrammen das gesetzliche Rentenalter<br />
auf 67 erhöht. Die Rentenhöhe geht weiter zurück.<br />
Das Ziel <strong>der</strong> Beitragsstabilität wird damit<br />
ideologisch <strong>und</strong> irreführend gegen eine Rente verwendet,<br />
die den Lebensstandard im Alter sichert.<br />
Arbeitnehmer müssen sich zusätzlich versichern,<br />
die Arbeitgeber werden entlastet, die paritätische<br />
Finanzierung weiter ausgehöhlt.<br />
Die Hartz-Gesetze wurden weiter verschärft, Arbeitslose<br />
müssen erst arm sein, bevor sie mit Leistungen<br />
rechnen können. Die Angst davor, unter<br />
solchen Bedingungen arbeitslos zu werden, hat dazu<br />
geführt, dass Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />
Arbeitsbedingungen hinnehmen, die noch<br />
vor kurzem nicht denkbar waren.<br />
Die Ergebnisse dieser Politik sind in den Jahreswirtschaftsberichten<br />
<strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung festgehalten:<br />
Nur <strong>der</strong> kleine Teil <strong>der</strong> Gesellschaft, <strong>der</strong> von Einkommen<br />
aus Unternehmertätigkeit <strong>und</strong> Vermögen<br />
lebt, kann sich die Zuwächse an gesellschaftlichem<br />
Reichtum aneignen, real sinken die Einkommen,<br />
die aus abhängiger Arbeit erzielt werden, Rentner<br />
haben nicht nur reale, son<strong>der</strong>n selbst nominale Minusr<strong>und</strong>en<br />
hinzunehmen.<br />
Trotz <strong>der</strong> Umverteilung zu Lasten <strong>der</strong> Arbeitnehmer,<br />
Rentner, Kranken <strong>und</strong> Arbeitslosen verschärfen Unternehmen<br />
<strong>und</strong> ihre Verbände ihren Druck, den Sozialstaat<br />
noch weiter zu demontieren. Weitere For<strong>der</strong>ungen<br />
nach Lockerungen des Tarifrechts <strong>und</strong><br />
des Kündigungsschutzes werden gestellt. Prekäre<br />
Arbeitsverhältnisse <strong>und</strong> Löhne unter dem Existenzminimum<br />
sollen selbstverständlich werden.<br />
Arbeitgeber <strong>und</strong> ihre politischen Vertreter <strong>und</strong> Vertreterinnen<br />
setzen nach, wo eine rot/grüne Regierung<br />
Türen geöffnet hat.<br />
Gegen diese politischen Verhältnisse regt sich zunehmend<br />
Wi<strong>der</strong>stand. Die Beteiligung an Aktionen<br />
<strong>der</strong> Gewerkschaften für eine Politik im Interesse <strong>der</strong><br />
Mehrheit <strong>der</strong> Bürger <strong>und</strong> Bürgerinnen unseres Landes<br />
haben oft auch die Erwartungen übertroffen.<br />
Das gilt für unsere Aktionen im April 2004 ebenso,<br />
wie für unsere Aktivitäten im Frühjahr 2007.<br />
Unser Wi<strong>der</strong>stand gegen eine Politik zu Lasten <strong>der</strong><br />
Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen muss fortgesetzt<br />
werden.<br />
Mit <strong>der</strong> Kampagne „Arbeit <strong>und</strong> soziale Gerechtigkeit<br />
– Sozialstaat sichern“ muss für unsere Vorstellungen<br />
einer solidarischen <strong>und</strong> gerechten Gesellschaft<br />
<strong>und</strong> für unsere Pläne zur Sicherung des Sozialstaats<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Sozialsysteme geworben <strong>und</strong> Pläne<br />
zum neoliberalen Umbau <strong>der</strong> Gesellschaft bekämpft<br />
werden.<br />
Der 21. Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t deshalb<br />
den Vorstand auf, unverzüglich die Kampagne<br />
„Arbeit <strong>und</strong> soziale Gerechtigkeit – Sozialstaat sichern“<br />
in Anlehnung an bereits durchgeführte Akti-<br />
41
vitäten fortzusetzen <strong>und</strong> im DGB darauf hinzuwirken,<br />
dass sich <strong>der</strong> Gewerkschaftsb<strong>und</strong> <strong>und</strong> weitere<br />
Gewerkschaften dieser Kampagne anschließen.<br />
Dabei müssen folgende Elemente beinhaltet sein:<br />
– Konkrete Maßnahmen zum Abbau<br />
<strong>der</strong> Arbeitslosigkeit<br />
Dazu gehören auf <strong>der</strong> Ebene des Gesetzgebers<br />
u. a. Werbung für unsere Vorstellung eines Zukunftsinvestitionsprogramms,<br />
die Bedeutung<br />
des Tarifrechts, die Sicherung des Kündigungsschutzes,<br />
ein verbessertes Arbeitszeitgesetz,<br />
ein neues Altersteilzeitgesetz sowie auf tariflicher<br />
Ebene weitere Arbeitszeitverkürzung.<br />
– Maßnahmen zur Verringerung <strong>der</strong> Jugendarbeitslosigkeit,<br />
insbeson<strong>der</strong>e unsere For<strong>der</strong>ung<br />
nach einer Ausbildungsabgabe<br />
– Sicherung <strong>und</strong> Stärkung <strong>der</strong> sozialen<br />
Sicherungssysteme<br />
Dabei muss <strong>der</strong> Erhalt <strong>der</strong> paritätischen Finanzierung<br />
<strong>der</strong> Rentenversicherung im Rahmen einer<br />
Erwerbstätigenversicherung ebenso im<br />
Zentrum stehen, wie unsere Vorschläge zum Erhalt<br />
<strong>und</strong> zur Verbesserung eines qualifizierten<br />
Ges<strong>und</strong>heitswesens durch eine Bürgerversicherung.<br />
Das beschlossene Heraufsetzen des<br />
Rentenalters sowie eine weitere Kürzung <strong>der</strong><br />
Renten müssen ebenfalls klar <strong>und</strong> deutlich abgelehnt<br />
werden.<br />
– Durchsetzung einer gerechten Steuerpolitik<br />
Es muss verdeutlicht werden, dass die weitere<br />
Entlastung <strong>der</strong> Unternehmer durch die Reform<br />
<strong>der</strong> Unternehmensbesteuerung die Reichen<br />
noch reicher gemacht hat, während das Geld<br />
u.a. für mehr Plätze bei <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>betreuung<br />
fehlt <strong>und</strong> gleichzeitig die Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />
durch die Erhöhung <strong>der</strong><br />
Mehrwertsteuer immer mehr belastet wurden.<br />
Unserer For<strong>der</strong>ung nach Einführung einer Vermögenssteuer<br />
<strong>und</strong> höhere Besteuerung von<br />
großem Privatvermögen sowie <strong>der</strong> Unternehmen<br />
muss durch unsere Kampagne Nachdruck<br />
verliehen werden.<br />
– Mitbestimmung <strong>und</strong> Tarifrecht<br />
Teil <strong>der</strong> Kampagne muss es sein, die Vorteile<br />
<strong>der</strong> zwingenden Wirkung von tarifvertraglichen<br />
Regelungen sowie unseres Tarifsystems <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> Rechte von Arbeitnehmervertretern im Betrieb<br />
öffentlichkeitswirksam darzustellen <strong>und</strong><br />
für seine Verteidigung zu mobilisieren.<br />
– Mindestlöhne<br />
Die Notwendigkeit von gesetzlich geregelten<br />
Mindestlöhnen muss deutlich gemacht werden.<br />
Dabei können wir an Kampagnen unserer<br />
Schwestergewerkschaften NGG <strong>und</strong> VER.DI anschließen<br />
– Än<strong>der</strong>ung des Streikrechts<br />
Trotz Versprechen <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung ist das<br />
Streikrecht immer noch im Zustand <strong>der</strong> Kohl-<br />
Regierung. Unsere Kampagne soll dazu dienen,<br />
für die alte Regelung des ehemaligen § 116<br />
AFG, in <strong>der</strong> mittelbar vom Streik betroffene Arbeitnehmer<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen Kurzarbeitergeld<br />
erhielten, zu werben <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Regierung<br />
Druck für die Umsetzung zu machen.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist aufgefor<strong>der</strong>t, unverzüglich<br />
mit den Vorbereitungen für diese Kampagne<br />
zu beginnen, die neben einer umfangreichen<br />
Öffentlichkeitsarbeit auch gewerkschaftliche Mobilisierung<br />
einschließen muss.<br />
Gewerkschaftliche Gegenwehr organisieren<br />
1.076 Antragsteller/in: Bochum<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Bei bevorstehenden Gesetzesän<strong>der</strong>ungen, die negative<br />
Folgen für die abhängig Beschäftigten nach<br />
sich ziehen, wie z. B . die „Rente mit 67“, ist es notwendig,<br />
dass die gewerkschaftliche Gegenwehr<br />
frühzeitig von allen DGB Einzelgewerkschaften getragen<br />
wird. Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t im DGB<br />
B<strong>und</strong>esvorstand gemeinsame Aktivitäten zu beschließen.<br />
Um die Geschlossenheit <strong>und</strong> Einigkeit <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />
zu demonstrieren <strong>und</strong> den größtmöglichen<br />
Druck auf die politisch Verantwortlichen zu erreichen,<br />
sollen b<strong>und</strong>esweite Aktionstage durchgeführt<br />
werden.<br />
42
Entschließung 2<br />
Wirtschafts- <strong>und</strong> Beschäftigungspolitik<br />
1. Leitbil<strong>der</strong> für eine nachhaltige Wirtschafts<strong>und</strong><br />
Beschäftigungspolitik<br />
Zu Beginn des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts ist die wirtschaftliche<br />
<strong>und</strong> soziale Lage von <strong>der</strong> fortschreitenden Globalisierung<br />
<strong>und</strong> Liberalisierung des kapitalistischen<br />
Wirtschaftssystems geprägt. Die Ausweitung<br />
<strong>und</strong> Verschärfung des globalen Wettbewerbs war<br />
politisch gewollt. Vor allem die Regierungen <strong>der</strong><br />
USA, Japans <strong>und</strong> <strong>der</strong> Europäischen Union haben –<br />
zusammen mit Akteuren <strong>der</strong> Finanzmärkte – die<br />
Weichen für die Liberalisierung <strong>der</strong> Märkte <strong>und</strong> die<br />
Zurückdrängung des öffentlichen Sektors gestellt.<br />
Die Entgrenzung des wirtschaftlichen Handelns – insbeson<strong>der</strong>e<br />
aber die Deregulierung <strong>der</strong> Finanzmärkte<br />
– schlägt nunmehr auf die Politik zurück. Gesellschaftspolitische<br />
Ansätze sozialer <strong>und</strong> ökologischer<br />
Reformen stehen weltweit unter dem massiven Druck<br />
einer „marktradikalen Sachzwanglogik“. Selbst die<br />
gesellschafts- <strong>und</strong> ordnungspolitische Verfasstheit<br />
<strong>der</strong> Staaten wird zum Gegenstand des ökonomischen<br />
Wettbewerbs. Fast alle Lebensbereiche werden Zug<br />
um Zug dem Diktat <strong>der</strong> Märkte <strong>und</strong> des Kapitals untergeordnet.<br />
Nicht nur die Nachfrage nach Waren <strong>und</strong><br />
Dienstleistungen, auch Arbeitsplätze <strong>und</strong> Arbeitsbedingungen,<br />
soziale Strukturen <strong>und</strong> industrielle Beziehungen<br />
sollen sich an den Wettbewerbsgesetzen von<br />
Angebot<strong>und</strong> Nachfrage orientieren. Renditeorientierte<br />
einzelwirtschaftliche Interessen werden ausgebaut.<br />
Humane, soziale <strong>und</strong> ökologische Interessen<br />
werden den Profitinteressen untergeordnet.<br />
Die <strong>der</strong>egulierten globalen Finanzmärkte sind verantwortlich<br />
für die Instabilität <strong>der</strong> Börsen <strong>und</strong> Finanzkrisen.<br />
Die Profitinteressen von Sharehol<strong>der</strong>n<br />
<strong>und</strong> den Institutionen <strong>der</strong> Finanzmärkte ergänzen<br />
sich. Spekulationen mit Währungen <strong>und</strong> ausschließlich<br />
renditeorientierte Unternehmensbeteiligungen<br />
führen zu unkontrollierten Risiken <strong>und</strong><br />
drohen, Unternehmen <strong>und</strong> ganze Volkswirtschaften<br />
zu ruinieren.<br />
Die marktliberale Hegemonie verschärft die ökonomischen<br />
<strong>und</strong> ökologischen Risiken. Die Folgen sind<br />
erschreckend. Es zeigt sich: Die Spaltung <strong>der</strong> Welt<br />
in Arm <strong>und</strong> Reich wird immer tiefer. Die Arbeitslosigkeit<br />
nimmt zu. Die Verteilungsungerechtigkeiten<br />
werden immer größer. Lohnsenkungen, Sozialabbau,<br />
Deregulierungen <strong>und</strong> Privatisierungen gefährden<br />
den sozialen Zusammenhalt in den Industrielän<strong>der</strong>n.<br />
Die weltweiten Konflikte um den Zugang<br />
zu Energie <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Rohstoffen drohen, ökonomische<br />
Krisen auszulösen. Die Welt steuert mit Riesenschritten<br />
auf eine Klimakatastrophe zu.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t deshalb eine Abkehr von den<br />
gescheiterten neoliberal geprägten Wirtschaftskonzepten.<br />
Sie setzt sich mit Nachdruck für eine<br />
nachhaltige – soziale, ökologische <strong>und</strong> gerechte –<br />
Wirtschaftsordnung ein. Dabei stehen für die <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> drei Leitbil<strong>der</strong> im Zentrum <strong>der</strong> wirtschafts<strong>und</strong><br />
beschäftigungspolitischen Orientierung:<br />
• Für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> hat <strong>der</strong> Kampf gegen die Massenarbeitslosigkeit<br />
<strong>und</strong> das Engagement für<br />
Vollbeschäftigung Vorrang. Notwendig ist eine<br />
aktive <strong>und</strong> expansive Wirtschafts- <strong>und</strong> Beschäftigungspolitik,<br />
die ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum<br />
ermöglicht. Ein ökologischer<br />
Umbau <strong>der</strong> Industriegesellschaft muss mit <strong>der</strong><br />
sozialen Gestaltung des Strukturwandels verb<strong>und</strong>en<br />
werden.<br />
• Für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> hat <strong>der</strong> Schutz <strong>der</strong> natürlichen<br />
Lebensgr<strong>und</strong>lagen einen hohen Stellenwert.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich deshalb für eine Gestaltung<br />
<strong>der</strong> Weltwirtschaft ein, die die natürlichen<br />
Ressourcen <strong>und</strong> das Weltklima schützt <strong>und</strong> den<br />
strukturellen Wandel nachhaltig mit sozialen,<br />
ökologischen <strong>und</strong> technologischen Innovationen<br />
för<strong>der</strong>t.<br />
• Ziel <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist soziale Gerechtigkeit. Dazu<br />
gehört auch in <strong>der</strong> Wirtschaftspolitik die Verwirklichung<br />
<strong>der</strong> Menschen- <strong>und</strong> Arbeitnehmerrechte,<br />
die Gleichstellung <strong>der</strong> Geschlechter <strong>und</strong><br />
die Überwindung <strong>der</strong> Armut. Eine gerechte Verteilung<br />
<strong>der</strong> Einkommen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Arbeit ist ebenso<br />
erfor<strong>der</strong>lich wie eine solidarische Finanzierung<br />
<strong>der</strong> gesellschaftlichen Aufgaben <strong>und</strong> Infrastruktur.<br />
2. Rahmenbedingungen für eine nachhaltige<br />
Wirtschafts- <strong>und</strong> Beschäftigungspolitik<br />
2.1 Globalisierung sozial gerecht gestalten<br />
Armut <strong>und</strong> Ungleichheit bekämpfen<br />
Um die globale Armut <strong>und</strong> Ungleichheit zu bekämpfen,<br />
muss schnell <strong>und</strong> wirksam gehandelt werden.<br />
Eine soziale Gestaltung <strong>der</strong> Globalisierung ist notwendiger<br />
denn je. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich für einen<br />
Globalisierungsprozess ein, in dessen Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong><br />
die Bekämpfung von Armut, Hunger <strong>und</strong> Ungleichheit<br />
steht.<br />
Die Industrielän<strong>der</strong> müssen ihre finanzielle Hilfe für<br />
die armen Län<strong>der</strong> erhöhen. Dazu müssen sie ihre<br />
Entwicklungshilfe auf mindestens 0,7 Prozent des<br />
Bruttoinlandsprodukts aufstocken <strong>und</strong> den armen<br />
Län<strong>der</strong>n die Schulden erlassen. Die Entwicklungslän<strong>der</strong><br />
müssen einen fairen Platz in <strong>der</strong> internationalen<br />
Arbeitsteilung erhalten.<br />
Damit alle Menschen ihren Lebensunterhalt mit einer<br />
würdigen Arbeit verdienen können, müssen die<br />
Kernarbeitsnormen <strong>der</strong> Internationalen Arbeitsorganisation<br />
(ILO) weltweit durchgesetzt werden. Ziel<br />
ist, sie in allen multilateralen <strong>und</strong> bilateralen Handelsabkommen<br />
sowie in den Gr<strong>und</strong>sätzen <strong>der</strong> internationalen<br />
Finanzinstitutionen zu verankern.<br />
Multinationale Unternehmen sind in die Pflicht zu<br />
nehmen, die Menschen- <strong>und</strong> Arbeitnehmerrechte<br />
zu gewährleisten. Die Staatengemeinschaft muss<br />
global gültige, verbindliche <strong>und</strong> einklagbare Regeln<br />
für Arbeitnehmerinnen <strong>und</strong> Arbeitnehmer<br />
schaffen.<br />
Eine faire Welthandelsordnung schaffen<br />
Um Handelskonflikte zu vermeiden <strong>und</strong> eine faire<br />
<strong>und</strong> soziale Welthandelsordnung zu realisieren, ist<br />
eine tief greifende Reform <strong>der</strong> Welthandelsorgani-<br />
43
sation (WTO) <strong>und</strong> eine gerechte Beteiligung <strong>der</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong><br />
erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t einen wirksamen Entwicklungsplan<br />
<strong>der</strong> WTO. Dazu gehört, dass Entwicklungslän<strong>der</strong><br />
we<strong>der</strong> bei Industriegütern <strong>und</strong> Agrarprodukten<br />
noch bei Dienstleistungen zur Marktöffnung<br />
<strong>und</strong> Liberalisierung gezwungen werden dürfen.<br />
Durch das Allgemeine Dienstleistungsabkommen<br />
(GATS) darf die allgemeine Versorgung, die Qualität<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Zugang zu sozialen <strong>und</strong> öffentlichen<br />
Dienstleistungen nicht durch den privatwirtschaftlichen<br />
Wettbewerb gefährdet werden. Verhandlungen<br />
über Migrations- <strong>und</strong> Entsendefragen haben in<br />
<strong>der</strong> WTO nichts verloren. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t die<br />
B<strong>und</strong>esregierung auf, innerhalb <strong>der</strong> EU <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
WTO <strong>der</strong> Ausweitung des GATS Modus 4 (Entsendung<br />
von Arbeitnehmern) nicht zuzustimmen.<br />
Finanzmärkte regulieren<br />
Um die Gefahr von Börsen- <strong>und</strong> Finanzkrisen zu minimieren<br />
<strong>und</strong> globale Handelsungleichgewichte zu<br />
min<strong>der</strong>n, setzt sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für gr<strong>und</strong>legende<br />
Reformen <strong>der</strong> Finanzmärkte ein. Spekulationen <strong>und</strong><br />
illegale Finanzbewegungen müssen verhin<strong>der</strong>t<br />
werden. Anzustreben ist ein internationales Finanzmarktsystem,<br />
das ein stabiles Wechselkursregime<br />
ermöglicht.<br />
Der Internationale Währungsfonds (IWF) muss endlich<br />
zur Entwicklung eines geeigneten Regulierungsrahmens<br />
beitragen. Die B<strong>und</strong>esregierung<br />
wird deshalb aufgefor<strong>der</strong>t, sich auf internationaler<br />
<strong>und</strong> EU-Ebene für die Einführung einer Devisenumsatzsteuer<br />
einzusetzen <strong>und</strong> die Börsenumsatzsteuer<br />
wie<strong>der</strong> einzuführen.<br />
Risikoreiche <strong>und</strong> ausschließlich renditegetriebene<br />
Unternehmensbeteiligungen von Institutionen <strong>der</strong><br />
Finanzmärkte müssen vermieden werden. Die B<strong>und</strong>esregierung<br />
muss sich deshalb für internationale<br />
Rahmenregeln für private Beteiligungskapitalfonds<br />
einsetzen. Hoch spekulative Hedge-Fonds<br />
müssen transparenter werden. Die Kreditfinanzierung<br />
<strong>der</strong> Beteiligungen von Private Equity-Fonds an<br />
Unternehmen muss eingeschränkt werden. Kreditfinanzierte<br />
Son<strong>der</strong>ausschüttungen sind zu verbieten.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t die B<strong>und</strong>esregierung auf,<br />
umgehend eine den hohen Gewinnen angemessene<br />
Besteuerung von Private Equity-Geschäften einzuführen.<br />
Das gilt ebenso für die Besteuerung von<br />
Gewinnen <strong>der</strong> Immobilieninvestmentfonds (REITs).<br />
2.2 Umwelt <strong>und</strong> Klima schützen, Ressourcen<br />
schonen<br />
Der Globalisierungsprozess <strong>der</strong> Weltwirtschaft<br />
führt uns an die Grenzen <strong>der</strong> ökologischen Belastbarkeit.<br />
Der dramatische Klimawandel verursacht<br />
enorme ökologische <strong>und</strong> ökonomische Schäden.<br />
Die Industriestaaten müssen ihrer Verantwortung<br />
gegenüber Schwellen- <strong>und</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong>n<br />
gerecht werden. An<strong>der</strong>nfalls drohen gewaltsame<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzungen um die Rohstoffe. Nur wenn<br />
jetzt entschieden gehandelt wird, können weit reichende<br />
Wohlstandsverluste verhin<strong>der</strong>t werden.<br />
Zentrale Aufgabe einer zukunftsorientierten Umwelt-,<br />
Klima- <strong>und</strong> Rohstoffpolitik ist die Ausrichtung<br />
<strong>der</strong> Energieversorgung, des Verkehrssystems <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> Abfallwirtschaft an den Zielen <strong>der</strong> Nachhaltigkeit.<br />
Energieversorgung umbauen<br />
Sollen die Folgen des Klimawandels beherrschbar<br />
bleiben, muss in den nächsten fünfzehn Jahren <strong>der</strong><br />
Umbau des Energiesystems zu einer CO2-armen<br />
Energieerzeugung gelingen. Klimafragen können<br />
nur global gelöst werden. Das Kyoto-Protokoll war<br />
ein erster Schritt dazu. Jetzt müssen die Verhandlungen<br />
für die ab 2012 vorgesehene Nachfolgereglung<br />
beginnen. Län<strong>der</strong> wie die USA <strong>und</strong> China müssen<br />
sich an einem internationalen Klimaregime beteiligen.<br />
Damit Schwellen- <strong>und</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong>n<br />
<strong>der</strong> Zugang zu einem klimaverträglichen<br />
Wachstum ermöglicht werden kann, müssen die im<br />
Kyoto-Protokoll entwickelten Instrumente für einen<br />
internationalen Technologietransfer weiter ausgebaut<br />
werden.<br />
Die Staatengemeinschaft steht vor <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />
die CO2-Emissionen weltweit bis zum Jahr<br />
2050 zu halbieren. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> unterstützt den Beschluss<br />
<strong>der</strong> Staats- <strong>und</strong> Regierungschefs <strong>der</strong> EU,<br />
auf <strong>der</strong> Basis des Jahres 1990 die Emissionen <strong>der</strong><br />
Treibhausgase bis zum Jahr 2020 um mindestens<br />
20 Prozent zu reduzieren. Ein integriertes Maßnahmenbündel<br />
muss alle CO2-Emittenten einschließen,<br />
Energieerzeuger, Industrie, private Haushalte<br />
ebenso wie den Transportsektor. Die Hauptverursacher<br />
– wie die Industrielän<strong>der</strong> – müssen dabei den<br />
Hauptbeitrag <strong>der</strong> Emissionsmin<strong>der</strong>ungen leisten.<br />
Ein wirksamer Klimaschutz erfor<strong>der</strong>t umfangreiche<br />
Investitionen. Ein Verzicht auf Klimaschutz jedoch<br />
kostet ein vielfaches <strong>und</strong> hat erheblich höhere gesellschaftliche<br />
Folgekosten.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt dabei auf Energieeffizienz <strong>und</strong><br />
den zunehmenden Einsatz regenerativer Energien.<br />
Der Anteil erneuerbarer Energien am Primärenergieverbrauch<br />
in <strong>der</strong> EU muss bis zum Jahr 2020 auf<br />
zwanzig Prozent gesteigert werden. Atomkraft ist<br />
kein wirksamer Beitrag zum Erhalt unserer Lebensgr<strong>und</strong>lagen.<br />
Die Risiken <strong>der</strong> Atomkraft sind unkalkulierbar.<br />
Deshalb muss am Atomausstieg festgehalten<br />
werden.<br />
Rohstoffe effizienter nutzen<br />
Die weltweite Nachfrage nach Energie <strong>und</strong> Rohstoffen<br />
wird in den nächsten Jahrzehnten stark anwachsen.<br />
Ein ausreichendes, bezahlbares <strong>und</strong> klimaverträgliches<br />
Angebot an Energie ist eine wesentliche<br />
Gr<strong>und</strong>lage für ein nachhaltiges Wachstum, für<br />
Wohlstand <strong>und</strong> zukunftsfähige Arbeitsplätze. Die<br />
Endlichkeit natürlicher Ressourcen, <strong>der</strong> kräftige<br />
Preisanstieg bei Rohstoffen <strong>und</strong> die hohen Kosten<br />
<strong>der</strong> Umweltschäden machen deshalb einen schonenden<br />
Umgang mit den natürlichen Ressourcen<br />
<strong>und</strong> entsprechende Prozess- <strong>und</strong> Produktinnovationen<br />
erfor<strong>der</strong>lich. Ressourcenschutz <strong>und</strong> Wirtschaftswachstum<br />
sind keine Gegensätze. Mit zukunftsfähigen<br />
Produkten <strong>und</strong> innovativen Verfahren<br />
zur Reduzierung des Ressourcenverbrauchs<br />
lassen sich Kosten sparen, neue Märkte erschlie-<br />
44
ßen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ressourcenverbrauch verringern. Die<br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> unterstützt die Strategie <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung,<br />
die Energie- <strong>und</strong> Rohstoffeffizienz bis zum<br />
Jahr 2020 zu verdoppeln.<br />
Effizienz des Verkehrssystems verbessern<br />
Der Verkehrsbereich – Produzenten von Verkehrsträgern<br />
sowie Anbieter <strong>und</strong> Nutzer von Verkehrsleistungen<br />
– muss in die Verantwortung für den Schutz<br />
<strong>der</strong> Umwelt genommen werden. Bei Verkehrs- <strong>und</strong><br />
Transporttechnologien nimmt Deutschland eine<br />
Spitzenstellung ein. In Zukunft muss es darum gehen,<br />
die Effizienz des Verkehrssystems zu verbessern<br />
<strong>und</strong> die Belastungen zu reduzieren. Voraussetzung<br />
dazu ist ein integriertes Verkehrskonzept. Im<br />
Mittelpunkt <strong>der</strong> Innovationsanfor<strong>der</strong>ungen stehen<br />
neue, saubere <strong>und</strong> sparsamere Antriebssysteme,<br />
intelligente Verkehrskonzepte <strong>und</strong> vor allem <strong>der</strong><br />
Ausbau schienengeb<strong>und</strong>ener Transportkonzepte.<br />
2.3 Europa zu einer Beschäftigungs-, Sozial- <strong>und</strong><br />
Umweltunion ausbauen<br />
Das „Europäische Sozialmodell“ erneuern<br />
Die Lissabon-Strategie, die Europa zum dynamischsten<br />
Wirtschaftsraum <strong>der</strong> Welt entwickeln sollte, ist<br />
gescheitert. Trotz <strong>der</strong> jüngsten Aufschwungtendenzen<br />
prägt eine nach wie vor hohe Arbeitslosigkeit<br />
das Bild Europas. Statt auf eine offensive wirtschaftspolitische<br />
Strategie für mehr Beschäftigung,<br />
soziale Einheit <strong>und</strong> ökologische Erneuerung<br />
zu setzen, haben sich die Mitgliedslän<strong>der</strong> für eine<br />
marktorientierte Wettbewerbsstrategie entschieden.<br />
Das gefährdet nicht nur die ökonomische Entwicklung<br />
son<strong>der</strong>n auch die gesellschaftliche Akzeptanz<br />
des europäischen Projekts.<br />
Die solidarische Erneuerung Europas ist mehr als<br />
notwendig. Nur wenn es gelingt, mit einem nachhaltigen<br />
Wachstum mehr Beschäftigung zu schaffen,<br />
die Arbeitslosigkeit, den Lohn- <strong>und</strong> den Steuerwettbewerb<br />
abzubauen sowie einen sozialen Ausgleich<br />
unter den Mitgliedslän<strong>der</strong>n herzustellen,<br />
wird die Europäische Union Erfolg haben. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
setzt sich deshalb für die Erneuerung des „Europäischen<br />
Sozialmodells“ ein. Das gilt insbeson<strong>der</strong>e<br />
für die europäische Wirtschafts- <strong>und</strong> Beschäftigungspolitik.<br />
Wirtschaftspolitik für ein soziales <strong>und</strong><br />
ökologisches Europa<br />
Die wichtigsten wirtschafts- <strong>und</strong> beschäftigungspolitischen<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen für ein soziales <strong>und</strong><br />
ökologisches Europa sind:<br />
Qualitatives Wachstum <strong>und</strong> mehr Beschäftigung erfor<strong>der</strong>n<br />
eine offensive makroökonomische Strategie,<br />
die insbeson<strong>der</strong>e das binnenwirtschaftliche<br />
Wachstum in den Mitgliedslän<strong>der</strong>n för<strong>der</strong>t. Finanzpolitische<br />
Voraussetzung ist, dass <strong>der</strong> starre Stabilitäts-<br />
<strong>und</strong> Wachstumspakts von 1997 erneuert<br />
wird. Notwendig ist eine antizyklische Finanzpolitik.<br />
In Schwächephasen müssen konjunkturbedingte<br />
Defizite akzeptiert werden. In expansiven<br />
Wachstumsphasen dagegen müssen Steuermehreinnahmen<br />
zum Ausgleich struktureller Budgetdefizite<br />
verwendet werden. Schulden zur Finanzierung<br />
von Zukunftsinvestitionen sind aus <strong>der</strong> Berechnung<br />
des Haushaltsdefizits herauszunehmen.<br />
Geldpolitische Voraussetzung ist, dass auch die Europäische<br />
Zentralbank (EZB) in eine makroökonomische<br />
Koordinierung <strong>der</strong> EU eingeb<strong>und</strong>en wird, in<br />
<strong>der</strong> die Ziele Wachstum, För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Beschäftigung<br />
<strong>und</strong> Geldwertstabilität optimal aufeinan<strong>der</strong><br />
abgestimmt werden. Die B<strong>und</strong>esregierung muss<br />
sich dafür einsetzen, dass die EZB über eine Än<strong>der</strong>ung<br />
des Artikels 105 des EG-Vertrages gesetzlich<br />
auf diese Ziele festgelegt wird.<br />
Europa braucht eine Europäische Wirtschaftsregierung.<br />
Sie muss die Verantwortung übernehmen für<br />
gemeinschaftliche Aufgaben, zum Beispiel für den<br />
Aufbau einer leistungsfähigen transnationalen Infrastruktur.<br />
Erfor<strong>der</strong>lich für die Finanzierung transnationaler<br />
Aufgaben ist eine eigene Steuerhoheit<br />
<strong>und</strong> Finanzausstattung.<br />
Europa braucht eine leistungsfähige Infrastruktur.<br />
Dazu müssen die transeuropäischen Netze bei Verkehr,<br />
Energieversorgung <strong>und</strong> Telekommunikation<br />
weiter ausgebaut werden. Notwendig sind vergleichbare<br />
<strong>und</strong> hohe Standards bei Bildung, Forschung<br />
<strong>und</strong> Entwicklung. Zum Erfolg eines „Europäischen<br />
Sozialmodells“ können nur gut ausgebildete<br />
Belegschaften, innovative Produkte <strong>und</strong> Technologien<br />
beitragen.<br />
Die Politik des Steuerdumpings zwischen den EU-<br />
Län<strong>der</strong>n muss beendet werden. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t<br />
europaweit einheitliche Bemessungsgr<strong>und</strong>lagen<br />
für die Besteuerung <strong>und</strong> eine Mindestbesteuerung<br />
von Unternehmen. Auch Öko- <strong>und</strong> Energiesteuern<br />
müssen in Europa einheitlich geregelt werden.<br />
Regionale Unterschiede verringern,<br />
Lebensverhältnisse angleichen<br />
Europa darf sich nicht mit dem ökonomischen West-<br />
Ost <strong>und</strong> Nord-Süd-Gefälle abfinden. Die Unterschiede<br />
in <strong>der</strong> Wirtschaftskraft <strong>der</strong> Regionen müssen<br />
verringert, die sozialen Lebensverhältnisse angeglichen<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> strukturelle Wandel sozial abgesichert<br />
werden. Die europäische Industrie- <strong>und</strong><br />
Strukturpolitik muss die ökonomische, soziale <strong>und</strong><br />
ökologische Angleichung <strong>der</strong> EU-Mitgliedslän<strong>der</strong><br />
unterstützen.<br />
Notwendig ist sowohl die Angleichung <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />
Leistungsfähigkeit <strong>und</strong> eine entsprechende<br />
Angleichung <strong>der</strong> Lohnstandards. Sozial-,<br />
Steuer- <strong>und</strong> Umweltstandards müssen besser aufeinan<strong>der</strong><br />
abgestimmt werden Mit Hilfe <strong>der</strong> EU-<br />
Strukturfonds muss <strong>der</strong> Angleichungsprozess effizient<br />
geför<strong>der</strong>t werden. Zur Finanzierung des Ausgleichs<br />
sind die EU-Strukturfonds leistungsgerecht<br />
auszugestalten. För<strong>der</strong>mittel <strong>und</strong> Steuererleichterungen<br />
für die Verlagerung von Produktions- <strong>und</strong><br />
Dienstleistungskapazitäten müssen ausgeschlossen<br />
werden. Die Deregulierung <strong>und</strong> Flexibilisierung<br />
<strong>der</strong> Einkommens-, Arbeits- <strong>und</strong> Sozialverhältnisse<br />
unter dem Deckmantel so genannter „Flexicurity“-<br />
Modelle lehnt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ab.<br />
45
2.4 Politik für Beschäftigung <strong>und</strong> Nachhaltigkeit<br />
in Deutschland<br />
Die B<strong>und</strong>esregierung reiht sich mit ihrem wirtschafts-,<br />
finanz- <strong>und</strong> steuerpolitischen Kurs ein in die<br />
Riege <strong>der</strong> „marktliberalen Sanierer“. Obwohl die<br />
deutsche Industrie mit ihrer technologischen Leistungsfähigkeit<br />
hoch wettbewerbsfähig ist, wird sie<br />
mit Steuersenkungen <strong>und</strong> Deregulierungen in <strong>der</strong><br />
Sozial- <strong>und</strong> Arbeitsmarktpolitik unterstützt. Die<br />
Sparpolitik <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung belastet die Binnennachfrage<br />
<strong>und</strong> gefährdet zudem die Qualität <strong>der</strong><br />
öffentlichen Infrastruktur, <strong>der</strong> Bildung <strong>und</strong> <strong>der</strong> sozialen<br />
Sicherheit. Erfolge im Außenhandel gingen bislang<br />
zu Lasten <strong>der</strong> Binnennachfrage <strong>und</strong> Arbeitsplätze.<br />
Notwendig ist ein gr<strong>und</strong>legen<strong>der</strong> wirtschaftspolitischer<br />
Kurswechsel <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung.<br />
Expansive Wirtschafts- <strong>und</strong> Finanzpolitik<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> erneuert ihre For<strong>der</strong>ung für eine expansive<br />
<strong>und</strong> in ein europäisch abgestimmtes Konzept<br />
eingeb<strong>und</strong>ene Wirtschafts- <strong>und</strong> Finanzpolitik<br />
in Deutschland. Notwendig sind insbeson<strong>der</strong>e Zukunftsinvestitionen<br />
zur Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>und</strong> zum<br />
ökologischen Umbau <strong>der</strong> öffentlichen Infrastruktur.<br />
Investitionen in die öffentliche Infrastruktur sichern<br />
<strong>und</strong> schaffen Beschäftigung – insbeson<strong>der</strong>e<br />
bei vielen kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen. Die<br />
öffentliche Investitionsquote muss von <strong>der</strong>zeit 1,4<br />
Prozent des Bruttoinlandsproduktes Zug um Zug<br />
mindestens auf das europäische Niveau von 2,5<br />
Prozent angehoben werden. Um dieses Ziel zu erreichen,<br />
for<strong>der</strong>t die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> von <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung<br />
ein „Zukunftsinvestitionsprogramm“ in Höhe<br />
von 30 Milliarden Euro jährlich. Damit können Hun<strong>der</strong>ttausende<br />
von Arbeitsplätzen gesichert <strong>und</strong> geschaffen<br />
werden.<br />
Beson<strong>der</strong>er Investitionsbedarf besteht in den Bereichen<br />
Bildung, Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Altenbetreuung, Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge,<br />
Umwelt, Forschung <strong>und</strong> Verkehr.<br />
Auch Personalausgaben für Forschung <strong>und</strong><br />
Bildung sind wichtige Investitionen in die Zukunft<br />
<strong>der</strong> Gesellschaft. Den höchsten <strong>und</strong> dringendsten<br />
Investitionsbedarf haben die Gemeinden. Sie brauchen<br />
kurzfristige Investitionszuweisungen <strong>und</strong> eine<br />
zügige Neuordnung <strong>der</strong> Gemeindefinanzen. Finanzhilfen<br />
<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Subventionstatbestände<br />
sind im Hinblick auf ihren Beitrag zu einer nachhaltigen<br />
Wirtschaftsentwicklung zu überprüfen.<br />
Mit höheren Löhnen die Binnenkonjunktur stärken<br />
Der Druck auf die Lohnpolitik hat erhebliche ökonomische<br />
Schäden angerichtet. Die Reallöhne sind im<br />
gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt gesunken.<br />
Diese Lohnzurückhaltung hat jedoch nicht – wie<br />
von marktliberalen Ökonomen versprochen – zu<br />
Wachstum <strong>und</strong> Arbeitsplätzen geführt, son<strong>der</strong>n zu<br />
Nachfrageschwäche, stagnierendem Konsum <strong>und</strong><br />
Arbeitslosigkeit. Hier zeigt sich: Löhne sind nicht<br />
nur ein Kostenfaktor. Sie sind vor allem ein Nachfragefaktor.<br />
Erfor<strong>der</strong>lich sind deshalb in allen Wirtschaftsbereichen<br />
Lohnzuwächse, die sich an <strong>der</strong> gesamtwirtschaftlichen<br />
Produktivitäts- <strong>und</strong> Preisentwicklung<br />
orientieren. Die Produktivitätskomponente beteiligt<br />
Arbeitnehmerinnen <strong>und</strong> Arbeitnehmer an den gesamtwirtschaftlichen<br />
Erfolgen. Die Preiskomponente<br />
ist ein Ausgleich für den Anstieg <strong>der</strong> Verbraucherpreise.<br />
Sie sichert die Kaufkraft <strong>der</strong> Arbeitnehmereinkommen.<br />
Verteilungsdefizite müssen mit einer<br />
Umverteilungskomponente ausgeglichen werden.<br />
Eine Lohnpolitik, die diese Maßstäbe erfüllt, sichert<br />
nicht nur die Arbeitseinkommen <strong>und</strong> Kaufkraft <strong>der</strong><br />
Belegschaften. Sie för<strong>der</strong>t die private Nachfrage <strong>und</strong><br />
ist stabilitäts- <strong>und</strong> verteilungsgerecht.<br />
Steuerpolitik: Finanzierung gesellschaftlicher Aufgaben<br />
sicherstellen<br />
Ein wichtiger Bestandteil einer nachhaltigen Wirtschafts-<br />
<strong>und</strong> Beschäftigungspolitik ist eine verteilungsgerechte<br />
Steuerpolitik <strong>und</strong> ein solidarisches<br />
Konzept für die Finanzierung gesellschaftlicher Aufgaben.<br />
Eine gerechte Steuerpolitik ist notwendig,<br />
um Zukunftsinvestitionen, Bildung, Ges<strong>und</strong>heit<br />
<strong>und</strong> soziale Sicherheit zu finanzieren. Sie stabilisiert<br />
die private Kaufkraft <strong>und</strong> öffentliche Nachfrage<br />
<strong>und</strong> trägt zur Sicherung <strong>der</strong> Beschäftigung bei.<br />
Die Steuerpolitik <strong>der</strong> vergangenen Jahre war verteilungspolitisch<br />
ungerecht, konjunkturpolitisch<br />
schädlich <strong>und</strong> finanzpolitisch kontraproduktiv.<br />
Steuererhöhungen für Arbeitnehmer <strong>und</strong> Verbraucher<br />
– wie die Erhöhung <strong>der</strong> Mehrwertsteuer auf 19<br />
Prozent – belasten die Kaufkraft <strong>und</strong> Nachfrage <strong>der</strong><br />
Verbraucher. Steuersenkungen allein für die Unternehmen<br />
<strong>und</strong> Kapitaleinkünfte untergraben die finanzielle<br />
Basis von B<strong>und</strong>, Län<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Gemeinden<br />
für die Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>und</strong> Erweiterung <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />
Infrastruktur.<br />
Die Gr<strong>und</strong>prinzipien für eine verteilungsgerechte<br />
Steuerpolitik sind: Die Steuerpolitik muss sich am<br />
Prinzip <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit orientieren. Dabei<br />
muss sichergestellt werden, dass alle Einkommensarten<br />
gleichermaßen nach diesem Prinzip besteuert<br />
werden. Eine steuerliche Besserstellung<br />
von Unternehmen, Kapitaleinkünften – zum Beispiel<br />
durch die beschlossene Abgeltungsteuer –<br />
<strong>und</strong> Vermögen lehnt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ab.<br />
Dem Steuerkonzept <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung setzt die<br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> deshalb das Konzept <strong>der</strong> „Solidarischen<br />
Einfachsteuer“ entgegen. Die wichtigsten Komponenten<br />
sind:<br />
Geringe Einkommen werden entlastet, hohe Einkommen<br />
wie<strong>der</strong> stärker belastet. Vor allem Unternehmen<br />
<strong>und</strong> Kapitaleinkünfte müssen wie<strong>der</strong> größere<br />
Beiträge zur Finanzierung gesellschaftlicher<br />
Aufgaben leisten. Die Vermögensteuer auf hohe<br />
Vermögen ist wie<strong>der</strong> einzuführen <strong>und</strong> die Erbschaftsteuer<br />
entsprechend zu reformieren. Die Gewerbesteuer<br />
wird zu einer Gemeindewirtschaftsteuer<br />
entwickelt, die einer Wertschöpfungsabgabe<br />
entspricht <strong>und</strong> eine dauerhafte <strong>und</strong> konjunkturresistente<br />
Finanzierungsbasis <strong>der</strong> Kommunen bildet.<br />
Öffentliche För<strong>der</strong>gel<strong>der</strong> für den Unternehmenssektor<br />
sind mit einer Rückzahlungsverpflichtung<br />
zu koppeln. Subventionen sind dann zurückzuzahlen,<br />
wenn ein Unternehmen innerhalb von 10<br />
Jahren nach Gewährung einen Standort verlagert<br />
o<strong>der</strong> schließt.<br />
46
2.5 Strukturellen Wandel ökologisch <strong>und</strong> sozial<br />
gestalten<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt auf eine zukunftsorientierte Industriepolitik.<br />
Industriepolitik muss eine nachhaltige<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Industrie gewährleisten. Industriepolitik<br />
muss industrielle Zukunftssektoren för<strong>der</strong>n,<br />
den Umbau traditioneller Industrien gestalten,<br />
Beschäftigungsrisiken <strong>und</strong> soziale Verwerfungen<br />
minimieren. Der Entwicklung innovativer Produkte<br />
<strong>und</strong> Verfahren, neue Technologien sowie einer<br />
humanen Arbeitsgestaltung kommt dabei eine<br />
beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu.<br />
Zukunftsfähige Absatzfel<strong>der</strong> erschließen,<br />
Forschungspolitik auf Zukunftsthemen ausrichten<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t die B<strong>und</strong>esregierung auf, die<br />
soziale <strong>und</strong> ökologische Erneuerung aktiv voranzutreiben.<br />
Dies erfor<strong>der</strong>t, dass innovative Absatzfel<strong>der</strong><br />
erforscht <strong>und</strong> erschlossen werden <strong>und</strong> dass unser<br />
Bildungssystem nachhaltig mo<strong>der</strong>nisiert <strong>und</strong><br />
verbessert wird.<br />
Der Schutz des Klimas ist eine beson<strong>der</strong>e industriepolitische<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung. Im Energiebereich<br />
geht es um die Einsparung von Energien <strong>und</strong> eine<br />
verstärkte Entwicklung <strong>und</strong> Nutzung <strong>der</strong> regenerativen<br />
Energieträger. Im Verkehrsbereich geht es um<br />
eine effiziente Integration <strong>der</strong> Verkehrsträger <strong>und</strong><br />
um umweltfre<strong>und</strong>liche Fahrzeuge. Zur Vermin<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Abhängigkeit von fossilen <strong>und</strong> importierten<br />
Rohstoffen <strong>und</strong> unter dem Aspekt eines verbesserten<br />
Klimaschutzes ist die Entwicklung alternativer<br />
Antriebssysteme voranzutreiben. Bei <strong>der</strong> industriellen<br />
Produktion müssen umwelt- <strong>und</strong> ressourcenschonende<br />
Produktionsverfahren <strong>und</strong> Produkte,<br />
ein integrierter Umweltschutz sowie eine ökologische<br />
Kreislaufwirtschaft entwickelt werden.<br />
Querschnittstechnologien wie Nano- <strong>und</strong> optische<br />
Technologien, neue Werkstoffe <strong>und</strong> Produktionstechnologien<br />
können Zukunftstechnologien von<br />
morgen werden. Sie müssen erforscht <strong>und</strong> geför<strong>der</strong>t,<br />
aber auch auf mögliche Risiken hin untersucht<br />
werden.<br />
Forschungspolitik darf sich nicht allein an Wettbewerbskriterien<br />
<strong>und</strong> technischer Machbarkeit orientieren.<br />
Einen hohen Stellenwert <strong>der</strong> Forschungsaktivitäten<br />
haben Aspekte wie Organisation, Qualifikation,<br />
Partizipation, Mitbestimmung, Ges<strong>und</strong>heit<br />
<strong>und</strong> Demografie. Die B<strong>und</strong>esregierung muss deshalb<br />
Forschungsthemen wie „Gute Arbeit“ <strong>und</strong> „Innovationen<br />
in einer mo<strong>der</strong>nen Arbeitswelt“ miteinan<strong>der</strong><br />
verknüpfen <strong>und</strong> ausbauen.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t die B<strong>und</strong>esregierung auf, die<br />
Innovations- <strong>und</strong> Forschungspolitik beson<strong>der</strong>s in<br />
den gesellschaftlichen Zukunftsfel<strong>der</strong>n auszubauen.<br />
Die finanziellen Mittel für Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />
müssen insgesamt auf einen Anteil von<br />
drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes angehoben<br />
werden.<br />
Unternehmen in die gesamtwirtschaftliche<br />
Verantwortung nehmen<br />
Die Unternehmen müssen Verantwortung übernehmen<br />
für die soziale <strong>und</strong> ökologische Gestaltung des<br />
strukturellen Wandels. Sie dürfen sich nicht allein<br />
an Rentabilitätsaspekten orientieren. Sharehol<strong>der</strong>-<br />
Value-Konzepte sind <strong>der</strong> falsche Weg. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
setzt auf langfristig <strong>und</strong> nachhaltig angelegte Unternehmensstrategien.<br />
Investitionen <strong>und</strong> Innovationen,<br />
die kontinuierliche Qualifizierung <strong>der</strong> Belegschaften<br />
sowie die Beteiligung <strong>der</strong> Beschäftigten<br />
an den wirtschaftlichen Entscheidungen müssen<br />
gewährleistet <strong>und</strong> verstärkt werden. Auslandsinvestitionen,<br />
die <strong>der</strong> Sicherung von Absatzmärkten<br />
dienen <strong>und</strong> zum Erhalt binnenwirtschaftlicher<br />
Arbeitsplätze beitragen, befürwortet die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />
Produktionsverlagerungen, die sich vor allem an<br />
weiteren Renditesteigerungen <strong>und</strong> Personalkostensenkungen<br />
orientieren, lehnt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ab.<br />
Im Fall von Umstrukturierungen <strong>und</strong> Produktionsverlagerungen<br />
muss dem Neuaufbau wirtschaftlicher<br />
Aktivitäten <strong>und</strong> neuen Arbeitsplätzen an den<br />
bisherigen Standorten <strong>der</strong> Vorrang gegeben werden.<br />
Beschäftigungssicherungsmaßnahmen wie<br />
Arbeitszeitverkürzungen, interne Qualifizierungen<br />
<strong>und</strong> die Bereitstellung von neuen Arbeitsplätzen<br />
stehen vor Entlassungen. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t die<br />
B<strong>und</strong>esregierung auf, sich für die Beteiligung <strong>der</strong><br />
Unternehmen an den gesellschaftlichen Folgekosten<br />
von Produktionsverlagerungen einzusetzen.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> schlägt dazu eine Ausgleichsabgabe<br />
<strong>der</strong> Unternehmen vor, die für überbetriebliche Beschäftigungsför<strong>der</strong>ungsmaßnahmen<br />
eingesetzt<br />
werden soll.<br />
Lücken bei <strong>der</strong> Finanzierung kleiner <strong>und</strong> mittlerer<br />
Unternehmen müssen durch ein verstärktes Engagement<br />
von Sparkassen, öffentlichen Landesbanken<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> KfW-Gruppe geschlossen werden.<br />
Privatisierung des gesellschaftlichen Vermögens<br />
verhin<strong>der</strong>n<br />
Der Staat muss seine gesellschaftlichen <strong>und</strong> industriepolitischen<br />
Steuerungs- <strong>und</strong> Gestaltungspotentiale<br />
erhalten. Eine Privatisierung <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Infrastruktur <strong>und</strong> öffentlicher Dienstleistungen<br />
lehnt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ebenso ab wie eine Umstellung<br />
<strong>der</strong> sozialen Sicherungssysteme auf eine Kapitaldeckung.<br />
Netze im Verkehrsbereich, in <strong>der</strong> Energie-<br />
<strong>und</strong> Wasserversorgung sowie <strong>der</strong> öffentliche<br />
Wohnungsbestand, Bildungs-, Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong><br />
Forschungseinrichtungen dienen dem Allgemeinwohl<br />
<strong>und</strong> dürfen nicht unter Kapitalverwertungsinteressen<br />
vermarktet werden.<br />
Regionalpolitische Gestaltungskonzepte<br />
Bei <strong>der</strong> Gestaltung des strukturellen Wandels in<br />
den Regionen setzt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf offensive Konzepte.<br />
Regionale Netzwerke müssen entwickelt <strong>und</strong><br />
vorhandene Clusterstrukturen stabilisiert werden.<br />
Für mittelständische Unternehmen ist eine stärkere<br />
Vernetzung <strong>und</strong> Zusammenarbeit bei Qualifizierungen<br />
sowie bei <strong>der</strong> Forschung <strong>und</strong> Entwicklung notwendig.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich ein für eine Wie<strong>der</strong>belebung<br />
einer aktiven Arbeitsmarktpolitik durch<br />
die B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit sowie für eine wirksame<br />
regionale Strukturpolitik. Die Arbeitsmarktpolitik<br />
muss den Strukturwandel mit beschäftigungspolitischen<br />
Maßnahmen wie Qualifizierungs- <strong>und</strong><br />
Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen wirksam überbrücken<br />
<strong>und</strong> Beschäftigung öffentlich för<strong>der</strong>n.<br />
47
2.6 Ostdeutschland: Wirtschaftskraft <strong>und</strong> soziale<br />
Verhältnisse angleichen<br />
Angleichung von Wirtschaftskraft <strong>und</strong> sozialen<br />
Verhältnissen bleibt unser Ziel<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich für gleichwertige Lebens- <strong>und</strong><br />
Arbeitsbedingungen in Ost <strong>und</strong> West ein. Seit zehn<br />
Jahren wächst die Industrie im Osten schneller als im<br />
Westen. Einige zehntausend Arbeitsplätze sind dabei<br />
neu entstanden. Trotzdem kommt die wirtschaftliche<br />
Angleichung nur langsam voran. Die ostdeutsche<br />
Industrie ist in beson<strong>der</strong>em Maße von <strong>der</strong> Inlandsnachfrage<br />
abhängig. Der Anteil wirtschaftlich<br />
schwacher Regionen ist im Osten immer noch deutlich<br />
höher als im Westen. Eine Politik des Wettbewerbsfö<strong>der</strong>alismus<br />
ist keine Lösung für die Probleme.<br />
Sie würde die regionalen Disparitäten verschärften<br />
<strong>und</strong> Regionen gegeneinan<strong>der</strong> ausspielen.<br />
„Aufbau Ost“: Die zentralen For<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich für eine entschlossene <strong>und</strong><br />
langfristig angelegte „Aufbau Ost-Politik ein. Die<br />
zentralen For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für die Zukunft<br />
Ostdeutschlands sind deshalb:<br />
Die industrielle Basis muss weiter verbreitert werden.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> begrüßt, dass sich B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Län<strong>der</strong><br />
inzwischen auf die Entwicklung überregional<br />
ausgerichteter Wirtschaftszweige konzentrieren.<br />
Notwendig ist eine gezielte Investitions- <strong>und</strong> Ansiedlungsför<strong>der</strong>ung<br />
von Unternehmen. Regional<br />
unterschiedliche Wachstumspotentiale müssen<br />
ausgeschöpft <strong>und</strong> die För<strong>der</strong>politik muss auf<br />
Wachstumsfel<strong>der</strong> <strong>und</strong> die Unterstützung regionaler<br />
Netzwerke <strong>und</strong> Cluster konzentriert werden.<br />
Schwächere Landesteile brauchen maßgeschnei<strong>der</strong>te<br />
Konzepte, um dem Auftrag des Gr<strong>und</strong>gesetzes<br />
zur Herstellung gleichwertiger Lebensbedingungen<br />
in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik gerecht zu werden<br />
Der B<strong>und</strong> muss die Handlungsfähigkeit <strong>der</strong> ostdeutschen<br />
Län<strong>der</strong> <strong>und</strong> Kommunen finanziell sicherstellen.<br />
Der Solidarpakt II darf deshalb nicht in Frage<br />
gestellt werden. Im Fall von regionalen Härten<br />
bei <strong>der</strong> Rückführung <strong>der</strong> Solidarpakt-Mittel ist<br />
rechtzeitig über eine finanzpolitische Entlastung<br />
<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> zu entscheiden.<br />
Schon heute ist absehbar: Die Zahl <strong>der</strong> Schulabgänger<br />
geht zurück, Knappheiten bei gut qualifizierten<br />
Arbeitskräften sind vorprogrammiert. Die Unternehmen<br />
müssen deshalb zusätzliche <strong>und</strong> verbesserte<br />
Ausbildungskapazitäten bereitstellen, ebenso<br />
wie betriebliche Weiterbildungsmaßnahmen.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t faire Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt.<br />
Die ostdeutschen Arbeitnehmer dürfen<br />
bei <strong>der</strong> Einkommensentwicklung nicht benachteiligt<br />
werden. Gerade Ostdeutschland braucht gesetzlich<br />
abgesicherte Mindestlöhne, um Lohndumping<br />
einzudämmen. Die Arbeitsmarktpolitik muss<br />
für Arbeitslose wie<strong>der</strong> eine echte Brücke in den ersten<br />
Arbeitsmarkt werden <strong>und</strong> Arbeit für diejenigen<br />
schaffen, die auf dem „ersten Arbeitsmarkt“ dauerhaft<br />
keine Arbeit finden. Beson<strong>der</strong>s Jugendlichen<br />
<strong>und</strong> älteren Arbeitnehmern muss eine Perspektive<br />
gegeben werden.<br />
3. Wirtschafts- <strong>und</strong> beschäftigungspolitische<br />
Schwerpunkte 2008 bis 2011<br />
In den kommenden vier Jahren wird sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
mit Nachdruck für eine nachhaltige – soziale,<br />
ökologische <strong>und</strong> gerechte – Wirtschaftsordnung<br />
einsetzen. Die folgenden Aufgaben stehen dabei im<br />
Mittelpunkt <strong>der</strong> wirtschafts- <strong>und</strong> beschäftigungspolitischen<br />
Aktivitäten.<br />
1. Gr<strong>und</strong>voraussetzung für Wachstum <strong>und</strong> zukunftsfähige<br />
Arbeitsplätze <strong>und</strong> ökonomische<br />
Gr<strong>und</strong>lage für die Erneuerung des „Europäischen<br />
Sozialmodells“ ist eine offensive Finanz-,<br />
Geld- <strong>und</strong> Lohnpolitik. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird in den<br />
kommenden Jahren die verfehlte makroökonomische<br />
Strategie in <strong>der</strong> Europäischen Union<br />
zum Thema machen.<br />
2. Unter <strong>der</strong> Sparpolitik <strong>der</strong> öffentlichen Haushalte<br />
wurde die Qualität <strong>der</strong> Infrastruktur <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
öffentlichen Dienstleistungen von B<strong>und</strong>, Län<strong>der</strong>n<br />
<strong>und</strong> Gemeinden erheblich verschlechtert.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird sich mit Nachdruck für ein<br />
„Zukunftsinvestitionsprogramm“ stark machen.<br />
Ziel ist nicht nur die Verbesserung <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Infrastruktur <strong>und</strong> Dienstleistungen,<br />
son<strong>der</strong>n ebenso die Sicherung <strong>der</strong> regionalen<br />
Beschäftigung mit öffentlichen Aufträgen.<br />
3. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t eine solidarische Finanzierung<br />
<strong>der</strong> gesellschaftlichen Infrastruktur<br />
ein. Notwendig ist eine stärkere Beteiligung<br />
<strong>der</strong> Unternehmen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kapitaleinkünfte am<br />
Steueraufkommen. Als Alternative zum Steuerkonzept<br />
<strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung baut die <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> gemeinsam mit an<strong>der</strong>en Gewerkschaften<br />
<strong>und</strong> Nichtregierungsorganisationen das<br />
Konzept einer „Solidarischen Einfachsteuer“<br />
weiter aus <strong>und</strong> bringt es in die öffentliche Debatte<br />
ein.<br />
4. Innovationen sind die Gr<strong>und</strong>lage für den strukturellen<br />
Wandel. Sie sichern die technologische<br />
Leistungsfähigkeit <strong>und</strong> zukunftsfähige Arbeitsplätze.<br />
Sie sind eine qualitative Alternative<br />
zu reinen Kostensenkungsstrategien. Die <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> wird die Initiative „Besser statt billiger“<br />
fortsetzen. Gemeinsam mit Betriebsräten wird<br />
sie in Branchennetzwerken <strong>und</strong> politischen<br />
Dialogen Innovationspotentiale in Zukunftsfel<strong>der</strong>n<br />
wie Verkehr, Energie <strong>und</strong> Umwelt zum Thema<br />
machen.<br />
5. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> beteiligt sich aktiv am Schutz des<br />
Klimas <strong>und</strong> unserer natürlichen Ressourcen.<br />
Sie verbindet diese gesellschaftliche Aufgabe<br />
mit klimaschützenden <strong>und</strong> ressourcenschonenden<br />
Innovationen für zukunftsfähige Arbeitsplätze.<br />
Sie setzt sich für den Ausbau regenerativer<br />
Energien ein sowie für Technologien,<br />
die den CO2-Ausstoß <strong>und</strong> den Ressourcenverbrauch<br />
vermin<strong>der</strong>n. Sie arbeit mit Umweltorganisationen<br />
zusammen, organisiert betriebs<strong>und</strong><br />
branchenbezogene Vorschläge <strong>und</strong> bringt<br />
sie in die Politik ein.<br />
48
6. Krisen in den Unternehmen, strukturelle Umbrüche<br />
in den Branchen sowie vornehmlich<br />
Sharehol<strong>der</strong> getriebene Unternehmensstrategien<br />
erfor<strong>der</strong>n eine intensivere industrie-, technologie-<br />
<strong>und</strong> betriebswirtschaftliche Unterstützung<br />
unserer Betriebsräte <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>. Die<br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird dazu ihr Beratungsnetzwerk optimieren<br />
<strong>und</strong> weiter ausbauen. Sie wird industriepolitische<br />
Gestaltungskonzepte für die nationale<br />
<strong>und</strong> europäische Ebene entwickeln <strong>und</strong><br />
in die Politik einbringen.<br />
7. Der regionale Strukturwandel muss ohne soziale<br />
<strong>und</strong> beschäftigungspolitische Härten gestaltet<br />
werden. Strukturpolitische Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
müssen besser aufeinan<strong>der</strong> abgestimmt<br />
werden. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt deshalb auf eigenständige<br />
regionale strukturpolitische Initiativen<br />
<strong>und</strong> koordiniert den gewerkschaftlichen<br />
Austausch über Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Erfahrungen.<br />
8. Unternehmen müssen eigene finanzielle Beiträge<br />
für die Bewältigung europaweiter Strukturumbrüche<br />
leisten. Als Modell für die Finanzierung<br />
unvorhersehbarer strukturbedingter<br />
Härten schlägt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> eine solidarische<br />
Umlagefinanzierung <strong>der</strong> Unternehmen nach<br />
dem Vorbild <strong>der</strong> EGKS-Regelungen (Europäische<br />
Gemeinschaft für Kohle <strong>und</strong> Stahl) vor.<br />
9. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wendet sich massiv gegen lohnkostengetriebene<br />
Produktionsverlagerungen. Sie<br />
setzt sich gemeinsam mit Betriebsräten <strong>und</strong><br />
Belegschaften für die Verhin<strong>der</strong>ung von Verlagerungen<br />
<strong>und</strong> für Alternativen bei <strong>der</strong> Produktion<br />
<strong>und</strong> Beschäftigung ein. Im Fall unabwendbarer<br />
Verlagerungen macht sie sich bei <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung,<br />
den Län<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Gemeinden<br />
stark für beschäftigungspolitische Überbrükkungsmaßnahmen<br />
<strong>und</strong> einen Ausgleich <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />
Folgekosten durch die Unternehmen<br />
(Verlagerungsabgabe).<br />
10. Die Angleichung <strong>der</strong> Wirtschaftskraft <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
sozialen Verhältnisse in Ostdeutschland hat für<br />
die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> eine zentrale Bedeutung. Im Rahmen<br />
des Projekts „Zukunft Ost“ wird die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
regionale Entwicklungskonzepte für die industrielle<br />
Wertschöpfung <strong>und</strong> Beschäftigung in<br />
Ostdeutschland zum Thema machen <strong>und</strong> für die<br />
beson<strong>der</strong>s wachstumsschwache Region Berlin<br />
<strong>und</strong> Berlin Brandenburg eine „Wachstumsinitiative<br />
Berlin“ einfor<strong>der</strong>n.<br />
11. Ziel <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist, dass die Globalisierung<br />
sozial gestaltet wird. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> entwickelt<br />
dazu Konzepte einer sozialen <strong>und</strong> verteilungsgerechten<br />
Entwicklungs- <strong>und</strong> Handelspolitik.<br />
Sie initiiert <strong>und</strong> beteiligt sich an Aktionen gegen<br />
eine neoliberale Ausgestaltung <strong>der</strong> Europäisierung<br />
<strong>und</strong> Globalisierung. Über das Forum<br />
Globalisierung in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> werden Entwicklungsthemen<br />
in die Mitgliedschaft <strong>und</strong> Betriebe<br />
gebracht.<br />
12. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> mischt sich aktiv in die Debatte<br />
über die Regulierung <strong>der</strong> Finanzmärkte ein. Sie<br />
bringt die gewerkschaftlichen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an die Ausgestaltung <strong>der</strong> Finanzmärkte in die<br />
deutsche <strong>und</strong> europäische Politik ein, unterstützt<br />
<strong>und</strong> begleitet Betriebsräte im Fall von Finanzbeteiligungen.<br />
Ein wichtiges Ziel ist die Sicherstellung<br />
von Arbeitnehmerrechten im Fall<br />
von Fonds-Beteiligungen an Industrieunternehmen.<br />
49
Private Equity<br />
2.001 Antragsteller/in: Aschaffenburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, auf die<br />
Europäische Kommission, die Mitglie<strong>der</strong> des Europäischen<br />
Parlaments <strong>und</strong> die deutsche B<strong>und</strong>esregierung<br />
dahingehend einzuwirken, dass diese Instanzen<br />
nationenübergreifende Regularien zur<br />
Kontrolle des Private Equity Geschäftes schaffen<br />
<strong>und</strong> so für eine breite Transparenz des Geschäftsgebarens<br />
dieser Investoren sorgen.<br />
Gegenstände <strong>der</strong> Regulierung müssen sein:<br />
– Begrenzung <strong>der</strong> Verschuldung des Betriebes<br />
nach den Gr<strong>und</strong>sätzen ordnungsmäßiger Firmenführung<br />
(Beachtung des Verschuldungsgrades).<br />
– Verbot von Substanzgefährdenden Rekapitalisierungen,<br />
die das gekaufte Unternehmen<br />
durch Kredite finanzieren muss.<br />
– Vorgabe einer Eigenkapitalquote, mit <strong>der</strong> das<br />
Private Equity Unternehmen den Kauf mindestens<br />
finanzieren muss. Hier sind mindestens<br />
30 % <strong>der</strong> Kaufsumme sinnvoll.<br />
– Schaffung einer Veröffentlichungspflicht des<br />
Track Records <strong>der</strong> Private Equity-Unternehmen.<br />
– Rechtsverbindlicher Verhaltenskodex, <strong>der</strong> die<br />
Finanzinvestoren zur Einhaltung <strong>der</strong> Arbeitnehmerrechte<br />
verpflichtet.<br />
– Ausbau <strong>der</strong> Informations- <strong>und</strong> Beratungsrechte<br />
<strong>der</strong> Arbeitnehmervertretungen vor dem Verkauf<br />
an Private Equity-Investoren, inklusive <strong>der</strong> Verpflichtung<br />
für den engeren Bieterkreis, die jeweiligen<br />
Konzepte den Arbeitnehmervertretern<br />
zu präsentieren <strong>und</strong> mit diesen zu beraten.<br />
– Bei <strong>der</strong> Harmonisierung des Europäischen<br />
Steuerrechts ist darauf hinzuwirken, dass Veräußerungsgewinne<br />
<strong>und</strong> Kapitalerträge bei ihrem<br />
Entstehen bei <strong>der</strong> inländischen Managementgesellschaft<br />
besteuert werden.<br />
Finanzinvestoren einschränken – Gegen<br />
Finanzkapitalismus<br />
2.002 Antragsteller/in: Bamberg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge beschließen:<br />
Durch den Wandel vom Industriekapitalismus zum<br />
Finanzkapitalismus sind für die Betriebe <strong>und</strong> Beschäftigten<br />
neue Herausfor<strong>der</strong>ungen entstanden.<br />
Die Unternehmensführung ist oft nur noch kurzfristig<br />
auf Erfüllung <strong>der</strong> Finanzziele ausgerichtet. Dies<br />
führt zu zusätzlichen Belastungen <strong>der</strong> Firmen <strong>und</strong><br />
Druck auf die Belegschaften. Zukunftsinvestitionen<br />
<strong>und</strong> langfristige Ausrichtung <strong>der</strong> Firmenpolitik zur<br />
langfristigen Absicherung <strong>der</strong> Firmen <strong>und</strong> Arbeitsplätze<br />
tritt immer mehr in den Hintergr<strong>und</strong>. Investitionen<br />
werden nur bei Aussicht auf hohe Rendite<br />
getätigt. Den Unternehmen wird bei Käufen durch<br />
Finanzinvestoren <strong>der</strong> Kaufpreis als Kredit aufgebürdet.<br />
Beson<strong>der</strong>s wenn Finanzinvestoren die Inhaber<br />
von Firmen sind, sind die kurzfristigen Renditen<br />
<strong>und</strong> die Erfüllung <strong>der</strong> Finanzziele oberste Priorität.<br />
Dies wirkt aber auch auf „Privatunternehmer“ (mit<br />
privaten Eigentümern), bei denen auch die Renditeerwartungen<br />
in Folge weiter höher geschraubt<br />
werden.<br />
Um das Ausbluten von Firmen, das Herausziehen<br />
von Eigenkapital zu verhin<strong>der</strong>n, ist es notwendig,<br />
gesetzliche Regelungen zu schaffen. Eine solche<br />
Verhaltensweise gefährdet die Firmen <strong>und</strong> Arbeitsplätze,<br />
die Innovations- <strong>und</strong> Marktfähigkeit wird<br />
eingeschränkt. Die Schuldenbelastung <strong>der</strong> Unternehmen<br />
durch Firmenkäufe muss eingeschränkt<br />
werden. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> spricht sich für gesetzliche<br />
Regelungen aus.<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, die For<strong>der</strong>ungen an<br />
die Politik zu bringen <strong>und</strong> für eine Umsetzung einzutreten.<br />
Dazu ist es unter an<strong>der</strong>em notwendig,<br />
dass aktuelle Beispiele aufgezeigt <strong>und</strong> den Politikern<br />
nahe gebracht werden. Das Private Equity<br />
Netzwerk ist dazu auszubauen. Beispiele <strong>und</strong><br />
Handlungsmöglichkeiten für betroffenen Belegschaften<br />
<strong>und</strong> Betriebsräte/Vertrauensleute sind<br />
hier aufzunehmen. Wir brauchen zudem eine gesellschaftliche<br />
Diskussion über Zulässigkeit von<br />
Renditeansprüchen <strong>und</strong> darüber, was moralisch<br />
noch zu vertreten ist. Die Diskussion gilt es auszubauen.<br />
Erneuerbare Energien<br />
2.003 Antragsteller/in: Dortm<strong>und</strong><br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Den Vorstand zu beauftragen, sich noch stärker für<br />
mehr Mittel einzusetzen, um die Entwicklung, Forschung<br />
<strong>und</strong> den Einsatz erneuerbarer Energien voranzutreiben.<br />
Klimaschutz <strong>und</strong> Arbeit<br />
2.004 Antragsteller/in: Berlin<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> besteht bei <strong>der</strong> Sicherung <strong>und</strong><br />
Schaffung von Arbeitsplätzen <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>satz <strong>der</strong><br />
ökologischen Unbedenklichkeit. Arbeitsplätze in<br />
Hochtechnologien zur Verringerung des C02-Ausstoßes<br />
bei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>und</strong> Herstellung im Verkehrsbereich<br />
<strong>und</strong> Energieerzeugungsanlagen tragen<br />
zu einer nachhaltigen Sicherung von Arbeitsplätzen<br />
<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>en Lebensbedingungen aller<br />
Menschen bei.<br />
Wir unterstützen daher uneingeschränkt die europäischen<br />
Ziele bei <strong>der</strong> Verringerung <strong>der</strong> Luftverschmutzung<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Verbesserung des Klimaschutzes,<br />
um mit hohen Anfor<strong>der</strong>ungen eine Vorreiterfunktion<br />
in <strong>der</strong> Welt einzunehmen.<br />
50
Die Klimakatastrophe abwenden!<br />
2.005 Antragsteller/in: Schwäbisch Hall<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t die B<strong>und</strong>esregierung auf, ihre<br />
Erklärungen zum Kyoto-Protokoll tatsächlich einzuhalten<br />
<strong>und</strong> die Emissionen bis 2012 um mindestens<br />
21 Prozent zu senken.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t weiter, dass die vorhandenen<br />
technologischen Potenziale in Europa energisch,<br />
offensiv <strong>und</strong> vorbildgebend genutzt <strong>und</strong> geför<strong>der</strong>t<br />
werden, um durch Energiesparmaßnahmen sowie<br />
die verstärkte Nutzung von Wind-, Wasser- <strong>und</strong> Sonnenkraft<br />
Treibhausgas-Emissionen <strong>und</strong> zugleich<br />
die Abhängigkeit von Öl, Gas <strong>und</strong> Kohle zu reduzieren.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t verbindliche europäische<br />
Emissionsgrenzwerte im Verkehrsbereich <strong>und</strong> eine<br />
dauerhafte För<strong>der</strong>ung des öffentlichen Personennahverkehrs<br />
<strong>und</strong> an<strong>der</strong>er umweltfre<strong>und</strong>lichen Verkehrssystemen.<br />
Einen Wie<strong>der</strong>einstieg in die Atomenergie lehnt die<br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> kategorisch ab. Der Strukturwandel darf<br />
nicht zu Lasten <strong>der</strong> betroffenen Beschäftigten gehen.<br />
Der Vorstand wird deshalb beauftragt, gemeinsam<br />
mit an<strong>der</strong>en Gewerkschaften, Wissenschaftler <strong>und</strong><br />
Wissenschaftlerinnen <strong>und</strong> weiteren Verbündeten<br />
Vorschläge in diesem Sinne für ein sozialverträgliches<br />
<strong>und</strong> beschäftigungswirksames Umsteuerungs-<br />
<strong>und</strong> Investitionsprogramm zum vorsorgenden<br />
Klimaschutz zu entwickeln <strong>und</strong> durchzusetzen.<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, innerorganisatorische<br />
Maßnahmen zu entwickeln <strong>und</strong> umzusetzen,<br />
die umweltbelastenden Ressourcenverbrauch<br />
deutlich reduzieren.<br />
An uns selbst richten wir die For<strong>der</strong>ungen: Wir müssen<br />
unser Konsumverhalten verän<strong>der</strong>n um Energiesparen,<br />
-effizienz <strong>und</strong> erneuerbare Energien voranzubringen.<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen durch den Klimawandel<br />
begegnen<br />
2.006 Antragsteller/in: Leipzig<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die ökonomische Entwicklung, die sich in globalen<br />
Zusammenhängen vollzieht, ist nicht nur im Hinblick<br />
auf Arbeitnehmer- <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnenrechte<br />
problematisch. Die ökologischen Konsequenzen<br />
wurden bisher in <strong>der</strong> gewerkschaftlichen<br />
Politik zu wenig zum Thema gemacht. Mit dieser<br />
Entwicklung wird unsere Existenz aufs Spiel gesetzt.<br />
Ohne verbindliche <strong>und</strong> kontrollierbare<br />
Schutzmechanismen ist <strong>der</strong> Mensch als Teil <strong>der</strong> Natur<br />
dem kapitalistischen Raubbau ausgesetzt. Der<br />
soziale Kampf kann sich nicht überzeugend mit<br />
Kernarbeitsnormen beschäftigen, wenn die biologische<br />
Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Menschen in Frage steht. Die<br />
gewerkschaftliche Politik muss sich zukünftig stärker<br />
an dieser Problematik orientieren <strong>und</strong> sich mit<br />
ihr auseinan<strong>der</strong>setzen. Die öffentliche Diskussion<br />
<strong>und</strong> Aufmerksamkeit, die sich mit dem Klimawandel<br />
beschäftigt, ist innerhalb unserer sozialen<br />
Kämpfe zu wenig wahrgenommen. Wir ziehen daraus<br />
folgende Konsequenzen:<br />
– Das Thema ökologische Nachhaltigkeit wird im<br />
Bildungsprogramm <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> stärker gewichtet.<br />
Konkrete Angebote sollen in das Thema<br />
einführen, sensibilisieren <strong>und</strong> mögliche Alternativen<br />
entwickeln.<br />
– Innovationen im Sinne <strong>der</strong> ökologischen Nachhaltigkeit<br />
werden als ein Schwerpunkt in die tariflichen<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzungen einbezogen.<br />
– Die Arbeitsstruktur <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird in diesem<br />
Sinne ausgerichtet. So werden zukünftig bei allen<br />
Neuanschaffungen, insbeson<strong>der</strong>e von technischen<br />
Geräten <strong>und</strong> Dienstwagen energiesparende<br />
Varianten geprüft <strong>und</strong> favorisiert.<br />
Gesellschaftspolitik <strong>und</strong> allgemeine<br />
Gewerkschaftspolitik<br />
2.007 Antragsteller/in: Esslingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> soll sich aktiv für alle Möglichkeiten<br />
zur Reduzierung des Treibhausgases CO2 einsetzen.<br />
Die Vorstellungen Jürgen Peters, die beim Besuch<br />
des EU-Kommissar Verheugen im Februar öffentlich<br />
wurden, sind ein Schritt in die richtige Richtung.<br />
Jürgen Peters for<strong>der</strong>te die Automobilindustrie auf,<br />
„ökologische Auflagen nicht als Belastung <strong>und</strong><br />
wettbewerbspolitische Restriktion, son<strong>der</strong>n als<br />
Chance für produkt- <strong>und</strong> beschäftigungs-politische<br />
Innovation zu begreifen.“ (zitiert nach <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Extranet)<br />
Da <strong>der</strong> PKW-Verkehr nur 13 Prozent (Gesamtautoverkehr<br />
19 Prozent) des Gesamt-CO2-Ausstoß in<br />
Deutschland ausmacht, während Kraftwerke aller<br />
Art zu über 43 Prozent beteiligt sind, muss das umweltpolitische<br />
Engagement <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> breiter angelegt<br />
werden (Zahlen nach DIW).<br />
Erneuerbare Energien tragen heute nur zu 7 Prozent<br />
<strong>der</strong> Energieerzeugung bei, während Professoren<br />
<strong>der</strong> Uni Chemnitz belegen, dass mit dem heutigen<br />
Stand <strong>der</strong> Technik über 90 Prozent des Energiebedarfs<br />
Deutschland aus erneuerbaren Energiequellen<br />
bezogen werden könnte.<br />
Die drohende globale Umweltkatastrophe for<strong>der</strong>t<br />
gerade von uns Gewerkschaftern schnelles <strong>und</strong><br />
energisches Handeln, um auch den künftigen Generationen<br />
eine Lebenschance auf unserem Planeten<br />
zu ermöglichen.<br />
Das Prinzip <strong>der</strong> „Kreislaufwirtschaft", das sich insbeson<strong>der</strong>e<br />
gegen die Müllverbrennung richtet <strong>und</strong><br />
eine Weiternutzung aller eingebrachten Rohstoffe<br />
vorsieht, verdient in diesem Sinne auch stärkere<br />
Unterstützung seitens <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />
Dabei ist es notwendig, regionale Wertschöpfungsketten<br />
auf- <strong>und</strong> auszubauen.<br />
Neben den Möglichkeiten nachhaltige Beiträge für<br />
einen wirksamen Klimaschutz durch <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Aktivitäten<br />
in diesen Bereichen durchzusetzen, hat die-<br />
51
ses Engagement auch neue Chancen zur Schaffung<br />
von Arbeitsplätzen.<br />
Klimakatastrophe<br />
2.008 Antragsteller/in: Chemnitz<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich angesichts <strong>der</strong> drohenden<br />
Klimakatastrophe für den Ausbau regenerativer<br />
Energien <strong>und</strong> eine Kreislaufwirtschaft ein.<br />
Sie arbeitet mit entsprechenden Umweltbewegungen<br />
zusammen.<br />
Sie for<strong>der</strong>t die Schaffung neuer Arbeitsplätze in diesen<br />
Bereichen.<br />
Soziale Standards bei EU-För<strong>der</strong>ung<br />
2.009 Antragsteller/in: Ostbrandenburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich mit allen Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />
Organisation dafür ein, dass wirtschaftliche För<strong>der</strong>ungen<br />
jeglicher Art unter Beachtung <strong>der</strong> EU-Beihilferichtlinien<br />
(Liquiditätszulagen, Investitionszulagen,<br />
Lohnkostenzuschüsse usw.) nur an Unternehmen<br />
ausgereicht werden, die folgende Kriterien erfüllen:<br />
1. Einhaltung <strong>der</strong> für die jeweilige Branche gültigen<br />
Tarifverträge<br />
2. Einhaltung <strong>der</strong> demokratischen Strukturen im<br />
Bereich <strong>der</strong> Arbeitnehmer-Interessenvertretung<br />
3. Einhaltung einer an <strong>der</strong> Beschäftigtenzahl orientierten<br />
Ausbildungsquote<br />
In zunehmendem Maße entziehen sich Unternehmen<br />
ihrer sozialpolitischen Verantwortung. Betriebsverlagerungen<br />
werden immer wie<strong>der</strong> genutzt,<br />
um in strukturschwachen Regionen mit Lohndumping<br />
Gewinne zu steigern.<br />
Ansiedlungspolitik in Gemeinden, Kommunen <strong>und</strong><br />
Län<strong>der</strong>n wird nicht selten so betrieben, dass den<br />
Unternehmen Steuergel<strong>der</strong> zur Verfügung gestellt<br />
werden, ohne dass dabei Auflagen an die Unternehmen<br />
gestellt werden. Vielfach werden Arbeitsplätze<br />
vernichtet <strong>und</strong> Arbeitsplätze an an<strong>der</strong>en Standorten<br />
aufgebaut, <strong>der</strong>en Bedingungen sich deutlich<br />
verschlechtern. Auch bei Neuansiedlungen werden<br />
in erheblichem Umfang öffentliche Gel<strong>der</strong> zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich insbeson<strong>der</strong>e in den Bereichen<br />
<strong>der</strong> Struktur- <strong>und</strong> Tarifpolitik für gleiche Arbeitsbedingungen<br />
<strong>der</strong> Beschäftigten ein.<br />
Begünstigt wird eine solche Politik durch Wirtschaftsför<strong>der</strong>ungen<br />
(Subventionierung) <strong>der</strong> Unternehmen<br />
in den unterschiedlichsten Regionen, so<br />
lange nicht mindestens die im Antrag genannten<br />
Kriterien erfüllt werden. Vielfach führen Verlagerungen<br />
von Unternehmen <strong>und</strong> Neuansiedlungen zu<br />
Wettbewerbsverzerrung insgesamt in den Regionen.<br />
Die Konsequenz, dass zunehmend nur Heranführungs-<br />
bzw. Haustarife abgeschlossen werden,<br />
die im Gr<strong>und</strong>e Abweichungen vom Flächentarifvertrag<br />
beinhalten, tragen zur Beschleunigung <strong>der</strong> bereits<br />
bestehenden Abwärtsspirale bei.<br />
Steuerpolitik<br />
2.010 Antragsteller/in: Ludwigsfelde<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die B<strong>und</strong>esregierung betreibt – wie schon ihre Vorgängerregierungen<br />
– eine gezielte Steuerpolitik,<br />
die die Lasten in <strong>der</strong> Gesellschaft nach unten verschiebt.<br />
Nachdem zum Beispiel <strong>der</strong> Spitzensteuersatz<br />
mehrfach gesenkt wurde, Körperschaftssteuern<br />
gesenkt <strong>und</strong> die Steuer auf Gewinne von Beteiligungsverkäufen<br />
abgeschafft wurde, steht eine<br />
neue R<strong>und</strong>e <strong>der</strong> Umverteilung bevor.<br />
Die breite Bevölkerung wurde durch die Erhöhung<br />
<strong>der</strong> Mehrwertsteuer, Reduzierung des Sparerfreibetrags,<br />
Einschränkung <strong>der</strong> Kilometerpauschale<br />
<strong>und</strong> einseitige Überwälzung von Kosten in <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitsversorgung<br />
<strong>und</strong> einiges mehr belastet.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> lehnt die neuerliche Unternehmenssteuerreform,<br />
die die Unternehmenssteuersätze<br />
nochmals um etwa ein Viertel reduziert, auf das<br />
Schärfste ab. Eine Begünstigung <strong>der</strong> Unternehmen<br />
ist angesichts ihrer hervorragenden Wettbewerbs<strong>und</strong><br />
Gewinnsituation in je<strong>der</strong> Hinsicht überflüssig.<br />
Ebenso lehnt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> die Reduzierung <strong>der</strong> Besteuerung<br />
von Zins- <strong>und</strong> Dividendenerträgen auf<br />
nur noch 25 Prozent statt <strong>der</strong> bisherigen Versteuerung<br />
mit dem persönlichen Einkommenssteuersatz<br />
ab. Durch diese sogenannte Abgeltungssteuer werden<br />
große Kapitaleinkünfte gegenüber den Einkünften<br />
aus Arbeit in unverantwortlicher <strong>und</strong> wohl<br />
auch gr<strong>und</strong>gesetzwidriger Weise besser gestellt.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bekräftig das von ihr vorgelegte Konzept<br />
einer solidarischen Einfachsteuer <strong>und</strong> for<strong>der</strong>t<br />
die B<strong>und</strong>esregierung auf, sich damit ernsthaft auseinan<strong>der</strong><br />
zu setzen.<br />
Rückzahlung von Steuersubventionen <strong>und</strong><br />
Forschungsgel<strong>der</strong>n bei Arbeitsplatzabbau<br />
2.011 Antragsteller/in: Duisburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> soll Einfluss auf den Gesetzgeber nehmen,<br />
dass bei Missbrauch von Subventionen <strong>und</strong><br />
Forschungsgel<strong>der</strong>n eine Rückzahlung erzwungen<br />
wird, wenn ein Standort geschlossen o<strong>der</strong> verlagert<br />
wird. Diese Rückzahlung muss in den ersten 10 Jahren<br />
verbindlich sein.<br />
Steuerpolitik<br />
2.012 Antragsteller/in: Weilheim<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, mit hohem Nachdruck<br />
Initiativen zu entwickeln, dass die Verlagerung<br />
von Arbeitsplätzen nicht mehr durch Steuermittel<br />
angereizt bzw. unterstützt werden darf.<br />
52
Diese Initiative richtet sich sowohl an die B<strong>und</strong>esregierung<br />
als auch an die europäische Kommission.<br />
Einwirkung auf Gesetzgeber ! – Ermäßigte<br />
Steuern auf alle lebensnotwendigen Gr<strong>und</strong>güter<br />
2.013 Antragsteller/in: Krefeld<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t auf<br />
den Gesetzgeber einzuwirken, dass die Liste mit<br />
den ermäßigten Steuersätzen neu zu erarbeiten ist.<br />
Hier sind alle lebensnotwendigen Gr<strong>und</strong>güter, wie<br />
zum Beispiel Medikamente, Mineralwasser, öffentlicher<br />
Personen-Nahverkehr <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e aufzunehmen<br />
.<br />
Beibehaltung <strong>der</strong> Pendlerpauschale ab dem<br />
ersten Kilometer<br />
2.014 Antragsteller/in:<br />
Duisburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich beim Gesetzgeber dafür ein,<br />
dass die verschlechternden Regelungen im Einkommensteuergesetz<br />
zur so genannten Pendlerpauschale<br />
zurückgenommen werden <strong>und</strong> ab dem ersten<br />
Kilometer eine Pendlerpauschale gezahlt wird.<br />
Wirtschaftswachstum<br />
2.015 Antragsteller/in: Berlin<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setze sich für qualitatives Wachstum<br />
ein.<br />
Ökonomische <strong>und</strong> ökologische Nachhaltigkeit <strong>und</strong><br />
dadurch Sicherheit für qualitative Beschäftigung<br />
muss das erste Ziel beim Wachstum <strong>der</strong> Wirtschaft<br />
sein.<br />
Wir werden dieses als interne Gr<strong>und</strong>lage innerhalb<br />
unserer Organisation umsetzen als auch gegenüber<br />
den politisch Handelnden in <strong>der</strong> Politik vertreten.<br />
Unter qualitativem Wachstum verstehen wir nicht,<br />
mehr Produktion auf Kosten <strong>der</strong> Umwelt <strong>und</strong> letztendlich<br />
die Zerstörung <strong>der</strong> Lebensgr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong><br />
Menschheit. Genauso wenig die Herstellung <strong>und</strong><br />
Vertrieb von billigen, qualitativ min<strong>der</strong>wertigen<br />
Produkten, die we<strong>der</strong> qualifizierte gut bezahlte Arbeitsplätze<br />
noch Wirtschaftswachstum bringen.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird deshalb in Zukunft Slogans zu<br />
Kampagnen wie „Wachstum schafft Sicherheit“ zur<br />
Tarifr<strong>und</strong>e 2006 differenzierter formulieren. Genauso<br />
<strong>der</strong> Slogan zur Tarifr<strong>und</strong>e 2007 „Unser Job ist<br />
die Arbeit“ suggeriert mit „Job“ nicht qualifizierte<br />
Arbeit, wie diese auch bei 1-Euro-Jobbern usw. verstanden<br />
wird.<br />
Technologien <strong>und</strong> Innovationen för<strong>der</strong>n den<br />
Strukturwandel <strong>und</strong> schützen die Umwelt<br />
2.016 Antragsteller/in: Salzgitter<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Angesichts <strong>der</strong> aktuellen Diskussion über den Klimawandel<br />
gerade auch im Hinblick auf den bisher<br />
unvermin<strong>der</strong>ten Ausstoß von Kohlendioxiden <strong>und</strong><br />
den damit verb<strong>und</strong>enen Folgen für die Umwelt <strong>und</strong><br />
die Gesellschaft insgesamt ist es unbedingt notwendig,<br />
jetzt entsprechende Schritte einzuleiten,<br />
um eine Verringerung <strong>der</strong> zu erwartenden klimatischen<br />
Verän<strong>der</strong>ungen zu erreichen.<br />
Die gemeinsame Erklärung von BMU <strong>und</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
zur zukunftsweisenden Umwelt-Strategie für die<br />
europäische Automobilindustrie wird begrüßt <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, darüber<br />
hinaus eine innovationspolitische Strategie<br />
für den gesamten Bereich <strong>der</strong> Energiepolitik zu entwickeln<br />
<strong>und</strong> dabei den Zusammenhang zu einer aktiven<br />
Beschäftigungspolitik deutlich zu machen.<br />
Zur Zeit wird vermehrt von konservativer <strong>und</strong> neoliberaler<br />
Seite versucht die Diskussion um den Klimawandel<br />
zu nutzen, um den beschlossenen Atomausstieg<br />
wie<strong>der</strong> rückgängig zu machen. Dabei wird die<br />
Atomenergie als angebliche Alternative gehandelt,<br />
um zu einer Vermin<strong>der</strong>ung des CO2-Ausstoßes zu<br />
kommen. Hierbei werden die Gefahren <strong>der</strong> Atomenergie<br />
<strong>und</strong> die noch immer nicht erfolgte Beantwortung<br />
<strong>der</strong> Frage nach einer verantwortbaren Endlagerung<br />
<strong>der</strong> atomaren Abfälle bewusst verschwiegen.<br />
Von daher bekräftigt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, dass <strong>der</strong> Ausstieg<br />
aus dem Ausstieg keine gangbare Möglichkeit ist.<br />
Vielmehr muss gerade jetzt die Möglichkeit <strong>der</strong> alternativen<br />
<strong>und</strong> erneuerbaren Energieerzeugung<br />
ausgebaut <strong>und</strong> erweitert werden. Hierzu zählen vor<br />
allem die Wind- <strong>und</strong> Wasserkraft, sowie die Solarenergie.<br />
Dies trägt aus ökologischer Sicht zu einem<br />
Abbau <strong>der</strong> CO2-Emissionen bei <strong>und</strong> ist ein spürbarer<br />
Fortschritt im Klimaschutz.<br />
Darüber hinaus ist dieser Schritt aber auch aus beschäftigungspolitischen<br />
Aspekten unerlässlich.<br />
Vor allem im Bereich <strong>der</strong> Windenergie sind in den<br />
vergangenen zehn Jahren nach Angaben des BMU<br />
bis zu 50.000 Arbeitsplätze geschaffen worden.<br />
Dies ist somit ein wichtiger Beitrag zur Schaffung<br />
von humanen <strong>und</strong> zukunftsfähigen Arbeitsplätzen<br />
<strong>und</strong> kann als mittelfristiger Ersatz für den zu erwartenden<br />
Abbau von Arbeitsplätzen z. B. in <strong>der</strong> Kohleför<strong>der</strong>ung,<br />
sogar zu einer positiven Beschäftigungsbilanz<br />
führen.<br />
Diese Chancen müssen wir unbedingt nutzen <strong>und</strong><br />
öffentlich von <strong>der</strong> Politik einfor<strong>der</strong>n!<br />
Nachhaltige Wende zur umfassenden<br />
Kreislaufwirtschaft<br />
2.017 Antragsteller/in: Duisburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Dass <strong>der</strong> Vorstand auf die B<strong>und</strong>esregierung für eine<br />
nachhaltige Wende zu einer umfassenden Kreis-<br />
53
laufwirtschaft <strong>und</strong> den Einsatz von erneuerbaren<br />
Energien einwirkt.<br />
Streikrecht / Sozialvertrag / Verlagerungsabgabe<br />
2.018 Antragsteller/in: Nürnberg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
International tätige Konzerne spielen im globalen<br />
Wettbewerb <strong>und</strong> beson<strong>der</strong>s im Standortpoker innerhalb<br />
<strong>der</strong> EU nicht nur Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />
son<strong>der</strong>n auch Kommunen <strong>und</strong> Staaten<br />
gegeneinan<strong>der</strong> aus. Gleichzeitig werden sie<br />
durch Abschreibungsmöglichkeiten von Verlagerungskosten<br />
geradezu ermuntert, Arbeitsplätze in<br />
Steuerparadiese <strong>und</strong> Niedriglohnlän<strong>der</strong> – gerade<br />
auch innerhalb <strong>der</strong> EU – zu verlagern.<br />
Die Politik ist gefor<strong>der</strong>t im Interesse <strong>der</strong> Arbeitnehmer<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen Gegenstrategien zu<br />
entwickeln. Diese müssen einerseits auf steuerlicher<br />
Ebene wie etwa Erreichen einer einheitlichen<br />
Mindestunternehmerbesteuerung innerhalb <strong>der</strong><br />
EU angesiedelt sein, an<strong>der</strong>erseits müssen den Arbeitnehmern<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen bessere<br />
Möglichkeiten an die Hand gegeben werden, mit<br />
den Arbeitgebern auf gleicher Augenhöhe auch um<br />
Fragen unternehmerischer Entscheidungen zu verhandeln<br />
<strong>und</strong> notfalls mit den Mitteln eines Arbeitskampfes<br />
entsprechend Druck auf den Unternehmer<br />
auszuüben. Gerade die Auseinan<strong>der</strong>setzung um<br />
das Werk AEG Hausgeräte in Nürnberg hat gezeigt,<br />
dass die gesetzlichen Möglichkeiten in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik<br />
Deutschland nur unzureichend entwickelt<br />
sind.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> macht deshalb seinen<br />
Einfluss auf die politischen Entscheidungsträger<br />
<strong>und</strong> Entscheidungsträgerinnen für die nachfolgenden<br />
Maßnahmen zur Abwehr o<strong>der</strong> wenigstens zur<br />
Erschwerung existenzvernichten<strong>der</strong> Arbeitsplatzverlagerungen<br />
geltend:<br />
1. Wer Arbeitsplätze verlagert muss eine Abgabe<br />
bezahlen (Verlagerungsabgabe). Damit sollen<br />
Mittel zweckgeb<strong>und</strong>en an die Region fließen,<br />
die vom Arbeitsplatzverlust betroffen ist <strong>und</strong><br />
gleichzeitig <strong>der</strong> Preis <strong>der</strong> Verlagerung in die Höhe<br />
getrieben werden.<br />
2. Verlagerungskosten einschließlich etwaiger<br />
Abfindungszahlungen an die Arbeitnehmer<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen <strong>und</strong> die zu schaffende<br />
Verlagerungsabgabe dürfen nicht steuermin<strong>der</strong>nd<br />
Berücksichtigung finden. Damit unterbindet<br />
<strong>der</strong> Staat, dass nicht nur Arbeitsplätze<br />
son<strong>der</strong>n gleichzeitig auch Steuereinnahmen,<br />
nicht nur für die Zukunft son<strong>der</strong>n schon im Jahr<br />
<strong>der</strong> Verlagerung, ausbleiben.<br />
3. Ein Streikrecht in Deutschland, das nicht für die<br />
Abmil<strong>der</strong>ung einer unternehmerischen Entscheidung,<br />
son<strong>der</strong>n auch gegen die unternehmerische<br />
Entscheidung selbst zulässig ist.<br />
4. Abschaffung von öffentlichen Anreizsystemen<br />
aus nationalen o<strong>der</strong> EU-Mitteln, die Produktionsverlagerungen<br />
begünstigen.<br />
Verlagerung von Arbeitsplätzen – Öffentliche<br />
För<strong>der</strong>ung<br />
2.019 Antragsteller/in: Bamberg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Immer wie<strong>der</strong> gibt es Verlagerungen von bestehen<strong>der</strong><br />
Produktion innerhalb <strong>der</strong> EU. Bestehende Arbeitsplätze<br />
werden in einem Land abgebaut, in einem<br />
an<strong>der</strong>en Land mit öffentlichen För<strong>der</strong>mitteln,<br />
als neue aufgebaut. Dies geschah innerhalb<br />
Deutschlands beim Aufbau Ost <strong>und</strong> geschieht bei<br />
Verlagerungen in Osteuropäische Län<strong>der</strong>. Oft werden<br />
EU För<strong>der</strong>mittel auch über die jeweiligen Län<strong>der</strong><br />
indirekt als För<strong>der</strong>ung für Industrieansiedlung<br />
<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Zuschüsse für neueingestellte Arbeitskräfte<br />
gewährt.<br />
Hier ist es notwendig, dass die För<strong>der</strong>praxis aufgezeigt<br />
wird <strong>und</strong> betriebliche Beispiele den Politikern<br />
nahegebracht werden. Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t,<br />
auf die Politik einzuwirken, dass es keine För<strong>der</strong>ung<br />
bei Arbeitsplatzverlagerung von bestehenden<br />
Arbeitsplätzen gibt. Die Abschreibungsmöglichkeiten<br />
<strong>der</strong> Verlagerungskosten müssen ausgeschlossen<br />
werden. Die EU hat entsprechende Vorgaben<br />
beschlossen, diese müssen durchgesetzt<br />
<strong>und</strong> Verstöße dagegen geahndet werden.<br />
Industriepolitik<br />
2.020 Antragsteller/in: Heilbronn-<br />
Neckarsulm<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Zwei Jahrzehnte <strong>der</strong> Deregulierung, eine neoliberal<br />
geprägte Wirtschaftspolitik <strong>und</strong> eine am Sharehol<strong>der</strong><br />
Value orientierte Unternehmenspolitik haben<br />
eine katastrophale Beschäftigungsbilanz hinterlassen.<br />
Neben einer europäisch koordinierten Wirtschafts-<br />
<strong>und</strong> Beschäftigungspolitik brauchen wir eine<br />
aktive Industriepolitik.<br />
Wichtig für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung,<br />
für Wachstum <strong>und</strong> Beschäftigung <strong>und</strong> für die<br />
erfolgreiche Bewältigung des Strukturwandels sind<br />
die nachhaltige Sicherung <strong>der</strong> bestehenden Industriestrukturen<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Weiterentwicklung.<br />
Die industrielle Basis ist für unsere Volkswirtschaft<br />
lebensnotwendig. Wissenschaft <strong>und</strong> mo<strong>der</strong>ne<br />
Dienstleistungen können sich nur auf dieser Gr<strong>und</strong>lage<br />
entwickeln. Umgekehrt basieren Industrieprodukte<br />
immer stärker auf Wissen <strong>und</strong> Dienstleistungen.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e mit <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie<br />
sowie <strong>der</strong> Stahlindustrie verfügt unser Land über<br />
hoch innovative stabile Kerne. Die Industrie ist in<br />
hohem Maße in den Weltmarkt integriert. Ein Exportanteil<br />
von häufig mehr als 50 Prozent ist Beleg<br />
für hohe Innovationskraft <strong>und</strong> Wettbewerbsfähigkeit.<br />
Ein Erfolgsfaktor ist das hohe Qualifikationsniveau<br />
<strong>der</strong> Beschäftigten mit ihren spezialisierten<br />
Kenntnissen. Eine ausgeprägte Forschungs- <strong>und</strong><br />
Entwicklungsinfrastruktur aus Universitäten, Hochschulen,<br />
eine dichte Institutslandschaft <strong>und</strong> die be-<br />
54
ufliche Bildung tragen zum notwendigen Wissenstransfer<br />
bei.<br />
Die Industrie ist wachsenden Gefährdungen ausgesetzt:<br />
• Durch den Strukturwandel hat in den vergangenen<br />
Jahren in wichtigen Branchen, wie im Textil<strong>und</strong><br />
Bekleidungsgewerbe <strong>und</strong> <strong>der</strong> Holzverarbeitung,<br />
ein weiterer Arbeitsplatzabbau stattgef<strong>und</strong>en.<br />
• Durch Auslandsinvestitionen werden Wertschöpfungsketten<br />
neu strukturiert <strong>und</strong> Arbeitsplätze<br />
ins Ausland verlagert. Es bilden sich<br />
transnationale Produktionsnetzwerke heraus,<br />
durch die in unserem Land insbeson<strong>der</strong>e Arbeitsplätze<br />
mit geringer Qualifikation zum Opfer<br />
fallen.<br />
• Wachsende Belastungen <strong>und</strong> neue Leistungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
in <strong>der</strong> Industriearbeit, bei sich<br />
weiter verän<strong>der</strong>nden <strong>und</strong> steigenden Qualifikationsanfor<strong>der</strong>ungen,<br />
for<strong>der</strong>n angesichts älter<br />
werden<strong>der</strong> Belegschaften neue Antworten in<br />
<strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Arbeit.<br />
• Alle Industriebereiche, Leitsektoren wie <strong>der</strong><br />
Fahrzeugbau inbegriffen, werden auch künftig<br />
einem weltweit verstärkten Wettbewerb ausgesetzt.<br />
Erfor<strong>der</strong>lich ist eine strategische Industriepolitik,<br />
die auf die qualitativen Vorsprünge <strong>der</strong><br />
Wirtschaft setzt, um die industriellen Kerne zu<br />
erhalten.<br />
• Angesichts des durch Globalisierung <strong>und</strong> internationale<br />
Arbeitsteilung forcierten Strukturwandels<br />
ist die Sicherung mittelständischer<br />
Unternehmen beson<strong>der</strong>s wichtig für den Erhalt<br />
einer ausgewogenen Industriestruktur <strong>und</strong> für<br />
ein hohes Beschäftigungsniveau.<br />
• Angesichts des Wandels in <strong>der</strong> Unternehmensrefinanzierung<br />
brauchen wir die För<strong>der</strong>ung von<br />
Beteiligungsmodellen an Unternehmen, die<br />
nicht auf kurzfristige Rendite zielen, son<strong>der</strong>n<br />
ein nachhaltiges Unternehmenswachstum gewährleisten.<br />
• Zur Stärkung <strong>der</strong> Cluster empfehlen wir die<br />
Gründung von Wirtschaftsför<strong>der</strong>gesellschaften<br />
auf Landesebene, in denen die Län<strong>der</strong>, ihre För<strong>der</strong>banken,<br />
Universitäten <strong>und</strong> Hochschulen,<br />
Vertreter <strong>und</strong> Vertreterinnen <strong>der</strong> Wirtschaft <strong>und</strong><br />
Verbände, Gewerkschaften <strong>und</strong> kommunale<br />
<strong>und</strong> regionale Wirtschaftsför<strong>der</strong>er <strong>und</strong> -för<strong>der</strong>innen<br />
vertreten sind. Hierdurch sollen Zukunftsprojekte<br />
gemeinsam angestoßen werden.<br />
• Durch die aktive Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung soll die<br />
Firmenneugründung unterstützt <strong>und</strong> die Firmenübergabe<br />
beratend begleitet werden.<br />
• Auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Branchen brauchen wir einen<br />
strategischen Dialog über künftige Ausrichtung<br />
<strong>und</strong> die Anfor<strong>der</strong>ungen an Politik <strong>und</strong> Wirtschaft.<br />
• Ein großes Zukunftspotential bilden umweltfre<strong>und</strong>liche<br />
Technologien <strong>und</strong> die verstärkte<br />
Nutzung regenerativer Energien. In Zukunft<br />
werden Umweltverträglichkeit <strong>und</strong> Ressourcenverbrauch<br />
von Produkten eine immer größere<br />
Rolle spielen. Durch eine gezielte För<strong>der</strong>politik<br />
müssen diese Bereiche ausgeweitet<br />
werden. Eine ökologische <strong>und</strong> nachhaltige Industriepolitik<br />
ist kein Wachstumshemmnis,<br />
son<strong>der</strong>n ein Motor für qualitatives Wachstum.<br />
• Als Land mit einem hohen Anteil <strong>der</strong> Fahrzeugindustrie<br />
müssen wir die Entwicklung alternativer<br />
Antriebssysteme (Brennstoffzelle, Hybridfahrzeuge)<br />
<strong>und</strong> die Herstellung von Brennstoffen<br />
aus Biomasse för<strong>der</strong>n, weil dies für die Automobilindustrie<br />
von existenzieller Bedeutung<br />
ist. Der CO2-Ausstoss <strong>der</strong> Fahrzeugflotten<br />
muss auf die politischen Vorgaben reduziert<br />
werden.<br />
• Die weitere Innovationskraft <strong>der</strong> Industrie wird<br />
wesentlich von <strong>der</strong> Stärke wichtiger Querschnittstechnologien<br />
(Werkstoff-, Mikro- <strong>und</strong><br />
Lasertechnologie) abhängen. Wichtig wird<br />
sein, dass die bestehenden Clusterstrukturen<br />
<strong>und</strong> Produktionsvernetzungen ausgebaut werden.<br />
Die steigende Komplexität <strong>und</strong> Vielfalt <strong>der</strong><br />
Produkte macht Kooperation unentbehrlich.<br />
• Die Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsaktivitäten<br />
müssen vorangetrieben werden.<br />
• Wir benötigen aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> demographischen<br />
Entwicklung Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Arbeitspolitik<br />
in <strong>der</strong> Industrie. Über die Unterstützung lebenslangen<br />
Lernens <strong>und</strong> <strong>der</strong> Einrichtung ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>licher<br />
altersgerechter Arbeitsbedingungen<br />
muss dafür gesorgt werden, dass<br />
Menschen länger ges<strong>und</strong> in Arbeit bleiben können.<br />
Um ihr industriepolitisches Profil zu schärfen, muss<br />
die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> neben allgemeinen Positionierungen<br />
in den wesentlichen Branchen ihre Leitvorstellungen<br />
unter Einbeziehung <strong>der</strong> Beschäftigten präzisieren.<br />
Auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Bezirke sind entsprechende Ressorts<br />
für Industriepolitik einzurichten, die koordiniert<br />
über den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> jeweils die<br />
Verantwortung für eine Leitbranche übernehmen.<br />
Es ist sicherzustellen, dass die industriepolitischen<br />
Positionen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> mit <strong>der</strong> Betriebspolitik besser<br />
verb<strong>und</strong>en werden. Gerade in <strong>der</strong> betrieblichen<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzung um Produktionsstandorte<br />
sind diese zur Darlegung alternativer Strategien erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Regionalpolitik als notwenige Flankierung von<br />
Betriebspolitik<br />
2.021 Antragsteller/in: Chemnitz<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, ein Projekt<br />
mit mehreren Verwaltungsstellen zusammen<br />
(gemischt Ost/West) zur weiteren Entwicklung <strong>der</strong><br />
Regionalpolitik als notwendige Flankierung von Betriebspolitik<br />
zu initiieren.<br />
Ziel des Projektes:<br />
1. Die regionalpolitischen Aktivitäten von Verwaltungsstellen<br />
darzustellen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gesamtorganisation<br />
zugängig zu machen.<br />
2. Beispielhafte regionale Projekte – Erhalt von<br />
Arbeitsplätzen o<strong>der</strong> soziale Aktivitäten – zu<br />
55
verallgemeinern <strong>und</strong> für eine aktive Betriebs<strong>und</strong><br />
Mitglie<strong>der</strong>politik zu nutzen.<br />
3. Die weitere inhaltliche Entwicklung von Transfergesellschaften<br />
zu unterstützen <strong>und</strong> somit eine<br />
bessere Voraussetzung für den öffentlich geför<strong>der</strong>ten<br />
Arbeitsmarkt zu schaffen.<br />
4. Initiierung von Kompetenznetzwerken regionaler<br />
Bildungsträger mit dem Ziel, öffentliche Mittel<br />
für Qualifizierungsmaßnahmen effektiver<br />
einzusetzen, <strong>und</strong> damit Beschäftigten <strong>und</strong> Arbeitsuchenden<br />
zielorientiertere Beratung <strong>und</strong><br />
Weiterbildung zu ermöglichen.<br />
5. In Bezug auf die Vergabe <strong>der</strong> öffentlichen Mittel<br />
– Agentur für Arbeit; Europäischen Fonds für regionale<br />
Entwicklung <strong>und</strong> europäischer Sozialfonds<br />
– sind die Mitbestimmungs- <strong>und</strong> Mitwirkungsmöglichkeiten<br />
auszubauen.<br />
6. Aus dem Projekt können weitere Impulse für die<br />
Entwicklung von Kompetenzen für Regionalpolitik<br />
<strong>und</strong> somit einer Verzahnung mit <strong>der</strong> Betriebs-<br />
<strong>und</strong> Tarifpolitik entstehen.<br />
Mitbestimmung leben – gewerkschaftliche<br />
Gestaltungskraft ausbauen<br />
2.022 Antragsteller/in: Wolfsburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> entwickelt zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> wirtschaftlichen,<br />
sozialen, beruflichen, ökologischen<br />
<strong>und</strong> kulturellen Interessen ihrer Mitglie<strong>der</strong> ein Politikkonzept<br />
zur regionalen Wirtschafts- <strong>und</strong> Strukturpolitik<br />
<strong>und</strong> schafft die personellen, fachlichen<br />
<strong>und</strong> strukturellen Voraussetzungen zur Unterstützung,<br />
Initiierung <strong>und</strong> Weiterentwicklung dieser Arbeit.<br />
Leitlinie ist hierbei, Standortkonkurrenz <strong>und</strong> Lohndumping<br />
entgegenzuwirken <strong>und</strong> dabei die regionale<br />
Gestaltungskraft <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auszubauen.<br />
Im Kontext <strong>der</strong> verdichteten globalen Wirtschaftsbeziehungen<br />
ist eine regionale Verankerung <strong>und</strong><br />
Vernetzung <strong>der</strong> Unternehmen mit Akteuren aus<br />
Hochschulen, Gebietskörperschaften sowie sozialen<br />
<strong>und</strong> kulturellen Einrichtungen <strong>und</strong> Initiativen<br />
von hoher Bedeutung für die Sicherung von Arbeits<strong>und</strong><br />
Lebensqualität in den Regionen.<br />
Der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> als sozialer <strong>und</strong> wirtschaftlicher Akteurin<br />
kommt hierbei eine herausragende Rolle zu,<br />
um losgelöst von lokalem Kirchturmdenken umfassend<br />
die Interessen <strong>der</strong> abhängig Beschäftigten zu<br />
vertreten <strong>und</strong> prekären Lebens- <strong>und</strong> Arbeitsverhältnissen<br />
entgegenzuwirken. Um die entwickelten<br />
Gr<strong>und</strong>sätze von „Guter Arbeit“ durchzusetzen,<br />
baut die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in den Regionen ihre Gestaltungskraft<br />
als Wächterin für „faire Arbeit“ sowie als<br />
innovative Gestalterin zum Halten <strong>und</strong> Schaffen von<br />
Arbeitsplätzen im Sinne von „Besser statt Billiger“<br />
aus.<br />
Damit Standortfragen nicht zu Lasten von Beschäftigten<br />
<strong>und</strong> Tarifstandards gelöst werden, wird die<br />
b<strong>und</strong>esweite, europäische <strong>und</strong> internationale gewerkschaftliche<br />
Vernetzung in Fragen <strong>der</strong> regionalen<br />
Wirtschafts- <strong>und</strong> Strukturpolitik durch den Vorstand<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> organisiert <strong>und</strong> ein Katalog von<br />
Leitzielen für das regionale Engagement <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
entwickelt.<br />
Mit diesem Politikansatz wird das Profil <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
als innovativer <strong>und</strong> sozialer Gestalterin von Arbeit<br />
<strong>und</strong> Lebensqualität geschärft. Dieser erweiterte<br />
Mitbestimmungsbegriff ist notwendig, um den<br />
Gestaltungsanspruch <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in Betrieb <strong>und</strong><br />
Gesellschaft durchzusetzen <strong>und</strong> zu sichern.<br />
Voraussetzungen zur erfolgreichen Umsetzung des<br />
Konzeptes sind insbeson<strong>der</strong>e:<br />
– B<strong>und</strong>esweite Tagungen zur Vernetzung <strong>und</strong><br />
Profilbildung<br />
– Koordinierung <strong>und</strong> fachliche Unterstützung in<br />
den Bereichen Innovations-, Branchen <strong>und</strong> Regionalpolitik<br />
– Verankerung des erweiterten Mitbestimmungsbegriffs<br />
in den Bildungseinheiten <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong>.<br />
Mitbestimmung leben – gewerkschaftliche<br />
Gestaltungskraft ausbauen<br />
2.023 Antragsteller/in: Braunschweig<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> entwickelt zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> wirtschaftlichen,<br />
sozialen, beruflichen, ökologischen<br />
<strong>und</strong> kulturellen Interessen ihrer Mitglie<strong>der</strong> ein Politikkonzept<br />
zur regionalen Wirtschafts- <strong>und</strong> Strukturpolitik<br />
<strong>und</strong> schafft die personellen, fachlichen <strong>und</strong><br />
strukturellen Voraussetzungen zur Unterstützung,<br />
Initiierung <strong>und</strong> Weiterentwicklung dieser Arbeit.<br />
Leitlinie ist hierbei, Standortkonkurrenz <strong>und</strong> Lohndumping<br />
entgegenzuwirken <strong>und</strong> dabei die regionale<br />
Gestaltungskraft <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auszubauen.<br />
Im Kontext <strong>der</strong> verdichteten globalen Wirtschaftsbeziehungen<br />
ist eine regionale Verankerung <strong>und</strong><br />
Vernetzung <strong>der</strong> Unternehmen mit Akteuren aus<br />
Hochschulen, Gebietskörperschaften sowie sozialen<br />
<strong>und</strong> kulturellen Einrichtungen <strong>und</strong> Initiativen<br />
von hoher Bedeutung für die Sicherung von Arbeits<strong>und</strong><br />
Lebensqualität in den Regionen.<br />
Der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> als sozialer <strong>und</strong> wirtschaftlicher Akteurin<br />
kommt hierbei eine herausragende Rolle zu,<br />
um losgelöst von lokalem Kirchturmdenken umfassend<br />
die Interessen <strong>der</strong> abhängig Beschäftigten zu<br />
vertreten <strong>und</strong> prekären Lebens- <strong>und</strong> Arbeitsverhältnissen<br />
entgegenzuwirken.<br />
Um die entwickelten Gr<strong>und</strong>sätze von „Guter Arbeit“<br />
durchzusetzen, baut die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in den Regionen<br />
ihre Gestaltungskraft als Wächterin für „faire Arbeit“<br />
sowie als innovative Gestalterin zum Halten<br />
<strong>und</strong> Schaffen von Arbeitsplätzen im Sinne von<br />
„Besser statt Billiger“ aus.<br />
Damit Standortfragen nicht zu Lasten von Beschäftigten<br />
<strong>und</strong> Tarifstandards gelöst werden, wird die<br />
b<strong>und</strong>esweite, europäische <strong>und</strong> internationale gewerkschaftliche<br />
Vernetzung in Fragen <strong>der</strong> regionalen<br />
Wirtschafts- <strong>und</strong> Strukturpolitik durch den Vorstand<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> organisiert <strong>und</strong> ein Katalog von<br />
Leitzielen für das regionale Engagement <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
entwickelt.<br />
Mit diesem Politikansatz wird das Profil <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
als innovativer <strong>und</strong> sozialer Gestalterin von Ar-<br />
56
eit <strong>und</strong> Lebensqualität geschärft. Dieser erweiterte<br />
Mitbestimmungsbegriff ist notwendig, um den<br />
Gestaltungsanspruch <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in Betrieb <strong>und</strong><br />
Gesellschaft durchzusetzen <strong>und</strong> zu sichern.<br />
Voraussetzungen zur erfolgreichen Umsetzung des<br />
Konzeptes sind insbeson<strong>der</strong>e:<br />
– B<strong>und</strong>esweite Tagungen zur Vernetzung <strong>und</strong><br />
Profilbildung<br />
– Koordinierung <strong>und</strong> fachliche Unterstützung in<br />
den Bereichen Innovations-, Branchen <strong>und</strong> Regionalpolitik<br />
– Verankerung des erweiterten Mitbestimmungsbegriffs<br />
in den Bildungseinheiten <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong>.<br />
Gestaltungsanspruch <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in Betrieb <strong>und</strong><br />
Gesellschaft durchzusetzen <strong>und</strong> zu sichern.<br />
Voraussetzungen zur erfolgreichen Umsetzung des<br />
Konzeptes sind insbeson<strong>der</strong>e:<br />
– b<strong>und</strong>esweite Tagungen zur Vernetzung <strong>und</strong><br />
Profilbildung<br />
– Koordinierung <strong>und</strong> fachliche Unterstützung in<br />
den Bereichen Innovations-, Branchen <strong>und</strong> Regionalpolitik<br />
– Verankerung des erweiterter Mitbestimmungsbegriffs<br />
in den Bildungseinheiten <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />
Mitbestimmung leben – gewerkschaftliche<br />
Gestaltungskraft ausbauen<br />
2.024 Antragsteller/in: Salzgitter<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> entwickelt zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> wirtschaftlichen,<br />
sozialen, beruflichen, ökologischen<br />
<strong>und</strong> kulturellen Interessen ihrer Mitglie<strong>der</strong> ein Politikkonzept<br />
zur regionalen Wirtschafts- <strong>und</strong> Strukturpolitik<br />
<strong>und</strong> schafft die personellen, fachlichen<br />
<strong>und</strong> strukturellen Voraussetzungen zur Unterstützung,<br />
Initiierung <strong>und</strong> Weiterentwicklung dieser Arbeit.<br />
Leitlinie ist hierbei, Standortkonkurrenz <strong>und</strong> Lohndumping<br />
entgegenzuwirken <strong>und</strong> dabei die regionale<br />
Gestaltungskraft <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auszubauen.<br />
Im Kontext <strong>der</strong> verdichteten globalen Wirtschaftsbeziehungen<br />
ist eine regionale Verankerung <strong>und</strong><br />
Vernetzung <strong>der</strong> Unternehmen mit Akteuren <strong>und</strong> Akteurinnen<br />
aus Hochschulen, Gebietskörperschaften<br />
sowie sozialen <strong>und</strong> kulturellen Einrichtungen<br />
<strong>und</strong> Initiativen von hoher Bedeutung für die Sicherung<br />
von Arbeits- <strong>und</strong> Lebensqualität in den Regionen.<br />
Der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> als sozialer <strong>und</strong> wirtschaftlicher Akteurin<br />
kommt hierbei eine herausragende Rolle zu,<br />
um losgelöst von lokalem Kirchturmdenken umfassend<br />
die Interessen <strong>der</strong> abhängig Beschäftigten zu<br />
vertreten <strong>und</strong> prekären Lebens- <strong>und</strong> Arbeitsverhältnissen<br />
entgegenzuwirken.<br />
Um die entwickelten Gr<strong>und</strong>sätze von „Guter Arbeit“<br />
durchzusetzen, baut die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in den Regionen<br />
ihre Gestaltungskraft als Wächterin für „faire Arbeit“<br />
sowie als innovative Gestalterin zum Halten<br />
<strong>und</strong> Schaffen von Arbeitsplätzen im Sinne von<br />
„Besser statt Billiger“ aus.<br />
Damit Standortfragen nicht zu Lasten von Beschäftigten<br />
<strong>und</strong> Tarifstandards gelöst werden, wird die<br />
b<strong>und</strong>esweite, europäische <strong>und</strong> internationale gewerkschaftliche<br />
Vernetzung in Fragen <strong>der</strong> regionalen<br />
Wirtschafts- <strong>und</strong> Strukturpolitik durch den Vorstand<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> organisiert <strong>und</strong> ein Katalog von<br />
Leitzielen für das regionale Engagement <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
entwickelt.<br />
Mit diesem Politikansatz wird das Profil <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
als innovativer <strong>und</strong> sozialer Gestalterin von Arbeit<br />
<strong>und</strong> Lebensqualität geschärft. Dieser erweiterte<br />
Mitbestimmungsbegriff ist notwendig, um den<br />
57
Entschließung 3<br />
Tarifpolitik<br />
1. Globale Konkurrenz <strong>und</strong> Umbruch in <strong>der</strong><br />
industriellen Arbeit<br />
1.1 Ökonomisierung <strong>und</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />
um Standortsicherung<br />
Ökonomie <strong>und</strong> Arbeit befinden sich in einem tiefgreifenden<br />
Umbruchprozess, <strong>der</strong> durch eine verstärkte<br />
globale Konkurrenz gekennzeichnet ist. Internationalisierte<br />
Produktionsnetzwerke <strong>und</strong> globalisierte<br />
Märkte prägen die Aktivitäten <strong>der</strong> Unternehmen.<br />
Die Renditeansprüche <strong>der</strong> Finanzmärkte<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Sharehol<strong>der</strong> sind dabei zu zentralen Orientierungsgrößen<br />
geworden. Über Benchmark-Prozesse<br />
werden zwischen <strong>und</strong> in den Unternehmen in<br />
einem vorher nicht gekannten Ausmaß Wettbewerbskräfte<br />
entfacht.<br />
Unter diesen Vorzeichen nehmen die Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />
um Standortvorteile <strong>und</strong> -sicherung zwischen<br />
<strong>und</strong> in den Unternehmen zu. Selbst hohe Gewinne<br />
sind keine Garantie mehr für Standorte <strong>und</strong><br />
Beschäftigung. Der daraus resultierende Druck<br />
wirkt unmittelbar auf Löhne, Arbeitszeit <strong>und</strong> Arbeitsbedingungen.<br />
Dies führt zu verstärkten Handlungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>und</strong> Konflikten in den Betrieben.<br />
Durch die damit verb<strong>und</strong>ene Dezentralisierung<br />
rückt die Ebene des Betriebes stärker ins Zentrum<br />
<strong>der</strong> Tarifpolitik.<br />
1.2 Neues Verhältnis von Betriebs- <strong>und</strong> Tarifpolitik<br />
Seit den siebziger Jahren hat die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> den Gestaltungsrahmen<br />
für die betrieblichen Interessenvertretungen<br />
auf tarifvertraglicher Basis sukzessive<br />
erweitert. Eine neue Dynamik erreichte dieser<br />
Prozess, als die Unternehmen in den neunziger Jahren<br />
ihre Kostensenkungsstrategien forcierten. Unterstützung<br />
bekamen sie dabei von politischen<br />
Kräften, die weiter <strong>der</strong>egulieren <strong>und</strong> die Regelungshoheit<br />
<strong>der</strong> Tarifparteien einschränken wollten.<br />
Ab 1993 wurden in vielen Betrieben – unterschiedlich<br />
in den Bezirken – übertarifliche Einkommensbestandteile<br />
reduziert. Im Gegensatz zur Gesamtwirtschaft<br />
konnten die Reallöhne in <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong><br />
Elektroindustrie in den letzten Jahren zwar stabilisiert<br />
<strong>und</strong> gesteigert werden, dennoch steigen die<br />
Effektiventgelte – mit einer Unterbrechung in den<br />
Jahren 2000 bis 2002 – geringer als die Tarifentgelte<br />
(negative Lohndrift).<br />
Eine vergleichbare Entwicklung gab es bei den Arbeitszeiten.<br />
Während die Verkürzung <strong>der</strong> tariflichen<br />
Arbeitszeiten bis in die achtziger Jahre auch zu effektiv<br />
kürzeren Arbeitszeiten führte, wurde die<br />
Kluft zwischen tariflichen <strong>und</strong> tatsächlichen betrieblichen<br />
Arbeitszeiten seit den neunziger Jahren<br />
größer.<br />
Ob Tarifergebnisse umgesetzt werden <strong>und</strong> welche<br />
Standards in den Betrieben gelten, entscheidet<br />
sich in erster Linie über die tarif- <strong>und</strong> betriebspolitische<br />
Kraft vor Ort. Mehr denn je kommt es deshalb<br />
darauf an, die gewerkschaftliche Handlungsfähigkeit<br />
in den Betrieben zu unterstützen <strong>und</strong> zu stärken.<br />
Und mehr denn je geht es darum, die gewerkschaftliche<br />
Politik enger mit den Interessen <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />
<strong>und</strong> Belegschaften zu verknüpfen <strong>und</strong> so<br />
<strong>der</strong> zunehmend differenzierten Arbeitswelt Rechnung<br />
zu tragen.<br />
Gleichzeitig wachsen in dem Maße, in dem die Arbeitgeber<br />
das Arrangement <strong>der</strong> Nachkriegsära aufkündigen<br />
<strong>und</strong> die Flächentarifverträge an Regulierungskraft<br />
verlieren, die Anfor<strong>der</strong>ungen an die Politik,<br />
Dumpingarbeitszeiten <strong>und</strong> Dumpinglöhne zu<br />
verhin<strong>der</strong>n.<br />
1.3 Neue Vielfalt <strong>der</strong> Beschäftigungsverhältnisse<br />
Die rechtlichen Formen von Beschäftigungsverhältnissen<br />
wurden vielfältiger. Prekäre Arbeit nimmt<br />
zu. Ferner wächst <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Beschäftigten in<br />
den industriellen Dienstleistungen. Spaltungslinien<br />
in den Belegschaften drohen tiefer zu werden. In<br />
Gesellschaft <strong>und</strong> Betrieb nehmen Erfahrungen von<br />
Statusverlust, Abstieg <strong>und</strong> Ausgrenzung <strong>und</strong> die<br />
Ängste davor seit Jahren zu. Antworten auf diese<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung zu geben <strong>und</strong> die unterschiedlichen<br />
Beschäftigtengruppen auch jenseits <strong>der</strong> herkömmlichen<br />
Kernbereiche zu organisieren, ist deshalb<br />
zentrale Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Zukunftsaufgabe<br />
für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />
1.4 Demographischer Wandel<br />
Die gesellschaftlichen <strong>und</strong> betrieblichen Altersstrukturen<br />
verän<strong>der</strong>n sich. Unter den aktuellen Arbeits-<br />
<strong>und</strong> Leistungsbedingungen ist es allerdings<br />
nicht vorstellbar, dass alle Beschäftigten bis zum<br />
gleichen, auf 67 Jahre erhöhten Renteneintrittsalter<br />
arbeiten können. Es muss zur Kenntnis genommen<br />
werden, dass in <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie<br />
2004 nur 3,2 Prozent <strong>der</strong> Beschäftigten 60 Jahre<br />
<strong>und</strong> älter waren. Schon heute bestehen akute<br />
Handlungsanfor<strong>der</strong>ungen in den Betrieben. Hier<br />
sind Politik, Unternehmen <strong>und</strong> Tarifvertragsparteien<br />
gleichermaßen gefor<strong>der</strong>t. Die Politik muss durch<br />
gesetzliche Vorgaben <strong>und</strong> Maßnahmen, z. B. zum<br />
Ges<strong>und</strong>heitsschutz, mit dafür sorgen, dass Arbeitsfähigkeit<br />
<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>der</strong> Beschäftigten während<br />
<strong>der</strong> längeren Erwerbstätigkeit erhalten bleiben.<br />
Unternehmen <strong>und</strong> Tarifvertragsparteien sind<br />
aufgefor<strong>der</strong>t, dem Thema alternsgerechter Arbeits<strong>und</strong><br />
Leistungsbedingungen in den nächsten Jahren<br />
einen prominenten Stellenwert beizumessen.<br />
Zusätzlich zu einer alternsgerechten Arbeitspolitik<br />
ist auch nach 2009 die Möglichkeit eines vorzeitigen<br />
Altersausstiegs für Beschäftigte zu vernünftigen<br />
Bedingungen zu erhalten. Dadurch bekommen<br />
gleichzeitig junge Menschen eine Perspektive. Die<br />
Politik muss dabei für materiell akzeptable <strong>und</strong> verlässliche<br />
gesetzliche Rahmenbedingungen sorgen,<br />
die dann mit <strong>der</strong> Tarif- <strong>und</strong> Betriebspolitik zu tragfähigen<br />
Gesamtlösungen verb<strong>und</strong>en werden können.<br />
59
2. Zukunftsfrage Flächentarifvertrag <strong>und</strong><br />
betriebliche (Tarif-)Regelungen<br />
2.1 Dualität von Fläche <strong>und</strong> Betrieb<br />
Der Flächentarifvertrag bleibt auch in Zukunft das<br />
entscheidende verteilungs-, ordnungs- <strong>und</strong> gestaltungspolitische<br />
Instrument. Er ist sozial <strong>und</strong> ökonomisch<br />
hoch effizient <strong>und</strong> allen an<strong>der</strong>en Systemen<br />
<strong>der</strong> Lohnfindung überlegen. Die Arbeitgeber <strong>und</strong> ihre<br />
Verbände wollen einen „Tarifvertrag light“, <strong>der</strong> -<br />
seiner Kernfunktionen entkleidet - nur noch aus einem<br />
ordnungspolitischen Gerippe besteht. Dem<br />
wird sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wi<strong>der</strong>setzen. Auch künftig<br />
sind alle Angriffe aus dem Arbeitgeberlager <strong>und</strong><br />
von Teilen <strong>der</strong> Politik auf Flächentarifverträge <strong>und</strong><br />
Tarifautonomie als tragende Säulen <strong>der</strong> sozialen<br />
Demokratie <strong>und</strong> des Systems <strong>der</strong> industriellen Beziehungen<br />
mit Nachdruck zurückzuweisen. Zur ihrer<br />
Verteidigung ist das gr<strong>und</strong>gesetzlich garantierte<br />
Streikrecht unabdingbar. Deshalb for<strong>der</strong>t die <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong>, den § 146 SGB III zu verän<strong>der</strong>n <strong>und</strong> mindestens<br />
die vorherige Rechtslage wie<strong>der</strong> herzustellen.<br />
Nur dadurch kann die Parität im Kräfteverhältnis<br />
zwischen Arbeitnehmern <strong>und</strong> Arbeitgebern gewahrt<br />
werden. Für die Umsetzung tariflicher Regelungen<br />
wie für die Regulierung selbst hat die betriebliche<br />
Ebene an Bedeutung gewonnen. Dies<br />
zeigt sich auch in <strong>der</strong> Entwicklung des Tarifsystems<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Tarifbindung. Während die flächenbezogene<br />
Tarifbindung in <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie<br />
in den letzten zehn Jahren abnahm (im Westen von<br />
74 auf 62 Prozent <strong>der</strong> Beschäftigten, im Osten von<br />
50 auf 25 Prozent), kann eine steigende Zahl unternehmensbezogener<br />
Tarifverträge verbucht werden<br />
(für 9 Prozent <strong>der</strong> Beschäftigten im Westen, für 16<br />
Prozent im Osten). Außerdem ist im genannten Zeitraum<br />
<strong>der</strong> Prozentsatz <strong>der</strong> Beschäftigten ohne tarifvertraglichen<br />
Schutz deutlich angestiegen (im Westen<br />
von 20 auf 29 Prozent, im Osten von 50 auf 59<br />
Prozent). Parallel zur Zunahme <strong>der</strong> Fälle „ohne Tarifbindung“<br />
haben die Arbeitgeberverbände organisatorisch<br />
ihre OT-Strukturen ausgebaut.<br />
Diese Entwicklung war in <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie<br />
schon vor dem „Pforzheimer Tarifabkommen“<br />
aus dem Jahr 2004 erkennbar. Zusätzlich zu<br />
dem anhaltend starken Druck auf Tarifstandards<br />
war die Tarifautonomie im Vorfeld des Abschlusses<br />
akut gefährdet. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> antwortete mit massiven<br />
Protesten, die maßgeblich dazu beigetragen<br />
haben, die drohenden politischen Einschnitte zu<br />
verhin<strong>der</strong>n. Der „Pforzheimer Tarifvertrag“ zielte<br />
darauf, die Regelungshoheit als Tarifpartei zu erhalten<br />
<strong>und</strong> damit „betrieblichen Bündnissen“ ohne<br />
Beteiligung <strong>der</strong> Tarifparteien einen Riegel vorzuschieben.<br />
Zugleich sollte auch weiterer Tarifflucht<br />
begegnet werden. Der „Pforzheimer Tarifvertrag“<br />
bezieht sich im Kern auf Bedingungen <strong>und</strong> Spielregeln<br />
für vom Flächentarif abweichende Regelungen<br />
zum Zweck einer „nachhaltigen Verbesserung <strong>der</strong><br />
Beschäftigungsentwicklung“.<br />
Um zu verhin<strong>der</strong>n, dass Betriebe im Wettbewerbskarussell<br />
gegeneinan<strong>der</strong> ausgespielt werden <strong>und</strong> den<br />
Umgang mit <strong>der</strong> steigenden Zahl an Abweichungsanträgen<br />
zu verbessern, hat <strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
2005 inhaltliche Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> ein abgestimmtes<br />
Vorgehen für betriebliche Abweichungen vom Tarifvertrag<br />
beschlossen. Ausgehend von den bisherigen<br />
Erfahrungen sind diese Koordinierungsregelungen<br />
weiterzuentwickeln. Die Begleitung betriebsnaher<br />
Tarifpolitik wird zur ständigen Aufgaben in den Verwaltungsstellen<br />
<strong>und</strong> Bezirken. Zu diesem Weg gibtes<br />
keine gangbare Alternative. Die „Pforzheimer Vereinbarung“<br />
bietet einen organisationspolitisch beherrschbaren<br />
Rahmen für abweichende Regelungen<br />
<strong>und</strong> trägt damit dazu bei, den Wildwuchs abweichen<strong>der</strong><br />
Regelungen einzudämmen. Die Ablaufprozesse,<br />
die Qualität <strong>der</strong> Reglungen <strong>und</strong> die Verbindlichkeit<br />
<strong>der</strong> Gegenleistungen müssen weiter verbessert werden.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e in Fällen mit standort- <strong>und</strong> bezirksübergreifen<strong>der</strong><br />
Bedeutung ist die Abstimmung<br />
<strong>und</strong> Koordinierung weiter auszubauen. Dabei ist in<br />
vielen Fällen auch die europäische Ebene einzubeziehen.<br />
Deshalb ist ein engmaschigeres Netz von<br />
grenzübergreifenden Informationen <strong>und</strong> Aktivitäten<br />
aufzubauen, in dem die europäischen Betriebsräte<br />
eine zunehmend wichtigere Rolle einnehmen.<br />
Konflikte um Abweichungen sind betriebliche Tarifauseinan<strong>der</strong>setzungen,<br />
die gewerkschaftlich begleitet<br />
werden müssen. Dazu gehören die Bildung<br />
von betrieblichen Tarifkommissionen <strong>und</strong> die Einberufung<br />
von Mitglie<strong>der</strong>versammlungen vom Beginn<br />
<strong>der</strong> Verhandlungen bis nach Abschluss <strong>der</strong><br />
Vereinbarungen. Zu betriebsnaher Tarifpolitik gehört<br />
ferner ein politisches Controlling, insbeson<strong>der</strong>e<br />
bei <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> Rückkehr abweichen<strong>der</strong> Regelungen<br />
zur Fläche.<br />
Bezogen auf das Verhältnis Fläche <strong>und</strong> Betrieb besteht<br />
das Risiko, dass bei einer deutlich zunehmenden<br />
Zahl abweichen<strong>der</strong> Regelungen <strong>der</strong> Ausnahmefall<br />
zur Regel wird <strong>und</strong> dadurch die ordnende <strong>und</strong><br />
solidarische Funktion des Flächentarifvertrages geschwächt<br />
wird. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird deshalb in den<br />
nächsten Jahren weiter darauf achten, Abweichungen<br />
entsprechend <strong>der</strong> beschlossenen Gr<strong>und</strong>sätze<br />
zu befristen <strong>und</strong> zu begrenzen.<br />
Auch unabhängig von Abweichungen wird <strong>der</strong> Betrieb<br />
als tarifpolitisches Handlungsfeld immer<br />
wichtiger. Tarifpolitik wird künftig nur erfolgreich<br />
sein, wenn die betriebliche Handlungs- <strong>und</strong> Durchsetzungsfähigkeit<br />
gestärkt wird. Dies kann gelingen,<br />
wenn die betrieblichen Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />
aktiv geführt, die betriebs- <strong>und</strong> tarifpolitischen<br />
Aktivitäten verzahnt <strong>und</strong> die Mitglie<strong>der</strong> stärker in<br />
die tarifpolitischen Prozesse einbezogen werden.<br />
Die Tarifpolitik <strong>der</strong> Zukunft muss mitglie<strong>der</strong>nah<br />
sein. Darauf bezogene tarifstrategische Ansätze<br />
sind unterstützens- <strong>und</strong> ausbauenswerte Schritte<br />
in diese Richtung. Mit weiteren Initiativen, wie z. B.<br />
„besser statt billiger“, wird den unternehmerischen<br />
Dumpingstrategien ein gewerkschaftliches<br />
Konzept zur nachhaltigen Sicherung von Zukunft<br />
<strong>und</strong> Beschäftigung entgegengestellt. Weil verbesserte<br />
Arbeits- <strong>und</strong> Leistungsbedingungen im Betrieb<br />
ebenfalls zu einer „besser statt billiger“ –<br />
Strategie beitragen können, ist diese mit qualitativen<br />
arbeitspolitischen Schwerpunkten <strong>und</strong> einer<br />
Orientierung an „guter Arbeit“ zu verbinden.<br />
60
Allerdings kann die Betriebs- <strong>und</strong> Tarifpolitik nicht<br />
alle Aufgaben für eine nachhaltige Zukunftssicherung<br />
alleine schultern. Angesichts <strong>der</strong> Tragweite<br />
gegenwärtiger Strukturverän<strong>der</strong>ungen ist ein ergänzendes<br />
politisches Konzept mit entsprechenden<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an die Wirtschaft-, Industrie<strong>und</strong><br />
Strukturpolitik - auf Landes-, B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> EU-<br />
Ebene notwendig. Dies wird die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> als Rahmen<br />
<strong>und</strong> zur Unterstützung ihrer eigenen Aktivitäten<br />
weiter einfor<strong>der</strong>n.<br />
Den Flächentarifvertrag weiterzuentwickeln <strong>und</strong><br />
gleichzeitig die Handlungs- <strong>und</strong> Tariffähigkeit in<br />
den Betrieben zu stärken – <strong>und</strong> dies in neuer Weise<br />
mit Mitglie<strong>der</strong>bindung <strong>und</strong> -gewinnung zu verbinden,<br />
ist eine Aufgabe <strong>der</strong> gesamten <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Dies<br />
muss sich in den politischen Schwerpunktsetzungen<br />
<strong>der</strong> Gesamtorganisation nie<strong>der</strong>schlagen. Die<br />
Aufgaben, die daraus erwachsen, sind nicht nur in<br />
<strong>der</strong> Betriebs- <strong>und</strong> Organisationspolitik, son<strong>der</strong>n<br />
auch in <strong>der</strong> Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>der</strong> Ehren- <strong>und</strong><br />
Hauptamtlichen sowie <strong>der</strong> Personalpolitik <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
Ressourcenverteilung verstärkt zu berücksichtigten.<br />
2.2 Branchenbezogene Differenzierung<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist eine Multi-Branchen-Gewerkschaft.<br />
Mit ihrer Tarifpolitik hat sie eine breite<br />
Spannweite von Branchen mit unterschiedlichen<br />
Strukturen <strong>und</strong> Kulturen abzudecken. Sie kommt<br />
dieser Aufgabe durch branchenspezifische Differenzierung<br />
<strong>und</strong> Schwerpunktsetzung nach. So werden<br />
z. B. im Bereich Textil <strong>und</strong> Bekleidung in den<br />
nächsten Jahren Entgeltrahmentarifverträge <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> weitere Ausbau qualitativer Elemente, wie alternsgerechtes<br />
Arbeiten <strong>und</strong> Qualifizierung, im Fokus<br />
stehen. Im Bereich <strong>der</strong> textilen Dienstleistung<br />
wird das Thema Mindestlohn als tariflicher Baustein<br />
eine Rolle spielen. In <strong>der</strong> Holz- <strong>und</strong> Kunststoffindustrie<br />
muss sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> 2008 auf eine Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
um die Arbeitszeit einstellen. In<br />
den Bereichen des Handwerks geht es darum, die<br />
Tariffähigkeit in <strong>der</strong> Fläche zu erhalten bzw. wie<strong>der</strong>herzustellen.<br />
Für den Bereich <strong>der</strong> Montagetätigkeiten<br />
wird angestrebt, den Geltungsbereich des ehemaligen<br />
B<strong>und</strong>esmontagetarifvertrages auf technische<br />
Angestellte auszudehnen. Dies soll in einem<br />
b<strong>und</strong>eseinheitlichen Tarifvertrag „Aufwandsersatz“<br />
verhandelt werden. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird die beson<strong>der</strong>en<br />
Möglichkeiten unterschiedlicher Branchen<br />
<strong>und</strong> Tarifgebiete auch künftig für modellhafte<br />
tarifvertragliche Lösungen nutzen. Signalwirkung<br />
für an<strong>der</strong>e Branchen können z.B. die Tarifverträge<br />
zur demographischen Entwicklung aus <strong>der</strong> Stahlindustrie<br />
haben.<br />
Wichtig bleibt, dass auch die kleineren Branchen<br />
nicht von <strong>der</strong> gesamtwirtschaftlichen Entwicklung<br />
abgekoppelt werden.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird auch den Interessen <strong>der</strong> Beschäftigten<br />
in <strong>der</strong> ITK-Industrie <strong>und</strong> in den weiteren<br />
industriellen Dienstleistungsbereichen durch spezifische<br />
Angebote <strong>und</strong> Regelungen Rechnung tragen.<br />
Den zunehmenden Bestrebungen <strong>der</strong> Arbeitgeber,<br />
durch Outsourcing o<strong>der</strong> Gründung eigener<br />
Dienstleistungsunternehmen <strong>der</strong> Flächentarifbindung<br />
zu entkommen, wird die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> weiter entgegentreten.<br />
Dabei werden auch Überlegungen<br />
einbezogen, durch spezielle tarifliche Regelungen<br />
für eng begrenzte Dienstleistungsfunktionen innerhalb<br />
<strong>der</strong> Industriebranchen die Anbindung an den<br />
Flächentarifvertrag zu erhalten. Um einer Aufspaltung<br />
<strong>der</strong> Beschäftigten in Kern- <strong>und</strong> Randbelegschaften<br />
entgegenzuwirken, sind die tarif- <strong>und</strong> betriebspolitischen<br />
Aktivitäten in diesen Bereichen zu<br />
verstärken.<br />
Branchenbezogene Abstimmungen für Betriebe in<br />
Konkurrenzzusammenhängen sind auszubauen.<br />
Durch verstärkte (Teil)Branchenarbeit können auch<br />
Gr<strong>und</strong>lagen geschaffen werden für alternative Strategien<br />
<strong>der</strong> Zukunftssicherung.<br />
3. Aktive Einkommens- <strong>und</strong> Verteilungspolitik<br />
ausbauen<br />
3.1 Solidarische Entgelt- <strong>und</strong> Einkommenspolitik<br />
als Element <strong>der</strong> Verteilungspolitik<br />
Die tarifpolitische Gesamtbilanz in <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong><br />
Elektroindustrie <strong>der</strong> letzten Jahre ist insbeson<strong>der</strong>e<br />
im Vergleich zur Gesamtwirtschaft positiv. Die <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> will mit ihrer Tarifpolitik weiterhin einen Beitrag<br />
zu einer gerechteren Verteilung leisten. Tarifpolitik<br />
hat gesellschafts- <strong>und</strong> verteilungspolitischen<br />
Fehlentwicklungen entgegenzuwirken, wie<br />
sie sich in <strong>der</strong> seit Jahren sinkenden Lohnquote<br />
ausdrücken.<br />
Den For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Arbeitgeber nach Lohnverzicht<br />
<strong>und</strong> einer ausufernden Lohnspreizung stellt<br />
die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> das Konzept einer solidarischen Einkommenspolitik<br />
entgegen. Mit diesem sollen regionale<br />
Einkommensunterschiede – wie die zwischen<br />
Ost <strong>und</strong> West - abgebaut sowie Diskriminierungen<br />
aufgr<strong>und</strong> des Geschlechts, des Alters <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> Herkunft beseitigt werden. Darauf gilt es auch<br />
bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> neuen Entgeltrahmenabkommen<br />
(ERA) zu achten. Ziel <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sind ferner<br />
existenzsichernde Ausbildungsvergütungen,<br />
die es Auszubildenden ermöglichen, eigenständig<br />
ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Berufsbegleitende<br />
Studiengänge o<strong>der</strong> ausgedehnte Praktika in<br />
Unternehmen gehören heute zur Arbeitswelt. Die<br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> strebt an, den Geltungsbereich <strong>der</strong> Tarifverträge<br />
auch für Praktikanten <strong>und</strong> studienbegleitend<br />
in den Betrieben ausgebildete Menschen zu<br />
erweitern.<br />
Zudem verlangt <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>satz solidarischer Einkommenspolitik,<br />
dass die Entgelt- <strong>und</strong> Arbeitsbedingungen<br />
von Zeitarbeit, befristeter Beschäftigung<br />
<strong>und</strong> an<strong>der</strong>en prekären Beschäftigungsformen<br />
nach dem Gr<strong>und</strong>satz „gleicher Lohn für vergleichbare<br />
Arbeit“ geregelt werden. Im Verhältnis zu den<br />
an<strong>der</strong>en Gewerkschaften im gemeinsamen Wirtschafts-<br />
<strong>und</strong> Sozialraum <strong>der</strong> EU bedeutet solidarische<br />
Einkommenspolitik die Vermeidung von Lohnunterbietung<br />
<strong>und</strong> Lohnkonkurrenz.<br />
Lohndumping, Tariferosion <strong>und</strong> die Sozialgesetzgebung<br />
(Hartz IV) haben den Druck auf das Lohngefüge<br />
in den letzten Jahren deutlich erhöht. Die <strong>IG</strong><br />
61
<strong>Metall</strong> strebt an, auch in Zukunft akzeptable branchenbezogene<br />
tarifliche Mindestbedingungen zu<br />
fixieren. Sie sieht aber auch die Politik in <strong>der</strong> Verantwortung<br />
<strong>und</strong> for<strong>der</strong>t ergänzend eine gesetzliche<br />
Regelung, die diese Mindestentgelte ermöglicht.<br />
Das jeweilige unterste Tarifentgelt ist dafür die<br />
Gr<strong>und</strong>lage <strong>und</strong> unterste Grenze, die einen vom Gesetzgeber<br />
fixierten notwendigen einheitlichen gesetzlichen<br />
Mindestlohn nicht unterschreiten darf.<br />
Sollten Tarifentgelte unterhalb dieses Niveaus liegen<br />
o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Branche keine Tarifverträge greifen,<br />
gilt <strong>der</strong> gesetzliche Mindestlohn als unterste Grenze.<br />
Als Einstieg sind dafür mindestens 7,50 Euro<br />
pro St<strong>und</strong>e vorzuschreiben.<br />
3.2 Aktive Einkommens- <strong>und</strong> Verteilungspolitik<br />
anstatt Paradigmenwechsel<br />
Zur Sicherung <strong>und</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Einkommen<br />
<strong>der</strong> Beschäftigten ist auch in Zukunft eine aktive Tarifpolitik<br />
notwendig, die das gesamtwirtschaftliche<br />
Verteilungsvolumen ausschöpft <strong>und</strong> auf Verteilungsgerechtigkeit<br />
zielt. Produktivitätszuwachs,<br />
Preissteigerung <strong>und</strong> Umverteilung bleiben die<br />
Gr<strong>und</strong>elemente <strong>der</strong> Tariffor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />
Das steht in Gegensatz zur Position <strong>der</strong> Arbeitgeberverbände,<br />
die den Produktivitätszuwachs als<br />
Obergrenze sehen. Zu diesem Paradigmenwechsel,<br />
den die Arbeitgeberverbände schon vor Jahren<br />
vollzogen haben, kommt jetzt ein zweiter: In Zukunft<br />
sollen Einkommenserhöhungen aus ihrer<br />
Sicht vorwiegend als Einmalzahlungen <strong>und</strong> bisher<br />
feste Einkommensbestandteile, wie die Son<strong>der</strong>zahlung,<br />
erfolgsabhängig gewährt werden. Dies<br />
würde die verlässliche, dauerhafte Einkommensentwicklung<br />
<strong>der</strong> Beschäftigten gefährden. Eine solche<br />
Entgeltpolitik würde die Beschäftigten von <strong>der</strong><br />
Beteiligung am Produktivitätszuwachs abkoppeln<br />
<strong>und</strong> sich in <strong>der</strong> Folge negativ auf die Produktivitätsentwicklung<br />
auswirken. Einmalzahlungen – gleichgültig<br />
in welcher Form – sind nicht das Ziel <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong>. Für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> hat die tabellenwirksame<br />
Erhöhung von Entgelt immer Vorrang. Das entspricht<br />
den Einkommensbedürfnissen <strong>der</strong> Beschäftigten.<br />
Tabellenwirksame Entgeltabsicherungen<br />
sind das beste Instrument, um die erzielten Verteilungserfolge<br />
zu sichern <strong>und</strong> auszubauen.<br />
Eine begrenzte Variabilisierung von tariflichen Erhöhungsbeträgen<br />
ist für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> nur in kontrollierbarer<br />
Form <strong>und</strong> bezogen auf klar definierte Einkommensbestandteile<br />
vorstellbar. Die regelmäßigen<br />
tariflichen Gr<strong>und</strong>einkommen, <strong>der</strong>en Relationen<br />
u. a. durch die neuen Entgeltrahmenabkommen<br />
neu festgelegt wurden, können nicht variabilisiert<br />
werden.<br />
4. Leitbild „Gute Arbeit“: Neue Ansätze in <strong>der</strong><br />
Entgelt-, Arbeits-, Leistungs- <strong>und</strong> Qualifizierungspolitik<br />
Die Tarifpolitik <strong>der</strong> Zukunft muss mitglie<strong>der</strong>näher<br />
sein. Nicht zuletzt deshalb ist qualitativen Handlungsfel<strong>der</strong>n<br />
in <strong>der</strong> Tarifpolitik künftig ein höherer<br />
Stellenwert einzuräumen.<br />
4.1 ERA Umsetzung als organisations- <strong>und</strong><br />
betriebspolitische Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
Mit den Tarifverträgen über einen neuen Entgeltrahmen<br />
(ERA) wurde ein wichtiger Schritt eines großen<br />
Reformprojektes erreicht, mit dem es <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> gelungen ist, einen neuen Ordnungsrahmen<br />
für die Arbeit <strong>der</strong> Zukunft bereit zu stellen <strong>und</strong> die<br />
Aufspaltung in Arbeiter <strong>und</strong> Angestellte zu überwinden.<br />
Die Umsetzung dieses tarif- <strong>und</strong> gesellschaftspolitischen<br />
Reformprojektes stellt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> vor<br />
große Herausfor<strong>der</strong>ungen. Denn unter dem Druck<br />
verschärfter Konkurrenz versucht ein Teil <strong>der</strong> Arbeitgeber,<br />
die ERA-Einführung zur Entgelt- <strong>und</strong> Kostensenkung<br />
zu missbrauchen. Die Umsetzung von<br />
ERA steht damit gegenwärtig in vielen Betrieben im<br />
Zentrum <strong>der</strong> verteilungspolitischen Auseinan<strong>der</strong>setzung.<br />
Bisherige Erfahrungen mit betrieblichen<br />
Konflikten zeigen, dass dabei neben methodischem<br />
Wissen vor allem eine klare interessenpolitische<br />
Positionierung <strong>und</strong> ein politisches Einführungskonzept<br />
in den Betrieben nötig ist.<br />
ERA schafft einen neuen Rahmen für die Entgeltrelationen<br />
<strong>und</strong> die betriebliche Ausgestaltung leistungspolitischer<br />
Regelungen. Damit eröffnet sich auch die<br />
Chance, Tarifpolitik betriebsnah zu gestalten. ERA ist<br />
ein bedeutendes betriebs- <strong>und</strong> organisationspolitisches<br />
Projekt. Um die betrieblichen Einführungsprozesse<br />
<strong>und</strong> die bezirklichen Aktivitäten zu unterstützen,<br />
hat <strong>der</strong> Vorstand ein ERA-Qualifizierungsprojekt<br />
eingerichtet. In den nächsten Jahren geht es darum,<br />
die prozessbezogenen <strong>und</strong> fachlichen Kompetenzen<br />
aller an <strong>der</strong> ERA-Einführung Beteiligten durch ausreichende<br />
Schulungs- <strong>und</strong> Qualifizierungsangebote<br />
ebenso auszubauen wie die Befähigung aller Beteiligten,<br />
die betrieblichen Verteilungskonflikte zu führen.<br />
Den ERA-Einführungsprozess zu unterstützen,<br />
ist eine Aufgabe <strong>der</strong> gesamten <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />
4.2 Qualifizierung als gewerkschafts- <strong>und</strong><br />
betriebspolitische Zukunftsaufgabe<br />
Qualifikation <strong>und</strong> Qualifizierung sind zentral für die<br />
Beschäftigungschancen <strong>der</strong> Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen.<br />
Sie entscheiden mit über ihren<br />
Zugang zum Beschäftigungssystem, die Höhe <strong>der</strong><br />
Einkommen <strong>und</strong> die Arbeitsbedingungen. Qualifizierte<br />
Beschäftigte sind an<strong>der</strong>erseits unerlässlich<br />
für die Innovations- <strong>und</strong> Zukunftsfähigkeit <strong>der</strong> Unternehmen.<br />
Für die <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie konnten in allen<br />
Tarifbezirken Tarifverträge zur Qualifizierung<br />
abgeschlossen werden. Diese stärken sowohl die<br />
kollektiven Rechte <strong>der</strong> betrieblichen Interessenvertreter<br />
als auch die individuellen Rechte <strong>der</strong> Beschäftigten.<br />
Die Tarifverträge zur Qualifizierung sind ein weiterer<br />
Schritt <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf dem Feld qualitativer Tarifpolitik.<br />
In den nächsten Jahren wird es darum gehen,<br />
diese Tarifverträge in den Betrieben umzusetzen<br />
<strong>und</strong> die Prozesse betrieblicher Weiterbildung<br />
zu gestalten. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird regional <strong>und</strong> örtlich<br />
Seminare anbieten <strong>und</strong> die betriebliche Umsetzung<br />
<strong>der</strong> Tarifverträge begleiten <strong>und</strong> unterstützen.<br />
62
4.3 Gewerkschaftliche Arbeits- <strong>und</strong> Leistungspolitik<br />
ausbauen<br />
Die Arbeits- <strong>und</strong> Leistungsbedingungen sind durch<br />
ambivalente Entwicklungen gekennzeichnet: verstärkter<br />
Leistungsdruck, größere Unsicherheit, höhere<br />
Risiken für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> soziales Leben auf<br />
<strong>der</strong> einen Seite, höhere Verantwortung <strong>und</strong> begrenzte<br />
Selbstorganisation auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite.<br />
Künftige Tarifregelungen müssen dem gerecht werden,<br />
indem sie weiterhin notwendige Schutznormen<br />
bieten <strong>und</strong> dabei mehr Selbstbestimmung <strong>und</strong><br />
individuelle Wahlfreiheit durch Options- <strong>und</strong> Beteiligungsrechte<br />
unterstützen.<br />
„Arbeit <strong>und</strong> Leistung ohne Ende“ ist für eine wachsende<br />
Zahl von Beschäftigten zu einer bestimmenden<br />
Realität ihres Lebens geworden. Angesichts<br />
<strong>der</strong> zunehmenden „Entgrenzung“ von Arbeitszeit<br />
<strong>und</strong> Leistung wird deshalb eine an <strong>der</strong> „Qualität <strong>der</strong><br />
Arbeit“ orientierte Arbeits- <strong>und</strong> Leistungspolitik<br />
dringlicher. Was Leistung ist, wie sie gesteuert, erfasst<br />
<strong>und</strong> bewertet wird, ist aktuell in vielen Betrieben<br />
zur Disposition gestellt. Es setzen sich neue<br />
Formen von Leistungsvorgaben <strong>und</strong> -bewertungen<br />
durch, die sich nicht originär aus den Arbeitssystemen<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> menschlichen Leistungsfähigkeit ergeben,<br />
son<strong>der</strong>n aus dem Wettbewerb. Die steigende<br />
Zahl <strong>der</strong> Beschäftigten in den „indirekten Bereichen“<br />
macht es zudem erfor<strong>der</strong>lich, auch diese Bereiche<br />
leistungspolitisch angemessen zu regulieren.<br />
Leistung ist bei den Beschäftigten überwiegend positiv<br />
besetzt. Das eröffnet Anknüpfungspunkte für<br />
eine gewerkschaftliche Arbeits- <strong>und</strong> Leistungspolitik,<br />
die auch Fragen <strong>der</strong> Arbeitsgestaltung <strong>und</strong> Arbeitsorganisation<br />
einschließen muss. Dies ist umso<br />
wichtiger, weil die Arbeitgeber die Humanisierungserfolge<br />
<strong>der</strong> Vergangenheit offen infrage stellen,<br />
z. B. durch Angriffe auf Erholzeiten, Verkürzung<br />
<strong>der</strong> Taktzeiten. In den nächsten Jahren wird es deshalb<br />
verstärkt darum gehen, die durch ERA eröffneten<br />
Möglichkeiten leistungspolitisch zu nutzen.<br />
Gewerkschaftliche Arbeits- <strong>und</strong> Leistungspolitik<br />
kann dabei an den Interessen <strong>der</strong> Beschäftigten an<br />
„guter Arbeit <strong>und</strong> gutem Leben“ anknüpfen. Damit<br />
sind unmittelbar die qualitativen Themen eines alternsgerechten<br />
Arbeitens, <strong>der</strong> Leistungsbedingungen,<br />
<strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heit, <strong>der</strong> Balance von Arbeit <strong>und</strong><br />
Privatleben <strong>und</strong> des flexiblen Altersübergangs verknüpft.<br />
Dies ist <strong>der</strong> Themenkreis, um den sich die<br />
Tarifpolitik <strong>der</strong> kommenden Jahre weiter entwickel<br />
muss. Das Konzept „guter Arbeit“, das diese Themen<br />
integriert, ist auszubauen; Arbeitspolitik ist<br />
als ergänzendes festes Arbeitsfeld <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu<br />
verankern.<br />
4.4 Prekäre Beschäftigungsverhältnisse<br />
eindämmen<br />
Prekäre Arbeit nimmt zu, sei es in Form von Leiharbeit,<br />
befristeter Beschäftigung, 400-Euro-Jobs<br />
o<strong>der</strong> Scheinselbstständigkeit. Reguläre Beschäftigungsverhältnisse<br />
werden immer öfter nur noch<br />
befristet abgeschlossen, Hochschulabsolventen<br />
zunächst rechtlich völlig unabgesichert im Praktikum<br />
beschäftigt. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird die sich hieraus<br />
ergebenden Aufgaben mit höherer Priorität auf die<br />
tarifpolitische Agenda setzen.<br />
Leiharbeitsverhältnisse einschränken <strong>und</strong> besser<br />
regulieren<br />
Strategisch nutzen Unternehmen die Leiharbeit<br />
längst nicht mehr nur als Flexibilitätsinstrument.<br />
Vielmehr werden immer mehr reguläre Aufgaben<br />
des regelmäßigen Geschäfts <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kernbereiche<br />
durch Leiharbeit abgewickelt. Dadurch wird das solidarische<br />
Handeln <strong>der</strong> Belegschaft bedroht, bis hin<br />
zu möglichen Auswirkungen auf die Arbeitskampffähigkeit<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Wenn die Normen des Flächentarifvertrages<br />
nur für einen Teil <strong>der</strong> Beschäftigten<br />
in den Betrieben gelten, entsteht die Gefahr,<br />
dass sich die solidarisierende Wirkung unserer Tarifverträge<br />
verringert. Um diesen Gefahren entgegen<br />
zu wirken, müssen die gewerkschaftspolitischen<br />
Aktivitäten im Bereich Leiharbeit erhöht werden.<br />
Es ist ein zukunftsweisendes Projekt, die Vertretung<br />
<strong>der</strong> Beschäftigten im Bereich Leiharbeit zu<br />
verbessern <strong>und</strong> den Bereich besser zu regulieren.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich zum Ziel, den Anteil <strong>der</strong> in<br />
Leiharbeit Beschäftigten zu begrenzen <strong>und</strong> die Einkommens-<br />
<strong>und</strong> Arbeitsbedingungen für Leiharbeiter/innen<br />
an die tariflichen Bedingungen <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Branche heranzuführen. Auch um die Konkurrenz<br />
zwischen den Beschäftigten einzudämmen,<br />
gilt hierbei die Orientierung an dem Prinzip „Gleicher<br />
Lohn für gleichwertige Arbeit“ (Equal-Pay).<br />
Der bisherige Weg, Leiharbeit durch von den DGB-<br />
Gewerkschaften gemeinsam abgeschlossene Tarifverträge<br />
zu regulieren <strong>und</strong> eine gleichwertige Bezahlung<br />
mit regulären Beschäftigten zu erreichen,<br />
hat nicht zu befriedigenden Ergebnissen geführt.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird versuchen, verstärkt im Bereich<br />
Leiharbeit Fuß zu fassen, um mit organisatorischer<br />
<strong>und</strong> betriebspolitischer Stärke bessere Regulierungen<br />
<strong>der</strong> Arbeitsbedingungen <strong>und</strong> Entgelte durchzusetzen.<br />
Dazu müssen die betriebspolitischen Aktivitäten,<br />
mit dem Ziel vergleichbarer Arbeitsbedingungen<br />
<strong>und</strong> einer gleichwertigen Entlohnung von<br />
Leiharbeit, deutlich ausgebaut werden.<br />
Befristete Arbeitsverhältnisse eindämmen<br />
Befristungen sind längst keine „Einstiegshilfe“ in<br />
reguläre Arbeitsverhältnisse mehr, son<strong>der</strong>n mindestens<br />
verlängerte Probezeiten – mit entsprechen<strong>der</strong><br />
Unsicherheit für die Beschäftigten <strong>und</strong> erweiterten<br />
Disziplinierungsmöglichkeiten für die Arbeitgeber.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> tritt dafür ein, diese unsicheren<br />
Beschäftigungsverhältnisse in unbefristete,<br />
gesicherte Beschäftigungsverhältnisse umzuwandeln.<br />
Arbeit <strong>und</strong> Existenzsicherung<br />
Durch die Hartz-Gesetze ist geringfügige Beschäftigung<br />
sprunghaft gestiegen. Drei Viertel <strong>der</strong> geringfügig<br />
Beschäftigten haben keine sozialversicherungspflichtige<br />
Beschäftigung, betroffen sind vor allem<br />
Frauen. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> tritt für Arbeitsverhältnisse<br />
<strong>und</strong> Einkommen ein, die existenzsichernd sind.<br />
63
5. Arbeitszeitpolitik<br />
Die vordringlichste Aufgabe <strong>der</strong> Arbeitszeitpolitik<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> besteht darin, einer weiteren Verlängerung<br />
<strong>der</strong> Arbeitszeiten <strong>und</strong> dem „Verfall von Arbeitszeiten“<br />
entgegenzuwirken, die Arbeitszeiten<br />
wie<strong>der</strong> in den tariflichen Rahmen zurückzuführen<br />
<strong>und</strong> bei flexiblen Arbeitszeiten die Zeitsouveränität<br />
für die Beschäftigten zu erhöhen.<br />
5.1 Durch tarifliche Arbeitszeitgestaltung<br />
Ausuferung begrenzen<br />
Ausufernde Arbeitszeiten sind durch verstärkte betriebspolitische<br />
Aktivitäten <strong>und</strong> tarifpolitische Regulierungen<br />
zu begrenzen. Hierzu hat auch die Arbeitszeitgesetzgebung<br />
einen Beitrag zu leisten. Zudem<br />
müssen auch auf europäischer Ebene die EMB-<br />
Mitgliedsgewerkschaften ihre Arbeitszeitpolitik<br />
verstärkt koordinieren, da <strong>der</strong> politische <strong>und</strong> ökonomische<br />
Druck auf die Verlängerung <strong>und</strong> Flexibilisierung<br />
<strong>der</strong> Arbeitszeit in allen EU-Län<strong>der</strong>n gewachsen<br />
ist.<br />
Arbeitszeitflexibilisierung ist so zu gestalten, dass<br />
die Beschäftigten reale Chancen auf eine höhere<br />
Zeitsouveränität, individuelle Wahlmöglichkeiten<br />
<strong>und</strong> eine bessere Vereinbarkeit von Beruf <strong>und</strong> Privatleben<br />
erhalten. Dies kann durch tarifliche Regelungen<br />
zu Arbeitszeitkonten (Gleitzeitkonten, Flexi-<br />
Konten <strong>und</strong> Langzeitkonten) geschehen bzw. unterstützt<br />
werden. Langzeitkonten können auch dazu<br />
beitragen, dass Arbeitszeiten nicht einfach verfallen.<br />
Zeitliche jährliche Obergrenzen, definierte Zuführungs-<br />
<strong>und</strong> Entnahmeregelungen <strong>und</strong> eine Insolvenzsicherung<br />
von Zeitkonten müssen verbindlich<br />
festgeschrieben werden. Dazu gehört auch die<br />
Formulierung von Sanktionsmöglichkeiten bei Verstößen.<br />
Auszubauen sind Ansatzpunkte in bestehenden<br />
Kontenregelungen, die dabei helfen, die<br />
Zeitsouveränität <strong>der</strong> Beschäftigten zu erhöhen. Die<br />
tarifliche <strong>und</strong> betriebliche Arbeitszeitgestaltung ist<br />
dem Ziel verpflichtet, <strong>der</strong> „Arbeit wie<strong>der</strong> ein ges<strong>und</strong>es<br />
Maß“ zu geben.<br />
5.2 Genereller Arbeitszeitstandard <strong>und</strong><br />
Arbeitszeitverkürzung<br />
In (Teil)Branchen <strong>und</strong> in <strong>der</strong> ostdeutschen <strong>Metall</strong>industrie<br />
ist die 35-St<strong>und</strong>en-Woche nicht tarifvertraglich<br />
verankert. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> hält daran fest, die „35“<br />
als tarifliche Regelarbeitszeit <strong>und</strong> Referenzgröße in<br />
allen Organisationsbereichen zu vereinbaren. Für<br />
beson<strong>der</strong>s definierte Beschäftigtengruppen (z. B.<br />
Ältere, Beschäftigte mit beson<strong>der</strong>en Belastungen)<br />
werden kürzere Arbeitszeiten angestrebt.<br />
5.3 Arbeitszeitpolitik zur<br />
Beschäftigungssicherung <strong>und</strong> -för<strong>der</strong>ung<br />
Um Beschäftigung zu sichern <strong>und</strong> zu schaffen, kann<br />
angesichts anhalten<strong>der</strong> Massenarbeitslosigkeit<br />
<strong>und</strong> weiterhin hohem Produktivitätsanstieg auf<br />
Dauer auf Arbeitszeitverkürzung nicht verzichtet<br />
werden. Zudem sind die vielfältigen Instrumente<br />
<strong>der</strong> Arbeitszeitgestaltung zu nutzen, um Entlassungen<br />
zu vermeiden.<br />
5.4 Perspektiven <strong>und</strong> Handlungsfel<strong>der</strong><br />
zukünftiger Arbeitszeitpolitik<br />
Vor dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Intensivierung <strong>der</strong> Arbeit<br />
<strong>und</strong> des demografischen Wandels verfolgt die <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> das Ziel, Konzepte alternsgerechten Arbeitens<br />
<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsverträgliche Arbeitszeiten<br />
umzusetzen. Dieser Ansatz nimmt die gesamte Erwerbsarbeitzeit<br />
in den Blick. Dabei geht es um Maßnahmen,<br />
die es den Beschäftigten gestatten, ihr gesamtes<br />
Erwerbsleben ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> qualifiziert bewältigen<br />
zu können. Für beson<strong>der</strong>s belastete Beschäftigtengruppen,<br />
wie Schichtarbeiter/innen,<br />
sind dabei auch Arbeitszeitverkürzungen ins Auge<br />
zu fassen. Außerdem sind Möglichkeiten <strong>der</strong> Altersteilzeit<br />
zu erhalten <strong>und</strong> dabei auch Modelle gleiten<strong>der</strong><br />
Übergänge zu verankern.<br />
Zusätzlich zum Ziel eines alternsgerechten Arbeitens<br />
sind Modelle <strong>der</strong> Arbeitszeitgestaltung anzustreben,<br />
die sich auf die unterschiedlichen Lebensphasen<br />
<strong>und</strong> Bedürfnisse <strong>der</strong> Beschäftigten beziehen.<br />
Erwerbsbiographieorientierte Arbeitszeitgestaltung<br />
eröffnet Optionen, Erwerbsarbeit z. B. für<br />
Elternzeiten, aber auch für die Pflege von Familienmitglie<strong>der</strong>n,<br />
für Bildung o<strong>der</strong> für Sabbaticals zu unterbrechen.<br />
Weil Vereinbarkeitsprobleme zunehmen<br />
<strong>und</strong> nicht selten kumulieren, müssen neue<br />
Möglichkeiten zur autonomen Gestaltung von Arbeitszeiten<br />
entwickelt <strong>und</strong> abgesichert werden. Erfor<strong>der</strong>lich<br />
sind auch Maßnahmen zur gerechteren<br />
Verteilung <strong>der</strong> Arbeit zwischen Männern <strong>und</strong> Frauen.<br />
6. Tarifpolitik <strong>und</strong> Sozialpolitik<br />
Gesetzliche Neuregelungen <strong>und</strong> finanzielle Einschnitte<br />
bei sozialstaatlichen Leistungen haben im<br />
vergangenen Jahrzehnt dazu geführt, dass sozialpolitische<br />
Fragen verstärkt zum Gegenstand <strong>der</strong> Tarifpolitik<br />
wurden. Wenn die Politik, wie zuletzt mit<br />
<strong>der</strong> Erhöhung des Renteneintrittsalters, die Ausgangslage<br />
für betriebliche <strong>und</strong> gewerkschaftliche<br />
Politik verän<strong>der</strong>t, kann sie nicht aus <strong>der</strong> Verantwortung<br />
entlassen werden. Tarifpolitik ist nicht <strong>der</strong> Reparaturbetrieb<br />
einer verfehlten Sozialpolitik. Gewerkschaften<br />
können sozialpolitische Fehlentscheidungen<br />
<strong>und</strong> Versäumnisse nur sehr begrenzt<br />
tarifpolitisch ausgleichen. In diesem eingeschränkten<br />
Rahmen ist die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bereit, ergänzende Regelungen<br />
abzuschließen. Sie benötigt dafür einen<br />
materiell akzeptablen <strong>und</strong> verbindlichen gesetzlichen<br />
Rahmen.<br />
Regelungsfel<strong>der</strong> waren <strong>und</strong> sind hierbei insbeson<strong>der</strong>e:<br />
• Die betriebliche Altersvorsorge mit den Tarifverträgen<br />
zur Entgeltumwandlung <strong>und</strong> zu „Altersvorsorgewirksame<br />
Leistungen“. Angesichts<br />
beschlossener sozialpolitischer Maßnahmen,<br />
die das gegenwärtige Rentenniveau<br />
künftig noch weiter sinken lassen, müssen diese<br />
Instrumente ausgebaut werden.<br />
• Der Zugang zu Beschäftigung für die Jüngeren<br />
<strong>und</strong> die Chance für die Älteren, auch künftig zu<br />
zumutbaren Bedingungen vorzeitig aus dem Er-<br />
64
werbsleben aussteigen zu können. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
wird Modelle des flexiblen Altersübergangs<br />
deshalb auch künftig tarifpolitisch begleiten.<br />
Die Tarifvertragsparteien haben den Handlungsbedarf<br />
an dieser Stelle erkannt <strong>und</strong> in <strong>der</strong><br />
Tarifr<strong>und</strong>e 2007 eine Vereinbarung über den<br />
Einstieg in Verhandlungen zum flexiblen Altersübergang<br />
getroffen. Bis Juni 2008 werden Entscheidungen<br />
mit <strong>der</strong> Arbeitgeberseite angestrebt.<br />
Voraussetzung dafür ist, dass die Gesetzgebung<br />
schnell einen verlässlichen rechtlichen<br />
Rahmen schafft, um den Tarifparteien die<br />
Möglichkeit zu geben, rechtzeitig Vereinbarungen<br />
zu finden, die nach Auslaufen <strong>der</strong> bisherigen<br />
Altersteilzeit-Regelung gelten. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
setzt sich für eine gesetzliche Nachfolgeregelung<br />
ein, in <strong>der</strong> die Altersteilzeit weiterhin öffentlich<br />
durch die B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit<br />
auch über 2009 hinaus, durch steuer- <strong>und</strong> sozialabgabefreie<br />
Aufstockungsleistungen <strong>der</strong> Arbeitgeber<br />
<strong>und</strong> einen erleichterten Zugang zur<br />
Teilrente geför<strong>der</strong>t wird. Es muss zukünftig die<br />
Möglichkeit sowohl von Blockaltersteilzeit als<br />
auch von gleitenden Übergängen geben. Die<br />
Arbeitgeber müssen weiterhin mit zur Finanzierung<br />
dieses Modells herangezogen werden.<br />
Dazu werden wir politischen Druck entfalten<br />
müssen, bevor es zu tariflichen Lösungen kommen<br />
kann. Bei dem Altersausstieg <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
Übernahme von Auszubildenden hält die <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> daran fest, dass Ansprüche aus den Regelungen<br />
zur Beschäftigungssicherung, zur Beschäftigungsbrücke<br />
<strong>und</strong> den bisherigen Regelungen<br />
zur Altersteilzeit erhalten bleiben <strong>und</strong><br />
ausgebaut werden. Um den demographischen<br />
Wandel in den Betrieben <strong>und</strong> die gleichzeitige<br />
Verschlechterung <strong>der</strong> Bedingungen für den vorzeitigen<br />
Altersausstieg zu bewältigen, kommen<br />
mittelfristig weitere tarifpolitische Schritte<br />
in Betracht. Hierzu können tarifliche Regelungen,<br />
die den Rahmen für eine demographiefeste<br />
Personalpolitik bieten (z. B. Langzeitkonten<br />
<strong>und</strong> Regelungen für eine alternsgerechte<br />
Arbeitszeitgestaltung sowie für ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>liche<br />
Arbeitsbedingungen), zählen. Damit<br />
könnte die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ihre Verantwortung für<br />
die humane Gestaltung des demographischen<br />
Wandels tarifpolitisch wahrnehmen.<br />
7. Europäisierung <strong>der</strong> Tarifpolitik<br />
Die politische Bedeutung <strong>der</strong> europäischen Koordinierung<br />
<strong>der</strong> nationalen Tarifpolitik hat durch die Erweiterung<br />
<strong>der</strong> EU <strong>und</strong> die globalisierte Unternehmenspolitik<br />
zugenommen. Die europäischen Gewerkschaften<br />
können <strong>der</strong> europaweiten Lohnkonkurrenz,<br />
dem Druck auf unbezahlte Arbeitszeitverlängerung<br />
<strong>und</strong> dem Versuch, Belegschaften bei<br />
grenzübergreifenden Unternehmensumstrukturierungen<br />
gegeneinan<strong>der</strong> auszuspielen, nur gemeinsam<br />
wirkungsvoll entgegentreten. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist<br />
in diesen Auseinan<strong>der</strong>setzungen ein verlässlicher<br />
Partner.<br />
Die Lohnkoordinierungsformel des EMB, nach <strong>der</strong><br />
jede Mitgliedsgewerkschaft zumindest einen Tarifabschluss<br />
im Umfang des jeweiligen nationalen<br />
Produktivitäts- <strong>und</strong> Inflationsanstiegs erreichen<br />
soll, ist als Meilenstein <strong>der</strong> europaweiten Abstimmung<br />
eher wichtiger geworden. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> steht<br />
in ihrer Tarifpolitik zu dieser Vereinbarung <strong>und</strong> unterstützt<br />
auch die jüngst begonnene Politik <strong>der</strong><br />
EMB-Gewerkschaften, europaweit gemeinsame tarifpolitische<br />
For<strong>der</strong>ungen aufzustellen. Dieser Ansatz<br />
ist fortzuführen <strong>und</strong> - wie weitere gemeinsame,<br />
tarifpolitische Koordinierungsansätze in den an<strong>der</strong>en<br />
Organisationsbereichen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> - auszubauen.<br />
Die Erfahrungen bei Umstrukturierungen von<br />
grenzübergreifend tätigen Unternehmen <strong>und</strong> bei<br />
abweichenden Vereinbarungen zeigen zudem,<br />
dass die Europäischen Betriebsräte <strong>und</strong> z. B. die<br />
EMB-Koordinatoren verstärkt einbezogen werden<br />
müssen. Nur so kann es zu gemeinsam getragenen<br />
grenzübergreifenden Unternehmensvereinbarungen<br />
kommen. Es ist deshalb nötig, europarechtliche<br />
Rahmenbedingungen für transnationale Kollektivvereinbarungen<br />
zu schaffen. Ein koordiniertesVorgehen<br />
ist auch gegenüber den politischen Initiativen<br />
<strong>der</strong> EU-Kommission nötig, wie vor allem<br />
<strong>der</strong> Arbeitszeitrichtlinie, <strong>der</strong> Liberalisierung des Arbeitsrechts<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> beabsichtigten Richtlinie zur<br />
Leiharbeit.<br />
8. Tarifpolitische Schwerpunkte 2008 bis 2011<br />
In den kommenden vier Jahren stellt sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
folgenden Aufgaben:<br />
1. Tarifpolitische Handlungsfähigkeit in den<br />
Aktionsfel<strong>der</strong>n Fläche <strong>und</strong> Betrieb stabilisieren<br />
<strong>und</strong> ausbauen.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird ihre aktive Einkommens- <strong>und</strong><br />
Verteilungspolitik über die Fläche fortsetzen<br />
<strong>und</strong> den Flächentarifvertrag als Gestaltungsinstrument<br />
weiterentwickeln. Dem angestrebten<br />
Paradigmenwechsel <strong>der</strong> Arbeitgeber wird die<br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> entgegentreten, nachhaltige tabellenwirksame<br />
Einkommenserhöhungen dürfen<br />
nicht durch variable Einmalzahlungen ersetzt<br />
werden. Betrieblich abweichende Vereinbarungen<br />
sind entsprechend <strong>der</strong> beschlossenen <strong>und</strong><br />
weiterzuentwickelnden Koordinierungsgr<strong>und</strong>sätze<br />
zu befristen <strong>und</strong> zu begrenzen, (Koordinierungs)Prozesse<br />
<strong>und</strong> Regelungsqualität bei<br />
Abweichungen sind zu verbessern, das politische<br />
Controlling ist auszubauen. Insgesamt gilt<br />
es, die Tarifpolitik mitglie<strong>der</strong>- <strong>und</strong> betriebsnäher<br />
auszurichten <strong>und</strong> die tarifpolitische Handlungsfähigkeit<br />
im Betrieb zu stärken. Solidarische<br />
Tarifpolitik muss künftig <strong>der</strong> Dualität von<br />
Fläche <strong>und</strong> Betrieb gerecht werden. Dies ist eine<br />
Aufgabe für die gesamte <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />
2. ERA-Umsetzung als Aufgabe <strong>der</strong><br />
Gesamtorgansation.<br />
Die Umsetzung des neuen tariflichen Rahmens<br />
für die Bewertung von Arbeit <strong>und</strong> Leistung (ERA)<br />
bietet die Chance, Tarifpolitik betriebsnah zu<br />
gestalten. Sie stellt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> vor große organisations-<br />
<strong>und</strong> betriebspolitische Herausfor<strong>der</strong>ungen,<br />
weil sie in vielen Betrieben im Zen-<br />
65
trum <strong>der</strong> verteilungspolitischen Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
steht. Deshalb müssen Hilfestellungen<br />
<strong>und</strong> Strategien entwickelt werden, welche die<br />
betrieblichen Akteure befähigen, diese Verteilungsauseinan<strong>der</strong>setzung<br />
kompetent zu führen.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> stellt den beteiligten Akteuren<br />
ausreichende Schulungs- <strong>und</strong> Qualifizierungsangebote<br />
zur Verfügung.<br />
3. Tarifpolitik mitglie<strong>der</strong>nah gestalten – „Gute<br />
Arbeit“ <strong>und</strong> „alternsgerechtes Arbeiten“<br />
Ansätze für Arbeitsgestaltung, Arbeitsorganisation,<br />
Qualifizierungspolitik, Leistungspolitik,<br />
Ges<strong>und</strong>heitsschutz, Arbeitszeitpolitik <strong>und</strong> flexiblen<br />
Altersausstieg (Chancen für Jung <strong>und</strong> Alt)<br />
sind aufzuwerten <strong>und</strong> als integrierte Ansätze<br />
auszubauen. Sie sind inhaltlich an den Vorstellungen<br />
von „Guter Arbeit“ bzw. „alternsgerechtem<br />
Arbeiten“ auszurichten. Der Ausbau arbeitspolitischer<br />
Handlungsfel<strong>der</strong> ist ein Schlüssel<br />
für mitglie<strong>der</strong>nähere Gewerkschaftspolitik.<br />
4. Arbeitszeitpolitik <strong>und</strong> Arbeitszeitgestaltung<br />
Die vordringlichsten arbeitszeitpolitischen<br />
Aufgaben bestehen darin, weiteren Verlängerungen<br />
<strong>der</strong> Arbeitszeiten <strong>und</strong> dem Verfall von<br />
Arbeitszeiten entgegenzuwirken <strong>und</strong> die Arbeitszeitsouveränität<br />
<strong>der</strong> Beschäftigten zu erhöhen.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> nimmt die arbeitszeitpolitische<br />
Debatte wie<strong>der</strong> auf <strong>und</strong> orientiert sich in<br />
<strong>der</strong> Arbeitszeitpolitik <strong>der</strong> nächsten Jahre an<br />
dem Ziel, <strong>der</strong> „Arbeit wie<strong>der</strong> ein ges<strong>und</strong>es Maß<br />
zu geben“ (alternsgerechte <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsverträgliche<br />
Arbeitszeiten). Dies gilt auch für<br />
die weitere tarifliche <strong>und</strong> betriebliche Arbeitszeitgestaltung<br />
<strong>und</strong> Kontenregelungen. Die <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> befürwortet erwerbsbiographieorientierte<br />
Arbeitszeitgestaltung <strong>und</strong> setzt sich für<br />
entsprechende Rahmenbedingungen ein. Ein<br />
gleiten<strong>der</strong> Altersübergang muss auch in Zukunft<br />
zu akzeptablen Bedingungen möglich<br />
sein.<br />
5. Leiharbeit <strong>und</strong> weitere prekäre<br />
Beschäftigungsverhältnisse eindämmen<br />
Vorrangig geht es darum, Leiharbeitsverhältnisse<br />
einzuschränken <strong>und</strong> die Einkommens<strong>und</strong><br />
Arbeitsbedingungen <strong>der</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />
an die Bedingungen <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Branchen heranzuführen. Dies ist eine wichtige<br />
tarif- <strong>und</strong> betriebspolitische Tagesaufgabe. Um<br />
sie zu bewältigen, wird die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ihre Aktivitäten<br />
im Bereich Leiharbeit deutlich ausbauen.<br />
Befristete Arbeitsverhältnisse sind einzudämmen.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> tritt für Arbeitsverhältnisse<br />
ein, die existenzsichernd sind.<br />
6. Tarifpolitische Koordinierung in Europa<br />
Die begonnene Politik <strong>der</strong> europäischen Gewerkschaften,<br />
europaweit gemeinsame tarifpolitische<br />
Handlungsfel<strong>der</strong> anzugehen <strong>und</strong> gemeinsame<br />
For<strong>der</strong>ungen aufzustellen, ist fortzusetzen.<br />
Koordinierungsprozesse zwischen den<br />
europäischen <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> weiteren Branchengewerkschaften<br />
<strong>und</strong> betrieblichen Interessenvertretern<br />
im Sinne enger Abstimmung <strong>und</strong> Kooperation<br />
sind zu verstetigen <strong>und</strong> zu vertiefen.<br />
66
Betriebliche Arbeitskämpfe für Sozialtarifverträge<br />
<strong>und</strong> gegen Betriebsschließungen<br />
3.001 Antragsteller/in: Berlin<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Betriebliche Arbeitskämpfe für Sozialtarifverträge<br />
<strong>und</strong> gegen Betriebsschließungen stellen die Organisation<br />
vor neue Herausfor<strong>der</strong>ungen. Der erfolgreiche<br />
Streik bei BSH in Berlin, <strong>der</strong> trotz <strong>der</strong> verhin<strong>der</strong>ten<br />
Betriebsschließung mit einer geringen Zustimmungsquote<br />
bei <strong>der</strong> zweiten Urabstimmung<br />
geendet hat, zeigte, dass für diese Arbeitskampfführung<br />
geson<strong>der</strong>te Konzepte notwendig sind.<br />
Die Tarifabteilung des Vorstandes wird aufgefor<strong>der</strong>t,<br />
entsprechende Analysen durchzuführen <strong>und</strong><br />
ein Konzept zu erarbeiten.<br />
Zum Verhältnis von Flächentarifvertrag <strong>und</strong><br />
betriebsnaher Tarifpolitik<br />
3.002 Antragsteller/in: Neuwied<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Das Tarifvertragssystem in Deutschland befindet<br />
sich vor dem Hintergr<strong>und</strong> internationaler Kapitalverwertungsstrategien<br />
im Umbruch.<br />
Das System <strong>der</strong> Flächentarifverträge hat eine solidarische<br />
Tarifpolitik möglich gemacht <strong>und</strong> gleiche<br />
Konkurrenzbedingungen im nationalen Ordnungsrahmen<br />
geschaffen.<br />
Seit Mitte <strong>der</strong> 90er Jahre kommt das Tarifvertragssystem<br />
unter Druck <strong>und</strong> steht vor immer neuen Bewährungsproben,<br />
die gekennzeichnet sind durch<br />
– eine negative Lohndrift,<br />
– die For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Arbeitgeber, jede tarifpolitische<br />
Verbesserung an an<strong>der</strong>er Stelle im Tarifvertragssystem<br />
zu kompensieren,<br />
– eine zunehmende Verknüpfung von Standortauseinan<strong>der</strong>setzungen<br />
mit betrieblichen Abweichungen<br />
von den Verbandstarifverträgen<br />
<strong>und</strong><br />
– den offenen Bruch von Tarifverträgen durch verbandsgeb<strong>und</strong>ene<br />
Betriebe.<br />
Aus Sicht <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> geht es darum, auch vor dem<br />
Hintergr<strong>und</strong> gr<strong>und</strong>legen<strong>der</strong> ökonomischer Verän<strong>der</strong>ungen,<br />
einerseits die Schutz- <strong>und</strong> Gestaltungsfunktion<br />
des Tarifvertrages durch eine solidarische<br />
Tarifpolitik zu erhalten, die nur durch überbetrieblich<br />
wirkende Flächentarifverträge zu erreichen ist<br />
<strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits den Pforzheim-Prozess zu verbessern,<br />
<strong>der</strong> in seinem Kern aber ambivalent ist.<br />
Mit abweichenden Tarifverträgen im Rahmen des<br />
Pforzheim-Prozesses gelingt es <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, <strong>der</strong><br />
zentralen Funktion <strong>der</strong> Tarifpolitik, nämlich <strong>der</strong> Regelung<br />
<strong>der</strong> Arbeitsbedingungen, gerecht zu werden.<br />
Dem gegenüber besteht aber die Gefahr, dass<br />
durch den Pforzheim-Prozess das System <strong>der</strong> Flächentarifverträge<br />
inhaltlich ausgehöhlt wird, wenn<br />
die Abweichung zur Regel wird <strong>und</strong> das System <strong>der</strong><br />
Flächentarifverträge nur noch <strong>der</strong> Sicherstellung<br />
<strong>der</strong> Friedensfunktion des Tarifvertrages dient.<br />
Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> fällt <strong>der</strong> Koordination abweichen<strong>der</strong><br />
Regelungen eine zentrale Rolle zu.<br />
Diese Koordination muss auf <strong>der</strong> einen Seite ein gemeinsames<br />
Handeln <strong>der</strong> Beschäftigten, auch über<br />
unterschiedliche Standorte, die von abweichenden<br />
Regelungen betroffen sein können, sicherstellen.<br />
Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite muss sie Ängste <strong>und</strong> Befürchtungen<br />
von Betroffenen, die häufig von Arbeitgeberseite<br />
zur Durchsetzung von abweichenden Regelungen<br />
mit Standortschließungen, Verlagerungen<br />
<strong>und</strong> Arbeitsplatzvernichtung bedroht werden,<br />
aufgreifen <strong>und</strong> Perspektiven geben.<br />
Neben <strong>der</strong> Koordination des Verfahrens zur Vereinbarung<br />
abweichen<strong>der</strong> Regelungen, ist innerhalb<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> eine Verständigung über die Inhalte<br />
möglicher abweichen<strong>der</strong> Regelungen erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Maßstab für die inhaltliche Ausgestaltung abweichen<strong>der</strong><br />
Regelungen ist dabei, dass <strong>der</strong> Tarifvertrag<br />
seine gemeinsame Klammer <strong>und</strong> Funktion zur Regelung<br />
von Arbeitsbedingungen nicht verlieren darf.<br />
Flächentarifvertrag <strong>und</strong> betriebliche Tarifpolitik<br />
3.003 Antragsteller/in: Erfurt<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Aus Sicht <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> geht es vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />
gr<strong>und</strong>legen<strong>der</strong> ökonomischer Verän<strong>der</strong>ungen darum,<br />
einerseits die Schutz- <strong>und</strong> Gestaltungsfunktion<br />
des Tarifvertrages durch eine solidarische Tarifpolitik<br />
zu erhalten, die nur durch überbetrieblich wirkende<br />
Flächentarifverträge zu erreichen ist <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits<br />
den Pforzheim-Prozess zu verbessern bzw. zu<br />
beenden. Es besteht die Gefahr, dass durch den<br />
Pforzheim-Prozess das System <strong>der</strong> Flächentarifverträge<br />
inhaltlich ausgehöhlt wird, wenn die Abweichung<br />
zur Regel wird <strong>und</strong> das System <strong>der</strong> Flächentarifverträge<br />
nur noch <strong>der</strong> Sicherstellung <strong>der</strong> Friedensfunktion<br />
des Tarifvertrages dient. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />
fällt <strong>der</strong> Koordination abweichen<strong>der</strong> Regelungen<br />
durch den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> eine zentrale<br />
Rolle zu. Diese Koordination muss auf <strong>der</strong> einen Seite<br />
ein gemeinsames Handeln <strong>der</strong> Beschäftigten,<br />
auch über unterschiedliche Standorte, die von abweichenden<br />
Regelungen betroffen sein können, sicherstellen.<br />
Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite muss sie Ängste<br />
<strong>und</strong> Befürchtungen von Betroffenen, die häufig von<br />
Arbeitgeberseite zur Durchsetzung von abweichenden<br />
Regelungen mit Standortschließungen, Verlagerungen<br />
<strong>und</strong> Arbeitsplatzvernichtung bedroht werden,<br />
aufgreifen <strong>und</strong> Perspektiven geben.<br />
Ergänzungstarifverträge<br />
3.004 Antragsteller/in: Fürth<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Bei Abschluss von Ergänzungs- <strong>und</strong> Sanierungstarifverträgen<br />
auf allen Ebenen <strong>der</strong> Organisation sind<br />
die Kriterien einzuhalten, die vom Vorstand dafür<br />
beschlossen wurden.<br />
67
Pforzheim-Verfahren<br />
3.005 Antragsteller/in: Bremen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Dass so genannte „Pforzheim-Verfahren“ zu konkretisieren.<br />
Eine Einbeziehung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> ist zwingend. In<br />
allen überbezirklichen Fällen ist die Transparenz<br />
<strong>und</strong> Koordinierung durch die Tarifabteilung beim<br />
Vorstand sicherzustellen.<br />
Bei überbezirklichen Fällen liegt die Verhandlungsführung<br />
bei <strong>der</strong> Tarifabteilung des Vorstandes o<strong>der</strong><br />
bei einer von <strong>der</strong> Abteilung beauftragen Person<br />
(KBR-, GBR o<strong>der</strong> Betriebsbetreuer).<br />
Eine Verpflichtung <strong>der</strong> Unternehmen zur Wie<strong>der</strong>herstellung<br />
<strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit unter den<br />
Bedingungen des Flächentarifvertrages ist zwingend<br />
zu vereinbaren. Verlängerungen o<strong>der</strong> Anschlussverträge<br />
zum „Pforzheimer-Abkommen“<br />
sind nur noch zur Abwendung eines Insolvenzfalls<br />
möglich.<br />
Pforzheimer Abkommen<br />
3.006 Antragsteller/in: Kaiserslautern<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Seit Jahren werden Betriebsräte <strong>und</strong> Vertrauensleute<br />
von ihren jeweiligen Arbeitgeber in permanenten<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzung um Kostenoptimierung, Arbeitszeitverlängerungen<br />
<strong>und</strong> ständigen Machtkämpfen<br />
zum Thema „Standortsicherung“ gezwungen.<br />
Die Situation hat sich in vielen Betrieben seit dem<br />
Pforzheimer Abkommen aufgr<strong>und</strong> zum Teil direkter<br />
For<strong>der</strong>ungen, zum Teil aber auch in Form indirekter<br />
For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> jeweiligen Arbeitgeber drastisch<br />
verschärft.<br />
Gerade in <strong>der</strong> Zulieferindustrie findet, wenn es z. B.<br />
um die Neuvergabe von Original Equipment Manufacturer<br />
OEM (Automobil- bzw. Haupthersteller)-<br />
Aufträgen geht, ein Unterbietungswettbewerb in<br />
vorher nie da gewesener Art <strong>und</strong> Weise statt.<br />
Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> wird <strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> aufgefor<strong>der</strong>t, an vom Flächentarifvertrag abweichende<br />
Regelungen strengere Kriterien als bisher<br />
anzuwenden <strong>und</strong> diese auch in <strong>der</strong> praktischen<br />
Umsetzung wirksamer als bisher zu überprüfen.<br />
In beson<strong>der</strong>s begründeten Fällen sollen vor <strong>der</strong> Zustimmung<br />
zu entsprechenden Ausnahmeregelungen<br />
bereits im Vorfeld alle unmittelbar, gegebenenfalls<br />
auch mittelbar, betroffene Betriebe, in den Beratungs-<br />
<strong>und</strong> Entscheidungsprozess mit einbezogen<br />
werden, um unzulässige Wettbewerbsverzerrungen<br />
bzw. einen sogenannten „Kinoeffekt“ zu vermeiden.<br />
Zukunftsfrage Flächentarifvertrag <strong>und</strong><br />
betriebliche (Tarif)Regelungen<br />
3.007 Antragsteller/in: Salzgitter<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>der</strong>zeitige Richtlinie Koordination bei abweichenden<br />
Tarifverträgen wird überarbeitet. Folgende<br />
Regelungen müssen Inhalt <strong>der</strong> neuen Richtlinien<br />
werden:<br />
Bei abweichenden Tarifverträgen innerhalb eines<br />
Unternehmens o<strong>der</strong> Konzerns ist künftig eine gemeinsame<br />
Entscheidung aller Betriebe notwendig.<br />
Ein Bestandteil abweichen<strong>der</strong> Tarifverträge müssen<br />
Vereinbarungen zur nachhaltigen Standortsicherung<br />
(z. B. Investition, Produktinnovation, Qualifizierung,<br />
Beschäftigungssicherung) sein.<br />
Arbeitszeitverlängerungen dürfen nicht Bestandteil<br />
von Verträgen zur Beschäftigungssicherung<br />
sein.<br />
Tarifpolitik<br />
3.008 Antragsteller/in: Hanau<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> spricht sich gegen jegliche Form <strong>der</strong><br />
Verbetrieblichung in <strong>der</strong> Tarifpolitik aus. Variable,<br />
in den einzelnen Betrieben nachzuverhandelnde<br />
Komponenten (z. B. Gewinnbeteiligungen, variable<br />
Einmalzahlungen, Urlaubs- <strong>und</strong> Weihnachtsgeld<br />
usw.) werden nicht in die Tarifverträge aufgenommen.<br />
Dies betrifft nicht nur die Frage <strong>der</strong> Entgelttarifverträge,<br />
son<strong>der</strong>n ist bei allen Tarifverhandlungen<br />
anzuwenden.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird sich im Deutschen Gewerkschaftsb<strong>und</strong><br />
(DGB) dafür einsetzen, dass auch bei<br />
den an<strong>der</strong>en Gewerkschaften auf die genannten<br />
Bestandteile in Tarifverträgen verzichtet wird.<br />
Jeglicher Versuch <strong>der</strong> Unternehmerverbände, <strong>der</strong><br />
B<strong>und</strong>esregierung o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er eine Verbetrieblichung<br />
<strong>der</strong> Tarifpolitik durchzusetzen o<strong>der</strong> zu för<strong>der</strong>n,<br />
ist <strong>der</strong> entschiedene Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
<strong>und</strong> an<strong>der</strong>er Gewerkschaften entgegenzusetzen.<br />
Pforzheimer Abkommen<br />
3.009 Antragsteller/in: Aschaffenburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, das<br />
Pforzheimer Abkommen (Tarifverträge zur Wettbewerbsfähigkeit<br />
<strong>und</strong> Standortsicherung) in den folgenden<br />
Tarifr<strong>und</strong>en so weiter zu entwickeln, dass<br />
die im Paragrafen 1 enthaltenen Ziele zur Gestaltung<br />
<strong>der</strong> Innovationsfähigkeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> Investitionsbedingungen<br />
in den Betrieben mitbestimmungspflichtig<br />
werden.<br />
Pforzheimer Abkommen<br />
3.010 Antragsteller/in: Berlin<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Tarifpolitik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss darauf ausgerichtet<br />
sein, die Bindungskraft <strong>der</strong> Flächentarifverträge<br />
wie<strong>der</strong> zu erhöhen. Insbeson<strong>der</strong>e ist das Pforzhei-<br />
68
mer Abkommen auf seine Auswirkungen auf den<br />
Flächentarifvertrag zu überprüfen.<br />
Pforzheimer Abkommen<br />
3.011 Antragsteller/in: Dortm<strong>und</strong><br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Dass <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Vorstand das Pforzheimer Abkommen<br />
zum nächstmöglichen Zeitpunkt überprüft.<br />
Sicherung tarifvertraglicher Errungenschaften<br />
3.012 Antragsteller/in: Braunschweig<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Angriffe von Arbeitgeberverbänden <strong>und</strong> einzelnen<br />
Unternehmern auf die Errungenschaften unserer<br />
Flächentarifverträge nehmen zu. Trotz Produktivitäts-<br />
<strong>und</strong> Gewinnsteigerungen versuchen sie den<br />
Beschäftigten verlängerte Arbeitszeiten ohne –<br />
o<strong>der</strong> mit reduzierter Bezahlung, den Entfall von<br />
festgeschriebenen Vergütungen <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>zahlungen<br />
bzw. sogar den Entfall jeglicher Tarifbindung<br />
abzuringen.<br />
Unsere Flächentarifverträge bedürfen deshalb dem<br />
Schutz <strong>und</strong> <strong>der</strong> Verteidigung jedes unserer Mitglie<strong>der</strong>.<br />
Sie sind Richtschnur <strong>und</strong> Garant für faire Arbeitsbedingungen<br />
die den Einsatz <strong>der</strong> eigenen Arbeitsleistung<br />
über ein ganzes Arbeitsleben nach<br />
humanen <strong>und</strong> partizipativen Ansprüchen regulieren,<br />
gestalten <strong>und</strong> vor allem rechtssicher machen.<br />
Auch die in den letzten Jahren vielfach abgeschlossenen<br />
Ergänzungs- o<strong>der</strong> Firmentarifverträge machen<br />
die Begehrlichkeiten <strong>der</strong> Arbeitgeber deutlich.<br />
Hier wird versucht, unsere erstrittenen Erfolge<br />
durch Festschreiben von an<strong>der</strong>en Parametern zu<br />
unterlaufen.<br />
Dieses dürfen wir nicht zulassen.<br />
Wir for<strong>der</strong>n den Vorstand auf, nachdrücklich darauf<br />
hinzuwirken, dass bei dem Abschluss von Ergänzungs-<br />
o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>-Tarifverträgen gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
keine vom Referenztarifvertrag nach oben abweichende<br />
Arbeitszeitregelung vereinbart werden.<br />
Darüber hinaus sollen diese Ergänzungs- o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>tarifverträge<br />
zeitlich eng befristet <strong>und</strong> eine zeitlich<br />
definierte Rückkehr zum Referenztarifvertrag<br />
vereinbart werden.<br />
Pforzheimer Abkommen<br />
3.013 Antragsteller/in: Velbert<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
dass <strong>der</strong> Vorstand bzw. die Bezirke aufgefor<strong>der</strong>t<br />
werden, den Tarifkommissionen zu empfehlen, sich<br />
gegen eine weitere Verlängerung <strong>der</strong> Tarifvereinbarung<br />
für die <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie NRW vom<br />
16.02.2004 (Pforzheimer Abkommen) auszusprechen.<br />
Gr<strong>und</strong>sätze bei abweichenden Tarifregelungen<br />
3.014 Antragsteller/in: Frankfurt am Main<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Flächentarifvertrag kommt in den letzten Jahren<br />
immer stärker unter Druck. Austritte aus dem Arbeitgeberverband,<br />
verstärkte Mitgliedschaft in den<br />
OT-Verbänden <strong>und</strong> abweichende Tarifregelungen in<br />
den Betrieben sind deutlicher Ausdruck dieser Entwicklung.<br />
Es ist daher eine <strong>der</strong> zentralen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, das Verhältnis von Tarifpolitik<br />
<strong>und</strong> Betriebspolitik neu zu justieren. Vor diesem<br />
Hintergr<strong>und</strong> haben auch die vom Vorstand <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> beschlossenen Koordinierungsrichtlinien<br />
für abweichende tarifliche Regelungen eine große<br />
Bedeutung gewonnen. Gleichwohl müssen wir aber<br />
in diesem Zusammenhang immer noch gravierende<br />
Defizite feststellen.<br />
Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> for<strong>der</strong>n die Delegierten des<br />
21. ordentlichen Gewerkschaftstages den Vorstand<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, für abweichende tarifliche Regelungen<br />
vom Flächentarifvertrag sowohl bei Sanierungstarifverträgen<br />
als auch bei so genannten Standortsicherungstarifverträgen<br />
verbindliche Mindeststandards<br />
festzulegen. Dazu gehören bei Sanierungstarifverträgen<br />
im Einzelnen folgende Kriterien:<br />
1. Die wirtschaftliche Notlage muss durch Vorlage<br />
von wirtschaftlichen Daten (Bilanz, WP-Berichte)<br />
nachgewiesen sein.<br />
2. Die wirtschaftliche Notlage muss in einem<br />
überschaubaren Zeitrahmen beseitigt werden<br />
können. Dazu muss das Unternehmen ein tragfähiges<br />
Sanierungskonzept vorlegen.<br />
3. Die abweichende tarifvertragliche Regelung<br />
muss demzufolge für den Sanierungszeitraum<br />
befristet sein. Während <strong>der</strong> Laufzeit des Ergänzungstarifvertrages<br />
dürfen keine betriebsbedingten<br />
Kündigungen ausgesprochen werden.<br />
4. Der Inhalt <strong>der</strong> abweichenden tarifvertraglichen<br />
Reglungen darf nicht zu einer weiteren Gefährdung<br />
von Arbeitsplätzen führen. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
lehnt Sanierungskonzepte, die ausschließlich<br />
auf eine Verlängerung <strong>der</strong> Arbeitszeit <strong>und</strong> einem<br />
damit verb<strong>und</strong>enen Arbeitsplatzabbau<br />
setzen, ab.<br />
5. Bei dem Abschluss einer abweichenden Tarifregelung<br />
müssen die möglichen Signalwirkungen<br />
<strong>und</strong> damit die Auswirkungen auf an<strong>der</strong>e<br />
Unternehmen insgesamt berücksichtigt werden.<br />
Über diese vorgenannten Kriterien hinaus müssen<br />
bei den so genannten Standortsicherungsverträgen<br />
folgende Kriterien erfüllt sein:<br />
1. Die notwendig zwingenden Regelungen zur<br />
Standort- <strong>und</strong> Beschäftigungssicherung müssen<br />
soweit konkretisiert sein, dass sie auch justitiabel<br />
durchgesetzt werden können.<br />
2. Dazu gehört insbeson<strong>der</strong>e, dass Zukunftsinvestitionen<br />
an den jeweiligen Standorten verbindlich<br />
festgeschrieben werden.<br />
3. So genannte Ausstiegsklauseln für den Arbeitgeber<br />
im Falle von gravieren<strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
externen wirtschaftlichen Rahmenbedingun-<br />
69
gen müssen auf konkret definierte Ausnahmefälle<br />
beschränkt sein. In einem solchen Fall<br />
müssen sämtliche materiellen Zugeständnisse<br />
an die Arbeitgeber rückabgewickelt werden.<br />
4. Bei Konzernen <strong>und</strong> Unternehmen müssen vor<br />
Aufnahme von betrieblichen Verhandlungen<br />
über abweichende Tarifregelungen gemeinsame<br />
Strategien über die betroffenen Verwaltungsstellen<br />
bzw. Bezirke <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> vorher<br />
abgesprochen <strong>und</strong> koordiniert werden.<br />
Insgesamt muss bei abweichenden tariflichen Regelungen<br />
das Ziel <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sein, solche Regelungen<br />
noch restriktiver als bisher zu behandeln,<br />
damit unter dem Strich <strong>der</strong> Flächentarifvertrag als<br />
breite Basis für tarifliche Mindestbedingungen erhalten<br />
bleibt <strong>und</strong> die abweichenden Regelungen<br />
die absolute Ausnahme sind.<br />
Bei allen abweichenden tariflichen Regelungen<br />
muss darüber hinaus nach Vorliegen eines Verhandlungsergebnisses<br />
eine Abstimmung über das<br />
Ergebnis in einer <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Mitglie<strong>der</strong>-Versammlung<br />
stattfinden.<br />
Umgang mit <strong>der</strong> Abweichung vom<br />
Flächentarifvertrag<br />
3.015 Antragsteller/in: Kiel<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Bei beantragten Abweichungen vom Flächentarifvertrag<br />
ist eine Einbindung <strong>der</strong> Belegschaften zwingend<br />
erfor<strong>der</strong>lich. Dieses ist u. a. durch die Bildung<br />
einer betrieblichen Tarifkommission zu gewährleisten.<br />
Gehören zu einem Unternehmen mehrere Betriebe,<br />
so ist eine Unternehmenstarifkommission<br />
unter Einbindung <strong>der</strong> betroffenen Verwaltungsstellen<br />
zu bilden, <strong>der</strong>en Zustimmung zu Abweichungen<br />
vom Flächentarifvertrag ebenfalls erfor<strong>der</strong>lich ist.<br />
Sind mehrere Tarifbezirke betroffen, so sind auch<br />
Vertreter <strong>und</strong> Vertreterinnen aus den Bezirksleitungen<br />
hinzuzuziehen bzw. die Verwaltungsstellenvertreter<br />
<strong>und</strong> -vertreterinnen zu beauftragen, die Belange<br />
<strong>der</strong> Bezirke mit zu vertreten.<br />
Sind Auswirkungen auf Betriebe von Wettbewerbsunternehmen<br />
o<strong>der</strong> Zulieferern zu erwarten, ist auch<br />
die Zustimmung einer über die Betriebe gebildete<br />
Branchentarifkommission erfor<strong>der</strong>lich.<br />
In jedem Fall sollten die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Mitglie<strong>der</strong> so<br />
weitgehend einbezogen werden, dass ihnen die<br />
Möglichkeit gegeben wird, über die Empfehlungen<br />
<strong>der</strong> Tarifkommissionen abstimmen zu können.<br />
„Pforzheimer Vereinbarung“ – Abweichung vom<br />
Flächentarifvertrag<br />
3.016 Antragsteller/in: Berlin<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
stellt fest, dass die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für eine solidarische<br />
<strong>und</strong> progressive Tarifpolitik steht <strong>und</strong> Öffnungen<br />
bzw. Aushöhlungen von Flächentarifverträgen sehr<br />
kritisch gegenüber steht.<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag for<strong>der</strong>t den<br />
Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, die „Pforzheimer Vereinbarung“<br />
dahingehend einzuschränken, dass mit ihr<br />
keine Ausnahmeregelungen zum Flächentarifvertrag<br />
aus reinen profit- o<strong>der</strong> standortnationalistischen<br />
Gründen möglich sind.<br />
Die bisherige Umgangsweise mit <strong>der</strong> „Pforzheimer<br />
Vereinbarung“ wird darüber hinaus zukünftig um<br />
die Verpflichtung <strong>der</strong> verantwortlichen Gewerkschaftsinstanzen<br />
erweitert, bei entsprechenden<br />
betrieblichen bzw. unternehmensbezogenen Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />
von Beginn an auf <strong>der</strong> internationalen<br />
Ebene mit den Gewerkschaften <strong>und</strong> Belegschaften<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Konzernstandorte zusammenzuarbeiten,<br />
<strong>und</strong> zwar mit dem Ziel einer weltweiten<br />
Koordination dieser Tarifauseinan<strong>der</strong>setzungen.<br />
Betriebsnahe Tarifpolitik <strong>und</strong><br />
beteiligungsorientierte Betriebspolitik<br />
3.017 Antragsteller/in: Flensburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Tarifpolitik wird immer betriebsnäher. Die Zunahme<br />
von Werks- <strong>und</strong> Anerkennungstarifverträgen,<br />
Abweichungen vom Tarifvertrag (Pforzheim)<br />
<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Sanierungstarifverträgen dokumentieren,<br />
dass neben dem Flächen-Tarifvertrag die betriebliche<br />
Ebene an Bedeutung gewinnt. Dieser<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung stellen wir uns. Die betriebsnahe<br />
Tarifpolitik muss offensiv angegangen werden. Dabei<br />
wächst die Bedeutung <strong>der</strong> betrieblichen Gestaltung<br />
<strong>und</strong> Umsetzung von Tarifverträgen. Der<br />
Flächen-Tarifvertrag ist <strong>der</strong> Rahmen <strong>und</strong> die Basis<br />
für das Niveau <strong>der</strong> einzelnen Regelungen. Die Umsetzung<br />
dieser Regelungen (Einhaltung, Ausgestaltung,<br />
Verbesserungen o<strong>der</strong> Abweichungen)<br />
muss tarifpolitisch im Betrieb gestaltet werden.<br />
Diese Ausgestaltung muss durch die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> im<br />
Betrieb (betriebliche Tarifkommission, Vertrauensleute,<br />
etc.) geschehen. Betriebsnahe Tarifpolitik<br />
setzt an die Erwartungen <strong>und</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />
betrieblichen Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen an <strong>und</strong><br />
lädt sie zum Mitmachen ein. Betriebsnahe Tarifpolitik<br />
ist eine Chance zu Stärkung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. In<br />
<strong>der</strong> betriebsnahen Tarifpolitik ist die Beteiligung<br />
<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> unerlässlich. Das Stellvertreterprinzip<br />
muss durch eine beteiligungsorientierte Betriebspolitik<br />
ergänzt werden. Die Menschen wollen<br />
nicht nur alle vier Jahre jemanden wählen, <strong>der</strong> sich<br />
dann um die Probleme <strong>und</strong> die Lösungen kümmert,<br />
sie wollen sich auch selbst für ihre Interessen einsetzen<br />
können.<br />
Es gilt also, die Mitglie<strong>der</strong> in den Entscheidungsprozess<br />
einzubeziehen:<br />
– Die Entscheidung, ob verhandelt wird <strong>und</strong> mit<br />
welchem Ziel, muss mit den Mitglie<strong>der</strong>n diskutiert<br />
<strong>und</strong> entschieden werden (Mitglie<strong>der</strong>versammlung).<br />
– Die Wahl einer betrieblichen Tarifkommission<br />
<strong>und</strong> Verhandlungskommission durch die Mitglie<strong>der</strong><br />
ist bei einer betriebsnahen Tarifpolitik<br />
obligatorisch.<br />
70
– Eine kontinuierliche Information über den Verhandlungsstand<br />
<strong>und</strong> eine Abstimmung über<br />
das Ergebnis ist ebenfalls unerlässlich.<br />
Dort, wo die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> die Menschen in <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
mitgenommen <strong>und</strong> sie einbezogen<br />
hat, geht die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gestärkt (z. B. mehr Mitglie<strong>der</strong>,<br />
höheres Standing, breitere Funktionärsschaft<br />
etc.) aus dem Konflikt heraus. Dabei darf die Beteiligung<br />
nicht nur auf die Tarifpolitik beschränkt werden.<br />
Auch die Betriebspolitik muss beteiligungsorientierter<br />
werden. Betriebsräte <strong>und</strong> Vertrauensleute<br />
müssen stärker auf die Mitglie<strong>der</strong> zugehen <strong>und</strong> sie<br />
in ihre Arbeit einbeziehen. Zum Beispiel könnten<br />
vor Verhandlungen o<strong>der</strong> Entscheidungen über einzelne<br />
Betriebsvereinbarungen die Mitglie<strong>der</strong> über<br />
die Bestandteile, inhaltliche Ausrichtung o<strong>der</strong> Annahme<br />
abstimmen. Auch über strukturpolitische<br />
Fragen, zum Beispiel bei <strong>der</strong> ERA-Einführung, kann<br />
in Mitglie<strong>der</strong>versammlungen diskutiert <strong>und</strong> ein<br />
Meinungsbild eingeholt werden. Die VL-Arbeit wird<br />
dadurch profitieren. Viele Menschen wollen sich<br />
nicht mehr langfristig an ein Mandat binden lassen.<br />
Sie sind bereit, sich für ein konkretes <strong>und</strong> zeitlich<br />
überschaubares Vorhaben zu engagieren. Daran<br />
muss die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> anknüpfen <strong>und</strong> den Mitglie<strong>der</strong>n<br />
das Angebot zur Mitarbeit – zum Beispiel in Arbeitsgruppen<br />
o<strong>der</strong> Projekten – machen. Die Beteiligung<br />
ist eine lohnenswerte Ergänzung <strong>der</strong> bestehenden<br />
VL-Arbeit. Der aktive Stamm von Vertrauensleuten<br />
in den einzelnen Fällen wird immer wie<strong>der</strong> durch<br />
Mitglie<strong>der</strong> ergänzt werden.<br />
Die Delegierten des 21. Gewerkschaftstages for<strong>der</strong>n<br />
daher<br />
– den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, eine betriebsnahe<br />
Tarifpolitik zu gestalten.<br />
Hierzu müssen die tarifpolitischen Rahmenbedingungen<br />
geschaffen werden. Die finanziellen Ressourcen<br />
für die Bildung <strong>und</strong> Schulung von betrieblicher<br />
Tarifpolitik müssen gestärkt werden;<br />
– die Bezirksleitungen auf, dass sichergestellt<br />
wird, dass in allen betrieblichen tarifpolitischen<br />
Fällen, eine betriebliche Tarifkommission<br />
gewählt wird.<br />
Die Bezirksleitungen werden zusammen mit den jeweiligen<br />
Tarifkommissionen überprüfen, ob es<br />
sinnvoll ist, Regelungsbestandteile aus dem Flächentarifvertrag<br />
zur Ausgestaltung den betrieblichen<br />
Tarifkommissionen zu übertragen. Sie erarbeiten<br />
Bausteine zur Schulung <strong>der</strong> betrieblichen Tarifkommissionen.<br />
– die Verwaltungsstellen auf, in ihren Regionen<br />
die Strukturen für eine Mitglie<strong>der</strong>beteiligung<br />
zu schaffen. Sie stellen in Abstimmung mit den<br />
Bezirksleitungen die Schulung von betrieblichen<br />
Tarifkommissionen sicher.<br />
Betriebsnahe Tarifpolitik<br />
3.018 Antragsteller/in: Hamburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Tarifpolitik wird immer betriebsnäher. Die Zunahme<br />
von Werks- <strong>und</strong> Anerkennungstarifverträgen,<br />
Abweichungen vom Tarifvertrag (Pforzheim)<br />
<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Sanierungstarifverträgen dokumentieren,<br />
dass neben dem Flächentarifvertrag die betriebliche<br />
Ebene an Bedeutung gewinnt. Dieser Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
stellen wir uns.<br />
Die betriebsnahe Tarifpolitik muss offensiv angegangen<br />
werden. Dabei wächst die Bedeutung <strong>der</strong><br />
betrieblichen Gestaltung <strong>und</strong> Umsetzung von Tarifverträgen.<br />
Der Flächentarifvertrag ist <strong>der</strong> Rahmen<br />
<strong>und</strong> die Basis für das Niveau <strong>der</strong> einzelnen Regelungen.<br />
Die Umsetzung dieser Regelungen – Einhaltung,<br />
Ausgestaltung, Verbesserungen o<strong>der</strong> Abweichungen<br />
– muss tarifpolitisch im Betrieb gestaltet<br />
werden. Diese Ausgestaltung muss durch die <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> im Betrieb (betriebliche Tarifkommission,<br />
Vertrauensleute, etc.) geschehen. Betriebsnahe Tarifpolitik<br />
setzt an die Erwartungen <strong>und</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> betrieblichen Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen an<br />
<strong>und</strong> lädt sie zum Mitmachen ein. Betriebsnahe Tarifpolitik<br />
ist eine Chance zu Stärkung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />
In <strong>der</strong> betriebsnahen Tarifpolitik ist die Beteiligung<br />
<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> unerlässlich. Das Stellvertreterprinzip<br />
muss durch eine beteiligungsorientierte Betriebspolitik<br />
ergänzt werden. Die Menschen wollen<br />
nicht nur alle vier Jahre jemanden wählen, <strong>der</strong> sich<br />
dann um die Probleme <strong>und</strong> die Lösungen kümmert,<br />
sie wollen sich auch selbst für ihre Interessen einsetzen<br />
können. Es gilt also, die Mitglie<strong>der</strong> in den<br />
Entscheidungsprozess einzubeziehen:<br />
• Die Entscheidung, ob verhandelt wird <strong>und</strong> mit<br />
welchem Ziel, muss mit den Mitglie<strong>der</strong>n diskutiert<br />
<strong>und</strong> entschieden werden (Mitglie<strong>der</strong>versammlung).<br />
• Die Wahl einer betrieblichen Tarifkommission<br />
<strong>und</strong> Verhandlungskommission durch die Mitglie<strong>der</strong><br />
ist bei einer betriebsnahen Tarifpolitik<br />
obligatorisch.<br />
• Eine kontinuierliche Information über den Verhandlungsstand<br />
<strong>und</strong> eine Abstimmung über<br />
das Ergebnis ist ebenfalls unerlässlich.<br />
Dort, wo die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> die Menschen in <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
mitgenommen <strong>und</strong> sie einbezogen<br />
hat, geht die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gestärkt (z. B. mehr Mitglie<strong>der</strong>,<br />
höheres Standing, breitere Funktionärsschaft<br />
etc.) aus dem Konflikt heraus.<br />
Dabei darf die Beteiligung nicht nur auf die Tarifpolitik<br />
beschränkt werden. Auch die Betriebspolitik<br />
muss beteiligungsorientierter werden. Betriebsräte<br />
<strong>und</strong> Vertrauensleute müssen stärker auf die Mitglie<strong>der</strong><br />
zugehen <strong>und</strong> sie in ihre Arbeit einbeziehen.<br />
Zum Beispiel könnten vor Verhandlungen o<strong>der</strong> Entscheidungen<br />
über einzelne Betriebsvereinbarungen<br />
die Mitglie<strong>der</strong> über die Bestandteile, inhaltliche<br />
Ausrichtung o<strong>der</strong> Annahme abstimmen. Auch<br />
über strukturpolitische Fragen, zum Beispiel bei<br />
<strong>der</strong> ERA-Einführung, kann in Mitglie<strong>der</strong>versammlungen<br />
diskutiert <strong>und</strong> ein Meinungsbild eingeholt<br />
werden.<br />
Die Vertrauensleutearbeit wird dadurch profitieren.<br />
Viele Menschen wollen sich nicht mehr langfristig<br />
an ein Mandat binden lassen. Sie sind bereit, sich<br />
für ein konkretes <strong>und</strong> zeitlich überschaubares Vorhaben<br />
zu engagieren. Daran muss die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> anknüpfen<br />
<strong>und</strong> den Mitglie<strong>der</strong>n das Angebot zur Mitarbeit<br />
– zum Beispiel in Arbeitsgruppen o<strong>der</strong> Projekten<br />
– machen. Die Beteiligung ist eine lohnens-<br />
71
werte Ergänzung <strong>der</strong> bestehenden Vertrauensleutearbeit.<br />
Der aktive Stamm von Vertrauensleuten in<br />
den einzelnen Fällen wird immer wie<strong>der</strong> durch Mitglie<strong>der</strong><br />
ergänzt werden.<br />
Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />
for<strong>der</strong>n daher<br />
• den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, eine betriebsnahe<br />
Tarifpolitik zu gestalten.<br />
Hierzu müssen die tarifpolitischen Rahmenbedingungen<br />
geschaffen werden. Die finanziellen<br />
Ressourcen für die Bildung <strong>und</strong> Schulung von<br />
betrieblicher Tarifpolitik müssen gestärkt werden;<br />
• die Bezirksleitungen auf, dass sichergestellt<br />
wird, dass in allen betrieblichen tarifpolitischen<br />
Fällen eine betriebliche Tarifkommission<br />
gewählt wird. Die Bezirksleitungen werden zusammen<br />
mit den jeweiligen Tarifkommissionen<br />
überprüfen, ob es sinnvoll ist, Regelungsbestandteile<br />
aus dem Flächentarifvertrag zur Ausgestaltung<br />
den betrieblichen Tarifkommissionen<br />
zu übertragen. Sie erarbeiten Bausteine<br />
zur Schulung von betrieblichen Tarifkommissionen.<br />
• die Verwaltungsstellen auf, in ihren Regionen<br />
die Strukturen für eine Mitglie<strong>der</strong>beteiligung<br />
zu schaffen. Sie stellen in Abstimmung mit den<br />
Bezirksleitungen die Schulung von betrieblichen<br />
Tarifkommissionen sicher.<br />
Betriebsnahe Tarifpolitik – Offensives Handlungskonzept<br />
zur Stärkung des Flächentarifvertrags<br />
3.019 Antragsteller/in: Unterelbe<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> verteidigt den Flächentarifvertrag als<br />
Kristallisationskern solidarischer Tarifpolitik <strong>und</strong><br />
als Motor für die Interessen bezogene Strukturierung<br />
<strong>und</strong> Gestaltung <strong>der</strong> industriellen Arbeits- <strong>und</strong><br />
Entgeltbeziehungen.<br />
Zugleich ist <strong>der</strong> Flächentarifvertrag im Verständnis<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ein entscheiden<strong>der</strong> Anker <strong>der</strong> Tarifautonomie<br />
<strong>und</strong> des Tarifsystems in <strong>der</strong> demokratischen<br />
Gesellschaft.<br />
Flächentarifvertrag unter Feuer<br />
Das Prinzip des Flächentarifvertrags, seine ordnungspolitischen<br />
Funktionen, die Verbindlichkeit<br />
<strong>und</strong> seine Wirksamkeit werden seit geraumer Zeit in<br />
Frage gestellt. Seit Jahren richten die Arbeitgeber<strong>und</strong><br />
Wirtschaftsverbände <strong>und</strong> nicht zuletzt Teile <strong>der</strong><br />
politischen Klasse massive Angriffe auf die Tarifautonomie<br />
<strong>und</strong> das System des Flächentarifvertrages.<br />
Diese Vorstöße sind systematisch eingebettet in<br />
die sich seit fast zwei Jahrzehnten verschärfende<br />
Standortkonkurrenz <strong>und</strong> Standortdebatte.<br />
Dabei mischen sich Ideologie <strong>und</strong> tatsächliche Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
aus <strong>der</strong> Globalisierung. Den Arbeitsgeberverbänden<br />
geht es hierbei hauptsächlich<br />
um eine Verringerung des Regelungsumfangs,<br />
<strong>der</strong> Regelungstiefe sowie den Abbau von Verbindlichkeit<br />
des Flächentarifvertrages. Erreichte gewerkschaftliche<br />
Schutz- <strong>und</strong> Gestaltungselemente<br />
sollen <strong>der</strong>eguliert <strong>und</strong> materielle Tarifansprüche<br />
deutlich reduziert werden.<br />
Gegen diese Angriffe haben sich Wi<strong>der</strong>stände entwickelt<br />
<strong>und</strong> es ist teilweise gelungen, sie abzuwehren.<br />
Dennoch ist eine spürbare Erosion des Flächentarifvertrages<br />
festzustellen. Gleichzeitig kommt es<br />
zu einer deutlichen Zunahme betrieblicher Regelungen.<br />
Betriebsnahe Tarifpolitik versus Verbetrieblichung<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> unterscheidet zwischen Verbetrieblichung<br />
<strong>der</strong> Tarifpolitik als Synonym für den strategischen<br />
Ansatz <strong>der</strong> Arbeitgeberverbände, die Tarifkompetenz<br />
mehr <strong>und</strong> mehr auf die Betriebsparteien<br />
des Betriebsverfassungsgesetzes zu verlagern<br />
<strong>und</strong> dem Flächentarifvertrag durch ein Geflecht von<br />
so genannten Betriebsöffnungsklauseln seine unmittelbare<br />
<strong>und</strong> zwingende Wirkung zu nehmen <strong>und</strong><br />
betriebsnaher Tarifpolitik als strategisches offensives<br />
Gegenkonzept zur Erhaltung <strong>und</strong> Stabilisierung<br />
des Flächentarifvertrags einerseits <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ausweitung<br />
von tarifpolitischer Kompetenz für gewerkschaftliche<br />
Vertrauensleute <strong>und</strong> Betriebsräte an<strong>der</strong>erseits.<br />
Die Arbeitgeber stellen mit <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach einer<br />
weiteren Öffnung <strong>der</strong> Tarifverträge für die betriebliche<br />
Ebene das Prinzip <strong>der</strong> Öffnungsklausel<br />
möglichst ohne Entscheidungshoheit <strong>der</strong> Tarifparteien<br />
in den Mittelpunkt ihrer strategischen Ausrichtung.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist nicht bereit, diesen Weg<br />
einzuschlagen.<br />
Das Spannungsverhältnis zwischen betriebsindividuellen<br />
Interessenlagen <strong>und</strong> Bedarfen <strong>und</strong> den begrenzten<br />
Regelungstiefen des Flächentarifvertrages<br />
wird durch betriebsnahe Tarifpolitik entlastet,<br />
<strong>und</strong> zugleich die Gestaltungsfähigkeit <strong>und</strong> Identifikation<br />
<strong>der</strong> gewerkschaftlichen Interessenvertretung<br />
im Betrieb erhöht.<br />
Betriebsnahe Tarifpolitik soll die Betriebsverfassung<br />
nicht ersetzen. Betriebliche Umsetzung von<br />
Tarifverträgen durch Betriebsräte ist in vielen Fällen<br />
sinnvolle Praxis. Es reicht aber nicht aus, die Betriebsnähe<br />
des Flächentarifvertrages durch Delegierung<br />
von Aufgaben <strong>der</strong> Tarifparteien nur auf die<br />
Betriebsparteien zu legen, wie das beim Prämienentgelt<br />
o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Arbeitszeitgestaltung z. B. <strong>der</strong><br />
Fall ist.<br />
Mit betriebsnaher Tarifpolitik erweitert die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
ihre betriebliche Handlungsfähigkeit. Die <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> lässt sich als kämpferische <strong>und</strong> durchsetzungsfähige<br />
Gewerkschaft nicht auf die beschränkten<br />
Arbeitnehmer- <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnenrechte<br />
nach dem Betriebsverfassungsgesetz reduzieren,<br />
son<strong>der</strong>n ermöglicht mit allen gewerkschaftlichen<br />
Mitteln, die Schaffung <strong>und</strong> Ausweitung von tariflichen<br />
Rechtsansprüchen ihrer Mitglie<strong>der</strong> – auch <strong>und</strong><br />
gerade in Krisensituationen.<br />
Tarif-, Betriebs- <strong>und</strong> Organisationspolitik enger<br />
verknüpfen<br />
Das Konzept betriebsnaher Tarifpolitik ist geprägt<br />
durch die realen Entwicklungen <strong>und</strong> die anhaltende<br />
Diskussion über eine Reform des Flächentarifvertrages.<br />
Dabei geht die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> von einer engeren<br />
Verknüpfung von Tarif-, Betriebs- <strong>und</strong> Organisati-<br />
72
onspolitik aus <strong>und</strong> stellt damit die Tarifpolitik in einen<br />
erweiterten Bezugsrahmen.<br />
Tarifpolitische Erfolge sind in Zukunft nur noch zu erzielen,<br />
wenn die Kraft in den Betrieben dafür ausreicht<br />
– also die Kampfkraft <strong>und</strong> die Anzahl <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> in<br />
den Betrieben stimmt. Und tarifpolitische Erfolge wirken<br />
nur noch dann nachhaltig, wenn sie im Betrieb<br />
umgesetzt <strong>und</strong> wirklich gelebt werden können.<br />
Entscheidend bleibt bei <strong>der</strong> Aufwertung <strong>der</strong> betrieblichen<br />
Regulierungsebene, dass die Tarifvertragsparteien<br />
– <strong>und</strong> mithin die Gewerkschaft – als<br />
überbetriebliche Interessenvertretung – das Heft<br />
des Handelns in <strong>der</strong> Hand behalten. In den bisherigen<br />
Ansätzen einer betriebsnahen Tarifpolitik, geht<br />
es um eine Belebung <strong>der</strong> tarifpolitischen Handlungsfähigkeit<br />
im Betrieb <strong>und</strong> damit um die Aktivierung<br />
gewerkschaftlicher Strukturen <strong>und</strong> Politik.<br />
Unabhängig davon, ob es um die Umsetzung eines<br />
Tarifabschlusses, die Auseinan<strong>der</strong>setzung um Anträge<br />
nach „Pforzheim“ o<strong>der</strong> die Durchsetzung eines<br />
Ergänzungstarifvertrages geht, steht eine stärkere<br />
Beteiligung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> am tarifpolitischen<br />
Geschehen im Betrieb im Fokus.<br />
Im Zentrum je<strong>der</strong> betriebsnahen Tarifpolitik steht<br />
die aktive Selbstverantwortung <strong>und</strong> Bewegung <strong>der</strong><br />
Mitglie<strong>der</strong> (mitreden, mitentscheiden, mitverantworten),<br />
die Gewinnung neuer Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> die<br />
Stärkung <strong>und</strong> Wie<strong>der</strong>belebung gewerkschaftlicher<br />
Strukturen im Betrieb (betriebliche Tarifkommissionen,<br />
Vertrauensleute, Projektgruppen).<br />
Die Arbeitgeberverbände sehen die Betriebsräte,<br />
die an die Friedenspflicht geb<strong>und</strong>en sind, als entscheidende<br />
Regulatoren für die vom Tarifvertrag<br />
abweichenden bzw. von den Tarifvertragsparteien<br />
delegierten Sachverhalte. Die Geister scheiden<br />
sich an <strong>der</strong> Frage, wer denn die Differenzierungsvereinbarungen,<br />
beispielsweise im Rahmen zusätzlicher<br />
betrieblicher Tarifabschlüsse, zu treffen<br />
hätte, um damit die unterschiedlichen Realitäten<br />
ökonomischer Entwicklung einfangen zu können.<br />
Die Betriebsparteien ggf. mit einem betriebsverfassungsrechtlichen<br />
Konfliktlösungsinstrumentarium<br />
o<strong>der</strong> betriebliche Tarifvertragsparteien mit den<br />
Möglichkeiten des Tarifrechts?<br />
Die Arbeitgeber präsentieren den gleichen Inhalt<br />
unter immer wie<strong>der</strong> neuen Wortschöpfungen, wie z.<br />
B. <strong>der</strong> Betriebsöffnungsklausel. So gesehen haben<br />
die Arbeitgeber auf diesem Gebiet bereits nicht unerhebliche<br />
Fortschritte gemacht: Mit <strong>der</strong> Revisionsklausel<br />
aus dem Tarifabschluss 2002, mit dem so<br />
genannten Pforzheimer Abkommen im Jahre 2004,<br />
das allerdings die Entscheidungshoheit über die<br />
Abweichungen bei den Tarifparteien belässt, <strong>und</strong><br />
nicht zuletzt mit <strong>der</strong> variablen Komponente aus<br />
dem Tarifabschluss von 2006 ist es ihnen gelungen,<br />
ganz praktische Schritte in Richtung einer Verbetrieblichung<br />
zu gehen. Die entscheidende Frage dabei<br />
ist weniger, ob – o<strong>der</strong> die Tatsache, dass – überhaupt<br />
bestimmte Gegenstände auf betrieblicher<br />
Ebene verhandelt werden, son<strong>der</strong>n wie <strong>und</strong> von<br />
wem sie geregelt werden.<br />
Differenzierte Entgeltpolitik<br />
In den Betrieben findet schon differenzierte Entgeltpolitikstatt.<br />
Sie ist die Konsequenz unseres bisherigen<br />
Verständnisses solidarischer Tarifpolitik<br />
<strong>und</strong> des Tarifsystems, das die Gr<strong>und</strong>entgeltlinie<br />
durch Flächentarifvertrag fest legt <strong>und</strong> die Zuordnung<br />
von tariflichen Leistungsentgeltbestandteilen<br />
durch betriebliche differenzierte Systeme vorsieht.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bejaht die differenzierte Entgeltpolitik<br />
als Mittel zur Stabilisierung des Flächentarifvertrages<br />
<strong>und</strong> zur Ausschöpfung betriebsindividueller<br />
Spielräume. Damit setzen wir flexible betriebliche<br />
Regelungen in ggf. erstreikbaren Ergänzungstarifverträgen<br />
gegen das kollektive Betteln um Prämien<br />
<strong>und</strong> sonstige Geldzuwendungen, die im Flächentarifvertrag<br />
nicht geregelt sind.<br />
Tarifliche Eckpfeiler wie z. B. die Gr<strong>und</strong>entgeltentwicklung<br />
<strong>und</strong> Gestaltung nach ERA, die Regelarbeitszeit,<br />
o<strong>der</strong> Urlaub stehen für Differenzierung<br />
auf jeden Fall nicht zur Verfügung.<br />
Jenseits dieser Eckpfeiler des Flächentarifvertrages<br />
sind aber vielfältige Möglichkeiten von differenzierter<br />
Entgeltpolitikvorstellbar, für die <strong>der</strong> betriebliche<br />
Ergänzungstarifvertrag als vorrangiges Instrument<br />
genutzt wird.<br />
Gewerkschaftliche Handlungsoptionen ergänzen<br />
<strong>und</strong> ausweiten<br />
Bei <strong>der</strong> neoliberalen Debatte um die „Entmachtung<br />
<strong>der</strong> Gewerkschaften“, <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach Zerschlagung<br />
<strong>der</strong> Tarifkartelle <strong>und</strong> dem zunehmenden Verlust<br />
<strong>der</strong> Bindekraft <strong>der</strong> Arbeitgeberverbände ist es<br />
dringend notwendig, deutlich zu machen, dass die<br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> neben <strong>der</strong> Betriebsverfassung über eigenständige<br />
Handlungs- <strong>und</strong> Gestaltungsoptionen in<br />
<strong>der</strong> betrieblichen Tarifpolitik verfügt.<br />
In einer Zeit, in <strong>der</strong> über eine Verringerung <strong>der</strong> Regelungstiefe<br />
des Flächentarifvertrages fabuliert wird,<br />
ist die Erweiterung des gewerkschaftlichen Handlungsrahmens<br />
im Betrieb ein klares Signal an die<br />
Arbeitgeber, dass sie sich auf welchem Wege auch<br />
immer, <strong>der</strong> Regelungskompetenz <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
nicht entziehen können.<br />
Die Antwort <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf For<strong>der</strong>ungen nach Verbetrieblichung<br />
im Sinne von Übertragung <strong>der</strong> Regelungskompetenz<br />
tariflicher Regelungsgegenstände<br />
auf die friedenspflichtigen Betriebsparteien ist<br />
die betriebsnahe Tarifpolitik, die nicht in Konkurrenz,<br />
son<strong>der</strong>n als Ergänzung zum Flächentarifvertrag<br />
steht.<br />
Dies ist die notwendige Konsequenz aus den verän<strong>der</strong>ten<br />
Beteiligungsansprüchen <strong>und</strong> Individualisierungstendenzen,<br />
die nicht zuletzt durch gewerkschaftliche<br />
Tarifpolitik gewollt <strong>und</strong> beför<strong>der</strong>t wurden.<br />
Individualität in <strong>der</strong> Solidarität statt Egoismus<br />
<strong>und</strong> Ellenbogen ist ein elementares Leitmotiv betriebsnaher<br />
Tarifpolitik.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> kann an diesen Erfahrungen <strong>und</strong> Erkenntnissen<br />
nicht vorbei gehen, sie muss sie vielmehr<br />
für ihre künftige Strategie auswerten. Den Flächentarifvertrag<br />
<strong>und</strong> die Tarifautonomie zu erhalten,<br />
heißt, unter den Bedingungen eines globalisierten<br />
Wettbewerbs einerseits definierte Differenzierungserfor<strong>der</strong>nisse<br />
anzuerkennen, <strong>und</strong> gleichzeitig<br />
an<strong>der</strong>erseits die gewerkschaftliche <strong>und</strong> tarifliche<br />
Gestaltungs- <strong>und</strong> Regelungskompetenz zu erhalten,<br />
auszubauen <strong>und</strong> zu erneuern.<br />
Der Flächentarifvertrag wird sich nur stabilisieren<br />
73
lassen, wenn es gelingt, die Fel<strong>der</strong> <strong>und</strong> inhaltlichen<br />
Themen, die sich aus den Interessenlagen <strong>der</strong> Beschäftigten<br />
in den Betrieben ergeben, gemeinsam<br />
neu zu bestimmen <strong>und</strong> dafür auch gemeinsam zu<br />
mobilisieren.<br />
Mehr als bisher kommt es dabei darauf an, die Beschäftigten<br />
als Subjekte <strong>und</strong> Akteure im Betrieb mit<br />
ihren Interessen an gutem Arbeiten <strong>und</strong> Leben in<br />
die Willensbildung sowie die Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />
<strong>und</strong> Entscheidungen einzubeziehen. Eine stärkere<br />
Beteiligung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> im Prozess <strong>der</strong> Regulierung<br />
wird auch neue Formen <strong>der</strong> Regulierung<br />
auf die Tagesordnung setzen: Regelungen, die den<br />
Beschäftigten stärkere Prozessrechte einräumen<br />
<strong>und</strong> Haltegriffe <strong>und</strong> Optionen bieten – ohne auf materielle<br />
Ansprüche zu verzichten.<br />
„Betriebspolitische Offensive“ o<strong>der</strong> „Tarif aktiv“<br />
sind bezirkliche Aktionen bzw. Kampagnen, die<br />
darauf abzielen, die Belegschaften in eine Entscheidungssituation<br />
zu bringen, JA zu einer Mitgliedschaft<br />
in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu sagen <strong>und</strong> sich für die<br />
Herstellung bzw Beibehaltung <strong>der</strong> Tarifbindung zu<br />
engagieren. Solche Aktionen stellen die Beteiligung<br />
<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> ins Zentrum des gewerkschaftlichen,<br />
tariflichen <strong>und</strong> betrieblichen Handelns.<br />
Es gibt erste Erfolge, die Arbeit ist mühselig <strong>und</strong> benötigt<br />
einen langen Atem – aber es führt kein Weg<br />
daran vorbei. Auch zukünftig steht die Regulierungsfähigkeit<br />
in <strong>der</strong> Fläche im Zentrum <strong>der</strong> Identität<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Handlungsorientierung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />
Zukunftsfähig wird diese allerdings nur, wenn sie<br />
strategisch <strong>und</strong> organisationspolitisch mit <strong>der</strong> Fähigkeit<br />
zusammenkommt, auf <strong>der</strong> Ebene des Betriebes<br />
regulierend zu wirken <strong>und</strong> von den Beschäftigten<br />
mit Leben erfüllt zu werden. Den Flächentarifvertrag<br />
zu erhalten <strong>und</strong> weiter zu entwickeln – <strong>und</strong><br />
dies auch <strong>und</strong> gerade mit Inhalt <strong>und</strong> Methode betriebsnaher<br />
Tarifpolitik – dies ist kein Wi<strong>der</strong>spruch,<br />
son<strong>der</strong>n eine Ergänzung <strong>und</strong> Ausweitung <strong>der</strong> gewerkschaftlichen<br />
Handlungsoptionen.<br />
Viele Fragen sind offen <strong>und</strong> bedürfen weiterer Diskussion.<br />
Sie betreffen das System <strong>der</strong> industriellen<br />
Beziehungen als Ganzes wie die Organisationsstrukturen<br />
<strong>der</strong> Gewerkschaften. Die Grenzen zwischen<br />
Tarif- <strong>und</strong> Betriebsparteien müssen neu gezogen<br />
werden, Zuständigkeiten müssen geklärt,<br />
die Prozesse <strong>der</strong> Willensbildung <strong>und</strong> Entscheidungsfindung<br />
verän<strong>der</strong>t, die Ressourcen <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />
an<strong>der</strong>s verteilt werden.<br />
– Wie soll das Verhältnis <strong>und</strong> Zusammenspiel von<br />
Betrieb <strong>und</strong> Fläche genau aussehen?<br />
– Wie koordiniert man die betrieblichen Tarifauseinan<strong>der</strong>setzungen<br />
<strong>und</strong> Verhandlungsprozesse?<br />
– Welche Rolle haben die Hauptamtlichen, welche<br />
die Ehrenamtlichen?<br />
– Wer verhandelt als Vertreter <strong>der</strong> Gewerkschaft<br />
<strong>und</strong> wer entscheidet?<br />
– Soll es vermehrt betriebliche Tarifkommissionen<br />
geben <strong>und</strong> wenn ja, welche Rechte sollen<br />
sie haben?<br />
– Gibt es Veto-Rechte an<strong>der</strong>er Betriebe o<strong>der</strong><br />
übergeordneter Ebenen?<br />
Diese notwendige Diskussion um Zukunft <strong>und</strong><br />
Selbstverständnis <strong>der</strong> Kernaufgaben muss auf allen<br />
Ebenen <strong>der</strong> Organisation organisiert werden –<br />
die Entwicklung eines offensiven Handlungskonzeptes<br />
betriebsnaher Tarifpolitik ist entscheidend<br />
für die Zukunftsfähigkeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />
Tarifpolitik<br />
3.020 Antragsteller/in: Esslingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Bei betrieblichen Verhandlungen über Abweichungen<br />
vom Flächentarifvertrag müssen folgende<br />
Punkte berücksichtigt werden:<br />
1. Verfahrensgr<strong>und</strong>sätze<br />
– Bildung einer betrieblichen Tarifkommission<br />
– Entscheidung über ein Ergebnis durch die<br />
Mitglie<strong>der</strong> (Mitglie<strong>der</strong>versammlung o<strong>der</strong><br />
schriftliche Abstimmung)<br />
– Prüfung <strong>der</strong> wirtschaftlichen Situation des<br />
Unternehmens:<br />
Dazu bedarf es auch einer entsprechenden<br />
betriebswirtschaftlichen Gr<strong>und</strong>qualifikation<br />
<strong>der</strong> Hauptamtlichen<br />
– Kostenübernahme für wirtschaftliche Prüfung<br />
durch das Unternehmen<br />
2. Inhaltliche Eckpunkte<br />
– längerfristiges Zukunftskonzept für den Betrieb,<br />
verb<strong>und</strong>en mit festen Investitionszusagen<br />
– Kontrolle <strong>der</strong> Einhaltung von Investitionszusagen<br />
– Festschreiben <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Arbeitsplätze<br />
– eine Tarifabweichung nach unten muss befristet<br />
sein<br />
– die Schaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze<br />
– Beteiligung <strong>der</strong> Beschäftigten am Unternehmenserfolg<br />
– Regelungen zur Verkürzung <strong>der</strong> Arbeitszeit<br />
mit einem Nettolohnausgleich an Stelle eines<br />
Personalabbaus<br />
– Umsetzen des Prinzips „St<strong>und</strong>en statt Menschen<br />
entlassen"<br />
– Eingrenzung von Zeitarbeit + die Entlohnung<br />
von Zeitarbeit nach dem Prinzip „gleiche<br />
Arbeit = gleiches Entgelt“<br />
– Bei Sanierung u. Ä. die Errichtung eines begleitenden<br />
Beirates unter Beteiligung <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
– Sanktionen bei Nichteinhaltung <strong>der</strong> Vereinbarung.<br />
Um die Anfor<strong>der</strong>ungen an die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> abdecken zu<br />
können, ist es erfor<strong>der</strong>lich, die Personaldecke in<br />
den Verwaltungsstellen zu verstärken.<br />
Die Pforzheimer Vereinbarung ist <strong>der</strong>zeit nicht zurückdrehbar.<br />
Allerdings müssen bei neuen Verhandlungen<br />
folgende Themen mit dem Arbeitgeberverband<br />
verhandelt werden:<br />
– Zur Herstellung <strong>der</strong> Waffengleichheit muss im<br />
Ernstfall ein Streikrecht gelten<br />
– Schwerpunkt muss auf Sanierungs- bzw. Restrukturierungsfragen<br />
des Betriebes liegen<br />
<strong>und</strong> nicht auf Erhöhung von Gewinnen.<br />
74
Die „Pforzheimer Vereinbarung“ vom Februar 2004<br />
hat den Prozess <strong>der</strong> Erosion des Flächentarifvertrags<br />
nicht gestoppt. Durch sie wurde aber zumindest<br />
erreicht, dass betriebliche Abweichungen in<br />
geregelten Bahnen ablaufen <strong>und</strong> Wildwuchs eingedämmt<br />
werden kann. Dafür bilden die inhaltlichen<br />
Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> die Bestimmungen zur Koordination<br />
betrieblicher Tarifverhandlungen des Vorstands<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> eine wichtige Gr<strong>und</strong>lage.<br />
Da davon auszugehen ist, dass wir auch zukünftig<br />
mit betrieblichen Tarifabweichungen konfrontiert<br />
werden, ist es notwendig, Schlussfolgerungen aus<br />
den bisherigen Erfahrungen zu ziehen <strong>und</strong> unsere<br />
Gr<strong>und</strong>sätze weiter zu entwickeln.<br />
Verbetrieblichung <strong>der</strong> Tarifpolitik nicht als<br />
Sachzwang verstehen<br />
3.021 Antragsteller/in: Hanau<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Das System <strong>der</strong> Flächentarifverträge hat maßgeblich<br />
zu wirtschaftlicher Stabilität <strong>und</strong> Wachstum in<br />
<strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik beigetragen. Den betrieblichen<br />
Interessenvertretungen gelingt es jedoch immer weniger,<br />
tarifvertraglich vereinbarte Erhöhungen auch<br />
im Betrieb umzusetzen. Anrechnung an übertarifliche<br />
Entgeltbestandteile o<strong>der</strong> tarifliche Son<strong>der</strong>vereinbarungen<br />
stehen auf <strong>der</strong> Tagesordnung.<br />
Diese Entwicklung trägt mittlerweile nachhaltig dazu<br />
bei, dass sich die wirtschaftlichen <strong>und</strong> sozialpolitischen<br />
Probleme in Deutschland verstärken. Die<br />
fehlende Kaufkraft, die als Motor für wirtschaftlichen<br />
Aufschwung dient, <strong>und</strong> fehlende Zuflüsse in<br />
die Sozialversicherungen sind hierbei die zwei<br />
wichtigsten Faktoren.<br />
Die Verbetrieblichung <strong>der</strong> Tarifpolitik verstärkt diese<br />
Entwicklung. Tarifverträge müssen aber ihrer gesamtwirtschaftlichen<br />
Verantwortung gerecht werden<br />
<strong>und</strong> die Ergebnisse von Tarifverhandlungen als<br />
Rahmenbedingungen für das wirtschaftliche Handeln<br />
von allen Seiten akzeptiert werden. Wenn diese<br />
Akzeptanz sowohl gegenüber dem Tarifpartner<br />
als auch in <strong>der</strong> Politik verloren geht, müssen staatliche<br />
Maßnahmen geschaffen werden, um eine weitere<br />
soziale Spaltung <strong>der</strong> Gesellschaft zu verhin<strong>der</strong>n.<br />
Die Erosion des Flächentarifvertrags muss daher<br />
gestoppt werden, die guten Erfahrungen aus <strong>der</strong><br />
Geschichte genutzt, ausgebaut <strong>und</strong> das System <strong>der</strong><br />
Flächentarifverträge stabilisiert werden.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t deshalb<br />
– die Än<strong>der</strong>ung des § 146 <strong>und</strong> § 174 SGB III in den<br />
ursprünglichen Gesetzestext des § 116 AFG<br />
– die Einführung eines Klagerechts zur Durchsetzung<br />
von tariflichen Ansprüchen durch Gewerkschaften<br />
für ihre Mitglie<strong>der</strong><br />
– die Einführung von gesetzlichen Mindestlöhnen<br />
auf Branchenebene auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong><br />
untersten Tariflöhne <strong>der</strong> Branche, jedoch mindestens<br />
8 Euro/St<strong>und</strong>e.<br />
Neue Initiativen gegen Antistreikparagraphen<br />
3.022 Antragsteller/in: Duisburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, neue<br />
Initiativen zu ergreifen, damit <strong>der</strong> Gesetzgeber den<br />
Antistreikparagraphen (§ 146 SGB III, ehemals 116<br />
AFG) zurücknimmt, damit das durch globale Entwicklungen<br />
ohnehin belastete Kräfteverhältnis in<br />
Tarifauseinan<strong>der</strong>setzungen zwecks Erhalt <strong>der</strong> Tarifautonomie<br />
nicht gefährdet wird.<br />
Integrierte Tarif- <strong>und</strong> Betriebspolitik unter beson<strong>der</strong>er<br />
Berücksichtigung von Ostdeutschland<br />
3.023 Antragsteller/in: Bautzen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Trotz struktureller Nachteile haben wir in den letzten<br />
Jahren erfolgreiche Tarifr<strong>und</strong>en geführt.<br />
Die Verbandsbindung ist in Ostdeutschland schwächer<br />
als in Westdeutschland. Zunahmen erzielen<br />
wir überwiegend im Bereich Anerkennungstarifvertrag<br />
(ATV) <strong>und</strong> Haustarifvertrag (HTV).<br />
Seit Ende <strong>der</strong> neunziger Jahre ist es kaum mehr gelungen,<br />
1:1 Heranführungstarifverträge an die Fläche<br />
abzuschließen. Dazu sind neue Wege zu beschreiten<br />
<strong>und</strong> die Kräfte zu fokussieren <strong>und</strong> zu bündeln.<br />
Das Spannungsverhältnis zwischen Beschäftigungssicherung<br />
einerseits <strong>und</strong> Erhaltung <strong>der</strong> Tarifbindung<br />
an<strong>der</strong>erseits ist nicht abschließend diskutiert<br />
<strong>und</strong> geklärt. Es fehlt an einer abgestimmten<br />
Strategie, wie tariflose Unternehmen in die Tarifbindung<br />
kommen.<br />
Offen ist, wie man mit dem Instrument Arbeitskampf<br />
für Sozialtarifverträge weiter umgeht.<br />
Auch nach dem abgebrochenen Streik 2003 besteht<br />
längerfristig die Chance für eine Renaissance<br />
in <strong>der</strong> Arbeitszeitverkürzungspolitik. Dazu können<br />
wir einen aktiven Beitrag leisten, wenn wir qualitative<br />
Elemente <strong>der</strong> Arbeitszeitverkürzung weiterentwickeln<br />
<strong>und</strong> mit Beschäftigungspolitik verbinden:<br />
Handlungsspielräume bestehen zum Beispiel in<br />
den Fel<strong>der</strong>n altersgerechte Arbeitsplätze, Ausbildung<br />
<strong>und</strong> Arbeitsplätze für Jüngere, Qualifizierung,<br />
Vereinbarkeit von Familie <strong>und</strong> Beruf.<br />
Die Tarifstandards West-Ost gleichen sich an, allerdings<br />
auf niedrigem Niveau.<br />
In <strong>der</strong> Praxis müssen die Themenfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> Betriebspolitik,<br />
als auch <strong>der</strong> Tarifpolitik abgestimmt<br />
<strong>und</strong> verb<strong>und</strong>en werden, um nachhaltige Lösungen<br />
zu erreichen.<br />
Wir müssen unsere tarifpolitischen Gr<strong>und</strong>lagen für<br />
Betriebe mit Annerkennungstarifverträgen (ATV)<br />
<strong>und</strong> Haustarifverträgen (HTV) weiterentwickeln. Dazu<br />
gehört eine Klärung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen,<br />
<strong>der</strong> inhaltlichen Voraussetzungen, <strong>der</strong> Verfahrensregeln<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Kommunikationsgr<strong>und</strong>lagen. Dies<br />
gilt auch für nichttarifierte Bereiche, für Abweichungen<br />
vom Flächentarifvertrag (Pforzheim), zur<br />
Weiterentwicklung des Flächentarifvertrages, zur<br />
75
Sicherung <strong>und</strong> Ausbau <strong>der</strong> betrieblichen Mitbestimmung.<br />
Verb<strong>und</strong>en werden muss dies mit <strong>der</strong> Fokussierung<br />
auf die Gewinnung neuer Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> die Aktivierung<br />
<strong>und</strong> Bindung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> an die Organisation,<br />
um so die Organisationskraft zu stärken.<br />
Als Gr<strong>und</strong>lage ist ein strukturierter Erfahrungsaustausch<br />
<strong>und</strong> eine betriebspolitische Kenndatenermittlung<br />
erfor<strong>der</strong>lich.<br />
ATV- <strong>und</strong> HTV-Betriebe müssen in regulären Tarifr<strong>und</strong>en<br />
mobilisierungsfähig werden.<br />
Die Gr<strong>und</strong>sätze einer Tarifpolitik unter ostdeutschen<br />
Bedingungen sind: Der Flächentarifvertrag<br />
bleibt zentraler Bezugspunkt.<br />
Die Heranführung an die Fläche ist notwendig, aber<br />
faktisch in vielen Fällen nicht möglich (20 – 30 Prozent<br />
effektiv Differenz, 2 – 8 Euro im St<strong>und</strong>enlohn).<br />
Kennziffer für den Erfolg ist deutlicher Mitglie<strong>der</strong>zuwachs.<br />
Es darf keine Schwächung <strong>der</strong> Fläche geben<br />
<strong>und</strong> es muss zur allgemeinen Verbesserung <strong>der</strong><br />
Einkommens- <strong>und</strong> Arbeitsbedingungen führen. Die<br />
Qualität von neu abgeschlossenen Tarifverträgen<br />
muss steigen <strong>und</strong> die darin geregelten Arbeitsbedingungen<br />
müssen eine Verbesserung beinhalten.<br />
Voraussetzung für den Erfolg ist, dass reale Interessenskonflikte<br />
aufgegriffen <strong>und</strong> die Bedürfnisse <strong>der</strong><br />
Beschäftigten ernst genommen werden. Es geht<br />
darum nicht für, son<strong>der</strong>n mit den Kolleginnen <strong>und</strong><br />
Kollegen zu kämpfen, es gilt emanzipatorische Prozesse<br />
zu organisieren. Wir müssen Kommunikation<br />
verstärken, unsere Mitglie<strong>der</strong> müssen schneller,<br />
besser <strong>und</strong> weiter informiert sein, als Nichtmitglie<strong>der</strong>.<br />
Die frühzeitige Kommunikation zu Beginn des Prozesses,<br />
Transparenz <strong>und</strong> einen klare Verantwortlichkeitsstruktur<br />
sind entscheidende organisationspolitische<br />
Voraussetzungen dafür.<br />
Für die Vertrauensleutewahl 2008 sind die strategischen<br />
Gr<strong>und</strong>lagen zu schaffen: Bildung, Organisation,<br />
definierte Schwerpunkte, PR-Kampagne, Vertrauensleutearbeit<br />
ist bürgerschaftliches Engagement<br />
<strong>und</strong> in <strong>der</strong> PR-Kampagne entsprechend darzustellen.<br />
Tarifpolitik – Kündigung <strong>der</strong> Schieds- <strong>und</strong> Schlichtungsvereinbarung<br />
für die <strong>Metall</strong>industrie<br />
3.024 Antragsteller/in:<br />
Ludwigshafen-Frankenthal<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Schieds- <strong>und</strong> Schlichtungsvereinbarung für die<br />
<strong>Metall</strong>industrie vom 14.12.1979 bis zum nächstmöglichen<br />
Zeitpunkt zu kündigen.<br />
Das Schieds- <strong>und</strong> Schlichtungsabkommen zwingt<br />
uns in § 3 Abs. 4, vier Wochen nach Ablauf <strong>der</strong> Tarifverträge,<br />
zur Durchsetzung unserer For<strong>der</strong>ungen<br />
nicht zu Arbeitskampfmaßnahmen zu greifen. Diese<br />
Friedenspflicht wurde auch vereinbart um Tarifabschlüsse<br />
ohne Streik zu ermöglichen.<br />
Da die Arbeitgeberverbände in den vergangenen<br />
Jahren diese Zeit nicht genutzt haben um ernsthaft<br />
mit dem Ziel einer Einigung zu verhandeln, in den<br />
meisten Fällen wurde noch nicht mal ein Angebot<br />
unterbreitet, ist das Schieds- <strong>und</strong> Schlichtungsabkommen<br />
überflüssig geworden.<br />
Unmittelbar nach Ablauf <strong>der</strong> Tarifverträge mit Arbeitskampfmaßnahmen<br />
beginnen zu können hätte<br />
den Vorteil, früher zu einem Abschluss zu kommen.<br />
Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> Verhandlungs- u. Kampfparität<br />
– keine Friedenspflicht in Pforzheimfällen!<br />
3.025 Antragsteller/in: Unterelbe<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> betrachtet die Friedenspflicht des Flächentarifvertrages<br />
mit Antragstellung für abweichende<br />
Tarifverträge nach den Tarifvereinbarungen<br />
2004 („Pforzheimer Abkommen“) für die beantragten<br />
Regelungsgegenstände des Flächentarifvertrages<br />
für beendet.<br />
Der Vorstand wird beauftragt, zukünftig die Verhandlungs-<br />
<strong>und</strong> Kampfparität durch die Aufhebung<br />
<strong>der</strong> Friedenspflicht für die beantragten Themen bei<br />
Fortschreibung des Pforzheimer Abkommens o<strong>der</strong><br />
Ersetzung durch vergleichbare Regelung <strong>und</strong> damit<br />
die verfassungsrechtlich geschützte Tarifautonomie<br />
in diesen Fällen offensiv wie<strong>der</strong>herzustellen.<br />
Mit einer klaren Position <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zur Sicherung<br />
<strong>der</strong> Verhandlungsparität wird <strong>der</strong> Verzerrung des<br />
Kräfteverhältnisses, z. B. durch Drohung mit Standort-<br />
<strong>und</strong> Investitionsverlagerung, Erpressung <strong>und</strong><br />
Nötigung einer Anpassung von Belegschaften<br />
„nach unten“ usw. aktiv begegnet <strong>und</strong> eine offensives<br />
Herangehen in diesen betrieblichen Tarifbewegungen<br />
mit allen gewerkschaftlichen Mitteln, einschließlich<br />
des Abwehrstreikes ermöglicht – insbeson<strong>der</strong>e<br />
in den Fällen, die nur auf die Erhöhung von<br />
Renditen auf Kapitalseite ausgelegt sind.<br />
Der Vorstand wird beauftragt, mit den Bezirksleitungen<br />
<strong>und</strong> Tarifkommissionen Regelungen zu treffen,<br />
die die Friedenspflicht des Flächentarifvertrages<br />
mit <strong>der</strong> Antragstellung aussetzt <strong>und</strong> einen offensiven<br />
gewerkschaftlichen Abwehrstreik durch<br />
aktive Beteiligung <strong>der</strong> betroffenen Mitglie<strong>der</strong> möglich<br />
macht.<br />
Tarifpolitik<br />
3.026 Antragsteller/in: Nürnberg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Das so genannte „Pforzheimer Abkommen“ war<br />
<strong>und</strong> ist nie als tarifpolitischer, strategischer Ansatz<br />
zu sehen. Das muss auch so bleiben.<br />
Dieser Abschluss ist <strong>und</strong> bleibt ein Instrument um<br />
die Bedingungen <strong>und</strong> Spielregeln für abweichende<br />
Regelungen festzulegen <strong>und</strong> danach zu handeln.<br />
Dabei muss alles daran gesetzt werden, dass dieses<br />
in <strong>der</strong> Regelungshoheit <strong>der</strong> Tarifvertragsparteien<br />
bleibt. Allen For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Arbeitgeber, es<br />
mehr <strong>und</strong> mehr auf die Betriebsparteien zu verlagern,<br />
erteilt die gesamte <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> eine klare Absage.<br />
Unsere tarifpolitische Zielsetzung war <strong>und</strong> ist <strong>der</strong><br />
Flächen-Tarifvertrag, nicht „Pforzheim“.<br />
76
Aus diesem Gr<strong>und</strong> for<strong>der</strong>n wir den Vorstand auf,<br />
das Pforzheimer Abkommen dahingehend zu ergänzen,<br />
dass bei einem Antrag auf Abweichung, die<br />
Friedenspflicht, bis zu einem betrieblichen Abschluss,<br />
außer Kraft gesetzt ist.<br />
Enge Beschränkung <strong>der</strong> Friedenspflicht bei<br />
Tarifabschlüssen<br />
3.027 Antragsteller/in: Unterelbe<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Friedenspflicht <strong>der</strong> Tarifverträge <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
sollen nur auf den engen Regelungsbereich des jeweiligen<br />
Tarifvertrages – insbeson<strong>der</strong>e Flächentarifvertrages<br />
– beschränkt sein. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> lehnt<br />
den Abschluss von Tarifverträgen ab, die eine generelle<br />
Friedenspflicht (entsprechend z. B. dem<br />
„Schweizer Friedensabkommen“) auslösen.<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, keine Tarifverträge<br />
zu genehmigen o<strong>der</strong> neu abzuschließen, die eine<br />
über den engen Regelungsgegenstand hinaus gehende<br />
Friedenspflicht auslösen <strong>und</strong> damit ergänzende<br />
betriebliche Tarifbewegungen o<strong>der</strong> weitere,<br />
neue <strong>und</strong> innovative tarifvertragliche Regelungen<br />
im Flächentarifvertrag verhin<strong>der</strong>n.<br />
Nur so kann auf die Angriffe auf den Flächentarifvertrag<br />
offensiv geantwortet werden, um diesen zu<br />
stützen <strong>und</strong> zu erhalten – mit allen gewerkschaftlichen<br />
Mitteln betriebsnaher Tarifpolitik bis zu Streik<br />
<strong>und</strong> Urabstimmung.<br />
Daher wird vor jedem Tarifabschluss die Frage des<br />
Umfangs <strong>und</strong> <strong>der</strong> engen Begrenzung <strong>der</strong> Friedenspflicht<br />
von den jeweiligen Tarifkommissionen, den<br />
Bezirksleitungen <strong>und</strong> dem Vorstand gemeinsam<br />
untersucht <strong>und</strong> beraten.<br />
Einholung eines Meinungsbildes nach Vorliegen<br />
eines Verhandlungsergebnisses<br />
3.028 Antragsteller/in: Duisburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
dass bei Tarifverhandlungen in <strong>der</strong> Stahlindustrie<br />
nach Vorliegen eines Verhandlungsergebnisses<br />
ausreichend Zeit für die Einholung eines Meinungsbildes<br />
<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> bis zur Beschlussfassung<br />
durch die Tarifkommission bleibt.<br />
Differenzierung bei Tarifabschlüssen<br />
3.029 Antragsteller/in: Berlin<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, den Tarifkommissionen<br />
zu empfehlen, bei zukünftigen Tarifabschlüssen<br />
die Möglichkeit <strong>der</strong> Differenzierung<br />
von Tariferhöhungen auf betrieblicher Ebene auszuschließen.<br />
Beteiligungsorientierung in <strong>der</strong> Tarifr<strong>und</strong>e <strong>der</strong><br />
<strong>Metall</strong>industrie<br />
3.030 Antragsteller/in: Bergedorf<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Bei <strong>der</strong> Aufstellung <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ungen für die Tarifr<strong>und</strong>e<br />
beschließen künftig zunächst die regionalen<br />
Tarifkommissionen ihre For<strong>der</strong>ungen, dann äußert<br />
sich <strong>der</strong> Vorstand, um die b<strong>und</strong>eseinheitliche For<strong>der</strong>ung<br />
aufzustellen. Auf einen zeitlich vor den regionalen<br />
Tarifkommissionen liegenden Beschluss<br />
einer sogenannten For<strong>der</strong>ungsempfehlung bzw. eines<br />
For<strong>der</strong>ungskorridors durch den Vorstand wird<br />
verzichtet.<br />
Zukunftsfrage Flächentarifvertrag <strong>und</strong><br />
betriebliche (Tarif)Regelungen<br />
3.031 Antragsteller/in: Leipzig<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die steigende Anzahl von Tarifverträgen führt zu einer<br />
zunehmenden Spaltung <strong>und</strong> damit Schwächung<br />
in den Tarifauseinan<strong>der</strong>setzungen. Die Vielzahl<br />
<strong>der</strong> Tarifverträge <strong>und</strong> -auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />
sind kaum noch zu bearbeiten <strong>und</strong> zu organisieren.<br />
Das ist zugleich für die Zukunft ein Hin<strong>der</strong>nis bei <strong>der</strong><br />
Europäisierung <strong>und</strong> Internationalisierung <strong>der</strong> Tarifbewegung<br />
<strong>und</strong> für die Entwicklung globaler Gegenmacht<br />
zu globalen Kapitalinteressen.<br />
Die Perspektive für den Flächentarifvertrag <strong>und</strong> damit<br />
für die Durchsetzungsfähigkeit <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />
liegt in einer Angleichung <strong>der</strong> Tarifverträge.<br />
Das kann durch eine Überprüfung <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen<br />
Flächen- bzw. Branchengeltung erreicht werden.<br />
Auch die Bündelung von Maßnahmen <strong>und</strong> Terminen<br />
<strong>der</strong> Tarifauseinan<strong>der</strong>setzungen stärkt unsere<br />
Durchsetzungsfähigkeit.<br />
„Tarifbonus“ für <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Mitglie<strong>der</strong><br />
3.032 Antragsteller/in: Potsdam<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand ist angehalten, den Tarifkommissionen<br />
mit seiner Empfehlung zu For<strong>der</strong>ungen bei Tarifverhandlungen<br />
die Möglichkeit einzuräumen, <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong>-Mitglie<strong>der</strong> bei Tarifabschlüssen besser zu<br />
stellen. Dabei darf dasVolumen von 1 Prozent bezogen<br />
auf die tarifliche Gr<strong>und</strong>vergütung nicht überschritten<br />
werden.<br />
Tarifpolitik<br />
3.033 Antragsteller/in: Darmstadt<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Bei allen Tarifverhandlungen werden die Tarifkommissionen<br />
beauftragt, For<strong>der</strong>ungen aufzustellen,<br />
die nur für <strong>Metall</strong>er <strong>und</strong> <strong>Metall</strong>erinnen (<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-<br />
77
Mitglie<strong>der</strong>) gelten. Bei den Abschlüssen sind solche<br />
Bestandteile nur für <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Mitglie<strong>der</strong> anzustreben.<br />
Persönlicher Geltungsbereich unserer Tarifverträge<br />
ausschließlich für <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Mitglie<strong>der</strong><br />
3.034 Antragsteller/in: Saarbrücken<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Mitglie<strong>der</strong> aller Tarifkommissionen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
erhalten vom 21. Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
den Auftrag, ab <strong>der</strong> kommenden Tarifr<strong>und</strong>e für<br />
alle in Zukunft zu vereinbarenden Tarifverträge, in<br />
<strong>der</strong> Frage des Geltungsbereiches, folgende Formulierung<br />
zu for<strong>der</strong>n:<br />
Geltungsbereich; persönlich:<br />
für alle in diesen Betrieben beschäftigten Arbeitnehmer<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen, die Mitglied <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sind.<br />
Mindestlohn<br />
3.035 Antragsteller/in: Jena-Saalfeld<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Arbeitslosigkeit sei ein Problem des zu hohen<br />
Lohnniveaus, so die neoliberalen Wirtschaftswissenschaftler.<br />
Hans-Werner Sinn, Präsident des Ifo-Instituts<br />
für Wirtschaftsforschung in München, for<strong>der</strong>t:<br />
Die Löhne müssen um 10 Prozent bis 15 Prozent gesenkt<br />
werden, bei den gering Qualifizierten gar um<br />
ein Drittel Verlängerung <strong>der</strong> Arbeitszeit ohne Lohnausgleich<br />
auf 44 St<strong>und</strong>en, mindestens aber auf 42<br />
St<strong>und</strong>en Der gesetzliche Kündigungsschutz sollte<br />
für alle Betriebe abgeschafft werden Das Arbeitslosengeld<br />
II soll um etwa ein Drittel abgesenkt werden.<br />
Weg mit den starren Flächentarifen, mehr Tarifautonomie<br />
für die Betriebe.<br />
Verschiedene Untersuchungen kommen übereinstimmend<br />
zu dem Ergebnis, dass es in Deutschland<br />
bereits seit langem einen Niedriglohnsektor gibt,<br />
<strong>der</strong> seit Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre wächst <strong>und</strong> immer<br />
<strong>und</strong>urchlässiger wird. Seit <strong>der</strong> Jahrtausendwende<br />
liegt <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Beschäftigten im Niedriglohnsektor<br />
in Deutschland über dem EU-Durchschnitt.<br />
2,5 Millionen Vollzeit-Beschäftigte arbeiteten<br />
bereits Ende <strong>der</strong> neunziger Jahre zu Armutslöhnen<br />
(unter fünfzig Prozent des Durchschnittlohns),<br />
5,3 Millionen zu Prekärlöhnen (50 bis 75 Prozent<br />
des Durchschnittslohns). Die Niedriglohnschwelle<br />
liegt in Westdeutschland bei 9,58 Euro St<strong>und</strong>enlohn<br />
<strong>und</strong> in Ostdeutschland bei 6,97 Euro brutto<br />
(einschließlich Son<strong>der</strong>zahlungen).<br />
Mittlerweile werden Armutslöhne auch tariflich vereinbart,<br />
die niedrigsten Tarifst<strong>und</strong>enlöhne in<br />
Deutschland liegen unter vier Euro, so das Statistische<br />
B<strong>und</strong>esamt Anfang März 2007. Friseure in<br />
Sachsen erhalten im ersten Berufsjahr 3,82 Euro<br />
brutto pro St<strong>und</strong>e, Wach- <strong>und</strong> Kontrollpersonal im<br />
Veranstaltungsdienst in Thüringen 4,38 Euro.<br />
Gesetzliche Regelungen im Rahmen des Entsendegesetzes<br />
gibt es in Deutschland <strong>der</strong>zeit nur für das<br />
Baugewerbe, das Dachdeckerhandwerk, das Abbruchgewerbe<br />
sowie für das Maler- <strong>und</strong> Lackiererhandwerk.<br />
In den DGB-Gewerkschaften gibt es unterschiedliche<br />
Konzepte für die weitere Durchsetzung<br />
von Mindestlöhnen. Die anhaltende Diskussion<br />
darüber darf konkrete Aktivitäten jedoch nicht<br />
verhin<strong>der</strong>n.<br />
Das Bestehen <strong>und</strong> die latente Ausweitung des Niedriglohnsektors<br />
können von <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> nicht akzeptiert<br />
werden.<br />
Ziel muss sein, zum einen weiterhin die Flächentarifverträge<br />
zu stärken <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Bindekraft auszubauen,<br />
das System <strong>der</strong> Flächentarifverträge aber<br />
auch um ein System <strong>der</strong> gesetzlich flankierten Absicherung<br />
von Mindestentgelten zu ergänzen <strong>und</strong> zu<br />
stabilisieren. Die tariflich vereinbarten unteren Arbeitsentgelte<br />
zugleich als rechtsverbindliche Mindestentgelte<br />
einer Branche zu verankern, ist angesichts<br />
<strong>der</strong> oben genannten „Armutslohn-Tarife“<br />
problematisch.<br />
Daher bekräftigen die Delegierten des 21. ordentlichen<br />
Gewerkschaftstages das vom DGB – B<strong>und</strong>eskongress<br />
beschlossene Ziel eines einheitlichen<br />
Mindestlohnes für alle Branchen in Höhe von 7,50<br />
Euro brutto.<br />
Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />
for<strong>der</strong>n den Vorstand <strong>und</strong> die Bezirke<br />
auf, eine gemeinsam mit dem DGB <strong>und</strong> dessen Mitgliedsgewerkschaften<br />
abgestimmte Durchsetzungsstrategie<br />
zu entwickeln.<br />
Sicherung eines selbstständigen Lebens durch<br />
Arbeit <strong>und</strong> Mindestlöhne<br />
3.036 Antragsteller/in: Duisburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich für die Einführung eines gesetzlichen<br />
Mindestlohnes in Höhe von 7,50 Euro<br />
ein.<br />
Studierende an Berufsakademien/Studium im<br />
Praxisverb<strong>und</strong><br />
3.037 Antragsteller/in:<br />
Jugendausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Den dualen Studiengängen, <strong>der</strong> Kombination einer<br />
Berufsausbildung <strong>und</strong> einem Studium, kommt auch<br />
im Organisationsbereich <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> eine immer<br />
größere Bedeutung zu. Die Organisation dieser<br />
Ausbildungsgänge ist je nach Län<strong>der</strong>gesetzgebung<br />
unterschiedlich, allen gemein ist jedoch <strong>der</strong> Abschluss<br />
<strong>der</strong> Berufsausbildung mit einer Prüfung vor<br />
<strong>der</strong> zuständigen Kammer <strong>und</strong> einem Fachhochschul-<br />
bzw. gleichwertigen Abschluss. Da es sich<br />
bei dieser Form <strong>der</strong> Ausbildung überwiegend nicht<br />
um Berufsausbildungsgänge nach dem Berufsbildungsgesetz<br />
handelt, sind diese Studierenden<br />
nicht durchgängig im Geltungsbereich unserer Tarifverträge<br />
erfasst. Nur im Bereich <strong>der</strong> betrieblichen<br />
Mitbestimmung nach dem BetrVG ergeben sich für<br />
78
Betriebsräte <strong>und</strong> Jugend- <strong>und</strong> Auszubildendenvertretungen<br />
Möglichkeiten, die Ausbildungsbedingungen<br />
für diesen Personenkreis zu regeln, hiervon<br />
sind aber gemäß <strong>der</strong> Regelungen des § 77 Abs. 3<br />
BetrVG Regelungen u. a. zur Arbeitszeit, Entgelt <strong>und</strong><br />
Urlaubsanspruch ausgenommen.<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, dafür Sorge zu tragen,<br />
dass in den kommenden Tarifr<strong>und</strong>en in allen<br />
Tarifgebieten <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> tarifvertragliche Regelungen<br />
für diesen Personenkreis in die Tariffor<strong>der</strong>ungen<br />
aufgenommen werden.<br />
Mindestens ist dabei folgendes zu regeln:<br />
Übernahme sämtlicher Kosten des Studiums <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> Berufsausbildung, inkl. <strong>der</strong> Studiengebühren,<br />
durch den Arbeitgeber.<br />
Unbefristete Übernahme nach <strong>der</strong> Ausbildung für<br />
mindestens 12 Monate.<br />
Bezahlung bis zur bestandenen Abschlussprüfung<br />
vor <strong>der</strong> zuständigen Stelle (IHK/HWK) entsprechend<br />
<strong>der</strong> Ausbildungsvergütung, im Anschluss angelehnt<br />
an die tatsächliche Tätigkeit.<br />
Eine stärkere Ausrichtung <strong>der</strong> betrieblichen Ausbildung<br />
am Berufsbildungsgesetz. Dazu gilt es, sich<br />
insbeson<strong>der</strong>e an den Bestimmungen des Abschnitts<br />
Berufsausbildungsverhältnis des Berufsbildungsgesetzes<br />
zu orientieren.<br />
Ein expliziter Hinweis auf die Mitbestimmung des<br />
Betriebsrates bei <strong>der</strong> Durchführung von Maßnahmen<br />
<strong>der</strong> betrieblichen Berufsbildung während <strong>der</strong><br />
Betriebsphasen.<br />
Eine Stärkung <strong>der</strong> Lernortkooperation zwischen Betrieb<br />
<strong>und</strong> Berufsakademie bzw. Träger an<strong>der</strong>er außerbetrieblicher<br />
Maßnahmen.<br />
Lernmittelfreiheit im gesamten Studium.<br />
Einheitliche Regelungen zum Zeitpunkt <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
Zahlungsweise <strong>der</strong> Ausbildungsvergütung.<br />
Betriebliche Ausbildungszeit unterliegt den Bestimmungen<br />
<strong>der</strong> geltenden Branchentarifverträge<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />
Freizeitausgleich bei Verlängerung <strong>der</strong> täglichen<br />
Ausbildungszeit im Betrieb.<br />
Fortzahlung <strong>der</strong> Ausbildungsvergütung während <strong>der</strong><br />
Studienphase, in Urlaubszeit, bei Freistellung für<br />
Prüfungen, Ausfall von Berufsausbildung, Krankheit<br />
im Sinne des Entgeldfortzahlungsgesetz <strong>und</strong> bei Arbeitsunfällen.<br />
Die Fortzahlung <strong>der</strong> Ausbildungsvergütung<br />
soll weiterhin bei Son<strong>der</strong>urlaub erfolgen.<br />
Ankündigungsfrist des Arbeitgebers bei <strong>der</strong> Absicht<br />
zur Nichtübernahme nach abgeschlossenem<br />
Studium.<br />
Stillschweigende Übernahme analog dem Bürgerlichen<br />
Gesetzbuch.<br />
Qualifizierung <strong>und</strong> Bekanntgabe <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Ausbildung<br />
betreuten Beschäftigten.<br />
Studien- <strong>und</strong> Versetzungspläne für alle Studierenden<br />
<strong>der</strong> Berufsakademie, die sachlich <strong>und</strong> zeitlich<br />
nach Kenntnissen <strong>und</strong> Fertigkeiten geglie<strong>der</strong>t sind.<br />
Für verursachte Schäden haftet <strong>der</strong>/die Studierende<br />
lediglich im Fall grober Fahrlässigkeit. Ein etwaiger<br />
Schadensausgleich ist unter Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> persönlichen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Verhältnisse<br />
zu treffen.<br />
Regelungen, die Studierende schlechter stellen als<br />
ein Tarifvertrag, das Berufsbildungsgesetz o<strong>der</strong> eine<br />
sonstige gesetzliche Bestimmung, sind nichtig.<br />
Die Beilegung von Streitigkeiten erfolgt in erster Linie<br />
zwischen Arbeitgeber <strong>und</strong> Betriebsrat. Kommt<br />
es hierbei zu keiner Einigung, werden die Tarifvertragsparteien<br />
angerufen.<br />
Ohne Druck keinen Ruck<br />
Der Mobilisierung dieser Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen<br />
kommt für die Durchsetzung <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ungen eine<br />
immense Bedeutung zu. Hierzu gilt es entsprechende<br />
Ansprachekonzepte zu entwickeln. Bisher ist <strong>der</strong><br />
Kontakt <strong>der</strong> betrieblichen Interessenvertreter/-innen<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Organisation zu diesem Personenkreis<br />
eher gering.<br />
Entsprechende Handlungshilfen <strong>und</strong> Materialien<br />
zur Ansprache <strong>und</strong> Mobilisierung dieses Personenkreises<br />
sind zu erstellen.<br />
Tarifvertragliche Regelung für Berufsakademiker<br />
<strong>und</strong> Studierende in dualen Studiengängen<br />
3.038 Antragsteller/in: Aschaffenburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Studierende an Berufsakademien <strong>und</strong> in dualen<br />
Studiengängen (FH-Studierende mit vertiefter Praxis),<br />
die einen Vertrag mit einem ausbildenden Betrieb<br />
haben, sind in die Geltungsbereiche bestehen<strong>der</strong><br />
<strong>und</strong> zukünftiger Mantel- <strong>und</strong> Einzeltarifverträge<br />
aufzunehmen.<br />
Übernahme von Ausgebildeten<br />
3.039 Antragsteller/in: Duisburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich verstärkt dafür ein, tarifvertragliche<br />
Regelungen zur Übernahme nach <strong>der</strong> Ausbildung<br />
zu schaffen.<br />
Lehrmittelfreiheit für Auszubildende<br />
3.040 Antragsteller/in: Riesa<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Bei zukünftigen Tarifverhandlungen in allen Branchen<br />
als For<strong>der</strong>ungsbestandteile die Lehrmittelfreiheit<br />
sowie die Kosten für Fahrt <strong>und</strong> Unterbringung<br />
bei externer Ausbildung von Auszubildenden aufzunehmen.<br />
Lehrmittelfreiheit für Auszubildende<br />
3.041 Antragsteller/in: Dresden<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Bei zukünftigen Tarifverhandlungen in allen Branchen<br />
als For<strong>der</strong>ungsbestandteile die Lehrmittelfreiheit, sowie<br />
die Kosten für Fahrt <strong>und</strong> Unterbringung bei externer<br />
Ausbildung von Auszubildenden aufzunehmen.<br />
79
Lernmittelfreiheit für Auszubildende<br />
3.042 Antragsteller/in: Duisburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> soll die For<strong>der</strong>ung nach Lernmittelfreiheit<br />
für Auszubildende zu einer generellen For<strong>der</strong>ung<br />
in ihrer Tarifpolitik machen.<br />
Än<strong>der</strong>ungen im § 10 MTV Arbeitsversäumnis –<br />
Arbeitsverhin<strong>der</strong>ung<br />
3.043 Antragsteller/in: Trier<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
– Die unter Punkt 1, Abs. b Formulierung Ehefrau<br />
in Partnerin<br />
– Die unter Punkt 1, Abs. c Formulierung Ehegatte<br />
in Partner<br />
– Die unter Punkt 1, Abs. d Formulierung Ehegatte<br />
in Partner<br />
– Die unter Punkt 2, Abs. a Formulierung Ehegatte<br />
in Partner<br />
Mindestlohn<br />
3.044 Antragsteller/in: Berlin<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, sich für<br />
einen gesetzlichen Mindestlohn einzusetzen.<br />
Zur Ausgestaltung des gesetzlichen Mindestlohnes<br />
sind folgende Gr<strong>und</strong>sätze zu beachten:<br />
Der Mindestlohn soll nicht nach Ost <strong>und</strong> West unterschieden<br />
werden.<br />
Neben einem Mindestlohn für Tätigkeiten, die eine<br />
geringe Qualifikation erfor<strong>der</strong>n, soll<br />
es einen Mindestlohn für Tätigkeiten geben, die eine<br />
Berufsausbildung erfor<strong>der</strong>n.<br />
Der Mindestlohn soll 50 % des Durchschnittslohns<br />
betragen.<br />
Der Mindestlohn soll jährlich dynamisiert werden.<br />
Der Gesetzgeber hat dazu u.a. die<br />
Tarifvertragsparteien zu konsultieren <strong>und</strong> mindestens<br />
den Preisindex zu beachten.<br />
Es sind wirksame Kontrollmechanismen <strong>und</strong> Sanktionsmöglichkeiten<br />
zur<br />
Durchsetzung des Mindestlohns zu schaffen.<br />
Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes<br />
3.045 Antragsteller/in: Ludwigsfelde<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Arbeitslohn muss die Lebenshaltungskosten dekken.<br />
Auf dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> anhaltenden Massenarbeitslosigkeit<br />
war es den Arbeitgebern <strong>und</strong> Arbeitsgeberinnen<br />
– flankiert von neoliberalen Ideologen<br />
in Politik, Wirtschaftswissenschaft <strong>und</strong> Medien –<br />
gelungen, in einigen Wirtschaftsbereichen die Löhne<br />
auf o<strong>der</strong> sogar unter das Existenzminimum zu<br />
drücken.<br />
Da die normensetzende Kraft <strong>der</strong> Tarifverträge nicht<br />
mehr bis in alle Betriebe o<strong>der</strong> Dienstleistungsunternehmen<br />
durchdringt, ist ein Eingreifen des Gesetzgebers<br />
erfor<strong>der</strong>lich, um den Zustand „arm trotz Arbeit“<br />
zu unterbinden. Es ist sicherzustellen, dass<br />
die Arbeit in einer Vollzeitstelle eine menschenwürdige<br />
Existenz ohne zusätzliche Alimentierung<br />
durch Sozialleistungen ermöglicht. Unternehmen,<br />
die nicht in <strong>der</strong> Lage sind, ihren Arbeitnehmern <strong>und</strong><br />
Arbeitnehmerinnen existenzsichernde Löhne zu<br />
zahlen, haben keine Existenzberechtigung.<br />
Die Praxis in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> EU beweist, dass<br />
ein existenzsichern<strong>der</strong> Mindestlohn im Saldo keineswegs<br />
Arbeitsplätze kostet. Durch die Einsparung<br />
von ergänzenden Sozialleistungen findet – im<br />
Gegensatz zu „Kombi-Lohn-Modellen“ – sogar eine<br />
Entlastung öffentlicher Kassen statt.<br />
Ohne staatliches Eingreifen würde die absehbare<br />
Migration im Zuge <strong>der</strong> EU-Osterweiterung eine weitere<br />
R<strong>und</strong>e <strong>der</strong> Lohnsenkung in zahlreichen Wirtschaftsbereichen<br />
auslösen.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t deshalb den Gesetzgeber auf:<br />
– die Tariflöhne zum Maßstab für allgemeinverbindlich<br />
geltende Mindestlöhne zu machen,<br />
– Scheintarifverträge von nicht repräsentativen<br />
Organisationen mit gewerkschaftlichem Anspruch<br />
außer Betracht zu lassen,<br />
– einen St<strong>und</strong>enlohn von 8 Euro als gesetzlichen<br />
Mindestlohn festzulegen.<br />
Mindestauszubildendenvergütung<br />
3.046 Antragsteller/in: Berlin<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag stellt fest,<br />
dass Auszubildende eine zur Teilhabe am ökonomischen,<br />
kulturellen, sozialen <strong>und</strong> politischen Leben<br />
ausreichende Auszubildendenvergütung benötigen.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e durch die Ausweitung von außerbetrieblichen<br />
Ausbildungsformen <strong>und</strong> die Ausbreitung<br />
tariffreier <strong>und</strong> tarifschwacher Zonen leben<br />
immer mehr Jugendliche in einer von Dritten abhängigen<br />
<strong>und</strong> unzureichenden ökonomischen Situation.<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
for<strong>der</strong>t deshalb den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, in<br />
Zusammenarbeit mit den an<strong>der</strong>en DGB-Gewerkschaften<br />
ein Konzept für die gesetzliche Verankerung<br />
einer solchen Mindestauszubildendenvergütung<br />
zu entwickeln <strong>und</strong> sich im Zuge von Verhandlungen<br />
über Mindestlöhne in Kooperation mit den<br />
DGB-Gewerkschaften, mit den Parteien <strong>und</strong> <strong>der</strong> Regierung<br />
ebenso für eine Mindestauszubildendenvergütung<br />
einzusetzen.<br />
80
Altersvorsorgewirksame Leistungen AVWL<br />
3.047 Antragsteller/in: Aschaffenburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> die zuständigen Tarifkommissionen<br />
werden aufgefor<strong>der</strong>t, die altersvorsorgewirksame<br />
Leistungen AVWL in voller Höhe<br />
für alle Beschäftigten, d. h. auch für Auszubildende<br />
<strong>und</strong> Studierende in dualen Studiengängen tarifwirksam<br />
zu verankern.<br />
Altersvermögenswirksame Leistungen<br />
Tarifvertrag – Umsetzung<br />
3.048 Antragsteller/in: Bamberg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, darauf hinzuwirken,<br />
dass in Betriebsvereinbarungen zu den altersvermögenswirksamen<br />
Leistungen (avwL), die diese<br />
als Direktzusage des Arbeitgebers umsetzen, die<br />
Sozialabgabenersparnis des Arbeitgebers für Beschäftigte<br />
in einem Aufstockungsbetrag (prozentualer<br />
Arbeitgeberzuschuss) festgelegt wird. Die<br />
eingesparten Sozialabgaben sollen den Beschäftigten<br />
zu Gute kommen <strong>und</strong> nicht beim Arbeitgeber<br />
verbleiben.<br />
Die guten Beispiele von abgeschlossenen Betriebsvereinbarungen<br />
sollten bekannt gemacht werden<br />
<strong>und</strong> den Verwaltungsstellen <strong>und</strong> Betriebsräten als<br />
Beispiel zur Umsetzung in den Betrieben zur Verfügung<br />
gestellt werden. Dadurch kann ein guter Tarifabschluss<br />
mit einem zusätzlichen Gewinn für die<br />
Mitglie<strong>der</strong> im Betrieb umgesetzt werden. Das kann<br />
auch zur Mitglie<strong>der</strong>werbung genutzt werden. Wir<br />
müssen unsere Erfolge verkaufen.<br />
Tarifeinkommen für Praktikanten <strong>und</strong><br />
Praktikantinnen<br />
3.049 Antragsteller:<br />
Jugendausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Zunehmend beschäftigen Unternehmen Praktikanten<br />
<strong>und</strong> Praktikantinnen ohne Vergütung. Diese haben<br />
nicht selten ein abgeschlossenes Studium beziehungsweise<br />
eine abgeschlossene Ausbildung.<br />
Das führt zu einer Erosion <strong>der</strong> Entgeltbedingungen<br />
<strong>und</strong> bringt die Praktikanten <strong>und</strong> Praktikantinnen in<br />
eine ökonomisch unzumutbare Situation. Auch weiterhin<br />
sollte das Ziel eines Praktikums einerseits in<br />
<strong>der</strong> Weckung von Interessen für bestimmte Arbeitsfel<strong>der</strong><br />
<strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits im Erlernen <strong>und</strong> Vertiefen<br />
von praktischen Fähigkeiten in speziellen Bereichen<br />
bestehen.<br />
Sowohl für Praktikanten <strong>und</strong> Praktikantinnen während<br />
ihrer Ausbildung als auch nach Abschluss dieser<br />
ist eine Vergütung für Praktika tarifvertraglich<br />
zu regeln. Eine unentgeltliche Beschäftigung ist<br />
generell abzulehnen. Da es keine gesetzlichen<br />
Standards für Praktika-Vergütung gibt, kann zunächst<br />
nur tariflich eine Regelung angestrebt werden.<br />
Dazu erarbeitet <strong>der</strong> Vorstand in Zusammenarbeit<br />
mit an<strong>der</strong>en Funktionsbereichen, eine Analyse <strong>der</strong><br />
aktuellen Situation sowie Info-Materialien für Betriebsräte<br />
<strong>und</strong> Jugend- <strong>und</strong> Auszubildendenvertretungen<br />
zum Thema Praktikum.<br />
Beson<strong>der</strong>s wichtig ist hierbei, mit Betriebsräten zu<br />
klären, in welchen Betrieben Praktikanten <strong>und</strong><br />
Praktikantinnen zu welchen Bedingungen beschäftigt<br />
sind <strong>und</strong> werden.<br />
Festgeldfor<strong>der</strong>ungen<br />
3.050 Antragsteller/in: Halle<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Delegierten for<strong>der</strong>n den Vorstand auf, den Tarifkommissionen<br />
zu empfehlen, in Tarifverhandlungen<br />
anstelle von gleichgroßen prozentualen Steigerungsraten<br />
für alle Lohn-, Gehalts- bzw. Entgeltgruppen<br />
pauschale Zulagen anzustreben, die für alle<br />
Gruppen gleich groß sind, damit die finanzielle<br />
Differenzierung zwischen den jeweiligen Lohn-, Gehalts-<br />
bzw. Entgeltgruppen sich nicht weiter verstärken.<br />
Die bisher praktizierte Verfahrensweise <strong>der</strong> prozentualen<br />
Anhebung hat dazu geführt, dass die Geldwertdifferenz<br />
zwischen den jeweiligen Gruppen immer<br />
größer geworden ist. Auch die Einführung <strong>der</strong><br />
Entgeltrahmentarifverträge verän<strong>der</strong>t diesen Umstand<br />
nicht. Eine weitere Zunahme dieser Entlohnungsunterschiede<br />
ist we<strong>der</strong> tätigkeitsbezogen<br />
noch sozial zu rechtfertigen. Die <strong>der</strong>zeit vorhandene<br />
Abstufung ist für eine leistungsgerechte Entlohnung<br />
ausreichend.<br />
Einkommen zum Auskommen – Anhebung<br />
unterer Entgeltgruppen<br />
3.051 Antragsteller/in: Berlin<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, bei<br />
den Empfehlungen zu den Tarifr<strong>und</strong>en von reinen<br />
Prozentfor<strong>der</strong>ungen Abstand zu nehmen. In <strong>der</strong> tarifpolitischen<br />
Diskussion sind Lösungen zu finden,<br />
die eine weitere Spreizung zwischen den Entgeltgruppen<br />
begrenzen.<br />
Einmalzahlungen<br />
3.052 Antragsteller/in: Halberstadt<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Einmalzahlungen sollen sich nur auf Zeiträume zwischen<br />
Abschluss <strong>und</strong> Auslaufen des jeweiligen Tarifvertrages<br />
beschränken. Darüber hinausgehende<br />
Einmalzahlungen sind abzulehnen. Einmalzahlungen,<br />
die darüber hinausgehen, führen nicht zu einer<br />
dauerhaften Entgeltsteigerung <strong>und</strong> tragen zum<br />
81
Abkoppeln <strong>der</strong> Beschäftigten von <strong>der</strong> allgemeinen<br />
Entgeltentwicklung bei.<br />
Vereinbarungen über die Höhe von Einmalzahlungen<br />
dürfen nicht durch Öffnungsklauseln den Betriebsparteien<br />
überlassen bleiben. Betriebsräte geraten<br />
hierbei allzu oft unter Druck <strong>der</strong> Arbeitgeber<br />
<strong>und</strong> Arbeitgeberinnen, dem sie aus scheinbar nachvollziehbaren<br />
betriebswirtschaftlichen Gründen<br />
nicht standhalten können.<br />
Tarifverträge, die Einmalzahlungen vorsehen, haben<br />
die gleich hohe Einmalzahlung für alle Beschäftigten<br />
zu beinhalten.<br />
Höhere Einmalzahlungen für höhere Entgeltgruppen,<br />
als für niedrigere Entgeltgruppen, sind abzulehnen.<br />
Tarifpolitik<br />
3.053 Antragsteller/in: Schwäbisch Hall<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Delegierten des Gewerkschaftstages lehnen eine<br />
differenzierte Tarifpolitik <strong>und</strong> betriebliche Öffnungsklauseln<br />
ab.<br />
Tariferhöhungen müssen weiterhin strukturwirksam<br />
sein.<br />
Einmalzahlungen dürfen nur den Betrag <strong>der</strong> zurückliegenden<br />
Monate ab Ablauf des Tarifvertrages abdecken.<br />
Diese Einmalzahlungen dürfen nicht ertrags-<br />
bzw. umsatzabhängig <strong>und</strong> auf <strong>der</strong> betrieblichen<br />
Ebene nicht erneut verhandelbar sein.<br />
Tarifverträge sind <strong>und</strong> bleiben Mindestnormen, die<br />
durch Verhandlungen <strong>der</strong> Betriebsparteien nicht<br />
unterschritten werden dürfen.<br />
Keine mehrstufige Tarifpolitik<br />
3.054 Antragsteller/in: Freudenstadt<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t im<br />
Rahmen seiner Koordinierungsaufgaben Sorge dafür<br />
zu tragen, dass in <strong>der</strong> Tarifpolitik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
einheitliche <strong>und</strong> durchgängige, den § 77 Abs. 3 Betriebsverfassungsgesetz<br />
<strong>und</strong> dem § 4 Tarifvertragsgesetz<br />
einschließende <strong>und</strong> zu berücksichtigende<br />
Regelungen durch- <strong>und</strong> umgesetzt werden.<br />
Für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sind <strong>und</strong> bleiben tarifpolitische Rahmenbedingungen<br />
in allen relevanten Zuständigkeitsbereichen<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> verbindlich <strong>und</strong> diese sind<br />
nicht ohne unmittelbare Beteiligung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> als<br />
Tarifvertragspartei auszugestalten. Die Umsetzung<br />
<strong>und</strong> Weiterentwicklung auf betriebsverfassungsrechtlicher<br />
Ebene von Tarifpolitik darf <strong>und</strong> kann im<br />
Rahmen <strong>der</strong> Tarifverträge keinen materiellen negativen<br />
Charakter für die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> haben.<br />
Es ist ein Wi<strong>der</strong>spruch in sich, wenn die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
die Wichtigkeit des Tarifvorrangs nach § 77 Abs. 3<br />
Betriebsverfassungsgesetz betont <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits<br />
durch Öffnungsklauseln in Tarifverträgen die<br />
Betriebsparteien zu Entscheidungen bevollmächtigt,<br />
die materiell <strong>und</strong> im Volumen Tarifvertragsinhalte<br />
regeln.<br />
Wenn über abgestufte Tarifvereinbarungen betriebsbezogene<br />
Variationsmöglichkeiten eingeräumt<br />
werden, sind diese ausschließlich bei den Tarifvertragsparteien<br />
anzusiedeln. Tarifvertragsinhalte<br />
dürfen nicht auf die Ebene von Betriebsvereinbarungen<br />
delegiert werden.<br />
Ablehnung Tarifpauschale bei<br />
Tarifverhandlungen<br />
3.055 Antragsteller/in: Ostbrandenburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird bei allen zukünftigen Tarifverhandlungen<br />
generell Tarifpauschalen ablehnen.<br />
Tarifpauschalen wirken nicht nachhaltig. Sie gehen<br />
nicht in die Tabellen ein <strong>und</strong> tragen somit nicht zur<br />
langfristigen Verbesserung <strong>der</strong> Lebensverhältnisse<br />
unserer Mitglie<strong>der</strong> bei.<br />
Tarifpauschalen haben eine lähmende Wirkung auf<br />
die Streikfähigkeit in unseren Betrieben, da lei<strong>der</strong><br />
viele unserer Mitglie<strong>der</strong> sich von den Summen <strong>der</strong><br />
Pauschalen blenden lassen <strong>und</strong> die Kurzfristigkeit<br />
außer acht lassen. Der Aspekt <strong>der</strong> steuerlichen Betrachtung<br />
spielt hierbei auch eine wichtige Rolle.<br />
Während von Tarifpauschalen nur etwa die Hälfte<br />
im Portemonnaie <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> ankommt, ist bei<br />
einer monatlichen prozentualen Tarifsteigerung<br />
mehr Geld in den Taschen <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>.<br />
Für die Arbeitgeber <strong>und</strong> Arbeitgeberinnen sind Pauschalen<br />
zudem ein Werkzeug, die Wirkung von Flächentarifen<br />
auszuhebeln, indem sofort Härteklauseln,<br />
Varianten von Auszahlungsterminen <strong>und</strong> ähnliches<br />
vereinbart werden. Der Ungleichbehandlung<br />
von Betrieben <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>n werden somit Tür<br />
<strong>und</strong> Tor geöffnet. Weiterhin werden die Tarifpauschalen<br />
durch die Arbeitgeber <strong>und</strong> Arbeitgeberinnen<br />
benutzt, um sie gegen betriebliche Vereinbarungen<br />
zu Ergebnisbeteiligungen, Gewinnbeteiligungen<br />
o<strong>der</strong> Erfolgsprämien gegenzurechnen.<br />
Tarifverträge zur Qualifizierung<br />
3.056 Antragsteller/in: Halle<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Qualifizierung steht im Mittelpunkt für die gegenwärtigen<br />
<strong>und</strong> zukünftigen Beschäftigungschancen<br />
<strong>der</strong> Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen. Qualifizierte<br />
Beschäftigte sind an<strong>der</strong>erseits unerlässlich<br />
für die Innovations- <strong>und</strong> Zukunftsfähigkeit <strong>der</strong> Unternehmen.<br />
Die bisher in den Branchen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> abgeschlossenen<br />
Tarifverträge zur Qualifizierung stärken<br />
sowohl die kollektiven Rechte <strong>der</strong> betrieblichen<br />
Interessenvertreter <strong>und</strong> Interessenvertreterinnen,<br />
als auch die individuellen Rechte <strong>der</strong> Beschäftigten.<br />
Die Tarifkommissionen aller übrigen Branchen <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> werden aufgefor<strong>der</strong>t ebenfalls Verhandlungen<br />
zur Durchsetzung von Tarifverträgen zur<br />
Qualifizierung zu beschließen. Eine Ausweitung <strong>der</strong><br />
wöchentlichen Arbeitszeit zum Zwecke <strong>der</strong> Weiter-<br />
82
ildung darf jedoch nicht Bestandteil <strong>der</strong> Tarifverträge<br />
werden.<br />
Schaffung altersgerechter Arbeitsplätze<br />
3.057 Antragsteller/in: Hannover<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die faktische Verlängerung <strong>der</strong> Lebensarbeitszeit<br />
muss gravierende Auswirkungen auf die Gestaltung<br />
<strong>der</strong> Arbeitsplätze haben. Auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage von Tarifverträgen<br />
sollte die Gestaltung von altersgerechten<br />
Arbeitsplätzen in den Betrieben vorangetrieben<br />
werden.<br />
Erst mit Hilfe von Tarifverträgen sind qualifizierte<br />
Betriebsvereinbarungen flächendeckend realistisch.<br />
Der Tarifvertrag zur „Gestaltung des demographischen<br />
Wandels in <strong>der</strong> Stahlindustrie„ kann<br />
tarifpolitischer Ansatzpunkt sein.<br />
Tarif- <strong>und</strong> Betriebspolitik unter den Bedingungen<br />
altern<strong>der</strong> Belegschaften<br />
3.058 Antragsteller/in: Stuttgart<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Tarif- <strong>und</strong> Betriebspolitik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> braucht<br />
eine neue Schwerpunktsetzung, die den verän<strong>der</strong>ten<br />
Bedingungen aus alternden Belegschaften einerseits<br />
<strong>und</strong> sich beispielsweise ständig verschärfenden<br />
Arbeitsbedingungen, wechselnden Qualifikationsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
usw. an<strong>der</strong>erseits, als das<br />
gesamte Arbeitsleben begleitende Politik gerecht<br />
wird. Obwohl wir gesetzliche <strong>und</strong> tarifliche Regelungen<br />
anstreben, die einen flexibleren Ausstieg<br />
aus dem Erwerbsleben ermöglichen werden, wird<br />
das erhöhte Rentenzugangsalter verb<strong>und</strong>en mit<br />
steigenden Rentenabschlägen bei drastisch sinken<strong>der</strong><br />
Rente für Viele Erwerbsarbeit in höherem<br />
Lebensalter als heute erzwingen. Diesen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
muss sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> mit ihrer Tarif<strong>und</strong><br />
konkreten Betriebspolitik stellen. Die Gestaltung<br />
konkreter Arbeits- <strong>und</strong> Leistungsbedingungen<br />
muss wie<strong>der</strong> zum Schwerpunkt gewerkschaftlicher<br />
Politik gemacht werden. Dabei kommt es vor allem<br />
darauf an, die vielen vorhandenen Einzelprojekte<br />
<strong>und</strong> Themenfel<strong>der</strong>, wie z. B. „Gute Arbeit“, vorhandene<br />
Tarifregelungen, z. B. Qualifizierungstarifverträge<br />
aus ihrer Randständigkeit herauszuführen<br />
<strong>und</strong> zu einem in sich geschlossenen, ganzheitlichen<br />
Projekt zusammenzuführen. Dieses Projekt<br />
muss die Themenfel<strong>der</strong> Arbeitsorganisation <strong>und</strong><br />
Arbeitsplatzgestaltung, Arbeitszeit <strong>und</strong> Leistungspolitik,<br />
Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz <strong>und</strong> Qualifizierungspolitik<br />
zusammenführen <strong>und</strong> mittels konkreter<br />
Handlungsanleitung zum Nach-ERA-Schwerpunkt<br />
unserer mittelfristigen Betriebspolitik <strong>und</strong><br />
daraus abgeleiteter Tarifpolitik werden. Es kommt<br />
bei <strong>der</strong> Bearbeitung dieses Themenschwerpunktes<br />
weniger darauf an, ständig weitere tarifliche Regelungen<br />
zu produzieren, als zunächst darauf, die vorhandenen<br />
in den Betrieben Wirklichkeit werden zu<br />
lassen. Das bedarf <strong>der</strong> Schwerpunktsetzung in <strong>der</strong><br />
gesamten Organisation sowie <strong>der</strong> konkreten Handlungsanleitung<br />
<strong>und</strong> Hilfestellung in <strong>der</strong> betrieblichen<br />
Umsetzung.<br />
Arbeitsgestaltung<br />
Eine herausragende Rolle zur erfolgreichen Umsetzung<br />
dieses Themenschwerpunktes kommt dabei<br />
<strong>der</strong> Revitalisierung gewerkschaftlicher Arbeitsgestaltungspolitik<br />
zu. Der zunehmenden Retaylorisierung<br />
<strong>und</strong> Monotonisierung von Arbeit, <strong>der</strong> immer<br />
kurzzyklischeren Arbeitsverrichtung, <strong>der</strong> enormen<br />
Intensivierung von Arbeit, z. B. in Form von Standardisierung<br />
auch im Angestelltenbereich, müssen<br />
wie<strong>der</strong> konkrete arbeitsorientierte Gestaltungsoptionen<br />
für Arbeitsorganisation <strong>und</strong> Arbeitsplatzgestaltung<br />
entgegengestellt werden. Das setzt zur<br />
Entwicklung konkreter Vorschläge die Intensivierung<br />
<strong>der</strong> Zusammenarbeit mit den an den Hochschulen<br />
verbliebenen Resten arbeitnehmerorientierter<br />
Arbeitswissenschaft voraus. Auf die B<strong>und</strong>esregierung<br />
muss eingewirkt werden, dass wie<strong>der</strong><br />
mehr Mittel zur arbeitswissenschaftlichen Forschung<br />
<strong>und</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Erkenntnisse bereit gestellt<br />
werden. In <strong>der</strong> gewerkschaftlichen Bildungsarbeit<br />
ist dem Thema Gestaltung von Arbeitsorganisation<br />
<strong>und</strong> Arbeitsplatz wie<strong>der</strong> entsprechende Bedeutung<br />
bei zu messen.<br />
Arbeitszeit- <strong>und</strong> Leistungspolitik<br />
In <strong>der</strong> Arbeitszeitpolitik braucht es Konzepte, wie<br />
dem stetigen Ausfransen unserer flächentariflichen<br />
Arbeitszeitregelungen entgegengewirkt werden<br />
kann. Wie kommen wir wie<strong>der</strong> auf den Weg Richtung<br />
35-St<strong>und</strong>en-Woche? Eine öffentlich geführte<br />
Debatte – national <strong>und</strong> auf europäischer Ebene – zu<br />
den Themen Arbeitszeit <strong>und</strong> Lebenszeit <strong>und</strong> auch<br />
im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Beschäftigungsentwicklung<br />
soll die gewerkschaftliche Arbeitszeitpolitik<br />
wie<strong>der</strong> ins Bewusstsein rücken. Die Arbeitszeitverkürzung<br />
für beson<strong>der</strong>s belastete Beschäftigtengruppen<br />
muss mittelfristig angegangen werden. Es<br />
ist zu prüfen, inwieweit eine lebensaltersabhängige<br />
Regelarbeitszeit eine sinnvolle tarifliche Strategie<br />
zur Gestaltung <strong>der</strong> Lebensarbeitszeit wäre.<br />
Langzeitkonten o<strong>der</strong> „Zeitwertpapiere“ sind als<br />
Mittel zur individuellen Gestaltung <strong>der</strong> Lebensarbeitszeit<br />
voranzutreiben. Altersgerechte Schichtmodelle<br />
müssen entwickelt werden. Wir brauchen<br />
eine neue Offensive für Erholzeiten im Arbeitstag.<br />
Die Themen Mehrarbeit <strong>und</strong> Personalbemessung<br />
brauchen wie<strong>der</strong> mehr Aufmerksamkeit. Während<br />
wir bei <strong>der</strong> Arbeitszeit Gefahr laufen, die Regulierungsmacht<br />
zu verlieren, haben wir in <strong>der</strong> Leistungspolitik<br />
in den letzten Jahren schon massiv an<br />
Gestaltungskraft verloren. Im Angestelltenbereich<br />
waren Mitbestimmungsregelungen zur Leistungsabfor<strong>der</strong>ung<br />
nicht vorhanden. Im Bereich gewerblicher<br />
Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen sind<br />
die Mitbestimmungsregelungen aus Akkord <strong>und</strong><br />
Prämien in vielen Betrieben zu Gunsten von Zeitlohnsystemen<br />
aufgegeben worden. Neue Möglichkeiten<br />
zu mehr Mitbestimmung in <strong>der</strong> Leistungsgestaltung<br />
müssen tariflich erreicht <strong>und</strong> betrieblich<br />
umgesetzt werden. Ansätze bietet <strong>der</strong> ERA. Wir<br />
brauchen eine neue politische Offensive für mehr<br />
Einfluss auf die Leistungsgestaltung. Dabei ist zu<br />
83
prüfen <strong>und</strong> zu diskutieren, inwieweit Arbeitszeit<br />
<strong>und</strong> Leistungspolitik als ein zusammengehöriges<br />
Thema angegangen werden muss. Eine Tarifpolitik,<br />
die über die Stärkung <strong>der</strong> Rechte des einzelnen Beschäftigten,<br />
z. B. im Zielvereinbarungsprozess<br />
mehr sinnvolle Übereinstimmung von Dauer <strong>der</strong> Arbeitszeit<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> in ihr zu erbringenden Leistung erreichen<br />
lässt, weckt das Interesse <strong>der</strong> Beschäftigten,<br />
auch nach tariflichen Rahmenbedingungen<br />
<strong>und</strong> Grenzen.<br />
Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bietet heute bereits ein breites Angebot<br />
<strong>und</strong> Hilfestellungen im Bereich des Arbeits- <strong>und</strong><br />
Ges<strong>und</strong>heitsschutzes. Dies ist in die neue Schwerpunktsetzung<br />
zu integrieren.<br />
Darüber hinaus stellt gerade die verlängerte Lebensarbeitszeit<br />
eine neue Herausfor<strong>der</strong>ung für den<br />
Umgang mit sogenannten „Einsatzeingeschränkten“<br />
dar. Mit ERA sind in einigen Tarifgebieten neue<br />
gute Regelungen zum Umgang mit „Einsatzeingeschränkten“<br />
entstanden. Ihre Anwendung muss im<br />
Rahmen dieser Schwerpunktsetzung dringend vorangetrieben<br />
werden. Wo nicht vorhanden, sind solche<br />
Tarifregelungen anzustreben.<br />
Qualifizierungspolitik<br />
Eine Qualifizierungspolitik, die sich über Erstausbildung<br />
<strong>und</strong> berufliche Weiterbildung als Strategie<br />
für ein arbeitslebensbegleitendes Lernen versteht,<br />
muss selbstverständlich integraler Bestandteil eines<br />
gewerkschaftlichen Konzeptes sein, das den<br />
Prozess verlängerter Lebensarbeitszeit unter den<br />
Bedingungen immer schnelleren Wandels beruflicher<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen gestalten will. Im Bereich <strong>der</strong><br />
Erstausbildung kommt es gegenwärtig vor allem<br />
darauf an, keine Weichenstellungen für die Zukunft<br />
zuzulassen, die die Ausbildung immer mehr an den<br />
kurzfristigen Verwertungsinteressen <strong>der</strong> Industrie<br />
orientiert. Wir brauchen eine breit angelegte Berufsausbildung,<br />
die den Menschen bestmögliche<br />
Chancen bei den stetig wechselnden Qualifikationsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
des Arbeitsmarktes bietet.<br />
Qualifizierungstarifverträge bieten in einigen Tarifgebieten<br />
eine gute Gr<strong>und</strong>lage zur beruflichen Weiterbildung.<br />
Mit ERA sind die entgeltpolitischen Voraussetzungen<br />
zur individuellen beruflichen Entwicklung<br />
hinsichtlich <strong>der</strong> Durchlässigkeit des Tarifvertrages<br />
geschaffen. Im nächsten Schritt kommt<br />
es in diesem Gesamtkonzept darauf an, die Integration<br />
bei<strong>der</strong> tariflicher Gr<strong>und</strong>lagen im Rahmen konzeptioneller<br />
<strong>und</strong> konkreter betrieblicher Personalentwicklung<br />
zu gestalten <strong>und</strong> voran zu treiben.<br />
Tarifpolitik „Gute Arbeit“<br />
3.059 Antragsteller/in:<br />
Ludwigshafen-Frankenthal<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Anspruch auf alternsgerechte Gestaltung <strong>der</strong><br />
Arbeit <strong>und</strong> Qualifizierung für Beschäftigte ab 55<br />
Jahre ist tarifpolitisch festzuschreiben.<br />
Die Arbeits- <strong>und</strong> Leistungsbedingungen werden zunehmend<br />
härter. Ein Großteil <strong>der</strong> Beschäftigten hält<br />
schon heute nicht bis zur Altersgrenze durch. Nur<br />
noch 40 % <strong>der</strong> heutigen Erwerbstätigen sind über 55<br />
Jahre. Für viele Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen gilt: Länger<br />
arbeiten geht auf Kosten <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heit. Dieser Zustand<br />
wurde durch die unsägliche Beschlussfassung<br />
<strong>der</strong> Regierung noch verstärkt die Regelaltersruherente<br />
ab 2012 auf 67 Jahre heraufzusetzen.<br />
Tarifpolitisch muss deshalb ein Individualanspruch<br />
auf<br />
• alternsgerechte Arbeits- <strong>und</strong> Leistungsbedingungen,<br />
sowie<br />
• alternsgerechte Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
festgeschrieben werden. Die Unternehmen sind<br />
künftig tariflich zu verpflichten Arbeitsplätze zur<br />
Verfügung zu stellen, an denen Beschäftigte über<br />
55 Jahre ihre Kenntnisse <strong>und</strong> Fähigkeiten voll verwerten<br />
können, in dem Maschinen, Betriebsanlagen,<br />
Arbeitsplätze, Arbeitsorganisation <strong>und</strong> Arbeitszeit<br />
altersgerecht <strong>und</strong> lernför<strong>der</strong>lich eingerichtet<br />
<strong>und</strong> ausgestaltet sind.<br />
Tarifliche Regelungen zur Arbeitnehmerhaftung<br />
3.060 Antragsteller/in: Duisburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t in Tarifverhandlungen<br />
für Branchen, in denen die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> vertragsschließende<br />
Tarifpartei ist, die Auswirkungen <strong>der</strong> Arbeitnehmerhaftung<br />
nach § 254 BGB für die in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
organisierten Mitglie<strong>der</strong> entschärfend zu regeln.<br />
Ziel muss es sein, bei eingetretenen Schäden, die<br />
ein Arbeitnehmer <strong>und</strong> eine Arbeitnehmerin gegenüber<br />
einem Arbeitgeber mit verursacht hat, bzw. eine<br />
Haftung, außer bei Vorsatz, gänzlich auszuschließen.<br />
Leiharbeit<br />
3.061 Antragsteller/in: Hamburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss umgehend die Initiative<br />
ergreifen, damit <strong>der</strong> geän<strong>der</strong>te Richtlinien-<br />
Vorschlag <strong>der</strong> EU – Kommission vom 28. November<br />
2002 zur arbeits- <strong>und</strong> sozialrechtlichen Gleichstellung<br />
von Leiharbeitnehmern <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />
einschließlich <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />
<strong>der</strong> Behörden <strong>und</strong> ihrer Kontrollmöglichkeiten<br />
verabschiedet wird.<br />
Leiharbeit eingrenzen <strong>und</strong> regulieren – „Equal<br />
Pay“ durchsetzen<br />
3.062 Antragsteller/in: Unterelbe<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, betriebs-<br />
<strong>und</strong> tarifpolitische Initiativen zu entwickeln<br />
die das Ziel haben, über Tarifverträge mit den Verbänden<br />
<strong>und</strong> Unternehmen <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- u. Elektroin-<br />
84
dustrie Einfluss auf die Arbeitsbedingungen von<br />
Leiharbeitnehmern <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen zu<br />
nehmen.<br />
Darüber hinaus wird <strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> aufgefor<strong>der</strong>t,<br />
sich für eine Än<strong>der</strong>ung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes<br />
einzusetzen, insbeson<strong>der</strong>e<br />
für folgende Regelungen:<br />
– Zustimmungsverweigerungsrecht des Betriebsrats<br />
des Einsatzbetriebes (Entleiher) bei<br />
Einstellung eines Leiharbeitnehmers, wenn <strong>der</strong><br />
Arbeitsplatz mit einem befristet o<strong>der</strong> unbefristet<br />
eingestellten Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerin<br />
besetzt werden kann.<br />
– Begrenzung <strong>der</strong> Überlassungsdauer auf maximal<br />
ein Jahr; darüber hinaus gehend Anspruch<br />
auf Übernahme in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis<br />
beim Entleihbetrieb.<br />
– Anspruch des Leiharbeitnehmers auf gleiche<br />
Arbeitsbedingungen („equal pay“) ab dem ersten<br />
Tag des Einsatzes im Entleihbetrieb.<br />
Leiharbeit wurde ursprünglich vor allem als Instrument<br />
zur Deckung eines vorüber gehenden Personalbedarfs<br />
eingesetzt. Nach <strong>der</strong> Beseitigung aller<br />
Beschränkungen <strong>der</strong> Leiharbeit durch das Erste Gesetz<br />
für mo<strong>der</strong>ne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt<br />
vom 23.12.2002 (BGBI. I S. 4607; „Hartz I“)<br />
Arbeitnehmerüberlassungsgesetz ist nunmehr eine<br />
zeitlich unbegrenzte Überlassung von Leiharbeitnehmern<br />
<strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen an denselben<br />
Entleiher möglich.<br />
Das hat dazu geführt, dass in immer mehr Betrieben<br />
<strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- u. Elektroindustrie Leiharbeitnehmer<br />
dauerhaft auf Stammarbeitsplätzen eingesetzt<br />
werden. Es ist keine Seltenheit mehr, dass mehr als<br />
die Hälfte <strong>der</strong> Belegschaft aus Leiharbeitnehmern<br />
<strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen (inkl. Schein-Werkvertragskräften)<br />
besteht. Dabei werden die Leiharbeitnehmer<br />
<strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen zu Arbeitsbedingungen<br />
beschäftigt, die deutlich unter den Tarifbedingungen<br />
<strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie liegen.<br />
Möglich ist das, weil es eine gesetzliche Öffnungsklausel<br />
„nach unten“ (Perfi<strong>der</strong>weise) erlaubt,<br />
das gesetzliche Gleichbehandlungsgebot<br />
(equal pay) durch Tarifvertrag auszuhebeln.<br />
Auf diese Weise sind Niedriglohntarifverträge entstanden,<br />
die teils von „christlichen Dumpingvereinen“,<br />
teils von <strong>der</strong> Tarifgemeinschaft des Deutschen<br />
Gewerkschaftsb<strong>und</strong>es (DGB) – an <strong>der</strong> auch<br />
die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> beteiligt ist – mit den Zeitarbeitsverbänden<br />
iGZ <strong>und</strong> BZA abgeschlossen worden sind.<br />
Die Entgeltunterschiede zwischen <strong>der</strong> Vergütung<br />
Leiharbeitnehmer <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen <strong>und</strong><br />
Stammarbeitnehmer <strong>und</strong> Stammarbeitnehmerinnen<br />
nehmen stetig zu – <strong>und</strong> erhöht damit den Anreiz<br />
für die Entleihbetriebe, noch mehr Dauerarbeitsplätze<br />
mit Leiharbeitnehmern <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />
zu besetzen.<br />
Die Folgen sind dramatisch:<br />
Der Bestand an Dauerarbeitsplätzen nimmt ab. Immer<br />
mehr in tarifgeb<strong>und</strong>en Betrieben <strong>der</strong> <strong>Metall</strong><strong>und</strong><br />
Elektroindustrie beschäftigte (Leih-)Arbeitnehmer<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen erhalten für die gleiche<br />
Arbeit einen um bis zu 40 Prozent geringeren Effektivlohn.<br />
Armut trotz Arbeit nimmt zu. Auch die Tarifautonomie<br />
gerät unter Druck.<br />
Schon heute ist die Durchführung von Arbeitskämpfen<br />
(insbeson<strong>der</strong>e von Warnstreiks) in einem<br />
Teil <strong>der</strong> tarifgeb<strong>und</strong>en Betriebe in <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- u.<br />
Elektroindustrie kaum mehr möglich.<br />
Der tarifpolitische Ansatz <strong>der</strong> DGB-Gewerkschaften,<br />
über Tarifverträge zur Arbeitnehmerüberlassung<br />
die schädlichen Folgen <strong>der</strong> Leiharbeit zu begrenzen<br />
<strong>und</strong> Leiharbeitnehmer <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />
als Mitglie<strong>der</strong> zu gewinnen, reicht nicht<br />
aus.<br />
Deshalb sind neue betriebs- <strong>und</strong> tarifpolitische Wege<br />
zu gehen. Es muss <strong>der</strong> Versuch unternommen<br />
werden, durch Verbands- <strong>und</strong> / o<strong>der</strong> Firmentarifverträge<br />
mit Verbänden bzw. Unternehmen <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>u.<br />
Elektroindustrie, Einfluss auf die Arbeitsbedingungen<br />
von Leiharbeitnehmern <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />
zu nehmen. Um das vorzubereiten, bedarf<br />
es einer breit angelegten betriebs- <strong>und</strong> tarifpolitischen<br />
Kampagne.<br />
Parallel hierzu for<strong>der</strong>t die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> den Gesetzgeber<br />
auf , durch die Schaffung von echten Mitbestimmungsrechten<br />
<strong>und</strong> einer Begrenzung <strong>der</strong> Überlassungsdauer,<br />
den Austausch von Stammbelegschaften<br />
durch Leiharbeitnehmer <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />
zu begrenzen. Ein Unterschreiten des<br />
Gleichstellungsgebots (equal pay) ist auszuschließen.<br />
Leiharbeitnehmer <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />
3.063 Antragsteller/in: Velbert<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
dass die bereits gut angelaufene Kampagne „Gleiche<br />
Arbeit gleiches Geld“ für den Einsatz von Leiharbeitnehmern<br />
<strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen verstärkt<br />
vorangetrieben werden muss. Bis zur Erreichung<br />
des Ziels „Gleiche Arbeit gleiches Geld“ ist in<br />
den Tarifverträgen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bei Einsatz von<br />
Leiharbeitnehmern <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />
(Entleihern) ein Mindestlohn von 7,50 Euro aufzunehmen<br />
<strong>und</strong> diesen schrittweise anzugleichen.<br />
Leiharbeit gleichstellen<br />
3.064 Antragsteller/in: Ludwigsfelde<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Leiharbeit ist stark angestiegen <strong>und</strong> nennt sich<br />
„Wachstumsbranche“, weil alle Wirtschaftsbereiche<br />
ihren Personalbedarf zunehmend durch Leiharbeiter<br />
<strong>und</strong> Leiharbeiterinnen decken.<br />
Die Aufhebung <strong>der</strong> gesetzlichen Beschränkungen<br />
<strong>der</strong> Leiharbeit durch den Gesetzgeber haben diesen<br />
Prozess beflügelt. Die von den Unternehmen<br />
gezielt betriebene Politik, den Anteil <strong>der</strong> Leiharbeitnehmer<br />
<strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen im Betrieb zu<br />
erhöhen, führt zu einer gefährlichen Spaltung <strong>der</strong><br />
Belegschaft, die zur dauerhaften Beschädigung <strong>der</strong><br />
gewerkschaftlichen Handlungsfähigkeit führen<br />
kann. Die Aufhebung <strong>der</strong> Beschäftigungsschranken<br />
85
für Leiharbeitnehmer <strong>und</strong> Leiharbeitsnehmerinnen<br />
war mit dem Versprechen <strong>der</strong> gleichen Bezahlung<br />
(equal pay) verb<strong>und</strong>en worden. Dieser Gr<strong>und</strong>satz<br />
konnte bisher höchstens ansatzweise in einzelnen<br />
Betrieben realisiert werden. Im Allgemeinen verdienen<br />
Leiharbeitnehmer <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />
erheblich weniger als die Stammbelegschaft.<br />
Gleichzeitig sind Leiharbeitnehmer <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />
schlechter abgesichert, da sie stets<br />
die ersten sind, die gehen müssen.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird sich dem Thema Leiharbeit verstärkt<br />
zuwenden <strong>und</strong> dabei anstreben, dass<br />
– das Volumen <strong>der</strong> Leiharbeiterbeschäftigung in<br />
den Betrieben eng begrenzt bleibt,<br />
– das Entgelt <strong>und</strong> die sonstigen Arbeitsbedingungen<br />
den Tarifverträgen, die im Entleiherbetrieb<br />
gelten, unterworfen sind,<br />
– die Tarifverträge <strong>der</strong> Zeitarbeiterbranche sich<br />
deutlich nach oben entwickeln <strong>und</strong><br />
– <strong>der</strong> Gesetzgeber einen angemessenen Mindestlohn<br />
für die Zeitarbeitsbranche festlegt.<br />
Leiharbeit<br />
3.065 Antragsteller/in: Bremen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, die Tarifverträge<br />
zur Zeitarbeit (abgeschlossen zwischen <strong>der</strong> Tarifgemeinschaft<br />
Leiharbeit des DGB <strong>und</strong> dem Interessenverband<br />
Deutsche Zeitarbeitsunternehmen sowie<br />
dem B<strong>und</strong>esverband Zeitarbeit Personaldienstleistungen<br />
e. V.) zur nächstmöglichen Kündigungsfrist<br />
zu kündigen.<br />
Der bisherige Tarifabstand zwischen den Normalarbeitnehmern,<br />
Normalarbeitnehmerinnen <strong>und</strong> den<br />
Leiharbeitnehmern, Leiharbeitnehmerinnen ist zu<br />
groß. Der Ecklohn beträgt in NRW = 1.861 Euro bei<br />
<strong>der</strong> Leiharbeit = 1.430 Euro (Stand Februar 2007<br />
Quelle <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Tarifpolitik). Mit 23,16 Prozent Abstand<br />
grenzt er an die 30 Prozent Sittenwidrigkeitsgrenze.<br />
Da von den über eine halbe Millionen Leiharbeitnehmer<br />
<strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen <strong>der</strong> größte Teil<br />
in <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie tätig ist, stellt<br />
<strong>der</strong> bisherige Tarifvertrag eine Konkurrenz da. Die<br />
Leiharbeitnehmer <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />
können diese Arbeit zu schlechten Bedingungen<br />
nicht ablehnen, sonst drohen ihnen Sperrzeiten<br />
o<strong>der</strong> Kürzungen bei ALG I o<strong>der</strong> ALG II.<br />
Das Ziel muss sein einen Mindestlohn für alle in <strong>der</strong><br />
<strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie / Handwerk Beschäftigten<br />
von mindestens 1.530 Euro, das entspricht<br />
10 Euro/St<strong>und</strong>e bei 35-St<strong>und</strong>en-Woche für Angelernte,<br />
abzuschließen. Der Ecklohn muss entsprechend<br />
höher sein.<br />
Regelungen zur Leiharbeit in den Tarifverträgen<br />
im Organisationsbereich <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
3.066 Antragsteller/in: Hannover<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t umgehend<br />
in Tarifverhandlungen Regelungen mit dem<br />
Ziel durchzusetzen, Leiharbeitnehmer <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />
während des Einsatzes im Entleihbetrieb<br />
bei <strong>der</strong> arbeits- <strong>und</strong> zeitbezogenen Vergütung<br />
gleichzustellen. Der Gr<strong>und</strong>satz „Gleiches<br />
Entgelt für gleichwertige Arbeit“ muss uneingeschränkt<br />
auch für Leiharbeitnehmer <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />
gelten, insbeson<strong>der</strong>e im Hinblick<br />
auf die ERA-Einführung in <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie.<br />
Dort ist das Prinzip durchgesetzt: gleiche<br />
Tätigkeit = gleiche Entgeltgruppe. Nur dadurch<br />
kann die Spaltung von Belegschaften <strong>und</strong> Lohn<strong>und</strong><br />
Tarifdumping verhin<strong>der</strong>t werden.<br />
Dieses bedeutet im Einzelnen:<br />
• Ab dem ersten Tag erhält <strong>der</strong> Leiharbeitnehmer<br />
<strong>und</strong> die Leiharbeitnehmerin im Entleihbetrieb<br />
das gleiche Entgelt (einschließlich aller tariflichen<br />
Zulagen <strong>und</strong> Zuschläge) sowie die Feiertags-<br />
<strong>und</strong> Entgeltfortzahlung, die für die entsprechende<br />
Tätigkeit an Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerin,<br />
die unter den jeweiligen Tarifvertrag<br />
fallen, gezahlt wird.<br />
• Der Leiharbeitnehmer <strong>und</strong> die Leiharbeitnehmerin<br />
erhält zusätzliches Urlaubsgeld <strong>und</strong> Son<strong>der</strong>zahlungen,<br />
wie sie z. B. im Flächentarifvertrag<br />
<strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie festgeschrieben<br />
sind.<br />
Leiharbeit<br />
3.067 Antragsteller/in: Berlin<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, eine<br />
Kampagne zur Regulierung <strong>und</strong> Eindämmung <strong>der</strong><br />
Leiharbeit durchzuführen.<br />
Inhalte <strong>und</strong> Ziele sollen sein:<br />
– Organisierung <strong>der</strong> Beschäftigten in den Zeitarbeitsfirmen.<br />
Kündigung <strong>der</strong> Tarifverträge mit<br />
BZA <strong>und</strong> <strong>IG</strong>Z.<br />
– Einbeziehung <strong>der</strong> Leiharbeitnehmer/innen in<br />
den Geltungsbereich <strong>der</strong> Tarifverträge <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong>.<br />
– Eine Gesetzesinitiative, die die Umsetzung von<br />
Equal Pay voraussetzungslos regelt.<br />
– Eine bessere Mitbestimmung <strong>der</strong> Betriebsräte<br />
durch die Verän<strong>der</strong>ung des BetrVG (§99) bzw.<br />
durch tarifvertragliche Regelungen.<br />
– Gesetzliche o<strong>der</strong> tarifliche Beschränkung <strong>der</strong><br />
Beschäftigungsdauer von Leiharbeitnehmern<br />
in den Entleiherbetrieben.<br />
– Wie<strong>der</strong>einführung des Synchronisationsverbotes.<br />
– Eine breite Diskussion in den Betrieben über<br />
die Auswirkung von Leiharbeit auf den Flächentarifvertrag.<br />
86
Entlohnung Leiharbeit<br />
3.068 Antragsteller/in: Hamburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Bedingungen <strong>der</strong> Leiharbeit so zu verän<strong>der</strong>n,<br />
dass sie die Tarife <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> nicht mehr unterlaufen.<br />
Arbeitnehmerüberlassung / Leiharbeit<br />
3.069 Antragsteller/in: Nürnberg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Leiharbeit wird immer mehr in Betrieben in Anspruch<br />
genommen. Leihfirmen gibt es unzählige in<br />
<strong>der</strong> Republik, oftmals auf bestimmte Berufsgruppen<br />
spezialisiert.<br />
Gesellschaftlich soll Arbeitnehmerüberlassung für<br />
mehr Beschäftigung sorgen <strong>und</strong> den (Wie<strong>der</strong>-)Einstieg<br />
in das Berufsleben ermöglichen. Vielfach ist<br />
dies sicherlich in <strong>der</strong> Vergangenheit auch geschehen,<br />
insbeson<strong>der</strong>e zu Zeiten, als Leiharbeit einer<br />
zeitlichen Befristung (erst ein Jahr, später zwei Jahre)<br />
unterlag.<br />
Seit längerem ist Arbeitnehmerüberlassung jedoch<br />
zeitlich unbefristet möglich. Dies ist für Unternehmen<br />
eine billige, einfache Möglichkeit, Arbeitnehmer<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen zu beschäftigen, ohne<br />
Verantwortung übernehmen zu müssen. Insbeson<strong>der</strong>e,<br />
da Menschen in Leiharbeitsverhältnissen<br />
beim Entleiher nicht als Personalzahl, son<strong>der</strong>n als<br />
Materialkosten geführt werden.<br />
Heute ist es quasi möglich, nach <strong>der</strong> Ausbildung zur<br />
Leihfirma <strong>und</strong> von dort aus bis zur Rente beim bisherigen<br />
Arbeitgeber (Ausbildungsbetrieb) zu arbeiten.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> kann diesen Zustand nicht schweigend<br />
dulden.<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t auf den Gesetzgeber<br />
einzuwirken, dass Entleihverhältnisse beim<br />
gleichen Entleiher auf maximal zwei Jahre befristet<br />
werden.<br />
Anwendung <strong>der</strong> tariflichen Bestimmungen des<br />
Entleihbetriebes<br />
3.070 Antragsteller/in: Gelsenkirchen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, gemeinsam<br />
mit dem DGB auf die B<strong>und</strong>esregierung<br />
einzuwirken, dass bei Leiharbeitnehmern <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich mindestens die<br />
tariflichen Bestimmungen des Entleihbetriebes zur<br />
Anwendung kommen.<br />
Neue Vielfalt in den Beschäftigungsverhältnissen<br />
3.071 Antragsteller/in: Leipzig<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Entwicklung <strong>der</strong> Zeitarbeit ist durch Regelungen<br />
zu flankieren, die einerseits den Zeitarbeitnehmern<br />
<strong>und</strong> Zeitarbeitnehmerinnen die gleichen Arbeitsbedingungen<br />
<strong>und</strong> Arbeitsentgelte ermöglicht <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits<br />
die Verdrängung von Stammarbeitsplätzen<br />
verhin<strong>der</strong>t.<br />
Zu den erfor<strong>der</strong>lichen Maßnahmen gehören:<br />
1. Ausweitung <strong>der</strong> Mitbestimmungsmöglichkeiten<br />
für Betriebsräte im Entleihbetrieb durch ein<br />
Zustimmungsverweigerungsrecht bei Einstellungen<br />
von Zeitarbeitnehmern <strong>und</strong> Zeitarbeitnehmerinnen,<br />
die Dauerarbeitsplätze gefährden.<br />
Dazu muss § 99 des Betriebsverfassungsgesetzes<br />
ergänzt werden.<br />
2. Ergänzung von § 87 des Betriebsverfassungsgesetzes<br />
indem Betriebsvereinbarungen im<br />
Entleiherbetrieb auch für Leiharbeitnehmer<br />
<strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen unmittelbar <strong>und</strong><br />
zwingend gelten. Es muss ein Vorrang des Mitbestimmungsrechts<br />
des Entleiher-Betriebsrats<br />
eingeführt werden.<br />
3. Ein Zustimmungsverweigerungsrecht des Betriebsrats,<br />
wenn gegen das Gleichstellungsgebot<br />
verstoßen wird <strong>und</strong> Zeitarbeitnehmer <strong>und</strong><br />
Zeitarbeitnehmerinnen nicht korrekt eingruppiert<br />
werden. Hierzu sind die erfor<strong>der</strong>lichen Unterlagen<br />
vorzulegen.<br />
4. Wir for<strong>der</strong>n, das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz<br />
in das Arbeitnehmerentsendegesetz aufzunehmen.<br />
So werden Mindestlöhne als<br />
unterste Einkommenslinie garantiert.<br />
5. Die Begrenzung <strong>der</strong> Überlassungsdauer auf<br />
maximal zwei Jahre muss wie<strong>der</strong> eingeführt<br />
werden.<br />
6. Durch Tarifvertrag darf nicht vom gesetzlichen<br />
Gr<strong>und</strong>satz <strong>der</strong> gleichen Bezahlung für gleiche<br />
Arbeit („equal pay“) nach unten abgewichen<br />
werden.<br />
Für unser betriebspolitisches Handeln ist das Thema<br />
Zeitarbeit, als ein Teil zunehmen<strong>der</strong> Prekarisierung,<br />
in konzeptionelle <strong>und</strong> strategische Planungen<br />
aufzunehmen. Diese Konzeption muss sowohl<br />
<strong>der</strong> schwierigen Erreichbarkeit <strong>der</strong> Zeitarbeitnehmer<br />
<strong>und</strong> Zeitarbeitnehmerinnen als auch <strong>der</strong>en<br />
ständigen Arbeitsplatzwechsel Rechnung tragen.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e ist die Sensibilisierung unserer Funktionäre<br />
<strong>und</strong> Betriebsräte <strong>und</strong> unserer Hauptamtlichen<br />
durch geeignete Bildungsmaßnahmen auf allen<br />
Ebenen zu unterstützen.<br />
Letztlich müssen wir die Interessen aller Beschäftigten<br />
wirksam durchsetzen. Dazu ist Werbung von<br />
allen Beschäftigtengruppen, auch <strong>der</strong> Zeitarbeitnehmer<br />
<strong>und</strong> Zeitarbeitnehmerinnen, zwingend erfor<strong>der</strong>lich.<br />
87
Leiharbeit muss sozial gerecht gestaltet werden<br />
3.072 Antragsteller/in: Offenbach<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
„Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, als unumstößlicher<br />
Gr<strong>und</strong>satz unserer Tarifpolitik, muss sich auch<br />
in <strong>der</strong> Regulierung <strong>der</strong> Leiharbeit wie<strong>der</strong> finden. Die<br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t deshalb den Gesetzgeber auf, dieses<br />
Prinzip auch im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz<br />
sicherzustellen <strong>und</strong> die 2003 geschaffene<br />
Möglichkeit, per Tarifvertrag davon auch nach unten<br />
abzuweichen, ersatzlos zu streichen.<br />
Gleichzeitig werden wir tarifpolitisch alles tun, um<br />
das Prinzip „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ auch<br />
im Bereich Leiharbeit durchzusetzen. Außerdem ist<br />
die betriebliche Mitbestimmung über den Einsatz<br />
von Leiharbeitnehmer <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />
zu stärken.<br />
Sollte nach 24 Monaten <strong>der</strong> Arbeitsplatz weiter bestehen<br />
<strong>und</strong> arbeitet ein Leiharbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerin<br />
an diesem Arbeitsplatz, so ist er o<strong>der</strong><br />
sie vom Entleiher in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis<br />
zu übernehmen.<br />
Prekäre Beschäftigung – <strong>und</strong> allen voran die Leiharbeit<br />
– breitet sich in <strong>der</strong> Arbeitswelt immer stärker<br />
aus. Mit negativen Folgen für die Beschäftigten: sie<br />
werden gespalten <strong>und</strong> gegeneinan<strong>der</strong> ausgespielt,<br />
um ihnen Zugeständnisse in den Bereichen Lohn<br />
<strong>und</strong> Arbeitzeit abzupressen. Dies schwächt die Verhandlungsposition<br />
<strong>der</strong> Gewerkschaften in den Tarifverhandlungen.<br />
Leiharbeit schafft nicht mehr Arbeitsplätze, son<strong>der</strong>n<br />
verdrängt zurzeit die reguläre Beschäftigung<br />
in den Betrieben. Deswegen dürfen Leiharbeitnehmer<br />
<strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen nicht billiger sein<br />
als die Stammbelegschaft. Nur so kann <strong>der</strong> Abbau<br />
von regulärer Beschäftigung in den Betrieben durch<br />
den Einsatz von „billigerer“ Leiharbeit verhin<strong>der</strong>t<br />
werden. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit wirkt damit<br />
dem forcierten Lohndumping durch den Arbeitgeben<br />
entgegen.<br />
Auch die Betriebsräte müssen hinsichtlich des Einsatzes<br />
von Leiharbeitnehmer <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />
gestärkt werden: Das Betriebsverfassungsgesetz<br />
muss dahingehend erweitert <strong>und</strong> konkretisiert<br />
werden. Konkrete Än<strong>der</strong>ungen können in<br />
diesem Zusammenhang sein:<br />
• Aufnahme <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Beschäftigungsstruktur<br />
in den Anwendungskatalog des §111<br />
BetrVG (Betriebsän<strong>der</strong>ung)<br />
• Präzisierung <strong>der</strong> Mitbestimmung des Betriebsrates<br />
bei personellen Einzelmaßnahmen (§99<br />
BetrVG) über die Beschäftigung von Leiharbeitnehmer/innen<br />
• Erweiterung des Kataloges beratungspflichtiger<br />
Vorschläge des Betriebsrates zur Beschäftigungssicherung<br />
(§92a BetrVG) um den Tatbestand<br />
<strong>der</strong> Nutzung von Leiharbeit.<br />
Leiharbeit<br />
3.073 Antragsteller/in: Bremen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Gewerkschaftstag möge beschließen, Equal<br />
Pay bzw. die Angleichung <strong>der</strong> Bezahlung von Leiharbeitnehmern<br />
<strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen, an die<br />
Stammbelegschaften in den kommenden Tarifr<strong>und</strong>en<br />
als For<strong>der</strong>ung aufzunehmen. Der höhere Betrag<br />
ist von den Entleihbetrieben zu begleichen.<br />
Prekäre Arbeit<br />
3.074 Antragsteller/in: Kaiserslautern<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Tariflich geregelte Standards <strong>und</strong> Schutzrechte für<br />
prekäre Arbeit<br />
Seit <strong>der</strong> Einführung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzt<br />
(AÜG) ist eine deutliche Zunahme <strong>der</strong><br />
prekären Beschäftigungsverhältnisse (Leiharbeit,<br />
befristete Arbeitsverhältnisse, Niedriglohnsektor,<br />
1 Euro-Jobs, etc.) zu verzeichnen. Dies ging eindeutig<br />
zu Lasten <strong>der</strong> Normalarbeitsverhältnisse (siehe<br />
Anhang „Merkmale des Normalarbeitsverhältnisses").<br />
Exemplarisch lässt sich dies anhand <strong>der</strong> Leiharbeiter<br />
aufzeigen, die ursprünglich zum Auffangen<br />
von Auftragsspitzen angedacht, nun jedoch flächendeckend<br />
zu Kostensenkungsmaßnahmen eingesetzt<br />
werden. Gleichzeitig wurden eher produktionsferne<br />
Bereiche (Küche, Reinigung, etc.) ausgelagert.<br />
Heutzutage werden auch unmittelbare Produktionsbereiche<br />
<strong>und</strong> höher qualifizierte Dienstleistungen<br />
durch prekäre Arbeit ersetzt.<br />
Der ständig zunehmende Sektor <strong>der</strong> prekären Beschäftigungsverhältnisse<br />
übt Druck aus auf die sozialen<br />
<strong>und</strong> tariflichen Standards. Durch die gezielt<br />
herbeigeführte Spaltung zwischen Stamm- <strong>und</strong><br />
Randbelegschaft wird die gewerkschaftliche Solidarität<br />
geschwächt. Durch den Eintritt in Arbeitgeberverbände<br />
Zeitarbeit (B<strong>und</strong>esverband Zeitarbeit<br />
BZA, Interessenverband deutscher Zeitarbeitsunternehmen<br />
iGZ, Arbeitgeberverband Mittelständiger<br />
Personaldienstleiter AMP), den Abschluss eines<br />
Tarifvertrages (Niedriglohn- <strong>und</strong> Dumpingtarifverträge)<br />
können sich die Leiharbeitsfirmen <strong>der</strong> ansonsten<br />
vorgeschriebenen Gleichbehandlung<br />
(equal treatment, equal pay) entziehen.<br />
Regulierungsbedarf zur prekären Beschäftigung:<br />
EU-Ebene:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> EMB mögen auf europäischer<br />
Ebene darauf hinwirken, dass <strong>der</strong> Gleichbehandlungsgr<strong>und</strong>satz<br />
im Leiharbeitsbereich (equal treatment,<br />
equal pay) ohne Schlupflöcher in europäisches<br />
Recht übernommen wird. Ebenso müssen die<br />
mangelhaften Regelungen <strong>der</strong> Dienstleistungsrichtlinie<br />
(Entsendegesetz) verbessert werden.<br />
B<strong>und</strong>esebene:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> DGB mögen auf B<strong>und</strong>esebene<br />
die Durchsetzung des Gleichbehandlungsgr<strong>und</strong>-<br />
88
satzes for<strong>der</strong>n <strong>und</strong> für die Schließung <strong>der</strong> Schlupflöcher<br />
im AÜG eintreten, die ein Abschließen von<br />
Dumpingtarifverträgen för<strong>der</strong>n.<br />
Zudem ist die Einführung eines existenzsichernden<br />
Mindestlohns sowie die Anpassung des Kündigungsschutzes<br />
auf kurzzeitige Beschäftigung lange<br />
überfällig (Kündigungsschutz muss ab 1. Tag<br />
greifen).<br />
Tarifpolitische Ebene:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> möge darauf hinwirken, dass die speziellen<br />
Tarifverträge (zum equal pay) zur Arbeitnehmerüberlassung<br />
<strong>und</strong> Personalaustausch, die die <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> Nordrhein-Westfalen bereits 2003 abschlossen<br />
hat, flächendeckend eingeführt werden.<br />
Betriebliche Ebene:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> möge den Betriebsräten Handlungsanleitungen<br />
zur Wahrnehmung Ihrer Beteiligungsrechte<br />
beim Einsatz von Leiharbeit bereitstellen.<br />
Diese Handlungsanleitungen sollten insbeson<strong>der</strong>e<br />
folgende Punkte beinhalten: Personalplanung,<br />
konsequente Einhaltung <strong>der</strong> Arbeitssicherheit- <strong>und</strong><br />
Arbeitsschutzgesetze, Regelung zur Entlohnung<br />
(equal pay), Arbeitsbedingungen (equal treatment).<br />
Gewerkschaftliche Organisierung:<br />
Zur Vermeidung einer Spaltung zwischen Stamm<strong>und</strong><br />
Randbelegschaft ist es erfor<strong>der</strong>lich, dass sich<br />
die Betriebsräte <strong>und</strong> Vertrauensleute des Entleihbetriebes<br />
verstärkt für die Belange <strong>der</strong> Leiharbeiter<br />
<strong>und</strong> Leiharbeiterinnen einsetzen.<br />
Sanktionsmöglichkeiten bei Überschreitung <strong>der</strong><br />
18 Prozent-Quote<br />
3.075 Antragsteller/in: Hannover<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
In vielen Tarifverträgen sind Öffnungsklauseln enthalten,<br />
die für eine bestimmte Anzahl von Beschäftigten<br />
eine Arbeitszeit von 40 St<strong>und</strong>en zulassen. In<br />
Nie<strong>der</strong>sachsen sind das zum Beispiel 18 Prozent. In<br />
<strong>der</strong> Praxis hat sich gezeigt, dass Betriebsräte relativ<br />
machtlos sind, wenn diese Grenzen überschritten<br />
werden.<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, koordinierend diese<br />
arbeitszeitpolitischen Regelungen, die für 13<br />
Prozent bis 18 Prozent <strong>der</strong> Beschäftigten getroffen<br />
werden können, im Sinne ergänzen<strong>der</strong> Verfahrensregeln<br />
in den Tarifverträgen zu verän<strong>der</strong>n. Dabei<br />
sind fehlende Sanktionsmöglichkeiten <strong>der</strong> Betriebsratsgremien<br />
bei Überschreitung <strong>der</strong> 13 Prozent<br />
bzw. 18 Prozent-Quote aufzunehmen.<br />
Gesetzliche Wochenarbeitszeit<br />
3.076 Antragsteller/in: Hannover<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Gesetzgeber hat die arbeitszeitpolitischen Erfolge<br />
<strong>der</strong> deutschen Gewerkschaften im Arbeitszeitgesetz<br />
nie nachvollzogen. Das Arbeitszeitgesetz<br />
spiegelt die Aufbauleistung <strong>der</strong> 50er Jahre wie<strong>der</strong>.<br />
Mit <strong>der</strong> Verlängerung <strong>der</strong> Lebensarbeitszeit<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> 48-St<strong>und</strong>en-Woche als arbeitsrechtlicher<br />
Rahmen im Arbeitszeitgesetz verliert die Fürsorgepflicht<br />
des Sozialstaates nachhaltig an Glaubwürdigkeit.<br />
Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e für tarifpolitisch ungeregelte<br />
Bereiche. Ob Beschäftigte „ges<strong>und</strong> in<br />
Rente“ gehen können, wird über viele Jahre sowohl<br />
von den Arbeitsbedingungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Intensität <strong>der</strong><br />
Arbeitsabläufe, als auch von <strong>der</strong> Dauer <strong>der</strong> Arbeitszeit<br />
entscheidend beeinflusst. Neoliberale Kräfte<br />
im Arbeitgeberlager könnten darüber hinaus diese<br />
arbeitszeitpolitische Untätigkeit <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung<br />
als Einladung verstehen, ihre For<strong>der</strong>ungen<br />
nach Wie<strong>der</strong>einführung <strong>der</strong> 42-St<strong>und</strong>en-Woche –<br />
<strong>und</strong> mehr – zu intensivieren. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich<br />
beim Gesetzgeber dafür ein, dass die gesetzliche<br />
Wochenarbeitszeit auf 40 St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> incl. Mehrarbeit<br />
auf 48 St<strong>und</strong>en in <strong>der</strong> Woche begrenzt wird.<br />
Keine Ausweitung von Langzeitkonten<br />
3.077 Antragsteller/in: Schweinfurt<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
In den letzten Jahren setzt sich die Entwicklung fort,<br />
dass sich betriebliche Arbeitszeiten einseitig an<br />
den ökonomischen Bedürfnissen <strong>der</strong> Betriebe orientieren.<br />
In den vergangenen Jahren ist aus dem<br />
Trend zu so genannten „Stamm-Belegschaften“ eine<br />
vermeintlich stabile Entwicklung geworden. In<br />
vielen Unternehmen werden Auftragsspitzen bzw.<br />
konjunkturelle Erholungsphasen nicht mehr mit Investitionen<br />
<strong>und</strong> Festeinstellungen begleitet, son<strong>der</strong>n<br />
mit prekären Arbeitsverhältnissen <strong>und</strong> Mehrarbeit<br />
bei den „Stammbelegschaften“ kompensiert.<br />
Statt mit weiterer Reduzierung <strong>der</strong> Arbeitszeit sinnvoll<br />
Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, geht die Entwicklung<br />
dahin, Arbeitszeitverkürzungen rückgängig<br />
zu machen <strong>und</strong> die Arbeitszeiten <strong>der</strong> Arbeitnehmer<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen flexibel an den kurzfristigen<br />
Produktionsbedarf anzupassen.<br />
Auch Langzeitkonten sind unter diesem Aspekt zu<br />
sehen.<br />
Langzeitkonten sind auch kein vernünftiges Mittel,<br />
mit dem wir auf die Heraufsetzung des Eintrittalters<br />
in die gesetzliche Rentenversicherung reagieren<br />
sollten.<br />
Um auch nur ein Jahr früher in Rente gehen zu können,<br />
müssten in einem solchen Konto mindestens<br />
ca. 1.700 St<strong>und</strong>en angespart sein. In <strong>der</strong> Praxis wären<br />
also über einen Zeitraum von mehr als 18 Jahren<br />
wöchentlich zwei Mehrarbeitsst<strong>und</strong>en notwendig,<br />
um dieses Volumen zu erreichen.<br />
Praktisch würde die Ausweitung <strong>der</strong> Arbeitszeit<br />
notwendige Neueinstellungen kompensieren bzw.<br />
zu einem Abbau von Arbeitsplätzen beitragen <strong>und</strong><br />
dadurch zu einer Zunahme <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit führen.<br />
Dadurch, dass die zusätzlich in Zeitkonten geleistete<br />
Arbeit zunächst nicht bezahlt wird, wird auch die<br />
private Nachfrage negativ beeinflusst.<br />
89
Der humanitäre Ansatz unseres jahrzehntelangen<br />
Einsatzes für kürzere Arbeitszeiten würde ad absurdum<br />
geführt.<br />
Die mit Langzeitkonten verb<strong>und</strong>ene „Notwendigkeit“<br />
von Mehrarbeitsst<strong>und</strong>en nähmen unseren betrieblichen<br />
Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen einen entscheidenden<br />
Gestaltungsspielraum in <strong>der</strong> Frage<br />
<strong>der</strong> Arbeitszeitgestaltung vor Ort.<br />
Prekäre Arbeitsverhältnisse könnten so nicht zurück<br />
gedrängt werden <strong>und</strong> würden durch unsere Politik<br />
eher noch begünstigt.<br />
Die Lebensarbeitsbiographien unserer Kolleginnen<br />
<strong>und</strong> Kollegen sind mehr <strong>und</strong> mehr von wechselnden<br />
Arbeitsverhältnissen geprägt. Die Gefahr, bereits<br />
angesparte Zeitvolumen bei einer Insolvenz o<strong>der</strong><br />
auch nur bei einem Arbeitsplatzwechsel zu verlieren,<br />
ist unkalkulierbar hoch.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> lehnt deshalb Langzeitkonten als Mittel<br />
für einen vorzeitigen Ausstieg aus dem Erwerbsleben<br />
ab.<br />
Die Gestaltung <strong>der</strong> Arbeitszeit durch Tarif- <strong>und</strong> Betriebspolitik<br />
bleibt auch in <strong>der</strong> Zukunft zentrale Aufgabe<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Deshalb wird die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> die<br />
durch Streik durchgesetzte Arbeitszeitverkürzung<br />
verteidigen.<br />
Arbeitszeitverkürzung<br />
3.078 Antragsteller/in: Berlin<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Bekämpfung <strong>der</strong> hohen Arbeitslosigkeit ist eine<br />
<strong>der</strong> vorrangigen gewerkschaftspolitischen Aufgaben<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Weil die Arbeitsproduktivität<br />
schneller wächst als die Märkte, wird sich die Arbeitslosigkeit<br />
<strong>und</strong> Unterbeschäftigung in den nächsten<br />
Jahren noch verstärken. Nur die Verteilung <strong>der</strong><br />
Arbeit auf mehr Schultern bei vollem Lohn, kann<br />
den technischen Fortschritt in einen Vorteil für die<br />
Beschäftigten verwandeln <strong>und</strong> neue Arbeitsplätze<br />
schaffen. Das beginnt mit <strong>der</strong> Bekämpfung von<br />
Überst<strong>und</strong>en <strong>und</strong> <strong>der</strong> betrieblichen Aushöhlung<br />
<strong>der</strong> 35-St<strong>und</strong>en-Woche. Der Kampf um die weitere<br />
Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich ist<br />
geeignet, neue Arbeitsplätze zu schaffen <strong>und</strong> einen<br />
Beitrag zur Überwindung <strong>der</strong> tarifpolitischen Teilung<br />
in Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland zu leisten.<br />
Arbeitszeit<br />
3.079 Antragsteller/in: Jena-Saalfeld<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Dass die Verkürzung <strong>der</strong> Wochenarbeitszeit auf 35<br />
Wochenst<strong>und</strong>en im Osten <strong>und</strong> die Verteidigung <strong>der</strong><br />
35-St<strong>und</strong>en-Woche im Westen auch weiterhin erklärtes<br />
Ziel <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bleibt.<br />
Das Ziel <strong>der</strong> Arbeitszeitverkürzung im Osten<br />
Deutschlands von 38 St<strong>und</strong>en auf 35 St<strong>und</strong>en darf<br />
nicht aufgegeben werden. Es ist nach wie vor ein<br />
wirksames Mittel für Neueinstellungen <strong>und</strong> damit<br />
zur Senkung <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit. Es ist wichtig die<br />
Solidarität <strong>der</strong> Arbeitnehmer in Ost <strong>und</strong> West zu verbessern.<br />
Wir müssen gemeinsam um die Arbeitszeitverkürzung<br />
im Osten kämpfen, auch mit dem<br />
Ziel die 35 St<strong>und</strong>en Woche im Westen halten zu können.<br />
Denn wenn im Osten länger gearbeitet wird,<br />
dann werden die Arbeitnehmer im Westen immer<br />
wie<strong>der</strong> mit dem Argument des Standortvorteils im<br />
Punkt Arbeitszeit geknebelt werden. Aus dem gescheiterten<br />
Arbeitskampf um die 35 St<strong>und</strong>en Woche<br />
im Osten sollten wir lernen, nicht die Arbeitszeitverkürzung<br />
aufzugeben, son<strong>der</strong>n eine breite<br />
Basis <strong>der</strong> Solidarität in Ost <strong>und</strong> West zu schaffen,<br />
um in <strong>der</strong> Durchsetzung erfolgreich zu sein.<br />
Nach einem breiten Diskussionsprozess in <strong>der</strong> Mitgliedschaft<br />
sind die Mitglie<strong>der</strong> auch an einem zu<br />
entwickelnden Durchsetzungskonzept eng zu beteiligen,<br />
um Chancen <strong>und</strong> Risiken zu erkennen <strong>und</strong><br />
als Gesamtorganisation danach zu handeln.<br />
Arbeitszeitpolitische Fortschritte zu erkämpfen, war<br />
in <strong>der</strong> Geschichte immer eine <strong>der</strong> schwierigsten tarifpolitischen<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen. Erfolgreich können<br />
wir deshalb perspektivisch im Osten, wie auch in einigen<br />
Branchen im Westen nur dann sein, wenn eine<br />
Durchsetzungsstrategie auf einem gemeinsamen<br />
Handeln im Osten <strong>und</strong> Westen aufbaut.<br />
Die Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen in Ost <strong>und</strong><br />
West müssen für dieses Ziel gemeinsam kämpfen.<br />
Wir können nur zusammen unser Ziel erreichen <strong>und</strong><br />
dürfen uns nicht gegeneinan<strong>der</strong> ausspielen lassen.<br />
Arbeitszeitverkürzung<br />
3.080 Antragsteller/in: Halberstadt<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich hält die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> am Ziel weiterer Arbeitszeitverkürzungen<br />
mit vollem Lohnausgleich<br />
fest.<br />
Zielsetzung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist <strong>und</strong> bleibt die Durchsetzung<br />
<strong>der</strong> 35-St<strong>und</strong>en-Woche in allen Branchen<br />
<strong>und</strong> im Handwerk. Die Arbeitszeitverkürzung auf 35<br />
St<strong>und</strong>en darf für die ostdeutsche <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie<br />
nicht aufgegeben werden. Die Angleichung<br />
auch <strong>der</strong> Arbeitszeiten <strong>der</strong> ostdeutschen Tarifgebiete<br />
an die westdeutschen Tarifgebiete ist<br />
fortzusetzen, nicht nur um gleiche Lebens- <strong>und</strong> Arbeitsbedingungen<br />
herzustellen.<br />
Eine Aufarbeitung <strong>der</strong> Tarifr<strong>und</strong>e 2003 ist vorzunehmen.<br />
Ergebnisse sind in allen Tarifkommissionen<br />
<strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie zu diskutieren.<br />
Nach dieser Analyse sind geeignete Strategien zur<br />
Durchsetzung weiterer Arbeitszeitverkürzung in<br />
<strong>der</strong> ostdeutschen <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie in<br />
<strong>der</strong> Gesamtorganisation festzulegen <strong>und</strong> anschließend<br />
gemeinsam um- <strong>und</strong> durchzusetzen.<br />
Schichtarbeit für Ältere<br />
3.081 Antragsteller/in: Bremen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> strebt einen tarifpolitischen Anspruch<br />
auf einen „Nicht-Schichtarbeitsplatz“ für Beschäftigte<br />
an, die 55 Jahre <strong>und</strong> älter sind.<br />
90
Arbeitszeit<br />
3.082 Antragsteller/in: Kaiserslautern<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Seit <strong>der</strong> Durchsetzung <strong>der</strong> tariflich geregelten 35<br />
St<strong>und</strong>en-Woche hat sich in <strong>der</strong> Arbeitszeitfrage eine<br />
deutliche Verän<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />
Entwicklung vollzogen. Nach einem jahrzehntenlangen<br />
kontinuierlichen Abwärtstrend <strong>der</strong> durchschnittlichen<br />
wöchentlichen Arbeitszeit pro Beschäftigten,<br />
steigt die Wochenarbeitszeit in <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>-<br />
<strong>und</strong> Elektroindustrie seit einigen Jahren wie<strong>der</strong><br />
an.<br />
Dieser Anstieg <strong>der</strong> wöchentlichen Arbeitszeiten<br />
steht insbeson<strong>der</strong>e im Zusammenhang mit Ausnahmeregelungen,<br />
die in Anwendung des „Pforzheimer<br />
Abkommen“ vorgenommen wurden. Angesichts<br />
einer Zahl von ca. 4,2 Mio. registrierten Arbeitslosen<br />
<strong>und</strong> einer von unabhängigen Experten<br />
geschätzten Gesamtzahl von ca. 6-7 Mio. in unserer<br />
Gesellschaft tatsächlich fehlenden Arbeitsplätzen<br />
ist dies nicht hinnehmbar. Vielmehr stellt sich hieraus<br />
die Frage nach einer gerechten Verteilung <strong>der</strong><br />
vorhandenen Arbeit.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird daher aufgefor<strong>der</strong>t,<br />
geeignete Maßnahmen zu ergreifen, die zunächst<br />
eine Stabilisierung <strong>der</strong> 35 St<strong>und</strong>en-Woche als wöchentliche<br />
Regelarbeitszeit sichert.<br />
Mittelfristig sind Maßnahmen <strong>und</strong> politische Aktivitäten<br />
vorzubereiten <strong>und</strong> mit dem Ziel umzusetzen,<br />
eine weitere Reduzierung <strong>der</strong> durchschnittlichen<br />
Arbeitszeiten einzufor<strong>der</strong>n <strong>und</strong> durchzusetzen.<br />
Hierzu ist es auch notwendig, dass Thema „Arbeitszeit“<br />
wie<strong>der</strong> zu einem gesellschaftlichen Diskussionsthema<br />
zu machen <strong>und</strong> die Arbeitszeit wie<strong>der</strong> als<br />
For<strong>der</strong>ungsbestandteil in künftigen Tarifr<strong>und</strong>en zu<br />
erheben.<br />
Genereller Arbeitszeitstandard <strong>und</strong><br />
Arbeitszeitverkürzung<br />
3.083 Antragsteller/in: Leipzig<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die weitere Arbeitszeitverkürzung ist strategisches<br />
Ziel <strong>und</strong> Tagesaufgabe <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Für die Durchsetzung<br />
weiterer Arbeitszeitverkürzung muss eine<br />
gesellschaftliche Akzeptanz geschaffen werden.<br />
Gerade in Zeiten dauerhaft hoher Arbeitslosigkeit<br />
bleibt die Verkürzung von Jahres- <strong>und</strong> Lebensarbeitszeit<br />
ein Instrument zur Abhilfe. Bevor diese<br />
Thematik tariflich aufgegriffen werden kann, gilt es<br />
ab sofort innerhalb <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> darüber hinaus<br />
in <strong>der</strong> Gesellschaft eine qualitative Diskussion<br />
zu dem Thema anzuregen <strong>und</strong> zu verstetigen.<br />
Neue tarifpolitische Initiative <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zur<br />
Arbeitszeitverkürzung<br />
3.084 Antragsteller/in: Herborn<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Statt Arbeitslosigkeit für viele – Arbeitsplätze für alle!<br />
Arbeitszeit verkürzen – vorhandene Arbeit gerecht<br />
verteilen!<br />
Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />
for<strong>der</strong>n den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>,<br />
die Bezirke <strong>und</strong> Verwaltungsstellen auf die weitere<br />
Verkürzung <strong>der</strong> Wochenarbeitszeit zum tarifpolitischen<br />
Schwerpunkt <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in den nächsten 4<br />
Jahren zu machen.<br />
Die Delegierten for<strong>der</strong>n alle <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Glie<strong>der</strong>ungen<br />
auf, für die künftigen Tarifauseinan<strong>der</strong>setzungen<br />
die weitere Verkürzung <strong>der</strong> Arbeitszeit anzustreben,<br />
mit dem Ziel <strong>der</strong> 30-St<strong>und</strong>en-Woche bei vollem<br />
Lohnausgleich. Dabei muss es sowohl um eine weitere<br />
Verkürzung <strong>der</strong> Wochenarbeitszeit in den West-<br />
Tarifgebieten, als auch um eine schrittweise Angeleichung<br />
<strong>der</strong> Ost-Tarifbereiche an das Westniveau<br />
gehen.<br />
Aufgabe <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in den nächsten Tarifbewegungen<br />
muss es sein, durch weitere tarifliche Arbeitszeitverkürzungen<br />
mit vollem Lohnausgleich<br />
die wachsenden Produktivitätssteigerungen in <strong>der</strong><br />
<strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie für eine Sicherung <strong>der</strong><br />
Beschäftigung <strong>und</strong> die Schaffung neuer Arbeitsplätze<br />
zu nutzen. Die entsprechenden Vorbereitungen<br />
für eine erfolgreiche Umsetzung dieses tarifpolitischen<br />
Zieles sind auf allen Ebenen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
ab sofort einzuleiten.<br />
Zur Vorbereitung <strong>der</strong> tariflichen Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
um weitere Arbeitszeitverkürzungen soll in<br />
den nächsten 24 Monaten eine Informations- <strong>und</strong><br />
Mobilisierungskampagne entwickelt <strong>und</strong> umgesetzt<br />
werden, die einerseits die gewerkschaftliche<br />
Durchsetzungsfähigkeit herstellt <strong>und</strong> an<strong>der</strong>seits<br />
das Ziel gesellschaftlich mehrheitsfähig machen<br />
soll.<br />
Hierzu ist es auch erfor<strong>der</strong>lich, die Zusammenarbeit<br />
mit weiteren Bündnispartnern in Gesellschaft<br />
<strong>und</strong> Politik aufzubauen bzw. zu intensivieren. Hierfür<br />
kommen insbeson<strong>der</strong>e die Kirchen aber auch<br />
ATTAC, Arbeitsloseninitiativen <strong>und</strong> Sozialverbände<br />
in Frage. Es soll verstärkt versucht werden, diese<br />
gesellschaftlichen Gruppen für eine Unterstützung<br />
<strong>und</strong> Mitarbeit an unserem Projekt <strong>der</strong> tariflichen Arbeitszeitverkürzung<br />
zu gewinnen.<br />
Arbeitszeitpolitik<br />
3.085 Antragsteller/in:<br />
Gevelsberg-Hattingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Vorrangiges tarifpolitisches Ziel im Kampf gegen<br />
die Massenarbeitslosigkeit bleibt die Verkürzung<br />
<strong>der</strong> Wochenarbeitszeit. Dabei wird die 30-St<strong>und</strong>en-<br />
Woche mit vollem Lohnausgleich angestrebt.<br />
91
Kontraproduktiv wäre die Verlängerung <strong>der</strong> Lebensarbeitszeit,<br />
deshalb muss die Regellebensarbeitszeitgrenze<br />
mit 65 Jahre erhalten bleiben. Zusätzlich<br />
bedarf es flexibler Ausstiegsmodelle.<br />
Dazu gehören geson<strong>der</strong>te Arbeitszeitverkürzungsregelungen<br />
für beson<strong>der</strong>s belastete Beschäftigtengruppen<br />
wie beispielsweise Schichtarbeiter.<br />
Darüber hinaus bedarf es einer gewerkschaftlichen<br />
Offensive zum Abbau <strong>der</strong> Mehrarbeit <strong>und</strong> gegen<br />
weitere Flexibilisierungsbestrebungen <strong>der</strong> Arbeitgeber,<br />
die letztlich nur eine weitere Leistungsverdichtung<br />
zum Ziel haben.<br />
Die Bestrebungen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für weitere Arbeitszeitverkürzungen<br />
müssen durch eine breite arbeitszeitpolitische<br />
Initiative des europäischen <strong>Metall</strong>arbeiterb<strong>und</strong>es<br />
(EMB) unterstützt werden.<br />
Arbeitszeitverkürzung<br />
3.086 Antragsteller/in: Bremen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> strebt eine Verkürzung <strong>der</strong> Wochenarbeitszeit<br />
auf 30 St<strong>und</strong>en bei Lohnausgleich an.<br />
Arbeitszeitverkürzung<br />
3.087 Antragsteller/in: Esslingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
In den nächsten Jahren muss in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ein<br />
Diskussionsprozess über den Teil <strong>der</strong> Produktivitätssteigerung,<br />
<strong>der</strong> nicht durch Wachstum ausgeglichen<br />
wird, geführt werden.<br />
Arbeitszeitverkürzung in verschiedenen Formen<br />
sind möglich <strong>und</strong> notwendig.<br />
20 % Arbeitszeitreduzierung (wöchentlich / jährlich<br />
/ Lebensarbeitszeit) sind möglich. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
muss diskutieren, wie tarifpolitisch <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> gesetzgeberisch<br />
weitere Arbeitszeitverkürzungen<br />
umgesetzt werden sollen.<br />
Arbeitszeit<br />
3.088 Antragsteller/in: Aschaffenburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, einen offensiven<br />
Diskussionsprozess auf allen Ebenen <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in Gang setzen, um die gegenwärtige tarifliche<br />
Arbeitszeit zu sichern, Auswüchse zu reduzieren<br />
<strong>und</strong> Konzepte über neue tarifliche Modelle für<br />
künftige Schritte zur Arbeitszeitverkürzung zu entwickeln.<br />
In den Konzepten sind Antworten auf die Fragen <strong>der</strong><br />
Belastungen älterer Arbeitnehmer, Beschäftigte in<br />
Drei-Schichtbetrieben, Beschäftigte mit beson<strong>der</strong>en<br />
Belastungen zu klären.<br />
Gleichzeitig brauchen wir Modelle wie Familienzeit,<br />
Sabbatjahr, Elternzeit, Ausstieg aus dem Erwerbsleben,<br />
aber auch generelle Verkürzung von Arbeitszeiten<br />
für Beschäftigte bestimmter Beschäftigtengruppen.<br />
Dabei sind die beschäftigungswirksamen<br />
Auswirkungen vorweg zu klären.<br />
Wir brauchen differenzierte Instrumente um das<br />
Thema in den Köpfen <strong>und</strong> Herzen zu bewegen.<br />
Än<strong>der</strong>ung Manteltarifvertrag – Urlaub<br />
3.089 Antragsteller/in: Herne<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand wird beauftragt, eine Empfehlung an<br />
die Tarifkommissionen aller Bezirke zu geben, in<br />
den nächsten Tarifverhandlungen aller Bereiche zu<br />
den Manteltarifverträgen eine Tariffor<strong>der</strong>ung aufzustellen,<br />
die für diejenigen, die aufgr<strong>und</strong> von flexiblen<br />
Arbeitszeitmodellen weniger als 5 Tage die<br />
Woche arbeiten – insbeson<strong>der</strong>e in kontinuierlichen<br />
Schichtsystemen (Konti-Schicht) mit entsprechend<br />
kurzen <strong>und</strong> ständigen Schichtwechseln <strong>und</strong> den dadurch<br />
entstehenden psychischen <strong>und</strong> physischen<br />
Mehrbelastungen – einen Urlaubsanspruch von<br />
mindestens 30 Tagen sichert.<br />
Zusätzliche Urlaubstage bei Schichtarbeit<br />
3.090 Antragsteller/in: Mittelhessen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> möge mit einer Kampagne<br />
auf die Tarifpolitik <strong>der</strong> Bezirke einwirken, um<br />
unsere Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen vor vermehrter<br />
Schichtarbeit zu schützen. Konkret sollte begonnen<br />
werden mit <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung zusätzliche Tarifurlaubstage<br />
für alle Beschäftigten die im Schichtbetrieb<br />
<strong>und</strong> Nachtschicht arbeiten zu erreichen.<br />
Arbeitszeitpolitik<br />
3.091 Antragsteller/in:<br />
Göppingen-Geislingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Vorstand möge eine breit angelegte<br />
wissenschaftliche Untersuchung über die arbeitsmarktpolitischen<br />
Auswirkungen von Arbeitszeitverkürzungen<br />
in Auftrag geben. Dabei sollen alle<br />
Formen einer Arbeitszeitverkürzung, wie z. B. Verkürzung<br />
<strong>der</strong> Jahresarbeitszeit, <strong>der</strong> Lebensarbeitszeit,<br />
<strong>der</strong> wöchentlichen Arbeitszeit u. a. berücksichtigt<br />
werden. Ebenso soll untersucht werden,<br />
welche Formen des Lohnausgleiches möglich<br />
sind, hier insbeson<strong>der</strong>e Nettolohnausgleich<br />
durch z. B. negative Lohnsteuer, direkten Lohnzuschuss,<br />
Senkung des Sozialversicherungsbeitrages<br />
u.a.<br />
92
Teilzeitarbeit<br />
3.092 Antragsteller/in: Velbert<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t darauf hinzuwirken,<br />
dass Teilzeitarbeit tarifpolitisch geregelt wird. Diese<br />
Regelung soll beinhalten, dass ein Rechtsanspruch<br />
für Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />
auf Teilzeitarbeit besteht auch dann, wenn betriebliche<br />
Belange dem entgegenstehen. Den Betriebsparteien<br />
wird aufgetragen, entsprechende Betriebsvereinbarungen<br />
abzuschließen.<br />
Gegen die Übernahme von staatlichen Aufgaben<br />
in die Tarifpolitik<br />
3.093 Antragsteller/in: Saarbrücken<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> spricht sich gegen die Übernahme von<br />
staatlichen Aufgaben in ihrer Tarifpolitik aus, wenn<br />
diese durch so genannte Kompensationsgeschäfte<br />
mit Entgelt <strong>und</strong> Arbeitszeit von Arbeitnehmern <strong>und</strong><br />
Arbeitnehmerinnen bezahlt werden.<br />
Gesellschaftliche Problem müssen vom Staat gelöst<br />
werden. Deshalb for<strong>der</strong>n wir die Erweiterung<br />
des Drucks auf Regierung <strong>und</strong> Parlament unter Einbeziehung<br />
aller Einzelgewerkschaften des DGB <strong>und</strong><br />
an<strong>der</strong>en Sozialverbänden.<br />
Tarifvertragliches Modell zum vorzeitigen<br />
Ausstieg aus dem Erwerbsleben<br />
3.094 Antragsteller/in: Ingolstadt<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Durch Maßnahmen wie Fertigungs- <strong>und</strong> Dienstleitungstiefenoptimierung,<br />
Fertigungsverlagerung<br />
sowie fortschreitende Mechanisierung <strong>und</strong> Automatisierung<br />
sind in den vergangenen Jahren in <strong>der</strong><br />
Industrie zahlreiche Arbeitsplätze verloren gegangen.<br />
Darüber hinaus führt <strong>der</strong> Einsatz von bestimmten<br />
Instrumentarien <strong>und</strong> Methoden (z. B. KVP-Aktivitäten)<br />
zu einer nicht unerheblichen Steigerung<br />
<strong>der</strong> Produktivität <strong>und</strong> damit in letzter Konsequenz<br />
zu einem immer stärker werdenden Leistungsdruck<br />
für die Beschäftigten.<br />
Das gilt so nicht nur für den so genannten direkten,<br />
also den Produktionsbereich. Immer kürzer werdende<br />
Lebenszyklen von Produkten haben auch in<br />
den indirekten, den entwickelnden <strong>und</strong> planenden<br />
Unternehmensbreichen zu einer enormen Leistungsverdichtung<br />
geführt. Das von den Krankenkassen<br />
registrierte Ansteigen psychischer <strong>und</strong> psychosomatischer<br />
Erkrankungen ist unter an<strong>der</strong>em<br />
ein Gradmesser für diese Entwicklung.<br />
Deshalb muss es neben den Maßnahmen, die die<br />
Leistungsfähigkeit <strong>und</strong> Leistungsbereitschaft erhalten<br />
sollen, wie zum Beispiel die alternsgerechte<br />
Gestaltung von Arbeitsplätzen o<strong>der</strong> neue, innovative<br />
Arbeitszeitregelungen für ältere Beschäftigte, eine<br />
Möglichkeit des Ausstiegs aus dem Erwerbsleben<br />
vor dem frühest möglichen Renteneintrittsalter<br />
geben.<br />
Im internationalen Vergleich weist das deutsche<br />
System <strong>der</strong> sozialen Sicherung eine hohe Leistungsfähigkeit<br />
auf. Dies gilt auch <strong>und</strong> gerade für die<br />
gesetzliche Sozialversicherung, die mit ihren Elementen<br />
Lohn- <strong>und</strong> Beitragsorientierung, Lohnersatz<br />
<strong>und</strong> Leistungsdynamik, sozialer Ausgleich sowie<br />
paritätische Mittelaufbringung <strong>und</strong> Selbstverwaltung<br />
sich als gut geeignet erwiesen hat, die großen<br />
Lebensrisiken wie Invalidität, Alter, Krankheit,<br />
Pflegebedürftigkeit, Arbeitslosigkeit, Unfall zuverlässig<br />
<strong>und</strong> solidarisch abzusichern. Dennoch ist die<br />
Diskussion um die Zukunft des Sozialstaates neu<br />
entbrannt. Vielfach wird das Horrorszenario explodieren<strong>der</strong><br />
Ausgaben <strong>und</strong> Beitragssätze entworfen.<br />
Auch die Arbeitslosigkeit steigt <strong>und</strong> immer mehr<br />
Beschäftigungsarten entziehen sich dem Solidarprinzip.<br />
Und die Lebenserwartung <strong>der</strong> Menschen<br />
steigt <strong>und</strong> die Geburtenzahlen gehen zurück.<br />
Die Bevölkerungsentwicklung ist jedoch nur ein<br />
Einflussfaktor für die Entwicklung <strong>der</strong> Sozialfinanzen.<br />
Viel wichtiger ist die Entwicklung <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />
Leistungskraft (Wachstum <strong>und</strong> Produktivität),<br />
die Lohnentwicklung <strong>und</strong> vor allem die<br />
Frage, wie viele Personen überhaupt in Arbeit stehen<br />
<strong>und</strong> damit Beiträge entrichten. Eine gute Lohnentwicklung<br />
ist notwendig, weil die Sozialbeiträge<br />
prozentual auf die Bruttolöhne bezogen werden. Eine<br />
Lohnerhöhung von einem Prozentpunkt bringt<br />
z. B. 1,5 Mrd. Euro für die Rentenversicherung.<br />
Wenn die Löhne zurückbleiben, wirkt sich das auch<br />
auf die Rentenkassen negativ aus. Entscheidend ist<br />
aber <strong>der</strong> Abbau <strong>der</strong> Massenarbeitslosigkeit. Die gesamtfiskalischen<br />
Kosten <strong>der</strong> Massenarbeitslosigkeit<br />
betragen jährlich r<strong>und</strong> 85 Mrd. Euro. Wenn nur<br />
100.000 Arbeitslose wie<strong>der</strong> in eine Beschäftigung<br />
eintreten würden, käme ein Betrag von ca. 1 Mrd.<br />
Euro in die Rentenkassen. Wer die Sozialfinanzen in<br />
Zukunft sichern will, <strong>der</strong> muss also vordringlich die<br />
Arbeitslosigkeit bekämpfen.<br />
Die bisher bestehenden Möglichkeiten, vor dem gesetzlichen<br />
Rentenalter von 65 Jahren in Rente zu gehen,<br />
wurden nach dem geltenden Recht abgeschafft.<br />
Wer vor dem 65ten Lebensalter in Rente gehen<br />
möchte, muss eine spürbare Kürzung seiner<br />
Rentenansprüche hinnehmen. Wer etwa künftig<br />
statt mit 65 schon mit 63 in den Ruhestand gehen<br />
will, muss einen Abschlag von 7,2 Prozent seiner<br />
Monatsrente in Kauf nehmen. Und dieser Abschlag<br />
gilt nicht nur für die Zeit bis zum 65 Lebensjahr,<br />
son<strong>der</strong>n ein Leben lang. Viele Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />
arbeiten deshalb länger als sie<br />
selber planen. Ab 2012 wird das gesetzliche Rentenalter<br />
auch noch um jeweils einen Monat <strong>und</strong> ab<br />
2024 um jährlich zwei Monate auf 67 Jahre angehoben.<br />
Auch von <strong>der</strong> Altersteilzeitregelung wird wegen <strong>der</strong><br />
Abschläge viel zu selten Gebrauch gemacht. Zudem<br />
entfällt <strong>der</strong> Zuschuss <strong>der</strong> Arbeitsagentur für die Altersrente<br />
wegen Altersteilzeit für nach im Dezember<br />
1951 Geborene (läuft somit 2011 aus).<br />
Damit werden in den nächsten Jahren viele Beschäftigte<br />
nicht in Rente gehen, son<strong>der</strong>n dem Arbeits-<br />
93
markt ganz erheblich belasten. Auch <strong>der</strong> Einstieg in<br />
das Berufsleben für Auszubildende wird dadurch<br />
erheblich erschwert. Es ist deshalb eine völlig falsche<br />
Politik, die Anhebung des Rentenalters zu beschließen,<br />
ohne Antworten dafür zu haben, wo<br />
denn die notwendige Beschäftigung herkommen<br />
soll.<br />
Angesichts des entstehenden Beschäftigungsüberhangs<br />
kann auf eine tarifvertragliche Regelung zum<br />
Anreiz auf Verkürzung <strong>der</strong> Lebensarbeitzeit nicht<br />
verzichtet werden. Die Politik muss dazu für materiell<br />
akzeptable <strong>und</strong> verlässliche gesetzliche Rahmenbedingungen<br />
sorgen. Zudem soll von einem tarifvertraglichen<br />
Modell eine breite Beschäftigungswirkung<br />
ausgehen, indem die Übernahme von Auszubildenden<br />
<strong>und</strong> die Einstellung Arbeitsloser geför<strong>der</strong>t<br />
werden.<br />
Eckpunkte eines tarifvertraglichen Modells zum<br />
vorzeitigen Ausstieg aus dem Erwerbsleben:<br />
– Eine tarifvertragliche Regelung muss entwe<strong>der</strong><br />
auf Dauer o<strong>der</strong> langfristig angelegt sein. Dies<br />
ist zur Sicherung einer breiten Akzeptanz des<br />
Modells <strong>und</strong> für den Anspruch auf vorzeitigen<br />
Ausstieg bei Erfüllung bestimmter Voraussetzungen<br />
(z. B. Lebensalter, Betriebszugehörigkeit<br />
etc.) notwendig.<br />
– Es soll ein 6-jähriges Ausstiegsmodell (57 bis<br />
63 als Gr<strong>und</strong>lage mit Verschiebungsmöglichkeit<br />
nach hinten) möglich sein.<br />
– Die Verteilung <strong>der</strong> Arbeitszeit soll als Blockmodell<br />
aus 100 Prozent Arbeitszeit in <strong>der</strong> ersten<br />
Hälfte <strong>und</strong> vollständige Freistellung in <strong>der</strong> zweiten<br />
Hälfte, sowie als Teilzeitmodell durch Halbierung<br />
<strong>der</strong> täglichen o<strong>der</strong> wöchentlichen Arbeitszeit<br />
möglich sein.<br />
– Mit dem tarifvertraglichen Modell muss eine<br />
Absicherung des Entgelts während <strong>der</strong> 6 Jahre<br />
in Höhe von mindestens 82 Prozent des bisherigen<br />
Netto <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ausgleich <strong>der</strong> Rentenverluste<br />
zu 100 Prozent (geringere RV-Beiträge während<br />
<strong>der</strong> 6 Jahre <strong>und</strong> Rentenabschläge) finanziert<br />
werden.<br />
– Zur Absicherung des Entgelts sind Aufstokkungszahlungen<br />
des Arbeitgebers <strong>und</strong> <strong>der</strong> Arbeitgeberin<br />
auf dem Niveau <strong>der</strong> bisherigen Altersteilzeit<br />
erfor<strong>der</strong>lich. Als gesetzlicher Rahmen<br />
hierfür ist die Fortführung <strong>der</strong> Zuschussregelung<br />
des Altersteilzeitgesetzes über den<br />
31.12.2009 hinaus notwendig.<br />
– Zum Ausgleich <strong>der</strong> Rentenverluste soll in <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Rentenversicherung ein Zusatzbaustein<br />
geschaffen werden. Die Finanzierung dieses<br />
Zusatzbausteins muss flexibel gestaltbar<br />
sein, d.h. die Einzahlung <strong>der</strong> entsprechenden<br />
Beiträge kann schon zu Beginn eines Arbeitslebens<br />
durch den Arbeitgeber <strong>und</strong> die Arbeitgeberin,<br />
den Arbeitnehmer <strong>und</strong> die Arbeitnehmerin<br />
o<strong>der</strong> einen Dritten (z. B. Fonds) erfolgen.<br />
– Die Finanzierung soll als Drittelfinanzierung<br />
zwischen Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerin,<br />
Arbeitgeber <strong>und</strong> Arbeitgeberin <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esagentur<br />
für Arbeit erfolgen. Der Arbeitgeber <strong>und</strong><br />
die Arbeitgeberin muss jedoch die Finanzierung<br />
<strong>der</strong> B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit übernehmen<br />
wenn keine Beschäftigungswirkung eintritt.<br />
– Für die Zahlung <strong>der</strong> Arbeitgeber <strong>und</strong> Arbeitgeberinnen<br />
ist eine tarifliche Regelung zur Umlagefinanzierung<br />
durch alle tarifgeb<strong>und</strong>enen<br />
Arbeitgeber <strong>und</strong> Arbeitgeberinnen notwendig.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, auf<br />
die Politik einzuwirken, dass die erfor<strong>der</strong>lichen gesetzlichen<br />
Rahmenbedingungen für ein tarifvertragliches<br />
Modell zum vorzeitigen Ausstieg aus<br />
dem Erwerbsleben geschaffen werden. Mit den Arbeitgebern<br />
<strong>und</strong> Arbeitgeberinnen sind Verhandlungen<br />
aufzunehmen, damit ein entsprechendes tarifvertragliches<br />
Ausstiegsmodell mit den beschriebenen<br />
Eckpunkten vereinbart werden kann.<br />
Neue tarifliche Altersteilzeitregelung<br />
3.095 Antragsteller/in: Stuttgart<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> strebt eine neue tarifliche Regelung<br />
zum flexiblen Ausstieg aus dem Erwerbsleben an,<br />
die ab dem Ende <strong>der</strong> Zugangsmöglichkeit zur heutigen<br />
Altersteilzeit zur Verfügung stehen muss.<br />
Die Ziele des Tarifvertrages sind:<br />
Einen Anspruch <strong>der</strong> Beschäftigten auf einen flexibel<br />
wählbaren Ausstieg aus dem Arbeitsleben vor dem<br />
Erreichen <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenzugangsmöglichkeit<br />
zu verwirklichen. Beschäftigte mit beson<strong>der</strong>er<br />
Belastung, wie Schichtarbeit o<strong>der</strong> schwerer<br />
Muskelbeanspruchung, monotoner Tätigkeit <strong>und</strong><br />
ähnliches o<strong>der</strong> auch einen frühen Berufseinstieg,<br />
dabei beson<strong>der</strong>s zu berücksichtigen.<br />
Ein auskömmliches Einkommen während dieser<br />
Zeitphase vor Rentenzugang zu gewährleisten. Dabei<br />
sind auch soziale Komponenten für die unteren<br />
Einkommensgruppen zu berücksichtigen.<br />
Einen Ausgleich für die gesetzlichen Rentenabschläge<br />
zu erreichen, um einen vorzeitigen Rentenzugang<br />
finanziell zu ermöglichen.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird mit allen ihr zur Verfügung stehenden<br />
Mitteln weiter auf den Gesetzgeber einwirken,<br />
um gesetzliche Rahmenregelungen (z. B. Steuer-<br />
<strong>und</strong> Beitragsfreiheit bei Aufstockungsbeträgen,<br />
För<strong>der</strong>ung durch die B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, Inanspruchnahmemöglichkeiten<br />
von Teilrenten) als<br />
Basis für eine neue Tarifregelung „flexibler Ausstieg“<br />
durchzusetzen.<br />
Tarifliche <strong>und</strong> gesetzliche Rahmenbedingungen<br />
für die Altersteilzeit<br />
3.096 Antragsteller/in: München<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Aktuelle Ausgangslage <strong>der</strong> Rentenpolitik<br />
Gegen den Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Gewerkschaften hat <strong>der</strong><br />
Gesetzgeber die Anhebung des allgemeinen Rentenalters<br />
auf 67 Jahre beschlossen, ohne Wege aufzuzeigen,<br />
wie diese Anhebung in <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong> Betriebe<br />
umgesetzt werden soll. Gleichzeitig wird die<br />
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Altersteilzeit ab dem 01.01.2010 gestrichen,<br />
die Rente nach Altersteilzeit gibt es ab<br />
94
2012 nicht mehr – ebenso wie die Altersrente für<br />
Frauen o<strong>der</strong> wegen Arbeitslosigkeit.<br />
Für die heute <strong>und</strong> in Zukunft über 50-Jährigen bleiben<br />
im wesentlichen – abgesehen von einzelnen<br />
Son<strong>der</strong>aktionen in Großbetrieben – folgende Möglichkeiten:<br />
– Rente für beson<strong>der</strong>s langjährig Versicherte (mit<br />
45 Pflichtbeitragsjahren) ab dem 65. Lebensjahr<br />
ohne Abschläge;<br />
– Rente für langjährig Versicherte (mit einer Anwartschaftszeit<br />
von 35 Jahren) ab dem 63. Lebensjahr<br />
mit Rentenabschlägen bis zu 14,4<br />
Prozent;<br />
– Rente wegen Schwerbehin<strong>der</strong>ung bzw. vermin<strong>der</strong>ter<br />
Erwerbsfähigkeit ab dem 62. Lebensjahr<br />
mit Rentenabschlägen von 10,8 Prozent.<br />
Die Möglichkeit <strong>der</strong> Teilrente, d. h. des vorzeitigen<br />
Bezugs einer anteiligen Rente, stellt keine echte Alternative<br />
dar, son<strong>der</strong>n beinhaltet allenfalls einen<br />
kleinen Finanzierungsbaustein. Denn die Teilrente<br />
führt zu weiteren Rentenabschlägen, die sich auf<br />
die gesamte Zeit des Vollrentenbezuges auswirken.<br />
Wer also in Zukunft wegen entsprechen<strong>der</strong> Arbeitsbedingungen<br />
vorzeitig aus dem Erwerbsleben ausscheiden<br />
muss, kann sich die Überbrückung bis<br />
zum Rentenbeginn <strong>und</strong> die anschließenden Rentenabschläge<br />
nur noch leisten, wenn er an<strong>der</strong>e lukrative<br />
Einnahmequellen zur Verfügung hat. Die<br />
ganz überwiegende Anzahl <strong>der</strong> abhängig Beschäftigten<br />
verfügt über solche Quellen nicht, son<strong>der</strong>n<br />
ist auf die tarifliche Regelung ihrer Arbeitsbedingungen<br />
angewiesen.<br />
Auf Basis <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung einen<br />
materiell akzeptablen Ruhestand auch für<br />
künftige Generationen zu sichern – dieses Ziel ist<br />
für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gesellschafts- wie tarifpolitische<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> nächsten Jahrzehnte.<br />
Zielsetzung <strong>und</strong> Eckpunkte einer tariflichen Regelung<br />
für ein vorzeitiges Ausstiegsmodell:<br />
Aufbauend auf entsprechenden gesetzlichen Rahmenregelungen<br />
<strong>und</strong> in Anlehnung an das bisherige<br />
Altersteilzeit-Modell soll mit einer Tarifvereinbarung<br />
generell <strong>der</strong> vorzeitige Ausstieg aus dem Berufsleben<br />
erleichtert werden.<br />
Gleichzeitig soll von dem Modell eine breite Beschäftigungswirkung<br />
ausgehen, indem die Übernahme<br />
von Auszubildenden <strong>und</strong> die Einstellung Arbeitsloser<br />
mehr als bisher geför<strong>der</strong>t werden.<br />
Die Eckpunkte eines solchen Modells könnten folgen<strong>der</strong>maßen<br />
aussehen:<br />
Zur Gewährleistung einer nachhaltigen Anwendbarkeit<br />
des Modells sind entwe<strong>der</strong> auf Dauer angelegte<br />
bzw. jedenfalls langfristige tarifliche Regelungen<br />
notwendig. Mit dem Modell wird ein 6-jähriges<br />
Ausstiegsszenario vom 57. bis zum 63. Lebensjahr<br />
geregelt, d.h. im Gr<strong>und</strong>satz soll ein Renteneintritt<br />
spätestens mit dem 63. Lebensjahr möglich sein. Je<br />
nach persönlicher Situation sollte das Modell die<br />
Möglichkeit <strong>der</strong> Verkürzung bzw. <strong>der</strong> Verschiebung<br />
nach hinten beinhalten.<br />
Basis ist, ähnlich wie bei <strong>der</strong> Altersteilzeit, die Vereinbarung<br />
von Teilzeitarbeit zu 50 Prozent. Denkbar<br />
sind jedoch auch an<strong>der</strong>e Varianten, wobei sich daraus<br />
unterschiedliche Anfor<strong>der</strong>ungen an die Finanzierung<br />
ergeben können. Die persönliche Lebensplanung<br />
verlangt eine gr<strong>und</strong>sätzliche Wahlmöglichkeit<br />
zwischen einem so genannten Blockmodell<br />
(= Ausscheiden aus dem aktiven Erwerbsleben<br />
nach <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Laufzeit) <strong>und</strong> Teilzeitmodellen<br />
unterschiedlicher Ausprägung. Auch wenn in <strong>der</strong><br />
Praxis <strong>der</strong> Altersteilzeit bisher überwiegend das<br />
Blockmodell gewählt wurde (mit einem deutlichen<br />
Ost-West-Gefälle von 75 Prozent bis über 90 Prozent),<br />
sollte die künftige Regelung doch den Aspekt<br />
eines „gleitenden Übergangs“ in den Ruhestand<br />
stärker berücksichtigen. So könnte zumindest in einigen<br />
Fällen das häufig berichtete „Loch“ nach einem<br />
erfüllten Arbeitsleben vermieden werden.<br />
Zur Sicherung einer breiten Akzeptanz des Modells<br />
bei den Beschäftigten ist tariflich ein Anspruch auf<br />
vorzeitigen Ausstieg für jeden bei Erfüllung bestimmter<br />
Voraussetzungen (z. B. abhängig von Lebensalter,<br />
Betriebszugehörigkeit etc.) zu regeln.<br />
Als Gr<strong>und</strong>lage kann hier <strong>der</strong> Tarifvertrag Beschäftigungsbrücke<br />
dienen. Jedoch ist aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Erfahrungen<br />
aus <strong>der</strong> Praxis im Hinblickauf die sehr unterschiedlichen<br />
Arbeitsbiographien ein tarifvertraglich<br />
fixer Ausstiegszeitpunkt (z. B. mit 60 Jahren)<br />
abzulehnen.<br />
Gr<strong>und</strong>lage für ein entsprechendes Tarifmodell ist<br />
die Sicherstellung <strong>der</strong> materiellen Bedingungen,<br />
d. h. vor Aufnahme von Verhandlungen muss <strong>der</strong><br />
Umfang <strong>der</strong> Finanzierung definiert werden.<br />
Die Finanzierung betrifft im wesentlichen zwei Bereiche:<br />
Absicherung des Entgelts während <strong>der</strong> Laufzeit in<br />
Höhe von mindestens 82 Prozent des bisherigen<br />
Netto <strong>und</strong> Ausgleich <strong>der</strong> Rentenverluste aufgr<strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> geringeren RV-Beiträge während des Modells<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> zu erwartenden Rentenabschläge zu 100<br />
Prozent.<br />
Wegen <strong>der</strong> beschäftigungsför<strong>der</strong>nden Wirkung <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> damit verb<strong>und</strong>enen gesellschaftspolitischen<br />
Dimension des Modells ist eine Beteiligung <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Hand (z. B. durch die B<strong>und</strong>esagentur für<br />
Arbeit) an <strong>der</strong> Finanzierung angemessen. Bei <strong>der</strong> Finanzierung<br />
scheint <strong>der</strong> Weg <strong>der</strong> Drittelfinanzierung<br />
durchsetzbar, d.h. je ein Drittel <strong>der</strong> entstehenden<br />
Kosten wird von den Arbeitnehmern <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen,<br />
von den Arbeitgebern <strong>und</strong> von <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Hand getragen. Die beson<strong>der</strong>e Verantwortung<br />
<strong>der</strong> Unternehmen für die Schaffung von Arbeitsplätzen<br />
verlangt außerdem, dass <strong>der</strong> Arbeitgeber<br />
den öffentlichen Kostenanteil vollständig übernimmt,<br />
wenn keine Beschäftigungswirkung eintritt,<br />
d. h. <strong>der</strong> durch den vorzeitigen Ausstieg frei werdende<br />
Arbeitsplatz nicht wie<strong>der</strong> besetzt wird.<br />
Als Formen <strong>der</strong> Finanzierung bieten sich folgende<br />
Bausteine an:<br />
Zur Absicherung des Entgelts während <strong>der</strong> Laufzeit<br />
sind tarifliche Regelungen über Aufstockungszahlungen<br />
des Arbeitgebers auf dem Niveau <strong>der</strong> bisherigen<br />
Altersteilzeit (d. h. auf 82 Prozent des bisherigen<br />
Nettoentgelts) erfor<strong>der</strong>lich. Als gesetzlicher<br />
Rahmen hierfür ist die Fortführung <strong>der</strong> Zuschussregelung<br />
des Altersteilzeitgesetzes über den<br />
31.12.2009 hinaus notwendig. Die Tatsache, dass<br />
75 Prozent <strong>der</strong> bisherigen Altersteilzeit-Fälle ohne<br />
För<strong>der</strong>ung blieben, spricht nicht dagegen. Diese<br />
Praxis macht letztlich nur die personalpolitische<br />
95
Not <strong>der</strong> Unternehmen deutlich sowie den Umstand,<br />
dass die Altersteilzeit in <strong>der</strong> bisherigen<br />
Form eben nicht zu <strong>der</strong> beabsichtigten Beschäftigungswirkung<br />
geführt hat. Die gesetzliche Zuschussregelung<br />
stellt insbeson<strong>der</strong>e auch den Ausgleich<br />
für die Verpflichtung des Arbeitgebers zur<br />
Erfüllung des tariflichen Anspruchs auf vorzeitigen<br />
Ausstieg dar.<br />
Zum Ausgleich <strong>der</strong> Rentenabschläge bzw. -ausfälle<br />
ist in <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung zunächst<br />
ein – aus früheren Zeiten nicht unbekannter<br />
– Zusatzbaustein zu regeln. Die „Bedienung“ dieses<br />
Zusatzbausteins muss flexibel gestaltbar sein,<br />
d. h. die Einzahlung <strong>der</strong> entsprechenden Beiträge<br />
kann schon zu Beginn eines Arbeitslebens <strong>und</strong> damit<br />
lange vor Inanspruchnahme des Modells durch<br />
den Arbeitgeber <strong>und</strong> Arbeitgeberinnen, den Arbeitnehmer<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen o<strong>der</strong> einen Dritten<br />
(z. B. Fonds) erfolgen. Für die Zahlung <strong>der</strong> Arbeitgeber<br />
empfiehlt sich in erster Linie eine tarifliche Regelung<br />
zur Umlagefinanzierung durch alle tarifgeb<strong>und</strong>enen<br />
Arbeitgeber, um die Inanspruchnahme<br />
des Modells auch in Klein- <strong>und</strong> Mittelbetrieben zu<br />
gewährleisten. Ergänzend kann die tarifliche Regelung<br />
zusätzliche Abfindungszahlungen des Arbeitgebers<br />
vorsehen, die jedoch steuerlich nicht mehr<br />
privilegiert sind. Die Arbeitnehmerbeiträge können<br />
sich aus verschiedenen Komponenten zusammensetzen,<br />
Langzeitkonten sind hier wegen <strong>der</strong> damit<br />
verb<strong>und</strong>enen Gefahr <strong>der</strong> generellen Arbeitszeitverlängerung<br />
nicht das Mittel erster Wahl.<br />
Zu allen Fragen (Modelle, Anspruch, Finanzierung)<br />
sind viele Details zu klären, die möglichst umfassend<br />
tariflich geregelt werden müssen, um die immer<br />
wie<strong>der</strong>kehrenden Problemfälle (z. B. Langzeiterkrankung)<br />
ausreichend zu berücksichtigen.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, unverzüglich<br />
auf die verantwortlichen Politiker <strong>und</strong> Politikerinnen<br />
<strong>der</strong>gestalt einzuwirken, dass bis spätestens<br />
Ende 2008 die erfor<strong>der</strong>lichen gesetzlichen<br />
Rahmenbedingungen geschaffen werden. Gleichzeitig<br />
müssen Vorstand <strong>und</strong> Bezirksleitungen mit<br />
den Arbeitgebern Verhandlungen aufnehmen mit<br />
dem Ziel, dass bis Ende 2008 die entsprechenden<br />
tariflichen Regelungen für das beschriebene Ausstiegsmodell<br />
vereinbart werden können.<br />
Generationentarifvertrag<br />
3.097 Antragsteller/in:<br />
Jugendausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Bei zukünftigen tariflichen Abschlüssen, die den<br />
leichteren Ausstieg aus dem Erwerbsleben regeln,<br />
sollen folgende Mindestbedingungen eingehalten<br />
werden:<br />
Ein Generationentarifvertrag ermöglicht älteren<br />
Beschäftigten ein abschlagsfreies Ausscheiden<br />
aus dem Erwerbsleben mit Erreichen des 60. Lebensjahres.<br />
Je<strong>der</strong> Arbeitsplatz, <strong>der</strong> in Verbindung mit einer<br />
Maßnahme eines Generationentarifvertrages frei<br />
wird, muss unverzüglich durch einen auslernenden<br />
Auszubildenden besetzt werden. Die Übernahme<br />
findet in ein unbefristetes Vollzeitarbeitsverhältnis<br />
statt.<br />
Die Kosten tragen branchenspezifische Fonds. Der<br />
Fonds wird paritätisch von Arbeitgebern, Arbeitgeberinnen<br />
<strong>und</strong> Beschäftigten finanziert <strong>und</strong> ermöglicht<br />
mit Ausgleichszahlungen das abschlagsfreie<br />
Ausscheiden <strong>der</strong> älteren Arbeitnehmenden.<br />
Alle Beschäftigten eines tarifgeb<strong>und</strong>enen Betriebes<br />
bezahlen in den Fonds. Anspruch auf die Leistung<br />
haben nur organisierte Arbeitnehmende.<br />
Ein Generationentarifvertrag muss ein ges<strong>und</strong>heitlich<br />
vernünftiges Ausscheiden aus dem Erwerbsleben<br />
ermöglichen. Gleichzeitig muss er die prekäre<br />
Situation <strong>der</strong> Jungfacharbeiter <strong>und</strong> Jugendfacharbeiterinnen<br />
aufbrechen. Eine gesicherte Perspektive<br />
nach <strong>der</strong> Ausbildung muss langfristig planbare<br />
Lebens- <strong>und</strong> Arbeitsbedingungen für die jugendlichen<br />
Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> schaffen.<br />
Europäisierung <strong>der</strong> Tarifpolitik<br />
3.098 Antragsteller/in: Flensburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die zunehmende Internationalisierung <strong>der</strong> Märkte<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Unternehmenspolitik einerseits <strong>und</strong> die<br />
fortschreitende europäische Integration machen<br />
eine konstruktive <strong>und</strong> kontinuierliche Zusammenarbeit<br />
<strong>der</strong> europäischen Gewerkschaften notwendiger<br />
als je zuvor. Die erweiterten Möglichkeiten <strong>der</strong><br />
Unternehmen zur Verlagerung von Know-how <strong>und</strong><br />
Produktion haben den „Wettbewerb“ um Standorte<br />
<strong>und</strong> Arbeitsplätze im internationalen Maßstab erheblich<br />
verschärft. Diese Entwicklung zeigt deutlich<br />
die Begrenztheit einer national orientierten Tarif<strong>und</strong><br />
Gewerkschaftspolitik auf. Die Vereinbarung<br />
von abweichenden Tarifregelungen nach dem sogenannten<br />
Pforzheimer Abkommen ist längst kein nationales,<br />
son<strong>der</strong>n in erheblichem Maß ein europäisches<br />
Thema.<br />
Es gilt zu verhin<strong>der</strong>n, dass daraus eine fortwährende<br />
Konkurrenz um die niedrigsten Löhne <strong>und</strong><br />
schlechtesten Arbeitsbedingungen – <strong>und</strong> in <strong>der</strong>en<br />
Folge eine Spaltung <strong>der</strong> Gewerkschaftsbewegung –<br />
erwächst, ist es notwendig gerade die Tarifpolitik<br />
auf europäischer Ebene so miteinan<strong>der</strong> zu verzahnen,<br />
dass über die sonntägliche „internationale Solidarität“<br />
hinaus auch in <strong>der</strong> Woche eine praktische,<br />
kollegiale <strong>und</strong> solidarische Politik wird.<br />
Die Tarif- <strong>und</strong> Gewerkschaftspolitik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
muss internationaler <strong>und</strong> die Koordinierung <strong>der</strong> Tarifpolitik<br />
auf europäischer Ebene konkreter <strong>und</strong> verbindlicher<br />
werden, um die Interessen <strong>der</strong> abhängig<br />
Beschäftigten adäquat vertreten <strong>und</strong> letztlich auch<br />
gemeinsam <strong>und</strong> miteinan<strong>der</strong> durchsetzen zu können.<br />
Die Verhältnisse erzwingen über die bislang vereinbarten<br />
Koordinierungsregeln hinaus neben politisch-symbolischen<br />
nunmehr auch formal-verbindliche(re)<br />
Formen <strong>der</strong> Zusammenarbeit.<br />
Das bedeutet u. a.:<br />
– Den Ausbau <strong>der</strong> EBR’s <strong>und</strong> ihre intensivere Beteiligung<br />
an den gewerkschaftlichen Entwick-<br />
96
lungs- <strong>und</strong> Gestaltungsprozessen auf europäischer<br />
Ebene<br />
– was wie<strong>der</strong>um für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> größere Anstrengungen<br />
bei <strong>der</strong> Belebung <strong>und</strong> Weiterentwicklung<br />
<strong>der</strong> VL-Arbeit nach sich ziehen muss,<br />
um hier auf gleicher Augenhöhe mit den an<strong>der</strong>en<br />
europäischen Gewerkschaften agieren zu<br />
können.<br />
– in einem weiteren Schritt die Richtlinien für Tarifkommissionen<br />
dahin gehend zu än<strong>der</strong>n,<br />
dass die Bezirksleitungen die Möglichkeit haben,<br />
Mandate für europäische Schwesterorganisationen<br />
bei <strong>der</strong> Bildung <strong>der</strong> Tarifkommissionen<br />
bereitzustellen.<br />
– dass sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> im EMB dafür einsetzen<br />
wird, noch in dieser Legislaturperiode ein „Europäisches<br />
Tarifforum“ zu bilden, das regelmäßig<br />
tagt <strong>und</strong> verbindliche Leitlinien einer europäischen<br />
Tarifpolitik festlegt <strong>und</strong> damit auch<br />
die Legitimität <strong>der</strong> nationalen Tarifpolitik herstellt.<br />
97
Entschließung 4<br />
Sozialpolitik<br />
1. Sozialstaat <strong>und</strong> Sozialpolitik<br />
Es ist eine historische Leistung <strong>und</strong> kulturelle Errungenschaft,<br />
dass <strong>der</strong> Sozialstaat Verfassungsrang<br />
genießt. Er schafft die Voraussetzungen für soziale<br />
Demokratie, inneren Frieden <strong>und</strong> politische Stabilität.<br />
Die Gewerkschaften haben entscheidend daran<br />
mitgewirkt, dass <strong>der</strong> Sozialstaat politisch integrativ<br />
wirkt, soziale Unterschiede ausgeglichen <strong>und</strong> ökonomischer<br />
Wohlstand für viele erreicht werden<br />
konnte.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bekennt sich zu einem demokratischen,<br />
solidarischen <strong>und</strong> aktiven Sozialstaat, <strong>der</strong><br />
einen unverzichtbaren Beitrag zum Schutz vor <strong>und</strong><br />
zum Ausgleich von Marktversagen <strong>und</strong> Lebensrisiken<br />
leistet. Seine Fähigkeit, sozial schwache Gruppen<br />
in die Solidargemeinschaft zu integrieren,<br />
Chancengleichheit für alle herzustellen <strong>und</strong> allen<br />
soziale Teilhabe sowie gesellschaftlichen Aufstieg<br />
zu ermöglichen, muss gestärkt <strong>und</strong> ausgebaut<br />
werden. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t eine Weiterentwicklung<br />
des Sozialstaats, weil verän<strong>der</strong>te Rahmenbedingungen<br />
neue Herausfor<strong>der</strong>ungen mit sich bringen.<br />
2. Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
Verteilungsdefizite, Massenarbeitslosigkeit <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> Abbau von sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen<br />
haben dazu geführt, dass die Finanzierungsbasis<br />
des Sozialstaats schrumpft. Immer<br />
mehr ökonomisch Starke entziehen sich ihrer<br />
gesellschaftlichen Verantwortung. Während die finanzielle<br />
Belastung von Arbeitnehmern <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />
steigt, sinkt das Sicherungsniveau.<br />
Die sozial ungerechte Finanzierung lässt sich alleine<br />
durch mehr Wachstum nicht gr<strong>und</strong>legend än<strong>der</strong>n.<br />
Ein deutlicher Abbau von Arbeitslosigkeit <strong>und</strong><br />
ein nachhaltiger Aufbau von sozialversicherungspflichtigen<br />
Arbeitsplätzen bleiben aber wichtige<br />
Voraussetzungen für die finanzielle Stabilisierung<br />
<strong>der</strong> sozialen Sicherungssysteme.<br />
Unser Sozialstaat fußte auf einem gesicherten Normalarbeitsverhältnis,<br />
stabilen familiären Strukturen<br />
<strong>und</strong> einer traditionellen Arbeitsteilung zwischen<br />
den Geschlechtern. Inzwischen nehmen diskontinuierliche<br />
Erwerbsverläufe <strong>und</strong> prekäre Beschäftigungsverhältnisse<br />
zu. Trotz guter Ausbildung<br />
schaffen viele Jugendliche nicht den Einstieg<br />
in den ersten Arbeitsmarkt. Ein hohes Qualifikationsniveau<br />
ist längst keine Garantie mehr für einen<br />
dauerhaften Arbeitsplatz. Formen des Zusammenlebens<br />
än<strong>der</strong>n sich, individuelle Lebensentwürfe<br />
gewinnen an Bedeutung. Frauen wollen eine eigenständige<br />
soziale Absicherung <strong>und</strong> Erfolg im Beruf.<br />
Männer <strong>und</strong> Frauen wollen Erwerbsarbeit mit Familie<br />
vereinbaren können. Diese Entwicklungen eröffnen<br />
zum Teil neue Chancen für eine individuelle Lebensgestaltung,<br />
sie sind aber auch mit neuen Risiken<br />
verb<strong>und</strong>en. Nicht zuletzt stellen sie neue Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an die Finanzierung des Sozialstaates,<br />
weil sie ein erweitertes Leistungsprofil <strong>und</strong> neue<br />
Formen <strong>der</strong> sozialen Daseinsvorsorge erfor<strong>der</strong>n.<br />
Der demographische Wandel verän<strong>der</strong>t die ökonomischen<br />
Voraussetzungen <strong>und</strong> die gesellschaftlichen<br />
Bedingungen für den Sozialstaat. Die Folgen<br />
<strong>der</strong> demographischen Verän<strong>der</strong>ungen sollten we<strong>der</strong><br />
dramatisiert noch dürfen sie ignoriert werden.<br />
Alterung <strong>und</strong> Schrumpfung sind zunächst wichtige<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen für die Gestaltung aller sozialen<br />
Sicherungssysteme. Hinzu kommt, dass die Folgen<br />
des demographischen Wandels für die wirtschaftliche<br />
Dynamik, die Leistungs- <strong>und</strong> Innovationsfähigkeit<br />
unserer Gesellschaft beachtet werden<br />
müssen.<br />
Als Teil einer gerechten Gesellschaftspolitik genießt<br />
unser Sozialstaat nach wie vor ein hohes Ansehen.<br />
Aber das Vertrauen in seine Leistungsfähigkeit<br />
<strong>und</strong> Finanzierbarkeit schwindet. Angesichts<br />
realer Einschnitte, erkennbarer Leistungsdefizite<br />
<strong>und</strong> einer als ungerecht empf<strong>und</strong>enen Finanzierung<br />
wun<strong>der</strong>t es nicht, dass auch viele Arbeitnehmerinnen<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmer die sozialstaatliche<br />
Entwicklung mit Skepsis betrachten. Durch negative<br />
PR-Kampagnen wird <strong>der</strong> Druck auf den Sozialstaat<br />
erhöht. Diese Angriffe bilden einen Nährboden<br />
für radikale Abbauprogramme <strong>und</strong> minimale<br />
Gr<strong>und</strong>sicherungsmodelle o<strong>der</strong> für „Lösungen“, die<br />
eine Entkoppelung von Arbeit, Einkommen <strong>und</strong> Sozialleistungen<br />
anstreben.<br />
In <strong>der</strong> politischen Auseinan<strong>der</strong>setzung um den Sozialstaat<br />
bezieht die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> eindeutig Position:<br />
Angriffe auf den Sozialstaat, die seine Funktionsfähigkeit<br />
in Frage stellen, <strong>und</strong> Versuche, ihn zum<br />
Wettbewerbsstaat umzubauen, weisen wir zurück.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> engagiert sich für eine Weiterentwicklung<br />
des Sozialstaats, um seine Leistungsfähigkeit<br />
zu erhalten <strong>und</strong> das Vertrauen in seine Zukunftsfähigkeit<br />
zu stärken. Denn nur mit einer angemessenen<br />
sozialen Absicherung lassen sich <strong>der</strong> gesellschaftliche<br />
Wandel bewältigen, die wirtschaftlichen<br />
Verän<strong>der</strong>ungen gestalten <strong>und</strong> die soziale Demokratie<br />
dauerhaft sichern.<br />
3. Gerechtigkeit, Solidarität <strong>und</strong><br />
Zukunftsfähigkeit<br />
Gerechtigkeitslücken, Leistungsschwächen <strong>und</strong> Finanzierungsprobleme<br />
prägen die gegenwärtige sozialstaatliche<br />
Lage. Der Zusammenhang zwischen<br />
Beiträgen <strong>und</strong> Leistungen ist bedroht. Neue soziale<br />
Verwerfungen <strong>und</strong> viele gesellschaftliche Probleme<br />
werden nur unzureichend aufgegriffen. Chancengleichheit<br />
für alle ist mehr ein vages Versprechen<br />
als gesellschaftliche Realität. Immer mehr Menschen<br />
empfinden ihre persönliche Zukunft als unsicher<br />
<strong>und</strong> die gesellschaftliche Entwicklung als ungerecht.<br />
3.1 Finanzierung gerecht gestalten, nachhaltig<br />
<strong>und</strong> ergiebig organisieren!<br />
Anstatt unter Verweis auf steigende Kosten Leistungen<br />
zu beschneiden <strong>und</strong> daraus die Notwendigkeit<br />
privater Vorsorge zu begründen, muss zuallererst<br />
99
die paritätisch finanzierte Einnahmebasis des Sozialstaats<br />
wie<strong>der</strong> gestärkt <strong>und</strong> verbreitert werden.<br />
Notwendig ist ein neuer Finanzierungsmix, <strong>der</strong> alle<br />
Personengruppen <strong>und</strong> Einkommensarten entsprechend<br />
<strong>der</strong> individuellen Leistungsfähigkeit zur solidarischen<br />
Finanzierung des Sozialstaats heranzieht.<br />
Dies schließt auch einen stetigen <strong>und</strong> nachhaltigen<br />
Ausbau des Steueranteils mit ein, weil die<br />
Finanzierung z. B. von gesellschaftlich notwendigen<br />
Leistungen nicht alleine von den Beitragszahlern<br />
geschultert werden kann.<br />
3.2 Soziale Infrastruktur ausbauen <strong>und</strong><br />
Dienstleistungsangebote erweitern!<br />
Die Bereitstellung öffentlich finanzierter sozialer<br />
Dienstleistungen ist eine sozialstaatliche Aufgabe<br />
ersten Ranges. Eine qualitativ hochwertige soziale<br />
Infrastruktur, insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Ganztagskin<strong>der</strong>betreuung<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> (vor-) schulischen Bildung,<br />
ist ein unerlässlicher Beitrag zur Verwirklichung<br />
von Chancengerechtigkeit <strong>und</strong> gesellschaftlicher<br />
Teilhabe. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> gesellschaftlicher<br />
Entwicklungen <strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Arbeitswelt<br />
gewinnt <strong>der</strong> schnelle Ausbau von Kin<strong>der</strong>betreuungsangeboten<br />
als Voraussetzung für die Vereinbarkeit<br />
von Familie <strong>und</strong> Beruf <strong>und</strong> für die Verwirklichung<br />
von individueller Lebensentwürfe an<br />
Bedeutung. Schon heute ist sicher, dass mit <strong>der</strong> Alterung<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung auch die Zahl <strong>der</strong> Pflegefälle<br />
wachsen wird. Entsprechend steigt <strong>der</strong> Bedarf an<br />
Betreuung. Die Antworten, die <strong>der</strong> Sozialstaat heute<br />
gibt, bleiben hinter Erwartungen <strong>und</strong> Erfor<strong>der</strong>nissen<br />
zurück.<br />
3.3 Stärker auf Prävention setzen!<br />
Ein leistungsfähiger Sozialstaat verbindet sowohl<br />
vor- als auch nachsorgende Elemente. Ohne beide<br />
Bereiche gegeneinan<strong>der</strong> auszuspielen, muss es in<br />
Zukunft darum gehen, das Entstehen von sozialen<br />
Notlagen <strong>und</strong> Ungerechtigkeiten möglichst frühzeitig<br />
zu verhin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> <strong>der</strong>en weitere Verfestigung zu<br />
bekämpfen. Um Chancengleichheit zu verbessern,<br />
müssen etwa Familien- <strong>und</strong> Bildungspolitik stärker<br />
präventiv angelegt werden. Auch bei Ausbildung,<br />
Arbeitsmarkt <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit kann frühzeitiges Gegensteuern<br />
die Entstehung von Langzeitproblemen<br />
eindämmen <strong>und</strong> Kosten minimieren.<br />
3.4 Betriebliche <strong>und</strong> branchenspezifische<br />
Instrumente nutzen!<br />
Sozialpolitik ist nicht Tarifpolitik, Tarifpolitik nicht<br />
die Reparaturwerkstatt für eine verfehlte Sozialpolitik.<br />
Für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bleibt zu allererst <strong>der</strong> Staat in<br />
<strong>der</strong> Verantwortung, soziale Sicherheit zu schaffen<br />
<strong>und</strong> gesellschaftliche Teilhabe aller zu gewährleisten.<br />
Gleichwohl verfügt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> über sozialpolitische<br />
Kompetenz <strong>und</strong> Wissen, um Sozialpolitik<br />
über tarifvertragliche Vereinbarungen zu flankieren,<br />
die in den Betrieben umgesetzt werden können.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird – aufbauend auf bereits gemachten<br />
Erfahrungen – diesen Pfad weiter verfolgen.<br />
Passgenaue <strong>und</strong> bedarfsgerechte betriebliche<br />
Lösungen bzw. tariflichvertragliche Regelungen<br />
können auch einen wichtigen Beitrag zur Mitglie<strong>der</strong>bindung<br />
bzw. -gewinnung leisten.<br />
4. Fel<strong>der</strong> einer zukunftsfähigen Sozialpolitik<br />
4.1 Ges<strong>und</strong>heitspolitik<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> will das solidarische Ges<strong>und</strong>heitssystem<br />
als leistungsstarke Säule des deutschen Sozialversicherungssystems<br />
bewahren <strong>und</strong> stärken.<br />
Die von <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung gegen Wi<strong>der</strong>stand<br />
<strong>und</strong> Kritik durchgesetzte Ges<strong>und</strong>heitsreform löst<br />
die strukturellen Probleme nicht.<br />
Die unsichere Finanzsituation, die ungerechte Finanzierung<br />
sowie das Nebeneinan<strong>der</strong> von Über-,<br />
Unter- <strong>und</strong> Fehlversorgung haben das Vertrauen in<br />
das Ges<strong>und</strong>heitssystem geschwächt. Viele Versicherte<br />
machen die Erfahrung, dass zwar Beitragssätze<br />
<strong>und</strong> individuelle Zuzahlen steigen, Leistungen<br />
aber eingeschränkt werden. Im Ges<strong>und</strong>heitsmarkt<br />
agieren viele Lobbyisten – teilweise sehr aggressiv<br />
<strong>und</strong> ohne ausreichende öffentliche Kontrolle.<br />
Gegen diese Partikularinteressen wird es immer<br />
schwieriger, wirkliche Reformen im Sinne <strong>der</strong> Versicherten<br />
durchzusetzen.<br />
Das Ges<strong>und</strong>heitssystem leidet weitaus mehr an einer<br />
Einnahmeschwäche als an einer „Kostenexplosion“.<br />
Um die Finanzierung des Ges<strong>und</strong>heitssystems<br />
sozial gerecht, ergiebig <strong>und</strong> nachhaltig zu gestalten,<br />
for<strong>der</strong>t die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> die Einführung einer<br />
solidarischen Bürgerversicherung. Die Ausweitung<br />
des Versichertenkreises, die Anhebung <strong>der</strong> Beitragsbemessungsgrenze<br />
<strong>und</strong> das Heranziehen weiterer<br />
Einkommensarten sind Stellschrauben auf<br />
dem Weg zu einer solidarischeren Finanzierung.<br />
Dabei ist auch sicherzustellen, dass die Arbeitgeber<br />
nicht noch weiter aus <strong>der</strong> Verantwortung für die<br />
Finanzierung des Ges<strong>und</strong>heitswesens entlassen<br />
werden. Den kassenspezifischen Zusatzbeitrag<br />
lehnen wir ab. Überlegungen, ihn zu einer einseitig<br />
von den Versicherten getragenen Kopfpauschale<br />
auszubauen, stoßen auf entschiedenen Wi<strong>der</strong>stand<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Ohne eine stärke Beteiligung<br />
privat Versicherter <strong>und</strong> stabile Steuerzuschüsse<br />
bleibt die Finanzierung des solidarischen Ges<strong>und</strong>heitssystems<br />
ungerecht.<br />
Gerade im Ges<strong>und</strong>heitssystem gilt, dass Qualitätsverbesserung<br />
<strong>und</strong> Kostendämpfung kein Gegensatz<br />
sind. Vielmehr ist es geboten, neue Versorgungsmodelle<br />
<strong>und</strong> Anbieterstrukturen zu schaffen.<br />
So bietet sich die Chance, mit gleichem Ressourceneinsatz<br />
bessere Leistungen zu erzielen. Die Ansätze<br />
<strong>der</strong> integrierten Versorgung müssen flächendeckend<br />
ausgeweitet werden, um insbeson<strong>der</strong>e<br />
„teure“ Krankheiten zielgenauer zu therapieren.<br />
Die Einführung von Medizinischen Versorgungszentren<br />
<strong>und</strong> die weitere Öffnung von Krankenhäusern<br />
für ambulante Versorgung können einen Beitrag<br />
dazu leisten, die kostspieligen fachärztlichen<br />
Doppelstrukturen zu beschränken. Der starke Kostentreiber<br />
„Arzneimittel“ kann durch Positivlisten,<br />
Festbetragsregelungen, einen reduzierten Mehrwertsteuersatz<br />
<strong>und</strong> strengere Wirkungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
eingedämmt werden.<br />
100
Leistungen zur Prävention, Beratung, Rehabilitation<br />
<strong>und</strong> zum Ges<strong>und</strong>heitsschutz bleiben weit hinter<br />
dem Bedarf zurück. Die Betriebsparteien können<br />
durch die Ausgestaltung gesetzlicher Regelungen<br />
zur Abwehr arbeitsbedingter Ges<strong>und</strong>heitsgefahren<br />
<strong>und</strong> zur menschengerechten Gestaltung von Arbeit<br />
<strong>und</strong> Teilhabe am Arbeitsleben beitragen. Dazu gehört<br />
auch, dass die Arbeitgeber seit 2004 zur Prävention<br />
im Sinne eines betrieblichen Einglie<strong>der</strong>ungsmanagments<br />
verpflichtet sind. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
begrüßt diese gesetzliche Vorschrift <strong>und</strong> för<strong>der</strong>t die<br />
Entwicklung in den Betrieben. Dabei kann auf das<br />
Fachwissen <strong>der</strong> Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertretungen in<br />
allen Fragen <strong>der</strong> Rehabilitation <strong>und</strong> Teilhabe zurückgegriffen<br />
werden. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t ein Präventionsgesetz,<br />
das Prävention <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ung<br />
als eigenständige Säule im Ges<strong>und</strong>heitssystem<br />
etabliert.<br />
Die gegen Wi<strong>der</strong>stand verabschiedete Ges<strong>und</strong>heitsreform<br />
hat gezeigt, dass Politik ohne Einbeziehung<br />
<strong>der</strong> Betroffenen keine tragfähigen Lösungen<br />
erreicht. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wehrt sich dagegen, dass die<br />
soziale Selbstverwaltung im Ges<strong>und</strong>heitssystem<br />
weiter zurück gedrängt werden soll. Selbstverwaltung<br />
ist gelebte Demokratie, bindet die Beitragszahler<br />
in die Entscheidungsfindung ein <strong>und</strong> eröffnet<br />
Möglichkeiten, sozialpolitische Kompetenz im<br />
Interesse <strong>der</strong> Versicherten einzubringen.<br />
4.2 Pflegeversicherung<br />
Die Pflegeversicherung leistet einen wichtigen Beitrag,<br />
den von Einschränkungen geprägten Alltag<br />
von Pflegebedürftigen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Angehörigen zu<br />
erleichtern. Alle Versuche, die Leistungen <strong>der</strong> sozialen<br />
Pflegeversicherung abzubauen o<strong>der</strong> ihre Finanzierung<br />
gänzlich den Versicherten aufzubürden,<br />
wird die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> entschieden bekämpfen. Allerdings<br />
ist auch unstrittig, dass es angesichts des Anstiegs<br />
<strong>der</strong> Pflegefälle, schon heute vorhandener<br />
Leistungsdefizite <strong>und</strong> neuen Anfor<strong>der</strong>ungen einen<br />
Reformbedarf gibt. Der Pflegebegriff ist veraltet,<br />
<strong>der</strong> Leistungskatalog unzureichend, die Organisationsstrukturen<br />
müssen angepasst <strong>und</strong> solidarische<br />
Lösungen für die drohende Finanzierungslücke gef<strong>und</strong>en<br />
werden.<br />
Die Unterfinanzierung <strong>der</strong> Pflegeversicherung ist<br />
keine aktuelle Fehlentwicklung. Seit 1995 hat es<br />
keine Anpassung <strong>der</strong> Leistungshöhe an die allgemeine<br />
Preisentwicklung gegeben. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t,<br />
die finanzielle Basis <strong>der</strong> Pflegeversicherung<br />
auf eine erweiterte Gr<strong>und</strong>lage zu stellen. Eckpunkte<br />
hierfür sind die schrittweise Einführung <strong>der</strong> Bürgerversicherung,<br />
eine Teilfinanzierung aus dem allgemeinen<br />
Steueraufkommen sowie kurzfristig ein Lastenausgleich<br />
zwischen privater <strong>und</strong> gesetzlicher<br />
Pflegeversicherung. Die Einführung einer einkommensunabhängigen<br />
„Kopfpauschale“ <strong>und</strong> das Einfrieren<br />
des Beitragssatzes für die Arbeitgeber lehnt<br />
die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ab. Möglicherweise notwendige „Demographiereserven“,<br />
die in Form eines Kapitalstocks<br />
aufgebaut werden sollen, müssen im System,<br />
wenn nötig auch über Beitragsanpassungen,<br />
erwirtschaftet werden.<br />
Neben <strong>der</strong> Dynamisierung <strong>der</strong> Leistungen ist eine<br />
Überarbeitung des Pflegebegriffs erfor<strong>der</strong>lich. Um<br />
den Realitäten gerecht zu werden, muss neben körperlichem<br />
auch sozialer Betreuungsbedarf (z.B. im<br />
Fall von Altersdemenz) berücksichtigt werden. Über<br />
geeignete Anreizstrukturen ist sicherzustellen, dass<br />
Heime ihre Anstrengungen im Bereich Rehabilitation<br />
ausbauen. Häusliche Pflege muss durch den Ausbau<br />
<strong>der</strong> Infrastruktur in ein attraktives Versorgungsnetz<br />
eingebettet sein, das die pflegenden Angehörigen<br />
spürbar <strong>und</strong> kompetent entlastet. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird<br />
ihre For<strong>der</strong>ungen bei <strong>der</strong> Diskussion um ein Pflegezeitgesetz<br />
in die politische Diskussion einbringen.<br />
Die Bemühungen, allgemein anerkannte Standards<br />
<strong>und</strong> Verfahren zur Qualitätssicherung zu definieren,<br />
sind bisher völlig unzureichend. Abrechnungen<br />
im Minutentakt, unterbezahlte Pflegekräfte,<br />
renditenfixierte Heimträger sind heute Praxis. Es<br />
bedarf einer gesellschaftlichen Verständigung darüber,<br />
wie wir im Alter leben wollen. Eine Verengung<br />
auf die Kostenseite darf es nicht geben.<br />
Mit dem „Pflegekompromiss“ haben die Spitzen<br />
<strong>der</strong> Koalition die Weichen für eine Reform gestellt.<br />
Die Achillesferse <strong>der</strong> geplanten Reform ist die Dynamisierung<br />
<strong>der</strong> Leistungen, die erst 2015 beginnen<br />
soll, <strong>und</strong> die Finanzierungsfrage. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird<br />
ihre For<strong>der</strong>ungen nach einer nachhaltigen <strong>und</strong> gerechten<br />
Finanzierung bei <strong>der</strong> Diskussion <strong>der</strong> Reform<br />
einbringen. Neben <strong>der</strong> paritätischen Finanzierung<br />
gehört dazu, dass die Pflegeversicherung durch einen<br />
Steuerzuschuss entlastet werden soll <strong>und</strong> es einen<br />
finanziellen Ausgleich zwischen gesetzlicher<br />
<strong>und</strong> privater Pflegeversicherung geben muss.<br />
4.3 Arbeitsmarktpolitik<br />
Arbeitslosigkeit stellt ein erhebliches Armutsrisiko<br />
dar, erschwert gesellschaftliche Teilhabe, untergräbt<br />
die Finanzierungsbasis <strong>der</strong> sozialen Sicherungssysteme<br />
<strong>und</strong> beför<strong>der</strong>t Politikver-drossenheit.<br />
Trotz des momentanen Aufschwungs gibt es<br />
keinen Gr<strong>und</strong> zur Entwarnung. Bestimmte Gruppen<br />
wie z. B. Schulabgänger mit niedrigen Schulabschlüssen,<br />
ältere Arbeitssuchende <strong>und</strong> Langzeitarbeitslose<br />
haben nach wie vor große Probleme, den<br />
(Wie<strong>der</strong>-) Einstieg in den Arbeitsmarkt (bzw. Ausbildung)<br />
zu schaffen. Das Einkommens- <strong>und</strong> Sicherungsgefälle<br />
zwischen den Beschäftigten steigt. Erwerbsarbeit<br />
schützt nach wie vor viele Beschäftigte<br />
vor Unsicherheit, Armut <strong>und</strong> Ausgrenzung – aber<br />
längst nicht mehr alle.<br />
Die momentane Ausrichtung <strong>der</strong> Arbeitsmarktpolitik<br />
leistet keinen nachhaltigen Beitrag, diese Probleme<br />
zu überwinden. Was als „För<strong>der</strong>n <strong>und</strong> For<strong>der</strong>n“<br />
angekündigt wurde, entpuppt sich als umfangreiche<br />
Liste von sozialen Einschnitten <strong>und</strong><br />
Sanktionen. Dem stehen vergleichsweise bescheidene<br />
För<strong>der</strong>aktivitäten gegenüber, insbeson<strong>der</strong>e<br />
für die Personengruppen mit dem größten Unterstützungsbedarf.<br />
Eine Kurskorrektur ist überfällig.<br />
Zunächstschafftnur <strong>der</strong> Erhalt<strong>der</strong> finanziellen Handlungsfähigkeit<br />
<strong>der</strong> B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit (BA) die<br />
Voraussetzung für eine sachgerechte Weiterentwick-<br />
101
lung <strong>der</strong> aktiven <strong>und</strong> passiven Arbeitsmarktpolitik.<br />
Kostenloses „För<strong>der</strong>n“ ist eine Illusion. Eine Arbeitsmarktpolitik,<br />
<strong>der</strong>en vordringliches Ziel die Erwirtschaftung<br />
von Haushaltsüberschüssen ist, lehnt die<br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ab. Darüber hinaus muss <strong>der</strong> Aussteuerungsbetrag<br />
abgeschafft werden, weil er Fehlanreize<br />
setzt <strong>und</strong> Beitragsmittel zweckentfremdet. Eine Verlängerung<br />
<strong>der</strong> Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes<br />
I (ALG I) für ältere Arbeitslose ist nicht nur notwendig,<br />
son<strong>der</strong>n auch finanzierbar. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t eine<br />
nach Beitragsmonaten gestaffelte Erhöhung <strong>der</strong> Regelbezugsdauer<br />
auf bis zu 24 Monate sowie die Wie<strong>der</strong>einführung<br />
<strong>der</strong> Arbeitgebererstattungspflicht bei<br />
Entlassungen. Das Arbeitslosengeld II (ALG II) muss<br />
armutsfest ausgestaltet sein <strong>und</strong> Teilhabe ermöglichen.<br />
Reformbedarf besteht im Sozialgesetzbuch II<br />
(SGB II) darüber hinaus bezüglich <strong>der</strong> strengen Anrechungsmodalitäten,<br />
<strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Freibeträge <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> restriktiven Bewilligung von Son<strong>der</strong>bedarfen.<br />
Das Ziel, Arbeitslose aus einer Hand zu betreuen<br />
<strong>und</strong> zu för<strong>der</strong>n, ist nicht erreicht. Die Trennung in<br />
ALG I- <strong>und</strong> ALG II- Empfänger schafft neue Verschiebebahnhöfe,<br />
erschwert Integrationsbemühungen<br />
<strong>und</strong> wirkt sozial selektiv. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich für<br />
die Bewilligung von Maßnahmen unabhängig von<br />
dem jeweiligen rechtlichen Status ein. Die 1-Euro-<br />
Jobs sind zu einem quantitativ wichtigen Instrument<br />
<strong>der</strong> aktiven Arbeitsmarktpolitik geworden.<br />
Sie tragen aber nachweislich zur Verdrängung von<br />
regulärer Beschäftigung bei <strong>und</strong> bieten keine Perspektive<br />
auf Existenzsicherung. 1-Euro-Jobs dürfen<br />
deshalb nur in begründeten Einzelfällen vergeben<br />
werden, verpflichtende Beiräte müssen die rigide<br />
Vergabepraxis sicherstellen.<br />
Das Entstehen o<strong>der</strong> die Verfestigung von Arbeitslosigkeit<br />
ist am besten durch passgenaue <strong>und</strong> bedarfsgerechte<br />
Qualifizierung zu bekämpfen. Die <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t deshalb, die Qualifizierungsanteile<br />
in allen Maßnahmen auszubauen <strong>und</strong> das Angebot<br />
an beruflicher Weiterbildung deutlich auszuweiten.<br />
Un- <strong>und</strong> Angelernten, die von drohen<strong>der</strong> Arbeitslosigkeit<br />
beson<strong>der</strong>s betroffen sind, können über das<br />
von <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> unterstützte Son<strong>der</strong>programm<br />
WeGeBau (Weiterbildung Geringqualifizierter <strong>und</strong><br />
beschäftigter älterer Arbeitnehmer in Unternehmen)<br />
geför<strong>der</strong>t werden.<br />
Für ältere Langzeitarbeitslose <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlich<br />
angeschlagene Menschen ist die (schnelle) Integration<br />
in den ersten Arbeitsmarkt oft kein realistisches<br />
Nahziel. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t die Einrichtung<br />
eines „ehrlichen zweiten Arbeitsmarktes“ im Sinne<br />
öffentlich geför<strong>der</strong>ter Beschäftigung. Kriterien für<br />
eine öffentlich subventionierte Beschäftigung sind<br />
die Begrenzung auf eine eng gefasste Zielgruppe,<br />
die Sicherstellung einer Langfristperspektive für<br />
die „Teilnehmer“, die Entlohnung nach Tariflöhnen<br />
o<strong>der</strong> ortsüblichen Löhnen, die Sozialversicherungspflicht<br />
<strong>und</strong> die Zusätzlichkeit <strong>der</strong> Arbeit. Sinnvoll<br />
ist, Maßnahmen eines „ehrlichen zweiten Arbeitsmarktes“<br />
mit strukturpolitischen Zielen zu<br />
verknüpfen.<br />
Eine flächendeckende Ausweitung von Kombilöhnen<br />
lehnt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ab. Zu erwarten sind Verdrängungseffekte,<br />
die Subventionierung von Arbeitgebern,<br />
Druck auf die gesamte Lohnstruktur<br />
<strong>und</strong> damit eine staatlich subventionierte weitere<br />
Verfestigung bzw. Ausweitung des Niedriglohnsektors<br />
ohne ausreichende soziale Sicherung. Personen,<br />
die aufgr<strong>und</strong> von mehreren Vermittlungshemmnissen<br />
nur geringe Chancen auf Erzielung eines<br />
existenzsichernden Einkommens haben, können<br />
über (längerfristige) Qualifizierung ihre Arbeitsmarktchancen<br />
steigern o<strong>der</strong> im ehrlichen<br />
zweiten Arbeitsmarkt einer gesellschaftlich sinnvollen<br />
Tätigkeit nachgehen. Es bleibt dabei: statt<br />
Arbeitslosigkeit zu finanzieren, muss Arbeit bezahlt<br />
werden.<br />
4.4 Arbeitsrecht<br />
Für mehr Übersichtlichkeit <strong>und</strong> Klarheit im Arbeitsrecht<br />
for<strong>der</strong>t die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ein einheitliches Arbeitsvertragsgesetz,<br />
das Verbesserungen für Beschäftigte<br />
bringt <strong>und</strong> nicht nur den <strong>der</strong>zeitigen Stand festschreibt.<br />
Zwischen Arbeitgebern <strong>und</strong> Arbeitnehmern<br />
herrscht ein Machtgefälle. Deswegen muss<br />
das Arbeitsrecht in erster Linie Schutzrecht für Arbeitnehmer<br />
sein <strong>und</strong> bleiben. Die <strong>der</strong>zeitigen Überlegungen<br />
zu einem Arbeitsvertragsgesetz lehnen<br />
wir ab, weil sie diesem Anspruch nicht genügen.<br />
Eine Lockerung des Kündigungsschutzes erleichtert<br />
nur das „Heuern <strong>und</strong> Feuern“ <strong>und</strong> macht die Arbeitnehmer<br />
erpressbarer, mehr Beschäftigung<br />
bringt sie nicht. Deswegen wendet sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
gegen die Aushöhlung des Kündigungsschutzes.<br />
Auch ältere Arbeitnehmer brauchen einen beson<strong>der</strong>en<br />
Schutz. Die Aufweichung des Altersschutzes<br />
bei <strong>der</strong> Sozialauswahl ist rückgängig zu<br />
machen. Der beson<strong>der</strong>e Schutz durch Tarifverträge,<br />
insbeson<strong>der</strong>e gegen Kündigungen, muss erhalten<br />
bleiben. Die sachgr<strong>und</strong>lose Befristung, auch für ältere<br />
Arbeitnehmer, ist abzuschaffen.<br />
Die neuen Möglichkeiten, die das Allgemeine<br />
Gleichbehandlungsgesetz (AGG) gegen Diskriminierungen<br />
im Betrieb eröffnet, müssen von <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> <strong>und</strong> den betrieblichen Interessenvertretungen<br />
offensiv genutzt werden.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> lehnt eine Flexibilität ab, die nur die<br />
Arbeitgeberbefugnisse einseitig ausweiten will.<br />
Der Abbau von Arbeitnehmerrechten kann auch<br />
nicht durch staatliche Sozialleistungen ausgeglichen<br />
werden. Derartige Ansätze, wie sie mit dem<br />
„Grünbuch Arbeitsrecht“ <strong>der</strong> EU-Kommission verfolgt<br />
werden, lehnt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ab. Wir sind hingegen<br />
für mehr Flexibilität, wenn damit die Interessen<br />
<strong>der</strong> Arbeitnehmer gewahrt <strong>und</strong> gestärkt werden. So<br />
sollte Teilzeitarbeit mit dem Anspruch auf Aufstokkung<br />
o<strong>der</strong> Rückkehr in Vollzeit verb<strong>und</strong>en werden<br />
können. Bei <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Arbeitszeit müssen<br />
auch familiäre Belange (etwa Kin<strong>der</strong>betreuung,<br />
Pflege) stärker Berücksichtigung finden.<br />
Die fortschreitende europäische Einigung stellt<br />
auch für die arbeitsrechtlichen Regelungen eine zusätzliche<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung dar. Deswegen muss auf<br />
<strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Europäischen Union die Einführung<br />
weiterer Mindeststandards betrieben <strong>und</strong> das<br />
102
grenzüberschreitende Lohn- <strong>und</strong> Sozialdumping<br />
entschieden bekämpft werden.<br />
4.5 Alterssicherung/betriebliche<br />
Altersversorgung<br />
Die Große Koalition hat gegen erhebliche Wi<strong>der</strong>stände<br />
<strong>der</strong> Gewerkschaften <strong>und</strong> von Sozialverbänden<br />
die „Rente mit 67“ beschlossen. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
lehnt die Erhöhung des Renteneintrittsalters ab,<br />
weil sie kein taugliches Mittel zur Stabilisierung <strong>der</strong><br />
Rentenfinanzen ist. Der Beitragseffekt ist gering<br />
<strong>und</strong> steht im krassen Gegensatz zu den sozialen<br />
Folgen <strong>und</strong> arbeitsmarktpolitischen Wirkungen <strong>der</strong><br />
Verschiebung des Renteneintrittsalters. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
for<strong>der</strong>t, dass Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />
nach 40 Versicherungsjahren mit Vollendung<br />
des 60. Lebensjahres ohne Abschläge aus<br />
dem Berufsleben ausscheiden können.<br />
Die „Rente mit 67“ <strong>und</strong> weitere, bereits beschlossene<br />
Maßnahmen tragen dazu bei, dass die gesetzliche<br />
Rentenversicherung (GRV) als solidarische Absicherung<br />
im Alter <strong>und</strong> bei Erwerbsmin<strong>der</strong>ung geschwächt<br />
wurde. Die in <strong>der</strong> Rentenanpassungsformel<br />
eingebauten Dämpfungsfaktoren führen zu einer<br />
Senkung des Leistungsniveaus <strong>der</strong> verfügbaren<br />
Standardrente (vor Steuern) auf 43 Prozent gegenüber<br />
dem Nettoeinkommen (vor Steuern) <strong>der</strong> aktiven<br />
Arbeitnehmer bis 2030. Damit ist ohne zusätzliche<br />
Altersvorsorge <strong>der</strong> erworbene Lebensstandard<br />
im Alter nicht mehr gesichert.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> tritt mittelfristig für die Fortentwicklung<br />
<strong>der</strong> Rentenversicherung zu einer Erwerbstätigenversicherung<br />
ein. Damit wird den Verän<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Arbeitswelt Rechnung getragen. Nur in einer<br />
umlagefinanzierten, breit in <strong>der</strong> gesamten Erwerbsbevölkerung<br />
verankerten Erwerbstätigenversicherung<br />
können eine nachhaltige Finanzierung<br />
<strong>und</strong> wichtige Elemente des sozialen Ausgleiches sichergestellt<br />
werden. Die gesetzliche Rentenversicherung<br />
muss auch künftig den entscheidenden<br />
Beitrag zur Verhin<strong>der</strong>ung von Altersarmut leisten.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird zusammen mit dem DGB <strong>und</strong> den<br />
Einzelgewerkschaften dafür ein Gesamtkonzept erarbeiten.<br />
Kurzfristig muss die gesetzliche Rentenversicherung<br />
als wesentliche Säule <strong>der</strong> Altersversorgung<br />
durch ein Bündel verschiedener Maßnahmen gestärkt<br />
<strong>und</strong> zukunftsfähig erhalten bleiben. Die <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t eine verlässliche gesetzliche Zusicherung<br />
für eine Mindestdynamisierung <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Altersrente. Die im Erwerbsleben erworbenen<br />
Ansprüche müssen gegen eine Inflationsentwertung<br />
gesichert werden. Die Rentenbezieher dürfen<br />
nicht von <strong>der</strong> Einkommens- <strong>und</strong> Wohlstandsentwicklung<br />
<strong>der</strong> aktiv Beschäftigten abgekoppelt werden.<br />
Damit unverschuldete Langzeitarbeitslosigkeit<br />
nicht zur Armutsfalle im Alter wird, muss eine ausreichende<br />
Beitragsfinanzierung in <strong>der</strong> GRV durch<br />
den ALG II-Träger erfolgen.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> strebt die Überwindung <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />
Berechnung <strong>der</strong> Rentenansprüche in<br />
den alten <strong>und</strong> neuen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n an. Vor allem<br />
die Angleichung <strong>der</strong> Einkommen auf Westniveau,<br />
<strong>der</strong> Abbau <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit, die bessere Absicherung<br />
von Langzeitarbeitslosigkeit in <strong>der</strong> Rentenversicherung<br />
<strong>und</strong> eine garantierte Dynamisierung<br />
<strong>der</strong> Renten sind notwendige Maßnahmen.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t einen erleichterten Zugang zur<br />
Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente vor allem für ältere Arbeitnehmer.<br />
Die Zugangsverschärfungen ab 2001<br />
werden den erhöhten Risiken <strong>der</strong> Versicherten<br />
nicht gerecht <strong>und</strong> vergrößern das Problem <strong>der</strong> Altersarmut.<br />
Auch künftig muss es flexible Möglichkeiten des<br />
Rentenzuganges geben. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t, Altersteilzeit<br />
(ATZ) auch über das Jahr 2009 hinaus zu<br />
för<strong>der</strong>n. Gerade mit Blick auf eine sich verbessernde<br />
konjunkturelle Lage kann Altersteilzeit nicht nur<br />
einen sozialverträglichen Übergang vom Erwerbsleben<br />
in die Rente ermöglichen, son<strong>der</strong>n auch den<br />
Einstieg jüngerer Menschen in das Erwerbsleben<br />
erleichtern. Deshalb for<strong>der</strong>n wir zuverlässige gesetzliche<br />
Rahmenbedingungen <strong>und</strong> eine materielle<br />
Unterstützung durch eine BA-För<strong>der</strong>ung für ATZ-<br />
Modelle, die z.B. unter Einbeziehung einer modifizierten<br />
Teilrente mit verbesserten Hinzuverdienstmöglichkeiten,<br />
flexibel durch Tarifvereinbarungen<br />
gestaltet <strong>und</strong> in den Betrieben umgesetzt werden<br />
können.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bekennt sich zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> betrieblichen<br />
Altersversorgung (bAV). Ihr Ausbau darf<br />
jedoch nicht dazu dienen, die Leistungen <strong>der</strong> GRV<br />
weiter einzuschränken. Die bAV ist eine notwendige<br />
Ergänzung zur gesetzlichen Rentenversicherung,<br />
nicht mehr allein eine Zusatzversorgung. Sie<br />
muss deshalb <strong>der</strong>en wesentliche Elemente nachbilden.<br />
Individuelle Risiken dürfen kein Gr<strong>und</strong> für Ausschlüsse<br />
o<strong>der</strong> eine Min<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Leistungen sein.<br />
Die bAV hat durch den Rechtsanspruch <strong>der</strong> Arbeitnehmerinnen<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmer auf Entgeltumwandlung<br />
einen Aufschwung genommen. Zugleich<br />
hat die arbeitgeberfinanzierte bAV im Hinblick auf<br />
Qualität <strong>und</strong> Quantität abgenommen. Dieser Trend<br />
muss umgekehrt werden. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t eine<br />
stärkere Beteiligung <strong>der</strong> Arbeitgeber an <strong>der</strong> Finanzierung<br />
<strong>der</strong> zweiten Säule. Das kann sowohl durch<br />
direkte finanzielle För<strong>der</strong>ung als auch durch die<br />
Verbesserung <strong>der</strong> gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />
für tarifvertragliche Lösungen geschehen. Die<br />
private Vorsorge (in <strong>der</strong> dritten Säule) ist <strong>der</strong> bAV<br />
unterlegen, weil sie mit höheren Kosten <strong>und</strong> Risikoausschlüssen<br />
verb<strong>und</strong>en ist. Die bAV darf gegenüber<br />
<strong>der</strong> privaten Vorsorge nicht länger bei den Sozialversicherungsbeiträgen<br />
in <strong>der</strong> Leistungsphase<br />
benachteiligt werden.<br />
4.6 Behin<strong>der</strong>tenpolitik<br />
Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung erfahren von Seiten<br />
nichtbehin<strong>der</strong>ter Menschen häufig Zurückweisung<br />
o<strong>der</strong> sie stoßen auf Unsicherheit <strong>und</strong> Bevorm<strong>und</strong>ung.<br />
Das Sozialgesetzbuch IX (SGB IX) hat für behin<strong>der</strong>te<br />
<strong>und</strong> von Behin<strong>der</strong>ung bedrohte Menschen<br />
die rechtlichen Rahmenbedingungen für ein Leben<br />
103
in Selbstbestimmung <strong>und</strong> Eigenverantwortung teilweise<br />
verbessert. Ihre uneingeschränkte Teilhabe<br />
an Arbeit <strong>und</strong> Ausbildung ist jedoch noch längst<br />
nicht verwirklicht.<br />
Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> chronisch kranke<br />
Menschen sind in beson<strong>der</strong>er Weise von Arbeitslosigkeit<br />
betroffen. Viele Arbeitgeber entziehen sich<br />
ihrer Pflicht zur Beschäftigung schwerbehin<strong>der</strong>ter<br />
Menschen, zu wenige Arbeitsplätze sind behin<strong>der</strong>ten-<br />
o<strong>der</strong> ges<strong>und</strong>heitsgerecht gestaltet. Beson<strong>der</strong>s<br />
unbefriedigend ist die Teilhabe behin<strong>der</strong>ter Jugendlicher<br />
am ersten Arbeitsmarkt. Es hat sich gezeigt,<br />
dass die abgesenkte Beschäftigungspflichtquote<br />
die Arbeitsmarktsituation behin<strong>der</strong>ter Menschen<br />
nicht verbessert hat. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t den<br />
Gesetzgeber auf, die Beschäftigungspflichtquote<br />
zu überprüfen, die Ausgleichsabgabe zu erhöhen<br />
<strong>und</strong> ihre Absetzbarkeit als Betriebskosten zu streichen.<br />
Außerdem sind gesetzliche Maßnahmen zu<br />
ergreifen, damit die Arbeitgeber ihrer Pflicht zur<br />
Ausbildung <strong>und</strong> Beschäftigung behin<strong>der</strong>ter Menschen<br />
tatsächlich nachkommen. Aber auch die betrieblichen<br />
Interessenvertretungen sind gefor<strong>der</strong>t:<br />
Zur Zeit gibt es nur in etwa einem Prozent <strong>der</strong> Unternehmen<br />
verbindliche Vereinbarungen über Ziele<br />
<strong>und</strong> Maßnahmen zur betrieblichen Teilhabe von<br />
Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung. Der Abschluss von<br />
sog. Integrationsvereinbarungen kann dabei helfen,<br />
gesetzliche Vorgaben in konkretes betriebliches<br />
Handeln umzusetzen.<br />
Für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sind die Beschäftigungspflicht <strong>und</strong><br />
die Ausgleichsabgabe, die Leistungen zur För<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Teilhabe am Arbeitsleben (einschließlich<br />
<strong>der</strong> begleitenden Hilfen), <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>e Kündigungsschutz<br />
<strong>und</strong> die ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>liche Arbeitsgestaltung<br />
wichtige Instrumente, um die Beschäftigungssituation<br />
behin<strong>der</strong>ter o<strong>der</strong> von Behin<strong>der</strong>ung<br />
bedrohter Menschen zu verbessern.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> unterstützt die Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertretungen<br />
bei <strong>der</strong> Bewältigung ihrer gesetzlichen<br />
Aufgaben. Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertretungen<br />
kennen Möglichkeiten zum Ausgleich krankheitso<strong>der</strong><br />
behin<strong>der</strong>ungsbedingter Nachteile. Sie wissen,<br />
wie einer Behin<strong>der</strong>ung vorgebeugt o<strong>der</strong> die<br />
Beschäftigungsfähigkeit erhalten <strong>und</strong> verbessert<br />
werden kann. Dies ist <strong>der</strong> Schlüssel für eine noch<br />
bessere Verzahnung <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertretungen<br />
mit <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en betrieblichen<br />
Interessenvertretungen. Damit kann<br />
auch unterstrichen werden, dass Politik für <strong>und</strong> mit<br />
Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen kein Min<strong>der</strong>heitenthema,<br />
son<strong>der</strong>n eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe<br />
<strong>und</strong> gewerkschaftspolitischer Gestaltungsauftrag<br />
ist.<br />
4.7 Familienpolitik<br />
Familienpolitik ist vom Rand ins Zentrum des gesellschaftlichen<br />
Interesses gerückt. Die traditionelle<br />
Ausrichtung auf das eheliche Alleinverdienermodell<br />
sowie <strong>der</strong> Vorrang <strong>der</strong> finanziellen För<strong>der</strong>ung<br />
decken sich nicht mehr mit den Ansprüchen, Bedürfnissen<br />
<strong>und</strong> verän<strong>der</strong>ten Lebenswirklichkeiten<br />
von Familien. Kernelemente <strong>der</strong> notwendigen Neuorientierung<br />
sind eine gute Infrastruktur, familienorientierte<br />
Arbeitsbedingungen <strong>und</strong> passgenaue<br />
Geldleistungen.<br />
Der Ausbau von qualitativ hochwertiger <strong>und</strong> öffentlich<br />
finanzierter Betreuung für Kin<strong>der</strong> jeden Alters<br />
ist überfällig. Einerseits, um die Vereinbarkeit von<br />
Familie <strong>und</strong> Beruf überhaupt erst zu ermöglichen.<br />
An<strong>der</strong>erseits, um allen Kin<strong>der</strong>n – gerade auch aus<br />
sozial benachteiligten Familien – durch frühe individuelle<br />
För<strong>der</strong>ung gleiche Zukunftschancen mit<br />
auf den Weg zu geben. Dazu bedarf es auch eines<br />
weiteren Ausbaus <strong>der</strong> integrierten Ganztagsschulen<br />
(inklusive Lehrmittelfreiheit), die einem umfassenden<br />
<strong>und</strong> sozial gerechten Bildungsanspruch<br />
weitaus besser gerecht werden, als das sozial selektive<br />
dreigliedrige System.<br />
Anstelle arbeitsweltgerechter Familien muss es in<br />
Zukunft stärker darum gehen, etwa die Arbeitszeiten<br />
den Bedürfnissen <strong>der</strong> Familien anzupassen. Sowohl<br />
<strong>der</strong> Gesetzgeber als auch die Tarifvertragsparteien<br />
sind gefor<strong>der</strong>t, flexible Lösungen zu finden<br />
<strong>und</strong> für <strong>der</strong>en Umsetzung zu sorgen. Dies schafft<br />
auch die Voraussetzung dafür, dass Väter dem<br />
wachsenden Bedürfnis nach aktiver Beteiligung an<br />
<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>erziehung nachkommen.<br />
Auch die Neuordnung <strong>der</strong> finanziellen Unterstützung<br />
für Familien steht auf <strong>der</strong> Tagesordnung.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich muss ein fairer Lastenausgleich für<br />
Familien erreicht werden. Die Geldleistungen müssen<br />
in einer Familienkasse gebündelt <strong>und</strong> zielgenauer<br />
sowie transparenter eingesetzt werden. Fehlanreize<br />
im Steuersystem, wie z.B. das Ehegattensplitting,<br />
sind abzuschaffen.<br />
4.8 Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />
Zum Kern <strong>der</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutzpolitik<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gehören <strong>der</strong> Auftrag menschengerechter<br />
Arbeitsgestaltung durch das Arbeitsschutzgesetz<br />
sowie <strong>der</strong> Präventionsauftrag für die Unfallversicherungen<br />
durch das SGB VII. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
setzt diesen Auftrag um durch die Beteiligung an<br />
<strong>der</strong> staatlichen Rechtsetzung, durch die Mitwirkung<br />
in <strong>der</strong> Selbstverwaltung <strong>der</strong> Berufsgenossenschaften<br />
<strong>und</strong> vor allem durch betriebspolitische Hilfen<br />
<strong>und</strong> Aktionen.<br />
Durch die Nutzung <strong>der</strong> Instrumente des präventiven<br />
Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutzes im Konzept <strong>der</strong><br />
„guten Arbeit“ ist es gelungen, menschengerechte<br />
Arbeit auch mit Fragen <strong>der</strong> Arbeitszeit- <strong>und</strong> Leistungspolitik<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Gestaltung des demografischen<br />
Wandels zu verknüpfen. Menschengerechte<br />
Arbeitsgestaltung als Querschnittsaufgabe muss<br />
künftig noch stärker verankert werden. Eine arbeitsweltbezogene<br />
Präventionsstrategie kann erheblich<br />
zur Bekämpfung arbeitsbedingter Ges<strong>und</strong>heitsrisiken<br />
<strong>und</strong> Erkrankungen <strong>und</strong> damit auch zur<br />
Kostenentlastung für die Sozialversicherungen beitragen.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> unterstützt deshalb die von B<strong>und</strong>, Län<strong>der</strong>n<br />
<strong>und</strong> Berufsgenossenschaften eingeleitete Erarbeitung<br />
einer „Gemeinsamen deutschen Arbeitsschutzstrategie“,<br />
bei <strong>der</strong> die Sozialpartner eine<br />
entscheidende Rolle zugewiesen bekommen müs-<br />
104
sen. Eine verbindliche Abstimmung auf gemeinsame<br />
Ziele <strong>und</strong> Handlungsfel<strong>der</strong> kann die Zusammenarbeit<br />
<strong>der</strong> unterschiedlichen Akteure im Arbeitsschutz<br />
wirksamer gestalten. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wendet<br />
sich dabei entschieden gegen einen weiteren Abbau<br />
staatlicher Schutzrechte <strong>und</strong> den Ressourcenabbau<br />
im Arbeitsschutz, <strong>der</strong> insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong><br />
staatlichen Arbeitsschutzverwaltung nach wie vor<br />
stattfindet.<br />
Angestoßen durch die „Eckpunkte zur Neuordnung<br />
<strong>der</strong> gesetzlichen Unfallversicherungen“ einer<br />
B<strong>und</strong>-Län<strong>der</strong>-Kommission (Juni 2006) vollziehen<br />
sich einschneidende Verän<strong>der</strong>ungen im System <strong>der</strong><br />
Umfallversicherungen.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> unterstützt seit langem Zusammenschlüsse<br />
<strong>der</strong> Berufsgenossenschaften nach dem<br />
Branchenprinzip. Die Bildung einer einheitlichen<br />
b<strong>und</strong>esweiten <strong>Metall</strong>-Berufsgenossenschaft, auf<br />
<strong>der</strong>en Weg schon wichtige Teilfusionen erreicht<br />
werden konnten, muss zügig abgeschlossen werden.<br />
Auch nach Bildung eines gemeinsamen Spitzenverbandes<br />
von gewerblichen <strong>und</strong> öffentlichen<br />
Unfallversicherungen müssen branchenbezogene<br />
Prävention <strong>und</strong> eine aktive Rolle <strong>der</strong> Selbstverwaltung<br />
<strong>der</strong> einzelnen Berufsgenossenschaften gewährleistet<br />
bleiben. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wendet sich entschieden<br />
gegen jede Verän<strong>der</strong>ung im Leistungsrecht,<br />
die auf Kosten <strong>der</strong> Versicherten <strong>und</strong> <strong>der</strong> Prävention<br />
geht <strong>und</strong> die Arbeitgeber aus ihrer Verantwortung<br />
entlässt. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t, dass nicht<br />
nur Schwerstverletzte besser gestellt werden, son<strong>der</strong>n<br />
dass auch <strong>der</strong> überwiegende Teil von „geringer“<br />
Geschädigten nach wie vor angemessen entschädigt<br />
wird. Nur wenn häufig auftretende Schädigungen<br />
(etwa <strong>der</strong> Haut o<strong>der</strong> des Gehörs) voll im Entschädigungssystem<br />
bleiben, entstehen Impulse für<br />
die notwendige Prävention.<br />
5. Sozialpolitische Schwerpunkte 2008 bis 2011<br />
1. Die schrittweise Einführung <strong>der</strong> „Rente mit<br />
67“ ab 2012 ist an eine arbeitsmarktpolitische<br />
Überprüfung geb<strong>und</strong>en. 2010 ist bei<br />
<strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Beschäftigungslage<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Arbeitslosenquote Älterer zu bewerten<br />
<strong>und</strong> zu überprüfen, ob die Voraussetzungen<br />
für die Erhöhung des Renteneintrittsalters<br />
gegeben sind. An diesem Prozess<br />
wird sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> aktiv beteiligen.<br />
2. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> tritt für eine solidarische Weiterentwicklung<br />
<strong>der</strong> sozialen Sicherungssysteme<br />
<strong>und</strong> für Reformen ein, die <strong>der</strong> Vielfalt<br />
von Arbeits- <strong>und</strong> Lebenssituationen von<br />
Frauen <strong>und</strong> Männern Rechnung tragen. Es<br />
geht darum, Finanzierungsprobleme zu lösen,<br />
Gerechtigkeitslücken zu schließen <strong>und</strong><br />
Leistungsdefizite zu beheben.<br />
3. Für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist die nachhaltige Bekämpfung<br />
von Massenarbeitslosigkeit <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> Aufbau sozialversicherungspflichtiger,<br />
existenzsichern<strong>der</strong> <strong>und</strong> arbeitsrechtlich geschützter<br />
Beschäftigung die Voraussetzung<br />
für die finanzielle Stabilisierung <strong>der</strong> sozialen<br />
Sicherungssysteme.<br />
4. Mit ihren Konzepten von Bürger- <strong>und</strong> Erwerbstätigenversicherung<br />
unterstreicht die<br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, wie die Einnahmebasis des Sozialstaats<br />
nachhaltig verbreitert <strong>und</strong> sozial<br />
gerechter gestaltet werden kann. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
engagiert sich darüber hinaus für einen<br />
steuerfinanzierten „Lastenausgleich“ zwischen<br />
Starken <strong>und</strong> Schwachen <strong>und</strong> for<strong>der</strong>t<br />
deshalb einen neuen Finan-zierungsmix<br />
aus Beiträgen <strong>und</strong> Steuern.<br />
5. Der Auf- <strong>und</strong> Ausbau <strong>der</strong> sozialen Infrastruktur<br />
(Kin<strong>der</strong>betreuung, integrierte Ganztagsschulen,<br />
Pflege usw.) ist notwendig, um<br />
Teilhabe zu verbessern, Chancengerechtigkeit<br />
zu erreichen <strong>und</strong> um Erwerbsarbeit besser<br />
mit Familie vereinbaren zu können.<br />
6. Die Bereitstellung öffentlich finanzierter sozialer<br />
Dienstleistungen bleibt eine sozialstaatliche<br />
Aufgabe ersten Ranges. Die <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> setzt sich ergänzend dafür ein, dass<br />
das Entstehen von sozialen Notlagen <strong>und</strong><br />
Ungerechtigkeiten möglichst frühzeitig <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong>en Verfestigung präventiv verhin<strong>der</strong>t<br />
wird.<br />
7. Für ältere Langzeitarbeitslose o<strong>der</strong> ges<strong>und</strong>heitlich<br />
angeschlagene Menschen bedarf<br />
es <strong>der</strong> Einrichtung eines „ehrlichen zweiten<br />
Arbeitsmarktes“. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t, dass<br />
diese öffentlich geför<strong>der</strong>te Beschäftigung<br />
zielgruppenspezifisch ausgebaut wird <strong>und</strong><br />
an Kriterien geknüpft wird wie Sozialversicherungspflicht<br />
<strong>und</strong> Entlohnung nach Tarifo<strong>der</strong><br />
ortsüblichen Löhnen.<br />
8. Altersteilzeit muss auch über 2009 hinaus<br />
geför<strong>der</strong>t werden. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t zuverlässige<br />
gesetzliche Rahmenbedingungen<br />
einschließlich einer materiellen Unterstützung<br />
durch die B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit.<br />
Auf <strong>der</strong> Basis stabiler <strong>und</strong> tragfähiger<br />
gesetzlicher Regelungen wird die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
Altersteilzeit flexibel durch Tarifvertragsvereinbarungen<br />
weiterentwickeln <strong>und</strong> <strong>der</strong>en<br />
Umsetzung in den Betrieben mitgestalten.<br />
9. Themen, Verteilungswirkungen <strong>und</strong> Gestaltungsmöglichkeiten<br />
<strong>der</strong> Sozialpolitik müssen<br />
als Querschnittsaufgabe breiter in <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> verankert <strong>und</strong> die Schnittstellen<br />
zwischen Sozialpolitik <strong>und</strong> Tarif- bzw. Betriebspolitik<br />
noch deutlicher herausgestellt<br />
werden.<br />
105
Ges<strong>und</strong>heitspolitik<br />
4.001 Antragsteller/in: Hanau<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich mit Nachdruck – jetzt erst<br />
recht – für die Reform <strong>der</strong> „Ges<strong>und</strong>heitsreform<br />
2006“ ein <strong>und</strong> for<strong>der</strong>t die Einführung <strong>der</strong> „Bürgerversicherung“<br />
als gesetzliche Krankenversicherung<br />
(GKV).<br />
Nur durch sie können die finanziellen Probleme <strong>der</strong><br />
GKV nachhaltig gelöst <strong>und</strong> <strong>der</strong> Fortbestand <strong>der</strong> solidarischen<br />
GKV gesichert werden.<br />
Sozialpolitik<br />
4.002 Antragsteller/in:<br />
Gevelsberg-Hattingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> steht die solidarische Weiterentwicklung<br />
des Sozialstaates auch künftig im Mittelpunkt<br />
ihrer Arbeit. Die Sozialpolitik ist neben den<br />
Kernfel<strong>der</strong>n Betriebs- <strong>und</strong> Tarifpolitik ein wichtiges<br />
gewerkschaftliches Aufgabenfeld.<br />
Dazu gehört:<br />
– Der Ausbau einer aktiven Arbeitsmarktpolitik,<br />
die einen Beitrag zum Abbau <strong>der</strong> Massenarbeitslosigkeit<br />
leistet. Das Arbeitslosengeld I für<br />
Ältere muss wie<strong>der</strong> länger gezahlt werden. Die<br />
Zumutbarkeitsregelungen müssen vor Lohndumping<br />
schützen. Das Arbeitslosengeld II<br />
muss armutsfest gemacht werden.<br />
– Die Reform des Ges<strong>und</strong>heitssystems mit dem<br />
Ziel <strong>der</strong> Bürgerversicherung muss vorangetrieben<br />
werden. Darüber hinaus bedarf es ausreichen<strong>der</strong><br />
Finanzmittel, die stärker als bisher für<br />
Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> qualitätssichernde<br />
Maßnahmen verwendet werden.<br />
– Eine Reform <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung.<br />
Diese muss auf eine breitere finanzielle<br />
Basis gestellt werden, d. h. alle Erwerbstätigen<br />
müssen voll rentenversichert werden. Die Beschlüsse<br />
des B<strong>und</strong>estages zur Erhöhung des<br />
Renteneintrittalters auf 67 müssen revidiert<br />
werden. Auch künftig sind flexible Ausstiegsmodelle<br />
vor Erreichen des Rentenalters notwendig.<br />
Dazu gehört die Fortführung <strong>der</strong> geför<strong>der</strong>ten<br />
Altersteilzeit über 2009 hinaus.<br />
– Die gesetzliche Regelung eines Mindestlohnes<br />
in Höhe eines existenzsichernden Einkommens.<br />
Wir for<strong>der</strong>n das Ende <strong>der</strong> Minusr<strong>und</strong>en für die Rentner.<br />
Die Renten müssen mindestens im Rahmen <strong>der</strong><br />
jährlichen Inflationsrate angepasst werden.<br />
Die Demontage <strong>der</strong> Sozialversicherungssysteme<br />
muss auch weiterhin aktiv bekämpft werden. Die<br />
Demonstrationen im Oktober 2006 <strong>und</strong> die betrieblichen<br />
<strong>und</strong> öffentlichkeitswirksamen Protestk<strong>und</strong>gebungen<br />
Anfang 2007 waren ein erfolgreicher Auftakt.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, die<br />
Aufklärung <strong>der</strong> Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />
<strong>und</strong> die Mobilisierung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> gegen<br />
den weiteren Sozialabbau durch die Große Koalition<br />
in Berlin fortzusetzen. Dazu gehört auch die Organisierung<br />
von Demonstrationen mit an<strong>der</strong>en Gewerkschaften<br />
im DGB.<br />
Pflegeversicherung<br />
4.003 Antragsteller/in: Weilheim<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, gemeinsam mit<br />
dem DGB dafür einzutreten, dass folgende Prinzipien<br />
bei <strong>der</strong> Reform <strong>der</strong> Pflegeversicherung durchgesetzt<br />
werden:<br />
1. Es muss eine paritätische Finanzierung sichergestellt<br />
werden (z. B. durch Wie<strong>der</strong>einführung<br />
des bezahlten Buß- <strong>und</strong> Bettages).<br />
2. Demenz <strong>und</strong> Alzheimer müssen in den Katalog<br />
<strong>der</strong> Pflegeversicherung aufgenommen werden.<br />
3. Die hauswirtschaftliche Versorgung ist bei <strong>der</strong><br />
Ermittlung des zeitlichen Pflegeaufwandes mit<br />
zu berücksichtigen.<br />
Pflegezeitgesetz<br />
4.004 Antragsteller/in:<br />
Frauenausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>n den Vorstand <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, sich dafür einzusetzen, dass:<br />
1. im Rahmen des von <strong>der</strong> Großen Koalition geplanten<br />
Pflegezeitgesetzes ein Anspruch auf eine<br />
kurzfristige <strong>und</strong> kurzzeitige Freistellung für<br />
alle Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen geschaffen<br />
wird. Diese Freistellung soll insbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong> Pflege dienen. Die<br />
bekannt gewordenen Überlegungen <strong>der</strong> Koalition,<br />
einen Anspruch auf sechs Monate <strong>und</strong><br />
weitere sechs Monate Verlängerungsoption zu<br />
schaffen, lehnen wir ab, da sie nicht kurzzeitig<br />
sind. Kurzfristig bedeutet für uns eine Ankündigungsfrist<br />
von drei Tagen. Kurzzeitig umfasst<br />
einen Zeitraum von maximal sechs Wochen.<br />
2. geprüft wird, inwieweit die Regelung des § 45<br />
SGB V (Entgeltfortzahlung zur Pflege erkrankter<br />
Kin<strong>der</strong>) auf die Pflege an<strong>der</strong>er Angehöriger ausgeweitet<br />
werden kann.<br />
3. ein qualifizierter Anspruch auf Teilzeitbeschäftigung<br />
während <strong>der</strong> Pflege geschaffen wird.<br />
Dieser muss sich an den Voraussetzungen des<br />
B<strong>und</strong>eselterngeld <strong>und</strong> Elternzeitgesetzes orientieren.<br />
Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes I<br />
4.005 Antragsteller/in: Ludwigsfelde<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Gesetzgeber hat die Bezugsdauer von Arbeitslosengeld<br />
I für ältere Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitsneh-<br />
106
merinnen auf maximal 18 Monate herabgesetzt. Für<br />
diesen Personenkreis, <strong>der</strong> auf dem Arbeitsmarkt<br />
nur eine geringe Aussicht auf eine neue Arbeitsstelle<br />
hat, bedeutet dies, dass er schneller ins Arbeitslosengeld<br />
II hineinrutscht. Das Arbeitslosengeld II<br />
ist bedarfsabhängig <strong>und</strong> kann erst beansprucht<br />
werden, wenn die Vermögensverhältnisse des/<strong>der</strong><br />
Arbeitslosen auf das sogenannte Schonvermögen<br />
abgeschmolzen sind. Durch die Heraufsetzung des<br />
Rentenalters vergrößert sich die Zeitspanne, die bis<br />
zur Rente zu überbrücken ist.<br />
Kürzerer Arbeitslosengeld-I-Bezug <strong>und</strong> späterer<br />
Renteneintritt führen dazu, dass Arbeitnehmer <strong>und</strong><br />
Arbeitsnehmerinnen nach Ende ihres aktiven Arbeitslebens<br />
zunehmend verarmt das Rentenalter<br />
erreichen.<br />
Das Arbeitslosengeld I ist eine Versicherungsleistung.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> hält eine längere Bezugsdauer<br />
von Arbeitslosengeld I für ältere Arbeitnehmer <strong>und</strong><br />
Arbeitsnehmerinnen für sachgerecht, sowohl im<br />
Hinblick auf <strong>der</strong>en längerer Beitragsleistung als<br />
auch im Hinblick auf die Lage auf dem Arbeitsmarkt<br />
<strong>und</strong> zur Vermeidung von Altersarmut.<br />
Die Gesetzgebung wird deshalb aufgefor<strong>der</strong>t, zu einer<br />
gestaffelten längeren Anspruchsberechtigung<br />
für ältere Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitsnehmerinnen<br />
zurückzukehren.<br />
Än<strong>der</strong>ung SGB II<br />
4.006 Antragsteller/in: Hamburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, sich<br />
aktiv für folgende Än<strong>der</strong>ung im SGB II einzusetzen:<br />
Die Regelleistung nach § 20 SGB II, Absatz 2 ist in einem<br />
ersten Schritt auf mindestens 420 Euro je Monat<br />
anzuheben <strong>und</strong> die übrigen Regelsätze <strong>der</strong> Bedarfsgesellschaft<br />
ebenfalls entsprechend anzuheben.<br />
Soziale Gerechtigkeit<br />
4.007 Antragsteller/in: Göttingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
In <strong>der</strong> momentanen Lage <strong>und</strong> als Sofortmaßnahme<br />
ist es ein Muss, den Regelsatz für ALG II von 345 Euro<br />
auf 420 Euro zu erhöhen.<br />
Ziel muss es sein, die Abschaffung von Hartz IV<br />
nicht nur zu for<strong>der</strong>n, son<strong>der</strong>n auch durchzusetzen<br />
<strong>und</strong> zum alten System <strong>der</strong> Arbeitslosenhilfe zurückzukehren.<br />
Damit Streiks erfolgreich sind, die Angst vor dem<br />
Abrutschen in Hartz IV ihren Schrecken verliert, den<br />
Mitglie<strong>der</strong>n Perspektiven vermittelt <strong>und</strong> Austritte<br />
verhin<strong>der</strong>t <strong>und</strong> Eintritte geför<strong>der</strong>t werden, kann auf<br />
die obige For<strong>der</strong>ung nicht verzichtet werden.<br />
Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Freibeträge SGB II<br />
4.008 Antragsteller/in: Hamburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, sich<br />
aktiv für folgende Än<strong>der</strong>ung im SGB II einzusetzen:<br />
Bei den Freibeträgen für Erwerbseinkommen ist<br />
nach Nebenerwerbs- <strong>und</strong> Partnereinkommen zu unterscheiden.<br />
Bei Nebenerwerbseinkommen sollen<br />
vom bereinigten Nettoeinkommen 200 Euro anrechnungsfrei<br />
bleiben, <strong>der</strong> übersteigende Betrag<br />
soll zu 50 % angerechnet werden.<br />
Bei Partnereinkommen (Bedarfgemeinschaft) sollen<br />
vom bereinigten Nettoeinkommen 1000 Euro<br />
(Orientierung an <strong>der</strong> Pfändungsfreigrenze) anrechnungsfrei<br />
bleiben <strong>und</strong> <strong>der</strong> übersteigende Betrag zu<br />
50 % angerechnet werden.<br />
Die Freibeträge für das Vermögen nach § 12 sind für<br />
alle auf mindestens 520 Euro je vollendetem Lebensjahr<br />
anzuheben.<br />
Keine zwangweise Zuweisung in 1-Euro-Jobs<br />
4.009 Antragsteller/in: Hamburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die zwangsweise Zuweisung von Erwerbslosen in<br />
1-Euro-Jobs ist abzulehnen <strong>und</strong> zu bekämpfen.<br />
Strategische Ansätze <strong>und</strong> Gestaltungskonzepte<br />
4.010 Antragsteller/in: Völklingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die ersten sehr schmerzlichen Erfahrungen mit <strong>der</strong><br />
Hartz-Gesetzgebung liegen vor.<br />
Viele Beschäftigte fallen selbst nach langjähriger<br />
Beschäftigung unverschuldet, zum Beispiel durch<br />
Betriebsschließung o<strong>der</strong> Kündigung, nach 12 bzw.<br />
18 Monaten in das Arbeitslosengeld II.<br />
Bei Entlassungen gelingt es Betriebsräten <strong>und</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> in einigen Fällen, durch Beschäftigungsgesellschaften<br />
den Fall in das Arbeitslosengeld II zeitlich<br />
zu verzögern.<br />
Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />
sind alt bewährte Sozialpläne heute kontraproduktiv,<br />
da z. B. Abfindungen beim Arbeitslosengeld II<br />
angerechnet werden. Ebenso werden bei Bezug des<br />
Arbeitslosengeldes II Ersparnisse angerechnet.<br />
Wir brauchen eine Debatte mit <strong>der</strong> Überschrift:<br />
„Was ist sozialverträglich?“<br />
Wir brauchen in <strong>der</strong> Betriebspolitik neue Modelle, um<br />
für die Beschäftigten beim Verlust des Arbeitsplatzes<br />
den Fall in das Arbeitslosengeld II zu vermeiden.<br />
Dabei müssen Ziele verfolgt werden, um Arbeitsplätze<br />
zu erhalten, neue zu schaffen <strong>und</strong> eine Brükke<br />
in neue Arbeitsverhältnisse zu entwickeln.<br />
Nach dem alten Arbeitsför<strong>der</strong>ungsgesetz konnten<br />
Beschäftigungsgesellschaften mit bis zu zwei Jahren<br />
Laufzeit gebildet werden. Heute sind es maximal<br />
noch 12 Monate.<br />
107
Um eine sozialverträgliche Personalpolitik zukunftsorientiert<br />
umzusetzen, sind neue Modell notwendig.<br />
Längere Laufzeiten für Beschäftigungsgesellschaften<br />
o<strong>der</strong> auch öffentlich geför<strong>der</strong>te Beschäftigungssektoren<br />
können ein Modell sein, beim Verlust<br />
des Arbeitsplatzes den Fall in das Arbeitslosengeld<br />
II zu verhin<strong>der</strong>n.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, mit<br />
Betriebsräten, hauptamtlichen Kolleginnen <strong>und</strong><br />
Kollegen, sowie weiteren Experten zukunftsweisende<br />
Modelle zu entwickeln.<br />
Die Stahlstiftungen <strong>und</strong> Beschäftigungsgesellschaften<br />
<strong>der</strong> Vergangenheit können dabei inhaltliche<br />
Orientierungen sein.<br />
Durch die Hartz-Reformen hat es nachweislich keine<br />
qualitative Verbesserung <strong>der</strong> Arbeitsför<strong>der</strong>ung<br />
gegeben, son<strong>der</strong>n nur eine Leistungskürzung.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich aktiv für eine Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Hartz-Gesetze ein.<br />
Es müssen gesetzliche Regelungen geschaffen werden,<br />
die insbeson<strong>der</strong>e für langjährig Versicherte<br />
den Fall ins Arbeitslosengeld II vermeiden.<br />
Die Zumutbarkeitsregelungen müssen vor Lohndumping<br />
schützen. Niemand darf gezwungen werden,<br />
unter Tarif o<strong>der</strong> unterhalb <strong>der</strong> ortsüblichen<br />
Entlohnung zu arbeiten.<br />
Das Arbeitslosengeld II muss armutsfest gemacht<br />
werden.<br />
Umgang mit den Konsequenzen aus <strong>der</strong> Hartz-<br />
Gesetzgebung<br />
4.011 Antragsteller/in: Trier<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die ersten sehr schmerzlichen Erfahrungen mit <strong>der</strong><br />
„Hartz“-Gesetzgebung liegen vor.<br />
Viele Beschäftigte fallen selbst nach langjähriger<br />
Beschäftigung unverschuldet, zum Beispiel durch<br />
Betriebsschließung o<strong>der</strong> Kündigung, nach 12 bzw.<br />
18 Monaten in das Arbeitslosengeld II.<br />
Bei Entlassungen gelingt es Betriebsräten <strong>und</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> in einigen Fällen, durch Beschäftigungsgesellschaften<br />
den Fall in das Arbeitslosengeld II zeitlich<br />
zu verzögern.<br />
Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />
sind alt bewährte Sozialpläne heute kontraproduktiv,<br />
da z.B. Abfindungen beim Arbeitslosengeld II<br />
angerechnet werden. Ebenso werden bei Bezug des<br />
Arbeitslosengeldes II Ersparnisse angerechnet.<br />
Wir brauchen eine Debatte mit <strong>der</strong> Überschrift:<br />
„Was ist sozialverträglich?“<br />
Wir brauchen in <strong>der</strong> Betriebspolitik neue Modelle,<br />
um für die Beschäftigten beim Verlust des Arbeitsplatzes<br />
den Fall in das Arbeitslosengeld II zu vermeiden.<br />
Dabei müssen Ziele verfolgt werden, um Arbeitsplätze<br />
zu erhalten, neue zu schaffen <strong>und</strong> eine Brükke<br />
in neue Arbeitsverhältnisse zu entwickeln.<br />
Nach dem alten Arbeitsför<strong>der</strong>ungsgesetz konnten<br />
Beschäftigungsgesellschaften mit bis zu zwei Jahren<br />
Laufzeit gebildet werden. Heute sind es maximal<br />
noch 12 Monate.<br />
Um eine sozialverträgliche Personalpolitik zukunftsorientiert<br />
umzusetzen, sind neue Modelle<br />
notwendig.<br />
Längere Laufzeiten für Beschäftigungsgesellschaften<br />
o<strong>der</strong> auch öffentlich geför<strong>der</strong>te Beschäftigungssektoren<br />
könnten ein Modell sein, beim Verlust<br />
des Arbeitsplatzes den Fall in das Arbeitslosengeld<br />
II zu verhin<strong>der</strong>n.<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, mit Betriebsräten,<br />
hauptamtlichen Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen, sowie<br />
weiteren Experten zukunftsweisende Modelle zu<br />
entwickeln.<br />
Die Stahlstiftungen <strong>und</strong> Beschäftigungsgesellschaften<br />
<strong>der</strong> Vergangenheit können dabei inhaltliche<br />
Orientierung sein.<br />
Durch die Hartz-Reformen hat es nachweislich keine<br />
qualitative Verbesserung <strong>der</strong> Arbeitsför<strong>der</strong>ung<br />
gegeben, son<strong>der</strong>n nur eine Leistungskürzung.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich aktiv für eine Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Hartz-Gesetze ein.<br />
• Es müssen gesetzliche Regelungen geschaffen<br />
werden, die insbeson<strong>der</strong>e für langjährig Versicherte<br />
den Fall ins Arbeitslosengeld II vermeiden.<br />
• Die Zumutbarkeitsregelungen müssen vor<br />
Lohndumping schützen. Niemand darf gezwungen<br />
werden, unter Tarif o<strong>der</strong> unterhalb <strong>der</strong> ortsüblichen<br />
Entlohnung zu arbeiten.<br />
• Das Arbeitslosengeld II muss armutsfest gemacht<br />
werden.<br />
Verbesserung ALG II<br />
4.012 Antragsteller/in: Bochum<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Das SGB II ist seit über zwei Jahren in Kraft. Da eine<br />
Rückführung <strong>der</strong> sozialen Unterstützung auf den<br />
Stand vor den 1. Januar 2005 nicht mehr möglich<br />
ist, gilt es nun, das Gesetz so zu verbessern, dass es<br />
dem Anspruch auf Gr<strong>und</strong>sicherung für Arbeitsuchende<br />
gerecht wird.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, sich in<br />
Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en sozialen Organisationen<br />
für folgende Än<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Verbesserungen<br />
am SGB II einzusetzen:<br />
1. Die Regelleistung nach § 20 Absatz 2 ist auf<br />
mindestens 420 Euro je Monat anzuheben.<br />
2. Bei den Kosten <strong>der</strong> Unterkunft nach § 22 sind<br />
für die Angemessenheit, die örtlich vorherrschenden<br />
Kriterien heranzuziehen, insbeson<strong>der</strong>e<br />
ist auf den auf dem örtlichen Wohnungsmarkt<br />
angebotenen Quadratmeterpreis abzuheben.<br />
3. Die Freibeträge für das Vermögen nach § 12<br />
sind auf mindestens 520 Euro anzuheben.<br />
4. Bei den Freibeträgen für Erwerbseinkommen<br />
ist nach Nebenerwerbs- <strong>und</strong> Partnereinkommen<br />
zu unterscheiden.<br />
Bei Nebenerwerbseinkommen sollen vom bereinigten<br />
Nettoeinkommen 200 Euro anrechnungsfrei<br />
bleiben, <strong>der</strong> übersteigende Betrag<br />
soll zu 50 Prozent angerechnet werden. Bei<br />
Partnereinkommen sollen vom bereinigten<br />
108
Nettoeinkommen 1000 Euro (Orientierung an<br />
<strong>der</strong> Pfändungsfreigrenze) anrechnungsfrei<br />
bleiben <strong>und</strong> <strong>der</strong> übersteigende Betrag zu 50<br />
Prozent angerechnet werden.<br />
5. Die Anrechnung von Kin<strong>der</strong>geld nach § 11 ist<br />
ersatzlos zu streichen.<br />
6. Ebenso sind Urlaubsgeld- <strong>und</strong> Jahresson<strong>der</strong>zahlung<br />
von <strong>der</strong> Einkommensberechnung auszunehmen.<br />
7. Die Gesetzesän<strong>der</strong>ung bei § 7, wonach Betroffene<br />
zwischen 18 <strong>und</strong> 25 Jahren <strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaft<br />
<strong>der</strong> Eltern zuzurechnen sind, ist zu<br />
streichen.<br />
8. Einglie<strong>der</strong>ungsvereinbarungen sind auf freiwilliger<br />
Basis abzuschließen.<br />
9. Arbeitsgelegenheiten sind freiwillig <strong>und</strong> sozialversicherungspflichtig<br />
anzubieten.<br />
10. Die Kosten für Schulbücher <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Schulmaterialien<br />
sind als abweichende Leistungen<br />
nach § 23 zu erbringen.<br />
11. Ebenso ist eine jährliche Weihnachtsbeihilfe<br />
nach § 23 in Höhe von 80 Euro für den Antragsteller<br />
<strong>und</strong> 60 Euro für jedes weitere Mitglied<br />
<strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaft zu leisten.<br />
12. Die Ausforschung <strong>der</strong> Betroffenen nach § 6 <strong>und</strong><br />
die Mitwirkungspflichten nach § 60 sind auf<br />
das absolut notwendige Maß zu beschränken.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e Hausbesuche <strong>und</strong> die Vorlage<br />
von Kontoauszügen sollen nur bei Vorliegen<br />
von konkreten Verdachtsmomenten zulässig<br />
sein. Betroffene dürfen nicht unter Generalverdacht<br />
gestellt werden.<br />
SGB II<br />
4.013 Antragsteller/in: Chemnitz<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, sich in<br />
allen Gremien <strong>und</strong> mit allen Mitteln für folgende Än<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>und</strong> Verbesserungen des SGB II einzusetzen:<br />
1. Die Regelleistung nach § 20 Absatz 2 ist auf<br />
mindestens 420 Euro je Monat anzuheben, wie<br />
es z. B. auch <strong>der</strong> paritätische Wohlfahrtsverband<br />
empfiehlt.<br />
2. Die Kosten <strong>der</strong> Unterkunft müssen den <strong>der</strong> tatsächlichen,<br />
örtlichen Begebenheiten angepasst<br />
werden <strong>und</strong> durch die Arbeitsgemeinschaft<br />
<strong>der</strong> Arbeitsagenturen <strong>und</strong> Kommunen<br />
(ARGE) entsprechend umgesetzt werden.<br />
3. Die Freibeträge für das Vermögen nach § 12<br />
sind auf mindestens 520 Euro anzuheben.<br />
4. Die Freibeträge für Einkommen, die nicht aus<br />
<strong>der</strong> Erwerbstätigkeit erzielt wurden, müssen<br />
nach oben korrigiert werden, insbeson<strong>der</strong>e bei<br />
Renten.<br />
5. Die Anrechnung von Kin<strong>der</strong>geld nach § 11 ist<br />
ersatzlos zu streichen (Deutschland ist eine<br />
Ausnahme in Europa bei <strong>der</strong> Anrechnung von<br />
Kin<strong>der</strong>geld auf Sozialleistungen)<br />
6. Die Gesetzesän<strong>der</strong>ung bei § 7, wonach Betroffene<br />
zwischen 18 <strong>und</strong> 25 Jahren <strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaft<br />
<strong>der</strong> Eltern zuzurechnen sind, ist zu<br />
streichen (Wi<strong>der</strong>spruch zum zivilrechtlichen<br />
Unterhaltsrecht).<br />
7. Einglie<strong>der</strong>ungsvereinbarungen sind auf freiwilliger<br />
Basis abzuschließen (keine Sanktion).<br />
8. Alle Arbeiten, die zur Zeit nicht im Schutze <strong>der</strong><br />
Sozialsysteme verankert sind, so auch die Arbeitsgelegenheiten<br />
müssen zukünftig in die<br />
paritätische Finanzierung <strong>der</strong> Sozialsysteme<br />
eingeb<strong>und</strong>en werden.<br />
9. Die Kosten für Schulbücher <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Schulmaterialien<br />
sind als abweichende Leistungen<br />
nach § 23 zu erbringen.<br />
10. Ebenso ist eine jährliche Weihnachtsbeihilfe<br />
nach § 23 in Höhe von 80 Euro für den Antragsteller<br />
<strong>und</strong> 60 Euro für jedes weitere Mitglied<br />
<strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaft zu leisten (dreizehntes<br />
Monatsgehalt auch für Erwerbslose).<br />
11. Die Betroffenen nach § 7 dürfen nicht unter Generalverdacht<br />
gestellt werden. Bei stattfindenden<br />
Kontrollen muss die Angemessenheit <strong>der</strong><br />
Mittel im Einklang mit dem Gr<strong>und</strong>gesetz stehen.<br />
Än<strong>der</strong>ungen am SGB II<br />
4.014 Antragsteller/in: Bremen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Das SGB II ist seit nunmehr fast zwei Jahren in Kraft.<br />
Da eine Rückführung <strong>der</strong> sozialen Unterstützung<br />
auf den Stand vor den 1. Januar 2005 nicht mehr<br />
möglich ist, gilt es nun, das Gesetz so zu verbessern,<br />
dass es dem Anspruch auf Gr<strong>und</strong>sicherung für<br />
Arbeitsuchende gerecht wird.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird auf gefor<strong>der</strong>t, sich<br />
in allen Gremien <strong>und</strong> mit allen Mitteln für folgende<br />
Än<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Verbesserungen am SGB II einzusetzen:<br />
1. Die Regelleistung nach § 20 Absatz 2 ist mindestens<br />
420 Euro je Monat wie es z.B. auch <strong>der</strong><br />
Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband<br />
empfiehlt .<br />
2. Bei den Kosten <strong>der</strong> Unterkunft nach § 22 sind<br />
für die Angemessenheit die örtlich vorherrschenden<br />
Kriterien heranzuziehen, insbeson<strong>der</strong>e<br />
ist auf den auf dem örtlichen Wohnungsmarkt<br />
angebotenen Quadratmeterpreis abzuheben.<br />
3. Die Freibeträge für das Vermögen nach § 12<br />
sind auf mindestens 520 Euro anzuheben (gerade<br />
im Hinblick auf die Zunahme von atypischer<br />
Arbeit).<br />
4. Bei den Freibeträgen für Erwerbseinkommen<br />
ist nach Nebenerwerbs- <strong>und</strong> Partnereinkommen<br />
zu unterscheiden. Bei Nebenerwerbseinkommen<br />
sollen vom bereinigten Nettoeinkommen<br />
200 Euro anrechnungsfrei bleiben, <strong>der</strong><br />
übersteigende Betrag soll zu 50 Prozent angerechnet<br />
werden. Bei Partnereinkommen sollen<br />
vom bereinigten Nettoeinkommen 1000 Euro<br />
(Orientierung an <strong>der</strong> Pfändungsfreigrenze) anrechnungsfrei<br />
bleiben <strong>und</strong> <strong>der</strong> übersteigende<br />
Betrag zu 50 Prozent angerechnet werden.<br />
109
5. Die Anrechnung von Kin<strong>der</strong>geld nach § 11 ist<br />
ersatzlos zu streichen (Deutschland ist eine<br />
Ausnahme in Europa bei <strong>der</strong> Anrechnung von<br />
Kin<strong>der</strong>geld auf Sozialleistungen).<br />
6. Ebenso sind Urlaubsgeld- <strong>und</strong> Jahresson<strong>der</strong>zahlung<br />
von <strong>der</strong> Einkommensberechnung auszunehmen<br />
(steht im Wi<strong>der</strong>spruch zur dreiwöchigen<br />
Freistellung).<br />
7. Die Gesetzesän<strong>der</strong>ung bei § 7, wonach Betroffene<br />
zwischen 18 <strong>und</strong> 25 Jahren <strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaft<br />
<strong>der</strong> Eltern zuzurechnen sind, ist zu<br />
streichen (Wi<strong>der</strong>spruch zum zivilrechtlichen<br />
Unterhaltsrecht).<br />
8. Einglie<strong>der</strong>ungsvereinbarungen sind auf freiwilliger<br />
Basis abzuschließen (keine Sanktion).<br />
9. Arbeitsgelegenheiten sind freiwillig <strong>und</strong> sozialversicherungspflichtig<br />
auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage des<br />
Vorschlages des Diakonischen Werkes anzubieten.<br />
10. Die Kosten für Schulbücher <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Schulmaterialien<br />
sind als abweichende Leistungen<br />
nach § 23 zu erbringen.<br />
11. Ebenso ist eine jährliche Weihnachtsbeihilfe<br />
nach § 23 in Höhe von 80 Euro für den Antragsteller<br />
<strong>und</strong> 60 Euro für jedes weitere Mitglied<br />
<strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaft zu leisten (dreizehntes<br />
Monatsgehalt auch für Erwerbslose).<br />
12. Die Ausforschung <strong>der</strong> Betroffenen nach § 6 SGB<br />
II <strong>und</strong> die Mitwirkungspflichten nach § 60 SGB<br />
X sind auf das absolut notwendige Maß zu beschränken.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e Hausbesuche <strong>und</strong><br />
die Vorlage von Kontoauszügen sollen nur bei<br />
Vorliegen von konkreten Verdachtsmomenten<br />
zulässig sein (Betroffene dürfen nicht unter Generalverdacht<br />
gestellt werden).<br />
Sozialstaat <strong>und</strong> Sozialpolitik<br />
4.015 Antragsteller/in: Berlin<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, sich aktiv<br />
für folgende Än<strong>der</strong>ungen im SGB II einzusetzen:<br />
Die Regelleistung nach § 20 Absatz 2 ist in einem ersten<br />
Schritt auf mindestens 420 Euro je Monat anzuheben.<br />
Bei den Freibeträgen für Erwerbseinkommen ist<br />
nach Nebenerwerbs- <strong>und</strong> Partnereinkommen zu unterscheiden.<br />
Bei Nebenerwerbseinkommen sollen<br />
vom bereinigten Nettoeinkommen 200 Euro anrechnungsfrei<br />
bleiben, <strong>der</strong> übersteigende Betrag<br />
soll zu 50% angerechnet werden. Bei Partnereinkommen<br />
sollen vom bereinigten Nettoeinkommen<br />
1000 Euro (Orientierung an <strong>der</strong> Pfändungsfreigrenze)<br />
anrechnungsfrei bleiben <strong>und</strong> <strong>der</strong> übersteigende<br />
Betrag zu 50% angerechnet werden.<br />
Die Freibeträge für das Vermögen nach § 12 sind für<br />
alle auf mindestens 520 Euro je vollendetem Lebensjahr<br />
anzuheben.<br />
Die Anrechnung von Kin<strong>der</strong>geld nach § 11 ist ersatzlos<br />
zu streichen.<br />
Die Kosten für Schulbücher <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Schulmaterialien<br />
sowie Kin<strong>der</strong>kleidung sind als abweichende<br />
Leistungen nach § 23 zu erbringen.<br />
Die Gesetzesän<strong>der</strong>ung (aus dem „Fortentwicklungsgesetz<br />
zum SGB II“ vom August 2006) bei § 7,<br />
wonach Betroffene zwischen 18 <strong>und</strong> 25 Jahren <strong>der</strong><br />
Bedarfsgemeinschaft <strong>der</strong> Eltern zuzurechnen sind,<br />
ist zu streichen. (Die Volljährigkeit beginnt mit 18<br />
Jahren).<br />
Einglie<strong>der</strong>ungsvereinbarungen dürfen nicht erzwungen<br />
werden (keine Sanktion).<br />
Arbeitsgelegenheiten nach § 16 SGBII sind durch<br />
sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen zu<br />
ersetzen.<br />
Die Ausforschung <strong>der</strong> Betroffenen nach § 6 SGB II<br />
<strong>und</strong> die Mitwirkungspflichten nach § 60 SGB X sind<br />
auf das absolut notwendige Maß zu beschränken.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e Hausbesuche <strong>und</strong> die Vorlage von<br />
Kontoauszügen sollen nur bei Vorliegen von konkreten<br />
Verdachtsmomenten zulässig sein (Betroffene<br />
dürfen nicht unter Generalverdacht gestellt werden)<br />
Än<strong>der</strong>ung SGB II – Kin<strong>der</strong>geld<br />
4.016 Antragsteller/in: Hamburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Gesetzesän<strong>der</strong>ung (aus dem „Fortentwicklungsgesetz<br />
zum SGB II“ vom August 2006) bei § 7,<br />
wonach Betroffene zwischen 18 <strong>und</strong> 25 Jahren <strong>der</strong><br />
Bedarfsgemeinschaft <strong>der</strong> Eltern zuzurechnen sind,<br />
ist zu streichen.<br />
Die Anrechnung von Kin<strong>der</strong>geld nach § 11 ist ersatzlos<br />
zu streichen.<br />
Einwirkung – Zukunft <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Rentenversicherung<br />
4.017 Antragsteller/in: Krefeld<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Unser Rentensystem solidarisch <strong>und</strong> gerecht<br />
gestalten<br />
Kaum ein Thema macht den Bürgern <strong>und</strong> Bürgerinnen,<br />
über alle Altersgrenzen hinweg, mehr Sorgen als<br />
die Zukunft <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung. Die<br />
gesetzliche Rentenversicherung in Deutschland gehört<br />
zu den ältesten Sozialversicherungen. Sie kann<br />
insgesamt als „Erfolgsgeschichte“ in <strong>der</strong> deutschen<br />
Alterssicherungspolitik bezeichnet werden. Mit <strong>der</strong><br />
Rentenreform des Jahres 1957, durch die Einführung<br />
<strong>der</strong> „dynamischen Rente“, wurden die Rentner <strong>und</strong><br />
Renterinnen an <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Erwerbseinkommen<br />
durch entsprechende regelmäßige Anpassungen<br />
beteiligt.<br />
Rente war endlich „Lohnersatz“ <strong>und</strong> nicht mehr länger<br />
nur Altersarmutvermeidendes „Zubrot“. Sie hatte seit<br />
dieser Zeit die Funktion, als „Einkommensersatz“ die<br />
Sicherung des Lebensstandards nach dem Ausscheiden<br />
aus dem Berufsleben zu bewirken. Dieser Erfolg<br />
hatte als Gr<strong>und</strong>lage ein starkes wirtschaftliches<br />
Wachstum, in Verbindung mit einem Arbeitsmarkt, in<br />
dem <strong>der</strong> „Normalarbeitnehmer“ mit praktisch lebenslanger<br />
Vollzeitbeschäftigung rechnen konnte. Dieses<br />
Modell funktioniert heute so nicht mehr.<br />
110
Die ökonomischen, sozialen <strong>und</strong> demographischen<br />
Rahmenbedingungen haben sich inzwischen erheblich<br />
gewandelt. Mit den in immer kürzeren Abständen<br />
vorgenommenen Entscheidungen zur Alterssicherung<br />
ist ein tiefgreifen<strong>der</strong> Wandel im deutschen Alterssicherungssystem<br />
eingeleitet worden. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
haben die Maßnahmen <strong>der</strong> Jahre 1992, 1997,<br />
2001 <strong>und</strong> 2004 im wesentlichen dazu beigetragen.<br />
Wären die 2001 <strong>und</strong> 2004 beschlossenen Maßnahmen,<br />
die stufenweise ihre Wirkung entfalten sollen,<br />
bereit heute voll wirksam, so würde z. B. eine Rente<br />
<strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung von 1.000 Euro<br />
(was etwa <strong>der</strong> Netto-Eckrente entspricht) bei optimistischer<br />
Rechnung nur noch 750 Euro betragen<br />
– also ein Viertel weniger.<br />
Damit sieht sich bereits das B<strong>und</strong>esverfassungsgericht<br />
verpflichtet zu warnen , dass eine verfassungsrechtliche<br />
Problemzone erreicht ist. Es sieht die Gefahr,<br />
dass das eingezahlte Kapital regelhaft bei weitem<br />
das übersteigt, was <strong>der</strong> Einzelne <strong>und</strong> die Einzelne<br />
später an Leistungen erhält. Bei diesem dramatischen<br />
Rückgang des Alterseinkommens künftiger<br />
Rentner <strong>und</strong> Rentnerinnen ist es verständlich, das<br />
die Glaubwürdigkeit <strong>und</strong> das Vertrauen in unser gesetzliches<br />
Rentensystem verloren geht.<br />
Wie aber bei keinem an<strong>der</strong>en Bereich <strong>der</strong> sozialen<br />
Sicherung kommt es bei <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung<br />
auf Kontinuität <strong>und</strong> Vorhersehbarkeit<br />
an. Dies ist nur zu erreichen, wenn notwendige Verän<strong>der</strong>ungen<br />
sich an bestehenden Werten <strong>und</strong><br />
Gr<strong>und</strong>prinzipien orientieren.<br />
Wir for<strong>der</strong>n daher:<br />
Ein lebensstandardsicherndes Leistungsniveau in<br />
<strong>der</strong> gesetzliche Rentenversicherung (GRV)!<br />
Die gesetzliche Rentenversicherung (GRV) soll bei<br />
längerer Versicherungsdauer weiterhin ein Leistungsniveau<br />
erreichen, das deutlich über <strong>der</strong> steuerfinanzierten<br />
bedarfs- o<strong>der</strong> bedürftigkeitsgeprüften<br />
armutsvermeidenden Mindestsicherung liegt<br />
<strong>und</strong> sich stärker an <strong>der</strong> Sicherung des Lebensstandards<br />
orientiert.<br />
Die Neuausrichtung <strong>der</strong> Alterssicherungspolitik <strong>der</strong><br />
letzten Jahre darf das Risiko von Einkommensarmut<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> steigenden Einkommensgleichheit im Alter<br />
durch die absehbaren Folgen <strong>der</strong> eingeleiteten Verän<strong>der</strong>ungen<br />
im Zusammenspiel mit <strong>der</strong> ökonomischen<br />
<strong>und</strong> demographischen Entwicklung nicht unverantwortlich<br />
erhöhen.<br />
Nicht nur die Beitragssatzstabilität ist für die wirtschaftliche<br />
Entwicklung bedeutsam.<br />
Die Einkommenslage im Alter ist von herausragen<strong>der</strong><br />
Bedeutung für die Einkommensverwendung<br />
<strong>und</strong> damit für die durch Ältere ausgelöste Nachfrage<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong>en positiven Beschäftigungseffekte.<br />
Enge Beitrags-Leistungs-Beziehung in <strong>der</strong> GRV<br />
erhalten:<br />
Für die GRV soll eine Beitrags-Leistungs-Beziehung<br />
erhalten bleiben. Dies muss auch durch die sachgerechte<br />
Finanzierung von Umverteilungsaufgaben<br />
innerhalb <strong>der</strong> GRV verdeutlicht werden. Darunter<br />
fallen eine Vielzahl von gesellschaftlichen Aufgaben,<br />
u.a. die Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>und</strong> Erhaltung <strong>der</strong><br />
Erwerbsfähigkeit, die Versorgung von Hinterbliebenen,<br />
die Kin<strong>der</strong>erziehungszeiten, die Angleichung<br />
<strong>der</strong> Lebensverhältnisse in Ost <strong>und</strong> West.<br />
Die Finanzierung aller „versicherungsfremden“<br />
Leistungen ist durch allgemeine Haushaltsmittel<br />
des B<strong>und</strong>es sicherzustellen <strong>und</strong> nicht durch die<br />
Deckung am Arbeitsverhältnis anknüpfen<strong>der</strong> Sozialversicherungsbeiträge.<br />
Der für diese gesellschaftlichen Gemeinschaftsaufgaben<br />
seit 1999 gesetzlich verankerte B<strong>und</strong>eszuschuss<br />
an die Rentenversicherung zum Ausgleich<br />
aller Fremdleistungen muss erhalten bleiben;<br />
ebenfalls die Dynamisierung, die gesetzlich festgeschrieben<br />
ist. Durch eine insgesamt sachadäquate<br />
Finanzierung wird die Beitragsbelastung <strong>der</strong> Arbeitgeber<br />
<strong>und</strong> Arbeitgeberinnen <strong>und</strong> Arbeitnehmer <strong>und</strong><br />
Arbeitsnehmerinnen reduziert, <strong>der</strong> „Faktor Arbeit“<br />
entlastet.<br />
Für einen integrierten Ansatz in <strong>der</strong><br />
Alterssicherungspolitik:<br />
Eine nachhaltige Alterssicherungspolitik darf sich<br />
aber nicht allein auf die Alterssicherungssysteme<br />
(<strong>der</strong>en Finanzierung, Leistungen <strong>und</strong> Besteuerung)<br />
beschränken, son<strong>der</strong>n hat auch weitere für die reale<br />
Einkommenslage im Alter wichtige – <strong>und</strong> politisch<br />
gestaltbare – Entwicklungen zu berücksichtigen,<br />
wie insbeson<strong>der</strong>e Höhe <strong>und</strong> Struktur von Sozialversicherungsleistungen<br />
im Falle von Krankheit,<br />
Pflegebedürftigkeit, was aus den laufenden Alterseinkommen<br />
(wegen Zuzahlung, Begrenzungen des<br />
Leistungskatalogs u.a.m.) zu finanzieren ist.<br />
Eine <strong>der</strong>artige Sicht <strong>und</strong> Entwicklungsvorbereitung<br />
wird von den Delegierten <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für dringend<br />
erfor<strong>der</strong>lich gehalten.<br />
Einbezug aller Erwerbstätigen in die GRV:<br />
Ein solidarisches Umlagesystem zur Erfüllung des<br />
Versprechens <strong>der</strong> Gesellschaft – die Älteren am<br />
Wohlstand <strong>der</strong> Gesellschaft, entsprechend ihrem<br />
Lebensstandard in <strong>der</strong> Erwerbsphase, zu beteiligen<br />
– verlangt eigentlich, dass sich alle Erwerbstätigen<br />
an <strong>der</strong> Finanzierung dieser Aufgabe beteiligen. Die<br />
logische Konsequenz wäre die Umgestaltung <strong>der</strong><br />
gesetzlichen Rentenversicherung in eine „Erwerbstätigenversicherung“.<br />
Dieser unter dem Gesichtspunkt<br />
<strong>der</strong> Solidarität erstrebenswerte Umbau erfor<strong>der</strong>t<br />
erhebliche Übergangsfristen.<br />
Die bisher auf die pflichtversicherten Arbeitnehmer<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen beschränkte Solidarität<br />
muss endlich ausgeweitet <strong>und</strong> Selbständige, Freiberufler,<br />
Beamte <strong>und</strong> Politiker <strong>und</strong> Politikerinnen<br />
(Minister <strong>und</strong> Ministerinnen <strong>und</strong> Abgeordnete)<br />
schrittweise in die gesetzliche Rentenversicherung<br />
einbezogen werden. Alle Erwerbsarbeiten müssen<br />
voll rentenversichert werden.<br />
Erhöhung <strong>der</strong> Erwerbsbeteiligung Älterer:<br />
Angesichts <strong>der</strong> Alterung <strong>der</strong> Gesellschaft ist eine Erhöhung<br />
<strong>der</strong> Beschäftigungsquote <strong>der</strong> Älteren unumgänglich.<br />
Erstens ist dies ein Beitrag zur gerechten<br />
Verteilung <strong>der</strong> Lasten zwischen den Generationen.<br />
Durch eine längere Erwerbstätigkeit Älterer ergeben<br />
sich Verbesserungen für die Finanzlage <strong>der</strong><br />
Sozialversicherungsträger. Der Beitragsbedarf reduziert<br />
sich. Die nachwachsenden Generationen<br />
111
werden im Erwerbsalter geringer belastet. Dies verbessert<br />
nicht nur ihre Nettoeinkommen, son<strong>der</strong>n<br />
durch die Entlastung des „Faktor Arbeit“ erhöhen<br />
sich auch die Beschäftigungschancen.<br />
Heute ist nur eine Min<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> Personen im Erwerbsalter<br />
bis zum 65. Lebensjahr beschäftigt. Die<br />
erheblichen Anstrengungen <strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ungen in<br />
vielen Bereichen haben bis jetzt keine gr<strong>und</strong>legende<br />
Verbesserung erbracht. Darüber hinaus werden<br />
angesichts <strong>der</strong> hohen körperlichen <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen<br />
Belastungen viele Beschäftigte auch in<br />
Zukunft nicht bis zum 65.Lebensjahr arbeiten können.<br />
Wir for<strong>der</strong>n daher differenzierte Lösungen einzuführen.<br />
Wir for<strong>der</strong>n eine Verbesserung <strong>der</strong> Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrenten.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e for<strong>der</strong>n wir Regelungen,<br />
wonach Versicherte mit 45 Versicherungsjahren<br />
ohne Rentenmin<strong>der</strong>ung aus dem Erwerbleben<br />
ausscheiden können. Eine rentenrechtliche Erhöhung<br />
des abschlagfreien Renteneintrittalters lehnen<br />
wir ab.<br />
Ergänzende Altersversicherung durch betriebliche<br />
<strong>und</strong> private Vorsorge (Riester-Rente)<br />
Als weitere Säulen <strong>der</strong> Alterssicherung sollen die<br />
Betriebrenten <strong>und</strong> die kapitaldeckende eigene Vorsorge<br />
(Riester-Rente) erhalten bleiben. Um die<br />
steuerliche För<strong>der</strong>ung auf alle Bevölkerungsschichten<br />
in gleicher Weise auszudehnen, wäre es erstrebenswert,<br />
die sogenannte Riester-Rente für alle Erwerbstätigen<br />
obligatorisch zu machen.<br />
Die Gesetzliche Rentenversicherung ist zu einer Solidarischen<br />
Bürgerversicherung für alle Erwerbstätigen<br />
auszubauen. Dies erfor<strong>der</strong>t, auch Beamte,<br />
Freiberufler, Selbständige <strong>und</strong> Parlamentarier <strong>und</strong><br />
Parlamentarierinnen schrittweise in die Bürgerversicherung<br />
einzubeziehen.<br />
Rücknahme des Rentenbeginns mit 67<br />
4.018 Antragsteller/in: Aschaffenburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich auf allen Ebenen für die<br />
Rücknahme des Rentenbeginns mit 67 ein. Das<br />
kürzlich verabschiedete Gesetz, das den Rentenbeginn<br />
auf 67 erhöht, enthält eine Überprüfungsklausel.<br />
DGB <strong>und</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wirken auf die Regierung ein,<br />
dass die Überprüfungsklausel dazu genutzt wird,<br />
den Rentenbeginn auf 65 Jahre zurückzusetzen.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wirkt darauf hin, dass <strong>der</strong> Rentenzugang<br />
für langjährig Versicherte bei 62 Jahren festgeschrieben<br />
wird <strong>und</strong> Aufstockungsleistungen in<br />
Übergangsmodellen steuer- <strong>und</strong> beitragsfrei bleiben.<br />
Eine För<strong>der</strong>ung gleiten<strong>der</strong> Übergänge aus dem<br />
Erwerbsleben durch die B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit<br />
über 2009 hinaus muss erreicht werden.<br />
Umkehr in <strong>der</strong> Rentenpolitik<br />
4.019 Antragsteller/in: Ludwigsfelde<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Politik <strong>der</strong> großen Koalition zur Anhebung des<br />
Rentenalters geht an <strong>der</strong> Lebenswirklichkeit <strong>der</strong> Arbeitswelt<br />
vorbei <strong>und</strong> verschärft die sozialen Spannungen<br />
in <strong>der</strong> Gesellschaft, statt diese zu entschärfen.<br />
Der Rationalisierungs- <strong>und</strong> Wettbewerbsdruck<br />
führt zu einer Verdichtung <strong>der</strong> Leistungsanfor<strong>der</strong>ungen.<br />
Die körperlichen <strong>und</strong> nervlichen Belastungen<br />
steigen <strong>und</strong> zunehmend werden Arbeitszeiten<br />
ohne Rücksicht auf die sozialen <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen<br />
Interessen <strong>der</strong> Arbeitnehmer den betrieblichen<br />
Bedürfnissen unterworfen.<br />
Die geringe Zahl von Arbeitnehmern über 55 Jahren<br />
in den Betrieben zeigt, dass sehr viele Ältere nicht<br />
in <strong>der</strong> Lage sind, diesen Leistungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
standzuhalten. Die geringe Beschäftigungsquote<br />
Älterer zeigt aber auch, dass die Wirtschaft im Ganzen<br />
gesehen auch keinen Bedarf an <strong>der</strong> Arbeitskraft<br />
<strong>der</strong> Älteren hat.<br />
Die Heraufsetzung des Rentenalters wird daher zu<br />
fatalen Folgen führen:<br />
– Die Arbeitslosigkeit von älteren Arbeitnehmern<br />
wird steigen.<br />
– Aufgr<strong>und</strong> des verkürzten Arbeitslosengeld-I-<br />
Bezugs werden mehr von ihnen auf die Gr<strong>und</strong>sicherung<br />
nach Hartz IV angewiesen sein.<br />
– Diese müssen zuvor ihre Ersparnisse bis auf<br />
das „Schonvermögen“ verbrauchen.<br />
– Sodann werden sie mit noch höheren Abschlägen<br />
in die Rente gehen.<br />
Die Heraufsetzung des Rentenalters führt somit unmittelbar<br />
zur Schaffung einer wachsenden Zahl von<br />
armen Rentnern. Auch diejenigen Arbeitnehmer,<br />
die aus <strong>der</strong> Arbeit direkt in die Altersrente wechseln,<br />
werden höhere Abschläge hinnehmen müssen,<br />
soweit sie nicht bis 67 durchhalten. Auf diese<br />
Weise sinkt das gesamte Rentenniveau durch die<br />
„Rente mit 67“.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> lehnt daher die Heraufsetzung des<br />
Rentenalters auf das Schärfste ab.<br />
Sie wird auch in Zukunft mit allen Mitteln bestrebt<br />
sein:<br />
– Die Regelungen zum Eintritt in die Rente wie<strong>der</strong><br />
auf ein menschliches Maß zurückzuführen,<br />
– die Finanzierung des Rentensystem durch Einbeziehung<br />
auch von Selbständigen, Beamten<br />
<strong>und</strong> Freiberuflern auf eine breitere Gr<strong>und</strong>lage<br />
zu stellen,<br />
– die Höhe <strong>der</strong> Renten auf einem menschenwürdigen<br />
Niveau durch die Erhöhung des steuerfinanzierten<br />
Anteils abzusichern.<br />
112
40 versicherungspflichtige Beitragsjahre ohne<br />
Abzug in Rente<br />
4.020 Antragsteller/in: Aachen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t auf<br />
Parteien <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esregierung einzuwirken, dass<br />
künftig mit 40 Beitragsjahren = 480 Monate die volle<br />
Altersrente ohne Abzüge in Anspruch genommen<br />
werden kann <strong>und</strong> gewährt wird.<br />
Rente mit 60 Jahren bzw. 40 Versicherungsjahren<br />
4.021 Antragsteller/in: Gelsenkirchen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, auf<br />
die B<strong>und</strong>esregierung einzuwirken, den sozialversicherungsrechtlich<br />
beschäftigten Arbeitnehmer <strong>und</strong><br />
Arbeitnehmerinnen nach 40 Versicherungsjahren<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Vollendung des 60. Lebensjahres ein Ausscheiden<br />
aus dem Berufsleben zu ermöglichen, ohne<br />
dass versicherungsmathematische Abschläge<br />
vorgenommen werden.<br />
Rente mit 67 – Sozialpolitik<br />
4.022 Antragsteller/in: Weilheim<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> lehnt weiterhin die Erhöhung des Renteneintrittsalters<br />
auf 67 Jahre ab.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> tritt dafür ein <strong>und</strong> mobilisiert dafür,<br />
dass die Regelaltersgrenze bei 65 Lebensjahren<br />
bleibt.<br />
Versicherte mit 40 Versicherungsjahren bzw. Anrechnungs-<br />
<strong>und</strong> Zurechnungszeiten müssen abschlagsfrei<br />
auch vor dem vollendeten 65. Lebensjahr<br />
in Rente gehen können.<br />
Gegen Rente mit 67<br />
4.023 Antragsteller/in: Duisburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich beim Gesetzgeber dafür ein,<br />
das Renteneintrittsalter bei dem 65-sten Lebensjahr<br />
zu belassen <strong>und</strong> die volle gesetzliche Rente mit<br />
40 Versicherungsjahren zu ermöglichen.<br />
Frühzeitiger Ausstieg aus dem Arbeitsleben<br />
4.024 Antragsteller/in:<br />
Reutlingen-Tübingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die von <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung gegen die Mehrheit<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung beschlossene Erhöhung <strong>der</strong> Regelaltersrente<br />
ab 67 wird weiterhin abgelehnt.<br />
Die Regelaltersrente muss bei 65 Jahren bleiben. Um<br />
dieses Ziel zu erreichen, ergreift die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
Initiativen zur Propagierung dieses Themas im Rahmen<br />
<strong>der</strong> B<strong>und</strong>estagswahl 2009 <strong>und</strong> <strong>der</strong> im Gesetz<br />
verankerten Revisionsklausel 2010. Die heutige gesetzliche<br />
Rentenversicherung muss zu einer Erwerbstätigenversicherung<br />
weiterentwickelt werden.<br />
In ihr müssen auch alle Einkommensarten, die nicht<br />
auf Erwerbsarbeit beruhen, erfasst <strong>und</strong> verbeitragt<br />
werden.<br />
Die Beitragsbemessungsgrenze wird sukzessive<br />
erhöht. Für einen frühzeitigen Ausstieg aus dem Erwerbsleben<br />
werden folgende gesetzliche Regelungen<br />
geschaffen:<br />
– Langjährig Versicherte (35 Beitragsjahre) können<br />
mit Vollendung des 62. Lebensjahres aus<br />
dem Erwerbsleben ausscheiden.<br />
– Beson<strong>der</strong>s langjährig Versicherte (45 Beitragsjahre)<br />
können mit Vollendung des 62. Lebensjahres<br />
ohne Abschlag aus dem Erwerbsleben<br />
ausscheiden.<br />
– Der erleichterte Zugang zur Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente<br />
muss erhalten bleiben.<br />
– Die bisher durch die B<strong>und</strong>esagentur <strong>und</strong> den<br />
Staat geför<strong>der</strong>te Altersteilzeit, die zu einem erheblichen<br />
Anteil dazu beigetragen hat, dass Ältere<br />
ausscheiden konnten <strong>und</strong> damit den Weg<br />
ins Erwerbsleben für Jüngere ermöglich hat,<br />
muss beibehalten werden.<br />
– Das Arbeitslosengeld für ältere Beschäftigte<br />
muss ebenso wie die Verweildauer in einer Beschäftigungs-<br />
<strong>und</strong> Qualifizierungsgesellschaft<br />
auf 32 Monate erhöht werden.<br />
– Für die Absicherung von Zeit- <strong>und</strong> Geldkonten,<br />
die künftig in den Betrieben <strong>und</strong> Verwaltungen<br />
ermöglicht werden, muss ein gesetzlicher Rahmen<br />
für Insolvenzschutz <strong>und</strong> Portabilität geschaffen<br />
werden.<br />
Um eine künftig steigende Altersarmut zu verhin<strong>der</strong>n,<br />
dürfen keine weiteren Rentenkürzungen<br />
stattfinden. Das bedeutet faktisch, dass <strong>der</strong> Nachhaltigkeitsfaktor<br />
abgeschafft wird.<br />
Um die Säule <strong>der</strong> zusätzlichen Altersvorsorge zu<br />
stützen, muss die Sozialversicherungsfreiheit für<br />
die Bruttoentgeltumwandlung <strong>der</strong> Beschäftigten<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> arbeitgeberfinanzierten Altersvorsorge<br />
über 2008 hinaus beibehalten werden.<br />
Gewerkschaftliche Tarifpolitik kann <strong>und</strong> wird auch<br />
in Zukunft kein Ersatz für staatliche Sozialpolitik<br />
sein können.<br />
Trotzdem wird die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sich folgen<strong>der</strong> tarifpolitischer<br />
Themen annehmen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> entwickelt ab <strong>der</strong> Tarifr<strong>und</strong>e<br />
2008 Modelle die einen frühzeitigen Ausstieg<br />
erleichtern.<br />
– Die durch eine längere Laufzeit <strong>der</strong> Altersteilzeit<br />
entstehende Finanzierungslücke muss<br />
durch eine Erhöhung <strong>der</strong> Aufstockungsbeiträge<br />
<strong>der</strong> Unternehmen ausgeglichen werden.<br />
– Die Beiträge <strong>der</strong> Arbeitgeber zur Rentenversicherung<br />
werden von bisher 90 Prozent auf 100<br />
Prozent erhöht.<br />
– Einführung genereller Langzeitkonten, die mit<br />
noch zu vereinbarenden Elementen aufzufüllen<br />
sind.<br />
113
Dies sind insbeson<strong>der</strong>e:<br />
– Arbeitszeitverkürzung bei beson<strong>der</strong>s belastenden<br />
Arbeiten,<br />
– Arbeitszeitverkürzung ab dem 55. Lebensjahr,<br />
– Zuschläge für Schicht- o<strong>der</strong> Mehrarbeit.<br />
Die Zuführung <strong>und</strong> Entnahme aus dem Langzeitkonto<br />
liegt im Ermessen <strong>der</strong> Beschäftigten.<br />
Flexibler Ausstieg aus dem Arbeitsleben<br />
4.025 Antragsteller/in: Nürnberg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Aktuelle Ausgangslage <strong>der</strong> Rentenpolitik<br />
Gegen den Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Gewerkschaften hat <strong>der</strong><br />
Gesetzgeber die Anhebung des allgemeinen Rentenalters<br />
auf 67 Jahre beschlossen, ohne Wege aufzuzeigen,<br />
wie diese Anhebung in <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong> Betriebe<br />
umgesetzt werden soll. Gleichzeitig wird die<br />
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Altersteilzeit ab dem 01.01.2010 gestrichen,<br />
die Rente nach Altersteilzeit gibt es ab<br />
2012 nicht mehr – ebenso wie die Altersrente für<br />
Frauen o<strong>der</strong> wegen Arbeitslosigkeit.<br />
Im internationalen Vergleich weist das deutsche<br />
System <strong>der</strong> sozialen Sicherung eine hohe Leistungsfähigkeit<br />
auf. Dies gilt auch <strong>und</strong> gerade für die<br />
gesetzliche Sozialversicherung, die mit ihren Elementen<br />
Lohn- <strong>und</strong> Beitragsorientierung, Lohnersatz<br />
<strong>und</strong> Leistungsdynamik, sozialer Ausgleich sowie<br />
paritätische Mittelaufbringung <strong>und</strong> Selbstverwaltung<br />
sich als gut geeignet erwiesen hat, die großen<br />
Lebensrisiken wie Invalidität, Altersarmut,<br />
Krankheit, Pflegebedürftigkeit, Arbeitslosigkeit,<br />
Unfall zuverlässig <strong>und</strong> solidarisch abzusichern.<br />
Dennoch istdie Diskussion um die ZukunftdesSozialstaatesneu<br />
entbrannt. Vielfach wird dasHorrorszenario<br />
explodieren<strong>der</strong> Ausgaben <strong>und</strong> Beitragssätze entworfen.<br />
Auch die Arbeitslosigkeit steigt <strong>und</strong> immer<br />
mehr Beschäftigungsarten entziehen sich dem Solidarprinzip.<br />
Nichtdie demographische Entwicklung ist<br />
das Problem, son<strong>der</strong>n die Umverteilung des gesellschaftlich<br />
erarbeiteten Reichtums. Die Bevölkerungsentwicklung<br />
ist nur ein Einflussfaktor für die Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Sozialfinanzen. Viel wichtiger ist die Entwicklung<br />
<strong>der</strong> wirtschaftlichen Leistungskraft (Wachstum<br />
<strong>und</strong> Produktivität), die Lohnentwicklung <strong>und</strong> vor allem<br />
die Frage, wie viele Personen überhaupt in Arbeit<br />
stehen <strong>und</strong> damit Beiträge entrichten. Eine gute<br />
Lohnentwicklung istnotwendig, weil die Sozialbeiträge<br />
prozentual auf die Bruttolöhne bezogen werden.<br />
Eine Lohnerhöhung von einem Prozentpunkt bringt z.<br />
B. 1,5 Mrd. Euro für die Rentenversicherung. Wenn die<br />
Löhne zurückbleiben, wirkt sich das auch auf die Rentenkassen<br />
negativ aus. Entscheidend ist aber <strong>der</strong> Abbau<br />
<strong>der</strong> Massenarbeitslosigkeit.<br />
Deshalb for<strong>der</strong>n wir den Vorstand <strong>und</strong> die gesamte<br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, dafür zu sorgen, dass die Rente mit 67<br />
zurückgenommen wird.<br />
Für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss es auch in Zukunft beim<br />
Gr<strong>und</strong>satz bleiben, dass finanzielle Einschnitte bei<br />
sozialstaatlichen Leistungen nicht automatisch Gegenstand<br />
<strong>der</strong> Tarifpolitik werden dürfen. Tarifpolitik<br />
ist nicht <strong>der</strong> Reparaturbetrieb einer verfehlten Sozialpolitik.<br />
Wir for<strong>der</strong>n den Vorstand auf, ein Gesamtkonzept<br />
für einen vorzeitigen Ausstieg aus dem Arbeitsleben<br />
zu entwickeln.<br />
For<strong>der</strong>ungen an den Gesetzgeber:<br />
– Beibehaltung <strong>der</strong> Altersteilzeit über 2009 hinaus<br />
als dauerhafte Lösung.<br />
– Beibehaltung <strong>der</strong> staatlichen Zuschüsse bei Altersteilzeit<br />
insbeson<strong>der</strong>e wenn Arbeitsplätze<br />
wie<strong>der</strong> besetzt werden.<br />
– Beibehaltung <strong>der</strong> Steuer- <strong>und</strong> Abgabenfreiheit<br />
<strong>der</strong> Aufstockungsbeträge <strong>und</strong> Rentenbeiträge.<br />
– Beibehaltung <strong>der</strong> Wahlmöglichkeit zwischen<br />
Blockmodell <strong>und</strong> Teilzeitmodell.<br />
– Absicherung des Entgeltes während <strong>der</strong> Altersteilzeit<br />
in Höhe von mindestens 82 Prozent.<br />
– Ausgleich <strong>der</strong> Rentenbeiträge während <strong>der</strong> Altersteilzeit<br />
auf 100 Prozent.<br />
– Rechtsanspruch für jeden Arbeitnehmer <strong>und</strong> jede<br />
Arbeitnehmerin auf Altersteilzeit.<br />
– Insolvenzsicherung<br />
Darüber hinaus entwickelt <strong>der</strong> Vorstand Modelle,<br />
wie gesetzlich o<strong>der</strong> tarifvertraglich weitere Bausteine<br />
<strong>der</strong> finanziellen Absicherungen, innerhalb <strong>der</strong><br />
deutschen Rentenversicherung, ermöglicht werden<br />
könnten:<br />
– Vermeidung von Rentenabschlägen bei Rentenbezug<br />
vor <strong>der</strong> Altersgrenze.<br />
– Rentenbausteine für belastende Tätigkeiten<br />
um früher aus dem Arbeitsleben ausscheiden<br />
zu können.<br />
Dazu wird <strong>der</strong> Vorstand unsere bestehenden Regelungsfel<strong>der</strong><br />
in den Tarifverträgen weiter entwickeln:<br />
– Tarifverträge „altersvorsorgewirksame Leistungen<br />
zur Entgeltumwandlung“<br />
– Tarifverträge „Beschäftigungsbrücke <strong>und</strong> Altersteilzeit“<br />
– Tarifverträge „Übernahme <strong>der</strong> Azubis“<br />
– Tarifverträge „Langzeitkonten“ <strong>und</strong> „Demographischer<br />
Wandel“<br />
Wir begrüßen, dass <strong>der</strong> Vorstand das Thema Generationengerechtigkeit,<br />
Rente 67, Ausstiegsmöglichkeit<br />
<strong>und</strong> Einstieg für Junge zum Schwerpunkt<br />
<strong>der</strong> Sozialstaatskampagne gemacht hat.<br />
Wir for<strong>der</strong>n, dass die Sozialstaatskampagne unbefristet<br />
weitergeht <strong>und</strong> das Thema flexibler Ausstieg<br />
zum Schwerpunkt <strong>der</strong> tarifpolitischen Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
wird.<br />
Altersgerechte Arbeitsbedingungen<br />
4.026 Antragsteller/in: Ludwigsburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Beschlüsse <strong>der</strong> großen Koalition, das Rentenzugangsalter<br />
auf 67 Jahre zu erhöhen <strong>und</strong> die Bezuschussung<br />
<strong>der</strong> Altersteilzeit durch die B<strong>und</strong>esanstalt<br />
für Arbeit ab dem 01.01.2010 zu streichen,<br />
wird von uns nicht akzeptiert.<br />
Für ältere Beschäftigte ist es jetzt schon zunehmend<br />
schwieriger, ges<strong>und</strong> aus dem Arbeitsleben<br />
auszusteigen. Deshalb ist es notwendig, die Bedingungen<br />
in den Betrieben alterns- <strong>und</strong> altersgerecht<br />
zu verbessern. Nur mit einem ganzen Maßnahmenbündel<br />
kann gewährleistet werden, dass die Arbeit-<br />
114
nehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> vital<br />
das Rentenalter erreichen.<br />
Unsere Kernfor<strong>der</strong>ungen bleiben auf <strong>der</strong> politischen<br />
Agenda:<br />
1. Wer 40 Versicherungsjahre voll hat, muss ohne<br />
Rentenabschläge in Rente gehen können.<br />
2. Vorzeitiger Rentenbezug ab 60 Jahre.<br />
3. Flexibler Ausstieg mit Altersteilzeit o<strong>der</strong> wertgleicher<br />
Regelung.<br />
Die Heraufsetzung des Rentenalters wurde durch<br />
die Vertreter <strong>der</strong> deutschen Industrie als richtige<br />
Maßnahme begrüßt, um ihre Kosten zu senken.<br />
Nicht zuletzt deshalb sind die Unternehmen nun in<br />
<strong>der</strong> Verpflichtung auch die Bedingungen zu schaffen,<br />
damit die arbeitenden Menschen auch das<br />
Rentenalter ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> vital erreichen.<br />
Ergänzend zu unseren Kernfor<strong>der</strong>ungen for<strong>der</strong>n wir<br />
für alternsgerechtes Ausscheiden:<br />
1. Eine an das Alter <strong>und</strong> an Arbeitsbedingungen<br />
angepasste, verkürzte, wöchentliche Arbeitszeit.<br />
Die stufenweise Verkürzung <strong>der</strong> Wochenarbeitszeit<br />
für ältere Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />
ab 55 Jahren, um eine St<strong>und</strong>e pro<br />
Jahr bis zum vorzeitigen Renteneintritt.<br />
2. Der Entfall <strong>der</strong> Verpflichtung zur Schichtarbeit<br />
für ältere Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen.<br />
Ab 50 Jahren entfällt die Verpflichtung zum<br />
Nachtschichtbetrieb <strong>und</strong> ab 54 Jahren zum<br />
Schichtbetrieb allgemein.<br />
3. Eine an das Alter o<strong>der</strong> an beson<strong>der</strong>e Arbeitsbedingungen<br />
angepasste Regelung <strong>der</strong> Leistungsvorgaben.<br />
4. Eine an das Alter angepasste beson<strong>der</strong>e Qualifizierung<br />
von Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen.<br />
5. Der Kündigungsschutz für ältere Arbeitnehmer<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen muss erhalten <strong>und</strong><br />
ausgebaut werden.<br />
Lebensarbeitszeit für Frauen<br />
4.027 Antragsteller/in: Aachen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t den<br />
Gesetzgeber aufzufor<strong>der</strong>n, die Lebensarbeitszeit<br />
für Frauen nicht mehr vom Alter abhängig zu machen.<br />
Angesichts <strong>der</strong> Mehrfachbelastung von Frauen bei<br />
Erziehung, Haushalt <strong>und</strong> <strong>der</strong> Pflege von Familienangehörigen<br />
muss dies bei <strong>der</strong> Lebensarbeitszeit berücksichtigt<br />
werden <strong>und</strong> soll sich nach den geleisteten<br />
Versicherungsjahren, zum Beispiel 25-30 Versicherungsjahre,<br />
richten, längstens jedoch bis zum<br />
60. Lebensjahr.<br />
Beteiligung <strong>der</strong> Rentner <strong>und</strong> Rentnerinnen am<br />
wirtschaftlichen Erfolg<br />
4.028 Antragsteller/in:<br />
Göppingen-Geislingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Um die Rentner <strong>und</strong> Rentnerinnen in Zukunft wie<strong>der</strong><br />
am gesamtwirtschaftlichen Erfolg zu beteiligen,<br />
soll die <strong>IG</strong>-<strong>Metall</strong> auf allen Ebenen für dieses Ziel ihre<br />
Aktivitäten <strong>und</strong> Maßnahmen verstärken.<br />
Bezieher <strong>und</strong> Bezieherinnen von<br />
Altersruhegeld/Renten (Rentenanpassungen)<br />
4.029 Antragsteller/in: Wilhelmshaven<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich verstärkt dafür<br />
ein, dass die B<strong>und</strong>esregierung die Nullr<strong>und</strong>en für<br />
Bezieher <strong>und</strong> Bezieherinnen von Altersruhegeld /<br />
Renten sofort einstellt <strong>und</strong> die Altersbezüge unverzüglich<br />
wie<strong>der</strong>, analog den zu erwartenden Lohnerhöhungen,<br />
anpasst.<br />
Bei stetig steigenden Kosten des Lebensunterhalts<br />
darf nicht länger hingenommen werden, dass gerade<br />
dem Teil <strong>der</strong> Bevölkerung, die unser Gemeinwesen<br />
verantwortungsvoll aufgebaut hat, Einkommensverluste<br />
zugemutet werden, die mittlerweile<br />
bis zu 30 Prozent betragen. In nicht geringer Zahl<br />
steuern die davon Betroffenen auf die Altersarmut<br />
zu. Wenn öffentlich darüber nachgedacht wird, ob<br />
für Landtagsabgeordnete weitere Nullr<strong>und</strong>en zumutbar<br />
sind, betrifft diese wohl eher Rentner <strong>und</strong><br />
Renterinnen.<br />
Im Rahmen des zur Zeit stattfindenden wirtschaftlichen<br />
Aufschwungs ist es geradezu diskriminierend<br />
<strong>und</strong> nicht hinnehmbar, dass gerade die, die in den<br />
wenigsten Fällen die Möglichkeit haben, ihre wirtschaftliche<br />
Lage zu verän<strong>der</strong>n, von den allgemeinen,<br />
wirtschaftlichen Verbesserungen ausgeschlossen<br />
werden.<br />
Das betrifft neben vielen Rentnern <strong>und</strong> Rentnerinnen<br />
mit geringen Einkommen hauptsächlich Frauen,<br />
die durch Geburt <strong>und</strong> Kin<strong>der</strong>erziehung schon<br />
immer benachteiligt wurden. Sie dürfen nicht für<br />
Fehler früherer <strong>und</strong> heutiger Regierungen haftbar<br />
gemacht werden.<br />
Alterssicherung<br />
4.030 Antragsteller/in: Dresden<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, sich<br />
dafür einzusetzen, dass die durch die Nullr<strong>und</strong>en<br />
entstandenen Verluste bei <strong>der</strong> Rentenberechnung<br />
ausgeglichen werden <strong>und</strong> die Entwicklung <strong>der</strong> Renten<br />
ab sofort wie<strong>der</strong> an die Einkommensentwicklung<br />
angekoppelt wird.<br />
115
Alterssicherung<br />
4.031 Antragsteller/in: Riesa<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, sich<br />
dafür einzusetzen, dass die durch die Nullr<strong>und</strong>en<br />
entstandenen Verluste bei <strong>der</strong> Rentenberechnung<br />
ausgeglichen werden <strong>und</strong> die Entwicklung <strong>der</strong> Renten<br />
ab sofort wie<strong>der</strong> an die Einkommensentwicklung<br />
angekoppelt wird.<br />
Gegen erneute Nullr<strong>und</strong>en bei Renten – für einen<br />
Inflationsausgleich!<br />
4.032 Antragsteller/in: Berlin<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt einzuwirken,<br />
dass sich <strong>der</strong> DGB dafür einsetzt, dass den<br />
Rentner <strong>und</strong> Renterinnen anstelle von Nullr<strong>und</strong>en<br />
<strong>der</strong> Inflationsausgleich gewährt wird. Damit wird<br />
ein Urteil des B<strong>und</strong>essozialgerichts unterstützt, in<br />
dem ebenfalls darauf verwiesen wird, um so mindestens<br />
die aus wie<strong>der</strong>holten Nullr<strong>und</strong>en resultierende<br />
Absenkung des Realwertes <strong>und</strong> damit <strong>der</strong> Kaufkraft<br />
zu reduzieren.<br />
Rentenerhöhung<br />
4.033 Antragsteller/in: Gelsenkirchen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, gemeinsam<br />
mit dem DGB auf die B<strong>und</strong>esregierung<br />
einzuwirken, dass die Durchschnittsrente in Höhe<br />
von zur Zeit 1.066,00 Euro jährlich mindestens um<br />
die Preissteigerungsrate angepasst wird, um einer<br />
Altersarmut vorzubeugen.<br />
Renten an Lohnsteigerungen beteiligen<br />
4.034 Antragsteller/in: Hannover<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Seit einigen Jahren gibt es Rentenkürzungen bzw.<br />
Nullr<strong>und</strong>en, obwohl sich die Lebenshaltungskosten<br />
<strong>der</strong> Rentner <strong>und</strong> Renterinnen ebenfalls verteuern.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t mit an<strong>der</strong>en<br />
Sozialverbänden eine Kampagne zu entwikkeln,<br />
dass zukünftig die Renten wie<strong>der</strong> an den jährlichen<br />
Lohnsteigerungen spürbar beteiligt werden.<br />
Nachhaltigkeitsfaktor<br />
4.035 Antragsteller/in: Dortm<strong>und</strong><br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Dass die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf die B<strong>und</strong>esregierung insofern<br />
einwirkt, keine weiteren Kürzungsfaktoren<br />
(hier: Nachhaltigkeitsfaktor) in die Rentenformel<br />
einzufügen<br />
Rentenangleichung Ost bis 2017<br />
4.036 Antragsteller/in: Chemnitz<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Mit dem Vertrag über die Währungs-, Wirtschafts<strong>und</strong><br />
Sozialunion vom 18.05.1990 war vorgesehen,<br />
dass 1995 die gleichen Rentenwerte in Ost <strong>und</strong><br />
West gelten sollten.<br />
Zurzeit betragen die aktuellen Rentenwerte in den<br />
alten B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n 26,13 Euro <strong>und</strong> in den neuen<br />
B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n 22,97 Euro.<br />
Um die jetzt <strong>und</strong> in Zukunft entstandene <strong>und</strong> weiter<br />
entstehende Altersarmut zu vermeiden, ist es erfor<strong>der</strong>lich,<br />
zur Rentenangleichung Ost an West eine<br />
sachgerechte <strong>und</strong> sozialpolitisch vertretbare Lösung<br />
zu treffen. Würde <strong>der</strong> jetzige Anpassungsprozeß<br />
so weiter erfolgen, würde eine Rentenangleichung<br />
erst nach 2030 eintreten.<br />
Unter Gerechtigkeitsgesichtspunkten wäre denkbar,<br />
dass eine Anhebung des aktuellen Rentenwertes<br />
Ost auf Westniveau in Anpassungsschritten finanziert<br />
wird.<br />
Diese Anpassungsschritte sind zur Vermeidung von<br />
Altersarmut mit einem Angleichungszuschlag zu erreichen.<br />
Dabei wird nicht in die sonstigen Rechengrößen<br />
(Höherbewertungsfaktor <strong>der</strong> Anlage 10 zum SGB VI<br />
Beitragsbemessungsgrenze – Ost) eingegriffen.<br />
Die Anpassungsschritte sollten auf einer Zeitachse<br />
bis 2017 liegen.<br />
Der Angleichungszuschlag ist eine zusätzliche<br />
steuerfinanzierte Leistung. Damit soll <strong>der</strong> Wertunterschied<br />
zwischen Entgeltpunkt West 26,13 Euro<br />
<strong>und</strong> Entgeltpunkt Ost 22,97 Euro von insgesamt<br />
3,16 Euro ausgeglichen werden.<br />
Mit <strong>der</strong> weiteren Angleichung <strong>der</strong> Lohn- <strong>und</strong> Gehaltsbedingungen<br />
ist <strong>der</strong> Angleichungszuschlag<br />
entsprechend zu berechnen <strong>und</strong> zu reduzieren.<br />
Rentenanpassung Ost<br />
4.037 Antragsteller/in: Jena-Saalfeld<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Dass <strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> die Durchsetzung<br />
des politischen Ziels <strong>der</strong> Anpassung <strong>der</strong> Ostrenten<br />
an das Niveau <strong>der</strong> Westrenten zu einem Arbeitsschwerpunkt<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> erklärt. Der Vorstand soll<br />
gemeinsam mit den an<strong>der</strong>en Einzelgewerkschaften<br />
<strong>und</strong> dem DGB Einfluss auf die Regierung, die Parteien,<br />
das Parlament <strong>und</strong> die Län<strong>der</strong>kammer nehmen,<br />
noch in dieser Legislaturperiode die Lösung des<br />
Problems auf den Weg zu bringen.<br />
Die heutige Rentnergeneration war unter schwierigsten<br />
Bedingungen (ohne Marshallplan, dagegen Demontage<br />
aller Betriebe <strong>und</strong> Abtransport <strong>der</strong> Einrichtungen<br />
als Reparationsleistungen für ganz Deutschland<br />
an die Sowjetunion) wesentlich am Wie<strong>der</strong>aufbau<br />
Ostdeutschlands nach dem 2.Weltkrieg betei-<br />
116
ligt. Die den heutigen Rentnern im Osten zugemuteten<br />
Entbehrungen aufgr<strong>und</strong> nach wie vor unterschiedlicher<br />
Rentenwerte sind nicht akzeptabel.<br />
Wir for<strong>der</strong>n die Regierenden auf, diesen Frauen <strong>und</strong><br />
Männern noch zu Lebzeiten mit den gleichaltrigen<br />
Bürgern <strong>der</strong> alten B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> bei den Rentenzahlungen<br />
gleichzustellen.<br />
17 Jahre nach <strong>der</strong> Deutschen Einheit ist eine Angleichung<br />
des Rentenwertes Ost an den des Westens<br />
überfällig. Die B<strong>und</strong>esregierung darf die Problematik<br />
nicht weiter auf die lange Bank schieben, um das<br />
Problem durch das Ableben <strong>der</strong> Betroffenen zu lösen.<br />
Angleichung des aktuellen Rentenwertes Neue<br />
an Alte B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong><br />
4.038 Antragsteller/in: Ostbrandenburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, eine<br />
zügige stufenweise Anpassung des aktuellen Rentenwertes<br />
Neue B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> an Alte B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>,<br />
dessen Differenz zur Zeit. 3,16 Euro (bis<br />
30.06.2007) beträgt, als sozialpolitisch notwendige<br />
Zielstellung anzuerkennen <strong>und</strong> in die eigenen<br />
Rentenkonzepte einzuordnen. Dabei soll sich <strong>der</strong><br />
Vorstand um ein einheitliches Handeln aller DGB-<br />
Mitgliedsgewerkschaften gegenüber <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung<br />
bemühen.<br />
Die Ost-West Lohnangleichung vollzieht sich nicht<br />
in dem erwarteten Tempo. Dadurch <strong>und</strong> durch die<br />
insgesamt höhere Arbeitslosigkeit in den neuen<br />
B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n, verb<strong>und</strong>en mit <strong>der</strong> überproportionalen<br />
Verschlechterung <strong>der</strong> Erwerbsbiografien, sinken<br />
durchschnittliche Neurenten im Osten erheblich.<br />
Dies führt dazu, dass Altersarmut beson<strong>der</strong>s in<br />
den östlichen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n dramatisch anzusteigen<br />
droht.<br />
Alterssicherung<br />
4.039 Antragsteller/in: Leipzig<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Stufenweise Angleichung des aktuellen Rentenwertes.<br />
Neue B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> an den aktuellen Rentenwert.<br />
Alte B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> in den nächsten zehn Jahren.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, sich für<br />
eine Anpassung des aktuellen Rentenwertes,<br />
neue B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> an alte B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>, innerhalb<br />
<strong>der</strong> nächsten zehn Jahre einzusetzen. Der Differenzbetrag<br />
des aktuellen Rentenwertes beträgt<br />
zur Zeit 3,16 Euro (Ost 22,97 Euro, West 26,13 Euro).<br />
In Übereinstimmung mit den DGB-Mitgliedsgewerkschaften<br />
ist diese For<strong>der</strong>ung als sozialpolitisch<br />
notwendig gegenüber <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung<br />
durchzusetzen.<br />
Da eine Ost-West-Lohnangleichung in absehbarer<br />
Zeit eher unwahrscheinlich ist, durchschnittliche<br />
Neurenten im Osten sinken <strong>und</strong> Altersarmut beson<strong>der</strong>s<br />
in den östlichen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n dramatisch<br />
anzusteigen droht, ist organisiertes politisches<br />
Handeln geboten.<br />
Angleichung des Rentenwertes Ost an den<br />
aktuellen Rentenwert West<br />
4.040 Antragsteller/in: Erfurt<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, die stufenweise<br />
Angleichung des Rentenwertes Ost an den<br />
aktuellen Rentenwert West auf <strong>der</strong> Basis des Vorschlages<br />
<strong>der</strong> ver.di, <strong>der</strong> GEW sowie dem Sozialverband<br />
Deutschland (SoVD) im DGB zu unterstützen.<br />
Stufenweise Angleichung des aktuellen<br />
Rentenwertes Ost an den aktuellen Rentenwert<br />
4.041 Antragsteller/in: Berlin<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, die<br />
stufenweise Angleichung des aktuellen Rentenwertes<br />
Ost an den aktuellen Rentenwert auf <strong>der</strong> Basis<br />
des Vorschlages <strong>der</strong> Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft<br />
(ver.di) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gewerkschaft Erziehung<br />
<strong>und</strong> Wissenschaft (GEW) sowie dem Sozialverband<br />
Deutschland (SoVD) im DGB zu unterstützen.<br />
Alterssicherung<br />
4.042 Antragsteller/in: Riesa<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, die<br />
Angleichung des aktuellen Rentenwertes Ost, an<br />
den aktuellen Rentenwert West zu unterstützen.<br />
Stufenweise Angleichung des aktuellen Rentenwertes<br />
Ost an den aktuellen Rentenwert West<br />
4.043 Antragsteller/in: Bautzen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, die<br />
Angleichung des aktuellen Rentenwertes-Ost an<br />
den aktuellen Rentenwert-West zu unterstützen.<br />
Alterssicherung<br />
4.044 Antragsteller/in: Dresden<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, die<br />
Angleichung des aktuellen Rentenwertes Ost an<br />
den aktuellen Rentenwert West zu unterstützen.<br />
117
Stufenweise Angleichung <strong>der</strong> aktuellen<br />
Rentenwerte Ost/West<br />
4.045 Antragsteller/in: Strals<strong>und</strong><br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, die<br />
Angleichung des aktuellen Rentenwertes (Ost) an<br />
den aktuellen Westrentenwert zu unterstützen.<br />
Stufenweise Angleichung des aktuellen Rentenwertes<br />
Ost an den aktuellen Rentenwert West<br />
4.046 Antragsteller/in: Zwickau<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Derzeit liegt <strong>der</strong> aktuelle Rentenwert bei 26,13 Euro<br />
West <strong>und</strong> 22,97 Euro Ost.<br />
Der Anpassungsprozess richtet sich gegenwärtig<br />
nach <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Löhne <strong>und</strong> Gehälter. Da<br />
sich die Einkommensverhältnisse in den neuen<br />
B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n wesentlich langsamer vollziehen,<br />
als zu Beginn des Einigungsprozesses, hätte die<br />
Fortführung des <strong>der</strong>zeitigen Rentenanpassungsprozesses<br />
zur Folge, dass eine Angleichung des<br />
Rentenwertes Ost an West voraussichtlich nicht vor<br />
dem Jahre 2030 erreicht werden könnte.<br />
Angesichts <strong>der</strong> von <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen B<strong>und</strong>esregierung<br />
verfolgten Rentenpolitik (Rente mit 67) <strong>und</strong><br />
den damit bei vorzeitigem Rentenbezug absehbaren<br />
Abschlägen ist es dringend geboten, den aktuellen<br />
Rentenwert an das Westniveau anzugleichen,<br />
um <strong>der</strong> Altersarmut insbeson<strong>der</strong>e in den ostdeutschen<br />
Län<strong>der</strong>n, zu begegnen.<br />
Dieses kann in einem Stufenplan bis 2016 vollzogen<br />
werden.<br />
Angleichung des aktuellen Rentenwertes Ost an<br />
den Rentenwert West<br />
4.047 Antragsteller/in: Potsdam<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Dass die Angleichung des aktuellen Rentenwertes<br />
Ost an den Rentenwert West verbindlich als Ziel unserer<br />
sozialpolitischen Arbeit formuliert <strong>und</strong> festgelegt<br />
wird. Alle gewerkschaftspolitischen Anstrengungen<br />
sind zu unternehmen, um dieses Ziel<br />
<strong>der</strong> Rentenangleichung in Form eines Stufenplanes<br />
in spätestens 10 Jahren zu realisieren. Die Einführung<br />
eines so genannten Angleichungszuschlages,<br />
<strong>der</strong> pro Jahr 1/10 des heutigen Wertunterschiedes<br />
abbaut, wäre dazu eine mögliche Variante, um in einem<br />
Zeitraum von 10 Jahren diese Angleichung umzusetzen.<br />
Für zukünftige Altersausstiegsmodelle<br />
4.048 Antragsteller/in:<br />
Friedrichshafen-Oberschwaben<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, gegenüber<br />
dem Gesetzgeber eine Fortführung <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Altersteilzeit wirksam einzufor<strong>der</strong>n.<br />
Gesetzliche Rahmenregelungen zukünftiger Altersteilzeitmodelle<br />
sollen folgendes beinhalten:<br />
– Verbesserung <strong>der</strong> finanziellen För<strong>der</strong>ung von<br />
Altersteilzeit,<br />
– Steuer- <strong>und</strong> Abgabefreiheit von Aufstockungsbeträgen,<br />
– För<strong>der</strong>ung von Modellen, die den gleitenden<br />
Übergang in den Ruhestand vorsehen,<br />
– Sicherstellung <strong>der</strong> „Beschäftigungsbrücke“<br />
zwischen Jung <strong>und</strong> Alt,<br />
Diese Rahmenregelungen sollen Gr<strong>und</strong>lage für zukünftige<br />
Tarifverträge sein. Dadurch sollen die gesetzlichen<br />
Altersteilzeitmodelle verbessert werden.<br />
Diese tarifpolitischen Zielsetzungen sind mit <strong>der</strong><br />
Tarifr<strong>und</strong>e 2008 anzugehen.<br />
Altersteilzeit erhalten<br />
4.049 Antragsteller/in: Ludwigsfelde<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Altersteilzeit hat sich als Instrument zum Ausscheiden<br />
aus dem Arbeitsleben vor Erreichen des<br />
gesetzlichen Rentenalters bewährt.<br />
Durch die gesetzlichen <strong>und</strong> die ergänzenden tariflichen<br />
Regelungen konnten<br />
– die älteren Arbeitnehmer zu sozialverträglichen<br />
Bedingungen von <strong>der</strong> für sie schwerer<br />
werdenden Arbeitsbelastung freigestellt werden,<br />
– den Betrieben eine Verjüngung o<strong>der</strong> Reduzierung<br />
des Personals ermöglicht werden,<br />
– <strong>der</strong> Agentur für Arbeit <strong>der</strong> Zugang von kaum vermittelbaren<br />
älteren Arbeitslosen erspart werden,<br />
– den Arbeitslosen neue Beschäftigungschancen<br />
eröffnet werden,<br />
– den Auszubildenden in sehr großer Zahl die<br />
Übernahme ins Arbeitsverhältnis in ihrem Ausbildungsbetrieb<br />
ermöglicht werden.<br />
Es ist dringend erfor<strong>der</strong>lich, dass dieses gesellschafts-<br />
<strong>und</strong> sozialpolitische Instrument erhalten<br />
bleibt. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird sich deshalb mit großem<br />
Nachdruck für den Erhalt <strong>und</strong> die problemgerechte<br />
Weiterentwicklung <strong>der</strong> Altersteilzeit einsetzen. Der<br />
Gesetzgeber wird aufgefor<strong>der</strong>t, dazu die geeigneten<br />
Voraussetzung zu schaffen.<br />
118
Altersteilzeit für die Jahrgänge ab 1952<br />
4.050 Antragsteller/in: Aachen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
In <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>industrie wird es wegen <strong>der</strong> Erweiterung<br />
desSchichtbetriebs <strong>und</strong> <strong>der</strong> Leistungsverdichtung<br />
schon heute immer schwerer, bis zum Erreichen<br />
des Rentenalters durchzuhalten.<br />
Trotzdem hat die jetzige B<strong>und</strong>esregierung das Rentenzugangsalter,<br />
egal unter welchen Arbeitsbedingungen<br />
man arbeitet, für alle erhöht.<br />
Es sollte weiterhin für jeden möglich sein, das Ende<br />
<strong>der</strong> aktiven Arbeitsphase durch Altersteilzeit ohne<br />
steigende Rentenkürzungen nach vorne zu verlegen.<br />
Darum sollte die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
– auf den Gesetzgeber einwirken, Möglichkeiten<br />
<strong>der</strong> Altersteilzeit zu schaffen<br />
– parallel dazu sollte sie tarifliche Möglichkeiten<br />
<strong>der</strong> Altersteilzeit mit den Arbeitgebern <strong>und</strong> Arbeitgeberinnen<br />
aushandeln, um allen <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
Mitglie<strong>der</strong>n ein früheres Ausscheiden aus dem<br />
aktiven Arbeitsleben zu ermöglichen.<br />
Sozialstaat <strong>und</strong> Sozialpolitik<br />
4.051 Antragsteller/in: Dresden<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, sich<br />
gemeinsam mit dem DGB <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en gesellschaftlichen<br />
Kräften offensiv <strong>und</strong> mit ganzer Kraft<br />
dafür einzusetzen, dass eine unbefristete Verlängerung<br />
des Altersteilzeitgesetzes über das Jahr 2009<br />
hinaus erfolgt.<br />
Sozialstaat <strong>und</strong> Sozialpolitik<br />
4.052 Antragsteller/in: Riesa<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, sich<br />
gemeinsam mit dem DGB <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en gesellschaftlichen<br />
Kräften offensiv <strong>und</strong> mit ganzer Kraft<br />
dafür einzusetzen, dass eine unbefristete Verlängerung<br />
des Altersteilzeitgesetzes über das Jahr 2009<br />
hinaus erfolgt.<br />
Gesetzliche Altersteilzeit<br />
4.053 Antragsteller/in:<br />
Jugendausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, sich in<br />
Koordination mit dem DGB bei B<strong>und</strong>esregierung<br />
<strong>und</strong> B<strong>und</strong>estag für eine unbefristete Regelung <strong>der</strong><br />
Altersteilzeit einzusetzen.<br />
Unisex-Tarife in <strong>der</strong> betrieblichen<br />
Alterssicherung<br />
4.054 Antragsteller/in:<br />
Frauenausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
1. Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>n den Vorstand<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, sich dafür einzusetzen,<br />
dass auch in <strong>der</strong> betrieblichen Alterssicherung<br />
Unisex-Tarife gelten.<br />
2. Bis zu einer gesetzlichen Regelung wird die <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> aufgefor<strong>der</strong>t, auch in <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>rente<br />
Unisex-Tarife durchzusetzen.<br />
3. Außerdem soll die <strong>Metall</strong>rente verstärkt zielgruppenorientierte<br />
Beratungen anbieten.<br />
Bildung <strong>und</strong> Qualifizierung Schwerbehin<strong>der</strong>ter<br />
4.055 Antragsteller/in: Gelsenkirchen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Gewerkschaftstag beauftragt den Vorstand <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, von <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung eine Än<strong>der</strong>ung<br />
des Sozialgesetzbuches IX – Rehabilitation <strong>und</strong><br />
Teilhabe behin<strong>der</strong>ter Menschen – dahingehend zu<br />
for<strong>der</strong>n, dass auch für das mit <strong>der</strong> höchsten Stimmzahl<br />
gewählte stellvertretende Mitglied <strong>der</strong> Vertrauensperson<br />
<strong>der</strong> schwerbehin<strong>der</strong>ten Menschen<br />
die Teilnahme an Bildungs- <strong>und</strong> Schulungsmaßnahmen<br />
ohne Einschränkung erfor<strong>der</strong>lich ist <strong>und</strong> somit<br />
in diesem Punkt die gleiche Rechtstellung erhält<br />
wie die Vertrauensperson.<br />
Vereinbarkeit von Beruf <strong>und</strong> Familie<br />
4.056 Antragsteller/in:<br />
Frauenausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> die bezirklichen Tarifkommissionen<br />
werden aufgefor<strong>der</strong>t, in zukünftigen<br />
Tarifverhandlungen Regelungen zu vereinbaren,<br />
die eine bessere Vereinbarkeit von beruflicher<br />
Tätigkeit <strong>und</strong> Erziehung von Kin<strong>der</strong>n ermöglichen.<br />
Familienfre<strong>und</strong>lichkeit fängt mit <strong>der</strong> Erkenntnis an,<br />
dass familiäre Belastungen bei Beschäftigten anerkannt<br />
<strong>und</strong> im Betrieb berücksichtigt werden.<br />
Es geht nicht nur darum bessere Kin<strong>der</strong>betreuungsmöglichkeiten<br />
zu schaffen, son<strong>der</strong>n darüber hinaus<br />
auch Qualifikationsbedürfnissen <strong>und</strong> -notwendigkeiten<br />
gerecht zu werden <strong>und</strong> gemeinsam Zeit<br />
mit Kin<strong>der</strong>n verbringen zu können.<br />
Um dieses Ziel zu erreichen, sind Rahmenbedingungen<br />
in unterschiedlichen Bereichen zu vereinbaren.<br />
Eine höhere Zeitsouveränität für Menschen mit betreuungsbedürftigen<br />
Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> pflegebedürftigen<br />
Angehörigen ist abzusichern, damit diese ihren<br />
familiären Verpflichtungen gerecht werden können.<br />
119
Dazu gehört:<br />
– Keine Mehrarbeitverpflichtung – vor allem<br />
nicht samstags, sonntags <strong>und</strong> abends<br />
– Koordination von Urlaubszeiten mit den Ferien<strong>und</strong><br />
Pflegezeiten<br />
– Gleitzeitmodelle<br />
– För<strong>der</strong>ung von Teilzeit <strong>und</strong> Telearbeit für Männer<br />
<strong>und</strong> Frauen auf allen Ebenen<br />
– Rückkehrrecht von Teilzeit in Vollzeit<br />
– flexible Teilzeitarbeit, kurzfristige Vertretungen,<br />
regelmäßige Beratung, Qualifizierung <strong>und</strong><br />
Kontakthalten in <strong>der</strong> Elternzeit o<strong>der</strong> während<br />
einer Freistellung zur Pflege<br />
– Anspruch auf kurzfristige, kurzzeitige Freistellungen<br />
für Not- <strong>und</strong> Härtefälle zur Pflege von<br />
pflegebedürftigen Angehörigen.<br />
Bezüglich Dienstreisen <strong>und</strong> Versetzungen müssen<br />
Schutzvereinbarungen für diesen Personenkreis<br />
getroffen werden.<br />
Um diesen Personenkreis durch ihre familiären Belastungen<br />
<strong>und</strong> ihre eingeschränkte Arbeitszeitflexibilität<br />
bei Qualifizierungsmaßnahmen nicht zu benachteiligen,<br />
müssen Qualifizierungsmaßnahmen<br />
zu Zeiten angeboten werden, an denen die Teilnahme<br />
<strong>der</strong> Betroffenen möglich ist. Das bedeutet beispielsweise<br />
keine Fortbildungen am Abend o<strong>der</strong> am<br />
Wochenende, sofern dies nicht ausdrücklich gewünscht<br />
wird. Auch für Personen, die aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />
Belastungen freigestellt sind o<strong>der</strong> in Teilzeit arbeiten,<br />
sind adäquate Angebote bereitzustellen.<br />
Tarifvertraglich sollten die För<strong>der</strong>möglichkeiten für<br />
Kin<strong>der</strong>betreuung vereinbart werden. Zum Beispiel:<br />
– Freistellung zur Pflege erkrankter Kin<strong>der</strong><br />
– Möglichkeit <strong>der</strong> Notfallbetreuung im Betrieb<br />
– generelle Hilfe bei <strong>der</strong> Betreuung von Kin<strong>der</strong>n<br />
– Betriebskin<strong>der</strong>gärten<br />
– Kin<strong>der</strong>spielzimmer<br />
– Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en Betreuungseinrichtungen<br />
– Freizeitangebote für Kin<strong>der</strong><br />
Für Eltern ist es enorm wichtig, dass sie die begrenzte<br />
Zeit, über die sie verfügen, gemeinsam mit<br />
den Kin<strong>der</strong>n verbringen können. Diesbezüglich<br />
müssen Rahmenbedingungen vereinbart werden,<br />
die ihnen dies erleichtern.<br />
So könnten beispielsweise betriebliche Angebote<br />
für haushaltnahe Dienstleistungen angeboten <strong>und</strong><br />
Kin<strong>der</strong>n die Möglichkeit eingeräumt werden, in <strong>der</strong><br />
Kantine (kostenfrei) gemeinsam mit Vater <strong>und</strong>/o<strong>der</strong><br />
Mutter zu essen.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich sind Regelungsmechanismen für<br />
den Konfliktfall vorzusehen.<br />
Än<strong>der</strong>ung des Zweiten Unterabschnitt: Leistungen<br />
an Hinterbliebene bei Berufskrankheiten<br />
4.057 Antragsteller/in: Bremen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Än<strong>der</strong>ung des Zweiten Unterabschnitt Leistungen<br />
an Hinterbliebene bei Berufskrankheiten SGB VII<br />
§ 63 Absatz 2 „Leistungen bei Tod“.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, mit allen<br />
politischen Mittel bei dem Hauptverband <strong>der</strong><br />
BG, den einzelnen Berufsgenossenschaften, <strong>und</strong><br />
den Selbstverwaltern darauf einzuwirken, das <strong>der</strong><br />
Gesetzgeber die Ungerechtigkeit in diesem Paragraphen<br />
aufhebt.<br />
Reform des Leistungsrechtes <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Unfallversicherung<br />
4.058 Antragsteller/in:<br />
Friedrichshafen-Oberschwaben<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, gegenüber<br />
dem Gesetzgeber <strong>und</strong> den Arbeitgebern folgende<br />
Punkte im Hinblick auf die Reform des Leistungsrechtes<br />
<strong>der</strong> gesetzlichen Unfallversicherung<br />
einzufor<strong>der</strong>n:<br />
1. Unter Fe<strong>der</strong>führung <strong>der</strong> Selbstverwaltung<br />
muss das Branchenprinzip in <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Unfallversicherung weiterhin sichergestellt<br />
werden. Die Berufsgenossenschaften müssen<br />
weiterhin leistungsfähige Träger bleiben.<br />
2. Über 10 Jahre nach Inkrafttreten des Arbeitsschutzgesetzes<br />
müssen die Arbeitgeber endlich<br />
ihrer gesetzlichen Verpflichtung nachkommen<br />
<strong>und</strong> eine ganzheitliche Gefährdungsbeurteilung<br />
in den Unternehmen durchführen.<br />
3. Der ganzheitliche Präventionsansatz in <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Unfallversicherung ist weiter zu entwickeln.<br />
Präventionen müssen ausgebaut <strong>und</strong><br />
auch in den Unternehmen genutzt werden.<br />
4. Das bestehende Leistungsrecht für die Versicherten<br />
muss in <strong>der</strong> gesetzlichen Unfallversicherung<br />
erhalten, verbessert <strong>und</strong> ausgebaut<br />
werden.<br />
5. Die gesetzliche Unfallversicherung ist ein maßgeblicher<br />
Pfeiler des sozialen Sicherungssystems.<br />
Strukturreform <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Unfallversicherung (Berufsgenossenschaft)<br />
4.059 Antragsteller/in: Bergedorf<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, auf<br />
den Gesetzgeber einzuwirken, um die Pläne zu Leistungskürzungen<br />
durch eine Strukturreform <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Unfallversicherung zurückzuweisen. Die<br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> macht sich dafür stark, das bestehende<br />
Leistungsrecht für die Versicherten in <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Unfallversicherung zu erhalten <strong>und</strong> zu verbessern.<br />
Gesetzliche Unfallrente<br />
4.060 Antragsteller/in: Dortm<strong>und</strong><br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Auf den Gesetzgeber einzuwirken, dass das Anrechnen<br />
einer Unfallrente auf die gesetzliche Altersrente<br />
verän<strong>der</strong>t, bzw. außer Kraft gesetzt wird.<br />
120
Reform des Leistungsrechts <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Unfallversicherung<br />
4.061 Antragsteller/in: Stuttgart<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Wir for<strong>der</strong>n den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, den Vorschlägen<br />
<strong>der</strong> B<strong>und</strong> – Län<strong>der</strong> – Kommission zur Reform<br />
des Leistungsrechts <strong>der</strong> gesetzlichen Unfallversicherungen<br />
massiven Wi<strong>der</strong>stand entgegenzusetzen,<br />
um gravierende Einschnitte in den Leistungen<br />
an die Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />
abzuwehren.<br />
• Insbeson<strong>der</strong>e die Vertreter <strong>und</strong> Vertreterinnen<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in den Selbstverwaltungsgremien<br />
<strong>der</strong> Berufsgenossenschaften sollen öffentlich<br />
eine aktive ablehnende Haltung deutlich machen<br />
<strong>und</strong> auf die Folgen hinweisen.<br />
• Ebenso soll <strong>der</strong> Vorstand in <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />
mittels einer Kampagne die geplanten Leistungskürzungen<br />
darstellen <strong>und</strong> anprangern.<br />
• Zu verhin<strong>der</strong>n, dass die seither schon schlechte<br />
Quote <strong>der</strong> Anerkennung von Erwerbsmin<strong>der</strong>ung<br />
bzw. arbeitsbedingten Erkrankungen<br />
noch weiter reduziert wird.<br />
• Einer Umschichtung <strong>der</strong> Rentenleistung zu Lasten<br />
<strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherungsträger<br />
entgegenzuwirken.<br />
• Keine Mindestgrenze einer Ausgleichszahlung<br />
für einen Ges<strong>und</strong>heitsschaden zuzulassen.<br />
Strukturreform <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Unfallversicherung (Berufsgenossenschaft)<br />
4.062 Antragsteller/in: Bremen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, alle<br />
politischen Mittel (innerhalb <strong>und</strong> außerhalb <strong>der</strong> Berufsgenossenschaften)<br />
zu nutzen, auf den Gesetzgeber<br />
einzuwirken, um die Pläne zu den Leistungskürzungen<br />
durch die Strukturreform <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Unfallversicherung zurückzuweisen <strong>und</strong> dies<br />
auch im Rahmen <strong>der</strong> Kampagnen für eine solidarische<br />
Reformpolitik in <strong>der</strong> Öffentlichkeit entsprechend<br />
darzustellen.<br />
Strukturreform <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Unfallversicherung (Berufsgenossenschaft)<br />
4.063 Antragsteller/in: Neumünster<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Den Vorstand aufzufor<strong>der</strong>n, alle politischen Mittel<br />
(innerhalb <strong>und</strong> außerhalb <strong>der</strong> Berufsgenossenschaften)<br />
zu nutzen, auf den Gesetzgeber einzuwirken,<br />
um die Pläne zu den Leistungskürzungen<br />
durch die Strukturreform <strong>der</strong> gesetzlichen Unfallversicherung<br />
zurückzuweisen <strong>und</strong> dies auch im<br />
Rahmen <strong>der</strong> Kampagnen für eine solidarische Reformpolitik<br />
in <strong>der</strong> Öffentlichkeit entsprechend darzustellen.<br />
Strukturreform <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Unfallversicherung (Berufsgenossenschaft)<br />
4.064 Antragsteller/in: Emden<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Alle politischen Mittel (innerhalb <strong>und</strong> außerhalb<br />
<strong>der</strong> Berufsgenossenschaften) zu nutzen, auf den<br />
Gesetzgeber einzuwirken, um die Pläne zu den Leistungskürzungen<br />
durch die Strukturreform <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Unfallversicherung zurückzuweisen <strong>und</strong><br />
dies auch im Rahmen <strong>der</strong> Kampagnen für eine solidarische<br />
Reformpolitik in <strong>der</strong> Öffentlichkeit entsprechend<br />
darzustellen.<br />
Strukturreform <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Unfallversicherung<br />
4.065 Antragsteller/in: Hamburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t,<br />
1. alle politischen Mittel (innerhalb <strong>und</strong> außerhalb<br />
<strong>der</strong> Berufsgenossenschaften) zu nutzen,<br />
auf den Gesetzgeber einzuwirken, um die Pläne<br />
zu den Leistungskürzungen durch die Strukturreform<br />
<strong>der</strong> gesetzlichen Unfallversicherung zurückzuweisen<br />
<strong>und</strong> dies auch im Rahmen <strong>der</strong><br />
Kampagnen für eine solidarische Reformpolitik<br />
in <strong>der</strong> Öffentlichkeit entsprechend darzustellen,<br />
2. die haftungsablösende Wirkung <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Unfallversicherung offensiv in Frage zu<br />
stellen, wenn die geplanten Leistungseinschränkungen<br />
umgesetzt werden sollten.<br />
Offensive gegen die Verschlechterung durch die<br />
geplante Reform <strong>der</strong> gesetzlichen Unfallversicherung<br />
4.066 Antragsteller/in: Reutlingen-<br />
Tübingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t,<br />
1. mit allen politischen Mitteln auf den Gesetzgeber<br />
einzuwirken, um die Pläne von Leistungskürzungen<br />
durch die Strukturreform <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Unfallversicherung zu stoppen <strong>und</strong><br />
dies auch im Rahmen <strong>der</strong> Kampagne für eine<br />
solidarische Reformpolitik in <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />
entsprechend darzustellen.<br />
2. die haftungsablösende Wirkung <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Unfallversicherung offensiv in Frage zu<br />
stellen, wenn die geplanten Leistungseinschränkungen<br />
umgesetzt werden sollten.<br />
121
Wegeunfall<br />
4.067 Antragsteller/in: Dortm<strong>und</strong><br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Auf den Gesetzgeber einzuwirken, dass <strong>der</strong> Wegeunfall<br />
(Unfall auf dem direkten Weg zur <strong>und</strong> von<br />
<strong>der</strong> Arbeitsstelle) nach wie vor Bestandteil <strong>der</strong> allgemeinen<br />
Vorschrift/Arbeitsunfall bleibt.<br />
Handlungsfeld Sozialpolitik<br />
4.068 Antragsteller/in: Waiblingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand soll verstärkt Einfluss auf die Sozialpolitik<br />
nehmen. Im Beson<strong>der</strong>en muss er sich für die<br />
Interessen <strong>der</strong> nicht im Arbeitsleben stehenden<br />
Mitglie<strong>der</strong> (Rentner, Arbeitslose etc.) einsetzen.<br />
Seit Jahren bekommen die Rentner keine Rentenerhöhungen<br />
mehr, Hartz IV verursacht Armut <strong>und</strong> Verzweiflung<br />
bei den Betroffenen.<br />
Wenn immer mehr Mitglie<strong>der</strong> diesem Personenkreis<br />
zuzurechnen sind, sollte diesem auch eine<br />
stärkere Beachtung zukommen.<br />
Der Wandel in <strong>der</strong> Gesellschaft <strong>der</strong> BRD vollzieht<br />
sich in Bezug auf betriebliche Beschäftigungsverhältnisse<br />
<strong>und</strong> Empfänger von Sozialleistungen<br />
(Rentner, Empfänger von Arbeitslosengeld <strong>und</strong> Arbeitslosenhilfe)<br />
immer schneller. Dieses hat auch<br />
erheblichen Einfluss auf die Mitglie<strong>der</strong>struktur. Die<br />
Interessen dieser Mitglie<strong>der</strong> müssen deshalb verstärkt<br />
durch den Vorstand vertreten werden.<br />
Wir for<strong>der</strong>n deshalb den Vorstand auf, sich für eine<br />
solidarische Finanzierung <strong>der</strong> Sozialsysteme einzusetzen,<br />
damit die Empfänger von Sozialleistungen<br />
ein Leben in Würde haben, <strong>und</strong> nicht als „Bettler <strong>der</strong><br />
Nation“ dastehen.<br />
Sozialpolitik ist mehr als die Absicherung des<br />
Alleinverdieners!<br />
4.069 Antragsteller/in:<br />
Frauenausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>n den Vorstand <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, sich dafür einzusetzen, dass das<br />
deutsche Sozialversicherungssystem geschlechtergerecht<br />
umgebaut wird.<br />
Das bedeutet im Wesentlichen:<br />
1. Sozialstaatliche Reformen müssen allesamt<br />
das Ziel verfolgen, Beschäftigungshemmnisse<br />
für Frauen zu beseitigen, d.h. alle Maßnahmen<br />
müssen auch dahingehend überprüft werden,<br />
ob sie die Frauenerwerbstätigkeit för<strong>der</strong>n (o<strong>der</strong><br />
zumindest nicht zusätzlich erschweren bzw. finanziell<br />
wenig lohnenswert erscheinen lassen).<br />
2. Ziel in allen Zweigen <strong>der</strong> Sozialversicherung<br />
muss sein, dass Frauen eigenständige Ansprüche<br />
erwerben. Statt auf (auch zunehmend<br />
durchlöcherte) vom Partner abgeleitete Ansprüche<br />
zu setzen, müssen Frauen eigene Ansprüche<br />
erwerben. Dies kann z. B. durch Splittingmodelle<br />
erreicht werden.<br />
3. Professionelle Dienstleistungen müssen zumindest<br />
gleichrangig zu familiären Leistungen<br />
stehen. Das bedeutet insbeson<strong>der</strong>e, dass sie finanziell<br />
ebenso geför<strong>der</strong>t werden bzw. finanzierbar<br />
werden.<br />
In den einzelnen Zweigen <strong>der</strong> sozialen Sicherung<br />
bedeutet dies:<br />
1. Rentenversicherung:<br />
– Ein obligatorisches Rentensplitting, bei<br />
dem die Anwartschaften zwischen beiden<br />
Eheleuten geteilt werden, soll langfristig<br />
die Witwen- <strong>und</strong> Witwerrente ersetzen.<br />
– Ab dem 1. Januar 1992 geborene Kin<strong>der</strong><br />
werden bei <strong>der</strong> Rente stärker berücksichtigt:<br />
Mit längeren Kin<strong>der</strong>erziehungszeiten<br />
<strong>und</strong> mit einem Ausgleich geringer Beitragszahlung<br />
aufgr<strong>und</strong> von familiär bedingter<br />
Teilzeit. Dieser Stichtag ist willkürlich <strong>und</strong><br />
muss fallen.<br />
– Geringe Renten von langjährig Versicherten<br />
müssen im Rentensystem ausgeglichen<br />
werden, nicht im Sozialhilfesystem.<br />
– Eine dem Altersteilzeitgesetz wertgleiche<br />
Regelung muss über 2009 hinaus weitergeführt<br />
werden.<br />
– Rücknahme <strong>der</strong> Erhöhung des Rentenzugangsalters<br />
auf 67.<br />
– Keine weitere Verlagerung <strong>der</strong> Altersabsicherung<br />
in privat finanzierte Sicherungssysteme.<br />
– Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss mehr Frauen als Versichertenälteste<br />
benennen, um eine Beratung<br />
auch durch Frauen in <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Rentenversicherung zu gewährleisten.<br />
2. Krankenversicherung:<br />
– Die gesetzliche Krankenversicherung muss<br />
durch die Bürgerversicherung auf alle Einkommensarten<br />
<strong>und</strong> Beschäftigungsgruppen<br />
ausgeweitet werden. Auch die heute<br />
privat Versicherten müssen Mitglied werden.<br />
– Gering Verdienende dürfen nicht zusätzlich<br />
belastet werden.<br />
– Jedes Erwerbseinkommen soll eine eigenständige<br />
Versicherung begründen.<br />
– Es muss eine eigenständige Absicherung<br />
für nicht erwerbstätige Ehepartnerinnen geben.<br />
– Die Beitragsbemessungsgrenze muss erhöht<br />
werden.<br />
– Kin<strong>der</strong> sollten in <strong>der</strong> Bürgerversicherung<br />
beitragsfrei mitversichert bleiben.<br />
– Medizinische Forschungen, die die Wirkungsweisen<br />
von Medikamenten untersuchen<br />
o<strong>der</strong> neue Behandlungsmethoden erproben,<br />
müssen an den ges<strong>und</strong>heitlichen<br />
Bedürfnissen bei<strong>der</strong> Geschlechter orientiert<br />
werden <strong>und</strong> die Auswirkungen auf<br />
Männer <strong>und</strong> Frauen verbindlich untersuchen.<br />
122
3. Pflegeversicherung:<br />
Eine Pflegezeit analog <strong>der</strong> Elternzeit lehnen wir<br />
strikt ab. Stattdessen setzen wir auf den Ausbau<br />
bezahlbarer <strong>und</strong> qualitativ hochwertiger<br />
Pflegedienstleistungen.<br />
4. Arbeitsmarktpolitik:<br />
– Es muss eine echte geschlechterdifferenzierte<br />
För<strong>der</strong>ung erfolgen.<br />
– Abschaffung <strong>der</strong> Regelungen zur geringfügigen<br />
Beschäftigung bis zu einer Bagatellegrenze.<br />
– Die verschärften Anrechnungsregelungen<br />
für Partner <strong>und</strong> Partnerinnen-Einkommen<br />
auf ihre Wirkung zu überprüfen <strong>und</strong> zu verän<strong>der</strong>n;<br />
denn zu über 70 Prozent werden<br />
Frauen (v.a. in Ostdeutschland) aus dem<br />
Leistungsbezug <strong>und</strong> <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung ausgeschlossen.<br />
– Abschaffung <strong>der</strong> Regelungen zu Ein-Euro-<br />
Jobs <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung sozial abgesicherter<br />
<strong>und</strong> existenzsichern<strong>der</strong> Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen.<br />
– Ausbau des Prinzips des För<strong>der</strong>ns <strong>und</strong> konsequentes<br />
Abrufen <strong>der</strong> dafür zur Verfügung<br />
stehenden Mittel.<br />
B<strong>und</strong>esweite Sozialkonferenz<br />
4.070 Antragsteller/in: Chemnitz<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, eine<br />
b<strong>und</strong>esweite Sozialkonferenz vorzubereiten <strong>und</strong><br />
durchzuführen, die über die Ursachen <strong>und</strong> Folgen<br />
von Erwerbslosigkeit <strong>und</strong> Armut aufklärt <strong>und</strong> die<br />
Verantwortung von Wirtschaft <strong>und</strong> Politik deutlich<br />
macht.<br />
Die Ergebnisse <strong>der</strong> Sozialkonferenz sind auch in<br />
den an<strong>der</strong>en DGB Gewerkschaften zu verallgemeinern<br />
<strong>und</strong> einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu<br />
machen. Damit ist auch eine gesamtgesellschaftliche<br />
Diskussion zur Zukunft <strong>der</strong> Arbeit in Deutschland<br />
in Gang zu setzen.<br />
Für den Erhalt von Prozesskostenhilfe<br />
4.071 Antragsteller/in: Wilhelmshaven<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Gesetzentwurf zur Begrenzung <strong>der</strong> Prozesskostenhilfe<br />
(B<strong>und</strong>esrat Drucksache 250/06) ist in erschüttern<strong>der</strong><br />
Weise verfassungswidrig. Gegen das<br />
gr<strong>und</strong>rechtliche Sozialstaatsgebot sowie den verfassungsrechtlichen<br />
Auftrag je<strong>der</strong> Bürgerin <strong>und</strong> jedem<br />
Bürger zur Verfolgung seiner Rechte effektiven<br />
Rechtsschutz zu gewähren, wird hier verstoßen.<br />
(GG Art. 19/4)<br />
Die Delegiertenversammlung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Wilhelmshaven<br />
appelliert deshalb dringend an die politisch<br />
Verantwortlichen, diesen Entwurf nicht Gesetz<br />
werden zu lassen.<br />
Der Sparzwang in <strong>der</strong> Justiz ist kein Gr<strong>und</strong>, die Prozesskostenhilfe<br />
für in Not geratene Bürgerinnen <strong>und</strong><br />
Bürger zu beschränken. Die Begründung für den Gesetzentwurf<br />
lässt jedes Augenmaß vermissen:<br />
Auch für Menschen, die am Existenzminimum (z.B.<br />
ALG II) leben müssen, darf Rechtsschutz keine Frage<br />
des Geldes sein.<br />
Klar urteilt das B<strong>und</strong>esverfassungsgericht dazu:<br />
„Das Prinzip des sozialen Rechtsstaates verlangt,<br />
dass auch unbemittelte Parteien …Zugang zum<br />
Recht erhalten…“<br />
Die „missbräuchliche Inanspruchnahme“ <strong>und</strong> eine<br />
Explosion <strong>der</strong> Kosten werden als Argument gebraucht.<br />
Die steigende Zahl <strong>der</strong> Klagen <strong>und</strong> die damit<br />
verb<strong>und</strong>ene Kostensteigerung – insbeson<strong>der</strong>e<br />
im Bereich des Sozialgesetzbuches zwei (SGB II) –<br />
liegt letztlich an <strong>der</strong> unzureichenden Gesetzgebung.<br />
Den Bürgern <strong>und</strong> Bürgerinnen, die ihr legitimes<br />
Recht einfor<strong>der</strong>n, darf daraus kein Nachteil<br />
entstehen.<br />
Wenn wirklich viele Hartz IV-Berechtigten versuchen<br />
würden, Leistungen zu erschleichen, ist <strong>der</strong><br />
Schaden des Fiskus noch immer lächerlich gering<br />
verglichen mit dem, was ihm Jahr für Jahr durch<br />
Steuerhinterziehung entgeht. Der Schaden, <strong>der</strong><br />
dem Staat jährlich durch Steuerhinterziehung (<strong>und</strong><br />
nicht gezahlte Sozialabgaben) entsteht, beläuft<br />
sich auf r<strong>und</strong> 200 Milliarden Euro – abgesehen von<br />
Bußgel<strong>der</strong>n haben die Täter keine Bestrafung zu<br />
fürchten.<br />
Eine Verfahrensgebühr für Prozesskostenhilfe<br />
(PKH) ist ein Novum in <strong>der</strong> Geschichte des Sozialstaates<br />
– eine wahre Fehlleistung des Gesetzesentwurfes.<br />
Dafür, dass man seine verfassungsrechtlich garantierten<br />
Sozialleistungen in einem Rechtsstaat in Anspruch<br />
nimmt, wird <strong>der</strong> Bürger zur Kasse gebeten:<br />
Wer Prozesskostenhilfe erhält, soll dafür künftig eine<br />
Gebühr in Höhe von 50 Euro zahlen. Das ist eine<br />
Strafgebühr für die in Armut geratenen Bürger <strong>und</strong><br />
Bürgerinnen!<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag for<strong>der</strong>t den<br />
Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, alle Möglichkeiten des<br />
Einflusses auf die B<strong>und</strong>esregierung auszuschöpfen,<br />
die Prozesskostenhilfe ohne einmalige Gebühr<br />
zu erhalten.<br />
Gesetz zur Begrenzung <strong>der</strong> Aufwendungen für<br />
die Prozesskostenhilfe<br />
4.072 Antragsteller/in: Hamburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
– Der Entwurf eines Gesetzes zur Begrenzung <strong>der</strong><br />
Aufwendungen für die Prozesskostenhilfe<br />
(PKHBegrenzG) Drucksache B<strong>und</strong>esrat 250/06<br />
ist abzulehnen.<br />
– Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t<br />
sich politisch gegen eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> PKH<br />
im Sinne <strong>der</strong> vorliegenden Vorlage (Drucksache<br />
B<strong>und</strong>esrat 250/06) <strong>und</strong> somit für den Erhalt <strong>der</strong><br />
Prozesskostenhilfe ohne Selbstbeteiligung aktiv<br />
einzusetzen.<br />
123
Gesetz zur Begrenzung <strong>der</strong> Aufwendungen für<br />
die Prozesskostenbeihilfe<br />
4.073 Antragsteller/in: Berlin<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Den Antrag auf Erhalt <strong>der</strong> Prozesskostenhilfe ohne<br />
Selbstbeteiligung, als Antrag an den 21. Gewerkschaftstag<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu bestätigen.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, sich<br />
politisch gegen eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> PKH im Sinne<br />
des Gesetzes zur Begrenzung <strong>der</strong> Aufwendungen<br />
für die Prozesskostenhilfe (PKHBegrenzG) aktiv<br />
einzusetzen (Drucksache B<strong>und</strong>esrat 250/06).<br />
Insbeson<strong>der</strong>e ist zu verhin<strong>der</strong>n, dass für Prozesskostenhilfe<br />
künftig mindestens 50 Euro zu zahlen sind<br />
<strong>und</strong> damit die bisher übliche kostenfreie Möglichkeit<br />
juristischer Verfahren vor dem Sozialgericht gewährleistet<br />
bleibt.<br />
Gegen den Auftrag des Staates jedem Bürger zur<br />
Verfolgung seiner Rechte effektiven Rechtsschutz<br />
zu gewähren (GG Art. 19/4) wird hier durch ökonomische<br />
Ausgrenzung verstoßen.<br />
Sozialgerichtsgebühren<br />
4.074 Antragsteller/in: Bielefeld<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> lehnt die B<strong>und</strong>esratsinitiative zur Einführung<br />
von Sozialgerichtsgebühren ab <strong>und</strong> for<strong>der</strong>t<br />
den B<strong>und</strong>estag auf, dem vorliegenden Gesetzentwurf<br />
nicht zuzustimmen.<br />
124
Entschließung 5<br />
Betriebs- <strong>und</strong> Mitbestimmungspolitik<br />
1. Verschärfte Anfor<strong>der</strong>ungen in einem<br />
verän<strong>der</strong>ten Umfeld<br />
Erfolgreiche Gewerkschaftsarbeit hat ihre Basis im<br />
Betrieb. Die aktive <strong>und</strong> kompetente Wahrnehmung<br />
von Arbeitnehmerinteressen durch Betriebsräte<br />
<strong>und</strong> Vertrauensleute im Betrieb ist entscheidend für<br />
unsere politische Durchsetzungskraft. Die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
sind in den letzten Jahren erheblich gestiegen,<br />
denn die Rahmenbedingungen <strong>der</strong> Arbeit im<br />
Betrieb haben sich verän<strong>der</strong>t. Die Strategien <strong>der</strong><br />
Unternehmen werden zunehmend komplexer. Outsourcing,<br />
Offshoring <strong>und</strong> Betriebsaufspaltung finden<br />
immer häufiger statt. In den Unternehmen ist<br />
immer weniger die wirtschaftliche Gesamtsituation<br />
entscheidend, vielmehr stehen Renditevorgaben<br />
für einzelne Geschäftsfel<strong>der</strong> im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>. Diese<br />
Sharehol<strong>der</strong>-Value getriebene Unternehmenspolitik<br />
geht einher mit einem Prozess <strong>der</strong> Verbetrieblichung<br />
in <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit zunehmend<br />
internationalisierten Unternehmensstrategien sowie<br />
mit verstärkten Angriffen auf die Mitbestimmung.<br />
Betriebliche Auseinan<strong>der</strong>setzungen um abweichende<br />
Regelungen von den Tarifverträgen haben<br />
deutlich zugenommen. Das erhöht den Druck<br />
auf die Flächentarifverträge. Hinzu kommt eine dramatische<br />
Zunahme <strong>der</strong> Fremdfirmen-, Zeit- <strong>und</strong><br />
Leiharbeit sowie befristeter Arbeitsverhältnisse.<br />
Diese massiv verän<strong>der</strong>ten Bedingungen führen zu<br />
hohen Belastungen für Betriebsräte <strong>und</strong> gewerkschaftliche<br />
Vertrauensleute. Eine Fokussierung auf<br />
die wichtigsten gewerkschaftlichen Aufgaben ist<br />
deshalb unabdingbar. In jedem Fall ist es notwendig,<br />
die Gestaltungskraft, die politische Verankerung<br />
<strong>und</strong> die Kompetenz <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> im Betrieb zu<br />
stärken. Eine wichtige Gr<strong>und</strong>lage ist dabei die Beteiligung<br />
<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>. Eine beteiligungsorientierte<br />
Betriebsrats- <strong>und</strong> Gewerkschaftsarbeit ist die<br />
Voraussetzung für eine erfolgreiche Betriebspolitik.<br />
2. Betriebliche Verankerung festigen <strong>und</strong><br />
ausbauen - zentrale Herausfor<strong>der</strong>ungen für<br />
die gewerkschaftliche Betriebspolitik<br />
Vor dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> verschärften Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
wird es immer wichtiger, aktiv <strong>und</strong> initiativ zu<br />
handeln. Der einzelne Betrieb behält für die Durchsetzung<br />
<strong>der</strong> Interessen, für die gewerkschaftliche<br />
Bindung <strong>der</strong> Beschäftigten zwar unverän<strong>der</strong>t eine<br />
herausragende Bedeutung. Das Handeln <strong>der</strong> Interessenvertretung<br />
muss aber, mehr als bisher, über<br />
Betrieb <strong>und</strong> Unternehmen hinaus auch den Konzern<br />
<strong>und</strong> die Branche als Handlungsfeld berücksichtigen.<br />
Ebenso muss den internationalen Unternehmensstrukturen<br />
eine internationale Interessenvertretung<br />
<strong>und</strong> Gewerkschaftsarbeit entgegen gesetzt<br />
werden. Die sachlichen Anfor<strong>der</strong>ungen an die<br />
betriebspolitische Arbeit sind dabei nur mit einer<br />
starken Basis im Betrieb zu bewältigen. Die gewerkschaftliche<br />
Betriebspolitik muss daher die Mitglie<strong>der</strong>gewinnung<br />
<strong>und</strong> -bindung noch stärker ins Zentrum<br />
<strong>der</strong> Aktivitäten rücken. Um die Mitglie<strong>der</strong>struktur<br />
entsprechend <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten Beschäftigtenstruktur<br />
zu entwickeln, ist die Verankerung <strong>und</strong><br />
Mitglie<strong>der</strong>entwicklung bei bisher unterrepräsentierten<br />
Zielgruppen wie jüngeren Arbeitnehmern<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen <strong>und</strong> Angestellten zu verstärken.<br />
Gerade bei den Themen Beschäftigungs<strong>und</strong><br />
Standortsicherung <strong>und</strong> betriebsnahe Tarifpolitik<br />
ist <strong>der</strong> Organisationsgrad entscheidend für die<br />
Durchsetzungsfähigkeit <strong>der</strong> Interessenvertretung.<br />
Die gewerkschaftliche Betriebspolitik muss zudem<br />
den wachsenden Anteil von Leiharbeitnehmern <strong>und</strong><br />
-arbeitnehmerinnen stärker im Blickfeld haben <strong>und</strong><br />
hier Verhandlungskonzepte entwickeln.<br />
3. Schwerpunkte gewerkschaftlicher<br />
Betriebspolitik<br />
3.1 Betriebsrats- <strong>und</strong> Vertrauensleutearbeit -<br />
beteiligungsorientierte Arbeitsformen<br />
weiterentwickeln<br />
Die Arbeit <strong>der</strong> Vertrauensleute <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-<br />
Betriebsräte ist für die Verbesserung <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen,<br />
die Sicherung <strong>der</strong> Tarifverträge <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
Arbeitsplätze unverzichtbarer denn je. Ob bei <strong>der</strong><br />
ERA-Umsetzung, <strong>der</strong> Mitbestimmung im Arbeits<strong>und</strong><br />
Ges<strong>und</strong>heitsschutz o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ausgestaltung<br />
von Qualifizierung <strong>und</strong> Weiterbildung - ohne umfassende<br />
Beteiligung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> Beschäftigten<br />
können keine gewerkschaftlichen Erfolge errungen<br />
werden. Um diesen Herausfor<strong>der</strong>ungen gewachsen<br />
zu sein, müssen die Vertrauensleute, <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong>-Betriebrats- <strong>und</strong> JAV-Mitglie<strong>der</strong> zu Experten<br />
für Beteiligungsprozesse ausgebildet werden. Vertrauensleute<br />
<strong>und</strong> Betriebsräte sind „nah dran“ - zur<br />
Beteiligung benötigen sie jedoch auch politisch-inhaltliche<br />
sowie sozial-methodische Kompetenzen.<br />
Die diesbezüglichen Bildungs- <strong>und</strong> Qualifizierungsangebote<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sind zu verstetigen<br />
<strong>und</strong> weiterzuentwickeln. Gut qualifizierte, kompetente<br />
Vertrauensleute haben im Hinblick auf die<br />
Qualität <strong>der</strong> Betriebsrats- <strong>und</strong> Gewerkschaftsarbeit<br />
eine Schlüsselfunktion. Vertrauensleute sorgen für<br />
geeignete Kandidat/innen bei <strong>der</strong> Betriebsratswahl<br />
<strong>und</strong> werben für Mehrheiten in den Betriebsratsgremien<br />
für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Unorganisierte Betriebsratsmitglie<strong>der</strong><br />
schwächen die Interessenvertretung<br />
weit über die Betriebspolitik hinaus. Der<br />
Anteil unorganisierter Betriebsratsmitglie<strong>der</strong> o<strong>der</strong><br />
auch Vertreter gegnerischer Listen in den Betriebsratsgremien<br />
kann mit aktiver Vertrauensleutearbeit<br />
verringert werden.<br />
Durch internationale Kostenvergleiche <strong>und</strong> damit<br />
einhergehende Verlagerungsdrohungen wächst<br />
<strong>der</strong> Druck auf die Arbeitsbedingungen. Ohne eine<br />
starke <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> im Betrieb, ohne Vertrauensleute<br />
<strong>und</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Betriebsräte sind die Arbeitnehmerinnen<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmer den Sharehol<strong>der</strong>-Value-<br />
Interessen schutzlos ausgeliefert. Die Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />
mit diesem „ungezügelten Kapitalismus<br />
pur“ haben in vielen Fällen die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gestärkt<br />
– durch mehr Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> mehr aktive Beteiligung<br />
an den Auseinan<strong>der</strong>setzungen zur Sicherung<br />
<strong>der</strong> Tarifverträge <strong>und</strong> <strong>der</strong> Arbeitsplätze. Erfol-<br />
125
ge bei den Betriebsratswahlen, beim Organisationsgrad<br />
<strong>der</strong> Betriebsräte wie <strong>der</strong> Beschäftigten zeigen<br />
auf, dass sich die aktive Einbeziehung <strong>und</strong> Beteiligung<br />
lohnt <strong>und</strong> die Handlungs- <strong>und</strong> Zukunftsfähigkeit<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gestärkt werden. Die Vertrauensleutewahlen<br />
2008 <strong>und</strong> die Betriebsratswahlen<br />
2010 sind für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> von herausragen<strong>der</strong> Bedeutung,<br />
nicht zuletzt deshalb, weil Tarifpolitik <strong>und</strong><br />
Betriebspolitik enger miteinan<strong>der</strong> verknüpft werden<br />
müssen.<br />
Mehr denn je kommt es darauf an, die tarifpolitische<br />
Handlungsfähigkeit im Betrieb zu stärken. Immer<br />
häufiger verlangt das Management „betriebliche<br />
Beschäftigungs- <strong>und</strong> Wettbewerbsbündnisse“.<br />
Ob Tarifergebnisse umgesetzt werden, <strong>und</strong> welche<br />
Standards in den Betrieben gelten, entscheidet<br />
sich in erster Linie über die Aktions- <strong>und</strong> Mobilisierungsfähigkeit<br />
vor Ort. Damit stehen Betriebsräte<br />
schlagartig im Fokus tarifpolitischer Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />
<strong>und</strong> sind als aktive <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Vertrauensleute<br />
gefor<strong>der</strong>t. Es gilt, die in <strong>der</strong> betriebsnahen Tarifpolitik<br />
liegende Chance zu nutzen, die Bindung<br />
<strong>der</strong> Betriebsratsmitglie<strong>der</strong> an die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu erhöhen.<br />
Für die Vertrauensleutearbeit ist eine flächendekkende<br />
Präsenz in allen Beschäftigtengruppen anzustreben.<br />
Nur durch die repräsentative Präsenz<br />
kann <strong>der</strong> betriebs- <strong>und</strong> tarifpolitische Anspruch <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf Dauer gesichert werden. Beim Aufbau<br />
von Vertrauensleutestrukturen <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Gewinnung<br />
von Ansprechpartnern in traditionell bisher<br />
eher gewerkschaftsfernen Bereichen liegt die<br />
Schlüsselrolle bei den <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Betriebsräten. In<br />
Klein- <strong>und</strong> Mittelbetrieben gilt dies in beson<strong>der</strong>em<br />
Maße. Hier werden vielfach die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Betriebsräte<br />
die Aufgaben <strong>der</strong> Vertrauensleute mit übernehmen<br />
müssen. Zur Gewinnung neuer Vertrauensleute<br />
in gewerkschaftlich unerschlossenen Bereichen<br />
sind neue Arbeitsformen <strong>und</strong> Strukturen im Betrieb<br />
<strong>und</strong> den Verwaltungsstellen zu erproben, in denen<br />
<strong>der</strong> Informations- <strong>und</strong> Erfahrungsaustausch über<br />
spezifische Problemstellungen stattfinden kann<br />
<strong>und</strong> in denen sich die Interessen dieser Arbeitnehmergruppen<br />
artikulieren können. Vorschnelle Verallgemeinerungen<br />
<strong>und</strong> Vereinheitlichungen sind<br />
bei den sich ausdifferenzierenden Belegschaftsstrukturen<br />
wenig hilfreich, wenn es um die Gewinnung<br />
von Mitglie<strong>der</strong>n <strong>und</strong> den Aufbau von Vertrauensleutestrukturen<br />
geht. Der Satzungsauftrag an<br />
die Ortsvorstände „das Tätigwerden <strong>der</strong> Vertrauensleute<br />
in den Betrieben sicherzustellen“, kann<br />
nur verwirklicht werden, wenn die unterschiedlichen<br />
Bedingungen in Groß-, Mittel- <strong>und</strong> Kleinbetrieben,<br />
sowie die Differenzierungen in den Belegschaftsstrukturen<br />
entsprechend wahrgenommen<br />
<strong>und</strong> in Arbeitsformen <strong>und</strong> Inhalten aufgegriffen<br />
werden. Die Verwaltungsstellen können diese Prozesse<br />
beför<strong>der</strong>n, indem sie die Zusammenarbeit<br />
zwischen Betriebsräte-Arbeitskreisen <strong>und</strong> Vertrauensleuteausschüssen<br />
verbessern <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> in Ausschüssen<br />
für gewerkschaftliche Betriebspolitik zusammenführen.<br />
3.2 Koordiniertes Vorgehen durch die<br />
GBR/KBR/EBR Beauftragten<br />
Gesamt-, Konzern- <strong>und</strong> Eurobetriebsräte nehmen<br />
vor dem Hintergr<strong>und</strong> verän<strong>der</strong>ter Unternehmensstrategien<br />
eine betriebs- <strong>und</strong> gewerkschaftspolitische<br />
Schlüsselstellung ein. Das Management hat<br />
Entscheidungen längst zentralisiert <strong>und</strong> versucht<br />
über eine scheinbar lokale Vorgehensweise, gewerkschaftliche<br />
Schwachpunkte vor Ort gezielt<br />
auszunutzen <strong>und</strong> so Arbeitnehmervertretungen national<br />
<strong>und</strong> international unter Druck zu setzen. Die<br />
GBR/KBR/EBR-Beauftragten haben hierbei die Aufgabe,<br />
die örtliche mit <strong>der</strong> nationalen <strong>und</strong> internationalen<br />
Ebene zu verzahnen, Transparenz herzustellen<br />
<strong>und</strong> ein koordiniertes Vorgehen in <strong>der</strong> Fläche zu<br />
gewährleisten. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> beteiligt sich deshalb<br />
weiterhin aktiv an <strong>der</strong> Entwicklung einer europäischen<br />
gewerkschaftlichen Unternehmenspolitik innerhalb<br />
unserer sektoralen europäischen Dachverbände.<br />
Die entscheidende Voraussetzung für die<br />
gewerkschaftliche Durchsetzungsfähigkeit ist unsere<br />
Verankerung in den Betrieben. Daher ist die<br />
Mitglie<strong>der</strong>gewinnung <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>bindung weiterhin<br />
ein Schwerpunkt <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> Beauftragten.<br />
GBR/KBR/EBR- Arbeit ist in <strong>der</strong> Fläche nicht<br />
einheitlich. Sie ist abhängig von den unterschiedlichsten<br />
Faktoren, Ausgangslagen <strong>und</strong> Rahmenbedingungen.<br />
Trotzdem ist ein gemeinsames Verständnis<br />
über die Rolle <strong>und</strong> Aufgaben <strong>der</strong> Beauftragten<br />
unverzichtbar. Die hierzu entwickelten<br />
Gr<strong>und</strong>sätze müssen transparenter gemacht <strong>und</strong><br />
fortgeschrieben werden, um eine höhere Verbindlichkeit<br />
<strong>der</strong> Arbeit <strong>und</strong> eine bessere Unterstützung<br />
<strong>der</strong> Beauftragten zu sichern. Die GBR-Arbeit ist eine<br />
Gesamtaufgabe, die entsprechend <strong>der</strong> gewachsenen<br />
Bedeutung in <strong>der</strong> Organisation verankert <strong>und</strong><br />
verteilt werden muss.<br />
3.3 JAV/GJAV-Arbeit<br />
Die betriebliche Interessenvertretung von Auszubildenden,<br />
die in erster Linie in den Händen <strong>der</strong> JAV<br />
liegt, bedarf einer engen Vernetzung zwischen JAV<br />
<strong>und</strong> BR. Jugend- <strong>und</strong> Auszubildendenvertretungen<br />
sind in Prozesse, die für Auszubildende relevant<br />
werden können, frühzeitig einzubinden <strong>und</strong> angemessen<br />
zu beteiligen. Dies gilt ebenso für die GJAV<br />
<strong>und</strong> die KJAV. Jugendliche <strong>und</strong> ihre Interessenvertretungen<br />
wollen <strong>und</strong> müssen ernst genommen<br />
werden. Jugend- <strong>und</strong> Auszubildendenvertretungen<br />
tragen zu einer qualitativ hochwertigen Ausbildung<br />
bei <strong>und</strong> stärken damit die Zukunftschancen von Jugendlichen.<br />
Darüber hinaus sind sie wichtige Multiplikatoren<br />
für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> im Betrieb. Eine gute<br />
JAV-Arbeit ist somit auch <strong>der</strong> Schlüssel für eine erfolgreiche<br />
Mitglie<strong>der</strong>entwicklung bei jungen Beschäftigten,<br />
40 Prozent <strong>der</strong> Neuaufnahmen in <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sind Jugendliche. Die Übernahme von<br />
Auszubildenden muss ein gemeinsamer Schwerpunkt<br />
aller Gremien <strong>der</strong> betrieblichen Interessenvertretung<br />
sein. Im Sinne <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>gewinnung<br />
<strong>und</strong> -bindung ist es notwendig, dass <strong>der</strong> Übergang<br />
von <strong>der</strong> Ausbildung in den Beruf von JAV <strong>und</strong> BR gemeinsam<br />
gestaltet wird. Junge Funktionär/e/innen<br />
brauchen innerhalb <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> betriebli-<br />
126
chen Gremien Entwicklungsmöglichkeiten. Jugendfunktionär/e/innen<br />
müssen an die Betriebsrats<strong>und</strong><br />
Vertrauensleutearbeit herangeführt werden.<br />
Das ist aktive Personalentwicklung für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>,<br />
sowohl im ehrenamtlichen <strong>und</strong> im hauptamtlichen<br />
Bereich.<br />
3.4 Branchenarbeit<br />
Die politische Bedeutung <strong>der</strong> Branchenarbeit wird<br />
vor dem Hintergr<strong>und</strong> einer steigenden Zahl betrieblicher<br />
Tarifvereinbarungen weiter zunehmen. Dies<br />
gilt verstärkt auch auf internationaler Ebene. Das<br />
koordinierte <strong>und</strong> geschlossene Vorgehen innerhalb<br />
einer Branche ist oftmals <strong>der</strong> einzige Weg, um zu<br />
verhin<strong>der</strong>n, dass Betriebsräte gegeneinan<strong>der</strong> ausgespielt<br />
werden. Hierzu gehören vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />
einer globalisierten Wirtschaft Konzepte zur<br />
Beschäftigungs- <strong>und</strong> Standortsicherung. Es reicht<br />
nicht aus, innerhalb <strong>der</strong> Branchen ein solidarisches<br />
Handeln zu organisieren. Über den reinen Abwehrkampf<br />
hinaus ist es wichtig, dass die Zukunftsthemen<br />
<strong>der</strong> Branchenarbeit vorangebracht werden.<br />
Zentral sind die Qualifizierung <strong>der</strong> Belegschaften<br />
sowie die Beschäftigungs- <strong>und</strong> Standortsicherung<br />
durch Innovation <strong>und</strong> Investition. Aufgabe <strong>der</strong><br />
Branchenpolitik wird es dabei auch sein, durch erfolgreiche<br />
Unternehmensbeispiele Aktivitäten in<br />
weiteren Unternehmen anzustoßen. Dieser qualitative<br />
Teil <strong>der</strong> Branchenarbeit wird zukünftig – auch<br />
unter dem Druck einer stark Sharehol<strong>der</strong>-Value<strong>und</strong><br />
finanzmarktgetriebenen Unternehmenspolitik<br />
– erheblich an Bedeutung gewinnen. In Branchenarbeitskreisen<br />
<strong>und</strong> Fachtagungen steht auch die<br />
Frage neuer Mitglie<strong>der</strong> im Fokus. Hier kann eine<br />
kompetente <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> mit umfassenden Branchenkenntnissen<br />
im Betrieb überzeugen <strong>und</strong> gleichzeitig<br />
den Austausch von Erfahrungen zwischen den<br />
Betrieben einer Branche för<strong>der</strong>n. Deshalb sind die<br />
Branchenteams weiter auszubauen. Die Vernetzung<br />
ist dabei sowohl innerhalb <strong>der</strong> Branchen als<br />
auch entlang <strong>der</strong> Wertschöpfungsketten herzustellen.<br />
Um diesen Aufgaben gerecht zu werden, müssen<br />
auch in den Bezirksleitungen <strong>und</strong> Verwaltungsstellen<br />
weitere kompetente Teilbranchenkoordinatoren<br />
gef<strong>und</strong>en werden. Hierbei ist zu prüfen, ob<br />
die Übernahme einer solchen Tätigkeit Eingang in<br />
die Geschäftspläne <strong>der</strong> Verwaltungsstellen findet.<br />
Angesichts <strong>der</strong> gestiegenen Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />
branchenorientiertes Vorgehen ist ein Gesamtkonzept<br />
zur Branchenarbeit zu erstellen, das die Aufteilung<br />
<strong>der</strong> Aufgaben auf Arbeitsbereiche <strong>und</strong> Ebenen<br />
<strong>der</strong> Organisation transparent <strong>und</strong> effizient gestaltet.<br />
3.5 Europäisierung <strong>und</strong> Internationalisierung <strong>der</strong><br />
Betriebspolitik<br />
Die Internationalisierung <strong>der</strong> Betriebsrats- <strong>und</strong> Gewerkschaftsarbeit<br />
muss vorangetrieben werden.<br />
Europäische Betriebsräte, Weltbetriebsräte, vom<br />
IMB koordinierte „Action Groups“ <strong>und</strong> die europaweite<br />
<strong>und</strong>, wo möglich, weltweite Koordinierung<br />
auf Branchenebene bieten dafür den entscheidenden<br />
Rahmen. Europäische Betriebsräte tragen<br />
maßgeblich zu einer europaweit wirksamen gewerkschaftlichen<br />
Interessenpolitik bei <strong>und</strong> sind ein<br />
Gr<strong>und</strong>pfeiler für ein soziales Europa. Ihre Arbeit<br />
muss jedoch stärker mit <strong>der</strong> Betriebs- <strong>und</strong> Unternehmenspolitik<br />
auf nationaler Ebene verzahnt werden.<br />
Im Bereich <strong>der</strong> Klein- <strong>und</strong> Mittelunternehmen<br />
gibt es durch die zunehmende europäische Ausrichtung<br />
verstärkt Gründungsaktivitäten. Diese Aktivitäten<br />
sind zu unterstützen <strong>und</strong> die Zahl <strong>der</strong> EBRs<br />
auszubauen. Die Handlungsfähigkeit <strong>und</strong> Qualität<br />
<strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> EBRs muss verbessert werden, um<br />
<strong>der</strong> zunehmenden Zentralisierung <strong>und</strong> Globalisierung<br />
unternehmerischer Strategien begegnen zu<br />
können. Dazu müssen Seminarangebote für Mitglie<strong>der</strong><br />
Europäischer Betriebsräte auf nationaler<br />
sowie auf europäischer Ebene ausgebaut werden.<br />
Die bestehenden Informations- <strong>und</strong> Anhörungsrechte<br />
<strong>der</strong> EBRs sind unzureichend. Der EGB, die<br />
sektoralen europäischen Gewerkschaftsverbände<br />
<strong>und</strong> ihre Mitgliedsgewerkschaften müssen den nötigen<br />
Druck ausüben, um die in <strong>der</strong> Richtlinie vorgesehene<br />
Novellierung <strong>und</strong> damit bessere Durchsetzungs-<br />
<strong>und</strong> Beteiligungsrechte für die EBRs zu erreichen.<br />
Wirkungsvolle Interessenvertretung auf europäischer<br />
Ebene erfor<strong>der</strong>t immer häufiger, beson<strong>der</strong>s<br />
bei Umstrukturierungen, dass sich EBR zu Verhandlungspartnern<br />
entwickeln. Die wachsende<br />
Zahl europäischer Rahmenvereinbarungen zu den<br />
Themen Standort- <strong>und</strong> Beschäftigungssicherung,<br />
Restrukturierung, Gleichbehandlungsfragen, Datenschutz<br />
<strong>und</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz belegen<br />
dies. Die Zusammenarbeit innerhalb unserer<br />
europäischen Dachverbände spielt hierbei eine bedeutende<br />
Rolle. Es muss sichergestellt werden,<br />
dass sich durch europäische Rahmenvereinbarungen<br />
nationale <strong>und</strong> örtliche gewerkschaftliche<br />
Handlungsmöglichkeiten auf koordinierte Weise<br />
entfalten können. In möglichst vielen Unternehmen<br />
sollen Internationale Rahmenvereinbarungen abgeschlossen<br />
werden, die soziale, rechtliche <strong>und</strong><br />
ökologische Mindeststandards zwischen Betriebsräten/<br />
Gewerkschaften <strong>und</strong> Geschäftsleitungen regeln.<br />
Ziel muss es sein, diese Zahl <strong>der</strong> bestehenden<br />
Vereinbarungen deutlich zu erhöhen. Den EBR-Koordinator/innen<br />
kommt bei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />
EBR-Arbeit beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu. Für diese<br />
müssen die Unterstützungs- <strong>und</strong> Qualifizierungsangebote<br />
ausgebaut werden.<br />
3.6 Betriebspolitik in Klein- <strong>und</strong> Mittelbetrieben<br />
Der Anteil <strong>der</strong> Beschäftigten die in Klein- <strong>und</strong> Mittelbetrieben<br />
arbeiten, wächst. Gewerkschaftliche Betriebspolitik<br />
muss stärker als bisher ihre Bedürfnisse<br />
<strong>und</strong> Erwartungen aufnehmen. Es gilt handwerks<strong>und</strong><br />
KMU-bezogene Arbeits- <strong>und</strong> Betreuungsstrukturen<br />
durch Netzwerke, Fachangebote, Branchenaktivitäten<br />
etc. weiter zu entwickeln, die das Ehrenamt<br />
stärken <strong>und</strong> die Mitglie<strong>der</strong>entwicklung för<strong>der</strong>n.<br />
Notwendig ist eine organisationspolitische<br />
Erneuerung, die in Handwerks-/KMU-Konzernen<br />
Handlungsspielräume identifiziert, präferiert <strong>und</strong><br />
effiziente Betreuungsaktivitäten konzernweit bzw.<br />
in <strong>der</strong> Fläche sichert. Betriebspolitik für KMU ist eng<br />
mit <strong>der</strong> Branchenausrichtung verb<strong>und</strong>en. Ziel ist es,<br />
dem Standortegoismus zu begegnen <strong>und</strong> tarifpoli-<br />
127
tische Arbeit zu realisieren. Mit Branchenarbeit als<br />
Form von Betriebspolitik <strong>und</strong> gutem Branchen-<br />
Know-how kann sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in KMU-Sektoren<br />
erfolgreich positionieren <strong>und</strong> Erfolge für Mitglie<strong>der</strong><br />
durchsetzen. Durch die Selbstverwaltung im Handwerk<br />
haben die Arbeitnehmer die Möglichkeit, aktiven<br />
Einfluss auf die Handwerks- <strong>und</strong> Mittelstandspolitik<br />
zu nehmen. Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e im Bereich<br />
<strong>der</strong> Gewerbeför<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> beruflichen Aus<strong>und</strong><br />
Weiterbildung. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> angesichts<br />
<strong>der</strong> Angriffe auf die Mitbestimmung hat<br />
diese Arbeit in den Kammern an Bedeutung gewonnen.<br />
Durch eine intensive Betreuung <strong>und</strong> Bildungsarbeit<br />
für die Mandatsträger ist <strong>der</strong> gewerkschaftliche<br />
Einfluss weiter auszubauen.<br />
3.7 Sicherung <strong>und</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong><br />
Unternehmensmitbestimmung<br />
Die Unternehmensmitbestimmung, als integraler<br />
Bestandteil des deutschen Mitbestimmungssystems,<br />
gilt es zu sichern <strong>und</strong> weiter zu entwickeln.<br />
Der 2006 vorgelegte Bericht <strong>der</strong> Wissenschaftler<br />
<strong>der</strong> Biedenkopf-Kommission spricht sich für die<br />
Mitbestimmung aus. Der Bericht stellt sich gegen<br />
die Stimmen des Arbeitgeberlagers <strong>und</strong> verneint<br />
die Notwendigkeit einer radikalen Korrektur. Die<br />
Debatte um die Zukunft <strong>der</strong> Unternehmensmitbestimmung<br />
ist geprägt durch <strong>der</strong>en notwendige Europäisierung<br />
bzw. Internationalisierung. Mit Schaffung<br />
<strong>der</strong> Europäischen Aktiengesellschaft (SE) gibt<br />
es einen relevanten Raum für europäische Modelle<br />
<strong>der</strong> Arbeitnehmerbeteiligung. Die Erfahrungen aus<br />
<strong>der</strong> Ausgestaltung <strong>der</strong> Mitbestimmung in den ersten<br />
SE müssen bewertet <strong>und</strong> in zukunftsfähige<br />
Handlungsempfehlungen übersetzt werden. Die <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> strebt an, dass die Verankerung europäischer<br />
Mitbestimmung mit einer Sicherung nationaler<br />
Mitbestimmungsrechte <strong>und</strong> -gepflogenheiten<br />
verknüpft wird. Angesichts gesellschaftsrechtlicher<br />
Verän<strong>der</strong>ungen wird sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> dafür<br />
einsetzen, eine Flucht aus <strong>der</strong> deutschen Mitbestimmung<br />
für Unternehmen durch einen Rechtsformwechsel<br />
zu verhin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> for<strong>der</strong>t die Anwendung<br />
des Mitbestimmungsgesetzes auf sämtliche<br />
Rechtsformen von Kapitalgesellschaften, die im Zuge<br />
<strong>der</strong> europäischen Liberalisierung in Deutschland<br />
ihre Arbeit aufnehmen können. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
wird sich weiter für einen Einbezug betrieblicher Arbeitnehmervertreter<br />
ausländischer Standorte bei<br />
<strong>der</strong> Aufsichtsratswahl engagieren <strong>und</strong> so die Internationalisierung<br />
<strong>der</strong> Mitbestimmung för<strong>der</strong>n.<br />
Der Einfluss <strong>der</strong> Arbeitnehmervertreter auf Unternehmensentscheidungen,<br />
Unternehmenspolitiken<br />
<strong>und</strong> damit auf die Beschäftigungsentwicklung ist zu<br />
sichern. Diese Aufgabe gewinnt beson<strong>der</strong>e Bedeutung<br />
in Unternehmen, die von Finanzinvestoren beherrscht<br />
werden. Die Ziele dieser Anteilseigner, insbeson<strong>der</strong>e<br />
die von ihnen gefor<strong>der</strong>ten exorbitanten<br />
Renditen, gefährden oftmals eine nachhaltige Unternehmensentwicklung.<br />
Dem müssen sich Aufsichtsräte<br />
entgegenstellen zu Gunsten einer langfristigen<br />
Unternehmenspolitik für Innovation <strong>und</strong><br />
Investition.<br />
Eine mo<strong>der</strong>ne Mitbestimmung ist die Gr<strong>und</strong>lage für<br />
eine effiziente Aufsichtsratsarbeit. Das Mitbestimmungsgesetz<br />
ist an die aktuellen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
anzupassen, um die Rechte <strong>und</strong> Handlungsmöglichkeiten<br />
<strong>der</strong> Aufsichtsräte zu verbessern. Die<br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird sich dafür einsetzen, dass es in den<br />
Aufsichtsräten gleiche Qualitätsstandards gibt,<br />
das doppelte Stimmrecht des Aufsichtsratsvorsitzenden<br />
in Fragen <strong>der</strong> inneren Ordnungen abgeschafft,<br />
ein verbindlicher Katalog zustimmungspflichtiger<br />
Geschäfte im Gesetz verankert, die Rolle<br />
des Arbeitsdirektors den Regelungen aus <strong>der</strong> Montanmitbestimmung<br />
angepasst sowie die soziale<br />
Verantwortung <strong>der</strong> Geschäftsführer <strong>und</strong> Vorstände<br />
mehr in den Mittelpunkt unternehmerischen Handelns<br />
gestellt wird. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird eine Debatte<br />
um eine angemessene Vergütung von Vorstandsmitglie<strong>der</strong>n<br />
führen, bei <strong>der</strong> neben <strong>der</strong> Entgelthöhe<br />
auch die Entgeltbestandteile kritisch diskutiert<br />
werden. Wir müssen für die Mitbestimmung als zukunftsfähiges<br />
Modell guter Corporate Governance<br />
bei den Beschäftigten werben <strong>und</strong> sie fest in den<br />
Betrieben <strong>und</strong> Unternehmen verankern. Ein gutes<br />
Beispiel ist die Eisen- <strong>und</strong> Stahlindustrie, bei <strong>der</strong><br />
durch die Montanmitbestimmung die Verän<strong>der</strong>ungsprozesse<br />
sozial gestaltet wurden. Diese qualifizierte<br />
Form <strong>der</strong> Mitbestimmung müssen wir<br />
durch unsere Vertragspolitik sichern.<br />
Die politische Debatte für eine mo<strong>der</strong>ne Mitbestimmung<br />
muss für mehr Beteiligung, mehr Einflussnahme<br />
auf nachhaltige Unternehmenskonzepte<br />
<strong>und</strong> um die Neujustierung <strong>der</strong> Definition des Unternehmensinteresses<br />
im Sinne <strong>der</strong> Menschen <strong>und</strong><br />
gegen überzogene Aktionärsinteressen geführt<br />
werden. Die Arbeit in den Aufsichtsräten ist an diesen<br />
Zielen auszurichten. Eine Orientierung bieten<br />
hierfür die Leitlinien <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für gute Aufsichtsratsarbeit.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird diesen Prozess<br />
gemeinsam mit dem DGB weiter vorantreiben. In<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> organisierte Aufsichtsratsmitglie<strong>der</strong><br />
verpflichten sich, ihre Aufgaben verantwortungsvoll<br />
<strong>und</strong> qualifiziert wahrzunehmen. Weil die inhaltlichen<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen gestiegen sind, muss die<br />
Qualifizierung von Arbeitnehmervertretern in Aufsichtsräten<br />
stärker gefor<strong>der</strong>t werden. Dafür bietet<br />
die Mitbestimmungsakademie <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gezielte<br />
Weiterbildungsangebote an. Sie trägt so zur Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Praxis in den Aufsichtsräten bei <strong>und</strong><br />
sichert die Verankerung <strong>der</strong> politischen Ziele <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> in den Unternehmen.<br />
4. Strategische Ansätze <strong>und</strong> Gestaltungskonzepte<br />
4.1 Umsetzung <strong>und</strong> Verteidigung von<br />
Tarifverträgen im Betrieb<br />
Die betriebliche Handlungs- <strong>und</strong> Durchsetzungsfähigkeit<br />
muss gestärkt werden, wenn die Tarifpolitik<br />
auch zukünftig erfolgreich sein will. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
muss deshalb ihre tarifpolitischen Kompetenzen<br />
gerade auch in <strong>der</strong> Betriebspolitikweiterentwickel<br />
<strong>und</strong> die Handlungsfähigkeit auf <strong>der</strong> Betriebsebene<br />
unter Beweis stellen. Die Umsetzung <strong>und</strong> Verteidigung<br />
von tariflichen Rechten <strong>und</strong> Ansprüchen wird<br />
128
immer mehr von <strong>der</strong> betriebspolitischen Stärke <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> abhängig. Nur bei hohen Organisationsgraden<br />
<strong>und</strong> mit engagierten Vertrauensleuten <strong>und</strong><br />
Betriebsräten kann <strong>der</strong> offenen Tarifflucht (Austritt<br />
aus dem AGV o<strong>der</strong> Übertritt in OT Bereiche) bzw.<br />
dem schleichenden Unterlaufen <strong>der</strong> tariflichen Regelungen,<br />
wirksam entgegengetreten werden. Betriebliche<br />
Tarifauseinan<strong>der</strong>setzungen müssen daher<br />
verstärkt mit Aktivitäten zur Mitglie<strong>der</strong>gewinnung<br />
verb<strong>und</strong>en werden. Für eine Stärkung <strong>der</strong> betrieblichen<br />
Handlungs- <strong>und</strong> Durchsetzungsfähigkeit<br />
ist es eine zentrale Aufgabe, die Mitglie<strong>der</strong> am<br />
Tarifgeschehen intensiv zu beteiligen.<br />
4.2 Beschäftigungssicherung <strong>und</strong> aktive Innovations-<br />
<strong>und</strong> Qualifizierungspolitik<br />
Innovation <strong>und</strong> Qualifizierung sind Schlüsselthemen<br />
für nachhaltige Beschäftigungssicherung, die<br />
Schaffung neuer Arbeitsplätze sowie die Gestaltung<br />
<strong>der</strong> älter werdenden Arbeitsgesellschaft. Diese<br />
Themen sind von strategischer Bedeutung für<br />
die gewerkschaftliche Betriebspolitik, will sie sich<br />
nicht auf reine Abwehrkämpfe beschränken. Auf<br />
<strong>der</strong> betrieblichen Ebene müssen Vereinbarungen<br />
zur Beschäftigungs- <strong>und</strong> Standortsicherung mit<br />
Strategien zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Innovationsfähigkeit<br />
<strong>der</strong> Betriebe <strong>und</strong> zur verstärkten Investition in Qualifizierung<br />
<strong>und</strong> Weiterbildung verknüpft werden.<br />
Bei diesen Aktivitäten kommt einer intensiveren Zusammenarbeit<br />
von Vertrauensleuten, Betriebsräten<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmervertreter/Innen in Aufsichtsräten<br />
ein hoher Stellenwert zu. Durch die Bereitstellung<br />
von Handlungshilfen, Verbreitung positiver<br />
Beispiele <strong>und</strong> die Organisation von Erfahrungsaustausch<br />
sollen die Handlungskompetenzen <strong>der</strong> betrieblichen<br />
Akteure <strong>und</strong> Mitbestimmungsträger gestärkt<br />
werden. Für eine erfolgreiche Umsetzung <strong>der</strong><br />
durch die Qualifizierungstarifverträge gebotenen<br />
neuen Handlungsmöglichkeiten gilt es, das Thema<br />
in <strong>der</strong> betrieblichen Wirklichkeit stärker <strong>und</strong> nachhaltig<br />
zu verankern. Betriebsräte <strong>und</strong> Vertrauensleute<br />
haben darauf zu achten, dass die Bedarfsermittlung,<br />
die Qualifizierungsgespräche, die paritätischen<br />
Strukturen für die Konfliktlösung, die jährlichen<br />
Berichte <strong>und</strong> die Dokumentation <strong>der</strong> Weiterbildungsmaßnahmen<br />
durchgeführt werden – <strong>und</strong><br />
die Betriebsräte entsprechend dem Tarifvertrag<br />
einbezogen sind. Die betrieblichen Akteure sind<br />
dabei durch Handlungshilfen <strong>und</strong> durch Möglichkeiten<br />
des Erfahrungsaustauschs <strong>und</strong> <strong>der</strong> Vernetzung<br />
zu unterstützen. Zugleich sind die in den neuen<br />
Tarifverträgen liegenden Chancen zu nutzen, im<br />
verstärkten Kontakt mit den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>und</strong> potentiellen<br />
Mitglie<strong>der</strong>n die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> als Solidargemeinschaft<br />
erfahrbar zu machen, die in <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten<br />
Arbeitswelt gestaltend, beratend <strong>und</strong> helfend bei<br />
<strong>der</strong> Durchsetzung <strong>der</strong> eigenen Interessen in Fragen<br />
<strong>der</strong> beruflichen Entwicklung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Weiterqualifizierung<br />
zur Seite steht.<br />
4.3 „Gute Arbeit“ als betriebspolitischer Auftrag<br />
Betriebspolitik muss sich verstärkt <strong>der</strong> Gestaltung<br />
<strong>der</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Leistungsbedingungen, orientiert<br />
an den Leitbil<strong>der</strong>n „Gute Arbeit“, zuwenden. Die <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> knüpft dabei an eine lange <strong>und</strong> erfolgreiche<br />
Tradition <strong>der</strong> Humanisierung <strong>der</strong> Arbeit an <strong>und</strong> setzt<br />
angesichts <strong>der</strong> heutigen Bedingungen neue Akzente.<br />
Die Arbeitgeber stellen zunehmend Humanisierungserfolge<br />
<strong>der</strong> Vergangenheit in Frage. Dies<br />
kommt beispielsweise in <strong>der</strong> Verkürzung von Taktzeiten,<br />
im Angriff auf Erholungszeiten <strong>und</strong> in entgrenzten<br />
Arbeitszeiten zum Ausdruck. Stress <strong>und</strong><br />
Leistungsdruck haben ein weithin nicht mehr vertretbares<br />
Maß erreicht. Gleichzeitig werden vielerorts<br />
Arbeitsanreicherung <strong>und</strong> Beteiligung <strong>der</strong> Beschäftigten<br />
rückgängig gemacht. Humane <strong>und</strong> innovative<br />
Arbeitsgestaltung hat deshalb einen großen<br />
Stellenwert für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />
Unter den gegenwärtigen Bedingungen erweisen<br />
sich die zunehmende Entgrenzung von Arbeitszeit<br />
<strong>und</strong> Leistungsbedingungen sowie die Bewältigung<br />
des demographischen Wandels durch eine alternsgerechte<br />
<strong>und</strong> lernför<strong>der</strong>liche Arbeitsgestaltung als<br />
hochaktuelle Herausfor<strong>der</strong>ung. Es ist ein Konzept<br />
für eine qualitativ ausgerichtete leistungspolitische<br />
Initiative <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu entwickeln. Gr<strong>und</strong>lage<br />
bleibt für uns ein „menschenzentrierter“ Leistungsbegriff<br />
<strong>der</strong> sich an <strong>der</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen <strong>und</strong><br />
sozialen Zumutbarkeit für die Beschäftigten orientiert.<br />
Für leistungspolitisch bisher nicht regulierte<br />
Bereiche, wie beispielsweise in vielen Angestelltenbereichen,<br />
hat ERA neue Möglichkeiten geschaffen,<br />
die es im Sinne <strong>der</strong> Beschäftigten auszuschöpfen<br />
gilt. Für das betriebspolitische Handlungsfeld<br />
gute Arbeit sind auch die Präventionsansätze <strong>und</strong><br />
Instrumente des Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutzes,<br />
insbeson<strong>der</strong>e die Gefährdungsbeurteilung<br />
auszunutzen, zumal die Rechtsprechung die Mitbestimmungsrechte<br />
des Betriebsrates nachdrücklich<br />
bestätigt hat. Konzepte zur Verbesserung <strong>der</strong> Arbeits-<br />
<strong>und</strong> Leistungsbedingungen müssen die Gestaltung<br />
<strong>der</strong> Arbeitsorganisation <strong>und</strong> -abläufe, die<br />
Personalbesetzung <strong>und</strong> -entwicklung, die Weiterbildung<br />
<strong>und</strong> abgesicherte Beteiligungsrechte <strong>der</strong><br />
Beschäftigten einbeziehen. Gewerkschaftliche Arbeitspolitik<br />
kann nicht als Stellvertreterpolitik<br />
praktiziert werden. Die Beschäftigten müssen als<br />
Experten ihrer Arbeitssituation bei <strong>der</strong> Gestaltung<br />
<strong>und</strong> Festlegung von Arbeits- <strong>und</strong> Leistungsbedingungen<br />
intensiv beteiligt werden. Ihre eigene<br />
Handlungskompetenz muss gestärkt werden. Die<br />
Handlungsansätze des Projekts „Gute Arbeit“ wird<br />
die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> künftig als festes Arbeitsfeld fortführen.<br />
Da „Gute Arbeit“ neben dem betriebspolitischen<br />
Schwerpunkt auch gleichzeitig eine tarif- <strong>und</strong><br />
sozialpolitische Flankierung verlangt, ist das Arbeitsfeld<br />
als eine bereichsübergreifende Querschnittsaufgabe<br />
auszurichten.<br />
4.4 Initiativen gegen prekäre Arbeit<br />
Die Unternehmen gehen verstärkt dazu über,<br />
Stammarbeitsplätze durch Leiharbeitnehmer zu<br />
besetzen, die zu schlechteren Bedingungen als vergleichbare<br />
Beschäftigte arbeiten, für die die Tarifverträge<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gelten. Das führt dazu, dass<br />
Tarifstandards umgangen <strong>und</strong> ausgehöhlt werden.<br />
Damit werden auch die Arbeits- <strong>und</strong> Entgeltbedingungen<br />
<strong>der</strong>er bedroht, die sich in tariflich gesicher-<br />
129
ten Beschäftigungsverhältnissen befinden. Deshalb<br />
ist es eine dringende tarif- <strong>und</strong> betriebspolitische<br />
Aufgabe, prekäre Beschäftigungen wie beispielsweise<br />
die Leiharbeit sozial zu gestalten. Die<br />
Strategie, über Tarifverträge mit den Verleiherverbänden<br />
<strong>und</strong> die Gründung von Betriebsräten in den<br />
Verleihbetrieben, diesen Prozess zu stoppen, hat<br />
nicht die angestrebte Wirkung erbracht. Hier ist ein<br />
Umdenken erfor<strong>der</strong>lich. Leiharbeit darf nicht zum<br />
Ersatz von Dauerarbeitsplätzen führen. Wir müssen<br />
verstärkt die Betriebsräte in den Einsatzbetrieben<br />
dafür gewinnen, dass sie sich für faire Arbeitsbedingungen<br />
aller Beschäftigten im Betrieb engagieren<br />
<strong>und</strong> Leiharbeitnehmer in gleicher Weise wie die<br />
Stammbelegschaft vertreten. Hierbei ist die Durchsetzung<br />
des Gr<strong>und</strong>satzes „gleicher Lohn für gleiche<br />
Arbeit“ genauso unser Ziel, wie betriebliche Regelungen,<br />
die die Einsatzorte <strong>und</strong> die Zahl <strong>der</strong> Leiharbeitnehmer<br />
auf ein vertretbares Maß begrenzen.<br />
4.5 Gleichstellungspolitik, Chancengleichheit <strong>und</strong><br />
bessere Vereinbarkeit von Familie <strong>und</strong> Beruf<br />
Chancengleichheit <strong>und</strong> Gleichstellung von Frauen<br />
<strong>und</strong> Männern, Antidiskriminierungspolitik sowie<br />
familienbewusste Personalpolitik sind wichtige<br />
Schwerpunkte gewerkschaftlicher Betriebspolitik.<br />
Die Möglichkeiten für Betriebsräte, entsprechende<br />
Initiativen zu ergreifen, sind durch die Novellierung<br />
des BetrVG <strong>und</strong> das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz<br />
verbessert worden. Eine aktive Gleichstellungspolitik<br />
muss mehr als bisher in die tägliche<br />
Arbeit <strong>der</strong> Betriebsräte <strong>und</strong> Vertrauensleute integriert<br />
werden. Ziel muss es sein, die Chancengleichheit<br />
beim Zugang zur Erwerbstätigkeit, beim<br />
Einkommen sowie bei den beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten<br />
von Frauen <strong>und</strong> Männern sicherzustellen<br />
<strong>und</strong> Diskriminierungen in jeglicher<br />
Form zu verhin<strong>der</strong>n. Die Regelung zur Mindestvertretung<br />
<strong>der</strong> Geschlechter im Betriebsrat hat dazu<br />
beigetragen, den Frauenanteil in den Gremien wesentlich<br />
zu erhöhen. Eine Verbesserung des Frauenanteils<br />
in den Führungspositionen <strong>und</strong> Ausschüssen<br />
des Betriebsrats sowie in allen ehrenamtlichen<br />
besetzten Gremien <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist weiterhin<br />
anzustreben. Wichtig ist, verbindliche betriebliche<br />
Vereinbarungen zu erreichen, um bestehende Diskriminierungen<br />
zu beseitigen <strong>und</strong> weitere im Vorfeld<br />
zu verhin<strong>der</strong>n. Regelungen zu familienfre<strong>und</strong>lichen<br />
Arbeitsbedingungen <strong>und</strong> –zeiten, die sich an<br />
Frauen <strong>und</strong> Männer richten, sind eine unverzichtbare<br />
Voraussetzung für eine effektive Gleichstellungspolitik.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird ihre betrieblichen Akteure<br />
verstärkt für diese Aufgabe sensibilisieren <strong>und</strong><br />
unterstützen.<br />
4.6 Migration <strong>und</strong> Integration erfor<strong>der</strong>n För<strong>der</strong>ung<br />
<strong>und</strong> Chancengleichheit<br />
Immer mehr Menschen in Deutschland haben einen<br />
Migrationshintergr<strong>und</strong>. Die Integration in die Gesellschaft<br />
<strong>und</strong> die Arbeitswelt ist für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> eine<br />
Querschnittsaufgabe mit betrieblichem Schwerpunkt.<br />
Zum politischen Selbstverständnis <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> gehört es, einen solidarischen Zusammenhalt<br />
zu organisieren <strong>und</strong> faire, diskriminierungsfreie<br />
Arbeitsbedingungen für alle anzustreben. Die<br />
betriebsverfassungsrechtliche Gleichstellung hat<br />
sich bewährt. Wichtige Ansätze, um die betriebliche<br />
Integration zu för<strong>der</strong>n <strong>und</strong> die Situation von Migranten<br />
nachhaltig zu verbessern, sind die Umsetzung<br />
des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes,<br />
<strong>der</strong> Tarifverträge zu Entgeltsystemen <strong>und</strong> Qualifizierung<br />
sowie die Umsetzung des Nationalen Integrationsplanes.<br />
4.7 Verankerung <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung bei<br />
Zielgruppen<br />
Angesichts des beschleunigten industriellen Strukturwandels<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> damit einhergehenden Verän<strong>der</strong>ung<br />
in <strong>der</strong> Zusammensetzung <strong>der</strong> Belegschaften<br />
ist es eine Aufgabe von weiter zunehmen<strong>der</strong> Bedeutung,<br />
die Verankerung bei <strong>der</strong> wachsenden Zahl<br />
von Beschäftigten in industriellen Entwicklungs<strong>und</strong><br />
Dienstleistungsbereichen zu stärken <strong>und</strong> dort<br />
mehr Mitglie<strong>der</strong> zu gewinnen. Sie müssen sich dazu<br />
in den Inhalten <strong>und</strong> Arbeitsformen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-<br />
Arbeit erkennbar wie<strong>der</strong>finden. Vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />
tariflicher <strong>und</strong> gesetzlicher Verän<strong>der</strong>ungen<br />
verliert die Differenzierung <strong>der</strong> Beschäftigten nach<br />
Arbeitern <strong>und</strong> Angestellten ihre Gr<strong>und</strong>lage. Für die<br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ergibt sich daraus die Aufgabe einer umfassenden<br />
Neubestimmung ihrer zielgruppenorientierten<br />
Arbeit. Differenzierte soziale Lagen, Mentalitäten<br />
<strong>und</strong> Bedürfnisse erfor<strong>der</strong>n zielgruppengerechte<br />
Möglichkeiten, in denen sich die Interessen<br />
<strong>der</strong> Beschäftigten unterschiedlicher Bereiche artikulieren<br />
können. Es sind neue Wege nötig, um die<br />
Beteiligung in <strong>der</strong> Betriebs- <strong>und</strong> Tarifpolitik <strong>und</strong> im<br />
Organisationsleben zu för<strong>der</strong>n <strong>und</strong> auszubauen.<br />
Die Möglichkeit des BetrVG, Beschäftigte als Sachverständige<br />
<strong>und</strong> damit als Experten in eigener Sache<br />
zu beteiligen, muss stärker genutzt werden.<br />
Vertrauensleute <strong>und</strong> Betriebsräte müssen für diese<br />
Aufgaben sensibilisiert <strong>und</strong> mit den notwendigen<br />
Werkzeugen <strong>und</strong> Handlungshilfen ausgestattet<br />
werden, um diese Aufgaben wirksam <strong>und</strong> professionell<br />
zu bewältigen. Hierbei ist insbeson<strong>der</strong>e die<br />
gewerkschaftliche Bildungsarbeit gefor<strong>der</strong>t. Entscheidend<br />
kommt es darauf an, in diesen Zielgruppen<br />
mehr Aktive für ehrenamtliches Engagement in<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, in <strong>der</strong> Vertrauensleute- <strong>und</strong> Betriebsratsarbeit<br />
<strong>und</strong> für die Mitglie<strong>der</strong>werbung zu gewinnen.<br />
Ein Schwerpunkt ist die Organisation von zielgruppenorientierten<br />
Netzwerken für Mitglie<strong>der</strong>,<br />
Funktionäre <strong>und</strong> Multiplikatoren zu legen. Ein erster<br />
fokussierter Ansatz wird auf den Aufbau eines<br />
Netzwerkes für Ingenieurinnen <strong>und</strong> Ingenieuren sowie<br />
technische Spezialisten gelegt. Aufgr<strong>und</strong> des<br />
wachsenden Anteils von Beschäftigten, die nicht<br />
über die berufliche Erstausbildung im Betrieb ins<br />
Berufsleben kommen, sind die Angebote für Studierende<br />
im Übergang ins Berufsleben auszubauen.<br />
Dazu ist die Möglichkeit gezielter Vorfeldarbeit<br />
an Hochschulen zu verbessern.<br />
5. Betriebspolitische Schwerpunkte 2008–2011<br />
1. Die Mitglie<strong>der</strong>entwicklung muss stärker als<br />
bisher in den Mittelpunkt <strong>der</strong> betriebspolitischen<br />
Aktivitäten gestellt werden. Betriebs-<br />
130
äte <strong>und</strong> Vertrauensleute haben hierbei eine<br />
Schlüsselrolle. Sie bedürfen <strong>der</strong> Unterstützung<br />
durch die Arbeit <strong>der</strong> GBR/KBR-Beauftragten,<br />
die GJAV-Beauftragen <strong>und</strong> die<br />
Branchenkoordinierung.<br />
2. Die Zahl <strong>der</strong> Betriebsräte <strong>und</strong> Betriebsratsgremien<br />
sowie <strong>der</strong> Jugendvertretungen<br />
muss weiter erhöht werden. Die Repräsentanz<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in den Gremien muss ausgebaut<br />
werden. Der Anteil <strong>der</strong> unorganisierten<br />
Betriebsratsmitglie<strong>der</strong> muss deutlich<br />
gesenkt werden.<br />
3. Wir müssen in allen Beschäftigtengruppen<br />
mit Vertrauensleuten <strong>und</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Betriebsratsmitglie<strong>der</strong>n<br />
als kompetenten Ansprechpartner<br />
vertreten sein. Den Vertrauensleutewahlen<br />
2008 kommt deshalb ein<br />
beson<strong>der</strong>er Stellenwert zu. In den Betrieben<br />
sind die Betriebsräte als aktive Vertrauensleute<br />
<strong>und</strong> Werber für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu gewinnen.<br />
Durch qualifizierte gewerkschaftliche<br />
Beratungs- <strong>und</strong> Unterstützungsleistungen<br />
<strong>und</strong> durch weiterentwickelte gewerkschaftliche<br />
Bildungsangebote gilt es, die Betriebsratsarbeit<br />
effizienter <strong>und</strong> gewerkschaftspolitisch<br />
überzeugen<strong>der</strong> zu gestalten.<br />
4. Die Branchenarbeit ist auf weitere Bereiche<br />
auch international auszudehnen <strong>und</strong> durch<br />
abgestimmte betriebspolitische Aktivitäten<br />
zu stützen. Angesichts gestiegener Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an branchenorientiertes Vorgehen<br />
ist ein Gesamtkonzept zur Branchenarbeit<br />
zu erstellen, das die Aufteilung <strong>der</strong> Aufgaben<br />
auf Arbeitsbereiche <strong>und</strong> Ebenen <strong>der</strong><br />
Organisationen transparent <strong>und</strong> effizient<br />
gestaltet.<br />
5. Die tarifpolitische Handlungsfähigkeit im<br />
Betrieb muss gestärkt werden. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
muss deshalb ihre tarifpolitischen Kompetenzen<br />
gerade auch in <strong>der</strong> Betriebspolitik<br />
weiterentwickeln. Dabei ist es eine zentrale<br />
Aufgabe, Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> Beschäftigte stärker<br />
an unserer Politik im Betrieb zu beteiligen.<br />
6. Jede betriebliche Auseinan<strong>der</strong>setzung um<br />
Beschäftigungs- <strong>und</strong> Standortsicherung<br />
wird die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> mit Innovations- <strong>und</strong> Qualifizierungsinitiativen<br />
verbinden.<br />
7. Arbeitspolitik unter dem Leitbild „Gute Arbeit“<br />
ist als querschnittbezogenes Handlungsfeld<br />
zu verstetigen <strong>und</strong> weiter zu entwickeln.<br />
Eine bessere Arbeitswelt ist machbar.<br />
In diesem Sinne ist eine neue Humanisierungsoffensive<br />
zu initiieren.<br />
8. Prekäre Beschäftigung, wie beispielsweise<br />
Leiharbeit, muss von uns sozial gestaltet<br />
werden, insbeson<strong>der</strong>e dadurch, dass die<br />
Betriebsräte in den Entleiherbetrieben dafür<br />
gewonnen werden, sich für faire Arbeitsbedingungen<br />
aller Beschäftigten im Betrieb<br />
zu engagieren <strong>und</strong> den Gr<strong>und</strong>satz „gleicher<br />
Lohn für gleiche Arbeit“ durchzusetzen.<br />
9.Die Gewerkschaftsarbeit in Angestelltenbereichen<br />
muss gestärkt <strong>und</strong> zielgruppenorientiert<br />
ausgebaut werden, um dort mehr<br />
Mitglie<strong>der</strong> zu gewinnen. Ein Schwerpunkt<br />
wird dabei auf die verstärkte Ansprache <strong>und</strong><br />
Gewinnung von Ingenieuren <strong>und</strong> technischen<br />
Experten gelegt.<br />
10.Für die Sicherung <strong>und</strong> Weiterentwicklung<br />
<strong>der</strong> Mitbestimmung ist ein positives gesellschaftliches<br />
Klima zu schaffen <strong>und</strong> die eigene<br />
Aufsichtsratspraxis zu verbessern.<br />
11.Wir müssen die Zahl europäischer Betriebsräte<br />
<strong>und</strong> internationaler betrieblicher Netzwerke<br />
ebenso erhöhen, wie die internationalen<br />
Rahmenabkommen. Die Rolle <strong>der</strong><br />
EBRs muss so weiter entwickelt werden,<br />
dass sie als Verhandlungspartner auf internationaler<br />
Ebene handeln können.<br />
131
Betriebs- <strong>und</strong> Mitbestimmungspolitik<br />
5.001 Antragsteller/in: Esslingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Vertrauensleutearbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in Konzernen<br />
soll mehr Gewicht <strong>und</strong> Unterstützung als bisher<br />
erfahren. Dabei ist es notwendig, die Schaffung<br />
<strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung von unternehmens- <strong>und</strong> konzernweiten<br />
Vertrauensleutestrukturen inhaltlich, organisatorisch<br />
<strong>und</strong> finanziell zu unterstützen <strong>und</strong> überbetriebliche,<br />
auch internationale Zusammenarbeit<br />
zu för<strong>der</strong>n.<br />
Schwerpunkte gewerkschaftlicher<br />
Betriebspolitik<br />
5.002 Antragsteller/in: Salzgitter<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag for<strong>der</strong>t den<br />
Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, regelmäßige (mindestens<br />
jährliche) Treffen <strong>der</strong> Vertrauenskörperleitung<br />
aller Werke <strong>der</strong> Automobilindustrie in Deutschland<br />
zum Zweck des Informations- <strong>und</strong> Meinungsaustausches,<br />
<strong>der</strong> Koordination <strong>der</strong> gewerkschaftlichen<br />
Positionen <strong>und</strong> zur Absprache gemeinsamer Aktionen<br />
zu organisieren <strong>und</strong> durchzuführen. Ziel dieser<br />
Treffen ist es, Strategien gegen tarifliche Verschlechterungen<br />
aufgr<strong>und</strong> wettbewerbsbegründeter<br />
Anliegen <strong>der</strong> Arbeitgeber zu entwickeln <strong>und</strong> gemeinsam<br />
umzusetzen.<br />
Im Bereich <strong>der</strong> Automobilindustrie ist es durch einen<br />
sehr starken, weltweiten Verdrängungswettbewerb<br />
zum Verlust Tausen<strong>der</strong> von Arbeitsplätzen<br />
auch in Deutschland gekommen.<br />
Der hohe Konkurrenzdruck mit z. B. ständig neuen<br />
Rabattoffensiven führt vor allem dazu, dass im Bereich<br />
<strong>der</strong> Personalkosten immer mehr eingespart<br />
wird. Folge davon ist ein regelrechter markenübergreifen<strong>der</strong><br />
Wettbewerb von Abwärtstrends tariflicher<br />
Bedingungen für die Beschäftigten. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
steht unter dem ständigen Druck, Zugeständnisse<br />
gegenüber den Arbeitgebern <strong>und</strong> Arbeitgeberinnen<br />
zu machen. Hauptargument dabei ist <strong>der</strong><br />
Hinweis auf die Konkurrenzsituation in <strong>der</strong> Automobilindustrie<br />
<strong>und</strong> den „günstigeren“ Bedingungen<br />
<strong>der</strong> Konkurrenten.<br />
Dieser Trend lässt sich mittel- <strong>und</strong> langfristig nur<br />
durch eine gemeinsam abgestimmte Strategie <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für die Beschäftigten <strong>der</strong> Automobilindustrie<br />
umkehren. Um dies sicherzustellen ist es notwendig,<br />
dass sich die Vertrauenskörperleitung als<br />
betriebliche Vertreter <strong>und</strong> Vertreterinnen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
regelmäßig treffen, diese Arbeit koordinieren<br />
<strong>und</strong> eine gemeinsame Abwehrstrategie entwickel<br />
<strong>und</strong> Maßnahmen zur Umsetzung beraten <strong>und</strong> vereinbaren.<br />
Beratungskompetenz <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> stärken<br />
5.003 Antragsteller/in: Bamberg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t die Beratungskompetenz<br />
<strong>der</strong> Vorstandsverwaltung für Betriebsräte,<br />
betriebliche Funktionäre <strong>und</strong> Funktionärinnen <strong>und</strong><br />
Verwaltungsstellen zu stärken. Dies soll erreicht<br />
werden durch:<br />
• Einrichten einer Hotline für Betriebsräte <strong>und</strong><br />
Verwaltungsstellen zur Abfrage von Fachkompetenz<br />
zu gewerkschaftlich relevanten Themen<br />
<strong>und</strong> die betriebliche Arbeit. Diese sollte als<br />
Clearingstelle beim Vorstand, die Anfragen von<br />
betrieblichen Funktionären <strong>und</strong> Funktionärinnen<br />
<strong>und</strong> Verwaltungsstellen an die Experten<br />
<strong>und</strong> Expertinnen weiterleiten.<br />
• Dazu sollten Experten <strong>und</strong> Expertinnen in Vorstandsverwaltung<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> gesamten <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
benannt werden, die dann für Anfragen zur Verfügung<br />
stehen.<br />
• Zusammenfassen <strong>der</strong> vorhandenen Infos, Muster<br />
Betriebsvereinbarungen, gute Praxis,<br />
Rechtsfragen<br />
• Zur Verfügung stellen einer einheitlichen Ansprechstelle<br />
mit Telefonnummer, o<strong>der</strong> zumindest<br />
eines Telefonbuchs <strong>der</strong> Vorstandsverwaltung<br />
aus dem die Abteilungen, Themengebiete<br />
<strong>und</strong> Ansprechpartner in Sachfragen hervorgehen,<br />
sowie Fachleute aus den Verwaltungsstellen,<br />
bzw. <strong>Metall</strong>er <strong>und</strong> <strong>Metall</strong>erinnen, Experten<br />
<strong>und</strong> Expertinnen aus Betrieben ausweist <strong>und</strong><br />
im Extranet den betrieblichen Funktionären zugänglich<br />
machen.<br />
Damit soll die Beratungskompetenz <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>,<br />
insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Vorstandsverwaltung,<br />
herausgestellt <strong>und</strong> zur Verfügung gestellt werden.<br />
In <strong>der</strong> Regel haben wir als <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Experten<br />
<strong>und</strong> Expertinnen, die den betrieblichen<br />
Funktionären <strong>und</strong> Funktionärinnen Empfehlungen<br />
für ihre Arbeit im konkreten Fall geben können.<br />
Die Verwaltungsstellen, als erste Ansprechpartner<br />
<strong>der</strong> Betriebsräte <strong>und</strong> betriebliche<br />
Funktionäre <strong>und</strong> Funktionärinnen, sind wegen<br />
<strong>der</strong> knappen Personaldecke <strong>und</strong> vielen umfangreichen<br />
Aufgaben äußerst stark belastet,<br />
so dass die Beratung für wichtige Themen <strong>der</strong><br />
betrieblichen Arbeit nur teilweise erfolgen<br />
kann <strong>und</strong> nicht die Zeit ist, qualifiziert zu beraten,<br />
da das Fachwissen nicht abrufbar ist.<br />
Vielfach sind auch den Verwaltungsstellen<br />
nicht die richtigen Ansprechpartner o<strong>der</strong> Ansprechpartnerinnen<br />
<strong>und</strong> Fachleute in <strong>der</strong> Vorstandsverwaltung<br />
bekannt. Oftmals ist eine<br />
lange Suche notwendig, bis man zum richtigen<br />
Ansprechpartner o<strong>der</strong> Ansprechpartnerin<br />
kommt. Lei<strong>der</strong> ist man oft nur auf persönliche<br />
Kontakte angewiesen, um eine Auskunft zu einer<br />
Sachfrage zu erhalten. Oft wird auf externe<br />
Berater <strong>und</strong> Beraterinnen verwiesen, das Feld<br />
darf aber nicht nur unabhängigen o<strong>der</strong> uns nahestehenden<br />
Beratern <strong>und</strong> Beraterinnen überlassen<br />
werden.<br />
132
Die Beratung <strong>der</strong> Betriebsräte ist eine Kernkompetenz<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, die es gilt auszubauen.<br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf beteiligungsorientierte<br />
Bewegungen ausrichten<br />
5.004 Antragsteller/in: Kiel<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Unsere Satzung sagt zu den Aufgaben <strong>und</strong> Zielen<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>:<br />
„1. Zusammenschluss aller im Organisationsbereich<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Beschäftigten zum gemeinsamen<br />
Handeln; sie bezieht alle Mitglie<strong>der</strong> zur Unterstützung<br />
mit ein.“<br />
Diese „alten“ Organisationsgr<strong>und</strong>sätze können aktuell<br />
auf den Begriff „Beteiligung“ gebracht werden.<br />
Historische Erfahrungen <strong>und</strong> Erfahrungen aus<br />
den letzten Jahren zeigen, dass wir mit Beteiligung<br />
besser, stärker <strong>und</strong> mehr werden können.<br />
Beteiligung ist aber keine einfache Zauberformel.<br />
Beteiligung ist erfolgreich, wenn dabei wichtige<br />
Prinzipien berücksichtigt werden.<br />
Erfolgreiche Beteiligung muss folgende Gr<strong>und</strong>sätze<br />
berücksichtigen:<br />
– Betroffene müssen sich selbst auf den Weg machen<br />
– Bewegungen müssen von uns erkannt <strong>und</strong> aufgegriffen<br />
werden<br />
– Bewegungen können auch von uns initiiert werden<br />
– Beteiligung muss vom Anfang bis Ende ernst<br />
gemeint sein<br />
– Dazu ist die Haltung zur Beteiligung ein entscheiden<strong>der</strong><br />
Schlüssel<br />
– Informieren, diskutieren, Beschlüsse fassen<br />
<strong>und</strong> gemeinsam umsetzen sind wichtige Voraussetzungen,<br />
um nicht nur aus Erfolgen son<strong>der</strong>n<br />
auch aus Nie<strong>der</strong>lagen gestärkt heraus zu<br />
kommen<br />
– Starke Bewegungen gibt es nur bei Einbeziehung<br />
des Umfelds<br />
– Solidarität <strong>und</strong> Bündnispartnerschaften sind<br />
tragende Säulen erfolgreicher Bewegungen.<br />
Ohne sie können Bewegungen leichter isoliert<br />
werden. Gerade die erdrückende mediale<br />
Macht <strong>der</strong> Gegenseite macht die sorgfältige Beachtung<br />
dieses Gesichtspunktes immer wichtiger.<br />
– Solidarität wächst mit <strong>der</strong> Bewegung<br />
– Sie ist nicht einfach von Anfang an vorhanden.<br />
Sie entwickelt sich <strong>und</strong> muss organisiert werden.<br />
Die Dynamik von Solidarität stützt <strong>und</strong><br />
stärkt Bewegungen.<br />
– Gerechtigkeitsfragen bewegen Menschen<br />
– Es sind nicht nur materielle Interessen die bewegen,<br />
son<strong>der</strong>n häufig moralische Fragen, wie<br />
Gerechtigkeit <strong>und</strong> Menschenwürde, die eine<br />
enorme Kampfkraft freisetzen können.<br />
– Politische Themen bewegen Menschen – Menschen<br />
wollen Politik bewegen<br />
– Eine Beschränkung auf enge (materielle) Interessenslagen<br />
findet in den Köpfen unserer Mitglie<strong>der</strong><br />
nicht statt. Politik betrifft sie <strong>und</strong> sie bewegt<br />
sie gleichermaßen. Dem haben wir Rechnung<br />
zu tragen.<br />
– Beteiligung setzt Information <strong>und</strong> Bildung voraus<br />
– Bildungsfragen sind Machtfragen. Erfolgreiche<br />
Bewegungen brauchen gründliche, lebendige<br />
<strong>und</strong> aktuelle Informationen (auch für das Umfeld)<br />
<strong>und</strong> begleitende Ausbildung.<br />
– Das Bildungsprogramm <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird um<br />
einen Ausbildungsblock „Beteiligungsorientierte<br />
Organisierung von Bewegungen“ erweitert<br />
– Der Zugang zu Informationen muss frei sein<br />
(Prinzip: open source)<br />
– Bildung <strong>und</strong> Information muss auf die Bewegungen<br />
orientiert sein<br />
– Die Ausrichtung <strong>der</strong> betrieblichen, regionalen<br />
<strong>und</strong> zentralen Bildungsplanungen muss stärker<br />
diesem Leitfaden folgen.<br />
– Die Vertrauensleute sind die Basis von Bewegung<br />
<strong>und</strong> Beteiligung<br />
– Die Vertrauensleute sind in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
immer mehr aus dem Fokus <strong>der</strong> betrieblichen<br />
Gewerkschaftsarbeit verschw<strong>und</strong>en. Dieser<br />
Trend ist umzukehren.<br />
– Bildungsangebote, ehrenamtliche Gewerkschaftsarbeit<br />
<strong>und</strong> die Teilnahme an Sitzungen<br />
sowie Konferenzen sind wie<strong>der</strong> stärker an die<br />
Bedürfnisse <strong>und</strong> Möglichkeiten <strong>der</strong> Vertrauensleute<br />
auszurichten<br />
– Die Darstellung <strong>der</strong> betrieblichen Arbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> darf nicht länger so einseitig auf die Betriebsräte<br />
gerichtet sein<br />
– Beteiligung muss vernetzt <strong>und</strong> organisiert werden,<br />
d. h. über Betrieb/Region/Nation hinaus<br />
– Bewegungen können in größeren Maßstäben<br />
nur Erfolg haben, wenn sie nicht isoliert agieren.<br />
Verbindliche Absprachen, Vernetzung von<br />
Informationen, Willensbildung <strong>und</strong> Aktionen<br />
müssen sorgfältig betrieben werden.<br />
Auf diese Gr<strong>und</strong>sätze werden alle Organisationseinheiten<br />
<strong>und</strong> alle Funktionäre <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ausgerichtet.<br />
Schwerpunkte gewerkschaftlicher<br />
Betriebspolitik<br />
5.005 Antragsteller/in: Völklingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Vertrauensleute <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sind die Funktionäre,<br />
die die Politik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in den Betrieben<br />
vertreten.<br />
Sie tragen Mitverantwortung dafür, dass betriebliche,<br />
tarifliche, gesellschaftliche sowie gewerkschaftliche<br />
Themen in den Betrieben aufgegriffen,<br />
diskutiert <strong>und</strong> bearbeitet werden. Um diesen Aufgaben<br />
gerecht zu werden, muss die Vertrauensleutearbeit<br />
in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gestärkt werden.<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, die Richtlinien <strong>der</strong><br />
Vertrauensleutearbeit weiter zu entwickeln. Vertrauensleutearbeit<br />
muss auch zum Motor <strong>der</strong> betrieblichen<br />
Tarifpolitikwerden, d. h., Vertrauensleu-<br />
133
te sind in die For<strong>der</strong>ungsdebatte <strong>und</strong> die Umsetzungsstrategie<br />
unserer tariflichen For<strong>der</strong>ungen zu<br />
integrieren.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss alles daran setzen, eine konsequente<br />
Bildungskonzeption für eine offensive gewerkschaftliche<br />
Vertrauensleutearbeit zu entwikkeln.<br />
Dabei muss die politische Bildung einen höheren<br />
Stellenwert erhalten.<br />
Nachdem <strong>der</strong> Gesetzgeber die Rente mit 67 beschlossen<br />
hat, müssen Vertrauensleute befähigt<br />
werden, betriebliche Aktionsprogramme zur Gestaltung<br />
von Arbeitsbedingungen <strong>und</strong> Arbeitszeiten<br />
gemeinsam mit den Betriebsräten voranzubringen.<br />
Ein Projekt „Humanisierung <strong>der</strong> Arbeitswelt“,<br />
das unter an<strong>der</strong>em zum Ziel hat, betriebliche Rahmenbedingungen<br />
so zu entwickeln, dass auch Ältere<br />
noch eine Chance haben, muss Bestandteil betrieblicher<br />
Vertrauensleutearbeit werden.<br />
Weiter sind Vertrauensleute in allen betrieblichen<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzungen aktiv einzubeziehen.<br />
Die vier Säulen gewerkschaftlicher Vertrauensleutearbeit:<br />
• Betriebspolitik<br />
• Tarifpolitik<br />
• Gesellschaftspolitik<br />
• Gewerkschaftsarbeit<br />
müssen fester Bestandteil <strong>der</strong> weiter zu entwickelnden<br />
Richtlinien für Vertrauensleute werden.<br />
Weiter wird <strong>der</strong> Vorstand aufgefor<strong>der</strong>t, den Stellenwert<br />
gewerkschaftlicher Vertrauensleute durch Tarifverträge<br />
zum Schutz gewerkschaftlicher Vertrauensleute<br />
weiter auszubauen.<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, ein Konzept zu erarbeiten,<br />
das flächendeckend zum Ziel hat, Vertrauensleute<br />
in allen Handwerks-, Klein-, Mittel- <strong>und</strong><br />
Großbetrieben zu installieren.<br />
Die Vertrauensleutewahlen im Jahre 2008 müssen<br />
dazu genutzt werden, die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> stärker denn je<br />
durch aktive Vertrauensleute in den Betrieben zu<br />
verankern.<br />
Vertrauensleutearbeit in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
5.006 Antragsteller/in: Trier<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Vertrauensleute <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sind die Funktionäre<br />
<strong>und</strong> Funktionärinnen, die die Politik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
in den Betrieben vertreten.<br />
Sie tragen Mitverantwortung dafür, dass betriebliche,<br />
tarifliche, gesellschaftliche sowie gewerkschaftliche<br />
Themen in den Betrieben aufgegriffen,<br />
diskutiert <strong>und</strong> bearbeitet werden. Um diesen Aufgaben<br />
gerecht zu werden, muss die Vertrauensleutearbeit<br />
in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gestärkt werden.<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, die Richtlinien <strong>der</strong><br />
Vertrauensleutearbeit weiter zu entwickeln. Vertrauensleutearbeit<br />
muss auch zum Motor <strong>der</strong> betrieblichen<br />
Tarifpolitikwerden, d. h., Vertrauensleute<br />
sind in die For<strong>der</strong>ungsdebatte <strong>und</strong> die Umsetzungsstrategie<br />
unserer tarifpolitischen For<strong>der</strong>ungen<br />
zu integrieren.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss alles daran setzen, eine konsequente<br />
Bildungskonzeption für eine offensive gewerkschaftliche<br />
Vertrauensleutearbeit zu entwikkeln.<br />
Dabei muss die politische Bildung einen höheren<br />
Stellenwert erhalten.<br />
Nachdem <strong>der</strong> Gesetzgeber die Rente mit 67 beschlossen<br />
hat, müssen Vertrauensleute befähigt<br />
werden, betriebliche Aktionsprogramme zur Gestaltung<br />
von Arbeitsbedingungen <strong>und</strong> Arbeitszeiten<br />
gemeinsam mit den Betriebsräten voranzubringen.<br />
Ein Projekt „Humanisierung <strong>der</strong> Arbeitswelt“,<br />
das unter an<strong>der</strong>em zum Ziel hat, betriebliche Rahmenbedingungen<br />
so zu entwickeln, dass auch Ältere<br />
noch eine Chance haben, muss Bestandteil betrieblicher<br />
Vertrauensleutearbeit werden.<br />
Weiter sind Vertrauensleute in allen betrieblichen<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzungen aktiv einzubeziehen.<br />
Die vier Säulen gewerkschaftlicher Vertrauensleutearbeit:<br />
• Betriebspolitik<br />
• Tarifpolitik<br />
• Gesellschaftspolitik<br />
• Gewerkschaftsarbeit<br />
müssen fester Bestandteil <strong>der</strong> weiter zu entwickelnden<br />
Richtlinien für Vertrauensleute werden.<br />
Weiter wird <strong>der</strong> Vorstand aufgefor<strong>der</strong>t, den Stellenwert<br />
gewerkschaftlicher Vertrauensleute durch Tarifverträge<br />
zum Schutz gewerkschaftlicher Vertrauensleute<br />
weiter auszubauen.<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, ein Konzept zu erarbeiten,<br />
das flächendeckend zum Ziel hat, Vertrauensleute<br />
in allen Handwerks-, Klein-, Mittel- <strong>und</strong><br />
Großbetrieben zu installieren.<br />
Die Vertrauensleutewahlen im Jahre 2008 müssen<br />
dazu genutzt werden, die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> stärker denn je<br />
durch aktive Vertrauensleute in den Betrieben zu<br />
verankern.<br />
Stärkung <strong>der</strong> Vertrauensleutearbeit<br />
5.007 Antragsteller/in:<br />
Remscheid-Solingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, bis zum nächsten<br />
Gewerkschaftstag dafür zu sorgen, dass in allen Tarifgebieten<br />
Tarifverträge o<strong>der</strong> tarifliche Bestimmungen<br />
zum Schutz gewerkschaftlicher Vertrauensleute<br />
Gegenstand <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ungen werden <strong>und</strong><br />
entsprechende Bestimmungen abgeschlossen<br />
werden. Dazu gehören insbeson<strong>der</strong>e die ungehin<strong>der</strong>te<br />
Ausübung dieser Tätigkeit <strong>und</strong> ein erweiterter<br />
tariflicher Kündigungsschutz.<br />
Gezielte Infokampagnen zum Thema: „Mehr Ausbildungsplätze“<br />
5.008 Antragsteller/in: Bremen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Mehr Ausbildungsplätze ist eine zentrale Zukunftsfor<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Unsere For<strong>der</strong>ung nach gesetzlicher<br />
Umlagefinanzierung muss in den Betrieben<br />
/ Belegschaften über gezielte Infokampagnen<br />
zum Thema gemacht werden.<br />
134
Branchenarbeit<br />
5.009 Antragsteller/in: Bochum<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Zusammenarbeit zwischen den Gewerkschaftern<br />
<strong>der</strong> verschiedenen Automobilzuliefererbetriebe,<br />
sowie <strong>der</strong> Kampf um einheitliche Tarifverträge<br />
muss intensiviert werden.<br />
Hierzu gehören u. a.:<br />
• Einrichtung einer konzernbezogenen Internetplattform,<br />
auf die alle gewerkschaftlichen<br />
Funktionsträger des jeweiligen Konzerns Zugriff<br />
haben<br />
• Regelmäßige Treffen <strong>der</strong> Vertrauensleute, Betriebsräte<br />
<strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Automobilwerke<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Zulieferbetriebe<br />
• Koordinierung <strong>der</strong> betrieblichen Gewerkschaftsarbeit<br />
<strong>der</strong> Automobilzulieferer unter<br />
den betroffenen Einzelgewerkschaften.<br />
Stärkere Betreuung von Beschäftigten in IT-<br />
Unternehmen<br />
5.010 Antragsteller/in:<br />
Jugendausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich verstärkt für die Organisation<br />
von sogenannten IT-Betrieben ein. Ziel ist es, in<br />
weiteren IT-Unternehmen sowohl betriebliche Interessensvertretungen<br />
zu installieren als auch den<br />
Organisationsgrad nachhaltig zu erhöhen. Dazu ist<br />
eine Gesamtkonzeption unter Einbindung aller betroffenen<br />
Bereiche beim Vorstand <strong>und</strong> örtlicher Experten<br />
zu entwickeln.<br />
Position <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in <strong>der</strong> Automobilbranche<br />
5.011 Antragsteller/in: Stuttgart<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Nach <strong>der</strong> Erholung <strong>der</strong> deutschen Automobilindustrie<br />
in <strong>der</strong> zweiten Hälfte <strong>der</strong> neunziger Jahre haben<br />
wir es in den letzten Jahren mit einem weltweiten<br />
Verdrängungswettbewerb auf hohem Ausgangsniveau<br />
zu tun. Internationale Überkapazitäten,<br />
eine durch die Globalisierung sowie den zunehmenden<br />
Einfluss von Finanzinvestoren verschärfte<br />
Kostenkonkurrenz <strong>und</strong> internationale Unternehmenszusammenschlüsse<br />
sind neue Rahmenbedingungen<br />
für unsere Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
um Standorte <strong>und</strong> Beschäftigung.<br />
Aber auch unsere Kämpfe in <strong>der</strong> Automobilindustrie<br />
haben eine neue Qualität. In vielen Fällen haben<br />
wir betriebsbedingte Kündigungen verhin<strong>der</strong>t.<br />
Wir haben die Arbeits-, Leistungsbedingungen <strong>und</strong><br />
Arbeitszeitregelungen gestaltet <strong>und</strong> wir haben mit<br />
Ergänzungstarifverträgen <strong>und</strong> Betriebsvereinbarungen<br />
Investitionsentscheidungen beeinflusst.<br />
Darüber hinaus haben wir auf Produkt- <strong>und</strong> Standortentscheidungen<br />
Einfluss genommen <strong>und</strong> so die<br />
Regionen <strong>und</strong> regionalen Arbeitsmärkte gestärkt.<br />
Zusammengefasst haben wir sowohl betriebspolitisch<br />
als auch tarif- <strong>und</strong> strukturpolitisch unsere<br />
Handlungsfähigkeit bewiesen. Das war möglich,<br />
weil wir frühzeitig <strong>und</strong> energisch unsere For<strong>der</strong>ungen<br />
formuliert haben. In den GBR`s <strong>und</strong> KBR`s <strong>der</strong><br />
verschiedenen Unternehmen haben wir unsere<br />
Konzepte diskutiert <strong>und</strong> standortübergreifende<br />
Strategien abgesprochen. Eigentümerstruktur,<br />
Marktstellung, Ertragslagen <strong>der</strong> Unternehmen <strong>und</strong><br />
regionale Verb<strong>und</strong>enheit waren dabei zentrale Themen,<br />
auf die wir bei unserer Strategieentwicklung<br />
geachtet haben. In die Auseinan<strong>der</strong>setzung selbst<br />
wurden die Belegschaften aller Standorte einbezogen.<br />
Und: Wo immer es möglich <strong>und</strong> nötig war, haben<br />
wir internationale Solidarität organisiert. Das<br />
heißt, wir haben unsere unterschiedlichen Handlungsmöglichkeiten<br />
genutzt.<br />
Dennoch entstand in <strong>der</strong> Öffentlichkeit oft das Bild,<br />
dass die einzelnen Belegschaften für sich allein gekämpft<br />
haben. Das Ohr <strong>der</strong> Öffentlichkeit war uns<br />
aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Masse <strong>der</strong> Betroffenen <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> wirtschaftlichen <strong>und</strong> politischen Bedeutung <strong>der</strong><br />
Branche sicher. Das gemeinsame Konzept <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> wurde jedoch nicht immer deutlich. Wir sind<br />
aufgefor<strong>der</strong>t, in Zukunft deutlicher als bislang die<br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> als Träger von Innovation <strong>und</strong> Gestaltung<br />
<strong>der</strong> Automobilindustrie hervorzuheben. Dabei gilt<br />
es zu beachten: Der Automobilproduktionsstandort<br />
Deutschland hat über Jahrzehnte hinweg Qualitäten<br />
entwickelt, die es sorgfältig wahrzunehmen<br />
<strong>und</strong> zu nutzen gilt. Die Qualifikation <strong>der</strong> Beschäftigten,<br />
die Kompetenzen <strong>der</strong> Entwickler, das Netzwerk<br />
<strong>und</strong> die Flexibilität <strong>der</strong> Zulieferbetriebe ebenso wie<br />
die Kapazitäten einer Region sind als Gesamtzusammenhang<br />
notwendig, um Automobile in <strong>der</strong><br />
notwendigen Geschwindigkeit <strong>und</strong> in hoher Qualität<br />
zu entwickeln, auf den Markt zu bringen <strong>und</strong> mit<br />
hoher Produktivität zu produzieren. Solche Zusammenhänge<br />
sind weit schneller zerstört als aufgebaut.<br />
Wir wollen sie dadurch erhalten, dass wir sie<br />
weiterentwickeln. Die Unternehmen sind jedoch<br />
gegenwärtig dabei, diesen Zusammenhang durch<br />
kurzfristige Kostenstrategien zu missachten. Die<br />
Motivation <strong>und</strong> das Wissen <strong>der</strong> Belegschaften wird<br />
mit Füßen getreten; die Beziehungen zu den Zulieferern<br />
<strong>und</strong> die Erfahrung <strong>und</strong> Nähe <strong>der</strong> Kompetenz<strong>und</strong><br />
Produktions-Cluster werden durch die einseitige<br />
Konzentration auf den Abbau von Köpfen <strong>und</strong> Kosten<br />
aufs Spiel gesetzt. Das Diktat <strong>der</strong> Quartalsberichte<br />
passt nicht zu den langjährigen Entwicklungs-<br />
<strong>und</strong> Produktionszyklen. Aus dieser verkürzten<br />
Sicht <strong>der</strong> Unternehmen sollen die Beschäftigten<br />
durch Verzicht die Automobilproduktion in<br />
Deutschland halten. Wir setzen uns dagegen für eine<br />
nachhaltige Entwicklung <strong>der</strong> Standorte ein, was<br />
Produkte <strong>und</strong> Arbeitsbedingungen anbelangt. Dabei<br />
ist Wirtschaftlichkeit ein Element, aber nicht<br />
das Einzige. Der bloßen Kostenkonkurrenz hinterher<br />
zu laufen, verspricht we<strong>der</strong> den Unternehmen<br />
noch den Belegschaften Zukunft. Nun ist keineswegs<br />
die gesamte Automobil- <strong>und</strong> Zulieferindustrie<br />
in <strong>der</strong> Krise. Meist sind es nur einzelne Hersteller.<br />
Dennoch stehen alle Beschäftigten durch die beständig<br />
sichtbar gemachte Kostenkonkurrenz im<br />
135
globalisierten Markt unter einem immensen Druck.<br />
Benchmark-Vergleiche wie <strong>der</strong> Harbour-Report zielen<br />
darauf ab, die Herstellungsdauer pro Fahrzeug<br />
rigide zu senken. Die Unternehmensleitungen<br />
übersetzen solche Benchmarks als unmittelbare<br />
Auffor<strong>der</strong>ung, die Fertigungstiefe zu reduzieren<br />
<strong>und</strong> Personal abzubauen. Und das, obwohl die Personalkosten<br />
<strong>der</strong> Hersteller in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik<br />
nur zwischen 10 Prozent <strong>und</strong> 16 Prozent des Umsatzes<br />
ausmachen. Das heißt nichts an<strong>der</strong>es, als dass<br />
die Beschäftigten die Folgen <strong>der</strong> Verdrängungskonkurrenz<br />
zwischen den Unternehmen tragen <strong>und</strong><br />
auch noch die Verantwortung dafür übernehmen<br />
sollen, dass sie reibungslos funktioniert.<br />
Um hier Haltelinien einzuziehen, müssen wir, ergänzend<br />
zu den Vereinbarungen zur Zukunftssicherung<br />
in den Betrieben <strong>der</strong> Automobilindustrie unsere<br />
betriebspolitischen Themen weiter vorantreiben:<br />
– In <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> Beschäftigungspolitik müssen<br />
wir auf die Einhaltung <strong>der</strong> Produkt- <strong>und</strong> Investitionszusagen<br />
drängen.<br />
– In <strong>der</strong> Arbeitspolitik sind wir gefor<strong>der</strong>t, Antworten<br />
auf die massive Retaylorisierung zu finden<br />
<strong>und</strong> dieser Einhalt zu gebieten. Das liegt im Interesse<br />
<strong>der</strong> Beschäftigten – aber aus unserer<br />
Sicht auch <strong>der</strong> Unternehmen selber. Auch hier<br />
sind Motivation <strong>und</strong> vielfältige Kompetenzen<br />
schneller zerstört als wie<strong>der</strong> aufgebaut, wenn<br />
sie aus Gründen <strong>der</strong> Flexibilität wie<strong>der</strong> benötigt<br />
werden. Wir for<strong>der</strong>n bessere Arbeit, nicht billigere<br />
Arbeit.<br />
– Den Qualifizierungstarifvertrag <strong>und</strong> die damit<br />
verb<strong>und</strong>enen Weiterbildungen müssen wir im<br />
Sinne besser definierter Ansprüche vorantreiben.<br />
Gute Qualifikation ist die Gr<strong>und</strong>lage für eine<br />
anspruchsvolle Arbeitsgestaltung.<br />
– Schauen wir auf die Altersstruktur <strong>der</strong> Beschäftigten<br />
wird überdeutlich, dass wir uns mit <strong>der</strong><br />
Frage <strong>der</strong> alternsgerechten Arbeit auseinan<strong>der</strong>setzen<br />
müssen.<br />
– Wir kommen nicht umhin, uns offensiv mit prekären<br />
Arbeitsverhältnissen in <strong>der</strong> Automobilindustrie<br />
auseinan<strong>der</strong> zusetzen. Leiharbeit, Befristungen,<br />
Praktika, Werkverträge, Fremdvergaben<br />
<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Formen <strong>der</strong> Beschäftigung<br />
führen zu einer Zersplitterung <strong>der</strong> Belegschaften<br />
<strong>und</strong> unterlaufen unsere Regelungen aus Betriebsvereinbarungen<br />
<strong>und</strong> Tarifverträgen. Hier<br />
geht es darum, Solidarität zu organisieren <strong>und</strong><br />
dafür Vorgehensweisen zu entwickeln.<br />
– Auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> aktuellen Entwicklung muss unser<br />
beson<strong>der</strong>es Augenmerk dem Thema Leiharbeit<br />
gelten. Es kommt darauf an, sie zugleich zu<br />
begrenzen <strong>und</strong> zu regulieren.<br />
– Gerade die Automobilindustrie steht in <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />
Verantwortung, Ausbildungsplätze<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
Unsere Erfahrungen zeigen, dass dieses Thema unseren<br />
beharrlichen Nachdruck verlangt.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> hat über die Jahre eine Reihe von<br />
Strukturen aufgebaut, um sich mit den Themen <strong>der</strong><br />
Automobilindustrie zu beschäftigen. Die GBR-Vorsitzenden<br />
<strong>der</strong> Zulieferer <strong>und</strong> Endhersteller treffen<br />
sich regelmäßig; die GBR-Betreuer tauschen miteinan<strong>der</strong><br />
Erfahrungen aus. Der Automobilausschuss<br />
beschäftigt sich kontinuierlich mit den aktuellen<br />
Themen. Es gibt Gesprächsr<strong>und</strong>en <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
mit <strong>der</strong> Politik zu den Fragen Verkehr, Technologie,<br />
Energie <strong>und</strong> Emissionen. Auf europäischer Ebene<br />
wurde an dem Thema Cars21 die Zusammenarbeit<br />
<strong>der</strong> Gewerkschaften vertieft <strong>und</strong> <strong>der</strong> Dialog mit<br />
<strong>der</strong> Politik geführt. Der EMB hat im Jahr 2006 eine<br />
Automobilkonferenz in Brüssel organisiert, um den<br />
Dialog <strong>der</strong> Gewerkschaften in Europa voranzutreiben.<br />
Darüber hinaus müssen wir aber den systematischen<br />
Austausch von Betriebsräten <strong>und</strong> VKL-Mitglie<strong>der</strong>n<br />
in <strong>der</strong> Automobilindustrie vorantreiben.<br />
Dabei gilt es beson<strong>der</strong>s, die solidarische Verbindung<br />
zwischen den Zulieferern <strong>und</strong> den Endherstellern<br />
zu vertiefen. In <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> hat sich in den letzten<br />
Jahren in verschiedenen Branchen eine lebendige<br />
Branchenarbeit entwickelt. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> großen<br />
Zahl <strong>der</strong> Funktionäre in <strong>der</strong> Automobilindustrie sind<br />
nicht alle bisherigen Strukturen <strong>und</strong> Erfahrungen<br />
an<strong>der</strong>er Branchen einfach auf dieses Feld zu übertragen.<br />
Wir brauchen jedoch Arbeitsformen, die einer<br />
größeren Anzahl von Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen<br />
einen Austausch ermöglichen. Wir brauchen einen<br />
solchen Austausch insbeson<strong>der</strong>e, weil wir mit den<br />
Vereinbarungen zur Zukunftssicherung zunächst<br />
ein hohes Maß an Stabilität erzeugt haben – mit<br />
dem Auslaufen <strong>der</strong> verschiedenen Zukunftssicherungen<br />
zu Beginn des nächsten Jahrzehnts haben<br />
wir damit aber auch die nächsten großen Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />
terminiert. Noch vor dem nächsten<br />
Gewerkschaftstag wird es hier zu Konflikten kommen.<br />
Bei den kommenden Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />
zur Beschäftigungs- <strong>und</strong> Zukunftssicherung haben<br />
wir es zudem mit neuen Rahmenbedingungen zu<br />
tun. Dabei sind nicht alle Faktoren voraussehbar.<br />
Entwicklungen haben zwar eine Richtung, aber können<br />
in verschiedenen Geschwindigkeiten vonstatten<br />
gehen. Zu beachten wird sein:<br />
– Auf den Markt bezogen werden sich die Strukturen<br />
<strong>der</strong> Anbieter <strong>und</strong> die Produktsegmente<br />
verän<strong>der</strong>n, ebenso die Abnehmerlän<strong>der</strong> <strong>und</strong><br />
Käuferstrukturen.<br />
– Die aktuelle Debatte um die gesetzliche Regelung<br />
<strong>der</strong> Kohlendioxid-Emissionen in Europa<br />
macht den Einfluss <strong>der</strong> Politik auf diesen Markt<br />
deutlich. Die staatliche Regulierung <strong>der</strong> Emissionen<br />
gestaltet sich im Weltmarkt ganz unterschiedlich,<br />
ist dabei aber durchweg Technologietreiber.<br />
– Wenn sich das Weltmarktwachstum in dem Maße<br />
umsetzt wie es von Einigen prognostiziert<br />
wird, sind die Rohstoffdebatten <strong>der</strong> letzten Jahre<br />
nur <strong>der</strong> Anfang.<br />
Wir sind gefor<strong>der</strong>t, diese Entwicklungen kontinuierlich<br />
im Auge zu behalten. Aus unserer Sicht hat die<br />
deutsche Automobilindustrie im internationalen<br />
Marktnur alsTechnologietreiber eine Chance. Hybrid,<br />
Erdgas, Ethanol <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Antriebskonzepte sind<br />
dabei zunächst nicht nach ihrem Umsatzerfolg zu bewerten.<br />
Es geht um das Know-how einer möglichst<br />
breiten Palette an Technologien <strong>und</strong> um Erfahrungen<br />
mit ihrer Anwendung. Die Vermarktung lässt sich<br />
nichtvorhersehen; sie kann <strong>und</strong> muss erfolgen, wenn<br />
<strong>der</strong> Bedarf am Markt auftritt. Die Frage <strong>der</strong> Hybrid-Antriebe<br />
im amerikanischen Markt hat gezeigt, dass<br />
136
auch die deutschen Premiumhersteller nicht vor Fehleinschätzungen<br />
gefeit sind. Da im Falle <strong>der</strong> Brennstoffzelle<br />
die Umwälzungen des bisherigen technischen<br />
Konzepts „Automobil“ gr<strong>und</strong>legend wären, gilt<br />
es, auch diese Technologie, selbst wenn sie mittelfristig<br />
nicht marktfähig scheint, intensiv zu verfolgen.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist deshalb aufgefor<strong>der</strong>t, alle genannten<br />
Entwicklungen im Auge zu behalten <strong>und</strong> eine f<strong>und</strong>ierte<br />
Diskussion <strong>der</strong> betroffenen Funktionärinnen <strong>und</strong><br />
Funktionäre zu unterstützen. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss zum<br />
Thema Automobilindustrie als zukunftsfähig, innovativ<br />
<strong>und</strong> handlungsfähig sichtbar werden.<br />
1. Zu diesem Zweck soll <strong>der</strong> Vorstand in den nächsten<br />
Jahren kontinuierlich Branchenkonferenzen<br />
zur Automobilindustrie durchführen. Jeweilige<br />
Schwerpunkthemen könnten – ohne Anspruch<br />
auf Vollständigkeit – sein:<br />
– Produktionskonzepte, Produktivität <strong>und</strong><br />
Beschäftigung<br />
– Zukunftssicherungsvereinbarungen, Erfahrungen,<br />
Internationale Zusammenarbeit<br />
– Gewerkschaften <strong>und</strong> die Europäische Initiative<br />
Cars21<br />
– Antriebssysteme <strong>und</strong> Produktionstechnologien<br />
2. Darüber hinaus soll die zentrale Bildungsarbeit<br />
im „Forum politische Bildung“ einen Raum für<br />
Betriebsräte <strong>und</strong> VKL-Mitglie<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Automobilindustrie<br />
bieten. Wir brauchen dringend<br />
den Austausch von Erfahrungen, das Verständnis<br />
für die unterschiedlichen Handlungsbedingungen<br />
<strong>und</strong> eine breite Debatte unserer Perspektiven<br />
für die Automobilindustrie.<br />
3. In den Verwaltungsstellen brauchen wir den<br />
Dialog mit den gesellschaftlichen Gruppen, um<br />
die anstehenden Strukturumbrüche zu gestalten.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss sich auch vor Ort als eine<br />
gesellschaftliche Kraft darstellen, die den<br />
politischen Anspruch hat, mo<strong>der</strong>ne, umweltverträgliche<br />
Verkehrskonzepte mit Standort<strong>und</strong><br />
Beschäftigungssicherung zu verbinden.<br />
Die entsprechenden Kontakte müssen über<br />
Jahre aufgebaut werden.<br />
Strukturen im Bereich <strong>der</strong> erneuerbaren Energien<br />
abbilden<br />
5.012 Antragsteller/in: Ostbrandenburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, den Bereich<br />
<strong>der</strong> erneuerbaren Energien (Solar, Windkraft,<br />
Biogas) verstärkt in den For<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> zu rücken <strong>und</strong><br />
die Erschließung dieser Industriezweige zu einem<br />
politischen Arbeitsschwerpunkt zu erklären. Hierzu<br />
sind die nötigen Ressourcen in Bezug auf Finanzen<br />
<strong>und</strong> Personal sicher zu stellen.<br />
Durch den sprunghaften Anstieg des industriellen<br />
Aufbaus, insbeson<strong>der</strong>e im Bereich <strong>der</strong> Solarenergie,<br />
<strong>der</strong> Windenergie <strong>und</strong> Fertigung von Biogasanlagen<br />
entstehen große Chancen für Beschäftigung<br />
in diesen Bereichen. Zunehmend werden sich auch<br />
Handwerksbetriebe auf den entstehenden Markt<br />
konzentrieren.<br />
Wir müssen feststellen, dass wir mit unseren heutigen<br />
Organisationsstrukturen nur schwer in <strong>der</strong> Lage<br />
sind, in den entstehenden Industrien Zugang zu<br />
erhalten <strong>und</strong> auf die Gestaltung <strong>der</strong> dort entstehenden<br />
Arbeitsbeziehungen Einfluss zu nehmen.<br />
Dialogorientierte Prozesse im Interesse <strong>der</strong> Beschäftigten<br />
müssen von <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> begleitet werden.<br />
Bei den branchenspezifischen Entwicklungen<br />
muss <strong>der</strong> direkte Kontakt mit den Verbänden von<br />
Seiten <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> konsequenter geführt werden.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e die bisherigen Erfahrungen hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> restriktiven Haltung zu Interessenvertretungen<br />
in den Unternehmen dieser innovativen<br />
Branchen stellt sich eine vollkommen neue Kultur<br />
von industriellen Beziehungen dar.<br />
Automobil- <strong>und</strong> Zuliefererindustrie: Standorte,<br />
Beschäftigung <strong>und</strong> Regionen schützen!<br />
5.013 Antragsteller/in: Osnabrück<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Zeichen <strong>der</strong> gesamtwirtschaftlichen Entwicklung<br />
stehen auf Wachstum. Die Unternehmensgewinne<br />
<strong>der</strong> Großkonzerne erreichen immer neue Rekordmarken.<br />
Trotz dieser positiven Lage erleben<br />
die abhängig Beschäftigten Tag für Tag, wie Arbeitsplätze<br />
abgebaut werden. Soziale Standards werden<br />
mit dem Verweis auf die so genannte Globalisierung<br />
auf dem Altar <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit geopfert,<br />
soziale Auffangnetze, wie die Arbeitslosenversicherung<br />
werden durchlöchert. Existenzängste<br />
<strong>der</strong> Belegschaften werden genutzt, um tarifliche<br />
Normen auszuhebeln. Insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Automobil-<br />
<strong>und</strong> Zulieferindustrie stehen die Beschäftigten<br />
unter einem erheblichen Druck.<br />
Ob bei Konzernen o<strong>der</strong> mittelständischen Zulieferern:<br />
Arbeitsplätze, Abteilungen <strong>und</strong> ganze Standorte<br />
sind von Abbau, Verlagerung o<strong>der</strong> Schließung<br />
bedroht. Über die unmittelbar bedrohten Beschäftigten<br />
<strong>und</strong> ihre Familien hinaus betrifft dieses Tausende<br />
von Arbeitsplätzen bei Zulieferern, im<br />
Handwerk <strong>und</strong> im Handel. Ganze Automobilregionen<br />
sind in ihrer wirtschaftlichen Substanz bedroht.<br />
Die Schaffung riesiger Überkapazitäten, insbeson<strong>der</strong>e<br />
in Osteuropa, Produktivitätssprünge <strong>und</strong> die<br />
stagnierende Nachfrage sind die Hauptursachen<br />
für diese Situation. Die Vorstände <strong>der</strong> Automobilkonzerne<br />
wälzen diese Probleme auf die Belegschaften<br />
<strong>und</strong> die Regionen ab. Standorte <strong>und</strong> Belegschaften<br />
werden gegeneinan<strong>der</strong> ausgespielt.<br />
Wir erleben immer wie<strong>der</strong>, dass es bei <strong>der</strong> Vergabe<br />
von Aufträgen nicht auf den fairen Wettbewerb ankommt.<br />
Die Menschen in den Billiglohnlän<strong>der</strong>n<br />
Osteuropas sind aufgr<strong>und</strong> ihres geringeren Lebensstandards<br />
erpressbarer <strong>und</strong> die großen Automobilkonzerne<br />
nutzen diesen Sachstand gnadenlos<br />
aus.<br />
Hier ist insbeson<strong>der</strong>e die europäische Politik gefor<strong>der</strong>t:<br />
Wir for<strong>der</strong>n den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, ein „Automobilpolitisches<br />
Programm“ zu entwickeln. Hierzu<br />
gehören:<br />
137
– Sicherung aller Standorte <strong>der</strong> Automobil- <strong>und</strong><br />
Zulieferindustrie bei einer Ausweitung <strong>der</strong> Mitbestimmung<br />
in wirtschaftlichen Fragen<br />
– Schaffung fairer Wettbewerbsbedingungen<br />
– Soziale Mindeststandards, insbeson<strong>der</strong>e in<br />
den Billiglohnlän<strong>der</strong>n.<br />
– Gerechtigkeit bei Steuern <strong>und</strong> Abgaben.<br />
– Keine Subventionen zum Aufbau neuer Produktionskapazitäten.<br />
– Politische Einflussnahme durch den europäischen<br />
Ministerrat <strong>und</strong> das europäische Parlament<br />
auf das Produktionsvolumen, z.B. analog<br />
<strong>der</strong> Stahlquotenregelungen in den achtziger<br />
Jahren zur Bereinigung <strong>der</strong> Stahlkrise.<br />
– Verteidigung <strong>der</strong> 35-St<strong>und</strong>en-Woche in <strong>der</strong> Fläche,<br />
weitere Arbeitszeitverkürzungen statt<br />
Stellenabbau<br />
– Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen<br />
Solche Ziele sind we<strong>der</strong> kurzfristig, noch in einzelnen<br />
Betrieben o<strong>der</strong> Standorten zu erreichen. Ihre<br />
Durchsetzung erfor<strong>der</strong>t koordinierte konzern- <strong>und</strong><br />
branchenweite Aktionen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Wir for<strong>der</strong>n<br />
den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, einen Branchenaktionssausschuss<br />
zu gründen, in dem Vertrauensleute<br />
<strong>und</strong> Betriebsräte aus <strong>der</strong> Automobil- <strong>und</strong> Zulieferindustrie<br />
entsprechende Konzepte, Strategien<br />
<strong>und</strong> Aktionen beraten <strong>und</strong> initiieren.<br />
Europäische Zusammenarbeit von Betriebsräten<br />
<strong>und</strong> Gewerkschaften<br />
5.014 Antragsteller/in: Bremen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> braucht ein Konzept, eine Strategie<br />
<strong>und</strong> einen organisatorischen Unterbau für internationale<br />
Gewerkschaftsarbeit <strong>und</strong> die Arbeit von Betriebsräten<br />
in internationalen Konzernen, die ihren<br />
Hauptsitz nicht in Deutschland haben.<br />
Gerade für Betriebsräte in diesen Firmen müssen<br />
über die internationale, gewerkschaftliche Zusammenarbeit<br />
europäische Standards geschaffen werden.<br />
Europäische Betriebsräte<br />
5.015 Antragsteller/in: Darmstadt<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Es ist dringend erfor<strong>der</strong>lich, dass bei den zunehmenden<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzungen mit <strong>der</strong> Politik des<br />
Ausspielens von internationalen Konzernen die europäischen<br />
Betriebsräte wirksam unterstützt werden.<br />
Deshalb wird <strong>der</strong> Vorstand beauftragt, entsprechende<br />
personelle <strong>und</strong> finanzielle Ressourcen<br />
zur Verfügung zu stellen. Ferner wird <strong>der</strong> Vorstand<br />
beauftragt im EMB darauf hinzuwirken, dass gleiches<br />
bei den Gewerkschaften in Europa geschieht.<br />
Kriterien zur Unterstützung werden gemeinsam mit<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> ihren Mandatsträgern <strong>und</strong> Mandatsträgerinnen<br />
in europäischen Betriebsräten<br />
entwickelt.<br />
Unterstützung Europäischer Betriebsräte weiter<br />
entwickeln<br />
5.016 Antragsteller/in: Schweinfurt<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, für die Neugründung<br />
<strong>und</strong> die Beratung von bestehenden Europäischen<br />
Betriebsräten auf zentraler <strong>und</strong> bezirklicher<br />
Ebene Unterstützungs- <strong>und</strong> Qualifizierungsmaßnahmen<br />
weiterzuentwickeln <strong>und</strong> anzubieten.<br />
Für den Erfahrungsaustausch sollten auf bezirklicher<br />
Ebene geeignete Arbeitsformen <strong>und</strong> Netzwerke<br />
entwickelt werden.<br />
Europäische Betriebsräte stärken<br />
5.017 Antragsteller/in: Trier<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, Maßnahmen einzuleiten,<br />
die dazu führen, dass die Handlungsfähigkeit<br />
Europäischer Betriebsräte gestärkt wird. Entsprechend<br />
sind für ehrenamtliche <strong>und</strong> hauptamtliche<br />
Akteure Möglichkeiten <strong>der</strong> Qualifizierung <strong>und</strong><br />
des Erfahrungsaustausches zu schaffen.<br />
Betriebs- <strong>und</strong> Strukturpolitik unter <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en<br />
Berücksichtigung von Ostdeutschland<br />
5.018 Antragsteller/in: Bautzen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Betriebsstruktur in Ostdeutschland ist problematisch.<br />
R<strong>und</strong> 80 Prozent <strong>der</strong> BR-Gremien sind in<br />
KMU`s (Klein- <strong>und</strong> Mittelbetriebe). Im Branchenvergleich<br />
zu Westdeutschland sind die Betriebe im<br />
Durchschnitt halb so groß. Der Organisationsgrad<br />
liegt in KMU durchschnittlich unter 50 Prozent; in<br />
Betrieben mit Vertrauenskörperstrukturen liegt er<br />
im Schnitt um 15 Prozent höher.<br />
Großbetriebe in Konzernstrukturen mit westdeutscher<br />
o<strong>der</strong> ausländischer Herkunft wirken wenig<br />
stilbildend auf die KMU-Strukturen.<br />
Die strategischen Branchen sind: Automobilindustrie<br />
<strong>und</strong> KfZ-Zulieferindustrie, Maschinenbau,<br />
Elektroindustrie, Schienenfahrzeugindustrie,<br />
Werften, Stahl <strong>und</strong> Gießereien.<br />
Die zunehmende Prekarisierung von Arbeitsverhältnissen,<br />
ansteigende Zeitarbeit, hohe Arbeitslosigkeit<br />
<strong>und</strong> das makroökonomische Umfeld erschweren<br />
die gewerkschaftliche Arbeit <strong>und</strong> Durchsetzungsfähigkeit.<br />
Mitbestimmungskompetenz ist in den Betrieben<br />
verloren gegangen. Dies beruht auch auf verschiedenem<br />
Bewusstsein o<strong>der</strong> verschiedener Werthaltung<br />
zur Mitbestimmung, zum Betriebsverfassungsgesetz,<br />
zu Tarifverträgen. Die Erfahrung von<br />
16 Jahren mit Massenentlassungen, Arbeitslosigkeit<br />
<strong>und</strong> sozialer Unsicherheit tragen dazu bei.<br />
Die Mitglie<strong>der</strong>, Betriebräte <strong>und</strong> ehrenamtlichen<br />
Funktionäre denken <strong>und</strong> verhalten sich oft be-<br />
138
triebszentriert. Sie haben ein zunehmend distanzierteres<br />
Verhältnis zur <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> handeln häufig<br />
weniger offensiv: Hier müssen wir Handlungsalternativen<br />
aufzeigen <strong>und</strong> för<strong>der</strong>n.<br />
Überalterung <strong>und</strong> zu wenig Ausbildung kennzeichnen<br />
die Situation in den Betrieben. Zukünftig werden<br />
qualifizierte Fachkräfte fehlen.<br />
Wir wollen einen Beitrag leisten die Zukunft mit zugestalten,<br />
auf den Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> im BetrVG verbrieften<br />
Rechte <strong>und</strong> darüber hinausgehen<strong>der</strong> zusätzlicher<br />
vertraglicher Regelungen.<br />
Wir brauchen eine demografiefeste Personalpolitik,<br />
denn ohne ausreichende Facharbeiter <strong>und</strong><br />
Facharbeiterinnen, Ingenieure <strong>und</strong> Ingenieurinnen<br />
gerät die Wettbewerbsfähigkeit großer Teile des Industriebestandes<br />
in Gefahr <strong>und</strong> damit die regionale<br />
Wertschöpfungsbasis. Dieser Wi<strong>der</strong>spruch muss<br />
betriebs-, tarif- <strong>und</strong> strukturpolitisch in den Focus<br />
genommen werden, um daraus For<strong>der</strong>ungen zur<br />
Verbesserung <strong>der</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Lebensbedingungen<br />
abzuleiten <strong>und</strong> realisieren zu können.<br />
Der absehbare <strong>und</strong> wachsende Personalmangel<br />
kann nur geschlossen werden, wenn mehr ausgebildet<br />
wird, mehr Ältere <strong>und</strong> mehr Frauen eingestellt<br />
<strong>und</strong> qualifiziert werden. Für uns heißt das, die Erstausbildung<br />
verstärken, Maßnahmen für die Qualifizierung<br />
<strong>und</strong> Weiterbildung auch für Ältere, Angebote<br />
für altersgerechtes Arbeiten, Maßnahmen zur<br />
Vereinbarkeit von Beruf <strong>und</strong> Familie, Soziale Sicherheit<br />
für die Beschäftigten durch mitbestimmte Flexibilität<br />
statt Beliebigkeit in den Unternehmen.<br />
Arbeit muss sozial gestalten werden, denn statt in<br />
feste Arbeitsverhältnisse stellen die Unternehmen<br />
Personal zunehmend befristet o<strong>der</strong> in Zeitarbeit<br />
ein. Hier müssen Alternativen entwickelt werden,<br />
damit Belegschaften nicht zunehmend gespalten<br />
werden. Sicherheit für die Beschäftigten <strong>und</strong> Flexibilität<br />
für die Unternehmen sind sozial zu gestalten.<br />
Handlungsfel<strong>der</strong> sind zum Beispiel flexible Arbeitszeit<br />
(Arbeitszeitkonten, Langzeitkonten) <strong>und</strong> die<br />
Gestaltung von befristeter Beschäftigung <strong>und</strong> Zeitarbeit.<br />
Unsere For<strong>der</strong>ungen sind: mehr Mitbestimmung für<br />
Betriebsräte in den Entleihfirmen, gesetzliche Regelung<br />
für Equal pay nach 6 Monaten für Beschäftigung<br />
in Zeitarbeit, Aufnahme von Tarifverhandlungen<br />
über Zeitarbeitszuschläge in <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong><br />
Elektroindustrie.<br />
Wir wollen Arbeitsprozesse intelligent gestalten,<br />
denn überkommene Arbeitsstrukturen gefährden<br />
Arbeitsplätze <strong>und</strong> führen zu schlechten wirtschaftlichen<br />
Ergebnissen. Für uns heißt das: keine Gestaltung<br />
<strong>der</strong> Arbeitsprozesse über die Köpfe <strong>der</strong> Beschäftigten<br />
hinweg. Wissen <strong>und</strong> Können <strong>der</strong> Beschäftigten<br />
sind Potential für die Zukunft. Arbeitsbeziehungen<br />
<strong>und</strong> Arbeitsorganisation müssen besser<br />
gestaltet werden, die Rahmenbedingungen für<br />
die Beteiligung <strong>der</strong> Beschäftigten bei <strong>der</strong> Gestaltung<br />
von Arbeits- <strong>und</strong> Geschäftsprozesse müssen<br />
definiert werden, die Praxisumsetzung muss begleitet<br />
<strong>und</strong> unterstützt werden.<br />
Wir müssen Kompetenzen für die Praxis entwickeln<br />
Dazu brauchen wir eine verstärkte Beteiligung <strong>der</strong><br />
Beschäftigten an <strong>der</strong> Entwicklung von Strategien<br />
<strong>und</strong> Handlungsansätzen für eine nachhaltige Unternehmensentwicklung<br />
<strong>und</strong> für den Erhalt von Arbeitsplätzen,<br />
um Alternativen zu Entgeltkürzungen,<br />
Ausstieg aus dem Tarifvertrag <strong>und</strong> Verlagerung von<br />
Produktion o<strong>der</strong> Dienstleistungen zu entwickeln<br />
<strong>und</strong> umzusetzen.<br />
Wir brauchen ein praxis- <strong>und</strong> handlungsorientiertes<br />
Lernforum für Betriebsräte, Vertrauensleute<br />
<strong>und</strong> aktive Mitglie<strong>der</strong>.<br />
Wir bauen eine Innovationswerkstatt auf, die die<br />
Nachwuchskräfteentwicklung für junge Betriebsräte,<br />
Vertrauensleute o<strong>der</strong> aktive <strong>Metall</strong>er zur Aufgabe<br />
hat <strong>und</strong> als Multiplikatorenfunktion dient. Beteiligt<br />
werden sollen insbeson<strong>der</strong>e Personen aus ausgewählten<br />
Unternehmen mit beson<strong>der</strong>er Bedeutung<br />
für die Region bzw. Branche.<br />
In <strong>der</strong> Innovationswerkstatt werden soziale, fachliche<br />
<strong>und</strong> methodische Kompetenzen vermittelt, um<br />
Innovationsprojekte mit gewerkschaftspolitischem<br />
Interesse im Unternehmen zu initiieren, gestalten<br />
<strong>und</strong> umsetzen zu können.<br />
Wir setzen auf Kooperation statt auf Konkurrenz.<br />
Deshalb werden die betriebsbezogenen Initiativen<br />
mit regionalen strukturpolitischen Maßnahmen<br />
verb<strong>und</strong>en.<br />
Der Branchenansatz soll mit einem betrieblichen<br />
Problembezug verb<strong>und</strong>en werden. Dazu ist ein Angebot<br />
einer nachfrageorientierten politischen Bildungsarbeit<br />
erfor<strong>der</strong>lich <strong>und</strong> die Professionalisierung<br />
<strong>der</strong> Betreuungs- <strong>und</strong> Beratungsarbeit.<br />
Deshalb ist die Bereitstellung von Kapazitäten in<br />
den Bereichen Bildung <strong>und</strong> Beratung unabdingbar.<br />
Allein die Bereitstellung von angebotsorientierten<br />
Seminaren ist unzureichend.<br />
Kräfte müssen gebündelt werden <strong>und</strong> eine Konzentration<br />
auf die Betreuung von Branchen <strong>und</strong> Betrieben<br />
mit Mitglie<strong>der</strong>potential erfolgen.<br />
Schwerpunkte <strong>und</strong> Themen müssen auf die jeweiligen<br />
Bedingungen <strong>und</strong> Ziele in den Verwaltungsstellen<br />
abgestimmt sein.<br />
Durch die Zusammenarbeit mit arbeitsorientierten<br />
Beratungsorganisationen konnten Ressourcen flexibel<br />
genutzt <strong>und</strong> verstärkt werden. Die Schwerpunkte<br />
strukturpolitischer Projekte sind im Hinblick<br />
auf Ziele <strong>und</strong> Nutzen für die tarif- <strong>und</strong> betriebspolitischen<br />
Ziele zu setzen. Ziele <strong>und</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an eine arbeitsorientierte Beratung müssen definiert<br />
werden. Diese findet immer mit Begleitung<br />
<strong>der</strong> Verwaltungsstelle statt, nicht als Ersatz <strong>der</strong> Betreuung<br />
durch die Verwaltungsstelle.<br />
Frauenquote in Aufsichtsräten<br />
5.019 Antragsteller/in:<br />
Frauenausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
1. Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>n den Vorstand<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, sich für eine gesetzliche<br />
Regelung zur Quotierung <strong>der</strong> Aufsichtsratsmandate<br />
einzusetzen. Der Frauenanteil in jedem<br />
Aufsichtsrat muss mindestens 40 Prozent<br />
betragen, bei Nichterreichung sind wirksame<br />
Sanktionen festzulegen.<br />
139
Die B<strong>und</strong>esregierung wird aufgefor<strong>der</strong>t, Schritte<br />
für entsprechende gesetzliche Regelungen<br />
einzuleiten.<br />
2. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird bis zu einer gesetzlichen Regelung<br />
weiterhin <strong>und</strong> verstärkt Frauen mindestens<br />
entsprechend ihres Beschäftigtenanteils<br />
für die Wahl <strong>der</strong> Aufsichtsratsmandate <strong>der</strong> Arbeitnehmervertretungen<br />
vorschlagen <strong>und</strong> unterstützen.<br />
Mitbestimmung bei Verkauf<br />
5.020 Antragsteller/in: Kaiserslautern<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Mit fortschreiten<strong>der</strong> Globalisierung werden immer<br />
mehr Betriebe, Betriebsteile <strong>und</strong> sogar ganze<br />
Standorte von Unternehmern aus unternehmensstrategischen<br />
o<strong>der</strong> finanzpolitischen Gründen geschlossen<br />
o<strong>der</strong> aber zum Verkauf an an<strong>der</strong>e Unternehmen<br />
– zum Teil auch an sogenannte „Heuschrecken“<br />
– angeboten <strong>und</strong> verkauft.<br />
Die heute geltenden Mitbestimmungsrechte für Betriebsräte<br />
auf nationaler <strong>und</strong> internationaler Ebene<br />
sind bei weitem nicht mehr ausreichend, um Arbeitnehmerinnen<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmer häufig sogar ganze<br />
Belegschaften vor ungerechtfertigten sozialen<br />
Beeinträchtigungen <strong>und</strong> vor gravierenden Benachteiligungen<br />
o<strong>der</strong> Arbeitsplatzverlusten zu schützen.<br />
Ziel <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss es sein, den Betriebsräten<br />
<strong>und</strong> Vertrauensleuten mehr <strong>und</strong> wirksamere „Instrumente“<br />
<strong>und</strong> Handlungsmöglichkeiten zur Sicherung<br />
„sozialer Standards“ bei wirtschaftlichen<br />
Konzentrationsprozessen, insbeson<strong>der</strong>e auch im<br />
Hinblick auf die Auswirkungen <strong>der</strong> fortschreitenden<br />
Globalisierung <strong>der</strong> Arbeitswelt zu schaffen.<br />
Wir for<strong>der</strong>n deshalb den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf,<br />
wirksamere <strong>und</strong> effektivere eigene Arbeitsformen<br />
<strong>und</strong> Arbeitsmöglichkeiten sowie mitbestimmungsrelevante<br />
„Instrumente“ zu entwickeln, um Arbeitnehmerinteressen<br />
besser wahren <strong>und</strong> schützen zu<br />
können.<br />
Zudem wird <strong>der</strong> Vorstand aufgefor<strong>der</strong>t, auf den Gesetzgeber<br />
– auf Landes-, B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> auf europäischer<br />
Ebene – einzuwirken, die Mitbestimmungsrechte<br />
für die betriebliche Ebene den verän<strong>der</strong>ten<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen gemäß weiter zu entwickeln <strong>und</strong> zu<br />
verbessern.<br />
Beratung Betriebsräte Einsatz neue Technologien/EDV/Innovation/Technikgestaltung/<br />
Arbeitsbedingungen<br />
5.021 Antragsteller/in: Bamberg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t die Beratung <strong>der</strong> Betriebsräte<br />
beim Einsatz neue Technologien/ EDV/<br />
Innovation/Technikgestaltung/ Arbeitsbedingungen<br />
wie<strong>der</strong> verstärkt aufzunehmen.<br />
Dazu ist es sinnvoll, diese Aufgabe in einer Abteilung<br />
beim Vorstand zusammenzufassen <strong>und</strong> zuständige<br />
Ansprechpartner <strong>und</strong> Ansprechpartnerinnen<br />
für Betriebsräte bei Technologieeinsatz zur Verfügung<br />
zu stellen.<br />
Die Koordination von Betriebsvereinbarungen, Herstellen<br />
<strong>und</strong> Verbreiten guter Praxis, <strong>und</strong> somit den<br />
Versuch Regelungen im Sinne <strong>der</strong> Beschäftigten<br />
voranzubringen, soll Inhalt sein.<br />
Das Feld darf nicht nur unabhängigen o<strong>der</strong> uns nahestehenden<br />
Beratern <strong>und</strong> Beraterinnen überlassen<br />
werden. Mit <strong>der</strong> Beratungskompetenz <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> Vorstandsverwaltung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Abteilung Humanisierung<br />
<strong>der</strong> Arbeit wurden in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
gute Erfahrungen bei <strong>der</strong> Beratung <strong>der</strong> Betriebsräte<br />
gemacht. Die Ergebnisse in Betriebsvereinbarungen<br />
zu den Themen hatten nachhaltige<br />
Wirkung als positive Beispiele. Heute sind die Ansprechpartner<br />
<strong>und</strong> Ansprechpartnerinnen in <strong>der</strong><br />
Vorstandsverwaltung bei den Umorganisationen<br />
<strong>und</strong> Zusammenführungen von Vorstandsbereichen<br />
größtenteils auf <strong>der</strong> Strecke geblieben. Die Beratung<br />
<strong>der</strong> Betriebsräte ist eine Kernkompetenz <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong>, die es gilt auszubauen.<br />
Arbeitsbedingungen schaffen, die es erlauben, ges<strong>und</strong><br />
<strong>und</strong> in Würde in die Rente gehen zu können<br />
5.022 Antragsteller/in:<br />
Reutlingen-Tübingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand wird beauftragt, eine große Kampagne<br />
zu starten mit dem Ziel, Arbeitsbedingungen zu<br />
schaffen, die es erlauben, ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> in Würde in<br />
die Rente gehen zu können.<br />
Unser Leitbild bleibt: humane <strong>und</strong> gute Arbeit.<br />
Dies bedeutet auf politischer Ebene:<br />
– ein Mitbestimmungsrecht für Betriebsräte über<br />
Arbeitsorganisation <strong>und</strong> Arbeitsplatzgestaltung;<br />
– eine bessere Verzahnung in <strong>der</strong> Prävention zwischen<br />
Betrieben, Krankenkassen, Rententräger<br />
<strong>und</strong> Berufsgenossenschaften;<br />
– menschenwürdige <strong>und</strong> unterhaltssichernde<br />
Ein- <strong>und</strong> Ausstiege in die Rente, beson<strong>der</strong>s für<br />
belastete Berufsgruppen<br />
– eine Arbeitszeitverkürzung im Arbeitszeitgesetz<br />
– Einführung eines Ges<strong>und</strong>heitspasses, damit<br />
berufsbedingte Erkrankungen nachgewiesen<br />
werden können.<br />
Auf tarifpolitischer Ebene:<br />
ein Tarifvertrag über die menschengerechte Gestaltung<br />
<strong>der</strong> Arbeitsplätze <strong>und</strong> Arbeitsbedingungen, in<br />
dem z. B.<br />
– Leistungsabfor<strong>der</strong>ungen ges<strong>und</strong>heitsverträglich<br />
reguliert werden,<br />
– die Verweildauer an belastenden Arbeitsplätzen<br />
durch Tätigkeitswechsel (Rotation) begrenzt<br />
wird,<br />
– eine Weiterbeschäftigung <strong>und</strong> Lernför<strong>der</strong>ung in<br />
<strong>der</strong> Arbeit durch Tätigkeitswechsel <strong>und</strong> Mischarbeit<br />
ermöglicht wird.<br />
– psychische Belastungen abgebaut bzw. ausgeglichen<br />
werden,<br />
140
– eine generationenübergreifende Qualifizierung<br />
<strong>und</strong> Weiterbildung erheblich ausgebaut<br />
wird.<br />
– während <strong>der</strong> Arbeitszeit bezahlte Erholpausen<br />
erhalten bzw. eingeführt werden.<br />
auf betrieblicher <strong>und</strong> gewerkschaftspolitischer<br />
Ebene:<br />
– die Durchsetzung <strong>der</strong> Standards, wie sie in den<br />
Gesetzen (BetrVG, SGB V, SGB VII, SGB IX<br />
(BEM)), Verordnungen, Tarifverträgen <strong>und</strong> Unfallverhütungsvorschriften<br />
nie<strong>der</strong>gelegt sind;<br />
– Unterstützung <strong>und</strong> Beratung <strong>der</strong> Vertrauensleute,<br />
Betriebsräte, Jugend- <strong>und</strong> Auszubildenden-Vertreter<br />
<strong>und</strong> Vertreterinnen sowie <strong>der</strong><br />
Schwerbehin<strong>der</strong>ten-Vertretungen zur Umsetzung<br />
unserer Aktivitäten für eine humane <strong>und</strong><br />
gute Arbeit (Tatort Betrieb);<br />
– Fortführung des Projekts „Gute Arbeit“<br />
Leistungs- <strong>und</strong> Entgeltpolitik<br />
5.023 Antragsteller/in: Neuwied<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
In den Betrieben stellt sich das Problem <strong>der</strong> Arbeits<strong>und</strong><br />
Leistungsbedingungen mit zunehmen<strong>der</strong><br />
Schärfe:<br />
Vor dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> verschärften Konkurrenz<br />
wird <strong>der</strong> Marktdruck durch Prinzipien <strong>der</strong> Arbeitsorganisation<br />
an jedem Arbeitsplatz spürbar.<br />
Methoden <strong>der</strong> Selbststeuerung führen vor diesem<br />
Hintergr<strong>und</strong> nicht o<strong>der</strong> nicht nur zu einer Erweiterung<br />
von Arbeitsinhalten, son<strong>der</strong>n auch zu einer<br />
Verschärfung <strong>der</strong> Leistungsbedingungen.<br />
Vereinbarungen zur Verbesserung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />
verlängern häufig die Arbeitszeit<br />
<strong>und</strong> tragen so zu einer Verschlechterung <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen<br />
bei.<br />
Alternde Belegschaften können zunehmend angespannten<br />
Arbeitsbedingungen nicht gerecht werden.<br />
Vorzeitiger Verschleiß <strong>und</strong> ein Absinken <strong>der</strong><br />
Produktivität kann die Folge sein.<br />
Durch älter werdende Belegschaften <strong>und</strong> <strong>der</strong> Heraufsetzung<br />
des Rentenzugangsalters nimmt <strong>der</strong><br />
Problemdruck in den Betrieben weiter zu.<br />
Für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ergibt sich die Aufgabe, Konzepte<br />
zur Gestaltung von Arbeits- <strong>und</strong> Leistungsbedingungen<br />
zu entwickeln, die einem verän<strong>der</strong>ten Altersaufbau<br />
<strong>der</strong> Beschäftigten in den Betrieben <strong>der</strong><br />
<strong>Metall</strong>wirtschaft gerecht werden.<br />
Die Entgeltrahmentarifverträge bieten mit ihren gemeinsamen<br />
Entgeltgr<strong>und</strong>sätzen für Arbeiter <strong>und</strong><br />
Angestellte hierfür eine gute Gr<strong>und</strong>lage.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, zusammen<br />
mit den Bezirksleitungen, zeitnah ein betriebspolitisches<br />
Konzept zur Gestaltung <strong>der</strong> Arbeits-<br />
<strong>und</strong> Leistungsdingungen zu entwickeln <strong>und</strong><br />
vorzulegen, dass<br />
– an den tariflichen Regelungen <strong>der</strong> Entgeltrahmentarifverträge<br />
anknüpft<br />
– die demografischen Verän<strong>der</strong>ungen in den Betrieben<br />
berücksichtigt<br />
– verän<strong>der</strong>te Leistungserwartungen <strong>und</strong> Leistungsbedingungen<br />
gerecht wird <strong>und</strong><br />
– die vorhandenen Beispiele aus dem Projekt<br />
„Gute Arbeit“ berücksichtigt.<br />
„Gute Arbeit“<br />
5.024 Antragsteller/in: Jena-Saalfeld<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Dass das Konzept von „Guter Arbeit“ in allen Bereichen<br />
<strong>der</strong> Arbeitswelt umgesetzt, ausgebaut <strong>und</strong><br />
weiterentwickelt werden muss.<br />
1. Die Umsetzung demokratischer Strukturen <strong>und</strong><br />
konsequenter Mitbestimmungspolitik in den<br />
Branchen in Industrie <strong>und</strong> Handwerkim Zuständigkeitsbereich<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss maßgebliche<br />
gewerkschaftliche Politik zur Erhaltung von<br />
betrieblichen Handlungsfel<strong>der</strong>n sein.<br />
Es gilt zu verhin<strong>der</strong>n, dass in den betrieblichen<br />
Handlungsfel<strong>der</strong>n ausschließlich nach kapital<strong>und</strong><br />
renditeorientierter Logik aus Sicht <strong>der</strong> Arbeitgeber<br />
entschieden wird.<br />
Ziel muss es sein, betriebsverfassungsrechtliche<br />
Strukturen in allen Bereichen <strong>der</strong> Industrie<br />
<strong>und</strong> des Handwerks mit Hilfe <strong>der</strong> gewerkschaftlichen<br />
Strukturen einzurichten <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Arbeit<br />
als Anwalt für die Arbeitnehmer beratend<br />
zu begleiten.<br />
2. Gute Arbeit <strong>und</strong> gutes Leben muss im unmittelbaren<br />
Zusammenhang gewerkschaftlicher Betriebspolitik<br />
stehen. Ein wichtiger Meilenstein<br />
dieser Konzeption ist die qualitative Umsetzung<br />
einer menschenwürdigen <strong>und</strong> zur Gesun<strong>der</strong>haltung<br />
dienenden betrieblichen Leistungspolitik.<br />
Dazu gehören wichtige Kriterien<br />
zur För<strong>der</strong>ung einer familienfre<strong>und</strong>lichen Arbeitswelt,<br />
eine ausgewogene Betriebspolitik<br />
zur Balance zwischen Arbeit <strong>und</strong> Privatleben,<br />
die Verhin<strong>der</strong>ung von Stress <strong>und</strong> Mobbing sowie<br />
<strong>der</strong> konsequente Abbau von Belastungsfaktoren<br />
<strong>und</strong> die Verhin<strong>der</strong>ung einer, die Arbeitnehmer<br />
belastenden, Flexibilisierung. Ziel<br />
muss in diesem Bereich sein, die Arbeitnehmer<br />
vor Willkür <strong>der</strong> Arbeitgeber zu schützen, den<br />
Niedriglohnbereich zu bekämpfen <strong>und</strong> für gute<br />
Arbeit auch gutes Geld durchzusetzen.<br />
Die Beteiligung <strong>der</strong> Arbeitnehmer an betrieblichen<br />
Kosten für Investition, für betriebliche<br />
Aufwendungen <strong>und</strong> Entwicklungen muss verhin<strong>der</strong>t<br />
werden.<br />
3. Konzepte <strong>der</strong> Arbeitgeber zu längeren Arbeitszeiten,<br />
sowie die Ausweitung von Wochenend-,<br />
Sonn – <strong>und</strong> Feiertagsarbeit muss aus ges<strong>und</strong>heits-<br />
<strong>und</strong> familienpolitischen Gründen verhin<strong>der</strong>t<br />
werden. Unbezahlte erwerbstätige Arbeit<br />
lehnen wir ab. Jede Arbeit ist entsprechend <strong>der</strong><br />
betriebspolitischen Entgeltfindung zu entlohnen<br />
<strong>und</strong> somit Dumpingentgelte zu verhin<strong>der</strong>n.<br />
Für Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen ab<br />
dem 50. Lebensjahr müssen Mechanismen auf<br />
betrieblicher, tariflicher <strong>und</strong> gesetzlicher Ebene<br />
entwickelt werden, die eine Konzeption zur<br />
Verkürzung <strong>der</strong> Arbeitszeit in Schritten ohne<br />
Entgeltkürzung vorsehen, die auf Ges<strong>und</strong>heit<br />
am Arbeitsplatz orientieren <strong>und</strong> dementspre-<br />
141
chend Maßstäbe setzen, die Arbeitnehmer <strong>und</strong><br />
Arbeitnehmerinnen vor dem Verlust des Arbeitsplatzes<br />
schützen <strong>und</strong> einen früheren Ausstieg<br />
aus ges<strong>und</strong>heitlichen Gründen mit finanzieller<br />
Absicherung bis zur Verwirklichung einer<br />
Altersabsicherung vorsehen. Des weiteren<br />
müssen Konzepte entwickelt werden, die älteren<br />
Arbeitnehmern <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />
den Ausstieg aus dem Arbeitsleben unter ges<strong>und</strong>heitspolitischen<br />
Aspekten ermöglichen.<br />
4. Die Konzeption für „Gute Arbeit“ ist weiter auszubauen<br />
<strong>und</strong> mit allen betrieblichen Akteuren<br />
weiter zu entwickeln. Die <strong>der</strong>zeitige neoliberale<br />
Politik<strong>und</strong> die Politik<strong>der</strong> Arbeitgeber- <strong>und</strong> Wirtschaftsverbände<br />
stellt uns vor neue Herausfor<strong>der</strong>ungen,<br />
denen die Gewerkschaften mit allen<br />
demokratischen Kräften auch im Rahmen <strong>der</strong><br />
bestehenden <strong>und</strong> weiter auszubauenden<br />
Bündnisstrukturen entgegentreten müssen.<br />
„Gute Arbeit“ in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
5.025 Antragsteller/in: Emden<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Für eine künftige Arbeitsgestaltungspolitik <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> ausreichende Ressourcen <strong>und</strong> dauerhafte<br />
Strukturen zu gewährleisten. Neben <strong>der</strong> bewährten<br />
bereichsübergreifenden Zusammenarbeit <strong>und</strong> Arbeitsweise<br />
im Projekt „Gute Arbeit“ sollte deshalb<br />
die Arbeit zu diesem Themenfeld schwerpunktmäßig<br />
auf allen Ebenen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, in allen Bezirken<br />
<strong>und</strong> Verwaltungsstellen intensiviert werden.<br />
Da eine gewerkschaftliche Arbeitsgestaltungspolitik<br />
unter dem Leitbild „Gute Arbeit“ inzwischen zum<br />
festen <strong>und</strong> kontinuierlichen Arbeitsfeld <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
gehört, muss sie auch stärker als bisher in die<br />
betriebs-, tarif- <strong>und</strong> gesellschaftspolitischen Themenfel<strong>der</strong><br />
integriert werden.<br />
Initiative für gute Arbeit ausbauen<br />
5.026 Antragsteller/in: Heidenheim<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
„Initiative für gute Arbeit ausbauen – Gute Arbeit<br />
muss festes Arbeitsfeld im <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Vorstandsbereich<br />
werden!“<br />
Eine gewerkschaftliche Arbeitspolitik unter dem<br />
Leitbild „Gute Arbeit“ muss zu den festen <strong>und</strong> kontinuierlichen<br />
Arbeitsfel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gehören.<br />
Die im bisherigen Projekt „Gute Arbeit“ gewählten<br />
Schwerpunkte „Arbeitszeit <strong>und</strong> Leistung begrenzen“,<br />
„Altersgerechte Gestaltung von Arbeit“ sowie<br />
„Prekäre Beschäftigung eindämmen“ haben sich<br />
als hochaktuelle Herausfor<strong>der</strong>ungen in den Betrieben<br />
erwiesen, auf die betriebs-, tarif- <strong>und</strong> gesellschaftspolitische<br />
Antworten erarbeitet werden<br />
müssen. Zusätzlich gewinnt das Feld <strong>der</strong> Arbeitsgestaltung<br />
<strong>und</strong> Arbeitsorganisation erheblich an Gewicht.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, für eine<br />
künftige Arbeitspolitik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ausreichende<br />
Ressourcen <strong>und</strong> dauerhafte Strukturen zu gewährleisten.<br />
Dabei hat sich die bereichsübergreifende<br />
Zusammenarbeit <strong>und</strong> Arbeitsweise im Projekt<br />
„Gute Arbeit“ bewährt <strong>und</strong> sollte deshalb fortgeführt<br />
werden.<br />
„Gute Arbeit“ muss verstetigtes Arbeitsfeld <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> werden <strong>und</strong> bleiben!<br />
5.027 Antragsteller/in: Alfeld<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Eine gewerkschaftliche Betriebspolitik unter dem<br />
Leitbild guter Arbeit muss zu den festen <strong>und</strong> kontinuierlichen<br />
Arbeitsfel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gehören.<br />
Die im bisherigen Projekt „Gute Arbeit“ gewählten<br />
Schwerpunkte „Arbeitszeit <strong>und</strong> Leistung begrenzen“,<br />
„Alternsgerechte Gestaltung von Arbeit“ sowie<br />
„Prekäre Beschäftigung eindämmen“ haben<br />
sich als hochaktuelle Herausfor<strong>der</strong>ungen in den<br />
Betrieben erwiesen, auf die betriebs-, tarif- <strong>und</strong> gesellschaftspolitische<br />
Antworten erarbeitet werden.<br />
Zusätzlich gewinnt das Feld <strong>der</strong> „Arbeitsgestaltung<br />
<strong>und</strong> Arbeitsorganisation“ erheblich an<br />
Gewicht.<br />
Wir for<strong>der</strong>n den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, für eine<br />
Verstärkung <strong>der</strong> gewerkschaftliche Betriebspolitik<br />
des Arbeitsfeldes „Arbeitsgestaltung <strong>und</strong> Arbeitsorganisation“<br />
ausreichende Ressourcen <strong>und</strong> dauerhafte<br />
Strukturen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu gewährleisten.<br />
Dabei hat sich die bereichsübergreifende Zusammenarbeit<br />
<strong>und</strong> Arbeitsweise im Projekt „Gute Arbeit“<br />
bewährt <strong>und</strong> sollte deshalb fortgeführt werden.<br />
„Gute Arbeit“ als festes Arbeitsfeld <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
5.028 Antragsteller/in: Neuwied<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
„Gute Arbeit“ als eine gewerkschaftliche Initiative<br />
zur humanen Gestaltung <strong>der</strong> Arbeitswelt hat in den<br />
letzten Jahren in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> eine große Resonanz<br />
erhalten, die in vielfältigen betrieblichen Aktivitäten<br />
<strong>und</strong> neuen qualitativen Gestaltungsansätzen in<br />
<strong>der</strong> Tarif- <strong>und</strong> Betriebspolitik zum Ausdruck kommt.<br />
„Gute Arbeit“ wird deshalb zu einem festen <strong>und</strong><br />
kontinuierlichen Arbeitsfeld <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> kann dabei an eine lange <strong>und</strong> erfolgreiche<br />
Tradition einer Politik <strong>der</strong> Humanisierung <strong>der</strong><br />
Arbeit anknüpfen. Für die heutigen Bedingungen<br />
sind inhaltlich neue Akzente zu setzen, wie sie das<br />
Projekt „Gute Arbeit“ in den letzten drei Jahren erarbeitet<br />
hat. Die im Projekt „Gute Arbeit“ gewählten<br />
Schwerpunkte „Arbeitszeit <strong>und</strong> Leistung begrenzen“,<br />
„Alternsgerechte Gestaltung von Arbeit“ sowie<br />
„Prekäre Beschäftigung eindämmen“ haben<br />
sich als hochaktuelle Herausfor<strong>der</strong>ungen in den Betrieben<br />
erwiesen, auf die betriebs-, tarif- <strong>und</strong> gesellschaftspolitische<br />
Antworten entwickelt werden<br />
müssen. Zusätzlich gewinnt das Feld <strong>der</strong> Arbeitsgestaltung<br />
<strong>und</strong> Arbeitsorganisation erheblich an Gewicht.<br />
142
Die Arbeitgeber <strong>und</strong> Arbeitgeberinnen stellen zunehmend<br />
Humanisierungserfolge <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
in Frage. Dies kommt beispielsweise in <strong>der</strong> Verkürzung<br />
von Taktzeiten, in den Angriffen auf Erholzeiten<br />
<strong>und</strong> in entgrenzten Arbeitszeiten zum Ausdruck.<br />
Gleichzeitig werden vielerorts Arbeitsanreicherung<br />
<strong>und</strong> Beteiligung <strong>der</strong> Beschäftigten rückgängig<br />
gemacht. Humane <strong>und</strong> innovative Arbeitsgestaltung<br />
erhält deshalb einen großen Stellenwert<br />
für eine Arbeitspolitik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />
Der Vorstand <strong>und</strong> die Bezirksleitungen werden aufgefor<strong>der</strong>t<br />
in geeigneten Strukturen „Gute Arbeit“<br />
als festes Arbeitsfeld <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu sichern. „Gute<br />
Arbeit“ sollte dabei als bereichsübergreifende<br />
Querschnittsaufgabe angelegt werden.<br />
Initiative für gute Arbeit ausbauen – „Gute<br />
Arbeit“ muss konstantes Arbeitsfeld werden<br />
5.029 Antragsteller/in: Braunschweig<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Gute Arbeit in einer älter werdenden Gesellschaft,<br />
die gleichzeitig eine Hochleistungsökonomie ist,<br />
ist eine Existenzfrage!<br />
Eine gewerkschaftliche Arbeitspolitik unter dem<br />
Leitbild „Guter Arbeit“ muss zu den festen <strong>und</strong> kontinuierlichen<br />
Arbeitsfel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gehören.<br />
Die im bisherigen Projekt „Gute Arbeit“ gewählten<br />
Schwerpunkte<br />
• Arbeitszeit <strong>und</strong> Leistung begrenzen<br />
• Alternsgerechte Gestaltung <strong>der</strong> Arbeit<br />
sowie<br />
• Prekäre Beschäftigung eindämmen<br />
haben sich als hochaktuelle Herausfor<strong>der</strong>ungen in<br />
den Betrieben erwiesen, auf die betriebs-, tarif- <strong>und</strong><br />
gesellschaftspolitische Antworten erarbeitet werden.<br />
Zusätzlich gewinnt das Feld <strong>der</strong> Arbeitsgestaltung<br />
<strong>und</strong> Arbeitsorganisation erheblich an Gewicht.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, für eine<br />
künftige Arbeitspolitik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ausreichende<br />
Ressourcen <strong>und</strong> dauerhafte Strukturen zu gewährleisten.<br />
Dabei hat sich die bereichsübergreifende<br />
Zusammenarbeit <strong>und</strong> Arbeitsweise im Projekt<br />
„Gute Arbeit“ bewährt <strong>und</strong> sollte fortgeführt<br />
werden.<br />
„Gute Arbeit“ in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
5.030 Antragsteller/in: Kiel<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> möge beschließen<br />
den Vorstand aufzufor<strong>der</strong>n, für eine künftige<br />
Arbeitsgestaltungspolitik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ausreichende<br />
Ressourcen <strong>und</strong> dauerhafte Strukturen zu gewährleisten.<br />
Neben <strong>der</strong> bewährten bereichsübergreifenden<br />
Zusammenarbeit <strong>und</strong> Arbeitsweise im<br />
Projekt „Gute Arbeit“ sollte deshalb die Arbeit zu<br />
diesem Themenfeld schwerpunktmäßig auf allen<br />
Ebenen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, in allen Bezirken <strong>und</strong> Verwaltungsstellen<br />
intensiviert werden.<br />
Da eine gewerkschaftliche Arbeitsgestaltungspolitik<br />
unter dem Leitbild „Gute Arbeit“ inzwischen zum<br />
festen <strong>und</strong> kontinuierlichen Arbeitsfeld <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
gehört, muss sie auch stärker als bisher in die<br />
betriebs-, tarif- <strong>und</strong> gesellschaftspolitischen Themenfel<strong>der</strong><br />
integriert werden.<br />
Arbeitspolitik<br />
5.031 Antragsteller/in: Bremen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Thematik <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen muss wie<strong>der</strong><br />
stärker in den Mittelpunkt unserer gewerkschaftlichen<br />
Tätigkeit gerückt werden.<br />
Wir brauchen einen umfassenden Ausbau <strong>der</strong> Kampagne<br />
„Gute Arbeit“ mit <strong>der</strong> Zielsetzung, Gestaltung<br />
<strong>der</strong> Arbeitspolitik betriebsnah <strong>und</strong> tarifpolitisch<br />
umzusetzen.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, für eine<br />
künftige Arbeitsgestaltungspolitik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
ausreichende Ressourcen bereitzustellen <strong>und</strong> dauerhafte<br />
Strukturen zu gewährleisten. Neben <strong>der</strong> bewährten<br />
bereichsübergreifenden Zusammenarbeit<br />
<strong>und</strong> Arbeitsweise im Projekt „Gute Arbeit“ sollte<br />
deshalb die Arbeit zu diesem Themenfeld schwerpunktmäßig<br />
auf allen Ebenen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, in allen<br />
Bezirken <strong>und</strong> Verwaltungsstellen intensiviert werden.<br />
Eine gewerkschaftliche Arbeitsgestaltungspolitik<br />
unter dem Leitbild „Gute Arbeit“ muss zum festen<br />
<strong>und</strong> kontinuierlichen Arbeitsfeld <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gehören,<br />
sie muss auch stärker als bisher in die betriebs-,<br />
tarif- <strong>und</strong> gesellschaftspolitischen Themenfel<strong>der</strong><br />
integriert werden.<br />
Sie muss Antworten geben auf die Verän<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Arbeitsorganisation <strong>und</strong> Arbeitsmethoden vor<br />
dem Hintergr<strong>und</strong>, des sich ständig erhöhenden Leistungsdrucks<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> älter werdenden Belegschaften<br />
in den Betrieben.<br />
Initiative gute Arbeit ausbauen – „Gute Arbeit“<br />
muss festes Arbeitsfeld werden!<br />
5.032 Antragsteller/in: Mannheim<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Eine gewerkschaftliche Arbeitspolitik unter dem<br />
Leitbild guter Arbeit muss zu den festen <strong>und</strong> kontinuierlichen<br />
Arbeitsfel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gehören.<br />
Die im bisherigen Projekt Gute Arbeit gewählten<br />
Schwerpunkte „Arbeitszeit <strong>und</strong> Leistung begrenzen“,<br />
„Alternsgerechte Gestaltung von Arbeit“ haben<br />
sich als hochaktuelle Herausfor<strong>der</strong>ungen in<br />
den Betrieben erwiesen, auf die betriebs-, tarif- <strong>und</strong><br />
gesellschaftspolitische Antworten erarbeitet werden<br />
müssen. Zusätzlich gewinnt das Feld <strong>der</strong> Arbeitsgestaltung<br />
<strong>und</strong> Arbeitsorganisation erheblich<br />
an Gewicht.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Mannheim ist <strong>der</strong> Auffassung, dass eine<br />
solidarische nachhaltige <strong>und</strong> demokratische Arbeitsgesellschaft<br />
nur durch gewerkschaftliches Engagement<br />
zu schaffen ist.<br />
143
Die Arbeitswelt sollte so gestaltet sein, dass sie<br />
dem Leitbild <strong>der</strong> Aktion „Gute Arbeit“ folgt. Dazu<br />
gehören u. a. menschenwürdige Arbeits- <strong>und</strong> Leistungsbedingungen<br />
sowie ganzzeitliche Gefährdungsbeurteilungen,<br />
Löhne von denen man leben<br />
kann, Selbstbestimmung <strong>und</strong> Entscheidungsspielräume<br />
im Arbeitsalltag sowie umfassende Beteiligungs-<br />
<strong>und</strong> Mitbestimmungsrechte <strong>der</strong> Beschäftigten<br />
<strong>und</strong> ihrer Interessensvertreter <strong>und</strong> Interessensvertreterinnen.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, für die<br />
künftige Bearbeitung des komplexen Themenfeldes<br />
Arbeitspolitik, ausreichende Ressourcen bereitzustellen<br />
<strong>und</strong> effiziente Strukturen zu gewährleisten.<br />
Dabei hat sich die bereichsübergreifende Zusammenarbeit<br />
<strong>und</strong> Arbeitsweise im Projekt Gute Arbeit<br />
bewährt <strong>und</strong> sollte deshalb fortgeführt werden.<br />
„Gute Arbeit“ in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
5.033 Antragsteller/in: Hamburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, für eine<br />
künftige Arbeitsgestaltungspolitik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
ausreichende Ressourcen <strong>und</strong> dauerhafte Strukturen<br />
zu gewährleisten. Neben <strong>der</strong> bewährten bereichsübergreifenden<br />
Zusammenarbeit <strong>und</strong> Arbeitsweise<br />
im Projekt „Gute Arbeit“ sollte deshalb<br />
die Arbeit zu diesem Themenfeld schwerpunktmäßig<br />
auf allen Ebenen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, in allen Bezirken<br />
<strong>und</strong> Verwaltungsstellen intensiviert werden.<br />
Da eine gewerkschaftliche Arbeitsgestaltungspolitik<br />
unter dem Leitbild „Gute Arbeit“ inzwischen zum<br />
festen <strong>und</strong> kontinuierlichen Arbeitsfeld <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
gehört, muss sie auch stärker als bisher in die<br />
betriebs-, tarif- <strong>und</strong> gesellschaftspolitischen Themenfel<strong>der</strong><br />
integriert werden.<br />
„Gute Arbeit“ als festes Arbeitsfeld <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> – Tarifpolitik<br />
5.034 Antragsteller/in: Weilheim<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, geeignete<br />
Strukturen bereitzustellen, um das Thema<br />
„Gute Arbeit“ als festes Arbeitsfeld in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
sicherzustellen. Dabei sollte „Gute Arbeit“ als<br />
Querschnittsaufgabe <strong>und</strong> in einem bereichsübergreifenden<br />
Arbeitsteam verantwortet werden.<br />
„Gute Arbeit“ als festes Arbeitsfeld <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
5.035 Antragsteller/in: Herborn<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Gewerkschaftliche Arbeitspolitik unter dem Leitbild<br />
„Gute Arbeit“ muss in Zukunft festes <strong>und</strong> dauerhaftes<br />
Arbeitsfeld <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sein. Im Projekt<br />
„Gute Arbeit“ wurde in den letzten drei Jahren zu<br />
den Schwerpunkten „Arbeit <strong>und</strong> Leistung begrenzen“,<br />
„Altersgerechte Gestaltung von Arbeit“ sowie<br />
„Prekäre Beschäftigung eindämmen“ gearbeitet.<br />
Diese haben sich als hochaktuelle Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
für die gewerkschaftliche Betriebspolitik dargestellt,<br />
auf die betriebs-, tarif- <strong>und</strong> gesellschaftspolitische<br />
Antworten erarbeitet werden müssen.<br />
Zusätzlich gewinnt das Feld <strong>der</strong> Arbeitsgestaltung<br />
<strong>und</strong> Arbeitsorganisation erheblich an Gewicht. Gewerkschaftliche<br />
Arbeitspolitik kann dafür einen<br />
Handlungsrahmen bieten, um sich <strong>der</strong> Gestaltung<br />
<strong>der</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Leistungsbedingungen, orientiert<br />
an dem Leitbil<strong>der</strong>n gute Arbeit, zuzuwenden.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, für eine<br />
zukünftige Arbeitspolitik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ausreichend<br />
personelle <strong>und</strong> finanzielle Ressourcen zur<br />
Verfügung zu stellen <strong>und</strong> dauerhafte Strukturen<br />
aufzubauen. Die bereichsübergreifende Zusammenarbeit<br />
<strong>und</strong> Arbeitsweise, die sich im Projekt<br />
„Gute Arbeit“ bewährt hat, sollte fortgeführt <strong>und</strong><br />
weiterentwickelt werden.<br />
Arbeitspolitik als Arbeitsschwerpunkt<br />
5.036 Antragsteller/in: Gaggenau<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Seit Beginn <strong>der</strong> 90er Jahre gibt es einen deutlichen<br />
Rückschritt <strong>der</strong> Themen Arbeits-, Leistungsbedingungen<br />
<strong>und</strong> Arbeitsorganisation (zusammenfassend<br />
Arbeitspolitik genannt) in den Betrieben. Die<br />
positive Diskussion um die Humanisierung <strong>der</strong> Arbeitswelt,<br />
die daraus entwickelten Konzepte <strong>der</strong> Arbeitsorganisation<br />
sind weit hinter die bereits erreichten<br />
Stände zurück gefallen. Wo vor wenigen<br />
Jahren noch teilautonome Gruppenarbeit <strong>und</strong> die<br />
damit verb<strong>und</strong>enen Selbststeuerungsprozesse die<br />
Arbeit aufgewertet haben, abwechslungsreich <strong>und</strong><br />
inhaltlich anspruchsvoll machten, hat beispielsweise<br />
die so genannte flexible Standardisierung eine<br />
neue Qualität mit weit reichend negativen Folgewirkungen<br />
hervorgerufen. Die Beschäftigten arbeiten<br />
in Gruppen unter vorgegebenen Standards. Alle<br />
Neuerungen, die unmittelbar zu mehr Wirtschaftlichkeit<br />
führen, werden zu neuen Standards <strong>und</strong> ersetzen<br />
die bisherigen. Damit erhöht sich die Basis<br />
für kommende Produktivitätssteigerungen. Das Ergebnis<br />
ist eine ständige Leistungsverdichtung.<br />
Doch dies ist nur eine Ursache für die Rückkehr zu<br />
taylorisierter <strong>und</strong> restriktiver Arbeitspolitik.<br />
Insgesamt sind vielseitigere <strong>und</strong> abwechslungsreichere<br />
Arbeitsaufgaben auf dem Rückmarsch, an<strong>der</strong>erseits<br />
nehmen Ges<strong>und</strong>heitsbelastungen zu, geringere<br />
Qualifikationsanfor<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> geringere<br />
Arbeitswertigkeit sind weitere Auswirkungen.<br />
Daraus folgt die Verschlechterung <strong>der</strong> Bezahlung,<br />
des Qualifizierungsniveaus, <strong>der</strong> Arbeitszufriedenheit,<br />
<strong>der</strong> Entwicklungsmöglichkeiten <strong>der</strong> Beschäftigten.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> reagiert auf diese Entwicklung selektiv.<br />
Es werden viele einzelne Aspekte bearbeitet, etwa<br />
die ges<strong>und</strong>heitsrelevanten sowie <strong>der</strong> Arbeitsschutz,<br />
aktuell auch die Frage des altersgerechten<br />
Arbeitens. Das Projekt „Gute Arbeit“ ist ein gutes<br />
144
Beispiel für einen wichtigen Teilaspekt, das in einen<br />
gesamten Kontext eingebettet sein muss.<br />
Was fehlt, ist die ganzheitliche Betrachtung von Ursachen,<br />
Auswirkungen <strong>und</strong> Handlungsnotwendigkeiten<br />
verän<strong>der</strong>ter Arbeitspolitik in den Betrieben.<br />
Dies ist erfor<strong>der</strong>lich, um die verschiedenen Aspekte<br />
zu berücksichtigen, den Überblick herzustellen, um<br />
die verschiedenen Ursachen <strong>und</strong> Folgewirkungen<br />
darzustellen <strong>und</strong> entsprechende Lösungen zu entwickeln.<br />
Deshalb muss die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> einen Arbeitsschwerpunkt<br />
zu den Fragen von Arbeitsbedingungen,<br />
Leistungsbedingungen <strong>und</strong> Arbeitsorganisation<br />
definieren.<br />
Für die Bearbeitung sind dabei folgende Voraussetzungen<br />
notwendig:<br />
– Entwicklung eines ganzheitlichen Konzeptes,<br />
das die verschiedenen Aspekte von Arbeitspolitik<br />
im genannten Sinn zusammenführt. Dies<br />
darf nicht an den Grenzen von Zuständigkeiten<br />
einzelner Ressorts in <strong>der</strong> Vorstandsverwaltung<br />
enden.<br />
– Einrichtung eines Expertengremiums aus Erfahrungsträgern<br />
aus Betrieb <strong>und</strong> Gewerkschaftssekretären<br />
sowie Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung,<br />
das die jeweiligen Entwicklungen <strong>und</strong><br />
Trends bespricht <strong>und</strong> austauscht sowie Handlungsempfehlungen<br />
ausspricht.<br />
– Tarifvertragliche Regelungen zum Thema Arbeitspolitik<br />
werden auf ihre betriebliche Umsetzung<br />
untersucht, <strong>und</strong> es sind Schlussfolgerungen<br />
für zukünftige Tarifprojekte in diesem<br />
Themenbereich zu ziehen.<br />
– Bewusstseinsbildung von Betriebsräten <strong>und</strong><br />
Gewerkschaftssekretären zum Bereich Arbeitspolitik<br />
entwickeln. Dazu zählt vor allem ein<br />
handlungsorientiertes Qualifizierungskonzept.<br />
Zukünftige tarifpolitische <strong>und</strong> betriebspolitische<br />
Erfolge hängen von einer größeren Kompetenz in<br />
<strong>der</strong> Frage Arbeitspolitik genauso ab wie die Attraktivität<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für die Menschen in den Betrieben.<br />
Kompetenz r<strong>und</strong> um die Arbeit ist unser bestes<br />
Mitglie<strong>der</strong>werbeinstrument.<br />
Betriebsnahe Arbeitsmarktpolitik: <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Kriterien<br />
für Zertifizierung von Transfergesellschaften<br />
5.037 Antragsteller/in: Unterelbe<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
I. Ausgangssituation<br />
Die inhaltliche Ausgestaltung <strong>der</strong> betriebsnahen<br />
Arbeitsmarktpolitik ist seit Jahren ein wichtiges gewerkschaftliches<br />
Handlungsfeld. Insbeson<strong>der</strong>e zur<br />
Flankierung betrieblicher Sanierungsprozesse<br />
kann dabei die Einrichtung <strong>und</strong> Durchführung einer<br />
Transfergesellschaft gemäß § 216 b SGB III ein<br />
sinnvolles Instrument darstellen, um betriebsbedingte<br />
Kündigungen zu vermeiden <strong>und</strong> eine Alternative<br />
zur ansonsten drohenden Arbeitslosigkeit<br />
bieten.<br />
Allerdings setzt die Entscheidung, ob den Kollegen<br />
<strong>und</strong> Kolleginnen ein entsprechendes Angebot zum<br />
Übergang in die Transfergesellschaft unterbreitet<br />
wird, immer zwingend voraus, dass vorher alle<br />
Handlungsspielräume ausgeschöpft <strong>und</strong> alle denkbaren<br />
alternativen Wege in den Betrieben geprüft<br />
worden sind. Daher kann <strong>und</strong> darf die Einrichtung<br />
einer Transfergesellschaft für uns immer nur als<br />
„zweitbeste“ Lösung betrachtet <strong>und</strong> nur in Ergänzung<br />
zu Abfindungszahlungen – d. h. „on top“ –<br />
vereinbart werden (TransferPlus-Lösung bedeutet:<br />
Transfergesellschaft plus Abfindung).<br />
Eines hat die Vergangenheit aber auch deutlich gemacht:<br />
Transfergesellschaft ist keineswegs gleich<br />
Transfergesellschaft. Vielmehr kommt es für den<br />
Projekterfolg entscheidend auf den konzeptionellen<br />
Umsetzungsansatz, die materielle Ausstattung<br />
<strong>und</strong> die strukturellen Rahmenbedingungen <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Transfergesellschaft an.<br />
„Billig-Lösungen“, die sich u. a. durch eine schlechte<br />
Betreuung <strong>der</strong> Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen, geringe<br />
Qualifizierungs- <strong>und</strong> Beratungsbudgets o<strong>der</strong> fehlende<br />
räumliche Strukturen auszeichnen, führen<br />
aber nicht nur zu schlechten Vermittlungsergebnissen<br />
in den jeweiligen Transferprojekten, son<strong>der</strong>n<br />
auch zur Unzufriedenheit vieler unserer dort lediglich<br />
„geparkten“ Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen.<br />
Aus gewerkschaftlicher Sicht ist es daher zwingend<br />
notwendig, einheitliche Qualitätsstandards für die<br />
Umsetzung von Transfergesellschaften zu definieren<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Einhaltung auch entsprechend zu<br />
kontrollieren. Ansonsten droht mit Blick auf die aktuelle<br />
Diskussion um die Neuordnung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>instrumente<br />
<strong>der</strong> B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit mittelfristig<br />
ggf. auch ein Wegfall eines wichtigen arbeitsmarktpolitischen<br />
Instrumentes, da viele Transfergesellschaften,<br />
die in sie gesetzten Erwartungen<br />
nicht erfüllen.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, im Interesse ihrer<br />
betroffenen Mitglie<strong>der</strong> für nachfolgende Standards<br />
für Transfergesellschaften auf allen Eben <strong>der</strong> Organisation<br />
einzutreten <strong>und</strong> diese durch die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
<strong>und</strong> ihre Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> Funktionäre umzusetzen.<br />
Standards <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für Transfergesellschaften<br />
– Einheitliche Qualitätsstandards <strong>und</strong> Kriterien <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zur Auswahl des Trägers<br />
1. Gr<strong>und</strong>sätze<br />
Da die Einrichtung <strong>und</strong> Umsetzung einer Transfergesellschaft<br />
ein politisches Handlungsinstrument<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> Betriebsräte bei betrieblichen<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzungen ist, sind Träger, die Transfergesellschaften<br />
lediglich als kostengünstige<br />
„Entsorgungseinrichtungen“ ohne ausreichende finanzielle<br />
Mittel für Aktivitäten (Beratung, Coaching,<br />
Betreuung <strong>und</strong> berufliche Qualifizierung<br />
etc.) anbieten, gr<strong>und</strong>sätzlich abzulehnen.<br />
Ebenso muss ein Wettbewerb zwischen verschiedenen<br />
gewerkschaftsnahen Trägern ausgeschlossen<br />
werden, da ein offenes Ausschreibungsverfahren<br />
bei einem konfliktorischen Verhandlungsverlauf in<br />
<strong>der</strong> Regel fast immer zu einem arbeitgeberseitigen<br />
Ausspielen <strong>der</strong> Anbieter <strong>und</strong> letztlich zu einem<br />
Preisdumping zu Lasten <strong>der</strong> Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen<br />
führt.<br />
Ebenso muss bei jedem Transferprojekt sicher gestellt<br />
werden, dass die Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen<br />
145
ausreichend <strong>und</strong> umfassend vor dem Übertritt in<br />
die Transfergesellschaft über alle inhaltlichen, materiellen<br />
<strong>und</strong> vertraglichen Aspekte <strong>der</strong> Transfergesellschaft<br />
durch den jeweiligen Träger rechtsverbindlich<br />
informiert werden. Dazu zählt auch die<br />
Durchführung von Einzelberatungsgesprächen zur<br />
Klärung individueller Problemlagen, die bei Bedarf<br />
auch um entsprechende Beratungsangebote <strong>der</strong><br />
zuständigen Einzelgewerkschaft vor Übertritt in die<br />
Transfergesellschaft zu ergänzen sind. Nur so kann<br />
eine ausreichend hohe Transparenz sowie eine<br />
schnellstmögliche Integration <strong>der</strong> betroffenen Kollegen<br />
<strong>und</strong> Kolleginnen in den ersten Arbeitsmarkt<br />
erreicht werden.<br />
2. Zielstellung<br />
Übergeordnetes Ziel einer Transfergesellschaft<br />
muss es sein, die dort betreuten Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen<br />
durch ein arbeitnehmer- <strong>und</strong> vermittlungsorientiertes<br />
Umsetzungskonzept professionell<br />
dabei zu unterstützen, sich eine neue nachhaltige<br />
berufliche Perspektive zu erschließen. Bei <strong>der</strong><br />
Ausgestaltung einer Transfergesellschaft ist daher<br />
<strong>der</strong> Fokus auf die arbeitsmarktpolitischen Aktivitäten<br />
(Maßnahmen <strong>der</strong> beruflichen Qualifizierung,<br />
Beratung <strong>und</strong> Betreuung) zu legen. Eine ausschließlich<br />
sozialpolitische Betrachtungsweise von<br />
Transfergesellschaften lehnen wir – nicht nur aus<br />
för<strong>der</strong>rechtlichen Gründen – gr<strong>und</strong>sätzlich ab.<br />
3. Qualitätsstandards bei <strong>der</strong> Einrichtung <strong>der</strong><br />
Transfergesellschaft<br />
Um eine arbeitnehmer- <strong>und</strong> vermittlungsorientierte<br />
Umsetzung einer Transfergesellschaft sicher zu<br />
stellen, sind bei <strong>der</strong> Einrichtung durch den Träger<br />
folgende Mindestkriterien zu erfüllen:<br />
a) Formelles Anfor<strong>der</strong>ungsprofil<br />
Der Träger muss über eine langjährige Erfahrung<br />
in <strong>der</strong> Umsetzung <strong>und</strong> in <strong>der</strong> för<strong>der</strong>rechtlichen<br />
Begleitung von Transfergesellschaften<br />
verfügen. Dabei muss er nachweisen können,<br />
dass er die erfor<strong>der</strong>lichen Leistungspakete sowohl<br />
von seinen vorhandenen personellen <strong>und</strong><br />
administrativen Kapazitäten gewährleisten<br />
<strong>und</strong> auch die inhaltlichen Qualitätsstandards<br />
bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> einzelnen Maßnahmen<br />
über den gesamten Projektzeitraum garantieren<br />
kann. Ebenso muss er belegen, dass die im<br />
Rahmen <strong>der</strong> Projektumsetzung zum Einsatz<br />
kommenden Beraterinnen <strong>und</strong> Berater über<br />
das notwendige Fachwissen sowie ausreichende<br />
Erfahrungen mit vergleichbaren Projekten<br />
verfügen.<br />
b) Gesellschaftsrechtliche Konstruktion<br />
Bei <strong>der</strong> Einrichtung <strong>der</strong> Transfergesellschaft<br />
muss eine gesellschaftsrechtliche Konstruktion<br />
gewählt werden, die eine projektbezogene<br />
Kontrolle hinsichtlich des inhaltlichen <strong>und</strong> finanziellen<br />
Projektverlaufs sowohl für die jeweiligen<br />
Betriebsparteien als auch für die zuständige<br />
Einzelgewerkschaft ermöglicht.<br />
Dabei muss sicher gestellt werden, dass die Arbeitnehmervertreter<br />
im Projekt bezogenen Kontrollgremium<br />
(z. B. Gesellschafterversammlung<br />
o<strong>der</strong> Beirat) mit mindestes 50 Prozent als „natürliche“<br />
Personen vertreten sind, <strong>und</strong> dass die<br />
Tätigkeit <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> dort ehrenamtlich <strong>und</strong><br />
unentgeltlich erfolgt. Eine „klassische“ Vorhaltestruktur<br />
ohne projektbezogene Kontrollgremien<br />
lehnen wir gr<strong>und</strong>sätzlich ab. Gleiches gilt<br />
für eine Beteiligung des Altunternehmens als<br />
„juristische“ Person, beispielsweise in <strong>der</strong> Gesellschafterversammlung<br />
o<strong>der</strong> dem Beirat.<br />
c) Tarifbindung<br />
Sofern die inhaltlichen <strong>und</strong> qualitativen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
durch die Transfergesellschaft erfüllt<br />
sind, werden die Transfergesellschaften durch<br />
Tarifbindung über die jeweils zuständige Bezirksleitung<br />
zertifiziert. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> unterstützt<br />
<strong>und</strong> för<strong>der</strong>t nur Transfergesellschaften,<br />
die tarifgeb<strong>und</strong>en in dem Tarifbereich <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> sind, in <strong>der</strong> sich <strong>der</strong> Altbetrieb befindet.<br />
Dabei sind im Interesse <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />
Transfergesellschaft, auch Son<strong>der</strong>tarifverträge<br />
für diese betriebsorganisatorisch eigenständige<br />
Einheit (beE Tarifvertrag) abzuschließen, damit<br />
etwaige Tarifsteigerungen, die während <strong>der</strong><br />
Projektlaufzeit abgeschlossen werden, in die<br />
individuelle Bemessungsgr<strong>und</strong>lage für die Berechnung<br />
des Transferkurzarbeitergeldes –<br />
<strong>und</strong> (im Extremfall auch) in die Berechnung des<br />
Arbeitslosengeldes I einfließen können.<br />
Darüber hinaus muss sicher gestellt werden,<br />
dass das maßgebliche sog. Ausfallentgelt <strong>der</strong><br />
Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen im Altbetrieb zwingend<br />
als Bezugsbasis in <strong>der</strong> Transfergesellschaft<br />
fortgeschrieben <strong>und</strong> auf dieser Basis die<br />
so genannten Remanenzkosten <strong>der</strong> Maßnahme<br />
berechnet werden.<br />
d) Vertragswerk<br />
Im Hinblick auf die verwendeten Aufhebungsverträge<br />
<strong>und</strong> Transferarbeitsverträge ist Mindestvoraussetzung,<br />
dass diese korrespondierende<br />
Regelungen zur Rückabwicklung umfassen,<br />
– sofern die betrieblichen <strong>und</strong> persönlichen<br />
Voraussetzungen für den Bezug des<br />
Transferkurzarbeitergeldes nicht erfüllt werden<br />
<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> durch den Altbetrieb nach Projektbeginn<br />
nicht die vereinbarten finanziellen Mittel<br />
zur Durchführung <strong>der</strong> Transfergesellschaft zur<br />
Verfügung gestellt werden.<br />
Nicht zuletzt vor diesem Hintergr<strong>und</strong> muss eine<br />
Prüfung <strong>der</strong> verwendeten Verträge durch Betriebs-<br />
<strong>und</strong> Tarifvertragsparteien vor <strong>der</strong> Information<br />
<strong>der</strong> Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen erfolgen<br />
<strong>und</strong> entsprechende Vertragsmuster als Anlage<br />
zur kollektivrechtlichen Vereinbarung herangezogen<br />
werden.<br />
4. Qualitätsstandards bei <strong>der</strong> Umsetzung von<br />
Transfergesellschaften<br />
Um eine erfolgreiche Arbeit <strong>der</strong> Transfergesellschaft<br />
mit entsprechenden Vermittlungserfolgen zu<br />
gewährleisten, müssen bei <strong>der</strong> Umsetzung von<br />
Transfergesellschaften folgende Mindeststandards<br />
erfüllt werden:<br />
a) Beratungs- <strong>und</strong> Betreuungsangebote<br />
Der Träger muss in <strong>der</strong> Lage sein, Maßnahmen<br />
zur zielgerichteten Vermittlungsunterstützung<br />
(z. B. Profiling, Berufswegeplanung, Coa-<br />
146
chings, Bewerbungstrainings, Arbeitsmarktseminare,<br />
Jobbörsen etc.) fachlich <strong>und</strong> kapazitätsmäßig<br />
zeitnah umsetzen zu können.<br />
Dabei müssen die entsprechenden Unterstützungsmaßnahmen<br />
in einer Mischung aus Gruppen-<br />
<strong>und</strong> Einzelmaßnahmen durchgeführt werden<br />
<strong>und</strong> auf die jeweiligen Berufsgruppen im<br />
Projekt inhaltlich <strong>und</strong> konzeptionell ausgerichtet<br />
sein. Ebenso muss das Umsetzungskonzept<br />
spezielle Zielgruppenangebote vorsehen (z. B.<br />
sozialversicherungsrechtliche Beratungen, Existenzgründungsbegleitung<br />
etc.). Dabei sind<br />
die Gruppenveranstaltungen mit max. 8 Personen<br />
durchzuführen, um den individuellen Zielstellungen<br />
<strong>der</strong> Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen im<br />
Projekt gerecht werden zu können.<br />
Überdies sollten gemeinsame Beratungsangebote<br />
von Transfergesellschaft <strong>und</strong> <strong>der</strong> Agentur<br />
für Arbeit nur ergänzend durchgeführt werden.<br />
Transfergesellschaften, die kein ausreichendes<br />
eigenes Beratungs- <strong>und</strong> Betreuungsbudget<br />
vorsehen, werden daher gr<strong>und</strong>sätzlich von <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> abgelehnt.<br />
b) Berufliche Qualifizierungsmaßnahmen<br />
Im Bereich <strong>der</strong> beruflichen Qualifizierung müssen<br />
die realen Bedarfe <strong>der</strong> Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen<br />
zielgerichtet ermittelt <strong>und</strong> die einzelnen<br />
Maßnahmen modular <strong>und</strong> wohnortnah umgesetzt<br />
werden. Einer konsequenten Ausrichtung<br />
an den realen Qualifizierungsbedarfen <strong>der</strong> Kollegen<br />
<strong>und</strong> Kolleginnen steht es naturgemäß<br />
entgegen, wenn <strong>der</strong> Träger <strong>der</strong> Transfergesellschaft<br />
gleichzeitig auch <strong>der</strong> durchführende Bildungsträger<br />
ist, da in diesem Fall die Gefahr<br />
droht, dass sich die Bedarfsplanung nur an den<br />
freien Kapazitäten des Trägers orientiert.<br />
Darüber hinaus steht zu befürchten, dass Qualifizierungsmaßnahmen<br />
ohne Vermittlungs<strong>und</strong><br />
Arbeitsmarktbezug durchgeführt werden,<br />
da dadurch ein entsprechen<strong>der</strong> zusätzlicher<br />
Umsatz für den Träger künstlich generiert wird.<br />
Daher lehnen wir Träger, die mit Bildungsträgern<br />
institutionell o<strong>der</strong> wirtschaftlich verb<strong>und</strong>en<br />
o<strong>der</strong> gar selbst als Bildungsträger tätig<br />
sind, gr<strong>und</strong>sätzlich ab.<br />
c) Übergangselemente in den 1. Arbeitsmarkt<br />
Eine Arbeitnehmerüberlassung o<strong>der</strong> einen Verleih<br />
von Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen aus Transfergesellschaften<br />
lehnen wir gr<strong>und</strong>sätzlich ab.<br />
Vielmehr erwarten wir von dem Träger <strong>der</strong><br />
Transfergesellschaft, auf freiwilliger Basis alternative<br />
Wege für den Übergang <strong>der</strong> im Projekt<br />
betreuten Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen in den ersten<br />
Arbeitsmarkt zu finden.<br />
Ebenso lehnen wir Modelle ab, bei dem <strong>der</strong> Träger<br />
für jede erfolgreiche Vermittlung eine geson<strong>der</strong>te<br />
Prämie erhält, da hierdurch ggf. ein<br />
falscher Anreiz gesetzt würde, die Kollegen <strong>und</strong><br />
Kolleginnen unter Zwang in kurzfristige Jobs<br />
ohne nachhaltige Beschäftigungsperspektive<br />
zu „vermitteln“. Da es aber um eine nachhaltige<br />
Vermittlung gehen – <strong>und</strong> um Mitnahmeeffekte<br />
neuer Arbeitgeber möglichst zu vermeiden<br />
– muss eine Rückkehrmöglichkeit <strong>der</strong> Kollegen<br />
<strong>und</strong> Kolleginnen in das Projekt, für den<br />
Zeitraum, <strong>der</strong> individuell mit <strong>der</strong> Transfergesellschaft<br />
vereinbart worden ist, je<strong>der</strong>zeit bestehen.<br />
Daher lehnen wir Träger von Transfergesellschaften,<br />
die institutionell o<strong>der</strong> wirtschaftlich<br />
mit Zeitarbeitsfirmen verb<strong>und</strong>en<br />
sind, gr<strong>und</strong>sätzlich ab.<br />
d) Räumliche Strukturen<br />
Eine professionelle Betreuung <strong>und</strong> Unterstützung<br />
<strong>der</strong> Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen bildet sich<br />
auch über eine eigene Infrastruktur ab, in <strong>der</strong> Beratungsgespräche,<br />
Coachings, Seminare, etc.<br />
durchgeführt werden.<br />
Dies för<strong>der</strong>t nicht nur den Zusammenhalt <strong>der</strong><br />
Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen des jeweiligen Altbetriebes,<br />
son<strong>der</strong>n schafft auch die Voraussetzungen<br />
für eigenverantwortliche Bewerbungsinitiativen.<br />
Dabei müssen die technischen wie<br />
räumlichen Rahmenbedingungen so gestaltet<br />
sein, dass die Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen kontinuierlich<br />
an ihrer beruflichen Neuorientierung<br />
arbeiten können.<br />
Nur wenn diese Mindestanfor<strong>der</strong>ungen bei <strong>der</strong><br />
Einrichtung <strong>und</strong> Umsetzung von Transfergesellschaften<br />
erfüllt werden, ist ein erfolgreicher<br />
Projektverlauf zu gewährleisten <strong>und</strong> die Zertifizierung,<br />
Tarifierung <strong>und</strong> Unterstützung durch<br />
die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ihrer Mitglie<strong>der</strong> in den betriebsverfassungsrechtlichen<br />
Funktionen vorgenommen.<br />
„Gleiche Arbeit – Gleiches Geld“ – Arbeits- <strong>und</strong><br />
Entlohnungsbedingungen für Zeitarbeitende<br />
5.038 Antragsteller/in: Wuppertal<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
„Gleiche Arbeit – Gleiches Geld“ – Arbeits- <strong>und</strong> Entlohnungsbedingungen<br />
für Zeitarbeitende verbessern<br />
Mittlerweile arbeiten über eine Million Menschen in<br />
Zeitarbeitsverhältnissen, davon ca. 60 bis 70 Prozent<br />
im Organisationsbereich <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Dabei<br />
ist festzustellen, dass die Arbeit- <strong>und</strong> Entgeltbedingungen<br />
<strong>der</strong> Zeitarbeiter <strong>und</strong> Zeitarbeiterinnen generell<br />
wesentlich schlechter als die <strong>der</strong> Stammbelegschaften<br />
sind. Außerdem verstärkt sich immer<br />
mehr die Tendenz, Stammarbeitsplätze durch Zeitarbeit<br />
zu ersetzen.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss die Herausfor<strong>der</strong>ungen, die aus<br />
dieser Entwicklung erwachsen offensiv annehmen.<br />
Sie muss eine langfristige Strategie entwickeln, die<br />
die Zeitarbeit als dauerhaftes Arbeitsfeld in die betriebs-,<br />
tarifpolitische <strong>und</strong> organisationspolitische<br />
Arbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> einbindet. Diese Strategie kann<br />
sich nur um die Abschaffung <strong>der</strong> Diskriminierung<br />
von Zeitarbeitenden bei den Arbeits- <strong>und</strong> Entlohnungsbedingungen<br />
drehen.<br />
Die vielfältigen Versuche <strong>der</strong> Vergangenheit, Betriebsräte<br />
in Zeitarbeitsunternehmen zu gründen,<br />
waren nur in wenigen Betrieben dauerhaft erfolgreich.<br />
Die Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Zeitarbeit (Anonymität<br />
<strong>und</strong> kurze Betriebszugehörigkeiten) stehen <strong>der</strong><br />
Hoffnung auf flächendeckende Betriebsratswahlen<br />
in <strong>der</strong> Zeitarbeitsbranche entgegen. Trotzdem müs-<br />
147
sen selbstverständlich alle Möglichkeiten, in Zeitarbeitsunternehmen<br />
Betriebsräte zu gründen, weiterhin<br />
ausgeschöpft werden. Darüber hinaus müssen<br />
aber neue Ansätze erarbeitet <strong>und</strong> vorhandene<br />
Konzepte weiterentwickelt werden.<br />
Um die Mitglie<strong>der</strong>potentiale in <strong>der</strong> Zeitarbeit erfolgreich<br />
erschließen zu können, muss ein spezielles<br />
Organisations- <strong>und</strong> Betreuungskonzept entwickelt<br />
<strong>und</strong> umgesetzt werden, das die Eigenheiten <strong>der</strong><br />
Branche(n) <strong>und</strong> die beson<strong>der</strong>e Arbeits- <strong>und</strong> Lebenssituation<br />
<strong>der</strong> Zeitarbeitenden berücksichtigt.<br />
Der Schlüssel, um die Arbeitsbedingungen in <strong>der</strong><br />
Zeitarbeit kurzfristig <strong>und</strong> nachhaltig zu verän<strong>der</strong>n,<br />
liegt in den K<strong>und</strong>en- o<strong>der</strong> Einsatzbetrieben – also<br />
dort, wo Zeitarbeit tatsächlich stattfindet.<br />
In die betriebliche Auseinan<strong>der</strong>setzung müssen die<br />
Stammbelegschaften aktiv <strong>und</strong> offensiv mit einbezogen<br />
werden. Auch für sie sind Materialien <strong>und</strong><br />
Konzepte zur Zeitarbeit erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Wichtige Ansatzpunkte für die betriebliche Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
sind u. a.<br />
– konsequente Nutzung <strong>der</strong> Mitbestimmungs<strong>und</strong><br />
Beteiligungsrechte des Betriebsverfassungsgesetzes<br />
<strong>und</strong> des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes<br />
– Begrenzung von Einsatzbereichen <strong>und</strong> Einsatzzeiten<br />
– Durchsetzung von maximalen Zeitarbeitsquoten<br />
– Vereinbarung von Übernahmeansprüchen<br />
Zu den Flächentarifverträgen <strong>der</strong> DGB-Tarifgemeinschaft<br />
gibt es zur Zeit keine Alternative. Sie sind im<br />
Rahmen <strong>der</strong> Möglichkeiten weiterzuentwickeln.<br />
Das Ziel einer längerfristig angelegten betriebpolitischen<br />
„Offensive Zeitarbeit“ muss es sein, dass<br />
Zeitarbeit im Organisationsbereich <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
nur noch stattfindet, wenn per Betriebsvereinbarung<br />
o<strong>der</strong> Ergänzungstarif vereinbart wurde, dass<br />
Zeitarbeiter zu den gleichen Arbeits- <strong>und</strong> Entlohnungsbedingungen<br />
wie die Stammbelegschaften<br />
eingesetzt werden.<br />
Leiharbeit<br />
5.039 Antragsteller/in: Fürth<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Anzahl <strong>der</strong> Stammbelegschaft wird von Unternehmen<br />
immer mehr verringert <strong>und</strong> durch Arbeitnehmerüberlassung<br />
ersetzt. Die prekären Arbeitsverhältnisse<br />
steigen ständig. Mehr als 600.000<br />
Menschen sind in Zeitarbeitsverhältnissen beschäftigt.<br />
Der Wegfall <strong>der</strong> maximalen Entleihdauer bereitet in<br />
den Betrieben immer mehr Probleme. Nicht nur die<br />
Mitbestimmung des Betriebsrats wird ausgehöhlt,<br />
son<strong>der</strong>n auch die Streiks könnten ihre Wirkung verfehlen,<br />
da die Teilnahme von Zeitarbeitnehmern <strong>und</strong><br />
Zeitarbeitnehmerinnen erfahrungsgemäß gering ist.<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t:<br />
1. darauf hinzuwirken, dass die Anzahl <strong>der</strong> Zeitarbeitnehmer<br />
<strong>und</strong> Zeitarbeitnehmerinnen in den<br />
Betrieben drei Prozent <strong>der</strong> Stammbelegschaft<br />
nicht überschreiten darf.<br />
2. Um <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach einer Übernahme Nachdruck<br />
zu verleihen, ist die Dauer <strong>der</strong> Entleihung<br />
gemäß den Regelungen <strong>der</strong> Manteltarifverträge<br />
<strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie zu befristen.<br />
3. Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, ein Sozialaudit,<br />
das soziale Mindeststandards für Arbeitnehmerüberlassungen<br />
aufzeigt <strong>und</strong> bewertet,<br />
zu erstellen.<br />
4. Diejenigen Zeitarbeitsfirmen, die die oben genannte<br />
Mindeststandards erfüllen, werden<br />
jährlich in einer „weißen Positivliste“ veröffentlicht.<br />
5. Aktivitäten zur Einführung eines gesetzlichen<br />
Mindestlohnes zu forcieren.<br />
6. Aufgr<strong>und</strong> des geringen Organisationsgrads bei<br />
Zeitarbeitsfirmen soll <strong>der</strong> Vorstand schnellstmöglich<br />
eine Hotline für Beschäftigte <strong>der</strong> Zeitarbeit<br />
einrichten. Dadurch wäre es möglich,<br />
den Organisationsgrad in diesen Bereichen zu<br />
steigern.<br />
Gleichstellungspolitische For<strong>der</strong>ungen zur Weiterentwicklung<br />
des Betriebsverfassungsgesetzes<br />
5.040 Antragsteller/in:<br />
Frauenausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>n den Vorstand <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, sich für eine gleichstellungspolitische<br />
Weiterentwicklung des Betriebsverfassungsgesetzes<br />
einzusetzen.<br />
Dazu gehören erzwingbare Mitbestimmungsrechte<br />
<strong>der</strong> Betriebsräte für Maßnahmen zur Durchsetzung<br />
<strong>der</strong> tatsächlichen Gleichstellung von Frauen <strong>und</strong><br />
Männern <strong>und</strong> <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Vereinbarkeit von<br />
Familie <strong>und</strong> Erwerbstätigkeit.<br />
Zur Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen<br />
des Betriebsrats, müssen im Betriebsausschuss<br />
Frauen mindestens entsprechend ihrem Anteil<br />
im Betriebsrat vertreten sein. Auch bei <strong>der</strong> Freistellung<br />
<strong>der</strong> Betriebsratsmitglie<strong>der</strong> müssen Frauen<br />
mindestens im Verhältnis ihrer Vertretung im Betriebsrat<br />
berücksichtigt werden.<br />
Weiterhin for<strong>der</strong>n die Delegierten des 21. ordentlichen<br />
Gewerkschaftstages ein Mitbestimmungsrecht<br />
<strong>der</strong> Betriebsräte bei <strong>der</strong> Frage, ob betriebliche<br />
Gründe gegen eine Teilzeitarbeit sprechen. Das Mitbestimmungsrecht<br />
sollte hier ähnlich dem Klärungsrecht<br />
bei <strong>der</strong> zeitlichen Lage des Urlaubs ausgestaltet<br />
sein.<br />
Die B<strong>und</strong>esregierung wird aufgefor<strong>der</strong>t, entsprechende<br />
gesetzliche Regelungen in das Betriebsverfassungsgesetz<br />
aufzunehmen.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird die gleichstellungspolitischen<br />
For<strong>der</strong>ungen zur Weiterentwicklung des Betriebsverfassungsgesetzes<br />
unterstützen <strong>und</strong> sich weiterhin<br />
verstärkt für die Chancengleichheit von Frauen<br />
<strong>und</strong> Männern in Betrieben <strong>und</strong> Unternehmen einsetzen.<br />
148
Auswertung tarifpolitischer Erfahrungen für die<br />
Ausrichtung unserer Angestelltenpolitik<br />
5.041 Antragsteller/in: Frankfurt am Main<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Nach wie vor ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Angestellten an den<br />
Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> viel zu gering. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
ist strukturell trotz des rasanten Wandels <strong>der</strong><br />
Zusammensetzung <strong>der</strong> Belegschaften in <strong>der</strong> Mitgliedschaft<br />
eine von den Produktionsbereichen geprägte<br />
Gewerkschaft geblieben.<br />
Es stellt sich die Frage, auf welchem Wege die <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> den Anteil <strong>der</strong> Angestellten bzw. <strong>der</strong>jenigen,<br />
die nicht unmittelbar in <strong>der</strong> Produktion beschäftigt<br />
sind, nachhaltig erhöhen kann.<br />
Eine Werbung mit auf diese Zielgruppe zugeschnittenen<br />
Themen alleine führt nach den Erfahrungen<br />
<strong>der</strong> vergangenen Jahre offenbar nicht zu nachhaltigen<br />
Organisationserfolgen.<br />
Warum ist das so?<br />
Die Angestellten – <strong>und</strong> das gilt natürlich sehr differenziert<br />
für die verschiedenen Gruppen <strong>der</strong> Ingenieure,<br />
<strong>der</strong> Techniker, <strong>der</strong> kaufmännischen Angestellten,<br />
um die wichtigsten zu nennen – müssen<br />
vom Nutzen ihres Gewerkschaftsbeitritts überzeugt<br />
werden. Die wichtigste Leistung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
ist die Sicherung von Mindeststandards für die Arbeitsbedingungen<br />
durch unsere Tarifverträge. Die<br />
Erfahrung zeigt aber, dass ein bereits existieren<strong>der</strong><br />
Tarifvertrag als Werbeargument nicht ausreicht. Er<br />
gibt ihn ja auch ohne die Angestellten als zusätzliche<br />
Mitglie<strong>der</strong>.<br />
Ganz an<strong>der</strong>s stellt sich die Situation dar, wenn auch<br />
Angestellte die Notwendigkeit <strong>der</strong> Sicherung von<br />
kollektiven Arbeitsbedingungen per Tarifvertrag<br />
einsehen <strong>und</strong> sich selbst für die Durchsetzung einesTarifvertrags<br />
engagieren. Dabei sind die folgenden<br />
Situationen natürlich nicht auf Betriebe mit einem<br />
hohen Angestelltenanteil begrenzt. Die Kernaussage<br />
lautet nur, dass wir uns bei <strong>der</strong> Bearbeitung<br />
<strong>der</strong> Konflikte nicht von einem hohen Angestelltenanteil<br />
<strong>und</strong> einem bis dahin niedrigen Organisationsgrad<br />
abschrecken lassen sollten.<br />
Diese Situation kann z. B. entstehen<br />
– in tariflosen, aber auch in (noch) tarifgeb<strong>und</strong>enen<br />
Betrieben, in denen die betrieblichen Konflikte<br />
z. B. um Personalabbau, aber auch um die<br />
Arbeitsbedingungen zunehmen;<br />
– in Unternehmen, wo <strong>der</strong> Arbeitgeber den Arbeitgeberverband<br />
verlässt, um danach die Arbeitsbedingungen<br />
zu verschlechtern;<br />
– in Situationen, in denen Unternehmensteile<br />
per Betriebsübergang ausgeglie<strong>der</strong>t werden;<br />
– in Situationen, in denen bereits verselbständigte<br />
Unternehmen verkauft werden.<br />
Ein hoher Organisationsgrad ist auch bei Angestellten<br />
erreichbar, wenn unsere tariflichen For<strong>der</strong>ungen<br />
auch die Interessen <strong>der</strong> Angestellten in einem<br />
betrieblichen Konflikt aufgreifen <strong>und</strong> ein Tarifvertrag<br />
unter ihrer Beteiligung erstritten wird. In manchen<br />
Fällen zeigt sich, dass es kaum einen Unterschied<br />
zwischen dem Organisationsgrad von Arbeitern<br />
<strong>und</strong> Angestellten gibt, wenn die Notwendigkeit<br />
des kollektiven Durchsetzens eines Tarifvertrags<br />
bei den Angestellten erkannt ist. Allerdings muss<br />
diese Notwendigkeit mit überzeugenden Argumenten<br />
von den betrieblichen Akteuren dargelegt werden,<br />
denen die Belegschaft Vertrauen schenkt.<br />
Oft wird <strong>der</strong> sich abzeichnende Konflikt um die Arbeitsbedingungen<br />
nicht sofort aufgegriffen, weil<br />
die Arbeitgeber in <strong>der</strong> Regel mögliche Konflikte<br />
eher herunterspielen. Viel hängt davon ab, wie die<br />
Betriebsräte aufgestellt sind. Wir sollten auf jeden<br />
Fall die kollektive Regelung <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen<br />
per Tarifvertrag <strong>und</strong> den Weg dahin immer zum<br />
Thema machen. Das geschieht nicht regelmäßig genug.<br />
Einzelne Beispiele zeigen, dass zumindest unter<br />
bestimmten Bedingungen ein massiver Mitglie<strong>der</strong>zuwachs<br />
<strong>und</strong> in <strong>der</strong> Folge die Durchsetzung von tariflichen<br />
Regelungen möglich ist. Die Bedingungen<br />
sind dann günstig, wenn z. B. beim Betriebsübergang<br />
relativ klar ist, dass die tariflichen Arbeitsbedingungen<br />
vom neuen Arbeitgeber angegriffen<br />
werden.<br />
Aber es ist ein Konzept für die Betriebsrats- <strong>und</strong> Vertrauensleutearbeit<br />
notwendig, das insbeson<strong>der</strong>e<br />
auch auf die Organisation in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ausgerichtet<br />
ist.<br />
Um solche Situationen nutzen zu können, um tarifliche<br />
Vereinbarungen wie<strong>der</strong>zuerlangen bzw. erstmals<br />
durchzusetzen, muss die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ihr Instrumentarium<br />
verbessern. Der Anteil unternehmensspezifischer<br />
Konflikte um Tarifverträge nimmt deutlich<br />
zu.<br />
Oft sind die Betriebsräte, aber auch die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in<br />
<strong>der</strong> Beratung nicht zuletzt wegen niedriger Organisationsgrade<br />
zu sehr auf die rechtlichen Möglichkeiten<br />
bei <strong>der</strong> Bearbeitung des Konflikts konzentriert.<br />
Einzelne Erfahrungen zeigen aber, dass auch bei<br />
zunächst geringen Organisationsgraden mit geeigneten<br />
betriebspolitischen Konzepten, die die Perspektive<br />
<strong>der</strong> tariflichen Regulierung des Konflikts<br />
von vornherein einbeziehen, eine massive Stärkung<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> im Betrieb möglich ist, die uns<br />
dann auch in die Lage versetzt, erfolgreich Tarifverträge<br />
auszuhandeln.<br />
Die Delegierten for<strong>der</strong>n den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
auf, die vorliegenden Erfahrungen systematisch<br />
auszuwerten <strong>und</strong> auf dieser Gr<strong>und</strong>lage Konzeptvorschläge<br />
für das betriebliche Vorgehen zu entwikkeln.<br />
Des weiteren sollen Materialien <strong>und</strong> Schulungsleitfäden<br />
daraufhin überprüft werden, inwieweit<br />
sie das unterstützen.<br />
149
150
Entschließung 6<br />
Organisations- <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung,<br />
Organisationspolitik<br />
„Sich än<strong>der</strong>n, um erfolgreich zu sein“<br />
1. Organisationsentwicklung/<br />
Organisationspolitik<br />
Die Gestaltungs- <strong>und</strong> Durchsetzungsmacht <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> für Tarifverträge <strong>und</strong> betriebspolitische Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />
ist unmittelbar mit <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung<br />
verb<strong>und</strong>en. Hier entscheidet sich,<br />
ob die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ihre Schutz- <strong>und</strong> Gestaltungsfunktion<br />
zukünftig wahrnehmen kann. Deshalb ist Mitglie<strong>der</strong>entwicklung<br />
die strategische Zielgröße in<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, an <strong>der</strong> sich alle an<strong>der</strong>en Aktivitäten<br />
messen müssen.<br />
Die Ausgangsbedingungen für die Organisationspolitik<br />
haben sich deutlich verän<strong>der</strong>t <strong>und</strong> stellen neue<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Organisationsstruktur<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Verän<strong>der</strong>te betriebliche<br />
Strukturen, die Beschäftigtenstruktur, das Anwachsen<br />
prekärer Beschäftigungsverhältnisse <strong>und</strong><br />
verän<strong>der</strong>te Erwerbsbiografien, insbeson<strong>der</strong>e bei<br />
jüngeren Beschäftigten, wirken sich auf die gewerkschaftliche<br />
Arbeit vor Ort aus. Mit den vermehrten<br />
betrieblichen Auseinan<strong>der</strong>setzungen um tarifpolitische<br />
Themen, Standort- <strong>und</strong> Beschäftigungssicherung<br />
steigen die Anfor<strong>der</strong>ungen an Unterstützungsleistungen.<br />
Die betriebsnahe Tarifpolitik wird zur<br />
ständigen Aufgabe <strong>der</strong> Verwaltungsstellen <strong>und</strong> Bezirksleitungen.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e in den Verwaltungsstellen<br />
nehmen die Aktivitäten zu, die tarifvertraglichen<br />
Regelungen umzusetzen <strong>und</strong> zu begleiten. Organisationspolitisch<br />
müssen daher in den nächsten<br />
Jahren die Weichen so gestellt werden, dass sie den<br />
verän<strong>der</strong>ten Anfor<strong>der</strong>ungen gerecht werden können.<br />
Auch die personelle Ressourcenverteilung wird<br />
entsprechend umgestaltet werden müssen, um Erfolge<br />
in den Kernbereichen <strong>der</strong> Tarif- <strong>und</strong> Betriebspolitik<br />
zu erzielen <strong>und</strong> in eine positive Mitglie<strong>der</strong>entwicklung<br />
umzusetzen.<br />
Damit diese neuen Arbeitsanfor<strong>der</strong>ungen erfolgreich<br />
bewältigt werden können, ist es notwendig,<br />
die organisationspolitischen Schwerpunkte <strong>und</strong><br />
Strukturen diesen Herausfor<strong>der</strong>ungen anzupassen.<br />
Dazu gehören die Überprüfung <strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ung<br />
von Arbeitsaufgaben <strong>und</strong> Arbeitsabläufen auf<br />
<strong>der</strong> Ebene des Vorstandes, <strong>der</strong> Bildungsstätten, <strong>der</strong><br />
Bezirksleitungen <strong>und</strong> Verwaltungsstellen. Eine zielgerichtete<br />
Personal- <strong>und</strong> Funktionärsentwicklung<br />
in <strong>der</strong> gesamten Organisation ist ein Eckpfeiler dieses<br />
Gestaltungsprozesses. Eine positive Mitglie<strong>der</strong>entwicklung,<br />
die auch zu einer stabilen Finanzentwicklung<br />
beiträgt, ist Gr<strong>und</strong>lage für die Weiterentwicklung<br />
<strong>der</strong> tarif- <strong>und</strong> betriebspolitischen Stärke<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />
1.1 Stabilisierung <strong>und</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong><br />
Organisationsstrukturen<br />
Um den verän<strong>der</strong>ten Herausfor<strong>der</strong>ungen gerecht zu<br />
werden, muss die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ihre materiellen <strong>und</strong><br />
personellen Ressourcen effektiv einsetzen. Das erfor<strong>der</strong>t<br />
vom Vorstand die Arbeitsstrukturen <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> zu überprüfen, nicht mehr notwendige Aufgaben<br />
einzustellen <strong>und</strong> für neue Arbeitsfel<strong>der</strong> die<br />
erfor<strong>der</strong>lichen Entscheidungen zu treffen. Dabei<br />
muss neben bestehenden Organisationsstrukturen<br />
über effizientere Strukturen <strong>und</strong> Arbeitsformen<br />
nachgedacht werden.<br />
1.2 Arbeitsanfor<strong>der</strong>ungen überprüfen <strong>und</strong> neu<br />
gestalten<br />
Das stellt hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an die Abstimmung<br />
<strong>und</strong> Zusammenarbeit <strong>der</strong> einzelnen Organisationsebenen.<br />
Ein Reorganisationsprozess, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong><br />
Vorstandsverwaltung begonnen wurde, ist auf die<br />
Bezirksleitungen <strong>und</strong> Bildungsstätten inzwischen<br />
übertragen worden. Die gr<strong>und</strong>legende Frage <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong>, welche Aufgaben vom Vorstand, Bezirksleitungen<br />
<strong>und</strong> Verwaltungsstellen wahrgenommen<br />
werden, ist zu überprüfen <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen neu zu gestalten. Dabei haben<br />
sich die Gr<strong>und</strong>züge <strong>der</strong> Strukturen bewährt.<br />
Aufgabe <strong>der</strong> Organisationsentwicklung ist es, Organisationsinteressen<br />
<strong>und</strong> –perspektiven zu definieren<br />
<strong>und</strong> dabei die betrieblichen Betreuungsstrukturen,<br />
die regionale Präsenz <strong>und</strong> die Ausstattung <strong>der</strong><br />
Verwaltungsstellen weiterzuentwickeln. Kriterien<br />
zur Verbesserung <strong>der</strong> Organisationsstrukturen sind<br />
in Zusammenarbeit zwischen dem Vorstand, den<br />
Bezirken <strong>und</strong> Verwaltungsstellen abzustimmen <strong>und</strong><br />
umzusetzen.<br />
Durch die seit 2004 stattfindenden jährlichen Geschäftsplanprozesse<br />
hat sich die Organisationsentwicklung<br />
auf die Strukturen <strong>und</strong> Handlungsfel<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Verwaltungsstellen fokussiert. Zielsetzung<br />
ist es, die Handlungsfähigkeit <strong>und</strong> Kompetenz <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> vor Ort zu stärken <strong>und</strong> damit die Attraktivität<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für die Mitglie<strong>der</strong> zu erhalten <strong>und</strong><br />
auszubauen. Es ist ein Rahmenkonzept zur Verwaltungsstellenstruktur<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu entwickeln.<br />
In den Bezirken sind Kooperations- <strong>und</strong> Neuglie<strong>der</strong>ungsprozesse<br />
geplant bzw. bereits in <strong>der</strong> Umsetzung.<br />
Diese Verän<strong>der</strong>ungsprozesse in den Organisationsstrukturen,<br />
die zur Zeit r<strong>und</strong> 20 % <strong>der</strong> Verwaltungsstellen<br />
umfassen, sind durch den Vorstand<br />
<strong>und</strong> die Bezirksleitungen aktiv zu unterstützen.<br />
Maßstab für Verän<strong>der</strong>ungen von Organisationsstrukturen<br />
in den Bezirken <strong>und</strong> Verwaltungsstellen<br />
muss die Optimierung <strong>der</strong> gewerkschaftlichen<br />
Arbeitsmöglichkeiten sein, die die Stärkung<br />
<strong>der</strong> Durchsetzungsfähigkeit in betrieblichen <strong>und</strong><br />
tariflichen Auseinan<strong>der</strong>setzungen zum Ziel hat.<br />
Allein die finanzielle Überlebensfähigkeit einer Verwaltungsstelle<br />
ist kein Kriterium für ihren Fortbestand,<br />
vielmehr steht das Gesamtinteresse <strong>der</strong> Organisation,<br />
eine starke <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu bleiben, über<br />
diesen finanziellen Aspekten.<br />
Die Kooperationsstrukturen zwischen Verwaltungsstellen<br />
sind mit <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Richtlinie Ortsstatut<br />
als eigenständige Organisationsstruktur für die<br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> anerkannt. Kooperations-Verwaltungsstellen<br />
sichern die regionale Präsenz <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in <strong>der</strong><br />
151
Fläche ab, bei gleichzeitiger Ausnutzung von Synergieeffekten<br />
in personellen <strong>und</strong> finanziellen Bereichen.<br />
Damit ist sichergestellt, dass gerade bei kleinen<br />
Verwaltungsstellen mit großer Fläche die Kooperation<br />
nicht automatisch die Vorstufe zur Fusion ist.<br />
Der Strukturfonds hat sich als Gestaltungsinstrument<br />
bewährt, um strategische Zukunftsprojekte,<br />
eine nachhaltige Mitglie<strong>der</strong>gewinnung <strong>und</strong> die Anpassung<br />
<strong>der</strong> Organisationsstrukturen umzusetzen.<br />
Für diese Projekte werden Mittel aus dem Vermögen<br />
zur Finanzierung zur Verfügung gestellt.<br />
Als jährliches Planungs-, Steuerungs- <strong>und</strong> Controlling-Instrument<br />
unterstützt <strong>der</strong> Geschäftsplan die<br />
notwendige Verän<strong>der</strong>ung von Organisationsstrukturen.<br />
Gleichzeitig unterstützt <strong>der</strong> Geschäftsplan<br />
den Blick auf die Verwaltungsstellenarbeit. Strategische<br />
Zielsetzungen im Bereich <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> aktiven Betriebs- <strong>und</strong> Tarifpolitik<br />
werden zwischen Vorstand, Bezirksleitung <strong>und</strong> Verwaltungsstelle<br />
vereinbart.<br />
In Zukunft müssen die Geschäftspläne <strong>der</strong> Verwaltungsstellen,<br />
die Zielsetzungen <strong>und</strong> Aktivitäten <strong>der</strong><br />
Bezirke <strong>und</strong> des Vorstandes noch besser aufeinan<strong>der</strong><br />
abgestimmt werden. Die strategische Mitglie<strong>der</strong>-<br />
<strong>und</strong> Arbeitsplanung des Vorstandes ergänzt<br />
die Schwerpunktsetzung <strong>der</strong> Verwaltungsstellen<br />
<strong>und</strong> ist Teil des gesamten Geschäftsplan-Prozesses<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />
2. DGB<br />
Aus Sicht <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> übernimmt <strong>der</strong> DGB als<br />
Dachorganisation die Rolle <strong>der</strong> gemeinsamen Plattform<br />
<strong>der</strong> Gewerkschaften, um vor allem sozial-, arbeitsmarkt-<br />
<strong>und</strong> gesellschaftspolitische Themen zu<br />
transportieren <strong>und</strong> die politischen Entscheidungsträger<br />
dahin zu beeinflussen, diese Themen aufzugreifen<br />
<strong>und</strong> im gewerkschaftlichen Sinne umzusetzen.<br />
Die Arbeitsformen <strong>und</strong> Strukturen des DGB<br />
sind auf diese Zielsetzung hin zu überprüfen <strong>und</strong><br />
gegebenenfalls anzupassen.<br />
Die organisationspolitischen Rahmenbedingungen<br />
erfor<strong>der</strong>n ein klares Aufgabenprofil des Deutschen<br />
Gewerkschaftsb<strong>und</strong>es. Bei knapper werdenden<br />
personellen Ressourcen muss eine Konzentration<br />
auf die Kernbereiche <strong>der</strong> DGB Aufgaben erfolgen.<br />
Dabei unterstützen wir die DGB Initiative „Trendwende“.<br />
Hier werden Möglichkeiten <strong>der</strong> engeren<br />
Zusammenarbeit <strong>der</strong> Einzelgewerkschaften auf verschiedenen<br />
Fel<strong>der</strong>n erprobt, um anschließend in<br />
<strong>der</strong> Praxis umgesetzt zu werden.<br />
Die Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Gewerkschaftslandschaft<br />
drücken sich durch die Entstehung von Multibranchen-Gewerkschaften<br />
aus. Damit überschneiden<br />
sich die Organisationsbereiche von DGB-Gewerkschaften.<br />
Die Organisationsabgrenzung zwischen<br />
den DGB-Gewerkschaften bekommt dadurch eine<br />
immer größere Bedeutung, dabei wächst dem DGB<br />
die Aufgabe zu, diese verbindlich umzusetzen. Hier<br />
kann <strong>der</strong> DGB einen wertvollen Beitrag zur Lösung<br />
auftreten<strong>der</strong> Konflikte leisten.<br />
In den Bereichen, wo die Organisationszuständigkeiten<br />
nicht abschließend geklärt sind, ist eine gemeinsame<br />
Branchenarbeit über den DGB zu initiieren.<br />
3. Mitglie<strong>der</strong>entwicklung ausbauen<br />
In den Betrieben <strong>und</strong> Branchen unseres Organisationsbereichs<br />
ist die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> die maßgebliche gestaltende<br />
Kraft. Sie nimmt damit den Spitzenplatz<br />
innerhalb <strong>der</strong> gewerkschaftlichen Bewegung<br />
Deutschlands ein <strong>und</strong> prägt damit die Arbeitsbeziehungen<br />
in den industriellen Schlüsselbranchen in<br />
unserem Lande mit. Ihre Stärke als Bewegung aller<br />
Mitglie<strong>der</strong> gewinnt die Organisation durch das Engagement<br />
<strong>der</strong> ehren- <strong>und</strong> <strong>der</strong> hauptamtlichen Männer<br />
<strong>und</strong> Frauen, ihrer aus den Beiträgen entstehenden<br />
Finanzkraft <strong>und</strong> durch ihre politische Handlungsfähigkeit.<br />
Durch ihren Charakter einer Reformbewegung<br />
setzt sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> nicht nur für<br />
die unmittelbaren Bedürfnisse ihrer Mitglie<strong>der</strong> ein,<br />
son<strong>der</strong>n darüber hinaus für eine lebenswerte <strong>und</strong><br />
gerechte Gesellschaft aller Bürger.<br />
Der Dreh- <strong>und</strong> Angelpunkt <strong>der</strong> Gestaltungskraft <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist die Verankerung bei den Beschäftigten<br />
ihres Organisationsbereichs. Die Bedeutung <strong>der</strong><br />
Mitglie<strong>der</strong>entwicklung für die Zukunftsfähigkeit<br />
<strong>der</strong> Organisation ist ungebrochen hoch. Sie wurde<br />
daher von dem 20. ordentlichen Gewerkschaftstag<br />
mit <strong>der</strong> höchsten Priorität versehen. Es ist uns gelungen,<br />
die Mitglie<strong>der</strong>entwicklung zu stabilisieren.<br />
Teilweise sind sogar Trendumkehrungen eingetreten.<br />
Die in ihrer Tendenz positive Entwicklung ist die<br />
Folge einer immer konsequenteren Ausrichtung aller<br />
organisations-, tarif- <strong>und</strong> betriebspolitischen<br />
Aktivitäten an <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung. Der Vorstand<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzte für die nachhaltige Mitglie<strong>der</strong>entwicklung<br />
durch die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Richtlinie Strukturfonds neue Akzente. Die seitdem<br />
aufgelegten Projekte <strong>der</strong> Bezirke <strong>und</strong> Verwaltungsstellen<br />
zur nachhaltigen Mitglie<strong>der</strong>entwicklung<br />
<strong>und</strong> -bindung zeigen Erfolge. Diese Schwerpunkte<br />
<strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung durch den Strukturfonds für die Bezirke<br />
<strong>und</strong> Verwaltungsstellen ist fortzuführen.<br />
3.1 Wege <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung<br />
Arbeitnehmer o<strong>der</strong> Arbeitnehmerin zu sein führt<br />
nicht automatisch zu einer Gewerkschaftsmitgliedschaft.<br />
Eine Reihe von sozialen, politischen, kulturellen<br />
Faktoren, Gen<strong>der</strong>aspekte <strong>und</strong> nicht zuletzt<br />
Möglichkeiten des Kontakts, Wahrnehmungen <strong>und</strong><br />
Erfahrungen mit Gewerkschaften beeinflussen die<br />
Bedingungen zur Gewinnung von Mitglie<strong>der</strong>n für<br />
die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Die Mitglie<strong>der</strong>entwicklung ist daher<br />
verstärkt auf unterschiedliche Bedürfnisse von Beschäftigten-<br />
<strong>und</strong> Zielgruppen auszurichten. Es gilt<br />
dabei, an soziale Lagen, Betriebs- <strong>und</strong> Branchenbeson<strong>der</strong>heiten,<br />
Aspekte von Beruflichkeit sowie an<br />
spezifische lebens- o<strong>der</strong> erwerbsbiografische Situationen<br />
anzuknüpfen, die mit gewerkschaftlichen<br />
Angeboten versehen werden können. Ein solidarischer<br />
Gr<strong>und</strong>konsens stellt die Basis für eine<br />
nach Beschäftigten- bzw. Zielgruppen differenzierte<br />
Ansprache <strong>und</strong> Integration in die Organisation<br />
152
dar. Einen beson<strong>der</strong>s vielversprechenden Weg <strong>der</strong><br />
Mitglie<strong>der</strong>entwicklung stellen Ansätze in Branchen,<br />
Konzernen <strong>und</strong> Regionen mit hohen Mitglie<strong>der</strong>potentialen<br />
bei bestehenden gewerkschaftlichen<br />
Strukturen dar. Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung ist<br />
damit <strong>der</strong> Ausbau <strong>der</strong> systematischen Integration<br />
<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung in die Arbeit <strong>der</strong> ehrenamtlich<br />
Aktiven in den jeweiligen Branchen <strong>und</strong><br />
Konzernen. Des Weiteren sind auch in Zukunft Projekte<br />
zur Mitglie<strong>der</strong>entwicklung, die sich aus regionalen<br />
<strong>und</strong> örtlichen Herausfor<strong>der</strong>ungen ergeben,<br />
zu initiieren <strong>und</strong> durchzuführen.<br />
3.2 Instrumente <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung<br />
Als organisationspolitische Querschnittsaufgabe<br />
muss Mitglie<strong>der</strong>entwicklung Bestandteil aller Aktivitäten<br />
sein. Dazu bedarf es verbindlicher Standards,<br />
die durch Projekte <strong>und</strong> Initiativen entwickel<br />
<strong>und</strong> verbreitert werden. Dem systematischen Ausbau<br />
von Arbeitshilfen, Methoden <strong>und</strong> <strong>der</strong> Generierung<br />
von Best-Practice-Beispielen kommt damit ein<br />
hoher Stellenwert zu. Insbeson<strong>der</strong>e die Mitglie<strong>der</strong>rückgewinnung<br />
stellt weiterhin eine Schlüsselfunktion<br />
dar. Sie ist ebenso auszubauen, wie Verbesserungen<br />
in <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>neugewinnung <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>bindung.<br />
Um Bedürfnisse zu erkennen <strong>und</strong><br />
systematisch in Strategien, Ansprachekonzepte,<br />
Projekte <strong>und</strong> Beteiligungsformen umzusetzen, bedarf<br />
es einer an organisationspolitischen Erfor<strong>der</strong>nissen<br />
ausgerichteten sozialwissenschaftlichen<br />
Forschung für die gewerkschaftliche Praxis.<br />
3.3 Den Wandel in <strong>der</strong> Beschäftigtenstruktur<br />
nachvollziehen<br />
Der Wandel <strong>der</strong> Industrie- <strong>und</strong> <strong>der</strong> Beschäftigtenstruktur<br />
stellt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> vor neue Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />
Das Ziel <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung muss<br />
sein, diesen Wandel besser als bisher in <strong>der</strong> Mitgliedschaft<br />
nachzuvollziehen. Mitglie<strong>der</strong>entwicklung<br />
ist damit ein Instrument zur Sicherstellung unserer<br />
Durchsetzungskraft <strong>und</strong> zur Gewährleistung<br />
<strong>der</strong> gewerkschaftlichen Repräsentanz von Beschäftigtengruppen.<br />
Um diesen Aufgaben gerecht zu<br />
werden, muss <strong>der</strong> Vorstand gemeinsam mit den<br />
Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Organisation Ziele <strong>und</strong> Prioritäten<br />
<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung festlegen. Diese Ziele<br />
müssen regional, örtlich <strong>und</strong> betrieblich umgesetzt<br />
werden. Das Hauptaugenmerk muss dabei auf<br />
bisher nicht erschlossene Bereiche innerhalb bestehen<strong>der</strong><br />
Strukturen gelegt werden, um konkret<br />
erfahrbare Gestaltungskraft in Mitglie<strong>der</strong>wachstum<br />
<strong>und</strong> verbesserte Mitglie<strong>der</strong>bindung umzusetzen.<br />
Darüber hinaus müssen bestehende Strukturen<br />
genutzt werden, um Schnittstellen zu unerschlossenen<br />
Beschäftigtensegmenten, Betrieben<br />
<strong>und</strong> Branchen für die Mitglie<strong>der</strong>entwicklung zu aktivieren.<br />
Zu nennen sind in diesem Zusammenhang<br />
zuvor<strong>der</strong>st die Bereiche hoch qualifizierte sowie<br />
prekäre Beschäftigung, vor allem Zeitarbeitnehmer<br />
<strong>und</strong> -arbeitnehmerinnen. Des Weiteren gilt es, die<br />
Verankerung in Bereichen mit einem hohen Frauenanteil<br />
zu verbessern. Durch den Wandel <strong>der</strong> Struktur<br />
<strong>der</strong> beruflichen Ausbildung, die zu einem Zuwachs<br />
außerbetrieblicher <strong>und</strong> hochschulischer<br />
Ausbildung geführt hat, gewinnt die gewerkschaftliche<br />
Vorfeldarbeit an Bedeutung. In diesem Feld<br />
sind neue Instrumente von Ansprache, Beteiligung<br />
<strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>bindung zu erproben. Sie ist zudem<br />
auf Schnittstellen zu unseren betriebs- <strong>und</strong> tarifpolitischen<br />
Handlungsfel<strong>der</strong>n auszurichten.<br />
3.4 Zentrale Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />
Mitglie<strong>der</strong>entwicklung<br />
Die Bindung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> an die Organisation ist<br />
zu erhöhen. Entsprechende Dialogangebote sind<br />
zu entwickeln <strong>und</strong> auszubauen. Die Aktivitäten <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sind mit aktivierenden Organisierungskonzepten<br />
zu verknüpfen. Mitglie<strong>der</strong>gewinnung<br />
muss auf allen Ebenen stärker mit den politischen<br />
Handlungsfel<strong>der</strong>n verzahnt werden. Die Repräsentanz<br />
aller Beschäftigtengruppen muss ihren Ausdruck<br />
in <strong>der</strong> Struktur <strong>der</strong> Mitgliedschaft finden. Es<br />
gilt, für neue Beschäftigtengruppen attraktiver zu<br />
werden, ohne die traditionellen Mitglie<strong>der</strong>gruppen<br />
zu vernachlässigen.<br />
3.5 Funktionärsentwicklung vorantreiben<br />
Nur dort, wo wir unsere starke Verankerung <strong>und</strong> aktiven<br />
Funktionärskörper stabilisieren <strong>und</strong> ausbauen,<br />
werden wir in unseren Kernfel<strong>der</strong>n, sowie gesellschaftspolitisch,<br />
handlungsmächtig bleiben. Der gezielten<br />
Funktionärsentwicklung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Nachwuchsför<strong>der</strong>ung<br />
kommt damit ein hoher Stellenwert zu. Es<br />
gilt, insbeson<strong>der</strong>e für die Gruppe <strong>der</strong> ehemaligen Jugendfunktionäre<br />
<strong>und</strong> -funktionärinnen, systematisch<br />
Perspektiven für ein langfristiges Engagement<br />
zu entwickeln. Dabei müssen biografische Verän<strong>der</strong>ungen,<br />
etwa durch Weiterbildung, einbezogen werden,<br />
um Beteiligungsangebote zu entwickeln, die auf<br />
verschiedene Lebensabschnitte abgestimmt sind. Es<br />
istSorge zu tragen, dass die Funktionärsentwicklung<br />
nicht zuletzt auch darauf ausgerichtet ist, einen Zugang<br />
zu bisher ungenügend erschlossenen Mitglie<strong>der</strong>potenzialen<br />
zu ermöglichen.<br />
4. Personal<br />
4.1 Personalplanung <strong>und</strong> -entwicklung<br />
Zentrale Aufgabe <strong>der</strong> Personalarbeit bleibt weiterhin<br />
die Personalplanung nach vorne zu treiben, d.h.<br />
ausreichend qualifizierte <strong>und</strong> motivierte Beschäftigte<br />
aus- <strong>und</strong> weiterzubilden, Anpassungsprozesse<br />
zu unterstützen <strong>und</strong> den altersbedingten Strukturwandel<br />
zu bewältigen. Die entsprechenden Instrumente<br />
werden ausgebaut. Die Verwaltungsstellen<br />
werden dabei organisations- <strong>und</strong> personalpolitisch<br />
durch den Vorstand beraten.<br />
Eine vorausschauende Personalplanung wird bei<br />
frei werdenden Stellen die Anpassungsprozesse<br />
auch in Hinsicht auf die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Organisationsstrukturen<br />
unterstützen.<br />
Die Personalentwicklungsplanung ist darauf orientiert,<br />
qualifizierte Wie<strong>der</strong>besetzungen <strong>und</strong> Nachfolgeplanungen<br />
– auch für Führungsaufgaben – sicherzustellen.<br />
Programme zur Vorbereitung <strong>und</strong><br />
Einarbeitung in neue Aufgaben <strong>und</strong> Funktionen<br />
werden angeboten.<br />
153
Die Einführung von Personalentwicklungsinstrumenten<br />
wird gewährleisten, dass <strong>der</strong> Qualifizierungsbedarf<br />
ermittelt <strong>und</strong> umgesetzt werden kann.<br />
Gen<strong>der</strong>-Aspekte werden weiterhin in die Personalplanungen<br />
mit einbezogen.<br />
4.2 Ausbildung, Qualifizierung <strong>und</strong><br />
Professionalisierung<br />
Auf allen Ebenen <strong>der</strong> Organisation werden hohe politische<br />
<strong>und</strong> fachliche Anfor<strong>der</strong>ungen an die Beschäftigten<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gestellt, ihre Aufgaben<br />
werden komplexer. Mit dem umfangreichen Ausbildungs-<br />
<strong>und</strong> Qualifizierungsprogramm können sie<br />
sich rechtzeitig darauf vorbereiten, um im Rahmen<br />
<strong>der</strong> Organisationspolitik die gewerkschaftlichen<br />
Aufgaben <strong>und</strong> Ziele mit zu gestalten <strong>und</strong> erfolgreich<br />
umzusetzen.<br />
Die Internationalisierung <strong>der</strong> Gewerkschaftsarbeit<br />
erfor<strong>der</strong>t spezielle Qualifizierungsangebote. Instrumente<br />
sind: Europäischer Personalaustausch,<br />
Seminarangebote, Sprachkompetenz <strong>und</strong> internationale<br />
Studiengänge.<br />
4.3 Führungskompetenz<br />
Das Verständnis von Führung in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist geprägt<br />
von den Leitideen Klarheit, wechselseitigem<br />
Vertrauen <strong>und</strong> Kooperation. Führungshandeln in<br />
diesem Sinne schafft die Voraussetzung, die gewerkschaftlichen<br />
Ziele <strong>und</strong> Aufgaben erfolgreich<br />
umzusetzen <strong>und</strong> professionelle Dienstleistungen<br />
für unsere Mitglie<strong>der</strong> zu erbringen.<br />
4.4 Akademie <strong>der</strong> Arbeit<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> greift für die Qualifizierung von ehrenamtlichen<br />
Interessenvertretern <strong>und</strong> -vertreterinnen,<br />
vor allem aber für die Vorbereitung auf hauptamtliche<br />
Funktionen, traditionell auf die Akademie<br />
<strong>der</strong> Arbeit (AdA) zurück. Mit <strong>der</strong> Systematisierung<br />
<strong>der</strong> Personalentwicklung ist die Kooperation mit<br />
<strong>der</strong> AdA enger geworden <strong>und</strong> wird weiter entwikkelt.<br />
Voraussetzung dafür ist, dass die AdA als gewerkschaftsnahe<br />
Einrichtung erhalten bleibt. Dafür<br />
wird sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> engagieren.<br />
5. Finanzen<br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> finanziell stark halten,<br />
bleibt die Aufgabe<br />
Die finanzielle Stärkung <strong>der</strong> Organisation ist eine<br />
zentrale Aufgabe. Der Rückgang <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />
führt unmittelbar zu sinkenden Beitragseinnahmen<br />
<strong>und</strong> schwächt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> politisch <strong>und</strong> finanziell.<br />
Die Aufgaben <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> werden aus den Beitragseinnahmen<br />
finanziert. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bildet weiterhin<br />
durch den Vorstand Rückstellungen, die die<br />
Kampfkraft <strong>und</strong> die Überlebensfähigkeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
sichern. Auf die finanziellen Reserven wird nur<br />
zur Finanzierung strategischer Zukunftsprojekte<br />
<strong>und</strong> des nötigen Umbaus <strong>der</strong> Organisation zurückgegriffen.<br />
Der Vorstand hat strategische Schlüsselziele bestimmt.<br />
Sie müssen für die Budgetierung <strong>und</strong> die<br />
politische Planung den Maßstab bilden, um zu entscheiden,<br />
was wir in Zukunft angehen wollen <strong>und</strong><br />
auf was wir verzichten müssen.<br />
Die Verteilung <strong>der</strong> Finanzen in <strong>der</strong> Organisation<br />
muss gewährleisten, dass alle Organisationseinheiten<br />
schlagkräftig bleiben.<br />
Verwaltungsstellen, Vorstand <strong>und</strong> Bezirksleitungen<br />
brauchen die nötigen Mittel, um ihren Teil <strong>der</strong> Arbeit<br />
leisten zu können.<br />
Die Anfor<strong>der</strong>ungen an die Arbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wachsen,<br />
dem muss auch in <strong>der</strong> Verteilung <strong>der</strong> Finanzen<br />
Rechnung getragen werden. Das Maß an Umverteilung<br />
ist mit Blickauf die Handlungsfähigkeit <strong>der</strong> Gesamtorganisation<br />
begrenzt.<br />
6. Kommunikation <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> hat in Deutschland einen sehr hohen<br />
Bekanntheitsgrad. Medienanalysen machen immer<br />
wie<strong>der</strong> deutlich, dass die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in den Medien<br />
permanent die höchsten Abdruckquoten <strong>und</strong> die<br />
meisten Nennungen unter allen Verbänden in<br />
Deutschland hat. Diese deutliche Präsenz <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> spricht für eine hohe Reputation <strong>der</strong> Organisation<br />
<strong>und</strong> eine beson<strong>der</strong>e Wahrnehmung durch<br />
die Journalisten. Die Politik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> ihre<br />
Aktionen haben einen hohen Nachrichtenwert, die<br />
Organisation wird als große <strong>und</strong> einflussreiche gesellschaftliche<br />
Kraft wahrgenommen. Diese Stellung<br />
unserer Organisation in <strong>der</strong> Mediengesellschaft<br />
gilt es weiter auszubauen.<br />
Ziel <strong>der</strong> Außenkommunikation ist es auch, für die<br />
Politik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu werben, sie positiv darzustellen<br />
<strong>und</strong> das Image <strong>der</strong> Organisation in den Medien<br />
zu steigern. Das allgemeine Meinungsklima<br />
für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> hat mittelbar Auswirkungen auf die<br />
Einstellung von Nicht-Mitglie<strong>der</strong>n <strong>und</strong> damit auf ihre<br />
Bereitschaft <strong>der</strong> Organisation beizutreten. Ziel<br />
<strong>der</strong> Binnenkommunikation ist es, die Kampagnenfähigkeit<br />
zu erhöhen, in dem Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> Funktionäre<br />
zielgerichtet <strong>und</strong> schnell mit notwendigen<br />
Informationen <strong>und</strong> Materialien versorgt werden,<br />
um sich selbst zu informieren <strong>und</strong> als Multiplikatoren<br />
tätig zu werden.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt mo<strong>der</strong>ne Medien, sowohl im Online-,<br />
wie auch im Print-Bereich ein <strong>und</strong> hat diese<br />
sinnvoll miteinan<strong>der</strong> verknüpft. Im Zeitalter von Internet<br />
<strong>und</strong> mobiler Kommunikation hat zwar die Flut<br />
an Informationen, nicht jedoch ihre Qualität zugenommen.<br />
Es gehört deshalb zu den beson<strong>der</strong>en<br />
Aufgaben <strong>der</strong> Medien <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Informationen<br />
so aufzuarbeiten <strong>und</strong> zu präsentieren, dass sie den<br />
zielgruppenspezifischen <strong>und</strong> thematischen Informationsbedürfnissen<br />
<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> Funktionäre<br />
entsprechen.<br />
7. Frauen<br />
Frauen- <strong>und</strong> Gleichstellungspolitik – ein Muss<br />
für eine mitglie<strong>der</strong>starke Organisation<br />
Frauen sind für unsere Mitglie<strong>der</strong>werbung ein enormes<br />
Potenzial. Zur Erhöhung des Organisationsgrades<br />
sowohl im gewerblichen wie im Angestelltenbereich<br />
ist es notwendig, mit unseren Konzepten,<br />
154
unserer Ansprache <strong>und</strong> unserer Darstellung glaubwürdig<br />
zu vermitteln, dass wir die Lebenssituation<br />
von Frauen sehen, mitdenken <strong>und</strong> politisch gestalten<br />
wollen. Frauen- <strong>und</strong> Gleichstellungspolitik ist<br />
Querschnittsaufgabe <strong>und</strong> darf nicht auf Fragen <strong>der</strong><br />
Vereinbarkeit von Beruf <strong>und</strong> Familie reduziert werden.<br />
Gleichstellungspolitische For<strong>der</strong>ungen müssen<br />
in alle Handlungsfel<strong>der</strong> integriert <strong>und</strong> intern sowie<br />
extern sichtbar werden. Die notwendigen Ressourcen<br />
sind dafür auf allen Ebenen <strong>der</strong> Organisation<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
Frauen wollen keine Stellvertreterpolitik, son<strong>der</strong>n<br />
mitgestalten. Die männlich geprägten Strukturen<br />
<strong>der</strong> gewerkschaftlichen Arbeit erschweren die Teilnahme<br />
von Frauen. Das wird sich nur än<strong>der</strong>n, wenn<br />
mehr Frauen als bisher Funktionen übernehmen.<br />
Die Frauen in führenden Positionen in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
sind immer noch unterrepräsentiert. Dieser Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
muss sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> stellen <strong>und</strong><br />
insbeson<strong>der</strong>e mit dem Fokus auf junge Frauen neue<br />
Wege beschreiten. Mentoringkonzepte sind aufzulegen<br />
<strong>und</strong> das Wissen <strong>der</strong> Gleichstellungspolitikerinnen<br />
mit einzubeziehen. Nur wenn Frauen- <strong>und</strong><br />
Gleichstellungspolitik als ein wichtiger Faktor für<br />
eine zukunftsorientierte Interessenspolitik etabliert<br />
wird, können wir in <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>frage Erfolge<br />
verzeichnen.<br />
8. Jugend<br />
Jugendarbeit stabilisieren <strong>und</strong> ausbauen!<br />
Jede Verwaltungsstelle, je<strong>der</strong> Funktionär, jede Glie<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss Jugend mitdenken <strong>und</strong><br />
mit för<strong>der</strong>n. Über Jugendarbeit gewinnen wir nahezu<br />
40 % unserer neuen Mitglie<strong>der</strong>. Über die Jugendarbeit<br />
entwickelt sich unser Funktionärsnachwuchs.<br />
Jugendliche sind sowohl in betrieblichen sowie in<br />
Gremien <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> immer noch unterrepräsentiert.<br />
Dies muss sich än<strong>der</strong>n.<br />
Jugendarbeit muss in <strong>der</strong> strategischen Planung<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> eine herausragende Rolle spielen. In<br />
den Verwaltungsstellen, Bezirksleitungen <strong>und</strong> auf<br />
Ebene des Vorstandes sind Planungen zu entwikkeln<br />
<strong>und</strong> umzusetzen, wie die Jugendarbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> auf den entsprechenden Ebenen stabilisiert<br />
<strong>und</strong> ausgebaut werden kann. Eine Verknüpfung mit<br />
den Geschäftsplänen auf Ebene <strong>der</strong> Verwaltungsstellen<br />
muss erfolgen.<br />
Kernkompetenz <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Jugend ist die Ausbildung.<br />
Jugendliche brauchen Ausbildung, berufliche<br />
Perspektiven, eine Zukunft <strong>und</strong> eine möglichst<br />
passende <strong>und</strong> qualitativ hochwertige Ausbildung,<br />
die unbefristete Übernahme bis hin zu Weiterbildungsmöglichkeiten.<br />
Auf diesem Gebiet wird <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> eine hohe Kompetenz zugestanden. Diese<br />
Kompetenz gilt es auszubauen <strong>und</strong> im Sinne <strong>der</strong><br />
Mitglie<strong>der</strong>entwicklung zu nutzen.<br />
Um an <strong>der</strong> wichtigen Schwelle von <strong>der</strong> Ausbildung<br />
in den Beruf Mitglie<strong>der</strong> zu halten <strong>und</strong> neue Mitglie<strong>der</strong><br />
zu werben, werden die im U35 Projekt entwikkelten<br />
Konzepte organisationsweit umgesetzt.<br />
9. Angestellte<br />
Verankerung <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung im<br />
Angestelltenbereich<br />
Eine Stärkung <strong>der</strong> Gewerkschaftsarbeit in den Angestelltenbereichen<br />
ist eine zentrale Aufgabe <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Das Arbeitsprogramm „Trendwende Angestellte“<br />
des Angestelltenausschusses beim Vorstand<br />
kann als inhaltliche Richtschnur für ein nachhaltig<br />
<strong>und</strong> besser vernetztes Vorgehen dienen.<br />
Kernpunkte sind:<br />
Das Profil <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in Angestelltenarbeitsbereichen<br />
muss verbessert <strong>und</strong> die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> als Interessenvertretung<br />
stärker verankert werden.<br />
Der Kontakt zu den Mitglie<strong>der</strong>n muss intensiviert,<br />
Ansätze <strong>und</strong> Formen direkter Mitglie<strong>der</strong>beteiligung<br />
<strong>und</strong> stärkerer Einbeziehung von Angestellten, insbeson<strong>der</strong>e<br />
in <strong>der</strong> Betriebs- <strong>und</strong> Tarifpolitik, sind zu<br />
för<strong>der</strong>n <strong>und</strong> auszubauen.<br />
Es sind neue Kommunikationsformen zu entwikkeln.<br />
Ein Instrument dafür ist <strong>der</strong> verstärkte Aufbau<br />
von Netzwerkstrukturen für Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> Funktionäre.<br />
In einem ersten Schritt soll ein Mitglie<strong>der</strong>netzwerk<br />
für Ingenieure <strong>und</strong> Ingenieurinnen gebildet<br />
werden, begleitet von verstärkter Vorfeldarbeit<br />
mit Studierenden im Übergang ins Berufsleben.<br />
Betriebsräte <strong>und</strong> Vertrauensleute sowie Hauptamtliche<br />
in den Verwaltungsstellen müssen in die Lage<br />
versetzt werden, diese Aufgaben professionell zu<br />
bewältigen. Dies erfor<strong>der</strong>t einen verstärkten Qualifizierungsprozess<br />
<strong>und</strong> eine verbesserte Verzahnung<br />
<strong>und</strong> Vernetzung für den Austausch von Erfahrungen<br />
<strong>und</strong> das Lernen von guten Beispielen.<br />
10. Migration <strong>und</strong> Integration demokratisch<br />
gestalten<br />
Der Prozess <strong>der</strong> Globalisierung führt dazu, dass sich<br />
die Migrationsprozesse weltweit beschleunigen <strong>und</strong><br />
verän<strong>der</strong>n. Für Deutschland bedeutet dies, dass neben<br />
den Menschen aus den bisherigen Herkunftslän<strong>der</strong>n<br />
(insbeson<strong>der</strong>e aus dem Mittelmeerraum) seit<br />
den 90er Jahren Migranten <strong>und</strong> Migrantinnen aus<br />
verschiedenen Regionen Mittel- <strong>und</strong> Osteuropas hinzukommen.<br />
Neben diesen innereuropäischen Entwicklungen<br />
nehmen auch die Wan<strong>der</strong>ungsbewegungen<br />
zwischen Kontinenten weiter zu. Für die notwendige<br />
Integrationspolitik bedeutet dies eine große<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung. Das betrifft sowohl die gesamtgesellschaftlichen<br />
Prozesse als auch die Themen, die<br />
Politik <strong>und</strong> die Strukturen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />
Die „klassischen“ Themen <strong>der</strong> Migrationspolitik,<br />
wie Sprachbarrieren <strong>und</strong> Integration in den Ausbildungs-<br />
<strong>und</strong> Arbeitsmarkt erfahren eine Verän<strong>der</strong>ung,<br />
da Qualifikationsvoraussetzungen unterschiedlich<br />
sind; neben Maßnahmen für Menschen<br />
<strong>der</strong> zweiten <strong>und</strong> dritten Generation <strong>der</strong> Migranten<br />
<strong>und</strong> Migrantinnen treten wie<strong>der</strong> verstärkt Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
durch Neueinwan<strong>der</strong>ung. Illegalität nimmt<br />
auch in Deutschland immer weiter zu <strong>und</strong> führt zu<br />
inhumanen Lebens- <strong>und</strong> Arbeitsbedingungen.<br />
Mit Blick auf den nationalen Integrationsplan <strong>der</strong><br />
B<strong>und</strong>esregierung bedeutet dies, dass dringen<strong>der</strong><br />
155
Handlungsbedarf hinsichtlich <strong>der</strong> materiellen, politischen<br />
<strong>und</strong> sozialen Integration besteht. Migranten<br />
<strong>und</strong> Migrantinnen müssen vor Arbeitslosigkeit,<br />
Armut <strong>und</strong> prekären Arbeitsverhältnissen besser<br />
geschützt werden. Ihre konkrete Lebenssituation<br />
darf nicht dazu missbraucht werden, Arbeits- <strong>und</strong><br />
Einkommensstandards <strong>der</strong> Menschen insgesamt<br />
abzusenken.<br />
Für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> kommt es darauf an, den Prozess<br />
<strong>der</strong> Integration weltoffen <strong>und</strong> demokratisch zu gestalten,<br />
Teilhaberechte für die Migranten <strong>und</strong> Migrantinnen<br />
in allen Lebensbereichen einzufor<strong>der</strong>n<br />
<strong>und</strong> Strategien zur Umsetzung mit <strong>und</strong> in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
zu entwickeln. Dafür braucht die Arbeit in <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> auch entsprechende Strukturen.<br />
Die Arbeitsstrukturen für Migranten <strong>und</strong> Migrantinnen<br />
in Form von Ausschussarbeit haben sich bewährt.<br />
Es gilt diese weiterzuentwickeln. Interkulturelle<br />
Kompetenzen von Migranten <strong>und</strong> Migrantinnen<br />
sollen stärker in die Politik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> eingeb<strong>und</strong>en<br />
werden.<br />
11. Außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit<br />
Einzelmitglie<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Fläche <strong>der</strong> Verwaltungsstellen<br />
sind oft nur durch ehrenamtliche Teams, Arbeitskreise<br />
bzw. Ausschüsse o<strong>der</strong> Vertrauensleute<br />
in Wohngebieten <strong>und</strong> Nebenstellen zu erreichen<br />
<strong>und</strong> zu betreuen. Darunter fallen auch Senioren <strong>und</strong><br />
Seniorinnen sowie erwerbslose Mitglie<strong>der</strong>. Außerbetriebliche<br />
Gewerkschaftsarbeit bietet hierfür den<br />
organisatorischen Rahmen.<br />
Außerbetriebliche Mitglie<strong>der</strong>arbeit ist Mitglie<strong>der</strong>arbeit<br />
unter aktiver Einbeziehung von Ehrenamtlichen.<br />
Diese stellen für die Verwaltungsstellen zusätzliche<br />
personelle Ressourcen dar, zur Erschließung<br />
neuer Betriebe <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>potentiale. Arbeitskreise<br />
<strong>und</strong> Ausschüsse für außerbetriebliche<br />
Gewerkschaftsarbeit <strong>der</strong> Bezirksleitungen sowie<br />
<strong>der</strong> Ausschuss beim Vorstand begleiten, unterstützen<br />
<strong>und</strong> för<strong>der</strong>n den weiteren Auf- <strong>und</strong> Ausbau außerbetrieblicher<br />
Betreuungsstrukturen.<br />
Notwendige Qualifizierungsmaßnahmen werden<br />
angeboten, Arbeitshilfen entwickelt sowie die Erarbeitung<br />
örtlicher Arbeitsprogramme unterstützt.<br />
Senioren- <strong>und</strong> Erwerbslosenarbeit sind dabei integrierter<br />
Bestandteil <strong>der</strong> außerbetrieblichen Gewerkschaftsarbeit<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> vor Ort.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich zusammen mit an<strong>der</strong>en Einzelgewerkschaften<br />
dafür ein, insbeson<strong>der</strong>e Fragen<br />
<strong>der</strong> Seniorenpolitik gemeinsam über den DGB voranzutreiben.<br />
12. Organisationspolitische Arbeitsschwerpunkte<br />
2008 bis 2011<br />
1. Dem Vorstand ist jährlich ein Bericht zur<br />
Stabilisierung <strong>und</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> Organisationsstrukturen<br />
vorzulegen. In Zusammenarbeit<br />
mit den Bezirksleitungen<br />
<strong>und</strong> Verwaltungsstellen werden die organisationspolitischen<br />
Schwerpunkte <strong>und</strong><br />
Strukturen überprüft <strong>und</strong> dem Vorstand Vorschläge<br />
unterbreitet, die die verän<strong>der</strong>ten<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> berücksichtigen<br />
<strong>und</strong> dazu beitragen, die Organisation<br />
nachhaltig handlungs-, konflikt- <strong>und</strong> durchsetzungsfähig<br />
zu gestalten.<br />
2. Durch den Strukturfonds werden strukturschwache<br />
Verwaltungsstellen stabilisiert.<br />
Strukturelle Verän<strong>der</strong>ungen, die in den Regionen<br />
die Präsenz <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sichern<br />
<strong>und</strong> gleichzeitig die Handlungsmacht stärken,<br />
werden als strategische Projekte vom<br />
Strukturfonds geför<strong>der</strong>t. Zur Unterstützung<br />
einer nachhaltigen Mitglie<strong>der</strong>entwicklungs-<br />
<strong>und</strong> bindearbeit ist die Strukturfondsför<strong>der</strong>ung<br />
als Gestaltungsinstrument<br />
weiter auszubauen.<br />
3. Die beschriebenen Aufgaben <strong>und</strong> Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
erfor<strong>der</strong>n eine Prioritätensetzung,<br />
die auf einen Ausbau <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung<br />
in bestehenden Strukturen<br />
setzt, nachhaltige <strong>und</strong> auf Dauer angelegte<br />
Prozesse för<strong>der</strong>t sowie systematisch neue<br />
Bereiche <strong>und</strong> Beschäftigtengruppen erschließt<br />
<strong>und</strong> diese politisch integriert. Folgende<br />
Arbeitsschwerpunkte ergeben sich<br />
damit:<br />
• Stärkung <strong>der</strong> gewerkschaftlichen Verankerung<br />
in bestehenden Strukturen <strong>und</strong><br />
erschlossenen Branchen <strong>und</strong> Betrieben,<br />
• Forcierung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung in<br />
übergreifenden Verb<strong>und</strong>projekten <strong>und</strong><br />
Konzernen,<br />
• strategische Ergänzung durch Projekte<br />
zu Branchen <strong>und</strong> Zielgruppen von beson<strong>der</strong>er<br />
organisationspolitischer Relevanz,<br />
• Entwicklung von aktivierenden Organisierungskonzepten,<br />
welche die verschiedenen<br />
sozialen Lagen von Beschäftigtengruppen<br />
ebenso berücksichtigt, wie die<br />
unterschiedlichen Rahmenbedingungen<br />
gewerkschaftlichen Handelns.<br />
Diese Prioritätensetzung ist durch den Vorstand<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu beschließen <strong>und</strong> im<br />
Rahmen <strong>der</strong> Geschäftsplanabstimmungen<br />
in Zusammenarbeit mit den Bezirken in den<br />
betroffenen Betrieben <strong>und</strong> Verwaltungsstellen<br />
zu initiieren.<br />
4. Die Personalarbeit wird sich konzentrieren<br />
auf die vorausschauende Personalplanung<br />
<strong>und</strong> -entwicklung, um den altersbedingten<br />
Personalwechsel in personalpolitischer<br />
<strong>und</strong> organisationsstruktureller Hinsicht zu<br />
gestalten. Dabei sind die Ausbildungs- <strong>und</strong><br />
Qualifizierungsprogramme auf aktuelle Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
weiterzuentwickeln. Sie bereiten<br />
darauf vor, mit sicherem fachlichen Wissen<br />
gesellschafts-, betriebs- <strong>und</strong> tarifpolitische<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzungen unter Beteiligung<br />
<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> erfolgreich zu führen.<br />
156
Mitglie<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Organisationsentwicklung<br />
6.001 Antragsteller/in: Darmstadt<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Betreuung <strong>und</strong> Beratung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> die<br />
Mitglie<strong>der</strong>entwicklung muss in erster Linie da stattfinden,<br />
wo die Mitglie<strong>der</strong> leben <strong>und</strong> arbeiten. Deshalb<br />
kann <strong>und</strong> muss ein Konzept zur Sicherung einer<br />
mitglie<strong>der</strong>nahen Betreuungsstruktur gemeinsam<br />
mit den dezentralen Einheiten in den Verwaltungsstellen<br />
entwickelt werden. Dezentrale Handlungsspielräume<br />
müssen dafür dringend erhalten <strong>und</strong><br />
ausgebaut werden. Die relative Autonomie <strong>der</strong> Verwaltungsstellen<br />
sichert Beteiligung <strong>der</strong> ehrenamtlichen<br />
Funktionäre <strong>und</strong> Funktionärinnen <strong>und</strong> ist eine<br />
Notwendigkeit für eine lebendige Organisation.<br />
Ein tragfähiges Konzept zur Sicherung einer mitglie<strong>der</strong>nahen<br />
Betreuungsstruktur in <strong>der</strong> Fläche<br />
sollte folgende Fragen <strong>und</strong> Themen enthalten <strong>und</strong><br />
einer Klärung zuführen:<br />
1. Definition zentraler <strong>und</strong> dezentraler Aufgaben<br />
<strong>und</strong> Kompetenzen<br />
2. Sofortprogramm zur Sicherstellung <strong>der</strong> personellen<br />
Ausstattung in <strong>der</strong> Fläche (quantitativ<br />
<strong>und</strong> qualitativ) in Vorbereitung auf den Verlust<br />
von Know-how <strong>und</strong> Personenzahl in den Verwaltungsstellen<br />
aus Anlass <strong>der</strong> abgeschlossenen<br />
Altersteilzeitverträge ab 2009.<br />
3. Konzentration <strong>der</strong> Finanzen auf die Betreuungsarbeit<br />
vor Ort!<br />
4. Zurückschrauben <strong>der</strong> Richtlinien, R<strong>und</strong>schreiben<br />
<strong>und</strong> Vorgaben für die Arbeit <strong>der</strong> Verwaltungsstellen,<br />
die die Arbeit bürokratisieren <strong>und</strong><br />
behin<strong>der</strong>n.<br />
5. Interne Revisionsverfahren, die als Beratung<br />
für alle Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> fungieren<br />
<strong>und</strong> nicht als Instrument bürokratischer Kontrolle<br />
empf<strong>und</strong>en werden.<br />
6. Konzepte <strong>der</strong> Betriebsbetreuung, die eine gemeinsame<br />
Position <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf allen Organisationsebenen<br />
sicherstellt. Das bedeutet eine<br />
verbesserte Kommunikation <strong>der</strong> Organisationsebenen.<br />
Ein solches Konzept muss unter mehrheitlicher Beteiligung<br />
<strong>der</strong> Verwaltungsstellen in einer Arbeitsgruppe<br />
entwickelt werden. Vor Beschlussfassung<br />
muss es den Ortsvorständen aller Verwaltungsstellen<br />
präsentiert werden. Die Mehrheit <strong>der</strong> Ortsvorstände<br />
muss es befürworten. Da insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong><br />
Personalentwicklung ein dringen<strong>der</strong> Handlungsbedarf<br />
besteht, wird die Arbeitsgruppe unmittelbar<br />
nach dem Gewerkschaftstag ihre Arbeit aufnehmen.<br />
Personelle <strong>und</strong> materielle Ausstattung <strong>der</strong><br />
Verwaltungsstellen<br />
6.002 Antragsteller/in: Berlin<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, den Einsatz personeller<br />
<strong>und</strong> materieller Ressourcen deutlich zu Gunsten<br />
<strong>der</strong> Verwaltungsstellen zu verlagern.<br />
Die Zunahme betrieblicher Auseinan<strong>der</strong>setzungen,<br />
die stärkere Verlagerung tarifpolitischer Aufgaben<br />
<strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen Mitglie<strong>der</strong>beteiligungs-<br />
<strong>und</strong> Entwicklungsprozesse im Betrieb sowie<br />
die Einflussnahme auf industriepolitische Entwicklungen<br />
in <strong>der</strong> Region erfor<strong>der</strong>n eine deutlich stärkere<br />
Ausrichtung <strong>der</strong> Ressourcen auf die Verwaltungsstellen.<br />
In den Betrieben können Mitglie<strong>der</strong> gewonnen<br />
<strong>und</strong> gehalten werden. Hierfür bedarf es einer<br />
engen Zusammenarbeit zwischen den Interessenvertretungen<br />
<strong>und</strong> einer engen Anbindung <strong>der</strong> Betriebsräte<br />
<strong>und</strong> Vertrauensleute an die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> vor<br />
Ort.<br />
Zielsetzung muss sein, die Handlungsfähigkeit <strong>und</strong><br />
Kompetenz <strong>der</strong> Verwaltungsstellen zu stärken <strong>und</strong><br />
weiter zu entwickeln <strong>und</strong> damit die Attraktivität <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für die Mitglie<strong>der</strong> zu erhalten <strong>und</strong> auszubauen.<br />
Stabilisierung <strong>und</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong><br />
Organisationsstrukturen<br />
6.003 Antragsteller/in: Suhl-Sonneberg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Kooperationen zwischen Verwaltungsstellen erzielen<br />
Einspareffekte <strong>und</strong> dienen <strong>der</strong> Sicherung <strong>der</strong><br />
Präsenz in <strong>der</strong> Fläche. Kooperationsmodelle können<br />
auch auf Dauer als eigenständige Organisationsform<br />
angelegt sein <strong>und</strong> führen nicht zwangsläufig<br />
zu Fusionen.<br />
Organisationsentwicklung/Organisationspolitik<br />
6.004 Antragsteller/in: Kaiserslautern<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Um die politische Präsenz <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in den Regionen<br />
zu stärken <strong>und</strong> zu verbessern, können Kooperationen<br />
zwischen benachbarten Verwaltungsstellen<br />
eine wichtige Bedeutung haben.<br />
Sie dienen dem Ziel, die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in den Regionen<br />
zu stärken, indem materielle <strong>und</strong> personelle Ressourcen<br />
stärker auf politische Aufgabenstellungen<br />
konzentriert <strong>und</strong> verwaltungsinterne Aufgaben effektiver<br />
kooperativ wahrgenommen werden.<br />
Kooperationen sind keine Vorstufen von Fusionen.<br />
Die politische Handlungsfähigkeit unserer Organisation<br />
hängt entscheidend von <strong>der</strong> Attraktivität,<br />
<strong>der</strong> politischen Verankerung <strong>und</strong> den traditionellen<br />
Bindungen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu ihrer Mitgliedschaft ab.<br />
Diese ist vor allem geprägt durch die räumliche <strong>und</strong><br />
örtliche Nähe <strong>der</strong> Verwaltungsstellen zur Mitgliedschaft<br />
durch gewachsene Traditionen <strong>und</strong> durch die<br />
Präsenz vor Ort.<br />
Um diese nicht in Frage zu stellen o<strong>der</strong> sie gar zu gefährden,<br />
was möglicherweise Mitglie<strong>der</strong>verluste<br />
zur Folge haben könnte, sollten Fusionen nur auf<br />
wenige beson<strong>der</strong>s begründete Ausnahmefälle begrenzt<br />
bleiben.<br />
157
Kooperation von Verwaltungsstellen<br />
6.005 Antragsteller/in: Oldenburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Kooperationen von Verwaltungsstellen sind nicht<br />
<strong>der</strong> automatische Einstieg in eine spätere Fusion<br />
von Verwaltungsstellen.<br />
Vielmehr ist die Kooperation von Verwaltungsstellen<br />
eine in <strong>der</strong> Regel auf Dauer angelegte eigenständige<br />
Organisationsstruktur, die eine Alternative<br />
zur Fusion von Verwaltungsstellen darstellen<br />
kann. Kooperationen erleichtern die stärkere Einbeziehung<br />
von Ehrenamtlichen <strong>und</strong> halten demokratische<br />
Strukturen aufrecht.<br />
Kooperationen zwischen Verwaltungsstellen haben<br />
zu erheblichen finanziellen Einspareffekten für die<br />
Gesamtorganisation geführt, bei gleichzeitigem Erhalt<br />
<strong>der</strong> politischen Präsenz <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in <strong>der</strong> Fläche.<br />
Die wirtschaftlichen <strong>und</strong> politischen Rahmenbedingungen<br />
werden es notwendig machen, den Weg von<br />
weiteren Kooperationen zwischen Verwaltungsstellen<br />
zu gehen. Die Unterstützung <strong>der</strong> Verwaltungsstellen<br />
bei Kooperationsvorhaben ist weiter auszubauen<br />
<strong>und</strong> die notwendigen organisationspolitischen<br />
Voraussetzungen müssen geschaffen bzw.<br />
ausgebaut werden.<br />
Stabilisierung <strong>und</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong><br />
Organisationsstrukturen<br />
6.006 Antragsteller/in: Olpe<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Organisationsstruktur <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> hat sich<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich bewährt. Die Präsens in <strong>der</strong> Fläche,<br />
die Nähe zu Betrieben, Verwaltungen <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>n<br />
ist eine <strong>der</strong> wesentlichen Voraussetzungen für<br />
unsere Durchsetzungsfähigkeit <strong>und</strong> muss dauerhaft<br />
erhalten werden.<br />
Die Begrenztheit <strong>der</strong> finanziellen <strong>und</strong> personellen<br />
Ressourcen gebietet es, <strong>der</strong>en Einsatz kontinuierlich<br />
daraufhin zu überprüfen, ob sie effizient <strong>und</strong> effektiv<br />
genug dem Erhalt <strong>und</strong> Ausbau unserer mitglie<strong>der</strong>orientierten<br />
Handlungsfähigkeit dienen.<br />
Dies gilt für alle Organisationsebenen gleichermaßen:<br />
den Vorstand, die Bezirksleitungen <strong>und</strong> die<br />
Verwaltungsstellen.<br />
Der Reorganisationsprozess desVorstands hat dem<br />
zum Teil Rechnung getragen, kann aber damit nicht<br />
abgeschlossen sein.<br />
Wir sind gefor<strong>der</strong>t, für die betrieblichen Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />
<strong>und</strong> Tarifverhandlungen die gleiche<br />
Professionalität zu erreichen, wie wir sie für die Flächenauseinan<strong>der</strong>setzung<br />
haben. Die personellen<br />
<strong>und</strong> finanziellen Mittel <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sind im Hinblick<br />
auf die geän<strong>der</strong>ten tarifpolitischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>und</strong> die zunehmende Bedeutung <strong>der</strong> betrieblichen<br />
Tarifpolitik daraufhin zu überprüfen <strong>und</strong><br />
konzentriert auszurichten.<br />
Die Bezirksleitungen nehmen eine unterstützende<br />
Funktion bei <strong>der</strong> Neuausrichtung <strong>der</strong> Verwaltungsstellen<br />
wahr <strong>und</strong> koordinieren die gewerkschaftlichen<br />
Aktivitäten <strong>der</strong> Verwaltungsstellen zunehmend<br />
auch durch personellen Einsatz <strong>und</strong> operative<br />
Arbeit in den Verwaltungsstellen. Dieses Vorgehen<br />
hat sich bewährt <strong>und</strong> bedingt in Zukunft eine<br />
stärkere Ausrichtung <strong>der</strong> Bezirksleitungen auf auch<br />
operative Arbeit. Der Vorstand ist gefor<strong>der</strong>t, dieses<br />
zu berücksichtigen.<br />
Auch die Strukturen <strong>der</strong> Verwaltungsstellen müssen<br />
überprüft <strong>und</strong> an die verän<strong>der</strong>ten wirtschaftlichen<br />
<strong>und</strong> politischen Strukturen angepasst werden.<br />
Maßstab ist dabei nicht allein die finanzielle<br />
Überlebensfähigkeit einer Verwaltungsstelle, son<strong>der</strong>n<br />
die Handlungsfähigkeit <strong>und</strong> Kompetenz <strong>der</strong><br />
Verwaltungsstellen. Sie gilt es zu stärken, damit die<br />
Attraktivität <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für die Mitglie<strong>der</strong> erhalten<br />
<strong>und</strong> ausgebaut werden kann.<br />
Zukunftsfähige Strukturen berücksichtigen u. a. die<br />
jeweiligen industriellen Gegebenheiten, die Wirtschaftsräume<br />
<strong>und</strong> die politischen Zusammenhänge<br />
<strong>der</strong> jeweiligen Region. Sie sind auszurichten an dem<br />
vorhandenen Mitglie<strong>der</strong>bestand, den Potentialen<br />
zur Mitglie<strong>der</strong>gewinnung, den personellen <strong>und</strong> finanziellen<br />
Möglichkeiten <strong>der</strong> Verwaltungsstellen<br />
sowie <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung. Sie konzentrieren<br />
sich auf die politische Arbeit <strong>und</strong> sind von Verwaltungstätigkeiten<br />
weitestgehend entlastet.<br />
Verwaltungsstellenübergreifende Projekte, von<br />
mehreren Verwaltungsstellen gemeinsam geplante<br />
Personaleinsätze <strong>und</strong> Kooperationen haben sich bewährt<br />
<strong>und</strong> sind geeignete Formen selbstgesteuerter<br />
Aktivitäten zur Verbesserung <strong>der</strong> gewerkschaftlichen<br />
Arbeit. Darüber hinaus können auch Fusionen<br />
geeignet sein, die Handlungsfähigkeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
in einer Region zu erhalten <strong>und</strong> auszubauen.<br />
Organisationspolitik<br />
6.007 Antragsteller/in: Weilheim<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Zukunftsfähigkeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird in den Betrieben<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Region entschieden. Dort finden zunehmend<br />
betriebs- <strong>und</strong> tarifpolitische Aktivitäten<br />
statt. Bei Konfliktsituationen entstehen Ansatzpunkte<br />
für solidarisches organisiertes Handeln.<br />
Hier müssen Ansprechpartner <strong>und</strong> Ansprechpartnerinnen<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in Form von Gewerkschaftssekretären<br />
<strong>und</strong> Gewerkschaftssekretärinnen zur<br />
Verfügung stehen können. Diese müssen Kompetenz<br />
<strong>und</strong> Kapazität haben, sich darum nachhaltig zu<br />
kümmern.<br />
Der jetzige Zustand mit satzungsgemäßem Ortskassenanteil,<br />
Strukturfonds <strong>und</strong> internem Arbeitsmarkt<br />
wird dieser Herausfor<strong>der</strong>ung nur ungenügend<br />
gerecht.<br />
Die Basisfinanzierung durch den Sockelbetrag ist<br />
für kleine <strong>und</strong> mittlere Verwaltungsstellen unzureichend<br />
für die Bewältigung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen, die<br />
Bonusregelung zu gering für die notwendige Finanzierung<br />
<strong>der</strong> Personalkosten.<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, eine Arbeitsgruppe<br />
einzusetzen mit dem Ziel, ein Konzept zu entwikkeln,<br />
das Folgendes sicherstellt:<br />
158
1. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bleibt mit Verwaltungsstellen in<br />
<strong>der</strong> Fläche, d. h. für jedes Mitglied <strong>und</strong> potentielles<br />
Mitglied gibt es in zumutbarer Entfernung<br />
eine Verwaltungsstelle<br />
2. Die personelle Ausstattung je<strong>der</strong> Verwaltungsstelle<br />
muss den betriebs-, tarif- <strong>und</strong> organisationspolitischen<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen für eine qualitativ<br />
gute Arbeit entsprechen. Dabei sind Personalkapazitäten<br />
zur systematischen <strong>und</strong> nachhaltigen<br />
Bearbeitung von Organisationsreserven<br />
beson<strong>der</strong>s zu berücksichtigen.<br />
Die Arbeitsgruppe setzt sich zusammen aus Vertretern<br />
<strong>und</strong> Vertreterinnen von Verwaltungsstellen,<br />
Bezirken <strong>und</strong> Vorstandsabteilungen. Die Vertreter<br />
<strong>und</strong> Vertreterinnen <strong>der</strong> Verwaltungsstellen stellen<br />
die Mehrheit <strong>und</strong> sind repräsentativ entsprechend<br />
<strong>der</strong> Größenverteilung (Anzahl <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong><br />
Fläche) aller Verwaltungsstellen zusammengesetzt.<br />
Die Arbeitsgruppe legt dem Vorstand dieses<br />
Konzept bis Ende 2008 vor.<br />
Ressourcen effizienter einsetzen <strong>und</strong> nutzen<br />
6.008 Antragsteller/in: Freudenstadt<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss in <strong>der</strong> Zukunft Ihre Ressourcen<br />
noch effizienter einsetzen <strong>und</strong> nutzen, als dies jemals<br />
<strong>der</strong> Fall war.<br />
Handlungsfähigkeit auf politischer, sozialpolitischer,<br />
tarif- <strong>und</strong> betriebspolitischer Ebene <strong>und</strong><br />
Durchsetzungsfähigkeit müssen oberste Maxime<br />
sein. Nachgeordnet muss sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> klar bekennen<br />
zu einer funktionalen, in <strong>der</strong> Fläche stets<br />
ansprechbaren Präsenz. Dies muss in finanziellen<br />
Entscheidungen <strong>und</strong> standortpolitischen Entscheidungen<br />
eindeutig zum Ausdruck kommen. Die <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> kann <strong>und</strong> darf, was die Frage <strong>der</strong> gewerkschaftlichen<br />
Repräsentanz <strong>und</strong> Erreichbarkeit angeht,<br />
nirgendwo sogenannte „weiße Flecken“ in<br />
<strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland aufweisen. Operative<br />
Ebene sind <strong>und</strong> bleiben die Verwaltungsstellen<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Diese Ebene muss eindeutig ausgebaut<br />
werden. Die Arbeitsverlagerung speziell im<br />
tarifpolitischen <strong>und</strong> betriebspolitischen Sektor <strong>der</strong><br />
vergangenen Jahre machen hier eine nachhaltige<br />
Stärkung erfor<strong>der</strong>lich. Wachsen kann die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
nur von unten nach oben, sowohl bei Mitglie<strong>der</strong>n<br />
wie auch bei <strong>der</strong> Finanzkraft, wie auch bei <strong>der</strong> politischen<br />
Handlungsfähigkeit in je<strong>der</strong> Richtung. Bei<br />
Aufteilung personeller Ressourcen pro Verwaltungsstelle<br />
darf die reine Mitglie<strong>der</strong>anzahl nicht die<br />
allein entscheidende Rolle spielen, son<strong>der</strong>n die<br />
Struktur <strong>der</strong> Mitgliedschaft <strong>und</strong> <strong>der</strong> zu betreuenden<br />
Betriebe.<br />
Der Gewerkschaftstag for<strong>der</strong>t den Vorstand <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, innerhalb <strong>der</strong> jetzt beginnenden vierjährigen<br />
Amtsperiode <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Gremien in einem<br />
weiterzuentwickelnden Prozess sicherzustellen,<br />
dass die Handlungsebenen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> dauerhaft<br />
gesichert <strong>und</strong> gestärkt werden. Dies schließt<br />
auch eine kritische Überprüfung <strong>der</strong> Aufgabenverteilung<br />
zwischen den Handlungsebenen Verwaltungsstellen,<br />
Bezirksleitungen, Vorstand mit ein.<br />
Operative <strong>und</strong> finanzielle Handlungsfähigkeit muss<br />
auf allen Ebenen langfristig gewährleistet werden.<br />
Dies umfasst auch die Notwendigkeit über längere<br />
Zeitrahmen hinweg vorort politisch agieren <strong>und</strong><br />
planen zu können. Dies muss ebenso ein großes<br />
Maß an Sicherheit für die Beschäftigten auf den unterschiedlichen<br />
Handlungsebenen einschließen.<br />
Kurzfristige, finanzielle Abhängigkeiten, insbeson<strong>der</strong>e<br />
von Verwaltungsstellen gegenüber dem Vorstand<br />
müssen vermieden werden, das Finanzkonzept<br />
muss entsprechend gestaltet sein.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird daher aufgefor<strong>der</strong>t,<br />
ein durchgängiges, alle Ebenen einschließendes<br />
<strong>und</strong> langfristiges Handlungskonzept für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
zu erstellen <strong>und</strong> unter Einbeziehung <strong>der</strong> Betroffenen<br />
umzusetzen.<br />
Organisationsentwicklung –<br />
Ressourcenverteilung<br />
6.009 Antragsteller/in: Heidelberg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die vielfältigen Verän<strong>der</strong>ungen in den industriellen<br />
Strukturen zwingen auch die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> über Verän<strong>der</strong>ungen<br />
in ihren Organisationsstrukturen zu befinden.<br />
Dabei ist <strong>der</strong> begonnene Reorganisationsprozess<br />
weiter voranzutreiben mit <strong>der</strong> Zielrichtung, die operative<br />
Organisationsebene <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in ihrer<br />
Ausstattung <strong>der</strong> Ressourcen <strong>und</strong> ihren finanziellen<br />
Möglichkeiten zu stärken.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, in Zusammenarbeit<br />
mit Verwaltungsstellen ein Konzept<br />
zu entwickeln, das bei zukünftigen Kooperationen<br />
<strong>und</strong> Fusionen zwischen einzelnen Verwaltungsstellen<br />
sicherstellt, dass die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in den einzelnen<br />
Regionen weiterhin verwurzelt bleibt. Es ist dabei<br />
zu beachten, dass <strong>der</strong> regionale Bezug <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
in keiner Weise verloren geht. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss in<br />
den regionalen industriellen Zentren präsent sein.<br />
Erreichbarkeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> vor Ort definiert sich dabei<br />
in persönlicher Präsenz von Vertretern <strong>und</strong> Vertreterinnen<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />
Mehr Betreuungsdichte durch Kooperation von<br />
Verwaltungsstellen<br />
6.010 Antragsteller/in: Hanau<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> verliert in den letzen 15 Jahre per Saldo<br />
Mitglie<strong>der</strong>. Diese Entwicklung, die mit zum Teil<br />
erheblichen finanziellen Einbüßen verb<strong>und</strong>en ist,<br />
hat den Prozess <strong>der</strong> Kooperationen von Verwaltungsstellen<br />
in Gang gesetzt.<br />
Die Stärke <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Verwaltungsstellen ist insbeson<strong>der</strong>e<br />
die meist hohe Betreuungsdichte von<br />
Mitglie<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Funktionären <strong>und</strong> Funktionärinnen.<br />
Der regionale Bezug von betriebs-, tarif- <strong>und</strong><br />
gesellschaftspolitischen Konflikten ist leichter im<br />
Rahmen <strong>der</strong> gewachsenen gewerkschaftlichen<br />
Strukturen vor Ort zu vermitteln <strong>und</strong> die Auseinan-<br />
159
<strong>der</strong>setzungen erfolgreicher zu gestalten, als in anonymeren<br />
Flächen-Verwaltungsstellen.<br />
Der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Vorstand sowie alle weiteren Beteiligten<br />
an Kooperationsprozessen von Verwaltungsstellen<br />
sind daher aufgefor<strong>der</strong>t im jeweiligen Kooperationsfall<br />
folgende Kriterien zu berücksichtigen:<br />
1. Die örtlichen Entscheidungsstrukturen sind zu<br />
erhalten<br />
2. Analyse über die vorhandenen Ressourcen <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong>en Verhältnis zur Fläche <strong>der</strong> Verwaltungsstelle<br />
3. Überwachung des Prozesses in Hinblick auf die<br />
Wirksamkeit<br />
4. Analyse des Mitglie<strong>der</strong>potentials <strong>und</strong> Erstellung<br />
von Konzepten zur Mitglie<strong>der</strong>werbung<br />
5. Möglichkeiten sondieren, um Kooperationen<br />
wie<strong>der</strong> zu beenden<br />
Gr<strong>und</strong>sätze Organisationsentwicklung –<br />
Kooperation keine Vorstufe zur Fusion<br />
6.011 Antragsteller/in: Unterelbe<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Bei <strong>der</strong> notwendigen Organisationsentwicklung<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird von folgenden Gr<strong>und</strong>sätzen ausgegangen:<br />
Angesichts <strong>der</strong> vielfältigen Aufgaben <strong>und</strong> politischen<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen, vor denen die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
als Mitglie<strong>der</strong>organisation, Interessenvertretung<br />
<strong>und</strong> Kampforganisation steht, sind Bestrebungen<br />
zu för<strong>der</strong>n <strong>und</strong> zu unterstützen, die bestehende<br />
Kräfte <strong>der</strong> Verwaltungsstellen übergreifend für eine<br />
effektive, professionelle <strong>und</strong> flächendeckende gewerkschaftliche<br />
Interessenvertretung bündeln.<br />
Dies setzt die Aktivierung <strong>und</strong> Beteiligung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />
ebenso voraus, wie eine gemeinsame inhaltliche<br />
Schwerpunktsetzung <strong>und</strong> Kompetenzverteilung<br />
zwischen den ehrenamtlichen Akteuren <strong>und</strong><br />
ihrem hauptamtlichen Unterstützungssystem.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> kann ihre Aufgaben vor Ort nur durch<br />
breite Beteiligung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> umsetzen. Hierbei<br />
ist bei allen Maßnahmen <strong>der</strong> Organisationsentwicklung<br />
das Engagement <strong>der</strong> bisher Aktiven zu för<strong>der</strong>n<br />
<strong>und</strong> zu erhalten; die regionalen Identitäten<br />
sind zu wahren.<br />
Dabei ist eine flächendeckende Präsens <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
vor Ort für eine glaubwürdige Interessenvertretung<br />
<strong>und</strong> kontinuierliche Betreuung von Mitglie<strong>der</strong>n<br />
<strong>und</strong> zur Gewinnung neuer Mitglie<strong>der</strong> unerlässlich.<br />
Bei allen Maßnahmen <strong>der</strong> Organisationsentwicklung<br />
sind wohnort- <strong>und</strong> betriebsnahe Strukturen<br />
unverzichtbar.<br />
Kooperationen von Verwaltungsstellen stellen also<br />
nicht den automatischen Einstieg in eine spätere<br />
Fusion dar.<br />
Vielmehr ist die Kooperation von Verwaltungsstellen<br />
eine in <strong>der</strong> Regel auf Dauer angelegte eigenständige<br />
Organisationsstruktur, die eine Alternative<br />
zur Fusion von Verwaltungsstellen darstellen<br />
kann. Kooperationen för<strong>der</strong>n die stärkere Einbeziehung<br />
von Ehrenamtlichen <strong>und</strong> halten demokratische<br />
Strukturen aufrecht.<br />
Kooperationen zwischen Verwaltungsstellen haben<br />
zu erheblichen finanziellen Einspareffekten für die<br />
Gesamtorganisation geführt – bei gleichzeitigem<br />
Erhalt <strong>der</strong> politischen Präsenz <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in <strong>der</strong><br />
Fläche.<br />
Die wirtschaftlichen <strong>und</strong> politischen Rahmenbedingungen<br />
werden es notwendig machen, den Weg von<br />
weiteren Kooperationen zwischen Verwaltungsstellen<br />
zu gehen. Die Unterstützung <strong>der</strong> Verwaltungsstellen<br />
bei Kooperationsvorhaben ist daher weiter<br />
auszubauen <strong>und</strong> die notwendigen organisationspolitischen<br />
Voraussetzungen müssen geschaffen<br />
bzw. ergänzt werden.<br />
Stabilisierung <strong>und</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong><br />
Organisationsstrukturen<br />
6.012 Antragsteller/in: Bergedorf<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Kooperationen von Verwaltungsstellen sind nicht<br />
<strong>der</strong> automatische Einstieg in eine spätere Fusion<br />
von Verwaltungsstellen.<br />
Vielmehr ist die Kooperation von Verwaltungsstellen<br />
eine in <strong>der</strong> Regel auf Dauer angelegte eigenständige<br />
Organisationsstruktur, die eine Alternative<br />
zur Fusion von Verwaltungsstellen darstellen<br />
kann. Kooperationen erleichtern die stärkere Einbeziehung<br />
von Ehrenamtlichen, halten demokratische<br />
Strukturen aufrecht.<br />
Kooperationen zwischen Verwaltungsstellen haben<br />
zu erheblichen finanziellen Einspareffekten für die<br />
Gesamtorganisation geführt, bei gleichzeitigem Erhalt<br />
<strong>der</strong> politischen Präsenz <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in <strong>der</strong> Fläche.<br />
Die wirtschaftlichen <strong>und</strong> politischen Rahmenbedingungen<br />
werden es notwendig machen, den Weg von<br />
weiteren Kooperationen zwischen Verwaltungsstellen<br />
zu gehen. Die Unterstützung <strong>der</strong> Verwaltungsstellen<br />
bei Kooperationsvorhaben ist weiter auszubauen<br />
<strong>und</strong> die notwendigen organisationspolitischen<br />
Voraussetzungen müssen geschaffen bzw.<br />
ausgebaut werden.<br />
Stabilisierung <strong>und</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong><br />
Organisationsstrukturen<br />
6.013 Antragsteller/in: Bergedorf<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Kooperationen von Verwaltungsstellen sind ein Instrument,<br />
um die Handlungsfähigkeit <strong>und</strong> Kompetenz<br />
gerade in kleinen Verwaltungsstellen zu stärken.<br />
So kann die Attraktivität <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für ihre<br />
Mitglie<strong>der</strong> weiter ausgebaut <strong>und</strong> erhalten werden.<br />
Die Arbeitsbedingungen werden immer unterschiedlicher.<br />
Daraus resultiert, dass die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> an ihre Verwaltungsstelle<br />
sehr verschieden sind. So haben wir Kollegen <strong>und</strong><br />
Kolleginnen in tarifgeb<strong>und</strong>enen <strong>und</strong> tariflosen Arbeitsverhältnissen,<br />
in Leiharbeitsverhältnissen,<br />
Praktika <strong>und</strong> geringfügigen Beschäftigungen, in<br />
Ausbildung, in Betrieben mit <strong>und</strong> ohne Betriebsrat,<br />
160
in <strong>der</strong> Industrie, im Handwerk <strong>und</strong> im IT-Bereich.<br />
Kooperationen bieten die Möglichkeit <strong>der</strong> verwaltungsstellenübergreifenden<br />
Spezialisierung <strong>und</strong><br />
Bearbeitung einzelner Branchen/Berufsgruppen<br />
<strong>und</strong> damit größerer Qualität <strong>der</strong> Arbeit aus Sicht unserer<br />
Mitglie<strong>der</strong>. Und diese sind die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />
Kooperation von Verwaltungsstellen <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
6.014 Antragsteller/in: Erfurt<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, Kooperationen von<br />
Verwaltungsstellen zu unterstützen, damit die Präsenz<br />
in <strong>der</strong> Fläche erhalten bleibt <strong>und</strong> außerdem<br />
durch den Erhalt <strong>der</strong> ehrenamtlichen Gremien mehr<br />
Mitglie<strong>der</strong> sich verantwortlich in die Entscheidungsstrukturen<br />
auf demokratischer Basis beteiligen<br />
können. Fusionen sind in <strong>der</strong> Regel zwar zuerst<br />
eine finanzielle Ersparnis, grenzen aber meist auch<br />
die Mitglie<strong>der</strong> aus den Entscheidungsprozessen<br />
<strong>der</strong> Organisationen (ungewollt) aus, die mehr an<br />
den Randbereichen <strong>und</strong> entfernt vom Verwaltungsstellen-Sitz<br />
wohnen <strong>und</strong> arbeiten.<br />
Sicherung <strong>der</strong> Arbeitsfähigkeit von<br />
Verwaltungsstellen in strukturschwachen<br />
Regionen<br />
6.015 Antragsteller/in: Halle<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Handlungsfähigkeit <strong>der</strong> Verwaltungsstellen in<br />
strukturschwachen Regionen durch eine konsequentere<br />
Anwendung <strong>der</strong> Richtlinie Strukturfonds<br />
Säule 1 finanziell <strong>und</strong> personell sicherzustellen.<br />
Beson<strong>der</strong>s in strukturschwachen Regionen muss<br />
die Bindung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> an die Organisation erhöht<br />
werden.<br />
Neben den Mitglie<strong>der</strong>gruppen Erwerbslose <strong>und</strong> Senioren<br />
gilt dies vor allem für beschäftigte Mitglie<strong>der</strong>,<br />
die über die Form <strong>der</strong> Betriebsbetreuung nicht<br />
erreicht werden können. Darüber hinaus führen<br />
durchschnittliche Betriebsgrößen von weniger als<br />
hun<strong>der</strong>t Beschäftigten sowie große Verwaltungsstellenflächen<br />
zu einem erhöhten Betreuungsaufwand.<br />
Daher kann die finanzielle Überlebensfähigkeit einer<br />
Verwaltungsstelle nicht <strong>der</strong> alleinige Maßstab<br />
sein. Die bisherige Praxis, die Personalbemessung<br />
nach <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> 1-Prozent-Zahler auszurichten, ist<br />
dabei <strong>der</strong> falsche Ansatz.<br />
Indikatoren, wie die Anzahl <strong>der</strong> zu betreuenden<br />
Klein- <strong>und</strong> Mittelbetriebe, Verwaltungsstellenfläche,<br />
das Unterhalten von Servicebüros sowie <strong>der</strong><br />
Anteil von <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Mitglie<strong>der</strong>n, die über die Betriebsbetreuung<br />
nicht erreicht werden, müssen bei<br />
<strong>der</strong> Personalbemessung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Finanzausstattung<br />
berücksichtigt werden.<br />
Kooperationen bzw. Fusionen von Verwaltungsstellen<br />
können ein Mittel zur Sicherung <strong>der</strong> Handlungsfähigkeit<br />
von Verwaltungsstellen sein, jedoch muss<br />
diese Prüfung stärker unter organisationspolitischen<br />
Gesichtspunkten (Fläche, Verkehrsverbindungen,<br />
Betreuungsaufwand) erfolgen.<br />
Organisations- <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung,<br />
Organisationspolitik<br />
6.016 Antragsteller/in: Esslingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich beim DGB für<br />
die Beibehaltung regionaler Strukturen DGB-Region,<br />
DGB-Kreisverbände, DGB-Ortsverbände) ein.<br />
Der DGB als Dachverband <strong>der</strong> Industriegewerkschaften<br />
<strong>und</strong> Gewerkschaften in Deutschland muss<br />
vor allem auf dem Gebiet <strong>der</strong> Sozialpolitik wie<strong>der</strong><br />
handlungsfähiger werden. Hier reicht die Stimme<br />
<strong>der</strong> Einzelgewerkschaften nicht aus. Das heißt,<br />
auch konkret vor Ort müssen die Einzelgewerkschaften<br />
weiterhin die Möglichkeit haben, im DGB<br />
geschlossen nach außen aufzutreten.<br />
Gerade in <strong>der</strong> aktuellen Auseinan<strong>der</strong>setzung bei<br />
<strong>der</strong> Rente mit 67 ist es notwendig, dass die Einzelgewerkschaften<br />
in Deutschland einheitliches, geschlossenes<br />
Auftreten deutlich machen. In Berlin,<br />
in den Län<strong>der</strong>n, aber auch bei Aktionen in den Städten.<br />
Es ist wichtig, dass die Bevölkerung spürt, dass<br />
alle Gewerkschaften gemeinsame Ziele verfolgen.<br />
Überarbeitung von Satzungsbegriffen wie<br />
z. B. Verwaltungsstelle<br />
6.017 Antragsteller/in: Dessau<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> möge einen Prüfauftrag<br />
vergeben, in dem in verschiedenen Schritten überprüft<br />
werden soll, welche Alternativen es zu den organisationspolitischen<br />
Satzungsbegriffen wie z. B.<br />
„Verwaltungsstelle“ etc. gibt. Die organisationspolitischen<br />
Begrifflichkeiten in <strong>der</strong> Satzung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
entsprechen nicht mehr dem heutigen Verständnis<br />
von einer Gewerkschaft. Neue Begriffe<br />
müssen aber die Tatbestände beschreiben <strong>und</strong><br />
gleichzeitig die Akzeptanz aller Ebenen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
finden. Eine Kommission bestehend aus Vertretern<br />
des Vorstandes, <strong>der</strong> Bezirke <strong>und</strong> <strong>der</strong> Verwaltungsstellen<br />
soll bis zum 31.10.2008 Vorschläge<br />
hierzu erarbeiten <strong>und</strong> dem Vorstand zur Beratung<br />
vorlegen. Der Vorstand berät hierüber im ersten<br />
Quartal 2009 abschließend.<br />
Im zweiten Quartal wird das Ergebnis dem Beirat<br />
zur Beratung <strong>und</strong> Empfehlung zum Gewerkschaftstag<br />
2011 vorgelegt.<br />
Neuformulierung von Satzungsbegriffen<br />
6.018 Antragsteller/in: Halle<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t zu prüfen<br />
<strong>und</strong> Vorschläge zu unterbreiten, welche Alterna-<br />
161
tiven es zu den organisationspolitischen Satzungsbegriffen:<br />
Verwaltungsstelle, Bevollmächtigte/r <strong>und</strong> Kassierer/in<br />
gibt.<br />
Die bisherigen Begrifflichkeiten sind überholt <strong>und</strong><br />
entsprechen nicht mehr den heutigen Aufgabenstellungen<br />
einer Verwaltungsstelle <strong>und</strong> eines/einer<br />
Bevollmächtigten <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> eines/einer Kassierers/Kassiererin.<br />
Neue Begriffe müssen dem Rechnung tragen <strong>und</strong><br />
gleichzeitig die Akzeptanz aller Ebenen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
finden sowie in <strong>der</strong> Außendarstellung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
entsprechend <strong>der</strong> Aufgaben nachvollziehbar<br />
sein.<br />
Eine Kommission soll hierzu Vorschläge erarbeiten<br />
<strong>und</strong> dem Vorstand zur Beratung vorlegen.<br />
Nach erfolgter Beratung im Beirat, soll dieser eine<br />
Beschlussempfehlung zum Gewerkschaftstag<br />
2011 erarbeiten.<br />
Ausstattung Handwerksbereich<br />
6.019 Antragsteller/in: Hamburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, den<br />
Handwerksbereich materiell – insbeson<strong>der</strong>e aber<br />
personell – besser auszustatten.<br />
Strukturfonds<br />
6.020 Antragsteller/in: Olpe<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Strukturfonds hat sich als Gestaltungsinstrument<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich bewährt. Dieser bleibt notwendig,<br />
um strategische Zukunftsprojekte, vorrangig in<br />
<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung, voranzutreiben <strong>und</strong><br />
weiterzuentwickeln. Für diese Projekte müssen<br />
auch weiter Mittel aus dem Vermögen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
zur Verfügung gestellt werden.<br />
– Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, den Einsatz <strong>der</strong><br />
Strukturfondsmittel zu überprüfen <strong>und</strong> gegebenenfalls<br />
umzusteuern.<br />
– Wir in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wissen, dass die größten Organisationsreserven<br />
gerade im Bereich <strong>der</strong><br />
Klein- <strong>und</strong> Mittelbetriebe, auch in <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung<br />
von Wirtschaftsräumen liegen.<br />
– Beim Mitteleinsatz aus dem Strukturfonds ist<br />
daher die Entwicklung <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtigen<br />
Beschäftigten in den für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
relevanten Branchen, <strong>der</strong> regionale Organisationsgrad<br />
<strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene Organisationsreserve<br />
Maßstab.<br />
– Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> hat beim Einsatz von Strukturfondsmittel<br />
insbeson<strong>der</strong>e die Entwicklung von<br />
regionalen Wirtschaftsräumen (z. B. Großraum<br />
München, südliches NRW) zu beachten.<br />
– Mittel aus dem Strukturfonds sind wesentlich<br />
für strategische Aufgaben <strong>und</strong> Projekte <strong>und</strong><br />
nicht für Standardaufgaben in den Verwaltungsstellen<br />
einzusetzen.<br />
– Dabei sind mit den jeweiligen Verwaltungsstellen<br />
konkrete Ziele zu vereinbaren, damit die<br />
Mittel aus dem Strukturfonds <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
Übergangsför<strong>der</strong>ungen bleiben.<br />
– Das Bekenntnis <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zur Fläche kann<br />
dazu führen, dass politische Entscheidungen<br />
für den Erhalt von Verwaltungsstellen von <strong>der</strong><br />
wirtschaftlichen Darstellbarkeit abweichen.<br />
Dies setzt immer eine Beschlussfassung im<br />
Vorstand voraus.<br />
Soziale Risiken<br />
6.021 Antragsteller/in: Neustadt<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Neben dem politischen Engagement gegen die fortschreitende<br />
Privatisierung sozialer Risiken <strong>und</strong> ihrer<br />
Kosten unterstützt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ihre Mitglie<strong>der</strong><br />
bei den dennoch erfor<strong>der</strong>lichen Ergänzungen ihrer<br />
sozialen Sicherungen. Unsere Tarifpolitik ist nicht<br />
geeignet, soziale Fehlentwicklungen auszugleichen.<br />
Wie bei den Themen Altersteilzeit, Altersvorsorge<br />
<strong>und</strong> <strong>Metall</strong>Rente soll sie aber weiterhin helfen,<br />
„Brücken“ zu nicht gewinn- <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> spekulationsorientierten<br />
Wegen sozialer (Teil-) Absicherungen<br />
zu bauen. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> arbeitet daran, mit geeigneten<br />
Vertragspartnern weitere ergänzende Leistungen<br />
bzw. vergünstigten Zugang zu verschiedenen<br />
Leistungen <strong>der</strong> sozialen Sicherung zu entwikkeln<br />
<strong>und</strong> den Mitglie<strong>der</strong>n anzubieten.<br />
Sozialberatung<br />
6.022 Antragsteller/in: Chemnitz<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Hohe Arbeitslosigkeit <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>ene Zunahme<br />
von Arbeitslosengeld II Empfängern <strong>und</strong><br />
Empfängerinnen erfor<strong>der</strong>t einen hohen Beratungsbedarf<br />
für unsere Mitglie<strong>der</strong>.<br />
Dies erfor<strong>der</strong>t umfassendes Wissen zu den Hartz IV<br />
Gesetzen <strong>und</strong> Sozialsystemen.<br />
Um eine qualitative <strong>und</strong> quantitative Beratung sicherzustellen,<br />
sind Seminare für Sozialberater in<br />
angemessener Anzahl <strong>und</strong> ausreichendem zeitlichen<br />
Umfang anzubieten.<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, die dazu erfor<strong>der</strong>lichen<br />
<strong>und</strong> notwendigen Voraussetzungen zu schaffen.<br />
Sozialberatung in den Verwaltungsstellen<br />
6.023 Antragsteller/in: Halle<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, die Voraussetzungen<br />
für die Einrichtung einer flächendeckenden Sozialberatung<br />
in den Verwaltungsstellen unter weitergehen<strong>der</strong><br />
Einbeziehung von ehrenamtlichen<br />
Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen zu schaffen.<br />
Um eine umfassende Beratung sicherzustellen,<br />
sind Seminare für Sozialberater <strong>und</strong> Sozialberate-<br />
162
innen in den Bildungsstätten <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in angemessener<br />
Anzahl <strong>und</strong> ausreichend zeitlichem Umfang<br />
anzubieten, damit dem weiter anwachsenden<br />
Beratungsbedarf durch Empfänger <strong>und</strong> Empfängerinnen<br />
von Arbeitslosengeld nach SGB II <strong>und</strong> SGB III<br />
entsprochen werden kann.<br />
Fremdvergabe von Dienstleistungen in<br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Einrichtungen<br />
6.024 Antragsteller/in: Frankfurt am Main<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Täglich anfallende Dienstleistungen (Empfang, Reinigung)<br />
in Liegenschaften <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> werden<br />
b<strong>und</strong>esweit nicht mehr an Dritte vergeben. Das Outsourcing<br />
von Tätigkeiten zum Beispiel am Empfang<br />
sowie Reinigung wie zum Beispiel in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
Bildungsstätte Berlin ist rückgängig zu machen.<br />
Von dieser Frage hängt unserer Meinung nach die<br />
öffentliche Wahrnehmung <strong>und</strong> Glaubwürdigkeit<br />
<strong>der</strong> Organisation im erheblichen Maß ab.<br />
Technologie-/Innovationspolitik –<br />
Organisationspolitik<br />
6.025 Antragsteller/in: Weilheim<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, wie<strong>der</strong> einen Funktionsbereich<br />
Technologie – erweitert um den Bereich<br />
Innovationspolitik – aufzubauen.<br />
Erhalt <strong>der</strong> DGB-Regionen<br />
6.026 Antragsteller/in: Frankfurt am Main<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> spricht sich dafür<br />
aus, den DGB als Organisationseinheit <strong>und</strong> Verbindungsglied<br />
auf B<strong>und</strong>es-, Landes- <strong>und</strong> Regionsebene<br />
zwischen den Gewerkschaften <strong>und</strong> den politischen<br />
Verantwortlichen beizubehalten. Die Kapazitäten<br />
in B<strong>und</strong>, den Landesbezirken <strong>und</strong> Regionen<br />
müssen dem entsprechen.<br />
Der DGB ist insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Region als Dienstleister<br />
<strong>und</strong> politischer Repräsentant für uns angesichts<br />
wachsen<strong>der</strong> gesellschaftlicher Probleme vor<br />
Ort unverzichtbar. Seine politische Kompetenz, seine<br />
organisatorischen Fähigkeiten <strong>und</strong> seine basisnahen<br />
Netzwerke <strong>und</strong> Einflüsse tragen dazu bei, gewerkschaftliche<br />
Positionen in die Öffentlichkeit zu<br />
tragen <strong>und</strong> die Gewerkschaften als gesellschaftliche<br />
Kraft einzubringen. Der DGB in <strong>der</strong> Region ist<br />
auf den verschiedenen Ebenen ein wichtiger Akteur,<br />
<strong>der</strong> gegenüber <strong>der</strong> Politik wirtschaftliche <strong>und</strong><br />
soziale Interessen kompetent <strong>und</strong> mit Nachdruck<br />
vertritt. Diese Aufgaben können von den Einzelgewerkschaften<br />
nicht in gleichem Umfang wahrgenommen<br />
werden.<br />
Das Wahlmandat von DGB-Regionsvorständen <strong>und</strong><br />
-Regionsvorsitzenden ist für die Wahrnehmung dieser<br />
Aufgaben von hoher Bedeutung <strong>und</strong> darf nicht<br />
angetastet werden. Das politische Gewicht durch<br />
eine demokratische Legitimation in den DGB-Regionen<br />
ist für die Gewerkschaften ein beson<strong>der</strong>er<br />
Wert. Dieser Wert drückt sich nicht nur in <strong>der</strong> Medienpräsenz<br />
aus, son<strong>der</strong>n auch in Verhandlungen,<br />
insbeson<strong>der</strong>e über soziale Fragen, arbeitsmarkt<strong>und</strong><br />
wirtschaftspolitische Themen mit Industrie<strong>und</strong><br />
Handelskammern, Handwerkskammern, Städten<br />
<strong>und</strong> Landkreisen, in Regionalverbänden <strong>und</strong><br />
vielem mehr. Beson<strong>der</strong>s in Großstadtregionen erschließt<br />
<strong>der</strong> DGB zudem nicht unerhebliche öffentliche<br />
<strong>und</strong> an<strong>der</strong>weitige För<strong>der</strong>mittel, die weitgehend<br />
an durch Wahlen legitimierte DGB-Strukturen in <strong>der</strong><br />
Region geb<strong>und</strong>en sind, so z. B. in Frankfurt am Main<br />
ein Vielfaches dessen, was dem DGB in <strong>der</strong> Region<br />
überhaupt an Haushaltsmitteln zur Verfügung<br />
steht. Dies kommt nicht zuletzt <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Bildungs-<br />
<strong>und</strong> Jugendarbeit zugute.<br />
Einsparmöglichkeiten in organisationspolitischer<br />
Hinsicht sind dennoch in Verbindung von DGB <strong>und</strong><br />
Mitgliedsgewerkschaften möglich. Hier regt <strong>der</strong> Gewerkschaftstag<br />
an, gr<strong>und</strong>sätzlich Doppelstrukturen<br />
innerhalb des DGB, insbeson<strong>der</strong>e bezogen auf<br />
die einzelnen Landesverbände, wie zwischen den<br />
DGB-Landesverbänden <strong>und</strong> dem DGB-B<strong>und</strong>esvorstand<br />
zu überprüfen. So werden z. B. sozial- o<strong>der</strong><br />
wirtschaftspolitische Themen weitgehend auf B<strong>und</strong>es-<br />
o<strong>der</strong> Landesebene bearbeitet, die in einem Abgleich<br />
zu Synergieeffekten führen können. Vor diesem<br />
Hintergr<strong>und</strong> setzt sich <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Gewerkschaftstag<br />
dafür ein, dass bewährte, demokratische<br />
legitimierte regionale DGB-Strukturen erhalten<br />
bleiben.<br />
Seit Jahrzehnten hat sich die Organisationsform<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Verwaltungsstellen bewährt. Die regionale<br />
Verankerung <strong>und</strong> die demokratische Legitimation<br />
<strong>der</strong> Vorstände <strong>und</strong> Bevollmächtigten durch<br />
Wahlen tragen in hohem Maß zu Einfluss <strong>und</strong><br />
Durchsetzungsfähigkeit insbeson<strong>der</strong>e gegenüber<br />
den Unternehmen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Verbänden bei.<br />
Erhalt <strong>der</strong> DGB-Regionsebene<br />
6.027 Antragsteller/in: Strals<strong>und</strong><br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Dass die DGB-Regionsebene weiterhin mit einem<br />
gewählten hauptamtlichen Regionsvorsitzenden<br />
erhalten bleibt.<br />
Um eine neue Organisationsstruktur innerhalb des<br />
DGB’s zu finden, bedarf es einer umfassenden Diskussion<br />
innerhalb des DGB’s <strong>und</strong> seiner Einzelgewerkschaften.<br />
Diese Diskussion muss auf einem DGB-B<strong>und</strong>eskongress<br />
zum Abschluss geführt werden.<br />
163
Erhalt eines demokratischen DGB auf allen<br />
Ebenen<br />
6.028 Antragsteller/in: Schweinfurt<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich dafür ein, den B<strong>und</strong> <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />
über seine drei hauptamtlich besetzten<br />
Ebenen (B<strong>und</strong>, Bezirk, Region) jeweils demokratisch<br />
legitimiert zu erhalten, damit <strong>der</strong> DGB weiterhin<br />
in <strong>der</strong> Lage ist, seine satzungsgemäßen Aufgaben<br />
zu erfüllen.<br />
DGB<br />
6.029 Antragsteller/in: Köln<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
1. Angesichts <strong>der</strong> zunehmenden Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> wachsenden Anfor<strong>der</strong>ungen an die<br />
Interessensvertretung <strong>der</strong> Arbeitnehmer <strong>und</strong><br />
Arbeitnehmerinnen in den Betrieben wie in den<br />
Regionen brauchen die Verwaltungsstellen <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> eine wirkungsvolle <strong>und</strong> qualifizierte<br />
Unterstützung durch den DGB auf <strong>der</strong> Orts- <strong>und</strong><br />
Regionsebene.<br />
Wir erwarten vom DGB insbeson<strong>der</strong>e:<br />
– eine enge Koordination <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />
in <strong>der</strong> Region, um sich stärker als bisher<br />
zu gemeinsamen Aktionen zu örtlichen wie<br />
überörtlichen Themen (Rente mit 67, Arbeits-<br />
<strong>und</strong> Ausbildungsmangel, Hartz IV,<br />
Standortfragen, Arbeitszeitverlängerungen<br />
im öffentlichen Dienst <strong>und</strong> <strong>der</strong> Privatwirtschaft)<br />
zusammen schließen zu können<br />
bzw. gegenseitig zu unterstützen<br />
– eine wirkungsvolle <strong>und</strong> abgestimmte<br />
Öffentlichkeitsarbeit, die den DGB <strong>und</strong> die<br />
Gewerkschaften als Akteur in <strong>der</strong> regionalen<br />
Öffentlichkeit zur Geltung bringt <strong>und</strong> ein<br />
Gegengewicht gegen neoliberale <strong>und</strong> neokonservative<br />
Positionen von örtlichen Arbeitgeberverbänden,<br />
Kammern usw. ermöglicht<br />
– die Gewährleistung einer effektiven Interessensvertretung<br />
gegenüber <strong>der</strong> Politik, <strong>der</strong><br />
Verwaltung, in den Berufsbildungsausschüssen<br />
<strong>der</strong> Kammern, den Verwaltungsausschüssen<br />
<strong>der</strong> Arbeitsagenturen, den<br />
Beiräten <strong>der</strong> ARGE <strong>und</strong> in Gremien <strong>der</strong> Kommunen<br />
bzw. <strong>der</strong> regionalen Wirtschafts<strong>und</strong><br />
Strukturpolitik<br />
– eine kontinuierliche Mitarbeit in Netzwerken<br />
<strong>und</strong> Bündnissen mit Kirchen, sozialen<br />
Gruppen <strong>und</strong> Bewegungen z. B. gegen den<br />
Rechtsextremismus<br />
– eine auf die Zielgruppen prekär Beschäftigte,<br />
Soloselbstständige, Schüler <strong>und</strong> Hochschüler<br />
<strong>und</strong> Berufsschüler im Ganztagsunterricht<br />
konzentrierte Vorfeldarbeit für die<br />
Gewerkschaften<br />
– die Unterstützung mitglie<strong>der</strong>naher Beratung<br />
dort, wo die Gewerkschaft nicht direkt<br />
erreichbar ist. Dazu können auch örtliche<br />
DGB-Büros unterhalb <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> DGB<br />
Regionen eingerichtet werden.<br />
2. Damit die DGB-Regionen diese Aufgaben qualifiziert<br />
wahrnehmen können, for<strong>der</strong>n wir den<br />
Vorstand auf, im DGB sicherzustellen,<br />
– dass die Aufgaben <strong>der</strong> DGB-Regionen in einem<br />
mit den Gewerkschaften abgestimmten<br />
Sollkonzept festgelegt werden,<br />
– dass die DGB-Beschäftigten entsprechend<br />
qualifiziert werden,<br />
– dass die DGB-Regionen für die Wahrnehmung<br />
dieser Aufgaben personell <strong>und</strong> materiell<br />
entsprechend ausgestattet <strong>und</strong> von<br />
den DGB-Bezirken <strong>und</strong> vom DGB-B<strong>und</strong>esvorstand<br />
unterstützt werden.<br />
3. Angesichts <strong>der</strong> Entwicklung von Finanzen <strong>und</strong><br />
Mitglie<strong>der</strong>n müssen die knappen Ressourcen<br />
des DGB auf die regionale Ebene konzentriert<br />
werden.<br />
4. Um den Einfluss <strong>der</strong> Gewerkschaften auf die Tätigkeit<br />
<strong>der</strong> DGB-Regionen zu sichern, müssen<br />
die DGB-Regionsvorsitzenden auch weiterhin<br />
von den Gewerkschaften in <strong>der</strong> Region gewählt<br />
werden.<br />
Aktivere Seniorenpolitik durch den DGB<br />
6.030 Antragsteller/in: Gelsenkirchen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Zunehmend äußern Rentner <strong>und</strong> Renterinnen Unzufriedenheit<br />
gegenüber <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> dem<br />
DGB, dass ihre berechtigten Interessen <strong>und</strong> Sorgen<br />
mit <strong>der</strong> Gesetzgebung zur Sozial-, Renten- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspolitik<br />
nicht vertreten werden.<br />
Zahlreiche Austritte sind die Folge.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t dafür<br />
zu sorgen, dass <strong>der</strong> DGB weitaus verbindlicher <strong>und</strong><br />
eindringlicher als bisher in <strong>der</strong> Seniorenpolitik als<br />
Interessenvertretung ihrer Mitglie<strong>der</strong>, die Rentner<br />
<strong>und</strong> Renterinnen sind, aktiv wird.<br />
Novellierung <strong>der</strong> Seniorenarbeit des DGB<br />
6.031 Antragsteller/in: Leverkusen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, in Zusammenarbeit<br />
mit dem DGB eine weit reichende<br />
Novellierung <strong>der</strong> gewerkschaftlichen Seniorenarbeit<br />
durchzuführen <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Satzung des DGB zu<br />
verankern. Die Nutzbarmachung von Wissen <strong>und</strong> Erfahrung<br />
<strong>der</strong> Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen ist ein notwendiger<br />
Bestandteil <strong>der</strong> gewerkschaftlichen Interessenpolitik.<br />
In je<strong>der</strong> DGB-Region sind Senioren<br />
<strong>und</strong> Seniorinnen spezifische Angebote hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> außerbetrieblichen Gewerkschaftsarbeit regelmäßig<br />
anzubieten <strong>und</strong> durch den DGB zu betreuen.<br />
164
Verän<strong>der</strong>ung des Rechtsschutzes<br />
6.032 Antragsteller/in: Remscheid-<br />
Solingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Dass <strong>der</strong> Vorstand verpflichtet wird, bis spätestens<br />
Ende 2009 den Rechtsschutz in den Verwaltungsstellen<br />
auf hohem Niveau sicherzustellen. Dazu gehört<br />
die zeitnahe Bearbeitung <strong>und</strong> Rücksprache mit<br />
genügend Personal durch die DGB Rechtsschutz<br />
GmbH o<strong>der</strong> die Möglichkeit, den DGB-Rechtsschutz<br />
zu ergänzen durch Kooperationen mit Anwälten vor<br />
Ort. In diesem Zusammenhang soll auch die Möglichkeit<br />
geprüft werden, durch eine Gewerkschafts-<br />
Card Verbesserungen in dieser Hinsicht vorzunehmen.<br />
DGB – Rechtsschutz<br />
6.033 Antragsteller/in: Bremen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, dafür<br />
Sorge zu tragen, dass bei <strong>der</strong> DGB-Rechtsschutz<br />
GmbH auch Fachanwälte für Sozialrecht, speziell<br />
das Arbeitsför<strong>der</strong>ungsrecht <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>sicherungsrecht<br />
(SGB II <strong>und</strong> SGB XII), beschäftigt werden.<br />
Sollten in den Verwaltungsstellen bzw. Regionen<br />
keine entsprechenden Fachanwälte zur Verfügung<br />
stehen, wird den Mitglie<strong>der</strong>n die Inanspruchnahme<br />
eines nie<strong>der</strong>gelassenen Fachanwalts vor Ort ermöglicht.<br />
Die vertraglichen Gegebenheiten <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> mit <strong>der</strong> DGB-Rechtsschutz GmbH werden<br />
entsprechend überprüft <strong>und</strong> gegebenenfalls geän<strong>der</strong>t.<br />
Versicherung Erwerbsunfähigkeit<br />
6.034 Antragsteller/in: Hamburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die bisherige gesetzliche Erwerbsunfähigkeitsrente<br />
gibt es nicht mehr! Die neue so genannte Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente<br />
führt in vielen Fällen zu größeren<br />
finanziellen Einbußen.<br />
Damit <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Mitglie<strong>der</strong> im Falle einer Erwerbsunfähigkeit<br />
nicht auch noch in finanzielle Nöte<br />
kommen, sollte durch eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-<br />
Leistungen die Rentenlücke mit einer Erwerbsunfähigkeits-Versicherung<br />
geschlossen werden. Eine<br />
Erwerbsunfähigkeits-Versicherung sollte durch<br />
Beiträge <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Mitglie<strong>der</strong> finanziert werden.<br />
Mit diesem Vorschlag könnte in den Betrieben<br />
wie<strong>der</strong> aktiv Mitglie<strong>der</strong> geworben <strong>und</strong> gehalten<br />
werden.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, eine<br />
entsprechende Überprüfung <strong>der</strong> Satzungsleistungen<br />
wahrzunehmen.<br />
Jubiläumspräsente ab 60-jähriger Mitgliedschaft<br />
6.035 Antragsteller/in: Goslar-Osterode<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Bei 60-jährigen <strong>und</strong> nachfolgenden Mitgliedsjubiläen<br />
wird den Verwaltungsstellen ein Zuschuss in<br />
Höhe von mindestens 50 Euro gewährt, damit für<br />
die Verwaltungsstellen die Möglichkeit besteht, ein<br />
dem Anlass entsprechendes Präsent zu kaufen.<br />
Ausschluss von nationalsozialistischen<br />
Kameradschaftsaktivisten/-innen<br />
6.036 Antragsteller/in:<br />
Jugendausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Dass auch Aktivisten <strong>und</strong> Aktivistinnen von extrem<br />
rechten Kameradschaften aus <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auszuschließen<br />
sind. Für diese Erweiterung des Unvereinbarkeitsbeschlusses,<br />
auch auf Kameradschaften<br />
sowie Mitglie<strong>der</strong> von Studentenverbindungen<br />
des Dachverbandes „Deutsche Burschenschaft“,<br />
die eine losere Organisations- <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>struktur<br />
besitzen, sollen auch Informationen von<br />
Bündnispartnern, z. B. Antifa-Gruppen, genutzt<br />
werden.<br />
Unvereinbarkeitsbeschlüsse<br />
6.037 Antragsteller/in: Chemnitz<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wahrt <strong>und</strong> verteidigt die demokratischen<br />
Gr<strong>und</strong>rechte <strong>und</strong> setzt sich für Frieden,<br />
Abrüstung <strong>und</strong> Völkerverständigung ein.<br />
Die Zusammenarbeit mit allen antifaschistischen,<br />
sozialen <strong>und</strong> humanen Bewegungen, demokratischen<br />
<strong>und</strong> linken Kräften ist notwendiger denn je.<br />
Unvereinbarkeitsbeschlüsse gegen Organisationen<br />
<strong>der</strong> linken Richtung sind nicht zeitgemäß <strong>und</strong><br />
deshalb aufzuheben.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> versteht sich als Einheitsgewerkschaft<br />
mit Platz für verschiedene politische Richtungen.<br />
Personen, die in <strong>der</strong> Vergangenheit nicht aufgenommen<br />
bzw. durch die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ausgeschlossen<br />
wurden, erhalten somit die Chance auf eine Mitgliedschaft.<br />
Die Unvereinbarkeit <strong>der</strong> Mitgliedschaft in <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> gegenüber neofaschistischen <strong>und</strong> militaristischen<br />
Organisationen wird bekräftigt.<br />
Organisations- <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung,<br />
Organisationspolitik<br />
6.038 Antragsteller/in: Esslingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wahrt <strong>und</strong> verteidigt die freiheitlichdemokratische<br />
Gr<strong>und</strong>ordnung sowie die demokra-<br />
165
tischen Gr<strong>und</strong>rechte. Dabei muss deutlich gemacht<br />
werden, dass die Zusammenarbeit mit allen antifaschistischen<br />
<strong>und</strong> demokratischen Kräften notwendiger<br />
denn je ist.<br />
Unvereinbarkeitsbeschlüsse gegen Organisationen<br />
<strong>der</strong> linken Richtung sind nicht mehr zeitgemäß<br />
<strong>und</strong> deshalb aufzuheben.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> versteht sich als Einheitsgewerkschaft<br />
mit Platz für verschiedene politische Richtungen.<br />
Personen, die in <strong>der</strong> Vergangenheit nicht aufgenommen<br />
bzw. durch die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ausgeschlossen<br />
wurden, erhalten somit die Chance auf eine Mitgliedschaft.<br />
Die Unvereinbarkeit <strong>der</strong> Mitgliedschaft in <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> gegenüber neofaschistischer <strong>und</strong> militaristischer<br />
Organisationen wird bekräftigt <strong>und</strong> ergibt<br />
sich aus <strong>der</strong> Satzung.<br />
Unvereinbarkeitsbeschlüsse<br />
6.039 Antragsteller/in: Berlin<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Unvereinbarkeitsbeschlüsse gegen Mitglie<strong>der</strong><br />
sozialistisch kommunistischer Organisationen<br />
sind aufzuheben. Der Beiratsbeschluss <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
zu den Unvereinbarkeitsbeschlüssen ist dahingehend<br />
zu än<strong>der</strong>n, dass nur faschistische o<strong>der</strong> fanatisch-religiöse<br />
Gruppen gewerkschaftsfeindliche<br />
Organisationen sind.<br />
Der Beiratsbeschluss, wonach die MLPD als einzige<br />
linke Partei noch als feindliche Organisation bezeichnet<br />
wird, ist ein Verstoß gegen den Gedanken<br />
einer antifaschistischen Einheitsgewerkschaft. Es<br />
ist nicht zutreffend, das die Unvereinbarkeitsbeschlüsse<br />
gegen kommunistische Organisationen<br />
„durch die Praxis erledigt sind“, wie es in den Dokumenten<br />
des letzten Gewerkschaftstages steht.<br />
Unvereinbarkeitsbeschlüsse<br />
6.040 Antragsteller/in: Dortm<strong>und</strong><br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die noch bestehenden Unvereinbarkeitsbeschlüsse<br />
gegen linke Gruppen <strong>und</strong> Parteien aufzuheben.<br />
Einführung einer Gewerkschafts-Card<br />
6.041 Antragsteller/in:<br />
Remscheid-Solingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Mitgliedsausweis <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird im Rahmen<br />
<strong>der</strong> Unterstützung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>werbung <strong>und</strong> -bindung<br />
sowie einer stärkeren Profilierung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
als umfassende Dienstleisterin für Arbeitnehmer<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen ausgebaut zu einer „<strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong>-Card“. Diese Karte soll nach dem Vorbild einer<br />
Clubkarte Mitglie<strong>der</strong>n Zugang verschaffen zu<br />
beson<strong>der</strong>en Angeboten <strong>und</strong> Kostenvorteilen im Bereich<br />
<strong>der</strong> arbeitsrechtlichen Beratung, <strong>der</strong> Weiterbildung<br />
<strong>und</strong> Umschulung, <strong>der</strong> organisatorischen<br />
Unterstützung ihrer Tätigkeit für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sowie<br />
zu generellen Einkaufsvorteilen.<br />
Konkret könnte eine solche Karte z. B. zwischen <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> <strong>und</strong> Anbietern ausgehandelte Vergünstigungen<br />
gewähren, wie etwa ermäßigte Parkgebühren<br />
während des Besuchs von Gewerkschaftsveranstaltungen,<br />
Rabatte bei <strong>der</strong> Inanspruchnahme rechtsanwaltlicher<br />
Beratung, bei <strong>der</strong> Buchung von beruflichen<br />
<strong>und</strong> privaten Weiterbildungsmaßnahmen mit<br />
bestimmten Bildungsträgern, bei <strong>der</strong> Buchung von<br />
Urlaubsreisen, beim Einkauf bei Vertragspartnern<br />
usw.<br />
Sollte z. B. aus datenschutzrechtlichen Gründen<br />
(Gefahr des Aufbaus einer externen Datenbank<br />
über Gewerkschaftsmitgliedschaft) <strong>der</strong> Ausbau des<br />
Mitgliedsausweises nicht ratsam sein, sollen den<br />
Mitglie<strong>der</strong>n die beschriebenen Vorteile über eine<br />
separate Karte eines etablierten Kartenunternehmens<br />
zur Verfügung gestellt werden, mit dem die <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> einen entsprechenden Vertrag schließt. Unter<br />
Umständen könnte auch eine geringe zusätzliche<br />
Gebühr für eine <strong>der</strong>artige Karte erwogen werden.<br />
Studierende – Die Angestellten von morgen<br />
im Betrieb<br />
6.042 Antragsteller/in: Braunschweig<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Ein lohnenswerter <strong>und</strong> dringend notwendiger Strategiewechsel<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />
Die Ausbildungswege än<strong>der</strong>n sich in einer hochqualifizierten<br />
Industriegesellschaft schnell <strong>und</strong><br />
stark. Ca. 50 Prozent aller Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen<br />
absolvieren heute die gymnasiale Oberstufe,<br />
die überwiegende Zahl wird einen Hochschulabschluss<br />
erwerben.<br />
Studierende <strong>der</strong> Ingenieurwissenschaften <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
Informatik haben oft bereits während ihres Studiums<br />
Kontakt zu Betrieben im Organisationsbereich<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> (Praktikum, Studienjob,…). Nach Beendigung<br />
ihres Studiums steigen sie dort oft in das<br />
Berufsleben ein. Bereits heute arbeiten bis zu 50<br />
Prozent studierte Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen in Kernbereichen<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> (vgl. Zahl VDI). Die Gruppe<br />
dieser „hochqualifizierten Angestellten“ wird absehbar<br />
weiter zunehmen.<br />
Diese „Auszubildenden“ nehmen die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> jedoch<br />
nicht als ihre Interessenvertretung wahr. Zum<br />
einen, weil wir als Interessenverband nicht an den<br />
Hochschulen vertreten sind – zum an<strong>der</strong>en, weil wir<br />
uns für diese Gruppe erst „zuständig“ fühlen, wenn<br />
sie als „fertige“ Fachkräfte im Betrieb eingestellt<br />
werden.<br />
Ihre Bedürfnisse als geringfügig Beschäftigte,<br />
Praktikanten o<strong>der</strong> Aushilfskräfte in Zeit- o<strong>der</strong> Saisonarbeit<br />
werden von uns / unseren betrieblichen<br />
Interessenvertretern nicht o<strong>der</strong> zu wenig / zu unsystematisch<br />
aufgegriffen geschweige denn in Handlungsoptionen<br />
umgesetzt. Seine „prägendsten Jahre“<br />
verbringt ein Student/eine Studentin OHNE UNS<br />
an <strong>der</strong> Uni – obwohl viel Handlungsbedarf besteht.<br />
166
Die gewerkschaftliche Hochschul- <strong>und</strong> Studierendenarbeit<br />
ist eine strategische Zukunftsaufgabe<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Sie ist ein wichtiger Pfeiler in <strong>der</strong> Erschließung<br />
hochqualifizierter neuer Beschäftigtengruppen<br />
<strong>und</strong> setzt hierfür an Schnittstellen zu Kernbereichen<br />
<strong>der</strong> Gewerkschaftsarbeit an (Angestellte,<br />
Betriebspolitik, Jugend, Mitglie<strong>der</strong>,...).<br />
Erfahrungen <strong>der</strong> bisherigen Arbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in<br />
Studierendenprojekten (z. B. im Hochschulinformationsbüro<br />
in Braunschweig) sowie Erfahrungen<br />
aus an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n (z. B. Schweden, Österreich)<br />
haben gezeigt, dass ein mittel- bis langfristiger Prozess<br />
in <strong>der</strong> gewerkschaftlichen Studierendenarbeit<br />
notwendig ist, um erste Erfolge sichtbar zu machen.<br />
In einem kontinuierlichen Arbeits- <strong>und</strong> Verbesserungsprozess<br />
soll die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>:<br />
– die Vorfeldarbeit <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>werbung in<br />
dieser Zielgruppe betreiben<br />
– die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> als fachliche Ansprechpartnerin in<br />
dieser Zielgruppe platzieren <strong>und</strong> so<br />
– unsere betriebliche <strong>und</strong> gesellschaftliche Gestaltungs-<br />
<strong>und</strong> Kampfkraft nachhaltig sichern.<br />
Um dies zu erreichen, setzt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> den begonnenen<br />
Weg <strong>der</strong> Hochschul- <strong>und</strong> Studierendenarbeit<br />
fort. Die Umsetzung ist dabei nicht allein die Aufgabe<br />
<strong>der</strong> Verwaltungsstellen vor Ort.<br />
Sie for<strong>der</strong>t als Querschnittsaufgabe die Aufmerksamkeit,<br />
Unterstützung <strong>und</strong> die Ressourcen weiterer<br />
Teile <strong>der</strong> Organisation.<br />
Im Einzelnen muss die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> fortan daran arbeiten<br />
– die Personengruppe Studierende stärker in <strong>der</strong><br />
Organisation sichtbar zu machen,<br />
– den Aufbau einer studentischen Vertrauensleute-Struktur<br />
an zu betreuenden Hochschul-<br />
Standorten zu betreiben,<br />
– die betriebliche Ansprache <strong>der</strong> Zielgruppe während<br />
<strong>und</strong> nach Praxisphasen im Betrieb zu systematisieren<br />
(z. B. Qualifikation durch BR-Seminare),<br />
– spezifische Angebots- <strong>und</strong> Beteiligungsmöglichkeiten<br />
für die Zielgruppe bereitzustellen,<br />
– sich verstärkt um die Ausbildungssituation von<br />
Ingenieuren <strong>und</strong> Ingenieurinnen <strong>und</strong> Informatikern<br />
<strong>und</strong> Informatikerinnen zu kümmern (innerbetrieblich<br />
<strong>und</strong> auch an den Hochschulen)<br />
<strong>und</strong><br />
– die bestehenden Netzwerke <strong>der</strong> Arbeit zu verstetigen<br />
<strong>und</strong> auszubauen.<br />
Hochschulpolitik<br />
6.043 Antragsteller/in: Dresden<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss sich den Hochschulen <strong>und</strong> hochschulischen<br />
Bildungseinrichtungen verstärkt zuwenden.<br />
Dazu ist es notwendig, bestehende Konzepte<br />
gegebenenfalls zu überarbeiten <strong>und</strong> die für<br />
eine Ausweitung notwendige Unterstützung innerhalb<br />
<strong>der</strong> Organisation sicherzustellen.<br />
Hochschulpolitik<br />
6.044 Antragsteller/in: Riesa<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss sich den Hochschulen <strong>und</strong> hochschulischen<br />
Bildungseinrichtungen verstärkt zuwenden.<br />
Dazu ist es notwendig, bestehende Konzepte<br />
gegebenenfalls zu überarbeiten <strong>und</strong> die für<br />
eine Ausweitung notwendige Unterstützung innerhalb<br />
<strong>der</strong> Organisation sicherzustellen.<br />
Studierendenarbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> verstärken<br />
6.045 Antragsteller/in: Halle<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird in Abstimmung mit<br />
den betroffenen Verwaltungsstellen beauftragt, ein<br />
Konzept zur Betreuung <strong>der</strong> Studierenden zu erarbeiten<br />
<strong>und</strong> die notwendigen Ressourcen zur Stärkung<br />
<strong>der</strong> vorhandenen Initiativen <strong>und</strong> zur Entwicklung<br />
weiterer Betreuungsstandorte zur Verfügung<br />
zu stellen.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> hat in den vergangenen Jahren verstärkt<br />
festgestellt, dass sich die Belegschaften in<br />
unseren Betrieben in ihrer Zusammensetzung massiv<br />
än<strong>der</strong>n. Der Anteil <strong>der</strong> klassisch im produktiven<br />
Teil Beschäftigten geht zurück <strong>und</strong> <strong>der</strong> Angestelltenbereich<br />
wird ausgebaut. Zusätzlich ist durch die<br />
neuen Abschlüsse an den Universitäten zu erwarten,<br />
dass auch immer mehr ehemals Studierende in<br />
den produktiven Bereichen eingesetzt werden. Daraus<br />
ergibt sich ein weiteres wichtiges Handlungsfeld<br />
für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />
Dies sind unter an<strong>der</strong>em:<br />
– die wesentlich verstärkte Betreuung <strong>der</strong> Studierenden<br />
an den Fachhochschulen <strong>und</strong> Universitäten,<br />
– die Unterstützung <strong>und</strong> Beratung bei Nebenjobs<br />
<strong>und</strong> Praktika sowie<br />
– die Entwicklung von Tarifverträgen für Studierende<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Übergang in unsere Betriebe.<br />
Diese Handlungsfel<strong>der</strong> besetzt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> seit<br />
Jahrzehnten sehr erfolgreich im Ausbildungsbereich.<br />
Diesen Stellenwert sollte die Studierendenarbeit<br />
in Zukunft bei <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ebenfalls einnehmen.<br />
Das bedeutet:<br />
– eine strukturierte Ansprache <strong>der</strong> neuen Studierenden,<br />
– weitere zielgruppenorientierte Bildungsangebote<br />
sowie<br />
– Aufbau von Vertrauensleuten <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> im<br />
Studierendenbereich.<br />
In einigen Regionen gibt es in diesem Bereich hervorragende<br />
Ansätze. Diese sind unter den Begrifflichkeiten<br />
HIB (Hochschulinformationsbüro), Kooperationsstelle,<br />
Students@work o<strong>der</strong> Ähnliches<br />
zu finden.<br />
167
Angestellte<br />
6.046 Antragsteller/in: Köln<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Mit <strong>der</strong> flächendeckenden Durchsetzung von gemeinsamen<br />
Entgelttarifverträgen in den Industrie<strong>und</strong><br />
Handwerksbereichen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sowie <strong>der</strong><br />
Zusammenfassung von Arbeitern <strong>und</strong> Angestellten<br />
in einer gemeinsamen Rentenversicherung entfallen<br />
die Gr<strong>und</strong>lagen für die Differenzierung <strong>der</strong> Arbeitnehmer<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen nach Arbeiter<br />
<strong>und</strong> Angestellten. Dem haben das Betriebsverfassungs-<br />
<strong>und</strong> das Mitbestimmungsgesetz Rechnung<br />
getragen.<br />
Für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ergibt sich daraus die Aufgabe einer<br />
umfassenden Neubestimmung ihrer zielgruppenspezifischen<br />
Arbeit. Personengruppenarbeit<br />
kann nicht länger als „Min<strong>der</strong>heitenschutz“ (Auslän<strong>der</strong>,<br />
Angestellte, Frauen) in einer klassischen Arbeitergewerkschaft<br />
begriffen <strong>und</strong> definiert werden.<br />
Neben <strong>der</strong> branchenspezifischen Arbeit, die sich in<br />
den letzten Jahren innerhalb <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> weit über<br />
den Bereich <strong>der</strong> Stahl- <strong>und</strong> Automobilindustrie hinaus<br />
entwickelt hat, bedarf es auch einer nach Tätigkeiten,<br />
Berufen <strong>und</strong> Qualifikationen differenzierten<br />
Organisation <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Arbeit.<br />
Vor dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
• umfassenden technologischen <strong>und</strong> unternehmensorganisatorischen<br />
Verän<strong>der</strong>ungen<br />
• umfassenden Durchdringungen <strong>der</strong> Arbeitswelt<br />
durch die neuen Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnologie<br />
• Auswirkungen <strong>der</strong> Globalisierung auf die Unternehmensstrategien<br />
• neuen Modelle von Personalmanagement <strong>und</strong><br />
Personalsteuerung<br />
hat eine umfassende Neugestaltung <strong>der</strong> Arbeitswelt,<br />
<strong>der</strong> Arbeits-, Tätigkeits- <strong>und</strong> Organisationsformen<br />
<strong>der</strong> Arbeit stattgef<strong>und</strong>en.<br />
Im Kern existieren dabei in <strong>der</strong> Industrie <strong>und</strong> im<br />
Handwerk weiterhin zwei große unterscheidbare<br />
Tätigkeitsbereiche:<br />
1. Der Produktionsbereich (Produktion, Inbetriebnahme<br />
<strong>und</strong> Reparatur in Werkstätten, Fabriken,<br />
mobile handwerkliche Service- <strong>und</strong><br />
Montagetätigkeiten).<br />
Dieser Produktionsbereich umfasst im Wesentlichen<br />
Angelernte <strong>und</strong> Facharbeitertätigkeiten,<br />
schließt im Produktionsbereich aber auch partiell<br />
Techniker <strong>und</strong> Ingenieurtätigkeiten ein.<br />
2. Der industrielle Dienstleistungsbereich (alle<br />
Tätigkeiten, die für Entwicklung <strong>der</strong> Produktion<br />
<strong>und</strong> Produkte, <strong>der</strong>en Organisation <strong>und</strong> <strong>der</strong>en<br />
Vertrieb notwendig sind).<br />
Dieser Bereich umfasst die kaufmännischen<br />
Angestelltentätigkeiten, die Techniker- <strong>und</strong> Ingenieurberufe<br />
sowie die IT-Berufe.<br />
Insgesamt ist <strong>der</strong> industrielle Dienstleistungsbereich<br />
sowohl innerhalb <strong>der</strong> Produktionsunternehmen<br />
gewachsen <strong>und</strong> umfasst in vielen<br />
Bereichen mehr als 50 Prozent <strong>der</strong> Tätigkeiten.<br />
Dieser industrielle Dienstleistungsbereich<br />
wächst ständig durch Neugründungen <strong>und</strong> Outsourcing<br />
von entsprechenden Arbeitsbereichen<br />
(Ingenieurgesellschaften, IT-Gesellschaften,<br />
Service-Reparaturunternehmen). Im Gegensatz<br />
zum Produktionsbereich liegt in diesem<br />
Bereich das größte <strong>und</strong> weitgehend noch<br />
unausgeschöpfte Organisationspotential.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> hat ein Konzept zu entwickeln, wie sie<br />
ihre Kompetenz für die zielgruppenspezifische Arbeit<br />
in den beiden großen Arbeitsbereichen weiterentwickelt<br />
<strong>und</strong> damit die Organisations- <strong>und</strong> Handlungsfähigkeit<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für die Zukunft stärkt.<br />
Für beide Bereiche ist eine Organisationsform zu<br />
entwickeln, in denen sich die Interessen <strong>der</strong> Arbeitnehmer<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen dieser Bereiche artikulieren<br />
können, in denen sich <strong>der</strong> Informations<strong>und</strong><br />
Erfahrungsaustausch über spezifische Arbeitsorganisation,<br />
Arbeits- <strong>und</strong> Arbeitszeitbedingungen<br />
organisieren kann <strong>und</strong> in denen sich betriebliche<br />
<strong>und</strong> tarifliche For<strong>der</strong>ungen entwickeln können.<br />
Für die Verankerung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> im klassischen<br />
Produktionsbereich sowie im wachsenden industriellen<br />
Dienstleistungsbereich ist eine verbindliche<br />
Organisationsform <strong>der</strong> Arbeit in diesen Bereichen<br />
auf allen Organisationsebenen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
verbindlich festzulegen.<br />
Der Gewerkschaftstag beschließt die Einsetzung einer<br />
Projektgruppe, die bis zum nächsten Gewerkschaftstag<br />
auf dieser Gr<strong>und</strong>lage verbindliche Organisationsformen<br />
vorlegt.<br />
Diese sind auf allen Organisationsebenen <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> zu beraten. Im Ergebnis ist dem nächsten Gewerkschaftstag<br />
ein verbindlicher Organisationsvorschlag<br />
vorzulegen.<br />
• Frauen<br />
• Auslän<strong>der</strong><br />
• Angestellte<br />
• Handwerk<br />
• Arbeitsschutz (Arbeit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit)<br />
• BMTV (Außendienst)<br />
• IT-Arbeitskreise<br />
• Ingenieurarbeitskreise<br />
Angestelltenarbeit<br />
6.047 Antragsteller/in: Wolfsburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Ein Projekt zum Thema nachhaltiger Angestelltenarbeit<br />
mit folgenden Zielsetzungen:<br />
Übersicht über Projektphasen <strong>und</strong> Terminplan<br />
Um effektiv eine Trendwende im Angestelltenbereich<br />
erzielen zu können, sind aus unserer Sicht<br />
mindestens vier aufeinan<strong>der</strong> aufbauende Projektbausteine<br />
erfor<strong>der</strong>lich:<br />
Phase I:<br />
Analyse von auf Angestellte zugeschnittenen Themenfel<strong>der</strong>n,<br />
Interessen <strong>und</strong> Bedürfnissen<br />
Zeitplan: sofortiger Beginn, Ende 1. Quartal 2008<br />
Phase II:<br />
Auswerten <strong>der</strong> Analyse, Definieren von Handlungsfel<strong>der</strong>n,<br />
Entwickeln von Zielen <strong>und</strong> Visionen<br />
Zeitplan: Ende 3. Quartal 2008<br />
168
Phase III:<br />
Starten einer Kampagne, um die neuen Ziele <strong>und</strong> Visionen<br />
an die Öffentlichkeit <strong>und</strong> an die Menschen<br />
zu bringen, Einsatz von geeigneten Kommunikationsmitteln<br />
Zeitplan: in 2009<br />
Phase VI:<br />
Kampagne analysieren, Reviews durchführen,<br />
Schlussfolgerungen ziehen <strong>und</strong> in weitere Strategie<br />
einarbeiten<br />
Zeitplan: Anfang 2010<br />
Erläuterungen <strong>und</strong> Denkanstöße zu möglichen<br />
Projektschwerpunkten<br />
Projektschwerpunkt „Kommunikation“:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> betreibt bereits seit geraumer Zeit<br />
bzgl. ausgewählter Personengruppen eine hochwertige<br />
Angestelltenarbeit. Beispiele hierfür sind:<br />
– Arbeitskreis Forschung & Entwicklung<br />
– Elemente <strong>der</strong> Angestelltenarbeit im IT-Bereich<br />
z. B. IT-Magazin, I-Connection, gewerkschaftliche<br />
Netzwerke in ausgewählten Unternehmen,<br />
Entgeltanalyse im IT-Bereich.<br />
Zusammenfassend wird in diesem Punkt des Antrages<br />
angeregt, einerseits die Kommunikation zwischen<br />
bestehenden Aktivitäten <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu erweitern<br />
(Netzwerke) sowie an<strong>der</strong>erseits den Ausbau<br />
vorhandener, gut funktionieren<strong>der</strong> Kommunikationsformen<br />
von Einzelfällen auf möglichst viele<br />
Angestelltenbereiche auszudehnen.<br />
Schwerpunkt „Zielgruppenspezifische<br />
Ansprache“ durch die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
In Anlehnung an den vorhergehenden Projektschwerpunkt<br />
wird auf die hohe Bedeutung einer<br />
zielgruppengerechten Ansprache von (potentiellen)<br />
Mitglie<strong>der</strong>n hingewiesen, die im Idealfall genauso<br />
individuell sein sollte wie die anzusprechende<br />
Klientel selbst.<br />
In diesem Zusammenhang wird ausdrücklich darauf<br />
hingewiesen, dass aus Sicht <strong>der</strong> Antragsteller<br />
bei <strong>der</strong> Interessenrecherche unbedingt nach positiven<br />
Attributen zu suchen ist, um diese strategisch<br />
zu nutzen. Indem die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> positive Interessen<br />
<strong>der</strong> (potentiellen) Mitglie<strong>der</strong> anspricht, wird auch<br />
ihre gewerkschaftliche Arbeit sowie die Organisation<br />
als Ganzes als positiv assoziiert werden.<br />
Mögliche Werkzeuge zur effizienten Umsetzung<br />
des Projektes:<br />
– Unterstützen, Ausbauen <strong>und</strong> Einglie<strong>der</strong>n von<br />
Aktivitäten bzgl. Angestelltenarbeit, die vereinzelt<br />
in <strong>IG</strong>M-Verwaltungsstellen <strong>und</strong> Bezirken<br />
existieren, in ein Gesamtkonzept.<br />
– Entwickeln <strong>und</strong> Durchführen von projektspezifischen<br />
Qualifizierungsangeboten.<br />
– Der Begriff „Angestellte“ ist zu weit gefasst <strong>und</strong><br />
soll als Schwerpunkt in <strong>der</strong> Analysephase des<br />
Projektes (Phase I) durch zielgruppenspezifische<br />
Begriffe ersetzt werden.<br />
Eine solche Definition ist die Basis für jegliche zielgruppenspezifische<br />
Ansprache <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>werbung.<br />
Mögliche Unterscheidungskriterien können beispielsweise<br />
sein:<br />
– Technische bzw. kaufmännische Fachrichtung<br />
Qualifikationsniveau/Bildungswerdegang, z. B. :<br />
– Ausbildungsberuf<br />
– Meister<br />
– Techniker<br />
– FH-/Uni-Absolvent/Bachelor-/Master-Abschluss<br />
etc.<br />
Soziale <strong>und</strong> politische Einheitsgewerkschaft<br />
6.048 Antragsteller/in: Leipzig<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Als soziale Einheitsgewerkschaft vertritt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
– an<strong>der</strong>s als Standesorganisationen – die umfassenden<br />
wirtschaftlichen, sozialen, beruflichen<br />
<strong>und</strong> kulturellen Interessen aller Mitglie<strong>der</strong> – also<br />
von Arbeitern <strong>und</strong> Angestellten, Männern <strong>und</strong> Frauen,<br />
Deutschen <strong>und</strong> Nichtdeutschen, Jungen <strong>und</strong> Alten.<br />
Durch die Mitglie<strong>der</strong>struktur <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sind<br />
somit auch die Interessen von insbeson<strong>der</strong>e Erwerbslosen,<br />
Rentnern <strong>und</strong> Rentnerinnen, Studierenden<br />
<strong>und</strong> allen an<strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong>n zu vertreten.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> schöpft ihre Konflikt- <strong>und</strong> Mobilisierungsfähigkeit<br />
aus <strong>der</strong> betrieblichen Verankerung,<br />
ergänzt um die solidarische Unterstützung durch<br />
Erwerbslose <strong>und</strong> allen an<strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong>n.<br />
Daher sollen Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> außerbetrieblichen Gewerkschaftsarbeit<br />
in den Entscheidungsgremien<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> vertreten sein.<br />
Familienfre<strong>und</strong>liche Arbeitsstrukturen innerhalb<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
6.049 Antragsteller/in: Hanau<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Einrichtung eines Projekts „Familienfre<strong>und</strong>liche<br />
Arbeitsstrukturen“ für Männer <strong>und</strong> Frauen innerhalb<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />
Die Ergebnisse des Projekts sind in <strong>der</strong> Organisation<br />
zu veröffentlichen.<br />
Doppelfunktion von Hauptamtlichen <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in Land- o<strong>der</strong> B<strong>und</strong>estag<br />
6.050 Antragsteller/in: Bamberg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t dafür zu sorgen,<br />
dass es zukünftig keine Doppelfunktion von Beschäftigten<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> Abgeordnetenmandaten<br />
mehr gibt. Beide Funktionen <strong>und</strong> Aufgaben sind<br />
zu wichtig, um sie mit „Teilzeitkräften“ zu besetzten.<br />
Bei dieser Doppelfunktion müssen zwangsweise<br />
beide wichtigen Aufgabenerledigungen leiden.<br />
Beson<strong>der</strong>s in politischen Funktionen <strong>und</strong> Wahlämtern<br />
in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> können wir uns keine nur teilweise<br />
anwesenden Repräsentanten <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
leisten, die nebenbei ein Mandat im Land- o<strong>der</strong><br />
B<strong>und</strong>estag haben.<br />
Für die Zeit <strong>der</strong> Übernahme eines Abgeordnetenmandates<br />
soll <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Beschäftigte beurlaubt<br />
169
werden, d.h. auch keine Bezüge von <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
erhalten. Die Altersversorgung <strong>der</strong> Beschäftigten<br />
<strong>und</strong> die Anrechnung <strong>der</strong> Dienstzeit soll weiterlaufen,<br />
sowie ein Rückkehrrecht in die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> nach<br />
einem Mandat bestehen. Somit wäre ein Absicherung<br />
erhalten <strong>und</strong> die Diskussion über Doppelfunktion<br />
<strong>und</strong> Bezüge hinfällig.<br />
Entsprechendes soll in einer Richtlinie <strong>der</strong> <strong>IG</strong>M festgelegt<br />
werden.<br />
Die bisherige Praxis, Ausübung einer Doppelfunktion,<br />
zum Beispiel in einem Wahlamt in einer Verwaltungsstelle<br />
<strong>und</strong> Abgeordneter im Land- bzw. B<strong>und</strong>estag<br />
führt zu Unverständnis bei den Mitglie<strong>der</strong>n.<br />
Beide Aufgaben sind eben nur zum Teil zu erledigen.<br />
Beson<strong>der</strong>s die Tatsache, dass von <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> eine<br />
Bezahlung erfolgt, obwohl die Abgeordneten ausreichende<br />
Diäten erhalten, ist nicht zu vermitteln.<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, die politische Aktivität<br />
<strong>der</strong> Beschäftigten <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong> zu för<strong>der</strong>n.<br />
Wir müssen mehr <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>er in die Parlamente bekommen,<br />
um Arbeitnehmerinteressen zu vertreten<br />
<strong>und</strong> durchzusetzen.<br />
Wir for<strong>der</strong>n die Politik auf, für Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />
für politische Mandate <strong>und</strong> Wahlämter<br />
wie Abgeordnete in Parlamenten gesetzlich<br />
eine Beurlaubung <strong>und</strong> Aufrechterhaltung des Arbeitsverhältnisse<br />
festschreiben. Dazu gehört es,<br />
nach Beendigung des Mandats zu gleichen Bedingungen<br />
auf den vorherigen o<strong>der</strong> einen gleichwertigen<br />
Arbeitsplatz bei dem vorherigen Arbeitgeber zurückkehren<br />
zu können. Damit es Arbeitnehmern <strong>und</strong><br />
Arbeitnehmerinnen möglich ist für politische Mandate<br />
in gleicher Weise, mit <strong>der</strong> gleichen Arbeitsplatzabsicherung<br />
antreten zu können, wie Beamte<br />
o<strong>der</strong> Angestellten aus dem staatlichen Bereich.<br />
Gehaltsregelung von Mandatsträgern<br />
6.051 Antragsteller/in: Rheine<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> befürwortet <strong>und</strong> unterstützt die Kandidatur<br />
ihrer Beschäftigten für demokratische Parteien,<br />
wenn sie <strong>der</strong> Satzung nicht wi<strong>der</strong>sprechen.<br />
Übt <strong>der</strong>/die Beschäftigte/r neben <strong>der</strong> Beschäftigung<br />
bei <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ein Mandat aus, werden folgende<br />
Gehaltskürzungen vorgenommen:<br />
B<strong>und</strong>estag: 50 Prozent<br />
Europaparlament: 50 Prozent<br />
Landesparlamente: 35 Prozent<br />
Bürgerschaften <strong>und</strong> Abgeordnetenhaus: 25 Prozent.<br />
Die Personalkosten (Gehalt, Dienstwagen, Handy<br />
<strong>und</strong> ähnliches) trägt heute die entsendende Verwaltungsstelle.<br />
Diese geltende Regelung führt zu einer erheblichen<br />
Einschränkung <strong>der</strong> personellen Ressourcen <strong>und</strong> zur<br />
zusätzlichen finanziellen Belastung <strong>der</strong> betroffenen<br />
Verwaltungsstelle <strong>und</strong> somit zu einer Ungleichbehandlung.<br />
Die Arbeit in den Parlamenten <strong>und</strong> Ausschüssen<br />
führt dazu, dass Beschäftigte <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> nicht nur<br />
in Sitzungswochen <strong>der</strong> Organisation nur äußerst<br />
geringfügig zur Verfügung stehen können.<br />
Unbestritten kann die parlamentarische Arbeit für<br />
die gesamte <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> landes- bzw. b<strong>und</strong>esweit von<br />
großer Bedeutung sein.<br />
Das darf aber nicht dazu führen, dass ausschließlich<br />
die jeweils betroffene Verwaltungsstelle die<br />
zwangsweise entstehenden Mehrfachbelastungen<br />
tragen muss.<br />
Die Delegierten <strong>der</strong> Delegiertenversammlung for<strong>der</strong>n<br />
den <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Vorstand auf, für die Mandatsdauer<br />
die Personalkosten für die Beschäftigten, die<br />
durch das Beschäftigungsverhältnis entstehen, zu<br />
erstatten.<br />
Somit könnte die Verwaltungsstelle unter gleichen<br />
Bedingungen gewerkschaftliche Arbeit leisten wie<br />
die Verwaltungsstellen, die keine Mandatsträger<br />
beschäftigten.<br />
Stärkung neuer Arbeitsfel<strong>der</strong><br />
6.052 Antragsteller/in: Remscheid-<br />
Solingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Dass zur Stärkung neuer Arbeitsfel<strong>der</strong> neue transnationale<br />
Strukturen mit dem vorhandenen Personal<br />
geschaffen werden. Immer mehr auch kleinere<br />
Unternehmen werden übernational tätig. Wir bleiben<br />
national gefangen <strong>und</strong> verlieren damit immer<br />
mehr an Einfluss. Dies ist nur durch übernationale<br />
Aktivitäten aufzufangen. Da immer mehr Tätigkeiten<br />
ausgelagert <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n zusammengefasst<br />
werden, muss es eine Standardtätigkeit<br />
in den Verwaltungsstellen werden, übernational<br />
tätig zu sein.<br />
Dies umfasst einen systematischeren Umgang mit<br />
verbindlicher Qualifizierung <strong>der</strong> hauptamtlich Beschäftigten,<br />
um die Personen vor Ort mit den entsprechenden<br />
kommunikativen <strong>und</strong> sozialen Qualifikationen<br />
auszustatten <strong>und</strong> dadurch direkt <strong>und</strong> indirekt<br />
den EMB <strong>und</strong> die ehemaligen Angestelltenbereiche<br />
EU-weit zu erschließen <strong>und</strong> die Zuführung<br />
neuer Aufgaben in die Verwaltungsstellen zu regeln.<br />
• Dazu gehört <strong>der</strong> Aufbau von Sprachkompetenzen<br />
bei den hauptamtlich Beschäftigten, d. h.<br />
die Teilnahme an Seminaren, die durch das Erlernen<br />
von EU-Sprachen gezielt die Voraussetzung<br />
schaffen, übernational einsetzbar zu sein.<br />
• Dazu gehört <strong>der</strong> systematische Aufbau des<br />
EMB, um im EU-Raum Kontakte zu knüpfen, vor<br />
Ort in <strong>der</strong> EU präsent zu sein <strong>und</strong> netzwerkartig<br />
Menschen zusammenzuführen.<br />
B<strong>und</strong>esweite Informationen durch <strong>Metall</strong>zeitung<br />
6.053 Antragsteller/in: Hamburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t einen<br />
ständigen Erfahrungsaustausch <strong>der</strong> Kollegen <strong>und</strong><br />
Kolleginnen, die über betriebliche Strukturen nicht<br />
erreichbar sind, zu gewährleisten.<br />
170
Um diese <strong>und</strong> die Bindung an die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu festigen,<br />
wird eine Seite in <strong>der</strong> b<strong>und</strong>esweiten Ausgabe<br />
<strong>der</strong> <strong>Metall</strong>zeitung für Informationen über die außerbetriebliche<br />
Gewerkschaftsarbeit (z. B. Senioren-,<br />
Erwerbslosen- sowie Wohnbereichsarbeit u.Ä.) reserviert.<br />
Dieser Erfahrungsaustausch wird durch das verantwortliche<br />
Vorstandsmitglied für den Bereich AGA<br />
unterstützt <strong>und</strong> aktiv geför<strong>der</strong>t.<br />
Gewerkschaftliches Internet-Netzwerk<br />
6.054 Antragsteller/in: Berlin<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Mitglie<strong>der</strong>wirksame Gewerkschaftsarbeit basiert<br />
auf einer aktiven betrieblichen Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Die betrieblichen Akteure wissen am Besten<br />
wie sie im betrieblichen Handeln <strong>und</strong> ihre Stellung<br />
verbessern können. Deshalb sind Vertrauensleute<br />
<strong>und</strong> gewerkschaftlich organisierte Jugendausbildungsvertretungen,<br />
Betriebsräte <strong>und</strong> Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertretungen<br />
in ihrer betriebspolitischen Gewerkschaftsarbeit<br />
wie folgt stärker zu unterstützen:<br />
Instrumente wie Internet-Netzwerke (z. B. Netkey<br />
4.0) zum direkten Austausch von betrieblich entwickelten<br />
Gewerkschaftspublikationen (z. B. Flyer,<br />
Aushänge, Betriebszeitungen) sind zu bilden.<br />
Auf Verwaltungsstellen- sowie Bezirksebene sind<br />
Ressourcen für Schulungsmaßnahmen zur Unterstützung<br />
dieser bereitzustellen. Regelmäßige<br />
Workshops zum Austausch <strong>der</strong> betrieblichen Netzwerker<br />
sind zu organisieren. Ressourcen zur technischen<br />
Unterstützung zur Verbesserung <strong>der</strong> Nutzersoftware<br />
sind zur Verfügung zu stellen.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> ihre Partner in <strong>der</strong><br />
internationalen Arbeit<br />
6.055 Antragsteller/in: Dresden<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, dafür zu<br />
sorgen, dass in allen Publikationen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in<br />
einer speziellen Rubrik regelmäßig über die Sozialstandards<br />
in Europa informiert wird.<br />
Broschüre AGA-aktiv<br />
6.056 Antragsteller/in: Hamburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t zu veranlassen,<br />
dass das verantwortliche Vorstandsmitglied<br />
für die außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit<br />
beim Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> mindestens einmal<br />
jährlich eine Zusammenfassung über positive Erfahrungen<br />
<strong>und</strong> die Weiterentwicklung <strong>der</strong> außerbetrieblichen<br />
Gewerkschaftsarbeit (Senioren-, Erwerbslosen-<br />
sowie Wohnbereichsarbeit u. ä.) in<br />
Form einer b<strong>und</strong>esweiten Broschüre AGA-aktiv veröffentlicht.<br />
Stärkung <strong>der</strong> Medienpräsenz<br />
6.057 Antragsteller/in: Remscheid-<br />
Solingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, <strong>der</strong> aktiven <strong>und</strong> positiven<br />
Darstellung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> ihrer Anliegen<br />
in <strong>der</strong> allgemeinen Öffentlichkeit mehr Aufmerksamkeit<br />
zu schenken.<br />
Dazu gehört eine aktivere <strong>und</strong> gegebenenfalls aggressivere<br />
Öffentlichkeitsarbeit auf oberstem Niveau,<br />
die dafür sorgt, dass z. B. in den einschlägigen<br />
Talkshows <strong>und</strong> in ähnlichen Veranstaltungen<br />
das Mengenverhältnis <strong>der</strong> repräsentierten Menschen<br />
beachtet wird. Es darf nicht sein, dass die<br />
Stimme <strong>der</strong> Gewerkschaft dort fehlt o<strong>der</strong> unterrepräsentiert<br />
ist. Wenn sich z. B. <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Vertreter<br />
<strong>und</strong> -Vertreterinnen offiziell äußern, sprechen sie<br />
für r<strong>und</strong> 3,5 Mio. Menschen, während die Vertreter<br />
<strong>und</strong> Vertreterinnen an<strong>der</strong>er Gruppierungen, speziell<br />
auf <strong>der</strong> Arbeitgeberseite, erheblich weniger<br />
Bürger <strong>und</strong> Bürgerinnen repräsentieren.<br />
Des Weiteren muss generell im Rahmen <strong>der</strong> Pressearbeit<br />
für eine breitere Medienpräsenz gesorgt werden.<br />
Hauptanliegen soll die positive Darstellung<br />
gewerkschaftlicher Kernpunkte <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Bedeutung<br />
für die einzelnen Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />
sein. Geeignete Werbemaßnahmen sollen<br />
diese Bemühungen flankieren. Hierbei ist zu berücksichtigen,<br />
dass die mo<strong>der</strong>ne Gesellschaft, insbeson<strong>der</strong>e<br />
die Jugend, neben dem Fernsehen immer<br />
mehr Zeit im Internet verbringt.<br />
<strong>Metall</strong>-Zeitung<br />
6.058 Antragsteller/in: Fürth<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Mit dem neuen Medienkonzept <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wurde<br />
die <strong>Metall</strong>-Zeitung auf Einzelversand an die Mitglie<strong>der</strong><br />
umgestellt. Um zu vermeiden, dass die <strong>Metall</strong>-<br />
Zeitung in <strong>der</strong> betrieblichen Öffentlichkeit nicht<br />
mehr o<strong>der</strong> nur in zu geringem Umfang für die Werbe-<br />
<strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung steht,<br />
wird <strong>der</strong> Vorstand beauftragt:<br />
1. die <strong>Metall</strong>-Zeitung in einer für die oben genannten<br />
Zwecke ausreichenden Auflage für die Betriebe<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
2. den Verwaltungsstellen die Festlegung <strong>der</strong> entsprechenden<br />
Auflagenhöhe für die von ihnen<br />
ausgewählten Betriebe – im Rahmen bestimmter<br />
noch festzulegen<strong>der</strong> Spannen kostenfrei –<br />
zu überlassen.<br />
171
Aufklärungs- <strong>und</strong> Informationskampagnen über<br />
Tarifleistungen nur für Mitglie<strong>der</strong><br />
6.059 Antragsteller/in: Duisburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, in einer<br />
Aufklärungs- <strong>und</strong> Informationskampagne die<br />
Rechte <strong>und</strong> Möglichkeiten von <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Mitglie<strong>der</strong>n<br />
aus den von <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> geschlossenen Tarifverträgen<br />
werbewirksam herauszustellen. Im Mittelpunkt<br />
sollten die Vorteile <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> gegenüber<br />
Nichtmitglie<strong>der</strong>n in einer Vielzahl von Detailfragen,<br />
belegt an praktischen Beispielen, stehen!<br />
Freier, umfassen<strong>der</strong> <strong>und</strong> schneller Zugang zu<br />
Informationen<br />
6.060 Antragsteller/in: Kiel<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand wird beauftragt, Konzepte zu erarbeiten<br />
<strong>und</strong> Maßnahmen durchzuführen:<br />
– die den Zugang <strong>und</strong> die Verbreiterung von gewerkschaftlichen<br />
<strong>und</strong> politischen Informationen<br />
vereinfachen,<br />
– die es ermöglichen, umfassende <strong>und</strong> offene<br />
Wissensportale mit gewerkschaftspolitischen<br />
Inhalten aufzubauen,<br />
– <strong>und</strong> die vermeiden, dass über Verschlüsselungstechniken,<br />
wie es zum Beispiel <strong>der</strong> B<strong>und</strong>verlag<br />
praktiziert, Informationsprodukte für<br />
ehrenamtliche Gewerkschaftsarbeit, kostenträchtig<br />
<strong>und</strong> damit unzugänglich werden.<br />
Langfristige Sicherung des Erscheinens <strong>der</strong><br />
Jugendzeitschrift „ran“<br />
6.061 Antragsteller/in: Duisburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sichert das Erscheinen<br />
<strong>der</strong> Jugendzeitschrift ran <strong>und</strong> gestaltet Maßnahmen,<br />
um das langfristige Erscheinen <strong>der</strong> ran zu gewährleisten.<br />
Frauenför<strong>der</strong>ung innerhalb <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
6.062 Antragsteller/in: Hanau<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Da ausscheidendes Personal im hauptamtlich – politischen<br />
Bereich oft nicht ersetzt wird gibt es mittlerweile<br />
wie<strong>der</strong> „frauenfreie“ Verwaltungsstellen<br />
(z. B. Hanau). Nach wie vor sind Frauen bei den Bevollmächtigten<br />
<strong>und</strong> in den Bezirksleitungen unterrepräsentiert.<br />
Oft sind bei Einstellungen o<strong>der</strong> Umbesetzungen<br />
keine „geeigneten“ Bewerberinnen verfügbar auch<br />
bei <strong>der</strong> Besetzung von Bezirksleitern bzw. vom 1.<br />
<strong>und</strong> 2. Vorsitzenden <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />
Kolleginnen, die dies kritisieren, werden oft aufgefor<strong>der</strong>t<br />
Namen zu nennen <strong>und</strong> wenn sie das nicht<br />
können, ist das ein weiterer Beleg dafür, dass es lei<strong>der</strong><br />
keine geeignete Kollegin gibt.<br />
Damit solche „Argumente“ nicht immer wie<strong>der</strong> greifen<br />
for<strong>der</strong>t die Delegiertenversammlung <strong>der</strong> Verwaltungsstelle<br />
Hanau mit Nachdruck eine vorausschauende<br />
Qualifizierung <strong>und</strong> Planung für weibliche<br />
Beschäftigte im politischen Bereich (politische<br />
Sekretärinnen) für alle Funktionen innerhalb <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong>.<br />
Anfor<strong>der</strong>ungsprofile <strong>und</strong> Qualifikationsprofile sind<br />
abzugleichen <strong>und</strong> gezielte För<strong>der</strong>maßnahmen einzuleiten.<br />
Die Zielvorgaben <strong>und</strong> Zeitschienen sind zu<br />
veröffentlichen – Abweichungen davon sind zu begründen.<br />
Bewerbungs- <strong>und</strong> Einstellungsverfahren<br />
müssen transparent sein, geeignete Bewerberinnen<br />
sind im Zweifelsfall zu bevorzugen.<br />
Frauenför<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Organisation ist keine<br />
Schönwetterübung- sie muss auch in schwierigeren<br />
Zeiten ernst genommen werden. Was öffentlich eingefor<strong>der</strong>t<br />
wird, muss auch innerhalb <strong>der</strong> Organisation<br />
gelten.<br />
Mehr Frauen für die <strong>und</strong> in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
6.063 Antragsteller/in:<br />
Frauenausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>n den Vorstand <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf Programme aufzulegen, um die Beteiligung<br />
von Frauen in allen Bereichen <strong>der</strong> Organisation<br />
zu stärken.<br />
Dazu gehören u.a. nach Zielgruppen differenzierte<br />
Mentoringprogramme <strong>und</strong> Führungskräfteschulungen,<br />
um Frauen auf Führungsaufgaben, sowohl innerhalb<br />
<strong>der</strong> Organisation wie auch in den Betrieben,<br />
vorzubereiten. In den Mentoringprogrammen<br />
sind als Mentoren <strong>und</strong> Mentorinnen in diesen Programmen<br />
Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen mit Führungsaufgaben<br />
einzubinden.<br />
Ein Fokus in den Programmen ist dabei mit auf die<br />
Gruppe <strong>der</strong> jungen Frauen zu legen, die, wie eine<br />
Studie zeigt, nach <strong>der</strong> gewerkschaftspolitischen Jugendarbeit<br />
keine Verankerung in <strong>der</strong> Organisation<br />
haben.<br />
Auch für die zukünftige Stärke <strong>und</strong> Durchsetzungskraft<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sind Frauen ein wichtiges Potential.<br />
Sowohl im gewerblichen wie im Angestelltenbereich<br />
liegt <strong>der</strong> Organisationsgrad <strong>der</strong> Frauen<br />
hinter dem <strong>der</strong> Männer zurück. Deshalb sind weitere,<br />
auf die unterschiedlichen Zielgruppen differenzierte<br />
Mitglie<strong>der</strong>werbekonzepte zu entwickeln, die<br />
sowohl in <strong>der</strong> Ansprache wie auch in <strong>der</strong> Darstellung<br />
vermitteln, dass die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> die Lebenssituation<br />
<strong>und</strong> die spezifischen Interessen von Frauen<br />
ernst nimmt <strong>und</strong> mit ihnen auch politisch gestalten<br />
will.<br />
172
Verän<strong>der</strong>te Anfor<strong>der</strong>ungen an gewerkschaftliche<br />
Jugendarbeit <strong>und</strong> Bewältigung dieser<br />
Verän<strong>der</strong>ungen<br />
6.064 Antragsteller/in:<br />
Reutlingen-Tübingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, den verän<strong>der</strong>ten<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an gewerkschaftliche Jugendarbeit<br />
mit folgenden Maßnahmen zu begegnen:<br />
– Die für Jugendarbeit zuständigen Gewerkschaftssekretäre<br />
<strong>und</strong> -sekretärinnen müssen<br />
die für Jugendarbeit zusätzlich notwendige Unterstützung<br />
erhalten, wofür <strong>der</strong> Vorstand entsprechende<br />
Mittel zur Verfügung stellt.<br />
– Für sie müssen Angebote zur pädagogischen<br />
Qualifizierung entwickelt <strong>und</strong> durchgeführt<br />
werden.<br />
– Qualifizierte Möglichkeiten zur Reflexion müssen<br />
angeboten werden.<br />
– Konzepte für eine effiziente Jugendarbeit müssen<br />
entwickelt <strong>und</strong> angeboten werden.<br />
– Einstellung zusätzlicher „Motivatoren <strong>und</strong> Motivatorinnen“<br />
für die gewerkschaftliche Jugendarbeit.<br />
Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> Jugendarbeit<br />
6.065 Antragsteller/in:<br />
Jugendausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> Jugendarbeit<br />
Jugendarbeit ist ein strategischer Schwerpunkt <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Erfolgreiche Jugendarbeit sichert den Fortbestand<br />
<strong>der</strong> gesamten <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> als durchsetzungsfähige<br />
Organisation von Arbeitnehmerinnen <strong>und</strong> Arbeitnehmern.<br />
Entsprechend ist es eine Aufgabe <strong>der</strong><br />
gesamten <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> allen haupt- wie ehrenamtlich<br />
Aktiven, Jugendliche in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu unterstützen<br />
<strong>und</strong> zu för<strong>der</strong>n. Dies wurde auch in <strong>der</strong> Entschließung<br />
6 zur Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> Organisationsentwicklung<br />
des 20. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />
folgen<strong>der</strong>maßen festgestellt: „ Jugendarbeit ist ein<br />
strategischer Schwerpunkt <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Erfolgreiche<br />
Jugendarbeit sichert den Fortbestand <strong>der</strong> gesamten<br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> als durchsetzungsfähige Organisation<br />
von Arbeitnehmerinnen <strong>und</strong> Arbeitnehmern<br />
… Jugendliche in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> brauchen die Unterstützung<br />
<strong>der</strong> gesamten Organisation. Es ist Aufgabe<br />
aller Haupt- <strong>und</strong> Ehrenamtlichen in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, Jugendliche<br />
zu för<strong>der</strong>n.“ Diese Entschließung gilt es<br />
nun weiter mit Leben zu füllen.<br />
Mit gewerkschaftlicher Jugendarbeit sollen Jugendliche<br />
an die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> herangeführt werden. Die <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong>-Jugend ist damit ein Teil <strong>der</strong> gesamten Organisation<br />
<strong>und</strong> gleichzeitig ein Jugendverband im Sinne<br />
des Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfeplans des B<strong>und</strong>es<br />
unter dem Dach <strong>der</strong> DGB-Jugend. Sie vertritt die Interessen<br />
junger Arbeitnehmerinnen <strong>und</strong> Arbeitnehmer<br />
sowie potentiell Beschäftigter innerhalb des<br />
Organisationsbereich <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-<br />
Jugend ist ein politischer Jugendverband. Sie greift<br />
aktuelle Problemlagen Jugendlicher auf. Neben den<br />
unmittelbaren Fragen r<strong>und</strong> um Ausbildung, Beschäftigungsperspektiven<br />
<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e betriebliche<br />
Belange mischt sie sich auch in all diejenigen gesellschaftspolitischen<br />
Fragen ein, von denen Jugendliche<br />
betroffen sind. Ziel ist nach wie vor, auch<br />
gesellschaftliche Alternativen jenseits des marktwirtschaftlichen<br />
Modells aufzuzeigen. Neoliberale<br />
Politik wird von uns klar abgelehnt.<br />
Um diese Aufgaben erfolgreich wahrnehmen zu<br />
können, muss die Jugendarbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> mit<br />
entsprechenden Voraussetzungen ausgestattet<br />
sein. Ihre Arbeit <strong>und</strong> ihre Struktur muss <strong>der</strong> Lebenssituation,<br />
aber auch den Interessen junger Arbeitnehmerinnen<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmer sowie Jugendlichen<br />
entsprechen. Das hauptamtliche Personal<br />
muss für diese anspruchsvolle Arbeit qualifiziert<br />
werden <strong>und</strong> geeignet sein. Die notwendigen Ressourcen,<br />
sowohl personell als auch finanziell, müssen<br />
zur Verfügung gestellt werden, um jugendspezifische<br />
Aktionsangebote <strong>und</strong> Mitwirkungsmöglichkeiten<br />
bieten zu können. Dabei muss <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>satz<br />
beibehalten werden, dass pro Verwaltungsstelle<br />
ein/e hauptamtliche/r Sekretär/in für die Jugendarbeit<br />
zuständig sein muss.<br />
Jugendarbeit endet nicht mit dem Ende <strong>der</strong> Ausbildung.<br />
Auch für junge Beschäftigte nach <strong>der</strong> Ausbildung<br />
sowie für Jugendliche müssen altersgruppengerechte<br />
<strong>und</strong> ihren jeweiligen Bedürfnissen entsprechende<br />
Angebote <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> vorgehalten<br />
<strong>und</strong> in geeigneter Form vermittelt werden. Fragen<br />
<strong>der</strong> Arbeitsplatzsicherung, verknüpft mit Weiterbildungsperspektiven<br />
innerhalb <strong>und</strong> außerhalb des<br />
Betriebes bieten geeignete Anknüpfungspunkte.<br />
Auch jugendliche Mitglie<strong>der</strong>, die sich auf dem zweiten<br />
Bildungsweg qualifizieren, brauchen eine qualifizierte<br />
Unterstützung durch ihre <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Diese<br />
Angebote müssen in enger Zusammenarbeit mit<br />
den Bereichen Tarifpolitik, Betriebspolitik <strong>und</strong> Bildungs-<br />
<strong>und</strong> Qualifizierungspolitik erarbeitet <strong>und</strong><br />
angeboten werden.<br />
Vor einer Herausfor<strong>der</strong>ung steht die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bei<br />
ihren jungen Aktiven. Aufgr<strong>und</strong> geän<strong>der</strong>ter Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an die Organisation <strong>und</strong> <strong>der</strong> Lebenssituation<br />
von Jugendlichen verläuft <strong>der</strong> Übergang von<br />
<strong>der</strong> Jugendarbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in die „Erwachsenen-<br />
Arbeit“ immer seltener automatisch. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
muss geeignete Angebote entwickeln, um jungen<br />
Funktionären/-innen eine attraktive organisationspolitische<br />
Anschlussperspektive bieten zu können.<br />
Die im Projekt U 35 entwickelten Handlungsansätze<br />
müssen flächendeckend umgesetzt werden.<br />
Flächendeckende Jugendarbeit sicherstellen<br />
Um unsere politischen Anfor<strong>der</strong>ungen als <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-<br />
Jugend zu erfüllen, muss die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik<br />
flächendeckend Jugendarbeit anbieten.<br />
Dies ist auch notwendig, um den organisationseigenen<br />
Aufgaben <strong>und</strong> den Verpflichtungen als<br />
Jugendverband gerecht zu werden. Von diesem<br />
Gr<strong>und</strong>satz darf sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> nicht verabschieden.<br />
In immer mehr Regionen können Jugendsachbearbeiter/-innen<br />
aus Verwaltungsstellen in ihrem<br />
173
jetzigen Zuschnitt aufgr<strong>und</strong> eines dramatischen<br />
Strukturwandels <strong>und</strong> dem drastischen Beschäftigungsabbau<br />
in Kernbereichen diese Aufgabe nicht<br />
mehr in notwendigem Umfang wahrnehmen. Dazu<br />
kommt die weitere Verdichtung von Aufgaben bei<br />
politischen Sekretäre/innen die auch vor den Jugendsachbearbeitern/-innen<br />
nicht Halt machen.<br />
Als Beispiel ist hier nur die weitere Verbetrieblichung<br />
<strong>der</strong> Tarifpolitik zu nennen, die auch für Jugendsachbearbeiter/-innen<br />
neue Aufgabenfel<strong>der</strong><br />
mit sich bringt.<br />
Eines <strong>der</strong> schwerwiegendsten Probleme für die örtliche<br />
gewerkschaftliche Jugendarbeit ist die Zeit.<br />
Mehr als 50 Prozent <strong>der</strong> Befragten <strong>und</strong> für Jugendarbeit<br />
zuständigen Gewerkschaftssekretärinnen<br />
<strong>und</strong> -sekretäre empfinden ihre Arbeitszeit als nicht<br />
ausreichend. Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird dazu<br />
aufgefor<strong>der</strong>t, die notwendigen Ressourcen für eine<br />
flächendeckende Jugendarbeit bereit zu stellen.<br />
Wir brauchen deshalb differenzierte Angebote, die<br />
<strong>der</strong> jeweiligen Situation gerecht werden <strong>und</strong> die flächendeckende<br />
Arbeit trotzdem sicherstellen. Der<br />
Einsatz von Hauptamtlichen, die verwaltungsstellenübergreifend<br />
arbeiten, kann auch im Falle einer<br />
Kooperation von Verwaltungsstellen nur eine Übergangslösung<br />
sein. Damit diese Projekte jedoch die<br />
Aussicht auf Erfolg haben <strong>und</strong> nicht nur kurzzeitige<br />
Strohfeuer verursachen, müssen folgende Voraussetzungen<br />
gegeben sein:<br />
Es müssen erreichbare Ziele vereinbart werden. Es<br />
ist we<strong>der</strong> den Projektsekretären <strong>und</strong> Projektsekretärinnen<br />
noch <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> geholfen, wenn vollkommen<br />
an <strong>der</strong> Realität vorbei ein unerreichbares<br />
Ziel vereinbart wird. Diese Herangehensweise führt<br />
nur dazu, dass eine Menge Frust bei ehren- <strong>und</strong><br />
hauptamtlichen Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen erzeugt<br />
<strong>und</strong> das Projekt trotz möglicher Erfolge als gescheitert<br />
angesehen wird.<br />
Bei verwaltungsstellenübergreifenden Projekten<br />
muss allen Beteiligten klar sein, dass dadurch nicht<br />
jede Verwaltungsstelle einen extra Hauptamtlichen<br />
zur Verfügung hat. Es darf nicht passieren, dass<br />
Projektsekretäre <strong>und</strong> Projektsekretärinnen in Gremiensitzungen<br />
<strong>und</strong> Dauerautofahrten aufgerieben<br />
werden (z. B. durch die Teilnahme an den OV-Sitzungen<br />
aller beteiligten Verwaltungsstellen). Es<br />
muss sichergestellt sein, dass sie den Großteil ihrer<br />
Arbeitszeit mit ihrer Kernaufgabe verbringen können.<br />
Bei Verwaltungsstellen übergreifen<strong>der</strong> Betreuung<br />
darf dies nur eine kurzzeitige Ausnahme sein. Diese<br />
ist durch die Ortsvorstände fortwährend zu überprüfen<br />
<strong>und</strong> ggf. durch die Einstellung eines/einer<br />
politischen Sekretärs o<strong>der</strong> Sekretärin zu revidieren.<br />
Der Schwerpunkt von zeitlich befristeten Projekten<br />
darf nicht allein auf kurzfristiger Steigerung <strong>der</strong><br />
Neuaufnahmen liegen, son<strong>der</strong>n muss auf dem Aufbau<br />
nachhaltiger Strukturen für die Jugendarbeit<br />
<strong>der</strong> Verwaltungsstellen liegen.<br />
Die Ergebnisse des Projekts müssen in geeigneter<br />
Form dokumentiert werden <strong>und</strong> in die Arbeit <strong>der</strong><br />
Verwaltungsstelle einfließen.<br />
Die Projektsekretäre <strong>und</strong> Projektsekretärinnen<br />
müssen eine auf ihre beson<strong>der</strong>e Situation abgestimmte<br />
Weiterbildung bekommen. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
Projektmanagement spielt hier eine herausragende<br />
Rolle.<br />
Die Projektsekretäre <strong>und</strong> Projektsekretärinnen<br />
sollten einen unbefristeten Anstellungsvertrag bei<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> erhalten. Auf jeden Fall sollte ihnen eine<br />
Anschlussperspektive in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> nach Abschluss<br />
des Projektes geboten werden.<br />
Ein weiterer Weg, die Jugendarbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> vor<br />
Ort weiterzuentwickeln, ist die stärkere Einbeziehung<br />
von ehrenamtlichen Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen<br />
in die Jugendarbeit. Eine stärkere Einbindung<br />
von ehrenamtlichen Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen kann<br />
kein Ersatz für eine hauptamtliche Betreuung <strong>der</strong><br />
Jugendarbeit sein. Aber wenn man Jugendlichen die<br />
Möglichkeit gibt, Entscheidungen zu treffen <strong>und</strong><br />
politische Prozesse mitzugestalten, kann ihre Arbeit<br />
den Hauptamtlichen entlasten <strong>und</strong> die Jugendlichen<br />
inhaltlich <strong>und</strong> politisch stärken.<br />
Die ausreichende personelle Ausstattung <strong>und</strong> die<br />
Bereitstellung von Sachmitteln vor Ort ist Aufgabe<br />
<strong>der</strong> Verwaltungsstellen <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Regel aus dem<br />
Ortskassenbestand zu finanzieren. Die jeweiligen<br />
Ortsvorstände müssen diesen Auftrag einer nachhaltigen,<br />
zukunftsorientierten Nachwuchsarbeit zu<br />
ihrem eigenen Auftrag machen. Bezirke <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
Vorstand müssen unterstützend wirken, wenn es<br />
die örtliche Situation auf Gr<strong>und</strong> fehlen<strong>der</strong> personeller<br />
o<strong>der</strong> finanzieller Ressourcen erfor<strong>der</strong>t. Vor allem<br />
ist dies in strukturschwachen Gebieten notwendig,<br />
um eine flächendeckende Jugendarbeit zu erreichen.<br />
Denn nur diese kann die Organisation nachhaltig<br />
stärken!<br />
Personelle Voraussetzungen <strong>und</strong> Qualifizierung<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> braucht einen sinnvollen Altersdurchschnitt<br />
bei ihren hauptamtlich Beschäftigten. Das<br />
Trainee-Programm ist zu einem wichtigen Baustein<br />
<strong>der</strong> Personalentwicklungspolitikin <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> geworden.<br />
In Rahmen des Trainee-Programms ist es<br />
notwendig, bei zukünftigen Jugendsachbearbeiter/innen<br />
verstärkt auch auf fachspezifische Qualifizierungsbestandteile<br />
zu achten.<br />
Der weit überwiegende Teil von Hauptamtlichen<br />
war in früheren Jahren innerhalb <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> o<strong>der</strong><br />
einer an<strong>der</strong>en Gewerkschaft ehrenamtlich aktiv,<br />
fast immer in <strong>der</strong> Jugendarbeit. Eine erfolgreiche<br />
Personalentwicklungspolitik ist auf eine erfolgreiche<br />
<strong>und</strong> damit mit ausreichenden Mitteln ausgestattete<br />
Jugend- <strong>und</strong> Jugendbildungsarbeit angewiesen.<br />
Die darin erlebten Praxiserfahrungen, methodischen<br />
<strong>und</strong> politischen Qualifikationen sind<br />
durch kein noch so sinnvolles Ausbildungsprogramm<br />
zu ersetzen. Eine angemessene Zahl an<br />
„Seiteneinsteigern“ ist – auch wegen <strong>der</strong>en spezifischen<br />
Qualifikationen – dennoch sinnvoll <strong>und</strong> notwendig.<br />
Hier ist darauf zu achten, dass im Rahmen<br />
<strong>der</strong> Qualifizierung ein ausreichen<strong>der</strong> Praxisbezug<br />
zur Alltagsarbeit <strong>und</strong> damit ein örtlicher Einsatz<br />
stattfinden muss.<br />
Ergänzend zu ihren eigenen Angeboten muss die <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> ihre Nachwuchsarbeit mit bestehenden Qualifizierungseinrichtungen<br />
wie Hochschulen, Akademien<br />
etc. ausbauen. Eine Son<strong>der</strong>rolle kommt <strong>der</strong><br />
„Akademie <strong>der</strong> Arbeit“/Frankfurt <strong>und</strong> <strong>der</strong> ehemaligen<br />
HWP (Hamburger Universität für Wirtschaft <strong>und</strong><br />
174
Politik) zu. Wegen <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Möglichkeiten,<br />
die diese Institutionen bieten, muss sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
beson<strong>der</strong>s für <strong>der</strong>en Fortbestand <strong>und</strong> notwendige<br />
Innovationen bemühen. Eine beson<strong>der</strong>e Verantwortung<br />
kommt dabei auch <strong>der</strong> gewerkschaftsnahen<br />
Hans-Böckler-Stiftung zu.<br />
Politisches Selbstverständnis<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Jugend<br />
Unsere gewerkschaftliche Jugendarbeit ist politische<br />
Jugendarbeit. Sie bietet politische Orientierung,<br />
erlaubt <strong>und</strong> för<strong>der</strong>t aber zugleich eine kritisch-konstruktive<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzung damit. Jugendliche<br />
haben in <strong>der</strong> unübersichtlicher gewordenen<br />
Welt Deutungs- <strong>und</strong> Definitionsbedürfnisse.<br />
Voraussetzung, dass diese im Zusammenhang mit<br />
gewerkschaftlicher Arbeit befriedigt werden können,<br />
ist ein eigenes inhaltliches Profil. Wir verdeutlichen<br />
z. B. in <strong>der</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Tarifpolitik, in <strong>der</strong> Berufsbildung<br />
<strong>und</strong> in <strong>der</strong> Gesellschaftspolitik, wo wir<br />
stehen. Hier hat es sich ausgezahlt, dass wir unabhängig<br />
von <strong>der</strong> jeweiligen Regierung klar <strong>und</strong> eigenständig<br />
für unsere gemeinsam entwickelten Positionen<br />
eingetreten sind. Die Jugendarbeitslosigkeit<br />
ist nach wie vor katastrophal hoch. Das Versprechen,<br />
jedem/r Jugendlichen einen wohnortnahen<br />
Ausbildungsplatz bereitzustellen, ist klar verfehlt.<br />
Der Ausbildungspakt ist gescheitert. Solange<br />
<strong>der</strong>artige Politik gemacht wird, müssen wir weiter<br />
den Finger in die W<strong>und</strong>e legen <strong>und</strong> mehrheitsfähige<br />
Gegenpositionen entwickeln.<br />
Mit unseren For<strong>der</strong>ungen treten wir darum auch für<br />
einen Politikbegriff ein, <strong>der</strong> das Politische wie<strong>der</strong><br />
als öffentlichen, alle gesellschaftlichen Bereiche<br />
erfassenden Prozess versteht. Das, so zeigen die<br />
Ergebnisse aller ernstzunehmenden Jugendstudien<br />
<strong>der</strong> vergangenen Jahre, sehen Jugendliche<br />
mehrheitlich an<strong>der</strong>s. Politik ist für sie häufig das,<br />
„was die Politiker machen“. Verb<strong>und</strong>en ist dieser<br />
traditionelle Politikbegriff mit einer großen Ablehnung<br />
alles „Politischen“, die Unzufriedenheit mit<br />
Politiker <strong>und</strong> Politikerinnen ist enorm.<br />
Wie<strong>der</strong> einen an<strong>der</strong>en Politikbegriff bei Jugendlichen<br />
zu etablieren, kann nur gelingen, wenn Politik<br />
<strong>und</strong> politisches Handeln von den Jugendlichen<br />
selbst als für sie persönlich wichtig, aus ihrer eigenen<br />
Situation begründbar <strong>und</strong> sinnvoll wahrgenommen<br />
wird. Ebenso wichtig ist es, vorwärtsgewandte<br />
politische Utopien zu entwickeln, die auf eine<br />
Überwindung des vorherrschenden kapitalistischen<br />
Wettbewerbsdenkens zielen <strong>und</strong> attraktive<br />
solidarische Alternativen aufzeigen. Diesen Ansprüchen<br />
muss auch die politische Jugendbildungsarbeit<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gerecht werden.<br />
Ganz entscheidend ist die persönlich erlebte Erfahrung,<br />
dass das eigene politische Engagement zu<br />
konkreten Verän<strong>der</strong>ungen führt. Hier sind unsere<br />
tarifpolitischen Erfolge <strong>der</strong> vergangenen vier Jahre<br />
o<strong>der</strong> erzielte Verbesserungen in Fragen <strong>der</strong> Aus<strong>und</strong><br />
Weiterbildung ein erster ermutigen<strong>der</strong> Schritt,<br />
<strong>der</strong> Jugendlichen die Wirksamkeit des eigenen Handelns<br />
spürbar demonstriert.<br />
Strukturen <strong>der</strong> Jugendarbeit in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
Ein Ergebnis <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Jugendstudie <strong>und</strong> an<strong>der</strong>er<br />
Untersuchungen ist die Bedeutung von Mitbestimmung,<br />
aber auch offenerer Arbeitsformen in<br />
<strong>der</strong> Jugendarbeit. Mit den seit 01.01.2002 geltenden<br />
Jugendrichtlinien hat die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf diese Ergebnisse<br />
reagiert. Die Mitwirkung in Netzwerken,<br />
Projekten etc. ist möglich, in beson<strong>der</strong>en Fällen<br />
auch für Nicht-Mitglie<strong>der</strong>. Diese Erweiterung wurde<br />
ermöglicht, ohne dabei die nach wie vor notwendigen<br />
verbindlichen Strukturen <strong>und</strong> echten Mitbestimmungsmöglichkeiten<br />
einzuschränken. Die Gremien<br />
<strong>und</strong> Konferenzen auf allen Ebenen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Jugend<br />
haben ihren Beschlusscharakter behalten.<br />
An ihre Grenzen stoßen die Richtlinien bei <strong>der</strong> Mitbestimmung<br />
von Jugendlichen in den ordentlichen<br />
Gremien <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Eine verbindliche Zahl von<br />
Jugendlichen bei örtlichen Delegiertenversammlungen<br />
<strong>und</strong> im Ortsvorstand ist gewollt, aber nicht<br />
Verpflichtung. Dies muss klar geregelt sein, ebenso<br />
muss eine angemessene Vertretung <strong>der</strong> Jugend in<br />
allen Entscheidungsgremien auf bezirklicher Ebene<br />
<strong>und</strong> auf B<strong>und</strong>esebene sichergestellt sein. Trotz <strong>der</strong><br />
Empfehlung des 20. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sind zum Beispiel bis heute keine<br />
Jugendlichen im Beirat vertreten.<br />
Junge Arbeitnehmer/-innen nach <strong>der</strong> Ausbildung<br />
Bei jungen Arbeitnehmer/-innen steht Arbeit im<br />
Mittelpunkt ihres Denkens. Die Bereitschaft zu inner-<br />
wie außerbetrieblicher Qualifizierung ist deutlich<br />
höher geworden, vielfach bereits während <strong>der</strong><br />
Ausbildung integraler Bestandteil <strong>der</strong> eigenen Lebensplanung.<br />
Auf diese gesellschaftliche Entwicklung<br />
hat die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> mit <strong>der</strong> Entwicklung neuer<br />
Ausbildungsordnungen, verän<strong>der</strong>ten Prüfungsstrukturen,<br />
Weiterbildungsgängen in einigen Berufsfel<strong>der</strong>n<br />
(z. B. IT-Sektor) <strong>und</strong> mit tarifpolitischen<br />
Regelungen <strong>der</strong> Qualifizierung nach <strong>der</strong> Ausbildung<br />
reagiert. Diese Innovationen müssen weiter<br />
ausgebaut <strong>und</strong> zu einem zweiten Standbein neben<br />
den nach wie vor wichtigen Schutzmechanismen<br />
durch tarifliche <strong>und</strong> gesetzliche Standards entwikkelt<br />
werden.<br />
Lei<strong>der</strong> endet die zielgruppengerechte Ansprache<br />
von jugendlichen <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Mitglie<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Praxis<br />
häufig mit Ende <strong>der</strong> Ausbildung. Es ist die Aufgabe<br />
aller Haupt- <strong>und</strong> Ehrenamtlichen in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>,<br />
nicht nur <strong>der</strong> für Jugendarbeit zuständigen, auch<br />
ohne das wichtige Instrument <strong>der</strong> Jugend- <strong>und</strong> Auszubildendenversammlung<br />
eine altersgruppengerechte<br />
Ansprache durchzuführen. Wichtig ist dabei<br />
auch auf die kulturelle Vielfalt <strong>der</strong> Jugendlichen zu<br />
achten. Nur so werden Jugendliche auch nach <strong>der</strong><br />
Ausbildung von ihrer <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> überzeugt.<br />
Um dies zu erleichtern wurde im Projekt U35 ein<br />
Konzept zur Begleitung von Jugendlichen in dem<br />
wichtigen Übergang von <strong>der</strong> Ausbildung zum Beruf<br />
entwickelt. Die Zahl <strong>der</strong>jenigen, die kurz vor o<strong>der</strong><br />
nach dem Ende <strong>der</strong> Ausbildung die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wie<strong>der</strong><br />
verlassen, kann deutlich reduziert werden. Entsprechende<br />
altersgruppengerechte Materialien mit<br />
den Antworten auf die für junge Arbeitnehmer/-innen<br />
relevanten Fragen wurden entwickelt <strong>und</strong> müs-<br />
175
sen nun flächendeckend eingesetzt werden. Dies<br />
ist eine Querschnittsaufgabe, die sowohl die Betriebsräte<br />
als auch die Jugend- <strong>und</strong> Auszubildendenvertretungen<br />
betreffen. Gleiches gilt auch für<br />
die Gremien in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Die Aufgabe <strong>der</strong> Begleitung<br />
<strong>und</strong> Betreuung von jungen Arbeitnehmern/innen<br />
darf nicht allein ein Jugendthema sein.<br />
Verjüngung auf allen Ebenen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
In allen Gremien <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist <strong>der</strong> Anteil von Jugendlichen<br />
im b<strong>und</strong>esweiten Durchschnitt deutlich<br />
zurückgegangen. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss deshalb Maßnahmen<br />
ergreifen, um in den kommenden Jahren<br />
einen Generationswechsel aktiv zu unterstützen.<br />
Schwerpunkte sind dabei <strong>der</strong> kommende Gewerkschaftstag,<br />
die Organisationswahlen, die Vertrauensleutewahlen<br />
<strong>und</strong> die Betriebsratswahlen.<br />
Viel zu viele aktive Jugendliche kehren <strong>der</strong>zeit <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> nach ihrem Engagement in <strong>der</strong> Jugendarbeit<br />
den Rücken. Deshalb brauchen wir Instrumente<br />
<strong>und</strong> Arbeitsformen, wie wir diesen Aktiven eine<br />
attraktive Anschlussperspektive in <strong>der</strong> Organisation<br />
bieten können. Auch dies ist Aufgabe <strong>der</strong> gesamten<br />
Organisation. Je nach regionaler Situation ist zu<br />
prüfen, ob Übergangskonzepte, die im U35 Projekt<br />
entwickelt wurden, örtlich, regional o<strong>der</strong> bezirklich<br />
angesiedelt werden können.<br />
Auch bei jungen Erwachsenen dominieren bei <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Arbeit die in <strong>der</strong> Jugendstudie <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Untersuchungen ermittelten „Selbstentfaltungswerte“.<br />
Damit ist kein oberflächlicher „Spaß-<br />
Faktor gemeint. Es geht vielmehr darum, jungen Erwachsenen<br />
bei <strong>der</strong> Wahrnehmung ihrer ehrenamtlichen<br />
Aufgaben durch För<strong>der</strong>ung, Würdigung, angemessene<br />
Qualifizierung <strong>und</strong> Mitbestimmung, eine<br />
attraktive Perspektive aufzuzeigen. Auch junge Erwachsene,<br />
die den zweiten Bildungsweg beschreiten,<br />
können durch die Mitwirkung z. B. bei Vorfeld-<br />
Projekten für Schüler o<strong>der</strong> Studierende an die <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> geb<strong>und</strong>en werden.<br />
Wenn sich die gesamte Organisation die notwendige<br />
Verjüngung als eine zentrale Aufgabe vornimmt,<br />
werden in Zukunft die erfolgreichen Ergebnisse <strong>der</strong><br />
Jugendarbeit noch stärker in die gesamte <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
einfließen können.<br />
Konkrete For<strong>der</strong>ungen<br />
Aus den genannten Gründen ergeben sich folgende<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen:<br />
1. Eine flächendeckende hauptamtlich betreute<br />
Jugendarbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss sichergestellt<br />
werden. Priorität müssen dabei fest in den Verwaltungsstellen<br />
angestellte Jugendsekretäre/-<br />
innen haben. Bei Jugend-Projekten, vor allem<br />
wenn sie verwaltungsstellenübergreifend angelegt<br />
sind, müssen die oben genannten Voraussetzungen<br />
erfüllt werden. Für Jugendarbeit<br />
zuständige Gewerkschaftssekretärinnen <strong>und</strong> -<br />
sekretäre müssen die für Jugendarbeit notwendige<br />
Zeit erhalten. Für die Jugendsekretäre/-innen<br />
müssen Angebote zur pädagogischen Qualifizierung<br />
entwickelt <strong>und</strong> durchgeführt werden.<br />
Darüber hinaus müssen qualifizierte Möglichkeiten<br />
zur Reflexion <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> Hauptamtlichen<br />
angeboten werden.<br />
2. Die Jugend <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss stärker als bisher<br />
in die Mitbestimmungsgremien <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
einbezogen werden. Hierfür ist notwendig:<br />
Jugendliche Mitglie<strong>der</strong> sind in allen Gremien<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> mindestens entsprechend ihres<br />
Anteils an <strong>der</strong> Gesamtmitgliedschaft, jedoch<br />
mindestens mit einem Mandat, stimmberechtigt<br />
zu beteiligen.<br />
Darüber hinaus sollen Jugendliche mindestens<br />
entsprechend ihres Anteils an <strong>der</strong> Gesamtmitgliedschaft<br />
als ordentliche Delegierte im Beirat<br />
<strong>und</strong> auf den Gewerkschaftstagen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
vertreten sein. Insbeson<strong>der</strong>e die jeweiligen Bezirksleitungen<br />
haben darauf hinzuwirken, dass<br />
die jeweiligen Verwaltungsstellen ihres Bezirkes<br />
dieser Maßgabe folgen.<br />
3. Die Funktionärsstruktur <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss insgesamt<br />
verjüngt werden, um einen sinnvollen<br />
Mix <strong>der</strong> Generationen innerhalb <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
sicherzustellen. Beson<strong>der</strong>s wichtig ist dies für<br />
den 21. Gewerkschaftstag 2007, die Organisationswahlen,<br />
die Vertrauensleutewahlen <strong>und</strong><br />
die Betriebsratswahlen. Wir for<strong>der</strong>n dafür nicht<br />
nur eine Unterstützung durch die gesamte <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> ein, son<strong>der</strong>n auch alle Jugendlichen direkt<br />
auf, selbst tätig zu werden <strong>und</strong> unabhängig<br />
von zur Verfügung gestellter Jugendmandate<br />
für die genannten Wahlämter zu kandidieren.<br />
Die für Jugend zuständigen Hauptamtlichen<br />
sind aufgefor<strong>der</strong>t, diesen Prozess zu unterstützen<br />
<strong>und</strong> zu för<strong>der</strong>n.<br />
4. Die Jugendarbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> endet nicht mit<br />
dem Abschluss <strong>der</strong> beruflichen Erstausbildung.<br />
Gerade für die Interessen von Jugendlichen<br />
nach <strong>der</strong> Ausbildung müssen inhaltliche Perspektiven<br />
<strong>und</strong> entsprechendes Material entwickelt<br />
werden. Das gilt auch für diejenigen Jugendlichen,<br />
die den zweiten Bildungsweg einschlagen<br />
<strong>und</strong> für Studierende auf dem ersten<br />
Bildungsweg.<br />
5. Junge Funktionäre <strong>und</strong> Funktionärinnen brauchen<br />
eine attraktive Anschlussperspektive an<br />
die Jugendarbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Die im U 35-Projekt<br />
entwickelten Konzepte müssen flächendeckend<br />
umgesetzt werden. Dies ist allerdings<br />
nicht allein Aufgabe <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Jugend, son<strong>der</strong>n<br />
Aufgabe <strong>der</strong> gesamten Organisation.<br />
6. Politische Jugendarbeit ist eine Querschnittsaufgabe<br />
für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Sämtliche Gremien<br />
<strong>und</strong> Ebenen haben dafür zu sorgen, dass jugendpolitische<br />
Belange in <strong>der</strong> Organisation<br />
verankert <strong>und</strong> umgesetzt werden. Ein ausschließliches<br />
Delegieren dieser Aufgaben an<br />
Jugendsekretäre <strong>und</strong> Jugendsekretärinnen<br />
greift zu kurz.<br />
7. Um die Zusammenarbeit <strong>der</strong> Gremien zu stärken,<br />
werden Seminarangebote, die sich an Betriebsräte<br />
<strong>und</strong> Jugend- <strong>und</strong> Auszubildendenvertretungen<br />
gemeinsam richten, auf zentraler<br />
<strong>und</strong> regionaler Ebene entwickelt <strong>und</strong> angeboten.<br />
176
Wahl von jugendlichen Beiratsmitglie<strong>der</strong>n<br />
6.066 Antragsteller/in:<br />
Jugendausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Bezirkskonferenzen werden aufgefor<strong>der</strong>t, entsprechend<br />
dem jeweiligen Mitglie<strong>der</strong>anteil von Jugendlichen<br />
an <strong>der</strong> Gesamtmitgliedschaft im Bezirk<br />
auch Beiratsmitglie<strong>der</strong> zu wählen, die zum Zeitpunkt<br />
<strong>der</strong> Wahl das 27. Lebensjahr noch nicht vollendet<br />
haben. Pro Bezirk muss mindestens ein Beiratsmitglied<br />
gewählt werden, dass das 27. Lebensjahr<br />
noch nicht vollendet hat.<br />
Beteiligung von Jugendlichen als Delegierte am<br />
Gewerkschaftstag<br />
6.067 Antragsteller/in:<br />
Jugendausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, künftig<br />
für eine Beteiligung von Jugendlichen in <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> als Delegierte auf dem Gewerkschaftstag<br />
entsprechend ihrem Anteil an <strong>der</strong> Gesamtmitgliedschaft<br />
zu sorgen.<br />
Plakat des FB Tarifpolitik<br />
„Mit uns fällt nach <strong>der</strong> Lehre niemand ins Leere!“<br />
6.068 Antragsteller/in: Göttingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />
for<strong>der</strong>n den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
auf, auf alle hauptamtlichen Beschäftigten <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> einzuwirken, dass ab sofort in allen Publikationen,<br />
Veröffentlichungen <strong>und</strong> Presseinformationen<br />
die Begrifflichkeiten Lehre, Lehrlingsvergütung,<br />
Lehrwerkstatt <strong>und</strong> ähnliches nicht mehr verwendet<br />
werden dürfen.<br />
Die Veröffentlichung des Plakats Anfang Dezember<br />
2006 in <strong>der</strong> Zeitschrift direkt durch den FB Tarifpolitik<br />
ohne Absprache mit dem Ressort Jugend hat<br />
letztlich ganze Generationen von ehrenamtlichen<br />
Jugendfunktionären schockiert, die sich in den 70er<br />
<strong>und</strong> 80er Jahren dafür eingesetzt haben, dass <strong>der</strong><br />
alte Spruch „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ <strong>und</strong><br />
die Begrifflichkeit „Lehrherr“ nicht nur im Sprachgebrauch,<br />
son<strong>der</strong>n auch im Kopf verschwinden. Die<br />
Jugendkonferenz hat sich in <strong>der</strong> Annahme eines<br />
entsprechenden Initiativantrages positioniert.<br />
Wer diese „konservativen“ Begriffe weiterhin verwendet,<br />
übernimmt auch die Wertbezüge dieses<br />
Begriffs. Er knüpft historisch an das mittelalterliche<br />
Zunftwesen an, er entspricht nicht unserem gesellschaftspolitischen<br />
Anspruch auf das Recht auf Ausbildung.<br />
Beispiele für die Verwendung dieses Begriffs<br />
in unseren eigenen Publikationen wie metallzeitung,<br />
direkt <strong>und</strong> Internetseite gibt es genügend<br />
,wie aktuell zum Beispiel in <strong>der</strong> Information aus<br />
Berlin vom 22. Januar 2007 zur „Bildungsför<strong>der</strong>ung:<br />
Keine Erhöhung <strong>der</strong> staatlichen BAföG-För<strong>der</strong>ung“<br />
– Zitat „Derzeit erhalten r<strong>und</strong> 850 000 Schüler,<br />
Studenten <strong>und</strong> Lehrlinge die Ausbildungsunterstützung.“<br />
Das diese Begrifflichkeiten aus den gewerkschaftlichen<br />
Publikationen verschwinden muss, wurde<br />
beim Lesen <strong>der</strong> Zeitschrift direkt Nr. 2 vom 31. Januar<br />
2007 deutlich: Auf <strong>der</strong> Seite 4 wird von <strong>der</strong> Jugendkonferenz<br />
berichtet <strong>und</strong> in <strong>der</strong> gleichen Ausgabe<br />
werden auf <strong>der</strong> Seite 6 zwei Artikel mit <strong>der</strong><br />
Überschrift „Gute Lehre, guter Job“ <strong>und</strong> „Gegen<br />
‚Lehre light’“ abgedruckt. Auch zwei Ausgabe später<br />
(Nr. 4 vom 28. Februar 2007) wird die Begrifflichkeit<br />
„Lehrstellen“ mehrmals verwendet.<br />
Europäische Jugendstrukturen anregen <strong>und</strong><br />
Themen jugendgerecht bearbeiten<br />
6.069 Antragsteller/in:<br />
Jugendausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich für eine Stärkung <strong>der</strong> europäischen<br />
<strong>und</strong> internationalen Dachorganisationen<br />
ein, in denen sie Mitglied ist. Gemeinsam mit ihnen<br />
streitet die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für ein soziales <strong>und</strong> demokratisches<br />
Europa <strong>und</strong> eine gerechte Weltordnung.<br />
Einer <strong>der</strong> Schwerpunkte <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist die Jugendarbeit.<br />
Daher ist es erfor<strong>der</strong>lich, Strukturen <strong>und</strong><br />
Themen für Jugendarbeit auch in den europäischen<br />
<strong>und</strong> internationalen Dachorganisationen, in denen<br />
die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Mitglied ist, anzuregen. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
im Europäischen <strong>Metall</strong>arbeiterb<strong>und</strong> EMB ist eine<br />
hauptamtliche Verantwortlichkeit für Jugend <strong>und</strong><br />
jugendspezifische Themen, mit ausreichend zeitlichen<br />
<strong>und</strong> finanziellen Ressourcen erfor<strong>der</strong>lich. Die<br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird innerhalb <strong>der</strong> zuständigen Gremien<br />
des EMB <strong>und</strong> gemeinsam mit den EMB-Mitgliedsgewerkschaften<br />
einen Abstimmungsprozess zur Konzeption<br />
von Jugendstrukturen <strong>und</strong> Jugendarbeit<br />
einleiten.<br />
Die Erfahrungen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in <strong>der</strong> Jugendarbeit<br />
mit vor allem eigenständigen Strukturen können<br />
als Anregung für ein europäisches Modell <strong>der</strong> gewerkschaftlichen<br />
Ansprache von Jugendlichen dienen.<br />
Einen konzeptionellen Diskussionsvorschlag<br />
erarbeiten die zuständigen Funktionsbereiche im<br />
Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gemeinsam (Jugend <strong>und</strong> Internationales).<br />
Gr<strong>und</strong>sätzliche Zielsetzung <strong>der</strong> europäischen Jugendarbeit<br />
von Gewerkschaften <strong>und</strong> Gewerkschaftsbünden<br />
soll ein koordinierter Austausch von<br />
Erfahrungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Versuch gemeinsamen Handelns<br />
sein. Dazu bedarf es einerseits <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
mit den unterschiedlichen realen Verhältnissen<br />
in den verschiedenen europäischen Län<strong>der</strong>n<br />
<strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits eines persönlichen Kontaktes<br />
jugendlicher Gewerkschafter aus unterschiedlichen<br />
europäischen Staaten. Den Prozess <strong>der</strong> europäischen<br />
Einigung in ökonomischen, politischen<br />
<strong>und</strong> wirtschaftlichen Bereichen ergänzen wir Gewerkschafter<br />
<strong>und</strong> Gewerkschafterinnen um eine gemeinsame<br />
Debatte um die Idee eines Europas <strong>der</strong><br />
177
Menschen. Soziale Standards, die europäisch angeglichen<br />
<strong>und</strong> weiterentwickelt werden müssen,<br />
bilden dabei die entscheidende Gr<strong>und</strong>lage.<br />
Bisher engagiert sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Jugend als Motor<br />
<strong>der</strong> europäischen Vernetzung <strong>und</strong> Kooperation<br />
im gewerkschaftlichen Jugendbereich. Dauerhaft<br />
muss diese koordinierende Funktion durch den<br />
EMB wahrgenommen werden. Durch die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
sollen in diesen Prozess Anstöße für die notwendige<br />
Debatte über die Themen <strong>und</strong> Inhalte <strong>der</strong> europäischen<br />
Koordination im Jugendbereich eingebracht<br />
werden. Verständigung muss beispielsweise<br />
über den Europäischen Qualifizierungsrahmen<br />
EQR, über Jugendarbeitslosigkeit <strong>und</strong> mögliche<br />
Strategien zu <strong>der</strong>en Reduzierung <strong>und</strong> über die Betroffenheit<br />
Jugendlicher von prekärer Beschäftigung<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Auswirkungen erfolgen. Die durch<br />
die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Jugend für 2008 beschlossene europäische<br />
Vernetzungskonferenz ist ein wesentlicher<br />
Bestandteil dieses Prozesses. Der EMB wird durch<br />
die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> aufgefor<strong>der</strong>t, diese Konferenz aktiv zu<br />
unterstützen, inhaltlich, personell <strong>und</strong> finanziell.<br />
Unser Ziel ist eine Koordination im Jugendbereich<br />
auf allen Ebenen. Dabei muss es über eine Kooperation<br />
in wirtschaftlichen Krisenfällen hinaus gehen.<br />
Weiter ist <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Jugend<br />
daran gelegen, politischen Lobbyismus mit koordinierter,<br />
politischer Mobilisierung für gemeinsames<br />
Agieren zu flankieren. Konkrete Möglichkeiten <strong>der</strong><br />
gemeinsamen Abstimmung sind das persönliche<br />
Kennenlernen untereinan<strong>der</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> intensive<br />
Austausch. Bildungsangebote zu europäischen<br />
Themen unterstützen einen solchen Prozess. Derartige<br />
Bildungsmaßnahmen sollen europaweit offen<br />
stattfinden <strong>und</strong> durch den EMB koordiniert <strong>und</strong><br />
durchgeführt werden. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird in diesem<br />
Sinne auf den EMB einwirken.<br />
Jugendliche Mitglie<strong>der</strong> in Tarifkommissionen<br />
6.070 Antragsteller/in:<br />
Jugendausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Richtlinien für Tarifkommissionen sind dahingehend<br />
abzuän<strong>der</strong>n, dass unter Punkt 3.2 die Jugendlichen<br />
geson<strong>der</strong>t erwähnt werden.<br />
Folgende Formulierung ist an diesen Absatz anzuhängen:<br />
„Zwingend notwendig ist es, dass die Personengruppe<br />
<strong>der</strong> Jugendlichen unter 27 Jahren entsprechend<br />
ihrem Mitglie<strong>der</strong>anteil, durch stimmberechtigte<br />
Vertreter <strong>und</strong> Vertreterinnen aus dieser Altersgruppe<br />
in <strong>der</strong> zu bildenden Tarifkommission vertreten<br />
wird, mindestens jedoch mit einem stimmberechtigten<br />
Mandat.“<br />
Um <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Jugend in diesem wichtigen Politikfeld<br />
angemessene Mitspracherechte zu verschaffen,<br />
ist <strong>der</strong> genannte Än<strong>der</strong>ungsvorschlag<br />
durch den <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Vorstand in die Richtlinien aufzunehmen.<br />
Ergänzung <strong>der</strong> Richtlinien für Tarifkommissionen<br />
6.071 Antragsteller/in:<br />
Jugendausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Tarifpolitik bestimmt in vielen Bereichen die Bedingungen,<br />
unter denen Arbeit <strong>und</strong> Ausbildung stattfinden.<br />
Um Tarifpolitik aktiv gestalten zu können,<br />
muss die Möglichkeit bestehen, sich einzubringen.<br />
Dafür gibt es demokratische Strukturen für Tarif<strong>und</strong><br />
Verhandlungskommissionen, z. B. Richtlinien<br />
für Tarifkommissionen. Dort steht:<br />
„In den Tarifkommissionen vollzieht sich die tarifpolitische<br />
Willensbildung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> auf repräsentativer<br />
Basis. Deshalb sind (...) <strong>und</strong> Auszubildende<br />
angemessen zu berücksichtigen.“<br />
In <strong>der</strong> Praxis bedeutet dies jedoch eine sehr kurze<br />
Verweildauer von Auszubildenden in den jeweiligen<br />
Tarifkommissionen, da das Engagement von Jugendlichen<br />
in den meisten Fällen erst mit Mitte ihrer<br />
Ausbildung beginnt. Eine kontinuierliche Arbeit,<br />
gerade in einem so wichtigen Bereich wie dem <strong>der</strong><br />
Tarifpolitik ist somit nicht möglich, da nach Ende<br />
<strong>der</strong> Ausbildung meist auch das Mandat in <strong>der</strong> Tarifkommission<br />
endet, spätestens jedoch bei den<br />
nachfolgenden Organisationswahlen. Die Aufbauarbeit<br />
<strong>der</strong> Ehrenamtlichen beginnt dann wie<strong>der</strong> von<br />
vorne.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, die<br />
Richtlinien für Tarifkommissionen so zu ergänzen,<br />
dass die Vertretung <strong>der</strong> Auszubildenden auch durch<br />
Jugendliche bis 27 Jahre, Auszubildende <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />
einer Jugend- <strong>und</strong> Auszubildendenvertretung<br />
erfolgen kann.<br />
Hierbei sollen die Jugendlichen in den Tarifkommissionen<br />
gemäß ihrem Anteil an Mitglie<strong>der</strong> mindestens<br />
aber mit einem Mandat vertreten sein. Gleiches<br />
gilt für die Verhandlungskommissionen.<br />
För<strong>der</strong>ung von Jugendprojekten in <strong>der</strong><br />
Berufsschule<br />
6.072 Antragsteller/in: Gelsenkirchen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t sicher<br />
zu stellen, dass an den Berufsschulen flächendekkend<br />
Projektteams eingesetzt werden, um praktische<br />
Zugänge zur Idee <strong>und</strong> Praxis kollektiver Interessenvertretung<br />
zu finden.<br />
Diese Personalressourcen sind durch den Vorstand<br />
bereit zu stellen.<br />
Personengruppenkonferenzen<br />
6.073 Antragsteller/in:<br />
Jugendausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Delegierten des Gewerkschaftstages for<strong>der</strong>n<br />
den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, dafür Sorge zu tra-<br />
178
gen, dass auf zukünftigen Personengruppenkonferenzen,<br />
insbeson<strong>der</strong>e den Jugendkonferenzen,<br />
Gastmandate in ausreichen<strong>der</strong> Anzahl zur Verfügung<br />
gestellt werden. Richtwert sollen die Personengruppenkonferenzen<br />
des Jahres 2003 darstellen.<br />
Angestellte<br />
6.074 Antragsteller/in: Köln<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Unter <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> ERA-Eingruppierungen<br />
entfällt <strong>der</strong> Angestelltenbegriff, aber nicht die angestelltentypischen<br />
Tätigkeiten in unserer Branche.<br />
Da die angestelltentypischen Tätigkeiten weiterhin<br />
anwachsen <strong>und</strong> sich ausdifferenzieren,<br />
muss die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ihre zielgruppenspezifische Arbeit<br />
weiter vorantreiben.<br />
Das setzt als erstes konkrete Informationen über<br />
die Zusammensetzung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Mitglie<strong>der</strong><br />
nach Branchen, Berufen <strong>und</strong> Qualifikationen voraus.<br />
In MDB werden bislang die Mitglie<strong>der</strong> auf Basis von<br />
vier Kategorien erfasst:<br />
• KAN Kaufmännische Angestellte<br />
• TAN Technische Angestellte<br />
• MEI Meister[TAB]<br />
• GAN Gewerbliche Arbeitnehmer<br />
Einführung von ERA darf nicht zur ersatzlosen Streichung<br />
<strong>der</strong> bisherigen berufs- <strong>und</strong> qualifikationsbezogenen<br />
Erfassung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> führen. Erfor<strong>der</strong>lich<br />
ist eine Neufassung <strong>der</strong> Kriterien, unter denen<br />
die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Mitglie<strong>der</strong> erfasst werden. Eine differenzierte<br />
Erfassung ist die Voraussetzung für die<br />
künftige Organisation von berufs- <strong>und</strong> qualifikationsbezogenen<br />
Ausschüssen, Arbeitskreisen <strong>und</strong><br />
Projektgruppen. Die Bezeichnungen sollten einfach<br />
handhabbar, mit allgemeinen statistischen Kennzeichnungen<br />
vergleichbar sein <strong>und</strong> eine zielgruppenspezifische<br />
Informations- <strong>und</strong> Kommunikationsarbeit<br />
in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ermöglichen.<br />
Erweiterung <strong>und</strong> Vernetzung des<br />
Arbeitsbereiches Migration<br />
6.075 Antragsteller/in:<br />
Auslän<strong>der</strong>ausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der gesellschaftliche Wandel <strong>und</strong> die politischen<br />
Prozesse, <strong>und</strong> damit die Europäisierung <strong>und</strong> Internationalisierung<br />
gewinnen an Bedeutung. Dies findet<br />
u.a. seinen Ausdruck in wachsenden Migrationsbewegungen<br />
<strong>und</strong> Integrationspolitik. Der Anteil<br />
mit Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> in<br />
Deutschland beträgt zur Zeit ca. 20 Prozent, mit steigen<strong>der</strong><br />
Tendenz. In einigen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n beträgt<br />
<strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Jugend schon jetzt ca. 40 Prozent.<br />
Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> wird <strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> aufgefor<strong>der</strong>t, die Arbeitsbereiche<br />
– Migration <strong>und</strong><br />
– Integration<br />
in einem Vorstandsbereich zu bündeln <strong>und</strong> die Aufgaben-<br />
<strong>und</strong> Arbeitsinhalte dieses neuen Bereiches<br />
mit dem Funktionsbereich Internationales <strong>und</strong> Europa<br />
stärker zu vernetzen.<br />
Umsetzung des Auslän<strong>der</strong>för<strong>der</strong>programms<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
6.076 Antragsteller/in:<br />
Auslän<strong>der</strong>ausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, konkrete<br />
organisationsinterne Maßnahmen zu ergreifen,<br />
dass das am 9. April 2003 beschlossene „Auslän<strong>der</strong>för<strong>der</strong>programm“<br />
in allen Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> umgesetzt wird.<br />
Der Vorstand, die Bezirke <strong>und</strong> Verwaltungsstellen<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sollen an<strong>der</strong>erseits Maßnahmen ergreifen,<br />
um<br />
– die Migranten <strong>und</strong> Migrantinnen stärker als<br />
bisher in ihre jeweiligen Personalplanungen für<br />
hauptamtliche Tätigkeiten einzubeziehen,<br />
– den Anteil <strong>der</strong> Migranten <strong>und</strong> Migrantinnen in<br />
betrieblichen Interessenvertretungen <strong>und</strong> in allen<br />
Entscheidungsgremien (Ortsvorständen,<br />
Tarifkommissionen, Beirat, Vorstand) entsprechend<br />
ihrer Mitglie<strong>der</strong>stärke zu erhöhen,<br />
– in Zusammenarbeit mit den Betriebsräten betriebliche<br />
Aktionen für die Umsetzung des<br />
Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
Tarifverträge zu ERA <strong>und</strong> Qualifizierung – insbeson<strong>der</strong>e<br />
für Migranten <strong>und</strong> Migrantinnen – durchzuführen,<br />
– Migranten <strong>und</strong> Migrantinnen stärker in die Europäisierung<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, internationale Gewerkschaftsarbeit<br />
<strong>und</strong> in die dafür erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Qualifizierungsangebote einzubeziehen.<br />
Zwischenbilanz <strong>der</strong> Umsetzung des<br />
Auslän<strong>der</strong>för<strong>der</strong>programms<br />
6.077 Antragsteller/in: Duisburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand wird beauftragt, eine Bilanz <strong>der</strong> Umsetzung<br />
des Auslän<strong>der</strong>för<strong>der</strong>programms in den<br />
einzelnen Verwaltungsstellen zu erstellen. Der Vorstand<br />
überprüft, wie sich die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Migranten<br />
seit 2003 entwickelt hat.<br />
Der Vorstand wird beauftragt, das Auslän<strong>der</strong>för<strong>der</strong>programm<br />
von 2003 in Migrantenför<strong>der</strong>programm<br />
umzubenennen.<br />
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Seniorenarbeit durch Beteiligung<br />
in beschlussfassenden Gremien<br />
6.078 Antragsteller/in: Hannover<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die in vielen Verwaltungsstellen arbeitenden Senioren-Arbeitskreise<br />
haben vielfach zur Belebung<br />
179
<strong>und</strong> Festigung <strong>der</strong> örtlichen Gewerkschaftsarbeit<br />
beigetragen. Die aktive Mitarbeit <strong>der</strong> Senioren <strong>und</strong><br />
Seniorinnen ist weiterhin in den in Frage kommenden<br />
beschlussfassenden Gremien <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu<br />
för<strong>der</strong>n <strong>und</strong> zu festigen. Insbeson<strong>der</strong>e wenn es darum<br />
geht, die Beschäftigten im Organisationsbereich<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zum gemeinsamen Handeln in<br />
politischen Auseinan<strong>der</strong>setzungen zu bewegen.<br />
Außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit<br />
6.079 Antragsteller/in: Dortm<strong>und</strong><br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Dass die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf allen Ebenen <strong>der</strong> Organisation<br />
die außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit aufbaut,<br />
um die speziellen Lebensinteressen <strong>der</strong> Älteren<br />
<strong>und</strong> Arbeitslosen offensiv <strong>und</strong> kämpferisch vertreten<br />
zu können.<br />
Außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit<br />
6.080 Antragsteller/in: Hanau<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Seniorenarbeit ist ein wichtiger Teil <strong>der</strong> außerbetrieblichen<br />
Gewerkschaftsarbeit (AGA).<br />
Seniorenarbeitskreise bieten den Ruheständlern<br />
nach ihrem Ausscheiden aus dem Berufsleben ein<br />
Tätigkeitsfeld in ihrer Gewerkschaft an <strong>und</strong> sie können<br />
sich auch weiterhin aktiv an den Tarifauseinan<strong>der</strong>setzungen<br />
<strong>und</strong> an den gewerkschaftlichen Aktionen<br />
für Arbeit <strong>und</strong> Soziale Gerechtigkeit einsetzen.<br />
Sie stehen also auch weiterhin mitten im gewerkschaftlichen<br />
Leben.<br />
Eine Zusammenarbeit mit den Seniorenarbeitskreisen<br />
<strong>und</strong> – ausschüssen des DGB <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />
sollte angestrebt werden. Denn auch für<br />
die Seniorenarbeit gilt unser Gr<strong>und</strong>satz: Gemeinsam<br />
sind wir stark.<br />
Außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit<br />
6.081 Antragsteller/in: Bochum<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, dass für die außerbetriebliche<br />
Gewerkschaftsarbeit vor jedem Gewerkschaftstag<br />
<strong>und</strong> bei Bedarf eine b<strong>und</strong>esweite<br />
Konferenz durchzuführen ist.<br />
Aktive <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Rentner <strong>und</strong> Rentnerinnen<br />
6.082 Antragsteller/in:<br />
Göppingen-Geislingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t darauf<br />
hin zu wirken, dass bei allen Möglichkeiten, wie<br />
Schulungen, Versammlungen, Sitzungen usw., die<br />
betrieblichen Vertrauensleute verstärkt aufgefor<strong>der</strong>t<br />
werden sich darum zu bemühen, dass die Mitglie<strong>der</strong><br />
beim Ausscheiden aus dem Betrieb wegen<br />
Rente, Arbeitslosigkeit usw. weiterhin Mitglied in<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bleiben <strong>und</strong> möglichst in den jeweiligen<br />
Mitglie<strong>der</strong>gruppen aktiv mitarbeiten.<br />
Ausbau <strong>der</strong> Möglichkeiten außerbetrieblicher<br />
Gewerkschaftsarbeit<br />
6.083 Antragsteller/in: Duisburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand nimmt Einfluss auf die Ortsvorstände<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, dafür Sorge zu tragen, dass in den<br />
Verwaltungsstellen eine außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit<br />
ermöglicht wird.<br />
Einbeziehung von Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen<br />
in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
6.084 Antragsteller/in: Erfurt<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, bei<br />
Entscheidungen zu Themen <strong>der</strong> SozialpolitikSenioren<br />
<strong>und</strong> Seniorinnen einzubeziehen. Da <strong>der</strong> Anteil<br />
dieser Mitglie<strong>der</strong> innerhalb <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />
ständig zunimmt, muss den Interessen <strong>und</strong> Bedürfnissen<br />
<strong>der</strong> älteren Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen eine<br />
Stimme gegeben werden <strong>und</strong> gleichzeitig ihr Wissen<br />
<strong>und</strong> ihr Sachverstand für aktuelle sozialpolitische<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzungen eingesetzt werden.<br />
Dabei hat <strong>der</strong> DGB eine wichtige Koordinationsfunktion<br />
für die Seniorenarbeit innerhalb <strong>der</strong> Gewerkschaften.<br />
Deshalb wird <strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
in diesem Zusammenhang auch die entsprechenden<br />
Maßnahmen initiieren.<br />
Direkte Mitwirkung <strong>der</strong> Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen<br />
bei sozialpolitischen Entscheidungen<br />
6.085 Antragsteller/in: Potsdam<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Dass bei allen Themen <strong>der</strong> Sozialpolitik <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e<br />
bei den Themen, die die Situation <strong>der</strong> Senioren<br />
<strong>und</strong> Seniorinnen betreffen, <strong>der</strong> Sachverstand<br />
<strong>der</strong> Seniorenarbeitskreise in allen Strukturebenen<br />
einbezogen wird. Damit soll sichergestellt<br />
werden, dass <strong>der</strong> Sachverstand <strong>und</strong> die Erfahrungen<br />
<strong>der</strong> aktiven Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen in die<br />
Vorbereitung, die Diskussion <strong>und</strong> die Entscheidungen<br />
von sozialpolitischen Themen einbezogen werden.<br />
Durch den Gewerkschaftstag sind geeignete<br />
Strukturen festzulegen, wie diese Einbeziehung<br />
<strong>der</strong> aktiven Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen durchgesetzt<br />
werden kann.<br />
180
Beteiligung <strong>der</strong> Rentner <strong>und</strong> Rentnerinnen<br />
6.086 Antragsteller/in: Herne<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Anteil <strong>der</strong> Rentner <strong>und</strong> Rentnerinnen in <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> liegt b<strong>und</strong>esweit bei mehr als 20 Prozent.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, die Interessen<br />
<strong>der</strong> Rentner <strong>und</strong> Rentnerinnen nachhaltiger<br />
zu vertreten <strong>und</strong> Richtlinien für <strong>der</strong>en Beteiligung<br />
in den Gremien <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu erlassen.<br />
Politische Interessenvertretung <strong>der</strong> Senioren<br />
<strong>und</strong> Seniorinnen<br />
6.087 Antragsteller/in: Riesa<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, dafür<br />
einzutreten, dass <strong>der</strong> DGB ein Konzept erarbeitet,<br />
dass die politische Interessenvertretung <strong>der</strong> in den<br />
Gewerkschaften organisierten Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen<br />
gewährleistet.<br />
Politische Interessenvertretung <strong>der</strong> Senioren<br />
<strong>und</strong> Seniorinnen<br />
6.088 Antragsteller/in: Dresden<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, dafür<br />
einzutreten, dass <strong>der</strong> DGB ein Konzept erarbeitet,<br />
dass die politische Interessenvertretung <strong>der</strong> in den<br />
Gewerkschaften organisierten Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen<br />
gewährleistet.<br />
Verbesserung <strong>der</strong> Arbeit mit <strong>und</strong> für Senioren<br />
<strong>und</strong> Seniorinnen<br />
6.089 Antragsteller/in: Berlin<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, bei<br />
<strong>der</strong> Vorbereitung von Entscheidungen zu Themen<br />
<strong>der</strong> Seniorenpolitik in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sowie beim DGB<br />
Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen hinzuzuziehen. Da <strong>der</strong><br />
Anteil dieser Mitglie<strong>der</strong> innerhalb <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />
ständig zunimmt, muss den Interessen<br />
<strong>und</strong> Bedürfnissen <strong>der</strong> älteren Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen<br />
eine Stimme gegeben <strong>und</strong> gleichzeitig ihr<br />
Wissen <strong>und</strong> ihr Sachverstand für aktuelle sozialpolitische<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzungen eingesetzt werden.<br />
Rentner <strong>und</strong> Rentnerinnen-Interessen<br />
6.090 Antragsteller/in: Herne<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die neu konzipierte Zeitung „<strong>Metall</strong>“ ist so zu gestalten,<br />
dass auch Themen, die für Rentner <strong>und</strong><br />
Rentnerinnen speziell wichtig sind, eingebracht<br />
werden.<br />
Konferenz für Erwerbslose <strong>und</strong> Senioren <strong>und</strong><br />
Seniorinnen<br />
6.091 Antragsteller/in: Bremen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t:<br />
1. Eine Erwerbslosenkonferenz einmal im Jahr<br />
einzuberufen, damit die Probleme <strong>der</strong> Erwerbslosen<br />
in aller Öffentlichkeit beraten werden<br />
können. Zu dieser Konferenz kann je<strong>der</strong> Arbeitskreis<br />
einen Delegierten entsenden.<br />
2. Eine Rentner- <strong>und</strong> Rentnerinnenkonferenz einmal<br />
im Jahr einzuberufen, damit die Probleme<br />
<strong>der</strong> Rentner <strong>und</strong> Rentnerinnen in aller Öffentlichkeit<br />
beraten werden können. Zu dieser Konferenz<br />
kann je<strong>der</strong> Arbeitskreis einen Delegierten<br />
entsenden.<br />
B<strong>und</strong>esweites Erwerbslosentreffen<br />
6.092 Antragsteller/in: Bielefeld<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
2008 wird ein b<strong>und</strong>esweites Aktiventreffen von Delegierten<br />
aller <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Erwerbslosengruppen<br />
durchgeführt.<br />
Beteiligung von Erwerbslosen in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
6.093 Antragsteller/in: Bielefeld<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
1. Auf allen Ebenen <strong>der</strong> Organisation soll die Bildung<br />
von Erwerbslosenausschüssen geför<strong>der</strong>t<br />
werden. Die materiellen Voraussetzungen für<br />
die Tätigkeit <strong>der</strong> Erwerbslosenausschüsse sollen<br />
im angemessenen Umfang zur Verfügung<br />
gestellt werden.<br />
2. Die Richtlinie: „Arbeit mit Mitglie<strong>der</strong>gruppen“<br />
Punkt 2.1 ist zu ergänzen: „Auf Antrag von 7 erwerbslosen<br />
Mitglie<strong>der</strong>n muss <strong>der</strong> Ortsvorstand<br />
die Wahl eines örtlichen Erwerbslosenausschusses<br />
einleiten.“<br />
3. Die Richtlinie „Arbeit mit Mitglie<strong>der</strong>gruppen“<br />
Punkt 3.1 ist zu ergänzen: „Erwerbslosenausschüsse<br />
auf Bezirksebene werden gebildet,<br />
wenn dies von mindestens zwei örtlichen Erwerbslosenausschüssen<br />
beschlossen wird.“<br />
4. Die Richtlinie: „Arbeit mit Mitglie<strong>der</strong>gruppen“<br />
Punkt 4 ist zu ergänzen: „Erwerbslosenausschüsse<br />
auf B<strong>und</strong>esebene werden gebildet,<br />
wenn dies von mindestens zwei Erwerbslosenausschüssen<br />
auf Bezirksebene beschlossen<br />
wird.“<br />
5. An allen Vorstandssitzungen, Konferenzen <strong>und</strong><br />
Tarifkommissionen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sollen gewählte<br />
Vertreter <strong>und</strong> Vertreterinnen des Erwerbslosenausschusses<br />
<strong>der</strong> gleichen Ebene mit bera-<br />
181
ten<strong>der</strong> Stimme teilnehmen können. Die Satzung<br />
<strong>und</strong> die Richtlinien <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sind entsprechend<br />
anzupassen.<br />
6. Auf B<strong>und</strong>esebene sollen jährlich Erwerbslosenkonferenzen<br />
stattfinden.<br />
Ausschüsse für Erwerbslose, Senioren <strong>und</strong><br />
Seniorinnen beim Vorstand einrichten<br />
6.094 Antragsteller/in: Bremen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, jeweils für Erwerbslose<br />
<strong>und</strong> für Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen eigene Ausschüsse<br />
beim Vorstand einzurichten <strong>und</strong> für die<br />
entsprechende demokratische Beteiligung Richtlinien<br />
zu erlassen, die sich an den Richtlinien für die<br />
an<strong>der</strong>en Ausschüsse beim Vorstand orientieren<br />
(Frauen, Jugend, Migranten, Angestellte, Handwerk).<br />
Stärkung <strong>der</strong> Seniorenpolitik vor Ort<br />
6.095 Antragsteller/in:<br />
Remscheid-Solingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Gewerkschaftstag for<strong>der</strong>t die Ortsvorstände<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, dafür zu sorgen, dass beim DGB<br />
vor Ort zur Seniorenpolitik gearbeitet wird.<br />
Rentner <strong>und</strong> Rentnerinnen äußern ihre Unzufriedenheit<br />
gegenüber <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> dem DGB, da<br />
sie ihre berechtigten Sorgen im Zusammenhang<br />
mit <strong>der</strong> Gesetzgebung zur Sozial- <strong>und</strong> Rentenpolitik<br />
nicht vertreten sehen.<br />
Seine Satzung schreibt dem DGB die Seniorenpolitik<br />
<strong>der</strong> in seinen Einzelgewerkschaften organisierten<br />
Rentner <strong>und</strong> Rentnerinnen zu. Vor Ort findet selten<br />
eine seniorenpolitische Arbeit beim DGB statt.<br />
Integration <strong>der</strong> Seniorenarbeit in die Satzung<br />
6.096 Antragsteller/in: Aachen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Seniorenarbeit soll als fester Bestandteil in die<br />
Satzung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> aufgenommen werden.<br />
25 % <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Mitglie<strong>der</strong> sind Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen,<br />
die man in Zukunft nicht übersehen <strong>und</strong><br />
überhören darf. Dies erklärt unser Recht <strong>und</strong> unseren<br />
Anspruch auf die Mitarbeit in allen gewerkschaftlichen<br />
Gremien auch bei Gewerkschaftstagen.<br />
Damit die Mandate für Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen<br />
nicht zu Lasten <strong>der</strong> aktiven Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen<br />
aus den Betrieben geht, soll die Verteilung <strong>der</strong><br />
Seniorenmandate über die bezirklichen AGA- <strong>und</strong><br />
Seniorenausschüsse erfolgen. Dazu wäre eine Erweiterung<br />
des § 20 Nr. 5 <strong>der</strong> Satzung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Die Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen haben wie alle Mitglie<strong>der</strong><br />
in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ein Recht auf eine mitglie<strong>der</strong>nahe<br />
Betreuung, die heute schon zum größten<br />
Teil von Senioren geleistet wird. Da die Anzahl <strong>der</strong><br />
Mitglie<strong>der</strong>, die nicht mehr über die bisherigen Betriebsstrukturen<br />
betreut werden können, immer<br />
größer wird, wird somit auch die Arbeit <strong>der</strong> AGA<strong>und</strong><br />
Seniorenausschüsse immer größer, schwieriger<br />
<strong>und</strong> umfangreicher.<br />
Mitglie<strong>der</strong>betreuung, Rückholaktionen, Öffentlichkeitsarbeit<br />
auf Märkten <strong>und</strong> vor Betriebstoren, verb<strong>und</strong>en<br />
mit Mitglie<strong>der</strong>werbung, ist zum unverzichtbaren<br />
Bestandteil gewerkschaftlicher Arbeit in den<br />
Verwaltungsstellen geworden. Für die Arbeit, die Senioren<br />
<strong>und</strong> Seniorinnen in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> leisten,<br />
brauchen wir – genau wie an<strong>der</strong>e Personengruppen<br />
– die Verankerung unserer Arbeit in <strong>der</strong> Satzung <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> somit die Gewähr, dass Senioren <strong>und</strong><br />
Seniorinnen in allen gewerkschaftlichen Gremien<br />
vertreten sind <strong>und</strong> ihre Erfahrungen sowie ihre Arbeitzum<br />
Wohle unserer Mitglie<strong>der</strong>, <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen einbringen können.<br />
Koordinierungsstelle gewerkschaftlicher<br />
Arbeitslosengruppen<br />
6.097 Antragsteller/in: Berlin<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Fortbestand <strong>der</strong> Koordinierungsstelle gewerkschaftlicher<br />
Arbeitslosengruppen (KOS) wird sichergestellt.<br />
Um die Aktivitäten, Angebote <strong>und</strong><br />
Leistungen <strong>der</strong> KOS im bisherigen Umfang aufrechterhalten<br />
<strong>und</strong> weiterentwickeln zu können, ist die<br />
KOS auf eine gewerkschaftliche Gr<strong>und</strong>finanzierung<br />
mindestens in Höhe <strong>der</strong> bisherigen För<strong>der</strong>ung angewiesen.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich im DGB <strong>und</strong> gegenüber<br />
den an<strong>der</strong>en Mitgliedsgewerkschaften für<br />
eine mehrjährige, tragfähige Finanzierung <strong>der</strong> KOS<br />
ein <strong>und</strong> wird dafür Sorge tragen, eine sachlich angemessene<br />
Lösung zu finden. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird sich<br />
maßgeblich an <strong>der</strong> Finanzierung <strong>der</strong> KOS beteiligen,<br />
mindestens in Höhe ihres bisherigen Anteils.<br />
Die KOS leistet eine wertvolle Arbeit für erwerbslose<br />
Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen, örtliche Erwerbsloseninitiativen<br />
<strong>und</strong> Gewerkschaftsglie<strong>der</strong>ungen.<br />
Sie vernetzt <strong>und</strong> beför<strong>der</strong>t örtliche Aktivitäten von<br />
<strong>und</strong> für Erwerbslose(n). Mit sozial-rechtlichen Materialien<br />
informiert die KOS Gewerkschaftsmitglie<strong>der</strong>,<br />
unterstützt gewerkschaftliche Beratungsangebote<br />
<strong>und</strong> entlastet die gewerkschaftlichen Glie<strong>der</strong>ungen.<br />
Mit politischen Aktivitäten <strong>und</strong> Kampagnen<br />
– wie aktuell „Reiches Land – Arme Kin<strong>der</strong>“ zum<br />
Thema Hartz IV <strong>und</strong> Kin<strong>der</strong>armut, wirbt die KOS in<br />
<strong>der</strong> Gesellschaft für Solidarität mit Erwerbslosen,<br />
für Teilhabe statt Ausgrenzung <strong>und</strong> eine ausreichende<br />
soziale Absicherung für Erwerbslose.<br />
Seit 2004 stellen <strong>der</strong> DGB <strong>und</strong> die Mitgliedsgewerkschaften<br />
die Gr<strong>und</strong>lagen für eine Finanzierung <strong>der</strong><br />
KOS sicher. Neben dieser gewerkschaftlichen<br />
Gr<strong>und</strong>finanzierung finanziert die KOS ihre Arbeit<br />
insbeson<strong>der</strong>e aus Mitgliedsbeiträgen <strong>und</strong> Spenden,<br />
projektbezogenen Zuschüssen von Stiftungen<br />
(z. B. Hans-Böckler-Stiftung) <strong>und</strong> Erlösen aus dem<br />
Materialverkauf.<br />
182
Zwar ist <strong>der</strong> Beschluss des DGB-Kongresses zur Finanzierung<br />
<strong>der</strong> KOS weiterhin gültig. Die zukünftige,<br />
konkrete Finanzierung <strong>der</strong> KOS ist aber aktuell<br />
nicht sichergestellt. Das bisherige Umlageverfahren<br />
wird in <strong>der</strong> bestehenden Form nicht über das<br />
Jahr 2007 hinaus fortgeführt werden können. Erfor<strong>der</strong>lich<br />
ist eine neue, tragfähige <strong>und</strong> – um eine kontinuierliche<br />
Arbeit zu gewährleisten – mehrjährige<br />
Finanzierungs-Regelung für die Koordinierungsstelle.<br />
Um die wichtige Arbeit <strong>der</strong> KOS auch zukünftig sicherzustellen,<br />
sieht sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in <strong>der</strong> Verantwortung,<br />
aktiv <strong>und</strong> konstruktiv eine tragfähige Finanzierungs-Regelung<br />
für die KOS herbeizuführen<br />
Einkauf von Produkten, die die Einhaltung <strong>der</strong><br />
ILO garantieren<br />
6.098 Antragsteller/in:<br />
Jugendausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> seine Glie<strong>der</strong>ungen<br />
werden aufgefor<strong>der</strong>t, zukünftige Kampagnenprodukte<br />
wie T-Shirts, Tassen, Rucksäcke <strong>und</strong> ähnliches<br />
nur noch von Herstellern <strong>und</strong> Händlern zu beziehen,<br />
die soziale Mindeststandards <strong>und</strong> die Kernarbeitsnormen<br />
<strong>der</strong> Internationalen Arbeitsorganisation<br />
ILO einhalten.<br />
Rückkauf des Leipziger Volkshauses<br />
6.100 Antragsteller/in:<br />
Jugendausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />
sprechen sich gegen den Verkauf des<br />
Leipziger Volkshauses <strong>und</strong> acht weiterer Gewerkschaftshäuser<br />
durch die Immobilientochter des<br />
DGB (GGI / BGAG) am 18.12.2006 aus.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Jugend for<strong>der</strong>t die Gesamtorganisation<br />
auf, den Rückkauf des Leipziger Volkshauses zu<br />
realisieren. Eine Lösung gemeinsam mit dem DGB,<br />
mit an<strong>der</strong>en Gewerkschaften o<strong>der</strong> mit regionalen<br />
Partnern wie beispielsweise <strong>der</strong> Stadt Leipzig ist<br />
ebenfalls denkbar.<br />
Geschlechterspezifische Daten<br />
6.099 Antragsteller/in:<br />
Frauenausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> sämtliche Glie<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> werden aufgefor<strong>der</strong>t, gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
alle Daten bzw. statistische Erhebungen, in<br />
denen Aussagen über Menschen gemacht werden,<br />
nach Frauen <strong>und</strong> Männern aufzuschlüsseln.<br />
Sollte die Erhebungsmethode eine solche Aufschlüsselung<br />
(noch) nicht zulassen, müssen die<br />
notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden,<br />
damit zukünftig geschlechtsdifferenzierte Auswertungen<br />
möglich sind.<br />
Ebenso ist es notwendig, in allen Studien <strong>und</strong> Datenerhebungen,<br />
die von <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in Auftrag gegeben<br />
o<strong>der</strong> begutachtet werden <strong>und</strong> die sich auf<br />
Menschen beziehen, auf eine geschlechterspezifische<br />
Aufschlüsselung zu bestehen.<br />
Das Erfassen <strong>und</strong> Auswerten von Daten unterschieden<br />
nach Geschlecht muss zukünftig für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
selbstverständlich werden.<br />
183
184
Entschließung 7<br />
Bildung <strong>und</strong> Qualifizierung<br />
1. Bildung: Arbeit – Lebenschancen –<br />
Demokratie<br />
Bildung ist eine gesellschaftliche Schlüsselfrage.<br />
Aus <strong>der</strong> Perspektive einer Industriegewerkschaft<br />
hat die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> politischen,<br />
allgemeinen <strong>und</strong> beruflichen Bildung eine zentrale<br />
Bedeutung.<br />
Bildung sichert Arbeits- <strong>und</strong> Lebenschancen<br />
Die Arbeits- <strong>und</strong> Lebenschancen <strong>der</strong> Einzelnen werden<br />
ganz wesentlich durch Bildung bestimmt. Bildung<br />
entscheidet über Beschäftigung, Verdienst<strong>und</strong><br />
Entwicklungsperspektiven <strong>der</strong> Menschen. Aber<br />
<strong>der</strong> Zugang zu Bildung ist nicht für alle gleich. In<br />
keinem mo<strong>der</strong>nen Industriestaat hängt <strong>der</strong> Bildungserfolg<br />
so sehr vom Einkommen <strong>der</strong> Eltern ab<br />
wie in Deutschland. Bildungsfragen sind daher<br />
noch stärker als früher Verteilungsfragen. Unser ureigenes<br />
gewerkschaftspolitisches Prinzip des<br />
Kampfes für Verteilungsgerechtigkeit ist mit <strong>der</strong> Bildungsfrage<br />
eng verb<strong>und</strong>en.<br />
Demokratie muss gelernt werden<br />
Bildung ist eine wesentliche Gr<strong>und</strong>lage für eine demokratische<br />
Gesellschaft. Demokratie braucht Urteils-,<br />
Kritik- <strong>und</strong> Gestaltungsfähigkeit <strong>der</strong> Menschen.<br />
Kompetente Funktionäre/innen <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />
sind für die gewerkschaftliche Arbeit, aber auch<br />
für die gesamtgesellschaftliche Weiterentwicklung<br />
unabdingbar. Eine emanzipatorische Perspektive<br />
<strong>der</strong> Gesellschaft <strong>und</strong> <strong>der</strong> Einzelnen ist eng mit <strong>der</strong><br />
Bildungsfrage verknüpft.<br />
Gute Arbeit braucht gute Bildung<br />
Bildung ist ein wesentlicher Faktor für die Gestaltung<br />
<strong>der</strong> Arbeits-, Produktions- <strong>und</strong> Innovationsprozesse.<br />
Der Produktionsfaktor Wissen <strong>und</strong> Erfahrung<br />
trägt heute schon mehr als die Hälfte zur Wertschöpfung<br />
bei, mit steigen<strong>der</strong> Tendenz. Es gibt zahlreiche<br />
Bef<strong>und</strong>e, die den Zusammenhang zwischen einer innovativen<br />
Arbeitspolitik, Bildung <strong>und</strong> ökonomischem<br />
Erfolg belegen. Wer Bildung för<strong>der</strong>t, verbessert<br />
damit auch die ökonomischen <strong>und</strong> arbeitspolitischen<br />
Rahmenbedingungen. Arbeit, Lebenschancen<br />
<strong>und</strong> Demokratie stehen in einem engen Wechselverhältnis<br />
zur politischen, allgemeinen <strong>und</strong> beruflichen<br />
Bildung. Damit wird diese zunehmend zu<br />
einem wichtigen gesellschafts-, betriebs-, tarif- <strong>und</strong><br />
organisationspolitischen Handlungsfeld.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> versteht sich deshalb auch als eine<br />
„Bildungsgewerkschaft“.<br />
2. Selbstbestimmung, Mitbestimmung <strong>und</strong><br />
Solidarität – unser Bildungsverständnis<br />
Unser Bildungsverständnis – für die gewerkschaftliche<br />
Bildungsarbeit, die allgemeine <strong>und</strong> berufliche<br />
Bildung – zielt auf Gr<strong>und</strong>fähigkeiten wie:<br />
• Selbstbestimmung, d.h. die Fähigkeit, das eigene<br />
Leben <strong>und</strong> die Richtung, die man ihm geben<br />
will, bewusst in die Hand zu nehmen,<br />
• Mitbestimmung als Fähigkeit <strong>und</strong> Möglichkeit<br />
<strong>der</strong> Mitgestaltung kultureller, gesellschaftlicher<br />
<strong>und</strong> politischer Verhältnisse <strong>und</strong><br />
• Solidarität als Fähigkeit, mit an<strong>der</strong>en zusammen<br />
daran zu arbeiten, dass für alle Selbst- <strong>und</strong><br />
Mitbestimmung möglich wird. Wir messen Bildung<br />
an ihrem Beitrag zum demokratischen<br />
<strong>und</strong> humanitären Fortschritt, an <strong>der</strong> Frage, inwieweit<br />
Selbstbestimmung, Mitbestimmung<br />
<strong>und</strong> Solidarität möglich sind o<strong>der</strong> eben durch<br />
Macht- <strong>und</strong> Herrschaftsverhältnisse behin<strong>der</strong>t<br />
<strong>und</strong> beschränkt werden.<br />
In einem solchen Bildungsverständnis sind Kritik,<br />
Mündigkeit <strong>und</strong> Emanzipation die zentralen Aspekte.<br />
Durch Bildung werden die herrschenden Verhältnisse<br />
– in Betrieb <strong>und</strong> Gesellschaft – hinterfragbar.<br />
Ein solches Verständnis grenzt sich gegen Vorstellungen<br />
ab, die Bildung lediglich als Anpassung,<br />
Zurichtung <strong>und</strong> Unterwerfung unter bestehende gesellschaftliche<br />
Machtverhältnisse verstehen. Bildung<br />
wird zur Voraussetzung, um Handlungspotentiale<br />
zum Wi<strong>der</strong>stand gegen Bestehendes freizusetzen<br />
<strong>und</strong> eigene Gestaltungsvorstellungen zu entwickeln.<br />
Gesellschaftsentwicklung, Demokratiegestaltung,<br />
Arbeitspolitik sowie individuelle <strong>und</strong> gesellschaftliche<br />
Bildungsprozesse müssen als Zusammenhang<br />
thematisiert werden. Unsere bildungspolitischen<br />
Initiativen müssen daher alle drei Bereiche – die<br />
allgemeine Bildungspolitik, die Berufsbildung <strong>und</strong><br />
die gewerkschaftliche Bildungsarbeit – mit ihren<br />
Wechselwirkungen umfassen.<br />
3. Gewerkschaftliche Bildungsarbeit<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Bildungsarbeit ist mit über 100.000<br />
Teilnehmenden im Jahr <strong>der</strong> größte nichtstaatliche<br />
Anbieter politischer Jugend- <strong>und</strong> Erwachsenenbildung<br />
in Deutschland. Keine an<strong>der</strong>e Organisation<br />
macht soviel politische Bildung wie wir.<br />
Mit unseren Bildungsstätten, mit über 40 haupt<strong>und</strong><br />
1500 ehrenamtlichen Referentinnen <strong>und</strong> Referenten<br />
leisten wir eine gute Arbeit mit einem klaren<br />
politischen Profil.<br />
Unsere gesamte Bildungsarbeit ist politische Bildung.<br />
Auch fachliches Wissen muss immer in politische<br />
Zusammenhänge gestellt werden, damit es<br />
wirklich verstanden <strong>und</strong> in strategisches Handeln<br />
umgesetzt werden kann.<br />
3.1 Die gewerkschaftliche Bildungsarbeit <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>: Kritisch-emanzipatorisch<br />
Unsere gewerkschaftliche Bildungsarbeit ist:<br />
• kritisch-emanzipatorisch<br />
Sie hinterfragt gesellschaftliche Vorgaben <strong>und</strong> zielt<br />
auf Selbstbestimmung, Gleichberechtigung <strong>und</strong><br />
demokratischen Fortschritt. Sie greift Interessenkonflikte<br />
auf, ist kapitalismuskritisch, denkt kreativ<br />
185
über die bestehenden Verhältnisse hinaus <strong>und</strong> entwickelt<br />
Visionen <strong>und</strong> konkrete Utopien.<br />
• handlungs-, praxis- <strong>und</strong> kompetenzorientiert<br />
Sie orientiert sich an den Interessen <strong>der</strong> Lernenden<br />
<strong>und</strong> den Zielen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, stellt sich den betrieblichen<br />
<strong>und</strong> gesellschaftlichen Herausfor<strong>der</strong>ungen,<br />
qualifiziert Interessenvertreter/innen, stärkt die<br />
Mitglie<strong>der</strong>entwicklung, nimmt Kritik – auch an <strong>der</strong><br />
eigenen Praxis – auf <strong>und</strong> bringt sie in die Strategiebildung<br />
<strong>der</strong> Organisation ein.<br />
• ganzheitlich<br />
Kopf, Herz <strong>und</strong> Hand sind gleichermaßen wichtig.<br />
Unsere Bildungsarbeit ist kompetent in <strong>der</strong> Sache<br />
<strong>und</strong> im politischen Verständnis, im Umgang mit<br />
Menschen, in den Arbeitsmethoden <strong>und</strong> in <strong>der</strong> ästhetischen<br />
Aneignung <strong>der</strong> Welt. Sie stellt Sachverhalte<br />
in größere gesellschaftliche Zusammenhänge.<br />
• solidarisch<br />
Sie respektiert unterschiedliche Lebensentwürfe<br />
<strong>und</strong> öffnet den Zugang zu verschiedenen Lebenswelten<br />
<strong>und</strong> Alltagskulturen, sie geht offen mit unterschiedlichen<br />
Interessenlagen um <strong>und</strong> versucht,<br />
Gemeinsamkeiten zu finden, Brücken zu schlagen<br />
<strong>und</strong> Bündnisse herzustellen, sie beachtet verschiedene<br />
Lebensverhältnisse <strong>und</strong> Sichtweisen von Geschlechtern<br />
<strong>und</strong> wendet sich gegen Diskriminierung,<br />
Ausgrenzung <strong>und</strong> Rassismus.<br />
3.2 Handlungsfel<strong>der</strong> gewerkschaftlicher<br />
Bildungsarbeit<br />
Die gewerkschaftliche Bildungsarbeit ist eine Querschnittsaufgabe.<br />
Sie unterstützt die Schlüsselziele<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Sie hat für unsere Organisation eine<br />
strategische Bedeutung.<br />
Sie muss sich ständig erneuern, um aktuelle Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
aufnehmen zu können. Diesem<br />
Ziel diente auch das Arbeitsvorhaben „Weiterentwicklung<br />
<strong>der</strong> gewerkschaftlichen Bildungsarbeit“.<br />
Dieses Arbeitsvorhaben war von intensiven Diskussionen<br />
begleitet <strong>und</strong> führte zu einer Reihe von Verän<strong>der</strong>ungen:<br />
Das Angebot <strong>der</strong> Bildungsstätten wurde<br />
überarbeitet, die Bereiche Bildung <strong>und</strong> Beratung<br />
sowie Bildung nach Maß ausgebaut, die Qualitätssicherung<br />
systematisiert, die Unterstützung <strong>der</strong> ehrenamtlichen<br />
Referenten/innen verstärkt <strong>und</strong> die<br />
Bildungsplanung verbessert. Das Selbstverständnis<br />
<strong>der</strong> Bildungsarbeit wurde in einem Leitbild festgehalten.<br />
Die Ergebnisse dieses Arbeitsvorhabens wurden<br />
auf <strong>der</strong> Bildungskonferenz im Herbst 2006 vorgestellt<br />
<strong>und</strong> angenommen. Damit ist das Arbeitsvorhaben<br />
abgeschlossen. Die Bildungskonferenz entwickelte<br />
zugleich eine Empfehlung für die Schwerpunkte<br />
in den nächsten Jahren:<br />
Regionale Bildungsarbeit<br />
In <strong>der</strong> regionalen Bildungsarbeit – mit 70.000 Teilnehmenden<br />
<strong>der</strong> größte Teil <strong>der</strong> Bildungsarbeit -<br />
werden i.d.R. die ersten Schritte in <strong>der</strong> Kompetenzentwicklung<br />
getan. Sie zeichnet sich darüber hinaus<br />
durch eine enge Verbindung von Bildung mit<br />
den strategischen Zielen <strong>der</strong> örtlichen Gewerkschaftspolitik<br />
aus.<br />
Bildungsplanung <strong>und</strong> -marketing<br />
Die Bildungsplanung <strong>und</strong> das Bildungsmarketing<br />
entscheiden in erheblichem Maße darüber, ob <strong>der</strong><br />
„richtige“ Teilnehmende auf das „richtige“ Seminar<br />
kommt. Sie ist von großer Bedeutung für einen wirkungsvollen<br />
Einsatz unserer kostbaren Ressourcen.<br />
Qualitätssicherung<br />
Die Qualitätssicherung umfasst den gesamten pädagogischen<br />
Prozess <strong>und</strong> das Lernumfeld. Sie trägt<br />
zur größeren Attraktivität <strong>und</strong> Professionalität pädagogischen<br />
Handelns bei.<br />
Bildung <strong>und</strong> Beratung<br />
Der Bereich „Bildung <strong>und</strong> Beratung“ hat sich bewährt<br />
<strong>und</strong> an Bedeutung gewonnen. Er unterstützt<br />
Arbeitsprozesse in den Verwaltungsstellen <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
Interessenvertretungen in den Betrieben <strong>und</strong> trägt<br />
damit zu einer verbesserten gewerkschaftlichen<br />
Handlungsfähigkeit bei.<br />
Forum „Politische Bildung“<br />
Über das Regelangebot hinaus müssen neue Themenfel<strong>der</strong><br />
<strong>und</strong> Kooperationsmöglichkeiten erschlossen<br />
werden. Diesem Zweck dienen die Veranstaltungen<br />
des „Forum Politische Bildung“.<br />
Gewerkschaftliche Bildungs- <strong>und</strong> Lerntheorie<br />
Eine kritisch-emanzipatorische Bildungs- <strong>und</strong> Lerntheorie<br />
bildet die konzeptionelle Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> gewerkschaftlichen<br />
Bildungsarbeit. Sie ist eingebettet<br />
in die Diskussion um die politische Bildung <strong>und</strong><br />
leistet einen wichtigen Beitrag zu <strong>der</strong>en Weiterentwicklung.<br />
Über diese Schwerpunkte hinaus werden folgende<br />
Bereiche unsere Arbeit in den nächsten Jahren bestimmen:<br />
Bildungsstätten<br />
Die Bildungsstätten <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sind Orte <strong>der</strong> Identifikation<br />
mit Gewerkschaften. Sie stärken die Bindung<br />
<strong>der</strong> Aktiven an ihre Organisation. Sie bieten<br />
hervorragende Arbeitsbedingungen für die politische<br />
Bildung <strong>und</strong> leisten die notwendige konzeptionelle<br />
Arbeit. Wir wollen sie erhalten! Eine gezielte<br />
Nutzung <strong>der</strong> Bildungsstätten durch die Glie<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Organisation ist ein wichtiger Beitrag dazu.<br />
Jugendbildung<br />
Jugendbildung ist die erste Orientierung junger Gewerkschafter/Innen<br />
zu aktionsorientierter Interessenvertretertätigkeit<br />
in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Sie hat darüber<br />
hinaus zum Ziel, den Übergang in die Erwachsenenbildung<br />
zu gewährleisten.<br />
Durch das Arbeitsvorhaben „Weiterentwicklung <strong>der</strong><br />
gewerkschaftlichen Bildungsarbeit“ haben wir unser<br />
Seminarangebot auf breiter Basis evaluiert <strong>und</strong><br />
neue Seminarangebote erarbeitet (MedienMacht -<br />
macht Medien; JAV-AntiChaosTraining; JAV-Berufsbildung).<br />
Die Jugendbildungsarbeit steht in enger<br />
Zusammenarbeit mit dem Vorstandsressort Jugend.<br />
186
Internationales<br />
Die Globalisierung <strong>der</strong> Ökonomie schreitet rasch<br />
voran, die Zahl <strong>der</strong> multinationalen Konzerne<br />
wächst, Entwicklung <strong>und</strong> Produktion werden immer<br />
mehr international geplant. Bildungsarbeit muss<br />
dazu beitragen, dass die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> international<br />
handlungsfähiger wird. Internationale Gewerkschaftspolitik<br />
bekommt eine wachsende Bedeutung<br />
bis in die einzelnen Betriebe hinein. Daher<br />
muss die internationale Bildungsarbeit in den<br />
nächsten Jahren intensiviert werden.<br />
4. Bildungspolitik<br />
4.1 Politische Bildung<br />
Politische Bildung ist in unserem Land eine Ran<strong>der</strong>scheinung<br />
geworden. In <strong>der</strong> öffentlichen wie <strong>der</strong><br />
wissenschaftlichen Debatte spielt sie kaum noch<br />
eine Rolle. Die staatliche För<strong>der</strong>ung wird zurückgefahren.<br />
Dabei hätte die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland allen<br />
Gr<strong>und</strong>, die politische Bildung hochzuhalten:<br />
Die Politikverdrossenheit nimmt erhebliche Ausmaße<br />
an. Die Wahlbeteiligung ist in vielen Fällen<br />
auf einen historischen Tiefstand gesunken. Das Gefühl,<br />
keinerlei Einfluss auf das politische Geschehen<br />
zu haben, ist weit verbreitet. Politische Parteien<br />
<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Organisationen verlieren an Mitglie<strong>der</strong>n.<br />
Das politische Engagement lässt nach. In vielen<br />
gesellschaftlichen Bereichen sind nicht nur Passivität<br />
<strong>und</strong> Resignation, son<strong>der</strong>n auch aggressive,<br />
autoritäre Reaktionen, Fremdenfeindlichkeit <strong>und</strong><br />
Rassismus zu erkennen.<br />
Politische Bildung hat die Aufgabe, diese Entwicklungen<br />
aufzuarbeiten <strong>und</strong> die Betroffenen zu befähigen,<br />
ihre eigenen Interessen zu erkennen <strong>und</strong> organisiert<br />
handeln zu können. Daher ist politische<br />
Bildung notwendiger denn je. Wir werden uns für<br />
den Ausbau <strong>und</strong> die verstärkte öffentliche För<strong>der</strong>ung<br />
von politischer Bildung einsetzen. Vor allem<br />
aber werden wir versuchen, die öffentliche Debatte<br />
über die Notwendigkeit politischer Bildung wie<strong>der</strong><br />
zu beleben.<br />
4.2 Bildungspolitische Schieflagen<br />
Die For<strong>der</strong>ung nach Zugang zu Bildung für Arbeitnehmerinnen<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmer <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong><br />
stellt eine <strong>der</strong> ältesten For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Arbeiter<strong>und</strong><br />
Gewerkschaftsbewegung dar. Die elementaren<br />
bildungspolitischen Werte <strong>der</strong> Gewerkschaften waren<br />
damals wie heute<br />
• Chancengleichheit <strong>und</strong> Durchlässigkeit<br />
• Partizipation <strong>und</strong> Demokratie<br />
• Persönlichkeitsentwicklung<br />
• Vielfalt <strong>und</strong> Integration<br />
• För<strong>der</strong>n statt Ausgrenzen<br />
• Nachhaltigkeit<br />
Diese Werte haben Zukunft, <strong>und</strong> die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> stellt<br />
sie dem vorherrschenden pädagogischen Konservatismus<br />
<strong>und</strong> den Ökonomisierungstendenzen in<br />
<strong>der</strong> Bildungspolitik entgegen.<br />
Das deutsche Bildungssystem benachteiligt in<br />
mehrfacher Hinsicht:<br />
• Es ist ständisch, weil es über eine sehr frühe<br />
Sortierung in einem dreigliedrigen Schulsystem<br />
<strong>der</strong> kulturellen Mitgift <strong>der</strong> Herkunftsfamilien<br />
ein entscheidendes Gewicht gibt <strong>und</strong> damit<br />
zur sozialen Vererbung von Privilegien <strong>und</strong> Unterprivilegierung<br />
beiträgt.<br />
• Es ist in Deutschland bisher nicht gelungen,<br />
den tradierten Zusammenhang zwischen Bildung<br />
<strong>und</strong> sozialer Ungleichheit aufzulösen. Im<br />
Gegenteil: Bildung wird nach wie vor vererbt. Es<br />
konserviert die alte Rollenverteilung <strong>der</strong> Geschlechter,<br />
indem es dazu beiträgt, Erwerbsarbeit<br />
von Frauen entsprechend dem männlichen<br />
Alleinverdienermodell abzuwerten, <strong>und</strong> den Erfolg<br />
<strong>der</strong> Frauen in den Abschlüssen <strong>der</strong> Allgemeinbildung<br />
durch die Abwertung <strong>der</strong> sogenannten<br />
frauentypischen Berufe <strong>und</strong> Studienfächer<br />
neutralisiert.<br />
• Es benachteiligt Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>,<br />
weil es das Sprachdefizit nicht früh<br />
ausgleicht.<br />
Wenn gute Bildung nur das Privileg Weniger ist,<br />
dann ist sehr schnell klar, dass die Bedingungen für<br />
individuell gelingendes Aufwachsen mehrheitlich<br />
genauso miserabel sind wie die Bedingungen für<br />
die Gestaltung einer vernünftigen Gesellschaft.<br />
Die unzureichende Finanzierung des öffentlichen<br />
Bildungssystems führt zu erheblichen Mängeln in<br />
<strong>der</strong> Ausstattung von Schulen <strong>und</strong> Hochschulen. Die<br />
Politik geht den Weg <strong>der</strong> Öffnung für private Gel<strong>der</strong>.<br />
In Schulen nimmt <strong>der</strong> Anteil des Sponsorings zu.<br />
Große Konzerne tragen werbewirksam zur Ausstattung<br />
<strong>der</strong> Schulen bei. In Hochschulen nimmt <strong>der</strong><br />
Druck zu Stiftungsuniversitäten zu; Forschung <strong>und</strong><br />
Lehre werden zunehmend privatisiert.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> hält dagegen. Bildung muss auch weiterhin<br />
öffentlich verantwortet bleiben. Sponsoring<br />
muss klaren Regeln unterworfen werden. Deutschland<br />
benötigt mo<strong>der</strong>ne Berufsschulen, flächendekkend<br />
Ganztagsschulen <strong>und</strong> eine bessere Ausstattung<br />
<strong>der</strong> Hochschulen. B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>regierungen<br />
werden aufgefor<strong>der</strong>t, Privatisierungstendenzen<br />
entschieden entgegen zu treten.<br />
4.3 Den gesamten Bildungsweg berücksichtigen<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> verfolgt einen Ansatz, <strong>der</strong> den gesamten<br />
Bildungsweg umfasst. Bildungschancen entscheiden<br />
sich schon in <strong>der</strong> frühkindlichen Erziehung.<br />
Daher muss diese aufgewertet <strong>und</strong> ausgebaut<br />
werden. Das letzte Kin<strong>der</strong>gartenjahr muss für<br />
alle Kin<strong>der</strong> verpflichtend sein. Die Kin<strong>der</strong> müssen<br />
möglichst lange gemeinsam unterrichtet werden.<br />
Die Übergänge zwischen den Schulformen müssen<br />
in höchstem Maße durchlässig sein. Die För<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> einzelnen Schüler/innen muss im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong><br />
stehen.<br />
187
4.4 Eine gute Schule für Alle<br />
Das deutsche Schulsystem hat die folgenden<br />
schweren Mängel:<br />
• die strikte Trennung nach Schulformen<br />
• die zu frühe Auswahl <strong>der</strong> Schüler/innen für die<br />
weiterführenden Schulen<br />
• die Verbreitung von Halbtags- statt Ganztagsschulen<br />
• die Orientierung an scheinbar homogenen<br />
Lerngruppen<br />
• den Mangel an individueller För<strong>der</strong>ung<br />
• das Defizit an arbeitsweltlichen Themen <strong>und</strong><br />
berufsweltlichen Orientierungen<br />
Ein Neuanfang in <strong>der</strong> Schul- <strong>und</strong> Bildungspolitik ist<br />
zwingend notwendig. In den Mittelpunkt ihrer<br />
schulpolitischen For<strong>der</strong>ungen stellt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
die For<strong>der</strong>ung nach „Einer guten Schule für Alle“.<br />
Damit for<strong>der</strong>t die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> u. a.<br />
• den gemeinsamen Unterricht bis zum 10.<br />
Schuljahr in integrativen Konzepten<br />
• die Orientierung an individueller För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Schüler/innen<br />
• die Einrichtung von ganztägig organisierten<br />
Schulen<br />
• die Orientierung <strong>der</strong> schulischen Lernkulturen<br />
an heterogenen Lerngruppen<br />
• die För<strong>der</strong>ung von Selbstständigkeit <strong>und</strong><br />
selbstständigem Lernen<br />
• eine Neuausrichtung von Lehreraus- <strong>und</strong> -fortbildung<br />
• die stärkere Orientierung an arbeits- <strong>und</strong> berufsweltlichen<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen.<br />
„Eine gute Schule für Alle“ soll zum b<strong>und</strong>esweiten<br />
Leitbild <strong>der</strong> Schulreform in Deutschland werden.<br />
4.5 Für eine demokratische Hochschulpolitik –<br />
den europäischen Hochschulraum sozial<br />
gestalten<br />
Europaweit werden zur Zeit die Studiengänge umgestellt<br />
<strong>und</strong> einheitliche Qualitätssicherungssysteme<br />
eingeführt. Die sogenannte Excellenz-Initiative <strong>der</strong><br />
B<strong>und</strong>esregierung führtzu einem weiteren Auseinan<strong>der</strong>laufen<br />
sogenannter Spitzenhochschulen <strong>und</strong><br />
dem breiten Rest mangelhaft ausgestatteter Universitäten.<br />
Wissenschaftliche Lehre <strong>und</strong> Forschung<br />
wird Schritt für Schritt stärker an wirtschaftlichen<br />
Vorgaben ausgerichtet. Die Hochschulen werden<br />
ökonomisiert; die Gründung von privaten Hochschulen<br />
nimmt zu. Die Einführung <strong>der</strong> Studiengebühren<br />
hat zu einem Rückgang <strong>der</strong> Studienanfängerzahlen<br />
geführt. Die sozialen <strong>und</strong> materiellen Hürden<br />
für Studierende aus sozial schwachen Haushalten<br />
wachsen in unverantwortlicher Weise.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich für ein demokratisches Hochschulsystem<br />
in öffentlicher Verantwortung ein. An<br />
allen relevanten Fragen von Forschung, Lehre <strong>und</strong><br />
Hochschulentwicklung müssen alle wichtigen gesellschaftlichen<br />
Gruppen beteiligt werden. Auch in<br />
Zukunft müssen Studiengänge unter Beteiligung<br />
<strong>der</strong> Berufspraxis entwickelt <strong>und</strong> akkreditiert werden.<br />
Wissenschaft darf nicht einseitig an wirtschaftlichen<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen orientiert werden, son<strong>der</strong>n<br />
muss dem gesellschaftlichen Bedarf <strong>und</strong> <strong>der</strong> demokratischen<br />
Entwicklung des Gemeinwesens verpflichtet<br />
bleiben. Studiengebühren für das Erststudium<br />
werden abgelehnt. Studium ist für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
wissenschaftliche Berufsausbildung. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
in den Ingenieurwissenschaften <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Informatik<br />
setzt sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für weitreichende<br />
Reformen ein. Im Rahmen ihrer Vorfeld- <strong>und</strong> Studierendenarbeit<br />
muss sie zum Anwalt <strong>der</strong> Ausbildungsinteressen<br />
von Studierenden dieser Fächer werden.<br />
Die Bachelor- <strong>und</strong> Masterabschlüsse müssen in<br />
den Tarifverträgen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Eingang finden.<br />
Duale Studiengänge werden begrüßt. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
setzt sich für berufsbegleitende <strong>und</strong> Teilzeitstudiengänge<br />
ein. Das Studium von Frauen in technischen<br />
Fächern muss beson<strong>der</strong>s geför<strong>der</strong>t werden.<br />
Wissenschaftliche Weiterbildung muss auch für Interessenten<br />
ohne Hochschulabschluss geöffnet<br />
bleiben. Der sogenannte „Weiterbildungsmaster“<br />
darf nicht an vorherige Hochschulabschlüsse geb<strong>und</strong>en<br />
werden.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> misst die <strong>der</strong>zeitige Umstellung <strong>der</strong><br />
Studiengänge auf die neuen gestuften Abschlüsse<br />
daran, ob <strong>und</strong> wie sie sich an „Beruflichkeit“ orientieren,<br />
welchen Anteil Praxisphasen <strong>und</strong> Praxissemester<br />
haben, wie die Durchlässigkeit zwischen<br />
vorheriger Berufstätigkeit <strong>und</strong> Studium sowie zwischen<br />
Bachelor <strong>und</strong> Master gestaltet wird. Berufserfahrung<br />
muss von den Hochschulen anerkannt<br />
werden.<br />
5. Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung - Kernaufgaben <strong>der</strong><br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
5.1 Ausbildung: Ohne Berufe geht es nicht<br />
Die Verän<strong>der</strong>ungen in den Geschäfts- <strong>und</strong> Arbeitsprozessen<br />
in <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elek-troindustrie haben<br />
neue Berufe mit an<strong>der</strong>en Prüfungen notwendig<br />
gemacht. Dabei wurden Strukturkonzepte entwikkelt,<br />
die auch in an<strong>der</strong>en Bereichen eingesetzt werden<br />
können. Insgesamt gilt es, die Zahl <strong>der</strong> Berufe<br />
zu reduzieren <strong>und</strong> die Querschnittsaufgaben von<br />
Berufefamilien in den Mittelpunkt <strong>der</strong> Ausbildung<br />
zu rücken.<br />
Die Einführung von zweijährigen o<strong>der</strong> modular geordneten<br />
Berufen lehnt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ab. Die Erfahrungen<br />
mit den Mini-Berufen zeigen, dass sie nur<br />
eine ungenügende Kompetenzausstattung für das<br />
Arbeitsleben erreichen. Sie vermitteln keine Bildung,<br />
im Medium des Berufs, die auf Kritik, Mündigkeit<br />
<strong>und</strong> Emanzipation abzielt.<br />
Wir kritisieren, dass die B<strong>und</strong>esregierung bei <strong>der</strong><br />
Erarbeitung von Ausbildungsberufen immer öfter<br />
den Konsens mit den Sozialparteien nicht mehr<br />
sucht, son<strong>der</strong>n selbstherrlich entscheidet. Die politischen<br />
Diktate stoßen in <strong>der</strong> betrieblichen Praxis<br />
auf geringe Akzeptanz <strong>und</strong> beeinträchtigen bei den<br />
Akteuren ihr Engagement für die duale Berufsausbildung.<br />
188
Der Ausbau <strong>der</strong> Qualität in <strong>der</strong> Ausbildung muss<br />
mehr in den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> rücken. Deshalb ist es<br />
wichtig, dass unsere Initiative zur Qualitätsverbesserung<br />
in den Betrieben <strong>und</strong> Regionen verstärkt<br />
aufgegriffen wird. Qualitätssteigernde <strong>und</strong> -sichernde<br />
Maßnahmen sind von zentraler Bedeutung<br />
für die Zukunft <strong>der</strong> dualen Ausbildung. Hier sind<br />
beide Lernorte, Berufsschule <strong>und</strong> Betrieb, gefor<strong>der</strong>t.<br />
Die Stärkung <strong>der</strong> betrieblich verantworteten <strong>und</strong> organisierten<br />
Ausbildung ist für uns Ziel <strong>der</strong> Berufsbildungspolitik.<br />
Eine Überführung <strong>der</strong> betrieblichen<br />
Ausbildung in staatliche Berufsfachschulen<br />
lehnen wir ab. Dass immer mehr Jugendliche aufgr<strong>und</strong><br />
fehlen<strong>der</strong> betrieblicher Ausbildungsplätze in<br />
Berufsfachschulen „versorgt“ werden müssen, ist<br />
eine gravierende Fehlentwicklung in <strong>der</strong> beruflichen<br />
Bildung. Die Berufsnot <strong>der</strong> Jugend gilt es, mit<br />
neuen Instrumenten zu bekämpfen, <strong>und</strong> die unsinnigen<br />
Warteschleifen, die Jugendliche heute<br />
zwangsweise drehen müssen, gilt es abzuschaffen.<br />
Wir verteidigen eine in Arbeitskontexten stehende<br />
qualifizierte Ausbildung in mo<strong>der</strong>nen Berufen als<br />
zukunftsweisendes Konzept. Der wissenschaftliche<br />
Beraterkreis <strong>der</strong> Gewerkschaften ver.di <strong>und</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
hat recht, wenn er titelt: Ohne Berufe geht es<br />
nicht. Gerade eine stärker wissensbasierte Volkswirtschaft<br />
braucht diese Form von Lernen <strong>und</strong> die<br />
dazu gehörende reflektierte Praxis.<br />
Die jetzige Finanzierung <strong>der</strong> beruflichen Ausbildung,<br />
nur durch die ausbildenden Betriebe <strong>und</strong> in<br />
Form von Notprogrammen durch den Staat, ist ungerecht,<br />
wenig erfolgreich <strong>und</strong> führt zu Wettbewerbsverzerrungen<br />
zu Lasten <strong>der</strong> Ausbildungsbetriebe.<br />
Dringend notwendig ist die Schaffung eines<br />
neuen Finanzierungssystems, das die Verantwortung<br />
aller Arbeitgeber für den Fachkräftenachwuchs<br />
sicherstellt. Die Form <strong>der</strong> Umlagefinanzierung<br />
hat sich in an<strong>der</strong>en europäischen Län<strong>der</strong>n,<br />
aber auch im Bausektor in Deutschland bewährt<br />
<strong>und</strong> muss deshalb in allen Branchen eingeführt<br />
werden.<br />
Die Berufsausbildung muss die unterschiedlichen<br />
Vorraussetzungen <strong>der</strong> Auszubildenden berücksichtigen.<br />
Für Jugendliche mit beson<strong>der</strong>em För<strong>der</strong>bedarf<br />
müssen beson<strong>der</strong>e Stütz- <strong>und</strong> För<strong>der</strong>maßnahmen<br />
zur Verfügung gestellt werden. Modelle wie PIA<br />
(Projekt zur Integration benachteiligter Jugendlicher<br />
in den ersten Ausbildungsmarkt) o<strong>der</strong> QUAS<br />
Plus (Qualifizierung <strong>und</strong> Ausbildung für Schulabgänger)<br />
sind erfolgreich <strong>und</strong> zeigen, wie Unterstützung<br />
für Jugendliche aussehen kann. Diese Konzepte<br />
gilt es, weiterzuentwickeln <strong>und</strong> b<strong>und</strong>esweit<br />
einzuführen.<br />
Die Ausbildungssituation von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
ist katastrophal, sie hat sich in<br />
den letzten Jahren nicht verbessert, son<strong>der</strong>n verschlechtert.<br />
Wir wissen, dass ausländische Jugendliche<br />
schlechtere Chancen haben, einen Ausbildungsplatz<br />
zu bekommen als ihre in Deutschland<br />
geborenen Klassenkameraden, selbst bei gleichen<br />
schulischen Voraussetzungen.<br />
Alle gesellschaftlichen Gruppen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Staat müssen<br />
den Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
den Zugang zu Bildung <strong>und</strong> Ausbildung öffnen.<br />
Dort, wo wir mit Betriebsräten <strong>und</strong> JAVen in Auswahlverfahren<br />
für die Besetzung von Ausbildungsplätzen<br />
einbezogen sind, können wir Entscheidungen<br />
für o<strong>der</strong> gegen AusbildungsbewerberInnen<br />
mitbestimmen.<br />
Durch die Politik <strong>der</strong> Europäischen Kommission in<br />
<strong>der</strong> Berufsbildung besteht die Gefahr, dass es zu<br />
weitreichenden negativen Verän<strong>der</strong>ungen im deutschen<br />
Ausbildungssystem kommt. Die Privatisierung<br />
von Prüfungen, die Zerschlagung umfassen<strong>der</strong><br />
Bildungsgänge, eine Kommerzialisierung von<br />
Bildungsprozessen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Abbau gesellschaftlicher<br />
Verantwortung in <strong>der</strong> beruflichen Bildung sind<br />
drohende Gefahren. Dem müssen wir durch die<br />
Schaffung von europäischen Kernberufen <strong>und</strong><br />
durch mehr Lernerfahrungen im Prozess <strong>der</strong> Arbeit<br />
unser eigenes Bildungskonzept gegenüberstellen.<br />
Wir erwarten vom europäischen Bildungsraum<br />
mehr Bildung <strong>und</strong> nicht weniger, mehr Durchlässigkeit<br />
statt Abschottung <strong>der</strong> Bildungsteilsysteme <strong>und</strong><br />
die Aufwertung beruflicher Bildungsprozesse im<br />
Prozess <strong>der</strong> Arbeit.<br />
5.2 Weiterbildung: Profilbestandteil <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
Die Erfolge unserer Tarifpolitik in <strong>der</strong> beruflichen<br />
Weiterbildung dürfen wir nicht verschenken. Deshalb<br />
gilt es, den Tarifvertrag Qualifizierung in <strong>der</strong><br />
<strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie sowie in <strong>der</strong> Stahlindustrie<br />
flächendeckend umzusetzen. Zugleich muss<br />
in den Betrieben deutlich werden, dass die Beschäftigten<br />
mit ihren Qualifizierungsinteressen bei<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gut aufgehoben sind. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
kämpft dafür, dass alle eine Bildungschance erhalten<br />
<strong>und</strong> auf dem Weg in die Wissensgesellschaft<br />
nicht auf <strong>der</strong> Strecke bleiben.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss stärker als bisher eigene Gestaltungsaufgaben<br />
definieren <strong>und</strong> nachhaltig verfolgen.<br />
Das Thema Innovation <strong>und</strong> Qualifikation ist<br />
hervorragend geeignet, uns als Gestaltungskraft in<br />
den Betrieben <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Gesellschaft erkennbar zu<br />
machen. Diese Themen gilt es, als Profilbestandteil<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> aufzubauen: Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> als Anwalt,<br />
kompetenter Partner <strong>der</strong> Bildungs- <strong>und</strong> Innovationsinteressen<br />
<strong>der</strong> Arbeitnehmer <strong>und</strong> als politischer<br />
Motor in diesen Fel<strong>der</strong>n. Wenn wir dies erreichen<br />
wollen, muss Innovation <strong>und</strong> Qualifikation zum<br />
Schwerpunktthema werden.<br />
Die Bedeutung <strong>der</strong> Weiterbildung für Innovationen<br />
<strong>und</strong> damit für Wirtschaftswachstum <strong>und</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />
hat deutlich zugenommen.<br />
Deutschland muss mit einer wissensbasierten Ökonomie<br />
auf qualifizierte Arbeitsplätze setzen <strong>und</strong><br />
das Engagement in Weiterbildung verstärken. Bislang<br />
ist allerdings unser Land nur unzureichend auf<br />
diese Verän<strong>der</strong>ungen vorbereitet.<br />
Der Einbruch <strong>der</strong> von <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit<br />
geför<strong>der</strong>ten beruflichen Weiterbildung war in den<br />
letzten Jahren dramatisch. Die Zahl <strong>der</strong> jährlich neu<br />
begonnenen Weiterbildungsmaßnahmen ist zwi-<br />
189
schen 2000 <strong>und</strong> 2005 um gut 75 Prozent auf gerade<br />
einmal noch 132 000 zurückgegangen. In die Bildungssackgasse<br />
rein führen immer mehr Wege,<br />
heraus dagegen immer weniger.<br />
Der letzte Bildungsbericht <strong>der</strong> OECD belegt, dass in<br />
Deutschland nur 12 Prozent <strong>der</strong> Erwerbstätigen<br />
sich fortbilden. Die Teilnahmequote an beruflicher<br />
Weiterbildung ist sogar rückläufig. Wir bewegen<br />
uns also nicht nach vorn, son<strong>der</strong>n rückwärts.<br />
Betriebliche Weiterbildung ist hoch selektiv, sie<br />
verfährt nach dem Motto: Wer hat, dem wird gegeben,<br />
<strong>und</strong> wer wenig hat, schaut halt in die Röhre. 44<br />
Prozent <strong>der</strong> Erwerbstätigen mit einem Hochschulabschluss<br />
nehmen regelmäßig an Weiterbildungsmaßnahmen<br />
teil, dagegen aber nur 11 Prozent <strong>der</strong><br />
Erwerbstätigen ohne Berufsausbildung.<br />
Damit wird die Mehrheit <strong>der</strong> Beschäftigten aus <strong>der</strong><br />
Weiterbildung ausgegrenzt. Auslän<strong>der</strong> <strong>und</strong> Frauen<br />
sind über weite Strecken <strong>und</strong> in vielen Betrieben<br />
von <strong>der</strong> Weiterbildung vollständig ausgeschlossen.<br />
Das muss korrigiert werden.<br />
Fast nirgendwo in den Betrieben gibt es altersspezifische<br />
Weiterbildung, was angesichts <strong>der</strong> alternden<br />
Gesellschaft ein großes Problem ist. Ältere Erwerbstätige<br />
werden kaum vom Arbeitgeber geför<strong>der</strong>t.<br />
Auch das vom Bildungsministerium vorgestellte Instrument<br />
des Bildungssparens ist keine umfassende<br />
Weiterbildungsstrategie. Kern des Modells ist eine<br />
nachfrageorientierte Finanzierung des lebenslangen<br />
Lernens, die das um sich greifende neoliberale<br />
Klima des Selbst <strong>und</strong> die soziale Selektivität<br />
bei <strong>der</strong> Weiterbildung weiter verstärken wird. Das<br />
Problem <strong>der</strong> viel zu geringen Weiterbildungsbeteiligung<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Ausgrenzung von Bildungsbenachteiligten<br />
wird damit jedenfalls nicht gelöst.<br />
Ein echter Meilenstein in <strong>der</strong> deutschen Wirtschafts-<br />
<strong>und</strong> Sozialgeschichte wäre eine rechtliche<br />
Absicherung eines individuellen Rechtsanspruchs<br />
auf Weiterbildung sowie auch die zweite <strong>und</strong> dritte<br />
Chance für Bildungsabbrecher, die das kostenlose<br />
Nachholen von Schul- <strong>und</strong> Berufsabschlüssen ermöglicht<br />
<strong>und</strong> dabei zugleich den Lebensunterhalt<br />
sichert. Wir for<strong>der</strong>n ein Weiterbildungs-Bafög für<br />
Erwachsene, das den Aufstieg durch Bildung nicht<br />
am Geld scheitern lässt. Weiterbildung ist auch<br />
kein Privatvergnügen, wie es das Bildungssparen<br />
suggeriert, son<strong>der</strong>n steht in öffentlicher Verantwortung,<br />
was eine solidarische Finanzierung über Steuern<br />
nach sich zieht.<br />
Wir for<strong>der</strong>n die B<strong>und</strong>esregierung auf, einen Aktionsplan<br />
zur nachhaltigen Verbesserung <strong>der</strong> beruflichen<br />
Weiterbildung zusammen mit den Sozialparteien<br />
zu erarbeiten.<br />
Weiterbildung ist nicht nur eine betriebliche o<strong>der</strong><br />
private, son<strong>der</strong>n auch eine öffentliche Aufgabe.<br />
Deshalb for<strong>der</strong>n wir ein B<strong>und</strong>esrahmengesetz zur<br />
Weiterbildung.<br />
6. Schwerpunkte 2008 bis 2011<br />
Der Vorstand initiiert eine „Offensive Bildung“, die<br />
<strong>der</strong> wachsenden Bedeutung von Bildung gerecht<br />
wird. Dabei sind die gewerkschaftliche Bildung sowie<br />
die allgemeine Bildungspolitik <strong>und</strong> die Berufsbildung<br />
jeweils für sich <strong>und</strong> in ihren Zusammenhängen<br />
zu thematisieren.<br />
6.1 Gewerkschaftliche Bildung<br />
1. Die Bildungsstätten sichern <strong>und</strong> verbessern<br />
das gr<strong>und</strong>lagenbildende Angebot. Sie bauen<br />
den Bereich Bildung <strong>und</strong> Beratung/Bildung<br />
nach Maß aus <strong>und</strong> verstärken ihre Zusammenarbeit<br />
mit den Regionen. Sie intensivieren die<br />
Qualitätssicherung.<br />
2. Die Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>der</strong> ehrenamtlichen<br />
Referenten/innen wird intensiviert <strong>und</strong> die<br />
Nachwuchsgewinnung durch gezielte Projekte<br />
geför<strong>der</strong>t. Referenten-Arbeitskreise werden<br />
bei <strong>der</strong> Entwicklung von Qualitätssicherungsschritten<br />
unterstützt. Der Erfahrungsaustausch<br />
zwischen Bezirken <strong>und</strong> Regionen <strong>und</strong> die Unterstützung<br />
mit Medien <strong>und</strong> Material wird verbessert.<br />
3. Bildungsplanung <strong>und</strong> Bildungsmarketing wird<br />
für alle Angebote systematisch entwickelt. Die<br />
persönliche Bildungsberatung <strong>und</strong> die Bildungsberatung<br />
für Gremien wird durch die Ausbildung<br />
von Multiplikatoren unterstützt.<br />
4. Konzepte <strong>und</strong> Verfahren des Qualitätsmanagements<br />
werden weiterentwickelt <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Praxis<br />
<strong>der</strong> regionalen <strong>und</strong> zentralen Bildungsarbeit<br />
verankert.<br />
5. Der Bereich Bildung <strong>und</strong> Beratung wird ausgeweitet<br />
<strong>und</strong> Prozessberatung stärker mit Fachberatung<br />
verb<strong>und</strong>en.<br />
6. Es werden mit dem Forum Politische Bildung<br />
Angebote etabliert, in denen interessante,<br />
auch ungewöhnliche Themenfel<strong>der</strong> erschlossen,<br />
neue Kooperationsmöglichkeiten zu Wissenschaft,<br />
Kirchen, sozialen Bewegungen <strong>und</strong><br />
politischen Organisationen aufgebaut, innovative<br />
Arbeitsformen erprobt, die interne Zusammenarbeit<br />
gestärkt <strong>und</strong> neue Teilnehmergruppen<br />
erreicht werden.<br />
7. Die Bildungs- <strong>und</strong> Lerntheorie gewerkschaftlicher<br />
Bildungsarbeit wird weiterentwickelt. Dazu<br />
wird eine kritisch-emanzipatorische <strong>und</strong><br />
handlungsorientierte Didaktik für gewerkschaftliche<br />
Bildungsarbeit ausgearbeitet.<br />
8. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> för<strong>der</strong>t den intensiven Austausch<br />
mit den ehrenamtlichen Referenten/innen <strong>der</strong><br />
regionalen Jugendbildungsarbeit. Qualifizierungsreihen<br />
(u.a. Projektmanagement) für ehrenamtliche<br />
Referenten/innen in <strong>der</strong> regionalen<br />
Jugendbildungsarbeit werden angeboten<br />
<strong>und</strong> durch Evaluation begleitet.<br />
9. In Zusammenarbeit mit dem tarifpolitischen<br />
Ausschuss des EMB wird die län<strong>der</strong>übergreifende<br />
Tarifpolitik unterstützt. Interkulturelle<br />
190
<strong>und</strong> nichtrassistische Bildungsarbeit wird ein<br />
Schwerpunkt <strong>der</strong> internationalen Bildungsarbeit<br />
sein. Die Arbeit <strong>der</strong> Europäische Betriebsräte<br />
wird durch Workshops <strong>und</strong> Veranstaltungen<br />
stärker unterstützt. Die bi-nationalen Seminare<br />
werden durch multinationale/europäische<br />
Seminare <strong>und</strong> Veranstaltungen ersetzt.<br />
Die Vernetzung <strong>der</strong> Gewerkschaftsarbeit in international<br />
tätigen Konzernen wird durch Bildung<br />
begleitet.<br />
6.2 Bildungspolitik<br />
1. Eine öffentliche Debatte um politische Bildung<br />
aus gewerkschaftlicher Sicht soll durch Expertisen,<br />
Stellungnahmen <strong>und</strong> eine Tagung neu belebt<br />
werden. Außerdem werden Initiativen zum<br />
Erhalt <strong>und</strong> Ausbau des Bildungsurlaubs <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> öffentlichen För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> politischen Bildung<br />
unternommen.<br />
2. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird unter dem Motto „Eine gute<br />
Schule für Alle“ verstärkt in die öffentliche Diskussion<br />
eingreifen. Die Kontakte zwischen<br />
Schule <strong>und</strong> Arbeitswelt werden verstärkt, um<br />
die Arbeits- <strong>und</strong> Berufsorientierung des Unterrichts<br />
zu verbessern. Dazu werden auch weitere<br />
Unterrichtsmaterialien <strong>und</strong> Angebote in <strong>der</strong><br />
Lehrerfortbildung entwickelt <strong>und</strong> die Zusammenarbeit<br />
mit dem DGB <strong>und</strong> <strong>der</strong> Hans-Böckler-<br />
Stiftung in <strong>der</strong> Initiative „Schule/Arbeitswelt“<br />
intensiviert.<br />
3. Die hochschulpolitischen Aktivitäten <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> werden mit <strong>der</strong> gewerkschaftlichen Studierendenarbeit<br />
vernetzt, Seminarangebote<br />
für Studierende weiterentwickelt. Ein gewerkschaftliches<br />
Gutachternetzwerk soll aufgebaut<br />
werden, um Einfluss auf die nationalen <strong>und</strong> europäischen<br />
Qualitätssicherungsverfahren in<br />
<strong>der</strong> Hochschulbildung zu haben.<br />
6.3 Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
1. Das Recht <strong>der</strong> Jugend auf einen qualifizierten<br />
betrieblichen Ausbildungsplatz muss umgesetzt<br />
werden. Der Schlüssel, um dieses Ziel zu<br />
erreichen, ist ein gerechte, alle Betriebe einschließende,<br />
neue Form <strong>der</strong> Finanzierung <strong>der</strong><br />
Berufsausbildung.<br />
2. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t einen Aktionsplan zur beruflichen<br />
Weiterbildung <strong>und</strong> ein B<strong>und</strong>esrahmengesetz<br />
zur Weiterbildung.<br />
191
Qualifizierung von ehren- <strong>und</strong> hauptamtlichen<br />
Referenten <strong>und</strong> Referentinnen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
7.001 Antragsteller/in: Erfurt<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Qualifizierung <strong>der</strong> ehrenamtlichen <strong>und</strong> hauptamtlichen<br />
Referenten <strong>und</strong> Referentinnen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
ist eine Aufgabe <strong>der</strong> zentralen Bildungsarbeit.<br />
Die angebotenen Referenten <strong>und</strong> Referentinnen-<br />
Seminare umfassen sowohl die allgemeine Qualifizierung<br />
für politische Lernprozesse als auch die<br />
Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung für die regionalen Gr<strong>und</strong>lagen-<br />
<strong>und</strong> Einführungsseminare für die Bereiche Vertrauensleute,<br />
Betriebsräte, Schwerbehin<strong>der</strong>te, Jugend,<br />
Entgelt <strong>und</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz.<br />
Seminare für Bildungsberater <strong>und</strong> Bildungsberaterinnen<br />
7.002 Antragsteller/in: Erfurt<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Für die Planung, Organisierung <strong>und</strong> Durchführung<br />
<strong>der</strong> gewerkschaftlichen Bildungsarbeit sind im ehrenamtlichen<br />
Bereich Referenten <strong>und</strong> Referentinnen<br />
sowie Bildungsberater <strong>und</strong> Bildungsberaterinnen<br />
unverzichtbar. An den zentralen Bildungsstätten<br />
werden dafür bisher Referenten <strong>und</strong> Referentinnen-Qualifizierungsseminare<br />
angeboten. Ein vergleichbares<br />
Angebot für Bildungsberater <strong>und</strong> Bildungsberaterinnen<br />
fehlt. Für sie müssen zukünftig<br />
ebenfalls Qualifizierungsseminare angeboten werden.<br />
So werden sie befähigt, ihre in den Richtlinien<br />
für Vertrauensleutearbeit beschriebenen Aufgaben<br />
zu erfüllen. Eine qualifizierte Bildungsberatung<br />
dient <strong>der</strong> Stabilisierung betrieblicher <strong>und</strong> örtlicher<br />
Bildungsstrukturen, <strong>der</strong> besseren Wahrnehmung<br />
von Bildungsangeboten <strong>und</strong> somit auch <strong>der</strong> Stärkung<br />
<strong>der</strong> Interessenvertretungsarbeit.<br />
Referentenqualifizierung<br />
7.003 Antragsteller/in: Wolfsburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Zusammenhangswissen wird für die Beurteilung<br />
<strong>der</strong> komplexen Sachverhalte in unserer Arbeitswelt<br />
immer wichtiger <strong>und</strong> die Mediengesellschaft macht<br />
die Sicht auf die Zusammenhänge nicht leichter.<br />
Die Aufgabe <strong>der</strong> Bildungsarbeit ist es, hier Unterstützung<br />
zu leisten <strong>und</strong> politische Orientierung mit<br />
<strong>der</strong> fachlichen Kompetenz zu verknüpfen. Die <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> als „lernende Organisation“ muss unterstützt<br />
durch die Bildungsarbeit ihre Strategien über<br />
die unmittelbare Tagespolitik hinaus entwickeln.<br />
Hierzu ist es unerlässlich, dass über die Bildungsangebote<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> alle Zielgruppen erreicht<br />
werden. Die Mitglie<strong>der</strong>struktur <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> spiegelt<br />
keinesfalls mehr die Beschäftigtenstruktur in<br />
unserer Gesellschaft wi<strong>der</strong>, dies ist eine bedrohliche<br />
Entwicklung für unsere Organisation. Um dem<br />
entgegenzuwirken ist ein attraktives <strong>und</strong> mo<strong>der</strong>nes<br />
Seminarangebot zu entwickeln, welches aber nur<br />
durch bestqualifizierte Referenten <strong>und</strong> Referentinnen<br />
gestaltet werden kann.<br />
Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />
for<strong>der</strong>n ein über die angebotene<br />
Gr<strong>und</strong>lagenqualifikation hinaus gehendes umfassendes<br />
Qualifizierungsprogramm für Referenten<br />
<strong>und</strong> Referentinnen, welches gleichermaßen eine politische/fachbezogene<br />
sowie eine methodisch/ didaktische<br />
Weiterbildung umfasst. Gerade bei <strong>der</strong><br />
methodisch/didaktischen Weiterbildung ist die Entwicklung<br />
einer breit gefächerten Medienvielfalt in<br />
unserer Gesellschaft zu berücksichtigen <strong>und</strong> dieser<br />
Rechnung zu tragen. Den Referenten <strong>und</strong> Referentinnen<br />
ist <strong>der</strong> Umgang mit neuen Medien, wie z. B.<br />
Internet <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Nutzen zur Vermittlung von Seminarinhalten<br />
in praxisorientierten Qualifizierungsbausteinen<br />
zu vermitteln. Dies kann dazu beitragen,<br />
die Seminarattraktivität zu steigern <strong>und</strong> somit bisher<br />
nicht erschlossene Zielgruppen zu erreichen.<br />
Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />
for<strong>der</strong>n eine Unterstützung <strong>der</strong> Arbeit<br />
<strong>der</strong> örtlichen Referentenarbeitskreise. Hier wird<br />
das Wissen <strong>der</strong> einzelnen Referenten <strong>und</strong> Referentinnen<br />
zusammengeführt. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e ist<br />
den Referentenarbeitskreisen eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung<br />
beizumessen. Wir for<strong>der</strong>n eine Prozessbegleitung<br />
für die Referentenarbeitskreise, die zum<br />
Ziel haben soll, den Wissenstransfer im Arbeitskreis<br />
zu optimieren <strong>und</strong> so ein wertvolles bildungspolitisches<br />
Instrument zu beleben. In diesem Zusammenhang<br />
for<strong>der</strong>n wir über das „Forum Bildung“<br />
einen Austausch über die Referentenarbeitskreise<br />
im Rahmen eines 2-jährig stattfindenden Referentenkongresses<br />
zu implementieren.<br />
Überarbeitung <strong>der</strong> Bildungsrichtlinie<br />
7.004 Antragsteller/in:<br />
Jugendausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Delegierten des 21. Gewerkschaftstages <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>n den Vorstand auf, die Richtlinie zur<br />
Bildungsarbeit in Hinblick auf die Erhöhung <strong>der</strong> Honorare,<br />
die Erhöhung <strong>der</strong> Ausfallzahlung für Referenten<br />
<strong>und</strong> Referentinnen ohne Einkommen aus Erwerbsarbeit<br />
<strong>und</strong> die Übernahme <strong>der</strong> Reisekosten<br />
(Erstattung <strong>der</strong> Bahn Card) für ehrenamtliche Referenten,<br />
Referentinnen <strong>und</strong> Hospitanten, Hospitantinnen<br />
zu überarbeiten.<br />
Gewerkschaftliche Bildungsarbeit stellt sich den<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
7.005 Antragsteller/in: Leipzig<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, die in<br />
<strong>der</strong> Richtlinie für die Bildungsarbeit festgelegten<br />
Vergütungen für Referenten <strong>und</strong> Referentinnen zu<br />
überarbeiten <strong>und</strong> zu ergänzen. Dabei sollen die Ver-<br />
192
gütungen den teilweise sehr unterschiedlichen Lebensumständen<br />
<strong>der</strong> Referenten <strong>und</strong> Referentinnen<br />
unter folgenden gewerkschaftlichen Gr<strong>und</strong>ansprüchen<br />
gerecht werden:<br />
• Gerechte Bezahlung – Gutes Geld für gute Arbeit<br />
• Gleiches Entgelt für gleichwertige Arbeit<br />
• Von seiner Arbeit menschenwürdig leben können.<br />
Die bisherige Vergütung für ehrenamtliche Referenten<br />
<strong>und</strong> Referentinnen, die aus einem Honorar<br />
nebst einer pauschalen (für Studierende) o<strong>der</strong><br />
nachgewiesenen (für Erwerbslose <strong>und</strong> Beschäftigte)<br />
Verdienstausfall- o<strong>der</strong> Aufwandsentschädigung<br />
besteht, wird den unterschiedlichen Situationen<br />
<strong>der</strong> Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen nicht gerecht. Zu<br />
überlegen ist hier ein genereller Pauschalbetrag je<br />
Seminartag, <strong>der</strong> einheitlich zur Auszahlung kommt.<br />
Damit sind dann die individuellen Aufwendungen<br />
für Beschäftigte, Erwerbslose, Studierende, Selbstständige<br />
<strong>und</strong> so weiter abgegolten.<br />
Referenten <strong>und</strong> Referentinnen<br />
7.006 Antragsteller/in: Salzgitter<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Qualifizierung <strong>der</strong> ehrenamtlichen <strong>und</strong> hauptamtlichen<br />
Referenten <strong>und</strong> Referentinnen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
ist in erster Linie Aufgabe <strong>der</strong> zentralen Bildungsarbeit.<br />
Die zentral angebotenen Referenten- <strong>und</strong> Referentinnenseminare<br />
umfassen sowohl die allgemeine<br />
Qualifizierung für politische Lernprozesse alsauch<br />
die Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung für die regionalen Gr<strong>und</strong>lagen-<br />
<strong>und</strong> Einführungsseminare für die Bereiche Vertrauensleute,<br />
Betriebsräte, Schwerbehin<strong>der</strong>te, Jugend,<br />
Entgelt sowie Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz.<br />
Daneben bedarfeseinespersönlichen <strong>und</strong> fachlichen<br />
Erfahrungsaustausches <strong>der</strong> Referenten <strong>und</strong> Referentinnen<br />
auf zentraler Ebene. Angebote wie das Forum<br />
Bildung o<strong>der</strong> das Referentenportal im Extranet sind<br />
eine sinnvolle Ergänzung, reichen jedoch nicht aus.<br />
Gr<strong>und</strong>materialien wie Leitfäden <strong>und</strong> Seminarkonzepte<br />
müssen den Referenten <strong>und</strong> Referentinnen in<br />
Papierform zur Verfügung stehen. Das Extranet<br />
schließt über privat zu erfüllende technische Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
bzw. Voraussetzungen (Internetzugang,<br />
leistungsstarker PC, hohe Speicherkapazität, Farbdrucker,…)<br />
bisher viele Referenten <strong>und</strong> Referentinnen<br />
vom Materialzugang aus.<br />
Die zusätzlichen Qualifizierungsangebote <strong>der</strong> Hospitanten,<br />
Hospitantinnen, Referenten <strong>und</strong> Referentinnen<br />
auf regionaler <strong>und</strong> örtlicher Ebene sind<br />
durch die zentrale Bildungsarbeit zu unterstützen.<br />
Gewerkschaftliche Bildungsarbeit<br />
7.007 Antragsteller/in: Salzgitter<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Beendigung des Projekts „Weiterentwicklung <strong>der</strong><br />
gewerkschaftlichen Bildungsarbeit“ <strong>und</strong> zukünftige<br />
Arbeitsschwerpunkte.<br />
Mit Beendigung des Projekts „Weiterentwicklung<br />
<strong>der</strong> gewerkschaftlichen Bildungsarbeit“ sind zukünftige<br />
weitere Arbeitsfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> gewerkschaftlichen<br />
Bildungsarbeit definiert worden. Die Rahmenkonzeption<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Bildungsarbeit bietet eine<br />
gesellschaftspolitische, inhaltliche <strong>und</strong> methodische<br />
Orientierung für unsere Mitglie<strong>der</strong>, Funktionsträger<br />
Funktionsträgerinnen sowie Referenten <strong>und</strong><br />
Referentinnen. Sie hat sich bewährt <strong>und</strong> bildet die<br />
Basis für die Ausgestaltung <strong>der</strong> aktuellen <strong>und</strong> zukünftigen<br />
Arbeitsfel<strong>der</strong>. Gr<strong>und</strong>lage dieser Weiterarbeit<br />
muss zudem eine fortlaufende qualitative Analyse<br />
<strong>der</strong> bestehenden regionalen Bildungsarbeit<br />
sein sowie ein vorher abzustimmendes Beteiligungsmodell<br />
<strong>der</strong> regionalen/örtlichen Bildungsarbeit.<br />
Die Ergebnisse des Projekts „Weiterentwicklung<br />
<strong>der</strong> gewerkschaftlichen Bildungsarbeit“ sind weitgehend<br />
ohne umfassende qualitative <strong>und</strong> quantitative<br />
Analyse insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> bestehenden regionalen<br />
Bildungsarbeit erarbeitet worden. Auch eine<br />
aussagefähige Analyse <strong>der</strong> bestehenden Inhalte,<br />
Methoden, Arbeits- <strong>und</strong> Organisationsformen fehlt<br />
weiter. Es ist im Projekt sichtbar geworden, dass die<br />
regionale Bildungsarbeit sehr unterschiedlich entwickelt<br />
ist <strong>und</strong> unterschiedlich hohe Standards bestehen.<br />
Mit Hilfe einer qualitativen Analyse dieser<br />
bestehenden Standards wird es ermöglicht, bestehende<br />
Strukturen abzugleichen <strong>und</strong> koordiniert<br />
weiterzuentwickeln.<br />
Das fehlende verbindlich definierte Beteiligungsmodell<br />
<strong>der</strong> regionalen Bildungsarbeit war einer <strong>der</strong><br />
zentralen Kritikpunkte auf <strong>der</strong> Abschlusstagung.<br />
Die Durchführung überregionaler Tagungen <strong>und</strong><br />
Workshops ersetzt kein Beteiligungsmodell. Nur<br />
ein definiertes Beteiligungsmodell kann gewährleisten,<br />
dass weitere Arbeitsvorhaben zukünftig auch<br />
beteiligungsorientiert erarbeitet, entschieden <strong>und</strong><br />
durchgeführt werden.<br />
Neue Arbeitsvorhaben o<strong>der</strong> Arbeitsschwerpunkte<br />
bzw. neu zu entwickelnden Angebote dürfen nicht<br />
zu Lasten <strong>der</strong> politischen <strong>und</strong> aufgabenbezogenen<br />
Weiterbildung gehen.<br />
Aufgabenklärung zwischen örtlicher, regionaler<br />
<strong>und</strong> zentraler Bildungsarbeit erfor<strong>der</strong>lich<br />
Die Ebenen unserer Bildungsarbeit (betrieblich/<br />
örtlich, regional/bezirklich, zentral) mit ihren jeweils<br />
spezifischen Aufgaben müssen klar definiert<br />
<strong>und</strong> sinnvoll aufeinan<strong>der</strong> abgestimmt sein. Nur so<br />
wird eine sinnvolle Ergänzung <strong>der</strong> Angebote sowie<br />
ein effizienter Mitteleinsatz ermöglicht <strong>und</strong> Konkurrenzangebote<br />
aus dem eigenen Haus vermieden.<br />
Die Verwaltungsstellen sind die Ebene <strong>der</strong> unmittelbaren<br />
Umsetzung gewerkschaftlicher Ziele. Daher<br />
liegt hier <strong>der</strong> Kern <strong>der</strong> Aufgabe örtlicher Bildungsarbeit.<br />
Die betrieblichen Gremien <strong>der</strong> Interessenvertretung<br />
sind ebenso in ihrer Handlungsfähigkeit zu<br />
unterstützen, wie eine gemeinsame Strategiebildung<br />
zu för<strong>der</strong>n ist.<br />
Für die gewerkschaftliche Strategiebildung ist die<br />
eigene Bildungsarbeit unverzichtbar. Auf allen Ebenen<br />
<strong>der</strong> Bildungsarbeit müssen gesamtgesellschaftliche<br />
<strong>und</strong> wirtschaftliche Alternativen sowie<br />
193
Strategien zu <strong>der</strong>en Umsetzung entwickelt <strong>und</strong> vermittelt<br />
werden.<br />
Darüber hinaus ist eine wichtige Funktion zentraler<br />
Bildungsarbeit <strong>der</strong> betriebs-, branchen- <strong>und</strong> regionsübergreifende<br />
Meinungs- <strong>und</strong> Erfahrungsaustausch<br />
<strong>und</strong> das gemeinsame Lernen. Damit werden<br />
Willensbildungsprozesse in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> unterstützt<br />
<strong>und</strong> demokratische Kultur gestärkt. Darin<br />
spiegelt sich auch die reiche Vielfalt gewerkschaftlicher<br />
Praxis in Betrieben, Verwaltungsstellen sowie<br />
Bezirken <strong>und</strong> wird dadurch nutzbar gemacht.<br />
Das bedeutet unter an<strong>der</strong>em: Eine Stärkung <strong>der</strong><br />
Gr<strong>und</strong>lagenbildung <strong>und</strong> <strong>der</strong> gesellschaftspolitischen<br />
Seminare sowie eine stetige Weiterentwicklung<br />
<strong>und</strong> Verbreitung <strong>der</strong> Konzepte. Eine Ausweitung<br />
<strong>der</strong> Seminare im Bereich <strong>der</strong> aufgabenbezogenen<br />
Weiterbildung darf nicht zu Lasten <strong>der</strong> gesellschaftspolitischen<br />
Weiterbildung gehen, denn unsere<br />
Funktionsträger <strong>und</strong> Funktionsträgerinnen haben<br />
neben ihren fachlichen Aufgaben insbeson<strong>der</strong>e<br />
eine politische Funktion. Es ist <strong>und</strong> war immer gewerkschaftliches<br />
Ziel, die Spaltung <strong>der</strong> betrieblichen<br />
Interessenvertretung zu überwinden. Daher<br />
hat gewerkschaftliche Bildungsarbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
die Stärkung <strong>der</strong> gemeinsamen Arbeit von Vertrauensleuten<br />
<strong>und</strong> Betriebsräten zum Ziel.<br />
Bei <strong>der</strong> Bildungsorganisation <strong>und</strong> Belegung <strong>der</strong><br />
zentralen Seminare ist die Teilnehmer <strong>und</strong> Teilnehmerinnen-Zusammensetzung<br />
auch an diesen Zielen<br />
zu orientieren. Es wird sicher gestellt, dass an<br />
allen zentralen Bildungsstätten <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Seminare<br />
<strong>der</strong> gesellschaftspolitischen Weiterbildung<br />
aus dem zentralen Bildungsprogramm angeboten<br />
werden.<br />
Im Rahmen <strong>der</strong> Leitbildentwicklung <strong>und</strong> Profilbildung<br />
<strong>der</strong> zentralen Bildungsstätten soll in Bezug<br />
auf die Angebotsstruktur auf ein ausgewogenes<br />
Verhältnis von Seminaren <strong>der</strong> politischen Weiterbildung<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> aufgabenbezogenen Weiterbildung<br />
geachtet werden. Eine mögliche finanzielle Benachteiligung<br />
von Bildungsstätten mit Profil politische<br />
Weiterbildung bzw. Bevorzugung von Bildungsstätten<br />
mit Profil aufgabenbezogene Weiterbildung ist<br />
durch entsprechende Mittelzuweisung im Rahmen<br />
des Budgets zu vermeiden.<br />
Gewerkschaftliche Bildungsarbeit<br />
7.008 Antragsteller/in: Fürth<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Zielsetzung gewerkschaftlicher Bildungsarbeit<br />
Gewerkschaftliche Bildung ist Zweckbildung für<br />
die sozialen Auseinan<strong>der</strong>setzungen im Interesse<br />
<strong>der</strong> abhängig Beschäftigten. Ihr Ziel ist es, Menschen<br />
zum gemeinsamen Handeln zu motivieren<br />
<strong>und</strong> zu befähigen, gewerkschaftliche Ziele zu realisieren.<br />
Das Ziel gewerkschaftlichen Handelns ist eine demokratische<br />
<strong>und</strong> soziale Gesellschaft, die die Benachteiligung<br />
<strong>der</strong> arbeitenden <strong>und</strong> von Erwerbsarbeit<br />
ausgegrenzten Menschen aufhebt. Gewerkschaftliche<br />
Bildungsarbeit hat sich mit gegensätzlichen<br />
Interessen von Arbeit <strong>und</strong> Kapital <strong>und</strong> <strong>der</strong>en<br />
Auswirkungen <strong>und</strong> Erscheinungsformen auseinan<strong>der</strong><br />
zusetzen.<br />
Eine gewerkschafts- <strong>und</strong> gesellschaftspolitisch orientierte<br />
Bildungsarbeit hat die Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
mit gesellschaftlichen <strong>und</strong> politischen Macht<strong>und</strong><br />
Herrschaftsverhältnissen zum Schwerpunkt.<br />
Aus dieser Auseinan<strong>der</strong>setzung entwickelt sich eine<br />
emanzipatorische Bildungsarbeit mit betrieblichen<br />
<strong>und</strong> gesellschaftlichen Alternativen <strong>und</strong><br />
Handlungsperspektiven. Sie ist Reflektionsraum,<br />
Ideenschmiede <strong>und</strong> Zukunftswerkstatt für unsere<br />
gewerkschaftliche Theorie <strong>und</strong> Praxis. Sie trägt<br />
identitätsstiftenden Charakter für unsere Organisation.<br />
Weiterentwicklung einer gemeinsamen gewerkschaftlichen<br />
Bildungsarbeit Gewerkschaftliche Bildungsarbeit<br />
kann nicht bei einmal erworbenen Erkenntnissen<br />
<strong>und</strong> Einsichten stehen bleiben. Nach<br />
wie vor beherrscht <strong>der</strong> Interessensgegensatz zwischen<br />
Arbeit <strong>und</strong> Kapital unser gesellschaftliches<br />
Leben. Herrschaftsmechanismen <strong>und</strong> Erscheinungsformen<br />
dieses Gr<strong>und</strong>konfliktes sowie die Erfahrungshorizonte<br />
<strong>der</strong> Menschen verän<strong>der</strong>n sich<br />
aber. Während „die alte Klassengesellschaft“ für<br />
viele überw<strong>und</strong>en scheint, leben wir dennoch in einer<br />
Epoche, in <strong>der</strong> gesellschaftliche Verhältnisse<br />
national wie international immer mehr den Gesetzen<br />
<strong>der</strong> sogenannten freien Marktkräfte unterworfen<br />
werden, frei von allen Einschränkungen ungehin<strong>der</strong>ter<br />
Profitmaximierung. Angesichts <strong>der</strong> Entwicklungen<br />
in den Betrieben, <strong>der</strong> Interessenvertretungsstrukturen<br />
<strong>und</strong> politischer Intentionen zur<br />
Spaltung <strong>und</strong> Schwächung gewerkschaftlicher <strong>und</strong><br />
betrieblicher Interessenvertretung wird die Wirksamkeit<br />
<strong>und</strong> Präsenz unserer Bildungsarbeit in den<br />
nächsten Jahren mitentscheidend sein über den<br />
Einfluss <strong>und</strong> die Wirksamkeit <strong>der</strong> Politik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />
Bildungsarbeit muss ihre „Werkzeuge“ anpassen,<br />
um neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten<br />
Herrschafts- <strong>und</strong> Machtstrategien begegnen zu<br />
können. Dies gilt sowohl für die Organisation <strong>der</strong><br />
Bildungsarbeit als auch für <strong>der</strong>en Inhalte. Die Vermittlung<br />
von ökonomischen <strong>und</strong> gesellschaftlichen<br />
Gr<strong>und</strong>lagenkenntnissen in historischen Dimensionen<br />
sowie von politisch-strategischen, fachlichen<br />
<strong>und</strong> sozial-methodischen Kompetenzen ist in unserer<br />
Bildungsarbeit zwingend notwendig.<br />
Verbesserte Bildungsarbeit <strong>und</strong> -organisation auf<br />
regionaler <strong>und</strong> bezirklicher Ebene ist unverzichtbar<br />
<strong>und</strong> stärkt nicht nur das F<strong>und</strong>ament unserer Bildungsarbeit,<br />
son<strong>der</strong>n das <strong>der</strong> gesamten Organisation.<br />
Die Bildungsarbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist ein ganzheitlicher<br />
Prozess. Eine formale Unterscheidung zwischen<br />
regionaler <strong>und</strong> zentraler Ebene wird dem Anspruch<br />
an unsere Bildungsarbeit nicht gerecht; regionale<br />
<strong>und</strong> zentrale Angebote müssen in Korrespondenz<br />
mit- <strong>und</strong> zueinan<strong>der</strong> treten können.<br />
Aufgaben auf zentraler Ebene<br />
Gewerkschaftliche Bildungsarbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist<br />
mehr als eine „Querschnittaufgabe", eine ganzheitliche<br />
Bildungsarbeit erfor<strong>der</strong>t nicht nur koordinierende<br />
son<strong>der</strong>n leitende Strukturen auf Ebene<br />
des Vorstandes.<br />
194
Die zentralen Bildungsstätten <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> müssen<br />
bei einem festen Angebot gr<strong>und</strong>lagenbilden<strong>der</strong>, historischer<br />
<strong>und</strong> gesellschaftspolitischer Seminare<br />
sowie weiterführenden <strong>und</strong> aktuellen Seminaren,<br />
stärker für die Ausbildung von Referenten <strong>und</strong> Referentinnen,<br />
die Entwicklung von Seminarplätzen sowie<br />
Lehr- <strong>und</strong> Lernmaterialien zur Verfügung stehen.<br />
Ihre fachliche <strong>und</strong> personelle Unterstützung<br />
für die bezirkliche <strong>und</strong> regionale Bildungsarbeit ist<br />
mehr denn je erfor<strong>der</strong>lich. Aber ihre personellen<br />
<strong>und</strong> räumlichen Kapazitäten in betriebsverfassungsrechtlichen<br />
Seminaren zu binden ist nicht<br />
zielführend.<br />
Bildungsarbeit<br />
7.009 Antragsteller/in: Bremen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, die regionale Bildungsarbeit<br />
stärker mit Konzepten, Finanzen, Materialien<br />
<strong>und</strong> Qualifizierung von Ehrenamtlichen<br />
<strong>und</strong> Hauptamtlichen zu unterstützen.<br />
Weiterentwicklung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Bildungsarbeit<br />
7.010 Antragsteller/in: Stuttgart<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Zur Ausweitung, Schaffung <strong>und</strong> Etablierung generationsübergreifen<strong>der</strong><br />
<strong>und</strong> -verbinden<strong>der</strong> Bildungsarbeit<br />
sollen<br />
– bildungstheoretische <strong>und</strong> didaktische Erkenntnisse<br />
in die Ansätze des generationsübergreifenden<br />
<strong>und</strong> -verbindenden Lernens einfließen;<br />
– bestehende Seminarangebote <strong>und</strong> gezielte Seminarausschreibungen<br />
für „Jung <strong>und</strong> Alt“ geprüft<br />
werden;<br />
– Seminartypen, die gezielt den Austausch von<br />
Erfahrungswissen <strong>und</strong> mo<strong>der</strong>nem Wissen för<strong>der</strong>n,<br />
das generationsübergreifende <strong>und</strong> -verbindende<br />
Können ausbauen <strong>und</strong> zum gemeinsamen<br />
Handeln anregen, entwickelt werden.<br />
Gr<strong>und</strong>lagenbildung<br />
7.011 Antragsteller/in: Wolfsburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Bildungsarbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss in ihren<br />
Strukturen <strong>und</strong> Inhalten den verän<strong>der</strong>ten gesellschaftlichen<br />
Verhältnissen gerecht werden.<br />
Auf Arbeitgeberseite hat sich die Orientierung am<br />
kurzfristigen Sharehol<strong>der</strong>-Value im Gegensatz zum<br />
Stakehol<strong>der</strong>-Value durchgesetzt. Es zählen in dieser<br />
Welt des zügellosen Kapitalismus ausschließlich<br />
die Interessen <strong>der</strong> Anteilseigner.<br />
Um die notwendigen Fähigkeiten zu vermitteln, die<br />
es ermöglichen dem oben beschriebenen Prinzip<br />
des Interessengegensatzes in <strong>der</strong> Arbeitswelt alternative<br />
Ideen entgegenzusetzen, brauchen wir politische<br />
Bildung.<br />
Hier gehört fachspezifische Bildung <strong>und</strong> gesellschaftspolitische<br />
Gr<strong>und</strong>lagenbildung untrennbar<br />
zusammen. Nur dieser integrale Bildungsansatz<br />
schafft die Voraussetzungen für ein ganzheitliches<br />
<strong>und</strong> vernetztes Denken.<br />
Der 21.ordentliche Gewerkschaftstag möge beschließen,<br />
dass bei <strong>der</strong> Neukonzeption von Seminarinhalten<br />
dieser ganzheitliche Ansatz gewahrt<br />
bleibt <strong>und</strong> in den Seminaren <strong>der</strong> Blickauf die gesellschaftspolitischen<br />
sowie die betriebspolitischen<br />
Aspekte gerichtet wird, um die Wechselwirkungen<br />
deutlich werden zu lassen. Hier wird explizit das A2<br />
Seminar angesprochen, bei dem durch die Modularisierung<br />
ein Trend zur Trennung <strong>der</strong> beiden Themenkomplexe<br />
erkennbar wird. Wir beantragen ein<br />
zweiwöchiges A2 Seminarkonzept zu entwickeln,<br />
welches einen integrativen Ansatz verfolgt, somit<br />
inhaltlich beide Themenfel<strong>der</strong>, Gesellschaftspolitik<br />
<strong>und</strong> Betriebspolitik, zu gleichen Anteilen an die<br />
Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer heranträgt.<br />
Ein beson<strong>der</strong>er Schwerpunkt <strong>der</strong> gewerkschaftlichen<br />
Bildungsarbeit ist die Jugendbildung. Gewerkschaftliche<br />
Jugendbildungsarbeit ist politische Bildungsarbeit,<br />
die die Befähigung <strong>der</strong> Teilnehmenden<br />
zur sozialen Auseinan<strong>der</strong>setzung zum Ziel hat.<br />
Eine Modularisierung <strong>der</strong> Seminare <strong>der</strong> <strong>IG</strong>M Jugendbildungsarbeit<br />
(JAV, Jugend 1-3) wird abgelehnt<br />
<strong>und</strong> erscheint auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> relativ kurzen<br />
„Durchlaufzeit“ <strong>der</strong> Jugendlichen nicht sinnvoll.<br />
Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />
for<strong>der</strong>n eine Ausgewogenheit <strong>der</strong> Bildungsarbeit<br />
in Bezug auf die Seminarkapazitäten<br />
für Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> ehrenamtliche Funktionäre <strong>und</strong><br />
Funktionärinnen sowie für Betriebsräte. Hier darf<br />
es keine weitere Verschiebung von Seminarkapazitäten<br />
zugunsten von § 37,6 Betriebsverfassungs-<br />
Seminaren geben, da nur eine breit angelegte Bildungsarbeit,<br />
die auf alle Gruppen gleichermaßen<br />
zielt, eine Nachhaltigkeit des Wissens generiert.<br />
Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />
for<strong>der</strong>n, dass Seminarangebote unterbreitet<br />
werden, die sich an alle Zielgruppen, Mitglie<strong>der</strong>,<br />
ehrenamtliche Funktionäre <strong>und</strong> Funktionärinnen<br />
<strong>und</strong> Betriebsräte, gleichermaßen richten,<br />
um einen zielgruppenübergreifenden konstruktiven<br />
Dialog im Seminar zu ermöglichen.<br />
Bildungsangebote für Akteure <strong>und</strong> Akteurinnen<br />
in betrieblichen Tarifkonflikten<br />
7.012 Antragsteller/in: Lippstadt<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Um künftig bei den tariflichen Abweichungen im<br />
Rahmen <strong>der</strong> Pforzheimer Vereinbarung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Tarifverträge<br />
zur Beschäftigungssicherung bessere<br />
Regelungen zu erreichen, muss die fachliche Qualifikation<br />
<strong>der</strong> betrieblichen <strong>und</strong> hauptamtlichen Akteure<br />
<strong>und</strong> Akteurinnen in den betrieblichen Tarif<strong>und</strong><br />
Verhandlungskommissionen ausgebaut werden.<br />
Für die Akteure <strong>und</strong> Akteurinnen müssen Bildungsangebote<br />
erarbeitet werden, um den neuen<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> betrieblichen Tarifkonflikte gerecht<br />
werden zu können. Diese Bildungsangebote<br />
195
müssen auch die Qualifizierung für eine kritische<br />
Begleitung <strong>und</strong> Überprüfung <strong>der</strong> vereinbarten Maßnahmen<br />
im Rahmen eines Sanierungstarifvertrages<br />
für die gesamte Laufzeit des Vertrages beinhalten.<br />
Bildungsangebot betriebsnah<br />
7.013 Antragsteller/in: Darmstadt<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Zur Unterstützung <strong>der</strong> betrieblichen Funktionsträger<br />
soll das örtliche, regionale <strong>und</strong> zentrale Bildungsangebot<br />
betriebsnah gestaltet <strong>und</strong> ausgebaut<br />
werden.<br />
Dazu ist es notwendig, den persönlichen Kontakt<br />
zwischen betrieblichen Akteuren <strong>und</strong> Akteurinnen<br />
<strong>und</strong> den Bildungseinrichtungen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wie<br />
z. B. den Bildungswerken <strong>und</strong> Bildungsstätten in<br />
Absprache mit den zuständigen Verwaltungsstellen<br />
herzustellen.<br />
Über persönliche Kontakte <strong>und</strong> durch die Bearbeitung<br />
betrieblicher Themen in <strong>der</strong> betriebsnahen<br />
Bildungsarbeit sollen Hemmnisse abgebaut <strong>und</strong><br />
Vertrauen geschaffen werden.<br />
Damit för<strong>der</strong>t Bildungsarbeit beson<strong>der</strong>s die individuellen<br />
<strong>und</strong> gemeinsamen Entwicklungs- <strong>und</strong> Gestaltungsmöglichkeiten,<br />
vermittelt praxisgerecht<br />
entsprechendes Handwerkszeug <strong>und</strong> berät dazu effizient<br />
durch die Praxisbegleitung.<br />
Es wird <strong>der</strong> gestiegene Qualifikationsbedarf <strong>der</strong> Interessensvertretung<br />
gedeckt <strong>und</strong> die Attraktivität<br />
unserer Bildungsarbeit erhöht. Eine schnelle Antwort<br />
auf betriebliche Entwicklungen <strong>und</strong> Probleme<br />
erhöht auch die Beteiligung unserer Funktionsträger<br />
an <strong>der</strong> gewerkschaftlichen Bildungsarbeit.<br />
Durch diese Arbeit wird den Beteiligten Wissen vermittelt,<br />
das ihr Selbstbewusstsein stärkt <strong>und</strong> mutiges<br />
Handeln för<strong>der</strong>t. Die bedarfsorientierte Bildungsarbeit<br />
wird damit geför<strong>der</strong>t <strong>und</strong> die Interessen<br />
<strong>und</strong> Bedarfe <strong>der</strong> betrieblichen Akteure <strong>und</strong> Akteurinnen<br />
berücksichtigt.<br />
Dies ist insbeson<strong>der</strong>e wichtig, weil die praxisnahe<br />
<strong>und</strong> betriebsnahe Bildungsarbeit ein entscheiden<strong>der</strong><br />
Vorteil <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gegenüber den externen<br />
Anbietern darstellt. Es ist angesichts <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten<br />
Funktionärs- <strong>und</strong> Beschäftigungsstrukturen<br />
notwendig, <strong>der</strong> so gestalteten Bildungsarbeit eine<br />
größere Bedeutung zuzumessen.<br />
Unterstützung <strong>der</strong> Gewerkschaftlichen Bildungsarbeit<br />
in den Regionen<br />
7.014 Antragsteller/in: Fürth<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
F<strong>und</strong>ament unserer Bildungsarbeit ist die regionale<br />
Bildungsarbeit. Nur mit einer verbesserten bezirklichen<br />
<strong>und</strong> regionalen Bildungsarbeit haben wir die<br />
Chance, die Großzahl unserer Vertrauensleute, JAV-<br />
Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> BR-Mitglie<strong>der</strong> für die immer schwieriger<br />
werdende Interessensvertreterarbeit zu qualifizieren.<br />
Während wir mit zentralen Seminarkapazitäten<br />
nur ca. 12.000 Teilnehmer <strong>und</strong> Teilnehmerinnen<br />
pro Jahr erreichen können, haben ca. 180.000<br />
Aktive <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> einen Bildungsanspruch. Einen<br />
Großteil von ihnen zu erreichen ist nur mit einer optimierten<br />
regionalen Bildungsarbeit möglich.<br />
Sie bietet die Chance, auf betriebliche <strong>und</strong> regionale<br />
Entwicklungen schnell <strong>und</strong> betriebsnah zu reagieren<br />
<strong>und</strong> kurzfristig Handlungskonzepte für die<br />
Unterstützung gewerkschaftlicher Betriebspolitik<br />
zu entwickeln. Ihr Hauptziel muss – beson<strong>der</strong>s unter<br />
Berücksichtigung <strong>der</strong> gesellschaftlichen Entwicklungen<br />
<strong>der</strong> letzten Jahre – die Vermittlung einer<br />
gewerkschaftlichen Wertorientierung sein.<br />
Während unsere Bildungsarbeit in einigen Regionen<br />
diese Aufgabe noch leisten kann, ist in manch<br />
an<strong>der</strong>en Regionen die Bildungsarbeit ins Hintertreffen<br />
geraten <strong>und</strong> kann unsere Ansprüche kaum<br />
mehr realisieren.<br />
Der Vorstand wird deshalb aufgefor<strong>der</strong>t:<br />
– Für die Entwicklung eines regional vergleichbaren<br />
Seminarangebotes zu sorgen, das weiterhin<br />
von ehrenamtlichen Referenten <strong>und</strong> Referentinnen<br />
durchgeführt werden kann <strong>und</strong> eine<br />
abgestimmte Gr<strong>und</strong>lage für weiterqualifizierende<br />
Seminare auf zentraler Ebene bildet.<br />
– Verstärkt gemeinsame Seminarangebote für<br />
Vertrauensleute <strong>und</strong> Betriebsräte zu schaffen.<br />
Eine allzu statische Trennung von Seminarreihen<br />
würde die Gefahr eröffnen, zweigleisige<br />
Bildungsstränge mit allen negativen Folgewirkungen<br />
für eine gemeinsame gewerkschaftliche<br />
Betriebspolitik zu konstituieren.<br />
– Eine umfassende <strong>und</strong> kontinuierliche Gr<strong>und</strong>qualifizierungsreihe<br />
für ehrenamtliche Referenten<br />
<strong>und</strong> Referentinnen an zentralen Bildungsstätten<br />
zu entwickeln, die ökonomische<br />
<strong>und</strong> gesellschaftliche Gr<strong>und</strong>lagenkenntnisse,<br />
historisches Wissen sowie politisch-strategische,<br />
fachliche <strong>und</strong> sozial-methodische Kompetenzen<br />
enthält <strong>und</strong> im Sinne einer Personalentwicklung<br />
die Situation für die Bildungsarbeit<br />
in den Regionen verbessern hilft. Damit<br />
kann in <strong>der</strong> regionalen Bildungsarbeit die Möglichkeit<br />
zur didaktischen <strong>und</strong> methodischen<br />
Weiterentwicklung verbessert werden.<br />
– Die Möglichkeiten zur Unterstützung <strong>der</strong> regionalen<br />
<strong>und</strong> bezirklichen Bildungsarbeit durch<br />
hauptamtliche Lehrer <strong>und</strong> Lehrerinnen zu verbessern.<br />
Die regionale Bildungsarbeit lebt vom<br />
Engagement ehrenamtlicher Referenten <strong>und</strong><br />
Referentinnen <strong>und</strong> braucht jegliche Unterstützung,<br />
insbeson<strong>der</strong>e durch die Entwicklungen<br />
von Seminarplätzen sowie Lehr- <strong>und</strong> Lernmaterialien<br />
als auch audio-visuelle <strong>und</strong> neue Medien<br />
(Filme, Präsentationen, Folien, Angebot im<br />
Internet) <strong>und</strong> Materialien, die unsere gewerkschaftlichen<br />
Erfahrungen <strong>und</strong> Positionen in aktuellen<br />
Formen darstellen.<br />
– Die Koordination gewerkschaftlicher <strong>und</strong> gewerkschaftsnaher<br />
Bildungsanbieter zu intensivieren<br />
<strong>und</strong> zu institutionalisieren mit dem Ziel,<br />
in Organisation <strong>und</strong> Programmangeboten ein<br />
abgestimmtes Vorgehen zu entwickeln. Dabei<br />
bedarf es sowohl hinsichtlich vergleichbarer<br />
Seminarangebote in den Regionen als auch <strong>der</strong><br />
196
egional unterschiedlichen Spezialangebote<br />
<strong>der</strong> Transparenz über Konzepte, die Begleitung<br />
<strong>und</strong> Entwicklung von Referentenqualifikationen.<br />
– Für die Unterstützung von Regionen, die nicht<br />
mehr in <strong>der</strong> Lage sind, eigenständige Bildungsarbeit<br />
wie<strong>der</strong> aufzubauen bzw. zu intensivieren,<br />
„Bildungsorganisatoren“ auszubilden <strong>und</strong><br />
zeitlich befristet in diesen Regionen einzusetzen.<br />
– Einen jährliche „Bildungsbericht“ <strong>der</strong> einzelnen<br />
Verwaltungsstellen zu entwickeln, <strong>der</strong> die<br />
Planungsgr<strong>und</strong>lagen für unsere gesamte Bildungsarbeit<br />
verbessern hilft <strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>lagen<br />
für die Vergabe von Bildungsbudgetmitteln<br />
liefert.<br />
– Aus diesen Bildungsberichten eine jährlich aktualisierte<br />
Bildungslandkarte <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu<br />
entwickeln, die die Weiterentwicklung in <strong>der</strong><br />
Fläche veranschaulicht.<br />
– Eine Richtlinie für die notwendige Finanzausstattung<br />
<strong>und</strong> die Verteilung <strong>der</strong> Bildungsbudgetmittel<br />
zu entwickeln <strong>und</strong> dem Beirat vorzulegen,<br />
die die Vergabe von Mitteln auch an <strong>der</strong> finanziellen<br />
Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Verwaltungsstellen orientiert.<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an zentrale Bildungsarbeit<br />
<strong>und</strong> Bildungsstätten<br />
7.015 Antragsteller/in: Hannover<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Kooperation zwischen <strong>der</strong> zentralen <strong>und</strong> regionalen<br />
Bildungsarbeit muss weiterentwickelt werden.<br />
Dafür müssen personelle <strong>und</strong> sachliche Ressourcen<br />
erhalten <strong>und</strong> bereitgestellt werden. Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an unsere zentrale Bildungsarbeit <strong>und</strong><br />
Bildungsstätten:<br />
Sie stellen oberhalb <strong>der</strong> regionalen <strong>und</strong> betriebsnahen<br />
Bildungsarbeit zentrale Bildungsangebote zur<br />
Verfügung, die möglichst vielen Funktionären <strong>und</strong><br />
Funktionärinnen <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>n zugänglich sein<br />
müssen. Mit dieser Bildungsarbeit stellt sich die <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> als b<strong>und</strong>esweit aktive (bildungs-) politische<br />
Kraft dar, die damit auch eine Identifikation für<br />
Funktionäre <strong>und</strong> Funktionärinnen <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />
jenseits <strong>der</strong> einzelnen Betriebe <strong>und</strong> Verwaltungsstellen<br />
generiert. Mit <strong>der</strong> Professionalität des pädagogischen<br />
Personals werden gute Bildungsstandards<br />
entwickelt <strong>und</strong> im Rahmen <strong>der</strong> Kooperationen<br />
mit Verwaltungsstellen <strong>und</strong> Bezirksleitungen<br />
verbreitet <strong>und</strong> wechselseitig weiterentwickelt. Eine<br />
dringende Aufgabe <strong>der</strong> zentralen Bildungsstätten<br />
ist es, die Bezirke <strong>und</strong> Verwaltungsstellen mit ihrer<br />
Bildungs- <strong>und</strong> Beratungskompetenz bei <strong>der</strong> Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Infrastrukturen für regionale <strong>und</strong> betriebsnahe<br />
Bildungsarbeit <strong>und</strong> bei den vielfältigen<br />
gewerkschaftlichen Organisationsaufgaben zu unterstützen.<br />
Zentrale Bildungsstätten sind wichtige<br />
Orte <strong>der</strong> Kommunikation über die aktuelle Politik<br />
<strong>und</strong> die Perspektiven <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, sie bieten die<br />
Möglichkeit des Erfahrungsaustausches über die<br />
Seminare hinaus. Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage ist eine genaue<br />
Aufgaben- <strong>und</strong> Profilbestimmung <strong>der</strong> zentralen<br />
Bildungsarbeit für die Zukunft notwendig.<br />
In folgenden Schwerpunktbereichen ist das Engagement<br />
<strong>der</strong> zentralen Bildungsarbeit unabdingbar:<br />
• Gewerkschaftliche Gr<strong>und</strong>lagen/gesellschaftspolitische<br />
Bildung<br />
• Jugendpolitische Bildung<br />
• Betriebspolitik <strong>und</strong> Betriebswirtschaft<br />
• Tarifpolitische Bildung<br />
• Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspolitische Bildung<br />
• Referenten <strong>und</strong> Referentinnen <strong>und</strong> Multiplikatoren<br />
Zur Erfüllung dieser Anfor<strong>der</strong>ungen sind sachliche<br />
<strong>und</strong> materielle Gr<strong>und</strong>lagen notwendig.<br />
In diesem Kontext for<strong>der</strong>n wir: Das Bildungszentrum<br />
Sprockhövel wird mindestens in einer Größenordnung<br />
von 7 Seminareinheiten <strong>und</strong> 150 Zimmer<br />
weitergeführt bzw. neu gebaut.<br />
Wir wollen eine gewerkschaftliche Bildungsstätte<br />
mit:<br />
– beispielhaften ökologischen Standards.<br />
– besten Seminarbedingungen <strong>und</strong> -Technik.<br />
– ausreichen<strong>der</strong> Tagungs- <strong>und</strong> Konferenzkapazität<br />
<strong>und</strong> einer optimalen Kin<strong>der</strong>betreuung.<br />
– einer Bibliothek <strong>und</strong> einem AudioVisuellenZentrum.<br />
– einem Sport- <strong>und</strong> Entspannungsbereich.<br />
– attraktivem Kultur- <strong>und</strong> Freizeitangebot.<br />
Verzahnung zentraler <strong>und</strong> regionaler<br />
Bildungsarbeit<br />
7.016 Antragsteller/in: Gaggenau<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Zur Weiterentwicklung <strong>der</strong> Bildungsarbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> gehört die Verbesserung <strong>der</strong> Verzahnung<br />
von zentraler <strong>und</strong> regionaler Bildungsarbeit.<br />
Im Hinblick auf die Weiterentwicklung <strong>der</strong> tarifpolitischen<br />
Seminare ist es notwendig, differenzierte<br />
Angebote auf allen Kompetenzebenen (aus dem<br />
Übersichtsbild: Einstieg, Überblick, Spezialisierung,<br />
Vernetzung/Leitung) zu entwickeln. Dabei<br />
muss es ein zentrales Angebot geben, das tarifgebiets-<br />
<strong>und</strong> bezirksunabhängige Inhalte hat, sowie<br />
Angebote, die die Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Tarifgebiete,<br />
Tarifverträge <strong>und</strong> Bezirke berücksichtigen.<br />
Gerade das Angebot „Bildung <strong>und</strong> Beratung“ <strong>der</strong><br />
zentralen Bildungsstätten muss in enger Verzahnung<br />
mit <strong>der</strong> regionalen bzw. örtlichen gewerkschaftlichen<br />
Betriebspolitik <strong>und</strong> Tarifpolitik entwikkelt<br />
werden. Die strategische Ausrichtung <strong>der</strong> Bezirke<br />
hinsichtlich Stabilisierung <strong>der</strong> Tarifautonomie,<br />
Stärkung <strong>der</strong> Durchsetzungskraft <strong>und</strong> Festigung<br />
<strong>der</strong> betrieblichen Verankerung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
spielen dabei ein große Rolle. Bildungsarbeit orientiert<br />
sich außerdem an den konkreten betrieblichen<br />
Bedürfnissen, Themen <strong>und</strong> Problemen. Deshalb<br />
macht esSinn, dass Bezirke <strong>und</strong> Bildungsstätten eine<br />
gegenseitige Zuordnung erhalten.<br />
Die Begleitung <strong>der</strong> ERA-Einführung für Baden-Württemberg<br />
ist gelungenes Beispiel für diese Verzahnung.<br />
Hier wurden gemeinsam Einstiegsseminare<br />
entwickelt, Referentenqualifizierung gewährleis-<br />
197
tet, Umsetzungshandbücher für die betriebliche<br />
Praxis geschrieben. Für die Einführung <strong>und</strong> weitere<br />
Bearbeitung <strong>der</strong> ERA-Umsetzung wurden weitere<br />
Seminare entwickelt, die zu den betrieblichen <strong>und</strong><br />
bezirklichen Entwicklungen passen. Gemeinsam<br />
wurde koordiniert, in welche inhaltliche Richtung<br />
sich diese Seminare über den <strong>der</strong>zeitigen Stand<br />
hinaus entwickeln müssen.<br />
Die Konfliktfähigkeit <strong>und</strong> politische Bewertung von<br />
betrieblichem Handeln sind neben den rechtlichen<br />
Kenntnissen wichtige Inhalte. Die positiven Erfahrungen<br />
dieses Prozesses (konkrete örtliche <strong>und</strong> betriebliche<br />
Handlungsfähigkeit) müssen für die Tarifpolitik,<br />
die gewerkschaftliche Betriebspolitik (einschließlich<br />
Mitglie<strong>der</strong>entwicklung) <strong>und</strong> die Bildungsarbeit<br />
genutzt werden. Dazu gehört vor allem<br />
die strategische <strong>und</strong> operative Absprache zwischen<br />
<strong>der</strong> Bildungsstätte, Bezirksleitung <strong>und</strong> regionalen<br />
gewerkschaftsnahen Bildungsträgern (Organisation<br />
<strong>und</strong> Abwicklung <strong>der</strong> 37.6-Seminare).<br />
Tarifpolitik <strong>und</strong> gewerkschaftliche Betriebspolitik<br />
sind im Zusammenhang mit Mitglie<strong>der</strong>entwicklung<br />
zu sehen. Bezirkliche <strong>und</strong> regionale Strategien <strong>und</strong><br />
Entwicklungen müssen Selbstverständlichkeiten in<br />
diesen Angeboten <strong>der</strong> Bildungsarbeit sein.<br />
Neben <strong>der</strong> Tarifpolitik <strong>und</strong> gewerkschaftlichen Betriebspolitik<br />
(einschließlich Mitglie<strong>der</strong>entwicklung)<br />
muss die Bildungsberatung <strong>und</strong> –werbung<br />
ein Schwerpunkt <strong>der</strong> guten Verzahnung <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />
Ebenen <strong>der</strong> Bildungsarbeit sein. Hier<br />
gilt es, bezirklich unterschiedliche Erfahrungen,<br />
Vorgehensweisen <strong>und</strong> Handeln in enger Kooperation<br />
zwischen den Bildungsstätten <strong>und</strong> den regional<br />
Handelnden weiterzuentwickeln <strong>und</strong> zu verbessern.<br />
Eine Offensive in <strong>der</strong> Bildungsberatung ist<br />
hier zu initiieren.<br />
Zuteilung zentraler Seminare<br />
7.017 Antragsteller/in: Unna<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Zuteilung von Seminarplätzen bei zentralen Seminaren<br />
für die einzelnen Verwaltungsstellen auf<br />
Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Platzbedarfsermittlung <strong>und</strong> des daraus<br />
resultierenden Zuteilungsschlüssel abzuschaffen.<br />
Die bestehenden Beschränkungsregelungen maximal<br />
8 Teilnehmer <strong>und</strong> Teilnehmerinnen aus einer<br />
Verwaltungsstelle <strong>und</strong> maximal 5 Teilnehmer <strong>und</strong><br />
Teilnehmerinnen aus einem Betrieb soll bestehen<br />
bleiben. Ansonsten sollen die Seminarplätze in <strong>der</strong><br />
Reihenfolge <strong>der</strong> eingehenden Anmeldungen verteilt<br />
werden. Hierdurch soll vermieden werden,<br />
dass die verbindlichen Zu- o<strong>der</strong> Absagen zu kurzfristig<br />
erteilt werden, da es in <strong>der</strong> Vergangenheit häufig<br />
passiert ist, dass Verwaltungsstellen „auf Verdacht“<br />
reserviert haben <strong>und</strong> die wirklich in Anspruch<br />
genommenen Plätze dann nicht mit dem angemeldeten<br />
Bedarf übereinstimmten. Mit dieser<br />
neuen Regelung soll insbeson<strong>der</strong>e vermieden werden,<br />
dass unsere Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen den<br />
Weg zu an<strong>der</strong>en privaten Seminaranbietern wählen.<br />
Zentrale Seminare <strong>und</strong> Teilnehmerstruktur aus<br />
den Regionen<br />
7.018 Antragsteller/in: Erfurt<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Eine wichtige Funktion zentraler Bildungsarbeit ist<br />
<strong>der</strong> überbetriebliche Meinungs- <strong>und</strong> Erfahrungsaustausch.<br />
Damit werden Willensbildungsprozesse<br />
in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> unterstützt <strong>und</strong> demokratische Kultur<br />
gestärkt. Darin spiegelt sich auch die reiche<br />
Vielfalt gewerkschaftlicher Praxis in Betrieben, Verwaltungsstellen<br />
<strong>und</strong> Bezirken <strong>und</strong> wird dadurch<br />
nutzbar gemacht. Bei <strong>der</strong> Bildungsorganisation<br />
<strong>und</strong> Belegung <strong>der</strong> zentralen Seminare ist die Teilnehmer/-innen-Zusammensetzung<br />
auch an diesen<br />
Zielen zu orientieren.<br />
Gesellschaftspolitische Weiterbildung<br />
7.019 Antragsteller/in: Göttingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
An allen zentralen Bildungsstätten <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
werden Seminare <strong>der</strong> gesellschaftspolitischen Weiterbildung<br />
aus dem zentralen Bildungsprogramm<br />
angeboten.<br />
Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Leitbildentwicklung <strong>und</strong><br />
Profilbildung <strong>der</strong> zentralen Bildungsstätten soll in<br />
Bezug auf die Angebotsstruktur auf ein ausgewogenesVerhältnis<br />
von Seminaren <strong>der</strong> politischen Weiterbildung<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> aufgabenbezogenen Weiterbildung<br />
geachtet werden. Eine mögliche finanzielle Benachteiligung<br />
von Bildungsstätten mit Profil politische<br />
Weiterbildung (i.d.R. mit Kostenübernahme durch<br />
die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>) gegenüber Bildungsstätten mit Profil<br />
aufgabenbezogene Weiterbildung (i.d.R. Kostentragung<br />
nach BetrVG) ist durch entsprechende Mittelzuweisung<br />
im Rahmen des Budgets zu vermeiden.<br />
Eine wichtige Funktion zentraler Bildungsarbeit ist<br />
<strong>der</strong> betriebs-, branchen- <strong>und</strong> regionsübergreifende<br />
Meinungs- <strong>und</strong> Erfahrungsaustausch. Damit werden<br />
Willensbildungsprozesse in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> unterstützt<br />
<strong>und</strong> demokratische Kultur gestärkt. Darin<br />
spiegelt sich auch die reiche Vielfalt gewerkschaftlicher<br />
Praxis in Betrieben, Verwaltungsstellen <strong>und</strong><br />
Bezirken <strong>und</strong> wird dadurch nutzbar gemacht. Bei<br />
<strong>der</strong> Bildungsorganisation <strong>und</strong> Belegung <strong>der</strong> zentralen<br />
Seminare ist die Zusammensetzung <strong>der</strong> Teilnehmer<br />
<strong>und</strong> Teilnehmerinnen auch an diesen Zielen zu<br />
orientieren.<br />
Bildung<br />
7.020 Antragsteller/in: Neumünster<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Den Vorstand aufzufor<strong>der</strong>n, zusätzlich zum aktuellen<br />
zentralen Seminarangebot geschlossene Ausbildungsgänge<br />
zu konzipieren/weiterzuentwickeln<br />
<strong>und</strong> in das zentrale Seminarangebot vor <strong>der</strong> Betriebsratswahl<br />
2010 aufzunehmen.<br />
198
Die Ausbildungsgänge, die sich in mehreren Bausteinen<br />
über ein o<strong>der</strong> zwei Jahre erstrecken können,<br />
sollten sowohl zentral (verwaltungsstellenübergreifend)<br />
als auch für Verwaltungsstellen direkt<br />
angeboten <strong>und</strong> durchgeführt werden. Die entsprechenden<br />
Konzepte <strong>und</strong> Angebote sollten bereits<br />
ein Jahr vor <strong>der</strong> nächsten Betriebsratswahl den<br />
Verwaltungsstellen vorliegen.<br />
1. Neugewählte Betriebsräte<br />
„Kompetenztraining für neugewählte Betriebsräte“<br />
Eine Mischung aus rechtlichen/organisatorischen/<br />
methodischen Gr<strong>und</strong>lagen für eine effiziente Betriebsratsarbeit.<br />
2. Betriebliche Bildungsberater <strong>und</strong> Bildungsberaterinnen<br />
Ein inhaltlicher Mix aus rechtlichen/organisatorischen/methodischen<br />
Gr<strong>und</strong>lagen für eine systematische<br />
<strong>und</strong> nachhaltige betriebliche Bildungsplanung/Bildungsorganisation.<br />
Tarifpolitische Seminare<br />
7.021 Antragsteller/in: Salzgitter<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Seit vielen Jahren erfolgt die tarifpolitische Bildungsarbeit<br />
in Arbeitsteilung zwischen den Ebenen<br />
Verwaltungsstelle/Region, Bezirk <strong>und</strong> Lehreinheit<br />
4 des Bildungszentrums Sprockhövel (für die zentrale<br />
Ebene) in enger Abstimmung mit den Funktionsbereichen<br />
Tarifpolitik <strong>und</strong> Bildung.<br />
Diese Zusammenarbeit hat sich bewährt <strong>und</strong> ist in<br />
den zurückliegenden Jahren ständig weiter entwikkelt<br />
worden.<br />
Die beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
wird künftig darin liegen, trotz zunehmendem<br />
Druck durch globale Verflechtungen <strong>und</strong> Verschärfung<br />
<strong>der</strong> Standortkonkurrenz das bedeutende<br />
Schutz- <strong>und</strong> Gestaltungsinstrument – den Flächentarifvertrag<br />
– zu stützen <strong>und</strong> zu verteidigen. Dabei<br />
müssen die Betriebsräte, Vertrauensleute <strong>und</strong><br />
Hauptamtlichen im Spannungsverhältnis zwischen<br />
einzelbetrieblicher Sichtweise <strong>und</strong> gesamtgesellschaftlicher<br />
Verantwortung agieren. Hier kommt<br />
<strong>der</strong> zentralen Bildungsarbeit eine wichtige Rolle als<br />
Ort des Austausches <strong>und</strong> <strong>der</strong> Strategiebildung über<br />
die Ausrichtung <strong>der</strong> Tarif- <strong>und</strong> Betriebspolitik über<br />
Betriebe, Branchen <strong>und</strong> Bezirke hinweg zu. Der zunehmenden<br />
einzelbetrieblichen Sichtweise als<br />
Handlungsoption für Betriebsräte ist eine solidarische,<br />
gemeinsame, „übergeordnete“ Gr<strong>und</strong>lagenbildung<br />
<strong>und</strong> Strategiebildung entgegenzustellen.<br />
In <strong>der</strong> Phase <strong>der</strong> Durchsetzung <strong>und</strong> Umsetzung <strong>der</strong><br />
ERA-Tarifverträge erfolgte eine stärkere bezirkliche<br />
Orientierung durch bezirkliche Seminarangebote,<br />
für <strong>der</strong>en Konzipierung <strong>und</strong> Durchführung im Rahmen<br />
des ERA-Qualifizierungsprojektes zusätzliche<br />
Ressourcen geschaffen <strong>und</strong> die Zusammenarbeit<br />
zwischen Vorstand, Bezirken <strong>und</strong> Bildungsstätten<br />
intensiviert wurden.<br />
Im Jahr 2009 dürfte die betriebliche ERA-Einführung<br />
weitgehend flächendeckend vollzogen sein. In<br />
<strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Tarifgebiete geht es damit in <strong>der</strong><br />
Folgezeit insbeson<strong>der</strong>e um die Anwendung <strong>der</strong><br />
ERA-Tarifbestimmungen in ihrer Gesamtheit, also<br />
schwerpunktmäßig um Eingruppierung sowie leistungspolitische<br />
Regulierung. Spätestens für das<br />
Jahr 2009 müssen die örtlichen/regionalen tarifpolitischen<br />
Einstiegsseminare sowie die zentralen Tarifseminare<br />
deshalb standardmäßig ERA-Inhalte<br />
abbilden.<br />
Die regionalen Unterschiede in den ERA-Tarifbestimmungen<br />
sind zwar vorhanden, aber geringer<br />
als bei den bisherigen Lohn- <strong>und</strong> Gehaltstarifverträgen.<br />
Dies legt ein zentrales Seminarangebot mit<br />
folgenden Kernelementen nahe:<br />
– „Richtig eingruppieren <strong>und</strong> Leistung gestalten“<br />
(„Entgelt II“) – zweiwöchig – als Weiterentwicklung<br />
von „Lohn- <strong>und</strong> Gehaltsgestaltung II“.<br />
– Als Alternativangebot zwei jeweils einwöchige<br />
Seminare unter den Titeln „Richtig eingruppieren“<br />
<strong>und</strong> „Leistung gestalten“. Für das Eingruppierungsseminar<br />
würde sich dabei die Option<br />
ergeben, eine Trennung nach Summarik-Anwen<strong>der</strong>n<br />
<strong>und</strong> Anwen<strong>der</strong>n von Stufenwertzahlverfahren/Punktbewertungsverfahren<br />
vorzunehmen.<br />
– „Leistungspolitik <strong>und</strong> Datenermittlung“ („Entgelt<br />
III“) – zweiwöchig – als Weiterentwicklung<br />
von „Lohn- <strong>und</strong> Gehaltsgestaltung III“.<br />
Weitere Elemente des zentralen Seminarangebotes<br />
sind die bereits eingeführten Seminare „Arbeitszeit“<br />
– einwöchig, „Schichtplangestaltung“ – einwöchig,<br />
„Referenten- <strong>und</strong> Referentinnnen-Seminar<br />
Entgeltgestaltung I“.<br />
Die inhaltliche Ausgestaltung dieser Seminartypen<br />
erfor<strong>der</strong>t spezielle Qualifikationen <strong>der</strong> hauptamtlichen<br />
Referenten <strong>und</strong> Referentinnen <strong>und</strong> eine enge<br />
Abstimmung mit dem Funktionsbereich Tarifpolitik<br />
<strong>und</strong> den Tarifsekretären <strong>und</strong> -sekretärinnen <strong>der</strong> Bezirke<br />
(Arbeitsausschuss Tarifpolitik). Da eine Vernetzung<br />
sinnvoll <strong>und</strong> notwendig ist <strong>und</strong> die bisherige<br />
LE 4 eine Bündelung bildungs- <strong>und</strong> tarifpolitischer<br />
Kompetenz bietet, ist es zweckmäßig, diese<br />
Seminare weiterhin überwiegend in Sprockhövel<br />
anzubieten.<br />
An<strong>der</strong>erseits sollte für Themenfel<strong>der</strong> wie Leistung,<br />
Arbeitszeit o<strong>der</strong> Belastung die inhaltliche Ausgestaltung<br />
durch eine Intensivierung <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />
mit dem Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />
(LE 2) weiterentwickelt werden.<br />
Jenseits <strong>der</strong> tarifpolitischen Bildungsarbeit im engeren<br />
Sinne müssen Fragen <strong>der</strong> betrieblichen ERA-<br />
Anwendung auch für Betriebsräte-Seminare <strong>und</strong><br />
den Bereich <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lagenbildung aufgearbeitet<br />
werden: Dies betrifft den Bereich <strong>der</strong> Konzeptarbeit<br />
<strong>und</strong> Materialerstellung sowie Referenten- <strong>und</strong> Referentinnen-Weiterbildung.<br />
Aus den Tarifergebnissen des Jahres 2006 ergibt sich<br />
die Anfor<strong>der</strong>ung, sich intensiver mit den Themenkomplexen<br />
Innovation, Qualifizierung, altersgerechtes<br />
Arbeiten sowie Altersvorsorge auseinan<strong>der</strong> zusetzen.<br />
Hierfür sollten Vorschläge entwickelt werden,<br />
wie diese Themenkomplexe durch Integration in<br />
bestehende Seminarangebote o<strong>der</strong> durch eigenständige<br />
Seminarangebote auf örtlicher/regionaler<br />
o<strong>der</strong> zentraler Ebene bearbeitet werden können.<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, ein bedarfsgerechtes<br />
Bildungsangebot zur Verfügung zu stellen, das<br />
199
in einem zentralen, gemeinsamen Rahmen sowohl<br />
spezialisiertes Fachwissen als auch übergreifende<br />
strategisch ausgerichtete tarifpolitische Bildungsarbeit<br />
ermöglicht.<br />
Qualifizierung für Bildungsberater <strong>und</strong> Bildungsberaterinnen<br />
7.022 Antragsteller/in: Nordhessen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, beginnend<br />
ab 2008 ein zentrales Angebot für die Qualifikation<br />
von Bildungsbeauftragten zu schaffen.<br />
Politische Bildung<br />
7.023 Antragsteller/in: Berlin<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> verstärkt die Werbung zur Nutzung ihrer<br />
gesellschaftspolitischen Bildungsangebote.<br />
Bildung – Seminarpläne<br />
7.024 Antragsteller/in:<br />
Ludwigshafen-Frankenthal<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Zur Information <strong>der</strong> Bildungsbeauftragten ist die in<br />
2007 praktizierte Verfahrensweise zu unübersichtlich.<br />
Es gibt einen bezirklichen Seminarplan, einen zentralen<br />
Seminarplan, separate Angebote für Aufsichtsratsmitglie<strong>der</strong><br />
<strong>und</strong> zusätzlich noch Seminarausschreibungen<br />
<strong>der</strong> Bildungsstätten, den Bildungsplan<br />
Kritische Akademie, <strong>und</strong> vieles mehr.<br />
Dies verschlechtert die Übersichtlichkeit, da nicht<br />
nur <strong>der</strong> Seminartyp in verschiedenen Planern gesucht<br />
werden muss <strong>und</strong> ist mit Sicherheit auch kostenträchtiger<br />
als die alte Verfahrensweise.<br />
Das Verhalten <strong>der</strong> Verantwortlichen in den Bildungsstätten,<br />
hauseigene Seminarpläne zu drukken,<br />
an die Betriebsräte in den Betrieb <strong>und</strong> zusätzlich<br />
an die Privatadresse zu schicken, ist mit bewusstem<br />
Umgang mit Mitgliedsbeiträgen nicht zu<br />
vereinbaren.<br />
Weiterhin steht alles zu diesem Themenbereich im<br />
Extranet, das auch für viele <strong>der</strong> betrieblich Verantwortlichen<br />
<strong>und</strong> Interessierten nutzbar ist.<br />
Bildungsarbeit ist – zwar nicht primär – auch unter<br />
Kostengesichtspunkten zu organisieren. Wenn einzelne<br />
Bildungsstätten aus Einnahmegründen separate<br />
Angebote für Seminare, <strong>der</strong>en Kosten <strong>der</strong> Arbeitgeber<br />
zu zahlen hat, machen, gleichzeitig aber<br />
diese Einnahmen für Werbung in diesem beschriebenen<br />
Maß wie<strong>der</strong> ausgeben, <strong>und</strong> die Bildungsangebote<br />
für Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> Vertrauensleute zurückgefahren<br />
werden, weil daran nicht verdient wird,<br />
gehen wir einen falschen Weg.<br />
Werbung für Seminarteilnahmen ist Aufgabe <strong>der</strong><br />
Verantwortlichen <strong>der</strong> Verwaltungsstelle <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bildungsbeauftragten<br />
im Betrieb. Sie muss aufgabenbezogen<br />
organisiert werden <strong>und</strong> nicht, gleich einem<br />
Reiseprospekt, in gegenseitiger Konkurrenz<br />
angepriesen werden.<br />
Dazu sind übersichtliche Mittel zur Verfügung zu<br />
stellen <strong>und</strong> kein auf viele Hefte verteiltes Stückwerk.<br />
Im Zuge <strong>der</strong> Neuorganisation <strong>der</strong> Bildungsarbeit<br />
existierte ein Teilprojekt „Bildungsmanagement“.<br />
Die Meinung <strong>der</strong> dort vertretenen Kolleginnen<br />
<strong>und</strong> Kollegen war, ein gesamtes Bildungsprogramm<br />
herauszugeben, das heißt, sogar zentrale<br />
Seminare <strong>und</strong> den jeweiligen Bezirk <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> die<br />
Verwaltungsstelle zusammenzufassen.<br />
Das, was <strong>der</strong>zeit betrieben wird, ist genau das Gegenteil.<br />
Wozu holt sich die Vorstandsabteilung Sachverstand<br />
aus Verwaltungsstellen <strong>und</strong> Betrieben in Arbeitsgruppen<br />
zusammen, wenn das Ergebnis das<br />
Gegenteil <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Sachverständigen<br />
ist?<br />
Der Gewerkschaftstag möge beschließen, dass in<br />
Zukunft die Anzahl <strong>der</strong> Bildungsprogramme auf<br />
eins für die zentralen Seminare <strong>und</strong> eins für den jeweiligen<br />
Bezirk <strong>und</strong> / o<strong>der</strong> die Verwaltungsstelle reduziert<br />
wird.<br />
Gewerkschaftliche Bildungsarbeit stellt sich den<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
7.025 Antragsteller/in: Dresden<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Aufnahme <strong>der</strong> Thematik Zeitarbeit in die Bildungsinhalte<br />
<strong>der</strong> Bildungsstätten als<br />
– eigenen Seminarblock.<br />
– verbindlichen Inhalt aller Arbeitsrechts- <strong>und</strong><br />
Betriebsverfassungsseminare.<br />
Gewerkschaftliche Bildungsarbeit stellt sich den<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
7.026 Antragsteller/in: Riesa<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Aufnahme <strong>der</strong> Thematik Zeitarbeit in die Bildungsinhalte<br />
<strong>der</strong> Bildungsstätten als<br />
– eigenen Seminarblock.<br />
– verbindlichen Inhalt aller Arbeitsrechts- <strong>und</strong><br />
Betriebsverfassungsseminare.<br />
Seminare für Gehörlose<br />
7.027 Antragsteller/in: Wolfsburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
In <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gibt es ca. 2.000 gehörlose bzw. gehörgeschädigte<br />
Mitglie<strong>der</strong>, nur wenige davon können<br />
aufgr<strong>und</strong> ihrer Behin<strong>der</strong>ung Funktionen in <strong>der</strong><br />
betrieblichen Interessenvertretung wahrnehmen.<br />
Gehörlosigkeit erfor<strong>der</strong>t spezielle Sprachkompetenzen.<br />
Um ihnen die Möglichkeit zu geben, am gewerkschaftlichen<br />
Leben besser teilnehmen zu kön-<br />
200
nen, wird <strong>der</strong> Vorstand beauftragt, im zentralen Bildungsprogramm<br />
ein zusätzliches Angebot für Gehörlose<br />
bereitzustellen.<br />
Seminare für Gehörlose<br />
7.028 Antragsteller/in: Salzgitter<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
In <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gibt es ca. 2.000 gehörlose bzw. gehörgeschädigte<br />
Mitglie<strong>der</strong>. Nur wenige davon können<br />
aufgr<strong>und</strong> ihrer Behin<strong>der</strong>ung Funktionen in <strong>der</strong><br />
betrieblichen Interessenvertretung wahrnehmen.<br />
Gehörlosigkeit erfor<strong>der</strong>t spezielle Sprachkompetenzen.<br />
Um ihnen die Möglichkeit zu geben, am gewerkschaftlichen<br />
Leben besser teilnehmen zu können,<br />
wird <strong>der</strong> Vorstand beauftragt, im zentralen Bildungsprogramm<br />
ein Angebot für Gehörlose bereitzustellen.<br />
Zentrale Seminare für Gehörlose<br />
7.029 Antragsteller/in: Erfurt<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
In <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gibt es ca. 2.000 gehörlose bzw. gehörgeschädigte<br />
Mitglie<strong>der</strong>, nur wenige davon können<br />
aufgr<strong>und</strong> ihrer Behin<strong>der</strong>ung Funktionen in <strong>der</strong><br />
betrieblichen Interessenvertretung wahrnehmen.<br />
Gehörlosigkeit erfor<strong>der</strong>t spezielle Sprachkompetenzen.<br />
Um ihnen die Möglichkeit zu geben, am gewerkschaftlichen<br />
Leben besser teilnehmen zu können,<br />
wird <strong>der</strong> Funktionsbereich Gewerkschaftliche<br />
Bildungsarbeit/-politik beauftragt, im zentralen<br />
Bildungsprogramm ein Angebot für Gehörlose bereitzustellen.<br />
Seminare für Gehörlose<br />
7.030 Antragsteller/in: Emden<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Im zentralen Bildungsprogramm Angebot für Gehörlose<br />
zu stellen, um ihnen die Möglichkeit zu geben,<br />
am gewerkschaftlichen Leben besser teilnehmen<br />
zu können.<br />
Seminare für Gehörlose<br />
7.031 Antragsteller/in: Nordhessen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, beginnend<br />
ab dem Jahr 2008 im zentralen Seminar-Angebot<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> einen Seminartyp aufzunehmen,<br />
<strong>der</strong> gehörlosen Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen die Möglichkeit<br />
gibt, ebenfalls an Seminaren <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
teilzuhaben.<br />
Bildungsangebote für außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit<br />
7.032 Antragsteller/in: Salzgitter<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Für außerbetriebliche Gewerkschafts- <strong>und</strong> Wohnbereichsarbeit<br />
sind Bildungsangebote vom <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
Vorstand für Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeitskreis- <strong>und</strong><br />
Ortsnebenstellenleitungen sowie Erwerbsloseninitiativen<br />
bereitzustellen.<br />
Es sind Bildungskonzepte anzubieten, die eine<br />
ständige gewerkschaftspolitische Qualifizierung,<br />
einen Erfahrungsaustausch <strong>und</strong> eine Netzwerkbildung<br />
<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeitskreis- <strong>und</strong> Ortsnebenstellenleitungen<br />
sowie Erwerbsloseninitiativen<br />
ermöglichen, die verantwortlich vor Ort außerbetriebliche<br />
Gewerkschafts- <strong>und</strong> Wohnbereichsarbeit<br />
durchführen.<br />
Für Referenten <strong>und</strong> Referentinnen, die Schulungen<br />
<strong>und</strong> Bildungsveranstaltungen für außerbetriebliche<br />
Gewerkschafts- <strong>und</strong> Wohnbereichsarbeit<br />
durchführen, sind Qualifizierungsangebote vom<br />
Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bereitzustellen.<br />
Bildungsangebote für Erwerbslose, Senioren <strong>und</strong><br />
Seniorinnen<br />
7.033 Antragsteller/in: Bremen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, dafür<br />
Sorge zu tragen, dass die Mitglie<strong>der</strong>, die erwerbslos<br />
o<strong>der</strong> aus dem aktiven Arbeitsleben ausgeschieden<br />
sind, in <strong>der</strong> Bildungsarbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf allen<br />
Ebenen in angemessener Weise weiterhin Berücksichtigung<br />
finden. Im zentralen Bildungsprogramm<br />
sind Angebote für die vorgenannten Mitglie<strong>der</strong>gruppen<br />
vorzusehen, die sich speziell mit den<br />
sie betreffenden Problemen befassen.<br />
Dazu gehören insbeson<strong>der</strong>e Thematiken, die sich<br />
mit dem Ausscheiden aus dem Betrieb beschäftigen,<br />
die Möglichkeiten für die aktive Beteiligung an<br />
<strong>der</strong> gewerkschaftlichen Arbeit bieten <strong>und</strong> zum Umgang<br />
mit den Behörden <strong>und</strong> Ämtern während ihrer<br />
außerbetrieblichen Erwerbsbiografiephase.<br />
Bildungsangebote für den Bereich<br />
außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit<br />
7.034 Antragsteller/in: Hamburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, die<br />
Bildungsangebote für den Bereich außerbetriebliche<br />
Gewerkschaftsarbeit (Wohnbereichs-, Senioren-<br />
<strong>und</strong> Erwerbslosenarbeit) umgehend, mindestens<br />
wie<strong>der</strong> auf das Niveau von 2006 (vier Seminare)<br />
zurückzuführen <strong>und</strong> wie<strong>der</strong> in das zentrale Bildungsangebot<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> aufzunehmen. (Aktueller<br />
Stand 2007 – null Seminare).<br />
Weiterhin, sind Bildungskonzepte zu entwickeln,<br />
201
um eine Qualifizierung <strong>der</strong> Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen<br />
zu gewährleisten, die verantwortlich vor Ort außerbetriebliche<br />
Gewerkschaftsarbeit leisten.<br />
Es sind Qualifizierungsangebote auf <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong><br />
Zeit, für Referenten <strong>und</strong> Referentinnen, zu entwikkeln,<br />
die Schulungen <strong>und</strong> Bildungsveranstaltungen<br />
für die Senioren-, Erwerbslosen- <strong>und</strong> Wohnbereichsarbeit<br />
durchführen.<br />
Organisatorische Verbesserungen im Bereich <strong>der</strong><br />
Seminare<br />
7.035 Antragsteller/in:<br />
Remscheid-Solingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, zur weiteren Stärkung<br />
<strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong> gewerkschaftlichen<br />
Bildung alle Anstrengungen zu unternehmen,<br />
um auch in organisatorischer Hinsicht den Interessierten<br />
den Zugang zu den Seminaren <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
zu erleichtern. Ziel muss es sein, die so genannten<br />
„freien“ Anbieter (insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong>en Marktführer)<br />
bei <strong>der</strong> Anmeldung <strong>und</strong> organisatorischen Abwicklung<br />
des Seminarbesuchs bis hin zur Nachbereitung<br />
(Rechnungsstellung usw.) an Dienstleistungskomfort<br />
zu übertreffen. Die Vorabzuteilung<br />
von Seminarplätzen auf Verwaltungsstellen ist<br />
nicht mehr zeitgemäß!<br />
Bildungsbudget<br />
7.036 Antragsteller/in: Göttingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Im Rahmen des Budgets für Bildungsarbeit hat sich<br />
die Relation <strong>der</strong> Aufteilung <strong>der</strong> Mittel zwischen Regionen<br />
<strong>und</strong> Bildungsstätten bewährt. Sie wird beibehalten.<br />
Gewerkschafts- <strong>und</strong> gesellschaftspolitische<br />
Bildung<br />
7.037 Antragsteller/in: Nürnberg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, das Bildungsbudget<br />
um mindestens 10 % zu erhöhen.<br />
Anerkennung von <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Bildungsmaßnahmen<br />
als berufliche Weiterbildung<br />
7.038 Antragsteller/in: Duisburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, über Qualitätssicherungsmaßnahmen<br />
in <strong>der</strong> Bildungsarbeit sicherzustellen,<br />
dass in Bildungsmaßnahmen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
erworbene Schlüsselqualifikationen auch als<br />
berufliche Qualifikationen anerkannt <strong>und</strong> genutzt<br />
werden können.<br />
Bildungsarbeit<br />
7.039 Antragsteller/in: Göttingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Aufarbeitung <strong>der</strong> Daten zur Bildungsarbeit hat<br />
sich verbessert u. a. auch durch die bereits erstellten<br />
Bildungsberichte. Jedoch ist den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an eine strukturierte Bildungsplanung <strong>und</strong> -beratung<br />
vor Ort noch nicht damit Rechnung getragen<br />
worden.<br />
Deshalb for<strong>der</strong>n die Delegierten des 21. ordentlichen<br />
Gewerkschaftstages den Vorstand auf, entsprechende<br />
Mittel zur Verfügung zu stellen, die es<br />
ermöglichen, das bisherige EDV-Programm „MDB-<br />
Seminarverwaltung“ besser zu nutzen.<br />
Für die Verbesserung <strong>der</strong> konkreten Ansprache <strong>und</strong><br />
Werbung von Mitglie<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Funktionären <strong>und</strong><br />
Funktionärinnen für Seminare benötigen die Verwaltungsstellen<br />
einen Abgleich zwischen gewählten<br />
Funktionären <strong>und</strong> Funktionärinnen <strong>und</strong> denjenigen<br />
Funktionären <strong>und</strong> Funktionärinnen, die bestimmte<br />
Seminare noch nicht besucht haben. Des<br />
weiteren ist zur Verbesserung <strong>der</strong> Arbeitsorganisation<br />
<strong>und</strong> -abläufe eine Auswertung für Verwaltungsstellen<br />
notwendig, aus <strong>der</strong> <strong>der</strong> Belegungsstand <strong>der</strong><br />
für eine Verwaltungsstellen reservierten/quotierten<br />
Seminarplätze auf einen Blick ermöglichen.<br />
Bildung <strong>und</strong> Beratung/Bildung nach Maß<br />
7.040 Antragsteller/in: Salzgitter<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Das vorgesehenen Arbeitsfeld „Bildung <strong>und</strong> Beratung“<br />
<strong>der</strong> zentralen Bildungsarbeit darf nicht zu einer<br />
Einschränkung <strong>der</strong> bestehenden Angebote <strong>der</strong><br />
Bildungsarbeit führen, zumal es gewerkschaftsnahe<br />
Beratungsinstitute (wie z. B. isa-consult, info-Institut<br />
o<strong>der</strong> die Technologieberatungsstellen) gibt,<br />
mit denen sich eine Zusammenarbeit bewährt hat.<br />
Mit den vorhandenen zentralen Ressourcen <strong>und</strong> unter<br />
Berücksichtigung <strong>der</strong> knapperen personellen<br />
Ausstattung <strong>der</strong> Bildungsstätten ist zunächst die<br />
flächendeckende Versorgung mit dem zentralen Seminarangebot<br />
aus den Bereichen <strong>der</strong> gesellschaftspolitischen<br />
<strong>und</strong> aufgabenbezogenen Weiterbildung<br />
sowie dessen konzeptionelle Weiterentwicklung<br />
sicherzustellen. Weiterhin ist die pädagogische<br />
Unterstützung, Beratung <strong>und</strong> Kooperation mit<br />
den Bezirken <strong>und</strong> Bildungsregionen fortzuführen.<br />
Zu den zentralen Aufgaben <strong>der</strong> Bildungsstätten<br />
zählt auch die Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung von Referenten,<br />
Referentinnen, Bildungsberatern, Bildungsberaterinnen,<br />
Multiplikatoren <strong>und</strong> Multiplikatorinnen<br />
gegen Neoliberalismus.<br />
Die geplante Ausweitung des Beratungsauftrages<br />
<strong>der</strong> Bildungsstätten darf jedoch nicht zu Lasten <strong>der</strong><br />
bisherigen zentralen Aufgaben <strong>der</strong> Schulen gehen.<br />
In diesem Zusammenhang muss auch definiert werden,<br />
was konkret unter „Beratung“ zu fassen ist.<br />
Gleiches gilt für „Bildung nach Maß“: eine klare Definition<br />
ist diesbezüglich erfor<strong>der</strong>lich. Der neue Be-<br />
202
atungsauftrag <strong>der</strong> Schulen darf nicht zum umlagefinanzierten<br />
Ersatz für originäre Betriebsbetreuung<br />
<strong>der</strong> Verwaltungsstellen werden.<br />
Betriebliche o<strong>der</strong> betriebsnahe Bildungsarbeit ist<br />
nicht die eigentliche Aufgabe <strong>der</strong> zentralen Schulen.<br />
Bildungsberater <strong>und</strong> Bildungsberaterinnen<br />
7.041 Antragsteller/in: Salzgitter<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Für die Planung, Organisierung <strong>und</strong> Durchführung<br />
<strong>der</strong> gewerkschaftlichen Bildungsarbeit sind im ehrenamtlichen<br />
Bereich Bildungsberater <strong>und</strong> Bildungsberaterinnen<br />
unverzichtbar. Für sie müssen<br />
zukünftig Seminare zur Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung sowie<br />
geeignete Arbeitsmaterialien angeboten werden.<br />
So werden sie befähigt, ihre in den Richtlinien<br />
für Vertrauensleutearbeit beschriebenen Aufgaben<br />
zu erfüllen. Eine qualifizierte Bildungsberatung vor<br />
Ort dient dem Aufbau <strong>und</strong> <strong>der</strong> Stabilisierung betrieblicher<br />
<strong>und</strong> örtlicher Bildungsstrukturen, <strong>der</strong><br />
besseren Wahrnehmung von Bildungsangeboten<br />
<strong>und</strong> somit auch <strong>der</strong> Stärkung <strong>der</strong> Interessenvertretungsarbeit.<br />
Zur Unterstützung <strong>der</strong> systematischen Bildungsplanung<br />
<strong>und</strong> -werbung vor Ort, hat die zentrale Bildungsarbeit<br />
geeignete Materialien <strong>und</strong> Instrumente<br />
zur Verfügung zu stellen. Dabei ist deutlich <strong>der</strong><br />
qualitative Unterschied zu Angeboten externer Bildungseinrichtungen<br />
hervorzuheben.<br />
Bildungsberatung <strong>und</strong> Bildungsmanagement<br />
7.042 Antragsteller/in: Lippstadt<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Bildungsberatung für Betriebsräte ist vielfältig geworden.<br />
Es gibt nicht das eine Erfolgsmodell, son<strong>der</strong>n<br />
in den letzten Jahren haben sich verschiedene<br />
Möglichkeiten, wie z. B. das Kooperationsprojekt<br />
im Bezirk Nie<strong>der</strong>sachsen <strong>und</strong> Sachsen-Anhalt „Bildung<br />
mit System“ entwickelt. Mit den neuen Ausbildungsgängen<br />
„VL-Kompakt“ <strong>und</strong> „BR-Kompakt“<br />
aber auch durch das breite Angebot <strong>der</strong> Verwaltungsstellen,<br />
den Bildungskooperationen <strong>und</strong> den<br />
Bildungsstätten sind die Anfor<strong>der</strong>ungen an das betriebliche<br />
Bildungsmanagement <strong>und</strong> dem Bildungsmarketing<br />
enorm gewachsen.<br />
Bildungsberatung muss konkret <strong>und</strong> möglichst umfassend<br />
sein <strong>und</strong> darf we<strong>der</strong> die Berater <strong>und</strong> Beraterinnen<br />
noch die Beratenden überfor<strong>der</strong>n. Hierfür<br />
notwendig sind konzentrierte <strong>und</strong> kompakte Materialien<br />
die es ermöglichen, dass <strong>der</strong> Berater <strong>und</strong> Beraterinnen<br />
die richtige Maßnahme <strong>und</strong> die Beratenden<br />
das richtige Angebot für sich identifizieren können.<br />
In einem zentralen Projekt sollte überprüft<br />
werden, ob wir den neuen Anfor<strong>der</strong>ungen an Bildungsberatung<br />
gerade auch in Klein- <strong>und</strong> Mittelbetrieben<br />
gerecht werden können. Sollte sich bei den<br />
Ergebnissen herausstellen, dass wir dazu nicht in<br />
<strong>der</strong> Lage sind, müssen dafür zusätzliche personelle<br />
Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.<br />
Bildungsberatung<br />
7.043 Antragsteller/in: Ludwigsburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die differenzierte Betriebsstruktur sowie sich wandelnde<br />
politische <strong>und</strong> ökonomische Rahmenbedingungen<br />
spiegeln sich in den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> betrieblichen<br />
Interessenvertretungen <strong>und</strong> in unterschiedlichen<br />
Erwartungen <strong>und</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen in<br />
<strong>der</strong> Bildungsarbeit wie<strong>der</strong>. Die sinkende Anzahl von<br />
Teilnehmern <strong>und</strong> Teilnehmerinnen aus kleinen <strong>und</strong><br />
mittleren Betrieben an Seminaren <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
stellen beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ungen an die Bildungsberatung<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in den Betrieben vor<br />
Ort. In <strong>der</strong> Vergangenheit wurde versucht über die<br />
Qualifizierung von Bildungsbeauftragen <strong>der</strong>en Arbeit<br />
aufzuwerten <strong>und</strong> durch eine größtmögliche<br />
Transparenz des Bildungsangebotes den richtigen<br />
Menschen zum richtigen Zeitpunkt auf das richtige<br />
Seminar zu schicken. Eine erfolgreiche Bildungsberatung<br />
muss sicher stellen, dass die Information<br />
über die Bildungsangebote auch die Menschen in<br />
den Betrieben erreicht. Die Zielgruppen sind <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
Vertrauensleute, <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Betriebsräte, <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Jugend-<br />
<strong>und</strong> Auszubildendenvertreter <strong>und</strong> -vertreterinnen,<br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertreter<br />
<strong>und</strong> Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertreterinnen <strong>und</strong> unsere<br />
Mitglie<strong>der</strong>.<br />
Dabei wird die Bedeutung <strong>der</strong> betrieblichen Bildungsberatung<br />
oft unterschätzt. Wir alle kennen<br />
die Bil<strong>der</strong>; Seminarplätze bleiben leer, obwohl<br />
Qualifizierungsmöglichkeiten angeboten werden.<br />
Teilnehmer <strong>und</strong> Teilnehmerinnen finden sich auf<br />
den „falschen“ Seminaren wie<strong>der</strong>. Betriebsräte<br />
kennen das Programm <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> nicht, klagen<br />
über die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> gehen zu privaten Bildungsträgern.<br />
Professionelle Bildungsberatung<br />
Wenn <strong>der</strong> Berg nicht zum Prophet kommt, muss <strong>der</strong><br />
Prophet zum Berg kommen.<br />
Professionelle Bildungsberatung im Betrieb<br />
braucht die Akzeptanz aller Akteure <strong>und</strong> Akteurinnen,<br />
die <strong>der</strong> Bildungsbeauftragten, <strong>der</strong> VK-Leiter<br />
<strong>und</strong> VK-Leiterinnen, <strong>der</strong> BR-Vorsitzenden <strong>und</strong> BR-<br />
Vorsitzende, (<strong>der</strong> BR-Sekretäre <strong>und</strong> BR-Sekretärinnen<br />
soweit vorhanden) <strong>und</strong> die/<strong>der</strong> des zuständigen<br />
Gewerkschaftssekretärs <strong>und</strong> Gewerkschaftssekretärin.<br />
Die Einbeziehung <strong>der</strong> Entscheidungsträger<br />
<strong>und</strong> Entscheidungsträgerinnen garantiert<br />
am besten eine systematische <strong>und</strong> geplante<br />
Qualifizierung unserer Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen.<br />
Wir müssen wegkommen von <strong>der</strong> kurzatmigen Bildungsplanung<br />
die immer nur von Bildungsjahr zu<br />
Bildungsjahr reicht. Ziel muss es sein, <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Zielgruppe vor allem den (neu gewählte VL; BR;<br />
JAV) für die gesamte Wahlperiode Bildungswege<br />
aufzuzeigen. Ausgehend von dem neu entwickelten<br />
Bildungsnavigator, <strong>der</strong> in den Gr<strong>und</strong>seminaren eingesetzt<br />
wird, muss die bestehende Konzeption <strong>der</strong><br />
Bildungsberatung durch die Bildungsbeauftragten<br />
weiter entwickelt werden.<br />
203
Dazu gehören:<br />
• Eine Bestandsaufnahme mit den Entscheidungsträgern<br />
<strong>der</strong> Gremien,<br />
– welche Qualifizierung brauchen wir für eine<br />
erfolgreiche Arbeit?<br />
– was bringt <strong>der</strong>/die einzelne für eine Qualifikation<br />
mit <strong>und</strong> welche Seminare hat<br />
sie/er bereits besucht.<br />
• Die Einbeziehung aller <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Funktionäre<br />
<strong>und</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Funktionärinnen im Betrieb<br />
• Die Selbsteinschätzung des Einzelnen, welche<br />
Qualifizierung habe ich <strong>und</strong> wo habe ich meine<br />
Stärken (Navigator)<br />
• Die Vereinbarung von gemeinsamen Zielen, für<br />
eine erfolgreiche Interessenvertretungsarbeit.<br />
• Die Erstellung von individuellen Qualifizierungswegen<br />
über die gesamte Wahlperiode.<br />
Bewerbung kurzfristig freier Seminarkapazitäten:<br />
Zielgerichtete Bildungsberatung macht es auch erfor<strong>der</strong>lich,<br />
dass auf allen Ebenen die EDV-technischen<br />
Voraussetzungen gegeben sind. Hier wurde<br />
in den vergangenen Jahren vieles erreicht. Um freie<br />
Seminarkapazitäten kurzfristig gezielt bewerben<br />
zu können, ist es dringend erfor<strong>der</strong>lich, dafür die<br />
EDV-technischen Voraussetzungen zu schaffen. Bis<br />
heute ist es in den Verwaltungsstellen nicht möglich,<br />
die von den Bildungsstätten an die Verwaltungsstellen<br />
kurzfristigen gemeldeten freien Seminarplätze<br />
gezielt zu bewerben. Dazu brauchen wir<br />
in den Verwaltungsstellen die Möglichkeit, eine negative<br />
EDV-Auswahl zu machen (z. B. welche BR-<br />
Mitglie<strong>der</strong> haben noch kein AN I – Seminar besucht).<br />
Damit schaffen wir die Voraussetzungen,<br />
die von den Bildungsstätten gemeldeten kurzfristig<br />
freien Seminar gezielt zu bewerben <strong>und</strong> damit die<br />
Auslastung <strong>der</strong> Bildungsstätten zu erhöhen . Wir<br />
for<strong>der</strong>n den Vorstand <strong>und</strong> die zuständigen Fachbereiche<br />
auf, dafür die EDV-technischen Vorraussetzungen<br />
zu schaffen.<br />
Eine zentrale Bildungsstätte mit dem<br />
Schwerpunkt Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertretung<br />
7.044 Antragsteller/in: Stuttgart<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Eine <strong>der</strong> vorhandenen Bildungsstätten wird als zentrale<br />
Aufgabe die Qualifizierung <strong>der</strong> Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertretung<br />
erhalten.<br />
Sprachkompetenz für Interessensvertreter <strong>und</strong><br />
Interessensvertreterinnen<br />
7.045 Antragsteller/in: Halberstadt<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Interessensvertreter <strong>und</strong> Interessensvertreterinnen<br />
in multinationalen Unternehmen stehen vor<br />
ganz neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen. Neben den rechtlichen<br />
<strong>und</strong> wirtschaftlichen Rahmenbedingungen,<br />
über die es Informationen einzuholen <strong>und</strong> zu interpretieren<br />
gilt, wird die Fähigkeit zur Kommunikation<br />
mit Interessensvertreter <strong>und</strong> Interessensvertreterinnen<br />
an<strong>der</strong>er Län<strong>der</strong> immer wichtiger. Dies<br />
erfor<strong>der</strong>t einerseits Sprachkenntnisse, an<strong>der</strong>erseits<br />
aber auch Kenntnisse <strong>der</strong> Interessensvertretungsstrukturen<br />
in den an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n.<br />
Die bisherigen Angebote für Sprachkurse in Zusammenarbeit<br />
mit an<strong>der</strong>en Organisationen <strong>und</strong> Vereinigungen<br />
sind auszubauen. Für diese Kurse ist innerhalb<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> stärker zu werben <strong>und</strong> unsere Interessensvertreter<br />
<strong>und</strong> Interessensvertreterinnen<br />
sind anzuhalten, an diesen teilzunehmen.<br />
Das Angebot <strong>der</strong> Sprachkurse darf nicht zu Lasten<br />
<strong>der</strong> gr<strong>und</strong>lagenbildenden Seminarangebote erfolgen.<br />
Bildung<br />
7.046 Antragsteller/in: Unna<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Im Bereich Bildung soll ein För<strong>der</strong>topf geschaffen<br />
werden, aus dem heraus Verwaltungsstellen, die<br />
nachweislich eine beson<strong>der</strong>s zeit- <strong>und</strong> kostenintensive<br />
sowie erfolgreiche Bildungsarbeit vor Ort leisten,<br />
finanziell unterstützt werden. Die Verteilung<br />
<strong>der</strong> bereit gestellten Mittel soll auf schriftlichen Antrag<br />
<strong>der</strong> jeweiligen Bezirksleitung vorgenommen<br />
werden. Sollte die Einrichtung eines För<strong>der</strong>topfes<br />
nicht möglich sein, sollten die Richtlinien <strong>der</strong> Vergabe<br />
von Mitteln zur Bildungsarbeit neu gestaltet<br />
werden, um die vorgenannte Zielsetzung auf diesem<br />
Wege zu erreichen. Als Kriterien für eine erfolgreiche<br />
Bildungsarbeit sollten festgelegt werden:<br />
• Teilnehmerzahlen an örtlichen Schulungsmaßnahmen<br />
im Verhältnis zur Gesamtmitgliedschaft<br />
• die Anzahl an Wochenendschulungen<br />
• die Arbeit eines örtlichen Referenten-Arbeitskreises<br />
• die jährliche Anzahl <strong>der</strong> Schulungsmaßnahmen<br />
für Betriebsräte, Vertrauensleute <strong>und</strong><br />
Funktionäre <strong>und</strong> Funktionärinnen in den Verwaltungsstellen<br />
• die Anzahl von mehrtätigen Bildungsmaßnahmen<br />
für Betriebsräte vor Ort<br />
• die jährliche Anzahl von Betriebsrätevollkonferenzen<br />
einschließlich JAV <strong>und</strong> Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertretung<br />
Bildungsarbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> durch die<br />
Bildungsstätten<br />
7.047 Antragsteller/in: Hannover<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die gewerkschaftliche Bildungsarbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
zeichnet sich durch ihr breites Angebot aus. Durch<br />
die Vielfalt von Fachseminaren für Mitglie<strong>der</strong> von<br />
Betriebsräten <strong>und</strong> Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertretungen<br />
<strong>und</strong> gesellschaftspolitischen Seminaren für<br />
Vertrauensleute <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>, ergeben sich in<br />
den Bildungsstätten reichhaltige Möglichkeiten<br />
<strong>der</strong> Kommunikation <strong>und</strong> des Erfahrungsaustausches.<br />
Durch die immer weiter fortschreitende be-<br />
204
triebswirtschaftliche Betrachtung <strong>der</strong> Bildungsstätten<br />
innerhalb <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist <strong>der</strong> Trend zu beobachten,<br />
dass sich Bildungsstätten immer mehr<br />
den ökonomisch interessanten Fachseminaren zuwenden.<br />
Diese Entwicklung ist fatal <strong>und</strong> wi<strong>der</strong>spricht<br />
unseren Zielen im Bereich <strong>der</strong> Vertrauensleute-<br />
<strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>-Bildungsarbeit. Weiter ist es<br />
sachlich <strong>und</strong> inhaltlich falsch auf dieser Gr<strong>und</strong>lage<br />
zwischen den Bildungsstätten wirtschaftliche Vergleiche<br />
anzustellen. Um eine Ausgewogenheit <strong>der</strong><br />
Inhalte, <strong>der</strong> Seminarteilnehmer <strong>und</strong> Seminarteilnehmerinnen<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Kostenverteilung an den Bildungsstätten<br />
herzustellen, müssen die gesellschaftspolitischen<br />
Seminare quotiert auf die Bildungsstätten<br />
verteilt werden. Eine weitere kontraproduktive<br />
Entwicklung sehen wir in dem immer<br />
größer werdenden Angebot <strong>der</strong> Beratungs- <strong>und</strong><br />
„Bildung nach Maß“ Angebote. Ein Ausbau dieser<br />
Art <strong>der</strong> Qualifizierung von Betriebsräten wirkt sich<br />
negativ auf den Erfahrungsaustausch zwischen<br />
Gremien <strong>und</strong> Einzelpersonen aus <strong>und</strong> unserer notwendigen<br />
Weiterentwicklung <strong>der</strong> betrieblichen Gewerkschaftspolitik.<br />
Aus diesen Gründen for<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Referentenarbeitskreis<br />
Hannover dass:<br />
• In allen Bildungsstätten ein aus inhaltlichen<br />
<strong>und</strong> ökonomischen Gründen ausgewogenes<br />
Verhältnis von Fachseminaren <strong>und</strong> gesellschaftspolitischen<br />
Seminaren bestehen muss.<br />
• Das „Bildung nach Maß“ Angebot soll nur vertiefend<br />
für spezielle Problemlagen angewendet<br />
werden. Dieses Angebot sollte erst nach genauer<br />
Abwägung <strong>der</strong> Umstände gemacht werden.<br />
Gesellschaftspolitische Seminare an allen<br />
Bildungsstätten durchführen<br />
7.048 Antragsteller/in: Erfurt<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
An allen zentralen Bildungsstätten <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
werden Seminare <strong>der</strong> gesellschaftspolitischen Weiterbildung<br />
aus dem zentralen Bildungsprogramm<br />
angeboten. Dabei sollen von je<strong>der</strong> Bildungsstätte<br />
gleiche Prozentsätze vom Gesamtangebot realisiert<br />
werden.<br />
Bildungsstätte Sprockhövel<br />
7.049 Antragsteller/in: Mittelhessen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Bildungsstätte Sprockhövel soll nicht abgerissen,<br />
son<strong>der</strong>n renoviert werden.<br />
Ökonomie-Schulungsprogramm<br />
7.050 Antragsteller/in: Neumünster<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
In das Schulungsprogramm <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> soll ein<br />
Seminartyp:<br />
– Ökonomie <strong>der</strong> Nachfrageorientierung,<br />
– Ökonomie des qualitativen Wachstums <strong>und</strong><br />
– globalisierte Ökonomie unter den Prämissen<br />
des gerechten Austauschs, des gleichen Rechts<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Kontrolle <strong>der</strong> Finanzmärkte aufgenommen<br />
werden. Zu den Inhalten sollen Lehrbücher<br />
entstehen, die gemeinverständlich populär,<br />
den Stoff auch zum Selbststudium erschließbar<br />
machen.<br />
Ausbildung von Multiplikatoren <strong>und</strong><br />
Multiplikatorinnen gegen Neoliberalismus<br />
7.051 Antragsteller/in: Göttingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Bestandteil des 2004 beschlossenen Arbeitsprogramms<br />
„Für Arbeit <strong>und</strong> soziale Gerechtigkeit“ ist<br />
das Konzept für die Qualifizierung von Multiplikatoren<br />
<strong>und</strong> Multiplikatorinnen gegen Neoliberalismus<br />
zur Unterstützung <strong>und</strong> Begleitung des Arbeitnehmerbegehrens.<br />
In Kooperation von Bezirken <strong>und</strong> zentralen Bildungsstätten<br />
sind Multiplikatoren- <strong>und</strong> Multiplikatorinnenseminare<br />
durchgeführt sowie Bildungs<strong>und</strong><br />
Agitationsmaterialien erstellt worden. Gegen<br />
die Hegemonie neoliberaler Ideologie müssen wir<br />
weiter unsere gesellschaftspolitischen Alternativen<br />
propagieren <strong>und</strong> mit unseren Funktionären <strong>und</strong><br />
Funktionärinnen <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>n sowie Bündnispartnern<br />
diskutieren. Deshalb ist die Ausbildung<br />
<strong>und</strong> Unterstützung von Multiplikatoren <strong>und</strong> Multiplikatorinnen<br />
vor Ort <strong>und</strong> in den Bezirken weiterhin Bestandteil<br />
<strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> zentralen Bildungsstätten.<br />
Bildungsurlaubsgesetz<br />
7.052 Antragsteller/in: Salzgitter<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Qualifizierung <strong>und</strong> Bildung sind zentrale Bereiche<br />
für die gesellschaftliche Entwicklung <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik.<br />
Neben den unmittelbar <strong>der</strong> beruflichen Verwertung<br />
dienenden Maßnahmen hat auch die allgemeine<br />
gesellschaftspolitische Bildung einen bedeutenden<br />
Stellenwert. Die Demokratie ist die einzige<br />
politische Gesellschaftsordnung, die gelernt<br />
werden muss. Politische Bildung, wie sie von <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> durchgeführt wird, dient <strong>der</strong> Stärkung <strong>der</strong><br />
Demokratie in <strong>der</strong> Gesellschaft, im Arbeitsleben<br />
<strong>und</strong> in <strong>der</strong> Gewerkschaft selbst. Die traditionelle<br />
Bildung in Schule <strong>und</strong> Ausbildung klammert politische<br />
Bildung weitgehend aus. Umso wichtiger sind<br />
unsere Gr<strong>und</strong>lagenseminare. Ein wesentlicher Zugang<br />
wird durch den gesetzlichen Bildungsurlaub<br />
gewährleistet. Deshalb hat am 24. Juni 1974 die allgemeine<br />
Konferenz <strong>der</strong> Internationalen Arbeitsorganisation<br />
das Übereinkommen über den bezahlten<br />
Bildungsurlaub abgeschlossen (ILO Nr. 140).<br />
Am 7. September 1976 hat die B<strong>und</strong>esrepublik diesem<br />
Übereinkommen per Gesetz zugestimmt. In<br />
<strong>der</strong> Folge sind in vielen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n Bildungsurlaubsgesetze<br />
in Kraft getreten.<br />
205
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss ihre Anstrengungen intensivieren<br />
<strong>und</strong> sich aktiv dafür einsetzen, dass in allen<br />
B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n Bildungsurlaubsgesetze verabschiedet<br />
werden, um für alle Bürger <strong>und</strong> Bürgerinnen<br />
den Zugang zur politischen Bildung zu verbessern.<br />
Sie wendet sich dauerhaft gegen alle Bestrebungen,<br />
bestehende Bildungsurlaubsmöglichkeiten<br />
einzuschränken o<strong>der</strong> Mittel für politische Bildung<br />
zu kürzen.<br />
Bildungsurlaub<br />
7.053 Antragsteller/in: Erfurt<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Qualifizierung <strong>und</strong> Bildung sind zentrale Bereiche<br />
für die gesellschaftliche Entwicklung <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik.<br />
Neben den unmittelbar <strong>der</strong> beruflichen Verwertung<br />
dienenden Maßnahmen hat auch die allgemeine<br />
gesellschaftspolitische Bildung einen bedeutenden<br />
Stellenwert. Die Demokratie ist die einzige<br />
politische Gesellschaftsordnung, die gelernt<br />
werden muss. Politische Bildung, wie sie von <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> durchgeführt wird, dient <strong>der</strong> Stärkung von<br />
Demokratie in <strong>der</strong> Gesellschaft, im Arbeitsleben<br />
<strong>und</strong> in <strong>der</strong> Gewerkschaft selbst. Die traditionelle<br />
Bildung in Schule <strong>und</strong> Ausbildung klammert politische<br />
Bildung weitgehend aus. Umso wichtiger sind<br />
unsere Gr<strong>und</strong>lagenseminare. Ein wesentlicher Zugang<br />
wird durch den gesetzlichen Bildungsurlaub<br />
gewährleistet. Deshalb hat am 24. Juni 1974 die allgemeine<br />
Konferenz <strong>der</strong> Internationalen Arbeitsorganisation<br />
das Übereinkommen über den bezahlten<br />
Bildungsurlaub abgeschlossen (ILO Nr. 140).<br />
Am 7. September 1976 hat die B<strong>und</strong>esrepublik diesem<br />
Übereinkommen per Gesetz zugestimmt. In<br />
<strong>der</strong> Folge sind in vielen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n Bildungsurlaubsgesetze<br />
in Kraft getreten.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich dafür ein, dass in allen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n<br />
Bildungsurlaubsgesetze verabschiedet<br />
werden, um für alle Bürger <strong>und</strong> Bürgerinnen den Zugang<br />
zur politischen Bildung zu verbessern. Sie<br />
wendet sich gegen alle Bestrebungen, bestehende<br />
Bildungsurlaubsmöglichkeiten einzuschränken.<br />
Bildung <strong>und</strong> Ausbildung von Migrantenkin<strong>der</strong>n<br />
för<strong>der</strong>n<br />
7.054 Antragsteller/in:<br />
Auslän<strong>der</strong>ausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> Landesregierungen werden<br />
aufgefor<strong>der</strong>t, bildungspolitische Maßnahmen<br />
einzuleiten <strong>und</strong> diese schnell umzusetzen mit dem<br />
Ziel, Bildungs- <strong>und</strong> Ausbildungsbenachteiligung<br />
von Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen aus Migrantenfamilien<br />
zu beseitigen.<br />
Dazu gehören u.a.:<br />
– Kostenlose Kin<strong>der</strong>gärten, in denen Sprachentwicklung<br />
ein Schwerpunkt bildet <strong>und</strong> muttersprachliche<br />
Kompetenzen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> berücksichtigt<br />
werden,<br />
– eine Überprüfung <strong>und</strong> ggf. Abschaffung des<br />
dreigliedrigen Schulsystems <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ausbau<br />
<strong>der</strong> Ganztagsschulen, mit interkultureller Sozialarbeit<br />
an allen Schulen unter Einbeziehung<br />
von Beratern <strong>und</strong> Beraterinnen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>,<br />
– die Qualifizierung des Lehrpersonals für kompetenten<br />
Umgang mit kultureller Differenz,<br />
– die Durchführung präventiver Maßnahmen gegen<br />
Schulabbruch <strong>und</strong> Reintegrationsmaßnahmen<br />
für Schulverweigerer,<br />
– eine gezielte Initiative zur Erhöhung <strong>der</strong> Beteiligung<br />
von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
an <strong>der</strong> Ausbildung – auch in den Berufen<br />
des öffentlichen Dienstes,<br />
– eine systematische Umsetzung von Beratungs<strong>und</strong><br />
Orientierungsangeboten <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esagentur<br />
für Arbeit zur Berufsorientierung für Schüler<br />
<strong>und</strong> Schülerinnen, Lehrer <strong>und</strong> Lehrerinnen <strong>und</strong><br />
Eltern.<br />
Die Arbeitgeber <strong>und</strong> Arbeitgeberinnen müssen verpflichtet<br />
werden:<br />
– Die Berücksichtigung von kulturellen Kompetenzen<br />
<strong>und</strong> zielgruppengerechte Auswahlverfahren<br />
<strong>und</strong> Tests mit dem Ziel, den Anteil von Jugendlichen<br />
in <strong>der</strong> betrieblichen Ausbildung zu erhöhen,<br />
– zusätzliche Ausbildungsplätze zu schaffen<br />
o<strong>der</strong> eine Ausbildungsabgabe zu zahlen.<br />
Der Vorstand, die Bezirke <strong>und</strong> Verwaltungsstellen<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> werden aufgefor<strong>der</strong>t:<br />
– Sich für die nachhaltige Verbesserung <strong>der</strong> Situation<br />
<strong>der</strong> in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />
lebenden jungen Migranten <strong>und</strong> Migrantinnen<br />
im Bereich <strong>der</strong> beruflichen Bildung in den Betrieben<br />
einzusetzen,<br />
– die Ergebnisse des Nationalen Integrationsplanes<br />
<strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung auch innerhalb <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> zu nutzen, um die bildungs-, ausbildungs-<br />
<strong>und</strong> arbeitsmarktpolitischen Themen<br />
<strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>enen For<strong>der</strong>ungen voranzutreiben.<br />
Bildungspolitik<br />
7.055 Antragsteller/in:<br />
Heilbronn-Neckarsulm<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Bildung ist zukunftsentscheidend. Die Bildungsfrage<br />
ist eine <strong>der</strong> großen Herausfor<strong>der</strong>ungen gegenwärtiger<br />
Politik. In kaum einem Land bestimmt die<br />
soziale Herkunft eines Menschen so stark über die<br />
Bildungschancen. Die soziale Ungleichheit wird<br />
durch unser Bildungssystem zementiert <strong>und</strong> verstärkt.<br />
Wir brauchen eine neue Bildungspolitik, die<br />
allen Menschen gleiche Chancen gibt <strong>und</strong> sozial Benachteiligte<br />
för<strong>der</strong>t. Investitionen in Bildung sind<br />
die vorsorgende Sozialpolitik.<br />
Der Übergang in die Wissensgesellschaft wird mit<br />
einem steigenden Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften<br />
einhergehen. Weil gering Qualifizierte beson<strong>der</strong>s<br />
hoch von Arbeitslosigkeit betroffen sind,<br />
brauchen wir eine präventive Bildungspolitik für alle<br />
Lebensphasen.<br />
206
Bildung <strong>und</strong> Qualifizierung haben eine Schlüsselfunktion,<br />
sie sollen den Qualifikationsbedarf sicherstellen.<br />
Sie sind existenziell für die Menschen,<br />
um durch den Erhalt <strong>der</strong> Beschäftigungsfähigkeit<br />
ein Leben in Wohlstand führen zu können.<br />
In einer auf Innovationen sich stützenden Ökonomie<br />
sind Bildung <strong>und</strong> Qualifikationen entscheidende<br />
Faktoren für qualitatives Wachstum <strong>und</strong> Beschäftigung.<br />
Bildung ist mehr als Wissen. Bildung, die sich nur<br />
nach den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Wirtschaft ausrichtet,<br />
lehnen wir ab. Bildung ist Voraussetzung für die<br />
Teilhabe am gesellschaftlichen, politischen <strong>und</strong><br />
kulturellen Leben. Sie ist die Voraussetzung für die<br />
Entfaltung <strong>der</strong> Persönlichkeit des Menschen. Ungleiche<br />
Bildungschancen <strong>und</strong> Benachteiligung sind<br />
mit Ursache sozialer Ungleichheit. Deshalb hat die<br />
Bildungspolitik für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> einen sehr hohen<br />
Stellenwert.<br />
Es gibt unverkennbare Defizite in <strong>der</strong> Bildungspolitik:<br />
• Die frühkindliche Erziehung <strong>und</strong> die Unterstützung<br />
<strong>der</strong> Familien in dieser Phase sind völlig<br />
unzureichend. Die Vereinbarkeit von Beruf <strong>und</strong><br />
Familie ist nicht gegeben.<br />
• Das deutsche Bildungssystem ist stark selektiv.<br />
Die soziale Herkunft entscheidet über die<br />
Bildungs- <strong>und</strong> späteren Lebenschancen <strong>der</strong><br />
Kin<strong>der</strong>.<br />
• Jahr für Jahr verlässt ein hoher Anteil von<br />
Hauptschulabgängern <strong>und</strong> -abgängerinnen die<br />
Schule ohne Abschluss <strong>und</strong> hat damit keine<br />
ausreichende Lebensperspektive.<br />
• Das Angebot an Ausbildungsplätzen ist unzureichend,<br />
um die Nachfrage zu befriedigen.<br />
• Menschen mit geringen Qualifikationen tragen<br />
das höchste Beschäftigungsrisiko. Sie haben<br />
die geringsten Weiterbildungsmöglichkeiten.<br />
• Lebenslanges Lernen ist wesentliche Voraussetzung<br />
für den Erhalt <strong>der</strong> Qualifikation <strong>und</strong> die<br />
Sicherstellung <strong>der</strong> Beschäftigungsfähigkeit bei<br />
einem demographisch bedingten späteren<br />
Ausscheiden aus dem Erwerbsleben. Weiterbildung<br />
ist immer noch ein Privileg, von dem insbeson<strong>der</strong>e<br />
Menschen mit geringen Qualifikationen<br />
ausgeschlossen sind.<br />
• Unter dem Deckmantel <strong>der</strong> Eliteför<strong>der</strong>ung findet<br />
an den Hochschulen <strong>und</strong> Universitäten eine<br />
weitere soziale Auslese statt.<br />
• Bildung darf nicht funktional nach den Erfor<strong>der</strong>nissen<br />
<strong>der</strong> Wirtschaft ausgerichtet sein. Bildung<br />
dient <strong>der</strong> persönlichen Entwicklung <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> Entfaltung <strong>der</strong> Fähigkeiten <strong>der</strong> Menschen.<br />
Gelingende Lebensführung, soziale Integration,<br />
kulturelle <strong>und</strong> politische Teilhabe erfor<strong>der</strong>n<br />
begleitende Bildungsprozesse.<br />
Erfor<strong>der</strong>lich ist eine gr<strong>und</strong>legende Reform <strong>der</strong> Bildungspolitik,<br />
die allen Menschen gleiche Bildungschancen<br />
gewährt, zur sozialen Integration beiträgt<br />
<strong>und</strong> präventiv soziale Risiken vermin<strong>der</strong>t.<br />
Wesentliche bildungspolitische For<strong>der</strong>ungen müssen<br />
insbeson<strong>der</strong>e sein:<br />
• Alle Kin<strong>der</strong> ab dem vollendeten ersten Lebensjahr<br />
bis zum sechsten Lebensjahr müssen einen<br />
Anspruch auf qualifizierte Ganztagsbetreuung<br />
haben. Die Betreuung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> muss<br />
beitragsfrei sein.<br />
• Einrichtung einer gemeinsamen Schule für alle<br />
in <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe I durch Integration aller<br />
Schularten in einen neuen Schultyp <strong>und</strong> ergänzende<br />
individuelle För<strong>der</strong>ung. Die Eltern müssen<br />
mehr Mitgestaltungsrechte haben.<br />
• Durch den Ausbau <strong>der</strong> Ganztagsbetreuung<br />
muss gleichzeitig die schulische För<strong>der</strong>ung verstärkt<br />
werden. Es muss sichergestellt werden,<br />
dass in Zukunft alle Abgänger <strong>und</strong> Abgängerinnen<br />
die Schule mit einem Abschluss verlassen,<br />
<strong>der</strong> ihnen den Zugang zu einer beruflichen Ausbildung<br />
eröffnet.<br />
• Alle Schulabgänger <strong>und</strong> -abgängerinnen müssen<br />
einen Rechtsanspruch auf einen Ausbildungsplatz<br />
haben. Hierzu ist eine Ausbildungsplatzumlage<br />
einzuführen.<br />
• Sicherung <strong>der</strong> praxisnahem dualen Ausbildung<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Ausbildung durch mindestens<br />
dreijährige Ausbildungsberufe.<br />
• Eine innovative Wirtschaft braucht eine exzellente<br />
Hochschullandschaft, die auch die Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />
sicherstellt. Wir brauchen eine<br />
bessere För<strong>der</strong>ung von Studierenden aus einkommensschwachen<br />
Familien. Studiengebühren<br />
als soziale Eintrittsbarrieren sind abzulehnen.<br />
• Wir brauchen eine Weiterqualifizierungsinfrastruktur.<br />
Unternehmen müssen sich durch die<br />
Neugestaltung ihrer Weiterbildungssysteme<br />
als „lernende Organisationen“ begreifen. Die<br />
Erhaltung <strong>und</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong> beruflichen<br />
Kompetenz von älteren Beschäftigten <strong>und</strong><br />
gering Qualifizierten muss stärker in den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong><br />
rücken. Betriebliche Weiterbildung<br />
muss transparent sein. Die Durchlässigkeit von<br />
Ausbildungsgängen muss sichergestellt werden.<br />
• Qualifizierungshemmnisse <strong>und</strong> berufliche Entwicklungsbarrieren<br />
für Frauen müssen beseitigt<br />
werden.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist aufgefor<strong>der</strong>t, ein umfassendes bildungspolitisches<br />
Programm zu erarbeiten, um in<br />
diesem zentralen Handlungsfeld gestaltend Einfluss<br />
zu nehmen.<br />
Schulisches <strong>und</strong> berufliches Lernen – integriert,<br />
qualifiziert <strong>und</strong> gleichberechtigt<br />
7.056 Antragsteller/in: Stuttgart<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die letzte PISA-Studie, aber auch die im Frühjahr<br />
2007 diskutierte UNO-Son<strong>der</strong>berichterstattung über<br />
das deutsche Bildungssystem verdeutlichen, dass<br />
Menschen aus einkommensschwachen <strong>und</strong> bildungsfernen<br />
Familien in Sachen Bildungschancen<br />
„eindeutig benachteiligt werden“. Darüber hinaus<br />
wird vermerkt, dass sich Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
gleichfalls mit den Auswirkungen von<br />
Bildungsbenachteiligung unterschiedlichster Art<br />
auseinan<strong>der</strong>setzen müssen. Ganz gleich welchem<br />
Element b<strong>und</strong>esdeutscher Bildung wir uns widmen,<br />
207
wir finden für Kin<strong>der</strong>, Jugendliche <strong>und</strong> an Eigenbildung<br />
interessierte Erwachsene immer wie<strong>der</strong> dieselbe<br />
katastrophale Situation: Bildung ist in Deutschland<br />
zu einem Gut verkommen, für das man als Einzelner<br />
tief in die Tasche greifen muss. Die Bildungsdebatte<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> orientiert sich an einem ganzheitlichen<br />
Bildungsbegriff, <strong>der</strong> ein durchlässiges, offenes<br />
<strong>und</strong> fortschrittliches System impliziert, das integrativ,<br />
qualifiziert <strong>und</strong> gleichberechtigt wirkt.<br />
Der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t:<br />
1. Die Debatte <strong>und</strong> entsprechende Handlungen zu<br />
unterstützen, die sich diesem ganzheitlichen<br />
Bildungsbegriff widmen. Wir brauchen eine Bildungspolitik,<br />
die ein Entwicklungssystem von<br />
den vorschulischen Einrichtungen über die allgemein<br />
bildende Schule, bis hin zum Lernen im<br />
Alter vor Augen hat <strong>und</strong> die Idee eines lebensbegleitenden<br />
Lernprozesses beför<strong>der</strong>t.<br />
2. Eine öffentlich angelegte bildungspolitische<br />
Debatte über vorberufliche Qualifizierung an<br />
allgemein bildenden Schulen zu initiieren <strong>und</strong><br />
voranzutreiben.<br />
3. Ein Bildungskonzept zu entwickeln, dass sich<br />
<strong>der</strong> Integration allgemein bilden<strong>der</strong>, beruflicher<br />
Vorqualifikation im Dualen System widmet.<br />
4. Die For<strong>der</strong>ung nach kostenfreiem Rechtsanspruch<br />
auf lebensbegleitende Qualifizierung<br />
öffentlich <strong>und</strong> lautstark zu stellen.<br />
Eine breite <strong>und</strong> qualifizierte, interne <strong>und</strong> öffentliche<br />
Debatte über eine ganzheitliche Bildungspolitik<br />
ist Gr<strong>und</strong>lage dafür, dass Bildung für alle Menschen<br />
nutzbar wird.<br />
Gegen Studiengebühren<br />
7.057 Antragsteller/in:<br />
Jugendausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, sich<br />
gegen jegliche Art von Studiengebühren öffentlich<br />
zu positionieren <strong>und</strong> politischen Druck, mit dem<br />
Ziel <strong>der</strong> Verhin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Einführung von Studiengebühren<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Abschaffung bestehen<strong>der</strong> Studiengebühren,<br />
auf die jeweiligen Landesregierungen<br />
aufzubauen.<br />
Zum Thema Studiengebühren müssen die zuständigen<br />
Ressorts beim Vorstand geeignetes Material<br />
entwickeln, um die Problematikin den Bezirken <strong>und</strong><br />
Verwaltungsstellen diskutieren zu können. Zusätzlich<br />
sollen Verwaltungsstellen bei öffentlichkeitswirksamen<br />
Aktionen zum Thema Studiengebühren<br />
unterstützt werden.<br />
Erhalt <strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> Arbeit<br />
7.058 Antragsteller/in:<br />
Jugendausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Für den Erhalt <strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> Arbeit wird die <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> alle notwendigen Schritte durchführen. Die<br />
Mittel müssen erhöht <strong>und</strong> nicht weiter abgebaut<br />
werden. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> appelliert an an<strong>der</strong>e Gewerkschaften,<br />
sich ebenfalls für den Erhalt <strong>der</strong> Akademie<br />
<strong>der</strong> Arbeit einzusetzen.<br />
Ausbildungsperspektiven<br />
7.059 Antragsteller/in:<br />
Jugendausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Alle Jugendlichen müssen unabhängig von <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />
Entwicklung <strong>und</strong> ihrem Lernvermögen<br />
eine qualifizierte Ausbildung erhalten.<br />
Um dies sicherzustellen, for<strong>der</strong>t die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> seit<br />
Jahren ein Gesetz, das alle Betriebe finanziell über<br />
eine Umlage an <strong>der</strong> Ausbildung beteiligt. Betriebe,<br />
die ausbilden, müssen mit einem Bonus in einem<br />
notwendigen Umfang unterstützt werden. Betriebe,<br />
die nicht ausbilden, müssen mit einer finanziellen<br />
Abgabe beteiligt werden, um die Gerechtigkeit<br />
zwischen ausbildenden <strong>und</strong> nicht ausbildenden<br />
Betrieben herzustellen. Es geht um den legitimen<br />
Rechtsanspruch auf Bildung <strong>und</strong> Ausbildung für alle.<br />
Das Urteil des B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts (Urteil<br />
vom 10.12.1980) ist weiterhin bindend. Nach<br />
diesem Urteil ist es die Verantwortung <strong>der</strong> Arbeitgeber,<br />
flächendeckend ausreichend Ausbildungsplätze<br />
zur Verfügung zu stellen. Danach muss das Angebot<br />
an Ausbildungsplätzen die Nachfrage um 12,5<br />
Prozent übersteigen. Priorität muss die kontinuierliche<br />
Ausweitung <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Betriebe sein, die<br />
sich an <strong>der</strong> Ausbildung beteiligen. Mit <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen<br />
Beteiligungsquote von gerade mal 23 Prozent<br />
in <strong>der</strong> gesamten Wirtschaft sind die Probleme nicht<br />
zu meistern. Dafür brauchen wir verbindliche gesetzliche<br />
Regelungen.<br />
Ein Politikwechsel, für den wir seit Jahren kämpfen,<br />
hat unter einer rot-grünen Regierung nicht stattgef<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> ist vor allem nicht unter <strong>der</strong> Großen Koalition<br />
absehbar. Über vier Millionen Arbeitslose<br />
sind offiziell registriert, darunter 450.000 Jugendliche<br />
unter 25 Jahre, Tendenz steigend. Die Ausbildungsplatzsituation<br />
hat sich vor allem in den neuen<br />
B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n zu einem flächendeckenden Problem<br />
mit unabsehbaren Folgen entwickelt. Im Jahr<br />
2004 gab es den Vorstoß <strong>der</strong> regierenden Parteien,<br />
endlich in Richtung einer Umlagefinanzierung aktiv<br />
zu werden. Im April 2004 wurde <strong>der</strong> Gesetzesentwurf<br />
des „Berufsausbildungssicherungsgesetzes“<br />
von <strong>der</strong> Regierungsfraktion in den B<strong>und</strong>estag eingebracht.<br />
Doch dieser Entwurf verschwand auf Kosten<br />
des „Nationalen Pakts für Ausbildung <strong>und</strong><br />
Fachkräftenachwuchs in Deutschland“ wie<strong>der</strong> in<br />
<strong>der</strong> Versenkung.<br />
Aber nach dem dritten Jahr Ausbildungspakt von<br />
Wirtschaft <strong>und</strong> Regierung hat sich gezeigt, dass keine<br />
zusätzlichen Ausbildungsplätze geschaffen wurden.<br />
Wir stellen fest, dass <strong>der</strong> Ausbildungspakt von<br />
Jahr zu Jahr erneut scheitert <strong>und</strong> können dementsprechend<br />
auch nicht die Verlängerung des Paktes<br />
nachvollziehen.<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
for<strong>der</strong>t den Vorstand auf, die Durchsetzung des<br />
208
Rechtsanspruchs auf Ausbildung zu einem zentralen,<br />
dauerhaften <strong>und</strong> glaubwürdigen Schwerpunkthema<br />
innerhalb <strong>der</strong> gesamten <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> des<br />
DGB zu machen <strong>und</strong> den Druckauf die B<strong>und</strong>esregierung<br />
für eine gesetzliche Regelung zur Umlagefinanzierung<br />
spürbarer als in den letzten Jahren zu<br />
erhöhen. Allerdings soll die Umlagefinanzierung allein<br />
keine ausschließliche Maximalfor<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong><br />
Diskussion um Ausbildungsplatzmangel <strong>und</strong> Jugendarbeitslosigkeit<br />
sein. Auf dem Weg dahin müssen<br />
weitere Regelungen <strong>und</strong> Möglichkeiten zur<br />
Schaffung von Ausbildungsplätzen mitgedacht <strong>und</strong><br />
im Sinne eines strategischen Handelns in die Debatte<br />
eingebracht werden. Gr<strong>und</strong>sätzlich sind tarifvertragliche<br />
Ausbildungsinitiativen <strong>und</strong> -vereinbarungen<br />
akzeptabel, wenn die Arbeitgeber selbst die<br />
Mittel für zusätzliche Ausbildungsplätze finanzieren.<br />
Die Gesamtorganisation wird dazu aufgefor<strong>der</strong>t,<br />
eine tarifvertragliche Initiative zu starten, die<br />
das Ziel verfolgt mehr Ausbildungsplätze zu schaffen<br />
<strong>und</strong> qualitative Standards zu sichern. Eine Kompensation<br />
<strong>der</strong> zusätzlichen Ausbildungsplätze zu<br />
Lasten von Ausbildungsvergütung, die Anrechnung<br />
o<strong>der</strong> Kürzung auf bestehende o<strong>der</strong> künftige tarifvertragliche<br />
Leistungen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Befürwortung<br />
Theoriegemin<strong>der</strong>ter zweijähriger Ausbildungsberufe<br />
durch die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird abgelehnt. Die duale<br />
Ausbildung in ihrer drei- <strong>und</strong> dreieinhalbjähriger<br />
Form muss gestärkt werden. Die Tarifkommissionen<br />
in allen Tarifgebieten werden aufgefor<strong>der</strong>t, die<br />
tarifliche Möglichkeit zur Schaffung von zusätzlichen<br />
Ausbildungsplätzen zu erörtern.<br />
Lohnverzicht schafft keine Ausbildungsplätze<br />
7.060 Antragsteller/in: Hanau<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Ausbildungsplatzsituation in Deutschland ist<br />
weiterhin angespannt. Jährlich erhalten mehrere<br />
zehntausend Jugendliche nicht die Chance auf einen<br />
Ausbildungsplatz. Der Ausbildungspakt, <strong>der</strong><br />
zwischen B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> Wirtschaftsverbänden<br />
geschlossen <strong>und</strong> verlängert wurde, verschleiert<br />
die eigentlichen Probleme am Ausbildungsmarkt.<br />
Immer weniger Betriebe sehen sich in <strong>der</strong> Verantwortung<br />
sowohl gegenüber <strong>der</strong> Gesellschaft als<br />
auch dem eigenen Betrieb junge Menschen zu qualifizieren.<br />
Nur knapp 25 % <strong>der</strong> Betriebe, die ausbilden<br />
könnten, bilden noch aus.<br />
In Anbetracht <strong>der</strong> skizzierten Lage werden in einigen<br />
Tarifgebieten tarifvertragliche Lösungen zur<br />
Schaffung von betrieblichen Ausbildungsplätzen<br />
diskutiert bzw. bereits in Tarifverträgen verankert.<br />
Alle <strong>der</strong>artigen tariflichen Vereinbarungen gehen<br />
mit Kompensationen an<strong>der</strong>er tariflicher Errungenschaften<br />
einher. Das jüngste Beispiel ist das im Januar<br />
2007 bekannt gewordene Verhandlungsergebnis<br />
aus dem Bezirk Bayern, <strong>der</strong> einen einmaligen<br />
Verzicht auf einen Bestandteil <strong>der</strong> tariflichen<br />
Entgelterhöhung aus 2007 heranzieht, um dadurch<br />
Ausbildungsplätze zu schaffen.<br />
Die große Gefahr, die <strong>der</strong>artige Tarifabschlüsse mit<br />
sich bringen, ist das politische Signal, dass Verzicht<br />
auf die Erhöhung von Entgelten <strong>und</strong> Ausbildungsvergütungen<br />
Arbeits- bzw. in diesen Fällen Ausbildungsplätze<br />
schafft. In den verschiedenen Tarifr<strong>und</strong>en<br />
<strong>der</strong> letzten Jahrzehnte war die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>stetsdarauf<br />
bedacht, die an vielen Stellen wissenschaftlich<br />
wi<strong>der</strong>legte These, dass Lohnverzicht Arbeitsplätze<br />
schafft, in ihrer Tarifpolitikauch entsprechend zu verankern<br />
<strong>und</strong> politisch dagegen zu halten.<br />
Mit Tarifverträgen zur Schaffung von Ausbildungsplätzen<br />
mit gleichzeitiger Kompensation durch Entgeltbestandteile<br />
wird eine Tür aufgestoßen, die<br />
dann politisch nur schwer wie<strong>der</strong> geschlossen werden<br />
kann. Verzicht auf Entgelt wird das eigentliche<br />
strukturelle Problem auf dem Arbeits- <strong>und</strong> Ausbildungsmarkt<br />
nicht lösen. Trotzdem tarifvertragliche<br />
Lösungen voranzutreiben, grenzt an blindem Aktionismus<br />
<strong>und</strong> ist politisch grob fahrlässig.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> als Tarifvertragspartei tut gut daran<br />
mit Tarifpolitik nicht alle gesellschaftspolitischen<br />
Probleme lösen zu wollen. Vielmehr muss die <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> auch in diesem Fall als gesellschaftspolitischer<br />
Akteur gestärkt werden. Gemeinsame Kampagnen<br />
mit politischen Bündnispartnern zur Einführung<br />
einer gesetzlichen Umlagefinanzierung<br />
<strong>der</strong> Berufsbildung sind zu initiieren <strong>und</strong> durchzuführen,<br />
um politischen Druck auf die B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong><br />
Landesregierungen auszuüben.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bekennt sich weiterhin zur gesetzlichen<br />
Umlagefinanzierung <strong>der</strong> Berufsbildung <strong>und</strong><br />
ist weiterhin <strong>der</strong> Auffassung, dass <strong>der</strong> Verzicht auf<br />
Entgelt mittel- <strong>und</strong> langfristig keine Arbeits- <strong>und</strong><br />
Ausbildungsplätze schafft. Das tarifpolitische Feld<br />
wird daher nicht mehr weiter bearbeitet <strong>und</strong> je nach<br />
Möglichkeit die aktuell bestehenden tariflichen<br />
Vereinbarungen gekündigt.<br />
Die Zukunft von jungen Menschen duldet keine<br />
Kompromisse!<br />
7.061 Antragsteller/in: Nordhessen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand, Bezirksleitung <strong>und</strong> Tarifkommission<br />
werden aufgefor<strong>der</strong>t, alle Initiativen zur Schaffung<br />
von zusätzlichen Ausbildungsplätzen durch o<strong>der</strong><br />
im Rahmen von Tarifverträgen zu beenden <strong>und</strong> alle<br />
Vorhaben, die solche Initiativen zum Ziel haben, zu<br />
stoppen.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> vertritt seit vielen Jahren die Position<br />
dass die verheerende Ausbildungsplatzsituation<br />
nur durch eine gesetzliche Umlagefinanzierung verbessert<br />
werden kann. Diese For<strong>der</strong>ung, die für junge<br />
Menschen in ganz Deutschland Hoffnung <strong>und</strong><br />
Chancen bedeutet, zu unterstreichen, <strong>und</strong> auf <strong>der</strong>en<br />
Umsetzung durch den Gesetzgeber hin zu wirken,<br />
muss die einzige angestrebte Lösung <strong>der</strong> Ausbildungsplatzmisere<br />
sein. Initiativen zuzulassen,<br />
die über einen zweiten, tarifvertraglichen Weg versuchen,<br />
den Ausbildungsstau einzudämmen, heißt<br />
den Arbeitgeberverbänden die Möglichkeit zu geben,<br />
Bedingungen zu diktieren. Wir würden die Zukunft<br />
junger Menschen von dem Wohlwollen <strong>der</strong> Kapitaleigner<br />
abhängig machen.<br />
209
Stattdessen müssen wir unsere Kraft darauf konzentrieren,<br />
allen eine Chance auf dem Arbeitsmarkt<br />
zu geben. Fehlende Ausbildungsplätze sind ein gesellschaftliches<br />
Problem <strong>und</strong> dieses Problem muss<br />
durch die Politik gelöst werden <strong>und</strong> nicht durch die<br />
Tarifparteien.<br />
Das Thema Ausbildungsplätze muss wie<strong>der</strong> nach<br />
ganz oben auf die politische Agenda gesetzt werden<br />
<strong>und</strong> dazu muss die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ihren Beitrag leisten.<br />
Dem Staat <strong>und</strong> das heißt in diesem Fall <strong>der</strong><br />
B<strong>und</strong>esregierung, muss klar gemacht werden, dass<br />
es seine Aufgabe ist, den jungen Menschen im Land<br />
eine Perspektive zu geben. Ihm muss klar gemacht<br />
werden, dass er die Arbeitslosen von morgen produziert,<br />
wenn er durch den Ausbildungspakt nur die<br />
Statistiken schönt <strong>und</strong> die großflächige Schaffung<br />
von schulischen Ausbildungsplätzen <strong>und</strong> die Weiterentwicklung<br />
<strong>der</strong> verkürzten Ausbildung för<strong>der</strong>t.<br />
Die gesetzliche Umlagenfinanzierung ist die Patentlösung<br />
für diese Problematik<strong>und</strong> muss auch als<br />
solche behandelt werden. Dieses einzufor<strong>der</strong>n <strong>und</strong><br />
die Bek<strong>und</strong>ung des Willens, wenn nötig, auch dafür<br />
zu kämpfen, muss das Zeichen sein, das <strong>der</strong> Gewerkschaftstag<br />
<strong>und</strong> damit die gesamte Organisation<br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt.<br />
Tarifvertragliche Lösung zur Schaffung von Ausbildungsplätzen<br />
finanziert durch die Beschäftigten<br />
7.062 Antragsteller/in: Mittelhessen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
sich zukünftig von tarifvertraglichen Regelungen<br />
zur Schaffung von Ausbildungsplätzen durch Kompensationsgeschäfte<br />
– sprich die Beschäftigen finanzieren<br />
durch Verzicht zusätzliche Ausbildungsplätze<br />
– zu distanzieren <strong>und</strong> sich wie<strong>der</strong> stärker<br />
dem Thema gesetzliche Umlagefinanzierung zu<br />
widmen.<br />
Finanzierung <strong>und</strong> Sicherung von Ausbildung<br />
7.063 Antragsteller/in: Berlin<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag stellt fest:<br />
1. Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt ist<br />
dramatisch.<br />
Die aktuelle Ausbildungsplatzsituation ist dramatisch<br />
– insbeson<strong>der</strong>e in den neuen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n<br />
haben sich die Folgen fehlen<strong>der</strong> Ausbildungsplätze<br />
zu einem flächendeckenden Problem mit unabsehbaren<br />
Folgen entwickelt. Laut B<strong>und</strong>esagentur für<br />
Arbeit fehlten im Jahr 2006 mindestens 170.000<br />
Ausbildungsplätze <strong>und</strong> die Zahl <strong>der</strong> gemeldeten betrieblichen<br />
Ausbildungsplätze ging um mindestens<br />
2,1 Prozent zurück.<br />
Der Vorstoß 2004 zur Schaffung einer Gesetzlichen<br />
Ausbildungsumlagefinanzierung wurde auf Kosten<br />
des „Nationalen Pakts für Ausbildung <strong>und</strong> Fachkräftenachwuchs<br />
in Deutschland“ aufgegeben. Der<br />
Pakt schafft keinerlei Verbesserungen zur beruflichen<br />
Erstausbildung von jungen Menschen. Die<br />
Schaffung von zusätzlichen Praktika, zweijährige<br />
verkürzte Ausbildungsberufe <strong>und</strong> Beruf vorbereitende<br />
Maßnahmen stellen genauso wenig eine Lösung<br />
dar wie außerbetriebliche <strong>und</strong> vollzeitschulische<br />
Ausbildungsformen. Insbeson<strong>der</strong>e die so genannten<br />
Einstiegsqualifizierungen entpuppen sich<br />
als eine verlängerte Probezeit mit Besten-Auslese.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> lehnt den Ausbildungspakt <strong>und</strong> die damit<br />
einhergehenden Maßnahmen ab: Staatliche Subventionen<br />
müssen zur Schaffung von zusätzlichen betrieblichen<br />
Ausbildungsplätzen insbeson<strong>der</strong>e in<br />
strukturschwachen Regionen eingesetzt werden.<br />
2. Den Rechtsanspruch auf Ausbildung politisch<br />
umsetzen.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Jugend for<strong>der</strong>t seit Jahren, den<br />
Rechtsanspruch auf einen betrieblichen Ausbildungsplatz<br />
in die Realität umzusetzen. Alle Jugendlichen<br />
müssen unabhängig ihrer sozialen Situation<br />
o<strong>der</strong> ihres Schulabschlusses eine qualifizierte <strong>und</strong><br />
vollwertige duale Ausbildung erhalten.<br />
Um dies sicherzustellen, for<strong>der</strong>t die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Jugend<br />
die gesetzliche Ausbildungsumlagefinanzierung.<br />
Darüber könnten alle Betriebe finanziell an<br />
<strong>der</strong> Ausbildung beteiligt werden. Ausbildende Betriebe<br />
würden finanziell unterstützt, während nicht<br />
ausbildende Betriebe mit einer finanziellen Abgabe<br />
beteiligt würden. Die Ausbildungsumlagefinanzierung<br />
stellt nicht nur Gerechtigkeit zwischen ausbildenden<br />
<strong>und</strong> nicht ausbildenden Betrieben her, son<strong>der</strong>n<br />
realisiert vor allem den legitimen Anspruch auf<br />
Bildung <strong>und</strong> Ausbildung für alle jungen Menschen.<br />
Trotz <strong>der</strong> dramatischen Ausgangslage dürfen die<br />
Arbeitgeber nicht aus ihrer finanziellen Verantwortung<br />
zur Schaffung von ausreichend Ausbildungsplätzen<br />
entlassen werden. Es gilt, die Unternehmen<br />
bei ihrem Interesse nach qualifizierten Beschäftigten<br />
für die zukünftige betriebliche Zukunft zu pakken.<br />
Ausbildung ist eine lohnende Investition in die<br />
Zukunft. Der Verweis <strong>der</strong> Arbeitgeber auf die Höhe<br />
von Ausbildungsvergütungen <strong>und</strong> die Übernahme<br />
nach <strong>der</strong> Ausbildung als vermeintliche Hemmnisse<br />
für Ausbildung dient ausschließlich dem Ablenken<br />
vom eigenen Versagen <strong>und</strong> muss mit aller Vehemenz<br />
zurückgewiesen werden.<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, die Durchsetzung<br />
des „Rechtsanspruchs auf Ausbildung“ zu einem<br />
zentralen, dauerhaften <strong>und</strong> glaubwürdigen Schwerpunkthema<br />
innerhalb <strong>der</strong> gesamten <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>zu machen<br />
<strong>und</strong> den Druck auf die B<strong>und</strong>esregierung für eine<br />
gesetzliche Regelung zur Umlagefinanzierung<br />
spürbarer als in den letzten Jahren zu erhöhen.<br />
3. Kompensationsgeschäfte zur Schaffung von<br />
Ausbildungsplätzen werden abgelehnt.<br />
Dem Trend <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, zugunsten von Ausbildungs-<br />
o<strong>der</strong> Arbeitsplätzen tarifpolitische Errungenschaften<br />
Preis zu geben <strong>und</strong> als Kompensationsmasse<br />
zu missbrauchen, gilt es mit aller Vehemenz<br />
entgegen zu treten. We<strong>der</strong> die Übernahme<br />
noch Entgeltbestandteile von Auszubildenden o<strong>der</strong><br />
Beschäftigten dürfen als Preis für mehr Ausbildungsplätze<br />
geopfert werden. Zusätzliche Ausbil-<br />
210
dungsplätze dürfen nicht „erkauft“ werden – sie<br />
können nur erkämpft werden!<br />
Der zu Beginn des Jahres vom <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Bezirk Bayern<br />
abgeschlossene Tarifvertrag zur Finanzierung<br />
von Ausbildungsplätzen geht in <strong>der</strong> finanziellen Beteiligung<br />
<strong>der</strong> Beschäftigten weit über bisherige tarifvertragliche<br />
Initiativen zur Schaffung von Ausbildungsplätzen<br />
hinaus. Durch die paritätische Beteiligung<br />
<strong>der</strong> Beschäftigten an <strong>der</strong> Finanzierung von<br />
Ausbildungsplätzen unterscheidet sich die Vereinbarung<br />
auch eklatant beispielsweise von <strong>der</strong> „Win-<br />
Win-Kampagne“ <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Jugend Baden-Württemberg.<br />
Durch die bayrische Vereinbarung entsteht<br />
das politische Signal, dass „Lohnverzicht.<br />
Ausbildungsplätze schafft". O<strong>der</strong> vielmehr: Wenn<br />
die Beschäftigten verzichten, ist auch Geld für Ausbildungsplätze<br />
da.<br />
Die abgeschlossene Vereinbarung ignoriert damit<br />
sowohl die Umverteilung von Einkommen <strong>und</strong> Vermögen<br />
zu Gunsten <strong>der</strong> Unternehmen in den vergangenen<br />
Jahren als auch die aktuelle gute konjunkturelle<br />
Situation. In absehbarer Zeit droht den deutschen<br />
Unternehmen <strong>der</strong> Nachwuchs auszugehen –<br />
in wenigen Jahren kommen die geburtenschwachen<br />
Jahrgänge auf den Ausbildungsmarkt.<br />
Die Folge <strong>der</strong> abgeschlossenen Vereinbarung ist offensichtlich:<br />
die Beschäftigten <strong>und</strong> Auszubildendenzahlen<br />
die Ausbildung durch ihre Einkommen<br />
mit: eine Ausbildung, von <strong>der</strong> die Unternehmen<br />
profitieren. Unternehmen, die nicht ausbilden, warten<br />
ab <strong>und</strong> sparen Geld. Durch den genannten bayrischen<br />
Abschluss <strong>und</strong> vergleichbare Vereinbarungen<br />
stellt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> die gesetzliche Umlagefinanzierung<br />
als halbherzig dar <strong>und</strong> verringert ihren<br />
Druck zur Durchsetzung.<br />
Alle Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>der</strong> Vorstand werden aufgefor<strong>der</strong>t, entsprechende<br />
Kompensationsgeschäfte zur Finanzierung von<br />
Ausbildungs- o<strong>der</strong> Arbeitsplätzen zu verhin<strong>der</strong>n.<br />
Ebenso kann <strong>und</strong> darf die beschriebene Vereinbarung<br />
keinen Pilotcharakter für an<strong>der</strong>e Bezirke haben.<br />
Durchsetzung <strong>der</strong> Ausbildungsabgabe nach<br />
Scheitern des Ausbildungspaktes<br />
7.064 Antragsteller/in: Duisburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich erneut für die Einführung einer<br />
Ausbildungsabgabe ein, da <strong>der</strong> die Ausbildungsabgabe<br />
ersetzende Ausbildungspakt gescheitert<br />
ist.<br />
Umlagefinanzierung/Jugendarbeitslosigkeit<br />
7.065 Antragsteller/in: Dortm<strong>und</strong><br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Dass <strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> verstärkt die Jugendarbeitslosigkeit<br />
thematisiert <strong>und</strong> erneut auf<br />
die B<strong>und</strong>esregierung einwirkt, ein Gesetz zur Umlagefinanzierung<br />
zu beschließen.<br />
Tarifpolitik <strong>und</strong> Sozialpolitik<br />
7.066 Antragsteller/in: Völklingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Im Februar 2007 wurde im Bezirk Bayern erstmalig<br />
ein Tarifvertrag zwischen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> dem Arbeitgeberverband<br />
<strong>der</strong> Bayerischen <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong><br />
Elektroindustrie vereinbart, in dem die Schaffung<br />
von 1000 neuen Ausbildungsplätzen in den tarifgeb<strong>und</strong>enen<br />
Betrieben bei gleichzeitigem Einkommensverzicht<br />
<strong>der</strong> Beschäftigten vereinbart wurde.<br />
Dieser Tarifvertrag ist vor dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> katastrophalen<br />
Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt<br />
entstanden. Im Jahr 2006 konnten zwar<br />
wie<strong>der</strong> mehr neu abgeschlossene Ausbildungsverträge<br />
gezählt werden als im Jahr 2005, jedoch kann<br />
von einer Entspannung keine Rede sein, da die Zahl<br />
<strong>der</strong> Nachfrager weitaus drastischer gestiegen ist.<br />
Hierdurch hat sich die Lücke zwischen freien Ausbildungsplätzen<br />
<strong>und</strong> unvermittelten Bewerbern weiter<br />
vergrößert.<br />
Gr<strong>und</strong> für diese Zunahme sind die etwaigen Warteschleifen,<br />
die im System <strong>der</strong> beruflichen Qualifikation<br />
bestehen. Durch diese Warteschleifen wurden<br />
Ausbildungsplatzsuchende zwar in befristete Maßnahmen<br />
vermittelt <strong>und</strong> als versorgt eingestuft, jedoch<br />
stehen diese Jugendlichen nach Ablauf <strong>der</strong><br />
Maßnahmen wie<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Liste <strong>der</strong> Ausbildungsplatzsuchenden.<br />
Somit treffen die heutigen Schulabgänger<br />
mit einer Vielzahl von Altbewerbern zusammen,<br />
was den deutlichen Anstieg <strong>der</strong> Ausbildungsplatznachfrage<br />
erklärt.<br />
Das Gr<strong>und</strong>problem <strong>der</strong> mangelnden Ausbildungsplätze<br />
wurde durch die Schaffung dieser Warteschleifen<br />
daher keineswegs gelöst.<br />
Auch <strong>der</strong> hochgelobte Ausbildungspakt zwischen<br />
Wirtschaft <strong>und</strong> Politik konnte <strong>und</strong> kann diesen<br />
Missstand in keinster Weise lösen, da er nicht sicherstellt,<br />
dass jedem Jugendlichen auch eine Ausbildungsstelle<br />
angeboten werden kann. Des weiteren<br />
lässt <strong>der</strong> Ausbildungspakt die Betriebe völlig<br />
außen vor, die sich nicht an <strong>der</strong> Finanzierung <strong>der</strong><br />
beruflichen Erstausbildung beteiligen wollen.<br />
Die Erfahrung zeigt, dass das Setzen auf die Freiwilligkeit<br />
<strong>der</strong> Wirtschaft, genügend Ausbildungsplätze<br />
bereitzustellen, in keinster Weise zielführend gewesen<br />
ist. Unverbindliche Zusagen reichen diesbezüglich<br />
nicht aus.<br />
Mit dem Tarifvertrag zur Schaffung von Ausbildungsplätzen<br />
hat die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> einen Paradigmenwechsel<br />
in die Wege geleitet. Die zusätzlichen Ausbildungsplätze<br />
werden nicht alleine von den Arbeitgebern<br />
bereitgestellt, wonach diese nach einem Beschluss<br />
des B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts (BVerfG) von 1980<br />
verpflichtet wären, son<strong>der</strong>n werden durch einmaligen<br />
Verzicht <strong>der</strong> Beschäftigten auf Teile <strong>der</strong> Tariferhöhung<br />
paritätisch finanziert. Diese paritätische Finanzierung<br />
<strong>der</strong> Ausbildung darf in Reihen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
nicht Schule machen.<br />
Das BVerfG hat ganz eindeutig den Arbeitgebern<br />
die Zuständigkeit für ein ausreichendes Angebot an<br />
Ausbildungsplätzen zugesprochen. Da <strong>der</strong> Ausbildungspakt<br />
sowie die vielen Warteschleifen diesem<br />
211
Ziel nicht Rechnung tragen, muss die Schaffung von<br />
Ausbildungsplätzen durch eine Umlagefinanzierung<br />
geschehen. Diese muss durch alle Betriebe,<br />
die nicht ausbilden o<strong>der</strong> nicht ausreichend ausbilden,<br />
finanziert werden. Da dies die Arbeitgeber<br />
nachweislich nicht von selbst schaffen, muss die<br />
Politik, nicht die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> an dieser Stelle handeln.<br />
Durch tarifpolitische Regelungen erreichen wir nur<br />
die Arbeitgeber, die tarifgeb<strong>und</strong>en sind. Alle nicht<br />
tarifgeb<strong>und</strong>enen Arbeitgeber können sich somit<br />
aus <strong>der</strong> Verantwortung stehlen, während die Beschäftigten<br />
Teile <strong>der</strong> Ausbildungskosten selbst finanzieren.<br />
Dieser Weg kann nicht <strong>der</strong> Richtige sein.<br />
Wenn er <strong>der</strong> Richtige wäre, müssten 40 Millionen<br />
Beschäftigte „nur“ auf zehn Prozent ihres Einkommens<br />
verzichten <strong>und</strong> wir hätten in Deutschland wie<strong>der</strong><br />
Vollbeschäftigung.<br />
Wir lehnen diese Art von Kompensationstarifpolitik<br />
ab <strong>und</strong> for<strong>der</strong>n daher den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
auf, dieses Tariffeld nicht weiterzuführen <strong>und</strong> stattdessen<br />
nachhaltig an einer Umlagefinanzierung<br />
<strong>der</strong> Ausbildungskosten als solidarisches System<br />
festzuhalten.<br />
Keine Schaffung „neuer“ Ausbildungsplätze<br />
durch den Verzicht <strong>der</strong> Beschäftigten<br />
7.067 Antragsteller/in: Trier<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Im Februar 2007 wurde im Bezirk Bayern erstmalig<br />
ein Tarifvertrag zwischen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> dem Arbeitgeberverband<br />
<strong>der</strong> Bayerischen <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong><br />
Elektroindustrie vereinbart, in dem die Schaffung<br />
von 1000 neuen Ausbildungsplätzen in den tarifgeb<strong>und</strong>enen<br />
Betrieben bei gleichzeitigem Einkommensverzicht<br />
<strong>der</strong> Beschäftigten vereinbart wurde.<br />
Dieser Tarifvertrag ist vor dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> katastrophalen<br />
Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt<br />
entstanden. Im Jahr 2006 konnten zwar<br />
wie<strong>der</strong> mehr neu abgeschlossene Ausbildungsverträge<br />
gezählt werden als im Jahr 2005, jedoch kann<br />
von einer Entspannung keine Rede sein, da die Zahl<br />
<strong>der</strong> Nachfrager weitaus drastischer gestiegen ist.<br />
Hierdurch hat sich die Lücke zwischen freien Ausbildungsplätzen<br />
<strong>und</strong> unvermittelten Bewerbern weiter<br />
vergrößert.<br />
Gr<strong>und</strong> für diese Zunahme sind die etwaigen Warteschleifen,<br />
die im System <strong>der</strong> beruflichen Qualifikation<br />
bestehen. Durch diese Warteschleifen wurden<br />
Ausbildungsplatzsuchende zwar in befristete Maßnahmen<br />
vermittelt <strong>und</strong> als versorgt eingestuft, jedoch<br />
stehen diese Jugendlichen nach Ablauf <strong>der</strong><br />
Maßnahmen wie<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Liste <strong>der</strong> Ausbildungsplatzsuchenden.<br />
Somit treffen die heutigen Schulabgänger<br />
<strong>und</strong> Schulabgängerinnen mit einer Vielzahl<br />
von Altbewerbern <strong>und</strong> Altbewerberinnen zusammen,<br />
was den deutlichen Anstieg <strong>der</strong> Ausbildungsplatznachfrage<br />
erklärt.<br />
Das Gr<strong>und</strong>problem <strong>der</strong> mangelnden Ausbildungsplätze<br />
wurde durch die Schaffung dieser Warteschleifen<br />
daher keineswegs gelöst.<br />
Auch <strong>der</strong> hoch gelobte Ausbildungspakt zwischen<br />
Wirtschaft <strong>und</strong> Politik konnte <strong>und</strong> kann diesen<br />
Missstand nicht lösen, da er nicht sicherstellt, dass<br />
jedem Jugendlichen auch eine Ausbildungsstelle<br />
angeboten werden kann. Des Weiteren lässt <strong>der</strong><br />
Ausbildungspakt die Betriebe völlig außen vor, die<br />
sich nicht an <strong>der</strong> Finanzierung <strong>der</strong> beruflichen Erstausbildung<br />
beteiligen wollen.<br />
Die Erfahrung zeigt, dass das Setzen auf die Freiwilligkeit<br />
<strong>der</strong> Wirtschaft, genügend Ausbildungsplätze<br />
bereit zu stellen, überhaupt nicht ziel führend gewesen<br />
ist. Unverbindliche Zusagen reichen diesbezüglich<br />
nicht aus.<br />
Mit dem Tarifvertrag zur Schaffung von Ausbildungsplätzen<br />
hat die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> einen Paradigmenwechsel<br />
in die Wege geleitet. Die zusätzlichen Ausbildungsplätze<br />
werden nicht alleine von den Arbeitgebern<br />
bereit gestellt, wonach diese nach einem Beschluss<br />
des B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts (Betr.VG) von 1980<br />
verpflichtet wären, son<strong>der</strong>n werden durch einmaligen<br />
Verzicht <strong>der</strong> Beschäftigten auf Teile <strong>der</strong> Tariferhöhung<br />
paritätisch finanziert. Diese paritätische Finanzierung<br />
<strong>der</strong> Ausbildung darf in Reihen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
nicht Schule machen.<br />
Das Betriebsverfassunggesetz hat ganz eindeutig<br />
den Arbeitgebern die Zuständigkeit für ein ausreichendes<br />
Angebot an Ausbildungsplätzen zugesprochen.<br />
Da <strong>der</strong> Ausbildungspakt sowie die vielen<br />
Warteschleifen diesem Ziel nicht Rechnung tragen,<br />
muss die Schaffung von Ausbildungsplätzen durch<br />
eine Umlagefinanzierung geschehen. Diese muss<br />
durch alle Betriebe, die nicht ausbilden o<strong>der</strong> nicht<br />
ausreichend ausbilden finanziert werden. Da dies<br />
die Arbeitgeber nachweislich nicht von selbst<br />
schaffen, muss die Politik, nicht die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> an<br />
dieser Stelle handeln.<br />
Durch tarifpolitische Regelungen erreichen wir nur<br />
die Arbeitgeber, die tarifgeb<strong>und</strong>en sind. Alle nicht<br />
tarifgeb<strong>und</strong>en Arbeitgeber können sich somit aus<br />
<strong>der</strong> Verantwortung stehlen, während die Beschäftigten<br />
Teile <strong>der</strong> Ausbildungskosten selbst finanzieren.<br />
Dieser Weg kann nicht <strong>der</strong> Richtige sein. Wenn<br />
er <strong>der</strong> Richtige wäre, müssten 40 Mio. Beschäftigte<br />
„nur“ auf zehn Prozent ihres Einkommens verzichten<br />
<strong>und</strong> wir hätten in Deutschland wie<strong>der</strong> Vollbeschäftigung.<br />
Wir lehnen diese Art von Kompensationstarifpolitik<br />
ab <strong>und</strong> for<strong>der</strong>n daher den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
auf, dieses Tariffeld nicht weiterzuführen <strong>und</strong> stattdessen<br />
nachhaltig an einer Umlagefinanzierung<br />
<strong>der</strong> Ausbildungskosten als solidarisches System<br />
festzuhalten.<br />
Tarifpolitik<br />
7.068 Antragsteller/in:<br />
Gevelsberg-Hattingen<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Durch die Politik <strong>der</strong> Unternehmen, im Zuge von Kosteneinsparungen<br />
die Ausbildungskapazitäten zu<br />
reduzieren, wird den Jugendlichen in unserem Land<br />
die Zukunftsperspektive verbaut.<br />
Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />
for<strong>der</strong>n die B<strong>und</strong>esregierung auf, das<br />
verabschiedete Gesetz zur Umlagefinanzierung <strong>der</strong><br />
212
Ausbildung in Kraft zu setzen, um damit die Voraussetzungen<br />
zur Schaffung von Ausbildungsplätzen<br />
zu gewährleisten.<br />
Die Tarifkommissionen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in den Bezirken<br />
werden aufgefor<strong>der</strong>t, in kommenden Tarifverhandlungen<br />
das Ziel <strong>der</strong> unbefristeten Übernahme<br />
<strong>der</strong> Auszubildenden nach Abschluss <strong>der</strong> Ausbildung<br />
in ein Beschäftigungsverhältnis anzugehen<br />
Ausbildungsplatzabgabe<br />
7.069 Antragsteller/in: Bochum<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Zur Durchsetzung <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung „Ausbildungsplatzabgabe<br />
für Unternehmen, die nicht ausbilden“,<br />
darf die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> nicht nachlassen, entsprechenden<br />
Druck auf den Gesetzgeber auszuüben.<br />
Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, Aktionen <strong>und</strong> Kampagnen<br />
vorzubereiten.<br />
Wer nicht ausbildet muss zahlen – Schaffung<br />
zusätzlicher Ausbildungsplätze<br />
7.070 Antragsteller/in: Ludwigsburg<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> lehnt den Ausbildungspakt <strong>und</strong> die damit<br />
eingeleiteten Maßnahmen nach wie vor ab.<br />
Selbst in <strong>der</strong> IHK Ausbildungsumfrage 2006 sagen<br />
knapp 70 Prozent <strong>der</strong> befragten Betriebe, dass sie<br />
<strong>der</strong> Meinung sind das <strong>der</strong> Ausbildungspakt allein<br />
das Problem des Ausbildungsmarktes nicht lösen<br />
kann!<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, die<br />
Kampagne zur gesetzlichen Umlagefinanzierung<br />
„Wer nicht ausbildet, muss zahlen“ weiter zu führen<br />
<strong>und</strong> mit Leben zu füllen. Dazu ist es notwendig,<br />
dass die Gesamtorganisation eine tarifvertragliche<br />
Initiative startet, die das Ziel verfolgt, die Einführung<br />
dezentraler Formen <strong>der</strong> Ausbildungsumlage<br />
zu unterstützen.<br />
Dezentrale Formen <strong>der</strong> Ausbildungsumlage können<br />
hierbei neben Branchenfonds auf tarifvertraglicher<br />
Basis auch landesrechtliche Lösungen sein. Die tarifvertragliche<br />
Initiative darf das Engagement <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> um eine gesetzliche Umlagefinanzierung<br />
nicht ablösen o<strong>der</strong> ersetzen, son<strong>der</strong>n vielmehr ergänzen<br />
um die Durchsetzbarkeit einer b<strong>und</strong>esweiten<br />
Umlagefinanzierung zu erhöhen.<br />
Für eine tatsächliche Verbesserung <strong>der</strong> Ausbildungsplatzsituation<br />
müssen wir unterschiedliche<br />
Wege einschlagen. Betriebspolitisch, tarifpolitisch<br />
<strong>und</strong> gesellschaftspolitisch. Dabei ist uns klar, dass<br />
ohne gesellschaftliche Lösung (Umlagefinanzierung)<br />
tarif- <strong>und</strong> betriebspolitisch Ansätze von den<br />
Unternehmern strategisch zur Verschlechterung<br />
von Ausbildungsbedingungen missbraucht werden<br />
können. Beispiele von Initiativen wie EXAM (externes<br />
Ausbildungsmanagement), PIA o<strong>der</strong> QUAS<br />
Plus, die unter Mitwirkung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> entstanden<br />
sind, zeigen dass sich regionales <strong>und</strong> strukturelles<br />
Engagement lohnt. Zum einen sind durch die Modelle<br />
zusätzliche Ausbildungsplätze entstanden,<br />
zum an<strong>der</strong>en werden tatsächlich „leistungsschwache“<br />
Jugendliche auf die Ausbildung vorbereitet<br />
<strong>und</strong> haben dadurch erhöhte Chancen auf einen<br />
Ausbildungsplatz. Diese Modelle gilt es fortzuführen<br />
<strong>und</strong> auszuweiten.<br />
Eine Kompensation von zusätzlichen Ausbildungsplätzen<br />
zu Lasten von Ausbildungsvergütungen,<br />
Entgelten, <strong>der</strong> Übernahme nach <strong>der</strong> Ausbildung<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Befürwortung theoriegemin<strong>der</strong>ter, zweijähriger<br />
o<strong>der</strong> praxisgemin<strong>der</strong>ter Ausbildungsberufe<br />
durch die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird abgelehnt.<br />
Die duale Ausbildung in ihrer 3- <strong>und</strong> 3,5 jährigen<br />
Form muss gestärkt werden <strong>und</strong> erhalten bleiben!<br />
Über vier Millionen Arbeitslose sind offiziell gemeldet,<br />
darunter über 500.000 Jugendliche (unter 25<br />
Jahren) die Tendenz ist steigend. Die Ausbildungsplatzsituation<br />
hat sich in allen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n zu<br />
einem flächendeckenden Problem mit unabsehbaren<br />
Folgen entwickelt.<br />
Im Jahr 2004 hat es von den regierenden Parteien<br />
einen ersten Schritt in Richtung einer gesetzlichen<br />
Umlagefinanzierung, das „B<strong>und</strong>esausbildungssicherungsgesetz“<br />
gegeben. Im April desselben Jahres<br />
machten eben diese Parteien zwei Schritte rückwärts<br />
<strong>und</strong> ließen die Umlagefinanzierung zugunsten<br />
des „Nationalen Pakts für Ausbildung <strong>und</strong><br />
Fachkräftenachwuchs in Deutschland“ in einer<br />
Schublade verschwinden. Schon nach dem zweiten<br />
Jahr Ausbildungspakt von Wirtschaft <strong>und</strong> Regierung,<br />
zeigte sich dass nicht gehalten werden kann,<br />
was versprochen wurde! Allein im Jahr 2006 sind<br />
die gemeldeten betrieblichen Ausbildungsplätze<br />
um 2,1 Prozent zurückgegangen. Gleichzeitig stieg<br />
die Zahl <strong>der</strong> Bewerber b<strong>und</strong>esweit um 0,8 Prozent<br />
zum Vorjahresvergleich an. Eine Statistik <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esagentur<br />
für Arbeit sagt aus, dass im Jahr 2006<br />
über 170.000 Ausbildungsplätze gefehlt haben.<br />
Bewerber, die keinen Ausbildungsplatz gef<strong>und</strong>en<br />
haben, verschwinden in irgendwelchen Maßnahmen<br />
<strong>und</strong> werden in <strong>der</strong> Statistik nicht erwähnt. Im<br />
Jahr 2005 waren dies mehr als 270.000 Jugendliche!<br />
Sie landen in so genannten Einstiegsqualifizierungsjahren<br />
(EQJ), welche im Zuge des Ausbildungspaktes<br />
entwickelt wurden. So genannte Benachteiligte,<br />
die wegen schlechter Schulleistungen<br />
o<strong>der</strong> erfolgloser Bewerbungsgespräche keinen<br />
Ausbildungsplatz gef<strong>und</strong>en haben, sollen per EQJ<br />
im Betrieb „ausbildungsreif“ gemacht werden. Tatsächlich<br />
entpuppen sich die EQJ – Stellen nach <strong>und</strong><br />
nach als „Ausbildung light“ o<strong>der</strong> als verlängerte<br />
Probezeit. Das Programm ermöglicht den Betrieben<br />
ein monatelanges Auswahlverfahren, in dem die Jugendlichen<br />
oft voll in den Ausbildungsablauf eingesetzt<br />
werden. Es dürfte keinen wun<strong>der</strong>n, dass die<br />
Betriebe mit ungewohntem Eifer Stellen angeboten<br />
haben. 31.000 kamen auf Anhieb zusammen, obwohl<br />
die Zielzahl im Ausbildungspakt nur 25.000<br />
betrug.<br />
213
Übernahme von Auszubildenden<br />
7.071 Antragsteller/in: Saarbrücken<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die Ergänzung <strong>der</strong> Übernahme von 12 Monaten<br />
nach <strong>der</strong> Ausbildung.<br />
Auszubildende, die während eines befristeten Arbeitsverhältnisses<br />
nach <strong>der</strong> Ausbildung zum Wehrdienst/Zivildienst<br />
einberufen werden o<strong>der</strong> wegen<br />
einer Schwangerschaft das Arbeitsverhältnis unterbrechen,<br />
müssen nach Ableisten des Wehrdienstes/Zivildienst<br />
bzw. nach <strong>der</strong> Mutterschutzzeit<br />
o<strong>der</strong> Elternzeit, für mindestens die noch verbleibende<br />
Zeit weiterbeschäftigt werden.<br />
Keine Ausbildung ohne<br />
Ausbil<strong>der</strong>eignungsprüfung<br />
7.072 Antragsteller/in:<br />
Jugendausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die B<strong>und</strong>esregierung unter Gerhard Schrö<strong>der</strong> setzte<br />
die gesetzliche Pflicht des Nachweises <strong>der</strong> Ausbil<strong>der</strong>eignungsprüfung<br />
als Voraussetzung zur Durchführung<br />
beruflicher Erstausbildung zeitlich befristet<br />
für fünf Jahre bis 2008 aus. Damit sollte nach <strong>der</strong> Argumentation<br />
<strong>der</strong> Politik die Ausbildungsbereitschaft<br />
bisher nicht ausbilden<strong>der</strong> Betriebe erhöht<br />
<strong>und</strong> zugleich die Anfor<strong>der</strong>ung an einen ausbildungsfähigen<br />
Betrieb herabgesetzt werden.<br />
Anstatt die gesetzliche Ausbildungsumlagefinanzierung<br />
praktisch umzusetzen, sollte über diese<br />
Konstruktion Abhilfe beim Mangel an betrieblichen<br />
Ausbildungsplätzen geschafft werden.<br />
Die bisherigen Erfahrungen mit dieser Maßnahme<br />
sind eindeutig. Die Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt<br />
ist unverän<strong>der</strong>t dramatisch. Es fehlen<br />
tausende Ausbildungsplätze. Keineswegs führt <strong>der</strong><br />
Verzicht auf einen qualitativen Nachweis <strong>der</strong> Ausbildungseignung<br />
– wie die Ausbil<strong>der</strong>eignungsprüfung<br />
– zu einem Mehr an angebotenen Ausbildungsplätzen.<br />
Hingegen schwächt diese Reduzierung<br />
<strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen an einen Ausbildungsbetrieb<br />
das qualitative Niveau <strong>der</strong> betrieblichen Erstausbildung.<br />
Geringere Anfor<strong>der</strong>ungen an die Ausbildungsqualität<br />
o<strong>der</strong> die Ausbildungsvergütungen<br />
sind keineswegs Garant für quantitativ mehr Ausbildungsplätze.<br />
Alle Erfahrungen <strong>und</strong> empirischen<br />
Beobachtungen belegen das klar.<br />
Wenn Wissen <strong>und</strong> Können unsere „Rohstoffe“ im internationalen<br />
Wettbewerb <strong>der</strong> Volkswirtschaften<br />
<strong>und</strong> Standorte sind, benötigen wir qualifizierte, exzellent<br />
ausgebildete Fachleute, die durch eine qualitativ<br />
hochwertige, duale Berufsausbildung auf die<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Arbeitswelt vorbereitet<br />
werden. Dafür stellt die Ausbil<strong>der</strong>eignungsprüfung<br />
eine Sicherheit <strong>und</strong> Überprüfbarkeit <strong>der</strong> betrieblichen<br />
Voraussetzungen zur beruflichen Erstausbildung<br />
dar. Daher muss sie auch wie<strong>der</strong> ohne<br />
Wenn <strong>und</strong> Aber gelten <strong>und</strong> durch die zuständigen<br />
Stellen überprüft werden.<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
for<strong>der</strong>t den Vorstand auf, im Zusammenwirken mit<br />
dem DGB <strong>und</strong> den an<strong>der</strong>en Mitgliedsgewerkschaften,<br />
auf die B<strong>und</strong>espolitik entsprechend einzuwirken.<br />
Bildung als gesellschaftspolitisches<br />
Handlungsfeld<br />
7.073 Antragsteller/in: Riesa<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand wird beauftragt, in allen Berufsbildungsausschüssen<br />
die Diskussion dahingehend zu<br />
beeinflussen, dass eine verlängerte Regelausbildungszeit<br />
für die durch das Bildungssystem Benachteiligten<br />
(z. B. Hauptschüler <strong>und</strong> Hauptschülerinnen)<br />
Bestandteil <strong>der</strong> Regelausbildung ist.<br />
Bildung als gesellschaftspolitisches<br />
Handlungsfeld<br />
7.074 Antragsteller/in: Dresden<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Der Vorstand wird beauftragt, in allen Berufsbildungsausschüssen<br />
die Diskussion dahingehend zu<br />
beeinflussen, dass eine verlängerte Regelausbildungszeit<br />
für die durch das Bildungssystem Benachteiligten<br />
(z. B. Hauptschüler <strong>und</strong> Hauptschülerinnen)<br />
Bestandteil <strong>der</strong> Regelausbildung ist.<br />
Berufsbildung geht uns alle an!<br />
7.075 Antragsteller/in: Stuttgart<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Tag für Tag erleben wir die Verschärfung <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen,<br />
kurzzyklisch wechselnde Arbeitsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>und</strong> die Konfrontation mit höchst spekulativen<br />
Managementstrategien. Die Ware Belegschaft<br />
hat zu tun <strong>und</strong> zu lassen, was den Umsatzrenditen<br />
dient. Damit verb<strong>und</strong>en ist eine heftige Debatte<br />
um die berufliche Bildung: For<strong>der</strong>n wir mehr<br />
Ausbildungsplätze, klagen die Arbeitgeberverbände<br />
über zu hohe Ausbildungsvergütungen <strong>und</strong> beanstanden<br />
das Qualifikationsniveau <strong>der</strong> Abgänger<br />
allgemein bilden<strong>der</strong> Schulen. Engagieren wir uns<br />
für eine Verbesserung <strong>der</strong> beruflichen Bildungsqualität,<br />
vermelden die Arbeitgeberverbände den<br />
Anstieg <strong>der</strong> betrieblichen Berufsbildungskosten<br />
<strong>und</strong> vermitteln in <strong>der</strong> Öffentlichkeit die Notwendigkeit,<br />
dass Lernende finanzielle Beiträge für Qualifikationsangebote<br />
zu entrichten haben. Positionieren<br />
wir uns für eine berufliche Bildung, die breite<br />
Gr<strong>und</strong>lagen schafft, kommen insbeson<strong>der</strong>e industrielle<br />
Arbeitgeber <strong>und</strong> Arbeitgeberinnen mit ihrer<br />
Priorisierung <strong>der</strong> zweijährigen Berufe, weil aus ihrer<br />
Sicht die mo<strong>der</strong>ne Industriearbeit keiner prozessorientierten<br />
beruflichen Qualifikation bedarf.<br />
Die jeweiligen qualitativen Positionen sind aktuell<br />
flankiert von Begriffen wie z. B. Modularisierung,<br />
214
Schmalspurausbildung, Beruflichkeit, Innovation<br />
etc. Wir stehen vor <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung, für breite<br />
Belegschaftsschichten zukunftsfähige Qualifizierung<br />
möglich zu machen. Und wir stehen vor <strong>der</strong><br />
Herausfor<strong>der</strong>ung, die Abhängigkeit <strong>der</strong> Innovationsentwicklung<br />
des Standorts Deutschland von<br />
hoch qualifizierten Belegschaften zu belegen. Wie<br />
aber wollen wir den Herausfor<strong>der</strong>ungen gerecht<br />
werden? Sind wir uns darüber einig, für was wir sind<br />
o<strong>der</strong> gegen was wir sind? Mit welchem Ziel widmen<br />
wir uns heute, morgen <strong>und</strong> übermorgen <strong>der</strong> Berufsbildungspolitik?<br />
Und wie bekommen wir intern <strong>und</strong><br />
innerhalb des DGB eine einheitliche Berufsbildungslinie<br />
realisiert? Wir haben einige Spezialisten,<br />
die sich mit „Leib <strong>und</strong> Seele“ dem Thema Berufsbildung<br />
verschrieben haben. Aber wir müssen<br />
uns breiter aufstellen <strong>und</strong> Berufsbildungspolitik als<br />
Querschnittsthema in unserem <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Alltag etablieren.<br />
Deshalb for<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Gewerkschaftstag den<br />
Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, zu folgenden Themen eine<br />
klärende Diskussion <strong>und</strong> ein abgestimmtes Handeln<br />
voranzutreiben:<br />
1. Benachteiligung<br />
Die offizielle Definition zu diesem Begriff findet sich<br />
im Sozialgesetzbuch.<br />
Trifft die Definition unsere Sicht <strong>der</strong> Dinge o<strong>der</strong> gehen<br />
wir mit unseren Berufsbildungsansprüchen<br />
darüber hinaus? Reicht es uns aus, dass <strong>der</strong> Gesetzgeber<br />
den Begriff „benachteiligte Jugendliche“ lediglich<br />
an <strong>der</strong> Vermittelbarkeit auf dem Ausbildungsstellenmarkt<br />
fest macht o<strong>der</strong> wollen wir bildungspolitisch<br />
mehr? Und was ist mit behin<strong>der</strong>ten<br />
<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlich eingeschränkten Jugendlichen?<br />
Sind die Regelungen des Berufsbildungsgesetzes<br />
unser Bild einer barrierefreien Berufsbildungspolitik?<br />
2. Ausbildungsplatzangebot<br />
„Wer nicht ausbildet, muss zahlen!“ ist die For<strong>der</strong>ung<br />
nach einem entsprechenden Gesetz, die seit<br />
Jahrzehnten in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> etabliert ist. In Bayern<br />
<strong>und</strong> Baden-Württemberg haben wir mit unterschiedlichem<br />
Ansatz <strong>und</strong> Erfolg tarifpolitische Aktivitäten<br />
gestartet.<br />
Welche qualitativen Kriterien setzen wir zukünftig<br />
für weitere tarifpolitische Aktivitäten an? Verzichten<br />
wir zugunsten von Ausbildungsplätzen auf<br />
Übernahmeregelungen? O<strong>der</strong> lösen wir uns zugunsten<br />
von einem erhöhten quantitativen Ausbildungsplatzangebot<br />
von unserer bisherigen Priorisierung<br />
<strong>der</strong> betrieblichen Ausbildungsplätze? Lassen<br />
wir uns darauf ein, Ausbildungsvergütungen zu<br />
senken? Schließen wir uns den Einschätzungen <strong>der</strong><br />
Kammern <strong>und</strong> Verbände an, dass ein Umbau <strong>der</strong><br />
dualen Berufsausbildung in ein „Baukastenprinzip“<br />
eine Erhöhung des Ausbildungsplatzangebotes<br />
mit sich bringt?<br />
3. Europäisierung <strong>der</strong> Berufsbildung<br />
Das Berufsbildungsgesetz beinhaltet eine „Europaklausel“,<br />
die von <strong>der</strong> Anerkennung von Berufsbildungsabschlüssen<br />
aus EU-Mitgliedsstaaten<br />
spricht. Gr<strong>und</strong>lage des Anerkennungsverfahrens<br />
ist <strong>der</strong> „Europäische Qualifikationsrahmen“.<br />
Droht nun unserem dualen System aufgr<strong>und</strong> des<br />
„Europäischen Qualifikationsrahmens“ die Abstufung<br />
o<strong>der</strong> sind wir schon längst abgestuft? Welche<br />
Auswirkungen hat die Europaklausel auf b<strong>und</strong>esdeutsches<br />
Berufsbildungsrecht <strong>und</strong> welche Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
zeichnen sich daraus für uns ab?<br />
Welche Kriterien des „Europäischen Qualifikationsrahmens“<br />
sind für uns wichtig <strong>und</strong> richtig?<br />
4. Das Duale System<br />
Neulich titelten die Stuttgarter Nachrichten: „Lernen<br />
nach dem Baukastenprinzip. Verbände <strong>und</strong><br />
Kammern wollen duale Berufsbildung umbauen.“<br />
In dem Artikel wurden die Verbände als Südwestmetall<br />
<strong>und</strong> Gesamtmetall klar gestellt. Hätte <strong>der</strong><br />
Journalist auch die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> aufführen sollen? Was<br />
bedeutet für uns das Duale System? Ist es in seiner<br />
aktuellen Ausprägung gut <strong>und</strong> richtig o<strong>der</strong> müssen<br />
wir einen Umbau beför<strong>der</strong>n? Und wenn ja, in welche<br />
Richtung? Worum geht es uns bei <strong>der</strong> Debatte um<br />
das Duale System: um das System o<strong>der</strong> um dessen<br />
Nutzbarkeit?<br />
5. Sind zwei/zweieinhalbjährige Berufe<br />
Schmalspurausbildung?<br />
Berufe mit zwei/zweieinhalbjähriger Ausbildungsdauer<br />
haben in <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Beschlusskonferenzen<br />
den Stempel Schmalspurausbildung erhalten <strong>und</strong><br />
sind verpönt. Erst recht, wenn mit dem jeweiligen<br />
Berufsbild eine starke Betriebsorientierung einher<br />
geht. In <strong>der</strong> betrieblichen Realität haben diese Berufe<br />
längst Einzug gehalten. Wie gehen wir damit<br />
um? Stufen wir die zwei/zweieinhalbjährige Berufsausbildung<br />
als Ausbildung mit „kurzfristigem<br />
Verwertungsinteresse“ ein? Ignorieren wir die Differenz<br />
zwischen Beschlusslage <strong>und</strong> betrieblicher<br />
Realität o<strong>der</strong> widmen wir uns verstärkt den Intentionen,<br />
die nach einer zwei/zweieinhalbjährigen Berufsausbildung<br />
ein Anschlusslernen zulassen?<br />
6. Branchenunterschiede<br />
Betrachtet man die vergangenen Gewerkschaftstage,<br />
orientierten sich Berufsbildungsanträge verstärkt<br />
an den industriellen Gegebenheiten. Erfahrungsgemäß<br />
zeichnet sich Berufsbildung in unterschiedlichen<br />
Branchen auch unterschiedlich ab.<br />
Was ist beispielsweise mit dem Handwerk? Rentiert<br />
es sich, für unsere aktuellen <strong>und</strong> zukünftigen Berufsbildungsziele<br />
differenziert vorzugehen? Wie<br />
gehen wir mit unterschiedlichen Erfahrungen, Infrastrukturen<br />
<strong>und</strong> Gestaltungsmöglichkeiten um?<br />
Gibt es vielleicht branchenübergreifende Aspekte,<br />
die wir verstärken sollten?<br />
7. Finanzierung <strong>der</strong> Berufsbildung<br />
In den letzten Jahren ist Berufsbildung vielerorts<br />
zur Ware verkommen: Lernende müssen für berufliche<br />
Bildung in die eigene Tasche greifen. Menschen,<br />
<strong>der</strong>en Taschen leer sind, sind benachteiligt.<br />
Die letzte PISA-Studie, aber auch die im Frühjahr<br />
2007 diskutierte UNO-Berichterstattung über das<br />
deutsche Bildungssystem verdeutlichen, dass<br />
Menschen aus einkommensschwachen <strong>und</strong> bildungsfernen<br />
Familien in Sachen Bildungschancen<br />
eindeutig benachteiligt werden. Wie sehen wir das?<br />
215
Welche Finanzierungspriorität sehen wir? Finanzierung<br />
durch „Dritte“ o<strong>der</strong> die rigorose Abschaffung<br />
von Finanzierungsbeteiligung <strong>der</strong> Lernenden? Sind<br />
wir z. B. für o<strong>der</strong> gegen Studiengebühren? Sehen<br />
wir in Bildung ein Gut, das frei zugänglich sein<br />
muss o<strong>der</strong> sehen wir in Bildung die Möglichkeit <strong>der</strong><br />
speziellen För<strong>der</strong>ung?<br />
8. Lebensbegleitendes o<strong>der</strong> lebenslanges<br />
Lernen?<br />
Ohne lange Vorrede: Was ist unser Ziel? Wollen wir<br />
ein lebenslanges Lernen, dass sich an Verwertungsmöglichkeiten<br />
orientiert o<strong>der</strong> for<strong>der</strong>n wir ein lebensbegleitendes<br />
Lernen, das unabhängig von Alter,<br />
Gr<strong>und</strong>lagenqualifikation <strong>und</strong> persönlicher Situation<br />
die Partizipation am gesellschaftlichen <strong>und</strong><br />
wirtschaftlichen Leben sichert? Und wie stehen wir<br />
zu lernfreien Phasen?<br />
9. Arbeitsprozesswissen o<strong>der</strong> Module?<br />
Die neu geordneten Berufe unserer Branchen sind<br />
an <strong>der</strong> Vermittlung von Arbeitsprozesswissen orientiert.<br />
Die Arbeitgeber <strong>und</strong> z.T. auch Jugendliche<br />
<strong>und</strong> Beschäftigte for<strong>der</strong>n mehr kurze <strong>und</strong> weniger<br />
anspruchsvolle Qualifizierungen ein. Wie gehen wir<br />
damit um? Und wie verhalten wir uns zu <strong>der</strong> zunehmenden<br />
Retaylorisierung <strong>und</strong> Monotonisierung <strong>der</strong><br />
Arbeit? Wie begegnen wir <strong>der</strong> Arbeitsorganisation,<br />
die kurzzyklische Arbeitsverrichtung vorsieht? Haben<br />
vor diesem Hintergr<strong>und</strong> unsere For<strong>der</strong>ungen<br />
nach Vermittlung von Prozesswissen noch Bestand?<br />
10. Berufliche Qualifikation <strong>und</strong> Entgeltpolitik<br />
Mit ERA sind die entgeltpolitischen Vorraussetzungen<br />
<strong>und</strong> mit den Qualifizierungstarifverträgen die<br />
Weiterbildungsvoraussetzungen zur individuellen<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Belegschaften geschaffen. Wie<br />
geht es weiter? Brauchen wir ein Gesamtkonzept,<br />
das darauf abzielt, beide tarifliche Gr<strong>und</strong>lagen in<br />
Form konkreter betrieblicher <strong>und</strong> betriebsübergreifen<strong>der</strong><br />
Personalentwicklungskonzepte zu vereinen?<br />
Wollen wir berufsbildungspolitische For<strong>der</strong>ungen<br />
in unserer Tarifpolitik stärker verankern?<br />
Und welche Strategien sind zielführend, um das eine<br />
zu tun ohne das an<strong>der</strong>e zu lassen?<br />
Hochqualifizierte Belegschaften sind eine Gr<strong>und</strong>lage<br />
für den wirtschaftlichen Erfolg <strong>der</strong> Unternehmen<br />
<strong>und</strong> für den individuellen <strong>und</strong> kollektiven Erfolg <strong>der</strong><br />
Belegschaften auf dem Arbeitsmarkt. Eine breite<br />
<strong>und</strong> qualifizierte interne <strong>und</strong> öffentliche Debatte<br />
über eine ganzheitliche Berufsbildungspolitik ist<br />
Gr<strong>und</strong>lage dafür, dass diese Sachverhalte Anerkennung<br />
<strong>und</strong> Wertschätzung finden.<br />
Ohne Berufe geht es nicht!<br />
7.076 Antragsteller/in:<br />
Jugendausschuss beim Vorstand<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Durch die begonnene Europäisierung <strong>der</strong> Berufsausbildung,<br />
konkret durch den Europäischen Qualifikationsrahmen<br />
(EQR), besteht die Gefahr, dass es<br />
zu weitreichenden negativen Verän<strong>der</strong>ungen im<br />
deutschen Ausbildungssystem kommt.<br />
Da wir einer <strong>der</strong> wenigen europäischen Staaten mit<br />
einer betrieblich verantworteten Berufsausbildung<br />
sind, die vergleichsweise kostenträchtig für<br />
die Betriebe ist, (z. B. im Vergleich zum englischen<br />
Berufsausbildungssystem), liegt es nahe, dass die<br />
Arbeitgeber versuchen werden, sich aus ihrer Verantwortung<br />
zu verabschieden bzw. sie auf ein Minimum<br />
zurückzuschrauben. Das heißt, das Ziel<br />
wird sein, die Kosten <strong>der</strong> Betriebe für die Berufsausbildung<br />
zu senken <strong>und</strong> die Verantwortlichkeit<br />
für Berufsausbildung weg von den Betrieben – hin<br />
zum Staat o<strong>der</strong> sogar zu den Lernenden selbst – zu<br />
verschieben.<br />
Die Eckpunkte des EQR werden gerne als Begründung<br />
dazu genommen um aufzuzeigen, dass die<br />
Ausbildungsberufe „zerstückelt“, modularisiert<br />
o<strong>der</strong> in Ausbildungsbausteine zerlegt werden sollen.<br />
Die Module sollen auch von privaten Bildungsanbietern<br />
angeboten werden – natürlich gegen Bezahlung.<br />
Dies wie<strong>der</strong>um würde eine Verlagerung<br />
<strong>der</strong> Kosten für Berufsausbildung zu den Schulabgängern<br />
bedeuten <strong>und</strong> <strong>der</strong> Anfang vom Ende <strong>der</strong><br />
dualen Berufsausbildung sein.<br />
Der Vorschlag zu flexiblen Ausbildungswegen in <strong>der</strong><br />
Berufsausbildung (Euler/Severing) for<strong>der</strong>t dazu<br />
auf, den Weg <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Berufsausbildung<br />
gemäß dem EQR konsequent zu Ende zu gehen.<br />
Dieser Vorschlag wird äußerst kritisch gesehen;<br />
die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Jugend lehnt die Modularisierung<br />
<strong>der</strong> Berufsausbildung ab. Ebenso die massenhafte<br />
Einführung von zweijährigen Berufen. Die Erfahrungen<br />
mit den Mini-Berufen zeigen, dass sie nur eine<br />
unzureichende Kompetenzausstattung vermitteln.<br />
In unserem Ausbildungssystem wird mehr vermittelt<br />
als nur die Summe <strong>der</strong> Lerninhalte nach dem<br />
Ausbildungsrahmenplan. Lernen orientiert an den<br />
Arbeits- <strong>und</strong> Geschäftsprozessen in den Unternehmen<br />
vermittelt eine ganzheitliche Handlungskompetenz.<br />
Können, Verstehen <strong>und</strong> Gestalten, nicht nur<br />
Wissen, sind die Ziele einer mo<strong>der</strong>nen, betrieblichen<br />
Berufsausbildung<br />
Verschulung <strong>der</strong> Berufsbildung ist ein Irrweg<br />
Es besteht die Gefahr, dass Ausbildungsberufe in<br />
ihrem qualitativen <strong>und</strong> zeitlichen Umfang drastisch<br />
verkürzt werden. Die Auszubildenden kommen unter<br />
Druck die Verkürzung zu akzeptieren, z. B. durch<br />
ein Übernahmeangebot.<br />
Ferner wird einer „Verschulung“ insbeson<strong>der</strong>e des<br />
ersten (kostenintensiven) Ausbildungsjahres Vorschub<br />
geleistet. Warum sollte ein Betrieb noch das<br />
erste Ausbildungsjahr ausbilden, wenn dies auch<br />
die Berufsfachschulen tun? Aus diesen Gründen<br />
wird eine Verschulung <strong>der</strong> Ausbildung abgelehnt.<br />
Unser Ziel muss es sein ein hoch qualifizierendes,<br />
innovationsorientiertes, zukunftsfähiges <strong>und</strong> vor<br />
allem praxisnahes Berufsausbildungssystem auch<br />
in einem verän<strong>der</strong>ten Europa auf einem sehr hohen<br />
Niveau anzubieten. Dadurch sichern wir den Wirtschaftsstandort<br />
Deutschland, wir machen ihn zukunftsfest<br />
<strong>und</strong> die Arbeitnehmer statten wir mit einem<br />
umfassenden Wissen <strong>und</strong> Können aus.<br />
Wir kritisieren, dass die B<strong>und</strong>esregierung bei <strong>der</strong><br />
Erarbeitung von Ausbildungsberufen immer öfters<br />
216
nicht mehr den Konsens mit den Sozialparteien<br />
sucht, son<strong>der</strong>n selbstherrlich entscheidet.<br />
Der Ausbau <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Ausbildung muss in<br />
den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> rücken. Deshalb ist es wichtig,<br />
dass die Initiative <strong>der</strong> Gewerkschaften zur Qualitätsverbesserung<br />
in den Regionen aufgegriffen<br />
wird. Qualitätssteigernde <strong>und</strong> -sichernde Maßnahmen<br />
sind von zentraler Bedeutung für die Zukunft<br />
<strong>der</strong> dualen Ausbildung. Hier ist eine verbesserte Zusammenarbeit<br />
bei<strong>der</strong> Lernorte gefor<strong>der</strong>t.<br />
Die Stärkung <strong>der</strong> betrieblich verantworteten <strong>und</strong> organisierten<br />
Ausbildung ist für uns Ziel <strong>der</strong> Berufsbildungspolitik.<br />
Deshalb for<strong>der</strong>n wir, den Abbau<br />
von berufsvorbereitenden Maßnahmen, wie die<br />
Einstiegsqualifikationen, schulische Berufsvorbereitungen<br />
etc. Auch diese Jugendlichen brauchen<br />
sofort, ohne Warteschleifen, einen qualifizierten<br />
Ausbildungsplatz.<br />
Wir verteidigen das Berufsprinzip als mo<strong>der</strong>nes<br />
<strong>und</strong> zukunftsweisendes Ausbildungskonzept. Der<br />
wissenschaftliche Beraterkreis <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />
Verdi <strong>und</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> hat Recht, wenn er betont:<br />
Ohne Beruf geht es nicht.<br />
Deshalb for<strong>der</strong>t <strong>der</strong> 21. ordentliche Gewerkschaftstag<br />
<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> alle Beteiligten <strong>und</strong> betroffenen<br />
Akteure auf, sich für die duale berufliche Ausbildung<br />
in den Unternehmen <strong>und</strong> gegen eine Modularisierung<br />
<strong>und</strong> negative Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Berufsausbildung<br />
auszusprechen.<br />
Europäische Berufliche Bildung<br />
7.077 Antragsteller/in: München<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Dass sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in allen Organisationsbereichen<br />
für den Erhalt des dualen Ausbildungssystems<br />
bekennt <strong>und</strong> diese auch in <strong>der</strong> Diskussion zur<br />
Europäisierung <strong>der</strong> Berufsausbildung in Deutschland<br />
nicht aufgibt.<br />
Denn durch den begonnenen Prozess <strong>der</strong> Europäisierung<br />
<strong>der</strong> Berufsausbildung, konkret durch den<br />
Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR), wird es<br />
zu weit reichenden negativen Verän<strong>der</strong>ungen bis<br />
hin zur Abschaffung des deutschen dualen Ausbildungssystems<br />
kommen.<br />
Ausbildung ist das Kerngeschäft <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong><br />
die Zukunft unserer Organisation. Aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong> können wir eine solche Verän<strong>der</strong>ung nicht<br />
akzeptieren, denn dies wird sich auch nachhaltig<br />
auf die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Struktur aber auch gesellschaftspolitisch<br />
auswirken.<br />
Durch die unterschiedlichen Qualifikationsniveaus<br />
des geplanten EQR’s wird es zu einer Aufweichung<br />
unseres neuen Entgeltsystems ERA <strong>und</strong> einer Absenkung<br />
<strong>der</strong> tariflichen Entgeltlinie kommen. Langfristig<br />
stellt dies eine große Gefahr für unsere Flächentarifverträge<br />
da.<br />
Eine Ausbildung nach Schulordnung <strong>und</strong> im Sinne<br />
von Praktikumverhältnissen, in denen die Teilqualifikationen<br />
vermittelt werden, wie es <strong>der</strong> EQR vorsieht,<br />
hat schwerwiegende Einschnitte in <strong>der</strong> Berufsausbildung<br />
<strong>und</strong> bei unserer betrieblichen Mitbestimmung<br />
zur Folge.<br />
Die duale Berufsaubildung in ihrer jetzigen Form<br />
vermittelt den Auszubildenden ganzheitliche<br />
Handlungskompetenzen <strong>und</strong> Fachwissen, das sich<br />
an den Abläufen <strong>der</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Geschäftsprozessen<br />
orientiert.<br />
Können, verstehen <strong>und</strong> gestalten, nicht nur Wissen<br />
sind <strong>und</strong> müssen auch zukünftig das Ziel einer mo<strong>der</strong>nen,<br />
betrieblichen Berufsausbildung im dualen<br />
Verb<strong>und</strong> sein.<br />
Dies ist auch zwingend erfor<strong>der</strong>lich, um die Jugendlichen<br />
für ihr zukünftiges Berufsleben, dass von Arbeitsplatz-<br />
<strong>und</strong> Tätigkeitswechseln <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>enen<br />
steigenden Anfor<strong>der</strong>ungen geprägt sein<br />
wird, angemessen zu qualifizieren.<br />
Diese Ganzheitlichkeit schafft bei den Jugendlichen<br />
ein Verständnis für komplexe Zusammenhänge,<br />
för<strong>der</strong>t das vernetzte Denken <strong>und</strong> fügt Einzelkompetenzen<br />
zu einem f<strong>und</strong>ierten Fachwissen zusammen.<br />
Genau dieses wird von den Arbeitgebern abgefor<strong>der</strong>t,<br />
in dem sie ein Höchstmaß an Flexibilität von<br />
den Auszubildenden <strong>und</strong> Jungfacharbeitern <strong>und</strong><br />
Jungfacharbeiterinnen verlangen. Genau aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong> ist es extrem wichtig an unserem dualen<br />
Ausbildungssystem festzuhalten <strong>und</strong> dieses nicht<br />
in einzelne Teilqualifikationen o<strong>der</strong> Module zu zerstückeln.<br />
Dieses Vorgehen wäre die Aufgabe des dualen Ausbildungsprinzips.<br />
Durch die Modularisierung wird<br />
den Auszubildenden die Verantwortung ihrer Qualifizierung<br />
selbst auferlegt. Sie wären für die Gestaltung<br />
<strong>der</strong> Inhalte sowie für die richtige Wahl <strong>der</strong> Ausbildungsmodule<br />
selbst verantwortlich <strong>und</strong> müssten<br />
hier Entscheidungen fällen, <strong>der</strong>en Tragweite sie<br />
in solch jungen Jahren nicht abschätzen könnten.<br />
Der Staat <strong>und</strong> die Arbeitgeber würden sich hier ganz<br />
klar aus Ihrer Verantwortung des Ausbildungsauftrages<br />
stehlen. Und dies kann aus gewerkschaftlicher<br />
Sicht nicht akzeptiert werden.<br />
Auch die aktuelle Diskussion über das so genannte<br />
„European Credit Point System“, in dem angedacht<br />
ist, alle Abschlüsse mit Punkten zu bewerten, lässt<br />
darauf schließen, dass deutsche Abschlüsse in <strong>der</strong><br />
Berufsausbildung wesentlich niedriger als die <strong>der</strong><br />
europäischen Wettbewerber eingestuft werden sollen.<br />
Dies wäre ein schwerwiegen<strong>der</strong> Nachteil, da<br />
weiterführende Abschlüsse <strong>und</strong> Qualifikationen<br />
dann nur sehr schwer erreichbar wären.<br />
Deshalb muss unser oberstes Ziel als <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sein,<br />
den Jugendlichen eine qualifizierte, f<strong>und</strong>ierte <strong>und</strong><br />
zukunftsorientierte 3 bis 3,5 jährige duale Ausbildung<br />
zu ermöglichen, um hier auch im internationalen<br />
Vergleich bestehen zu können.<br />
Und genau das muss das Ziel sein <strong>und</strong> nichts an<strong>der</strong>es.<br />
Deshalb müssen wir gegen die geplanten Verän<strong>der</strong>ungen<br />
in <strong>der</strong> Berufsausbildung vorgehen <strong>und</strong><br />
uns klar zur dualen Berufsaubildung in Deutschland<br />
bekennen <strong>und</strong> auch dafür kämpfen, dass diese<br />
weiter bestehen bleibt.<br />
Wir for<strong>der</strong>n den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, sich auf<br />
nationaler <strong>und</strong> internationaler Ebene, in Politik <strong>und</strong><br />
Wirtschaft für das Antragsbegehren einzusetzen<br />
<strong>und</strong> die Zerschlagung <strong>der</strong> dualen Berufsausbildung<br />
durch den Europäischen Qualifizierungsrahmen zu<br />
verhin<strong>der</strong>n.<br />
217
Duales Berufsausbildungssystem in Europa<br />
stärken<br />
7.078 Antragsteller/in: Ingolstadt<br />
Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />
beschließen:<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bekennt sich zum dualen Berufsausbildungssystem.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird<br />
auf die Entscheidungsgremien <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung<br />
<strong>und</strong> des Europäischen Parlaments einwirken,<br />
dass bei <strong>der</strong> Europäisierung <strong>der</strong> Berufsausbildung<br />
in Deutschland das duale Ausbildungssystem weiter<br />
durchgeführt wird <strong>und</strong> erhalten bleibt.<br />
Durch den begonnen Prozess <strong>der</strong> Europäisierung<br />
<strong>der</strong> Berufsausbildung, konkret durch den Europäischen<br />
Qualifikationsrahmen (EQR), wird es zu weit<br />
reichenden negativen Verän<strong>der</strong>ungen bis hin zur<br />
Abschaffung des deutschen dualen Berufsausbildungssystems<br />
kommen.<br />
Ausbildung ist eine Kernaufgabe <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong><br />
die Zukunft unserer Organisation. Aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong> können wir eine solche Verän<strong>der</strong>ung nicht<br />
akzeptieren, denn dies wird sich auch negativ auf<br />
die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> die Beschäftigungsstruktur in den<br />
Betrieben auswirken.<br />
Durch die unterschiedlichen Qualifikationsniveaus<br />
des geplanten EQR wird es zu einer Aufweichung<br />
unseres neuen Entgeltsystems ERA <strong>und</strong> zu einer Absenkung<br />
<strong>der</strong> tariflichen Entgeltlinie kommen. Langfristig<br />
stellt dies eine große Gefahr für unsere Flächentarifverträge<br />
da.<br />
Eine verschulte Berufsausbildung im Sinne von<br />
Praktikumverhältnissen, in denen Teilqualifikationen<br />
vermittelt werden, wie es <strong>der</strong> EQR vorsieht, hat<br />
schwerwiegende Einschnitte in <strong>der</strong> Berufsausbildung<br />
<strong>und</strong> bei unserer betrieblichen Mitbestimmung<br />
zur Folge.<br />
Die duale Berufsaubildung in ihrer jetzigen Form<br />
vermittelt den Auszubildenden ganzheitliche<br />
Handlungskompetenzen <strong>und</strong> Fachwissen, das sich<br />
an den Abläufen <strong>der</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Geschäftsprozesse<br />
orientiert. Können, verstehen <strong>und</strong> gestalten,<br />
nicht nur Wissen, sind <strong>und</strong> müssen auch zukünftig<br />
das Ziel einer mo<strong>der</strong>nen, betrieblichen Berufsausbildung<br />
im dualen Verb<strong>und</strong> sein. Dies ist auch zwingend<br />
erfor<strong>der</strong>lich, um den Jugendlichen für ihr zukünftiges<br />
Berufsleben, dass von Arbeitsplatz- <strong>und</strong><br />
Tätigkeitswechseln <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>enen steigenden<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen geprägt sein wird, angemessen<br />
zu qualifizieren. Diese Ganzheitlichkeit<br />
schafft bei den Jugendlichen ein Verständnis für<br />
komplexe Zusammenhänge, för<strong>der</strong>t das vernetzte<br />
Denken <strong>und</strong> fügt Einzelkompetenzen zu einem f<strong>und</strong>ierten<br />
Fachwissen zusammen.<br />
Genau dieses wird von den Arbeitgebern <strong>und</strong> Arbeitgeberinnen<br />
abgefor<strong>der</strong>t, indem sie ein Höchstmaß<br />
an Flexibilität von den Auszubildenden <strong>und</strong><br />
Jungfacharbeiter verlangen. Genau aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong> ist es extrem wichtig, an unserem dualen<br />
Ausbildungssystem festzuhalten <strong>und</strong> diese nicht in<br />
einzelne Teilqualifikationen o<strong>der</strong> Module zu zerstückeln.<br />
Dieses Vorgehen wäre die Aufgabe des<br />
dualen Ausbildungsprinzips. Durch die Modularisierung<br />
wird den Auszubildenden die Verantwortung<br />
ihrer Qualifizierung selbst auferlegt. Sie wären<br />
für die Gestaltung <strong>der</strong> Inhalte, sowie für die richtige<br />
Wahl <strong>der</strong> Ausbildungsmodule selbst verantwortlich<br />
<strong>und</strong> müssten hier Entscheidungen fällen,<br />
<strong>der</strong>en Tragweite sie in solch jungen Jahren nicht abschätzen<br />
können.<br />
Der Staat <strong>und</strong> die Arbeitgeber <strong>und</strong> Arbeitgeberinnen<br />
würden sich hier ganz klar aus ihrer Verantwortung<br />
des Ausbildungsauftrages stehlen. Und dies<br />
kann aus gewerkschaftlicher Sicht nicht akzeptiert<br />
werden. Deshalb muss unser oberstes Ziel als <strong>IG</strong><br />
<strong>Metall</strong> sein, den Jugendlichen eine qualifizierte,<br />
f<strong>und</strong>ierte <strong>und</strong> zukunftsorientierte 3 bis 3,5-jährige<br />
duale Berufsausbildung zu ermöglichen, um hier<br />
auch im internationalen Vergleich bestehen zu können.<br />
Deshalb ist die gesamte <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> aufgefor<strong>der</strong>t,<br />
gegen die geplanten Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Berufsausbildung<br />
vorzugehen <strong>und</strong> sich klar zu <strong>der</strong><br />
dualen Berufsaubildung in Deutschland zu bekennen<br />
<strong>und</strong> für eine weitere Durchführung zu engagieren.<br />
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NOTIZEN
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Herausgeber: <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Vorstand Bereich Organisation/OE<br />
Druck: apm AG, Kleyerstraße 3, 64295 Darmstadt