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Veröffentlichung der Entschließungen und Anträge - IG Metall

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21. ordentlicher Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> 2007<br />

Veröffentlichung <strong>der</strong><br />

Entschließungen <strong>und</strong> Anträge


Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,<br />

auf dem 21. Ordentlichen Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> werden die Delegierten<br />

sieben Entschließungen sowie die Anträge zur Satzung <strong>und</strong> die Anträge zu den Entschließungen<br />

diskutieren <strong>und</strong> über sie entscheiden. Die Entschließungen <strong>und</strong> Anträge<br />

umfassen die ganze Bandbreite <strong>der</strong> für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> relevanten Themen. Sie<br />

reichen von <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den zentralen politischen <strong>und</strong> gesellschaftlichen,<br />

sozialen <strong>und</strong> ökonomischen Entwicklungen bis zu den entscheidenden<br />

tarif-, betriebs- <strong>und</strong> organisationspolitischen Herausfor<strong>der</strong>ungen für die<br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Mit dieser Broschüre stellen wir den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>und</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

sämtliche Entschließungen <strong>und</strong> Anträge vor.<br />

Mit <strong>der</strong> Veröffentlichung <strong>der</strong> „Themen <strong>und</strong> Thesen für die Entschließungen“ wurden<br />

die Verwaltungsstellen <strong>und</strong> die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> frühzeitig <strong>und</strong> ausführlich<br />

über die Schwerpunkte des Gewerkschaftstages - beson<strong>der</strong>s mit Blick auf zu<br />

stellende Anträge – informiert. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass dieses Instrument<br />

gut angenommen wurde <strong>und</strong> damit die Qualität <strong>der</strong> inhaltlichen Vorbereitung<br />

auf den Gewerkschaftstag verbessert werden konnte.<br />

Im November ist es nun Aufgabe <strong>der</strong> Delegierten, anhand <strong>der</strong> Entschließungen <strong>und</strong><br />

Anträge darüber zu entscheiden, wie sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu den gr<strong>und</strong>legenden Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

positionieren will <strong>und</strong> welche Ziele sie in den kommenden vier<br />

Jahren ins Zentrum ihrer Arbeit rücken wird. Das Motto des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />

„Zukunft braucht Gerechtigkeit“ ist dafür ein gutes Leitbild.<br />

Frankfurt am Main, im August 2007<br />

Berthold Huber<br />

2. Vorsitzen<strong>der</strong><br />

1


Entschließungen <strong>und</strong> Anträge<br />

an den 21. ordentlichen Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

4. bis 10. November 2007 in Leipzig<br />

Anträge zur Satzung 5<br />

Anträge S.001 bis S.047<br />

Entschließung 1 – Gesellschaftspolitik <strong>und</strong> allgemeine Gewerkschaftspolitik 11<br />

Anträge 1.001 bis 1.076<br />

Entschließung 2 – Wirtschafts- <strong>und</strong> Beschäftigungspolitik 43<br />

Anträge 2.001 bis 2.024<br />

Entschließung 3 – Tarifpolitik 59<br />

Anträge 3.001 bis 3.098<br />

Entschließung 4 – Sozialpolitik 99<br />

Anträge 4.001 bis 4.074<br />

Entschließung 5 – Betriebs- <strong>und</strong> Mitbestimmungspolitik 125<br />

Anträge 5.001 bis 5.041<br />

Entschließung 6 – Organisations- <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung, Organisationspolitik 151<br />

Anträge 6.001 bis 6.100<br />

Entschließung 7 – Bildung <strong>und</strong> Qualifizierung 185<br />

Anträge 7.001 bis 7.078<br />

3


Anträge zur Satzung<br />

Satzung § 2 Absatz 1:<br />

Aufgaben <strong>und</strong> Ziele <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

S.001 Antragsteller/in: Stuttgart<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 2 Absatz 1 <strong>der</strong> Satzung wird am Ende des ersten<br />

Absatzes wie folgt erweitert:<br />

Sowie die Gleichstellung bzw. die Integration von<br />

behin<strong>der</strong>ten Menschen in die Gesellschaft <strong>und</strong> in<br />

die Arbeitswelt.<br />

Satzung § 2 Absatz 3 Ziffer 9 (neu):<br />

Aufgaben <strong>und</strong> Ziele <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

S.002 Antragsteller/in: Reutlingen-<br />

Tübingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

In § 2 Absatz 3 <strong>der</strong> Satzung wird eine neue Ziffer 9<br />

eingefügt <strong>und</strong> die Nummernfolge <strong>der</strong> nachfolgenden<br />

Ziffern entsprechend geän<strong>der</strong>t:<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Selbstbestimmung <strong>und</strong> gleichberechtigte<br />

Teilhabe behin<strong>der</strong>ter <strong>und</strong> von Behin<strong>der</strong>ung<br />

bedrohter Menschen am Leben in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e am Arbeitsleben.<br />

Satzung § 2 Absatz 3 Ziffer 9 (neu):<br />

Aufgaben <strong>und</strong> Ziele <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

S.003 Antragsteller/in: Erfurt<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

In § 2 Absatz 3 <strong>der</strong> Satzung wird eine neue Ziffer 9<br />

eingefügt <strong>und</strong> die Nummernfolge <strong>der</strong> nachfolgenden<br />

Ziffern entsprechend geän<strong>der</strong>t:<br />

Vertretung <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> gleichberechtigten<br />

Teilhabe behin<strong>der</strong>ter <strong>und</strong> von Behin<strong>der</strong>ung bedrohter<br />

Menschen am Leben in <strong>der</strong> Gesellschaft, insbeson<strong>der</strong>e<br />

am Arbeitsleben.<br />

Satzung § 2 Absatz 3 Ziffer 9 (neu):<br />

Aufgaben <strong>und</strong> Ziele <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

S.004 Antragsteller/in: Kaiserslautern<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

In § 2 Absatz 3 <strong>der</strong> Satzung wird eine neue Ziffer 9<br />

eingefügt <strong>und</strong> die Nummernfolge <strong>der</strong> nachfolgenden<br />

Ziffern entsprechend geän<strong>der</strong>t:<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Selbstbestimmung <strong>und</strong> gleichberechtigte<br />

Teilhabe behin<strong>der</strong>ter Menschen <strong>und</strong> von<br />

Behin<strong>der</strong>ung bedrohter Menschen am Leben in <strong>der</strong><br />

Gesellschaft <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e am Arbeitsleben.<br />

Satzung § 2 Absatz 3 Ziffer 9 (neu):<br />

Aufgaben <strong>und</strong> Ziele <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

S.005 Antragsteller/in: Mittelhessen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 2 Absatz 3 Ziffer 9 <strong>der</strong> Satzung erhält einen neuen<br />

Text, <strong>der</strong> nachfolgend abgedruckt ist.<br />

Die bisherigen Ziffern 9 bis 12 verschieben sich um<br />

jeweils eine Ziffer.<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Selbstbestimmung <strong>und</strong> gleichberechtigte<br />

Teilhabe behin<strong>der</strong>ter <strong>und</strong> von Behin<strong>der</strong>ung<br />

bedrohter Menschen am Leben in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e am Arbeitsleben.<br />

Satzung § 2 Absatz 3 Ziffer 7 (neu):<br />

Aufgaben <strong>und</strong> Ziele <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

S.006 Antragsteller/in: Herne<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

In § 2 Absatz 3 <strong>der</strong> Satzung wird eine neue Ziffer 7<br />

eingefügt <strong>und</strong> die Nummernfolge <strong>der</strong> nachfolgenden<br />

Ziffern entsprechend geän<strong>der</strong>t:<br />

die Gleichbehandlung <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Rentner<br />

<strong>und</strong> Rentnerinnen in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

Satzung § 2 Absatz 2:<br />

Aufgaben <strong>und</strong> Ziele <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

S.007 Antragsteller/in: Berlin<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 2 Absatz 2 <strong>der</strong> Satzung wird wie folgt geän<strong>der</strong>t:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wahrt <strong>und</strong> verteidigt die freiheitlich-demokratische<br />

Gr<strong>und</strong>ordnung sowie die demokratischen<br />

Gr<strong>und</strong>rechte. Die Verteidigung dieser Rechte<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Wirtschaftsbedingungen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e des sozialen Rechtsstaates, <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Unabhängigkeit sowie Existenz <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />

<strong>und</strong> ihrer Tarifautonomie erfolgt notfalls durch<br />

Auffor<strong>der</strong>ung des Vorstandes an die Mitglie<strong>der</strong>, zu<br />

diesem Zweck die Arbeit nie<strong>der</strong>zulegen (Wi<strong>der</strong>standsrecht<br />

gemäß Artikel 20 Absatz 4 GG <strong>und</strong> Streikrecht<br />

gemäß Artikel 9 Absatz 3 GG). Insoweit erkennt<br />

die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> den politischen Streik als Kampfmittel<br />

<strong>der</strong> Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen an.<br />

Satzung § 3 Ziffer 1 Absatz 2:<br />

Beitritt<br />

S.008 Antragsteller/in: Aschaffenburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 3 Ziffer 1 Absatz 2 <strong>der</strong> Satzung ist zu beginnen:<br />

Schüler <strong>und</strong> Praktikanten mit einem mindestens<br />

vierwöchigen Praktikum, …<br />

5


Satzung § 3 Ziffer 1 Absatz 3:<br />

Beitritt<br />

S.009 Antragsteller/in:<br />

Jugendausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 3 Ziffer 1 Absatz 3 <strong>der</strong> Satzung ist wie folgt zu ergänzen:<br />

Entsprechendes gilt für Teilnehmer <strong>und</strong> Teilnehmerinnen<br />

an Ausbildungs- <strong>und</strong> Weiterbildungsmaßnahmen,<br />

die nicht in einem <strong>der</strong> vorgenannten Betriebe<br />

durchgeführt werden sowie Schüler/-innen<br />

<strong>und</strong> Praktikant/-innen<br />

Satzung § 5 Ziffer 2 Absatz 8:<br />

Höhe <strong>der</strong> Beiträge<br />

S.010 Antragsteller/in:<br />

Jugendausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 5 Ziffer 2 Absatz 8 <strong>der</strong> Satzung wird wie folgt geän<strong>der</strong>t:<br />

Schüler, Praktikanten <strong>und</strong> Studierende leisten einen<br />

Beitrag von 2,05 Euro.<br />

Satzung § 5 Ziffer 2:<br />

Höhe <strong>der</strong> Beiträge<br />

S.011 Antragsteller/in: Halle<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 5 Ziffer 2 <strong>der</strong> Satzung wird in Absatz 5 <strong>und</strong> Absatz<br />

9 geän<strong>der</strong>t, ein neuer Absatz 11 wie folgt eingefügt:<br />

§ 5 Ziffer 2 Absatz 5<br />

Mitglie<strong>der</strong>, die eine Leistung aus <strong>der</strong> Sozialversicherung<br />

erhalten, wie Rentner <strong>und</strong> Rentnerinnen,<br />

Vorruheständler <strong>und</strong> Vorruheständlerinnen, Kranke<br />

mit Krankengeldbezug, Umschüler <strong>und</strong> Umschülerinnen<br />

sowie Bezieher <strong>und</strong> Bezieherinnen von Arbeitslosengeld<br />

nach SGB III zahlen 0,5 Prozent <strong>der</strong><br />

monatlichen Leistung.<br />

§ 5 Ziffer 2 Absatz 9<br />

Arbeitslose nach SGB II, Mitglie<strong>der</strong> in Elternzeit,<br />

Kranke ohne Krankengeldbezug sowie Mitglie<strong>der</strong>,<br />

die sich in einem anerkannten privaten Insolvenzverfahren<br />

befinden, leisten einen monatlichen Beitrag<br />

von 1,00 Euro.<br />

§ 5 Ziffer 2 Absatz 11(neu)<br />

Mitglie<strong>der</strong>, die auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> ab 01.01.2004 geltenden<br />

Satzung einen an<strong>der</strong>en Beitrag zahlen, werden<br />

von Beitragserhöhungen ausgenommen, bis<br />

eine Statutsän<strong>der</strong>ung eintritt.<br />

Satzung § 5 Ziffer 2 Absatz 10 (neu):<br />

Höhe <strong>der</strong> Beiträge<br />

S.012 Antragsteller/in: Herne<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Dem § 5 Ziffer 2 <strong>der</strong> Satzung wird folgen<strong>der</strong> Absatz<br />

10 hinzugefügt:<br />

Mitglie<strong>der</strong>, die Arbeitslosengeld 2 (ALG 2) beziehen,<br />

entrichten für die Dauer dieses Bezuges keine<br />

Beiträge.<br />

Absatz 10 wird Absatz 11.<br />

Satzung § 5 Ziffer 2 Absatz 8:<br />

Höhe <strong>der</strong> Beiträge<br />

S.013 Antragsteller/in: Hannover<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 5 Ziffer 2 Absatz 8 wird wie folgt ergänzt:<br />

Für Studierende in berufsbegleitenden Studiengängen<br />

(wie zum Beispiel Studenten im Praxisverb<strong>und</strong><br />

o<strong>der</strong> Berufsakademiestudenten) beträgt <strong>der</strong><br />

Beitrag 1 % des monatlichen Entgeltes.<br />

Satzung § 5 Ziffer 2 Absatz 8:<br />

Höhe <strong>der</strong> Beiträge<br />

S.014 Antragsteller/in: Braunschweig<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 5 Ziffer 2 Absatz 8 <strong>der</strong> Satzung wird wie folgt ergänzt:<br />

Für Studierende in berufsbegleitenden Studiengängen<br />

(wie zum Beispiel Studenten im Praxisverb<strong>und</strong><br />

o<strong>der</strong> Berufsakademiestudenten) beträgt <strong>der</strong><br />

Beitrag 1 % des monatlichen Entgeltes.<br />

Satzung § 5 Ziffer 2 Absatz 9:<br />

Höhe <strong>der</strong> Beiträge<br />

S.015 Antragsteller/in: Herne<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 5 Ziffer 2 Absatz 9 <strong>der</strong> Satzung wird wie folgt geän<strong>der</strong>t:<br />

Arbeitslose, Mitglie<strong>der</strong> in Elternzeit, Kranke ohne<br />

Krankengeldbezug sowie Mitglie<strong>der</strong>, die sich im<br />

Beantragungsverfahren zu einer Privatinsolvenz<br />

o<strong>der</strong> in einem anerkannten Privatinsolvenzverfahren<br />

befinden, leisten einen monatlichen Beitrag<br />

von 1,53 Euro.<br />

6


Satzung § 5 Ziffer 2 Absatz 9:<br />

Höhe <strong>der</strong> Beiträge<br />

S.016 Antragsteller/in: Herne<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 5 Ziffer 2 Absatz 9 <strong>der</strong> Satzung soll um folgenden<br />

Nebensatz erweitert werden:<br />

…, dieser kann auch durch freiwillige (anonyme) Patenschaften<br />

an<strong>der</strong>er <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Mitglie<strong>der</strong> abgedeckt<br />

werden.<br />

Satzung § 5 Ziffer 6:<br />

Höhe <strong>der</strong> Beiträge<br />

S.017 Antragsteller/in: Lörrach<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 5 Ziffer 6 in <strong>der</strong> Satzung wird wie folgt geän<strong>der</strong>t:<br />

Bei vorübergehen<strong>der</strong> finanzieller Notlage kann <strong>der</strong><br />

Ortsvorstand auf entsprechenden Antrag, zeitlich<br />

befristet für maximal 24 Monate, den Beitrag auf<br />

bis zu 1,53 Euro reduzieren.<br />

Voraussetzung ist eine mindestens zweijährige<br />

Mitgliedschaft.<br />

Im Falle des Leistungsbezuges, <strong>der</strong> eine satzungsgemäße<br />

Beitragszahlung voraussetzt, werden die<br />

vor Absenkung gezahlten Durchschnittsbeiträge<br />

zugr<strong>und</strong>e gelegt.<br />

Im Antrag an den Ortsvorstand für die Gewährung<br />

<strong>der</strong> Beitragsreduzierung muss die finanzielle Notlage<br />

nachvollziehbar begründet werden.<br />

Satzung § 13:<br />

Beteiligung von Frauen, Senioren, Rentnern <strong>und</strong><br />

Jugendlichen<br />

S.018 Antragsteller/in: Krefeld<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 13 <strong>der</strong> Satzung wird wie folgt geän<strong>der</strong>t:<br />

In den Organen <strong>und</strong> Gremien <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> müssen<br />

Frauen, Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen, Rentner <strong>und</strong><br />

Rentnerinnen <strong>und</strong> Jugendliche gr<strong>und</strong>sätzlich mindestens<br />

entsprechend ihres Anteils an <strong>der</strong> Mitgliedschaft<br />

vertreten sein.<br />

Das Verfahren wird in einer Richtlinie geregelt.<br />

Satzung § 13a (neu):<br />

Beteiligung von Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen<br />

S.019 Antragsteller/in: Gütersloh<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Nach § 13 <strong>der</strong> Satzung wird ein neuer § 13a eingefügt,<br />

<strong>der</strong> wie folgt lauten soll:<br />

In den Organen <strong>und</strong> Gremien <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> haben<br />

Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen gr<strong>und</strong>sätzlich angemessen<br />

wie an<strong>der</strong>e Gruppen vertreten zu sein.<br />

Satzung § 13a (neu):<br />

Beteiligung von Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen<br />

S.020 Antragsteller/in: Bielefeld<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Nach § 13 <strong>der</strong> Satzung wird ein neuer § 13a eingefügt,<br />

<strong>der</strong> wie folgt lauten soll:<br />

In den Organen <strong>und</strong> Gremien <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> haben<br />

Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen gr<strong>und</strong>sätzlich stimmberechtigt<br />

mit einem Vertreter/-in vertreten zu sein.<br />

Satzung § 14 Ziffer 1 Absatz 2:<br />

Verwaltungsstellen <strong>und</strong> Ortsvorstände<br />

S.02 Antragsteller/in: Salzgitter<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

In § 14 Ziffer 1 Absatz 2 <strong>der</strong> Satzung wird das Wort<br />

„benachbarten“ ersatzlos gestrichen <strong>und</strong> ein neuer<br />

Absatz 3 wie folgt eingefügt:<br />

Zwischen dem Vorstand <strong>und</strong> den beteiligten Verwaltungsstellen<br />

wird eine Vereinbarung über die<br />

Neuglie<strong>der</strong>ung abgeschlossen. Die mit dem Vorstand<br />

abgestimmten Geschäftspläne <strong>der</strong> beteiligten<br />

Verwaltungsstellen sind die Gr<strong>und</strong>lage für die<br />

zukünftige Finanzausstattung bei Neuglie<strong>der</strong>ung.<br />

Absatz 3 wird Absatz 4.<br />

Satzung §14 Ziffer 6 a):<br />

Verwaltungsstellen <strong>und</strong> Ortsvorstände<br />

S.022 Antragsteller/in: Nienburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 14 Ziffer 6 a) wie folgt zu ergänzen:<br />

Verwaltungsstellen, die nach § 14 Ziffer 1 Kooperationsverträge<br />

mit einer gemeinsamen Geschäftsführung<br />

bzw. die einen Fusionsvertrag vereinbaren,<br />

<strong>der</strong> zu einer Aufhebung bzw. Neuglie<strong>der</strong>ungen<br />

von Verwaltungsstellen führt, erhalten einen Sokkelbetrag<br />

in Höhe von 80 Prozent des bisherigen<br />

Sockelbetrages für jede beteiligte Verwaltungsstelle.<br />

Die Anpassung auf die jeweiligen 80 Prozent<br />

erfolgt in einem Zeitraum von vier Jahren. Die Höhe<br />

<strong>und</strong> Anpassung des Sockelbetrages erfolgt entsprechend<br />

<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Satzung festgelegten Regelung.<br />

Die durch die Reduzierung freiwerdenden Mittel <strong>der</strong><br />

Verwaltungsstellen fließen zweckgeb<strong>und</strong>en in den<br />

Strukturfonds <strong>und</strong> müssen ausschließlich Verwaltungsstellen<br />

zur Verfügung gestellt werden, die aufgr<strong>und</strong><br />

ihrer strukturellen Bedingungen nicht in <strong>der</strong><br />

Lage sind, ihre notwendigen Ausgaben bestreiten<br />

zu können <strong>und</strong> keine Möglichkeit <strong>der</strong> Kooperation<br />

bzw. Fusion haben.<br />

7


Satzung § 14 Ziffer 6 a):<br />

Verwaltungsstellen <strong>und</strong> Ortsvorstände<br />

S.023 Antragsteller/in: Stadthagen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 14 Ziffer 6 a) wird wie folgt ergänzt:<br />

Verwaltungsstellen, die nach § 14 Ziffer 1 Kooperationsverträge<br />

mit einer gemeinsamen Geschäftsführung<br />

bzw. einen Fusionsvertrag vereinbaren,<br />

<strong>der</strong> zu einer Aufhebung bzw. Neuglie<strong>der</strong>ung von<br />

Verwaltungsstellen führt, erhalten einen Sockelbetrag<br />

in Höhe von 80% des bisherigen Sockelbetrages<br />

für jede beteiligte Verwaltungsstelle. Die Anpassung<br />

auf die jeweiligen 80% erfolgt in einem<br />

Zeitraum von 4 Jahren. Die Höhe <strong>und</strong> Anpassung<br />

des Sockelbetrages erfolgt entsprechend <strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

Satzung festgelegten Regelung.<br />

Die durch die Reduzierung freiwerdenden Mittel <strong>der</strong><br />

Verwaltungsstellen fließen zweckgeb<strong>und</strong>en in den<br />

Strukturfonds <strong>und</strong> müssen ausschließlich Verwaltungsstellen<br />

zur Verfügung gestellt werden, die aufgr<strong>und</strong><br />

ihrer strukturellen Bedingungen nicht in <strong>der</strong><br />

Lage sind, ihre notwendigen Ausgaben bestreiten<br />

zu können <strong>und</strong> keine Möglichkeit <strong>der</strong> Kooperation<br />

bzw. Fusion haben.<br />

Satzung § 14 Ziffer 6 a):<br />

Verwaltungsstellen <strong>und</strong> Ortsvorstände<br />

S.024 Antragsteller/in: Alfeld<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 14 Ziffer 6 a) wird wie folgt ergänzt:<br />

Die Verwaltungsstelle, die nach § 14 Ziffer 1 infolge<br />

eines Neuglie<strong>der</strong>ungsvertrages neu geglie<strong>der</strong>t<br />

wird, erhält einen Sockelbetrag in Höhe von 80 Prozent<br />

<strong>der</strong> bisherigen Sockelbeträge <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Neuglie<strong>der</strong>ung<br />

beteiligten Verwaltungsstellen.<br />

Die Anpassung des vermin<strong>der</strong>ten Sockelbetrages<br />

ist unter Berücksichtigung des Zeitraumes <strong>der</strong> realisierbaren<br />

Synergieeffekte <strong>und</strong> Einsparungseffekte<br />

in dem Neuglie<strong>der</strong>ungsvertrag festzulegen.<br />

Zumindest haben neu geglie<strong>der</strong>te Verwaltungsstellen<br />

vier Jahre lang Anspruch auf Sockelbeträge in <strong>der</strong><br />

Höhe, wie jede einzelne Verwaltungsstelle sie bei<br />

weiterer Eigenständigkeit laut Satzung erhalten würde.<br />

Satzung § 14 Ziffer 2 Absatz 2:<br />

Verwaltungsstellen <strong>und</strong> Ortsvorstände<br />

S.025 Antragsteller/in: Friedrichshafen-<br />

Oberschwaben<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

In § 14 Ziffer 2 Absatz 2 wird folgen<strong>der</strong> Satz angefügt:<br />

Stehen im Ortsvorstand nicht genügend Kandidaten<br />

bzw. Kandidatinnen zur Verfügung, wählt <strong>der</strong><br />

Ortsvorstand die restlichen Revisoren bzw. Revisorinnen<br />

aus den Reihen <strong>der</strong> Delegierten zur Delegiertenversammlung.<br />

Satzung § 14 Ziffer 2 Absatz 11:<br />

Verwaltungsstellen <strong>und</strong> Ortsvorstände<br />

S.026 Antragsteller/in:<br />

Jugendausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

In §14 Ziffer 2 Absatz 11 ist folgen<strong>der</strong> Satz anzufügen:<br />

Besteht ein Ortsjugendausschuss, so ist ein Mitglied<br />

aus diesem Gremium von den Mitglie<strong>der</strong>n des<br />

Ortsjugendausschuss in den Ortsvorstand zu wählen.<br />

Diese/r Jugenddelegierte/r hat im Ortsvorstand<br />

volles Stimmrecht.<br />

Satzung § 14 Ziffer 6 b):<br />

Verwaltungsstellen <strong>und</strong> Ortsvorstände<br />

S.027 Antragsteller/in:<br />

Remscheid-Solingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 14 Ziffer 6 b) wird wie folgt geän<strong>der</strong>t:<br />

40 Prozent ihrer Beitragseinnahmen aus Beiträgen<br />

gemäß § 5 Ziffer 2 Abs. 2,<br />

Satzung § 14 Ziffer 7 b):<br />

Verwaltungsstellen <strong>und</strong> Ortsvorstände<br />

S.028 Antragsteller/in:<br />

Remscheid-Solingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 14 Ziffer 7 b) wird wie folgt ergänzt:<br />

Verwaltungsstellen, <strong>der</strong>en 1 %-Zahler überwiegend<br />

in klein- <strong>und</strong> mittelgroßen Betrieben beschäftigt<br />

sind, haben zusätzlichen Anspruch aus dem Strukturfonds.<br />

Satzung § 14 Ziffer 9 Satz 3:<br />

Verwaltungsstellen <strong>und</strong> Ortsvorstände<br />

S.029 Antragsteller/in: Kontrollausschuss<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 14 Ziffer 9 Satz 3 <strong>der</strong> Satzung soll wie folgt ersetzt<br />

werden:<br />

Die Ortskassenbelege sind gr<strong>und</strong>sätzlich monatlich,<br />

mindestens alle drei Monate, durch die Ortsvorstandsrevisoren<br />

bzw. – revisorinnen zu prüfen.<br />

8


Satzung § 15 Ziffer 5:<br />

Delegiertenversammlung<br />

S.030 Antragsteller/in:<br />

Remscheid-Solingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 15 Ziffer 5 <strong>der</strong> Satzung wird wie folgt ergänzt:<br />

Die Entlastung <strong>der</strong> Geschäftsführer bzw. Geschäftsführerinnen<br />

<strong>und</strong> des Ortsvorstandes ist mindestens<br />

einmal im Kalen<strong>der</strong>jahr durchzuführen.<br />

Satzung § 16 Ziffer 3:<br />

Einteilung <strong>und</strong> Leitung <strong>der</strong> Bezirke<br />

S.031 Antragsteller/in:<br />

Remscheid-Solingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 16 Ziffer 3 wird ergänzt um folgenden Satz:<br />

Die Bezirksleiter werden von den Bezirkskonferenzen<br />

im ersten Halbjahr nach Inkrafttreten einer neuen<br />

Satzung bis zum nächsten Gewerkschaftstag gewählt.<br />

Vorschläge dazu werden auf <strong>der</strong> Versammlung<br />

gemacht. Zudem kann <strong>der</strong> Vorstand Vorschläge<br />

unterbreiten. Eine Wie<strong>der</strong>wahl ist zulässig.<br />

Satzung § 17 Ziffer 3:<br />

Bezirkskonferenzen<br />

S.032 Antragsteller/in:<br />

Remscheid-Solingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 17 Ziffer 3 wird nach Buchstabe g) ergänzt um den<br />

Satz:<br />

h) Wahl einer/eines Bezirksleiters/in nach dem jeweiligen<br />

ordentlichen Gewerkschaftstag.<br />

Satzung § 16 Ziffer 5 Absatz 4 Buchstabe b):<br />

Einteilung <strong>und</strong> Leitung <strong>der</strong> Bezirke<br />

S.033 Antragsteller/in: Gaggenau<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 16 Ziffer 5 Absatz 4 Buchstabe b) <strong>der</strong> Satzung wird<br />

ersatzlos gestrichen. Die Buchstabenfolge wird<br />

entsprechend angepasst.<br />

Satzung § 18 Ziffer 3 d) : Vorstand<br />

S.034 Antragsteller/in:<br />

Remscheid-Solingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 18 Ziffer 3 d) wird nach dem ersten Satz ergänzt:<br />

Anweisungen des Vorstandes an Verwaltungsstellen<br />

<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Bevollmächtigte – insbeson<strong>der</strong>e im<br />

Rahmen von Geschäftsplänen – müssen im gesamten<br />

Vorstand auf einer Sitzung beschlossen werden.<br />

Sie können nicht vom geschäftsführenden Vorstand<br />

o<strong>der</strong> von einem Vorstandsmitglied entschieden<br />

werden.<br />

Satzung § 20 Ziffer 2:<br />

Gewerkschaftstag<br />

S.035 Antragsteller/in: Lüdenscheid<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 20 Ziffer 2 <strong>der</strong> Satzung wird wie folgt ergänzt:<br />

Beim Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss die Jugend<br />

mindestens entsprechend ihrem Anteil an <strong>der</strong><br />

Mitgliedschaft vertreten sein.<br />

Das Verfahren wird in einer Richtlinie geregelt.<br />

Satzung § 20 Ziffer 2:<br />

Gewerkschaftstag<br />

S.036 Antragsteller/in: Werdohl-Iserlohn<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 20 Ziffer 2 <strong>der</strong> Satzung wird wie folgt ergänzt:<br />

Beim Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss die Jugend<br />

mindestens entsprechend ihrem Anteil an <strong>der</strong><br />

Mitgliedschaft vertreten sein.<br />

Das Verfahren wird in einer Richtlinie geregelt.<br />

Satzung § 20 Ziffer 11 Absatz 3:<br />

Gewerkschaftstag<br />

S.037 Antragsteller/in:<br />

Auslän<strong>der</strong>ausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 20 Ziffer 11 Absatz 3 <strong>der</strong> Satzung wird wie folgt<br />

geän<strong>der</strong>t:<br />

Anträge an den Gewerkschaftstag können stellen:<br />

die Delegiertenversammlungen <strong>der</strong> Verwaltungsstellen,<br />

<strong>der</strong> Vorstand, <strong>der</strong> Kontrollausschuss, <strong>der</strong><br />

Angestelltenausschuss-, <strong>der</strong> Frauen-, <strong>der</strong> Jugend-,<br />

<strong>der</strong> Handwerks- <strong>und</strong> <strong>der</strong> Migrationsausschuss beim<br />

Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />

Satzung § 20 Ziffer 11 Absatz 3:<br />

Gewerkschaftstag<br />

S.038 Antragsteller/in: Bonn-Rhein-Sieg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 20 Ziffer 11 Absatz 3 <strong>der</strong> Satzung wird wie folgt ergänzt:<br />

Anträge an den Gewerkschaftstag können stellen:<br />

Die Delegiertenversammlungen <strong>der</strong> Verwaltungsstellen,<br />

<strong>der</strong> Vorstand, <strong>der</strong> Kontrollausschuss, <strong>der</strong><br />

Angestellten-, <strong>der</strong> Frauen-, <strong>der</strong> Jugend-, <strong>der</strong> Handwerks-,<br />

<strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong>ausschuss <strong>und</strong> <strong>der</strong> Aus-<br />

9


schuss für außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit<br />

(AGA) beim Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />

Satzung § 20 Ziffer 11 Absatz 3:<br />

Gewerkschaftstag<br />

S.039 Antragsteller/in: Wuppertal<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 20 Ziffer 11 Absatz 3 <strong>der</strong> Satzung wird um den<br />

AGA-Ausschuss (außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit)<br />

ergänzt.<br />

Satzung § 20 Ziffer 11 Absatz 3:<br />

Gewerkschaftstag<br />

S.040 Antragsteller/in: Krefeld<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 20 Ziffer 11 Absatz 3 <strong>der</strong> Satzung soll wie folgt geän<strong>der</strong>t<br />

werden:<br />

1. Zu den dort genannten Ausschüssen soll die Aufnahme<br />

des A G A – Ausschusses erfolgen .<br />

2. Der Auslän<strong>der</strong>ausschuss ist durch Migrantenausschuss<br />

zu ersetzen.<br />

Satzung § 20 Ziffer 11 Absatz 3:<br />

Gewerkschaftstag<br />

S.041 Antragsteller/in: Dortm<strong>und</strong><br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 20 Ziffer 11 Absatz 3 <strong>der</strong> Satzung wird um den<br />

Ausschuss „Außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit“<br />

(AGA) ergänzt.<br />

Satzung § 20 Ziffer 11 Absatz 3:<br />

Gewerkschaftstag<br />

S.042 Antragsteller/in: Gaggenau<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 20 Ziffer 11 Absatz 3 <strong>der</strong> Satzung wird wie folgt ergänzt:<br />

Anträge an den Gewerkschaftstag können stellen:<br />

die Delegiertenversammlungen <strong>der</strong> Verwaltungsstellen,<br />

<strong>der</strong> Vorstand, <strong>der</strong> Kontrollausschuss, <strong>der</strong><br />

Angestellten-, <strong>der</strong> Frauen-, <strong>der</strong> Jugend-, <strong>der</strong> Handwerks-,<br />

<strong>der</strong> Vertrauensleute- <strong>und</strong> <strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong>ausschuss<br />

beim Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />

Satzung § 20 Ziffer 11 Absatz 3:<br />

Gewerkschaftstag<br />

S.043 Antragsteller/in: Bielefeld<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 20 Ziffer 11 Absatz 3 <strong>der</strong> Satzung ist wie folgt zu<br />

ergänzen:<br />

Anträge an den Gewerkschaftstag können stellen ...<br />

<strong>der</strong> Erwerbslosenausschuss ... beim Vorstand <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />

Satzung § 26 Ziffer 5 Anhang 1:<br />

Leistungen <strong>der</strong> Freizeitunfallversicherung<br />

S.044 Antragsteller/in: Passau<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

In Anhang 1 Leistungen <strong>der</strong> Freizeitunfallversicherung<br />

nach § 26 Ziffer 5 soll Buchstabe a) folgen<strong>der</strong>maßen<br />

formuliert werden:<br />

„ein Unfall-Krankenhausgeld bei ambulantem o<strong>der</strong><br />

stationärem Krankenhausaufenthalt bis zum 30fachen<br />

des Monatsbeitrages des Mitgliedes als einmalige<br />

Entschädigung für jeden Unfall, höchstens<br />

jedoch 51,13 Euro pro Tag <strong>der</strong> Behandlung.“<br />

Satzung § 27 Ziffer 1 Absatz 4 (neu):<br />

Unterstützung durch Rechtsschutz<br />

S.045 Antragsteller/in:<br />

Jugendausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

In § 27 Ziffer 1 <strong>der</strong> Satzung wird ein neuer Absatz 4<br />

wie folgt eingefügt:<br />

Studierende Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> erhalten<br />

Rechtsschutz für gerichtliche Auseinan<strong>der</strong>setzungen,<br />

welche im Zusammenhang mit ihrem Studium<br />

stehen.<br />

Satzung § 30 Ziffer 2 Absatz 1:<br />

Unterstützung im Todesfall<br />

S.046 Antragsteller/in: Dortm<strong>und</strong><br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

§ 30 Ziffer 2 Absatz 1 <strong>der</strong> Satzung wird nach den<br />

Worten „maßgebenden Monatsbeiträge“ durch die<br />

Formulierung „auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> letzten 12 Vollbeiträge“<br />

ergänzt.<br />

Satzung § 35:<br />

In-Kraft-Treten <strong>der</strong> Satzung<br />

S.047 Antragsteller/in: Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die vom 21. ordentlichen Gewerkschaftstag beschlossene<br />

Satzung tritt am 01. Januar 2008 in<br />

Kraft.<br />

10


Entschließung 1<br />

Gesellschaftspolitik <strong>und</strong> allgemeine<br />

Gewerkschaftspolitik<br />

1. Vom Sozialstaats-Kapitalismus zum<br />

Finanzmarkt-Kapitalismus<br />

Ein neoliberaler, sozialstaats- <strong>und</strong> gewerkschaftskritischer<br />

Zeitgeist bestimmt die öffentlichen Debatten:<br />

Die vermeintliche Überlegenheit des Marktes<br />

<strong>und</strong> seiner Gesetze wird zum Dogma erhoben.<br />

Ziel marktradikaler Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft,<br />

Medien <strong>und</strong> Politik ist <strong>der</strong> Übergang vom<br />

gebändigten Sozialstaats-Kapitalismus zum entfesselten<br />

Finanzmarkt-Kapitalismus – mit eingeschränkten<br />

Arbeitnehmerrechten, einem zurückgestutzten<br />

Sozialstaat <strong>und</strong> geschwächten Gewerkschaften.<br />

1.1 Verän<strong>der</strong>te Rolle <strong>der</strong> Finanzmärkte <strong>und</strong> neue<br />

Unternehmenspolitik<br />

Seit Jahren prägen Wachstumsschwäche <strong>und</strong> Beschäftigungsprobleme<br />

die Entwicklung. Die Ursachen<br />

dafür liegen nicht zuletzt in weitreichenden<br />

wirtschaftlichen Verän<strong>der</strong>ungen.<br />

Mit <strong>der</strong> steigenden grenzüberschreitenden Arbeitsteilung<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Internationalisierung des Handels<br />

hat sich nicht nur <strong>der</strong> Wettbewerb zwischen Unternehmen<br />

verschärft. Auch die Mobilität des Kapitals<br />

bei Standort- <strong>und</strong> Produktionsentscheidungen hat<br />

sich erhöht. Das führt zu einer Machtverschiebung<br />

zu Gunsten global agieren<strong>der</strong> Unternehmen. Zunehmend<br />

werden Standort-, Produkt- <strong>und</strong> Investitionsentscheidungen<br />

an weitreichende Zugeständnisse<br />

geknüpft. Die Drohung mitVerlagerung macht<br />

Beschäftigte <strong>und</strong> Gewerkschaften erpressbar.<br />

Selbst die Staaten geraten unter den Druck <strong>der</strong><br />

Standortkonkurrenz.<br />

Mit <strong>der</strong> wachsenden Bedeutung <strong>der</strong> Finanzmärkte<br />

bildet sich auch eine neue Form <strong>der</strong> Unternehmenspolitik<br />

heraus. Ihr Hauptziel ist die kurzfristige Steigerung<br />

von Gewinn <strong>und</strong> Aktienkurs. Dabei wird <strong>der</strong><br />

spekulative Handel mit Unternehmen o<strong>der</strong> Unternehmensteilen<br />

häufig zum eigentlichen Geschäftszweck.<br />

Im Zuge dieser Entwicklung werden die Betriebe<br />

gr<strong>und</strong>legend umgebaut. Abläufe werden so<br />

organisiert, dass <strong>der</strong> Marktdruckunmittelbar an die<br />

Beschäftigten weitergegeben wird. Alles soll den<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen des K<strong>und</strong>en o<strong>der</strong> Marktes angepasst<br />

werden. Arbeitsbedingungen <strong>und</strong> Einkommen<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten schrumpfen zur abgeleiteten<br />

Restgröße. Zum Opfer dieser „Ökonomie <strong>der</strong><br />

kurzen Fristen“ wird auch eine mittel- <strong>und</strong> langfristig<br />

ausgerichtete Innovationspolitik. Arbeitsplatzabbau,<br />

Kostensenkungsprogramme <strong>und</strong> Dumpingwettbewerb<br />

dominieren die Unternehmenspolitik.<br />

1.2 Wandel <strong>der</strong> Arbeitsgesellschaft<br />

Auch die Arbeitsgesellschaft ist weitreichenden<br />

Verän<strong>der</strong>ungen unterworfen. Nach wie vor prägt<br />

zwar das Normalarbeitsverhältnis ihr Gesicht. Doch<br />

mit <strong>der</strong> Flexibilisierung <strong>der</strong> Arbeitsverhältnisse, <strong>der</strong><br />

steigenden Teilzeitarbeit <strong>und</strong> dem Wertewandel<br />

breiten sich Arbeits- <strong>und</strong> Lebensformen aus, die<br />

vom Normalarbeitsverhältnis <strong>und</strong> von <strong>der</strong> Normalerwerbsbiographie<br />

abweichen.<br />

Die wirtschaftliche Bedeutung <strong>der</strong> Dienstleistungssektoren<br />

wächst. Auch innerhalb <strong>der</strong> klassischen Industriebetriebe<br />

wird Arbeit umorganisiert. So<br />

wächst einerseits die Bedeutung qualifizierter, eigenverantwortlicher<br />

<strong>und</strong> selbstbestimmter Arbeit.<br />

An<strong>der</strong>seits sind arbeitspolitische Rückschritte nicht<br />

zu übersehen. Arbeitstakte werden wie<strong>der</strong> verkürzt<br />

<strong>und</strong> traditionelle Arbeitsformen kehren zurück.<br />

Für alle Beschäftigtengruppen gilt nahezu ausnahmslos:<br />

Steigende Flexibilitätsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

prägen ihre Arbeits- <strong>und</strong> Lebensbedingungen. Allerdings<br />

nicht im Sinne höherer Zeitsouveränität<br />

<strong>und</strong> einer besseren Vereinbarkeit von Leben <strong>und</strong> Arbeiten.<br />

Das Gegenteil ist <strong>der</strong> Fall: Maßlose Leistungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>und</strong> grenzenlose Arbeitszeiten<br />

stehen auf <strong>der</strong> Tagesordnung. Zudem gibt es einen<br />

ausgeprägten Trend zur Prekarisierung von Beschäftigungs-<br />

<strong>und</strong> Lebensverhältnissen. Ungeschützte<br />

<strong>und</strong> schlecht bezahlte Arbeitsverhältnisse<br />

nehmen mit Befristung, Leiharbeit <strong>und</strong> Scheinselbstständigkeit<br />

deutlich zu. Man muss zu Beginn<br />

des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts von einer „Rückkehr <strong>der</strong> Unsicherheit“<br />

sprechen.<br />

Begleitet werden diese Entwicklungen von einem<br />

gesellschaftlichen Wertewandel: Zum einen werden<br />

qualitative Ansprüche an Arbeit, Selbstständigkeit<br />

<strong>und</strong> Kommunikation für die Beschäftigten<br />

wichtiger. Zum an<strong>der</strong>en treten angesichts von Massenarbeitslosigkeit<br />

<strong>und</strong> steigendem Arbeitsmarktdruck<br />

Ansprüche an die Qualität <strong>der</strong> Arbeit wie<strong>der</strong><br />

mehr in den Hintergr<strong>und</strong>.<br />

Auch wenn die Prognosen über die künftige Bevölkerungsentwicklung<br />

alles an<strong>der</strong>e als sicher sind,<br />

steht gleichwohl fest, dass höhere Lebenserwartung<br />

<strong>und</strong> geringe Geburtenraten den Altersaufbau<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft verän<strong>der</strong>n. Bislang haben Wirtschaft,<br />

Gesellschaft <strong>und</strong> Politik auf diese Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

unangemessen reagiert. Die Arbeitsbedingungen<br />

in den Betrieben sind nicht alters- <strong>und</strong><br />

alternsgerecht gestaltet <strong>und</strong> die Betriebe beschäftigen<br />

kaum noch Menschen über 55 Jahre. Gleichzeitig<br />

wird in den öffentlichen Debatten das Schlagwort<br />

vom „demografischen Wandel“ als Keule gegen<br />

die sozialen Sicherungssysteme missbraucht.<br />

1.3 Vom Sozialstaat zum Wettbewerbsstaat<br />

Der Sozialstaat wird zur Disposition gestellt! Seine<br />

klassische Rolle als aktiver „Sozial- <strong>und</strong> Wirtschaftsstaat“,<br />

<strong>der</strong> die Arbeitskraft schützt <strong>und</strong> den<br />

Markt korrigiert, wird umgedeutet: Nicht mehr <strong>der</strong><br />

Schutz vor den negativen Kräften <strong>der</strong> Märkte, son<strong>der</strong>n<br />

die Schaffung neuer Märkte <strong>und</strong> Wettbewerbsfel<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> die För<strong>der</strong>ung von Kapital wird aus<br />

marktradikaler Sicht als höchste Aufgabe angesehen.<br />

Nach dieser Konzeption greift <strong>der</strong> Staat vor allem<br />

da „aktiv“ ein, wo es gilt, das angebliche Fehlverhalten<br />

des Einzelnen zu korrigieren. Die gesamte<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Sozialverfassung soll so umgebaut<br />

werden, dass sie den Regeln des nationalen <strong>und</strong><br />

11


globalen Handels entspricht. So wird <strong>der</strong> Sozialstaat<br />

zum Wettbewerbsstaat.<br />

Arbeitgeber, Ökonomen, Medienvertreter <strong>und</strong> Politiker<br />

for<strong>der</strong>n eine Neuausrichtung des Arbeits- <strong>und</strong><br />

Tarifrechts <strong>und</strong> des Arbeitsmarktes. Dabei geht es<br />

nicht nur um das Leistungsniveau. Die Angriffe zielen<br />

auf die Deregulierung verbindlicher Standards<br />

<strong>und</strong> die umfassende Flexibilisierung aller Arbeits<strong>und</strong><br />

Lebensverhältnisse.<br />

Auch die sozialen Sicherungssysteme werden einem<br />

marktorientierten Um- <strong>und</strong> Rückbau unterzogen.<br />

Garantierte Versicherungsleistungen werden<br />

deutlich gesenkt. Ein immer größerer Anteil <strong>der</strong> sozialen<br />

Absicherung wird <strong>der</strong> privaten kapitalgedeckten<br />

Vorsorge überantwortet. Eine ganze Reihe <strong>der</strong><br />

renten- <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitspolitischen Maßnahmen<br />

<strong>der</strong> letzten Jahre stehen im Zeichen dieser Politik.<br />

Die Folgen dieses Umbaus sind nicht zu übersehen:<br />

Die soziale Spaltung <strong>der</strong> Gesellschaft vertieft sich.<br />

Die Kluft zwischen Arm <strong>und</strong> Reich wird größer, „Armut<br />

trotz Arbeit“ gehört für immer mehr Beschäftigte<br />

zur Realität <strong>und</strong> die Gruppe <strong>der</strong>jenigen, die nur<br />

geringe o<strong>der</strong> keine Bildungs- <strong>und</strong> Berufschancen<br />

haben, wächst. Zugleich drohen die Probleme auf<br />

dem Arbeitsmarkt <strong>und</strong> die massiven Einschnitte bei<br />

<strong>der</strong> Alterssicherung Altersarmut zum Massenphänomen<br />

werden zu lassen.<br />

Und auch das Gefälle zwischen Wachstumsregionen<br />

<strong>und</strong> strukturschwachen Gebieten ist unvermin<strong>der</strong>t<br />

groß. Fast 20 Jahre nach <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vereinigung<br />

ist <strong>der</strong> Auftrag des Gr<strong>und</strong>gesetzes, für gleiche<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Lebensverhältnisse in Deutschland zu<br />

sorgen, immer noch in weiter Ferne.<br />

Die Menschen spüren diese Gerechtigkeitslücken.<br />

Soziale Verunsicherung <strong>und</strong> <strong>der</strong> fortschreitende<br />

Vertrauensverlust führen zu steigen<strong>der</strong> „Politikverdrossenheit“.<br />

So traut denn auch die Mehrheit <strong>der</strong><br />

Bevölkerung keiner politischen Partei die Lösung<br />

<strong>der</strong> Probleme zu. Der Schaden für die Demokratie<br />

ist erheblich.<br />

Besorgniserregend ist auch, dass es rechtsextremen<br />

Parteien gelingt, diese Stimmung für ihre menschenverachtende<br />

Propaganda auszunutzen. Dabei<br />

können sie sich auf rechts-populistische <strong>und</strong> zuweilen<br />

rechtsextreme Einstellungen in Teilen <strong>der</strong><br />

Bevölkerung stützen. Auch haben rechtsextreme<br />

Gewalttaten zugenommen. Man muss von politisch-organisatorisch<br />

stabilen neonazistischen Organisationen<br />

<strong>und</strong> einer wachsenden Bedrohung<br />

ausgehen.<br />

1.4 Die Europäische Einigung in <strong>der</strong> Krise<br />

Auch die Europäische Einigung wird von Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Politik zur Deregulierung <strong>der</strong> Märkte, zur Privatisierung<br />

öffentlicher Leistungen <strong>und</strong> zum Abbau<br />

sozialer Rechte missbraucht. Die wirtschaftlichen<br />

<strong>und</strong> politischen Eliten stellen die Marktintegration<br />

über die demokratische <strong>und</strong> soziale Ausgestaltung<br />

Europas. Die negativen Folgen sind nicht zu übersehen.<br />

Auch wenn es in einigen Län<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> Regionen<br />

Ausnahmen gibt, prägen insgesamt schwaches<br />

Wachstum, anhaltende hohe Arbeitslosigkeit <strong>und</strong><br />

eine wachsende soziale Ungleichheit die Entwicklung.<br />

Europa ist nicht nur in einer sozialen, son<strong>der</strong>n auch<br />

in einer politischen Identitätskrise. Nicht zuletzt die<br />

Ablehnungen des Verfassungsentwurfs durch die<br />

Volksabstimmungen in Frankreich <strong>und</strong> den Nie<strong>der</strong>landen<br />

belegen dies. Zwar begrüßt eine große<br />

Mehrheit <strong>der</strong> Menschen die Idee eines vereinten<br />

Europas ausdrücklich. Aber <strong>der</strong> aktuellen Brüsseler<br />

Politik stehen sie vor allem mit Ablehnung gegenüber.<br />

Diese wird als elitenorientiert, bürgerfern <strong>und</strong><br />

soziale Sicherheit gefährdend wahrgenommen.<br />

Fest steht: Die Fortführung <strong>der</strong> Europäischen Einigung<br />

unter neoliberalen Vorzeichen wird keine gesellschaftliche<br />

Akzeptanz finden <strong>und</strong> das Europäische<br />

Projekt gefährden!<br />

1.5 Armut <strong>und</strong> Friedensgefährdungen<br />

Die soziale Ungleichheit in <strong>der</strong> Welt wächst: Armut,<br />

Hunger <strong>und</strong> Ausbeutung gehören zum Alltag. Weltweit<br />

gibt es mehr als 800 Millionen Menschen, die<br />

an Hunger <strong>und</strong> Unterernährung leiden. Mehr als 2,5<br />

Milliarden Menschen müssen von weniger als zwei<br />

Dollar am Tag leben!<br />

Gleichzeitig ist die internationale Politik zunehmend<br />

darauf gerichtet, Konflikte mit militärischen<br />

Mitteln lösen zu wollen. Die eskalierenden Kriege in<br />

Afghanistan <strong>und</strong> Irak sowie <strong>der</strong> Nahostkonflikt haben<br />

sich zu einer Bedrohung für Frieden <strong>und</strong> Sicherheit<br />

auf dem gesamten Globus entwickelt. Darüber<br />

hinaus gibt es eine große Zahl von vergessenen<br />

Bürgerkriegen <strong>und</strong> militärischen Konflikten in vielen<br />

Regionen <strong>der</strong> Welt.<br />

Menschenrechte sind für einen großen Teil <strong>der</strong><br />

Weltbevölkerung keine Selbstverständlichkeit.<br />

Häufig sind auch Gewerkschafter <strong>und</strong> Gewerkschafterinnen<br />

Opfer von Gewalttaten <strong>und</strong> Verfolgung.<br />

Vielfach sollen diejenigen eingeschüchtert<br />

werden, die sich für Toleranz, Demokratie <strong>und</strong> Menschenrechte<br />

einsetzen. Krieg, Unterdrückung, Hunger<br />

<strong>und</strong> die zunehmende Zerstörung <strong>der</strong> Umwelt<br />

sind die Ursachen dafür, dass Millionen Männer<br />

<strong>und</strong> Frauen ihre Heimat verlassen. Die Industrienationen<br />

reagieren mit Abschottung, statt sich den<br />

Fluchtursachen zuzuwenden. Auch Europa ist mehr<br />

denn je gefor<strong>der</strong>t, dass Armut <strong>und</strong> Hunger weltweit<br />

bekämpft <strong>und</strong> Krieg <strong>und</strong> Unterdrückung global<br />

überw<strong>und</strong>en werden.<br />

1.6 Raubbau an <strong>der</strong> Natur <strong>und</strong> Gefährdung <strong>der</strong><br />

natürlichen Lebensgr<strong>und</strong>lagen<br />

Die ressourcenverbrauchende Wirtschafts- <strong>und</strong> Lebensweise<br />

in den Industrienationen gefährden die<br />

natürlichen Lebensgr<strong>und</strong>lagen heutiger <strong>und</strong> künftiger<br />

Generationen. Verschärft wird die Umweltproblematik<br />

durch die rasante Entwicklung in Län<strong>der</strong>n<br />

wie Indien <strong>und</strong> China.<br />

Es ist unzweifelhaft: In den nächsten Jahren wird<br />

sich die Erde weiter erwärmen. Der Welt droht eine<br />

Klimakatastrophe. Jetzt kommt es darauf an, durch<br />

ein klimaschützendes Umsteuern ökonomische,<br />

12


soziale <strong>und</strong> ökologische Folgeschäden zu minimieren<br />

<strong>und</strong> die Lebensgr<strong>und</strong>lagen künftiger Generationen<br />

zu sichern. Gefor<strong>der</strong>t sind hier vor allem die<br />

Län<strong>der</strong> des Nordens, die für r<strong>und</strong> 80 Prozent aller<br />

Emissionen verantwortlich sind.<br />

Doch nicht nur <strong>der</strong> globale Klimawandel hat ein bedrohliches<br />

Ausmaß erreicht. Der exzessive Verbrauch<br />

fossiler Rohstoffe wie Öl, Gas, Kohle stößt<br />

an natürliche Grenzen. Der Gr<strong>und</strong>wasserspiegel<br />

sinkt <strong>und</strong> an vielen Stellen <strong>der</strong> Erde wird Trinkwasser<br />

knapp, Regenwäl<strong>der</strong> werden abgeholzt <strong>und</strong> den<br />

Meeren droht eine ökologische Katastrophe.<br />

2. Unser Ziel: Eine bessere Gesellschaft<br />

Unsere Vision ist nicht die Entfesselung <strong>der</strong> Marktkräfte,<br />

nicht das verpflichtungsfreie Privateigentum<br />

<strong>und</strong> nicht <strong>der</strong> uneingeschränkte Wettbewerb in<br />

offenen Märkten. Unsere Vision ist eine Gesellschaft<br />

ohne Ausbeutung, in <strong>der</strong> wirtschaftliche<br />

Wertschöpfung nicht nur Wenigen nutzt, son<strong>der</strong>n in<br />

sozialen Fortschritt <strong>und</strong> Wohlfahrt für alle verwandelt<br />

wird. Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit muss<br />

mit einer wirklich fairen <strong>und</strong> verantwortlichen Verteilung<br />

von Einkommen, Vermögen <strong>und</strong> sozialen Lebenschancen<br />

verb<strong>und</strong>en werden. Auch im globalen<br />

Maßstab muss wirtschaftliches <strong>und</strong> politisches<br />

Handeln dem Gr<strong>und</strong>satz <strong>der</strong> Nachhaltigkeit <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Verteilungsgerechtigkeit verpflichtet sein. Reine<br />

Marktgesellschaften, die auf die Kraft entfesselter<br />

Konkurrenz <strong>und</strong> einen aggressiven Individualismus<br />

setzen, können dies nicht leisten.<br />

Auch in Deutschland gilt es, den Sozialstaat fit für<br />

das 21. Jahrhun<strong>der</strong>t zu machen. Die Ziele dieses<br />

Projekts sind vor allem: Ein mo<strong>der</strong>nes System von<br />

Vollbeschäftigung mit sozial geschützter, gesellschaftlich<br />

sinnvoller <strong>und</strong> mitbestimmter Erwerbsarbeit.<br />

Ein darauf abgestimmtes System sozialer Sicherheit,<br />

das gerecht finanziert wird <strong>und</strong> sich in seinen<br />

Leistungen an den Bedarfen von Erwerbsarbeit<br />

sowie des Familienlebens orientiert.<br />

2.1 Für eine nachhaltige Unternehmenspolitik<br />

Auch zukünftig wird die Erwerbsarbeit das Leben<br />

<strong>der</strong> Menschen <strong>und</strong> die Entwicklung <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

prägen. Deshalb lautet die zentrale Zukunftsaufgabe:<br />

Überwindung <strong>der</strong> Massenarbeitslosigkeit. Es<br />

geht um mehr <strong>und</strong> um bessere Arbeitsplätze! Voraussetzung<br />

hierfür ist auch eine nachhaltige Unternehmenspolitik,<br />

die sich <strong>der</strong> sozialen Verantwortung<br />

stellt. Sie darf nicht auf kurzfristige Renditeziele<br />

<strong>und</strong> Dumpingstrategien, son<strong>der</strong>n muss auf<br />

langfristige Innovationsstrategien setzen.<br />

Das geht nur mit <strong>und</strong> nicht gegen die Beschäftigten.<br />

Innovative Arbeitsgestaltung mit qualifizierter Arbeit,<br />

gut ausgebildeten Beschäftigten <strong>und</strong> Mitbestimmung<br />

sind hierfür das F<strong>und</strong>ament.<br />

Auch <strong>der</strong> Staat ist gefor<strong>der</strong>t. Er muss ein innovationsfre<strong>und</strong>liches<br />

Umfeld schaffen. Dazu gehört eine<br />

gute Infrastruktur, Ausbildung qualifizierter Arbeitskräfte<br />

<strong>und</strong> die Stärkung des Forschungs- <strong>und</strong><br />

Wissenschaftsstandortes. Eine beson<strong>der</strong>e Verpflichtung<br />

trägt <strong>der</strong> Staat beim Umbau hin zu einer<br />

stärker ökologisch verträglichen Industrie. Gezielte<br />

staatliche Nachfrage <strong>und</strong> Gestaltung eines ordnungspolitischen<br />

Rahmens stellen wirksame Instrumente<br />

dar, ökologische Innovationen bei Produktion<br />

<strong>und</strong> Produkten zu för<strong>der</strong>n.<br />

2.2 Für eine solidarische Arbeitsgesellschaft<br />

Die Erwerbsgesellschaft <strong>der</strong> Zukunft muss demokratisch,<br />

sozial gerecht <strong>und</strong> ökologisch nachhaltig sein.<br />

Sie soll Männern <strong>und</strong> Frauen gleiche Teilhabemöglichkeiten<br />

bieten. In ihr müssen Beruf, Privat- <strong>und</strong><br />

Familienleben vereinbar sein. Das erfor<strong>der</strong>t eine<br />

mo<strong>der</strong>ne Arbeits-, Gesellschafts- <strong>und</strong> Sozialpolitik.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich dafür ein, dass Arbeit dem<br />

Leitbild <strong>der</strong> „Guten Arbeit“ folgt. Dazu gehören<br />

menschenwürdige Arbeits- <strong>und</strong> Leistungsbedingungen,<br />

eine Arbeitsgestaltung, die Qualifikationen<br />

for<strong>der</strong>t <strong>und</strong> för<strong>der</strong>t, Löhne, von denen man leben<br />

kann, Selbstbestimmung <strong>und</strong> Entscheidungsspielräume<br />

im Arbeitsalltag sowie umfassende Beteiligungs-<br />

<strong>und</strong> Mitbestimmungsrechte <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

<strong>und</strong> ihrer Interessenvertreter. An die<br />

Stelle einer Politik <strong>der</strong> Deregulierung gilt es, eine<br />

Politik <strong>der</strong> Entprekarisierung zu setzen <strong>und</strong> gesetzliche,<br />

tarifliche <strong>und</strong> soziale Mindeststandards auszubauen.<br />

Zudem muss <strong>der</strong> Vielfalt <strong>der</strong> Vorstellungen von Arbeit<br />

<strong>und</strong> den unterschiedlichen Lebensentwürfen<br />

Rechnung getragen werden. Dazu gehört eine Politik,<br />

welche die Abweichungen vom Normalarbeitsverhältnis<br />

sozial absichert sowie eine gesellschaftliche<br />

Infrastruktur, wie etwa Kin<strong>der</strong>betreuung o<strong>der</strong><br />

Pflegeeinrichtungen, die flexible Übergänge zwischen<br />

Erwerbsarbeit <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Lebensphasen<br />

ermöglicht.<br />

Die Regulierung von Arbeit muss durch verbindliche<br />

arbeits- <strong>und</strong> tarifrechtliche Standards Grenzen gegen<br />

maßlose Flexibilitätsansprüche setzen. Der gewerkschaftlichen<br />

Arbeitszeit- <strong>und</strong> Leistungspolitik<br />

kommt dabei eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu.<br />

Gleichzeitig muss ein Alternativkonzept zur marktgetriebenen<br />

Flexibilisierung sich seinerseits positiv<br />

auf Flexibilisierung beziehen <strong>und</strong> die Interessen<br />

<strong>der</strong> Menschen nach mehr Autonomie, Selbstbestimmung<br />

<strong>und</strong> Eigenverantwortung aufgreifen.<br />

In <strong>der</strong> sich wandelnden Altersstruktur <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

liegt eine arbeitspolitische Herausfor<strong>der</strong>ung:<br />

Die Bedeutung <strong>der</strong> älteren Generation für die<br />

Innovations- <strong>und</strong> Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> Betriebe<br />

wächst! Eine Politik in den Unternehmen, die den<br />

Verschleiß menschlicher Arbeitskraft billigend in<br />

Kauf nimmt <strong>und</strong> Älteren keine Chance am Arbeitsmarkt<br />

mehr gibt, wird dem nicht gerecht. Notwendig<br />

ist eine alternsgerechte <strong>und</strong> lernför<strong>der</strong>liche Arbeitsgestaltung.<br />

Beschäftigte müssen ges<strong>und</strong> alt<br />

werden können. Erfor<strong>der</strong>lich ist auch ein flexibler<br />

Altersübergang, <strong>der</strong> den Ausstieg aus dem Erwerbsleben<br />

zu fairen Bedingungen auch vor dem<br />

65. Lebensjahr ermöglicht.<br />

13


2.3 Für die Sicherung <strong>und</strong> den Ausbau <strong>der</strong><br />

sozialen Demokratie<br />

Der Sozialstaat ist eine historische Errungenschaft<br />

<strong>und</strong> verkörpert das soziale Gegenprinzip zur Marktgesellschaft.<br />

Gerade unter den Bedingungen eines<br />

globalisierten <strong>und</strong> <strong>der</strong>egulierten Finanzmarkt-Kapitalismus<br />

muss <strong>der</strong> demokratische, solidarische<br />

<strong>und</strong> aktive Sozialstaat Leitbild für die gesellschaftliche<br />

Entwicklung sein.<br />

Der Kerngedanke des Sozialstaats, dass <strong>der</strong> Markt<br />

Ergänzungen <strong>und</strong> Korrekturen durch eine soziale<br />

<strong>und</strong> demokratische Politik braucht, bleibt aktuell:<br />

Der Markt kann als wirtschaftlicher Mechanismus<br />

effektiv sein. Er verursacht aber auch immer wie<strong>der</strong><br />

ökonomische Krisen <strong>und</strong> produziert Ungleichheit<br />

<strong>und</strong> Ungerechtigkeit. Aus Gründen wirtschaftlicher<br />

Effizienz <strong>und</strong> sozialer Gerechtigkeit müssen solche<br />

Fehlentwicklungen durch den Sozialstaat korrigiert<br />

werden. Er muss eine krisenvermeidende Konjunktur-<br />

<strong>und</strong> Wachstumspolitik verfolgen, eine umverteilende<br />

Steuer- <strong>und</strong> Transferpolitik betreiben, soziale<br />

Sicherungssysteme aufbauen <strong>und</strong> Tarifautonomie<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmerrechte schützen.<br />

Das erfor<strong>der</strong>t eine solidarische Reformpolitik! Dazu<br />

gehören die solidarische Weiterentwicklung <strong>der</strong> sozialen<br />

Sicherungssysteme hin zu mehr Gerechtigkeit<br />

<strong>und</strong> Effizienz. Mit <strong>der</strong> Bürgerversicherung <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Erwerbstätigenversicherung hat die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

Konzepte für Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Rentensystem vorgelegt,<br />

die hierzu einen bedeutenden Beitrag leisten<br />

können. Auch <strong>der</strong> Auf- <strong>und</strong> Ausbau öffentlicher<br />

Güter wie Bildung, Infrastruktur <strong>und</strong> Sozialeinrichtungen<br />

muss eine mo<strong>der</strong>ne Reformpolitik ebenso<br />

entschieden vorantreiben wie den Ausbau von Arbeitnehmer-<br />

<strong>und</strong> Gewerkschaftsrechten.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t eine Politik für gleichwertige<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Lebensverhältnisse in ganz Deutschland.<br />

Dazu ist eine solidarische Regionalpolitik nötig,<br />

die strukturschwache Gebiete för<strong>der</strong>t <strong>und</strong> die<br />

Regionen nicht gegeneinan<strong>der</strong> ausspielt.<br />

Eine solche Reformpolitik kann nur Resultat einer<br />

intensiven gesellschaftlichen <strong>und</strong> politischen Debatte<br />

sein. Voraussetzung sind eine aktive Zivilgesellschaft<br />

<strong>und</strong> Parteien <strong>und</strong> Parlamente, die den<br />

Dialog mit den Menschen suchen. Deshalb regt die<br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> eine gesellschaftliche Debatte darüber<br />

an, wie die Parteien ihrem Auftrag, die aktive Teilnahme<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung am politischen Leben zu<br />

för<strong>der</strong>n <strong>und</strong> für eine ständige lebendige Verbindung<br />

zwischen dem Volk <strong>und</strong> den Staatsorganen zu<br />

sorgen, wie<strong>der</strong> stärker gerecht werden können; <strong>und</strong><br />

wie durch Elemente <strong>der</strong> direkten Demokratie aktive<br />

Bürgerbeteiligung gestärkt werden kann.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> lehnt die Einschränkung von Bürgerrechten<br />

<strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>gesetzän<strong>der</strong>ungen unter dem<br />

Vorwand <strong>der</strong> „Terrorbekämpfung“ entschieden ab.<br />

Dazu gehört insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Einsatz <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr<br />

im Inneren sowie die ausufernde Überwachung<br />

von Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern.<br />

Die Bekämpfung von Rechtsextremismus, Rechtspopulismus<br />

<strong>und</strong> Rassismus sind unabdingbare Voraussetzung<br />

für die erfolgreiche Entwicklung einer<br />

solidarischen <strong>und</strong> demokratischen Gesellschaft.<br />

Wi<strong>der</strong>stand gegen rechtsextremes <strong>und</strong> neofaschistisches<br />

Gedankengut, Organisationen <strong>und</strong> Parteien<br />

<strong>und</strong> die Stärkung zivilgesellschaftlicher Strukturen<br />

ist eine wichtige Aufgabe <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />

Deutschland ist ein Einwan<strong>der</strong>ungsland. Fast 16 Millionen<br />

Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> leben<br />

hier. Das erfor<strong>der</strong>t eine integrationsorientierte Einwan<strong>der</strong>ungspolitik.<br />

Im Sinne <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bedeutet<br />

Integration umfassende Teilhabe am politischen <strong>und</strong><br />

gesellschaftlichen Leben. Integrationsprobleme tauchen<br />

dann auf, wenn gleichberechtigte Teilhabe in<br />

zentralen Lebensbereichen nicht o<strong>der</strong> nur unzureichend<br />

gewährleistet wird. Ohne Gleichbehandlung,<br />

Chancengleichheit <strong>und</strong> Rechtssicherheit kann Integration<br />

nicht gelingen. Diesem Leitgedanken muss<br />

ein verän<strong>der</strong>tes Zuwan<strong>der</strong>ungsgesetz Rechnung tragen.<br />

Darüber hinaus muss das Asylrecht nach dem alten<br />

Artikel 16a des Gr<strong>und</strong>gesetzes wie<strong>der</strong> hergestellt<br />

<strong>und</strong> die Asylverfahren nach humanitären Kriterien<br />

neu geregelt werden. Asyl darf kein Gnadenakt sein.<br />

2.4 Für ein erneuertes Europäisches Sozialmodell<br />

Gut 50 Jahre nach Unterzeichnung <strong>der</strong> Römischen<br />

Verträge kommt es auf die Stärkung <strong>der</strong> sozialen Dimension<br />

<strong>der</strong> europäischen Einigung an. Nur mit<br />

dieser Neuausrichtung kann dem Vertrauensverlust<br />

begegnet werden.<br />

Die wesentliche Aufgabe <strong>der</strong> EU-Institutionen besteht<br />

nicht in <strong>der</strong> Durchsetzung eines unbeschränkten<br />

Wettbewerbs, son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Stärkung des sozialen<br />

Zusammenhalts innerhalb <strong>und</strong> zwischen den<br />

Mitgliedslän<strong>der</strong>n. Die einzelnen EU-Mitgliedstaaten<br />

verfügen über unterschiedliche Sozialsysteme.<br />

Auf dem Weg zu einem solidarisch erneuerten Europa<br />

gilt es, auf den unterschiedlichen historischen<br />

Erfahrungen in den Nationalstaaten aufzubauen.<br />

Die Gr<strong>und</strong>pfeiler soziale Sicherheit, starke Gewerkschaften,<br />

Koalitionsfreiheit, Mitbestimmung sowie<br />

ein beschäftigungs- <strong>und</strong> verteilungspolitisch aktiver<br />

Staat müssen europaweit gestärkt werden.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich aktiv für die reformpolitische<br />

Erneuerung des Europäischen Sozialmodells als<br />

neues Leitprojekt <strong>der</strong> europäischen Integration ein.<br />

So müssen in Europa die Weichen für eine wachstums-<br />

<strong>und</strong> beschäftigungsför<strong>der</strong>nde Wirtschafts-, Beschäftigungs-<br />

<strong>und</strong> Geldpolitik <strong>und</strong> eine mindestsichernde<br />

Sozialpolitik gestellt werden. Zugleich geht<br />

es darum, Anreize für die Verlagerung von Arbeit abzubauen<br />

<strong>und</strong> einen ruinösen Standortwettbewerb in<br />

Europa zu unterbinden. Eine verbindliche Koordinierung<br />

<strong>der</strong> europäischen Steuerpolitiko<strong>der</strong> einheitliche<br />

Sozialstandards können hierzu einen Beitrag leisten.<br />

Die EU muss zum Vorreiter bei <strong>der</strong> Zähmung <strong>und</strong> Regulierung<br />

des Finanzmarkt-Kapitalismus werden.<br />

Zentral ist eine neue Kultur <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Verantwortung <strong>und</strong> ein verbindlicher europäischer<br />

Regulierungsrahmen, beson<strong>der</strong>s für Hedge- <strong>und</strong><br />

Private-Equity-Fonds. Aufsicht, Kontrolle <strong>und</strong> Transparenz<br />

müssen verbessert werden.<br />

14


Europa muss zugleich seine Demokratielücke<br />

schließen – auch Europa muss mehr Demokratie<br />

wagen! Dazu kann auch eine Europäische Verfassung<br />

gehören, die dem Europäischen Sozialmodell<br />

verpflichtet ist, sowie die europaweite Sicherung<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Ausbau von Arbeitnehmer- <strong>und</strong> Gewerkschaftsrechten.<br />

Dazu gehört auch die Verankerung<br />

eines umfassenden Streikrechts gemäß <strong>der</strong> EU-Sozialcharta<br />

Artikel 6.<br />

Diese Aufgaben stellen sich beson<strong>der</strong>s nach dem<br />

Beitritt <strong>der</strong> neuen Mitgliedsstaaten aus Mittel-/Osteuropa;<br />

die Erweiterung hat das Einkommensgefälle<br />

innerhalb <strong>der</strong> EU massiv vergrößert. In den kommenden<br />

Jahren geht es darum, dieses Gefälle zwischen<br />

Ost <strong>und</strong> West zu verringern.<br />

2.5 Für eine Globalisierung mit menschlichem<br />

Antlitz<br />

Frieden <strong>und</strong> Sicherheit sind die Gr<strong>und</strong>pfeiler je<strong>der</strong><br />

fortschrittlichen gesellschaftlichen Entwicklung.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bekennt sich zur Stärke des Rechts<br />

<strong>und</strong> nicht zum Recht des Stärkeren. Die Vereinten<br />

Nationen müssen deshalb weiter gestärkt werden.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wendet sich gegen die Installierung eines<br />

US-amerikanischen Raketensystems in Polen<br />

<strong>und</strong> Tschechien, da dies Konfrontation <strong>und</strong> Kriegsgefahr<br />

erhöht.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> lehnt Krieg als Mittel <strong>der</strong> Politik ab. In<br />

Spannungs- <strong>und</strong> Krisenfällen muss auf eine zivile<br />

Konfliktlösung gesetzt werden. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t<br />

eine breite öffentliche Debatte über die Neuorientierung<br />

von B<strong>und</strong>eswehr <strong>und</strong> Nato sowie über die Rolle<br />

<strong>der</strong> UN als Akteur in globalen Sicherheitsfragen. Zudem<br />

unterstützt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> betriebliche Ansätze<br />

<strong>und</strong> Programme zur Rüstungskonversion. Eine erfolgreiche<br />

Armutsbekämpfung, eine ökologisch<br />

nachhaltige Entwicklung <strong>und</strong> eine gerechtere Weltwirtschaftsordnung<br />

sind Marksteine auf dem Weg zu<br />

einer sozialen <strong>und</strong> friedlichen Gesellschaft. Die Achtung<br />

von Menschen-, Bürger- <strong>und</strong> Gewerkschaftsrechten<br />

muss oberster Maßstab <strong>der</strong> Politik sein.<br />

Globale Märkte müssen auf globalen Regeln <strong>und</strong><br />

demokratischen Institutionen beruhen. Ein Hauptziel<br />

muss daher ein gerechtes Welthandelssystem<br />

sein, das zu mehr Gerechtigkeit, Überwindung von<br />

Armut, nachhaltiger Entwicklung <strong>und</strong> menschenwürdiger<br />

Arbeit beiträgt. Die Politik <strong>der</strong> Welthandelsorganisation<br />

(WTO) trägt dem bislang nicht<br />

Rechnung.<br />

Die Politiken von WTO, ILO (Internationale Arbeitsorganisation),<br />

Internationalem Währungsfonds<br />

<strong>und</strong> Weltbank müssen sich an den Zielen <strong>der</strong> Vereinten<br />

Nationen zur Bekämpfung <strong>der</strong> Armut ausrichten.<br />

Vor allem die internationalen Finanzinstitutionen<br />

<strong>und</strong> die WTO müssen hierauf abstimmt werden.<br />

Notwendig ist eine stärkere demokratische<br />

Kontrolle <strong>und</strong> eine größere Transparenz innerhalb<br />

<strong>der</strong> internationalen Organisationen.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> tritt für eine wirksame internationale<br />

Regulierung von Unternehmenstätigkeiten auf Basis<br />

<strong>der</strong> Arbeitsnormen <strong>der</strong> ILO ein. Freiwillige Vereinbarungen<br />

können rechtlich verbindliche Regeln<br />

nur ergänzen, sie aber nicht ersetzen. Um die gesellschaftliche<br />

Debatte zu verstärken <strong>und</strong> um für<br />

verbindliche politische Instrumente einzutreten,<br />

unterstützt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> das Netzwerk für Unternehmensverantwortung<br />

„CorA“ (Corporate Accountability).<br />

2.6 Für den Schutz <strong>der</strong> natürlichen<br />

Lebensgr<strong>und</strong>lagen<br />

Der Schutz <strong>der</strong> natürlichen Lebensgr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong><br />

Menschheit ist eine wesentliche globale Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bekennt sich zum Schutz <strong>der</strong> Umwelt<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Bewahrung <strong>der</strong> natürlichen Lebensgr<strong>und</strong>lagen.<br />

Es besteht kein unauflösbarer Wi<strong>der</strong>spruch<br />

zwischen einer nachhaltigen Umweltpolitik, einer<br />

erfolgreichen wirtschaftlichen Entwicklung <strong>und</strong> gesicherten<br />

Beschäftigungsperspektiven.<br />

Gleichwohl ist die Vereinbarkeit von Ökologie <strong>und</strong><br />

Ökonomie nicht zum Nulltarif zu haben: Die Art <strong>und</strong><br />

Weise des Wirtschaftens muss den Kriterien einer<br />

umweltverträglichen Wachstumsstrategie genügen.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sagt ja zu einem umweltentlastenden<br />

technischen Fortschritt. Notwendig sind<br />

innovative Unternehmensstrategien, welche die<br />

umweltverträgliche Weiterentwicklung von Produkten<br />

<strong>und</strong> Produktionsverfahren mit neuen Zukunftstechnologien<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Erschließung neuer Märkte<br />

verbinden. Klimaschutz, Ressourceneffizienz <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Umstieg zu regenerativen Energien durch verbindliche<br />

gesetzliche Normen <strong>und</strong> eine ökologische<br />

Reformpolitik voranzutreiben, ist Aufgabe nationaler,<br />

europäischer <strong>und</strong> internationaler Politik.<br />

3. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>: Reformkraft <strong>und</strong> Gegenmacht<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist eine politische <strong>und</strong> soziale Einheitsgewerkschaft.<br />

Dieses Prinzip ist uns politisches Erbe<br />

<strong>und</strong> Zukunftskonzept zugleich. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist<br />

parteipolitisch <strong>und</strong> weltanschaulich unabhängig –<br />

aber nicht politisch neutral. Als soziale Einheitsgewerkschaft<br />

vertritt sie – an<strong>der</strong>s als berufsständische<br />

Organisationen – die wirtschaftlichen, sozialen,<br />

beruflichen <strong>und</strong> kulturellen Interessen aller<br />

Lohnabhängigen. Sie vertritt Arbeiter <strong>und</strong> Angestellte,<br />

Erwerbslose, Männer <strong>und</strong> Frauen, Junge <strong>und</strong> Alte,<br />

unabhängig von ihrer Herkunft <strong>und</strong> Religion.<br />

3.1 Solidarität statt Klientelpolitik<br />

Gerade in Zeiten wachsen<strong>der</strong> gesellschaftlicher<br />

Spaltung ist dieser umfassende Solidaritätsanspruch<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Vorteil zugleich. So<br />

müssen die unterschiedlichen Interessen <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

angemessen in gewerkschaftliche Politik<br />

einfließen können. Je mehr es gelingt, individuelle<br />

Interessen zusammenzuführen <strong>und</strong> gemeinsam<br />

durchzusetzen, kann diese Form gewerkschaftlicher<br />

Solidarität eine höhere Legitimation<br />

<strong>und</strong> mehr gesellschaftliche Anerkennung für sich<br />

beanspruchen als die Klientelpolitik von Standesorganisationen.<br />

Gerade diese politisch-moralische<br />

Legitimität versuchen politische Gegner zu unter-<br />

15


graben, indem sie die Gewerkschaften zu Interessenvertretungsorganisationen<br />

von „Arbeitsplatzbesitzern“<br />

abzustempeln suchen. Dem tritt die <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> auch weiterhin entgegen.<br />

3.2 Unsere Handlungsfel<strong>der</strong>:<br />

Betrieb – Tarifsystem – Gesellschaft<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> vertritt als Gegenmacht <strong>und</strong> Gestaltungskraft<br />

die Interessen ihrer Mitglie<strong>der</strong> in klassischen<br />

Kernfel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Betriebs- <strong>und</strong> Tarifpolitik. Ihre<br />

Konflikt- <strong>und</strong> Mobilisierungsfähigkeit schöpft sie<br />

aus <strong>der</strong> Verankerung in den Betrieben <strong>und</strong> <strong>der</strong> Mitgliedschaft.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird zukünftig ihre Kräfte<br />

darauf verwenden, ihre politische Verankerung in<br />

den Betrieben zu festigen <strong>und</strong> auszubauen <strong>und</strong> die<br />

tarifpolitische Durchsetzungsmacht zu stärken.<br />

Meilensteine auf diesem Weg sind:<br />

• die Stärkung <strong>der</strong> Repräsentanz <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in<br />

den Betrieben,<br />

• die politische Bewältigung <strong>der</strong> betrieblichen<br />

Konflikte um Standorte, Arbeitsplätze, Tarif- <strong>und</strong><br />

Sozialstandards,<br />

• <strong>der</strong> Aufbau von tarifpolitischer Handlungsfähigkeit<br />

in mehr Betrieben,<br />

• die politische <strong>und</strong> rechtliche Stabilisierung des<br />

Flächentarifvertrages<br />

• <strong>und</strong> die weitere Europäisierung <strong>der</strong> Tarifpolitik.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> versteht sich auch als politische Reformkraft.<br />

Sie erhebt auch einen Gestaltungsanspruch<br />

in den Fel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Wirtschafts-, Sozial- <strong>und</strong><br />

Gesellschaftspolitik. Für die wirksame Vertretung<br />

von Mitglie<strong>der</strong>interessen muss sie sich aktiv in diese<br />

Fel<strong>der</strong> einschalten: So haben Sozialgesetzgebung,<br />

staatliche Wirtschaftspolitik o<strong>der</strong> die Arbeitsmarktpolitik<br />

unmittelbaren Einfluss auf die<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Lebensbedingungen<br />

<strong>der</strong> abhängig Beschäftigten. Gerade <strong>der</strong> Rückbau<br />

<strong>der</strong> sozialen Sicherungssysteme <strong>der</strong> letzten Jahre<br />

hat dies für die Arbeitnehmerinnen <strong>und</strong> Arbeitnehmer<br />

schmerzlich erfahrbar gemacht.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss ihren Einfluss in <strong>der</strong> Politik stärken.<br />

Dazu ist es erfor<strong>der</strong>lich, die Kampagnenfähigkeit<br />

auszubauen, strategische Allianzen mit gesellschaftlichen<br />

Organisationen, Bewegungen <strong>und</strong> Initiativen<br />

für neue gesellschaftliche Mehrheiten zu<br />

bilden <strong>und</strong> den interessenorientierten Dialog mit<br />

den Parteien <strong>und</strong> den B<strong>und</strong>estagsfraktionen weiterzuentwickeln.<br />

3.3 Beteiligungsorientierte Gewerkschaftspolitik<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist eine demokratische Mitglie<strong>der</strong>organisation.<br />

Messlatte für die Entwicklung <strong>der</strong> Organisation<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Qualität gewerkschaftlicher Arbeit ist<br />

auch <strong>der</strong> Grad an Beteiligungs- <strong>und</strong> Einflussmöglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>. Dem gestiegenen Bedürfnis<br />

nach Selbstbestimmung <strong>und</strong> Einfluss auf die eigenen<br />

Angelegenheiten muss innerorganisatorisch<br />

Rechnung getragen werden. Nur eine breite <strong>und</strong> permanente<br />

Politik <strong>der</strong> Beteiligung sichert die Bereitschaft<br />

von Mitglie<strong>der</strong>n sowie von Funktionären <strong>und</strong><br />

Funktionärinnen, sich aktiv für gewerkschaftliche<br />

Ziele einzusetzen. Unterschiedliche Vorstellungen<br />

über Ziele, Konzepte <strong>und</strong> Strategien müssen im konstruktiven<br />

Dialog bearbeitet <strong>und</strong> im gemeinsamen<br />

politischen Handeln zusammengeführt werden.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> will die Gleichstellung <strong>der</strong> Geschlechter<br />

auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Das gilt<br />

auch für die eigene Organisation: Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

wird die mit dem „Gen<strong>der</strong> Mainstreaming-Projekt“<br />

eingeleitete systematische Verankerung des Ziels<br />

<strong>der</strong> Geschlechtergerechtigkeit auf allen gewerkschaftlichen<br />

Handlungs- <strong>und</strong> Themenfel<strong>der</strong>n fortsetzen.<br />

3.4 Strategische Planung zur Stärkung unserer<br />

Durchsetzungsfähigkeit<br />

In <strong>der</strong> gegenwärtigen Phase tiefgreifen<strong>der</strong> gesellschaftlicher<br />

Umbrüche <strong>und</strong> politischer Weichenstellungen<br />

gilt es, die Handlungs- <strong>und</strong> Durchsetzungsfähigkeit<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auszubauen <strong>und</strong> nachhaltige<br />

Antworten auf strukturelle Probleme gewerkschaftlicher<br />

Politik zu finden. Angesichts rückläufiger<br />

finanzieller <strong>und</strong> personeller Ressourcen ist<br />

eine Konzentration auf diejenigen Ziele <strong>und</strong> Aufgaben<br />

gefor<strong>der</strong>t, die für die Entwicklung <strong>und</strong> Mobilisierung<br />

von organisationspolitischer Stabilität <strong>und</strong><br />

politischer Durchsetzungsmacht beson<strong>der</strong>s wichtig<br />

sind. Die vorhandenen Ressourcen sind auf strategische<br />

Schlüsselaufgaben <strong>und</strong> -ziele zu konzentrieren.<br />

Voraussetzung ist ein intensiver strategischer Diskurs<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> ein politisches Verfahren,<br />

das die Steuerung von Ressourcen <strong>und</strong> die Festlegung<br />

von politischen Schwerpunkten unterstützt.<br />

In den kommenden Jahren wird es darum gehen,<br />

auf Basis <strong>der</strong> bisherigen Erfahrungen den Prozess<br />

<strong>der</strong> strategischen Planung zu stabilisieren <strong>und</strong> weiterzuentwickeln.<br />

3.5 Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> ihre Partner<br />

Die tiefgreifenden Umbrüche in Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft<br />

stellen den Deutschen Gewerkschaftsb<strong>und</strong><br />

(DGB) vor neue Herausfor<strong>der</strong>ungen. Er muss<br />

seine Rolle als gewerkschaftliche Stimme gegenüber<br />

Regierung, Wirtschaft, Staat <strong>und</strong> Parteien stärken<br />

<strong>und</strong> seine Mobilisierungs- <strong>und</strong> Kampagnenfähigkeit<br />

erhöhen. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> will einen starken<br />

DGB, <strong>der</strong> die gemeinsamen Positionen <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />

öffentlichkeitswirksam vertritt <strong>und</strong> Gewicht<br />

bei Regierung, Wirtschaftsverbänden <strong>und</strong> gesellschaftlichen<br />

Organisationen hat.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> hält an dem Prinzip „ein Betrieb – eine<br />

Gewerkschaft“ fest. Denn nur die einheitliche Vertretung<br />

von Arbeitnehmerinteressen stellt sicher,<br />

dass Gewerkschaften ihrer Rolle als Gegenmacht<br />

<strong>und</strong> Gestaltungskraft gerecht werden. Dem DGB<br />

kommt dabei die Aufgabe zu, Zuständigkeits- <strong>und</strong><br />

Abgrenzungsfragen gemeinsam mit den betroffenen<br />

Gewerkschaften kooperativ, solidarisch <strong>und</strong><br />

verbindlich zu regeln. Dies gilt vor allem angesichts<br />

des rasanten Wandels im Bereich <strong>der</strong> industriellen<br />

Dienstleistungen. Einer Zersplitterung <strong>der</strong> Gewerkschaftslandschaft<br />

<strong>und</strong> einer Aufspaltung in berufsständische<br />

Organisationen, die reine Klientelpoli-<br />

16


tik betreiben, muss <strong>der</strong> DGB mit Unterstützung seiner<br />

Einzelgewerkschaften entgegentreten.<br />

Die internationale Verflechtung <strong>der</strong> Wirtschaft <strong>und</strong><br />

die Transnationalisierung <strong>der</strong> Unternehmen erfor<strong>der</strong>n<br />

auf gewerkschaftlicher Seite eine verstärkte<br />

europäische <strong>und</strong> globale Zusammenarbeit. Ansatzpunkte<br />

sind internationale Arbeitnehmernetzwerke<br />

entlang von Konzernstrukturen <strong>und</strong> die Vereinbarung<br />

<strong>und</strong> Überwachung von internationalen Rahmenabkommen<br />

mit multinationalen Unternehmen.<br />

Beson<strong>der</strong>s wichtig ist eine stärkere rechtliche Verbindlichkeit<br />

von definierten Standards für die soziale<br />

Verantwortung von Unternehmen.<br />

Auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> verstärkten Restrukturierungen von<br />

Unternehmen ist gerade auf europäischer Ebene eine<br />

intensivere Interessenvertretung erfor<strong>der</strong>lich,<br />

damit Belegschaften nicht gegeneinan<strong>der</strong> ausgespielt<br />

werden können. Die Rechte <strong>der</strong> Europäischen<br />

Betriebsräte müssen verbessert, die tarifpolitische<br />

Koordinierung in Europa muss weiter intensiviert<br />

werden. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist gefor<strong>der</strong>t, ihre eigene europapolitische<br />

Praxis auf allen Ebenen <strong>der</strong> Organisation<br />

zu stärken.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich daher für eine Stärkung des<br />

EMB <strong>und</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en europäischen <strong>und</strong> internationalen<br />

Gewerkschaftsorganisationen ein, in denen<br />

sie Mitglied ist. Gemeinsam mit ihnen streitet die <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> für ein soziales <strong>und</strong> demokratisches Europa<br />

<strong>und</strong> eine gerechte Weltordnung. Darüber hinaus ist<br />

die Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> globalisierungskritischen<br />

Bewegung von beson<strong>der</strong>er Bedeutung.<br />

4. Gesellschafts- <strong>und</strong> gewerkschaftspolitische<br />

Schwerpunkte 2008 bis 2011<br />

In den kommenden vier Jahren hat die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> vor<br />

allem folgende Aufgaben zu bewältigen:<br />

1. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> versteht sich als gesellschaftliche<br />

Reformkraft <strong>und</strong> Gegenmacht. Sie setzt sich für<br />

eine solidarische Mo<strong>der</strong>nisierung von Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Gesellschaft ein, <strong>und</strong> sie stellt sich<br />

gegen eine Politik, welche die Entfesslung <strong>der</strong><br />

Marktkräfte zum höchsten Ziel erklärt. Das beginnt<br />

im Betrieb mit Alternativen zu einem ruinösen<br />

Standortwettbewerb, reicht über eine<br />

solidarische Tarifpolitik <strong>und</strong> eine gerechte Weiterentwicklung<br />

des Sozialstaats bis hin zur Erneuerung<br />

des europäischen Sozialmodells.<br />

2. Einer Unternehmenspolitik, die auf Arbeitsplatzabbau,<br />

Kostensenkungsprogramme <strong>und</strong><br />

Dumpingwettbewerb setzt, stellt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

eine Mo<strong>der</strong>nisierungsstrategie entgegen, die<br />

auf Prozess- <strong>und</strong> Produktinnovation, qualifizierte<br />

Arbeit, gut ausgebildete Beschäftigte<br />

<strong>und</strong> menschengerechte Arbeits- <strong>und</strong> Entlohnungsbedingungen<br />

setzt. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird in<br />

den kommenden Jahren die Qualität <strong>der</strong> Arbeit<br />

zum Thema machen <strong>und</strong> ihr arbeitspolitisches<br />

Profil weiterentwickeln. Es geht um mehr <strong>und</strong><br />

um bessere Arbeitsplätze.<br />

3. Der Sozialstaat muss fit werden für das 21.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t. Das ist unabdingbare Voraussetzung<br />

für eine solidarische Gesellschaft. Die <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> wird ihre Kampagnen für eine mo<strong>der</strong>ne<br />

Wirtschafts- <strong>und</strong> Beschäftigungspolitik <strong>und</strong> für<br />

eine solidarische Weiterentwicklung <strong>der</strong> sozialen<br />

Sicherungssysteme fortführen.<br />

4. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird sich intensiv an <strong>der</strong> Debatte<br />

um eine Erneuerung des europäischen Sozialmodells<br />

beteiligen <strong>und</strong> ihre Arbeit an einem Europapolitischen<br />

Memorandum fortsetzen. Sie<br />

will die Gewerkschaftsarbeit auf europäischer<br />

Ebene stärken <strong>und</strong> die europapolitische Praxis<br />

auf allen Organisationsebenen weiter entwikkeln.<br />

5. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird in ihrer internationalen Arbeit<br />

globale Arbeitnehmervertretungen stärken<br />

<strong>und</strong> den Auf- <strong>und</strong> Ausbau unternehmensweiter<br />

Netzwerke unterstützen. Sie wird das Instrument<br />

„Internationale Rahmenabkommen“<br />

in Zusammenarbeit mit ihren globalen Partnern<br />

weiter verbessern <strong>und</strong> sich verstärkt für rechtlich<br />

verbindliche internationale Regulierungen<br />

von Unternehmenstätigkeit einsetzen.<br />

6. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> stellt sich <strong>der</strong> Diskussion <strong>der</strong> Verträglichkeit<br />

von Ökologie <strong>und</strong> Ökonomie. Beson<strong>der</strong>e<br />

Aufmerksamkeit verdienen dabei Klimaschutz,<br />

Ressourceneffizienz <strong>und</strong> <strong>der</strong> Umstieg<br />

zu regenerativen Energien.<br />

7. Unverzichtbare Basis einer erfolgreichen gewerkschaftlichen<br />

Politik ist die Verankerung in<br />

den Betrieben, die Mobilisierungsbereitschaft<br />

von Mitglie<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Funktionären <strong>und</strong> die tarifpolitische<br />

Durchsetzungsfähigkeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />

Diese Basis zu stabilisieren <strong>und</strong> auszubauen,<br />

bleibt eine strategisch bedeutende Aufgabe<br />

<strong>der</strong> nächsten Jahre.<br />

8. Um den politischen Einfluss <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu<br />

stärken, ist es erfor<strong>der</strong>lich, die Kampagnenfähigkeit<br />

auszubauen, strategische Allianzen mit<br />

gesellschaftlichen Organisationen, Bewegungen<br />

<strong>und</strong> Initiativen für neue gesellschaftliche<br />

Mehrheiten zu bilden <strong>und</strong> den interessenorientierten<br />

Dialog mit Parteien <strong>und</strong> den B<strong>und</strong>estagsfraktionen<br />

weiterzuentwickeln.<br />

17


Durchsetzung <strong>der</strong> Geschlechterdemokratie<br />

1.001 Antragsteller/in:<br />

Frauenausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>n den Vorstand <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, die Aktivitäten zur Durchsetzung <strong>der</strong><br />

Geschlechterdemokratie in unserer Gesellschaft zu<br />

verstärken. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss sich für eine gerechte<br />

Gestaltung <strong>und</strong> Verteilung von Erwerbs- <strong>und</strong> Reproduktionsarbeit,<br />

die Frauen <strong>und</strong> Männern gleiche<br />

Entfaltungsmöglichkeiten <strong>und</strong> wirtschaftliche<br />

Unabhängigkeit bietet, in allen Handlungsfel<strong>der</strong>n<br />

einsetzen.<br />

Deshalb ist es dringend notwendig, die Berufschancen<br />

von Frauen zu verbessern.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss sich dafür einsetzen, dass für<br />

Frauen eine existenzsichernde Erwerbstätigkeit ein<br />

selbstverständlicher Bestandteil ihrer Lebensplanung<br />

sein kann. Dazu gehört auch eine kritische Reflexion<br />

<strong>der</strong> eigenen Politik <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e:<br />

– die kontinuierliche Überprüfung <strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> betrieblichen <strong>und</strong> tariflichen Entgeltstrukturen<br />

– eine fortschrittliche Arbeitszeitpolitik, die sich<br />

an den Lebenslagen <strong>und</strong> Interessen bei<strong>der</strong> Geschlechter<br />

orientiert <strong>und</strong> Rollenbil<strong>der</strong> nicht verfestigt.<br />

Dazu muss auch die Frage <strong>der</strong> Arbeitzeitverkürzung<br />

mit vollem Lohnausgleich für alle<br />

wie<strong>der</strong> mit auf <strong>der</strong> Tagesordnung stehen <strong>und</strong><br />

thematisiert werden. Vor allem für Beschäftigte,<br />

die die Hauptlast <strong>der</strong> Erziehung von Kin<strong>der</strong>n<br />

tragen, wird analog zu an<strong>der</strong>en beson<strong>der</strong>s definierten<br />

Beschäftigungsgruppen (z. B. Ältere,<br />

Beschäftigte mit beson<strong>der</strong>en Belastungen) eine<br />

kürzere Arbeitszeit angestrebt.<br />

– eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> öffentlichen Darstellung<br />

unserer Organisation zur Realität einer vielfältigen<br />

Interessensvertretung<br />

– die Verankerung <strong>der</strong> frauen- <strong>und</strong> gleichstellungspolitischen<br />

For<strong>der</strong>ungen in allen Handlungsfel<strong>der</strong>n<br />

Gegenüber dem Gesetzgeber wird sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

zur Erreichung <strong>der</strong> Geschlechterdemokratie mindestens<br />

für folgende For<strong>der</strong>ungen einsetzen <strong>und</strong> sie<br />

mit ihren politischen For<strong>der</strong>ungen an die Politikverknüpfen:<br />

– Einführung eines gesetzlichen Anspruches auf<br />

einen qualitativ hochwertigen, gebührenfreien<br />

Ganztagsbetreuungsplatz für alle Kin<strong>der</strong> unabhängig<br />

vom Alter<br />

– Überprüfung <strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Lerninhalte<br />

auf allen Bildungsebenen zum Abbau von traditionellen<br />

Rollenmustern bei <strong>der</strong> Berufswahl<br />

– Unterstützung von Unternehmen bei <strong>der</strong> Einstellung<br />

von jungen Frauen in typischen „Männerberufen“·<br />

– Abschaffen des Ehegattensplittings zugunsten<br />

eines Steuersystems, das nicht die Einverdienerehe<br />

honoriert.<br />

– Ausbau <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse<br />

– Abschaffung aller prekären Arbeitsverhältnisse<br />

– Abschaffung <strong>der</strong> Sozialversicherungsfreiheit<br />

<strong>der</strong> 400Euro Jobs<br />

– Reformierung <strong>der</strong> Hartz-Gesetzgebung unter<br />

gleichstellungspolitischen Gesichtspunkten<br />

– Reform des Teilzeit- <strong>und</strong> Befristungsgesetzes<br />

mit Rückkehranspruch von Teilzeit auf Vollzeit<br />

– Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes<br />

– Einführung eines Gleichstellungsgesetzes für<br />

die Privatwirtschaft<br />

– Ausbau <strong>der</strong> eigenständigen sozialen Alterssicherung<br />

von Frauen. Einseitige Eingriffe in die<br />

Witwenrente sind nicht akzeptabel, langfristig<br />

muss die Witwenrente durch ein verbindliches<br />

Rentensplitting ersetzt werden. Die zurückgenommene<br />

Erhöhung des Rentenzugangsalters<br />

muss auch aus gleichstellungspolitischen Gesichtspunkten<br />

abgelehnt werden.<br />

– Eigenständige Absicherung von nichterwerbstätigen<br />

Ehepartnerinnen in <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Krankenversicherung<br />

– Beachtung geschlechterspezifischer Notwendigkeiten<br />

bei <strong>der</strong> „Ges<strong>und</strong>heitsreform“<br />

– Entlastung von Frauen von familiären Pflegeaufgaben<br />

durch Ausbau <strong>der</strong> Infrastruktur für<br />

bezahlbare Pflegedienstleistungen<br />

– Novellierung des B<strong>und</strong>esgremienbesetzungsgesetzes<br />

mit Mindestquote, damit Frauen entsprechend<br />

ihres Bevölkerungsanteils in allen<br />

Gremien auch vertreten werden.<br />

Für den Abbau unsicherer<br />

Beschäftigungsverhältnisse<br />

1.002 Antragsteller/in: Offenbach<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich für den Abbau unsicherer<br />

Beschäftigungsverhältnisse <strong>und</strong> die Ausweitung<br />

unbefristeter, sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung<br />

ein.<br />

Leiharbeit, Mini- <strong>und</strong> Midijobs, unfreiwillige Teilzeitarbeit<br />

<strong>und</strong> Befristung dürfen nicht zu typischen<br />

Beschäftigungsverhältnissen in unserer Gesellschaft<br />

werden. Die Arbeitsmarktpolitik <strong>der</strong> Großen<br />

Koalition, die diese Formen von Beschäftigung för<strong>der</strong>t,<br />

wird entschieden abgelehnt. „Gleicher Lohn<br />

für gleiche Arbeit“ muss in <strong>der</strong> Arbeitswelt durchweg<br />

Anwendung finden.<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> weiterhin anhalten<strong>der</strong> Massenarbeitslosigkeit<br />

<strong>und</strong> einem Kapitalismus, <strong>der</strong><br />

sich nur noch an den Interessen <strong>der</strong> Anteilseigner<br />

<strong>und</strong> Großkonzerne orientiert, werden die Beschäftigten<br />

immer stärker mit den Zwängen des Marktes<br />

konfrontiert.<br />

Dabei stellt sich die Situation <strong>der</strong> abhängig Beschäftigten<br />

zweischneidig dar: Mehr Verantwortung<br />

<strong>und</strong> Selbstorganisation auf <strong>der</strong> einen Seite,<br />

stärkere Unsicherheit <strong>und</strong> höhere Risiken für Leben<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite. Der eigene<br />

Wunsch nach Flexibilisierung in den Bereichen Arbeitszeit<br />

<strong>und</strong> Vereinbarkeit von Familie <strong>und</strong> Beruf<br />

steht dem Interesse <strong>der</strong> Unternehmen gegenüber,<br />

18


die Ware Arbeitskraft möglichst flexibel im Unternehmen<br />

einzusetzen.<br />

Verstärkt wird dies durch den industriellen Strukturwandel<br />

<strong>und</strong> die Massenarbeitslosigkeit. Folge<br />

ist die Zunahme von prekären Beschäftigungsverhältnissen<br />

– vor allem in den Bereichen Leiharbeit<br />

<strong>und</strong> befristete Beschäftigung.<br />

In den Unternehmen nehmen diese Beschäftigungsverhältnisse<br />

deutlich zu <strong>und</strong> führen zu einer<br />

Spaltung <strong>der</strong> Arbeitnehmer in Stamm- <strong>und</strong> Randbelegschaften,<br />

also Beschäftigten mit dem klassischen<br />

Normalarbeitsverhältnis <strong>und</strong> solchen, die<br />

befristet o<strong>der</strong> als Leiharbeitnehmer die gleiche Arbeit<br />

zu schlechteren Konditionen verrichten.<br />

Bei den (noch) unbefristeten Vollzeitbeschäftigten<br />

führt diese Spaltung zu Angst vor Verlust ihres Status.<br />

Für den Erhalt ist man bereit Zugeständnisse<br />

hinsichtlich Entlohnung <strong>und</strong> Arbeitszeit zu machen,<br />

die Voraussetzungen für die nötige Gegenwehr in<br />

den Tarifverhandlungen nehmen ab. Bei den Leiharbeitnehmern<br />

<strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen <strong>und</strong><br />

befristet Beschäftigten geht ihr Status am Rande<br />

<strong>der</strong> Belegschaft mit sozialer Isolierung <strong>und</strong> fehlen<strong>der</strong><br />

Planungssicherheit einher. Hinzu kommt, dass<br />

sie nur eingeschränkten Zugang zu Weiterbildung<br />

haben <strong>und</strong> durch den geringeren finanziellen Spielraum<br />

dies auch nicht selbst organisieren können.<br />

Außerdem sind überproportional viele Frauen von<br />

prekären Beschäftigungsverhältnissen betroffen,<br />

abgesehen von <strong>der</strong> Leiharbeit sind Frauen in allen<br />

an<strong>der</strong>en atypischen Arbeitsverhältnissen mehrheitlich<br />

vertreten.<br />

Prekäre Beschäftigung spielt die Arbeitnehmer gegeneinan<strong>der</strong><br />

aus <strong>und</strong> schwächt damit auch die Gewerkschaften<br />

in ihrer Verhandlungsposition. Deshalb<br />

sind sie von Gr<strong>und</strong> auf abzulehnen.<br />

Grenzenlose Gleichstellungspolitik<br />

1.003 Antragsteller/in:<br />

Frauenausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />

for<strong>der</strong>n den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

auf, sich dafür einzusetzen, dass die Chancengleichheit<br />

<strong>der</strong> Geschlechter in alle Handlungsfel<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> europäischen <strong>und</strong> internationalen Gewerkschaftsverbände<br />

unter Beteiligung <strong>der</strong> Frauen integriert<br />

wird. Für den notwendigen Austausch <strong>der</strong> Kolleginnen<br />

müssen die formalen Strukturen ausgebaut<br />

<strong>und</strong> finanzielle <strong>und</strong> personelle Ressourcen für<br />

die gleichstellungspolitische Arbeit bereit gestellt<br />

werden.<br />

Mindestlohn<br />

1.004 Antragsteller/in: Dresden<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t einen branchenübergreifenden,<br />

einheitlichen <strong>und</strong> gesetzlichen Mindestlohn.<br />

Die umlagefinanzierte gesetzliche<br />

Rentenversicherung erhalten <strong>und</strong> ausbauen<br />

1.005 Antragsteller/in: Neunkirchen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

In den letzten 20 Jahren wurde von den jeweiligen<br />

B<strong>und</strong>esregierungen unter Kohl, Schrö<strong>der</strong> <strong>und</strong> Merkel<br />

die gesetzliche Rentenversicherung erheblich<br />

geschädigt. Die seit 1889 bestehende umlagefinanzierte<br />

gesetzliche Rentenversicherung hat zwei<br />

Weltkriege <strong>und</strong> Inflationen überstanden. Den Anspruch<br />

Schutz vor den Risiken Invalidität, Alter <strong>und</strong><br />

Tod bei Zurücklassung, <strong>der</strong> auf Unterhalt angewiesenen<br />

Hinterbliebenen, hat sie gut erfüllt. Die Deutsche<br />

Rentenversicherung hat größtenteils ein Einnahmeproblem.<br />

Es wurde hervorgerufen hauptsächlich<br />

durch Massenarbeitslosigkeit <strong>und</strong> hausgemachte<br />

Ursachen, bzw. die Zunahme von Geringfügigkeitsarbeitsverhältnissen,<br />

Min<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Beiträge<br />

für die Arbeitslosen an die Rentenversicherung,<br />

Herabsetzung <strong>der</strong> Schwankungsreserve von<br />

eineinhalb Monatsrenten auf 0,2 Monatsrenten.<br />

Die Beitragshöhe <strong>und</strong> die demographische Bevölkerungsentwicklung<br />

wurden Gr<strong>und</strong>lage einer in<br />

den letzten Jahren noch nie da gewesenen Kampagne,<br />

die solidarische Rentenversicherung zu fled<strong>der</strong>n.<br />

Die Politik lässt sich vor den Karren <strong>der</strong> privaten<br />

Versicherungswirtschaft spannen. Eine Umverteilung<br />

von unten nach oben ist in Gang gesetzt<br />

worden, mit <strong>der</strong> Dämonisierung des Rentenbeitrags<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> demographischen Entwicklung. Im<br />

Leistungsbereich werden unter an<strong>der</strong>em verschlechtert:<br />

– Verschärfung <strong>der</strong> Anspruchsvoraussetzung für<br />

den Bezug <strong>der</strong> vorgezogenen Altersrente wegen<br />

Arbeitslosigkeit mit 60 Jahren.<br />

– Vorzeitige Inanspruchnahme <strong>der</strong> Altersrente;<br />

ab dem 60. Lebensjahr wird je<strong>der</strong> Monat dauerhaft<br />

mit dem Abzug von 0,3 Prozent pro Monat<br />

gekürzt. Von 60 – 65 Jahren 18 Prozent nunmehr<br />

auch noch bis 67 Jahren mit weiteren 7,2<br />

Prozent Kürzung.<br />

– Anhebung <strong>der</strong> Altersgrenze für Schwerbehin<strong>der</strong>te<br />

<strong>und</strong> Frauen auf 65 Jahre.<br />

– Das Risiko Berufsunfähigkeit wird für die nach<br />

dem 01.01.1961 Geborenen beseitigt.<br />

– Die Erwerbsmin<strong>der</strong>ung wird verschlechtert.<br />

– Das Rentenniveau wird dauerhaft durch Än<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Formel zur Rentenanpassung (Nachhaltigkeitsfaktor,<br />

Riester) gekürzt. Das bedeutet:<br />

Bei 45 Versicherungsjahren in 2000 70,7<br />

Prozent Nettorente auf 64,3 Prozent Nettorente<br />

in 2030.<br />

– Durch den Übergang zur nach gelagerten Versteuerung<br />

sinkt das Nettorentenniveau von<br />

68,9 Prozent in 2002 über 62,5 Prozent in 2015<br />

auf ein Niveau von 52,2 Prozent netto in 2030.<br />

– Die entstehende Lücke wird privatisiert, mit <strong>der</strong><br />

För<strong>der</strong>ung privater Altersvorsorge (Riester-Rürup).<br />

– Die Arbeitgeber kommen aus <strong>der</strong> Verantwortung,<br />

die betriebliche Wertschöpfung wird ausgeklinkt.<br />

19


Schon mit einem Rentenniveau von 70 Prozent netto<br />

bei 45 Versicherungsjahren ist die Sicherung des<br />

Lebensstandards heute schon nicht einfach. Mit<br />

<strong>der</strong> Anhebung des Rentenalters auf 67 Jahre wird<br />

das Rentenniveau bei vorzeitigem Ausscheiden<br />

weiter gekürzt.<br />

Die Altersarmut wird in den nächsten Jahren rasant<br />

zunehmen, weil die meisten Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />

nicht in <strong>der</strong> Lage sein werden, allein<br />

mit ihren Einkünften eine Zusatzversorgung zu<br />

finanzieren.<br />

Die Anbindung <strong>der</strong> Rentenversicherung an die Erwerbsarbeit<br />

ist nachweislich verlässlicher, als an<br />

das Kapital, wie es üblicherweise in <strong>der</strong> privaten<br />

Versicherung die Regel ist.<br />

Die Verwaltungskosten <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung<br />

betragen ca. 1,7 Prozent, in <strong>der</strong> privaten<br />

Versicherung durchschnittlich 15 Prozent.<br />

Der Erosion <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung<br />

muss Einhalt geboten werden. Die gesetzliche Rentenversicherung<br />

ist zu über 90 Prozent für die Menschen<br />

in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik <strong>der</strong> entscheidende<br />

Teil ihrer Altersversorgung.<br />

Eine Lebensstandard sichernde Altersrente ist vor<br />

dem Hintergr<strong>und</strong> einer vorausgesagten jährlichen<br />

Steigerung des Bruttoinlandsprodukts von 1,8 Prozent<br />

finanzierbar <strong>und</strong> sozialpolitisch notwendig.<br />

Alle Erwerbstätigen sind in die gesetzliche Rentenversicherung<br />

einzubeziehen. Mit einer Erwerbstätigenversicherung<br />

wird die Solidargemeinschaft <strong>und</strong><br />

die soziale Gerechtigkeit gestärkt.<br />

Neben den Arbeitnehmern <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />

sind dann zukünftig mit einzubeziehen: Parlamentarier,<br />

Freiberufler, Selbstständige <strong>und</strong> Beamte. Mit<br />

<strong>der</strong> Einbeziehung aller Erwerbstätigen wird die Finanzlage<br />

verbessert.<br />

Mit <strong>der</strong> Ausgestaltung einer umlagefinanzierten Erwerbstätigen<br />

Versicherung sind mindestens folgende<br />

Regelungen mit einzubeziehen:<br />

– Anhebung <strong>der</strong> Rente beim „Eckrentner“ auf 70<br />

Prozent netto.<br />

– Begrenzung des Rentenalters auf 65 Jahre.<br />

– Ein flexibler Übergang in die Rente wird mit <strong>der</strong><br />

Fortführung <strong>der</strong> bisherigen Altersteilzeitregelung<br />

sichergestellt.<br />

– Die BU wird für alle wie<strong>der</strong> hergestellt.<br />

– Die Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente ist zu verbessern.<br />

– Die Witwer- <strong>und</strong> Witwenrente wird auf 60 Prozent<br />

festgeschrieben.<br />

– Der Beitrag für die Kranken- <strong>und</strong> Pflegeversicherung<br />

wird bei den Betriebsrentnern <strong>und</strong> Betriebsrentnerinnen<br />

wie<strong>der</strong> hälftig geregelt.<br />

– Die berufsständigen Versorgungswerke sind zu<br />

schließen.<br />

– Abschaffung <strong>der</strong> beitragsrechtlichen Son<strong>der</strong>behandlung<br />

von Mini-Jobs.<br />

Mit den jetzigen geringen Rentenbeiträgen erhöht<br />

sich die Bedürftigkeit im Alter, insbeson<strong>der</strong>e bei<br />

Frauen.<br />

Die gesamtgesellschaftlichen notwendigen versicherungsfremden<br />

Leistungen in <strong>der</strong> Rentenversicherung<br />

sind über sozial gerechte Steuern zu finanzieren.<br />

Die Delegierten for<strong>der</strong>n den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

auf, zur Durchsetzung dieser Ziele bei allen demokratischen<br />

Parteien tätig zu werden.<br />

Die Delegierten for<strong>der</strong>n die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

<strong>und</strong> aller DGB Gewerkschaften auf, bei <strong>der</strong> B<strong>und</strong>estagswahl<br />

2009 nur Parteien zu unterstützen, die<br />

ernsthaft im Sinne einer solidarischen <strong>und</strong> sozial<br />

ausgestalteten Umlagefinanzierten Erwerbstätigen-Rentenversicherung<br />

tätig werden.<br />

Privatisierung stoppen/umkehren –<br />

Partizipation <strong>und</strong> demokratische<br />

Mitbestimmung ausbauen<br />

1.006 Antragsteller/in: Braunschweig<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Bereiche <strong>der</strong> öffentlichen Daseinsvorsorge wie Ges<strong>und</strong>heit,<br />

Bildung, soziale Einrichtungen, Entsorgung<br />

von Abwasser <strong>und</strong> Müll, Versorgung mit Wasser<br />

<strong>und</strong> Energie, Kommunikation, Verkehr etc. erfüllen<br />

Aufgaben, die über ökonomische Fragen hinausgehen.<br />

Sie dürfen nicht nach Maßstäben von Rentabilität<br />

geführt o<strong>der</strong> beurteilt werden <strong>und</strong> dürfen somit<br />

nicht einer reinen Marktlogik überantwortet werden.<br />

Privatisierung dieser Bereiche führt nicht zu einer<br />

Verbesserung, son<strong>der</strong>n zu massiven Verschlechterungen<br />

von Qualität, Verfügbarkeit <strong>und</strong> Preis bis hin<br />

zu dramatischen Arbeitsplatzverlusten (auch in angrenzenden<br />

Branchen wie z.B. <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie<br />

bei einer Privatisierung <strong>der</strong> Bahn).<br />

Private Anbieter wollen ihren Gewinn maximieren,<br />

die Anteilseigner <strong>und</strong> Aktienbesitzer bedienen, so<br />

dass alle Faktoren wie Personal, Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung,<br />

Instandhaltung/Reparatur <strong>und</strong> Investitionen<br />

ausschließlich unter Kostengesichtspunkten bewertet<br />

werden.<br />

Wenn sich Staat, Land <strong>und</strong> Kommune immer mehr<br />

<strong>der</strong> Wahrnehmung öffentlicher Aufgaben durch<br />

Privatisierung entledigen, verlieren sie damit<br />

auch Handlungs- <strong>und</strong> Gestaltungsspielräume.<br />

Das bedeutet letztlich, dass sie Politikfähigkeit<br />

verlieren.<br />

Betriebe <strong>der</strong> öffentlichen Hand mit öffentlich-rechtlicher<br />

Rechtsform (Regiebetrieb, Eigenbetrieb etc.)<br />

beweisen bereits heute, dass es möglich ist, auch<br />

ohne private Besitzer rentabel <strong>und</strong> effektiv zu arbeiten<br />

<strong>und</strong> zu haushalten.<br />

Es ist in <strong>der</strong> Verantwortung <strong>der</strong> Kommunen, dass ihren<br />

Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern <strong>und</strong> den Unternehmen<br />

vor Ort Leistungen, im wesentlichen Infrastrukturleistungen,<br />

angeboten werden – <strong>und</strong> dies<br />

in hoher Qualität, flächendeckend, also mit Zugangsmöglichkeiten<br />

für alle, <strong>und</strong> zu erschwinglichen<br />

Preisen.<br />

Es gilt heute den öffentlichen Sektor umfassend zu<br />

erneuern, die öffentliche Kontrolle von privatisierten<br />

Unternehmen zurück zu gewinnen, <strong>der</strong> Macht<br />

<strong>der</strong> Aktionäre <strong>und</strong> Finanzmärkte eine Demokratie<br />

<strong>der</strong> Partizipation <strong>und</strong> Intervention entgegensetzen.<br />

Es geht um eine Demokratisierung <strong>der</strong> Kommune<br />

<strong>und</strong> den Ausbau <strong>der</strong> kommunalen Mitbestimmung<br />

durch eine intensive Bürgerbeteiligung.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird in diesem Sinne in Zusammenarbeit<br />

mit dem DGB in kommunale Politik aktivierend<br />

20


eingreifen. An<strong>der</strong>swo werden die Bestrebungen<br />

des DGB <strong>und</strong> an<strong>der</strong>er Gewerkschaften, Kommunalpolitik<br />

aktiv mit zu gestalten, durch die Verwaltungsstellen<br />

intensiv unterstützt.<br />

Entwicklung von Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft<br />

unter <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Berücksichtigung von<br />

Ostdeutschland<br />

1.007 Antragsteller/in: Bautzen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Während im Transformationsprozess <strong>der</strong> neunziger<br />

Jahre in Ostdeutschland <strong>der</strong> Kampf um die Erhaltung<br />

von Industriestandorten <strong>und</strong> Krisenbewältigung<br />

gegen massenweise Personalentlassung <strong>und</strong><br />

für Beschäftigungsför<strong>der</strong>ungsmodelle im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong><br />

standen, haben sich die Situation <strong>und</strong> damit<br />

die Anfor<strong>der</strong>ungen an die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> stark verän<strong>der</strong>t.<br />

Ein Großteil <strong>der</strong> Unternehmen, vor allem Klein- <strong>und</strong><br />

Mittelunternehmen als auch Konzernbetriebe verzeichnen<br />

enorme Produktivitätszuwächse <strong>und</strong> stehen<br />

trotz voller Auftragsbücher <strong>und</strong> guter Wachstumschancen<br />

unter erheblichem Kosten-, Ergebnis<strong>und</strong><br />

Flexibilisierungsdruck.<br />

Die gewerkschaftliche Interessenvertretung hat zunehmend<br />

die Aufgabe betriebliche Innovation (Arbeitsbeziehungen,<br />

Prozesse) arbeitsorientiert <strong>und</strong><br />

sozial zu gestalten.<br />

Daher ist es für die Beschäftigten von existenzieller<br />

Bedeutung, eigene Strategien <strong>und</strong> Konzepte für eine<br />

nachhaltige Unternehmensentwicklung <strong>und</strong> den<br />

Erhalt von Arbeitsplätzen zu finden, die eine Alternative<br />

zu Entgeltkürzungen, Ausstieg aus dem Tarifvertrag<br />

o<strong>der</strong> Verlagerung von Produktion o<strong>der</strong><br />

Dienstleistungen darstellen.<br />

Die in den letzten Jahren erfolgreiche regionale<br />

Strukturpolitik mit Netzwerkbildung, Branchenansätzen<br />

<strong>und</strong> Clusterpolitik wird als Ergänzung/Alternative<br />

zu Globalisierungsstrategien zunehmend<br />

wichtiger.<br />

Zusätzlich sind gesellschaftliche Verän<strong>der</strong>ungen zu<br />

bewältigen. Stichpunkte dazu sind: Mit- <strong>und</strong><br />

Selbstbestimmung; demografische Entwicklung;<br />

Vereinbarkeit von Familie <strong>und</strong> Beruf; prekäre Arbeitsbedingungen<br />

(Zeitarbeit); För<strong>der</strong>ung bürgerschaftlichen<br />

Engagements.<br />

Die Verknappung <strong>der</strong> fossilen Energiereserven <strong>und</strong><br />

die Nutzung erneuerbarer Energien, sowie die Auswirkungen<br />

des Klimawandels sind ökologische Herausfor<strong>der</strong>ungen,<br />

die als Chance für das ostdeutsche<br />

verarbeitende Gewerbe genutzt werden müssen.<br />

Die Herstellung von Anlagen/Produkten für regenerative<br />

Energien (wie Solar-, Bio- <strong>und</strong> Windenergie)<br />

ist eine sich stark entwickelnde Branche, in <strong>der</strong><br />

gleichzeitig keine Mitbestimmungskultur besteht,<br />

ausgeprägte Niedriglohnstrukturen <strong>und</strong> prekäre<br />

Arbeitsverhältnisse vorherrschen.<br />

Für eine zukunftsfähige Entwicklung <strong>der</strong> ostdeutschen<br />

Industrie setzt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf mehr Innovation.<br />

Das Zukunftsprogramm Ost muss in folgenden<br />

Handlungsfel<strong>der</strong>n strategisch weiterentwickelt<br />

werden:<br />

– Verstärkte Innovation durch das Wissen <strong>und</strong><br />

Können <strong>der</strong> Beschäftigten, konsequente Beteiligung<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten in allen Innovationsfel<strong>der</strong>n<br />

(Prozess, Produkt, soziale Innovation,<br />

Ökologie) <strong>und</strong> erweiterte Mitwirkung <strong>und</strong> Mitbestimmung<br />

des Betriebsrates <strong>und</strong> <strong>der</strong> Vertrauensleute.<br />

Erweiterte Mitwirkung <strong>und</strong> echte Beteiligung von<br />

Betriebsräten <strong>und</strong> Vertrauensleuten setzen voraus,<br />

dass verlässliche, transparente Rahmenbedingungen<br />

vereinbart sind.<br />

Die Vereinbarung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen <strong>und</strong><br />

Themen betrieblicher Innovation ist für eine (einzelfallbezogene)<br />

betriebliche betriebs- <strong>und</strong> tarifpolitische<br />

Strategie ein notwendiger Bestandteil.<br />

Die Flankierung durch eine prozessbegleitende Bildungsarbeit<br />

hat dabei eine entscheidende Bedeutung.<br />

Die Kommunikation <strong>und</strong> <strong>der</strong> Erfahrungstransfer<br />

muss weiterentwickelt <strong>und</strong> ausgebaut werden, damit<br />

aus diesen Beispielen, im Sinne von guter Praxis,<br />

voneinan<strong>der</strong> gelernt werden kann, zum Beispiel<br />

in Betriebsrätenetzwerken.<br />

Ansätze entstehen bereits in den vorhandenen Betriebsrätenetzwerken,<br />

die durch Kooperation Gestaltungskraft<br />

in Betrieb <strong>und</strong> Region entwickeln.<br />

Dabei setzen wir auf verstärkte Zusammenarbeit<br />

mit Hochschulen <strong>und</strong> regionalen Forschungseinrichtungen.<br />

Beispiele für erfolgreiche strukturpolitische Projekte<br />

müssen für die Organisation transparent sein<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Erfahrungstransfer muss gesichert werden.<br />

Modellprojekte, die eine außerordentliche organisationspolitische<br />

Bedeutung haben, müssen durch<br />

die Bereitstellung <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Ressourcen<br />

unterstützt werden. B<strong>und</strong>esweiter Erfahrungstransfer,<br />

Vernetzung <strong>und</strong> Kooperation – gerade vor<br />

dem Hintergr<strong>und</strong> eines Ost-West <strong>und</strong> West-Ost Erfahrungstransfers<br />

– muss organisiert werden.<br />

Wenn wir weiterhin eine gestaltende gesellschaftliche<br />

Kraft sein wollen, müssen wir unseren kulturellen<br />

Einfluss <strong>und</strong> die Verankerung in den für uns relevanten<br />

Milieus zurückgewinnen. Eine back-to-theroots<br />

Strategie wie „Hilfe zur Selbsthilfe“, genossenschaftliche<br />

Projekte, Präsenz an Schulen <strong>und</strong><br />

Universitäten <strong>und</strong> die bewusste För<strong>der</strong>ung bürgerschaftlichen<br />

Engagements rücken wir in den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>.<br />

Wir unterstützen solche Ansätze; dazu<br />

nutzen wir unsere Ressourcen <strong>und</strong> sind offen für<br />

neue Denkschulen.<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> sich stark entwickelnden<br />

Industrie für regenerative Energien, muss ein branchenpolitischer<br />

Ansatz gef<strong>und</strong>en werden, <strong>der</strong> die<br />

gewerkschaftlichen Handlungsfel<strong>der</strong> Betriebs-, Tarif-<br />

<strong>und</strong> Strukturpolitik unter ostdeutschen Bedingungen<br />

berücksichtigt.<br />

Sozialstaat <strong>und</strong> Sozialpolitik<br />

1.008 Antragsteller/in: Völklingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Gegen die Ablehnung <strong>der</strong> Bevölkerungsmehrheit<br />

hat <strong>der</strong> B<strong>und</strong>estag die Rente mit 67 beschlossen.<br />

21


Das ist nur ein Beispiel für die zunehmende Abschottung<br />

<strong>der</strong> Politik gegenüber <strong>der</strong> Gesellschaft.<br />

So haben sich etwa im Fall <strong>der</strong> Rente eine ganze Reihe<br />

<strong>der</strong> im B<strong>und</strong>estag vertretenen haupt- <strong>und</strong> ehrenamtlichen<br />

<strong>Metall</strong>erinnen <strong>und</strong> <strong>Metall</strong>er gegen die<br />

For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> gegen die massive<br />

Kritik aus <strong>der</strong> Gesellschaft entschieden. Dafür haben<br />

unsere Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen, die sich mit<br />

hohem Engagement an den Protesten beteiligt haben,<br />

kein Verständnis!<br />

Wir wissen, die Parlamentarierinnen <strong>und</strong> Parlamentarier<br />

haben mit ihrem Wahlmandat eine eigene politische<br />

Legitimation <strong>und</strong> sind nach <strong>der</strong> Verfassung<br />

nur ihrem Gewissen verpflichtet. Das akzeptiert die<br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Doch die Gewissensfreiheit ist kein Blankoscheck<br />

für eine Politik zu Lasten <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong><br />

Bevölkerung, die im Interesse <strong>der</strong> Fraktionsdisziplin<br />

durchgedrückt wird.<br />

Auch im Interesse:<br />

– <strong>der</strong> Glaubwürdigkeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>,<br />

– einer gelebten Demokratie <strong>und</strong><br />

– einer solidarischen Reformpolitik<br />

kann die Verselbständigung <strong>der</strong> Parlamente <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Parlamentarier <strong>und</strong> schon gar nicht <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>erinnen<br />

<strong>und</strong> <strong>Metall</strong>er hingenommen werden.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t:<br />

– Aktiv den Dialog mit den <strong>Metall</strong>erinnen <strong>und</strong> <strong>Metall</strong>ern<br />

in den B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Landesparlamenten<br />

zu suchen.<br />

– Eine gemeinsame Debatte über das Selbstverständnis<br />

zu führen, was heißt es, <strong>Metall</strong>erin<br />

<strong>und</strong> <strong>Metall</strong>er in einem Parlament zu sein.<br />

– Bei einzelnen Gesetzesvorhaben, die beson<strong>der</strong>s<br />

gewerkschaftliche Positionen betreffen,<br />

weiterhin auf einen beson<strong>der</strong>s engen Austausch<br />

<strong>und</strong> eine politische Debatte mit den Parlamentariern<br />

zu drängen. Dabei erwartet die <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong>, dass die Abgeordneten in ihren Parteien<br />

<strong>und</strong> in den Parlamenten für die gr<strong>und</strong>legenden<br />

gewerkschaftlichen Positionen eintreten.<br />

– Arbeitsrechtliche Konsequenzen gegenüber<br />

denjenigen hauptamtlich Beschäftigten zu prüfen,<br />

die als Abgeordnete des Deutschen B<strong>und</strong>estages<br />

Gesetzesvorlagen zustimmen, die<br />

sich im Wi<strong>der</strong>spruch zu gr<strong>und</strong>legenden Beschlüssen<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> befinden.<br />

Kampagne – „Rente mit 67“<br />

1.009 Antragsteller/in: Trier<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Gegen die Ablehnung <strong>der</strong> Bevölkerungsmehrheit<br />

hat <strong>der</strong> B<strong>und</strong>estag die Rente mit 67 beschlossen.<br />

Das ist nur ein Beispiel für die zunehmende Abschottung<br />

<strong>der</strong> Politik gegenüber <strong>der</strong> Gesellschaft.<br />

So haben sich etwa im Fall <strong>der</strong> Rente eine ganze Reihe,<br />

<strong>der</strong> im B<strong>und</strong>estag vertretenen haupt- <strong>und</strong> ehrenamtlichen<br />

<strong>Metall</strong>erinnen <strong>und</strong> <strong>Metall</strong>er, gegen<br />

die For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> gegen die massive<br />

Kritik aus <strong>der</strong> Gesellschaft entschieden. Dafür<br />

haben unsere Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen, die sich<br />

mit hohem Engagement an den Protesten beteiligt<br />

haben, kein Verständnis!<br />

Wir wissen, die Parlamentarierinnen <strong>und</strong> Parlamentarier<br />

haben mit ihrem Wahlmandat eine eigene politische<br />

Legitimation <strong>und</strong> sind nach <strong>der</strong> Verfassung<br />

nur ihrem Gewissen verpflichtet. Das akzeptiert die<br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Doch die Gewissensfreiheit ist kein Blankoscheck<br />

für eine Politik zu Lasten <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong><br />

Bevölkerung, die im Interesse <strong>der</strong> Fraktionsdisziplin<br />

durchgedrückt wird.<br />

Auch im Interesse:<br />

– <strong>der</strong> Glaubwürdigkeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>,<br />

– einer gelebten Demokratie <strong>und</strong><br />

– einer solidarischen Reformpolitik<br />

kann die Verselbständigung <strong>der</strong> Parlamente <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Parlamentarier, <strong>und</strong> schon gar nicht <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>erinnen<br />

<strong>und</strong> <strong>Metall</strong>er, hingenommen werden.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t:<br />

– Aktiv den Dialog mit den <strong>Metall</strong>erinnen <strong>und</strong> <strong>Metall</strong>ern<br />

in den B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Landesparlamenten<br />

zu suchen.<br />

– Eine gemeinsame Debatte über das Selbstverständnis<br />

zu führen, was heißt es, <strong>Metall</strong>erin<br />

<strong>und</strong> <strong>Metall</strong>er in einem Parlament zu sein.<br />

– Bei einzelnen Gesetzesvorhaben, die beson<strong>der</strong>s<br />

gewerkschaftliche Positionen betreffen,<br />

weiterhin auf einen beson<strong>der</strong>s engen Austausch<br />

<strong>und</strong> eine politische Debatte mit den Parlamentariern<br />

zu drängen. Dabei erwartet die <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong>, dass die Abgeordneten in ihren Parteien<br />

<strong>und</strong> in den Parlamenten für die gr<strong>und</strong>legenden<br />

gewerkschaftlichen Positionen eintreten.<br />

– Arbeitsrechtliche Konsequenzen gegenüber<br />

denjenigen hauptamtlich Beschäftigten zu prüfen,<br />

die als Abgeordnete des Deutschen B<strong>und</strong>estages<br />

Gesetzesvorlagen zustimmen, die<br />

sich im Wi<strong>der</strong>spruch zu gr<strong>und</strong>legenden Beschlüssen<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> befinden.<br />

Gr<strong>und</strong>gesetzän<strong>der</strong>ungen<br />

1.010 Antragsteller/in: Offenbach<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> lehnt die durchgeführten <strong>und</strong> geplanten<br />

Än<strong>der</strong>ungen des Gr<strong>und</strong>gesetzes, die sich zusammen<br />

mit an<strong>der</strong>en Maßnahmen zu einem massiven<br />

Um- <strong>und</strong> Ausbau des Staatsapparates verdichten,<br />

ab. Dazu gehören insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Um- <strong>und</strong><br />

Ausbau <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr <strong>und</strong> <strong>der</strong> Polizei, die ausufernde<br />

Überwachung <strong>der</strong> Bürger <strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>rechtsbeschränkungen<br />

durch die Hartz-Gesetze.<br />

Alle diese Maßnahmen sind einzeln genommen Angriffe<br />

gegen das Gr<strong>und</strong>gesetz, in ihrer Summe stellen<br />

sie eine Gefahr dar, die das Gesicht <strong>der</strong> Republik<br />

verän<strong>der</strong>n werden.<br />

Aus unserer Tradition heraus <strong>und</strong> damit auch in<br />

Kenntnis <strong>der</strong> Gefahren für die organisierte Arbeiterbewegung<br />

<strong>und</strong> für alle friedliebenden Menschen,<br />

sind wir verpflichtet, jedem Angriff auf das Gr<strong>und</strong>gesetz,<br />

jedem Angriff auf die verfassten demokratischen<br />

Rechte entschieden entgegenzutreten.<br />

22


Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss in einem ersten Schritt ihre Mitglie<strong>der</strong><br />

über die bereits durchgeführten <strong>und</strong> die geplanten<br />

Maßnahmen mit Schriften, Vorträgen <strong>und</strong><br />

in Veranstaltungen informieren. Weiter ist es notwendig,<br />

die Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Unterstützung<br />

an<strong>der</strong>er demokratischer Kräfte zu erreichen. Ziel ist<br />

eine Bewegung <strong>der</strong> Gewerkschaften <strong>und</strong> ihrer Unterstützer,<br />

die die Ablehnung dieser Pläne deutlich<br />

macht <strong>und</strong> alle gewerkschaftlichen Mittel einsetzt,<br />

bereits durchgeführte Gesetze rückgängig zu machen<br />

<strong>und</strong> weitere zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

– Neben den immer häufigeren Einsätzen <strong>der</strong><br />

B<strong>und</strong>eswehr in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n kommt jetzt<br />

<strong>der</strong> Einsatz nach Innen – vielleicht auch gegen<br />

Streikende.<br />

– Als Folge <strong>der</strong> Verbrechen des faschistischen<br />

Deutschlands wurde eine B<strong>und</strong>espolizei verboten.<br />

Dieses Verbot hat Verfassungsrang – nicht<br />

aber für die Regierung. Sie hat den B<strong>und</strong>esgrenzschutz<br />

jetzt auch offiziell zur B<strong>und</strong>espolizei<br />

gemacht. Diese verfassungswidrige B<strong>und</strong>espolizei<br />

praktiziert die Zusammenarbeit mit<br />

zivilen <strong>und</strong> militärischen Geheimdiensten, dem<br />

BKA, <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Organisationen.<br />

Ein weiterer Verstoß gegen die Verfassung,<br />

die eine Zusammenarbeit <strong>und</strong> Zentralisierung<br />

des Staatsapparates verhin<strong>der</strong>n will.<br />

Die „Assoziation mit dem Reichssicherheitshauptamt“<br />

war selbst dem ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten<br />

Werthebach zu deutlich.<br />

– Gr<strong>und</strong>rechte gelten dieser Regierung offensichtlich<br />

als Hin<strong>der</strong>nisse – aber auf dem Weg<br />

wohin? Lauschangriff, Telefonüberwachung,<br />

Videokontrolle, Vorratsdatenspeicherung, Internet-<br />

<strong>und</strong> E-Mailspionage, Durchsuchung privater<br />

Computer, Schülerdatei, biometrischer<br />

Personalausweis, Erfassung über Mautstationen<br />

usw.<br />

– Mit den Hartz-Gesetzen wird für einen Teil <strong>der</strong><br />

Bürger das Gr<strong>und</strong>gesetz außer Kraft gesetzt.<br />

ALG II-Bezieher müssen auf das Gr<strong>und</strong>recht <strong>der</strong><br />

Unverletzlichkeit <strong>der</strong> Wohnung (Artikel 13GG),<br />

<strong>der</strong> Freizügigkeit (Artikel 11GG) sowie auf die<br />

Vertragsfreiheit verzichten, sonst droht ihnen<br />

<strong>der</strong> völlige Entzug <strong>der</strong> Lebensgr<strong>und</strong>lage.<br />

– Als das Gr<strong>und</strong>gesetz vor 50 Jahren geän<strong>der</strong>t<br />

wurde, um die Wie<strong>der</strong>bewaffnung <strong>der</strong> neuen<br />

Armee zu legalisieren, da schrieb man noch<br />

hinein, diese Armee nur zur Verteidigung einzusetzen.<br />

Jetzt soll dies möglich sein „zur unmittelbaren<br />

Abwehr eines sonstigen Angriffs auf<br />

die Gr<strong>und</strong>lagen des Gemeinwesens“. Schäuble<br />

will so mit dem „Quasi-Verteidigungsfall“ das<br />

Kriegsvölkerrecht im Innern erklären können.<br />

Abbau von demokratischen Gr<strong>und</strong>rechten<br />

1.011 Antragsteller/in: Frankfurt am Main<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der 21. Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> spricht sich<br />

gegen den Aus- <strong>und</strong> Umbau des deutschen Staates,<br />

insbeson<strong>der</strong>e des Gewaltenapparats, gegen die<br />

weitere Militarisierung von Staat <strong>und</strong> Gesellschaft<br />

sowie gegen die zunehmenden Gr<strong>und</strong>rechtsverletzungen<br />

durch die Regierung aus. Kämpften die Gewerkschaften<br />

vor 40 Jahren gegen den „Notstand<br />

<strong>der</strong> Demokratie“, so gerät dieses Land seit dem 3.<br />

Oktober 1990 immer mehr in einen „Notstand <strong>der</strong><br />

Republik“, <strong>der</strong> sich insbeson<strong>der</strong>e in den folgenden<br />

Maßnahmen ausdrückt:<br />

• Ausbau <strong>und</strong> Umbau <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr zu einer<br />

Armee für weltweite Kriegseinsätzen (siehe<br />

Weißbuch 2006 <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung). General<br />

Naumann 2003: „Die B<strong>und</strong>eswehr muss die<br />

Soldaten mit dem Tod vertraut machen.“<br />

• Umbau <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr für Einsätze im Inneren<br />

<strong>und</strong> Vorstoß <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung, das<br />

Gr<strong>und</strong>gesetz für diese Einsätze zu än<strong>der</strong>n.<br />

• Aufstellung eines flächendeckenden „Heimatschutzes“<br />

von Reservisten unter Führung <strong>der</strong><br />

B<strong>und</strong>eswehr für Einsätze im Inland. Die B<strong>und</strong>eswehr<br />

richtet in allen 16 B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n<br />

„Landeskommandos“ ein, die die „Ansprechpartner<br />

<strong>der</strong> Landesregierungen in allen Fragen<br />

<strong>der</strong> möglichen Unterstützungsleistungen <strong>der</strong><br />

B<strong>und</strong>eswehr“ sein sollen. Der Führer des Landeskommando<br />

Hessen, Oberst H<strong>und</strong>sdörfer,<br />

zeigt seine Gesinnung auch schon mal mit Vorträgen<br />

bei <strong>der</strong> schlagenden Burschenschafts-<br />

Verbindung „Arminia“ in Frankfurt am Main. In<br />

allen 470 Landkreisen <strong>und</strong> kreisfreien Städten<br />

werden Heimatschutzkommandos mit je 12<br />

B<strong>und</strong>eswehr-Reservisten eingerichtet zur „Zivil-Militärischen-Zusammenarbeit“.<br />

Sie erhalten<br />

in den Landratsämtern <strong>und</strong> kreisfreien<br />

Städten Büros, wirken in zivile Hilfsorganisationen<br />

wie den Feuerwehren, Rotes Kreuz, Malteser,<br />

Arbeiter Samariterb<strong>und</strong>, DLRG etc. ein<br />

<strong>und</strong> sind zuständig für den „Schutz <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> lebenswichtigen Infrastruktur<br />

des Landes vor terroristischen <strong>und</strong> asymmetrischen<br />

Bedrohungen“ sowie bei Katastrophen<br />

<strong>und</strong> schweren Unglücksfällen. Sie sollen „Ehrenbeamte“<br />

werden, womit ihr Auftrag laut Beamtengesetz<br />

in <strong>der</strong> „Sicherung des Staates“<br />

besteht. Derzeit sollen 5.000 bis 10.000 B<strong>und</strong>eswehr-Reservisten<br />

den Heimatschutz aufbauen,<br />

für Erweiterungen gibt es keine Obergrenze.<br />

Im Juni werden die Heimatschutzkommandos<br />

beim G8-Gipfel in Heiligendamm eingesetzt.<br />

Der Norddeutsche R<strong>und</strong>funk meldete<br />

am 11.01.2007, das diese Kommandos schon<br />

im März den Einsatz beim G8-Gipfel übten „Dabei<br />

werde das Zusammenwirken von Sicherheits-<br />

<strong>und</strong> Hilfskräften etwa bei Demonstrationen<br />

o<strong>der</strong> bei Auseinan<strong>der</strong>setzungen mit militanten<br />

Globalisierungsgegnern trainiert, sagte<br />

Oberst Manfred Pape.“<br />

• Umbau des B<strong>und</strong>esgrenzschutzes zu einer im<br />

gesamten B<strong>und</strong>esgebiet einsetzbaren „B<strong>und</strong>espolizei“<br />

des B<strong>und</strong>esinnenministeriums, die<br />

es laut Gr<strong>und</strong>gesetz nicht geben darf. Denn Polizei<br />

ist Län<strong>der</strong>sache.<br />

• Aufbau mehrer Zentren von Polizei <strong>und</strong> Geheimdiensten<br />

wie das „Gemeinsame Terrorabwehrzentrum“<br />

(GTAZ) in Berlin unter <strong>der</strong> Führung von<br />

B<strong>und</strong>eskriminalamt <strong>und</strong> Verfassungsschutz so-<br />

23


wie dem Militärischen Abschirmdienst mit 35<br />

weiteren Staatsorganen unter einem Dach. Damit<br />

wird das Trennungsgebot von Polizei <strong>und</strong><br />

Geheimdiensten verfassungswidrig aufgehoben.<br />

Denn aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Erfahrungen aus dem<br />

deutschen Faschismus sollte nie wie<strong>der</strong> so etwas<br />

wie eine Geheime Staatspolizei entstehen<br />

können. Sie werden mit <strong>der</strong> Antiterrordatei verb<strong>und</strong>en,<br />

„die erstmals seit <strong>der</strong> Nazizeit wie<strong>der</strong><br />

Erkenntnisse von Polizei <strong>und</strong> Geheimdiensten<br />

vereint“ (Süddeutsche Zeitung 31.3.2007). Eine<br />

Kontrolle über diese Zentren ist dem Parlament<br />

versagt, da es keinen Einblickerhält, wenn<br />

Geheimdienste mit am Tisch sitzen.<br />

• Gr<strong>und</strong>rechtsbeschränkungen bei den Hartz-Gesetzen<br />

wie dem Recht auf Freizügigkeit, <strong>der</strong> Unverletzlichkeit<br />

<strong>der</strong> Wohnung etc. In den 60er<br />

Jahren wurde das Gr<strong>und</strong>gesetz durch Notstandsgesetze<br />

angegriffen. Unser Vorstandsmitglied<br />

Georg Benz sagte im Oktober 1966 auf<br />

<strong>der</strong> K<strong>und</strong>gebung des Kongress „Notstand <strong>der</strong><br />

Demokratie“: „Die Gefahr, die uns droht – ich<br />

möchte es noch einmal unterstreichen –, ist <strong>der</strong><br />

totale Staat im Gewande <strong>der</strong> Legalität – die Diktatur<br />

hinter <strong>der</strong> Fassade formaler Demokratie.“<br />

Heute, 40 Jahre später werden nicht nur Gr<strong>und</strong>rechte<br />

angegriffen, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Staat mit einer Machtfülle<br />

ausgestattet <strong>und</strong> in einer Weise umgebaut, wie<br />

er nie wie<strong>der</strong> sein sollte.<br />

Die Lage ist ernst, wenn <strong>der</strong> ehemalige Innenminister<br />

Gerhart Baum hän<strong>der</strong>ingend auffor<strong>der</strong>t: – Ich<br />

würde mir wünschen – ich sag’ das schon seit Jahren<br />

– eine b<strong>und</strong>esweite Bewegung „Rettet die<br />

Gr<strong>und</strong>rechte“. (Saar-Echo vom 2.8.2006) – Wer,<br />

wenn nicht wir!<br />

Dem sozialen <strong>und</strong> politischen Notstand <strong>der</strong> Republik<br />

engagiert entgegenzutreten gehört zu den<br />

gr<strong>und</strong>legenden Aufgaben <strong>der</strong> Gewerkschaften. Der<br />

Kampf um die sozialen Rechte kann ohne den politischen<br />

Kampf nicht mehr isoliert geführt werden,<br />

wollen wir nicht eines Tages in einer „Diktatur hinter<br />

<strong>der</strong> Fassade formaler Demokratie“ enden. Und<br />

in diesem Kampf haben die Gewerkschaften „ein<br />

historisch begründetes Recht, als Hüter <strong>und</strong> Sachwalter<br />

<strong>der</strong> Demokratie in diesem Lande ernst genommen<br />

zu werden.“ (Georg Benz, Oktober 1966).<br />

Diese Maßnahmen verstoßen einerseits gegen die<br />

demokratische Republik <strong>und</strong> verschlingen an<strong>der</strong>erseits<br />

Milliarden, während für Schulen, Ges<strong>und</strong>heit,<br />

Renten, die Versorgung <strong>der</strong> Erwerbslosen angeblich<br />

kein Geld vorhanden ist. In unseren Kämpfen<br />

für soziale <strong>und</strong> politische Rechte wollen wir in Zukunft<br />

we<strong>der</strong> <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Heimatschutz-Reservisten<br />

noch <strong>der</strong> B<strong>und</strong>espolizei gegenüberstehen.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich gegen den weiteren<br />

Aus- <strong>und</strong> Umbau des Staatsapparats <strong>und</strong> für<br />

die Rücknahme <strong>der</strong> o.g. Maßnahmen ein. In diesem<br />

Zusammenhang organisiert die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> eine breite<br />

Aufklärungskampagne, um die Voraussetzungen<br />

für eine Mobilisierung gegen den weiteren Abbau<br />

demokratischer Rechte zu schaffen.<br />

Fortschreiten<strong>der</strong> Demokratieabbau<br />

1.012 Antragsteller/in: Neustadt<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Gegen fortschreitenden Demokratieabbau, Aus<strong>und</strong><br />

Umbau des staatlichen Gewaltenapparats sowie<br />

weitere Militarisierung von Staat <strong>und</strong> Gesellschaft<br />

Der 21. Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> spricht sich<br />

gegen Maßnahmen <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung aus, die<br />

einen fortschreitenden Demokratieabbau, einen<br />

Aus- <strong>und</strong> Umbau des staatlichen Gewaltenapparats<br />

sowie eine weitere Militarisierung von Staat <strong>und</strong><br />

Gesellschaft bedeuten.<br />

Dazu gehören insbeson<strong>der</strong>e folgende Maßnahmen:<br />

• Der Verstoß von Hartz-Gesetzen gegen das<br />

Gr<strong>und</strong>gesetz, die z. B. nicht nur das verfassungsmäßige<br />

Recht auf freie Berufswahl verletzen,<br />

son<strong>der</strong>n auch das Recht auf die Unverletzlichkeit<br />

<strong>der</strong> Wohnung.<br />

• Die Bildung eines „Gemeinsamen Terrorabwehrzentrums<br />

(GTAZ)“ von B<strong>und</strong>eskriminalamt<br />

<strong>und</strong> Verfassungsschutz sowie über 30 weiterer<br />

Staatsorgane, die unter einem Dach in Berlin-<br />

Treptow zentralisiert sind. Damit wird das verfassungsgemäße<br />

Trennungsgebot von Polizei<br />

<strong>und</strong> Geheimdiensten aufgehoben, das auf<br />

Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Erfahrungen während des Faschismus<br />

erlassen wurde, um nie wie<strong>der</strong> so etwas<br />

wie eine Gestapo entstehen zu lassen.<br />

• Der Umbau des B<strong>und</strong>esgrenzschutzes zu einer<br />

überall einsetzbare „B<strong>und</strong>espolizei“, die es<br />

nicht geben darf, denn laut Gr<strong>und</strong>gesetz ist Polizei<br />

Län<strong>der</strong>sache.<br />

• Die geplante Än<strong>der</strong>ung des Gr<strong>und</strong>gesetzes zum<br />

Einsatz <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr nach Innen sowie die<br />

Aufstellung eines flächendeckenden „Heimatschutzes“<br />

von B<strong>und</strong>eswehr-Reservisten <strong>und</strong><br />

die damit verb<strong>und</strong>ene Einrichtung von 470 Verbindungskommandos<br />

<strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr bei allen<br />

Landratsämtern, kreisfreien Städten <strong>und</strong><br />

Landesregierungen.<br />

• Der weltweite Einsatz <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr, <strong>der</strong> von<br />

<strong>der</strong> Sicherung von „kritischen Rohstoffen“,<br />

„Energieträgern“ <strong>und</strong> „Transportwegen“ bis<br />

hin zu „Pandemien <strong>und</strong> Seuchen“ wie <strong>der</strong> Vogelgrippe<br />

reichen soll („Weißbuch 2006“ <strong>der</strong><br />

B<strong>und</strong>esregierung).<br />

Diese Maßnahmen verschlingen Milliarden, während<br />

für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Renten angeblich kein<br />

Geld vorhanden ist.<br />

„Die Gefahr, die uns droht – ich möchte es noch einmal<br />

unterstreichen –, ist <strong>der</strong> totale Staat im Gewande<br />

<strong>der</strong> Legalität – die Diktatur hinter <strong>der</strong> Fassade<br />

formaler Demokratie.“ (Georg Benz, ehem. geschäftsführendes<br />

Vorstandsmitglied <strong>der</strong> <strong>IG</strong>M, im<br />

Oktober 1966, anlässlich <strong>der</strong> Notstandsgesetze).<br />

Was in den 60er-Jahren Aufgabe <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />

im Kampf gegen die Notstandsgesetze, gegen<br />

den „Notstand <strong>der</strong> Demokratie“ war, muss im „wie<strong>der</strong>vereinten<br />

Deutschland“ fortgesetzt werden.<br />

24


Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sieht eine ernsthafte Bedrohung für<br />

die Demokratie <strong>und</strong> wird deshalb diese Themen inhaltlich<br />

bearbeiten (in Form von Seminaren, Informationen<br />

in Vertrauenskörpern, Broschüren <strong>und</strong><br />

Flugblättern, Aufklärung in <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>-Zeitung, …),<br />

öffentlich dazu Stellung beziehen <strong>und</strong> mit allen gewerkschaftlichen<br />

Mitteln den Kampf dagegen führen.<br />

„Die Gewerkschaften haben ein historisch begründetes<br />

Recht, als Hüter <strong>und</strong> Sachwalter <strong>der</strong> Demokratie<br />

in diesem Lande ernst genommen zu werden.“<br />

(Georg Benz, Oktober 1966).<br />

Demokratieabbau<br />

1.013 Antragsteller/in: Bremen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Gegen fortschreitenden Demokratieabbau, Aus<strong>und</strong><br />

Umbau des staatlichen Gewaltenapparats, sowie<br />

weitere Militarisierung von Staat <strong>und</strong> Gesellschaft<br />

Der 21. Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> spricht sich<br />

gegen Maßnahmen <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung aus, die<br />

einen fortschreitenden Demokratieabbau, einen<br />

Aus- <strong>und</strong> Umbau des staatlichen Gewaltenapparats,<br />

sowie eine weitere Militarisierung von Staat<br />

<strong>und</strong> Gesellschaft bedeuten.<br />

Dazu gehören insbeson<strong>der</strong>e folgende Maßnahmen:<br />

– Der Verstoß von Hartz-Gesetzen gegen das<br />

Gr<strong>und</strong>gesetz, die z. B. nicht nur das verfassungsmäßige<br />

Recht auf freie Berufswahl verletzen,<br />

son<strong>der</strong>n auch das Recht auf die Unverletzlichkeit<br />

<strong>der</strong> Wohnung.<br />

– Die Bildung eines „Gemeinsamen Terrorabwehrzentrums<br />

(GTAZ)“ von B<strong>und</strong>eskriminalamt<br />

<strong>und</strong> Verfassungsschutz sowie über 30 weiterer<br />

Staatsorgane, die unter einem Dach in Berlin-<br />

Treptow zentralisiert sind. Damit wird das verfassungsgemäße<br />

Trennungsgebot von Polizei<br />

<strong>und</strong> Geheimdiensten aufgehoben, das auf<br />

Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Erfahrungen während des Faschismus<br />

erlassen wurde, um nie wie<strong>der</strong> so etwas<br />

wie eine Gestapo entstehen zu lassen.<br />

– Der Umbau des B<strong>und</strong>esgrenzschutzes zu einer<br />

überall einsetzbaren „B<strong>und</strong>espolizei“, die es<br />

nicht geben darf, denn laut Gr<strong>und</strong>gesetz ist Polizei<br />

Län<strong>der</strong>sache.<br />

– Die geplante Än<strong>der</strong>ung des Gr<strong>und</strong>gesetzes zum<br />

Einsatz <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr nach Innen sowie die<br />

Aufstellung eines flächendeckenden „Heimatschutzes“<br />

von B<strong>und</strong>eswehr-Reservisten <strong>und</strong><br />

die damit verb<strong>und</strong>ene Einrichtung von 470 Verbindungskommandos<br />

<strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr bei allen<br />

Landratsämtern, kreisfreien Städten <strong>und</strong><br />

Landesregierungen.<br />

– Der weltweite Einsatz <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr, <strong>der</strong> von<br />

<strong>der</strong> Sicherung von „kritischen Rohstoffen“,<br />

„Energieträgern“ <strong>und</strong> „Transportwegen“ bis<br />

hin zu „Pandemien <strong>und</strong> Seuchen“ wie <strong>der</strong> Vogelgrippe<br />

reichen soll. („Weißbuch 2006“ <strong>der</strong><br />

B<strong>und</strong>esregierung).<br />

Diese Maßnahmen verschlingen Milliarden, während<br />

für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Renten angeblich kein<br />

Geld vorhanden ist.<br />

„Die Gefahr, die uns droht – ich möchte es noch einmal<br />

unterstreichen –, ist <strong>der</strong> totale Staat im Gewande<br />

<strong>der</strong> Legalität – die Diktatur hinter <strong>der</strong> Fassade<br />

formaler Demokratie.“ (Georg Benz, ehem. geschäftsführendes<br />

Vorstandsmitglied <strong>der</strong> <strong>IG</strong>M, im<br />

Oktober 1966, anlässlich <strong>der</strong> Notstandsgesetze).<br />

Was in den 60er-Jahren Aufgabe <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />

im Kampf gegen die Notstandsgesetze, gegen<br />

den „Notstand <strong>der</strong> Demokratie“ war, muss im „wie<strong>der</strong>vereinten<br />

Deutschland“ fortgesetzt werden.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sieht eine ernsthafte Bedrohung für<br />

die Demokratie <strong>und</strong> wird deshalb diese Themen inhaltlich<br />

bearbeiten (in Form von Seminaren, Veranstaltungen,<br />

Informationen in Vertrauenskörpern,<br />

Broschüren <strong>und</strong> Flugblättern, Aufklärung in <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>-Zeitung<br />

…), öffentlich dazu Stellung beziehen<br />

<strong>und</strong> mit allen gewerkschaftlichen Mitteln den<br />

Kampf dagegen führen.<br />

„Die Gewerkschaften haben ein historisch begründetes<br />

Recht, als Hüter <strong>und</strong> Sachwalter <strong>der</strong> Demokratie<br />

in diesem Lande ernst genommen zu werden.“<br />

(Georg Benz, Oktober 1966).<br />

Gewerkschaft als Hüter <strong>der</strong> Demokratie<br />

1.014 Antragsteller/in: Hamburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

„Die Gewerkschaften haben ein historisch begründetes<br />

Recht, als Hüter <strong>und</strong> Sachwalter <strong>der</strong> Demokratie<br />

in diesem Lande ernst genommen zu werden.“<br />

(Zitat Georg Benz)<br />

Der Gewerkschaftstag lehnt die Einschränkung <strong>der</strong><br />

Gr<strong>und</strong>rechte, den zunehmenden Einsatz <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr<br />

im Inneren <strong>und</strong> den massiven Um- <strong>und</strong><br />

Ausbau des Staates ab.<br />

Der Gewerkschaftstag sieht es deswegen als zwingend<br />

erfor<strong>der</strong>lich an, dass Vorstand, Bezirke <strong>und</strong><br />

Verwaltungsstellen folgende Aufgaben wahrnehmen:<br />

– Verteidigung <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>rechte <strong>und</strong> Tendenzen<br />

des Staatsumbaus werden Themen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Zeitung<br />

– es werden Arbeitspapiere entwickelt, die für<br />

die Arbeit <strong>der</strong> Verwaltungsstellen <strong>und</strong> in den<br />

Vertrauenskörpern Hilfestellungen zur Diskussion<br />

geben<br />

– in den Verwaltungsstellen wird die Möglichkeit<br />

geschaffen, hierzu eine Arbeitsgruppe einzurichten,<br />

<strong>der</strong>en Aufgabe es ist, die Delegiertenversammlung<br />

<strong>und</strong> die Vertrauenskörper mit Informationen<br />

<strong>und</strong> Standpunkten zu versorgen<br />

– die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> nutzt ihre Möglichkeiten auch innerhalb<br />

des DGB <strong>und</strong> den Einzelgewerkschaften,<br />

Angriffe auf Gr<strong>und</strong>rechte <strong>und</strong> Tendenzen<br />

des Staatsumbaus zur Diskussion zu stellen<br />

– zu einem späteren Zeitpunkt findet eine Zusammenfassung<br />

<strong>der</strong> Diskussionen statt.<br />

25


B<strong>und</strong>eswehreinsätze im Innern<br />

1.015 Antragsteller/in: Dortm<strong>und</strong><br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Dass <strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf die B<strong>und</strong>esregierung<br />

einwirkt, zukünftig B<strong>und</strong>eswehreinsätze<br />

im Innern nur zu humanitären Zwecken bzw. im Katastrophenschutz<br />

zuzulassen.<br />

Arbeit gegen Faschismus <strong>und</strong> Rassismus<br />

verstärken<br />

1.016 Antragsteller/in: Braunschweig<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Mit großer Sorge betrachten wir die Zunahme auslän<strong>der</strong>feindlicher,<br />

rechtsextremistischer <strong>und</strong> rassistischer<br />

Äußerungen <strong>und</strong> Gewalttaten. Die Situation<br />

verschärft sich täglich. Rassistische Übergriffe<br />

haben zugenommen. Rechtsradikale Kräfte können<br />

verstärkt öffentlich auftreten.<br />

Faschistische Organisationen ziehen in Kommunal<strong>und</strong><br />

Landtagsparlamente ein (in Nie<strong>der</strong>sachsen eine<br />

Verdreifachung rechtsgerichteter Mandatsträger<br />

bei den Kommunalwahlen in 2006 gegenüber<br />

2001). Zielgerichtete Maßnahmen sind notwendig,<br />

die in erster Linie das menschenfeindliche Gedankengut<br />

entlarven sollen.<br />

• Alle Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> werden aufgefor<strong>der</strong>t,<br />

sich verstärkt für ein Verbot aller faschistischen<br />

Organisationen einzusetzen, insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Initiative „NPD-Verbot jetzt!“ zu unterstützen.<br />

• In die gewerkschaftliche Bildungsarbeit werden<br />

Bausteine integriert, die sich mit dem Erkennen<br />

von rechtsradikalem <strong>und</strong> rassistischem<br />

Gedankengut beschäftigen <strong>und</strong> Handlungsmöglichkeiten<br />

im Betrieb <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

aufzeigen.<br />

• Den Betriebsräten <strong>und</strong> Vertrauensleuten werden<br />

Bildungsbausteine zur Verfügung gestellt,<br />

die das Erkennen von rechtsradikalem <strong>und</strong> rassistischem<br />

Gedankengut zum Inhalt haben, mit<br />

<strong>der</strong> Empfehlung, dies in Berufsschulen <strong>und</strong> bei<br />

<strong>der</strong> betrieblichen Ausbil<strong>der</strong>-Weiterbildung einzusetzen.<br />

• Stärkung <strong>der</strong> gewerkschaftlichen o<strong>der</strong> gewerkschaftsnahen<br />

Berufsschulprojekte (wie z. B.<br />

„Demokratie ist POP – für Demokratie <strong>und</strong> Toleranz“<br />

<strong>der</strong> ARUG – Arbeitsgemeinschaft gegen<br />

Rechtsextremismus <strong>und</strong> Gewalt Braunschweig)<br />

Um faschistischem Gedankengut den Boden zu entziehen,<br />

halten wir zudem das Verbot aller faschistischer<br />

Organisationen für unerlässlich.<br />

Rechtsextremismus <strong>und</strong> Auslän<strong>der</strong>feindlichkeit<br />

muss in <strong>der</strong> Öffentlichkeit, aber auch durch Aufklärung,<br />

aktiv entgegengewirkt werden.<br />

Neonazismus- NPD-Verbot<br />

1.017 Antragsteller/in: Bergedorf<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> unterstützt die Initiative „noNPD-<br />

NPD-Verbot jetzt!“<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, auf<br />

die B<strong>und</strong>esregierung einzuwirken, um ein neues<br />

Verbotsverfahren gegen die NPD nach Art. 21 Absatz<br />

2 Gr<strong>und</strong>gesetz auf den Weg zu bringen. Die seinerzeit<br />

von B<strong>und</strong>esregierung, B<strong>und</strong>estag <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esrat<br />

geltend gemachten Verbotsgründe bestehen<br />

nach wie vor.<br />

NPD-Verbot<br />

1.018 Antragsteller/in: Schwäbisch Hall<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wirkt daraufhin, dass <strong>der</strong> DGB-B<strong>und</strong>esvorstand<br />

seinen Beschluss vom 31.05.2005 über ein<br />

notwendiges Verbot <strong>der</strong> NPD dem B<strong>und</strong>estag, dem<br />

B<strong>und</strong>esrat <strong>und</strong> <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung in Erinnerung<br />

ruft <strong>und</strong> erneut konkrete Schritte unternimmt, den<br />

diesbezüglichen Beschluss des 18. ordentlichen<br />

B<strong>und</strong>eskongresses zu verwirklichen. Ziel des DGB<br />

muss sein, ein Urteil des B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts<br />

über Verbot <strong>und</strong> Auflösung <strong>der</strong> NPD zu erwirken.<br />

Einsatz für das Verbot faschistischer Parteien<br />

<strong>und</strong> Organisationen<br />

1.019 Antragsteller/in: Dresden<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich für das Verbot aller faschistischen<br />

Parteien <strong>und</strong> Organisationen, sowie für das<br />

Verbot <strong>der</strong> Verbreitung von faschistischem Gedankengut<br />

ein.<br />

Einsatz für das Verbot faschistischer Parteien<br />

<strong>und</strong> Organisationen<br />

1.020 Antragsteller/in: Riesa<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich für das Verbot aller faschistischer<br />

Parteien <strong>und</strong> Organisationen sowie für das<br />

Verbot <strong>der</strong> Verbreitung von faschistischem Gedankengut<br />

ein.<br />

Unterstützung des VVN/BdA-Verbotsantrages gegen<br />

die NPD durch die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

1.021 Antragsteller/in: Dessau<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Gewerkschaftstag <strong>und</strong> somit <strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> unterstützen politisch <strong>und</strong> moralisch nach<br />

26


Kräften die Kampagne <strong>der</strong> VVN-BdA für ein neues<br />

Verfahren gegen die neonazistische NPD. Des weiteren<br />

unterstützen die Verwaltungsstellen vor Ort<br />

Initiativen <strong>und</strong> Bündnisse die neofaschistische Organisationen<br />

<strong>und</strong> rassistisches <strong>und</strong> antisemitisches<br />

Gedankengut zurückdrängen. Seit über 40<br />

Jahren ist in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik mit <strong>der</strong> NPD eine<br />

Partei wirksam, die in <strong>der</strong> Tradition <strong>der</strong> NSDAP<br />

steht. Ihre Aussagen sind rassistisch, antisemitisch<br />

<strong>und</strong> fremdenfeindlich. Sie tritt für ein neues „Deutsches<br />

Reich“ ein <strong>und</strong> lehnt die demokratische Ordnung<br />

<strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland ab. Sie propagiert<br />

zur Durchsetzung ihrer politischen Ideologie<br />

nicht nur Gewalt, son<strong>der</strong>n bietet auch Gewalttätern<br />

eine politische Heimat <strong>und</strong> unterstützt sie. Sie<br />

ist in einem hohen Maße für ein geistiges Klima verantwortlich,<br />

in dem vielfältige strafbare Handlungen<br />

gedeihen. Sie nutzt den Parteienstatus aus, um<br />

Gel<strong>der</strong> von einem demokratischen Staat zu beziehen,<br />

den sie abschaffen will. Der regierende Bürgermeister<br />

Klaus Wowereit meint dazu in <strong>der</strong> TAZ<br />

vom 25. 09. 2006: „Wir würden mit einem Verbot<br />

zwar nicht rechtes Gedankengut beseitigen. Aber<br />

es ist unerträglich, dass die Neonazis dank des Parteienprivilegs<br />

mit einer nicht zu überbietenden<br />

Dreistigkeit auftreten <strong>und</strong> dass sie öffentliche Gel<strong>der</strong><br />

etwa aus <strong>der</strong> Wahlkampfkostenerstattung kassieren.“<br />

In diesem Sinne muss die NPD mitsamt ihren<br />

Glie<strong>der</strong>ungen, Neben- <strong>und</strong> Nachfolgeorganisationen<br />

verboten <strong>und</strong> konsequent aufgelöst werden!<br />

Wir als Gewerkschaft stehen für ein friedliches Zusammenleben,<br />

bei dem <strong>der</strong> Mensch im Mittelpunkt<br />

steht. Auch aufgr<strong>und</strong> unserer Geschichte wissen<br />

wir um die Gefahren, die von solchen Rattenfängern<br />

ausgehen. Deswegen ist ganz klar unsere Meinung:<br />

„Faschismus ist keine Meinung, son<strong>der</strong>n ein Verbrechen“<br />

<strong>und</strong> somit unterstützt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ausdrücklich<br />

den Verbotsantrag gegen die NPD <strong>und</strong><br />

wirkt dementsprechend auf den DGB ein, dieses<br />

Verfahren klar zu unterstützen.<br />

Unterstützung <strong>der</strong> Initiative für ein NPD-Verbot<br />

1.022 Antragsteller/in: Mannheim<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> konzentriert sich in <strong>der</strong> nächsten Zeit<br />

bei ihrem Engagement gegen Rechts auf folgende<br />

Vorhaben:<br />

• Sie unterstützt die Initiative für ein Verbot <strong>der</strong><br />

NPD.<br />

• Sie entlarvt insbeson<strong>der</strong>e die soziale Demagogie<br />

<strong>der</strong> NPD.<br />

NPD – Verbot<br />

1.023 Antragsteller/in: Weilheim<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, gemeinsam mit<br />

dem DGB eine Kampagne zu starten mit dem Ziel,<br />

die NPD verbieten zu lassen.<br />

Verbotsverfahren gegen die NPD<br />

1.024 Antragsteller/in: Velbert<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt gemeinsam<br />

mit dem DGB-B<strong>und</strong>esvorstand, die B<strong>und</strong>esregierung<br />

<strong>und</strong> die im Deutschen B<strong>und</strong>estag vertretenen<br />

Fraktionen aufzufor<strong>der</strong>n, ein neues Verbotsverfahren<br />

gegen die NPD nach Artikel 21, Absatz 2,<br />

Gr<strong>und</strong>gesetz auf den Weg zu bringen. Die seinerzeit<br />

von B<strong>und</strong>esregierung, B<strong>und</strong>estag <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esrat<br />

geltend gemachten Verbotsgründe bestehen nach<br />

wie vor.<br />

Verbot NPD<br />

1.025 Antragsteller/in: Dortm<strong>und</strong><br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung aufzufor<strong>der</strong>n:<br />

Ein neues Verbotsverfahren gegen die NPD nach Artikel<br />

21 Abs. 2 Gr<strong>und</strong>gesetz einzuleiten, alle neonazistische<br />

Organisationen aufzulösen, die vom Verfassungsschutz<br />

eingesetzten V-Leute in den Reihen<br />

nazistischer Parteien <strong>und</strong> Organisationen sofort zurückzuziehen,<br />

für eine b<strong>und</strong>esweite Aufklärungskampagne<br />

zum Rechtsextremismus entsprechende<br />

Mittel bereitzustellen, alle demokratischen <strong>und</strong> antifaschistischen<br />

Organisationen bei ihrer Arbeit gegen<br />

den Rechtsextremismus zu unterstützen.<br />

Der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, in diesem<br />

Sinne seinen politischen Einfluss innerhalb des<br />

DGB <strong>und</strong> <strong>der</strong> gesellschaftlichen Diskussion zum<br />

Tragen zu bringen.<br />

Unterstützung des VVN/BDA – Verbotsantrages<br />

gegen die NPD durch die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

1.026 Antragsteller/in: Halle<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die NPD muss mitsamt ihren Glie<strong>der</strong>ungen, Neben<strong>und</strong><br />

Nachfolgeorganisationen verboten <strong>und</strong> konsequent<br />

aufgelöst werden!<br />

Wir als <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> stehen für ein friedliches Zusammenleben,<br />

bei dem <strong>der</strong> Mensch im Mittelpunkt<br />

steht. Auch aufgr<strong>und</strong> unserer Geschichte wissen<br />

wir um die Gefahren, die von solchen Rattenfängern<br />

ausgehen.<br />

Deswegen sagen wir es klar <strong>und</strong> deutlich: „Faschismus<br />

ist keine Meinung, son<strong>der</strong>n ein Verbrechen.“<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t gemeinsam<br />

mit dem DGB die Kampagne <strong>der</strong> VVN-BdA<br />

(Vereinigung <strong>der</strong> Verfolgten des Naziregimes –<br />

B<strong>und</strong> <strong>der</strong> Antifaschistinnen <strong>und</strong> Antifaschisten e.V.)<br />

für ein neues Verfahren gegen die neonazistische<br />

NPD zu unterstützen.<br />

Des weiteren unterstützen die Verwaltungsstellen<br />

vor Ort Initiativen <strong>und</strong> Bündnisse die neofaschistische<br />

Organisationen <strong>und</strong> rassistisches <strong>und</strong> antisemitisches<br />

Gedankengut zurückdrängen. Seit über<br />

27


vierzig Jahren ist in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik mit <strong>der</strong> NPD<br />

eine Partei wirksam, die in <strong>der</strong> Tradition <strong>der</strong> NSDAP<br />

steht. Ihre Aussagen sind rassistisch, antisemitisch<br />

<strong>und</strong> fremdenfeindlich. Sie tritt für ein neues „Deutsches<br />

Reich“ ein <strong>und</strong> lehnt die demokratische Ordnung<br />

<strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland ab. Sie propagiert<br />

zur Durchsetzung ihrer politischen Ideologie<br />

nicht nur Gewalt, son<strong>der</strong>n bietet auch Gewalttätern<br />

eine politische Heimat <strong>und</strong> unterstützt sie. Sie<br />

ist in einem hohen Maße für ein geistiges Klima verantwortlich,<br />

in dem vielfältige strafbare Handlungen<br />

gedeihen. Sie nutzt den Parteienstatus aus, um<br />

Gel<strong>der</strong> von einem demokratischen Staat zu beziehen,<br />

den sie abschaffen will. Das Gr<strong>und</strong>gesetz ist<br />

<strong>der</strong> Gegenentwurf zur Terrorherrschaft des Nazi-Regimes.<br />

Nur vor diesem Hintergr<strong>und</strong> des Faschismus<br />

sind seine Bestimmungen, insbeson<strong>der</strong>e in Artikel<br />

1, zu den Gr<strong>und</strong>rechten <strong>und</strong> über den Schutz <strong>der</strong><br />

Demokratie zu verstehen. Bezug nehmend auf die<br />

Bestimmungen des Potsdamer Abkommens, <strong>der</strong> Alliierten<br />

Kontrollratsgesetze <strong>und</strong> deutsche Rechtsvorschriften<br />

heißt es in Artikel 139 des Gr<strong>und</strong>gesetzes:<br />

„Die zur ,Befreiung des deutschen Volkes vom<br />

Nationalsozialismus <strong>und</strong> Militarismus‘ erlassenen<br />

Rechtsvorschriften werden von den Bestimmungen<br />

des Gr<strong>und</strong>gesetzes nicht berührt.“<br />

Für die Unterstützung <strong>der</strong> Arbeitsstelle<br />

Rassismus <strong>und</strong> Gewalt (ARUG)<br />

1.027 Antragsteller/in:<br />

Jugendausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

die Weiterführung <strong>der</strong> Arbeitsstelle Rassismus <strong>und</strong><br />

Gewalt (ARUG) zu unterstützen, indem die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

politischen Einfluss nimmt, Kontakt zu För<strong>der</strong>töpfen<br />

herstellt <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Unterstützung durch die Otto-Brenner-Stiftung<br />

vermittelt.<br />

Aktiv gegen Rassismus <strong>und</strong> Rechtsradikalismus<br />

1.028 Antragsteller/in: Hannover<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Rassismus <strong>und</strong> Gewalt beginnen in den Köpfen; <strong>der</strong><br />

Nährboden dafür liegt in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Gesellschaft.<br />

In Wort <strong>und</strong> Tat dagegen aktiv zu werden <strong>und</strong> die zivilgesellschaftlichen<br />

Kräfte gegen Rechtsextremismus<br />

zu stärken, ist auch eine Aufgabe <strong>der</strong> Gewerkschaften.<br />

In <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> engagieren sich viele<br />

haupt- <strong>und</strong> ehrenamtliche Funktionäre <strong>und</strong> Funktionärinnen<br />

gegen Rassismus <strong>und</strong> Rechtsextremismus.<br />

Der Vorstand wird beauftragt, im Jahr 2008 einen<br />

„Antifaschistischen Ratschlag“ <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> durchzuführen.<br />

Er soll dem Meinungs- <strong>und</strong> Informationsaustausch<br />

zwischen den in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> aktiven<br />

Mitglie<strong>der</strong>n dienen sowie <strong>der</strong> Darstellung von eigenen<br />

örtlichen Aktivitäten <strong>und</strong> Erfahrungen mit <strong>der</strong><br />

Arbeit in Bündnissen. Wichtige Zielsetzung sollte<br />

die Koordination antifaschistischer Aktionen sein.<br />

Für eine bessere Gesellschaft<br />

1.029 Antragsteller/in: Salzgitter<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Rassismus <strong>und</strong> Gewalt beginnen in den Köpfen;<br />

<strong>der</strong> Nährboden dafür liegt in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Gesellschaft.<br />

In Wort <strong>und</strong> Tat dagegen vor Ort aktiv zu<br />

werden <strong>und</strong> die zivilgesellschaftlichen Kräfte gegen<br />

Rechtsextremismus zu stärken, ist auch eine<br />

Aufgabe <strong>der</strong> Gewerkschaften. In <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> engagieren<br />

sich viele haupt- <strong>und</strong> ehrenamtliche<br />

Funktionäre gegen Rassismus, Rechtsextremismus<br />

<strong>und</strong> Neofaschismus.<br />

Um dieses Engagement zu stärken, beauftragt <strong>der</strong><br />

Gewerkschaftstag hiermit den Vorstand im Jahr<br />

2008 einen „Antifaschistischen Ratschlag“ <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> durchzuführen. Über die Darstellung <strong>der</strong> eigenen<br />

örtlichen Aktivitäten <strong>und</strong> Erfahrungen in diesem<br />

Ratschlag, soll <strong>der</strong> Meinungs- <strong>und</strong> Informationsaustausch<br />

unter den aktiven Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen<br />

geför<strong>der</strong>t, sowie Ideen <strong>und</strong> Konzepte für<br />

unsere antifaschistische Arbeit weiterentwickelt<br />

<strong>und</strong> verbreitert werden.<br />

Geld für antifaschistische Aktivitäten<br />

1.030 Antragsteller/in: Wolfsburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Vorstand stellt ein Budget zur Verfügung,<br />

aus dem antifaschistische Aktivitäten in den<br />

Verwaltungsstellen vor Ort finanziert werden können.<br />

Außerdem entwickelt <strong>der</strong> Vorstand ein Konzept<br />

zur Weiterbildung von Hauptamtlichen, mit<br />

dem sie für die neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen im<br />

Kampf gegen Rechtsextremismus, Rassismus <strong>und</strong><br />

Neo-Faschismus optimal vorbereitet werden können.<br />

Aktive Bekämpfung des Rechtsextremismus <strong>und</strong><br />

Rassismus<br />

1.031 Antragsteller/in:<br />

Auslän<strong>der</strong>ausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung, Landesregierungen, politische<br />

Parteien <strong>und</strong> alle staatlichen Institutionen<br />

werden aufgefor<strong>der</strong>t, die Ursachen rechtsextremer<br />

Orientierungen <strong>und</strong> neonazistische Organisationen<br />

konsequenter zu bekämpfen.<br />

Hierzu gehören:<br />

– Aufstockung <strong>der</strong> Finanzmittel <strong>und</strong> Programme<br />

gegen rechte Gewalt<br />

– Rechtliche Hilfestellung, soziale <strong>und</strong> psychologische<br />

Beratung <strong>und</strong> Betreuung <strong>und</strong> ggf. Entschädigung<br />

von Opfern rechtsextremer <strong>und</strong><br />

rassistischer Gewalt<br />

– Aktive Auseinan<strong>der</strong>setzung mit rechtsextremen<br />

Parteien<br />

– Verbot aller neonazistischen Organisationen<br />

28


– Systematischer Aufbau eines breiten gesellschaftlichen<br />

Bündnisses für eine couragiert<br />

handelnde Zivilgesellschaft.<br />

In Wort <strong>und</strong> Tat gegen Rechtsextremismus aktiv zu<br />

werden <strong>und</strong> die zivilgesellschaftlichen Kräfte dagegen<br />

zu stärken, ist auch eine Aufgabe <strong>der</strong> Gewerkschaften.<br />

In <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> engagieren sich viele<br />

haupt- <strong>und</strong> ehrenamtliche Funktionäre gegen Rassismus<br />

<strong>und</strong> Rechtsextremismus.<br />

Der Vorstand wird beauftragt, im Jahr 2008 einen<br />

„Antifaschistischen Ratschlag“ <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> durchzuführen.<br />

Er soll dem Meinungs- <strong>und</strong> Informationsaustausch<br />

zwischen den in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> aktiven<br />

Mitglie<strong>der</strong>n dienen, sowie <strong>der</strong> Darstellung von eigenen<br />

örtlichen Aktivitäten <strong>und</strong> Erfahrungen mit <strong>der</strong><br />

Arbeit in Bündnissen.Weiterhin soll <strong>der</strong> Vorstand<br />

geeignete Materialien entwickeln, mit denen <strong>der</strong><br />

verstärkten Argumentation <strong>der</strong> Rechtsextremen,<br />

bei <strong>der</strong> sie wirtschafts- <strong>und</strong> sozialpolitische Fragestellungen<br />

mit rechtsextremer Ideologie verknüpfen,<br />

entgegengewirkt werden kann.<br />

Faschismus ist keine Meinung, son<strong>der</strong>n ein<br />

Verbrechen. Keine Toleranz für Neonazis<br />

1.032 Antragsteller/in: Unterelbe<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bleibt <strong>der</strong> Faschismus weiterhin<br />

keine Meinung, son<strong>der</strong>n ein Verbrechen. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

setzt sich für solidarisches Miteinan<strong>der</strong> statt<br />

rassistischer Ausgrenzung ein <strong>und</strong> lehnt jede Toleranz<br />

gegen militante Neonazis <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Organisationen<br />

vor dem historischen Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> den<br />

aktuellen Erfahrungen ab.<br />

Daher werden folgende Maßnahmen beschlossen:<br />

1. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> unterstützt die Initiative „nonpd –<br />

NPD-Verbot jetzt!“ Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t die B<strong>und</strong>esregierung<br />

<strong>und</strong> alle im B<strong>und</strong>estag vertretenen<br />

Parteien auf, ein neues Verbotsverfahren gegen<br />

die NPD nach Art. 21 Absatz 2 Gr<strong>und</strong>gesetz auf<br />

den Weg zu bringen. Die seinerzeitvon B<strong>und</strong>esregierung,<br />

B<strong>und</strong>estag <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esrat geltend gemachten<br />

Verbotsgründe bestehen nach wie vor.<br />

Seit über 40 Jahren ist in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik<br />

mit <strong>der</strong> NPD eine Partei wirksam, die in <strong>der</strong> Tradition<br />

<strong>der</strong> NSDAP steht. Ihre Aussagen sind rassistisch,<br />

antisemitisch <strong>und</strong> fremdenfeindlich.<br />

Sie tritt für ein neues „Deutsches Reich“ ein<br />

<strong>und</strong> lehnt die demokratische Ordnung <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland ab.<br />

Sie propagiert zur Durchsetzung ihrer politischen<br />

Ideologie nicht nur Gewalt, son<strong>der</strong>n bietet<br />

auch Gewalttätern eine politische Heimat<br />

<strong>und</strong> unterstützt sie. Sie ist in hohem Maße für<br />

ein geistiges Klima verantwortlich, in dem vielfältige<br />

strafbare Handlungen gedeihen. Sie<br />

nutzt den Parteienstatus aus, um Gel<strong>der</strong> von einem<br />

demokratischen Staat zu beziehen, den<br />

sie abschaffen will.<br />

Das Gr<strong>und</strong>gesetz ist <strong>der</strong> Gegenentwurf zur Terrorherrschaft<br />

des Nazi-Regimes. Nur vor diesem<br />

Hintergr<strong>und</strong> des Faschismus sind seine<br />

Bestimmungen, insbeson<strong>der</strong>e in Artikel 1, zu<br />

den Gr<strong>und</strong>rechten <strong>und</strong> über den Schutz <strong>der</strong> Demokratie<br />

zu verstehen. Bezug nehmend auf die<br />

Bestimmungen des Potsdamer Abkommens,<br />

<strong>der</strong> Alliierten Kontrollratsgesetze <strong>und</strong> deutsche<br />

Rechtsvorschriften heißt es in Artikel 139 des<br />

Gr<strong>und</strong>gesetzes: „Die zur Befreiung des Deutschen<br />

Volkes vom Nationalsozialismus <strong>und</strong> Militarismus<br />

erlassenen Rechtsvorschriften werden<br />

von den Bestimmungen dieses Gr<strong>und</strong>gesetzes<br />

nicht berührt.“<br />

Die NPD muss mitsamt ihren Glie<strong>der</strong>ungen, Neben-<br />

<strong>und</strong> Nachfolgeorganisationen verboten<br />

<strong>und</strong> konsequent aufgelöst werden!<br />

2. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t auch aktiv von <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung<br />

<strong>und</strong> den Landesregierungen das Verbot<br />

<strong>der</strong> NSDAP nacheifernden Neonazi Kameradschaften.<br />

Gleichzeitig setzt sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

für das Verbot von Neonazi Aufmärschen<br />

ein, da das Gr<strong>und</strong>recht auf Versammlungsfreiheit<br />

das aktive Eintreten für Nationalsozialismus<br />

gerade nicht umfasst <strong>und</strong> die Verfassung<br />

das aktive Eintreten für Nationalsozialismus<br />

<strong>und</strong> Faschismus auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> historischen Erfahrungen<br />

– auch <strong>und</strong> gerade <strong>der</strong> Arbeiterbewegung<br />

– nicht schützt.<br />

3. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird ihre Bildungsarbeit gegen<br />

Rassismus, Neonazismus <strong>und</strong> Antisemitismus<br />

auf allen Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Organisation aktiv<br />

weiter ausbauen <strong>und</strong> verstärken, um den<br />

Kampf aus <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Gesellschaft <strong>und</strong> auch<br />

aus <strong>der</strong> Mitte unserer Gewerkschaft. Dies insbeson<strong>der</strong>e<br />

bei jungen Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen,<br />

um die Köpfe <strong>und</strong> Herzen für ein menschliches<br />

<strong>und</strong> solidarisches Miteinan<strong>der</strong> <strong>und</strong> gegen<br />

rassistisches <strong>und</strong> neonazistische <strong>und</strong> menschenverachtende<br />

Propaganda zu öffnen. Der<br />

Vorstand wird beauftragt, entsprechende Maßnahmen<br />

dazu zu beschließen <strong>und</strong> die erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Mittel zur Verfügung zu stellen.<br />

Aktiv gegen jede Form <strong>der</strong> Diskriminierung<br />

1.033 Antragsteller/in:<br />

Jugendausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Bedrückende Ausgangslage<br />

Über 130 Menschen wurden seit 1990 in Deutschland<br />

ermordet, Opfer rechtsextremistischer <strong>und</strong><br />

rassistischer Gewalt. Offener <strong>und</strong> unterschwelliger<br />

Rassismus sowie die Ausgrenzung von Einwan<strong>der</strong>ern,<br />

Flüchtlingen, Obdachlosen, Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Min<strong>der</strong>heiten gehören<br />

nach wie vor zum gesellschaftlichen Alltag in<br />

Deutschland. Kein Tag, an dem die Medien nicht<br />

von fremdenfeindlichen Gewalttaten berichten. Auf<br />

Flüchtlingsunterkünfte <strong>und</strong> Synagogen werden immer<br />

wie<strong>der</strong> Brandanschläge verübt <strong>und</strong> jüdische<br />

Friedhöfe geschändet. Hakenkreuz-Schmierereien<br />

findet man allerorten. Umfragen <strong>und</strong> Studien zeigen,<br />

dass antisemitische <strong>und</strong> fremdenfeindliche<br />

Einstellungen zunehmen. Diese machen auch vor<br />

Gewerkschaftsmitglie<strong>der</strong>n keinen Halt. Latenter<br />

Antisemitismus findet sich bei gut 20 Prozent <strong>der</strong><br />

29


Bevölkerung, Vorurteile nehmen zu. Auch <strong>der</strong> Betriebsalltag<br />

ist davon nicht ausgenommen. Ansätze<br />

zur Interkulturalität von Auszubildenden im Betrieb<br />

wurden in einem XENOS-Projekt unter Mitwirkung<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> entwickelt <strong>und</strong> erprobt. Diese gilt es<br />

nun flächendeckend umzusetzen.<br />

Immer unverfrorener treten Neonazis <strong>und</strong> Rassisten<br />

in <strong>der</strong> Öffentlichkeit auf. Vor Terror <strong>und</strong> Mordaufrufen<br />

gegen An<strong>der</strong>sdenkende wird nicht zurückgeschreckt.<br />

Es gibt Orte <strong>und</strong> Stadtteile in Deutschland,<br />

in denen eine verfestigte rechte bzw. rechtsextreme<br />

Jugendszene die dominierende, gelegentlich<br />

sogar die einzige <strong>und</strong> zur Normalität gewordene<br />

Jugendkultur darstellt. Dieses Feld versuchen<br />

rechtsextreme Parteien <strong>und</strong> Verbände über das Verteilen<br />

von sogenannten Schulhof-CDs noch weiter<br />

auszubauen. Hier gilt es geeignete Gegenmaßnahmen<br />

zu ergreifen. Beispielhaft dafür ist die von <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Jugend unterstützte CD „Aufmucken gegen<br />

Rechts!“ <strong>und</strong> die DVD „Kein Bock auf Nazis“ sowie<br />

das von <strong>der</strong> DGB-Jugend unterstützte Programm<br />

„Netzwerk Demokratie <strong>und</strong> Courage“. Solche<br />

Aktivitäten müssen weiterhin von <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

unterstützt werden.<br />

Derzeit sind über 50.000 Menschen in <strong>der</strong> rechtsextremen<br />

Szene aktiv, davon annähernd 10.000 gewaltbereite<br />

Rechtsextreme <strong>und</strong> rechte Skinheads<br />

sowie mehr als 2.000 aktive Neonazis. Die Zahl <strong>der</strong><br />

Straftaten mit fremdenfeindlichem Hintergr<strong>und</strong><br />

nimmt weiter zu. Neonazis vernetzen sich darüber<br />

hinaus zunehmend per Handy <strong>und</strong> Internet.<br />

Rassismus <strong>und</strong> Gewalt beginnen in den Köpfen<br />

Der Nährboden dafür liegt in <strong>der</strong> Mitte unserer Gesellschaft.<br />

Es ist insbeson<strong>der</strong>e die soziale Einbettung,<br />

in <strong>der</strong> rechtsextreme Aktivitäten bis hin zu Gewalttaten<br />

entstehen. Eine entscheidende Ursache<br />

hierfür ist eine gesellschaftliche Entwicklung, die<br />

immer mehr Menschen zwingt, sich rücksichtsloser<br />

denn je in dem stattfindenden „Wettbewerbskrieg“<br />

zu behaupten. Die knallharte Durchkapitalisierung<br />

aller Lebensbereiche führt zu einer Verschärfung<br />

<strong>der</strong> Konkurrenzmechanismen unter den Menschen.<br />

Unterbietungswettbewerbe gehen immer auf Kosten<br />

nicht nur <strong>der</strong> abhängig beschäftigten Menschen.<br />

Die „Schwächsten“ in <strong>der</strong> Gesellschaft bleiben<br />

zunehmend ganz auf <strong>der</strong> Strecke. Dieser Entwicklung<br />

ausgesetzt, suchen viele Zuflucht in Ideologien<br />

<strong>der</strong> Ungleichheit, wie z. B. dem Rassismus,<br />

die eine relative Privilegierung beispielsweise von<br />

„Deutschen“ gegenüber „Auslän<strong>der</strong>innen <strong>und</strong> Auslän<strong>der</strong>n“<br />

legitimieren sollen. Diskriminierung von<br />

Menschen auf Gr<strong>und</strong> von Hautfarbe, Herkunft, Religion,<br />

Geschlecht o<strong>der</strong> sexueller Orientierung ist die<br />

Folge.<br />

Politik muss endlich Verantwortung zeigen<br />

Die politische Kultur verroht zunehmend. Immer<br />

wie<strong>der</strong> wird mit Sündenbockmentalität Wahlkampf<br />

gemacht. Soziale Integration <strong>und</strong> die Rücksicht auf<br />

die Würde aller Menschen zählen dabei nicht. Politik<br />

macht sich mitschuldig, Rassismus wird gesellschaftsfähig.<br />

Politiker/-innen müssen endlich erkennen,<br />

dass die Würde aller Menschen nicht dem<br />

Kampf um Wählerstimmen geopfert werden darf.<br />

Wer für das friedliche Zusammenleben von Menschen<br />

unterschiedlicher Kultur <strong>und</strong> Herkunft wirbt,<br />

darf nicht mehr von „deutscher Leitkultur“, „Überfremdung“<br />

<strong>und</strong> „Asylmissbrauch“ reden. Wer gegen<br />

Rassismus <strong>und</strong> Antisemitismus unter dem Motto<br />

„Aufstand <strong>der</strong> Anständigen“ demonstriert, muss<br />

sich auch im parteipolitischen o<strong>der</strong> politischen Alltag<br />

„anständig“ in Wort <strong>und</strong> Tat verhalten. Wir verurteilen<br />

Kampagnen wie „Kin<strong>der</strong> statt In<strong>der</strong>“.<br />

Eine <strong>der</strong> wichtigsten Aufgaben von Politik <strong>und</strong> Gesellschaft<br />

ist die dauerhafte Bekämpfung von<br />

Rechtsextremismus, Antisemitismus, Rassismus,<br />

Sexismus <strong>und</strong> Gewalt. Dies muss Vorrang haben!<br />

Deshalb muss an die Stelle <strong>der</strong> Konkurrenz- <strong>und</strong> Ellenbogengesellschaft<br />

endlich ein solidarisches<br />

Miteinan<strong>der</strong> treten. Eine „an<strong>der</strong>e Politik“ ist gefor<strong>der</strong>t!<br />

Protziger Reichtum darf nicht mit Armut nebeneinan<strong>der</strong><br />

leben. Neoliberaler Politik wird deshalb<br />

eine klare Absage erteilt!<br />

Wellenbewegung durchbrechen – Initiativen<br />

gegen Rechts dauerhaft stärken<br />

Initiativen gegen Rechtsextremismus gibt es inzwischen<br />

zahlreiche. Nach den Anschlägen im Sommer<br />

2000 wurden mehrere EU-, B<strong>und</strong>es-, <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>programme<br />

gegen Rechtsextremismus <strong>und</strong> Fremdenfeindlichkeit<br />

aufgelegt. Das Gesamtvolumen<br />

liegt bei mehr als 200 Millionen Euro. Gegenwärtig<br />

werden ca. 3.600 Projekte mit über 10.000 Einzelmaßnahmen<br />

geför<strong>der</strong>t. Lei<strong>der</strong> drängt sich oft <strong>der</strong><br />

Eindruck auf, Rassismus <strong>und</strong> Rechtsextremismus<br />

könne mit etwas Engagement „ausgetrocknet“ werden.<br />

Vieles sieht wie Symbolpolitik <strong>und</strong> ein kurzes<br />

Strohfeuer aus. Dies hat auch mit dem Charakter<br />

als befristete Son<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Aktionsprogramme zu<br />

tun, die überwiegend nicht auf Dauer angelegt sind<br />

<strong>und</strong> viel Aktionismus auslösen. Verlangt werden<br />

häufig schnelle Erfolge <strong>und</strong> vorzeigbare Ergebnisse,<br />

die aber nur schwer messbar sind.<br />

Diese zeitliche Orientierung steht jedoch im Gegensatz<br />

zu den Erfor<strong>der</strong>nissen von zivilgesellschaftlichen<br />

Interventionen <strong>und</strong> auch pädagogischen Prozessen,<br />

die auf Nachhaltigkeit setzen. Vor allem die<br />

Beziehungsarbeit mit Jugendlichen erfor<strong>der</strong>t Verlässlichkeit<br />

<strong>und</strong> personelle Kontinuität. Erfor<strong>der</strong>lich<br />

ist deshalb, dass mit dem Rechtsextremismus<br />

nicht konjunkturell umgegangen wird. Wenn es<br />

„schlimm genug“ ist, gibt es ein paar Wochen Aufregung,<br />

danach herrscht wie<strong>der</strong> Schweigen im Walde.<br />

Diese „Wellenbewegung“ gilt es zu durchbrechen!<br />

Initiativen <strong>und</strong> Aktionsprogramme müssen deshalb<br />

zur dauerhaften Einrichtung gemacht werden. Politische<br />

Bildung, Jugendsozial- <strong>und</strong> Jugendkulturarbeit<br />

müssen ebenso geför<strong>der</strong>t werden wie demokratische<br />

Aktivitäten <strong>und</strong> Vereine gegen Rechts. Sie<br />

dürfen durch Geldmangel nicht gefährdet werden.<br />

Jedes Scheitern wäre eine Ermutigung für die rechte<br />

Szene. Da in fast allen Programmen eher auf eine<br />

Stärkung demokratischer Gegenkulturen als auf<br />

die direkte Auseinan<strong>der</strong>setzung mit fremdenfeindlichen<br />

<strong>und</strong> rechtsextremen Strukturen, Einstellungs-<br />

<strong>und</strong> Verhaltensweisen gesetzt wird, muss<br />

hier eine an<strong>der</strong>e Gewichtung vorgenommen werden.<br />

30


Alltagsdiskriminierung<br />

Diskriminierung aufgr<strong>und</strong> von Hautfarbe, Herkunft,<br />

Religion, Geschlecht o<strong>der</strong> sexueller Orientierung ist<br />

kein ausschließlich rechtsextremes Phänomen,<br />

son<strong>der</strong>n findet auch vor allem im Alltag statt. Alltägliche<br />

Diskriminierung erfolgt oft indirekt, ohne dass<br />

sie sichtbar für an<strong>der</strong>e ist. Das kann die Benutzung<br />

des Wortes „schwul“ als Schimpfwort sein, o<strong>der</strong><br />

das Aufhängen von pornographischen Bil<strong>der</strong>n am<br />

Arbeitsplatz.<br />

Neben offensichtlich sexistischer Diskriminierung,<br />

wie häuslicher Gewalt <strong>und</strong> Vergewaltigungen, sind<br />

Frauen beson<strong>der</strong>s von indirekter Diskriminierung<br />

betroffen. Durchschnittlich verdienen Frauen bei<br />

gleicher Tätigkeit 20 Prozent weniger als Männer,<br />

außerdem sind nur 60 Prozent <strong>der</strong> Frauen gegenüber<br />

70 Prozent <strong>der</strong> Männer auf dem Arbeitsmarkt<br />

vertreten. Höhere Positionen in Betrieben wie auch<br />

politischen Organisationen werden nach wie vor fast<br />

ausschließlich von Männern besetzt. Frauen dagegen<br />

üben häufiger schlecht qualifizierte Berufe aus.<br />

Nicht geeignete Kin<strong>der</strong>betreuung, keine kindgerechten<br />

Arbeitszeitregelungen <strong>und</strong> fehlende finanzielle<br />

Absicherung verhin<strong>der</strong>n eine selbstbestimmte<br />

Lebensplanung. Stattdessen werden Frauen wie<strong>der</strong><br />

vermehrt auf die Rolle <strong>der</strong> treusorgenden Mutter<br />

<strong>und</strong> Zuverdienerin reduziert. Abwertende Kommentare<br />

<strong>und</strong> Witze über Min<strong>der</strong>heiten sind in <strong>der</strong><br />

alltäglichen Kommunikation fester Bestandteil <strong>und</strong><br />

unterstützen damit die offen diskriminierenden Äußerungen<br />

von Rechten.<br />

Zukunftsaufgabe <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />

Die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Rassismus <strong>und</strong><br />

Rechtsextremismus ist eine elementare Zukunftsaufgabe<br />

für die Gewerkschaften <strong>und</strong> somit auch ein<br />

zentrales Handlungsfeld <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> insgesamt.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> engagiert sich bereits in vielen Initiativen<br />

auf unterschiedlichen Ebenen <strong>und</strong> hat seit jeher<br />

eine gute Beschlusslage zum Thema.<br />

Deutlich wird gegen jede Form von Rechtsextremismus,<br />

Diskriminierung <strong>und</strong> Rassismus Position bezogen.<br />

Die Arbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> orientiert sich dabei<br />

auch weiterhin an folgenden Kriterien:<br />

1. Wir gehen von gleichen <strong>und</strong> unveräußerlichen<br />

Rechten für alle Menschen aus. Es gilt,<br />

alle Menschen vor Rassismus <strong>und</strong> Rechtsextremismus<br />

zu schützen <strong>und</strong> zu stärken; Jedwe<strong>der</strong><br />

Form von Diskriminierung aktiv zu begegnen<br />

<strong>und</strong> sie zu stoppen; Indirekte Diskriminierungsformen<br />

aufzugreifen, dafür zu<br />

sensibilisieren <strong>und</strong> sie zu beseitigen. Rassismus<br />

<strong>und</strong> Diskriminierung im Betrieb werden<br />

nicht unter den Teppich gekehrt, um den angeblichen<br />

Betriebsfrieden zu wahren: Wo<br />

Rassismus <strong>und</strong> Diskriminierung Platz finden,<br />

ist <strong>der</strong> Betriebsfrieden bereits gestört. Hier<br />

müssen Betriebsräte, JAV-Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> Vertrauensleute<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> aktiv werden. Gegenüber<br />

Rassisten <strong>und</strong> Rechtsextremisten im<br />

Betrieb werden von den betrieblichen Interessenvertretungen<br />

alle Möglichkeiten des Arbeitsrechtes<br />

angewandt.<br />

2. Für die antirassistische <strong>und</strong> antifaschistische<br />

Arbeit im Betrieb <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Gesellschaft werden<br />

dauerhafte <strong>und</strong> aktive Bündnisse mit an<strong>der</strong>en<br />

Gruppen <strong>und</strong> Organisationen initiiert.<br />

Es gilt auch zukünftig, geschlossen zu handeln<br />

<strong>und</strong> Courage zu zeigen! Ein solidarisches Miteinan<strong>der</strong><br />

sowohl in <strong>der</strong> Gesellschaft wie auch<br />

insbeson<strong>der</strong>e im Betrieb bildet eine zentrale<br />

Gr<strong>und</strong>voraussetzung für den erfolgreichen<br />

Kampf gegen Rechtsextremismus <strong>und</strong> Rassismus.<br />

In den letzten Jahren gab es unbestreitbar<br />

eine Ausweitung <strong>der</strong> Aktivitäten gegen Rechts<br />

im Organisationsbereich <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Jugend hat sich aktiv in<br />

den Verwaltungsstellen, vor Ort auch in Bündnissen,<br />

in den Bezirken <strong>und</strong> im Vorstand eingebracht.<br />

Aber <strong>der</strong> Kampf gegen Rechtsextremismus,<br />

Antisemitismus <strong>und</strong> Fremdenfeindlichkeit<br />

muss Aufgabe <strong>der</strong> gesamten Organisation<br />

sein. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss sich über den Jugendbereich<br />

hinaus stärker positionieren <strong>und</strong> noch<br />

aktiver werden. Denn Rechtsextremismus ist<br />

kein reines Jugendthema.<br />

Auch die europäische <strong>und</strong> internationale Gewerkschaftsarbeit<br />

kann <strong>und</strong> muss einen wichtigen<br />

Beitrag zum Abbau von Vorurteilen leisten.<br />

Denn über den direkten Kontakt mit Arbeitnehmern<br />

in den sogenannten Billiglohnlän<strong>der</strong>n<br />

wird auch das Verständnis für die dort abhängig<br />

Beschäftigten geschärft.<br />

Gute Beschlusslage stärker umsetzen<br />

Ziel muss es sein, die antirassistische Arbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> kontinuierlich auf allen Ebenen zu verankern<br />

<strong>und</strong> die gute Beschlusslage noch stärker als bisher<br />

umzusetzen. Auch hier gilt es die Wellenbewegung<br />

in unserer gewerkschaftlichen Arbeit in Betrieb <strong>und</strong><br />

Gesellschaft zu durchbrechen. Es gibt viele Möglichkeiten,<br />

sich gegen Rechtsextremismus, Rassismus<br />

<strong>und</strong> Gewalt zu wehren. Wir stehen als Gewerkschaften<br />

nicht allein im Kampf gegen Rechtsextremismus<br />

<strong>und</strong> Fremdenfeindlichkeit. Verstärkt muss<br />

deshalb die Bildung von Netzwerken <strong>und</strong> Kooperationen<br />

mit an<strong>der</strong>en antifaschistischen Organisationen<br />

in den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> treten.<br />

Deshalb wird die gesamte Organisation dazu aufgefor<strong>der</strong>t,<br />

u. a.:<br />

1. hierfür ausreichend Personal, Ressourcen <strong>und</strong><br />

finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen;<br />

2. die Koordination <strong>und</strong> Dokumentation von Aktivitäten<br />

<strong>und</strong> Aktionen b<strong>und</strong>esweit zu verbessern<br />

sowie Netzwerke aufzubauen. Sinnvoll ist<br />

es, hierfür eine zentrale Anlaufstelle beim Vorstand<br />

mit geeignetem <strong>und</strong> qualifiziertem Fachpersonal<br />

einzurichten;<br />

3. weiterhin gute Materialien zur Verfügung zu<br />

stellen <strong>und</strong> noch besser zugänglich zu machen;<br />

4. das Thema innerhalb <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> nachhaltiger<br />

anzugehen <strong>und</strong> zur Querschnittsaufgabe <strong>der</strong><br />

gesamten Organisation zu machen;<br />

5. Antidiskriminierungs- <strong>und</strong> Gleichstellungspolitik<br />

im Betrieb aktiv voranzutreiben <strong>und</strong> Betriebsratsgremien<br />

diese unter Nutzung <strong>der</strong> entsprechenden<br />

gesetzlichen Bestimmungen des<br />

BetrVG mit entsprechenden Betriebsvereinbarungen<br />

umzusetzen;<br />

31


6. den versteckten Alltagsrassismus, die Diskriminierung<br />

<strong>und</strong> Ausgrenzung von Menschen im<br />

Betrieb dauerhaft <strong>und</strong> offensiv zum Thema zu<br />

machen;<br />

7. die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Bildungsarbeit gegen Rassismus<br />

<strong>und</strong> Rechtsextremismus zu verstärken, Bausteine<br />

<strong>und</strong> Materialien für Seminare zu entwikkeln<br />

<strong>und</strong> entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen<br />

für Referenten/-innen anzubieten;<br />

8. zukünftig in Tarifverhandlungen die Bekämpfung<br />

von Rassismus <strong>und</strong> Diskriminierung an<br />

entsprechen<strong>der</strong> Stelle einzubinden;<br />

9. arbeitsrechtliche <strong>und</strong> sonstige Sanktionsmöglichkeiten<br />

noch umfangreicher herauszustellen.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird auch weiterhin aktiv gegen Rassismus,<br />

Rechtsextremismus, Antisemitismus <strong>und</strong><br />

an<strong>der</strong>e Ideologien <strong>der</strong> Ungleichheit eintreten. Der<br />

Politik des neoliberalen „Anpassens“ an scheinbare<br />

Sachzwänge des Marktes, mit all seinen nicht nur<br />

ausgrenzenden Folgen, setzt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ein solidarisches<br />

Miteinan<strong>der</strong> entgegen!<br />

Rechtsradikale Gesinnung<br />

1.034 Antragsteller/in: Berlin<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sagt <strong>der</strong> sich verbreitenden rechtsradikalen<br />

Gesinnung den Kampf an. Als Einzelgewerkschaft<br />

im DGB werden verstärkt eigene Strukturen<br />

entwickelt, um gegen den Rechtsradikalismus<br />

vorzugehen.<br />

Rechtsradikale Gesinnung macht vor Gewerkschaftsmitglie<strong>der</strong>n<br />

nicht halt. In Untersuchungen<br />

wurde belegt, dass das Schutzbedürfnis <strong>der</strong> Gewerkschaftsmitglie<strong>der</strong>,<br />

insbeson<strong>der</strong>e durch die<br />

Standortdiskussion, nationales Denken för<strong>der</strong>t.<br />

Gewerkschaftsmitglie<strong>der</strong> fürchten, in <strong>der</strong> Globalisierung<br />

ihren Besitzstand zu verlieren <strong>und</strong> lassen<br />

sich durch die platten nationalen Argumente <strong>der</strong><br />

rechtsradikalen Parteien verstärkt beeinflussen,<br />

was in Wahluntersuchungen belegt ist.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird nicht nur in Reden zum 1. Mai zur<br />

internationalen Solidarität aufrufen, son<strong>der</strong>n praktisch<br />

in <strong>der</strong> Gewerkschaftspolitik umsetzen.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird Ressourcen für eine<br />

aktive Arbeit vor Ort gegen den Rechtsradikalismus<br />

zur Verfügung stellen. Auch wird sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

in ihrer Argumentation unmissverständlich gegen<br />

eine Spaltung <strong>der</strong> Arbeitnehmer in <strong>der</strong> Welt wenden.<br />

Aktiv gegen Rechtsextremismus,<br />

Fremdenfeindlichkeit <strong>und</strong> Antisemitismus<br />

1.035 Antragsteller/in: Duisburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

1. Auffor<strong>der</strong>ung an die Regierungsparteien, alles<br />

daran zu setzen, NPD <strong>und</strong> alle rechtsradikalen<br />

<strong>und</strong> faschistischen Organisationen <strong>und</strong><br />

Gruppierungen endlich <strong>und</strong> endgültig zu verbieten.<br />

2. Mittel zur Verfügung zu stellen, um Kampagnen<br />

<strong>und</strong> Aufklärungsarbeit selber durchzuführen.<br />

3. Aktive Unterstützung von bestehenden Kampagnen,<br />

wie z. B. „Die gelbe Hand“, die aktuell<br />

aus finanziellen Gründen ums Überleben<br />

kämpfen muss.<br />

Rechtsextremismus wirksam bekämpfen<br />

1.036 Antragsteller/in: Neubrandenburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Neofaschistische Umtriebe, rechtsmotivierte Gewaltakte,<br />

offener Rassismus mit Übergriffen auf<br />

Min<strong>der</strong>heiten, <strong>der</strong> Einzug von Rechtsextremisten in<br />

Landtage kennzeichnen unseren gesellschaftlichen<br />

Alltag. Der Rechtsextremismus weitet sich in<br />

allen Teilen <strong>der</strong> Gesellschaft <strong>und</strong> in allen Schichten<br />

aus. Die Gewerkschaften sind davon natürlich nicht<br />

ausgenommen <strong>und</strong> auch betroffen.<br />

Zu den gesellschaftlichen Ursachen gehören ein sozialpolitischer<br />

Kahlschlag durch die Regulierung<br />

<strong>der</strong> Massenarbeitslosigkeit <strong>und</strong> in <strong>der</strong> neoliberalen<br />

Gesellschaftspolitik.<br />

Nicht nur junge Menschen aus sozial schwachen Familien<br />

son<strong>der</strong>n auch junge Menschen, die eine absolute<br />

Leistungsorientierung in den For<strong>der</strong>ung ihrer<br />

Arbeitswelt stellen, haben keinerlei gesellschaftliche<br />

Leitbil<strong>der</strong> wie Solidarität <strong>und</strong> Gerechtigkeit<br />

mehr. Im Wettkampf <strong>der</strong> Regionen um Produktionsstandorte,<br />

<strong>der</strong> Konkurrenzkampf <strong>der</strong> Völker um<br />

Arbeitsplätze entwickeln sich Denkweisen einer nationalen<br />

Überheblichkeit auch in den Betrieben <strong>und</strong><br />

Regionen. Studien haben ergeben, dass insbeson<strong>der</strong>e<br />

unter gewerkschaftlich organisierten gewerblichen<br />

Arbeitnehmern in Industriebetrieben <strong>der</strong><br />

Rechtsextremismus Fuß gefasst hat. Hier gegen<br />

müssen wir auch weiterhin etwas tun, vielleicht<br />

neue Wege gehen.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> beauftragt <strong>der</strong> 21. ordentliche<br />

Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> den Vorstand,<br />

die wirksame Bekämpfung von rechtsextremistischen<br />

Denken <strong>und</strong> Handeln zu einer strategischen<br />

Zukunftsaufgabe für alle Organisationsebenen zu<br />

erklären <strong>und</strong> zu einem zentralen Handlungsfeld <strong>der</strong><br />

jeweiligen Arbeit zu machen.<br />

Die Arbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss sich dabei an folgenden<br />

Kriterien orientieren:<br />

1. Wir gehen von gleichen <strong>und</strong> unveräußerlichen<br />

Rechten für alle Menschen aus.<br />

2. Es gilt, Opfer von Rassismus <strong>und</strong> Rechtsextremismus<br />

zu schützen <strong>und</strong> zu stärken.<br />

3. Diskriminierungen aktiv zu begegnen <strong>und</strong> zu<br />

stoppen.<br />

4. Auch indirekte Diskriminierungsformen aufzugreifen,<br />

dafür zu sensibilisieren <strong>und</strong> sie zu beseitigen.<br />

5. Rassismus <strong>und</strong> Diskriminierung im Betrieb werden<br />

nicht unter den Teppich gekehrt, um angeblichen<br />

Betriebsfrieden zu wahren: wo Rassismus<br />

<strong>und</strong> Diskriminierung Platz greifen, ist <strong>der</strong><br />

Betriebsfriede bereits gestört, dort werden Betriebsräte,<br />

JAV-Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> Vertrauensleute<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> aktiv.<br />

32


6. Gegenüber Rassisten <strong>und</strong> Rechtsextremisten<br />

im Betrieb werden von den betrieblichen Interessenvertretungen<br />

alle Möglichkeiten des Arbeitsrechtes<br />

angewandt.<br />

7. Für die antirassistische <strong>und</strong> antifaschistische<br />

Arbeit im Betrieb <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Gesellschaften<br />

werden dauerhafte <strong>und</strong> aktive Bündnisse mit<br />

an<strong>der</strong>en Gruppen <strong>und</strong> Organisationen initiiert.<br />

Der Vorstand wird beauftragt, die folgenden Maßnahmen<br />

einzuleiten:<br />

Die Stärkung <strong>der</strong> Bildungsarbeit gegen Rechtsextremismus<br />

durch<br />

1. Ergänzung bestehen<strong>der</strong> Seminare<br />

Bestehende Seminare müssen durch Seminarbausteine<br />

zum Thema Faschismus, Revisionismus <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong>gleichen ergänzt werden. Zu den Themen „Rassismus“<br />

<strong>und</strong> „Rechtsextremismus“ sollen eigene (mehrsprachige)<br />

Seminarangebote entwickelt werden.<br />

2. Durchführung von Projekttagen gegen<br />

Rechtsextremismus an Berufsschulen<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird in Zusammenarbeit mit dem DGB<br />

<strong>und</strong> Vereinen, die den Rechtsextremismus bekämpfen,<br />

wie zum Beispiel „Bunt statt braun“ o<strong>der</strong> dem<br />

Netzwerk „Demokratie <strong>und</strong> Courage“ in Mecklenburg-Vorpommern<br />

Berufsschultouren an den beruflichen<br />

Schulen durchführen.<br />

3. Öffentlichkeitsarbeit, Zeitung <strong>und</strong> Film<br />

Mit <strong>der</strong> „metall“ <strong>und</strong> <strong>der</strong> „direkt“ erreicht die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

sehr viele Menschen. Dies soll dafür genutzt werden,<br />

mit Son<strong>der</strong>nummern (direkt) o<strong>der</strong> Artikeln (metall)<br />

verstärkt auf die Situation ausländischer Menschen<br />

in Deutschland einzugehen <strong>und</strong> gegen rechtskonservative<br />

<strong>und</strong> faschistische Tendenzen <strong>und</strong> Positionen<br />

(z.B. Elitenbildung, Stellung <strong>der</strong> Frau, Behin<strong>der</strong>tenfeindlichkeit,<br />

Antisemitismus usw.) Stellung<br />

zu beziehen <strong>und</strong> Aufklärung zu leisten.<br />

Zur Gestaltung von Jugendversammlungen o<strong>der</strong> für<br />

den Sozialk<strong>und</strong>eunterricht an Berufsschulen erarbeitet<br />

die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ein Film, <strong>der</strong> sich mit den Argumenten<br />

<strong>der</strong> Rechtsextremisten auseinan<strong>der</strong> setzt<br />

<strong>und</strong> diese in <strong>der</strong> Sprache <strong>der</strong> Jugendlichen mit konkreten<br />

Beispielen wi<strong>der</strong>legt.<br />

Integration braucht För<strong>der</strong>ung,<br />

Chancengleichheit <strong>und</strong> Rechtssicherheit<br />

1.037 Antragsteller/in:<br />

Auslän<strong>der</strong>ausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t auf die<br />

Integrationspolitik <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung aktiv einzuwirken,<br />

mit dem Ziel Migranten <strong>und</strong> Migrantinnen<br />

weiter zu för<strong>der</strong>n. Die Beteiligung von Migranten<br />

<strong>und</strong> Migrantinnen muss bei <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

<strong>und</strong> politischen Willensbildung <strong>und</strong> Selbstverwaltung<br />

in den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> gestellt werden.<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung muss außerdem dafür Sorge<br />

tragen, dass schulische, ausbildungs- <strong>und</strong> arbeitsmarktbezogene<br />

Integration von Migranten <strong>und</strong> Migrantinnen<br />

eine umfassende, ressortübergreifende<br />

Querschnitts- <strong>und</strong> Daueraufgabe wird. Sie hat<br />

dafür politische, rechtliche <strong>und</strong> finanzielle Rahmenbedingungen<br />

zu schaffen.<br />

Dazu gehören:<br />

– Gleiche Beteiligungsrechte <strong>und</strong> -möglichkeiten<br />

am gesellschaftlichen, politischen <strong>und</strong> ökonomischen<br />

Leben,<br />

– Konkrete, finanziell abgesicherte För<strong>der</strong>maßnahmen<br />

in den Kin<strong>der</strong>gärten, Schulen, Ausbildungs-<br />

<strong>und</strong> Arbeitsmärkten,<br />

– Ausweitung des Diskriminierungsverbotes aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Staatsangehörigkeit auf alle hier lebenden<br />

Menschen,<br />

– Weitere Erleichterung <strong>der</strong> Einbürgerung <strong>und</strong> eine<br />

generelle Zulassung von Doppel- <strong>und</strong> Mehrstaatsangehörigkeit,<br />

– die Erweiterung des Wahlrechtes auf alle Bürger<br />

<strong>und</strong> Bürgerinnen, die dauerhaft in Deutschland<br />

leben – auch für Landtags- <strong>und</strong> B<strong>und</strong>estagswahlen,<br />

– Besetzung <strong>der</strong> öffentlichen Ämter, Medienanstalten<br />

<strong>und</strong> Informationszentren des B<strong>und</strong>es,<br />

<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> <strong>und</strong> Kommunen mit Migranten <strong>und</strong><br />

Migrantinnen.<br />

Asyl darf nicht Gnadenakt sein<br />

1.038 Antragsteller/in:<br />

Auslän<strong>der</strong>ausschuss<br />

beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung wird aufgefor<strong>der</strong>t, gesetzgeberische<br />

Maßnahmen zu ergreifen, die darauf abzielen,<br />

Asylverfahren nach humanitären Kriterien<br />

neu zu regeln. Darüber hinaus wird die B<strong>und</strong>esregierung<br />

aufgefor<strong>der</strong>t,<br />

– die Genfer Flüchtlingskonvention uneingeschränkt<br />

anzuwenden,<br />

– den Artikel 16a des Gr<strong>und</strong>gesetzes wie<strong>der</strong>herzustellen,<br />

– Menschen ohne Papiere zu legalisieren – kein<br />

Mensch ist illegal!<br />

– die Abschiebehaft, das Flughafenverfahren<br />

<strong>und</strong> die Kettenduldungen abzuschaffen.<br />

Bleiberechtsregelung – ohne Verschärfung des<br />

Zuwan<strong>der</strong>ungs- <strong>und</strong> Einbürgerungsrechts<br />

1.039 Antragsteller/in:<br />

Auslän<strong>der</strong>ausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, in Zusammenarbeit<br />

mit dem DGB <strong>und</strong> den Kooperations<strong>und</strong><br />

Bündnispartnern (Pro Asyl, Interkultureller Rat<br />

u. a.) auf die Regierungskoalition einzuwirken, um<br />

weitere Verschärfungen des Zuwan<strong>der</strong>ungs- <strong>und</strong><br />

Einbürgerungsrechtes zu verhin<strong>der</strong>n. Zudem sollten<br />

die Partner eine nach innen <strong>und</strong> außen gerichtete<br />

Kampagne zu diesen Themen starten.<br />

Der B<strong>und</strong>esinnenminister wird aufgefor<strong>der</strong>t, die<br />

33


Pläne für die Verschärfung des Zuwan<strong>der</strong>ungsrechtes<br />

zurückzunehmen:<br />

– keine Sanktionen <strong>und</strong> negative aufenthaltsrechtliche<br />

Konsequenzen für Zuwan<strong>der</strong>er, die<br />

ihrer Teilnahmepflicht an Integrationskursen<br />

nicht nachkommen (können), son<strong>der</strong>n mehr<br />

För<strong>der</strong>ung<br />

– keine Verschärfungen bei den Einbürgerungsvoraussetzungen,<br />

son<strong>der</strong>n mehr Erleichterung,<br />

– keine Abschottung gegen Flüchtlinge,<br />

– die Umsetzung des Gr<strong>und</strong>rechts <strong>der</strong> Familienzusammenführung,<br />

– die Beseitigung von Kettenduldungen,<br />

– dauerhaftes Bleiberecht für alle, die mehr als<br />

drei Jahre in Deutschland leben – unabhängig<br />

vom Aufenthaltsstatus.<br />

Arbeitserlaubnis von Migranten <strong>und</strong><br />

Migrantinnen<br />

1.040 Antragsteller/in: Dortm<strong>und</strong><br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> soll auf die B<strong>und</strong>esregierung<br />

einwirken, dass die in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik lebenden<br />

Auslän<strong>der</strong> hinsichtlich <strong>der</strong> Erteilung von Arbeitserlaubnissen<br />

gleich zu behandeln sind. Die<br />

unterschiedliche gesetzliche Behandlung von EU-<br />

Auslän<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Auslän<strong>der</strong>n aus Drittstaaten muss<br />

abgeschafft werden. Das Freizügigkeitsgesetz<br />

muss auf alle in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

lebenden Auslän<strong>der</strong> ausgeweitet werden.<br />

Europäische Verfassung <strong>und</strong> Volksabstimmung<br />

1.041 Antragsteller/in: Erfurt<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Um die Akzeptanz <strong>der</strong> Menschen am gemeinsamen<br />

Europa zu stärken, müssen wir sie am Aufbau eines<br />

solchen Europa beteiligen. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird sich<br />

dafür einsetzen, dass die zu schaffende Europäische<br />

Verfassung nur durch Volksabstimmungen<br />

verabschiedet werden darf. Ein entsprechen<strong>der</strong><br />

Einfluss ist auf die Politikzu nehmen. Dabei muss in<br />

<strong>der</strong> Europäischen Verfassung sichergestellt werden,<br />

dass Menschen- <strong>und</strong> Arbeitnehmerrechte Vorrang<br />

vor wirtschaftlichen Interessen haben.<br />

Sozial- <strong>und</strong> gewerkschaftspolitische Mindestbedingungen<br />

für die weitere EU-Integration<br />

1.042 Antragsteller/in: Berlin<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Für einen künftigen EU-Verfassungsprozess for<strong>der</strong>n<br />

wir als Mindestbedingung die Verankerung folgen<strong>der</strong><br />

Zielsetzungen:<br />

– Wirksame Maßnahmen gegen Dumping-Verlagerungen<br />

im EU-Raum (z. B. Verlagerungsabgaben).<br />

– Die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bestrebungen <strong>der</strong> Gewerkschaften,<br />

die perspektivische Einführung europaweiter<br />

Tarifstandards, insbeson<strong>der</strong>e auch was<br />

Arbeitszeit <strong>und</strong> Arbeitsbedingungen betrifft,<br />

durchzusetzen.<br />

– Die europaweite Ausweitung <strong>der</strong> Mitbestimmung<br />

(z. B. reale Mitbestimmungsrechte <strong>der</strong> Euro-Betriebsräte).<br />

– Festsetzung europaweiter sozialer <strong>und</strong> steuerpolitischer<br />

Mindeststandards zur Verhin<strong>der</strong>ung<br />

von Dumping-Konkurrenz.<br />

– Regulierung <strong>der</strong> Finanzmärkte, stärkere Kontrolle<br />

<strong>der</strong> Finanzfonds <strong>und</strong> politische Kontrolle <strong>der</strong><br />

Europäischen Zentralbank im Interesse <strong>der</strong> Wahrung<br />

sozialer Mindeststandards.<br />

– Allgemeines <strong>und</strong> politisches Streikrecht auf EU-<br />

Ebene.<br />

Sollten diese Mindestbedingungen nicht erfüllt werden,<br />

wird sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, ähnlich wie die französischen<br />

Gewerkschaften, vor dem dortigen Referendum<br />

an einer massiven europaweiten NEIN-Kampagne<br />

gegen eine solche Verfassung beteiligen.<br />

Europäische Verfassung<br />

1.043 Antragsteller/in: Hamburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> begrüßt die Bemühungen um eine Europäische<br />

Verfassung.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, auf die<br />

B<strong>und</strong>esregierung so einzuwirken, dass folgende<br />

Punkte in <strong>der</strong> Verfassung festgeschrieben werden:<br />

– Die EU ist ein sozialer, demokratischer <strong>und</strong> antifaschistischer<br />

Staatenb<strong>und</strong> nach den Prinzipien<br />

des Rechtsstaates.<br />

– Die Wirtschaft ist dem Gemeinwohl verpflichtet.<br />

– Arbeit <strong>und</strong> Kapital haben in <strong>der</strong> Wirtschaft gleiche<br />

Rechte.<br />

– Es besteht Nie<strong>der</strong>lassungsfreiheit, in Deutschland<br />

gelten dabei mindestens die deutschen arbeitsrechtlichen-,<br />

sozialen-, Umwelt- <strong>und</strong> Arbeitssicherheitsstandards,<br />

sowie die deutschen<br />

Steuerbedingungen.<br />

– Das Steuer- <strong>und</strong> Sozialrecht aller EU – Staaten ist<br />

in den nächsten zehn Jahren anzugleichen, mit<br />

dem Ziel, dass in allen Mitgliedslän<strong>der</strong>n eine gute<br />

Alters-, Kranken- <strong>und</strong> Arbeitslosenversicherung<br />

entsteht.<br />

– Kein Mensch darf aufgr<strong>und</strong> seiner politischen<br />

o<strong>der</strong> gewerkschaftlichen Betätigung, seiner Religion,<br />

Hautfarbe o<strong>der</strong> seiner Staatszugehörigkeit<br />

benachteiligt werden. Frauen <strong>und</strong> Männer<br />

sind gleichberechtigt. Ehe- <strong>und</strong> nichteheliche<br />

Paare stehen gleichermaßen unter dem Schutz<br />

<strong>der</strong> Verfassung.<br />

– Die Armee des Staatenb<strong>und</strong>es ist eine Verteidigungsarmee.<br />

Sie darf nur eingreifen, wenn das<br />

eigene Territorium angegriffen wird. Zu diesem<br />

Zweck muss die Armee so klein wie möglich gehalten<br />

werden. Die Armee darf mit keinen offensiven<br />

Waffen ausgerüstet sein.<br />

– Ein friedensschaffen<strong>der</strong> Einsatz in einem an<strong>der</strong>en<br />

Land darf nur im Auftrag <strong>und</strong> unter Oberbefehl<br />

<strong>der</strong> UNO erfolgen.<br />

34


– Der Handel mit Kriegswaffen aller Art ist nur innerhalb<br />

des Staatenb<strong>und</strong>es erlaubt.<br />

Politisches Streikrecht<br />

1.044 Antragsteller/in:<br />

Göppingen-Geislingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t ein umfassendes Streikrecht<br />

gemäß <strong>der</strong> Europäischen Sozialcharta Artikel 6 Ziffer<br />

4.<br />

Gesellschaftspolitik <strong>und</strong> allgemeine<br />

Gewerkschaftspolitik<br />

1.045 Antragsteller/in: Esslingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die For<strong>der</strong>ung nach einem „vollständigen <strong>und</strong> allseitigen<br />

gesetzlichen Streikrecht“ wird Bestandteil<br />

<strong>der</strong> For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />

Nicht zuletzt bei <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung um die<br />

„Rente mit 67“ <strong>der</strong> „Ges<strong>und</strong>heitsreform“, aber<br />

auch bei zahlreichen Kämpfen um den Erhalt von Arbeitsplätzen<br />

war den Gewerkschaften das Mittel<br />

des Streiks verwehrt. Das wurde bisher durch die<br />

Gewerkschaften zwar immer wie<strong>der</strong> öffentlich kritisiert,<br />

allerdings wurde dazu bisher keine positive<br />

For<strong>der</strong>ung erhoben <strong>und</strong> verfolgt. Das ist unserer Ansicht<br />

nach jedoch notwendig.<br />

In Deutschland gibt es im Gegensatz zu an<strong>der</strong>en<br />

Län<strong>der</strong>n kein eindeutiges ,Gesetz über Arbeitsverhältnisse‘<br />

o<strong>der</strong> ähnliches, in dem das Streik- o<strong>der</strong><br />

Arbeitskampfrecht geregelt ist. Auch gibt es kein<br />

„Streikgesetzbuch“. Das Streikrecht wird vielmehr<br />

aus Artikel 9 Absatz 3 Gr<strong>und</strong>gesetz abgeleitet.<br />

Die darin verfasste so genannte „Koalitionsfreiheit“<br />

beinhaltet auch das Recht <strong>der</strong> Koalitionen (Arbeitgeberverbände<br />

o<strong>der</strong> Gewerkschaften), ihre Ziele<br />

mit den Mitteln des Arbeitskampfes durchzusetzen.<br />

Dies hat das B<strong>und</strong>esverfassungsgericht so<br />

schon immer entschieden. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> weiteren<br />

Rechtssprechung <strong>und</strong> verschiedener Rechtsgr<strong>und</strong>sätze<br />

hat sich das deutsche Arbeitskampfrecht als<br />

reines Richterrecht weiterentwickelt.<br />

Im Gegensatz zu an<strong>der</strong>en europäischen Län<strong>der</strong>n ist<br />

<strong>der</strong> sogenannte „politische Streik“ in Deutschland<br />

jedoch nach Auffassung des B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts<br />

verboten. Somit sind Arbeitskämpfe gegen<br />

Gesetze o<strong>der</strong> politische Entscheidungen in<br />

Deutschland – im Gegensatz zu Frankreich – nicht<br />

möglich.<br />

So ist in <strong>der</strong> Europäischen Sozialcharta (Art.6 Ziff.<br />

4) eine umfassende Streikgarantie festgelegt. Bereits<br />

im Februar 1998 hat das Ministerkomitee des<br />

Europarechts festgestellt, dass die Beschränkung<br />

von Streiks auf tarifliche Ziele nicht mit <strong>der</strong> europäischen<br />

Sozialcharta zu vereinbaren ist. Deutschland<br />

wurde wegen dieser Beschränkung gerügt.<br />

Die For<strong>der</strong>ung nach einem „vollständigen, allseitigen<br />

<strong>und</strong> gesetzlichen Streikrecht“ zielt darauf ab,<br />

das Streikrecht abschließend gesetzlich zu regeln<br />

<strong>und</strong> auch politische o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Streiks zu ermöglichen.<br />

Für ein einheitliches Arbeitskampfrecht in<br />

Europa<br />

1.046 Antragsteller/in: Aachen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Wir for<strong>der</strong>n Gewerkschaftstag <strong>und</strong> Vorstand auf,<br />

sich für ein umfassendes Streikrecht nach den Vorgaben<br />

<strong>der</strong> Europäischen Sozialcharta einschließlich<br />

des Politischen <strong>und</strong> des Generalstreiks einzusetzen,<br />

die Mitglie<strong>der</strong> über die Notwendigkeit zu informieren<br />

<strong>und</strong> für die Umsetzung zu mobilisieren.<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, von <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung<br />

die unverzügliche Umsetzung <strong>der</strong> Auffor<strong>der</strong>ung<br />

des Europäischen Ministerkomitees von<br />

1998 nach Än<strong>der</strong>ung des Arbeitskampfrechts in <strong>der</strong><br />

B<strong>und</strong>esrepublikzu verlangen. Die bisher von Regierung<br />

<strong>und</strong> Kapital gegen die Mehrheit <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

gerichtete Politik, sowie die Angriffe auf die<br />

sozialen <strong>und</strong> demokratischen Rechte <strong>der</strong> Arbeitnehmer<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen zeigen uns, dass<br />

unsere heutigen Mittel nicht ausreichen, die Angriffe<br />

abzuwehren. Nur durch Streik können die Angriffe<br />

von Politik <strong>und</strong> Kapital auf die sozialen <strong>und</strong> demokratischen<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Lebensbedingungen <strong>der</strong><br />

Menschen wirkungsvoll bekämpft werden. Außer in<br />

Deutschland ist <strong>der</strong> politische Streik in Europa nur<br />

noch in Großbritannien <strong>und</strong> in Dänemark verboten.<br />

Nach Meinung des Sachverständigenausschusses<br />

zur Einhaltung <strong>der</strong> Sozialcharta, verstößt das deutsche<br />

Arbeitskampfrecht, mit seiner Beschränkung<br />

auf tariflich regelbare Ziele, gegen die Europäische<br />

Sozialcharta. Ziffer 4 Artikel 6 <strong>der</strong> Sozialcharta bestätigt<br />

das Recht <strong>der</strong> abhängig Beschäftigten auf<br />

kollektive Maßnahmen sowie das Streikrecht bei<br />

Interessenkonflikten. Der für die Überwachung <strong>der</strong><br />

Sozialcharta zuständige Ausschuss des Europarates<br />

leitet daher die Zulässigkeit von Sozialstreiks<br />

<strong>und</strong> Arbeitsnie<strong>der</strong>legungen ab, auch wenn sie nicht<br />

von den Gewerkschaften getragen werden. Die gegen<br />

Streik gerichteten Urteile des B<strong>und</strong>esarbeitsgerichtes<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>er deutschen Gerichte verstoßen<br />

somit gegen die Bestimmungen <strong>der</strong> Europäischen<br />

Sozialcharta. Das Ministerkomitee des Europarates<br />

for<strong>der</strong>te daher im Jahre 1998 die B<strong>und</strong>esregierung<br />

auf, die Ergebnisse des Expertenausschusses<br />

zu übernehmen. Dies ist bis zum heutigen Tag<br />

nicht geschehen.<br />

Streikrecht<br />

1.047 Antragsteller/in: Velbert<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Angesichts des massiven Abbaus sozialer <strong>und</strong> demokratischer<br />

Rechte darf das Streikrecht nicht länger<br />

auf tariffähige Ziele begrenzt bleiben. Wir for<strong>der</strong>n<br />

den Vorstand auf, sich für ein allumfassendes<br />

Streikrecht nach den Maßgaben <strong>der</strong> Europäischen<br />

35


Sozialcharta, einschließlich des politischen Streiks<br />

<strong>und</strong> des Generalstreiks einzusetzen, die Gewerkschaftsmitglie<strong>der</strong><br />

über seine Notwendigkeit zu informieren<br />

<strong>und</strong> für Aktivitäten zu mobilisieren.<br />

Für ein uneingeschränktes Streikrecht gemäß <strong>der</strong><br />

Europäischen Sozialcharta<br />

1.048 Antragsteller/in: Osnabrück<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der 21. Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t ein<br />

uneingeschränktes Streikrecht nach den Maßgaben<br />

<strong>der</strong> Europäischen Sozialcharta (ESC). Deren Artikel<br />

6, Ziffer 4 garantiert in allgemeiner Form „das<br />

Recht <strong>der</strong> Arbeitnehmer...auf kollektive Maßnahmen<br />

einschließlich des Streikrechts im Falle von Interessenkonflikten...“.<br />

Das Streikrecht ist ein unverzichtbares demokratisches<br />

Gr<strong>und</strong>recht. Nur die Möglichkeit <strong>der</strong> kollektiven<br />

Aktion bis hin zur Arbeitsnie<strong>der</strong>legung gibt den<br />

Arbeitnehmern eine gewerkschaftliche Gegenmacht<br />

zur wirtschaftlichen Übermacht <strong>der</strong> Kapitalbesitzer<br />

<strong>und</strong> Kapitalbesitzerinnen. Ohne Streikrecht<br />

verkommen Verhandlungen zum kollektiven<br />

Betteln. Dies gilt für sozialpolitische ebenso wie für<br />

tarifliche Konflikte.<br />

Konzerne <strong>und</strong> Unternehmerverbände nutzen ihre<br />

wirtschaftliche Macht zur politischen Einflussnahme.<br />

Die Auswirkungen staatlichen Sozialabbaus<br />

auf die Arbeits- <strong>und</strong> Lebensbedingungen <strong>der</strong> arbeitenden<br />

Menschen erfor<strong>der</strong>n effektive Gegenwehr<br />

mit allen geeigneten gewerkschaftlichen Mitteln.<br />

Das angebliche Verbot politischer Streiks als vorherrschende<br />

Rechtsauffassung in Deutschland offenbart<br />

ein vordemokratisches Rechtsverständnis<br />

<strong>und</strong> wi<strong>der</strong>spricht <strong>der</strong> Europäischen Sozialcharta.<br />

Das Ministerkomitee des Europarates erteilte dementsprechend<br />

im Februar 1998 <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik<br />

die „Empfehlung“, ihr Arbeitskampfrecht zu än<strong>der</strong>n.<br />

Geschehen ist bis heute nichts.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t alle demokratischen Parteien<br />

auf, das deutsche Arbeitskampfrecht im Sinne einer<br />

europäischen Harmonisierung weiterzuentwikkeln<br />

<strong>und</strong> alle Einschränkungen dieses demokratischen<br />

Gr<strong>und</strong>rechtes in Deutschland aufzuheben.<br />

Alle Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> des DGB sind<br />

aufgefor<strong>der</strong>t, durch Informations- <strong>und</strong> Aufklärungsarbeit<br />

für dieses Ziel zu wirken.<br />

Politisches Streikrecht<br />

1.049 Antragsteller/in: Berlin<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich dafür ein, dass auch in<br />

Deutschland das Recht des politischen Streiks<br />

durchgesetzt wird.<br />

Es gibt in Europa nur noch drei Län<strong>der</strong> ohne ein allgemeines<br />

gesetzliches Streikrecht, den Vatikan,<br />

Dänemark <strong>und</strong> Deutschland. Die Europäische Kommission<br />

rügt bereits seit drei Amtsperioden die<br />

deutsche B<strong>und</strong>esregierung, weil sie das Recht auf<br />

Streik, wie es in <strong>der</strong> europäischen Sozialcharta verankert<br />

ist, nicht in nationales Gesetz umgesetzt<br />

hat.<br />

Arbeitsnie<strong>der</strong>legungen gegen politische Entscheidungen,<br />

die sich gegen Interessen <strong>der</strong> Arbeitnehmer<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen dieses Landes richten,<br />

sind ein notwendiges Kampfmittel. Der Vorstand<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, sich für entsprechende<br />

gesetzliche Än<strong>der</strong>ungen einzusetzen, die<br />

politische Streiks legitimieren.<br />

Einheitliches europäisches Streikrecht<br />

1.050 Antragsteller/in: Duisburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

dass sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf allen Ebenen für ein einheitliches<br />

europäisches Streikrecht einsetzt.<br />

Politisches Streikrecht<br />

1.051 Antragsteller/in: Dortm<strong>und</strong><br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Durchsetzung eines gesetzlichen politischen<br />

Streikrechts muss zu den For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

gehören.<br />

Politischer Streik zur Durchsetzung von Arbeitnehmer-<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmerinneninteressen<br />

1.052 Antragsteller/in: Lippstadt<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Zur Durchsetzung gewerkschaftlicher Ziele <strong>und</strong> Arbeitnehmer-<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmerinneninteressen<br />

den politischen Streik, bis hin zum Generalstreik,<br />

als Kampfmaßnahme einzusetzen. In <strong>der</strong> Vergangenheit,<br />

wie auch aktuell mit <strong>der</strong> Rente 67, wurden<br />

die Arbeitnehmer- <strong>und</strong> Arbeitnehmerinneninteressen<br />

durch politische Entscheidungen nicht mehr<br />

vertreten. Die sogenannten Volksvertreter <strong>und</strong><br />

Volksvertreterinnen ignorieren mit einer Arroganz<br />

die seines Gleichen sucht, die Meinung <strong>der</strong> großen<br />

Mehrheit <strong>der</strong> Bevölkerung.<br />

Zentrale Tarifrechte in <strong>der</strong> europäischen<br />

Sozialcharta aufnehmen<br />

1.053 Antragsteller/in: Kiel<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich für eine Konkretisierung <strong>und</strong><br />

Durchsetzungsfähigkeit von sozialen Mindeststandards<br />

im Rahmen <strong>der</strong> europäischen Integration ein.<br />

Zentrale soziale Standards betreffen z. B.:<br />

– Die Dauer <strong>der</strong> Normalarbeitszeit (z. B. 35 Wochenst<strong>und</strong>en)<br />

– Die Mindesthöhe <strong>der</strong> Löhne (z. B. staatlich garantierter<br />

Mindestlohn, <strong>der</strong> mindestens 60 Prozent<br />

<strong>der</strong> nationalen Durchschnittslöhne beträgt).<br />

36


Die Einhaltung dieser Standards muss zwingend in<br />

nationales Recht überführt <strong>und</strong> die Umsetzung<br />

überwacht werden. Die Zuwi<strong>der</strong>handlung muss mit<br />

Bußgel<strong>der</strong>n geahndet werden.<br />

Mit dieser Zielrichtung wirkt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf die<br />

Willensbildung gewerkschaftlicher sowie politischer<br />

Parteien <strong>und</strong> Gremien auf nationaler <strong>und</strong> internationaler<br />

Ebene ein.<br />

Politisches Streikrecht<br />

1.054 Antragsteller/in: Berlin<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Durchsetzung eines erweiterten Streikrechts bei<br />

Entlassungen, Ausglie<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Verlagerungen.<br />

Dem bisher in Deutschland geltenden Streikrecht<br />

sind enge Grenzen gesetzt. Als rechtlich zulässig<br />

gelten nur Arbeitskämpfe zur Durchsetzung von Tarifverträgen<br />

im Rahmen enger Regelungen. Unter<br />

den heutigen Bedingungen <strong>der</strong> ökonomischen Globalisierung<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> neoliberalen Ausrichtung <strong>der</strong><br />

Politik greifen diese Möglichkeiten zu kurz. Die Gewerkschaften<br />

stehen bei <strong>der</strong> Durchsetzung <strong>der</strong> Interessen<br />

ihrer Mitglie<strong>der</strong> heute vor ganz an<strong>der</strong>en<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Die Möglichkeiten, Produktion <strong>und</strong> Arbeitsplätze in<br />

an<strong>der</strong>e Standorte zu verlagern, setzt die Belegschaften<br />

einem hohen Erpressungsdruck aus. Deshalb<br />

wird <strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> aufgefor<strong>der</strong>t,<br />

Arbeitskampfkonzepte zu erarbeiten <strong>und</strong> sich für<br />

ein uneingeschränktes gesetzliches Streikrecht<br />

einzusetzen, um diesem Erpressungsdruck wirksam<br />

begegnen zu können.<br />

Gesellschaftspolitik <strong>und</strong> allgemeine<br />

Gewerkschaftspolitik<br />

1.055 Antragsteller/in: Esslingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, in <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> einen Prozess zur Erweiterung gewerkschaftlicher<br />

Handlungsmöglichkeiten zu organisieren.<br />

Dies betrifft die Möglichkeiten zur Erweiterung<br />

<strong>der</strong> Kampfformen zur Durchsetzung gewerkschaftlicher<br />

Ziele <strong>und</strong> For<strong>der</strong>ungen, die durch das bisherige<br />

Tarifsystem nicht abgedeckt sind. Wir brauchen<br />

das Recht <strong>und</strong> die Möglichkeit von Streiks auch bei<br />

drohen<strong>der</strong> Arbeitsplatzvernichtung, Verlagerung<br />

o<strong>der</strong> Betriebsschließung.<br />

Drohende Verlagerungen <strong>und</strong> Betriebsstilllegungen<br />

werden zunehmend als Druckmittel eingesetzt,<br />

Betriebsräte <strong>und</strong> Belegschaften zur Aufgabe von<br />

Entgeltbestandteilen, Arbeitszeitregelungen <strong>und</strong><br />

Arbeitsbedingungen zu erpressen.<br />

Bei aller Fantasie <strong>und</strong> zunehmen<strong>der</strong> Vielfalt betrieblicher<br />

<strong>und</strong> außerbetrieblicher Kampfformen ist<br />

<strong>der</strong> Entzug <strong>der</strong> Arbeitskraft nach wie vor das wirksamste<br />

Mittel, das wir Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />

haben.<br />

Sozialabbau <strong>und</strong> Rüstungsausgaben stärker<br />

thematisieren<br />

1.056 Antragsteller/in: Hannover<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, den<br />

inhaltlichen Zusammenhang von Sozialabbau <strong>und</strong><br />

Rüstungsausgaben auf allen Ebenen <strong>der</strong> Organisation<br />

wie<strong>der</strong> stärker zu thematisieren. Beson<strong>der</strong>s in<br />

unseren Seminaren müssen die Themen von Krieg<br />

<strong>und</strong> Frieden, Sozialabbau <strong>und</strong> steigende Rüstungsausgaben<br />

inhaltlich bearbeitet werden, wollen wir<br />

unseren Satzungsauftrag im § 2 mit Leben erfüllen:<br />

„…Sie bekennt sich zur freiheitlich-demokratischen<br />

Gr<strong>und</strong>ordnung <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

<strong>und</strong> setzt sich für die Sicherung <strong>und</strong> den Ausbau<br />

des sozialen Rechtsstaates <strong>und</strong> die weitere Demokratisierung<br />

von Wirtschaft, Staat <strong>und</strong> Gesellschaft,<br />

für Frieden, Abrüstung <strong>und</strong> Völkerverständigung<br />

<strong>und</strong> den Schutz <strong>der</strong> natürlichen Umwelt zur Sicherung<br />

<strong>der</strong> Existenz <strong>der</strong> Menschheit ein…“<br />

Schluss mit den Auslandseinsätzen <strong>der</strong><br />

B<strong>und</strong>eswehr! Spart endlich an <strong>der</strong> Rüstung!<br />

1.057 Antragsteller/in: Stuttgart<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t die B<strong>und</strong>esregierung auf, alle<br />

Soldaten, die außerhalb eines UNO-Mandats zum<br />

Schutz <strong>der</strong> Zivilbevölkerung <strong>und</strong> zum Aufbau ziviler<br />

Strukturen im Ausland eingesetzt sind, zurückzuziehen<br />

<strong>und</strong> die Kosten für die Rüstung massiv zu reduzieren.<br />

Frieden <strong>und</strong> Abrüstung<br />

1.058 Antragsteller/in: Heidenheim<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t die B<strong>und</strong>esregierung auf, alle<br />

B<strong>und</strong>eswehrsoldaten <strong>und</strong> -soldatinnen, die im Ausland<br />

eingesetzt sind, zurückzuziehen.<br />

Weiter sollen die Rüstungsausgaben <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland massiv reduziert werden.<br />

Die Abgeordneten des Deutschen B<strong>und</strong>estags werden<br />

von <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> aufgefor<strong>der</strong>t, keinen weiteren<br />

Auslandseinsätzen <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr mehr zuzustimmen.<br />

Frieden<br />

1.059 Antragsteller/in: Chemnitz<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich für Frieden, Abrüstung <strong>und</strong><br />

Völkerverständigung ein. Derzeit werden Kriege im<br />

Irak <strong>und</strong> in Afghanistan geführt <strong>und</strong> Krieg gegen<br />

den Iran droht.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist für den Abzug <strong>der</strong> deutschen Trup-<br />

37


pen aus Afghanistan <strong>und</strong> lehnt alle militärischen<br />

Auslandseinsätze <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr ab.<br />

Die Kosten <strong>der</strong> Kriegseinsätze <strong>und</strong> Auslandseinsätze<br />

gehen zu Lasten <strong>der</strong> sozialen Systeme <strong>und</strong> sind<br />

eine <strong>der</strong> Ursachen für die zunehmende Armut.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wendet sich gegen die Installierung eines<br />

US-amerikanischen Raketenabwehrsystems in<br />

Polen <strong>und</strong> Tschechien, da dies Konfrontation <strong>und</strong><br />

Kriegsgefahr erhöht.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, in dem<br />

Sinne auf die B<strong>und</strong>esregierung einzuwirken <strong>und</strong> in<br />

gegebener Situation zu Protestaktionen in den Betrieben<br />

<strong>und</strong> auf <strong>der</strong> Straße aufzurufen (über 70 %<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung in Deutschland sind dagegen).<br />

Armut <strong>und</strong> Friedensgefährdungen in <strong>der</strong> Welt<br />

1.060 Antragsteller/in: Leipzig<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Frieden in <strong>der</strong> Welt ist eine <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>voraussetzungen<br />

für ein menschenwürdiges Leben. Deshalb<br />

reichen Friedensbemühungen in konkreten Bedrohungs-<br />

o<strong>der</strong> Konfliktsituationen in <strong>der</strong> Welt nicht<br />

aus.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ruft ihre Mitglie<strong>der</strong> auf, sich an Friedensaktivitäten<br />

zu beteiligen. Dazu wird <strong>der</strong> Vorstand<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> beauftragt, Friedensaktivitäten<br />

zu unterstützen <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Organisation von Protesten<br />

gegen Krieg voranzugehen. Diese Aktivitäten<br />

gilt es mit Gewerkschaften <strong>und</strong> weiteren Partnern<br />

innerhalb <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik, in Europa <strong>und</strong><br />

weltweit abzustimmen. Parallel zu notwendigen<br />

Protesten muss die nationale, europäische <strong>und</strong> internationale<br />

Vernetzung <strong>und</strong> Koordination in Friedensbündnissen<br />

gezielt Einfluss auf politische<br />

<strong>und</strong> wirtschaftliche Entscheidungsträger organisieren.<br />

Deshalb for<strong>der</strong>n wir von <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong><br />

vom B<strong>und</strong>estag:<br />

– Die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland beteiligt sich<br />

an keinen Kriegsvorbereitungen <strong>und</strong> setzt sich<br />

auf internationaler Ebene für Friedenserhaltung<br />

ein.<br />

– Die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland soll alle militärischen<br />

Aktivitäten einstellen <strong>und</strong> die B<strong>und</strong>eswehrsoldaten<br />

zurückrufen.<br />

Frieden <strong>und</strong> Sicherheit weltweit<br />

1.061 Antragsteller/in: Dresden<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> lehnt Krieg als Mittel <strong>der</strong> Politik gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

ab. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich dafür ein:<br />

– dass sich die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

nicht an kriegerischen Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

beteiligt.<br />

– dass Angehörige <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr nicht in<br />

Kriegsgebieten eingesetzt werden <strong>und</strong><br />

– dass <strong>der</strong> Rückzug <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr aus allen aktuellen<br />

Kriegsgebieten, in denen sie im Einsatz<br />

ist, umgehend erfolgt.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, den<br />

Standpunkt <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bei aktuellen Ereignissen<br />

in diesem Zusammenhang in <strong>der</strong> Öffentlichkeit zu<br />

vertreten.<br />

Frieden <strong>und</strong> Sicherheit weltweit<br />

1.062 Antragsteller/in: Riesa<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> lehnt Krieg als Mittel <strong>der</strong> Politik gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

ab. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich dafür ein:<br />

– dass sich die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

nicht an kriegerischen Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

beteiligt,<br />

– dass Angehörige <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr nicht in<br />

Kriegsgebieten eingesetzt werden <strong>und</strong><br />

– dass <strong>der</strong> Rückzug <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr aus allen aktuellen<br />

Kriegsgebieten, in denen sie im Einsatz<br />

ist, umgehend erfolgt.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, den<br />

Standpunkt <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bei aktuellen Ereignissen<br />

in diesem Zusammenhang in <strong>der</strong> Öffentlichkeit zu<br />

vertreten.<br />

Keine Kriegseinsätze<br />

1.063 Antragsteller/in: Hamburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> verurteilt jegliche Kriegstreiberei, insbeson<strong>der</strong>e<br />

die <strong>der</strong> USA im vor<strong>der</strong>en Orient. Es ist<br />

nicht hinzunehmen, dass nach dem Irak nun auch<br />

<strong>der</strong> Iran offensichtlich völkerrechtswidrig angegriffen<br />

werden soll.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t die B<strong>und</strong>esregierung auf, alles<br />

in ihren Kräften stehende zu tun, dass ein solcher<br />

Angriff nicht zu Stande kommt.<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung wird aufgefor<strong>der</strong>t sich nicht<br />

an solchen Kriegseinsätzen, in welcher Form auch<br />

immer, zu beteiligen. Des Weiteren wird die B<strong>und</strong>esregierung<br />

aufgefor<strong>der</strong>t den militärischen deutschen<br />

Einsatz in Afghanistan nicht auszuweiten,<br />

son<strong>der</strong>n ihre Truppen innerhalb des nächsten Jahres<br />

vollständig abzuziehen.<br />

Der Plan <strong>der</strong> USA, in Osteuropa Raketenstellungen<br />

aufzubauen, wird von <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> schärfstens verurteilt.<br />

Rüstungskonversion<br />

1.064 Antragsteller/in: Hannover<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t,<br />

Rüstungskonversionsansätze in <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>wirtschaft<br />

weiterhin aktiv zu unterstützen <strong>und</strong> das<br />

„Arbeitsprogramm Rüstungskonversion“ (Schriftenreihe<br />

143 aus 1998) <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu aktualisieren.<br />

Noch vorhandene betriebliche Arbeitskreise Konversion<br />

sowie die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Interessenvertreter <strong>und</strong><br />

38


Interessenvertreterinnen aus Rüstungsbetrieben<br />

sollen zu einer <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Konversionskonferenz eingeladen<br />

werden. Zielsetzung einer solchen Konferenz<br />

ist <strong>der</strong> Austausch <strong>der</strong> betrieblichen Kompetenzen<br />

in Rüstungs- <strong>und</strong> Konversionsfragen. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

muss wie<strong>der</strong> in diesem wichtigen Themenkomplex<br />

inhaltliches Profil gewinnen.<br />

Tarif- <strong>und</strong> Kampffähigkeit auf allen Ebenen<br />

verbessern<br />

1.065 Antragsteller/in: Ludwigsburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Unternehmensverbände <strong>und</strong> Konzerne haben<br />

den sozialen Konsens aufgekündigt. Was sie gegenüber<br />

den Beschäftigten <strong>und</strong> ihren Gewerkschaften<br />

praktizieren, hat mit „Sozialpartnerschaft“ <strong>und</strong><br />

„Sozialer Marktwirtschaft“ nichts mehr zu tun. Was<br />

wir erleben ist Kapitalismus pur. Richtschnur ihres<br />

Handelns ist nur Profitmaximierung <strong>und</strong> Börsenkurs.<br />

Die Beschäftigten in den Betrieben sind für sie<br />

nicht mehr die lieben Mitarbeiter, son<strong>der</strong>n nur noch<br />

ein lästiger Kostenfaktor, <strong>der</strong> möglichst gering gehalten<br />

werden muss.<br />

Die Delegierten des Gewerkschaftstages for<strong>der</strong>n<br />

den Vorstand auf, in allen gewerkschaftlichen Gremien<br />

<strong>und</strong> in <strong>der</strong> gewerkschaftlichen Bildungsarbeit<br />

eine breite Diskussion zu organisieren, mit dem<br />

Ziel, die Tarif- <strong>und</strong> Kampffähigkeit auf allen Ebenen<br />

<strong>der</strong> Organisation zu verbessern.<br />

Wir brauchen neue <strong>und</strong> offensive Strategien <strong>und</strong><br />

daraus abgeleitete Kampagnen, die es uns ermöglichen,<br />

die Erpressungsversuche <strong>der</strong> Arbeitgeber erfolgreich<br />

zurückzuweisen <strong>und</strong> die eigenen gewerkschaftlichen<br />

For<strong>der</strong>ungen wie<strong>der</strong> offensiv durchsetzen<br />

zu können. Um dies zu erreichen, brauchen wir<br />

eine breite Diskussion unserer Alternativen für eine<br />

neue antikapitalistische Strategie! Auch gegenüber<br />

<strong>der</strong> Politik brauchen wir eine offensivere Strategie.<br />

Gegen die Privatisierung weiterer gesellschaftlicher<br />

Daseinsvorsorge, wie z. B. <strong>der</strong> Alters- <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsversorgung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bildungspolitik,<br />

sowie gegen die Hartz-Gesetze <strong>und</strong> die Umverteilung<br />

von unten nach oben durch die Steuerpolitik,<br />

wie zuletzt auch durch die vom Kabinett beschlossene<br />

Unternehmenssteuerreform.<br />

Ausdehnung <strong>der</strong> Bündnisarbeit<br />

1.066 Antragsteller/in: Duisburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Angesichts <strong>der</strong> fortschreitenden Globalisierung<br />

des Kapitals <strong>und</strong> des wachsenden Drucks auf unsere<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Lebensbedingungen ist es dringend<br />

geboten, die internationale Zusammenarbeit auch<br />

mit den (Volks-) Kirchen <strong>und</strong> Wohlfahrtsverbänden,<br />

die das Ziel haben, Globalisierung sozial zu gestalten,<br />

zu verstärken. Dazu ist es notwendig, konkrete<br />

Projekte, wie Konferenzen, Bildungsarbeit <strong>und</strong> europäische<br />

sowie internationale Kampagnen zu gestalten<br />

<strong>und</strong> zu unterstützen.<br />

Mobilisierung gegen unsoziale Regierungspolitik<br />

1.067 Antragsteller/in: Dortm<strong>und</strong><br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird alles in ihren Kräften stehende<br />

unternehmen, um die Mobilisierung gegen die unsoziale<br />

Regierungspolitik zu verstärken <strong>und</strong> den<br />

begonnenen Kampf weiterzuentwickeln, um gewerkschaftliche<br />

For<strong>der</strong>ungen erfolgreich durchzusetzen.<br />

Entwicklung einer solidarischen Gesellschaft<br />

1.068 Antragsteller/in: Oranienburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Dass die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ihr Gesellschaftsbild hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Entwicklung einer solidarischen Gesellschaft<br />

klarer formuliert <strong>und</strong> konkrete Wege aufzeigt, wie<br />

die Vorschläge zur Bürgerversicherung, zur solidarischen<br />

Gestaltung <strong>der</strong> Sozialversicherung, zur radikalen<br />

Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> gegenwärtigen Geld- <strong>und</strong><br />

Zinspolitik sowie weiterer Alternativvorschläge eingesetzt<br />

werden können.<br />

Dazu ist ein konkretes Konzept <strong>und</strong> ein terminierter<br />

Fahrplan für eine gesellschaftliche Reform festzulegen.<br />

Gegen Rente erst ab 67<br />

1.069 Antragsteller/in: Jena-Saalfeld<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Dass die Aktivitäten für Generationengerechtigkeit<br />

<strong>und</strong> gegen eine Rente erst ab 67 fortgesetzt werden.<br />

Wir sehen mit Sorge die Entwicklung <strong>der</strong> Alterspyramide<br />

<strong>und</strong> damit die ges<strong>und</strong>heitliche Belastung älterer<br />

Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen in den<br />

Betrieben durch die vorgesehenen rentenpolitischen<br />

Entscheidungen <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung.<br />

600 000 Jugendliche unter 25 Jahren <strong>und</strong> 1,2 Millionen<br />

Menschen über 50 Jahren sind ohne sozialversicherungspflichtige<br />

Arbeit. Das Gesetzesvorhaben<br />

<strong>der</strong> Rente erst ab 67 verbaut jungen Menschen<br />

die Chance den Einstieg in reguläre Beschäftigung<br />

zu finden. Dagegen haben ältere Arbeitnehmer,<br />

die ges<strong>und</strong>heitlich angeschlagen sind bzw.<br />

dem Leistungsstress im Betrieb nicht standhalten<br />

können, keine Chance früher aus dem Erwerbsleben<br />

auszuscheiden. Die Modelle des vorzeitigen,<br />

flexiblen Ausstiegs (z. B. Altersteilzeit) laufen aus<br />

<strong>und</strong> die Verantwortlichen in Politik <strong>und</strong> Wirtschaft<br />

haben bisher kein alternatives Lösungskonzept<br />

vorgelegt.<br />

Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />

for<strong>der</strong>n deshalb den Vorstand, die Bezirke<br />

<strong>und</strong> die Verwaltungsstellen, gemeinsam mit<br />

den Mitgliedsgewerkschaften im DGB, auf, die im<br />

Herbst 2006 begonnen Aktivitäten fortzusetzen.<br />

Ziel muss bleiben, die für 2012 geplante Umset-<br />

39


zung <strong>der</strong> ersten Schritte zu einer Rente erst ab 67 zu<br />

verhin<strong>der</strong>n sowie eine (neue) Alterteilzeitregelung<br />

durchzusetzen.<br />

Hierbei bleiben unsere Kernfor<strong>der</strong>ungen bestehen:<br />

1. Beibehaltung des Renteneintrittsalters mit 65<br />

2. Beibehaltung (o<strong>der</strong> Schaffung neuer Modelle)<br />

<strong>der</strong> Altersteilzeit mit staatlicher För<strong>der</strong>ung<br />

3. Einführung von Arbeitszeitmodellen für ältere<br />

Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen mit beson<strong>der</strong>en<br />

ges<strong>und</strong>heitlichen Belastungen (Verkürzungen<br />

<strong>der</strong> Arbeitszeiten ab dem 50. Lebensjahr<br />

in Stufen ohne Entgeltverluste)<br />

4. Früherer Ausstieg nach 40 Versicherungsjahren<br />

ohne Rentenkürzung.<br />

Rente mit 67<br />

1.070 Antragsteller/in: Velbert<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Dass <strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> beauftragt wird gemeinsam<br />

mit dem DGB, sozialen <strong>und</strong> gesellschaftlichen<br />

Bewegungen Kontakt aufzunehmen, um den<br />

Wi<strong>der</strong>stand gegen die neoliberale, reaktionäre<br />

Renten- <strong>und</strong> Sozialpolitik <strong>der</strong> Regierungsparteien<br />

bis zur Arbeitsnie<strong>der</strong>legung zu erhöhen. Ein Ziel <strong>der</strong><br />

Maßnahme muss sein, die beschlossene Erhöhung<br />

des Renteneintrittsalters rückgängig zu machen.<br />

Finanzierung <strong>der</strong> Altersteilzeit über 2009<br />

verlängern<br />

1.071 Antragsteller/in: Duisburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich beim Gesetzgeber mit all ihrer<br />

zur Verfügung stehenden Mittel, z. B. durch<br />

Kampagnen, Gespräche mit den B<strong>und</strong>estagsabgeordneten<br />

dafür ein, die Finanzierung des Altersteilzeitgesetzes<br />

über das Jahr 2009 hinaus zu verlängern.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss den Protest gegen den Sozialabbau<br />

fortsetzen<br />

1.072 Antragsteller/in: Hanau<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> – eine starke, parteipolitisch unabhängige<br />

<strong>und</strong> konsequente Gewerkschaft – muss<br />

den Protest gegen den Sozialabbau fortsetzen.<br />

Mit <strong>der</strong> Beschlussfassung <strong>der</strong> „Rente mit 67“ im<br />

Deutschen B<strong>und</strong>estag kann <strong>und</strong> darf <strong>der</strong> Protest<br />

nicht beendet sein. Weitere lokale, regionale <strong>und</strong><br />

b<strong>und</strong>esweite Aktionen müssen folgen. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>,<br />

als größte Einzelgewerkschaft im DGB <strong>und</strong> potentiell<br />

größter Motor des außerparlamentarischen<br />

Protests, hat dabei eine Führungsrolle zu übernehmen<br />

sowie Bündnisse mit Sozialverbänden <strong>und</strong><br />

weiteren außerparlamentarischen Vereinigungen<br />

zu sondieren <strong>und</strong> auszubauen.<br />

In diesem Zusammenhang sind politische Bündnisse,<br />

die sich mit ihrer Politik gegen die Interessen<br />

<strong>der</strong> Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen wenden,<br />

kritisch zu hinterfragen. Nur eine starke, parteipolitisch<br />

unabhängige <strong>und</strong> konsequente <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> kann<br />

gesellschaftspolitische Verän<strong>der</strong>ungen im Sinne<br />

<strong>der</strong> abhängig Beschäftigten erreichen.<br />

Gesellschaftspolitik <strong>und</strong> allgemeine<br />

Gewerkschaftspolitik<br />

1.073 Antragsteller/in: Esslingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Seit Jahren erleben wir einen wahren Generalangriff<br />

des Kapitals <strong>und</strong> seiner Helfer auf Arbeitnehmer,<br />

Jugend, Rentner, Kranke, Arbeitslose. Das<br />

jüngste Beispiel dafür ist die „Rente mit 67“.<br />

Uns Arbeitnehmern <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen ist<br />

klar: „Rente mit 67“ bedeutet (Lebens-) Arbeitszeitverlängerung,<br />

Altersarmut, (Jugend-) Arbeitslosigkeit,<br />

Entsolidarisierung <strong>und</strong> gesellschaftliche Spaltung.<br />

Weiterhin ist uns klar, dass die Angriffe auch nach<br />

Einführung einer „Rente mit 67“ nicht enden werden.<br />

Hun<strong>der</strong>ttausende beteiligten sich an den Protesten<br />

gegen die sozialen Angriffe mit betrieblichen Aktionen,<br />

Arbeitsnie<strong>der</strong>legungen, Demonstrationen <strong>und</strong><br />

K<strong>und</strong>gebungen. Dies zeigt, dass das Potenzial vorhanden<br />

ist, die Angriffe zu stoppen.<br />

Um letztendlich erfolgreich zu sein, müssen die<br />

Proteste weiter gehen – sie sollten aber noch umfangreicher,<br />

entschlossener <strong>und</strong> einheitlicher organisiert<br />

<strong>und</strong> durchgeführt werden.<br />

Dabei dürfen auch keine falschen Rücksichtnahmen<br />

auf Parteien, die gerade (mit) an <strong>der</strong> Regierung<br />

sind, eine bremsende Rolle spielen.<br />

Für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sind weiterhin die Interessen <strong>der</strong><br />

Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen, also Arbeitszeitverkürzungen,<br />

z. B. „Rente mit 60“ bzw.<br />

nach 40 Beitragsjahren, das Ziel. Hierfür sollte sich<br />

die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auch in Zukunft, gemeinsam mit an<strong>der</strong>en<br />

gesellschaftlichen Kräften, einheitlicher <strong>und</strong><br />

entschlossener, mit an die Spitze <strong>der</strong> Sozialproteste<br />

stellen.<br />

Sicherung <strong>und</strong> Gestaltung des aktiven<br />

Sozialstaates<br />

1.074 Antragsteller/in: Neuwied<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der in den letzten Jahren von <strong>der</strong> Regierung betriebene<br />

Sozialabbau mit den Projekten <strong>und</strong> gesetzlichen<br />

Maßnahmen <strong>der</strong> „Agenda 2010“ hat mehr als<br />

deutlich gemacht:<br />

Die Arbeits- <strong>und</strong> Lebensbedingungen unserer Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Familien hängen<br />

nicht nur von einer aktiven <strong>und</strong> erfolgreichen gewerkschaftlichen<br />

Tarif- <strong>und</strong> Betriebspolitik ab. Die<br />

gesetzlichen Eingriffe in die sozialen Sicherungssysteme<br />

durch die Ges<strong>und</strong>heits-, Renten-, o<strong>der</strong> Arbeitsmarktreform<br />

haben dazu geführt, dass die fi-<br />

40


nanziellen Belastungen <strong>der</strong> abhängig Beschäftigten<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen<br />

stetig zugenommen haben <strong>und</strong> Leistungen<br />

zunehmend abgebaut wurden. Die soziale Absicherung<br />

soll mehr <strong>und</strong> mehr zur Privatsache <strong>der</strong> Einzelnen<br />

werden.<br />

Darüber hinaus tragen die vollzogenen <strong>und</strong> noch<br />

beabsichtigten Steuerreformen zu einer gravierenden<br />

weiteren Umverteilung zu Lasten <strong>der</strong> Arbeitnehmerinnen<br />

<strong>und</strong> Arbeitsnehmer <strong>und</strong> zugunsten<br />

<strong>der</strong> Unternehmer bei.<br />

Die Auswirkungen einer solchen verfehlten Sozialpolitik<br />

sind neben Reallohnverlusten, Kaufkraftmin<strong>der</strong>ungen,<br />

erhöhten Steuern, Abgaben <strong>und</strong> Beitragsleistungen<br />

auch wachsende Verunsicherung<br />

<strong>und</strong> soziale Abstiegsängste bei unseren Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen, die jedoch we<strong>der</strong> durch tarifvertragliche<br />

noch durch betriebliche Regelungen aufgefangen,<br />

geschweige denn ausgeglichen werden<br />

können.<br />

Von daher ist es auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage eines klaren Bekenntnisses<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zum aktiven Sozialstaat<br />

nach dem Gr<strong>und</strong>gesetz zwingend erfor<strong>der</strong>lich, dass<br />

wir in Zukunft verstärkt mit unseren gewerkschaftlichen<br />

Alternativen für eine solidarische Reformpolitik<br />

mobilisieren. Wir werden uns aktiv in die Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

um die Ausgestaltung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

eines arbeitnehmerfre<strong>und</strong>lichen Sozialstaates<br />

einmischen.<br />

Die Aktionen gegen die „Rente mit 67“ haben gezeigt,<br />

dass unsere Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen diese<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung annehmen <strong>und</strong> diesen politischen<br />

Auftrag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> befürworten.<br />

Diese politische Kampagnenfähigkeit <strong>und</strong> Kampagnendurchführung<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss in allen Fel<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Sozialpolitik gestärkt, ausgebaut <strong>und</strong> konsequent<br />

fortgesetzt werden.<br />

Kampagne „Arbeit <strong>und</strong> soziale Gerechtigkeit –<br />

Sozialstaat sichern“<br />

1.075 Antragsteller/in: Schweinfurt<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

1998 wollten wir mit unserer Kampagne für Arbeit<br />

<strong>und</strong> soziale Gerechtigkeit einen Politikwechsel erreichen.<br />

Zwar hätten sich die Chancen für eine Politik, die<br />

die Interessen <strong>der</strong> Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />

zumindest wie<strong>der</strong> berücksichtigt, durch den<br />

Regierungswechsel damals verbessert, praktisch<br />

aber ist dem Regierungswechsel kein Politikwechsel<br />

im Sinne unserer For<strong>der</strong>ungen gefolgt. Im Gegenteil,<br />

<strong>der</strong> unter <strong>der</strong> Regierung Kohl betriebene<br />

Abbau sozialer Gr<strong>und</strong>lagen unseres Sozialstaates<br />

wurde unter <strong>der</strong> Nachfolgeregierung noch rigoroser<br />

fortgesetzt <strong>und</strong> fand in <strong>der</strong> Agenda 2010 seinen<br />

vorläufigen Höhepunkt.<br />

Nach <strong>der</strong> Abwahl <strong>der</strong> Regierung Schrö<strong>der</strong> hat man<br />

sich in <strong>der</strong> großen Koalition darauf verständigt,<br />

diese Politik weiterzuführen. Zwar wurde durch<br />

das Ergebnis <strong>der</strong> B<strong>und</strong>estagswahlen 2005 ein bereits<br />

angekündigtes noch rigoroseres Durchregieren<br />

verhin<strong>der</strong>t, die Angriffe auf elementare Bestandteile<br />

des Sozialstaats gehen unvermin<strong>der</strong>t<br />

weiter.<br />

In <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitspolitik wurden die Probleme<br />

nicht gelöst. We<strong>der</strong> <strong>der</strong> sozial ungerechten Finanzierung,<br />

noch <strong>der</strong> Einschränkung von Leistungen<br />

wurde mit vernünftigen Vorschlägen begegnet. Unser<br />

Vorschlag einer Bürgerversicherung blieb unberücksichtigt.<br />

In <strong>der</strong> Rentenpolitik wurde entgegen <strong>der</strong> Aussagen<br />

in den Wahlprogrammen das gesetzliche Rentenalter<br />

auf 67 erhöht. Die Rentenhöhe geht weiter zurück.<br />

Das Ziel <strong>der</strong> Beitragsstabilität wird damit<br />

ideologisch <strong>und</strong> irreführend gegen eine Rente verwendet,<br />

die den Lebensstandard im Alter sichert.<br />

Arbeitnehmer müssen sich zusätzlich versichern,<br />

die Arbeitgeber werden entlastet, die paritätische<br />

Finanzierung weiter ausgehöhlt.<br />

Die Hartz-Gesetze wurden weiter verschärft, Arbeitslose<br />

müssen erst arm sein, bevor sie mit Leistungen<br />

rechnen können. Die Angst davor, unter<br />

solchen Bedingungen arbeitslos zu werden, hat dazu<br />

geführt, dass Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />

Arbeitsbedingungen hinnehmen, die noch<br />

vor kurzem nicht denkbar waren.<br />

Die Ergebnisse dieser Politik sind in den Jahreswirtschaftsberichten<br />

<strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung festgehalten:<br />

Nur <strong>der</strong> kleine Teil <strong>der</strong> Gesellschaft, <strong>der</strong> von Einkommen<br />

aus Unternehmertätigkeit <strong>und</strong> Vermögen<br />

lebt, kann sich die Zuwächse an gesellschaftlichem<br />

Reichtum aneignen, real sinken die Einkommen,<br />

die aus abhängiger Arbeit erzielt werden, Rentner<br />

haben nicht nur reale, son<strong>der</strong>n selbst nominale Minusr<strong>und</strong>en<br />

hinzunehmen.<br />

Trotz <strong>der</strong> Umverteilung zu Lasten <strong>der</strong> Arbeitnehmer,<br />

Rentner, Kranken <strong>und</strong> Arbeitslosen verschärfen Unternehmen<br />

<strong>und</strong> ihre Verbände ihren Druck, den Sozialstaat<br />

noch weiter zu demontieren. Weitere For<strong>der</strong>ungen<br />

nach Lockerungen des Tarifrechts <strong>und</strong><br />

des Kündigungsschutzes werden gestellt. Prekäre<br />

Arbeitsverhältnisse <strong>und</strong> Löhne unter dem Existenzminimum<br />

sollen selbstverständlich werden.<br />

Arbeitgeber <strong>und</strong> ihre politischen Vertreter <strong>und</strong> Vertreterinnen<br />

setzen nach, wo eine rot/grüne Regierung<br />

Türen geöffnet hat.<br />

Gegen diese politischen Verhältnisse regt sich zunehmend<br />

Wi<strong>der</strong>stand. Die Beteiligung an Aktionen<br />

<strong>der</strong> Gewerkschaften für eine Politik im Interesse <strong>der</strong><br />

Mehrheit <strong>der</strong> Bürger <strong>und</strong> Bürgerinnen unseres Landes<br />

haben oft auch die Erwartungen übertroffen.<br />

Das gilt für unsere Aktionen im April 2004 ebenso,<br />

wie für unsere Aktivitäten im Frühjahr 2007.<br />

Unser Wi<strong>der</strong>stand gegen eine Politik zu Lasten <strong>der</strong><br />

Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen muss fortgesetzt<br />

werden.<br />

Mit <strong>der</strong> Kampagne „Arbeit <strong>und</strong> soziale Gerechtigkeit<br />

– Sozialstaat sichern“ muss für unsere Vorstellungen<br />

einer solidarischen <strong>und</strong> gerechten Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> für unsere Pläne zur Sicherung des Sozialstaats<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Sozialsysteme geworben <strong>und</strong> Pläne<br />

zum neoliberalen Umbau <strong>der</strong> Gesellschaft bekämpft<br />

werden.<br />

Der 21. Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t deshalb<br />

den Vorstand auf, unverzüglich die Kampagne<br />

„Arbeit <strong>und</strong> soziale Gerechtigkeit – Sozialstaat sichern“<br />

in Anlehnung an bereits durchgeführte Akti-<br />

41


vitäten fortzusetzen <strong>und</strong> im DGB darauf hinzuwirken,<br />

dass sich <strong>der</strong> Gewerkschaftsb<strong>und</strong> <strong>und</strong> weitere<br />

Gewerkschaften dieser Kampagne anschließen.<br />

Dabei müssen folgende Elemente beinhaltet sein:<br />

– Konkrete Maßnahmen zum Abbau<br />

<strong>der</strong> Arbeitslosigkeit<br />

Dazu gehören auf <strong>der</strong> Ebene des Gesetzgebers<br />

u. a. Werbung für unsere Vorstellung eines Zukunftsinvestitionsprogramms,<br />

die Bedeutung<br />

des Tarifrechts, die Sicherung des Kündigungsschutzes,<br />

ein verbessertes Arbeitszeitgesetz,<br />

ein neues Altersteilzeitgesetz sowie auf tariflicher<br />

Ebene weitere Arbeitszeitverkürzung.<br />

– Maßnahmen zur Verringerung <strong>der</strong> Jugendarbeitslosigkeit,<br />

insbeson<strong>der</strong>e unsere For<strong>der</strong>ung<br />

nach einer Ausbildungsabgabe<br />

– Sicherung <strong>und</strong> Stärkung <strong>der</strong> sozialen<br />

Sicherungssysteme<br />

Dabei muss <strong>der</strong> Erhalt <strong>der</strong> paritätischen Finanzierung<br />

<strong>der</strong> Rentenversicherung im Rahmen einer<br />

Erwerbstätigenversicherung ebenso im<br />

Zentrum stehen, wie unsere Vorschläge zum Erhalt<br />

<strong>und</strong> zur Verbesserung eines qualifizierten<br />

Ges<strong>und</strong>heitswesens durch eine Bürgerversicherung.<br />

Das beschlossene Heraufsetzen des<br />

Rentenalters sowie eine weitere Kürzung <strong>der</strong><br />

Renten müssen ebenfalls klar <strong>und</strong> deutlich abgelehnt<br />

werden.<br />

– Durchsetzung einer gerechten Steuerpolitik<br />

Es muss verdeutlicht werden, dass die weitere<br />

Entlastung <strong>der</strong> Unternehmer durch die Reform<br />

<strong>der</strong> Unternehmensbesteuerung die Reichen<br />

noch reicher gemacht hat, während das Geld<br />

u.a. für mehr Plätze bei <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>betreuung<br />

fehlt <strong>und</strong> gleichzeitig die Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />

durch die Erhöhung <strong>der</strong><br />

Mehrwertsteuer immer mehr belastet wurden.<br />

Unserer For<strong>der</strong>ung nach Einführung einer Vermögenssteuer<br />

<strong>und</strong> höhere Besteuerung von<br />

großem Privatvermögen sowie <strong>der</strong> Unternehmen<br />

muss durch unsere Kampagne Nachdruck<br />

verliehen werden.<br />

– Mitbestimmung <strong>und</strong> Tarifrecht<br />

Teil <strong>der</strong> Kampagne muss es sein, die Vorteile<br />

<strong>der</strong> zwingenden Wirkung von tarifvertraglichen<br />

Regelungen sowie unseres Tarifsystems <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Rechte von Arbeitnehmervertretern im Betrieb<br />

öffentlichkeitswirksam darzustellen <strong>und</strong><br />

für seine Verteidigung zu mobilisieren.<br />

– Mindestlöhne<br />

Die Notwendigkeit von gesetzlich geregelten<br />

Mindestlöhnen muss deutlich gemacht werden.<br />

Dabei können wir an Kampagnen unserer<br />

Schwestergewerkschaften NGG <strong>und</strong> VER.DI anschließen<br />

– Än<strong>der</strong>ung des Streikrechts<br />

Trotz Versprechen <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung ist das<br />

Streikrecht immer noch im Zustand <strong>der</strong> Kohl-<br />

Regierung. Unsere Kampagne soll dazu dienen,<br />

für die alte Regelung des ehemaligen § 116<br />

AFG, in <strong>der</strong> mittelbar vom Streik betroffene Arbeitnehmer<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen Kurzarbeitergeld<br />

erhielten, zu werben <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Regierung<br />

Druck für die Umsetzung zu machen.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist aufgefor<strong>der</strong>t, unverzüglich<br />

mit den Vorbereitungen für diese Kampagne<br />

zu beginnen, die neben einer umfangreichen<br />

Öffentlichkeitsarbeit auch gewerkschaftliche Mobilisierung<br />

einschließen muss.<br />

Gewerkschaftliche Gegenwehr organisieren<br />

1.076 Antragsteller/in: Bochum<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Bei bevorstehenden Gesetzesän<strong>der</strong>ungen, die negative<br />

Folgen für die abhängig Beschäftigten nach<br />

sich ziehen, wie z. B . die „Rente mit 67“, ist es notwendig,<br />

dass die gewerkschaftliche Gegenwehr<br />

frühzeitig von allen DGB Einzelgewerkschaften getragen<br />

wird. Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t im DGB<br />

B<strong>und</strong>esvorstand gemeinsame Aktivitäten zu beschließen.<br />

Um die Geschlossenheit <strong>und</strong> Einigkeit <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />

zu demonstrieren <strong>und</strong> den größtmöglichen<br />

Druck auf die politisch Verantwortlichen zu erreichen,<br />

sollen b<strong>und</strong>esweite Aktionstage durchgeführt<br />

werden.<br />

42


Entschließung 2<br />

Wirtschafts- <strong>und</strong> Beschäftigungspolitik<br />

1. Leitbil<strong>der</strong> für eine nachhaltige Wirtschafts<strong>und</strong><br />

Beschäftigungspolitik<br />

Zu Beginn des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts ist die wirtschaftliche<br />

<strong>und</strong> soziale Lage von <strong>der</strong> fortschreitenden Globalisierung<br />

<strong>und</strong> Liberalisierung des kapitalistischen<br />

Wirtschaftssystems geprägt. Die Ausweitung<br />

<strong>und</strong> Verschärfung des globalen Wettbewerbs war<br />

politisch gewollt. Vor allem die Regierungen <strong>der</strong><br />

USA, Japans <strong>und</strong> <strong>der</strong> Europäischen Union haben –<br />

zusammen mit Akteuren <strong>der</strong> Finanzmärkte – die<br />

Weichen für die Liberalisierung <strong>der</strong> Märkte <strong>und</strong> die<br />

Zurückdrängung des öffentlichen Sektors gestellt.<br />

Die Entgrenzung des wirtschaftlichen Handelns – insbeson<strong>der</strong>e<br />

aber die Deregulierung <strong>der</strong> Finanzmärkte<br />

– schlägt nunmehr auf die Politik zurück. Gesellschaftspolitische<br />

Ansätze sozialer <strong>und</strong> ökologischer<br />

Reformen stehen weltweit unter dem massiven Druck<br />

einer „marktradikalen Sachzwanglogik“. Selbst die<br />

gesellschafts- <strong>und</strong> ordnungspolitische Verfasstheit<br />

<strong>der</strong> Staaten wird zum Gegenstand des ökonomischen<br />

Wettbewerbs. Fast alle Lebensbereiche werden Zug<br />

um Zug dem Diktat <strong>der</strong> Märkte <strong>und</strong> des Kapitals untergeordnet.<br />

Nicht nur die Nachfrage nach Waren <strong>und</strong><br />

Dienstleistungen, auch Arbeitsplätze <strong>und</strong> Arbeitsbedingungen,<br />

soziale Strukturen <strong>und</strong> industrielle Beziehungen<br />

sollen sich an den Wettbewerbsgesetzen von<br />

Angebot<strong>und</strong> Nachfrage orientieren. Renditeorientierte<br />

einzelwirtschaftliche Interessen werden ausgebaut.<br />

Humane, soziale <strong>und</strong> ökologische Interessen<br />

werden den Profitinteressen untergeordnet.<br />

Die <strong>der</strong>egulierten globalen Finanzmärkte sind verantwortlich<br />

für die Instabilität <strong>der</strong> Börsen <strong>und</strong> Finanzkrisen.<br />

Die Profitinteressen von Sharehol<strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> den Institutionen <strong>der</strong> Finanzmärkte ergänzen<br />

sich. Spekulationen mit Währungen <strong>und</strong> ausschließlich<br />

renditeorientierte Unternehmensbeteiligungen<br />

führen zu unkontrollierten Risiken <strong>und</strong><br />

drohen, Unternehmen <strong>und</strong> ganze Volkswirtschaften<br />

zu ruinieren.<br />

Die marktliberale Hegemonie verschärft die ökonomischen<br />

<strong>und</strong> ökologischen Risiken. Die Folgen sind<br />

erschreckend. Es zeigt sich: Die Spaltung <strong>der</strong> Welt<br />

in Arm <strong>und</strong> Reich wird immer tiefer. Die Arbeitslosigkeit<br />

nimmt zu. Die Verteilungsungerechtigkeiten<br />

werden immer größer. Lohnsenkungen, Sozialabbau,<br />

Deregulierungen <strong>und</strong> Privatisierungen gefährden<br />

den sozialen Zusammenhalt in den Industrielän<strong>der</strong>n.<br />

Die weltweiten Konflikte um den Zugang<br />

zu Energie <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Rohstoffen drohen, ökonomische<br />

Krisen auszulösen. Die Welt steuert mit Riesenschritten<br />

auf eine Klimakatastrophe zu.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t deshalb eine Abkehr von den<br />

gescheiterten neoliberal geprägten Wirtschaftskonzepten.<br />

Sie setzt sich mit Nachdruck für eine<br />

nachhaltige – soziale, ökologische <strong>und</strong> gerechte –<br />

Wirtschaftsordnung ein. Dabei stehen für die <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> drei Leitbil<strong>der</strong> im Zentrum <strong>der</strong> wirtschafts<strong>und</strong><br />

beschäftigungspolitischen Orientierung:<br />

• Für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> hat <strong>der</strong> Kampf gegen die Massenarbeitslosigkeit<br />

<strong>und</strong> das Engagement für<br />

Vollbeschäftigung Vorrang. Notwendig ist eine<br />

aktive <strong>und</strong> expansive Wirtschafts- <strong>und</strong> Beschäftigungspolitik,<br />

die ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum<br />

ermöglicht. Ein ökologischer<br />

Umbau <strong>der</strong> Industriegesellschaft muss mit <strong>der</strong><br />

sozialen Gestaltung des Strukturwandels verb<strong>und</strong>en<br />

werden.<br />

• Für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> hat <strong>der</strong> Schutz <strong>der</strong> natürlichen<br />

Lebensgr<strong>und</strong>lagen einen hohen Stellenwert.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich deshalb für eine Gestaltung<br />

<strong>der</strong> Weltwirtschaft ein, die die natürlichen<br />

Ressourcen <strong>und</strong> das Weltklima schützt <strong>und</strong> den<br />

strukturellen Wandel nachhaltig mit sozialen,<br />

ökologischen <strong>und</strong> technologischen Innovationen<br />

för<strong>der</strong>t.<br />

• Ziel <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist soziale Gerechtigkeit. Dazu<br />

gehört auch in <strong>der</strong> Wirtschaftspolitik die Verwirklichung<br />

<strong>der</strong> Menschen- <strong>und</strong> Arbeitnehmerrechte,<br />

die Gleichstellung <strong>der</strong> Geschlechter <strong>und</strong><br />

die Überwindung <strong>der</strong> Armut. Eine gerechte Verteilung<br />

<strong>der</strong> Einkommen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Arbeit ist ebenso<br />

erfor<strong>der</strong>lich wie eine solidarische Finanzierung<br />

<strong>der</strong> gesellschaftlichen Aufgaben <strong>und</strong> Infrastruktur.<br />

2. Rahmenbedingungen für eine nachhaltige<br />

Wirtschafts- <strong>und</strong> Beschäftigungspolitik<br />

2.1 Globalisierung sozial gerecht gestalten<br />

Armut <strong>und</strong> Ungleichheit bekämpfen<br />

Um die globale Armut <strong>und</strong> Ungleichheit zu bekämpfen,<br />

muss schnell <strong>und</strong> wirksam gehandelt werden.<br />

Eine soziale Gestaltung <strong>der</strong> Globalisierung ist notwendiger<br />

denn je. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich für einen<br />

Globalisierungsprozess ein, in dessen Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong><br />

die Bekämpfung von Armut, Hunger <strong>und</strong> Ungleichheit<br />

steht.<br />

Die Industrielän<strong>der</strong> müssen ihre finanzielle Hilfe für<br />

die armen Län<strong>der</strong> erhöhen. Dazu müssen sie ihre<br />

Entwicklungshilfe auf mindestens 0,7 Prozent des<br />

Bruttoinlandsprodukts aufstocken <strong>und</strong> den armen<br />

Län<strong>der</strong>n die Schulden erlassen. Die Entwicklungslän<strong>der</strong><br />

müssen einen fairen Platz in <strong>der</strong> internationalen<br />

Arbeitsteilung erhalten.<br />

Damit alle Menschen ihren Lebensunterhalt mit einer<br />

würdigen Arbeit verdienen können, müssen die<br />

Kernarbeitsnormen <strong>der</strong> Internationalen Arbeitsorganisation<br />

(ILO) weltweit durchgesetzt werden. Ziel<br />

ist, sie in allen multilateralen <strong>und</strong> bilateralen Handelsabkommen<br />

sowie in den Gr<strong>und</strong>sätzen <strong>der</strong> internationalen<br />

Finanzinstitutionen zu verankern.<br />

Multinationale Unternehmen sind in die Pflicht zu<br />

nehmen, die Menschen- <strong>und</strong> Arbeitnehmerrechte<br />

zu gewährleisten. Die Staatengemeinschaft muss<br />

global gültige, verbindliche <strong>und</strong> einklagbare Regeln<br />

für Arbeitnehmerinnen <strong>und</strong> Arbeitnehmer<br />

schaffen.<br />

Eine faire Welthandelsordnung schaffen<br />

Um Handelskonflikte zu vermeiden <strong>und</strong> eine faire<br />

<strong>und</strong> soziale Welthandelsordnung zu realisieren, ist<br />

eine tief greifende Reform <strong>der</strong> Welthandelsorgani-<br />

43


sation (WTO) <strong>und</strong> eine gerechte Beteiligung <strong>der</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong><br />

erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t einen wirksamen Entwicklungsplan<br />

<strong>der</strong> WTO. Dazu gehört, dass Entwicklungslän<strong>der</strong><br />

we<strong>der</strong> bei Industriegütern <strong>und</strong> Agrarprodukten<br />

noch bei Dienstleistungen zur Marktöffnung<br />

<strong>und</strong> Liberalisierung gezwungen werden dürfen.<br />

Durch das Allgemeine Dienstleistungsabkommen<br />

(GATS) darf die allgemeine Versorgung, die Qualität<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Zugang zu sozialen <strong>und</strong> öffentlichen<br />

Dienstleistungen nicht durch den privatwirtschaftlichen<br />

Wettbewerb gefährdet werden. Verhandlungen<br />

über Migrations- <strong>und</strong> Entsendefragen haben in<br />

<strong>der</strong> WTO nichts verloren. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t die<br />

B<strong>und</strong>esregierung auf, innerhalb <strong>der</strong> EU <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

WTO <strong>der</strong> Ausweitung des GATS Modus 4 (Entsendung<br />

von Arbeitnehmern) nicht zuzustimmen.<br />

Finanzmärkte regulieren<br />

Um die Gefahr von Börsen- <strong>und</strong> Finanzkrisen zu minimieren<br />

<strong>und</strong> globale Handelsungleichgewichte zu<br />

min<strong>der</strong>n, setzt sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für gr<strong>und</strong>legende<br />

Reformen <strong>der</strong> Finanzmärkte ein. Spekulationen <strong>und</strong><br />

illegale Finanzbewegungen müssen verhin<strong>der</strong>t<br />

werden. Anzustreben ist ein internationales Finanzmarktsystem,<br />

das ein stabiles Wechselkursregime<br />

ermöglicht.<br />

Der Internationale Währungsfonds (IWF) muss endlich<br />

zur Entwicklung eines geeigneten Regulierungsrahmens<br />

beitragen. Die B<strong>und</strong>esregierung<br />

wird deshalb aufgefor<strong>der</strong>t, sich auf internationaler<br />

<strong>und</strong> EU-Ebene für die Einführung einer Devisenumsatzsteuer<br />

einzusetzen <strong>und</strong> die Börsenumsatzsteuer<br />

wie<strong>der</strong> einzuführen.<br />

Risikoreiche <strong>und</strong> ausschließlich renditegetriebene<br />

Unternehmensbeteiligungen von Institutionen <strong>der</strong><br />

Finanzmärkte müssen vermieden werden. Die B<strong>und</strong>esregierung<br />

muss sich deshalb für internationale<br />

Rahmenregeln für private Beteiligungskapitalfonds<br />

einsetzen. Hoch spekulative Hedge-Fonds<br />

müssen transparenter werden. Die Kreditfinanzierung<br />

<strong>der</strong> Beteiligungen von Private Equity-Fonds an<br />

Unternehmen muss eingeschränkt werden. Kreditfinanzierte<br />

Son<strong>der</strong>ausschüttungen sind zu verbieten.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t die B<strong>und</strong>esregierung auf,<br />

umgehend eine den hohen Gewinnen angemessene<br />

Besteuerung von Private Equity-Geschäften einzuführen.<br />

Das gilt ebenso für die Besteuerung von<br />

Gewinnen <strong>der</strong> Immobilieninvestmentfonds (REITs).<br />

2.2 Umwelt <strong>und</strong> Klima schützen, Ressourcen<br />

schonen<br />

Der Globalisierungsprozess <strong>der</strong> Weltwirtschaft<br />

führt uns an die Grenzen <strong>der</strong> ökologischen Belastbarkeit.<br />

Der dramatische Klimawandel verursacht<br />

enorme ökologische <strong>und</strong> ökonomische Schäden.<br />

Die Industriestaaten müssen ihrer Verantwortung<br />

gegenüber Schwellen- <strong>und</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong>n<br />

gerecht werden. An<strong>der</strong>nfalls drohen gewaltsame<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzungen um die Rohstoffe. Nur wenn<br />

jetzt entschieden gehandelt wird, können weit reichende<br />

Wohlstandsverluste verhin<strong>der</strong>t werden.<br />

Zentrale Aufgabe einer zukunftsorientierten Umwelt-,<br />

Klima- <strong>und</strong> Rohstoffpolitik ist die Ausrichtung<br />

<strong>der</strong> Energieversorgung, des Verkehrssystems <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Abfallwirtschaft an den Zielen <strong>der</strong> Nachhaltigkeit.<br />

Energieversorgung umbauen<br />

Sollen die Folgen des Klimawandels beherrschbar<br />

bleiben, muss in den nächsten fünfzehn Jahren <strong>der</strong><br />

Umbau des Energiesystems zu einer CO2-armen<br />

Energieerzeugung gelingen. Klimafragen können<br />

nur global gelöst werden. Das Kyoto-Protokoll war<br />

ein erster Schritt dazu. Jetzt müssen die Verhandlungen<br />

für die ab 2012 vorgesehene Nachfolgereglung<br />

beginnen. Län<strong>der</strong> wie die USA <strong>und</strong> China müssen<br />

sich an einem internationalen Klimaregime beteiligen.<br />

Damit Schwellen- <strong>und</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Zugang zu einem klimaverträglichen<br />

Wachstum ermöglicht werden kann, müssen die im<br />

Kyoto-Protokoll entwickelten Instrumente für einen<br />

internationalen Technologietransfer weiter ausgebaut<br />

werden.<br />

Die Staatengemeinschaft steht vor <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />

die CO2-Emissionen weltweit bis zum Jahr<br />

2050 zu halbieren. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> unterstützt den Beschluss<br />

<strong>der</strong> Staats- <strong>und</strong> Regierungschefs <strong>der</strong> EU,<br />

auf <strong>der</strong> Basis des Jahres 1990 die Emissionen <strong>der</strong><br />

Treibhausgase bis zum Jahr 2020 um mindestens<br />

20 Prozent zu reduzieren. Ein integriertes Maßnahmenbündel<br />

muss alle CO2-Emittenten einschließen,<br />

Energieerzeuger, Industrie, private Haushalte<br />

ebenso wie den Transportsektor. Die Hauptverursacher<br />

– wie die Industrielän<strong>der</strong> – müssen dabei den<br />

Hauptbeitrag <strong>der</strong> Emissionsmin<strong>der</strong>ungen leisten.<br />

Ein wirksamer Klimaschutz erfor<strong>der</strong>t umfangreiche<br />

Investitionen. Ein Verzicht auf Klimaschutz jedoch<br />

kostet ein vielfaches <strong>und</strong> hat erheblich höhere gesellschaftliche<br />

Folgekosten.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt dabei auf Energieeffizienz <strong>und</strong><br />

den zunehmenden Einsatz regenerativer Energien.<br />

Der Anteil erneuerbarer Energien am Primärenergieverbrauch<br />

in <strong>der</strong> EU muss bis zum Jahr 2020 auf<br />

zwanzig Prozent gesteigert werden. Atomkraft ist<br />

kein wirksamer Beitrag zum Erhalt unserer Lebensgr<strong>und</strong>lagen.<br />

Die Risiken <strong>der</strong> Atomkraft sind unkalkulierbar.<br />

Deshalb muss am Atomausstieg festgehalten<br />

werden.<br />

Rohstoffe effizienter nutzen<br />

Die weltweite Nachfrage nach Energie <strong>und</strong> Rohstoffen<br />

wird in den nächsten Jahrzehnten stark anwachsen.<br />

Ein ausreichendes, bezahlbares <strong>und</strong> klimaverträgliches<br />

Angebot an Energie ist eine wesentliche<br />

Gr<strong>und</strong>lage für ein nachhaltiges Wachstum, für<br />

Wohlstand <strong>und</strong> zukunftsfähige Arbeitsplätze. Die<br />

Endlichkeit natürlicher Ressourcen, <strong>der</strong> kräftige<br />

Preisanstieg bei Rohstoffen <strong>und</strong> die hohen Kosten<br />

<strong>der</strong> Umweltschäden machen deshalb einen schonenden<br />

Umgang mit den natürlichen Ressourcen<br />

<strong>und</strong> entsprechende Prozess- <strong>und</strong> Produktinnovationen<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Ressourcenschutz <strong>und</strong> Wirtschaftswachstum<br />

sind keine Gegensätze. Mit zukunftsfähigen<br />

Produkten <strong>und</strong> innovativen Verfahren<br />

zur Reduzierung des Ressourcenverbrauchs<br />

lassen sich Kosten sparen, neue Märkte erschlie-<br />

44


ßen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ressourcenverbrauch verringern. Die<br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> unterstützt die Strategie <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung,<br />

die Energie- <strong>und</strong> Rohstoffeffizienz bis zum<br />

Jahr 2020 zu verdoppeln.<br />

Effizienz des Verkehrssystems verbessern<br />

Der Verkehrsbereich – Produzenten von Verkehrsträgern<br />

sowie Anbieter <strong>und</strong> Nutzer von Verkehrsleistungen<br />

– muss in die Verantwortung für den Schutz<br />

<strong>der</strong> Umwelt genommen werden. Bei Verkehrs- <strong>und</strong><br />

Transporttechnologien nimmt Deutschland eine<br />

Spitzenstellung ein. In Zukunft muss es darum gehen,<br />

die Effizienz des Verkehrssystems zu verbessern<br />

<strong>und</strong> die Belastungen zu reduzieren. Voraussetzung<br />

dazu ist ein integriertes Verkehrskonzept. Im<br />

Mittelpunkt <strong>der</strong> Innovationsanfor<strong>der</strong>ungen stehen<br />

neue, saubere <strong>und</strong> sparsamere Antriebssysteme,<br />

intelligente Verkehrskonzepte <strong>und</strong> vor allem <strong>der</strong><br />

Ausbau schienengeb<strong>und</strong>ener Transportkonzepte.<br />

2.3 Europa zu einer Beschäftigungs-, Sozial- <strong>und</strong><br />

Umweltunion ausbauen<br />

Das „Europäische Sozialmodell“ erneuern<br />

Die Lissabon-Strategie, die Europa zum dynamischsten<br />

Wirtschaftsraum <strong>der</strong> Welt entwickeln sollte, ist<br />

gescheitert. Trotz <strong>der</strong> jüngsten Aufschwungtendenzen<br />

prägt eine nach wie vor hohe Arbeitslosigkeit<br />

das Bild Europas. Statt auf eine offensive wirtschaftspolitische<br />

Strategie für mehr Beschäftigung,<br />

soziale Einheit <strong>und</strong> ökologische Erneuerung<br />

zu setzen, haben sich die Mitgliedslän<strong>der</strong> für eine<br />

marktorientierte Wettbewerbsstrategie entschieden.<br />

Das gefährdet nicht nur die ökonomische Entwicklung<br />

son<strong>der</strong>n auch die gesellschaftliche Akzeptanz<br />

des europäischen Projekts.<br />

Die solidarische Erneuerung Europas ist mehr als<br />

notwendig. Nur wenn es gelingt, mit einem nachhaltigen<br />

Wachstum mehr Beschäftigung zu schaffen,<br />

die Arbeitslosigkeit, den Lohn- <strong>und</strong> den Steuerwettbewerb<br />

abzubauen sowie einen sozialen Ausgleich<br />

unter den Mitgliedslän<strong>der</strong>n herzustellen,<br />

wird die Europäische Union Erfolg haben. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

setzt sich deshalb für die Erneuerung des „Europäischen<br />

Sozialmodells“ ein. Das gilt insbeson<strong>der</strong>e<br />

für die europäische Wirtschafts- <strong>und</strong> Beschäftigungspolitik.<br />

Wirtschaftspolitik für ein soziales <strong>und</strong><br />

ökologisches Europa<br />

Die wichtigsten wirtschafts- <strong>und</strong> beschäftigungspolitischen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen für ein soziales <strong>und</strong><br />

ökologisches Europa sind:<br />

Qualitatives Wachstum <strong>und</strong> mehr Beschäftigung erfor<strong>der</strong>n<br />

eine offensive makroökonomische Strategie,<br />

die insbeson<strong>der</strong>e das binnenwirtschaftliche<br />

Wachstum in den Mitgliedslän<strong>der</strong>n för<strong>der</strong>t. Finanzpolitische<br />

Voraussetzung ist, dass <strong>der</strong> starre Stabilitäts-<br />

<strong>und</strong> Wachstumspakts von 1997 erneuert<br />

wird. Notwendig ist eine antizyklische Finanzpolitik.<br />

In Schwächephasen müssen konjunkturbedingte<br />

Defizite akzeptiert werden. In expansiven<br />

Wachstumsphasen dagegen müssen Steuermehreinnahmen<br />

zum Ausgleich struktureller Budgetdefizite<br />

verwendet werden. Schulden zur Finanzierung<br />

von Zukunftsinvestitionen sind aus <strong>der</strong> Berechnung<br />

des Haushaltsdefizits herauszunehmen.<br />

Geldpolitische Voraussetzung ist, dass auch die Europäische<br />

Zentralbank (EZB) in eine makroökonomische<br />

Koordinierung <strong>der</strong> EU eingeb<strong>und</strong>en wird, in<br />

<strong>der</strong> die Ziele Wachstum, För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Beschäftigung<br />

<strong>und</strong> Geldwertstabilität optimal aufeinan<strong>der</strong><br />

abgestimmt werden. Die B<strong>und</strong>esregierung muss<br />

sich dafür einsetzen, dass die EZB über eine Än<strong>der</strong>ung<br />

des Artikels 105 des EG-Vertrages gesetzlich<br />

auf diese Ziele festgelegt wird.<br />

Europa braucht eine Europäische Wirtschaftsregierung.<br />

Sie muss die Verantwortung übernehmen für<br />

gemeinschaftliche Aufgaben, zum Beispiel für den<br />

Aufbau einer leistungsfähigen transnationalen Infrastruktur.<br />

Erfor<strong>der</strong>lich für die Finanzierung transnationaler<br />

Aufgaben ist eine eigene Steuerhoheit<br />

<strong>und</strong> Finanzausstattung.<br />

Europa braucht eine leistungsfähige Infrastruktur.<br />

Dazu müssen die transeuropäischen Netze bei Verkehr,<br />

Energieversorgung <strong>und</strong> Telekommunikation<br />

weiter ausgebaut werden. Notwendig sind vergleichbare<br />

<strong>und</strong> hohe Standards bei Bildung, Forschung<br />

<strong>und</strong> Entwicklung. Zum Erfolg eines „Europäischen<br />

Sozialmodells“ können nur gut ausgebildete<br />

Belegschaften, innovative Produkte <strong>und</strong> Technologien<br />

beitragen.<br />

Die Politik des Steuerdumpings zwischen den EU-<br />

Län<strong>der</strong>n muss beendet werden. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t<br />

europaweit einheitliche Bemessungsgr<strong>und</strong>lagen<br />

für die Besteuerung <strong>und</strong> eine Mindestbesteuerung<br />

von Unternehmen. Auch Öko- <strong>und</strong> Energiesteuern<br />

müssen in Europa einheitlich geregelt werden.<br />

Regionale Unterschiede verringern,<br />

Lebensverhältnisse angleichen<br />

Europa darf sich nicht mit dem ökonomischen West-<br />

Ost <strong>und</strong> Nord-Süd-Gefälle abfinden. Die Unterschiede<br />

in <strong>der</strong> Wirtschaftskraft <strong>der</strong> Regionen müssen<br />

verringert, die sozialen Lebensverhältnisse angeglichen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> strukturelle Wandel sozial abgesichert<br />

werden. Die europäische Industrie- <strong>und</strong><br />

Strukturpolitik muss die ökonomische, soziale <strong>und</strong><br />

ökologische Angleichung <strong>der</strong> EU-Mitgliedslän<strong>der</strong><br />

unterstützen.<br />

Notwendig ist sowohl die Angleichung <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />

Leistungsfähigkeit <strong>und</strong> eine entsprechende<br />

Angleichung <strong>der</strong> Lohnstandards. Sozial-,<br />

Steuer- <strong>und</strong> Umweltstandards müssen besser aufeinan<strong>der</strong><br />

abgestimmt werden Mit Hilfe <strong>der</strong> EU-<br />

Strukturfonds muss <strong>der</strong> Angleichungsprozess effizient<br />

geför<strong>der</strong>t werden. Zur Finanzierung des Ausgleichs<br />

sind die EU-Strukturfonds leistungsgerecht<br />

auszugestalten. För<strong>der</strong>mittel <strong>und</strong> Steuererleichterungen<br />

für die Verlagerung von Produktions- <strong>und</strong><br />

Dienstleistungskapazitäten müssen ausgeschlossen<br />

werden. Die Deregulierung <strong>und</strong> Flexibilisierung<br />

<strong>der</strong> Einkommens-, Arbeits- <strong>und</strong> Sozialverhältnisse<br />

unter dem Deckmantel so genannter „Flexicurity“-<br />

Modelle lehnt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ab.<br />

45


2.4 Politik für Beschäftigung <strong>und</strong> Nachhaltigkeit<br />

in Deutschland<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung reiht sich mit ihrem wirtschafts-,<br />

finanz- <strong>und</strong> steuerpolitischen Kurs ein in die<br />

Riege <strong>der</strong> „marktliberalen Sanierer“. Obwohl die<br />

deutsche Industrie mit ihrer technologischen Leistungsfähigkeit<br />

hoch wettbewerbsfähig ist, wird sie<br />

mit Steuersenkungen <strong>und</strong> Deregulierungen in <strong>der</strong><br />

Sozial- <strong>und</strong> Arbeitsmarktpolitik unterstützt. Die<br />

Sparpolitik <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung belastet die Binnennachfrage<br />

<strong>und</strong> gefährdet zudem die Qualität <strong>der</strong><br />

öffentlichen Infrastruktur, <strong>der</strong> Bildung <strong>und</strong> <strong>der</strong> sozialen<br />

Sicherheit. Erfolge im Außenhandel gingen bislang<br />

zu Lasten <strong>der</strong> Binnennachfrage <strong>und</strong> Arbeitsplätze.<br />

Notwendig ist ein gr<strong>und</strong>legen<strong>der</strong> wirtschaftspolitischer<br />

Kurswechsel <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung.<br />

Expansive Wirtschafts- <strong>und</strong> Finanzpolitik<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> erneuert ihre For<strong>der</strong>ung für eine expansive<br />

<strong>und</strong> in ein europäisch abgestimmtes Konzept<br />

eingeb<strong>und</strong>ene Wirtschafts- <strong>und</strong> Finanzpolitik<br />

in Deutschland. Notwendig sind insbeson<strong>der</strong>e Zukunftsinvestitionen<br />

zur Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>und</strong> zum<br />

ökologischen Umbau <strong>der</strong> öffentlichen Infrastruktur.<br />

Investitionen in die öffentliche Infrastruktur sichern<br />

<strong>und</strong> schaffen Beschäftigung – insbeson<strong>der</strong>e<br />

bei vielen kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen. Die<br />

öffentliche Investitionsquote muss von <strong>der</strong>zeit 1,4<br />

Prozent des Bruttoinlandsproduktes Zug um Zug<br />

mindestens auf das europäische Niveau von 2,5<br />

Prozent angehoben werden. Um dieses Ziel zu erreichen,<br />

for<strong>der</strong>t die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> von <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung<br />

ein „Zukunftsinvestitionsprogramm“ in Höhe<br />

von 30 Milliarden Euro jährlich. Damit können Hun<strong>der</strong>ttausende<br />

von Arbeitsplätzen gesichert <strong>und</strong> geschaffen<br />

werden.<br />

Beson<strong>der</strong>er Investitionsbedarf besteht in den Bereichen<br />

Bildung, Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Altenbetreuung, Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge,<br />

Umwelt, Forschung <strong>und</strong> Verkehr.<br />

Auch Personalausgaben für Forschung <strong>und</strong><br />

Bildung sind wichtige Investitionen in die Zukunft<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft. Den höchsten <strong>und</strong> dringendsten<br />

Investitionsbedarf haben die Gemeinden. Sie brauchen<br />

kurzfristige Investitionszuweisungen <strong>und</strong> eine<br />

zügige Neuordnung <strong>der</strong> Gemeindefinanzen. Finanzhilfen<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Subventionstatbestände<br />

sind im Hinblick auf ihren Beitrag zu einer nachhaltigen<br />

Wirtschaftsentwicklung zu überprüfen.<br />

Mit höheren Löhnen die Binnenkonjunktur stärken<br />

Der Druck auf die Lohnpolitik hat erhebliche ökonomische<br />

Schäden angerichtet. Die Reallöhne sind im<br />

gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt gesunken.<br />

Diese Lohnzurückhaltung hat jedoch nicht – wie<br />

von marktliberalen Ökonomen versprochen – zu<br />

Wachstum <strong>und</strong> Arbeitsplätzen geführt, son<strong>der</strong>n zu<br />

Nachfrageschwäche, stagnierendem Konsum <strong>und</strong><br />

Arbeitslosigkeit. Hier zeigt sich: Löhne sind nicht<br />

nur ein Kostenfaktor. Sie sind vor allem ein Nachfragefaktor.<br />

Erfor<strong>der</strong>lich sind deshalb in allen Wirtschaftsbereichen<br />

Lohnzuwächse, die sich an <strong>der</strong> gesamtwirtschaftlichen<br />

Produktivitäts- <strong>und</strong> Preisentwicklung<br />

orientieren. Die Produktivitätskomponente beteiligt<br />

Arbeitnehmerinnen <strong>und</strong> Arbeitnehmer an den gesamtwirtschaftlichen<br />

Erfolgen. Die Preiskomponente<br />

ist ein Ausgleich für den Anstieg <strong>der</strong> Verbraucherpreise.<br />

Sie sichert die Kaufkraft <strong>der</strong> Arbeitnehmereinkommen.<br />

Verteilungsdefizite müssen mit einer<br />

Umverteilungskomponente ausgeglichen werden.<br />

Eine Lohnpolitik, die diese Maßstäbe erfüllt, sichert<br />

nicht nur die Arbeitseinkommen <strong>und</strong> Kaufkraft <strong>der</strong><br />

Belegschaften. Sie för<strong>der</strong>t die private Nachfrage <strong>und</strong><br />

ist stabilitäts- <strong>und</strong> verteilungsgerecht.<br />

Steuerpolitik: Finanzierung gesellschaftlicher Aufgaben<br />

sicherstellen<br />

Ein wichtiger Bestandteil einer nachhaltigen Wirtschafts-<br />

<strong>und</strong> Beschäftigungspolitik ist eine verteilungsgerechte<br />

Steuerpolitik <strong>und</strong> ein solidarisches<br />

Konzept für die Finanzierung gesellschaftlicher Aufgaben.<br />

Eine gerechte Steuerpolitik ist notwendig,<br />

um Zukunftsinvestitionen, Bildung, Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> soziale Sicherheit zu finanzieren. Sie stabilisiert<br />

die private Kaufkraft <strong>und</strong> öffentliche Nachfrage<br />

<strong>und</strong> trägt zur Sicherung <strong>der</strong> Beschäftigung bei.<br />

Die Steuerpolitik <strong>der</strong> vergangenen Jahre war verteilungspolitisch<br />

ungerecht, konjunkturpolitisch<br />

schädlich <strong>und</strong> finanzpolitisch kontraproduktiv.<br />

Steuererhöhungen für Arbeitnehmer <strong>und</strong> Verbraucher<br />

– wie die Erhöhung <strong>der</strong> Mehrwertsteuer auf 19<br />

Prozent – belasten die Kaufkraft <strong>und</strong> Nachfrage <strong>der</strong><br />

Verbraucher. Steuersenkungen allein für die Unternehmen<br />

<strong>und</strong> Kapitaleinkünfte untergraben die finanzielle<br />

Basis von B<strong>und</strong>, Län<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Gemeinden<br />

für die Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>und</strong> Erweiterung <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Infrastruktur.<br />

Die Gr<strong>und</strong>prinzipien für eine verteilungsgerechte<br />

Steuerpolitik sind: Die Steuerpolitik muss sich am<br />

Prinzip <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit orientieren. Dabei<br />

muss sichergestellt werden, dass alle Einkommensarten<br />

gleichermaßen nach diesem Prinzip besteuert<br />

werden. Eine steuerliche Besserstellung<br />

von Unternehmen, Kapitaleinkünften – zum Beispiel<br />

durch die beschlossene Abgeltungsteuer –<br />

<strong>und</strong> Vermögen lehnt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ab.<br />

Dem Steuerkonzept <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung setzt die<br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> deshalb das Konzept <strong>der</strong> „Solidarischen<br />

Einfachsteuer“ entgegen. Die wichtigsten Komponenten<br />

sind:<br />

Geringe Einkommen werden entlastet, hohe Einkommen<br />

wie<strong>der</strong> stärker belastet. Vor allem Unternehmen<br />

<strong>und</strong> Kapitaleinkünfte müssen wie<strong>der</strong> größere<br />

Beiträge zur Finanzierung gesellschaftlicher<br />

Aufgaben leisten. Die Vermögensteuer auf hohe<br />

Vermögen ist wie<strong>der</strong> einzuführen <strong>und</strong> die Erbschaftsteuer<br />

entsprechend zu reformieren. Die Gewerbesteuer<br />

wird zu einer Gemeindewirtschaftsteuer<br />

entwickelt, die einer Wertschöpfungsabgabe<br />

entspricht <strong>und</strong> eine dauerhafte <strong>und</strong> konjunkturresistente<br />

Finanzierungsbasis <strong>der</strong> Kommunen bildet.<br />

Öffentliche För<strong>der</strong>gel<strong>der</strong> für den Unternehmenssektor<br />

sind mit einer Rückzahlungsverpflichtung<br />

zu koppeln. Subventionen sind dann zurückzuzahlen,<br />

wenn ein Unternehmen innerhalb von 10<br />

Jahren nach Gewährung einen Standort verlagert<br />

o<strong>der</strong> schließt.<br />

46


2.5 Strukturellen Wandel ökologisch <strong>und</strong> sozial<br />

gestalten<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt auf eine zukunftsorientierte Industriepolitik.<br />

Industriepolitik muss eine nachhaltige<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Industrie gewährleisten. Industriepolitik<br />

muss industrielle Zukunftssektoren för<strong>der</strong>n,<br />

den Umbau traditioneller Industrien gestalten,<br />

Beschäftigungsrisiken <strong>und</strong> soziale Verwerfungen<br />

minimieren. Der Entwicklung innovativer Produkte<br />

<strong>und</strong> Verfahren, neue Technologien sowie einer<br />

humanen Arbeitsgestaltung kommt dabei eine<br />

beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu.<br />

Zukunftsfähige Absatzfel<strong>der</strong> erschließen,<br />

Forschungspolitik auf Zukunftsthemen ausrichten<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t die B<strong>und</strong>esregierung auf, die<br />

soziale <strong>und</strong> ökologische Erneuerung aktiv voranzutreiben.<br />

Dies erfor<strong>der</strong>t, dass innovative Absatzfel<strong>der</strong><br />

erforscht <strong>und</strong> erschlossen werden <strong>und</strong> dass unser<br />

Bildungssystem nachhaltig mo<strong>der</strong>nisiert <strong>und</strong><br />

verbessert wird.<br />

Der Schutz des Klimas ist eine beson<strong>der</strong>e industriepolitische<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung. Im Energiebereich<br />

geht es um die Einsparung von Energien <strong>und</strong> eine<br />

verstärkte Entwicklung <strong>und</strong> Nutzung <strong>der</strong> regenerativen<br />

Energieträger. Im Verkehrsbereich geht es um<br />

eine effiziente Integration <strong>der</strong> Verkehrsträger <strong>und</strong><br />

um umweltfre<strong>und</strong>liche Fahrzeuge. Zur Vermin<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Abhängigkeit von fossilen <strong>und</strong> importierten<br />

Rohstoffen <strong>und</strong> unter dem Aspekt eines verbesserten<br />

Klimaschutzes ist die Entwicklung alternativer<br />

Antriebssysteme voranzutreiben. Bei <strong>der</strong> industriellen<br />

Produktion müssen umwelt- <strong>und</strong> ressourcenschonende<br />

Produktionsverfahren <strong>und</strong> Produkte,<br />

ein integrierter Umweltschutz sowie eine ökologische<br />

Kreislaufwirtschaft entwickelt werden.<br />

Querschnittstechnologien wie Nano- <strong>und</strong> optische<br />

Technologien, neue Werkstoffe <strong>und</strong> Produktionstechnologien<br />

können Zukunftstechnologien von<br />

morgen werden. Sie müssen erforscht <strong>und</strong> geför<strong>der</strong>t,<br />

aber auch auf mögliche Risiken hin untersucht<br />

werden.<br />

Forschungspolitik darf sich nicht allein an Wettbewerbskriterien<br />

<strong>und</strong> technischer Machbarkeit orientieren.<br />

Einen hohen Stellenwert <strong>der</strong> Forschungsaktivitäten<br />

haben Aspekte wie Organisation, Qualifikation,<br />

Partizipation, Mitbestimmung, Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> Demografie. Die B<strong>und</strong>esregierung muss deshalb<br />

Forschungsthemen wie „Gute Arbeit“ <strong>und</strong> „Innovationen<br />

in einer mo<strong>der</strong>nen Arbeitswelt“ miteinan<strong>der</strong><br />

verknüpfen <strong>und</strong> ausbauen.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t die B<strong>und</strong>esregierung auf, die<br />

Innovations- <strong>und</strong> Forschungspolitik beson<strong>der</strong>s in<br />

den gesellschaftlichen Zukunftsfel<strong>der</strong>n auszubauen.<br />

Die finanziellen Mittel für Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

müssen insgesamt auf einen Anteil von<br />

drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes angehoben<br />

werden.<br />

Unternehmen in die gesamtwirtschaftliche<br />

Verantwortung nehmen<br />

Die Unternehmen müssen Verantwortung übernehmen<br />

für die soziale <strong>und</strong> ökologische Gestaltung des<br />

strukturellen Wandels. Sie dürfen sich nicht allein<br />

an Rentabilitätsaspekten orientieren. Sharehol<strong>der</strong>-<br />

Value-Konzepte sind <strong>der</strong> falsche Weg. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

setzt auf langfristig <strong>und</strong> nachhaltig angelegte Unternehmensstrategien.<br />

Investitionen <strong>und</strong> Innovationen,<br />

die kontinuierliche Qualifizierung <strong>der</strong> Belegschaften<br />

sowie die Beteiligung <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

an den wirtschaftlichen Entscheidungen müssen<br />

gewährleistet <strong>und</strong> verstärkt werden. Auslandsinvestitionen,<br />

die <strong>der</strong> Sicherung von Absatzmärkten<br />

dienen <strong>und</strong> zum Erhalt binnenwirtschaftlicher<br />

Arbeitsplätze beitragen, befürwortet die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />

Produktionsverlagerungen, die sich vor allem an<br />

weiteren Renditesteigerungen <strong>und</strong> Personalkostensenkungen<br />

orientieren, lehnt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ab.<br />

Im Fall von Umstrukturierungen <strong>und</strong> Produktionsverlagerungen<br />

muss dem Neuaufbau wirtschaftlicher<br />

Aktivitäten <strong>und</strong> neuen Arbeitsplätzen an den<br />

bisherigen Standorten <strong>der</strong> Vorrang gegeben werden.<br />

Beschäftigungssicherungsmaßnahmen wie<br />

Arbeitszeitverkürzungen, interne Qualifizierungen<br />

<strong>und</strong> die Bereitstellung von neuen Arbeitsplätzen<br />

stehen vor Entlassungen. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t die<br />

B<strong>und</strong>esregierung auf, sich für die Beteiligung <strong>der</strong><br />

Unternehmen an den gesellschaftlichen Folgekosten<br />

von Produktionsverlagerungen einzusetzen.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> schlägt dazu eine Ausgleichsabgabe<br />

<strong>der</strong> Unternehmen vor, die für überbetriebliche Beschäftigungsför<strong>der</strong>ungsmaßnahmen<br />

eingesetzt<br />

werden soll.<br />

Lücken bei <strong>der</strong> Finanzierung kleiner <strong>und</strong> mittlerer<br />

Unternehmen müssen durch ein verstärktes Engagement<br />

von Sparkassen, öffentlichen Landesbanken<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> KfW-Gruppe geschlossen werden.<br />

Privatisierung des gesellschaftlichen Vermögens<br />

verhin<strong>der</strong>n<br />

Der Staat muss seine gesellschaftlichen <strong>und</strong> industriepolitischen<br />

Steuerungs- <strong>und</strong> Gestaltungspotentiale<br />

erhalten. Eine Privatisierung <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Infrastruktur <strong>und</strong> öffentlicher Dienstleistungen<br />

lehnt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ebenso ab wie eine Umstellung<br />

<strong>der</strong> sozialen Sicherungssysteme auf eine Kapitaldeckung.<br />

Netze im Verkehrsbereich, in <strong>der</strong> Energie-<br />

<strong>und</strong> Wasserversorgung sowie <strong>der</strong> öffentliche<br />

Wohnungsbestand, Bildungs-, Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong><br />

Forschungseinrichtungen dienen dem Allgemeinwohl<br />

<strong>und</strong> dürfen nicht unter Kapitalverwertungsinteressen<br />

vermarktet werden.<br />

Regionalpolitische Gestaltungskonzepte<br />

Bei <strong>der</strong> Gestaltung des strukturellen Wandels in<br />

den Regionen setzt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf offensive Konzepte.<br />

Regionale Netzwerke müssen entwickelt <strong>und</strong><br />

vorhandene Clusterstrukturen stabilisiert werden.<br />

Für mittelständische Unternehmen ist eine stärkere<br />

Vernetzung <strong>und</strong> Zusammenarbeit bei Qualifizierungen<br />

sowie bei <strong>der</strong> Forschung <strong>und</strong> Entwicklung notwendig.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich ein für eine Wie<strong>der</strong>belebung<br />

einer aktiven Arbeitsmarktpolitik durch<br />

die B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit sowie für eine wirksame<br />

regionale Strukturpolitik. Die Arbeitsmarktpolitik<br />

muss den Strukturwandel mit beschäftigungspolitischen<br />

Maßnahmen wie Qualifizierungs- <strong>und</strong><br />

Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen wirksam überbrücken<br />

<strong>und</strong> Beschäftigung öffentlich för<strong>der</strong>n.<br />

47


2.6 Ostdeutschland: Wirtschaftskraft <strong>und</strong> soziale<br />

Verhältnisse angleichen<br />

Angleichung von Wirtschaftskraft <strong>und</strong> sozialen<br />

Verhältnissen bleibt unser Ziel<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich für gleichwertige Lebens- <strong>und</strong><br />

Arbeitsbedingungen in Ost <strong>und</strong> West ein. Seit zehn<br />

Jahren wächst die Industrie im Osten schneller als im<br />

Westen. Einige zehntausend Arbeitsplätze sind dabei<br />

neu entstanden. Trotzdem kommt die wirtschaftliche<br />

Angleichung nur langsam voran. Die ostdeutsche<br />

Industrie ist in beson<strong>der</strong>em Maße von <strong>der</strong> Inlandsnachfrage<br />

abhängig. Der Anteil wirtschaftlich<br />

schwacher Regionen ist im Osten immer noch deutlich<br />

höher als im Westen. Eine Politik des Wettbewerbsfö<strong>der</strong>alismus<br />

ist keine Lösung für die Probleme.<br />

Sie würde die regionalen Disparitäten verschärften<br />

<strong>und</strong> Regionen gegeneinan<strong>der</strong> ausspielen.<br />

„Aufbau Ost“: Die zentralen For<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich für eine entschlossene <strong>und</strong><br />

langfristig angelegte „Aufbau Ost-Politik ein. Die<br />

zentralen For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für die Zukunft<br />

Ostdeutschlands sind deshalb:<br />

Die industrielle Basis muss weiter verbreitert werden.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> begrüßt, dass sich B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Län<strong>der</strong><br />

inzwischen auf die Entwicklung überregional<br />

ausgerichteter Wirtschaftszweige konzentrieren.<br />

Notwendig ist eine gezielte Investitions- <strong>und</strong> Ansiedlungsför<strong>der</strong>ung<br />

von Unternehmen. Regional<br />

unterschiedliche Wachstumspotentiale müssen<br />

ausgeschöpft <strong>und</strong> die För<strong>der</strong>politik muss auf<br />

Wachstumsfel<strong>der</strong> <strong>und</strong> die Unterstützung regionaler<br />

Netzwerke <strong>und</strong> Cluster konzentriert werden.<br />

Schwächere Landesteile brauchen maßgeschnei<strong>der</strong>te<br />

Konzepte, um dem Auftrag des Gr<strong>und</strong>gesetzes<br />

zur Herstellung gleichwertiger Lebensbedingungen<br />

in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik gerecht zu werden<br />

Der B<strong>und</strong> muss die Handlungsfähigkeit <strong>der</strong> ostdeutschen<br />

Län<strong>der</strong> <strong>und</strong> Kommunen finanziell sicherstellen.<br />

Der Solidarpakt II darf deshalb nicht in Frage<br />

gestellt werden. Im Fall von regionalen Härten<br />

bei <strong>der</strong> Rückführung <strong>der</strong> Solidarpakt-Mittel ist<br />

rechtzeitig über eine finanzpolitische Entlastung<br />

<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> zu entscheiden.<br />

Schon heute ist absehbar: Die Zahl <strong>der</strong> Schulabgänger<br />

geht zurück, Knappheiten bei gut qualifizierten<br />

Arbeitskräften sind vorprogrammiert. Die Unternehmen<br />

müssen deshalb zusätzliche <strong>und</strong> verbesserte<br />

Ausbildungskapazitäten bereitstellen, ebenso<br />

wie betriebliche Weiterbildungsmaßnahmen.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t faire Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt.<br />

Die ostdeutschen Arbeitnehmer dürfen<br />

bei <strong>der</strong> Einkommensentwicklung nicht benachteiligt<br />

werden. Gerade Ostdeutschland braucht gesetzlich<br />

abgesicherte Mindestlöhne, um Lohndumping<br />

einzudämmen. Die Arbeitsmarktpolitik muss<br />

für Arbeitslose wie<strong>der</strong> eine echte Brücke in den ersten<br />

Arbeitsmarkt werden <strong>und</strong> Arbeit für diejenigen<br />

schaffen, die auf dem „ersten Arbeitsmarkt“ dauerhaft<br />

keine Arbeit finden. Beson<strong>der</strong>s Jugendlichen<br />

<strong>und</strong> älteren Arbeitnehmern muss eine Perspektive<br />

gegeben werden.<br />

3. Wirtschafts- <strong>und</strong> beschäftigungspolitische<br />

Schwerpunkte 2008 bis 2011<br />

In den kommenden vier Jahren wird sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

mit Nachdruck für eine nachhaltige – soziale,<br />

ökologische <strong>und</strong> gerechte – Wirtschaftsordnung<br />

einsetzen. Die folgenden Aufgaben stehen dabei im<br />

Mittelpunkt <strong>der</strong> wirtschafts- <strong>und</strong> beschäftigungspolitischen<br />

Aktivitäten.<br />

1. Gr<strong>und</strong>voraussetzung für Wachstum <strong>und</strong> zukunftsfähige<br />

Arbeitsplätze <strong>und</strong> ökonomische<br />

Gr<strong>und</strong>lage für die Erneuerung des „Europäischen<br />

Sozialmodells“ ist eine offensive Finanz-,<br />

Geld- <strong>und</strong> Lohnpolitik. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird in den<br />

kommenden Jahren die verfehlte makroökonomische<br />

Strategie in <strong>der</strong> Europäischen Union<br />

zum Thema machen.<br />

2. Unter <strong>der</strong> Sparpolitik <strong>der</strong> öffentlichen Haushalte<br />

wurde die Qualität <strong>der</strong> Infrastruktur <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

öffentlichen Dienstleistungen von B<strong>und</strong>, Län<strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> Gemeinden erheblich verschlechtert.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird sich mit Nachdruck für ein<br />

„Zukunftsinvestitionsprogramm“ stark machen.<br />

Ziel ist nicht nur die Verbesserung <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Infrastruktur <strong>und</strong> Dienstleistungen,<br />

son<strong>der</strong>n ebenso die Sicherung <strong>der</strong> regionalen<br />

Beschäftigung mit öffentlichen Aufträgen.<br />

3. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t eine solidarische Finanzierung<br />

<strong>der</strong> gesellschaftlichen Infrastruktur<br />

ein. Notwendig ist eine stärkere Beteiligung<br />

<strong>der</strong> Unternehmen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kapitaleinkünfte am<br />

Steueraufkommen. Als Alternative zum Steuerkonzept<br />

<strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung baut die <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> gemeinsam mit an<strong>der</strong>en Gewerkschaften<br />

<strong>und</strong> Nichtregierungsorganisationen das<br />

Konzept einer „Solidarischen Einfachsteuer“<br />

weiter aus <strong>und</strong> bringt es in die öffentliche Debatte<br />

ein.<br />

4. Innovationen sind die Gr<strong>und</strong>lage für den strukturellen<br />

Wandel. Sie sichern die technologische<br />

Leistungsfähigkeit <strong>und</strong> zukunftsfähige Arbeitsplätze.<br />

Sie sind eine qualitative Alternative<br />

zu reinen Kostensenkungsstrategien. Die <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> wird die Initiative „Besser statt billiger“<br />

fortsetzen. Gemeinsam mit Betriebsräten wird<br />

sie in Branchennetzwerken <strong>und</strong> politischen<br />

Dialogen Innovationspotentiale in Zukunftsfel<strong>der</strong>n<br />

wie Verkehr, Energie <strong>und</strong> Umwelt zum Thema<br />

machen.<br />

5. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> beteiligt sich aktiv am Schutz des<br />

Klimas <strong>und</strong> unserer natürlichen Ressourcen.<br />

Sie verbindet diese gesellschaftliche Aufgabe<br />

mit klimaschützenden <strong>und</strong> ressourcenschonenden<br />

Innovationen für zukunftsfähige Arbeitsplätze.<br />

Sie setzt sich für den Ausbau regenerativer<br />

Energien ein sowie für Technologien,<br />

die den CO2-Ausstoß <strong>und</strong> den Ressourcenverbrauch<br />

vermin<strong>der</strong>n. Sie arbeit mit Umweltorganisationen<br />

zusammen, organisiert betriebs<strong>und</strong><br />

branchenbezogene Vorschläge <strong>und</strong> bringt<br />

sie in die Politik ein.<br />

48


6. Krisen in den Unternehmen, strukturelle Umbrüche<br />

in den Branchen sowie vornehmlich<br />

Sharehol<strong>der</strong> getriebene Unternehmensstrategien<br />

erfor<strong>der</strong>n eine intensivere industrie-, technologie-<br />

<strong>und</strong> betriebswirtschaftliche Unterstützung<br />

unserer Betriebsräte <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>. Die<br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird dazu ihr Beratungsnetzwerk optimieren<br />

<strong>und</strong> weiter ausbauen. Sie wird industriepolitische<br />

Gestaltungskonzepte für die nationale<br />

<strong>und</strong> europäische Ebene entwickeln <strong>und</strong><br />

in die Politik einbringen.<br />

7. Der regionale Strukturwandel muss ohne soziale<br />

<strong>und</strong> beschäftigungspolitische Härten gestaltet<br />

werden. Strukturpolitische Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

müssen besser aufeinan<strong>der</strong> abgestimmt<br />

werden. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt deshalb auf eigenständige<br />

regionale strukturpolitische Initiativen<br />

<strong>und</strong> koordiniert den gewerkschaftlichen<br />

Austausch über Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Erfahrungen.<br />

8. Unternehmen müssen eigene finanzielle Beiträge<br />

für die Bewältigung europaweiter Strukturumbrüche<br />

leisten. Als Modell für die Finanzierung<br />

unvorhersehbarer strukturbedingter<br />

Härten schlägt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> eine solidarische<br />

Umlagefinanzierung <strong>der</strong> Unternehmen nach<br />

dem Vorbild <strong>der</strong> EGKS-Regelungen (Europäische<br />

Gemeinschaft für Kohle <strong>und</strong> Stahl) vor.<br />

9. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wendet sich massiv gegen lohnkostengetriebene<br />

Produktionsverlagerungen. Sie<br />

setzt sich gemeinsam mit Betriebsräten <strong>und</strong><br />

Belegschaften für die Verhin<strong>der</strong>ung von Verlagerungen<br />

<strong>und</strong> für Alternativen bei <strong>der</strong> Produktion<br />

<strong>und</strong> Beschäftigung ein. Im Fall unabwendbarer<br />

Verlagerungen macht sie sich bei <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung,<br />

den Län<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Gemeinden<br />

stark für beschäftigungspolitische Überbrükkungsmaßnahmen<br />

<strong>und</strong> einen Ausgleich <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Folgekosten durch die Unternehmen<br />

(Verlagerungsabgabe).<br />

10. Die Angleichung <strong>der</strong> Wirtschaftskraft <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

sozialen Verhältnisse in Ostdeutschland hat für<br />

die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> eine zentrale Bedeutung. Im Rahmen<br />

des Projekts „Zukunft Ost“ wird die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

regionale Entwicklungskonzepte für die industrielle<br />

Wertschöpfung <strong>und</strong> Beschäftigung in<br />

Ostdeutschland zum Thema machen <strong>und</strong> für die<br />

beson<strong>der</strong>s wachstumsschwache Region Berlin<br />

<strong>und</strong> Berlin Brandenburg eine „Wachstumsinitiative<br />

Berlin“ einfor<strong>der</strong>n.<br />

11. Ziel <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist, dass die Globalisierung<br />

sozial gestaltet wird. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> entwickelt<br />

dazu Konzepte einer sozialen <strong>und</strong> verteilungsgerechten<br />

Entwicklungs- <strong>und</strong> Handelspolitik.<br />

Sie initiiert <strong>und</strong> beteiligt sich an Aktionen gegen<br />

eine neoliberale Ausgestaltung <strong>der</strong> Europäisierung<br />

<strong>und</strong> Globalisierung. Über das Forum<br />

Globalisierung in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> werden Entwicklungsthemen<br />

in die Mitgliedschaft <strong>und</strong> Betriebe<br />

gebracht.<br />

12. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> mischt sich aktiv in die Debatte<br />

über die Regulierung <strong>der</strong> Finanzmärkte ein. Sie<br />

bringt die gewerkschaftlichen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die Ausgestaltung <strong>der</strong> Finanzmärkte in die<br />

deutsche <strong>und</strong> europäische Politik ein, unterstützt<br />

<strong>und</strong> begleitet Betriebsräte im Fall von Finanzbeteiligungen.<br />

Ein wichtiges Ziel ist die Sicherstellung<br />

von Arbeitnehmerrechten im Fall<br />

von Fonds-Beteiligungen an Industrieunternehmen.<br />

49


Private Equity<br />

2.001 Antragsteller/in: Aschaffenburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, auf die<br />

Europäische Kommission, die Mitglie<strong>der</strong> des Europäischen<br />

Parlaments <strong>und</strong> die deutsche B<strong>und</strong>esregierung<br />

dahingehend einzuwirken, dass diese Instanzen<br />

nationenübergreifende Regularien zur<br />

Kontrolle des Private Equity Geschäftes schaffen<br />

<strong>und</strong> so für eine breite Transparenz des Geschäftsgebarens<br />

dieser Investoren sorgen.<br />

Gegenstände <strong>der</strong> Regulierung müssen sein:<br />

– Begrenzung <strong>der</strong> Verschuldung des Betriebes<br />

nach den Gr<strong>und</strong>sätzen ordnungsmäßiger Firmenführung<br />

(Beachtung des Verschuldungsgrades).<br />

– Verbot von Substanzgefährdenden Rekapitalisierungen,<br />

die das gekaufte Unternehmen<br />

durch Kredite finanzieren muss.<br />

– Vorgabe einer Eigenkapitalquote, mit <strong>der</strong> das<br />

Private Equity Unternehmen den Kauf mindestens<br />

finanzieren muss. Hier sind mindestens<br />

30 % <strong>der</strong> Kaufsumme sinnvoll.<br />

– Schaffung einer Veröffentlichungspflicht des<br />

Track Records <strong>der</strong> Private Equity-Unternehmen.<br />

– Rechtsverbindlicher Verhaltenskodex, <strong>der</strong> die<br />

Finanzinvestoren zur Einhaltung <strong>der</strong> Arbeitnehmerrechte<br />

verpflichtet.<br />

– Ausbau <strong>der</strong> Informations- <strong>und</strong> Beratungsrechte<br />

<strong>der</strong> Arbeitnehmervertretungen vor dem Verkauf<br />

an Private Equity-Investoren, inklusive <strong>der</strong> Verpflichtung<br />

für den engeren Bieterkreis, die jeweiligen<br />

Konzepte den Arbeitnehmervertretern<br />

zu präsentieren <strong>und</strong> mit diesen zu beraten.<br />

– Bei <strong>der</strong> Harmonisierung des Europäischen<br />

Steuerrechts ist darauf hinzuwirken, dass Veräußerungsgewinne<br />

<strong>und</strong> Kapitalerträge bei ihrem<br />

Entstehen bei <strong>der</strong> inländischen Managementgesellschaft<br />

besteuert werden.<br />

Finanzinvestoren einschränken – Gegen<br />

Finanzkapitalismus<br />

2.002 Antragsteller/in: Bamberg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge beschließen:<br />

Durch den Wandel vom Industriekapitalismus zum<br />

Finanzkapitalismus sind für die Betriebe <strong>und</strong> Beschäftigten<br />

neue Herausfor<strong>der</strong>ungen entstanden.<br />

Die Unternehmensführung ist oft nur noch kurzfristig<br />

auf Erfüllung <strong>der</strong> Finanzziele ausgerichtet. Dies<br />

führt zu zusätzlichen Belastungen <strong>der</strong> Firmen <strong>und</strong><br />

Druck auf die Belegschaften. Zukunftsinvestitionen<br />

<strong>und</strong> langfristige Ausrichtung <strong>der</strong> Firmenpolitik zur<br />

langfristigen Absicherung <strong>der</strong> Firmen <strong>und</strong> Arbeitsplätze<br />

tritt immer mehr in den Hintergr<strong>und</strong>. Investitionen<br />

werden nur bei Aussicht auf hohe Rendite<br />

getätigt. Den Unternehmen wird bei Käufen durch<br />

Finanzinvestoren <strong>der</strong> Kaufpreis als Kredit aufgebürdet.<br />

Beson<strong>der</strong>s wenn Finanzinvestoren die Inhaber<br />

von Firmen sind, sind die kurzfristigen Renditen<br />

<strong>und</strong> die Erfüllung <strong>der</strong> Finanzziele oberste Priorität.<br />

Dies wirkt aber auch auf „Privatunternehmer“ (mit<br />

privaten Eigentümern), bei denen auch die Renditeerwartungen<br />

in Folge weiter höher geschraubt<br />

werden.<br />

Um das Ausbluten von Firmen, das Herausziehen<br />

von Eigenkapital zu verhin<strong>der</strong>n, ist es notwendig,<br />

gesetzliche Regelungen zu schaffen. Eine solche<br />

Verhaltensweise gefährdet die Firmen <strong>und</strong> Arbeitsplätze,<br />

die Innovations- <strong>und</strong> Marktfähigkeit wird<br />

eingeschränkt. Die Schuldenbelastung <strong>der</strong> Unternehmen<br />

durch Firmenkäufe muss eingeschränkt<br />

werden. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> spricht sich für gesetzliche<br />

Regelungen aus.<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, die For<strong>der</strong>ungen an<br />

die Politik zu bringen <strong>und</strong> für eine Umsetzung einzutreten.<br />

Dazu ist es unter an<strong>der</strong>em notwendig,<br />

dass aktuelle Beispiele aufgezeigt <strong>und</strong> den Politikern<br />

nahe gebracht werden. Das Private Equity<br />

Netzwerk ist dazu auszubauen. Beispiele <strong>und</strong><br />

Handlungsmöglichkeiten für betroffenen Belegschaften<br />

<strong>und</strong> Betriebsräte/Vertrauensleute sind<br />

hier aufzunehmen. Wir brauchen zudem eine gesellschaftliche<br />

Diskussion über Zulässigkeit von<br />

Renditeansprüchen <strong>und</strong> darüber, was moralisch<br />

noch zu vertreten ist. Die Diskussion gilt es auszubauen.<br />

Erneuerbare Energien<br />

2.003 Antragsteller/in: Dortm<strong>und</strong><br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Den Vorstand zu beauftragen, sich noch stärker für<br />

mehr Mittel einzusetzen, um die Entwicklung, Forschung<br />

<strong>und</strong> den Einsatz erneuerbarer Energien voranzutreiben.<br />

Klimaschutz <strong>und</strong> Arbeit<br />

2.004 Antragsteller/in: Berlin<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> besteht bei <strong>der</strong> Sicherung <strong>und</strong><br />

Schaffung von Arbeitsplätzen <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>satz <strong>der</strong><br />

ökologischen Unbedenklichkeit. Arbeitsplätze in<br />

Hochtechnologien zur Verringerung des C02-Ausstoßes<br />

bei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>und</strong> Herstellung im Verkehrsbereich<br />

<strong>und</strong> Energieerzeugungsanlagen tragen<br />

zu einer nachhaltigen Sicherung von Arbeitsplätzen<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>en Lebensbedingungen aller<br />

Menschen bei.<br />

Wir unterstützen daher uneingeschränkt die europäischen<br />

Ziele bei <strong>der</strong> Verringerung <strong>der</strong> Luftverschmutzung<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Verbesserung des Klimaschutzes,<br />

um mit hohen Anfor<strong>der</strong>ungen eine Vorreiterfunktion<br />

in <strong>der</strong> Welt einzunehmen.<br />

50


Die Klimakatastrophe abwenden!<br />

2.005 Antragsteller/in: Schwäbisch Hall<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t die B<strong>und</strong>esregierung auf, ihre<br />

Erklärungen zum Kyoto-Protokoll tatsächlich einzuhalten<br />

<strong>und</strong> die Emissionen bis 2012 um mindestens<br />

21 Prozent zu senken.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t weiter, dass die vorhandenen<br />

technologischen Potenziale in Europa energisch,<br />

offensiv <strong>und</strong> vorbildgebend genutzt <strong>und</strong> geför<strong>der</strong>t<br />

werden, um durch Energiesparmaßnahmen sowie<br />

die verstärkte Nutzung von Wind-, Wasser- <strong>und</strong> Sonnenkraft<br />

Treibhausgas-Emissionen <strong>und</strong> zugleich<br />

die Abhängigkeit von Öl, Gas <strong>und</strong> Kohle zu reduzieren.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t verbindliche europäische<br />

Emissionsgrenzwerte im Verkehrsbereich <strong>und</strong> eine<br />

dauerhafte För<strong>der</strong>ung des öffentlichen Personennahverkehrs<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>er umweltfre<strong>und</strong>lichen Verkehrssystemen.<br />

Einen Wie<strong>der</strong>einstieg in die Atomenergie lehnt die<br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> kategorisch ab. Der Strukturwandel darf<br />

nicht zu Lasten <strong>der</strong> betroffenen Beschäftigten gehen.<br />

Der Vorstand wird deshalb beauftragt, gemeinsam<br />

mit an<strong>der</strong>en Gewerkschaften, Wissenschaftler <strong>und</strong><br />

Wissenschaftlerinnen <strong>und</strong> weiteren Verbündeten<br />

Vorschläge in diesem Sinne für ein sozialverträgliches<br />

<strong>und</strong> beschäftigungswirksames Umsteuerungs-<br />

<strong>und</strong> Investitionsprogramm zum vorsorgenden<br />

Klimaschutz zu entwickeln <strong>und</strong> durchzusetzen.<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, innerorganisatorische<br />

Maßnahmen zu entwickeln <strong>und</strong> umzusetzen,<br />

die umweltbelastenden Ressourcenverbrauch<br />

deutlich reduzieren.<br />

An uns selbst richten wir die For<strong>der</strong>ungen: Wir müssen<br />

unser Konsumverhalten verän<strong>der</strong>n um Energiesparen,<br />

-effizienz <strong>und</strong> erneuerbare Energien voranzubringen.<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen durch den Klimawandel<br />

begegnen<br />

2.006 Antragsteller/in: Leipzig<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die ökonomische Entwicklung, die sich in globalen<br />

Zusammenhängen vollzieht, ist nicht nur im Hinblick<br />

auf Arbeitnehmer- <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnenrechte<br />

problematisch. Die ökologischen Konsequenzen<br />

wurden bisher in <strong>der</strong> gewerkschaftlichen<br />

Politik zu wenig zum Thema gemacht. Mit dieser<br />

Entwicklung wird unsere Existenz aufs Spiel gesetzt.<br />

Ohne verbindliche <strong>und</strong> kontrollierbare<br />

Schutzmechanismen ist <strong>der</strong> Mensch als Teil <strong>der</strong> Natur<br />

dem kapitalistischen Raubbau ausgesetzt. Der<br />

soziale Kampf kann sich nicht überzeugend mit<br />

Kernarbeitsnormen beschäftigen, wenn die biologische<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Menschen in Frage steht. Die<br />

gewerkschaftliche Politik muss sich zukünftig stärker<br />

an dieser Problematik orientieren <strong>und</strong> sich mit<br />

ihr auseinan<strong>der</strong>setzen. Die öffentliche Diskussion<br />

<strong>und</strong> Aufmerksamkeit, die sich mit dem Klimawandel<br />

beschäftigt, ist innerhalb unserer sozialen<br />

Kämpfe zu wenig wahrgenommen. Wir ziehen daraus<br />

folgende Konsequenzen:<br />

– Das Thema ökologische Nachhaltigkeit wird im<br />

Bildungsprogramm <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> stärker gewichtet.<br />

Konkrete Angebote sollen in das Thema<br />

einführen, sensibilisieren <strong>und</strong> mögliche Alternativen<br />

entwickeln.<br />

– Innovationen im Sinne <strong>der</strong> ökologischen Nachhaltigkeit<br />

werden als ein Schwerpunkt in die tariflichen<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzungen einbezogen.<br />

– Die Arbeitsstruktur <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird in diesem<br />

Sinne ausgerichtet. So werden zukünftig bei allen<br />

Neuanschaffungen, insbeson<strong>der</strong>e von technischen<br />

Geräten <strong>und</strong> Dienstwagen energiesparende<br />

Varianten geprüft <strong>und</strong> favorisiert.<br />

Gesellschaftspolitik <strong>und</strong> allgemeine<br />

Gewerkschaftspolitik<br />

2.007 Antragsteller/in: Esslingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> soll sich aktiv für alle Möglichkeiten<br />

zur Reduzierung des Treibhausgases CO2 einsetzen.<br />

Die Vorstellungen Jürgen Peters, die beim Besuch<br />

des EU-Kommissar Verheugen im Februar öffentlich<br />

wurden, sind ein Schritt in die richtige Richtung.<br />

Jürgen Peters for<strong>der</strong>te die Automobilindustrie auf,<br />

„ökologische Auflagen nicht als Belastung <strong>und</strong><br />

wettbewerbspolitische Restriktion, son<strong>der</strong>n als<br />

Chance für produkt- <strong>und</strong> beschäftigungs-politische<br />

Innovation zu begreifen.“ (zitiert nach <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Extranet)<br />

Da <strong>der</strong> PKW-Verkehr nur 13 Prozent (Gesamtautoverkehr<br />

19 Prozent) des Gesamt-CO2-Ausstoß in<br />

Deutschland ausmacht, während Kraftwerke aller<br />

Art zu über 43 Prozent beteiligt sind, muss das umweltpolitische<br />

Engagement <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> breiter angelegt<br />

werden (Zahlen nach DIW).<br />

Erneuerbare Energien tragen heute nur zu 7 Prozent<br />

<strong>der</strong> Energieerzeugung bei, während Professoren<br />

<strong>der</strong> Uni Chemnitz belegen, dass mit dem heutigen<br />

Stand <strong>der</strong> Technik über 90 Prozent des Energiebedarfs<br />

Deutschland aus erneuerbaren Energiequellen<br />

bezogen werden könnte.<br />

Die drohende globale Umweltkatastrophe for<strong>der</strong>t<br />

gerade von uns Gewerkschaftern schnelles <strong>und</strong><br />

energisches Handeln, um auch den künftigen Generationen<br />

eine Lebenschance auf unserem Planeten<br />

zu ermöglichen.<br />

Das Prinzip <strong>der</strong> „Kreislaufwirtschaft", das sich insbeson<strong>der</strong>e<br />

gegen die Müllverbrennung richtet <strong>und</strong><br />

eine Weiternutzung aller eingebrachten Rohstoffe<br />

vorsieht, verdient in diesem Sinne auch stärkere<br />

Unterstützung seitens <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />

Dabei ist es notwendig, regionale Wertschöpfungsketten<br />

auf- <strong>und</strong> auszubauen.<br />

Neben den Möglichkeiten nachhaltige Beiträge für<br />

einen wirksamen Klimaschutz durch <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Aktivitäten<br />

in diesen Bereichen durchzusetzen, hat die-<br />

51


ses Engagement auch neue Chancen zur Schaffung<br />

von Arbeitsplätzen.<br />

Klimakatastrophe<br />

2.008 Antragsteller/in: Chemnitz<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich angesichts <strong>der</strong> drohenden<br />

Klimakatastrophe für den Ausbau regenerativer<br />

Energien <strong>und</strong> eine Kreislaufwirtschaft ein.<br />

Sie arbeitet mit entsprechenden Umweltbewegungen<br />

zusammen.<br />

Sie for<strong>der</strong>t die Schaffung neuer Arbeitsplätze in diesen<br />

Bereichen.<br />

Soziale Standards bei EU-För<strong>der</strong>ung<br />

2.009 Antragsteller/in: Ostbrandenburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich mit allen Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Organisation dafür ein, dass wirtschaftliche För<strong>der</strong>ungen<br />

jeglicher Art unter Beachtung <strong>der</strong> EU-Beihilferichtlinien<br />

(Liquiditätszulagen, Investitionszulagen,<br />

Lohnkostenzuschüsse usw.) nur an Unternehmen<br />

ausgereicht werden, die folgende Kriterien erfüllen:<br />

1. Einhaltung <strong>der</strong> für die jeweilige Branche gültigen<br />

Tarifverträge<br />

2. Einhaltung <strong>der</strong> demokratischen Strukturen im<br />

Bereich <strong>der</strong> Arbeitnehmer-Interessenvertretung<br />

3. Einhaltung einer an <strong>der</strong> Beschäftigtenzahl orientierten<br />

Ausbildungsquote<br />

In zunehmendem Maße entziehen sich Unternehmen<br />

ihrer sozialpolitischen Verantwortung. Betriebsverlagerungen<br />

werden immer wie<strong>der</strong> genutzt,<br />

um in strukturschwachen Regionen mit Lohndumping<br />

Gewinne zu steigern.<br />

Ansiedlungspolitik in Gemeinden, Kommunen <strong>und</strong><br />

Län<strong>der</strong>n wird nicht selten so betrieben, dass den<br />

Unternehmen Steuergel<strong>der</strong> zur Verfügung gestellt<br />

werden, ohne dass dabei Auflagen an die Unternehmen<br />

gestellt werden. Vielfach werden Arbeitsplätze<br />

vernichtet <strong>und</strong> Arbeitsplätze an an<strong>der</strong>en Standorten<br />

aufgebaut, <strong>der</strong>en Bedingungen sich deutlich<br />

verschlechtern. Auch bei Neuansiedlungen werden<br />

in erheblichem Umfang öffentliche Gel<strong>der</strong> zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich insbeson<strong>der</strong>e in den Bereichen<br />

<strong>der</strong> Struktur- <strong>und</strong> Tarifpolitik für gleiche Arbeitsbedingungen<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten ein.<br />

Begünstigt wird eine solche Politik durch Wirtschaftsför<strong>der</strong>ungen<br />

(Subventionierung) <strong>der</strong> Unternehmen<br />

in den unterschiedlichsten Regionen, so<br />

lange nicht mindestens die im Antrag genannten<br />

Kriterien erfüllt werden. Vielfach führen Verlagerungen<br />

von Unternehmen <strong>und</strong> Neuansiedlungen zu<br />

Wettbewerbsverzerrung insgesamt in den Regionen.<br />

Die Konsequenz, dass zunehmend nur Heranführungs-<br />

bzw. Haustarife abgeschlossen werden,<br />

die im Gr<strong>und</strong>e Abweichungen vom Flächentarifvertrag<br />

beinhalten, tragen zur Beschleunigung <strong>der</strong> bereits<br />

bestehenden Abwärtsspirale bei.<br />

Steuerpolitik<br />

2.010 Antragsteller/in: Ludwigsfelde<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung betreibt – wie schon ihre Vorgängerregierungen<br />

– eine gezielte Steuerpolitik,<br />

die die Lasten in <strong>der</strong> Gesellschaft nach unten verschiebt.<br />

Nachdem zum Beispiel <strong>der</strong> Spitzensteuersatz<br />

mehrfach gesenkt wurde, Körperschaftssteuern<br />

gesenkt <strong>und</strong> die Steuer auf Gewinne von Beteiligungsverkäufen<br />

abgeschafft wurde, steht eine<br />

neue R<strong>und</strong>e <strong>der</strong> Umverteilung bevor.<br />

Die breite Bevölkerung wurde durch die Erhöhung<br />

<strong>der</strong> Mehrwertsteuer, Reduzierung des Sparerfreibetrags,<br />

Einschränkung <strong>der</strong> Kilometerpauschale<br />

<strong>und</strong> einseitige Überwälzung von Kosten in <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitsversorgung<br />

<strong>und</strong> einiges mehr belastet.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> lehnt die neuerliche Unternehmenssteuerreform,<br />

die die Unternehmenssteuersätze<br />

nochmals um etwa ein Viertel reduziert, auf das<br />

Schärfste ab. Eine Begünstigung <strong>der</strong> Unternehmen<br />

ist angesichts ihrer hervorragenden Wettbewerbs<strong>und</strong><br />

Gewinnsituation in je<strong>der</strong> Hinsicht überflüssig.<br />

Ebenso lehnt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> die Reduzierung <strong>der</strong> Besteuerung<br />

von Zins- <strong>und</strong> Dividendenerträgen auf<br />

nur noch 25 Prozent statt <strong>der</strong> bisherigen Versteuerung<br />

mit dem persönlichen Einkommenssteuersatz<br />

ab. Durch diese sogenannte Abgeltungssteuer werden<br />

große Kapitaleinkünfte gegenüber den Einkünften<br />

aus Arbeit in unverantwortlicher <strong>und</strong> wohl<br />

auch gr<strong>und</strong>gesetzwidriger Weise besser gestellt.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bekräftig das von ihr vorgelegte Konzept<br />

einer solidarischen Einfachsteuer <strong>und</strong> for<strong>der</strong>t<br />

die B<strong>und</strong>esregierung auf, sich damit ernsthaft auseinan<strong>der</strong><br />

zu setzen.<br />

Rückzahlung von Steuersubventionen <strong>und</strong><br />

Forschungsgel<strong>der</strong>n bei Arbeitsplatzabbau<br />

2.011 Antragsteller/in: Duisburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> soll Einfluss auf den Gesetzgeber nehmen,<br />

dass bei Missbrauch von Subventionen <strong>und</strong><br />

Forschungsgel<strong>der</strong>n eine Rückzahlung erzwungen<br />

wird, wenn ein Standort geschlossen o<strong>der</strong> verlagert<br />

wird. Diese Rückzahlung muss in den ersten 10 Jahren<br />

verbindlich sein.<br />

Steuerpolitik<br />

2.012 Antragsteller/in: Weilheim<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, mit hohem Nachdruck<br />

Initiativen zu entwickeln, dass die Verlagerung<br />

von Arbeitsplätzen nicht mehr durch Steuermittel<br />

angereizt bzw. unterstützt werden darf.<br />

52


Diese Initiative richtet sich sowohl an die B<strong>und</strong>esregierung<br />

als auch an die europäische Kommission.<br />

Einwirkung auf Gesetzgeber ! – Ermäßigte<br />

Steuern auf alle lebensnotwendigen Gr<strong>und</strong>güter<br />

2.013 Antragsteller/in: Krefeld<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t auf<br />

den Gesetzgeber einzuwirken, dass die Liste mit<br />

den ermäßigten Steuersätzen neu zu erarbeiten ist.<br />

Hier sind alle lebensnotwendigen Gr<strong>und</strong>güter, wie<br />

zum Beispiel Medikamente, Mineralwasser, öffentlicher<br />

Personen-Nahverkehr <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e aufzunehmen<br />

.<br />

Beibehaltung <strong>der</strong> Pendlerpauschale ab dem<br />

ersten Kilometer<br />

2.014 Antragsteller/in:<br />

Duisburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich beim Gesetzgeber dafür ein,<br />

dass die verschlechternden Regelungen im Einkommensteuergesetz<br />

zur so genannten Pendlerpauschale<br />

zurückgenommen werden <strong>und</strong> ab dem ersten<br />

Kilometer eine Pendlerpauschale gezahlt wird.<br />

Wirtschaftswachstum<br />

2.015 Antragsteller/in: Berlin<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setze sich für qualitatives Wachstum<br />

ein.<br />

Ökonomische <strong>und</strong> ökologische Nachhaltigkeit <strong>und</strong><br />

dadurch Sicherheit für qualitative Beschäftigung<br />

muss das erste Ziel beim Wachstum <strong>der</strong> Wirtschaft<br />

sein.<br />

Wir werden dieses als interne Gr<strong>und</strong>lage innerhalb<br />

unserer Organisation umsetzen als auch gegenüber<br />

den politisch Handelnden in <strong>der</strong> Politik vertreten.<br />

Unter qualitativem Wachstum verstehen wir nicht,<br />

mehr Produktion auf Kosten <strong>der</strong> Umwelt <strong>und</strong> letztendlich<br />

die Zerstörung <strong>der</strong> Lebensgr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong><br />

Menschheit. Genauso wenig die Herstellung <strong>und</strong><br />

Vertrieb von billigen, qualitativ min<strong>der</strong>wertigen<br />

Produkten, die we<strong>der</strong> qualifizierte gut bezahlte Arbeitsplätze<br />

noch Wirtschaftswachstum bringen.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird deshalb in Zukunft Slogans zu<br />

Kampagnen wie „Wachstum schafft Sicherheit“ zur<br />

Tarifr<strong>und</strong>e 2006 differenzierter formulieren. Genauso<br />

<strong>der</strong> Slogan zur Tarifr<strong>und</strong>e 2007 „Unser Job ist<br />

die Arbeit“ suggeriert mit „Job“ nicht qualifizierte<br />

Arbeit, wie diese auch bei 1-Euro-Jobbern usw. verstanden<br />

wird.<br />

Technologien <strong>und</strong> Innovationen för<strong>der</strong>n den<br />

Strukturwandel <strong>und</strong> schützen die Umwelt<br />

2.016 Antragsteller/in: Salzgitter<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Angesichts <strong>der</strong> aktuellen Diskussion über den Klimawandel<br />

gerade auch im Hinblick auf den bisher<br />

unvermin<strong>der</strong>ten Ausstoß von Kohlendioxiden <strong>und</strong><br />

den damit verb<strong>und</strong>enen Folgen für die Umwelt <strong>und</strong><br />

die Gesellschaft insgesamt ist es unbedingt notwendig,<br />

jetzt entsprechende Schritte einzuleiten,<br />

um eine Verringerung <strong>der</strong> zu erwartenden klimatischen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen zu erreichen.<br />

Die gemeinsame Erklärung von BMU <strong>und</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

zur zukunftsweisenden Umwelt-Strategie für die<br />

europäische Automobilindustrie wird begrüßt <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, darüber<br />

hinaus eine innovationspolitische Strategie<br />

für den gesamten Bereich <strong>der</strong> Energiepolitik zu entwickeln<br />

<strong>und</strong> dabei den Zusammenhang zu einer aktiven<br />

Beschäftigungspolitik deutlich zu machen.<br />

Zur Zeit wird vermehrt von konservativer <strong>und</strong> neoliberaler<br />

Seite versucht die Diskussion um den Klimawandel<br />

zu nutzen, um den beschlossenen Atomausstieg<br />

wie<strong>der</strong> rückgängig zu machen. Dabei wird die<br />

Atomenergie als angebliche Alternative gehandelt,<br />

um zu einer Vermin<strong>der</strong>ung des CO2-Ausstoßes zu<br />

kommen. Hierbei werden die Gefahren <strong>der</strong> Atomenergie<br />

<strong>und</strong> die noch immer nicht erfolgte Beantwortung<br />

<strong>der</strong> Frage nach einer verantwortbaren Endlagerung<br />

<strong>der</strong> atomaren Abfälle bewusst verschwiegen.<br />

Von daher bekräftigt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, dass <strong>der</strong> Ausstieg<br />

aus dem Ausstieg keine gangbare Möglichkeit ist.<br />

Vielmehr muss gerade jetzt die Möglichkeit <strong>der</strong> alternativen<br />

<strong>und</strong> erneuerbaren Energieerzeugung<br />

ausgebaut <strong>und</strong> erweitert werden. Hierzu zählen vor<br />

allem die Wind- <strong>und</strong> Wasserkraft, sowie die Solarenergie.<br />

Dies trägt aus ökologischer Sicht zu einem<br />

Abbau <strong>der</strong> CO2-Emissionen bei <strong>und</strong> ist ein spürbarer<br />

Fortschritt im Klimaschutz.<br />

Darüber hinaus ist dieser Schritt aber auch aus beschäftigungspolitischen<br />

Aspekten unerlässlich.<br />

Vor allem im Bereich <strong>der</strong> Windenergie sind in den<br />

vergangenen zehn Jahren nach Angaben des BMU<br />

bis zu 50.000 Arbeitsplätze geschaffen worden.<br />

Dies ist somit ein wichtiger Beitrag zur Schaffung<br />

von humanen <strong>und</strong> zukunftsfähigen Arbeitsplätzen<br />

<strong>und</strong> kann als mittelfristiger Ersatz für den zu erwartenden<br />

Abbau von Arbeitsplätzen z. B. in <strong>der</strong> Kohleför<strong>der</strong>ung,<br />

sogar zu einer positiven Beschäftigungsbilanz<br />

führen.<br />

Diese Chancen müssen wir unbedingt nutzen <strong>und</strong><br />

öffentlich von <strong>der</strong> Politik einfor<strong>der</strong>n!<br />

Nachhaltige Wende zur umfassenden<br />

Kreislaufwirtschaft<br />

2.017 Antragsteller/in: Duisburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Dass <strong>der</strong> Vorstand auf die B<strong>und</strong>esregierung für eine<br />

nachhaltige Wende zu einer umfassenden Kreis-<br />

53


laufwirtschaft <strong>und</strong> den Einsatz von erneuerbaren<br />

Energien einwirkt.<br />

Streikrecht / Sozialvertrag / Verlagerungsabgabe<br />

2.018 Antragsteller/in: Nürnberg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

International tätige Konzerne spielen im globalen<br />

Wettbewerb <strong>und</strong> beson<strong>der</strong>s im Standortpoker innerhalb<br />

<strong>der</strong> EU nicht nur Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />

son<strong>der</strong>n auch Kommunen <strong>und</strong> Staaten<br />

gegeneinan<strong>der</strong> aus. Gleichzeitig werden sie<br />

durch Abschreibungsmöglichkeiten von Verlagerungskosten<br />

geradezu ermuntert, Arbeitsplätze in<br />

Steuerparadiese <strong>und</strong> Niedriglohnlän<strong>der</strong> – gerade<br />

auch innerhalb <strong>der</strong> EU – zu verlagern.<br />

Die Politik ist gefor<strong>der</strong>t im Interesse <strong>der</strong> Arbeitnehmer<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen Gegenstrategien zu<br />

entwickeln. Diese müssen einerseits auf steuerlicher<br />

Ebene wie etwa Erreichen einer einheitlichen<br />

Mindestunternehmerbesteuerung innerhalb <strong>der</strong><br />

EU angesiedelt sein, an<strong>der</strong>erseits müssen den Arbeitnehmern<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen bessere<br />

Möglichkeiten an die Hand gegeben werden, mit<br />

den Arbeitgebern auf gleicher Augenhöhe auch um<br />

Fragen unternehmerischer Entscheidungen zu verhandeln<br />

<strong>und</strong> notfalls mit den Mitteln eines Arbeitskampfes<br />

entsprechend Druck auf den Unternehmer<br />

auszuüben. Gerade die Auseinan<strong>der</strong>setzung um<br />

das Werk AEG Hausgeräte in Nürnberg hat gezeigt,<br />

dass die gesetzlichen Möglichkeiten in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland nur unzureichend entwickelt<br />

sind.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> macht deshalb seinen<br />

Einfluss auf die politischen Entscheidungsträger<br />

<strong>und</strong> Entscheidungsträgerinnen für die nachfolgenden<br />

Maßnahmen zur Abwehr o<strong>der</strong> wenigstens zur<br />

Erschwerung existenzvernichten<strong>der</strong> Arbeitsplatzverlagerungen<br />

geltend:<br />

1. Wer Arbeitsplätze verlagert muss eine Abgabe<br />

bezahlen (Verlagerungsabgabe). Damit sollen<br />

Mittel zweckgeb<strong>und</strong>en an die Region fließen,<br />

die vom Arbeitsplatzverlust betroffen ist <strong>und</strong><br />

gleichzeitig <strong>der</strong> Preis <strong>der</strong> Verlagerung in die Höhe<br />

getrieben werden.<br />

2. Verlagerungskosten einschließlich etwaiger<br />

Abfindungszahlungen an die Arbeitnehmer<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen <strong>und</strong> die zu schaffende<br />

Verlagerungsabgabe dürfen nicht steuermin<strong>der</strong>nd<br />

Berücksichtigung finden. Damit unterbindet<br />

<strong>der</strong> Staat, dass nicht nur Arbeitsplätze<br />

son<strong>der</strong>n gleichzeitig auch Steuereinnahmen,<br />

nicht nur für die Zukunft son<strong>der</strong>n schon im Jahr<br />

<strong>der</strong> Verlagerung, ausbleiben.<br />

3. Ein Streikrecht in Deutschland, das nicht für die<br />

Abmil<strong>der</strong>ung einer unternehmerischen Entscheidung,<br />

son<strong>der</strong>n auch gegen die unternehmerische<br />

Entscheidung selbst zulässig ist.<br />

4. Abschaffung von öffentlichen Anreizsystemen<br />

aus nationalen o<strong>der</strong> EU-Mitteln, die Produktionsverlagerungen<br />

begünstigen.<br />

Verlagerung von Arbeitsplätzen – Öffentliche<br />

För<strong>der</strong>ung<br />

2.019 Antragsteller/in: Bamberg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Immer wie<strong>der</strong> gibt es Verlagerungen von bestehen<strong>der</strong><br />

Produktion innerhalb <strong>der</strong> EU. Bestehende Arbeitsplätze<br />

werden in einem Land abgebaut, in einem<br />

an<strong>der</strong>en Land mit öffentlichen För<strong>der</strong>mitteln,<br />

als neue aufgebaut. Dies geschah innerhalb<br />

Deutschlands beim Aufbau Ost <strong>und</strong> geschieht bei<br />

Verlagerungen in Osteuropäische Län<strong>der</strong>. Oft werden<br />

EU För<strong>der</strong>mittel auch über die jeweiligen Län<strong>der</strong><br />

indirekt als För<strong>der</strong>ung für Industrieansiedlung<br />

<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Zuschüsse für neueingestellte Arbeitskräfte<br />

gewährt.<br />

Hier ist es notwendig, dass die För<strong>der</strong>praxis aufgezeigt<br />

wird <strong>und</strong> betriebliche Beispiele den Politikern<br />

nahegebracht werden. Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t,<br />

auf die Politik einzuwirken, dass es keine För<strong>der</strong>ung<br />

bei Arbeitsplatzverlagerung von bestehenden<br />

Arbeitsplätzen gibt. Die Abschreibungsmöglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Verlagerungskosten müssen ausgeschlossen<br />

werden. Die EU hat entsprechende Vorgaben<br />

beschlossen, diese müssen durchgesetzt<br />

<strong>und</strong> Verstöße dagegen geahndet werden.<br />

Industriepolitik<br />

2.020 Antragsteller/in: Heilbronn-<br />

Neckarsulm<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Zwei Jahrzehnte <strong>der</strong> Deregulierung, eine neoliberal<br />

geprägte Wirtschaftspolitik <strong>und</strong> eine am Sharehol<strong>der</strong><br />

Value orientierte Unternehmenspolitik haben<br />

eine katastrophale Beschäftigungsbilanz hinterlassen.<br />

Neben einer europäisch koordinierten Wirtschafts-<br />

<strong>und</strong> Beschäftigungspolitik brauchen wir eine<br />

aktive Industriepolitik.<br />

Wichtig für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung,<br />

für Wachstum <strong>und</strong> Beschäftigung <strong>und</strong> für die<br />

erfolgreiche Bewältigung des Strukturwandels sind<br />

die nachhaltige Sicherung <strong>der</strong> bestehenden Industriestrukturen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Weiterentwicklung.<br />

Die industrielle Basis ist für unsere Volkswirtschaft<br />

lebensnotwendig. Wissenschaft <strong>und</strong> mo<strong>der</strong>ne<br />

Dienstleistungen können sich nur auf dieser Gr<strong>und</strong>lage<br />

entwickeln. Umgekehrt basieren Industrieprodukte<br />

immer stärker auf Wissen <strong>und</strong> Dienstleistungen.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e mit <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie<br />

sowie <strong>der</strong> Stahlindustrie verfügt unser Land über<br />

hoch innovative stabile Kerne. Die Industrie ist in<br />

hohem Maße in den Weltmarkt integriert. Ein Exportanteil<br />

von häufig mehr als 50 Prozent ist Beleg<br />

für hohe Innovationskraft <strong>und</strong> Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Ein Erfolgsfaktor ist das hohe Qualifikationsniveau<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten mit ihren spezialisierten<br />

Kenntnissen. Eine ausgeprägte Forschungs- <strong>und</strong><br />

Entwicklungsinfrastruktur aus Universitäten, Hochschulen,<br />

eine dichte Institutslandschaft <strong>und</strong> die be-<br />

54


ufliche Bildung tragen zum notwendigen Wissenstransfer<br />

bei.<br />

Die Industrie ist wachsenden Gefährdungen ausgesetzt:<br />

• Durch den Strukturwandel hat in den vergangenen<br />

Jahren in wichtigen Branchen, wie im Textil<strong>und</strong><br />

Bekleidungsgewerbe <strong>und</strong> <strong>der</strong> Holzverarbeitung,<br />

ein weiterer Arbeitsplatzabbau stattgef<strong>und</strong>en.<br />

• Durch Auslandsinvestitionen werden Wertschöpfungsketten<br />

neu strukturiert <strong>und</strong> Arbeitsplätze<br />

ins Ausland verlagert. Es bilden sich<br />

transnationale Produktionsnetzwerke heraus,<br />

durch die in unserem Land insbeson<strong>der</strong>e Arbeitsplätze<br />

mit geringer Qualifikation zum Opfer<br />

fallen.<br />

• Wachsende Belastungen <strong>und</strong> neue Leistungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

in <strong>der</strong> Industriearbeit, bei sich<br />

weiter verän<strong>der</strong>nden <strong>und</strong> steigenden Qualifikationsanfor<strong>der</strong>ungen,<br />

for<strong>der</strong>n angesichts älter<br />

werden<strong>der</strong> Belegschaften neue Antworten in<br />

<strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Arbeit.<br />

• Alle Industriebereiche, Leitsektoren wie <strong>der</strong><br />

Fahrzeugbau inbegriffen, werden auch künftig<br />

einem weltweit verstärkten Wettbewerb ausgesetzt.<br />

Erfor<strong>der</strong>lich ist eine strategische Industriepolitik,<br />

die auf die qualitativen Vorsprünge <strong>der</strong><br />

Wirtschaft setzt, um die industriellen Kerne zu<br />

erhalten.<br />

• Angesichts des durch Globalisierung <strong>und</strong> internationale<br />

Arbeitsteilung forcierten Strukturwandels<br />

ist die Sicherung mittelständischer<br />

Unternehmen beson<strong>der</strong>s wichtig für den Erhalt<br />

einer ausgewogenen Industriestruktur <strong>und</strong> für<br />

ein hohes Beschäftigungsniveau.<br />

• Angesichts des Wandels in <strong>der</strong> Unternehmensrefinanzierung<br />

brauchen wir die För<strong>der</strong>ung von<br />

Beteiligungsmodellen an Unternehmen, die<br />

nicht auf kurzfristige Rendite zielen, son<strong>der</strong>n<br />

ein nachhaltiges Unternehmenswachstum gewährleisten.<br />

• Zur Stärkung <strong>der</strong> Cluster empfehlen wir die<br />

Gründung von Wirtschaftsför<strong>der</strong>gesellschaften<br />

auf Landesebene, in denen die Län<strong>der</strong>, ihre För<strong>der</strong>banken,<br />

Universitäten <strong>und</strong> Hochschulen,<br />

Vertreter <strong>und</strong> Vertreterinnen <strong>der</strong> Wirtschaft <strong>und</strong><br />

Verbände, Gewerkschaften <strong>und</strong> kommunale<br />

<strong>und</strong> regionale Wirtschaftsför<strong>der</strong>er <strong>und</strong> -för<strong>der</strong>innen<br />

vertreten sind. Hierdurch sollen Zukunftsprojekte<br />

gemeinsam angestoßen werden.<br />

• Durch die aktive Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung soll die<br />

Firmenneugründung unterstützt <strong>und</strong> die Firmenübergabe<br />

beratend begleitet werden.<br />

• Auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Branchen brauchen wir einen<br />

strategischen Dialog über künftige Ausrichtung<br />

<strong>und</strong> die Anfor<strong>der</strong>ungen an Politik <strong>und</strong> Wirtschaft.<br />

• Ein großes Zukunftspotential bilden umweltfre<strong>und</strong>liche<br />

Technologien <strong>und</strong> die verstärkte<br />

Nutzung regenerativer Energien. In Zukunft<br />

werden Umweltverträglichkeit <strong>und</strong> Ressourcenverbrauch<br />

von Produkten eine immer größere<br />

Rolle spielen. Durch eine gezielte För<strong>der</strong>politik<br />

müssen diese Bereiche ausgeweitet<br />

werden. Eine ökologische <strong>und</strong> nachhaltige Industriepolitik<br />

ist kein Wachstumshemmnis,<br />

son<strong>der</strong>n ein Motor für qualitatives Wachstum.<br />

• Als Land mit einem hohen Anteil <strong>der</strong> Fahrzeugindustrie<br />

müssen wir die Entwicklung alternativer<br />

Antriebssysteme (Brennstoffzelle, Hybridfahrzeuge)<br />

<strong>und</strong> die Herstellung von Brennstoffen<br />

aus Biomasse för<strong>der</strong>n, weil dies für die Automobilindustrie<br />

von existenzieller Bedeutung<br />

ist. Der CO2-Ausstoss <strong>der</strong> Fahrzeugflotten<br />

muss auf die politischen Vorgaben reduziert<br />

werden.<br />

• Die weitere Innovationskraft <strong>der</strong> Industrie wird<br />

wesentlich von <strong>der</strong> Stärke wichtiger Querschnittstechnologien<br />

(Werkstoff-, Mikro- <strong>und</strong><br />

Lasertechnologie) abhängen. Wichtig wird<br />

sein, dass die bestehenden Clusterstrukturen<br />

<strong>und</strong> Produktionsvernetzungen ausgebaut werden.<br />

Die steigende Komplexität <strong>und</strong> Vielfalt <strong>der</strong><br />

Produkte macht Kooperation unentbehrlich.<br />

• Die Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsaktivitäten<br />

müssen vorangetrieben werden.<br />

• Wir benötigen aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> demographischen<br />

Entwicklung Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Arbeitspolitik<br />

in <strong>der</strong> Industrie. Über die Unterstützung lebenslangen<br />

Lernens <strong>und</strong> <strong>der</strong> Einrichtung ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>licher<br />

altersgerechter Arbeitsbedingungen<br />

muss dafür gesorgt werden, dass<br />

Menschen länger ges<strong>und</strong> in Arbeit bleiben können.<br />

Um ihr industriepolitisches Profil zu schärfen, muss<br />

die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> neben allgemeinen Positionierungen<br />

in den wesentlichen Branchen ihre Leitvorstellungen<br />

unter Einbeziehung <strong>der</strong> Beschäftigten präzisieren.<br />

Auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Bezirke sind entsprechende Ressorts<br />

für Industriepolitik einzurichten, die koordiniert<br />

über den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> jeweils die<br />

Verantwortung für eine Leitbranche übernehmen.<br />

Es ist sicherzustellen, dass die industriepolitischen<br />

Positionen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> mit <strong>der</strong> Betriebspolitik besser<br />

verb<strong>und</strong>en werden. Gerade in <strong>der</strong> betrieblichen<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung um Produktionsstandorte<br />

sind diese zur Darlegung alternativer Strategien erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Regionalpolitik als notwenige Flankierung von<br />

Betriebspolitik<br />

2.021 Antragsteller/in: Chemnitz<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, ein Projekt<br />

mit mehreren Verwaltungsstellen zusammen<br />

(gemischt Ost/West) zur weiteren Entwicklung <strong>der</strong><br />

Regionalpolitik als notwendige Flankierung von Betriebspolitik<br />

zu initiieren.<br />

Ziel des Projektes:<br />

1. Die regionalpolitischen Aktivitäten von Verwaltungsstellen<br />

darzustellen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gesamtorganisation<br />

zugängig zu machen.<br />

2. Beispielhafte regionale Projekte – Erhalt von<br />

Arbeitsplätzen o<strong>der</strong> soziale Aktivitäten – zu<br />

55


verallgemeinern <strong>und</strong> für eine aktive Betriebs<strong>und</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong>politik zu nutzen.<br />

3. Die weitere inhaltliche Entwicklung von Transfergesellschaften<br />

zu unterstützen <strong>und</strong> somit eine<br />

bessere Voraussetzung für den öffentlich geför<strong>der</strong>ten<br />

Arbeitsmarkt zu schaffen.<br />

4. Initiierung von Kompetenznetzwerken regionaler<br />

Bildungsträger mit dem Ziel, öffentliche Mittel<br />

für Qualifizierungsmaßnahmen effektiver<br />

einzusetzen, <strong>und</strong> damit Beschäftigten <strong>und</strong> Arbeitsuchenden<br />

zielorientiertere Beratung <strong>und</strong><br />

Weiterbildung zu ermöglichen.<br />

5. In Bezug auf die Vergabe <strong>der</strong> öffentlichen Mittel<br />

– Agentur für Arbeit; Europäischen Fonds für regionale<br />

Entwicklung <strong>und</strong> europäischer Sozialfonds<br />

– sind die Mitbestimmungs- <strong>und</strong> Mitwirkungsmöglichkeiten<br />

auszubauen.<br />

6. Aus dem Projekt können weitere Impulse für die<br />

Entwicklung von Kompetenzen für Regionalpolitik<br />

<strong>und</strong> somit einer Verzahnung mit <strong>der</strong> Betriebs-<br />

<strong>und</strong> Tarifpolitik entstehen.<br />

Mitbestimmung leben – gewerkschaftliche<br />

Gestaltungskraft ausbauen<br />

2.022 Antragsteller/in: Wolfsburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> entwickelt zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> wirtschaftlichen,<br />

sozialen, beruflichen, ökologischen<br />

<strong>und</strong> kulturellen Interessen ihrer Mitglie<strong>der</strong> ein Politikkonzept<br />

zur regionalen Wirtschafts- <strong>und</strong> Strukturpolitik<br />

<strong>und</strong> schafft die personellen, fachlichen<br />

<strong>und</strong> strukturellen Voraussetzungen zur Unterstützung,<br />

Initiierung <strong>und</strong> Weiterentwicklung dieser Arbeit.<br />

Leitlinie ist hierbei, Standortkonkurrenz <strong>und</strong> Lohndumping<br />

entgegenzuwirken <strong>und</strong> dabei die regionale<br />

Gestaltungskraft <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auszubauen.<br />

Im Kontext <strong>der</strong> verdichteten globalen Wirtschaftsbeziehungen<br />

ist eine regionale Verankerung <strong>und</strong><br />

Vernetzung <strong>der</strong> Unternehmen mit Akteuren aus<br />

Hochschulen, Gebietskörperschaften sowie sozialen<br />

<strong>und</strong> kulturellen Einrichtungen <strong>und</strong> Initiativen<br />

von hoher Bedeutung für die Sicherung von Arbeits<strong>und</strong><br />

Lebensqualität in den Regionen.<br />

Der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> als sozialer <strong>und</strong> wirtschaftlicher Akteurin<br />

kommt hierbei eine herausragende Rolle zu,<br />

um losgelöst von lokalem Kirchturmdenken umfassend<br />

die Interessen <strong>der</strong> abhängig Beschäftigten zu<br />

vertreten <strong>und</strong> prekären Lebens- <strong>und</strong> Arbeitsverhältnissen<br />

entgegenzuwirken. Um die entwickelten<br />

Gr<strong>und</strong>sätze von „Guter Arbeit“ durchzusetzen,<br />

baut die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in den Regionen ihre Gestaltungskraft<br />

als Wächterin für „faire Arbeit“ sowie als<br />

innovative Gestalterin zum Halten <strong>und</strong> Schaffen von<br />

Arbeitsplätzen im Sinne von „Besser statt Billiger“<br />

aus.<br />

Damit Standortfragen nicht zu Lasten von Beschäftigten<br />

<strong>und</strong> Tarifstandards gelöst werden, wird die<br />

b<strong>und</strong>esweite, europäische <strong>und</strong> internationale gewerkschaftliche<br />

Vernetzung in Fragen <strong>der</strong> regionalen<br />

Wirtschafts- <strong>und</strong> Strukturpolitik durch den Vorstand<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> organisiert <strong>und</strong> ein Katalog von<br />

Leitzielen für das regionale Engagement <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

entwickelt.<br />

Mit diesem Politikansatz wird das Profil <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

als innovativer <strong>und</strong> sozialer Gestalterin von Arbeit<br />

<strong>und</strong> Lebensqualität geschärft. Dieser erweiterte<br />

Mitbestimmungsbegriff ist notwendig, um den<br />

Gestaltungsanspruch <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in Betrieb <strong>und</strong><br />

Gesellschaft durchzusetzen <strong>und</strong> zu sichern.<br />

Voraussetzungen zur erfolgreichen Umsetzung des<br />

Konzeptes sind insbeson<strong>der</strong>e:<br />

– B<strong>und</strong>esweite Tagungen zur Vernetzung <strong>und</strong><br />

Profilbildung<br />

– Koordinierung <strong>und</strong> fachliche Unterstützung in<br />

den Bereichen Innovations-, Branchen <strong>und</strong> Regionalpolitik<br />

– Verankerung des erweiterten Mitbestimmungsbegriffs<br />

in den Bildungseinheiten <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong>.<br />

Mitbestimmung leben – gewerkschaftliche<br />

Gestaltungskraft ausbauen<br />

2.023 Antragsteller/in: Braunschweig<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> entwickelt zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> wirtschaftlichen,<br />

sozialen, beruflichen, ökologischen<br />

<strong>und</strong> kulturellen Interessen ihrer Mitglie<strong>der</strong> ein Politikkonzept<br />

zur regionalen Wirtschafts- <strong>und</strong> Strukturpolitik<br />

<strong>und</strong> schafft die personellen, fachlichen <strong>und</strong><br />

strukturellen Voraussetzungen zur Unterstützung,<br />

Initiierung <strong>und</strong> Weiterentwicklung dieser Arbeit.<br />

Leitlinie ist hierbei, Standortkonkurrenz <strong>und</strong> Lohndumping<br />

entgegenzuwirken <strong>und</strong> dabei die regionale<br />

Gestaltungskraft <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auszubauen.<br />

Im Kontext <strong>der</strong> verdichteten globalen Wirtschaftsbeziehungen<br />

ist eine regionale Verankerung <strong>und</strong><br />

Vernetzung <strong>der</strong> Unternehmen mit Akteuren aus<br />

Hochschulen, Gebietskörperschaften sowie sozialen<br />

<strong>und</strong> kulturellen Einrichtungen <strong>und</strong> Initiativen<br />

von hoher Bedeutung für die Sicherung von Arbeits<strong>und</strong><br />

Lebensqualität in den Regionen.<br />

Der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> als sozialer <strong>und</strong> wirtschaftlicher Akteurin<br />

kommt hierbei eine herausragende Rolle zu,<br />

um losgelöst von lokalem Kirchturmdenken umfassend<br />

die Interessen <strong>der</strong> abhängig Beschäftigten zu<br />

vertreten <strong>und</strong> prekären Lebens- <strong>und</strong> Arbeitsverhältnissen<br />

entgegenzuwirken.<br />

Um die entwickelten Gr<strong>und</strong>sätze von „Guter Arbeit“<br />

durchzusetzen, baut die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in den Regionen<br />

ihre Gestaltungskraft als Wächterin für „faire Arbeit“<br />

sowie als innovative Gestalterin zum Halten<br />

<strong>und</strong> Schaffen von Arbeitsplätzen im Sinne von<br />

„Besser statt Billiger“ aus.<br />

Damit Standortfragen nicht zu Lasten von Beschäftigten<br />

<strong>und</strong> Tarifstandards gelöst werden, wird die<br />

b<strong>und</strong>esweite, europäische <strong>und</strong> internationale gewerkschaftliche<br />

Vernetzung in Fragen <strong>der</strong> regionalen<br />

Wirtschafts- <strong>und</strong> Strukturpolitik durch den Vorstand<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> organisiert <strong>und</strong> ein Katalog von<br />

Leitzielen für das regionale Engagement <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

entwickelt.<br />

Mit diesem Politikansatz wird das Profil <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

als innovativer <strong>und</strong> sozialer Gestalterin von Ar-<br />

56


eit <strong>und</strong> Lebensqualität geschärft. Dieser erweiterte<br />

Mitbestimmungsbegriff ist notwendig, um den<br />

Gestaltungsanspruch <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in Betrieb <strong>und</strong><br />

Gesellschaft durchzusetzen <strong>und</strong> zu sichern.<br />

Voraussetzungen zur erfolgreichen Umsetzung des<br />

Konzeptes sind insbeson<strong>der</strong>e:<br />

– B<strong>und</strong>esweite Tagungen zur Vernetzung <strong>und</strong><br />

Profilbildung<br />

– Koordinierung <strong>und</strong> fachliche Unterstützung in<br />

den Bereichen Innovations-, Branchen <strong>und</strong> Regionalpolitik<br />

– Verankerung des erweiterten Mitbestimmungsbegriffs<br />

in den Bildungseinheiten <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong>.<br />

Gestaltungsanspruch <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in Betrieb <strong>und</strong><br />

Gesellschaft durchzusetzen <strong>und</strong> zu sichern.<br />

Voraussetzungen zur erfolgreichen Umsetzung des<br />

Konzeptes sind insbeson<strong>der</strong>e:<br />

– b<strong>und</strong>esweite Tagungen zur Vernetzung <strong>und</strong><br />

Profilbildung<br />

– Koordinierung <strong>und</strong> fachliche Unterstützung in<br />

den Bereichen Innovations-, Branchen <strong>und</strong> Regionalpolitik<br />

– Verankerung des erweiterter Mitbestimmungsbegriffs<br />

in den Bildungseinheiten <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />

Mitbestimmung leben – gewerkschaftliche<br />

Gestaltungskraft ausbauen<br />

2.024 Antragsteller/in: Salzgitter<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> entwickelt zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> wirtschaftlichen,<br />

sozialen, beruflichen, ökologischen<br />

<strong>und</strong> kulturellen Interessen ihrer Mitglie<strong>der</strong> ein Politikkonzept<br />

zur regionalen Wirtschafts- <strong>und</strong> Strukturpolitik<br />

<strong>und</strong> schafft die personellen, fachlichen<br />

<strong>und</strong> strukturellen Voraussetzungen zur Unterstützung,<br />

Initiierung <strong>und</strong> Weiterentwicklung dieser Arbeit.<br />

Leitlinie ist hierbei, Standortkonkurrenz <strong>und</strong> Lohndumping<br />

entgegenzuwirken <strong>und</strong> dabei die regionale<br />

Gestaltungskraft <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auszubauen.<br />

Im Kontext <strong>der</strong> verdichteten globalen Wirtschaftsbeziehungen<br />

ist eine regionale Verankerung <strong>und</strong><br />

Vernetzung <strong>der</strong> Unternehmen mit Akteuren <strong>und</strong> Akteurinnen<br />

aus Hochschulen, Gebietskörperschaften<br />

sowie sozialen <strong>und</strong> kulturellen Einrichtungen<br />

<strong>und</strong> Initiativen von hoher Bedeutung für die Sicherung<br />

von Arbeits- <strong>und</strong> Lebensqualität in den Regionen.<br />

Der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> als sozialer <strong>und</strong> wirtschaftlicher Akteurin<br />

kommt hierbei eine herausragende Rolle zu,<br />

um losgelöst von lokalem Kirchturmdenken umfassend<br />

die Interessen <strong>der</strong> abhängig Beschäftigten zu<br />

vertreten <strong>und</strong> prekären Lebens- <strong>und</strong> Arbeitsverhältnissen<br />

entgegenzuwirken.<br />

Um die entwickelten Gr<strong>und</strong>sätze von „Guter Arbeit“<br />

durchzusetzen, baut die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in den Regionen<br />

ihre Gestaltungskraft als Wächterin für „faire Arbeit“<br />

sowie als innovative Gestalterin zum Halten<br />

<strong>und</strong> Schaffen von Arbeitsplätzen im Sinne von<br />

„Besser statt Billiger“ aus.<br />

Damit Standortfragen nicht zu Lasten von Beschäftigten<br />

<strong>und</strong> Tarifstandards gelöst werden, wird die<br />

b<strong>und</strong>esweite, europäische <strong>und</strong> internationale gewerkschaftliche<br />

Vernetzung in Fragen <strong>der</strong> regionalen<br />

Wirtschafts- <strong>und</strong> Strukturpolitik durch den Vorstand<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> organisiert <strong>und</strong> ein Katalog von<br />

Leitzielen für das regionale Engagement <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

entwickelt.<br />

Mit diesem Politikansatz wird das Profil <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

als innovativer <strong>und</strong> sozialer Gestalterin von Arbeit<br />

<strong>und</strong> Lebensqualität geschärft. Dieser erweiterte<br />

Mitbestimmungsbegriff ist notwendig, um den<br />

57


Entschließung 3<br />

Tarifpolitik<br />

1. Globale Konkurrenz <strong>und</strong> Umbruch in <strong>der</strong><br />

industriellen Arbeit<br />

1.1 Ökonomisierung <strong>und</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

um Standortsicherung<br />

Ökonomie <strong>und</strong> Arbeit befinden sich in einem tiefgreifenden<br />

Umbruchprozess, <strong>der</strong> durch eine verstärkte<br />

globale Konkurrenz gekennzeichnet ist. Internationalisierte<br />

Produktionsnetzwerke <strong>und</strong> globalisierte<br />

Märkte prägen die Aktivitäten <strong>der</strong> Unternehmen.<br />

Die Renditeansprüche <strong>der</strong> Finanzmärkte<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Sharehol<strong>der</strong> sind dabei zu zentralen Orientierungsgrößen<br />

geworden. Über Benchmark-Prozesse<br />

werden zwischen <strong>und</strong> in den Unternehmen in<br />

einem vorher nicht gekannten Ausmaß Wettbewerbskräfte<br />

entfacht.<br />

Unter diesen Vorzeichen nehmen die Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

um Standortvorteile <strong>und</strong> -sicherung zwischen<br />

<strong>und</strong> in den Unternehmen zu. Selbst hohe Gewinne<br />

sind keine Garantie mehr für Standorte <strong>und</strong><br />

Beschäftigung. Der daraus resultierende Druck<br />

wirkt unmittelbar auf Löhne, Arbeitszeit <strong>und</strong> Arbeitsbedingungen.<br />

Dies führt zu verstärkten Handlungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>und</strong> Konflikten in den Betrieben.<br />

Durch die damit verb<strong>und</strong>ene Dezentralisierung<br />

rückt die Ebene des Betriebes stärker ins Zentrum<br />

<strong>der</strong> Tarifpolitik.<br />

1.2 Neues Verhältnis von Betriebs- <strong>und</strong> Tarifpolitik<br />

Seit den siebziger Jahren hat die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> den Gestaltungsrahmen<br />

für die betrieblichen Interessenvertretungen<br />

auf tarifvertraglicher Basis sukzessive<br />

erweitert. Eine neue Dynamik erreichte dieser<br />

Prozess, als die Unternehmen in den neunziger Jahren<br />

ihre Kostensenkungsstrategien forcierten. Unterstützung<br />

bekamen sie dabei von politischen<br />

Kräften, die weiter <strong>der</strong>egulieren <strong>und</strong> die Regelungshoheit<br />

<strong>der</strong> Tarifparteien einschränken wollten.<br />

Ab 1993 wurden in vielen Betrieben – unterschiedlich<br />

in den Bezirken – übertarifliche Einkommensbestandteile<br />

reduziert. Im Gegensatz zur Gesamtwirtschaft<br />

konnten die Reallöhne in <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong><br />

Elektroindustrie in den letzten Jahren zwar stabilisiert<br />

<strong>und</strong> gesteigert werden, dennoch steigen die<br />

Effektiventgelte – mit einer Unterbrechung in den<br />

Jahren 2000 bis 2002 – geringer als die Tarifentgelte<br />

(negative Lohndrift).<br />

Eine vergleichbare Entwicklung gab es bei den Arbeitszeiten.<br />

Während die Verkürzung <strong>der</strong> tariflichen<br />

Arbeitszeiten bis in die achtziger Jahre auch zu effektiv<br />

kürzeren Arbeitszeiten führte, wurde die<br />

Kluft zwischen tariflichen <strong>und</strong> tatsächlichen betrieblichen<br />

Arbeitszeiten seit den neunziger Jahren<br />

größer.<br />

Ob Tarifergebnisse umgesetzt werden <strong>und</strong> welche<br />

Standards in den Betrieben gelten, entscheidet<br />

sich in erster Linie über die tarif- <strong>und</strong> betriebspolitische<br />

Kraft vor Ort. Mehr denn je kommt es deshalb<br />

darauf an, die gewerkschaftliche Handlungsfähigkeit<br />

in den Betrieben zu unterstützen <strong>und</strong> zu stärken.<br />

Und mehr denn je geht es darum, die gewerkschaftliche<br />

Politik enger mit den Interessen <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> Belegschaften zu verknüpfen <strong>und</strong> so<br />

<strong>der</strong> zunehmend differenzierten Arbeitswelt Rechnung<br />

zu tragen.<br />

Gleichzeitig wachsen in dem Maße, in dem die Arbeitgeber<br />

das Arrangement <strong>der</strong> Nachkriegsära aufkündigen<br />

<strong>und</strong> die Flächentarifverträge an Regulierungskraft<br />

verlieren, die Anfor<strong>der</strong>ungen an die Politik,<br />

Dumpingarbeitszeiten <strong>und</strong> Dumpinglöhne zu<br />

verhin<strong>der</strong>n.<br />

1.3 Neue Vielfalt <strong>der</strong> Beschäftigungsverhältnisse<br />

Die rechtlichen Formen von Beschäftigungsverhältnissen<br />

wurden vielfältiger. Prekäre Arbeit nimmt<br />

zu. Ferner wächst <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Beschäftigten in<br />

den industriellen Dienstleistungen. Spaltungslinien<br />

in den Belegschaften drohen tiefer zu werden. In<br />

Gesellschaft <strong>und</strong> Betrieb nehmen Erfahrungen von<br />

Statusverlust, Abstieg <strong>und</strong> Ausgrenzung <strong>und</strong> die<br />

Ängste davor seit Jahren zu. Antworten auf diese<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung zu geben <strong>und</strong> die unterschiedlichen<br />

Beschäftigtengruppen auch jenseits <strong>der</strong> herkömmlichen<br />

Kernbereiche zu organisieren, ist deshalb<br />

zentrale Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Zukunftsaufgabe<br />

für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />

1.4 Demographischer Wandel<br />

Die gesellschaftlichen <strong>und</strong> betrieblichen Altersstrukturen<br />

verän<strong>der</strong>n sich. Unter den aktuellen Arbeits-<br />

<strong>und</strong> Leistungsbedingungen ist es allerdings<br />

nicht vorstellbar, dass alle Beschäftigten bis zum<br />

gleichen, auf 67 Jahre erhöhten Renteneintrittsalter<br />

arbeiten können. Es muss zur Kenntnis genommen<br />

werden, dass in <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie<br />

2004 nur 3,2 Prozent <strong>der</strong> Beschäftigten 60 Jahre<br />

<strong>und</strong> älter waren. Schon heute bestehen akute<br />

Handlungsanfor<strong>der</strong>ungen in den Betrieben. Hier<br />

sind Politik, Unternehmen <strong>und</strong> Tarifvertragsparteien<br />

gleichermaßen gefor<strong>der</strong>t. Die Politik muss durch<br />

gesetzliche Vorgaben <strong>und</strong> Maßnahmen, z. B. zum<br />

Ges<strong>und</strong>heitsschutz, mit dafür sorgen, dass Arbeitsfähigkeit<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>der</strong> Beschäftigten während<br />

<strong>der</strong> längeren Erwerbstätigkeit erhalten bleiben.<br />

Unternehmen <strong>und</strong> Tarifvertragsparteien sind<br />

aufgefor<strong>der</strong>t, dem Thema alternsgerechter Arbeits<strong>und</strong><br />

Leistungsbedingungen in den nächsten Jahren<br />

einen prominenten Stellenwert beizumessen.<br />

Zusätzlich zu einer alternsgerechten Arbeitspolitik<br />

ist auch nach 2009 die Möglichkeit eines vorzeitigen<br />

Altersausstiegs für Beschäftigte zu vernünftigen<br />

Bedingungen zu erhalten. Dadurch bekommen<br />

gleichzeitig junge Menschen eine Perspektive. Die<br />

Politik muss dabei für materiell akzeptable <strong>und</strong> verlässliche<br />

gesetzliche Rahmenbedingungen sorgen,<br />

die dann mit <strong>der</strong> Tarif- <strong>und</strong> Betriebspolitik zu tragfähigen<br />

Gesamtlösungen verb<strong>und</strong>en werden können.<br />

59


2. Zukunftsfrage Flächentarifvertrag <strong>und</strong><br />

betriebliche (Tarif-)Regelungen<br />

2.1 Dualität von Fläche <strong>und</strong> Betrieb<br />

Der Flächentarifvertrag bleibt auch in Zukunft das<br />

entscheidende verteilungs-, ordnungs- <strong>und</strong> gestaltungspolitische<br />

Instrument. Er ist sozial <strong>und</strong> ökonomisch<br />

hoch effizient <strong>und</strong> allen an<strong>der</strong>en Systemen<br />

<strong>der</strong> Lohnfindung überlegen. Die Arbeitgeber <strong>und</strong> ihre<br />

Verbände wollen einen „Tarifvertrag light“, <strong>der</strong> -<br />

seiner Kernfunktionen entkleidet - nur noch aus einem<br />

ordnungspolitischen Gerippe besteht. Dem<br />

wird sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wi<strong>der</strong>setzen. Auch künftig<br />

sind alle Angriffe aus dem Arbeitgeberlager <strong>und</strong><br />

von Teilen <strong>der</strong> Politik auf Flächentarifverträge <strong>und</strong><br />

Tarifautonomie als tragende Säulen <strong>der</strong> sozialen<br />

Demokratie <strong>und</strong> des Systems <strong>der</strong> industriellen Beziehungen<br />

mit Nachdruck zurückzuweisen. Zur ihrer<br />

Verteidigung ist das gr<strong>und</strong>gesetzlich garantierte<br />

Streikrecht unabdingbar. Deshalb for<strong>der</strong>t die <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong>, den § 146 SGB III zu verän<strong>der</strong>n <strong>und</strong> mindestens<br />

die vorherige Rechtslage wie<strong>der</strong> herzustellen.<br />

Nur dadurch kann die Parität im Kräfteverhältnis<br />

zwischen Arbeitnehmern <strong>und</strong> Arbeitgebern gewahrt<br />

werden. Für die Umsetzung tariflicher Regelungen<br />

wie für die Regulierung selbst hat die betriebliche<br />

Ebene an Bedeutung gewonnen. Dies<br />

zeigt sich auch in <strong>der</strong> Entwicklung des Tarifsystems<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Tarifbindung. Während die flächenbezogene<br />

Tarifbindung in <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie<br />

in den letzten zehn Jahren abnahm (im Westen von<br />

74 auf 62 Prozent <strong>der</strong> Beschäftigten, im Osten von<br />

50 auf 25 Prozent), kann eine steigende Zahl unternehmensbezogener<br />

Tarifverträge verbucht werden<br />

(für 9 Prozent <strong>der</strong> Beschäftigten im Westen, für 16<br />

Prozent im Osten). Außerdem ist im genannten Zeitraum<br />

<strong>der</strong> Prozentsatz <strong>der</strong> Beschäftigten ohne tarifvertraglichen<br />

Schutz deutlich angestiegen (im Westen<br />

von 20 auf 29 Prozent, im Osten von 50 auf 59<br />

Prozent). Parallel zur Zunahme <strong>der</strong> Fälle „ohne Tarifbindung“<br />

haben die Arbeitgeberverbände organisatorisch<br />

ihre OT-Strukturen ausgebaut.<br />

Diese Entwicklung war in <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie<br />

schon vor dem „Pforzheimer Tarifabkommen“<br />

aus dem Jahr 2004 erkennbar. Zusätzlich zu<br />

dem anhaltend starken Druck auf Tarifstandards<br />

war die Tarifautonomie im Vorfeld des Abschlusses<br />

akut gefährdet. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> antwortete mit massiven<br />

Protesten, die maßgeblich dazu beigetragen<br />

haben, die drohenden politischen Einschnitte zu<br />

verhin<strong>der</strong>n. Der „Pforzheimer Tarifvertrag“ zielte<br />

darauf, die Regelungshoheit als Tarifpartei zu erhalten<br />

<strong>und</strong> damit „betrieblichen Bündnissen“ ohne<br />

Beteiligung <strong>der</strong> Tarifparteien einen Riegel vorzuschieben.<br />

Zugleich sollte auch weiterer Tarifflucht<br />

begegnet werden. Der „Pforzheimer Tarifvertrag“<br />

bezieht sich im Kern auf Bedingungen <strong>und</strong> Spielregeln<br />

für vom Flächentarif abweichende Regelungen<br />

zum Zweck einer „nachhaltigen Verbesserung <strong>der</strong><br />

Beschäftigungsentwicklung“.<br />

Um zu verhin<strong>der</strong>n, dass Betriebe im Wettbewerbskarussell<br />

gegeneinan<strong>der</strong> ausgespielt werden <strong>und</strong> den<br />

Umgang mit <strong>der</strong> steigenden Zahl an Abweichungsanträgen<br />

zu verbessern, hat <strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

2005 inhaltliche Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> ein abgestimmtes<br />

Vorgehen für betriebliche Abweichungen vom Tarifvertrag<br />

beschlossen. Ausgehend von den bisherigen<br />

Erfahrungen sind diese Koordinierungsregelungen<br />

weiterzuentwickeln. Die Begleitung betriebsnaher<br />

Tarifpolitik wird zur ständigen Aufgaben in den Verwaltungsstellen<br />

<strong>und</strong> Bezirken. Zu diesem Weg gibtes<br />

keine gangbare Alternative. Die „Pforzheimer Vereinbarung“<br />

bietet einen organisationspolitisch beherrschbaren<br />

Rahmen für abweichende Regelungen<br />

<strong>und</strong> trägt damit dazu bei, den Wildwuchs abweichen<strong>der</strong><br />

Regelungen einzudämmen. Die Ablaufprozesse,<br />

die Qualität <strong>der</strong> Reglungen <strong>und</strong> die Verbindlichkeit<br />

<strong>der</strong> Gegenleistungen müssen weiter verbessert werden.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e in Fällen mit standort- <strong>und</strong> bezirksübergreifen<strong>der</strong><br />

Bedeutung ist die Abstimmung<br />

<strong>und</strong> Koordinierung weiter auszubauen. Dabei ist in<br />

vielen Fällen auch die europäische Ebene einzubeziehen.<br />

Deshalb ist ein engmaschigeres Netz von<br />

grenzübergreifenden Informationen <strong>und</strong> Aktivitäten<br />

aufzubauen, in dem die europäischen Betriebsräte<br />

eine zunehmend wichtigere Rolle einnehmen.<br />

Konflikte um Abweichungen sind betriebliche Tarifauseinan<strong>der</strong>setzungen,<br />

die gewerkschaftlich begleitet<br />

werden müssen. Dazu gehören die Bildung<br />

von betrieblichen Tarifkommissionen <strong>und</strong> die Einberufung<br />

von Mitglie<strong>der</strong>versammlungen vom Beginn<br />

<strong>der</strong> Verhandlungen bis nach Abschluss <strong>der</strong><br />

Vereinbarungen. Zu betriebsnaher Tarifpolitik gehört<br />

ferner ein politisches Controlling, insbeson<strong>der</strong>e<br />

bei <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> Rückkehr abweichen<strong>der</strong> Regelungen<br />

zur Fläche.<br />

Bezogen auf das Verhältnis Fläche <strong>und</strong> Betrieb besteht<br />

das Risiko, dass bei einer deutlich zunehmenden<br />

Zahl abweichen<strong>der</strong> Regelungen <strong>der</strong> Ausnahmefall<br />

zur Regel wird <strong>und</strong> dadurch die ordnende <strong>und</strong><br />

solidarische Funktion des Flächentarifvertrages geschwächt<br />

wird. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird deshalb in den<br />

nächsten Jahren weiter darauf achten, Abweichungen<br />

entsprechend <strong>der</strong> beschlossenen Gr<strong>und</strong>sätze<br />

zu befristen <strong>und</strong> zu begrenzen.<br />

Auch unabhängig von Abweichungen wird <strong>der</strong> Betrieb<br />

als tarifpolitisches Handlungsfeld immer<br />

wichtiger. Tarifpolitik wird künftig nur erfolgreich<br />

sein, wenn die betriebliche Handlungs- <strong>und</strong> Durchsetzungsfähigkeit<br />

gestärkt wird. Dies kann gelingen,<br />

wenn die betrieblichen Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

aktiv geführt, die betriebs- <strong>und</strong> tarifpolitischen<br />

Aktivitäten verzahnt <strong>und</strong> die Mitglie<strong>der</strong> stärker in<br />

die tarifpolitischen Prozesse einbezogen werden.<br />

Die Tarifpolitik <strong>der</strong> Zukunft muss mitglie<strong>der</strong>nah<br />

sein. Darauf bezogene tarifstrategische Ansätze<br />

sind unterstützens- <strong>und</strong> ausbauenswerte Schritte<br />

in diese Richtung. Mit weiteren Initiativen, wie z. B.<br />

„besser statt billiger“, wird den unternehmerischen<br />

Dumpingstrategien ein gewerkschaftliches<br />

Konzept zur nachhaltigen Sicherung von Zukunft<br />

<strong>und</strong> Beschäftigung entgegengestellt. Weil verbesserte<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Leistungsbedingungen im Betrieb<br />

ebenfalls zu einer „besser statt billiger“ –<br />

Strategie beitragen können, ist diese mit qualitativen<br />

arbeitspolitischen Schwerpunkten <strong>und</strong> einer<br />

Orientierung an „guter Arbeit“ zu verbinden.<br />

60


Allerdings kann die Betriebs- <strong>und</strong> Tarifpolitik nicht<br />

alle Aufgaben für eine nachhaltige Zukunftssicherung<br />

alleine schultern. Angesichts <strong>der</strong> Tragweite<br />

gegenwärtiger Strukturverän<strong>der</strong>ungen ist ein ergänzendes<br />

politisches Konzept mit entsprechenden<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Wirtschaft-, Industrie<strong>und</strong><br />

Strukturpolitik - auf Landes-, B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> EU-<br />

Ebene notwendig. Dies wird die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> als Rahmen<br />

<strong>und</strong> zur Unterstützung ihrer eigenen Aktivitäten<br />

weiter einfor<strong>der</strong>n.<br />

Den Flächentarifvertrag weiterzuentwickeln <strong>und</strong><br />

gleichzeitig die Handlungs- <strong>und</strong> Tariffähigkeit in<br />

den Betrieben zu stärken – <strong>und</strong> dies in neuer Weise<br />

mit Mitglie<strong>der</strong>bindung <strong>und</strong> -gewinnung zu verbinden,<br />

ist eine Aufgabe <strong>der</strong> gesamten <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Dies<br />

muss sich in den politischen Schwerpunktsetzungen<br />

<strong>der</strong> Gesamtorganisation nie<strong>der</strong>schlagen. Die<br />

Aufgaben, die daraus erwachsen, sind nicht nur in<br />

<strong>der</strong> Betriebs- <strong>und</strong> Organisationspolitik, son<strong>der</strong>n<br />

auch in <strong>der</strong> Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>der</strong> Ehren- <strong>und</strong><br />

Hauptamtlichen sowie <strong>der</strong> Personalpolitik <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Ressourcenverteilung verstärkt zu berücksichtigten.<br />

2.2 Branchenbezogene Differenzierung<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist eine Multi-Branchen-Gewerkschaft.<br />

Mit ihrer Tarifpolitik hat sie eine breite<br />

Spannweite von Branchen mit unterschiedlichen<br />

Strukturen <strong>und</strong> Kulturen abzudecken. Sie kommt<br />

dieser Aufgabe durch branchenspezifische Differenzierung<br />

<strong>und</strong> Schwerpunktsetzung nach. So werden<br />

z. B. im Bereich Textil <strong>und</strong> Bekleidung in den<br />

nächsten Jahren Entgeltrahmentarifverträge <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> weitere Ausbau qualitativer Elemente, wie alternsgerechtes<br />

Arbeiten <strong>und</strong> Qualifizierung, im Fokus<br />

stehen. Im Bereich <strong>der</strong> textilen Dienstleistung<br />

wird das Thema Mindestlohn als tariflicher Baustein<br />

eine Rolle spielen. In <strong>der</strong> Holz- <strong>und</strong> Kunststoffindustrie<br />

muss sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> 2008 auf eine Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

um die Arbeitszeit einstellen. In<br />

den Bereichen des Handwerks geht es darum, die<br />

Tariffähigkeit in <strong>der</strong> Fläche zu erhalten bzw. wie<strong>der</strong>herzustellen.<br />

Für den Bereich <strong>der</strong> Montagetätigkeiten<br />

wird angestrebt, den Geltungsbereich des ehemaligen<br />

B<strong>und</strong>esmontagetarifvertrages auf technische<br />

Angestellte auszudehnen. Dies soll in einem<br />

b<strong>und</strong>eseinheitlichen Tarifvertrag „Aufwandsersatz“<br />

verhandelt werden. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird die beson<strong>der</strong>en<br />

Möglichkeiten unterschiedlicher Branchen<br />

<strong>und</strong> Tarifgebiete auch künftig für modellhafte<br />

tarifvertragliche Lösungen nutzen. Signalwirkung<br />

für an<strong>der</strong>e Branchen können z.B. die Tarifverträge<br />

zur demographischen Entwicklung aus <strong>der</strong> Stahlindustrie<br />

haben.<br />

Wichtig bleibt, dass auch die kleineren Branchen<br />

nicht von <strong>der</strong> gesamtwirtschaftlichen Entwicklung<br />

abgekoppelt werden.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird auch den Interessen <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

in <strong>der</strong> ITK-Industrie <strong>und</strong> in den weiteren<br />

industriellen Dienstleistungsbereichen durch spezifische<br />

Angebote <strong>und</strong> Regelungen Rechnung tragen.<br />

Den zunehmenden Bestrebungen <strong>der</strong> Arbeitgeber,<br />

durch Outsourcing o<strong>der</strong> Gründung eigener<br />

Dienstleistungsunternehmen <strong>der</strong> Flächentarifbindung<br />

zu entkommen, wird die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> weiter entgegentreten.<br />

Dabei werden auch Überlegungen<br />

einbezogen, durch spezielle tarifliche Regelungen<br />

für eng begrenzte Dienstleistungsfunktionen innerhalb<br />

<strong>der</strong> Industriebranchen die Anbindung an den<br />

Flächentarifvertrag zu erhalten. Um einer Aufspaltung<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten in Kern- <strong>und</strong> Randbelegschaften<br />

entgegenzuwirken, sind die tarif- <strong>und</strong> betriebspolitischen<br />

Aktivitäten in diesen Bereichen zu<br />

verstärken.<br />

Branchenbezogene Abstimmungen für Betriebe in<br />

Konkurrenzzusammenhängen sind auszubauen.<br />

Durch verstärkte (Teil)Branchenarbeit können auch<br />

Gr<strong>und</strong>lagen geschaffen werden für alternative Strategien<br />

<strong>der</strong> Zukunftssicherung.<br />

3. Aktive Einkommens- <strong>und</strong> Verteilungspolitik<br />

ausbauen<br />

3.1 Solidarische Entgelt- <strong>und</strong> Einkommenspolitik<br />

als Element <strong>der</strong> Verteilungspolitik<br />

Die tarifpolitische Gesamtbilanz in <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong><br />

Elektroindustrie <strong>der</strong> letzten Jahre ist insbeson<strong>der</strong>e<br />

im Vergleich zur Gesamtwirtschaft positiv. Die <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> will mit ihrer Tarifpolitik weiterhin einen Beitrag<br />

zu einer gerechteren Verteilung leisten. Tarifpolitik<br />

hat gesellschafts- <strong>und</strong> verteilungspolitischen<br />

Fehlentwicklungen entgegenzuwirken, wie<br />

sie sich in <strong>der</strong> seit Jahren sinkenden Lohnquote<br />

ausdrücken.<br />

Den For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Arbeitgeber nach Lohnverzicht<br />

<strong>und</strong> einer ausufernden Lohnspreizung stellt<br />

die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> das Konzept einer solidarischen Einkommenspolitik<br />

entgegen. Mit diesem sollen regionale<br />

Einkommensunterschiede – wie die zwischen<br />

Ost <strong>und</strong> West - abgebaut sowie Diskriminierungen<br />

aufgr<strong>und</strong> des Geschlechts, des Alters <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Herkunft beseitigt werden. Darauf gilt es auch<br />

bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> neuen Entgeltrahmenabkommen<br />

(ERA) zu achten. Ziel <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sind ferner<br />

existenzsichernde Ausbildungsvergütungen,<br />

die es Auszubildenden ermöglichen, eigenständig<br />

ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Berufsbegleitende<br />

Studiengänge o<strong>der</strong> ausgedehnte Praktika in<br />

Unternehmen gehören heute zur Arbeitswelt. Die<br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> strebt an, den Geltungsbereich <strong>der</strong> Tarifverträge<br />

auch für Praktikanten <strong>und</strong> studienbegleitend<br />

in den Betrieben ausgebildete Menschen zu<br />

erweitern.<br />

Zudem verlangt <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>satz solidarischer Einkommenspolitik,<br />

dass die Entgelt- <strong>und</strong> Arbeitsbedingungen<br />

von Zeitarbeit, befristeter Beschäftigung<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>en prekären Beschäftigungsformen<br />

nach dem Gr<strong>und</strong>satz „gleicher Lohn für vergleichbare<br />

Arbeit“ geregelt werden. Im Verhältnis zu den<br />

an<strong>der</strong>en Gewerkschaften im gemeinsamen Wirtschafts-<br />

<strong>und</strong> Sozialraum <strong>der</strong> EU bedeutet solidarische<br />

Einkommenspolitik die Vermeidung von Lohnunterbietung<br />

<strong>und</strong> Lohnkonkurrenz.<br />

Lohndumping, Tariferosion <strong>und</strong> die Sozialgesetzgebung<br />

(Hartz IV) haben den Druck auf das Lohngefüge<br />

in den letzten Jahren deutlich erhöht. Die <strong>IG</strong><br />

61


<strong>Metall</strong> strebt an, auch in Zukunft akzeptable branchenbezogene<br />

tarifliche Mindestbedingungen zu<br />

fixieren. Sie sieht aber auch die Politik in <strong>der</strong> Verantwortung<br />

<strong>und</strong> for<strong>der</strong>t ergänzend eine gesetzliche<br />

Regelung, die diese Mindestentgelte ermöglicht.<br />

Das jeweilige unterste Tarifentgelt ist dafür die<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>und</strong> unterste Grenze, die einen vom Gesetzgeber<br />

fixierten notwendigen einheitlichen gesetzlichen<br />

Mindestlohn nicht unterschreiten darf.<br />

Sollten Tarifentgelte unterhalb dieses Niveaus liegen<br />

o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Branche keine Tarifverträge greifen,<br />

gilt <strong>der</strong> gesetzliche Mindestlohn als unterste Grenze.<br />

Als Einstieg sind dafür mindestens 7,50 Euro<br />

pro St<strong>und</strong>e vorzuschreiben.<br />

3.2 Aktive Einkommens- <strong>und</strong> Verteilungspolitik<br />

anstatt Paradigmenwechsel<br />

Zur Sicherung <strong>und</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Einkommen<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten ist auch in Zukunft eine aktive Tarifpolitik<br />

notwendig, die das gesamtwirtschaftliche<br />

Verteilungsvolumen ausschöpft <strong>und</strong> auf Verteilungsgerechtigkeit<br />

zielt. Produktivitätszuwachs,<br />

Preissteigerung <strong>und</strong> Umverteilung bleiben die<br />

Gr<strong>und</strong>elemente <strong>der</strong> Tariffor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />

Das steht in Gegensatz zur Position <strong>der</strong> Arbeitgeberverbände,<br />

die den Produktivitätszuwachs als<br />

Obergrenze sehen. Zu diesem Paradigmenwechsel,<br />

den die Arbeitgeberverbände schon vor Jahren<br />

vollzogen haben, kommt jetzt ein zweiter: In Zukunft<br />

sollen Einkommenserhöhungen aus ihrer<br />

Sicht vorwiegend als Einmalzahlungen <strong>und</strong> bisher<br />

feste Einkommensbestandteile, wie die Son<strong>der</strong>zahlung,<br />

erfolgsabhängig gewährt werden. Dies<br />

würde die verlässliche, dauerhafte Einkommensentwicklung<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten gefährden. Eine solche<br />

Entgeltpolitik würde die Beschäftigten von <strong>der</strong><br />

Beteiligung am Produktivitätszuwachs abkoppeln<br />

<strong>und</strong> sich in <strong>der</strong> Folge negativ auf die Produktivitätsentwicklung<br />

auswirken. Einmalzahlungen – gleichgültig<br />

in welcher Form – sind nicht das Ziel <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong>. Für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> hat die tabellenwirksame<br />

Erhöhung von Entgelt immer Vorrang. Das entspricht<br />

den Einkommensbedürfnissen <strong>der</strong> Beschäftigten.<br />

Tabellenwirksame Entgeltabsicherungen<br />

sind das beste Instrument, um die erzielten Verteilungserfolge<br />

zu sichern <strong>und</strong> auszubauen.<br />

Eine begrenzte Variabilisierung von tariflichen Erhöhungsbeträgen<br />

ist für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> nur in kontrollierbarer<br />

Form <strong>und</strong> bezogen auf klar definierte Einkommensbestandteile<br />

vorstellbar. Die regelmäßigen<br />

tariflichen Gr<strong>und</strong>einkommen, <strong>der</strong>en Relationen<br />

u. a. durch die neuen Entgeltrahmenabkommen<br />

neu festgelegt wurden, können nicht variabilisiert<br />

werden.<br />

4. Leitbild „Gute Arbeit“: Neue Ansätze in <strong>der</strong><br />

Entgelt-, Arbeits-, Leistungs- <strong>und</strong> Qualifizierungspolitik<br />

Die Tarifpolitik <strong>der</strong> Zukunft muss mitglie<strong>der</strong>näher<br />

sein. Nicht zuletzt deshalb ist qualitativen Handlungsfel<strong>der</strong>n<br />

in <strong>der</strong> Tarifpolitik künftig ein höherer<br />

Stellenwert einzuräumen.<br />

4.1 ERA Umsetzung als organisations- <strong>und</strong><br />

betriebspolitische Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

Mit den Tarifverträgen über einen neuen Entgeltrahmen<br />

(ERA) wurde ein wichtiger Schritt eines großen<br />

Reformprojektes erreicht, mit dem es <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> gelungen ist, einen neuen Ordnungsrahmen<br />

für die Arbeit <strong>der</strong> Zukunft bereit zu stellen <strong>und</strong> die<br />

Aufspaltung in Arbeiter <strong>und</strong> Angestellte zu überwinden.<br />

Die Umsetzung dieses tarif- <strong>und</strong> gesellschaftspolitischen<br />

Reformprojektes stellt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> vor<br />

große Herausfor<strong>der</strong>ungen. Denn unter dem Druck<br />

verschärfter Konkurrenz versucht ein Teil <strong>der</strong> Arbeitgeber,<br />

die ERA-Einführung zur Entgelt- <strong>und</strong> Kostensenkung<br />

zu missbrauchen. Die Umsetzung von<br />

ERA steht damit gegenwärtig in vielen Betrieben im<br />

Zentrum <strong>der</strong> verteilungspolitischen Auseinan<strong>der</strong>setzung.<br />

Bisherige Erfahrungen mit betrieblichen<br />

Konflikten zeigen, dass dabei neben methodischem<br />

Wissen vor allem eine klare interessenpolitische<br />

Positionierung <strong>und</strong> ein politisches Einführungskonzept<br />

in den Betrieben nötig ist.<br />

ERA schafft einen neuen Rahmen für die Entgeltrelationen<br />

<strong>und</strong> die betriebliche Ausgestaltung leistungspolitischer<br />

Regelungen. Damit eröffnet sich auch die<br />

Chance, Tarifpolitik betriebsnah zu gestalten. ERA ist<br />

ein bedeutendes betriebs- <strong>und</strong> organisationspolitisches<br />

Projekt. Um die betrieblichen Einführungsprozesse<br />

<strong>und</strong> die bezirklichen Aktivitäten zu unterstützen,<br />

hat <strong>der</strong> Vorstand ein ERA-Qualifizierungsprojekt<br />

eingerichtet. In den nächsten Jahren geht es darum,<br />

die prozessbezogenen <strong>und</strong> fachlichen Kompetenzen<br />

aller an <strong>der</strong> ERA-Einführung Beteiligten durch ausreichende<br />

Schulungs- <strong>und</strong> Qualifizierungsangebote<br />

ebenso auszubauen wie die Befähigung aller Beteiligten,<br />

die betrieblichen Verteilungskonflikte zu führen.<br />

Den ERA-Einführungsprozess zu unterstützen,<br />

ist eine Aufgabe <strong>der</strong> gesamten <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />

4.2 Qualifizierung als gewerkschafts- <strong>und</strong><br />

betriebspolitische Zukunftsaufgabe<br />

Qualifikation <strong>und</strong> Qualifizierung sind zentral für die<br />

Beschäftigungschancen <strong>der</strong> Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen.<br />

Sie entscheiden mit über ihren<br />

Zugang zum Beschäftigungssystem, die Höhe <strong>der</strong><br />

Einkommen <strong>und</strong> die Arbeitsbedingungen. Qualifizierte<br />

Beschäftigte sind an<strong>der</strong>erseits unerlässlich<br />

für die Innovations- <strong>und</strong> Zukunftsfähigkeit <strong>der</strong> Unternehmen.<br />

Für die <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie konnten in allen<br />

Tarifbezirken Tarifverträge zur Qualifizierung<br />

abgeschlossen werden. Diese stärken sowohl die<br />

kollektiven Rechte <strong>der</strong> betrieblichen Interessenvertreter<br />

als auch die individuellen Rechte <strong>der</strong> Beschäftigten.<br />

Die Tarifverträge zur Qualifizierung sind ein weiterer<br />

Schritt <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf dem Feld qualitativer Tarifpolitik.<br />

In den nächsten Jahren wird es darum gehen,<br />

diese Tarifverträge in den Betrieben umzusetzen<br />

<strong>und</strong> die Prozesse betrieblicher Weiterbildung<br />

zu gestalten. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird regional <strong>und</strong> örtlich<br />

Seminare anbieten <strong>und</strong> die betriebliche Umsetzung<br />

<strong>der</strong> Tarifverträge begleiten <strong>und</strong> unterstützen.<br />

62


4.3 Gewerkschaftliche Arbeits- <strong>und</strong> Leistungspolitik<br />

ausbauen<br />

Die Arbeits- <strong>und</strong> Leistungsbedingungen sind durch<br />

ambivalente Entwicklungen gekennzeichnet: verstärkter<br />

Leistungsdruck, größere Unsicherheit, höhere<br />

Risiken für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> soziales Leben auf<br />

<strong>der</strong> einen Seite, höhere Verantwortung <strong>und</strong> begrenzte<br />

Selbstorganisation auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite.<br />

Künftige Tarifregelungen müssen dem gerecht werden,<br />

indem sie weiterhin notwendige Schutznormen<br />

bieten <strong>und</strong> dabei mehr Selbstbestimmung <strong>und</strong><br />

individuelle Wahlfreiheit durch Options- <strong>und</strong> Beteiligungsrechte<br />

unterstützen.<br />

„Arbeit <strong>und</strong> Leistung ohne Ende“ ist für eine wachsende<br />

Zahl von Beschäftigten zu einer bestimmenden<br />

Realität ihres Lebens geworden. Angesichts<br />

<strong>der</strong> zunehmenden „Entgrenzung“ von Arbeitszeit<br />

<strong>und</strong> Leistung wird deshalb eine an <strong>der</strong> „Qualität <strong>der</strong><br />

Arbeit“ orientierte Arbeits- <strong>und</strong> Leistungspolitik<br />

dringlicher. Was Leistung ist, wie sie gesteuert, erfasst<br />

<strong>und</strong> bewertet wird, ist aktuell in vielen Betrieben<br />

zur Disposition gestellt. Es setzen sich neue<br />

Formen von Leistungsvorgaben <strong>und</strong> -bewertungen<br />

durch, die sich nicht originär aus den Arbeitssystemen<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> menschlichen Leistungsfähigkeit ergeben,<br />

son<strong>der</strong>n aus dem Wettbewerb. Die steigende<br />

Zahl <strong>der</strong> Beschäftigten in den „indirekten Bereichen“<br />

macht es zudem erfor<strong>der</strong>lich, auch diese Bereiche<br />

leistungspolitisch angemessen zu regulieren.<br />

Leistung ist bei den Beschäftigten überwiegend positiv<br />

besetzt. Das eröffnet Anknüpfungspunkte für<br />

eine gewerkschaftliche Arbeits- <strong>und</strong> Leistungspolitik,<br />

die auch Fragen <strong>der</strong> Arbeitsgestaltung <strong>und</strong> Arbeitsorganisation<br />

einschließen muss. Dies ist umso<br />

wichtiger, weil die Arbeitgeber die Humanisierungserfolge<br />

<strong>der</strong> Vergangenheit offen infrage stellen,<br />

z. B. durch Angriffe auf Erholzeiten, Verkürzung<br />

<strong>der</strong> Taktzeiten. In den nächsten Jahren wird es deshalb<br />

verstärkt darum gehen, die durch ERA eröffneten<br />

Möglichkeiten leistungspolitisch zu nutzen.<br />

Gewerkschaftliche Arbeits- <strong>und</strong> Leistungspolitik<br />

kann dabei an den Interessen <strong>der</strong> Beschäftigten an<br />

„guter Arbeit <strong>und</strong> gutem Leben“ anknüpfen. Damit<br />

sind unmittelbar die qualitativen Themen eines alternsgerechten<br />

Arbeitens, <strong>der</strong> Leistungsbedingungen,<br />

<strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heit, <strong>der</strong> Balance von Arbeit <strong>und</strong><br />

Privatleben <strong>und</strong> des flexiblen Altersübergangs verknüpft.<br />

Dies ist <strong>der</strong> Themenkreis, um den sich die<br />

Tarifpolitik <strong>der</strong> kommenden Jahre weiter entwickel<br />

muss. Das Konzept „guter Arbeit“, das diese Themen<br />

integriert, ist auszubauen; Arbeitspolitik ist<br />

als ergänzendes festes Arbeitsfeld <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu<br />

verankern.<br />

4.4 Prekäre Beschäftigungsverhältnisse<br />

eindämmen<br />

Prekäre Arbeit nimmt zu, sei es in Form von Leiharbeit,<br />

befristeter Beschäftigung, 400-Euro-Jobs<br />

o<strong>der</strong> Scheinselbstständigkeit. Reguläre Beschäftigungsverhältnisse<br />

werden immer öfter nur noch<br />

befristet abgeschlossen, Hochschulabsolventen<br />

zunächst rechtlich völlig unabgesichert im Praktikum<br />

beschäftigt. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird die sich hieraus<br />

ergebenden Aufgaben mit höherer Priorität auf die<br />

tarifpolitische Agenda setzen.<br />

Leiharbeitsverhältnisse einschränken <strong>und</strong> besser<br />

regulieren<br />

Strategisch nutzen Unternehmen die Leiharbeit<br />

längst nicht mehr nur als Flexibilitätsinstrument.<br />

Vielmehr werden immer mehr reguläre Aufgaben<br />

des regelmäßigen Geschäfts <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kernbereiche<br />

durch Leiharbeit abgewickelt. Dadurch wird das solidarische<br />

Handeln <strong>der</strong> Belegschaft bedroht, bis hin<br />

zu möglichen Auswirkungen auf die Arbeitskampffähigkeit<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Wenn die Normen des Flächentarifvertrages<br />

nur für einen Teil <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

in den Betrieben gelten, entsteht die Gefahr,<br />

dass sich die solidarisierende Wirkung unserer Tarifverträge<br />

verringert. Um diesen Gefahren entgegen<br />

zu wirken, müssen die gewerkschaftspolitischen<br />

Aktivitäten im Bereich Leiharbeit erhöht werden.<br />

Es ist ein zukunftsweisendes Projekt, die Vertretung<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten im Bereich Leiharbeit zu<br />

verbessern <strong>und</strong> den Bereich besser zu regulieren.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich zum Ziel, den Anteil <strong>der</strong> in<br />

Leiharbeit Beschäftigten zu begrenzen <strong>und</strong> die Einkommens-<br />

<strong>und</strong> Arbeitsbedingungen für Leiharbeiter/innen<br />

an die tariflichen Bedingungen <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Branche heranzuführen. Auch um die Konkurrenz<br />

zwischen den Beschäftigten einzudämmen,<br />

gilt hierbei die Orientierung an dem Prinzip „Gleicher<br />

Lohn für gleichwertige Arbeit“ (Equal-Pay).<br />

Der bisherige Weg, Leiharbeit durch von den DGB-<br />

Gewerkschaften gemeinsam abgeschlossene Tarifverträge<br />

zu regulieren <strong>und</strong> eine gleichwertige Bezahlung<br />

mit regulären Beschäftigten zu erreichen,<br />

hat nicht zu befriedigenden Ergebnissen geführt.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird versuchen, verstärkt im Bereich<br />

Leiharbeit Fuß zu fassen, um mit organisatorischer<br />

<strong>und</strong> betriebspolitischer Stärke bessere Regulierungen<br />

<strong>der</strong> Arbeitsbedingungen <strong>und</strong> Entgelte durchzusetzen.<br />

Dazu müssen die betriebspolitischen Aktivitäten,<br />

mit dem Ziel vergleichbarer Arbeitsbedingungen<br />

<strong>und</strong> einer gleichwertigen Entlohnung von<br />

Leiharbeit, deutlich ausgebaut werden.<br />

Befristete Arbeitsverhältnisse eindämmen<br />

Befristungen sind längst keine „Einstiegshilfe“ in<br />

reguläre Arbeitsverhältnisse mehr, son<strong>der</strong>n mindestens<br />

verlängerte Probezeiten – mit entsprechen<strong>der</strong><br />

Unsicherheit für die Beschäftigten <strong>und</strong> erweiterten<br />

Disziplinierungsmöglichkeiten für die Arbeitgeber.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> tritt dafür ein, diese unsicheren<br />

Beschäftigungsverhältnisse in unbefristete,<br />

gesicherte Beschäftigungsverhältnisse umzuwandeln.<br />

Arbeit <strong>und</strong> Existenzsicherung<br />

Durch die Hartz-Gesetze ist geringfügige Beschäftigung<br />

sprunghaft gestiegen. Drei Viertel <strong>der</strong> geringfügig<br />

Beschäftigten haben keine sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigung, betroffen sind vor allem<br />

Frauen. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> tritt für Arbeitsverhältnisse<br />

<strong>und</strong> Einkommen ein, die existenzsichernd sind.<br />

63


5. Arbeitszeitpolitik<br />

Die vordringlichste Aufgabe <strong>der</strong> Arbeitszeitpolitik<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> besteht darin, einer weiteren Verlängerung<br />

<strong>der</strong> Arbeitszeiten <strong>und</strong> dem „Verfall von Arbeitszeiten“<br />

entgegenzuwirken, die Arbeitszeiten<br />

wie<strong>der</strong> in den tariflichen Rahmen zurückzuführen<br />

<strong>und</strong> bei flexiblen Arbeitszeiten die Zeitsouveränität<br />

für die Beschäftigten zu erhöhen.<br />

5.1 Durch tarifliche Arbeitszeitgestaltung<br />

Ausuferung begrenzen<br />

Ausufernde Arbeitszeiten sind durch verstärkte betriebspolitische<br />

Aktivitäten <strong>und</strong> tarifpolitische Regulierungen<br />

zu begrenzen. Hierzu hat auch die Arbeitszeitgesetzgebung<br />

einen Beitrag zu leisten. Zudem<br />

müssen auch auf europäischer Ebene die EMB-<br />

Mitgliedsgewerkschaften ihre Arbeitszeitpolitik<br />

verstärkt koordinieren, da <strong>der</strong> politische <strong>und</strong> ökonomische<br />

Druck auf die Verlängerung <strong>und</strong> Flexibilisierung<br />

<strong>der</strong> Arbeitszeit in allen EU-Län<strong>der</strong>n gewachsen<br />

ist.<br />

Arbeitszeitflexibilisierung ist so zu gestalten, dass<br />

die Beschäftigten reale Chancen auf eine höhere<br />

Zeitsouveränität, individuelle Wahlmöglichkeiten<br />

<strong>und</strong> eine bessere Vereinbarkeit von Beruf <strong>und</strong> Privatleben<br />

erhalten. Dies kann durch tarifliche Regelungen<br />

zu Arbeitszeitkonten (Gleitzeitkonten, Flexi-<br />

Konten <strong>und</strong> Langzeitkonten) geschehen bzw. unterstützt<br />

werden. Langzeitkonten können auch dazu<br />

beitragen, dass Arbeitszeiten nicht einfach verfallen.<br />

Zeitliche jährliche Obergrenzen, definierte Zuführungs-<br />

<strong>und</strong> Entnahmeregelungen <strong>und</strong> eine Insolvenzsicherung<br />

von Zeitkonten müssen verbindlich<br />

festgeschrieben werden. Dazu gehört auch die<br />

Formulierung von Sanktionsmöglichkeiten bei Verstößen.<br />

Auszubauen sind Ansatzpunkte in bestehenden<br />

Kontenregelungen, die dabei helfen, die<br />

Zeitsouveränität <strong>der</strong> Beschäftigten zu erhöhen. Die<br />

tarifliche <strong>und</strong> betriebliche Arbeitszeitgestaltung ist<br />

dem Ziel verpflichtet, <strong>der</strong> „Arbeit wie<strong>der</strong> ein ges<strong>und</strong>es<br />

Maß“ zu geben.<br />

5.2 Genereller Arbeitszeitstandard <strong>und</strong><br />

Arbeitszeitverkürzung<br />

In (Teil)Branchen <strong>und</strong> in <strong>der</strong> ostdeutschen <strong>Metall</strong>industrie<br />

ist die 35-St<strong>und</strong>en-Woche nicht tarifvertraglich<br />

verankert. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> hält daran fest, die „35“<br />

als tarifliche Regelarbeitszeit <strong>und</strong> Referenzgröße in<br />

allen Organisationsbereichen zu vereinbaren. Für<br />

beson<strong>der</strong>s definierte Beschäftigtengruppen (z. B.<br />

Ältere, Beschäftigte mit beson<strong>der</strong>en Belastungen)<br />

werden kürzere Arbeitszeiten angestrebt.<br />

5.3 Arbeitszeitpolitik zur<br />

Beschäftigungssicherung <strong>und</strong> -för<strong>der</strong>ung<br />

Um Beschäftigung zu sichern <strong>und</strong> zu schaffen, kann<br />

angesichts anhalten<strong>der</strong> Massenarbeitslosigkeit<br />

<strong>und</strong> weiterhin hohem Produktivitätsanstieg auf<br />

Dauer auf Arbeitszeitverkürzung nicht verzichtet<br />

werden. Zudem sind die vielfältigen Instrumente<br />

<strong>der</strong> Arbeitszeitgestaltung zu nutzen, um Entlassungen<br />

zu vermeiden.<br />

5.4 Perspektiven <strong>und</strong> Handlungsfel<strong>der</strong><br />

zukünftiger Arbeitszeitpolitik<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Intensivierung <strong>der</strong> Arbeit<br />

<strong>und</strong> des demografischen Wandels verfolgt die <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> das Ziel, Konzepte alternsgerechten Arbeitens<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsverträgliche Arbeitszeiten<br />

umzusetzen. Dieser Ansatz nimmt die gesamte Erwerbsarbeitzeit<br />

in den Blick. Dabei geht es um Maßnahmen,<br />

die es den Beschäftigten gestatten, ihr gesamtes<br />

Erwerbsleben ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> qualifiziert bewältigen<br />

zu können. Für beson<strong>der</strong>s belastete Beschäftigtengruppen,<br />

wie Schichtarbeiter/innen,<br />

sind dabei auch Arbeitszeitverkürzungen ins Auge<br />

zu fassen. Außerdem sind Möglichkeiten <strong>der</strong> Altersteilzeit<br />

zu erhalten <strong>und</strong> dabei auch Modelle gleiten<strong>der</strong><br />

Übergänge zu verankern.<br />

Zusätzlich zum Ziel eines alternsgerechten Arbeitens<br />

sind Modelle <strong>der</strong> Arbeitszeitgestaltung anzustreben,<br />

die sich auf die unterschiedlichen Lebensphasen<br />

<strong>und</strong> Bedürfnisse <strong>der</strong> Beschäftigten beziehen.<br />

Erwerbsbiographieorientierte Arbeitszeitgestaltung<br />

eröffnet Optionen, Erwerbsarbeit z. B. für<br />

Elternzeiten, aber auch für die Pflege von Familienmitglie<strong>der</strong>n,<br />

für Bildung o<strong>der</strong> für Sabbaticals zu unterbrechen.<br />

Weil Vereinbarkeitsprobleme zunehmen<br />

<strong>und</strong> nicht selten kumulieren, müssen neue<br />

Möglichkeiten zur autonomen Gestaltung von Arbeitszeiten<br />

entwickelt <strong>und</strong> abgesichert werden. Erfor<strong>der</strong>lich<br />

sind auch Maßnahmen zur gerechteren<br />

Verteilung <strong>der</strong> Arbeit zwischen Männern <strong>und</strong> Frauen.<br />

6. Tarifpolitik <strong>und</strong> Sozialpolitik<br />

Gesetzliche Neuregelungen <strong>und</strong> finanzielle Einschnitte<br />

bei sozialstaatlichen Leistungen haben im<br />

vergangenen Jahrzehnt dazu geführt, dass sozialpolitische<br />

Fragen verstärkt zum Gegenstand <strong>der</strong> Tarifpolitik<br />

wurden. Wenn die Politik, wie zuletzt mit<br />

<strong>der</strong> Erhöhung des Renteneintrittsalters, die Ausgangslage<br />

für betriebliche <strong>und</strong> gewerkschaftliche<br />

Politik verän<strong>der</strong>t, kann sie nicht aus <strong>der</strong> Verantwortung<br />

entlassen werden. Tarifpolitik ist nicht <strong>der</strong> Reparaturbetrieb<br />

einer verfehlten Sozialpolitik. Gewerkschaften<br />

können sozialpolitische Fehlentscheidungen<br />

<strong>und</strong> Versäumnisse nur sehr begrenzt<br />

tarifpolitisch ausgleichen. In diesem eingeschränkten<br />

Rahmen ist die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bereit, ergänzende Regelungen<br />

abzuschließen. Sie benötigt dafür einen<br />

materiell akzeptablen <strong>und</strong> verbindlichen gesetzlichen<br />

Rahmen.<br />

Regelungsfel<strong>der</strong> waren <strong>und</strong> sind hierbei insbeson<strong>der</strong>e:<br />

• Die betriebliche Altersvorsorge mit den Tarifverträgen<br />

zur Entgeltumwandlung <strong>und</strong> zu „Altersvorsorgewirksame<br />

Leistungen“. Angesichts<br />

beschlossener sozialpolitischer Maßnahmen,<br />

die das gegenwärtige Rentenniveau<br />

künftig noch weiter sinken lassen, müssen diese<br />

Instrumente ausgebaut werden.<br />

• Der Zugang zu Beschäftigung für die Jüngeren<br />

<strong>und</strong> die Chance für die Älteren, auch künftig zu<br />

zumutbaren Bedingungen vorzeitig aus dem Er-<br />

64


werbsleben aussteigen zu können. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

wird Modelle des flexiblen Altersübergangs<br />

deshalb auch künftig tarifpolitisch begleiten.<br />

Die Tarifvertragsparteien haben den Handlungsbedarf<br />

an dieser Stelle erkannt <strong>und</strong> in <strong>der</strong><br />

Tarifr<strong>und</strong>e 2007 eine Vereinbarung über den<br />

Einstieg in Verhandlungen zum flexiblen Altersübergang<br />

getroffen. Bis Juni 2008 werden Entscheidungen<br />

mit <strong>der</strong> Arbeitgeberseite angestrebt.<br />

Voraussetzung dafür ist, dass die Gesetzgebung<br />

schnell einen verlässlichen rechtlichen<br />

Rahmen schafft, um den Tarifparteien die<br />

Möglichkeit zu geben, rechtzeitig Vereinbarungen<br />

zu finden, die nach Auslaufen <strong>der</strong> bisherigen<br />

Altersteilzeit-Regelung gelten. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

setzt sich für eine gesetzliche Nachfolgeregelung<br />

ein, in <strong>der</strong> die Altersteilzeit weiterhin öffentlich<br />

durch die B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit<br />

auch über 2009 hinaus, durch steuer- <strong>und</strong> sozialabgabefreie<br />

Aufstockungsleistungen <strong>der</strong> Arbeitgeber<br />

<strong>und</strong> einen erleichterten Zugang zur<br />

Teilrente geför<strong>der</strong>t wird. Es muss zukünftig die<br />

Möglichkeit sowohl von Blockaltersteilzeit als<br />

auch von gleitenden Übergängen geben. Die<br />

Arbeitgeber müssen weiterhin mit zur Finanzierung<br />

dieses Modells herangezogen werden.<br />

Dazu werden wir politischen Druck entfalten<br />

müssen, bevor es zu tariflichen Lösungen kommen<br />

kann. Bei dem Altersausstieg <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Übernahme von Auszubildenden hält die <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> daran fest, dass Ansprüche aus den Regelungen<br />

zur Beschäftigungssicherung, zur Beschäftigungsbrücke<br />

<strong>und</strong> den bisherigen Regelungen<br />

zur Altersteilzeit erhalten bleiben <strong>und</strong><br />

ausgebaut werden. Um den demographischen<br />

Wandel in den Betrieben <strong>und</strong> die gleichzeitige<br />

Verschlechterung <strong>der</strong> Bedingungen für den vorzeitigen<br />

Altersausstieg zu bewältigen, kommen<br />

mittelfristig weitere tarifpolitische Schritte<br />

in Betracht. Hierzu können tarifliche Regelungen,<br />

die den Rahmen für eine demographiefeste<br />

Personalpolitik bieten (z. B. Langzeitkonten<br />

<strong>und</strong> Regelungen für eine alternsgerechte<br />

Arbeitszeitgestaltung sowie für ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>liche<br />

Arbeitsbedingungen), zählen. Damit<br />

könnte die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ihre Verantwortung für<br />

die humane Gestaltung des demographischen<br />

Wandels tarifpolitisch wahrnehmen.<br />

7. Europäisierung <strong>der</strong> Tarifpolitik<br />

Die politische Bedeutung <strong>der</strong> europäischen Koordinierung<br />

<strong>der</strong> nationalen Tarifpolitik hat durch die Erweiterung<br />

<strong>der</strong> EU <strong>und</strong> die globalisierte Unternehmenspolitik<br />

zugenommen. Die europäischen Gewerkschaften<br />

können <strong>der</strong> europaweiten Lohnkonkurrenz,<br />

dem Druck auf unbezahlte Arbeitszeitverlängerung<br />

<strong>und</strong> dem Versuch, Belegschaften bei<br />

grenzübergreifenden Unternehmensumstrukturierungen<br />

gegeneinan<strong>der</strong> auszuspielen, nur gemeinsam<br />

wirkungsvoll entgegentreten. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist<br />

in diesen Auseinan<strong>der</strong>setzungen ein verlässlicher<br />

Partner.<br />

Die Lohnkoordinierungsformel des EMB, nach <strong>der</strong><br />

jede Mitgliedsgewerkschaft zumindest einen Tarifabschluss<br />

im Umfang des jeweiligen nationalen<br />

Produktivitäts- <strong>und</strong> Inflationsanstiegs erreichen<br />

soll, ist als Meilenstein <strong>der</strong> europaweiten Abstimmung<br />

eher wichtiger geworden. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> steht<br />

in ihrer Tarifpolitik zu dieser Vereinbarung <strong>und</strong> unterstützt<br />

auch die jüngst begonnene Politik <strong>der</strong><br />

EMB-Gewerkschaften, europaweit gemeinsame tarifpolitische<br />

For<strong>der</strong>ungen aufzustellen. Dieser Ansatz<br />

ist fortzuführen <strong>und</strong> - wie weitere gemeinsame,<br />

tarifpolitische Koordinierungsansätze in den an<strong>der</strong>en<br />

Organisationsbereichen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> - auszubauen.<br />

Die Erfahrungen bei Umstrukturierungen von<br />

grenzübergreifend tätigen Unternehmen <strong>und</strong> bei<br />

abweichenden Vereinbarungen zeigen zudem,<br />

dass die Europäischen Betriebsräte <strong>und</strong> z. B. die<br />

EMB-Koordinatoren verstärkt einbezogen werden<br />

müssen. Nur so kann es zu gemeinsam getragenen<br />

grenzübergreifenden Unternehmensvereinbarungen<br />

kommen. Es ist deshalb nötig, europarechtliche<br />

Rahmenbedingungen für transnationale Kollektivvereinbarungen<br />

zu schaffen. Ein koordiniertesVorgehen<br />

ist auch gegenüber den politischen Initiativen<br />

<strong>der</strong> EU-Kommission nötig, wie vor allem<br />

<strong>der</strong> Arbeitszeitrichtlinie, <strong>der</strong> Liberalisierung des Arbeitsrechts<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> beabsichtigten Richtlinie zur<br />

Leiharbeit.<br />

8. Tarifpolitische Schwerpunkte 2008 bis 2011<br />

In den kommenden vier Jahren stellt sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

folgenden Aufgaben:<br />

1. Tarifpolitische Handlungsfähigkeit in den<br />

Aktionsfel<strong>der</strong>n Fläche <strong>und</strong> Betrieb stabilisieren<br />

<strong>und</strong> ausbauen.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird ihre aktive Einkommens- <strong>und</strong><br />

Verteilungspolitik über die Fläche fortsetzen<br />

<strong>und</strong> den Flächentarifvertrag als Gestaltungsinstrument<br />

weiterentwickeln. Dem angestrebten<br />

Paradigmenwechsel <strong>der</strong> Arbeitgeber wird die<br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> entgegentreten, nachhaltige tabellenwirksame<br />

Einkommenserhöhungen dürfen<br />

nicht durch variable Einmalzahlungen ersetzt<br />

werden. Betrieblich abweichende Vereinbarungen<br />

sind entsprechend <strong>der</strong> beschlossenen <strong>und</strong><br />

weiterzuentwickelnden Koordinierungsgr<strong>und</strong>sätze<br />

zu befristen <strong>und</strong> zu begrenzen, (Koordinierungs)Prozesse<br />

<strong>und</strong> Regelungsqualität bei<br />

Abweichungen sind zu verbessern, das politische<br />

Controlling ist auszubauen. Insgesamt gilt<br />

es, die Tarifpolitik mitglie<strong>der</strong>- <strong>und</strong> betriebsnäher<br />

auszurichten <strong>und</strong> die tarifpolitische Handlungsfähigkeit<br />

im Betrieb zu stärken. Solidarische<br />

Tarifpolitik muss künftig <strong>der</strong> Dualität von<br />

Fläche <strong>und</strong> Betrieb gerecht werden. Dies ist eine<br />

Aufgabe für die gesamte <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />

2. ERA-Umsetzung als Aufgabe <strong>der</strong><br />

Gesamtorgansation.<br />

Die Umsetzung des neuen tariflichen Rahmens<br />

für die Bewertung von Arbeit <strong>und</strong> Leistung (ERA)<br />

bietet die Chance, Tarifpolitik betriebsnah zu<br />

gestalten. Sie stellt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> vor große organisations-<br />

<strong>und</strong> betriebspolitische Herausfor<strong>der</strong>ungen,<br />

weil sie in vielen Betrieben im Zen-<br />

65


trum <strong>der</strong> verteilungspolitischen Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

steht. Deshalb müssen Hilfestellungen<br />

<strong>und</strong> Strategien entwickelt werden, welche die<br />

betrieblichen Akteure befähigen, diese Verteilungsauseinan<strong>der</strong>setzung<br />

kompetent zu führen.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> stellt den beteiligten Akteuren<br />

ausreichende Schulungs- <strong>und</strong> Qualifizierungsangebote<br />

zur Verfügung.<br />

3. Tarifpolitik mitglie<strong>der</strong>nah gestalten – „Gute<br />

Arbeit“ <strong>und</strong> „alternsgerechtes Arbeiten“<br />

Ansätze für Arbeitsgestaltung, Arbeitsorganisation,<br />

Qualifizierungspolitik, Leistungspolitik,<br />

Ges<strong>und</strong>heitsschutz, Arbeitszeitpolitik <strong>und</strong> flexiblen<br />

Altersausstieg (Chancen für Jung <strong>und</strong> Alt)<br />

sind aufzuwerten <strong>und</strong> als integrierte Ansätze<br />

auszubauen. Sie sind inhaltlich an den Vorstellungen<br />

von „Guter Arbeit“ bzw. „alternsgerechtem<br />

Arbeiten“ auszurichten. Der Ausbau arbeitspolitischer<br />

Handlungsfel<strong>der</strong> ist ein Schlüssel<br />

für mitglie<strong>der</strong>nähere Gewerkschaftspolitik.<br />

4. Arbeitszeitpolitik <strong>und</strong> Arbeitszeitgestaltung<br />

Die vordringlichsten arbeitszeitpolitischen<br />

Aufgaben bestehen darin, weiteren Verlängerungen<br />

<strong>der</strong> Arbeitszeiten <strong>und</strong> dem Verfall von<br />

Arbeitszeiten entgegenzuwirken <strong>und</strong> die Arbeitszeitsouveränität<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten zu erhöhen.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> nimmt die arbeitszeitpolitische<br />

Debatte wie<strong>der</strong> auf <strong>und</strong> orientiert sich in<br />

<strong>der</strong> Arbeitszeitpolitik <strong>der</strong> nächsten Jahre an<br />

dem Ziel, <strong>der</strong> „Arbeit wie<strong>der</strong> ein ges<strong>und</strong>es Maß<br />

zu geben“ (alternsgerechte <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsverträgliche<br />

Arbeitszeiten). Dies gilt auch für<br />

die weitere tarifliche <strong>und</strong> betriebliche Arbeitszeitgestaltung<br />

<strong>und</strong> Kontenregelungen. Die <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> befürwortet erwerbsbiographieorientierte<br />

Arbeitszeitgestaltung <strong>und</strong> setzt sich für<br />

entsprechende Rahmenbedingungen ein. Ein<br />

gleiten<strong>der</strong> Altersübergang muss auch in Zukunft<br />

zu akzeptablen Bedingungen möglich<br />

sein.<br />

5. Leiharbeit <strong>und</strong> weitere prekäre<br />

Beschäftigungsverhältnisse eindämmen<br />

Vorrangig geht es darum, Leiharbeitsverhältnisse<br />

einzuschränken <strong>und</strong> die Einkommens<strong>und</strong><br />

Arbeitsbedingungen <strong>der</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />

an die Bedingungen <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Branchen heranzuführen. Dies ist eine wichtige<br />

tarif- <strong>und</strong> betriebspolitische Tagesaufgabe. Um<br />

sie zu bewältigen, wird die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ihre Aktivitäten<br />

im Bereich Leiharbeit deutlich ausbauen.<br />

Befristete Arbeitsverhältnisse sind einzudämmen.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> tritt für Arbeitsverhältnisse<br />

ein, die existenzsichernd sind.<br />

6. Tarifpolitische Koordinierung in Europa<br />

Die begonnene Politik <strong>der</strong> europäischen Gewerkschaften,<br />

europaweit gemeinsame tarifpolitische<br />

Handlungsfel<strong>der</strong> anzugehen <strong>und</strong> gemeinsame<br />

For<strong>der</strong>ungen aufzustellen, ist fortzusetzen.<br />

Koordinierungsprozesse zwischen den<br />

europäischen <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> weiteren Branchengewerkschaften<br />

<strong>und</strong> betrieblichen Interessenvertretern<br />

im Sinne enger Abstimmung <strong>und</strong> Kooperation<br />

sind zu verstetigen <strong>und</strong> zu vertiefen.<br />

66


Betriebliche Arbeitskämpfe für Sozialtarifverträge<br />

<strong>und</strong> gegen Betriebsschließungen<br />

3.001 Antragsteller/in: Berlin<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Betriebliche Arbeitskämpfe für Sozialtarifverträge<br />

<strong>und</strong> gegen Betriebsschließungen stellen die Organisation<br />

vor neue Herausfor<strong>der</strong>ungen. Der erfolgreiche<br />

Streik bei BSH in Berlin, <strong>der</strong> trotz <strong>der</strong> verhin<strong>der</strong>ten<br />

Betriebsschließung mit einer geringen Zustimmungsquote<br />

bei <strong>der</strong> zweiten Urabstimmung<br />

geendet hat, zeigte, dass für diese Arbeitskampfführung<br />

geson<strong>der</strong>te Konzepte notwendig sind.<br />

Die Tarifabteilung des Vorstandes wird aufgefor<strong>der</strong>t,<br />

entsprechende Analysen durchzuführen <strong>und</strong><br />

ein Konzept zu erarbeiten.<br />

Zum Verhältnis von Flächentarifvertrag <strong>und</strong><br />

betriebsnaher Tarifpolitik<br />

3.002 Antragsteller/in: Neuwied<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Das Tarifvertragssystem in Deutschland befindet<br />

sich vor dem Hintergr<strong>und</strong> internationaler Kapitalverwertungsstrategien<br />

im Umbruch.<br />

Das System <strong>der</strong> Flächentarifverträge hat eine solidarische<br />

Tarifpolitik möglich gemacht <strong>und</strong> gleiche<br />

Konkurrenzbedingungen im nationalen Ordnungsrahmen<br />

geschaffen.<br />

Seit Mitte <strong>der</strong> 90er Jahre kommt das Tarifvertragssystem<br />

unter Druck <strong>und</strong> steht vor immer neuen Bewährungsproben,<br />

die gekennzeichnet sind durch<br />

– eine negative Lohndrift,<br />

– die For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Arbeitgeber, jede tarifpolitische<br />

Verbesserung an an<strong>der</strong>er Stelle im Tarifvertragssystem<br />

zu kompensieren,<br />

– eine zunehmende Verknüpfung von Standortauseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

mit betrieblichen Abweichungen<br />

von den Verbandstarifverträgen<br />

<strong>und</strong><br />

– den offenen Bruch von Tarifverträgen durch verbandsgeb<strong>und</strong>ene<br />

Betriebe.<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> geht es darum, auch vor dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> gr<strong>und</strong>legen<strong>der</strong> ökonomischer Verän<strong>der</strong>ungen,<br />

einerseits die Schutz- <strong>und</strong> Gestaltungsfunktion<br />

des Tarifvertrages durch eine solidarische<br />

Tarifpolitik zu erhalten, die nur durch überbetrieblich<br />

wirkende Flächentarifverträge zu erreichen ist<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits den Pforzheim-Prozess zu verbessern,<br />

<strong>der</strong> in seinem Kern aber ambivalent ist.<br />

Mit abweichenden Tarifverträgen im Rahmen des<br />

Pforzheim-Prozesses gelingt es <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, <strong>der</strong><br />

zentralen Funktion <strong>der</strong> Tarifpolitik, nämlich <strong>der</strong> Regelung<br />

<strong>der</strong> Arbeitsbedingungen, gerecht zu werden.<br />

Dem gegenüber besteht aber die Gefahr, dass<br />

durch den Pforzheim-Prozess das System <strong>der</strong> Flächentarifverträge<br />

inhaltlich ausgehöhlt wird, wenn<br />

die Abweichung zur Regel wird <strong>und</strong> das System <strong>der</strong><br />

Flächentarifverträge nur noch <strong>der</strong> Sicherstellung<br />

<strong>der</strong> Friedensfunktion des Tarifvertrages dient.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> fällt <strong>der</strong> Koordination abweichen<strong>der</strong><br />

Regelungen eine zentrale Rolle zu.<br />

Diese Koordination muss auf <strong>der</strong> einen Seite ein gemeinsames<br />

Handeln <strong>der</strong> Beschäftigten, auch über<br />

unterschiedliche Standorte, die von abweichenden<br />

Regelungen betroffen sein können, sicherstellen.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite muss sie Ängste <strong>und</strong> Befürchtungen<br />

von Betroffenen, die häufig von Arbeitgeberseite<br />

zur Durchsetzung von abweichenden Regelungen<br />

mit Standortschließungen, Verlagerungen<br />

<strong>und</strong> Arbeitsplatzvernichtung bedroht werden,<br />

aufgreifen <strong>und</strong> Perspektiven geben.<br />

Neben <strong>der</strong> Koordination des Verfahrens zur Vereinbarung<br />

abweichen<strong>der</strong> Regelungen, ist innerhalb<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> eine Verständigung über die Inhalte<br />

möglicher abweichen<strong>der</strong> Regelungen erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Maßstab für die inhaltliche Ausgestaltung abweichen<strong>der</strong><br />

Regelungen ist dabei, dass <strong>der</strong> Tarifvertrag<br />

seine gemeinsame Klammer <strong>und</strong> Funktion zur Regelung<br />

von Arbeitsbedingungen nicht verlieren darf.<br />

Flächentarifvertrag <strong>und</strong> betriebliche Tarifpolitik<br />

3.003 Antragsteller/in: Erfurt<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> geht es vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

gr<strong>und</strong>legen<strong>der</strong> ökonomischer Verän<strong>der</strong>ungen darum,<br />

einerseits die Schutz- <strong>und</strong> Gestaltungsfunktion<br />

des Tarifvertrages durch eine solidarische Tarifpolitik<br />

zu erhalten, die nur durch überbetrieblich wirkende<br />

Flächentarifverträge zu erreichen ist <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits<br />

den Pforzheim-Prozess zu verbessern bzw. zu<br />

beenden. Es besteht die Gefahr, dass durch den<br />

Pforzheim-Prozess das System <strong>der</strong> Flächentarifverträge<br />

inhaltlich ausgehöhlt wird, wenn die Abweichung<br />

zur Regel wird <strong>und</strong> das System <strong>der</strong> Flächentarifverträge<br />

nur noch <strong>der</strong> Sicherstellung <strong>der</strong> Friedensfunktion<br />

des Tarifvertrages dient. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />

fällt <strong>der</strong> Koordination abweichen<strong>der</strong> Regelungen<br />

durch den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> eine zentrale<br />

Rolle zu. Diese Koordination muss auf <strong>der</strong> einen Seite<br />

ein gemeinsames Handeln <strong>der</strong> Beschäftigten,<br />

auch über unterschiedliche Standorte, die von abweichenden<br />

Regelungen betroffen sein können, sicherstellen.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite muss sie Ängste<br />

<strong>und</strong> Befürchtungen von Betroffenen, die häufig von<br />

Arbeitgeberseite zur Durchsetzung von abweichenden<br />

Regelungen mit Standortschließungen, Verlagerungen<br />

<strong>und</strong> Arbeitsplatzvernichtung bedroht werden,<br />

aufgreifen <strong>und</strong> Perspektiven geben.<br />

Ergänzungstarifverträge<br />

3.004 Antragsteller/in: Fürth<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Bei Abschluss von Ergänzungs- <strong>und</strong> Sanierungstarifverträgen<br />

auf allen Ebenen <strong>der</strong> Organisation sind<br />

die Kriterien einzuhalten, die vom Vorstand dafür<br />

beschlossen wurden.<br />

67


Pforzheim-Verfahren<br />

3.005 Antragsteller/in: Bremen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Dass so genannte „Pforzheim-Verfahren“ zu konkretisieren.<br />

Eine Einbeziehung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> ist zwingend. In<br />

allen überbezirklichen Fällen ist die Transparenz<br />

<strong>und</strong> Koordinierung durch die Tarifabteilung beim<br />

Vorstand sicherzustellen.<br />

Bei überbezirklichen Fällen liegt die Verhandlungsführung<br />

bei <strong>der</strong> Tarifabteilung des Vorstandes o<strong>der</strong><br />

bei einer von <strong>der</strong> Abteilung beauftragen Person<br />

(KBR-, GBR o<strong>der</strong> Betriebsbetreuer).<br />

Eine Verpflichtung <strong>der</strong> Unternehmen zur Wie<strong>der</strong>herstellung<br />

<strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit unter den<br />

Bedingungen des Flächentarifvertrages ist zwingend<br />

zu vereinbaren. Verlängerungen o<strong>der</strong> Anschlussverträge<br />

zum „Pforzheimer-Abkommen“<br />

sind nur noch zur Abwendung eines Insolvenzfalls<br />

möglich.<br />

Pforzheimer Abkommen<br />

3.006 Antragsteller/in: Kaiserslautern<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Seit Jahren werden Betriebsräte <strong>und</strong> Vertrauensleute<br />

von ihren jeweiligen Arbeitgeber in permanenten<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung um Kostenoptimierung, Arbeitszeitverlängerungen<br />

<strong>und</strong> ständigen Machtkämpfen<br />

zum Thema „Standortsicherung“ gezwungen.<br />

Die Situation hat sich in vielen Betrieben seit dem<br />

Pforzheimer Abkommen aufgr<strong>und</strong> zum Teil direkter<br />

For<strong>der</strong>ungen, zum Teil aber auch in Form indirekter<br />

For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> jeweiligen Arbeitgeber drastisch<br />

verschärft.<br />

Gerade in <strong>der</strong> Zulieferindustrie findet, wenn es z. B.<br />

um die Neuvergabe von Original Equipment Manufacturer<br />

OEM (Automobil- bzw. Haupthersteller)-<br />

Aufträgen geht, ein Unterbietungswettbewerb in<br />

vorher nie da gewesener Art <strong>und</strong> Weise statt.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> wird <strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> aufgefor<strong>der</strong>t, an vom Flächentarifvertrag abweichende<br />

Regelungen strengere Kriterien als bisher<br />

anzuwenden <strong>und</strong> diese auch in <strong>der</strong> praktischen<br />

Umsetzung wirksamer als bisher zu überprüfen.<br />

In beson<strong>der</strong>s begründeten Fällen sollen vor <strong>der</strong> Zustimmung<br />

zu entsprechenden Ausnahmeregelungen<br />

bereits im Vorfeld alle unmittelbar, gegebenenfalls<br />

auch mittelbar, betroffene Betriebe, in den Beratungs-<br />

<strong>und</strong> Entscheidungsprozess mit einbezogen<br />

werden, um unzulässige Wettbewerbsverzerrungen<br />

bzw. einen sogenannten „Kinoeffekt“ zu vermeiden.<br />

Zukunftsfrage Flächentarifvertrag <strong>und</strong><br />

betriebliche (Tarif)Regelungen<br />

3.007 Antragsteller/in: Salzgitter<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>der</strong>zeitige Richtlinie Koordination bei abweichenden<br />

Tarifverträgen wird überarbeitet. Folgende<br />

Regelungen müssen Inhalt <strong>der</strong> neuen Richtlinien<br />

werden:<br />

Bei abweichenden Tarifverträgen innerhalb eines<br />

Unternehmens o<strong>der</strong> Konzerns ist künftig eine gemeinsame<br />

Entscheidung aller Betriebe notwendig.<br />

Ein Bestandteil abweichen<strong>der</strong> Tarifverträge müssen<br />

Vereinbarungen zur nachhaltigen Standortsicherung<br />

(z. B. Investition, Produktinnovation, Qualifizierung,<br />

Beschäftigungssicherung) sein.<br />

Arbeitszeitverlängerungen dürfen nicht Bestandteil<br />

von Verträgen zur Beschäftigungssicherung<br />

sein.<br />

Tarifpolitik<br />

3.008 Antragsteller/in: Hanau<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> spricht sich gegen jegliche Form <strong>der</strong><br />

Verbetrieblichung in <strong>der</strong> Tarifpolitik aus. Variable,<br />

in den einzelnen Betrieben nachzuverhandelnde<br />

Komponenten (z. B. Gewinnbeteiligungen, variable<br />

Einmalzahlungen, Urlaubs- <strong>und</strong> Weihnachtsgeld<br />

usw.) werden nicht in die Tarifverträge aufgenommen.<br />

Dies betrifft nicht nur die Frage <strong>der</strong> Entgelttarifverträge,<br />

son<strong>der</strong>n ist bei allen Tarifverhandlungen<br />

anzuwenden.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird sich im Deutschen Gewerkschaftsb<strong>und</strong><br />

(DGB) dafür einsetzen, dass auch bei<br />

den an<strong>der</strong>en Gewerkschaften auf die genannten<br />

Bestandteile in Tarifverträgen verzichtet wird.<br />

Jeglicher Versuch <strong>der</strong> Unternehmerverbände, <strong>der</strong><br />

B<strong>und</strong>esregierung o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er eine Verbetrieblichung<br />

<strong>der</strong> Tarifpolitik durchzusetzen o<strong>der</strong> zu för<strong>der</strong>n,<br />

ist <strong>der</strong> entschiedene Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>er Gewerkschaften entgegenzusetzen.<br />

Pforzheimer Abkommen<br />

3.009 Antragsteller/in: Aschaffenburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, das<br />

Pforzheimer Abkommen (Tarifverträge zur Wettbewerbsfähigkeit<br />

<strong>und</strong> Standortsicherung) in den folgenden<br />

Tarifr<strong>und</strong>en so weiter zu entwickeln, dass<br />

die im Paragrafen 1 enthaltenen Ziele zur Gestaltung<br />

<strong>der</strong> Innovationsfähigkeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> Investitionsbedingungen<br />

in den Betrieben mitbestimmungspflichtig<br />

werden.<br />

Pforzheimer Abkommen<br />

3.010 Antragsteller/in: Berlin<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Tarifpolitik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss darauf ausgerichtet<br />

sein, die Bindungskraft <strong>der</strong> Flächentarifverträge<br />

wie<strong>der</strong> zu erhöhen. Insbeson<strong>der</strong>e ist das Pforzhei-<br />

68


mer Abkommen auf seine Auswirkungen auf den<br />

Flächentarifvertrag zu überprüfen.<br />

Pforzheimer Abkommen<br />

3.011 Antragsteller/in: Dortm<strong>und</strong><br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Dass <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Vorstand das Pforzheimer Abkommen<br />

zum nächstmöglichen Zeitpunkt überprüft.<br />

Sicherung tarifvertraglicher Errungenschaften<br />

3.012 Antragsteller/in: Braunschweig<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Angriffe von Arbeitgeberverbänden <strong>und</strong> einzelnen<br />

Unternehmern auf die Errungenschaften unserer<br />

Flächentarifverträge nehmen zu. Trotz Produktivitäts-<br />

<strong>und</strong> Gewinnsteigerungen versuchen sie den<br />

Beschäftigten verlängerte Arbeitszeiten ohne –<br />

o<strong>der</strong> mit reduzierter Bezahlung, den Entfall von<br />

festgeschriebenen Vergütungen <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>zahlungen<br />

bzw. sogar den Entfall jeglicher Tarifbindung<br />

abzuringen.<br />

Unsere Flächentarifverträge bedürfen deshalb dem<br />

Schutz <strong>und</strong> <strong>der</strong> Verteidigung jedes unserer Mitglie<strong>der</strong>.<br />

Sie sind Richtschnur <strong>und</strong> Garant für faire Arbeitsbedingungen<br />

die den Einsatz <strong>der</strong> eigenen Arbeitsleistung<br />

über ein ganzes Arbeitsleben nach<br />

humanen <strong>und</strong> partizipativen Ansprüchen regulieren,<br />

gestalten <strong>und</strong> vor allem rechtssicher machen.<br />

Auch die in den letzten Jahren vielfach abgeschlossenen<br />

Ergänzungs- o<strong>der</strong> Firmentarifverträge machen<br />

die Begehrlichkeiten <strong>der</strong> Arbeitgeber deutlich.<br />

Hier wird versucht, unsere erstrittenen Erfolge<br />

durch Festschreiben von an<strong>der</strong>en Parametern zu<br />

unterlaufen.<br />

Dieses dürfen wir nicht zulassen.<br />

Wir for<strong>der</strong>n den Vorstand auf, nachdrücklich darauf<br />

hinzuwirken, dass bei dem Abschluss von Ergänzungs-<br />

o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>-Tarifverträgen gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

keine vom Referenztarifvertrag nach oben abweichende<br />

Arbeitszeitregelung vereinbart werden.<br />

Darüber hinaus sollen diese Ergänzungs- o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>tarifverträge<br />

zeitlich eng befristet <strong>und</strong> eine zeitlich<br />

definierte Rückkehr zum Referenztarifvertrag<br />

vereinbart werden.<br />

Pforzheimer Abkommen<br />

3.013 Antragsteller/in: Velbert<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

dass <strong>der</strong> Vorstand bzw. die Bezirke aufgefor<strong>der</strong>t<br />

werden, den Tarifkommissionen zu empfehlen, sich<br />

gegen eine weitere Verlängerung <strong>der</strong> Tarifvereinbarung<br />

für die <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie NRW vom<br />

16.02.2004 (Pforzheimer Abkommen) auszusprechen.<br />

Gr<strong>und</strong>sätze bei abweichenden Tarifregelungen<br />

3.014 Antragsteller/in: Frankfurt am Main<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Flächentarifvertrag kommt in den letzten Jahren<br />

immer stärker unter Druck. Austritte aus dem Arbeitgeberverband,<br />

verstärkte Mitgliedschaft in den<br />

OT-Verbänden <strong>und</strong> abweichende Tarifregelungen in<br />

den Betrieben sind deutlicher Ausdruck dieser Entwicklung.<br />

Es ist daher eine <strong>der</strong> zentralen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, das Verhältnis von Tarifpolitik<br />

<strong>und</strong> Betriebspolitik neu zu justieren. Vor diesem<br />

Hintergr<strong>und</strong> haben auch die vom Vorstand <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> beschlossenen Koordinierungsrichtlinien<br />

für abweichende tarifliche Regelungen eine große<br />

Bedeutung gewonnen. Gleichwohl müssen wir aber<br />

in diesem Zusammenhang immer noch gravierende<br />

Defizite feststellen.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> for<strong>der</strong>n die Delegierten des<br />

21. ordentlichen Gewerkschaftstages den Vorstand<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, für abweichende tarifliche Regelungen<br />

vom Flächentarifvertrag sowohl bei Sanierungstarifverträgen<br />

als auch bei so genannten Standortsicherungstarifverträgen<br />

verbindliche Mindeststandards<br />

festzulegen. Dazu gehören bei Sanierungstarifverträgen<br />

im Einzelnen folgende Kriterien:<br />

1. Die wirtschaftliche Notlage muss durch Vorlage<br />

von wirtschaftlichen Daten (Bilanz, WP-Berichte)<br />

nachgewiesen sein.<br />

2. Die wirtschaftliche Notlage muss in einem<br />

überschaubaren Zeitrahmen beseitigt werden<br />

können. Dazu muss das Unternehmen ein tragfähiges<br />

Sanierungskonzept vorlegen.<br />

3. Die abweichende tarifvertragliche Regelung<br />

muss demzufolge für den Sanierungszeitraum<br />

befristet sein. Während <strong>der</strong> Laufzeit des Ergänzungstarifvertrages<br />

dürfen keine betriebsbedingten<br />

Kündigungen ausgesprochen werden.<br />

4. Der Inhalt <strong>der</strong> abweichenden tarifvertraglichen<br />

Reglungen darf nicht zu einer weiteren Gefährdung<br />

von Arbeitsplätzen führen. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

lehnt Sanierungskonzepte, die ausschließlich<br />

auf eine Verlängerung <strong>der</strong> Arbeitszeit <strong>und</strong> einem<br />

damit verb<strong>und</strong>enen Arbeitsplatzabbau<br />

setzen, ab.<br />

5. Bei dem Abschluss einer abweichenden Tarifregelung<br />

müssen die möglichen Signalwirkungen<br />

<strong>und</strong> damit die Auswirkungen auf an<strong>der</strong>e<br />

Unternehmen insgesamt berücksichtigt werden.<br />

Über diese vorgenannten Kriterien hinaus müssen<br />

bei den so genannten Standortsicherungsverträgen<br />

folgende Kriterien erfüllt sein:<br />

1. Die notwendig zwingenden Regelungen zur<br />

Standort- <strong>und</strong> Beschäftigungssicherung müssen<br />

soweit konkretisiert sein, dass sie auch justitiabel<br />

durchgesetzt werden können.<br />

2. Dazu gehört insbeson<strong>der</strong>e, dass Zukunftsinvestitionen<br />

an den jeweiligen Standorten verbindlich<br />

festgeschrieben werden.<br />

3. So genannte Ausstiegsklauseln für den Arbeitgeber<br />

im Falle von gravieren<strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

externen wirtschaftlichen Rahmenbedingun-<br />

69


gen müssen auf konkret definierte Ausnahmefälle<br />

beschränkt sein. In einem solchen Fall<br />

müssen sämtliche materiellen Zugeständnisse<br />

an die Arbeitgeber rückabgewickelt werden.<br />

4. Bei Konzernen <strong>und</strong> Unternehmen müssen vor<br />

Aufnahme von betrieblichen Verhandlungen<br />

über abweichende Tarifregelungen gemeinsame<br />

Strategien über die betroffenen Verwaltungsstellen<br />

bzw. Bezirke <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> vorher<br />

abgesprochen <strong>und</strong> koordiniert werden.<br />

Insgesamt muss bei abweichenden tariflichen Regelungen<br />

das Ziel <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sein, solche Regelungen<br />

noch restriktiver als bisher zu behandeln,<br />

damit unter dem Strich <strong>der</strong> Flächentarifvertrag als<br />

breite Basis für tarifliche Mindestbedingungen erhalten<br />

bleibt <strong>und</strong> die abweichenden Regelungen<br />

die absolute Ausnahme sind.<br />

Bei allen abweichenden tariflichen Regelungen<br />

muss darüber hinaus nach Vorliegen eines Verhandlungsergebnisses<br />

eine Abstimmung über das<br />

Ergebnis in einer <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Mitglie<strong>der</strong>-Versammlung<br />

stattfinden.<br />

Umgang mit <strong>der</strong> Abweichung vom<br />

Flächentarifvertrag<br />

3.015 Antragsteller/in: Kiel<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Bei beantragten Abweichungen vom Flächentarifvertrag<br />

ist eine Einbindung <strong>der</strong> Belegschaften zwingend<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Dieses ist u. a. durch die Bildung<br />

einer betrieblichen Tarifkommission zu gewährleisten.<br />

Gehören zu einem Unternehmen mehrere Betriebe,<br />

so ist eine Unternehmenstarifkommission<br />

unter Einbindung <strong>der</strong> betroffenen Verwaltungsstellen<br />

zu bilden, <strong>der</strong>en Zustimmung zu Abweichungen<br />

vom Flächentarifvertrag ebenfalls erfor<strong>der</strong>lich ist.<br />

Sind mehrere Tarifbezirke betroffen, so sind auch<br />

Vertreter <strong>und</strong> Vertreterinnen aus den Bezirksleitungen<br />

hinzuzuziehen bzw. die Verwaltungsstellenvertreter<br />

<strong>und</strong> -vertreterinnen zu beauftragen, die Belange<br />

<strong>der</strong> Bezirke mit zu vertreten.<br />

Sind Auswirkungen auf Betriebe von Wettbewerbsunternehmen<br />

o<strong>der</strong> Zulieferern zu erwarten, ist auch<br />

die Zustimmung einer über die Betriebe gebildete<br />

Branchentarifkommission erfor<strong>der</strong>lich.<br />

In jedem Fall sollten die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Mitglie<strong>der</strong> so<br />

weitgehend einbezogen werden, dass ihnen die<br />

Möglichkeit gegeben wird, über die Empfehlungen<br />

<strong>der</strong> Tarifkommissionen abstimmen zu können.<br />

„Pforzheimer Vereinbarung“ – Abweichung vom<br />

Flächentarifvertrag<br />

3.016 Antragsteller/in: Berlin<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

stellt fest, dass die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für eine solidarische<br />

<strong>und</strong> progressive Tarifpolitik steht <strong>und</strong> Öffnungen<br />

bzw. Aushöhlungen von Flächentarifverträgen sehr<br />

kritisch gegenüber steht.<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag for<strong>der</strong>t den<br />

Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, die „Pforzheimer Vereinbarung“<br />

dahingehend einzuschränken, dass mit ihr<br />

keine Ausnahmeregelungen zum Flächentarifvertrag<br />

aus reinen profit- o<strong>der</strong> standortnationalistischen<br />

Gründen möglich sind.<br />

Die bisherige Umgangsweise mit <strong>der</strong> „Pforzheimer<br />

Vereinbarung“ wird darüber hinaus zukünftig um<br />

die Verpflichtung <strong>der</strong> verantwortlichen Gewerkschaftsinstanzen<br />

erweitert, bei entsprechenden<br />

betrieblichen bzw. unternehmensbezogenen Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

von Beginn an auf <strong>der</strong> internationalen<br />

Ebene mit den Gewerkschaften <strong>und</strong> Belegschaften<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Konzernstandorte zusammenzuarbeiten,<br />

<strong>und</strong> zwar mit dem Ziel einer weltweiten<br />

Koordination dieser Tarifauseinan<strong>der</strong>setzungen.<br />

Betriebsnahe Tarifpolitik <strong>und</strong><br />

beteiligungsorientierte Betriebspolitik<br />

3.017 Antragsteller/in: Flensburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Tarifpolitik wird immer betriebsnäher. Die Zunahme<br />

von Werks- <strong>und</strong> Anerkennungstarifverträgen,<br />

Abweichungen vom Tarifvertrag (Pforzheim)<br />

<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Sanierungstarifverträgen dokumentieren,<br />

dass neben dem Flächen-Tarifvertrag die betriebliche<br />

Ebene an Bedeutung gewinnt. Dieser<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung stellen wir uns. Die betriebsnahe<br />

Tarifpolitik muss offensiv angegangen werden. Dabei<br />

wächst die Bedeutung <strong>der</strong> betrieblichen Gestaltung<br />

<strong>und</strong> Umsetzung von Tarifverträgen. Der<br />

Flächen-Tarifvertrag ist <strong>der</strong> Rahmen <strong>und</strong> die Basis<br />

für das Niveau <strong>der</strong> einzelnen Regelungen. Die Umsetzung<br />

dieser Regelungen (Einhaltung, Ausgestaltung,<br />

Verbesserungen o<strong>der</strong> Abweichungen)<br />

muss tarifpolitisch im Betrieb gestaltet werden.<br />

Diese Ausgestaltung muss durch die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> im<br />

Betrieb (betriebliche Tarifkommission, Vertrauensleute,<br />

etc.) geschehen. Betriebsnahe Tarifpolitik<br />

setzt an die Erwartungen <strong>und</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

betrieblichen Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen an <strong>und</strong><br />

lädt sie zum Mitmachen ein. Betriebsnahe Tarifpolitik<br />

ist eine Chance zu Stärkung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. In<br />

<strong>der</strong> betriebsnahen Tarifpolitik ist die Beteiligung<br />

<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> unerlässlich. Das Stellvertreterprinzip<br />

muss durch eine beteiligungsorientierte Betriebspolitik<br />

ergänzt werden. Die Menschen wollen<br />

nicht nur alle vier Jahre jemanden wählen, <strong>der</strong> sich<br />

dann um die Probleme <strong>und</strong> die Lösungen kümmert,<br />

sie wollen sich auch selbst für ihre Interessen einsetzen<br />

können.<br />

Es gilt also, die Mitglie<strong>der</strong> in den Entscheidungsprozess<br />

einzubeziehen:<br />

– Die Entscheidung, ob verhandelt wird <strong>und</strong> mit<br />

welchem Ziel, muss mit den Mitglie<strong>der</strong>n diskutiert<br />

<strong>und</strong> entschieden werden (Mitglie<strong>der</strong>versammlung).<br />

– Die Wahl einer betrieblichen Tarifkommission<br />

<strong>und</strong> Verhandlungskommission durch die Mitglie<strong>der</strong><br />

ist bei einer betriebsnahen Tarifpolitik<br />

obligatorisch.<br />

70


– Eine kontinuierliche Information über den Verhandlungsstand<br />

<strong>und</strong> eine Abstimmung über<br />

das Ergebnis ist ebenfalls unerlässlich.<br />

Dort, wo die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> die Menschen in <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mitgenommen <strong>und</strong> sie einbezogen<br />

hat, geht die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gestärkt (z. B. mehr Mitglie<strong>der</strong>,<br />

höheres Standing, breitere Funktionärsschaft<br />

etc.) aus dem Konflikt heraus. Dabei darf die Beteiligung<br />

nicht nur auf die Tarifpolitik beschränkt werden.<br />

Auch die Betriebspolitik muss beteiligungsorientierter<br />

werden. Betriebsräte <strong>und</strong> Vertrauensleute<br />

müssen stärker auf die Mitglie<strong>der</strong> zugehen <strong>und</strong> sie<br />

in ihre Arbeit einbeziehen. Zum Beispiel könnten<br />

vor Verhandlungen o<strong>der</strong> Entscheidungen über einzelne<br />

Betriebsvereinbarungen die Mitglie<strong>der</strong> über<br />

die Bestandteile, inhaltliche Ausrichtung o<strong>der</strong> Annahme<br />

abstimmen. Auch über strukturpolitische<br />

Fragen, zum Beispiel bei <strong>der</strong> ERA-Einführung, kann<br />

in Mitglie<strong>der</strong>versammlungen diskutiert <strong>und</strong> ein<br />

Meinungsbild eingeholt werden. Die VL-Arbeit wird<br />

dadurch profitieren. Viele Menschen wollen sich<br />

nicht mehr langfristig an ein Mandat binden lassen.<br />

Sie sind bereit, sich für ein konkretes <strong>und</strong> zeitlich<br />

überschaubares Vorhaben zu engagieren. Daran<br />

muss die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> anknüpfen <strong>und</strong> den Mitglie<strong>der</strong>n<br />

das Angebot zur Mitarbeit – zum Beispiel in Arbeitsgruppen<br />

o<strong>der</strong> Projekten – machen. Die Beteiligung<br />

ist eine lohnenswerte Ergänzung <strong>der</strong> bestehenden<br />

VL-Arbeit. Der aktive Stamm von Vertrauensleuten<br />

in den einzelnen Fällen wird immer wie<strong>der</strong> durch<br />

Mitglie<strong>der</strong> ergänzt werden.<br />

Die Delegierten des 21. Gewerkschaftstages for<strong>der</strong>n<br />

daher<br />

– den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, eine betriebsnahe<br />

Tarifpolitik zu gestalten.<br />

Hierzu müssen die tarifpolitischen Rahmenbedingungen<br />

geschaffen werden. Die finanziellen Ressourcen<br />

für die Bildung <strong>und</strong> Schulung von betrieblicher<br />

Tarifpolitik müssen gestärkt werden;<br />

– die Bezirksleitungen auf, dass sichergestellt<br />

wird, dass in allen betrieblichen tarifpolitischen<br />

Fällen, eine betriebliche Tarifkommission<br />

gewählt wird.<br />

Die Bezirksleitungen werden zusammen mit den jeweiligen<br />

Tarifkommissionen überprüfen, ob es<br />

sinnvoll ist, Regelungsbestandteile aus dem Flächentarifvertrag<br />

zur Ausgestaltung den betrieblichen<br />

Tarifkommissionen zu übertragen. Sie erarbeiten<br />

Bausteine zur Schulung <strong>der</strong> betrieblichen Tarifkommissionen.<br />

– die Verwaltungsstellen auf, in ihren Regionen<br />

die Strukturen für eine Mitglie<strong>der</strong>beteiligung<br />

zu schaffen. Sie stellen in Abstimmung mit den<br />

Bezirksleitungen die Schulung von betrieblichen<br />

Tarifkommissionen sicher.<br />

Betriebsnahe Tarifpolitik<br />

3.018 Antragsteller/in: Hamburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Tarifpolitik wird immer betriebsnäher. Die Zunahme<br />

von Werks- <strong>und</strong> Anerkennungstarifverträgen,<br />

Abweichungen vom Tarifvertrag (Pforzheim)<br />

<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Sanierungstarifverträgen dokumentieren,<br />

dass neben dem Flächentarifvertrag die betriebliche<br />

Ebene an Bedeutung gewinnt. Dieser Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

stellen wir uns.<br />

Die betriebsnahe Tarifpolitik muss offensiv angegangen<br />

werden. Dabei wächst die Bedeutung <strong>der</strong><br />

betrieblichen Gestaltung <strong>und</strong> Umsetzung von Tarifverträgen.<br />

Der Flächentarifvertrag ist <strong>der</strong> Rahmen<br />

<strong>und</strong> die Basis für das Niveau <strong>der</strong> einzelnen Regelungen.<br />

Die Umsetzung dieser Regelungen – Einhaltung,<br />

Ausgestaltung, Verbesserungen o<strong>der</strong> Abweichungen<br />

– muss tarifpolitisch im Betrieb gestaltet<br />

werden. Diese Ausgestaltung muss durch die <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> im Betrieb (betriebliche Tarifkommission,<br />

Vertrauensleute, etc.) geschehen. Betriebsnahe Tarifpolitik<br />

setzt an die Erwartungen <strong>und</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> betrieblichen Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen an<br />

<strong>und</strong> lädt sie zum Mitmachen ein. Betriebsnahe Tarifpolitik<br />

ist eine Chance zu Stärkung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />

In <strong>der</strong> betriebsnahen Tarifpolitik ist die Beteiligung<br />

<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> unerlässlich. Das Stellvertreterprinzip<br />

muss durch eine beteiligungsorientierte Betriebspolitik<br />

ergänzt werden. Die Menschen wollen<br />

nicht nur alle vier Jahre jemanden wählen, <strong>der</strong> sich<br />

dann um die Probleme <strong>und</strong> die Lösungen kümmert,<br />

sie wollen sich auch selbst für ihre Interessen einsetzen<br />

können. Es gilt also, die Mitglie<strong>der</strong> in den<br />

Entscheidungsprozess einzubeziehen:<br />

• Die Entscheidung, ob verhandelt wird <strong>und</strong> mit<br />

welchem Ziel, muss mit den Mitglie<strong>der</strong>n diskutiert<br />

<strong>und</strong> entschieden werden (Mitglie<strong>der</strong>versammlung).<br />

• Die Wahl einer betrieblichen Tarifkommission<br />

<strong>und</strong> Verhandlungskommission durch die Mitglie<strong>der</strong><br />

ist bei einer betriebsnahen Tarifpolitik<br />

obligatorisch.<br />

• Eine kontinuierliche Information über den Verhandlungsstand<br />

<strong>und</strong> eine Abstimmung über<br />

das Ergebnis ist ebenfalls unerlässlich.<br />

Dort, wo die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> die Menschen in <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mitgenommen <strong>und</strong> sie einbezogen<br />

hat, geht die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gestärkt (z. B. mehr Mitglie<strong>der</strong>,<br />

höheres Standing, breitere Funktionärsschaft<br />

etc.) aus dem Konflikt heraus.<br />

Dabei darf die Beteiligung nicht nur auf die Tarifpolitik<br />

beschränkt werden. Auch die Betriebspolitik<br />

muss beteiligungsorientierter werden. Betriebsräte<br />

<strong>und</strong> Vertrauensleute müssen stärker auf die Mitglie<strong>der</strong><br />

zugehen <strong>und</strong> sie in ihre Arbeit einbeziehen.<br />

Zum Beispiel könnten vor Verhandlungen o<strong>der</strong> Entscheidungen<br />

über einzelne Betriebsvereinbarungen<br />

die Mitglie<strong>der</strong> über die Bestandteile, inhaltliche<br />

Ausrichtung o<strong>der</strong> Annahme abstimmen. Auch<br />

über strukturpolitische Fragen, zum Beispiel bei<br />

<strong>der</strong> ERA-Einführung, kann in Mitglie<strong>der</strong>versammlungen<br />

diskutiert <strong>und</strong> ein Meinungsbild eingeholt<br />

werden.<br />

Die Vertrauensleutearbeit wird dadurch profitieren.<br />

Viele Menschen wollen sich nicht mehr langfristig<br />

an ein Mandat binden lassen. Sie sind bereit, sich<br />

für ein konkretes <strong>und</strong> zeitlich überschaubares Vorhaben<br />

zu engagieren. Daran muss die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> anknüpfen<br />

<strong>und</strong> den Mitglie<strong>der</strong>n das Angebot zur Mitarbeit<br />

– zum Beispiel in Arbeitsgruppen o<strong>der</strong> Projekten<br />

– machen. Die Beteiligung ist eine lohnens-<br />

71


werte Ergänzung <strong>der</strong> bestehenden Vertrauensleutearbeit.<br />

Der aktive Stamm von Vertrauensleuten in<br />

den einzelnen Fällen wird immer wie<strong>der</strong> durch Mitglie<strong>der</strong><br />

ergänzt werden.<br />

Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />

for<strong>der</strong>n daher<br />

• den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, eine betriebsnahe<br />

Tarifpolitik zu gestalten.<br />

Hierzu müssen die tarifpolitischen Rahmenbedingungen<br />

geschaffen werden. Die finanziellen<br />

Ressourcen für die Bildung <strong>und</strong> Schulung von<br />

betrieblicher Tarifpolitik müssen gestärkt werden;<br />

• die Bezirksleitungen auf, dass sichergestellt<br />

wird, dass in allen betrieblichen tarifpolitischen<br />

Fällen eine betriebliche Tarifkommission<br />

gewählt wird. Die Bezirksleitungen werden zusammen<br />

mit den jeweiligen Tarifkommissionen<br />

überprüfen, ob es sinnvoll ist, Regelungsbestandteile<br />

aus dem Flächentarifvertrag zur Ausgestaltung<br />

den betrieblichen Tarifkommissionen<br />

zu übertragen. Sie erarbeiten Bausteine<br />

zur Schulung von betrieblichen Tarifkommissionen.<br />

• die Verwaltungsstellen auf, in ihren Regionen<br />

die Strukturen für eine Mitglie<strong>der</strong>beteiligung<br />

zu schaffen. Sie stellen in Abstimmung mit den<br />

Bezirksleitungen die Schulung von betrieblichen<br />

Tarifkommissionen sicher.<br />

Betriebsnahe Tarifpolitik – Offensives Handlungskonzept<br />

zur Stärkung des Flächentarifvertrags<br />

3.019 Antragsteller/in: Unterelbe<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> verteidigt den Flächentarifvertrag als<br />

Kristallisationskern solidarischer Tarifpolitik <strong>und</strong><br />

als Motor für die Interessen bezogene Strukturierung<br />

<strong>und</strong> Gestaltung <strong>der</strong> industriellen Arbeits- <strong>und</strong><br />

Entgeltbeziehungen.<br />

Zugleich ist <strong>der</strong> Flächentarifvertrag im Verständnis<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ein entscheiden<strong>der</strong> Anker <strong>der</strong> Tarifautonomie<br />

<strong>und</strong> des Tarifsystems in <strong>der</strong> demokratischen<br />

Gesellschaft.<br />

Flächentarifvertrag unter Feuer<br />

Das Prinzip des Flächentarifvertrags, seine ordnungspolitischen<br />

Funktionen, die Verbindlichkeit<br />

<strong>und</strong> seine Wirksamkeit werden seit geraumer Zeit in<br />

Frage gestellt. Seit Jahren richten die Arbeitgeber<strong>und</strong><br />

Wirtschaftsverbände <strong>und</strong> nicht zuletzt Teile <strong>der</strong><br />

politischen Klasse massive Angriffe auf die Tarifautonomie<br />

<strong>und</strong> das System des Flächentarifvertrages.<br />

Diese Vorstöße sind systematisch eingebettet in<br />

die sich seit fast zwei Jahrzehnten verschärfende<br />

Standortkonkurrenz <strong>und</strong> Standortdebatte.<br />

Dabei mischen sich Ideologie <strong>und</strong> tatsächliche Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

aus <strong>der</strong> Globalisierung. Den Arbeitsgeberverbänden<br />

geht es hierbei hauptsächlich<br />

um eine Verringerung des Regelungsumfangs,<br />

<strong>der</strong> Regelungstiefe sowie den Abbau von Verbindlichkeit<br />

des Flächentarifvertrages. Erreichte gewerkschaftliche<br />

Schutz- <strong>und</strong> Gestaltungselemente<br />

sollen <strong>der</strong>eguliert <strong>und</strong> materielle Tarifansprüche<br />

deutlich reduziert werden.<br />

Gegen diese Angriffe haben sich Wi<strong>der</strong>stände entwickelt<br />

<strong>und</strong> es ist teilweise gelungen, sie abzuwehren.<br />

Dennoch ist eine spürbare Erosion des Flächentarifvertrages<br />

festzustellen. Gleichzeitig kommt es<br />

zu einer deutlichen Zunahme betrieblicher Regelungen.<br />

Betriebsnahe Tarifpolitik versus Verbetrieblichung<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> unterscheidet zwischen Verbetrieblichung<br />

<strong>der</strong> Tarifpolitik als Synonym für den strategischen<br />

Ansatz <strong>der</strong> Arbeitgeberverbände, die Tarifkompetenz<br />

mehr <strong>und</strong> mehr auf die Betriebsparteien<br />

des Betriebsverfassungsgesetzes zu verlagern<br />

<strong>und</strong> dem Flächentarifvertrag durch ein Geflecht von<br />

so genannten Betriebsöffnungsklauseln seine unmittelbare<br />

<strong>und</strong> zwingende Wirkung zu nehmen <strong>und</strong><br />

betriebsnaher Tarifpolitik als strategisches offensives<br />

Gegenkonzept zur Erhaltung <strong>und</strong> Stabilisierung<br />

des Flächentarifvertrags einerseits <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ausweitung<br />

von tarifpolitischer Kompetenz für gewerkschaftliche<br />

Vertrauensleute <strong>und</strong> Betriebsräte an<strong>der</strong>erseits.<br />

Die Arbeitgeber stellen mit <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach einer<br />

weiteren Öffnung <strong>der</strong> Tarifverträge für die betriebliche<br />

Ebene das Prinzip <strong>der</strong> Öffnungsklausel<br />

möglichst ohne Entscheidungshoheit <strong>der</strong> Tarifparteien<br />

in den Mittelpunkt ihrer strategischen Ausrichtung.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist nicht bereit, diesen Weg<br />

einzuschlagen.<br />

Das Spannungsverhältnis zwischen betriebsindividuellen<br />

Interessenlagen <strong>und</strong> Bedarfen <strong>und</strong> den begrenzten<br />

Regelungstiefen des Flächentarifvertrages<br />

wird durch betriebsnahe Tarifpolitik entlastet,<br />

<strong>und</strong> zugleich die Gestaltungsfähigkeit <strong>und</strong> Identifikation<br />

<strong>der</strong> gewerkschaftlichen Interessenvertretung<br />

im Betrieb erhöht.<br />

Betriebsnahe Tarifpolitik soll die Betriebsverfassung<br />

nicht ersetzen. Betriebliche Umsetzung von<br />

Tarifverträgen durch Betriebsräte ist in vielen Fällen<br />

sinnvolle Praxis. Es reicht aber nicht aus, die Betriebsnähe<br />

des Flächentarifvertrages durch Delegierung<br />

von Aufgaben <strong>der</strong> Tarifparteien nur auf die<br />

Betriebsparteien zu legen, wie das beim Prämienentgelt<br />

o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Arbeitszeitgestaltung z. B. <strong>der</strong><br />

Fall ist.<br />

Mit betriebsnaher Tarifpolitik erweitert die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

ihre betriebliche Handlungsfähigkeit. Die <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> lässt sich als kämpferische <strong>und</strong> durchsetzungsfähige<br />

Gewerkschaft nicht auf die beschränkten<br />

Arbeitnehmer- <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnenrechte<br />

nach dem Betriebsverfassungsgesetz reduzieren,<br />

son<strong>der</strong>n ermöglicht mit allen gewerkschaftlichen<br />

Mitteln, die Schaffung <strong>und</strong> Ausweitung von tariflichen<br />

Rechtsansprüchen ihrer Mitglie<strong>der</strong> – auch <strong>und</strong><br />

gerade in Krisensituationen.<br />

Tarif-, Betriebs- <strong>und</strong> Organisationspolitik enger<br />

verknüpfen<br />

Das Konzept betriebsnaher Tarifpolitik ist geprägt<br />

durch die realen Entwicklungen <strong>und</strong> die anhaltende<br />

Diskussion über eine Reform des Flächentarifvertrages.<br />

Dabei geht die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> von einer engeren<br />

Verknüpfung von Tarif-, Betriebs- <strong>und</strong> Organisati-<br />

72


onspolitik aus <strong>und</strong> stellt damit die Tarifpolitik in einen<br />

erweiterten Bezugsrahmen.<br />

Tarifpolitische Erfolge sind in Zukunft nur noch zu erzielen,<br />

wenn die Kraft in den Betrieben dafür ausreicht<br />

– also die Kampfkraft <strong>und</strong> die Anzahl <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> in<br />

den Betrieben stimmt. Und tarifpolitische Erfolge wirken<br />

nur noch dann nachhaltig, wenn sie im Betrieb<br />

umgesetzt <strong>und</strong> wirklich gelebt werden können.<br />

Entscheidend bleibt bei <strong>der</strong> Aufwertung <strong>der</strong> betrieblichen<br />

Regulierungsebene, dass die Tarifvertragsparteien<br />

– <strong>und</strong> mithin die Gewerkschaft – als<br />

überbetriebliche Interessenvertretung – das Heft<br />

des Handelns in <strong>der</strong> Hand behalten. In den bisherigen<br />

Ansätzen einer betriebsnahen Tarifpolitik, geht<br />

es um eine Belebung <strong>der</strong> tarifpolitischen Handlungsfähigkeit<br />

im Betrieb <strong>und</strong> damit um die Aktivierung<br />

gewerkschaftlicher Strukturen <strong>und</strong> Politik.<br />

Unabhängig davon, ob es um die Umsetzung eines<br />

Tarifabschlusses, die Auseinan<strong>der</strong>setzung um Anträge<br />

nach „Pforzheim“ o<strong>der</strong> die Durchsetzung eines<br />

Ergänzungstarifvertrages geht, steht eine stärkere<br />

Beteiligung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> am tarifpolitischen<br />

Geschehen im Betrieb im Fokus.<br />

Im Zentrum je<strong>der</strong> betriebsnahen Tarifpolitik steht<br />

die aktive Selbstverantwortung <strong>und</strong> Bewegung <strong>der</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong> (mitreden, mitentscheiden, mitverantworten),<br />

die Gewinnung neuer Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> die<br />

Stärkung <strong>und</strong> Wie<strong>der</strong>belebung gewerkschaftlicher<br />

Strukturen im Betrieb (betriebliche Tarifkommissionen,<br />

Vertrauensleute, Projektgruppen).<br />

Die Arbeitgeberverbände sehen die Betriebsräte,<br />

die an die Friedenspflicht geb<strong>und</strong>en sind, als entscheidende<br />

Regulatoren für die vom Tarifvertrag<br />

abweichenden bzw. von den Tarifvertragsparteien<br />

delegierten Sachverhalte. Die Geister scheiden<br />

sich an <strong>der</strong> Frage, wer denn die Differenzierungsvereinbarungen,<br />

beispielsweise im Rahmen zusätzlicher<br />

betrieblicher Tarifabschlüsse, zu treffen<br />

hätte, um damit die unterschiedlichen Realitäten<br />

ökonomischer Entwicklung einfangen zu können.<br />

Die Betriebsparteien ggf. mit einem betriebsverfassungsrechtlichen<br />

Konfliktlösungsinstrumentarium<br />

o<strong>der</strong> betriebliche Tarifvertragsparteien mit den<br />

Möglichkeiten des Tarifrechts?<br />

Die Arbeitgeber präsentieren den gleichen Inhalt<br />

unter immer wie<strong>der</strong> neuen Wortschöpfungen, wie z.<br />

B. <strong>der</strong> Betriebsöffnungsklausel. So gesehen haben<br />

die Arbeitgeber auf diesem Gebiet bereits nicht unerhebliche<br />

Fortschritte gemacht: Mit <strong>der</strong> Revisionsklausel<br />

aus dem Tarifabschluss 2002, mit dem so<br />

genannten Pforzheimer Abkommen im Jahre 2004,<br />

das allerdings die Entscheidungshoheit über die<br />

Abweichungen bei den Tarifparteien belässt, <strong>und</strong><br />

nicht zuletzt mit <strong>der</strong> variablen Komponente aus<br />

dem Tarifabschluss von 2006 ist es ihnen gelungen,<br />

ganz praktische Schritte in Richtung einer Verbetrieblichung<br />

zu gehen. Die entscheidende Frage dabei<br />

ist weniger, ob – o<strong>der</strong> die Tatsache, dass – überhaupt<br />

bestimmte Gegenstände auf betrieblicher<br />

Ebene verhandelt werden, son<strong>der</strong>n wie <strong>und</strong> von<br />

wem sie geregelt werden.<br />

Differenzierte Entgeltpolitik<br />

In den Betrieben findet schon differenzierte Entgeltpolitikstatt.<br />

Sie ist die Konsequenz unseres bisherigen<br />

Verständnisses solidarischer Tarifpolitik<br />

<strong>und</strong> des Tarifsystems, das die Gr<strong>und</strong>entgeltlinie<br />

durch Flächentarifvertrag fest legt <strong>und</strong> die Zuordnung<br />

von tariflichen Leistungsentgeltbestandteilen<br />

durch betriebliche differenzierte Systeme vorsieht.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bejaht die differenzierte Entgeltpolitik<br />

als Mittel zur Stabilisierung des Flächentarifvertrages<br />

<strong>und</strong> zur Ausschöpfung betriebsindividueller<br />

Spielräume. Damit setzen wir flexible betriebliche<br />

Regelungen in ggf. erstreikbaren Ergänzungstarifverträgen<br />

gegen das kollektive Betteln um Prämien<br />

<strong>und</strong> sonstige Geldzuwendungen, die im Flächentarifvertrag<br />

nicht geregelt sind.<br />

Tarifliche Eckpfeiler wie z. B. die Gr<strong>und</strong>entgeltentwicklung<br />

<strong>und</strong> Gestaltung nach ERA, die Regelarbeitszeit,<br />

o<strong>der</strong> Urlaub stehen für Differenzierung<br />

auf jeden Fall nicht zur Verfügung.<br />

Jenseits dieser Eckpfeiler des Flächentarifvertrages<br />

sind aber vielfältige Möglichkeiten von differenzierter<br />

Entgeltpolitikvorstellbar, für die <strong>der</strong> betriebliche<br />

Ergänzungstarifvertrag als vorrangiges Instrument<br />

genutzt wird.<br />

Gewerkschaftliche Handlungsoptionen ergänzen<br />

<strong>und</strong> ausweiten<br />

Bei <strong>der</strong> neoliberalen Debatte um die „Entmachtung<br />

<strong>der</strong> Gewerkschaften“, <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach Zerschlagung<br />

<strong>der</strong> Tarifkartelle <strong>und</strong> dem zunehmenden Verlust<br />

<strong>der</strong> Bindekraft <strong>der</strong> Arbeitgeberverbände ist es<br />

dringend notwendig, deutlich zu machen, dass die<br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> neben <strong>der</strong> Betriebsverfassung über eigenständige<br />

Handlungs- <strong>und</strong> Gestaltungsoptionen in<br />

<strong>der</strong> betrieblichen Tarifpolitik verfügt.<br />

In einer Zeit, in <strong>der</strong> über eine Verringerung <strong>der</strong> Regelungstiefe<br />

des Flächentarifvertrages fabuliert wird,<br />

ist die Erweiterung des gewerkschaftlichen Handlungsrahmens<br />

im Betrieb ein klares Signal an die<br />

Arbeitgeber, dass sie sich auf welchem Wege auch<br />

immer, <strong>der</strong> Regelungskompetenz <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

nicht entziehen können.<br />

Die Antwort <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf For<strong>der</strong>ungen nach Verbetrieblichung<br />

im Sinne von Übertragung <strong>der</strong> Regelungskompetenz<br />

tariflicher Regelungsgegenstände<br />

auf die friedenspflichtigen Betriebsparteien ist<br />

die betriebsnahe Tarifpolitik, die nicht in Konkurrenz,<br />

son<strong>der</strong>n als Ergänzung zum Flächentarifvertrag<br />

steht.<br />

Dies ist die notwendige Konsequenz aus den verän<strong>der</strong>ten<br />

Beteiligungsansprüchen <strong>und</strong> Individualisierungstendenzen,<br />

die nicht zuletzt durch gewerkschaftliche<br />

Tarifpolitik gewollt <strong>und</strong> beför<strong>der</strong>t wurden.<br />

Individualität in <strong>der</strong> Solidarität statt Egoismus<br />

<strong>und</strong> Ellenbogen ist ein elementares Leitmotiv betriebsnaher<br />

Tarifpolitik.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> kann an diesen Erfahrungen <strong>und</strong> Erkenntnissen<br />

nicht vorbei gehen, sie muss sie vielmehr<br />

für ihre künftige Strategie auswerten. Den Flächentarifvertrag<br />

<strong>und</strong> die Tarifautonomie zu erhalten,<br />

heißt, unter den Bedingungen eines globalisierten<br />

Wettbewerbs einerseits definierte Differenzierungserfor<strong>der</strong>nisse<br />

anzuerkennen, <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

an<strong>der</strong>erseits die gewerkschaftliche <strong>und</strong> tarifliche<br />

Gestaltungs- <strong>und</strong> Regelungskompetenz zu erhalten,<br />

auszubauen <strong>und</strong> zu erneuern.<br />

Der Flächentarifvertrag wird sich nur stabilisieren<br />

73


lassen, wenn es gelingt, die Fel<strong>der</strong> <strong>und</strong> inhaltlichen<br />

Themen, die sich aus den Interessenlagen <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

in den Betrieben ergeben, gemeinsam<br />

neu zu bestimmen <strong>und</strong> dafür auch gemeinsam zu<br />

mobilisieren.<br />

Mehr als bisher kommt es dabei darauf an, die Beschäftigten<br />

als Subjekte <strong>und</strong> Akteure im Betrieb mit<br />

ihren Interessen an gutem Arbeiten <strong>und</strong> Leben in<br />

die Willensbildung sowie die Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

<strong>und</strong> Entscheidungen einzubeziehen. Eine stärkere<br />

Beteiligung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> im Prozess <strong>der</strong> Regulierung<br />

wird auch neue Formen <strong>der</strong> Regulierung<br />

auf die Tagesordnung setzen: Regelungen, die den<br />

Beschäftigten stärkere Prozessrechte einräumen<br />

<strong>und</strong> Haltegriffe <strong>und</strong> Optionen bieten – ohne auf materielle<br />

Ansprüche zu verzichten.<br />

„Betriebspolitische Offensive“ o<strong>der</strong> „Tarif aktiv“<br />

sind bezirkliche Aktionen bzw. Kampagnen, die<br />

darauf abzielen, die Belegschaften in eine Entscheidungssituation<br />

zu bringen, JA zu einer Mitgliedschaft<br />

in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu sagen <strong>und</strong> sich für die<br />

Herstellung bzw Beibehaltung <strong>der</strong> Tarifbindung zu<br />

engagieren. Solche Aktionen stellen die Beteiligung<br />

<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> ins Zentrum des gewerkschaftlichen,<br />

tariflichen <strong>und</strong> betrieblichen Handelns.<br />

Es gibt erste Erfolge, die Arbeit ist mühselig <strong>und</strong> benötigt<br />

einen langen Atem – aber es führt kein Weg<br />

daran vorbei. Auch zukünftig steht die Regulierungsfähigkeit<br />

in <strong>der</strong> Fläche im Zentrum <strong>der</strong> Identität<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Handlungsorientierung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />

Zukunftsfähig wird diese allerdings nur, wenn sie<br />

strategisch <strong>und</strong> organisationspolitisch mit <strong>der</strong> Fähigkeit<br />

zusammenkommt, auf <strong>der</strong> Ebene des Betriebes<br />

regulierend zu wirken <strong>und</strong> von den Beschäftigten<br />

mit Leben erfüllt zu werden. Den Flächentarifvertrag<br />

zu erhalten <strong>und</strong> weiter zu entwickeln – <strong>und</strong><br />

dies auch <strong>und</strong> gerade mit Inhalt <strong>und</strong> Methode betriebsnaher<br />

Tarifpolitik – dies ist kein Wi<strong>der</strong>spruch,<br />

son<strong>der</strong>n eine Ergänzung <strong>und</strong> Ausweitung <strong>der</strong> gewerkschaftlichen<br />

Handlungsoptionen.<br />

Viele Fragen sind offen <strong>und</strong> bedürfen weiterer Diskussion.<br />

Sie betreffen das System <strong>der</strong> industriellen<br />

Beziehungen als Ganzes wie die Organisationsstrukturen<br />

<strong>der</strong> Gewerkschaften. Die Grenzen zwischen<br />

Tarif- <strong>und</strong> Betriebsparteien müssen neu gezogen<br />

werden, Zuständigkeiten müssen geklärt,<br />

die Prozesse <strong>der</strong> Willensbildung <strong>und</strong> Entscheidungsfindung<br />

verän<strong>der</strong>t, die Ressourcen <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />

an<strong>der</strong>s verteilt werden.<br />

– Wie soll das Verhältnis <strong>und</strong> Zusammenspiel von<br />

Betrieb <strong>und</strong> Fläche genau aussehen?<br />

– Wie koordiniert man die betrieblichen Tarifauseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

<strong>und</strong> Verhandlungsprozesse?<br />

– Welche Rolle haben die Hauptamtlichen, welche<br />

die Ehrenamtlichen?<br />

– Wer verhandelt als Vertreter <strong>der</strong> Gewerkschaft<br />

<strong>und</strong> wer entscheidet?<br />

– Soll es vermehrt betriebliche Tarifkommissionen<br />

geben <strong>und</strong> wenn ja, welche Rechte sollen<br />

sie haben?<br />

– Gibt es Veto-Rechte an<strong>der</strong>er Betriebe o<strong>der</strong><br />

übergeordneter Ebenen?<br />

Diese notwendige Diskussion um Zukunft <strong>und</strong><br />

Selbstverständnis <strong>der</strong> Kernaufgaben muss auf allen<br />

Ebenen <strong>der</strong> Organisation organisiert werden –<br />

die Entwicklung eines offensiven Handlungskonzeptes<br />

betriebsnaher Tarifpolitik ist entscheidend<br />

für die Zukunftsfähigkeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />

Tarifpolitik<br />

3.020 Antragsteller/in: Esslingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Bei betrieblichen Verhandlungen über Abweichungen<br />

vom Flächentarifvertrag müssen folgende<br />

Punkte berücksichtigt werden:<br />

1. Verfahrensgr<strong>und</strong>sätze<br />

– Bildung einer betrieblichen Tarifkommission<br />

– Entscheidung über ein Ergebnis durch die<br />

Mitglie<strong>der</strong> (Mitglie<strong>der</strong>versammlung o<strong>der</strong><br />

schriftliche Abstimmung)<br />

– Prüfung <strong>der</strong> wirtschaftlichen Situation des<br />

Unternehmens:<br />

Dazu bedarf es auch einer entsprechenden<br />

betriebswirtschaftlichen Gr<strong>und</strong>qualifikation<br />

<strong>der</strong> Hauptamtlichen<br />

– Kostenübernahme für wirtschaftliche Prüfung<br />

durch das Unternehmen<br />

2. Inhaltliche Eckpunkte<br />

– längerfristiges Zukunftskonzept für den Betrieb,<br />

verb<strong>und</strong>en mit festen Investitionszusagen<br />

– Kontrolle <strong>der</strong> Einhaltung von Investitionszusagen<br />

– Festschreiben <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Arbeitsplätze<br />

– eine Tarifabweichung nach unten muss befristet<br />

sein<br />

– die Schaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze<br />

– Beteiligung <strong>der</strong> Beschäftigten am Unternehmenserfolg<br />

– Regelungen zur Verkürzung <strong>der</strong> Arbeitszeit<br />

mit einem Nettolohnausgleich an Stelle eines<br />

Personalabbaus<br />

– Umsetzen des Prinzips „St<strong>und</strong>en statt Menschen<br />

entlassen"<br />

– Eingrenzung von Zeitarbeit + die Entlohnung<br />

von Zeitarbeit nach dem Prinzip „gleiche<br />

Arbeit = gleiches Entgelt“<br />

– Bei Sanierung u. Ä. die Errichtung eines begleitenden<br />

Beirates unter Beteiligung <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

– Sanktionen bei Nichteinhaltung <strong>der</strong> Vereinbarung.<br />

Um die Anfor<strong>der</strong>ungen an die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> abdecken zu<br />

können, ist es erfor<strong>der</strong>lich, die Personaldecke in<br />

den Verwaltungsstellen zu verstärken.<br />

Die Pforzheimer Vereinbarung ist <strong>der</strong>zeit nicht zurückdrehbar.<br />

Allerdings müssen bei neuen Verhandlungen<br />

folgende Themen mit dem Arbeitgeberverband<br />

verhandelt werden:<br />

– Zur Herstellung <strong>der</strong> Waffengleichheit muss im<br />

Ernstfall ein Streikrecht gelten<br />

– Schwerpunkt muss auf Sanierungs- bzw. Restrukturierungsfragen<br />

des Betriebes liegen<br />

<strong>und</strong> nicht auf Erhöhung von Gewinnen.<br />

74


Die „Pforzheimer Vereinbarung“ vom Februar 2004<br />

hat den Prozess <strong>der</strong> Erosion des Flächentarifvertrags<br />

nicht gestoppt. Durch sie wurde aber zumindest<br />

erreicht, dass betriebliche Abweichungen in<br />

geregelten Bahnen ablaufen <strong>und</strong> Wildwuchs eingedämmt<br />

werden kann. Dafür bilden die inhaltlichen<br />

Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> die Bestimmungen zur Koordination<br />

betrieblicher Tarifverhandlungen des Vorstands<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> eine wichtige Gr<strong>und</strong>lage.<br />

Da davon auszugehen ist, dass wir auch zukünftig<br />

mit betrieblichen Tarifabweichungen konfrontiert<br />

werden, ist es notwendig, Schlussfolgerungen aus<br />

den bisherigen Erfahrungen zu ziehen <strong>und</strong> unsere<br />

Gr<strong>und</strong>sätze weiter zu entwickeln.<br />

Verbetrieblichung <strong>der</strong> Tarifpolitik nicht als<br />

Sachzwang verstehen<br />

3.021 Antragsteller/in: Hanau<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Das System <strong>der</strong> Flächentarifverträge hat maßgeblich<br />

zu wirtschaftlicher Stabilität <strong>und</strong> Wachstum in<br />

<strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik beigetragen. Den betrieblichen<br />

Interessenvertretungen gelingt es jedoch immer weniger,<br />

tarifvertraglich vereinbarte Erhöhungen auch<br />

im Betrieb umzusetzen. Anrechnung an übertarifliche<br />

Entgeltbestandteile o<strong>der</strong> tarifliche Son<strong>der</strong>vereinbarungen<br />

stehen auf <strong>der</strong> Tagesordnung.<br />

Diese Entwicklung trägt mittlerweile nachhaltig dazu<br />

bei, dass sich die wirtschaftlichen <strong>und</strong> sozialpolitischen<br />

Probleme in Deutschland verstärken. Die<br />

fehlende Kaufkraft, die als Motor für wirtschaftlichen<br />

Aufschwung dient, <strong>und</strong> fehlende Zuflüsse in<br />

die Sozialversicherungen sind hierbei die zwei<br />

wichtigsten Faktoren.<br />

Die Verbetrieblichung <strong>der</strong> Tarifpolitik verstärkt diese<br />

Entwicklung. Tarifverträge müssen aber ihrer gesamtwirtschaftlichen<br />

Verantwortung gerecht werden<br />

<strong>und</strong> die Ergebnisse von Tarifverhandlungen als<br />

Rahmenbedingungen für das wirtschaftliche Handeln<br />

von allen Seiten akzeptiert werden. Wenn diese<br />

Akzeptanz sowohl gegenüber dem Tarifpartner<br />

als auch in <strong>der</strong> Politik verloren geht, müssen staatliche<br />

Maßnahmen geschaffen werden, um eine weitere<br />

soziale Spaltung <strong>der</strong> Gesellschaft zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

Die Erosion des Flächentarifvertrags muss daher<br />

gestoppt werden, die guten Erfahrungen aus <strong>der</strong><br />

Geschichte genutzt, ausgebaut <strong>und</strong> das System <strong>der</strong><br />

Flächentarifverträge stabilisiert werden.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t deshalb<br />

– die Än<strong>der</strong>ung des § 146 <strong>und</strong> § 174 SGB III in den<br />

ursprünglichen Gesetzestext des § 116 AFG<br />

– die Einführung eines Klagerechts zur Durchsetzung<br />

von tariflichen Ansprüchen durch Gewerkschaften<br />

für ihre Mitglie<strong>der</strong><br />

– die Einführung von gesetzlichen Mindestlöhnen<br />

auf Branchenebene auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong><br />

untersten Tariflöhne <strong>der</strong> Branche, jedoch mindestens<br />

8 Euro/St<strong>und</strong>e.<br />

Neue Initiativen gegen Antistreikparagraphen<br />

3.022 Antragsteller/in: Duisburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, neue<br />

Initiativen zu ergreifen, damit <strong>der</strong> Gesetzgeber den<br />

Antistreikparagraphen (§ 146 SGB III, ehemals 116<br />

AFG) zurücknimmt, damit das durch globale Entwicklungen<br />

ohnehin belastete Kräfteverhältnis in<br />

Tarifauseinan<strong>der</strong>setzungen zwecks Erhalt <strong>der</strong> Tarifautonomie<br />

nicht gefährdet wird.<br />

Integrierte Tarif- <strong>und</strong> Betriebspolitik unter beson<strong>der</strong>er<br />

Berücksichtigung von Ostdeutschland<br />

3.023 Antragsteller/in: Bautzen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Trotz struktureller Nachteile haben wir in den letzten<br />

Jahren erfolgreiche Tarifr<strong>und</strong>en geführt.<br />

Die Verbandsbindung ist in Ostdeutschland schwächer<br />

als in Westdeutschland. Zunahmen erzielen<br />

wir überwiegend im Bereich Anerkennungstarifvertrag<br />

(ATV) <strong>und</strong> Haustarifvertrag (HTV).<br />

Seit Ende <strong>der</strong> neunziger Jahre ist es kaum mehr gelungen,<br />

1:1 Heranführungstarifverträge an die Fläche<br />

abzuschließen. Dazu sind neue Wege zu beschreiten<br />

<strong>und</strong> die Kräfte zu fokussieren <strong>und</strong> zu bündeln.<br />

Das Spannungsverhältnis zwischen Beschäftigungssicherung<br />

einerseits <strong>und</strong> Erhaltung <strong>der</strong> Tarifbindung<br />

an<strong>der</strong>erseits ist nicht abschließend diskutiert<br />

<strong>und</strong> geklärt. Es fehlt an einer abgestimmten<br />

Strategie, wie tariflose Unternehmen in die Tarifbindung<br />

kommen.<br />

Offen ist, wie man mit dem Instrument Arbeitskampf<br />

für Sozialtarifverträge weiter umgeht.<br />

Auch nach dem abgebrochenen Streik 2003 besteht<br />

längerfristig die Chance für eine Renaissance<br />

in <strong>der</strong> Arbeitszeitverkürzungspolitik. Dazu können<br />

wir einen aktiven Beitrag leisten, wenn wir qualitative<br />

Elemente <strong>der</strong> Arbeitszeitverkürzung weiterentwickeln<br />

<strong>und</strong> mit Beschäftigungspolitik verbinden:<br />

Handlungsspielräume bestehen zum Beispiel in<br />

den Fel<strong>der</strong>n altersgerechte Arbeitsplätze, Ausbildung<br />

<strong>und</strong> Arbeitsplätze für Jüngere, Qualifizierung,<br />

Vereinbarkeit von Familie <strong>und</strong> Beruf.<br />

Die Tarifstandards West-Ost gleichen sich an, allerdings<br />

auf niedrigem Niveau.<br />

In <strong>der</strong> Praxis müssen die Themenfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> Betriebspolitik,<br />

als auch <strong>der</strong> Tarifpolitik abgestimmt<br />

<strong>und</strong> verb<strong>und</strong>en werden, um nachhaltige Lösungen<br />

zu erreichen.<br />

Wir müssen unsere tarifpolitischen Gr<strong>und</strong>lagen für<br />

Betriebe mit Annerkennungstarifverträgen (ATV)<br />

<strong>und</strong> Haustarifverträgen (HTV) weiterentwickeln. Dazu<br />

gehört eine Klärung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen,<br />

<strong>der</strong> inhaltlichen Voraussetzungen, <strong>der</strong> Verfahrensregeln<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Kommunikationsgr<strong>und</strong>lagen. Dies<br />

gilt auch für nichttarifierte Bereiche, für Abweichungen<br />

vom Flächentarifvertrag (Pforzheim), zur<br />

Weiterentwicklung des Flächentarifvertrages, zur<br />

75


Sicherung <strong>und</strong> Ausbau <strong>der</strong> betrieblichen Mitbestimmung.<br />

Verb<strong>und</strong>en werden muss dies mit <strong>der</strong> Fokussierung<br />

auf die Gewinnung neuer Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> die Aktivierung<br />

<strong>und</strong> Bindung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> an die Organisation,<br />

um so die Organisationskraft zu stärken.<br />

Als Gr<strong>und</strong>lage ist ein strukturierter Erfahrungsaustausch<br />

<strong>und</strong> eine betriebspolitische Kenndatenermittlung<br />

erfor<strong>der</strong>lich.<br />

ATV- <strong>und</strong> HTV-Betriebe müssen in regulären Tarifr<strong>und</strong>en<br />

mobilisierungsfähig werden.<br />

Die Gr<strong>und</strong>sätze einer Tarifpolitik unter ostdeutschen<br />

Bedingungen sind: Der Flächentarifvertrag<br />

bleibt zentraler Bezugspunkt.<br />

Die Heranführung an die Fläche ist notwendig, aber<br />

faktisch in vielen Fällen nicht möglich (20 – 30 Prozent<br />

effektiv Differenz, 2 – 8 Euro im St<strong>und</strong>enlohn).<br />

Kennziffer für den Erfolg ist deutlicher Mitglie<strong>der</strong>zuwachs.<br />

Es darf keine Schwächung <strong>der</strong> Fläche geben<br />

<strong>und</strong> es muss zur allgemeinen Verbesserung <strong>der</strong><br />

Einkommens- <strong>und</strong> Arbeitsbedingungen führen. Die<br />

Qualität von neu abgeschlossenen Tarifverträgen<br />

muss steigen <strong>und</strong> die darin geregelten Arbeitsbedingungen<br />

müssen eine Verbesserung beinhalten.<br />

Voraussetzung für den Erfolg ist, dass reale Interessenskonflikte<br />

aufgegriffen <strong>und</strong> die Bedürfnisse <strong>der</strong><br />

Beschäftigten ernst genommen werden. Es geht<br />

darum nicht für, son<strong>der</strong>n mit den Kolleginnen <strong>und</strong><br />

Kollegen zu kämpfen, es gilt emanzipatorische Prozesse<br />

zu organisieren. Wir müssen Kommunikation<br />

verstärken, unsere Mitglie<strong>der</strong> müssen schneller,<br />

besser <strong>und</strong> weiter informiert sein, als Nichtmitglie<strong>der</strong>.<br />

Die frühzeitige Kommunikation zu Beginn des Prozesses,<br />

Transparenz <strong>und</strong> einen klare Verantwortlichkeitsstruktur<br />

sind entscheidende organisationspolitische<br />

Voraussetzungen dafür.<br />

Für die Vertrauensleutewahl 2008 sind die strategischen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen zu schaffen: Bildung, Organisation,<br />

definierte Schwerpunkte, PR-Kampagne, Vertrauensleutearbeit<br />

ist bürgerschaftliches Engagement<br />

<strong>und</strong> in <strong>der</strong> PR-Kampagne entsprechend darzustellen.<br />

Tarifpolitik – Kündigung <strong>der</strong> Schieds- <strong>und</strong> Schlichtungsvereinbarung<br />

für die <strong>Metall</strong>industrie<br />

3.024 Antragsteller/in:<br />

Ludwigshafen-Frankenthal<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Schieds- <strong>und</strong> Schlichtungsvereinbarung für die<br />

<strong>Metall</strong>industrie vom 14.12.1979 bis zum nächstmöglichen<br />

Zeitpunkt zu kündigen.<br />

Das Schieds- <strong>und</strong> Schlichtungsabkommen zwingt<br />

uns in § 3 Abs. 4, vier Wochen nach Ablauf <strong>der</strong> Tarifverträge,<br />

zur Durchsetzung unserer For<strong>der</strong>ungen<br />

nicht zu Arbeitskampfmaßnahmen zu greifen. Diese<br />

Friedenspflicht wurde auch vereinbart um Tarifabschlüsse<br />

ohne Streik zu ermöglichen.<br />

Da die Arbeitgeberverbände in den vergangenen<br />

Jahren diese Zeit nicht genutzt haben um ernsthaft<br />

mit dem Ziel einer Einigung zu verhandeln, in den<br />

meisten Fällen wurde noch nicht mal ein Angebot<br />

unterbreitet, ist das Schieds- <strong>und</strong> Schlichtungsabkommen<br />

überflüssig geworden.<br />

Unmittelbar nach Ablauf <strong>der</strong> Tarifverträge mit Arbeitskampfmaßnahmen<br />

beginnen zu können hätte<br />

den Vorteil, früher zu einem Abschluss zu kommen.<br />

Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> Verhandlungs- u. Kampfparität<br />

– keine Friedenspflicht in Pforzheimfällen!<br />

3.025 Antragsteller/in: Unterelbe<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> betrachtet die Friedenspflicht des Flächentarifvertrages<br />

mit Antragstellung für abweichende<br />

Tarifverträge nach den Tarifvereinbarungen<br />

2004 („Pforzheimer Abkommen“) für die beantragten<br />

Regelungsgegenstände des Flächentarifvertrages<br />

für beendet.<br />

Der Vorstand wird beauftragt, zukünftig die Verhandlungs-<br />

<strong>und</strong> Kampfparität durch die Aufhebung<br />

<strong>der</strong> Friedenspflicht für die beantragten Themen bei<br />

Fortschreibung des Pforzheimer Abkommens o<strong>der</strong><br />

Ersetzung durch vergleichbare Regelung <strong>und</strong> damit<br />

die verfassungsrechtlich geschützte Tarifautonomie<br />

in diesen Fällen offensiv wie<strong>der</strong>herzustellen.<br />

Mit einer klaren Position <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zur Sicherung<br />

<strong>der</strong> Verhandlungsparität wird <strong>der</strong> Verzerrung des<br />

Kräfteverhältnisses, z. B. durch Drohung mit Standort-<br />

<strong>und</strong> Investitionsverlagerung, Erpressung <strong>und</strong><br />

Nötigung einer Anpassung von Belegschaften<br />

„nach unten“ usw. aktiv begegnet <strong>und</strong> eine offensives<br />

Herangehen in diesen betrieblichen Tarifbewegungen<br />

mit allen gewerkschaftlichen Mitteln, einschließlich<br />

des Abwehrstreikes ermöglicht – insbeson<strong>der</strong>e<br />

in den Fällen, die nur auf die Erhöhung von<br />

Renditen auf Kapitalseite ausgelegt sind.<br />

Der Vorstand wird beauftragt, mit den Bezirksleitungen<br />

<strong>und</strong> Tarifkommissionen Regelungen zu treffen,<br />

die die Friedenspflicht des Flächentarifvertrages<br />

mit <strong>der</strong> Antragstellung aussetzt <strong>und</strong> einen offensiven<br />

gewerkschaftlichen Abwehrstreik durch<br />

aktive Beteiligung <strong>der</strong> betroffenen Mitglie<strong>der</strong> möglich<br />

macht.<br />

Tarifpolitik<br />

3.026 Antragsteller/in: Nürnberg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Das so genannte „Pforzheimer Abkommen“ war<br />

<strong>und</strong> ist nie als tarifpolitischer, strategischer Ansatz<br />

zu sehen. Das muss auch so bleiben.<br />

Dieser Abschluss ist <strong>und</strong> bleibt ein Instrument um<br />

die Bedingungen <strong>und</strong> Spielregeln für abweichende<br />

Regelungen festzulegen <strong>und</strong> danach zu handeln.<br />

Dabei muss alles daran gesetzt werden, dass dieses<br />

in <strong>der</strong> Regelungshoheit <strong>der</strong> Tarifvertragsparteien<br />

bleibt. Allen For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Arbeitgeber, es<br />

mehr <strong>und</strong> mehr auf die Betriebsparteien zu verlagern,<br />

erteilt die gesamte <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> eine klare Absage.<br />

Unsere tarifpolitische Zielsetzung war <strong>und</strong> ist <strong>der</strong><br />

Flächen-Tarifvertrag, nicht „Pforzheim“.<br />

76


Aus diesem Gr<strong>und</strong> for<strong>der</strong>n wir den Vorstand auf,<br />

das Pforzheimer Abkommen dahingehend zu ergänzen,<br />

dass bei einem Antrag auf Abweichung, die<br />

Friedenspflicht, bis zu einem betrieblichen Abschluss,<br />

außer Kraft gesetzt ist.<br />

Enge Beschränkung <strong>der</strong> Friedenspflicht bei<br />

Tarifabschlüssen<br />

3.027 Antragsteller/in: Unterelbe<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Friedenspflicht <strong>der</strong> Tarifverträge <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

sollen nur auf den engen Regelungsbereich des jeweiligen<br />

Tarifvertrages – insbeson<strong>der</strong>e Flächentarifvertrages<br />

– beschränkt sein. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> lehnt<br />

den Abschluss von Tarifverträgen ab, die eine generelle<br />

Friedenspflicht (entsprechend z. B. dem<br />

„Schweizer Friedensabkommen“) auslösen.<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, keine Tarifverträge<br />

zu genehmigen o<strong>der</strong> neu abzuschließen, die eine<br />

über den engen Regelungsgegenstand hinaus gehende<br />

Friedenspflicht auslösen <strong>und</strong> damit ergänzende<br />

betriebliche Tarifbewegungen o<strong>der</strong> weitere,<br />

neue <strong>und</strong> innovative tarifvertragliche Regelungen<br />

im Flächentarifvertrag verhin<strong>der</strong>n.<br />

Nur so kann auf die Angriffe auf den Flächentarifvertrag<br />

offensiv geantwortet werden, um diesen zu<br />

stützen <strong>und</strong> zu erhalten – mit allen gewerkschaftlichen<br />

Mitteln betriebsnaher Tarifpolitik bis zu Streik<br />

<strong>und</strong> Urabstimmung.<br />

Daher wird vor jedem Tarifabschluss die Frage des<br />

Umfangs <strong>und</strong> <strong>der</strong> engen Begrenzung <strong>der</strong> Friedenspflicht<br />

von den jeweiligen Tarifkommissionen, den<br />

Bezirksleitungen <strong>und</strong> dem Vorstand gemeinsam<br />

untersucht <strong>und</strong> beraten.<br />

Einholung eines Meinungsbildes nach Vorliegen<br />

eines Verhandlungsergebnisses<br />

3.028 Antragsteller/in: Duisburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

dass bei Tarifverhandlungen in <strong>der</strong> Stahlindustrie<br />

nach Vorliegen eines Verhandlungsergebnisses<br />

ausreichend Zeit für die Einholung eines Meinungsbildes<br />

<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> bis zur Beschlussfassung<br />

durch die Tarifkommission bleibt.<br />

Differenzierung bei Tarifabschlüssen<br />

3.029 Antragsteller/in: Berlin<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, den Tarifkommissionen<br />

zu empfehlen, bei zukünftigen Tarifabschlüssen<br />

die Möglichkeit <strong>der</strong> Differenzierung<br />

von Tariferhöhungen auf betrieblicher Ebene auszuschließen.<br />

Beteiligungsorientierung in <strong>der</strong> Tarifr<strong>und</strong>e <strong>der</strong><br />

<strong>Metall</strong>industrie<br />

3.030 Antragsteller/in: Bergedorf<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Bei <strong>der</strong> Aufstellung <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ungen für die Tarifr<strong>und</strong>e<br />

beschließen künftig zunächst die regionalen<br />

Tarifkommissionen ihre For<strong>der</strong>ungen, dann äußert<br />

sich <strong>der</strong> Vorstand, um die b<strong>und</strong>eseinheitliche For<strong>der</strong>ung<br />

aufzustellen. Auf einen zeitlich vor den regionalen<br />

Tarifkommissionen liegenden Beschluss<br />

einer sogenannten For<strong>der</strong>ungsempfehlung bzw. eines<br />

For<strong>der</strong>ungskorridors durch den Vorstand wird<br />

verzichtet.<br />

Zukunftsfrage Flächentarifvertrag <strong>und</strong><br />

betriebliche (Tarif)Regelungen<br />

3.031 Antragsteller/in: Leipzig<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die steigende Anzahl von Tarifverträgen führt zu einer<br />

zunehmenden Spaltung <strong>und</strong> damit Schwächung<br />

in den Tarifauseinan<strong>der</strong>setzungen. Die Vielzahl<br />

<strong>der</strong> Tarifverträge <strong>und</strong> -auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

sind kaum noch zu bearbeiten <strong>und</strong> zu organisieren.<br />

Das ist zugleich für die Zukunft ein Hin<strong>der</strong>nis bei <strong>der</strong><br />

Europäisierung <strong>und</strong> Internationalisierung <strong>der</strong> Tarifbewegung<br />

<strong>und</strong> für die Entwicklung globaler Gegenmacht<br />

zu globalen Kapitalinteressen.<br />

Die Perspektive für den Flächentarifvertrag <strong>und</strong> damit<br />

für die Durchsetzungsfähigkeit <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />

liegt in einer Angleichung <strong>der</strong> Tarifverträge.<br />

Das kann durch eine Überprüfung <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen<br />

Flächen- bzw. Branchengeltung erreicht werden.<br />

Auch die Bündelung von Maßnahmen <strong>und</strong> Terminen<br />

<strong>der</strong> Tarifauseinan<strong>der</strong>setzungen stärkt unsere<br />

Durchsetzungsfähigkeit.<br />

„Tarifbonus“ für <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Mitglie<strong>der</strong><br />

3.032 Antragsteller/in: Potsdam<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand ist angehalten, den Tarifkommissionen<br />

mit seiner Empfehlung zu For<strong>der</strong>ungen bei Tarifverhandlungen<br />

die Möglichkeit einzuräumen, <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong>-Mitglie<strong>der</strong> bei Tarifabschlüssen besser zu<br />

stellen. Dabei darf dasVolumen von 1 Prozent bezogen<br />

auf die tarifliche Gr<strong>und</strong>vergütung nicht überschritten<br />

werden.<br />

Tarifpolitik<br />

3.033 Antragsteller/in: Darmstadt<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Bei allen Tarifverhandlungen werden die Tarifkommissionen<br />

beauftragt, For<strong>der</strong>ungen aufzustellen,<br />

die nur für <strong>Metall</strong>er <strong>und</strong> <strong>Metall</strong>erinnen (<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-<br />

77


Mitglie<strong>der</strong>) gelten. Bei den Abschlüssen sind solche<br />

Bestandteile nur für <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Mitglie<strong>der</strong> anzustreben.<br />

Persönlicher Geltungsbereich unserer Tarifverträge<br />

ausschließlich für <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Mitglie<strong>der</strong><br />

3.034 Antragsteller/in: Saarbrücken<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Mitglie<strong>der</strong> aller Tarifkommissionen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

erhalten vom 21. Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

den Auftrag, ab <strong>der</strong> kommenden Tarifr<strong>und</strong>e für<br />

alle in Zukunft zu vereinbarenden Tarifverträge, in<br />

<strong>der</strong> Frage des Geltungsbereiches, folgende Formulierung<br />

zu for<strong>der</strong>n:<br />

Geltungsbereich; persönlich:<br />

für alle in diesen Betrieben beschäftigten Arbeitnehmer<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen, die Mitglied <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sind.<br />

Mindestlohn<br />

3.035 Antragsteller/in: Jena-Saalfeld<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Arbeitslosigkeit sei ein Problem des zu hohen<br />

Lohnniveaus, so die neoliberalen Wirtschaftswissenschaftler.<br />

Hans-Werner Sinn, Präsident des Ifo-Instituts<br />

für Wirtschaftsforschung in München, for<strong>der</strong>t:<br />

Die Löhne müssen um 10 Prozent bis 15 Prozent gesenkt<br />

werden, bei den gering Qualifizierten gar um<br />

ein Drittel Verlängerung <strong>der</strong> Arbeitszeit ohne Lohnausgleich<br />

auf 44 St<strong>und</strong>en, mindestens aber auf 42<br />

St<strong>und</strong>en Der gesetzliche Kündigungsschutz sollte<br />

für alle Betriebe abgeschafft werden Das Arbeitslosengeld<br />

II soll um etwa ein Drittel abgesenkt werden.<br />

Weg mit den starren Flächentarifen, mehr Tarifautonomie<br />

für die Betriebe.<br />

Verschiedene Untersuchungen kommen übereinstimmend<br />

zu dem Ergebnis, dass es in Deutschland<br />

bereits seit langem einen Niedriglohnsektor gibt,<br />

<strong>der</strong> seit Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre wächst <strong>und</strong> immer<br />

<strong>und</strong>urchlässiger wird. Seit <strong>der</strong> Jahrtausendwende<br />

liegt <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Beschäftigten im Niedriglohnsektor<br />

in Deutschland über dem EU-Durchschnitt.<br />

2,5 Millionen Vollzeit-Beschäftigte arbeiteten<br />

bereits Ende <strong>der</strong> neunziger Jahre zu Armutslöhnen<br />

(unter fünfzig Prozent des Durchschnittlohns),<br />

5,3 Millionen zu Prekärlöhnen (50 bis 75 Prozent<br />

des Durchschnittslohns). Die Niedriglohnschwelle<br />

liegt in Westdeutschland bei 9,58 Euro St<strong>und</strong>enlohn<br />

<strong>und</strong> in Ostdeutschland bei 6,97 Euro brutto<br />

(einschließlich Son<strong>der</strong>zahlungen).<br />

Mittlerweile werden Armutslöhne auch tariflich vereinbart,<br />

die niedrigsten Tarifst<strong>und</strong>enlöhne in<br />

Deutschland liegen unter vier Euro, so das Statistische<br />

B<strong>und</strong>esamt Anfang März 2007. Friseure in<br />

Sachsen erhalten im ersten Berufsjahr 3,82 Euro<br />

brutto pro St<strong>und</strong>e, Wach- <strong>und</strong> Kontrollpersonal im<br />

Veranstaltungsdienst in Thüringen 4,38 Euro.<br />

Gesetzliche Regelungen im Rahmen des Entsendegesetzes<br />

gibt es in Deutschland <strong>der</strong>zeit nur für das<br />

Baugewerbe, das Dachdeckerhandwerk, das Abbruchgewerbe<br />

sowie für das Maler- <strong>und</strong> Lackiererhandwerk.<br />

In den DGB-Gewerkschaften gibt es unterschiedliche<br />

Konzepte für die weitere Durchsetzung<br />

von Mindestlöhnen. Die anhaltende Diskussion<br />

darüber darf konkrete Aktivitäten jedoch nicht<br />

verhin<strong>der</strong>n.<br />

Das Bestehen <strong>und</strong> die latente Ausweitung des Niedriglohnsektors<br />

können von <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> nicht akzeptiert<br />

werden.<br />

Ziel muss sein, zum einen weiterhin die Flächentarifverträge<br />

zu stärken <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Bindekraft auszubauen,<br />

das System <strong>der</strong> Flächentarifverträge aber<br />

auch um ein System <strong>der</strong> gesetzlich flankierten Absicherung<br />

von Mindestentgelten zu ergänzen <strong>und</strong> zu<br />

stabilisieren. Die tariflich vereinbarten unteren Arbeitsentgelte<br />

zugleich als rechtsverbindliche Mindestentgelte<br />

einer Branche zu verankern, ist angesichts<br />

<strong>der</strong> oben genannten „Armutslohn-Tarife“<br />

problematisch.<br />

Daher bekräftigen die Delegierten des 21. ordentlichen<br />

Gewerkschaftstages das vom DGB – B<strong>und</strong>eskongress<br />

beschlossene Ziel eines einheitlichen<br />

Mindestlohnes für alle Branchen in Höhe von 7,50<br />

Euro brutto.<br />

Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />

for<strong>der</strong>n den Vorstand <strong>und</strong> die Bezirke<br />

auf, eine gemeinsam mit dem DGB <strong>und</strong> dessen Mitgliedsgewerkschaften<br />

abgestimmte Durchsetzungsstrategie<br />

zu entwickeln.<br />

Sicherung eines selbstständigen Lebens durch<br />

Arbeit <strong>und</strong> Mindestlöhne<br />

3.036 Antragsteller/in: Duisburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich für die Einführung eines gesetzlichen<br />

Mindestlohnes in Höhe von 7,50 Euro<br />

ein.<br />

Studierende an Berufsakademien/Studium im<br />

Praxisverb<strong>und</strong><br />

3.037 Antragsteller/in:<br />

Jugendausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Den dualen Studiengängen, <strong>der</strong> Kombination einer<br />

Berufsausbildung <strong>und</strong> einem Studium, kommt auch<br />

im Organisationsbereich <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> eine immer<br />

größere Bedeutung zu. Die Organisation dieser<br />

Ausbildungsgänge ist je nach Län<strong>der</strong>gesetzgebung<br />

unterschiedlich, allen gemein ist jedoch <strong>der</strong> Abschluss<br />

<strong>der</strong> Berufsausbildung mit einer Prüfung vor<br />

<strong>der</strong> zuständigen Kammer <strong>und</strong> einem Fachhochschul-<br />

bzw. gleichwertigen Abschluss. Da es sich<br />

bei dieser Form <strong>der</strong> Ausbildung überwiegend nicht<br />

um Berufsausbildungsgänge nach dem Berufsbildungsgesetz<br />

handelt, sind diese Studierenden<br />

nicht durchgängig im Geltungsbereich unserer Tarifverträge<br />

erfasst. Nur im Bereich <strong>der</strong> betrieblichen<br />

Mitbestimmung nach dem BetrVG ergeben sich für<br />

78


Betriebsräte <strong>und</strong> Jugend- <strong>und</strong> Auszubildendenvertretungen<br />

Möglichkeiten, die Ausbildungsbedingungen<br />

für diesen Personenkreis zu regeln, hiervon<br />

sind aber gemäß <strong>der</strong> Regelungen des § 77 Abs. 3<br />

BetrVG Regelungen u. a. zur Arbeitszeit, Entgelt <strong>und</strong><br />

Urlaubsanspruch ausgenommen.<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, dafür Sorge zu tragen,<br />

dass in den kommenden Tarifr<strong>und</strong>en in allen<br />

Tarifgebieten <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> tarifvertragliche Regelungen<br />

für diesen Personenkreis in die Tariffor<strong>der</strong>ungen<br />

aufgenommen werden.<br />

Mindestens ist dabei folgendes zu regeln:<br />

Übernahme sämtlicher Kosten des Studiums <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Berufsausbildung, inkl. <strong>der</strong> Studiengebühren,<br />

durch den Arbeitgeber.<br />

Unbefristete Übernahme nach <strong>der</strong> Ausbildung für<br />

mindestens 12 Monate.<br />

Bezahlung bis zur bestandenen Abschlussprüfung<br />

vor <strong>der</strong> zuständigen Stelle (IHK/HWK) entsprechend<br />

<strong>der</strong> Ausbildungsvergütung, im Anschluss angelehnt<br />

an die tatsächliche Tätigkeit.<br />

Eine stärkere Ausrichtung <strong>der</strong> betrieblichen Ausbildung<br />

am Berufsbildungsgesetz. Dazu gilt es, sich<br />

insbeson<strong>der</strong>e an den Bestimmungen des Abschnitts<br />

Berufsausbildungsverhältnis des Berufsbildungsgesetzes<br />

zu orientieren.<br />

Ein expliziter Hinweis auf die Mitbestimmung des<br />

Betriebsrates bei <strong>der</strong> Durchführung von Maßnahmen<br />

<strong>der</strong> betrieblichen Berufsbildung während <strong>der</strong><br />

Betriebsphasen.<br />

Eine Stärkung <strong>der</strong> Lernortkooperation zwischen Betrieb<br />

<strong>und</strong> Berufsakademie bzw. Träger an<strong>der</strong>er außerbetrieblicher<br />

Maßnahmen.<br />

Lernmittelfreiheit im gesamten Studium.<br />

Einheitliche Regelungen zum Zeitpunkt <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Zahlungsweise <strong>der</strong> Ausbildungsvergütung.<br />

Betriebliche Ausbildungszeit unterliegt den Bestimmungen<br />

<strong>der</strong> geltenden Branchentarifverträge<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />

Freizeitausgleich bei Verlängerung <strong>der</strong> täglichen<br />

Ausbildungszeit im Betrieb.<br />

Fortzahlung <strong>der</strong> Ausbildungsvergütung während <strong>der</strong><br />

Studienphase, in Urlaubszeit, bei Freistellung für<br />

Prüfungen, Ausfall von Berufsausbildung, Krankheit<br />

im Sinne des Entgeldfortzahlungsgesetz <strong>und</strong> bei Arbeitsunfällen.<br />

Die Fortzahlung <strong>der</strong> Ausbildungsvergütung<br />

soll weiterhin bei Son<strong>der</strong>urlaub erfolgen.<br />

Ankündigungsfrist des Arbeitgebers bei <strong>der</strong> Absicht<br />

zur Nichtübernahme nach abgeschlossenem<br />

Studium.<br />

Stillschweigende Übernahme analog dem Bürgerlichen<br />

Gesetzbuch.<br />

Qualifizierung <strong>und</strong> Bekanntgabe <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Ausbildung<br />

betreuten Beschäftigten.<br />

Studien- <strong>und</strong> Versetzungspläne für alle Studierenden<br />

<strong>der</strong> Berufsakademie, die sachlich <strong>und</strong> zeitlich<br />

nach Kenntnissen <strong>und</strong> Fertigkeiten geglie<strong>der</strong>t sind.<br />

Für verursachte Schäden haftet <strong>der</strong>/die Studierende<br />

lediglich im Fall grober Fahrlässigkeit. Ein etwaiger<br />

Schadensausgleich ist unter Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> persönlichen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Verhältnisse<br />

zu treffen.<br />

Regelungen, die Studierende schlechter stellen als<br />

ein Tarifvertrag, das Berufsbildungsgesetz o<strong>der</strong> eine<br />

sonstige gesetzliche Bestimmung, sind nichtig.<br />

Die Beilegung von Streitigkeiten erfolgt in erster Linie<br />

zwischen Arbeitgeber <strong>und</strong> Betriebsrat. Kommt<br />

es hierbei zu keiner Einigung, werden die Tarifvertragsparteien<br />

angerufen.<br />

Ohne Druck keinen Ruck<br />

Der Mobilisierung dieser Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen<br />

kommt für die Durchsetzung <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ungen eine<br />

immense Bedeutung zu. Hierzu gilt es entsprechende<br />

Ansprachekonzepte zu entwickeln. Bisher ist <strong>der</strong><br />

Kontakt <strong>der</strong> betrieblichen Interessenvertreter/-innen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Organisation zu diesem Personenkreis<br />

eher gering.<br />

Entsprechende Handlungshilfen <strong>und</strong> Materialien<br />

zur Ansprache <strong>und</strong> Mobilisierung dieses Personenkreises<br />

sind zu erstellen.<br />

Tarifvertragliche Regelung für Berufsakademiker<br />

<strong>und</strong> Studierende in dualen Studiengängen<br />

3.038 Antragsteller/in: Aschaffenburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Studierende an Berufsakademien <strong>und</strong> in dualen<br />

Studiengängen (FH-Studierende mit vertiefter Praxis),<br />

die einen Vertrag mit einem ausbildenden Betrieb<br />

haben, sind in die Geltungsbereiche bestehen<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> zukünftiger Mantel- <strong>und</strong> Einzeltarifverträge<br />

aufzunehmen.<br />

Übernahme von Ausgebildeten<br />

3.039 Antragsteller/in: Duisburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich verstärkt dafür ein, tarifvertragliche<br />

Regelungen zur Übernahme nach <strong>der</strong> Ausbildung<br />

zu schaffen.<br />

Lehrmittelfreiheit für Auszubildende<br />

3.040 Antragsteller/in: Riesa<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Bei zukünftigen Tarifverhandlungen in allen Branchen<br />

als For<strong>der</strong>ungsbestandteile die Lehrmittelfreiheit<br />

sowie die Kosten für Fahrt <strong>und</strong> Unterbringung<br />

bei externer Ausbildung von Auszubildenden aufzunehmen.<br />

Lehrmittelfreiheit für Auszubildende<br />

3.041 Antragsteller/in: Dresden<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Bei zukünftigen Tarifverhandlungen in allen Branchen<br />

als For<strong>der</strong>ungsbestandteile die Lehrmittelfreiheit, sowie<br />

die Kosten für Fahrt <strong>und</strong> Unterbringung bei externer<br />

Ausbildung von Auszubildenden aufzunehmen.<br />

79


Lernmittelfreiheit für Auszubildende<br />

3.042 Antragsteller/in: Duisburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> soll die For<strong>der</strong>ung nach Lernmittelfreiheit<br />

für Auszubildende zu einer generellen For<strong>der</strong>ung<br />

in ihrer Tarifpolitik machen.<br />

Än<strong>der</strong>ungen im § 10 MTV Arbeitsversäumnis –<br />

Arbeitsverhin<strong>der</strong>ung<br />

3.043 Antragsteller/in: Trier<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

– Die unter Punkt 1, Abs. b Formulierung Ehefrau<br />

in Partnerin<br />

– Die unter Punkt 1, Abs. c Formulierung Ehegatte<br />

in Partner<br />

– Die unter Punkt 1, Abs. d Formulierung Ehegatte<br />

in Partner<br />

– Die unter Punkt 2, Abs. a Formulierung Ehegatte<br />

in Partner<br />

Mindestlohn<br />

3.044 Antragsteller/in: Berlin<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, sich für<br />

einen gesetzlichen Mindestlohn einzusetzen.<br />

Zur Ausgestaltung des gesetzlichen Mindestlohnes<br />

sind folgende Gr<strong>und</strong>sätze zu beachten:<br />

Der Mindestlohn soll nicht nach Ost <strong>und</strong> West unterschieden<br />

werden.<br />

Neben einem Mindestlohn für Tätigkeiten, die eine<br />

geringe Qualifikation erfor<strong>der</strong>n, soll<br />

es einen Mindestlohn für Tätigkeiten geben, die eine<br />

Berufsausbildung erfor<strong>der</strong>n.<br />

Der Mindestlohn soll 50 % des Durchschnittslohns<br />

betragen.<br />

Der Mindestlohn soll jährlich dynamisiert werden.<br />

Der Gesetzgeber hat dazu u.a. die<br />

Tarifvertragsparteien zu konsultieren <strong>und</strong> mindestens<br />

den Preisindex zu beachten.<br />

Es sind wirksame Kontrollmechanismen <strong>und</strong> Sanktionsmöglichkeiten<br />

zur<br />

Durchsetzung des Mindestlohns zu schaffen.<br />

Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes<br />

3.045 Antragsteller/in: Ludwigsfelde<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Arbeitslohn muss die Lebenshaltungskosten dekken.<br />

Auf dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> anhaltenden Massenarbeitslosigkeit<br />

war es den Arbeitgebern <strong>und</strong> Arbeitsgeberinnen<br />

– flankiert von neoliberalen Ideologen<br />

in Politik, Wirtschaftswissenschaft <strong>und</strong> Medien –<br />

gelungen, in einigen Wirtschaftsbereichen die Löhne<br />

auf o<strong>der</strong> sogar unter das Existenzminimum zu<br />

drücken.<br />

Da die normensetzende Kraft <strong>der</strong> Tarifverträge nicht<br />

mehr bis in alle Betriebe o<strong>der</strong> Dienstleistungsunternehmen<br />

durchdringt, ist ein Eingreifen des Gesetzgebers<br />

erfor<strong>der</strong>lich, um den Zustand „arm trotz Arbeit“<br />

zu unterbinden. Es ist sicherzustellen, dass<br />

die Arbeit in einer Vollzeitstelle eine menschenwürdige<br />

Existenz ohne zusätzliche Alimentierung<br />

durch Sozialleistungen ermöglicht. Unternehmen,<br />

die nicht in <strong>der</strong> Lage sind, ihren Arbeitnehmern <strong>und</strong><br />

Arbeitnehmerinnen existenzsichernde Löhne zu<br />

zahlen, haben keine Existenzberechtigung.<br />

Die Praxis in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> EU beweist, dass<br />

ein existenzsichern<strong>der</strong> Mindestlohn im Saldo keineswegs<br />

Arbeitsplätze kostet. Durch die Einsparung<br />

von ergänzenden Sozialleistungen findet – im<br />

Gegensatz zu „Kombi-Lohn-Modellen“ – sogar eine<br />

Entlastung öffentlicher Kassen statt.<br />

Ohne staatliches Eingreifen würde die absehbare<br />

Migration im Zuge <strong>der</strong> EU-Osterweiterung eine weitere<br />

R<strong>und</strong>e <strong>der</strong> Lohnsenkung in zahlreichen Wirtschaftsbereichen<br />

auslösen.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t deshalb den Gesetzgeber auf:<br />

– die Tariflöhne zum Maßstab für allgemeinverbindlich<br />

geltende Mindestlöhne zu machen,<br />

– Scheintarifverträge von nicht repräsentativen<br />

Organisationen mit gewerkschaftlichem Anspruch<br />

außer Betracht zu lassen,<br />

– einen St<strong>und</strong>enlohn von 8 Euro als gesetzlichen<br />

Mindestlohn festzulegen.<br />

Mindestauszubildendenvergütung<br />

3.046 Antragsteller/in: Berlin<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag stellt fest,<br />

dass Auszubildende eine zur Teilhabe am ökonomischen,<br />

kulturellen, sozialen <strong>und</strong> politischen Leben<br />

ausreichende Auszubildendenvergütung benötigen.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e durch die Ausweitung von außerbetrieblichen<br />

Ausbildungsformen <strong>und</strong> die Ausbreitung<br />

tariffreier <strong>und</strong> tarifschwacher Zonen leben<br />

immer mehr Jugendliche in einer von Dritten abhängigen<br />

<strong>und</strong> unzureichenden ökonomischen Situation.<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

for<strong>der</strong>t deshalb den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, in<br />

Zusammenarbeit mit den an<strong>der</strong>en DGB-Gewerkschaften<br />

ein Konzept für die gesetzliche Verankerung<br />

einer solchen Mindestauszubildendenvergütung<br />

zu entwickeln <strong>und</strong> sich im Zuge von Verhandlungen<br />

über Mindestlöhne in Kooperation mit den<br />

DGB-Gewerkschaften, mit den Parteien <strong>und</strong> <strong>der</strong> Regierung<br />

ebenso für eine Mindestauszubildendenvergütung<br />

einzusetzen.<br />

80


Altersvorsorgewirksame Leistungen AVWL<br />

3.047 Antragsteller/in: Aschaffenburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> die zuständigen Tarifkommissionen<br />

werden aufgefor<strong>der</strong>t, die altersvorsorgewirksame<br />

Leistungen AVWL in voller Höhe<br />

für alle Beschäftigten, d. h. auch für Auszubildende<br />

<strong>und</strong> Studierende in dualen Studiengängen tarifwirksam<br />

zu verankern.<br />

Altersvermögenswirksame Leistungen<br />

Tarifvertrag – Umsetzung<br />

3.048 Antragsteller/in: Bamberg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, darauf hinzuwirken,<br />

dass in Betriebsvereinbarungen zu den altersvermögenswirksamen<br />

Leistungen (avwL), die diese<br />

als Direktzusage des Arbeitgebers umsetzen, die<br />

Sozialabgabenersparnis des Arbeitgebers für Beschäftigte<br />

in einem Aufstockungsbetrag (prozentualer<br />

Arbeitgeberzuschuss) festgelegt wird. Die<br />

eingesparten Sozialabgaben sollen den Beschäftigten<br />

zu Gute kommen <strong>und</strong> nicht beim Arbeitgeber<br />

verbleiben.<br />

Die guten Beispiele von abgeschlossenen Betriebsvereinbarungen<br />

sollten bekannt gemacht werden<br />

<strong>und</strong> den Verwaltungsstellen <strong>und</strong> Betriebsräten als<br />

Beispiel zur Umsetzung in den Betrieben zur Verfügung<br />

gestellt werden. Dadurch kann ein guter Tarifabschluss<br />

mit einem zusätzlichen Gewinn für die<br />

Mitglie<strong>der</strong> im Betrieb umgesetzt werden. Das kann<br />

auch zur Mitglie<strong>der</strong>werbung genutzt werden. Wir<br />

müssen unsere Erfolge verkaufen.<br />

Tarifeinkommen für Praktikanten <strong>und</strong><br />

Praktikantinnen<br />

3.049 Antragsteller:<br />

Jugendausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Zunehmend beschäftigen Unternehmen Praktikanten<br />

<strong>und</strong> Praktikantinnen ohne Vergütung. Diese haben<br />

nicht selten ein abgeschlossenes Studium beziehungsweise<br />

eine abgeschlossene Ausbildung.<br />

Das führt zu einer Erosion <strong>der</strong> Entgeltbedingungen<br />

<strong>und</strong> bringt die Praktikanten <strong>und</strong> Praktikantinnen in<br />

eine ökonomisch unzumutbare Situation. Auch weiterhin<br />

sollte das Ziel eines Praktikums einerseits in<br />

<strong>der</strong> Weckung von Interessen für bestimmte Arbeitsfel<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits im Erlernen <strong>und</strong> Vertiefen<br />

von praktischen Fähigkeiten in speziellen Bereichen<br />

bestehen.<br />

Sowohl für Praktikanten <strong>und</strong> Praktikantinnen während<br />

ihrer Ausbildung als auch nach Abschluss dieser<br />

ist eine Vergütung für Praktika tarifvertraglich<br />

zu regeln. Eine unentgeltliche Beschäftigung ist<br />

generell abzulehnen. Da es keine gesetzlichen<br />

Standards für Praktika-Vergütung gibt, kann zunächst<br />

nur tariflich eine Regelung angestrebt werden.<br />

Dazu erarbeitet <strong>der</strong> Vorstand in Zusammenarbeit<br />

mit an<strong>der</strong>en Funktionsbereichen, eine Analyse <strong>der</strong><br />

aktuellen Situation sowie Info-Materialien für Betriebsräte<br />

<strong>und</strong> Jugend- <strong>und</strong> Auszubildendenvertretungen<br />

zum Thema Praktikum.<br />

Beson<strong>der</strong>s wichtig ist hierbei, mit Betriebsräten zu<br />

klären, in welchen Betrieben Praktikanten <strong>und</strong><br />

Praktikantinnen zu welchen Bedingungen beschäftigt<br />

sind <strong>und</strong> werden.<br />

Festgeldfor<strong>der</strong>ungen<br />

3.050 Antragsteller/in: Halle<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Delegierten for<strong>der</strong>n den Vorstand auf, den Tarifkommissionen<br />

zu empfehlen, in Tarifverhandlungen<br />

anstelle von gleichgroßen prozentualen Steigerungsraten<br />

für alle Lohn-, Gehalts- bzw. Entgeltgruppen<br />

pauschale Zulagen anzustreben, die für alle<br />

Gruppen gleich groß sind, damit die finanzielle<br />

Differenzierung zwischen den jeweiligen Lohn-, Gehalts-<br />

bzw. Entgeltgruppen sich nicht weiter verstärken.<br />

Die bisher praktizierte Verfahrensweise <strong>der</strong> prozentualen<br />

Anhebung hat dazu geführt, dass die Geldwertdifferenz<br />

zwischen den jeweiligen Gruppen immer<br />

größer geworden ist. Auch die Einführung <strong>der</strong><br />

Entgeltrahmentarifverträge verän<strong>der</strong>t diesen Umstand<br />

nicht. Eine weitere Zunahme dieser Entlohnungsunterschiede<br />

ist we<strong>der</strong> tätigkeitsbezogen<br />

noch sozial zu rechtfertigen. Die <strong>der</strong>zeit vorhandene<br />

Abstufung ist für eine leistungsgerechte Entlohnung<br />

ausreichend.<br />

Einkommen zum Auskommen – Anhebung<br />

unterer Entgeltgruppen<br />

3.051 Antragsteller/in: Berlin<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, bei<br />

den Empfehlungen zu den Tarifr<strong>und</strong>en von reinen<br />

Prozentfor<strong>der</strong>ungen Abstand zu nehmen. In <strong>der</strong> tarifpolitischen<br />

Diskussion sind Lösungen zu finden,<br />

die eine weitere Spreizung zwischen den Entgeltgruppen<br />

begrenzen.<br />

Einmalzahlungen<br />

3.052 Antragsteller/in: Halberstadt<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Einmalzahlungen sollen sich nur auf Zeiträume zwischen<br />

Abschluss <strong>und</strong> Auslaufen des jeweiligen Tarifvertrages<br />

beschränken. Darüber hinausgehende<br />

Einmalzahlungen sind abzulehnen. Einmalzahlungen,<br />

die darüber hinausgehen, führen nicht zu einer<br />

dauerhaften Entgeltsteigerung <strong>und</strong> tragen zum<br />

81


Abkoppeln <strong>der</strong> Beschäftigten von <strong>der</strong> allgemeinen<br />

Entgeltentwicklung bei.<br />

Vereinbarungen über die Höhe von Einmalzahlungen<br />

dürfen nicht durch Öffnungsklauseln den Betriebsparteien<br />

überlassen bleiben. Betriebsräte geraten<br />

hierbei allzu oft unter Druck <strong>der</strong> Arbeitgeber<br />

<strong>und</strong> Arbeitgeberinnen, dem sie aus scheinbar nachvollziehbaren<br />

betriebswirtschaftlichen Gründen<br />

nicht standhalten können.<br />

Tarifverträge, die Einmalzahlungen vorsehen, haben<br />

die gleich hohe Einmalzahlung für alle Beschäftigten<br />

zu beinhalten.<br />

Höhere Einmalzahlungen für höhere Entgeltgruppen,<br />

als für niedrigere Entgeltgruppen, sind abzulehnen.<br />

Tarifpolitik<br />

3.053 Antragsteller/in: Schwäbisch Hall<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Delegierten des Gewerkschaftstages lehnen eine<br />

differenzierte Tarifpolitik <strong>und</strong> betriebliche Öffnungsklauseln<br />

ab.<br />

Tariferhöhungen müssen weiterhin strukturwirksam<br />

sein.<br />

Einmalzahlungen dürfen nur den Betrag <strong>der</strong> zurückliegenden<br />

Monate ab Ablauf des Tarifvertrages abdecken.<br />

Diese Einmalzahlungen dürfen nicht ertrags-<br />

bzw. umsatzabhängig <strong>und</strong> auf <strong>der</strong> betrieblichen<br />

Ebene nicht erneut verhandelbar sein.<br />

Tarifverträge sind <strong>und</strong> bleiben Mindestnormen, die<br />

durch Verhandlungen <strong>der</strong> Betriebsparteien nicht<br />

unterschritten werden dürfen.<br />

Keine mehrstufige Tarifpolitik<br />

3.054 Antragsteller/in: Freudenstadt<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t im<br />

Rahmen seiner Koordinierungsaufgaben Sorge dafür<br />

zu tragen, dass in <strong>der</strong> Tarifpolitik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

einheitliche <strong>und</strong> durchgängige, den § 77 Abs. 3 Betriebsverfassungsgesetz<br />

<strong>und</strong> dem § 4 Tarifvertragsgesetz<br />

einschließende <strong>und</strong> zu berücksichtigende<br />

Regelungen durch- <strong>und</strong> umgesetzt werden.<br />

Für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sind <strong>und</strong> bleiben tarifpolitische Rahmenbedingungen<br />

in allen relevanten Zuständigkeitsbereichen<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> verbindlich <strong>und</strong> diese sind<br />

nicht ohne unmittelbare Beteiligung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> als<br />

Tarifvertragspartei auszugestalten. Die Umsetzung<br />

<strong>und</strong> Weiterentwicklung auf betriebsverfassungsrechtlicher<br />

Ebene von Tarifpolitik darf <strong>und</strong> kann im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Tarifverträge keinen materiellen negativen<br />

Charakter für die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> haben.<br />

Es ist ein Wi<strong>der</strong>spruch in sich, wenn die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

die Wichtigkeit des Tarifvorrangs nach § 77 Abs. 3<br />

Betriebsverfassungsgesetz betont <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits<br />

durch Öffnungsklauseln in Tarifverträgen die<br />

Betriebsparteien zu Entscheidungen bevollmächtigt,<br />

die materiell <strong>und</strong> im Volumen Tarifvertragsinhalte<br />

regeln.<br />

Wenn über abgestufte Tarifvereinbarungen betriebsbezogene<br />

Variationsmöglichkeiten eingeräumt<br />

werden, sind diese ausschließlich bei den Tarifvertragsparteien<br />

anzusiedeln. Tarifvertragsinhalte<br />

dürfen nicht auf die Ebene von Betriebsvereinbarungen<br />

delegiert werden.<br />

Ablehnung Tarifpauschale bei<br />

Tarifverhandlungen<br />

3.055 Antragsteller/in: Ostbrandenburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird bei allen zukünftigen Tarifverhandlungen<br />

generell Tarifpauschalen ablehnen.<br />

Tarifpauschalen wirken nicht nachhaltig. Sie gehen<br />

nicht in die Tabellen ein <strong>und</strong> tragen somit nicht zur<br />

langfristigen Verbesserung <strong>der</strong> Lebensverhältnisse<br />

unserer Mitglie<strong>der</strong> bei.<br />

Tarifpauschalen haben eine lähmende Wirkung auf<br />

die Streikfähigkeit in unseren Betrieben, da lei<strong>der</strong><br />

viele unserer Mitglie<strong>der</strong> sich von den Summen <strong>der</strong><br />

Pauschalen blenden lassen <strong>und</strong> die Kurzfristigkeit<br />

außer acht lassen. Der Aspekt <strong>der</strong> steuerlichen Betrachtung<br />

spielt hierbei auch eine wichtige Rolle.<br />

Während von Tarifpauschalen nur etwa die Hälfte<br />

im Portemonnaie <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> ankommt, ist bei<br />

einer monatlichen prozentualen Tarifsteigerung<br />

mehr Geld in den Taschen <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>.<br />

Für die Arbeitgeber <strong>und</strong> Arbeitgeberinnen sind Pauschalen<br />

zudem ein Werkzeug, die Wirkung von Flächentarifen<br />

auszuhebeln, indem sofort Härteklauseln,<br />

Varianten von Auszahlungsterminen <strong>und</strong> ähnliches<br />

vereinbart werden. Der Ungleichbehandlung<br />

von Betrieben <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>n werden somit Tür<br />

<strong>und</strong> Tor geöffnet. Weiterhin werden die Tarifpauschalen<br />

durch die Arbeitgeber <strong>und</strong> Arbeitgeberinnen<br />

benutzt, um sie gegen betriebliche Vereinbarungen<br />

zu Ergebnisbeteiligungen, Gewinnbeteiligungen<br />

o<strong>der</strong> Erfolgsprämien gegenzurechnen.<br />

Tarifverträge zur Qualifizierung<br />

3.056 Antragsteller/in: Halle<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Qualifizierung steht im Mittelpunkt für die gegenwärtigen<br />

<strong>und</strong> zukünftigen Beschäftigungschancen<br />

<strong>der</strong> Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen. Qualifizierte<br />

Beschäftigte sind an<strong>der</strong>erseits unerlässlich<br />

für die Innovations- <strong>und</strong> Zukunftsfähigkeit <strong>der</strong> Unternehmen.<br />

Die bisher in den Branchen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> abgeschlossenen<br />

Tarifverträge zur Qualifizierung stärken<br />

sowohl die kollektiven Rechte <strong>der</strong> betrieblichen<br />

Interessenvertreter <strong>und</strong> Interessenvertreterinnen,<br />

als auch die individuellen Rechte <strong>der</strong> Beschäftigten.<br />

Die Tarifkommissionen aller übrigen Branchen <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> werden aufgefor<strong>der</strong>t ebenfalls Verhandlungen<br />

zur Durchsetzung von Tarifverträgen zur<br />

Qualifizierung zu beschließen. Eine Ausweitung <strong>der</strong><br />

wöchentlichen Arbeitszeit zum Zwecke <strong>der</strong> Weiter-<br />

82


ildung darf jedoch nicht Bestandteil <strong>der</strong> Tarifverträge<br />

werden.<br />

Schaffung altersgerechter Arbeitsplätze<br />

3.057 Antragsteller/in: Hannover<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die faktische Verlängerung <strong>der</strong> Lebensarbeitszeit<br />

muss gravierende Auswirkungen auf die Gestaltung<br />

<strong>der</strong> Arbeitsplätze haben. Auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage von Tarifverträgen<br />

sollte die Gestaltung von altersgerechten<br />

Arbeitsplätzen in den Betrieben vorangetrieben<br />

werden.<br />

Erst mit Hilfe von Tarifverträgen sind qualifizierte<br />

Betriebsvereinbarungen flächendeckend realistisch.<br />

Der Tarifvertrag zur „Gestaltung des demographischen<br />

Wandels in <strong>der</strong> Stahlindustrie„ kann<br />

tarifpolitischer Ansatzpunkt sein.<br />

Tarif- <strong>und</strong> Betriebspolitik unter den Bedingungen<br />

altern<strong>der</strong> Belegschaften<br />

3.058 Antragsteller/in: Stuttgart<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Tarif- <strong>und</strong> Betriebspolitik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> braucht<br />

eine neue Schwerpunktsetzung, die den verän<strong>der</strong>ten<br />

Bedingungen aus alternden Belegschaften einerseits<br />

<strong>und</strong> sich beispielsweise ständig verschärfenden<br />

Arbeitsbedingungen, wechselnden Qualifikationsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

usw. an<strong>der</strong>erseits, als das<br />

gesamte Arbeitsleben begleitende Politik gerecht<br />

wird. Obwohl wir gesetzliche <strong>und</strong> tarifliche Regelungen<br />

anstreben, die einen flexibleren Ausstieg<br />

aus dem Erwerbsleben ermöglichen werden, wird<br />

das erhöhte Rentenzugangsalter verb<strong>und</strong>en mit<br />

steigenden Rentenabschlägen bei drastisch sinken<strong>der</strong><br />

Rente für Viele Erwerbsarbeit in höherem<br />

Lebensalter als heute erzwingen. Diesen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

muss sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> mit ihrer Tarif<strong>und</strong><br />

konkreten Betriebspolitik stellen. Die Gestaltung<br />

konkreter Arbeits- <strong>und</strong> Leistungsbedingungen<br />

muss wie<strong>der</strong> zum Schwerpunkt gewerkschaftlicher<br />

Politik gemacht werden. Dabei kommt es vor allem<br />

darauf an, die vielen vorhandenen Einzelprojekte<br />

<strong>und</strong> Themenfel<strong>der</strong>, wie z. B. „Gute Arbeit“, vorhandene<br />

Tarifregelungen, z. B. Qualifizierungstarifverträge<br />

aus ihrer Randständigkeit herauszuführen<br />

<strong>und</strong> zu einem in sich geschlossenen, ganzheitlichen<br />

Projekt zusammenzuführen. Dieses Projekt<br />

muss die Themenfel<strong>der</strong> Arbeitsorganisation <strong>und</strong><br />

Arbeitsplatzgestaltung, Arbeitszeit <strong>und</strong> Leistungspolitik,<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz <strong>und</strong> Qualifizierungspolitik<br />

zusammenführen <strong>und</strong> mittels konkreter<br />

Handlungsanleitung zum Nach-ERA-Schwerpunkt<br />

unserer mittelfristigen Betriebspolitik <strong>und</strong><br />

daraus abgeleiteter Tarifpolitik werden. Es kommt<br />

bei <strong>der</strong> Bearbeitung dieses Themenschwerpunktes<br />

weniger darauf an, ständig weitere tarifliche Regelungen<br />

zu produzieren, als zunächst darauf, die vorhandenen<br />

in den Betrieben Wirklichkeit werden zu<br />

lassen. Das bedarf <strong>der</strong> Schwerpunktsetzung in <strong>der</strong><br />

gesamten Organisation sowie <strong>der</strong> konkreten Handlungsanleitung<br />

<strong>und</strong> Hilfestellung in <strong>der</strong> betrieblichen<br />

Umsetzung.<br />

Arbeitsgestaltung<br />

Eine herausragende Rolle zur erfolgreichen Umsetzung<br />

dieses Themenschwerpunktes kommt dabei<br />

<strong>der</strong> Revitalisierung gewerkschaftlicher Arbeitsgestaltungspolitik<br />

zu. Der zunehmenden Retaylorisierung<br />

<strong>und</strong> Monotonisierung von Arbeit, <strong>der</strong> immer<br />

kurzzyklischeren Arbeitsverrichtung, <strong>der</strong> enormen<br />

Intensivierung von Arbeit, z. B. in Form von Standardisierung<br />

auch im Angestelltenbereich, müssen<br />

wie<strong>der</strong> konkrete arbeitsorientierte Gestaltungsoptionen<br />

für Arbeitsorganisation <strong>und</strong> Arbeitsplatzgestaltung<br />

entgegengestellt werden. Das setzt zur<br />

Entwicklung konkreter Vorschläge die Intensivierung<br />

<strong>der</strong> Zusammenarbeit mit den an den Hochschulen<br />

verbliebenen Resten arbeitnehmerorientierter<br />

Arbeitswissenschaft voraus. Auf die B<strong>und</strong>esregierung<br />

muss eingewirkt werden, dass wie<strong>der</strong><br />

mehr Mittel zur arbeitswissenschaftlichen Forschung<br />

<strong>und</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Erkenntnisse bereit gestellt<br />

werden. In <strong>der</strong> gewerkschaftlichen Bildungsarbeit<br />

ist dem Thema Gestaltung von Arbeitsorganisation<br />

<strong>und</strong> Arbeitsplatz wie<strong>der</strong> entsprechende Bedeutung<br />

bei zu messen.<br />

Arbeitszeit- <strong>und</strong> Leistungspolitik<br />

In <strong>der</strong> Arbeitszeitpolitik braucht es Konzepte, wie<br />

dem stetigen Ausfransen unserer flächentariflichen<br />

Arbeitszeitregelungen entgegengewirkt werden<br />

kann. Wie kommen wir wie<strong>der</strong> auf den Weg Richtung<br />

35-St<strong>und</strong>en-Woche? Eine öffentlich geführte<br />

Debatte – national <strong>und</strong> auf europäischer Ebene – zu<br />

den Themen Arbeitszeit <strong>und</strong> Lebenszeit <strong>und</strong> auch<br />

im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Beschäftigungsentwicklung<br />

soll die gewerkschaftliche Arbeitszeitpolitik<br />

wie<strong>der</strong> ins Bewusstsein rücken. Die Arbeitszeitverkürzung<br />

für beson<strong>der</strong>s belastete Beschäftigtengruppen<br />

muss mittelfristig angegangen werden. Es<br />

ist zu prüfen, inwieweit eine lebensaltersabhängige<br />

Regelarbeitszeit eine sinnvolle tarifliche Strategie<br />

zur Gestaltung <strong>der</strong> Lebensarbeitszeit wäre.<br />

Langzeitkonten o<strong>der</strong> „Zeitwertpapiere“ sind als<br />

Mittel zur individuellen Gestaltung <strong>der</strong> Lebensarbeitszeit<br />

voranzutreiben. Altersgerechte Schichtmodelle<br />

müssen entwickelt werden. Wir brauchen<br />

eine neue Offensive für Erholzeiten im Arbeitstag.<br />

Die Themen Mehrarbeit <strong>und</strong> Personalbemessung<br />

brauchen wie<strong>der</strong> mehr Aufmerksamkeit. Während<br />

wir bei <strong>der</strong> Arbeitszeit Gefahr laufen, die Regulierungsmacht<br />

zu verlieren, haben wir in <strong>der</strong> Leistungspolitik<br />

in den letzten Jahren schon massiv an<br />

Gestaltungskraft verloren. Im Angestelltenbereich<br />

waren Mitbestimmungsregelungen zur Leistungsabfor<strong>der</strong>ung<br />

nicht vorhanden. Im Bereich gewerblicher<br />

Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen sind<br />

die Mitbestimmungsregelungen aus Akkord <strong>und</strong><br />

Prämien in vielen Betrieben zu Gunsten von Zeitlohnsystemen<br />

aufgegeben worden. Neue Möglichkeiten<br />

zu mehr Mitbestimmung in <strong>der</strong> Leistungsgestaltung<br />

müssen tariflich erreicht <strong>und</strong> betrieblich<br />

umgesetzt werden. Ansätze bietet <strong>der</strong> ERA. Wir<br />

brauchen eine neue politische Offensive für mehr<br />

Einfluss auf die Leistungsgestaltung. Dabei ist zu<br />

83


prüfen <strong>und</strong> zu diskutieren, inwieweit Arbeitszeit<br />

<strong>und</strong> Leistungspolitik als ein zusammengehöriges<br />

Thema angegangen werden muss. Eine Tarifpolitik,<br />

die über die Stärkung <strong>der</strong> Rechte des einzelnen Beschäftigten,<br />

z. B. im Zielvereinbarungsprozess<br />

mehr sinnvolle Übereinstimmung von Dauer <strong>der</strong> Arbeitszeit<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> in ihr zu erbringenden Leistung erreichen<br />

lässt, weckt das Interesse <strong>der</strong> Beschäftigten,<br />

auch nach tariflichen Rahmenbedingungen<br />

<strong>und</strong> Grenzen.<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bietet heute bereits ein breites Angebot<br />

<strong>und</strong> Hilfestellungen im Bereich des Arbeits- <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsschutzes. Dies ist in die neue Schwerpunktsetzung<br />

zu integrieren.<br />

Darüber hinaus stellt gerade die verlängerte Lebensarbeitszeit<br />

eine neue Herausfor<strong>der</strong>ung für den<br />

Umgang mit sogenannten „Einsatzeingeschränkten“<br />

dar. Mit ERA sind in einigen Tarifgebieten neue<br />

gute Regelungen zum Umgang mit „Einsatzeingeschränkten“<br />

entstanden. Ihre Anwendung muss im<br />

Rahmen dieser Schwerpunktsetzung dringend vorangetrieben<br />

werden. Wo nicht vorhanden, sind solche<br />

Tarifregelungen anzustreben.<br />

Qualifizierungspolitik<br />

Eine Qualifizierungspolitik, die sich über Erstausbildung<br />

<strong>und</strong> berufliche Weiterbildung als Strategie<br />

für ein arbeitslebensbegleitendes Lernen versteht,<br />

muss selbstverständlich integraler Bestandteil eines<br />

gewerkschaftlichen Konzeptes sein, das den<br />

Prozess verlängerter Lebensarbeitszeit unter den<br />

Bedingungen immer schnelleren Wandels beruflicher<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen gestalten will. Im Bereich <strong>der</strong><br />

Erstausbildung kommt es gegenwärtig vor allem<br />

darauf an, keine Weichenstellungen für die Zukunft<br />

zuzulassen, die die Ausbildung immer mehr an den<br />

kurzfristigen Verwertungsinteressen <strong>der</strong> Industrie<br />

orientiert. Wir brauchen eine breit angelegte Berufsausbildung,<br />

die den Menschen bestmögliche<br />

Chancen bei den stetig wechselnden Qualifikationsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

des Arbeitsmarktes bietet.<br />

Qualifizierungstarifverträge bieten in einigen Tarifgebieten<br />

eine gute Gr<strong>und</strong>lage zur beruflichen Weiterbildung.<br />

Mit ERA sind die entgeltpolitischen Voraussetzungen<br />

zur individuellen beruflichen Entwicklung<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> Durchlässigkeit des Tarifvertrages<br />

geschaffen. Im nächsten Schritt kommt<br />

es in diesem Gesamtkonzept darauf an, die Integration<br />

bei<strong>der</strong> tariflicher Gr<strong>und</strong>lagen im Rahmen konzeptioneller<br />

<strong>und</strong> konkreter betrieblicher Personalentwicklung<br />

zu gestalten <strong>und</strong> voran zu treiben.<br />

Tarifpolitik „Gute Arbeit“<br />

3.059 Antragsteller/in:<br />

Ludwigshafen-Frankenthal<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Anspruch auf alternsgerechte Gestaltung <strong>der</strong><br />

Arbeit <strong>und</strong> Qualifizierung für Beschäftigte ab 55<br />

Jahre ist tarifpolitisch festzuschreiben.<br />

Die Arbeits- <strong>und</strong> Leistungsbedingungen werden zunehmend<br />

härter. Ein Großteil <strong>der</strong> Beschäftigten hält<br />

schon heute nicht bis zur Altersgrenze durch. Nur<br />

noch 40 % <strong>der</strong> heutigen Erwerbstätigen sind über 55<br />

Jahre. Für viele Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen gilt: Länger<br />

arbeiten geht auf Kosten <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heit. Dieser Zustand<br />

wurde durch die unsägliche Beschlussfassung<br />

<strong>der</strong> Regierung noch verstärkt die Regelaltersruherente<br />

ab 2012 auf 67 Jahre heraufzusetzen.<br />

Tarifpolitisch muss deshalb ein Individualanspruch<br />

auf<br />

• alternsgerechte Arbeits- <strong>und</strong> Leistungsbedingungen,<br />

sowie<br />

• alternsgerechte Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

festgeschrieben werden. Die Unternehmen sind<br />

künftig tariflich zu verpflichten Arbeitsplätze zur<br />

Verfügung zu stellen, an denen Beschäftigte über<br />

55 Jahre ihre Kenntnisse <strong>und</strong> Fähigkeiten voll verwerten<br />

können, in dem Maschinen, Betriebsanlagen,<br />

Arbeitsplätze, Arbeitsorganisation <strong>und</strong> Arbeitszeit<br />

altersgerecht <strong>und</strong> lernför<strong>der</strong>lich eingerichtet<br />

<strong>und</strong> ausgestaltet sind.<br />

Tarifliche Regelungen zur Arbeitnehmerhaftung<br />

3.060 Antragsteller/in: Duisburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t in Tarifverhandlungen<br />

für Branchen, in denen die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> vertragsschließende<br />

Tarifpartei ist, die Auswirkungen <strong>der</strong> Arbeitnehmerhaftung<br />

nach § 254 BGB für die in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

organisierten Mitglie<strong>der</strong> entschärfend zu regeln.<br />

Ziel muss es sein, bei eingetretenen Schäden, die<br />

ein Arbeitnehmer <strong>und</strong> eine Arbeitnehmerin gegenüber<br />

einem Arbeitgeber mit verursacht hat, bzw. eine<br />

Haftung, außer bei Vorsatz, gänzlich auszuschließen.<br />

Leiharbeit<br />

3.061 Antragsteller/in: Hamburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss umgehend die Initiative<br />

ergreifen, damit <strong>der</strong> geän<strong>der</strong>te Richtlinien-<br />

Vorschlag <strong>der</strong> EU – Kommission vom 28. November<br />

2002 zur arbeits- <strong>und</strong> sozialrechtlichen Gleichstellung<br />

von Leiharbeitnehmern <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />

einschließlich <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />

<strong>der</strong> Behörden <strong>und</strong> ihrer Kontrollmöglichkeiten<br />

verabschiedet wird.<br />

Leiharbeit eingrenzen <strong>und</strong> regulieren – „Equal<br />

Pay“ durchsetzen<br />

3.062 Antragsteller/in: Unterelbe<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, betriebs-<br />

<strong>und</strong> tarifpolitische Initiativen zu entwickeln<br />

die das Ziel haben, über Tarifverträge mit den Verbänden<br />

<strong>und</strong> Unternehmen <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- u. Elektroin-<br />

84


dustrie Einfluss auf die Arbeitsbedingungen von<br />

Leiharbeitnehmern <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen zu<br />

nehmen.<br />

Darüber hinaus wird <strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> aufgefor<strong>der</strong>t,<br />

sich für eine Än<strong>der</strong>ung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes<br />

einzusetzen, insbeson<strong>der</strong>e<br />

für folgende Regelungen:<br />

– Zustimmungsverweigerungsrecht des Betriebsrats<br />

des Einsatzbetriebes (Entleiher) bei<br />

Einstellung eines Leiharbeitnehmers, wenn <strong>der</strong><br />

Arbeitsplatz mit einem befristet o<strong>der</strong> unbefristet<br />

eingestellten Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerin<br />

besetzt werden kann.<br />

– Begrenzung <strong>der</strong> Überlassungsdauer auf maximal<br />

ein Jahr; darüber hinaus gehend Anspruch<br />

auf Übernahme in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis<br />

beim Entleihbetrieb.<br />

– Anspruch des Leiharbeitnehmers auf gleiche<br />

Arbeitsbedingungen („equal pay“) ab dem ersten<br />

Tag des Einsatzes im Entleihbetrieb.<br />

Leiharbeit wurde ursprünglich vor allem als Instrument<br />

zur Deckung eines vorüber gehenden Personalbedarfs<br />

eingesetzt. Nach <strong>der</strong> Beseitigung aller<br />

Beschränkungen <strong>der</strong> Leiharbeit durch das Erste Gesetz<br />

für mo<strong>der</strong>ne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt<br />

vom 23.12.2002 (BGBI. I S. 4607; „Hartz I“)<br />

Arbeitnehmerüberlassungsgesetz ist nunmehr eine<br />

zeitlich unbegrenzte Überlassung von Leiharbeitnehmern<br />

<strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen an denselben<br />

Entleiher möglich.<br />

Das hat dazu geführt, dass in immer mehr Betrieben<br />

<strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- u. Elektroindustrie Leiharbeitnehmer<br />

dauerhaft auf Stammarbeitsplätzen eingesetzt<br />

werden. Es ist keine Seltenheit mehr, dass mehr als<br />

die Hälfte <strong>der</strong> Belegschaft aus Leiharbeitnehmern<br />

<strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen (inkl. Schein-Werkvertragskräften)<br />

besteht. Dabei werden die Leiharbeitnehmer<br />

<strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen zu Arbeitsbedingungen<br />

beschäftigt, die deutlich unter den Tarifbedingungen<br />

<strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie liegen.<br />

Möglich ist das, weil es eine gesetzliche Öffnungsklausel<br />

„nach unten“ (Perfi<strong>der</strong>weise) erlaubt,<br />

das gesetzliche Gleichbehandlungsgebot<br />

(equal pay) durch Tarifvertrag auszuhebeln.<br />

Auf diese Weise sind Niedriglohntarifverträge entstanden,<br />

die teils von „christlichen Dumpingvereinen“,<br />

teils von <strong>der</strong> Tarifgemeinschaft des Deutschen<br />

Gewerkschaftsb<strong>und</strong>es (DGB) – an <strong>der</strong> auch<br />

die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> beteiligt ist – mit den Zeitarbeitsverbänden<br />

iGZ <strong>und</strong> BZA abgeschlossen worden sind.<br />

Die Entgeltunterschiede zwischen <strong>der</strong> Vergütung<br />

Leiharbeitnehmer <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen <strong>und</strong><br />

Stammarbeitnehmer <strong>und</strong> Stammarbeitnehmerinnen<br />

nehmen stetig zu – <strong>und</strong> erhöht damit den Anreiz<br />

für die Entleihbetriebe, noch mehr Dauerarbeitsplätze<br />

mit Leiharbeitnehmern <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />

zu besetzen.<br />

Die Folgen sind dramatisch:<br />

Der Bestand an Dauerarbeitsplätzen nimmt ab. Immer<br />

mehr in tarifgeb<strong>und</strong>en Betrieben <strong>der</strong> <strong>Metall</strong><strong>und</strong><br />

Elektroindustrie beschäftigte (Leih-)Arbeitnehmer<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen erhalten für die gleiche<br />

Arbeit einen um bis zu 40 Prozent geringeren Effektivlohn.<br />

Armut trotz Arbeit nimmt zu. Auch die Tarifautonomie<br />

gerät unter Druck.<br />

Schon heute ist die Durchführung von Arbeitskämpfen<br />

(insbeson<strong>der</strong>e von Warnstreiks) in einem<br />

Teil <strong>der</strong> tarifgeb<strong>und</strong>en Betriebe in <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- u.<br />

Elektroindustrie kaum mehr möglich.<br />

Der tarifpolitische Ansatz <strong>der</strong> DGB-Gewerkschaften,<br />

über Tarifverträge zur Arbeitnehmerüberlassung<br />

die schädlichen Folgen <strong>der</strong> Leiharbeit zu begrenzen<br />

<strong>und</strong> Leiharbeitnehmer <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />

als Mitglie<strong>der</strong> zu gewinnen, reicht nicht<br />

aus.<br />

Deshalb sind neue betriebs- <strong>und</strong> tarifpolitische Wege<br />

zu gehen. Es muss <strong>der</strong> Versuch unternommen<br />

werden, durch Verbands- <strong>und</strong> / o<strong>der</strong> Firmentarifverträge<br />

mit Verbänden bzw. Unternehmen <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>u.<br />

Elektroindustrie, Einfluss auf die Arbeitsbedingungen<br />

von Leiharbeitnehmern <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />

zu nehmen. Um das vorzubereiten, bedarf<br />

es einer breit angelegten betriebs- <strong>und</strong> tarifpolitischen<br />

Kampagne.<br />

Parallel hierzu for<strong>der</strong>t die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> den Gesetzgeber<br />

auf , durch die Schaffung von echten Mitbestimmungsrechten<br />

<strong>und</strong> einer Begrenzung <strong>der</strong> Überlassungsdauer,<br />

den Austausch von Stammbelegschaften<br />

durch Leiharbeitnehmer <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />

zu begrenzen. Ein Unterschreiten des<br />

Gleichstellungsgebots (equal pay) ist auszuschließen.<br />

Leiharbeitnehmer <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />

3.063 Antragsteller/in: Velbert<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

dass die bereits gut angelaufene Kampagne „Gleiche<br />

Arbeit gleiches Geld“ für den Einsatz von Leiharbeitnehmern<br />

<strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen verstärkt<br />

vorangetrieben werden muss. Bis zur Erreichung<br />

des Ziels „Gleiche Arbeit gleiches Geld“ ist in<br />

den Tarifverträgen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bei Einsatz von<br />

Leiharbeitnehmern <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />

(Entleihern) ein Mindestlohn von 7,50 Euro aufzunehmen<br />

<strong>und</strong> diesen schrittweise anzugleichen.<br />

Leiharbeit gleichstellen<br />

3.064 Antragsteller/in: Ludwigsfelde<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Leiharbeit ist stark angestiegen <strong>und</strong> nennt sich<br />

„Wachstumsbranche“, weil alle Wirtschaftsbereiche<br />

ihren Personalbedarf zunehmend durch Leiharbeiter<br />

<strong>und</strong> Leiharbeiterinnen decken.<br />

Die Aufhebung <strong>der</strong> gesetzlichen Beschränkungen<br />

<strong>der</strong> Leiharbeit durch den Gesetzgeber haben diesen<br />

Prozess beflügelt. Die von den Unternehmen<br />

gezielt betriebene Politik, den Anteil <strong>der</strong> Leiharbeitnehmer<br />

<strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen im Betrieb zu<br />

erhöhen, führt zu einer gefährlichen Spaltung <strong>der</strong><br />

Belegschaft, die zur dauerhaften Beschädigung <strong>der</strong><br />

gewerkschaftlichen Handlungsfähigkeit führen<br />

kann. Die Aufhebung <strong>der</strong> Beschäftigungsschranken<br />

85


für Leiharbeitnehmer <strong>und</strong> Leiharbeitsnehmerinnen<br />

war mit dem Versprechen <strong>der</strong> gleichen Bezahlung<br />

(equal pay) verb<strong>und</strong>en worden. Dieser Gr<strong>und</strong>satz<br />

konnte bisher höchstens ansatzweise in einzelnen<br />

Betrieben realisiert werden. Im Allgemeinen verdienen<br />

Leiharbeitnehmer <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />

erheblich weniger als die Stammbelegschaft.<br />

Gleichzeitig sind Leiharbeitnehmer <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />

schlechter abgesichert, da sie stets<br />

die ersten sind, die gehen müssen.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird sich dem Thema Leiharbeit verstärkt<br />

zuwenden <strong>und</strong> dabei anstreben, dass<br />

– das Volumen <strong>der</strong> Leiharbeiterbeschäftigung in<br />

den Betrieben eng begrenzt bleibt,<br />

– das Entgelt <strong>und</strong> die sonstigen Arbeitsbedingungen<br />

den Tarifverträgen, die im Entleiherbetrieb<br />

gelten, unterworfen sind,<br />

– die Tarifverträge <strong>der</strong> Zeitarbeiterbranche sich<br />

deutlich nach oben entwickeln <strong>und</strong><br />

– <strong>der</strong> Gesetzgeber einen angemessenen Mindestlohn<br />

für die Zeitarbeitsbranche festlegt.<br />

Leiharbeit<br />

3.065 Antragsteller/in: Bremen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, die Tarifverträge<br />

zur Zeitarbeit (abgeschlossen zwischen <strong>der</strong> Tarifgemeinschaft<br />

Leiharbeit des DGB <strong>und</strong> dem Interessenverband<br />

Deutsche Zeitarbeitsunternehmen sowie<br />

dem B<strong>und</strong>esverband Zeitarbeit Personaldienstleistungen<br />

e. V.) zur nächstmöglichen Kündigungsfrist<br />

zu kündigen.<br />

Der bisherige Tarifabstand zwischen den Normalarbeitnehmern,<br />

Normalarbeitnehmerinnen <strong>und</strong> den<br />

Leiharbeitnehmern, Leiharbeitnehmerinnen ist zu<br />

groß. Der Ecklohn beträgt in NRW = 1.861 Euro bei<br />

<strong>der</strong> Leiharbeit = 1.430 Euro (Stand Februar 2007<br />

Quelle <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Tarifpolitik). Mit 23,16 Prozent Abstand<br />

grenzt er an die 30 Prozent Sittenwidrigkeitsgrenze.<br />

Da von den über eine halbe Millionen Leiharbeitnehmer<br />

<strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen <strong>der</strong> größte Teil<br />

in <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie tätig ist, stellt<br />

<strong>der</strong> bisherige Tarifvertrag eine Konkurrenz da. Die<br />

Leiharbeitnehmer <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />

können diese Arbeit zu schlechten Bedingungen<br />

nicht ablehnen, sonst drohen ihnen Sperrzeiten<br />

o<strong>der</strong> Kürzungen bei ALG I o<strong>der</strong> ALG II.<br />

Das Ziel muss sein einen Mindestlohn für alle in <strong>der</strong><br />

<strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie / Handwerk Beschäftigten<br />

von mindestens 1.530 Euro, das entspricht<br />

10 Euro/St<strong>und</strong>e bei 35-St<strong>und</strong>en-Woche für Angelernte,<br />

abzuschließen. Der Ecklohn muss entsprechend<br />

höher sein.<br />

Regelungen zur Leiharbeit in den Tarifverträgen<br />

im Organisationsbereich <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

3.066 Antragsteller/in: Hannover<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t umgehend<br />

in Tarifverhandlungen Regelungen mit dem<br />

Ziel durchzusetzen, Leiharbeitnehmer <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />

während des Einsatzes im Entleihbetrieb<br />

bei <strong>der</strong> arbeits- <strong>und</strong> zeitbezogenen Vergütung<br />

gleichzustellen. Der Gr<strong>und</strong>satz „Gleiches<br />

Entgelt für gleichwertige Arbeit“ muss uneingeschränkt<br />

auch für Leiharbeitnehmer <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />

gelten, insbeson<strong>der</strong>e im Hinblick<br />

auf die ERA-Einführung in <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie.<br />

Dort ist das Prinzip durchgesetzt: gleiche<br />

Tätigkeit = gleiche Entgeltgruppe. Nur dadurch<br />

kann die Spaltung von Belegschaften <strong>und</strong> Lohn<strong>und</strong><br />

Tarifdumping verhin<strong>der</strong>t werden.<br />

Dieses bedeutet im Einzelnen:<br />

• Ab dem ersten Tag erhält <strong>der</strong> Leiharbeitnehmer<br />

<strong>und</strong> die Leiharbeitnehmerin im Entleihbetrieb<br />

das gleiche Entgelt (einschließlich aller tariflichen<br />

Zulagen <strong>und</strong> Zuschläge) sowie die Feiertags-<br />

<strong>und</strong> Entgeltfortzahlung, die für die entsprechende<br />

Tätigkeit an Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerin,<br />

die unter den jeweiligen Tarifvertrag<br />

fallen, gezahlt wird.<br />

• Der Leiharbeitnehmer <strong>und</strong> die Leiharbeitnehmerin<br />

erhält zusätzliches Urlaubsgeld <strong>und</strong> Son<strong>der</strong>zahlungen,<br />

wie sie z. B. im Flächentarifvertrag<br />

<strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie festgeschrieben<br />

sind.<br />

Leiharbeit<br />

3.067 Antragsteller/in: Berlin<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, eine<br />

Kampagne zur Regulierung <strong>und</strong> Eindämmung <strong>der</strong><br />

Leiharbeit durchzuführen.<br />

Inhalte <strong>und</strong> Ziele sollen sein:<br />

– Organisierung <strong>der</strong> Beschäftigten in den Zeitarbeitsfirmen.<br />

Kündigung <strong>der</strong> Tarifverträge mit<br />

BZA <strong>und</strong> <strong>IG</strong>Z.<br />

– Einbeziehung <strong>der</strong> Leiharbeitnehmer/innen in<br />

den Geltungsbereich <strong>der</strong> Tarifverträge <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong>.<br />

– Eine Gesetzesinitiative, die die Umsetzung von<br />

Equal Pay voraussetzungslos regelt.<br />

– Eine bessere Mitbestimmung <strong>der</strong> Betriebsräte<br />

durch die Verän<strong>der</strong>ung des BetrVG (§99) bzw.<br />

durch tarifvertragliche Regelungen.<br />

– Gesetzliche o<strong>der</strong> tarifliche Beschränkung <strong>der</strong><br />

Beschäftigungsdauer von Leiharbeitnehmern<br />

in den Entleiherbetrieben.<br />

– Wie<strong>der</strong>einführung des Synchronisationsverbotes.<br />

– Eine breite Diskussion in den Betrieben über<br />

die Auswirkung von Leiharbeit auf den Flächentarifvertrag.<br />

86


Entlohnung Leiharbeit<br />

3.068 Antragsteller/in: Hamburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Bedingungen <strong>der</strong> Leiharbeit so zu verän<strong>der</strong>n,<br />

dass sie die Tarife <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> nicht mehr unterlaufen.<br />

Arbeitnehmerüberlassung / Leiharbeit<br />

3.069 Antragsteller/in: Nürnberg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Leiharbeit wird immer mehr in Betrieben in Anspruch<br />

genommen. Leihfirmen gibt es unzählige in<br />

<strong>der</strong> Republik, oftmals auf bestimmte Berufsgruppen<br />

spezialisiert.<br />

Gesellschaftlich soll Arbeitnehmerüberlassung für<br />

mehr Beschäftigung sorgen <strong>und</strong> den (Wie<strong>der</strong>-)Einstieg<br />

in das Berufsleben ermöglichen. Vielfach ist<br />

dies sicherlich in <strong>der</strong> Vergangenheit auch geschehen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e zu Zeiten, als Leiharbeit einer<br />

zeitlichen Befristung (erst ein Jahr, später zwei Jahre)<br />

unterlag.<br />

Seit längerem ist Arbeitnehmerüberlassung jedoch<br />

zeitlich unbefristet möglich. Dies ist für Unternehmen<br />

eine billige, einfache Möglichkeit, Arbeitnehmer<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen zu beschäftigen, ohne<br />

Verantwortung übernehmen zu müssen. Insbeson<strong>der</strong>e,<br />

da Menschen in Leiharbeitsverhältnissen<br />

beim Entleiher nicht als Personalzahl, son<strong>der</strong>n als<br />

Materialkosten geführt werden.<br />

Heute ist es quasi möglich, nach <strong>der</strong> Ausbildung zur<br />

Leihfirma <strong>und</strong> von dort aus bis zur Rente beim bisherigen<br />

Arbeitgeber (Ausbildungsbetrieb) zu arbeiten.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> kann diesen Zustand nicht schweigend<br />

dulden.<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t auf den Gesetzgeber<br />

einzuwirken, dass Entleihverhältnisse beim<br />

gleichen Entleiher auf maximal zwei Jahre befristet<br />

werden.<br />

Anwendung <strong>der</strong> tariflichen Bestimmungen des<br />

Entleihbetriebes<br />

3.070 Antragsteller/in: Gelsenkirchen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, gemeinsam<br />

mit dem DGB auf die B<strong>und</strong>esregierung<br />

einzuwirken, dass bei Leiharbeitnehmern <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich mindestens die<br />

tariflichen Bestimmungen des Entleihbetriebes zur<br />

Anwendung kommen.<br />

Neue Vielfalt in den Beschäftigungsverhältnissen<br />

3.071 Antragsteller/in: Leipzig<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Entwicklung <strong>der</strong> Zeitarbeit ist durch Regelungen<br />

zu flankieren, die einerseits den Zeitarbeitnehmern<br />

<strong>und</strong> Zeitarbeitnehmerinnen die gleichen Arbeitsbedingungen<br />

<strong>und</strong> Arbeitsentgelte ermöglicht <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits<br />

die Verdrängung von Stammarbeitsplätzen<br />

verhin<strong>der</strong>t.<br />

Zu den erfor<strong>der</strong>lichen Maßnahmen gehören:<br />

1. Ausweitung <strong>der</strong> Mitbestimmungsmöglichkeiten<br />

für Betriebsräte im Entleihbetrieb durch ein<br />

Zustimmungsverweigerungsrecht bei Einstellungen<br />

von Zeitarbeitnehmern <strong>und</strong> Zeitarbeitnehmerinnen,<br />

die Dauerarbeitsplätze gefährden.<br />

Dazu muss § 99 des Betriebsverfassungsgesetzes<br />

ergänzt werden.<br />

2. Ergänzung von § 87 des Betriebsverfassungsgesetzes<br />

indem Betriebsvereinbarungen im<br />

Entleiherbetrieb auch für Leiharbeitnehmer<br />

<strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen unmittelbar <strong>und</strong><br />

zwingend gelten. Es muss ein Vorrang des Mitbestimmungsrechts<br />

des Entleiher-Betriebsrats<br />

eingeführt werden.<br />

3. Ein Zustimmungsverweigerungsrecht des Betriebsrats,<br />

wenn gegen das Gleichstellungsgebot<br />

verstoßen wird <strong>und</strong> Zeitarbeitnehmer <strong>und</strong><br />

Zeitarbeitnehmerinnen nicht korrekt eingruppiert<br />

werden. Hierzu sind die erfor<strong>der</strong>lichen Unterlagen<br />

vorzulegen.<br />

4. Wir for<strong>der</strong>n, das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz<br />

in das Arbeitnehmerentsendegesetz aufzunehmen.<br />

So werden Mindestlöhne als<br />

unterste Einkommenslinie garantiert.<br />

5. Die Begrenzung <strong>der</strong> Überlassungsdauer auf<br />

maximal zwei Jahre muss wie<strong>der</strong> eingeführt<br />

werden.<br />

6. Durch Tarifvertrag darf nicht vom gesetzlichen<br />

Gr<strong>und</strong>satz <strong>der</strong> gleichen Bezahlung für gleiche<br />

Arbeit („equal pay“) nach unten abgewichen<br />

werden.<br />

Für unser betriebspolitisches Handeln ist das Thema<br />

Zeitarbeit, als ein Teil zunehmen<strong>der</strong> Prekarisierung,<br />

in konzeptionelle <strong>und</strong> strategische Planungen<br />

aufzunehmen. Diese Konzeption muss sowohl<br />

<strong>der</strong> schwierigen Erreichbarkeit <strong>der</strong> Zeitarbeitnehmer<br />

<strong>und</strong> Zeitarbeitnehmerinnen als auch <strong>der</strong>en<br />

ständigen Arbeitsplatzwechsel Rechnung tragen.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e ist die Sensibilisierung unserer Funktionäre<br />

<strong>und</strong> Betriebsräte <strong>und</strong> unserer Hauptamtlichen<br />

durch geeignete Bildungsmaßnahmen auf allen<br />

Ebenen zu unterstützen.<br />

Letztlich müssen wir die Interessen aller Beschäftigten<br />

wirksam durchsetzen. Dazu ist Werbung von<br />

allen Beschäftigtengruppen, auch <strong>der</strong> Zeitarbeitnehmer<br />

<strong>und</strong> Zeitarbeitnehmerinnen, zwingend erfor<strong>der</strong>lich.<br />

87


Leiharbeit muss sozial gerecht gestaltet werden<br />

3.072 Antragsteller/in: Offenbach<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

„Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, als unumstößlicher<br />

Gr<strong>und</strong>satz unserer Tarifpolitik, muss sich auch<br />

in <strong>der</strong> Regulierung <strong>der</strong> Leiharbeit wie<strong>der</strong> finden. Die<br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t deshalb den Gesetzgeber auf, dieses<br />

Prinzip auch im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz<br />

sicherzustellen <strong>und</strong> die 2003 geschaffene<br />

Möglichkeit, per Tarifvertrag davon auch nach unten<br />

abzuweichen, ersatzlos zu streichen.<br />

Gleichzeitig werden wir tarifpolitisch alles tun, um<br />

das Prinzip „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ auch<br />

im Bereich Leiharbeit durchzusetzen. Außerdem ist<br />

die betriebliche Mitbestimmung über den Einsatz<br />

von Leiharbeitnehmer <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />

zu stärken.<br />

Sollte nach 24 Monaten <strong>der</strong> Arbeitsplatz weiter bestehen<br />

<strong>und</strong> arbeitet ein Leiharbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerin<br />

an diesem Arbeitsplatz, so ist er o<strong>der</strong><br />

sie vom Entleiher in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis<br />

zu übernehmen.<br />

Prekäre Beschäftigung – <strong>und</strong> allen voran die Leiharbeit<br />

– breitet sich in <strong>der</strong> Arbeitswelt immer stärker<br />

aus. Mit negativen Folgen für die Beschäftigten: sie<br />

werden gespalten <strong>und</strong> gegeneinan<strong>der</strong> ausgespielt,<br />

um ihnen Zugeständnisse in den Bereichen Lohn<br />

<strong>und</strong> Arbeitzeit abzupressen. Dies schwächt die Verhandlungsposition<br />

<strong>der</strong> Gewerkschaften in den Tarifverhandlungen.<br />

Leiharbeit schafft nicht mehr Arbeitsplätze, son<strong>der</strong>n<br />

verdrängt zurzeit die reguläre Beschäftigung<br />

in den Betrieben. Deswegen dürfen Leiharbeitnehmer<br />

<strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen nicht billiger sein<br />

als die Stammbelegschaft. Nur so kann <strong>der</strong> Abbau<br />

von regulärer Beschäftigung in den Betrieben durch<br />

den Einsatz von „billigerer“ Leiharbeit verhin<strong>der</strong>t<br />

werden. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit wirkt damit<br />

dem forcierten Lohndumping durch den Arbeitgeben<br />

entgegen.<br />

Auch die Betriebsräte müssen hinsichtlich des Einsatzes<br />

von Leiharbeitnehmer <strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />

gestärkt werden: Das Betriebsverfassungsgesetz<br />

muss dahingehend erweitert <strong>und</strong> konkretisiert<br />

werden. Konkrete Än<strong>der</strong>ungen können in<br />

diesem Zusammenhang sein:<br />

• Aufnahme <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Beschäftigungsstruktur<br />

in den Anwendungskatalog des §111<br />

BetrVG (Betriebsän<strong>der</strong>ung)<br />

• Präzisierung <strong>der</strong> Mitbestimmung des Betriebsrates<br />

bei personellen Einzelmaßnahmen (§99<br />

BetrVG) über die Beschäftigung von Leiharbeitnehmer/innen<br />

• Erweiterung des Kataloges beratungspflichtiger<br />

Vorschläge des Betriebsrates zur Beschäftigungssicherung<br />

(§92a BetrVG) um den Tatbestand<br />

<strong>der</strong> Nutzung von Leiharbeit.<br />

Leiharbeit<br />

3.073 Antragsteller/in: Bremen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Gewerkschaftstag möge beschließen, Equal<br />

Pay bzw. die Angleichung <strong>der</strong> Bezahlung von Leiharbeitnehmern<br />

<strong>und</strong> Leiharbeitnehmerinnen, an die<br />

Stammbelegschaften in den kommenden Tarifr<strong>und</strong>en<br />

als For<strong>der</strong>ung aufzunehmen. Der höhere Betrag<br />

ist von den Entleihbetrieben zu begleichen.<br />

Prekäre Arbeit<br />

3.074 Antragsteller/in: Kaiserslautern<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Tariflich geregelte Standards <strong>und</strong> Schutzrechte für<br />

prekäre Arbeit<br />

Seit <strong>der</strong> Einführung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzt<br />

(AÜG) ist eine deutliche Zunahme <strong>der</strong><br />

prekären Beschäftigungsverhältnisse (Leiharbeit,<br />

befristete Arbeitsverhältnisse, Niedriglohnsektor,<br />

1 Euro-Jobs, etc.) zu verzeichnen. Dies ging eindeutig<br />

zu Lasten <strong>der</strong> Normalarbeitsverhältnisse (siehe<br />

Anhang „Merkmale des Normalarbeitsverhältnisses").<br />

Exemplarisch lässt sich dies anhand <strong>der</strong> Leiharbeiter<br />

aufzeigen, die ursprünglich zum Auffangen<br />

von Auftragsspitzen angedacht, nun jedoch flächendeckend<br />

zu Kostensenkungsmaßnahmen eingesetzt<br />

werden. Gleichzeitig wurden eher produktionsferne<br />

Bereiche (Küche, Reinigung, etc.) ausgelagert.<br />

Heutzutage werden auch unmittelbare Produktionsbereiche<br />

<strong>und</strong> höher qualifizierte Dienstleistungen<br />

durch prekäre Arbeit ersetzt.<br />

Der ständig zunehmende Sektor <strong>der</strong> prekären Beschäftigungsverhältnisse<br />

übt Druck aus auf die sozialen<br />

<strong>und</strong> tariflichen Standards. Durch die gezielt<br />

herbeigeführte Spaltung zwischen Stamm- <strong>und</strong><br />

Randbelegschaft wird die gewerkschaftliche Solidarität<br />

geschwächt. Durch den Eintritt in Arbeitgeberverbände<br />

Zeitarbeit (B<strong>und</strong>esverband Zeitarbeit<br />

BZA, Interessenverband deutscher Zeitarbeitsunternehmen<br />

iGZ, Arbeitgeberverband Mittelständiger<br />

Personaldienstleiter AMP), den Abschluss eines<br />

Tarifvertrages (Niedriglohn- <strong>und</strong> Dumpingtarifverträge)<br />

können sich die Leiharbeitsfirmen <strong>der</strong> ansonsten<br />

vorgeschriebenen Gleichbehandlung<br />

(equal treatment, equal pay) entziehen.<br />

Regulierungsbedarf zur prekären Beschäftigung:<br />

EU-Ebene:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> EMB mögen auf europäischer<br />

Ebene darauf hinwirken, dass <strong>der</strong> Gleichbehandlungsgr<strong>und</strong>satz<br />

im Leiharbeitsbereich (equal treatment,<br />

equal pay) ohne Schlupflöcher in europäisches<br />

Recht übernommen wird. Ebenso müssen die<br />

mangelhaften Regelungen <strong>der</strong> Dienstleistungsrichtlinie<br />

(Entsendegesetz) verbessert werden.<br />

B<strong>und</strong>esebene:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> DGB mögen auf B<strong>und</strong>esebene<br />

die Durchsetzung des Gleichbehandlungsgr<strong>und</strong>-<br />

88


satzes for<strong>der</strong>n <strong>und</strong> für die Schließung <strong>der</strong> Schlupflöcher<br />

im AÜG eintreten, die ein Abschließen von<br />

Dumpingtarifverträgen för<strong>der</strong>n.<br />

Zudem ist die Einführung eines existenzsichernden<br />

Mindestlohns sowie die Anpassung des Kündigungsschutzes<br />

auf kurzzeitige Beschäftigung lange<br />

überfällig (Kündigungsschutz muss ab 1. Tag<br />

greifen).<br />

Tarifpolitische Ebene:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> möge darauf hinwirken, dass die speziellen<br />

Tarifverträge (zum equal pay) zur Arbeitnehmerüberlassung<br />

<strong>und</strong> Personalaustausch, die die <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> Nordrhein-Westfalen bereits 2003 abschlossen<br />

hat, flächendeckend eingeführt werden.<br />

Betriebliche Ebene:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> möge den Betriebsräten Handlungsanleitungen<br />

zur Wahrnehmung Ihrer Beteiligungsrechte<br />

beim Einsatz von Leiharbeit bereitstellen.<br />

Diese Handlungsanleitungen sollten insbeson<strong>der</strong>e<br />

folgende Punkte beinhalten: Personalplanung,<br />

konsequente Einhaltung <strong>der</strong> Arbeitssicherheit- <strong>und</strong><br />

Arbeitsschutzgesetze, Regelung zur Entlohnung<br />

(equal pay), Arbeitsbedingungen (equal treatment).<br />

Gewerkschaftliche Organisierung:<br />

Zur Vermeidung einer Spaltung zwischen Stamm<strong>und</strong><br />

Randbelegschaft ist es erfor<strong>der</strong>lich, dass sich<br />

die Betriebsräte <strong>und</strong> Vertrauensleute des Entleihbetriebes<br />

verstärkt für die Belange <strong>der</strong> Leiharbeiter<br />

<strong>und</strong> Leiharbeiterinnen einsetzen.<br />

Sanktionsmöglichkeiten bei Überschreitung <strong>der</strong><br />

18 Prozent-Quote<br />

3.075 Antragsteller/in: Hannover<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

In vielen Tarifverträgen sind Öffnungsklauseln enthalten,<br />

die für eine bestimmte Anzahl von Beschäftigten<br />

eine Arbeitszeit von 40 St<strong>und</strong>en zulassen. In<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen sind das zum Beispiel 18 Prozent. In<br />

<strong>der</strong> Praxis hat sich gezeigt, dass Betriebsräte relativ<br />

machtlos sind, wenn diese Grenzen überschritten<br />

werden.<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, koordinierend diese<br />

arbeitszeitpolitischen Regelungen, die für 13<br />

Prozent bis 18 Prozent <strong>der</strong> Beschäftigten getroffen<br />

werden können, im Sinne ergänzen<strong>der</strong> Verfahrensregeln<br />

in den Tarifverträgen zu verän<strong>der</strong>n. Dabei<br />

sind fehlende Sanktionsmöglichkeiten <strong>der</strong> Betriebsratsgremien<br />

bei Überschreitung <strong>der</strong> 13 Prozent<br />

bzw. 18 Prozent-Quote aufzunehmen.<br />

Gesetzliche Wochenarbeitszeit<br />

3.076 Antragsteller/in: Hannover<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Gesetzgeber hat die arbeitszeitpolitischen Erfolge<br />

<strong>der</strong> deutschen Gewerkschaften im Arbeitszeitgesetz<br />

nie nachvollzogen. Das Arbeitszeitgesetz<br />

spiegelt die Aufbauleistung <strong>der</strong> 50er Jahre wie<strong>der</strong>.<br />

Mit <strong>der</strong> Verlängerung <strong>der</strong> Lebensarbeitszeit<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> 48-St<strong>und</strong>en-Woche als arbeitsrechtlicher<br />

Rahmen im Arbeitszeitgesetz verliert die Fürsorgepflicht<br />

des Sozialstaates nachhaltig an Glaubwürdigkeit.<br />

Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e für tarifpolitisch ungeregelte<br />

Bereiche. Ob Beschäftigte „ges<strong>und</strong> in<br />

Rente“ gehen können, wird über viele Jahre sowohl<br />

von den Arbeitsbedingungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Intensität <strong>der</strong><br />

Arbeitsabläufe, als auch von <strong>der</strong> Dauer <strong>der</strong> Arbeitszeit<br />

entscheidend beeinflusst. Neoliberale Kräfte<br />

im Arbeitgeberlager könnten darüber hinaus diese<br />

arbeitszeitpolitische Untätigkeit <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung<br />

als Einladung verstehen, ihre For<strong>der</strong>ungen<br />

nach Wie<strong>der</strong>einführung <strong>der</strong> 42-St<strong>und</strong>en-Woche –<br />

<strong>und</strong> mehr – zu intensivieren. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich<br />

beim Gesetzgeber dafür ein, dass die gesetzliche<br />

Wochenarbeitszeit auf 40 St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> incl. Mehrarbeit<br />

auf 48 St<strong>und</strong>en in <strong>der</strong> Woche begrenzt wird.<br />

Keine Ausweitung von Langzeitkonten<br />

3.077 Antragsteller/in: Schweinfurt<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

In den letzten Jahren setzt sich die Entwicklung fort,<br />

dass sich betriebliche Arbeitszeiten einseitig an<br />

den ökonomischen Bedürfnissen <strong>der</strong> Betriebe orientieren.<br />

In den vergangenen Jahren ist aus dem<br />

Trend zu so genannten „Stamm-Belegschaften“ eine<br />

vermeintlich stabile Entwicklung geworden. In<br />

vielen Unternehmen werden Auftragsspitzen bzw.<br />

konjunkturelle Erholungsphasen nicht mehr mit Investitionen<br />

<strong>und</strong> Festeinstellungen begleitet, son<strong>der</strong>n<br />

mit prekären Arbeitsverhältnissen <strong>und</strong> Mehrarbeit<br />

bei den „Stammbelegschaften“ kompensiert.<br />

Statt mit weiterer Reduzierung <strong>der</strong> Arbeitszeit sinnvoll<br />

Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, geht die Entwicklung<br />

dahin, Arbeitszeitverkürzungen rückgängig<br />

zu machen <strong>und</strong> die Arbeitszeiten <strong>der</strong> Arbeitnehmer<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen flexibel an den kurzfristigen<br />

Produktionsbedarf anzupassen.<br />

Auch Langzeitkonten sind unter diesem Aspekt zu<br />

sehen.<br />

Langzeitkonten sind auch kein vernünftiges Mittel,<br />

mit dem wir auf die Heraufsetzung des Eintrittalters<br />

in die gesetzliche Rentenversicherung reagieren<br />

sollten.<br />

Um auch nur ein Jahr früher in Rente gehen zu können,<br />

müssten in einem solchen Konto mindestens<br />

ca. 1.700 St<strong>und</strong>en angespart sein. In <strong>der</strong> Praxis wären<br />

also über einen Zeitraum von mehr als 18 Jahren<br />

wöchentlich zwei Mehrarbeitsst<strong>und</strong>en notwendig,<br />

um dieses Volumen zu erreichen.<br />

Praktisch würde die Ausweitung <strong>der</strong> Arbeitszeit<br />

notwendige Neueinstellungen kompensieren bzw.<br />

zu einem Abbau von Arbeitsplätzen beitragen <strong>und</strong><br />

dadurch zu einer Zunahme <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit führen.<br />

Dadurch, dass die zusätzlich in Zeitkonten geleistete<br />

Arbeit zunächst nicht bezahlt wird, wird auch die<br />

private Nachfrage negativ beeinflusst.<br />

89


Der humanitäre Ansatz unseres jahrzehntelangen<br />

Einsatzes für kürzere Arbeitszeiten würde ad absurdum<br />

geführt.<br />

Die mit Langzeitkonten verb<strong>und</strong>ene „Notwendigkeit“<br />

von Mehrarbeitsst<strong>und</strong>en nähmen unseren betrieblichen<br />

Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen einen entscheidenden<br />

Gestaltungsspielraum in <strong>der</strong> Frage<br />

<strong>der</strong> Arbeitszeitgestaltung vor Ort.<br />

Prekäre Arbeitsverhältnisse könnten so nicht zurück<br />

gedrängt werden <strong>und</strong> würden durch unsere Politik<br />

eher noch begünstigt.<br />

Die Lebensarbeitsbiographien unserer Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen sind mehr <strong>und</strong> mehr von wechselnden<br />

Arbeitsverhältnissen geprägt. Die Gefahr, bereits<br />

angesparte Zeitvolumen bei einer Insolvenz o<strong>der</strong><br />

auch nur bei einem Arbeitsplatzwechsel zu verlieren,<br />

ist unkalkulierbar hoch.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> lehnt deshalb Langzeitkonten als Mittel<br />

für einen vorzeitigen Ausstieg aus dem Erwerbsleben<br />

ab.<br />

Die Gestaltung <strong>der</strong> Arbeitszeit durch Tarif- <strong>und</strong> Betriebspolitik<br />

bleibt auch in <strong>der</strong> Zukunft zentrale Aufgabe<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Deshalb wird die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> die<br />

durch Streik durchgesetzte Arbeitszeitverkürzung<br />

verteidigen.<br />

Arbeitszeitverkürzung<br />

3.078 Antragsteller/in: Berlin<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Bekämpfung <strong>der</strong> hohen Arbeitslosigkeit ist eine<br />

<strong>der</strong> vorrangigen gewerkschaftspolitischen Aufgaben<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Weil die Arbeitsproduktivität<br />

schneller wächst als die Märkte, wird sich die Arbeitslosigkeit<br />

<strong>und</strong> Unterbeschäftigung in den nächsten<br />

Jahren noch verstärken. Nur die Verteilung <strong>der</strong><br />

Arbeit auf mehr Schultern bei vollem Lohn, kann<br />

den technischen Fortschritt in einen Vorteil für die<br />

Beschäftigten verwandeln <strong>und</strong> neue Arbeitsplätze<br />

schaffen. Das beginnt mit <strong>der</strong> Bekämpfung von<br />

Überst<strong>und</strong>en <strong>und</strong> <strong>der</strong> betrieblichen Aushöhlung<br />

<strong>der</strong> 35-St<strong>und</strong>en-Woche. Der Kampf um die weitere<br />

Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich ist<br />

geeignet, neue Arbeitsplätze zu schaffen <strong>und</strong> einen<br />

Beitrag zur Überwindung <strong>der</strong> tarifpolitischen Teilung<br />

in Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland zu leisten.<br />

Arbeitszeit<br />

3.079 Antragsteller/in: Jena-Saalfeld<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Dass die Verkürzung <strong>der</strong> Wochenarbeitszeit auf 35<br />

Wochenst<strong>und</strong>en im Osten <strong>und</strong> die Verteidigung <strong>der</strong><br />

35-St<strong>und</strong>en-Woche im Westen auch weiterhin erklärtes<br />

Ziel <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bleibt.<br />

Das Ziel <strong>der</strong> Arbeitszeitverkürzung im Osten<br />

Deutschlands von 38 St<strong>und</strong>en auf 35 St<strong>und</strong>en darf<br />

nicht aufgegeben werden. Es ist nach wie vor ein<br />

wirksames Mittel für Neueinstellungen <strong>und</strong> damit<br />

zur Senkung <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit. Es ist wichtig die<br />

Solidarität <strong>der</strong> Arbeitnehmer in Ost <strong>und</strong> West zu verbessern.<br />

Wir müssen gemeinsam um die Arbeitszeitverkürzung<br />

im Osten kämpfen, auch mit dem<br />

Ziel die 35 St<strong>und</strong>en Woche im Westen halten zu können.<br />

Denn wenn im Osten länger gearbeitet wird,<br />

dann werden die Arbeitnehmer im Westen immer<br />

wie<strong>der</strong> mit dem Argument des Standortvorteils im<br />

Punkt Arbeitszeit geknebelt werden. Aus dem gescheiterten<br />

Arbeitskampf um die 35 St<strong>und</strong>en Woche<br />

im Osten sollten wir lernen, nicht die Arbeitszeitverkürzung<br />

aufzugeben, son<strong>der</strong>n eine breite<br />

Basis <strong>der</strong> Solidarität in Ost <strong>und</strong> West zu schaffen,<br />

um in <strong>der</strong> Durchsetzung erfolgreich zu sein.<br />

Nach einem breiten Diskussionsprozess in <strong>der</strong> Mitgliedschaft<br />

sind die Mitglie<strong>der</strong> auch an einem zu<br />

entwickelnden Durchsetzungskonzept eng zu beteiligen,<br />

um Chancen <strong>und</strong> Risiken zu erkennen <strong>und</strong><br />

als Gesamtorganisation danach zu handeln.<br />

Arbeitszeitpolitische Fortschritte zu erkämpfen, war<br />

in <strong>der</strong> Geschichte immer eine <strong>der</strong> schwierigsten tarifpolitischen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen. Erfolgreich können<br />

wir deshalb perspektivisch im Osten, wie auch in einigen<br />

Branchen im Westen nur dann sein, wenn eine<br />

Durchsetzungsstrategie auf einem gemeinsamen<br />

Handeln im Osten <strong>und</strong> Westen aufbaut.<br />

Die Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen in Ost <strong>und</strong><br />

West müssen für dieses Ziel gemeinsam kämpfen.<br />

Wir können nur zusammen unser Ziel erreichen <strong>und</strong><br />

dürfen uns nicht gegeneinan<strong>der</strong> ausspielen lassen.<br />

Arbeitszeitverkürzung<br />

3.080 Antragsteller/in: Halberstadt<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich hält die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> am Ziel weiterer Arbeitszeitverkürzungen<br />

mit vollem Lohnausgleich<br />

fest.<br />

Zielsetzung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist <strong>und</strong> bleibt die Durchsetzung<br />

<strong>der</strong> 35-St<strong>und</strong>en-Woche in allen Branchen<br />

<strong>und</strong> im Handwerk. Die Arbeitszeitverkürzung auf 35<br />

St<strong>und</strong>en darf für die ostdeutsche <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie<br />

nicht aufgegeben werden. Die Angleichung<br />

auch <strong>der</strong> Arbeitszeiten <strong>der</strong> ostdeutschen Tarifgebiete<br />

an die westdeutschen Tarifgebiete ist<br />

fortzusetzen, nicht nur um gleiche Lebens- <strong>und</strong> Arbeitsbedingungen<br />

herzustellen.<br />

Eine Aufarbeitung <strong>der</strong> Tarifr<strong>und</strong>e 2003 ist vorzunehmen.<br />

Ergebnisse sind in allen Tarifkommissionen<br />

<strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie zu diskutieren.<br />

Nach dieser Analyse sind geeignete Strategien zur<br />

Durchsetzung weiterer Arbeitszeitverkürzung in<br />

<strong>der</strong> ostdeutschen <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie in<br />

<strong>der</strong> Gesamtorganisation festzulegen <strong>und</strong> anschließend<br />

gemeinsam um- <strong>und</strong> durchzusetzen.<br />

Schichtarbeit für Ältere<br />

3.081 Antragsteller/in: Bremen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> strebt einen tarifpolitischen Anspruch<br />

auf einen „Nicht-Schichtarbeitsplatz“ für Beschäftigte<br />

an, die 55 Jahre <strong>und</strong> älter sind.<br />

90


Arbeitszeit<br />

3.082 Antragsteller/in: Kaiserslautern<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Seit <strong>der</strong> Durchsetzung <strong>der</strong> tariflich geregelten 35<br />

St<strong>und</strong>en-Woche hat sich in <strong>der</strong> Arbeitszeitfrage eine<br />

deutliche Verän<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Entwicklung vollzogen. Nach einem jahrzehntenlangen<br />

kontinuierlichen Abwärtstrend <strong>der</strong> durchschnittlichen<br />

wöchentlichen Arbeitszeit pro Beschäftigten,<br />

steigt die Wochenarbeitszeit in <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>-<br />

<strong>und</strong> Elektroindustrie seit einigen Jahren wie<strong>der</strong><br />

an.<br />

Dieser Anstieg <strong>der</strong> wöchentlichen Arbeitszeiten<br />

steht insbeson<strong>der</strong>e im Zusammenhang mit Ausnahmeregelungen,<br />

die in Anwendung des „Pforzheimer<br />

Abkommen“ vorgenommen wurden. Angesichts<br />

einer Zahl von ca. 4,2 Mio. registrierten Arbeitslosen<br />

<strong>und</strong> einer von unabhängigen Experten<br />

geschätzten Gesamtzahl von ca. 6-7 Mio. in unserer<br />

Gesellschaft tatsächlich fehlenden Arbeitsplätzen<br />

ist dies nicht hinnehmbar. Vielmehr stellt sich hieraus<br />

die Frage nach einer gerechten Verteilung <strong>der</strong><br />

vorhandenen Arbeit.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird daher aufgefor<strong>der</strong>t,<br />

geeignete Maßnahmen zu ergreifen, die zunächst<br />

eine Stabilisierung <strong>der</strong> 35 St<strong>und</strong>en-Woche als wöchentliche<br />

Regelarbeitszeit sichert.<br />

Mittelfristig sind Maßnahmen <strong>und</strong> politische Aktivitäten<br />

vorzubereiten <strong>und</strong> mit dem Ziel umzusetzen,<br />

eine weitere Reduzierung <strong>der</strong> durchschnittlichen<br />

Arbeitszeiten einzufor<strong>der</strong>n <strong>und</strong> durchzusetzen.<br />

Hierzu ist es auch notwendig, dass Thema „Arbeitszeit“<br />

wie<strong>der</strong> zu einem gesellschaftlichen Diskussionsthema<br />

zu machen <strong>und</strong> die Arbeitszeit wie<strong>der</strong> als<br />

For<strong>der</strong>ungsbestandteil in künftigen Tarifr<strong>und</strong>en zu<br />

erheben.<br />

Genereller Arbeitszeitstandard <strong>und</strong><br />

Arbeitszeitverkürzung<br />

3.083 Antragsteller/in: Leipzig<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die weitere Arbeitszeitverkürzung ist strategisches<br />

Ziel <strong>und</strong> Tagesaufgabe <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Für die Durchsetzung<br />

weiterer Arbeitszeitverkürzung muss eine<br />

gesellschaftliche Akzeptanz geschaffen werden.<br />

Gerade in Zeiten dauerhaft hoher Arbeitslosigkeit<br />

bleibt die Verkürzung von Jahres- <strong>und</strong> Lebensarbeitszeit<br />

ein Instrument zur Abhilfe. Bevor diese<br />

Thematik tariflich aufgegriffen werden kann, gilt es<br />

ab sofort innerhalb <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> darüber hinaus<br />

in <strong>der</strong> Gesellschaft eine qualitative Diskussion<br />

zu dem Thema anzuregen <strong>und</strong> zu verstetigen.<br />

Neue tarifpolitische Initiative <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zur<br />

Arbeitszeitverkürzung<br />

3.084 Antragsteller/in: Herborn<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Statt Arbeitslosigkeit für viele – Arbeitsplätze für alle!<br />

Arbeitszeit verkürzen – vorhandene Arbeit gerecht<br />

verteilen!<br />

Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />

for<strong>der</strong>n den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>,<br />

die Bezirke <strong>und</strong> Verwaltungsstellen auf die weitere<br />

Verkürzung <strong>der</strong> Wochenarbeitszeit zum tarifpolitischen<br />

Schwerpunkt <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in den nächsten 4<br />

Jahren zu machen.<br />

Die Delegierten for<strong>der</strong>n alle <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Glie<strong>der</strong>ungen<br />

auf, für die künftigen Tarifauseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

die weitere Verkürzung <strong>der</strong> Arbeitszeit anzustreben,<br />

mit dem Ziel <strong>der</strong> 30-St<strong>und</strong>en-Woche bei vollem<br />

Lohnausgleich. Dabei muss es sowohl um eine weitere<br />

Verkürzung <strong>der</strong> Wochenarbeitszeit in den West-<br />

Tarifgebieten, als auch um eine schrittweise Angeleichung<br />

<strong>der</strong> Ost-Tarifbereiche an das Westniveau<br />

gehen.<br />

Aufgabe <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in den nächsten Tarifbewegungen<br />

muss es sein, durch weitere tarifliche Arbeitszeitverkürzungen<br />

mit vollem Lohnausgleich<br />

die wachsenden Produktivitätssteigerungen in <strong>der</strong><br />

<strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie für eine Sicherung <strong>der</strong><br />

Beschäftigung <strong>und</strong> die Schaffung neuer Arbeitsplätze<br />

zu nutzen. Die entsprechenden Vorbereitungen<br />

für eine erfolgreiche Umsetzung dieses tarifpolitischen<br />

Zieles sind auf allen Ebenen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

ab sofort einzuleiten.<br />

Zur Vorbereitung <strong>der</strong> tariflichen Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

um weitere Arbeitszeitverkürzungen soll in<br />

den nächsten 24 Monaten eine Informations- <strong>und</strong><br />

Mobilisierungskampagne entwickelt <strong>und</strong> umgesetzt<br />

werden, die einerseits die gewerkschaftliche<br />

Durchsetzungsfähigkeit herstellt <strong>und</strong> an<strong>der</strong>seits<br />

das Ziel gesellschaftlich mehrheitsfähig machen<br />

soll.<br />

Hierzu ist es auch erfor<strong>der</strong>lich, die Zusammenarbeit<br />

mit weiteren Bündnispartnern in Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> Politik aufzubauen bzw. zu intensivieren. Hierfür<br />

kommen insbeson<strong>der</strong>e die Kirchen aber auch<br />

ATTAC, Arbeitsloseninitiativen <strong>und</strong> Sozialverbände<br />

in Frage. Es soll verstärkt versucht werden, diese<br />

gesellschaftlichen Gruppen für eine Unterstützung<br />

<strong>und</strong> Mitarbeit an unserem Projekt <strong>der</strong> tariflichen Arbeitszeitverkürzung<br />

zu gewinnen.<br />

Arbeitszeitpolitik<br />

3.085 Antragsteller/in:<br />

Gevelsberg-Hattingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Vorrangiges tarifpolitisches Ziel im Kampf gegen<br />

die Massenarbeitslosigkeit bleibt die Verkürzung<br />

<strong>der</strong> Wochenarbeitszeit. Dabei wird die 30-St<strong>und</strong>en-<br />

Woche mit vollem Lohnausgleich angestrebt.<br />

91


Kontraproduktiv wäre die Verlängerung <strong>der</strong> Lebensarbeitszeit,<br />

deshalb muss die Regellebensarbeitszeitgrenze<br />

mit 65 Jahre erhalten bleiben. Zusätzlich<br />

bedarf es flexibler Ausstiegsmodelle.<br />

Dazu gehören geson<strong>der</strong>te Arbeitszeitverkürzungsregelungen<br />

für beson<strong>der</strong>s belastete Beschäftigtengruppen<br />

wie beispielsweise Schichtarbeiter.<br />

Darüber hinaus bedarf es einer gewerkschaftlichen<br />

Offensive zum Abbau <strong>der</strong> Mehrarbeit <strong>und</strong> gegen<br />

weitere Flexibilisierungsbestrebungen <strong>der</strong> Arbeitgeber,<br />

die letztlich nur eine weitere Leistungsverdichtung<br />

zum Ziel haben.<br />

Die Bestrebungen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für weitere Arbeitszeitverkürzungen<br />

müssen durch eine breite arbeitszeitpolitische<br />

Initiative des europäischen <strong>Metall</strong>arbeiterb<strong>und</strong>es<br />

(EMB) unterstützt werden.<br />

Arbeitszeitverkürzung<br />

3.086 Antragsteller/in: Bremen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> strebt eine Verkürzung <strong>der</strong> Wochenarbeitszeit<br />

auf 30 St<strong>und</strong>en bei Lohnausgleich an.<br />

Arbeitszeitverkürzung<br />

3.087 Antragsteller/in: Esslingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

In den nächsten Jahren muss in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ein<br />

Diskussionsprozess über den Teil <strong>der</strong> Produktivitätssteigerung,<br />

<strong>der</strong> nicht durch Wachstum ausgeglichen<br />

wird, geführt werden.<br />

Arbeitszeitverkürzung in verschiedenen Formen<br />

sind möglich <strong>und</strong> notwendig.<br />

20 % Arbeitszeitreduzierung (wöchentlich / jährlich<br />

/ Lebensarbeitszeit) sind möglich. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

muss diskutieren, wie tarifpolitisch <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> gesetzgeberisch<br />

weitere Arbeitszeitverkürzungen<br />

umgesetzt werden sollen.<br />

Arbeitszeit<br />

3.088 Antragsteller/in: Aschaffenburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, einen offensiven<br />

Diskussionsprozess auf allen Ebenen <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in Gang setzen, um die gegenwärtige tarifliche<br />

Arbeitszeit zu sichern, Auswüchse zu reduzieren<br />

<strong>und</strong> Konzepte über neue tarifliche Modelle für<br />

künftige Schritte zur Arbeitszeitverkürzung zu entwickeln.<br />

In den Konzepten sind Antworten auf die Fragen <strong>der</strong><br />

Belastungen älterer Arbeitnehmer, Beschäftigte in<br />

Drei-Schichtbetrieben, Beschäftigte mit beson<strong>der</strong>en<br />

Belastungen zu klären.<br />

Gleichzeitig brauchen wir Modelle wie Familienzeit,<br />

Sabbatjahr, Elternzeit, Ausstieg aus dem Erwerbsleben,<br />

aber auch generelle Verkürzung von Arbeitszeiten<br />

für Beschäftigte bestimmter Beschäftigtengruppen.<br />

Dabei sind die beschäftigungswirksamen<br />

Auswirkungen vorweg zu klären.<br />

Wir brauchen differenzierte Instrumente um das<br />

Thema in den Köpfen <strong>und</strong> Herzen zu bewegen.<br />

Än<strong>der</strong>ung Manteltarifvertrag – Urlaub<br />

3.089 Antragsteller/in: Herne<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand wird beauftragt, eine Empfehlung an<br />

die Tarifkommissionen aller Bezirke zu geben, in<br />

den nächsten Tarifverhandlungen aller Bereiche zu<br />

den Manteltarifverträgen eine Tariffor<strong>der</strong>ung aufzustellen,<br />

die für diejenigen, die aufgr<strong>und</strong> von flexiblen<br />

Arbeitszeitmodellen weniger als 5 Tage die<br />

Woche arbeiten – insbeson<strong>der</strong>e in kontinuierlichen<br />

Schichtsystemen (Konti-Schicht) mit entsprechend<br />

kurzen <strong>und</strong> ständigen Schichtwechseln <strong>und</strong> den dadurch<br />

entstehenden psychischen <strong>und</strong> physischen<br />

Mehrbelastungen – einen Urlaubsanspruch von<br />

mindestens 30 Tagen sichert.<br />

Zusätzliche Urlaubstage bei Schichtarbeit<br />

3.090 Antragsteller/in: Mittelhessen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> möge mit einer Kampagne<br />

auf die Tarifpolitik <strong>der</strong> Bezirke einwirken, um<br />

unsere Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen vor vermehrter<br />

Schichtarbeit zu schützen. Konkret sollte begonnen<br />

werden mit <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung zusätzliche Tarifurlaubstage<br />

für alle Beschäftigten die im Schichtbetrieb<br />

<strong>und</strong> Nachtschicht arbeiten zu erreichen.<br />

Arbeitszeitpolitik<br />

3.091 Antragsteller/in:<br />

Göppingen-Geislingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Vorstand möge eine breit angelegte<br />

wissenschaftliche Untersuchung über die arbeitsmarktpolitischen<br />

Auswirkungen von Arbeitszeitverkürzungen<br />

in Auftrag geben. Dabei sollen alle<br />

Formen einer Arbeitszeitverkürzung, wie z. B. Verkürzung<br />

<strong>der</strong> Jahresarbeitszeit, <strong>der</strong> Lebensarbeitszeit,<br />

<strong>der</strong> wöchentlichen Arbeitszeit u. a. berücksichtigt<br />

werden. Ebenso soll untersucht werden,<br />

welche Formen des Lohnausgleiches möglich<br />

sind, hier insbeson<strong>der</strong>e Nettolohnausgleich<br />

durch z. B. negative Lohnsteuer, direkten Lohnzuschuss,<br />

Senkung des Sozialversicherungsbeitrages<br />

u.a.<br />

92


Teilzeitarbeit<br />

3.092 Antragsteller/in: Velbert<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t darauf hinzuwirken,<br />

dass Teilzeitarbeit tarifpolitisch geregelt wird. Diese<br />

Regelung soll beinhalten, dass ein Rechtsanspruch<br />

für Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />

auf Teilzeitarbeit besteht auch dann, wenn betriebliche<br />

Belange dem entgegenstehen. Den Betriebsparteien<br />

wird aufgetragen, entsprechende Betriebsvereinbarungen<br />

abzuschließen.<br />

Gegen die Übernahme von staatlichen Aufgaben<br />

in die Tarifpolitik<br />

3.093 Antragsteller/in: Saarbrücken<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> spricht sich gegen die Übernahme von<br />

staatlichen Aufgaben in ihrer Tarifpolitik aus, wenn<br />

diese durch so genannte Kompensationsgeschäfte<br />

mit Entgelt <strong>und</strong> Arbeitszeit von Arbeitnehmern <strong>und</strong><br />

Arbeitnehmerinnen bezahlt werden.<br />

Gesellschaftliche Problem müssen vom Staat gelöst<br />

werden. Deshalb for<strong>der</strong>n wir die Erweiterung<br />

des Drucks auf Regierung <strong>und</strong> Parlament unter Einbeziehung<br />

aller Einzelgewerkschaften des DGB <strong>und</strong><br />

an<strong>der</strong>en Sozialverbänden.<br />

Tarifvertragliches Modell zum vorzeitigen<br />

Ausstieg aus dem Erwerbsleben<br />

3.094 Antragsteller/in: Ingolstadt<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Durch Maßnahmen wie Fertigungs- <strong>und</strong> Dienstleitungstiefenoptimierung,<br />

Fertigungsverlagerung<br />

sowie fortschreitende Mechanisierung <strong>und</strong> Automatisierung<br />

sind in den vergangenen Jahren in <strong>der</strong><br />

Industrie zahlreiche Arbeitsplätze verloren gegangen.<br />

Darüber hinaus führt <strong>der</strong> Einsatz von bestimmten<br />

Instrumentarien <strong>und</strong> Methoden (z. B. KVP-Aktivitäten)<br />

zu einer nicht unerheblichen Steigerung<br />

<strong>der</strong> Produktivität <strong>und</strong> damit in letzter Konsequenz<br />

zu einem immer stärker werdenden Leistungsdruck<br />

für die Beschäftigten.<br />

Das gilt so nicht nur für den so genannten direkten,<br />

also den Produktionsbereich. Immer kürzer werdende<br />

Lebenszyklen von Produkten haben auch in<br />

den indirekten, den entwickelnden <strong>und</strong> planenden<br />

Unternehmensbreichen zu einer enormen Leistungsverdichtung<br />

geführt. Das von den Krankenkassen<br />

registrierte Ansteigen psychischer <strong>und</strong> psychosomatischer<br />

Erkrankungen ist unter an<strong>der</strong>em<br />

ein Gradmesser für diese Entwicklung.<br />

Deshalb muss es neben den Maßnahmen, die die<br />

Leistungsfähigkeit <strong>und</strong> Leistungsbereitschaft erhalten<br />

sollen, wie zum Beispiel die alternsgerechte<br />

Gestaltung von Arbeitsplätzen o<strong>der</strong> neue, innovative<br />

Arbeitszeitregelungen für ältere Beschäftigte, eine<br />

Möglichkeit des Ausstiegs aus dem Erwerbsleben<br />

vor dem frühest möglichen Renteneintrittsalter<br />

geben.<br />

Im internationalen Vergleich weist das deutsche<br />

System <strong>der</strong> sozialen Sicherung eine hohe Leistungsfähigkeit<br />

auf. Dies gilt auch <strong>und</strong> gerade für die<br />

gesetzliche Sozialversicherung, die mit ihren Elementen<br />

Lohn- <strong>und</strong> Beitragsorientierung, Lohnersatz<br />

<strong>und</strong> Leistungsdynamik, sozialer Ausgleich sowie<br />

paritätische Mittelaufbringung <strong>und</strong> Selbstverwaltung<br />

sich als gut geeignet erwiesen hat, die großen<br />

Lebensrisiken wie Invalidität, Alter, Krankheit,<br />

Pflegebedürftigkeit, Arbeitslosigkeit, Unfall zuverlässig<br />

<strong>und</strong> solidarisch abzusichern. Dennoch ist die<br />

Diskussion um die Zukunft des Sozialstaates neu<br />

entbrannt. Vielfach wird das Horrorszenario explodieren<strong>der</strong><br />

Ausgaben <strong>und</strong> Beitragssätze entworfen.<br />

Auch die Arbeitslosigkeit steigt <strong>und</strong> immer mehr<br />

Beschäftigungsarten entziehen sich dem Solidarprinzip.<br />

Und die Lebenserwartung <strong>der</strong> Menschen<br />

steigt <strong>und</strong> die Geburtenzahlen gehen zurück.<br />

Die Bevölkerungsentwicklung ist jedoch nur ein<br />

Einflussfaktor für die Entwicklung <strong>der</strong> Sozialfinanzen.<br />

Viel wichtiger ist die Entwicklung <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />

Leistungskraft (Wachstum <strong>und</strong> Produktivität),<br />

die Lohnentwicklung <strong>und</strong> vor allem die<br />

Frage, wie viele Personen überhaupt in Arbeit stehen<br />

<strong>und</strong> damit Beiträge entrichten. Eine gute Lohnentwicklung<br />

ist notwendig, weil die Sozialbeiträge<br />

prozentual auf die Bruttolöhne bezogen werden. Eine<br />

Lohnerhöhung von einem Prozentpunkt bringt<br />

z. B. 1,5 Mrd. Euro für die Rentenversicherung.<br />

Wenn die Löhne zurückbleiben, wirkt sich das auch<br />

auf die Rentenkassen negativ aus. Entscheidend ist<br />

aber <strong>der</strong> Abbau <strong>der</strong> Massenarbeitslosigkeit. Die gesamtfiskalischen<br />

Kosten <strong>der</strong> Massenarbeitslosigkeit<br />

betragen jährlich r<strong>und</strong> 85 Mrd. Euro. Wenn nur<br />

100.000 Arbeitslose wie<strong>der</strong> in eine Beschäftigung<br />

eintreten würden, käme ein Betrag von ca. 1 Mrd.<br />

Euro in die Rentenkassen. Wer die Sozialfinanzen in<br />

Zukunft sichern will, <strong>der</strong> muss also vordringlich die<br />

Arbeitslosigkeit bekämpfen.<br />

Die bisher bestehenden Möglichkeiten, vor dem gesetzlichen<br />

Rentenalter von 65 Jahren in Rente zu gehen,<br />

wurden nach dem geltenden Recht abgeschafft.<br />

Wer vor dem 65ten Lebensalter in Rente gehen<br />

möchte, muss eine spürbare Kürzung seiner<br />

Rentenansprüche hinnehmen. Wer etwa künftig<br />

statt mit 65 schon mit 63 in den Ruhestand gehen<br />

will, muss einen Abschlag von 7,2 Prozent seiner<br />

Monatsrente in Kauf nehmen. Und dieser Abschlag<br />

gilt nicht nur für die Zeit bis zum 65 Lebensjahr,<br />

son<strong>der</strong>n ein Leben lang. Viele Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />

arbeiten deshalb länger als sie<br />

selber planen. Ab 2012 wird das gesetzliche Rentenalter<br />

auch noch um jeweils einen Monat <strong>und</strong> ab<br />

2024 um jährlich zwei Monate auf 67 Jahre angehoben.<br />

Auch von <strong>der</strong> Altersteilzeitregelung wird wegen <strong>der</strong><br />

Abschläge viel zu selten Gebrauch gemacht. Zudem<br />

entfällt <strong>der</strong> Zuschuss <strong>der</strong> Arbeitsagentur für die Altersrente<br />

wegen Altersteilzeit für nach im Dezember<br />

1951 Geborene (läuft somit 2011 aus).<br />

Damit werden in den nächsten Jahren viele Beschäftigte<br />

nicht in Rente gehen, son<strong>der</strong>n dem Arbeits-<br />

93


markt ganz erheblich belasten. Auch <strong>der</strong> Einstieg in<br />

das Berufsleben für Auszubildende wird dadurch<br />

erheblich erschwert. Es ist deshalb eine völlig falsche<br />

Politik, die Anhebung des Rentenalters zu beschließen,<br />

ohne Antworten dafür zu haben, wo<br />

denn die notwendige Beschäftigung herkommen<br />

soll.<br />

Angesichts des entstehenden Beschäftigungsüberhangs<br />

kann auf eine tarifvertragliche Regelung zum<br />

Anreiz auf Verkürzung <strong>der</strong> Lebensarbeitzeit nicht<br />

verzichtet werden. Die Politik muss dazu für materiell<br />

akzeptable <strong>und</strong> verlässliche gesetzliche Rahmenbedingungen<br />

sorgen. Zudem soll von einem tarifvertraglichen<br />

Modell eine breite Beschäftigungswirkung<br />

ausgehen, indem die Übernahme von Auszubildenden<br />

<strong>und</strong> die Einstellung Arbeitsloser geför<strong>der</strong>t<br />

werden.<br />

Eckpunkte eines tarifvertraglichen Modells zum<br />

vorzeitigen Ausstieg aus dem Erwerbsleben:<br />

– Eine tarifvertragliche Regelung muss entwe<strong>der</strong><br />

auf Dauer o<strong>der</strong> langfristig angelegt sein. Dies<br />

ist zur Sicherung einer breiten Akzeptanz des<br />

Modells <strong>und</strong> für den Anspruch auf vorzeitigen<br />

Ausstieg bei Erfüllung bestimmter Voraussetzungen<br />

(z. B. Lebensalter, Betriebszugehörigkeit<br />

etc.) notwendig.<br />

– Es soll ein 6-jähriges Ausstiegsmodell (57 bis<br />

63 als Gr<strong>und</strong>lage mit Verschiebungsmöglichkeit<br />

nach hinten) möglich sein.<br />

– Die Verteilung <strong>der</strong> Arbeitszeit soll als Blockmodell<br />

aus 100 Prozent Arbeitszeit in <strong>der</strong> ersten<br />

Hälfte <strong>und</strong> vollständige Freistellung in <strong>der</strong> zweiten<br />

Hälfte, sowie als Teilzeitmodell durch Halbierung<br />

<strong>der</strong> täglichen o<strong>der</strong> wöchentlichen Arbeitszeit<br />

möglich sein.<br />

– Mit dem tarifvertraglichen Modell muss eine<br />

Absicherung des Entgelts während <strong>der</strong> 6 Jahre<br />

in Höhe von mindestens 82 Prozent des bisherigen<br />

Netto <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ausgleich <strong>der</strong> Rentenverluste<br />

zu 100 Prozent (geringere RV-Beiträge während<br />

<strong>der</strong> 6 Jahre <strong>und</strong> Rentenabschläge) finanziert<br />

werden.<br />

– Zur Absicherung des Entgelts sind Aufstokkungszahlungen<br />

des Arbeitgebers <strong>und</strong> <strong>der</strong> Arbeitgeberin<br />

auf dem Niveau <strong>der</strong> bisherigen Altersteilzeit<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Als gesetzlicher Rahmen<br />

hierfür ist die Fortführung <strong>der</strong> Zuschussregelung<br />

des Altersteilzeitgesetzes über den<br />

31.12.2009 hinaus notwendig.<br />

– Zum Ausgleich <strong>der</strong> Rentenverluste soll in <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Rentenversicherung ein Zusatzbaustein<br />

geschaffen werden. Die Finanzierung dieses<br />

Zusatzbausteins muss flexibel gestaltbar<br />

sein, d.h. die Einzahlung <strong>der</strong> entsprechenden<br />

Beiträge kann schon zu Beginn eines Arbeitslebens<br />

durch den Arbeitgeber <strong>und</strong> die Arbeitgeberin,<br />

den Arbeitnehmer <strong>und</strong> die Arbeitnehmerin<br />

o<strong>der</strong> einen Dritten (z. B. Fonds) erfolgen.<br />

– Die Finanzierung soll als Drittelfinanzierung<br />

zwischen Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerin,<br />

Arbeitgeber <strong>und</strong> Arbeitgeberin <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esagentur<br />

für Arbeit erfolgen. Der Arbeitgeber <strong>und</strong><br />

die Arbeitgeberin muss jedoch die Finanzierung<br />

<strong>der</strong> B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit übernehmen<br />

wenn keine Beschäftigungswirkung eintritt.<br />

– Für die Zahlung <strong>der</strong> Arbeitgeber <strong>und</strong> Arbeitgeberinnen<br />

ist eine tarifliche Regelung zur Umlagefinanzierung<br />

durch alle tarifgeb<strong>und</strong>enen<br />

Arbeitgeber <strong>und</strong> Arbeitgeberinnen notwendig.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, auf<br />

die Politik einzuwirken, dass die erfor<strong>der</strong>lichen gesetzlichen<br />

Rahmenbedingungen für ein tarifvertragliches<br />

Modell zum vorzeitigen Ausstieg aus<br />

dem Erwerbsleben geschaffen werden. Mit den Arbeitgebern<br />

<strong>und</strong> Arbeitgeberinnen sind Verhandlungen<br />

aufzunehmen, damit ein entsprechendes tarifvertragliches<br />

Ausstiegsmodell mit den beschriebenen<br />

Eckpunkten vereinbart werden kann.<br />

Neue tarifliche Altersteilzeitregelung<br />

3.095 Antragsteller/in: Stuttgart<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> strebt eine neue tarifliche Regelung<br />

zum flexiblen Ausstieg aus dem Erwerbsleben an,<br />

die ab dem Ende <strong>der</strong> Zugangsmöglichkeit zur heutigen<br />

Altersteilzeit zur Verfügung stehen muss.<br />

Die Ziele des Tarifvertrages sind:<br />

Einen Anspruch <strong>der</strong> Beschäftigten auf einen flexibel<br />

wählbaren Ausstieg aus dem Arbeitsleben vor dem<br />

Erreichen <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenzugangsmöglichkeit<br />

zu verwirklichen. Beschäftigte mit beson<strong>der</strong>er<br />

Belastung, wie Schichtarbeit o<strong>der</strong> schwerer<br />

Muskelbeanspruchung, monotoner Tätigkeit <strong>und</strong><br />

ähnliches o<strong>der</strong> auch einen frühen Berufseinstieg,<br />

dabei beson<strong>der</strong>s zu berücksichtigen.<br />

Ein auskömmliches Einkommen während dieser<br />

Zeitphase vor Rentenzugang zu gewährleisten. Dabei<br />

sind auch soziale Komponenten für die unteren<br />

Einkommensgruppen zu berücksichtigen.<br />

Einen Ausgleich für die gesetzlichen Rentenabschläge<br />

zu erreichen, um einen vorzeitigen Rentenzugang<br />

finanziell zu ermöglichen.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird mit allen ihr zur Verfügung stehenden<br />

Mitteln weiter auf den Gesetzgeber einwirken,<br />

um gesetzliche Rahmenregelungen (z. B. Steuer-<br />

<strong>und</strong> Beitragsfreiheit bei Aufstockungsbeträgen,<br />

För<strong>der</strong>ung durch die B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, Inanspruchnahmemöglichkeiten<br />

von Teilrenten) als<br />

Basis für eine neue Tarifregelung „flexibler Ausstieg“<br />

durchzusetzen.<br />

Tarifliche <strong>und</strong> gesetzliche Rahmenbedingungen<br />

für die Altersteilzeit<br />

3.096 Antragsteller/in: München<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Aktuelle Ausgangslage <strong>der</strong> Rentenpolitik<br />

Gegen den Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Gewerkschaften hat <strong>der</strong><br />

Gesetzgeber die Anhebung des allgemeinen Rentenalters<br />

auf 67 Jahre beschlossen, ohne Wege aufzuzeigen,<br />

wie diese Anhebung in <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong> Betriebe<br />

umgesetzt werden soll. Gleichzeitig wird die<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Altersteilzeit ab dem 01.01.2010 gestrichen,<br />

die Rente nach Altersteilzeit gibt es ab<br />

94


2012 nicht mehr – ebenso wie die Altersrente für<br />

Frauen o<strong>der</strong> wegen Arbeitslosigkeit.<br />

Für die heute <strong>und</strong> in Zukunft über 50-Jährigen bleiben<br />

im wesentlichen – abgesehen von einzelnen<br />

Son<strong>der</strong>aktionen in Großbetrieben – folgende Möglichkeiten:<br />

– Rente für beson<strong>der</strong>s langjährig Versicherte (mit<br />

45 Pflichtbeitragsjahren) ab dem 65. Lebensjahr<br />

ohne Abschläge;<br />

– Rente für langjährig Versicherte (mit einer Anwartschaftszeit<br />

von 35 Jahren) ab dem 63. Lebensjahr<br />

mit Rentenabschlägen bis zu 14,4<br />

Prozent;<br />

– Rente wegen Schwerbehin<strong>der</strong>ung bzw. vermin<strong>der</strong>ter<br />

Erwerbsfähigkeit ab dem 62. Lebensjahr<br />

mit Rentenabschlägen von 10,8 Prozent.<br />

Die Möglichkeit <strong>der</strong> Teilrente, d. h. des vorzeitigen<br />

Bezugs einer anteiligen Rente, stellt keine echte Alternative<br />

dar, son<strong>der</strong>n beinhaltet allenfalls einen<br />

kleinen Finanzierungsbaustein. Denn die Teilrente<br />

führt zu weiteren Rentenabschlägen, die sich auf<br />

die gesamte Zeit des Vollrentenbezuges auswirken.<br />

Wer also in Zukunft wegen entsprechen<strong>der</strong> Arbeitsbedingungen<br />

vorzeitig aus dem Erwerbsleben ausscheiden<br />

muss, kann sich die Überbrückung bis<br />

zum Rentenbeginn <strong>und</strong> die anschließenden Rentenabschläge<br />

nur noch leisten, wenn er an<strong>der</strong>e lukrative<br />

Einnahmequellen zur Verfügung hat. Die<br />

ganz überwiegende Anzahl <strong>der</strong> abhängig Beschäftigten<br />

verfügt über solche Quellen nicht, son<strong>der</strong>n<br />

ist auf die tarifliche Regelung ihrer Arbeitsbedingungen<br />

angewiesen.<br />

Auf Basis <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung einen<br />

materiell akzeptablen Ruhestand auch für<br />

künftige Generationen zu sichern – dieses Ziel ist<br />

für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gesellschafts- wie tarifpolitische<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> nächsten Jahrzehnte.<br />

Zielsetzung <strong>und</strong> Eckpunkte einer tariflichen Regelung<br />

für ein vorzeitiges Ausstiegsmodell:<br />

Aufbauend auf entsprechenden gesetzlichen Rahmenregelungen<br />

<strong>und</strong> in Anlehnung an das bisherige<br />

Altersteilzeit-Modell soll mit einer Tarifvereinbarung<br />

generell <strong>der</strong> vorzeitige Ausstieg aus dem Berufsleben<br />

erleichtert werden.<br />

Gleichzeitig soll von dem Modell eine breite Beschäftigungswirkung<br />

ausgehen, indem die Übernahme<br />

von Auszubildenden <strong>und</strong> die Einstellung Arbeitsloser<br />

mehr als bisher geför<strong>der</strong>t werden.<br />

Die Eckpunkte eines solchen Modells könnten folgen<strong>der</strong>maßen<br />

aussehen:<br />

Zur Gewährleistung einer nachhaltigen Anwendbarkeit<br />

des Modells sind entwe<strong>der</strong> auf Dauer angelegte<br />

bzw. jedenfalls langfristige tarifliche Regelungen<br />

notwendig. Mit dem Modell wird ein 6-jähriges<br />

Ausstiegsszenario vom 57. bis zum 63. Lebensjahr<br />

geregelt, d.h. im Gr<strong>und</strong>satz soll ein Renteneintritt<br />

spätestens mit dem 63. Lebensjahr möglich sein. Je<br />

nach persönlicher Situation sollte das Modell die<br />

Möglichkeit <strong>der</strong> Verkürzung bzw. <strong>der</strong> Verschiebung<br />

nach hinten beinhalten.<br />

Basis ist, ähnlich wie bei <strong>der</strong> Altersteilzeit, die Vereinbarung<br />

von Teilzeitarbeit zu 50 Prozent. Denkbar<br />

sind jedoch auch an<strong>der</strong>e Varianten, wobei sich daraus<br />

unterschiedliche Anfor<strong>der</strong>ungen an die Finanzierung<br />

ergeben können. Die persönliche Lebensplanung<br />

verlangt eine gr<strong>und</strong>sätzliche Wahlmöglichkeit<br />

zwischen einem so genannten Blockmodell<br />

(= Ausscheiden aus dem aktiven Erwerbsleben<br />

nach <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Laufzeit) <strong>und</strong> Teilzeitmodellen<br />

unterschiedlicher Ausprägung. Auch wenn in <strong>der</strong><br />

Praxis <strong>der</strong> Altersteilzeit bisher überwiegend das<br />

Blockmodell gewählt wurde (mit einem deutlichen<br />

Ost-West-Gefälle von 75 Prozent bis über 90 Prozent),<br />

sollte die künftige Regelung doch den Aspekt<br />

eines „gleitenden Übergangs“ in den Ruhestand<br />

stärker berücksichtigen. So könnte zumindest in einigen<br />

Fällen das häufig berichtete „Loch“ nach einem<br />

erfüllten Arbeitsleben vermieden werden.<br />

Zur Sicherung einer breiten Akzeptanz des Modells<br />

bei den Beschäftigten ist tariflich ein Anspruch auf<br />

vorzeitigen Ausstieg für jeden bei Erfüllung bestimmter<br />

Voraussetzungen (z. B. abhängig von Lebensalter,<br />

Betriebszugehörigkeit etc.) zu regeln.<br />

Als Gr<strong>und</strong>lage kann hier <strong>der</strong> Tarifvertrag Beschäftigungsbrücke<br />

dienen. Jedoch ist aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Erfahrungen<br />

aus <strong>der</strong> Praxis im Hinblickauf die sehr unterschiedlichen<br />

Arbeitsbiographien ein tarifvertraglich<br />

fixer Ausstiegszeitpunkt (z. B. mit 60 Jahren)<br />

abzulehnen.<br />

Gr<strong>und</strong>lage für ein entsprechendes Tarifmodell ist<br />

die Sicherstellung <strong>der</strong> materiellen Bedingungen,<br />

d. h. vor Aufnahme von Verhandlungen muss <strong>der</strong><br />

Umfang <strong>der</strong> Finanzierung definiert werden.<br />

Die Finanzierung betrifft im wesentlichen zwei Bereiche:<br />

Absicherung des Entgelts während <strong>der</strong> Laufzeit in<br />

Höhe von mindestens 82 Prozent des bisherigen<br />

Netto <strong>und</strong> Ausgleich <strong>der</strong> Rentenverluste aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> geringeren RV-Beiträge während des Modells<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> zu erwartenden Rentenabschläge zu 100<br />

Prozent.<br />

Wegen <strong>der</strong> beschäftigungsför<strong>der</strong>nden Wirkung <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> damit verb<strong>und</strong>enen gesellschaftspolitischen<br />

Dimension des Modells ist eine Beteiligung <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Hand (z. B. durch die B<strong>und</strong>esagentur für<br />

Arbeit) an <strong>der</strong> Finanzierung angemessen. Bei <strong>der</strong> Finanzierung<br />

scheint <strong>der</strong> Weg <strong>der</strong> Drittelfinanzierung<br />

durchsetzbar, d.h. je ein Drittel <strong>der</strong> entstehenden<br />

Kosten wird von den Arbeitnehmern <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen,<br />

von den Arbeitgebern <strong>und</strong> von <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Hand getragen. Die beson<strong>der</strong>e Verantwortung<br />

<strong>der</strong> Unternehmen für die Schaffung von Arbeitsplätzen<br />

verlangt außerdem, dass <strong>der</strong> Arbeitgeber<br />

den öffentlichen Kostenanteil vollständig übernimmt,<br />

wenn keine Beschäftigungswirkung eintritt,<br />

d. h. <strong>der</strong> durch den vorzeitigen Ausstieg frei werdende<br />

Arbeitsplatz nicht wie<strong>der</strong> besetzt wird.<br />

Als Formen <strong>der</strong> Finanzierung bieten sich folgende<br />

Bausteine an:<br />

Zur Absicherung des Entgelts während <strong>der</strong> Laufzeit<br />

sind tarifliche Regelungen über Aufstockungszahlungen<br />

des Arbeitgebers auf dem Niveau <strong>der</strong> bisherigen<br />

Altersteilzeit (d. h. auf 82 Prozent des bisherigen<br />

Nettoentgelts) erfor<strong>der</strong>lich. Als gesetzlicher<br />

Rahmen hierfür ist die Fortführung <strong>der</strong> Zuschussregelung<br />

des Altersteilzeitgesetzes über den<br />

31.12.2009 hinaus notwendig. Die Tatsache, dass<br />

75 Prozent <strong>der</strong> bisherigen Altersteilzeit-Fälle ohne<br />

För<strong>der</strong>ung blieben, spricht nicht dagegen. Diese<br />

Praxis macht letztlich nur die personalpolitische<br />

95


Not <strong>der</strong> Unternehmen deutlich sowie den Umstand,<br />

dass die Altersteilzeit in <strong>der</strong> bisherigen<br />

Form eben nicht zu <strong>der</strong> beabsichtigten Beschäftigungswirkung<br />

geführt hat. Die gesetzliche Zuschussregelung<br />

stellt insbeson<strong>der</strong>e auch den Ausgleich<br />

für die Verpflichtung des Arbeitgebers zur<br />

Erfüllung des tariflichen Anspruchs auf vorzeitigen<br />

Ausstieg dar.<br />

Zum Ausgleich <strong>der</strong> Rentenabschläge bzw. -ausfälle<br />

ist in <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung zunächst<br />

ein – aus früheren Zeiten nicht unbekannter<br />

– Zusatzbaustein zu regeln. Die „Bedienung“ dieses<br />

Zusatzbausteins muss flexibel gestaltbar sein,<br />

d. h. die Einzahlung <strong>der</strong> entsprechenden Beiträge<br />

kann schon zu Beginn eines Arbeitslebens <strong>und</strong> damit<br />

lange vor Inanspruchnahme des Modells durch<br />

den Arbeitgeber <strong>und</strong> Arbeitgeberinnen, den Arbeitnehmer<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen o<strong>der</strong> einen Dritten<br />

(z. B. Fonds) erfolgen. Für die Zahlung <strong>der</strong> Arbeitgeber<br />

empfiehlt sich in erster Linie eine tarifliche Regelung<br />

zur Umlagefinanzierung durch alle tarifgeb<strong>und</strong>enen<br />

Arbeitgeber, um die Inanspruchnahme<br />

des Modells auch in Klein- <strong>und</strong> Mittelbetrieben zu<br />

gewährleisten. Ergänzend kann die tarifliche Regelung<br />

zusätzliche Abfindungszahlungen des Arbeitgebers<br />

vorsehen, die jedoch steuerlich nicht mehr<br />

privilegiert sind. Die Arbeitnehmerbeiträge können<br />

sich aus verschiedenen Komponenten zusammensetzen,<br />

Langzeitkonten sind hier wegen <strong>der</strong> damit<br />

verb<strong>und</strong>enen Gefahr <strong>der</strong> generellen Arbeitszeitverlängerung<br />

nicht das Mittel erster Wahl.<br />

Zu allen Fragen (Modelle, Anspruch, Finanzierung)<br />

sind viele Details zu klären, die möglichst umfassend<br />

tariflich geregelt werden müssen, um die immer<br />

wie<strong>der</strong>kehrenden Problemfälle (z. B. Langzeiterkrankung)<br />

ausreichend zu berücksichtigen.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, unverzüglich<br />

auf die verantwortlichen Politiker <strong>und</strong> Politikerinnen<br />

<strong>der</strong>gestalt einzuwirken, dass bis spätestens<br />

Ende 2008 die erfor<strong>der</strong>lichen gesetzlichen<br />

Rahmenbedingungen geschaffen werden. Gleichzeitig<br />

müssen Vorstand <strong>und</strong> Bezirksleitungen mit<br />

den Arbeitgebern Verhandlungen aufnehmen mit<br />

dem Ziel, dass bis Ende 2008 die entsprechenden<br />

tariflichen Regelungen für das beschriebene Ausstiegsmodell<br />

vereinbart werden können.<br />

Generationentarifvertrag<br />

3.097 Antragsteller/in:<br />

Jugendausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Bei zukünftigen tariflichen Abschlüssen, die den<br />

leichteren Ausstieg aus dem Erwerbsleben regeln,<br />

sollen folgende Mindestbedingungen eingehalten<br />

werden:<br />

Ein Generationentarifvertrag ermöglicht älteren<br />

Beschäftigten ein abschlagsfreies Ausscheiden<br />

aus dem Erwerbsleben mit Erreichen des 60. Lebensjahres.<br />

Je<strong>der</strong> Arbeitsplatz, <strong>der</strong> in Verbindung mit einer<br />

Maßnahme eines Generationentarifvertrages frei<br />

wird, muss unverzüglich durch einen auslernenden<br />

Auszubildenden besetzt werden. Die Übernahme<br />

findet in ein unbefristetes Vollzeitarbeitsverhältnis<br />

statt.<br />

Die Kosten tragen branchenspezifische Fonds. Der<br />

Fonds wird paritätisch von Arbeitgebern, Arbeitgeberinnen<br />

<strong>und</strong> Beschäftigten finanziert <strong>und</strong> ermöglicht<br />

mit Ausgleichszahlungen das abschlagsfreie<br />

Ausscheiden <strong>der</strong> älteren Arbeitnehmenden.<br />

Alle Beschäftigten eines tarifgeb<strong>und</strong>enen Betriebes<br />

bezahlen in den Fonds. Anspruch auf die Leistung<br />

haben nur organisierte Arbeitnehmende.<br />

Ein Generationentarifvertrag muss ein ges<strong>und</strong>heitlich<br />

vernünftiges Ausscheiden aus dem Erwerbsleben<br />

ermöglichen. Gleichzeitig muss er die prekäre<br />

Situation <strong>der</strong> Jungfacharbeiter <strong>und</strong> Jugendfacharbeiterinnen<br />

aufbrechen. Eine gesicherte Perspektive<br />

nach <strong>der</strong> Ausbildung muss langfristig planbare<br />

Lebens- <strong>und</strong> Arbeitsbedingungen für die jugendlichen<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> schaffen.<br />

Europäisierung <strong>der</strong> Tarifpolitik<br />

3.098 Antragsteller/in: Flensburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die zunehmende Internationalisierung <strong>der</strong> Märkte<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Unternehmenspolitik einerseits <strong>und</strong> die<br />

fortschreitende europäische Integration machen<br />

eine konstruktive <strong>und</strong> kontinuierliche Zusammenarbeit<br />

<strong>der</strong> europäischen Gewerkschaften notwendiger<br />

als je zuvor. Die erweiterten Möglichkeiten <strong>der</strong><br />

Unternehmen zur Verlagerung von Know-how <strong>und</strong><br />

Produktion haben den „Wettbewerb“ um Standorte<br />

<strong>und</strong> Arbeitsplätze im internationalen Maßstab erheblich<br />

verschärft. Diese Entwicklung zeigt deutlich<br />

die Begrenztheit einer national orientierten Tarif<strong>und</strong><br />

Gewerkschaftspolitik auf. Die Vereinbarung<br />

von abweichenden Tarifregelungen nach dem sogenannten<br />

Pforzheimer Abkommen ist längst kein nationales,<br />

son<strong>der</strong>n in erheblichem Maß ein europäisches<br />

Thema.<br />

Es gilt zu verhin<strong>der</strong>n, dass daraus eine fortwährende<br />

Konkurrenz um die niedrigsten Löhne <strong>und</strong><br />

schlechtesten Arbeitsbedingungen – <strong>und</strong> in <strong>der</strong>en<br />

Folge eine Spaltung <strong>der</strong> Gewerkschaftsbewegung –<br />

erwächst, ist es notwendig gerade die Tarifpolitik<br />

auf europäischer Ebene so miteinan<strong>der</strong> zu verzahnen,<br />

dass über die sonntägliche „internationale Solidarität“<br />

hinaus auch in <strong>der</strong> Woche eine praktische,<br />

kollegiale <strong>und</strong> solidarische Politik wird.<br />

Die Tarif- <strong>und</strong> Gewerkschaftspolitik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

muss internationaler <strong>und</strong> die Koordinierung <strong>der</strong> Tarifpolitik<br />

auf europäischer Ebene konkreter <strong>und</strong> verbindlicher<br />

werden, um die Interessen <strong>der</strong> abhängig<br />

Beschäftigten adäquat vertreten <strong>und</strong> letztlich auch<br />

gemeinsam <strong>und</strong> miteinan<strong>der</strong> durchsetzen zu können.<br />

Die Verhältnisse erzwingen über die bislang vereinbarten<br />

Koordinierungsregeln hinaus neben politisch-symbolischen<br />

nunmehr auch formal-verbindliche(re)<br />

Formen <strong>der</strong> Zusammenarbeit.<br />

Das bedeutet u. a.:<br />

– Den Ausbau <strong>der</strong> EBR’s <strong>und</strong> ihre intensivere Beteiligung<br />

an den gewerkschaftlichen Entwick-<br />

96


lungs- <strong>und</strong> Gestaltungsprozessen auf europäischer<br />

Ebene<br />

– was wie<strong>der</strong>um für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> größere Anstrengungen<br />

bei <strong>der</strong> Belebung <strong>und</strong> Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> VL-Arbeit nach sich ziehen muss,<br />

um hier auf gleicher Augenhöhe mit den an<strong>der</strong>en<br />

europäischen Gewerkschaften agieren zu<br />

können.<br />

– in einem weiteren Schritt die Richtlinien für Tarifkommissionen<br />

dahin gehend zu än<strong>der</strong>n,<br />

dass die Bezirksleitungen die Möglichkeit haben,<br />

Mandate für europäische Schwesterorganisationen<br />

bei <strong>der</strong> Bildung <strong>der</strong> Tarifkommissionen<br />

bereitzustellen.<br />

– dass sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> im EMB dafür einsetzen<br />

wird, noch in dieser Legislaturperiode ein „Europäisches<br />

Tarifforum“ zu bilden, das regelmäßig<br />

tagt <strong>und</strong> verbindliche Leitlinien einer europäischen<br />

Tarifpolitik festlegt <strong>und</strong> damit auch<br />

die Legitimität <strong>der</strong> nationalen Tarifpolitik herstellt.<br />

97


Entschließung 4<br />

Sozialpolitik<br />

1. Sozialstaat <strong>und</strong> Sozialpolitik<br />

Es ist eine historische Leistung <strong>und</strong> kulturelle Errungenschaft,<br />

dass <strong>der</strong> Sozialstaat Verfassungsrang<br />

genießt. Er schafft die Voraussetzungen für soziale<br />

Demokratie, inneren Frieden <strong>und</strong> politische Stabilität.<br />

Die Gewerkschaften haben entscheidend daran<br />

mitgewirkt, dass <strong>der</strong> Sozialstaat politisch integrativ<br />

wirkt, soziale Unterschiede ausgeglichen <strong>und</strong> ökonomischer<br />

Wohlstand für viele erreicht werden<br />

konnte.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bekennt sich zu einem demokratischen,<br />

solidarischen <strong>und</strong> aktiven Sozialstaat, <strong>der</strong><br />

einen unverzichtbaren Beitrag zum Schutz vor <strong>und</strong><br />

zum Ausgleich von Marktversagen <strong>und</strong> Lebensrisiken<br />

leistet. Seine Fähigkeit, sozial schwache Gruppen<br />

in die Solidargemeinschaft zu integrieren,<br />

Chancengleichheit für alle herzustellen <strong>und</strong> allen<br />

soziale Teilhabe sowie gesellschaftlichen Aufstieg<br />

zu ermöglichen, muss gestärkt <strong>und</strong> ausgebaut<br />

werden. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t eine Weiterentwicklung<br />

des Sozialstaats, weil verän<strong>der</strong>te Rahmenbedingungen<br />

neue Herausfor<strong>der</strong>ungen mit sich bringen.<br />

2. Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

Verteilungsdefizite, Massenarbeitslosigkeit <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Abbau von sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen<br />

haben dazu geführt, dass die Finanzierungsbasis<br />

des Sozialstaats schrumpft. Immer<br />

mehr ökonomisch Starke entziehen sich ihrer<br />

gesellschaftlichen Verantwortung. Während die finanzielle<br />

Belastung von Arbeitnehmern <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />

steigt, sinkt das Sicherungsniveau.<br />

Die sozial ungerechte Finanzierung lässt sich alleine<br />

durch mehr Wachstum nicht gr<strong>und</strong>legend än<strong>der</strong>n.<br />

Ein deutlicher Abbau von Arbeitslosigkeit <strong>und</strong><br />

ein nachhaltiger Aufbau von sozialversicherungspflichtigen<br />

Arbeitsplätzen bleiben aber wichtige<br />

Voraussetzungen für die finanzielle Stabilisierung<br />

<strong>der</strong> sozialen Sicherungssysteme.<br />

Unser Sozialstaat fußte auf einem gesicherten Normalarbeitsverhältnis,<br />

stabilen familiären Strukturen<br />

<strong>und</strong> einer traditionellen Arbeitsteilung zwischen<br />

den Geschlechtern. Inzwischen nehmen diskontinuierliche<br />

Erwerbsverläufe <strong>und</strong> prekäre Beschäftigungsverhältnisse<br />

zu. Trotz guter Ausbildung<br />

schaffen viele Jugendliche nicht den Einstieg<br />

in den ersten Arbeitsmarkt. Ein hohes Qualifikationsniveau<br />

ist längst keine Garantie mehr für einen<br />

dauerhaften Arbeitsplatz. Formen des Zusammenlebens<br />

än<strong>der</strong>n sich, individuelle Lebensentwürfe<br />

gewinnen an Bedeutung. Frauen wollen eine eigenständige<br />

soziale Absicherung <strong>und</strong> Erfolg im Beruf.<br />

Männer <strong>und</strong> Frauen wollen Erwerbsarbeit mit Familie<br />

vereinbaren können. Diese Entwicklungen eröffnen<br />

zum Teil neue Chancen für eine individuelle Lebensgestaltung,<br />

sie sind aber auch mit neuen Risiken<br />

verb<strong>und</strong>en. Nicht zuletzt stellen sie neue Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die Finanzierung des Sozialstaates,<br />

weil sie ein erweitertes Leistungsprofil <strong>und</strong> neue<br />

Formen <strong>der</strong> sozialen Daseinsvorsorge erfor<strong>der</strong>n.<br />

Der demographische Wandel verän<strong>der</strong>t die ökonomischen<br />

Voraussetzungen <strong>und</strong> die gesellschaftlichen<br />

Bedingungen für den Sozialstaat. Die Folgen<br />

<strong>der</strong> demographischen Verän<strong>der</strong>ungen sollten we<strong>der</strong><br />

dramatisiert noch dürfen sie ignoriert werden.<br />

Alterung <strong>und</strong> Schrumpfung sind zunächst wichtige<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen für die Gestaltung aller sozialen<br />

Sicherungssysteme. Hinzu kommt, dass die Folgen<br />

des demographischen Wandels für die wirtschaftliche<br />

Dynamik, die Leistungs- <strong>und</strong> Innovationsfähigkeit<br />

unserer Gesellschaft beachtet werden<br />

müssen.<br />

Als Teil einer gerechten Gesellschaftspolitik genießt<br />

unser Sozialstaat nach wie vor ein hohes Ansehen.<br />

Aber das Vertrauen in seine Leistungsfähigkeit<br />

<strong>und</strong> Finanzierbarkeit schwindet. Angesichts<br />

realer Einschnitte, erkennbarer Leistungsdefizite<br />

<strong>und</strong> einer als ungerecht empf<strong>und</strong>enen Finanzierung<br />

wun<strong>der</strong>t es nicht, dass auch viele Arbeitnehmerinnen<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmer die sozialstaatliche<br />

Entwicklung mit Skepsis betrachten. Durch negative<br />

PR-Kampagnen wird <strong>der</strong> Druck auf den Sozialstaat<br />

erhöht. Diese Angriffe bilden einen Nährboden<br />

für radikale Abbauprogramme <strong>und</strong> minimale<br />

Gr<strong>und</strong>sicherungsmodelle o<strong>der</strong> für „Lösungen“, die<br />

eine Entkoppelung von Arbeit, Einkommen <strong>und</strong> Sozialleistungen<br />

anstreben.<br />

In <strong>der</strong> politischen Auseinan<strong>der</strong>setzung um den Sozialstaat<br />

bezieht die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> eindeutig Position:<br />

Angriffe auf den Sozialstaat, die seine Funktionsfähigkeit<br />

in Frage stellen, <strong>und</strong> Versuche, ihn zum<br />

Wettbewerbsstaat umzubauen, weisen wir zurück.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> engagiert sich für eine Weiterentwicklung<br />

des Sozialstaats, um seine Leistungsfähigkeit<br />

zu erhalten <strong>und</strong> das Vertrauen in seine Zukunftsfähigkeit<br />

zu stärken. Denn nur mit einer angemessenen<br />

sozialen Absicherung lassen sich <strong>der</strong> gesellschaftliche<br />

Wandel bewältigen, die wirtschaftlichen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen gestalten <strong>und</strong> die soziale Demokratie<br />

dauerhaft sichern.<br />

3. Gerechtigkeit, Solidarität <strong>und</strong><br />

Zukunftsfähigkeit<br />

Gerechtigkeitslücken, Leistungsschwächen <strong>und</strong> Finanzierungsprobleme<br />

prägen die gegenwärtige sozialstaatliche<br />

Lage. Der Zusammenhang zwischen<br />

Beiträgen <strong>und</strong> Leistungen ist bedroht. Neue soziale<br />

Verwerfungen <strong>und</strong> viele gesellschaftliche Probleme<br />

werden nur unzureichend aufgegriffen. Chancengleichheit<br />

für alle ist mehr ein vages Versprechen<br />

als gesellschaftliche Realität. Immer mehr Menschen<br />

empfinden ihre persönliche Zukunft als unsicher<br />

<strong>und</strong> die gesellschaftliche Entwicklung als ungerecht.<br />

3.1 Finanzierung gerecht gestalten, nachhaltig<br />

<strong>und</strong> ergiebig organisieren!<br />

Anstatt unter Verweis auf steigende Kosten Leistungen<br />

zu beschneiden <strong>und</strong> daraus die Notwendigkeit<br />

privater Vorsorge zu begründen, muss zuallererst<br />

99


die paritätisch finanzierte Einnahmebasis des Sozialstaats<br />

wie<strong>der</strong> gestärkt <strong>und</strong> verbreitert werden.<br />

Notwendig ist ein neuer Finanzierungsmix, <strong>der</strong> alle<br />

Personengruppen <strong>und</strong> Einkommensarten entsprechend<br />

<strong>der</strong> individuellen Leistungsfähigkeit zur solidarischen<br />

Finanzierung des Sozialstaats heranzieht.<br />

Dies schließt auch einen stetigen <strong>und</strong> nachhaltigen<br />

Ausbau des Steueranteils mit ein, weil die<br />

Finanzierung z. B. von gesellschaftlich notwendigen<br />

Leistungen nicht alleine von den Beitragszahlern<br />

geschultert werden kann.<br />

3.2 Soziale Infrastruktur ausbauen <strong>und</strong><br />

Dienstleistungsangebote erweitern!<br />

Die Bereitstellung öffentlich finanzierter sozialer<br />

Dienstleistungen ist eine sozialstaatliche Aufgabe<br />

ersten Ranges. Eine qualitativ hochwertige soziale<br />

Infrastruktur, insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Ganztagskin<strong>der</strong>betreuung<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> (vor-) schulischen Bildung,<br />

ist ein unerlässlicher Beitrag zur Verwirklichung<br />

von Chancengerechtigkeit <strong>und</strong> gesellschaftlicher<br />

Teilhabe. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> gesellschaftlicher<br />

Entwicklungen <strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Arbeitswelt<br />

gewinnt <strong>der</strong> schnelle Ausbau von Kin<strong>der</strong>betreuungsangeboten<br />

als Voraussetzung für die Vereinbarkeit<br />

von Familie <strong>und</strong> Beruf <strong>und</strong> für die Verwirklichung<br />

von individueller Lebensentwürfe an<br />

Bedeutung. Schon heute ist sicher, dass mit <strong>der</strong> Alterung<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung auch die Zahl <strong>der</strong> Pflegefälle<br />

wachsen wird. Entsprechend steigt <strong>der</strong> Bedarf an<br />

Betreuung. Die Antworten, die <strong>der</strong> Sozialstaat heute<br />

gibt, bleiben hinter Erwartungen <strong>und</strong> Erfor<strong>der</strong>nissen<br />

zurück.<br />

3.3 Stärker auf Prävention setzen!<br />

Ein leistungsfähiger Sozialstaat verbindet sowohl<br />

vor- als auch nachsorgende Elemente. Ohne beide<br />

Bereiche gegeneinan<strong>der</strong> auszuspielen, muss es in<br />

Zukunft darum gehen, das Entstehen von sozialen<br />

Notlagen <strong>und</strong> Ungerechtigkeiten möglichst frühzeitig<br />

zu verhin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> <strong>der</strong>en weitere Verfestigung zu<br />

bekämpfen. Um Chancengleichheit zu verbessern,<br />

müssen etwa Familien- <strong>und</strong> Bildungspolitik stärker<br />

präventiv angelegt werden. Auch bei Ausbildung,<br />

Arbeitsmarkt <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit kann frühzeitiges Gegensteuern<br />

die Entstehung von Langzeitproblemen<br />

eindämmen <strong>und</strong> Kosten minimieren.<br />

3.4 Betriebliche <strong>und</strong> branchenspezifische<br />

Instrumente nutzen!<br />

Sozialpolitik ist nicht Tarifpolitik, Tarifpolitik nicht<br />

die Reparaturwerkstatt für eine verfehlte Sozialpolitik.<br />

Für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bleibt zu allererst <strong>der</strong> Staat in<br />

<strong>der</strong> Verantwortung, soziale Sicherheit zu schaffen<br />

<strong>und</strong> gesellschaftliche Teilhabe aller zu gewährleisten.<br />

Gleichwohl verfügt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> über sozialpolitische<br />

Kompetenz <strong>und</strong> Wissen, um Sozialpolitik<br />

über tarifvertragliche Vereinbarungen zu flankieren,<br />

die in den Betrieben umgesetzt werden können.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird – aufbauend auf bereits gemachten<br />

Erfahrungen – diesen Pfad weiter verfolgen.<br />

Passgenaue <strong>und</strong> bedarfsgerechte betriebliche<br />

Lösungen bzw. tariflichvertragliche Regelungen<br />

können auch einen wichtigen Beitrag zur Mitglie<strong>der</strong>bindung<br />

bzw. -gewinnung leisten.<br />

4. Fel<strong>der</strong> einer zukunftsfähigen Sozialpolitik<br />

4.1 Ges<strong>und</strong>heitspolitik<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> will das solidarische Ges<strong>und</strong>heitssystem<br />

als leistungsstarke Säule des deutschen Sozialversicherungssystems<br />

bewahren <strong>und</strong> stärken.<br />

Die von <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung gegen Wi<strong>der</strong>stand<br />

<strong>und</strong> Kritik durchgesetzte Ges<strong>und</strong>heitsreform löst<br />

die strukturellen Probleme nicht.<br />

Die unsichere Finanzsituation, die ungerechte Finanzierung<br />

sowie das Nebeneinan<strong>der</strong> von Über-,<br />

Unter- <strong>und</strong> Fehlversorgung haben das Vertrauen in<br />

das Ges<strong>und</strong>heitssystem geschwächt. Viele Versicherte<br />

machen die Erfahrung, dass zwar Beitragssätze<br />

<strong>und</strong> individuelle Zuzahlen steigen, Leistungen<br />

aber eingeschränkt werden. Im Ges<strong>und</strong>heitsmarkt<br />

agieren viele Lobbyisten – teilweise sehr aggressiv<br />

<strong>und</strong> ohne ausreichende öffentliche Kontrolle.<br />

Gegen diese Partikularinteressen wird es immer<br />

schwieriger, wirkliche Reformen im Sinne <strong>der</strong> Versicherten<br />

durchzusetzen.<br />

Das Ges<strong>und</strong>heitssystem leidet weitaus mehr an einer<br />

Einnahmeschwäche als an einer „Kostenexplosion“.<br />

Um die Finanzierung des Ges<strong>und</strong>heitssystems<br />

sozial gerecht, ergiebig <strong>und</strong> nachhaltig zu gestalten,<br />

for<strong>der</strong>t die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> die Einführung einer<br />

solidarischen Bürgerversicherung. Die Ausweitung<br />

des Versichertenkreises, die Anhebung <strong>der</strong> Beitragsbemessungsgrenze<br />

<strong>und</strong> das Heranziehen weiterer<br />

Einkommensarten sind Stellschrauben auf<br />

dem Weg zu einer solidarischeren Finanzierung.<br />

Dabei ist auch sicherzustellen, dass die Arbeitgeber<br />

nicht noch weiter aus <strong>der</strong> Verantwortung für die<br />

Finanzierung des Ges<strong>und</strong>heitswesens entlassen<br />

werden. Den kassenspezifischen Zusatzbeitrag<br />

lehnen wir ab. Überlegungen, ihn zu einer einseitig<br />

von den Versicherten getragenen Kopfpauschale<br />

auszubauen, stoßen auf entschiedenen Wi<strong>der</strong>stand<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Ohne eine stärke Beteiligung<br />

privat Versicherter <strong>und</strong> stabile Steuerzuschüsse<br />

bleibt die Finanzierung des solidarischen Ges<strong>und</strong>heitssystems<br />

ungerecht.<br />

Gerade im Ges<strong>und</strong>heitssystem gilt, dass Qualitätsverbesserung<br />

<strong>und</strong> Kostendämpfung kein Gegensatz<br />

sind. Vielmehr ist es geboten, neue Versorgungsmodelle<br />

<strong>und</strong> Anbieterstrukturen zu schaffen.<br />

So bietet sich die Chance, mit gleichem Ressourceneinsatz<br />

bessere Leistungen zu erzielen. Die Ansätze<br />

<strong>der</strong> integrierten Versorgung müssen flächendeckend<br />

ausgeweitet werden, um insbeson<strong>der</strong>e<br />

„teure“ Krankheiten zielgenauer zu therapieren.<br />

Die Einführung von Medizinischen Versorgungszentren<br />

<strong>und</strong> die weitere Öffnung von Krankenhäusern<br />

für ambulante Versorgung können einen Beitrag<br />

dazu leisten, die kostspieligen fachärztlichen<br />

Doppelstrukturen zu beschränken. Der starke Kostentreiber<br />

„Arzneimittel“ kann durch Positivlisten,<br />

Festbetragsregelungen, einen reduzierten Mehrwertsteuersatz<br />

<strong>und</strong> strengere Wirkungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

eingedämmt werden.<br />

100


Leistungen zur Prävention, Beratung, Rehabilitation<br />

<strong>und</strong> zum Ges<strong>und</strong>heitsschutz bleiben weit hinter<br />

dem Bedarf zurück. Die Betriebsparteien können<br />

durch die Ausgestaltung gesetzlicher Regelungen<br />

zur Abwehr arbeitsbedingter Ges<strong>und</strong>heitsgefahren<br />

<strong>und</strong> zur menschengerechten Gestaltung von Arbeit<br />

<strong>und</strong> Teilhabe am Arbeitsleben beitragen. Dazu gehört<br />

auch, dass die Arbeitgeber seit 2004 zur Prävention<br />

im Sinne eines betrieblichen Einglie<strong>der</strong>ungsmanagments<br />

verpflichtet sind. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

begrüßt diese gesetzliche Vorschrift <strong>und</strong> för<strong>der</strong>t die<br />

Entwicklung in den Betrieben. Dabei kann auf das<br />

Fachwissen <strong>der</strong> Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertretungen in<br />

allen Fragen <strong>der</strong> Rehabilitation <strong>und</strong> Teilhabe zurückgegriffen<br />

werden. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t ein Präventionsgesetz,<br />

das Prävention <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ung<br />

als eigenständige Säule im Ges<strong>und</strong>heitssystem<br />

etabliert.<br />

Die gegen Wi<strong>der</strong>stand verabschiedete Ges<strong>und</strong>heitsreform<br />

hat gezeigt, dass Politik ohne Einbeziehung<br />

<strong>der</strong> Betroffenen keine tragfähigen Lösungen<br />

erreicht. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wehrt sich dagegen, dass die<br />

soziale Selbstverwaltung im Ges<strong>und</strong>heitssystem<br />

weiter zurück gedrängt werden soll. Selbstverwaltung<br />

ist gelebte Demokratie, bindet die Beitragszahler<br />

in die Entscheidungsfindung ein <strong>und</strong> eröffnet<br />

Möglichkeiten, sozialpolitische Kompetenz im<br />

Interesse <strong>der</strong> Versicherten einzubringen.<br />

4.2 Pflegeversicherung<br />

Die Pflegeversicherung leistet einen wichtigen Beitrag,<br />

den von Einschränkungen geprägten Alltag<br />

von Pflegebedürftigen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Angehörigen zu<br />

erleichtern. Alle Versuche, die Leistungen <strong>der</strong> sozialen<br />

Pflegeversicherung abzubauen o<strong>der</strong> ihre Finanzierung<br />

gänzlich den Versicherten aufzubürden,<br />

wird die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> entschieden bekämpfen. Allerdings<br />

ist auch unstrittig, dass es angesichts des Anstiegs<br />

<strong>der</strong> Pflegefälle, schon heute vorhandener<br />

Leistungsdefizite <strong>und</strong> neuen Anfor<strong>der</strong>ungen einen<br />

Reformbedarf gibt. Der Pflegebegriff ist veraltet,<br />

<strong>der</strong> Leistungskatalog unzureichend, die Organisationsstrukturen<br />

müssen angepasst <strong>und</strong> solidarische<br />

Lösungen für die drohende Finanzierungslücke gef<strong>und</strong>en<br />

werden.<br />

Die Unterfinanzierung <strong>der</strong> Pflegeversicherung ist<br />

keine aktuelle Fehlentwicklung. Seit 1995 hat es<br />

keine Anpassung <strong>der</strong> Leistungshöhe an die allgemeine<br />

Preisentwicklung gegeben. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t,<br />

die finanzielle Basis <strong>der</strong> Pflegeversicherung<br />

auf eine erweiterte Gr<strong>und</strong>lage zu stellen. Eckpunkte<br />

hierfür sind die schrittweise Einführung <strong>der</strong> Bürgerversicherung,<br />

eine Teilfinanzierung aus dem allgemeinen<br />

Steueraufkommen sowie kurzfristig ein Lastenausgleich<br />

zwischen privater <strong>und</strong> gesetzlicher<br />

Pflegeversicherung. Die Einführung einer einkommensunabhängigen<br />

„Kopfpauschale“ <strong>und</strong> das Einfrieren<br />

des Beitragssatzes für die Arbeitgeber lehnt<br />

die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ab. Möglicherweise notwendige „Demographiereserven“,<br />

die in Form eines Kapitalstocks<br />

aufgebaut werden sollen, müssen im System,<br />

wenn nötig auch über Beitragsanpassungen,<br />

erwirtschaftet werden.<br />

Neben <strong>der</strong> Dynamisierung <strong>der</strong> Leistungen ist eine<br />

Überarbeitung des Pflegebegriffs erfor<strong>der</strong>lich. Um<br />

den Realitäten gerecht zu werden, muss neben körperlichem<br />

auch sozialer Betreuungsbedarf (z.B. im<br />

Fall von Altersdemenz) berücksichtigt werden. Über<br />

geeignete Anreizstrukturen ist sicherzustellen, dass<br />

Heime ihre Anstrengungen im Bereich Rehabilitation<br />

ausbauen. Häusliche Pflege muss durch den Ausbau<br />

<strong>der</strong> Infrastruktur in ein attraktives Versorgungsnetz<br />

eingebettet sein, das die pflegenden Angehörigen<br />

spürbar <strong>und</strong> kompetent entlastet. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird<br />

ihre For<strong>der</strong>ungen bei <strong>der</strong> Diskussion um ein Pflegezeitgesetz<br />

in die politische Diskussion einbringen.<br />

Die Bemühungen, allgemein anerkannte Standards<br />

<strong>und</strong> Verfahren zur Qualitätssicherung zu definieren,<br />

sind bisher völlig unzureichend. Abrechnungen<br />

im Minutentakt, unterbezahlte Pflegekräfte,<br />

renditenfixierte Heimträger sind heute Praxis. Es<br />

bedarf einer gesellschaftlichen Verständigung darüber,<br />

wie wir im Alter leben wollen. Eine Verengung<br />

auf die Kostenseite darf es nicht geben.<br />

Mit dem „Pflegekompromiss“ haben die Spitzen<br />

<strong>der</strong> Koalition die Weichen für eine Reform gestellt.<br />

Die Achillesferse <strong>der</strong> geplanten Reform ist die Dynamisierung<br />

<strong>der</strong> Leistungen, die erst 2015 beginnen<br />

soll, <strong>und</strong> die Finanzierungsfrage. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird<br />

ihre For<strong>der</strong>ungen nach einer nachhaltigen <strong>und</strong> gerechten<br />

Finanzierung bei <strong>der</strong> Diskussion <strong>der</strong> Reform<br />

einbringen. Neben <strong>der</strong> paritätischen Finanzierung<br />

gehört dazu, dass die Pflegeversicherung durch einen<br />

Steuerzuschuss entlastet werden soll <strong>und</strong> es einen<br />

finanziellen Ausgleich zwischen gesetzlicher<br />

<strong>und</strong> privater Pflegeversicherung geben muss.<br />

4.3 Arbeitsmarktpolitik<br />

Arbeitslosigkeit stellt ein erhebliches Armutsrisiko<br />

dar, erschwert gesellschaftliche Teilhabe, untergräbt<br />

die Finanzierungsbasis <strong>der</strong> sozialen Sicherungssysteme<br />

<strong>und</strong> beför<strong>der</strong>t Politikver-drossenheit.<br />

Trotz des momentanen Aufschwungs gibt es<br />

keinen Gr<strong>und</strong> zur Entwarnung. Bestimmte Gruppen<br />

wie z. B. Schulabgänger mit niedrigen Schulabschlüssen,<br />

ältere Arbeitssuchende <strong>und</strong> Langzeitarbeitslose<br />

haben nach wie vor große Probleme, den<br />

(Wie<strong>der</strong>-) Einstieg in den Arbeitsmarkt (bzw. Ausbildung)<br />

zu schaffen. Das Einkommens- <strong>und</strong> Sicherungsgefälle<br />

zwischen den Beschäftigten steigt. Erwerbsarbeit<br />

schützt nach wie vor viele Beschäftigte<br />

vor Unsicherheit, Armut <strong>und</strong> Ausgrenzung – aber<br />

längst nicht mehr alle.<br />

Die momentane Ausrichtung <strong>der</strong> Arbeitsmarktpolitik<br />

leistet keinen nachhaltigen Beitrag, diese Probleme<br />

zu überwinden. Was als „För<strong>der</strong>n <strong>und</strong> For<strong>der</strong>n“<br />

angekündigt wurde, entpuppt sich als umfangreiche<br />

Liste von sozialen Einschnitten <strong>und</strong><br />

Sanktionen. Dem stehen vergleichsweise bescheidene<br />

För<strong>der</strong>aktivitäten gegenüber, insbeson<strong>der</strong>e<br />

für die Personengruppen mit dem größten Unterstützungsbedarf.<br />

Eine Kurskorrektur ist überfällig.<br />

Zunächstschafftnur <strong>der</strong> Erhalt<strong>der</strong> finanziellen Handlungsfähigkeit<br />

<strong>der</strong> B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit (BA) die<br />

Voraussetzung für eine sachgerechte Weiterentwick-<br />

101


lung <strong>der</strong> aktiven <strong>und</strong> passiven Arbeitsmarktpolitik.<br />

Kostenloses „För<strong>der</strong>n“ ist eine Illusion. Eine Arbeitsmarktpolitik,<br />

<strong>der</strong>en vordringliches Ziel die Erwirtschaftung<br />

von Haushaltsüberschüssen ist, lehnt die<br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ab. Darüber hinaus muss <strong>der</strong> Aussteuerungsbetrag<br />

abgeschafft werden, weil er Fehlanreize<br />

setzt <strong>und</strong> Beitragsmittel zweckentfremdet. Eine Verlängerung<br />

<strong>der</strong> Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes<br />

I (ALG I) für ältere Arbeitslose ist nicht nur notwendig,<br />

son<strong>der</strong>n auch finanzierbar. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t eine<br />

nach Beitragsmonaten gestaffelte Erhöhung <strong>der</strong> Regelbezugsdauer<br />

auf bis zu 24 Monate sowie die Wie<strong>der</strong>einführung<br />

<strong>der</strong> Arbeitgebererstattungspflicht bei<br />

Entlassungen. Das Arbeitslosengeld II (ALG II) muss<br />

armutsfest ausgestaltet sein <strong>und</strong> Teilhabe ermöglichen.<br />

Reformbedarf besteht im Sozialgesetzbuch II<br />

(SGB II) darüber hinaus bezüglich <strong>der</strong> strengen Anrechungsmodalitäten,<br />

<strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Freibeträge <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> restriktiven Bewilligung von Son<strong>der</strong>bedarfen.<br />

Das Ziel, Arbeitslose aus einer Hand zu betreuen<br />

<strong>und</strong> zu för<strong>der</strong>n, ist nicht erreicht. Die Trennung in<br />

ALG I- <strong>und</strong> ALG II- Empfänger schafft neue Verschiebebahnhöfe,<br />

erschwert Integrationsbemühungen<br />

<strong>und</strong> wirkt sozial selektiv. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich für<br />

die Bewilligung von Maßnahmen unabhängig von<br />

dem jeweiligen rechtlichen Status ein. Die 1-Euro-<br />

Jobs sind zu einem quantitativ wichtigen Instrument<br />

<strong>der</strong> aktiven Arbeitsmarktpolitik geworden.<br />

Sie tragen aber nachweislich zur Verdrängung von<br />

regulärer Beschäftigung bei <strong>und</strong> bieten keine Perspektive<br />

auf Existenzsicherung. 1-Euro-Jobs dürfen<br />

deshalb nur in begründeten Einzelfällen vergeben<br />

werden, verpflichtende Beiräte müssen die rigide<br />

Vergabepraxis sicherstellen.<br />

Das Entstehen o<strong>der</strong> die Verfestigung von Arbeitslosigkeit<br />

ist am besten durch passgenaue <strong>und</strong> bedarfsgerechte<br />

Qualifizierung zu bekämpfen. Die <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t deshalb, die Qualifizierungsanteile<br />

in allen Maßnahmen auszubauen <strong>und</strong> das Angebot<br />

an beruflicher Weiterbildung deutlich auszuweiten.<br />

Un- <strong>und</strong> Angelernten, die von drohen<strong>der</strong> Arbeitslosigkeit<br />

beson<strong>der</strong>s betroffen sind, können über das<br />

von <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> unterstützte Son<strong>der</strong>programm<br />

WeGeBau (Weiterbildung Geringqualifizierter <strong>und</strong><br />

beschäftigter älterer Arbeitnehmer in Unternehmen)<br />

geför<strong>der</strong>t werden.<br />

Für ältere Langzeitarbeitslose <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlich<br />

angeschlagene Menschen ist die (schnelle) Integration<br />

in den ersten Arbeitsmarkt oft kein realistisches<br />

Nahziel. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t die Einrichtung<br />

eines „ehrlichen zweiten Arbeitsmarktes“ im Sinne<br />

öffentlich geför<strong>der</strong>ter Beschäftigung. Kriterien für<br />

eine öffentlich subventionierte Beschäftigung sind<br />

die Begrenzung auf eine eng gefasste Zielgruppe,<br />

die Sicherstellung einer Langfristperspektive für<br />

die „Teilnehmer“, die Entlohnung nach Tariflöhnen<br />

o<strong>der</strong> ortsüblichen Löhnen, die Sozialversicherungspflicht<br />

<strong>und</strong> die Zusätzlichkeit <strong>der</strong> Arbeit. Sinnvoll<br />

ist, Maßnahmen eines „ehrlichen zweiten Arbeitsmarktes“<br />

mit strukturpolitischen Zielen zu<br />

verknüpfen.<br />

Eine flächendeckende Ausweitung von Kombilöhnen<br />

lehnt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ab. Zu erwarten sind Verdrängungseffekte,<br />

die Subventionierung von Arbeitgebern,<br />

Druck auf die gesamte Lohnstruktur<br />

<strong>und</strong> damit eine staatlich subventionierte weitere<br />

Verfestigung bzw. Ausweitung des Niedriglohnsektors<br />

ohne ausreichende soziale Sicherung. Personen,<br />

die aufgr<strong>und</strong> von mehreren Vermittlungshemmnissen<br />

nur geringe Chancen auf Erzielung eines<br />

existenzsichernden Einkommens haben, können<br />

über (längerfristige) Qualifizierung ihre Arbeitsmarktchancen<br />

steigern o<strong>der</strong> im ehrlichen<br />

zweiten Arbeitsmarkt einer gesellschaftlich sinnvollen<br />

Tätigkeit nachgehen. Es bleibt dabei: statt<br />

Arbeitslosigkeit zu finanzieren, muss Arbeit bezahlt<br />

werden.<br />

4.4 Arbeitsrecht<br />

Für mehr Übersichtlichkeit <strong>und</strong> Klarheit im Arbeitsrecht<br />

for<strong>der</strong>t die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ein einheitliches Arbeitsvertragsgesetz,<br />

das Verbesserungen für Beschäftigte<br />

bringt <strong>und</strong> nicht nur den <strong>der</strong>zeitigen Stand festschreibt.<br />

Zwischen Arbeitgebern <strong>und</strong> Arbeitnehmern<br />

herrscht ein Machtgefälle. Deswegen muss<br />

das Arbeitsrecht in erster Linie Schutzrecht für Arbeitnehmer<br />

sein <strong>und</strong> bleiben. Die <strong>der</strong>zeitigen Überlegungen<br />

zu einem Arbeitsvertragsgesetz lehnen<br />

wir ab, weil sie diesem Anspruch nicht genügen.<br />

Eine Lockerung des Kündigungsschutzes erleichtert<br />

nur das „Heuern <strong>und</strong> Feuern“ <strong>und</strong> macht die Arbeitnehmer<br />

erpressbarer, mehr Beschäftigung<br />

bringt sie nicht. Deswegen wendet sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

gegen die Aushöhlung des Kündigungsschutzes.<br />

Auch ältere Arbeitnehmer brauchen einen beson<strong>der</strong>en<br />

Schutz. Die Aufweichung des Altersschutzes<br />

bei <strong>der</strong> Sozialauswahl ist rückgängig zu<br />

machen. Der beson<strong>der</strong>e Schutz durch Tarifverträge,<br />

insbeson<strong>der</strong>e gegen Kündigungen, muss erhalten<br />

bleiben. Die sachgr<strong>und</strong>lose Befristung, auch für ältere<br />

Arbeitnehmer, ist abzuschaffen.<br />

Die neuen Möglichkeiten, die das Allgemeine<br />

Gleichbehandlungsgesetz (AGG) gegen Diskriminierungen<br />

im Betrieb eröffnet, müssen von <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> <strong>und</strong> den betrieblichen Interessenvertretungen<br />

offensiv genutzt werden.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> lehnt eine Flexibilität ab, die nur die<br />

Arbeitgeberbefugnisse einseitig ausweiten will.<br />

Der Abbau von Arbeitnehmerrechten kann auch<br />

nicht durch staatliche Sozialleistungen ausgeglichen<br />

werden. Derartige Ansätze, wie sie mit dem<br />

„Grünbuch Arbeitsrecht“ <strong>der</strong> EU-Kommission verfolgt<br />

werden, lehnt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ab. Wir sind hingegen<br />

für mehr Flexibilität, wenn damit die Interessen<br />

<strong>der</strong> Arbeitnehmer gewahrt <strong>und</strong> gestärkt werden. So<br />

sollte Teilzeitarbeit mit dem Anspruch auf Aufstokkung<br />

o<strong>der</strong> Rückkehr in Vollzeit verb<strong>und</strong>en werden<br />

können. Bei <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Arbeitszeit müssen<br />

auch familiäre Belange (etwa Kin<strong>der</strong>betreuung,<br />

Pflege) stärker Berücksichtigung finden.<br />

Die fortschreitende europäische Einigung stellt<br />

auch für die arbeitsrechtlichen Regelungen eine zusätzliche<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung dar. Deswegen muss auf<br />

<strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Europäischen Union die Einführung<br />

weiterer Mindeststandards betrieben <strong>und</strong> das<br />

102


grenzüberschreitende Lohn- <strong>und</strong> Sozialdumping<br />

entschieden bekämpft werden.<br />

4.5 Alterssicherung/betriebliche<br />

Altersversorgung<br />

Die Große Koalition hat gegen erhebliche Wi<strong>der</strong>stände<br />

<strong>der</strong> Gewerkschaften <strong>und</strong> von Sozialverbänden<br />

die „Rente mit 67“ beschlossen. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

lehnt die Erhöhung des Renteneintrittsalters ab,<br />

weil sie kein taugliches Mittel zur Stabilisierung <strong>der</strong><br />

Rentenfinanzen ist. Der Beitragseffekt ist gering<br />

<strong>und</strong> steht im krassen Gegensatz zu den sozialen<br />

Folgen <strong>und</strong> arbeitsmarktpolitischen Wirkungen <strong>der</strong><br />

Verschiebung des Renteneintrittsalters. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

for<strong>der</strong>t, dass Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />

nach 40 Versicherungsjahren mit Vollendung<br />

des 60. Lebensjahres ohne Abschläge aus<br />

dem Berufsleben ausscheiden können.<br />

Die „Rente mit 67“ <strong>und</strong> weitere, bereits beschlossene<br />

Maßnahmen tragen dazu bei, dass die gesetzliche<br />

Rentenversicherung (GRV) als solidarische Absicherung<br />

im Alter <strong>und</strong> bei Erwerbsmin<strong>der</strong>ung geschwächt<br />

wurde. Die in <strong>der</strong> Rentenanpassungsformel<br />

eingebauten Dämpfungsfaktoren führen zu einer<br />

Senkung des Leistungsniveaus <strong>der</strong> verfügbaren<br />

Standardrente (vor Steuern) auf 43 Prozent gegenüber<br />

dem Nettoeinkommen (vor Steuern) <strong>der</strong> aktiven<br />

Arbeitnehmer bis 2030. Damit ist ohne zusätzliche<br />

Altersvorsorge <strong>der</strong> erworbene Lebensstandard<br />

im Alter nicht mehr gesichert.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> tritt mittelfristig für die Fortentwicklung<br />

<strong>der</strong> Rentenversicherung zu einer Erwerbstätigenversicherung<br />

ein. Damit wird den Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Arbeitswelt Rechnung getragen. Nur in einer<br />

umlagefinanzierten, breit in <strong>der</strong> gesamten Erwerbsbevölkerung<br />

verankerten Erwerbstätigenversicherung<br />

können eine nachhaltige Finanzierung<br />

<strong>und</strong> wichtige Elemente des sozialen Ausgleiches sichergestellt<br />

werden. Die gesetzliche Rentenversicherung<br />

muss auch künftig den entscheidenden<br />

Beitrag zur Verhin<strong>der</strong>ung von Altersarmut leisten.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird zusammen mit dem DGB <strong>und</strong> den<br />

Einzelgewerkschaften dafür ein Gesamtkonzept erarbeiten.<br />

Kurzfristig muss die gesetzliche Rentenversicherung<br />

als wesentliche Säule <strong>der</strong> Altersversorgung<br />

durch ein Bündel verschiedener Maßnahmen gestärkt<br />

<strong>und</strong> zukunftsfähig erhalten bleiben. Die <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t eine verlässliche gesetzliche Zusicherung<br />

für eine Mindestdynamisierung <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Altersrente. Die im Erwerbsleben erworbenen<br />

Ansprüche müssen gegen eine Inflationsentwertung<br />

gesichert werden. Die Rentenbezieher dürfen<br />

nicht von <strong>der</strong> Einkommens- <strong>und</strong> Wohlstandsentwicklung<br />

<strong>der</strong> aktiv Beschäftigten abgekoppelt werden.<br />

Damit unverschuldete Langzeitarbeitslosigkeit<br />

nicht zur Armutsfalle im Alter wird, muss eine ausreichende<br />

Beitragsfinanzierung in <strong>der</strong> GRV durch<br />

den ALG II-Träger erfolgen.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> strebt die Überwindung <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Berechnung <strong>der</strong> Rentenansprüche in<br />

den alten <strong>und</strong> neuen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n an. Vor allem<br />

die Angleichung <strong>der</strong> Einkommen auf Westniveau,<br />

<strong>der</strong> Abbau <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit, die bessere Absicherung<br />

von Langzeitarbeitslosigkeit in <strong>der</strong> Rentenversicherung<br />

<strong>und</strong> eine garantierte Dynamisierung<br />

<strong>der</strong> Renten sind notwendige Maßnahmen.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t einen erleichterten Zugang zur<br />

Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente vor allem für ältere Arbeitnehmer.<br />

Die Zugangsverschärfungen ab 2001<br />

werden den erhöhten Risiken <strong>der</strong> Versicherten<br />

nicht gerecht <strong>und</strong> vergrößern das Problem <strong>der</strong> Altersarmut.<br />

Auch künftig muss es flexible Möglichkeiten des<br />

Rentenzuganges geben. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t, Altersteilzeit<br />

(ATZ) auch über das Jahr 2009 hinaus zu<br />

för<strong>der</strong>n. Gerade mit Blick auf eine sich verbessernde<br />

konjunkturelle Lage kann Altersteilzeit nicht nur<br />

einen sozialverträglichen Übergang vom Erwerbsleben<br />

in die Rente ermöglichen, son<strong>der</strong>n auch den<br />

Einstieg jüngerer Menschen in das Erwerbsleben<br />

erleichtern. Deshalb for<strong>der</strong>n wir zuverlässige gesetzliche<br />

Rahmenbedingungen <strong>und</strong> eine materielle<br />

Unterstützung durch eine BA-För<strong>der</strong>ung für ATZ-<br />

Modelle, die z.B. unter Einbeziehung einer modifizierten<br />

Teilrente mit verbesserten Hinzuverdienstmöglichkeiten,<br />

flexibel durch Tarifvereinbarungen<br />

gestaltet <strong>und</strong> in den Betrieben umgesetzt werden<br />

können.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bekennt sich zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> betrieblichen<br />

Altersversorgung (bAV). Ihr Ausbau darf<br />

jedoch nicht dazu dienen, die Leistungen <strong>der</strong> GRV<br />

weiter einzuschränken. Die bAV ist eine notwendige<br />

Ergänzung zur gesetzlichen Rentenversicherung,<br />

nicht mehr allein eine Zusatzversorgung. Sie<br />

muss deshalb <strong>der</strong>en wesentliche Elemente nachbilden.<br />

Individuelle Risiken dürfen kein Gr<strong>und</strong> für Ausschlüsse<br />

o<strong>der</strong> eine Min<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Leistungen sein.<br />

Die bAV hat durch den Rechtsanspruch <strong>der</strong> Arbeitnehmerinnen<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmer auf Entgeltumwandlung<br />

einen Aufschwung genommen. Zugleich<br />

hat die arbeitgeberfinanzierte bAV im Hinblick auf<br />

Qualität <strong>und</strong> Quantität abgenommen. Dieser Trend<br />

muss umgekehrt werden. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t eine<br />

stärkere Beteiligung <strong>der</strong> Arbeitgeber an <strong>der</strong> Finanzierung<br />

<strong>der</strong> zweiten Säule. Das kann sowohl durch<br />

direkte finanzielle För<strong>der</strong>ung als auch durch die<br />

Verbesserung <strong>der</strong> gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />

für tarifvertragliche Lösungen geschehen. Die<br />

private Vorsorge (in <strong>der</strong> dritten Säule) ist <strong>der</strong> bAV<br />

unterlegen, weil sie mit höheren Kosten <strong>und</strong> Risikoausschlüssen<br />

verb<strong>und</strong>en ist. Die bAV darf gegenüber<br />

<strong>der</strong> privaten Vorsorge nicht länger bei den Sozialversicherungsbeiträgen<br />

in <strong>der</strong> Leistungsphase<br />

benachteiligt werden.<br />

4.6 Behin<strong>der</strong>tenpolitik<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung erfahren von Seiten<br />

nichtbehin<strong>der</strong>ter Menschen häufig Zurückweisung<br />

o<strong>der</strong> sie stoßen auf Unsicherheit <strong>und</strong> Bevorm<strong>und</strong>ung.<br />

Das Sozialgesetzbuch IX (SGB IX) hat für behin<strong>der</strong>te<br />

<strong>und</strong> von Behin<strong>der</strong>ung bedrohte Menschen<br />

die rechtlichen Rahmenbedingungen für ein Leben<br />

103


in Selbstbestimmung <strong>und</strong> Eigenverantwortung teilweise<br />

verbessert. Ihre uneingeschränkte Teilhabe<br />

an Arbeit <strong>und</strong> Ausbildung ist jedoch noch längst<br />

nicht verwirklicht.<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> chronisch kranke<br />

Menschen sind in beson<strong>der</strong>er Weise von Arbeitslosigkeit<br />

betroffen. Viele Arbeitgeber entziehen sich<br />

ihrer Pflicht zur Beschäftigung schwerbehin<strong>der</strong>ter<br />

Menschen, zu wenige Arbeitsplätze sind behin<strong>der</strong>ten-<br />

o<strong>der</strong> ges<strong>und</strong>heitsgerecht gestaltet. Beson<strong>der</strong>s<br />

unbefriedigend ist die Teilhabe behin<strong>der</strong>ter Jugendlicher<br />

am ersten Arbeitsmarkt. Es hat sich gezeigt,<br />

dass die abgesenkte Beschäftigungspflichtquote<br />

die Arbeitsmarktsituation behin<strong>der</strong>ter Menschen<br />

nicht verbessert hat. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t den<br />

Gesetzgeber auf, die Beschäftigungspflichtquote<br />

zu überprüfen, die Ausgleichsabgabe zu erhöhen<br />

<strong>und</strong> ihre Absetzbarkeit als Betriebskosten zu streichen.<br />

Außerdem sind gesetzliche Maßnahmen zu<br />

ergreifen, damit die Arbeitgeber ihrer Pflicht zur<br />

Ausbildung <strong>und</strong> Beschäftigung behin<strong>der</strong>ter Menschen<br />

tatsächlich nachkommen. Aber auch die betrieblichen<br />

Interessenvertretungen sind gefor<strong>der</strong>t:<br />

Zur Zeit gibt es nur in etwa einem Prozent <strong>der</strong> Unternehmen<br />

verbindliche Vereinbarungen über Ziele<br />

<strong>und</strong> Maßnahmen zur betrieblichen Teilhabe von<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung. Der Abschluss von<br />

sog. Integrationsvereinbarungen kann dabei helfen,<br />

gesetzliche Vorgaben in konkretes betriebliches<br />

Handeln umzusetzen.<br />

Für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sind die Beschäftigungspflicht <strong>und</strong><br />

die Ausgleichsabgabe, die Leistungen zur För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Teilhabe am Arbeitsleben (einschließlich<br />

<strong>der</strong> begleitenden Hilfen), <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>e Kündigungsschutz<br />

<strong>und</strong> die ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>liche Arbeitsgestaltung<br />

wichtige Instrumente, um die Beschäftigungssituation<br />

behin<strong>der</strong>ter o<strong>der</strong> von Behin<strong>der</strong>ung<br />

bedrohter Menschen zu verbessern.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> unterstützt die Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertretungen<br />

bei <strong>der</strong> Bewältigung ihrer gesetzlichen<br />

Aufgaben. Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertretungen<br />

kennen Möglichkeiten zum Ausgleich krankheitso<strong>der</strong><br />

behin<strong>der</strong>ungsbedingter Nachteile. Sie wissen,<br />

wie einer Behin<strong>der</strong>ung vorgebeugt o<strong>der</strong> die<br />

Beschäftigungsfähigkeit erhalten <strong>und</strong> verbessert<br />

werden kann. Dies ist <strong>der</strong> Schlüssel für eine noch<br />

bessere Verzahnung <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertretungen<br />

mit <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en betrieblichen<br />

Interessenvertretungen. Damit kann<br />

auch unterstrichen werden, dass Politik für <strong>und</strong> mit<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen kein Min<strong>der</strong>heitenthema,<br />

son<strong>der</strong>n eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe<br />

<strong>und</strong> gewerkschaftspolitischer Gestaltungsauftrag<br />

ist.<br />

4.7 Familienpolitik<br />

Familienpolitik ist vom Rand ins Zentrum des gesellschaftlichen<br />

Interesses gerückt. Die traditionelle<br />

Ausrichtung auf das eheliche Alleinverdienermodell<br />

sowie <strong>der</strong> Vorrang <strong>der</strong> finanziellen För<strong>der</strong>ung<br />

decken sich nicht mehr mit den Ansprüchen, Bedürfnissen<br />

<strong>und</strong> verän<strong>der</strong>ten Lebenswirklichkeiten<br />

von Familien. Kernelemente <strong>der</strong> notwendigen Neuorientierung<br />

sind eine gute Infrastruktur, familienorientierte<br />

Arbeitsbedingungen <strong>und</strong> passgenaue<br />

Geldleistungen.<br />

Der Ausbau von qualitativ hochwertiger <strong>und</strong> öffentlich<br />

finanzierter Betreuung für Kin<strong>der</strong> jeden Alters<br />

ist überfällig. Einerseits, um die Vereinbarkeit von<br />

Familie <strong>und</strong> Beruf überhaupt erst zu ermöglichen.<br />

An<strong>der</strong>erseits, um allen Kin<strong>der</strong>n – gerade auch aus<br />

sozial benachteiligten Familien – durch frühe individuelle<br />

För<strong>der</strong>ung gleiche Zukunftschancen mit<br />

auf den Weg zu geben. Dazu bedarf es auch eines<br />

weiteren Ausbaus <strong>der</strong> integrierten Ganztagsschulen<br />

(inklusive Lehrmittelfreiheit), die einem umfassenden<br />

<strong>und</strong> sozial gerechten Bildungsanspruch<br />

weitaus besser gerecht werden, als das sozial selektive<br />

dreigliedrige System.<br />

Anstelle arbeitsweltgerechter Familien muss es in<br />

Zukunft stärker darum gehen, etwa die Arbeitszeiten<br />

den Bedürfnissen <strong>der</strong> Familien anzupassen. Sowohl<br />

<strong>der</strong> Gesetzgeber als auch die Tarifvertragsparteien<br />

sind gefor<strong>der</strong>t, flexible Lösungen zu finden<br />

<strong>und</strong> für <strong>der</strong>en Umsetzung zu sorgen. Dies schafft<br />

auch die Voraussetzung dafür, dass Väter dem<br />

wachsenden Bedürfnis nach aktiver Beteiligung an<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>erziehung nachkommen.<br />

Auch die Neuordnung <strong>der</strong> finanziellen Unterstützung<br />

für Familien steht auf <strong>der</strong> Tagesordnung.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich muss ein fairer Lastenausgleich für<br />

Familien erreicht werden. Die Geldleistungen müssen<br />

in einer Familienkasse gebündelt <strong>und</strong> zielgenauer<br />

sowie transparenter eingesetzt werden. Fehlanreize<br />

im Steuersystem, wie z.B. das Ehegattensplitting,<br />

sind abzuschaffen.<br />

4.8 Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />

Zum Kern <strong>der</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutzpolitik<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gehören <strong>der</strong> Auftrag menschengerechter<br />

Arbeitsgestaltung durch das Arbeitsschutzgesetz<br />

sowie <strong>der</strong> Präventionsauftrag für die Unfallversicherungen<br />

durch das SGB VII. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

setzt diesen Auftrag um durch die Beteiligung an<br />

<strong>der</strong> staatlichen Rechtsetzung, durch die Mitwirkung<br />

in <strong>der</strong> Selbstverwaltung <strong>der</strong> Berufsgenossenschaften<br />

<strong>und</strong> vor allem durch betriebspolitische Hilfen<br />

<strong>und</strong> Aktionen.<br />

Durch die Nutzung <strong>der</strong> Instrumente des präventiven<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutzes im Konzept <strong>der</strong><br />

„guten Arbeit“ ist es gelungen, menschengerechte<br />

Arbeit auch mit Fragen <strong>der</strong> Arbeitszeit- <strong>und</strong> Leistungspolitik<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Gestaltung des demografischen<br />

Wandels zu verknüpfen. Menschengerechte<br />

Arbeitsgestaltung als Querschnittsaufgabe muss<br />

künftig noch stärker verankert werden. Eine arbeitsweltbezogene<br />

Präventionsstrategie kann erheblich<br />

zur Bekämpfung arbeitsbedingter Ges<strong>und</strong>heitsrisiken<br />

<strong>und</strong> Erkrankungen <strong>und</strong> damit auch zur<br />

Kostenentlastung für die Sozialversicherungen beitragen.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> unterstützt deshalb die von B<strong>und</strong>, Län<strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> Berufsgenossenschaften eingeleitete Erarbeitung<br />

einer „Gemeinsamen deutschen Arbeitsschutzstrategie“,<br />

bei <strong>der</strong> die Sozialpartner eine<br />

entscheidende Rolle zugewiesen bekommen müs-<br />

104


sen. Eine verbindliche Abstimmung auf gemeinsame<br />

Ziele <strong>und</strong> Handlungsfel<strong>der</strong> kann die Zusammenarbeit<br />

<strong>der</strong> unterschiedlichen Akteure im Arbeitsschutz<br />

wirksamer gestalten. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wendet<br />

sich dabei entschieden gegen einen weiteren Abbau<br />

staatlicher Schutzrechte <strong>und</strong> den Ressourcenabbau<br />

im Arbeitsschutz, <strong>der</strong> insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong><br />

staatlichen Arbeitsschutzverwaltung nach wie vor<br />

stattfindet.<br />

Angestoßen durch die „Eckpunkte zur Neuordnung<br />

<strong>der</strong> gesetzlichen Unfallversicherungen“ einer<br />

B<strong>und</strong>-Län<strong>der</strong>-Kommission (Juni 2006) vollziehen<br />

sich einschneidende Verän<strong>der</strong>ungen im System <strong>der</strong><br />

Umfallversicherungen.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> unterstützt seit langem Zusammenschlüsse<br />

<strong>der</strong> Berufsgenossenschaften nach dem<br />

Branchenprinzip. Die Bildung einer einheitlichen<br />

b<strong>und</strong>esweiten <strong>Metall</strong>-Berufsgenossenschaft, auf<br />

<strong>der</strong>en Weg schon wichtige Teilfusionen erreicht<br />

werden konnten, muss zügig abgeschlossen werden.<br />

Auch nach Bildung eines gemeinsamen Spitzenverbandes<br />

von gewerblichen <strong>und</strong> öffentlichen<br />

Unfallversicherungen müssen branchenbezogene<br />

Prävention <strong>und</strong> eine aktive Rolle <strong>der</strong> Selbstverwaltung<br />

<strong>der</strong> einzelnen Berufsgenossenschaften gewährleistet<br />

bleiben. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wendet sich entschieden<br />

gegen jede Verän<strong>der</strong>ung im Leistungsrecht,<br />

die auf Kosten <strong>der</strong> Versicherten <strong>und</strong> <strong>der</strong> Prävention<br />

geht <strong>und</strong> die Arbeitgeber aus ihrer Verantwortung<br />

entlässt. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t, dass nicht<br />

nur Schwerstverletzte besser gestellt werden, son<strong>der</strong>n<br />

dass auch <strong>der</strong> überwiegende Teil von „geringer“<br />

Geschädigten nach wie vor angemessen entschädigt<br />

wird. Nur wenn häufig auftretende Schädigungen<br />

(etwa <strong>der</strong> Haut o<strong>der</strong> des Gehörs) voll im Entschädigungssystem<br />

bleiben, entstehen Impulse für<br />

die notwendige Prävention.<br />

5. Sozialpolitische Schwerpunkte 2008 bis 2011<br />

1. Die schrittweise Einführung <strong>der</strong> „Rente mit<br />

67“ ab 2012 ist an eine arbeitsmarktpolitische<br />

Überprüfung geb<strong>und</strong>en. 2010 ist bei<br />

<strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Beschäftigungslage<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Arbeitslosenquote Älterer zu bewerten<br />

<strong>und</strong> zu überprüfen, ob die Voraussetzungen<br />

für die Erhöhung des Renteneintrittsalters<br />

gegeben sind. An diesem Prozess<br />

wird sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> aktiv beteiligen.<br />

2. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> tritt für eine solidarische Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> sozialen Sicherungssysteme<br />

<strong>und</strong> für Reformen ein, die <strong>der</strong> Vielfalt<br />

von Arbeits- <strong>und</strong> Lebenssituationen von<br />

Frauen <strong>und</strong> Männern Rechnung tragen. Es<br />

geht darum, Finanzierungsprobleme zu lösen,<br />

Gerechtigkeitslücken zu schließen <strong>und</strong><br />

Leistungsdefizite zu beheben.<br />

3. Für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist die nachhaltige Bekämpfung<br />

von Massenarbeitslosigkeit <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Aufbau sozialversicherungspflichtiger,<br />

existenzsichern<strong>der</strong> <strong>und</strong> arbeitsrechtlich geschützter<br />

Beschäftigung die Voraussetzung<br />

für die finanzielle Stabilisierung <strong>der</strong> sozialen<br />

Sicherungssysteme.<br />

4. Mit ihren Konzepten von Bürger- <strong>und</strong> Erwerbstätigenversicherung<br />

unterstreicht die<br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, wie die Einnahmebasis des Sozialstaats<br />

nachhaltig verbreitert <strong>und</strong> sozial<br />

gerechter gestaltet werden kann. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

engagiert sich darüber hinaus für einen<br />

steuerfinanzierten „Lastenausgleich“ zwischen<br />

Starken <strong>und</strong> Schwachen <strong>und</strong> for<strong>der</strong>t<br />

deshalb einen neuen Finan-zierungsmix<br />

aus Beiträgen <strong>und</strong> Steuern.<br />

5. Der Auf- <strong>und</strong> Ausbau <strong>der</strong> sozialen Infrastruktur<br />

(Kin<strong>der</strong>betreuung, integrierte Ganztagsschulen,<br />

Pflege usw.) ist notwendig, um<br />

Teilhabe zu verbessern, Chancengerechtigkeit<br />

zu erreichen <strong>und</strong> um Erwerbsarbeit besser<br />

mit Familie vereinbaren zu können.<br />

6. Die Bereitstellung öffentlich finanzierter sozialer<br />

Dienstleistungen bleibt eine sozialstaatliche<br />

Aufgabe ersten Ranges. Die <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> setzt sich ergänzend dafür ein, dass<br />

das Entstehen von sozialen Notlagen <strong>und</strong><br />

Ungerechtigkeiten möglichst frühzeitig <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong>en Verfestigung präventiv verhin<strong>der</strong>t<br />

wird.<br />

7. Für ältere Langzeitarbeitslose o<strong>der</strong> ges<strong>und</strong>heitlich<br />

angeschlagene Menschen bedarf<br />

es <strong>der</strong> Einrichtung eines „ehrlichen zweiten<br />

Arbeitsmarktes“. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t, dass<br />

diese öffentlich geför<strong>der</strong>te Beschäftigung<br />

zielgruppenspezifisch ausgebaut wird <strong>und</strong><br />

an Kriterien geknüpft wird wie Sozialversicherungspflicht<br />

<strong>und</strong> Entlohnung nach Tarifo<strong>der</strong><br />

ortsüblichen Löhnen.<br />

8. Altersteilzeit muss auch über 2009 hinaus<br />

geför<strong>der</strong>t werden. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t zuverlässige<br />

gesetzliche Rahmenbedingungen<br />

einschließlich einer materiellen Unterstützung<br />

durch die B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit.<br />

Auf <strong>der</strong> Basis stabiler <strong>und</strong> tragfähiger<br />

gesetzlicher Regelungen wird die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

Altersteilzeit flexibel durch Tarifvertragsvereinbarungen<br />

weiterentwickeln <strong>und</strong> <strong>der</strong>en<br />

Umsetzung in den Betrieben mitgestalten.<br />

9. Themen, Verteilungswirkungen <strong>und</strong> Gestaltungsmöglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Sozialpolitik müssen<br />

als Querschnittsaufgabe breiter in <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> verankert <strong>und</strong> die Schnittstellen<br />

zwischen Sozialpolitik <strong>und</strong> Tarif- bzw. Betriebspolitik<br />

noch deutlicher herausgestellt<br />

werden.<br />

105


Ges<strong>und</strong>heitspolitik<br />

4.001 Antragsteller/in: Hanau<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich mit Nachdruck – jetzt erst<br />

recht – für die Reform <strong>der</strong> „Ges<strong>und</strong>heitsreform<br />

2006“ ein <strong>und</strong> for<strong>der</strong>t die Einführung <strong>der</strong> „Bürgerversicherung“<br />

als gesetzliche Krankenversicherung<br />

(GKV).<br />

Nur durch sie können die finanziellen Probleme <strong>der</strong><br />

GKV nachhaltig gelöst <strong>und</strong> <strong>der</strong> Fortbestand <strong>der</strong> solidarischen<br />

GKV gesichert werden.<br />

Sozialpolitik<br />

4.002 Antragsteller/in:<br />

Gevelsberg-Hattingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> steht die solidarische Weiterentwicklung<br />

des Sozialstaates auch künftig im Mittelpunkt<br />

ihrer Arbeit. Die Sozialpolitik ist neben den<br />

Kernfel<strong>der</strong>n Betriebs- <strong>und</strong> Tarifpolitik ein wichtiges<br />

gewerkschaftliches Aufgabenfeld.<br />

Dazu gehört:<br />

– Der Ausbau einer aktiven Arbeitsmarktpolitik,<br />

die einen Beitrag zum Abbau <strong>der</strong> Massenarbeitslosigkeit<br />

leistet. Das Arbeitslosengeld I für<br />

Ältere muss wie<strong>der</strong> länger gezahlt werden. Die<br />

Zumutbarkeitsregelungen müssen vor Lohndumping<br />

schützen. Das Arbeitslosengeld II<br />

muss armutsfest gemacht werden.<br />

– Die Reform des Ges<strong>und</strong>heitssystems mit dem<br />

Ziel <strong>der</strong> Bürgerversicherung muss vorangetrieben<br />

werden. Darüber hinaus bedarf es ausreichen<strong>der</strong><br />

Finanzmittel, die stärker als bisher für<br />

Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> qualitätssichernde<br />

Maßnahmen verwendet werden.<br />

– Eine Reform <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung.<br />

Diese muss auf eine breitere finanzielle<br />

Basis gestellt werden, d. h. alle Erwerbstätigen<br />

müssen voll rentenversichert werden. Die Beschlüsse<br />

des B<strong>und</strong>estages zur Erhöhung des<br />

Renteneintrittalters auf 67 müssen revidiert<br />

werden. Auch künftig sind flexible Ausstiegsmodelle<br />

vor Erreichen des Rentenalters notwendig.<br />

Dazu gehört die Fortführung <strong>der</strong> geför<strong>der</strong>ten<br />

Altersteilzeit über 2009 hinaus.<br />

– Die gesetzliche Regelung eines Mindestlohnes<br />

in Höhe eines existenzsichernden Einkommens.<br />

Wir for<strong>der</strong>n das Ende <strong>der</strong> Minusr<strong>und</strong>en für die Rentner.<br />

Die Renten müssen mindestens im Rahmen <strong>der</strong><br />

jährlichen Inflationsrate angepasst werden.<br />

Die Demontage <strong>der</strong> Sozialversicherungssysteme<br />

muss auch weiterhin aktiv bekämpft werden. Die<br />

Demonstrationen im Oktober 2006 <strong>und</strong> die betrieblichen<br />

<strong>und</strong> öffentlichkeitswirksamen Protestk<strong>und</strong>gebungen<br />

Anfang 2007 waren ein erfolgreicher Auftakt.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, die<br />

Aufklärung <strong>der</strong> Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />

<strong>und</strong> die Mobilisierung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> gegen<br />

den weiteren Sozialabbau durch die Große Koalition<br />

in Berlin fortzusetzen. Dazu gehört auch die Organisierung<br />

von Demonstrationen mit an<strong>der</strong>en Gewerkschaften<br />

im DGB.<br />

Pflegeversicherung<br />

4.003 Antragsteller/in: Weilheim<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, gemeinsam mit<br />

dem DGB dafür einzutreten, dass folgende Prinzipien<br />

bei <strong>der</strong> Reform <strong>der</strong> Pflegeversicherung durchgesetzt<br />

werden:<br />

1. Es muss eine paritätische Finanzierung sichergestellt<br />

werden (z. B. durch Wie<strong>der</strong>einführung<br />

des bezahlten Buß- <strong>und</strong> Bettages).<br />

2. Demenz <strong>und</strong> Alzheimer müssen in den Katalog<br />

<strong>der</strong> Pflegeversicherung aufgenommen werden.<br />

3. Die hauswirtschaftliche Versorgung ist bei <strong>der</strong><br />

Ermittlung des zeitlichen Pflegeaufwandes mit<br />

zu berücksichtigen.<br />

Pflegezeitgesetz<br />

4.004 Antragsteller/in:<br />

Frauenausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>n den Vorstand <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, sich dafür einzusetzen, dass:<br />

1. im Rahmen des von <strong>der</strong> Großen Koalition geplanten<br />

Pflegezeitgesetzes ein Anspruch auf eine<br />

kurzfristige <strong>und</strong> kurzzeitige Freistellung für<br />

alle Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen geschaffen<br />

wird. Diese Freistellung soll insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong> Pflege dienen. Die<br />

bekannt gewordenen Überlegungen <strong>der</strong> Koalition,<br />

einen Anspruch auf sechs Monate <strong>und</strong><br />

weitere sechs Monate Verlängerungsoption zu<br />

schaffen, lehnen wir ab, da sie nicht kurzzeitig<br />

sind. Kurzfristig bedeutet für uns eine Ankündigungsfrist<br />

von drei Tagen. Kurzzeitig umfasst<br />

einen Zeitraum von maximal sechs Wochen.<br />

2. geprüft wird, inwieweit die Regelung des § 45<br />

SGB V (Entgeltfortzahlung zur Pflege erkrankter<br />

Kin<strong>der</strong>) auf die Pflege an<strong>der</strong>er Angehöriger ausgeweitet<br />

werden kann.<br />

3. ein qualifizierter Anspruch auf Teilzeitbeschäftigung<br />

während <strong>der</strong> Pflege geschaffen wird.<br />

Dieser muss sich an den Voraussetzungen des<br />

B<strong>und</strong>eselterngeld <strong>und</strong> Elternzeitgesetzes orientieren.<br />

Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes I<br />

4.005 Antragsteller/in: Ludwigsfelde<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Gesetzgeber hat die Bezugsdauer von Arbeitslosengeld<br />

I für ältere Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitsneh-<br />

106


merinnen auf maximal 18 Monate herabgesetzt. Für<br />

diesen Personenkreis, <strong>der</strong> auf dem Arbeitsmarkt<br />

nur eine geringe Aussicht auf eine neue Arbeitsstelle<br />

hat, bedeutet dies, dass er schneller ins Arbeitslosengeld<br />

II hineinrutscht. Das Arbeitslosengeld II<br />

ist bedarfsabhängig <strong>und</strong> kann erst beansprucht<br />

werden, wenn die Vermögensverhältnisse des/<strong>der</strong><br />

Arbeitslosen auf das sogenannte Schonvermögen<br />

abgeschmolzen sind. Durch die Heraufsetzung des<br />

Rentenalters vergrößert sich die Zeitspanne, die bis<br />

zur Rente zu überbrücken ist.<br />

Kürzerer Arbeitslosengeld-I-Bezug <strong>und</strong> späterer<br />

Renteneintritt führen dazu, dass Arbeitnehmer <strong>und</strong><br />

Arbeitsnehmerinnen nach Ende ihres aktiven Arbeitslebens<br />

zunehmend verarmt das Rentenalter<br />

erreichen.<br />

Das Arbeitslosengeld I ist eine Versicherungsleistung.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> hält eine längere Bezugsdauer<br />

von Arbeitslosengeld I für ältere Arbeitnehmer <strong>und</strong><br />

Arbeitsnehmerinnen für sachgerecht, sowohl im<br />

Hinblick auf <strong>der</strong>en längerer Beitragsleistung als<br />

auch im Hinblick auf die Lage auf dem Arbeitsmarkt<br />

<strong>und</strong> zur Vermeidung von Altersarmut.<br />

Die Gesetzgebung wird deshalb aufgefor<strong>der</strong>t, zu einer<br />

gestaffelten längeren Anspruchsberechtigung<br />

für ältere Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitsnehmerinnen<br />

zurückzukehren.<br />

Än<strong>der</strong>ung SGB II<br />

4.006 Antragsteller/in: Hamburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, sich<br />

aktiv für folgende Än<strong>der</strong>ung im SGB II einzusetzen:<br />

Die Regelleistung nach § 20 SGB II, Absatz 2 ist in einem<br />

ersten Schritt auf mindestens 420 Euro je Monat<br />

anzuheben <strong>und</strong> die übrigen Regelsätze <strong>der</strong> Bedarfsgesellschaft<br />

ebenfalls entsprechend anzuheben.<br />

Soziale Gerechtigkeit<br />

4.007 Antragsteller/in: Göttingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

In <strong>der</strong> momentanen Lage <strong>und</strong> als Sofortmaßnahme<br />

ist es ein Muss, den Regelsatz für ALG II von 345 Euro<br />

auf 420 Euro zu erhöhen.<br />

Ziel muss es sein, die Abschaffung von Hartz IV<br />

nicht nur zu for<strong>der</strong>n, son<strong>der</strong>n auch durchzusetzen<br />

<strong>und</strong> zum alten System <strong>der</strong> Arbeitslosenhilfe zurückzukehren.<br />

Damit Streiks erfolgreich sind, die Angst vor dem<br />

Abrutschen in Hartz IV ihren Schrecken verliert, den<br />

Mitglie<strong>der</strong>n Perspektiven vermittelt <strong>und</strong> Austritte<br />

verhin<strong>der</strong>t <strong>und</strong> Eintritte geför<strong>der</strong>t werden, kann auf<br />

die obige For<strong>der</strong>ung nicht verzichtet werden.<br />

Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Freibeträge SGB II<br />

4.008 Antragsteller/in: Hamburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, sich<br />

aktiv für folgende Än<strong>der</strong>ung im SGB II einzusetzen:<br />

Bei den Freibeträgen für Erwerbseinkommen ist<br />

nach Nebenerwerbs- <strong>und</strong> Partnereinkommen zu unterscheiden.<br />

Bei Nebenerwerbseinkommen sollen<br />

vom bereinigten Nettoeinkommen 200 Euro anrechnungsfrei<br />

bleiben, <strong>der</strong> übersteigende Betrag<br />

soll zu 50 % angerechnet werden.<br />

Bei Partnereinkommen (Bedarfgemeinschaft) sollen<br />

vom bereinigten Nettoeinkommen 1000 Euro<br />

(Orientierung an <strong>der</strong> Pfändungsfreigrenze) anrechnungsfrei<br />

bleiben <strong>und</strong> <strong>der</strong> übersteigende Betrag zu<br />

50 % angerechnet werden.<br />

Die Freibeträge für das Vermögen nach § 12 sind für<br />

alle auf mindestens 520 Euro je vollendetem Lebensjahr<br />

anzuheben.<br />

Keine zwangweise Zuweisung in 1-Euro-Jobs<br />

4.009 Antragsteller/in: Hamburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die zwangsweise Zuweisung von Erwerbslosen in<br />

1-Euro-Jobs ist abzulehnen <strong>und</strong> zu bekämpfen.<br />

Strategische Ansätze <strong>und</strong> Gestaltungskonzepte<br />

4.010 Antragsteller/in: Völklingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die ersten sehr schmerzlichen Erfahrungen mit <strong>der</strong><br />

Hartz-Gesetzgebung liegen vor.<br />

Viele Beschäftigte fallen selbst nach langjähriger<br />

Beschäftigung unverschuldet, zum Beispiel durch<br />

Betriebsschließung o<strong>der</strong> Kündigung, nach 12 bzw.<br />

18 Monaten in das Arbeitslosengeld II.<br />

Bei Entlassungen gelingt es Betriebsräten <strong>und</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> in einigen Fällen, durch Beschäftigungsgesellschaften<br />

den Fall in das Arbeitslosengeld II zeitlich<br />

zu verzögern.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />

sind alt bewährte Sozialpläne heute kontraproduktiv,<br />

da z. B. Abfindungen beim Arbeitslosengeld II<br />

angerechnet werden. Ebenso werden bei Bezug des<br />

Arbeitslosengeldes II Ersparnisse angerechnet.<br />

Wir brauchen eine Debatte mit <strong>der</strong> Überschrift:<br />

„Was ist sozialverträglich?“<br />

Wir brauchen in <strong>der</strong> Betriebspolitik neue Modelle, um<br />

für die Beschäftigten beim Verlust des Arbeitsplatzes<br />

den Fall in das Arbeitslosengeld II zu vermeiden.<br />

Dabei müssen Ziele verfolgt werden, um Arbeitsplätze<br />

zu erhalten, neue zu schaffen <strong>und</strong> eine Brükke<br />

in neue Arbeitsverhältnisse zu entwickeln.<br />

Nach dem alten Arbeitsför<strong>der</strong>ungsgesetz konnten<br />

Beschäftigungsgesellschaften mit bis zu zwei Jahren<br />

Laufzeit gebildet werden. Heute sind es maximal<br />

noch 12 Monate.<br />

107


Um eine sozialverträgliche Personalpolitik zukunftsorientiert<br />

umzusetzen, sind neue Modell notwendig.<br />

Längere Laufzeiten für Beschäftigungsgesellschaften<br />

o<strong>der</strong> auch öffentlich geför<strong>der</strong>te Beschäftigungssektoren<br />

können ein Modell sein, beim Verlust<br />

des Arbeitsplatzes den Fall in das Arbeitslosengeld<br />

II zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, mit<br />

Betriebsräten, hauptamtlichen Kolleginnen <strong>und</strong><br />

Kollegen, sowie weiteren Experten zukunftsweisende<br />

Modelle zu entwickeln.<br />

Die Stahlstiftungen <strong>und</strong> Beschäftigungsgesellschaften<br />

<strong>der</strong> Vergangenheit können dabei inhaltliche<br />

Orientierungen sein.<br />

Durch die Hartz-Reformen hat es nachweislich keine<br />

qualitative Verbesserung <strong>der</strong> Arbeitsför<strong>der</strong>ung<br />

gegeben, son<strong>der</strong>n nur eine Leistungskürzung.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich aktiv für eine Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Hartz-Gesetze ein.<br />

Es müssen gesetzliche Regelungen geschaffen werden,<br />

die insbeson<strong>der</strong>e für langjährig Versicherte<br />

den Fall ins Arbeitslosengeld II vermeiden.<br />

Die Zumutbarkeitsregelungen müssen vor Lohndumping<br />

schützen. Niemand darf gezwungen werden,<br />

unter Tarif o<strong>der</strong> unterhalb <strong>der</strong> ortsüblichen<br />

Entlohnung zu arbeiten.<br />

Das Arbeitslosengeld II muss armutsfest gemacht<br />

werden.<br />

Umgang mit den Konsequenzen aus <strong>der</strong> Hartz-<br />

Gesetzgebung<br />

4.011 Antragsteller/in: Trier<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die ersten sehr schmerzlichen Erfahrungen mit <strong>der</strong><br />

„Hartz“-Gesetzgebung liegen vor.<br />

Viele Beschäftigte fallen selbst nach langjähriger<br />

Beschäftigung unverschuldet, zum Beispiel durch<br />

Betriebsschließung o<strong>der</strong> Kündigung, nach 12 bzw.<br />

18 Monaten in das Arbeitslosengeld II.<br />

Bei Entlassungen gelingt es Betriebsräten <strong>und</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> in einigen Fällen, durch Beschäftigungsgesellschaften<br />

den Fall in das Arbeitslosengeld II zeitlich<br />

zu verzögern.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />

sind alt bewährte Sozialpläne heute kontraproduktiv,<br />

da z.B. Abfindungen beim Arbeitslosengeld II<br />

angerechnet werden. Ebenso werden bei Bezug des<br />

Arbeitslosengeldes II Ersparnisse angerechnet.<br />

Wir brauchen eine Debatte mit <strong>der</strong> Überschrift:<br />

„Was ist sozialverträglich?“<br />

Wir brauchen in <strong>der</strong> Betriebspolitik neue Modelle,<br />

um für die Beschäftigten beim Verlust des Arbeitsplatzes<br />

den Fall in das Arbeitslosengeld II zu vermeiden.<br />

Dabei müssen Ziele verfolgt werden, um Arbeitsplätze<br />

zu erhalten, neue zu schaffen <strong>und</strong> eine Brükke<br />

in neue Arbeitsverhältnisse zu entwickeln.<br />

Nach dem alten Arbeitsför<strong>der</strong>ungsgesetz konnten<br />

Beschäftigungsgesellschaften mit bis zu zwei Jahren<br />

Laufzeit gebildet werden. Heute sind es maximal<br />

noch 12 Monate.<br />

Um eine sozialverträgliche Personalpolitik zukunftsorientiert<br />

umzusetzen, sind neue Modelle<br />

notwendig.<br />

Längere Laufzeiten für Beschäftigungsgesellschaften<br />

o<strong>der</strong> auch öffentlich geför<strong>der</strong>te Beschäftigungssektoren<br />

könnten ein Modell sein, beim Verlust<br />

des Arbeitsplatzes den Fall in das Arbeitslosengeld<br />

II zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, mit Betriebsräten,<br />

hauptamtlichen Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen, sowie<br />

weiteren Experten zukunftsweisende Modelle zu<br />

entwickeln.<br />

Die Stahlstiftungen <strong>und</strong> Beschäftigungsgesellschaften<br />

<strong>der</strong> Vergangenheit können dabei inhaltliche<br />

Orientierung sein.<br />

Durch die Hartz-Reformen hat es nachweislich keine<br />

qualitative Verbesserung <strong>der</strong> Arbeitsför<strong>der</strong>ung<br />

gegeben, son<strong>der</strong>n nur eine Leistungskürzung.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich aktiv für eine Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Hartz-Gesetze ein.<br />

• Es müssen gesetzliche Regelungen geschaffen<br />

werden, die insbeson<strong>der</strong>e für langjährig Versicherte<br />

den Fall ins Arbeitslosengeld II vermeiden.<br />

• Die Zumutbarkeitsregelungen müssen vor<br />

Lohndumping schützen. Niemand darf gezwungen<br />

werden, unter Tarif o<strong>der</strong> unterhalb <strong>der</strong> ortsüblichen<br />

Entlohnung zu arbeiten.<br />

• Das Arbeitslosengeld II muss armutsfest gemacht<br />

werden.<br />

Verbesserung ALG II<br />

4.012 Antragsteller/in: Bochum<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Das SGB II ist seit über zwei Jahren in Kraft. Da eine<br />

Rückführung <strong>der</strong> sozialen Unterstützung auf den<br />

Stand vor den 1. Januar 2005 nicht mehr möglich<br />

ist, gilt es nun, das Gesetz so zu verbessern, dass es<br />

dem Anspruch auf Gr<strong>und</strong>sicherung für Arbeitsuchende<br />

gerecht wird.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, sich in<br />

Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en sozialen Organisationen<br />

für folgende Än<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Verbesserungen<br />

am SGB II einzusetzen:<br />

1. Die Regelleistung nach § 20 Absatz 2 ist auf<br />

mindestens 420 Euro je Monat anzuheben.<br />

2. Bei den Kosten <strong>der</strong> Unterkunft nach § 22 sind<br />

für die Angemessenheit, die örtlich vorherrschenden<br />

Kriterien heranzuziehen, insbeson<strong>der</strong>e<br />

ist auf den auf dem örtlichen Wohnungsmarkt<br />

angebotenen Quadratmeterpreis abzuheben.<br />

3. Die Freibeträge für das Vermögen nach § 12<br />

sind auf mindestens 520 Euro anzuheben.<br />

4. Bei den Freibeträgen für Erwerbseinkommen<br />

ist nach Nebenerwerbs- <strong>und</strong> Partnereinkommen<br />

zu unterscheiden.<br />

Bei Nebenerwerbseinkommen sollen vom bereinigten<br />

Nettoeinkommen 200 Euro anrechnungsfrei<br />

bleiben, <strong>der</strong> übersteigende Betrag<br />

soll zu 50 Prozent angerechnet werden. Bei<br />

Partnereinkommen sollen vom bereinigten<br />

108


Nettoeinkommen 1000 Euro (Orientierung an<br />

<strong>der</strong> Pfändungsfreigrenze) anrechnungsfrei<br />

bleiben <strong>und</strong> <strong>der</strong> übersteigende Betrag zu 50<br />

Prozent angerechnet werden.<br />

5. Die Anrechnung von Kin<strong>der</strong>geld nach § 11 ist<br />

ersatzlos zu streichen.<br />

6. Ebenso sind Urlaubsgeld- <strong>und</strong> Jahresson<strong>der</strong>zahlung<br />

von <strong>der</strong> Einkommensberechnung auszunehmen.<br />

7. Die Gesetzesän<strong>der</strong>ung bei § 7, wonach Betroffene<br />

zwischen 18 <strong>und</strong> 25 Jahren <strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaft<br />

<strong>der</strong> Eltern zuzurechnen sind, ist zu<br />

streichen.<br />

8. Einglie<strong>der</strong>ungsvereinbarungen sind auf freiwilliger<br />

Basis abzuschließen.<br />

9. Arbeitsgelegenheiten sind freiwillig <strong>und</strong> sozialversicherungspflichtig<br />

anzubieten.<br />

10. Die Kosten für Schulbücher <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Schulmaterialien<br />

sind als abweichende Leistungen<br />

nach § 23 zu erbringen.<br />

11. Ebenso ist eine jährliche Weihnachtsbeihilfe<br />

nach § 23 in Höhe von 80 Euro für den Antragsteller<br />

<strong>und</strong> 60 Euro für jedes weitere Mitglied<br />

<strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaft zu leisten.<br />

12. Die Ausforschung <strong>der</strong> Betroffenen nach § 6 <strong>und</strong><br />

die Mitwirkungspflichten nach § 60 sind auf<br />

das absolut notwendige Maß zu beschränken.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e Hausbesuche <strong>und</strong> die Vorlage<br />

von Kontoauszügen sollen nur bei Vorliegen<br />

von konkreten Verdachtsmomenten zulässig<br />

sein. Betroffene dürfen nicht unter Generalverdacht<br />

gestellt werden.<br />

SGB II<br />

4.013 Antragsteller/in: Chemnitz<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, sich in<br />

allen Gremien <strong>und</strong> mit allen Mitteln für folgende Än<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>und</strong> Verbesserungen des SGB II einzusetzen:<br />

1. Die Regelleistung nach § 20 Absatz 2 ist auf<br />

mindestens 420 Euro je Monat anzuheben, wie<br />

es z. B. auch <strong>der</strong> paritätische Wohlfahrtsverband<br />

empfiehlt.<br />

2. Die Kosten <strong>der</strong> Unterkunft müssen den <strong>der</strong> tatsächlichen,<br />

örtlichen Begebenheiten angepasst<br />

werden <strong>und</strong> durch die Arbeitsgemeinschaft<br />

<strong>der</strong> Arbeitsagenturen <strong>und</strong> Kommunen<br />

(ARGE) entsprechend umgesetzt werden.<br />

3. Die Freibeträge für das Vermögen nach § 12<br />

sind auf mindestens 520 Euro anzuheben.<br />

4. Die Freibeträge für Einkommen, die nicht aus<br />

<strong>der</strong> Erwerbstätigkeit erzielt wurden, müssen<br />

nach oben korrigiert werden, insbeson<strong>der</strong>e bei<br />

Renten.<br />

5. Die Anrechnung von Kin<strong>der</strong>geld nach § 11 ist<br />

ersatzlos zu streichen (Deutschland ist eine<br />

Ausnahme in Europa bei <strong>der</strong> Anrechnung von<br />

Kin<strong>der</strong>geld auf Sozialleistungen)<br />

6. Die Gesetzesän<strong>der</strong>ung bei § 7, wonach Betroffene<br />

zwischen 18 <strong>und</strong> 25 Jahren <strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaft<br />

<strong>der</strong> Eltern zuzurechnen sind, ist zu<br />

streichen (Wi<strong>der</strong>spruch zum zivilrechtlichen<br />

Unterhaltsrecht).<br />

7. Einglie<strong>der</strong>ungsvereinbarungen sind auf freiwilliger<br />

Basis abzuschließen (keine Sanktion).<br />

8. Alle Arbeiten, die zur Zeit nicht im Schutze <strong>der</strong><br />

Sozialsysteme verankert sind, so auch die Arbeitsgelegenheiten<br />

müssen zukünftig in die<br />

paritätische Finanzierung <strong>der</strong> Sozialsysteme<br />

eingeb<strong>und</strong>en werden.<br />

9. Die Kosten für Schulbücher <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Schulmaterialien<br />

sind als abweichende Leistungen<br />

nach § 23 zu erbringen.<br />

10. Ebenso ist eine jährliche Weihnachtsbeihilfe<br />

nach § 23 in Höhe von 80 Euro für den Antragsteller<br />

<strong>und</strong> 60 Euro für jedes weitere Mitglied<br />

<strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaft zu leisten (dreizehntes<br />

Monatsgehalt auch für Erwerbslose).<br />

11. Die Betroffenen nach § 7 dürfen nicht unter Generalverdacht<br />

gestellt werden. Bei stattfindenden<br />

Kontrollen muss die Angemessenheit <strong>der</strong><br />

Mittel im Einklang mit dem Gr<strong>und</strong>gesetz stehen.<br />

Än<strong>der</strong>ungen am SGB II<br />

4.014 Antragsteller/in: Bremen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Das SGB II ist seit nunmehr fast zwei Jahren in Kraft.<br />

Da eine Rückführung <strong>der</strong> sozialen Unterstützung<br />

auf den Stand vor den 1. Januar 2005 nicht mehr<br />

möglich ist, gilt es nun, das Gesetz so zu verbessern,<br />

dass es dem Anspruch auf Gr<strong>und</strong>sicherung für<br />

Arbeitsuchende gerecht wird.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird auf gefor<strong>der</strong>t, sich<br />

in allen Gremien <strong>und</strong> mit allen Mitteln für folgende<br />

Än<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Verbesserungen am SGB II einzusetzen:<br />

1. Die Regelleistung nach § 20 Absatz 2 ist mindestens<br />

420 Euro je Monat wie es z.B. auch <strong>der</strong><br />

Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband<br />

empfiehlt .<br />

2. Bei den Kosten <strong>der</strong> Unterkunft nach § 22 sind<br />

für die Angemessenheit die örtlich vorherrschenden<br />

Kriterien heranzuziehen, insbeson<strong>der</strong>e<br />

ist auf den auf dem örtlichen Wohnungsmarkt<br />

angebotenen Quadratmeterpreis abzuheben.<br />

3. Die Freibeträge für das Vermögen nach § 12<br />

sind auf mindestens 520 Euro anzuheben (gerade<br />

im Hinblick auf die Zunahme von atypischer<br />

Arbeit).<br />

4. Bei den Freibeträgen für Erwerbseinkommen<br />

ist nach Nebenerwerbs- <strong>und</strong> Partnereinkommen<br />

zu unterscheiden. Bei Nebenerwerbseinkommen<br />

sollen vom bereinigten Nettoeinkommen<br />

200 Euro anrechnungsfrei bleiben, <strong>der</strong><br />

übersteigende Betrag soll zu 50 Prozent angerechnet<br />

werden. Bei Partnereinkommen sollen<br />

vom bereinigten Nettoeinkommen 1000 Euro<br />

(Orientierung an <strong>der</strong> Pfändungsfreigrenze) anrechnungsfrei<br />

bleiben <strong>und</strong> <strong>der</strong> übersteigende<br />

Betrag zu 50 Prozent angerechnet werden.<br />

109


5. Die Anrechnung von Kin<strong>der</strong>geld nach § 11 ist<br />

ersatzlos zu streichen (Deutschland ist eine<br />

Ausnahme in Europa bei <strong>der</strong> Anrechnung von<br />

Kin<strong>der</strong>geld auf Sozialleistungen).<br />

6. Ebenso sind Urlaubsgeld- <strong>und</strong> Jahresson<strong>der</strong>zahlung<br />

von <strong>der</strong> Einkommensberechnung auszunehmen<br />

(steht im Wi<strong>der</strong>spruch zur dreiwöchigen<br />

Freistellung).<br />

7. Die Gesetzesän<strong>der</strong>ung bei § 7, wonach Betroffene<br />

zwischen 18 <strong>und</strong> 25 Jahren <strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaft<br />

<strong>der</strong> Eltern zuzurechnen sind, ist zu<br />

streichen (Wi<strong>der</strong>spruch zum zivilrechtlichen<br />

Unterhaltsrecht).<br />

8. Einglie<strong>der</strong>ungsvereinbarungen sind auf freiwilliger<br />

Basis abzuschließen (keine Sanktion).<br />

9. Arbeitsgelegenheiten sind freiwillig <strong>und</strong> sozialversicherungspflichtig<br />

auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage des<br />

Vorschlages des Diakonischen Werkes anzubieten.<br />

10. Die Kosten für Schulbücher <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Schulmaterialien<br />

sind als abweichende Leistungen<br />

nach § 23 zu erbringen.<br />

11. Ebenso ist eine jährliche Weihnachtsbeihilfe<br />

nach § 23 in Höhe von 80 Euro für den Antragsteller<br />

<strong>und</strong> 60 Euro für jedes weitere Mitglied<br />

<strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaft zu leisten (dreizehntes<br />

Monatsgehalt auch für Erwerbslose).<br />

12. Die Ausforschung <strong>der</strong> Betroffenen nach § 6 SGB<br />

II <strong>und</strong> die Mitwirkungspflichten nach § 60 SGB<br />

X sind auf das absolut notwendige Maß zu beschränken.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e Hausbesuche <strong>und</strong><br />

die Vorlage von Kontoauszügen sollen nur bei<br />

Vorliegen von konkreten Verdachtsmomenten<br />

zulässig sein (Betroffene dürfen nicht unter Generalverdacht<br />

gestellt werden).<br />

Sozialstaat <strong>und</strong> Sozialpolitik<br />

4.015 Antragsteller/in: Berlin<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, sich aktiv<br />

für folgende Än<strong>der</strong>ungen im SGB II einzusetzen:<br />

Die Regelleistung nach § 20 Absatz 2 ist in einem ersten<br />

Schritt auf mindestens 420 Euro je Monat anzuheben.<br />

Bei den Freibeträgen für Erwerbseinkommen ist<br />

nach Nebenerwerbs- <strong>und</strong> Partnereinkommen zu unterscheiden.<br />

Bei Nebenerwerbseinkommen sollen<br />

vom bereinigten Nettoeinkommen 200 Euro anrechnungsfrei<br />

bleiben, <strong>der</strong> übersteigende Betrag<br />

soll zu 50% angerechnet werden. Bei Partnereinkommen<br />

sollen vom bereinigten Nettoeinkommen<br />

1000 Euro (Orientierung an <strong>der</strong> Pfändungsfreigrenze)<br />

anrechnungsfrei bleiben <strong>und</strong> <strong>der</strong> übersteigende<br />

Betrag zu 50% angerechnet werden.<br />

Die Freibeträge für das Vermögen nach § 12 sind für<br />

alle auf mindestens 520 Euro je vollendetem Lebensjahr<br />

anzuheben.<br />

Die Anrechnung von Kin<strong>der</strong>geld nach § 11 ist ersatzlos<br />

zu streichen.<br />

Die Kosten für Schulbücher <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Schulmaterialien<br />

sowie Kin<strong>der</strong>kleidung sind als abweichende<br />

Leistungen nach § 23 zu erbringen.<br />

Die Gesetzesän<strong>der</strong>ung (aus dem „Fortentwicklungsgesetz<br />

zum SGB II“ vom August 2006) bei § 7,<br />

wonach Betroffene zwischen 18 <strong>und</strong> 25 Jahren <strong>der</strong><br />

Bedarfsgemeinschaft <strong>der</strong> Eltern zuzurechnen sind,<br />

ist zu streichen. (Die Volljährigkeit beginnt mit 18<br />

Jahren).<br />

Einglie<strong>der</strong>ungsvereinbarungen dürfen nicht erzwungen<br />

werden (keine Sanktion).<br />

Arbeitsgelegenheiten nach § 16 SGBII sind durch<br />

sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen zu<br />

ersetzen.<br />

Die Ausforschung <strong>der</strong> Betroffenen nach § 6 SGB II<br />

<strong>und</strong> die Mitwirkungspflichten nach § 60 SGB X sind<br />

auf das absolut notwendige Maß zu beschränken.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e Hausbesuche <strong>und</strong> die Vorlage von<br />

Kontoauszügen sollen nur bei Vorliegen von konkreten<br />

Verdachtsmomenten zulässig sein (Betroffene<br />

dürfen nicht unter Generalverdacht gestellt werden)<br />

Än<strong>der</strong>ung SGB II – Kin<strong>der</strong>geld<br />

4.016 Antragsteller/in: Hamburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Gesetzesän<strong>der</strong>ung (aus dem „Fortentwicklungsgesetz<br />

zum SGB II“ vom August 2006) bei § 7,<br />

wonach Betroffene zwischen 18 <strong>und</strong> 25 Jahren <strong>der</strong><br />

Bedarfsgemeinschaft <strong>der</strong> Eltern zuzurechnen sind,<br />

ist zu streichen.<br />

Die Anrechnung von Kin<strong>der</strong>geld nach § 11 ist ersatzlos<br />

zu streichen.<br />

Einwirkung – Zukunft <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Rentenversicherung<br />

4.017 Antragsteller/in: Krefeld<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Unser Rentensystem solidarisch <strong>und</strong> gerecht<br />

gestalten<br />

Kaum ein Thema macht den Bürgern <strong>und</strong> Bürgerinnen,<br />

über alle Altersgrenzen hinweg, mehr Sorgen als<br />

die Zukunft <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung. Die<br />

gesetzliche Rentenversicherung in Deutschland gehört<br />

zu den ältesten Sozialversicherungen. Sie kann<br />

insgesamt als „Erfolgsgeschichte“ in <strong>der</strong> deutschen<br />

Alterssicherungspolitik bezeichnet werden. Mit <strong>der</strong><br />

Rentenreform des Jahres 1957, durch die Einführung<br />

<strong>der</strong> „dynamischen Rente“, wurden die Rentner <strong>und</strong><br />

Renterinnen an <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Erwerbseinkommen<br />

durch entsprechende regelmäßige Anpassungen<br />

beteiligt.<br />

Rente war endlich „Lohnersatz“ <strong>und</strong> nicht mehr länger<br />

nur Altersarmutvermeidendes „Zubrot“. Sie hatte seit<br />

dieser Zeit die Funktion, als „Einkommensersatz“ die<br />

Sicherung des Lebensstandards nach dem Ausscheiden<br />

aus dem Berufsleben zu bewirken. Dieser Erfolg<br />

hatte als Gr<strong>und</strong>lage ein starkes wirtschaftliches<br />

Wachstum, in Verbindung mit einem Arbeitsmarkt, in<br />

dem <strong>der</strong> „Normalarbeitnehmer“ mit praktisch lebenslanger<br />

Vollzeitbeschäftigung rechnen konnte. Dieses<br />

Modell funktioniert heute so nicht mehr.<br />

110


Die ökonomischen, sozialen <strong>und</strong> demographischen<br />

Rahmenbedingungen haben sich inzwischen erheblich<br />

gewandelt. Mit den in immer kürzeren Abständen<br />

vorgenommenen Entscheidungen zur Alterssicherung<br />

ist ein tiefgreifen<strong>der</strong> Wandel im deutschen Alterssicherungssystem<br />

eingeleitet worden. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

haben die Maßnahmen <strong>der</strong> Jahre 1992, 1997,<br />

2001 <strong>und</strong> 2004 im wesentlichen dazu beigetragen.<br />

Wären die 2001 <strong>und</strong> 2004 beschlossenen Maßnahmen,<br />

die stufenweise ihre Wirkung entfalten sollen,<br />

bereit heute voll wirksam, so würde z. B. eine Rente<br />

<strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung von 1.000 Euro<br />

(was etwa <strong>der</strong> Netto-Eckrente entspricht) bei optimistischer<br />

Rechnung nur noch 750 Euro betragen<br />

– also ein Viertel weniger.<br />

Damit sieht sich bereits das B<strong>und</strong>esverfassungsgericht<br />

verpflichtet zu warnen , dass eine verfassungsrechtliche<br />

Problemzone erreicht ist. Es sieht die Gefahr,<br />

dass das eingezahlte Kapital regelhaft bei weitem<br />

das übersteigt, was <strong>der</strong> Einzelne <strong>und</strong> die Einzelne<br />

später an Leistungen erhält. Bei diesem dramatischen<br />

Rückgang des Alterseinkommens künftiger<br />

Rentner <strong>und</strong> Rentnerinnen ist es verständlich, das<br />

die Glaubwürdigkeit <strong>und</strong> das Vertrauen in unser gesetzliches<br />

Rentensystem verloren geht.<br />

Wie aber bei keinem an<strong>der</strong>en Bereich <strong>der</strong> sozialen<br />

Sicherung kommt es bei <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung<br />

auf Kontinuität <strong>und</strong> Vorhersehbarkeit<br />

an. Dies ist nur zu erreichen, wenn notwendige Verän<strong>der</strong>ungen<br />

sich an bestehenden Werten <strong>und</strong><br />

Gr<strong>und</strong>prinzipien orientieren.<br />

Wir for<strong>der</strong>n daher:<br />

Ein lebensstandardsicherndes Leistungsniveau in<br />

<strong>der</strong> gesetzliche Rentenversicherung (GRV)!<br />

Die gesetzliche Rentenversicherung (GRV) soll bei<br />

längerer Versicherungsdauer weiterhin ein Leistungsniveau<br />

erreichen, das deutlich über <strong>der</strong> steuerfinanzierten<br />

bedarfs- o<strong>der</strong> bedürftigkeitsgeprüften<br />

armutsvermeidenden Mindestsicherung liegt<br />

<strong>und</strong> sich stärker an <strong>der</strong> Sicherung des Lebensstandards<br />

orientiert.<br />

Die Neuausrichtung <strong>der</strong> Alterssicherungspolitik <strong>der</strong><br />

letzten Jahre darf das Risiko von Einkommensarmut<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> steigenden Einkommensgleichheit im Alter<br />

durch die absehbaren Folgen <strong>der</strong> eingeleiteten Verän<strong>der</strong>ungen<br />

im Zusammenspiel mit <strong>der</strong> ökonomischen<br />

<strong>und</strong> demographischen Entwicklung nicht unverantwortlich<br />

erhöhen.<br />

Nicht nur die Beitragssatzstabilität ist für die wirtschaftliche<br />

Entwicklung bedeutsam.<br />

Die Einkommenslage im Alter ist von herausragen<strong>der</strong><br />

Bedeutung für die Einkommensverwendung<br />

<strong>und</strong> damit für die durch Ältere ausgelöste Nachfrage<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong>en positiven Beschäftigungseffekte.<br />

Enge Beitrags-Leistungs-Beziehung in <strong>der</strong> GRV<br />

erhalten:<br />

Für die GRV soll eine Beitrags-Leistungs-Beziehung<br />

erhalten bleiben. Dies muss auch durch die sachgerechte<br />

Finanzierung von Umverteilungsaufgaben<br />

innerhalb <strong>der</strong> GRV verdeutlicht werden. Darunter<br />

fallen eine Vielzahl von gesellschaftlichen Aufgaben,<br />

u.a. die Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>und</strong> Erhaltung <strong>der</strong><br />

Erwerbsfähigkeit, die Versorgung von Hinterbliebenen,<br />

die Kin<strong>der</strong>erziehungszeiten, die Angleichung<br />

<strong>der</strong> Lebensverhältnisse in Ost <strong>und</strong> West.<br />

Die Finanzierung aller „versicherungsfremden“<br />

Leistungen ist durch allgemeine Haushaltsmittel<br />

des B<strong>und</strong>es sicherzustellen <strong>und</strong> nicht durch die<br />

Deckung am Arbeitsverhältnis anknüpfen<strong>der</strong> Sozialversicherungsbeiträge.<br />

Der für diese gesellschaftlichen Gemeinschaftsaufgaben<br />

seit 1999 gesetzlich verankerte B<strong>und</strong>eszuschuss<br />

an die Rentenversicherung zum Ausgleich<br />

aller Fremdleistungen muss erhalten bleiben;<br />

ebenfalls die Dynamisierung, die gesetzlich festgeschrieben<br />

ist. Durch eine insgesamt sachadäquate<br />

Finanzierung wird die Beitragsbelastung <strong>der</strong> Arbeitgeber<br />

<strong>und</strong> Arbeitgeberinnen <strong>und</strong> Arbeitnehmer <strong>und</strong><br />

Arbeitsnehmerinnen reduziert, <strong>der</strong> „Faktor Arbeit“<br />

entlastet.<br />

Für einen integrierten Ansatz in <strong>der</strong><br />

Alterssicherungspolitik:<br />

Eine nachhaltige Alterssicherungspolitik darf sich<br />

aber nicht allein auf die Alterssicherungssysteme<br />

(<strong>der</strong>en Finanzierung, Leistungen <strong>und</strong> Besteuerung)<br />

beschränken, son<strong>der</strong>n hat auch weitere für die reale<br />

Einkommenslage im Alter wichtige – <strong>und</strong> politisch<br />

gestaltbare – Entwicklungen zu berücksichtigen,<br />

wie insbeson<strong>der</strong>e Höhe <strong>und</strong> Struktur von Sozialversicherungsleistungen<br />

im Falle von Krankheit,<br />

Pflegebedürftigkeit, was aus den laufenden Alterseinkommen<br />

(wegen Zuzahlung, Begrenzungen des<br />

Leistungskatalogs u.a.m.) zu finanzieren ist.<br />

Eine <strong>der</strong>artige Sicht <strong>und</strong> Entwicklungsvorbereitung<br />

wird von den Delegierten <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für dringend<br />

erfor<strong>der</strong>lich gehalten.<br />

Einbezug aller Erwerbstätigen in die GRV:<br />

Ein solidarisches Umlagesystem zur Erfüllung des<br />

Versprechens <strong>der</strong> Gesellschaft – die Älteren am<br />

Wohlstand <strong>der</strong> Gesellschaft, entsprechend ihrem<br />

Lebensstandard in <strong>der</strong> Erwerbsphase, zu beteiligen<br />

– verlangt eigentlich, dass sich alle Erwerbstätigen<br />

an <strong>der</strong> Finanzierung dieser Aufgabe beteiligen. Die<br />

logische Konsequenz wäre die Umgestaltung <strong>der</strong><br />

gesetzlichen Rentenversicherung in eine „Erwerbstätigenversicherung“.<br />

Dieser unter dem Gesichtspunkt<br />

<strong>der</strong> Solidarität erstrebenswerte Umbau erfor<strong>der</strong>t<br />

erhebliche Übergangsfristen.<br />

Die bisher auf die pflichtversicherten Arbeitnehmer<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen beschränkte Solidarität<br />

muss endlich ausgeweitet <strong>und</strong> Selbständige, Freiberufler,<br />

Beamte <strong>und</strong> Politiker <strong>und</strong> Politikerinnen<br />

(Minister <strong>und</strong> Ministerinnen <strong>und</strong> Abgeordnete)<br />

schrittweise in die gesetzliche Rentenversicherung<br />

einbezogen werden. Alle Erwerbsarbeiten müssen<br />

voll rentenversichert werden.<br />

Erhöhung <strong>der</strong> Erwerbsbeteiligung Älterer:<br />

Angesichts <strong>der</strong> Alterung <strong>der</strong> Gesellschaft ist eine Erhöhung<br />

<strong>der</strong> Beschäftigungsquote <strong>der</strong> Älteren unumgänglich.<br />

Erstens ist dies ein Beitrag zur gerechten<br />

Verteilung <strong>der</strong> Lasten zwischen den Generationen.<br />

Durch eine längere Erwerbstätigkeit Älterer ergeben<br />

sich Verbesserungen für die Finanzlage <strong>der</strong><br />

Sozialversicherungsträger. Der Beitragsbedarf reduziert<br />

sich. Die nachwachsenden Generationen<br />

111


werden im Erwerbsalter geringer belastet. Dies verbessert<br />

nicht nur ihre Nettoeinkommen, son<strong>der</strong>n<br />

durch die Entlastung des „Faktor Arbeit“ erhöhen<br />

sich auch die Beschäftigungschancen.<br />

Heute ist nur eine Min<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> Personen im Erwerbsalter<br />

bis zum 65. Lebensjahr beschäftigt. Die<br />

erheblichen Anstrengungen <strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ungen in<br />

vielen Bereichen haben bis jetzt keine gr<strong>und</strong>legende<br />

Verbesserung erbracht. Darüber hinaus werden<br />

angesichts <strong>der</strong> hohen körperlichen <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Belastungen viele Beschäftigte auch in<br />

Zukunft nicht bis zum 65.Lebensjahr arbeiten können.<br />

Wir for<strong>der</strong>n daher differenzierte Lösungen einzuführen.<br />

Wir for<strong>der</strong>n eine Verbesserung <strong>der</strong> Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrenten.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e for<strong>der</strong>n wir Regelungen,<br />

wonach Versicherte mit 45 Versicherungsjahren<br />

ohne Rentenmin<strong>der</strong>ung aus dem Erwerbleben<br />

ausscheiden können. Eine rentenrechtliche Erhöhung<br />

des abschlagfreien Renteneintrittalters lehnen<br />

wir ab.<br />

Ergänzende Altersversicherung durch betriebliche<br />

<strong>und</strong> private Vorsorge (Riester-Rente)<br />

Als weitere Säulen <strong>der</strong> Alterssicherung sollen die<br />

Betriebrenten <strong>und</strong> die kapitaldeckende eigene Vorsorge<br />

(Riester-Rente) erhalten bleiben. Um die<br />

steuerliche För<strong>der</strong>ung auf alle Bevölkerungsschichten<br />

in gleicher Weise auszudehnen, wäre es erstrebenswert,<br />

die sogenannte Riester-Rente für alle Erwerbstätigen<br />

obligatorisch zu machen.<br />

Die Gesetzliche Rentenversicherung ist zu einer Solidarischen<br />

Bürgerversicherung für alle Erwerbstätigen<br />

auszubauen. Dies erfor<strong>der</strong>t, auch Beamte,<br />

Freiberufler, Selbständige <strong>und</strong> Parlamentarier <strong>und</strong><br />

Parlamentarierinnen schrittweise in die Bürgerversicherung<br />

einzubeziehen.<br />

Rücknahme des Rentenbeginns mit 67<br />

4.018 Antragsteller/in: Aschaffenburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich auf allen Ebenen für die<br />

Rücknahme des Rentenbeginns mit 67 ein. Das<br />

kürzlich verabschiedete Gesetz, das den Rentenbeginn<br />

auf 67 erhöht, enthält eine Überprüfungsklausel.<br />

DGB <strong>und</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wirken auf die Regierung ein,<br />

dass die Überprüfungsklausel dazu genutzt wird,<br />

den Rentenbeginn auf 65 Jahre zurückzusetzen.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wirkt darauf hin, dass <strong>der</strong> Rentenzugang<br />

für langjährig Versicherte bei 62 Jahren festgeschrieben<br />

wird <strong>und</strong> Aufstockungsleistungen in<br />

Übergangsmodellen steuer- <strong>und</strong> beitragsfrei bleiben.<br />

Eine För<strong>der</strong>ung gleiten<strong>der</strong> Übergänge aus dem<br />

Erwerbsleben durch die B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit<br />

über 2009 hinaus muss erreicht werden.<br />

Umkehr in <strong>der</strong> Rentenpolitik<br />

4.019 Antragsteller/in: Ludwigsfelde<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Politik <strong>der</strong> großen Koalition zur Anhebung des<br />

Rentenalters geht an <strong>der</strong> Lebenswirklichkeit <strong>der</strong> Arbeitswelt<br />

vorbei <strong>und</strong> verschärft die sozialen Spannungen<br />

in <strong>der</strong> Gesellschaft, statt diese zu entschärfen.<br />

Der Rationalisierungs- <strong>und</strong> Wettbewerbsdruck<br />

führt zu einer Verdichtung <strong>der</strong> Leistungsanfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Die körperlichen <strong>und</strong> nervlichen Belastungen<br />

steigen <strong>und</strong> zunehmend werden Arbeitszeiten<br />

ohne Rücksicht auf die sozialen <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Interessen <strong>der</strong> Arbeitnehmer den betrieblichen<br />

Bedürfnissen unterworfen.<br />

Die geringe Zahl von Arbeitnehmern über 55 Jahren<br />

in den Betrieben zeigt, dass sehr viele Ältere nicht<br />

in <strong>der</strong> Lage sind, diesen Leistungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

standzuhalten. Die geringe Beschäftigungsquote<br />

Älterer zeigt aber auch, dass die Wirtschaft im Ganzen<br />

gesehen auch keinen Bedarf an <strong>der</strong> Arbeitskraft<br />

<strong>der</strong> Älteren hat.<br />

Die Heraufsetzung des Rentenalters wird daher zu<br />

fatalen Folgen führen:<br />

– Die Arbeitslosigkeit von älteren Arbeitnehmern<br />

wird steigen.<br />

– Aufgr<strong>und</strong> des verkürzten Arbeitslosengeld-I-<br />

Bezugs werden mehr von ihnen auf die Gr<strong>und</strong>sicherung<br />

nach Hartz IV angewiesen sein.<br />

– Diese müssen zuvor ihre Ersparnisse bis auf<br />

das „Schonvermögen“ verbrauchen.<br />

– Sodann werden sie mit noch höheren Abschlägen<br />

in die Rente gehen.<br />

Die Heraufsetzung des Rentenalters führt somit unmittelbar<br />

zur Schaffung einer wachsenden Zahl von<br />

armen Rentnern. Auch diejenigen Arbeitnehmer,<br />

die aus <strong>der</strong> Arbeit direkt in die Altersrente wechseln,<br />

werden höhere Abschläge hinnehmen müssen,<br />

soweit sie nicht bis 67 durchhalten. Auf diese<br />

Weise sinkt das gesamte Rentenniveau durch die<br />

„Rente mit 67“.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> lehnt daher die Heraufsetzung des<br />

Rentenalters auf das Schärfste ab.<br />

Sie wird auch in Zukunft mit allen Mitteln bestrebt<br />

sein:<br />

– Die Regelungen zum Eintritt in die Rente wie<strong>der</strong><br />

auf ein menschliches Maß zurückzuführen,<br />

– die Finanzierung des Rentensystem durch Einbeziehung<br />

auch von Selbständigen, Beamten<br />

<strong>und</strong> Freiberuflern auf eine breitere Gr<strong>und</strong>lage<br />

zu stellen,<br />

– die Höhe <strong>der</strong> Renten auf einem menschenwürdigen<br />

Niveau durch die Erhöhung des steuerfinanzierten<br />

Anteils abzusichern.<br />

112


40 versicherungspflichtige Beitragsjahre ohne<br />

Abzug in Rente<br />

4.020 Antragsteller/in: Aachen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t auf<br />

Parteien <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esregierung einzuwirken, dass<br />

künftig mit 40 Beitragsjahren = 480 Monate die volle<br />

Altersrente ohne Abzüge in Anspruch genommen<br />

werden kann <strong>und</strong> gewährt wird.<br />

Rente mit 60 Jahren bzw. 40 Versicherungsjahren<br />

4.021 Antragsteller/in: Gelsenkirchen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, auf<br />

die B<strong>und</strong>esregierung einzuwirken, den sozialversicherungsrechtlich<br />

beschäftigten Arbeitnehmer <strong>und</strong><br />

Arbeitnehmerinnen nach 40 Versicherungsjahren<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Vollendung des 60. Lebensjahres ein Ausscheiden<br />

aus dem Berufsleben zu ermöglichen, ohne<br />

dass versicherungsmathematische Abschläge<br />

vorgenommen werden.<br />

Rente mit 67 – Sozialpolitik<br />

4.022 Antragsteller/in: Weilheim<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> lehnt weiterhin die Erhöhung des Renteneintrittsalters<br />

auf 67 Jahre ab.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> tritt dafür ein <strong>und</strong> mobilisiert dafür,<br />

dass die Regelaltersgrenze bei 65 Lebensjahren<br />

bleibt.<br />

Versicherte mit 40 Versicherungsjahren bzw. Anrechnungs-<br />

<strong>und</strong> Zurechnungszeiten müssen abschlagsfrei<br />

auch vor dem vollendeten 65. Lebensjahr<br />

in Rente gehen können.<br />

Gegen Rente mit 67<br />

4.023 Antragsteller/in: Duisburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich beim Gesetzgeber dafür ein,<br />

das Renteneintrittsalter bei dem 65-sten Lebensjahr<br />

zu belassen <strong>und</strong> die volle gesetzliche Rente mit<br />

40 Versicherungsjahren zu ermöglichen.<br />

Frühzeitiger Ausstieg aus dem Arbeitsleben<br />

4.024 Antragsteller/in:<br />

Reutlingen-Tübingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die von <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung gegen die Mehrheit<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung beschlossene Erhöhung <strong>der</strong> Regelaltersrente<br />

ab 67 wird weiterhin abgelehnt.<br />

Die Regelaltersrente muss bei 65 Jahren bleiben. Um<br />

dieses Ziel zu erreichen, ergreift die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

Initiativen zur Propagierung dieses Themas im Rahmen<br />

<strong>der</strong> B<strong>und</strong>estagswahl 2009 <strong>und</strong> <strong>der</strong> im Gesetz<br />

verankerten Revisionsklausel 2010. Die heutige gesetzliche<br />

Rentenversicherung muss zu einer Erwerbstätigenversicherung<br />

weiterentwickelt werden.<br />

In ihr müssen auch alle Einkommensarten, die nicht<br />

auf Erwerbsarbeit beruhen, erfasst <strong>und</strong> verbeitragt<br />

werden.<br />

Die Beitragsbemessungsgrenze wird sukzessive<br />

erhöht. Für einen frühzeitigen Ausstieg aus dem Erwerbsleben<br />

werden folgende gesetzliche Regelungen<br />

geschaffen:<br />

– Langjährig Versicherte (35 Beitragsjahre) können<br />

mit Vollendung des 62. Lebensjahres aus<br />

dem Erwerbsleben ausscheiden.<br />

– Beson<strong>der</strong>s langjährig Versicherte (45 Beitragsjahre)<br />

können mit Vollendung des 62. Lebensjahres<br />

ohne Abschlag aus dem Erwerbsleben<br />

ausscheiden.<br />

– Der erleichterte Zugang zur Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente<br />

muss erhalten bleiben.<br />

– Die bisher durch die B<strong>und</strong>esagentur <strong>und</strong> den<br />

Staat geför<strong>der</strong>te Altersteilzeit, die zu einem erheblichen<br />

Anteil dazu beigetragen hat, dass Ältere<br />

ausscheiden konnten <strong>und</strong> damit den Weg<br />

ins Erwerbsleben für Jüngere ermöglich hat,<br />

muss beibehalten werden.<br />

– Das Arbeitslosengeld für ältere Beschäftigte<br />

muss ebenso wie die Verweildauer in einer Beschäftigungs-<br />

<strong>und</strong> Qualifizierungsgesellschaft<br />

auf 32 Monate erhöht werden.<br />

– Für die Absicherung von Zeit- <strong>und</strong> Geldkonten,<br />

die künftig in den Betrieben <strong>und</strong> Verwaltungen<br />

ermöglicht werden, muss ein gesetzlicher Rahmen<br />

für Insolvenzschutz <strong>und</strong> Portabilität geschaffen<br />

werden.<br />

Um eine künftig steigende Altersarmut zu verhin<strong>der</strong>n,<br />

dürfen keine weiteren Rentenkürzungen<br />

stattfinden. Das bedeutet faktisch, dass <strong>der</strong> Nachhaltigkeitsfaktor<br />

abgeschafft wird.<br />

Um die Säule <strong>der</strong> zusätzlichen Altersvorsorge zu<br />

stützen, muss die Sozialversicherungsfreiheit für<br />

die Bruttoentgeltumwandlung <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> arbeitgeberfinanzierten Altersvorsorge<br />

über 2008 hinaus beibehalten werden.<br />

Gewerkschaftliche Tarifpolitik kann <strong>und</strong> wird auch<br />

in Zukunft kein Ersatz für staatliche Sozialpolitik<br />

sein können.<br />

Trotzdem wird die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sich folgen<strong>der</strong> tarifpolitischer<br />

Themen annehmen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> entwickelt ab <strong>der</strong> Tarifr<strong>und</strong>e<br />

2008 Modelle die einen frühzeitigen Ausstieg<br />

erleichtern.<br />

– Die durch eine längere Laufzeit <strong>der</strong> Altersteilzeit<br />

entstehende Finanzierungslücke muss<br />

durch eine Erhöhung <strong>der</strong> Aufstockungsbeiträge<br />

<strong>der</strong> Unternehmen ausgeglichen werden.<br />

– Die Beiträge <strong>der</strong> Arbeitgeber zur Rentenversicherung<br />

werden von bisher 90 Prozent auf 100<br />

Prozent erhöht.<br />

– Einführung genereller Langzeitkonten, die mit<br />

noch zu vereinbarenden Elementen aufzufüllen<br />

sind.<br />

113


Dies sind insbeson<strong>der</strong>e:<br />

– Arbeitszeitverkürzung bei beson<strong>der</strong>s belastenden<br />

Arbeiten,<br />

– Arbeitszeitverkürzung ab dem 55. Lebensjahr,<br />

– Zuschläge für Schicht- o<strong>der</strong> Mehrarbeit.<br />

Die Zuführung <strong>und</strong> Entnahme aus dem Langzeitkonto<br />

liegt im Ermessen <strong>der</strong> Beschäftigten.<br />

Flexibler Ausstieg aus dem Arbeitsleben<br />

4.025 Antragsteller/in: Nürnberg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Aktuelle Ausgangslage <strong>der</strong> Rentenpolitik<br />

Gegen den Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Gewerkschaften hat <strong>der</strong><br />

Gesetzgeber die Anhebung des allgemeinen Rentenalters<br />

auf 67 Jahre beschlossen, ohne Wege aufzuzeigen,<br />

wie diese Anhebung in <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong> Betriebe<br />

umgesetzt werden soll. Gleichzeitig wird die<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Altersteilzeit ab dem 01.01.2010 gestrichen,<br />

die Rente nach Altersteilzeit gibt es ab<br />

2012 nicht mehr – ebenso wie die Altersrente für<br />

Frauen o<strong>der</strong> wegen Arbeitslosigkeit.<br />

Im internationalen Vergleich weist das deutsche<br />

System <strong>der</strong> sozialen Sicherung eine hohe Leistungsfähigkeit<br />

auf. Dies gilt auch <strong>und</strong> gerade für die<br />

gesetzliche Sozialversicherung, die mit ihren Elementen<br />

Lohn- <strong>und</strong> Beitragsorientierung, Lohnersatz<br />

<strong>und</strong> Leistungsdynamik, sozialer Ausgleich sowie<br />

paritätische Mittelaufbringung <strong>und</strong> Selbstverwaltung<br />

sich als gut geeignet erwiesen hat, die großen<br />

Lebensrisiken wie Invalidität, Altersarmut,<br />

Krankheit, Pflegebedürftigkeit, Arbeitslosigkeit,<br />

Unfall zuverlässig <strong>und</strong> solidarisch abzusichern.<br />

Dennoch istdie Diskussion um die ZukunftdesSozialstaatesneu<br />

entbrannt. Vielfach wird dasHorrorszenario<br />

explodieren<strong>der</strong> Ausgaben <strong>und</strong> Beitragssätze entworfen.<br />

Auch die Arbeitslosigkeit steigt <strong>und</strong> immer<br />

mehr Beschäftigungsarten entziehen sich dem Solidarprinzip.<br />

Nichtdie demographische Entwicklung ist<br />

das Problem, son<strong>der</strong>n die Umverteilung des gesellschaftlich<br />

erarbeiteten Reichtums. Die Bevölkerungsentwicklung<br />

ist nur ein Einflussfaktor für die Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Sozialfinanzen. Viel wichtiger ist die Entwicklung<br />

<strong>der</strong> wirtschaftlichen Leistungskraft (Wachstum<br />

<strong>und</strong> Produktivität), die Lohnentwicklung <strong>und</strong> vor allem<br />

die Frage, wie viele Personen überhaupt in Arbeit<br />

stehen <strong>und</strong> damit Beiträge entrichten. Eine gute<br />

Lohnentwicklung istnotwendig, weil die Sozialbeiträge<br />

prozentual auf die Bruttolöhne bezogen werden.<br />

Eine Lohnerhöhung von einem Prozentpunkt bringt z.<br />

B. 1,5 Mrd. Euro für die Rentenversicherung. Wenn die<br />

Löhne zurückbleiben, wirkt sich das auch auf die Rentenkassen<br />

negativ aus. Entscheidend ist aber <strong>der</strong> Abbau<br />

<strong>der</strong> Massenarbeitslosigkeit.<br />

Deshalb for<strong>der</strong>n wir den Vorstand <strong>und</strong> die gesamte<br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, dafür zu sorgen, dass die Rente mit 67<br />

zurückgenommen wird.<br />

Für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss es auch in Zukunft beim<br />

Gr<strong>und</strong>satz bleiben, dass finanzielle Einschnitte bei<br />

sozialstaatlichen Leistungen nicht automatisch Gegenstand<br />

<strong>der</strong> Tarifpolitik werden dürfen. Tarifpolitik<br />

ist nicht <strong>der</strong> Reparaturbetrieb einer verfehlten Sozialpolitik.<br />

Wir for<strong>der</strong>n den Vorstand auf, ein Gesamtkonzept<br />

für einen vorzeitigen Ausstieg aus dem Arbeitsleben<br />

zu entwickeln.<br />

For<strong>der</strong>ungen an den Gesetzgeber:<br />

– Beibehaltung <strong>der</strong> Altersteilzeit über 2009 hinaus<br />

als dauerhafte Lösung.<br />

– Beibehaltung <strong>der</strong> staatlichen Zuschüsse bei Altersteilzeit<br />

insbeson<strong>der</strong>e wenn Arbeitsplätze<br />

wie<strong>der</strong> besetzt werden.<br />

– Beibehaltung <strong>der</strong> Steuer- <strong>und</strong> Abgabenfreiheit<br />

<strong>der</strong> Aufstockungsbeträge <strong>und</strong> Rentenbeiträge.<br />

– Beibehaltung <strong>der</strong> Wahlmöglichkeit zwischen<br />

Blockmodell <strong>und</strong> Teilzeitmodell.<br />

– Absicherung des Entgeltes während <strong>der</strong> Altersteilzeit<br />

in Höhe von mindestens 82 Prozent.<br />

– Ausgleich <strong>der</strong> Rentenbeiträge während <strong>der</strong> Altersteilzeit<br />

auf 100 Prozent.<br />

– Rechtsanspruch für jeden Arbeitnehmer <strong>und</strong> jede<br />

Arbeitnehmerin auf Altersteilzeit.<br />

– Insolvenzsicherung<br />

Darüber hinaus entwickelt <strong>der</strong> Vorstand Modelle,<br />

wie gesetzlich o<strong>der</strong> tarifvertraglich weitere Bausteine<br />

<strong>der</strong> finanziellen Absicherungen, innerhalb <strong>der</strong><br />

deutschen Rentenversicherung, ermöglicht werden<br />

könnten:<br />

– Vermeidung von Rentenabschlägen bei Rentenbezug<br />

vor <strong>der</strong> Altersgrenze.<br />

– Rentenbausteine für belastende Tätigkeiten<br />

um früher aus dem Arbeitsleben ausscheiden<br />

zu können.<br />

Dazu wird <strong>der</strong> Vorstand unsere bestehenden Regelungsfel<strong>der</strong><br />

in den Tarifverträgen weiter entwickeln:<br />

– Tarifverträge „altersvorsorgewirksame Leistungen<br />

zur Entgeltumwandlung“<br />

– Tarifverträge „Beschäftigungsbrücke <strong>und</strong> Altersteilzeit“<br />

– Tarifverträge „Übernahme <strong>der</strong> Azubis“<br />

– Tarifverträge „Langzeitkonten“ <strong>und</strong> „Demographischer<br />

Wandel“<br />

Wir begrüßen, dass <strong>der</strong> Vorstand das Thema Generationengerechtigkeit,<br />

Rente 67, Ausstiegsmöglichkeit<br />

<strong>und</strong> Einstieg für Junge zum Schwerpunkt<br />

<strong>der</strong> Sozialstaatskampagne gemacht hat.<br />

Wir for<strong>der</strong>n, dass die Sozialstaatskampagne unbefristet<br />

weitergeht <strong>und</strong> das Thema flexibler Ausstieg<br />

zum Schwerpunkt <strong>der</strong> tarifpolitischen Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

wird.<br />

Altersgerechte Arbeitsbedingungen<br />

4.026 Antragsteller/in: Ludwigsburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Beschlüsse <strong>der</strong> großen Koalition, das Rentenzugangsalter<br />

auf 67 Jahre zu erhöhen <strong>und</strong> die Bezuschussung<br />

<strong>der</strong> Altersteilzeit durch die B<strong>und</strong>esanstalt<br />

für Arbeit ab dem 01.01.2010 zu streichen,<br />

wird von uns nicht akzeptiert.<br />

Für ältere Beschäftigte ist es jetzt schon zunehmend<br />

schwieriger, ges<strong>und</strong> aus dem Arbeitsleben<br />

auszusteigen. Deshalb ist es notwendig, die Bedingungen<br />

in den Betrieben alterns- <strong>und</strong> altersgerecht<br />

zu verbessern. Nur mit einem ganzen Maßnahmenbündel<br />

kann gewährleistet werden, dass die Arbeit-<br />

114


nehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> vital<br />

das Rentenalter erreichen.<br />

Unsere Kernfor<strong>der</strong>ungen bleiben auf <strong>der</strong> politischen<br />

Agenda:<br />

1. Wer 40 Versicherungsjahre voll hat, muss ohne<br />

Rentenabschläge in Rente gehen können.<br />

2. Vorzeitiger Rentenbezug ab 60 Jahre.<br />

3. Flexibler Ausstieg mit Altersteilzeit o<strong>der</strong> wertgleicher<br />

Regelung.<br />

Die Heraufsetzung des Rentenalters wurde durch<br />

die Vertreter <strong>der</strong> deutschen Industrie als richtige<br />

Maßnahme begrüßt, um ihre Kosten zu senken.<br />

Nicht zuletzt deshalb sind die Unternehmen nun in<br />

<strong>der</strong> Verpflichtung auch die Bedingungen zu schaffen,<br />

damit die arbeitenden Menschen auch das<br />

Rentenalter ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> vital erreichen.<br />

Ergänzend zu unseren Kernfor<strong>der</strong>ungen for<strong>der</strong>n wir<br />

für alternsgerechtes Ausscheiden:<br />

1. Eine an das Alter <strong>und</strong> an Arbeitsbedingungen<br />

angepasste, verkürzte, wöchentliche Arbeitszeit.<br />

Die stufenweise Verkürzung <strong>der</strong> Wochenarbeitszeit<br />

für ältere Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />

ab 55 Jahren, um eine St<strong>und</strong>e pro<br />

Jahr bis zum vorzeitigen Renteneintritt.<br />

2. Der Entfall <strong>der</strong> Verpflichtung zur Schichtarbeit<br />

für ältere Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen.<br />

Ab 50 Jahren entfällt die Verpflichtung zum<br />

Nachtschichtbetrieb <strong>und</strong> ab 54 Jahren zum<br />

Schichtbetrieb allgemein.<br />

3. Eine an das Alter o<strong>der</strong> an beson<strong>der</strong>e Arbeitsbedingungen<br />

angepasste Regelung <strong>der</strong> Leistungsvorgaben.<br />

4. Eine an das Alter angepasste beson<strong>der</strong>e Qualifizierung<br />

von Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen.<br />

5. Der Kündigungsschutz für ältere Arbeitnehmer<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen muss erhalten <strong>und</strong><br />

ausgebaut werden.<br />

Lebensarbeitszeit für Frauen<br />

4.027 Antragsteller/in: Aachen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t den<br />

Gesetzgeber aufzufor<strong>der</strong>n, die Lebensarbeitszeit<br />

für Frauen nicht mehr vom Alter abhängig zu machen.<br />

Angesichts <strong>der</strong> Mehrfachbelastung von Frauen bei<br />

Erziehung, Haushalt <strong>und</strong> <strong>der</strong> Pflege von Familienangehörigen<br />

muss dies bei <strong>der</strong> Lebensarbeitszeit berücksichtigt<br />

werden <strong>und</strong> soll sich nach den geleisteten<br />

Versicherungsjahren, zum Beispiel 25-30 Versicherungsjahre,<br />

richten, längstens jedoch bis zum<br />

60. Lebensjahr.<br />

Beteiligung <strong>der</strong> Rentner <strong>und</strong> Rentnerinnen am<br />

wirtschaftlichen Erfolg<br />

4.028 Antragsteller/in:<br />

Göppingen-Geislingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Um die Rentner <strong>und</strong> Rentnerinnen in Zukunft wie<strong>der</strong><br />

am gesamtwirtschaftlichen Erfolg zu beteiligen,<br />

soll die <strong>IG</strong>-<strong>Metall</strong> auf allen Ebenen für dieses Ziel ihre<br />

Aktivitäten <strong>und</strong> Maßnahmen verstärken.<br />

Bezieher <strong>und</strong> Bezieherinnen von<br />

Altersruhegeld/Renten (Rentenanpassungen)<br />

4.029 Antragsteller/in: Wilhelmshaven<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich verstärkt dafür<br />

ein, dass die B<strong>und</strong>esregierung die Nullr<strong>und</strong>en für<br />

Bezieher <strong>und</strong> Bezieherinnen von Altersruhegeld /<br />

Renten sofort einstellt <strong>und</strong> die Altersbezüge unverzüglich<br />

wie<strong>der</strong>, analog den zu erwartenden Lohnerhöhungen,<br />

anpasst.<br />

Bei stetig steigenden Kosten des Lebensunterhalts<br />

darf nicht länger hingenommen werden, dass gerade<br />

dem Teil <strong>der</strong> Bevölkerung, die unser Gemeinwesen<br />

verantwortungsvoll aufgebaut hat, Einkommensverluste<br />

zugemutet werden, die mittlerweile<br />

bis zu 30 Prozent betragen. In nicht geringer Zahl<br />

steuern die davon Betroffenen auf die Altersarmut<br />

zu. Wenn öffentlich darüber nachgedacht wird, ob<br />

für Landtagsabgeordnete weitere Nullr<strong>und</strong>en zumutbar<br />

sind, betrifft diese wohl eher Rentner <strong>und</strong><br />

Renterinnen.<br />

Im Rahmen des zur Zeit stattfindenden wirtschaftlichen<br />

Aufschwungs ist es geradezu diskriminierend<br />

<strong>und</strong> nicht hinnehmbar, dass gerade die, die in den<br />

wenigsten Fällen die Möglichkeit haben, ihre wirtschaftliche<br />

Lage zu verän<strong>der</strong>n, von den allgemeinen,<br />

wirtschaftlichen Verbesserungen ausgeschlossen<br />

werden.<br />

Das betrifft neben vielen Rentnern <strong>und</strong> Rentnerinnen<br />

mit geringen Einkommen hauptsächlich Frauen,<br />

die durch Geburt <strong>und</strong> Kin<strong>der</strong>erziehung schon<br />

immer benachteiligt wurden. Sie dürfen nicht für<br />

Fehler früherer <strong>und</strong> heutiger Regierungen haftbar<br />

gemacht werden.<br />

Alterssicherung<br />

4.030 Antragsteller/in: Dresden<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, sich<br />

dafür einzusetzen, dass die durch die Nullr<strong>und</strong>en<br />

entstandenen Verluste bei <strong>der</strong> Rentenberechnung<br />

ausgeglichen werden <strong>und</strong> die Entwicklung <strong>der</strong> Renten<br />

ab sofort wie<strong>der</strong> an die Einkommensentwicklung<br />

angekoppelt wird.<br />

115


Alterssicherung<br />

4.031 Antragsteller/in: Riesa<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, sich<br />

dafür einzusetzen, dass die durch die Nullr<strong>und</strong>en<br />

entstandenen Verluste bei <strong>der</strong> Rentenberechnung<br />

ausgeglichen werden <strong>und</strong> die Entwicklung <strong>der</strong> Renten<br />

ab sofort wie<strong>der</strong> an die Einkommensentwicklung<br />

angekoppelt wird.<br />

Gegen erneute Nullr<strong>und</strong>en bei Renten – für einen<br />

Inflationsausgleich!<br />

4.032 Antragsteller/in: Berlin<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt einzuwirken,<br />

dass sich <strong>der</strong> DGB dafür einsetzt, dass den<br />

Rentner <strong>und</strong> Renterinnen anstelle von Nullr<strong>und</strong>en<br />

<strong>der</strong> Inflationsausgleich gewährt wird. Damit wird<br />

ein Urteil des B<strong>und</strong>essozialgerichts unterstützt, in<br />

dem ebenfalls darauf verwiesen wird, um so mindestens<br />

die aus wie<strong>der</strong>holten Nullr<strong>und</strong>en resultierende<br />

Absenkung des Realwertes <strong>und</strong> damit <strong>der</strong> Kaufkraft<br />

zu reduzieren.<br />

Rentenerhöhung<br />

4.033 Antragsteller/in: Gelsenkirchen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, gemeinsam<br />

mit dem DGB auf die B<strong>und</strong>esregierung<br />

einzuwirken, dass die Durchschnittsrente in Höhe<br />

von zur Zeit 1.066,00 Euro jährlich mindestens um<br />

die Preissteigerungsrate angepasst wird, um einer<br />

Altersarmut vorzubeugen.<br />

Renten an Lohnsteigerungen beteiligen<br />

4.034 Antragsteller/in: Hannover<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Seit einigen Jahren gibt es Rentenkürzungen bzw.<br />

Nullr<strong>und</strong>en, obwohl sich die Lebenshaltungskosten<br />

<strong>der</strong> Rentner <strong>und</strong> Renterinnen ebenfalls verteuern.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t mit an<strong>der</strong>en<br />

Sozialverbänden eine Kampagne zu entwikkeln,<br />

dass zukünftig die Renten wie<strong>der</strong> an den jährlichen<br />

Lohnsteigerungen spürbar beteiligt werden.<br />

Nachhaltigkeitsfaktor<br />

4.035 Antragsteller/in: Dortm<strong>und</strong><br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Dass die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf die B<strong>und</strong>esregierung insofern<br />

einwirkt, keine weiteren Kürzungsfaktoren<br />

(hier: Nachhaltigkeitsfaktor) in die Rentenformel<br />

einzufügen<br />

Rentenangleichung Ost bis 2017<br />

4.036 Antragsteller/in: Chemnitz<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Mit dem Vertrag über die Währungs-, Wirtschafts<strong>und</strong><br />

Sozialunion vom 18.05.1990 war vorgesehen,<br />

dass 1995 die gleichen Rentenwerte in Ost <strong>und</strong><br />

West gelten sollten.<br />

Zurzeit betragen die aktuellen Rentenwerte in den<br />

alten B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n 26,13 Euro <strong>und</strong> in den neuen<br />

B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n 22,97 Euro.<br />

Um die jetzt <strong>und</strong> in Zukunft entstandene <strong>und</strong> weiter<br />

entstehende Altersarmut zu vermeiden, ist es erfor<strong>der</strong>lich,<br />

zur Rentenangleichung Ost an West eine<br />

sachgerechte <strong>und</strong> sozialpolitisch vertretbare Lösung<br />

zu treffen. Würde <strong>der</strong> jetzige Anpassungsprozeß<br />

so weiter erfolgen, würde eine Rentenangleichung<br />

erst nach 2030 eintreten.<br />

Unter Gerechtigkeitsgesichtspunkten wäre denkbar,<br />

dass eine Anhebung des aktuellen Rentenwertes<br />

Ost auf Westniveau in Anpassungsschritten finanziert<br />

wird.<br />

Diese Anpassungsschritte sind zur Vermeidung von<br />

Altersarmut mit einem Angleichungszuschlag zu erreichen.<br />

Dabei wird nicht in die sonstigen Rechengrößen<br />

(Höherbewertungsfaktor <strong>der</strong> Anlage 10 zum SGB VI<br />

Beitragsbemessungsgrenze – Ost) eingegriffen.<br />

Die Anpassungsschritte sollten auf einer Zeitachse<br />

bis 2017 liegen.<br />

Der Angleichungszuschlag ist eine zusätzliche<br />

steuerfinanzierte Leistung. Damit soll <strong>der</strong> Wertunterschied<br />

zwischen Entgeltpunkt West 26,13 Euro<br />

<strong>und</strong> Entgeltpunkt Ost 22,97 Euro von insgesamt<br />

3,16 Euro ausgeglichen werden.<br />

Mit <strong>der</strong> weiteren Angleichung <strong>der</strong> Lohn- <strong>und</strong> Gehaltsbedingungen<br />

ist <strong>der</strong> Angleichungszuschlag<br />

entsprechend zu berechnen <strong>und</strong> zu reduzieren.<br />

Rentenanpassung Ost<br />

4.037 Antragsteller/in: Jena-Saalfeld<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Dass <strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> die Durchsetzung<br />

des politischen Ziels <strong>der</strong> Anpassung <strong>der</strong> Ostrenten<br />

an das Niveau <strong>der</strong> Westrenten zu einem Arbeitsschwerpunkt<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> erklärt. Der Vorstand soll<br />

gemeinsam mit den an<strong>der</strong>en Einzelgewerkschaften<br />

<strong>und</strong> dem DGB Einfluss auf die Regierung, die Parteien,<br />

das Parlament <strong>und</strong> die Län<strong>der</strong>kammer nehmen,<br />

noch in dieser Legislaturperiode die Lösung des<br />

Problems auf den Weg zu bringen.<br />

Die heutige Rentnergeneration war unter schwierigsten<br />

Bedingungen (ohne Marshallplan, dagegen Demontage<br />

aller Betriebe <strong>und</strong> Abtransport <strong>der</strong> Einrichtungen<br />

als Reparationsleistungen für ganz Deutschland<br />

an die Sowjetunion) wesentlich am Wie<strong>der</strong>aufbau<br />

Ostdeutschlands nach dem 2.Weltkrieg betei-<br />

116


ligt. Die den heutigen Rentnern im Osten zugemuteten<br />

Entbehrungen aufgr<strong>und</strong> nach wie vor unterschiedlicher<br />

Rentenwerte sind nicht akzeptabel.<br />

Wir for<strong>der</strong>n die Regierenden auf, diesen Frauen <strong>und</strong><br />

Männern noch zu Lebzeiten mit den gleichaltrigen<br />

Bürgern <strong>der</strong> alten B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> bei den Rentenzahlungen<br />

gleichzustellen.<br />

17 Jahre nach <strong>der</strong> Deutschen Einheit ist eine Angleichung<br />

des Rentenwertes Ost an den des Westens<br />

überfällig. Die B<strong>und</strong>esregierung darf die Problematik<br />

nicht weiter auf die lange Bank schieben, um das<br />

Problem durch das Ableben <strong>der</strong> Betroffenen zu lösen.<br />

Angleichung des aktuellen Rentenwertes Neue<br />

an Alte B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong><br />

4.038 Antragsteller/in: Ostbrandenburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, eine<br />

zügige stufenweise Anpassung des aktuellen Rentenwertes<br />

Neue B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> an Alte B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>,<br />

dessen Differenz zur Zeit. 3,16 Euro (bis<br />

30.06.2007) beträgt, als sozialpolitisch notwendige<br />

Zielstellung anzuerkennen <strong>und</strong> in die eigenen<br />

Rentenkonzepte einzuordnen. Dabei soll sich <strong>der</strong><br />

Vorstand um ein einheitliches Handeln aller DGB-<br />

Mitgliedsgewerkschaften gegenüber <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung<br />

bemühen.<br />

Die Ost-West Lohnangleichung vollzieht sich nicht<br />

in dem erwarteten Tempo. Dadurch <strong>und</strong> durch die<br />

insgesamt höhere Arbeitslosigkeit in den neuen<br />

B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n, verb<strong>und</strong>en mit <strong>der</strong> überproportionalen<br />

Verschlechterung <strong>der</strong> Erwerbsbiografien, sinken<br />

durchschnittliche Neurenten im Osten erheblich.<br />

Dies führt dazu, dass Altersarmut beson<strong>der</strong>s in<br />

den östlichen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n dramatisch anzusteigen<br />

droht.<br />

Alterssicherung<br />

4.039 Antragsteller/in: Leipzig<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Stufenweise Angleichung des aktuellen Rentenwertes.<br />

Neue B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> an den aktuellen Rentenwert.<br />

Alte B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> in den nächsten zehn Jahren.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, sich für<br />

eine Anpassung des aktuellen Rentenwertes,<br />

neue B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> an alte B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>, innerhalb<br />

<strong>der</strong> nächsten zehn Jahre einzusetzen. Der Differenzbetrag<br />

des aktuellen Rentenwertes beträgt<br />

zur Zeit 3,16 Euro (Ost 22,97 Euro, West 26,13 Euro).<br />

In Übereinstimmung mit den DGB-Mitgliedsgewerkschaften<br />

ist diese For<strong>der</strong>ung als sozialpolitisch<br />

notwendig gegenüber <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung<br />

durchzusetzen.<br />

Da eine Ost-West-Lohnangleichung in absehbarer<br />

Zeit eher unwahrscheinlich ist, durchschnittliche<br />

Neurenten im Osten sinken <strong>und</strong> Altersarmut beson<strong>der</strong>s<br />

in den östlichen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n dramatisch<br />

anzusteigen droht, ist organisiertes politisches<br />

Handeln geboten.<br />

Angleichung des Rentenwertes Ost an den<br />

aktuellen Rentenwert West<br />

4.040 Antragsteller/in: Erfurt<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, die stufenweise<br />

Angleichung des Rentenwertes Ost an den<br />

aktuellen Rentenwert West auf <strong>der</strong> Basis des Vorschlages<br />

<strong>der</strong> ver.di, <strong>der</strong> GEW sowie dem Sozialverband<br />

Deutschland (SoVD) im DGB zu unterstützen.<br />

Stufenweise Angleichung des aktuellen<br />

Rentenwertes Ost an den aktuellen Rentenwert<br />

4.041 Antragsteller/in: Berlin<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, die<br />

stufenweise Angleichung des aktuellen Rentenwertes<br />

Ost an den aktuellen Rentenwert auf <strong>der</strong> Basis<br />

des Vorschlages <strong>der</strong> Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft<br />

(ver.di) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gewerkschaft Erziehung<br />

<strong>und</strong> Wissenschaft (GEW) sowie dem Sozialverband<br />

Deutschland (SoVD) im DGB zu unterstützen.<br />

Alterssicherung<br />

4.042 Antragsteller/in: Riesa<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, die<br />

Angleichung des aktuellen Rentenwertes Ost, an<br />

den aktuellen Rentenwert West zu unterstützen.<br />

Stufenweise Angleichung des aktuellen Rentenwertes<br />

Ost an den aktuellen Rentenwert West<br />

4.043 Antragsteller/in: Bautzen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, die<br />

Angleichung des aktuellen Rentenwertes-Ost an<br />

den aktuellen Rentenwert-West zu unterstützen.<br />

Alterssicherung<br />

4.044 Antragsteller/in: Dresden<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, die<br />

Angleichung des aktuellen Rentenwertes Ost an<br />

den aktuellen Rentenwert West zu unterstützen.<br />

117


Stufenweise Angleichung <strong>der</strong> aktuellen<br />

Rentenwerte Ost/West<br />

4.045 Antragsteller/in: Strals<strong>und</strong><br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, die<br />

Angleichung des aktuellen Rentenwertes (Ost) an<br />

den aktuellen Westrentenwert zu unterstützen.<br />

Stufenweise Angleichung des aktuellen Rentenwertes<br />

Ost an den aktuellen Rentenwert West<br />

4.046 Antragsteller/in: Zwickau<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Derzeit liegt <strong>der</strong> aktuelle Rentenwert bei 26,13 Euro<br />

West <strong>und</strong> 22,97 Euro Ost.<br />

Der Anpassungsprozess richtet sich gegenwärtig<br />

nach <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Löhne <strong>und</strong> Gehälter. Da<br />

sich die Einkommensverhältnisse in den neuen<br />

B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n wesentlich langsamer vollziehen,<br />

als zu Beginn des Einigungsprozesses, hätte die<br />

Fortführung des <strong>der</strong>zeitigen Rentenanpassungsprozesses<br />

zur Folge, dass eine Angleichung des<br />

Rentenwertes Ost an West voraussichtlich nicht vor<br />

dem Jahre 2030 erreicht werden könnte.<br />

Angesichts <strong>der</strong> von <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen B<strong>und</strong>esregierung<br />

verfolgten Rentenpolitik (Rente mit 67) <strong>und</strong><br />

den damit bei vorzeitigem Rentenbezug absehbaren<br />

Abschlägen ist es dringend geboten, den aktuellen<br />

Rentenwert an das Westniveau anzugleichen,<br />

um <strong>der</strong> Altersarmut insbeson<strong>der</strong>e in den ostdeutschen<br />

Län<strong>der</strong>n, zu begegnen.<br />

Dieses kann in einem Stufenplan bis 2016 vollzogen<br />

werden.<br />

Angleichung des aktuellen Rentenwertes Ost an<br />

den Rentenwert West<br />

4.047 Antragsteller/in: Potsdam<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Dass die Angleichung des aktuellen Rentenwertes<br />

Ost an den Rentenwert West verbindlich als Ziel unserer<br />

sozialpolitischen Arbeit formuliert <strong>und</strong> festgelegt<br />

wird. Alle gewerkschaftspolitischen Anstrengungen<br />

sind zu unternehmen, um dieses Ziel<br />

<strong>der</strong> Rentenangleichung in Form eines Stufenplanes<br />

in spätestens 10 Jahren zu realisieren. Die Einführung<br />

eines so genannten Angleichungszuschlages,<br />

<strong>der</strong> pro Jahr 1/10 des heutigen Wertunterschiedes<br />

abbaut, wäre dazu eine mögliche Variante, um in einem<br />

Zeitraum von 10 Jahren diese Angleichung umzusetzen.<br />

Für zukünftige Altersausstiegsmodelle<br />

4.048 Antragsteller/in:<br />

Friedrichshafen-Oberschwaben<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, gegenüber<br />

dem Gesetzgeber eine Fortführung <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Altersteilzeit wirksam einzufor<strong>der</strong>n.<br />

Gesetzliche Rahmenregelungen zukünftiger Altersteilzeitmodelle<br />

sollen folgendes beinhalten:<br />

– Verbesserung <strong>der</strong> finanziellen För<strong>der</strong>ung von<br />

Altersteilzeit,<br />

– Steuer- <strong>und</strong> Abgabefreiheit von Aufstockungsbeträgen,<br />

– För<strong>der</strong>ung von Modellen, die den gleitenden<br />

Übergang in den Ruhestand vorsehen,<br />

– Sicherstellung <strong>der</strong> „Beschäftigungsbrücke“<br />

zwischen Jung <strong>und</strong> Alt,<br />

Diese Rahmenregelungen sollen Gr<strong>und</strong>lage für zukünftige<br />

Tarifverträge sein. Dadurch sollen die gesetzlichen<br />

Altersteilzeitmodelle verbessert werden.<br />

Diese tarifpolitischen Zielsetzungen sind mit <strong>der</strong><br />

Tarifr<strong>und</strong>e 2008 anzugehen.<br />

Altersteilzeit erhalten<br />

4.049 Antragsteller/in: Ludwigsfelde<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Altersteilzeit hat sich als Instrument zum Ausscheiden<br />

aus dem Arbeitsleben vor Erreichen des<br />

gesetzlichen Rentenalters bewährt.<br />

Durch die gesetzlichen <strong>und</strong> die ergänzenden tariflichen<br />

Regelungen konnten<br />

– die älteren Arbeitnehmer zu sozialverträglichen<br />

Bedingungen von <strong>der</strong> für sie schwerer<br />

werdenden Arbeitsbelastung freigestellt werden,<br />

– den Betrieben eine Verjüngung o<strong>der</strong> Reduzierung<br />

des Personals ermöglicht werden,<br />

– <strong>der</strong> Agentur für Arbeit <strong>der</strong> Zugang von kaum vermittelbaren<br />

älteren Arbeitslosen erspart werden,<br />

– den Arbeitslosen neue Beschäftigungschancen<br />

eröffnet werden,<br />

– den Auszubildenden in sehr großer Zahl die<br />

Übernahme ins Arbeitsverhältnis in ihrem Ausbildungsbetrieb<br />

ermöglicht werden.<br />

Es ist dringend erfor<strong>der</strong>lich, dass dieses gesellschafts-<br />

<strong>und</strong> sozialpolitische Instrument erhalten<br />

bleibt. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird sich deshalb mit großem<br />

Nachdruck für den Erhalt <strong>und</strong> die problemgerechte<br />

Weiterentwicklung <strong>der</strong> Altersteilzeit einsetzen. Der<br />

Gesetzgeber wird aufgefor<strong>der</strong>t, dazu die geeigneten<br />

Voraussetzung zu schaffen.<br />

118


Altersteilzeit für die Jahrgänge ab 1952<br />

4.050 Antragsteller/in: Aachen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

In <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>industrie wird es wegen <strong>der</strong> Erweiterung<br />

desSchichtbetriebs <strong>und</strong> <strong>der</strong> Leistungsverdichtung<br />

schon heute immer schwerer, bis zum Erreichen<br />

des Rentenalters durchzuhalten.<br />

Trotzdem hat die jetzige B<strong>und</strong>esregierung das Rentenzugangsalter,<br />

egal unter welchen Arbeitsbedingungen<br />

man arbeitet, für alle erhöht.<br />

Es sollte weiterhin für jeden möglich sein, das Ende<br />

<strong>der</strong> aktiven Arbeitsphase durch Altersteilzeit ohne<br />

steigende Rentenkürzungen nach vorne zu verlegen.<br />

Darum sollte die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

– auf den Gesetzgeber einwirken, Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Altersteilzeit zu schaffen<br />

– parallel dazu sollte sie tarifliche Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Altersteilzeit mit den Arbeitgebern <strong>und</strong> Arbeitgeberinnen<br />

aushandeln, um allen <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong>n ein früheres Ausscheiden aus dem<br />

aktiven Arbeitsleben zu ermöglichen.<br />

Sozialstaat <strong>und</strong> Sozialpolitik<br />

4.051 Antragsteller/in: Dresden<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, sich<br />

gemeinsam mit dem DGB <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en gesellschaftlichen<br />

Kräften offensiv <strong>und</strong> mit ganzer Kraft<br />

dafür einzusetzen, dass eine unbefristete Verlängerung<br />

des Altersteilzeitgesetzes über das Jahr 2009<br />

hinaus erfolgt.<br />

Sozialstaat <strong>und</strong> Sozialpolitik<br />

4.052 Antragsteller/in: Riesa<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, sich<br />

gemeinsam mit dem DGB <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en gesellschaftlichen<br />

Kräften offensiv <strong>und</strong> mit ganzer Kraft<br />

dafür einzusetzen, dass eine unbefristete Verlängerung<br />

des Altersteilzeitgesetzes über das Jahr 2009<br />

hinaus erfolgt.<br />

Gesetzliche Altersteilzeit<br />

4.053 Antragsteller/in:<br />

Jugendausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, sich in<br />

Koordination mit dem DGB bei B<strong>und</strong>esregierung<br />

<strong>und</strong> B<strong>und</strong>estag für eine unbefristete Regelung <strong>der</strong><br />

Altersteilzeit einzusetzen.<br />

Unisex-Tarife in <strong>der</strong> betrieblichen<br />

Alterssicherung<br />

4.054 Antragsteller/in:<br />

Frauenausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

1. Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>n den Vorstand<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, sich dafür einzusetzen,<br />

dass auch in <strong>der</strong> betrieblichen Alterssicherung<br />

Unisex-Tarife gelten.<br />

2. Bis zu einer gesetzlichen Regelung wird die <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> aufgefor<strong>der</strong>t, auch in <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>rente<br />

Unisex-Tarife durchzusetzen.<br />

3. Außerdem soll die <strong>Metall</strong>rente verstärkt zielgruppenorientierte<br />

Beratungen anbieten.<br />

Bildung <strong>und</strong> Qualifizierung Schwerbehin<strong>der</strong>ter<br />

4.055 Antragsteller/in: Gelsenkirchen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Gewerkschaftstag beauftragt den Vorstand <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, von <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung eine Än<strong>der</strong>ung<br />

des Sozialgesetzbuches IX – Rehabilitation <strong>und</strong><br />

Teilhabe behin<strong>der</strong>ter Menschen – dahingehend zu<br />

for<strong>der</strong>n, dass auch für das mit <strong>der</strong> höchsten Stimmzahl<br />

gewählte stellvertretende Mitglied <strong>der</strong> Vertrauensperson<br />

<strong>der</strong> schwerbehin<strong>der</strong>ten Menschen<br />

die Teilnahme an Bildungs- <strong>und</strong> Schulungsmaßnahmen<br />

ohne Einschränkung erfor<strong>der</strong>lich ist <strong>und</strong> somit<br />

in diesem Punkt die gleiche Rechtstellung erhält<br />

wie die Vertrauensperson.<br />

Vereinbarkeit von Beruf <strong>und</strong> Familie<br />

4.056 Antragsteller/in:<br />

Frauenausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> die bezirklichen Tarifkommissionen<br />

werden aufgefor<strong>der</strong>t, in zukünftigen<br />

Tarifverhandlungen Regelungen zu vereinbaren,<br />

die eine bessere Vereinbarkeit von beruflicher<br />

Tätigkeit <strong>und</strong> Erziehung von Kin<strong>der</strong>n ermöglichen.<br />

Familienfre<strong>und</strong>lichkeit fängt mit <strong>der</strong> Erkenntnis an,<br />

dass familiäre Belastungen bei Beschäftigten anerkannt<br />

<strong>und</strong> im Betrieb berücksichtigt werden.<br />

Es geht nicht nur darum bessere Kin<strong>der</strong>betreuungsmöglichkeiten<br />

zu schaffen, son<strong>der</strong>n darüber hinaus<br />

auch Qualifikationsbedürfnissen <strong>und</strong> -notwendigkeiten<br />

gerecht zu werden <strong>und</strong> gemeinsam Zeit<br />

mit Kin<strong>der</strong>n verbringen zu können.<br />

Um dieses Ziel zu erreichen, sind Rahmenbedingungen<br />

in unterschiedlichen Bereichen zu vereinbaren.<br />

Eine höhere Zeitsouveränität für Menschen mit betreuungsbedürftigen<br />

Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> pflegebedürftigen<br />

Angehörigen ist abzusichern, damit diese ihren<br />

familiären Verpflichtungen gerecht werden können.<br />

119


Dazu gehört:<br />

– Keine Mehrarbeitverpflichtung – vor allem<br />

nicht samstags, sonntags <strong>und</strong> abends<br />

– Koordination von Urlaubszeiten mit den Ferien<strong>und</strong><br />

Pflegezeiten<br />

– Gleitzeitmodelle<br />

– För<strong>der</strong>ung von Teilzeit <strong>und</strong> Telearbeit für Männer<br />

<strong>und</strong> Frauen auf allen Ebenen<br />

– Rückkehrrecht von Teilzeit in Vollzeit<br />

– flexible Teilzeitarbeit, kurzfristige Vertretungen,<br />

regelmäßige Beratung, Qualifizierung <strong>und</strong><br />

Kontakthalten in <strong>der</strong> Elternzeit o<strong>der</strong> während<br />

einer Freistellung zur Pflege<br />

– Anspruch auf kurzfristige, kurzzeitige Freistellungen<br />

für Not- <strong>und</strong> Härtefälle zur Pflege von<br />

pflegebedürftigen Angehörigen.<br />

Bezüglich Dienstreisen <strong>und</strong> Versetzungen müssen<br />

Schutzvereinbarungen für diesen Personenkreis<br />

getroffen werden.<br />

Um diesen Personenkreis durch ihre familiären Belastungen<br />

<strong>und</strong> ihre eingeschränkte Arbeitszeitflexibilität<br />

bei Qualifizierungsmaßnahmen nicht zu benachteiligen,<br />

müssen Qualifizierungsmaßnahmen<br />

zu Zeiten angeboten werden, an denen die Teilnahme<br />

<strong>der</strong> Betroffenen möglich ist. Das bedeutet beispielsweise<br />

keine Fortbildungen am Abend o<strong>der</strong> am<br />

Wochenende, sofern dies nicht ausdrücklich gewünscht<br />

wird. Auch für Personen, die aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

Belastungen freigestellt sind o<strong>der</strong> in Teilzeit arbeiten,<br />

sind adäquate Angebote bereitzustellen.<br />

Tarifvertraglich sollten die För<strong>der</strong>möglichkeiten für<br />

Kin<strong>der</strong>betreuung vereinbart werden. Zum Beispiel:<br />

– Freistellung zur Pflege erkrankter Kin<strong>der</strong><br />

– Möglichkeit <strong>der</strong> Notfallbetreuung im Betrieb<br />

– generelle Hilfe bei <strong>der</strong> Betreuung von Kin<strong>der</strong>n<br />

– Betriebskin<strong>der</strong>gärten<br />

– Kin<strong>der</strong>spielzimmer<br />

– Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en Betreuungseinrichtungen<br />

– Freizeitangebote für Kin<strong>der</strong><br />

Für Eltern ist es enorm wichtig, dass sie die begrenzte<br />

Zeit, über die sie verfügen, gemeinsam mit<br />

den Kin<strong>der</strong>n verbringen können. Diesbezüglich<br />

müssen Rahmenbedingungen vereinbart werden,<br />

die ihnen dies erleichtern.<br />

So könnten beispielsweise betriebliche Angebote<br />

für haushaltnahe Dienstleistungen angeboten <strong>und</strong><br />

Kin<strong>der</strong>n die Möglichkeit eingeräumt werden, in <strong>der</strong><br />

Kantine (kostenfrei) gemeinsam mit Vater <strong>und</strong>/o<strong>der</strong><br />

Mutter zu essen.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich sind Regelungsmechanismen für<br />

den Konfliktfall vorzusehen.<br />

Än<strong>der</strong>ung des Zweiten Unterabschnitt: Leistungen<br />

an Hinterbliebene bei Berufskrankheiten<br />

4.057 Antragsteller/in: Bremen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Än<strong>der</strong>ung des Zweiten Unterabschnitt Leistungen<br />

an Hinterbliebene bei Berufskrankheiten SGB VII<br />

§ 63 Absatz 2 „Leistungen bei Tod“.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, mit allen<br />

politischen Mittel bei dem Hauptverband <strong>der</strong><br />

BG, den einzelnen Berufsgenossenschaften, <strong>und</strong><br />

den Selbstverwaltern darauf einzuwirken, das <strong>der</strong><br />

Gesetzgeber die Ungerechtigkeit in diesem Paragraphen<br />

aufhebt.<br />

Reform des Leistungsrechtes <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Unfallversicherung<br />

4.058 Antragsteller/in:<br />

Friedrichshafen-Oberschwaben<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, gegenüber<br />

dem Gesetzgeber <strong>und</strong> den Arbeitgebern folgende<br />

Punkte im Hinblick auf die Reform des Leistungsrechtes<br />

<strong>der</strong> gesetzlichen Unfallversicherung<br />

einzufor<strong>der</strong>n:<br />

1. Unter Fe<strong>der</strong>führung <strong>der</strong> Selbstverwaltung<br />

muss das Branchenprinzip in <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Unfallversicherung weiterhin sichergestellt<br />

werden. Die Berufsgenossenschaften müssen<br />

weiterhin leistungsfähige Träger bleiben.<br />

2. Über 10 Jahre nach Inkrafttreten des Arbeitsschutzgesetzes<br />

müssen die Arbeitgeber endlich<br />

ihrer gesetzlichen Verpflichtung nachkommen<br />

<strong>und</strong> eine ganzheitliche Gefährdungsbeurteilung<br />

in den Unternehmen durchführen.<br />

3. Der ganzheitliche Präventionsansatz in <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Unfallversicherung ist weiter zu entwickeln.<br />

Präventionen müssen ausgebaut <strong>und</strong><br />

auch in den Unternehmen genutzt werden.<br />

4. Das bestehende Leistungsrecht für die Versicherten<br />

muss in <strong>der</strong> gesetzlichen Unfallversicherung<br />

erhalten, verbessert <strong>und</strong> ausgebaut<br />

werden.<br />

5. Die gesetzliche Unfallversicherung ist ein maßgeblicher<br />

Pfeiler des sozialen Sicherungssystems.<br />

Strukturreform <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Unfallversicherung (Berufsgenossenschaft)<br />

4.059 Antragsteller/in: Bergedorf<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, auf<br />

den Gesetzgeber einzuwirken, um die Pläne zu Leistungskürzungen<br />

durch eine Strukturreform <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Unfallversicherung zurückzuweisen. Die<br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> macht sich dafür stark, das bestehende<br />

Leistungsrecht für die Versicherten in <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Unfallversicherung zu erhalten <strong>und</strong> zu verbessern.<br />

Gesetzliche Unfallrente<br />

4.060 Antragsteller/in: Dortm<strong>und</strong><br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Auf den Gesetzgeber einzuwirken, dass das Anrechnen<br />

einer Unfallrente auf die gesetzliche Altersrente<br />

verän<strong>der</strong>t, bzw. außer Kraft gesetzt wird.<br />

120


Reform des Leistungsrechts <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Unfallversicherung<br />

4.061 Antragsteller/in: Stuttgart<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Wir for<strong>der</strong>n den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, den Vorschlägen<br />

<strong>der</strong> B<strong>und</strong> – Län<strong>der</strong> – Kommission zur Reform<br />

des Leistungsrechts <strong>der</strong> gesetzlichen Unfallversicherungen<br />

massiven Wi<strong>der</strong>stand entgegenzusetzen,<br />

um gravierende Einschnitte in den Leistungen<br />

an die Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />

abzuwehren.<br />

• Insbeson<strong>der</strong>e die Vertreter <strong>und</strong> Vertreterinnen<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in den Selbstverwaltungsgremien<br />

<strong>der</strong> Berufsgenossenschaften sollen öffentlich<br />

eine aktive ablehnende Haltung deutlich machen<br />

<strong>und</strong> auf die Folgen hinweisen.<br />

• Ebenso soll <strong>der</strong> Vorstand in <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

mittels einer Kampagne die geplanten Leistungskürzungen<br />

darstellen <strong>und</strong> anprangern.<br />

• Zu verhin<strong>der</strong>n, dass die seither schon schlechte<br />

Quote <strong>der</strong> Anerkennung von Erwerbsmin<strong>der</strong>ung<br />

bzw. arbeitsbedingten Erkrankungen<br />

noch weiter reduziert wird.<br />

• Einer Umschichtung <strong>der</strong> Rentenleistung zu Lasten<br />

<strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherungsträger<br />

entgegenzuwirken.<br />

• Keine Mindestgrenze einer Ausgleichszahlung<br />

für einen Ges<strong>und</strong>heitsschaden zuzulassen.<br />

Strukturreform <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Unfallversicherung (Berufsgenossenschaft)<br />

4.062 Antragsteller/in: Bremen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, alle<br />

politischen Mittel (innerhalb <strong>und</strong> außerhalb <strong>der</strong> Berufsgenossenschaften)<br />

zu nutzen, auf den Gesetzgeber<br />

einzuwirken, um die Pläne zu den Leistungskürzungen<br />

durch die Strukturreform <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Unfallversicherung zurückzuweisen <strong>und</strong> dies<br />

auch im Rahmen <strong>der</strong> Kampagnen für eine solidarische<br />

Reformpolitik in <strong>der</strong> Öffentlichkeit entsprechend<br />

darzustellen.<br />

Strukturreform <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Unfallversicherung (Berufsgenossenschaft)<br />

4.063 Antragsteller/in: Neumünster<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Den Vorstand aufzufor<strong>der</strong>n, alle politischen Mittel<br />

(innerhalb <strong>und</strong> außerhalb <strong>der</strong> Berufsgenossenschaften)<br />

zu nutzen, auf den Gesetzgeber einzuwirken,<br />

um die Pläne zu den Leistungskürzungen<br />

durch die Strukturreform <strong>der</strong> gesetzlichen Unfallversicherung<br />

zurückzuweisen <strong>und</strong> dies auch im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Kampagnen für eine solidarische Reformpolitik<br />

in <strong>der</strong> Öffentlichkeit entsprechend darzustellen.<br />

Strukturreform <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Unfallversicherung (Berufsgenossenschaft)<br />

4.064 Antragsteller/in: Emden<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Alle politischen Mittel (innerhalb <strong>und</strong> außerhalb<br />

<strong>der</strong> Berufsgenossenschaften) zu nutzen, auf den<br />

Gesetzgeber einzuwirken, um die Pläne zu den Leistungskürzungen<br />

durch die Strukturreform <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Unfallversicherung zurückzuweisen <strong>und</strong><br />

dies auch im Rahmen <strong>der</strong> Kampagnen für eine solidarische<br />

Reformpolitik in <strong>der</strong> Öffentlichkeit entsprechend<br />

darzustellen.<br />

Strukturreform <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Unfallversicherung<br />

4.065 Antragsteller/in: Hamburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t,<br />

1. alle politischen Mittel (innerhalb <strong>und</strong> außerhalb<br />

<strong>der</strong> Berufsgenossenschaften) zu nutzen,<br />

auf den Gesetzgeber einzuwirken, um die Pläne<br />

zu den Leistungskürzungen durch die Strukturreform<br />

<strong>der</strong> gesetzlichen Unfallversicherung zurückzuweisen<br />

<strong>und</strong> dies auch im Rahmen <strong>der</strong><br />

Kampagnen für eine solidarische Reformpolitik<br />

in <strong>der</strong> Öffentlichkeit entsprechend darzustellen,<br />

2. die haftungsablösende Wirkung <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Unfallversicherung offensiv in Frage zu<br />

stellen, wenn die geplanten Leistungseinschränkungen<br />

umgesetzt werden sollten.<br />

Offensive gegen die Verschlechterung durch die<br />

geplante Reform <strong>der</strong> gesetzlichen Unfallversicherung<br />

4.066 Antragsteller/in: Reutlingen-<br />

Tübingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t,<br />

1. mit allen politischen Mitteln auf den Gesetzgeber<br />

einzuwirken, um die Pläne von Leistungskürzungen<br />

durch die Strukturreform <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Unfallversicherung zu stoppen <strong>und</strong><br />

dies auch im Rahmen <strong>der</strong> Kampagne für eine<br />

solidarische Reformpolitik in <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

entsprechend darzustellen.<br />

2. die haftungsablösende Wirkung <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Unfallversicherung offensiv in Frage zu<br />

stellen, wenn die geplanten Leistungseinschränkungen<br />

umgesetzt werden sollten.<br />

121


Wegeunfall<br />

4.067 Antragsteller/in: Dortm<strong>und</strong><br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Auf den Gesetzgeber einzuwirken, dass <strong>der</strong> Wegeunfall<br />

(Unfall auf dem direkten Weg zur <strong>und</strong> von<br />

<strong>der</strong> Arbeitsstelle) nach wie vor Bestandteil <strong>der</strong> allgemeinen<br />

Vorschrift/Arbeitsunfall bleibt.<br />

Handlungsfeld Sozialpolitik<br />

4.068 Antragsteller/in: Waiblingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand soll verstärkt Einfluss auf die Sozialpolitik<br />

nehmen. Im Beson<strong>der</strong>en muss er sich für die<br />

Interessen <strong>der</strong> nicht im Arbeitsleben stehenden<br />

Mitglie<strong>der</strong> (Rentner, Arbeitslose etc.) einsetzen.<br />

Seit Jahren bekommen die Rentner keine Rentenerhöhungen<br />

mehr, Hartz IV verursacht Armut <strong>und</strong> Verzweiflung<br />

bei den Betroffenen.<br />

Wenn immer mehr Mitglie<strong>der</strong> diesem Personenkreis<br />

zuzurechnen sind, sollte diesem auch eine<br />

stärkere Beachtung zukommen.<br />

Der Wandel in <strong>der</strong> Gesellschaft <strong>der</strong> BRD vollzieht<br />

sich in Bezug auf betriebliche Beschäftigungsverhältnisse<br />

<strong>und</strong> Empfänger von Sozialleistungen<br />

(Rentner, Empfänger von Arbeitslosengeld <strong>und</strong> Arbeitslosenhilfe)<br />

immer schneller. Dieses hat auch<br />

erheblichen Einfluss auf die Mitglie<strong>der</strong>struktur. Die<br />

Interessen dieser Mitglie<strong>der</strong> müssen deshalb verstärkt<br />

durch den Vorstand vertreten werden.<br />

Wir for<strong>der</strong>n deshalb den Vorstand auf, sich für eine<br />

solidarische Finanzierung <strong>der</strong> Sozialsysteme einzusetzen,<br />

damit die Empfänger von Sozialleistungen<br />

ein Leben in Würde haben, <strong>und</strong> nicht als „Bettler <strong>der</strong><br />

Nation“ dastehen.<br />

Sozialpolitik ist mehr als die Absicherung des<br />

Alleinverdieners!<br />

4.069 Antragsteller/in:<br />

Frauenausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>n den Vorstand <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, sich dafür einzusetzen, dass das<br />

deutsche Sozialversicherungssystem geschlechtergerecht<br />

umgebaut wird.<br />

Das bedeutet im Wesentlichen:<br />

1. Sozialstaatliche Reformen müssen allesamt<br />

das Ziel verfolgen, Beschäftigungshemmnisse<br />

für Frauen zu beseitigen, d.h. alle Maßnahmen<br />

müssen auch dahingehend überprüft werden,<br />

ob sie die Frauenerwerbstätigkeit för<strong>der</strong>n (o<strong>der</strong><br />

zumindest nicht zusätzlich erschweren bzw. finanziell<br />

wenig lohnenswert erscheinen lassen).<br />

2. Ziel in allen Zweigen <strong>der</strong> Sozialversicherung<br />

muss sein, dass Frauen eigenständige Ansprüche<br />

erwerben. Statt auf (auch zunehmend<br />

durchlöcherte) vom Partner abgeleitete Ansprüche<br />

zu setzen, müssen Frauen eigene Ansprüche<br />

erwerben. Dies kann z. B. durch Splittingmodelle<br />

erreicht werden.<br />

3. Professionelle Dienstleistungen müssen zumindest<br />

gleichrangig zu familiären Leistungen<br />

stehen. Das bedeutet insbeson<strong>der</strong>e, dass sie finanziell<br />

ebenso geför<strong>der</strong>t werden bzw. finanzierbar<br />

werden.<br />

In den einzelnen Zweigen <strong>der</strong> sozialen Sicherung<br />

bedeutet dies:<br />

1. Rentenversicherung:<br />

– Ein obligatorisches Rentensplitting, bei<br />

dem die Anwartschaften zwischen beiden<br />

Eheleuten geteilt werden, soll langfristig<br />

die Witwen- <strong>und</strong> Witwerrente ersetzen.<br />

– Ab dem 1. Januar 1992 geborene Kin<strong>der</strong><br />

werden bei <strong>der</strong> Rente stärker berücksichtigt:<br />

Mit längeren Kin<strong>der</strong>erziehungszeiten<br />

<strong>und</strong> mit einem Ausgleich geringer Beitragszahlung<br />

aufgr<strong>und</strong> von familiär bedingter<br />

Teilzeit. Dieser Stichtag ist willkürlich <strong>und</strong><br />

muss fallen.<br />

– Geringe Renten von langjährig Versicherten<br />

müssen im Rentensystem ausgeglichen<br />

werden, nicht im Sozialhilfesystem.<br />

– Eine dem Altersteilzeitgesetz wertgleiche<br />

Regelung muss über 2009 hinaus weitergeführt<br />

werden.<br />

– Rücknahme <strong>der</strong> Erhöhung des Rentenzugangsalters<br />

auf 67.<br />

– Keine weitere Verlagerung <strong>der</strong> Altersabsicherung<br />

in privat finanzierte Sicherungssysteme.<br />

– Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss mehr Frauen als Versichertenälteste<br />

benennen, um eine Beratung<br />

auch durch Frauen in <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Rentenversicherung zu gewährleisten.<br />

2. Krankenversicherung:<br />

– Die gesetzliche Krankenversicherung muss<br />

durch die Bürgerversicherung auf alle Einkommensarten<br />

<strong>und</strong> Beschäftigungsgruppen<br />

ausgeweitet werden. Auch die heute<br />

privat Versicherten müssen Mitglied werden.<br />

– Gering Verdienende dürfen nicht zusätzlich<br />

belastet werden.<br />

– Jedes Erwerbseinkommen soll eine eigenständige<br />

Versicherung begründen.<br />

– Es muss eine eigenständige Absicherung<br />

für nicht erwerbstätige Ehepartnerinnen geben.<br />

– Die Beitragsbemessungsgrenze muss erhöht<br />

werden.<br />

– Kin<strong>der</strong> sollten in <strong>der</strong> Bürgerversicherung<br />

beitragsfrei mitversichert bleiben.<br />

– Medizinische Forschungen, die die Wirkungsweisen<br />

von Medikamenten untersuchen<br />

o<strong>der</strong> neue Behandlungsmethoden erproben,<br />

müssen an den ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Bedürfnissen bei<strong>der</strong> Geschlechter orientiert<br />

werden <strong>und</strong> die Auswirkungen auf<br />

Männer <strong>und</strong> Frauen verbindlich untersuchen.<br />

122


3. Pflegeversicherung:<br />

Eine Pflegezeit analog <strong>der</strong> Elternzeit lehnen wir<br />

strikt ab. Stattdessen setzen wir auf den Ausbau<br />

bezahlbarer <strong>und</strong> qualitativ hochwertiger<br />

Pflegedienstleistungen.<br />

4. Arbeitsmarktpolitik:<br />

– Es muss eine echte geschlechterdifferenzierte<br />

För<strong>der</strong>ung erfolgen.<br />

– Abschaffung <strong>der</strong> Regelungen zur geringfügigen<br />

Beschäftigung bis zu einer Bagatellegrenze.<br />

– Die verschärften Anrechnungsregelungen<br />

für Partner <strong>und</strong> Partnerinnen-Einkommen<br />

auf ihre Wirkung zu überprüfen <strong>und</strong> zu verän<strong>der</strong>n;<br />

denn zu über 70 Prozent werden<br />

Frauen (v.a. in Ostdeutschland) aus dem<br />

Leistungsbezug <strong>und</strong> <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung ausgeschlossen.<br />

– Abschaffung <strong>der</strong> Regelungen zu Ein-Euro-<br />

Jobs <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung sozial abgesicherter<br />

<strong>und</strong> existenzsichern<strong>der</strong> Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen.<br />

– Ausbau des Prinzips des För<strong>der</strong>ns <strong>und</strong> konsequentes<br />

Abrufen <strong>der</strong> dafür zur Verfügung<br />

stehenden Mittel.<br />

B<strong>und</strong>esweite Sozialkonferenz<br />

4.070 Antragsteller/in: Chemnitz<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, eine<br />

b<strong>und</strong>esweite Sozialkonferenz vorzubereiten <strong>und</strong><br />

durchzuführen, die über die Ursachen <strong>und</strong> Folgen<br />

von Erwerbslosigkeit <strong>und</strong> Armut aufklärt <strong>und</strong> die<br />

Verantwortung von Wirtschaft <strong>und</strong> Politik deutlich<br />

macht.<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Sozialkonferenz sind auch in<br />

den an<strong>der</strong>en DGB Gewerkschaften zu verallgemeinern<br />

<strong>und</strong> einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu<br />

machen. Damit ist auch eine gesamtgesellschaftliche<br />

Diskussion zur Zukunft <strong>der</strong> Arbeit in Deutschland<br />

in Gang zu setzen.<br />

Für den Erhalt von Prozesskostenhilfe<br />

4.071 Antragsteller/in: Wilhelmshaven<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Gesetzentwurf zur Begrenzung <strong>der</strong> Prozesskostenhilfe<br />

(B<strong>und</strong>esrat Drucksache 250/06) ist in erschüttern<strong>der</strong><br />

Weise verfassungswidrig. Gegen das<br />

gr<strong>und</strong>rechtliche Sozialstaatsgebot sowie den verfassungsrechtlichen<br />

Auftrag je<strong>der</strong> Bürgerin <strong>und</strong> jedem<br />

Bürger zur Verfolgung seiner Rechte effektiven<br />

Rechtsschutz zu gewähren, wird hier verstoßen.<br />

(GG Art. 19/4)<br />

Die Delegiertenversammlung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Wilhelmshaven<br />

appelliert deshalb dringend an die politisch<br />

Verantwortlichen, diesen Entwurf nicht Gesetz<br />

werden zu lassen.<br />

Der Sparzwang in <strong>der</strong> Justiz ist kein Gr<strong>und</strong>, die Prozesskostenhilfe<br />

für in Not geratene Bürgerinnen <strong>und</strong><br />

Bürger zu beschränken. Die Begründung für den Gesetzentwurf<br />

lässt jedes Augenmaß vermissen:<br />

Auch für Menschen, die am Existenzminimum (z.B.<br />

ALG II) leben müssen, darf Rechtsschutz keine Frage<br />

des Geldes sein.<br />

Klar urteilt das B<strong>und</strong>esverfassungsgericht dazu:<br />

„Das Prinzip des sozialen Rechtsstaates verlangt,<br />

dass auch unbemittelte Parteien …Zugang zum<br />

Recht erhalten…“<br />

Die „missbräuchliche Inanspruchnahme“ <strong>und</strong> eine<br />

Explosion <strong>der</strong> Kosten werden als Argument gebraucht.<br />

Die steigende Zahl <strong>der</strong> Klagen <strong>und</strong> die damit<br />

verb<strong>und</strong>ene Kostensteigerung – insbeson<strong>der</strong>e<br />

im Bereich des Sozialgesetzbuches zwei (SGB II) –<br />

liegt letztlich an <strong>der</strong> unzureichenden Gesetzgebung.<br />

Den Bürgern <strong>und</strong> Bürgerinnen, die ihr legitimes<br />

Recht einfor<strong>der</strong>n, darf daraus kein Nachteil<br />

entstehen.<br />

Wenn wirklich viele Hartz IV-Berechtigten versuchen<br />

würden, Leistungen zu erschleichen, ist <strong>der</strong><br />

Schaden des Fiskus noch immer lächerlich gering<br />

verglichen mit dem, was ihm Jahr für Jahr durch<br />

Steuerhinterziehung entgeht. Der Schaden, <strong>der</strong><br />

dem Staat jährlich durch Steuerhinterziehung (<strong>und</strong><br />

nicht gezahlte Sozialabgaben) entsteht, beläuft<br />

sich auf r<strong>und</strong> 200 Milliarden Euro – abgesehen von<br />

Bußgel<strong>der</strong>n haben die Täter keine Bestrafung zu<br />

fürchten.<br />

Eine Verfahrensgebühr für Prozesskostenhilfe<br />

(PKH) ist ein Novum in <strong>der</strong> Geschichte des Sozialstaates<br />

– eine wahre Fehlleistung des Gesetzesentwurfes.<br />

Dafür, dass man seine verfassungsrechtlich garantierten<br />

Sozialleistungen in einem Rechtsstaat in Anspruch<br />

nimmt, wird <strong>der</strong> Bürger zur Kasse gebeten:<br />

Wer Prozesskostenhilfe erhält, soll dafür künftig eine<br />

Gebühr in Höhe von 50 Euro zahlen. Das ist eine<br />

Strafgebühr für die in Armut geratenen Bürger <strong>und</strong><br />

Bürgerinnen!<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag for<strong>der</strong>t den<br />

Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, alle Möglichkeiten des<br />

Einflusses auf die B<strong>und</strong>esregierung auszuschöpfen,<br />

die Prozesskostenhilfe ohne einmalige Gebühr<br />

zu erhalten.<br />

Gesetz zur Begrenzung <strong>der</strong> Aufwendungen für<br />

die Prozesskostenhilfe<br />

4.072 Antragsteller/in: Hamburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

– Der Entwurf eines Gesetzes zur Begrenzung <strong>der</strong><br />

Aufwendungen für die Prozesskostenhilfe<br />

(PKHBegrenzG) Drucksache B<strong>und</strong>esrat 250/06<br />

ist abzulehnen.<br />

– Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t<br />

sich politisch gegen eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> PKH<br />

im Sinne <strong>der</strong> vorliegenden Vorlage (Drucksache<br />

B<strong>und</strong>esrat 250/06) <strong>und</strong> somit für den Erhalt <strong>der</strong><br />

Prozesskostenhilfe ohne Selbstbeteiligung aktiv<br />

einzusetzen.<br />

123


Gesetz zur Begrenzung <strong>der</strong> Aufwendungen für<br />

die Prozesskostenbeihilfe<br />

4.073 Antragsteller/in: Berlin<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Den Antrag auf Erhalt <strong>der</strong> Prozesskostenhilfe ohne<br />

Selbstbeteiligung, als Antrag an den 21. Gewerkschaftstag<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu bestätigen.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, sich<br />

politisch gegen eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> PKH im Sinne<br />

des Gesetzes zur Begrenzung <strong>der</strong> Aufwendungen<br />

für die Prozesskostenhilfe (PKHBegrenzG) aktiv<br />

einzusetzen (Drucksache B<strong>und</strong>esrat 250/06).<br />

Insbeson<strong>der</strong>e ist zu verhin<strong>der</strong>n, dass für Prozesskostenhilfe<br />

künftig mindestens 50 Euro zu zahlen sind<br />

<strong>und</strong> damit die bisher übliche kostenfreie Möglichkeit<br />

juristischer Verfahren vor dem Sozialgericht gewährleistet<br />

bleibt.<br />

Gegen den Auftrag des Staates jedem Bürger zur<br />

Verfolgung seiner Rechte effektiven Rechtsschutz<br />

zu gewähren (GG Art. 19/4) wird hier durch ökonomische<br />

Ausgrenzung verstoßen.<br />

Sozialgerichtsgebühren<br />

4.074 Antragsteller/in: Bielefeld<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> lehnt die B<strong>und</strong>esratsinitiative zur Einführung<br />

von Sozialgerichtsgebühren ab <strong>und</strong> for<strong>der</strong>t<br />

den B<strong>und</strong>estag auf, dem vorliegenden Gesetzentwurf<br />

nicht zuzustimmen.<br />

124


Entschließung 5<br />

Betriebs- <strong>und</strong> Mitbestimmungspolitik<br />

1. Verschärfte Anfor<strong>der</strong>ungen in einem<br />

verän<strong>der</strong>ten Umfeld<br />

Erfolgreiche Gewerkschaftsarbeit hat ihre Basis im<br />

Betrieb. Die aktive <strong>und</strong> kompetente Wahrnehmung<br />

von Arbeitnehmerinteressen durch Betriebsräte<br />

<strong>und</strong> Vertrauensleute im Betrieb ist entscheidend für<br />

unsere politische Durchsetzungskraft. Die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

sind in den letzten Jahren erheblich gestiegen,<br />

denn die Rahmenbedingungen <strong>der</strong> Arbeit im<br />

Betrieb haben sich verän<strong>der</strong>t. Die Strategien <strong>der</strong><br />

Unternehmen werden zunehmend komplexer. Outsourcing,<br />

Offshoring <strong>und</strong> Betriebsaufspaltung finden<br />

immer häufiger statt. In den Unternehmen ist<br />

immer weniger die wirtschaftliche Gesamtsituation<br />

entscheidend, vielmehr stehen Renditevorgaben<br />

für einzelne Geschäftsfel<strong>der</strong> im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>. Diese<br />

Sharehol<strong>der</strong>-Value getriebene Unternehmenspolitik<br />

geht einher mit einem Prozess <strong>der</strong> Verbetrieblichung<br />

in <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit zunehmend<br />

internationalisierten Unternehmensstrategien sowie<br />

mit verstärkten Angriffen auf die Mitbestimmung.<br />

Betriebliche Auseinan<strong>der</strong>setzungen um abweichende<br />

Regelungen von den Tarifverträgen haben<br />

deutlich zugenommen. Das erhöht den Druck<br />

auf die Flächentarifverträge. Hinzu kommt eine dramatische<br />

Zunahme <strong>der</strong> Fremdfirmen-, Zeit- <strong>und</strong><br />

Leiharbeit sowie befristeter Arbeitsverhältnisse.<br />

Diese massiv verän<strong>der</strong>ten Bedingungen führen zu<br />

hohen Belastungen für Betriebsräte <strong>und</strong> gewerkschaftliche<br />

Vertrauensleute. Eine Fokussierung auf<br />

die wichtigsten gewerkschaftlichen Aufgaben ist<br />

deshalb unabdingbar. In jedem Fall ist es notwendig,<br />

die Gestaltungskraft, die politische Verankerung<br />

<strong>und</strong> die Kompetenz <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> im Betrieb zu<br />

stärken. Eine wichtige Gr<strong>und</strong>lage ist dabei die Beteiligung<br />

<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>. Eine beteiligungsorientierte<br />

Betriebsrats- <strong>und</strong> Gewerkschaftsarbeit ist die<br />

Voraussetzung für eine erfolgreiche Betriebspolitik.<br />

2. Betriebliche Verankerung festigen <strong>und</strong><br />

ausbauen - zentrale Herausfor<strong>der</strong>ungen für<br />

die gewerkschaftliche Betriebspolitik<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> verschärften Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

wird es immer wichtiger, aktiv <strong>und</strong> initiativ zu<br />

handeln. Der einzelne Betrieb behält für die Durchsetzung<br />

<strong>der</strong> Interessen, für die gewerkschaftliche<br />

Bindung <strong>der</strong> Beschäftigten zwar unverän<strong>der</strong>t eine<br />

herausragende Bedeutung. Das Handeln <strong>der</strong> Interessenvertretung<br />

muss aber, mehr als bisher, über<br />

Betrieb <strong>und</strong> Unternehmen hinaus auch den Konzern<br />

<strong>und</strong> die Branche als Handlungsfeld berücksichtigen.<br />

Ebenso muss den internationalen Unternehmensstrukturen<br />

eine internationale Interessenvertretung<br />

<strong>und</strong> Gewerkschaftsarbeit entgegen gesetzt<br />

werden. Die sachlichen Anfor<strong>der</strong>ungen an die<br />

betriebspolitische Arbeit sind dabei nur mit einer<br />

starken Basis im Betrieb zu bewältigen. Die gewerkschaftliche<br />

Betriebspolitik muss daher die Mitglie<strong>der</strong>gewinnung<br />

<strong>und</strong> -bindung noch stärker ins Zentrum<br />

<strong>der</strong> Aktivitäten rücken. Um die Mitglie<strong>der</strong>struktur<br />

entsprechend <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten Beschäftigtenstruktur<br />

zu entwickeln, ist die Verankerung <strong>und</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong>entwicklung bei bisher unterrepräsentierten<br />

Zielgruppen wie jüngeren Arbeitnehmern<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen <strong>und</strong> Angestellten zu verstärken.<br />

Gerade bei den Themen Beschäftigungs<strong>und</strong><br />

Standortsicherung <strong>und</strong> betriebsnahe Tarifpolitik<br />

ist <strong>der</strong> Organisationsgrad entscheidend für die<br />

Durchsetzungsfähigkeit <strong>der</strong> Interessenvertretung.<br />

Die gewerkschaftliche Betriebspolitik muss zudem<br />

den wachsenden Anteil von Leiharbeitnehmern <strong>und</strong><br />

-arbeitnehmerinnen stärker im Blickfeld haben <strong>und</strong><br />

hier Verhandlungskonzepte entwickeln.<br />

3. Schwerpunkte gewerkschaftlicher<br />

Betriebspolitik<br />

3.1 Betriebsrats- <strong>und</strong> Vertrauensleutearbeit -<br />

beteiligungsorientierte Arbeitsformen<br />

weiterentwickeln<br />

Die Arbeit <strong>der</strong> Vertrauensleute <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-<br />

Betriebsräte ist für die Verbesserung <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen,<br />

die Sicherung <strong>der</strong> Tarifverträge <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Arbeitsplätze unverzichtbarer denn je. Ob bei <strong>der</strong><br />

ERA-Umsetzung, <strong>der</strong> Mitbestimmung im Arbeits<strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsschutz o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ausgestaltung<br />

von Qualifizierung <strong>und</strong> Weiterbildung - ohne umfassende<br />

Beteiligung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

können keine gewerkschaftlichen Erfolge errungen<br />

werden. Um diesen Herausfor<strong>der</strong>ungen gewachsen<br />

zu sein, müssen die Vertrauensleute, <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong>-Betriebrats- <strong>und</strong> JAV-Mitglie<strong>der</strong> zu Experten<br />

für Beteiligungsprozesse ausgebildet werden. Vertrauensleute<br />

<strong>und</strong> Betriebsräte sind „nah dran“ - zur<br />

Beteiligung benötigen sie jedoch auch politisch-inhaltliche<br />

sowie sozial-methodische Kompetenzen.<br />

Die diesbezüglichen Bildungs- <strong>und</strong> Qualifizierungsangebote<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sind zu verstetigen<br />

<strong>und</strong> weiterzuentwickeln. Gut qualifizierte, kompetente<br />

Vertrauensleute haben im Hinblick auf die<br />

Qualität <strong>der</strong> Betriebsrats- <strong>und</strong> Gewerkschaftsarbeit<br />

eine Schlüsselfunktion. Vertrauensleute sorgen für<br />

geeignete Kandidat/innen bei <strong>der</strong> Betriebsratswahl<br />

<strong>und</strong> werben für Mehrheiten in den Betriebsratsgremien<br />

für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Unorganisierte Betriebsratsmitglie<strong>der</strong><br />

schwächen die Interessenvertretung<br />

weit über die Betriebspolitik hinaus. Der<br />

Anteil unorganisierter Betriebsratsmitglie<strong>der</strong> o<strong>der</strong><br />

auch Vertreter gegnerischer Listen in den Betriebsratsgremien<br />

kann mit aktiver Vertrauensleutearbeit<br />

verringert werden.<br />

Durch internationale Kostenvergleiche <strong>und</strong> damit<br />

einhergehende Verlagerungsdrohungen wächst<br />

<strong>der</strong> Druck auf die Arbeitsbedingungen. Ohne eine<br />

starke <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> im Betrieb, ohne Vertrauensleute<br />

<strong>und</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Betriebsräte sind die Arbeitnehmerinnen<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmer den Sharehol<strong>der</strong>-Value-<br />

Interessen schutzlos ausgeliefert. Die Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

mit diesem „ungezügelten Kapitalismus<br />

pur“ haben in vielen Fällen die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gestärkt<br />

– durch mehr Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> mehr aktive Beteiligung<br />

an den Auseinan<strong>der</strong>setzungen zur Sicherung<br />

<strong>der</strong> Tarifverträge <strong>und</strong> <strong>der</strong> Arbeitsplätze. Erfol-<br />

125


ge bei den Betriebsratswahlen, beim Organisationsgrad<br />

<strong>der</strong> Betriebsräte wie <strong>der</strong> Beschäftigten zeigen<br />

auf, dass sich die aktive Einbeziehung <strong>und</strong> Beteiligung<br />

lohnt <strong>und</strong> die Handlungs- <strong>und</strong> Zukunftsfähigkeit<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gestärkt werden. Die Vertrauensleutewahlen<br />

2008 <strong>und</strong> die Betriebsratswahlen<br />

2010 sind für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> von herausragen<strong>der</strong> Bedeutung,<br />

nicht zuletzt deshalb, weil Tarifpolitik <strong>und</strong><br />

Betriebspolitik enger miteinan<strong>der</strong> verknüpft werden<br />

müssen.<br />

Mehr denn je kommt es darauf an, die tarifpolitische<br />

Handlungsfähigkeit im Betrieb zu stärken. Immer<br />

häufiger verlangt das Management „betriebliche<br />

Beschäftigungs- <strong>und</strong> Wettbewerbsbündnisse“.<br />

Ob Tarifergebnisse umgesetzt werden, <strong>und</strong> welche<br />

Standards in den Betrieben gelten, entscheidet<br />

sich in erster Linie über die Aktions- <strong>und</strong> Mobilisierungsfähigkeit<br />

vor Ort. Damit stehen Betriebsräte<br />

schlagartig im Fokus tarifpolitischer Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

<strong>und</strong> sind als aktive <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Vertrauensleute<br />

gefor<strong>der</strong>t. Es gilt, die in <strong>der</strong> betriebsnahen Tarifpolitik<br />

liegende Chance zu nutzen, die Bindung<br />

<strong>der</strong> Betriebsratsmitglie<strong>der</strong> an die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu erhöhen.<br />

Für die Vertrauensleutearbeit ist eine flächendekkende<br />

Präsenz in allen Beschäftigtengruppen anzustreben.<br />

Nur durch die repräsentative Präsenz<br />

kann <strong>der</strong> betriebs- <strong>und</strong> tarifpolitische Anspruch <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf Dauer gesichert werden. Beim Aufbau<br />

von Vertrauensleutestrukturen <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Gewinnung<br />

von Ansprechpartnern in traditionell bisher<br />

eher gewerkschaftsfernen Bereichen liegt die<br />

Schlüsselrolle bei den <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Betriebsräten. In<br />

Klein- <strong>und</strong> Mittelbetrieben gilt dies in beson<strong>der</strong>em<br />

Maße. Hier werden vielfach die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Betriebsräte<br />

die Aufgaben <strong>der</strong> Vertrauensleute mit übernehmen<br />

müssen. Zur Gewinnung neuer Vertrauensleute<br />

in gewerkschaftlich unerschlossenen Bereichen<br />

sind neue Arbeitsformen <strong>und</strong> Strukturen im Betrieb<br />

<strong>und</strong> den Verwaltungsstellen zu erproben, in denen<br />

<strong>der</strong> Informations- <strong>und</strong> Erfahrungsaustausch über<br />

spezifische Problemstellungen stattfinden kann<br />

<strong>und</strong> in denen sich die Interessen dieser Arbeitnehmergruppen<br />

artikulieren können. Vorschnelle Verallgemeinerungen<br />

<strong>und</strong> Vereinheitlichungen sind<br />

bei den sich ausdifferenzierenden Belegschaftsstrukturen<br />

wenig hilfreich, wenn es um die Gewinnung<br />

von Mitglie<strong>der</strong>n <strong>und</strong> den Aufbau von Vertrauensleutestrukturen<br />

geht. Der Satzungsauftrag an<br />

die Ortsvorstände „das Tätigwerden <strong>der</strong> Vertrauensleute<br />

in den Betrieben sicherzustellen“, kann<br />

nur verwirklicht werden, wenn die unterschiedlichen<br />

Bedingungen in Groß-, Mittel- <strong>und</strong> Kleinbetrieben,<br />

sowie die Differenzierungen in den Belegschaftsstrukturen<br />

entsprechend wahrgenommen<br />

<strong>und</strong> in Arbeitsformen <strong>und</strong> Inhalten aufgegriffen<br />

werden. Die Verwaltungsstellen können diese Prozesse<br />

beför<strong>der</strong>n, indem sie die Zusammenarbeit<br />

zwischen Betriebsräte-Arbeitskreisen <strong>und</strong> Vertrauensleuteausschüssen<br />

verbessern <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> in Ausschüssen<br />

für gewerkschaftliche Betriebspolitik zusammenführen.<br />

3.2 Koordiniertes Vorgehen durch die<br />

GBR/KBR/EBR Beauftragten<br />

Gesamt-, Konzern- <strong>und</strong> Eurobetriebsräte nehmen<br />

vor dem Hintergr<strong>und</strong> verän<strong>der</strong>ter Unternehmensstrategien<br />

eine betriebs- <strong>und</strong> gewerkschaftspolitische<br />

Schlüsselstellung ein. Das Management hat<br />

Entscheidungen längst zentralisiert <strong>und</strong> versucht<br />

über eine scheinbar lokale Vorgehensweise, gewerkschaftliche<br />

Schwachpunkte vor Ort gezielt<br />

auszunutzen <strong>und</strong> so Arbeitnehmervertretungen national<br />

<strong>und</strong> international unter Druck zu setzen. Die<br />

GBR/KBR/EBR-Beauftragten haben hierbei die Aufgabe,<br />

die örtliche mit <strong>der</strong> nationalen <strong>und</strong> internationalen<br />

Ebene zu verzahnen, Transparenz herzustellen<br />

<strong>und</strong> ein koordiniertes Vorgehen in <strong>der</strong> Fläche zu<br />

gewährleisten. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> beteiligt sich deshalb<br />

weiterhin aktiv an <strong>der</strong> Entwicklung einer europäischen<br />

gewerkschaftlichen Unternehmenspolitik innerhalb<br />

unserer sektoralen europäischen Dachverbände.<br />

Die entscheidende Voraussetzung für die<br />

gewerkschaftliche Durchsetzungsfähigkeit ist unsere<br />

Verankerung in den Betrieben. Daher ist die<br />

Mitglie<strong>der</strong>gewinnung <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>bindung weiterhin<br />

ein Schwerpunkt <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> Beauftragten.<br />

GBR/KBR/EBR- Arbeit ist in <strong>der</strong> Fläche nicht<br />

einheitlich. Sie ist abhängig von den unterschiedlichsten<br />

Faktoren, Ausgangslagen <strong>und</strong> Rahmenbedingungen.<br />

Trotzdem ist ein gemeinsames Verständnis<br />

über die Rolle <strong>und</strong> Aufgaben <strong>der</strong> Beauftragten<br />

unverzichtbar. Die hierzu entwickelten<br />

Gr<strong>und</strong>sätze müssen transparenter gemacht <strong>und</strong><br />

fortgeschrieben werden, um eine höhere Verbindlichkeit<br />

<strong>der</strong> Arbeit <strong>und</strong> eine bessere Unterstützung<br />

<strong>der</strong> Beauftragten zu sichern. Die GBR-Arbeit ist eine<br />

Gesamtaufgabe, die entsprechend <strong>der</strong> gewachsenen<br />

Bedeutung in <strong>der</strong> Organisation verankert <strong>und</strong><br />

verteilt werden muss.<br />

3.3 JAV/GJAV-Arbeit<br />

Die betriebliche Interessenvertretung von Auszubildenden,<br />

die in erster Linie in den Händen <strong>der</strong> JAV<br />

liegt, bedarf einer engen Vernetzung zwischen JAV<br />

<strong>und</strong> BR. Jugend- <strong>und</strong> Auszubildendenvertretungen<br />

sind in Prozesse, die für Auszubildende relevant<br />

werden können, frühzeitig einzubinden <strong>und</strong> angemessen<br />

zu beteiligen. Dies gilt ebenso für die GJAV<br />

<strong>und</strong> die KJAV. Jugendliche <strong>und</strong> ihre Interessenvertretungen<br />

wollen <strong>und</strong> müssen ernst genommen<br />

werden. Jugend- <strong>und</strong> Auszubildendenvertretungen<br />

tragen zu einer qualitativ hochwertigen Ausbildung<br />

bei <strong>und</strong> stärken damit die Zukunftschancen von Jugendlichen.<br />

Darüber hinaus sind sie wichtige Multiplikatoren<br />

für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> im Betrieb. Eine gute<br />

JAV-Arbeit ist somit auch <strong>der</strong> Schlüssel für eine erfolgreiche<br />

Mitglie<strong>der</strong>entwicklung bei jungen Beschäftigten,<br />

40 Prozent <strong>der</strong> Neuaufnahmen in <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sind Jugendliche. Die Übernahme von<br />

Auszubildenden muss ein gemeinsamer Schwerpunkt<br />

aller Gremien <strong>der</strong> betrieblichen Interessenvertretung<br />

sein. Im Sinne <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>gewinnung<br />

<strong>und</strong> -bindung ist es notwendig, dass <strong>der</strong> Übergang<br />

von <strong>der</strong> Ausbildung in den Beruf von JAV <strong>und</strong> BR gemeinsam<br />

gestaltet wird. Junge Funktionär/e/innen<br />

brauchen innerhalb <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> betriebli-<br />

126


chen Gremien Entwicklungsmöglichkeiten. Jugendfunktionär/e/innen<br />

müssen an die Betriebsrats<strong>und</strong><br />

Vertrauensleutearbeit herangeführt werden.<br />

Das ist aktive Personalentwicklung für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>,<br />

sowohl im ehrenamtlichen <strong>und</strong> im hauptamtlichen<br />

Bereich.<br />

3.4 Branchenarbeit<br />

Die politische Bedeutung <strong>der</strong> Branchenarbeit wird<br />

vor dem Hintergr<strong>und</strong> einer steigenden Zahl betrieblicher<br />

Tarifvereinbarungen weiter zunehmen. Dies<br />

gilt verstärkt auch auf internationaler Ebene. Das<br />

koordinierte <strong>und</strong> geschlossene Vorgehen innerhalb<br />

einer Branche ist oftmals <strong>der</strong> einzige Weg, um zu<br />

verhin<strong>der</strong>n, dass Betriebsräte gegeneinan<strong>der</strong> ausgespielt<br />

werden. Hierzu gehören vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

einer globalisierten Wirtschaft Konzepte zur<br />

Beschäftigungs- <strong>und</strong> Standortsicherung. Es reicht<br />

nicht aus, innerhalb <strong>der</strong> Branchen ein solidarisches<br />

Handeln zu organisieren. Über den reinen Abwehrkampf<br />

hinaus ist es wichtig, dass die Zukunftsthemen<br />

<strong>der</strong> Branchenarbeit vorangebracht werden.<br />

Zentral sind die Qualifizierung <strong>der</strong> Belegschaften<br />

sowie die Beschäftigungs- <strong>und</strong> Standortsicherung<br />

durch Innovation <strong>und</strong> Investition. Aufgabe <strong>der</strong><br />

Branchenpolitik wird es dabei auch sein, durch erfolgreiche<br />

Unternehmensbeispiele Aktivitäten in<br />

weiteren Unternehmen anzustoßen. Dieser qualitative<br />

Teil <strong>der</strong> Branchenarbeit wird zukünftig – auch<br />

unter dem Druck einer stark Sharehol<strong>der</strong>-Value<strong>und</strong><br />

finanzmarktgetriebenen Unternehmenspolitik<br />

– erheblich an Bedeutung gewinnen. In Branchenarbeitskreisen<br />

<strong>und</strong> Fachtagungen steht auch die<br />

Frage neuer Mitglie<strong>der</strong> im Fokus. Hier kann eine<br />

kompetente <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> mit umfassenden Branchenkenntnissen<br />

im Betrieb überzeugen <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

den Austausch von Erfahrungen zwischen den<br />

Betrieben einer Branche för<strong>der</strong>n. Deshalb sind die<br />

Branchenteams weiter auszubauen. Die Vernetzung<br />

ist dabei sowohl innerhalb <strong>der</strong> Branchen als<br />

auch entlang <strong>der</strong> Wertschöpfungsketten herzustellen.<br />

Um diesen Aufgaben gerecht zu werden, müssen<br />

auch in den Bezirksleitungen <strong>und</strong> Verwaltungsstellen<br />

weitere kompetente Teilbranchenkoordinatoren<br />

gef<strong>und</strong>en werden. Hierbei ist zu prüfen, ob<br />

die Übernahme einer solchen Tätigkeit Eingang in<br />

die Geschäftspläne <strong>der</strong> Verwaltungsstellen findet.<br />

Angesichts <strong>der</strong> gestiegenen Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />

branchenorientiertes Vorgehen ist ein Gesamtkonzept<br />

zur Branchenarbeit zu erstellen, das die Aufteilung<br />

<strong>der</strong> Aufgaben auf Arbeitsbereiche <strong>und</strong> Ebenen<br />

<strong>der</strong> Organisation transparent <strong>und</strong> effizient gestaltet.<br />

3.5 Europäisierung <strong>und</strong> Internationalisierung <strong>der</strong><br />

Betriebspolitik<br />

Die Internationalisierung <strong>der</strong> Betriebsrats- <strong>und</strong> Gewerkschaftsarbeit<br />

muss vorangetrieben werden.<br />

Europäische Betriebsräte, Weltbetriebsräte, vom<br />

IMB koordinierte „Action Groups“ <strong>und</strong> die europaweite<br />

<strong>und</strong>, wo möglich, weltweite Koordinierung<br />

auf Branchenebene bieten dafür den entscheidenden<br />

Rahmen. Europäische Betriebsräte tragen<br />

maßgeblich zu einer europaweit wirksamen gewerkschaftlichen<br />

Interessenpolitik bei <strong>und</strong> sind ein<br />

Gr<strong>und</strong>pfeiler für ein soziales Europa. Ihre Arbeit<br />

muss jedoch stärker mit <strong>der</strong> Betriebs- <strong>und</strong> Unternehmenspolitik<br />

auf nationaler Ebene verzahnt werden.<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Klein- <strong>und</strong> Mittelunternehmen<br />

gibt es durch die zunehmende europäische Ausrichtung<br />

verstärkt Gründungsaktivitäten. Diese Aktivitäten<br />

sind zu unterstützen <strong>und</strong> die Zahl <strong>der</strong> EBRs<br />

auszubauen. Die Handlungsfähigkeit <strong>und</strong> Qualität<br />

<strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> EBRs muss verbessert werden, um<br />

<strong>der</strong> zunehmenden Zentralisierung <strong>und</strong> Globalisierung<br />

unternehmerischer Strategien begegnen zu<br />

können. Dazu müssen Seminarangebote für Mitglie<strong>der</strong><br />

Europäischer Betriebsräte auf nationaler<br />

sowie auf europäischer Ebene ausgebaut werden.<br />

Die bestehenden Informations- <strong>und</strong> Anhörungsrechte<br />

<strong>der</strong> EBRs sind unzureichend. Der EGB, die<br />

sektoralen europäischen Gewerkschaftsverbände<br />

<strong>und</strong> ihre Mitgliedsgewerkschaften müssen den nötigen<br />

Druck ausüben, um die in <strong>der</strong> Richtlinie vorgesehene<br />

Novellierung <strong>und</strong> damit bessere Durchsetzungs-<br />

<strong>und</strong> Beteiligungsrechte für die EBRs zu erreichen.<br />

Wirkungsvolle Interessenvertretung auf europäischer<br />

Ebene erfor<strong>der</strong>t immer häufiger, beson<strong>der</strong>s<br />

bei Umstrukturierungen, dass sich EBR zu Verhandlungspartnern<br />

entwickeln. Die wachsende<br />

Zahl europäischer Rahmenvereinbarungen zu den<br />

Themen Standort- <strong>und</strong> Beschäftigungssicherung,<br />

Restrukturierung, Gleichbehandlungsfragen, Datenschutz<br />

<strong>und</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz belegen<br />

dies. Die Zusammenarbeit innerhalb unserer<br />

europäischen Dachverbände spielt hierbei eine bedeutende<br />

Rolle. Es muss sichergestellt werden,<br />

dass sich durch europäische Rahmenvereinbarungen<br />

nationale <strong>und</strong> örtliche gewerkschaftliche<br />

Handlungsmöglichkeiten auf koordinierte Weise<br />

entfalten können. In möglichst vielen Unternehmen<br />

sollen Internationale Rahmenvereinbarungen abgeschlossen<br />

werden, die soziale, rechtliche <strong>und</strong><br />

ökologische Mindeststandards zwischen Betriebsräten/<br />

Gewerkschaften <strong>und</strong> Geschäftsleitungen regeln.<br />

Ziel muss es sein, diese Zahl <strong>der</strong> bestehenden<br />

Vereinbarungen deutlich zu erhöhen. Den EBR-Koordinator/innen<br />

kommt bei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />

EBR-Arbeit beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu. Für diese<br />

müssen die Unterstützungs- <strong>und</strong> Qualifizierungsangebote<br />

ausgebaut werden.<br />

3.6 Betriebspolitik in Klein- <strong>und</strong> Mittelbetrieben<br />

Der Anteil <strong>der</strong> Beschäftigten die in Klein- <strong>und</strong> Mittelbetrieben<br />

arbeiten, wächst. Gewerkschaftliche Betriebspolitik<br />

muss stärker als bisher ihre Bedürfnisse<br />

<strong>und</strong> Erwartungen aufnehmen. Es gilt handwerks<strong>und</strong><br />

KMU-bezogene Arbeits- <strong>und</strong> Betreuungsstrukturen<br />

durch Netzwerke, Fachangebote, Branchenaktivitäten<br />

etc. weiter zu entwickeln, die das Ehrenamt<br />

stärken <strong>und</strong> die Mitglie<strong>der</strong>entwicklung för<strong>der</strong>n.<br />

Notwendig ist eine organisationspolitische<br />

Erneuerung, die in Handwerks-/KMU-Konzernen<br />

Handlungsspielräume identifiziert, präferiert <strong>und</strong><br />

effiziente Betreuungsaktivitäten konzernweit bzw.<br />

in <strong>der</strong> Fläche sichert. Betriebspolitik für KMU ist eng<br />

mit <strong>der</strong> Branchenausrichtung verb<strong>und</strong>en. Ziel ist es,<br />

dem Standortegoismus zu begegnen <strong>und</strong> tarifpoli-<br />

127


tische Arbeit zu realisieren. Mit Branchenarbeit als<br />

Form von Betriebspolitik <strong>und</strong> gutem Branchen-<br />

Know-how kann sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in KMU-Sektoren<br />

erfolgreich positionieren <strong>und</strong> Erfolge für Mitglie<strong>der</strong><br />

durchsetzen. Durch die Selbstverwaltung im Handwerk<br />

haben die Arbeitnehmer die Möglichkeit, aktiven<br />

Einfluss auf die Handwerks- <strong>und</strong> Mittelstandspolitik<br />

zu nehmen. Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e im Bereich<br />

<strong>der</strong> Gewerbeför<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> beruflichen Aus<strong>und</strong><br />

Weiterbildung. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> angesichts<br />

<strong>der</strong> Angriffe auf die Mitbestimmung hat<br />

diese Arbeit in den Kammern an Bedeutung gewonnen.<br />

Durch eine intensive Betreuung <strong>und</strong> Bildungsarbeit<br />

für die Mandatsträger ist <strong>der</strong> gewerkschaftliche<br />

Einfluss weiter auszubauen.<br />

3.7 Sicherung <strong>und</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong><br />

Unternehmensmitbestimmung<br />

Die Unternehmensmitbestimmung, als integraler<br />

Bestandteil des deutschen Mitbestimmungssystems,<br />

gilt es zu sichern <strong>und</strong> weiter zu entwickeln.<br />

Der 2006 vorgelegte Bericht <strong>der</strong> Wissenschaftler<br />

<strong>der</strong> Biedenkopf-Kommission spricht sich für die<br />

Mitbestimmung aus. Der Bericht stellt sich gegen<br />

die Stimmen des Arbeitgeberlagers <strong>und</strong> verneint<br />

die Notwendigkeit einer radikalen Korrektur. Die<br />

Debatte um die Zukunft <strong>der</strong> Unternehmensmitbestimmung<br />

ist geprägt durch <strong>der</strong>en notwendige Europäisierung<br />

bzw. Internationalisierung. Mit Schaffung<br />

<strong>der</strong> Europäischen Aktiengesellschaft (SE) gibt<br />

es einen relevanten Raum für europäische Modelle<br />

<strong>der</strong> Arbeitnehmerbeteiligung. Die Erfahrungen aus<br />

<strong>der</strong> Ausgestaltung <strong>der</strong> Mitbestimmung in den ersten<br />

SE müssen bewertet <strong>und</strong> in zukunftsfähige<br />

Handlungsempfehlungen übersetzt werden. Die <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> strebt an, dass die Verankerung europäischer<br />

Mitbestimmung mit einer Sicherung nationaler<br />

Mitbestimmungsrechte <strong>und</strong> -gepflogenheiten<br />

verknüpft wird. Angesichts gesellschaftsrechtlicher<br />

Verän<strong>der</strong>ungen wird sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> dafür<br />

einsetzen, eine Flucht aus <strong>der</strong> deutschen Mitbestimmung<br />

für Unternehmen durch einen Rechtsformwechsel<br />

zu verhin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> for<strong>der</strong>t die Anwendung<br />

des Mitbestimmungsgesetzes auf sämtliche<br />

Rechtsformen von Kapitalgesellschaften, die im Zuge<br />

<strong>der</strong> europäischen Liberalisierung in Deutschland<br />

ihre Arbeit aufnehmen können. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

wird sich weiter für einen Einbezug betrieblicher Arbeitnehmervertreter<br />

ausländischer Standorte bei<br />

<strong>der</strong> Aufsichtsratswahl engagieren <strong>und</strong> so die Internationalisierung<br />

<strong>der</strong> Mitbestimmung för<strong>der</strong>n.<br />

Der Einfluss <strong>der</strong> Arbeitnehmervertreter auf Unternehmensentscheidungen,<br />

Unternehmenspolitiken<br />

<strong>und</strong> damit auf die Beschäftigungsentwicklung ist zu<br />

sichern. Diese Aufgabe gewinnt beson<strong>der</strong>e Bedeutung<br />

in Unternehmen, die von Finanzinvestoren beherrscht<br />

werden. Die Ziele dieser Anteilseigner, insbeson<strong>der</strong>e<br />

die von ihnen gefor<strong>der</strong>ten exorbitanten<br />

Renditen, gefährden oftmals eine nachhaltige Unternehmensentwicklung.<br />

Dem müssen sich Aufsichtsräte<br />

entgegenstellen zu Gunsten einer langfristigen<br />

Unternehmenspolitik für Innovation <strong>und</strong><br />

Investition.<br />

Eine mo<strong>der</strong>ne Mitbestimmung ist die Gr<strong>und</strong>lage für<br />

eine effiziente Aufsichtsratsarbeit. Das Mitbestimmungsgesetz<br />

ist an die aktuellen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

anzupassen, um die Rechte <strong>und</strong> Handlungsmöglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Aufsichtsräte zu verbessern. Die<br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird sich dafür einsetzen, dass es in den<br />

Aufsichtsräten gleiche Qualitätsstandards gibt,<br />

das doppelte Stimmrecht des Aufsichtsratsvorsitzenden<br />

in Fragen <strong>der</strong> inneren Ordnungen abgeschafft,<br />

ein verbindlicher Katalog zustimmungspflichtiger<br />

Geschäfte im Gesetz verankert, die Rolle<br />

des Arbeitsdirektors den Regelungen aus <strong>der</strong> Montanmitbestimmung<br />

angepasst sowie die soziale<br />

Verantwortung <strong>der</strong> Geschäftsführer <strong>und</strong> Vorstände<br />

mehr in den Mittelpunkt unternehmerischen Handelns<br />

gestellt wird. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird eine Debatte<br />

um eine angemessene Vergütung von Vorstandsmitglie<strong>der</strong>n<br />

führen, bei <strong>der</strong> neben <strong>der</strong> Entgelthöhe<br />

auch die Entgeltbestandteile kritisch diskutiert<br />

werden. Wir müssen für die Mitbestimmung als zukunftsfähiges<br />

Modell guter Corporate Governance<br />

bei den Beschäftigten werben <strong>und</strong> sie fest in den<br />

Betrieben <strong>und</strong> Unternehmen verankern. Ein gutes<br />

Beispiel ist die Eisen- <strong>und</strong> Stahlindustrie, bei <strong>der</strong><br />

durch die Montanmitbestimmung die Verän<strong>der</strong>ungsprozesse<br />

sozial gestaltet wurden. Diese qualifizierte<br />

Form <strong>der</strong> Mitbestimmung müssen wir<br />

durch unsere Vertragspolitik sichern.<br />

Die politische Debatte für eine mo<strong>der</strong>ne Mitbestimmung<br />

muss für mehr Beteiligung, mehr Einflussnahme<br />

auf nachhaltige Unternehmenskonzepte<br />

<strong>und</strong> um die Neujustierung <strong>der</strong> Definition des Unternehmensinteresses<br />

im Sinne <strong>der</strong> Menschen <strong>und</strong><br />

gegen überzogene Aktionärsinteressen geführt<br />

werden. Die Arbeit in den Aufsichtsräten ist an diesen<br />

Zielen auszurichten. Eine Orientierung bieten<br />

hierfür die Leitlinien <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für gute Aufsichtsratsarbeit.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird diesen Prozess<br />

gemeinsam mit dem DGB weiter vorantreiben. In<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> organisierte Aufsichtsratsmitglie<strong>der</strong><br />

verpflichten sich, ihre Aufgaben verantwortungsvoll<br />

<strong>und</strong> qualifiziert wahrzunehmen. Weil die inhaltlichen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen gestiegen sind, muss die<br />

Qualifizierung von Arbeitnehmervertretern in Aufsichtsräten<br />

stärker gefor<strong>der</strong>t werden. Dafür bietet<br />

die Mitbestimmungsakademie <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gezielte<br />

Weiterbildungsangebote an. Sie trägt so zur Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Praxis in den Aufsichtsräten bei <strong>und</strong><br />

sichert die Verankerung <strong>der</strong> politischen Ziele <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> in den Unternehmen.<br />

4. Strategische Ansätze <strong>und</strong> Gestaltungskonzepte<br />

4.1 Umsetzung <strong>und</strong> Verteidigung von<br />

Tarifverträgen im Betrieb<br />

Die betriebliche Handlungs- <strong>und</strong> Durchsetzungsfähigkeit<br />

muss gestärkt werden, wenn die Tarifpolitik<br />

auch zukünftig erfolgreich sein will. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

muss deshalb ihre tarifpolitischen Kompetenzen<br />

gerade auch in <strong>der</strong> Betriebspolitikweiterentwickel<br />

<strong>und</strong> die Handlungsfähigkeit auf <strong>der</strong> Betriebsebene<br />

unter Beweis stellen. Die Umsetzung <strong>und</strong> Verteidigung<br />

von tariflichen Rechten <strong>und</strong> Ansprüchen wird<br />

128


immer mehr von <strong>der</strong> betriebspolitischen Stärke <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> abhängig. Nur bei hohen Organisationsgraden<br />

<strong>und</strong> mit engagierten Vertrauensleuten <strong>und</strong><br />

Betriebsräten kann <strong>der</strong> offenen Tarifflucht (Austritt<br />

aus dem AGV o<strong>der</strong> Übertritt in OT Bereiche) bzw.<br />

dem schleichenden Unterlaufen <strong>der</strong> tariflichen Regelungen,<br />

wirksam entgegengetreten werden. Betriebliche<br />

Tarifauseinan<strong>der</strong>setzungen müssen daher<br />

verstärkt mit Aktivitäten zur Mitglie<strong>der</strong>gewinnung<br />

verb<strong>und</strong>en werden. Für eine Stärkung <strong>der</strong> betrieblichen<br />

Handlungs- <strong>und</strong> Durchsetzungsfähigkeit<br />

ist es eine zentrale Aufgabe, die Mitglie<strong>der</strong> am<br />

Tarifgeschehen intensiv zu beteiligen.<br />

4.2 Beschäftigungssicherung <strong>und</strong> aktive Innovations-<br />

<strong>und</strong> Qualifizierungspolitik<br />

Innovation <strong>und</strong> Qualifizierung sind Schlüsselthemen<br />

für nachhaltige Beschäftigungssicherung, die<br />

Schaffung neuer Arbeitsplätze sowie die Gestaltung<br />

<strong>der</strong> älter werdenden Arbeitsgesellschaft. Diese<br />

Themen sind von strategischer Bedeutung für<br />

die gewerkschaftliche Betriebspolitik, will sie sich<br />

nicht auf reine Abwehrkämpfe beschränken. Auf<br />

<strong>der</strong> betrieblichen Ebene müssen Vereinbarungen<br />

zur Beschäftigungs- <strong>und</strong> Standortsicherung mit<br />

Strategien zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Innovationsfähigkeit<br />

<strong>der</strong> Betriebe <strong>und</strong> zur verstärkten Investition in Qualifizierung<br />

<strong>und</strong> Weiterbildung verknüpft werden.<br />

Bei diesen Aktivitäten kommt einer intensiveren Zusammenarbeit<br />

von Vertrauensleuten, Betriebsräten<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmervertreter/Innen in Aufsichtsräten<br />

ein hoher Stellenwert zu. Durch die Bereitstellung<br />

von Handlungshilfen, Verbreitung positiver<br />

Beispiele <strong>und</strong> die Organisation von Erfahrungsaustausch<br />

sollen die Handlungskompetenzen <strong>der</strong> betrieblichen<br />

Akteure <strong>und</strong> Mitbestimmungsträger gestärkt<br />

werden. Für eine erfolgreiche Umsetzung <strong>der</strong><br />

durch die Qualifizierungstarifverträge gebotenen<br />

neuen Handlungsmöglichkeiten gilt es, das Thema<br />

in <strong>der</strong> betrieblichen Wirklichkeit stärker <strong>und</strong> nachhaltig<br />

zu verankern. Betriebsräte <strong>und</strong> Vertrauensleute<br />

haben darauf zu achten, dass die Bedarfsermittlung,<br />

die Qualifizierungsgespräche, die paritätischen<br />

Strukturen für die Konfliktlösung, die jährlichen<br />

Berichte <strong>und</strong> die Dokumentation <strong>der</strong> Weiterbildungsmaßnahmen<br />

durchgeführt werden – <strong>und</strong><br />

die Betriebsräte entsprechend dem Tarifvertrag<br />

einbezogen sind. Die betrieblichen Akteure sind<br />

dabei durch Handlungshilfen <strong>und</strong> durch Möglichkeiten<br />

des Erfahrungsaustauschs <strong>und</strong> <strong>der</strong> Vernetzung<br />

zu unterstützen. Zugleich sind die in den neuen<br />

Tarifverträgen liegenden Chancen zu nutzen, im<br />

verstärkten Kontakt mit den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>und</strong> potentiellen<br />

Mitglie<strong>der</strong>n die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> als Solidargemeinschaft<br />

erfahrbar zu machen, die in <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten<br />

Arbeitswelt gestaltend, beratend <strong>und</strong> helfend bei<br />

<strong>der</strong> Durchsetzung <strong>der</strong> eigenen Interessen in Fragen<br />

<strong>der</strong> beruflichen Entwicklung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Weiterqualifizierung<br />

zur Seite steht.<br />

4.3 „Gute Arbeit“ als betriebspolitischer Auftrag<br />

Betriebspolitik muss sich verstärkt <strong>der</strong> Gestaltung<br />

<strong>der</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Leistungsbedingungen, orientiert<br />

an den Leitbil<strong>der</strong>n „Gute Arbeit“, zuwenden. Die <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> knüpft dabei an eine lange <strong>und</strong> erfolgreiche<br />

Tradition <strong>der</strong> Humanisierung <strong>der</strong> Arbeit an <strong>und</strong> setzt<br />

angesichts <strong>der</strong> heutigen Bedingungen neue Akzente.<br />

Die Arbeitgeber stellen zunehmend Humanisierungserfolge<br />

<strong>der</strong> Vergangenheit in Frage. Dies<br />

kommt beispielsweise in <strong>der</strong> Verkürzung von Taktzeiten,<br />

im Angriff auf Erholungszeiten <strong>und</strong> in entgrenzten<br />

Arbeitszeiten zum Ausdruck. Stress <strong>und</strong><br />

Leistungsdruck haben ein weithin nicht mehr vertretbares<br />

Maß erreicht. Gleichzeitig werden vielerorts<br />

Arbeitsanreicherung <strong>und</strong> Beteiligung <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

rückgängig gemacht. Humane <strong>und</strong> innovative<br />

Arbeitsgestaltung hat deshalb einen großen<br />

Stellenwert für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />

Unter den gegenwärtigen Bedingungen erweisen<br />

sich die zunehmende Entgrenzung von Arbeitszeit<br />

<strong>und</strong> Leistungsbedingungen sowie die Bewältigung<br />

des demographischen Wandels durch eine alternsgerechte<br />

<strong>und</strong> lernför<strong>der</strong>liche Arbeitsgestaltung als<br />

hochaktuelle Herausfor<strong>der</strong>ung. Es ist ein Konzept<br />

für eine qualitativ ausgerichtete leistungspolitische<br />

Initiative <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu entwickeln. Gr<strong>und</strong>lage<br />

bleibt für uns ein „menschenzentrierter“ Leistungsbegriff<br />

<strong>der</strong> sich an <strong>der</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen <strong>und</strong><br />

sozialen Zumutbarkeit für die Beschäftigten orientiert.<br />

Für leistungspolitisch bisher nicht regulierte<br />

Bereiche, wie beispielsweise in vielen Angestelltenbereichen,<br />

hat ERA neue Möglichkeiten geschaffen,<br />

die es im Sinne <strong>der</strong> Beschäftigten auszuschöpfen<br />

gilt. Für das betriebspolitische Handlungsfeld<br />

gute Arbeit sind auch die Präventionsansätze <strong>und</strong><br />

Instrumente des Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutzes,<br />

insbeson<strong>der</strong>e die Gefährdungsbeurteilung<br />

auszunutzen, zumal die Rechtsprechung die Mitbestimmungsrechte<br />

des Betriebsrates nachdrücklich<br />

bestätigt hat. Konzepte zur Verbesserung <strong>der</strong> Arbeits-<br />

<strong>und</strong> Leistungsbedingungen müssen die Gestaltung<br />

<strong>der</strong> Arbeitsorganisation <strong>und</strong> -abläufe, die<br />

Personalbesetzung <strong>und</strong> -entwicklung, die Weiterbildung<br />

<strong>und</strong> abgesicherte Beteiligungsrechte <strong>der</strong><br />

Beschäftigten einbeziehen. Gewerkschaftliche Arbeitspolitik<br />

kann nicht als Stellvertreterpolitik<br />

praktiziert werden. Die Beschäftigten müssen als<br />

Experten ihrer Arbeitssituation bei <strong>der</strong> Gestaltung<br />

<strong>und</strong> Festlegung von Arbeits- <strong>und</strong> Leistungsbedingungen<br />

intensiv beteiligt werden. Ihre eigene<br />

Handlungskompetenz muss gestärkt werden. Die<br />

Handlungsansätze des Projekts „Gute Arbeit“ wird<br />

die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> künftig als festes Arbeitsfeld fortführen.<br />

Da „Gute Arbeit“ neben dem betriebspolitischen<br />

Schwerpunkt auch gleichzeitig eine tarif- <strong>und</strong><br />

sozialpolitische Flankierung verlangt, ist das Arbeitsfeld<br />

als eine bereichsübergreifende Querschnittsaufgabe<br />

auszurichten.<br />

4.4 Initiativen gegen prekäre Arbeit<br />

Die Unternehmen gehen verstärkt dazu über,<br />

Stammarbeitsplätze durch Leiharbeitnehmer zu<br />

besetzen, die zu schlechteren Bedingungen als vergleichbare<br />

Beschäftigte arbeiten, für die die Tarifverträge<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gelten. Das führt dazu, dass<br />

Tarifstandards umgangen <strong>und</strong> ausgehöhlt werden.<br />

Damit werden auch die Arbeits- <strong>und</strong> Entgeltbedingungen<br />

<strong>der</strong>er bedroht, die sich in tariflich gesicher-<br />

129


ten Beschäftigungsverhältnissen befinden. Deshalb<br />

ist es eine dringende tarif- <strong>und</strong> betriebspolitische<br />

Aufgabe, prekäre Beschäftigungen wie beispielsweise<br />

die Leiharbeit sozial zu gestalten. Die<br />

Strategie, über Tarifverträge mit den Verleiherverbänden<br />

<strong>und</strong> die Gründung von Betriebsräten in den<br />

Verleihbetrieben, diesen Prozess zu stoppen, hat<br />

nicht die angestrebte Wirkung erbracht. Hier ist ein<br />

Umdenken erfor<strong>der</strong>lich. Leiharbeit darf nicht zum<br />

Ersatz von Dauerarbeitsplätzen führen. Wir müssen<br />

verstärkt die Betriebsräte in den Einsatzbetrieben<br />

dafür gewinnen, dass sie sich für faire Arbeitsbedingungen<br />

aller Beschäftigten im Betrieb engagieren<br />

<strong>und</strong> Leiharbeitnehmer in gleicher Weise wie die<br />

Stammbelegschaft vertreten. Hierbei ist die Durchsetzung<br />

des Gr<strong>und</strong>satzes „gleicher Lohn für gleiche<br />

Arbeit“ genauso unser Ziel, wie betriebliche Regelungen,<br />

die die Einsatzorte <strong>und</strong> die Zahl <strong>der</strong> Leiharbeitnehmer<br />

auf ein vertretbares Maß begrenzen.<br />

4.5 Gleichstellungspolitik, Chancengleichheit <strong>und</strong><br />

bessere Vereinbarkeit von Familie <strong>und</strong> Beruf<br />

Chancengleichheit <strong>und</strong> Gleichstellung von Frauen<br />

<strong>und</strong> Männern, Antidiskriminierungspolitik sowie<br />

familienbewusste Personalpolitik sind wichtige<br />

Schwerpunkte gewerkschaftlicher Betriebspolitik.<br />

Die Möglichkeiten für Betriebsräte, entsprechende<br />

Initiativen zu ergreifen, sind durch die Novellierung<br />

des BetrVG <strong>und</strong> das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz<br />

verbessert worden. Eine aktive Gleichstellungspolitik<br />

muss mehr als bisher in die tägliche<br />

Arbeit <strong>der</strong> Betriebsräte <strong>und</strong> Vertrauensleute integriert<br />

werden. Ziel muss es sein, die Chancengleichheit<br />

beim Zugang zur Erwerbstätigkeit, beim<br />

Einkommen sowie bei den beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten<br />

von Frauen <strong>und</strong> Männern sicherzustellen<br />

<strong>und</strong> Diskriminierungen in jeglicher<br />

Form zu verhin<strong>der</strong>n. Die Regelung zur Mindestvertretung<br />

<strong>der</strong> Geschlechter im Betriebsrat hat dazu<br />

beigetragen, den Frauenanteil in den Gremien wesentlich<br />

zu erhöhen. Eine Verbesserung des Frauenanteils<br />

in den Führungspositionen <strong>und</strong> Ausschüssen<br />

des Betriebsrats sowie in allen ehrenamtlichen<br />

besetzten Gremien <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist weiterhin<br />

anzustreben. Wichtig ist, verbindliche betriebliche<br />

Vereinbarungen zu erreichen, um bestehende Diskriminierungen<br />

zu beseitigen <strong>und</strong> weitere im Vorfeld<br />

zu verhin<strong>der</strong>n. Regelungen zu familienfre<strong>und</strong>lichen<br />

Arbeitsbedingungen <strong>und</strong> –zeiten, die sich an<br />

Frauen <strong>und</strong> Männer richten, sind eine unverzichtbare<br />

Voraussetzung für eine effektive Gleichstellungspolitik.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird ihre betrieblichen Akteure<br />

verstärkt für diese Aufgabe sensibilisieren <strong>und</strong><br />

unterstützen.<br />

4.6 Migration <strong>und</strong> Integration erfor<strong>der</strong>n För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>und</strong> Chancengleichheit<br />

Immer mehr Menschen in Deutschland haben einen<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong>. Die Integration in die Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> die Arbeitswelt ist für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> eine<br />

Querschnittsaufgabe mit betrieblichem Schwerpunkt.<br />

Zum politischen Selbstverständnis <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> gehört es, einen solidarischen Zusammenhalt<br />

zu organisieren <strong>und</strong> faire, diskriminierungsfreie<br />

Arbeitsbedingungen für alle anzustreben. Die<br />

betriebsverfassungsrechtliche Gleichstellung hat<br />

sich bewährt. Wichtige Ansätze, um die betriebliche<br />

Integration zu för<strong>der</strong>n <strong>und</strong> die Situation von Migranten<br />

nachhaltig zu verbessern, sind die Umsetzung<br />

des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes,<br />

<strong>der</strong> Tarifverträge zu Entgeltsystemen <strong>und</strong> Qualifizierung<br />

sowie die Umsetzung des Nationalen Integrationsplanes.<br />

4.7 Verankerung <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung bei<br />

Zielgruppen<br />

Angesichts des beschleunigten industriellen Strukturwandels<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> damit einhergehenden Verän<strong>der</strong>ung<br />

in <strong>der</strong> Zusammensetzung <strong>der</strong> Belegschaften<br />

ist es eine Aufgabe von weiter zunehmen<strong>der</strong> Bedeutung,<br />

die Verankerung bei <strong>der</strong> wachsenden Zahl<br />

von Beschäftigten in industriellen Entwicklungs<strong>und</strong><br />

Dienstleistungsbereichen zu stärken <strong>und</strong> dort<br />

mehr Mitglie<strong>der</strong> zu gewinnen. Sie müssen sich dazu<br />

in den Inhalten <strong>und</strong> Arbeitsformen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-<br />

Arbeit erkennbar wie<strong>der</strong>finden. Vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

tariflicher <strong>und</strong> gesetzlicher Verän<strong>der</strong>ungen<br />

verliert die Differenzierung <strong>der</strong> Beschäftigten nach<br />

Arbeitern <strong>und</strong> Angestellten ihre Gr<strong>und</strong>lage. Für die<br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ergibt sich daraus die Aufgabe einer umfassenden<br />

Neubestimmung ihrer zielgruppenorientierten<br />

Arbeit. Differenzierte soziale Lagen, Mentalitäten<br />

<strong>und</strong> Bedürfnisse erfor<strong>der</strong>n zielgruppengerechte<br />

Möglichkeiten, in denen sich die Interessen<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten unterschiedlicher Bereiche artikulieren<br />

können. Es sind neue Wege nötig, um die<br />

Beteiligung in <strong>der</strong> Betriebs- <strong>und</strong> Tarifpolitik <strong>und</strong> im<br />

Organisationsleben zu för<strong>der</strong>n <strong>und</strong> auszubauen.<br />

Die Möglichkeit des BetrVG, Beschäftigte als Sachverständige<br />

<strong>und</strong> damit als Experten in eigener Sache<br />

zu beteiligen, muss stärker genutzt werden.<br />

Vertrauensleute <strong>und</strong> Betriebsräte müssen für diese<br />

Aufgaben sensibilisiert <strong>und</strong> mit den notwendigen<br />

Werkzeugen <strong>und</strong> Handlungshilfen ausgestattet<br />

werden, um diese Aufgaben wirksam <strong>und</strong> professionell<br />

zu bewältigen. Hierbei ist insbeson<strong>der</strong>e die<br />

gewerkschaftliche Bildungsarbeit gefor<strong>der</strong>t. Entscheidend<br />

kommt es darauf an, in diesen Zielgruppen<br />

mehr Aktive für ehrenamtliches Engagement in<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, in <strong>der</strong> Vertrauensleute- <strong>und</strong> Betriebsratsarbeit<br />

<strong>und</strong> für die Mitglie<strong>der</strong>werbung zu gewinnen.<br />

Ein Schwerpunkt ist die Organisation von zielgruppenorientierten<br />

Netzwerken für Mitglie<strong>der</strong>,<br />

Funktionäre <strong>und</strong> Multiplikatoren zu legen. Ein erster<br />

fokussierter Ansatz wird auf den Aufbau eines<br />

Netzwerkes für Ingenieurinnen <strong>und</strong> Ingenieuren sowie<br />

technische Spezialisten gelegt. Aufgr<strong>und</strong> des<br />

wachsenden Anteils von Beschäftigten, die nicht<br />

über die berufliche Erstausbildung im Betrieb ins<br />

Berufsleben kommen, sind die Angebote für Studierende<br />

im Übergang ins Berufsleben auszubauen.<br />

Dazu ist die Möglichkeit gezielter Vorfeldarbeit<br />

an Hochschulen zu verbessern.<br />

5. Betriebspolitische Schwerpunkte 2008–2011<br />

1. Die Mitglie<strong>der</strong>entwicklung muss stärker als<br />

bisher in den Mittelpunkt <strong>der</strong> betriebspolitischen<br />

Aktivitäten gestellt werden. Betriebs-<br />

130


äte <strong>und</strong> Vertrauensleute haben hierbei eine<br />

Schlüsselrolle. Sie bedürfen <strong>der</strong> Unterstützung<br />

durch die Arbeit <strong>der</strong> GBR/KBR-Beauftragten,<br />

die GJAV-Beauftragen <strong>und</strong> die<br />

Branchenkoordinierung.<br />

2. Die Zahl <strong>der</strong> Betriebsräte <strong>und</strong> Betriebsratsgremien<br />

sowie <strong>der</strong> Jugendvertretungen<br />

muss weiter erhöht werden. Die Repräsentanz<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in den Gremien muss ausgebaut<br />

werden. Der Anteil <strong>der</strong> unorganisierten<br />

Betriebsratsmitglie<strong>der</strong> muss deutlich<br />

gesenkt werden.<br />

3. Wir müssen in allen Beschäftigtengruppen<br />

mit Vertrauensleuten <strong>und</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Betriebsratsmitglie<strong>der</strong>n<br />

als kompetenten Ansprechpartner<br />

vertreten sein. Den Vertrauensleutewahlen<br />

2008 kommt deshalb ein<br />

beson<strong>der</strong>er Stellenwert zu. In den Betrieben<br />

sind die Betriebsräte als aktive Vertrauensleute<br />

<strong>und</strong> Werber für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu gewinnen.<br />

Durch qualifizierte gewerkschaftliche<br />

Beratungs- <strong>und</strong> Unterstützungsleistungen<br />

<strong>und</strong> durch weiterentwickelte gewerkschaftliche<br />

Bildungsangebote gilt es, die Betriebsratsarbeit<br />

effizienter <strong>und</strong> gewerkschaftspolitisch<br />

überzeugen<strong>der</strong> zu gestalten.<br />

4. Die Branchenarbeit ist auf weitere Bereiche<br />

auch international auszudehnen <strong>und</strong> durch<br />

abgestimmte betriebspolitische Aktivitäten<br />

zu stützen. Angesichts gestiegener Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an branchenorientiertes Vorgehen<br />

ist ein Gesamtkonzept zur Branchenarbeit<br />

zu erstellen, das die Aufteilung <strong>der</strong> Aufgaben<br />

auf Arbeitsbereiche <strong>und</strong> Ebenen <strong>der</strong><br />

Organisationen transparent <strong>und</strong> effizient<br />

gestaltet.<br />

5. Die tarifpolitische Handlungsfähigkeit im<br />

Betrieb muss gestärkt werden. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

muss deshalb ihre tarifpolitischen Kompetenzen<br />

gerade auch in <strong>der</strong> Betriebspolitik<br />

weiterentwickeln. Dabei ist es eine zentrale<br />

Aufgabe, Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> Beschäftigte stärker<br />

an unserer Politik im Betrieb zu beteiligen.<br />

6. Jede betriebliche Auseinan<strong>der</strong>setzung um<br />

Beschäftigungs- <strong>und</strong> Standortsicherung<br />

wird die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> mit Innovations- <strong>und</strong> Qualifizierungsinitiativen<br />

verbinden.<br />

7. Arbeitspolitik unter dem Leitbild „Gute Arbeit“<br />

ist als querschnittbezogenes Handlungsfeld<br />

zu verstetigen <strong>und</strong> weiter zu entwickeln.<br />

Eine bessere Arbeitswelt ist machbar.<br />

In diesem Sinne ist eine neue Humanisierungsoffensive<br />

zu initiieren.<br />

8. Prekäre Beschäftigung, wie beispielsweise<br />

Leiharbeit, muss von uns sozial gestaltet<br />

werden, insbeson<strong>der</strong>e dadurch, dass die<br />

Betriebsräte in den Entleiherbetrieben dafür<br />

gewonnen werden, sich für faire Arbeitsbedingungen<br />

aller Beschäftigten im Betrieb<br />

zu engagieren <strong>und</strong> den Gr<strong>und</strong>satz „gleicher<br />

Lohn für gleiche Arbeit“ durchzusetzen.<br />

9.Die Gewerkschaftsarbeit in Angestelltenbereichen<br />

muss gestärkt <strong>und</strong> zielgruppenorientiert<br />

ausgebaut werden, um dort mehr<br />

Mitglie<strong>der</strong> zu gewinnen. Ein Schwerpunkt<br />

wird dabei auf die verstärkte Ansprache <strong>und</strong><br />

Gewinnung von Ingenieuren <strong>und</strong> technischen<br />

Experten gelegt.<br />

10.Für die Sicherung <strong>und</strong> Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> Mitbestimmung ist ein positives gesellschaftliches<br />

Klima zu schaffen <strong>und</strong> die eigene<br />

Aufsichtsratspraxis zu verbessern.<br />

11.Wir müssen die Zahl europäischer Betriebsräte<br />

<strong>und</strong> internationaler betrieblicher Netzwerke<br />

ebenso erhöhen, wie die internationalen<br />

Rahmenabkommen. Die Rolle <strong>der</strong><br />

EBRs muss so weiter entwickelt werden,<br />

dass sie als Verhandlungspartner auf internationaler<br />

Ebene handeln können.<br />

131


Betriebs- <strong>und</strong> Mitbestimmungspolitik<br />

5.001 Antragsteller/in: Esslingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Vertrauensleutearbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in Konzernen<br />

soll mehr Gewicht <strong>und</strong> Unterstützung als bisher<br />

erfahren. Dabei ist es notwendig, die Schaffung<br />

<strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung von unternehmens- <strong>und</strong> konzernweiten<br />

Vertrauensleutestrukturen inhaltlich, organisatorisch<br />

<strong>und</strong> finanziell zu unterstützen <strong>und</strong> überbetriebliche,<br />

auch internationale Zusammenarbeit<br />

zu för<strong>der</strong>n.<br />

Schwerpunkte gewerkschaftlicher<br />

Betriebspolitik<br />

5.002 Antragsteller/in: Salzgitter<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag for<strong>der</strong>t den<br />

Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, regelmäßige (mindestens<br />

jährliche) Treffen <strong>der</strong> Vertrauenskörperleitung<br />

aller Werke <strong>der</strong> Automobilindustrie in Deutschland<br />

zum Zweck des Informations- <strong>und</strong> Meinungsaustausches,<br />

<strong>der</strong> Koordination <strong>der</strong> gewerkschaftlichen<br />

Positionen <strong>und</strong> zur Absprache gemeinsamer Aktionen<br />

zu organisieren <strong>und</strong> durchzuführen. Ziel dieser<br />

Treffen ist es, Strategien gegen tarifliche Verschlechterungen<br />

aufgr<strong>und</strong> wettbewerbsbegründeter<br />

Anliegen <strong>der</strong> Arbeitgeber zu entwickeln <strong>und</strong> gemeinsam<br />

umzusetzen.<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Automobilindustrie ist es durch einen<br />

sehr starken, weltweiten Verdrängungswettbewerb<br />

zum Verlust Tausen<strong>der</strong> von Arbeitsplätzen<br />

auch in Deutschland gekommen.<br />

Der hohe Konkurrenzdruck mit z. B. ständig neuen<br />

Rabattoffensiven führt vor allem dazu, dass im Bereich<br />

<strong>der</strong> Personalkosten immer mehr eingespart<br />

wird. Folge davon ist ein regelrechter markenübergreifen<strong>der</strong><br />

Wettbewerb von Abwärtstrends tariflicher<br />

Bedingungen für die Beschäftigten. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

steht unter dem ständigen Druck, Zugeständnisse<br />

gegenüber den Arbeitgebern <strong>und</strong> Arbeitgeberinnen<br />

zu machen. Hauptargument dabei ist <strong>der</strong><br />

Hinweis auf die Konkurrenzsituation in <strong>der</strong> Automobilindustrie<br />

<strong>und</strong> den „günstigeren“ Bedingungen<br />

<strong>der</strong> Konkurrenten.<br />

Dieser Trend lässt sich mittel- <strong>und</strong> langfristig nur<br />

durch eine gemeinsam abgestimmte Strategie <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für die Beschäftigten <strong>der</strong> Automobilindustrie<br />

umkehren. Um dies sicherzustellen ist es notwendig,<br />

dass sich die Vertrauenskörperleitung als<br />

betriebliche Vertreter <strong>und</strong> Vertreterinnen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

regelmäßig treffen, diese Arbeit koordinieren<br />

<strong>und</strong> eine gemeinsame Abwehrstrategie entwickel<br />

<strong>und</strong> Maßnahmen zur Umsetzung beraten <strong>und</strong> vereinbaren.<br />

Beratungskompetenz <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> stärken<br />

5.003 Antragsteller/in: Bamberg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t die Beratungskompetenz<br />

<strong>der</strong> Vorstandsverwaltung für Betriebsräte,<br />

betriebliche Funktionäre <strong>und</strong> Funktionärinnen <strong>und</strong><br />

Verwaltungsstellen zu stärken. Dies soll erreicht<br />

werden durch:<br />

• Einrichten einer Hotline für Betriebsräte <strong>und</strong><br />

Verwaltungsstellen zur Abfrage von Fachkompetenz<br />

zu gewerkschaftlich relevanten Themen<br />

<strong>und</strong> die betriebliche Arbeit. Diese sollte als<br />

Clearingstelle beim Vorstand, die Anfragen von<br />

betrieblichen Funktionären <strong>und</strong> Funktionärinnen<br />

<strong>und</strong> Verwaltungsstellen an die Experten<br />

<strong>und</strong> Expertinnen weiterleiten.<br />

• Dazu sollten Experten <strong>und</strong> Expertinnen in Vorstandsverwaltung<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> gesamten <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

benannt werden, die dann für Anfragen zur Verfügung<br />

stehen.<br />

• Zusammenfassen <strong>der</strong> vorhandenen Infos, Muster<br />

Betriebsvereinbarungen, gute Praxis,<br />

Rechtsfragen<br />

• Zur Verfügung stellen einer einheitlichen Ansprechstelle<br />

mit Telefonnummer, o<strong>der</strong> zumindest<br />

eines Telefonbuchs <strong>der</strong> Vorstandsverwaltung<br />

aus dem die Abteilungen, Themengebiete<br />

<strong>und</strong> Ansprechpartner in Sachfragen hervorgehen,<br />

sowie Fachleute aus den Verwaltungsstellen,<br />

bzw. <strong>Metall</strong>er <strong>und</strong> <strong>Metall</strong>erinnen, Experten<br />

<strong>und</strong> Expertinnen aus Betrieben ausweist <strong>und</strong><br />

im Extranet den betrieblichen Funktionären zugänglich<br />

machen.<br />

Damit soll die Beratungskompetenz <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>,<br />

insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Vorstandsverwaltung,<br />

herausgestellt <strong>und</strong> zur Verfügung gestellt werden.<br />

In <strong>der</strong> Regel haben wir als <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Experten<br />

<strong>und</strong> Expertinnen, die den betrieblichen<br />

Funktionären <strong>und</strong> Funktionärinnen Empfehlungen<br />

für ihre Arbeit im konkreten Fall geben können.<br />

Die Verwaltungsstellen, als erste Ansprechpartner<br />

<strong>der</strong> Betriebsräte <strong>und</strong> betriebliche<br />

Funktionäre <strong>und</strong> Funktionärinnen, sind wegen<br />

<strong>der</strong> knappen Personaldecke <strong>und</strong> vielen umfangreichen<br />

Aufgaben äußerst stark belastet,<br />

so dass die Beratung für wichtige Themen <strong>der</strong><br />

betrieblichen Arbeit nur teilweise erfolgen<br />

kann <strong>und</strong> nicht die Zeit ist, qualifiziert zu beraten,<br />

da das Fachwissen nicht abrufbar ist.<br />

Vielfach sind auch den Verwaltungsstellen<br />

nicht die richtigen Ansprechpartner o<strong>der</strong> Ansprechpartnerinnen<br />

<strong>und</strong> Fachleute in <strong>der</strong> Vorstandsverwaltung<br />

bekannt. Oftmals ist eine<br />

lange Suche notwendig, bis man zum richtigen<br />

Ansprechpartner o<strong>der</strong> Ansprechpartnerin<br />

kommt. Lei<strong>der</strong> ist man oft nur auf persönliche<br />

Kontakte angewiesen, um eine Auskunft zu einer<br />

Sachfrage zu erhalten. Oft wird auf externe<br />

Berater <strong>und</strong> Beraterinnen verwiesen, das Feld<br />

darf aber nicht nur unabhängigen o<strong>der</strong> uns nahestehenden<br />

Beratern <strong>und</strong> Beraterinnen überlassen<br />

werden.<br />

132


Die Beratung <strong>der</strong> Betriebsräte ist eine Kernkompetenz<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, die es gilt auszubauen.<br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf beteiligungsorientierte<br />

Bewegungen ausrichten<br />

5.004 Antragsteller/in: Kiel<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Unsere Satzung sagt zu den Aufgaben <strong>und</strong> Zielen<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>:<br />

„1. Zusammenschluss aller im Organisationsbereich<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Beschäftigten zum gemeinsamen<br />

Handeln; sie bezieht alle Mitglie<strong>der</strong> zur Unterstützung<br />

mit ein.“<br />

Diese „alten“ Organisationsgr<strong>und</strong>sätze können aktuell<br />

auf den Begriff „Beteiligung“ gebracht werden.<br />

Historische Erfahrungen <strong>und</strong> Erfahrungen aus<br />

den letzten Jahren zeigen, dass wir mit Beteiligung<br />

besser, stärker <strong>und</strong> mehr werden können.<br />

Beteiligung ist aber keine einfache Zauberformel.<br />

Beteiligung ist erfolgreich, wenn dabei wichtige<br />

Prinzipien berücksichtigt werden.<br />

Erfolgreiche Beteiligung muss folgende Gr<strong>und</strong>sätze<br />

berücksichtigen:<br />

– Betroffene müssen sich selbst auf den Weg machen<br />

– Bewegungen müssen von uns erkannt <strong>und</strong> aufgegriffen<br />

werden<br />

– Bewegungen können auch von uns initiiert werden<br />

– Beteiligung muss vom Anfang bis Ende ernst<br />

gemeint sein<br />

– Dazu ist die Haltung zur Beteiligung ein entscheiden<strong>der</strong><br />

Schlüssel<br />

– Informieren, diskutieren, Beschlüsse fassen<br />

<strong>und</strong> gemeinsam umsetzen sind wichtige Voraussetzungen,<br />

um nicht nur aus Erfolgen son<strong>der</strong>n<br />

auch aus Nie<strong>der</strong>lagen gestärkt heraus zu<br />

kommen<br />

– Starke Bewegungen gibt es nur bei Einbeziehung<br />

des Umfelds<br />

– Solidarität <strong>und</strong> Bündnispartnerschaften sind<br />

tragende Säulen erfolgreicher Bewegungen.<br />

Ohne sie können Bewegungen leichter isoliert<br />

werden. Gerade die erdrückende mediale<br />

Macht <strong>der</strong> Gegenseite macht die sorgfältige Beachtung<br />

dieses Gesichtspunktes immer wichtiger.<br />

– Solidarität wächst mit <strong>der</strong> Bewegung<br />

– Sie ist nicht einfach von Anfang an vorhanden.<br />

Sie entwickelt sich <strong>und</strong> muss organisiert werden.<br />

Die Dynamik von Solidarität stützt <strong>und</strong><br />

stärkt Bewegungen.<br />

– Gerechtigkeitsfragen bewegen Menschen<br />

– Es sind nicht nur materielle Interessen die bewegen,<br />

son<strong>der</strong>n häufig moralische Fragen, wie<br />

Gerechtigkeit <strong>und</strong> Menschenwürde, die eine<br />

enorme Kampfkraft freisetzen können.<br />

– Politische Themen bewegen Menschen – Menschen<br />

wollen Politik bewegen<br />

– Eine Beschränkung auf enge (materielle) Interessenslagen<br />

findet in den Köpfen unserer Mitglie<strong>der</strong><br />

nicht statt. Politik betrifft sie <strong>und</strong> sie bewegt<br />

sie gleichermaßen. Dem haben wir Rechnung<br />

zu tragen.<br />

– Beteiligung setzt Information <strong>und</strong> Bildung voraus<br />

– Bildungsfragen sind Machtfragen. Erfolgreiche<br />

Bewegungen brauchen gründliche, lebendige<br />

<strong>und</strong> aktuelle Informationen (auch für das Umfeld)<br />

<strong>und</strong> begleitende Ausbildung.<br />

– Das Bildungsprogramm <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird um<br />

einen Ausbildungsblock „Beteiligungsorientierte<br />

Organisierung von Bewegungen“ erweitert<br />

– Der Zugang zu Informationen muss frei sein<br />

(Prinzip: open source)<br />

– Bildung <strong>und</strong> Information muss auf die Bewegungen<br />

orientiert sein<br />

– Die Ausrichtung <strong>der</strong> betrieblichen, regionalen<br />

<strong>und</strong> zentralen Bildungsplanungen muss stärker<br />

diesem Leitfaden folgen.<br />

– Die Vertrauensleute sind die Basis von Bewegung<br />

<strong>und</strong> Beteiligung<br />

– Die Vertrauensleute sind in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

immer mehr aus dem Fokus <strong>der</strong> betrieblichen<br />

Gewerkschaftsarbeit verschw<strong>und</strong>en. Dieser<br />

Trend ist umzukehren.<br />

– Bildungsangebote, ehrenamtliche Gewerkschaftsarbeit<br />

<strong>und</strong> die Teilnahme an Sitzungen<br />

sowie Konferenzen sind wie<strong>der</strong> stärker an die<br />

Bedürfnisse <strong>und</strong> Möglichkeiten <strong>der</strong> Vertrauensleute<br />

auszurichten<br />

– Die Darstellung <strong>der</strong> betrieblichen Arbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> darf nicht länger so einseitig auf die Betriebsräte<br />

gerichtet sein<br />

– Beteiligung muss vernetzt <strong>und</strong> organisiert werden,<br />

d. h. über Betrieb/Region/Nation hinaus<br />

– Bewegungen können in größeren Maßstäben<br />

nur Erfolg haben, wenn sie nicht isoliert agieren.<br />

Verbindliche Absprachen, Vernetzung von<br />

Informationen, Willensbildung <strong>und</strong> Aktionen<br />

müssen sorgfältig betrieben werden.<br />

Auf diese Gr<strong>und</strong>sätze werden alle Organisationseinheiten<br />

<strong>und</strong> alle Funktionäre <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ausgerichtet.<br />

Schwerpunkte gewerkschaftlicher<br />

Betriebspolitik<br />

5.005 Antragsteller/in: Völklingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Vertrauensleute <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sind die Funktionäre,<br />

die die Politik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in den Betrieben<br />

vertreten.<br />

Sie tragen Mitverantwortung dafür, dass betriebliche,<br />

tarifliche, gesellschaftliche sowie gewerkschaftliche<br />

Themen in den Betrieben aufgegriffen,<br />

diskutiert <strong>und</strong> bearbeitet werden. Um diesen Aufgaben<br />

gerecht zu werden, muss die Vertrauensleutearbeit<br />

in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gestärkt werden.<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, die Richtlinien <strong>der</strong><br />

Vertrauensleutearbeit weiter zu entwickeln. Vertrauensleutearbeit<br />

muss auch zum Motor <strong>der</strong> betrieblichen<br />

Tarifpolitikwerden, d. h., Vertrauensleu-<br />

133


te sind in die For<strong>der</strong>ungsdebatte <strong>und</strong> die Umsetzungsstrategie<br />

unserer tariflichen For<strong>der</strong>ungen zu<br />

integrieren.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss alles daran setzen, eine konsequente<br />

Bildungskonzeption für eine offensive gewerkschaftliche<br />

Vertrauensleutearbeit zu entwikkeln.<br />

Dabei muss die politische Bildung einen höheren<br />

Stellenwert erhalten.<br />

Nachdem <strong>der</strong> Gesetzgeber die Rente mit 67 beschlossen<br />

hat, müssen Vertrauensleute befähigt<br />

werden, betriebliche Aktionsprogramme zur Gestaltung<br />

von Arbeitsbedingungen <strong>und</strong> Arbeitszeiten<br />

gemeinsam mit den Betriebsräten voranzubringen.<br />

Ein Projekt „Humanisierung <strong>der</strong> Arbeitswelt“,<br />

das unter an<strong>der</strong>em zum Ziel hat, betriebliche Rahmenbedingungen<br />

so zu entwickeln, dass auch Ältere<br />

noch eine Chance haben, muss Bestandteil betrieblicher<br />

Vertrauensleutearbeit werden.<br />

Weiter sind Vertrauensleute in allen betrieblichen<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzungen aktiv einzubeziehen.<br />

Die vier Säulen gewerkschaftlicher Vertrauensleutearbeit:<br />

• Betriebspolitik<br />

• Tarifpolitik<br />

• Gesellschaftspolitik<br />

• Gewerkschaftsarbeit<br />

müssen fester Bestandteil <strong>der</strong> weiter zu entwickelnden<br />

Richtlinien für Vertrauensleute werden.<br />

Weiter wird <strong>der</strong> Vorstand aufgefor<strong>der</strong>t, den Stellenwert<br />

gewerkschaftlicher Vertrauensleute durch Tarifverträge<br />

zum Schutz gewerkschaftlicher Vertrauensleute<br />

weiter auszubauen.<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, ein Konzept zu erarbeiten,<br />

das flächendeckend zum Ziel hat, Vertrauensleute<br />

in allen Handwerks-, Klein-, Mittel- <strong>und</strong><br />

Großbetrieben zu installieren.<br />

Die Vertrauensleutewahlen im Jahre 2008 müssen<br />

dazu genutzt werden, die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> stärker denn je<br />

durch aktive Vertrauensleute in den Betrieben zu<br />

verankern.<br />

Vertrauensleutearbeit in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

5.006 Antragsteller/in: Trier<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Vertrauensleute <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sind die Funktionäre<br />

<strong>und</strong> Funktionärinnen, die die Politik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

in den Betrieben vertreten.<br />

Sie tragen Mitverantwortung dafür, dass betriebliche,<br />

tarifliche, gesellschaftliche sowie gewerkschaftliche<br />

Themen in den Betrieben aufgegriffen,<br />

diskutiert <strong>und</strong> bearbeitet werden. Um diesen Aufgaben<br />

gerecht zu werden, muss die Vertrauensleutearbeit<br />

in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gestärkt werden.<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, die Richtlinien <strong>der</strong><br />

Vertrauensleutearbeit weiter zu entwickeln. Vertrauensleutearbeit<br />

muss auch zum Motor <strong>der</strong> betrieblichen<br />

Tarifpolitikwerden, d. h., Vertrauensleute<br />

sind in die For<strong>der</strong>ungsdebatte <strong>und</strong> die Umsetzungsstrategie<br />

unserer tarifpolitischen For<strong>der</strong>ungen<br />

zu integrieren.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss alles daran setzen, eine konsequente<br />

Bildungskonzeption für eine offensive gewerkschaftliche<br />

Vertrauensleutearbeit zu entwikkeln.<br />

Dabei muss die politische Bildung einen höheren<br />

Stellenwert erhalten.<br />

Nachdem <strong>der</strong> Gesetzgeber die Rente mit 67 beschlossen<br />

hat, müssen Vertrauensleute befähigt<br />

werden, betriebliche Aktionsprogramme zur Gestaltung<br />

von Arbeitsbedingungen <strong>und</strong> Arbeitszeiten<br />

gemeinsam mit den Betriebsräten voranzubringen.<br />

Ein Projekt „Humanisierung <strong>der</strong> Arbeitswelt“,<br />

das unter an<strong>der</strong>em zum Ziel hat, betriebliche Rahmenbedingungen<br />

so zu entwickeln, dass auch Ältere<br />

noch eine Chance haben, muss Bestandteil betrieblicher<br />

Vertrauensleutearbeit werden.<br />

Weiter sind Vertrauensleute in allen betrieblichen<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzungen aktiv einzubeziehen.<br />

Die vier Säulen gewerkschaftlicher Vertrauensleutearbeit:<br />

• Betriebspolitik<br />

• Tarifpolitik<br />

• Gesellschaftspolitik<br />

• Gewerkschaftsarbeit<br />

müssen fester Bestandteil <strong>der</strong> weiter zu entwickelnden<br />

Richtlinien für Vertrauensleute werden.<br />

Weiter wird <strong>der</strong> Vorstand aufgefor<strong>der</strong>t, den Stellenwert<br />

gewerkschaftlicher Vertrauensleute durch Tarifverträge<br />

zum Schutz gewerkschaftlicher Vertrauensleute<br />

weiter auszubauen.<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, ein Konzept zu erarbeiten,<br />

das flächendeckend zum Ziel hat, Vertrauensleute<br />

in allen Handwerks-, Klein-, Mittel- <strong>und</strong><br />

Großbetrieben zu installieren.<br />

Die Vertrauensleutewahlen im Jahre 2008 müssen<br />

dazu genutzt werden, die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> stärker denn je<br />

durch aktive Vertrauensleute in den Betrieben zu<br />

verankern.<br />

Stärkung <strong>der</strong> Vertrauensleutearbeit<br />

5.007 Antragsteller/in:<br />

Remscheid-Solingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, bis zum nächsten<br />

Gewerkschaftstag dafür zu sorgen, dass in allen Tarifgebieten<br />

Tarifverträge o<strong>der</strong> tarifliche Bestimmungen<br />

zum Schutz gewerkschaftlicher Vertrauensleute<br />

Gegenstand <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ungen werden <strong>und</strong><br />

entsprechende Bestimmungen abgeschlossen<br />

werden. Dazu gehören insbeson<strong>der</strong>e die ungehin<strong>der</strong>te<br />

Ausübung dieser Tätigkeit <strong>und</strong> ein erweiterter<br />

tariflicher Kündigungsschutz.<br />

Gezielte Infokampagnen zum Thema: „Mehr Ausbildungsplätze“<br />

5.008 Antragsteller/in: Bremen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Mehr Ausbildungsplätze ist eine zentrale Zukunftsfor<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Unsere For<strong>der</strong>ung nach gesetzlicher<br />

Umlagefinanzierung muss in den Betrieben<br />

/ Belegschaften über gezielte Infokampagnen<br />

zum Thema gemacht werden.<br />

134


Branchenarbeit<br />

5.009 Antragsteller/in: Bochum<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Zusammenarbeit zwischen den Gewerkschaftern<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Automobilzuliefererbetriebe,<br />

sowie <strong>der</strong> Kampf um einheitliche Tarifverträge<br />

muss intensiviert werden.<br />

Hierzu gehören u. a.:<br />

• Einrichtung einer konzernbezogenen Internetplattform,<br />

auf die alle gewerkschaftlichen<br />

Funktionsträger des jeweiligen Konzerns Zugriff<br />

haben<br />

• Regelmäßige Treffen <strong>der</strong> Vertrauensleute, Betriebsräte<br />

<strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Automobilwerke<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Zulieferbetriebe<br />

• Koordinierung <strong>der</strong> betrieblichen Gewerkschaftsarbeit<br />

<strong>der</strong> Automobilzulieferer unter<br />

den betroffenen Einzelgewerkschaften.<br />

Stärkere Betreuung von Beschäftigten in IT-<br />

Unternehmen<br />

5.010 Antragsteller/in:<br />

Jugendausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich verstärkt für die Organisation<br />

von sogenannten IT-Betrieben ein. Ziel ist es, in<br />

weiteren IT-Unternehmen sowohl betriebliche Interessensvertretungen<br />

zu installieren als auch den<br />

Organisationsgrad nachhaltig zu erhöhen. Dazu ist<br />

eine Gesamtkonzeption unter Einbindung aller betroffenen<br />

Bereiche beim Vorstand <strong>und</strong> örtlicher Experten<br />

zu entwickeln.<br />

Position <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in <strong>der</strong> Automobilbranche<br />

5.011 Antragsteller/in: Stuttgart<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Nach <strong>der</strong> Erholung <strong>der</strong> deutschen Automobilindustrie<br />

in <strong>der</strong> zweiten Hälfte <strong>der</strong> neunziger Jahre haben<br />

wir es in den letzten Jahren mit einem weltweiten<br />

Verdrängungswettbewerb auf hohem Ausgangsniveau<br />

zu tun. Internationale Überkapazitäten,<br />

eine durch die Globalisierung sowie den zunehmenden<br />

Einfluss von Finanzinvestoren verschärfte<br />

Kostenkonkurrenz <strong>und</strong> internationale Unternehmenszusammenschlüsse<br />

sind neue Rahmenbedingungen<br />

für unsere Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

um Standorte <strong>und</strong> Beschäftigung.<br />

Aber auch unsere Kämpfe in <strong>der</strong> Automobilindustrie<br />

haben eine neue Qualität. In vielen Fällen haben<br />

wir betriebsbedingte Kündigungen verhin<strong>der</strong>t.<br />

Wir haben die Arbeits-, Leistungsbedingungen <strong>und</strong><br />

Arbeitszeitregelungen gestaltet <strong>und</strong> wir haben mit<br />

Ergänzungstarifverträgen <strong>und</strong> Betriebsvereinbarungen<br />

Investitionsentscheidungen beeinflusst.<br />

Darüber hinaus haben wir auf Produkt- <strong>und</strong> Standortentscheidungen<br />

Einfluss genommen <strong>und</strong> so die<br />

Regionen <strong>und</strong> regionalen Arbeitsmärkte gestärkt.<br />

Zusammengefasst haben wir sowohl betriebspolitisch<br />

als auch tarif- <strong>und</strong> strukturpolitisch unsere<br />

Handlungsfähigkeit bewiesen. Das war möglich,<br />

weil wir frühzeitig <strong>und</strong> energisch unsere For<strong>der</strong>ungen<br />

formuliert haben. In den GBR`s <strong>und</strong> KBR`s <strong>der</strong><br />

verschiedenen Unternehmen haben wir unsere<br />

Konzepte diskutiert <strong>und</strong> standortübergreifende<br />

Strategien abgesprochen. Eigentümerstruktur,<br />

Marktstellung, Ertragslagen <strong>der</strong> Unternehmen <strong>und</strong><br />

regionale Verb<strong>und</strong>enheit waren dabei zentrale Themen,<br />

auf die wir bei unserer Strategieentwicklung<br />

geachtet haben. In die Auseinan<strong>der</strong>setzung selbst<br />

wurden die Belegschaften aller Standorte einbezogen.<br />

Und: Wo immer es möglich <strong>und</strong> nötig war, haben<br />

wir internationale Solidarität organisiert. Das<br />

heißt, wir haben unsere unterschiedlichen Handlungsmöglichkeiten<br />

genutzt.<br />

Dennoch entstand in <strong>der</strong> Öffentlichkeit oft das Bild,<br />

dass die einzelnen Belegschaften für sich allein gekämpft<br />

haben. Das Ohr <strong>der</strong> Öffentlichkeit war uns<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Masse <strong>der</strong> Betroffenen <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> wirtschaftlichen <strong>und</strong> politischen Bedeutung <strong>der</strong><br />

Branche sicher. Das gemeinsame Konzept <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> wurde jedoch nicht immer deutlich. Wir sind<br />

aufgefor<strong>der</strong>t, in Zukunft deutlicher als bislang die<br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> als Träger von Innovation <strong>und</strong> Gestaltung<br />

<strong>der</strong> Automobilindustrie hervorzuheben. Dabei gilt<br />

es zu beachten: Der Automobilproduktionsstandort<br />

Deutschland hat über Jahrzehnte hinweg Qualitäten<br />

entwickelt, die es sorgfältig wahrzunehmen<br />

<strong>und</strong> zu nutzen gilt. Die Qualifikation <strong>der</strong> Beschäftigten,<br />

die Kompetenzen <strong>der</strong> Entwickler, das Netzwerk<br />

<strong>und</strong> die Flexibilität <strong>der</strong> Zulieferbetriebe ebenso wie<br />

die Kapazitäten einer Region sind als Gesamtzusammenhang<br />

notwendig, um Automobile in <strong>der</strong><br />

notwendigen Geschwindigkeit <strong>und</strong> in hoher Qualität<br />

zu entwickeln, auf den Markt zu bringen <strong>und</strong> mit<br />

hoher Produktivität zu produzieren. Solche Zusammenhänge<br />

sind weit schneller zerstört als aufgebaut.<br />

Wir wollen sie dadurch erhalten, dass wir sie<br />

weiterentwickeln. Die Unternehmen sind jedoch<br />

gegenwärtig dabei, diesen Zusammenhang durch<br />

kurzfristige Kostenstrategien zu missachten. Die<br />

Motivation <strong>und</strong> das Wissen <strong>der</strong> Belegschaften wird<br />

mit Füßen getreten; die Beziehungen zu den Zulieferern<br />

<strong>und</strong> die Erfahrung <strong>und</strong> Nähe <strong>der</strong> Kompetenz<strong>und</strong><br />

Produktions-Cluster werden durch die einseitige<br />

Konzentration auf den Abbau von Köpfen <strong>und</strong> Kosten<br />

aufs Spiel gesetzt. Das Diktat <strong>der</strong> Quartalsberichte<br />

passt nicht zu den langjährigen Entwicklungs-<br />

<strong>und</strong> Produktionszyklen. Aus dieser verkürzten<br />

Sicht <strong>der</strong> Unternehmen sollen die Beschäftigten<br />

durch Verzicht die Automobilproduktion in<br />

Deutschland halten. Wir setzen uns dagegen für eine<br />

nachhaltige Entwicklung <strong>der</strong> Standorte ein, was<br />

Produkte <strong>und</strong> Arbeitsbedingungen anbelangt. Dabei<br />

ist Wirtschaftlichkeit ein Element, aber nicht<br />

das Einzige. Der bloßen Kostenkonkurrenz hinterher<br />

zu laufen, verspricht we<strong>der</strong> den Unternehmen<br />

noch den Belegschaften Zukunft. Nun ist keineswegs<br />

die gesamte Automobil- <strong>und</strong> Zulieferindustrie<br />

in <strong>der</strong> Krise. Meist sind es nur einzelne Hersteller.<br />

Dennoch stehen alle Beschäftigten durch die beständig<br />

sichtbar gemachte Kostenkonkurrenz im<br />

135


globalisierten Markt unter einem immensen Druck.<br />

Benchmark-Vergleiche wie <strong>der</strong> Harbour-Report zielen<br />

darauf ab, die Herstellungsdauer pro Fahrzeug<br />

rigide zu senken. Die Unternehmensleitungen<br />

übersetzen solche Benchmarks als unmittelbare<br />

Auffor<strong>der</strong>ung, die Fertigungstiefe zu reduzieren<br />

<strong>und</strong> Personal abzubauen. Und das, obwohl die Personalkosten<br />

<strong>der</strong> Hersteller in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik<br />

nur zwischen 10 Prozent <strong>und</strong> 16 Prozent des Umsatzes<br />

ausmachen. Das heißt nichts an<strong>der</strong>es, als dass<br />

die Beschäftigten die Folgen <strong>der</strong> Verdrängungskonkurrenz<br />

zwischen den Unternehmen tragen <strong>und</strong><br />

auch noch die Verantwortung dafür übernehmen<br />

sollen, dass sie reibungslos funktioniert.<br />

Um hier Haltelinien einzuziehen, müssen wir, ergänzend<br />

zu den Vereinbarungen zur Zukunftssicherung<br />

in den Betrieben <strong>der</strong> Automobilindustrie unsere<br />

betriebspolitischen Themen weiter vorantreiben:<br />

– In <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> Beschäftigungspolitik müssen<br />

wir auf die Einhaltung <strong>der</strong> Produkt- <strong>und</strong> Investitionszusagen<br />

drängen.<br />

– In <strong>der</strong> Arbeitspolitik sind wir gefor<strong>der</strong>t, Antworten<br />

auf die massive Retaylorisierung zu finden<br />

<strong>und</strong> dieser Einhalt zu gebieten. Das liegt im Interesse<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten – aber aus unserer<br />

Sicht auch <strong>der</strong> Unternehmen selber. Auch hier<br />

sind Motivation <strong>und</strong> vielfältige Kompetenzen<br />

schneller zerstört als wie<strong>der</strong> aufgebaut, wenn<br />

sie aus Gründen <strong>der</strong> Flexibilität wie<strong>der</strong> benötigt<br />

werden. Wir for<strong>der</strong>n bessere Arbeit, nicht billigere<br />

Arbeit.<br />

– Den Qualifizierungstarifvertrag <strong>und</strong> die damit<br />

verb<strong>und</strong>enen Weiterbildungen müssen wir im<br />

Sinne besser definierter Ansprüche vorantreiben.<br />

Gute Qualifikation ist die Gr<strong>und</strong>lage für eine<br />

anspruchsvolle Arbeitsgestaltung.<br />

– Schauen wir auf die Altersstruktur <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

wird überdeutlich, dass wir uns mit <strong>der</strong><br />

Frage <strong>der</strong> alternsgerechten Arbeit auseinan<strong>der</strong>setzen<br />

müssen.<br />

– Wir kommen nicht umhin, uns offensiv mit prekären<br />

Arbeitsverhältnissen in <strong>der</strong> Automobilindustrie<br />

auseinan<strong>der</strong> zusetzen. Leiharbeit, Befristungen,<br />

Praktika, Werkverträge, Fremdvergaben<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Formen <strong>der</strong> Beschäftigung<br />

führen zu einer Zersplitterung <strong>der</strong> Belegschaften<br />

<strong>und</strong> unterlaufen unsere Regelungen aus Betriebsvereinbarungen<br />

<strong>und</strong> Tarifverträgen. Hier<br />

geht es darum, Solidarität zu organisieren <strong>und</strong><br />

dafür Vorgehensweisen zu entwickeln.<br />

– Auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> aktuellen Entwicklung muss unser<br />

beson<strong>der</strong>es Augenmerk dem Thema Leiharbeit<br />

gelten. Es kommt darauf an, sie zugleich zu<br />

begrenzen <strong>und</strong> zu regulieren.<br />

– Gerade die Automobilindustrie steht in <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Verantwortung, Ausbildungsplätze<br />

zur Verfügung zu stellen.<br />

Unsere Erfahrungen zeigen, dass dieses Thema unseren<br />

beharrlichen Nachdruck verlangt.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> hat über die Jahre eine Reihe von<br />

Strukturen aufgebaut, um sich mit den Themen <strong>der</strong><br />

Automobilindustrie zu beschäftigen. Die GBR-Vorsitzenden<br />

<strong>der</strong> Zulieferer <strong>und</strong> Endhersteller treffen<br />

sich regelmäßig; die GBR-Betreuer tauschen miteinan<strong>der</strong><br />

Erfahrungen aus. Der Automobilausschuss<br />

beschäftigt sich kontinuierlich mit den aktuellen<br />

Themen. Es gibt Gesprächsr<strong>und</strong>en <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

mit <strong>der</strong> Politik zu den Fragen Verkehr, Technologie,<br />

Energie <strong>und</strong> Emissionen. Auf europäischer Ebene<br />

wurde an dem Thema Cars21 die Zusammenarbeit<br />

<strong>der</strong> Gewerkschaften vertieft <strong>und</strong> <strong>der</strong> Dialog mit<br />

<strong>der</strong> Politik geführt. Der EMB hat im Jahr 2006 eine<br />

Automobilkonferenz in Brüssel organisiert, um den<br />

Dialog <strong>der</strong> Gewerkschaften in Europa voranzutreiben.<br />

Darüber hinaus müssen wir aber den systematischen<br />

Austausch von Betriebsräten <strong>und</strong> VKL-Mitglie<strong>der</strong>n<br />

in <strong>der</strong> Automobilindustrie vorantreiben.<br />

Dabei gilt es beson<strong>der</strong>s, die solidarische Verbindung<br />

zwischen den Zulieferern <strong>und</strong> den Endherstellern<br />

zu vertiefen. In <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> hat sich in den letzten<br />

Jahren in verschiedenen Branchen eine lebendige<br />

Branchenarbeit entwickelt. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> großen<br />

Zahl <strong>der</strong> Funktionäre in <strong>der</strong> Automobilindustrie sind<br />

nicht alle bisherigen Strukturen <strong>und</strong> Erfahrungen<br />

an<strong>der</strong>er Branchen einfach auf dieses Feld zu übertragen.<br />

Wir brauchen jedoch Arbeitsformen, die einer<br />

größeren Anzahl von Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen<br />

einen Austausch ermöglichen. Wir brauchen einen<br />

solchen Austausch insbeson<strong>der</strong>e, weil wir mit den<br />

Vereinbarungen zur Zukunftssicherung zunächst<br />

ein hohes Maß an Stabilität erzeugt haben – mit<br />

dem Auslaufen <strong>der</strong> verschiedenen Zukunftssicherungen<br />

zu Beginn des nächsten Jahrzehnts haben<br />

wir damit aber auch die nächsten großen Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

terminiert. Noch vor dem nächsten<br />

Gewerkschaftstag wird es hier zu Konflikten kommen.<br />

Bei den kommenden Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

zur Beschäftigungs- <strong>und</strong> Zukunftssicherung haben<br />

wir es zudem mit neuen Rahmenbedingungen zu<br />

tun. Dabei sind nicht alle Faktoren voraussehbar.<br />

Entwicklungen haben zwar eine Richtung, aber können<br />

in verschiedenen Geschwindigkeiten vonstatten<br />

gehen. Zu beachten wird sein:<br />

– Auf den Markt bezogen werden sich die Strukturen<br />

<strong>der</strong> Anbieter <strong>und</strong> die Produktsegmente<br />

verän<strong>der</strong>n, ebenso die Abnehmerlän<strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

Käuferstrukturen.<br />

– Die aktuelle Debatte um die gesetzliche Regelung<br />

<strong>der</strong> Kohlendioxid-Emissionen in Europa<br />

macht den Einfluss <strong>der</strong> Politik auf diesen Markt<br />

deutlich. Die staatliche Regulierung <strong>der</strong> Emissionen<br />

gestaltet sich im Weltmarkt ganz unterschiedlich,<br />

ist dabei aber durchweg Technologietreiber.<br />

– Wenn sich das Weltmarktwachstum in dem Maße<br />

umsetzt wie es von Einigen prognostiziert<br />

wird, sind die Rohstoffdebatten <strong>der</strong> letzten Jahre<br />

nur <strong>der</strong> Anfang.<br />

Wir sind gefor<strong>der</strong>t, diese Entwicklungen kontinuierlich<br />

im Auge zu behalten. Aus unserer Sicht hat die<br />

deutsche Automobilindustrie im internationalen<br />

Marktnur alsTechnologietreiber eine Chance. Hybrid,<br />

Erdgas, Ethanol <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Antriebskonzepte sind<br />

dabei zunächst nicht nach ihrem Umsatzerfolg zu bewerten.<br />

Es geht um das Know-how einer möglichst<br />

breiten Palette an Technologien <strong>und</strong> um Erfahrungen<br />

mit ihrer Anwendung. Die Vermarktung lässt sich<br />

nichtvorhersehen; sie kann <strong>und</strong> muss erfolgen, wenn<br />

<strong>der</strong> Bedarf am Markt auftritt. Die Frage <strong>der</strong> Hybrid-Antriebe<br />

im amerikanischen Markt hat gezeigt, dass<br />

136


auch die deutschen Premiumhersteller nicht vor Fehleinschätzungen<br />

gefeit sind. Da im Falle <strong>der</strong> Brennstoffzelle<br />

die Umwälzungen des bisherigen technischen<br />

Konzepts „Automobil“ gr<strong>und</strong>legend wären, gilt<br />

es, auch diese Technologie, selbst wenn sie mittelfristig<br />

nicht marktfähig scheint, intensiv zu verfolgen.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist deshalb aufgefor<strong>der</strong>t, alle genannten<br />

Entwicklungen im Auge zu behalten <strong>und</strong> eine f<strong>und</strong>ierte<br />

Diskussion <strong>der</strong> betroffenen Funktionärinnen <strong>und</strong><br />

Funktionäre zu unterstützen. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss zum<br />

Thema Automobilindustrie als zukunftsfähig, innovativ<br />

<strong>und</strong> handlungsfähig sichtbar werden.<br />

1. Zu diesem Zweck soll <strong>der</strong> Vorstand in den nächsten<br />

Jahren kontinuierlich Branchenkonferenzen<br />

zur Automobilindustrie durchführen. Jeweilige<br />

Schwerpunkthemen könnten – ohne Anspruch<br />

auf Vollständigkeit – sein:<br />

– Produktionskonzepte, Produktivität <strong>und</strong><br />

Beschäftigung<br />

– Zukunftssicherungsvereinbarungen, Erfahrungen,<br />

Internationale Zusammenarbeit<br />

– Gewerkschaften <strong>und</strong> die Europäische Initiative<br />

Cars21<br />

– Antriebssysteme <strong>und</strong> Produktionstechnologien<br />

2. Darüber hinaus soll die zentrale Bildungsarbeit<br />

im „Forum politische Bildung“ einen Raum für<br />

Betriebsräte <strong>und</strong> VKL-Mitglie<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Automobilindustrie<br />

bieten. Wir brauchen dringend<br />

den Austausch von Erfahrungen, das Verständnis<br />

für die unterschiedlichen Handlungsbedingungen<br />

<strong>und</strong> eine breite Debatte unserer Perspektiven<br />

für die Automobilindustrie.<br />

3. In den Verwaltungsstellen brauchen wir den<br />

Dialog mit den gesellschaftlichen Gruppen, um<br />

die anstehenden Strukturumbrüche zu gestalten.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss sich auch vor Ort als eine<br />

gesellschaftliche Kraft darstellen, die den<br />

politischen Anspruch hat, mo<strong>der</strong>ne, umweltverträgliche<br />

Verkehrskonzepte mit Standort<strong>und</strong><br />

Beschäftigungssicherung zu verbinden.<br />

Die entsprechenden Kontakte müssen über<br />

Jahre aufgebaut werden.<br />

Strukturen im Bereich <strong>der</strong> erneuerbaren Energien<br />

abbilden<br />

5.012 Antragsteller/in: Ostbrandenburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, den Bereich<br />

<strong>der</strong> erneuerbaren Energien (Solar, Windkraft,<br />

Biogas) verstärkt in den For<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> zu rücken <strong>und</strong><br />

die Erschließung dieser Industriezweige zu einem<br />

politischen Arbeitsschwerpunkt zu erklären. Hierzu<br />

sind die nötigen Ressourcen in Bezug auf Finanzen<br />

<strong>und</strong> Personal sicher zu stellen.<br />

Durch den sprunghaften Anstieg des industriellen<br />

Aufbaus, insbeson<strong>der</strong>e im Bereich <strong>der</strong> Solarenergie,<br />

<strong>der</strong> Windenergie <strong>und</strong> Fertigung von Biogasanlagen<br />

entstehen große Chancen für Beschäftigung<br />

in diesen Bereichen. Zunehmend werden sich auch<br />

Handwerksbetriebe auf den entstehenden Markt<br />

konzentrieren.<br />

Wir müssen feststellen, dass wir mit unseren heutigen<br />

Organisationsstrukturen nur schwer in <strong>der</strong> Lage<br />

sind, in den entstehenden Industrien Zugang zu<br />

erhalten <strong>und</strong> auf die Gestaltung <strong>der</strong> dort entstehenden<br />

Arbeitsbeziehungen Einfluss zu nehmen.<br />

Dialogorientierte Prozesse im Interesse <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

müssen von <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> begleitet werden.<br />

Bei den branchenspezifischen Entwicklungen<br />

muss <strong>der</strong> direkte Kontakt mit den Verbänden von<br />

Seiten <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> konsequenter geführt werden.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e die bisherigen Erfahrungen hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> restriktiven Haltung zu Interessenvertretungen<br />

in den Unternehmen dieser innovativen<br />

Branchen stellt sich eine vollkommen neue Kultur<br />

von industriellen Beziehungen dar.<br />

Automobil- <strong>und</strong> Zuliefererindustrie: Standorte,<br />

Beschäftigung <strong>und</strong> Regionen schützen!<br />

5.013 Antragsteller/in: Osnabrück<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Zeichen <strong>der</strong> gesamtwirtschaftlichen Entwicklung<br />

stehen auf Wachstum. Die Unternehmensgewinne<br />

<strong>der</strong> Großkonzerne erreichen immer neue Rekordmarken.<br />

Trotz dieser positiven Lage erleben<br />

die abhängig Beschäftigten Tag für Tag, wie Arbeitsplätze<br />

abgebaut werden. Soziale Standards werden<br />

mit dem Verweis auf die so genannte Globalisierung<br />

auf dem Altar <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit geopfert,<br />

soziale Auffangnetze, wie die Arbeitslosenversicherung<br />

werden durchlöchert. Existenzängste<br />

<strong>der</strong> Belegschaften werden genutzt, um tarifliche<br />

Normen auszuhebeln. Insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Automobil-<br />

<strong>und</strong> Zulieferindustrie stehen die Beschäftigten<br />

unter einem erheblichen Druck.<br />

Ob bei Konzernen o<strong>der</strong> mittelständischen Zulieferern:<br />

Arbeitsplätze, Abteilungen <strong>und</strong> ganze Standorte<br />

sind von Abbau, Verlagerung o<strong>der</strong> Schließung<br />

bedroht. Über die unmittelbar bedrohten Beschäftigten<br />

<strong>und</strong> ihre Familien hinaus betrifft dieses Tausende<br />

von Arbeitsplätzen bei Zulieferern, im<br />

Handwerk <strong>und</strong> im Handel. Ganze Automobilregionen<br />

sind in ihrer wirtschaftlichen Substanz bedroht.<br />

Die Schaffung riesiger Überkapazitäten, insbeson<strong>der</strong>e<br />

in Osteuropa, Produktivitätssprünge <strong>und</strong> die<br />

stagnierende Nachfrage sind die Hauptursachen<br />

für diese Situation. Die Vorstände <strong>der</strong> Automobilkonzerne<br />

wälzen diese Probleme auf die Belegschaften<br />

<strong>und</strong> die Regionen ab. Standorte <strong>und</strong> Belegschaften<br />

werden gegeneinan<strong>der</strong> ausgespielt.<br />

Wir erleben immer wie<strong>der</strong>, dass es bei <strong>der</strong> Vergabe<br />

von Aufträgen nicht auf den fairen Wettbewerb ankommt.<br />

Die Menschen in den Billiglohnlän<strong>der</strong>n<br />

Osteuropas sind aufgr<strong>und</strong> ihres geringeren Lebensstandards<br />

erpressbarer <strong>und</strong> die großen Automobilkonzerne<br />

nutzen diesen Sachstand gnadenlos<br />

aus.<br />

Hier ist insbeson<strong>der</strong>e die europäische Politik gefor<strong>der</strong>t:<br />

Wir for<strong>der</strong>n den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, ein „Automobilpolitisches<br />

Programm“ zu entwickeln. Hierzu<br />

gehören:<br />

137


– Sicherung aller Standorte <strong>der</strong> Automobil- <strong>und</strong><br />

Zulieferindustrie bei einer Ausweitung <strong>der</strong> Mitbestimmung<br />

in wirtschaftlichen Fragen<br />

– Schaffung fairer Wettbewerbsbedingungen<br />

– Soziale Mindeststandards, insbeson<strong>der</strong>e in<br />

den Billiglohnlän<strong>der</strong>n.<br />

– Gerechtigkeit bei Steuern <strong>und</strong> Abgaben.<br />

– Keine Subventionen zum Aufbau neuer Produktionskapazitäten.<br />

– Politische Einflussnahme durch den europäischen<br />

Ministerrat <strong>und</strong> das europäische Parlament<br />

auf das Produktionsvolumen, z.B. analog<br />

<strong>der</strong> Stahlquotenregelungen in den achtziger<br />

Jahren zur Bereinigung <strong>der</strong> Stahlkrise.<br />

– Verteidigung <strong>der</strong> 35-St<strong>und</strong>en-Woche in <strong>der</strong> Fläche,<br />

weitere Arbeitszeitverkürzungen statt<br />

Stellenabbau<br />

– Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen<br />

Solche Ziele sind we<strong>der</strong> kurzfristig, noch in einzelnen<br />

Betrieben o<strong>der</strong> Standorten zu erreichen. Ihre<br />

Durchsetzung erfor<strong>der</strong>t koordinierte konzern- <strong>und</strong><br />

branchenweite Aktionen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Wir for<strong>der</strong>n<br />

den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, einen Branchenaktionssausschuss<br />

zu gründen, in dem Vertrauensleute<br />

<strong>und</strong> Betriebsräte aus <strong>der</strong> Automobil- <strong>und</strong> Zulieferindustrie<br />

entsprechende Konzepte, Strategien<br />

<strong>und</strong> Aktionen beraten <strong>und</strong> initiieren.<br />

Europäische Zusammenarbeit von Betriebsräten<br />

<strong>und</strong> Gewerkschaften<br />

5.014 Antragsteller/in: Bremen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> braucht ein Konzept, eine Strategie<br />

<strong>und</strong> einen organisatorischen Unterbau für internationale<br />

Gewerkschaftsarbeit <strong>und</strong> die Arbeit von Betriebsräten<br />

in internationalen Konzernen, die ihren<br />

Hauptsitz nicht in Deutschland haben.<br />

Gerade für Betriebsräte in diesen Firmen müssen<br />

über die internationale, gewerkschaftliche Zusammenarbeit<br />

europäische Standards geschaffen werden.<br />

Europäische Betriebsräte<br />

5.015 Antragsteller/in: Darmstadt<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Es ist dringend erfor<strong>der</strong>lich, dass bei den zunehmenden<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzungen mit <strong>der</strong> Politik des<br />

Ausspielens von internationalen Konzernen die europäischen<br />

Betriebsräte wirksam unterstützt werden.<br />

Deshalb wird <strong>der</strong> Vorstand beauftragt, entsprechende<br />

personelle <strong>und</strong> finanzielle Ressourcen<br />

zur Verfügung zu stellen. Ferner wird <strong>der</strong> Vorstand<br />

beauftragt im EMB darauf hinzuwirken, dass gleiches<br />

bei den Gewerkschaften in Europa geschieht.<br />

Kriterien zur Unterstützung werden gemeinsam mit<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> ihren Mandatsträgern <strong>und</strong> Mandatsträgerinnen<br />

in europäischen Betriebsräten<br />

entwickelt.<br />

Unterstützung Europäischer Betriebsräte weiter<br />

entwickeln<br />

5.016 Antragsteller/in: Schweinfurt<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, für die Neugründung<br />

<strong>und</strong> die Beratung von bestehenden Europäischen<br />

Betriebsräten auf zentraler <strong>und</strong> bezirklicher<br />

Ebene Unterstützungs- <strong>und</strong> Qualifizierungsmaßnahmen<br />

weiterzuentwickeln <strong>und</strong> anzubieten.<br />

Für den Erfahrungsaustausch sollten auf bezirklicher<br />

Ebene geeignete Arbeitsformen <strong>und</strong> Netzwerke<br />

entwickelt werden.<br />

Europäische Betriebsräte stärken<br />

5.017 Antragsteller/in: Trier<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, Maßnahmen einzuleiten,<br />

die dazu führen, dass die Handlungsfähigkeit<br />

Europäischer Betriebsräte gestärkt wird. Entsprechend<br />

sind für ehrenamtliche <strong>und</strong> hauptamtliche<br />

Akteure Möglichkeiten <strong>der</strong> Qualifizierung <strong>und</strong><br />

des Erfahrungsaustausches zu schaffen.<br />

Betriebs- <strong>und</strong> Strukturpolitik unter <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en<br />

Berücksichtigung von Ostdeutschland<br />

5.018 Antragsteller/in: Bautzen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Betriebsstruktur in Ostdeutschland ist problematisch.<br />

R<strong>und</strong> 80 Prozent <strong>der</strong> BR-Gremien sind in<br />

KMU`s (Klein- <strong>und</strong> Mittelbetriebe). Im Branchenvergleich<br />

zu Westdeutschland sind die Betriebe im<br />

Durchschnitt halb so groß. Der Organisationsgrad<br />

liegt in KMU durchschnittlich unter 50 Prozent; in<br />

Betrieben mit Vertrauenskörperstrukturen liegt er<br />

im Schnitt um 15 Prozent höher.<br />

Großbetriebe in Konzernstrukturen mit westdeutscher<br />

o<strong>der</strong> ausländischer Herkunft wirken wenig<br />

stilbildend auf die KMU-Strukturen.<br />

Die strategischen Branchen sind: Automobilindustrie<br />

<strong>und</strong> KfZ-Zulieferindustrie, Maschinenbau,<br />

Elektroindustrie, Schienenfahrzeugindustrie,<br />

Werften, Stahl <strong>und</strong> Gießereien.<br />

Die zunehmende Prekarisierung von Arbeitsverhältnissen,<br />

ansteigende Zeitarbeit, hohe Arbeitslosigkeit<br />

<strong>und</strong> das makroökonomische Umfeld erschweren<br />

die gewerkschaftliche Arbeit <strong>und</strong> Durchsetzungsfähigkeit.<br />

Mitbestimmungskompetenz ist in den Betrieben<br />

verloren gegangen. Dies beruht auch auf verschiedenem<br />

Bewusstsein o<strong>der</strong> verschiedener Werthaltung<br />

zur Mitbestimmung, zum Betriebsverfassungsgesetz,<br />

zu Tarifverträgen. Die Erfahrung von<br />

16 Jahren mit Massenentlassungen, Arbeitslosigkeit<br />

<strong>und</strong> sozialer Unsicherheit tragen dazu bei.<br />

Die Mitglie<strong>der</strong>, Betriebräte <strong>und</strong> ehrenamtlichen<br />

Funktionäre denken <strong>und</strong> verhalten sich oft be-<br />

138


triebszentriert. Sie haben ein zunehmend distanzierteres<br />

Verhältnis zur <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> handeln häufig<br />

weniger offensiv: Hier müssen wir Handlungsalternativen<br />

aufzeigen <strong>und</strong> för<strong>der</strong>n.<br />

Überalterung <strong>und</strong> zu wenig Ausbildung kennzeichnen<br />

die Situation in den Betrieben. Zukünftig werden<br />

qualifizierte Fachkräfte fehlen.<br />

Wir wollen einen Beitrag leisten die Zukunft mit zugestalten,<br />

auf den Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> im BetrVG verbrieften<br />

Rechte <strong>und</strong> darüber hinausgehen<strong>der</strong> zusätzlicher<br />

vertraglicher Regelungen.<br />

Wir brauchen eine demografiefeste Personalpolitik,<br />

denn ohne ausreichende Facharbeiter <strong>und</strong><br />

Facharbeiterinnen, Ingenieure <strong>und</strong> Ingenieurinnen<br />

gerät die Wettbewerbsfähigkeit großer Teile des Industriebestandes<br />

in Gefahr <strong>und</strong> damit die regionale<br />

Wertschöpfungsbasis. Dieser Wi<strong>der</strong>spruch muss<br />

betriebs-, tarif- <strong>und</strong> strukturpolitisch in den Focus<br />

genommen werden, um daraus For<strong>der</strong>ungen zur<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Lebensbedingungen<br />

abzuleiten <strong>und</strong> realisieren zu können.<br />

Der absehbare <strong>und</strong> wachsende Personalmangel<br />

kann nur geschlossen werden, wenn mehr ausgebildet<br />

wird, mehr Ältere <strong>und</strong> mehr Frauen eingestellt<br />

<strong>und</strong> qualifiziert werden. Für uns heißt das, die Erstausbildung<br />

verstärken, Maßnahmen für die Qualifizierung<br />

<strong>und</strong> Weiterbildung auch für Ältere, Angebote<br />

für altersgerechtes Arbeiten, Maßnahmen zur<br />

Vereinbarkeit von Beruf <strong>und</strong> Familie, Soziale Sicherheit<br />

für die Beschäftigten durch mitbestimmte Flexibilität<br />

statt Beliebigkeit in den Unternehmen.<br />

Arbeit muss sozial gestalten werden, denn statt in<br />

feste Arbeitsverhältnisse stellen die Unternehmen<br />

Personal zunehmend befristet o<strong>der</strong> in Zeitarbeit<br />

ein. Hier müssen Alternativen entwickelt werden,<br />

damit Belegschaften nicht zunehmend gespalten<br />

werden. Sicherheit für die Beschäftigten <strong>und</strong> Flexibilität<br />

für die Unternehmen sind sozial zu gestalten.<br />

Handlungsfel<strong>der</strong> sind zum Beispiel flexible Arbeitszeit<br />

(Arbeitszeitkonten, Langzeitkonten) <strong>und</strong> die<br />

Gestaltung von befristeter Beschäftigung <strong>und</strong> Zeitarbeit.<br />

Unsere For<strong>der</strong>ungen sind: mehr Mitbestimmung für<br />

Betriebsräte in den Entleihfirmen, gesetzliche Regelung<br />

für Equal pay nach 6 Monaten für Beschäftigung<br />

in Zeitarbeit, Aufnahme von Tarifverhandlungen<br />

über Zeitarbeitszuschläge in <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong><br />

Elektroindustrie.<br />

Wir wollen Arbeitsprozesse intelligent gestalten,<br />

denn überkommene Arbeitsstrukturen gefährden<br />

Arbeitsplätze <strong>und</strong> führen zu schlechten wirtschaftlichen<br />

Ergebnissen. Für uns heißt das: keine Gestaltung<br />

<strong>der</strong> Arbeitsprozesse über die Köpfe <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

hinweg. Wissen <strong>und</strong> Können <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

sind Potential für die Zukunft. Arbeitsbeziehungen<br />

<strong>und</strong> Arbeitsorganisation müssen besser<br />

gestaltet werden, die Rahmenbedingungen für<br />

die Beteiligung <strong>der</strong> Beschäftigten bei <strong>der</strong> Gestaltung<br />

von Arbeits- <strong>und</strong> Geschäftsprozesse müssen<br />

definiert werden, die Praxisumsetzung muss begleitet<br />

<strong>und</strong> unterstützt werden.<br />

Wir müssen Kompetenzen für die Praxis entwickeln<br />

Dazu brauchen wir eine verstärkte Beteiligung <strong>der</strong><br />

Beschäftigten an <strong>der</strong> Entwicklung von Strategien<br />

<strong>und</strong> Handlungsansätzen für eine nachhaltige Unternehmensentwicklung<br />

<strong>und</strong> für den Erhalt von Arbeitsplätzen,<br />

um Alternativen zu Entgeltkürzungen,<br />

Ausstieg aus dem Tarifvertrag <strong>und</strong> Verlagerung von<br />

Produktion o<strong>der</strong> Dienstleistungen zu entwickeln<br />

<strong>und</strong> umzusetzen.<br />

Wir brauchen ein praxis- <strong>und</strong> handlungsorientiertes<br />

Lernforum für Betriebsräte, Vertrauensleute<br />

<strong>und</strong> aktive Mitglie<strong>der</strong>.<br />

Wir bauen eine Innovationswerkstatt auf, die die<br />

Nachwuchskräfteentwicklung für junge Betriebsräte,<br />

Vertrauensleute o<strong>der</strong> aktive <strong>Metall</strong>er zur Aufgabe<br />

hat <strong>und</strong> als Multiplikatorenfunktion dient. Beteiligt<br />

werden sollen insbeson<strong>der</strong>e Personen aus ausgewählten<br />

Unternehmen mit beson<strong>der</strong>er Bedeutung<br />

für die Region bzw. Branche.<br />

In <strong>der</strong> Innovationswerkstatt werden soziale, fachliche<br />

<strong>und</strong> methodische Kompetenzen vermittelt, um<br />

Innovationsprojekte mit gewerkschaftspolitischem<br />

Interesse im Unternehmen zu initiieren, gestalten<br />

<strong>und</strong> umsetzen zu können.<br />

Wir setzen auf Kooperation statt auf Konkurrenz.<br />

Deshalb werden die betriebsbezogenen Initiativen<br />

mit regionalen strukturpolitischen Maßnahmen<br />

verb<strong>und</strong>en.<br />

Der Branchenansatz soll mit einem betrieblichen<br />

Problembezug verb<strong>und</strong>en werden. Dazu ist ein Angebot<br />

einer nachfrageorientierten politischen Bildungsarbeit<br />

erfor<strong>der</strong>lich <strong>und</strong> die Professionalisierung<br />

<strong>der</strong> Betreuungs- <strong>und</strong> Beratungsarbeit.<br />

Deshalb ist die Bereitstellung von Kapazitäten in<br />

den Bereichen Bildung <strong>und</strong> Beratung unabdingbar.<br />

Allein die Bereitstellung von angebotsorientierten<br />

Seminaren ist unzureichend.<br />

Kräfte müssen gebündelt werden <strong>und</strong> eine Konzentration<br />

auf die Betreuung von Branchen <strong>und</strong> Betrieben<br />

mit Mitglie<strong>der</strong>potential erfolgen.<br />

Schwerpunkte <strong>und</strong> Themen müssen auf die jeweiligen<br />

Bedingungen <strong>und</strong> Ziele in den Verwaltungsstellen<br />

abgestimmt sein.<br />

Durch die Zusammenarbeit mit arbeitsorientierten<br />

Beratungsorganisationen konnten Ressourcen flexibel<br />

genutzt <strong>und</strong> verstärkt werden. Die Schwerpunkte<br />

strukturpolitischer Projekte sind im Hinblick<br />

auf Ziele <strong>und</strong> Nutzen für die tarif- <strong>und</strong> betriebspolitischen<br />

Ziele zu setzen. Ziele <strong>und</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an eine arbeitsorientierte Beratung müssen definiert<br />

werden. Diese findet immer mit Begleitung<br />

<strong>der</strong> Verwaltungsstelle statt, nicht als Ersatz <strong>der</strong> Betreuung<br />

durch die Verwaltungsstelle.<br />

Frauenquote in Aufsichtsräten<br />

5.019 Antragsteller/in:<br />

Frauenausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

1. Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>n den Vorstand<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, sich für eine gesetzliche<br />

Regelung zur Quotierung <strong>der</strong> Aufsichtsratsmandate<br />

einzusetzen. Der Frauenanteil in jedem<br />

Aufsichtsrat muss mindestens 40 Prozent<br />

betragen, bei Nichterreichung sind wirksame<br />

Sanktionen festzulegen.<br />

139


Die B<strong>und</strong>esregierung wird aufgefor<strong>der</strong>t, Schritte<br />

für entsprechende gesetzliche Regelungen<br />

einzuleiten.<br />

2. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird bis zu einer gesetzlichen Regelung<br />

weiterhin <strong>und</strong> verstärkt Frauen mindestens<br />

entsprechend ihres Beschäftigtenanteils<br />

für die Wahl <strong>der</strong> Aufsichtsratsmandate <strong>der</strong> Arbeitnehmervertretungen<br />

vorschlagen <strong>und</strong> unterstützen.<br />

Mitbestimmung bei Verkauf<br />

5.020 Antragsteller/in: Kaiserslautern<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Mit fortschreiten<strong>der</strong> Globalisierung werden immer<br />

mehr Betriebe, Betriebsteile <strong>und</strong> sogar ganze<br />

Standorte von Unternehmern aus unternehmensstrategischen<br />

o<strong>der</strong> finanzpolitischen Gründen geschlossen<br />

o<strong>der</strong> aber zum Verkauf an an<strong>der</strong>e Unternehmen<br />

– zum Teil auch an sogenannte „Heuschrecken“<br />

– angeboten <strong>und</strong> verkauft.<br />

Die heute geltenden Mitbestimmungsrechte für Betriebsräte<br />

auf nationaler <strong>und</strong> internationaler Ebene<br />

sind bei weitem nicht mehr ausreichend, um Arbeitnehmerinnen<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmer häufig sogar ganze<br />

Belegschaften vor ungerechtfertigten sozialen<br />

Beeinträchtigungen <strong>und</strong> vor gravierenden Benachteiligungen<br />

o<strong>der</strong> Arbeitsplatzverlusten zu schützen.<br />

Ziel <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss es sein, den Betriebsräten<br />

<strong>und</strong> Vertrauensleuten mehr <strong>und</strong> wirksamere „Instrumente“<br />

<strong>und</strong> Handlungsmöglichkeiten zur Sicherung<br />

„sozialer Standards“ bei wirtschaftlichen<br />

Konzentrationsprozessen, insbeson<strong>der</strong>e auch im<br />

Hinblick auf die Auswirkungen <strong>der</strong> fortschreitenden<br />

Globalisierung <strong>der</strong> Arbeitswelt zu schaffen.<br />

Wir for<strong>der</strong>n deshalb den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf,<br />

wirksamere <strong>und</strong> effektivere eigene Arbeitsformen<br />

<strong>und</strong> Arbeitsmöglichkeiten sowie mitbestimmungsrelevante<br />

„Instrumente“ zu entwickeln, um Arbeitnehmerinteressen<br />

besser wahren <strong>und</strong> schützen zu<br />

können.<br />

Zudem wird <strong>der</strong> Vorstand aufgefor<strong>der</strong>t, auf den Gesetzgeber<br />

– auf Landes-, B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> auf europäischer<br />

Ebene – einzuwirken, die Mitbestimmungsrechte<br />

für die betriebliche Ebene den verän<strong>der</strong>ten<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen gemäß weiter zu entwickeln <strong>und</strong> zu<br />

verbessern.<br />

Beratung Betriebsräte Einsatz neue Technologien/EDV/Innovation/Technikgestaltung/<br />

Arbeitsbedingungen<br />

5.021 Antragsteller/in: Bamberg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t die Beratung <strong>der</strong> Betriebsräte<br />

beim Einsatz neue Technologien/ EDV/<br />

Innovation/Technikgestaltung/ Arbeitsbedingungen<br />

wie<strong>der</strong> verstärkt aufzunehmen.<br />

Dazu ist es sinnvoll, diese Aufgabe in einer Abteilung<br />

beim Vorstand zusammenzufassen <strong>und</strong> zuständige<br />

Ansprechpartner <strong>und</strong> Ansprechpartnerinnen<br />

für Betriebsräte bei Technologieeinsatz zur Verfügung<br />

zu stellen.<br />

Die Koordination von Betriebsvereinbarungen, Herstellen<br />

<strong>und</strong> Verbreiten guter Praxis, <strong>und</strong> somit den<br />

Versuch Regelungen im Sinne <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

voranzubringen, soll Inhalt sein.<br />

Das Feld darf nicht nur unabhängigen o<strong>der</strong> uns nahestehenden<br />

Beratern <strong>und</strong> Beraterinnen überlassen<br />

werden. Mit <strong>der</strong> Beratungskompetenz <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> Vorstandsverwaltung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Abteilung Humanisierung<br />

<strong>der</strong> Arbeit wurden in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

gute Erfahrungen bei <strong>der</strong> Beratung <strong>der</strong> Betriebsräte<br />

gemacht. Die Ergebnisse in Betriebsvereinbarungen<br />

zu den Themen hatten nachhaltige<br />

Wirkung als positive Beispiele. Heute sind die Ansprechpartner<br />

<strong>und</strong> Ansprechpartnerinnen in <strong>der</strong><br />

Vorstandsverwaltung bei den Umorganisationen<br />

<strong>und</strong> Zusammenführungen von Vorstandsbereichen<br />

größtenteils auf <strong>der</strong> Strecke geblieben. Die Beratung<br />

<strong>der</strong> Betriebsräte ist eine Kernkompetenz <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong>, die es gilt auszubauen.<br />

Arbeitsbedingungen schaffen, die es erlauben, ges<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> in Würde in die Rente gehen zu können<br />

5.022 Antragsteller/in:<br />

Reutlingen-Tübingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand wird beauftragt, eine große Kampagne<br />

zu starten mit dem Ziel, Arbeitsbedingungen zu<br />

schaffen, die es erlauben, ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> in Würde in<br />

die Rente gehen zu können.<br />

Unser Leitbild bleibt: humane <strong>und</strong> gute Arbeit.<br />

Dies bedeutet auf politischer Ebene:<br />

– ein Mitbestimmungsrecht für Betriebsräte über<br />

Arbeitsorganisation <strong>und</strong> Arbeitsplatzgestaltung;<br />

– eine bessere Verzahnung in <strong>der</strong> Prävention zwischen<br />

Betrieben, Krankenkassen, Rententräger<br />

<strong>und</strong> Berufsgenossenschaften;<br />

– menschenwürdige <strong>und</strong> unterhaltssichernde<br />

Ein- <strong>und</strong> Ausstiege in die Rente, beson<strong>der</strong>s für<br />

belastete Berufsgruppen<br />

– eine Arbeitszeitverkürzung im Arbeitszeitgesetz<br />

– Einführung eines Ges<strong>und</strong>heitspasses, damit<br />

berufsbedingte Erkrankungen nachgewiesen<br />

werden können.<br />

Auf tarifpolitischer Ebene:<br />

ein Tarifvertrag über die menschengerechte Gestaltung<br />

<strong>der</strong> Arbeitsplätze <strong>und</strong> Arbeitsbedingungen, in<br />

dem z. B.<br />

– Leistungsabfor<strong>der</strong>ungen ges<strong>und</strong>heitsverträglich<br />

reguliert werden,<br />

– die Verweildauer an belastenden Arbeitsplätzen<br />

durch Tätigkeitswechsel (Rotation) begrenzt<br />

wird,<br />

– eine Weiterbeschäftigung <strong>und</strong> Lernför<strong>der</strong>ung in<br />

<strong>der</strong> Arbeit durch Tätigkeitswechsel <strong>und</strong> Mischarbeit<br />

ermöglicht wird.<br />

– psychische Belastungen abgebaut bzw. ausgeglichen<br />

werden,<br />

140


– eine generationenübergreifende Qualifizierung<br />

<strong>und</strong> Weiterbildung erheblich ausgebaut<br />

wird.<br />

– während <strong>der</strong> Arbeitszeit bezahlte Erholpausen<br />

erhalten bzw. eingeführt werden.<br />

auf betrieblicher <strong>und</strong> gewerkschaftspolitischer<br />

Ebene:<br />

– die Durchsetzung <strong>der</strong> Standards, wie sie in den<br />

Gesetzen (BetrVG, SGB V, SGB VII, SGB IX<br />

(BEM)), Verordnungen, Tarifverträgen <strong>und</strong> Unfallverhütungsvorschriften<br />

nie<strong>der</strong>gelegt sind;<br />

– Unterstützung <strong>und</strong> Beratung <strong>der</strong> Vertrauensleute,<br />

Betriebsräte, Jugend- <strong>und</strong> Auszubildenden-Vertreter<br />

<strong>und</strong> Vertreterinnen sowie <strong>der</strong><br />

Schwerbehin<strong>der</strong>ten-Vertretungen zur Umsetzung<br />

unserer Aktivitäten für eine humane <strong>und</strong><br />

gute Arbeit (Tatort Betrieb);<br />

– Fortführung des Projekts „Gute Arbeit“<br />

Leistungs- <strong>und</strong> Entgeltpolitik<br />

5.023 Antragsteller/in: Neuwied<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

In den Betrieben stellt sich das Problem <strong>der</strong> Arbeits<strong>und</strong><br />

Leistungsbedingungen mit zunehmen<strong>der</strong><br />

Schärfe:<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> verschärften Konkurrenz<br />

wird <strong>der</strong> Marktdruck durch Prinzipien <strong>der</strong> Arbeitsorganisation<br />

an jedem Arbeitsplatz spürbar.<br />

Methoden <strong>der</strong> Selbststeuerung führen vor diesem<br />

Hintergr<strong>und</strong> nicht o<strong>der</strong> nicht nur zu einer Erweiterung<br />

von Arbeitsinhalten, son<strong>der</strong>n auch zu einer<br />

Verschärfung <strong>der</strong> Leistungsbedingungen.<br />

Vereinbarungen zur Verbesserung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />

verlängern häufig die Arbeitszeit<br />

<strong>und</strong> tragen so zu einer Verschlechterung <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen<br />

bei.<br />

Alternde Belegschaften können zunehmend angespannten<br />

Arbeitsbedingungen nicht gerecht werden.<br />

Vorzeitiger Verschleiß <strong>und</strong> ein Absinken <strong>der</strong><br />

Produktivität kann die Folge sein.<br />

Durch älter werdende Belegschaften <strong>und</strong> <strong>der</strong> Heraufsetzung<br />

des Rentenzugangsalters nimmt <strong>der</strong><br />

Problemdruck in den Betrieben weiter zu.<br />

Für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ergibt sich die Aufgabe, Konzepte<br />

zur Gestaltung von Arbeits- <strong>und</strong> Leistungsbedingungen<br />

zu entwickeln, die einem verän<strong>der</strong>ten Altersaufbau<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten in den Betrieben <strong>der</strong><br />

<strong>Metall</strong>wirtschaft gerecht werden.<br />

Die Entgeltrahmentarifverträge bieten mit ihren gemeinsamen<br />

Entgeltgr<strong>und</strong>sätzen für Arbeiter <strong>und</strong><br />

Angestellte hierfür eine gute Gr<strong>und</strong>lage.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, zusammen<br />

mit den Bezirksleitungen, zeitnah ein betriebspolitisches<br />

Konzept zur Gestaltung <strong>der</strong> Arbeits-<br />

<strong>und</strong> Leistungsdingungen zu entwickeln <strong>und</strong><br />

vorzulegen, dass<br />

– an den tariflichen Regelungen <strong>der</strong> Entgeltrahmentarifverträge<br />

anknüpft<br />

– die demografischen Verän<strong>der</strong>ungen in den Betrieben<br />

berücksichtigt<br />

– verän<strong>der</strong>te Leistungserwartungen <strong>und</strong> Leistungsbedingungen<br />

gerecht wird <strong>und</strong><br />

– die vorhandenen Beispiele aus dem Projekt<br />

„Gute Arbeit“ berücksichtigt.<br />

„Gute Arbeit“<br />

5.024 Antragsteller/in: Jena-Saalfeld<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Dass das Konzept von „Guter Arbeit“ in allen Bereichen<br />

<strong>der</strong> Arbeitswelt umgesetzt, ausgebaut <strong>und</strong><br />

weiterentwickelt werden muss.<br />

1. Die Umsetzung demokratischer Strukturen <strong>und</strong><br />

konsequenter Mitbestimmungspolitik in den<br />

Branchen in Industrie <strong>und</strong> Handwerkim Zuständigkeitsbereich<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss maßgebliche<br />

gewerkschaftliche Politik zur Erhaltung von<br />

betrieblichen Handlungsfel<strong>der</strong>n sein.<br />

Es gilt zu verhin<strong>der</strong>n, dass in den betrieblichen<br />

Handlungsfel<strong>der</strong>n ausschließlich nach kapital<strong>und</strong><br />

renditeorientierter Logik aus Sicht <strong>der</strong> Arbeitgeber<br />

entschieden wird.<br />

Ziel muss es sein, betriebsverfassungsrechtliche<br />

Strukturen in allen Bereichen <strong>der</strong> Industrie<br />

<strong>und</strong> des Handwerks mit Hilfe <strong>der</strong> gewerkschaftlichen<br />

Strukturen einzurichten <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Arbeit<br />

als Anwalt für die Arbeitnehmer beratend<br />

zu begleiten.<br />

2. Gute Arbeit <strong>und</strong> gutes Leben muss im unmittelbaren<br />

Zusammenhang gewerkschaftlicher Betriebspolitik<br />

stehen. Ein wichtiger Meilenstein<br />

dieser Konzeption ist die qualitative Umsetzung<br />

einer menschenwürdigen <strong>und</strong> zur Gesun<strong>der</strong>haltung<br />

dienenden betrieblichen Leistungspolitik.<br />

Dazu gehören wichtige Kriterien<br />

zur För<strong>der</strong>ung einer familienfre<strong>und</strong>lichen Arbeitswelt,<br />

eine ausgewogene Betriebspolitik<br />

zur Balance zwischen Arbeit <strong>und</strong> Privatleben,<br />

die Verhin<strong>der</strong>ung von Stress <strong>und</strong> Mobbing sowie<br />

<strong>der</strong> konsequente Abbau von Belastungsfaktoren<br />

<strong>und</strong> die Verhin<strong>der</strong>ung einer, die Arbeitnehmer<br />

belastenden, Flexibilisierung. Ziel<br />

muss in diesem Bereich sein, die Arbeitnehmer<br />

vor Willkür <strong>der</strong> Arbeitgeber zu schützen, den<br />

Niedriglohnbereich zu bekämpfen <strong>und</strong> für gute<br />

Arbeit auch gutes Geld durchzusetzen.<br />

Die Beteiligung <strong>der</strong> Arbeitnehmer an betrieblichen<br />

Kosten für Investition, für betriebliche<br />

Aufwendungen <strong>und</strong> Entwicklungen muss verhin<strong>der</strong>t<br />

werden.<br />

3. Konzepte <strong>der</strong> Arbeitgeber zu längeren Arbeitszeiten,<br />

sowie die Ausweitung von Wochenend-,<br />

Sonn – <strong>und</strong> Feiertagsarbeit muss aus ges<strong>und</strong>heits-<br />

<strong>und</strong> familienpolitischen Gründen verhin<strong>der</strong>t<br />

werden. Unbezahlte erwerbstätige Arbeit<br />

lehnen wir ab. Jede Arbeit ist entsprechend <strong>der</strong><br />

betriebspolitischen Entgeltfindung zu entlohnen<br />

<strong>und</strong> somit Dumpingentgelte zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

Für Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen ab<br />

dem 50. Lebensjahr müssen Mechanismen auf<br />

betrieblicher, tariflicher <strong>und</strong> gesetzlicher Ebene<br />

entwickelt werden, die eine Konzeption zur<br />

Verkürzung <strong>der</strong> Arbeitszeit in Schritten ohne<br />

Entgeltkürzung vorsehen, die auf Ges<strong>und</strong>heit<br />

am Arbeitsplatz orientieren <strong>und</strong> dementspre-<br />

141


chend Maßstäbe setzen, die Arbeitnehmer <strong>und</strong><br />

Arbeitnehmerinnen vor dem Verlust des Arbeitsplatzes<br />

schützen <strong>und</strong> einen früheren Ausstieg<br />

aus ges<strong>und</strong>heitlichen Gründen mit finanzieller<br />

Absicherung bis zur Verwirklichung einer<br />

Altersabsicherung vorsehen. Des weiteren<br />

müssen Konzepte entwickelt werden, die älteren<br />

Arbeitnehmern <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />

den Ausstieg aus dem Arbeitsleben unter ges<strong>und</strong>heitspolitischen<br />

Aspekten ermöglichen.<br />

4. Die Konzeption für „Gute Arbeit“ ist weiter auszubauen<br />

<strong>und</strong> mit allen betrieblichen Akteuren<br />

weiter zu entwickeln. Die <strong>der</strong>zeitige neoliberale<br />

Politik<strong>und</strong> die Politik<strong>der</strong> Arbeitgeber- <strong>und</strong> Wirtschaftsverbände<br />

stellt uns vor neue Herausfor<strong>der</strong>ungen,<br />

denen die Gewerkschaften mit allen<br />

demokratischen Kräften auch im Rahmen <strong>der</strong><br />

bestehenden <strong>und</strong> weiter auszubauenden<br />

Bündnisstrukturen entgegentreten müssen.<br />

„Gute Arbeit“ in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

5.025 Antragsteller/in: Emden<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Für eine künftige Arbeitsgestaltungspolitik <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> ausreichende Ressourcen <strong>und</strong> dauerhafte<br />

Strukturen zu gewährleisten. Neben <strong>der</strong> bewährten<br />

bereichsübergreifenden Zusammenarbeit <strong>und</strong> Arbeitsweise<br />

im Projekt „Gute Arbeit“ sollte deshalb<br />

die Arbeit zu diesem Themenfeld schwerpunktmäßig<br />

auf allen Ebenen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, in allen Bezirken<br />

<strong>und</strong> Verwaltungsstellen intensiviert werden.<br />

Da eine gewerkschaftliche Arbeitsgestaltungspolitik<br />

unter dem Leitbild „Gute Arbeit“ inzwischen zum<br />

festen <strong>und</strong> kontinuierlichen Arbeitsfeld <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

gehört, muss sie auch stärker als bisher in die<br />

betriebs-, tarif- <strong>und</strong> gesellschaftspolitischen Themenfel<strong>der</strong><br />

integriert werden.<br />

Initiative für gute Arbeit ausbauen<br />

5.026 Antragsteller/in: Heidenheim<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

„Initiative für gute Arbeit ausbauen – Gute Arbeit<br />

muss festes Arbeitsfeld im <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Vorstandsbereich<br />

werden!“<br />

Eine gewerkschaftliche Arbeitspolitik unter dem<br />

Leitbild „Gute Arbeit“ muss zu den festen <strong>und</strong> kontinuierlichen<br />

Arbeitsfel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gehören.<br />

Die im bisherigen Projekt „Gute Arbeit“ gewählten<br />

Schwerpunkte „Arbeitszeit <strong>und</strong> Leistung begrenzen“,<br />

„Altersgerechte Gestaltung von Arbeit“ sowie<br />

„Prekäre Beschäftigung eindämmen“ haben sich<br />

als hochaktuelle Herausfor<strong>der</strong>ungen in den Betrieben<br />

erwiesen, auf die betriebs-, tarif- <strong>und</strong> gesellschaftspolitische<br />

Antworten erarbeitet werden<br />

müssen. Zusätzlich gewinnt das Feld <strong>der</strong> Arbeitsgestaltung<br />

<strong>und</strong> Arbeitsorganisation erheblich an Gewicht.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, für eine<br />

künftige Arbeitspolitik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ausreichende<br />

Ressourcen <strong>und</strong> dauerhafte Strukturen zu gewährleisten.<br />

Dabei hat sich die bereichsübergreifende<br />

Zusammenarbeit <strong>und</strong> Arbeitsweise im Projekt<br />

„Gute Arbeit“ bewährt <strong>und</strong> sollte deshalb fortgeführt<br />

werden.<br />

„Gute Arbeit“ muss verstetigtes Arbeitsfeld <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> werden <strong>und</strong> bleiben!<br />

5.027 Antragsteller/in: Alfeld<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Eine gewerkschaftliche Betriebspolitik unter dem<br />

Leitbild guter Arbeit muss zu den festen <strong>und</strong> kontinuierlichen<br />

Arbeitsfel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gehören.<br />

Die im bisherigen Projekt „Gute Arbeit“ gewählten<br />

Schwerpunkte „Arbeitszeit <strong>und</strong> Leistung begrenzen“,<br />

„Alternsgerechte Gestaltung von Arbeit“ sowie<br />

„Prekäre Beschäftigung eindämmen“ haben<br />

sich als hochaktuelle Herausfor<strong>der</strong>ungen in den<br />

Betrieben erwiesen, auf die betriebs-, tarif- <strong>und</strong> gesellschaftspolitische<br />

Antworten erarbeitet werden.<br />

Zusätzlich gewinnt das Feld <strong>der</strong> „Arbeitsgestaltung<br />

<strong>und</strong> Arbeitsorganisation“ erheblich an<br />

Gewicht.<br />

Wir for<strong>der</strong>n den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, für eine<br />

Verstärkung <strong>der</strong> gewerkschaftliche Betriebspolitik<br />

des Arbeitsfeldes „Arbeitsgestaltung <strong>und</strong> Arbeitsorganisation“<br />

ausreichende Ressourcen <strong>und</strong> dauerhafte<br />

Strukturen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu gewährleisten.<br />

Dabei hat sich die bereichsübergreifende Zusammenarbeit<br />

<strong>und</strong> Arbeitsweise im Projekt „Gute Arbeit“<br />

bewährt <strong>und</strong> sollte deshalb fortgeführt werden.<br />

„Gute Arbeit“ als festes Arbeitsfeld <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

5.028 Antragsteller/in: Neuwied<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

„Gute Arbeit“ als eine gewerkschaftliche Initiative<br />

zur humanen Gestaltung <strong>der</strong> Arbeitswelt hat in den<br />

letzten Jahren in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> eine große Resonanz<br />

erhalten, die in vielfältigen betrieblichen Aktivitäten<br />

<strong>und</strong> neuen qualitativen Gestaltungsansätzen in<br />

<strong>der</strong> Tarif- <strong>und</strong> Betriebspolitik zum Ausdruck kommt.<br />

„Gute Arbeit“ wird deshalb zu einem festen <strong>und</strong><br />

kontinuierlichen Arbeitsfeld <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> kann dabei an eine lange <strong>und</strong> erfolgreiche<br />

Tradition einer Politik <strong>der</strong> Humanisierung <strong>der</strong><br />

Arbeit anknüpfen. Für die heutigen Bedingungen<br />

sind inhaltlich neue Akzente zu setzen, wie sie das<br />

Projekt „Gute Arbeit“ in den letzten drei Jahren erarbeitet<br />

hat. Die im Projekt „Gute Arbeit“ gewählten<br />

Schwerpunkte „Arbeitszeit <strong>und</strong> Leistung begrenzen“,<br />

„Alternsgerechte Gestaltung von Arbeit“ sowie<br />

„Prekäre Beschäftigung eindämmen“ haben<br />

sich als hochaktuelle Herausfor<strong>der</strong>ungen in den Betrieben<br />

erwiesen, auf die betriebs-, tarif- <strong>und</strong> gesellschaftspolitische<br />

Antworten entwickelt werden<br />

müssen. Zusätzlich gewinnt das Feld <strong>der</strong> Arbeitsgestaltung<br />

<strong>und</strong> Arbeitsorganisation erheblich an Gewicht.<br />

142


Die Arbeitgeber <strong>und</strong> Arbeitgeberinnen stellen zunehmend<br />

Humanisierungserfolge <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

in Frage. Dies kommt beispielsweise in <strong>der</strong> Verkürzung<br />

von Taktzeiten, in den Angriffen auf Erholzeiten<br />

<strong>und</strong> in entgrenzten Arbeitszeiten zum Ausdruck.<br />

Gleichzeitig werden vielerorts Arbeitsanreicherung<br />

<strong>und</strong> Beteiligung <strong>der</strong> Beschäftigten rückgängig<br />

gemacht. Humane <strong>und</strong> innovative Arbeitsgestaltung<br />

erhält deshalb einen großen Stellenwert<br />

für eine Arbeitspolitik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />

Der Vorstand <strong>und</strong> die Bezirksleitungen werden aufgefor<strong>der</strong>t<br />

in geeigneten Strukturen „Gute Arbeit“<br />

als festes Arbeitsfeld <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu sichern. „Gute<br />

Arbeit“ sollte dabei als bereichsübergreifende<br />

Querschnittsaufgabe angelegt werden.<br />

Initiative für gute Arbeit ausbauen – „Gute<br />

Arbeit“ muss konstantes Arbeitsfeld werden<br />

5.029 Antragsteller/in: Braunschweig<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Gute Arbeit in einer älter werdenden Gesellschaft,<br />

die gleichzeitig eine Hochleistungsökonomie ist,<br />

ist eine Existenzfrage!<br />

Eine gewerkschaftliche Arbeitspolitik unter dem<br />

Leitbild „Guter Arbeit“ muss zu den festen <strong>und</strong> kontinuierlichen<br />

Arbeitsfel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gehören.<br />

Die im bisherigen Projekt „Gute Arbeit“ gewählten<br />

Schwerpunkte<br />

• Arbeitszeit <strong>und</strong> Leistung begrenzen<br />

• Alternsgerechte Gestaltung <strong>der</strong> Arbeit<br />

sowie<br />

• Prekäre Beschäftigung eindämmen<br />

haben sich als hochaktuelle Herausfor<strong>der</strong>ungen in<br />

den Betrieben erwiesen, auf die betriebs-, tarif- <strong>und</strong><br />

gesellschaftspolitische Antworten erarbeitet werden.<br />

Zusätzlich gewinnt das Feld <strong>der</strong> Arbeitsgestaltung<br />

<strong>und</strong> Arbeitsorganisation erheblich an Gewicht.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, für eine<br />

künftige Arbeitspolitik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ausreichende<br />

Ressourcen <strong>und</strong> dauerhafte Strukturen zu gewährleisten.<br />

Dabei hat sich die bereichsübergreifende<br />

Zusammenarbeit <strong>und</strong> Arbeitsweise im Projekt<br />

„Gute Arbeit“ bewährt <strong>und</strong> sollte fortgeführt<br />

werden.<br />

„Gute Arbeit“ in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

5.030 Antragsteller/in: Kiel<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> möge beschließen<br />

den Vorstand aufzufor<strong>der</strong>n, für eine künftige<br />

Arbeitsgestaltungspolitik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ausreichende<br />

Ressourcen <strong>und</strong> dauerhafte Strukturen zu gewährleisten.<br />

Neben <strong>der</strong> bewährten bereichsübergreifenden<br />

Zusammenarbeit <strong>und</strong> Arbeitsweise im<br />

Projekt „Gute Arbeit“ sollte deshalb die Arbeit zu<br />

diesem Themenfeld schwerpunktmäßig auf allen<br />

Ebenen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, in allen Bezirken <strong>und</strong> Verwaltungsstellen<br />

intensiviert werden.<br />

Da eine gewerkschaftliche Arbeitsgestaltungspolitik<br />

unter dem Leitbild „Gute Arbeit“ inzwischen zum<br />

festen <strong>und</strong> kontinuierlichen Arbeitsfeld <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

gehört, muss sie auch stärker als bisher in die<br />

betriebs-, tarif- <strong>und</strong> gesellschaftspolitischen Themenfel<strong>der</strong><br />

integriert werden.<br />

Arbeitspolitik<br />

5.031 Antragsteller/in: Bremen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Thematik <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen muss wie<strong>der</strong><br />

stärker in den Mittelpunkt unserer gewerkschaftlichen<br />

Tätigkeit gerückt werden.<br />

Wir brauchen einen umfassenden Ausbau <strong>der</strong> Kampagne<br />

„Gute Arbeit“ mit <strong>der</strong> Zielsetzung, Gestaltung<br />

<strong>der</strong> Arbeitspolitik betriebsnah <strong>und</strong> tarifpolitisch<br />

umzusetzen.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, für eine<br />

künftige Arbeitsgestaltungspolitik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

ausreichende Ressourcen bereitzustellen <strong>und</strong> dauerhafte<br />

Strukturen zu gewährleisten. Neben <strong>der</strong> bewährten<br />

bereichsübergreifenden Zusammenarbeit<br />

<strong>und</strong> Arbeitsweise im Projekt „Gute Arbeit“ sollte<br />

deshalb die Arbeit zu diesem Themenfeld schwerpunktmäßig<br />

auf allen Ebenen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, in allen<br />

Bezirken <strong>und</strong> Verwaltungsstellen intensiviert werden.<br />

Eine gewerkschaftliche Arbeitsgestaltungspolitik<br />

unter dem Leitbild „Gute Arbeit“ muss zum festen<br />

<strong>und</strong> kontinuierlichen Arbeitsfeld <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gehören,<br />

sie muss auch stärker als bisher in die betriebs-,<br />

tarif- <strong>und</strong> gesellschaftspolitischen Themenfel<strong>der</strong><br />

integriert werden.<br />

Sie muss Antworten geben auf die Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Arbeitsorganisation <strong>und</strong> Arbeitsmethoden vor<br />

dem Hintergr<strong>und</strong>, des sich ständig erhöhenden Leistungsdrucks<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> älter werdenden Belegschaften<br />

in den Betrieben.<br />

Initiative gute Arbeit ausbauen – „Gute Arbeit“<br />

muss festes Arbeitsfeld werden!<br />

5.032 Antragsteller/in: Mannheim<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Eine gewerkschaftliche Arbeitspolitik unter dem<br />

Leitbild guter Arbeit muss zu den festen <strong>und</strong> kontinuierlichen<br />

Arbeitsfel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gehören.<br />

Die im bisherigen Projekt Gute Arbeit gewählten<br />

Schwerpunkte „Arbeitszeit <strong>und</strong> Leistung begrenzen“,<br />

„Alternsgerechte Gestaltung von Arbeit“ haben<br />

sich als hochaktuelle Herausfor<strong>der</strong>ungen in<br />

den Betrieben erwiesen, auf die betriebs-, tarif- <strong>und</strong><br />

gesellschaftspolitische Antworten erarbeitet werden<br />

müssen. Zusätzlich gewinnt das Feld <strong>der</strong> Arbeitsgestaltung<br />

<strong>und</strong> Arbeitsorganisation erheblich<br />

an Gewicht.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Mannheim ist <strong>der</strong> Auffassung, dass eine<br />

solidarische nachhaltige <strong>und</strong> demokratische Arbeitsgesellschaft<br />

nur durch gewerkschaftliches Engagement<br />

zu schaffen ist.<br />

143


Die Arbeitswelt sollte so gestaltet sein, dass sie<br />

dem Leitbild <strong>der</strong> Aktion „Gute Arbeit“ folgt. Dazu<br />

gehören u. a. menschenwürdige Arbeits- <strong>und</strong> Leistungsbedingungen<br />

sowie ganzzeitliche Gefährdungsbeurteilungen,<br />

Löhne von denen man leben<br />

kann, Selbstbestimmung <strong>und</strong> Entscheidungsspielräume<br />

im Arbeitsalltag sowie umfassende Beteiligungs-<br />

<strong>und</strong> Mitbestimmungsrechte <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

<strong>und</strong> ihrer Interessensvertreter <strong>und</strong> Interessensvertreterinnen.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, für die<br />

künftige Bearbeitung des komplexen Themenfeldes<br />

Arbeitspolitik, ausreichende Ressourcen bereitzustellen<br />

<strong>und</strong> effiziente Strukturen zu gewährleisten.<br />

Dabei hat sich die bereichsübergreifende Zusammenarbeit<br />

<strong>und</strong> Arbeitsweise im Projekt Gute Arbeit<br />

bewährt <strong>und</strong> sollte deshalb fortgeführt werden.<br />

„Gute Arbeit“ in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

5.033 Antragsteller/in: Hamburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, für eine<br />

künftige Arbeitsgestaltungspolitik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

ausreichende Ressourcen <strong>und</strong> dauerhafte Strukturen<br />

zu gewährleisten. Neben <strong>der</strong> bewährten bereichsübergreifenden<br />

Zusammenarbeit <strong>und</strong> Arbeitsweise<br />

im Projekt „Gute Arbeit“ sollte deshalb<br />

die Arbeit zu diesem Themenfeld schwerpunktmäßig<br />

auf allen Ebenen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, in allen Bezirken<br />

<strong>und</strong> Verwaltungsstellen intensiviert werden.<br />

Da eine gewerkschaftliche Arbeitsgestaltungspolitik<br />

unter dem Leitbild „Gute Arbeit“ inzwischen zum<br />

festen <strong>und</strong> kontinuierlichen Arbeitsfeld <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

gehört, muss sie auch stärker als bisher in die<br />

betriebs-, tarif- <strong>und</strong> gesellschaftspolitischen Themenfel<strong>der</strong><br />

integriert werden.<br />

„Gute Arbeit“ als festes Arbeitsfeld <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> – Tarifpolitik<br />

5.034 Antragsteller/in: Weilheim<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, geeignete<br />

Strukturen bereitzustellen, um das Thema<br />

„Gute Arbeit“ als festes Arbeitsfeld in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

sicherzustellen. Dabei sollte „Gute Arbeit“ als<br />

Querschnittsaufgabe <strong>und</strong> in einem bereichsübergreifenden<br />

Arbeitsteam verantwortet werden.<br />

„Gute Arbeit“ als festes Arbeitsfeld <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

5.035 Antragsteller/in: Herborn<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Gewerkschaftliche Arbeitspolitik unter dem Leitbild<br />

„Gute Arbeit“ muss in Zukunft festes <strong>und</strong> dauerhaftes<br />

Arbeitsfeld <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sein. Im Projekt<br />

„Gute Arbeit“ wurde in den letzten drei Jahren zu<br />

den Schwerpunkten „Arbeit <strong>und</strong> Leistung begrenzen“,<br />

„Altersgerechte Gestaltung von Arbeit“ sowie<br />

„Prekäre Beschäftigung eindämmen“ gearbeitet.<br />

Diese haben sich als hochaktuelle Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

für die gewerkschaftliche Betriebspolitik dargestellt,<br />

auf die betriebs-, tarif- <strong>und</strong> gesellschaftspolitische<br />

Antworten erarbeitet werden müssen.<br />

Zusätzlich gewinnt das Feld <strong>der</strong> Arbeitsgestaltung<br />

<strong>und</strong> Arbeitsorganisation erheblich an Gewicht. Gewerkschaftliche<br />

Arbeitspolitik kann dafür einen<br />

Handlungsrahmen bieten, um sich <strong>der</strong> Gestaltung<br />

<strong>der</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Leistungsbedingungen, orientiert<br />

an dem Leitbil<strong>der</strong>n gute Arbeit, zuzuwenden.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, für eine<br />

zukünftige Arbeitspolitik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ausreichend<br />

personelle <strong>und</strong> finanzielle Ressourcen zur<br />

Verfügung zu stellen <strong>und</strong> dauerhafte Strukturen<br />

aufzubauen. Die bereichsübergreifende Zusammenarbeit<br />

<strong>und</strong> Arbeitsweise, die sich im Projekt<br />

„Gute Arbeit“ bewährt hat, sollte fortgeführt <strong>und</strong><br />

weiterentwickelt werden.<br />

Arbeitspolitik als Arbeitsschwerpunkt<br />

5.036 Antragsteller/in: Gaggenau<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Seit Beginn <strong>der</strong> 90er Jahre gibt es einen deutlichen<br />

Rückschritt <strong>der</strong> Themen Arbeits-, Leistungsbedingungen<br />

<strong>und</strong> Arbeitsorganisation (zusammenfassend<br />

Arbeitspolitik genannt) in den Betrieben. Die<br />

positive Diskussion um die Humanisierung <strong>der</strong> Arbeitswelt,<br />

die daraus entwickelten Konzepte <strong>der</strong> Arbeitsorganisation<br />

sind weit hinter die bereits erreichten<br />

Stände zurück gefallen. Wo vor wenigen<br />

Jahren noch teilautonome Gruppenarbeit <strong>und</strong> die<br />

damit verb<strong>und</strong>enen Selbststeuerungsprozesse die<br />

Arbeit aufgewertet haben, abwechslungsreich <strong>und</strong><br />

inhaltlich anspruchsvoll machten, hat beispielsweise<br />

die so genannte flexible Standardisierung eine<br />

neue Qualität mit weit reichend negativen Folgewirkungen<br />

hervorgerufen. Die Beschäftigten arbeiten<br />

in Gruppen unter vorgegebenen Standards. Alle<br />

Neuerungen, die unmittelbar zu mehr Wirtschaftlichkeit<br />

führen, werden zu neuen Standards <strong>und</strong> ersetzen<br />

die bisherigen. Damit erhöht sich die Basis<br />

für kommende Produktivitätssteigerungen. Das Ergebnis<br />

ist eine ständige Leistungsverdichtung.<br />

Doch dies ist nur eine Ursache für die Rückkehr zu<br />

taylorisierter <strong>und</strong> restriktiver Arbeitspolitik.<br />

Insgesamt sind vielseitigere <strong>und</strong> abwechslungsreichere<br />

Arbeitsaufgaben auf dem Rückmarsch, an<strong>der</strong>erseits<br />

nehmen Ges<strong>und</strong>heitsbelastungen zu, geringere<br />

Qualifikationsanfor<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> geringere<br />

Arbeitswertigkeit sind weitere Auswirkungen.<br />

Daraus folgt die Verschlechterung <strong>der</strong> Bezahlung,<br />

des Qualifizierungsniveaus, <strong>der</strong> Arbeitszufriedenheit,<br />

<strong>der</strong> Entwicklungsmöglichkeiten <strong>der</strong> Beschäftigten.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> reagiert auf diese Entwicklung selektiv.<br />

Es werden viele einzelne Aspekte bearbeitet, etwa<br />

die ges<strong>und</strong>heitsrelevanten sowie <strong>der</strong> Arbeitsschutz,<br />

aktuell auch die Frage des altersgerechten<br />

Arbeitens. Das Projekt „Gute Arbeit“ ist ein gutes<br />

144


Beispiel für einen wichtigen Teilaspekt, das in einen<br />

gesamten Kontext eingebettet sein muss.<br />

Was fehlt, ist die ganzheitliche Betrachtung von Ursachen,<br />

Auswirkungen <strong>und</strong> Handlungsnotwendigkeiten<br />

verän<strong>der</strong>ter Arbeitspolitik in den Betrieben.<br />

Dies ist erfor<strong>der</strong>lich, um die verschiedenen Aspekte<br />

zu berücksichtigen, den Überblick herzustellen, um<br />

die verschiedenen Ursachen <strong>und</strong> Folgewirkungen<br />

darzustellen <strong>und</strong> entsprechende Lösungen zu entwickeln.<br />

Deshalb muss die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> einen Arbeitsschwerpunkt<br />

zu den Fragen von Arbeitsbedingungen,<br />

Leistungsbedingungen <strong>und</strong> Arbeitsorganisation<br />

definieren.<br />

Für die Bearbeitung sind dabei folgende Voraussetzungen<br />

notwendig:<br />

– Entwicklung eines ganzheitlichen Konzeptes,<br />

das die verschiedenen Aspekte von Arbeitspolitik<br />

im genannten Sinn zusammenführt. Dies<br />

darf nicht an den Grenzen von Zuständigkeiten<br />

einzelner Ressorts in <strong>der</strong> Vorstandsverwaltung<br />

enden.<br />

– Einrichtung eines Expertengremiums aus Erfahrungsträgern<br />

aus Betrieb <strong>und</strong> Gewerkschaftssekretären<br />

sowie Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung,<br />

das die jeweiligen Entwicklungen <strong>und</strong><br />

Trends bespricht <strong>und</strong> austauscht sowie Handlungsempfehlungen<br />

ausspricht.<br />

– Tarifvertragliche Regelungen zum Thema Arbeitspolitik<br />

werden auf ihre betriebliche Umsetzung<br />

untersucht, <strong>und</strong> es sind Schlussfolgerungen<br />

für zukünftige Tarifprojekte in diesem<br />

Themenbereich zu ziehen.<br />

– Bewusstseinsbildung von Betriebsräten <strong>und</strong><br />

Gewerkschaftssekretären zum Bereich Arbeitspolitik<br />

entwickeln. Dazu zählt vor allem ein<br />

handlungsorientiertes Qualifizierungskonzept.<br />

Zukünftige tarifpolitische <strong>und</strong> betriebspolitische<br />

Erfolge hängen von einer größeren Kompetenz in<br />

<strong>der</strong> Frage Arbeitspolitik genauso ab wie die Attraktivität<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für die Menschen in den Betrieben.<br />

Kompetenz r<strong>und</strong> um die Arbeit ist unser bestes<br />

Mitglie<strong>der</strong>werbeinstrument.<br />

Betriebsnahe Arbeitsmarktpolitik: <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Kriterien<br />

für Zertifizierung von Transfergesellschaften<br />

5.037 Antragsteller/in: Unterelbe<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

I. Ausgangssituation<br />

Die inhaltliche Ausgestaltung <strong>der</strong> betriebsnahen<br />

Arbeitsmarktpolitik ist seit Jahren ein wichtiges gewerkschaftliches<br />

Handlungsfeld. Insbeson<strong>der</strong>e zur<br />

Flankierung betrieblicher Sanierungsprozesse<br />

kann dabei die Einrichtung <strong>und</strong> Durchführung einer<br />

Transfergesellschaft gemäß § 216 b SGB III ein<br />

sinnvolles Instrument darstellen, um betriebsbedingte<br />

Kündigungen zu vermeiden <strong>und</strong> eine Alternative<br />

zur ansonsten drohenden Arbeitslosigkeit<br />

bieten.<br />

Allerdings setzt die Entscheidung, ob den Kollegen<br />

<strong>und</strong> Kolleginnen ein entsprechendes Angebot zum<br />

Übergang in die Transfergesellschaft unterbreitet<br />

wird, immer zwingend voraus, dass vorher alle<br />

Handlungsspielräume ausgeschöpft <strong>und</strong> alle denkbaren<br />

alternativen Wege in den Betrieben geprüft<br />

worden sind. Daher kann <strong>und</strong> darf die Einrichtung<br />

einer Transfergesellschaft für uns immer nur als<br />

„zweitbeste“ Lösung betrachtet <strong>und</strong> nur in Ergänzung<br />

zu Abfindungszahlungen – d. h. „on top“ –<br />

vereinbart werden (TransferPlus-Lösung bedeutet:<br />

Transfergesellschaft plus Abfindung).<br />

Eines hat die Vergangenheit aber auch deutlich gemacht:<br />

Transfergesellschaft ist keineswegs gleich<br />

Transfergesellschaft. Vielmehr kommt es für den<br />

Projekterfolg entscheidend auf den konzeptionellen<br />

Umsetzungsansatz, die materielle Ausstattung<br />

<strong>und</strong> die strukturellen Rahmenbedingungen <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Transfergesellschaft an.<br />

„Billig-Lösungen“, die sich u. a. durch eine schlechte<br />

Betreuung <strong>der</strong> Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen, geringe<br />

Qualifizierungs- <strong>und</strong> Beratungsbudgets o<strong>der</strong> fehlende<br />

räumliche Strukturen auszeichnen, führen<br />

aber nicht nur zu schlechten Vermittlungsergebnissen<br />

in den jeweiligen Transferprojekten, son<strong>der</strong>n<br />

auch zur Unzufriedenheit vieler unserer dort lediglich<br />

„geparkten“ Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen.<br />

Aus gewerkschaftlicher Sicht ist es daher zwingend<br />

notwendig, einheitliche Qualitätsstandards für die<br />

Umsetzung von Transfergesellschaften zu definieren<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Einhaltung auch entsprechend zu<br />

kontrollieren. Ansonsten droht mit Blick auf die aktuelle<br />

Diskussion um die Neuordnung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>instrumente<br />

<strong>der</strong> B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit mittelfristig<br />

ggf. auch ein Wegfall eines wichtigen arbeitsmarktpolitischen<br />

Instrumentes, da viele Transfergesellschaften,<br />

die in sie gesetzten Erwartungen<br />

nicht erfüllen.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, im Interesse ihrer<br />

betroffenen Mitglie<strong>der</strong> für nachfolgende Standards<br />

für Transfergesellschaften auf allen Eben <strong>der</strong> Organisation<br />

einzutreten <strong>und</strong> diese durch die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

<strong>und</strong> ihre Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> Funktionäre umzusetzen.<br />

Standards <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für Transfergesellschaften<br />

– Einheitliche Qualitätsstandards <strong>und</strong> Kriterien <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zur Auswahl des Trägers<br />

1. Gr<strong>und</strong>sätze<br />

Da die Einrichtung <strong>und</strong> Umsetzung einer Transfergesellschaft<br />

ein politisches Handlungsinstrument<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> Betriebsräte bei betrieblichen<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzungen ist, sind Träger, die Transfergesellschaften<br />

lediglich als kostengünstige<br />

„Entsorgungseinrichtungen“ ohne ausreichende finanzielle<br />

Mittel für Aktivitäten (Beratung, Coaching,<br />

Betreuung <strong>und</strong> berufliche Qualifizierung<br />

etc.) anbieten, gr<strong>und</strong>sätzlich abzulehnen.<br />

Ebenso muss ein Wettbewerb zwischen verschiedenen<br />

gewerkschaftsnahen Trägern ausgeschlossen<br />

werden, da ein offenes Ausschreibungsverfahren<br />

bei einem konfliktorischen Verhandlungsverlauf in<br />

<strong>der</strong> Regel fast immer zu einem arbeitgeberseitigen<br />

Ausspielen <strong>der</strong> Anbieter <strong>und</strong> letztlich zu einem<br />

Preisdumping zu Lasten <strong>der</strong> Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen<br />

führt.<br />

Ebenso muss bei jedem Transferprojekt sicher gestellt<br />

werden, dass die Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen<br />

145


ausreichend <strong>und</strong> umfassend vor dem Übertritt in<br />

die Transfergesellschaft über alle inhaltlichen, materiellen<br />

<strong>und</strong> vertraglichen Aspekte <strong>der</strong> Transfergesellschaft<br />

durch den jeweiligen Träger rechtsverbindlich<br />

informiert werden. Dazu zählt auch die<br />

Durchführung von Einzelberatungsgesprächen zur<br />

Klärung individueller Problemlagen, die bei Bedarf<br />

auch um entsprechende Beratungsangebote <strong>der</strong><br />

zuständigen Einzelgewerkschaft vor Übertritt in die<br />

Transfergesellschaft zu ergänzen sind. Nur so kann<br />

eine ausreichend hohe Transparenz sowie eine<br />

schnellstmögliche Integration <strong>der</strong> betroffenen Kollegen<br />

<strong>und</strong> Kolleginnen in den ersten Arbeitsmarkt<br />

erreicht werden.<br />

2. Zielstellung<br />

Übergeordnetes Ziel einer Transfergesellschaft<br />

muss es sein, die dort betreuten Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen<br />

durch ein arbeitnehmer- <strong>und</strong> vermittlungsorientiertes<br />

Umsetzungskonzept professionell<br />

dabei zu unterstützen, sich eine neue nachhaltige<br />

berufliche Perspektive zu erschließen. Bei <strong>der</strong><br />

Ausgestaltung einer Transfergesellschaft ist daher<br />

<strong>der</strong> Fokus auf die arbeitsmarktpolitischen Aktivitäten<br />

(Maßnahmen <strong>der</strong> beruflichen Qualifizierung,<br />

Beratung <strong>und</strong> Betreuung) zu legen. Eine ausschließlich<br />

sozialpolitische Betrachtungsweise von<br />

Transfergesellschaften lehnen wir – nicht nur aus<br />

för<strong>der</strong>rechtlichen Gründen – gr<strong>und</strong>sätzlich ab.<br />

3. Qualitätsstandards bei <strong>der</strong> Einrichtung <strong>der</strong><br />

Transfergesellschaft<br />

Um eine arbeitnehmer- <strong>und</strong> vermittlungsorientierte<br />

Umsetzung einer Transfergesellschaft sicher zu<br />

stellen, sind bei <strong>der</strong> Einrichtung durch den Träger<br />

folgende Mindestkriterien zu erfüllen:<br />

a) Formelles Anfor<strong>der</strong>ungsprofil<br />

Der Träger muss über eine langjährige Erfahrung<br />

in <strong>der</strong> Umsetzung <strong>und</strong> in <strong>der</strong> för<strong>der</strong>rechtlichen<br />

Begleitung von Transfergesellschaften<br />

verfügen. Dabei muss er nachweisen können,<br />

dass er die erfor<strong>der</strong>lichen Leistungspakete sowohl<br />

von seinen vorhandenen personellen <strong>und</strong><br />

administrativen Kapazitäten gewährleisten<br />

<strong>und</strong> auch die inhaltlichen Qualitätsstandards<br />

bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> einzelnen Maßnahmen<br />

über den gesamten Projektzeitraum garantieren<br />

kann. Ebenso muss er belegen, dass die im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Projektumsetzung zum Einsatz<br />

kommenden Beraterinnen <strong>und</strong> Berater über<br />

das notwendige Fachwissen sowie ausreichende<br />

Erfahrungen mit vergleichbaren Projekten<br />

verfügen.<br />

b) Gesellschaftsrechtliche Konstruktion<br />

Bei <strong>der</strong> Einrichtung <strong>der</strong> Transfergesellschaft<br />

muss eine gesellschaftsrechtliche Konstruktion<br />

gewählt werden, die eine projektbezogene<br />

Kontrolle hinsichtlich des inhaltlichen <strong>und</strong> finanziellen<br />

Projektverlaufs sowohl für die jeweiligen<br />

Betriebsparteien als auch für die zuständige<br />

Einzelgewerkschaft ermöglicht.<br />

Dabei muss sicher gestellt werden, dass die Arbeitnehmervertreter<br />

im Projekt bezogenen Kontrollgremium<br />

(z. B. Gesellschafterversammlung<br />

o<strong>der</strong> Beirat) mit mindestes 50 Prozent als „natürliche“<br />

Personen vertreten sind, <strong>und</strong> dass die<br />

Tätigkeit <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> dort ehrenamtlich <strong>und</strong><br />

unentgeltlich erfolgt. Eine „klassische“ Vorhaltestruktur<br />

ohne projektbezogene Kontrollgremien<br />

lehnen wir gr<strong>und</strong>sätzlich ab. Gleiches gilt<br />

für eine Beteiligung des Altunternehmens als<br />

„juristische“ Person, beispielsweise in <strong>der</strong> Gesellschafterversammlung<br />

o<strong>der</strong> dem Beirat.<br />

c) Tarifbindung<br />

Sofern die inhaltlichen <strong>und</strong> qualitativen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

durch die Transfergesellschaft erfüllt<br />

sind, werden die Transfergesellschaften durch<br />

Tarifbindung über die jeweils zuständige Bezirksleitung<br />

zertifiziert. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> unterstützt<br />

<strong>und</strong> för<strong>der</strong>t nur Transfergesellschaften,<br />

die tarifgeb<strong>und</strong>en in dem Tarifbereich <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> sind, in <strong>der</strong> sich <strong>der</strong> Altbetrieb befindet.<br />

Dabei sind im Interesse <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

Transfergesellschaft, auch Son<strong>der</strong>tarifverträge<br />

für diese betriebsorganisatorisch eigenständige<br />

Einheit (beE Tarifvertrag) abzuschließen, damit<br />

etwaige Tarifsteigerungen, die während <strong>der</strong><br />

Projektlaufzeit abgeschlossen werden, in die<br />

individuelle Bemessungsgr<strong>und</strong>lage für die Berechnung<br />

des Transferkurzarbeitergeldes –<br />

<strong>und</strong> (im Extremfall auch) in die Berechnung des<br />

Arbeitslosengeldes I einfließen können.<br />

Darüber hinaus muss sicher gestellt werden,<br />

dass das maßgebliche sog. Ausfallentgelt <strong>der</strong><br />

Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen im Altbetrieb zwingend<br />

als Bezugsbasis in <strong>der</strong> Transfergesellschaft<br />

fortgeschrieben <strong>und</strong> auf dieser Basis die<br />

so genannten Remanenzkosten <strong>der</strong> Maßnahme<br />

berechnet werden.<br />

d) Vertragswerk<br />

Im Hinblick auf die verwendeten Aufhebungsverträge<br />

<strong>und</strong> Transferarbeitsverträge ist Mindestvoraussetzung,<br />

dass diese korrespondierende<br />

Regelungen zur Rückabwicklung umfassen,<br />

– sofern die betrieblichen <strong>und</strong> persönlichen<br />

Voraussetzungen für den Bezug des<br />

Transferkurzarbeitergeldes nicht erfüllt werden<br />

<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> durch den Altbetrieb nach Projektbeginn<br />

nicht die vereinbarten finanziellen Mittel<br />

zur Durchführung <strong>der</strong> Transfergesellschaft zur<br />

Verfügung gestellt werden.<br />

Nicht zuletzt vor diesem Hintergr<strong>und</strong> muss eine<br />

Prüfung <strong>der</strong> verwendeten Verträge durch Betriebs-<br />

<strong>und</strong> Tarifvertragsparteien vor <strong>der</strong> Information<br />

<strong>der</strong> Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen erfolgen<br />

<strong>und</strong> entsprechende Vertragsmuster als Anlage<br />

zur kollektivrechtlichen Vereinbarung herangezogen<br />

werden.<br />

4. Qualitätsstandards bei <strong>der</strong> Umsetzung von<br />

Transfergesellschaften<br />

Um eine erfolgreiche Arbeit <strong>der</strong> Transfergesellschaft<br />

mit entsprechenden Vermittlungserfolgen zu<br />

gewährleisten, müssen bei <strong>der</strong> Umsetzung von<br />

Transfergesellschaften folgende Mindeststandards<br />

erfüllt werden:<br />

a) Beratungs- <strong>und</strong> Betreuungsangebote<br />

Der Träger muss in <strong>der</strong> Lage sein, Maßnahmen<br />

zur zielgerichteten Vermittlungsunterstützung<br />

(z. B. Profiling, Berufswegeplanung, Coa-<br />

146


chings, Bewerbungstrainings, Arbeitsmarktseminare,<br />

Jobbörsen etc.) fachlich <strong>und</strong> kapazitätsmäßig<br />

zeitnah umsetzen zu können.<br />

Dabei müssen die entsprechenden Unterstützungsmaßnahmen<br />

in einer Mischung aus Gruppen-<br />

<strong>und</strong> Einzelmaßnahmen durchgeführt werden<br />

<strong>und</strong> auf die jeweiligen Berufsgruppen im<br />

Projekt inhaltlich <strong>und</strong> konzeptionell ausgerichtet<br />

sein. Ebenso muss das Umsetzungskonzept<br />

spezielle Zielgruppenangebote vorsehen (z. B.<br />

sozialversicherungsrechtliche Beratungen, Existenzgründungsbegleitung<br />

etc.). Dabei sind<br />

die Gruppenveranstaltungen mit max. 8 Personen<br />

durchzuführen, um den individuellen Zielstellungen<br />

<strong>der</strong> Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen im<br />

Projekt gerecht werden zu können.<br />

Überdies sollten gemeinsame Beratungsangebote<br />

von Transfergesellschaft <strong>und</strong> <strong>der</strong> Agentur<br />

für Arbeit nur ergänzend durchgeführt werden.<br />

Transfergesellschaften, die kein ausreichendes<br />

eigenes Beratungs- <strong>und</strong> Betreuungsbudget<br />

vorsehen, werden daher gr<strong>und</strong>sätzlich von <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> abgelehnt.<br />

b) Berufliche Qualifizierungsmaßnahmen<br />

Im Bereich <strong>der</strong> beruflichen Qualifizierung müssen<br />

die realen Bedarfe <strong>der</strong> Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen<br />

zielgerichtet ermittelt <strong>und</strong> die einzelnen<br />

Maßnahmen modular <strong>und</strong> wohnortnah umgesetzt<br />

werden. Einer konsequenten Ausrichtung<br />

an den realen Qualifizierungsbedarfen <strong>der</strong> Kollegen<br />

<strong>und</strong> Kolleginnen steht es naturgemäß<br />

entgegen, wenn <strong>der</strong> Träger <strong>der</strong> Transfergesellschaft<br />

gleichzeitig auch <strong>der</strong> durchführende Bildungsträger<br />

ist, da in diesem Fall die Gefahr<br />

droht, dass sich die Bedarfsplanung nur an den<br />

freien Kapazitäten des Trägers orientiert.<br />

Darüber hinaus steht zu befürchten, dass Qualifizierungsmaßnahmen<br />

ohne Vermittlungs<strong>und</strong><br />

Arbeitsmarktbezug durchgeführt werden,<br />

da dadurch ein entsprechen<strong>der</strong> zusätzlicher<br />

Umsatz für den Träger künstlich generiert wird.<br />

Daher lehnen wir Träger, die mit Bildungsträgern<br />

institutionell o<strong>der</strong> wirtschaftlich verb<strong>und</strong>en<br />

o<strong>der</strong> gar selbst als Bildungsträger tätig<br />

sind, gr<strong>und</strong>sätzlich ab.<br />

c) Übergangselemente in den 1. Arbeitsmarkt<br />

Eine Arbeitnehmerüberlassung o<strong>der</strong> einen Verleih<br />

von Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen aus Transfergesellschaften<br />

lehnen wir gr<strong>und</strong>sätzlich ab.<br />

Vielmehr erwarten wir von dem Träger <strong>der</strong><br />

Transfergesellschaft, auf freiwilliger Basis alternative<br />

Wege für den Übergang <strong>der</strong> im Projekt<br />

betreuten Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen in den ersten<br />

Arbeitsmarkt zu finden.<br />

Ebenso lehnen wir Modelle ab, bei dem <strong>der</strong> Träger<br />

für jede erfolgreiche Vermittlung eine geson<strong>der</strong>te<br />

Prämie erhält, da hierdurch ggf. ein<br />

falscher Anreiz gesetzt würde, die Kollegen <strong>und</strong><br />

Kolleginnen unter Zwang in kurzfristige Jobs<br />

ohne nachhaltige Beschäftigungsperspektive<br />

zu „vermitteln“. Da es aber um eine nachhaltige<br />

Vermittlung gehen – <strong>und</strong> um Mitnahmeeffekte<br />

neuer Arbeitgeber möglichst zu vermeiden<br />

– muss eine Rückkehrmöglichkeit <strong>der</strong> Kollegen<br />

<strong>und</strong> Kolleginnen in das Projekt, für den<br />

Zeitraum, <strong>der</strong> individuell mit <strong>der</strong> Transfergesellschaft<br />

vereinbart worden ist, je<strong>der</strong>zeit bestehen.<br />

Daher lehnen wir Träger von Transfergesellschaften,<br />

die institutionell o<strong>der</strong> wirtschaftlich<br />

mit Zeitarbeitsfirmen verb<strong>und</strong>en<br />

sind, gr<strong>und</strong>sätzlich ab.<br />

d) Räumliche Strukturen<br />

Eine professionelle Betreuung <strong>und</strong> Unterstützung<br />

<strong>der</strong> Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen bildet sich<br />

auch über eine eigene Infrastruktur ab, in <strong>der</strong> Beratungsgespräche,<br />

Coachings, Seminare, etc.<br />

durchgeführt werden.<br />

Dies för<strong>der</strong>t nicht nur den Zusammenhalt <strong>der</strong><br />

Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen des jeweiligen Altbetriebes,<br />

son<strong>der</strong>n schafft auch die Voraussetzungen<br />

für eigenverantwortliche Bewerbungsinitiativen.<br />

Dabei müssen die technischen wie<br />

räumlichen Rahmenbedingungen so gestaltet<br />

sein, dass die Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen kontinuierlich<br />

an ihrer beruflichen Neuorientierung<br />

arbeiten können.<br />

Nur wenn diese Mindestanfor<strong>der</strong>ungen bei <strong>der</strong><br />

Einrichtung <strong>und</strong> Umsetzung von Transfergesellschaften<br />

erfüllt werden, ist ein erfolgreicher<br />

Projektverlauf zu gewährleisten <strong>und</strong> die Zertifizierung,<br />

Tarifierung <strong>und</strong> Unterstützung durch<br />

die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ihrer Mitglie<strong>der</strong> in den betriebsverfassungsrechtlichen<br />

Funktionen vorgenommen.<br />

„Gleiche Arbeit – Gleiches Geld“ – Arbeits- <strong>und</strong><br />

Entlohnungsbedingungen für Zeitarbeitende<br />

5.038 Antragsteller/in: Wuppertal<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

„Gleiche Arbeit – Gleiches Geld“ – Arbeits- <strong>und</strong> Entlohnungsbedingungen<br />

für Zeitarbeitende verbessern<br />

Mittlerweile arbeiten über eine Million Menschen in<br />

Zeitarbeitsverhältnissen, davon ca. 60 bis 70 Prozent<br />

im Organisationsbereich <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Dabei<br />

ist festzustellen, dass die Arbeit- <strong>und</strong> Entgeltbedingungen<br />

<strong>der</strong> Zeitarbeiter <strong>und</strong> Zeitarbeiterinnen generell<br />

wesentlich schlechter als die <strong>der</strong> Stammbelegschaften<br />

sind. Außerdem verstärkt sich immer<br />

mehr die Tendenz, Stammarbeitsplätze durch Zeitarbeit<br />

zu ersetzen.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss die Herausfor<strong>der</strong>ungen, die aus<br />

dieser Entwicklung erwachsen offensiv annehmen.<br />

Sie muss eine langfristige Strategie entwickeln, die<br />

die Zeitarbeit als dauerhaftes Arbeitsfeld in die betriebs-,<br />

tarifpolitische <strong>und</strong> organisationspolitische<br />

Arbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> einbindet. Diese Strategie kann<br />

sich nur um die Abschaffung <strong>der</strong> Diskriminierung<br />

von Zeitarbeitenden bei den Arbeits- <strong>und</strong> Entlohnungsbedingungen<br />

drehen.<br />

Die vielfältigen Versuche <strong>der</strong> Vergangenheit, Betriebsräte<br />

in Zeitarbeitsunternehmen zu gründen,<br />

waren nur in wenigen Betrieben dauerhaft erfolgreich.<br />

Die Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Zeitarbeit (Anonymität<br />

<strong>und</strong> kurze Betriebszugehörigkeiten) stehen <strong>der</strong><br />

Hoffnung auf flächendeckende Betriebsratswahlen<br />

in <strong>der</strong> Zeitarbeitsbranche entgegen. Trotzdem müs-<br />

147


sen selbstverständlich alle Möglichkeiten, in Zeitarbeitsunternehmen<br />

Betriebsräte zu gründen, weiterhin<br />

ausgeschöpft werden. Darüber hinaus müssen<br />

aber neue Ansätze erarbeitet <strong>und</strong> vorhandene<br />

Konzepte weiterentwickelt werden.<br />

Um die Mitglie<strong>der</strong>potentiale in <strong>der</strong> Zeitarbeit erfolgreich<br />

erschließen zu können, muss ein spezielles<br />

Organisations- <strong>und</strong> Betreuungskonzept entwickelt<br />

<strong>und</strong> umgesetzt werden, das die Eigenheiten <strong>der</strong><br />

Branche(n) <strong>und</strong> die beson<strong>der</strong>e Arbeits- <strong>und</strong> Lebenssituation<br />

<strong>der</strong> Zeitarbeitenden berücksichtigt.<br />

Der Schlüssel, um die Arbeitsbedingungen in <strong>der</strong><br />

Zeitarbeit kurzfristig <strong>und</strong> nachhaltig zu verän<strong>der</strong>n,<br />

liegt in den K<strong>und</strong>en- o<strong>der</strong> Einsatzbetrieben – also<br />

dort, wo Zeitarbeit tatsächlich stattfindet.<br />

In die betriebliche Auseinan<strong>der</strong>setzung müssen die<br />

Stammbelegschaften aktiv <strong>und</strong> offensiv mit einbezogen<br />

werden. Auch für sie sind Materialien <strong>und</strong><br />

Konzepte zur Zeitarbeit erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Wichtige Ansatzpunkte für die betriebliche Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

sind u. a.<br />

– konsequente Nutzung <strong>der</strong> Mitbestimmungs<strong>und</strong><br />

Beteiligungsrechte des Betriebsverfassungsgesetzes<br />

<strong>und</strong> des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes<br />

– Begrenzung von Einsatzbereichen <strong>und</strong> Einsatzzeiten<br />

– Durchsetzung von maximalen Zeitarbeitsquoten<br />

– Vereinbarung von Übernahmeansprüchen<br />

Zu den Flächentarifverträgen <strong>der</strong> DGB-Tarifgemeinschaft<br />

gibt es zur Zeit keine Alternative. Sie sind im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Möglichkeiten weiterzuentwickeln.<br />

Das Ziel einer längerfristig angelegten betriebpolitischen<br />

„Offensive Zeitarbeit“ muss es sein, dass<br />

Zeitarbeit im Organisationsbereich <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

nur noch stattfindet, wenn per Betriebsvereinbarung<br />

o<strong>der</strong> Ergänzungstarif vereinbart wurde, dass<br />

Zeitarbeiter zu den gleichen Arbeits- <strong>und</strong> Entlohnungsbedingungen<br />

wie die Stammbelegschaften<br />

eingesetzt werden.<br />

Leiharbeit<br />

5.039 Antragsteller/in: Fürth<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Anzahl <strong>der</strong> Stammbelegschaft wird von Unternehmen<br />

immer mehr verringert <strong>und</strong> durch Arbeitnehmerüberlassung<br />

ersetzt. Die prekären Arbeitsverhältnisse<br />

steigen ständig. Mehr als 600.000<br />

Menschen sind in Zeitarbeitsverhältnissen beschäftigt.<br />

Der Wegfall <strong>der</strong> maximalen Entleihdauer bereitet in<br />

den Betrieben immer mehr Probleme. Nicht nur die<br />

Mitbestimmung des Betriebsrats wird ausgehöhlt,<br />

son<strong>der</strong>n auch die Streiks könnten ihre Wirkung verfehlen,<br />

da die Teilnahme von Zeitarbeitnehmern <strong>und</strong><br />

Zeitarbeitnehmerinnen erfahrungsgemäß gering ist.<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t:<br />

1. darauf hinzuwirken, dass die Anzahl <strong>der</strong> Zeitarbeitnehmer<br />

<strong>und</strong> Zeitarbeitnehmerinnen in den<br />

Betrieben drei Prozent <strong>der</strong> Stammbelegschaft<br />

nicht überschreiten darf.<br />

2. Um <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach einer Übernahme Nachdruck<br />

zu verleihen, ist die Dauer <strong>der</strong> Entleihung<br />

gemäß den Regelungen <strong>der</strong> Manteltarifverträge<br />

<strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie zu befristen.<br />

3. Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, ein Sozialaudit,<br />

das soziale Mindeststandards für Arbeitnehmerüberlassungen<br />

aufzeigt <strong>und</strong> bewertet,<br />

zu erstellen.<br />

4. Diejenigen Zeitarbeitsfirmen, die die oben genannte<br />

Mindeststandards erfüllen, werden<br />

jährlich in einer „weißen Positivliste“ veröffentlicht.<br />

5. Aktivitäten zur Einführung eines gesetzlichen<br />

Mindestlohnes zu forcieren.<br />

6. Aufgr<strong>und</strong> des geringen Organisationsgrads bei<br />

Zeitarbeitsfirmen soll <strong>der</strong> Vorstand schnellstmöglich<br />

eine Hotline für Beschäftigte <strong>der</strong> Zeitarbeit<br />

einrichten. Dadurch wäre es möglich,<br />

den Organisationsgrad in diesen Bereichen zu<br />

steigern.<br />

Gleichstellungspolitische For<strong>der</strong>ungen zur Weiterentwicklung<br />

des Betriebsverfassungsgesetzes<br />

5.040 Antragsteller/in:<br />

Frauenausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>n den Vorstand <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, sich für eine gleichstellungspolitische<br />

Weiterentwicklung des Betriebsverfassungsgesetzes<br />

einzusetzen.<br />

Dazu gehören erzwingbare Mitbestimmungsrechte<br />

<strong>der</strong> Betriebsräte für Maßnahmen zur Durchsetzung<br />

<strong>der</strong> tatsächlichen Gleichstellung von Frauen <strong>und</strong><br />

Männern <strong>und</strong> <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Vereinbarkeit von<br />

Familie <strong>und</strong> Erwerbstätigkeit.<br />

Zur Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen<br />

des Betriebsrats, müssen im Betriebsausschuss<br />

Frauen mindestens entsprechend ihrem Anteil<br />

im Betriebsrat vertreten sein. Auch bei <strong>der</strong> Freistellung<br />

<strong>der</strong> Betriebsratsmitglie<strong>der</strong> müssen Frauen<br />

mindestens im Verhältnis ihrer Vertretung im Betriebsrat<br />

berücksichtigt werden.<br />

Weiterhin for<strong>der</strong>n die Delegierten des 21. ordentlichen<br />

Gewerkschaftstages ein Mitbestimmungsrecht<br />

<strong>der</strong> Betriebsräte bei <strong>der</strong> Frage, ob betriebliche<br />

Gründe gegen eine Teilzeitarbeit sprechen. Das Mitbestimmungsrecht<br />

sollte hier ähnlich dem Klärungsrecht<br />

bei <strong>der</strong> zeitlichen Lage des Urlaubs ausgestaltet<br />

sein.<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung wird aufgefor<strong>der</strong>t, entsprechende<br />

gesetzliche Regelungen in das Betriebsverfassungsgesetz<br />

aufzunehmen.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird die gleichstellungspolitischen<br />

For<strong>der</strong>ungen zur Weiterentwicklung des Betriebsverfassungsgesetzes<br />

unterstützen <strong>und</strong> sich weiterhin<br />

verstärkt für die Chancengleichheit von Frauen<br />

<strong>und</strong> Männern in Betrieben <strong>und</strong> Unternehmen einsetzen.<br />

148


Auswertung tarifpolitischer Erfahrungen für die<br />

Ausrichtung unserer Angestelltenpolitik<br />

5.041 Antragsteller/in: Frankfurt am Main<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Nach wie vor ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Angestellten an den<br />

Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> viel zu gering. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

ist strukturell trotz des rasanten Wandels <strong>der</strong><br />

Zusammensetzung <strong>der</strong> Belegschaften in <strong>der</strong> Mitgliedschaft<br />

eine von den Produktionsbereichen geprägte<br />

Gewerkschaft geblieben.<br />

Es stellt sich die Frage, auf welchem Wege die <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> den Anteil <strong>der</strong> Angestellten bzw. <strong>der</strong>jenigen,<br />

die nicht unmittelbar in <strong>der</strong> Produktion beschäftigt<br />

sind, nachhaltig erhöhen kann.<br />

Eine Werbung mit auf diese Zielgruppe zugeschnittenen<br />

Themen alleine führt nach den Erfahrungen<br />

<strong>der</strong> vergangenen Jahre offenbar nicht zu nachhaltigen<br />

Organisationserfolgen.<br />

Warum ist das so?<br />

Die Angestellten – <strong>und</strong> das gilt natürlich sehr differenziert<br />

für die verschiedenen Gruppen <strong>der</strong> Ingenieure,<br />

<strong>der</strong> Techniker, <strong>der</strong> kaufmännischen Angestellten,<br />

um die wichtigsten zu nennen – müssen<br />

vom Nutzen ihres Gewerkschaftsbeitritts überzeugt<br />

werden. Die wichtigste Leistung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

ist die Sicherung von Mindeststandards für die Arbeitsbedingungen<br />

durch unsere Tarifverträge. Die<br />

Erfahrung zeigt aber, dass ein bereits existieren<strong>der</strong><br />

Tarifvertrag als Werbeargument nicht ausreicht. Er<br />

gibt ihn ja auch ohne die Angestellten als zusätzliche<br />

Mitglie<strong>der</strong>.<br />

Ganz an<strong>der</strong>s stellt sich die Situation dar, wenn auch<br />

Angestellte die Notwendigkeit <strong>der</strong> Sicherung von<br />

kollektiven Arbeitsbedingungen per Tarifvertrag<br />

einsehen <strong>und</strong> sich selbst für die Durchsetzung einesTarifvertrags<br />

engagieren. Dabei sind die folgenden<br />

Situationen natürlich nicht auf Betriebe mit einem<br />

hohen Angestelltenanteil begrenzt. Die Kernaussage<br />

lautet nur, dass wir uns bei <strong>der</strong> Bearbeitung<br />

<strong>der</strong> Konflikte nicht von einem hohen Angestelltenanteil<br />

<strong>und</strong> einem bis dahin niedrigen Organisationsgrad<br />

abschrecken lassen sollten.<br />

Diese Situation kann z. B. entstehen<br />

– in tariflosen, aber auch in (noch) tarifgeb<strong>und</strong>enen<br />

Betrieben, in denen die betrieblichen Konflikte<br />

z. B. um Personalabbau, aber auch um die<br />

Arbeitsbedingungen zunehmen;<br />

– in Unternehmen, wo <strong>der</strong> Arbeitgeber den Arbeitgeberverband<br />

verlässt, um danach die Arbeitsbedingungen<br />

zu verschlechtern;<br />

– in Situationen, in denen Unternehmensteile<br />

per Betriebsübergang ausgeglie<strong>der</strong>t werden;<br />

– in Situationen, in denen bereits verselbständigte<br />

Unternehmen verkauft werden.<br />

Ein hoher Organisationsgrad ist auch bei Angestellten<br />

erreichbar, wenn unsere tariflichen For<strong>der</strong>ungen<br />

auch die Interessen <strong>der</strong> Angestellten in einem<br />

betrieblichen Konflikt aufgreifen <strong>und</strong> ein Tarifvertrag<br />

unter ihrer Beteiligung erstritten wird. In manchen<br />

Fällen zeigt sich, dass es kaum einen Unterschied<br />

zwischen dem Organisationsgrad von Arbeitern<br />

<strong>und</strong> Angestellten gibt, wenn die Notwendigkeit<br />

des kollektiven Durchsetzens eines Tarifvertrags<br />

bei den Angestellten erkannt ist. Allerdings muss<br />

diese Notwendigkeit mit überzeugenden Argumenten<br />

von den betrieblichen Akteuren dargelegt werden,<br />

denen die Belegschaft Vertrauen schenkt.<br />

Oft wird <strong>der</strong> sich abzeichnende Konflikt um die Arbeitsbedingungen<br />

nicht sofort aufgegriffen, weil<br />

die Arbeitgeber in <strong>der</strong> Regel mögliche Konflikte<br />

eher herunterspielen. Viel hängt davon ab, wie die<br />

Betriebsräte aufgestellt sind. Wir sollten auf jeden<br />

Fall die kollektive Regelung <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen<br />

per Tarifvertrag <strong>und</strong> den Weg dahin immer zum<br />

Thema machen. Das geschieht nicht regelmäßig genug.<br />

Einzelne Beispiele zeigen, dass zumindest unter<br />

bestimmten Bedingungen ein massiver Mitglie<strong>der</strong>zuwachs<br />

<strong>und</strong> in <strong>der</strong> Folge die Durchsetzung von tariflichen<br />

Regelungen möglich ist. Die Bedingungen<br />

sind dann günstig, wenn z. B. beim Betriebsübergang<br />

relativ klar ist, dass die tariflichen Arbeitsbedingungen<br />

vom neuen Arbeitgeber angegriffen<br />

werden.<br />

Aber es ist ein Konzept für die Betriebsrats- <strong>und</strong> Vertrauensleutearbeit<br />

notwendig, das insbeson<strong>der</strong>e<br />

auch auf die Organisation in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ausgerichtet<br />

ist.<br />

Um solche Situationen nutzen zu können, um tarifliche<br />

Vereinbarungen wie<strong>der</strong>zuerlangen bzw. erstmals<br />

durchzusetzen, muss die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ihr Instrumentarium<br />

verbessern. Der Anteil unternehmensspezifischer<br />

Konflikte um Tarifverträge nimmt deutlich<br />

zu.<br />

Oft sind die Betriebsräte, aber auch die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in<br />

<strong>der</strong> Beratung nicht zuletzt wegen niedriger Organisationsgrade<br />

zu sehr auf die rechtlichen Möglichkeiten<br />

bei <strong>der</strong> Bearbeitung des Konflikts konzentriert.<br />

Einzelne Erfahrungen zeigen aber, dass auch bei<br />

zunächst geringen Organisationsgraden mit geeigneten<br />

betriebspolitischen Konzepten, die die Perspektive<br />

<strong>der</strong> tariflichen Regulierung des Konflikts<br />

von vornherein einbeziehen, eine massive Stärkung<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> im Betrieb möglich ist, die uns<br />

dann auch in die Lage versetzt, erfolgreich Tarifverträge<br />

auszuhandeln.<br />

Die Delegierten for<strong>der</strong>n den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

auf, die vorliegenden Erfahrungen systematisch<br />

auszuwerten <strong>und</strong> auf dieser Gr<strong>und</strong>lage Konzeptvorschläge<br />

für das betriebliche Vorgehen zu entwikkeln.<br />

Des weiteren sollen Materialien <strong>und</strong> Schulungsleitfäden<br />

daraufhin überprüft werden, inwieweit<br />

sie das unterstützen.<br />

149


150


Entschließung 6<br />

Organisations- <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung,<br />

Organisationspolitik<br />

„Sich än<strong>der</strong>n, um erfolgreich zu sein“<br />

1. Organisationsentwicklung/<br />

Organisationspolitik<br />

Die Gestaltungs- <strong>und</strong> Durchsetzungsmacht <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> für Tarifverträge <strong>und</strong> betriebspolitische Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

ist unmittelbar mit <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung<br />

verb<strong>und</strong>en. Hier entscheidet sich,<br />

ob die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ihre Schutz- <strong>und</strong> Gestaltungsfunktion<br />

zukünftig wahrnehmen kann. Deshalb ist Mitglie<strong>der</strong>entwicklung<br />

die strategische Zielgröße in<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, an <strong>der</strong> sich alle an<strong>der</strong>en Aktivitäten<br />

messen müssen.<br />

Die Ausgangsbedingungen für die Organisationspolitik<br />

haben sich deutlich verän<strong>der</strong>t <strong>und</strong> stellen neue<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Organisationsstruktur<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Verän<strong>der</strong>te betriebliche<br />

Strukturen, die Beschäftigtenstruktur, das Anwachsen<br />

prekärer Beschäftigungsverhältnisse <strong>und</strong><br />

verän<strong>der</strong>te Erwerbsbiografien, insbeson<strong>der</strong>e bei<br />

jüngeren Beschäftigten, wirken sich auf die gewerkschaftliche<br />

Arbeit vor Ort aus. Mit den vermehrten<br />

betrieblichen Auseinan<strong>der</strong>setzungen um tarifpolitische<br />

Themen, Standort- <strong>und</strong> Beschäftigungssicherung<br />

steigen die Anfor<strong>der</strong>ungen an Unterstützungsleistungen.<br />

Die betriebsnahe Tarifpolitik wird zur<br />

ständigen Aufgabe <strong>der</strong> Verwaltungsstellen <strong>und</strong> Bezirksleitungen.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e in den Verwaltungsstellen<br />

nehmen die Aktivitäten zu, die tarifvertraglichen<br />

Regelungen umzusetzen <strong>und</strong> zu begleiten. Organisationspolitisch<br />

müssen daher in den nächsten<br />

Jahren die Weichen so gestellt werden, dass sie den<br />

verän<strong>der</strong>ten Anfor<strong>der</strong>ungen gerecht werden können.<br />

Auch die personelle Ressourcenverteilung wird<br />

entsprechend umgestaltet werden müssen, um Erfolge<br />

in den Kernbereichen <strong>der</strong> Tarif- <strong>und</strong> Betriebspolitik<br />

zu erzielen <strong>und</strong> in eine positive Mitglie<strong>der</strong>entwicklung<br />

umzusetzen.<br />

Damit diese neuen Arbeitsanfor<strong>der</strong>ungen erfolgreich<br />

bewältigt werden können, ist es notwendig,<br />

die organisationspolitischen Schwerpunkte <strong>und</strong><br />

Strukturen diesen Herausfor<strong>der</strong>ungen anzupassen.<br />

Dazu gehören die Überprüfung <strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ung<br />

von Arbeitsaufgaben <strong>und</strong> Arbeitsabläufen auf<br />

<strong>der</strong> Ebene des Vorstandes, <strong>der</strong> Bildungsstätten, <strong>der</strong><br />

Bezirksleitungen <strong>und</strong> Verwaltungsstellen. Eine zielgerichtete<br />

Personal- <strong>und</strong> Funktionärsentwicklung<br />

in <strong>der</strong> gesamten Organisation ist ein Eckpfeiler dieses<br />

Gestaltungsprozesses. Eine positive Mitglie<strong>der</strong>entwicklung,<br />

die auch zu einer stabilen Finanzentwicklung<br />

beiträgt, ist Gr<strong>und</strong>lage für die Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> tarif- <strong>und</strong> betriebspolitischen Stärke<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />

1.1 Stabilisierung <strong>und</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong><br />

Organisationsstrukturen<br />

Um den verän<strong>der</strong>ten Herausfor<strong>der</strong>ungen gerecht zu<br />

werden, muss die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ihre materiellen <strong>und</strong><br />

personellen Ressourcen effektiv einsetzen. Das erfor<strong>der</strong>t<br />

vom Vorstand die Arbeitsstrukturen <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> zu überprüfen, nicht mehr notwendige Aufgaben<br />

einzustellen <strong>und</strong> für neue Arbeitsfel<strong>der</strong> die<br />

erfor<strong>der</strong>lichen Entscheidungen zu treffen. Dabei<br />

muss neben bestehenden Organisationsstrukturen<br />

über effizientere Strukturen <strong>und</strong> Arbeitsformen<br />

nachgedacht werden.<br />

1.2 Arbeitsanfor<strong>der</strong>ungen überprüfen <strong>und</strong> neu<br />

gestalten<br />

Das stellt hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an die Abstimmung<br />

<strong>und</strong> Zusammenarbeit <strong>der</strong> einzelnen Organisationsebenen.<br />

Ein Reorganisationsprozess, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong><br />

Vorstandsverwaltung begonnen wurde, ist auf die<br />

Bezirksleitungen <strong>und</strong> Bildungsstätten inzwischen<br />

übertragen worden. Die gr<strong>und</strong>legende Frage <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong>, welche Aufgaben vom Vorstand, Bezirksleitungen<br />

<strong>und</strong> Verwaltungsstellen wahrgenommen<br />

werden, ist zu überprüfen <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen neu zu gestalten. Dabei haben<br />

sich die Gr<strong>und</strong>züge <strong>der</strong> Strukturen bewährt.<br />

Aufgabe <strong>der</strong> Organisationsentwicklung ist es, Organisationsinteressen<br />

<strong>und</strong> –perspektiven zu definieren<br />

<strong>und</strong> dabei die betrieblichen Betreuungsstrukturen,<br />

die regionale Präsenz <strong>und</strong> die Ausstattung <strong>der</strong><br />

Verwaltungsstellen weiterzuentwickeln. Kriterien<br />

zur Verbesserung <strong>der</strong> Organisationsstrukturen sind<br />

in Zusammenarbeit zwischen dem Vorstand, den<br />

Bezirken <strong>und</strong> Verwaltungsstellen abzustimmen <strong>und</strong><br />

umzusetzen.<br />

Durch die seit 2004 stattfindenden jährlichen Geschäftsplanprozesse<br />

hat sich die Organisationsentwicklung<br />

auf die Strukturen <strong>und</strong> Handlungsfel<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Verwaltungsstellen fokussiert. Zielsetzung<br />

ist es, die Handlungsfähigkeit <strong>und</strong> Kompetenz <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> vor Ort zu stärken <strong>und</strong> damit die Attraktivität<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für die Mitglie<strong>der</strong> zu erhalten <strong>und</strong><br />

auszubauen. Es ist ein Rahmenkonzept zur Verwaltungsstellenstruktur<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu entwickeln.<br />

In den Bezirken sind Kooperations- <strong>und</strong> Neuglie<strong>der</strong>ungsprozesse<br />

geplant bzw. bereits in <strong>der</strong> Umsetzung.<br />

Diese Verän<strong>der</strong>ungsprozesse in den Organisationsstrukturen,<br />

die zur Zeit r<strong>und</strong> 20 % <strong>der</strong> Verwaltungsstellen<br />

umfassen, sind durch den Vorstand<br />

<strong>und</strong> die Bezirksleitungen aktiv zu unterstützen.<br />

Maßstab für Verän<strong>der</strong>ungen von Organisationsstrukturen<br />

in den Bezirken <strong>und</strong> Verwaltungsstellen<br />

muss die Optimierung <strong>der</strong> gewerkschaftlichen<br />

Arbeitsmöglichkeiten sein, die die Stärkung<br />

<strong>der</strong> Durchsetzungsfähigkeit in betrieblichen <strong>und</strong><br />

tariflichen Auseinan<strong>der</strong>setzungen zum Ziel hat.<br />

Allein die finanzielle Überlebensfähigkeit einer Verwaltungsstelle<br />

ist kein Kriterium für ihren Fortbestand,<br />

vielmehr steht das Gesamtinteresse <strong>der</strong> Organisation,<br />

eine starke <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu bleiben, über<br />

diesen finanziellen Aspekten.<br />

Die Kooperationsstrukturen zwischen Verwaltungsstellen<br />

sind mit <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Richtlinie Ortsstatut<br />

als eigenständige Organisationsstruktur für die<br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> anerkannt. Kooperations-Verwaltungsstellen<br />

sichern die regionale Präsenz <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in <strong>der</strong><br />

151


Fläche ab, bei gleichzeitiger Ausnutzung von Synergieeffekten<br />

in personellen <strong>und</strong> finanziellen Bereichen.<br />

Damit ist sichergestellt, dass gerade bei kleinen<br />

Verwaltungsstellen mit großer Fläche die Kooperation<br />

nicht automatisch die Vorstufe zur Fusion ist.<br />

Der Strukturfonds hat sich als Gestaltungsinstrument<br />

bewährt, um strategische Zukunftsprojekte,<br />

eine nachhaltige Mitglie<strong>der</strong>gewinnung <strong>und</strong> die Anpassung<br />

<strong>der</strong> Organisationsstrukturen umzusetzen.<br />

Für diese Projekte werden Mittel aus dem Vermögen<br />

zur Finanzierung zur Verfügung gestellt.<br />

Als jährliches Planungs-, Steuerungs- <strong>und</strong> Controlling-Instrument<br />

unterstützt <strong>der</strong> Geschäftsplan die<br />

notwendige Verän<strong>der</strong>ung von Organisationsstrukturen.<br />

Gleichzeitig unterstützt <strong>der</strong> Geschäftsplan<br />

den Blick auf die Verwaltungsstellenarbeit. Strategische<br />

Zielsetzungen im Bereich <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> aktiven Betriebs- <strong>und</strong> Tarifpolitik<br />

werden zwischen Vorstand, Bezirksleitung <strong>und</strong> Verwaltungsstelle<br />

vereinbart.<br />

In Zukunft müssen die Geschäftspläne <strong>der</strong> Verwaltungsstellen,<br />

die Zielsetzungen <strong>und</strong> Aktivitäten <strong>der</strong><br />

Bezirke <strong>und</strong> des Vorstandes noch besser aufeinan<strong>der</strong><br />

abgestimmt werden. Die strategische Mitglie<strong>der</strong>-<br />

<strong>und</strong> Arbeitsplanung des Vorstandes ergänzt<br />

die Schwerpunktsetzung <strong>der</strong> Verwaltungsstellen<br />

<strong>und</strong> ist Teil des gesamten Geschäftsplan-Prozesses<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />

2. DGB<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> übernimmt <strong>der</strong> DGB als<br />

Dachorganisation die Rolle <strong>der</strong> gemeinsamen Plattform<br />

<strong>der</strong> Gewerkschaften, um vor allem sozial-, arbeitsmarkt-<br />

<strong>und</strong> gesellschaftspolitische Themen zu<br />

transportieren <strong>und</strong> die politischen Entscheidungsträger<br />

dahin zu beeinflussen, diese Themen aufzugreifen<br />

<strong>und</strong> im gewerkschaftlichen Sinne umzusetzen.<br />

Die Arbeitsformen <strong>und</strong> Strukturen des DGB<br />

sind auf diese Zielsetzung hin zu überprüfen <strong>und</strong><br />

gegebenenfalls anzupassen.<br />

Die organisationspolitischen Rahmenbedingungen<br />

erfor<strong>der</strong>n ein klares Aufgabenprofil des Deutschen<br />

Gewerkschaftsb<strong>und</strong>es. Bei knapper werdenden<br />

personellen Ressourcen muss eine Konzentration<br />

auf die Kernbereiche <strong>der</strong> DGB Aufgaben erfolgen.<br />

Dabei unterstützen wir die DGB Initiative „Trendwende“.<br />

Hier werden Möglichkeiten <strong>der</strong> engeren<br />

Zusammenarbeit <strong>der</strong> Einzelgewerkschaften auf verschiedenen<br />

Fel<strong>der</strong>n erprobt, um anschließend in<br />

<strong>der</strong> Praxis umgesetzt zu werden.<br />

Die Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Gewerkschaftslandschaft<br />

drücken sich durch die Entstehung von Multibranchen-Gewerkschaften<br />

aus. Damit überschneiden<br />

sich die Organisationsbereiche von DGB-Gewerkschaften.<br />

Die Organisationsabgrenzung zwischen<br />

den DGB-Gewerkschaften bekommt dadurch eine<br />

immer größere Bedeutung, dabei wächst dem DGB<br />

die Aufgabe zu, diese verbindlich umzusetzen. Hier<br />

kann <strong>der</strong> DGB einen wertvollen Beitrag zur Lösung<br />

auftreten<strong>der</strong> Konflikte leisten.<br />

In den Bereichen, wo die Organisationszuständigkeiten<br />

nicht abschließend geklärt sind, ist eine gemeinsame<br />

Branchenarbeit über den DGB zu initiieren.<br />

3. Mitglie<strong>der</strong>entwicklung ausbauen<br />

In den Betrieben <strong>und</strong> Branchen unseres Organisationsbereichs<br />

ist die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> die maßgebliche gestaltende<br />

Kraft. Sie nimmt damit den Spitzenplatz<br />

innerhalb <strong>der</strong> gewerkschaftlichen Bewegung<br />

Deutschlands ein <strong>und</strong> prägt damit die Arbeitsbeziehungen<br />

in den industriellen Schlüsselbranchen in<br />

unserem Lande mit. Ihre Stärke als Bewegung aller<br />

Mitglie<strong>der</strong> gewinnt die Organisation durch das Engagement<br />

<strong>der</strong> ehren- <strong>und</strong> <strong>der</strong> hauptamtlichen Männer<br />

<strong>und</strong> Frauen, ihrer aus den Beiträgen entstehenden<br />

Finanzkraft <strong>und</strong> durch ihre politische Handlungsfähigkeit.<br />

Durch ihren Charakter einer Reformbewegung<br />

setzt sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> nicht nur für<br />

die unmittelbaren Bedürfnisse ihrer Mitglie<strong>der</strong> ein,<br />

son<strong>der</strong>n darüber hinaus für eine lebenswerte <strong>und</strong><br />

gerechte Gesellschaft aller Bürger.<br />

Der Dreh- <strong>und</strong> Angelpunkt <strong>der</strong> Gestaltungskraft <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist die Verankerung bei den Beschäftigten<br />

ihres Organisationsbereichs. Die Bedeutung <strong>der</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong>entwicklung für die Zukunftsfähigkeit<br />

<strong>der</strong> Organisation ist ungebrochen hoch. Sie wurde<br />

daher von dem 20. ordentlichen Gewerkschaftstag<br />

mit <strong>der</strong> höchsten Priorität versehen. Es ist uns gelungen,<br />

die Mitglie<strong>der</strong>entwicklung zu stabilisieren.<br />

Teilweise sind sogar Trendumkehrungen eingetreten.<br />

Die in ihrer Tendenz positive Entwicklung ist die<br />

Folge einer immer konsequenteren Ausrichtung aller<br />

organisations-, tarif- <strong>und</strong> betriebspolitischen<br />

Aktivitäten an <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung. Der Vorstand<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzte für die nachhaltige Mitglie<strong>der</strong>entwicklung<br />

durch die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Richtlinie Strukturfonds neue Akzente. Die seitdem<br />

aufgelegten Projekte <strong>der</strong> Bezirke <strong>und</strong> Verwaltungsstellen<br />

zur nachhaltigen Mitglie<strong>der</strong>entwicklung<br />

<strong>und</strong> -bindung zeigen Erfolge. Diese Schwerpunkte<br />

<strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung durch den Strukturfonds für die Bezirke<br />

<strong>und</strong> Verwaltungsstellen ist fortzuführen.<br />

3.1 Wege <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung<br />

Arbeitnehmer o<strong>der</strong> Arbeitnehmerin zu sein führt<br />

nicht automatisch zu einer Gewerkschaftsmitgliedschaft.<br />

Eine Reihe von sozialen, politischen, kulturellen<br />

Faktoren, Gen<strong>der</strong>aspekte <strong>und</strong> nicht zuletzt<br />

Möglichkeiten des Kontakts, Wahrnehmungen <strong>und</strong><br />

Erfahrungen mit Gewerkschaften beeinflussen die<br />

Bedingungen zur Gewinnung von Mitglie<strong>der</strong>n für<br />

die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Die Mitglie<strong>der</strong>entwicklung ist daher<br />

verstärkt auf unterschiedliche Bedürfnisse von Beschäftigten-<br />

<strong>und</strong> Zielgruppen auszurichten. Es gilt<br />

dabei, an soziale Lagen, Betriebs- <strong>und</strong> Branchenbeson<strong>der</strong>heiten,<br />

Aspekte von Beruflichkeit sowie an<br />

spezifische lebens- o<strong>der</strong> erwerbsbiografische Situationen<br />

anzuknüpfen, die mit gewerkschaftlichen<br />

Angeboten versehen werden können. Ein solidarischer<br />

Gr<strong>und</strong>konsens stellt die Basis für eine<br />

nach Beschäftigten- bzw. Zielgruppen differenzierte<br />

Ansprache <strong>und</strong> Integration in die Organisation<br />

152


dar. Einen beson<strong>der</strong>s vielversprechenden Weg <strong>der</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong>entwicklung stellen Ansätze in Branchen,<br />

Konzernen <strong>und</strong> Regionen mit hohen Mitglie<strong>der</strong>potentialen<br />

bei bestehenden gewerkschaftlichen<br />

Strukturen dar. Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung ist<br />

damit <strong>der</strong> Ausbau <strong>der</strong> systematischen Integration<br />

<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung in die Arbeit <strong>der</strong> ehrenamtlich<br />

Aktiven in den jeweiligen Branchen <strong>und</strong><br />

Konzernen. Des Weiteren sind auch in Zukunft Projekte<br />

zur Mitglie<strong>der</strong>entwicklung, die sich aus regionalen<br />

<strong>und</strong> örtlichen Herausfor<strong>der</strong>ungen ergeben,<br />

zu initiieren <strong>und</strong> durchzuführen.<br />

3.2 Instrumente <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung<br />

Als organisationspolitische Querschnittsaufgabe<br />

muss Mitglie<strong>der</strong>entwicklung Bestandteil aller Aktivitäten<br />

sein. Dazu bedarf es verbindlicher Standards,<br />

die durch Projekte <strong>und</strong> Initiativen entwickel<br />

<strong>und</strong> verbreitert werden. Dem systematischen Ausbau<br />

von Arbeitshilfen, Methoden <strong>und</strong> <strong>der</strong> Generierung<br />

von Best-Practice-Beispielen kommt damit ein<br />

hoher Stellenwert zu. Insbeson<strong>der</strong>e die Mitglie<strong>der</strong>rückgewinnung<br />

stellt weiterhin eine Schlüsselfunktion<br />

dar. Sie ist ebenso auszubauen, wie Verbesserungen<br />

in <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>neugewinnung <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>bindung.<br />

Um Bedürfnisse zu erkennen <strong>und</strong><br />

systematisch in Strategien, Ansprachekonzepte,<br />

Projekte <strong>und</strong> Beteiligungsformen umzusetzen, bedarf<br />

es einer an organisationspolitischen Erfor<strong>der</strong>nissen<br />

ausgerichteten sozialwissenschaftlichen<br />

Forschung für die gewerkschaftliche Praxis.<br />

3.3 Den Wandel in <strong>der</strong> Beschäftigtenstruktur<br />

nachvollziehen<br />

Der Wandel <strong>der</strong> Industrie- <strong>und</strong> <strong>der</strong> Beschäftigtenstruktur<br />

stellt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> vor neue Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Das Ziel <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung muss<br />

sein, diesen Wandel besser als bisher in <strong>der</strong> Mitgliedschaft<br />

nachzuvollziehen. Mitglie<strong>der</strong>entwicklung<br />

ist damit ein Instrument zur Sicherstellung unserer<br />

Durchsetzungskraft <strong>und</strong> zur Gewährleistung<br />

<strong>der</strong> gewerkschaftlichen Repräsentanz von Beschäftigtengruppen.<br />

Um diesen Aufgaben gerecht zu<br />

werden, muss <strong>der</strong> Vorstand gemeinsam mit den<br />

Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Organisation Ziele <strong>und</strong> Prioritäten<br />

<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung festlegen. Diese Ziele<br />

müssen regional, örtlich <strong>und</strong> betrieblich umgesetzt<br />

werden. Das Hauptaugenmerk muss dabei auf<br />

bisher nicht erschlossene Bereiche innerhalb bestehen<strong>der</strong><br />

Strukturen gelegt werden, um konkret<br />

erfahrbare Gestaltungskraft in Mitglie<strong>der</strong>wachstum<br />

<strong>und</strong> verbesserte Mitglie<strong>der</strong>bindung umzusetzen.<br />

Darüber hinaus müssen bestehende Strukturen<br />

genutzt werden, um Schnittstellen zu unerschlossenen<br />

Beschäftigtensegmenten, Betrieben<br />

<strong>und</strong> Branchen für die Mitglie<strong>der</strong>entwicklung zu aktivieren.<br />

Zu nennen sind in diesem Zusammenhang<br />

zuvor<strong>der</strong>st die Bereiche hoch qualifizierte sowie<br />

prekäre Beschäftigung, vor allem Zeitarbeitnehmer<br />

<strong>und</strong> -arbeitnehmerinnen. Des Weiteren gilt es, die<br />

Verankerung in Bereichen mit einem hohen Frauenanteil<br />

zu verbessern. Durch den Wandel <strong>der</strong> Struktur<br />

<strong>der</strong> beruflichen Ausbildung, die zu einem Zuwachs<br />

außerbetrieblicher <strong>und</strong> hochschulischer<br />

Ausbildung geführt hat, gewinnt die gewerkschaftliche<br />

Vorfeldarbeit an Bedeutung. In diesem Feld<br />

sind neue Instrumente von Ansprache, Beteiligung<br />

<strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>bindung zu erproben. Sie ist zudem<br />

auf Schnittstellen zu unseren betriebs- <strong>und</strong> tarifpolitischen<br />

Handlungsfel<strong>der</strong>n auszurichten.<br />

3.4 Zentrale Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong>entwicklung<br />

Die Bindung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> an die Organisation ist<br />

zu erhöhen. Entsprechende Dialogangebote sind<br />

zu entwickeln <strong>und</strong> auszubauen. Die Aktivitäten <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sind mit aktivierenden Organisierungskonzepten<br />

zu verknüpfen. Mitglie<strong>der</strong>gewinnung<br />

muss auf allen Ebenen stärker mit den politischen<br />

Handlungsfel<strong>der</strong>n verzahnt werden. Die Repräsentanz<br />

aller Beschäftigtengruppen muss ihren Ausdruck<br />

in <strong>der</strong> Struktur <strong>der</strong> Mitgliedschaft finden. Es<br />

gilt, für neue Beschäftigtengruppen attraktiver zu<br />

werden, ohne die traditionellen Mitglie<strong>der</strong>gruppen<br />

zu vernachlässigen.<br />

3.5 Funktionärsentwicklung vorantreiben<br />

Nur dort, wo wir unsere starke Verankerung <strong>und</strong> aktiven<br />

Funktionärskörper stabilisieren <strong>und</strong> ausbauen,<br />

werden wir in unseren Kernfel<strong>der</strong>n, sowie gesellschaftspolitisch,<br />

handlungsmächtig bleiben. Der gezielten<br />

Funktionärsentwicklung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Nachwuchsför<strong>der</strong>ung<br />

kommt damit ein hoher Stellenwert zu. Es<br />

gilt, insbeson<strong>der</strong>e für die Gruppe <strong>der</strong> ehemaligen Jugendfunktionäre<br />

<strong>und</strong> -funktionärinnen, systematisch<br />

Perspektiven für ein langfristiges Engagement<br />

zu entwickeln. Dabei müssen biografische Verän<strong>der</strong>ungen,<br />

etwa durch Weiterbildung, einbezogen werden,<br />

um Beteiligungsangebote zu entwickeln, die auf<br />

verschiedene Lebensabschnitte abgestimmt sind. Es<br />

istSorge zu tragen, dass die Funktionärsentwicklung<br />

nicht zuletzt auch darauf ausgerichtet ist, einen Zugang<br />

zu bisher ungenügend erschlossenen Mitglie<strong>der</strong>potenzialen<br />

zu ermöglichen.<br />

4. Personal<br />

4.1 Personalplanung <strong>und</strong> -entwicklung<br />

Zentrale Aufgabe <strong>der</strong> Personalarbeit bleibt weiterhin<br />

die Personalplanung nach vorne zu treiben, d.h.<br />

ausreichend qualifizierte <strong>und</strong> motivierte Beschäftigte<br />

aus- <strong>und</strong> weiterzubilden, Anpassungsprozesse<br />

zu unterstützen <strong>und</strong> den altersbedingten Strukturwandel<br />

zu bewältigen. Die entsprechenden Instrumente<br />

werden ausgebaut. Die Verwaltungsstellen<br />

werden dabei organisations- <strong>und</strong> personalpolitisch<br />

durch den Vorstand beraten.<br />

Eine vorausschauende Personalplanung wird bei<br />

frei werdenden Stellen die Anpassungsprozesse<br />

auch in Hinsicht auf die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Organisationsstrukturen<br />

unterstützen.<br />

Die Personalentwicklungsplanung ist darauf orientiert,<br />

qualifizierte Wie<strong>der</strong>besetzungen <strong>und</strong> Nachfolgeplanungen<br />

– auch für Führungsaufgaben – sicherzustellen.<br />

Programme zur Vorbereitung <strong>und</strong><br />

Einarbeitung in neue Aufgaben <strong>und</strong> Funktionen<br />

werden angeboten.<br />

153


Die Einführung von Personalentwicklungsinstrumenten<br />

wird gewährleisten, dass <strong>der</strong> Qualifizierungsbedarf<br />

ermittelt <strong>und</strong> umgesetzt werden kann.<br />

Gen<strong>der</strong>-Aspekte werden weiterhin in die Personalplanungen<br />

mit einbezogen.<br />

4.2 Ausbildung, Qualifizierung <strong>und</strong><br />

Professionalisierung<br />

Auf allen Ebenen <strong>der</strong> Organisation werden hohe politische<br />

<strong>und</strong> fachliche Anfor<strong>der</strong>ungen an die Beschäftigten<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gestellt, ihre Aufgaben<br />

werden komplexer. Mit dem umfangreichen Ausbildungs-<br />

<strong>und</strong> Qualifizierungsprogramm können sie<br />

sich rechtzeitig darauf vorbereiten, um im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Organisationspolitik die gewerkschaftlichen<br />

Aufgaben <strong>und</strong> Ziele mit zu gestalten <strong>und</strong> erfolgreich<br />

umzusetzen.<br />

Die Internationalisierung <strong>der</strong> Gewerkschaftsarbeit<br />

erfor<strong>der</strong>t spezielle Qualifizierungsangebote. Instrumente<br />

sind: Europäischer Personalaustausch,<br />

Seminarangebote, Sprachkompetenz <strong>und</strong> internationale<br />

Studiengänge.<br />

4.3 Führungskompetenz<br />

Das Verständnis von Führung in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist geprägt<br />

von den Leitideen Klarheit, wechselseitigem<br />

Vertrauen <strong>und</strong> Kooperation. Führungshandeln in<br />

diesem Sinne schafft die Voraussetzung, die gewerkschaftlichen<br />

Ziele <strong>und</strong> Aufgaben erfolgreich<br />

umzusetzen <strong>und</strong> professionelle Dienstleistungen<br />

für unsere Mitglie<strong>der</strong> zu erbringen.<br />

4.4 Akademie <strong>der</strong> Arbeit<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> greift für die Qualifizierung von ehrenamtlichen<br />

Interessenvertretern <strong>und</strong> -vertreterinnen,<br />

vor allem aber für die Vorbereitung auf hauptamtliche<br />

Funktionen, traditionell auf die Akademie<br />

<strong>der</strong> Arbeit (AdA) zurück. Mit <strong>der</strong> Systematisierung<br />

<strong>der</strong> Personalentwicklung ist die Kooperation mit<br />

<strong>der</strong> AdA enger geworden <strong>und</strong> wird weiter entwikkelt.<br />

Voraussetzung dafür ist, dass die AdA als gewerkschaftsnahe<br />

Einrichtung erhalten bleibt. Dafür<br />

wird sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> engagieren.<br />

5. Finanzen<br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> finanziell stark halten,<br />

bleibt die Aufgabe<br />

Die finanzielle Stärkung <strong>der</strong> Organisation ist eine<br />

zentrale Aufgabe. Der Rückgang <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />

führt unmittelbar zu sinkenden Beitragseinnahmen<br />

<strong>und</strong> schwächt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> politisch <strong>und</strong> finanziell.<br />

Die Aufgaben <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> werden aus den Beitragseinnahmen<br />

finanziert. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bildet weiterhin<br />

durch den Vorstand Rückstellungen, die die<br />

Kampfkraft <strong>und</strong> die Überlebensfähigkeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

sichern. Auf die finanziellen Reserven wird nur<br />

zur Finanzierung strategischer Zukunftsprojekte<br />

<strong>und</strong> des nötigen Umbaus <strong>der</strong> Organisation zurückgegriffen.<br />

Der Vorstand hat strategische Schlüsselziele bestimmt.<br />

Sie müssen für die Budgetierung <strong>und</strong> die<br />

politische Planung den Maßstab bilden, um zu entscheiden,<br />

was wir in Zukunft angehen wollen <strong>und</strong><br />

auf was wir verzichten müssen.<br />

Die Verteilung <strong>der</strong> Finanzen in <strong>der</strong> Organisation<br />

muss gewährleisten, dass alle Organisationseinheiten<br />

schlagkräftig bleiben.<br />

Verwaltungsstellen, Vorstand <strong>und</strong> Bezirksleitungen<br />

brauchen die nötigen Mittel, um ihren Teil <strong>der</strong> Arbeit<br />

leisten zu können.<br />

Die Anfor<strong>der</strong>ungen an die Arbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wachsen,<br />

dem muss auch in <strong>der</strong> Verteilung <strong>der</strong> Finanzen<br />

Rechnung getragen werden. Das Maß an Umverteilung<br />

ist mit Blickauf die Handlungsfähigkeit <strong>der</strong> Gesamtorganisation<br />

begrenzt.<br />

6. Kommunikation <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> hat in Deutschland einen sehr hohen<br />

Bekanntheitsgrad. Medienanalysen machen immer<br />

wie<strong>der</strong> deutlich, dass die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in den Medien<br />

permanent die höchsten Abdruckquoten <strong>und</strong> die<br />

meisten Nennungen unter allen Verbänden in<br />

Deutschland hat. Diese deutliche Präsenz <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> spricht für eine hohe Reputation <strong>der</strong> Organisation<br />

<strong>und</strong> eine beson<strong>der</strong>e Wahrnehmung durch<br />

die Journalisten. Die Politik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> ihre<br />

Aktionen haben einen hohen Nachrichtenwert, die<br />

Organisation wird als große <strong>und</strong> einflussreiche gesellschaftliche<br />

Kraft wahrgenommen. Diese Stellung<br />

unserer Organisation in <strong>der</strong> Mediengesellschaft<br />

gilt es weiter auszubauen.<br />

Ziel <strong>der</strong> Außenkommunikation ist es auch, für die<br />

Politik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu werben, sie positiv darzustellen<br />

<strong>und</strong> das Image <strong>der</strong> Organisation in den Medien<br />

zu steigern. Das allgemeine Meinungsklima<br />

für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> hat mittelbar Auswirkungen auf die<br />

Einstellung von Nicht-Mitglie<strong>der</strong>n <strong>und</strong> damit auf ihre<br />

Bereitschaft <strong>der</strong> Organisation beizutreten. Ziel<br />

<strong>der</strong> Binnenkommunikation ist es, die Kampagnenfähigkeit<br />

zu erhöhen, in dem Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> Funktionäre<br />

zielgerichtet <strong>und</strong> schnell mit notwendigen<br />

Informationen <strong>und</strong> Materialien versorgt werden,<br />

um sich selbst zu informieren <strong>und</strong> als Multiplikatoren<br />

tätig zu werden.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt mo<strong>der</strong>ne Medien, sowohl im Online-,<br />

wie auch im Print-Bereich ein <strong>und</strong> hat diese<br />

sinnvoll miteinan<strong>der</strong> verknüpft. Im Zeitalter von Internet<br />

<strong>und</strong> mobiler Kommunikation hat zwar die Flut<br />

an Informationen, nicht jedoch ihre Qualität zugenommen.<br />

Es gehört deshalb zu den beson<strong>der</strong>en<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Medien <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Informationen<br />

so aufzuarbeiten <strong>und</strong> zu präsentieren, dass sie den<br />

zielgruppenspezifischen <strong>und</strong> thematischen Informationsbedürfnissen<br />

<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> Funktionäre<br />

entsprechen.<br />

7. Frauen<br />

Frauen- <strong>und</strong> Gleichstellungspolitik – ein Muss<br />

für eine mitglie<strong>der</strong>starke Organisation<br />

Frauen sind für unsere Mitglie<strong>der</strong>werbung ein enormes<br />

Potenzial. Zur Erhöhung des Organisationsgrades<br />

sowohl im gewerblichen wie im Angestelltenbereich<br />

ist es notwendig, mit unseren Konzepten,<br />

154


unserer Ansprache <strong>und</strong> unserer Darstellung glaubwürdig<br />

zu vermitteln, dass wir die Lebenssituation<br />

von Frauen sehen, mitdenken <strong>und</strong> politisch gestalten<br />

wollen. Frauen- <strong>und</strong> Gleichstellungspolitik ist<br />

Querschnittsaufgabe <strong>und</strong> darf nicht auf Fragen <strong>der</strong><br />

Vereinbarkeit von Beruf <strong>und</strong> Familie reduziert werden.<br />

Gleichstellungspolitische For<strong>der</strong>ungen müssen<br />

in alle Handlungsfel<strong>der</strong> integriert <strong>und</strong> intern sowie<br />

extern sichtbar werden. Die notwendigen Ressourcen<br />

sind dafür auf allen Ebenen <strong>der</strong> Organisation<br />

zur Verfügung zu stellen.<br />

Frauen wollen keine Stellvertreterpolitik, son<strong>der</strong>n<br />

mitgestalten. Die männlich geprägten Strukturen<br />

<strong>der</strong> gewerkschaftlichen Arbeit erschweren die Teilnahme<br />

von Frauen. Das wird sich nur än<strong>der</strong>n, wenn<br />

mehr Frauen als bisher Funktionen übernehmen.<br />

Die Frauen in führenden Positionen in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

sind immer noch unterrepräsentiert. Dieser Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

muss sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> stellen <strong>und</strong><br />

insbeson<strong>der</strong>e mit dem Fokus auf junge Frauen neue<br />

Wege beschreiten. Mentoringkonzepte sind aufzulegen<br />

<strong>und</strong> das Wissen <strong>der</strong> Gleichstellungspolitikerinnen<br />

mit einzubeziehen. Nur wenn Frauen- <strong>und</strong><br />

Gleichstellungspolitik als ein wichtiger Faktor für<br />

eine zukunftsorientierte Interessenspolitik etabliert<br />

wird, können wir in <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>frage Erfolge<br />

verzeichnen.<br />

8. Jugend<br />

Jugendarbeit stabilisieren <strong>und</strong> ausbauen!<br />

Jede Verwaltungsstelle, je<strong>der</strong> Funktionär, jede Glie<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss Jugend mitdenken <strong>und</strong><br />

mit för<strong>der</strong>n. Über Jugendarbeit gewinnen wir nahezu<br />

40 % unserer neuen Mitglie<strong>der</strong>. Über die Jugendarbeit<br />

entwickelt sich unser Funktionärsnachwuchs.<br />

Jugendliche sind sowohl in betrieblichen sowie in<br />

Gremien <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> immer noch unterrepräsentiert.<br />

Dies muss sich än<strong>der</strong>n.<br />

Jugendarbeit muss in <strong>der</strong> strategischen Planung<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> eine herausragende Rolle spielen. In<br />

den Verwaltungsstellen, Bezirksleitungen <strong>und</strong> auf<br />

Ebene des Vorstandes sind Planungen zu entwikkeln<br />

<strong>und</strong> umzusetzen, wie die Jugendarbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> auf den entsprechenden Ebenen stabilisiert<br />

<strong>und</strong> ausgebaut werden kann. Eine Verknüpfung mit<br />

den Geschäftsplänen auf Ebene <strong>der</strong> Verwaltungsstellen<br />

muss erfolgen.<br />

Kernkompetenz <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Jugend ist die Ausbildung.<br />

Jugendliche brauchen Ausbildung, berufliche<br />

Perspektiven, eine Zukunft <strong>und</strong> eine möglichst<br />

passende <strong>und</strong> qualitativ hochwertige Ausbildung,<br />

die unbefristete Übernahme bis hin zu Weiterbildungsmöglichkeiten.<br />

Auf diesem Gebiet wird <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> eine hohe Kompetenz zugestanden. Diese<br />

Kompetenz gilt es auszubauen <strong>und</strong> im Sinne <strong>der</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong>entwicklung zu nutzen.<br />

Um an <strong>der</strong> wichtigen Schwelle von <strong>der</strong> Ausbildung<br />

in den Beruf Mitglie<strong>der</strong> zu halten <strong>und</strong> neue Mitglie<strong>der</strong><br />

zu werben, werden die im U35 Projekt entwikkelten<br />

Konzepte organisationsweit umgesetzt.<br />

9. Angestellte<br />

Verankerung <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung im<br />

Angestelltenbereich<br />

Eine Stärkung <strong>der</strong> Gewerkschaftsarbeit in den Angestelltenbereichen<br />

ist eine zentrale Aufgabe <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Das Arbeitsprogramm „Trendwende Angestellte“<br />

des Angestelltenausschusses beim Vorstand<br />

kann als inhaltliche Richtschnur für ein nachhaltig<br />

<strong>und</strong> besser vernetztes Vorgehen dienen.<br />

Kernpunkte sind:<br />

Das Profil <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in Angestelltenarbeitsbereichen<br />

muss verbessert <strong>und</strong> die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> als Interessenvertretung<br />

stärker verankert werden.<br />

Der Kontakt zu den Mitglie<strong>der</strong>n muss intensiviert,<br />

Ansätze <strong>und</strong> Formen direkter Mitglie<strong>der</strong>beteiligung<br />

<strong>und</strong> stärkerer Einbeziehung von Angestellten, insbeson<strong>der</strong>e<br />

in <strong>der</strong> Betriebs- <strong>und</strong> Tarifpolitik, sind zu<br />

för<strong>der</strong>n <strong>und</strong> auszubauen.<br />

Es sind neue Kommunikationsformen zu entwikkeln.<br />

Ein Instrument dafür ist <strong>der</strong> verstärkte Aufbau<br />

von Netzwerkstrukturen für Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> Funktionäre.<br />

In einem ersten Schritt soll ein Mitglie<strong>der</strong>netzwerk<br />

für Ingenieure <strong>und</strong> Ingenieurinnen gebildet<br />

werden, begleitet von verstärkter Vorfeldarbeit<br />

mit Studierenden im Übergang ins Berufsleben.<br />

Betriebsräte <strong>und</strong> Vertrauensleute sowie Hauptamtliche<br />

in den Verwaltungsstellen müssen in die Lage<br />

versetzt werden, diese Aufgaben professionell zu<br />

bewältigen. Dies erfor<strong>der</strong>t einen verstärkten Qualifizierungsprozess<br />

<strong>und</strong> eine verbesserte Verzahnung<br />

<strong>und</strong> Vernetzung für den Austausch von Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> das Lernen von guten Beispielen.<br />

10. Migration <strong>und</strong> Integration demokratisch<br />

gestalten<br />

Der Prozess <strong>der</strong> Globalisierung führt dazu, dass sich<br />

die Migrationsprozesse weltweit beschleunigen <strong>und</strong><br />

verän<strong>der</strong>n. Für Deutschland bedeutet dies, dass neben<br />

den Menschen aus den bisherigen Herkunftslän<strong>der</strong>n<br />

(insbeson<strong>der</strong>e aus dem Mittelmeerraum) seit<br />

den 90er Jahren Migranten <strong>und</strong> Migrantinnen aus<br />

verschiedenen Regionen Mittel- <strong>und</strong> Osteuropas hinzukommen.<br />

Neben diesen innereuropäischen Entwicklungen<br />

nehmen auch die Wan<strong>der</strong>ungsbewegungen<br />

zwischen Kontinenten weiter zu. Für die notwendige<br />

Integrationspolitik bedeutet dies eine große<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung. Das betrifft sowohl die gesamtgesellschaftlichen<br />

Prozesse als auch die Themen, die<br />

Politik <strong>und</strong> die Strukturen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />

Die „klassischen“ Themen <strong>der</strong> Migrationspolitik,<br />

wie Sprachbarrieren <strong>und</strong> Integration in den Ausbildungs-<br />

<strong>und</strong> Arbeitsmarkt erfahren eine Verän<strong>der</strong>ung,<br />

da Qualifikationsvoraussetzungen unterschiedlich<br />

sind; neben Maßnahmen für Menschen<br />

<strong>der</strong> zweiten <strong>und</strong> dritten Generation <strong>der</strong> Migranten<br />

<strong>und</strong> Migrantinnen treten wie<strong>der</strong> verstärkt Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

durch Neueinwan<strong>der</strong>ung. Illegalität nimmt<br />

auch in Deutschland immer weiter zu <strong>und</strong> führt zu<br />

inhumanen Lebens- <strong>und</strong> Arbeitsbedingungen.<br />

Mit Blick auf den nationalen Integrationsplan <strong>der</strong><br />

B<strong>und</strong>esregierung bedeutet dies, dass dringen<strong>der</strong><br />

155


Handlungsbedarf hinsichtlich <strong>der</strong> materiellen, politischen<br />

<strong>und</strong> sozialen Integration besteht. Migranten<br />

<strong>und</strong> Migrantinnen müssen vor Arbeitslosigkeit,<br />

Armut <strong>und</strong> prekären Arbeitsverhältnissen besser<br />

geschützt werden. Ihre konkrete Lebenssituation<br />

darf nicht dazu missbraucht werden, Arbeits- <strong>und</strong><br />

Einkommensstandards <strong>der</strong> Menschen insgesamt<br />

abzusenken.<br />

Für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> kommt es darauf an, den Prozess<br />

<strong>der</strong> Integration weltoffen <strong>und</strong> demokratisch zu gestalten,<br />

Teilhaberechte für die Migranten <strong>und</strong> Migrantinnen<br />

in allen Lebensbereichen einzufor<strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> Strategien zur Umsetzung mit <strong>und</strong> in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

zu entwickeln. Dafür braucht die Arbeit in <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> auch entsprechende Strukturen.<br />

Die Arbeitsstrukturen für Migranten <strong>und</strong> Migrantinnen<br />

in Form von Ausschussarbeit haben sich bewährt.<br />

Es gilt diese weiterzuentwickeln. Interkulturelle<br />

Kompetenzen von Migranten <strong>und</strong> Migrantinnen<br />

sollen stärker in die Politik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> eingeb<strong>und</strong>en<br />

werden.<br />

11. Außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit<br />

Einzelmitglie<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Fläche <strong>der</strong> Verwaltungsstellen<br />

sind oft nur durch ehrenamtliche Teams, Arbeitskreise<br />

bzw. Ausschüsse o<strong>der</strong> Vertrauensleute<br />

in Wohngebieten <strong>und</strong> Nebenstellen zu erreichen<br />

<strong>und</strong> zu betreuen. Darunter fallen auch Senioren <strong>und</strong><br />

Seniorinnen sowie erwerbslose Mitglie<strong>der</strong>. Außerbetriebliche<br />

Gewerkschaftsarbeit bietet hierfür den<br />

organisatorischen Rahmen.<br />

Außerbetriebliche Mitglie<strong>der</strong>arbeit ist Mitglie<strong>der</strong>arbeit<br />

unter aktiver Einbeziehung von Ehrenamtlichen.<br />

Diese stellen für die Verwaltungsstellen zusätzliche<br />

personelle Ressourcen dar, zur Erschließung<br />

neuer Betriebe <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>potentiale. Arbeitskreise<br />

<strong>und</strong> Ausschüsse für außerbetriebliche<br />

Gewerkschaftsarbeit <strong>der</strong> Bezirksleitungen sowie<br />

<strong>der</strong> Ausschuss beim Vorstand begleiten, unterstützen<br />

<strong>und</strong> för<strong>der</strong>n den weiteren Auf- <strong>und</strong> Ausbau außerbetrieblicher<br />

Betreuungsstrukturen.<br />

Notwendige Qualifizierungsmaßnahmen werden<br />

angeboten, Arbeitshilfen entwickelt sowie die Erarbeitung<br />

örtlicher Arbeitsprogramme unterstützt.<br />

Senioren- <strong>und</strong> Erwerbslosenarbeit sind dabei integrierter<br />

Bestandteil <strong>der</strong> außerbetrieblichen Gewerkschaftsarbeit<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> vor Ort.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich zusammen mit an<strong>der</strong>en Einzelgewerkschaften<br />

dafür ein, insbeson<strong>der</strong>e Fragen<br />

<strong>der</strong> Seniorenpolitik gemeinsam über den DGB voranzutreiben.<br />

12. Organisationspolitische Arbeitsschwerpunkte<br />

2008 bis 2011<br />

1. Dem Vorstand ist jährlich ein Bericht zur<br />

Stabilisierung <strong>und</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> Organisationsstrukturen<br />

vorzulegen. In Zusammenarbeit<br />

mit den Bezirksleitungen<br />

<strong>und</strong> Verwaltungsstellen werden die organisationspolitischen<br />

Schwerpunkte <strong>und</strong><br />

Strukturen überprüft <strong>und</strong> dem Vorstand Vorschläge<br />

unterbreitet, die die verän<strong>der</strong>ten<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> berücksichtigen<br />

<strong>und</strong> dazu beitragen, die Organisation<br />

nachhaltig handlungs-, konflikt- <strong>und</strong> durchsetzungsfähig<br />

zu gestalten.<br />

2. Durch den Strukturfonds werden strukturschwache<br />

Verwaltungsstellen stabilisiert.<br />

Strukturelle Verän<strong>der</strong>ungen, die in den Regionen<br />

die Präsenz <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sichern<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig die Handlungsmacht stärken,<br />

werden als strategische Projekte vom<br />

Strukturfonds geför<strong>der</strong>t. Zur Unterstützung<br />

einer nachhaltigen Mitglie<strong>der</strong>entwicklungs-<br />

<strong>und</strong> bindearbeit ist die Strukturfondsför<strong>der</strong>ung<br />

als Gestaltungsinstrument<br />

weiter auszubauen.<br />

3. Die beschriebenen Aufgaben <strong>und</strong> Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

erfor<strong>der</strong>n eine Prioritätensetzung,<br />

die auf einen Ausbau <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung<br />

in bestehenden Strukturen<br />

setzt, nachhaltige <strong>und</strong> auf Dauer angelegte<br />

Prozesse för<strong>der</strong>t sowie systematisch neue<br />

Bereiche <strong>und</strong> Beschäftigtengruppen erschließt<br />

<strong>und</strong> diese politisch integriert. Folgende<br />

Arbeitsschwerpunkte ergeben sich<br />

damit:<br />

• Stärkung <strong>der</strong> gewerkschaftlichen Verankerung<br />

in bestehenden Strukturen <strong>und</strong><br />

erschlossenen Branchen <strong>und</strong> Betrieben,<br />

• Forcierung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung in<br />

übergreifenden Verb<strong>und</strong>projekten <strong>und</strong><br />

Konzernen,<br />

• strategische Ergänzung durch Projekte<br />

zu Branchen <strong>und</strong> Zielgruppen von beson<strong>der</strong>er<br />

organisationspolitischer Relevanz,<br />

• Entwicklung von aktivierenden Organisierungskonzepten,<br />

welche die verschiedenen<br />

sozialen Lagen von Beschäftigtengruppen<br />

ebenso berücksichtigt, wie die<br />

unterschiedlichen Rahmenbedingungen<br />

gewerkschaftlichen Handelns.<br />

Diese Prioritätensetzung ist durch den Vorstand<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu beschließen <strong>und</strong> im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Geschäftsplanabstimmungen<br />

in Zusammenarbeit mit den Bezirken in den<br />

betroffenen Betrieben <strong>und</strong> Verwaltungsstellen<br />

zu initiieren.<br />

4. Die Personalarbeit wird sich konzentrieren<br />

auf die vorausschauende Personalplanung<br />

<strong>und</strong> -entwicklung, um den altersbedingten<br />

Personalwechsel in personalpolitischer<br />

<strong>und</strong> organisationsstruktureller Hinsicht zu<br />

gestalten. Dabei sind die Ausbildungs- <strong>und</strong><br />

Qualifizierungsprogramme auf aktuelle Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

weiterzuentwickeln. Sie bereiten<br />

darauf vor, mit sicherem fachlichen Wissen<br />

gesellschafts-, betriebs- <strong>und</strong> tarifpolitische<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzungen unter Beteiligung<br />

<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> erfolgreich zu führen.<br />

156


Mitglie<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Organisationsentwicklung<br />

6.001 Antragsteller/in: Darmstadt<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Betreuung <strong>und</strong> Beratung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> die<br />

Mitglie<strong>der</strong>entwicklung muss in erster Linie da stattfinden,<br />

wo die Mitglie<strong>der</strong> leben <strong>und</strong> arbeiten. Deshalb<br />

kann <strong>und</strong> muss ein Konzept zur Sicherung einer<br />

mitglie<strong>der</strong>nahen Betreuungsstruktur gemeinsam<br />

mit den dezentralen Einheiten in den Verwaltungsstellen<br />

entwickelt werden. Dezentrale Handlungsspielräume<br />

müssen dafür dringend erhalten <strong>und</strong><br />

ausgebaut werden. Die relative Autonomie <strong>der</strong> Verwaltungsstellen<br />

sichert Beteiligung <strong>der</strong> ehrenamtlichen<br />

Funktionäre <strong>und</strong> Funktionärinnen <strong>und</strong> ist eine<br />

Notwendigkeit für eine lebendige Organisation.<br />

Ein tragfähiges Konzept zur Sicherung einer mitglie<strong>der</strong>nahen<br />

Betreuungsstruktur in <strong>der</strong> Fläche<br />

sollte folgende Fragen <strong>und</strong> Themen enthalten <strong>und</strong><br />

einer Klärung zuführen:<br />

1. Definition zentraler <strong>und</strong> dezentraler Aufgaben<br />

<strong>und</strong> Kompetenzen<br />

2. Sofortprogramm zur Sicherstellung <strong>der</strong> personellen<br />

Ausstattung in <strong>der</strong> Fläche (quantitativ<br />

<strong>und</strong> qualitativ) in Vorbereitung auf den Verlust<br />

von Know-how <strong>und</strong> Personenzahl in den Verwaltungsstellen<br />

aus Anlass <strong>der</strong> abgeschlossenen<br />

Altersteilzeitverträge ab 2009.<br />

3. Konzentration <strong>der</strong> Finanzen auf die Betreuungsarbeit<br />

vor Ort!<br />

4. Zurückschrauben <strong>der</strong> Richtlinien, R<strong>und</strong>schreiben<br />

<strong>und</strong> Vorgaben für die Arbeit <strong>der</strong> Verwaltungsstellen,<br />

die die Arbeit bürokratisieren <strong>und</strong><br />

behin<strong>der</strong>n.<br />

5. Interne Revisionsverfahren, die als Beratung<br />

für alle Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> fungieren<br />

<strong>und</strong> nicht als Instrument bürokratischer Kontrolle<br />

empf<strong>und</strong>en werden.<br />

6. Konzepte <strong>der</strong> Betriebsbetreuung, die eine gemeinsame<br />

Position <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf allen Organisationsebenen<br />

sicherstellt. Das bedeutet eine<br />

verbesserte Kommunikation <strong>der</strong> Organisationsebenen.<br />

Ein solches Konzept muss unter mehrheitlicher Beteiligung<br />

<strong>der</strong> Verwaltungsstellen in einer Arbeitsgruppe<br />

entwickelt werden. Vor Beschlussfassung<br />

muss es den Ortsvorständen aller Verwaltungsstellen<br />

präsentiert werden. Die Mehrheit <strong>der</strong> Ortsvorstände<br />

muss es befürworten. Da insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong><br />

Personalentwicklung ein dringen<strong>der</strong> Handlungsbedarf<br />

besteht, wird die Arbeitsgruppe unmittelbar<br />

nach dem Gewerkschaftstag ihre Arbeit aufnehmen.<br />

Personelle <strong>und</strong> materielle Ausstattung <strong>der</strong><br />

Verwaltungsstellen<br />

6.002 Antragsteller/in: Berlin<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, den Einsatz personeller<br />

<strong>und</strong> materieller Ressourcen deutlich zu Gunsten<br />

<strong>der</strong> Verwaltungsstellen zu verlagern.<br />

Die Zunahme betrieblicher Auseinan<strong>der</strong>setzungen,<br />

die stärkere Verlagerung tarifpolitischer Aufgaben<br />

<strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen Mitglie<strong>der</strong>beteiligungs-<br />

<strong>und</strong> Entwicklungsprozesse im Betrieb sowie<br />

die Einflussnahme auf industriepolitische Entwicklungen<br />

in <strong>der</strong> Region erfor<strong>der</strong>n eine deutlich stärkere<br />

Ausrichtung <strong>der</strong> Ressourcen auf die Verwaltungsstellen.<br />

In den Betrieben können Mitglie<strong>der</strong> gewonnen<br />

<strong>und</strong> gehalten werden. Hierfür bedarf es einer<br />

engen Zusammenarbeit zwischen den Interessenvertretungen<br />

<strong>und</strong> einer engen Anbindung <strong>der</strong> Betriebsräte<br />

<strong>und</strong> Vertrauensleute an die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> vor<br />

Ort.<br />

Zielsetzung muss sein, die Handlungsfähigkeit <strong>und</strong><br />

Kompetenz <strong>der</strong> Verwaltungsstellen zu stärken <strong>und</strong><br />

weiter zu entwickeln <strong>und</strong> damit die Attraktivität <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für die Mitglie<strong>der</strong> zu erhalten <strong>und</strong> auszubauen.<br />

Stabilisierung <strong>und</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong><br />

Organisationsstrukturen<br />

6.003 Antragsteller/in: Suhl-Sonneberg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Kooperationen zwischen Verwaltungsstellen erzielen<br />

Einspareffekte <strong>und</strong> dienen <strong>der</strong> Sicherung <strong>der</strong><br />

Präsenz in <strong>der</strong> Fläche. Kooperationsmodelle können<br />

auch auf Dauer als eigenständige Organisationsform<br />

angelegt sein <strong>und</strong> führen nicht zwangsläufig<br />

zu Fusionen.<br />

Organisationsentwicklung/Organisationspolitik<br />

6.004 Antragsteller/in: Kaiserslautern<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Um die politische Präsenz <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in den Regionen<br />

zu stärken <strong>und</strong> zu verbessern, können Kooperationen<br />

zwischen benachbarten Verwaltungsstellen<br />

eine wichtige Bedeutung haben.<br />

Sie dienen dem Ziel, die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in den Regionen<br />

zu stärken, indem materielle <strong>und</strong> personelle Ressourcen<br />

stärker auf politische Aufgabenstellungen<br />

konzentriert <strong>und</strong> verwaltungsinterne Aufgaben effektiver<br />

kooperativ wahrgenommen werden.<br />

Kooperationen sind keine Vorstufen von Fusionen.<br />

Die politische Handlungsfähigkeit unserer Organisation<br />

hängt entscheidend von <strong>der</strong> Attraktivität,<br />

<strong>der</strong> politischen Verankerung <strong>und</strong> den traditionellen<br />

Bindungen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu ihrer Mitgliedschaft ab.<br />

Diese ist vor allem geprägt durch die räumliche <strong>und</strong><br />

örtliche Nähe <strong>der</strong> Verwaltungsstellen zur Mitgliedschaft<br />

durch gewachsene Traditionen <strong>und</strong> durch die<br />

Präsenz vor Ort.<br />

Um diese nicht in Frage zu stellen o<strong>der</strong> sie gar zu gefährden,<br />

was möglicherweise Mitglie<strong>der</strong>verluste<br />

zur Folge haben könnte, sollten Fusionen nur auf<br />

wenige beson<strong>der</strong>s begründete Ausnahmefälle begrenzt<br />

bleiben.<br />

157


Kooperation von Verwaltungsstellen<br />

6.005 Antragsteller/in: Oldenburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Kooperationen von Verwaltungsstellen sind nicht<br />

<strong>der</strong> automatische Einstieg in eine spätere Fusion<br />

von Verwaltungsstellen.<br />

Vielmehr ist die Kooperation von Verwaltungsstellen<br />

eine in <strong>der</strong> Regel auf Dauer angelegte eigenständige<br />

Organisationsstruktur, die eine Alternative<br />

zur Fusion von Verwaltungsstellen darstellen<br />

kann. Kooperationen erleichtern die stärkere Einbeziehung<br />

von Ehrenamtlichen <strong>und</strong> halten demokratische<br />

Strukturen aufrecht.<br />

Kooperationen zwischen Verwaltungsstellen haben<br />

zu erheblichen finanziellen Einspareffekten für die<br />

Gesamtorganisation geführt, bei gleichzeitigem Erhalt<br />

<strong>der</strong> politischen Präsenz <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in <strong>der</strong> Fläche.<br />

Die wirtschaftlichen <strong>und</strong> politischen Rahmenbedingungen<br />

werden es notwendig machen, den Weg von<br />

weiteren Kooperationen zwischen Verwaltungsstellen<br />

zu gehen. Die Unterstützung <strong>der</strong> Verwaltungsstellen<br />

bei Kooperationsvorhaben ist weiter auszubauen<br />

<strong>und</strong> die notwendigen organisationspolitischen<br />

Voraussetzungen müssen geschaffen bzw.<br />

ausgebaut werden.<br />

Stabilisierung <strong>und</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong><br />

Organisationsstrukturen<br />

6.006 Antragsteller/in: Olpe<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Organisationsstruktur <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> hat sich<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich bewährt. Die Präsens in <strong>der</strong> Fläche,<br />

die Nähe zu Betrieben, Verwaltungen <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>n<br />

ist eine <strong>der</strong> wesentlichen Voraussetzungen für<br />

unsere Durchsetzungsfähigkeit <strong>und</strong> muss dauerhaft<br />

erhalten werden.<br />

Die Begrenztheit <strong>der</strong> finanziellen <strong>und</strong> personellen<br />

Ressourcen gebietet es, <strong>der</strong>en Einsatz kontinuierlich<br />

daraufhin zu überprüfen, ob sie effizient <strong>und</strong> effektiv<br />

genug dem Erhalt <strong>und</strong> Ausbau unserer mitglie<strong>der</strong>orientierten<br />

Handlungsfähigkeit dienen.<br />

Dies gilt für alle Organisationsebenen gleichermaßen:<br />

den Vorstand, die Bezirksleitungen <strong>und</strong> die<br />

Verwaltungsstellen.<br />

Der Reorganisationsprozess desVorstands hat dem<br />

zum Teil Rechnung getragen, kann aber damit nicht<br />

abgeschlossen sein.<br />

Wir sind gefor<strong>der</strong>t, für die betrieblichen Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

<strong>und</strong> Tarifverhandlungen die gleiche<br />

Professionalität zu erreichen, wie wir sie für die Flächenauseinan<strong>der</strong>setzung<br />

haben. Die personellen<br />

<strong>und</strong> finanziellen Mittel <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sind im Hinblick<br />

auf die geän<strong>der</strong>ten tarifpolitischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>und</strong> die zunehmende Bedeutung <strong>der</strong> betrieblichen<br />

Tarifpolitik daraufhin zu überprüfen <strong>und</strong><br />

konzentriert auszurichten.<br />

Die Bezirksleitungen nehmen eine unterstützende<br />

Funktion bei <strong>der</strong> Neuausrichtung <strong>der</strong> Verwaltungsstellen<br />

wahr <strong>und</strong> koordinieren die gewerkschaftlichen<br />

Aktivitäten <strong>der</strong> Verwaltungsstellen zunehmend<br />

auch durch personellen Einsatz <strong>und</strong> operative<br />

Arbeit in den Verwaltungsstellen. Dieses Vorgehen<br />

hat sich bewährt <strong>und</strong> bedingt in Zukunft eine<br />

stärkere Ausrichtung <strong>der</strong> Bezirksleitungen auf auch<br />

operative Arbeit. Der Vorstand ist gefor<strong>der</strong>t, dieses<br />

zu berücksichtigen.<br />

Auch die Strukturen <strong>der</strong> Verwaltungsstellen müssen<br />

überprüft <strong>und</strong> an die verän<strong>der</strong>ten wirtschaftlichen<br />

<strong>und</strong> politischen Strukturen angepasst werden.<br />

Maßstab ist dabei nicht allein die finanzielle<br />

Überlebensfähigkeit einer Verwaltungsstelle, son<strong>der</strong>n<br />

die Handlungsfähigkeit <strong>und</strong> Kompetenz <strong>der</strong><br />

Verwaltungsstellen. Sie gilt es zu stärken, damit die<br />

Attraktivität <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für die Mitglie<strong>der</strong> erhalten<br />

<strong>und</strong> ausgebaut werden kann.<br />

Zukunftsfähige Strukturen berücksichtigen u. a. die<br />

jeweiligen industriellen Gegebenheiten, die Wirtschaftsräume<br />

<strong>und</strong> die politischen Zusammenhänge<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Region. Sie sind auszurichten an dem<br />

vorhandenen Mitglie<strong>der</strong>bestand, den Potentialen<br />

zur Mitglie<strong>der</strong>gewinnung, den personellen <strong>und</strong> finanziellen<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Verwaltungsstellen<br />

sowie <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung. Sie konzentrieren<br />

sich auf die politische Arbeit <strong>und</strong> sind von Verwaltungstätigkeiten<br />

weitestgehend entlastet.<br />

Verwaltungsstellenübergreifende Projekte, von<br />

mehreren Verwaltungsstellen gemeinsam geplante<br />

Personaleinsätze <strong>und</strong> Kooperationen haben sich bewährt<br />

<strong>und</strong> sind geeignete Formen selbstgesteuerter<br />

Aktivitäten zur Verbesserung <strong>der</strong> gewerkschaftlichen<br />

Arbeit. Darüber hinaus können auch Fusionen<br />

geeignet sein, die Handlungsfähigkeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

in einer Region zu erhalten <strong>und</strong> auszubauen.<br />

Organisationspolitik<br />

6.007 Antragsteller/in: Weilheim<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Zukunftsfähigkeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird in den Betrieben<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Region entschieden. Dort finden zunehmend<br />

betriebs- <strong>und</strong> tarifpolitische Aktivitäten<br />

statt. Bei Konfliktsituationen entstehen Ansatzpunkte<br />

für solidarisches organisiertes Handeln.<br />

Hier müssen Ansprechpartner <strong>und</strong> Ansprechpartnerinnen<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in Form von Gewerkschaftssekretären<br />

<strong>und</strong> Gewerkschaftssekretärinnen zur<br />

Verfügung stehen können. Diese müssen Kompetenz<br />

<strong>und</strong> Kapazität haben, sich darum nachhaltig zu<br />

kümmern.<br />

Der jetzige Zustand mit satzungsgemäßem Ortskassenanteil,<br />

Strukturfonds <strong>und</strong> internem Arbeitsmarkt<br />

wird dieser Herausfor<strong>der</strong>ung nur ungenügend<br />

gerecht.<br />

Die Basisfinanzierung durch den Sockelbetrag ist<br />

für kleine <strong>und</strong> mittlere Verwaltungsstellen unzureichend<br />

für die Bewältigung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen, die<br />

Bonusregelung zu gering für die notwendige Finanzierung<br />

<strong>der</strong> Personalkosten.<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, eine Arbeitsgruppe<br />

einzusetzen mit dem Ziel, ein Konzept zu entwikkeln,<br />

das Folgendes sicherstellt:<br />

158


1. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bleibt mit Verwaltungsstellen in<br />

<strong>der</strong> Fläche, d. h. für jedes Mitglied <strong>und</strong> potentielles<br />

Mitglied gibt es in zumutbarer Entfernung<br />

eine Verwaltungsstelle<br />

2. Die personelle Ausstattung je<strong>der</strong> Verwaltungsstelle<br />

muss den betriebs-, tarif- <strong>und</strong> organisationspolitischen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen für eine qualitativ<br />

gute Arbeit entsprechen. Dabei sind Personalkapazitäten<br />

zur systematischen <strong>und</strong> nachhaltigen<br />

Bearbeitung von Organisationsreserven<br />

beson<strong>der</strong>s zu berücksichtigen.<br />

Die Arbeitsgruppe setzt sich zusammen aus Vertretern<br />

<strong>und</strong> Vertreterinnen von Verwaltungsstellen,<br />

Bezirken <strong>und</strong> Vorstandsabteilungen. Die Vertreter<br />

<strong>und</strong> Vertreterinnen <strong>der</strong> Verwaltungsstellen stellen<br />

die Mehrheit <strong>und</strong> sind repräsentativ entsprechend<br />

<strong>der</strong> Größenverteilung (Anzahl <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

Fläche) aller Verwaltungsstellen zusammengesetzt.<br />

Die Arbeitsgruppe legt dem Vorstand dieses<br />

Konzept bis Ende 2008 vor.<br />

Ressourcen effizienter einsetzen <strong>und</strong> nutzen<br />

6.008 Antragsteller/in: Freudenstadt<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss in <strong>der</strong> Zukunft Ihre Ressourcen<br />

noch effizienter einsetzen <strong>und</strong> nutzen, als dies jemals<br />

<strong>der</strong> Fall war.<br />

Handlungsfähigkeit auf politischer, sozialpolitischer,<br />

tarif- <strong>und</strong> betriebspolitischer Ebene <strong>und</strong><br />

Durchsetzungsfähigkeit müssen oberste Maxime<br />

sein. Nachgeordnet muss sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> klar bekennen<br />

zu einer funktionalen, in <strong>der</strong> Fläche stets<br />

ansprechbaren Präsenz. Dies muss in finanziellen<br />

Entscheidungen <strong>und</strong> standortpolitischen Entscheidungen<br />

eindeutig zum Ausdruck kommen. Die <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> kann <strong>und</strong> darf, was die Frage <strong>der</strong> gewerkschaftlichen<br />

Repräsentanz <strong>und</strong> Erreichbarkeit angeht,<br />

nirgendwo sogenannte „weiße Flecken“ in<br />

<strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland aufweisen. Operative<br />

Ebene sind <strong>und</strong> bleiben die Verwaltungsstellen<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Diese Ebene muss eindeutig ausgebaut<br />

werden. Die Arbeitsverlagerung speziell im<br />

tarifpolitischen <strong>und</strong> betriebspolitischen Sektor <strong>der</strong><br />

vergangenen Jahre machen hier eine nachhaltige<br />

Stärkung erfor<strong>der</strong>lich. Wachsen kann die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

nur von unten nach oben, sowohl bei Mitglie<strong>der</strong>n<br />

wie auch bei <strong>der</strong> Finanzkraft, wie auch bei <strong>der</strong> politischen<br />

Handlungsfähigkeit in je<strong>der</strong> Richtung. Bei<br />

Aufteilung personeller Ressourcen pro Verwaltungsstelle<br />

darf die reine Mitglie<strong>der</strong>anzahl nicht die<br />

allein entscheidende Rolle spielen, son<strong>der</strong>n die<br />

Struktur <strong>der</strong> Mitgliedschaft <strong>und</strong> <strong>der</strong> zu betreuenden<br />

Betriebe.<br />

Der Gewerkschaftstag for<strong>der</strong>t den Vorstand <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, innerhalb <strong>der</strong> jetzt beginnenden vierjährigen<br />

Amtsperiode <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Gremien in einem<br />

weiterzuentwickelnden Prozess sicherzustellen,<br />

dass die Handlungsebenen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> dauerhaft<br />

gesichert <strong>und</strong> gestärkt werden. Dies schließt<br />

auch eine kritische Überprüfung <strong>der</strong> Aufgabenverteilung<br />

zwischen den Handlungsebenen Verwaltungsstellen,<br />

Bezirksleitungen, Vorstand mit ein.<br />

Operative <strong>und</strong> finanzielle Handlungsfähigkeit muss<br />

auf allen Ebenen langfristig gewährleistet werden.<br />

Dies umfasst auch die Notwendigkeit über längere<br />

Zeitrahmen hinweg vorort politisch agieren <strong>und</strong><br />

planen zu können. Dies muss ebenso ein großes<br />

Maß an Sicherheit für die Beschäftigten auf den unterschiedlichen<br />

Handlungsebenen einschließen.<br />

Kurzfristige, finanzielle Abhängigkeiten, insbeson<strong>der</strong>e<br />

von Verwaltungsstellen gegenüber dem Vorstand<br />

müssen vermieden werden, das Finanzkonzept<br />

muss entsprechend gestaltet sein.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird daher aufgefor<strong>der</strong>t,<br />

ein durchgängiges, alle Ebenen einschließendes<br />

<strong>und</strong> langfristiges Handlungskonzept für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

zu erstellen <strong>und</strong> unter Einbeziehung <strong>der</strong> Betroffenen<br />

umzusetzen.<br />

Organisationsentwicklung –<br />

Ressourcenverteilung<br />

6.009 Antragsteller/in: Heidelberg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die vielfältigen Verän<strong>der</strong>ungen in den industriellen<br />

Strukturen zwingen auch die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> über Verän<strong>der</strong>ungen<br />

in ihren Organisationsstrukturen zu befinden.<br />

Dabei ist <strong>der</strong> begonnene Reorganisationsprozess<br />

weiter voranzutreiben mit <strong>der</strong> Zielrichtung, die operative<br />

Organisationsebene <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in ihrer<br />

Ausstattung <strong>der</strong> Ressourcen <strong>und</strong> ihren finanziellen<br />

Möglichkeiten zu stärken.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, in Zusammenarbeit<br />

mit Verwaltungsstellen ein Konzept<br />

zu entwickeln, das bei zukünftigen Kooperationen<br />

<strong>und</strong> Fusionen zwischen einzelnen Verwaltungsstellen<br />

sicherstellt, dass die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in den einzelnen<br />

Regionen weiterhin verwurzelt bleibt. Es ist dabei<br />

zu beachten, dass <strong>der</strong> regionale Bezug <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

in keiner Weise verloren geht. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss in<br />

den regionalen industriellen Zentren präsent sein.<br />

Erreichbarkeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> vor Ort definiert sich dabei<br />

in persönlicher Präsenz von Vertretern <strong>und</strong> Vertreterinnen<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />

Mehr Betreuungsdichte durch Kooperation von<br />

Verwaltungsstellen<br />

6.010 Antragsteller/in: Hanau<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> verliert in den letzen 15 Jahre per Saldo<br />

Mitglie<strong>der</strong>. Diese Entwicklung, die mit zum Teil<br />

erheblichen finanziellen Einbüßen verb<strong>und</strong>en ist,<br />

hat den Prozess <strong>der</strong> Kooperationen von Verwaltungsstellen<br />

in Gang gesetzt.<br />

Die Stärke <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Verwaltungsstellen ist insbeson<strong>der</strong>e<br />

die meist hohe Betreuungsdichte von<br />

Mitglie<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Funktionären <strong>und</strong> Funktionärinnen.<br />

Der regionale Bezug von betriebs-, tarif- <strong>und</strong><br />

gesellschaftspolitischen Konflikten ist leichter im<br />

Rahmen <strong>der</strong> gewachsenen gewerkschaftlichen<br />

Strukturen vor Ort zu vermitteln <strong>und</strong> die Auseinan-<br />

159


<strong>der</strong>setzungen erfolgreicher zu gestalten, als in anonymeren<br />

Flächen-Verwaltungsstellen.<br />

Der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Vorstand sowie alle weiteren Beteiligten<br />

an Kooperationsprozessen von Verwaltungsstellen<br />

sind daher aufgefor<strong>der</strong>t im jeweiligen Kooperationsfall<br />

folgende Kriterien zu berücksichtigen:<br />

1. Die örtlichen Entscheidungsstrukturen sind zu<br />

erhalten<br />

2. Analyse über die vorhandenen Ressourcen <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong>en Verhältnis zur Fläche <strong>der</strong> Verwaltungsstelle<br />

3. Überwachung des Prozesses in Hinblick auf die<br />

Wirksamkeit<br />

4. Analyse des Mitglie<strong>der</strong>potentials <strong>und</strong> Erstellung<br />

von Konzepten zur Mitglie<strong>der</strong>werbung<br />

5. Möglichkeiten sondieren, um Kooperationen<br />

wie<strong>der</strong> zu beenden<br />

Gr<strong>und</strong>sätze Organisationsentwicklung –<br />

Kooperation keine Vorstufe zur Fusion<br />

6.011 Antragsteller/in: Unterelbe<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Bei <strong>der</strong> notwendigen Organisationsentwicklung<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird von folgenden Gr<strong>und</strong>sätzen ausgegangen:<br />

Angesichts <strong>der</strong> vielfältigen Aufgaben <strong>und</strong> politischen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen, vor denen die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

als Mitglie<strong>der</strong>organisation, Interessenvertretung<br />

<strong>und</strong> Kampforganisation steht, sind Bestrebungen<br />

zu för<strong>der</strong>n <strong>und</strong> zu unterstützen, die bestehende<br />

Kräfte <strong>der</strong> Verwaltungsstellen übergreifend für eine<br />

effektive, professionelle <strong>und</strong> flächendeckende gewerkschaftliche<br />

Interessenvertretung bündeln.<br />

Dies setzt die Aktivierung <strong>und</strong> Beteiligung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />

ebenso voraus, wie eine gemeinsame inhaltliche<br />

Schwerpunktsetzung <strong>und</strong> Kompetenzverteilung<br />

zwischen den ehrenamtlichen Akteuren <strong>und</strong><br />

ihrem hauptamtlichen Unterstützungssystem.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> kann ihre Aufgaben vor Ort nur durch<br />

breite Beteiligung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> umsetzen. Hierbei<br />

ist bei allen Maßnahmen <strong>der</strong> Organisationsentwicklung<br />

das Engagement <strong>der</strong> bisher Aktiven zu för<strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> zu erhalten; die regionalen Identitäten<br />

sind zu wahren.<br />

Dabei ist eine flächendeckende Präsens <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

vor Ort für eine glaubwürdige Interessenvertretung<br />

<strong>und</strong> kontinuierliche Betreuung von Mitglie<strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> zur Gewinnung neuer Mitglie<strong>der</strong> unerlässlich.<br />

Bei allen Maßnahmen <strong>der</strong> Organisationsentwicklung<br />

sind wohnort- <strong>und</strong> betriebsnahe Strukturen<br />

unverzichtbar.<br />

Kooperationen von Verwaltungsstellen stellen also<br />

nicht den automatischen Einstieg in eine spätere<br />

Fusion dar.<br />

Vielmehr ist die Kooperation von Verwaltungsstellen<br />

eine in <strong>der</strong> Regel auf Dauer angelegte eigenständige<br />

Organisationsstruktur, die eine Alternative<br />

zur Fusion von Verwaltungsstellen darstellen<br />

kann. Kooperationen för<strong>der</strong>n die stärkere Einbeziehung<br />

von Ehrenamtlichen <strong>und</strong> halten demokratische<br />

Strukturen aufrecht.<br />

Kooperationen zwischen Verwaltungsstellen haben<br />

zu erheblichen finanziellen Einspareffekten für die<br />

Gesamtorganisation geführt – bei gleichzeitigem<br />

Erhalt <strong>der</strong> politischen Präsenz <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in <strong>der</strong><br />

Fläche.<br />

Die wirtschaftlichen <strong>und</strong> politischen Rahmenbedingungen<br />

werden es notwendig machen, den Weg von<br />

weiteren Kooperationen zwischen Verwaltungsstellen<br />

zu gehen. Die Unterstützung <strong>der</strong> Verwaltungsstellen<br />

bei Kooperationsvorhaben ist daher weiter<br />

auszubauen <strong>und</strong> die notwendigen organisationspolitischen<br />

Voraussetzungen müssen geschaffen<br />

bzw. ergänzt werden.<br />

Stabilisierung <strong>und</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong><br />

Organisationsstrukturen<br />

6.012 Antragsteller/in: Bergedorf<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Kooperationen von Verwaltungsstellen sind nicht<br />

<strong>der</strong> automatische Einstieg in eine spätere Fusion<br />

von Verwaltungsstellen.<br />

Vielmehr ist die Kooperation von Verwaltungsstellen<br />

eine in <strong>der</strong> Regel auf Dauer angelegte eigenständige<br />

Organisationsstruktur, die eine Alternative<br />

zur Fusion von Verwaltungsstellen darstellen<br />

kann. Kooperationen erleichtern die stärkere Einbeziehung<br />

von Ehrenamtlichen, halten demokratische<br />

Strukturen aufrecht.<br />

Kooperationen zwischen Verwaltungsstellen haben<br />

zu erheblichen finanziellen Einspareffekten für die<br />

Gesamtorganisation geführt, bei gleichzeitigem Erhalt<br />

<strong>der</strong> politischen Präsenz <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in <strong>der</strong> Fläche.<br />

Die wirtschaftlichen <strong>und</strong> politischen Rahmenbedingungen<br />

werden es notwendig machen, den Weg von<br />

weiteren Kooperationen zwischen Verwaltungsstellen<br />

zu gehen. Die Unterstützung <strong>der</strong> Verwaltungsstellen<br />

bei Kooperationsvorhaben ist weiter auszubauen<br />

<strong>und</strong> die notwendigen organisationspolitischen<br />

Voraussetzungen müssen geschaffen bzw.<br />

ausgebaut werden.<br />

Stabilisierung <strong>und</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong><br />

Organisationsstrukturen<br />

6.013 Antragsteller/in: Bergedorf<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Kooperationen von Verwaltungsstellen sind ein Instrument,<br />

um die Handlungsfähigkeit <strong>und</strong> Kompetenz<br />

gerade in kleinen Verwaltungsstellen zu stärken.<br />

So kann die Attraktivität <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für ihre<br />

Mitglie<strong>der</strong> weiter ausgebaut <strong>und</strong> erhalten werden.<br />

Die Arbeitsbedingungen werden immer unterschiedlicher.<br />

Daraus resultiert, dass die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> an ihre Verwaltungsstelle<br />

sehr verschieden sind. So haben wir Kollegen <strong>und</strong><br />

Kolleginnen in tarifgeb<strong>und</strong>enen <strong>und</strong> tariflosen Arbeitsverhältnissen,<br />

in Leiharbeitsverhältnissen,<br />

Praktika <strong>und</strong> geringfügigen Beschäftigungen, in<br />

Ausbildung, in Betrieben mit <strong>und</strong> ohne Betriebsrat,<br />

160


in <strong>der</strong> Industrie, im Handwerk <strong>und</strong> im IT-Bereich.<br />

Kooperationen bieten die Möglichkeit <strong>der</strong> verwaltungsstellenübergreifenden<br />

Spezialisierung <strong>und</strong><br />

Bearbeitung einzelner Branchen/Berufsgruppen<br />

<strong>und</strong> damit größerer Qualität <strong>der</strong> Arbeit aus Sicht unserer<br />

Mitglie<strong>der</strong>. Und diese sind die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />

Kooperation von Verwaltungsstellen <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

6.014 Antragsteller/in: Erfurt<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, Kooperationen von<br />

Verwaltungsstellen zu unterstützen, damit die Präsenz<br />

in <strong>der</strong> Fläche erhalten bleibt <strong>und</strong> außerdem<br />

durch den Erhalt <strong>der</strong> ehrenamtlichen Gremien mehr<br />

Mitglie<strong>der</strong> sich verantwortlich in die Entscheidungsstrukturen<br />

auf demokratischer Basis beteiligen<br />

können. Fusionen sind in <strong>der</strong> Regel zwar zuerst<br />

eine finanzielle Ersparnis, grenzen aber meist auch<br />

die Mitglie<strong>der</strong> aus den Entscheidungsprozessen<br />

<strong>der</strong> Organisationen (ungewollt) aus, die mehr an<br />

den Randbereichen <strong>und</strong> entfernt vom Verwaltungsstellen-Sitz<br />

wohnen <strong>und</strong> arbeiten.<br />

Sicherung <strong>der</strong> Arbeitsfähigkeit von<br />

Verwaltungsstellen in strukturschwachen<br />

Regionen<br />

6.015 Antragsteller/in: Halle<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Handlungsfähigkeit <strong>der</strong> Verwaltungsstellen in<br />

strukturschwachen Regionen durch eine konsequentere<br />

Anwendung <strong>der</strong> Richtlinie Strukturfonds<br />

Säule 1 finanziell <strong>und</strong> personell sicherzustellen.<br />

Beson<strong>der</strong>s in strukturschwachen Regionen muss<br />

die Bindung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> an die Organisation erhöht<br />

werden.<br />

Neben den Mitglie<strong>der</strong>gruppen Erwerbslose <strong>und</strong> Senioren<br />

gilt dies vor allem für beschäftigte Mitglie<strong>der</strong>,<br />

die über die Form <strong>der</strong> Betriebsbetreuung nicht<br />

erreicht werden können. Darüber hinaus führen<br />

durchschnittliche Betriebsgrößen von weniger als<br />

hun<strong>der</strong>t Beschäftigten sowie große Verwaltungsstellenflächen<br />

zu einem erhöhten Betreuungsaufwand.<br />

Daher kann die finanzielle Überlebensfähigkeit einer<br />

Verwaltungsstelle nicht <strong>der</strong> alleinige Maßstab<br />

sein. Die bisherige Praxis, die Personalbemessung<br />

nach <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> 1-Prozent-Zahler auszurichten, ist<br />

dabei <strong>der</strong> falsche Ansatz.<br />

Indikatoren, wie die Anzahl <strong>der</strong> zu betreuenden<br />

Klein- <strong>und</strong> Mittelbetriebe, Verwaltungsstellenfläche,<br />

das Unterhalten von Servicebüros sowie <strong>der</strong><br />

Anteil von <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Mitglie<strong>der</strong>n, die über die Betriebsbetreuung<br />

nicht erreicht werden, müssen bei<br />

<strong>der</strong> Personalbemessung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Finanzausstattung<br />

berücksichtigt werden.<br />

Kooperationen bzw. Fusionen von Verwaltungsstellen<br />

können ein Mittel zur Sicherung <strong>der</strong> Handlungsfähigkeit<br />

von Verwaltungsstellen sein, jedoch muss<br />

diese Prüfung stärker unter organisationspolitischen<br />

Gesichtspunkten (Fläche, Verkehrsverbindungen,<br />

Betreuungsaufwand) erfolgen.<br />

Organisations- <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung,<br />

Organisationspolitik<br />

6.016 Antragsteller/in: Esslingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich beim DGB für<br />

die Beibehaltung regionaler Strukturen DGB-Region,<br />

DGB-Kreisverbände, DGB-Ortsverbände) ein.<br />

Der DGB als Dachverband <strong>der</strong> Industriegewerkschaften<br />

<strong>und</strong> Gewerkschaften in Deutschland muss<br />

vor allem auf dem Gebiet <strong>der</strong> Sozialpolitik wie<strong>der</strong><br />

handlungsfähiger werden. Hier reicht die Stimme<br />

<strong>der</strong> Einzelgewerkschaften nicht aus. Das heißt,<br />

auch konkret vor Ort müssen die Einzelgewerkschaften<br />

weiterhin die Möglichkeit haben, im DGB<br />

geschlossen nach außen aufzutreten.<br />

Gerade in <strong>der</strong> aktuellen Auseinan<strong>der</strong>setzung bei<br />

<strong>der</strong> Rente mit 67 ist es notwendig, dass die Einzelgewerkschaften<br />

in Deutschland einheitliches, geschlossenes<br />

Auftreten deutlich machen. In Berlin,<br />

in den Län<strong>der</strong>n, aber auch bei Aktionen in den Städten.<br />

Es ist wichtig, dass die Bevölkerung spürt, dass<br />

alle Gewerkschaften gemeinsame Ziele verfolgen.<br />

Überarbeitung von Satzungsbegriffen wie<br />

z. B. Verwaltungsstelle<br />

6.017 Antragsteller/in: Dessau<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> möge einen Prüfauftrag<br />

vergeben, in dem in verschiedenen Schritten überprüft<br />

werden soll, welche Alternativen es zu den organisationspolitischen<br />

Satzungsbegriffen wie z. B.<br />

„Verwaltungsstelle“ etc. gibt. Die organisationspolitischen<br />

Begrifflichkeiten in <strong>der</strong> Satzung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

entsprechen nicht mehr dem heutigen Verständnis<br />

von einer Gewerkschaft. Neue Begriffe<br />

müssen aber die Tatbestände beschreiben <strong>und</strong><br />

gleichzeitig die Akzeptanz aller Ebenen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

finden. Eine Kommission bestehend aus Vertretern<br />

des Vorstandes, <strong>der</strong> Bezirke <strong>und</strong> <strong>der</strong> Verwaltungsstellen<br />

soll bis zum 31.10.2008 Vorschläge<br />

hierzu erarbeiten <strong>und</strong> dem Vorstand zur Beratung<br />

vorlegen. Der Vorstand berät hierüber im ersten<br />

Quartal 2009 abschließend.<br />

Im zweiten Quartal wird das Ergebnis dem Beirat<br />

zur Beratung <strong>und</strong> Empfehlung zum Gewerkschaftstag<br />

2011 vorgelegt.<br />

Neuformulierung von Satzungsbegriffen<br />

6.018 Antragsteller/in: Halle<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t zu prüfen<br />

<strong>und</strong> Vorschläge zu unterbreiten, welche Alterna-<br />

161


tiven es zu den organisationspolitischen Satzungsbegriffen:<br />

Verwaltungsstelle, Bevollmächtigte/r <strong>und</strong> Kassierer/in<br />

gibt.<br />

Die bisherigen Begrifflichkeiten sind überholt <strong>und</strong><br />

entsprechen nicht mehr den heutigen Aufgabenstellungen<br />

einer Verwaltungsstelle <strong>und</strong> eines/einer<br />

Bevollmächtigten <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> eines/einer Kassierers/Kassiererin.<br />

Neue Begriffe müssen dem Rechnung tragen <strong>und</strong><br />

gleichzeitig die Akzeptanz aller Ebenen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

finden sowie in <strong>der</strong> Außendarstellung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

entsprechend <strong>der</strong> Aufgaben nachvollziehbar<br />

sein.<br />

Eine Kommission soll hierzu Vorschläge erarbeiten<br />

<strong>und</strong> dem Vorstand zur Beratung vorlegen.<br />

Nach erfolgter Beratung im Beirat, soll dieser eine<br />

Beschlussempfehlung zum Gewerkschaftstag<br />

2011 erarbeiten.<br />

Ausstattung Handwerksbereich<br />

6.019 Antragsteller/in: Hamburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, den<br />

Handwerksbereich materiell – insbeson<strong>der</strong>e aber<br />

personell – besser auszustatten.<br />

Strukturfonds<br />

6.020 Antragsteller/in: Olpe<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Strukturfonds hat sich als Gestaltungsinstrument<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich bewährt. Dieser bleibt notwendig,<br />

um strategische Zukunftsprojekte, vorrangig in<br />

<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung, voranzutreiben <strong>und</strong><br />

weiterzuentwickeln. Für diese Projekte müssen<br />

auch weiter Mittel aus dem Vermögen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

zur Verfügung gestellt werden.<br />

– Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, den Einsatz <strong>der</strong><br />

Strukturfondsmittel zu überprüfen <strong>und</strong> gegebenenfalls<br />

umzusteuern.<br />

– Wir in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wissen, dass die größten Organisationsreserven<br />

gerade im Bereich <strong>der</strong><br />

Klein- <strong>und</strong> Mittelbetriebe, auch in <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung<br />

von Wirtschaftsräumen liegen.<br />

– Beim Mitteleinsatz aus dem Strukturfonds ist<br />

daher die Entwicklung <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtigen<br />

Beschäftigten in den für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

relevanten Branchen, <strong>der</strong> regionale Organisationsgrad<br />

<strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene Organisationsreserve<br />

Maßstab.<br />

– Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> hat beim Einsatz von Strukturfondsmittel<br />

insbeson<strong>der</strong>e die Entwicklung von<br />

regionalen Wirtschaftsräumen (z. B. Großraum<br />

München, südliches NRW) zu beachten.<br />

– Mittel aus dem Strukturfonds sind wesentlich<br />

für strategische Aufgaben <strong>und</strong> Projekte <strong>und</strong><br />

nicht für Standardaufgaben in den Verwaltungsstellen<br />

einzusetzen.<br />

– Dabei sind mit den jeweiligen Verwaltungsstellen<br />

konkrete Ziele zu vereinbaren, damit die<br />

Mittel aus dem Strukturfonds <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

Übergangsför<strong>der</strong>ungen bleiben.<br />

– Das Bekenntnis <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zur Fläche kann<br />

dazu führen, dass politische Entscheidungen<br />

für den Erhalt von Verwaltungsstellen von <strong>der</strong><br />

wirtschaftlichen Darstellbarkeit abweichen.<br />

Dies setzt immer eine Beschlussfassung im<br />

Vorstand voraus.<br />

Soziale Risiken<br />

6.021 Antragsteller/in: Neustadt<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Neben dem politischen Engagement gegen die fortschreitende<br />

Privatisierung sozialer Risiken <strong>und</strong> ihrer<br />

Kosten unterstützt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ihre Mitglie<strong>der</strong><br />

bei den dennoch erfor<strong>der</strong>lichen Ergänzungen ihrer<br />

sozialen Sicherungen. Unsere Tarifpolitik ist nicht<br />

geeignet, soziale Fehlentwicklungen auszugleichen.<br />

Wie bei den Themen Altersteilzeit, Altersvorsorge<br />

<strong>und</strong> <strong>Metall</strong>Rente soll sie aber weiterhin helfen,<br />

„Brücken“ zu nicht gewinn- <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> spekulationsorientierten<br />

Wegen sozialer (Teil-) Absicherungen<br />

zu bauen. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> arbeitet daran, mit geeigneten<br />

Vertragspartnern weitere ergänzende Leistungen<br />

bzw. vergünstigten Zugang zu verschiedenen<br />

Leistungen <strong>der</strong> sozialen Sicherung zu entwikkeln<br />

<strong>und</strong> den Mitglie<strong>der</strong>n anzubieten.<br />

Sozialberatung<br />

6.022 Antragsteller/in: Chemnitz<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Hohe Arbeitslosigkeit <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>ene Zunahme<br />

von Arbeitslosengeld II Empfängern <strong>und</strong><br />

Empfängerinnen erfor<strong>der</strong>t einen hohen Beratungsbedarf<br />

für unsere Mitglie<strong>der</strong>.<br />

Dies erfor<strong>der</strong>t umfassendes Wissen zu den Hartz IV<br />

Gesetzen <strong>und</strong> Sozialsystemen.<br />

Um eine qualitative <strong>und</strong> quantitative Beratung sicherzustellen,<br />

sind Seminare für Sozialberater in<br />

angemessener Anzahl <strong>und</strong> ausreichendem zeitlichen<br />

Umfang anzubieten.<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, die dazu erfor<strong>der</strong>lichen<br />

<strong>und</strong> notwendigen Voraussetzungen zu schaffen.<br />

Sozialberatung in den Verwaltungsstellen<br />

6.023 Antragsteller/in: Halle<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, die Voraussetzungen<br />

für die Einrichtung einer flächendeckenden Sozialberatung<br />

in den Verwaltungsstellen unter weitergehen<strong>der</strong><br />

Einbeziehung von ehrenamtlichen<br />

Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen zu schaffen.<br />

Um eine umfassende Beratung sicherzustellen,<br />

sind Seminare für Sozialberater <strong>und</strong> Sozialberate-<br />

162


innen in den Bildungsstätten <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in angemessener<br />

Anzahl <strong>und</strong> ausreichend zeitlichem Umfang<br />

anzubieten, damit dem weiter anwachsenden<br />

Beratungsbedarf durch Empfänger <strong>und</strong> Empfängerinnen<br />

von Arbeitslosengeld nach SGB II <strong>und</strong> SGB III<br />

entsprochen werden kann.<br />

Fremdvergabe von Dienstleistungen in<br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Einrichtungen<br />

6.024 Antragsteller/in: Frankfurt am Main<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Täglich anfallende Dienstleistungen (Empfang, Reinigung)<br />

in Liegenschaften <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> werden<br />

b<strong>und</strong>esweit nicht mehr an Dritte vergeben. Das Outsourcing<br />

von Tätigkeiten zum Beispiel am Empfang<br />

sowie Reinigung wie zum Beispiel in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

Bildungsstätte Berlin ist rückgängig zu machen.<br />

Von dieser Frage hängt unserer Meinung nach die<br />

öffentliche Wahrnehmung <strong>und</strong> Glaubwürdigkeit<br />

<strong>der</strong> Organisation im erheblichen Maß ab.<br />

Technologie-/Innovationspolitik –<br />

Organisationspolitik<br />

6.025 Antragsteller/in: Weilheim<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, wie<strong>der</strong> einen Funktionsbereich<br />

Technologie – erweitert um den Bereich<br />

Innovationspolitik – aufzubauen.<br />

Erhalt <strong>der</strong> DGB-Regionen<br />

6.026 Antragsteller/in: Frankfurt am Main<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> spricht sich dafür<br />

aus, den DGB als Organisationseinheit <strong>und</strong> Verbindungsglied<br />

auf B<strong>und</strong>es-, Landes- <strong>und</strong> Regionsebene<br />

zwischen den Gewerkschaften <strong>und</strong> den politischen<br />

Verantwortlichen beizubehalten. Die Kapazitäten<br />

in B<strong>und</strong>, den Landesbezirken <strong>und</strong> Regionen<br />

müssen dem entsprechen.<br />

Der DGB ist insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Region als Dienstleister<br />

<strong>und</strong> politischer Repräsentant für uns angesichts<br />

wachsen<strong>der</strong> gesellschaftlicher Probleme vor<br />

Ort unverzichtbar. Seine politische Kompetenz, seine<br />

organisatorischen Fähigkeiten <strong>und</strong> seine basisnahen<br />

Netzwerke <strong>und</strong> Einflüsse tragen dazu bei, gewerkschaftliche<br />

Positionen in die Öffentlichkeit zu<br />

tragen <strong>und</strong> die Gewerkschaften als gesellschaftliche<br />

Kraft einzubringen. Der DGB in <strong>der</strong> Region ist<br />

auf den verschiedenen Ebenen ein wichtiger Akteur,<br />

<strong>der</strong> gegenüber <strong>der</strong> Politik wirtschaftliche <strong>und</strong><br />

soziale Interessen kompetent <strong>und</strong> mit Nachdruck<br />

vertritt. Diese Aufgaben können von den Einzelgewerkschaften<br />

nicht in gleichem Umfang wahrgenommen<br />

werden.<br />

Das Wahlmandat von DGB-Regionsvorständen <strong>und</strong><br />

-Regionsvorsitzenden ist für die Wahrnehmung dieser<br />

Aufgaben von hoher Bedeutung <strong>und</strong> darf nicht<br />

angetastet werden. Das politische Gewicht durch<br />

eine demokratische Legitimation in den DGB-Regionen<br />

ist für die Gewerkschaften ein beson<strong>der</strong>er<br />

Wert. Dieser Wert drückt sich nicht nur in <strong>der</strong> Medienpräsenz<br />

aus, son<strong>der</strong>n auch in Verhandlungen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e über soziale Fragen, arbeitsmarkt<strong>und</strong><br />

wirtschaftspolitische Themen mit Industrie<strong>und</strong><br />

Handelskammern, Handwerkskammern, Städten<br />

<strong>und</strong> Landkreisen, in Regionalverbänden <strong>und</strong><br />

vielem mehr. Beson<strong>der</strong>s in Großstadtregionen erschließt<br />

<strong>der</strong> DGB zudem nicht unerhebliche öffentliche<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>weitige För<strong>der</strong>mittel, die weitgehend<br />

an durch Wahlen legitimierte DGB-Strukturen in <strong>der</strong><br />

Region geb<strong>und</strong>en sind, so z. B. in Frankfurt am Main<br />

ein Vielfaches dessen, was dem DGB in <strong>der</strong> Region<br />

überhaupt an Haushaltsmitteln zur Verfügung<br />

steht. Dies kommt nicht zuletzt <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Bildungs-<br />

<strong>und</strong> Jugendarbeit zugute.<br />

Einsparmöglichkeiten in organisationspolitischer<br />

Hinsicht sind dennoch in Verbindung von DGB <strong>und</strong><br />

Mitgliedsgewerkschaften möglich. Hier regt <strong>der</strong> Gewerkschaftstag<br />

an, gr<strong>und</strong>sätzlich Doppelstrukturen<br />

innerhalb des DGB, insbeson<strong>der</strong>e bezogen auf<br />

die einzelnen Landesverbände, wie zwischen den<br />

DGB-Landesverbänden <strong>und</strong> dem DGB-B<strong>und</strong>esvorstand<br />

zu überprüfen. So werden z. B. sozial- o<strong>der</strong><br />

wirtschaftspolitische Themen weitgehend auf B<strong>und</strong>es-<br />

o<strong>der</strong> Landesebene bearbeitet, die in einem Abgleich<br />

zu Synergieeffekten führen können. Vor diesem<br />

Hintergr<strong>und</strong> setzt sich <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Gewerkschaftstag<br />

dafür ein, dass bewährte, demokratische<br />

legitimierte regionale DGB-Strukturen erhalten<br />

bleiben.<br />

Seit Jahrzehnten hat sich die Organisationsform<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Verwaltungsstellen bewährt. Die regionale<br />

Verankerung <strong>und</strong> die demokratische Legitimation<br />

<strong>der</strong> Vorstände <strong>und</strong> Bevollmächtigten durch<br />

Wahlen tragen in hohem Maß zu Einfluss <strong>und</strong><br />

Durchsetzungsfähigkeit insbeson<strong>der</strong>e gegenüber<br />

den Unternehmen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Verbänden bei.<br />

Erhalt <strong>der</strong> DGB-Regionsebene<br />

6.027 Antragsteller/in: Strals<strong>und</strong><br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Dass die DGB-Regionsebene weiterhin mit einem<br />

gewählten hauptamtlichen Regionsvorsitzenden<br />

erhalten bleibt.<br />

Um eine neue Organisationsstruktur innerhalb des<br />

DGB’s zu finden, bedarf es einer umfassenden Diskussion<br />

innerhalb des DGB’s <strong>und</strong> seiner Einzelgewerkschaften.<br />

Diese Diskussion muss auf einem DGB-B<strong>und</strong>eskongress<br />

zum Abschluss geführt werden.<br />

163


Erhalt eines demokratischen DGB auf allen<br />

Ebenen<br />

6.028 Antragsteller/in: Schweinfurt<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich dafür ein, den B<strong>und</strong> <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />

über seine drei hauptamtlich besetzten<br />

Ebenen (B<strong>und</strong>, Bezirk, Region) jeweils demokratisch<br />

legitimiert zu erhalten, damit <strong>der</strong> DGB weiterhin<br />

in <strong>der</strong> Lage ist, seine satzungsgemäßen Aufgaben<br />

zu erfüllen.<br />

DGB<br />

6.029 Antragsteller/in: Köln<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

1. Angesichts <strong>der</strong> zunehmenden Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> wachsenden Anfor<strong>der</strong>ungen an die<br />

Interessensvertretung <strong>der</strong> Arbeitnehmer <strong>und</strong><br />

Arbeitnehmerinnen in den Betrieben wie in den<br />

Regionen brauchen die Verwaltungsstellen <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> eine wirkungsvolle <strong>und</strong> qualifizierte<br />

Unterstützung durch den DGB auf <strong>der</strong> Orts- <strong>und</strong><br />

Regionsebene.<br />

Wir erwarten vom DGB insbeson<strong>der</strong>e:<br />

– eine enge Koordination <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />

in <strong>der</strong> Region, um sich stärker als bisher<br />

zu gemeinsamen Aktionen zu örtlichen wie<br />

überörtlichen Themen (Rente mit 67, Arbeits-<br />

<strong>und</strong> Ausbildungsmangel, Hartz IV,<br />

Standortfragen, Arbeitszeitverlängerungen<br />

im öffentlichen Dienst <strong>und</strong> <strong>der</strong> Privatwirtschaft)<br />

zusammen schließen zu können<br />

bzw. gegenseitig zu unterstützen<br />

– eine wirkungsvolle <strong>und</strong> abgestimmte<br />

Öffentlichkeitsarbeit, die den DGB <strong>und</strong> die<br />

Gewerkschaften als Akteur in <strong>der</strong> regionalen<br />

Öffentlichkeit zur Geltung bringt <strong>und</strong> ein<br />

Gegengewicht gegen neoliberale <strong>und</strong> neokonservative<br />

Positionen von örtlichen Arbeitgeberverbänden,<br />

Kammern usw. ermöglicht<br />

– die Gewährleistung einer effektiven Interessensvertretung<br />

gegenüber <strong>der</strong> Politik, <strong>der</strong><br />

Verwaltung, in den Berufsbildungsausschüssen<br />

<strong>der</strong> Kammern, den Verwaltungsausschüssen<br />

<strong>der</strong> Arbeitsagenturen, den<br />

Beiräten <strong>der</strong> ARGE <strong>und</strong> in Gremien <strong>der</strong> Kommunen<br />

bzw. <strong>der</strong> regionalen Wirtschafts<strong>und</strong><br />

Strukturpolitik<br />

– eine kontinuierliche Mitarbeit in Netzwerken<br />

<strong>und</strong> Bündnissen mit Kirchen, sozialen<br />

Gruppen <strong>und</strong> Bewegungen z. B. gegen den<br />

Rechtsextremismus<br />

– eine auf die Zielgruppen prekär Beschäftigte,<br />

Soloselbstständige, Schüler <strong>und</strong> Hochschüler<br />

<strong>und</strong> Berufsschüler im Ganztagsunterricht<br />

konzentrierte Vorfeldarbeit für die<br />

Gewerkschaften<br />

– die Unterstützung mitglie<strong>der</strong>naher Beratung<br />

dort, wo die Gewerkschaft nicht direkt<br />

erreichbar ist. Dazu können auch örtliche<br />

DGB-Büros unterhalb <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> DGB<br />

Regionen eingerichtet werden.<br />

2. Damit die DGB-Regionen diese Aufgaben qualifiziert<br />

wahrnehmen können, for<strong>der</strong>n wir den<br />

Vorstand auf, im DGB sicherzustellen,<br />

– dass die Aufgaben <strong>der</strong> DGB-Regionen in einem<br />

mit den Gewerkschaften abgestimmten<br />

Sollkonzept festgelegt werden,<br />

– dass die DGB-Beschäftigten entsprechend<br />

qualifiziert werden,<br />

– dass die DGB-Regionen für die Wahrnehmung<br />

dieser Aufgaben personell <strong>und</strong> materiell<br />

entsprechend ausgestattet <strong>und</strong> von<br />

den DGB-Bezirken <strong>und</strong> vom DGB-B<strong>und</strong>esvorstand<br />

unterstützt werden.<br />

3. Angesichts <strong>der</strong> Entwicklung von Finanzen <strong>und</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong>n müssen die knappen Ressourcen<br />

des DGB auf die regionale Ebene konzentriert<br />

werden.<br />

4. Um den Einfluss <strong>der</strong> Gewerkschaften auf die Tätigkeit<br />

<strong>der</strong> DGB-Regionen zu sichern, müssen<br />

die DGB-Regionsvorsitzenden auch weiterhin<br />

von den Gewerkschaften in <strong>der</strong> Region gewählt<br />

werden.<br />

Aktivere Seniorenpolitik durch den DGB<br />

6.030 Antragsteller/in: Gelsenkirchen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Zunehmend äußern Rentner <strong>und</strong> Renterinnen Unzufriedenheit<br />

gegenüber <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> dem<br />

DGB, dass ihre berechtigten Interessen <strong>und</strong> Sorgen<br />

mit <strong>der</strong> Gesetzgebung zur Sozial-, Renten- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspolitik<br />

nicht vertreten werden.<br />

Zahlreiche Austritte sind die Folge.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t dafür<br />

zu sorgen, dass <strong>der</strong> DGB weitaus verbindlicher <strong>und</strong><br />

eindringlicher als bisher in <strong>der</strong> Seniorenpolitik als<br />

Interessenvertretung ihrer Mitglie<strong>der</strong>, die Rentner<br />

<strong>und</strong> Renterinnen sind, aktiv wird.<br />

Novellierung <strong>der</strong> Seniorenarbeit des DGB<br />

6.031 Antragsteller/in: Leverkusen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, in Zusammenarbeit<br />

mit dem DGB eine weit reichende<br />

Novellierung <strong>der</strong> gewerkschaftlichen Seniorenarbeit<br />

durchzuführen <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Satzung des DGB zu<br />

verankern. Die Nutzbarmachung von Wissen <strong>und</strong> Erfahrung<br />

<strong>der</strong> Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen ist ein notwendiger<br />

Bestandteil <strong>der</strong> gewerkschaftlichen Interessenpolitik.<br />

In je<strong>der</strong> DGB-Region sind Senioren<br />

<strong>und</strong> Seniorinnen spezifische Angebote hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> außerbetrieblichen Gewerkschaftsarbeit regelmäßig<br />

anzubieten <strong>und</strong> durch den DGB zu betreuen.<br />

164


Verän<strong>der</strong>ung des Rechtsschutzes<br />

6.032 Antragsteller/in: Remscheid-<br />

Solingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Dass <strong>der</strong> Vorstand verpflichtet wird, bis spätestens<br />

Ende 2009 den Rechtsschutz in den Verwaltungsstellen<br />

auf hohem Niveau sicherzustellen. Dazu gehört<br />

die zeitnahe Bearbeitung <strong>und</strong> Rücksprache mit<br />

genügend Personal durch die DGB Rechtsschutz<br />

GmbH o<strong>der</strong> die Möglichkeit, den DGB-Rechtsschutz<br />

zu ergänzen durch Kooperationen mit Anwälten vor<br />

Ort. In diesem Zusammenhang soll auch die Möglichkeit<br />

geprüft werden, durch eine Gewerkschafts-<br />

Card Verbesserungen in dieser Hinsicht vorzunehmen.<br />

DGB – Rechtsschutz<br />

6.033 Antragsteller/in: Bremen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, dafür<br />

Sorge zu tragen, dass bei <strong>der</strong> DGB-Rechtsschutz<br />

GmbH auch Fachanwälte für Sozialrecht, speziell<br />

das Arbeitsför<strong>der</strong>ungsrecht <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>sicherungsrecht<br />

(SGB II <strong>und</strong> SGB XII), beschäftigt werden.<br />

Sollten in den Verwaltungsstellen bzw. Regionen<br />

keine entsprechenden Fachanwälte zur Verfügung<br />

stehen, wird den Mitglie<strong>der</strong>n die Inanspruchnahme<br />

eines nie<strong>der</strong>gelassenen Fachanwalts vor Ort ermöglicht.<br />

Die vertraglichen Gegebenheiten <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> mit <strong>der</strong> DGB-Rechtsschutz GmbH werden<br />

entsprechend überprüft <strong>und</strong> gegebenenfalls geän<strong>der</strong>t.<br />

Versicherung Erwerbsunfähigkeit<br />

6.034 Antragsteller/in: Hamburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die bisherige gesetzliche Erwerbsunfähigkeitsrente<br />

gibt es nicht mehr! Die neue so genannte Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente<br />

führt in vielen Fällen zu größeren<br />

finanziellen Einbußen.<br />

Damit <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Mitglie<strong>der</strong> im Falle einer Erwerbsunfähigkeit<br />

nicht auch noch in finanzielle Nöte<br />

kommen, sollte durch eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-<br />

Leistungen die Rentenlücke mit einer Erwerbsunfähigkeits-Versicherung<br />

geschlossen werden. Eine<br />

Erwerbsunfähigkeits-Versicherung sollte durch<br />

Beiträge <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Mitglie<strong>der</strong> finanziert werden.<br />

Mit diesem Vorschlag könnte in den Betrieben<br />

wie<strong>der</strong> aktiv Mitglie<strong>der</strong> geworben <strong>und</strong> gehalten<br />

werden.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, eine<br />

entsprechende Überprüfung <strong>der</strong> Satzungsleistungen<br />

wahrzunehmen.<br />

Jubiläumspräsente ab 60-jähriger Mitgliedschaft<br />

6.035 Antragsteller/in: Goslar-Osterode<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Bei 60-jährigen <strong>und</strong> nachfolgenden Mitgliedsjubiläen<br />

wird den Verwaltungsstellen ein Zuschuss in<br />

Höhe von mindestens 50 Euro gewährt, damit für<br />

die Verwaltungsstellen die Möglichkeit besteht, ein<br />

dem Anlass entsprechendes Präsent zu kaufen.<br />

Ausschluss von nationalsozialistischen<br />

Kameradschaftsaktivisten/-innen<br />

6.036 Antragsteller/in:<br />

Jugendausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Dass auch Aktivisten <strong>und</strong> Aktivistinnen von extrem<br />

rechten Kameradschaften aus <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auszuschließen<br />

sind. Für diese Erweiterung des Unvereinbarkeitsbeschlusses,<br />

auch auf Kameradschaften<br />

sowie Mitglie<strong>der</strong> von Studentenverbindungen<br />

des Dachverbandes „Deutsche Burschenschaft“,<br />

die eine losere Organisations- <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>struktur<br />

besitzen, sollen auch Informationen von<br />

Bündnispartnern, z. B. Antifa-Gruppen, genutzt<br />

werden.<br />

Unvereinbarkeitsbeschlüsse<br />

6.037 Antragsteller/in: Chemnitz<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wahrt <strong>und</strong> verteidigt die demokratischen<br />

Gr<strong>und</strong>rechte <strong>und</strong> setzt sich für Frieden,<br />

Abrüstung <strong>und</strong> Völkerverständigung ein.<br />

Die Zusammenarbeit mit allen antifaschistischen,<br />

sozialen <strong>und</strong> humanen Bewegungen, demokratischen<br />

<strong>und</strong> linken Kräften ist notwendiger denn je.<br />

Unvereinbarkeitsbeschlüsse gegen Organisationen<br />

<strong>der</strong> linken Richtung sind nicht zeitgemäß <strong>und</strong><br />

deshalb aufzuheben.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> versteht sich als Einheitsgewerkschaft<br />

mit Platz für verschiedene politische Richtungen.<br />

Personen, die in <strong>der</strong> Vergangenheit nicht aufgenommen<br />

bzw. durch die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ausgeschlossen<br />

wurden, erhalten somit die Chance auf eine Mitgliedschaft.<br />

Die Unvereinbarkeit <strong>der</strong> Mitgliedschaft in <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> gegenüber neofaschistischen <strong>und</strong> militaristischen<br />

Organisationen wird bekräftigt.<br />

Organisations- <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>entwicklung,<br />

Organisationspolitik<br />

6.038 Antragsteller/in: Esslingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wahrt <strong>und</strong> verteidigt die freiheitlichdemokratische<br />

Gr<strong>und</strong>ordnung sowie die demokra-<br />

165


tischen Gr<strong>und</strong>rechte. Dabei muss deutlich gemacht<br />

werden, dass die Zusammenarbeit mit allen antifaschistischen<br />

<strong>und</strong> demokratischen Kräften notwendiger<br />

denn je ist.<br />

Unvereinbarkeitsbeschlüsse gegen Organisationen<br />

<strong>der</strong> linken Richtung sind nicht mehr zeitgemäß<br />

<strong>und</strong> deshalb aufzuheben.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> versteht sich als Einheitsgewerkschaft<br />

mit Platz für verschiedene politische Richtungen.<br />

Personen, die in <strong>der</strong> Vergangenheit nicht aufgenommen<br />

bzw. durch die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ausgeschlossen<br />

wurden, erhalten somit die Chance auf eine Mitgliedschaft.<br />

Die Unvereinbarkeit <strong>der</strong> Mitgliedschaft in <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> gegenüber neofaschistischer <strong>und</strong> militaristischer<br />

Organisationen wird bekräftigt <strong>und</strong> ergibt<br />

sich aus <strong>der</strong> Satzung.<br />

Unvereinbarkeitsbeschlüsse<br />

6.039 Antragsteller/in: Berlin<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Unvereinbarkeitsbeschlüsse gegen Mitglie<strong>der</strong><br />

sozialistisch kommunistischer Organisationen<br />

sind aufzuheben. Der Beiratsbeschluss <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

zu den Unvereinbarkeitsbeschlüssen ist dahingehend<br />

zu än<strong>der</strong>n, dass nur faschistische o<strong>der</strong> fanatisch-religiöse<br />

Gruppen gewerkschaftsfeindliche<br />

Organisationen sind.<br />

Der Beiratsbeschluss, wonach die MLPD als einzige<br />

linke Partei noch als feindliche Organisation bezeichnet<br />

wird, ist ein Verstoß gegen den Gedanken<br />

einer antifaschistischen Einheitsgewerkschaft. Es<br />

ist nicht zutreffend, das die Unvereinbarkeitsbeschlüsse<br />

gegen kommunistische Organisationen<br />

„durch die Praxis erledigt sind“, wie es in den Dokumenten<br />

des letzten Gewerkschaftstages steht.<br />

Unvereinbarkeitsbeschlüsse<br />

6.040 Antragsteller/in: Dortm<strong>und</strong><br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die noch bestehenden Unvereinbarkeitsbeschlüsse<br />

gegen linke Gruppen <strong>und</strong> Parteien aufzuheben.<br />

Einführung einer Gewerkschafts-Card<br />

6.041 Antragsteller/in:<br />

Remscheid-Solingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Mitgliedsausweis <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Unterstützung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>werbung <strong>und</strong> -bindung<br />

sowie einer stärkeren Profilierung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

als umfassende Dienstleisterin für Arbeitnehmer<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen ausgebaut zu einer „<strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong>-Card“. Diese Karte soll nach dem Vorbild einer<br />

Clubkarte Mitglie<strong>der</strong>n Zugang verschaffen zu<br />

beson<strong>der</strong>en Angeboten <strong>und</strong> Kostenvorteilen im Bereich<br />

<strong>der</strong> arbeitsrechtlichen Beratung, <strong>der</strong> Weiterbildung<br />

<strong>und</strong> Umschulung, <strong>der</strong> organisatorischen<br />

Unterstützung ihrer Tätigkeit für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sowie<br />

zu generellen Einkaufsvorteilen.<br />

Konkret könnte eine solche Karte z. B. zwischen <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> <strong>und</strong> Anbietern ausgehandelte Vergünstigungen<br />

gewähren, wie etwa ermäßigte Parkgebühren<br />

während des Besuchs von Gewerkschaftsveranstaltungen,<br />

Rabatte bei <strong>der</strong> Inanspruchnahme rechtsanwaltlicher<br />

Beratung, bei <strong>der</strong> Buchung von beruflichen<br />

<strong>und</strong> privaten Weiterbildungsmaßnahmen mit<br />

bestimmten Bildungsträgern, bei <strong>der</strong> Buchung von<br />

Urlaubsreisen, beim Einkauf bei Vertragspartnern<br />

usw.<br />

Sollte z. B. aus datenschutzrechtlichen Gründen<br />

(Gefahr des Aufbaus einer externen Datenbank<br />

über Gewerkschaftsmitgliedschaft) <strong>der</strong> Ausbau des<br />

Mitgliedsausweises nicht ratsam sein, sollen den<br />

Mitglie<strong>der</strong>n die beschriebenen Vorteile über eine<br />

separate Karte eines etablierten Kartenunternehmens<br />

zur Verfügung gestellt werden, mit dem die <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> einen entsprechenden Vertrag schließt. Unter<br />

Umständen könnte auch eine geringe zusätzliche<br />

Gebühr für eine <strong>der</strong>artige Karte erwogen werden.<br />

Studierende – Die Angestellten von morgen<br />

im Betrieb<br />

6.042 Antragsteller/in: Braunschweig<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Ein lohnenswerter <strong>und</strong> dringend notwendiger Strategiewechsel<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />

Die Ausbildungswege än<strong>der</strong>n sich in einer hochqualifizierten<br />

Industriegesellschaft schnell <strong>und</strong><br />

stark. Ca. 50 Prozent aller Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen<br />

absolvieren heute die gymnasiale Oberstufe,<br />

die überwiegende Zahl wird einen Hochschulabschluss<br />

erwerben.<br />

Studierende <strong>der</strong> Ingenieurwissenschaften <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Informatik haben oft bereits während ihres Studiums<br />

Kontakt zu Betrieben im Organisationsbereich<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> (Praktikum, Studienjob,…). Nach Beendigung<br />

ihres Studiums steigen sie dort oft in das<br />

Berufsleben ein. Bereits heute arbeiten bis zu 50<br />

Prozent studierte Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen in Kernbereichen<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> (vgl. Zahl VDI). Die Gruppe<br />

dieser „hochqualifizierten Angestellten“ wird absehbar<br />

weiter zunehmen.<br />

Diese „Auszubildenden“ nehmen die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> jedoch<br />

nicht als ihre Interessenvertretung wahr. Zum<br />

einen, weil wir als Interessenverband nicht an den<br />

Hochschulen vertreten sind – zum an<strong>der</strong>en, weil wir<br />

uns für diese Gruppe erst „zuständig“ fühlen, wenn<br />

sie als „fertige“ Fachkräfte im Betrieb eingestellt<br />

werden.<br />

Ihre Bedürfnisse als geringfügig Beschäftigte,<br />

Praktikanten o<strong>der</strong> Aushilfskräfte in Zeit- o<strong>der</strong> Saisonarbeit<br />

werden von uns / unseren betrieblichen<br />

Interessenvertretern nicht o<strong>der</strong> zu wenig / zu unsystematisch<br />

aufgegriffen geschweige denn in Handlungsoptionen<br />

umgesetzt. Seine „prägendsten Jahre“<br />

verbringt ein Student/eine Studentin OHNE UNS<br />

an <strong>der</strong> Uni – obwohl viel Handlungsbedarf besteht.<br />

166


Die gewerkschaftliche Hochschul- <strong>und</strong> Studierendenarbeit<br />

ist eine strategische Zukunftsaufgabe<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Sie ist ein wichtiger Pfeiler in <strong>der</strong> Erschließung<br />

hochqualifizierter neuer Beschäftigtengruppen<br />

<strong>und</strong> setzt hierfür an Schnittstellen zu Kernbereichen<br />

<strong>der</strong> Gewerkschaftsarbeit an (Angestellte,<br />

Betriebspolitik, Jugend, Mitglie<strong>der</strong>,...).<br />

Erfahrungen <strong>der</strong> bisherigen Arbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in<br />

Studierendenprojekten (z. B. im Hochschulinformationsbüro<br />

in Braunschweig) sowie Erfahrungen<br />

aus an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n (z. B. Schweden, Österreich)<br />

haben gezeigt, dass ein mittel- bis langfristiger Prozess<br />

in <strong>der</strong> gewerkschaftlichen Studierendenarbeit<br />

notwendig ist, um erste Erfolge sichtbar zu machen.<br />

In einem kontinuierlichen Arbeits- <strong>und</strong> Verbesserungsprozess<br />

soll die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>:<br />

– die Vorfeldarbeit <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>werbung in<br />

dieser Zielgruppe betreiben<br />

– die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> als fachliche Ansprechpartnerin in<br />

dieser Zielgruppe platzieren <strong>und</strong> so<br />

– unsere betriebliche <strong>und</strong> gesellschaftliche Gestaltungs-<br />

<strong>und</strong> Kampfkraft nachhaltig sichern.<br />

Um dies zu erreichen, setzt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> den begonnenen<br />

Weg <strong>der</strong> Hochschul- <strong>und</strong> Studierendenarbeit<br />

fort. Die Umsetzung ist dabei nicht allein die Aufgabe<br />

<strong>der</strong> Verwaltungsstellen vor Ort.<br />

Sie for<strong>der</strong>t als Querschnittsaufgabe die Aufmerksamkeit,<br />

Unterstützung <strong>und</strong> die Ressourcen weiterer<br />

Teile <strong>der</strong> Organisation.<br />

Im Einzelnen muss die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> fortan daran arbeiten<br />

– die Personengruppe Studierende stärker in <strong>der</strong><br />

Organisation sichtbar zu machen,<br />

– den Aufbau einer studentischen Vertrauensleute-Struktur<br />

an zu betreuenden Hochschul-<br />

Standorten zu betreiben,<br />

– die betriebliche Ansprache <strong>der</strong> Zielgruppe während<br />

<strong>und</strong> nach Praxisphasen im Betrieb zu systematisieren<br />

(z. B. Qualifikation durch BR-Seminare),<br />

– spezifische Angebots- <strong>und</strong> Beteiligungsmöglichkeiten<br />

für die Zielgruppe bereitzustellen,<br />

– sich verstärkt um die Ausbildungssituation von<br />

Ingenieuren <strong>und</strong> Ingenieurinnen <strong>und</strong> Informatikern<br />

<strong>und</strong> Informatikerinnen zu kümmern (innerbetrieblich<br />

<strong>und</strong> auch an den Hochschulen)<br />

<strong>und</strong><br />

– die bestehenden Netzwerke <strong>der</strong> Arbeit zu verstetigen<br />

<strong>und</strong> auszubauen.<br />

Hochschulpolitik<br />

6.043 Antragsteller/in: Dresden<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss sich den Hochschulen <strong>und</strong> hochschulischen<br />

Bildungseinrichtungen verstärkt zuwenden.<br />

Dazu ist es notwendig, bestehende Konzepte<br />

gegebenenfalls zu überarbeiten <strong>und</strong> die für<br />

eine Ausweitung notwendige Unterstützung innerhalb<br />

<strong>der</strong> Organisation sicherzustellen.<br />

Hochschulpolitik<br />

6.044 Antragsteller/in: Riesa<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss sich den Hochschulen <strong>und</strong> hochschulischen<br />

Bildungseinrichtungen verstärkt zuwenden.<br />

Dazu ist es notwendig, bestehende Konzepte<br />

gegebenenfalls zu überarbeiten <strong>und</strong> die für<br />

eine Ausweitung notwendige Unterstützung innerhalb<br />

<strong>der</strong> Organisation sicherzustellen.<br />

Studierendenarbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> verstärken<br />

6.045 Antragsteller/in: Halle<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird in Abstimmung mit<br />

den betroffenen Verwaltungsstellen beauftragt, ein<br />

Konzept zur Betreuung <strong>der</strong> Studierenden zu erarbeiten<br />

<strong>und</strong> die notwendigen Ressourcen zur Stärkung<br />

<strong>der</strong> vorhandenen Initiativen <strong>und</strong> zur Entwicklung<br />

weiterer Betreuungsstandorte zur Verfügung<br />

zu stellen.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> hat in den vergangenen Jahren verstärkt<br />

festgestellt, dass sich die Belegschaften in<br />

unseren Betrieben in ihrer Zusammensetzung massiv<br />

än<strong>der</strong>n. Der Anteil <strong>der</strong> klassisch im produktiven<br />

Teil Beschäftigten geht zurück <strong>und</strong> <strong>der</strong> Angestelltenbereich<br />

wird ausgebaut. Zusätzlich ist durch die<br />

neuen Abschlüsse an den Universitäten zu erwarten,<br />

dass auch immer mehr ehemals Studierende in<br />

den produktiven Bereichen eingesetzt werden. Daraus<br />

ergibt sich ein weiteres wichtiges Handlungsfeld<br />

für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />

Dies sind unter an<strong>der</strong>em:<br />

– die wesentlich verstärkte Betreuung <strong>der</strong> Studierenden<br />

an den Fachhochschulen <strong>und</strong> Universitäten,<br />

– die Unterstützung <strong>und</strong> Beratung bei Nebenjobs<br />

<strong>und</strong> Praktika sowie<br />

– die Entwicklung von Tarifverträgen für Studierende<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Übergang in unsere Betriebe.<br />

Diese Handlungsfel<strong>der</strong> besetzt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> seit<br />

Jahrzehnten sehr erfolgreich im Ausbildungsbereich.<br />

Diesen Stellenwert sollte die Studierendenarbeit<br />

in Zukunft bei <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ebenfalls einnehmen.<br />

Das bedeutet:<br />

– eine strukturierte Ansprache <strong>der</strong> neuen Studierenden,<br />

– weitere zielgruppenorientierte Bildungsangebote<br />

sowie<br />

– Aufbau von Vertrauensleuten <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> im<br />

Studierendenbereich.<br />

In einigen Regionen gibt es in diesem Bereich hervorragende<br />

Ansätze. Diese sind unter den Begrifflichkeiten<br />

HIB (Hochschulinformationsbüro), Kooperationsstelle,<br />

Students@work o<strong>der</strong> Ähnliches<br />

zu finden.<br />

167


Angestellte<br />

6.046 Antragsteller/in: Köln<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Mit <strong>der</strong> flächendeckenden Durchsetzung von gemeinsamen<br />

Entgelttarifverträgen in den Industrie<strong>und</strong><br />

Handwerksbereichen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sowie <strong>der</strong><br />

Zusammenfassung von Arbeitern <strong>und</strong> Angestellten<br />

in einer gemeinsamen Rentenversicherung entfallen<br />

die Gr<strong>und</strong>lagen für die Differenzierung <strong>der</strong> Arbeitnehmer<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen nach Arbeiter<br />

<strong>und</strong> Angestellten. Dem haben das Betriebsverfassungs-<br />

<strong>und</strong> das Mitbestimmungsgesetz Rechnung<br />

getragen.<br />

Für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ergibt sich daraus die Aufgabe einer<br />

umfassenden Neubestimmung ihrer zielgruppenspezifischen<br />

Arbeit. Personengruppenarbeit<br />

kann nicht länger als „Min<strong>der</strong>heitenschutz“ (Auslän<strong>der</strong>,<br />

Angestellte, Frauen) in einer klassischen Arbeitergewerkschaft<br />

begriffen <strong>und</strong> definiert werden.<br />

Neben <strong>der</strong> branchenspezifischen Arbeit, die sich in<br />

den letzten Jahren innerhalb <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> weit über<br />

den Bereich <strong>der</strong> Stahl- <strong>und</strong> Automobilindustrie hinaus<br />

entwickelt hat, bedarf es auch einer nach Tätigkeiten,<br />

Berufen <strong>und</strong> Qualifikationen differenzierten<br />

Organisation <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Arbeit.<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

• umfassenden technologischen <strong>und</strong> unternehmensorganisatorischen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen<br />

• umfassenden Durchdringungen <strong>der</strong> Arbeitswelt<br />

durch die neuen Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnologie<br />

• Auswirkungen <strong>der</strong> Globalisierung auf die Unternehmensstrategien<br />

• neuen Modelle von Personalmanagement <strong>und</strong><br />

Personalsteuerung<br />

hat eine umfassende Neugestaltung <strong>der</strong> Arbeitswelt,<br />

<strong>der</strong> Arbeits-, Tätigkeits- <strong>und</strong> Organisationsformen<br />

<strong>der</strong> Arbeit stattgef<strong>und</strong>en.<br />

Im Kern existieren dabei in <strong>der</strong> Industrie <strong>und</strong> im<br />

Handwerk weiterhin zwei große unterscheidbare<br />

Tätigkeitsbereiche:<br />

1. Der Produktionsbereich (Produktion, Inbetriebnahme<br />

<strong>und</strong> Reparatur in Werkstätten, Fabriken,<br />

mobile handwerkliche Service- <strong>und</strong><br />

Montagetätigkeiten).<br />

Dieser Produktionsbereich umfasst im Wesentlichen<br />

Angelernte <strong>und</strong> Facharbeitertätigkeiten,<br />

schließt im Produktionsbereich aber auch partiell<br />

Techniker <strong>und</strong> Ingenieurtätigkeiten ein.<br />

2. Der industrielle Dienstleistungsbereich (alle<br />

Tätigkeiten, die für Entwicklung <strong>der</strong> Produktion<br />

<strong>und</strong> Produkte, <strong>der</strong>en Organisation <strong>und</strong> <strong>der</strong>en<br />

Vertrieb notwendig sind).<br />

Dieser Bereich umfasst die kaufmännischen<br />

Angestelltentätigkeiten, die Techniker- <strong>und</strong> Ingenieurberufe<br />

sowie die IT-Berufe.<br />

Insgesamt ist <strong>der</strong> industrielle Dienstleistungsbereich<br />

sowohl innerhalb <strong>der</strong> Produktionsunternehmen<br />

gewachsen <strong>und</strong> umfasst in vielen<br />

Bereichen mehr als 50 Prozent <strong>der</strong> Tätigkeiten.<br />

Dieser industrielle Dienstleistungsbereich<br />

wächst ständig durch Neugründungen <strong>und</strong> Outsourcing<br />

von entsprechenden Arbeitsbereichen<br />

(Ingenieurgesellschaften, IT-Gesellschaften,<br />

Service-Reparaturunternehmen). Im Gegensatz<br />

zum Produktionsbereich liegt in diesem<br />

Bereich das größte <strong>und</strong> weitgehend noch<br />

unausgeschöpfte Organisationspotential.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> hat ein Konzept zu entwickeln, wie sie<br />

ihre Kompetenz für die zielgruppenspezifische Arbeit<br />

in den beiden großen Arbeitsbereichen weiterentwickelt<br />

<strong>und</strong> damit die Organisations- <strong>und</strong> Handlungsfähigkeit<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für die Zukunft stärkt.<br />

Für beide Bereiche ist eine Organisationsform zu<br />

entwickeln, in denen sich die Interessen <strong>der</strong> Arbeitnehmer<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen dieser Bereiche artikulieren<br />

können, in denen sich <strong>der</strong> Informations<strong>und</strong><br />

Erfahrungsaustausch über spezifische Arbeitsorganisation,<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Arbeitszeitbedingungen<br />

organisieren kann <strong>und</strong> in denen sich betriebliche<br />

<strong>und</strong> tarifliche For<strong>der</strong>ungen entwickeln können.<br />

Für die Verankerung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> im klassischen<br />

Produktionsbereich sowie im wachsenden industriellen<br />

Dienstleistungsbereich ist eine verbindliche<br />

Organisationsform <strong>der</strong> Arbeit in diesen Bereichen<br />

auf allen Organisationsebenen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

verbindlich festzulegen.<br />

Der Gewerkschaftstag beschließt die Einsetzung einer<br />

Projektgruppe, die bis zum nächsten Gewerkschaftstag<br />

auf dieser Gr<strong>und</strong>lage verbindliche Organisationsformen<br />

vorlegt.<br />

Diese sind auf allen Organisationsebenen <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> zu beraten. Im Ergebnis ist dem nächsten Gewerkschaftstag<br />

ein verbindlicher Organisationsvorschlag<br />

vorzulegen.<br />

• Frauen<br />

• Auslän<strong>der</strong><br />

• Angestellte<br />

• Handwerk<br />

• Arbeitsschutz (Arbeit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit)<br />

• BMTV (Außendienst)<br />

• IT-Arbeitskreise<br />

• Ingenieurarbeitskreise<br />

Angestelltenarbeit<br />

6.047 Antragsteller/in: Wolfsburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Ein Projekt zum Thema nachhaltiger Angestelltenarbeit<br />

mit folgenden Zielsetzungen:<br />

Übersicht über Projektphasen <strong>und</strong> Terminplan<br />

Um effektiv eine Trendwende im Angestelltenbereich<br />

erzielen zu können, sind aus unserer Sicht<br />

mindestens vier aufeinan<strong>der</strong> aufbauende Projektbausteine<br />

erfor<strong>der</strong>lich:<br />

Phase I:<br />

Analyse von auf Angestellte zugeschnittenen Themenfel<strong>der</strong>n,<br />

Interessen <strong>und</strong> Bedürfnissen<br />

Zeitplan: sofortiger Beginn, Ende 1. Quartal 2008<br />

Phase II:<br />

Auswerten <strong>der</strong> Analyse, Definieren von Handlungsfel<strong>der</strong>n,<br />

Entwickeln von Zielen <strong>und</strong> Visionen<br />

Zeitplan: Ende 3. Quartal 2008<br />

168


Phase III:<br />

Starten einer Kampagne, um die neuen Ziele <strong>und</strong> Visionen<br />

an die Öffentlichkeit <strong>und</strong> an die Menschen<br />

zu bringen, Einsatz von geeigneten Kommunikationsmitteln<br />

Zeitplan: in 2009<br />

Phase VI:<br />

Kampagne analysieren, Reviews durchführen,<br />

Schlussfolgerungen ziehen <strong>und</strong> in weitere Strategie<br />

einarbeiten<br />

Zeitplan: Anfang 2010<br />

Erläuterungen <strong>und</strong> Denkanstöße zu möglichen<br />

Projektschwerpunkten<br />

Projektschwerpunkt „Kommunikation“:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> betreibt bereits seit geraumer Zeit<br />

bzgl. ausgewählter Personengruppen eine hochwertige<br />

Angestelltenarbeit. Beispiele hierfür sind:<br />

– Arbeitskreis Forschung & Entwicklung<br />

– Elemente <strong>der</strong> Angestelltenarbeit im IT-Bereich<br />

z. B. IT-Magazin, I-Connection, gewerkschaftliche<br />

Netzwerke in ausgewählten Unternehmen,<br />

Entgeltanalyse im IT-Bereich.<br />

Zusammenfassend wird in diesem Punkt des Antrages<br />

angeregt, einerseits die Kommunikation zwischen<br />

bestehenden Aktivitäten <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu erweitern<br />

(Netzwerke) sowie an<strong>der</strong>erseits den Ausbau<br />

vorhandener, gut funktionieren<strong>der</strong> Kommunikationsformen<br />

von Einzelfällen auf möglichst viele<br />

Angestelltenbereiche auszudehnen.<br />

Schwerpunkt „Zielgruppenspezifische<br />

Ansprache“ durch die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

In Anlehnung an den vorhergehenden Projektschwerpunkt<br />

wird auf die hohe Bedeutung einer<br />

zielgruppengerechten Ansprache von (potentiellen)<br />

Mitglie<strong>der</strong>n hingewiesen, die im Idealfall genauso<br />

individuell sein sollte wie die anzusprechende<br />

Klientel selbst.<br />

In diesem Zusammenhang wird ausdrücklich darauf<br />

hingewiesen, dass aus Sicht <strong>der</strong> Antragsteller<br />

bei <strong>der</strong> Interessenrecherche unbedingt nach positiven<br />

Attributen zu suchen ist, um diese strategisch<br />

zu nutzen. Indem die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> positive Interessen<br />

<strong>der</strong> (potentiellen) Mitglie<strong>der</strong> anspricht, wird auch<br />

ihre gewerkschaftliche Arbeit sowie die Organisation<br />

als Ganzes als positiv assoziiert werden.<br />

Mögliche Werkzeuge zur effizienten Umsetzung<br />

des Projektes:<br />

– Unterstützen, Ausbauen <strong>und</strong> Einglie<strong>der</strong>n von<br />

Aktivitäten bzgl. Angestelltenarbeit, die vereinzelt<br />

in <strong>IG</strong>M-Verwaltungsstellen <strong>und</strong> Bezirken<br />

existieren, in ein Gesamtkonzept.<br />

– Entwickeln <strong>und</strong> Durchführen von projektspezifischen<br />

Qualifizierungsangeboten.<br />

– Der Begriff „Angestellte“ ist zu weit gefasst <strong>und</strong><br />

soll als Schwerpunkt in <strong>der</strong> Analysephase des<br />

Projektes (Phase I) durch zielgruppenspezifische<br />

Begriffe ersetzt werden.<br />

Eine solche Definition ist die Basis für jegliche zielgruppenspezifische<br />

Ansprache <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>werbung.<br />

Mögliche Unterscheidungskriterien können beispielsweise<br />

sein:<br />

– Technische bzw. kaufmännische Fachrichtung<br />

Qualifikationsniveau/Bildungswerdegang, z. B. :<br />

– Ausbildungsberuf<br />

– Meister<br />

– Techniker<br />

– FH-/Uni-Absolvent/Bachelor-/Master-Abschluss<br />

etc.<br />

Soziale <strong>und</strong> politische Einheitsgewerkschaft<br />

6.048 Antragsteller/in: Leipzig<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Als soziale Einheitsgewerkschaft vertritt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

– an<strong>der</strong>s als Standesorganisationen – die umfassenden<br />

wirtschaftlichen, sozialen, beruflichen<br />

<strong>und</strong> kulturellen Interessen aller Mitglie<strong>der</strong> – also<br />

von Arbeitern <strong>und</strong> Angestellten, Männern <strong>und</strong> Frauen,<br />

Deutschen <strong>und</strong> Nichtdeutschen, Jungen <strong>und</strong> Alten.<br />

Durch die Mitglie<strong>der</strong>struktur <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sind<br />

somit auch die Interessen von insbeson<strong>der</strong>e Erwerbslosen,<br />

Rentnern <strong>und</strong> Rentnerinnen, Studierenden<br />

<strong>und</strong> allen an<strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong>n zu vertreten.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> schöpft ihre Konflikt- <strong>und</strong> Mobilisierungsfähigkeit<br />

aus <strong>der</strong> betrieblichen Verankerung,<br />

ergänzt um die solidarische Unterstützung durch<br />

Erwerbslose <strong>und</strong> allen an<strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong>n.<br />

Daher sollen Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> außerbetrieblichen Gewerkschaftsarbeit<br />

in den Entscheidungsgremien<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> vertreten sein.<br />

Familienfre<strong>und</strong>liche Arbeitsstrukturen innerhalb<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

6.049 Antragsteller/in: Hanau<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Einrichtung eines Projekts „Familienfre<strong>und</strong>liche<br />

Arbeitsstrukturen“ für Männer <strong>und</strong> Frauen innerhalb<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />

Die Ergebnisse des Projekts sind in <strong>der</strong> Organisation<br />

zu veröffentlichen.<br />

Doppelfunktion von Hauptamtlichen <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in Land- o<strong>der</strong> B<strong>und</strong>estag<br />

6.050 Antragsteller/in: Bamberg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t dafür zu sorgen,<br />

dass es zukünftig keine Doppelfunktion von Beschäftigten<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> Abgeordnetenmandaten<br />

mehr gibt. Beide Funktionen <strong>und</strong> Aufgaben sind<br />

zu wichtig, um sie mit „Teilzeitkräften“ zu besetzten.<br />

Bei dieser Doppelfunktion müssen zwangsweise<br />

beide wichtigen Aufgabenerledigungen leiden.<br />

Beson<strong>der</strong>s in politischen Funktionen <strong>und</strong> Wahlämtern<br />

in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> können wir uns keine nur teilweise<br />

anwesenden Repräsentanten <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

leisten, die nebenbei ein Mandat im Land- o<strong>der</strong><br />

B<strong>und</strong>estag haben.<br />

Für die Zeit <strong>der</strong> Übernahme eines Abgeordnetenmandates<br />

soll <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Beschäftigte beurlaubt<br />

169


werden, d.h. auch keine Bezüge von <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

erhalten. Die Altersversorgung <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

<strong>und</strong> die Anrechnung <strong>der</strong> Dienstzeit soll weiterlaufen,<br />

sowie ein Rückkehrrecht in die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> nach<br />

einem Mandat bestehen. Somit wäre ein Absicherung<br />

erhalten <strong>und</strong> die Diskussion über Doppelfunktion<br />

<strong>und</strong> Bezüge hinfällig.<br />

Entsprechendes soll in einer Richtlinie <strong>der</strong> <strong>IG</strong>M festgelegt<br />

werden.<br />

Die bisherige Praxis, Ausübung einer Doppelfunktion,<br />

zum Beispiel in einem Wahlamt in einer Verwaltungsstelle<br />

<strong>und</strong> Abgeordneter im Land- bzw. B<strong>und</strong>estag<br />

führt zu Unverständnis bei den Mitglie<strong>der</strong>n.<br />

Beide Aufgaben sind eben nur zum Teil zu erledigen.<br />

Beson<strong>der</strong>s die Tatsache, dass von <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> eine<br />

Bezahlung erfolgt, obwohl die Abgeordneten ausreichende<br />

Diäten erhalten, ist nicht zu vermitteln.<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, die politische Aktivität<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong> zu för<strong>der</strong>n.<br />

Wir müssen mehr <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>er in die Parlamente bekommen,<br />

um Arbeitnehmerinteressen zu vertreten<br />

<strong>und</strong> durchzusetzen.<br />

Wir for<strong>der</strong>n die Politik auf, für Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />

für politische Mandate <strong>und</strong> Wahlämter<br />

wie Abgeordnete in Parlamenten gesetzlich<br />

eine Beurlaubung <strong>und</strong> Aufrechterhaltung des Arbeitsverhältnisse<br />

festschreiben. Dazu gehört es,<br />

nach Beendigung des Mandats zu gleichen Bedingungen<br />

auf den vorherigen o<strong>der</strong> einen gleichwertigen<br />

Arbeitsplatz bei dem vorherigen Arbeitgeber zurückkehren<br />

zu können. Damit es Arbeitnehmern <strong>und</strong><br />

Arbeitnehmerinnen möglich ist für politische Mandate<br />

in gleicher Weise, mit <strong>der</strong> gleichen Arbeitsplatzabsicherung<br />

antreten zu können, wie Beamte<br />

o<strong>der</strong> Angestellten aus dem staatlichen Bereich.<br />

Gehaltsregelung von Mandatsträgern<br />

6.051 Antragsteller/in: Rheine<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> befürwortet <strong>und</strong> unterstützt die Kandidatur<br />

ihrer Beschäftigten für demokratische Parteien,<br />

wenn sie <strong>der</strong> Satzung nicht wi<strong>der</strong>sprechen.<br />

Übt <strong>der</strong>/die Beschäftigte/r neben <strong>der</strong> Beschäftigung<br />

bei <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ein Mandat aus, werden folgende<br />

Gehaltskürzungen vorgenommen:<br />

B<strong>und</strong>estag: 50 Prozent<br />

Europaparlament: 50 Prozent<br />

Landesparlamente: 35 Prozent<br />

Bürgerschaften <strong>und</strong> Abgeordnetenhaus: 25 Prozent.<br />

Die Personalkosten (Gehalt, Dienstwagen, Handy<br />

<strong>und</strong> ähnliches) trägt heute die entsendende Verwaltungsstelle.<br />

Diese geltende Regelung führt zu einer erheblichen<br />

Einschränkung <strong>der</strong> personellen Ressourcen <strong>und</strong> zur<br />

zusätzlichen finanziellen Belastung <strong>der</strong> betroffenen<br />

Verwaltungsstelle <strong>und</strong> somit zu einer Ungleichbehandlung.<br />

Die Arbeit in den Parlamenten <strong>und</strong> Ausschüssen<br />

führt dazu, dass Beschäftigte <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> nicht nur<br />

in Sitzungswochen <strong>der</strong> Organisation nur äußerst<br />

geringfügig zur Verfügung stehen können.<br />

Unbestritten kann die parlamentarische Arbeit für<br />

die gesamte <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> landes- bzw. b<strong>und</strong>esweit von<br />

großer Bedeutung sein.<br />

Das darf aber nicht dazu führen, dass ausschließlich<br />

die jeweils betroffene Verwaltungsstelle die<br />

zwangsweise entstehenden Mehrfachbelastungen<br />

tragen muss.<br />

Die Delegierten <strong>der</strong> Delegiertenversammlung for<strong>der</strong>n<br />

den <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Vorstand auf, für die Mandatsdauer<br />

die Personalkosten für die Beschäftigten, die<br />

durch das Beschäftigungsverhältnis entstehen, zu<br />

erstatten.<br />

Somit könnte die Verwaltungsstelle unter gleichen<br />

Bedingungen gewerkschaftliche Arbeit leisten wie<br />

die Verwaltungsstellen, die keine Mandatsträger<br />

beschäftigten.<br />

Stärkung neuer Arbeitsfel<strong>der</strong><br />

6.052 Antragsteller/in: Remscheid-<br />

Solingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Dass zur Stärkung neuer Arbeitsfel<strong>der</strong> neue transnationale<br />

Strukturen mit dem vorhandenen Personal<br />

geschaffen werden. Immer mehr auch kleinere<br />

Unternehmen werden übernational tätig. Wir bleiben<br />

national gefangen <strong>und</strong> verlieren damit immer<br />

mehr an Einfluss. Dies ist nur durch übernationale<br />

Aktivitäten aufzufangen. Da immer mehr Tätigkeiten<br />

ausgelagert <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n zusammengefasst<br />

werden, muss es eine Standardtätigkeit<br />

in den Verwaltungsstellen werden, übernational<br />

tätig zu sein.<br />

Dies umfasst einen systematischeren Umgang mit<br />

verbindlicher Qualifizierung <strong>der</strong> hauptamtlich Beschäftigten,<br />

um die Personen vor Ort mit den entsprechenden<br />

kommunikativen <strong>und</strong> sozialen Qualifikationen<br />

auszustatten <strong>und</strong> dadurch direkt <strong>und</strong> indirekt<br />

den EMB <strong>und</strong> die ehemaligen Angestelltenbereiche<br />

EU-weit zu erschließen <strong>und</strong> die Zuführung<br />

neuer Aufgaben in die Verwaltungsstellen zu regeln.<br />

• Dazu gehört <strong>der</strong> Aufbau von Sprachkompetenzen<br />

bei den hauptamtlich Beschäftigten, d. h.<br />

die Teilnahme an Seminaren, die durch das Erlernen<br />

von EU-Sprachen gezielt die Voraussetzung<br />

schaffen, übernational einsetzbar zu sein.<br />

• Dazu gehört <strong>der</strong> systematische Aufbau des<br />

EMB, um im EU-Raum Kontakte zu knüpfen, vor<br />

Ort in <strong>der</strong> EU präsent zu sein <strong>und</strong> netzwerkartig<br />

Menschen zusammenzuführen.<br />

B<strong>und</strong>esweite Informationen durch <strong>Metall</strong>zeitung<br />

6.053 Antragsteller/in: Hamburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t einen<br />

ständigen Erfahrungsaustausch <strong>der</strong> Kollegen <strong>und</strong><br />

Kolleginnen, die über betriebliche Strukturen nicht<br />

erreichbar sind, zu gewährleisten.<br />

170


Um diese <strong>und</strong> die Bindung an die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu festigen,<br />

wird eine Seite in <strong>der</strong> b<strong>und</strong>esweiten Ausgabe<br />

<strong>der</strong> <strong>Metall</strong>zeitung für Informationen über die außerbetriebliche<br />

Gewerkschaftsarbeit (z. B. Senioren-,<br />

Erwerbslosen- sowie Wohnbereichsarbeit u.Ä.) reserviert.<br />

Dieser Erfahrungsaustausch wird durch das verantwortliche<br />

Vorstandsmitglied für den Bereich AGA<br />

unterstützt <strong>und</strong> aktiv geför<strong>der</strong>t.<br />

Gewerkschaftliches Internet-Netzwerk<br />

6.054 Antragsteller/in: Berlin<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Mitglie<strong>der</strong>wirksame Gewerkschaftsarbeit basiert<br />

auf einer aktiven betrieblichen Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Die betrieblichen Akteure wissen am Besten<br />

wie sie im betrieblichen Handeln <strong>und</strong> ihre Stellung<br />

verbessern können. Deshalb sind Vertrauensleute<br />

<strong>und</strong> gewerkschaftlich organisierte Jugendausbildungsvertretungen,<br />

Betriebsräte <strong>und</strong> Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertretungen<br />

in ihrer betriebspolitischen Gewerkschaftsarbeit<br />

wie folgt stärker zu unterstützen:<br />

Instrumente wie Internet-Netzwerke (z. B. Netkey<br />

4.0) zum direkten Austausch von betrieblich entwickelten<br />

Gewerkschaftspublikationen (z. B. Flyer,<br />

Aushänge, Betriebszeitungen) sind zu bilden.<br />

Auf Verwaltungsstellen- sowie Bezirksebene sind<br />

Ressourcen für Schulungsmaßnahmen zur Unterstützung<br />

dieser bereitzustellen. Regelmäßige<br />

Workshops zum Austausch <strong>der</strong> betrieblichen Netzwerker<br />

sind zu organisieren. Ressourcen zur technischen<br />

Unterstützung zur Verbesserung <strong>der</strong> Nutzersoftware<br />

sind zur Verfügung zu stellen.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> ihre Partner in <strong>der</strong><br />

internationalen Arbeit<br />

6.055 Antragsteller/in: Dresden<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, dafür zu<br />

sorgen, dass in allen Publikationen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in<br />

einer speziellen Rubrik regelmäßig über die Sozialstandards<br />

in Europa informiert wird.<br />

Broschüre AGA-aktiv<br />

6.056 Antragsteller/in: Hamburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t zu veranlassen,<br />

dass das verantwortliche Vorstandsmitglied<br />

für die außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit<br />

beim Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> mindestens einmal<br />

jährlich eine Zusammenfassung über positive Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> die Weiterentwicklung <strong>der</strong> außerbetrieblichen<br />

Gewerkschaftsarbeit (Senioren-, Erwerbslosen-<br />

sowie Wohnbereichsarbeit u. ä.) in<br />

Form einer b<strong>und</strong>esweiten Broschüre AGA-aktiv veröffentlicht.<br />

Stärkung <strong>der</strong> Medienpräsenz<br />

6.057 Antragsteller/in: Remscheid-<br />

Solingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, <strong>der</strong> aktiven <strong>und</strong> positiven<br />

Darstellung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> ihrer Anliegen<br />

in <strong>der</strong> allgemeinen Öffentlichkeit mehr Aufmerksamkeit<br />

zu schenken.<br />

Dazu gehört eine aktivere <strong>und</strong> gegebenenfalls aggressivere<br />

Öffentlichkeitsarbeit auf oberstem Niveau,<br />

die dafür sorgt, dass z. B. in den einschlägigen<br />

Talkshows <strong>und</strong> in ähnlichen Veranstaltungen<br />

das Mengenverhältnis <strong>der</strong> repräsentierten Menschen<br />

beachtet wird. Es darf nicht sein, dass die<br />

Stimme <strong>der</strong> Gewerkschaft dort fehlt o<strong>der</strong> unterrepräsentiert<br />

ist. Wenn sich z. B. <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Vertreter<br />

<strong>und</strong> -Vertreterinnen offiziell äußern, sprechen sie<br />

für r<strong>und</strong> 3,5 Mio. Menschen, während die Vertreter<br />

<strong>und</strong> Vertreterinnen an<strong>der</strong>er Gruppierungen, speziell<br />

auf <strong>der</strong> Arbeitgeberseite, erheblich weniger<br />

Bürger <strong>und</strong> Bürgerinnen repräsentieren.<br />

Des Weiteren muss generell im Rahmen <strong>der</strong> Pressearbeit<br />

für eine breitere Medienpräsenz gesorgt werden.<br />

Hauptanliegen soll die positive Darstellung<br />

gewerkschaftlicher Kernpunkte <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Bedeutung<br />

für die einzelnen Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen<br />

sein. Geeignete Werbemaßnahmen sollen<br />

diese Bemühungen flankieren. Hierbei ist zu berücksichtigen,<br />

dass die mo<strong>der</strong>ne Gesellschaft, insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Jugend, neben dem Fernsehen immer<br />

mehr Zeit im Internet verbringt.<br />

<strong>Metall</strong>-Zeitung<br />

6.058 Antragsteller/in: Fürth<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Mit dem neuen Medienkonzept <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wurde<br />

die <strong>Metall</strong>-Zeitung auf Einzelversand an die Mitglie<strong>der</strong><br />

umgestellt. Um zu vermeiden, dass die <strong>Metall</strong>-<br />

Zeitung in <strong>der</strong> betrieblichen Öffentlichkeit nicht<br />

mehr o<strong>der</strong> nur in zu geringem Umfang für die Werbe-<br />

<strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung steht,<br />

wird <strong>der</strong> Vorstand beauftragt:<br />

1. die <strong>Metall</strong>-Zeitung in einer für die oben genannten<br />

Zwecke ausreichenden Auflage für die Betriebe<br />

zur Verfügung zu stellen.<br />

2. den Verwaltungsstellen die Festlegung <strong>der</strong> entsprechenden<br />

Auflagenhöhe für die von ihnen<br />

ausgewählten Betriebe – im Rahmen bestimmter<br />

noch festzulegen<strong>der</strong> Spannen kostenfrei –<br />

zu überlassen.<br />

171


Aufklärungs- <strong>und</strong> Informationskampagnen über<br />

Tarifleistungen nur für Mitglie<strong>der</strong><br />

6.059 Antragsteller/in: Duisburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, in einer<br />

Aufklärungs- <strong>und</strong> Informationskampagne die<br />

Rechte <strong>und</strong> Möglichkeiten von <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Mitglie<strong>der</strong>n<br />

aus den von <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> geschlossenen Tarifverträgen<br />

werbewirksam herauszustellen. Im Mittelpunkt<br />

sollten die Vorteile <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> gegenüber<br />

Nichtmitglie<strong>der</strong>n in einer Vielzahl von Detailfragen,<br />

belegt an praktischen Beispielen, stehen!<br />

Freier, umfassen<strong>der</strong> <strong>und</strong> schneller Zugang zu<br />

Informationen<br />

6.060 Antragsteller/in: Kiel<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand wird beauftragt, Konzepte zu erarbeiten<br />

<strong>und</strong> Maßnahmen durchzuführen:<br />

– die den Zugang <strong>und</strong> die Verbreiterung von gewerkschaftlichen<br />

<strong>und</strong> politischen Informationen<br />

vereinfachen,<br />

– die es ermöglichen, umfassende <strong>und</strong> offene<br />

Wissensportale mit gewerkschaftspolitischen<br />

Inhalten aufzubauen,<br />

– <strong>und</strong> die vermeiden, dass über Verschlüsselungstechniken,<br />

wie es zum Beispiel <strong>der</strong> B<strong>und</strong>verlag<br />

praktiziert, Informationsprodukte für<br />

ehrenamtliche Gewerkschaftsarbeit, kostenträchtig<br />

<strong>und</strong> damit unzugänglich werden.<br />

Langfristige Sicherung des Erscheinens <strong>der</strong><br />

Jugendzeitschrift „ran“<br />

6.061 Antragsteller/in: Duisburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sichert das Erscheinen<br />

<strong>der</strong> Jugendzeitschrift ran <strong>und</strong> gestaltet Maßnahmen,<br />

um das langfristige Erscheinen <strong>der</strong> ran zu gewährleisten.<br />

Frauenför<strong>der</strong>ung innerhalb <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

6.062 Antragsteller/in: Hanau<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Da ausscheidendes Personal im hauptamtlich – politischen<br />

Bereich oft nicht ersetzt wird gibt es mittlerweile<br />

wie<strong>der</strong> „frauenfreie“ Verwaltungsstellen<br />

(z. B. Hanau). Nach wie vor sind Frauen bei den Bevollmächtigten<br />

<strong>und</strong> in den Bezirksleitungen unterrepräsentiert.<br />

Oft sind bei Einstellungen o<strong>der</strong> Umbesetzungen<br />

keine „geeigneten“ Bewerberinnen verfügbar auch<br />

bei <strong>der</strong> Besetzung von Bezirksleitern bzw. vom 1.<br />

<strong>und</strong> 2. Vorsitzenden <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />

Kolleginnen, die dies kritisieren, werden oft aufgefor<strong>der</strong>t<br />

Namen zu nennen <strong>und</strong> wenn sie das nicht<br />

können, ist das ein weiterer Beleg dafür, dass es lei<strong>der</strong><br />

keine geeignete Kollegin gibt.<br />

Damit solche „Argumente“ nicht immer wie<strong>der</strong> greifen<br />

for<strong>der</strong>t die Delegiertenversammlung <strong>der</strong> Verwaltungsstelle<br />

Hanau mit Nachdruck eine vorausschauende<br />

Qualifizierung <strong>und</strong> Planung für weibliche<br />

Beschäftigte im politischen Bereich (politische<br />

Sekretärinnen) für alle Funktionen innerhalb <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong>.<br />

Anfor<strong>der</strong>ungsprofile <strong>und</strong> Qualifikationsprofile sind<br />

abzugleichen <strong>und</strong> gezielte För<strong>der</strong>maßnahmen einzuleiten.<br />

Die Zielvorgaben <strong>und</strong> Zeitschienen sind zu<br />

veröffentlichen – Abweichungen davon sind zu begründen.<br />

Bewerbungs- <strong>und</strong> Einstellungsverfahren<br />

müssen transparent sein, geeignete Bewerberinnen<br />

sind im Zweifelsfall zu bevorzugen.<br />

Frauenför<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Organisation ist keine<br />

Schönwetterübung- sie muss auch in schwierigeren<br />

Zeiten ernst genommen werden. Was öffentlich eingefor<strong>der</strong>t<br />

wird, muss auch innerhalb <strong>der</strong> Organisation<br />

gelten.<br />

Mehr Frauen für die <strong>und</strong> in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

6.063 Antragsteller/in:<br />

Frauenausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>n den Vorstand <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf Programme aufzulegen, um die Beteiligung<br />

von Frauen in allen Bereichen <strong>der</strong> Organisation<br />

zu stärken.<br />

Dazu gehören u.a. nach Zielgruppen differenzierte<br />

Mentoringprogramme <strong>und</strong> Führungskräfteschulungen,<br />

um Frauen auf Führungsaufgaben, sowohl innerhalb<br />

<strong>der</strong> Organisation wie auch in den Betrieben,<br />

vorzubereiten. In den Mentoringprogrammen<br />

sind als Mentoren <strong>und</strong> Mentorinnen in diesen Programmen<br />

Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen mit Führungsaufgaben<br />

einzubinden.<br />

Ein Fokus in den Programmen ist dabei mit auf die<br />

Gruppe <strong>der</strong> jungen Frauen zu legen, die, wie eine<br />

Studie zeigt, nach <strong>der</strong> gewerkschaftspolitischen Jugendarbeit<br />

keine Verankerung in <strong>der</strong> Organisation<br />

haben.<br />

Auch für die zukünftige Stärke <strong>und</strong> Durchsetzungskraft<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sind Frauen ein wichtiges Potential.<br />

Sowohl im gewerblichen wie im Angestelltenbereich<br />

liegt <strong>der</strong> Organisationsgrad <strong>der</strong> Frauen<br />

hinter dem <strong>der</strong> Männer zurück. Deshalb sind weitere,<br />

auf die unterschiedlichen Zielgruppen differenzierte<br />

Mitglie<strong>der</strong>werbekonzepte zu entwickeln, die<br />

sowohl in <strong>der</strong> Ansprache wie auch in <strong>der</strong> Darstellung<br />

vermitteln, dass die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> die Lebenssituation<br />

<strong>und</strong> die spezifischen Interessen von Frauen<br />

ernst nimmt <strong>und</strong> mit ihnen auch politisch gestalten<br />

will.<br />

172


Verän<strong>der</strong>te Anfor<strong>der</strong>ungen an gewerkschaftliche<br />

Jugendarbeit <strong>und</strong> Bewältigung dieser<br />

Verän<strong>der</strong>ungen<br />

6.064 Antragsteller/in:<br />

Reutlingen-Tübingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, den verän<strong>der</strong>ten<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an gewerkschaftliche Jugendarbeit<br />

mit folgenden Maßnahmen zu begegnen:<br />

– Die für Jugendarbeit zuständigen Gewerkschaftssekretäre<br />

<strong>und</strong> -sekretärinnen müssen<br />

die für Jugendarbeit zusätzlich notwendige Unterstützung<br />

erhalten, wofür <strong>der</strong> Vorstand entsprechende<br />

Mittel zur Verfügung stellt.<br />

– Für sie müssen Angebote zur pädagogischen<br />

Qualifizierung entwickelt <strong>und</strong> durchgeführt<br />

werden.<br />

– Qualifizierte Möglichkeiten zur Reflexion müssen<br />

angeboten werden.<br />

– Konzepte für eine effiziente Jugendarbeit müssen<br />

entwickelt <strong>und</strong> angeboten werden.<br />

– Einstellung zusätzlicher „Motivatoren <strong>und</strong> Motivatorinnen“<br />

für die gewerkschaftliche Jugendarbeit.<br />

Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> Jugendarbeit<br />

6.065 Antragsteller/in:<br />

Jugendausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> Jugendarbeit<br />

Jugendarbeit ist ein strategischer Schwerpunkt <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Erfolgreiche Jugendarbeit sichert den Fortbestand<br />

<strong>der</strong> gesamten <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> als durchsetzungsfähige<br />

Organisation von Arbeitnehmerinnen <strong>und</strong> Arbeitnehmern.<br />

Entsprechend ist es eine Aufgabe <strong>der</strong><br />

gesamten <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> allen haupt- wie ehrenamtlich<br />

Aktiven, Jugendliche in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu unterstützen<br />

<strong>und</strong> zu för<strong>der</strong>n. Dies wurde auch in <strong>der</strong> Entschließung<br />

6 zur Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> Organisationsentwicklung<br />

des 20. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />

folgen<strong>der</strong>maßen festgestellt: „ Jugendarbeit ist ein<br />

strategischer Schwerpunkt <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Erfolgreiche<br />

Jugendarbeit sichert den Fortbestand <strong>der</strong> gesamten<br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> als durchsetzungsfähige Organisation<br />

von Arbeitnehmerinnen <strong>und</strong> Arbeitnehmern<br />

… Jugendliche in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> brauchen die Unterstützung<br />

<strong>der</strong> gesamten Organisation. Es ist Aufgabe<br />

aller Haupt- <strong>und</strong> Ehrenamtlichen in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, Jugendliche<br />

zu för<strong>der</strong>n.“ Diese Entschließung gilt es<br />

nun weiter mit Leben zu füllen.<br />

Mit gewerkschaftlicher Jugendarbeit sollen Jugendliche<br />

an die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> herangeführt werden. Die <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong>-Jugend ist damit ein Teil <strong>der</strong> gesamten Organisation<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig ein Jugendverband im Sinne<br />

des Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfeplans des B<strong>und</strong>es<br />

unter dem Dach <strong>der</strong> DGB-Jugend. Sie vertritt die Interessen<br />

junger Arbeitnehmerinnen <strong>und</strong> Arbeitnehmer<br />

sowie potentiell Beschäftigter innerhalb des<br />

Organisationsbereich <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-<br />

Jugend ist ein politischer Jugendverband. Sie greift<br />

aktuelle Problemlagen Jugendlicher auf. Neben den<br />

unmittelbaren Fragen r<strong>und</strong> um Ausbildung, Beschäftigungsperspektiven<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e betriebliche<br />

Belange mischt sie sich auch in all diejenigen gesellschaftspolitischen<br />

Fragen ein, von denen Jugendliche<br />

betroffen sind. Ziel ist nach wie vor, auch<br />

gesellschaftliche Alternativen jenseits des marktwirtschaftlichen<br />

Modells aufzuzeigen. Neoliberale<br />

Politik wird von uns klar abgelehnt.<br />

Um diese Aufgaben erfolgreich wahrnehmen zu<br />

können, muss die Jugendarbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> mit<br />

entsprechenden Voraussetzungen ausgestattet<br />

sein. Ihre Arbeit <strong>und</strong> ihre Struktur muss <strong>der</strong> Lebenssituation,<br />

aber auch den Interessen junger Arbeitnehmerinnen<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmer sowie Jugendlichen<br />

entsprechen. Das hauptamtliche Personal<br />

muss für diese anspruchsvolle Arbeit qualifiziert<br />

werden <strong>und</strong> geeignet sein. Die notwendigen Ressourcen,<br />

sowohl personell als auch finanziell, müssen<br />

zur Verfügung gestellt werden, um jugendspezifische<br />

Aktionsangebote <strong>und</strong> Mitwirkungsmöglichkeiten<br />

bieten zu können. Dabei muss <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>satz<br />

beibehalten werden, dass pro Verwaltungsstelle<br />

ein/e hauptamtliche/r Sekretär/in für die Jugendarbeit<br />

zuständig sein muss.<br />

Jugendarbeit endet nicht mit dem Ende <strong>der</strong> Ausbildung.<br />

Auch für junge Beschäftigte nach <strong>der</strong> Ausbildung<br />

sowie für Jugendliche müssen altersgruppengerechte<br />

<strong>und</strong> ihren jeweiligen Bedürfnissen entsprechende<br />

Angebote <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> vorgehalten<br />

<strong>und</strong> in geeigneter Form vermittelt werden. Fragen<br />

<strong>der</strong> Arbeitsplatzsicherung, verknüpft mit Weiterbildungsperspektiven<br />

innerhalb <strong>und</strong> außerhalb des<br />

Betriebes bieten geeignete Anknüpfungspunkte.<br />

Auch jugendliche Mitglie<strong>der</strong>, die sich auf dem zweiten<br />

Bildungsweg qualifizieren, brauchen eine qualifizierte<br />

Unterstützung durch ihre <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Diese<br />

Angebote müssen in enger Zusammenarbeit mit<br />

den Bereichen Tarifpolitik, Betriebspolitik <strong>und</strong> Bildungs-<br />

<strong>und</strong> Qualifizierungspolitik erarbeitet <strong>und</strong><br />

angeboten werden.<br />

Vor einer Herausfor<strong>der</strong>ung steht die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bei<br />

ihren jungen Aktiven. Aufgr<strong>und</strong> geän<strong>der</strong>ter Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die Organisation <strong>und</strong> <strong>der</strong> Lebenssituation<br />

von Jugendlichen verläuft <strong>der</strong> Übergang von<br />

<strong>der</strong> Jugendarbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in die „Erwachsenen-<br />

Arbeit“ immer seltener automatisch. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

muss geeignete Angebote entwickeln, um jungen<br />

Funktionären/-innen eine attraktive organisationspolitische<br />

Anschlussperspektive bieten zu können.<br />

Die im Projekt U 35 entwickelten Handlungsansätze<br />

müssen flächendeckend umgesetzt werden.<br />

Flächendeckende Jugendarbeit sicherstellen<br />

Um unsere politischen Anfor<strong>der</strong>ungen als <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-<br />

Jugend zu erfüllen, muss die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik<br />

flächendeckend Jugendarbeit anbieten.<br />

Dies ist auch notwendig, um den organisationseigenen<br />

Aufgaben <strong>und</strong> den Verpflichtungen als<br />

Jugendverband gerecht zu werden. Von diesem<br />

Gr<strong>und</strong>satz darf sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> nicht verabschieden.<br />

In immer mehr Regionen können Jugendsachbearbeiter/-innen<br />

aus Verwaltungsstellen in ihrem<br />

173


jetzigen Zuschnitt aufgr<strong>und</strong> eines dramatischen<br />

Strukturwandels <strong>und</strong> dem drastischen Beschäftigungsabbau<br />

in Kernbereichen diese Aufgabe nicht<br />

mehr in notwendigem Umfang wahrnehmen. Dazu<br />

kommt die weitere Verdichtung von Aufgaben bei<br />

politischen Sekretäre/innen die auch vor den Jugendsachbearbeitern/-innen<br />

nicht Halt machen.<br />

Als Beispiel ist hier nur die weitere Verbetrieblichung<br />

<strong>der</strong> Tarifpolitik zu nennen, die auch für Jugendsachbearbeiter/-innen<br />

neue Aufgabenfel<strong>der</strong><br />

mit sich bringt.<br />

Eines <strong>der</strong> schwerwiegendsten Probleme für die örtliche<br />

gewerkschaftliche Jugendarbeit ist die Zeit.<br />

Mehr als 50 Prozent <strong>der</strong> Befragten <strong>und</strong> für Jugendarbeit<br />

zuständigen Gewerkschaftssekretärinnen<br />

<strong>und</strong> -sekretäre empfinden ihre Arbeitszeit als nicht<br />

ausreichend. Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird dazu<br />

aufgefor<strong>der</strong>t, die notwendigen Ressourcen für eine<br />

flächendeckende Jugendarbeit bereit zu stellen.<br />

Wir brauchen deshalb differenzierte Angebote, die<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Situation gerecht werden <strong>und</strong> die flächendeckende<br />

Arbeit trotzdem sicherstellen. Der<br />

Einsatz von Hauptamtlichen, die verwaltungsstellenübergreifend<br />

arbeiten, kann auch im Falle einer<br />

Kooperation von Verwaltungsstellen nur eine Übergangslösung<br />

sein. Damit diese Projekte jedoch die<br />

Aussicht auf Erfolg haben <strong>und</strong> nicht nur kurzzeitige<br />

Strohfeuer verursachen, müssen folgende Voraussetzungen<br />

gegeben sein:<br />

Es müssen erreichbare Ziele vereinbart werden. Es<br />

ist we<strong>der</strong> den Projektsekretären <strong>und</strong> Projektsekretärinnen<br />

noch <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> geholfen, wenn vollkommen<br />

an <strong>der</strong> Realität vorbei ein unerreichbares<br />

Ziel vereinbart wird. Diese Herangehensweise führt<br />

nur dazu, dass eine Menge Frust bei ehren- <strong>und</strong><br />

hauptamtlichen Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen erzeugt<br />

<strong>und</strong> das Projekt trotz möglicher Erfolge als gescheitert<br />

angesehen wird.<br />

Bei verwaltungsstellenübergreifenden Projekten<br />

muss allen Beteiligten klar sein, dass dadurch nicht<br />

jede Verwaltungsstelle einen extra Hauptamtlichen<br />

zur Verfügung hat. Es darf nicht passieren, dass<br />

Projektsekretäre <strong>und</strong> Projektsekretärinnen in Gremiensitzungen<br />

<strong>und</strong> Dauerautofahrten aufgerieben<br />

werden (z. B. durch die Teilnahme an den OV-Sitzungen<br />

aller beteiligten Verwaltungsstellen). Es<br />

muss sichergestellt sein, dass sie den Großteil ihrer<br />

Arbeitszeit mit ihrer Kernaufgabe verbringen können.<br />

Bei Verwaltungsstellen übergreifen<strong>der</strong> Betreuung<br />

darf dies nur eine kurzzeitige Ausnahme sein. Diese<br />

ist durch die Ortsvorstände fortwährend zu überprüfen<br />

<strong>und</strong> ggf. durch die Einstellung eines/einer<br />

politischen Sekretärs o<strong>der</strong> Sekretärin zu revidieren.<br />

Der Schwerpunkt von zeitlich befristeten Projekten<br />

darf nicht allein auf kurzfristiger Steigerung <strong>der</strong><br />

Neuaufnahmen liegen, son<strong>der</strong>n muss auf dem Aufbau<br />

nachhaltiger Strukturen für die Jugendarbeit<br />

<strong>der</strong> Verwaltungsstellen liegen.<br />

Die Ergebnisse des Projekts müssen in geeigneter<br />

Form dokumentiert werden <strong>und</strong> in die Arbeit <strong>der</strong><br />

Verwaltungsstelle einfließen.<br />

Die Projektsekretäre <strong>und</strong> Projektsekretärinnen<br />

müssen eine auf ihre beson<strong>der</strong>e Situation abgestimmte<br />

Weiterbildung bekommen. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

Projektmanagement spielt hier eine herausragende<br />

Rolle.<br />

Die Projektsekretäre <strong>und</strong> Projektsekretärinnen<br />

sollten einen unbefristeten Anstellungsvertrag bei<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> erhalten. Auf jeden Fall sollte ihnen eine<br />

Anschlussperspektive in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> nach Abschluss<br />

des Projektes geboten werden.<br />

Ein weiterer Weg, die Jugendarbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> vor<br />

Ort weiterzuentwickeln, ist die stärkere Einbeziehung<br />

von ehrenamtlichen Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen<br />

in die Jugendarbeit. Eine stärkere Einbindung<br />

von ehrenamtlichen Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen kann<br />

kein Ersatz für eine hauptamtliche Betreuung <strong>der</strong><br />

Jugendarbeit sein. Aber wenn man Jugendlichen die<br />

Möglichkeit gibt, Entscheidungen zu treffen <strong>und</strong><br />

politische Prozesse mitzugestalten, kann ihre Arbeit<br />

den Hauptamtlichen entlasten <strong>und</strong> die Jugendlichen<br />

inhaltlich <strong>und</strong> politisch stärken.<br />

Die ausreichende personelle Ausstattung <strong>und</strong> die<br />

Bereitstellung von Sachmitteln vor Ort ist Aufgabe<br />

<strong>der</strong> Verwaltungsstellen <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Regel aus dem<br />

Ortskassenbestand zu finanzieren. Die jeweiligen<br />

Ortsvorstände müssen diesen Auftrag einer nachhaltigen,<br />

zukunftsorientierten Nachwuchsarbeit zu<br />

ihrem eigenen Auftrag machen. Bezirke <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Vorstand müssen unterstützend wirken, wenn es<br />

die örtliche Situation auf Gr<strong>und</strong> fehlen<strong>der</strong> personeller<br />

o<strong>der</strong> finanzieller Ressourcen erfor<strong>der</strong>t. Vor allem<br />

ist dies in strukturschwachen Gebieten notwendig,<br />

um eine flächendeckende Jugendarbeit zu erreichen.<br />

Denn nur diese kann die Organisation nachhaltig<br />

stärken!<br />

Personelle Voraussetzungen <strong>und</strong> Qualifizierung<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> braucht einen sinnvollen Altersdurchschnitt<br />

bei ihren hauptamtlich Beschäftigten. Das<br />

Trainee-Programm ist zu einem wichtigen Baustein<br />

<strong>der</strong> Personalentwicklungspolitikin <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> geworden.<br />

In Rahmen des Trainee-Programms ist es<br />

notwendig, bei zukünftigen Jugendsachbearbeiter/innen<br />

verstärkt auch auf fachspezifische Qualifizierungsbestandteile<br />

zu achten.<br />

Der weit überwiegende Teil von Hauptamtlichen<br />

war in früheren Jahren innerhalb <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> o<strong>der</strong><br />

einer an<strong>der</strong>en Gewerkschaft ehrenamtlich aktiv,<br />

fast immer in <strong>der</strong> Jugendarbeit. Eine erfolgreiche<br />

Personalentwicklungspolitik ist auf eine erfolgreiche<br />

<strong>und</strong> damit mit ausreichenden Mitteln ausgestattete<br />

Jugend- <strong>und</strong> Jugendbildungsarbeit angewiesen.<br />

Die darin erlebten Praxiserfahrungen, methodischen<br />

<strong>und</strong> politischen Qualifikationen sind<br />

durch kein noch so sinnvolles Ausbildungsprogramm<br />

zu ersetzen. Eine angemessene Zahl an<br />

„Seiteneinsteigern“ ist – auch wegen <strong>der</strong>en spezifischen<br />

Qualifikationen – dennoch sinnvoll <strong>und</strong> notwendig.<br />

Hier ist darauf zu achten, dass im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Qualifizierung ein ausreichen<strong>der</strong> Praxisbezug<br />

zur Alltagsarbeit <strong>und</strong> damit ein örtlicher Einsatz<br />

stattfinden muss.<br />

Ergänzend zu ihren eigenen Angeboten muss die <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> ihre Nachwuchsarbeit mit bestehenden Qualifizierungseinrichtungen<br />

wie Hochschulen, Akademien<br />

etc. ausbauen. Eine Son<strong>der</strong>rolle kommt <strong>der</strong><br />

„Akademie <strong>der</strong> Arbeit“/Frankfurt <strong>und</strong> <strong>der</strong> ehemaligen<br />

HWP (Hamburger Universität für Wirtschaft <strong>und</strong><br />

174


Politik) zu. Wegen <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Möglichkeiten,<br />

die diese Institutionen bieten, muss sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

beson<strong>der</strong>s für <strong>der</strong>en Fortbestand <strong>und</strong> notwendige<br />

Innovationen bemühen. Eine beson<strong>der</strong>e Verantwortung<br />

kommt dabei auch <strong>der</strong> gewerkschaftsnahen<br />

Hans-Böckler-Stiftung zu.<br />

Politisches Selbstverständnis<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Jugend<br />

Unsere gewerkschaftliche Jugendarbeit ist politische<br />

Jugendarbeit. Sie bietet politische Orientierung,<br />

erlaubt <strong>und</strong> för<strong>der</strong>t aber zugleich eine kritisch-konstruktive<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung damit. Jugendliche<br />

haben in <strong>der</strong> unübersichtlicher gewordenen<br />

Welt Deutungs- <strong>und</strong> Definitionsbedürfnisse.<br />

Voraussetzung, dass diese im Zusammenhang mit<br />

gewerkschaftlicher Arbeit befriedigt werden können,<br />

ist ein eigenes inhaltliches Profil. Wir verdeutlichen<br />

z. B. in <strong>der</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Tarifpolitik, in <strong>der</strong> Berufsbildung<br />

<strong>und</strong> in <strong>der</strong> Gesellschaftspolitik, wo wir<br />

stehen. Hier hat es sich ausgezahlt, dass wir unabhängig<br />

von <strong>der</strong> jeweiligen Regierung klar <strong>und</strong> eigenständig<br />

für unsere gemeinsam entwickelten Positionen<br />

eingetreten sind. Die Jugendarbeitslosigkeit<br />

ist nach wie vor katastrophal hoch. Das Versprechen,<br />

jedem/r Jugendlichen einen wohnortnahen<br />

Ausbildungsplatz bereitzustellen, ist klar verfehlt.<br />

Der Ausbildungspakt ist gescheitert. Solange<br />

<strong>der</strong>artige Politik gemacht wird, müssen wir weiter<br />

den Finger in die W<strong>und</strong>e legen <strong>und</strong> mehrheitsfähige<br />

Gegenpositionen entwickeln.<br />

Mit unseren For<strong>der</strong>ungen treten wir darum auch für<br />

einen Politikbegriff ein, <strong>der</strong> das Politische wie<strong>der</strong><br />

als öffentlichen, alle gesellschaftlichen Bereiche<br />

erfassenden Prozess versteht. Das, so zeigen die<br />

Ergebnisse aller ernstzunehmenden Jugendstudien<br />

<strong>der</strong> vergangenen Jahre, sehen Jugendliche<br />

mehrheitlich an<strong>der</strong>s. Politik ist für sie häufig das,<br />

„was die Politiker machen“. Verb<strong>und</strong>en ist dieser<br />

traditionelle Politikbegriff mit einer großen Ablehnung<br />

alles „Politischen“, die Unzufriedenheit mit<br />

Politiker <strong>und</strong> Politikerinnen ist enorm.<br />

Wie<strong>der</strong> einen an<strong>der</strong>en Politikbegriff bei Jugendlichen<br />

zu etablieren, kann nur gelingen, wenn Politik<br />

<strong>und</strong> politisches Handeln von den Jugendlichen<br />

selbst als für sie persönlich wichtig, aus ihrer eigenen<br />

Situation begründbar <strong>und</strong> sinnvoll wahrgenommen<br />

wird. Ebenso wichtig ist es, vorwärtsgewandte<br />

politische Utopien zu entwickeln, die auf eine<br />

Überwindung des vorherrschenden kapitalistischen<br />

Wettbewerbsdenkens zielen <strong>und</strong> attraktive<br />

solidarische Alternativen aufzeigen. Diesen Ansprüchen<br />

muss auch die politische Jugendbildungsarbeit<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gerecht werden.<br />

Ganz entscheidend ist die persönlich erlebte Erfahrung,<br />

dass das eigene politische Engagement zu<br />

konkreten Verän<strong>der</strong>ungen führt. Hier sind unsere<br />

tarifpolitischen Erfolge <strong>der</strong> vergangenen vier Jahre<br />

o<strong>der</strong> erzielte Verbesserungen in Fragen <strong>der</strong> Aus<strong>und</strong><br />

Weiterbildung ein erster ermutigen<strong>der</strong> Schritt,<br />

<strong>der</strong> Jugendlichen die Wirksamkeit des eigenen Handelns<br />

spürbar demonstriert.<br />

Strukturen <strong>der</strong> Jugendarbeit in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

Ein Ergebnis <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Jugendstudie <strong>und</strong> an<strong>der</strong>er<br />

Untersuchungen ist die Bedeutung von Mitbestimmung,<br />

aber auch offenerer Arbeitsformen in<br />

<strong>der</strong> Jugendarbeit. Mit den seit 01.01.2002 geltenden<br />

Jugendrichtlinien hat die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf diese Ergebnisse<br />

reagiert. Die Mitwirkung in Netzwerken,<br />

Projekten etc. ist möglich, in beson<strong>der</strong>en Fällen<br />

auch für Nicht-Mitglie<strong>der</strong>. Diese Erweiterung wurde<br />

ermöglicht, ohne dabei die nach wie vor notwendigen<br />

verbindlichen Strukturen <strong>und</strong> echten Mitbestimmungsmöglichkeiten<br />

einzuschränken. Die Gremien<br />

<strong>und</strong> Konferenzen auf allen Ebenen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Jugend<br />

haben ihren Beschlusscharakter behalten.<br />

An ihre Grenzen stoßen die Richtlinien bei <strong>der</strong> Mitbestimmung<br />

von Jugendlichen in den ordentlichen<br />

Gremien <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Eine verbindliche Zahl von<br />

Jugendlichen bei örtlichen Delegiertenversammlungen<br />

<strong>und</strong> im Ortsvorstand ist gewollt, aber nicht<br />

Verpflichtung. Dies muss klar geregelt sein, ebenso<br />

muss eine angemessene Vertretung <strong>der</strong> Jugend in<br />

allen Entscheidungsgremien auf bezirklicher Ebene<br />

<strong>und</strong> auf B<strong>und</strong>esebene sichergestellt sein. Trotz <strong>der</strong><br />

Empfehlung des 20. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sind zum Beispiel bis heute keine<br />

Jugendlichen im Beirat vertreten.<br />

Junge Arbeitnehmer/-innen nach <strong>der</strong> Ausbildung<br />

Bei jungen Arbeitnehmer/-innen steht Arbeit im<br />

Mittelpunkt ihres Denkens. Die Bereitschaft zu inner-<br />

wie außerbetrieblicher Qualifizierung ist deutlich<br />

höher geworden, vielfach bereits während <strong>der</strong><br />

Ausbildung integraler Bestandteil <strong>der</strong> eigenen Lebensplanung.<br />

Auf diese gesellschaftliche Entwicklung<br />

hat die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> mit <strong>der</strong> Entwicklung neuer<br />

Ausbildungsordnungen, verän<strong>der</strong>ten Prüfungsstrukturen,<br />

Weiterbildungsgängen in einigen Berufsfel<strong>der</strong>n<br />

(z. B. IT-Sektor) <strong>und</strong> mit tarifpolitischen<br />

Regelungen <strong>der</strong> Qualifizierung nach <strong>der</strong> Ausbildung<br />

reagiert. Diese Innovationen müssen weiter<br />

ausgebaut <strong>und</strong> zu einem zweiten Standbein neben<br />

den nach wie vor wichtigen Schutzmechanismen<br />

durch tarifliche <strong>und</strong> gesetzliche Standards entwikkelt<br />

werden.<br />

Lei<strong>der</strong> endet die zielgruppengerechte Ansprache<br />

von jugendlichen <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Mitglie<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Praxis<br />

häufig mit Ende <strong>der</strong> Ausbildung. Es ist die Aufgabe<br />

aller Haupt- <strong>und</strong> Ehrenamtlichen in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>,<br />

nicht nur <strong>der</strong> für Jugendarbeit zuständigen, auch<br />

ohne das wichtige Instrument <strong>der</strong> Jugend- <strong>und</strong> Auszubildendenversammlung<br />

eine altersgruppengerechte<br />

Ansprache durchzuführen. Wichtig ist dabei<br />

auch auf die kulturelle Vielfalt <strong>der</strong> Jugendlichen zu<br />

achten. Nur so werden Jugendliche auch nach <strong>der</strong><br />

Ausbildung von ihrer <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> überzeugt.<br />

Um dies zu erleichtern wurde im Projekt U35 ein<br />

Konzept zur Begleitung von Jugendlichen in dem<br />

wichtigen Übergang von <strong>der</strong> Ausbildung zum Beruf<br />

entwickelt. Die Zahl <strong>der</strong>jenigen, die kurz vor o<strong>der</strong><br />

nach dem Ende <strong>der</strong> Ausbildung die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wie<strong>der</strong><br />

verlassen, kann deutlich reduziert werden. Entsprechende<br />

altersgruppengerechte Materialien mit<br />

den Antworten auf die für junge Arbeitnehmer/-innen<br />

relevanten Fragen wurden entwickelt <strong>und</strong> müs-<br />

175


sen nun flächendeckend eingesetzt werden. Dies<br />

ist eine Querschnittsaufgabe, die sowohl die Betriebsräte<br />

als auch die Jugend- <strong>und</strong> Auszubildendenvertretungen<br />

betreffen. Gleiches gilt auch für<br />

die Gremien in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Die Aufgabe <strong>der</strong> Begleitung<br />

<strong>und</strong> Betreuung von jungen Arbeitnehmern/innen<br />

darf nicht allein ein Jugendthema sein.<br />

Verjüngung auf allen Ebenen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

In allen Gremien <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist <strong>der</strong> Anteil von Jugendlichen<br />

im b<strong>und</strong>esweiten Durchschnitt deutlich<br />

zurückgegangen. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss deshalb Maßnahmen<br />

ergreifen, um in den kommenden Jahren<br />

einen Generationswechsel aktiv zu unterstützen.<br />

Schwerpunkte sind dabei <strong>der</strong> kommende Gewerkschaftstag,<br />

die Organisationswahlen, die Vertrauensleutewahlen<br />

<strong>und</strong> die Betriebsratswahlen.<br />

Viel zu viele aktive Jugendliche kehren <strong>der</strong>zeit <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> nach ihrem Engagement in <strong>der</strong> Jugendarbeit<br />

den Rücken. Deshalb brauchen wir Instrumente<br />

<strong>und</strong> Arbeitsformen, wie wir diesen Aktiven eine<br />

attraktive Anschlussperspektive in <strong>der</strong> Organisation<br />

bieten können. Auch dies ist Aufgabe <strong>der</strong> gesamten<br />

Organisation. Je nach regionaler Situation ist zu<br />

prüfen, ob Übergangskonzepte, die im U35 Projekt<br />

entwickelt wurden, örtlich, regional o<strong>der</strong> bezirklich<br />

angesiedelt werden können.<br />

Auch bei jungen Erwachsenen dominieren bei <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Arbeit die in <strong>der</strong> Jugendstudie <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Untersuchungen ermittelten „Selbstentfaltungswerte“.<br />

Damit ist kein oberflächlicher „Spaß-<br />

Faktor gemeint. Es geht vielmehr darum, jungen Erwachsenen<br />

bei <strong>der</strong> Wahrnehmung ihrer ehrenamtlichen<br />

Aufgaben durch För<strong>der</strong>ung, Würdigung, angemessene<br />

Qualifizierung <strong>und</strong> Mitbestimmung, eine<br />

attraktive Perspektive aufzuzeigen. Auch junge Erwachsene,<br />

die den zweiten Bildungsweg beschreiten,<br />

können durch die Mitwirkung z. B. bei Vorfeld-<br />

Projekten für Schüler o<strong>der</strong> Studierende an die <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> geb<strong>und</strong>en werden.<br />

Wenn sich die gesamte Organisation die notwendige<br />

Verjüngung als eine zentrale Aufgabe vornimmt,<br />

werden in Zukunft die erfolgreichen Ergebnisse <strong>der</strong><br />

Jugendarbeit noch stärker in die gesamte <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

einfließen können.<br />

Konkrete For<strong>der</strong>ungen<br />

Aus den genannten Gründen ergeben sich folgende<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen:<br />

1. Eine flächendeckende hauptamtlich betreute<br />

Jugendarbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss sichergestellt<br />

werden. Priorität müssen dabei fest in den Verwaltungsstellen<br />

angestellte Jugendsekretäre/-<br />

innen haben. Bei Jugend-Projekten, vor allem<br />

wenn sie verwaltungsstellenübergreifend angelegt<br />

sind, müssen die oben genannten Voraussetzungen<br />

erfüllt werden. Für Jugendarbeit<br />

zuständige Gewerkschaftssekretärinnen <strong>und</strong> -<br />

sekretäre müssen die für Jugendarbeit notwendige<br />

Zeit erhalten. Für die Jugendsekretäre/-innen<br />

müssen Angebote zur pädagogischen Qualifizierung<br />

entwickelt <strong>und</strong> durchgeführt werden.<br />

Darüber hinaus müssen qualifizierte Möglichkeiten<br />

zur Reflexion <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> Hauptamtlichen<br />

angeboten werden.<br />

2. Die Jugend <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss stärker als bisher<br />

in die Mitbestimmungsgremien <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

einbezogen werden. Hierfür ist notwendig:<br />

Jugendliche Mitglie<strong>der</strong> sind in allen Gremien<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> mindestens entsprechend ihres<br />

Anteils an <strong>der</strong> Gesamtmitgliedschaft, jedoch<br />

mindestens mit einem Mandat, stimmberechtigt<br />

zu beteiligen.<br />

Darüber hinaus sollen Jugendliche mindestens<br />

entsprechend ihres Anteils an <strong>der</strong> Gesamtmitgliedschaft<br />

als ordentliche Delegierte im Beirat<br />

<strong>und</strong> auf den Gewerkschaftstagen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

vertreten sein. Insbeson<strong>der</strong>e die jeweiligen Bezirksleitungen<br />

haben darauf hinzuwirken, dass<br />

die jeweiligen Verwaltungsstellen ihres Bezirkes<br />

dieser Maßgabe folgen.<br />

3. Die Funktionärsstruktur <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss insgesamt<br />

verjüngt werden, um einen sinnvollen<br />

Mix <strong>der</strong> Generationen innerhalb <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

sicherzustellen. Beson<strong>der</strong>s wichtig ist dies für<br />

den 21. Gewerkschaftstag 2007, die Organisationswahlen,<br />

die Vertrauensleutewahlen <strong>und</strong><br />

die Betriebsratswahlen. Wir for<strong>der</strong>n dafür nicht<br />

nur eine Unterstützung durch die gesamte <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> ein, son<strong>der</strong>n auch alle Jugendlichen direkt<br />

auf, selbst tätig zu werden <strong>und</strong> unabhängig<br />

von zur Verfügung gestellter Jugendmandate<br />

für die genannten Wahlämter zu kandidieren.<br />

Die für Jugend zuständigen Hauptamtlichen<br />

sind aufgefor<strong>der</strong>t, diesen Prozess zu unterstützen<br />

<strong>und</strong> zu för<strong>der</strong>n.<br />

4. Die Jugendarbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> endet nicht mit<br />

dem Abschluss <strong>der</strong> beruflichen Erstausbildung.<br />

Gerade für die Interessen von Jugendlichen<br />

nach <strong>der</strong> Ausbildung müssen inhaltliche Perspektiven<br />

<strong>und</strong> entsprechendes Material entwickelt<br />

werden. Das gilt auch für diejenigen Jugendlichen,<br />

die den zweiten Bildungsweg einschlagen<br />

<strong>und</strong> für Studierende auf dem ersten<br />

Bildungsweg.<br />

5. Junge Funktionäre <strong>und</strong> Funktionärinnen brauchen<br />

eine attraktive Anschlussperspektive an<br />

die Jugendarbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Die im U 35-Projekt<br />

entwickelten Konzepte müssen flächendeckend<br />

umgesetzt werden. Dies ist allerdings<br />

nicht allein Aufgabe <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Jugend, son<strong>der</strong>n<br />

Aufgabe <strong>der</strong> gesamten Organisation.<br />

6. Politische Jugendarbeit ist eine Querschnittsaufgabe<br />

für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Sämtliche Gremien<br />

<strong>und</strong> Ebenen haben dafür zu sorgen, dass jugendpolitische<br />

Belange in <strong>der</strong> Organisation<br />

verankert <strong>und</strong> umgesetzt werden. Ein ausschließliches<br />

Delegieren dieser Aufgaben an<br />

Jugendsekretäre <strong>und</strong> Jugendsekretärinnen<br />

greift zu kurz.<br />

7. Um die Zusammenarbeit <strong>der</strong> Gremien zu stärken,<br />

werden Seminarangebote, die sich an Betriebsräte<br />

<strong>und</strong> Jugend- <strong>und</strong> Auszubildendenvertretungen<br />

gemeinsam richten, auf zentraler<br />

<strong>und</strong> regionaler Ebene entwickelt <strong>und</strong> angeboten.<br />

176


Wahl von jugendlichen Beiratsmitglie<strong>der</strong>n<br />

6.066 Antragsteller/in:<br />

Jugendausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Bezirkskonferenzen werden aufgefor<strong>der</strong>t, entsprechend<br />

dem jeweiligen Mitglie<strong>der</strong>anteil von Jugendlichen<br />

an <strong>der</strong> Gesamtmitgliedschaft im Bezirk<br />

auch Beiratsmitglie<strong>der</strong> zu wählen, die zum Zeitpunkt<br />

<strong>der</strong> Wahl das 27. Lebensjahr noch nicht vollendet<br />

haben. Pro Bezirk muss mindestens ein Beiratsmitglied<br />

gewählt werden, dass das 27. Lebensjahr<br />

noch nicht vollendet hat.<br />

Beteiligung von Jugendlichen als Delegierte am<br />

Gewerkschaftstag<br />

6.067 Antragsteller/in:<br />

Jugendausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, künftig<br />

für eine Beteiligung von Jugendlichen in <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> als Delegierte auf dem Gewerkschaftstag<br />

entsprechend ihrem Anteil an <strong>der</strong> Gesamtmitgliedschaft<br />

zu sorgen.<br />

Plakat des FB Tarifpolitik<br />

„Mit uns fällt nach <strong>der</strong> Lehre niemand ins Leere!“<br />

6.068 Antragsteller/in: Göttingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />

for<strong>der</strong>n den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

auf, auf alle hauptamtlichen Beschäftigten <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> einzuwirken, dass ab sofort in allen Publikationen,<br />

Veröffentlichungen <strong>und</strong> Presseinformationen<br />

die Begrifflichkeiten Lehre, Lehrlingsvergütung,<br />

Lehrwerkstatt <strong>und</strong> ähnliches nicht mehr verwendet<br />

werden dürfen.<br />

Die Veröffentlichung des Plakats Anfang Dezember<br />

2006 in <strong>der</strong> Zeitschrift direkt durch den FB Tarifpolitik<br />

ohne Absprache mit dem Ressort Jugend hat<br />

letztlich ganze Generationen von ehrenamtlichen<br />

Jugendfunktionären schockiert, die sich in den 70er<br />

<strong>und</strong> 80er Jahren dafür eingesetzt haben, dass <strong>der</strong><br />

alte Spruch „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ <strong>und</strong><br />

die Begrifflichkeit „Lehrherr“ nicht nur im Sprachgebrauch,<br />

son<strong>der</strong>n auch im Kopf verschwinden. Die<br />

Jugendkonferenz hat sich in <strong>der</strong> Annahme eines<br />

entsprechenden Initiativantrages positioniert.<br />

Wer diese „konservativen“ Begriffe weiterhin verwendet,<br />

übernimmt auch die Wertbezüge dieses<br />

Begriffs. Er knüpft historisch an das mittelalterliche<br />

Zunftwesen an, er entspricht nicht unserem gesellschaftspolitischen<br />

Anspruch auf das Recht auf Ausbildung.<br />

Beispiele für die Verwendung dieses Begriffs<br />

in unseren eigenen Publikationen wie metallzeitung,<br />

direkt <strong>und</strong> Internetseite gibt es genügend<br />

,wie aktuell zum Beispiel in <strong>der</strong> Information aus<br />

Berlin vom 22. Januar 2007 zur „Bildungsför<strong>der</strong>ung:<br />

Keine Erhöhung <strong>der</strong> staatlichen BAföG-För<strong>der</strong>ung“<br />

– Zitat „Derzeit erhalten r<strong>und</strong> 850 000 Schüler,<br />

Studenten <strong>und</strong> Lehrlinge die Ausbildungsunterstützung.“<br />

Das diese Begrifflichkeiten aus den gewerkschaftlichen<br />

Publikationen verschwinden muss, wurde<br />

beim Lesen <strong>der</strong> Zeitschrift direkt Nr. 2 vom 31. Januar<br />

2007 deutlich: Auf <strong>der</strong> Seite 4 wird von <strong>der</strong> Jugendkonferenz<br />

berichtet <strong>und</strong> in <strong>der</strong> gleichen Ausgabe<br />

werden auf <strong>der</strong> Seite 6 zwei Artikel mit <strong>der</strong><br />

Überschrift „Gute Lehre, guter Job“ <strong>und</strong> „Gegen<br />

‚Lehre light’“ abgedruckt. Auch zwei Ausgabe später<br />

(Nr. 4 vom 28. Februar 2007) wird die Begrifflichkeit<br />

„Lehrstellen“ mehrmals verwendet.<br />

Europäische Jugendstrukturen anregen <strong>und</strong><br />

Themen jugendgerecht bearbeiten<br />

6.069 Antragsteller/in:<br />

Jugendausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich für eine Stärkung <strong>der</strong> europäischen<br />

<strong>und</strong> internationalen Dachorganisationen<br />

ein, in denen sie Mitglied ist. Gemeinsam mit ihnen<br />

streitet die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für ein soziales <strong>und</strong> demokratisches<br />

Europa <strong>und</strong> eine gerechte Weltordnung.<br />

Einer <strong>der</strong> Schwerpunkte <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist die Jugendarbeit.<br />

Daher ist es erfor<strong>der</strong>lich, Strukturen <strong>und</strong><br />

Themen für Jugendarbeit auch in den europäischen<br />

<strong>und</strong> internationalen Dachorganisationen, in denen<br />

die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Mitglied ist, anzuregen. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

im Europäischen <strong>Metall</strong>arbeiterb<strong>und</strong> EMB ist eine<br />

hauptamtliche Verantwortlichkeit für Jugend <strong>und</strong><br />

jugendspezifische Themen, mit ausreichend zeitlichen<br />

<strong>und</strong> finanziellen Ressourcen erfor<strong>der</strong>lich. Die<br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird innerhalb <strong>der</strong> zuständigen Gremien<br />

des EMB <strong>und</strong> gemeinsam mit den EMB-Mitgliedsgewerkschaften<br />

einen Abstimmungsprozess zur Konzeption<br />

von Jugendstrukturen <strong>und</strong> Jugendarbeit<br />

einleiten.<br />

Die Erfahrungen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in <strong>der</strong> Jugendarbeit<br />

mit vor allem eigenständigen Strukturen können<br />

als Anregung für ein europäisches Modell <strong>der</strong> gewerkschaftlichen<br />

Ansprache von Jugendlichen dienen.<br />

Einen konzeptionellen Diskussionsvorschlag<br />

erarbeiten die zuständigen Funktionsbereiche im<br />

Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gemeinsam (Jugend <strong>und</strong> Internationales).<br />

Gr<strong>und</strong>sätzliche Zielsetzung <strong>der</strong> europäischen Jugendarbeit<br />

von Gewerkschaften <strong>und</strong> Gewerkschaftsbünden<br />

soll ein koordinierter Austausch von<br />

Erfahrungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Versuch gemeinsamen Handelns<br />

sein. Dazu bedarf es einerseits <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit den unterschiedlichen realen Verhältnissen<br />

in den verschiedenen europäischen Län<strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits eines persönlichen Kontaktes<br />

jugendlicher Gewerkschafter aus unterschiedlichen<br />

europäischen Staaten. Den Prozess <strong>der</strong> europäischen<br />

Einigung in ökonomischen, politischen<br />

<strong>und</strong> wirtschaftlichen Bereichen ergänzen wir Gewerkschafter<br />

<strong>und</strong> Gewerkschafterinnen um eine gemeinsame<br />

Debatte um die Idee eines Europas <strong>der</strong><br />

177


Menschen. Soziale Standards, die europäisch angeglichen<br />

<strong>und</strong> weiterentwickelt werden müssen,<br />

bilden dabei die entscheidende Gr<strong>und</strong>lage.<br />

Bisher engagiert sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Jugend als Motor<br />

<strong>der</strong> europäischen Vernetzung <strong>und</strong> Kooperation<br />

im gewerkschaftlichen Jugendbereich. Dauerhaft<br />

muss diese koordinierende Funktion durch den<br />

EMB wahrgenommen werden. Durch die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

sollen in diesen Prozess Anstöße für die notwendige<br />

Debatte über die Themen <strong>und</strong> Inhalte <strong>der</strong> europäischen<br />

Koordination im Jugendbereich eingebracht<br />

werden. Verständigung muss beispielsweise<br />

über den Europäischen Qualifizierungsrahmen<br />

EQR, über Jugendarbeitslosigkeit <strong>und</strong> mögliche<br />

Strategien zu <strong>der</strong>en Reduzierung <strong>und</strong> über die Betroffenheit<br />

Jugendlicher von prekärer Beschäftigung<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Auswirkungen erfolgen. Die durch<br />

die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Jugend für 2008 beschlossene europäische<br />

Vernetzungskonferenz ist ein wesentlicher<br />

Bestandteil dieses Prozesses. Der EMB wird durch<br />

die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> aufgefor<strong>der</strong>t, diese Konferenz aktiv zu<br />

unterstützen, inhaltlich, personell <strong>und</strong> finanziell.<br />

Unser Ziel ist eine Koordination im Jugendbereich<br />

auf allen Ebenen. Dabei muss es über eine Kooperation<br />

in wirtschaftlichen Krisenfällen hinaus gehen.<br />

Weiter ist <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Jugend<br />

daran gelegen, politischen Lobbyismus mit koordinierter,<br />

politischer Mobilisierung für gemeinsames<br />

Agieren zu flankieren. Konkrete Möglichkeiten <strong>der</strong><br />

gemeinsamen Abstimmung sind das persönliche<br />

Kennenlernen untereinan<strong>der</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> intensive<br />

Austausch. Bildungsangebote zu europäischen<br />

Themen unterstützen einen solchen Prozess. Derartige<br />

Bildungsmaßnahmen sollen europaweit offen<br />

stattfinden <strong>und</strong> durch den EMB koordiniert <strong>und</strong><br />

durchgeführt werden. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird in diesem<br />

Sinne auf den EMB einwirken.<br />

Jugendliche Mitglie<strong>der</strong> in Tarifkommissionen<br />

6.070 Antragsteller/in:<br />

Jugendausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Richtlinien für Tarifkommissionen sind dahingehend<br />

abzuän<strong>der</strong>n, dass unter Punkt 3.2 die Jugendlichen<br />

geson<strong>der</strong>t erwähnt werden.<br />

Folgende Formulierung ist an diesen Absatz anzuhängen:<br />

„Zwingend notwendig ist es, dass die Personengruppe<br />

<strong>der</strong> Jugendlichen unter 27 Jahren entsprechend<br />

ihrem Mitglie<strong>der</strong>anteil, durch stimmberechtigte<br />

Vertreter <strong>und</strong> Vertreterinnen aus dieser Altersgruppe<br />

in <strong>der</strong> zu bildenden Tarifkommission vertreten<br />

wird, mindestens jedoch mit einem stimmberechtigten<br />

Mandat.“<br />

Um <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Jugend in diesem wichtigen Politikfeld<br />

angemessene Mitspracherechte zu verschaffen,<br />

ist <strong>der</strong> genannte Än<strong>der</strong>ungsvorschlag<br />

durch den <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Vorstand in die Richtlinien aufzunehmen.<br />

Ergänzung <strong>der</strong> Richtlinien für Tarifkommissionen<br />

6.071 Antragsteller/in:<br />

Jugendausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Tarifpolitik bestimmt in vielen Bereichen die Bedingungen,<br />

unter denen Arbeit <strong>und</strong> Ausbildung stattfinden.<br />

Um Tarifpolitik aktiv gestalten zu können,<br />

muss die Möglichkeit bestehen, sich einzubringen.<br />

Dafür gibt es demokratische Strukturen für Tarif<strong>und</strong><br />

Verhandlungskommissionen, z. B. Richtlinien<br />

für Tarifkommissionen. Dort steht:<br />

„In den Tarifkommissionen vollzieht sich die tarifpolitische<br />

Willensbildung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> auf repräsentativer<br />

Basis. Deshalb sind (...) <strong>und</strong> Auszubildende<br />

angemessen zu berücksichtigen.“<br />

In <strong>der</strong> Praxis bedeutet dies jedoch eine sehr kurze<br />

Verweildauer von Auszubildenden in den jeweiligen<br />

Tarifkommissionen, da das Engagement von Jugendlichen<br />

in den meisten Fällen erst mit Mitte ihrer<br />

Ausbildung beginnt. Eine kontinuierliche Arbeit,<br />

gerade in einem so wichtigen Bereich wie dem <strong>der</strong><br />

Tarifpolitik ist somit nicht möglich, da nach Ende<br />

<strong>der</strong> Ausbildung meist auch das Mandat in <strong>der</strong> Tarifkommission<br />

endet, spätestens jedoch bei den<br />

nachfolgenden Organisationswahlen. Die Aufbauarbeit<br />

<strong>der</strong> Ehrenamtlichen beginnt dann wie<strong>der</strong> von<br />

vorne.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, die<br />

Richtlinien für Tarifkommissionen so zu ergänzen,<br />

dass die Vertretung <strong>der</strong> Auszubildenden auch durch<br />

Jugendliche bis 27 Jahre, Auszubildende <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />

einer Jugend- <strong>und</strong> Auszubildendenvertretung<br />

erfolgen kann.<br />

Hierbei sollen die Jugendlichen in den Tarifkommissionen<br />

gemäß ihrem Anteil an Mitglie<strong>der</strong> mindestens<br />

aber mit einem Mandat vertreten sein. Gleiches<br />

gilt für die Verhandlungskommissionen.<br />

För<strong>der</strong>ung von Jugendprojekten in <strong>der</strong><br />

Berufsschule<br />

6.072 Antragsteller/in: Gelsenkirchen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t sicher<br />

zu stellen, dass an den Berufsschulen flächendekkend<br />

Projektteams eingesetzt werden, um praktische<br />

Zugänge zur Idee <strong>und</strong> Praxis kollektiver Interessenvertretung<br />

zu finden.<br />

Diese Personalressourcen sind durch den Vorstand<br />

bereit zu stellen.<br />

Personengruppenkonferenzen<br />

6.073 Antragsteller/in:<br />

Jugendausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Delegierten des Gewerkschaftstages for<strong>der</strong>n<br />

den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, dafür Sorge zu tra-<br />

178


gen, dass auf zukünftigen Personengruppenkonferenzen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e den Jugendkonferenzen,<br />

Gastmandate in ausreichen<strong>der</strong> Anzahl zur Verfügung<br />

gestellt werden. Richtwert sollen die Personengruppenkonferenzen<br />

des Jahres 2003 darstellen.<br />

Angestellte<br />

6.074 Antragsteller/in: Köln<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Unter <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> ERA-Eingruppierungen<br />

entfällt <strong>der</strong> Angestelltenbegriff, aber nicht die angestelltentypischen<br />

Tätigkeiten in unserer Branche.<br />

Da die angestelltentypischen Tätigkeiten weiterhin<br />

anwachsen <strong>und</strong> sich ausdifferenzieren,<br />

muss die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ihre zielgruppenspezifische Arbeit<br />

weiter vorantreiben.<br />

Das setzt als erstes konkrete Informationen über<br />

die Zusammensetzung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Mitglie<strong>der</strong><br />

nach Branchen, Berufen <strong>und</strong> Qualifikationen voraus.<br />

In MDB werden bislang die Mitglie<strong>der</strong> auf Basis von<br />

vier Kategorien erfasst:<br />

• KAN Kaufmännische Angestellte<br />

• TAN Technische Angestellte<br />

• MEI Meister[TAB]<br />

• GAN Gewerbliche Arbeitnehmer<br />

Einführung von ERA darf nicht zur ersatzlosen Streichung<br />

<strong>der</strong> bisherigen berufs- <strong>und</strong> qualifikationsbezogenen<br />

Erfassung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> führen. Erfor<strong>der</strong>lich<br />

ist eine Neufassung <strong>der</strong> Kriterien, unter denen<br />

die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Mitglie<strong>der</strong> erfasst werden. Eine differenzierte<br />

Erfassung ist die Voraussetzung für die<br />

künftige Organisation von berufs- <strong>und</strong> qualifikationsbezogenen<br />

Ausschüssen, Arbeitskreisen <strong>und</strong><br />

Projektgruppen. Die Bezeichnungen sollten einfach<br />

handhabbar, mit allgemeinen statistischen Kennzeichnungen<br />

vergleichbar sein <strong>und</strong> eine zielgruppenspezifische<br />

Informations- <strong>und</strong> Kommunikationsarbeit<br />

in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ermöglichen.<br />

Erweiterung <strong>und</strong> Vernetzung des<br />

Arbeitsbereiches Migration<br />

6.075 Antragsteller/in:<br />

Auslän<strong>der</strong>ausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der gesellschaftliche Wandel <strong>und</strong> die politischen<br />

Prozesse, <strong>und</strong> damit die Europäisierung <strong>und</strong> Internationalisierung<br />

gewinnen an Bedeutung. Dies findet<br />

u.a. seinen Ausdruck in wachsenden Migrationsbewegungen<br />

<strong>und</strong> Integrationspolitik. Der Anteil<br />

mit Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> in<br />

Deutschland beträgt zur Zeit ca. 20 Prozent, mit steigen<strong>der</strong><br />

Tendenz. In einigen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n beträgt<br />

<strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Jugend schon jetzt ca. 40 Prozent.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> wird <strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> aufgefor<strong>der</strong>t, die Arbeitsbereiche<br />

– Migration <strong>und</strong><br />

– Integration<br />

in einem Vorstandsbereich zu bündeln <strong>und</strong> die Aufgaben-<br />

<strong>und</strong> Arbeitsinhalte dieses neuen Bereiches<br />

mit dem Funktionsbereich Internationales <strong>und</strong> Europa<br />

stärker zu vernetzen.<br />

Umsetzung des Auslän<strong>der</strong>för<strong>der</strong>programms<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

6.076 Antragsteller/in:<br />

Auslän<strong>der</strong>ausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, konkrete<br />

organisationsinterne Maßnahmen zu ergreifen,<br />

dass das am 9. April 2003 beschlossene „Auslän<strong>der</strong>för<strong>der</strong>programm“<br />

in allen Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> umgesetzt wird.<br />

Der Vorstand, die Bezirke <strong>und</strong> Verwaltungsstellen<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sollen an<strong>der</strong>erseits Maßnahmen ergreifen,<br />

um<br />

– die Migranten <strong>und</strong> Migrantinnen stärker als<br />

bisher in ihre jeweiligen Personalplanungen für<br />

hauptamtliche Tätigkeiten einzubeziehen,<br />

– den Anteil <strong>der</strong> Migranten <strong>und</strong> Migrantinnen in<br />

betrieblichen Interessenvertretungen <strong>und</strong> in allen<br />

Entscheidungsgremien (Ortsvorständen,<br />

Tarifkommissionen, Beirat, Vorstand) entsprechend<br />

ihrer Mitglie<strong>der</strong>stärke zu erhöhen,<br />

– in Zusammenarbeit mit den Betriebsräten betriebliche<br />

Aktionen für die Umsetzung des<br />

Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Tarifverträge zu ERA <strong>und</strong> Qualifizierung – insbeson<strong>der</strong>e<br />

für Migranten <strong>und</strong> Migrantinnen – durchzuführen,<br />

– Migranten <strong>und</strong> Migrantinnen stärker in die Europäisierung<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, internationale Gewerkschaftsarbeit<br />

<strong>und</strong> in die dafür erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Qualifizierungsangebote einzubeziehen.<br />

Zwischenbilanz <strong>der</strong> Umsetzung des<br />

Auslän<strong>der</strong>för<strong>der</strong>programms<br />

6.077 Antragsteller/in: Duisburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand wird beauftragt, eine Bilanz <strong>der</strong> Umsetzung<br />

des Auslän<strong>der</strong>för<strong>der</strong>programms in den<br />

einzelnen Verwaltungsstellen zu erstellen. Der Vorstand<br />

überprüft, wie sich die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Migranten<br />

seit 2003 entwickelt hat.<br />

Der Vorstand wird beauftragt, das Auslän<strong>der</strong>för<strong>der</strong>programm<br />

von 2003 in Migrantenför<strong>der</strong>programm<br />

umzubenennen.<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Seniorenarbeit durch Beteiligung<br />

in beschlussfassenden Gremien<br />

6.078 Antragsteller/in: Hannover<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die in vielen Verwaltungsstellen arbeitenden Senioren-Arbeitskreise<br />

haben vielfach zur Belebung<br />

179


<strong>und</strong> Festigung <strong>der</strong> örtlichen Gewerkschaftsarbeit<br />

beigetragen. Die aktive Mitarbeit <strong>der</strong> Senioren <strong>und</strong><br />

Seniorinnen ist weiterhin in den in Frage kommenden<br />

beschlussfassenden Gremien <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu<br />

för<strong>der</strong>n <strong>und</strong> zu festigen. Insbeson<strong>der</strong>e wenn es darum<br />

geht, die Beschäftigten im Organisationsbereich<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zum gemeinsamen Handeln in<br />

politischen Auseinan<strong>der</strong>setzungen zu bewegen.<br />

Außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit<br />

6.079 Antragsteller/in: Dortm<strong>und</strong><br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Dass die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf allen Ebenen <strong>der</strong> Organisation<br />

die außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit aufbaut,<br />

um die speziellen Lebensinteressen <strong>der</strong> Älteren<br />

<strong>und</strong> Arbeitslosen offensiv <strong>und</strong> kämpferisch vertreten<br />

zu können.<br />

Außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit<br />

6.080 Antragsteller/in: Hanau<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Seniorenarbeit ist ein wichtiger Teil <strong>der</strong> außerbetrieblichen<br />

Gewerkschaftsarbeit (AGA).<br />

Seniorenarbeitskreise bieten den Ruheständlern<br />

nach ihrem Ausscheiden aus dem Berufsleben ein<br />

Tätigkeitsfeld in ihrer Gewerkschaft an <strong>und</strong> sie können<br />

sich auch weiterhin aktiv an den Tarifauseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

<strong>und</strong> an den gewerkschaftlichen Aktionen<br />

für Arbeit <strong>und</strong> Soziale Gerechtigkeit einsetzen.<br />

Sie stehen also auch weiterhin mitten im gewerkschaftlichen<br />

Leben.<br />

Eine Zusammenarbeit mit den Seniorenarbeitskreisen<br />

<strong>und</strong> – ausschüssen des DGB <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />

sollte angestrebt werden. Denn auch für<br />

die Seniorenarbeit gilt unser Gr<strong>und</strong>satz: Gemeinsam<br />

sind wir stark.<br />

Außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit<br />

6.081 Antragsteller/in: Bochum<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, dass für die außerbetriebliche<br />

Gewerkschaftsarbeit vor jedem Gewerkschaftstag<br />

<strong>und</strong> bei Bedarf eine b<strong>und</strong>esweite<br />

Konferenz durchzuführen ist.<br />

Aktive <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Rentner <strong>und</strong> Rentnerinnen<br />

6.082 Antragsteller/in:<br />

Göppingen-Geislingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t darauf<br />

hin zu wirken, dass bei allen Möglichkeiten, wie<br />

Schulungen, Versammlungen, Sitzungen usw., die<br />

betrieblichen Vertrauensleute verstärkt aufgefor<strong>der</strong>t<br />

werden sich darum zu bemühen, dass die Mitglie<strong>der</strong><br />

beim Ausscheiden aus dem Betrieb wegen<br />

Rente, Arbeitslosigkeit usw. weiterhin Mitglied in<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bleiben <strong>und</strong> möglichst in den jeweiligen<br />

Mitglie<strong>der</strong>gruppen aktiv mitarbeiten.<br />

Ausbau <strong>der</strong> Möglichkeiten außerbetrieblicher<br />

Gewerkschaftsarbeit<br />

6.083 Antragsteller/in: Duisburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand nimmt Einfluss auf die Ortsvorstände<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, dafür Sorge zu tragen, dass in den<br />

Verwaltungsstellen eine außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit<br />

ermöglicht wird.<br />

Einbeziehung von Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen<br />

in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

6.084 Antragsteller/in: Erfurt<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, bei<br />

Entscheidungen zu Themen <strong>der</strong> SozialpolitikSenioren<br />

<strong>und</strong> Seniorinnen einzubeziehen. Da <strong>der</strong> Anteil<br />

dieser Mitglie<strong>der</strong> innerhalb <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />

ständig zunimmt, muss den Interessen <strong>und</strong> Bedürfnissen<br />

<strong>der</strong> älteren Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen eine<br />

Stimme gegeben werden <strong>und</strong> gleichzeitig ihr Wissen<br />

<strong>und</strong> ihr Sachverstand für aktuelle sozialpolitische<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzungen eingesetzt werden.<br />

Dabei hat <strong>der</strong> DGB eine wichtige Koordinationsfunktion<br />

für die Seniorenarbeit innerhalb <strong>der</strong> Gewerkschaften.<br />

Deshalb wird <strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

in diesem Zusammenhang auch die entsprechenden<br />

Maßnahmen initiieren.<br />

Direkte Mitwirkung <strong>der</strong> Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen<br />

bei sozialpolitischen Entscheidungen<br />

6.085 Antragsteller/in: Potsdam<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Dass bei allen Themen <strong>der</strong> Sozialpolitik <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e<br />

bei den Themen, die die Situation <strong>der</strong> Senioren<br />

<strong>und</strong> Seniorinnen betreffen, <strong>der</strong> Sachverstand<br />

<strong>der</strong> Seniorenarbeitskreise in allen Strukturebenen<br />

einbezogen wird. Damit soll sichergestellt<br />

werden, dass <strong>der</strong> Sachverstand <strong>und</strong> die Erfahrungen<br />

<strong>der</strong> aktiven Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen in die<br />

Vorbereitung, die Diskussion <strong>und</strong> die Entscheidungen<br />

von sozialpolitischen Themen einbezogen werden.<br />

Durch den Gewerkschaftstag sind geeignete<br />

Strukturen festzulegen, wie diese Einbeziehung<br />

<strong>der</strong> aktiven Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen durchgesetzt<br />

werden kann.<br />

180


Beteiligung <strong>der</strong> Rentner <strong>und</strong> Rentnerinnen<br />

6.086 Antragsteller/in: Herne<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Anteil <strong>der</strong> Rentner <strong>und</strong> Rentnerinnen in <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> liegt b<strong>und</strong>esweit bei mehr als 20 Prozent.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, die Interessen<br />

<strong>der</strong> Rentner <strong>und</strong> Rentnerinnen nachhaltiger<br />

zu vertreten <strong>und</strong> Richtlinien für <strong>der</strong>en Beteiligung<br />

in den Gremien <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu erlassen.<br />

Politische Interessenvertretung <strong>der</strong> Senioren<br />

<strong>und</strong> Seniorinnen<br />

6.087 Antragsteller/in: Riesa<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, dafür<br />

einzutreten, dass <strong>der</strong> DGB ein Konzept erarbeitet,<br />

dass die politische Interessenvertretung <strong>der</strong> in den<br />

Gewerkschaften organisierten Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen<br />

gewährleistet.<br />

Politische Interessenvertretung <strong>der</strong> Senioren<br />

<strong>und</strong> Seniorinnen<br />

6.088 Antragsteller/in: Dresden<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, dafür<br />

einzutreten, dass <strong>der</strong> DGB ein Konzept erarbeitet,<br />

dass die politische Interessenvertretung <strong>der</strong> in den<br />

Gewerkschaften organisierten Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen<br />

gewährleistet.<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Arbeit mit <strong>und</strong> für Senioren<br />

<strong>und</strong> Seniorinnen<br />

6.089 Antragsteller/in: Berlin<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, bei<br />

<strong>der</strong> Vorbereitung von Entscheidungen zu Themen<br />

<strong>der</strong> Seniorenpolitik in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sowie beim DGB<br />

Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen hinzuzuziehen. Da <strong>der</strong><br />

Anteil dieser Mitglie<strong>der</strong> innerhalb <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />

ständig zunimmt, muss den Interessen<br />

<strong>und</strong> Bedürfnissen <strong>der</strong> älteren Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen<br />

eine Stimme gegeben <strong>und</strong> gleichzeitig ihr<br />

Wissen <strong>und</strong> ihr Sachverstand für aktuelle sozialpolitische<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzungen eingesetzt werden.<br />

Rentner <strong>und</strong> Rentnerinnen-Interessen<br />

6.090 Antragsteller/in: Herne<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die neu konzipierte Zeitung „<strong>Metall</strong>“ ist so zu gestalten,<br />

dass auch Themen, die für Rentner <strong>und</strong><br />

Rentnerinnen speziell wichtig sind, eingebracht<br />

werden.<br />

Konferenz für Erwerbslose <strong>und</strong> Senioren <strong>und</strong><br />

Seniorinnen<br />

6.091 Antragsteller/in: Bremen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t:<br />

1. Eine Erwerbslosenkonferenz einmal im Jahr<br />

einzuberufen, damit die Probleme <strong>der</strong> Erwerbslosen<br />

in aller Öffentlichkeit beraten werden<br />

können. Zu dieser Konferenz kann je<strong>der</strong> Arbeitskreis<br />

einen Delegierten entsenden.<br />

2. Eine Rentner- <strong>und</strong> Rentnerinnenkonferenz einmal<br />

im Jahr einzuberufen, damit die Probleme<br />

<strong>der</strong> Rentner <strong>und</strong> Rentnerinnen in aller Öffentlichkeit<br />

beraten werden können. Zu dieser Konferenz<br />

kann je<strong>der</strong> Arbeitskreis einen Delegierten<br />

entsenden.<br />

B<strong>und</strong>esweites Erwerbslosentreffen<br />

6.092 Antragsteller/in: Bielefeld<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

2008 wird ein b<strong>und</strong>esweites Aktiventreffen von Delegierten<br />

aller <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Erwerbslosengruppen<br />

durchgeführt.<br />

Beteiligung von Erwerbslosen in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

6.093 Antragsteller/in: Bielefeld<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

1. Auf allen Ebenen <strong>der</strong> Organisation soll die Bildung<br />

von Erwerbslosenausschüssen geför<strong>der</strong>t<br />

werden. Die materiellen Voraussetzungen für<br />

die Tätigkeit <strong>der</strong> Erwerbslosenausschüsse sollen<br />

im angemessenen Umfang zur Verfügung<br />

gestellt werden.<br />

2. Die Richtlinie: „Arbeit mit Mitglie<strong>der</strong>gruppen“<br />

Punkt 2.1 ist zu ergänzen: „Auf Antrag von 7 erwerbslosen<br />

Mitglie<strong>der</strong>n muss <strong>der</strong> Ortsvorstand<br />

die Wahl eines örtlichen Erwerbslosenausschusses<br />

einleiten.“<br />

3. Die Richtlinie „Arbeit mit Mitglie<strong>der</strong>gruppen“<br />

Punkt 3.1 ist zu ergänzen: „Erwerbslosenausschüsse<br />

auf Bezirksebene werden gebildet,<br />

wenn dies von mindestens zwei örtlichen Erwerbslosenausschüssen<br />

beschlossen wird.“<br />

4. Die Richtlinie: „Arbeit mit Mitglie<strong>der</strong>gruppen“<br />

Punkt 4 ist zu ergänzen: „Erwerbslosenausschüsse<br />

auf B<strong>und</strong>esebene werden gebildet,<br />

wenn dies von mindestens zwei Erwerbslosenausschüssen<br />

auf Bezirksebene beschlossen<br />

wird.“<br />

5. An allen Vorstandssitzungen, Konferenzen <strong>und</strong><br />

Tarifkommissionen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sollen gewählte<br />

Vertreter <strong>und</strong> Vertreterinnen des Erwerbslosenausschusses<br />

<strong>der</strong> gleichen Ebene mit bera-<br />

181


ten<strong>der</strong> Stimme teilnehmen können. Die Satzung<br />

<strong>und</strong> die Richtlinien <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sind entsprechend<br />

anzupassen.<br />

6. Auf B<strong>und</strong>esebene sollen jährlich Erwerbslosenkonferenzen<br />

stattfinden.<br />

Ausschüsse für Erwerbslose, Senioren <strong>und</strong><br />

Seniorinnen beim Vorstand einrichten<br />

6.094 Antragsteller/in: Bremen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, jeweils für Erwerbslose<br />

<strong>und</strong> für Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen eigene Ausschüsse<br />

beim Vorstand einzurichten <strong>und</strong> für die<br />

entsprechende demokratische Beteiligung Richtlinien<br />

zu erlassen, die sich an den Richtlinien für die<br />

an<strong>der</strong>en Ausschüsse beim Vorstand orientieren<br />

(Frauen, Jugend, Migranten, Angestellte, Handwerk).<br />

Stärkung <strong>der</strong> Seniorenpolitik vor Ort<br />

6.095 Antragsteller/in:<br />

Remscheid-Solingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Gewerkschaftstag for<strong>der</strong>t die Ortsvorstände<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, dafür zu sorgen, dass beim DGB<br />

vor Ort zur Seniorenpolitik gearbeitet wird.<br />

Rentner <strong>und</strong> Rentnerinnen äußern ihre Unzufriedenheit<br />

gegenüber <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> dem DGB, da<br />

sie ihre berechtigten Sorgen im Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> Gesetzgebung zur Sozial- <strong>und</strong> Rentenpolitik<br />

nicht vertreten sehen.<br />

Seine Satzung schreibt dem DGB die Seniorenpolitik<br />

<strong>der</strong> in seinen Einzelgewerkschaften organisierten<br />

Rentner <strong>und</strong> Rentnerinnen zu. Vor Ort findet selten<br />

eine seniorenpolitische Arbeit beim DGB statt.<br />

Integration <strong>der</strong> Seniorenarbeit in die Satzung<br />

6.096 Antragsteller/in: Aachen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Seniorenarbeit soll als fester Bestandteil in die<br />

Satzung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> aufgenommen werden.<br />

25 % <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Mitglie<strong>der</strong> sind Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen,<br />

die man in Zukunft nicht übersehen <strong>und</strong><br />

überhören darf. Dies erklärt unser Recht <strong>und</strong> unseren<br />

Anspruch auf die Mitarbeit in allen gewerkschaftlichen<br />

Gremien auch bei Gewerkschaftstagen.<br />

Damit die Mandate für Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen<br />

nicht zu Lasten <strong>der</strong> aktiven Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen<br />

aus den Betrieben geht, soll die Verteilung <strong>der</strong><br />

Seniorenmandate über die bezirklichen AGA- <strong>und</strong><br />

Seniorenausschüsse erfolgen. Dazu wäre eine Erweiterung<br />

des § 20 Nr. 5 <strong>der</strong> Satzung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Die Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen haben wie alle Mitglie<strong>der</strong><br />

in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ein Recht auf eine mitglie<strong>der</strong>nahe<br />

Betreuung, die heute schon zum größten<br />

Teil von Senioren geleistet wird. Da die Anzahl <strong>der</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong>, die nicht mehr über die bisherigen Betriebsstrukturen<br />

betreut werden können, immer<br />

größer wird, wird somit auch die Arbeit <strong>der</strong> AGA<strong>und</strong><br />

Seniorenausschüsse immer größer, schwieriger<br />

<strong>und</strong> umfangreicher.<br />

Mitglie<strong>der</strong>betreuung, Rückholaktionen, Öffentlichkeitsarbeit<br />

auf Märkten <strong>und</strong> vor Betriebstoren, verb<strong>und</strong>en<br />

mit Mitglie<strong>der</strong>werbung, ist zum unverzichtbaren<br />

Bestandteil gewerkschaftlicher Arbeit in den<br />

Verwaltungsstellen geworden. Für die Arbeit, die Senioren<br />

<strong>und</strong> Seniorinnen in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> leisten,<br />

brauchen wir – genau wie an<strong>der</strong>e Personengruppen<br />

– die Verankerung unserer Arbeit in <strong>der</strong> Satzung <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> somit die Gewähr, dass Senioren <strong>und</strong><br />

Seniorinnen in allen gewerkschaftlichen Gremien<br />

vertreten sind <strong>und</strong> ihre Erfahrungen sowie ihre Arbeitzum<br />

Wohle unserer Mitglie<strong>der</strong>, <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen einbringen können.<br />

Koordinierungsstelle gewerkschaftlicher<br />

Arbeitslosengruppen<br />

6.097 Antragsteller/in: Berlin<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Fortbestand <strong>der</strong> Koordinierungsstelle gewerkschaftlicher<br />

Arbeitslosengruppen (KOS) wird sichergestellt.<br />

Um die Aktivitäten, Angebote <strong>und</strong><br />

Leistungen <strong>der</strong> KOS im bisherigen Umfang aufrechterhalten<br />

<strong>und</strong> weiterentwickeln zu können, ist die<br />

KOS auf eine gewerkschaftliche Gr<strong>und</strong>finanzierung<br />

mindestens in Höhe <strong>der</strong> bisherigen För<strong>der</strong>ung angewiesen.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich im DGB <strong>und</strong> gegenüber<br />

den an<strong>der</strong>en Mitgliedsgewerkschaften für<br />

eine mehrjährige, tragfähige Finanzierung <strong>der</strong> KOS<br />

ein <strong>und</strong> wird dafür Sorge tragen, eine sachlich angemessene<br />

Lösung zu finden. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird sich<br />

maßgeblich an <strong>der</strong> Finanzierung <strong>der</strong> KOS beteiligen,<br />

mindestens in Höhe ihres bisherigen Anteils.<br />

Die KOS leistet eine wertvolle Arbeit für erwerbslose<br />

Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen, örtliche Erwerbsloseninitiativen<br />

<strong>und</strong> Gewerkschaftsglie<strong>der</strong>ungen.<br />

Sie vernetzt <strong>und</strong> beför<strong>der</strong>t örtliche Aktivitäten von<br />

<strong>und</strong> für Erwerbslose(n). Mit sozial-rechtlichen Materialien<br />

informiert die KOS Gewerkschaftsmitglie<strong>der</strong>,<br />

unterstützt gewerkschaftliche Beratungsangebote<br />

<strong>und</strong> entlastet die gewerkschaftlichen Glie<strong>der</strong>ungen.<br />

Mit politischen Aktivitäten <strong>und</strong> Kampagnen<br />

– wie aktuell „Reiches Land – Arme Kin<strong>der</strong>“ zum<br />

Thema Hartz IV <strong>und</strong> Kin<strong>der</strong>armut, wirbt die KOS in<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft für Solidarität mit Erwerbslosen,<br />

für Teilhabe statt Ausgrenzung <strong>und</strong> eine ausreichende<br />

soziale Absicherung für Erwerbslose.<br />

Seit 2004 stellen <strong>der</strong> DGB <strong>und</strong> die Mitgliedsgewerkschaften<br />

die Gr<strong>und</strong>lagen für eine Finanzierung <strong>der</strong><br />

KOS sicher. Neben dieser gewerkschaftlichen<br />

Gr<strong>und</strong>finanzierung finanziert die KOS ihre Arbeit<br />

insbeson<strong>der</strong>e aus Mitgliedsbeiträgen <strong>und</strong> Spenden,<br />

projektbezogenen Zuschüssen von Stiftungen<br />

(z. B. Hans-Böckler-Stiftung) <strong>und</strong> Erlösen aus dem<br />

Materialverkauf.<br />

182


Zwar ist <strong>der</strong> Beschluss des DGB-Kongresses zur Finanzierung<br />

<strong>der</strong> KOS weiterhin gültig. Die zukünftige,<br />

konkrete Finanzierung <strong>der</strong> KOS ist aber aktuell<br />

nicht sichergestellt. Das bisherige Umlageverfahren<br />

wird in <strong>der</strong> bestehenden Form nicht über das<br />

Jahr 2007 hinaus fortgeführt werden können. Erfor<strong>der</strong>lich<br />

ist eine neue, tragfähige <strong>und</strong> – um eine kontinuierliche<br />

Arbeit zu gewährleisten – mehrjährige<br />

Finanzierungs-Regelung für die Koordinierungsstelle.<br />

Um die wichtige Arbeit <strong>der</strong> KOS auch zukünftig sicherzustellen,<br />

sieht sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in <strong>der</strong> Verantwortung,<br />

aktiv <strong>und</strong> konstruktiv eine tragfähige Finanzierungs-Regelung<br />

für die KOS herbeizuführen<br />

Einkauf von Produkten, die die Einhaltung <strong>der</strong><br />

ILO garantieren<br />

6.098 Antragsteller/in:<br />

Jugendausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> seine Glie<strong>der</strong>ungen<br />

werden aufgefor<strong>der</strong>t, zukünftige Kampagnenprodukte<br />

wie T-Shirts, Tassen, Rucksäcke <strong>und</strong> ähnliches<br />

nur noch von Herstellern <strong>und</strong> Händlern zu beziehen,<br />

die soziale Mindeststandards <strong>und</strong> die Kernarbeitsnormen<br />

<strong>der</strong> Internationalen Arbeitsorganisation<br />

ILO einhalten.<br />

Rückkauf des Leipziger Volkshauses<br />

6.100 Antragsteller/in:<br />

Jugendausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />

sprechen sich gegen den Verkauf des<br />

Leipziger Volkshauses <strong>und</strong> acht weiterer Gewerkschaftshäuser<br />

durch die Immobilientochter des<br />

DGB (GGI / BGAG) am 18.12.2006 aus.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Jugend for<strong>der</strong>t die Gesamtorganisation<br />

auf, den Rückkauf des Leipziger Volkshauses zu<br />

realisieren. Eine Lösung gemeinsam mit dem DGB,<br />

mit an<strong>der</strong>en Gewerkschaften o<strong>der</strong> mit regionalen<br />

Partnern wie beispielsweise <strong>der</strong> Stadt Leipzig ist<br />

ebenfalls denkbar.<br />

Geschlechterspezifische Daten<br />

6.099 Antragsteller/in:<br />

Frauenausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> sämtliche Glie<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> werden aufgefor<strong>der</strong>t, gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

alle Daten bzw. statistische Erhebungen, in<br />

denen Aussagen über Menschen gemacht werden,<br />

nach Frauen <strong>und</strong> Männern aufzuschlüsseln.<br />

Sollte die Erhebungsmethode eine solche Aufschlüsselung<br />

(noch) nicht zulassen, müssen die<br />

notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden,<br />

damit zukünftig geschlechtsdifferenzierte Auswertungen<br />

möglich sind.<br />

Ebenso ist es notwendig, in allen Studien <strong>und</strong> Datenerhebungen,<br />

die von <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in Auftrag gegeben<br />

o<strong>der</strong> begutachtet werden <strong>und</strong> die sich auf<br />

Menschen beziehen, auf eine geschlechterspezifische<br />

Aufschlüsselung zu bestehen.<br />

Das Erfassen <strong>und</strong> Auswerten von Daten unterschieden<br />

nach Geschlecht muss zukünftig für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

selbstverständlich werden.<br />

183


184


Entschließung 7<br />

Bildung <strong>und</strong> Qualifizierung<br />

1. Bildung: Arbeit – Lebenschancen –<br />

Demokratie<br />

Bildung ist eine gesellschaftliche Schlüsselfrage.<br />

Aus <strong>der</strong> Perspektive einer Industriegewerkschaft<br />

hat die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> politischen,<br />

allgemeinen <strong>und</strong> beruflichen Bildung eine zentrale<br />

Bedeutung.<br />

Bildung sichert Arbeits- <strong>und</strong> Lebenschancen<br />

Die Arbeits- <strong>und</strong> Lebenschancen <strong>der</strong> Einzelnen werden<br />

ganz wesentlich durch Bildung bestimmt. Bildung<br />

entscheidet über Beschäftigung, Verdienst<strong>und</strong><br />

Entwicklungsperspektiven <strong>der</strong> Menschen. Aber<br />

<strong>der</strong> Zugang zu Bildung ist nicht für alle gleich. In<br />

keinem mo<strong>der</strong>nen Industriestaat hängt <strong>der</strong> Bildungserfolg<br />

so sehr vom Einkommen <strong>der</strong> Eltern ab<br />

wie in Deutschland. Bildungsfragen sind daher<br />

noch stärker als früher Verteilungsfragen. Unser ureigenes<br />

gewerkschaftspolitisches Prinzip des<br />

Kampfes für Verteilungsgerechtigkeit ist mit <strong>der</strong> Bildungsfrage<br />

eng verb<strong>und</strong>en.<br />

Demokratie muss gelernt werden<br />

Bildung ist eine wesentliche Gr<strong>und</strong>lage für eine demokratische<br />

Gesellschaft. Demokratie braucht Urteils-,<br />

Kritik- <strong>und</strong> Gestaltungsfähigkeit <strong>der</strong> Menschen.<br />

Kompetente Funktionäre/innen <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />

sind für die gewerkschaftliche Arbeit, aber auch<br />

für die gesamtgesellschaftliche Weiterentwicklung<br />

unabdingbar. Eine emanzipatorische Perspektive<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft <strong>und</strong> <strong>der</strong> Einzelnen ist eng mit <strong>der</strong><br />

Bildungsfrage verknüpft.<br />

Gute Arbeit braucht gute Bildung<br />

Bildung ist ein wesentlicher Faktor für die Gestaltung<br />

<strong>der</strong> Arbeits-, Produktions- <strong>und</strong> Innovationsprozesse.<br />

Der Produktionsfaktor Wissen <strong>und</strong> Erfahrung<br />

trägt heute schon mehr als die Hälfte zur Wertschöpfung<br />

bei, mit steigen<strong>der</strong> Tendenz. Es gibt zahlreiche<br />

Bef<strong>und</strong>e, die den Zusammenhang zwischen einer innovativen<br />

Arbeitspolitik, Bildung <strong>und</strong> ökonomischem<br />

Erfolg belegen. Wer Bildung för<strong>der</strong>t, verbessert<br />

damit auch die ökonomischen <strong>und</strong> arbeitspolitischen<br />

Rahmenbedingungen. Arbeit, Lebenschancen<br />

<strong>und</strong> Demokratie stehen in einem engen Wechselverhältnis<br />

zur politischen, allgemeinen <strong>und</strong> beruflichen<br />

Bildung. Damit wird diese zunehmend zu<br />

einem wichtigen gesellschafts-, betriebs-, tarif- <strong>und</strong><br />

organisationspolitischen Handlungsfeld.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> versteht sich deshalb auch als eine<br />

„Bildungsgewerkschaft“.<br />

2. Selbstbestimmung, Mitbestimmung <strong>und</strong><br />

Solidarität – unser Bildungsverständnis<br />

Unser Bildungsverständnis – für die gewerkschaftliche<br />

Bildungsarbeit, die allgemeine <strong>und</strong> berufliche<br />

Bildung – zielt auf Gr<strong>und</strong>fähigkeiten wie:<br />

• Selbstbestimmung, d.h. die Fähigkeit, das eigene<br />

Leben <strong>und</strong> die Richtung, die man ihm geben<br />

will, bewusst in die Hand zu nehmen,<br />

• Mitbestimmung als Fähigkeit <strong>und</strong> Möglichkeit<br />

<strong>der</strong> Mitgestaltung kultureller, gesellschaftlicher<br />

<strong>und</strong> politischer Verhältnisse <strong>und</strong><br />

• Solidarität als Fähigkeit, mit an<strong>der</strong>en zusammen<br />

daran zu arbeiten, dass für alle Selbst- <strong>und</strong><br />

Mitbestimmung möglich wird. Wir messen Bildung<br />

an ihrem Beitrag zum demokratischen<br />

<strong>und</strong> humanitären Fortschritt, an <strong>der</strong> Frage, inwieweit<br />

Selbstbestimmung, Mitbestimmung<br />

<strong>und</strong> Solidarität möglich sind o<strong>der</strong> eben durch<br />

Macht- <strong>und</strong> Herrschaftsverhältnisse behin<strong>der</strong>t<br />

<strong>und</strong> beschränkt werden.<br />

In einem solchen Bildungsverständnis sind Kritik,<br />

Mündigkeit <strong>und</strong> Emanzipation die zentralen Aspekte.<br />

Durch Bildung werden die herrschenden Verhältnisse<br />

– in Betrieb <strong>und</strong> Gesellschaft – hinterfragbar.<br />

Ein solches Verständnis grenzt sich gegen Vorstellungen<br />

ab, die Bildung lediglich als Anpassung,<br />

Zurichtung <strong>und</strong> Unterwerfung unter bestehende gesellschaftliche<br />

Machtverhältnisse verstehen. Bildung<br />

wird zur Voraussetzung, um Handlungspotentiale<br />

zum Wi<strong>der</strong>stand gegen Bestehendes freizusetzen<br />

<strong>und</strong> eigene Gestaltungsvorstellungen zu entwickeln.<br />

Gesellschaftsentwicklung, Demokratiegestaltung,<br />

Arbeitspolitik sowie individuelle <strong>und</strong> gesellschaftliche<br />

Bildungsprozesse müssen als Zusammenhang<br />

thematisiert werden. Unsere bildungspolitischen<br />

Initiativen müssen daher alle drei Bereiche – die<br />

allgemeine Bildungspolitik, die Berufsbildung <strong>und</strong><br />

die gewerkschaftliche Bildungsarbeit – mit ihren<br />

Wechselwirkungen umfassen.<br />

3. Gewerkschaftliche Bildungsarbeit<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Bildungsarbeit ist mit über 100.000<br />

Teilnehmenden im Jahr <strong>der</strong> größte nichtstaatliche<br />

Anbieter politischer Jugend- <strong>und</strong> Erwachsenenbildung<br />

in Deutschland. Keine an<strong>der</strong>e Organisation<br />

macht soviel politische Bildung wie wir.<br />

Mit unseren Bildungsstätten, mit über 40 haupt<strong>und</strong><br />

1500 ehrenamtlichen Referentinnen <strong>und</strong> Referenten<br />

leisten wir eine gute Arbeit mit einem klaren<br />

politischen Profil.<br />

Unsere gesamte Bildungsarbeit ist politische Bildung.<br />

Auch fachliches Wissen muss immer in politische<br />

Zusammenhänge gestellt werden, damit es<br />

wirklich verstanden <strong>und</strong> in strategisches Handeln<br />

umgesetzt werden kann.<br />

3.1 Die gewerkschaftliche Bildungsarbeit <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>: Kritisch-emanzipatorisch<br />

Unsere gewerkschaftliche Bildungsarbeit ist:<br />

• kritisch-emanzipatorisch<br />

Sie hinterfragt gesellschaftliche Vorgaben <strong>und</strong> zielt<br />

auf Selbstbestimmung, Gleichberechtigung <strong>und</strong><br />

demokratischen Fortschritt. Sie greift Interessenkonflikte<br />

auf, ist kapitalismuskritisch, denkt kreativ<br />

185


über die bestehenden Verhältnisse hinaus <strong>und</strong> entwickelt<br />

Visionen <strong>und</strong> konkrete Utopien.<br />

• handlungs-, praxis- <strong>und</strong> kompetenzorientiert<br />

Sie orientiert sich an den Interessen <strong>der</strong> Lernenden<br />

<strong>und</strong> den Zielen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, stellt sich den betrieblichen<br />

<strong>und</strong> gesellschaftlichen Herausfor<strong>der</strong>ungen,<br />

qualifiziert Interessenvertreter/innen, stärkt die<br />

Mitglie<strong>der</strong>entwicklung, nimmt Kritik – auch an <strong>der</strong><br />

eigenen Praxis – auf <strong>und</strong> bringt sie in die Strategiebildung<br />

<strong>der</strong> Organisation ein.<br />

• ganzheitlich<br />

Kopf, Herz <strong>und</strong> Hand sind gleichermaßen wichtig.<br />

Unsere Bildungsarbeit ist kompetent in <strong>der</strong> Sache<br />

<strong>und</strong> im politischen Verständnis, im Umgang mit<br />

Menschen, in den Arbeitsmethoden <strong>und</strong> in <strong>der</strong> ästhetischen<br />

Aneignung <strong>der</strong> Welt. Sie stellt Sachverhalte<br />

in größere gesellschaftliche Zusammenhänge.<br />

• solidarisch<br />

Sie respektiert unterschiedliche Lebensentwürfe<br />

<strong>und</strong> öffnet den Zugang zu verschiedenen Lebenswelten<br />

<strong>und</strong> Alltagskulturen, sie geht offen mit unterschiedlichen<br />

Interessenlagen um <strong>und</strong> versucht,<br />

Gemeinsamkeiten zu finden, Brücken zu schlagen<br />

<strong>und</strong> Bündnisse herzustellen, sie beachtet verschiedene<br />

Lebensverhältnisse <strong>und</strong> Sichtweisen von Geschlechtern<br />

<strong>und</strong> wendet sich gegen Diskriminierung,<br />

Ausgrenzung <strong>und</strong> Rassismus.<br />

3.2 Handlungsfel<strong>der</strong> gewerkschaftlicher<br />

Bildungsarbeit<br />

Die gewerkschaftliche Bildungsarbeit ist eine Querschnittsaufgabe.<br />

Sie unterstützt die Schlüsselziele<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Sie hat für unsere Organisation eine<br />

strategische Bedeutung.<br />

Sie muss sich ständig erneuern, um aktuelle Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

aufnehmen zu können. Diesem<br />

Ziel diente auch das Arbeitsvorhaben „Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> gewerkschaftlichen Bildungsarbeit“.<br />

Dieses Arbeitsvorhaben war von intensiven Diskussionen<br />

begleitet <strong>und</strong> führte zu einer Reihe von Verän<strong>der</strong>ungen:<br />

Das Angebot <strong>der</strong> Bildungsstätten wurde<br />

überarbeitet, die Bereiche Bildung <strong>und</strong> Beratung<br />

sowie Bildung nach Maß ausgebaut, die Qualitätssicherung<br />

systematisiert, die Unterstützung <strong>der</strong> ehrenamtlichen<br />

Referenten/innen verstärkt <strong>und</strong> die<br />

Bildungsplanung verbessert. Das Selbstverständnis<br />

<strong>der</strong> Bildungsarbeit wurde in einem Leitbild festgehalten.<br />

Die Ergebnisse dieses Arbeitsvorhabens wurden<br />

auf <strong>der</strong> Bildungskonferenz im Herbst 2006 vorgestellt<br />

<strong>und</strong> angenommen. Damit ist das Arbeitsvorhaben<br />

abgeschlossen. Die Bildungskonferenz entwickelte<br />

zugleich eine Empfehlung für die Schwerpunkte<br />

in den nächsten Jahren:<br />

Regionale Bildungsarbeit<br />

In <strong>der</strong> regionalen Bildungsarbeit – mit 70.000 Teilnehmenden<br />

<strong>der</strong> größte Teil <strong>der</strong> Bildungsarbeit -<br />

werden i.d.R. die ersten Schritte in <strong>der</strong> Kompetenzentwicklung<br />

getan. Sie zeichnet sich darüber hinaus<br />

durch eine enge Verbindung von Bildung mit<br />

den strategischen Zielen <strong>der</strong> örtlichen Gewerkschaftspolitik<br />

aus.<br />

Bildungsplanung <strong>und</strong> -marketing<br />

Die Bildungsplanung <strong>und</strong> das Bildungsmarketing<br />

entscheiden in erheblichem Maße darüber, ob <strong>der</strong><br />

„richtige“ Teilnehmende auf das „richtige“ Seminar<br />

kommt. Sie ist von großer Bedeutung für einen wirkungsvollen<br />

Einsatz unserer kostbaren Ressourcen.<br />

Qualitätssicherung<br />

Die Qualitätssicherung umfasst den gesamten pädagogischen<br />

Prozess <strong>und</strong> das Lernumfeld. Sie trägt<br />

zur größeren Attraktivität <strong>und</strong> Professionalität pädagogischen<br />

Handelns bei.<br />

Bildung <strong>und</strong> Beratung<br />

Der Bereich „Bildung <strong>und</strong> Beratung“ hat sich bewährt<br />

<strong>und</strong> an Bedeutung gewonnen. Er unterstützt<br />

Arbeitsprozesse in den Verwaltungsstellen <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Interessenvertretungen in den Betrieben <strong>und</strong> trägt<br />

damit zu einer verbesserten gewerkschaftlichen<br />

Handlungsfähigkeit bei.<br />

Forum „Politische Bildung“<br />

Über das Regelangebot hinaus müssen neue Themenfel<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> Kooperationsmöglichkeiten erschlossen<br />

werden. Diesem Zweck dienen die Veranstaltungen<br />

des „Forum Politische Bildung“.<br />

Gewerkschaftliche Bildungs- <strong>und</strong> Lerntheorie<br />

Eine kritisch-emanzipatorische Bildungs- <strong>und</strong> Lerntheorie<br />

bildet die konzeptionelle Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> gewerkschaftlichen<br />

Bildungsarbeit. Sie ist eingebettet<br />

in die Diskussion um die politische Bildung <strong>und</strong><br />

leistet einen wichtigen Beitrag zu <strong>der</strong>en Weiterentwicklung.<br />

Über diese Schwerpunkte hinaus werden folgende<br />

Bereiche unsere Arbeit in den nächsten Jahren bestimmen:<br />

Bildungsstätten<br />

Die Bildungsstätten <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sind Orte <strong>der</strong> Identifikation<br />

mit Gewerkschaften. Sie stärken die Bindung<br />

<strong>der</strong> Aktiven an ihre Organisation. Sie bieten<br />

hervorragende Arbeitsbedingungen für die politische<br />

Bildung <strong>und</strong> leisten die notwendige konzeptionelle<br />

Arbeit. Wir wollen sie erhalten! Eine gezielte<br />

Nutzung <strong>der</strong> Bildungsstätten durch die Glie<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Organisation ist ein wichtiger Beitrag dazu.<br />

Jugendbildung<br />

Jugendbildung ist die erste Orientierung junger Gewerkschafter/Innen<br />

zu aktionsorientierter Interessenvertretertätigkeit<br />

in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>. Sie hat darüber<br />

hinaus zum Ziel, den Übergang in die Erwachsenenbildung<br />

zu gewährleisten.<br />

Durch das Arbeitsvorhaben „Weiterentwicklung <strong>der</strong><br />

gewerkschaftlichen Bildungsarbeit“ haben wir unser<br />

Seminarangebot auf breiter Basis evaluiert <strong>und</strong><br />

neue Seminarangebote erarbeitet (MedienMacht -<br />

macht Medien; JAV-AntiChaosTraining; JAV-Berufsbildung).<br />

Die Jugendbildungsarbeit steht in enger<br />

Zusammenarbeit mit dem Vorstandsressort Jugend.<br />

186


Internationales<br />

Die Globalisierung <strong>der</strong> Ökonomie schreitet rasch<br />

voran, die Zahl <strong>der</strong> multinationalen Konzerne<br />

wächst, Entwicklung <strong>und</strong> Produktion werden immer<br />

mehr international geplant. Bildungsarbeit muss<br />

dazu beitragen, dass die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> international<br />

handlungsfähiger wird. Internationale Gewerkschaftspolitik<br />

bekommt eine wachsende Bedeutung<br />

bis in die einzelnen Betriebe hinein. Daher<br />

muss die internationale Bildungsarbeit in den<br />

nächsten Jahren intensiviert werden.<br />

4. Bildungspolitik<br />

4.1 Politische Bildung<br />

Politische Bildung ist in unserem Land eine Ran<strong>der</strong>scheinung<br />

geworden. In <strong>der</strong> öffentlichen wie <strong>der</strong><br />

wissenschaftlichen Debatte spielt sie kaum noch<br />

eine Rolle. Die staatliche För<strong>der</strong>ung wird zurückgefahren.<br />

Dabei hätte die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland allen<br />

Gr<strong>und</strong>, die politische Bildung hochzuhalten:<br />

Die Politikverdrossenheit nimmt erhebliche Ausmaße<br />

an. Die Wahlbeteiligung ist in vielen Fällen<br />

auf einen historischen Tiefstand gesunken. Das Gefühl,<br />

keinerlei Einfluss auf das politische Geschehen<br />

zu haben, ist weit verbreitet. Politische Parteien<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Organisationen verlieren an Mitglie<strong>der</strong>n.<br />

Das politische Engagement lässt nach. In vielen<br />

gesellschaftlichen Bereichen sind nicht nur Passivität<br />

<strong>und</strong> Resignation, son<strong>der</strong>n auch aggressive,<br />

autoritäre Reaktionen, Fremdenfeindlichkeit <strong>und</strong><br />

Rassismus zu erkennen.<br />

Politische Bildung hat die Aufgabe, diese Entwicklungen<br />

aufzuarbeiten <strong>und</strong> die Betroffenen zu befähigen,<br />

ihre eigenen Interessen zu erkennen <strong>und</strong> organisiert<br />

handeln zu können. Daher ist politische<br />

Bildung notwendiger denn je. Wir werden uns für<br />

den Ausbau <strong>und</strong> die verstärkte öffentliche För<strong>der</strong>ung<br />

von politischer Bildung einsetzen. Vor allem<br />

aber werden wir versuchen, die öffentliche Debatte<br />

über die Notwendigkeit politischer Bildung wie<strong>der</strong><br />

zu beleben.<br />

4.2 Bildungspolitische Schieflagen<br />

Die For<strong>der</strong>ung nach Zugang zu Bildung für Arbeitnehmerinnen<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmer <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong><br />

stellt eine <strong>der</strong> ältesten For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Arbeiter<strong>und</strong><br />

Gewerkschaftsbewegung dar. Die elementaren<br />

bildungspolitischen Werte <strong>der</strong> Gewerkschaften waren<br />

damals wie heute<br />

• Chancengleichheit <strong>und</strong> Durchlässigkeit<br />

• Partizipation <strong>und</strong> Demokratie<br />

• Persönlichkeitsentwicklung<br />

• Vielfalt <strong>und</strong> Integration<br />

• För<strong>der</strong>n statt Ausgrenzen<br />

• Nachhaltigkeit<br />

Diese Werte haben Zukunft, <strong>und</strong> die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> stellt<br />

sie dem vorherrschenden pädagogischen Konservatismus<br />

<strong>und</strong> den Ökonomisierungstendenzen in<br />

<strong>der</strong> Bildungspolitik entgegen.<br />

Das deutsche Bildungssystem benachteiligt in<br />

mehrfacher Hinsicht:<br />

• Es ist ständisch, weil es über eine sehr frühe<br />

Sortierung in einem dreigliedrigen Schulsystem<br />

<strong>der</strong> kulturellen Mitgift <strong>der</strong> Herkunftsfamilien<br />

ein entscheidendes Gewicht gibt <strong>und</strong> damit<br />

zur sozialen Vererbung von Privilegien <strong>und</strong> Unterprivilegierung<br />

beiträgt.<br />

• Es ist in Deutschland bisher nicht gelungen,<br />

den tradierten Zusammenhang zwischen Bildung<br />

<strong>und</strong> sozialer Ungleichheit aufzulösen. Im<br />

Gegenteil: Bildung wird nach wie vor vererbt. Es<br />

konserviert die alte Rollenverteilung <strong>der</strong> Geschlechter,<br />

indem es dazu beiträgt, Erwerbsarbeit<br />

von Frauen entsprechend dem männlichen<br />

Alleinverdienermodell abzuwerten, <strong>und</strong> den Erfolg<br />

<strong>der</strong> Frauen in den Abschlüssen <strong>der</strong> Allgemeinbildung<br />

durch die Abwertung <strong>der</strong> sogenannten<br />

frauentypischen Berufe <strong>und</strong> Studienfächer<br />

neutralisiert.<br />

• Es benachteiligt Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>,<br />

weil es das Sprachdefizit nicht früh<br />

ausgleicht.<br />

Wenn gute Bildung nur das Privileg Weniger ist,<br />

dann ist sehr schnell klar, dass die Bedingungen für<br />

individuell gelingendes Aufwachsen mehrheitlich<br />

genauso miserabel sind wie die Bedingungen für<br />

die Gestaltung einer vernünftigen Gesellschaft.<br />

Die unzureichende Finanzierung des öffentlichen<br />

Bildungssystems führt zu erheblichen Mängeln in<br />

<strong>der</strong> Ausstattung von Schulen <strong>und</strong> Hochschulen. Die<br />

Politik geht den Weg <strong>der</strong> Öffnung für private Gel<strong>der</strong>.<br />

In Schulen nimmt <strong>der</strong> Anteil des Sponsorings zu.<br />

Große Konzerne tragen werbewirksam zur Ausstattung<br />

<strong>der</strong> Schulen bei. In Hochschulen nimmt <strong>der</strong><br />

Druck zu Stiftungsuniversitäten zu; Forschung <strong>und</strong><br />

Lehre werden zunehmend privatisiert.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> hält dagegen. Bildung muss auch weiterhin<br />

öffentlich verantwortet bleiben. Sponsoring<br />

muss klaren Regeln unterworfen werden. Deutschland<br />

benötigt mo<strong>der</strong>ne Berufsschulen, flächendekkend<br />

Ganztagsschulen <strong>und</strong> eine bessere Ausstattung<br />

<strong>der</strong> Hochschulen. B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>regierungen<br />

werden aufgefor<strong>der</strong>t, Privatisierungstendenzen<br />

entschieden entgegen zu treten.<br />

4.3 Den gesamten Bildungsweg berücksichtigen<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> verfolgt einen Ansatz, <strong>der</strong> den gesamten<br />

Bildungsweg umfasst. Bildungschancen entscheiden<br />

sich schon in <strong>der</strong> frühkindlichen Erziehung.<br />

Daher muss diese aufgewertet <strong>und</strong> ausgebaut<br />

werden. Das letzte Kin<strong>der</strong>gartenjahr muss für<br />

alle Kin<strong>der</strong> verpflichtend sein. Die Kin<strong>der</strong> müssen<br />

möglichst lange gemeinsam unterrichtet werden.<br />

Die Übergänge zwischen den Schulformen müssen<br />

in höchstem Maße durchlässig sein. Die För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> einzelnen Schüler/innen muss im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong><br />

stehen.<br />

187


4.4 Eine gute Schule für Alle<br />

Das deutsche Schulsystem hat die folgenden<br />

schweren Mängel:<br />

• die strikte Trennung nach Schulformen<br />

• die zu frühe Auswahl <strong>der</strong> Schüler/innen für die<br />

weiterführenden Schulen<br />

• die Verbreitung von Halbtags- statt Ganztagsschulen<br />

• die Orientierung an scheinbar homogenen<br />

Lerngruppen<br />

• den Mangel an individueller För<strong>der</strong>ung<br />

• das Defizit an arbeitsweltlichen Themen <strong>und</strong><br />

berufsweltlichen Orientierungen<br />

Ein Neuanfang in <strong>der</strong> Schul- <strong>und</strong> Bildungspolitik ist<br />

zwingend notwendig. In den Mittelpunkt ihrer<br />

schulpolitischen For<strong>der</strong>ungen stellt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

die For<strong>der</strong>ung nach „Einer guten Schule für Alle“.<br />

Damit for<strong>der</strong>t die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> u. a.<br />

• den gemeinsamen Unterricht bis zum 10.<br />

Schuljahr in integrativen Konzepten<br />

• die Orientierung an individueller För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Schüler/innen<br />

• die Einrichtung von ganztägig organisierten<br />

Schulen<br />

• die Orientierung <strong>der</strong> schulischen Lernkulturen<br />

an heterogenen Lerngruppen<br />

• die För<strong>der</strong>ung von Selbstständigkeit <strong>und</strong><br />

selbstständigem Lernen<br />

• eine Neuausrichtung von Lehreraus- <strong>und</strong> -fortbildung<br />

• die stärkere Orientierung an arbeits- <strong>und</strong> berufsweltlichen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen.<br />

„Eine gute Schule für Alle“ soll zum b<strong>und</strong>esweiten<br />

Leitbild <strong>der</strong> Schulreform in Deutschland werden.<br />

4.5 Für eine demokratische Hochschulpolitik –<br />

den europäischen Hochschulraum sozial<br />

gestalten<br />

Europaweit werden zur Zeit die Studiengänge umgestellt<br />

<strong>und</strong> einheitliche Qualitätssicherungssysteme<br />

eingeführt. Die sogenannte Excellenz-Initiative <strong>der</strong><br />

B<strong>und</strong>esregierung führtzu einem weiteren Auseinan<strong>der</strong>laufen<br />

sogenannter Spitzenhochschulen <strong>und</strong><br />

dem breiten Rest mangelhaft ausgestatteter Universitäten.<br />

Wissenschaftliche Lehre <strong>und</strong> Forschung<br />

wird Schritt für Schritt stärker an wirtschaftlichen<br />

Vorgaben ausgerichtet. Die Hochschulen werden<br />

ökonomisiert; die Gründung von privaten Hochschulen<br />

nimmt zu. Die Einführung <strong>der</strong> Studiengebühren<br />

hat zu einem Rückgang <strong>der</strong> Studienanfängerzahlen<br />

geführt. Die sozialen <strong>und</strong> materiellen Hürden<br />

für Studierende aus sozial schwachen Haushalten<br />

wachsen in unverantwortlicher Weise.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich für ein demokratisches Hochschulsystem<br />

in öffentlicher Verantwortung ein. An<br />

allen relevanten Fragen von Forschung, Lehre <strong>und</strong><br />

Hochschulentwicklung müssen alle wichtigen gesellschaftlichen<br />

Gruppen beteiligt werden. Auch in<br />

Zukunft müssen Studiengänge unter Beteiligung<br />

<strong>der</strong> Berufspraxis entwickelt <strong>und</strong> akkreditiert werden.<br />

Wissenschaft darf nicht einseitig an wirtschaftlichen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen orientiert werden, son<strong>der</strong>n<br />

muss dem gesellschaftlichen Bedarf <strong>und</strong> <strong>der</strong> demokratischen<br />

Entwicklung des Gemeinwesens verpflichtet<br />

bleiben. Studiengebühren für das Erststudium<br />

werden abgelehnt. Studium ist für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

wissenschaftliche Berufsausbildung. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

in den Ingenieurwissenschaften <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Informatik<br />

setzt sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für weitreichende<br />

Reformen ein. Im Rahmen ihrer Vorfeld- <strong>und</strong> Studierendenarbeit<br />

muss sie zum Anwalt <strong>der</strong> Ausbildungsinteressen<br />

von Studierenden dieser Fächer werden.<br />

Die Bachelor- <strong>und</strong> Masterabschlüsse müssen in<br />

den Tarifverträgen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Eingang finden.<br />

Duale Studiengänge werden begrüßt. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

setzt sich für berufsbegleitende <strong>und</strong> Teilzeitstudiengänge<br />

ein. Das Studium von Frauen in technischen<br />

Fächern muss beson<strong>der</strong>s geför<strong>der</strong>t werden.<br />

Wissenschaftliche Weiterbildung muss auch für Interessenten<br />

ohne Hochschulabschluss geöffnet<br />

bleiben. Der sogenannte „Weiterbildungsmaster“<br />

darf nicht an vorherige Hochschulabschlüsse geb<strong>und</strong>en<br />

werden.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> misst die <strong>der</strong>zeitige Umstellung <strong>der</strong><br />

Studiengänge auf die neuen gestuften Abschlüsse<br />

daran, ob <strong>und</strong> wie sie sich an „Beruflichkeit“ orientieren,<br />

welchen Anteil Praxisphasen <strong>und</strong> Praxissemester<br />

haben, wie die Durchlässigkeit zwischen<br />

vorheriger Berufstätigkeit <strong>und</strong> Studium sowie zwischen<br />

Bachelor <strong>und</strong> Master gestaltet wird. Berufserfahrung<br />

muss von den Hochschulen anerkannt<br />

werden.<br />

5. Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung - Kernaufgaben <strong>der</strong><br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

5.1 Ausbildung: Ohne Berufe geht es nicht<br />

Die Verän<strong>der</strong>ungen in den Geschäfts- <strong>und</strong> Arbeitsprozessen<br />

in <strong>der</strong> <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elek-troindustrie haben<br />

neue Berufe mit an<strong>der</strong>en Prüfungen notwendig<br />

gemacht. Dabei wurden Strukturkonzepte entwikkelt,<br />

die auch in an<strong>der</strong>en Bereichen eingesetzt werden<br />

können. Insgesamt gilt es, die Zahl <strong>der</strong> Berufe<br />

zu reduzieren <strong>und</strong> die Querschnittsaufgaben von<br />

Berufefamilien in den Mittelpunkt <strong>der</strong> Ausbildung<br />

zu rücken.<br />

Die Einführung von zweijährigen o<strong>der</strong> modular geordneten<br />

Berufen lehnt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ab. Die Erfahrungen<br />

mit den Mini-Berufen zeigen, dass sie nur<br />

eine ungenügende Kompetenzausstattung für das<br />

Arbeitsleben erreichen. Sie vermitteln keine Bildung,<br />

im Medium des Berufs, die auf Kritik, Mündigkeit<br />

<strong>und</strong> Emanzipation abzielt.<br />

Wir kritisieren, dass die B<strong>und</strong>esregierung bei <strong>der</strong><br />

Erarbeitung von Ausbildungsberufen immer öfter<br />

den Konsens mit den Sozialparteien nicht mehr<br />

sucht, son<strong>der</strong>n selbstherrlich entscheidet. Die politischen<br />

Diktate stoßen in <strong>der</strong> betrieblichen Praxis<br />

auf geringe Akzeptanz <strong>und</strong> beeinträchtigen bei den<br />

Akteuren ihr Engagement für die duale Berufsausbildung.<br />

188


Der Ausbau <strong>der</strong> Qualität in <strong>der</strong> Ausbildung muss<br />

mehr in den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> rücken. Deshalb ist es<br />

wichtig, dass unsere Initiative zur Qualitätsverbesserung<br />

in den Betrieben <strong>und</strong> Regionen verstärkt<br />

aufgegriffen wird. Qualitätssteigernde <strong>und</strong> -sichernde<br />

Maßnahmen sind von zentraler Bedeutung<br />

für die Zukunft <strong>der</strong> dualen Ausbildung. Hier sind<br />

beide Lernorte, Berufsschule <strong>und</strong> Betrieb, gefor<strong>der</strong>t.<br />

Die Stärkung <strong>der</strong> betrieblich verantworteten <strong>und</strong> organisierten<br />

Ausbildung ist für uns Ziel <strong>der</strong> Berufsbildungspolitik.<br />

Eine Überführung <strong>der</strong> betrieblichen<br />

Ausbildung in staatliche Berufsfachschulen<br />

lehnen wir ab. Dass immer mehr Jugendliche aufgr<strong>und</strong><br />

fehlen<strong>der</strong> betrieblicher Ausbildungsplätze in<br />

Berufsfachschulen „versorgt“ werden müssen, ist<br />

eine gravierende Fehlentwicklung in <strong>der</strong> beruflichen<br />

Bildung. Die Berufsnot <strong>der</strong> Jugend gilt es, mit<br />

neuen Instrumenten zu bekämpfen, <strong>und</strong> die unsinnigen<br />

Warteschleifen, die Jugendliche heute<br />

zwangsweise drehen müssen, gilt es abzuschaffen.<br />

Wir verteidigen eine in Arbeitskontexten stehende<br />

qualifizierte Ausbildung in mo<strong>der</strong>nen Berufen als<br />

zukunftsweisendes Konzept. Der wissenschaftliche<br />

Beraterkreis <strong>der</strong> Gewerkschaften ver.di <strong>und</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

hat recht, wenn er titelt: Ohne Berufe geht es<br />

nicht. Gerade eine stärker wissensbasierte Volkswirtschaft<br />

braucht diese Form von Lernen <strong>und</strong> die<br />

dazu gehörende reflektierte Praxis.<br />

Die jetzige Finanzierung <strong>der</strong> beruflichen Ausbildung,<br />

nur durch die ausbildenden Betriebe <strong>und</strong> in<br />

Form von Notprogrammen durch den Staat, ist ungerecht,<br />

wenig erfolgreich <strong>und</strong> führt zu Wettbewerbsverzerrungen<br />

zu Lasten <strong>der</strong> Ausbildungsbetriebe.<br />

Dringend notwendig ist die Schaffung eines<br />

neuen Finanzierungssystems, das die Verantwortung<br />

aller Arbeitgeber für den Fachkräftenachwuchs<br />

sicherstellt. Die Form <strong>der</strong> Umlagefinanzierung<br />

hat sich in an<strong>der</strong>en europäischen Län<strong>der</strong>n,<br />

aber auch im Bausektor in Deutschland bewährt<br />

<strong>und</strong> muss deshalb in allen Branchen eingeführt<br />

werden.<br />

Die Berufsausbildung muss die unterschiedlichen<br />

Vorraussetzungen <strong>der</strong> Auszubildenden berücksichtigen.<br />

Für Jugendliche mit beson<strong>der</strong>em För<strong>der</strong>bedarf<br />

müssen beson<strong>der</strong>e Stütz- <strong>und</strong> För<strong>der</strong>maßnahmen<br />

zur Verfügung gestellt werden. Modelle wie PIA<br />

(Projekt zur Integration benachteiligter Jugendlicher<br />

in den ersten Ausbildungsmarkt) o<strong>der</strong> QUAS<br />

Plus (Qualifizierung <strong>und</strong> Ausbildung für Schulabgänger)<br />

sind erfolgreich <strong>und</strong> zeigen, wie Unterstützung<br />

für Jugendliche aussehen kann. Diese Konzepte<br />

gilt es, weiterzuentwickeln <strong>und</strong> b<strong>und</strong>esweit<br />

einzuführen.<br />

Die Ausbildungssituation von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

ist katastrophal, sie hat sich in<br />

den letzten Jahren nicht verbessert, son<strong>der</strong>n verschlechtert.<br />

Wir wissen, dass ausländische Jugendliche<br />

schlechtere Chancen haben, einen Ausbildungsplatz<br />

zu bekommen als ihre in Deutschland<br />

geborenen Klassenkameraden, selbst bei gleichen<br />

schulischen Voraussetzungen.<br />

Alle gesellschaftlichen Gruppen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Staat müssen<br />

den Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

den Zugang zu Bildung <strong>und</strong> Ausbildung öffnen.<br />

Dort, wo wir mit Betriebsräten <strong>und</strong> JAVen in Auswahlverfahren<br />

für die Besetzung von Ausbildungsplätzen<br />

einbezogen sind, können wir Entscheidungen<br />

für o<strong>der</strong> gegen AusbildungsbewerberInnen<br />

mitbestimmen.<br />

Durch die Politik <strong>der</strong> Europäischen Kommission in<br />

<strong>der</strong> Berufsbildung besteht die Gefahr, dass es zu<br />

weitreichenden negativen Verän<strong>der</strong>ungen im deutschen<br />

Ausbildungssystem kommt. Die Privatisierung<br />

von Prüfungen, die Zerschlagung umfassen<strong>der</strong><br />

Bildungsgänge, eine Kommerzialisierung von<br />

Bildungsprozessen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Abbau gesellschaftlicher<br />

Verantwortung in <strong>der</strong> beruflichen Bildung sind<br />

drohende Gefahren. Dem müssen wir durch die<br />

Schaffung von europäischen Kernberufen <strong>und</strong><br />

durch mehr Lernerfahrungen im Prozess <strong>der</strong> Arbeit<br />

unser eigenes Bildungskonzept gegenüberstellen.<br />

Wir erwarten vom europäischen Bildungsraum<br />

mehr Bildung <strong>und</strong> nicht weniger, mehr Durchlässigkeit<br />

statt Abschottung <strong>der</strong> Bildungsteilsysteme <strong>und</strong><br />

die Aufwertung beruflicher Bildungsprozesse im<br />

Prozess <strong>der</strong> Arbeit.<br />

5.2 Weiterbildung: Profilbestandteil <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

Die Erfolge unserer Tarifpolitik in <strong>der</strong> beruflichen<br />

Weiterbildung dürfen wir nicht verschenken. Deshalb<br />

gilt es, den Tarifvertrag Qualifizierung in <strong>der</strong><br />

<strong>Metall</strong>- <strong>und</strong> Elektroindustrie sowie in <strong>der</strong> Stahlindustrie<br />

flächendeckend umzusetzen. Zugleich muss<br />

in den Betrieben deutlich werden, dass die Beschäftigten<br />

mit ihren Qualifizierungsinteressen bei<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gut aufgehoben sind. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

kämpft dafür, dass alle eine Bildungschance erhalten<br />

<strong>und</strong> auf dem Weg in die Wissensgesellschaft<br />

nicht auf <strong>der</strong> Strecke bleiben.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss stärker als bisher eigene Gestaltungsaufgaben<br />

definieren <strong>und</strong> nachhaltig verfolgen.<br />

Das Thema Innovation <strong>und</strong> Qualifikation ist<br />

hervorragend geeignet, uns als Gestaltungskraft in<br />

den Betrieben <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Gesellschaft erkennbar zu<br />

machen. Diese Themen gilt es, als Profilbestandteil<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> aufzubauen: Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> als Anwalt,<br />

kompetenter Partner <strong>der</strong> Bildungs- <strong>und</strong> Innovationsinteressen<br />

<strong>der</strong> Arbeitnehmer <strong>und</strong> als politischer<br />

Motor in diesen Fel<strong>der</strong>n. Wenn wir dies erreichen<br />

wollen, muss Innovation <strong>und</strong> Qualifikation zum<br />

Schwerpunktthema werden.<br />

Die Bedeutung <strong>der</strong> Weiterbildung für Innovationen<br />

<strong>und</strong> damit für Wirtschaftswachstum <strong>und</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />

hat deutlich zugenommen.<br />

Deutschland muss mit einer wissensbasierten Ökonomie<br />

auf qualifizierte Arbeitsplätze setzen <strong>und</strong><br />

das Engagement in Weiterbildung verstärken. Bislang<br />

ist allerdings unser Land nur unzureichend auf<br />

diese Verän<strong>der</strong>ungen vorbereitet.<br />

Der Einbruch <strong>der</strong> von <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit<br />

geför<strong>der</strong>ten beruflichen Weiterbildung war in den<br />

letzten Jahren dramatisch. Die Zahl <strong>der</strong> jährlich neu<br />

begonnenen Weiterbildungsmaßnahmen ist zwi-<br />

189


schen 2000 <strong>und</strong> 2005 um gut 75 Prozent auf gerade<br />

einmal noch 132 000 zurückgegangen. In die Bildungssackgasse<br />

rein führen immer mehr Wege,<br />

heraus dagegen immer weniger.<br />

Der letzte Bildungsbericht <strong>der</strong> OECD belegt, dass in<br />

Deutschland nur 12 Prozent <strong>der</strong> Erwerbstätigen<br />

sich fortbilden. Die Teilnahmequote an beruflicher<br />

Weiterbildung ist sogar rückläufig. Wir bewegen<br />

uns also nicht nach vorn, son<strong>der</strong>n rückwärts.<br />

Betriebliche Weiterbildung ist hoch selektiv, sie<br />

verfährt nach dem Motto: Wer hat, dem wird gegeben,<br />

<strong>und</strong> wer wenig hat, schaut halt in die Röhre. 44<br />

Prozent <strong>der</strong> Erwerbstätigen mit einem Hochschulabschluss<br />

nehmen regelmäßig an Weiterbildungsmaßnahmen<br />

teil, dagegen aber nur 11 Prozent <strong>der</strong><br />

Erwerbstätigen ohne Berufsausbildung.<br />

Damit wird die Mehrheit <strong>der</strong> Beschäftigten aus <strong>der</strong><br />

Weiterbildung ausgegrenzt. Auslän<strong>der</strong> <strong>und</strong> Frauen<br />

sind über weite Strecken <strong>und</strong> in vielen Betrieben<br />

von <strong>der</strong> Weiterbildung vollständig ausgeschlossen.<br />

Das muss korrigiert werden.<br />

Fast nirgendwo in den Betrieben gibt es altersspezifische<br />

Weiterbildung, was angesichts <strong>der</strong> alternden<br />

Gesellschaft ein großes Problem ist. Ältere Erwerbstätige<br />

werden kaum vom Arbeitgeber geför<strong>der</strong>t.<br />

Auch das vom Bildungsministerium vorgestellte Instrument<br />

des Bildungssparens ist keine umfassende<br />

Weiterbildungsstrategie. Kern des Modells ist eine<br />

nachfrageorientierte Finanzierung des lebenslangen<br />

Lernens, die das um sich greifende neoliberale<br />

Klima des Selbst <strong>und</strong> die soziale Selektivität<br />

bei <strong>der</strong> Weiterbildung weiter verstärken wird. Das<br />

Problem <strong>der</strong> viel zu geringen Weiterbildungsbeteiligung<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Ausgrenzung von Bildungsbenachteiligten<br />

wird damit jedenfalls nicht gelöst.<br />

Ein echter Meilenstein in <strong>der</strong> deutschen Wirtschafts-<br />

<strong>und</strong> Sozialgeschichte wäre eine rechtliche<br />

Absicherung eines individuellen Rechtsanspruchs<br />

auf Weiterbildung sowie auch die zweite <strong>und</strong> dritte<br />

Chance für Bildungsabbrecher, die das kostenlose<br />

Nachholen von Schul- <strong>und</strong> Berufsabschlüssen ermöglicht<br />

<strong>und</strong> dabei zugleich den Lebensunterhalt<br />

sichert. Wir for<strong>der</strong>n ein Weiterbildungs-Bafög für<br />

Erwachsene, das den Aufstieg durch Bildung nicht<br />

am Geld scheitern lässt. Weiterbildung ist auch<br />

kein Privatvergnügen, wie es das Bildungssparen<br />

suggeriert, son<strong>der</strong>n steht in öffentlicher Verantwortung,<br />

was eine solidarische Finanzierung über Steuern<br />

nach sich zieht.<br />

Wir for<strong>der</strong>n die B<strong>und</strong>esregierung auf, einen Aktionsplan<br />

zur nachhaltigen Verbesserung <strong>der</strong> beruflichen<br />

Weiterbildung zusammen mit den Sozialparteien<br />

zu erarbeiten.<br />

Weiterbildung ist nicht nur eine betriebliche o<strong>der</strong><br />

private, son<strong>der</strong>n auch eine öffentliche Aufgabe.<br />

Deshalb for<strong>der</strong>n wir ein B<strong>und</strong>esrahmengesetz zur<br />

Weiterbildung.<br />

6. Schwerpunkte 2008 bis 2011<br />

Der Vorstand initiiert eine „Offensive Bildung“, die<br />

<strong>der</strong> wachsenden Bedeutung von Bildung gerecht<br />

wird. Dabei sind die gewerkschaftliche Bildung sowie<br />

die allgemeine Bildungspolitik <strong>und</strong> die Berufsbildung<br />

jeweils für sich <strong>und</strong> in ihren Zusammenhängen<br />

zu thematisieren.<br />

6.1 Gewerkschaftliche Bildung<br />

1. Die Bildungsstätten sichern <strong>und</strong> verbessern<br />

das gr<strong>und</strong>lagenbildende Angebot. Sie bauen<br />

den Bereich Bildung <strong>und</strong> Beratung/Bildung<br />

nach Maß aus <strong>und</strong> verstärken ihre Zusammenarbeit<br />

mit den Regionen. Sie intensivieren die<br />

Qualitätssicherung.<br />

2. Die Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>der</strong> ehrenamtlichen<br />

Referenten/innen wird intensiviert <strong>und</strong> die<br />

Nachwuchsgewinnung durch gezielte Projekte<br />

geför<strong>der</strong>t. Referenten-Arbeitskreise werden<br />

bei <strong>der</strong> Entwicklung von Qualitätssicherungsschritten<br />

unterstützt. Der Erfahrungsaustausch<br />

zwischen Bezirken <strong>und</strong> Regionen <strong>und</strong> die Unterstützung<br />

mit Medien <strong>und</strong> Material wird verbessert.<br />

3. Bildungsplanung <strong>und</strong> Bildungsmarketing wird<br />

für alle Angebote systematisch entwickelt. Die<br />

persönliche Bildungsberatung <strong>und</strong> die Bildungsberatung<br />

für Gremien wird durch die Ausbildung<br />

von Multiplikatoren unterstützt.<br />

4. Konzepte <strong>und</strong> Verfahren des Qualitätsmanagements<br />

werden weiterentwickelt <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Praxis<br />

<strong>der</strong> regionalen <strong>und</strong> zentralen Bildungsarbeit<br />

verankert.<br />

5. Der Bereich Bildung <strong>und</strong> Beratung wird ausgeweitet<br />

<strong>und</strong> Prozessberatung stärker mit Fachberatung<br />

verb<strong>und</strong>en.<br />

6. Es werden mit dem Forum Politische Bildung<br />

Angebote etabliert, in denen interessante,<br />

auch ungewöhnliche Themenfel<strong>der</strong> erschlossen,<br />

neue Kooperationsmöglichkeiten zu Wissenschaft,<br />

Kirchen, sozialen Bewegungen <strong>und</strong><br />

politischen Organisationen aufgebaut, innovative<br />

Arbeitsformen erprobt, die interne Zusammenarbeit<br />

gestärkt <strong>und</strong> neue Teilnehmergruppen<br />

erreicht werden.<br />

7. Die Bildungs- <strong>und</strong> Lerntheorie gewerkschaftlicher<br />

Bildungsarbeit wird weiterentwickelt. Dazu<br />

wird eine kritisch-emanzipatorische <strong>und</strong><br />

handlungsorientierte Didaktik für gewerkschaftliche<br />

Bildungsarbeit ausgearbeitet.<br />

8. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> för<strong>der</strong>t den intensiven Austausch<br />

mit den ehrenamtlichen Referenten/innen <strong>der</strong><br />

regionalen Jugendbildungsarbeit. Qualifizierungsreihen<br />

(u.a. Projektmanagement) für ehrenamtliche<br />

Referenten/innen in <strong>der</strong> regionalen<br />

Jugendbildungsarbeit werden angeboten<br />

<strong>und</strong> durch Evaluation begleitet.<br />

9. In Zusammenarbeit mit dem tarifpolitischen<br />

Ausschuss des EMB wird die län<strong>der</strong>übergreifende<br />

Tarifpolitik unterstützt. Interkulturelle<br />

190


<strong>und</strong> nichtrassistische Bildungsarbeit wird ein<br />

Schwerpunkt <strong>der</strong> internationalen Bildungsarbeit<br />

sein. Die Arbeit <strong>der</strong> Europäische Betriebsräte<br />

wird durch Workshops <strong>und</strong> Veranstaltungen<br />

stärker unterstützt. Die bi-nationalen Seminare<br />

werden durch multinationale/europäische<br />

Seminare <strong>und</strong> Veranstaltungen ersetzt.<br />

Die Vernetzung <strong>der</strong> Gewerkschaftsarbeit in international<br />

tätigen Konzernen wird durch Bildung<br />

begleitet.<br />

6.2 Bildungspolitik<br />

1. Eine öffentliche Debatte um politische Bildung<br />

aus gewerkschaftlicher Sicht soll durch Expertisen,<br />

Stellungnahmen <strong>und</strong> eine Tagung neu belebt<br />

werden. Außerdem werden Initiativen zum<br />

Erhalt <strong>und</strong> Ausbau des Bildungsurlaubs <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> öffentlichen För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> politischen Bildung<br />

unternommen.<br />

2. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird unter dem Motto „Eine gute<br />

Schule für Alle“ verstärkt in die öffentliche Diskussion<br />

eingreifen. Die Kontakte zwischen<br />

Schule <strong>und</strong> Arbeitswelt werden verstärkt, um<br />

die Arbeits- <strong>und</strong> Berufsorientierung des Unterrichts<br />

zu verbessern. Dazu werden auch weitere<br />

Unterrichtsmaterialien <strong>und</strong> Angebote in <strong>der</strong><br />

Lehrerfortbildung entwickelt <strong>und</strong> die Zusammenarbeit<br />

mit dem DGB <strong>und</strong> <strong>der</strong> Hans-Böckler-<br />

Stiftung in <strong>der</strong> Initiative „Schule/Arbeitswelt“<br />

intensiviert.<br />

3. Die hochschulpolitischen Aktivitäten <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> werden mit <strong>der</strong> gewerkschaftlichen Studierendenarbeit<br />

vernetzt, Seminarangebote<br />

für Studierende weiterentwickelt. Ein gewerkschaftliches<br />

Gutachternetzwerk soll aufgebaut<br />

werden, um Einfluss auf die nationalen <strong>und</strong> europäischen<br />

Qualitätssicherungsverfahren in<br />

<strong>der</strong> Hochschulbildung zu haben.<br />

6.3 Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

1. Das Recht <strong>der</strong> Jugend auf einen qualifizierten<br />

betrieblichen Ausbildungsplatz muss umgesetzt<br />

werden. Der Schlüssel, um dieses Ziel zu<br />

erreichen, ist ein gerechte, alle Betriebe einschließende,<br />

neue Form <strong>der</strong> Finanzierung <strong>der</strong><br />

Berufsausbildung.<br />

2. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>t einen Aktionsplan zur beruflichen<br />

Weiterbildung <strong>und</strong> ein B<strong>und</strong>esrahmengesetz<br />

zur Weiterbildung.<br />

191


Qualifizierung von ehren- <strong>und</strong> hauptamtlichen<br />

Referenten <strong>und</strong> Referentinnen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

7.001 Antragsteller/in: Erfurt<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Qualifizierung <strong>der</strong> ehrenamtlichen <strong>und</strong> hauptamtlichen<br />

Referenten <strong>und</strong> Referentinnen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

ist eine Aufgabe <strong>der</strong> zentralen Bildungsarbeit.<br />

Die angebotenen Referenten <strong>und</strong> Referentinnen-<br />

Seminare umfassen sowohl die allgemeine Qualifizierung<br />

für politische Lernprozesse als auch die<br />

Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung für die regionalen Gr<strong>und</strong>lagen-<br />

<strong>und</strong> Einführungsseminare für die Bereiche Vertrauensleute,<br />

Betriebsräte, Schwerbehin<strong>der</strong>te, Jugend,<br />

Entgelt <strong>und</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz.<br />

Seminare für Bildungsberater <strong>und</strong> Bildungsberaterinnen<br />

7.002 Antragsteller/in: Erfurt<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Für die Planung, Organisierung <strong>und</strong> Durchführung<br />

<strong>der</strong> gewerkschaftlichen Bildungsarbeit sind im ehrenamtlichen<br />

Bereich Referenten <strong>und</strong> Referentinnen<br />

sowie Bildungsberater <strong>und</strong> Bildungsberaterinnen<br />

unverzichtbar. An den zentralen Bildungsstätten<br />

werden dafür bisher Referenten <strong>und</strong> Referentinnen-Qualifizierungsseminare<br />

angeboten. Ein vergleichbares<br />

Angebot für Bildungsberater <strong>und</strong> Bildungsberaterinnen<br />

fehlt. Für sie müssen zukünftig<br />

ebenfalls Qualifizierungsseminare angeboten werden.<br />

So werden sie befähigt, ihre in den Richtlinien<br />

für Vertrauensleutearbeit beschriebenen Aufgaben<br />

zu erfüllen. Eine qualifizierte Bildungsberatung<br />

dient <strong>der</strong> Stabilisierung betrieblicher <strong>und</strong> örtlicher<br />

Bildungsstrukturen, <strong>der</strong> besseren Wahrnehmung<br />

von Bildungsangeboten <strong>und</strong> somit auch <strong>der</strong> Stärkung<br />

<strong>der</strong> Interessenvertretungsarbeit.<br />

Referentenqualifizierung<br />

7.003 Antragsteller/in: Wolfsburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Zusammenhangswissen wird für die Beurteilung<br />

<strong>der</strong> komplexen Sachverhalte in unserer Arbeitswelt<br />

immer wichtiger <strong>und</strong> die Mediengesellschaft macht<br />

die Sicht auf die Zusammenhänge nicht leichter.<br />

Die Aufgabe <strong>der</strong> Bildungsarbeit ist es, hier Unterstützung<br />

zu leisten <strong>und</strong> politische Orientierung mit<br />

<strong>der</strong> fachlichen Kompetenz zu verknüpfen. Die <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> als „lernende Organisation“ muss unterstützt<br />

durch die Bildungsarbeit ihre Strategien über<br />

die unmittelbare Tagespolitik hinaus entwickeln.<br />

Hierzu ist es unerlässlich, dass über die Bildungsangebote<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> alle Zielgruppen erreicht<br />

werden. Die Mitglie<strong>der</strong>struktur <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> spiegelt<br />

keinesfalls mehr die Beschäftigtenstruktur in<br />

unserer Gesellschaft wi<strong>der</strong>, dies ist eine bedrohliche<br />

Entwicklung für unsere Organisation. Um dem<br />

entgegenzuwirken ist ein attraktives <strong>und</strong> mo<strong>der</strong>nes<br />

Seminarangebot zu entwickeln, welches aber nur<br />

durch bestqualifizierte Referenten <strong>und</strong> Referentinnen<br />

gestaltet werden kann.<br />

Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />

for<strong>der</strong>n ein über die angebotene<br />

Gr<strong>und</strong>lagenqualifikation hinaus gehendes umfassendes<br />

Qualifizierungsprogramm für Referenten<br />

<strong>und</strong> Referentinnen, welches gleichermaßen eine politische/fachbezogene<br />

sowie eine methodisch/ didaktische<br />

Weiterbildung umfasst. Gerade bei <strong>der</strong><br />

methodisch/didaktischen Weiterbildung ist die Entwicklung<br />

einer breit gefächerten Medienvielfalt in<br />

unserer Gesellschaft zu berücksichtigen <strong>und</strong> dieser<br />

Rechnung zu tragen. Den Referenten <strong>und</strong> Referentinnen<br />

ist <strong>der</strong> Umgang mit neuen Medien, wie z. B.<br />

Internet <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Nutzen zur Vermittlung von Seminarinhalten<br />

in praxisorientierten Qualifizierungsbausteinen<br />

zu vermitteln. Dies kann dazu beitragen,<br />

die Seminarattraktivität zu steigern <strong>und</strong> somit bisher<br />

nicht erschlossene Zielgruppen zu erreichen.<br />

Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />

for<strong>der</strong>n eine Unterstützung <strong>der</strong> Arbeit<br />

<strong>der</strong> örtlichen Referentenarbeitskreise. Hier wird<br />

das Wissen <strong>der</strong> einzelnen Referenten <strong>und</strong> Referentinnen<br />

zusammengeführt. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e ist<br />

den Referentenarbeitskreisen eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung<br />

beizumessen. Wir for<strong>der</strong>n eine Prozessbegleitung<br />

für die Referentenarbeitskreise, die zum<br />

Ziel haben soll, den Wissenstransfer im Arbeitskreis<br />

zu optimieren <strong>und</strong> so ein wertvolles bildungspolitisches<br />

Instrument zu beleben. In diesem Zusammenhang<br />

for<strong>der</strong>n wir über das „Forum Bildung“<br />

einen Austausch über die Referentenarbeitskreise<br />

im Rahmen eines 2-jährig stattfindenden Referentenkongresses<br />

zu implementieren.<br />

Überarbeitung <strong>der</strong> Bildungsrichtlinie<br />

7.004 Antragsteller/in:<br />

Jugendausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Delegierten des 21. Gewerkschaftstages <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> for<strong>der</strong>n den Vorstand auf, die Richtlinie zur<br />

Bildungsarbeit in Hinblick auf die Erhöhung <strong>der</strong> Honorare,<br />

die Erhöhung <strong>der</strong> Ausfallzahlung für Referenten<br />

<strong>und</strong> Referentinnen ohne Einkommen aus Erwerbsarbeit<br />

<strong>und</strong> die Übernahme <strong>der</strong> Reisekosten<br />

(Erstattung <strong>der</strong> Bahn Card) für ehrenamtliche Referenten,<br />

Referentinnen <strong>und</strong> Hospitanten, Hospitantinnen<br />

zu überarbeiten.<br />

Gewerkschaftliche Bildungsarbeit stellt sich den<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

7.005 Antragsteller/in: Leipzig<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird beauftragt, die in<br />

<strong>der</strong> Richtlinie für die Bildungsarbeit festgelegten<br />

Vergütungen für Referenten <strong>und</strong> Referentinnen zu<br />

überarbeiten <strong>und</strong> zu ergänzen. Dabei sollen die Ver-<br />

192


gütungen den teilweise sehr unterschiedlichen Lebensumständen<br />

<strong>der</strong> Referenten <strong>und</strong> Referentinnen<br />

unter folgenden gewerkschaftlichen Gr<strong>und</strong>ansprüchen<br />

gerecht werden:<br />

• Gerechte Bezahlung – Gutes Geld für gute Arbeit<br />

• Gleiches Entgelt für gleichwertige Arbeit<br />

• Von seiner Arbeit menschenwürdig leben können.<br />

Die bisherige Vergütung für ehrenamtliche Referenten<br />

<strong>und</strong> Referentinnen, die aus einem Honorar<br />

nebst einer pauschalen (für Studierende) o<strong>der</strong><br />

nachgewiesenen (für Erwerbslose <strong>und</strong> Beschäftigte)<br />

Verdienstausfall- o<strong>der</strong> Aufwandsentschädigung<br />

besteht, wird den unterschiedlichen Situationen<br />

<strong>der</strong> Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen nicht gerecht. Zu<br />

überlegen ist hier ein genereller Pauschalbetrag je<br />

Seminartag, <strong>der</strong> einheitlich zur Auszahlung kommt.<br />

Damit sind dann die individuellen Aufwendungen<br />

für Beschäftigte, Erwerbslose, Studierende, Selbstständige<br />

<strong>und</strong> so weiter abgegolten.<br />

Referenten <strong>und</strong> Referentinnen<br />

7.006 Antragsteller/in: Salzgitter<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Qualifizierung <strong>der</strong> ehrenamtlichen <strong>und</strong> hauptamtlichen<br />

Referenten <strong>und</strong> Referentinnen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

ist in erster Linie Aufgabe <strong>der</strong> zentralen Bildungsarbeit.<br />

Die zentral angebotenen Referenten- <strong>und</strong> Referentinnenseminare<br />

umfassen sowohl die allgemeine<br />

Qualifizierung für politische Lernprozesse alsauch<br />

die Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung für die regionalen Gr<strong>und</strong>lagen-<br />

<strong>und</strong> Einführungsseminare für die Bereiche Vertrauensleute,<br />

Betriebsräte, Schwerbehin<strong>der</strong>te, Jugend,<br />

Entgelt sowie Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz.<br />

Daneben bedarfeseinespersönlichen <strong>und</strong> fachlichen<br />

Erfahrungsaustausches <strong>der</strong> Referenten <strong>und</strong> Referentinnen<br />

auf zentraler Ebene. Angebote wie das Forum<br />

Bildung o<strong>der</strong> das Referentenportal im Extranet sind<br />

eine sinnvolle Ergänzung, reichen jedoch nicht aus.<br />

Gr<strong>und</strong>materialien wie Leitfäden <strong>und</strong> Seminarkonzepte<br />

müssen den Referenten <strong>und</strong> Referentinnen in<br />

Papierform zur Verfügung stehen. Das Extranet<br />

schließt über privat zu erfüllende technische Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

bzw. Voraussetzungen (Internetzugang,<br />

leistungsstarker PC, hohe Speicherkapazität, Farbdrucker,…)<br />

bisher viele Referenten <strong>und</strong> Referentinnen<br />

vom Materialzugang aus.<br />

Die zusätzlichen Qualifizierungsangebote <strong>der</strong> Hospitanten,<br />

Hospitantinnen, Referenten <strong>und</strong> Referentinnen<br />

auf regionaler <strong>und</strong> örtlicher Ebene sind<br />

durch die zentrale Bildungsarbeit zu unterstützen.<br />

Gewerkschaftliche Bildungsarbeit<br />

7.007 Antragsteller/in: Salzgitter<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Beendigung des Projekts „Weiterentwicklung <strong>der</strong><br />

gewerkschaftlichen Bildungsarbeit“ <strong>und</strong> zukünftige<br />

Arbeitsschwerpunkte.<br />

Mit Beendigung des Projekts „Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> gewerkschaftlichen Bildungsarbeit“ sind zukünftige<br />

weitere Arbeitsfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> gewerkschaftlichen<br />

Bildungsarbeit definiert worden. Die Rahmenkonzeption<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Bildungsarbeit bietet eine<br />

gesellschaftspolitische, inhaltliche <strong>und</strong> methodische<br />

Orientierung für unsere Mitglie<strong>der</strong>, Funktionsträger<br />

Funktionsträgerinnen sowie Referenten <strong>und</strong><br />

Referentinnen. Sie hat sich bewährt <strong>und</strong> bildet die<br />

Basis für die Ausgestaltung <strong>der</strong> aktuellen <strong>und</strong> zukünftigen<br />

Arbeitsfel<strong>der</strong>. Gr<strong>und</strong>lage dieser Weiterarbeit<br />

muss zudem eine fortlaufende qualitative Analyse<br />

<strong>der</strong> bestehenden regionalen Bildungsarbeit<br />

sein sowie ein vorher abzustimmendes Beteiligungsmodell<br />

<strong>der</strong> regionalen/örtlichen Bildungsarbeit.<br />

Die Ergebnisse des Projekts „Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> gewerkschaftlichen Bildungsarbeit“ sind weitgehend<br />

ohne umfassende qualitative <strong>und</strong> quantitative<br />

Analyse insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> bestehenden regionalen<br />

Bildungsarbeit erarbeitet worden. Auch eine<br />

aussagefähige Analyse <strong>der</strong> bestehenden Inhalte,<br />

Methoden, Arbeits- <strong>und</strong> Organisationsformen fehlt<br />

weiter. Es ist im Projekt sichtbar geworden, dass die<br />

regionale Bildungsarbeit sehr unterschiedlich entwickelt<br />

ist <strong>und</strong> unterschiedlich hohe Standards bestehen.<br />

Mit Hilfe einer qualitativen Analyse dieser<br />

bestehenden Standards wird es ermöglicht, bestehende<br />

Strukturen abzugleichen <strong>und</strong> koordiniert<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Das fehlende verbindlich definierte Beteiligungsmodell<br />

<strong>der</strong> regionalen Bildungsarbeit war einer <strong>der</strong><br />

zentralen Kritikpunkte auf <strong>der</strong> Abschlusstagung.<br />

Die Durchführung überregionaler Tagungen <strong>und</strong><br />

Workshops ersetzt kein Beteiligungsmodell. Nur<br />

ein definiertes Beteiligungsmodell kann gewährleisten,<br />

dass weitere Arbeitsvorhaben zukünftig auch<br />

beteiligungsorientiert erarbeitet, entschieden <strong>und</strong><br />

durchgeführt werden.<br />

Neue Arbeitsvorhaben o<strong>der</strong> Arbeitsschwerpunkte<br />

bzw. neu zu entwickelnden Angebote dürfen nicht<br />

zu Lasten <strong>der</strong> politischen <strong>und</strong> aufgabenbezogenen<br />

Weiterbildung gehen.<br />

Aufgabenklärung zwischen örtlicher, regionaler<br />

<strong>und</strong> zentraler Bildungsarbeit erfor<strong>der</strong>lich<br />

Die Ebenen unserer Bildungsarbeit (betrieblich/<br />

örtlich, regional/bezirklich, zentral) mit ihren jeweils<br />

spezifischen Aufgaben müssen klar definiert<br />

<strong>und</strong> sinnvoll aufeinan<strong>der</strong> abgestimmt sein. Nur so<br />

wird eine sinnvolle Ergänzung <strong>der</strong> Angebote sowie<br />

ein effizienter Mitteleinsatz ermöglicht <strong>und</strong> Konkurrenzangebote<br />

aus dem eigenen Haus vermieden.<br />

Die Verwaltungsstellen sind die Ebene <strong>der</strong> unmittelbaren<br />

Umsetzung gewerkschaftlicher Ziele. Daher<br />

liegt hier <strong>der</strong> Kern <strong>der</strong> Aufgabe örtlicher Bildungsarbeit.<br />

Die betrieblichen Gremien <strong>der</strong> Interessenvertretung<br />

sind ebenso in ihrer Handlungsfähigkeit zu<br />

unterstützen, wie eine gemeinsame Strategiebildung<br />

zu för<strong>der</strong>n ist.<br />

Für die gewerkschaftliche Strategiebildung ist die<br />

eigene Bildungsarbeit unverzichtbar. Auf allen Ebenen<br />

<strong>der</strong> Bildungsarbeit müssen gesamtgesellschaftliche<br />

<strong>und</strong> wirtschaftliche Alternativen sowie<br />

193


Strategien zu <strong>der</strong>en Umsetzung entwickelt <strong>und</strong> vermittelt<br />

werden.<br />

Darüber hinaus ist eine wichtige Funktion zentraler<br />

Bildungsarbeit <strong>der</strong> betriebs-, branchen- <strong>und</strong> regionsübergreifende<br />

Meinungs- <strong>und</strong> Erfahrungsaustausch<br />

<strong>und</strong> das gemeinsame Lernen. Damit werden<br />

Willensbildungsprozesse in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> unterstützt<br />

<strong>und</strong> demokratische Kultur gestärkt. Darin<br />

spiegelt sich auch die reiche Vielfalt gewerkschaftlicher<br />

Praxis in Betrieben, Verwaltungsstellen sowie<br />

Bezirken <strong>und</strong> wird dadurch nutzbar gemacht.<br />

Das bedeutet unter an<strong>der</strong>em: Eine Stärkung <strong>der</strong><br />

Gr<strong>und</strong>lagenbildung <strong>und</strong> <strong>der</strong> gesellschaftspolitischen<br />

Seminare sowie eine stetige Weiterentwicklung<br />

<strong>und</strong> Verbreitung <strong>der</strong> Konzepte. Eine Ausweitung<br />

<strong>der</strong> Seminare im Bereich <strong>der</strong> aufgabenbezogenen<br />

Weiterbildung darf nicht zu Lasten <strong>der</strong> gesellschaftspolitischen<br />

Weiterbildung gehen, denn unsere<br />

Funktionsträger <strong>und</strong> Funktionsträgerinnen haben<br />

neben ihren fachlichen Aufgaben insbeson<strong>der</strong>e<br />

eine politische Funktion. Es ist <strong>und</strong> war immer gewerkschaftliches<br />

Ziel, die Spaltung <strong>der</strong> betrieblichen<br />

Interessenvertretung zu überwinden. Daher<br />

hat gewerkschaftliche Bildungsarbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

die Stärkung <strong>der</strong> gemeinsamen Arbeit von Vertrauensleuten<br />

<strong>und</strong> Betriebsräten zum Ziel.<br />

Bei <strong>der</strong> Bildungsorganisation <strong>und</strong> Belegung <strong>der</strong><br />

zentralen Seminare ist die Teilnehmer <strong>und</strong> Teilnehmerinnen-Zusammensetzung<br />

auch an diesen Zielen<br />

zu orientieren. Es wird sicher gestellt, dass an<br />

allen zentralen Bildungsstätten <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Seminare<br />

<strong>der</strong> gesellschaftspolitischen Weiterbildung<br />

aus dem zentralen Bildungsprogramm angeboten<br />

werden.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Leitbildentwicklung <strong>und</strong> Profilbildung<br />

<strong>der</strong> zentralen Bildungsstätten soll in Bezug<br />

auf die Angebotsstruktur auf ein ausgewogenes<br />

Verhältnis von Seminaren <strong>der</strong> politischen Weiterbildung<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> aufgabenbezogenen Weiterbildung<br />

geachtet werden. Eine mögliche finanzielle Benachteiligung<br />

von Bildungsstätten mit Profil politische<br />

Weiterbildung bzw. Bevorzugung von Bildungsstätten<br />

mit Profil aufgabenbezogene Weiterbildung ist<br />

durch entsprechende Mittelzuweisung im Rahmen<br />

des Budgets zu vermeiden.<br />

Gewerkschaftliche Bildungsarbeit<br />

7.008 Antragsteller/in: Fürth<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Zielsetzung gewerkschaftlicher Bildungsarbeit<br />

Gewerkschaftliche Bildung ist Zweckbildung für<br />

die sozialen Auseinan<strong>der</strong>setzungen im Interesse<br />

<strong>der</strong> abhängig Beschäftigten. Ihr Ziel ist es, Menschen<br />

zum gemeinsamen Handeln zu motivieren<br />

<strong>und</strong> zu befähigen, gewerkschaftliche Ziele zu realisieren.<br />

Das Ziel gewerkschaftlichen Handelns ist eine demokratische<br />

<strong>und</strong> soziale Gesellschaft, die die Benachteiligung<br />

<strong>der</strong> arbeitenden <strong>und</strong> von Erwerbsarbeit<br />

ausgegrenzten Menschen aufhebt. Gewerkschaftliche<br />

Bildungsarbeit hat sich mit gegensätzlichen<br />

Interessen von Arbeit <strong>und</strong> Kapital <strong>und</strong> <strong>der</strong>en<br />

Auswirkungen <strong>und</strong> Erscheinungsformen auseinan<strong>der</strong><br />

zusetzen.<br />

Eine gewerkschafts- <strong>und</strong> gesellschaftspolitisch orientierte<br />

Bildungsarbeit hat die Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit gesellschaftlichen <strong>und</strong> politischen Macht<strong>und</strong><br />

Herrschaftsverhältnissen zum Schwerpunkt.<br />

Aus dieser Auseinan<strong>der</strong>setzung entwickelt sich eine<br />

emanzipatorische Bildungsarbeit mit betrieblichen<br />

<strong>und</strong> gesellschaftlichen Alternativen <strong>und</strong><br />

Handlungsperspektiven. Sie ist Reflektionsraum,<br />

Ideenschmiede <strong>und</strong> Zukunftswerkstatt für unsere<br />

gewerkschaftliche Theorie <strong>und</strong> Praxis. Sie trägt<br />

identitätsstiftenden Charakter für unsere Organisation.<br />

Weiterentwicklung einer gemeinsamen gewerkschaftlichen<br />

Bildungsarbeit Gewerkschaftliche Bildungsarbeit<br />

kann nicht bei einmal erworbenen Erkenntnissen<br />

<strong>und</strong> Einsichten stehen bleiben. Nach<br />

wie vor beherrscht <strong>der</strong> Interessensgegensatz zwischen<br />

Arbeit <strong>und</strong> Kapital unser gesellschaftliches<br />

Leben. Herrschaftsmechanismen <strong>und</strong> Erscheinungsformen<br />

dieses Gr<strong>und</strong>konfliktes sowie die Erfahrungshorizonte<br />

<strong>der</strong> Menschen verän<strong>der</strong>n sich<br />

aber. Während „die alte Klassengesellschaft“ für<br />

viele überw<strong>und</strong>en scheint, leben wir dennoch in einer<br />

Epoche, in <strong>der</strong> gesellschaftliche Verhältnisse<br />

national wie international immer mehr den Gesetzen<br />

<strong>der</strong> sogenannten freien Marktkräfte unterworfen<br />

werden, frei von allen Einschränkungen ungehin<strong>der</strong>ter<br />

Profitmaximierung. Angesichts <strong>der</strong> Entwicklungen<br />

in den Betrieben, <strong>der</strong> Interessenvertretungsstrukturen<br />

<strong>und</strong> politischer Intentionen zur<br />

Spaltung <strong>und</strong> Schwächung gewerkschaftlicher <strong>und</strong><br />

betrieblicher Interessenvertretung wird die Wirksamkeit<br />

<strong>und</strong> Präsenz unserer Bildungsarbeit in den<br />

nächsten Jahren mitentscheidend sein über den<br />

Einfluss <strong>und</strong> die Wirksamkeit <strong>der</strong> Politik <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>.<br />

Bildungsarbeit muss ihre „Werkzeuge“ anpassen,<br />

um neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten<br />

Herrschafts- <strong>und</strong> Machtstrategien begegnen zu<br />

können. Dies gilt sowohl für die Organisation <strong>der</strong><br />

Bildungsarbeit als auch für <strong>der</strong>en Inhalte. Die Vermittlung<br />

von ökonomischen <strong>und</strong> gesellschaftlichen<br />

Gr<strong>und</strong>lagenkenntnissen in historischen Dimensionen<br />

sowie von politisch-strategischen, fachlichen<br />

<strong>und</strong> sozial-methodischen Kompetenzen ist in unserer<br />

Bildungsarbeit zwingend notwendig.<br />

Verbesserte Bildungsarbeit <strong>und</strong> -organisation auf<br />

regionaler <strong>und</strong> bezirklicher Ebene ist unverzichtbar<br />

<strong>und</strong> stärkt nicht nur das F<strong>und</strong>ament unserer Bildungsarbeit,<br />

son<strong>der</strong>n das <strong>der</strong> gesamten Organisation.<br />

Die Bildungsarbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist ein ganzheitlicher<br />

Prozess. Eine formale Unterscheidung zwischen<br />

regionaler <strong>und</strong> zentraler Ebene wird dem Anspruch<br />

an unsere Bildungsarbeit nicht gerecht; regionale<br />

<strong>und</strong> zentrale Angebote müssen in Korrespondenz<br />

mit- <strong>und</strong> zueinan<strong>der</strong> treten können.<br />

Aufgaben auf zentraler Ebene<br />

Gewerkschaftliche Bildungsarbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist<br />

mehr als eine „Querschnittaufgabe", eine ganzheitliche<br />

Bildungsarbeit erfor<strong>der</strong>t nicht nur koordinierende<br />

son<strong>der</strong>n leitende Strukturen auf Ebene<br />

des Vorstandes.<br />

194


Die zentralen Bildungsstätten <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> müssen<br />

bei einem festen Angebot gr<strong>und</strong>lagenbilden<strong>der</strong>, historischer<br />

<strong>und</strong> gesellschaftspolitischer Seminare<br />

sowie weiterführenden <strong>und</strong> aktuellen Seminaren,<br />

stärker für die Ausbildung von Referenten <strong>und</strong> Referentinnen,<br />

die Entwicklung von Seminarplätzen sowie<br />

Lehr- <strong>und</strong> Lernmaterialien zur Verfügung stehen.<br />

Ihre fachliche <strong>und</strong> personelle Unterstützung<br />

für die bezirkliche <strong>und</strong> regionale Bildungsarbeit ist<br />

mehr denn je erfor<strong>der</strong>lich. Aber ihre personellen<br />

<strong>und</strong> räumlichen Kapazitäten in betriebsverfassungsrechtlichen<br />

Seminaren zu binden ist nicht<br />

zielführend.<br />

Bildungsarbeit<br />

7.009 Antragsteller/in: Bremen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, die regionale Bildungsarbeit<br />

stärker mit Konzepten, Finanzen, Materialien<br />

<strong>und</strong> Qualifizierung von Ehrenamtlichen<br />

<strong>und</strong> Hauptamtlichen zu unterstützen.<br />

Weiterentwicklung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Bildungsarbeit<br />

7.010 Antragsteller/in: Stuttgart<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Zur Ausweitung, Schaffung <strong>und</strong> Etablierung generationsübergreifen<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> -verbinden<strong>der</strong> Bildungsarbeit<br />

sollen<br />

– bildungstheoretische <strong>und</strong> didaktische Erkenntnisse<br />

in die Ansätze des generationsübergreifenden<br />

<strong>und</strong> -verbindenden Lernens einfließen;<br />

– bestehende Seminarangebote <strong>und</strong> gezielte Seminarausschreibungen<br />

für „Jung <strong>und</strong> Alt“ geprüft<br />

werden;<br />

– Seminartypen, die gezielt den Austausch von<br />

Erfahrungswissen <strong>und</strong> mo<strong>der</strong>nem Wissen för<strong>der</strong>n,<br />

das generationsübergreifende <strong>und</strong> -verbindende<br />

Können ausbauen <strong>und</strong> zum gemeinsamen<br />

Handeln anregen, entwickelt werden.<br />

Gr<strong>und</strong>lagenbildung<br />

7.011 Antragsteller/in: Wolfsburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Bildungsarbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss in ihren<br />

Strukturen <strong>und</strong> Inhalten den verän<strong>der</strong>ten gesellschaftlichen<br />

Verhältnissen gerecht werden.<br />

Auf Arbeitgeberseite hat sich die Orientierung am<br />

kurzfristigen Sharehol<strong>der</strong>-Value im Gegensatz zum<br />

Stakehol<strong>der</strong>-Value durchgesetzt. Es zählen in dieser<br />

Welt des zügellosen Kapitalismus ausschließlich<br />

die Interessen <strong>der</strong> Anteilseigner.<br />

Um die notwendigen Fähigkeiten zu vermitteln, die<br />

es ermöglichen dem oben beschriebenen Prinzip<br />

des Interessengegensatzes in <strong>der</strong> Arbeitswelt alternative<br />

Ideen entgegenzusetzen, brauchen wir politische<br />

Bildung.<br />

Hier gehört fachspezifische Bildung <strong>und</strong> gesellschaftspolitische<br />

Gr<strong>und</strong>lagenbildung untrennbar<br />

zusammen. Nur dieser integrale Bildungsansatz<br />

schafft die Voraussetzungen für ein ganzheitliches<br />

<strong>und</strong> vernetztes Denken.<br />

Der 21.ordentliche Gewerkschaftstag möge beschließen,<br />

dass bei <strong>der</strong> Neukonzeption von Seminarinhalten<br />

dieser ganzheitliche Ansatz gewahrt<br />

bleibt <strong>und</strong> in den Seminaren <strong>der</strong> Blickauf die gesellschaftspolitischen<br />

sowie die betriebspolitischen<br />

Aspekte gerichtet wird, um die Wechselwirkungen<br />

deutlich werden zu lassen. Hier wird explizit das A2<br />

Seminar angesprochen, bei dem durch die Modularisierung<br />

ein Trend zur Trennung <strong>der</strong> beiden Themenkomplexe<br />

erkennbar wird. Wir beantragen ein<br />

zweiwöchiges A2 Seminarkonzept zu entwickeln,<br />

welches einen integrativen Ansatz verfolgt, somit<br />

inhaltlich beide Themenfel<strong>der</strong>, Gesellschaftspolitik<br />

<strong>und</strong> Betriebspolitik, zu gleichen Anteilen an die<br />

Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer heranträgt.<br />

Ein beson<strong>der</strong>er Schwerpunkt <strong>der</strong> gewerkschaftlichen<br />

Bildungsarbeit ist die Jugendbildung. Gewerkschaftliche<br />

Jugendbildungsarbeit ist politische Bildungsarbeit,<br />

die die Befähigung <strong>der</strong> Teilnehmenden<br />

zur sozialen Auseinan<strong>der</strong>setzung zum Ziel hat.<br />

Eine Modularisierung <strong>der</strong> Seminare <strong>der</strong> <strong>IG</strong>M Jugendbildungsarbeit<br />

(JAV, Jugend 1-3) wird abgelehnt<br />

<strong>und</strong> erscheint auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> relativ kurzen<br />

„Durchlaufzeit“ <strong>der</strong> Jugendlichen nicht sinnvoll.<br />

Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />

for<strong>der</strong>n eine Ausgewogenheit <strong>der</strong> Bildungsarbeit<br />

in Bezug auf die Seminarkapazitäten<br />

für Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> ehrenamtliche Funktionäre <strong>und</strong><br />

Funktionärinnen sowie für Betriebsräte. Hier darf<br />

es keine weitere Verschiebung von Seminarkapazitäten<br />

zugunsten von § 37,6 Betriebsverfassungs-<br />

Seminaren geben, da nur eine breit angelegte Bildungsarbeit,<br />

die auf alle Gruppen gleichermaßen<br />

zielt, eine Nachhaltigkeit des Wissens generiert.<br />

Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />

for<strong>der</strong>n, dass Seminarangebote unterbreitet<br />

werden, die sich an alle Zielgruppen, Mitglie<strong>der</strong>,<br />

ehrenamtliche Funktionäre <strong>und</strong> Funktionärinnen<br />

<strong>und</strong> Betriebsräte, gleichermaßen richten,<br />

um einen zielgruppenübergreifenden konstruktiven<br />

Dialog im Seminar zu ermöglichen.<br />

Bildungsangebote für Akteure <strong>und</strong> Akteurinnen<br />

in betrieblichen Tarifkonflikten<br />

7.012 Antragsteller/in: Lippstadt<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Um künftig bei den tariflichen Abweichungen im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Pforzheimer Vereinbarung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Tarifverträge<br />

zur Beschäftigungssicherung bessere<br />

Regelungen zu erreichen, muss die fachliche Qualifikation<br />

<strong>der</strong> betrieblichen <strong>und</strong> hauptamtlichen Akteure<br />

<strong>und</strong> Akteurinnen in den betrieblichen Tarif<strong>und</strong><br />

Verhandlungskommissionen ausgebaut werden.<br />

Für die Akteure <strong>und</strong> Akteurinnen müssen Bildungsangebote<br />

erarbeitet werden, um den neuen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> betrieblichen Tarifkonflikte gerecht<br />

werden zu können. Diese Bildungsangebote<br />

195


müssen auch die Qualifizierung für eine kritische<br />

Begleitung <strong>und</strong> Überprüfung <strong>der</strong> vereinbarten Maßnahmen<br />

im Rahmen eines Sanierungstarifvertrages<br />

für die gesamte Laufzeit des Vertrages beinhalten.<br />

Bildungsangebot betriebsnah<br />

7.013 Antragsteller/in: Darmstadt<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Zur Unterstützung <strong>der</strong> betrieblichen Funktionsträger<br />

soll das örtliche, regionale <strong>und</strong> zentrale Bildungsangebot<br />

betriebsnah gestaltet <strong>und</strong> ausgebaut<br />

werden.<br />

Dazu ist es notwendig, den persönlichen Kontakt<br />

zwischen betrieblichen Akteuren <strong>und</strong> Akteurinnen<br />

<strong>und</strong> den Bildungseinrichtungen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wie<br />

z. B. den Bildungswerken <strong>und</strong> Bildungsstätten in<br />

Absprache mit den zuständigen Verwaltungsstellen<br />

herzustellen.<br />

Über persönliche Kontakte <strong>und</strong> durch die Bearbeitung<br />

betrieblicher Themen in <strong>der</strong> betriebsnahen<br />

Bildungsarbeit sollen Hemmnisse abgebaut <strong>und</strong><br />

Vertrauen geschaffen werden.<br />

Damit för<strong>der</strong>t Bildungsarbeit beson<strong>der</strong>s die individuellen<br />

<strong>und</strong> gemeinsamen Entwicklungs- <strong>und</strong> Gestaltungsmöglichkeiten,<br />

vermittelt praxisgerecht<br />

entsprechendes Handwerkszeug <strong>und</strong> berät dazu effizient<br />

durch die Praxisbegleitung.<br />

Es wird <strong>der</strong> gestiegene Qualifikationsbedarf <strong>der</strong> Interessensvertretung<br />

gedeckt <strong>und</strong> die Attraktivität<br />

unserer Bildungsarbeit erhöht. Eine schnelle Antwort<br />

auf betriebliche Entwicklungen <strong>und</strong> Probleme<br />

erhöht auch die Beteiligung unserer Funktionsträger<br />

an <strong>der</strong> gewerkschaftlichen Bildungsarbeit.<br />

Durch diese Arbeit wird den Beteiligten Wissen vermittelt,<br />

das ihr Selbstbewusstsein stärkt <strong>und</strong> mutiges<br />

Handeln för<strong>der</strong>t. Die bedarfsorientierte Bildungsarbeit<br />

wird damit geför<strong>der</strong>t <strong>und</strong> die Interessen<br />

<strong>und</strong> Bedarfe <strong>der</strong> betrieblichen Akteure <strong>und</strong> Akteurinnen<br />

berücksichtigt.<br />

Dies ist insbeson<strong>der</strong>e wichtig, weil die praxisnahe<br />

<strong>und</strong> betriebsnahe Bildungsarbeit ein entscheiden<strong>der</strong><br />

Vorteil <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gegenüber den externen<br />

Anbietern darstellt. Es ist angesichts <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten<br />

Funktionärs- <strong>und</strong> Beschäftigungsstrukturen<br />

notwendig, <strong>der</strong> so gestalteten Bildungsarbeit eine<br />

größere Bedeutung zuzumessen.<br />

Unterstützung <strong>der</strong> Gewerkschaftlichen Bildungsarbeit<br />

in den Regionen<br />

7.014 Antragsteller/in: Fürth<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

F<strong>und</strong>ament unserer Bildungsarbeit ist die regionale<br />

Bildungsarbeit. Nur mit einer verbesserten bezirklichen<br />

<strong>und</strong> regionalen Bildungsarbeit haben wir die<br />

Chance, die Großzahl unserer Vertrauensleute, JAV-<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> BR-Mitglie<strong>der</strong> für die immer schwieriger<br />

werdende Interessensvertreterarbeit zu qualifizieren.<br />

Während wir mit zentralen Seminarkapazitäten<br />

nur ca. 12.000 Teilnehmer <strong>und</strong> Teilnehmerinnen<br />

pro Jahr erreichen können, haben ca. 180.000<br />

Aktive <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> einen Bildungsanspruch. Einen<br />

Großteil von ihnen zu erreichen ist nur mit einer optimierten<br />

regionalen Bildungsarbeit möglich.<br />

Sie bietet die Chance, auf betriebliche <strong>und</strong> regionale<br />

Entwicklungen schnell <strong>und</strong> betriebsnah zu reagieren<br />

<strong>und</strong> kurzfristig Handlungskonzepte für die<br />

Unterstützung gewerkschaftlicher Betriebspolitik<br />

zu entwickeln. Ihr Hauptziel muss – beson<strong>der</strong>s unter<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> gesellschaftlichen Entwicklungen<br />

<strong>der</strong> letzten Jahre – die Vermittlung einer<br />

gewerkschaftlichen Wertorientierung sein.<br />

Während unsere Bildungsarbeit in einigen Regionen<br />

diese Aufgabe noch leisten kann, ist in manch<br />

an<strong>der</strong>en Regionen die Bildungsarbeit ins Hintertreffen<br />

geraten <strong>und</strong> kann unsere Ansprüche kaum<br />

mehr realisieren.<br />

Der Vorstand wird deshalb aufgefor<strong>der</strong>t:<br />

– Für die Entwicklung eines regional vergleichbaren<br />

Seminarangebotes zu sorgen, das weiterhin<br />

von ehrenamtlichen Referenten <strong>und</strong> Referentinnen<br />

durchgeführt werden kann <strong>und</strong> eine<br />

abgestimmte Gr<strong>und</strong>lage für weiterqualifizierende<br />

Seminare auf zentraler Ebene bildet.<br />

– Verstärkt gemeinsame Seminarangebote für<br />

Vertrauensleute <strong>und</strong> Betriebsräte zu schaffen.<br />

Eine allzu statische Trennung von Seminarreihen<br />

würde die Gefahr eröffnen, zweigleisige<br />

Bildungsstränge mit allen negativen Folgewirkungen<br />

für eine gemeinsame gewerkschaftliche<br />

Betriebspolitik zu konstituieren.<br />

– Eine umfassende <strong>und</strong> kontinuierliche Gr<strong>und</strong>qualifizierungsreihe<br />

für ehrenamtliche Referenten<br />

<strong>und</strong> Referentinnen an zentralen Bildungsstätten<br />

zu entwickeln, die ökonomische<br />

<strong>und</strong> gesellschaftliche Gr<strong>und</strong>lagenkenntnisse,<br />

historisches Wissen sowie politisch-strategische,<br />

fachliche <strong>und</strong> sozial-methodische Kompetenzen<br />

enthält <strong>und</strong> im Sinne einer Personalentwicklung<br />

die Situation für die Bildungsarbeit<br />

in den Regionen verbessern hilft. Damit<br />

kann in <strong>der</strong> regionalen Bildungsarbeit die Möglichkeit<br />

zur didaktischen <strong>und</strong> methodischen<br />

Weiterentwicklung verbessert werden.<br />

– Die Möglichkeiten zur Unterstützung <strong>der</strong> regionalen<br />

<strong>und</strong> bezirklichen Bildungsarbeit durch<br />

hauptamtliche Lehrer <strong>und</strong> Lehrerinnen zu verbessern.<br />

Die regionale Bildungsarbeit lebt vom<br />

Engagement ehrenamtlicher Referenten <strong>und</strong><br />

Referentinnen <strong>und</strong> braucht jegliche Unterstützung,<br />

insbeson<strong>der</strong>e durch die Entwicklungen<br />

von Seminarplätzen sowie Lehr- <strong>und</strong> Lernmaterialien<br />

als auch audio-visuelle <strong>und</strong> neue Medien<br />

(Filme, Präsentationen, Folien, Angebot im<br />

Internet) <strong>und</strong> Materialien, die unsere gewerkschaftlichen<br />

Erfahrungen <strong>und</strong> Positionen in aktuellen<br />

Formen darstellen.<br />

– Die Koordination gewerkschaftlicher <strong>und</strong> gewerkschaftsnaher<br />

Bildungsanbieter zu intensivieren<br />

<strong>und</strong> zu institutionalisieren mit dem Ziel,<br />

in Organisation <strong>und</strong> Programmangeboten ein<br />

abgestimmtes Vorgehen zu entwickeln. Dabei<br />

bedarf es sowohl hinsichtlich vergleichbarer<br />

Seminarangebote in den Regionen als auch <strong>der</strong><br />

196


egional unterschiedlichen Spezialangebote<br />

<strong>der</strong> Transparenz über Konzepte, die Begleitung<br />

<strong>und</strong> Entwicklung von Referentenqualifikationen.<br />

– Für die Unterstützung von Regionen, die nicht<br />

mehr in <strong>der</strong> Lage sind, eigenständige Bildungsarbeit<br />

wie<strong>der</strong> aufzubauen bzw. zu intensivieren,<br />

„Bildungsorganisatoren“ auszubilden <strong>und</strong><br />

zeitlich befristet in diesen Regionen einzusetzen.<br />

– Einen jährliche „Bildungsbericht“ <strong>der</strong> einzelnen<br />

Verwaltungsstellen zu entwickeln, <strong>der</strong> die<br />

Planungsgr<strong>und</strong>lagen für unsere gesamte Bildungsarbeit<br />

verbessern hilft <strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>lagen<br />

für die Vergabe von Bildungsbudgetmitteln<br />

liefert.<br />

– Aus diesen Bildungsberichten eine jährlich aktualisierte<br />

Bildungslandkarte <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zu<br />

entwickeln, die die Weiterentwicklung in <strong>der</strong><br />

Fläche veranschaulicht.<br />

– Eine Richtlinie für die notwendige Finanzausstattung<br />

<strong>und</strong> die Verteilung <strong>der</strong> Bildungsbudgetmittel<br />

zu entwickeln <strong>und</strong> dem Beirat vorzulegen,<br />

die die Vergabe von Mitteln auch an <strong>der</strong> finanziellen<br />

Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Verwaltungsstellen orientiert.<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an zentrale Bildungsarbeit<br />

<strong>und</strong> Bildungsstätten<br />

7.015 Antragsteller/in: Hannover<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Kooperation zwischen <strong>der</strong> zentralen <strong>und</strong> regionalen<br />

Bildungsarbeit muss weiterentwickelt werden.<br />

Dafür müssen personelle <strong>und</strong> sachliche Ressourcen<br />

erhalten <strong>und</strong> bereitgestellt werden. Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an unsere zentrale Bildungsarbeit <strong>und</strong><br />

Bildungsstätten:<br />

Sie stellen oberhalb <strong>der</strong> regionalen <strong>und</strong> betriebsnahen<br />

Bildungsarbeit zentrale Bildungsangebote zur<br />

Verfügung, die möglichst vielen Funktionären <strong>und</strong><br />

Funktionärinnen <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>n zugänglich sein<br />

müssen. Mit dieser Bildungsarbeit stellt sich die <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> als b<strong>und</strong>esweit aktive (bildungs-) politische<br />

Kraft dar, die damit auch eine Identifikation für<br />

Funktionäre <strong>und</strong> Funktionärinnen <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />

jenseits <strong>der</strong> einzelnen Betriebe <strong>und</strong> Verwaltungsstellen<br />

generiert. Mit <strong>der</strong> Professionalität des pädagogischen<br />

Personals werden gute Bildungsstandards<br />

entwickelt <strong>und</strong> im Rahmen <strong>der</strong> Kooperationen<br />

mit Verwaltungsstellen <strong>und</strong> Bezirksleitungen<br />

verbreitet <strong>und</strong> wechselseitig weiterentwickelt. Eine<br />

dringende Aufgabe <strong>der</strong> zentralen Bildungsstätten<br />

ist es, die Bezirke <strong>und</strong> Verwaltungsstellen mit ihrer<br />

Bildungs- <strong>und</strong> Beratungskompetenz bei <strong>der</strong> Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Infrastrukturen für regionale <strong>und</strong> betriebsnahe<br />

Bildungsarbeit <strong>und</strong> bei den vielfältigen<br />

gewerkschaftlichen Organisationsaufgaben zu unterstützen.<br />

Zentrale Bildungsstätten sind wichtige<br />

Orte <strong>der</strong> Kommunikation über die aktuelle Politik<br />

<strong>und</strong> die Perspektiven <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, sie bieten die<br />

Möglichkeit des Erfahrungsaustausches über die<br />

Seminare hinaus. Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage ist eine genaue<br />

Aufgaben- <strong>und</strong> Profilbestimmung <strong>der</strong> zentralen<br />

Bildungsarbeit für die Zukunft notwendig.<br />

In folgenden Schwerpunktbereichen ist das Engagement<br />

<strong>der</strong> zentralen Bildungsarbeit unabdingbar:<br />

• Gewerkschaftliche Gr<strong>und</strong>lagen/gesellschaftspolitische<br />

Bildung<br />

• Jugendpolitische Bildung<br />

• Betriebspolitik <strong>und</strong> Betriebswirtschaft<br />

• Tarifpolitische Bildung<br />

• Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspolitische Bildung<br />

• Referenten <strong>und</strong> Referentinnen <strong>und</strong> Multiplikatoren<br />

Zur Erfüllung dieser Anfor<strong>der</strong>ungen sind sachliche<br />

<strong>und</strong> materielle Gr<strong>und</strong>lagen notwendig.<br />

In diesem Kontext for<strong>der</strong>n wir: Das Bildungszentrum<br />

Sprockhövel wird mindestens in einer Größenordnung<br />

von 7 Seminareinheiten <strong>und</strong> 150 Zimmer<br />

weitergeführt bzw. neu gebaut.<br />

Wir wollen eine gewerkschaftliche Bildungsstätte<br />

mit:<br />

– beispielhaften ökologischen Standards.<br />

– besten Seminarbedingungen <strong>und</strong> -Technik.<br />

– ausreichen<strong>der</strong> Tagungs- <strong>und</strong> Konferenzkapazität<br />

<strong>und</strong> einer optimalen Kin<strong>der</strong>betreuung.<br />

– einer Bibliothek <strong>und</strong> einem AudioVisuellenZentrum.<br />

– einem Sport- <strong>und</strong> Entspannungsbereich.<br />

– attraktivem Kultur- <strong>und</strong> Freizeitangebot.<br />

Verzahnung zentraler <strong>und</strong> regionaler<br />

Bildungsarbeit<br />

7.016 Antragsteller/in: Gaggenau<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Zur Weiterentwicklung <strong>der</strong> Bildungsarbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> gehört die Verbesserung <strong>der</strong> Verzahnung<br />

von zentraler <strong>und</strong> regionaler Bildungsarbeit.<br />

Im Hinblick auf die Weiterentwicklung <strong>der</strong> tarifpolitischen<br />

Seminare ist es notwendig, differenzierte<br />

Angebote auf allen Kompetenzebenen (aus dem<br />

Übersichtsbild: Einstieg, Überblick, Spezialisierung,<br />

Vernetzung/Leitung) zu entwickeln. Dabei<br />

muss es ein zentrales Angebot geben, das tarifgebiets-<br />

<strong>und</strong> bezirksunabhängige Inhalte hat, sowie<br />

Angebote, die die Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Tarifgebiete,<br />

Tarifverträge <strong>und</strong> Bezirke berücksichtigen.<br />

Gerade das Angebot „Bildung <strong>und</strong> Beratung“ <strong>der</strong><br />

zentralen Bildungsstätten muss in enger Verzahnung<br />

mit <strong>der</strong> regionalen bzw. örtlichen gewerkschaftlichen<br />

Betriebspolitik <strong>und</strong> Tarifpolitik entwikkelt<br />

werden. Die strategische Ausrichtung <strong>der</strong> Bezirke<br />

hinsichtlich Stabilisierung <strong>der</strong> Tarifautonomie,<br />

Stärkung <strong>der</strong> Durchsetzungskraft <strong>und</strong> Festigung<br />

<strong>der</strong> betrieblichen Verankerung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

spielen dabei ein große Rolle. Bildungsarbeit orientiert<br />

sich außerdem an den konkreten betrieblichen<br />

Bedürfnissen, Themen <strong>und</strong> Problemen. Deshalb<br />

macht esSinn, dass Bezirke <strong>und</strong> Bildungsstätten eine<br />

gegenseitige Zuordnung erhalten.<br />

Die Begleitung <strong>der</strong> ERA-Einführung für Baden-Württemberg<br />

ist gelungenes Beispiel für diese Verzahnung.<br />

Hier wurden gemeinsam Einstiegsseminare<br />

entwickelt, Referentenqualifizierung gewährleis-<br />

197


tet, Umsetzungshandbücher für die betriebliche<br />

Praxis geschrieben. Für die Einführung <strong>und</strong> weitere<br />

Bearbeitung <strong>der</strong> ERA-Umsetzung wurden weitere<br />

Seminare entwickelt, die zu den betrieblichen <strong>und</strong><br />

bezirklichen Entwicklungen passen. Gemeinsam<br />

wurde koordiniert, in welche inhaltliche Richtung<br />

sich diese Seminare über den <strong>der</strong>zeitigen Stand<br />

hinaus entwickeln müssen.<br />

Die Konfliktfähigkeit <strong>und</strong> politische Bewertung von<br />

betrieblichem Handeln sind neben den rechtlichen<br />

Kenntnissen wichtige Inhalte. Die positiven Erfahrungen<br />

dieses Prozesses (konkrete örtliche <strong>und</strong> betriebliche<br />

Handlungsfähigkeit) müssen für die Tarifpolitik,<br />

die gewerkschaftliche Betriebspolitik (einschließlich<br />

Mitglie<strong>der</strong>entwicklung) <strong>und</strong> die Bildungsarbeit<br />

genutzt werden. Dazu gehört vor allem<br />

die strategische <strong>und</strong> operative Absprache zwischen<br />

<strong>der</strong> Bildungsstätte, Bezirksleitung <strong>und</strong> regionalen<br />

gewerkschaftsnahen Bildungsträgern (Organisation<br />

<strong>und</strong> Abwicklung <strong>der</strong> 37.6-Seminare).<br />

Tarifpolitik <strong>und</strong> gewerkschaftliche Betriebspolitik<br />

sind im Zusammenhang mit Mitglie<strong>der</strong>entwicklung<br />

zu sehen. Bezirkliche <strong>und</strong> regionale Strategien <strong>und</strong><br />

Entwicklungen müssen Selbstverständlichkeiten in<br />

diesen Angeboten <strong>der</strong> Bildungsarbeit sein.<br />

Neben <strong>der</strong> Tarifpolitik <strong>und</strong> gewerkschaftlichen Betriebspolitik<br />

(einschließlich Mitglie<strong>der</strong>entwicklung)<br />

muss die Bildungsberatung <strong>und</strong> –werbung<br />

ein Schwerpunkt <strong>der</strong> guten Verzahnung <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Ebenen <strong>der</strong> Bildungsarbeit sein. Hier<br />

gilt es, bezirklich unterschiedliche Erfahrungen,<br />

Vorgehensweisen <strong>und</strong> Handeln in enger Kooperation<br />

zwischen den Bildungsstätten <strong>und</strong> den regional<br />

Handelnden weiterzuentwickeln <strong>und</strong> zu verbessern.<br />

Eine Offensive in <strong>der</strong> Bildungsberatung ist<br />

hier zu initiieren.<br />

Zuteilung zentraler Seminare<br />

7.017 Antragsteller/in: Unna<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Zuteilung von Seminarplätzen bei zentralen Seminaren<br />

für die einzelnen Verwaltungsstellen auf<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Platzbedarfsermittlung <strong>und</strong> des daraus<br />

resultierenden Zuteilungsschlüssel abzuschaffen.<br />

Die bestehenden Beschränkungsregelungen maximal<br />

8 Teilnehmer <strong>und</strong> Teilnehmerinnen aus einer<br />

Verwaltungsstelle <strong>und</strong> maximal 5 Teilnehmer <strong>und</strong><br />

Teilnehmerinnen aus einem Betrieb soll bestehen<br />

bleiben. Ansonsten sollen die Seminarplätze in <strong>der</strong><br />

Reihenfolge <strong>der</strong> eingehenden Anmeldungen verteilt<br />

werden. Hierdurch soll vermieden werden,<br />

dass die verbindlichen Zu- o<strong>der</strong> Absagen zu kurzfristig<br />

erteilt werden, da es in <strong>der</strong> Vergangenheit häufig<br />

passiert ist, dass Verwaltungsstellen „auf Verdacht“<br />

reserviert haben <strong>und</strong> die wirklich in Anspruch<br />

genommenen Plätze dann nicht mit dem angemeldeten<br />

Bedarf übereinstimmten. Mit dieser<br />

neuen Regelung soll insbeson<strong>der</strong>e vermieden werden,<br />

dass unsere Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen den<br />

Weg zu an<strong>der</strong>en privaten Seminaranbietern wählen.<br />

Zentrale Seminare <strong>und</strong> Teilnehmerstruktur aus<br />

den Regionen<br />

7.018 Antragsteller/in: Erfurt<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Eine wichtige Funktion zentraler Bildungsarbeit ist<br />

<strong>der</strong> überbetriebliche Meinungs- <strong>und</strong> Erfahrungsaustausch.<br />

Damit werden Willensbildungsprozesse<br />

in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> unterstützt <strong>und</strong> demokratische Kultur<br />

gestärkt. Darin spiegelt sich auch die reiche<br />

Vielfalt gewerkschaftlicher Praxis in Betrieben, Verwaltungsstellen<br />

<strong>und</strong> Bezirken <strong>und</strong> wird dadurch<br />

nutzbar gemacht. Bei <strong>der</strong> Bildungsorganisation<br />

<strong>und</strong> Belegung <strong>der</strong> zentralen Seminare ist die Teilnehmer/-innen-Zusammensetzung<br />

auch an diesen<br />

Zielen zu orientieren.<br />

Gesellschaftspolitische Weiterbildung<br />

7.019 Antragsteller/in: Göttingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

An allen zentralen Bildungsstätten <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

werden Seminare <strong>der</strong> gesellschaftspolitischen Weiterbildung<br />

aus dem zentralen Bildungsprogramm<br />

angeboten.<br />

Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Leitbildentwicklung <strong>und</strong><br />

Profilbildung <strong>der</strong> zentralen Bildungsstätten soll in<br />

Bezug auf die Angebotsstruktur auf ein ausgewogenesVerhältnis<br />

von Seminaren <strong>der</strong> politischen Weiterbildung<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> aufgabenbezogenen Weiterbildung<br />

geachtet werden. Eine mögliche finanzielle Benachteiligung<br />

von Bildungsstätten mit Profil politische<br />

Weiterbildung (i.d.R. mit Kostenübernahme durch<br />

die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>) gegenüber Bildungsstätten mit Profil<br />

aufgabenbezogene Weiterbildung (i.d.R. Kostentragung<br />

nach BetrVG) ist durch entsprechende Mittelzuweisung<br />

im Rahmen des Budgets zu vermeiden.<br />

Eine wichtige Funktion zentraler Bildungsarbeit ist<br />

<strong>der</strong> betriebs-, branchen- <strong>und</strong> regionsübergreifende<br />

Meinungs- <strong>und</strong> Erfahrungsaustausch. Damit werden<br />

Willensbildungsprozesse in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> unterstützt<br />

<strong>und</strong> demokratische Kultur gestärkt. Darin<br />

spiegelt sich auch die reiche Vielfalt gewerkschaftlicher<br />

Praxis in Betrieben, Verwaltungsstellen <strong>und</strong><br />

Bezirken <strong>und</strong> wird dadurch nutzbar gemacht. Bei<br />

<strong>der</strong> Bildungsorganisation <strong>und</strong> Belegung <strong>der</strong> zentralen<br />

Seminare ist die Zusammensetzung <strong>der</strong> Teilnehmer<br />

<strong>und</strong> Teilnehmerinnen auch an diesen Zielen zu<br />

orientieren.<br />

Bildung<br />

7.020 Antragsteller/in: Neumünster<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Den Vorstand aufzufor<strong>der</strong>n, zusätzlich zum aktuellen<br />

zentralen Seminarangebot geschlossene Ausbildungsgänge<br />

zu konzipieren/weiterzuentwickeln<br />

<strong>und</strong> in das zentrale Seminarangebot vor <strong>der</strong> Betriebsratswahl<br />

2010 aufzunehmen.<br />

198


Die Ausbildungsgänge, die sich in mehreren Bausteinen<br />

über ein o<strong>der</strong> zwei Jahre erstrecken können,<br />

sollten sowohl zentral (verwaltungsstellenübergreifend)<br />

als auch für Verwaltungsstellen direkt<br />

angeboten <strong>und</strong> durchgeführt werden. Die entsprechenden<br />

Konzepte <strong>und</strong> Angebote sollten bereits<br />

ein Jahr vor <strong>der</strong> nächsten Betriebsratswahl den<br />

Verwaltungsstellen vorliegen.<br />

1. Neugewählte Betriebsräte<br />

„Kompetenztraining für neugewählte Betriebsräte“<br />

Eine Mischung aus rechtlichen/organisatorischen/<br />

methodischen Gr<strong>und</strong>lagen für eine effiziente Betriebsratsarbeit.<br />

2. Betriebliche Bildungsberater <strong>und</strong> Bildungsberaterinnen<br />

Ein inhaltlicher Mix aus rechtlichen/organisatorischen/methodischen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen für eine systematische<br />

<strong>und</strong> nachhaltige betriebliche Bildungsplanung/Bildungsorganisation.<br />

Tarifpolitische Seminare<br />

7.021 Antragsteller/in: Salzgitter<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Seit vielen Jahren erfolgt die tarifpolitische Bildungsarbeit<br />

in Arbeitsteilung zwischen den Ebenen<br />

Verwaltungsstelle/Region, Bezirk <strong>und</strong> Lehreinheit<br />

4 des Bildungszentrums Sprockhövel (für die zentrale<br />

Ebene) in enger Abstimmung mit den Funktionsbereichen<br />

Tarifpolitik <strong>und</strong> Bildung.<br />

Diese Zusammenarbeit hat sich bewährt <strong>und</strong> ist in<br />

den zurückliegenden Jahren ständig weiter entwikkelt<br />

worden.<br />

Die beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

wird künftig darin liegen, trotz zunehmendem<br />

Druck durch globale Verflechtungen <strong>und</strong> Verschärfung<br />

<strong>der</strong> Standortkonkurrenz das bedeutende<br />

Schutz- <strong>und</strong> Gestaltungsinstrument – den Flächentarifvertrag<br />

– zu stützen <strong>und</strong> zu verteidigen. Dabei<br />

müssen die Betriebsräte, Vertrauensleute <strong>und</strong><br />

Hauptamtlichen im Spannungsverhältnis zwischen<br />

einzelbetrieblicher Sichtweise <strong>und</strong> gesamtgesellschaftlicher<br />

Verantwortung agieren. Hier kommt<br />

<strong>der</strong> zentralen Bildungsarbeit eine wichtige Rolle als<br />

Ort des Austausches <strong>und</strong> <strong>der</strong> Strategiebildung über<br />

die Ausrichtung <strong>der</strong> Tarif- <strong>und</strong> Betriebspolitik über<br />

Betriebe, Branchen <strong>und</strong> Bezirke hinweg zu. Der zunehmenden<br />

einzelbetrieblichen Sichtweise als<br />

Handlungsoption für Betriebsräte ist eine solidarische,<br />

gemeinsame, „übergeordnete“ Gr<strong>und</strong>lagenbildung<br />

<strong>und</strong> Strategiebildung entgegenzustellen.<br />

In <strong>der</strong> Phase <strong>der</strong> Durchsetzung <strong>und</strong> Umsetzung <strong>der</strong><br />

ERA-Tarifverträge erfolgte eine stärkere bezirkliche<br />

Orientierung durch bezirkliche Seminarangebote,<br />

für <strong>der</strong>en Konzipierung <strong>und</strong> Durchführung im Rahmen<br />

des ERA-Qualifizierungsprojektes zusätzliche<br />

Ressourcen geschaffen <strong>und</strong> die Zusammenarbeit<br />

zwischen Vorstand, Bezirken <strong>und</strong> Bildungsstätten<br />

intensiviert wurden.<br />

Im Jahr 2009 dürfte die betriebliche ERA-Einführung<br />

weitgehend flächendeckend vollzogen sein. In<br />

<strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Tarifgebiete geht es damit in <strong>der</strong><br />

Folgezeit insbeson<strong>der</strong>e um die Anwendung <strong>der</strong><br />

ERA-Tarifbestimmungen in ihrer Gesamtheit, also<br />

schwerpunktmäßig um Eingruppierung sowie leistungspolitische<br />

Regulierung. Spätestens für das<br />

Jahr 2009 müssen die örtlichen/regionalen tarifpolitischen<br />

Einstiegsseminare sowie die zentralen Tarifseminare<br />

deshalb standardmäßig ERA-Inhalte<br />

abbilden.<br />

Die regionalen Unterschiede in den ERA-Tarifbestimmungen<br />

sind zwar vorhanden, aber geringer<br />

als bei den bisherigen Lohn- <strong>und</strong> Gehaltstarifverträgen.<br />

Dies legt ein zentrales Seminarangebot mit<br />

folgenden Kernelementen nahe:<br />

– „Richtig eingruppieren <strong>und</strong> Leistung gestalten“<br />

(„Entgelt II“) – zweiwöchig – als Weiterentwicklung<br />

von „Lohn- <strong>und</strong> Gehaltsgestaltung II“.<br />

– Als Alternativangebot zwei jeweils einwöchige<br />

Seminare unter den Titeln „Richtig eingruppieren“<br />

<strong>und</strong> „Leistung gestalten“. Für das Eingruppierungsseminar<br />

würde sich dabei die Option<br />

ergeben, eine Trennung nach Summarik-Anwen<strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> Anwen<strong>der</strong>n von Stufenwertzahlverfahren/Punktbewertungsverfahren<br />

vorzunehmen.<br />

– „Leistungspolitik <strong>und</strong> Datenermittlung“ („Entgelt<br />

III“) – zweiwöchig – als Weiterentwicklung<br />

von „Lohn- <strong>und</strong> Gehaltsgestaltung III“.<br />

Weitere Elemente des zentralen Seminarangebotes<br />

sind die bereits eingeführten Seminare „Arbeitszeit“<br />

– einwöchig, „Schichtplangestaltung“ – einwöchig,<br />

„Referenten- <strong>und</strong> Referentinnnen-Seminar<br />

Entgeltgestaltung I“.<br />

Die inhaltliche Ausgestaltung dieser Seminartypen<br />

erfor<strong>der</strong>t spezielle Qualifikationen <strong>der</strong> hauptamtlichen<br />

Referenten <strong>und</strong> Referentinnen <strong>und</strong> eine enge<br />

Abstimmung mit dem Funktionsbereich Tarifpolitik<br />

<strong>und</strong> den Tarifsekretären <strong>und</strong> -sekretärinnen <strong>der</strong> Bezirke<br />

(Arbeitsausschuss Tarifpolitik). Da eine Vernetzung<br />

sinnvoll <strong>und</strong> notwendig ist <strong>und</strong> die bisherige<br />

LE 4 eine Bündelung bildungs- <strong>und</strong> tarifpolitischer<br />

Kompetenz bietet, ist es zweckmäßig, diese<br />

Seminare weiterhin überwiegend in Sprockhövel<br />

anzubieten.<br />

An<strong>der</strong>erseits sollte für Themenfel<strong>der</strong> wie Leistung,<br />

Arbeitszeit o<strong>der</strong> Belastung die inhaltliche Ausgestaltung<br />

durch eine Intensivierung <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />

mit dem Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />

(LE 2) weiterentwickelt werden.<br />

Jenseits <strong>der</strong> tarifpolitischen Bildungsarbeit im engeren<br />

Sinne müssen Fragen <strong>der</strong> betrieblichen ERA-<br />

Anwendung auch für Betriebsräte-Seminare <strong>und</strong><br />

den Bereich <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lagenbildung aufgearbeitet<br />

werden: Dies betrifft den Bereich <strong>der</strong> Konzeptarbeit<br />

<strong>und</strong> Materialerstellung sowie Referenten- <strong>und</strong> Referentinnen-Weiterbildung.<br />

Aus den Tarifergebnissen des Jahres 2006 ergibt sich<br />

die Anfor<strong>der</strong>ung, sich intensiver mit den Themenkomplexen<br />

Innovation, Qualifizierung, altersgerechtes<br />

Arbeiten sowie Altersvorsorge auseinan<strong>der</strong> zusetzen.<br />

Hierfür sollten Vorschläge entwickelt werden,<br />

wie diese Themenkomplexe durch Integration in<br />

bestehende Seminarangebote o<strong>der</strong> durch eigenständige<br />

Seminarangebote auf örtlicher/regionaler<br />

o<strong>der</strong> zentraler Ebene bearbeitet werden können.<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, ein bedarfsgerechtes<br />

Bildungsangebot zur Verfügung zu stellen, das<br />

199


in einem zentralen, gemeinsamen Rahmen sowohl<br />

spezialisiertes Fachwissen als auch übergreifende<br />

strategisch ausgerichtete tarifpolitische Bildungsarbeit<br />

ermöglicht.<br />

Qualifizierung für Bildungsberater <strong>und</strong> Bildungsberaterinnen<br />

7.022 Antragsteller/in: Nordhessen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, beginnend<br />

ab 2008 ein zentrales Angebot für die Qualifikation<br />

von Bildungsbeauftragten zu schaffen.<br />

Politische Bildung<br />

7.023 Antragsteller/in: Berlin<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> verstärkt die Werbung zur Nutzung ihrer<br />

gesellschaftspolitischen Bildungsangebote.<br />

Bildung – Seminarpläne<br />

7.024 Antragsteller/in:<br />

Ludwigshafen-Frankenthal<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Zur Information <strong>der</strong> Bildungsbeauftragten ist die in<br />

2007 praktizierte Verfahrensweise zu unübersichtlich.<br />

Es gibt einen bezirklichen Seminarplan, einen zentralen<br />

Seminarplan, separate Angebote für Aufsichtsratsmitglie<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> zusätzlich noch Seminarausschreibungen<br />

<strong>der</strong> Bildungsstätten, den Bildungsplan<br />

Kritische Akademie, <strong>und</strong> vieles mehr.<br />

Dies verschlechtert die Übersichtlichkeit, da nicht<br />

nur <strong>der</strong> Seminartyp in verschiedenen Planern gesucht<br />

werden muss <strong>und</strong> ist mit Sicherheit auch kostenträchtiger<br />

als die alte Verfahrensweise.<br />

Das Verhalten <strong>der</strong> Verantwortlichen in den Bildungsstätten,<br />

hauseigene Seminarpläne zu drukken,<br />

an die Betriebsräte in den Betrieb <strong>und</strong> zusätzlich<br />

an die Privatadresse zu schicken, ist mit bewusstem<br />

Umgang mit Mitgliedsbeiträgen nicht zu<br />

vereinbaren.<br />

Weiterhin steht alles zu diesem Themenbereich im<br />

Extranet, das auch für viele <strong>der</strong> betrieblich Verantwortlichen<br />

<strong>und</strong> Interessierten nutzbar ist.<br />

Bildungsarbeit ist – zwar nicht primär – auch unter<br />

Kostengesichtspunkten zu organisieren. Wenn einzelne<br />

Bildungsstätten aus Einnahmegründen separate<br />

Angebote für Seminare, <strong>der</strong>en Kosten <strong>der</strong> Arbeitgeber<br />

zu zahlen hat, machen, gleichzeitig aber<br />

diese Einnahmen für Werbung in diesem beschriebenen<br />

Maß wie<strong>der</strong> ausgeben, <strong>und</strong> die Bildungsangebote<br />

für Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> Vertrauensleute zurückgefahren<br />

werden, weil daran nicht verdient wird,<br />

gehen wir einen falschen Weg.<br />

Werbung für Seminarteilnahmen ist Aufgabe <strong>der</strong><br />

Verantwortlichen <strong>der</strong> Verwaltungsstelle <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bildungsbeauftragten<br />

im Betrieb. Sie muss aufgabenbezogen<br />

organisiert werden <strong>und</strong> nicht, gleich einem<br />

Reiseprospekt, in gegenseitiger Konkurrenz<br />

angepriesen werden.<br />

Dazu sind übersichtliche Mittel zur Verfügung zu<br />

stellen <strong>und</strong> kein auf viele Hefte verteiltes Stückwerk.<br />

Im Zuge <strong>der</strong> Neuorganisation <strong>der</strong> Bildungsarbeit<br />

existierte ein Teilprojekt „Bildungsmanagement“.<br />

Die Meinung <strong>der</strong> dort vertretenen Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen war, ein gesamtes Bildungsprogramm<br />

herauszugeben, das heißt, sogar zentrale<br />

Seminare <strong>und</strong> den jeweiligen Bezirk <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> die<br />

Verwaltungsstelle zusammenzufassen.<br />

Das, was <strong>der</strong>zeit betrieben wird, ist genau das Gegenteil.<br />

Wozu holt sich die Vorstandsabteilung Sachverstand<br />

aus Verwaltungsstellen <strong>und</strong> Betrieben in Arbeitsgruppen<br />

zusammen, wenn das Ergebnis das<br />

Gegenteil <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Sachverständigen<br />

ist?<br />

Der Gewerkschaftstag möge beschließen, dass in<br />

Zukunft die Anzahl <strong>der</strong> Bildungsprogramme auf<br />

eins für die zentralen Seminare <strong>und</strong> eins für den jeweiligen<br />

Bezirk <strong>und</strong> / o<strong>der</strong> die Verwaltungsstelle reduziert<br />

wird.<br />

Gewerkschaftliche Bildungsarbeit stellt sich den<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

7.025 Antragsteller/in: Dresden<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Aufnahme <strong>der</strong> Thematik Zeitarbeit in die Bildungsinhalte<br />

<strong>der</strong> Bildungsstätten als<br />

– eigenen Seminarblock.<br />

– verbindlichen Inhalt aller Arbeitsrechts- <strong>und</strong><br />

Betriebsverfassungsseminare.<br />

Gewerkschaftliche Bildungsarbeit stellt sich den<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

7.026 Antragsteller/in: Riesa<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Aufnahme <strong>der</strong> Thematik Zeitarbeit in die Bildungsinhalte<br />

<strong>der</strong> Bildungsstätten als<br />

– eigenen Seminarblock.<br />

– verbindlichen Inhalt aller Arbeitsrechts- <strong>und</strong><br />

Betriebsverfassungsseminare.<br />

Seminare für Gehörlose<br />

7.027 Antragsteller/in: Wolfsburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

In <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gibt es ca. 2.000 gehörlose bzw. gehörgeschädigte<br />

Mitglie<strong>der</strong>, nur wenige davon können<br />

aufgr<strong>und</strong> ihrer Behin<strong>der</strong>ung Funktionen in <strong>der</strong><br />

betrieblichen Interessenvertretung wahrnehmen.<br />

Gehörlosigkeit erfor<strong>der</strong>t spezielle Sprachkompetenzen.<br />

Um ihnen die Möglichkeit zu geben, am gewerkschaftlichen<br />

Leben besser teilnehmen zu kön-<br />

200


nen, wird <strong>der</strong> Vorstand beauftragt, im zentralen Bildungsprogramm<br />

ein zusätzliches Angebot für Gehörlose<br />

bereitzustellen.<br />

Seminare für Gehörlose<br />

7.028 Antragsteller/in: Salzgitter<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

In <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gibt es ca. 2.000 gehörlose bzw. gehörgeschädigte<br />

Mitglie<strong>der</strong>. Nur wenige davon können<br />

aufgr<strong>und</strong> ihrer Behin<strong>der</strong>ung Funktionen in <strong>der</strong><br />

betrieblichen Interessenvertretung wahrnehmen.<br />

Gehörlosigkeit erfor<strong>der</strong>t spezielle Sprachkompetenzen.<br />

Um ihnen die Möglichkeit zu geben, am gewerkschaftlichen<br />

Leben besser teilnehmen zu können,<br />

wird <strong>der</strong> Vorstand beauftragt, im zentralen Bildungsprogramm<br />

ein Angebot für Gehörlose bereitzustellen.<br />

Zentrale Seminare für Gehörlose<br />

7.029 Antragsteller/in: Erfurt<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

In <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> gibt es ca. 2.000 gehörlose bzw. gehörgeschädigte<br />

Mitglie<strong>der</strong>, nur wenige davon können<br />

aufgr<strong>und</strong> ihrer Behin<strong>der</strong>ung Funktionen in <strong>der</strong><br />

betrieblichen Interessenvertretung wahrnehmen.<br />

Gehörlosigkeit erfor<strong>der</strong>t spezielle Sprachkompetenzen.<br />

Um ihnen die Möglichkeit zu geben, am gewerkschaftlichen<br />

Leben besser teilnehmen zu können,<br />

wird <strong>der</strong> Funktionsbereich Gewerkschaftliche<br />

Bildungsarbeit/-politik beauftragt, im zentralen<br />

Bildungsprogramm ein Angebot für Gehörlose bereitzustellen.<br />

Seminare für Gehörlose<br />

7.030 Antragsteller/in: Emden<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Im zentralen Bildungsprogramm Angebot für Gehörlose<br />

zu stellen, um ihnen die Möglichkeit zu geben,<br />

am gewerkschaftlichen Leben besser teilnehmen<br />

zu können.<br />

Seminare für Gehörlose<br />

7.031 Antragsteller/in: Nordhessen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, beginnend<br />

ab dem Jahr 2008 im zentralen Seminar-Angebot<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> einen Seminartyp aufzunehmen,<br />

<strong>der</strong> gehörlosen Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen die Möglichkeit<br />

gibt, ebenfalls an Seminaren <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

teilzuhaben.<br />

Bildungsangebote für außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit<br />

7.032 Antragsteller/in: Salzgitter<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Für außerbetriebliche Gewerkschafts- <strong>und</strong> Wohnbereichsarbeit<br />

sind Bildungsangebote vom <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

Vorstand für Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeitskreis- <strong>und</strong><br />

Ortsnebenstellenleitungen sowie Erwerbsloseninitiativen<br />

bereitzustellen.<br />

Es sind Bildungskonzepte anzubieten, die eine<br />

ständige gewerkschaftspolitische Qualifizierung,<br />

einen Erfahrungsaustausch <strong>und</strong> eine Netzwerkbildung<br />

<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeitskreis- <strong>und</strong> Ortsnebenstellenleitungen<br />

sowie Erwerbsloseninitiativen<br />

ermöglichen, die verantwortlich vor Ort außerbetriebliche<br />

Gewerkschafts- <strong>und</strong> Wohnbereichsarbeit<br />

durchführen.<br />

Für Referenten <strong>und</strong> Referentinnen, die Schulungen<br />

<strong>und</strong> Bildungsveranstaltungen für außerbetriebliche<br />

Gewerkschafts- <strong>und</strong> Wohnbereichsarbeit<br />

durchführen, sind Qualifizierungsangebote vom<br />

Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bereitzustellen.<br />

Bildungsangebote für Erwerbslose, Senioren <strong>und</strong><br />

Seniorinnen<br />

7.033 Antragsteller/in: Bremen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, dafür<br />

Sorge zu tragen, dass die Mitglie<strong>der</strong>, die erwerbslos<br />

o<strong>der</strong> aus dem aktiven Arbeitsleben ausgeschieden<br />

sind, in <strong>der</strong> Bildungsarbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf allen<br />

Ebenen in angemessener Weise weiterhin Berücksichtigung<br />

finden. Im zentralen Bildungsprogramm<br />

sind Angebote für die vorgenannten Mitglie<strong>der</strong>gruppen<br />

vorzusehen, die sich speziell mit den<br />

sie betreffenden Problemen befassen.<br />

Dazu gehören insbeson<strong>der</strong>e Thematiken, die sich<br />

mit dem Ausscheiden aus dem Betrieb beschäftigen,<br />

die Möglichkeiten für die aktive Beteiligung an<br />

<strong>der</strong> gewerkschaftlichen Arbeit bieten <strong>und</strong> zum Umgang<br />

mit den Behörden <strong>und</strong> Ämtern während ihrer<br />

außerbetrieblichen Erwerbsbiografiephase.<br />

Bildungsangebote für den Bereich<br />

außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit<br />

7.034 Antragsteller/in: Hamburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, die<br />

Bildungsangebote für den Bereich außerbetriebliche<br />

Gewerkschaftsarbeit (Wohnbereichs-, Senioren-<br />

<strong>und</strong> Erwerbslosenarbeit) umgehend, mindestens<br />

wie<strong>der</strong> auf das Niveau von 2006 (vier Seminare)<br />

zurückzuführen <strong>und</strong> wie<strong>der</strong> in das zentrale Bildungsangebot<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> aufzunehmen. (Aktueller<br />

Stand 2007 – null Seminare).<br />

Weiterhin, sind Bildungskonzepte zu entwickeln,<br />

201


um eine Qualifizierung <strong>der</strong> Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen<br />

zu gewährleisten, die verantwortlich vor Ort außerbetriebliche<br />

Gewerkschaftsarbeit leisten.<br />

Es sind Qualifizierungsangebote auf <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong><br />

Zeit, für Referenten <strong>und</strong> Referentinnen, zu entwikkeln,<br />

die Schulungen <strong>und</strong> Bildungsveranstaltungen<br />

für die Senioren-, Erwerbslosen- <strong>und</strong> Wohnbereichsarbeit<br />

durchführen.<br />

Organisatorische Verbesserungen im Bereich <strong>der</strong><br />

Seminare<br />

7.035 Antragsteller/in:<br />

Remscheid-Solingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, zur weiteren Stärkung<br />

<strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong> gewerkschaftlichen<br />

Bildung alle Anstrengungen zu unternehmen,<br />

um auch in organisatorischer Hinsicht den Interessierten<br />

den Zugang zu den Seminaren <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

zu erleichtern. Ziel muss es sein, die so genannten<br />

„freien“ Anbieter (insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong>en Marktführer)<br />

bei <strong>der</strong> Anmeldung <strong>und</strong> organisatorischen Abwicklung<br />

des Seminarbesuchs bis hin zur Nachbereitung<br />

(Rechnungsstellung usw.) an Dienstleistungskomfort<br />

zu übertreffen. Die Vorabzuteilung<br />

von Seminarplätzen auf Verwaltungsstellen ist<br />

nicht mehr zeitgemäß!<br />

Bildungsbudget<br />

7.036 Antragsteller/in: Göttingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Im Rahmen des Budgets für Bildungsarbeit hat sich<br />

die Relation <strong>der</strong> Aufteilung <strong>der</strong> Mittel zwischen Regionen<br />

<strong>und</strong> Bildungsstätten bewährt. Sie wird beibehalten.<br />

Gewerkschafts- <strong>und</strong> gesellschaftspolitische<br />

Bildung<br />

7.037 Antragsteller/in: Nürnberg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, das Bildungsbudget<br />

um mindestens 10 % zu erhöhen.<br />

Anerkennung von <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Bildungsmaßnahmen<br />

als berufliche Weiterbildung<br />

7.038 Antragsteller/in: Duisburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, über Qualitätssicherungsmaßnahmen<br />

in <strong>der</strong> Bildungsarbeit sicherzustellen,<br />

dass in Bildungsmaßnahmen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

erworbene Schlüsselqualifikationen auch als<br />

berufliche Qualifikationen anerkannt <strong>und</strong> genutzt<br />

werden können.<br />

Bildungsarbeit<br />

7.039 Antragsteller/in: Göttingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Aufarbeitung <strong>der</strong> Daten zur Bildungsarbeit hat<br />

sich verbessert u. a. auch durch die bereits erstellten<br />

Bildungsberichte. Jedoch ist den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an eine strukturierte Bildungsplanung <strong>und</strong> -beratung<br />

vor Ort noch nicht damit Rechnung getragen<br />

worden.<br />

Deshalb for<strong>der</strong>n die Delegierten des 21. ordentlichen<br />

Gewerkschaftstages den Vorstand auf, entsprechende<br />

Mittel zur Verfügung zu stellen, die es<br />

ermöglichen, das bisherige EDV-Programm „MDB-<br />

Seminarverwaltung“ besser zu nutzen.<br />

Für die Verbesserung <strong>der</strong> konkreten Ansprache <strong>und</strong><br />

Werbung von Mitglie<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Funktionären <strong>und</strong><br />

Funktionärinnen für Seminare benötigen die Verwaltungsstellen<br />

einen Abgleich zwischen gewählten<br />

Funktionären <strong>und</strong> Funktionärinnen <strong>und</strong> denjenigen<br />

Funktionären <strong>und</strong> Funktionärinnen, die bestimmte<br />

Seminare noch nicht besucht haben. Des<br />

weiteren ist zur Verbesserung <strong>der</strong> Arbeitsorganisation<br />

<strong>und</strong> -abläufe eine Auswertung für Verwaltungsstellen<br />

notwendig, aus <strong>der</strong> <strong>der</strong> Belegungsstand <strong>der</strong><br />

für eine Verwaltungsstellen reservierten/quotierten<br />

Seminarplätze auf einen Blick ermöglichen.<br />

Bildung <strong>und</strong> Beratung/Bildung nach Maß<br />

7.040 Antragsteller/in: Salzgitter<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Das vorgesehenen Arbeitsfeld „Bildung <strong>und</strong> Beratung“<br />

<strong>der</strong> zentralen Bildungsarbeit darf nicht zu einer<br />

Einschränkung <strong>der</strong> bestehenden Angebote <strong>der</strong><br />

Bildungsarbeit führen, zumal es gewerkschaftsnahe<br />

Beratungsinstitute (wie z. B. isa-consult, info-Institut<br />

o<strong>der</strong> die Technologieberatungsstellen) gibt,<br />

mit denen sich eine Zusammenarbeit bewährt hat.<br />

Mit den vorhandenen zentralen Ressourcen <strong>und</strong> unter<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> knapperen personellen<br />

Ausstattung <strong>der</strong> Bildungsstätten ist zunächst die<br />

flächendeckende Versorgung mit dem zentralen Seminarangebot<br />

aus den Bereichen <strong>der</strong> gesellschaftspolitischen<br />

<strong>und</strong> aufgabenbezogenen Weiterbildung<br />

sowie dessen konzeptionelle Weiterentwicklung<br />

sicherzustellen. Weiterhin ist die pädagogische<br />

Unterstützung, Beratung <strong>und</strong> Kooperation mit<br />

den Bezirken <strong>und</strong> Bildungsregionen fortzuführen.<br />

Zu den zentralen Aufgaben <strong>der</strong> Bildungsstätten<br />

zählt auch die Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung von Referenten,<br />

Referentinnen, Bildungsberatern, Bildungsberaterinnen,<br />

Multiplikatoren <strong>und</strong> Multiplikatorinnen<br />

gegen Neoliberalismus.<br />

Die geplante Ausweitung des Beratungsauftrages<br />

<strong>der</strong> Bildungsstätten darf jedoch nicht zu Lasten <strong>der</strong><br />

bisherigen zentralen Aufgaben <strong>der</strong> Schulen gehen.<br />

In diesem Zusammenhang muss auch definiert werden,<br />

was konkret unter „Beratung“ zu fassen ist.<br />

Gleiches gilt für „Bildung nach Maß“: eine klare Definition<br />

ist diesbezüglich erfor<strong>der</strong>lich. Der neue Be-<br />

202


atungsauftrag <strong>der</strong> Schulen darf nicht zum umlagefinanzierten<br />

Ersatz für originäre Betriebsbetreuung<br />

<strong>der</strong> Verwaltungsstellen werden.<br />

Betriebliche o<strong>der</strong> betriebsnahe Bildungsarbeit ist<br />

nicht die eigentliche Aufgabe <strong>der</strong> zentralen Schulen.<br />

Bildungsberater <strong>und</strong> Bildungsberaterinnen<br />

7.041 Antragsteller/in: Salzgitter<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Für die Planung, Organisierung <strong>und</strong> Durchführung<br />

<strong>der</strong> gewerkschaftlichen Bildungsarbeit sind im ehrenamtlichen<br />

Bereich Bildungsberater <strong>und</strong> Bildungsberaterinnen<br />

unverzichtbar. Für sie müssen<br />

zukünftig Seminare zur Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung sowie<br />

geeignete Arbeitsmaterialien angeboten werden.<br />

So werden sie befähigt, ihre in den Richtlinien<br />

für Vertrauensleutearbeit beschriebenen Aufgaben<br />

zu erfüllen. Eine qualifizierte Bildungsberatung vor<br />

Ort dient dem Aufbau <strong>und</strong> <strong>der</strong> Stabilisierung betrieblicher<br />

<strong>und</strong> örtlicher Bildungsstrukturen, <strong>der</strong><br />

besseren Wahrnehmung von Bildungsangeboten<br />

<strong>und</strong> somit auch <strong>der</strong> Stärkung <strong>der</strong> Interessenvertretungsarbeit.<br />

Zur Unterstützung <strong>der</strong> systematischen Bildungsplanung<br />

<strong>und</strong> -werbung vor Ort, hat die zentrale Bildungsarbeit<br />

geeignete Materialien <strong>und</strong> Instrumente<br />

zur Verfügung zu stellen. Dabei ist deutlich <strong>der</strong><br />

qualitative Unterschied zu Angeboten externer Bildungseinrichtungen<br />

hervorzuheben.<br />

Bildungsberatung <strong>und</strong> Bildungsmanagement<br />

7.042 Antragsteller/in: Lippstadt<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Bildungsberatung für Betriebsräte ist vielfältig geworden.<br />

Es gibt nicht das eine Erfolgsmodell, son<strong>der</strong>n<br />

in den letzten Jahren haben sich verschiedene<br />

Möglichkeiten, wie z. B. das Kooperationsprojekt<br />

im Bezirk Nie<strong>der</strong>sachsen <strong>und</strong> Sachsen-Anhalt „Bildung<br />

mit System“ entwickelt. Mit den neuen Ausbildungsgängen<br />

„VL-Kompakt“ <strong>und</strong> „BR-Kompakt“<br />

aber auch durch das breite Angebot <strong>der</strong> Verwaltungsstellen,<br />

den Bildungskooperationen <strong>und</strong> den<br />

Bildungsstätten sind die Anfor<strong>der</strong>ungen an das betriebliche<br />

Bildungsmanagement <strong>und</strong> dem Bildungsmarketing<br />

enorm gewachsen.<br />

Bildungsberatung muss konkret <strong>und</strong> möglichst umfassend<br />

sein <strong>und</strong> darf we<strong>der</strong> die Berater <strong>und</strong> Beraterinnen<br />

noch die Beratenden überfor<strong>der</strong>n. Hierfür<br />

notwendig sind konzentrierte <strong>und</strong> kompakte Materialien<br />

die es ermöglichen, dass <strong>der</strong> Berater <strong>und</strong> Beraterinnen<br />

die richtige Maßnahme <strong>und</strong> die Beratenden<br />

das richtige Angebot für sich identifizieren können.<br />

In einem zentralen Projekt sollte überprüft<br />

werden, ob wir den neuen Anfor<strong>der</strong>ungen an Bildungsberatung<br />

gerade auch in Klein- <strong>und</strong> Mittelbetrieben<br />

gerecht werden können. Sollte sich bei den<br />

Ergebnissen herausstellen, dass wir dazu nicht in<br />

<strong>der</strong> Lage sind, müssen dafür zusätzliche personelle<br />

Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.<br />

Bildungsberatung<br />

7.043 Antragsteller/in: Ludwigsburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die differenzierte Betriebsstruktur sowie sich wandelnde<br />

politische <strong>und</strong> ökonomische Rahmenbedingungen<br />

spiegeln sich in den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> betrieblichen<br />

Interessenvertretungen <strong>und</strong> in unterschiedlichen<br />

Erwartungen <strong>und</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen in<br />

<strong>der</strong> Bildungsarbeit wie<strong>der</strong>. Die sinkende Anzahl von<br />

Teilnehmern <strong>und</strong> Teilnehmerinnen aus kleinen <strong>und</strong><br />

mittleren Betrieben an Seminaren <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

stellen beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ungen an die Bildungsberatung<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in den Betrieben vor<br />

Ort. In <strong>der</strong> Vergangenheit wurde versucht über die<br />

Qualifizierung von Bildungsbeauftragen <strong>der</strong>en Arbeit<br />

aufzuwerten <strong>und</strong> durch eine größtmögliche<br />

Transparenz des Bildungsangebotes den richtigen<br />

Menschen zum richtigen Zeitpunkt auf das richtige<br />

Seminar zu schicken. Eine erfolgreiche Bildungsberatung<br />

muss sicher stellen, dass die Information<br />

über die Bildungsangebote auch die Menschen in<br />

den Betrieben erreicht. Die Zielgruppen sind <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

Vertrauensleute, <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Betriebsräte, <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Jugend-<br />

<strong>und</strong> Auszubildendenvertreter <strong>und</strong> -vertreterinnen,<br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertreter<br />

<strong>und</strong> Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertreterinnen <strong>und</strong> unsere<br />

Mitglie<strong>der</strong>.<br />

Dabei wird die Bedeutung <strong>der</strong> betrieblichen Bildungsberatung<br />

oft unterschätzt. Wir alle kennen<br />

die Bil<strong>der</strong>; Seminarplätze bleiben leer, obwohl<br />

Qualifizierungsmöglichkeiten angeboten werden.<br />

Teilnehmer <strong>und</strong> Teilnehmerinnen finden sich auf<br />

den „falschen“ Seminaren wie<strong>der</strong>. Betriebsräte<br />

kennen das Programm <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> nicht, klagen<br />

über die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> gehen zu privaten Bildungsträgern.<br />

Professionelle Bildungsberatung<br />

Wenn <strong>der</strong> Berg nicht zum Prophet kommt, muss <strong>der</strong><br />

Prophet zum Berg kommen.<br />

Professionelle Bildungsberatung im Betrieb<br />

braucht die Akzeptanz aller Akteure <strong>und</strong> Akteurinnen,<br />

die <strong>der</strong> Bildungsbeauftragten, <strong>der</strong> VK-Leiter<br />

<strong>und</strong> VK-Leiterinnen, <strong>der</strong> BR-Vorsitzenden <strong>und</strong> BR-<br />

Vorsitzende, (<strong>der</strong> BR-Sekretäre <strong>und</strong> BR-Sekretärinnen<br />

soweit vorhanden) <strong>und</strong> die/<strong>der</strong> des zuständigen<br />

Gewerkschaftssekretärs <strong>und</strong> Gewerkschaftssekretärin.<br />

Die Einbeziehung <strong>der</strong> Entscheidungsträger<br />

<strong>und</strong> Entscheidungsträgerinnen garantiert<br />

am besten eine systematische <strong>und</strong> geplante<br />

Qualifizierung unserer Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen.<br />

Wir müssen wegkommen von <strong>der</strong> kurzatmigen Bildungsplanung<br />

die immer nur von Bildungsjahr zu<br />

Bildungsjahr reicht. Ziel muss es sein, <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Zielgruppe vor allem den (neu gewählte VL; BR;<br />

JAV) für die gesamte Wahlperiode Bildungswege<br />

aufzuzeigen. Ausgehend von dem neu entwickelten<br />

Bildungsnavigator, <strong>der</strong> in den Gr<strong>und</strong>seminaren eingesetzt<br />

wird, muss die bestehende Konzeption <strong>der</strong><br />

Bildungsberatung durch die Bildungsbeauftragten<br />

weiter entwickelt werden.<br />

203


Dazu gehören:<br />

• Eine Bestandsaufnahme mit den Entscheidungsträgern<br />

<strong>der</strong> Gremien,<br />

– welche Qualifizierung brauchen wir für eine<br />

erfolgreiche Arbeit?<br />

– was bringt <strong>der</strong>/die einzelne für eine Qualifikation<br />

mit <strong>und</strong> welche Seminare hat<br />

sie/er bereits besucht.<br />

• Die Einbeziehung aller <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Funktionäre<br />

<strong>und</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Funktionärinnen im Betrieb<br />

• Die Selbsteinschätzung des Einzelnen, welche<br />

Qualifizierung habe ich <strong>und</strong> wo habe ich meine<br />

Stärken (Navigator)<br />

• Die Vereinbarung von gemeinsamen Zielen, für<br />

eine erfolgreiche Interessenvertretungsarbeit.<br />

• Die Erstellung von individuellen Qualifizierungswegen<br />

über die gesamte Wahlperiode.<br />

Bewerbung kurzfristig freier Seminarkapazitäten:<br />

Zielgerichtete Bildungsberatung macht es auch erfor<strong>der</strong>lich,<br />

dass auf allen Ebenen die EDV-technischen<br />

Voraussetzungen gegeben sind. Hier wurde<br />

in den vergangenen Jahren vieles erreicht. Um freie<br />

Seminarkapazitäten kurzfristig gezielt bewerben<br />

zu können, ist es dringend erfor<strong>der</strong>lich, dafür die<br />

EDV-technischen Voraussetzungen zu schaffen. Bis<br />

heute ist es in den Verwaltungsstellen nicht möglich,<br />

die von den Bildungsstätten an die Verwaltungsstellen<br />

kurzfristigen gemeldeten freien Seminarplätze<br />

gezielt zu bewerben. Dazu brauchen wir<br />

in den Verwaltungsstellen die Möglichkeit, eine negative<br />

EDV-Auswahl zu machen (z. B. welche BR-<br />

Mitglie<strong>der</strong> haben noch kein AN I – Seminar besucht).<br />

Damit schaffen wir die Voraussetzungen,<br />

die von den Bildungsstätten gemeldeten kurzfristig<br />

freien Seminar gezielt zu bewerben <strong>und</strong> damit die<br />

Auslastung <strong>der</strong> Bildungsstätten zu erhöhen . Wir<br />

for<strong>der</strong>n den Vorstand <strong>und</strong> die zuständigen Fachbereiche<br />

auf, dafür die EDV-technischen Vorraussetzungen<br />

zu schaffen.<br />

Eine zentrale Bildungsstätte mit dem<br />

Schwerpunkt Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertretung<br />

7.044 Antragsteller/in: Stuttgart<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Eine <strong>der</strong> vorhandenen Bildungsstätten wird als zentrale<br />

Aufgabe die Qualifizierung <strong>der</strong> Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertretung<br />

erhalten.<br />

Sprachkompetenz für Interessensvertreter <strong>und</strong><br />

Interessensvertreterinnen<br />

7.045 Antragsteller/in: Halberstadt<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Interessensvertreter <strong>und</strong> Interessensvertreterinnen<br />

in multinationalen Unternehmen stehen vor<br />

ganz neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen. Neben den rechtlichen<br />

<strong>und</strong> wirtschaftlichen Rahmenbedingungen,<br />

über die es Informationen einzuholen <strong>und</strong> zu interpretieren<br />

gilt, wird die Fähigkeit zur Kommunikation<br />

mit Interessensvertreter <strong>und</strong> Interessensvertreterinnen<br />

an<strong>der</strong>er Län<strong>der</strong> immer wichtiger. Dies<br />

erfor<strong>der</strong>t einerseits Sprachkenntnisse, an<strong>der</strong>erseits<br />

aber auch Kenntnisse <strong>der</strong> Interessensvertretungsstrukturen<br />

in den an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n.<br />

Die bisherigen Angebote für Sprachkurse in Zusammenarbeit<br />

mit an<strong>der</strong>en Organisationen <strong>und</strong> Vereinigungen<br />

sind auszubauen. Für diese Kurse ist innerhalb<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> stärker zu werben <strong>und</strong> unsere Interessensvertreter<br />

<strong>und</strong> Interessensvertreterinnen<br />

sind anzuhalten, an diesen teilzunehmen.<br />

Das Angebot <strong>der</strong> Sprachkurse darf nicht zu Lasten<br />

<strong>der</strong> gr<strong>und</strong>lagenbildenden Seminarangebote erfolgen.<br />

Bildung<br />

7.046 Antragsteller/in: Unna<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Im Bereich Bildung soll ein För<strong>der</strong>topf geschaffen<br />

werden, aus dem heraus Verwaltungsstellen, die<br />

nachweislich eine beson<strong>der</strong>s zeit- <strong>und</strong> kostenintensive<br />

sowie erfolgreiche Bildungsarbeit vor Ort leisten,<br />

finanziell unterstützt werden. Die Verteilung<br />

<strong>der</strong> bereit gestellten Mittel soll auf schriftlichen Antrag<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Bezirksleitung vorgenommen<br />

werden. Sollte die Einrichtung eines För<strong>der</strong>topfes<br />

nicht möglich sein, sollten die Richtlinien <strong>der</strong> Vergabe<br />

von Mitteln zur Bildungsarbeit neu gestaltet<br />

werden, um die vorgenannte Zielsetzung auf diesem<br />

Wege zu erreichen. Als Kriterien für eine erfolgreiche<br />

Bildungsarbeit sollten festgelegt werden:<br />

• Teilnehmerzahlen an örtlichen Schulungsmaßnahmen<br />

im Verhältnis zur Gesamtmitgliedschaft<br />

• die Anzahl an Wochenendschulungen<br />

• die Arbeit eines örtlichen Referenten-Arbeitskreises<br />

• die jährliche Anzahl <strong>der</strong> Schulungsmaßnahmen<br />

für Betriebsräte, Vertrauensleute <strong>und</strong><br />

Funktionäre <strong>und</strong> Funktionärinnen in den Verwaltungsstellen<br />

• die Anzahl von mehrtätigen Bildungsmaßnahmen<br />

für Betriebsräte vor Ort<br />

• die jährliche Anzahl von Betriebsrätevollkonferenzen<br />

einschließlich JAV <strong>und</strong> Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertretung<br />

Bildungsarbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> durch die<br />

Bildungsstätten<br />

7.047 Antragsteller/in: Hannover<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die gewerkschaftliche Bildungsarbeit <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

zeichnet sich durch ihr breites Angebot aus. Durch<br />

die Vielfalt von Fachseminaren für Mitglie<strong>der</strong> von<br />

Betriebsräten <strong>und</strong> Schwerbehin<strong>der</strong>tenvertretungen<br />

<strong>und</strong> gesellschaftspolitischen Seminaren für<br />

Vertrauensleute <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>, ergeben sich in<br />

den Bildungsstätten reichhaltige Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Kommunikation <strong>und</strong> des Erfahrungsaustausches.<br />

Durch die immer weiter fortschreitende be-<br />

204


triebswirtschaftliche Betrachtung <strong>der</strong> Bildungsstätten<br />

innerhalb <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist <strong>der</strong> Trend zu beobachten,<br />

dass sich Bildungsstätten immer mehr<br />

den ökonomisch interessanten Fachseminaren zuwenden.<br />

Diese Entwicklung ist fatal <strong>und</strong> wi<strong>der</strong>spricht<br />

unseren Zielen im Bereich <strong>der</strong> Vertrauensleute-<br />

<strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>-Bildungsarbeit. Weiter ist es<br />

sachlich <strong>und</strong> inhaltlich falsch auf dieser Gr<strong>und</strong>lage<br />

zwischen den Bildungsstätten wirtschaftliche Vergleiche<br />

anzustellen. Um eine Ausgewogenheit <strong>der</strong><br />

Inhalte, <strong>der</strong> Seminarteilnehmer <strong>und</strong> Seminarteilnehmerinnen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Kostenverteilung an den Bildungsstätten<br />

herzustellen, müssen die gesellschaftspolitischen<br />

Seminare quotiert auf die Bildungsstätten<br />

verteilt werden. Eine weitere kontraproduktive<br />

Entwicklung sehen wir in dem immer<br />

größer werdenden Angebot <strong>der</strong> Beratungs- <strong>und</strong><br />

„Bildung nach Maß“ Angebote. Ein Ausbau dieser<br />

Art <strong>der</strong> Qualifizierung von Betriebsräten wirkt sich<br />

negativ auf den Erfahrungsaustausch zwischen<br />

Gremien <strong>und</strong> Einzelpersonen aus <strong>und</strong> unserer notwendigen<br />

Weiterentwicklung <strong>der</strong> betrieblichen Gewerkschaftspolitik.<br />

Aus diesen Gründen for<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Referentenarbeitskreis<br />

Hannover dass:<br />

• In allen Bildungsstätten ein aus inhaltlichen<br />

<strong>und</strong> ökonomischen Gründen ausgewogenes<br />

Verhältnis von Fachseminaren <strong>und</strong> gesellschaftspolitischen<br />

Seminaren bestehen muss.<br />

• Das „Bildung nach Maß“ Angebot soll nur vertiefend<br />

für spezielle Problemlagen angewendet<br />

werden. Dieses Angebot sollte erst nach genauer<br />

Abwägung <strong>der</strong> Umstände gemacht werden.<br />

Gesellschaftspolitische Seminare an allen<br />

Bildungsstätten durchführen<br />

7.048 Antragsteller/in: Erfurt<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

An allen zentralen Bildungsstätten <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

werden Seminare <strong>der</strong> gesellschaftspolitischen Weiterbildung<br />

aus dem zentralen Bildungsprogramm<br />

angeboten. Dabei sollen von je<strong>der</strong> Bildungsstätte<br />

gleiche Prozentsätze vom Gesamtangebot realisiert<br />

werden.<br />

Bildungsstätte Sprockhövel<br />

7.049 Antragsteller/in: Mittelhessen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Bildungsstätte Sprockhövel soll nicht abgerissen,<br />

son<strong>der</strong>n renoviert werden.<br />

Ökonomie-Schulungsprogramm<br />

7.050 Antragsteller/in: Neumünster<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

In das Schulungsprogramm <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> soll ein<br />

Seminartyp:<br />

– Ökonomie <strong>der</strong> Nachfrageorientierung,<br />

– Ökonomie des qualitativen Wachstums <strong>und</strong><br />

– globalisierte Ökonomie unter den Prämissen<br />

des gerechten Austauschs, des gleichen Rechts<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Kontrolle <strong>der</strong> Finanzmärkte aufgenommen<br />

werden. Zu den Inhalten sollen Lehrbücher<br />

entstehen, die gemeinverständlich populär,<br />

den Stoff auch zum Selbststudium erschließbar<br />

machen.<br />

Ausbildung von Multiplikatoren <strong>und</strong><br />

Multiplikatorinnen gegen Neoliberalismus<br />

7.051 Antragsteller/in: Göttingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Bestandteil des 2004 beschlossenen Arbeitsprogramms<br />

„Für Arbeit <strong>und</strong> soziale Gerechtigkeit“ ist<br />

das Konzept für die Qualifizierung von Multiplikatoren<br />

<strong>und</strong> Multiplikatorinnen gegen Neoliberalismus<br />

zur Unterstützung <strong>und</strong> Begleitung des Arbeitnehmerbegehrens.<br />

In Kooperation von Bezirken <strong>und</strong> zentralen Bildungsstätten<br />

sind Multiplikatoren- <strong>und</strong> Multiplikatorinnenseminare<br />

durchgeführt sowie Bildungs<strong>und</strong><br />

Agitationsmaterialien erstellt worden. Gegen<br />

die Hegemonie neoliberaler Ideologie müssen wir<br />

weiter unsere gesellschaftspolitischen Alternativen<br />

propagieren <strong>und</strong> mit unseren Funktionären <strong>und</strong><br />

Funktionärinnen <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>n sowie Bündnispartnern<br />

diskutieren. Deshalb ist die Ausbildung<br />

<strong>und</strong> Unterstützung von Multiplikatoren <strong>und</strong> Multiplikatorinnen<br />

vor Ort <strong>und</strong> in den Bezirken weiterhin Bestandteil<br />

<strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> zentralen Bildungsstätten.<br />

Bildungsurlaubsgesetz<br />

7.052 Antragsteller/in: Salzgitter<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Qualifizierung <strong>und</strong> Bildung sind zentrale Bereiche<br />

für die gesellschaftliche Entwicklung <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik.<br />

Neben den unmittelbar <strong>der</strong> beruflichen Verwertung<br />

dienenden Maßnahmen hat auch die allgemeine<br />

gesellschaftspolitische Bildung einen bedeutenden<br />

Stellenwert. Die Demokratie ist die einzige<br />

politische Gesellschaftsordnung, die gelernt<br />

werden muss. Politische Bildung, wie sie von <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> durchgeführt wird, dient <strong>der</strong> Stärkung <strong>der</strong><br />

Demokratie in <strong>der</strong> Gesellschaft, im Arbeitsleben<br />

<strong>und</strong> in <strong>der</strong> Gewerkschaft selbst. Die traditionelle<br />

Bildung in Schule <strong>und</strong> Ausbildung klammert politische<br />

Bildung weitgehend aus. Umso wichtiger sind<br />

unsere Gr<strong>und</strong>lagenseminare. Ein wesentlicher Zugang<br />

wird durch den gesetzlichen Bildungsurlaub<br />

gewährleistet. Deshalb hat am 24. Juni 1974 die allgemeine<br />

Konferenz <strong>der</strong> Internationalen Arbeitsorganisation<br />

das Übereinkommen über den bezahlten<br />

Bildungsurlaub abgeschlossen (ILO Nr. 140).<br />

Am 7. September 1976 hat die B<strong>und</strong>esrepublik diesem<br />

Übereinkommen per Gesetz zugestimmt. In<br />

<strong>der</strong> Folge sind in vielen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n Bildungsurlaubsgesetze<br />

in Kraft getreten.<br />

205


Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> muss ihre Anstrengungen intensivieren<br />

<strong>und</strong> sich aktiv dafür einsetzen, dass in allen<br />

B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n Bildungsurlaubsgesetze verabschiedet<br />

werden, um für alle Bürger <strong>und</strong> Bürgerinnen<br />

den Zugang zur politischen Bildung zu verbessern.<br />

Sie wendet sich dauerhaft gegen alle Bestrebungen,<br />

bestehende Bildungsurlaubsmöglichkeiten<br />

einzuschränken o<strong>der</strong> Mittel für politische Bildung<br />

zu kürzen.<br />

Bildungsurlaub<br />

7.053 Antragsteller/in: Erfurt<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Qualifizierung <strong>und</strong> Bildung sind zentrale Bereiche<br />

für die gesellschaftliche Entwicklung <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik.<br />

Neben den unmittelbar <strong>der</strong> beruflichen Verwertung<br />

dienenden Maßnahmen hat auch die allgemeine<br />

gesellschaftspolitische Bildung einen bedeutenden<br />

Stellenwert. Die Demokratie ist die einzige<br />

politische Gesellschaftsordnung, die gelernt<br />

werden muss. Politische Bildung, wie sie von <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> durchgeführt wird, dient <strong>der</strong> Stärkung von<br />

Demokratie in <strong>der</strong> Gesellschaft, im Arbeitsleben<br />

<strong>und</strong> in <strong>der</strong> Gewerkschaft selbst. Die traditionelle<br />

Bildung in Schule <strong>und</strong> Ausbildung klammert politische<br />

Bildung weitgehend aus. Umso wichtiger sind<br />

unsere Gr<strong>und</strong>lagenseminare. Ein wesentlicher Zugang<br />

wird durch den gesetzlichen Bildungsurlaub<br />

gewährleistet. Deshalb hat am 24. Juni 1974 die allgemeine<br />

Konferenz <strong>der</strong> Internationalen Arbeitsorganisation<br />

das Übereinkommen über den bezahlten<br />

Bildungsurlaub abgeschlossen (ILO Nr. 140).<br />

Am 7. September 1976 hat die B<strong>und</strong>esrepublik diesem<br />

Übereinkommen per Gesetz zugestimmt. In<br />

<strong>der</strong> Folge sind in vielen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n Bildungsurlaubsgesetze<br />

in Kraft getreten.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich dafür ein, dass in allen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n<br />

Bildungsurlaubsgesetze verabschiedet<br />

werden, um für alle Bürger <strong>und</strong> Bürgerinnen den Zugang<br />

zur politischen Bildung zu verbessern. Sie<br />

wendet sich gegen alle Bestrebungen, bestehende<br />

Bildungsurlaubsmöglichkeiten einzuschränken.<br />

Bildung <strong>und</strong> Ausbildung von Migrantenkin<strong>der</strong>n<br />

för<strong>der</strong>n<br />

7.054 Antragsteller/in:<br />

Auslän<strong>der</strong>ausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> Landesregierungen werden<br />

aufgefor<strong>der</strong>t, bildungspolitische Maßnahmen<br />

einzuleiten <strong>und</strong> diese schnell umzusetzen mit dem<br />

Ziel, Bildungs- <strong>und</strong> Ausbildungsbenachteiligung<br />

von Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen aus Migrantenfamilien<br />

zu beseitigen.<br />

Dazu gehören u.a.:<br />

– Kostenlose Kin<strong>der</strong>gärten, in denen Sprachentwicklung<br />

ein Schwerpunkt bildet <strong>und</strong> muttersprachliche<br />

Kompetenzen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> berücksichtigt<br />

werden,<br />

– eine Überprüfung <strong>und</strong> ggf. Abschaffung des<br />

dreigliedrigen Schulsystems <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ausbau<br />

<strong>der</strong> Ganztagsschulen, mit interkultureller Sozialarbeit<br />

an allen Schulen unter Einbeziehung<br />

von Beratern <strong>und</strong> Beraterinnen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>,<br />

– die Qualifizierung des Lehrpersonals für kompetenten<br />

Umgang mit kultureller Differenz,<br />

– die Durchführung präventiver Maßnahmen gegen<br />

Schulabbruch <strong>und</strong> Reintegrationsmaßnahmen<br />

für Schulverweigerer,<br />

– eine gezielte Initiative zur Erhöhung <strong>der</strong> Beteiligung<br />

von Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

an <strong>der</strong> Ausbildung – auch in den Berufen<br />

des öffentlichen Dienstes,<br />

– eine systematische Umsetzung von Beratungs<strong>und</strong><br />

Orientierungsangeboten <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esagentur<br />

für Arbeit zur Berufsorientierung für Schüler<br />

<strong>und</strong> Schülerinnen, Lehrer <strong>und</strong> Lehrerinnen <strong>und</strong><br />

Eltern.<br />

Die Arbeitgeber <strong>und</strong> Arbeitgeberinnen müssen verpflichtet<br />

werden:<br />

– Die Berücksichtigung von kulturellen Kompetenzen<br />

<strong>und</strong> zielgruppengerechte Auswahlverfahren<br />

<strong>und</strong> Tests mit dem Ziel, den Anteil von Jugendlichen<br />

in <strong>der</strong> betrieblichen Ausbildung zu erhöhen,<br />

– zusätzliche Ausbildungsplätze zu schaffen<br />

o<strong>der</strong> eine Ausbildungsabgabe zu zahlen.<br />

Der Vorstand, die Bezirke <strong>und</strong> Verwaltungsstellen<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> werden aufgefor<strong>der</strong>t:<br />

– Sich für die nachhaltige Verbesserung <strong>der</strong> Situation<br />

<strong>der</strong> in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

lebenden jungen Migranten <strong>und</strong> Migrantinnen<br />

im Bereich <strong>der</strong> beruflichen Bildung in den Betrieben<br />

einzusetzen,<br />

– die Ergebnisse des Nationalen Integrationsplanes<br />

<strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung auch innerhalb <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> zu nutzen, um die bildungs-, ausbildungs-<br />

<strong>und</strong> arbeitsmarktpolitischen Themen<br />

<strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>enen For<strong>der</strong>ungen voranzutreiben.<br />

Bildungspolitik<br />

7.055 Antragsteller/in:<br />

Heilbronn-Neckarsulm<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Bildung ist zukunftsentscheidend. Die Bildungsfrage<br />

ist eine <strong>der</strong> großen Herausfor<strong>der</strong>ungen gegenwärtiger<br />

Politik. In kaum einem Land bestimmt die<br />

soziale Herkunft eines Menschen so stark über die<br />

Bildungschancen. Die soziale Ungleichheit wird<br />

durch unser Bildungssystem zementiert <strong>und</strong> verstärkt.<br />

Wir brauchen eine neue Bildungspolitik, die<br />

allen Menschen gleiche Chancen gibt <strong>und</strong> sozial Benachteiligte<br />

för<strong>der</strong>t. Investitionen in Bildung sind<br />

die vorsorgende Sozialpolitik.<br />

Der Übergang in die Wissensgesellschaft wird mit<br />

einem steigenden Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften<br />

einhergehen. Weil gering Qualifizierte beson<strong>der</strong>s<br />

hoch von Arbeitslosigkeit betroffen sind,<br />

brauchen wir eine präventive Bildungspolitik für alle<br />

Lebensphasen.<br />

206


Bildung <strong>und</strong> Qualifizierung haben eine Schlüsselfunktion,<br />

sie sollen den Qualifikationsbedarf sicherstellen.<br />

Sie sind existenziell für die Menschen,<br />

um durch den Erhalt <strong>der</strong> Beschäftigungsfähigkeit<br />

ein Leben in Wohlstand führen zu können.<br />

In einer auf Innovationen sich stützenden Ökonomie<br />

sind Bildung <strong>und</strong> Qualifikationen entscheidende<br />

Faktoren für qualitatives Wachstum <strong>und</strong> Beschäftigung.<br />

Bildung ist mehr als Wissen. Bildung, die sich nur<br />

nach den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Wirtschaft ausrichtet,<br />

lehnen wir ab. Bildung ist Voraussetzung für die<br />

Teilhabe am gesellschaftlichen, politischen <strong>und</strong><br />

kulturellen Leben. Sie ist die Voraussetzung für die<br />

Entfaltung <strong>der</strong> Persönlichkeit des Menschen. Ungleiche<br />

Bildungschancen <strong>und</strong> Benachteiligung sind<br />

mit Ursache sozialer Ungleichheit. Deshalb hat die<br />

Bildungspolitik für die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> einen sehr hohen<br />

Stellenwert.<br />

Es gibt unverkennbare Defizite in <strong>der</strong> Bildungspolitik:<br />

• Die frühkindliche Erziehung <strong>und</strong> die Unterstützung<br />

<strong>der</strong> Familien in dieser Phase sind völlig<br />

unzureichend. Die Vereinbarkeit von Beruf <strong>und</strong><br />

Familie ist nicht gegeben.<br />

• Das deutsche Bildungssystem ist stark selektiv.<br />

Die soziale Herkunft entscheidet über die<br />

Bildungs- <strong>und</strong> späteren Lebenschancen <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong>.<br />

• Jahr für Jahr verlässt ein hoher Anteil von<br />

Hauptschulabgängern <strong>und</strong> -abgängerinnen die<br />

Schule ohne Abschluss <strong>und</strong> hat damit keine<br />

ausreichende Lebensperspektive.<br />

• Das Angebot an Ausbildungsplätzen ist unzureichend,<br />

um die Nachfrage zu befriedigen.<br />

• Menschen mit geringen Qualifikationen tragen<br />

das höchste Beschäftigungsrisiko. Sie haben<br />

die geringsten Weiterbildungsmöglichkeiten.<br />

• Lebenslanges Lernen ist wesentliche Voraussetzung<br />

für den Erhalt <strong>der</strong> Qualifikation <strong>und</strong> die<br />

Sicherstellung <strong>der</strong> Beschäftigungsfähigkeit bei<br />

einem demographisch bedingten späteren<br />

Ausscheiden aus dem Erwerbsleben. Weiterbildung<br />

ist immer noch ein Privileg, von dem insbeson<strong>der</strong>e<br />

Menschen mit geringen Qualifikationen<br />

ausgeschlossen sind.<br />

• Unter dem Deckmantel <strong>der</strong> Eliteför<strong>der</strong>ung findet<br />

an den Hochschulen <strong>und</strong> Universitäten eine<br />

weitere soziale Auslese statt.<br />

• Bildung darf nicht funktional nach den Erfor<strong>der</strong>nissen<br />

<strong>der</strong> Wirtschaft ausgerichtet sein. Bildung<br />

dient <strong>der</strong> persönlichen Entwicklung <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Entfaltung <strong>der</strong> Fähigkeiten <strong>der</strong> Menschen.<br />

Gelingende Lebensführung, soziale Integration,<br />

kulturelle <strong>und</strong> politische Teilhabe erfor<strong>der</strong>n<br />

begleitende Bildungsprozesse.<br />

Erfor<strong>der</strong>lich ist eine gr<strong>und</strong>legende Reform <strong>der</strong> Bildungspolitik,<br />

die allen Menschen gleiche Bildungschancen<br />

gewährt, zur sozialen Integration beiträgt<br />

<strong>und</strong> präventiv soziale Risiken vermin<strong>der</strong>t.<br />

Wesentliche bildungspolitische For<strong>der</strong>ungen müssen<br />

insbeson<strong>der</strong>e sein:<br />

• Alle Kin<strong>der</strong> ab dem vollendeten ersten Lebensjahr<br />

bis zum sechsten Lebensjahr müssen einen<br />

Anspruch auf qualifizierte Ganztagsbetreuung<br />

haben. Die Betreuung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> muss<br />

beitragsfrei sein.<br />

• Einrichtung einer gemeinsamen Schule für alle<br />

in <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe I durch Integration aller<br />

Schularten in einen neuen Schultyp <strong>und</strong> ergänzende<br />

individuelle För<strong>der</strong>ung. Die Eltern müssen<br />

mehr Mitgestaltungsrechte haben.<br />

• Durch den Ausbau <strong>der</strong> Ganztagsbetreuung<br />

muss gleichzeitig die schulische För<strong>der</strong>ung verstärkt<br />

werden. Es muss sichergestellt werden,<br />

dass in Zukunft alle Abgänger <strong>und</strong> Abgängerinnen<br />

die Schule mit einem Abschluss verlassen,<br />

<strong>der</strong> ihnen den Zugang zu einer beruflichen Ausbildung<br />

eröffnet.<br />

• Alle Schulabgänger <strong>und</strong> -abgängerinnen müssen<br />

einen Rechtsanspruch auf einen Ausbildungsplatz<br />

haben. Hierzu ist eine Ausbildungsplatzumlage<br />

einzuführen.<br />

• Sicherung <strong>der</strong> praxisnahem dualen Ausbildung<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Ausbildung durch mindestens<br />

dreijährige Ausbildungsberufe.<br />

• Eine innovative Wirtschaft braucht eine exzellente<br />

Hochschullandschaft, die auch die Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />

sicherstellt. Wir brauchen eine<br />

bessere För<strong>der</strong>ung von Studierenden aus einkommensschwachen<br />

Familien. Studiengebühren<br />

als soziale Eintrittsbarrieren sind abzulehnen.<br />

• Wir brauchen eine Weiterqualifizierungsinfrastruktur.<br />

Unternehmen müssen sich durch die<br />

Neugestaltung ihrer Weiterbildungssysteme<br />

als „lernende Organisationen“ begreifen. Die<br />

Erhaltung <strong>und</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong> beruflichen<br />

Kompetenz von älteren Beschäftigten <strong>und</strong><br />

gering Qualifizierten muss stärker in den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong><br />

rücken. Betriebliche Weiterbildung<br />

muss transparent sein. Die Durchlässigkeit von<br />

Ausbildungsgängen muss sichergestellt werden.<br />

• Qualifizierungshemmnisse <strong>und</strong> berufliche Entwicklungsbarrieren<br />

für Frauen müssen beseitigt<br />

werden.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist aufgefor<strong>der</strong>t, ein umfassendes bildungspolitisches<br />

Programm zu erarbeiten, um in<br />

diesem zentralen Handlungsfeld gestaltend Einfluss<br />

zu nehmen.<br />

Schulisches <strong>und</strong> berufliches Lernen – integriert,<br />

qualifiziert <strong>und</strong> gleichberechtigt<br />

7.056 Antragsteller/in: Stuttgart<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die letzte PISA-Studie, aber auch die im Frühjahr<br />

2007 diskutierte UNO-Son<strong>der</strong>berichterstattung über<br />

das deutsche Bildungssystem verdeutlichen, dass<br />

Menschen aus einkommensschwachen <strong>und</strong> bildungsfernen<br />

Familien in Sachen Bildungschancen<br />

„eindeutig benachteiligt werden“. Darüber hinaus<br />

wird vermerkt, dass sich Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

gleichfalls mit den Auswirkungen von<br />

Bildungsbenachteiligung unterschiedlichster Art<br />

auseinan<strong>der</strong>setzen müssen. Ganz gleich welchem<br />

Element b<strong>und</strong>esdeutscher Bildung wir uns widmen,<br />

207


wir finden für Kin<strong>der</strong>, Jugendliche <strong>und</strong> an Eigenbildung<br />

interessierte Erwachsene immer wie<strong>der</strong> dieselbe<br />

katastrophale Situation: Bildung ist in Deutschland<br />

zu einem Gut verkommen, für das man als Einzelner<br />

tief in die Tasche greifen muss. Die Bildungsdebatte<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> orientiert sich an einem ganzheitlichen<br />

Bildungsbegriff, <strong>der</strong> ein durchlässiges, offenes<br />

<strong>und</strong> fortschrittliches System impliziert, das integrativ,<br />

qualifiziert <strong>und</strong> gleichberechtigt wirkt.<br />

Der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t:<br />

1. Die Debatte <strong>und</strong> entsprechende Handlungen zu<br />

unterstützen, die sich diesem ganzheitlichen<br />

Bildungsbegriff widmen. Wir brauchen eine Bildungspolitik,<br />

die ein Entwicklungssystem von<br />

den vorschulischen Einrichtungen über die allgemein<br />

bildende Schule, bis hin zum Lernen im<br />

Alter vor Augen hat <strong>und</strong> die Idee eines lebensbegleitenden<br />

Lernprozesses beför<strong>der</strong>t.<br />

2. Eine öffentlich angelegte bildungspolitische<br />

Debatte über vorberufliche Qualifizierung an<br />

allgemein bildenden Schulen zu initiieren <strong>und</strong><br />

voranzutreiben.<br />

3. Ein Bildungskonzept zu entwickeln, dass sich<br />

<strong>der</strong> Integration allgemein bilden<strong>der</strong>, beruflicher<br />

Vorqualifikation im Dualen System widmet.<br />

4. Die For<strong>der</strong>ung nach kostenfreiem Rechtsanspruch<br />

auf lebensbegleitende Qualifizierung<br />

öffentlich <strong>und</strong> lautstark zu stellen.<br />

Eine breite <strong>und</strong> qualifizierte, interne <strong>und</strong> öffentliche<br />

Debatte über eine ganzheitliche Bildungspolitik<br />

ist Gr<strong>und</strong>lage dafür, dass Bildung für alle Menschen<br />

nutzbar wird.<br />

Gegen Studiengebühren<br />

7.057 Antragsteller/in:<br />

Jugendausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, sich<br />

gegen jegliche Art von Studiengebühren öffentlich<br />

zu positionieren <strong>und</strong> politischen Druck, mit dem<br />

Ziel <strong>der</strong> Verhin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Einführung von Studiengebühren<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Abschaffung bestehen<strong>der</strong> Studiengebühren,<br />

auf die jeweiligen Landesregierungen<br />

aufzubauen.<br />

Zum Thema Studiengebühren müssen die zuständigen<br />

Ressorts beim Vorstand geeignetes Material<br />

entwickeln, um die Problematikin den Bezirken <strong>und</strong><br />

Verwaltungsstellen diskutieren zu können. Zusätzlich<br />

sollen Verwaltungsstellen bei öffentlichkeitswirksamen<br />

Aktionen zum Thema Studiengebühren<br />

unterstützt werden.<br />

Erhalt <strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> Arbeit<br />

7.058 Antragsteller/in:<br />

Jugendausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Für den Erhalt <strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> Arbeit wird die <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> alle notwendigen Schritte durchführen. Die<br />

Mittel müssen erhöht <strong>und</strong> nicht weiter abgebaut<br />

werden. Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> appelliert an an<strong>der</strong>e Gewerkschaften,<br />

sich ebenfalls für den Erhalt <strong>der</strong> Akademie<br />

<strong>der</strong> Arbeit einzusetzen.<br />

Ausbildungsperspektiven<br />

7.059 Antragsteller/in:<br />

Jugendausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Alle Jugendlichen müssen unabhängig von <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />

Entwicklung <strong>und</strong> ihrem Lernvermögen<br />

eine qualifizierte Ausbildung erhalten.<br />

Um dies sicherzustellen, for<strong>der</strong>t die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> seit<br />

Jahren ein Gesetz, das alle Betriebe finanziell über<br />

eine Umlage an <strong>der</strong> Ausbildung beteiligt. Betriebe,<br />

die ausbilden, müssen mit einem Bonus in einem<br />

notwendigen Umfang unterstützt werden. Betriebe,<br />

die nicht ausbilden, müssen mit einer finanziellen<br />

Abgabe beteiligt werden, um die Gerechtigkeit<br />

zwischen ausbildenden <strong>und</strong> nicht ausbildenden<br />

Betrieben herzustellen. Es geht um den legitimen<br />

Rechtsanspruch auf Bildung <strong>und</strong> Ausbildung für alle.<br />

Das Urteil des B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts (Urteil<br />

vom 10.12.1980) ist weiterhin bindend. Nach<br />

diesem Urteil ist es die Verantwortung <strong>der</strong> Arbeitgeber,<br />

flächendeckend ausreichend Ausbildungsplätze<br />

zur Verfügung zu stellen. Danach muss das Angebot<br />

an Ausbildungsplätzen die Nachfrage um 12,5<br />

Prozent übersteigen. Priorität muss die kontinuierliche<br />

Ausweitung <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Betriebe sein, die<br />

sich an <strong>der</strong> Ausbildung beteiligen. Mit <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen<br />

Beteiligungsquote von gerade mal 23 Prozent<br />

in <strong>der</strong> gesamten Wirtschaft sind die Probleme nicht<br />

zu meistern. Dafür brauchen wir verbindliche gesetzliche<br />

Regelungen.<br />

Ein Politikwechsel, für den wir seit Jahren kämpfen,<br />

hat unter einer rot-grünen Regierung nicht stattgef<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> ist vor allem nicht unter <strong>der</strong> Großen Koalition<br />

absehbar. Über vier Millionen Arbeitslose<br />

sind offiziell registriert, darunter 450.000 Jugendliche<br />

unter 25 Jahre, Tendenz steigend. Die Ausbildungsplatzsituation<br />

hat sich vor allem in den neuen<br />

B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n zu einem flächendeckenden Problem<br />

mit unabsehbaren Folgen entwickelt. Im Jahr<br />

2004 gab es den Vorstoß <strong>der</strong> regierenden Parteien,<br />

endlich in Richtung einer Umlagefinanzierung aktiv<br />

zu werden. Im April 2004 wurde <strong>der</strong> Gesetzesentwurf<br />

des „Berufsausbildungssicherungsgesetzes“<br />

von <strong>der</strong> Regierungsfraktion in den B<strong>und</strong>estag eingebracht.<br />

Doch dieser Entwurf verschwand auf Kosten<br />

des „Nationalen Pakts für Ausbildung <strong>und</strong><br />

Fachkräftenachwuchs in Deutschland“ wie<strong>der</strong> in<br />

<strong>der</strong> Versenkung.<br />

Aber nach dem dritten Jahr Ausbildungspakt von<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Regierung hat sich gezeigt, dass keine<br />

zusätzlichen Ausbildungsplätze geschaffen wurden.<br />

Wir stellen fest, dass <strong>der</strong> Ausbildungspakt von<br />

Jahr zu Jahr erneut scheitert <strong>und</strong> können dementsprechend<br />

auch nicht die Verlängerung des Paktes<br />

nachvollziehen.<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

for<strong>der</strong>t den Vorstand auf, die Durchsetzung des<br />

208


Rechtsanspruchs auf Ausbildung zu einem zentralen,<br />

dauerhaften <strong>und</strong> glaubwürdigen Schwerpunkthema<br />

innerhalb <strong>der</strong> gesamten <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> des<br />

DGB zu machen <strong>und</strong> den Druckauf die B<strong>und</strong>esregierung<br />

für eine gesetzliche Regelung zur Umlagefinanzierung<br />

spürbarer als in den letzten Jahren zu<br />

erhöhen. Allerdings soll die Umlagefinanzierung allein<br />

keine ausschließliche Maximalfor<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong><br />

Diskussion um Ausbildungsplatzmangel <strong>und</strong> Jugendarbeitslosigkeit<br />

sein. Auf dem Weg dahin müssen<br />

weitere Regelungen <strong>und</strong> Möglichkeiten zur<br />

Schaffung von Ausbildungsplätzen mitgedacht <strong>und</strong><br />

im Sinne eines strategischen Handelns in die Debatte<br />

eingebracht werden. Gr<strong>und</strong>sätzlich sind tarifvertragliche<br />

Ausbildungsinitiativen <strong>und</strong> -vereinbarungen<br />

akzeptabel, wenn die Arbeitgeber selbst die<br />

Mittel für zusätzliche Ausbildungsplätze finanzieren.<br />

Die Gesamtorganisation wird dazu aufgefor<strong>der</strong>t,<br />

eine tarifvertragliche Initiative zu starten, die<br />

das Ziel verfolgt mehr Ausbildungsplätze zu schaffen<br />

<strong>und</strong> qualitative Standards zu sichern. Eine Kompensation<br />

<strong>der</strong> zusätzlichen Ausbildungsplätze zu<br />

Lasten von Ausbildungsvergütung, die Anrechnung<br />

o<strong>der</strong> Kürzung auf bestehende o<strong>der</strong> künftige tarifvertragliche<br />

Leistungen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Befürwortung<br />

Theoriegemin<strong>der</strong>ter zweijähriger Ausbildungsberufe<br />

durch die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird abgelehnt. Die duale<br />

Ausbildung in ihrer drei- <strong>und</strong> dreieinhalbjähriger<br />

Form muss gestärkt werden. Die Tarifkommissionen<br />

in allen Tarifgebieten werden aufgefor<strong>der</strong>t, die<br />

tarifliche Möglichkeit zur Schaffung von zusätzlichen<br />

Ausbildungsplätzen zu erörtern.<br />

Lohnverzicht schafft keine Ausbildungsplätze<br />

7.060 Antragsteller/in: Hanau<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Ausbildungsplatzsituation in Deutschland ist<br />

weiterhin angespannt. Jährlich erhalten mehrere<br />

zehntausend Jugendliche nicht die Chance auf einen<br />

Ausbildungsplatz. Der Ausbildungspakt, <strong>der</strong><br />

zwischen B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> Wirtschaftsverbänden<br />

geschlossen <strong>und</strong> verlängert wurde, verschleiert<br />

die eigentlichen Probleme am Ausbildungsmarkt.<br />

Immer weniger Betriebe sehen sich in <strong>der</strong> Verantwortung<br />

sowohl gegenüber <strong>der</strong> Gesellschaft als<br />

auch dem eigenen Betrieb junge Menschen zu qualifizieren.<br />

Nur knapp 25 % <strong>der</strong> Betriebe, die ausbilden<br />

könnten, bilden noch aus.<br />

In Anbetracht <strong>der</strong> skizzierten Lage werden in einigen<br />

Tarifgebieten tarifvertragliche Lösungen zur<br />

Schaffung von betrieblichen Ausbildungsplätzen<br />

diskutiert bzw. bereits in Tarifverträgen verankert.<br />

Alle <strong>der</strong>artigen tariflichen Vereinbarungen gehen<br />

mit Kompensationen an<strong>der</strong>er tariflicher Errungenschaften<br />

einher. Das jüngste Beispiel ist das im Januar<br />

2007 bekannt gewordene Verhandlungsergebnis<br />

aus dem Bezirk Bayern, <strong>der</strong> einen einmaligen<br />

Verzicht auf einen Bestandteil <strong>der</strong> tariflichen<br />

Entgelterhöhung aus 2007 heranzieht, um dadurch<br />

Ausbildungsplätze zu schaffen.<br />

Die große Gefahr, die <strong>der</strong>artige Tarifabschlüsse mit<br />

sich bringen, ist das politische Signal, dass Verzicht<br />

auf die Erhöhung von Entgelten <strong>und</strong> Ausbildungsvergütungen<br />

Arbeits- bzw. in diesen Fällen Ausbildungsplätze<br />

schafft. In den verschiedenen Tarifr<strong>und</strong>en<br />

<strong>der</strong> letzten Jahrzehnte war die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>stetsdarauf<br />

bedacht, die an vielen Stellen wissenschaftlich<br />

wi<strong>der</strong>legte These, dass Lohnverzicht Arbeitsplätze<br />

schafft, in ihrer Tarifpolitikauch entsprechend zu verankern<br />

<strong>und</strong> politisch dagegen zu halten.<br />

Mit Tarifverträgen zur Schaffung von Ausbildungsplätzen<br />

mit gleichzeitiger Kompensation durch Entgeltbestandteile<br />

wird eine Tür aufgestoßen, die<br />

dann politisch nur schwer wie<strong>der</strong> geschlossen werden<br />

kann. Verzicht auf Entgelt wird das eigentliche<br />

strukturelle Problem auf dem Arbeits- <strong>und</strong> Ausbildungsmarkt<br />

nicht lösen. Trotzdem tarifvertragliche<br />

Lösungen voranzutreiben, grenzt an blindem Aktionismus<br />

<strong>und</strong> ist politisch grob fahrlässig.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> als Tarifvertragspartei tut gut daran<br />

mit Tarifpolitik nicht alle gesellschaftspolitischen<br />

Probleme lösen zu wollen. Vielmehr muss die <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> auch in diesem Fall als gesellschaftspolitischer<br />

Akteur gestärkt werden. Gemeinsame Kampagnen<br />

mit politischen Bündnispartnern zur Einführung<br />

einer gesetzlichen Umlagefinanzierung<br />

<strong>der</strong> Berufsbildung sind zu initiieren <strong>und</strong> durchzuführen,<br />

um politischen Druck auf die B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong><br />

Landesregierungen auszuüben.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bekennt sich weiterhin zur gesetzlichen<br />

Umlagefinanzierung <strong>der</strong> Berufsbildung <strong>und</strong><br />

ist weiterhin <strong>der</strong> Auffassung, dass <strong>der</strong> Verzicht auf<br />

Entgelt mittel- <strong>und</strong> langfristig keine Arbeits- <strong>und</strong><br />

Ausbildungsplätze schafft. Das tarifpolitische Feld<br />

wird daher nicht mehr weiter bearbeitet <strong>und</strong> je nach<br />

Möglichkeit die aktuell bestehenden tariflichen<br />

Vereinbarungen gekündigt.<br />

Die Zukunft von jungen Menschen duldet keine<br />

Kompromisse!<br />

7.061 Antragsteller/in: Nordhessen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand, Bezirksleitung <strong>und</strong> Tarifkommission<br />

werden aufgefor<strong>der</strong>t, alle Initiativen zur Schaffung<br />

von zusätzlichen Ausbildungsplätzen durch o<strong>der</strong><br />

im Rahmen von Tarifverträgen zu beenden <strong>und</strong> alle<br />

Vorhaben, die solche Initiativen zum Ziel haben, zu<br />

stoppen.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> vertritt seit vielen Jahren die Position<br />

dass die verheerende Ausbildungsplatzsituation<br />

nur durch eine gesetzliche Umlagefinanzierung verbessert<br />

werden kann. Diese For<strong>der</strong>ung, die für junge<br />

Menschen in ganz Deutschland Hoffnung <strong>und</strong><br />

Chancen bedeutet, zu unterstreichen, <strong>und</strong> auf <strong>der</strong>en<br />

Umsetzung durch den Gesetzgeber hin zu wirken,<br />

muss die einzige angestrebte Lösung <strong>der</strong> Ausbildungsplatzmisere<br />

sein. Initiativen zuzulassen,<br />

die über einen zweiten, tarifvertraglichen Weg versuchen,<br />

den Ausbildungsstau einzudämmen, heißt<br />

den Arbeitgeberverbänden die Möglichkeit zu geben,<br />

Bedingungen zu diktieren. Wir würden die Zukunft<br />

junger Menschen von dem Wohlwollen <strong>der</strong> Kapitaleigner<br />

abhängig machen.<br />

209


Stattdessen müssen wir unsere Kraft darauf konzentrieren,<br />

allen eine Chance auf dem Arbeitsmarkt<br />

zu geben. Fehlende Ausbildungsplätze sind ein gesellschaftliches<br />

Problem <strong>und</strong> dieses Problem muss<br />

durch die Politik gelöst werden <strong>und</strong> nicht durch die<br />

Tarifparteien.<br />

Das Thema Ausbildungsplätze muss wie<strong>der</strong> nach<br />

ganz oben auf die politische Agenda gesetzt werden<br />

<strong>und</strong> dazu muss die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ihren Beitrag leisten.<br />

Dem Staat <strong>und</strong> das heißt in diesem Fall <strong>der</strong><br />

B<strong>und</strong>esregierung, muss klar gemacht werden, dass<br />

es seine Aufgabe ist, den jungen Menschen im Land<br />

eine Perspektive zu geben. Ihm muss klar gemacht<br />

werden, dass er die Arbeitslosen von morgen produziert,<br />

wenn er durch den Ausbildungspakt nur die<br />

Statistiken schönt <strong>und</strong> die großflächige Schaffung<br />

von schulischen Ausbildungsplätzen <strong>und</strong> die Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> verkürzten Ausbildung för<strong>der</strong>t.<br />

Die gesetzliche Umlagenfinanzierung ist die Patentlösung<br />

für diese Problematik<strong>und</strong> muss auch als<br />

solche behandelt werden. Dieses einzufor<strong>der</strong>n <strong>und</strong><br />

die Bek<strong>und</strong>ung des Willens, wenn nötig, auch dafür<br />

zu kämpfen, muss das Zeichen sein, das <strong>der</strong> Gewerkschaftstag<br />

<strong>und</strong> damit die gesamte Organisation<br />

<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt.<br />

Tarifvertragliche Lösung zur Schaffung von Ausbildungsplätzen<br />

finanziert durch die Beschäftigten<br />

7.062 Antragsteller/in: Mittelhessen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

sich zukünftig von tarifvertraglichen Regelungen<br />

zur Schaffung von Ausbildungsplätzen durch Kompensationsgeschäfte<br />

– sprich die Beschäftigen finanzieren<br />

durch Verzicht zusätzliche Ausbildungsplätze<br />

– zu distanzieren <strong>und</strong> sich wie<strong>der</strong> stärker<br />

dem Thema gesetzliche Umlagefinanzierung zu<br />

widmen.<br />

Finanzierung <strong>und</strong> Sicherung von Ausbildung<br />

7.063 Antragsteller/in: Berlin<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag stellt fest:<br />

1. Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt ist<br />

dramatisch.<br />

Die aktuelle Ausbildungsplatzsituation ist dramatisch<br />

– insbeson<strong>der</strong>e in den neuen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n<br />

haben sich die Folgen fehlen<strong>der</strong> Ausbildungsplätze<br />

zu einem flächendeckenden Problem mit unabsehbaren<br />

Folgen entwickelt. Laut B<strong>und</strong>esagentur für<br />

Arbeit fehlten im Jahr 2006 mindestens 170.000<br />

Ausbildungsplätze <strong>und</strong> die Zahl <strong>der</strong> gemeldeten betrieblichen<br />

Ausbildungsplätze ging um mindestens<br />

2,1 Prozent zurück.<br />

Der Vorstoß 2004 zur Schaffung einer Gesetzlichen<br />

Ausbildungsumlagefinanzierung wurde auf Kosten<br />

des „Nationalen Pakts für Ausbildung <strong>und</strong> Fachkräftenachwuchs<br />

in Deutschland“ aufgegeben. Der<br />

Pakt schafft keinerlei Verbesserungen zur beruflichen<br />

Erstausbildung von jungen Menschen. Die<br />

Schaffung von zusätzlichen Praktika, zweijährige<br />

verkürzte Ausbildungsberufe <strong>und</strong> Beruf vorbereitende<br />

Maßnahmen stellen genauso wenig eine Lösung<br />

dar wie außerbetriebliche <strong>und</strong> vollzeitschulische<br />

Ausbildungsformen. Insbeson<strong>der</strong>e die so genannten<br />

Einstiegsqualifizierungen entpuppen sich<br />

als eine verlängerte Probezeit mit Besten-Auslese.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> lehnt den Ausbildungspakt <strong>und</strong> die damit<br />

einhergehenden Maßnahmen ab: Staatliche Subventionen<br />

müssen zur Schaffung von zusätzlichen betrieblichen<br />

Ausbildungsplätzen insbeson<strong>der</strong>e in<br />

strukturschwachen Regionen eingesetzt werden.<br />

2. Den Rechtsanspruch auf Ausbildung politisch<br />

umsetzen.<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Jugend for<strong>der</strong>t seit Jahren, den<br />

Rechtsanspruch auf einen betrieblichen Ausbildungsplatz<br />

in die Realität umzusetzen. Alle Jugendlichen<br />

müssen unabhängig ihrer sozialen Situation<br />

o<strong>der</strong> ihres Schulabschlusses eine qualifizierte <strong>und</strong><br />

vollwertige duale Ausbildung erhalten.<br />

Um dies sicherzustellen, for<strong>der</strong>t die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Jugend<br />

die gesetzliche Ausbildungsumlagefinanzierung.<br />

Darüber könnten alle Betriebe finanziell an<br />

<strong>der</strong> Ausbildung beteiligt werden. Ausbildende Betriebe<br />

würden finanziell unterstützt, während nicht<br />

ausbildende Betriebe mit einer finanziellen Abgabe<br />

beteiligt würden. Die Ausbildungsumlagefinanzierung<br />

stellt nicht nur Gerechtigkeit zwischen ausbildenden<br />

<strong>und</strong> nicht ausbildenden Betrieben her, son<strong>der</strong>n<br />

realisiert vor allem den legitimen Anspruch auf<br />

Bildung <strong>und</strong> Ausbildung für alle jungen Menschen.<br />

Trotz <strong>der</strong> dramatischen Ausgangslage dürfen die<br />

Arbeitgeber nicht aus ihrer finanziellen Verantwortung<br />

zur Schaffung von ausreichend Ausbildungsplätzen<br />

entlassen werden. Es gilt, die Unternehmen<br />

bei ihrem Interesse nach qualifizierten Beschäftigten<br />

für die zukünftige betriebliche Zukunft zu pakken.<br />

Ausbildung ist eine lohnende Investition in die<br />

Zukunft. Der Verweis <strong>der</strong> Arbeitgeber auf die Höhe<br />

von Ausbildungsvergütungen <strong>und</strong> die Übernahme<br />

nach <strong>der</strong> Ausbildung als vermeintliche Hemmnisse<br />

für Ausbildung dient ausschließlich dem Ablenken<br />

vom eigenen Versagen <strong>und</strong> muss mit aller Vehemenz<br />

zurückgewiesen werden.<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, die Durchsetzung<br />

des „Rechtsanspruchs auf Ausbildung“ zu einem<br />

zentralen, dauerhaften <strong>und</strong> glaubwürdigen Schwerpunkthema<br />

innerhalb <strong>der</strong> gesamten <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>zu machen<br />

<strong>und</strong> den Druck auf die B<strong>und</strong>esregierung für eine<br />

gesetzliche Regelung zur Umlagefinanzierung<br />

spürbarer als in den letzten Jahren zu erhöhen.<br />

3. Kompensationsgeschäfte zur Schaffung von<br />

Ausbildungsplätzen werden abgelehnt.<br />

Dem Trend <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>, zugunsten von Ausbildungs-<br />

o<strong>der</strong> Arbeitsplätzen tarifpolitische Errungenschaften<br />

Preis zu geben <strong>und</strong> als Kompensationsmasse<br />

zu missbrauchen, gilt es mit aller Vehemenz<br />

entgegen zu treten. We<strong>der</strong> die Übernahme<br />

noch Entgeltbestandteile von Auszubildenden o<strong>der</strong><br />

Beschäftigten dürfen als Preis für mehr Ausbildungsplätze<br />

geopfert werden. Zusätzliche Ausbil-<br />

210


dungsplätze dürfen nicht „erkauft“ werden – sie<br />

können nur erkämpft werden!<br />

Der zu Beginn des Jahres vom <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Bezirk Bayern<br />

abgeschlossene Tarifvertrag zur Finanzierung<br />

von Ausbildungsplätzen geht in <strong>der</strong> finanziellen Beteiligung<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten weit über bisherige tarifvertragliche<br />

Initiativen zur Schaffung von Ausbildungsplätzen<br />

hinaus. Durch die paritätische Beteiligung<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten an <strong>der</strong> Finanzierung von<br />

Ausbildungsplätzen unterscheidet sich die Vereinbarung<br />

auch eklatant beispielsweise von <strong>der</strong> „Win-<br />

Win-Kampagne“ <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Jugend Baden-Württemberg.<br />

Durch die bayrische Vereinbarung entsteht<br />

das politische Signal, dass „Lohnverzicht.<br />

Ausbildungsplätze schafft". O<strong>der</strong> vielmehr: Wenn<br />

die Beschäftigten verzichten, ist auch Geld für Ausbildungsplätze<br />

da.<br />

Die abgeschlossene Vereinbarung ignoriert damit<br />

sowohl die Umverteilung von Einkommen <strong>und</strong> Vermögen<br />

zu Gunsten <strong>der</strong> Unternehmen in den vergangenen<br />

Jahren als auch die aktuelle gute konjunkturelle<br />

Situation. In absehbarer Zeit droht den deutschen<br />

Unternehmen <strong>der</strong> Nachwuchs auszugehen –<br />

in wenigen Jahren kommen die geburtenschwachen<br />

Jahrgänge auf den Ausbildungsmarkt.<br />

Die Folge <strong>der</strong> abgeschlossenen Vereinbarung ist offensichtlich:<br />

die Beschäftigten <strong>und</strong> Auszubildendenzahlen<br />

die Ausbildung durch ihre Einkommen<br />

mit: eine Ausbildung, von <strong>der</strong> die Unternehmen<br />

profitieren. Unternehmen, die nicht ausbilden, warten<br />

ab <strong>und</strong> sparen Geld. Durch den genannten bayrischen<br />

Abschluss <strong>und</strong> vergleichbare Vereinbarungen<br />

stellt die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> die gesetzliche Umlagefinanzierung<br />

als halbherzig dar <strong>und</strong> verringert ihren<br />

Druck zur Durchsetzung.<br />

Alle Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> Vorstand werden aufgefor<strong>der</strong>t, entsprechende<br />

Kompensationsgeschäfte zur Finanzierung von<br />

Ausbildungs- o<strong>der</strong> Arbeitsplätzen zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

Ebenso kann <strong>und</strong> darf die beschriebene Vereinbarung<br />

keinen Pilotcharakter für an<strong>der</strong>e Bezirke haben.<br />

Durchsetzung <strong>der</strong> Ausbildungsabgabe nach<br />

Scheitern des Ausbildungspaktes<br />

7.064 Antragsteller/in: Duisburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> setzt sich erneut für die Einführung einer<br />

Ausbildungsabgabe ein, da <strong>der</strong> die Ausbildungsabgabe<br />

ersetzende Ausbildungspakt gescheitert<br />

ist.<br />

Umlagefinanzierung/Jugendarbeitslosigkeit<br />

7.065 Antragsteller/in: Dortm<strong>und</strong><br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Dass <strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> verstärkt die Jugendarbeitslosigkeit<br />

thematisiert <strong>und</strong> erneut auf<br />

die B<strong>und</strong>esregierung einwirkt, ein Gesetz zur Umlagefinanzierung<br />

zu beschließen.<br />

Tarifpolitik <strong>und</strong> Sozialpolitik<br />

7.066 Antragsteller/in: Völklingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Im Februar 2007 wurde im Bezirk Bayern erstmalig<br />

ein Tarifvertrag zwischen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> dem Arbeitgeberverband<br />

<strong>der</strong> Bayerischen <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong><br />

Elektroindustrie vereinbart, in dem die Schaffung<br />

von 1000 neuen Ausbildungsplätzen in den tarifgeb<strong>und</strong>enen<br />

Betrieben bei gleichzeitigem Einkommensverzicht<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten vereinbart wurde.<br />

Dieser Tarifvertrag ist vor dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> katastrophalen<br />

Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt<br />

entstanden. Im Jahr 2006 konnten zwar<br />

wie<strong>der</strong> mehr neu abgeschlossene Ausbildungsverträge<br />

gezählt werden als im Jahr 2005, jedoch kann<br />

von einer Entspannung keine Rede sein, da die Zahl<br />

<strong>der</strong> Nachfrager weitaus drastischer gestiegen ist.<br />

Hierdurch hat sich die Lücke zwischen freien Ausbildungsplätzen<br />

<strong>und</strong> unvermittelten Bewerbern weiter<br />

vergrößert.<br />

Gr<strong>und</strong> für diese Zunahme sind die etwaigen Warteschleifen,<br />

die im System <strong>der</strong> beruflichen Qualifikation<br />

bestehen. Durch diese Warteschleifen wurden<br />

Ausbildungsplatzsuchende zwar in befristete Maßnahmen<br />

vermittelt <strong>und</strong> als versorgt eingestuft, jedoch<br />

stehen diese Jugendlichen nach Ablauf <strong>der</strong><br />

Maßnahmen wie<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Liste <strong>der</strong> Ausbildungsplatzsuchenden.<br />

Somit treffen die heutigen Schulabgänger<br />

mit einer Vielzahl von Altbewerbern zusammen,<br />

was den deutlichen Anstieg <strong>der</strong> Ausbildungsplatznachfrage<br />

erklärt.<br />

Das Gr<strong>und</strong>problem <strong>der</strong> mangelnden Ausbildungsplätze<br />

wurde durch die Schaffung dieser Warteschleifen<br />

daher keineswegs gelöst.<br />

Auch <strong>der</strong> hochgelobte Ausbildungspakt zwischen<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Politik konnte <strong>und</strong> kann diesen<br />

Missstand in keinster Weise lösen, da er nicht sicherstellt,<br />

dass jedem Jugendlichen auch eine Ausbildungsstelle<br />

angeboten werden kann. Des weiteren<br />

lässt <strong>der</strong> Ausbildungspakt die Betriebe völlig<br />

außen vor, die sich nicht an <strong>der</strong> Finanzierung <strong>der</strong><br />

beruflichen Erstausbildung beteiligen wollen.<br />

Die Erfahrung zeigt, dass das Setzen auf die Freiwilligkeit<br />

<strong>der</strong> Wirtschaft, genügend Ausbildungsplätze<br />

bereitzustellen, in keinster Weise zielführend gewesen<br />

ist. Unverbindliche Zusagen reichen diesbezüglich<br />

nicht aus.<br />

Mit dem Tarifvertrag zur Schaffung von Ausbildungsplätzen<br />

hat die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> einen Paradigmenwechsel<br />

in die Wege geleitet. Die zusätzlichen Ausbildungsplätze<br />

werden nicht alleine von den Arbeitgebern<br />

bereitgestellt, wonach diese nach einem Beschluss<br />

des B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts (BVerfG) von 1980<br />

verpflichtet wären, son<strong>der</strong>n werden durch einmaligen<br />

Verzicht <strong>der</strong> Beschäftigten auf Teile <strong>der</strong> Tariferhöhung<br />

paritätisch finanziert. Diese paritätische Finanzierung<br />

<strong>der</strong> Ausbildung darf in Reihen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

nicht Schule machen.<br />

Das BVerfG hat ganz eindeutig den Arbeitgebern<br />

die Zuständigkeit für ein ausreichendes Angebot an<br />

Ausbildungsplätzen zugesprochen. Da <strong>der</strong> Ausbildungspakt<br />

sowie die vielen Warteschleifen diesem<br />

211


Ziel nicht Rechnung tragen, muss die Schaffung von<br />

Ausbildungsplätzen durch eine Umlagefinanzierung<br />

geschehen. Diese muss durch alle Betriebe,<br />

die nicht ausbilden o<strong>der</strong> nicht ausreichend ausbilden,<br />

finanziert werden. Da dies die Arbeitgeber<br />

nachweislich nicht von selbst schaffen, muss die<br />

Politik, nicht die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> an dieser Stelle handeln.<br />

Durch tarifpolitische Regelungen erreichen wir nur<br />

die Arbeitgeber, die tarifgeb<strong>und</strong>en sind. Alle nicht<br />

tarifgeb<strong>und</strong>enen Arbeitgeber können sich somit<br />

aus <strong>der</strong> Verantwortung stehlen, während die Beschäftigten<br />

Teile <strong>der</strong> Ausbildungskosten selbst finanzieren.<br />

Dieser Weg kann nicht <strong>der</strong> Richtige sein.<br />

Wenn er <strong>der</strong> Richtige wäre, müssten 40 Millionen<br />

Beschäftigte „nur“ auf zehn Prozent ihres Einkommens<br />

verzichten <strong>und</strong> wir hätten in Deutschland wie<strong>der</strong><br />

Vollbeschäftigung.<br />

Wir lehnen diese Art von Kompensationstarifpolitik<br />

ab <strong>und</strong> for<strong>der</strong>n daher den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

auf, dieses Tariffeld nicht weiterzuführen <strong>und</strong> stattdessen<br />

nachhaltig an einer Umlagefinanzierung<br />

<strong>der</strong> Ausbildungskosten als solidarisches System<br />

festzuhalten.<br />

Keine Schaffung „neuer“ Ausbildungsplätze<br />

durch den Verzicht <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

7.067 Antragsteller/in: Trier<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Im Februar 2007 wurde im Bezirk Bayern erstmalig<br />

ein Tarifvertrag zwischen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> dem Arbeitgeberverband<br />

<strong>der</strong> Bayerischen <strong>Metall</strong>- <strong>und</strong><br />

Elektroindustrie vereinbart, in dem die Schaffung<br />

von 1000 neuen Ausbildungsplätzen in den tarifgeb<strong>und</strong>enen<br />

Betrieben bei gleichzeitigem Einkommensverzicht<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten vereinbart wurde.<br />

Dieser Tarifvertrag ist vor dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> katastrophalen<br />

Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt<br />

entstanden. Im Jahr 2006 konnten zwar<br />

wie<strong>der</strong> mehr neu abgeschlossene Ausbildungsverträge<br />

gezählt werden als im Jahr 2005, jedoch kann<br />

von einer Entspannung keine Rede sein, da die Zahl<br />

<strong>der</strong> Nachfrager weitaus drastischer gestiegen ist.<br />

Hierdurch hat sich die Lücke zwischen freien Ausbildungsplätzen<br />

<strong>und</strong> unvermittelten Bewerbern weiter<br />

vergrößert.<br />

Gr<strong>und</strong> für diese Zunahme sind die etwaigen Warteschleifen,<br />

die im System <strong>der</strong> beruflichen Qualifikation<br />

bestehen. Durch diese Warteschleifen wurden<br />

Ausbildungsplatzsuchende zwar in befristete Maßnahmen<br />

vermittelt <strong>und</strong> als versorgt eingestuft, jedoch<br />

stehen diese Jugendlichen nach Ablauf <strong>der</strong><br />

Maßnahmen wie<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Liste <strong>der</strong> Ausbildungsplatzsuchenden.<br />

Somit treffen die heutigen Schulabgänger<br />

<strong>und</strong> Schulabgängerinnen mit einer Vielzahl<br />

von Altbewerbern <strong>und</strong> Altbewerberinnen zusammen,<br />

was den deutlichen Anstieg <strong>der</strong> Ausbildungsplatznachfrage<br />

erklärt.<br />

Das Gr<strong>und</strong>problem <strong>der</strong> mangelnden Ausbildungsplätze<br />

wurde durch die Schaffung dieser Warteschleifen<br />

daher keineswegs gelöst.<br />

Auch <strong>der</strong> hoch gelobte Ausbildungspakt zwischen<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Politik konnte <strong>und</strong> kann diesen<br />

Missstand nicht lösen, da er nicht sicherstellt, dass<br />

jedem Jugendlichen auch eine Ausbildungsstelle<br />

angeboten werden kann. Des Weiteren lässt <strong>der</strong><br />

Ausbildungspakt die Betriebe völlig außen vor, die<br />

sich nicht an <strong>der</strong> Finanzierung <strong>der</strong> beruflichen Erstausbildung<br />

beteiligen wollen.<br />

Die Erfahrung zeigt, dass das Setzen auf die Freiwilligkeit<br />

<strong>der</strong> Wirtschaft, genügend Ausbildungsplätze<br />

bereit zu stellen, überhaupt nicht ziel führend gewesen<br />

ist. Unverbindliche Zusagen reichen diesbezüglich<br />

nicht aus.<br />

Mit dem Tarifvertrag zur Schaffung von Ausbildungsplätzen<br />

hat die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> einen Paradigmenwechsel<br />

in die Wege geleitet. Die zusätzlichen Ausbildungsplätze<br />

werden nicht alleine von den Arbeitgebern<br />

bereit gestellt, wonach diese nach einem Beschluss<br />

des B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts (Betr.VG) von 1980<br />

verpflichtet wären, son<strong>der</strong>n werden durch einmaligen<br />

Verzicht <strong>der</strong> Beschäftigten auf Teile <strong>der</strong> Tariferhöhung<br />

paritätisch finanziert. Diese paritätische Finanzierung<br />

<strong>der</strong> Ausbildung darf in Reihen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

nicht Schule machen.<br />

Das Betriebsverfassunggesetz hat ganz eindeutig<br />

den Arbeitgebern die Zuständigkeit für ein ausreichendes<br />

Angebot an Ausbildungsplätzen zugesprochen.<br />

Da <strong>der</strong> Ausbildungspakt sowie die vielen<br />

Warteschleifen diesem Ziel nicht Rechnung tragen,<br />

muss die Schaffung von Ausbildungsplätzen durch<br />

eine Umlagefinanzierung geschehen. Diese muss<br />

durch alle Betriebe, die nicht ausbilden o<strong>der</strong> nicht<br />

ausreichend ausbilden finanziert werden. Da dies<br />

die Arbeitgeber nachweislich nicht von selbst<br />

schaffen, muss die Politik, nicht die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> an<br />

dieser Stelle handeln.<br />

Durch tarifpolitische Regelungen erreichen wir nur<br />

die Arbeitgeber, die tarifgeb<strong>und</strong>en sind. Alle nicht<br />

tarifgeb<strong>und</strong>en Arbeitgeber können sich somit aus<br />

<strong>der</strong> Verantwortung stehlen, während die Beschäftigten<br />

Teile <strong>der</strong> Ausbildungskosten selbst finanzieren.<br />

Dieser Weg kann nicht <strong>der</strong> Richtige sein. Wenn<br />

er <strong>der</strong> Richtige wäre, müssten 40 Mio. Beschäftigte<br />

„nur“ auf zehn Prozent ihres Einkommens verzichten<br />

<strong>und</strong> wir hätten in Deutschland wie<strong>der</strong> Vollbeschäftigung.<br />

Wir lehnen diese Art von Kompensationstarifpolitik<br />

ab <strong>und</strong> for<strong>der</strong>n daher den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

auf, dieses Tariffeld nicht weiterzuführen <strong>und</strong> stattdessen<br />

nachhaltig an einer Umlagefinanzierung<br />

<strong>der</strong> Ausbildungskosten als solidarisches System<br />

festzuhalten.<br />

Tarifpolitik<br />

7.068 Antragsteller/in:<br />

Gevelsberg-Hattingen<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Durch die Politik <strong>der</strong> Unternehmen, im Zuge von Kosteneinsparungen<br />

die Ausbildungskapazitäten zu<br />

reduzieren, wird den Jugendlichen in unserem Land<br />

die Zukunftsperspektive verbaut.<br />

Die Delegierten des 21. ordentlichen Gewerkschaftstages<br />

for<strong>der</strong>n die B<strong>und</strong>esregierung auf, das<br />

verabschiedete Gesetz zur Umlagefinanzierung <strong>der</strong><br />

212


Ausbildung in Kraft zu setzen, um damit die Voraussetzungen<br />

zur Schaffung von Ausbildungsplätzen<br />

zu gewährleisten.<br />

Die Tarifkommissionen <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in den Bezirken<br />

werden aufgefor<strong>der</strong>t, in kommenden Tarifverhandlungen<br />

das Ziel <strong>der</strong> unbefristeten Übernahme<br />

<strong>der</strong> Auszubildenden nach Abschluss <strong>der</strong> Ausbildung<br />

in ein Beschäftigungsverhältnis anzugehen<br />

Ausbildungsplatzabgabe<br />

7.069 Antragsteller/in: Bochum<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Zur Durchsetzung <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung „Ausbildungsplatzabgabe<br />

für Unternehmen, die nicht ausbilden“,<br />

darf die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> nicht nachlassen, entsprechenden<br />

Druck auf den Gesetzgeber auszuüben.<br />

Der Vorstand wird aufgefor<strong>der</strong>t, Aktionen <strong>und</strong> Kampagnen<br />

vorzubereiten.<br />

Wer nicht ausbildet muss zahlen – Schaffung<br />

zusätzlicher Ausbildungsplätze<br />

7.070 Antragsteller/in: Ludwigsburg<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> lehnt den Ausbildungspakt <strong>und</strong> die damit<br />

eingeleiteten Maßnahmen nach wie vor ab.<br />

Selbst in <strong>der</strong> IHK Ausbildungsumfrage 2006 sagen<br />

knapp 70 Prozent <strong>der</strong> befragten Betriebe, dass sie<br />

<strong>der</strong> Meinung sind das <strong>der</strong> Ausbildungspakt allein<br />

das Problem des Ausbildungsmarktes nicht lösen<br />

kann!<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird aufgefor<strong>der</strong>t, die<br />

Kampagne zur gesetzlichen Umlagefinanzierung<br />

„Wer nicht ausbildet, muss zahlen“ weiter zu führen<br />

<strong>und</strong> mit Leben zu füllen. Dazu ist es notwendig,<br />

dass die Gesamtorganisation eine tarifvertragliche<br />

Initiative startet, die das Ziel verfolgt, die Einführung<br />

dezentraler Formen <strong>der</strong> Ausbildungsumlage<br />

zu unterstützen.<br />

Dezentrale Formen <strong>der</strong> Ausbildungsumlage können<br />

hierbei neben Branchenfonds auf tarifvertraglicher<br />

Basis auch landesrechtliche Lösungen sein. Die tarifvertragliche<br />

Initiative darf das Engagement <strong>der</strong> <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> um eine gesetzliche Umlagefinanzierung<br />

nicht ablösen o<strong>der</strong> ersetzen, son<strong>der</strong>n vielmehr ergänzen<br />

um die Durchsetzbarkeit einer b<strong>und</strong>esweiten<br />

Umlagefinanzierung zu erhöhen.<br />

Für eine tatsächliche Verbesserung <strong>der</strong> Ausbildungsplatzsituation<br />

müssen wir unterschiedliche<br />

Wege einschlagen. Betriebspolitisch, tarifpolitisch<br />

<strong>und</strong> gesellschaftspolitisch. Dabei ist uns klar, dass<br />

ohne gesellschaftliche Lösung (Umlagefinanzierung)<br />

tarif- <strong>und</strong> betriebspolitisch Ansätze von den<br />

Unternehmern strategisch zur Verschlechterung<br />

von Ausbildungsbedingungen missbraucht werden<br />

können. Beispiele von Initiativen wie EXAM (externes<br />

Ausbildungsmanagement), PIA o<strong>der</strong> QUAS<br />

Plus, die unter Mitwirkung <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> entstanden<br />

sind, zeigen dass sich regionales <strong>und</strong> strukturelles<br />

Engagement lohnt. Zum einen sind durch die Modelle<br />

zusätzliche Ausbildungsplätze entstanden,<br />

zum an<strong>der</strong>en werden tatsächlich „leistungsschwache“<br />

Jugendliche auf die Ausbildung vorbereitet<br />

<strong>und</strong> haben dadurch erhöhte Chancen auf einen<br />

Ausbildungsplatz. Diese Modelle gilt es fortzuführen<br />

<strong>und</strong> auszuweiten.<br />

Eine Kompensation von zusätzlichen Ausbildungsplätzen<br />

zu Lasten von Ausbildungsvergütungen,<br />

Entgelten, <strong>der</strong> Übernahme nach <strong>der</strong> Ausbildung<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Befürwortung theoriegemin<strong>der</strong>ter, zweijähriger<br />

o<strong>der</strong> praxisgemin<strong>der</strong>ter Ausbildungsberufe<br />

durch die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird abgelehnt.<br />

Die duale Ausbildung in ihrer 3- <strong>und</strong> 3,5 jährigen<br />

Form muss gestärkt werden <strong>und</strong> erhalten bleiben!<br />

Über vier Millionen Arbeitslose sind offiziell gemeldet,<br />

darunter über 500.000 Jugendliche (unter 25<br />

Jahren) die Tendenz ist steigend. Die Ausbildungsplatzsituation<br />

hat sich in allen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n zu<br />

einem flächendeckenden Problem mit unabsehbaren<br />

Folgen entwickelt.<br />

Im Jahr 2004 hat es von den regierenden Parteien<br />

einen ersten Schritt in Richtung einer gesetzlichen<br />

Umlagefinanzierung, das „B<strong>und</strong>esausbildungssicherungsgesetz“<br />

gegeben. Im April desselben Jahres<br />

machten eben diese Parteien zwei Schritte rückwärts<br />

<strong>und</strong> ließen die Umlagefinanzierung zugunsten<br />

des „Nationalen Pakts für Ausbildung <strong>und</strong><br />

Fachkräftenachwuchs in Deutschland“ in einer<br />

Schublade verschwinden. Schon nach dem zweiten<br />

Jahr Ausbildungspakt von Wirtschaft <strong>und</strong> Regierung,<br />

zeigte sich dass nicht gehalten werden kann,<br />

was versprochen wurde! Allein im Jahr 2006 sind<br />

die gemeldeten betrieblichen Ausbildungsplätze<br />

um 2,1 Prozent zurückgegangen. Gleichzeitig stieg<br />

die Zahl <strong>der</strong> Bewerber b<strong>und</strong>esweit um 0,8 Prozent<br />

zum Vorjahresvergleich an. Eine Statistik <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esagentur<br />

für Arbeit sagt aus, dass im Jahr 2006<br />

über 170.000 Ausbildungsplätze gefehlt haben.<br />

Bewerber, die keinen Ausbildungsplatz gef<strong>und</strong>en<br />

haben, verschwinden in irgendwelchen Maßnahmen<br />

<strong>und</strong> werden in <strong>der</strong> Statistik nicht erwähnt. Im<br />

Jahr 2005 waren dies mehr als 270.000 Jugendliche!<br />

Sie landen in so genannten Einstiegsqualifizierungsjahren<br />

(EQJ), welche im Zuge des Ausbildungspaktes<br />

entwickelt wurden. So genannte Benachteiligte,<br />

die wegen schlechter Schulleistungen<br />

o<strong>der</strong> erfolgloser Bewerbungsgespräche keinen<br />

Ausbildungsplatz gef<strong>und</strong>en haben, sollen per EQJ<br />

im Betrieb „ausbildungsreif“ gemacht werden. Tatsächlich<br />

entpuppen sich die EQJ – Stellen nach <strong>und</strong><br />

nach als „Ausbildung light“ o<strong>der</strong> als verlängerte<br />

Probezeit. Das Programm ermöglicht den Betrieben<br />

ein monatelanges Auswahlverfahren, in dem die Jugendlichen<br />

oft voll in den Ausbildungsablauf eingesetzt<br />

werden. Es dürfte keinen wun<strong>der</strong>n, dass die<br />

Betriebe mit ungewohntem Eifer Stellen angeboten<br />

haben. 31.000 kamen auf Anhieb zusammen, obwohl<br />

die Zielzahl im Ausbildungspakt nur 25.000<br />

betrug.<br />

213


Übernahme von Auszubildenden<br />

7.071 Antragsteller/in: Saarbrücken<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die Ergänzung <strong>der</strong> Übernahme von 12 Monaten<br />

nach <strong>der</strong> Ausbildung.<br />

Auszubildende, die während eines befristeten Arbeitsverhältnisses<br />

nach <strong>der</strong> Ausbildung zum Wehrdienst/Zivildienst<br />

einberufen werden o<strong>der</strong> wegen<br />

einer Schwangerschaft das Arbeitsverhältnis unterbrechen,<br />

müssen nach Ableisten des Wehrdienstes/Zivildienst<br />

bzw. nach <strong>der</strong> Mutterschutzzeit<br />

o<strong>der</strong> Elternzeit, für mindestens die noch verbleibende<br />

Zeit weiterbeschäftigt werden.<br />

Keine Ausbildung ohne<br />

Ausbil<strong>der</strong>eignungsprüfung<br />

7.072 Antragsteller/in:<br />

Jugendausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung unter Gerhard Schrö<strong>der</strong> setzte<br />

die gesetzliche Pflicht des Nachweises <strong>der</strong> Ausbil<strong>der</strong>eignungsprüfung<br />

als Voraussetzung zur Durchführung<br />

beruflicher Erstausbildung zeitlich befristet<br />

für fünf Jahre bis 2008 aus. Damit sollte nach <strong>der</strong> Argumentation<br />

<strong>der</strong> Politik die Ausbildungsbereitschaft<br />

bisher nicht ausbilden<strong>der</strong> Betriebe erhöht<br />

<strong>und</strong> zugleich die Anfor<strong>der</strong>ung an einen ausbildungsfähigen<br />

Betrieb herabgesetzt werden.<br />

Anstatt die gesetzliche Ausbildungsumlagefinanzierung<br />

praktisch umzusetzen, sollte über diese<br />

Konstruktion Abhilfe beim Mangel an betrieblichen<br />

Ausbildungsplätzen geschafft werden.<br />

Die bisherigen Erfahrungen mit dieser Maßnahme<br />

sind eindeutig. Die Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt<br />

ist unverän<strong>der</strong>t dramatisch. Es fehlen<br />

tausende Ausbildungsplätze. Keineswegs führt <strong>der</strong><br />

Verzicht auf einen qualitativen Nachweis <strong>der</strong> Ausbildungseignung<br />

– wie die Ausbil<strong>der</strong>eignungsprüfung<br />

– zu einem Mehr an angebotenen Ausbildungsplätzen.<br />

Hingegen schwächt diese Reduzierung<br />

<strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen an einen Ausbildungsbetrieb<br />

das qualitative Niveau <strong>der</strong> betrieblichen Erstausbildung.<br />

Geringere Anfor<strong>der</strong>ungen an die Ausbildungsqualität<br />

o<strong>der</strong> die Ausbildungsvergütungen<br />

sind keineswegs Garant für quantitativ mehr Ausbildungsplätze.<br />

Alle Erfahrungen <strong>und</strong> empirischen<br />

Beobachtungen belegen das klar.<br />

Wenn Wissen <strong>und</strong> Können unsere „Rohstoffe“ im internationalen<br />

Wettbewerb <strong>der</strong> Volkswirtschaften<br />

<strong>und</strong> Standorte sind, benötigen wir qualifizierte, exzellent<br />

ausgebildete Fachleute, die durch eine qualitativ<br />

hochwertige, duale Berufsausbildung auf die<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Arbeitswelt vorbereitet<br />

werden. Dafür stellt die Ausbil<strong>der</strong>eignungsprüfung<br />

eine Sicherheit <strong>und</strong> Überprüfbarkeit <strong>der</strong> betrieblichen<br />

Voraussetzungen zur beruflichen Erstausbildung<br />

dar. Daher muss sie auch wie<strong>der</strong> ohne<br />

Wenn <strong>und</strong> Aber gelten <strong>und</strong> durch die zuständigen<br />

Stellen überprüft werden.<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />

for<strong>der</strong>t den Vorstand auf, im Zusammenwirken mit<br />

dem DGB <strong>und</strong> den an<strong>der</strong>en Mitgliedsgewerkschaften,<br />

auf die B<strong>und</strong>espolitik entsprechend einzuwirken.<br />

Bildung als gesellschaftspolitisches<br />

Handlungsfeld<br />

7.073 Antragsteller/in: Riesa<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand wird beauftragt, in allen Berufsbildungsausschüssen<br />

die Diskussion dahingehend zu<br />

beeinflussen, dass eine verlängerte Regelausbildungszeit<br />

für die durch das Bildungssystem Benachteiligten<br />

(z. B. Hauptschüler <strong>und</strong> Hauptschülerinnen)<br />

Bestandteil <strong>der</strong> Regelausbildung ist.<br />

Bildung als gesellschaftspolitisches<br />

Handlungsfeld<br />

7.074 Antragsteller/in: Dresden<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Der Vorstand wird beauftragt, in allen Berufsbildungsausschüssen<br />

die Diskussion dahingehend zu<br />

beeinflussen, dass eine verlängerte Regelausbildungszeit<br />

für die durch das Bildungssystem Benachteiligten<br />

(z. B. Hauptschüler <strong>und</strong> Hauptschülerinnen)<br />

Bestandteil <strong>der</strong> Regelausbildung ist.<br />

Berufsbildung geht uns alle an!<br />

7.075 Antragsteller/in: Stuttgart<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Tag für Tag erleben wir die Verschärfung <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen,<br />

kurzzyklisch wechselnde Arbeitsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>und</strong> die Konfrontation mit höchst spekulativen<br />

Managementstrategien. Die Ware Belegschaft<br />

hat zu tun <strong>und</strong> zu lassen, was den Umsatzrenditen<br />

dient. Damit verb<strong>und</strong>en ist eine heftige Debatte<br />

um die berufliche Bildung: For<strong>der</strong>n wir mehr<br />

Ausbildungsplätze, klagen die Arbeitgeberverbände<br />

über zu hohe Ausbildungsvergütungen <strong>und</strong> beanstanden<br />

das Qualifikationsniveau <strong>der</strong> Abgänger<br />

allgemein bilden<strong>der</strong> Schulen. Engagieren wir uns<br />

für eine Verbesserung <strong>der</strong> beruflichen Bildungsqualität,<br />

vermelden die Arbeitgeberverbände den<br />

Anstieg <strong>der</strong> betrieblichen Berufsbildungskosten<br />

<strong>und</strong> vermitteln in <strong>der</strong> Öffentlichkeit die Notwendigkeit,<br />

dass Lernende finanzielle Beiträge für Qualifikationsangebote<br />

zu entrichten haben. Positionieren<br />

wir uns für eine berufliche Bildung, die breite<br />

Gr<strong>und</strong>lagen schafft, kommen insbeson<strong>der</strong>e industrielle<br />

Arbeitgeber <strong>und</strong> Arbeitgeberinnen mit ihrer<br />

Priorisierung <strong>der</strong> zweijährigen Berufe, weil aus ihrer<br />

Sicht die mo<strong>der</strong>ne Industriearbeit keiner prozessorientierten<br />

beruflichen Qualifikation bedarf.<br />

Die jeweiligen qualitativen Positionen sind aktuell<br />

flankiert von Begriffen wie z. B. Modularisierung,<br />

214


Schmalspurausbildung, Beruflichkeit, Innovation<br />

etc. Wir stehen vor <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung, für breite<br />

Belegschaftsschichten zukunftsfähige Qualifizierung<br />

möglich zu machen. Und wir stehen vor <strong>der</strong><br />

Herausfor<strong>der</strong>ung, die Abhängigkeit <strong>der</strong> Innovationsentwicklung<br />

des Standorts Deutschland von<br />

hoch qualifizierten Belegschaften zu belegen. Wie<br />

aber wollen wir den Herausfor<strong>der</strong>ungen gerecht<br />

werden? Sind wir uns darüber einig, für was wir sind<br />

o<strong>der</strong> gegen was wir sind? Mit welchem Ziel widmen<br />

wir uns heute, morgen <strong>und</strong> übermorgen <strong>der</strong> Berufsbildungspolitik?<br />

Und wie bekommen wir intern <strong>und</strong><br />

innerhalb des DGB eine einheitliche Berufsbildungslinie<br />

realisiert? Wir haben einige Spezialisten,<br />

die sich mit „Leib <strong>und</strong> Seele“ dem Thema Berufsbildung<br />

verschrieben haben. Aber wir müssen<br />

uns breiter aufstellen <strong>und</strong> Berufsbildungspolitik als<br />

Querschnittsthema in unserem <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Alltag etablieren.<br />

Deshalb for<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Gewerkschaftstag den<br />

Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, zu folgenden Themen eine<br />

klärende Diskussion <strong>und</strong> ein abgestimmtes Handeln<br />

voranzutreiben:<br />

1. Benachteiligung<br />

Die offizielle Definition zu diesem Begriff findet sich<br />

im Sozialgesetzbuch.<br />

Trifft die Definition unsere Sicht <strong>der</strong> Dinge o<strong>der</strong> gehen<br />

wir mit unseren Berufsbildungsansprüchen<br />

darüber hinaus? Reicht es uns aus, dass <strong>der</strong> Gesetzgeber<br />

den Begriff „benachteiligte Jugendliche“ lediglich<br />

an <strong>der</strong> Vermittelbarkeit auf dem Ausbildungsstellenmarkt<br />

fest macht o<strong>der</strong> wollen wir bildungspolitisch<br />

mehr? Und was ist mit behin<strong>der</strong>ten<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlich eingeschränkten Jugendlichen?<br />

Sind die Regelungen des Berufsbildungsgesetzes<br />

unser Bild einer barrierefreien Berufsbildungspolitik?<br />

2. Ausbildungsplatzangebot<br />

„Wer nicht ausbildet, muss zahlen!“ ist die For<strong>der</strong>ung<br />

nach einem entsprechenden Gesetz, die seit<br />

Jahrzehnten in <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> etabliert ist. In Bayern<br />

<strong>und</strong> Baden-Württemberg haben wir mit unterschiedlichem<br />

Ansatz <strong>und</strong> Erfolg tarifpolitische Aktivitäten<br />

gestartet.<br />

Welche qualitativen Kriterien setzen wir zukünftig<br />

für weitere tarifpolitische Aktivitäten an? Verzichten<br />

wir zugunsten von Ausbildungsplätzen auf<br />

Übernahmeregelungen? O<strong>der</strong> lösen wir uns zugunsten<br />

von einem erhöhten quantitativen Ausbildungsplatzangebot<br />

von unserer bisherigen Priorisierung<br />

<strong>der</strong> betrieblichen Ausbildungsplätze? Lassen<br />

wir uns darauf ein, Ausbildungsvergütungen zu<br />

senken? Schließen wir uns den Einschätzungen <strong>der</strong><br />

Kammern <strong>und</strong> Verbände an, dass ein Umbau <strong>der</strong><br />

dualen Berufsausbildung in ein „Baukastenprinzip“<br />

eine Erhöhung des Ausbildungsplatzangebotes<br />

mit sich bringt?<br />

3. Europäisierung <strong>der</strong> Berufsbildung<br />

Das Berufsbildungsgesetz beinhaltet eine „Europaklausel“,<br />

die von <strong>der</strong> Anerkennung von Berufsbildungsabschlüssen<br />

aus EU-Mitgliedsstaaten<br />

spricht. Gr<strong>und</strong>lage des Anerkennungsverfahrens<br />

ist <strong>der</strong> „Europäische Qualifikationsrahmen“.<br />

Droht nun unserem dualen System aufgr<strong>und</strong> des<br />

„Europäischen Qualifikationsrahmens“ die Abstufung<br />

o<strong>der</strong> sind wir schon längst abgestuft? Welche<br />

Auswirkungen hat die Europaklausel auf b<strong>und</strong>esdeutsches<br />

Berufsbildungsrecht <strong>und</strong> welche Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

zeichnen sich daraus für uns ab?<br />

Welche Kriterien des „Europäischen Qualifikationsrahmens“<br />

sind für uns wichtig <strong>und</strong> richtig?<br />

4. Das Duale System<br />

Neulich titelten die Stuttgarter Nachrichten: „Lernen<br />

nach dem Baukastenprinzip. Verbände <strong>und</strong><br />

Kammern wollen duale Berufsbildung umbauen.“<br />

In dem Artikel wurden die Verbände als Südwestmetall<br />

<strong>und</strong> Gesamtmetall klar gestellt. Hätte <strong>der</strong><br />

Journalist auch die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> aufführen sollen? Was<br />

bedeutet für uns das Duale System? Ist es in seiner<br />

aktuellen Ausprägung gut <strong>und</strong> richtig o<strong>der</strong> müssen<br />

wir einen Umbau beför<strong>der</strong>n? Und wenn ja, in welche<br />

Richtung? Worum geht es uns bei <strong>der</strong> Debatte um<br />

das Duale System: um das System o<strong>der</strong> um dessen<br />

Nutzbarkeit?<br />

5. Sind zwei/zweieinhalbjährige Berufe<br />

Schmalspurausbildung?<br />

Berufe mit zwei/zweieinhalbjähriger Ausbildungsdauer<br />

haben in <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>-Beschlusskonferenzen<br />

den Stempel Schmalspurausbildung erhalten <strong>und</strong><br />

sind verpönt. Erst recht, wenn mit dem jeweiligen<br />

Berufsbild eine starke Betriebsorientierung einher<br />

geht. In <strong>der</strong> betrieblichen Realität haben diese Berufe<br />

längst Einzug gehalten. Wie gehen wir damit<br />

um? Stufen wir die zwei/zweieinhalbjährige Berufsausbildung<br />

als Ausbildung mit „kurzfristigem<br />

Verwertungsinteresse“ ein? Ignorieren wir die Differenz<br />

zwischen Beschlusslage <strong>und</strong> betrieblicher<br />

Realität o<strong>der</strong> widmen wir uns verstärkt den Intentionen,<br />

die nach einer zwei/zweieinhalbjährigen Berufsausbildung<br />

ein Anschlusslernen zulassen?<br />

6. Branchenunterschiede<br />

Betrachtet man die vergangenen Gewerkschaftstage,<br />

orientierten sich Berufsbildungsanträge verstärkt<br />

an den industriellen Gegebenheiten. Erfahrungsgemäß<br />

zeichnet sich Berufsbildung in unterschiedlichen<br />

Branchen auch unterschiedlich ab.<br />

Was ist beispielsweise mit dem Handwerk? Rentiert<br />

es sich, für unsere aktuellen <strong>und</strong> zukünftigen Berufsbildungsziele<br />

differenziert vorzugehen? Wie<br />

gehen wir mit unterschiedlichen Erfahrungen, Infrastrukturen<br />

<strong>und</strong> Gestaltungsmöglichkeiten um?<br />

Gibt es vielleicht branchenübergreifende Aspekte,<br />

die wir verstärken sollten?<br />

7. Finanzierung <strong>der</strong> Berufsbildung<br />

In den letzten Jahren ist Berufsbildung vielerorts<br />

zur Ware verkommen: Lernende müssen für berufliche<br />

Bildung in die eigene Tasche greifen. Menschen,<br />

<strong>der</strong>en Taschen leer sind, sind benachteiligt.<br />

Die letzte PISA-Studie, aber auch die im Frühjahr<br />

2007 diskutierte UNO-Berichterstattung über das<br />

deutsche Bildungssystem verdeutlichen, dass<br />

Menschen aus einkommensschwachen <strong>und</strong> bildungsfernen<br />

Familien in Sachen Bildungschancen<br />

eindeutig benachteiligt werden. Wie sehen wir das?<br />

215


Welche Finanzierungspriorität sehen wir? Finanzierung<br />

durch „Dritte“ o<strong>der</strong> die rigorose Abschaffung<br />

von Finanzierungsbeteiligung <strong>der</strong> Lernenden? Sind<br />

wir z. B. für o<strong>der</strong> gegen Studiengebühren? Sehen<br />

wir in Bildung ein Gut, das frei zugänglich sein<br />

muss o<strong>der</strong> sehen wir in Bildung die Möglichkeit <strong>der</strong><br />

speziellen För<strong>der</strong>ung?<br />

8. Lebensbegleitendes o<strong>der</strong> lebenslanges<br />

Lernen?<br />

Ohne lange Vorrede: Was ist unser Ziel? Wollen wir<br />

ein lebenslanges Lernen, dass sich an Verwertungsmöglichkeiten<br />

orientiert o<strong>der</strong> for<strong>der</strong>n wir ein lebensbegleitendes<br />

Lernen, das unabhängig von Alter,<br />

Gr<strong>und</strong>lagenqualifikation <strong>und</strong> persönlicher Situation<br />

die Partizipation am gesellschaftlichen <strong>und</strong><br />

wirtschaftlichen Leben sichert? Und wie stehen wir<br />

zu lernfreien Phasen?<br />

9. Arbeitsprozesswissen o<strong>der</strong> Module?<br />

Die neu geordneten Berufe unserer Branchen sind<br />

an <strong>der</strong> Vermittlung von Arbeitsprozesswissen orientiert.<br />

Die Arbeitgeber <strong>und</strong> z.T. auch Jugendliche<br />

<strong>und</strong> Beschäftigte for<strong>der</strong>n mehr kurze <strong>und</strong> weniger<br />

anspruchsvolle Qualifizierungen ein. Wie gehen wir<br />

damit um? Und wie verhalten wir uns zu <strong>der</strong> zunehmenden<br />

Retaylorisierung <strong>und</strong> Monotonisierung <strong>der</strong><br />

Arbeit? Wie begegnen wir <strong>der</strong> Arbeitsorganisation,<br />

die kurzzyklische Arbeitsverrichtung vorsieht? Haben<br />

vor diesem Hintergr<strong>und</strong> unsere For<strong>der</strong>ungen<br />

nach Vermittlung von Prozesswissen noch Bestand?<br />

10. Berufliche Qualifikation <strong>und</strong> Entgeltpolitik<br />

Mit ERA sind die entgeltpolitischen Vorraussetzungen<br />

<strong>und</strong> mit den Qualifizierungstarifverträgen die<br />

Weiterbildungsvoraussetzungen zur individuellen<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Belegschaften geschaffen. Wie<br />

geht es weiter? Brauchen wir ein Gesamtkonzept,<br />

das darauf abzielt, beide tarifliche Gr<strong>und</strong>lagen in<br />

Form konkreter betrieblicher <strong>und</strong> betriebsübergreifen<strong>der</strong><br />

Personalentwicklungskonzepte zu vereinen?<br />

Wollen wir berufsbildungspolitische For<strong>der</strong>ungen<br />

in unserer Tarifpolitik stärker verankern?<br />

Und welche Strategien sind zielführend, um das eine<br />

zu tun ohne das an<strong>der</strong>e zu lassen?<br />

Hochqualifizierte Belegschaften sind eine Gr<strong>und</strong>lage<br />

für den wirtschaftlichen Erfolg <strong>der</strong> Unternehmen<br />

<strong>und</strong> für den individuellen <strong>und</strong> kollektiven Erfolg <strong>der</strong><br />

Belegschaften auf dem Arbeitsmarkt. Eine breite<br />

<strong>und</strong> qualifizierte interne <strong>und</strong> öffentliche Debatte<br />

über eine ganzheitliche Berufsbildungspolitik ist<br />

Gr<strong>und</strong>lage dafür, dass diese Sachverhalte Anerkennung<br />

<strong>und</strong> Wertschätzung finden.<br />

Ohne Berufe geht es nicht!<br />

7.076 Antragsteller/in:<br />

Jugendausschuss beim Vorstand<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Durch die begonnene Europäisierung <strong>der</strong> Berufsausbildung,<br />

konkret durch den Europäischen Qualifikationsrahmen<br />

(EQR), besteht die Gefahr, dass es<br />

zu weitreichenden negativen Verän<strong>der</strong>ungen im<br />

deutschen Ausbildungssystem kommt.<br />

Da wir einer <strong>der</strong> wenigen europäischen Staaten mit<br />

einer betrieblich verantworteten Berufsausbildung<br />

sind, die vergleichsweise kostenträchtig für<br />

die Betriebe ist, (z. B. im Vergleich zum englischen<br />

Berufsausbildungssystem), liegt es nahe, dass die<br />

Arbeitgeber versuchen werden, sich aus ihrer Verantwortung<br />

zu verabschieden bzw. sie auf ein Minimum<br />

zurückzuschrauben. Das heißt, das Ziel<br />

wird sein, die Kosten <strong>der</strong> Betriebe für die Berufsausbildung<br />

zu senken <strong>und</strong> die Verantwortlichkeit<br />

für Berufsausbildung weg von den Betrieben – hin<br />

zum Staat o<strong>der</strong> sogar zu den Lernenden selbst – zu<br />

verschieben.<br />

Die Eckpunkte des EQR werden gerne als Begründung<br />

dazu genommen um aufzuzeigen, dass die<br />

Ausbildungsberufe „zerstückelt“, modularisiert<br />

o<strong>der</strong> in Ausbildungsbausteine zerlegt werden sollen.<br />

Die Module sollen auch von privaten Bildungsanbietern<br />

angeboten werden – natürlich gegen Bezahlung.<br />

Dies wie<strong>der</strong>um würde eine Verlagerung<br />

<strong>der</strong> Kosten für Berufsausbildung zu den Schulabgängern<br />

bedeuten <strong>und</strong> <strong>der</strong> Anfang vom Ende <strong>der</strong><br />

dualen Berufsausbildung sein.<br />

Der Vorschlag zu flexiblen Ausbildungswegen in <strong>der</strong><br />

Berufsausbildung (Euler/Severing) for<strong>der</strong>t dazu<br />

auf, den Weg <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Berufsausbildung<br />

gemäß dem EQR konsequent zu Ende zu gehen.<br />

Dieser Vorschlag wird äußerst kritisch gesehen;<br />

die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Jugend lehnt die Modularisierung<br />

<strong>der</strong> Berufsausbildung ab. Ebenso die massenhafte<br />

Einführung von zweijährigen Berufen. Die Erfahrungen<br />

mit den Mini-Berufen zeigen, dass sie nur eine<br />

unzureichende Kompetenzausstattung vermitteln.<br />

In unserem Ausbildungssystem wird mehr vermittelt<br />

als nur die Summe <strong>der</strong> Lerninhalte nach dem<br />

Ausbildungsrahmenplan. Lernen orientiert an den<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Geschäftsprozessen in den Unternehmen<br />

vermittelt eine ganzheitliche Handlungskompetenz.<br />

Können, Verstehen <strong>und</strong> Gestalten, nicht nur<br />

Wissen, sind die Ziele einer mo<strong>der</strong>nen, betrieblichen<br />

Berufsausbildung<br />

Verschulung <strong>der</strong> Berufsbildung ist ein Irrweg<br />

Es besteht die Gefahr, dass Ausbildungsberufe in<br />

ihrem qualitativen <strong>und</strong> zeitlichen Umfang drastisch<br />

verkürzt werden. Die Auszubildenden kommen unter<br />

Druck die Verkürzung zu akzeptieren, z. B. durch<br />

ein Übernahmeangebot.<br />

Ferner wird einer „Verschulung“ insbeson<strong>der</strong>e des<br />

ersten (kostenintensiven) Ausbildungsjahres Vorschub<br />

geleistet. Warum sollte ein Betrieb noch das<br />

erste Ausbildungsjahr ausbilden, wenn dies auch<br />

die Berufsfachschulen tun? Aus diesen Gründen<br />

wird eine Verschulung <strong>der</strong> Ausbildung abgelehnt.<br />

Unser Ziel muss es sein ein hoch qualifizierendes,<br />

innovationsorientiertes, zukunftsfähiges <strong>und</strong> vor<br />

allem praxisnahes Berufsausbildungssystem auch<br />

in einem verän<strong>der</strong>ten Europa auf einem sehr hohen<br />

Niveau anzubieten. Dadurch sichern wir den Wirtschaftsstandort<br />

Deutschland, wir machen ihn zukunftsfest<br />

<strong>und</strong> die Arbeitnehmer statten wir mit einem<br />

umfassenden Wissen <strong>und</strong> Können aus.<br />

Wir kritisieren, dass die B<strong>und</strong>esregierung bei <strong>der</strong><br />

Erarbeitung von Ausbildungsberufen immer öfters<br />

216


nicht mehr den Konsens mit den Sozialparteien<br />

sucht, son<strong>der</strong>n selbstherrlich entscheidet.<br />

Der Ausbau <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Ausbildung muss in<br />

den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> rücken. Deshalb ist es wichtig,<br />

dass die Initiative <strong>der</strong> Gewerkschaften zur Qualitätsverbesserung<br />

in den Regionen aufgegriffen<br />

wird. Qualitätssteigernde <strong>und</strong> -sichernde Maßnahmen<br />

sind von zentraler Bedeutung für die Zukunft<br />

<strong>der</strong> dualen Ausbildung. Hier ist eine verbesserte Zusammenarbeit<br />

bei<strong>der</strong> Lernorte gefor<strong>der</strong>t.<br />

Die Stärkung <strong>der</strong> betrieblich verantworteten <strong>und</strong> organisierten<br />

Ausbildung ist für uns Ziel <strong>der</strong> Berufsbildungspolitik.<br />

Deshalb for<strong>der</strong>n wir, den Abbau<br />

von berufsvorbereitenden Maßnahmen, wie die<br />

Einstiegsqualifikationen, schulische Berufsvorbereitungen<br />

etc. Auch diese Jugendlichen brauchen<br />

sofort, ohne Warteschleifen, einen qualifizierten<br />

Ausbildungsplatz.<br />

Wir verteidigen das Berufsprinzip als mo<strong>der</strong>nes<br />

<strong>und</strong> zukunftsweisendes Ausbildungskonzept. Der<br />

wissenschaftliche Beraterkreis <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />

Verdi <strong>und</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> hat Recht, wenn er betont:<br />

Ohne Beruf geht es nicht.<br />

Deshalb for<strong>der</strong>t <strong>der</strong> 21. ordentliche Gewerkschaftstag<br />

<strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> alle Beteiligten <strong>und</strong> betroffenen<br />

Akteure auf, sich für die duale berufliche Ausbildung<br />

in den Unternehmen <strong>und</strong> gegen eine Modularisierung<br />

<strong>und</strong> negative Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Berufsausbildung<br />

auszusprechen.<br />

Europäische Berufliche Bildung<br />

7.077 Antragsteller/in: München<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Dass sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in allen Organisationsbereichen<br />

für den Erhalt des dualen Ausbildungssystems<br />

bekennt <strong>und</strong> diese auch in <strong>der</strong> Diskussion zur<br />

Europäisierung <strong>der</strong> Berufsausbildung in Deutschland<br />

nicht aufgibt.<br />

Denn durch den begonnenen Prozess <strong>der</strong> Europäisierung<br />

<strong>der</strong> Berufsausbildung, konkret durch den<br />

Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR), wird es<br />

zu weit reichenden negativen Verän<strong>der</strong>ungen bis<br />

hin zur Abschaffung des deutschen dualen Ausbildungssystems<br />

kommen.<br />

Ausbildung ist das Kerngeschäft <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong><br />

die Zukunft unserer Organisation. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> können wir eine solche Verän<strong>der</strong>ung nicht<br />

akzeptieren, denn dies wird sich auch nachhaltig<br />

auf die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Struktur aber auch gesellschaftspolitisch<br />

auswirken.<br />

Durch die unterschiedlichen Qualifikationsniveaus<br />

des geplanten EQR’s wird es zu einer Aufweichung<br />

unseres neuen Entgeltsystems ERA <strong>und</strong> einer Absenkung<br />

<strong>der</strong> tariflichen Entgeltlinie kommen. Langfristig<br />

stellt dies eine große Gefahr für unsere Flächentarifverträge<br />

da.<br />

Eine Ausbildung nach Schulordnung <strong>und</strong> im Sinne<br />

von Praktikumverhältnissen, in denen die Teilqualifikationen<br />

vermittelt werden, wie es <strong>der</strong> EQR vorsieht,<br />

hat schwerwiegende Einschnitte in <strong>der</strong> Berufsausbildung<br />

<strong>und</strong> bei unserer betrieblichen Mitbestimmung<br />

zur Folge.<br />

Die duale Berufsaubildung in ihrer jetzigen Form<br />

vermittelt den Auszubildenden ganzheitliche<br />

Handlungskompetenzen <strong>und</strong> Fachwissen, das sich<br />

an den Abläufen <strong>der</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Geschäftsprozessen<br />

orientiert.<br />

Können, verstehen <strong>und</strong> gestalten, nicht nur Wissen<br />

sind <strong>und</strong> müssen auch zukünftig das Ziel einer mo<strong>der</strong>nen,<br />

betrieblichen Berufsausbildung im dualen<br />

Verb<strong>und</strong> sein.<br />

Dies ist auch zwingend erfor<strong>der</strong>lich, um die Jugendlichen<br />

für ihr zukünftiges Berufsleben, dass von Arbeitsplatz-<br />

<strong>und</strong> Tätigkeitswechseln <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>enen<br />

steigenden Anfor<strong>der</strong>ungen geprägt sein<br />

wird, angemessen zu qualifizieren.<br />

Diese Ganzheitlichkeit schafft bei den Jugendlichen<br />

ein Verständnis für komplexe Zusammenhänge,<br />

för<strong>der</strong>t das vernetzte Denken <strong>und</strong> fügt Einzelkompetenzen<br />

zu einem f<strong>und</strong>ierten Fachwissen zusammen.<br />

Genau dieses wird von den Arbeitgebern abgefor<strong>der</strong>t,<br />

in dem sie ein Höchstmaß an Flexibilität von<br />

den Auszubildenden <strong>und</strong> Jungfacharbeitern <strong>und</strong><br />

Jungfacharbeiterinnen verlangen. Genau aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> ist es extrem wichtig an unserem dualen<br />

Ausbildungssystem festzuhalten <strong>und</strong> dieses nicht<br />

in einzelne Teilqualifikationen o<strong>der</strong> Module zu zerstückeln.<br />

Dieses Vorgehen wäre die Aufgabe des dualen Ausbildungsprinzips.<br />

Durch die Modularisierung wird<br />

den Auszubildenden die Verantwortung ihrer Qualifizierung<br />

selbst auferlegt. Sie wären für die Gestaltung<br />

<strong>der</strong> Inhalte sowie für die richtige Wahl <strong>der</strong> Ausbildungsmodule<br />

selbst verantwortlich <strong>und</strong> müssten<br />

hier Entscheidungen fällen, <strong>der</strong>en Tragweite sie<br />

in solch jungen Jahren nicht abschätzen könnten.<br />

Der Staat <strong>und</strong> die Arbeitgeber würden sich hier ganz<br />

klar aus Ihrer Verantwortung des Ausbildungsauftrages<br />

stehlen. Und dies kann aus gewerkschaftlicher<br />

Sicht nicht akzeptiert werden.<br />

Auch die aktuelle Diskussion über das so genannte<br />

„European Credit Point System“, in dem angedacht<br />

ist, alle Abschlüsse mit Punkten zu bewerten, lässt<br />

darauf schließen, dass deutsche Abschlüsse in <strong>der</strong><br />

Berufsausbildung wesentlich niedriger als die <strong>der</strong><br />

europäischen Wettbewerber eingestuft werden sollen.<br />

Dies wäre ein schwerwiegen<strong>der</strong> Nachteil, da<br />

weiterführende Abschlüsse <strong>und</strong> Qualifikationen<br />

dann nur sehr schwer erreichbar wären.<br />

Deshalb muss unser oberstes Ziel als <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> sein,<br />

den Jugendlichen eine qualifizierte, f<strong>und</strong>ierte <strong>und</strong><br />

zukunftsorientierte 3 bis 3,5 jährige duale Ausbildung<br />

zu ermöglichen, um hier auch im internationalen<br />

Vergleich bestehen zu können.<br />

Und genau das muss das Ziel sein <strong>und</strong> nichts an<strong>der</strong>es.<br />

Deshalb müssen wir gegen die geplanten Verän<strong>der</strong>ungen<br />

in <strong>der</strong> Berufsausbildung vorgehen <strong>und</strong><br />

uns klar zur dualen Berufsaubildung in Deutschland<br />

bekennen <strong>und</strong> auch dafür kämpfen, dass diese<br />

weiter bestehen bleibt.<br />

Wir for<strong>der</strong>n den Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> auf, sich auf<br />

nationaler <strong>und</strong> internationaler Ebene, in Politik <strong>und</strong><br />

Wirtschaft für das Antragsbegehren einzusetzen<br />

<strong>und</strong> die Zerschlagung <strong>der</strong> dualen Berufsausbildung<br />

durch den Europäischen Qualifizierungsrahmen zu<br />

verhin<strong>der</strong>n.<br />

217


Duales Berufsausbildungssystem in Europa<br />

stärken<br />

7.078 Antragsteller/in: Ingolstadt<br />

Der 21. ordentliche Gewerkschaftstag möge<br />

beschließen:<br />

Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> bekennt sich zum dualen Berufsausbildungssystem.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wird<br />

auf die Entscheidungsgremien <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung<br />

<strong>und</strong> des Europäischen Parlaments einwirken,<br />

dass bei <strong>der</strong> Europäisierung <strong>der</strong> Berufsausbildung<br />

in Deutschland das duale Ausbildungssystem weiter<br />

durchgeführt wird <strong>und</strong> erhalten bleibt.<br />

Durch den begonnen Prozess <strong>der</strong> Europäisierung<br />

<strong>der</strong> Berufsausbildung, konkret durch den Europäischen<br />

Qualifikationsrahmen (EQR), wird es zu weit<br />

reichenden negativen Verän<strong>der</strong>ungen bis hin zur<br />

Abschaffung des deutschen dualen Berufsausbildungssystems<br />

kommen.<br />

Ausbildung ist eine Kernaufgabe <strong>der</strong> <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong><br />

die Zukunft unserer Organisation. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> können wir eine solche Verän<strong>der</strong>ung nicht<br />

akzeptieren, denn dies wird sich auch negativ auf<br />

die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>und</strong> die Beschäftigungsstruktur in den<br />

Betrieben auswirken.<br />

Durch die unterschiedlichen Qualifikationsniveaus<br />

des geplanten EQR wird es zu einer Aufweichung<br />

unseres neuen Entgeltsystems ERA <strong>und</strong> zu einer Absenkung<br />

<strong>der</strong> tariflichen Entgeltlinie kommen. Langfristig<br />

stellt dies eine große Gefahr für unsere Flächentarifverträge<br />

da.<br />

Eine verschulte Berufsausbildung im Sinne von<br />

Praktikumverhältnissen, in denen Teilqualifikationen<br />

vermittelt werden, wie es <strong>der</strong> EQR vorsieht, hat<br />

schwerwiegende Einschnitte in <strong>der</strong> Berufsausbildung<br />

<strong>und</strong> bei unserer betrieblichen Mitbestimmung<br />

zur Folge.<br />

Die duale Berufsaubildung in ihrer jetzigen Form<br />

vermittelt den Auszubildenden ganzheitliche<br />

Handlungskompetenzen <strong>und</strong> Fachwissen, das sich<br />

an den Abläufen <strong>der</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Geschäftsprozesse<br />

orientiert. Können, verstehen <strong>und</strong> gestalten,<br />

nicht nur Wissen, sind <strong>und</strong> müssen auch zukünftig<br />

das Ziel einer mo<strong>der</strong>nen, betrieblichen Berufsausbildung<br />

im dualen Verb<strong>und</strong> sein. Dies ist auch zwingend<br />

erfor<strong>der</strong>lich, um den Jugendlichen für ihr zukünftiges<br />

Berufsleben, dass von Arbeitsplatz- <strong>und</strong><br />

Tätigkeitswechseln <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>enen steigenden<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen geprägt sein wird, angemessen<br />

zu qualifizieren. Diese Ganzheitlichkeit<br />

schafft bei den Jugendlichen ein Verständnis für<br />

komplexe Zusammenhänge, för<strong>der</strong>t das vernetzte<br />

Denken <strong>und</strong> fügt Einzelkompetenzen zu einem f<strong>und</strong>ierten<br />

Fachwissen zusammen.<br />

Genau dieses wird von den Arbeitgebern <strong>und</strong> Arbeitgeberinnen<br />

abgefor<strong>der</strong>t, indem sie ein Höchstmaß<br />

an Flexibilität von den Auszubildenden <strong>und</strong><br />

Jungfacharbeiter verlangen. Genau aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> ist es extrem wichtig, an unserem dualen<br />

Ausbildungssystem festzuhalten <strong>und</strong> diese nicht in<br />

einzelne Teilqualifikationen o<strong>der</strong> Module zu zerstückeln.<br />

Dieses Vorgehen wäre die Aufgabe des<br />

dualen Ausbildungsprinzips. Durch die Modularisierung<br />

wird den Auszubildenden die Verantwortung<br />

ihrer Qualifizierung selbst auferlegt. Sie wären<br />

für die Gestaltung <strong>der</strong> Inhalte, sowie für die richtige<br />

Wahl <strong>der</strong> Ausbildungsmodule selbst verantwortlich<br />

<strong>und</strong> müssten hier Entscheidungen fällen,<br />

<strong>der</strong>en Tragweite sie in solch jungen Jahren nicht abschätzen<br />

können.<br />

Der Staat <strong>und</strong> die Arbeitgeber <strong>und</strong> Arbeitgeberinnen<br />

würden sich hier ganz klar aus ihrer Verantwortung<br />

des Ausbildungsauftrages stehlen. Und dies<br />

kann aus gewerkschaftlicher Sicht nicht akzeptiert<br />

werden. Deshalb muss unser oberstes Ziel als <strong>IG</strong><br />

<strong>Metall</strong> sein, den Jugendlichen eine qualifizierte,<br />

f<strong>und</strong>ierte <strong>und</strong> zukunftsorientierte 3 bis 3,5-jährige<br />

duale Berufsausbildung zu ermöglichen, um hier<br />

auch im internationalen Vergleich bestehen zu können.<br />

Deshalb ist die gesamte <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> aufgefor<strong>der</strong>t,<br />

gegen die geplanten Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Berufsausbildung<br />

vorzugehen <strong>und</strong> sich klar zu <strong>der</strong><br />

dualen Berufsaubildung in Deutschland zu bekennen<br />

<strong>und</strong> für eine weitere Durchführung zu engagieren.<br />

218


NOTIZEN


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Herausgeber: <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Vorstand Bereich Organisation/OE<br />

Druck: apm AG, Kleyerstraße 3, 64295 Darmstadt

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