aktiv am liewen - RBS
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Gesundheitsecke<br />
hier um die richtige „Passung“. Um an der Tanztherapie<br />
teilzunehmen, braucht man keine besonderen Vorkenntnisse<br />
und muss auch nicht „tanzen“ können oder irgendwelche<br />
Tanzkurse belegt haben. Es ist gerade für die<br />
Menschen, die schnell und meist viel im Kopf analysieren<br />
eine wirkungsvolle Methode, um Gedankenspiralen zu beenden<br />
und dabei verhaltens- und erlebnisorientiert zu arbeiten.<br />
Anstatt rein kognitiv zu sein (also nur zu denken),<br />
wird Verhalten direkt in körperliches Handeln umgesetzt<br />
und anders agiert. Dies bewirkt meines Erachtens mehr<br />
Veränderung als nur hypothetisch darüber zu sprechen.<br />
Wenn sich jemand überhaupt nicht bewegen möchte oder<br />
dies als unangenehm oder peinlich empfindet, dann ist<br />
die Hemmschwelle schon sehr hoch – das macht Therapie<br />
zwar grundsätzlich nicht unmöglich, erschwert sie jedoch.<br />
Kontraindiziert ist Tanztherapie bei Personen, die in ihrer<br />
Beweglichkeit krankheitsbedingt extrem eingeschränkt<br />
sind (z.B. durch QuerschniTanztherapieslähmung halsabwärts).<br />
In diesen Fällen wären andere psychotherapeutische<br />
Ansätze (z.B. Gesprächspsychotherapie) im<br />
Gegensatz zu körperorientierten Therapieverfahren sicherlich<br />
zu bevorzugen.<br />
Wie muss man sich den Ablauf einer solchen<br />
Tanzstunde vorstellen?<br />
Zunächst findet ein Vorgespräch mit dem Klienten statt,<br />
in dem ich mir Zeit nehme, die Problemlage zu verstehen,<br />
den Auftrag und die persönlichen Therapieziele zu klären<br />
und zu schauen, ob Tanztherapie die geeignete Methode<br />
darstellt. In der zweiten Stunde beginne ich dann<br />
in der Regel mit der Körperbewegung. Zunächst erfolgt<br />
die Aufwärmphase, wo Körper und Gelenke schonend<br />
erwärmt werden, und ich auch auf das therapeutisch<br />
zu bearbeitende Thema vorbereite. Die Bewegung, Mimik,<br />
Gestik und Körperhaltung gibt Rückschlüsse, um<br />
andere Verhaltensweisen auszuprobieren und neue Lösungsmöglichkeiten<br />
zu finden. Dabei führe ich indirekte<br />
Bewegungsbeobachtungen durch (nach der Methode von<br />
Laban), welche dann in der weiteren Therapiedurchführung<br />
mitberücksichtigt werden. Je nach Zielausrichtung<br />
werden praktische Bewegungsübungen oder manchmal<br />
auch Tanzbewegungen durchgeführt: Beispielsweise<br />
freie Improvisationen als auch vom Klienten gestaltete<br />
Bewegungsabfolgen. Darauf aufbauend ergibt sich dann<br />
meist die weitere Therapiedurchführung. Für Tanztherapie<br />
gelten dieselben Regeln wie für Psychotherapie:<br />
Es geht nicht darum dem Klienten etwas aufzuzwingen,<br />
sondern ihn unterstützend im Hinblick auf die therapeutisch<br />
gesteckte Zielsetzung zu begleiten. In der Tanztherapiegruppe<br />
ist der Verlauf ähnlich: Es gibt meist eine<br />
kurze Blitzlichtrunde mit Bestandsaufnahme <strong>am</strong> Anfang,<br />
dann ein Warm-up und eine themenbezogene Bewegungs-<br />
oder Handlungssequenz mit Rückmeldung und<br />
Abschluss. Dieser wird oft ähnlich gestaltet oder ritualisiert,<br />
um das Zus<strong>am</strong>mengehörigkeitsgefühl zu stärken<br />
und Gruppenkohäsion zu schaffen.<br />
Welche Kompetenzen muss man als<br />
Teilnehmer mitbringen und was kann man von<br />
einem solchen Kurs erwarten?<br />
Die positive Nachricht ist: Man muss nichts Besonderes<br />
können, d.h. man braucht weder tänzerische Vorkenntnisse,<br />
noch muss man besonders beweglich sein. Man sollte<br />
lediglich Spaß an Bewegung haben und aufgeschlossen<br />
gegenüber neuen Erfahrungen sein, das genügt. Inwiefern<br />
spielerische Elemente, Spaß und Freude, Neugier beim<br />
Experimentieren, Emotions- und Körperwahrnehmung,<br />
Stressreduktion in der Tanztherapie vordergründig sind,<br />
hängt dabei ganz wesentlich von der individuellen Problematik<br />
und therapeutischen Zielsetzung ab.<br />
Welches sind Ihre persönlichen Erfahrungen<br />
mit dieser Methode?<br />
Tanztherapie erachte ich als eine Körpertherapiemethode,<br />
die Erstaunliches leisten kann und ein breitgefächertes<br />
Wirkspektrum hat, das von Emotionsverarbeitung<br />
über verbessertes Körperverständnis bis hin zur Integration<br />
von Traumata und Verhaltensänderungen reicht (siehe<br />
dazu Willach-Holzapfel, 2013). Der Körper mit seiner<br />
Wahrnehmung und Ausdrucksfähigkeit ist eine häufig<br />
unterschätze Ressource. In meiner beruflichen Tätigkeit<br />
22 Aktiv <strong>am</strong> Liewen N°48