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03.04.2014 Aufrufe

Gesundheitsecke Hier finden Sie interessante Beiträge zum Thema „Gesundheit“, die zur Erhaltung unseres körperlichen, seelischen und geistigen Wohlbefindens beitragen sollen. Tanztherapie ein körperorientiertes Therapieverfahren Ein Bericht von Gudrun Paulsen „Tanztherapie“ ist ein Begriff, unter dem man sich vieles vorstellen kann. Was genau verbirgt sich hinter dieser Bezeichnung? Die meisten Menschen stellen sich unter Psychotherapie Gespräche mit dem Therapeuten vor. Die Tanztherapie ist ein kreatives Therapieverfahren, das den Körper und seine Bewegungen in den psychotherapeutischen Prozess mit einbezieht. Wenn uns jemand mit gebeugter Haltung und gesenktem Kopf begegnet, gibt uns dies direkt Aufschluss über die emotionale Stimmungslage. An der Haltung erkennt man oft sehr schnell, ob sich jemand wohl fühlt oder betrübt oder sogar wie erstarrt ist. Und über das Experimentieren mit Haltungen, Körperbewegungen, Gesten, nonverbalem Ausdruck, Rhythmen und Musik wird in der Tanztherapie in Bewegung gehandelt und das Erleben und Verhalten verändert. Tanztherapie zählt, wie die Musik- und Kunsttherapie, zu den körperorientierten künstlerischen Psychotherapieverfahren. Es handelt sich demnach um einen ganzheitlichen oder auch „holistischen“ Ansatz, der – neben dem reflektierenden Gespräch – das Körperleben zur Gefühls- und Problemverarbeitung nutzt. Die Einbeziehung des Körpers bietet 20 Aktiv am Liewen N°48

eine erhebliche Erweiterung der therapeutischen Möglichkeiten und kann zum Ausdruck bringen, was verbal vielleicht nie formuliert werden könnte. Dabei lässt sich das Erlebens-, Ausdrucks- und Kommunikationsverhalten u.a. in der Muskelspannung, Atmung, Haltung und Bewegungsdynamik beobachten und selbst erfahren. In der konkreten Anwendung werden alltägliche Bewegung und Tanz als Ausdrucksform für eigene Gefühle und zur Interaktion mit anderen Personen sowie zur Gestaltung der therapeutischen Beziehung genutzt. Gudrun Paulsen » Dipl.-Psychologin und Psychologische Psychotherapeutin (ECP) bei Omega90 gudrunpaulsen@omega90.lu und in freier Praxis www.re-sourcen.eu » Tanztherapeutin, Supervisorin und Ausbilderin (BTD e.V.), Hypnotherapeutin (MEG), Traumatherapie (EMDR), Körpertherapie (Moving Cycle Practioner) und Weiterbildungen u.a. in Psychologischer Schmerztherapie. Welches sind Anwendungsbereiche und Indikationen für Tanztherapie? Heutzutage wird die Tanztherapie vielseitig als psychotherapeutisches Kreativtherapieverfahren sowohl ambulant in Praxen als auch stationär eingesetzt. Wenn man erschöpft ist oder altersbedingt mit schmerzhaften Veränderungen des Körpers umgehen muss, kann die Tanztherapie eine wunderbare Methode sein, um Lebensfreude wiederzugewinnen. Emotionen, die nur schwer in Worte zu fassen sind, können über den Körper leichter und natürlicher ausgedrückt werden. Der Körper unterstützt die Veränderungsfähigkeit über das Bewegen und „bewegt sein“. Die Lebenszufriedenheit und das Empfinden von Freude kann durch Musik und Tanz positiv beeinflusst werden. Die Körperwahrnehmung wird verbessert und Stress reduziert. Achtsamer Umgang mit dem Körper ist hilfreich, um seine Aufmerksamkeit von Schmerz oder den Verlust von Fähigkeiten abzulenken. Untersuchungen haben ergeben, dass die Tanztherapie sogar die Leistungsfähigkeit des Gedächtnisses verbessern kann. Auch die Koordination sowie Herz- und Kreislauffunktionen werden moderat mittrainiert. Die Verbesserung des Gleichgewichts und der körperlichen Beweglichkeit werden nebenbei erzielt; somit fühlen sich viele ältere Menschen, die an der Tanztherapie teilnehmen, flexibler und manchmal etwas jünger. Sogar im Teamchoaching wird die Tanztherapie angewandt, um Teamentwicklung anders als auf gewohnter Ebene durchzuführen, nämlich in Bewegung und in direkter Aktion zur kollegialen Kommunikationsverbesserung. In Deutschland wurde die Tanztherapie in Behandlungsrichtlinien der Neurologie, der Psychiatrie und der Psychoonkologie aufgenommen, wo sie in der Nachbehandlung von Krebserkrankungen sehr erfolgreich eingesetzt wird. Worin unterschiedet sich Tanztherapie von anderen bewegungstherapeutischen Ansätzen? Während Sporttherapie, Gymnastik oder Physiotherapie primär darauf ausgerichtet sind, funktionale Körperaspekte, wie beispielsweise Beweglichkeit der Gelenke, Kraftausdauer oder Koordinationsaspekte zu trainieren, sind dies nicht die Hauptanliegen der Tanztherapie. Die Tanztherapie ist ein psychotherapeutisches Verfahren, das darauf abzielt, im Umgang mit sich selbst und anderen neue Freiräume im Verhalten und Erleben zu entwickeln. Wie in der Psychotherapie werden die Ziele vom Klienten definiert und die Vorgehensweise individuell darauf abgestimmt. Gibt es Gegenanzeigen bzw. Bedingungen, unter denen Tanztherapie nicht geeignet erscheint? Vorweg sei betont, dass es „die“ Therapiemethode nicht gibt! Anders ausgedrückt: Nicht jede Therapiemethode ist auch für jeden gleichermaßen geeignet. Vielmehr geht es Gesundheitsecke 21

Gesundheitsecke<br />

Hier finden Sie interessante Beiträge zum Thema „Gesundheit“, die zur Erhaltung unseres<br />

körperlichen, seelischen und geistigen Wohlbefindens beitragen sollen.<br />

Tanztherapie <br />

ein körperorientiertes Therapieverfahren<br />

Ein Bericht von Gudrun Paulsen<br />

„Tanztherapie“ ist ein Begriff, unter dem man<br />

sich vieles vorstellen kann. Was genau verbirgt<br />

sich hinter dieser Bezeichnung?<br />

Die meisten Menschen stellen sich unter Psychotherapie<br />

Gespräche mit dem Therapeuten vor. Die Tanztherapie<br />

ist ein kreatives Therapieverfahren, das den Körper<br />

und seine Bewegungen in den psychotherapeutischen<br />

Prozess mit einbezieht. Wenn uns jemand mit gebeugter<br />

Haltung und gesenktem Kopf begegnet, gibt uns dies direkt<br />

Aufschluss über die emotionale Stimmungslage. An<br />

der Haltung erkennt man oft sehr schnell, ob sich jemand<br />

wohl fühlt oder betrübt oder sogar wie erstarrt ist. Und<br />

über das Experimentieren mit Haltungen, Körperbewegungen,<br />

Gesten, nonverbalem Ausdruck, Rhythmen und<br />

Musik wird in der Tanztherapie in Bewegung gehandelt<br />

und das Erleben und Verhalten verändert. Tanztherapie<br />

zählt, wie die Musik- und Kunsttherapie, zu den körperorientierten<br />

künstlerischen Psychotherapieverfahren. Es<br />

handelt sich demnach um einen ganzheitlichen oder auch<br />

„holistischen“ Ansatz, der – neben dem reflektierenden<br />

Gespräch – das Körperleben zur Gefühls- und Problemverarbeitung<br />

nutzt. Die Einbeziehung des Körpers bietet<br />

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