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Sicherheit steht an erster Stelle - DRF Luftrettung

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Titelthema<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>steht</strong> <strong>an</strong><br />

<strong>erster</strong> <strong>Stelle</strong><br />

Es ist die Aufgabe der <strong>DRF</strong>, hum<strong>an</strong>itäre Hilfe zu leisten.<br />

Dieser Herausforderung stellt sich jeder einzelne<br />

Mitarbeiter täglich aufs Neue. Und damit auch der Ver<strong>an</strong>twortung<br />

für Mensch und Maschine.<br />

D<br />

ie <strong>DRF</strong> hält es mit den Worten des schwäbischen<br />

Dichters Eduard Mörike: „Wer aufhört, besser zu<br />

werden, hat aufgehört, gut zu sein.“ Diesen hohen<br />

Qualitäts<strong>an</strong>spruch hat sich die <strong>DRF</strong> auf die Fahnen<br />

geschrieben und in ihrem Leitbild ver<strong>an</strong>kert (siehe<br />

auch www.drf.de/ueber-uns.html -> Leitbild). „Wir<br />

verpfl ichten uns einer hohen fl iegerischen, technischen<br />

und medizinischen Qualität und streben in diesen Bereichen<br />

eine Spitzenposition <strong>an</strong>.“<br />

Wer für die <strong>DRF</strong> lebensrettende<br />

Einsätze fl iegen möchte, muss<br />

von vornherein einen großen berufl<br />

ichen Erfahrungsschatz mitbringen<br />

und sich kontinuierlich<br />

weiterbilden. Deshalb kommt den<br />

Schulungen insbesondere in den<br />

Bereichen Medizin und Flugbetrieb<br />

eine zentrale Bedeutung zu.<br />

Ein wichtiger Baustein sind dabei<br />

regelmäßige Notfalltrainings mit<br />

dem Patientensimulator <strong>an</strong> den<br />

<strong>Luftrettung</strong>szentren. Außerdem<br />

Karl-Heinz Heit- ver<strong>an</strong>staltet die Arbeitsgemeinschaft südwestdeutscher<br />

müller (links) und Notärzte gemeinsam mit der <strong>DRF</strong> mehrmals im Jahr<br />

Andreas Helwig einen Kurs zum Thema Intensivtr<strong>an</strong>sport, der org<strong>an</strong>i-<br />

gehören zum Flugsatorische, technische und medizinische Aspekte besicherheitsteamh<strong>an</strong>delt.<br />

der <strong>DRF</strong>.<br />

Im Flugbetrieb sind theoretische und praktische<br />

Fortbildungen für die Piloten mehrmals im Jahr Pfl icht.<br />

Fotos: <strong>DRF</strong><br />

Foto: Patrick Seeger


sie fl iegen, eine sogen<strong>an</strong>nte Musterberechtigung erwerben.<br />

Damit sie diese Berechtigung behalten, sind<br />

unabhängig von ihren Einsätzen <strong>an</strong> den <strong>Luftrettung</strong>szentren<br />

zwei Checkfl üge pro Jahr erforderlich, die von<br />

einem besonders qualifi zierten Prüfer abgenommen<br />

werden.<br />

Außerdem müssen die Piloten regelmäßig <strong>an</strong> Crew-<br />

Ressource-M<strong>an</strong>agement-Trainings teilnehmen, das<br />

schreibt die europäische Luftfahrtgesetzgebung vor.<br />

Bei dieser Schulung werden die Fähigkeiten in Bezug<br />

auf Wahrnehmung, Kommunikation und Kontaktfähigkeit<br />

in Stresssituationen optimiert. Für die Flugkapitäne<br />

und Copiloten der Ambul<strong>an</strong>zfl ugzeuge fi nden<br />

jährlich Übungseinheiten im Flugsimulator statt.<br />

Foto: Christoph von Haussen Hubschrauberpiloten müssen für jede Maschine, die<br />

Der Rettungsassistent ist dafür ver<strong>an</strong>twortlich, dass die<br />

Notfallkoffer immer ausreichend bestückt sind.<br />

Wer genauer hinter die Kulissen der <strong>DRF</strong> blickt, erkennt,<br />

dass in puncto Flugsicherheit noch einiges mehr<br />

get<strong>an</strong> wird. „Seit Ende 2002 gibt es das Flugsicherheitsteam<br />

nach den Vorgaben der europäischen Gesetzgebung,<br />

das sich aus vier Ansprechpartnern für<br />

Flugsicherheitsfragen zusammensetzt“, so Karl-Heinz<br />

Heitmüller, der gemeinsam mit Andreas Helwig (beide<br />

Flugbetrieb Hubschrauber), Michael Bobe (Flugbetrieb<br />

Flugzeuge) und M<strong>an</strong>fred Achenbach (Medizin)<br />

zum Flugsicherheitsteam gehört. „Wir sind in <strong>erster</strong><br />

Linie Ansprechpartner für Kollegen, die uns aus<br />

dem Einsatzgeschehen berichten. Das können Ideen<br />

zur Optimierung von Abläufen, Gefahrenhinweise zu<br />

bestimmten L<strong>an</strong>deplätzen oder auch Vorschläge zur<br />

<strong>Luftrettung</strong> 4 || 2007 7


Titelthema<br />

Für ihr medizinisches<br />

Personal<br />

ver<strong>an</strong>staltet die<br />

<strong>DRF</strong> regelmäßig<br />

Notfalltrainings<br />

mit dem Patientensimulator<br />

und<br />

Sonografi ekurse zur<br />

schnellen<br />

Erkennung innerer<br />

Blutungen.<br />

veränderten Anbringung von Geräten sein. Wir sammeln<br />

und fi ltern die Themen und stellen sie in die zentrale<br />

Flugsicherheitsdatenb<strong>an</strong>k“, erzählt Heitmüller.<br />

„Die Meldungen werden von uns auf Wunsch so <strong>an</strong>onymisiert,<br />

dass Dritte keinerlei Rückschlüsse mehr<br />

auf die Identität der Meldenden ziehen können. Denn<br />

es geht nicht darum, wer etwas meldet, sondern was<br />

gemeldet wird. Uns hingegen sollte der Meldende bek<strong>an</strong>nt<br />

sein, da wir erfahrungsgemäß beim Verfassen<br />

der Berichte immer wieder Rückfragen haben“, ergänzt<br />

sein Kollege Andreas Helwig. Dabei wird vonseiten<br />

des Flugsicherheitsteams absolute Vertraulichkeit<br />

gar<strong>an</strong>tiert.<br />

Für alle vier ist die Tätigkeit im Flugsicherheitsteam<br />

auch eine Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit der eigenen<br />

Arbeitssituation – verbunden mit der Möglichkeit,<br />

<strong>Sicherheit</strong>sst<strong>an</strong>dards kontinuierlich zu verbessern.<br />

„Ein starkes Team, das koordiniert zusammenarbeitet,<br />

ist für den sicheren Ablauf von Einsätzen g<strong>an</strong>z wichtig.<br />

Der Flugbetrieb k<strong>an</strong>n nur durch gutes Teamwork<br />

reibungslos funktionieren. Die messbaren Erfolge sind<br />

für mich Grund genug“, erklärt Andreas Helwig sein<br />

Engagement für das Flugsicherheitsteam.<br />

Teamgeist fördert die <strong>Sicherheit</strong> <strong>an</strong> Bord<br />

Auch bei M<strong>an</strong>fred Achenbach <strong>steht</strong> der Teamged<strong>an</strong>ke<br />

im Vordergrund: „Teamgeist hat mich in meiner<br />

fast 20-jährigen Tätigkeit bei der <strong>DRF</strong> stets begleitet.<br />

Er hilft uns dabei, auch in schwierigen Situationen,<br />

die wir in unserem Berufsalltag immer wieder erleben,<br />

zusammenzuhalten, und trägt entscheidend zu<br />

einem hohen Maß <strong>an</strong> <strong>Sicherheit</strong> bei.“<br />

Foto: <strong>DRF</strong><br />

<strong>DRF</strong> und REGA<br />

engagieren sich<br />

gemeinsam mit<br />

weiteren Partnern<br />

für eine europaweite<br />

Optimierung der Flugsicherheit.<br />

Fotos: <strong>DRF</strong>


Mehrmals pro Jahr treffen sich Karl-Heinz Heitmüller<br />

(LRZ Bremen), Andreas Helwig (LRZ Villingen-<br />

Schwenningen), Michael Bobe (Rheinmünster) und<br />

M<strong>an</strong>fred Achenbach (LRZ M<strong>an</strong>nheim/Nürnberg), um<br />

im Rahmen von Fortbildungsver<strong>an</strong>staltungen oder bei<br />

Treffen auf Flugbetriebs- und Stationsleiterebene aktuelle<br />

Themen zur Flugsicherheit auszutauschen. „Für<br />

unsere komplexen Themen ist der persönliche Kontakt<br />

wichtig, g<strong>an</strong>z unabhängig von den Telefonaten, die wir<br />

führen“, betont Michael Bobe.<br />

Flugsicherheitsteam ist unabhängige Inst<strong>an</strong>z<br />

Dass die Flugsicherheitsdatenb<strong>an</strong>k mittlerweile von<br />

den Kollegen gut <strong>an</strong>genommen wird, belegt die steigende<br />

Anzahl der Einträge. „Immer mehr Mitarbeiter<br />

erkennen, wie wichtig es ist, von erlebten Vorkommnissen<br />

ohne Eintritt eines Schadens<br />

zu berichten, um <strong>an</strong>deren die Möglichkeit<br />

zu geben, von den Erfahrungen zu<br />

lernen. „Übrigens können und sollen uns<br />

auch Mitarbeiter von Medizin und Technik<br />

Berichte senden, da die Fachbereiche<br />

ja inein<strong>an</strong>dergreifen“, fordert M<strong>an</strong>fred<br />

Achenbach auf. „Bei uns ist das Anvertraute<br />

in guten Händen“, so der Flugsicherheitsbeauftragte.<br />

Denn das Flugsicherheitsteam<br />

ver<strong>steht</strong> sich als Vertrauensm<strong>an</strong>nschaft,<br />

die unabhängig und unbeeinfl<br />

usst von allen Fachbereichen<br />

arbeitet.<br />

Das <strong>DRF</strong>-Flugsicherheitsteam hat auch die europäische<br />

Flugsicherheit im Blick. Im Rahmen eines Flugsicherheitsforums<br />

trifft es zwei Mal im Jahr mit Flugsicherheitsbeauftragten<br />

<strong>an</strong>derer internationaler <strong>Luftrettung</strong>sorg<strong>an</strong>isationen<br />

zusammen. „Wir sitzen <strong>an</strong><br />

einem Tisch mit dem ADAC, dem ÖAMTC, der<br />

Luxemburg Air Rescue, dem niederländischen Automobilclub<br />

ANWB, der Schweizer REGA und Eurocopter<br />

und erarbeiten gemeinsame St<strong>an</strong>dards in Flugsicherheitsfragen“,<br />

so Heitmüller. Dabei werden beispielsweise<br />

Ergebnisse von Überprüfungsfl ügen ausgetauscht,<br />

Vortrags- und Weiterbildungsinhalte<br />

abgestimmt oder die Entwicklung von Flugsicherheitsprogrammen<br />

wie das Air Safety Reporting System<br />

(ASR) diskutiert.<br />

Das ASR bildet die digitale Plattform der fl ugsicherheitsrelev<strong>an</strong>ten<br />

Zusammenarbeit der beteiligten Org<strong>an</strong>isationen,<br />

darunter auch gewerbliche Luftfahrtunternehmen.<br />

„Bisher sind europaweit 18 Betreiber <strong>an</strong><br />

das System <strong>an</strong>geschlossen, die alle auf einen zentralen<br />

Server bei der REGA in Zürich zugreifen. Spätestens<br />

bis zum Jahreswechsel soll es auch innerhalb der<br />

<strong>DRF</strong> eingeführt sein“, gibt Helwig einen Ausblick.<br />

Über das ASR werden von den beteiligten Partnern<br />

relev<strong>an</strong>te Vorkommnisse aus dem eigenen Flugbetrieb<br />

<strong>an</strong>onymisiert nach Prüfung allen <strong>an</strong>deren Teilnehmern<br />

zugänglich gemacht. Das ASR stellt damit die Grundlage<br />

für einen direkten Austausch innerhalb Europas<br />

dar und ist in seiner Funktion dem Patientensicherheitsinformationssystem<br />

PaSIS ähnlich, mit dem die<br />

<strong>DRF</strong> bereits seit 2005 erfolgreich arbeitet.<br />

Neben der <strong>DRF</strong> sind auch alle weiteren Mitglieder des<br />

Flugsicherheitsforums als Arbeitsgruppe im Europe<strong>an</strong><br />

HEMS & AIR Ambul<strong>an</strong>ce Committee (EHAC)<br />

org<strong>an</strong>isiert, einem Verb<strong>an</strong>d fast aller in Europa tätigen<br />

Ambul<strong>an</strong>z- und <strong>Luftrettung</strong>sorg<strong>an</strong>isationen. Das<br />

EHAC hat das Ziel, in den Bereichen Technik, Flugbetrieb,<br />

Medizin, Fortbildung und Flugsicherheit St<strong>an</strong>dards<br />

zu erarbeiten, die unter <strong>an</strong>derem in die europäische<br />

Gesetzgebung einfl ießen. Heitmüller abschließend:<br />

„Wir wollen das Flugsicherheitshaus Europas<br />

von unten nach oben bauen. Das feste Fundament haben<br />

wir geschaffen, jetzt geht es darum, Flugsicherheit<br />

auch zu leben. Nur wer aufhört, besser zu werden,<br />

hat auch aufgehört, gut zu sein.“<br />

IRINA WONNEBERG<br />

Jedes Jahr müssen<br />

die <strong>DRF</strong>-Piloten<br />

Checkfl üge durchführen.<br />

Dabei<br />

werden unter<br />

<strong>an</strong>derem Notverfahren<br />

trainiert.<br />

Auch das sichere<br />

Feuerlöschen will<br />

gelernt sein!<br />

<strong>Luftrettung</strong> 4 || 2007 9<br />

Fotos: Irina Wonneberg

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