2013-05 - beim LSO

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29.03.2014 Aufrufe

Standpunkt Der Erfolg des dualen bildungssystems 6Schulblatt AG/SO · 5/2013 Foto: christian Schnur. Standpunkt. Das duale bildungssystem ist ein viel zitiertes «Erfolgsmodell» der Schweiz und stösst selbst im ausland auf grosses Interesse. Was bedeutet es für unseren Nachwuchs und was können lehrpersonen ihren Schülerinnen und Schülern auf den Weg geben? Immer mehr Länder interessieren sich für das duale Bildungssystem der Schweiz. Schlagzeilen wie «Weniger Jugendarbeitslosigkeit dank dualem Bildungssystem» oder «Pisa-Studie beleuchtet lediglich die schulischen Qualitäten, praktische Kompetenzen fehlen» lassen vermuten, dass die Kombination von berufspraktischem Bildungsweg und rein schulischem System ein gutes Rezept ist, Bildung als eine der stärksten Ressourcen der Schweiz zu profilieren. Was bedeutet das für den Schulalltag und die Beratungsfunktion der Lehrpersonen? Schule oder lehre Soll ich eine Lehre machen oder soll ich weiter zur Schule gehen? Mit dieser Frage werden Jugendliche bereits mit 13 bis 14 Jahren konfrontiert. Etwas früh, finden viele, um eine so zukunftsweisende Entscheidung zu treffen. Auch die Lehrpersonen sind gefordert: Sie haben die Aufgabe, unterschiedliche Laufbahnen aufzuzeigen. Gut informierte Lehrerinnen und Lehrer wissen jedoch, dass es mit dem dualen Bildungssystem diese «Entweder-oder»- Frage eigentlich gar nicht mehr gibt. Denn alle begabten und interessierten Auszubildenden haben die Möglichkeit, nach ihrer Lehre «weiterzumachen». Berufslehren, gerade mit der Möglichkeit, eine Berufsmaturität zu absolvieren, können den Weg in eine Fachhochschule vorbereiten. Aber auch eine Gymnasiastin oder ein Gymnasiast – und das ist weniger bekannt – findet je nach Studiengang mit oder ohne einjährigem Praktikum Aufnahme im entsprechenden Fachbereich einer Fachhochschule. FhNW: Mehrspartenschule mit unterschiedlichen Eintrittsprofilen Die Fachhochschulen sind 1998 von ihrer tradition her aus den Bereichen technik und Wirtschaft entstanden. Diese klassischen Bereiche wurden geschaffen, um den Werkplatz Schweiz zu stärken. Eine qualifizierte Mehrheit der FhNW-Studierenden in den Bereichen Bau, technik, Life Sciences, Wirtschaft, Architektur und Gestaltung hat auch heute noch eine Berufslehre mit Berufsmatur. Sie gibt jungen Menschen nach oder neben der fachlichen Berufsprofilierung in ihrem Lehrgebiet die Möglichkeit, eine Verbreiterung ihres Wissens zu erreichen. Damit sind sie bestens qualifiziert, ein ihnen entsprechendes Studium an einer Fachhochschule aufzunehmen. und mit der gymnasialen Matur? 2003 wurde das Fachhochschulgesetz revidiert und die Fachbereiche Gesundheit, Soziale Arbeit, Kunst und Musik in die Fachhochschulen integriert – an der FhNW auch die Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Aus bildungssystematischen Gründen beispielsweise gibt es keine trompeterlehre mit Berufsmatura, wurde im revidierten Gesetz für diese und nur diese Fachbereiche das Vorbildungs-Paradigma «Berufslehre mit Berufsmatura» aufgehoben. Dieser umstand ist auch zehn Jahre nach der Revision vielen nicht bewusst. Da diese Studienrichtungen – Gesundheit, Soziale Arbeit, Kunst und Musik – ausschliesslich an Fachhochschulen angeboten werden, ist in diesen Bereichen vor allem auch der Zugang via gymnasiale Matur häufig. Das duale bildungssystem, wie es die Schweiz pflegt und weiterentwickelt, gewährt allen bevölkerungsschichten Zugang zu bildung. arbeitsmarktfähigkeit: das Plus der Fachhochschulen Fachhochschulen sind eine wesentliche Stütze unseres Bildungssystems. Sie sorgen durch starke Berufsfeldorientierung für Berufsbefähigung und Arbeitsmarktfähigkeit ihrer Absolventinnen und Absolventen. Auch wenn verschiedene Vorbildungen gefordert und möglich sind – das Gemeinsame der FhNW-Ausbildungen ist die Praxis- und die Kompetenzorientierung. Das duale Bildungssystem, wie es die Schweiz pflegt und weiterentwickelt, gewährt allen Bevölkerungsschichten Zugang zu Bildung, unabhängig von herkunft, Geschlecht oder finanziellen Möglichkeiten. Können Lehrpersonen diese geschilderten Zusammenhänge aufzeigen und informativ vermitteln, leisten sie – zusammen mit den Eltern und den Berufsberatungen – einen wertvollen gesellschaftlichen Beitrag. Lebenslanges Lernen wird so zu einer Selbstverständlichkeit. Prof. Dr. crispino bergamaschi, Direktionspräsident der Fachhochschule Nordwestschweiz FhNW

cartoon 7Schulblatt AG/SO · 5/2013

Standpunkt<br />

Der Erfolg des dualen<br />

bildungssystems<br />

6Schulblatt AG/SO · 5/<strong>2013</strong><br />

Foto: christian Schnur.<br />

Standpunkt. Das duale bildungssystem<br />

ist ein viel zitiertes «Erfolgsmodell»<br />

der Schweiz und stösst selbst im ausland<br />

auf grosses Interesse. Was bedeutet<br />

es für unseren Nachwuchs und was<br />

können lehrpersonen ihren Schülerinnen<br />

und Schülern auf den Weg geben?<br />

Immer mehr Länder interessieren sich für<br />

das duale Bildungssystem der Schweiz.<br />

Schlagzeilen wie «Weniger Jugendarbeitslosigkeit<br />

dank dualem Bildungssystem»<br />

oder «Pisa-Studie beleuchtet<br />

lediglich die<br />

schulischen Qualitäten,<br />

praktische Kompetenzen<br />

fehlen» lassen vermuten,<br />

dass die Kombination<br />

von berufspraktischem<br />

Bildungsweg<br />

und rein schulischem System ein gutes<br />

Rezept ist, Bildung als eine der stärksten<br />

Ressourcen der Schweiz zu profilieren.<br />

Was bedeutet das für den Schulalltag und<br />

die Beratungsfunktion der Lehrpersonen?<br />

Schule oder lehre<br />

Soll ich eine Lehre machen oder soll ich<br />

weiter zur Schule gehen? Mit dieser Frage<br />

werden Jugendliche bereits mit 13 bis 14<br />

Jahren konfrontiert. Etwas früh, finden<br />

viele, um eine so zukunftsweisende Entscheidung<br />

zu treffen. Auch die Lehrpersonen<br />

sind gefordert: Sie haben die Aufgabe,<br />

unterschiedliche Laufbahnen aufzuzeigen.<br />

Gut informierte Lehrerinnen<br />

und Lehrer wissen jedoch, dass es mit<br />

dem dualen Bildungssystem diese «Entweder-oder»-<br />

Frage eigentlich gar nicht<br />

mehr gibt. Denn alle begabten und interessierten<br />

Auszubildenden haben die<br />

Möglichkeit, nach ihrer Lehre «weiterzumachen».<br />

Berufslehren, gerade mit der<br />

Möglichkeit, eine Berufsmaturität zu absolvieren,<br />

können den Weg in eine Fachhochschule<br />

vorbereiten. Aber auch eine<br />

Gymnasiastin oder ein Gymnasiast – und<br />

das ist weniger bekannt – findet je nach<br />

Studiengang mit oder ohne einjährigem<br />

Praktikum Aufnahme im entsprechenden<br />

Fachbereich einer Fachhochschule.<br />

FhNW: Mehrspartenschule mit unterschiedlichen<br />

Eintrittsprofilen<br />

Die Fachhochschulen sind 1998 von ihrer<br />

tradition her aus den Bereichen technik<br />

und Wirtschaft entstanden. Diese klassischen<br />

Bereiche wurden geschaffen, um<br />

den Werkplatz Schweiz zu stärken. Eine<br />

qualifizierte Mehrheit der FhNW-Studierenden<br />

in den Bereichen Bau, technik,<br />

Life Sciences, Wirtschaft, Architektur<br />

und Gestaltung hat auch heute noch eine<br />

Berufslehre mit Berufsmatur. Sie gibt jungen<br />

Menschen nach oder neben der fachlichen<br />

Berufsprofilierung in ihrem Lehrgebiet<br />

die Möglichkeit, eine Verbreiterung<br />

ihres Wissens zu erreichen. Damit sind<br />

sie bestens qualifiziert, ein ihnen entsprechendes<br />

Studium an einer Fachhochschule<br />

aufzunehmen.<br />

und mit der gymnasialen Matur?<br />

2003 wurde das Fachhochschulgesetz<br />

revidiert und die Fachbereiche Gesundheit,<br />

Soziale Arbeit, Kunst und Musik in<br />

die Fachhochschulen integriert – an der<br />

FhNW auch die Lehrerinnen- und Lehrerbildung.<br />

Aus bildungssystematischen<br />

Gründen beispielsweise gibt es keine<br />

trompeterlehre mit Berufsmatura, wurde<br />

im revidierten Gesetz für diese und nur<br />

diese Fachbereiche das Vorbildungs-Paradigma<br />

«Berufslehre mit Berufsmatura»<br />

aufgehoben. Dieser umstand ist auch<br />

zehn Jahre nach der Revision vielen nicht<br />

bewusst.<br />

Da diese Studienrichtungen – Gesundheit,<br />

Soziale Arbeit, Kunst und Musik – ausschliesslich<br />

an Fachhochschulen angeboten<br />

werden, ist in diesen Bereichen vor<br />

allem auch der Zugang via gymnasiale<br />

Matur häufig.<br />

Das duale bildungssystem, wie es die Schweiz<br />

pflegt und weiterentwickelt, gewährt allen<br />

bevölkerungsschichten Zugang zu bildung.<br />

arbeitsmarktfähigkeit: das Plus der<br />

Fachhochschulen<br />

Fachhochschulen sind eine wesentliche<br />

Stütze unseres Bildungssystems. Sie sorgen<br />

durch starke Berufsfeldorientierung<br />

für Berufsbefähigung und Arbeitsmarktfähigkeit<br />

ihrer Absolventinnen und Absolventen.<br />

Auch wenn verschiedene Vorbildungen<br />

gefordert und möglich sind –<br />

das Gemeinsame der FhNW-Ausbildungen<br />

ist die Praxis- und die Kompetenzorientierung.<br />

Das duale Bildungssystem, wie es die<br />

Schweiz pflegt und weiterentwickelt,<br />

gewährt allen Bevölkerungsschichten<br />

Zugang zu Bildung, unabhängig von<br />

herkunft, Geschlecht oder finanziellen<br />

Möglichkeiten. Können Lehrpersonen<br />

diese geschilderten<br />

Zusammenhänge<br />

aufzeigen<br />

und informativ<br />

vermitteln, leisten<br />

sie – zusammen<br />

mit den<br />

Eltern und den<br />

Berufsberatungen – einen wertvollen gesellschaftlichen<br />

Beitrag. Lebenslanges<br />

Lernen wird so zu einer Selbstverständlichkeit.<br />

Prof. Dr. crispino bergamaschi,<br />

Direktionspräsident der Fachhochschule<br />

Nordwestschweiz FhNW

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