28.03.2014 Aufrufe

Vier Thesen zu betrieblichen Gestaltungsspielräumen der ...

Vier Thesen zu betrieblichen Gestaltungsspielräumen der ...

Vier Thesen zu betrieblichen Gestaltungsspielräumen der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Betriebliche Gestaltungsspielräume <strong>der</strong><br />

Fachkräftesicherung in <strong>der</strong> ambulanten und<br />

stationären Pflege in Brandenburg<br />

- <strong>Thesen</strong> -<br />

Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft<br />

(Prof. Johann Behrens, Dr. Steffen Fleischer, Dipl.-PGw Almuth Berg)<br />

in Kooperation mit:<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

(Prof. Rolf Heinze)<br />

Universität Siegen<br />

(Prof. Christoph Strünck)<br />

Evangelische Hochschule Freiburg<br />

(Prof. Thomas Klie)<br />

Zentrum für Sozialforschung Halle<br />

(Sabine Böttcher, Susanne Winge)


Themenfel<strong>der</strong><br />

1. Möglichkeiten und Grenzen alternsgerechter Beschäftigung in <strong>der</strong><br />

ambulanten und stationären Pflege<br />

2. Möglichkeiten und Grenzen innovativer Personaleinsatzkonzepte in <strong>der</strong><br />

ambulanten und stationären Pflege unter Berücksichtigung von regionaler<br />

Kooperation und Vernet<strong>zu</strong>ng<br />

3. Personalentwicklung und Fachkräftesicherung durch Aus-, Fort- und<br />

Weiterbildung<br />

4. Betriebliche Ansätze <strong>zu</strong>r Verbesserung <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen in <strong>der</strong><br />

ambulanten und stationären Pflege


Ausgangsfragen (exemplarisch: Themenfeld 1)<br />

Länger erwerbstätig – aber wie?<br />

O<strong>der</strong>:<br />

Wie Sie Ihre Leute frühzeitig <strong>zu</strong> alt aussehen lassen können –<br />

Demographische Folgen betrieblicher Strategien


Steigende Lebenserwartung, sinkende Inklusion<br />

in Erwerbstätigkeit<br />

FRAGE:<br />

Warum stehen einige mit 64, ja mit 75 Jahren noch gut bezahlt, innovativ und<br />

produktiv im Erwerbsleben, während an<strong>der</strong>e schon mit 45 als <strong>zu</strong> alt gelten?<br />

In den Branchen Banken, EDV, Bau, Alten- und Krankenpflege, Automobilindustrie<br />

und Transport und Verkehr wurden im Forschungsprogramm „Demographischer<br />

Wandel und die Zukunft <strong>der</strong> Erwerbsarbeit im Standort Deutschland“ des<br />

deutschen Forschungsministeriums 19 Betriebsfallstudien <strong>zu</strong> dieser Frage<br />

durchgeführt und die Verknüpfungen von Berufen, Generationen und<br />

Geschlechtern figurationssoziologisch und wohlfahrtsökonomisch analysiert.


Betriebsfallstudien <strong>zu</strong> begrenzter Tätigkeitsdauer<br />

und ihrer <strong>betrieblichen</strong> Bewältigung<br />

(„Contrastsampling“)<br />

Branche/Bereich Grenzen (Beispiele) Bewältigung (Beispiele)<br />

Automobilindustrie<br />

Montagebereiche Taktzeiten / Gruppenarbeit / Schichtsysteme Frühberentung / Boni / Reservierung<br />

Gruppenarbeit<br />

Transport und Verkehr<br />

Frachtumschlag / Betriebshof Heben usw. / Hohe Leitern Frühberentung / Umset<strong>zu</strong>ng<br />

Feuerwehr / Personalabteilung Lungenleistung / „Flexibilität“ Frühberentung<br />

Zulieferer Automobilindustrie<br />

Reifenfertigung / Teilefertigung Taktzeiten / Gruppenarbeit / Schichtsysteme Frühberentung / Boni / Reservierung<br />

Alten- und Krankenpflege<br />

Altenheim / Rehaklinik Dauerbelastung / Heben Aufstieg / Kollegiale Unterstüt<strong>zu</strong>ng,<br />

Schicht / Tarif<br />

Aufstieg / Ausgründung (caterin)<br />

Bau<br />

Maler / Innenausbau Gewichte / Balance / Neue Techniken BU/EU-Rentenantrag / Nischenspezialisierung<br />

Zeitdruck / Keine Hilfestellung<br />

Aufstieg / Nischenmarketing<br />

EDV<br />

Service / Wartung Zeitdruck / Moralischer / Verschleiß Image Outsourcing<br />

Bank<br />

Anlageberatung (Privatkunden) Karrieredruck / Veralten (EDV) Frühberentung / Personalabbau<br />

Kreditentscheidung


Definitionen „begrenzter Tätigkeitsdauer“<br />

Frage an Fachvorgesetzte <strong>der</strong> in „Contrastsampling“ ausgewählten Betriebe:<br />

„Gibt es in Ihrem Betrieb überhaupt Arbeitsplätze mit Arbeitsaufgaben, die von mehr<br />

als 50 % <strong>der</strong> auf diesen Arbeitsplätzen Beschäftigten nicht bis <strong>zu</strong>m gesetzlichen<br />

Rentenalter ausgeübt werden können?“<br />

Falls JA:<br />

„Welche Arbeitsplätze sind das und was begrenzt in Ihrem Betrieb die Tätigkeitsdauer?“


Biologisches Schicksal<br />

Haben wir überhaupt einen Einfluss auf das Altern<br />

von uns selbst, unserer Kolleginnen und Kollegen?<br />

• Trainingsabhängigkeit hoher DANN-Aktivität mit <strong>der</strong> Folge andauern<strong>der</strong><br />

Plastizität <strong>der</strong> Nervenzellen<br />

• Mit dem Alter nehmen kompensatorische Formen <strong>der</strong> Intelligenz <strong>zu</strong>


A Komponenten des Alterns<br />

B Gegenmittel<br />

C strategische Fehl-<br />

A Verschleiß<br />

entscheidung<br />

B Tätigkeitswechsel,<br />

Mischarbeitsplätze, Training<br />

C bei Einstellung keine Reservierung<br />

von Arbeitsplätzen<br />

für ältere Kohorten<br />

A Veralten von Qualifikationen<br />

B Neuqualifikation, nicht nur<br />

Erfahrung<br />

C neue Verfahren mit<br />

jüngeren Kohorten<br />

A Entmutigung<br />

B absehbare Neuanfänge<br />

C keine horizontalen Laufbahnen,<br />

nur (wenige) vertikale


Anreize durch Staat und Sozialversicherung<br />

(Subventionen)<br />

Knappheiten auf Arbeits- und Gütermärkten<br />

(z. T. indirekt demographisch bedingt)<br />

interne Einflüsse: Planungshorizont, betriebliche Sozialverfassung, Marketingkompetenz<br />

drei betriebsstrategische Entscheidungen<br />

bei begrenzter Tätigkeitsdauer<br />

Externalisierung Arbeitsgestaltung Laufbahngestaltung


Wie Sie Ihre Leute <strong>zu</strong> alt aussehen lassen können<br />

Rat 1:<br />

Rat 2:<br />

Rat 3:<br />

Rat 4:<br />

Rat 5:<br />

Vermeide rechtzeitige Mischung von Tätigkeiten<br />

För<strong>der</strong>e virtuose Spezialisierungen in veraltende Wissensbestände<br />

Vermeide absehbare horizontale Laufbahnen<br />

Vermeide die Neueinstellung Älterer<br />

Passe nicht das Angebot des Betriebes an die spezifischen Fähigkeiten<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten an


Ergebnisse<br />

Dass eine Gruppe von Erwerbstätigen mit 70 Jahren innovativ, produktiv, <strong>zu</strong>mindest<br />

gut bezahlt ist, eine an<strong>der</strong>e schon mit 45 Jahren als <strong>zu</strong> alt für ihre Erwerbstätigkeit<br />

gilt, lag offensichtlich nicht an biologisch determinierten altersbedingten Wandlungen<br />

menschlicher Leistungsfähigkeit, son<strong>der</strong>n an <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Tätigkeit und an dem<br />

Erwerbsverlauf, <strong>der</strong> <strong>zu</strong> dieser Tätigkeit führte. Die Ungleichheit <strong>der</strong> Chance, länger<br />

erwerbstätig <strong>zu</strong> sein, hat wenig mit ungleicher biologischer Ausstattung o<strong>der</strong> kurzer<br />

Abschreibezeit von Wissen <strong>zu</strong> tun. Diese soziale Ungleichheit scheint fast<br />

ausschließlich reproduziert <strong>zu</strong> werden durch zwei Einflüsse:<br />

• durch den <strong>betrieblichen</strong> Zuschnitt von Tätigkeiten, die sich als qualifikatorische<br />

und gesundheitliche Sackgassen erweisen, und<br />

• durch die Zuweisung von Personen <strong>zu</strong> diesen Tätigkeiten nach schulischen<br />

Abschlüssen, Geschlecht und Region.


Es reicht offensichtlich nicht aus, lediglich auf den zweiten Einfluss ein<strong>zu</strong>wirken und<br />

den Zugang <strong>zu</strong> fortbestehenden Sackgassen gleichmäßiger <strong>zu</strong> verteilen, also die<br />

Chancengleichheit <strong>zu</strong> erhöhen. Denn dadurch verringert sich noch nicht die Zahl <strong>der</strong><br />

beruflichen und gesundheitlichen Sackgassen. Nur <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>te Zuschnitt von<br />

Tätigkeiten, also eine horizontale Laufbahnen ermöglichende Arbeitsgestaltung,<br />

verallgemeinert die Chance <strong>zu</strong> länger andauern<strong>der</strong> Erwerbstätigkeit.<br />

Diese Chance, in <strong>der</strong> Erwerbstätigkeit alt <strong>zu</strong> werden, ließ sich in den Betriebsfallstudien<br />

als externer Effekt betrieblicher Entscheidungen, als kollektives Gut,<br />

interpretieren. Die Anreize <strong>zu</strong>r Erzeugung dieses kollektiven Gutes erwiesen sich als<br />

spieltheoretisch beschreibbar. Für diese Beschreibung externer Effekte individuell<br />

<strong>betrieblichen</strong> Handelns erwies sich die Wohlfahrtsökonomie als hilfreich und<br />

beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Rückgriff auf das historisch-soziologische Konzept von Figurationen,<br />

das Norbert Elias benutzte.


Methodische Anlage und Herangehensweise


Methodische Anlage und Herangehensweise<br />

• 3 parallele empirische Zugänge:<br />

1. Experteninterviews<br />

2. Telefonbefragung (CATI)<br />

3. Experten- und Fachgremien<br />

• Rückbe<strong>zu</strong>g <strong>zu</strong> wesentlichen Ergebnissen <strong>der</strong> UE 1 (Handlungsfel<strong>der</strong>)<br />

• Schärfung des Brandenburg-Be<strong>zu</strong>gs<br />

• Partizipation (als selbstbestimmte Teilhabe), Vernet<strong>zu</strong>ng und<br />

Kooperation als querliegende Analysedimensionen


Themenfeld 1:<br />

Möglichkeiten und Grenzen<br />

alternsgerechter Beschäftigung<br />

in <strong>der</strong> ambulanten und stationären Pflege


30 von 82 befragten<br />

Einrichtungen sind in den<br />

nächsten Jahren verstärkt<br />

von <strong>der</strong> Berentung von<br />

Arbeitnehmer/innen<br />

betroffen.<br />

33 von 81 befragten<br />

Einrichtungen versuchen<br />

bereits, ältere<br />

Mitarbeiter/innen länger in<br />

<strong>der</strong> Einrichtung <strong>zu</strong> halten.<br />

Die Möglichkeiten eines alternsgerechten Personaleinsatzes in <strong>der</strong> Pflege sind we<strong>der</strong><br />

aus inner- noch überbetrieblicher Perspektive ausreichend entwickelt und/o<strong>der</strong><br />

umgesetzt.


Die Möglichkeiten eines alternsgerechten Personaleinsatzes in <strong>der</strong> Pflege sind we<strong>der</strong><br />

aus inner- noch überbetrieblicher Perspektive ausreichend entwickelt und/o<strong>der</strong><br />

umgesetzt.<br />

Rahmenbedingungen:<br />

Betriebsgröße, Leistungsspektrum, (lokales) Setting <strong>der</strong> Leistungserstellung, ggf. Arbeitsrecht<br />

3 Gestaltungsebenen alternsgerechter Personaleinsatzkonzepte:<br />

1. Identifikation alternsgerechter Tätigkeitsfel<strong>der</strong> innerhalb <strong>der</strong> bestehenden Betriebs- und<br />

Tätigkeitsstrukturen.<br />

z.B. Wechsel zwischen pflegerischen Tätigkeiten und planenden o<strong>der</strong> beratenden<br />

Tätigkeiten im Betrieb


Die Möglichkeiten eines alternsgerechten Personaleinsatzes in <strong>der</strong> Pflege sind we<strong>der</strong><br />

aus inner- noch überbetrieblicher Perspektive ausreichend entwickelt und/o<strong>der</strong><br />

umgesetzt.<br />

Rahmenbedingungen:<br />

Betriebsgröße, Leistungsspektrum, (lokales) Setting <strong>der</strong> Leistungserstellung, ggf. Arbeitsrecht<br />

3 Gestaltungsebenen alternsgerechter Personaleinsatzkonzepte:<br />

2. Generierung alternsgerechter Tätigkeitsfel<strong>der</strong> durch die Reorganisation <strong>der</strong> <strong>betrieblichen</strong><br />

Organisationsabläufe und Tätigkeits<strong>zu</strong>schnitte unter dem Fokus einer ressourcenorientierten<br />

Pflege.<br />

z.B. Wechsel zwischen pflegerischen Tätigkeiten und koordinierenden Aufgaben in<br />

komplexen Versorgungssettings – professionelle Pflege als Netzwerkkoordinator;<br />

biografische Karriereplanung


Die Möglichkeiten eines alternsgerechten Personaleinsatzes in <strong>der</strong> Pflege sind we<strong>der</strong><br />

aus inner- noch überbetrieblicher Perspektive ausreichend entwickelt und/o<strong>der</strong><br />

umgesetzt.<br />

Rahmenbedingungen:<br />

Betriebsgröße, Leistungsspektrum, (lokales) Setting <strong>der</strong> Leistungserstellung, ggf. Arbeitsrecht<br />

3 Gestaltungsebenen alternsgerechter Personaleinsatzkonzepte:<br />

3. Entwicklung betriebsübergreifen<strong>der</strong> Konzepte alternsgerechter Beschäftigung<br />

(Age Management) auf Basis des pflegerischen Versorgungssystems.<br />

z.B. Wechsel zwischen Tätigkeiten im Pflegedienst und Aufgaben bei den Pflegekassen<br />

o<strong>der</strong> Trägerverbänden


Themenfeld 2:<br />

Möglichkeiten und Grenzen<br />

innovativer Personaleinsatzkonzepte<br />

in <strong>der</strong> ambulanten und stationären Pflege<br />

unter Berücksichtigung<br />

von regionaler Kooperation und Vernet<strong>zu</strong>ng


„Wir haben dieses fragmentierte<br />

System … da macht die<br />

Sozialstation ein Stückchen mit,<br />

dann … die Tagespflege … - aber<br />

nie machen sie was <strong>zu</strong>sammen.“<br />

(EI 11)<br />

26 von 84 befragten<br />

Einrichtungen kooperieren<br />

auf <strong>der</strong> Patientenebene mit<br />

an<strong>der</strong>en<br />

Pflegedienstleistern.<br />

22 von 84 befragten<br />

Einrichtungen kooperieren<br />

auf <strong>der</strong> Patientenebene mit<br />

<strong>der</strong> Kommune, <strong>der</strong><br />

Gemeinde o<strong>der</strong> dem<br />

Landkreis.<br />

Der Personaleinsatz in <strong>der</strong> ambulanten und stationären Pflege erfolgt erst in<br />

Ansätzen qualifikations- und bedarfsgerecht.


Der Personaleinsatz in <strong>der</strong> ambulanten und stationären Pflege erfolgt erst in<br />

Ansätzen qualifikations- und bedarfsgerecht.<br />

Rahmenbedingungen:<br />

SQV, SGB V und XI, Brandenburgisches Pflege- und Betreuungswohngesetz, Rahmenverträge<br />

(Fachkraftquote)<br />

Personalpolitische Gestaltungsspielräume in <strong>der</strong> ambulanten und stationären Pflege:<br />

Ausrichtung betrieblicher Personaleinsatzkonzepte an Bedarfen und Qualifikationen:<br />

• Im stationären Bereich…<br />

… werden die Gestaltungsspielräume <strong>der</strong> SQV §4 (4) erst in Ansätzen genutzt. Das liegt auch daran, dass die<br />

für die Umset<strong>zu</strong>ng benötigten Kompetenzen bei Einrichtungen und <strong>der</strong> Aufsicht erst aufgebaut werden<br />

müssen und die leistungsrechtlichen Konsequenzen noch nicht erörtert wurden.<br />

• Im ambulanten Bereich…<br />

… steht <strong>der</strong> Einsatz von Hilfskräften (bei SGB XI und bei SGB V Leistungen <strong>der</strong> Behandlungspflege „Gruppe 0“)<br />

präventiv und rehabilitativ orientierten Versorgungsstrukturen entgegen, mindestens dann, wenn auch<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Prozesssteuerung und des –controlling <strong>zu</strong> übernehmen sind. Eine an Teilhabe und<br />

Selbstbestimmung ausgerichtete Pflege verlangt nach vielschichtigen Kompetenzen beim Pflegepersonal.


Der Personaleinsatz in <strong>der</strong> ambulanten und stationären Pflege erfolgt erst in<br />

Ansätzen qualifikations- und bedarfsgerecht.<br />

Rahmenbedingungen:<br />

SQV, SGB V und XI, Brandenburgisches Pflege- und Betreuungswohngesetz, Rahmenverträge<br />

(Fachkraftquote)<br />

Personalpolitische Gestaltungsspielräume in <strong>der</strong> ambulanten und stationären Pflege:<br />

Optimierung des Fachkräfteeinsatzes, in betriebsübergreifen<strong>der</strong> Perspektive:<br />

• Die Möglichkeiten <strong>der</strong> <strong>betrieblichen</strong> Zusammenarbeit und teilhabeorientierter Pflege als Instrumente <strong>der</strong><br />

Fachkräftesicherung werden im Bereich <strong>der</strong> Pflege nicht voll ausgeschöpft.<br />

• Die Möglichkeiten <strong>der</strong> Zusammenarbeit zwischen Angeboten professioneller Anbieter mit lokalen<br />

Hilfe- und Versorgungsstrukturen als Instrument <strong>der</strong> Fachkräftesicherung werden im Bereich <strong>der</strong> Pflege<br />

nicht voll ausgeschöpft.


Der Personaleinsatz in <strong>der</strong> ambulanten und stationären Pflege erfolgt erst in<br />

Ansätzen qualifikations- und bedarfsgerecht.<br />

Rahmenbedingungen:<br />

SQV, SGB V und XI, Brandenburgisches Pflege- und Betreuungswohngesetz, Rahmenverträge<br />

(Fachkraftquote)<br />

Personalpolitische Gestaltungsspielräume in <strong>der</strong> ambulanten und stationären Pflege:<br />

fokussierter Einbe<strong>zu</strong>g des (zivilgesellschaftlichen) Umfeldes:<br />

Der Einbe<strong>zu</strong>g von Ehrenämtlern, Pflegebedürftigen und Angehörigen, Betreuungsassistenten nach §87b SGB XI<br />

sowie niedrigschwelligen Betreuungsangeboten nach §45b SGB XI sind als betriebliche Investition im Bereich<br />

Fachkräftesicherung und Versorgungsqualität <strong>zu</strong> verstehen.<br />

Investitionskosten: „Freiwilliges soziales Engagement … muss gepflegt werden“.<br />

Eine (pflegefachliche) Anleitung ist unerlässlich.<br />

Gewinnerwartung: Stärkung individualisierter Versorgung und Pflege, wenn die informellen Helfer<br />

die professionelle Pflege unterstützen und nicht Leistungsdefizite kompensieren sollen.<br />

Optimierung des Fachkräfteeinsatzes in vielschichtigen Versorgungsstrukturen.


Themenfeld 3:<br />

Personalentwicklung<br />

und<br />

Fachkräftesicherung<br />

durch Aus-, Fort- und Weiterbildung


„Pflege ist ein harter Job, … ein<br />

intelligenter Job und ich brauche<br />

Leute, … die logisch denken können<br />

und die sich auf Menschen in den<br />

verschiedensten Strukturen<br />

eindenken können, einarbeiten<br />

können müssen...Wir brauchen<br />

intelligente, engagierte Menschen<br />

und im Moment ist es … so: ... in<br />

Deutschland leben wir in <strong>der</strong> Pflege<br />

vom Engagement einzelner<br />

Pflegekräfte.“ (EI 2)<br />

41 von 80 befragten<br />

Einrichtungen bilden selbst<br />

Fachkräfte aus.<br />

Hierunter fallen sowohl<br />

Pflegefachkräfte als auch<br />

an<strong>der</strong>e Berufe<br />

(z.B. Kaufmännische<br />

Angestellte, Köche).<br />

Aus-, Fort- und Weiterbildung scheinen primär als Kostenfaktor und weniger als<br />

Investitionen in die Weiterentwicklung des Betriebes gesehen <strong>zu</strong> werden.<br />

Hier bedarf es eines Perspektivwechsels bei den Einrichtungen und Diensten.


Aus-, Fort- und Weiterbildung scheinen primär als Kostenfaktor und weniger als<br />

Investitionen in die Weiterentwicklung des Betriebes gesehen <strong>zu</strong> werden.<br />

Hier bedarf es eines Perspektivwechsels bei den Einrichtungen und Diensten.<br />

Rahmenbedingungen:<br />

Zeitfaktor, Kostenfaktor (pro und kontra Umlageverfahren), Betriebsgröße, Leistungsspektrum,<br />

Setting <strong>der</strong> Leistungserstellung<br />

Bedarfsgerechte auf Teilhabe und Selbstbestimmung ausgerichtete Pflege in vielschichtigen<br />

Versorgungsstrukturen und notwendige Spezialisierungen verlangen fortlaufend nach Aus-,<br />

Fort- und Weiterbildung:<br />

Perspektivwechsel: „Zukunft“ ausbilden!<br />

aber: <strong>zu</strong>erst „Investition“ notwendig!


Aus-, Fort- und Weiterbildung scheinen primär als Kostenfaktor und weniger als<br />

Investitionen in die Weiterentwicklung des Betriebes gesehen <strong>zu</strong> werden.<br />

Hier bedarf es eines Perspektivwechsels bei den Einrichtungen und Diensten.<br />

Rahmenbedingungen:<br />

Zeitfaktor, Kostenfaktor (pro und kontra Umlageverfahren), Betriebsgröße, Leistungsspektrum,<br />

Setting <strong>der</strong> Leistungserstellung<br />

Die Inhalte und Strukturen von Aus- und Weiterbildung müssen den sich wandelnden<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an Pflege angepasst werden. Vermeintliche Kosteneinsparungen in diesem<br />

Bereich (etwa durch <strong>zu</strong> wenig Praxisanleitung in den Betrieben) verbauen den Diensten und<br />

Einrichtungen notwendige Entwicklungsspielräume.<br />

z.B. Reflexion <strong>der</strong> praktischen Ausbildung(en)


Aus-, Fort- und Weiterbildung scheinen primär als Kostenfaktor und weniger als<br />

Investitionen in die Weiterentwicklung des Betriebes gesehen <strong>zu</strong> werden.<br />

Hier bedarf es eines Perspektivwechsels bei den Einrichtungen und Diensten.<br />

Rahmenbedingungen:<br />

Zeitfaktor, Kostenfaktor (pro und kontra Umlageverfahren), Betriebsgröße, Leistungsspektrum,<br />

Setting <strong>der</strong> Leistungserstellung<br />

Die Möglichkeiten <strong>der</strong> lokalen Vernet<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>r Optimierung <strong>der</strong> Pflege und als Instrument <strong>der</strong><br />

Fachkräftesicherung lassen sich nur mit gut ausgebildetem Personal realisieren.<br />

Bereichsübergreifende Zusammenarbeit verlangt nach umfangreichen Kompetenzen bei den<br />

handelnden Akteuren.<br />

z.B. lokale Vernet<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> Angebote spezialisierter Dienste (inkl. Fort- und Weiterbildungen)


Themenfeld 4:<br />

Betriebliche Ansätze<br />

<strong>zu</strong>r Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Arbeitsbedingungen<br />

in <strong>der</strong> ambulanten und stationären Pflege


„Fachkräftemangel in den<br />

Einrichtungen (ist) - … in den<br />

Krankenhäusern, … den<br />

Sozialstationen o<strong>der</strong> in Heimen -<br />

eigentlich dadurch bedingt …,<br />

dass die Pflegekräfte nicht gut<br />

bezahlt werden, entsprechend<br />

ihrer Qualifikation, und dass sie<br />

dann oft nicht lange im Beruf<br />

bleiben.“<br />

(EI 12)<br />

25 von 82 befragten Einrichtungen<br />

erwarten in den nächsten Jahren<br />

einen verstärkten Weg<strong>zu</strong>g von<br />

Arbeitnehmer/innen aufgrund<br />

besserer Arbeitsbedingungen in<br />

an<strong>der</strong>en Regionen.<br />

„Wenn in Verbindung mit einer guten<br />

Führungskultur die Berufs<strong>zu</strong>friedenheit<br />

besser ist, wenn die Arbeitsverdichtung<br />

durch bessere Rahmenbedingungen,<br />

weil das Geld hierfür wirklich eingesetzt<br />

wird, sich auch besser darstellen, dann<br />

hat eine Einrichtung auch wirklich eine<br />

Chance.“ (EI 5)<br />

Die Diskussionen <strong>zu</strong>r Verbesserung <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen in <strong>der</strong> Pflege<br />

fokussieren vor allem auf finanzielle (Löhne) und arbeitszeitliche Aspekte.


Die Diskussionen <strong>zu</strong>r Verbesserung <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen in <strong>der</strong> Pflege<br />

fokussieren vor allem auf finanzielle (Löhne) und arbeitszeitliche Aspekte.<br />

Rahmenbedingungen:<br />

Leistungsrecht, Arbeitszeitgesetz, Jugendarbeitsschutzgesetz, Betriebsgröße, Arbeitssicherheit und Arbeitsschutz,<br />

zeitlich spezifische Bedingungen <strong>der</strong> Leistungserstellung<br />

Arbeitszeitmodelle und Entlohnung sind zentrale Stellschrauben <strong>zu</strong>r Verbesserung <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen in <strong>der</strong><br />

Pflege, aber nicht die einzigen.<br />

Weitere Faktoren <strong>zu</strong>r Verbesserung <strong>der</strong> Arbeitssituation in <strong>der</strong> Pflege werden zwar fachlich diskutiert, kommen im<br />

<strong>betrieblichen</strong> Alltag aber erst in Ansätzen <strong>zu</strong>m Einsatz:<br />

• Die Organisation <strong>der</strong> Arbeitsabläufe (Dienst- und Routenpläne etc.) orientiert sich noch immer <strong>zu</strong> wenig<br />

an den Bedarfslagen <strong>der</strong> Mitarbeiter/innen.<br />

• Karriereplanung und Gratifikationsanreize kommen wenig <strong>zu</strong>r Anwendung.<br />

• Maßnahmen <strong>zu</strong>m Schutz <strong>der</strong> physischen Gesundheit <strong>der</strong> Arbeitnehmer/innen kommen aus Kosten- und<br />

Zeitgründen nicht konsequent <strong>zu</strong>r Anwendung.<br />

• Maßnahmen <strong>zu</strong>m Erhalt <strong>der</strong> psychischen Gesundheit <strong>der</strong> Arbeitnehmer/innen (z. B. Erleben von<br />

Grenzsituationen) stehen scheinbar gar nicht im Fokus des <strong>betrieblichen</strong> Gesundheitsmanagements.<br />

• Konzepte <strong>zu</strong> familienfreundlichen Beschäftigungsbedingungen sind eher schlicht und helfen wenig<br />

Doppelbelastungen in Arbeit und Familie <strong>zu</strong> bewältigen.<br />

• Eine gezielte Gestaltung von Berufspausen (etwa im Falle von Schwangerschaften) und einer<br />

anschließenden Rückkehr in den Beruf findet kaum statt.


Die Diskussionen <strong>zu</strong>r Verbesserung <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen in <strong>der</strong> Pflege<br />

fokussieren vor allem auf finanzielle (Löhne) und arbeitszeitliche Aspekte.<br />

Rahmenbedingungen:<br />

Leistungsrecht, Arbeitszeitgesetz, Jugendarbeitsschutzgesetz, Betriebsgröße, Arbeitssicherheit und Arbeitsschutz,<br />

zeitlich spezifische Bedingungen <strong>der</strong> Leistungserstellung<br />

• Um innovative Beschäftigungsstrukturen auf den Weg bringen <strong>zu</strong> können, müssen die Kompetenzen <strong>der</strong><br />

Personalverantwortlichen weiter ausgebaut werden.<br />

• Der Interessengegensatz zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern wird in <strong>der</strong> Pflege vor allem als<br />

konfliktträchtiges Verhältnis wahrgenommen - die Gestaltungspotenziale starker Interessenvertretungen<br />

geraten hingegen nicht in den Blick.<br />

Gewerkschaften, Betriebsräte und Berufsverbände (Pflegekammer?) können einen relevanten Beitrag bei <strong>der</strong><br />

Weiterentwicklung <strong>der</strong> Pflege und bei <strong>der</strong> Bewältigung des Fachkräfteproblems leisten.


Die Möglichkeiten eines alternsgerechten Personaleinsatzes in <strong>der</strong> Pflege sind we<strong>der</strong> aus inner-<br />

noch überbetrieblicher Perspektive ausreichend entwickelt und/o<strong>der</strong> umgesetzt.<br />

Rahmenbedingungen:<br />

Betriebsgröße, Leistungsspektrum, (lokales) Setting <strong>der</strong> Leistungserstellung, ggf. Arbeitsrecht<br />

Der Personaleinsatz in <strong>der</strong> ambulanten und stationären Pflege erfolgt erst in Ansätzen<br />

qualifikations- und bedarfsgerecht.<br />

Rahmenbedingungen:<br />

SQV, SGB V und XI, Brandenburgisches Pflege- und Betreuungswohngesetz, Rahmenverträge (Fachkraftquote)<br />

Aus-, Fort- und Weiterbildung scheinen primär als Kostenfaktor und weniger als Investitionen in<br />

die Weiterentwicklung des Betriebes gesehen <strong>zu</strong> werden.<br />

Hier bedarf es eines Perspektivwechsels bei den Einrichtungen und Diensten.<br />

Rahmenbedingungen:<br />

Zeitfaktor, Kostenfaktor (pro und kontra Umlageverfahren), Betriebsgröße, Leistungsspektrum, Setting <strong>der</strong><br />

Leistungserstellung<br />

Die Diskussionen <strong>zu</strong>r Verbesserung <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen in <strong>der</strong> Pflege<br />

fokussieren vor allem auf finanzielle (Löhne) und arbeitszeitliche Aspekte.<br />

Rahmenbedingungen:<br />

Leistungsrecht, Arbeitszeitgesetz, Jugendarbeitsschutzgesetz, Betriebsgröße, Arbeitssicherheit und Arbeitsschutz,<br />

zeitlich spezifische Bedingungen <strong>der</strong> Leistungserstellung


Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!<br />

Kontakt:<br />

Prof. Dr. phil. habil. Johann Behrens<br />

Dr. Steffen Fleischer<br />

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg<br />

Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft<br />

German Center for Evidence-based Nursing »sapere aude«<br />

Magdeburger Str. 8<br />

06112 Halle / Saale

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!