Take Off Nr. 48 - Kulturzentrum Messestadt
Take Off Nr. 48 - Kulturzentrum Messestadt
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Wirtschaft in der <strong>Messestadt</strong><br />
Wirtschaft in der <strong>Messestadt</strong><br />
Fotos: Birgit Heisig<br />
Furkan Köse<br />
sb Café Messe<br />
Wirtschaft<br />
in der<br />
Messe<br />
stadt<br />
Wirtschaft<br />
in der<br />
Magdalena<br />
Glebinska-Yilmazer<br />
mit nepalesischem<br />
Fair-Trade-Teddy<br />
Tatjana beim<br />
Haareschneiden<br />
Messe<br />
stadt<br />
Fahren lernen<br />
in neun Sprachen<br />
Auf dem Wochenmarkt –<br />
Sonnenhof-Metzgerei<br />
Mit vollen Packtaschen komme ich<br />
nach Hause. Dort wartet schon mein<br />
Sohn – Eis schleckend zeigt er freudestrahlend<br />
auf seine volle Schultasche:<br />
„Beim Getränkemarkt Kumar<br />
haben sie mir ein paar Flaschen Malzbier<br />
aufgehoben! Und dann hatte ich<br />
auch noch im Café Riemini eine 1 auf<br />
dem Kassenzettel und eine Extra-Kunicht<br />
aufgegeben. Da fällt mir ein,<br />
dass ich noch zum Friseur wollte.<br />
Im Haarstudio exclusiv sind Tatjana<br />
und ihre drei Kolleginnen für heute<br />
ausgebucht. Hat sie den Sprung in<br />
Die Friseurin<br />
wünscht sich<br />
mehr Platz<br />
die Selbständigkeit bereut? Tatjana<br />
lacht. Im Gegenteil, das Geschäft<br />
brummt. Sie wünscht sich nur mehr<br />
Platz... Für mich findet sie dann<br />
doch noch eine Lücke Samstag früh.<br />
Schon 11 Uhr – Zeit für den Freitags-<br />
Wochenmarkt-Einkauf. Frisches Gemüse,<br />
Spargel und im Metzgerwagen<br />
den passenden Schinken. Ich<br />
leiste mir auch noch Kuchen und<br />
Käse vom Demeter-Stand. Eine Fahrradtasche<br />
ist schon voll... Der Markt<br />
ist übrigens nicht der geeignete<br />
Ort, um verlorene Zeit aufzuholen<br />
– ich treffe viele Bekannte und verabrede<br />
mich noch schnell fürs Wochenende.<br />
Ein Regenguss – ich flüchte in die<br />
Riem-Arcaden. Vorbei an Reinigung,<br />
Apotheke und Poststelle schlendere<br />
ich zum einzigen Supermarkt<br />
der <strong>Messestadt</strong>. Dabei sinniere ich<br />
über mein Verhältnis zum Einkaufszentrum:<br />
Eigentlich bummle ich ja<br />
lieber durch eine Fußgängerzone,<br />
aber dann ist es doch wieder praktisch,<br />
alles an einem Ort zu haben.<br />
Der Edeka-Markt wurde umgebaut,<br />
ich muss mich erst mal orientieren.<br />
Mein Wagen füllt sich. Ich bin<br />
immer wieder erstaunt, dass ein<br />
Wocheneinkauf in meine Fahrradtaschen<br />
passt: „40 Packungen Milch“,<br />
war die trockene Antwort des Verkäufers,<br />
als ich ihn fragte, was<br />
40 l Fassungsvermögen bedeutet.<br />
In der Schlange zur Kasse überlege<br />
ich, was ich meiner Mutter zum Geburtstag<br />
schenken könnte.<br />
Außerdem hat eine Kollegin ein<br />
Baby bekommen. Von einigen Bekannten<br />
wurden mir zwei Online-<br />
Shops empfohlen, die von Messestädtern<br />
betrieben werden. www.<br />
marienkaeferforkids.com für Kin-<br />
Krabbelschuhe,<br />
Puzzles,<br />
Wandteppiche<br />
dersachen und www.nikkibag.de<br />
für phantasievolle Handarbeiten<br />
sind sehr vielversprechend. Hinter<br />
den „Marienkäfern“ verbirgt sich<br />
Magdalena Glebinska-Yilmazer. In<br />
Ihrer Wohnung zaubert sie aus allen<br />
Ecken genähte Piratenschiffe und<br />
Puppenküchen-Utensilien, Holzhäuser<br />
zum Selberbauen, witzige Krabbelschuhe<br />
aus weichem Leder und<br />
Landkarten-Puzzle-Wandteppiche<br />
hervor. Messestädtern bringt sie<br />
ihre Bestellungen schon mal mit<br />
dem Fahrrad vorbei. „Versandkosten<br />
berechne ich dann keine.“ Das<br />
gehört für sie zur Nachhaltigkeit.<br />
Außerdem testet sie fast alle Dinge<br />
selbst – auch darauf, wie lange ihre<br />
Jungs mit den Sachen spielen.<br />
Magdalena hat lange vergeblich<br />
nach einem geeigneten Verkaufs-<br />
oder Ausstellungsraum<br />
in der <strong>Messestadt</strong> gesucht, mit<br />
Immobilienanbietern gesprochen,<br />
auch Kooperationen mit anderen<br />
Läden oder Cafés ließen sich nicht<br />
umsetzen. „Das Angebot passender<br />
Flächen ist hier sehr klein“, bedauert<br />
sie. Jetzt verkauft sie erst mal<br />
online und zeigt ihr Sortiment auf<br />
Märkten und dem Promenadenfest.<br />
Übrigens finde ich bei ihr sogar ein<br />
Geschenk für meine Mutter – ein<br />
filigranes Engel-Mobile.<br />
In sechs<br />
Minuten zum<br />
Discounter<br />
gel Eis gewonnen.“ Beim Auspacken<br />
fällt mir auf, dass ich die Butter vergessen<br />
habe. Noch mal in die Edeka-<br />
Schlange? Lieber mache ich einen<br />
Test. Ich stoppe die Zeit, wie lange<br />
ich mit dem Rad zu den Supermärkten<br />
jenseits des Parks unterwegs<br />
bin. In 6 Minuten erreiche ich „Rewe“<br />
in Kirchtrudering, genauso weit ist’s<br />
zu „Netto“, bei „Aldi“ bin ich in gut<br />
11 Minuten. Noch ein kurzer Abstecher<br />
zum Schuster und zum Geldautomaten.<br />
Bei der Biobäuerin in Gronsdorf<br />
gibt’s noch mal einen Espresso.<br />
Im Garten des Bio-Supermarkts fühle<br />
ich mich immer in meine Kindheit<br />
auf dem Land versetzt. Um den<br />
See rum sind es auch von dort nur<br />
7 Minuten bis nach Hause. Jetzt habe<br />
ich sogar noch meine Vorräte aufgestockt,<br />
Bewegung und frische Luft<br />
inklusive.<br />
Birgit Heisig<br />
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<strong>Take</strong> <strong>Off</strong>! <strong>Nr</strong>. <strong>48</strong> – Juli bis September 2013<br />
<strong>Take</strong> <strong>Off</strong>! <strong>Nr</strong>. <strong>48</strong> – Juli bis September 2013<br />
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