rietschel - stein - antike - netzwerk kulturelle bildung oberlausitz

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E V A L U A T I O N S B E R I C H T für das außerschulisches Kulturprojekt: „RIETSCHEL - STEIN - ANTIKE“ DR. PHIL. JAN BÖHM Dölzschener Str. 21/ 01159 Dresden • Telefon: 0179 4888 229 • mail: jan.boehm@tu-dresden.de

E V A L U A T I O N S B E R I C H T<br />

für das außerschulisches Kulturprojekt:<br />

„RIETSCHEL - STEIN - ANTIKE“<br />

DR. PHIL. JAN BÖHM<br />

Dölzschener Str. 21/ 01159 Dresden • Telefon: 0179 4888 229 • mail: jan.boehm@tu-dresden.de


1 VORBEMERKUNG ! ! ! ! ! ! ! ! ! 3<br />

2 EVALUATIONSVORHABEN ! ! ! ! ! ! ! ! 4<br />

3 DATENBASIS ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! 5<br />

3.1 Projektprofile ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! 6<br />

3.2 Heterogenität der Datenbasis ! ! ! ! ! ! ! 17<br />

4 DATENERHEBUNG - INSTRUMENTE UND RÜCKLAUF ! ! ! 18<br />

4.1 Befragung der SchülerInnen ! ! ! ! ! ! ! ! 18<br />

4.2 Befragung der ExpertInnen ! ! ! ! ! ! ! ! 22!<br />

4.3 Teilnehmende Beobachtung ! ! ! ! ! ! ! ! 22<br />

5 ERGEBNISSE DER DATENAUSWERTUNG !! ! ! ! ! 23<br />

5.1 Kooperation unterschiedlicher Institutionen ! ! ! ! ! 23<br />

5.2 Unterschiedliche Lernorte als Erweiterung pädagogischen Handelns ! ! 24<br />

5.3 Projektlernen aus Sicht der Schüler !! ! ! ! ! ! 27<br />

6 FAZIT ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! 37<br />

6.1 Erfolgreiche Durchführung der Einzelprojekte ! ! ! ! ! 37<br />

6.2 Erfolgreiche Netzwerke ! ! ! ! ! ! ! ! 38<br />

6.3 Pädagogische Implikationen! ! ! ! ! ! ! ! 39<br />

7 EMPFEHLUNGEN FÜR DAS WEITERE ENGAGEMENT ! ! ! 41<br />

8. LITERATURVERZEICHNIS ! ! ! ! ! ! ! ! 43<br />

Evaluationsbericht!<br />

Dr. Jan Böhm<br />

2


Die Projektteilnehmer waren Schüler verschiedener Schulen und Schularten im Raum<br />

Bautzen. Generell stand das Projekt allen Schülern der beteiligten Schulen ab Klassenstufe<br />

sieben offen. Lehrer der jeweiligen Schule - aber nicht zwangsläufig - dienten dabei sowohl<br />

als Projektgruppenleiter als auch als Initiator einer Projektgruppe an der jeweiligen<br />

Schule. Auf eine Verbindung mit einem Lehrer konnte nicht verzichtet werden. Die Werbung<br />

der Teilnehmer war vornehmlich die Leistung engagierter Lehrer, die sich in der Regel<br />

dann auch im Projekt aktiv beteiligten und mit weiteren Akteuren außerhalb der Schule<br />

zusammenarbeiteten. In einigen Fällen fungierte ein Lehrer hingegen nur als Informant<br />

über das Projekt und war mit der Durchführung des Projektes selbst nicht behelligt. Die<br />

Projektleitung in einer solchen Konstellation waren dann Experten aus kooperierenden<br />

Einrichtungen, beispielsweise Schauspieler, Journalisten oder Theaterpädagogen. In nicht<br />

allen Projektteilgruppen kamen Schüler verschiedener Altersstufen oder unterschiedlicher<br />

Schulen/ Schularten zusammen. Zurückzuführen ist dieser Sachverhalt auf das ländliche<br />

Einzugsgebiet und damit einhergehend das Problem des Schülertransportes. Besonders<br />

Projektgruppen in Kleinstädten/ im ländlichen Raum setzten sich aus Schülern einer<br />

Schule zusammen. Folgende Schulen waren beteiligt:<br />

Freie MS Johann Heinrich Pestalozzi Grossdubrau<br />

Gottlieb-Daimler-Mittelschule Bautzen<br />

Immanuel - Kant-Gymnasium Wilthen<br />

Sorbische Mittelschule Dr.-Maria-Grollmus Radibor<br />

Ernst-Rietschel-Mittelschule Pulsnitz<br />

Mittelschule Malschwitz<br />

Sorbische Mittelschule Bautzen<br />

Die folgende Übersicht gibt einen Einblick in die verschiedenen Projektteilgruppen; sie<br />

orientiert sich an den beteiligten Schulen und zeigt die Kooperation mit den Praxispartnern<br />

auf. Die Informationsdichte ist pro Schule/Projektgruppe nicht gleichmäßig verteilt,<br />

da die Tabellen von den jeweiligen Projektleitern oder Praxispartnern ausgefüllt wurden<br />

Evaluationsbericht!<br />

Dr. Jan Böhm<br />

8


und daher unterschiedliche Schwerpunkte, besonders was den Punkt „einzelne Aktivitäten“<br />

betrifft, zeigen. Er wurde zum Teil aus Ergebnissicht bearbeitet, zum Teil aus Prozessicht.<br />

Eine Vereinheitlichung ist m.E. nicht notwendig, da sich aus den unterschiedlichen<br />

Blickrichtungen der Beteiligten (Erwachsenen) eine differenzierte Sicht auf die Projektgruppen<br />

und die dort realisierte Arbeit ergibt.<br />

Schule Sorbisches Schulzentrum Bautzen<br />

Thematischer Schwerpunkt: Ausstellung und Film zur Geschichte und Odyssee des<br />

Rietschelgiebels<br />

Projektgruppenleiter: Sabine Demuth/ Bärbel Müller<br />

Teilnehmerzahl/ Klassenstufe/<br />

TN-Fluktuation:<br />

16 Schüler in zwei Gruppen /7., 8. und 12. Klasse/ relativ<br />

hohe Fluktuation, aber insgesamt keine Absprünge<br />

Projektgruppenpartner (ggf.<br />

Praxispartner):<br />

Henning Remisch, Miriam Schönbach, Satzstudio<br />

Mittasch, Museum Bautzen, Archiv Bautzen, SAEK<br />

(Sächsischer Aus<strong>bildung</strong>s- und Erprobungskanal)<br />

Evaluationsbericht!<br />

Dr. Jan Böhm<br />

9


Einzelne Aktivitäten: Erstellung einer Ausstellung sowie eines Film über die<br />

Odyssee des Rietschelgiebels<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Recherchen in der Stadtbibliothek Bautzen und im Archivverbund<br />

Stadtarchiv/Staatsfilialarchiv<br />

Nutzung eines bisher nicht veröffentlichten Archives<br />

des Bautzener Heimathistorikers Herbert Flügel<br />

Als besondere Quelle diente ihnen jedoch die Dokumentensammlung<br />

Götz Müllers, Mitarbeiter der Stadtverwaltung<br />

und zuständig für die Denkmale in Bautzen.<br />

Suche nach Zeitzeugen für Interviews im geplanten<br />

Film<br />

Nach der Auswahl erster Zeitzeugen sowie dem Training<br />

des Telefonierens verabredeten sich die Schüler zu<br />

Vorab-Gesprächen<br />

eine Gruppe nahm am Kamera/Schnitt-Workshop teil<br />

(SAEK)<br />

Im Anschluss wurden die Zeitzeugen-Interviews nach<br />

einer Einführung sowie Praxisübungen zum Thema „Interview“<br />

aufgenommen<br />

Der andere Teil der Gruppe absolvierte einen Workshop<br />

für das Schreiben kreativer Texte<br />

Danach wurden die Themen für die Ausstellung diskutiert<br />

und die ersten Ausstellungstexte erstellt<br />

Auswahl von Bildmaterial und eine Einführung ins grafische<br />

Arbeiten<br />

Im Grafikstudio wurden Text, Bild und Gestaltung zusammen<br />

gebracht<br />

Das Kamerateam schnitt die Zeitzeugengespräche mit<br />

Uwe Konjen, Restaurator, Götz Müller sowie dem Bautzener<br />

Kunsthistoriker Dr. Hans Mirtschin zu einem<br />

Film<br />

Evaluationsbericht!<br />

Dr. Jan Böhm<br />

10


Schule<br />

Thematischer Schwerpunkt<br />

Projektgruppenleiter<br />

Teilnehmerzahl/ Klasse/ Alter<br />

Projektgruppenpartner<br />

einzelne Aktivitäten<br />

Gottlieb-Daimler-Mittelschule Bautzen<br />

1) Kunst und Keramik, Keramische Arbeiten<br />

der Antike, Geschichte des Rietschelgiebels<br />

und der Figuren<br />

2) Theatergruppe<br />

1) Frau Henke/ Frau Bern<strong>stein</strong><br />

2) Frau Ilona Spott/ Heidrun Stübner<br />

1) 10 Schüler (7./8. Klasse); 3 Abspringer<br />

2) 8 Schüler<br />

1) Keramikwerkstatt Bern<strong>stein</strong><br />

2) Schauspieler Erik Dolata<br />

- 1) -Erlernen grundlegender Techniken zur<br />

Keramikherstellung<br />

- Kennen lernen und Ausprobieren verschiedener<br />

Werkzeuge<br />

- Modellieren<br />

- Produktideen entwickeln<br />

- Auseinandersetzung mit <strong>antike</strong>n Formen/<br />

Gefäßen<br />

- Herstellen selbstentworfener Gefäße<br />

- Herstellung von keramischen Gegenständen,<br />

die für die Durchführung des Antikefestes<br />

benötigt wurden<br />

- Betreuung eines Töpferstandes auf dem Antikefest<br />

2) Auswahl der Texte (Aischylos u.a.)<br />

- Arbeit am Text (Chor, Monolog, Dialog)<br />

- Erarbeiten von Szenenmodellen<br />

- Gestaltung von Kostümen und Masken<br />

- Einrichten eines Bühnenbildes<br />

- Führen eines Arbeitsjournals<br />

Evaluationsbericht!<br />

Dr. Jan Böhm<br />

11


Schule Immanuel-Kant-Gymnasium Wilthen<br />

Thematischer Schwerpunkt Theater / Schreiben und Inszenierung eines Theaterstückes<br />

„Die Orestie – eine Schlagzeile für BILD“<br />

Projektgruppenleiter Birgit Schach<br />

Teilnehmerzahl/ Klassenstufe/<br />

TN-Fluktuation<br />

Projektgruppenpartner (ggf. Praxispartner):<br />

Frau Rothmann<br />

Einzelne Aktivitäten: Die AG Literatur erarbeitete und inszenierte ein<br />

Stück zum Mythos der Orestie, das unter dem Titel<br />

„Die Orestie - eine Schlagzeile für BILD“ aufgeführt<br />

wurde.<br />

<br />

Dabei ging es darum, Bezüge zur Gegenwart zu<br />

finden. Wir arbeiteten mit der Freien christlichen<br />

Mittelschule Schirgiswalde zusammen.<br />

Evaluationsbericht!<br />

Dr. Jan Böhm<br />

12


Schule:<br />

Thematischer Schwerpunkt<br />

Projektgruppenleiter:<br />

Freie Christliche Schule Schirgiswalde<br />

Theater – Schauspiel<br />

Herr Torsten Heidrich<br />

Teilnehmerzahl/ Klassenstufe/<br />

TN-Fluktuation<br />

Projektgruppenpartner<br />

(ggf. Praxispartner)<br />

6 Mädchen und 1 Junge aus Klassenstufe 8 von Beginn bis zum<br />

Ende des Projektes<br />

Schauspielerin Frau Gabriele Rothmann<br />

Einzelne Aktivitäten:<br />

· Wöchentliche Treffen mit:<br />

<br />

Suche eines passenden Textes zur historisch angelegten<br />

Umsetzung des Themas „Orestie“<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Textarbeit „Die Brut“, szenisches Lesen<br />

Anlegen von 3 Szenen, darstellendes Spiel<br />

Auswahl passender Kostüme und notwendiger Requisiten<br />

Ausgiebige Generalprobe<br />

Zweimalige Aufführung des Stückes zum Antikefest<br />

Evaluationsbericht!<br />

Dr. Jan Böhm<br />

13


Schule<br />

Thematischer Schwerpunkt<br />

Projektgruppenleiter:<br />

Teilnehmerzahl/ Klassenstufe/<br />

TN-Fluktuation<br />

Sorbische Mittelschule Radibor<br />

Gerichtsbarkeit in der Antike<br />

Bearbeitung mit theatralen Mitteln<br />

Michaelis Stirner<br />

Teresa Stübner<br />

Zum Antikefest haben 8 SchülerInnen mitgewirkt. Am Schluss<br />

bestand die Gruppe aus 10 SchülerInnen. Zwei waren am Antikefest<br />

verhindert.<br />

Insgesamt waren in der Gruppe 13 SchülerInnen. Es sind uns<br />

dementsprechend 3 auf der Strecke verloren gegangen<br />

Einzelne Aktivitäten<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Intensive Auseinandersetzung mit den Rietschel-Figuren,<br />

ihrer Biografie und ihrem Verhältnis zueinander<br />

Nutzung verschiedene Medien<br />

Schüler interessierten sich für die Gerichtsbarkeit in der<br />

Antike<br />

Entwicklung eines fiktiven Gerichtsprozess um Orest<br />

Fiktiv ist er deshalb, weil Orests tote Mutter als Nebenanklage<br />

abwesend ist und weil es diesen Prozess in dieser<br />

Art und Weise nie gegeben hat Wir mischten heutige<br />

Gerichtsabläufe mit den Inhalten aus der Antike<br />

intensive szenische Probenarbeit<br />

Diskussion um die Frage der Schuld<br />

Um so länger wir uns mit unserem Stück beschäftigten,<br />

um so intensiver wurden die Fragen und die damit zu<br />

Stande kommenden Gespräche über Schuld und Unschuld,<br />

Vergeltung, Reue, Rache, etc.<br />

Große Neugier hatten die Jugendlichen auch bei der Recherche<br />

zu den „Biografien“ ihrer Figuren<br />

Evaluationsbericht!<br />

Dr. Jan Böhm<br />

14


Schule<br />

Thematischer Schwerpunkt<br />

Projektgruppenleiter:<br />

MS Ernst Rietschel Pulsnitz<br />

Zeichnung, plastisches Arbeiten<br />

B.Wiesner,<br />

K.Greifzu<br />

Teilnehmerzahl/ Klassenstufe/<br />

TN-Fluktuation<br />

6 Teilnehmer/ Klasse 7 und 11<br />

Einzelne Aktivitäten: Pappmacheplastiken,<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Zeichnungen,<br />

Skizzieren im Freien,<br />

Porträtieren,<br />

Arbeiten mit Ton,<br />

Sand<strong>stein</strong>bildhauen<br />

Evaluationsbericht!<br />

Dr. Jan Böhm<br />

15


Schule:<br />

Thematischer Schwerpunkt:<br />

Mittelschule Malschwitz<br />

Antiker Alltag, Ernährung, Mode, Namen<br />

Projektgruppenleiter: Frau Tietz, MS Malschwitz, ist nach 6 Wochen<br />

ausgestiegen,<br />

Teilnehmerzahl/ Schule/<br />

Alter:<br />

8<br />

Kl. 8 und 9<br />

Projektgruppenpartner: Frau Bern<strong>stein</strong>, Töpferin, Herr Richter, Bäckermeister,<br />

Herr Frommelt, Tontechniker, Herr Possel, Videotechnik<br />

Aktivitäten: Installation <strong>antike</strong> Namen,<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Alltagsrequisiten<br />

CD mit Hörtexten zum Thema Alltag<br />

Themenblätter – Alltag<br />

DVD <strong>antike</strong>s Backen in der Bäckerei Richter<br />

Töpfern <strong>antike</strong>r Speise-und Trinkgefäße<br />

60-Minuten Bühnenshow zum Thema Essen-Trinken<br />

Evaluationsbericht!<br />

Dr. Jan Böhm<br />

16


Neben den persönlichen Gesprächen mit Teilnehmern wurden am Ende des Projektes Fragebögen<br />

von der Projektkoordination ausgeteilt (Die ausgefüllten Fragebögen wurden<br />

freundlicherweise zur Verfügung gestellt). Da die Fragebögen spontan bei der Abschlussveranstaltung<br />

ausgegeben und wieder eingeholt wurden, war der Rücklauf sporadisch<br />

(n=42). Sie bieten jedoch einen guten Einblick in die Sichtweise der Teilnehmenden; es<br />

wurden zu folgenden Aussagen Meinungen eingeholt:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Was ich beim Projekt gelernt habe...<br />

Was mir besonders gefallen hat...<br />

Was mir weniger gut gefallen hat...<br />

Meinungen zum Antikefest<br />

Folgende Ergebnisse wurden bei dieser Befragung ermittelt:<br />

Evaluationsbericht!<br />

Dr. Jan Böhm<br />

19


Was ich beim Projekt gelernt habe...<br />

Teamarbeit R.G./Antike Theater Töpfern Sand<strong>stein</strong> Leute<br />

Filmen<br />

20<br />

16<br />

12<br />

8<br />

4<br />

0<br />

Was mir besonders gefallen hat...<br />

Teamarbeit Berlinexkursion Umgang mit Dozenten<br />

Schul,-Gruppenübergreifend Kostüme Antikefest<br />

Alls<br />

Töpfern<br />

15<br />

12<br />

9<br />

6<br />

3<br />

0<br />

Evaluationsbericht!<br />

Dr. Jan Böhm<br />

20


Was mir weniger gut gefallen hat...<br />

Nichts mehr Zeit Organisation Theaterstück fortsetzen<br />

mehr Proben TN Kritik mehr Leute<br />

11<br />

8,8<br />

6,6<br />

4,4<br />

2,2<br />

0<br />

Meinungen zum Antikefest<br />

sehr gut wenig gesehen gute Gelegenheit Leute kennen zu lernen<br />

gutes Essen<br />

20<br />

16<br />

12<br />

8<br />

4<br />

0<br />

Evaluationsbericht!<br />

Dr. Jan Böhm<br />

21


die unmittelbare Erfahrung bei der Zusammenarbeit mit professionellen Schauspielern<br />

zur Neueinschätzung - besser: realistischen Einschätzung - des Berufes Schauspieler führen.<br />

Wichtig erscheint mir die Wahrnehmung und Einschätzung des Unterschieds zwischen<br />

Ergebnis und Prozess einer Profession, d.h. dass die sichtbaren „Ergebnisse“, in Form einer<br />

Theatervorstellung, Töpferwaren, Filmen, Skulpturen, Backwaren etc., am Ende eines<br />

langwierigen und in der Regel hochkomplexen „Prozesses“ stehen, der zeitlich wesentlich<br />

intensiver ist als das „Ergebnis“ vermuten lässt und dass gerade dieser Eindruck des<br />

„Leichten“, des „Einfachen“ ein herausragendes Ergebnis des umfangreichen Arbeitsprozesses<br />

darstellt.<br />

Insgesamt kann resümiert werden, dass durch die enge Verzahnung mit professionellen<br />

Praxispartern für die meisten Teilnehmenden eine sehr gute Möglichkeit geboten wurde,<br />

bestimmte Berufe näher kennen zu lernen und vielfältige Arbeitstechniken selbst zu erlernen<br />

und auszuführen, was für die Berufsorientierung einen wichtigen Indikator darstellt.<br />

Diese Form von Einblick in die Berufswelt stellt eine gute Ergänzung zu anderen Anstrengungen<br />

der Schule dar, Berufsorientierung zu erlangen.<br />

6 FAZIT<br />

6.1 Erfolgreiche Durchführung der Einzelprojekte<br />

Es hat sich als klug erwiesen, die Projektteilgruppen weitgehend autonom arbeiten zu lassen.<br />

Damit wurde Organisationsaufwand minimiert und die Interessen und Wünsche der<br />

Projektteilnehmer konnten weitgehend realisiert werden. Die Idee, jeder Projektgruppe<br />

einen Partner aus der Praxis zuzuordnen, hat sich bewährt, auch wenn sich die Zusammenarbeit<br />

zwischen Lehrern und Praxispartnern weiter optimieren lässt. In einigen Teilgruppen<br />

ist es fraglich, ob sowohl ein Lehrer als auch ein Projektpartner vonnöten sind.<br />

Evaluationsbericht!<br />

Dr. Jan Böhm<br />

37


Die durchgeführten Workshops, die zum Teil mehrtägig waren und zu einem bestimmten<br />

Thema organisiert wurden, standen etwas abseits der sonst gut geplanten Projektgruppenarbeit.<br />

Es wäre m.E. im Sinne der Projektidee, wenn sie stärker in eine Gruppe - oder<br />

mehreren Gruppen, die thematische Ähnlichkeiten aufweisen - einbezogen würden;<br />

denkbar wäre auch eine völlig andere organisatorische Form, weil sonst die Gefahr besteht,<br />

nicht genügend Teilnehmer zu finden, da sich die Schüler in der Regel auf ihre eigene<br />

Gruppentätigkeit konzentrierten.<br />

Insgesamt entwickelten die Einzelgruppen eine erstaunliche Eigeninitiative, die wesentliche<br />

Impulse von den Schülern aufnahm und in konkrete Aktivitäten überführte. Hier entfaltete<br />

sich das pädagogische Potential des Projektes anschaulich und nachvollziehbar:<br />

nicht die Gruppenleiter oder die Projektleitung gab feste Ziele bzw. Schritte vor, wie diese<br />

zu erreichen waren, sondern die Schülerinnen und Schüler ließen sich von ihren eigenen<br />

Ideen und Wünschen treiben und hatten großen Spielraum, die nur grob vorgegebene<br />

thematische Ausrichtung ihrer Gruppen, selbst zu gestalten. Das schließt Rückschlage und<br />

kleine Misserfolge mit ein, da durch die Offenheit des Projektes Platz für Erfahrungen geschaffen<br />

werden sollte, die nicht ohne Rückschläge gesammelt werden können. Diese generelle<br />

Offenheit und Flexibilität des Vorgehens sollte unbedingt beibehalten und noch<br />

weiter ausgebaut werden, da hier die pädagogischen Valenzen eines nichtschulischen Projektes<br />

voll zum Tragen kommen.<br />

6.2 Erfolgreiche Netzwerke<br />

Die zahlreichen Partner und die Zusammenarbeit der verschiedenen Netzwerkbeteiligten<br />

sind kennzeichnend für dieses Projekt. Es ist bemerkenswert, wie so unterschiedlich geartete<br />

Institutionen/ Personen unter einem thematischen Rahmen zusammengewirkt haben.<br />

Durch die Abgabe der Koordination an die Einzelprojekte war die Zusammenarbeit zwischen<br />

Projektgruppenleitung und Projektpartner größtenteils erfolgreich, es entstehen dadurch<br />

aber u.U. auch verengte Kommunikationswege. Um dies zu verhindern und größtmögliche<br />

Transparenz zu schaffen, auch für andere Teilgruppen, Projektleitung und nicht<br />

Evaluationsbericht!<br />

Dr. Jan Böhm<br />

38


zuletzt der wissenschaftlichen Begleitung, könnte die bestehende website dienen. Hier<br />

liegt m.E. ein großes Entwicklungspotential. Wünschenwert wäre, wenn alle Aktivitäten,<br />

Termine, Terminänderung u.ä. Informationen jeder Gruppe zeitnah aktualisiert würden.<br />

Dadurch verbreiterten sich nicht zuletzt die verengten Kommunikationswege, es können<br />

somit auch frühzeitig Probleme oder Engpässe identifiziert werden.<br />

Die Heterogenität der Projektpartner ist eine große Bereicherung für das Projekt und<br />

zeigt, wie vielfältig ein Rahmenthema kreativ und pädagogisch anregend ausgefüllt werden<br />

kann. Dabei ist kaum zu vermeiden, dass zwischen den Netzwerkpartnern unterschiedliche<br />

Gewichtungen hervortreten. Durch intensivere Einbeziehung einiger, in diesem<br />

Projekt nur marginal in Erscheinung getretenen Partner, könnten allerdings eine noch<br />

breitere thematische Ausfüllung des Projektes erreicht werden.<br />

6.3 Pädagogische Implikationen<br />

Außerschulische Projekte - generell jedoch jede pädagogische Aktivität - sind durch eine<br />

gewisse pädagogische Vagheit gekennzeichnet. Die Schule versucht diese Vagheit so gut<br />

wie möglich zu reduzieren, u.a. durch einen hohen Strukturierungsgrad der Schulzeit und<br />

durch detaillierte Stundenpläne. In außerschulischen Projekten wird auf eine solche intensive<br />

Strukturierung, Planung und Steuerung verzichtet zugunsten der Entfaltung von<br />

Kreativität, Einfallsreichtum und interessengeleiteten Aktivitäten der Teilnehmenden. In<br />

der Schule können Schüler nur sehr bedingt über die Inhalte und Methoden des Unterrichtes<br />

entscheiden; in der Logik der auf Leistung zielenden Arbeit ist das sinnvoll, auch<br />

wenn dabei bestimmte persönliche Kompetenzen der Schüler zu kurz kommen.<br />

Das Projekt geht einen anderen Weg: es ist mehr an den Aushandlungsprozessen innerhalb<br />

der Teilnehmenden und am Anknüpfen an persönliche Interessen interessiert und<br />

kann bei den Inhalten Kompromisse eingehen. Das Auge richtet sich mehr auf die Entwicklung<br />

sozialer, methodischer und reflexiver Kompetenzen denn an fachliche Inhalte,<br />

die freilich auch vermittelt werden; sie stehen jedoch nicht im Mittelpunkt der Projekt-<br />

Evaluationsbericht!<br />

Dr. Jan Böhm<br />

39


durchführung. Daher können sich Schule und außerschulische Projekte sehr gut ergänzen<br />

und stellen m.E. die zweite Seiten einer Medaille her: beiden zielen auf die Unterstützung<br />

zur Entwicklung einer gefestigten Persönlichkeit junger Menschen.<br />

Das so geartete und oben beschriebene Projekt leitet Schüler zu selbstgesteuertem Lernen<br />

an; sie provoziert den Blick für Machbares und nicht-Machbares und lässt in offenen Diskussionen<br />

den Weg des Projektes immer wieder neu in Frage stellen. Die Schüler lernen<br />

Verantwortung für ihre Ideen und Arbeit zu tragen und diese gegen Kritik zu verteidigen.<br />

Ohne Frage wurden durch die Projektarbeit die Interessen der Teilnehmenden wesentlich<br />

erweitert und spornten zu einem intensiveren Nachdenken über bestimmte Phänomene,<br />

beispielsweise der Gerechtigkeit und des Rechteswesen, an.<br />

Wie oben gezeigt, bot das Projekt vielfältige pädagogische Valenzen, die in unterschiedlichen<br />

Settings noch intensiviert werden können. Pädagogische Valenzen entfalten ihre<br />

Wirkung in unterschiedlicher Art und Weise; sie entstehen immer wieder neu und sind<br />

nicht auflistbar. Es bedarf pädagogischer Achtsamkeit und Phantasie, sie zu entdecken<br />

und zu stärken. Es wurde gezeigt, dass pädagogische Valenzen zur Stärkung und zum<br />

Aufbau sozialer, methodischer und reflexiver Kompetenzen führen können und somit<br />

weit über das Projekt hinaus ihre positive Wirkung entfalten. Daneben bot das Projekt für<br />

viele Schüler die Möglichkeit, ausgewählte Berufe hautnah kennen zu lernen und bestimmte<br />

handwerkliche Fähigkeiten zu erlernen. Der Blick in die berufliche Praxis ist eine<br />

große Stärke des Projektes.<br />

Neben diesen informellen Kompetenzerwerb und der beruflichen Orientierung bestand<br />

für die Schüler die Möglichkeit, im Rahmen des Kompetenznachweises Kultur (KNK) eine<br />

Beurteilung ihrer persönlichen Entwicklung unter Begleitung eines Erwachsenen zu erlangen<br />

und somit die Stärken und Entwicklungspotentiale sichtbar und nachweisbar zu<br />

machen. Dies trägt sicher zum Aufbau des Selbstbewusstseins bei und hilft den Schülerin-<br />

Evaluationsbericht!<br />

Dr. Jan Böhm<br />

40


nen und Schülern, eine realistische Selb<strong>stein</strong>schätzung zu erlangen und ihre Entwicklungspotentiale<br />

weiter auszubauen.<br />

7 EMPFEHLUNGEN FÜR DAS WEITERE ENGAGEMENT<br />

Im folgenden werden einzelne Punkte benannt, die zu einer Optimierung der Projektumsetzung<br />

beitragen können. Einige Vorschläge stammen aus einer Feedbackrunde mit beteiligten<br />

Projektgruppenleitern und Pädagogen. Die Punkte können als Anregung für eine<br />

Weiterentwicklung des Projektes dienen.<br />

1. Empfehlenswert ist die Intensivierung der Netzwerkarbeit, beispielsweise durch<br />

Netzwerktreffen im Anschluss von gemeinsamen Workshops, ggf. in Verbindung<br />

mit thematischen Weiter<strong>bildung</strong>sangeboten für die Dozenten und Pädagogen.<br />

2. Die Abstimmung der Projektgruppen kann gefördert werden, indem beispielsweise<br />

alle Termine und Terminänderungen, Aktivitäten, Exkursionen u.ä. zeitnah auf der<br />

Internetseite veröffentlicht werden. Das betrifft sowohl die Terminanbsprachen innerhalb<br />

der Einzelprojekte als auch die Zusammenarbeit verschiedener Projektgruppen<br />

3. Wünschenswert ist die Intensivierung der Beziehungen zu bestimmten Projektpartnern,<br />

dessen Potential bisher nicht ausgeschöpft werden konnte (z.B. Oberverwaltungsgericht<br />

Bautzen).<br />

4. Empfehlenswert ist die Überarbeitung der Strukturen für Angebote außerhalb der<br />

Projektteilgruppen; denkbar sind mehrere eintägige oder ein oder mehrere mehrtägige<br />

Workshops zu bestimmten Themen/Aktivitäten (evt. in Form von Work-<br />

Camps) unter Beteiligung aller Teilnehmenden.<br />

5. Projektfahrten/ Exkursionen sollten auch für einzelne Gruppen oder Verbünde von<br />

thematische ähnlich gelagerten Gruppen möglich sein. Somit kann die Beweglichkeit<br />

und die Flexibilität der Gruppen erhöht werden. Gemeinsame, gruppenübergreifenden<br />

Exkursionen sollten unbedingt beibehalten und ggf. erweitert werden.<br />

Evaluationsbericht!<br />

Dr. Jan Böhm<br />

41


6. Potentiale liegen im Ausschöpfen der Nutzungsmöglichkeiten der Internetplattform.<br />

Eventuell kann eine Schulung für alle Projektgruppenleiter am Beginn des<br />

Projektes die Partizipation erhöhen und Berührungsängste abbauen.<br />

7. Die zeitliche Struktur der Workshops sollte durch eine thematische Konzentration<br />

optimiert werden, d.h. ausgewählte thematische Schwerpunkte sind für alle Teilnehmer<br />

erreichbar; somit können Überschneidungen vermieden werden. Wie bereits<br />

erwähnt, sollten die Wortshops mit einem Netzwerktreffen gekoppelt werden.<br />

8. Die Zusammenarbeit mit beruflichen Praxispartner sollte nach Möglichkeit weiter<br />

intensiviert werden. Wünschenswert ist, dass möglichst alle Teilnehmenden die Gelegenheit<br />

haben, an speziellen Workshops (evt. Camps) teilzunehmen.<br />

9. Die Zusammenarbeit mit den beteiligten Schulen sollte intensiviert werden, vor allem<br />

für die Rekrutierung von potentiellen Teilnehmenden. Wünschenswert wäre<br />

eine größere Wertschätzung der Projektarbeit durch die Schulen.<br />

10. Durch die räumliche Ausdehnung des Projektes sollte eine Möglichkeit des Schülertransportes<br />

gefunden werden. Denkbar ist hierbei eine Kooperation mit einem<br />

Transportunternehmen, das als Sponsor auftritt.<br />

11. Wenn möglich sollte die Finanzierung auf mehrere Säulen verteilt werden, evt.<br />

durch Sponsoren für bestimmte Aspekte der Projektdurchführung (Schülertransport,<br />

Exkursionen etc.).<br />

12. In Begleitung des Projektes könnten für die Dozenten, Lehrer sowie Praxispartner<br />

thematische Workshops angeboten werden, beispielsweise im Bereich Projektlernen/<br />

Projektmethode.<br />

13. Der Kompetenznachweis Kultur (KNK) sollte noch stärker in das Projekt einbezogen<br />

werden, so dass eine größere Zahl Jugendlicher die Möglichkeit erhält, den<br />

Kompetenznachweis zu erhalten; dazu gehört auch die Bereitschaft der Pädagogen<br />

und Praxispartner, die dazugehörige Aus<strong>bildung</strong> zu absolvieren.<br />

Evaluationsbericht!<br />

Dr. Jan Böhm<br />

42


8 LITERATURVERZEICHNIS<br />

Böhm, J. (2010): Pädagogische Valenzen schulspezifischen Geschehens im Umfeld !<br />

des<br />

Unterrichts. Ausgewählte Beispiele und Interpretationen.<br />

Bortz ,J./Döring, N. (2006): Forschungsmethoden und Evaluation: für Human- und<br />

Sozialwissenschaftler.<br />

Holzkamp, K. (1995): Lernen: Subjektwissenschaftliche Grundlegung.<br />

Flick, U. (Hrsg.)(2006): Qualitative Evaluationsforschung: Konzepte - Methoden - Umsetzung:<br />

Konzepte - Methoden - Umsetzungen.<br />

Kuckartz, U. (2006): Qualitative Evaluation: Der Einstieg in die Praxis.<br />

Stockmann, R. (2007): Handbuch zur Evaluation: Eine praktische Handlungsanleitung.<br />

Münster.<br />

Reischmann, J. (2006): Weiter<strong>bildung</strong>s-Evaluation: Lernerfolge messbar machen<br />

Evaluationsbericht!<br />

Dr. Jan Böhm<br />

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