Stochastik 1 - Mitschriften von Klaas Ole Kürtz

Stochastik 1 - Mitschriften von Klaas Ole Kürtz Stochastik 1 - Mitschriften von Klaas Ole Kürtz

28.03.2014 Aufrufe

10 Stochastische Unabhängigkeit Ereignisse A, B sind stochastisch unabhängig, falls P (A ∩ B) = P (A) · P (B). Definition: Seien X 1 : Ω → X 1 und X 2 : Ω → X 2 Zufallsvariablen. X 1 und X 2 heißen stochastisch unabhängig, falls für alle meßbaren D 1 ⊆ X 1 und D 2 ⊆ X 2 gilt: P (X 1 ∈ D 1 , X 2 ∈ D 2 ) = P (X 1 ∈ D 1 ) · P (X 2 ∈ D 2 ) Bemerkung: Beachte dabei {X 1 ∈ D 1 , X 2 ∈ D 2 } = {ω | X 1 (ω) ∈ D 1 , X 2 (ω) ∈ D 2 } = {ω | X 1 (ω) ∈ D 1 } ∩ {ω | X 2 (ω) ∈ D 2 } = X −1 1 (D 1 ) ∩ X −1 2 (D 2 ) Also: X 1 , X 2 sind stochastisch unabhängig genau dann, wenn sämtliche Ereignisse der Form X1 −1 (D 1 ), X2 −1 (D 2 ) stochastisch unabhängig sind. Diese Definition läßt sich wie folgt erweitern: Definition: X i : Ω → X i für i = 1, . . . , n heißen stochastisch unabhängig, falls für alle meßbaren D i ⊆ X i gilt: P (X i ∈ D i , . . . , X i ∈ D i ) = n∏ P (X i ∈ D i ) i=1 Dies läßt sich wiederum schreiben als: ( n ) ⋂ P X −1 i (D i ) = i=1 n∏ i=1 P (X −1 i (D i )) Eine (beliebige) Familie (X i ) i∈I von Zufallsvariablen heißen stochastisch unabhängig, falls (X j ) j∈J stochastisch unabhängig ist für jedes endliche J ⊆ I. Stochastisch Unabhängig heißt die Möglichkeit, Wahrscheinlichkeiten, die sich durch Zusammenwirken verschiedener Zufallsgrößen ergeben, einfach zu errechnen. Beispiel: X 1 , X 2 : Ω → Z seien stochastisch unabhängig. Frage: Was ist 67

die Verteilung von X = X 1 + X 2 ? Zu berechnen ist ( ) ∑ P (X 1 + X 2 = k) = P {X 1 + X 2 = k | X 1 = j} j∈Z = ∑ P (X 1 + X 2 = k, X 1 = j) j∈Z = ∑ j∈Z P (X 2 = k − j, X 1 = j) = ∑ j∈Z P (X 2 = k − j) · P (X 1 = j) Ohne stochastische Unabhängigkeit wird dies zu: ∑ j∈Z P (X 2 = k − j|X 1 = j)· P (X 1 = j). 10.1 Faltung, Faltungsstabilität 10.1.1 Binomial-Verteilung Beispiel: Man betrachte zwei Urnen mit schwarzen und weißen Kugeln, aus beiden wird gleichzeitig mit zurücklegen gezogen. Gefragt ist nach der Anzahl X 1 + X 2 der gezogenen weißen Kugeln, wobei X 1 , X 2 stochastisch unabhängig sind. Sei X 1 B(n 1 , p 1 )-verteilt, X 2 entsprechend B(n 2 , p 2 ). Für k ∈ {0, . . . , n 1 + n 2 } ist P (X 1 + X 2 = k) = = ∑n 1 j=0 n 1 ∑ j=0 P (X 2 = k − j)P (X 1 = j) ( ) n2 p k−j 2 (1 − p 2 ) n 2−(k−j) k − j ∑n 1 (⋆) = p k (1 − p) n 1+n 2 −k = ( n1 + n 2 k j=0 ( n2 ) p k (1 − p) n 1+n 2 −k )( n1 ( n1 j ) k − j j } {{ } =( n 1 +n 2 k ) ) p j 1(1 − p 1 ) n 1−j Dabei gilt (⋆) für p 1 = p 2 = p. Also: Falls X i jeweils B(n i , p) verteilt sind und stochastisch unabhängig sind, so ist ∑ l i=1 X i B(n 1 + . . . + n l , p)-verteilt. Bemerkung: Sind X 1 , . . . , X m stochastisch unabhängig, so bezeichnet man 68

die Verteilung <strong>von</strong> X = X 1 + X 2 ? Zu berechnen ist<br />

( )<br />

∑<br />

P (X 1 + X 2 = k) = P {X 1 + X 2 = k | X 1 = j}<br />

j∈Z<br />

= ∑ P (X 1 + X 2 = k, X 1 = j)<br />

j∈Z<br />

= ∑ j∈Z<br />

P (X 2 = k − j, X 1 = j)<br />

= ∑ j∈Z<br />

P (X 2 = k − j) · P (X 1 = j)<br />

Ohne stochastische Unabhängigkeit wird dies zu: ∑ j∈Z P (X 2 = k − j|X 1 = j)·<br />

P (X 1 = j).<br />

10.1 Faltung, Faltungsstabilität<br />

10.1.1 Binomial-Verteilung<br />

Beispiel: Man betrachte zwei Urnen mit schwarzen und weißen Kugeln,<br />

aus beiden wird gleichzeitig mit zurücklegen gezogen. Gefragt ist nach der<br />

Anzahl X 1 + X 2 der gezogenen weißen Kugeln, wobei X 1 , X 2 stochastisch<br />

unabhängig sind. Sei X 1 B(n 1 , p 1 )-verteilt, X 2 entsprechend B(n 2 , p 2 ). Für<br />

k ∈ {0, . . . , n 1 + n 2 } ist<br />

P (X 1 + X 2 = k) =<br />

=<br />

∑n 1<br />

j=0<br />

n 1<br />

∑<br />

j=0<br />

P (X 2 = k − j)P (X 1 = j)<br />

( )<br />

n2<br />

p k−j<br />

2 (1 − p 2 ) n 2−(k−j)<br />

k − j<br />

∑n 1<br />

(⋆) = p k (1 − p) n 1+n 2 −k<br />

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(<br />

n2<br />

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p k (1 − p) n 1+n 2 −k<br />

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n1<br />

(<br />

n1<br />

j<br />

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} {{ }<br />

=( n 1 +n 2<br />

k )<br />

)<br />

p j 1(1 − p 1 ) n 1−j<br />

Dabei gilt (⋆) für p 1 = p 2 = p. Also: Falls X i jeweils B(n i , p) verteilt sind<br />

und stochastisch unabhängig sind, so ist ∑ l<br />

i=1 X i B(n 1 + . . . + n l , p)-verteilt.<br />

Bemerkung: Sind X 1 , . . . , X m stochastisch unabhängig, so bezeichnet man<br />

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