19/2013 - Landkreis Neustadt ad Aisch - Bad Windsheim
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LANDKREIS JOURNAL Nr. <strong>19</strong>/<strong>2013</strong><br />
Schlechtes Weißstorchenjahr <strong>2013</strong><br />
Das Weißstorchenjahr im <strong>Landkreis</strong> begann<br />
vielversprechend. Sämtliche Horste, die im<br />
vergangenen Jahr besetzt waren, wurden im<br />
Laufe des Frühjahrs belegt, oft von den Störchen<br />
der Vorjahre. Zudem gab es sechs Neuansiedlungen<br />
auf Schornsteinen und Dächern<br />
ohne Nisthilfe. Insgesamt schritten 28 Paare<br />
zur Brut, sechs mehr als im vergangenen Jahr<br />
und damit so viele wie noch nie.<br />
Nachdem die meisten Jungen geschlüpft und<br />
mehrere Tage alt waren, kam es jedoch zu<br />
lang anhaltenden starken Regenfällen bei<br />
niedrigen Temperaturen. Die Folge war, dass<br />
eine große Anzahl der Jungvögel einging.<br />
Getroffen hat es meist Jungvögel, die schon<br />
2 - 3 Wochen alt waren. Diese haben noch<br />
kein schützendes Federkleid und können von<br />
den Altvögeln wegen ihrer Größe nicht mehr<br />
komplett bedeckt werden. Alle Neusiedler<br />
brachten aber Jungvögel durch und nicht<br />
überall waren die Verluste so dramatisch.<br />
Allein in Uehlfeld überlebten 11 Junge. Insgesamt<br />
zogen die Altstörche in diesem Jahr<br />
zwei Mal vier, zwei Mal drei, sechs Mal zwei<br />
und fünf Mal einen Jungvogel groß, also insgesamt<br />
31. Eine Anzahl, die über dem bayrischen<br />
Durchschnitt liegt und in erster Linie<br />
den Neusiedlern, mit ihrem späteren Brutbeginn<br />
und dem guten Bruterfolg in Uehlfeld<br />
zu verdanken ist. Nicht alle Nester der Neusiedler<br />
können bleiben, weil Kamine beheizt<br />
werden. Wenn Bereitschaft besteht, hilft der<br />
Landesbund für Vogelschutz (LBV) feste Unterlagen<br />
zu installieren.<br />
Aus Aufzeichnungen von Ornithologen,<br />
Mitte des 18. Jahrhunderts, geht hervor,<br />
dass es damals zwar mehr Orte mit Störchen<br />
gab als heute, aber in jeder Ortschaft<br />
nur ein Storchenpaar. Das hat sich geändert.<br />
Wo es schon Störche gibt, lassen sich weitere<br />
nieder. Aktuell konnte das in Gerhardshofen<br />
beobachtet werden. Dort bauten vier<br />
neue Storchenpaare Nester auf Kamine und<br />
auf das Kirchendach und dies ohne feste<br />
Unterlage. Sie taten dies so geschickt, dass<br />
Zweige, Äste und Auspolsterungsmaterial<br />
fest zusammen hielten. Somit brüteten<br />
in Gerhardshofen fünf Paare und damit die<br />
meisten Storchenpaare in einer Ortschaft<br />
des <strong>Landkreis</strong>es. Genau genommen gab es<br />
noch ein sechstes Paar, welches zu einem<br />
späteren Zeitpunkt Nistmaterial auf einen<br />
weiteren Kamin trug, ohne zu brüten. Das<br />
Gleiche gilt für ein Paar, welches in Uehlfeld<br />
auf einem Scheunendach, neben einem<br />
besetzten Nest, eine zusätzliche Unterlage<br />
ausbaute. Offensichtlich werden brutwillige<br />
Paare durch bereits ansässige angezogen.<br />
Außer in Gerhardshofen siedelten sich in der<br />
Nachbarortschaft Forst und in Diespeck je<br />
ein Paar neu an. Verschmäht wurden dagegen<br />
neu gebaute Unterlagen in Rappoldshofen,<br />
Reinhardshofen, Dachsbach, Rohen-<br />
saas und Illesheim. Die bereits zum<br />
Teil vor mehreren Jahren angebotenen<br />
Nester in Demantsfürth,<br />
Gunzendorf, Schornweisach auf<br />
der Uehlfelder Mühle, dem „Altheimer<br />
Schlösschen“ und auf dem<br />
Neustädter Polizeigebäude fanden<br />
ebenfalls noch keinen Mieter. Im<br />
Rahmen der Dietersheimer Rathausrenovierung<br />
installierte man im<br />
späten Frühjahr eine vom LBV zur<br />
Verfügung gestellte Horstunterlage.<br />
Diese wurde gleich von einem<br />
Einzelstorch kurzfristig inspiziert. Das im<br />
zeitigen Frühjahr gebaute Gestell auf einem<br />
Schwebheimer Hochsilo hat ein Einzelstorch<br />
angenommen, es stellte sich jedoch kein<br />
Partner ein. Für die vor 2 bis 3 Jahren angebotenen<br />
Nester in Scheinfeld und Neuhof<br />
a.d.Zenn interessierte sich sogar jeweils ein<br />
Storchenpaar. Es blieb längere Zeit vor Ort,<br />
ohne aber zur Brut zu schreiten. Kurzfristig<br />
besucht wurden Nestunterlagen in Langenfeld<br />
und Burgbernheim. Überall dort würde<br />
man sich über eine Storchenansiedlung freuen.<br />
Der Stübacher Fabrikschlot, der bisher als<br />
Brutplatz diente, wurde im Winter abgerissen.<br />
Somit galt es, einen Ersatzstandort zu<br />
finden. Im Frühjahr war es dann so weit. Das<br />
Dach des Gemeindehauses, in dem auch der<br />
örtliche Kindergarten untergebracht ist, wurde<br />
als neues Domizil ausgesucht und dort ein<br />
Nest befestigt. Nicht lange danach nahm ein<br />
Storchenpaar dieses in Besitz, schritt zur Brut<br />
und brachte zwei Junge zum Ausfliegen. So<br />
Das VHS-Programmheft<br />
bietet wieder eine abwechlungsreiche<br />
Auswahl<br />
an Vorträgen,<br />
Sprachkursen und weitere<br />
ansprechende Angebote.<br />
Das Heft liegt<br />
kostenlos an öffentlich<br />
zugänglichen Stellen zur<br />
Mitnahme aus.<br />
tragisch und traurig das Storchenjahr vielerorts<br />
verlief, man kann trotzdem optimistisch<br />
in die Zukunft blicken. Die Weißstorchenpopulation<br />
hat sich erholt und stabilisiert. Verluste<br />
werden in der Regel in besseren Storchenjahren<br />
ausgeglichen. Entscheidend wird<br />
sein, dass der Lebensraum der Störche, das<br />
sind vorwiegend größere feuchte Wiesengebiete,<br />
erhalten bleibt und nach Möglichkeit<br />
verbessert wird. Die veränderte Wiesenbewirtschaftung<br />
mit früher und mehrmaliger<br />
Mahd trifft vor allem in Wiesen brütende<br />
Vogelarten, wie Bekassine, Brachvogel, Kiebitz<br />
und Wachtelkönig. Deren Brutbestände<br />
sind in den letzten Jahren dramatisch zurückgegangen<br />
und für sie hat sich das Regenwetter<br />
mit großflächigen Überschwemmungen,<br />
nahezu unbemerkt, sehr viel schlimmer ausgewirkt<br />
als beim Weißstorch.<br />
Erwin Taube,<br />
LBV-Storchenbeauftragter im <strong>Landkreis</strong><br />
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