50 Jahre Klausenhof: Ehemalige berichten - Akademie Klausenhof
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Mit "Bundeskursen für<br />
nachwachsende Führungskräfte"<br />
begann die<br />
Bildungsarbeit im <strong>Klausenhof</strong>.<br />
Führungskräfte. Als Kardinal<br />
Frings bei der Einweihung 1959<br />
Haus für Haus segnete, stutzte er<br />
bei "Haus Bayern" kurz und sagte:<br />
"Hier brauche ich wohl mehr Weihwasser".<br />
An diese schöne Geschichte<br />
erinnert sich Hans Heitlinger aus<br />
Eppingen noch heute gern. Er besuchte<br />
damals den ersten "Bundeskurs"<br />
und erlebte so die offizielle<br />
Eröffnung mit. Drei Monate dauerte<br />
Hans Heitlinger<br />
Nr. 1 | März 2009<br />
Zeitung der <strong>Akademie</strong> <strong>Klausenhof</strong><br />
Der entscheidende<br />
der Lehrgang, der den Nachwuchs<br />
aus der katholischen Landjugendbewegung<br />
fit für die Verbandsarbeit<br />
machen sollte. Die jungen Leute,<br />
die von ihren Höfen aus ganz<br />
Deutschland, Österreich, Südtirol<br />
und der Schweiz zum <strong>Klausenhof</strong><br />
kamen, erhielten hier eine vollkommen<br />
neue Lebensperspektive. "Vor<br />
allem Dr. Jochen Schmauch war der<br />
Zeit weit voraus", er habe ihnen die<br />
Bedeutung von Freiheit und Unabhängigkeit<br />
vermittelt, während<br />
<strong>Klausenhof</strong>gründer Prälat Wilhelm<br />
Wissing eher für Disziplin und<br />
Ordnung eintrat.<br />
In den folgenden <strong>Jahre</strong>n wurde<br />
Heitlinger Mitglied im Kreistag, war<br />
Anstoß jedem Landwirt eine Pflichtabgabe<br />
im Vorstand des Diözesanrats Freiburg,<br />
Mitglied der gemeinsamen<br />
Synode in Würzburg, Diözesanvorsitzender<br />
des katholischen Landvolks<br />
und wäre als Direktkandidat<br />
fast in das Europaparlament gekommen.<br />
Heute hat sein Sohn Georg<br />
nicht nur den Geflügelhof mit 40.000<br />
Tieren übernommen, sondern auch<br />
die rebellisch-politische Ader des<br />
Vaters: Georg Heitlinger ist derjenige<br />
Landwirt, der gerade bundesweit<br />
dadurch Furore gemacht hat, dass<br />
er erfolgreich vor dem Bundesverfassungsgericht<br />
gegen die Centrale<br />
Marketing-Gesellschaft der deutschen<br />
Agrarwirtschaft (CMA) geklagt<br />
hat, die nun nicht mehr von<br />
einfordern kann.<br />
Heitlinger ist nicht der einzige aus<br />
diesem Kurs, der politische Karriere<br />
gemacht hat. Paul Breloh etwa<br />
schaffte es bis zum persönlichen Referenten<br />
von Bundeslandwirtschaftsminister<br />
Ignaz Kiechle und Hans<br />
Weber zum langjährigen Geschäftsführer<br />
der katholischen Landvolkbewegung<br />
in Deutschland. Auch Hermann<br />
Kroll-Schlüter, Mitglied im<br />
Vorstand des <strong>Klausenhof</strong>s, besuchte<br />
einen solchen Kurs im <strong>Klausenhof</strong>.<br />
Kroll-Schlüter war von 1991 bis<br />
1998 Staatssekretär im sächsischen<br />
Landwirtschaftsministerium und<br />
Bundestagsmitglied von 1972-1990.<br />
<strong>Klausenhof</strong> als Tor zur Welt<br />
Der <strong>Klausenhof</strong> war lange<br />
Zeit Vorberei tungsstätte<br />
für Entwi cklungs<br />
helfer - ein <strong>Ehemalige</strong>r<br />
erinnert sich.<br />
Entwicklungshelfer. Seine Tante<br />
habe ihm immer Missionszeitschriften<br />
mitgebracht, erinnert sich Franz<br />
Weichsler, das habe in ihm die Lust<br />
geweckt, in den Entwicklungsdienst<br />
zu gehen. Nach seiner Ausbildung<br />
im Bereich Werkzeugmaschinenbau/<br />
Stahlbau kam der Österreicher aus<br />
Wilhering 1969 zum <strong>Klausenhof</strong>,<br />
obwohl die technischen Berufe eigentlich<br />
in Köln stationiert waren.<br />
Dort war aber kein Platz mehr frei<br />
und so wurde er kurzerhand zum<br />
<strong>Klausenhof</strong> geschickt, obwohl dort<br />
eigentlich die Ausbildung im land-<br />
wirtschaftlichen Bereich erfolgte.<br />
"Das machte aber weiter nichts, da<br />
vor allem allgemeine Themen, wie<br />
das Leben in fremden Kulturen zu<br />
meistern ist, im Vordergrund standen.<br />
"Wir sind im <strong>Klausenhof</strong> sehr<br />
gut aufgenommen worden", erinnert<br />
er sich noch heute. Er habe dort sogar<br />
seine künftige Ehefrau Mathilde<br />
kennen gelernt, die denselben Kurs<br />
besuchte. Vor allem die Gemeinschaft<br />
war hervorragend gewesen.<br />
Öfter seien sie zum Tanzen hinunter<br />
ins Dorf nach Dingden gezogen<br />
oder hätten sich im Klubraum des<br />
<strong>Klausenhof</strong>s unterhalten. Bis heute,<br />
erzählt Franz Weichsler, trifft sich<br />
der Kurs alle fünf <strong>Jahre</strong>.<br />
Nach der Zeit im <strong>Klausenhof</strong> ging er<br />
für fünf <strong>Jahre</strong> nach Bombay und baute<br />
dort eine technische Schule auf,<br />
"die es bis heute noch gibt und her-<br />
Aussendung von Entwicklungshelfern durch den damaligen <strong>Klausenhof</strong>direktor<br />
Dr. Jochen Schmauch<br />
Gerhard Flemig besuchte<br />
1970 den ersten beruflichenUmschulungslehrgang<br />
im <strong>Klausenhof</strong>.<br />
Umschulung Reha. Mit der Landwirtschaft<br />
ging es damals, Ende der<br />
60er <strong>Jahre</strong> bergab, kleine Höfe, wie<br />
der von Gerhard Flemig, waren<br />
nicht mehr überlebensfähig. Da kam<br />
der neue Umschulungskurs von<br />
Landwirten zu Bürokaufleuten gerade<br />
recht. Zwei <strong>Jahre</strong> lernte Flemig<br />
dort - eine Zeit, an die er sich gerne<br />
erinnert: "Es war sehr familiär, wir<br />
hatten guten Kontakt zu den Mitarbeitern<br />
und auch zu den anderen<br />
vorragend arbeitet." Danach wechselte<br />
er in die Industrie und war für<br />
seinen Arbeitgeber hauptsächlich<br />
bis zur Pensionierung letztes Jahr in<br />
der ganzen Welt tätig. Auch für diese<br />
Tätigkeit habe ihm das Wissen, was<br />
im <strong>Klausenhof</strong> vermittelt wurde<br />
"außerordentlich genutzt".<br />
Besonders eng mit dem <strong>Klausenhof</strong><br />
ist Alfred Standfest verbunden, der<br />
Bürokaufmann der ersten Stunde<br />
Kursen." Durch die Entwicklungshelfer<br />
im <strong>Klausenhof</strong> habe er so sein<br />
Interesse für internationale Arbeit<br />
gewonnen. Daraus ist heute seine<br />
ehrenamtliche Tätigkeit als Vermittler<br />
für Freiwilligendienste in aller<br />
Welt entstanden.<br />
Nach der <strong>Klausenhof</strong>zeit ging es zunächst<br />
nach Berlin zu Siemens, dann<br />
fasste er den Plan, Lehrer zu werden.<br />
Dieser Weg ging wieder über<br />
den <strong>Klausenhof</strong>: Er absolvierte einen<br />
<strong>Klausenhof</strong>-Kurs zur "Begabtensonderprüfung",<br />
die dann zu einem<br />
Studium berechtigte, den letzten<br />
dieser Art, der noch im <strong>Klausenhof</strong><br />
lief. Nach seinem Studium<br />
und der Referendarzeit waren Pädagogen<br />
allerdings nicht mehr ge-<br />
fragt, und so wurde er 1982 einer<br />
der ersten arbeitslosen Lehrer in<br />
NRW. Ein Zustand, der nicht lange<br />
anhielt. Er fand eine Stelle beim Be-<br />
1967 seine Ausbildung zum Entwicklungsdienst<br />
im <strong>Klausenhof</strong> erhielt.<br />
Auch er lernte seine künftige Frau<br />
Helma im <strong>Klausenhof</strong> kennen. Nach<br />
seiner Entwicklungshilfezeit in Neuguinea<br />
wurde er 1975 als Mitarbeiter<br />
der <strong>Akademie</strong> <strong>Klausenhof</strong> angestellt,<br />
zunächst zuständig für die<br />
Heimleitung der Nebenstelle in Issum,<br />
später in Dingden.<br />
Weg zum Studium<br />
Elisabeth Bußmann,<br />
jetzt Präsidentin des<br />
katholischen Familienbundes,<br />
besuchte Anfang<br />
der 70er <strong>Jahre</strong> einen<br />
Vorbereitungskurs<br />
auf die Begabten-Sonderprüfung.<br />
PH-Kurse. "Das war eine Weichenstellung",<br />
sagt Elisabeth Bußmann,<br />
heute Leiterin der Heimvolkshochschule<br />
"Gottfried Könzgen"<br />
in Haltern. Sie kam von einem<br />
Bauernhof und hatte bereits mit 13<br />
<strong>Jahre</strong>n nach acht Volksschuljahren<br />
die Schule beendet. In Gesprächen<br />
wurde sie bald darauf hingewiesen,<br />
doch Lehrerin zu werden. Der Weg<br />
zum Studium ging damals auch über<br />
die "Begabten-Sonderprüfung", und<br />
der <strong>Klausenhof</strong> bot einen entsprechenden<br />
Vorbereitungskurs an. "Vor<br />
allem das politische Bewußtsein,<br />
verbunden mit der Einsicht zu handeln",<br />
sei dort vermittelt worden.<br />
Anschließend studierte sie Lehramt<br />
und ging später in die Erwachsenenbildung.<br />
Außerdem ist sie Präsidentin<br />
des katholischen Familienbundes<br />
und wurde 2008 mit dem Bundesverdienstorden<br />
ausgezeichnet.<br />
Elisabeth Bußmann<br />
rufsförderungswerk Düren, wo er<br />
bis heute tätig ist, zuletzt bei den Integrationskursen<br />
für Migranten und<br />
der Förderung von Jugendlichen.<br />
Teilnehmende des ersten Umschulungskurses Bürokaufmann/-frau<br />
Seite 3<br />
Bildung für die<br />
Landjugend<br />
Der <strong>Klausenhof</strong> startete 1959<br />
als "Deutsche Landjugendakademie<br />
<strong>Klausenhof</strong>". Schwerpunkt<br />
war vor allem die Weiterbildung<br />
von Mitgliedern der<br />
Katholischen Landjugendbewegung.<br />
Der "Bundeskurs für<br />
nachwachsende Führungskräfte"<br />
dauerte rund drei Monate und<br />
wurde streng getrennt für junge<br />
Frauen und Männer durchgeführt,<br />
Der Kurs hatte zwei<br />
Schwerpunkte: "Soziale Probleme<br />
des Landes" und "kultur-<br />
und kommunalpolitische Fragen<br />
des Landes". Neben den Vorträgen<br />
gab es eine Reihe von Besuchen,<br />
Praktika, eine mehrtägige<br />
"Lehrfahrt" zu sozialen Einrichtungen<br />
im Ausland und eine<br />
Fahrt nach Berlin. Der Besuch<br />
kostete immerhin 4<strong>50</strong> DM.<br />
Bald entwickelten sich auch<br />
weitere Angebote, wie z.B. eine<br />
Ausbildung zum "Bildungsreferenten"<br />
.<br />
Vorbreitungskurse<br />
für Entwick lungshelfer<br />
1960 starteten die "Vorbereitungskurse<br />
Entwicklungshilfe",<br />
die im <strong>Klausenhof</strong> für die katholische<br />
"Arbeitsgemeinschaft<br />
für Entwicklungshilfe" (AGEH),<br />
durchgeführt wurden. Der<br />
<strong>Klausenhof</strong> war für landwirtschaftliche<br />
Fachkräfte zuständig<br />
weitere Bereiche wurden in<br />
Köln, Sölden und Bensberg abgewickelt.<br />
Auf dem Programm<br />
des sechsmonatigen Kurses<br />
standen zum einen Informationen<br />
über die Kultur, Geschichte<br />
und Landwirtschaft der Entwicklungsländer,<br />
zum anderen<br />
Entwicklungspolitik, Berufspädagogik,<br />
Sozialkunde und Theologie.<br />
Hinzu kamen Sprachunterricht,<br />
ein Kurs über Tropenmedizin,<br />
praktische Arbeit in verschiedenenHandwerksbetrieben<br />
und Exkursionen. 1972<br />
wurde die Ausbildung komplett<br />
nach Köln verlegt.<br />
Vorbereitung zur Begabtensonderprüfung<br />
Rund sechs Monate dauerte<br />
der Vorbereitungskurs zur "Begabtensonderprüfung",<br />
den der<br />
<strong>Klausenhof</strong> von 1971 bis 1976<br />
anbot. Mit diesem Lehrgang<br />
konnten sich alle ohne Abitur<br />
auf die Sonderprüfung vorbereiten,<br />
die dann zu einem Lehrer-<br />
Studium an der pädagogischen<br />
Hochschule (PH) berechtigte.<br />
Wer zwischen 25 und 40 <strong>Jahre</strong><br />
alt war, wer eine abgeschlossene<br />
Berufsausbildung vorweisen<br />
konnte und wer sich nach Meinung<br />
zweier Gutachter für ein<br />
Studium besonders eignete, der<br />
konnte sich zum Ausnahme-<br />
Exa men melden. Geprüft wurde<br />
in der Regel in einem selbstgewählten<br />
Fach; außerdem war<br />
eine gewisse Allgemeinbildung<br />
vorzuweisen.