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PLATFORM3 - Räume für zeitgenössische Kunst - 2009

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Erfahrungen mit der Jagd und die damit verbundenen<br />

Schutzheiligen in den Forsthäusern,<br />

die auf sie als Kind eine magische Kraft ausübten.<br />

Von Magie eines Ortes geht es auch in<br />

den stimmungsvollen Fotografien von Stefan<br />

Hunstein. Blaues Kreuz hält in großer Leichtigkeit<br />

den Schatten eines Fensterkreuzes,<br />

während die Andacht eine Szene in einer wunderschönen<br />

historischen Kirche einzufrieren<br />

versucht.<br />

Zwei Arbeiten sollen nun am Ende erwähnt<br />

werden, da sie beide auf ihre Art versuchen<br />

die philosophischen Ebenen von Glauben zu<br />

definieren. In Dreams XI von Jovana Banjac<br />

sehen wir eine junge, kniende Frau, gekleidet<br />

in Jeans und einem grünen T-Shirt und im<br />

Hintergrund ein unzähliges Geflecht von Rosenkränzen<br />

und Kreuzen. Auf dem T-Shirt scheint<br />

etwas in arabischer Sprache geschrieben zu<br />

sein, aber ein genauer Blick zeigt, dass sich<br />

dahinter in deutscher Spiegelschrift der Satz<br />

„Du bist einfach super…“ versteckt. Maria<br />

Zervou zeigt sich dagegen in ihrer Videoarbeit<br />

To be outside something is always to be inside<br />

something else gekleidet in eine Burka. Beim<br />

Essen sitzend mit einem Hummer vor ihr sieht<br />

man die in Burka gekleidete Frau, die wie eine<br />

Installation in diesem Raum wirkt. Das Video<br />

ist akustisch mit einem Zitat aus Elizabeth<br />

Grosz’s Buch Architecture from the Outside:<br />

Essays on Virtual and Real Space unterlegt,<br />

welches über die Absurdität der Außenwelt in<br />

Relation zur inneren Welt spricht. Die Künstlerin<br />

bedient sich hier der Wirkung der Burka<br />

und des Hummers, die beide mit ihrer schützenden<br />

Wirkung geschlossene Systeme symbolisieren,<br />

um in einen Dialog mit dem Zuschauer<br />

zu treten.<br />

Diese Arbeit untermalt somit auch das<br />

Konzept der ganzen Ausstellung, die zum Ziel<br />

hatte, einen interreligiösen Dialog zu schaffen<br />

und unsere Denkmuster neu zu überdenken.<br />

Zum Schluss geht ein herzlicher Dank an alle,<br />

die zu dieser Ausstellung beigetragen haben,<br />

vor allem an alle Künstler, das Team der<br />

Platform3 und die Organisatoren des AnderArt<br />

Festivals in München.<br />

Belief Unlimited<br />

Arundhati Deosthale<br />

Belief Unlimited, eine Multimedia-Ausstellung,<br />

die vom 29. Mai bis zum 7. Juli in der Platform3<br />

in München zu sehen war, stellte ein starkes<br />

Statement über die verschiedenen religiösen<br />

Empfindlichkeiten und die langen Schatten<br />

dar, die diese auf unser Leben werfen, ganz<br />

unabhängig davon, in welchem Teil der Welt<br />

man heute lebt und ob man ein gläubiger<br />

Mensch ist oder nicht. Bei einem derart komplexen<br />

Thema wird der künstlerische Ausdruck,<br />

der aus mehreren Kulturen in der Welt hervorgeht,<br />

zu einem Mit- und Nebeneinander von<br />

Medien, zu einem beeindruckenden Panorama<br />

von Sensibilitäten, die sich selbst durch Texturen,<br />

Formen und Größen offenbaren. Diese<br />

Werke, die von der Reflexion skurriler Rituale<br />

bis zu Bemühungen, das Erhabene festzuhalten,<br />

und von schillerndem Kitsch bis zu<br />

kurzen Aufrissen mit offenem Ausgang reichen,<br />

stammen von 18 Künstlern unterschiedlicher<br />

Nationalität und unterschiedlichen Glaubens.<br />

Mehrere von ihnen sind Migranten, die aus<br />

ihren Heimatländern nach München und Umgebung<br />

gekommen sind.<br />

Der, so könnte man sagen, Fackelträger<br />

dieser Ausstellung, erscheint sogar auf<br />

der Einladung, ist homo bulla, der heilige<br />

Pavian, eine Installation von Tom Schmelzer<br />

(Deutschland), die symbolisiert, wie sich der<br />

Erzbischof von Canterbury bei Darwin entschuldigt.<br />

Der pompöse Pavian läuft mit<br />

Messhemd und Mitra über den zeremoniellen<br />

Teppich; er trägt eine mechanische Vorrichtung,<br />

die Blasen freisetzt und an die Vergänglichkeit<br />

des Lebens erinnert. Das andere Werk<br />

des Künstlers ist eine mit einem Rahmen<br />

versehene „Erntedank“-Erlenholzkiste mit<br />

einer Kombination verschiedener herausziehbarer<br />

Papierarten, Schmuckteile und Bordüren,<br />

Acryl, Plastik, Farbe und Bleistifte mit Federn<br />

mit einer schlichten Botschaft: Teilt und<br />

kümmert euch!, und dem Hinweis darauf, dass<br />

täglich 100.000 Menschen auf der Erde verhungern<br />

und man dabei durch eine globale<br />

UN-Landwirtschaft 12 Milliarden Menschen<br />

ernähren könnte. Täuschend schlicht sind die<br />

drei blauen Matroschkapuppen aus Holz mit

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