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wie Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und<br />
Distickstoffoxid (N20) in die Natur exportiert.<br />
Der Verbrennungsmotor stellt bis heute die<br />
Konvention in der automobilen Antriebstechnik<br />
schlechthin dar. Im Jahre 2000 befanden sich<br />
rund 800 Millionen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren<br />
weltweit im Einsatz, bis 2030<br />
werden sogar 1,6 Milliarden Fahrzeuge prognostiziert.<br />
Doch eine solche Entwicklung ist mehr als<br />
problematisch, denn bedingt durch den Klimawandel<br />
und die sinkende Verfügbarkeit fossiler<br />
Brennstoffe wird sich im 21. Jahrhundert<br />
weltweit eine neue industrielle Revolution vollziehen.<br />
Kern dieser Revolution ist ein energietechnologischer<br />
Paradigmenwechsel, weg von<br />
fossilen hin zu regenerativen Energietechnologien.<br />
Dieser Paradigmenwechsel betrifft auch<br />
und gerade die Automobilität, die den gesamten<br />
straßengebundenen Personen- und Güterverkehr<br />
umfasst. Hier müssen nicht nur sämtliche<br />
Antriebs- und Kraftstoffsysteme einschließlich<br />
der dazugehörigen Produktions-, Service- und<br />
Infrastrukturen von fossilen auf regenerative<br />
Energiequellen umgestellt werden, sondern es<br />
bedarf darüber hinaus völlig neuer Mobilitätskonzepte.<br />
Die Revolutionierung der Energietechnologien<br />
im Bereich der Automobilität kann sich<br />
auf ein breit gefächertes Feld antriebs- und<br />
kraftstofftechnologischer Innovationen stützen.<br />
In diesem Innovationsfeld kristallisieren sich<br />
gegenwärtig drei Erfolg versprechende Entwicklungspfade<br />
<strong>für</strong> den energietechnologischen<br />
Paradigmenwechsel heraus: der Wasserstoff-<br />
Verbrennungsmotor, der Brennstoffzellen-<br />
Elektroantrieb und der Batterie-Elektroantrieb.<br />
Bei näherer Betrachtung dieser drei Entwicklungspfade<br />
zeigt sich, dass kulturelle Konfigurationen<br />
sowohl im Hinblick auf die Entwicklung,<br />
als auch auf die Nutzung dieser<br />
technischen Innovationen eine zentrale Rolle<br />
spielen.<br />
Aus innovationstheoretischer Perspektive<br />
handelt es sich bei der Entwicklung und<br />
Nutzung der Wasserstoff-, Brennstoffzellenund<br />
Batterie-Antriebe nicht um inkrementale,<br />
sondern um radikale Innovationen, die im<br />
modularen Bereich (Antrieb) und/oder auf<br />
systemischer Ebene (Infrastrukturen) zu<br />
grundlegenden Veränderungen führen. Wie alle<br />
Innovationen basieren auch diese radikalen<br />
Innovationen auf bestimmten Basis-Inventionen,<br />
also auf grundlegenden Entdeckungen und<br />
Erfindungen.<br />
Wie aus den Basis-Inventionen der Wasserstoff-,<br />
Brennstoffzellen- und Batterie-Antriebe<br />
radikale modulare und/oder systemische Innovationen<br />
entstehen oder eben nicht entstehen,<br />
ist immer wieder aus unterschiedlichen konzeptionellen<br />
Blickwinkeln untersucht worden.<br />
Aufbauend auf und ergänzend zu diesen<br />
Untersuchungen ist es hilfreich, diese Innovationsprozesse<br />
aus einer spezifischen kulturalistischen<br />
Perspektive zu betrachten. So<br />
können beispielsweise in Anschluss an die<br />
kulturökonomischen Arbeiten von Boris Groys<br />
die Innovationen im Bereich der alternativen<br />
automobilen Antriebstechnologien als Valorisierungs-<br />
oder Umwertungsprozesse analysiert<br />
werden. Das heißt, die technischen Innovationen<br />
werden als ein Prozess verstanden, durch<br />
den neue Werte auf- und bestehende Werte<br />
abgewertet werden. Dabei handelt es sich<br />
nicht nur um wirtschaftliche Werte, sondern<br />
auch um Werte anderer gesellschaftlicher<br />
Sphären. Eine solche Perspektive gestattet es,<br />
sowohl jene sozialen und kulturellen Konfigurationen<br />
in den Blick zu bekommen, die die<br />
technischen Innovationen im Bereich der<br />
Wasserstoff-, Brennstoffzellen- und Batterie-<br />
Antriebe befördern, als auch solche, die sie<br />
blockieren.<br />
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