PLATFORM3 - Räume für zeitgenössische Kunst - 2009

Audio-visuelle Performance von Vladislav Iliev und Kliment
Dichev – Midnight Walk: Stop-Motion einer Stadt
Yanna Varbanova
Die Performance beinhaltet drei Phasen der
Spionage: das Sammeln von Archivsendungen
über Sofia aus dem Nationalfernsehen, ein
Video und Fotoshooting an bestimmten Orten
in Sofia und das Aufnehmen von Geräuschen
und Klängen der Stadt (in der Live-Session
werden sie mit elektronischer Progressive- und
Minimal-Musik vermischt). Alle diese Bestandteile
stellen eine Zeitreise zusammen –
verknüpfen Vergangenheit und Gegenwart,
schwarz-weiße Bilder mit Stop-Motion, den
ersten bulgarischen Magier Senko mit jungen
Schauspielern, die Plattenbauten Sofias mit
dem Nationaltheater „Ivan Vasov“. Die Visuals
von Vladislav (bekannt als Vladzen) und die
Musik von DJ Kliment vermischen sich in einem
Tanz der „Zerbrochenheit“ – manchmal geraten
sie in Zusammenklang, manchmal in
Hypnose, oder in minimalen Beat. Sofia vibriert,
wiederholt sich, stoppt, kreist, klingt, fängt
vom Anfang an, läuft, stoppt wieder. Nicht nur
die Zuschauer in der Platform3 waren während
der Performance in ein tiefes Beschauen geraten
– die Körper waren nicht mehr abwesend,
der Sinn ebenso. Midnight Walk ist nicht nur
die Darstellung einer Stadt in Bildern und
Menschen, Straßen und Gebäuden, Regen und
Sonne, es ist eine mehrdimensionale Erzählung
über eine Stadt. Vor den Augen und in
den Ohren spielt sich die Entwicklung eines
Lebens ab.
Stop-Emotion einer Stadt
Sofia als ein Kind in seiner süßen Naivität
und Unschuld in schwarzweißen Bildern und
im Stil der Stummfilme Chaplins (die Bilder
der ersten bulgarischen Feuerwehr), begleitet
von einer experimentellen Melodie aus dem
Notebook. Sofia als Jugendliche in einer freien
Rebellion und einem Ungehorsam, in komischen
und bunten Klamotten – wild tanzend
vor den Plattenbauten des emblematischen
Viertels „Mladost“ oder vor einem der schönsten
Gebäude Sofias – dem Nationaltheater „Ivan
Vasov“. Sofia als Erwachsene – rasende Autos,
kreisende Straßenbahnen, Monumente der
Vergangenheit, die Bewohner der Stadt in
„dummer“ alltäglicher Eile irgendwohin – der
Herzrhythmus von Sofia. Ein Spaziergang zum
Verabschieden aus der Wirklichkeit, in Bild und
Klang und durch das Leben einer Hauptstadt.
Projekte 2009 | Sofia Spionage
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