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Digitale Fotografie - Update Digitale Dunkelkammer (Vorschau)

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OUTDOOR: So meistern Sie Outdoor-Szenen<br />

<strong>Digitale</strong><br />

Nr. 6 Mär–Jun 2013<br />

UPDATE<br />

BRILLANTE<br />

FOTOS!<br />

ZUM AUSPROBIEREN:<br />

NEUE IDEEN,<br />

TOP-TECHNIKEN<br />

UND TRICKS!<br />

FOTOIDEE: Einfache Schritte zu kreativen Fotos<br />

DIGITALE DUNKELKAMMER: Verbessern Sie Ihre Fotos mit<br />

Bildbearbeitungsprogrammen von Adobe<br />

Deutschland:<br />

EUR 9,90<br />

Österreich:<br />

EUR 11,-<br />

Schweiz:<br />

CHF 15,-<br />

LU/BE<br />

EUR 11,50


<strong>Digitale</strong><br />

UPDATE


Willkommen<br />

Liebe Leser und Fotografen,<br />

diese Ausgabe von<br />

„<strong>Digitale</strong> Fotografi e -<br />

<strong>Update</strong>“ steht, fast<br />

selbstverständlich für ein<br />

Fotomagazin, unter dem<br />

Zeichen von „Licht und<br />

Schatten“.<br />

Licht ist ja etwas so<br />

Alltägliches, dass uns alles<br />

Sichtbare manchmal<br />

schon allzu bekannt<br />

erscheint. Doch welche<br />

unsichtbaren Geheimnisse<br />

und Kreaturen verbergen<br />

sich in der Dunkelheit?<br />

Führen Schatten ein<br />

Eigenleben, und wenn ja, mit welchen Hilfsmitteln können sie sichtbar gemacht<br />

und fotografi ert werden? Lassen Sie sich von uns inspirieren!<br />

Auch das Licht kann uns immer wieder überraschen: durch seine mannigfaltigen<br />

Refl ektionen, Spiegelungen – und noch mehr durch so außergewöhnliche Ereignisse<br />

wie Feuer und Explosionen! Wie Sie all diese – im wahren Wortsinn „fantastischen“<br />

– Motive entdecken und in eindrucksvolle Aufnahmen verwandeln, das erklären wir<br />

in dieser Ausgabe.<br />

Wie das Licht selbst, so ist auch die freie Natur eine unerschöpfl iche Quelle für<br />

herrliche Fotomotive – zu allen Jahres- und Tageszeiten! Obwohl letztere bei<br />

Outdoor-Aufnahmen eine wichtige Rolle spielen, müssen Sie sich nicht zwingend<br />

für eine Tageszeit entscheiden: Bannen Sie doch einmal das gesamte Spektrum in<br />

einer einzigen Aufnahme!<br />

Dieses und weitere ungewöhnliche Motive, von belebt bis abstrakt, setzen wir für<br />

Sie ins richtige Bild. Und wem das herkömmliche, statische Licht zu langweilig ist,<br />

der kann seine Motive auch mit beweglichen Lichtquellen bemalen!<br />

Weil uns die Digitaltechnik vor immer neue Herausforderungen stellt, liefern wir<br />

dazu wieder umfangreiche Tricks & Tipps, von der Aufnahmetechnik bis zur<br />

effektvollen Nachbearbeitung in Schwarzweiß, Farbe – oder beidem zugleich!<br />

Außerdem erwartet Sie jede Menge Grundlagenwissen, Geschenkideen, und zum<br />

Schluss unser großer „Schaukasten“ für die besten Leserfotos. Entdecken Sie Ihre<br />

Möglichkeiten!<br />

Viel Spaß & Erfolg dabei wünscht das Team von „<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong>“!<br />

IMPRESSUM<br />

HERAUSGEBER: Ultimate Guide Media<br />

REDAKTION INTERNATIONAL: Daniel Lezano, Caroline<br />

Wilkinson, Ross Hoddinott, Lee Frost<br />

ART DIRECTOR: Dean Mullock<br />

FINANZDIREKTOR: Richard Layton<br />

DATENSCHUTZERKLÄRUNG<br />

Dieses MAGBOOKwird unter der Lizenz und mit<br />

der Erlaubnis von © Dennis Publishing Limited<br />

herausgegeben. Alle Rechte an Material, Titel und Marke<br />

dieses Magazins sind Eigentum von Dennis Publishing<br />

Limited und dürfen weder im Ganzen noch teilweise ohne<br />

vorherige schriftliche Genehmigung reproduziert werden.<br />

Die in diesem Magazin artikulierten Meinungen, sind<br />

die Meinungen der jeweiligen Autoren und stimmen<br />

nicht zwingend mit der Meinung des Herausgebers, der<br />

Redaktion oder den Vertreibern dieses Magazins überein.<br />

HAFTUNG<br />

Das Heft wurde mit großer Sorgfalt produziert. Der<br />

Verlag kann jedoch keine Haftung, Gewährleistung,<br />

Garantie oder Versicherung für Meinungen, Waren oder<br />

Dienstleistungen übernehmen, die in dieser Ausgabe<br />

veröffentlicht wurden. Der Herausgeber übernimmt keine<br />

Verantwortung für Inhalte von externen Webseiten, deren<br />

Adressen veröffentlicht werden.<br />

VERTRIEB<br />

VU VERLAGSUNION KG<br />

Am Klingenweg 10<br />

65396 Walluf<br />

Telefon: 0612/3620 0<br />

VERLAG<br />

BÜRO DEUTSCHLAND<br />

Ultimate Guide Media Ltd.<br />

Chilehaus A, Fischertwiete 2<br />

20095 Hamburg<br />

BÜRO UNITED KINGDOM<br />

Ultimate Guide Media Ltd<br />

Argyle House, 1 Dee Road<br />

Richmond, Surrey<br />

TW9 2JN<br />

Company No. 06965305<br />

HOMEPAGE<br />

www.digitale-fotografie-magazin.de<br />

ABONNEMENTS UND PRESSEVERTRIEB<br />

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LESERFRAGEN<br />

Bitte schicken Sie Leseranfragen an<br />

info@digitale-fotografie-magazin.de<br />

DRUCK UND BINDUNG<br />

QuadWinkowski Sp. z o.o.<br />

ul. Okrzei 5, 64-920 Piła, Polen<br />

www.Quadwinkowski.pl<br />

Das Papier, auf dem dieses<br />

Magazin gedruckt ist, besteht aus<br />

umweltverträglichen Fasern.


Inhalt<br />

08 Schattenspiele<br />

Wo Licht ist, da ist Schatten. Doch er wird oft<br />

vernachlässigt. 10 Ideen, wie Sie Schatten für<br />

sich nutzen.<br />

12 Spiegelfechtereien<br />

Spiegelungen müssen nicht immer nur Teil<br />

der Bildkomposition sein. Machen Sie sie zum<br />

Hauptmotiv.<br />

16 Nachtaufnahmen<br />

10 Tipps, mit denen Sie auch bei Dunkelheit<br />

kreativ sind.<br />

24 Feuerwerk-<strong>Fotografie</strong><br />

So fangen Sie magische Explosionen ein<br />

27 Neon-Porträts<br />

Wenn Sie einen Spleen haben für das<br />

Paranormale, sind diese Motive genau richtig<br />

für Sie …<br />

31 Bilder zum Fürchten<br />

34 1 + 1 = 1 …<br />

Führen Sie zwei Bilder zu einem Bild<br />

zusammen, und kreieren Sie ein<br />

fantastisches, abstraktes Porträt.<br />

36 Blendenflecke erzeugen<br />

Haben Sie Bilder, denen das gewisse Etwas<br />

fehlt? Im Objektiv auftretende Reflexionen<br />

können Ihr Foto interessanter machen.<br />

38 Wasser im Wald<br />

Fließendes Wasser hat eine ganz eigene<br />

Faszination. So fotografieren Sie es.<br />

43 Herbstzeitlos…<br />

Herbstmotive jetzt, in dieser Jahreszeit? Wir<br />

zeigen Ihnen, wie es funktioniert.<br />

45 Konturen und Übergänge<br />

Nahtlose Übergänge sind erforderlich, wenn<br />

der Betrachter nicht sofort merken soll, dass<br />

das Bild manipuliert wurde.<br />

46 Netzwerke<br />

Ob Sie sie mögen oder nicht – Spinnweben<br />

sind ästhetisch.<br />

08<br />

SCHATTENSPIELE<br />

27<br />

NEON-PORTRÄTS<br />

48 Bleibende Erinnerungen...<br />

Graben Sie Ihre alten Familienfotos aus<br />

und kombinieren Sie Alt mit Neu.<br />

50 Typographisches Porträt<br />

Die Kombination von <strong>Fotografie</strong> und<br />

Typografie kreiert ein ungewöhnlich<br />

stilvolles, abstraktes Porträt mit einer<br />

Botschaft.<br />

52 Abgedroschen, aber schön...<br />

Kaum ein Naturschauspiel ist so<br />

spektakulär wie die Farbenpracht<br />

eines bewölkten Himmels, der von der<br />

untergehenden Sonne angestrahlt wird.<br />

57 Abstrakte Fotos ganz einfach<br />

Mit farbigen Papierbögen kreieren Sie<br />

dynamische, abstrakte Bilder zuhause im<br />

Wohnzimmer.<br />

60 Im Zeitraffer: Vom Tag zur Nacht<br />

Hier zeigen wir Ihnen, wie Sie den<br />

Übergang vom Tag in die Nacht einfangen.<br />

12<br />

SPIEGELFECHTEREIEN<br />

60<br />

IM ZEITRAFFER: VOM<br />

TAG ZUR NACHT<br />

004 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


052<br />

ABGEDROSCHEN,<br />

ABER SCHÖN ...


148<br />

LESER-SCHAUKASTEN


Inhalt<br />

62 Low-Key<br />

Lassen Sie sich auf die Dunkelheit ein und<br />

fotografieren Sie aufregende Low-Key Portraits<br />

64 Einen Kalender entwerfen<br />

Jedes Jahr werden Millionen Kalender<br />

verkauft. Dabei können Sie ganz einfach Ihren<br />

eigenen Kalender entwerfen.<br />

67 Outdoor-Zubehör<br />

74 Tiere im Wald<br />

80 Grundlagen: Die Drittelregel<br />

82 Grundlagen: Führungslinien<br />

91 Malen mit Licht<br />

92 Gebäude und Denkmäler<br />

96 Landschaften mit Licht anmalen<br />

103 Günstig fotografieren<br />

110 Noch´n Gesicht …<br />

Wenn ein Gruppenbild einfach nicht so wird,<br />

wie es sein soll, kombinieren Sie einfach<br />

Aufnahmen, die Sie schon haben, in einem<br />

neuen „Gruppenbild“.<br />

112 Kombinieren Sie Schwarzweiß mit<br />

zwei Farbgrundlagen<br />

114 Farbe steuern<br />

Niemand möchte stumpfe, farblose Bilder,<br />

doch eine zu hohe Farbsättigung kann<br />

genauso schlecht sein. Steuern Sie also die<br />

Farben in Ihrem Bild behutsam.<br />

116 Schwarzweiß beherrschen<br />

Lernen Sie, wie Sie plakative<br />

Schwarzweißbilder aus Raw-Dateien<br />

erzeugen<br />

118 In 6 Schritten zu guten Porträts<br />

Eine clevere Porträt-Retusche in Photoshop<br />

Elements macht den Bearbeitungsprozess<br />

einfacher als je zuvor.<br />

120 Hinter der Maske<br />

Mit Einstellungsebenen und Ebenenmasken<br />

optimieren Sie Ihre Aufnahmen.<br />

122 <strong>Digitale</strong> <strong>Dunkelkammer</strong><br />

124 Weiche Haut<br />

Mit dem Korrekturpinsel perfektionieren Sie<br />

die Haut Ihres Models.<br />

126 Kontrastverstärkung per<br />

Einstellungsebene<br />

Brauchen Ihre Bilder stärkere Kontraste?<br />

Finden Sie heraus, wie man mit<br />

Einstellungsebenen und Füllmethoden die<br />

Ausdruckskraft verstärkt.<br />

128 Fortgeschrittene<br />

Retuschiertechniken<br />

Nehmen Sie sich Zeit und achten Sie auf die<br />

Details, dann bilden Ihre Porträt-Aufnahmen<br />

natürliche Schönheiten ab.<br />

62<br />

LOW-KEY<br />

130 Verleihen Sie Ihrem Porträt<br />

Ausdruck<br />

Augenkontakt und ein strahlendes Lächeln<br />

machen das Porträt. Mit einfachen<br />

Anpassungen rücken Sie die Gesichtszüge<br />

Ihres Modells in das beste Licht.<br />

132 Farbverwaltung mit der<br />

Kamerakalibrierung<br />

Perfektionieren Sie das Farb-Rendering<br />

in Photoshop und steuern Sie die Raw-<br />

Bearbeitung effizienter.<br />

136 Landschaften in Schwarzweiß<br />

Reduzieren sie eine Szene auf das<br />

Wesentliche. So schaffen Sie einfache,<br />

dramatische Bilder voller Atmosphäre<br />

140 Wetter und Licht<br />

142 Küstenlinien<br />

144 Landschaften<br />

146 Schwarzweiß<br />

So konvertiert der Profi<br />

148 Leser-Schaukasten<br />

Ihre allerschönsten Bilder<br />

142<br />

KÜSTENLINIEN<br />

114<br />

FARBE STEUERN<br />

126<br />

KONTRASTVERSTÄRKUNG PER<br />

EINSTELLUNGSEBENE<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 007


ARBEITSTECHNIK<br />

SCHATTENSPIELE<br />

WO LICHT IST, DA IST AUCH SCHATTEN. DAS EINE GEHT NICHT OHNE DAS ANDERE. HEUTE STELLEN WIR EINMAL NICHT, WIE<br />

SONST ÜBLICH, DAS LICHT SONDERN DEN SCHATTEN IN DEN VORDERGRUND. MIT SCHATTEN KÖNNEN SIE ERSTAUNLICHE<br />

EFFEKTE ERZIELEN. FOLGENDE ZEHN IDEEN ZUR ANREGUNG.<br />

GUY SANTOS<br />

ICHT UND SCHATTEN sind direkt<br />

miteinander verbunden. Doch warum<br />

Lachten viele Fotografen nur auf das<br />

richtige Licht und betrachten Schatten als<br />

etwas Störendes, das möglichst abgeschwächt<br />

oder ganz eliminiert werden muss? Ohne<br />

Schatten wirken Bilder oft flach und leblos,<br />

dabei können Schatten die Kontraste und<br />

räumliche Tiefe steigern und die Stimmung<br />

eines Bildes um ein dramatisches Element<br />

erweitern. Sie machen Oberflächenstrukturen<br />

sichtbar und beeinflussen die Formwirkung<br />

von Objekten.<br />

Indem Sie Schatten zu einem Teil Ihrer<br />

Bildkomposition machen, können Sie sie auch<br />

als Führungslinien nutzen, um den Blick des<br />

Betrachters in das Bild zu führen.Es gibt viele<br />

unterschiedliche Schatten: weiche, harte,<br />

lange und kurze. Ihre Erscheinungsformen<br />

hängen von Art, Richtung und Stärke des<br />

Lichts ab. In geschlossenen Räumen können<br />

Sie dies sehr gut steuern; doch im Freien, wo<br />

Sie mit der Sonne arbeiten, ist die Tageszeit<br />

entscheidend. Die besten Tageszeiten für<br />

Silhouetten und weiche, lange Schatten, die<br />

schöne Kontraste und Formen liefern, sind der<br />

frühe Morgen oder der späte Nachmittag,<br />

wenn die Sonne niedrig am Himmel steht. Je<br />

1<br />

höher die Sonne steht, desto kürzer werden<br />

die Schatten und je stärker das Licht ist, desto<br />

härter und dichter werden sie. Wenn Sie tiefe<br />

Schatten und harsche Kontraste im Bild haben<br />

wollen, ist solches Licht vorzuziehen. Im<br />

Allgemeinen jedoch, besonders bei Porträts,<br />

ist es wenig geeignet. Landschaften sollten Sie<br />

auf keinen Fall unter solchen<br />

Lichtverhältnissen fotografieren. Hier hat es<br />

sich bewährt, sich an die „Goldenen Stunden“<br />

zu halten.<br />

Probieren Sie einfach ein paar der folgenden<br />

Ideen aus, und Sie werden ein neues Gefühl<br />

für Licht und Schatten bekommen.<br />

EINE NEUE SICHTWEISE<br />

Wenn Sie losziehen, um Schatten und Silhouetten zu<br />

fotografieren, gehen Sie an Orte, an denen sich viele<br />

Menschen befinden. Das erhöht Ihre Chancen, mehrere<br />

gleichzeitig im Bildausschnitt zu haben. Achten Sie auch auf<br />

umgebende Objekte wie Straßenlaternen, Verkehrsschilder<br />

usw., und kombinieren Sie solch unbelebte Objekte in ihrer<br />

Bildkomposition mit Menschen.<br />

Auch die Oberflächenstruktur und Form des Untergrunds sollte<br />

beachtet werden, denn er bildet den Hintergrund für Ihre<br />

Schatten. <strong>Fotografie</strong>ren Sie stets gegen die Sonne,<br />

vorzugsweise während der „Goldenen Stunde“, wenn die<br />

Sonne nah am Horizont steht; so haben ihre Motive und deren<br />

Schatten annähernd dieselbe Größe.<br />

Wählen Sie eine kurze Verschlusszeit, einen niedrigen<br />

ISO-Wert und eine mittlere Blende. Je tiefer die Sonne sinkt<br />

und je mehr die Lichtverhältnisse sich verschlechtern, müssen<br />

Sie den ISO Wert erhöhen und gleichzeitig die Blende etwas<br />

weiter öffnen. Wählen Sie eine Brennweite, die dem „Look and<br />

Feel“ entspricht. Lange Brennweiten holen weniger Umgebung<br />

ins Bild und machen das Bild abstrakter. Weitwinkel dagegen<br />

fangen mehr von der Umgebung ab und erzählen dem<br />

Betrachter eine Geschichte.<br />

ISTOCKPHOTO<br />

LEE FROST<br />

PAUL WARD<br />

2<br />

STILLLEBEN UND SCHATTEN<br />

Die Arbeit mit Licht und Schatten ist bei<br />

einem Stillleben einfach, denn dabei steuern Sie<br />

jeden Aspekt des Fotos, von der Beleuchtung über die<br />

Requisiten bis hin zur Bildkomposition. Wählen Sie<br />

Objekte aus, die interessante Schatten werfen, dann<br />

experimentieren Sie. Mit einem Polfilter oder einem<br />

Ring, den Sie in die Mitte des Falzes eines<br />

aufgeklappten Buches legen, erzeugen sie<br />

beispielsweise einen herzförmigen Schatten. Sie<br />

brauchen eine starke Lichtquelle, einen Halogen-<br />

Scheinwerfer oder einen Projektor, die Sie seitlich<br />

aufstellen, um lange, starke Schatten zu erzeugen.<br />

Beleuchten Sie die Requisiten aus unterschiedlichen<br />

Richtungen, um die Schatten zu variieren, und<br />

verändern Sie auch den Kamerawinkel, um<br />

unterschiedliche Perspektiven zu bekommen.<br />

3<br />

NATÜRLICHE LANDSCHAFTEN<br />

Schatten in der Landschaft erzeugen nicht nur<br />

räumliche Tiefe und betonen Oberflächenstrukturen,<br />

sie können auch dazu benutzt werden, das Auge in<br />

die Szene zu leiten oder Rahmen zu erzeugen, die das<br />

Auge auf den Schärfepunkt lenken. <strong>Fotografie</strong>ren Sie<br />

frühmorgens oder am späten Nachmittag, wenn die<br />

Sonne nah am Horizont steht und lange, weiche<br />

Schatten wirft. Das Sonnenlicht sollte seitlich von der<br />

Kamera einfallen, damit die Schatten zum integralen<br />

Bestandteil der Bildkomposition werden.<br />

4<br />

DRAMATISCHE STUDIOPORTRÄTS<br />

Harsches Licht und tiefe Schatten werden in<br />

der Porträtfotografie oft vermieden, besonders bei<br />

Frauen, denn sie passen nicht zu deren weichen<br />

Gesichtszügen. Wollen Sie es allerdings etwas<br />

dramatischer, können dunkle Schatten auch einen<br />

verführerischen, mysteriösen Eindruck vermitteln.<br />

Positionieren Sie die Lichtquelle nah an Ihrem Model<br />

und benutzen Sie einen Lichtformer, etwa einen<br />

Snoot oder einen Wabenreflektor. Soll der Effekt etwas<br />

weicher ausfallen, verwenden Sie eine kleine Softbox<br />

in einem Winkel von 45°. Ein schwarzer Hintergrund<br />

erzeugt ein schönes, dramatisches Low-Key-Foto.<br />

008 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


5 SILHOUETTEN<br />

Wenn Sie ein Objekt von hinten beleuchten, ist<br />

es als scharfkantige Silhouette sichtbar und gibt<br />

einen starken Fixpunkt ab. Verwenden Sie dazu ein<br />

Objekt mit ausgeprägter, charakteristischer Form und<br />

binden Sie es in eine Gegenlichtszene ein. Beispiele<br />

dafür sind ein Baum vor einem Sonnenuntergang,<br />

ein Insekt auf einem Blatt, das mittags von unten<br />

fotografiert wird, oder eine Person vor einem<br />

angestrahlten Studiohintergrund.<br />

Silhouetten haben große Wirkung, sofern ein klarer<br />

Umriss vorhanden ist. Verwenden Sie die<br />

Mehrfeldbelichtungsmessung der Kamera, damit der<br />

Hintergrund normal und das Objekt unterbelichtet<br />

werden.<br />

BILD: ROSS HODDINOTT


ARBEITSTECHNIK<br />

ANTHONY CHANG<br />

6<br />

KREATIVE SCHATTEN<br />

Sie können überraschende, auch amüsante<br />

Bilder kreieren, wenn Sie Schatten manipulieren,<br />

indem sie deren Form ändern. Das funktioniert am<br />

besten, wenn Sie zwei separat aufgenommene Bilder<br />

in Photoshop zusammenführen. In diesem Fall waren<br />

es zwei Bilder der Hand, einmal ohne, einmal mit<br />

Pistole. Beide wurden mit einem Elektronenblitz links<br />

der Kamera und einem silbernen Reflektor rechts der<br />

Kamera geschossen, um tiefe Schatten zu erzeugen.<br />

Sie brauchen dazu ein Stativ, damit beide Motive<br />

gleich ausgerichtet sind. Später in Photoshop<br />

verwenden Sie Füllmethoden und Ebenenmasken,<br />

um den Effekt zu erzeugen.<br />

ISTOCK PHOTO<br />

LEE FROST<br />

ISTOCKPHOTO<br />

7<br />

ABSTRAKTE MOTIVE<br />

Bei abstrakten Bildern dreht sich alles um<br />

Formen, Farben, Oberflächen, Muster und<br />

Abstufungen. Was Sie fotografieren ist unwichtig -<br />

wie Sie es tun, spielt dafür eine umso größere Rolle.<br />

Die besten abstrakten Fotos sind solche, bei denen<br />

Sie sich nicht mehr sicher sind, was sie da eigentlich<br />

betrachten, weil alle üblichen Orientierungspunkte<br />

fehlen. Schatten können für diesen Effekt sorgen,<br />

wenn Sie gewohnte Muster aufbrechen und eigene,<br />

neue Formen erzeugen. Das geht einher mit<br />

erhöhtem Kontrast: bei starken Schatten finden Sie<br />

fast immer auch Spitzlichter und diese beiden<br />

Extreme sind es, die ein solches Foto ausdrucksstark<br />

machen.<br />

8 ARCHITEKTUR<br />

Die moderne und die industrielle<br />

Architektur mit ihren starken Linien, scharfen<br />

Winkeln und prominenten Formen liefert für<br />

unsere Zwecke hervorragend geeignete Schatten.<br />

<strong>Fotografie</strong>ren Sie an einem klaren sonnigen Tag,<br />

bei intensivem Licht und dunklen Schatten, und<br />

benutzen Sie einen Polfilter, um den Himmel zu<br />

sättigen und den Kontrast zu verstärken. In diesem<br />

Fall können Sie auch mittags arbeiten, weil die<br />

hoch stehende Sonne lange Schatten an den<br />

Gebäudefassaden hinunter wirft, wodurch diese<br />

stark hervortreten. Benutzen Sie ein Telezoom, um<br />

interessante Areale hereinzuholen, und benutzen<br />

Sie einfache Bildkompositionen, in denen die<br />

Schatten zum dominierenden Bildelement werden.<br />

9<br />

PORTRÄTS BEI TAGESLICHT<br />

Um bei natürlichem Licht schmeichelhafte<br />

Low-Key-Porträts zu fotografieren, müssen Sie das<br />

auf Ihr Model fallende Licht steuern können. Im<br />

Freien sollte Ihr Model nicht direkt in der Sonne<br />

stehen, sondern im Schatten, beispielsweise in<br />

einem Hauseingang. Die Entfernung des Models von<br />

der harten Übergangslinie zwischen dunklem<br />

Schatten und grellem Sonnenlicht bestimmt sowohl<br />

den Kontrast des Motivs als auch die Intensität des<br />

über ihm liegenden Schattens. Nehmen Sie eine<br />

Belichtungsmessung auf dem Gesicht vor, damit Sie<br />

die Umgebung abdunkeln können.<br />

010 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


NATÜRLICHE MUSTER<br />

10 Alleen, Straßenlaternen, Strommasten und<br />

andere sich wiederholende Bildelemente sind ideal,<br />

um Schattenmuster zu erzeugen. Wenn Sie in eine<br />

Allee schauen, die seitlich von der Sonne angestrahlt<br />

wird, wirft jeder Baum seinen eigenen Schatten in<br />

einem Winkel von etwa 90° auf den Boden. Der Effekt<br />

wird verstärkt, wenn Sie ein Telezoom verwenden, da<br />

es die Perspektive komprimiert und Schatten enger<br />

zusammenzieht.<br />

Himmel und andere unnötige Bildelemente brauchen<br />

nicht sichtbar zu sein; so erhalten Sie eine geordnete<br />

und zugleich fesselnde Bildkomposition.<br />

BILD: ROSS HODDINOTT


ARBEITSTECHNIK<br />

SPIEGELFECHTEREI<br />

KREATIV FOTOGRAFIERTE SPIEGELUNGEN SIND EIN „ECHO“ VON LICHT UND FARBEN DER REALEN WELT.<br />

OB SIE EINE SPIEGELUNG VERWENDEN, UM DIE BILDKOMPOSITION INTERESSANTER ZU MACHEN,<br />

ODER SIE SELBST DAS HAUPTMOTIV IST – TOLLE FOTOS SIND GARANTIERT.<br />

OTOGRAFISCH BETRACHTET bieten<br />

Spiegelungen ein enormes kreatives<br />

FPotenzial. Spiegelungen in Gewässern<br />

machen den Vordergrund interessanter,<br />

vermitteln ein Gefühl der Ruhe und sorgen für<br />

eine ausbalancierte Bildkomposition. Bei<br />

ruhigem Wetter wird eine Szene in perfekter<br />

Symmetrie wiedergegeben, doch schon die<br />

kleinste Brise kräuselt die Wasseroberfläche<br />

und erzeugt ein Kaleidoskop aus Mustern und<br />

Farben. In der Stadt haben Sie noch mehr<br />

Optionen. Die moderne Architektur spiegelt die<br />

Wolken, die am Himmel vorbeiziehen, oder<br />

andere Gebäude auf der gegenüberliegenden<br />

Straßenseite. Regenpfützen, parkende Autos<br />

und Schaufensterscheiben spiegeln alles, was<br />

sich in Ihrer Nähe befindet. Sie können einen<br />

ganzen Tag in der Stadt verbringen und nichts<br />

anderes tun als Spiegelungen zu fotografieren.<br />

Anstatt die Spiegelung in der Bildkomposition<br />

nur als einzelnes Bildelement zu benutzen,<br />

machen Sie sie zum Hauptmotiv, indem Sie sie<br />

formatfüllend einzoomen, wenn Sie glauben,<br />

dass die Attraktivität der Formen und Farben<br />

dies rechtfertigt. Es gibt einige Dinge zu<br />

beachten, wenn Sie Spiegelungen fotografieren.<br />

Stellen Sie immer auf die Spiegelung selbst<br />

scharf, nicht auf die spiegelnde Oberfläche,<br />

sonst wird das Bild unscharf. Der Winkel, aus<br />

dem Sie fotografieren, hat einen großen Einfluss<br />

auf die spätere Erscheinung der Spiegelung im<br />

Foto. Hier müssen Sie experimentieren, um die<br />

beste Wirkung zu erzielen. Wenn Sie eine<br />

Spiegelung im Wasser fotografieren wollen,<br />

beginnen Sie vor Sonnenaufgang, wenn die Luft<br />

ruhiger ist. Auch der Belichtung müssen Sie<br />

erhöhte Aufmerksamkeit schenken.<br />

Spiegelungen entstehen auf Oberflächen, die<br />

sehr viel Licht reflektieren. Das kann so manche<br />

Kameraautomatik zum Unterbelichten verleiten.<br />

Beurteilen Sie anhand des Histogramms, ob Sie<br />

die Belichtung korrigieren müssen.<br />

MINNE VAN DEN NOORTGATE<br />

LEE FROST<br />

LAURA HUNTLEY<br />

SPIEGELUNGEN IN GLAS<br />

1 Sie können schöne, verträumte Bilder<br />

einfangen, wenn Sie durch eine Glasscheibe<br />

fotografieren. Sie brauchen ein nach Süden<br />

weisendes Fenster, ein lichtstarkes Objektiv sowie<br />

einen Polfilter. Da Sie ausschließlich bei Tageslicht<br />

arbeiten, sehen Sie die Spiegelungen im Sucher,<br />

was es erleichtert, bestimmte Reflexionen zu<br />

blockieren und andere zu verstärken, bevor Sie die<br />

Aufnahme machen. Der Polfilter spielt die<br />

entscheidende Rolle dabei, denn mit ihm<br />

vermeiden Sie Blendungen und unerwünschte<br />

Reflexionen. Stellen Sie manuell scharf.<br />

2 GLASFASSADEN<br />

Die moderne Architektur ist dank der<br />

reflektierenden Materialien, die bei der<br />

Konstruktion verwendet werden eine ideale Quelle<br />

für Spiegelungen aller Art. Bürogebäude sind<br />

besonders gut geeignet, denn hier haben Sie ganze<br />

Außenwände, die zu mehr als 90 % aus Glas<br />

bestehen und so die Gebäude auf der anderen<br />

Straßenseite spiegeln. In der Morgen- und<br />

Abenddämmerung können Sie bei bewölktem<br />

Himmel überwältigende Farben in den<br />

Glasfassaden der Hochhäuser einfangen.<br />

3 SONNENBRILLEN<br />

Machen Sie Ihre Porträts interessanter, indem<br />

Sie dem Model eine dunkle Sonnenbrille aufsetzen.<br />

Am besten geeignet sind Brillen mit vergüteten,<br />

blendfreien Gläsern. Nun lassen Sie es so posieren,<br />

dass die Brillengläser die Szene reflektieren, die es<br />

betrachtet. Stellen Sie auf die Spiegelung scharf<br />

und positionieren Sie sich mit der Kamera in einem<br />

Winkel von 45° zur Spiegelachse. Achten Sie<br />

darauf, dass Sie und Ihre Kamera in der Spiegelung<br />

nicht zu sehen sind.<br />

LEE FROST<br />

ABSTRAKTE SPIEGELUNGEN IM<br />

4 WASSER<br />

Wenn das Wasser ruhig ist, bekommen Sie ein<br />

perfektes Spiegelbild, doch eine unruhige<br />

Wasseroberfläche kann abstrakte Muster<br />

hervorbringen. Gut geeignet für ein solches Motiv ist<br />

ein Hafenbecken, in dem viele Schiffe festgemacht<br />

sind. Alles was Sie nun noch brauchen, ist eine<br />

gekräuselte Wasseroberfläche. Werfen Sie einen<br />

Stein ins Wasser, wenn erforderlich. Bei starkem<br />

Sonnenlicht und entsprechend gesättigten Farben<br />

gelingen solche Fotos am besten.<br />

012 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


5<br />

SPIEGELUNGEN IN DER LANDSCHAFT<br />

Fahren Sie bei ruhigem Wetter an einen großen Teich oder kleinen See.<br />

Dort können Sie die umgebende Szenerie in der spiegelglatten<br />

Oberfläche fotografieren.<br />

Sonniges Wetter sorgt für beste Bedingungen – achten Sie aber darauf,<br />

die Sonne im Rücken oder seitlich der Kamera zu haben, damit die<br />

reflektierte Szene gut ausgeleuchtet ist.<br />

Mit einem 0,3ND-Verlaufsfilter erzeugen Sie eine Balance zwischen<br />

realer Szene und deren Spiegelung, und die Perspektive eines<br />

Weitwinkels bringt Dramatik ins Bild.<br />

Auch ein Polfilter kann hilfreich sein, muss aber mit Vorsicht benutzt<br />

werden, sonst ist die Spiegelung verschwunden.<br />

BILD: ROBERT BIRKBY


ARBEITSTECHNIK<br />

PHOTODESIGN RADLOFF<br />

ANDERER BLICKWINKEL<br />

6 Anstatt die Spiegelung nur als Akzent in ihrer<br />

Bildkomposition zu benutzen, können Sie sie auch in<br />

den Mittelpunkt stellen, indem Sie sie zum Fixpunkt<br />

machen. Ändern Sie den Blickwinkel, benutzen Sie<br />

eine große Blende von f/5,6 oder größer und den<br />

Einzelpunkt-Autofokus. Legen Sie den Schärfepunkt<br />

in die Spiegelung, um den Rest der Szene unscharf<br />

werden zu lassen. Sie können diese Technik des<br />

selektiven Scharfstellens auch benutzen, wenn Sie<br />

bei einem Porträtfoto anstatt auf das Model auf<br />

dessen Abbild im Spiegel Scharfstellen. Dasselbe<br />

Prinzip können Sie beim Rückspiegel eines Autos<br />

anwenden und sogar bei einer polierten Autotür.<br />

FRANCOIS DOROTHE<br />

ROSS HODDINOTT<br />

ISTOCK PHOTO<br />

SYMMETRISCHE PORTRÄTS<br />

7 Bei einem Porträt-Foto kann eine Spiegelung<br />

des Models die Bildkomposition ausbalancieren. Die<br />

besten Ergebnisse erreichen Sie mit einem großen<br />

Spiegel oder neben einer Glasfassade. Wenn<br />

möglich, benutzen Sie diffuses oder indirektes,<br />

natürliches Licht, damit Sonne oder Blitz nicht als<br />

Spitzlichter in der spiegelnden Oberfläche zu sehen<br />

sind. Auch hier ist der Polfilter hilfreich, um die<br />

Spiegelung herauszuarbeiten.<br />

8 LICHTBRECHUNGEN<br />

Dieses Bild ist ein Beispiel für gleichzeitige<br />

Spiegelung und Lichtbrechung. Die Spiegelung<br />

entsteht im Glastisch, die Lichtbrechung durch das<br />

Wasser. Wenn Sie ein Glas Wasser vor zwei Objekte<br />

verschiedener Farbe stellen, erscheinen deren Farben<br />

durch die Lichtbrechung im Wasser vertauscht. Bei<br />

diesem Foto wurden zwei Speedlite<br />

Elektronenblitzgeräte unter dem Tisch montiert, die in<br />

einem Winkel von 45° auf die weiße Wand gerichtet<br />

waren. Dann wurde der Kamerawinkel so justiert,<br />

dass die maximal mögliche Reflexion im Glas zu<br />

sehen war.<br />

9 LICHTBRECHENDE<br />

WASSERTROPFEN<br />

Wenn Sie sich nach einem Regenschauer einmal<br />

einen Wassertropfen genauer anschauen, können Sie<br />

auf ihm oftmals ein Abbild seiner unmittelbaren<br />

Umgebung erkennen und wenn Sie nah genug heran<br />

gehen, sogar ihr eigenes Gesicht. Mit einem<br />

Makroobjektiv können Sie eine Gruppe solcher Tropfen<br />

aufnehmen und fantastische Muster einfangen.<br />

Vollständig kontrollieren können Sie ein solches<br />

Stillleben, wenn Sie Wasser auf eine glatte Oberfläche<br />

sprühen und in der Nähe der entstandenen Tropfen ein<br />

interessantes Objekt positionieren – eine farbenfrohe<br />

Blume beispielsweise. Sie wird sich dann in jedem<br />

einzelnen Wassertropfen brechen. Experimentieren Sie<br />

mit vielen Kamerawinkeln und unterschiedlichen<br />

Positionen des Objekts, bis sie den Effekt bekommen<br />

den Sie wünschen.<br />

014 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


10 PFÜTZEN<br />

Nach schwerem Regen können in den<br />

entstandenen Pfützen großartige Spiegelungen zu<br />

sehen sein. Achten Sie besonders auf Pfützen in der<br />

Nähe farbiger Gebäude, geparkter Autos oder einer<br />

kleinen Menschengruppe. Auch Straßenlaternen, die<br />

sich bei Nacht spiegeln, ergeben attraktive Fotos.<br />

Wenn Sie die Spiegelung im Kontext zeigen wollen,<br />

nahmen Sie die Pfütze mit ins Bild; wollen Sie aber<br />

den Bildausschnitt nur mit der Spiegelung füllen,<br />

zoomen Sie entsprechend heran.<br />

BILD: ISTOCK PHOTO


ARBEITSTECHNIK<br />

NACHT-<br />

PATROUILLE<br />

WENN DIE NACHT ANBRICHT, BIETEN SICH GANZ NEUE MOTIVE, DIE WIR TAGSÜBER<br />

NICHT FINDEN, DIE ABER NICHT WENIGER FOTOGEN UND FARBENFROH SIND.<br />

ZIEHEN SIE MIT STATIV UND KAMERA IN DIE DUNKELHEIT, UM SICH VON DEN<br />

MOTIVEN DER NACHT INSPIRIEREN ZU LASSEN. UNSERE TIPPS HELFEN DABEI.<br />

D<br />

IE NACHT HÄLT so manche Überraschung<br />

bereit für den, der sich auf sie einlässt.<br />

Während die meisten Menschen es sich<br />

zuhause im Warmen bequem machen, sind einige<br />

Exemplare der Spezies Fotograf mit Stativ und<br />

Kamera über der Schulter unterwegs, auf der Suche<br />

nach fotogenen Szenen der Nacht. Und davon gibt<br />

es jede Menge: Mit Flutlicht angestrahlte Gebäude<br />

erwachen vor dem schwarzen Nachthimmel zum<br />

Leben, Neonwerbung flackert über den Eingängen<br />

der Kneipen und Bars, warmes Licht strahlt aus den<br />

Schaufenstern der Geschäfte. Pfützen und geparkte<br />

Autos reflektieren die Farben der Umgebung. Der<br />

fließende Verkehr erzeugt farbige Lichtspuren, die<br />

sich in der Entfernung verlieren und das Mondlicht<br />

tanzt auf den Oberflächen der Gewässer. Wo auch<br />

immer Sie Ihren Streifzug unternehmen, Sie werden<br />

immer Motive für großartige Nachtaufnahmen finden<br />

und dank der Wunder der Digitaltechnik ist es heute<br />

einfacher denn je, zu perfekten Fotos zu kommen.<br />

Der Schlüssel dazu liegt im richtigen Timing. Der<br />

Begriff „Nachtfotografie“ ist ein wenig irreführend,<br />

denn die beste Zeit zum <strong>Fotografie</strong>ren ist nicht in<br />

stockdunkler Nacht, sondern in der Zeit des<br />

Zwielichts nach Sonnenuntergang, wenn die<br />

ISTOCKPHOTO<br />

künstliche Beleuchtung bereits vollständig sichtbar<br />

ist, gleichzeitig aber noch genug Tageslicht<br />

vorhanden ist, um die Schatten aufzuhellen und<br />

auch der Himmel noch nicht alle Farbe verloren hat,<br />

so dass er noch einen attraktiven Hintergrund liefert.<br />

In dieser Übergangsphase zwischen Tag und Nacht<br />

halten sich natürliches und künstliches Licht die<br />

Waage, so dass die Kontraste nicht zu groß sind.<br />

Unter diesen Bedingungen können Sie farbige<br />

Szenen voller Details aufnehmen. Wenn sie zu früh<br />

beginnen, ist das Kunstlicht noch nicht ausgeprägt<br />

genug, und die Bilder sehen „verwaschen“ aus.<br />

Starten Sie zu spät, sind auf den Fotos nur noch<br />

Bereiche sichtbar, die durch das Kunstlicht stark<br />

ausgeleuchtet werden, während die Schatten und<br />

der Himmel schwarz sind. Um das Beste aus dieser<br />

kurzen Zeitspanne zu machen, die je nach Jahreszeit<br />

zwischen 20 Minuten und 1 Stunde dauert,<br />

kundschaften Sie Ihre Locations schon während des<br />

Tages aus und insbesondere legen Sie dabei schon<br />

grob die Kamerastandpunkte fest. Wenn Sie dann<br />

bei Sonnenuntergang zurück sind, brauchen Sie nur<br />

noch zu warten und zu beobachten, bis die<br />

künstliche Beleuchtung für unsere Zwecke stark<br />

genug erkennbar geworden ist.<br />

2<br />

STAR TREK<br />

Wenn Sie den Verschluss der<br />

Kamera lange genug offen lassen, können<br />

Sie Sterne aufnehmen, die sich über den<br />

Nachthimmel bewegen. Die Nacht muss<br />

klar sein, und Sie müssen sich so weit<br />

entfernt wie möglich von jeder<br />

menschlichen Siedlung befinden, sonst<br />

würde die selbst durch ein kleines Dorf<br />

erzeugte Lichtverschmutzung Ihre<br />

Aufnahme beeinträchtigen. Identifizieren<br />

Sie den Polarstern – falls nötig, mit einem<br />

Kompass – und richten Sie Ihre Kamera<br />

darauf. So können Sie die Bahn der Sterne<br />

als konzentrische Ringe aufzeichnen.<br />

Dazu schalten Sie die Kamera in den<br />

„B“-Modus und benutzen einen<br />

moderaten ISO Wert wie 100 oder 200.<br />

Verwenden Sie die kürzeste Brennweite,<br />

die Sie haben, damit möglichst viel<br />

Himmel auf das Bild kommt. Warten Sie<br />

bis die Nacht vollständig hereingebrochen<br />

ist. Die Sterne müssen klar zu sehen sein.<br />

Nun öffnen Sie den Kameraverschluss per<br />

Fernauslöser und lassen ihn für eine oder<br />

zwei Stunden geöffnet. Alternativ<br />

verwenden Sie einen Intervalltimer, stellen<br />

einen höheren ISO-Wert ein und machen<br />

200-300 Aufnahmen bei einer<br />

Belichtungszeit von 30 Sekunden. Später<br />

führen Sie sie in Photoshop zusammen.<br />

Diese Methode reduziert das Bildrauschen<br />

drastisch.<br />

016 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


ISTOCK PHOTO<br />

1 MONDLICHT<br />

Haben Sie schon einmal versucht, eine<br />

Landschaft im Mondlicht zu fotografieren? Probieren<br />

Sie‘s aus: Sie werden begeistert sein. Der Mond ist<br />

praktisch eine schwächere Version der Sonne, taucht<br />

die Landschaft in weiches Licht und erzeugt kühle<br />

Schatten. Wenn Sie lange genug belichten, wirken die<br />

Fotos wie bei hellichtem Tag aufgenommen, vermitteln<br />

jedoch eine surrealistische, gespenstische<br />

Atmosphäre. In klaren Nächten können Sie auch<br />

schimmerndes Mondlicht auf dem Wasser einfangen.<br />

Denken Sie daran: Wenn Sie länger als eine Sekunde<br />

belichten, wird der Mond nicht nur überbelichtet,<br />

sondern auch verwischt.<br />

LEE FROST<br />

GARY McPARLAND ISTOCK PHOTO<br />

3 STADTLANDSCHAFTEN<br />

Suchen Sie sich einen hoch gelegenen<br />

Standpunkt über einer Stadt in der Dämmerung, und<br />

es wird Ihnen schwer fallen, ohne gute Fotos nach<br />

Hause zu kommen – soviel Bewegung, Detail und<br />

Farbe sind dort unten. Versuchen Sie, aus dem<br />

obersten Stockwerk eines Hochhauses zu schießen<br />

oder vom Dach eines mehrstöckigen Parkhauses.<br />

Stellen Sie die Kamera auf „Auto White Balance“<br />

(AWB), um ein möglichst breites Farbspektrum der<br />

Szene festzuhalten, von den im Zwielicht liegenden<br />

kühlen Bereichen über das warme Licht der<br />

Straßenlampen bis hin zu den in allen Farben<br />

flackernden Neonlichtern. Nehmen Sie womöglich<br />

auch ein Stück Himmel ins Bild, denn die Lichter der<br />

Großstadt können den Wolken eine wunderschöne<br />

Farbe verleihen.<br />

4 LEUCHTSPUREN<br />

Ein klassisches Motiv der Nacht ist der<br />

Straßenverkehr – oder vielmehr die als weiße und rote<br />

Leuchtstreifen sichtbaren Spuren der fahrenden<br />

Autos. Die Straße sollte sehr verkehrsreich sein, und<br />

es sollte Zwielicht herrschen, damit am Himmel noch<br />

Farbe erkennbar ist. Oktober bis März ist die beste<br />

Jahreszeit dafür. <strong>Fotografie</strong>ren Sie entweder von einer<br />

Brücke oder einem Gebäude, so dass Sie auf eine viel<br />

befahrene Straße hinab blicken oder stellen Sie Ihre<br />

Kamera direkt an einen Straßenrand. Gebäude im<br />

Bild schaden nicht, sie machen es eher interessanter.<br />

Mit Belichtungszeiten zwischen 20 und 30<br />

Sekunden erfassen Sie eine Menge Lichtspuren,<br />

ohne dass die individuellen Fahrzeuge erkennbar<br />

wären.<br />

5 WEIHNACHTSZEIT<br />

In der Vorweihnachtszeit erstrahlen selbst die<br />

kleinsten Städte im warmen Glanz der festlichen<br />

Dekorationen. Tummelplätze sind die<br />

Weihnachtsmärkte der Innenstädte. <strong>Fotografie</strong>ren<br />

Sie an geschäftigen Abenden während des<br />

Late-Night-Shoppings. Sie können wogende<br />

Menschenmassen aufnehmen, von denen nur die<br />

verschwommenen Körper zu erkennen sind.<br />

Belichten Sie zwischen 1 und 20 Sekunden, um<br />

diesen Effekt zu variieren.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 017


LANDSCHAFT NACH<br />

6 SONNENUNTERGANG<br />

Sobald die Sonne untergegangen ist, packen die<br />

meisten Landschaftsfotografen ein und machen sich<br />

auf den Heimweg. Es lohnt sich aber, etwas länger<br />

auszuharren, denn während die letzten Spuren der<br />

Farbe vom Himmel verschwinden, können<br />

prachtvolle Fotos entstehen, je nach Jahreszeit und<br />

Wetterlage von dezentem Violett bis ins tiefe Blau.<br />

Idealerweise befinden Sie sich in der Nähe eines<br />

Gewässers, um den spiegelnden Himmel in Ihre<br />

Bildkomposition einzubauen.<br />

Hier wirkt die Atmosphäre wie ein gigantischer<br />

Reflektor und macht die Lichter der Stadt am<br />

Himmel sichtbar.<br />

BILD: ROSS HODDINOTT


ARBEITSTECHNIK<br />

Nachtpatrouille<br />

ISTOCK PHOTO<br />

7 NACHTPORTRÄTS<br />

Porträts bei Nacht im Freien? Klingt ungewöhnlich,<br />

aber gerade deswegen ist es interessant. Es gibt zwei<br />

Möglichkeiten: Die erste besteht darin, mit hoher<br />

ISO-Empfindlichkeit aus der Hand zu schießen, während<br />

Ihr Modell von mehreren Kunstlichtquellen beleuchtet<br />

wird. Die zweite Möglichkeit: Sie blitzen bei langer<br />

Verschlusszeit, um das Umgebungslicht des Hintergrunds<br />

einzufangen. Der Blitz sollte auf das Modell gerichtet sein,<br />

aber nicht mit voller Leistung.<br />

LEE FROST<br />

LICHTMALEREI Malen mit Licht ist eine großartige Technik, die auch bei<br />

8 Nacht funktioniert und viele Formen annehmen kann. Die einfachste Version<br />

besteht darin, ein Element im Vordergrund einer Szene mit einer starken<br />

Taschenlampe oder einem Elektronenblitz zu beleuchten – einen Bootssteg an<br />

einem See oder ein Denkmal gegen den Nachthimmel beispielsweise. Etwas<br />

komplizierter wird es, wenn Sie mehrfach blitzen um ein Gebäude zu illuminieren,<br />

wobei Sie unterschiedliche Standpunkte einnehmen. Der Blitz sollte aus<br />

verschiedenen Winkeln geschossen werden. Wenn Sie es noch weiter treiben<br />

wollen, bauen Sie mehrere Elektronenblitzgeräte innen und außen vor einem<br />

verlassenen Gebäude auf und benutzen farbige Folien, um unterschiedlich<br />

gefärbtes Licht zu erzeugen.<br />

LEE FROST<br />

ISTOCK PHOTO<br />

LICHTER DER<br />

9 GROSSSTADT<br />

Städte erwachen nachts zum Leben,<br />

wenn unterschiedliches Kunstlicht ein<br />

Kaleidoskop an Farben erzeugt.<br />

Schaufenster strahlen, Straßenlampen<br />

werfen Lichtbündel auf nasse<br />

Bürgersteige, Neonlichter flackern vor<br />

dunklem Himmel. Sie brauchen nur<br />

Ihre Kamera auf das Stativ zu<br />

montieren und loszulegen. Sorgen Sie<br />

für einen attraktiven Vordergrund und<br />

verwenden Sie ein Weitwinkel, um ein<br />

großes Gesichtsfeld zu bekommen.<br />

Alternativ nehmen Sie ein Telezoom<br />

und komprimieren die Perspektive, so<br />

dass Gebäude, Straßenlampen und<br />

Verkehr ineinander gedrängt scheinen.<br />

<strong>Fotografie</strong>ren Sie, solange noch Farbe<br />

am Himmel ist und überprüfen Sie<br />

dabei das Histogramm. Eventuell<br />

müssen Sie Serien von drei Bildern mit<br />

einer jeweils einer Blendenstufe nach<br />

oben und unten korrigierter Belichtung<br />

schießen.<br />

10 RUMMELPLATZ<br />

Kirmes und Schützen- und<br />

Feuerwehrfeste bieten eine Fülle an<br />

Szenen für Nachtfotos. Wenn Sie sich<br />

nicht scheuen, an einem solchen Ort<br />

ein Stativ herumzuschleppen,<br />

werden Ihnen interessante<br />

Schnappschüsse gelingen. Stellen<br />

Sie die Kamera auf ISO 3200 oder<br />

höher, und Sie können ohne Blitz im<br />

Kunstlicht der Umgebung<br />

fotografieren. Dank des Stativs<br />

können Sie auch Bilder von<br />

Karussells und anderen<br />

Fahrgeschäften schießen, wobei Sie<br />

30 Sekunden belichten, um die<br />

kreisförmige Bewegung einzufangen.<br />

Es wirkt am besten, solange noch<br />

Farbe am Himmel ist und wenn Sie<br />

bei niedrigem Kamerastandpunkt mit<br />

Weitwinkel schießen. Sie können das<br />

Motiv noch ergänzen, indem Sie trotz<br />

der langen Verschlusszeiten blitzen.<br />

Dadurch werden die Menschen im<br />

Karussell „eingefroren“.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 019


<strong>Digitale</strong><br />

Abonnement<br />

4 Ausgaben für<br />

25,-€!<br />

8 Ausgaben für<br />

45,-€!<br />

Alle Ausgaben sind auch zu<br />

bestellen unter<br />

www.digitale-fotografie-magazin.de/shop


Fotoidee<br />

Einfache Schritte zu kreativen Fotos<br />

024 Feuerwerk und <strong>Fotografie</strong> 027 Neon-Porträts 034 1+1=1<br />

Zwei Kunstformen treffen aufeinander:<br />

Eine symbolisiert Leben und Vergänglichkeit,<br />

Schönheit und Gefahr, die andere das<br />

Festhalten des Augenblicks, die Präsentation<br />

des Erlebten, das Bewahren von<br />

Erinnerungen.<br />

Wenn Sie einen Spleen haben für das<br />

Paranormale, dann sind diese Motive genau<br />

richtig für Sie …<br />

Führen Sie zwei Aufnahmen zu einem Bild<br />

zusammen, um ein fantastisch-abstraktes<br />

Porträt zu schaffen.


038 Wasser im Wald 043 Herbstzeitlos<br />

046 Netzwerke<br />

Fließendes Wasser hat seine ureigene<br />

Faszination. So wird sie eingefangen.<br />

So fotografiert man herbstliche Motive – zu<br />

jeder Jahreszeit.<br />

Ob Sie Spinnen mögen oder nicht; ihre Netze<br />

sind einfach schön.<br />

048 Foto um Foto 052 Gemälde am Himmel 057 Papierkunst<br />

Die Technik des ‚Foto im Foto‘ ist der neueste<br />

Trend, der im Internet kursiert.<br />

Es gibt kein schöneres Naturschauspiel als<br />

die Farbenpracht des Himmels mit einer im<br />

Meer versinkenden Sonne.<br />

Regentage müssen Sie nicht vom<br />

<strong>Fotografie</strong>ren abhalten.<br />

060 City im Zeitraffer 062 Low-Key<br />

064 Fünf Minuten Photoshop<br />

Zu einer beliebigen Tageszeit ein Foto zu<br />

schießen, ist zu leicht.<br />

Lassen Sie sich auf die Dunkelheit ein und<br />

fotografieren Sie aufregende Low-Key-<br />

Porträts.<br />

Jedes Jahr werden Millionen Kalender aller<br />

Art verkauft – dabei sind sie ganz leicht selbst<br />

herzustellen.


Fotoidee<br />

Feuerwerk und <strong>Fotografie</strong><br />

Zwei Kunstformen treffen aufeinander: Die eine symbolisiert Leben und<br />

Vergänglichkeit, Schönheit und Gefahr, die andere steht für das Festhalten des<br />

Augenblicks, die Präsentation des Erlebten, das Bewahren von Erinnerungen.<br />

Was liegt also näher, als mit der Kunstform der <strong>Fotografie</strong> ein faszinierendes<br />

Schauspiel der Pyrotechnik festzuhalten, dass unwiederholbar ist?<br />

TIM GARTSIDE: Seien Sie früh vor Ort,<br />

und sichern Sie sich den besten<br />

Kamerastandpunkt. Entweder Sie gehen<br />

möglichst nah an den Ort des<br />

Geschehens und benutzen ein 10-20<br />

mm Weitwinkelobjektiv, oder Sie bleiben im<br />

Hintergrund, um die gesamte Szene mit einem 28-80<br />

mm oder 70-200 mm Zoomobjektiv abzudecken.<br />

Versuchen Sie, einige Personen oder ein Gebäude im<br />

Vordergrund zu haben. Sie können auch einzoomen,<br />

um Detailfotos einzelner Explosionen zu schießen.<br />

Wasserflächen liefern großartige Spiegelungen;<br />

versuchen Sie also, ein Feuerwerk zu fotografieren,<br />

das an einem Gewässer stattfindet. Packen Sie Ihr<br />

Stativ und den Fernauslöser ein, um verwacklungsfrei<br />

zu arbeiten. Als Aufnahmetechnik bietet sich die<br />

Möglichkeit, die Kamera auf „B“-Modus zu stellen und<br />

während kurzer Pausen des Spektakels ein<br />

lichtundurchlässiges schwarzes Tuch vor das Objektiv<br />

zu halten. So können Sie mehrere Explosionen in<br />

Setup Finden Sie heraus,<br />

1wann genau das<br />

Feuerwerk beginnt. Seien Sie<br />

eine Stunde zuvor vor Ort,<br />

damit Sie genügend Zeit<br />

haben, den besten<br />

Kamerastandort zu finden und<br />

zu besetzen. Markieren Sie die<br />

Kamera aufs Stativ, machen<br />

Sie Ihre Bildkomposition und<br />

stellen Sie die Schärfe manuell<br />

auf ein entferntes Gebäude<br />

oder eine entfernte Lichtquelle<br />

ein. Stellen Sie die Betriebsart<br />

der Kamera auf „manuell“, die<br />

Blende auf f/11 oder f/16 und<br />

die Verschlusszeit auf 3<br />

Sekunden, und machen Sie<br />

ein Testfoto. Wenn Sie sich für<br />

die Komposit-Variante mit<br />

Photoshop entschieden<br />

haben, schießen Sie nun eine<br />

Reihe korrekt belichteter Fotos<br />

mit unterschiedlichen<br />

Bildkompositionen.<br />

Einstellungen korrigieren<br />

3Später stellte ich die<br />

Blende auf f/11 und die<br />

Verschlusszeit auf 5 Sekunden.<br />

Diese Aufnahmen waren viel<br />

besser und zeigten auch in den<br />

Spitzlichtern die Details. Ich<br />

bekam nun aber in dieser um<br />

die Hälfte verkürzten<br />

Verschlusszeit nur noch wenige<br />

Explosionen auf ein Foto und<br />

es gab jede Menge leeren,<br />

schwarzen Raum, der gefüllt<br />

werden musste. Das Problem<br />

dabei besteht darin, dass<br />

Feuerwerkskörper in<br />

unterschiedlichen Höhen<br />

explodieren. Sie müssen ein<br />

Gespür für die Dramaturgie<br />

eines Feuerwerks entwickeln,<br />

um einschätzen zu können,<br />

wann und wo eine solche<br />

Höhenänderung eintreten wird.<br />

einem einzigen Foto abbilden. Ich habe im<br />

Raw-Format mit automatischem Weißabgleich<br />

fotografiert, das gibt mehr Flexibilität als JPEGs. Die<br />

Farben können später ohnehin in Adobe Camera Raw<br />

angepasst werden. Stellen Sie den niedrigsten<br />

ISO-Wert Ihrer Kamera ein. Mit einem Blendenwert<br />

von f/11 oder f/16 belichten Sie nun zwischen einer<br />

und 5 Sekunden. In einem Feuerwerk gibt es enorme<br />

Helligkeitsunterschiede, deswegen brauchen Sie bei<br />

weniger stark leuchtenden Explosionen eine größere<br />

Blende. Experimentieren Sie während des<br />

Schauspiels auch mit längeren Belichtungszeiten, da<br />

Intensität und die zeitliche Aufeinanderfolge der<br />

Explosionen stark variieren. Das Scharfstellen kann<br />

sich als kompliziert erweisen, da der Autofokus<br />

ständig am schwarzen Himmel nach einem Fixpunkt<br />

sucht. Stellen Sie also manuell scharf, am besten auf<br />

eine Lichtquelle in einiger Entfernung, vielleicht eine<br />

Straßenlaterne. Sehr wahrscheinlich müssen Sie<br />

Brennweite und Bildkomposition nach den ersten<br />

Neue Bildkomposition<br />

2Wenn das Spektakel<br />

begonnen hat, werden Sie<br />

vielleicht merken, dass Sie nicht<br />

den besten Kamerastandpunkt<br />

erwischt haben. Doch keine<br />

Panik. Solche Veranstaltungen<br />

dauern oft bis zu 20 Minuten.<br />

Ich musste mir beispielsweise<br />

einen höheren Kamerastandort<br />

suchen, weil die Flut herein<br />

kam. Falls Sie also Ihren<br />

Standort ändern müssen,<br />

erneuern Sie die<br />

Bildkomposition und<br />

überprüfen Sie, ob Ihre<br />

Einstellungen noch korrekt<br />

sind. Ich hatte das vergessen<br />

und fotografierte munter weiter<br />

mit Blende f/8 und 10<br />

Sekunden Verschlusszeit. Das<br />

Ergebnis waren derart<br />

überbelichtete Spitzlichter in<br />

den Explosionen, dass daran in<br />

der Nachbearbeitung trotz<br />

Raw-Format nichts mehr zu<br />

ändern war.<br />

4 Bildkomposition<br />

Variieren Sie die<br />

Bildkomposition zwischen<br />

Hoch- und Querformat.<br />

Schießen die<br />

Feuerwerkskörper hoch in<br />

den Himmel oder verteilen<br />

sie sich in niedriger Höhe<br />

über die gesamte<br />

Szenerie? Vielleicht wollen<br />

Sie auch einzoomen und<br />

einzelne Explosionen<br />

isolieren. Es lohnt sich auf<br />

jeden Fall,<br />

unterschiedliche<br />

Bildkompositionen und<br />

Brennweiten<br />

auszuprobieren, denn die<br />

Resultate können sich<br />

erheblich unterscheiden.<br />

Photoshop-Tipps<br />

Falls Ihnen kein gutes Bild gelungen ist, können Sie<br />

immer noch mehrere Einzelaufnahmen zu einem<br />

Komposit-Foto kombinieren. Öffnen Sie mehrere<br />

vom Stativ geschossene Einzelbilder in Photoshop,<br />

und erzeugen Sie eine Datei, in der jeder einzelnen<br />

Aufnahme eine Ebene zugewiesen wird. Dann<br />

ändern Sie die Füllmethoden dieser Ebenen in der<br />

Ebenenpalette auf Aufhellen und wie von<br />

Zauberhand werden helle Feuerwerksexplosionen<br />

auf dem Bildschirm erscheinen. Benutzen Sie das<br />

Verschieben-Werkzeug, um sie nach Bedarf neu zu<br />

positionieren. Sie können sogar Explosionen anderer<br />

Feuerwerksveranstaltungen einfügen, solange Sie<br />

die Größe so anpassen, dass Sie sich in die<br />

Bildkomposition einfügen. Um das Bild attraktiver<br />

zu machen, können Sie ein zusätzliches Objekt<br />

einblenden – einen Bootssteg beispielsweise – oder<br />

sie heben ihre Feuerwerksfotos einfach auf, um sie<br />

später in andere Bilder einzufügen.<br />

Explosionen anpassen, wenn das Feuerwerk sich<br />

ausweitet. Überprüfen Sie bei der Gelegenheit auch<br />

noch einmal die Schärfe. Einen Terminkalender mit<br />

Feuerwerksveranstaltungen in Deutschland finden Sie<br />

übrigens im Internet unter http://www.feuerwerkfanpage.de.<br />

Dort sind allein für die Monate März bis<br />

April 2013 fast 100 Feuerwerksveranstaltungen<br />

aufgelistet. Eine davon ist auch in Ihrer Nähe – viel<br />

Glück!<br />

024 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Feuerwerk-<strong>Fotografie</strong><br />

BILDDETAILS<br />

Kit: Nikon D 300 s mit<br />

Nikkor 28-80mm Objektiv<br />

Betriebsart: manuell<br />

Belichtung: 11 Sekunden<br />

bei Blende f/11 und ISO<br />

200<br />

Das fertige Bild<br />

Im Finale eines Feuerwerks gibt<br />

es üblicherweise die meisten<br />

Raketenstarts – die beste Zeit<br />

also, um mehrere farbenprächtige<br />

Explosionen auf ein einziges Foto<br />

zu bannen.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 025


Ab 2. APR IM HANDEL<br />

Bei allen guten Zeitschriftenhändlern


Fotoidee<br />

Neon-Porträts<br />

Neon-<br />

Porträts<br />

Wenn Sie einen Spleen haben für das<br />

Paranormale, dann sind diese Motive<br />

genau richtig für Sie …<br />

CAROLINE WILKINSON:<br />

Erinnern Sie sich noch an<br />

die sechziger Jahre? Dann<br />

gehören wahrscheinlich<br />

auch Erinnerungen an das<br />

Jugendzimmer mit neonfarbenen<br />

Postern an den Wänden dazu, mit<br />

Schwarzlicht angestrahlt. Doch auch<br />

wer diese Zeit nicht selbst erlebt hat,<br />

kann sie heute mit wenig Aufwand<br />

nachempfinden. Um diese Jahreszeit<br />

sind die Tage immer noch kurz, so dass<br />

es früh dunkel wird. Monotone, bei<br />

Dunkelheit aufgenommene Fotos sind<br />

jedoch nicht jedermanns Sache.<br />

Deshalb zeigen wir Ihnen hier eine<br />

Technik, die auch im Dunkeln<br />

farbenfrohe, aufsehenerregende Fotos<br />

liefert. Was Sie dazu brauchen, sind<br />

Neon-Körperfarben und eine<br />

Schwarzlichtquelle.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 027


Fotoidee<br />

Schwarzlicht ist jener Anteil des ultravioletten<br />

Lichts, dessen Wellenlänge im Strahlenspektrum<br />

direkt unterhalb des für uns sichtbaren Teils liegt.<br />

Eine Schwarzlichtquelle sendet extrem wenig,<br />

fast gar kein sichtbares Licht aus. Da sie für<br />

unsere Zwecke stark genug sein muss, kommt<br />

eine Schwarzlicht-Glühbirne nicht in Frage. Am<br />

besten geeignet ist eine Schwarzlichtröhre mit<br />

einem Kabel, das lang genug ist, um Ihnen<br />

genügend Flexibilität für Ihr Setup zu geben.<br />

Für diese Aufnahmen habe ich eine 15 Watt-<br />

Schwarzlichtröhre benutzt, die Sie bei Amazon<br />

ab etwa 20 Euro finden. Je höher die Wattzahl,<br />

desto besser die Ergebnisse, und je länger die<br />

Röhre, desto gleichmäßiger verteilt sich das Licht<br />

auf dem Körper des Modells.<br />

Den Glüheffekt erzeugen Sie mit Neon-<br />

Körpermalfarbe und Neon-Make-up. Auch<br />

Vaseline und Tonic Water sind geeignet sowie<br />

alles andere, das Chinin enthält. Es gibt sogar<br />

Luftballons, die auf Schwarzlicht reagieren. Falls<br />

Sie weitere Anregungen brauchen, schauen Sie<br />

sich die Arbeiten der Anzeigenfotografen Julius<br />

Ise und Von Wong an – beide sind Virtuosen im<br />

Umgang mit Schwarzlicht.<br />

Das Model vorbereiten Die Wirkung des Fotos<br />

1steht und fällt mit dem Glühen von Teilen des<br />

Motivs und hängt deswegen in hohem Maße davon<br />

ab, wie akkurat die Körperfarben und das Make-Up<br />

aufgetragen wurden. Sie sollten eine sehr genaue<br />

Vorstellung davon haben, was Sie malen wollen,<br />

bevor Sie beginnen, die Farben unter Schwarzlicht<br />

aufzutragen. Manche Körperfarben sind auch bei<br />

normalem Licht gut zu sehen, andere kaum.<br />

Deswegen ist es nicht einfach, eine gleichmäßige<br />

Farbverteilung und Farbintensität zu erreichen.<br />

Ohne Schwarzlicht<br />

Setup Idealerweise arbeiten Sie in einem<br />

2stockdunklen Raum, doch falls das nicht möglich<br />

ist, unternehmen Sie jede Anstrengung, den Raum so<br />

dunkel wie möglich zu bekommen und hängen Sie ein<br />

großes schwarzes Tuch als Hintergrund an die Wand,<br />

vor der ihr Model posieren wird. Da die<br />

Verschlusszeiten lang sein werden, montieren Sie die<br />

Kamera aufs Stativ und verwenden den Selbstauslöser<br />

oder einen Fernauslöser, um Verwacklungen zu<br />

vermeiden. Wichtig: Schrauben Sie den UV-Filter vom<br />

Objektiv ab, denn Schwarzlicht ist UV-Licht …<br />

Finishing in Photoshop<br />

Einstellungen Wenn der Raum völlig dunkel ist,<br />

3funktioniert die Mehrfeldbelichtungsmessung<br />

am besten. Scharfstellen ist weniger einfach: Stellen<br />

Sie eine Blende von wenigstens f/5.6 ein und<br />

beleuchten Sie den gewünschten Schärfepunkt des<br />

Motivs mit einer normalen Lichtquelle. Dann stellen<br />

Sie per Autofokus scharf, schalten diesen aus und die<br />

Betriebsart „Manuell Scharfstellen“ ein. Falls diese<br />

Einstellung zu Überbelichtung führt und zu viel vom<br />

Körper Ihres Modells sichtbar wird, stellen Sie etwas<br />

negative Belichtungskorrektur ein oder verkürzen die<br />

Verschlusszeit, wenn Sie in manueller Betriebsart<br />

arbeiten.<br />

Beleuchtung Positionieren Sie die<br />

4Schwarzlichtquelle so, dass Sie sich nah vor<br />

dem Model befindet, natürlich ohne ins Bild zu<br />

geraten. Überprüfen Sie, dass an beiden Seiten des<br />

Gesichts genügend Lichteinstrahlung vorhanden ist<br />

und dass die Farbe intensiv glüht. Andernfalls wird<br />

eine der Seiten zu dunkel. In diesem Bild ist das der<br />

Fall, weil die Lichtquelle zu weit links stand.<br />

Raw-Format Falls Sie unter den vorhandenen Bedingungen nicht mit<br />

5Stativ arbeiten wollen, erhöhen Sie den ISO-Wert und fotografieren aus der<br />

Hand. Verwenden Sie dabei jedoch das Raw-Format, so dass Sie bei der<br />

Nachbearbeitung einen größeren Korrekturspielraum haben. Das Bild wird<br />

auch dadurch verbessert, dass Sie die Tiefen, den Kontrast und die<br />

Farbintensität in Adobe Camera Raw erhöhen.<br />

Farben abschwächen Nur wenige von uns werden die Dienste eines<br />

6professionellen Visagisten in Anspruch nehmen können, wenn es um das<br />

Make-up des Models geht. Deswegen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass<br />

beim Make-up harte Übergänge der Konturen vorhanden sind. Dem können<br />

Sie mit Kopierstempel und Reparaturpinsel in Photoshop entgegenwirken.<br />

Stellen Sie die Deckkraft auf 100 % und die Härte auf 50 %, um die zu<br />

korrigierenden Bereiche zu bearbeiten und die Farbtonwerte anzugleichen.<br />

028 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Neon-Porträts<br />

Das fertige Bild<br />

Neonfarben und Schwarzlicht ergeben<br />

Porträts mit dem kleinen Unterschied.<br />

BILDDETAILS<br />

Kit: Nikon D300 & Nikkor<br />

50mm f/1.8<br />

Betriebsart: manuell<br />

Belichtung: 1/2 Sekunde bei<br />

Blende f/5.6 und ISO 200<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 029


<strong>Digitale</strong><br />

Abonnement<br />

4 Ausgaben für<br />

25,-€!<br />

8 Ausgaben für<br />

45,-€!<br />

Alle Ausgaben sind auch zu<br />

bestellen unter<br />

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Fotoidee<br />

Gruselbilder<br />

Bilder „zum Fürchten“<br />

JORDAN BUTTERS: Kinder in martialischen Verkleidungen sind dankbare Motive. Leider gibt es außer Karneval und<br />

Halloween keine „offiziellen“ Anlässe für diesen Spaß. Auch wenn Karneval gerade erst vorbei und Halloween noch lange<br />

nicht in Sicht ist – wer hindert Sie daran, selbst einen Anlass zu finden? Beispielsweise einen Kindergeburtstag, als<br />

Themenparty gestaltet? Ein Thema zu finden, sollte nicht schwer sein: Harry Potter, Gespenster, Piraten – Ideen gibt es<br />

genug. Damit das Ambiente stimmt, sollten Sie mit dem <strong>Fotografie</strong>ren warten, bis die Abenddämmerung angebrochen ist.<br />

Dann kann es heißen: Kamera frei, der Spuk beginnt!


Fotoidee<br />

Gruselbilder<br />

VORBEREITUNG<br />

Wir wollen ein Porträt vor Ort, das jedoch den<br />

Ansprüchen an Studioqualität genügen soll. Das<br />

erfordert einen Hintergrund und eine<br />

Beleuchtung, die schnell und problemlos<br />

veränderbar sind. Als Erstes kümmern wir uns<br />

um das Licht. Da wir wegen der gewünschten<br />

Stimmung des Porträts in der späten<br />

Abenddämmerung arbeiten, brauchen wir einen<br />

Elektronenblitz. Ein mobiles Blitzgerät schafft<br />

eine dynamischere Wirkung als ein auf der<br />

Kamera montiertes. Dazu brauchen Sie einen<br />

drahtlosen Fernauslöser oder ein Blitz-<br />

Synchronkabel. Sie werden auch einen<br />

Lichtformer benötigen, sonst erzeugt der Blitz<br />

harte Schlagschatten. Mithilfe einer Softbox, nah<br />

am Motiv platziert, sorgt er für schönes, weiches<br />

Licht, dessen Richtung und Intensität Sie genau<br />

steuern können. Ein Brolley leistet zu diesem<br />

Zweck ebenso gute Dienste, auch wenn er das<br />

Licht nicht so gleichmäßig verteilt wie die<br />

Softbox. Die dritte Möglichkeit besteht im Einsatz<br />

eines Refl ektors oder großen weißen Kartons, der<br />

denselben Zweck erfüllt. Montieren Sie den Blitz<br />

auf ein Stativ oder nehmen Sie die Hilfe eines<br />

Assistenten in Anspruch, der sowohl Blitz als<br />

auch Lichtformer in Position halten kann.<br />

Die zweite wichtige Überlegung betrifft den<br />

Hintergrund. Natürlich können Sie die<br />

vorhandene Nachbarschaft als Hintergrund<br />

verwenden; ein gleichförmiger Hintergrund sorgt<br />

jedoch für ein ‚aufgeräumteres‘ Bild und lenkt<br />

nicht vom Motiv ab. Eine große Platte schwarzen<br />

Schaumstoffs ist hervorragend geeignet, da<br />

seine matte Oberfl äche das Licht kaum<br />

refl ektiert; ein klarer Vorteil gegenüber<br />

schwarzem Tuch. Außerdem erzeugt der<br />

Schaumstoff einen effektvollen Verlauf hinter<br />

dem Motiv, das sich dadurch besser vom<br />

Hintergrund abhebt.<br />

Ich hatte kein einzelnes Stück Schaumstoff zur<br />

Hand, das groß genug gewesen wäre. Also habe<br />

ich vier Platten im Format A1 durch Klebeband<br />

miteinander verbunden, wobei zwei Holzlatten<br />

das Durchbiegen der Platten verhinderten. Der<br />

Vorteil der kleineren Kunststoffplatten war, dass<br />

Sie einfacher zu transportieren sind – der<br />

Nachteil, dass ihre Kanten etwas<br />

Nachbearbeitung in Photoshop erfordern. Zum<br />

Schluss noch ein Punkt, der leicht vergessen<br />

wird: Falls Sie in Farbe aufnehmen, vermeiden<br />

Sie jegliche Lichtquellen in der Nähe, die<br />

Farbstiche verursachen könnten. Wenn Sie in<br />

Schwarzweiß konvertieren, stellt dies kein<br />

Problem dar, das zusätzliche Licht muss jedoch<br />

bei der Kameraeinstellung berücksichtigt<br />

werden.<br />

EINSTELLUNGEN<br />

Stellen Sie die manuelle Betriebsart der Kamera<br />

ein und wählen Sie den geringstmöglichen<br />

ISO-Wert. Der Weißabgleich sollte auf<br />

„automatisch“ oder „Blitz“ eingestellt sein.<br />

Verwenden Sie die maximal mögliche<br />

Blitzsynchronisationszeit, je nach Kamera meist<br />

zwischen 1/160 und 1/250 Sekunde. Näheres<br />

dazu fi nden Sie im Kamerahandbuch. Der Blitz<br />

wird auf „manuell“ und etwa 1/8 seiner Leistung<br />

eingestellt. Die Softbox sollte etwa auf Kopfhöhe<br />

stehen, in einer Entfernung zwischen 50 bis<br />

100 cm, links von Ihrem Model.<br />

Wenn Sie einen externen Belichtungsmesser<br />

verwenden, machen Sie eine Messung auf dem<br />

Gesicht und stellen Sie den ermittelten Wert an<br />

der Kamera ein. Ohne externen<br />

Belichtungsmesser beginnen Sie mit einem<br />

Blendenwert von f/5, machen eine<br />

Probeaufnahme und prüfen das Histogramm. Ist<br />

das Motiv unterbelichtet, erhöhen Sie entweder<br />

die Blitzleistung entsprechend oder blenden<br />

etwas auf. Ist es überbelichtet, reduzieren Sie die<br />

Blitzleistung oder blenden ab.<br />

Letzte Vorbereitungen Fixieren Sie den<br />

1Hintergrund so, dass er nicht von auftretendem<br />

Wind umgeblasen werden kann. Gegebenenfalls<br />

müssen Sie einen Assistenten bemühen, der den<br />

Hintergrund an Ort und Stelle hält. Falls Sie keinen<br />

eigens gefertigten Hintergrund verwenden,<br />

fotografieren Sie vor einer Wand, die idealerweise<br />

eine regelmäßige Oberflächenstruktur aufweist.<br />

Allerdings beschränkt das die Zahl der möglichen<br />

Kamerastandpunkte.<br />

Alles in Position Ihr Model sollte sich etwa 30<br />

2cm vor den gewählten Hintergrund stellen;<br />

Dann bringen Sie den Blitz mit montiertem<br />

Lichtformer in Position. <strong>Fotografie</strong>ren Sie auf<br />

Augenhöhe Ihres Models. Benutzen Sie den<br />

Einzelpunkt-Autofokus, wobei der Schärfepunkt auf<br />

dem Ihnen am nächsten befindlichen Auge des<br />

Models liegen sollte. Idealerweise ist noch genug<br />

Umgebungslicht vorhanden, so dass der Autofokus<br />

korrekt arbeitet. Falls nicht, helfen Sie ihm mit einer<br />

Taschenlampe, die Sie auf das Gesicht des Models<br />

richten, auf die Sprünge.<br />

Mehrere Posen Probieren Sie unterschiedliche<br />

3Posen aus, doch denken Sie dabei an den Akku<br />

des Elektronenblitzgeräts, der zwischen den<br />

Aufnahmen genug Zeit zum regenerieren braucht.<br />

Experimentieren Sie auch mit dem Standort des<br />

Blitzgeräts. Unterschiedliche Lichteinfallswinkel<br />

erzeugen jeweils andere Effekte. Ein von unten<br />

angeleuchtetes Gesicht wirkt beispielsweise immer<br />

etwas gruselig.<br />

Nachbearbeitung Öffnen Sie das Bild und<br />

4duplizieren Sie es mit Ebene > Ebene<br />

duplizieren. Benutzen Sie das Reparaturpinsel-<br />

Werkzeug um etwaige sichtbare Stoßkanten dort zu<br />

entfernen, wo die Schaumstoffplatten, die den<br />

Hintergrund bilden, zusammengefügt sind.<br />

Konvertieren Sie das Bild nun zu Schwarzweiß,<br />

fügen Sie eine neue Füllebene hinzu, und wählen<br />

Verlaufsumsetzung.<br />

032 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


BILDDETAILS<br />

Kit: Canon EOS 5D Mk II<br />

mit Canon EF 24-70mm<br />

f/2.8L USM<br />

Betriebsart: manuell<br />

Belichtung: 1/160<br />

Sekunde bei Blende f/5<br />

und ISO 100<br />

Das fertige Bild<br />

Für das Finish habe ich bei<br />

ausgewählter Bildebene mit<br />

Filter > Scharfzeichnungsfilter<br />

> Unscharf maskieren eine<br />

Unschärfemaske hinzugefügt<br />

und deren Stärke auf 100 %,<br />

den Radius auf 1,5 und den<br />

Schwellenwert auf 0 gesetzt.


Fotoidee<br />

1 + 1 = 1 …<br />

Führen Sie zwei Bilder zu einem Bild zusammen und kreieren Sie ein<br />

fantastisches, abstraktes Porträt.<br />

JORDAN BUTTERS: Der Begriff<br />

„Doppelbelichtung“ stammt noch<br />

aus den Tagen des Zelluloidfilms, als<br />

der Fotograf eine Szene schoss und,<br />

ohne den Film zu transportieren,<br />

erneut abdrückte und eine weiteres Bild darüber<br />

legte – so waren zwei Bilder auf einer Aufnahme<br />

zu sehen.<br />

Mit den heutigen Digitalkameras sind<br />

Mehrfachbelichtungen zu einer verbreiteten<br />

Aufnahmetechnik geworden, auch wenn sie<br />

selbst es vielleicht noch nicht versucht haben.<br />

HDR-<strong>Fotografie</strong> ist ein populäres Beispiel für<br />

Mehrfachbelichtung. Sie kann auch genutzt<br />

werden, um zwei oder mehr kurz belichtete<br />

Einzelbilder eines bewegten Objekts<br />

zusammenzuführen. Dies simuliert den Effekt<br />

einer einzigen Langzeitbelichtung und betont<br />

zugleich vorhandene Bewegungen. Abgesehen<br />

von diesen praktischen Anwendungen kann eine<br />

Mehrfachbelichtung auch künstlerisch<br />

eingesetzt werden. Versuchen Sie einmal die<br />

Kombination eines klassischen High-Key-<br />

Porträts mit einer alltäglichen Form oder<br />

Oberflächenstruktur, um auf diese Weise ein<br />

abstraktes Bild zu kreieren. Hier habe ich ein<br />

Foto, das einen Teil der natürlichen Welt abbildet,<br />

als Füllung für eine provozierende Verbindung<br />

zwischen Mensch und Natur verwendet. Um<br />

diesen Effekt zu erzeugen, brauchen Sie<br />

Photoshop, Elements oder ein ähnliches<br />

Bildbearbeitungsprogramm.<br />

Wenn Sie eine Nikon DSLR besitzen, können Sie<br />

den Effekt direkt in der Kamera erzeugen. Bevor<br />

es ans Bearbeiten geht, machen Sie die Bilder;<br />

Doppelbelichtung mit der Nikon<br />

Digitalkameras von Nikon ermöglichen<br />

Doppelbelichtungen. Drücken Sie die<br />

Menütaste an der Rückseite der Kamera und<br />

wählen Sie das Aufnahmemenü. Blättern Sie<br />

weiter, bis Mehrfachbelichtung ausgewählt ist,<br />

und drücken Sie OK. Wählen Sie die Anzahl der<br />

Einzelbilder zunächst mit zwei Bildern, um sich<br />

mit der Aufnahmetechnik vertraut zu machen.<br />

Für Porträtaufnahmen stellen Sie Auto Gain auf<br />

Aus, bevor Sie OK drücken. Dann nehmen Sie<br />

die gewählte Anzahl Bilder auf.<br />

Falls die Kamera nach mehr als 30 Sekunden<br />

Wartezeit den Mehrfachbelichtungsmodus<br />

wieder ausschaltet, müssen Sie ihn nach jeder<br />

Belichtung erneut im Menü aktivieren, um<br />

weitere Aufnahmen in diesem Modus zu<br />

schießen.<br />

sie brauchen wenigstens zwei, doch es gibt<br />

keinen Grund, warum sie nicht drei, vier oder<br />

mehr Einzelbilder zusammenführen sollten,<br />

wenn Sie die Technik schon kennen.<br />

Set up Mit der auf Zeitautomatik eingestellten<br />

1Kamera wählen Sie „Punktmessung“ als<br />

Belichtungsmessmethode. Stellen Sie eine positive<br />

Belichtungskorrektur ein, damit die Kamera den<br />

Himmel überbelichtet. Wählen Sie den ISO-Wert 100<br />

und Blende f/5.6 – wenn die Szene nicht hell genug<br />

ist müssen Sie aufblenden.<br />

Finish in Photoshop<br />

Bringen Sie Ihr Model in Position Idealerweise<br />

2steht Ihr Model vor einem hellen Hintergrund,<br />

dem Himmel beispielsweise. Ein Bild im Profil ist hier<br />

wesentlich besser geeignet, als ein Frontalfoto, da die<br />

Gesichtsform im Profil besser identifizierbar ist.<br />

Vermeiden Sie, dass sich noch andere Objekte vor<br />

dem Hintergrund befinden. Falls der Hintergrund<br />

nicht hell genug ist, verstärken Sie die<br />

Belichtungskorrektur.<br />

<strong>Fotografie</strong>ren Sie das Objekt Sorgen Sie für eine<br />

3gleichmäßig beleuchtete Szene, und machen Sie<br />

Ihre zweite Aufnahme. Berücksichtigen Sie bei der<br />

Bildkomposition die Position des Models im<br />

Bildausschnitt der ersten Aufnahme. Das Bild wird<br />

die Silhouette im ersten Bild füllen, Ihre Szene sollte<br />

deshalb interessante Formen oder<br />

Oberflächenstrukturen enthalten. Ansonsten können<br />

Sie auch in Ihrem Archiv nach einem Bild suchen,<br />

dass eine Verbindung zum Model herstellt.<br />

Importieren Öffnen Sie das Füllbild in<br />

4Photoshop und gehen Sie auf Auswahl ><br />

Alles auswählen und dann auf Bearbeiten ><br />

Kopieren. Öffnen Sie die Porträtfotos und gehen Sie<br />

auf Bearbeiten > Einfügen, um ein Bild auf das<br />

andere zu legen. In der Ebenenpalette wählen Sie<br />

die oberste Ebene und ändern die Füllmethode auf<br />

Negativ multiplizieren. So werden überbelichtete<br />

Bereiche weiß, wenn Sie kombiniert werden.<br />

Das Füllbild einpassen Bei ausgewählter<br />

5Füllebene positionieren Sie das Füllbild mit<br />

dem Verschieben-Werkzeug. Sie können auch die<br />

Transformieren-Werkzeuge unter Bearbeiten ><br />

Transformieren benutzen, um Ihr Füllbild zu<br />

skalieren, zu drehen und zu spiegeln. Ich habe die<br />

Funktion Horizontal spiegeln unter Bearbeiten ><br />

Transformieren benutzt, um die beste Position für<br />

mein Füllbild zu bekommen.<br />

Die Kurven anpassen Um die Details<br />

6hervorzubringen, fügen Sie eine neue<br />

Einstellungsebene hinzu und wählen<br />

Gradationskurven aus dem Menü. In der<br />

Einstellungspalette ziehen Sie die Mitte der Kurve<br />

nach unten, um die Details der Mitteltöne<br />

herauszuarbeiten.<br />

034 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Doppelbelichtungen<br />

BILDDETAILS<br />

Kit: Canon EOS 5D Mk III &<br />

Canon EF 24-70mm f/2.8L<br />

Betriebsart: Zeitautomatik<br />

Belichtung: 1/320<br />

Sekunden bei Blende f/5.6<br />

und ISO 100<br />

Das fertige Bild<br />

Das Ergebnis ist ein<br />

einzigartiges<br />

Doppelporträt, das sich<br />

in jeder Kunstgalerie<br />

sehen lassen kann.


Fotoidee<br />

Blendenflecke erzeugen<br />

Haben Sie Bilder, denen das gewisse Etwas fehlt? Im Objektiv auftretende<br />

Reflexionen können Ihr Foto interessanter machen.<br />

JORDAN BUTTERS: Lichtrefl exe<br />

im Objektiv entstehen durch in das<br />

Objektiv einfallendes grelles Licht,<br />

das zwischen den einzelnen Linsen<br />

hin- und hergeworfen wird. Die auf<br />

dem Foto sichtbaren Ergebnisse variieren von<br />

farbigen Lichtkreisen, die über das gesamte<br />

Bild verteilt sind, bis hin zu vermindertem<br />

Kontrast, überbelichteten Bereichen und<br />

Farbstichen. All das sind genau die Effekte, die<br />

wir eigentlich vermeiden wollen, doch der Spaß<br />

an der Fotografi e besteht ja auch darin, die<br />

Regeln manchmal zu brechen. Lichtrefl exe<br />

können einem Bild eine schöne, sommerliche<br />

Atmosphäre verleihen. Lichtrefl exe absichtlich<br />

mit der Kamera einzufangen, ist nicht schwer.<br />

Doch sie in einer Weise zu kontrollieren, dass<br />

Sie nicht vom Motiv ablenken, ist nicht so<br />

einfach. Also machen wir es mit Photoshop.<br />

Die Wirkung von Lichtrefl exen hängt sehr stark<br />

ab von der Art des Bildes, in dem Sie zu sehen<br />

sind. Sie eignen sich also nicht für jedes Bild.<br />

Sie bewirken einen warmen, weichen Effekt,<br />

der sich besonders gut für Outdoor-Porträts von<br />

Frauen und Kindern eignet. Lichtrefl exe<br />

müssen wohl überlegt platziert werden, denn<br />

an der falschen Stelle können Sie ein Bild<br />

vollständig verderben. Am besten geeignet sind<br />

Sie für Fotos, bei denen sich die Lichtquelle<br />

über und hinter dem Motiv befi ndet,<br />

beispielsweise wenn die Sonne niedrig am<br />

Himmel steht, also am frühen Morgen und am<br />

späten Nachmittag. Bei einem Bild, in dem die<br />

Sonne direkt über dem Motiv steht,<br />

widerspricht die Richtung der fallenden<br />

Schatten der Richtung der Lichtrefl exe, was<br />

den Effekt verdirbt. Bevor Sie also mit der<br />

Bildbearbeitung beginnen, besteht der<br />

wichtigste Schritt darin, die Richtung, aus der<br />

das Licht kommt, zu identifi zieren. Schauen Sie<br />

sich die Richtung der Schatten an. Die<br />

Platzierung der Lichtrefl exe muss zu den<br />

Schatten und damit zur Richtung des<br />

natürlichen Lichts passen. Weiterhin ist zu<br />

beachten, dass der Effekt nur sehr<br />

zurückhaltend eingesetzt werden sollte. Die<br />

Versuchung ist groß, die Schieberegler ganz<br />

aufzuziehen, um die größtmögliche Wirkung zu<br />

erzielen, doch das sieht nicht realistisch aus.<br />

Weniger ist hier mehr. Der Betrachter sollte<br />

nicht erkennen, dass die Lichtrefl exe auf<br />

künstlichem Weg entstanden sind.<br />

Original<br />

Ebene für die Lichtreflexe erzeugen Erstellen Sie<br />

1eine neue Ebene für die Lichtreflexe, indem Sie<br />

auf „Ebene > Neu > Ebene“ klicken. Im<br />

aufklappenden Dialogfeld ändern Sie den Füllmodus<br />

in „Aufhellen“ und machen ein Häkchen bei „Mit<br />

bildneutraler Farbe (Schwarz)“ füllen. Klicken Sie auf<br />

„OK“, um die Ebene zu erzeugen.<br />

Lichtreflexe hinzufügen Gehen Sie auf „Filter ><br />

2Renderfilter > Blendenflecke“, um das<br />

Blendenflecken-Dialogfeld zu öffnen. Klicken Sie in<br />

das schwarze Miniaturfenster um die Position des<br />

Blendenflecks in Relation zur Position der Lichtquelle<br />

Ihres Bildes festzulegen. Ich habe die Einstellung<br />

„50-300 mm Zoom“ und 65% verwendet. Klicken<br />

Sie auf „OK“.<br />

Einstellungsebene erzeugen In der<br />

3Ebenenpalette klicken Sie auf „Neue Füllung“<br />

und wählen „Farbton/Farbsättigung. Gehen Sie auf<br />

„Ebene > Schnittmaske erstellen“ um die<br />

Einstellungsebene ausschließlich mit der<br />

Blendenfleckebene zu verbinden.<br />

036 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Fünf Minuten Photoshop<br />

Das fertige Bild<br />

Passen Sie den Effekt an, indem<br />

Sie den Deckkraftregler der<br />

Lichtreflex-Ebene in der<br />

Ebenenpalette nutzen.<br />

Farbton anpassen In der Einstellen-Palette<br />

4klicken Sie in das „Färben“ Kontrollkästchen<br />

und ändern den Farbton und die Farbsättigung. Ich<br />

setzte den Farbton auf 45 und die Sättigung auf 60,<br />

um dem Blendenfleck einen warmen,<br />

wirklichkeitsnahen Ton zu geben.<br />

Ebenenmaske hinzufügen Falls ein<br />

5Blendenfleck einen wichtigen Bereich Ihres<br />

Bildes abdeckt, klicken Sie auf die<br />

Blendenfleckebene in der Ebenenpalette, bevor Sie<br />

auf die Schaltfläche „Neue Ebenenmaske“ klicken.<br />

Wählen Sie das Pinselwerkzeug und stellen Sie die<br />

Deckkraft auf 50 % ein.<br />

Ablenkende Elemente entfernen Stellen Sie<br />

6sicher, dass die Vordergrundfarbe auf „Schwarz”<br />

eingestellt ist, und übermalen Sie die Bereiche des<br />

Blendenflecks, die Sie wieder aus dem Bild entfernen<br />

möchten. Falls Sie dabei einen Fehler machen,<br />

schalten Sie die Vordergrundfarbe auf „Weiß“ und<br />

wählen den Fehler.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 037


Fotoidee<br />

Wasser im Wald<br />

Fließendes Wasser hat eine ganz eigene Faszination.<br />

<strong>Fotografie</strong>ren Sie es so, dass Sie sie einfangen.<br />

ROSS HODDINOTT: Landschaftsfotografen sind fasziniert von<br />

fließenden Gewässern, und es ist nicht schwer zu verstehen,<br />

warum. Ob tosende Wellen, ein ruhig mäandernder Fluss oder<br />

ein reißender Wildbach: Wasser übt in allen Formen einen<br />

magischen Reiz auf Fotografen aus. Von Flüssen, Wasserfällen<br />

und Baumreihen durchwachsene Täler sind besonders fotogen, besonders in<br />

dieser Jahreszeit, wenn die Schneeschmelze die Wasserstände anschwellen<br />

lässt.<br />

Beim <strong>Fotografie</strong>ren fließender Gewässer ist das Weitwinkelobjektiv die beste<br />

Wahl, da es dem Foto viel Tiefe gibt. Kurze Brennweiten und ein<br />

Kamerastandpunkt möglichst nah am Objekt garantieren dreidimensionale<br />

Bilder, aus denen das Wasser heraus zu fließen scheint. Nehmen Sie<br />

Gummistiefel mit, falls Sie ein Stativ im flachen Wasser aufstellen wollen.<br />

Zusätzlich brauchen Sie ein Paar gute Laufschuhe, idealerweise<br />

Bergschuhe, falls Sie über nasse, rutschige Felsen steigen müssen. Das<br />

klingt vielleicht nach viel Aufwand – doch Sie liegen schneller im Bach als<br />

Sie glauben, und die Gefahr von Verletzungen oder des Ruinierens Ihrer<br />

Ausrüstung ist hoch. Kein Foto ist es wert, dafür die Knochen zu riskieren.<br />

XX / DIGITAL SLR PHOTOGRAPHY / DECEMBER 2012


Wasser im Wald


Fotoidee<br />

Wasser im Wald<br />

VORBEREITUNG<br />

Flüsse und Bäche fotografi eren Sie am besten<br />

so, dass wenig Kontrast im Bild ist. Vermeiden<br />

Sie helle, sonnige Tage, an denen die starken<br />

Kontraste nur schwer zu kontrollieren sind und<br />

den Dynamikbereich des Kamerasensors<br />

überschreiten können. Fotografi eren Sie am<br />

besten an einem hellen, leicht bewölkten Tag.<br />

Bei Aufnahmen von fl ießenden Gewässern<br />

müssen Sie entscheiden, wie Sie das Wasser<br />

darstellen wollen: einfrieren oder bewusst<br />

unscharf? Die Antwort auf diese Frage ist<br />

entscheidend für das „Look and Feel“ des<br />

Bildes. Das ist natürlich eine Frage von<br />

persönlichem Geschmack und Stil. Ich<br />

persönlich bevorzuge die unscharfe Version,<br />

bei der das Wasser einem milchigen weißen<br />

Nebel gleicht. Meiner Ansicht nach gibt das<br />

einem Fluss die Aura von Energie und<br />

impliziert Bewegung.<br />

Der Effekt ist einfach zu erreichen, indem Sie<br />

eine Verschlusszeit von einer halben Sekunde<br />

oder länger wählen, was sich an trüben Tagen<br />

ohnehin von selbst ergibt. Wenn Sie einen<br />

niedrigen ISO-Wert mit kleiner Blende<br />

kombinieren, etwa im Bereich von f/16,<br />

sollten die Verschlusszeiten ausreichend lang<br />

sein. Benötigen Sie noch längere<br />

Verschlusszeiten, müssen Sie einen Graufi lter<br />

verwenden. Er ist dafür ausgelegt, Licht zu<br />

absorbieren, um die Verschlusszeiten<br />

künstlich zu verlängern. Graufi lter gibt es in<br />

verschiedenen Stärken, entweder zum<br />

Aufstecken oder zum Aufschrauben. Bisher<br />

habe ich einen dreistufi gen Graufi lter immer<br />

als ausreichend empfunden. Auch ein Polfi lter<br />

dunkelt Ihr Motiv ab, jedoch nur um zwei<br />

Blendenstufen. Er bietet aber zusätzlich den<br />

Vorteil, Blendungen und Refl exionen des<br />

Wassers zu neutralisieren, und sorgt für<br />

höhere Farbsättigung des Motivs.<br />

Bei langen Verschlusszeiten ist ein Stativ<br />

selbstverständlich Pfl icht. Wie bereits<br />

erwähnt, ist das Arbeiten mit der<br />

Bewegungsunschärfe eine Frage des<br />

persönlichen Geschmacks. Es gibt Fotografen,<br />

die meinen, der Effekt sei übertrieben und<br />

inzwischen zum Klischee geworden. Wenn Sie<br />

das Wasser also lieber „einfrieren“ wollen,<br />

wählen Sie eine kürzere Verschlusszeit, indem<br />

Sie eine größere Blende und einen höheren<br />

ISO-Wert einstellen.<br />

Das Motiv Ein Fluss, aus dem große Felsen aufragen, ist äußerst fotogen. Das<br />

1Weitwinkelobjektiv ist hier am besten geeignet. Ich habe ein 17-35mm Zoom<br />

genommen. Die Bildkomposition enthält eine Kaskade, und im Vordergrund<br />

befinden sich Felsen. Blende f/11 und ISO 100 ergaben eine Verschlusszeit von<br />

1/30 Sekunde. Aufgrund der guten Lichtverhältnisse ist das Bild jedoch sehr<br />

kontrastreich und die Spitzlichter auf dem Wasser sind verwaschen und sehen<br />

hässlich aus.<br />

ND-Filter<br />

Lange Verschlusszeit Warten Sie bis die Sonne hinter einer Wolke<br />

2verschwunden ist, dann bekommen Sie ein besseres Ergebnis. Dank des<br />

reduzierten Kontrastes treten die Details nun viel besser hervor. Aufnahmen von<br />

Flussläufen gelingen bei bewölktem Wetter am besten. Normalerweise ändere ich<br />

nichts an den ISO- und Blendenwerten. Damit erreiche ich hier eine<br />

Verschlusszeit von 1/4 Sekunde. Obwohl damit das Wasser schon unscharf zu<br />

werden beginnt, ist der Effekt noch nicht stark genug zu erkennen.<br />

Polarisator<br />

Filter Ganz gleich, ob Sie das Wasser nun durch Bewegungsunschärfe<br />

3abbilden oder es „einfrieren“ wollen, der Effekt muss beabsichtigt aussehen.<br />

Wenn er nicht entweder wie das eine oder das andere aussieht, wird das Wasser<br />

unansehnlich wirken. Ich habe einen dreistufigen Graufilter zum Aufstecken<br />

verwendet, um die Verschlusszeit künstlich zu verlängern. Mit einer Blende von<br />

f/16 verlängerte ich die Belichtungszeit um eine weitere Blendenstufe. Die sich<br />

ergebende Verschlusszeit von 4 Sekunden reduzierte das Wasser zu einem<br />

milchigen Weiß.<br />

Filterwechsel Obwohl das Bild nun schon recht gut aussieht, fehlt ihm noch<br />

4der letzte Schliff, und das verschwommene Wasser wirkt zu dominant. Also<br />

änderte ich den Kamerastandpunkt, indem ich etwas flussaufwärts marschierte,<br />

von wo ich eine bessere Aussicht auf den Fluss hatte. Um die Farben der<br />

Umgebung stärker zu sättigen und Blendungen und Reflexionen zu reduzieren,<br />

tauschte ich den Graufilter gegen einen Polfilter aus. Nun ist das Bild wesentlich<br />

farbenfroher.<br />

040 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


BILDDETAILS<br />

Kit: Nikon D800 & Nikkor<br />

17-35mm f/2.8<br />

Betriebsart: Zeitautomatik<br />

Belichtung: 2 Sekunden<br />

bei Blende f/16 und ISO<br />

100<br />

Das fertige Bild<br />

Experimentieren Sie mit<br />

verschiedenen Kamerastandpunkten<br />

und Brennweiten. Mit einem<br />

Telezoom können Sie kleinere<br />

Bildausschnitte isolieren, etwa einen<br />

aus dem Wasser ragenden Felsen.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 041


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Fotoidee<br />

Herbstmotiv<br />

Herbstzeitlos …<br />

Wie fotografiert man herbstliche Motive, wenn doch bald der Frühling vor der Tür steht? Das klingt verrückt,<br />

meinen Sie? Mag sein, aber möglich ist es trotzdem. Hier zeigen wir Ihnen, wie es funktioniert.<br />

HELEN DIXON: Goldener Herbst – die Jahreszeit, auf die<br />

viele Outdoor-Fotografen voller Ungeduld warten. Die<br />

verblühte Landschaft zeigt alle Farbabstufungen von Ocker<br />

bis Gelb, Hellbraun bis Gold und vielfältige Schattierungen<br />

von Rot. Der Herbst ist das große Finale der Natur, bevor der<br />

Winter alles mit seinem Weiß überdeckt. Leider ist der Herbst aber auch<br />

unberechenbar und kurzlebig. Ich suche mir die Locations für meine<br />

Herbstmotive schon Monate zuvor aus, um sicher zu sein, dass ich nichts<br />

verpassen werde. Doch schon mehr als einmal hat stürmisches<br />

Regenwetter meine Pläne durchkreuzt. Doch auch dann ist nicht alles<br />

verloren. Holen Sie sich Ihre Herbstmotive einfach in die komfortablen<br />

eigenen vier Wände. Das macht sie wetterunabhängig und sogar<br />

unabhängig von der Jahreszeit. Alles was Sie brauchen, ist ein<br />

Leuchtkasten.<br />

Es gibt so viele verschiedene Arten von Laub, mit zahllosen Varianten an<br />

Blattformen, Mustern und Schattierungen, dass die Wahl mitunter<br />

schwer fällt. Wenn Sie das nächste Mal im Garten, im Park oder im Wald<br />

sind, suchen Sie gezielt nach Ahorn-, Eichen-, Birken- und<br />

Buchenblättern. Vergessen Sie nicht Ihre Gartenstauden und den<br />

Komposthaufen. Gerade bei Strauchblättern fi nden sich oft fantastische<br />

Muster und Farbvariationen und viele werden auf dem Leuchtkasten fast<br />

durchsichtig. Die Wiederholung von Laubblättern derselben Art sorgt für<br />

eindrucksvolle Bildkompositionen. Vermeiden Sie es deshalb, den<br />

Betrachter mit zu viel Vielfalt in einem Bild abzulenken.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 043


Fotoidee<br />

Herbstmotiv<br />

Blätter vorbereiten Wenn Sie eine Sammlung schöner Blätter beisammen<br />

1haben, verwahren Sie sie draußen in einem Eimer Wasser. Das bewahrt sie<br />

vor dem Austrocknen. Bringen Sie sie erst unmittelbar vor der Aufnahme herein.<br />

So verhindern Sie, dass Sie sich wellen, und sie sind einfacher scharfzustellen.<br />

Unmittelbar vor der Aufnahme trocknen Sie die Blätter mit einem Papierhandtuch.<br />

Set-up stellen Sie Ihre Kamera<br />

2auf Zeitautomatik und wählen<br />

Sie eine Blende zwischen f/5.6 und<br />

f/16, je nachdem ob und wie stark<br />

die Blätter gewellt sind, und wie viel<br />

Tiefenschärfe Sie benötigen. Ich<br />

selbst verwende ein Makroobjektiv,<br />

was die Tiefenschärfe ohnehin<br />

schon limitiert, deswegen benutze<br />

ich Blende f/11. Achten Sie darauf,<br />

dass die Kamera exakt parallel zum<br />

Leuchtkasten ausgerichtet ist.<br />

Selbst die geringste Neigung kann<br />

Teile des Bildes unscharf werden<br />

lassen.<br />

Bildkomposition Mit den Blättern auf dem Leuchtkasten nehmen Sie sich<br />

3 ausreichend Zeit, sie genau im Bildausschnitt zu platzieren, wobei um jedes<br />

Blatt genug freier Raum vorhanden sein muss. Kontrollieren Sie dabei öfter das<br />

Sucherbild und nehmen sie Korrekturen vor. Ich finde, die besten<br />

Bildkompositionen entstehen, wenn das Sucherbild vollständig ausgefüllt ist und<br />

die Blätter über die Kanten ragen.<br />

Belichtung korrigieren<br />

4Der Leuchtkasten verleitet<br />

das Belichtungsmesssystem<br />

zum Unterbelichten. 2-3<br />

Blendenstufen positiver<br />

Belichtungskorrektur sind<br />

nötig, damit der Hintergrund<br />

wirklich weiß wird und die<br />

Farben der Blätter gesättigt<br />

sind. Experimentieren Sie mit<br />

unterschiedlichen<br />

Bildkompositionen und sich<br />

überlappenden Blättern sowie<br />

mit Blättern unterschiedlicher<br />

Formen.<br />

044 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


BILDDETAILS<br />

Kit: Canon EOS-1Ds Mk III<br />

mit EF 100mm<br />

Makroobjektiv Betriebsart:<br />

Zeitautomatik<br />

Belichtung: 1/10 Sekunde<br />

bei Blende f/8 und ISO<br />

100


Fotoidee<br />

Spinnweben<br />

Netzwerke<br />

Ob Sie Spinnen mögen oder nicht, ihre Netze sind ästhetisch. Hier zeigen<br />

wir Ihnen, wie man sie richtig ins Licht setzt.<br />

CAROLINE WILKINSON: Jetzt, da<br />

es langsam wieder wärmer wird,<br />

werden auch die achtbeinigen<br />

Krabbeltiere wieder munter. Im<br />

Haus sind sie weniger erwünscht,<br />

aber draußen, nach einem Regenguss oder am<br />

frühen Morgen sind mit Tropfen behangene<br />

Spinnweben ein erstklassiges Motiv. Das<br />

delikate Seidengewebe mit den Wasserperlen<br />

darin verlangt nach einem Makroobjektiv. Das<br />

bedeutet kurze Arbeitsentfernungen und in den<br />

meisten Fällen natürliches Licht und lange<br />

Verschlusszeiten. Versuchen Sie Ihr Glück an<br />

einem ruhigen Morgen, denn schon der leiseste<br />

Windhauch versetzt ein Spinnennetz in<br />

Schwingungen und es wird unscharf. Benutzen<br />

Sie möglichst immer ein Stativ. Wenn Sie doch<br />

einmal aus der Hand schießen müssen,<br />

erhöhen Sie die ISO-Empfi ndlichkeit und<br />

stellen Sie die Blende so ein, dass Sie eine<br />

Verschlusszeit von wenigstens dem Reziprok-<br />

Wert der verwendeten Objektivbrennweite<br />

erhalten, also 1/100 Sekunde bei 100 mm<br />

oder eine 1/60 bei 60 mm, um das<br />

Verwacklungsrisiko zu minimieren.<br />

Bei diesem extrem fl achen Motiv ist die<br />

Blendeneinstellung besonders wichtig. Sie<br />

müssen einen Blendenwert fi nden, der<br />

einerseits den Hintergrund ausreichend<br />

verwischt, doch andererseits die Details des<br />

Netzes und der Wassertropfen gestochen scharf<br />

1 2<br />

abbildet. Ein dunkler Hintergrund wirkt am<br />

besten, weil er die Fäden akzentuiert. Er darf<br />

aber ruhig ein wenig Grün und Braun<br />

enthalten, um das Bild insgesamt etwas<br />

farbenfroher zu machen. Berücksichtigen Sie<br />

für die Blendeneinstellung auch den<br />

Blickwinkel der Kamera, die Entfernung zum<br />

Motiv und dessen Entfernung zu seinem<br />

Hintergrund. Je weiter der Hintergrund vom<br />

Netz entfernt ist, desto kleiner können Sie Ihre<br />

Blende wählen, ohne dass der Hintergrund<br />

scharf wird. Umgekehrt gilt das Gegenteil: je<br />

näher der Hintergrund am Motiv, desto weiter<br />

offen muss die Blende sein; und es gilt auch: je<br />

näher sich die Kamera vor dem Spinnennetz<br />

befi ndet, desto kleiner muss die Blende sein,<br />

denn die Wassertropfen erfordern mehr<br />

Schärfentiefe.<br />

Die Frontalaufnahme eines Spinnennetzes<br />

betont dessen Muster und Symmetrie.<br />

Dynamischere Bilder erhalten Sie, wenn Sie<br />

den Winkel der Kamera etwas ändern. Doch<br />

denken Sie daran: Wenn Sie die Schärfeebene<br />

ändern, verkürzt sich der Schärfentiefebereich.<br />

Wenn Sie ihn parallel zum Spinnennetz<br />

ausrichten, sollten Blendenwerte zwischen<br />

f/5.6 und f/8 genug Schärfentiefe erzeugen,<br />

verglichen mit dem kurzen Bereich bei<br />

angewinkelter Kamera. Doch auch das kann<br />

attraktive Fotos ergeben, wenn Sie auf einen<br />

besonders interessanten Teil fokussieren.<br />

SETUP Finden Sie ein Spinnennetz vor einem<br />

dunklen Hintergrund und bauen Sie ihr Stativ<br />

davor auf. Schalten Sie die Kamera auf<br />

Zeitautomatik und stellen Sie einen Blendenwert<br />

zwischen f/5.6 und f/8 ein. Stellen Sie die<br />

ISO-Empfindlichkeit auf 100 oder 200. Ich<br />

musste schon mehr als einmal jedoch auf einen<br />

Blendenwert zwischen f/3.5 und f/5.6<br />

heruntergehen, und dann ist die Schärfentiefe so<br />

gering, dass sie äußerst akkurat Scharfstellen<br />

müssen. Das tun Sie im manuellen Modus,<br />

denn der Autofokus wird nicht genügend<br />

Kontrastunterschiede finden. Wenn ihre<br />

Bildkomposition stimmt, machen Sie ein<br />

Testfoto. Anhand dieses Fotos können Sie die<br />

Schärfentiefe nun noch genauer justieren.<br />

Vielleicht wollen Sie auch den Kamerawinkel<br />

leicht verändern, doch denken Sie dabei an die<br />

Auswirkungen für die Schärfeebene. In ihr muss<br />

mindestens ein starker Fixpunkt vorhanden sein.<br />

1) Platzieren Sie ein Stück schwarzen Karton hinter<br />

dem Spinnennetz, doch beschädigen Sie es dabei nicht.<br />

Der schwarze Hintergrund lässt das Motiv nun ein wenig<br />

gespenstisch aussehen.<br />

2) In Photoshop ändern oder verstärken Sie die Farben<br />

Ihres Hintergrunds mit Farbton/Sättigung.<br />

3) Verändern Sie den Blickwinkel der Kamera oder<br />

zoomen Sie stark ein – das gibt dynamischere Fotos,<br />

aber denken Sie an den extrem geringen Schärfebereich.<br />

Übliche Fehler<br />

3<br />

WIND Es muss windstill sein; schon der<br />

kleinste Windhauch versetzt das Spinnennetz<br />

in Schwingung und macht es unscharf.<br />

BELICHTUNGSMESSUNG Je nach dem,<br />

wie dunkel der Hintergrund ist, müssen Sie 1<br />

– 2 Stufen negative Belichtungskorrektur<br />

einstellen. Korrigieren Sie aber nur so viel wie<br />

unbedingt nötig, sonst gehen feine Details des<br />

Motivs verloren.<br />

HINTERGRUND Der Hintergrund hat<br />

großen Einfluss auf die Wirkung Ihres Fotos. Je<br />

dunkler und gleichmäßiger seine Farben sind,<br />

desto weniger lenkt er ab,und desto besser ist<br />

das Spinnennetz zu erkennen.<br />

SCHÄRFENTIEFE Die richtige Blende ist<br />

entscheidend. Der Hintergrund sollte eine<br />

strukturlose Farbfläche bilden. Wenn der<br />

Betrachter erkennen kann, woraus der<br />

Hintergrund besteht, hat das Foto zu viel<br />

Schärfentiefe.<br />

046 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


BILDDETAILS<br />

Kit: Nikon D300 mit<br />

Sigma 60mm Macro f/2.8<br />

Betriebsart: Zeitautomatik<br />

Belichtung: 1/80<br />

Sekunde bei Blende f/4<br />

und ISO 400<br />

Das fertige Bild<br />

Nach einer Änderung des<br />

Blickwinkels entstand diese<br />

Aufnahme.<br />

Die Farbtöne und Sättigung<br />

wurden nachbearbeitet.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 047


Fotoidee<br />

Foto im Foto<br />

Bleibende Erinnerungen...<br />

Die Technik, ein Foto in einem Foto aufzunehmen, ist ein Trend, der sich<br />

wie ein Virus im Internet verbreitet. Graben Sie Ihre alten Familienfotos<br />

aus und begeben Sie sich auf eine Reise der Erinnerungen.<br />

JORDAN BUTTERS: Für viele von<br />

uns bedeutet fotografieren das<br />

Festhalten von Erinnerungen. Fotos<br />

dokumentieren besondere Momente<br />

und Ereignisse unseres Lebens.<br />

Fotos können noch Jahre später in die Hand<br />

genommen werden. Sie bringen Emotionen<br />

zurück, die vorhanden waren an dem Tag, an<br />

dem das Foto aufgenommen wurde. Mehr noch,<br />

Fotos können diese schönen Erinnerungen an<br />

künftige Generationen weitergeben.<br />

Zu den schönsten Dingen, wenn man alte Fotos<br />

betrachtet, gehört das Aufspüren von Details<br />

und Unterschieden zwischen der Welt, wie sie<br />

damals war und wie sie heute ist. Der<br />

kanadische Künstler Taylor Jones hat auf seiner<br />

Website daraus ein Konzept gemacht und sogar<br />

ein Buch ist daraus entstanden. Die Idee ist<br />

einfach – Sie nehmen ein altes Foto und gehen<br />

damit an den Ort, an dem es aufgenommen<br />

wurde. Bei gleichem Kamerastandpunkt und<br />

gleicher Perspektive halten Sie das Foto vor sich,<br />

so dass das Alte und das Neue sich verbinden<br />

und fotografieren diese Szene. Das Ergebnis ist<br />

eine wundervolle und oft sehr emotionale<br />

Hommage an die Vergangenheit.<br />

Ich bin sicher, jeder hat irgendwo einen<br />

Schuhkarton oder ein Album mit alten Fotos<br />

unter dem Bett, im Keller oder auf dem<br />

Dachboden. Die richtige Gelegenheit, sie<br />

hervorzuholen, um Vergangenheit und<br />

Gegenwart zu vereinen.<br />

Auswahl Stöbern Sie nach<br />

1 einem passenden Foto. Bilder<br />

von Familie oder Freunden eignen<br />

sich am besten. Natürlich müssen<br />

Sie in der Lage sein, den Ort zu<br />

identifi zieren, an dem das Foto<br />

aufgenommen wurde. Verwandte<br />

oder Freunde können dabei helfen.<br />

In meinem Fall war es einfach, weil<br />

die Kirche auf dem Bild ein<br />

Wahrzeichen ist. Sie steht noch dort,<br />

so wie vor 20 Jahren, als das Bild<br />

aufgenommen wurde.<br />

Setup Vor Ort identifi zieren Sie<br />

2 die Position und den Winkel aus<br />

denen das Originalbild fotografi ert<br />

wurde. Montieren Sie die Kamera<br />

auf ein Stativ und stellen Sie die<br />

Zeitautomatik ein. Wählen Sie die<br />

kleinste Blende Ihres Objektivs, um<br />

die Schärfentiefe zu maximieren und<br />

machen Sie eine Probeaufnahme,<br />

auf der das alte Foto nicht im Bild<br />

ist, um die Belichtung zu<br />

überprüfen. Sollte die Verschlusszeit<br />

länger als 1/60 Sekunde sein,<br />

erhöhen Sie den ISO-Wert oder<br />

blenden auf.<br />

Einzoomen halten Sie das Foto<br />

3 in Armlänge vor das Objektiv<br />

und stellen Sie die Brennweite so<br />

ein, dass der Bildausschnitt mit dem<br />

des Fotos übereinstimmt. Eventuell<br />

müssen Sie die Distanz zwischen<br />

Foto und Kamera variieren, damit<br />

alles ins Bild passt. Es muss nicht<br />

perfekt sein, solange eindeutig<br />

erkennbar ist, dass beide Bilder an<br />

demselben Ort aufgenommen<br />

wurden<br />

Schuss Machen Sie die<br />

4 Bildkomposition so, dass ihre<br />

Hand zu sehen ist; das zeigt, dass<br />

Sie tatsächlich vor Ort waren und<br />

das alte Bild nicht mit Photoshop<br />

eingefügt haben. Verwenden Sie den<br />

mittenbetonten Autofokus, drücken<br />

Sie den Auslöser halb durch, damit<br />

scharf eingestellt wird, und halten<br />

Sie das Foto ruhig, während Sie<br />

abdrücken.<br />

Blendenwahl<br />

f/2.8 f/5.6 f/9<br />

f/16<br />

Da sich das alte Foto nah am Objektiv befindet, ist für diese Technik eine kleine Blende entscheidend, denn der Hintergrund muss erkennbar bleiben.<br />

An der Ergebnisreihe oben sehen Sie, wie sich die verschiedenen Blendenöffnungen auswirken.<br />

048 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Das fertige Bild<br />

Das Foto im Foto – ein<br />

neuer Blick auf schöne<br />

Erinnerungen aus der<br />

Vergangenheit.<br />

BILDDETAILS<br />

Kit: Canon EOS 5D Mk II<br />

mit Canon EF 24-70mm<br />

f/2.8L USM Makroobjektiv<br />

Betriebsart: Zeitautomatik<br />

Belichtung: 1/60 Sekunde<br />

bei Blende f/22 und ISO<br />

100


Fotoidee<br />

Original<br />

Typographisches Porträt<br />

Durch Kombination von <strong>Fotografie</strong> und Typografie entsteht ein<br />

ungewöhnlich stilvolles, abstraktes Porträt mit einer Botschaft.<br />

JORDAN BUTTERS: Bestimmte Charakterzüge der fotografierten Person hervorzuheben,<br />

ist ein wichtiger Teil der Porträtfotografie. Dies kann mittels der Kleidung, der Umgebung<br />

und selbstverständlich durch Blicke und Posen geschehen. Das Textwerkzeug von<br />

Photoshop kann die Botschaft verstärken, indem ein zur Person passender Text unter das<br />

Bild gelegt wird, etwa ein Vers oder Zitat aus einem Buch. Die Technik erklären wir hier.<br />

Als Photoshop-Datei speichern Öffnen Sie Ihr<br />

1Bild und gehen Sie auf Filter ><br />

Weichzeichnungsfilter > Gaußscher Weichzeichner.<br />

Wählen Sie einen Radius von 10.0 Pixel und klicken<br />

Sie auf OK. Speichern Sie die Datei mit Datei ><br />

Speichern unter, wobei Sie als Format Photoshop<br />

wählen. Wählen Sie einen leicht wieder zu findenden<br />

Speicherort und klicken Sie auf OK. Schließen Sie die<br />

Datei und öffnen Sie wieder das Originalbild.<br />

Eine leere Ebene erzeugen Gehen Sie auf Ebene<br />

2> Neue Füllebene > Volltonfarbe und klicken Sie<br />

auf OK. Setzen Sie die Farbe auf Schwarz und klicken<br />

Sie erneut auf OK. Als nächstes fügen Sie eine neue<br />

Ebene hinzu, indem Sie auf Ebene > Neu > Ebene<br />

klicken und das Textwerkzeug auswählen. Gehen Sie<br />

auf Fenster > Zeichen, um die Zeichenpalette<br />

anzuzeigen. Wählen Sie die gewünschte Schriftart,<br />

Schriftgröße und Schriftauszeichnung und setzen Sie<br />

die Textfarbe auf Weiß.<br />

Text hinzufügen Klicken Sie auf das Bild, und<br />

3schreiben Sie Ihren Text. Sie können auch Text<br />

per Zwischenablage einkopieren. Markieren Sie die<br />

Schlüsselworte des Textes und heben Sie sie hervor.<br />

Anschließend verwenden Sie Textauszeichnungen wie<br />

Zeichengröße, Fettdruck und Schrägdruck aus der<br />

Zeichenpalette, um die Schlüsselworte zu stilisieren.<br />

Ändern Sie dabei Größe und Auszeichnung, damit<br />

eine typografische Vielfalt entsteht.<br />

Text überschneiden Heben Sie nun den<br />

4gesamten Text hervor und reduzieren Sie den<br />

Zeichenabstand vermittels der Zeichenpalette, bis<br />

die Buchstaben sich zu überschneiden beginnen.<br />

Bestätigen Sie die Aktion. Rechtsklicken Sie auf die<br />

Textebene in der Ebenenpalette und wählen<br />

Fülloptionen. Dann wählen Sie Schlagschatten und<br />

klicken OK, anschließend gehen Sie auf Ebene ><br />

Ebene duplizieren.<br />

Text Duplizieren Um das Porträt mit Text zu<br />

5füllen, verwenden Sie Bearbeiten > Frei<br />

transformieren, um den Text zu drehen und dessen<br />

Größe anzupassen. Duplizieren Sie diese Ebene<br />

erneut, drehen Sie sie und passen auch deren Größe<br />

an. Positionieren Sie beide Ebenen nun so, dass<br />

vorhandene Lücken möglichst reduziert werden.<br />

Wiederholen Sie das, bis der größte Teil Ihres Bildes<br />

mit in scheinbar zufälligen Winkeln und Größen<br />

angeordnetem Text bedeckt ist.<br />

050 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Fünf Minuten Photoshop<br />

Das fertige Bild<br />

Eine ebenso einzigartige<br />

wie zeitgemäße Idee für<br />

eine Porträtaufnahme.<br />

Text verzerren Um alle Textebenen zugleich<br />

6auszuwählen, halten Sie beim PC die Strg-Taste<br />

gedrückt (Cmd-Taste beim Mac) und klicken auf jede<br />

einzelne Ebene. Anschließend wählen Sie Ebene ><br />

Verbundene auf eine Ebene reduzieren. Nun gehen<br />

Sie auf Filter > Verzerren > Versetzen und setzen die<br />

vertikale sowie horizontale Skalierung auf den Wert<br />

15, die Verschiebungsmatrix auf „Nebeneinander“<br />

und die nicht definierten Bereiche auf „Kantenpixel<br />

wiederholen“.<br />

Das Porträt hinzufügen Klicken Sie auf OK und<br />

7in dem nun erscheinenden Fenster wählen Sie<br />

die anfangs gespeicherte Photoshop Datei und<br />

klicken wieder OK. Wählen Sie Ihre<br />

Hintergrundebene in der Ebenenpalette und gehen<br />

Sie auf Ebene > Ebene duplizieren, dann ziehen Sie<br />

diese neue Ebene nach oben über die anderen<br />

Ebenen und ändern deren Füllmethode auf Linear<br />

nachbelichten.<br />

Den Text anpassen Der Text sollte nun durch<br />

8das Bild scheinen. Falls große oder ablenkende<br />

Lücken im Text vorhanden sein sollten, klicken Sie<br />

einfach auf die Textebene in der Ebenenpalette und<br />

benutzen das Textwerkzeug, mit dem Sie ein paar<br />

zusätzliche Worte oder Zeilen hinzufügen um solche<br />

Lücken zu schließen. Wenn Sie fertig sind, speichern<br />

Sie Ihr Werk.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 051


Fotoidee


Gemälde am Himmel<br />

Abgedroschen, aber schön...<br />

Es gibt kein schöneres Naturschauspiel, als die Farbenpracht eines leicht bewölkten Himmels, der von einer im<br />

Meer versinkenden Sonne angestrahlt wird.<br />

ROSS HODDINOTT: Kaum jemand kann dem Motiv eines<br />

spektakulären Sonnenuntergangs widerstehen. Kein Fotograf<br />

jedenfalls wird sich diesen Augenblick entgehen lassen. Bei<br />

Sonnenuntergang werden selbst banale Szenerien zu etwas<br />

Besonderem, dank der außergewöhnlichen Farben des<br />

Abendhimmels. Noch beeindruckender ist dieses Schauspiel direkt an der<br />

Küste. Das Meer refl ektiert das Licht und die Wärme des Himmels und die<br />

Wellen fügen dem Motiv Bewegung hinzu, was insbesondere<br />

Weitwinkelaufnahmen attraktiv macht. Ein Sonnenuntergang am Meer ist<br />

zwar ein sehr populäres Postkartenmotiv, aber es ist alles andere als<br />

einfach, ein wirklich gutes Foto dieses Naturschauspiels in den Kasten zu<br />

bekommen. Die meisten Sonnenuntergänge sind nämlich eher<br />

enttäuschend, manche sind kaum wahrnehmbar. Aus fotografi scher Sicht<br />

sind die perfekten Bedingungen: nicht zu viele und nicht zu wenige<br />

Wolken, gerade genug, um Licht und Wärme der Sonne zu refl ektieren,<br />

doch nicht so Viele, dass Sie die Sonne verdecken könnten. Das größte<br />

Problem besteht darin, dass wirklich spektakuläre Sonnenuntergänge fast<br />

unmöglich vorherzusagen sind. Großartige Farben können zwar kurz<br />

auftauchen, aber sie können genauso schnell wieder verschwinden. In<br />

der Praxis gibt es nur eine Möglichkeit, das Motiv einzufangen: Fahren Sie<br />

bei jeder sich bietenden Gelegenheit an die Küste – früher oder später wird<br />

Ihre Hartnäckigkeit mit einem atemberaubenden Schauspiel belohnt.<br />

Gute Planung erhöht Ihre Chancen. Sie sollten die Position der Sonne an<br />

Ihrem Standpunkt vorher wissen, doch das ist heute mit Hilfe des<br />

Internets sehr einfach in Erfahrung zu bringen. „The Photographer’s<br />

Ephemeris“ – www.photoephemeris.com – ist wohl das für diesen Zweck<br />

am meisten benutzte Programm, für Windows und Mac ist es sogar<br />

kostenlos. Eine weitere nützliche App für diesen Zweck ist „Sun Scout“ –<br />

sie halten einfach Ihr Smartphone gegen den Himmel, und es zeigt Ihnen<br />

die Bahn der Sonne an.


Fotoidee<br />

Gemälde am Himmel<br />

Der Winter ist nicht die schlechteste Jahreszeit,<br />

um Sonnenuntergänge zu fotografi eren – der<br />

frühere Zeitpunkt ist auch günstig, wenn Sie<br />

eine lange Rückfahrt vor sich haben.<br />

Wenn Sie einen potentiellen Kamerastandort<br />

zum ersten Mal besuchen, seien Sie wenigstens<br />

zwei Stunden vorher vor Ort, damit Sie<br />

genügend Zeit haben, sich mit den<br />

Gegebenheiten vertraut zu machen und<br />

passende Bildkompositionen zu fi nden. Suchen<br />

Sie nach Aussichtspunkten, wo sie nicht nur in<br />

Richtung des Sonnenuntergangs fotografi eren<br />

können, sondern bei denen auch ein<br />

interessanter Vordergrund vorhanden ist – etwa<br />

eine felsige Küste, eine Buhne oder ein auf<br />

Reede liegendes Schiff. Lassen Sie auch die<br />

Gezeiten nicht außer Acht, denn Ebbe und Flut<br />

bestimmen an vielen Orten ihre<br />

Kamerastandpunkte. Was die Ausrüstung<br />

angeht, ist ein Stativ unerlässlich, denn Sie<br />

werden bei schlechten Lichtverhältnissen<br />

arbeiten. Der Kontrastunterschied zwischen<br />

hellem Himmel und Vordergrund übersteigt den<br />

Dynamikbereich Ihrer Kamera, deswegen ist ein<br />

Graufi lter erforderlich. Bei besonders schönen<br />

Farbenspielen werden Sie viel Himmel im Bild<br />

haben wollen. Ein Objektiv mit kurzer<br />

Brennweite im Bereich von 17-35 mm ist daher<br />

eine gute Wahl. Ansonsten ist die Zeitautomatik<br />

für solche Szenen am besten geeignet, weil sie<br />

Ihnen die volle Kontrolle über die Schärfentiefe<br />

überlässt. Eine Blende zwischen von f/11 und<br />

f/16 liefert gute Schärfe vom Vordergrund bis<br />

zum Horizont. Vorausgesetzt, Sie benutzen ein<br />

Stativ, stellen Sie die ISO-Empfi ndlichkeit auf<br />

den niedrigsten Wert, den Ihre Kamera zulässt;<br />

so sorgen Sie für optimale Bildqualität und<br />

Farbwiedergabe.<br />

Warme Kleidung ist ein Muss, denn um diese<br />

Jahreszeit kann es an der Küste bitter kalt sein.<br />

Gummistiefel sind kein elegantes Schuhwerk,<br />

ersparen Ihnen aber eine Erkältung und halten<br />

die Füße auch im Watt trocken. Auch eine<br />

Taschenlampe ist von Nutzen, denn wenn Sie<br />

noch das Nachglühen des Sonnenuntergangs<br />

fotografi eren wollen, ist es dunkel, bevor Sie<br />

wieder im Auto sitzen.<br />

Vorbereitung Bringen Sie die Zeiten von Ebbe<br />

1 und Flut in Erfahrung (siehe www.amwasser.de/<br />

gezeitenkalender.html) und stellen Sie die<br />

voraussichtliche Position der Sonne fest (siehe www.<br />

photoephemeris.com). Seien Sie wenigstens eine<br />

Stunde vor Sonnenuntergang vor Ort, um den besten<br />

Aussichtspunkt zu finden. Wenn Sie ein Smartphone<br />

haben, empfehle ich Ihnen die App „Sun Scout“: Sie<br />

zeigt Ihnen präzise, wo die Sonne im Meer versinken<br />

wird, damit Sie Ihren besten Standpunkt im Voraus<br />

bestimmen können.<br />

Erkunden Sie die Gegend Halten Sie<br />

2Ausschau nach einem guten<br />

Kamerastandpunkt, von dem aus Sie in die<br />

untergehende Sonne fotografi eren können.<br />

Normalerweise ist die Intensität des Sonnenlichts<br />

zu groß, um schon in der Frühphase des<br />

Sonnenuntergangs zu fotografi eren. Sie müssen<br />

Geduld haben. Wenn Sie zu früh beginnen, sind<br />

Ihre Fotos voller Streulicht und der Himmel wird<br />

hoffnungslos überbelichtet.<br />

Verlaufsfilter Selbst bei niedrigem Sonnenstand<br />

3und bereits verminderter Lichtintensität ist der<br />

Himmel erheblich heller als der Vordergrund. Ihre<br />

Kamera wird daher entweder den Himmel richtig<br />

messen, was zu einem unterbelichteten Vordergrund<br />

führt oder Sie misst den Vordergrund korrekt, was zu<br />

einem überbelichteten Himmel führt. Wenn Sie das<br />

nicht später mit Photoshop ausgleichen wollen,<br />

besteht die einzige Lösung des Problems im Einsatz<br />

eines Grauverlaufsfilters. Ein Wert von zwei oder drei<br />

Blendenstufen reicht aus.<br />

054 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />

Ausrichten In diesem Beispiel benutzte ich<br />

4einen dreistufigen Aufsteck-Verlaufsfilter mit<br />

hartem Verlauf. Der harte Verlauf eignet sich gut für<br />

Aufnahmen an der See, weil der Horizont durch die<br />

Kimm genau abgegrenzt ist. Der Übergangsbereich<br />

des Verlaufsfilters muss so präzise wie möglich auf<br />

den Horizont gelegt werden.<br />

Weißabgleich Denken Sie auch bei diesem<br />

5Motiv daran, wie nützlich der Weißabgleich sein<br />

kann. Obwohl der automatische Weißabgleich<br />

normalerweise sehr gut funktioniert, kann es in<br />

diesem Fall ein besseres Ergebnis bringen, wenn Sie<br />

den Weißabgleich auf die Voreinstellung „Bewölkt“<br />

setzen. Er wird dadurch in Richtung „warm“<br />

verschoben. Das ergibt ein wärmeres Bild und<br />

kommt den natürlichen Farben des<br />

Sonnenuntergangs zugute. Falls Sie aber ohnehin im<br />

Raw-Format fotografieren, können Sie diesen Schritt<br />

vernachlässigen und den Weißabgleich später in<br />

Photoshop vornehmen.


Das fertige Bild<br />

Packen Sie nicht vorschnell für den<br />

Heimweg; die besten Farben erscheinen<br />

oft erst am Himmel, wenn die Sonne<br />

ganz versunken ist und wunderschöne<br />

Schattierungen in Rot, Orange und<br />

Violett hinterlässt – es wäre wirklich<br />

schade, diesen grandiosen Schlussakt zu<br />

verpassen!<br />

Nur Improvisieren können Sie nicht<br />

mehr, denn die Belichtungszeiten sind<br />

schon zu lang und der Moment von<br />

kurzer Dauer.<br />

BILDDETAILS<br />

Kit: Nikon D800 mit<br />

24-70mm f/2.8<br />

Betriebsart: Zeitautomatik<br />

Belichtung: 25 Sekunden<br />

bei Blende f/16 und ISO<br />

100


Ab 5. MÄR IM HANDEL<br />

Bei allen guten Zeitschriftenhändlern


Fotoidee<br />

Papierkunst<br />

Abstrakte Fotos<br />

ganz einfach<br />

Regentage brauchen Sie nicht vom <strong>Fotografie</strong>ren abzuhalten.<br />

Mit farbigen Papierbögen kreieren Sie dynamische, abstrakte<br />

Bilder zuhause im Wohnzimmer.<br />

NILESH BHANGE: Mich fasziniert es, unauffällige Objekte in<br />

attraktive, abstrakte Bilder zu verwandeln. Überall sind wir von<br />

Papier umgeben, doch selten erkennen wir sein Potenzial als<br />

Motiv. Bilder voller interessanter Formen, Kurven und<br />

ineinander übergehender Farben können mit einigen wenigen<br />

farbigen Papierbögen, ein paar Büroklammern und ein bisschen Licht<br />

zuhause kreiert werden.<br />

Diese Arbeitstechnik erfordert keine teure Ausrüstung, jede Kamera und<br />

jedes Makroobjektiv sind geeignet. Haben Sie kein Makroobjektiv,<br />

benutzen Sie Zwischenringe – idealerweise in Verbindung mit einem<br />

50mm f/1.8 Objektiv. Ein Stativ ermöglicht nicht nur eine lange<br />

Verschlusszeit, um auch den schlechtesten Lichtverhältnissen gerecht zu<br />

werden, sondern es sorgt auch für gleich bleibende Schärfe und Sie haben<br />

die Hände frei, um Form und Gestalt des Papiers zu ändern. Geeignet ist<br />

jede Art Papier, doch je dünner, desto besser; mit dünnem Papier können<br />

Sie weiche Kurven und Formen leichter erzeugen, ohne dass es knittert.<br />

Die Standardgröße A4 dient unserem Zweck genauso wie allen anderen,<br />

für die wir es verwenden. Einige zusätzliche Blätter im Format A3 und mit<br />

verschiedenen Farbtönen dienen dem Hintergrund. Treffen Sie eine<br />

Auswahl von Komplementär- und Kontrastfarben. So sind Sie bestens<br />

gerüstet, unterschiedliche Effekte zu erzeugen.<br />

Experimentierfreude ist unerlässlich: Wenn Sie bereits Routine haben,<br />

führen Sie neue Elemente ein. Sie können beispielsweise vor einem<br />

Spiegel fotografieren, wobei Sie strukturiertes Papier verwenden, oder Sie<br />

arbeiten mit farbigen Folien, um die Beleuchtung zu verändern.


Fotoidee<br />

FORMEN KREIEREN Legen Sie einen farbigen<br />

DIN A3 Bogen flach auf den Tisch. Er bildet einen<br />

homogenen Hintergrund, auf dem bis zu sechs Lagen<br />

Papier in verschiedenen Formen und Farben<br />

kombiniert und zu interessanten Mustern ausgelegt<br />

werden. Gefaltetes und gebogenes Papier fixieren Sie<br />

mit Büroklammern. Legen Sie weiße Bögen zwischen<br />

die farbigen, um an den Seiten einen Verlauf von<br />

Reflexionen zu erzeugen. Die Auswahl der<br />

Farbkombination von Hintergrund und eigentlichem<br />

Motiv ist besonders wichtig. Kontrastierende Farben<br />

hinterlassen einen schlagenden Eindruck, während<br />

ähnliche Farben weichere Bilder ergeben.<br />

SETUP Sie brauchen zwei Lichtquellen –<br />

idealerweise zwei Elektronenblitzgeräte, doch ein<br />

Fenster und ein einziges Blitzgerät tun es auch. Sie<br />

erzielen unterschiedliche Effekte, je nachdem wo<br />

Sie die Blitzgeräte positionieren. Benutzen Sie den<br />

einen Blitz auf der Kamera und lassen Sie sein<br />

Licht von einer nahen Wand oder weißen<br />

Oberfl äche zurückwerfen, so dass ein<br />

Gegenlichteffekt entsteht. Wenn Sie einen<br />

Glastisch benutzen, ist auch Blitzen von unten<br />

möglich. Mit einem seitlichen Blitz werden nur die<br />

Kanten des Papiers illuminiert. Probieren Sie aus,<br />

welche Effekte Sie erzeugen können. Für dieses<br />

Bild habe ich zwei Blitzgeräte benutzt: eins auf der<br />

Kamera, das andere hinter dem Papier und etwas<br />

seitlich davon positioniert, beide in der manuellen<br />

Betriebsart. Die Leistung des auf der Kamera<br />

befi ndlichen Blitzes wurde auf 1/16 seiner<br />

Leistung heruntergesetzt, der von der Kamera<br />

entkoppelte Blitz auf ein Viertel. Das erzeugte den<br />

gewünschten Kontrast. Lösen Sie die Blitzgeräte<br />

ferngesteuert aus.<br />

Belichtung<br />

Stellen Sie die Kamera auf Zeitautomatik und<br />

einen geringen ISO-Wert ein, damit die<br />

Bildqualität hoch ist und die Farben gut<br />

wiedergegeben werden. Nehmen Sie eine<br />

weit offene Blende zwischen f/2.8 und f5.6,<br />

damit Sie einen fl achen<br />

Schärfentiefenbereich bekommen, und<br />

stellen Sie selektiv scharf. Dadurch erreichen<br />

Sie einen schnellen Schärfeabfall und einen<br />

weichen Hintergrund. Falls Sie ein<br />

Makroobjektiv benutzen, ist die Schärfentiefe<br />

ohnehin schon begrenzt, hier müssen Sie<br />

gegebenenfalls sogar etwas abblenden, damit<br />

das Papier scharf abgebildet wird. Wenn<br />

vorhanden, benutzen Sie die Schärfentiefe-<br />

<strong>Vorschau</strong>. Beachten Sie auch, dass der<br />

Kamerasensor parallel zum Motiv<br />

ausgerichtet sein muss, um die vorhandene<br />

Schärfentiefe vollständig ausnutzen zu<br />

können.<br />

058 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Papierkunst<br />

BILDDETAILS<br />

Kit: Canon EOS 5D Mk II<br />

& Canon EF 100mm f/2.8<br />

USM Macro<br />

Betriebsart: Zeitautomatik<br />

Belichtung: 1/125<br />

Sekunde bei Blende f/5.6<br />

(ISO 100)<br />

Das fertige Bild<br />

In der Kamera wirkt das Bild noch<br />

etwas stumpf. Korrigieren Sie die<br />

Farbtöne und Sättigung in Photoshop,<br />

um mehr Tiefenwirkung zu erzielen.<br />

Unterschiedliche Beleuchtungseffekte<br />

SEITLICHEN LICHTEINFALL<br />

OPTIMIEREN Nehmen Sie eine<br />

Schreibtischlampe oder positionieren<br />

Sie ein Blitzgerät so, dass nur die<br />

Papierkanten angeleuchtet werden,<br />

und stellen Sie eine weit offene<br />

Blende ein, um den Hintergrund aus<br />

dem Schärfebereich zu nehmen.<br />

VARIIEREN SIE Verwenden Sie<br />

verschiedenfarbige Papiere mit<br />

seitlicher Beleuchtung, um dem Bild<br />

Tiefe zu geben, oder beleuchten Sie<br />

Ihr Objekt von unten durch eine<br />

gläserne Tischplatte hindurch.<br />

TAGESLICHT NUTZEN Wollen Sie<br />

es einfach halten, bleiben Sie beim<br />

Tageslicht. Die Verschlusszeit wird<br />

sich gegenüber dem Blitzlicht<br />

verlängern. Sie können auch<br />

versuchen, Bewegung einzufangen,<br />

indem Sie mit einem Haarföhn einen<br />

Luftstrom über dem Papier erzeugen.<br />

GEGENLICHT Indem Sie den Blitz hinter dem papiernen Hintergrund positionieren, können Sie interessante Schatten<br />

und Verläufe erzeugen. Variieren Sie Winkel, Position und Leistung des Blitzes für unterschiedliche Effekte.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 059


Fotoidee<br />

Im Zeitraffer: Vom Tag zur Nacht<br />

Es ist einfach, zu einer beliebigen Tageszeit ein Foto zu schießen, sei es in<br />

der Dämmerung oder bei Sonnenuntergang, doch hier zeigen wir Ihnen,<br />

wie Sie den Übergang vom Tag in die Nacht einfangen.<br />

TIM GARTSIDE: Eine Landschaft zu<br />

fotografieren, in der Tag und Nacht<br />

gleichzeitig herrschen, scheint<br />

kompliziert und langwierig zu sein.<br />

Doch tatsächlich ist es viel einfacher<br />

als Sie denken, besonders in dieser Jahreszeit,<br />

wenn die Tage noch kurz sind. Was Sie<br />

brauchen, sind zwei oder mehr Fotos, die den<br />

graduellen Übergang vom Tag zur Nacht<br />

abbilden und die Sie in Photoshop<br />

zusammenführen. Die erste Überlegung sollte<br />

der Location gelten. Bei mir war es ein ruhiges<br />

Fleckchen am anderen Flussufer gegenüber der<br />

Stadt. Sie müssen sicher sein, dass Ihr gewählter<br />

Kamerastandpunkt über mehrere Stunden<br />

hinweg zugänglich ist und sie nicht gezwungen<br />

sind Stativ und Kamera zu versetzen. Wandern<br />

Sie herum und suchen Sie den besten<br />

Standpunkt. Ein paar Meter nach rechts oder<br />

links können einen völlig anderen Bildausschnitt<br />

ergeben. Überlegen Sie sich auch, ob Sie nicht<br />

von einem Hochhaus aus der Vogelperspektive<br />

fotografieren wollen.<br />

Die Wintermonate sind ideal für diese<br />

Aufnahmetechnik, denn die Abenddämmerung<br />

dauert höchstens eine Stunde, und sie liegt im<br />

späten Nachmittag. Sie müssen etwa eineinhalb<br />

Stunden vor Sonnenuntergang vor Ort sein und<br />

etwa alle 15 Minuten ein Foto machen, bis der<br />

Himmel völlig schwarz geworden ist. Denken Sie<br />

an warme Kleidung und an eine Taschenlampe.<br />

Benutzen Sie ein Weitwinkelobjektiv, damit<br />

genug Himmel zu sehen ist, und fotografieren<br />

Sie möglichst die Skyline einer Großstadt, damit<br />

der Übergang vom Tag zur Nacht offensichtlicher<br />

wird. Stativ und Fernauslöser sind ein Muss. Das<br />

Stativ muss sicher stehen. Alle Aufnahmen<br />

müssen mit derselben Brennweite und in<br />

derselben Position gemacht werden, andernfalls<br />

sind sie nicht kongruent und können später in<br />

Photoshop nicht korrekt übereinander gelegt<br />

werden. Ihre Bildkomposition muss also<br />

stimmen, denn Sie können daran im Verlauf des<br />

Projekts nicht mehr ändern.<br />

SETUP Seien Sie bei der Bildkomposition<br />

sehr genau: Es darf nichts in den Bildausschnitt<br />

hineinragen, der Horizont muss waagerecht<br />

ausgerichtet sein. Berücksichtigen Sie auch<br />

mögliche bewegte Objekte, die während der<br />

Arbeit ins Bildfenster geraten könnten.<br />

BELICHTUNG Stellen Sie die Kamera auf Zeitautomatik oder arbeiten Sie im manuellen Modus. Sie brauchen<br />

eine Blende im Bereich von f/8 bis f/11 für genügend Schärfentiefe. Die Schärfe wird manuell eingestellt, damit der<br />

Autofokus der Kamera sie nicht ändern kann. Für größte Flexibilität bei der Nachbearbeitung speichern Sie<br />

Raw-Modus ab. Machen Sie eine Serie von drei Aufnahmen bei Tageslicht, wobei Sie die Belichtung vom<br />

gemessenen Wert um eine Stufe nach oben und unten variieren. Bei Nacht sollten Sie die Serie auf fünf Bilder<br />

erweitern, damit Sie um zwei bis drei Blendenstufen nach oben korrigieren können, um detaillierte Schatten zu<br />

erhalten. Misslungene Bilder können Sie löschen, wenn sie mit Sicherheit nicht verwendet werden können.<br />

Benutzen Sie einen Fernauslöser oder den Selbstauslöser der Kamera, damit bei langen Belichtungszeiten keine<br />

Verwacklungen auftreten.<br />

Bildauswahl<br />

Wenn Sie die Bilder zur endgültigen Verwendung auswählen, versuchen Sie eine Auswahl zu treffen, welche die veränderlichen Lichtverhältnisse der Szene<br />

veranschaulicht. Je mehr Bilder Sie einbeziehen, umso weicher wird der Übergang vom Tag zur Nacht – leider wird so auch die Nachbearbeitung aufwendiger.<br />

060 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


City im Zeitraffer<br />

BILDDETAILS<br />

Kit: Nikon D800 &<br />

14-24mm f/2.8L<br />

Betriebsart: manuell<br />

Belichtung:<br />

unterschiedlich bei Blende<br />

f/10 und ISO 200<br />

Das fertige Bild<br />

Auch für Motive aus der<br />

Vogelperspektive ist die<br />

Überblendung anwendbar.<br />

Fertigstellen in Photoshop<br />

Bilder bearbeiten Wählen Sie die Bilder, die<br />

1den Übergangseffekt erzeugen sollen, sorgfältig<br />

aus. Jedes einzelne Bild muss auf den qualitativ<br />

höchstmöglichen Standard gebracht werden. Sie<br />

können mit Adobe Camera Raw eine<br />

Stapelverarbeitung durchführen, um<br />

sicherzustellen, dass Weißabgleich, Kontrast,<br />

Klarheit, Objektivkorrektur und Bildschärfe bei allen<br />

Einzelbildern exakt gleich sind.<br />

Geschichtetes Dokument Ziehen Sie jedes<br />

2Einzelbild in ein gemeinsames Dokument,<br />

sodass es als neue Ebene in der Ebenenpalette<br />

erscheint. Die erste Tageslichtaufnahme sollte oben<br />

liegen, die letzte Nachtaufnahme unten. Nun fügen<br />

Sie für jedes Einzelbild eine neue Ebenenmaske<br />

hinzu dann Vertauschen Sie mit dem<br />

Verlaufswerkzeug Vorder- und Hintergrundfarbe.<br />

Verlauf Bei ausgewählter Ebenenmaske<br />

3klicken und ziehen Sie den Verlauf der Regler<br />

von links nach rechts, um einen Teil des darunter<br />

liegenden Bildes sichtbar zu machen. Diesen<br />

Vorgang können Sie beliebig oft durchführen, bis<br />

Sie eine Verlaufsbreite und eine weiche Kante<br />

gefunden haben, die Ihren Wünschen entspricht.<br />

Wiederholen Sie dies nun für jede außer der<br />

untersten Ebene. Achten Sie darauf, wo sich die<br />

Maske befindet, damit jeder Übergang eine<br />

ähnliche Größe hat.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 061


Fotoidee<br />

Low-Key <strong>Fotografie</strong><br />

Low-Key<br />

Lassen Sie sich auf die Dunkelheit ein und fotografieren Sie aufregende Low-Key-Porträts.<br />

JORDAN BUTTERS: Ein attraktives<br />

Porträt zu fotografieren, kann so<br />

einfach oder so schwer sein, wie Sie<br />

selbst es sich machen. Eine der<br />

Methoden der Vereinfachung besteht<br />

darin, störende Einflüsse gar nicht erst sichtbar<br />

werden zu lassen. Und damit sind wir bei der<br />

„Low-Key“-Technik, genauer: bei Low-Key-<br />

Porträts. Indem der größte Teil des Bildes<br />

absichtlich im Dunkeln gelassen wird,<br />

konzentriert sich das Auge des Betrachters<br />

automatisch auf den wichtigsten Bildteil – Ihr<br />

Model.<br />

Low-Key Portraits können ganz unterschiedliche<br />

Stimmungen befördern: geheimnisvoll,<br />

spannend, dramatisch, und sogar provokativ<br />

können Sie sein. Die Aufnahmetechnik eignet<br />

sich für Porträts beiderlei Geschlechts.<br />

Sie können Elektronenblitzgeräte und<br />

Studioblitzgeräte gleichermaßen benutzen, auf<br />

jeden Fall brauchen Sie zusätzlich Lichtformer,<br />

wie eine Softbox oder einen Brolley, um diffuses<br />

Licht zu erzeugen. Variieren Sie die Blitzleistung<br />

und die Entfernung der Blitzgeräte vom Model,<br />

bis Sie mit dem so erzeugten Licht zufrieden sind.<br />

Falls es draußen sonnig und hell ist, arbeiten Sie<br />

möglichst in einem Raum, dessen Fenster nach<br />

Norden weisen, um direktes Sonnenlicht zu<br />

vermeiden. Sie müssen die vollständige Kontrolle<br />

über die Lichtverhältnisse haben. Vorhänge sind<br />

hilfreich. Schließen Sie alle anderen Türen, um<br />

den Raum so weit wie möglich abzudunkeln. In<br />

einem Raum mit hellen Wänden benutzen Sie<br />

ein großes, dunkles Tuch oder eine schwarze<br />

Schaumstoffplatte als Hintergrund, so wie ich es<br />

hier gemacht habe. Auch die Erscheinung des<br />

Models spielt eine Rolle. Hier ist dunkle Kleidung<br />

gefragt. Bei Frauen wirkt ein ausgeschnittenes<br />

Oberteil attraktiv, dass die Konturen betont und<br />

die Haut mit dem dunklen Kleidungsstück<br />

kontrastieren lässt. Berücksichtigen Sie, dass das<br />

Auge des Betrachters auf die hellsten Stellen des<br />

Motivs gelenkt wird. Jedes Spitzlicht wird daher<br />

genau betrachtet werden. Die Farbtöne der Szene<br />

sollten deswegen gleichmäßig sein, denn so wird<br />

der Betrachter das gesamte Bild erforschen.<br />

Probieren Sie bei der Nachbearbeitung aus, wie<br />

eine Schwarzweiß-Konvertierung des Fotos wirkt.<br />

Unter Umständen betont dies noch die<br />

gewünschte Wirkung der Szene.<br />

Höhen und Tiefen<br />

Die Unterschiede zwischen High-Key- und<br />

Low-Key-Fotografi e sind auf Anhieb erkennbar.<br />

High-Key-Fotos haben wenig Kontrast und<br />

zeigen üblicherweise die helleren Farben des<br />

Farbspektrums. Low-Key-Fotos weisen<br />

demgegenüber starke Kontraste auf, und ihre<br />

Farben bewegen sich am dunklen Ende des<br />

Spektrums. Beide sollten nicht mit<br />

Überbelichtung und Unterbelichtung<br />

Pose Die Position des Modells relativ zum<br />

1Fenster bestimmt die Wirkung des Lichts: Je<br />

stärker das Gesicht illuminiert werden soll, desto<br />

mehr sollte es dem Fenster zugewandt sein. Je<br />

kleiner der Abstand zum Fenster ist, umso größer<br />

wird später der Kontrast zwischen Gesicht und<br />

Hintergrund sein.<br />

Sie können auch ein Stück schwarzen Karton oder<br />

ein schwarzes Tuch benutzen, um die Lichtmenge<br />

auf der dunklen Seite des Gesichts zu reduzieren.<br />

verwechselt werden, denn die entscheidenden<br />

Areale der Szene sollten bei beiden<br />

Aufnahmetechniken richtig belichtet sein.<br />

Natürlich wird die Stimmung des Bildes<br />

erheblich von deren Auswahlwahl beeinfl usst.<br />

High-Key-Fotos assoziieren Glück, Unschuld,<br />

positive Schwingungen. Low-Key-Fotos hingegen<br />

erzeugen Dramatik, starke Emotion, und<br />

Spannung.<br />

Belichtungsmessung Stellen Sie die passende<br />

2Belichtungsmessmethode an der Kamera ein.<br />

Sie brauchen hier die Punktmessung, weil die<br />

Mehrfeldmessung dazu führen würde, dass die<br />

Kamera versucht, den schwarzen Hintergrund zu<br />

kompensieren. Messen Sie auf der Haut des Models,<br />

damit stellen Sie die korrekte Belichtung des<br />

wichtigsten Elements dieses Motivs sicher. Außerdem<br />

sollten Sie unbedingt im Raw-Format fotografieren –<br />

so erhalten Sie wesentlich mehr Details in den<br />

Extrembereichen des Dynamikumfangs, die Sie in der<br />

Nachbearbeitung herausarbeiten können.<br />

Einstellungen Stellen Sie die Zeitautomatik und<br />

3einen ISO-Wert zwischen 400 und 800 ein, je<br />

nach den herrschenden Lichtverhältnissen. Um<br />

Bildrauschen brauchen Sie sich keine Sorgen zu<br />

machen, denn es passt zum Stil dieser Art Porträts.<br />

Wählen Sie Blende f/5.6 und den Einzelpunkt-<br />

Autofokus, mit dem Sie auf ein Auge des Models<br />

scharfstellen. Für die Verschlusszeit gehen Sie nach<br />

der Faustregel des Reziprok-Wertes der verwendeten<br />

Brennweite vor: Eine Brennweite von 50 mm<br />

erfordert demnach eine Verschlusszeit von 1/50<br />

Sekunde.<br />

Testfoto Falls die Verschlusszeit zu lang werden<br />

4sollte, erhöhen Sie den ISO-Wert oder blenden<br />

etwas auf. Doch das geht natürlich auf Kosten der<br />

Tiefenschärfe.<br />

Falls der Hintergrund nicht dunkel genug ist, können<br />

Sie entweder etwas negative Belichtungskorrektur<br />

einstellen, das Modell weiter vom Hintergrund<br />

entfernt positionieren, oder den Raum durch<br />

Schließen der Vorhänge abdunkeln.<br />

Nachbearbeitung Öffnen Sie das Bild in<br />

5Photoshop und korrigieren als erstes die<br />

Hautunreinheiten. Dann fügen Sie eine<br />

Einstellungsebene hinzu (Ebene > neue<br />

Einstellungsebene > Verlaufsumsetzung). In der<br />

Einstellungspalette klicken Sie auf den Pfeil rechts<br />

von der Verlaufsminiatur; Es muss Vordergrund zu<br />

Hintergrundverlauf ausgewählt werden.<br />

Zum Schluss fügen Sie eine Tonwertkorrektur-<br />

Einstellungsebene hinzu und stellen mit den Reglern<br />

für Weiß, Grau und Schwarz den Bildkontrast ein.<br />

062 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


BILDDETAILS<br />

Kit: Canon EOS 5D Mk II<br />

mit Canon EF 24-70mm<br />

f/2.8L USM<br />

Betriebsart: Zeitautomatik<br />

Belichtung: 1/60 Sekunde<br />

bei Blende f/3.2 und ISO<br />

800<br />

Das fertige Bild<br />

Ein einfaches Setup mit<br />

natürlichem Licht<br />

ermöglicht gute<br />

Porträtaufnahmen in<br />

wenigen Minuten.


Fotoidee<br />

Einen Kalender entwerfen<br />

Jedes Jahr werden Millionen Kalender aller Art verkauft. Dabei können<br />

Sie ganz einfach Ihren eigenen Kalender entwerfen.<br />

JORDAN BUTTERS: Wir sind<br />

umgeben von Kalendern. Wir<br />

haben scheckkartengroße<br />

Mini-Kalender, Taschenkalender,<br />

Zeitplanbücher, Aufstellkalender<br />

und einen Wandkalender im Büro und<br />

zuhause in der Küche. Ganz gleich welche<br />

Interessen und Hobbys Sie haben, eins ist<br />

sicher: Es gibt einen Kalender für Sie. Von<br />

Dalmatinern bis David Beckham, von<br />

Helikoptern bis Heidi Klum – für jeden ist<br />

etwas dabei. Doch warum sollten Sie sich<br />

jeden Monat die Bilder anderer Leute<br />

anschauen, wenn Sie selbst einen Kalender<br />

mit eigenen Bildern entwerfen können, der<br />

sie durch das Jahr begleitet?<br />

Folgen Sie dieser Anleitung, und Sie<br />

erhalten einen einfachen Kalender, der das<br />

ganze Jahr gut aussieht. Wir erklären hier<br />

die grundlegende Arbeitstechnik, doch es<br />

gibt keinen Grund, das Layout nicht an<br />

persönliche Wünsche und Bedürfnisse<br />

anzupassen. Reservieren Sie Bereiche für<br />

Notizen, oder heben Sie persönliche Daten<br />

hervor.<br />

Bevor Sie anfangen, vertiefen Sie sich in<br />

Ihre Bildersammlung und wählen zwölf<br />

Bilder für den Kalender. Diese können zur<br />

entsprechenden Jahreszeit passen oder zu<br />

einem wichtigen Ereignis des Monats.<br />

Benennen Sie die Bilder nach den<br />

jeweiligen Monatsnamen und speichern<br />

Sie sie in einem neuen Verzeichnis.<br />

Präsentation<br />

Wenn der Kalender fertig ist, schicken Sie das<br />

Layout inklusive Fotos an eine Druckerei, die<br />

den Kalender großformatig ausdrucken und mit<br />

einer Ringbindung versehen wird. Oder Sie<br />

passen die Größe des Dokuments so an, dass<br />

sie der Auflösung ihres Computermonitors<br />

entspricht. Sie können den Kalender dann als<br />

Hintergrundbild benutzen; aber Vorsicht: dann<br />

gibt es keine Entschuldigung mehr, wenn Sie<br />

eine Verabredung versäumen.<br />

Leeres Dokument erzeugen Öffnen Sie<br />

1Photoshop und erzeugen Sie mit Datei > Neu<br />

ein neues Dokument. In der sich öffnenden<br />

Dialogbox wählen Sie eine passende Papiergröße für<br />

Ihren Kalender. Diese ist davon abhängig, wie Sie<br />

den Kalender benutzen wollen. Bei mir war es ein<br />

Aufstellkalender, also wählte ich das Format 15 ×<br />

10.<br />

Raster anzeigen Schalten Sie die Rasteranzeige<br />

2ein, um den Text auszurichten. Gehen Sie dazu<br />

auf Ansicht > Anzeigen > Raster. Dann machen Sie<br />

die Zeichenpalette sichtbar; Dazu gehen Sie auf<br />

Fenster > Zeichen. Benutzen Sie das horizontale<br />

Textwerkzeug und wählen Schrift und Schriftfarbe<br />

aus der Zeichenpalette. Setzen Sie die Schriftgröße<br />

zu Beginn auf 14pt; bei Bedarf passen wir sie im<br />

nächsten Schritt an.<br />

Daten einfügen Tragen Sie die Daten ein, wobei<br />

3der gleiche Abstand zwischen den einzelnen<br />

Datumseinträgen beibehalten werden sollte. Richten<br />

Sie sie am Raster aus und vergrößern oder<br />

verkleinern die Abstände wo nötig. Wenn Sie fertig<br />

sind, gehen Sie auf Bearbeiten > Transformieren ><br />

Skalieren und ziehen Sie bei gedrückter<br />

Umschalttaste Ihren Kalender auf die richtige Größe.<br />

Bildbereich festlegen Klicken Sie auf das<br />

4Auswahlrechteck-Werkzeug und erzeugen Sie<br />

damit einen rechteckigen Bereich, in dem später Ihre<br />

Bilder zu sehen sein werden. Benutzen Sie auch hier<br />

das Raster zur Orientierung und lassen Sie einen<br />

gleich großen Raum zwischen dem Bildbereich und<br />

den Dokumentkanten. Nun öffnen Sie das erste Bild<br />

und gehen auf Auswahl > Alles auswählen und<br />

dann auf Bearbeiten > Kopieren. Sie können das<br />

Bild jetzt schließen ohne zu speichern.<br />

064 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />

Bild einfügen Zurück im Kalender Dokument<br />

5gehen Sie auf Bearbeiten > Bearbeiten Spezial ><br />

In die Auswahl einfügen. Benutzen Sie das<br />

Verschieben-Werkzeug, um ihr Bild zu positionieren,<br />

und gehen Sie auf Bearbeiten > Transformieren ><br />

Skalieren, um das Bild auf die richtige Größe zu<br />

bringen. Falls Sie die Größe oder Form des<br />

Bildbereiches ändern müssen, klicken Sie auf die<br />

rechte Miniatur der aktiven Ebene in der Ebenenpalette<br />

und benutzen Sie erneut die Transformieren-Funktion,<br />

um das Rechteck anzupassen.<br />

Umrandung hinzufügen Doppelklicken Sie auf<br />

6die oberste Ebene in der Ebenenpalette, um<br />

dass Fülloptionen-Menü zu öffnen. Hier können Sie<br />

eine Umrandung für ihr Bild wählen. Ich habe mich<br />

für einen Schlagschatten entschieden, doch natürlich<br />

können Sie jede beliebige Kontur wählen. Für den<br />

Schlagschatten klicken Sie auf den entsprechenden<br />

Reiter und benutzen die Schieberegler, um<br />

Deckkraft, Abstand etc. einzustellen, bis Sie das<br />

gewünschte Aussehen erreicht haben.


5 Minuten Photoshop<br />

Der fertige Kalender<br />

Wenn Sie im Format 10 ×<br />

15 drucken, können Sie zum<br />

Aufstellen auf dem<br />

Schreibtisch eine leere<br />

CD-Hülle verwenden.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 065


IMAGE: ADAM BURTON<br />

SO MEISTERN SIE<br />

OUTDOOR<br />

FOTOGRAFEN JUBELN! WENN DER SOMMER VORBEI IST, FREUEN WIR UNS AUF DIE FOTOGENSTE ALLER<br />

JAHRESZEITEN. DER HERBST BIETET UNSERER KAMERA EINE VIELZAHL VON GELEGENHEITEN:<br />

WUNDERSCHÖNES LICHT, GOLDENE FARBEN UND HIMMLISCHE, NEBLIGE MORGEN. SIE KÖNNEN<br />

EINFACH LOSGEHEN UND FOTOGRAFIEREN – WENN SIE ABER VORHER ETWAS PLANEN, WERDEN IHRE<br />

AUFNAHMEN DURCH ‚DAS GEWISSE ETWAS‘ BELOHNT.<br />

AUF DEN NÄCHSTEN 12 SEITEN FINDEN SIE GEBALLTE KOMPETENZ UND RATSCHLÄGE, UM DIE GANZE<br />

HERRLICHKEIT DIESER JAHRESZEIT AUSZUSCHÖPFEN – AUSRÜSTUNGSTIPPS, GRUNDLEGENDE<br />

TECHNIKEN UND KREATIVE IDEEN. WIR BRINGEN DEN HERBST UNTER DACH UND FACH...


SO MEISTERN SIE... OUTDOOR<br />

DIE RICHTIGEN OBJEKTIVE<br />

Wir raten dazu, mehrere unterschiedliche<br />

Brennweiten mitzuführen. Der Komfort und<br />

die Flexibilität von Zoomobjektiven sind<br />

gegenüber den Festbrennweiten besonders<br />

attraktiv, wenn Sie nicht wissen, welche<br />

Gelegenheiten auf Sie zukommen, wenn Sie<br />

da draußen nach Motiven suchen. Sie halten<br />

auch das Gewicht der Kameratasche in<br />

erträglichen Grenzen. Erste Priorität sollte<br />

jedoch der Weitwinkel haben. Eine<br />

068 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />

Brennweite im Bereich von 17 bis 35 mm ist<br />

ideal; damit decken Sie weite Landschaften<br />

ab, sogar ganze Panoramen. Wenn Sie im<br />

Wald fotografi eren, zahlt sich ein „schnelles“<br />

Objektiv doppelt und dreifach aus. Eine<br />

maximale Blende von f/2.8 liefert ein helleres<br />

Sucherbild, was das Scharfstellen und eine<br />

akkurate Bildkomposition sehr erleichtert.<br />

Ziehen Sie auch ein Fischeye-Objektiv in<br />

Betracht - es eignet sich hervorragend für<br />

kreativ aufgenommene, stürzende Linien und<br />

eine verzerrte Sicht auf die Baumkronen,<br />

wenn Sie senkrecht von unten aufgenommen<br />

werden. Ein Standard-Zoom im Bereich von<br />

24-70 mm eignet sich als Universalzoom. Mit<br />

dessen Weitwinkelbereich decken Sie ganze<br />

Landschaftsszenerien genauso wie ab wie<br />

Nahaufnahmen von Schwämmen und Pilzen.<br />

Der Telebereich kann weiter entfernte<br />

interessante Punkte in der Landschaft<br />

betonen, einen einzelnen Baum, eine<br />

Kirchturmspitze oder eine Schlossruine -<br />

besonders wenn Sie im geheimnisvollen<br />

Morgennebel liegen. Nach dem Weitwinkel ist


SO MEISTERN SIE... OUTDOOR<br />

das zweitwichtigste Objektiv ein Telezoom im<br />

Bereich von 70 bis 200 mm oder gar 70 bis<br />

300 mm. Seine Reichweite gestattet es, allen<br />

möglichen Situationen gerecht zu werden,<br />

einschließlich Nahaufnahmen von<br />

Herbstblättern, Wildlife-Motiven und<br />

Schnappschüssen von Menschen und frei<br />

laufenden Hunden. 300 mm reichen aus, um<br />

gute formatfüllende Motive in Wildparks<br />

einzufangen, wie etwa ein Eichhörnchen, das<br />

Nüsse sammelt. Ein Bildstabilisator ist dabei<br />

ideal, denn Sie werden sich oft schnell auf das<br />

Verhalten und die Bewegung eines Tieres<br />

einstellen müssen, was bedeutet, dass Sie aus<br />

der Hand schießen werden.<br />

Vielleicht haben Sie schon eins - oder Ihr<br />

Budget gibt eins her: ein Makro-Objektiv.<br />

Damit kommen Sie extrem nah an kleine<br />

Motive heran. Die meisten der auf dem Markt<br />

befi ndlichen Makroobjektive haben eine<br />

„schnelle“ maximale Blende von f/2.8, womit<br />

sie sehr künstlerisch wirkende Aufnahmen<br />

produzieren können, indem Sie die extrem<br />

fl ache Schärfentiefe kreativ einsetzen.<br />

HELEN DIXON<br />

OUTDOOR-ZUBEHÖR<br />

Stativ: Die Bedeutung eines guten,<br />

standfesten Stativs kann nicht oft genug<br />

erwähnt werden. Die 3 Beine sorgen<br />

nicht nur dafür, dass ihre Fotos immer<br />

scharf werden - selbst im Schatten eines<br />

Waldes oder unter den schlechten<br />

Lichtverhältnissen der Morgen- und<br />

Abenddämmerung - es sorgt außerdem<br />

dafür, dass Sie sich automatisch besser<br />

auf Ihr Motiv und die Bildkomposition<br />

konzentrieren. Rechnen Sie mit<br />

wenigstens 100 für ein gutes Stativ mit<br />

Stativkopf. Wählen Sie ein Modell, auf<br />

dem sich die Kamera so montieren lässt,<br />

dass Sie auch in Bodennähe arbeiten<br />

können.<br />

Graufilter: Ein Graufi lter ist ein Muss<br />

für kreative Fotografen. Er absorbiert viel<br />

Licht und verlängert dadurch künstlich<br />

die Verschlusszeit der Kamera, wodurch<br />

Objektunschärfe erzeugt wird – bei sich<br />

bewegendem Wasser oder sich im Wind<br />

bewegenden Bäume beispielsweise.<br />

Graufi lter gibt es sowohl zum<br />

Aufschrauben als auch zum Aufstecken<br />

und beide Typen sind in verschiedenen<br />

Stärken erhältlich. Die gebräuchlichsten<br />

Graufi lter sind ein-, zwei-, und dreistufi g,<br />

doch es gibt auch wesentlich stärkere<br />

Versionen. Ein dreistufi ger Graufi lter ist<br />

eine gute Wahl, denn mit ihm können Sie<br />

die Verschlusszeit signifi kant verlängern,<br />

was ihren Bildern großartige Effekte<br />

verleihen wird.<br />

Kamerarucksack: Wenn Sie die<br />

besten Aussichtspunkte, Blickwinkel und<br />

Kamerastandpunkte auskundschaften<br />

wollen, werden Sie viel laufen müssen.<br />

Damit Sie Ihre Ausrüstung dabei<br />

komfortabel und sicher transportieren<br />

können, sollten Sie sich eine gute<br />

Kameratasche zulegen. Am besten ist ein<br />

Rucksack, denn er verteilt das Gewicht<br />

gleichmäßig auf Schultern und Rücken.<br />

Achten Sie auf gut gepolsterte Schulterund<br />

Beckengurte. Achten Sie auch auf<br />

das Fassungsvermögen - wählen Sie ein<br />

Modell, das mehr Platz bietet, als ihre<br />

zurzeit vorhandene Ausrüstung braucht.<br />

So haben Sie eine Reserve, wenn ihre<br />

Ausrüstung wächst. Auch<br />

Wetterfestigkeit ist von Bedeutung,<br />

besonders in den regnerischen Teilen des<br />

Jahres, wenn das Wetter sich schnell<br />

ändern kann.<br />

Schaumstoffmatte: kein besonders<br />

aufregendes Zubehör, doch sehr nützlich.<br />

Bei Regenwetter kann der Boden feucht<br />

und schlammig sein, doch mit einer<br />

Schaumstoffmatte schützen Sie ihre<br />

Kameraausrüstung und ihre Kleidung vor<br />

Nässe und Schmutz, wenn Sie sich<br />

hinknien oder hinlegen müssen. Eine<br />

solche Matte ist billig, doch Sie kann<br />

schnell zu einem unentbehrlichen Teil<br />

der Ausrüstung werden.<br />

Fernauslöser: Ein Fernauslöser ist<br />

ideal, wenn Sie selbst im Bild sein wollen<br />

oder wenn Sie lange Belichtungszeiten<br />

eingestellt haben. Es gibt drahtlose<br />

Modelle für unter 50 Euro.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 069


SO MEISTERN SIE... OUTDOOR<br />

HELEN DIXON<br />

BEWEGUNG<br />

Es gibt keine Regel, die uns vorschreiben würde,<br />

dass für unsere Motive authentisch einzufangen<br />

haben. Manchmal liefert ein kreativer Ansatz die<br />

besseren Resultate. Um künstlerische Fotos<br />

voller Energie und Dynamik zu erhalten,<br />

versuchen Sie einmal, ein Motiv absichtlich<br />

unscharf abzubilden, indem Sie die Kamera<br />

während der Aufnahme bewegen. Das ist nicht<br />

jedermanns Geschmack, doch mit ein wenig<br />

Übung bekommen Sie großartige Fotos, die an<br />

den Malstil von Monet erinnern. Der Trick<br />

besteht darin, ein gut erkennbares Objekt zu<br />

wählen, das charakteristische Linien und Farben<br />

aufweist - eine baumbestandene Allee<br />

beispielsweise. Anstatt ein gestochen scharfes<br />

Foto aufzunehmen, bewegen Sie die Kamera,<br />

während der Verschluss offen ist, um das Motiv<br />

zu verwischen. Normalerweise liefert ein<br />

vertikaler Schwenk die besten Ergebnisse, weil<br />

er faszinierende Farbstreifen und<br />

Oberflächenstrukturen hervorruft. Eine<br />

Verschlusszeit von etwa einer halben Sekunde<br />

ist ein guter Ausgangswert, doch<br />

experimentieren Sie solange, bis Sie mit dem<br />

Aussehen des entstandenen Fotos zufrieden<br />

sind. Um zu einer so langen Verschlusszeit zu<br />

kommen, stellen Sie eine kleine Blende und<br />

einen kleinen ISO Wert ein, und benutzen Sie<br />

einen Graufilter, falls nötig. Ganz gleich, ob Sie<br />

aus der Hand schießen oder ein Stativ<br />

verwenden, achten Sie darauf, dass die<br />

Schwenkbewegung weich und gleichmäßig ist.<br />

Auch hier macht Übung den Meister. Sie<br />

müssen sich natürlich nicht auf vertikales<br />

Schwenken beschränken. Versuchen Sie es<br />

auch horizontal, oder verdrehen Sie die Kamera.<br />

Probieren Sie auch einmal einen Zoom-Burst,<br />

wobei Sie das Objektiv von einem Ende der<br />

Brennweite zum anderen gleichmäßig auf- oder<br />

zuziehen. Diese Techniken haben zwei Dinge<br />

gemeinsam: Kein Bild ist wie das andere, und<br />

Sie werden eine Menge Spaß beim Ausprobieren<br />

haben.<br />

EINE FRISCHE PERSPEKTIVE<br />

Wir haben uns so sehr daran gewöhnt, die<br />

Welt in einer ganz bestimmten Weise<br />

wahrzunehmen, dass wir mitunter eine<br />

bewusste Anstrengung unternehmen müssen,<br />

die Dinge anders zu sehen. Anstatt immer nur<br />

Fotos von der eigenen Augenhöhe aus zu<br />

schießen, probieren Sie einmal höhere und<br />

niedrigere Kamera Standpunkte aus und Sie<br />

werden faszinierende, ungewöhnliche<br />

Perspektiven erhalten, durch die Ihre Motive<br />

viel eindringlicher wirken. Das gilt besonders<br />

beim Fotografi eren mit Weitwinkel. Versuchen<br />

Sie das einmal in einem Wald, jedoch nicht im<br />

Sommer, wenn das Laubwerk voll ausgebildet<br />

ist. Kahle Stämme eignen sich am Besten.<br />

Legen Sie sich auf den Rücken und schauen<br />

Sie nach oben - Ihre Schaumstoffmatte haben<br />

Sie ja dabei - die Baumstämme werden<br />

aussehen, als neigten sie sich in ihr Bild. Mit<br />

einem Fischeye-Objektiv wird der Effekt noch<br />

extremer.<br />

Die farbenprächtigsten Bilder bekommen Sie<br />

an sonnigen Tagen, wenn grüne Blätter mit<br />

dem klaren, blauen Himmel kontrastieren.<br />

Praktischerweise schießt man solche<br />

Aufnahmen aus der Hand, doch achten Sie<br />

darauf, die ISO-Empfi ndlichkeit<br />

heraufzusetzen, damit ihre Verschlusszeiten<br />

kurz genug bleiben.<br />

HELEN DIXON<br />

MÖGEN SIE PILZE?<br />

Waldgebiete erlauben Nahaufnahmen<br />

ungewöhnlicher, faszinierender Pilzformen.<br />

Pilze kommen in einer unglaublichen Vielfalt<br />

vor, in allen möglichen Größen, Farben und<br />

Formen. Sie wachsen in feuchtem Klima auf<br />

heruntergefallenen Ästen, verrotteten<br />

Baumstümpfen und selbstverständlich im<br />

Boden. Ideal für solche Motive ist ein<br />

Makroobjektiv, aber auch Nahfi lter und<br />

Zwischenringe sind eine gute Alternative. Die<br />

Lichtverhältnisse sind mitunter das größte<br />

Problem. Lamellen und der Stängel eines<br />

Pilzes erhalten normalerweise weniger Licht<br />

als der Pilzhut. Deswegen ist des Öfteren der<br />

Einsatz eines Aufhellblitzes oder eines<br />

Refl ektors erforderlich. Das zusätzliche Licht<br />

eines Refl ektors lässt sich im Gegensatz zum<br />

Blitz leicht steuern, indem Sie seinen Winkel<br />

oder seine Entfernung zum Motiv nach Bedarf<br />

ändern. Ein weißes Blatt Papier, ein<br />

Handspiegel oder eine Bahn Aluminiumfolie<br />

eignen sich ebenso als Refl ektor. Pilze sind<br />

nahezu unempfi ndlich gegen<br />

Windbewegungen. Darum spielt die<br />

Verschlusszeit kaum eine Rolle, vorausgesetzt,<br />

Sie benutzen ein Stativ.<br />

ROSS HODDINOTT<br />

070 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


DIE KRAFT DER<br />

POLARISIERUNG<br />

Der Polfilter sollte zum festen Bestandteil<br />

jeder Fotoausrüstung gehören. Wenn Sie<br />

den Filter in seiner Halterung drehen,<br />

werden Reflexionen stark reduziert,<br />

wodurch die natürliche Sättigung der<br />

Farben wiederhergestellt wird. Der Effekt<br />

ist besonders geeignet zum <strong>Fotografie</strong>ren<br />

im Wald, da der Filter die Reflexe des<br />

Blattwerks eliminiert und den Fotos<br />

Wärme und Leuchtkraft verleiht.<br />

Schrauben Sie einen Polfilter auf und<br />

vergleichen Sie, wie die Szenerie sich<br />

geändert hat und die Farben intensiviert<br />

wurden. Polfilter eignen sich sowohl für<br />

Weitwinkelaufnahmen als auch für<br />

Makrofotos einzelner Blätter. Sie<br />

absorbieren jedoch Licht in einer Stärke<br />

bis zu zwei Blendenstufen, so dass Sie<br />

nach Lichtverhältnissen auf Ihr Stativ<br />

zurückgreifen müssen. Polfilter eignen<br />

sich ebenso gut für die<br />

Landschaftsfotografie, wobei Sie helfen,<br />

die blaue Farbe des Himmels zu sättigen<br />

und die Wolken prachtvoll hervortreten<br />

zu lassen. Im Herbst ist das Wetter oft<br />

wechselhaft, deswegen haben Sie gute<br />

Chancen, einen Regenbogen zu<br />

fotografieren. Greifen Sie auch dabei<br />

zum Polfilter, denn Regenbogen<br />

emittieren ausschließlich polarisiertes<br />

Licht, das durch den Filter noch<br />

intensiviert wird. Sie müssen allerdings<br />

aufpassen, dass Sie ihn in die richtige<br />

Richtung drehen, denn sonst wird der<br />

Regenbogen schlicht aus dem<br />

Kamerabild verschwinden.<br />

HELEN DIXON<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 071


ADAM BURTON<br />

MORGEN IM DUNST<br />

Besonders in den Übergangsjahreszeiten<br />

Frühling und Herbst bildet sich nach einer klaren<br />

Nacht oft Nebel in Tälern und über großen<br />

Wiesen und Wasserflächen. Wenn Nebel<br />

vorhergesagt ist, stellen Sie Ihren Wecker und<br />

seien Sie bei Tagesanbruch vor Ort. Am besten<br />

suchen Sie sich einen erhöhten Standpunkt,<br />

denn von dort haben Sie die beste Aussicht auf<br />

die über der Natur liegenden Nebelfelder.<br />

Suchen Sie markante Punkte zur Unterstützung<br />

der Bildkomposition - einen einsamen Baum,<br />

eine Kirchturmspitze, ein Tier auf der Weide etc.<br />

Legen Sie den Schärfepunkt auf eine der das<br />

Bild teilenden, imaginären Drittel-Linien, das<br />

ergibt meistens die beste Bildkomposition.<br />

Brennweiten oberhalb von 50 mm betonen die<br />

Intensität des Nebels, das Weitwinkelobjektiv ist<br />

hier überflüssig. Manchmal erweisen sich sogar<br />

Brennweiten von 200 mm und mehr als am<br />

besten geeignet, weil Sie die Perspektive<br />

verkürzen und sie ihnen gestatten, einzelne<br />

Bereiche zu isolieren. Probieren Sie es aus in<br />

einem Waldgebiet, wo Dunst und Nebel die<br />

Umgebung simplifizieren, weil sie viele Konturen<br />

verschlucken, was zu geheimnisvoll<br />

anmutenden Bildern führt. Überprüfen Sie<br />

regelmäßig das Histogramm; wenn die<br />

Belichtung zu wünschen übrig lässt, korrigieren<br />

Sie und fotografieren erneut.<br />

072 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


SO MEISTERN SIE... OUTDOOR<br />

HELEN DIXON<br />

HIGH DYNAMIC RANGE (HDR)<br />

HDR mag nicht jedermanns Sache sein, doch<br />

diese Technik eignet sich hervorragend für<br />

kontrastreiche Motive in der Natur, besonders für<br />

solche mit starkem Kontrast, wie beispielsweise<br />

ein Baum im Gegenlicht. Durch das<br />

Zusammenmontieren identischer Bilder mit<br />

unterschiedlicher Belichtung können Sie den im<br />

Vergleich zur menschlichen<br />

Wahrnehmungsfähigkeit begrenzten<br />

Dynamikbereich des Kamerasensors sehr<br />

effektiv erweitern und Bilder von wunderbarer<br />

Detailtreue und Tonalität produzieren. HDR<br />

kann eingesetzt werden, um relativ natürlich<br />

wirkende Ergebnisse zu erhalten oder um<br />

bewusst surrealistische Effekte zu erzielen. Ein<br />

Stativ ist hier unerlässlich, damit die Einzelbilder<br />

zu 100 % kongruent sind. Variieren Sie die<br />

Belichtung in Schritten von einer halben oder<br />

einer ganzen Blendensstufe.<br />

Ein Wort zu Bäumen als Motiv für HDR-Fotos:<br />

Wenn es nicht völlig windstill ist, werden Blätter<br />

und Zweige sich zwischen den einzelnen<br />

Aufnahmen bewegen, was es sehr schwer<br />

macht, die Sequenz zu erzeugen, ohne dass<br />

hässliche Halo-Effekte entstehen. Bäume<br />

werden zurecht deswegen als der Albtraum des<br />

HDR-Fotografen bezeichnet. Deswegen ist es bei<br />

Bäumen ein besserer Ansatz, unterschiedliche<br />

Versionen einer einzigen Raw-Datei<br />

zusammenzuführen. Raw-Dateien haben einen<br />

sehr großen Dynamikumfang, deswegen<br />

können Sie die Schatten um ein paar<br />

Blendensstufen „pushen“, falls notwendig, ohne<br />

dass dabei viel Bildrauschen entsteht.<br />

Verarbeiten Sie also dieselbe Raw-Datei<br />

mehrmals, wobei Sie die Belichtung jeweils mit<br />

Schwerpunkt auf den Tiefen, Mitteltönen und<br />

Lichtern orientieren. Dann führen Sie sie die<br />

Versionen der Raw-Datei in Photoshop oder mit<br />

einer besonderen HDR-Software wie Photomatix<br />

zusammen. Das Ergebnis ist ein perfektes<br />

Komposit-Bild.<br />

ADAM BURTON<br />

REFLEXIONEN<br />

Warum sind Reflexionen so faszinierend?<br />

Vielleicht ist es die beruhigende Wirkung<br />

reflektierenden Wassers oder die Symmetrie,<br />

die dem Auge gefällt. Wie auch immer,<br />

spiegelähnliche Reflexionen sind<br />

unwiderstehlich. Das Wetter ist der Schlüssel<br />

dazu, denn schon die leiseste Brise macht den<br />

Effekt zunichte, weil das Wasser sich zu<br />

kräuseln beginnt. Achten Sie auf die<br />

Wettervorhersage und fahren Sie bei guten<br />

Bedingungen an einen nahen See, Kanal oder<br />

größeren Teich. Die Morgendämmerung ist die<br />

beste Tageszeit. Dann ist das Wetter nicht nur<br />

in der Regel ruhiger, Sie können zusätzlich<br />

auch die Farben des Sonnenaufgangs, der sich<br />

im Wasser spiegelt, einfangen. Seien Sie<br />

wenigstens 30 Minuten vorher vor Ort, damit<br />

sie in Ruhe aufbauen und schon die<br />

Morgenröte fotografieren können. Auch wenn<br />

es die Drittel-Regel bricht: Es ist oft am besten,<br />

den Horizont zentral zu platzieren, wenn Sie<br />

Reflexionen fotografieren wollen, damit die<br />

Symmetrie besser zur Geltung kommt. Die<br />

reflektierten Bilder sind typischerweise dunkler<br />

als die Szene selbst, deshalb kann ein<br />

Verlaufsfilter das Licht ausbalancieren. Richten<br />

Sie ihn so aus, dass er die gesamte Szene<br />

abdeckt: nicht nur den Himmel, sondern auch<br />

die Landschaft. Dadurch können Sie die<br />

Belichtung der Reflexion anpassen, was zu<br />

einer ausgewogeneren, natürlicher<br />

aussehenden Aufnahme führt. Ein ein- oder<br />

zweistufiger Verlaufsfilter sollte ausreichen.<br />

Jetzt, wo der Winter sich zu verabschieden<br />

beginnt, warten wir auf eine fotogenere<br />

Jahreszeit. Der Frühling bringt eine Vielfalt an<br />

Motiven vor unsere Kameras, er gibt uns gutes<br />

Licht, „Goldene Stunden“ und geradezu<br />

übernatürlich wirkende Szenerien im<br />

Morgennebel.<br />

Nun könnten Sie einfach losziehen und<br />

anfangen zu fotografieren, doch es gibt einige<br />

Überlegungen, die Sie berücksichtigen sollten.<br />

Dann werden Sie mit Aufnahmen belohnt, die<br />

das kleine Extra Quäntchen an Klasse<br />

ausmachen. Die nächsten 12 Seiten sind prall<br />

gefüllt mit Erfahrungen und Ratschlägen, die<br />

Ihnen zugutekommen mögen, damit Sie das<br />

Beste aus der vor uns liegenden Jahreszeit mit<br />

ihre sanften Farbtönen machen können.<br />

LEE FROST<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 073


SO MEISTERN SIE... OUTDOOR<br />

TIERE IM WALD<br />

Parks, Wälder und Wildgehege beherbergen das<br />

ganze Jahr über frei lebende Tiere, die an die<br />

Nähe des Menschen gewöhnt sind. Seien Sie am<br />

frühen Morgen oder späten Nachmittag vor Ort,<br />

und Sie können sehr atmosphärische Bilder<br />

aufnehmen. Rehe und Hirsche sind fotogen und<br />

als Motiv immer attraktiv. Besonders die Hirsche<br />

mit ihren Geweihen sehen eindrucksvoll aus.<br />

Halten Sie sich jedoch in sicherer Entfernung<br />

und schrecken Sie die Tiere nicht auf.<br />

Eine Brennweite von 300 mm gehört zur<br />

Minimalanforderung; mit einem Telekonverter<br />

können Sie aus noch größerer Distanz arbeiten.<br />

Einen Hirsch fotografieren am besten inmitten im<br />

Unterholz stehender Farne, in einer<br />

BÄUME IM GEGENLICHT<br />

Bäume sind ein klassisches Motiv und verfehlen<br />

kaum ihre Wirkung auf den Betrachter.<br />

<strong>Fotografie</strong>ren Sie sie gegen das Licht, und Sie<br />

erhalten lange Schatten, die von den hoch<br />

aufragenden Stämmen erzeugt werden. Die<br />

Schatten laufen auf die Kamera zu, liefern dadurch<br />

ideale Führungslinien und machen den<br />

Vordergrund Ihrer Bilder attraktiv. Der frühe Morgen<br />

und der späte Nachmittag sind die besten Zeiten,<br />

um im Gegenlicht zu fotografieren, da die niedrige<br />

Position der Sonne über dem Horizont auch jetzt in<br />

dieser Jahreszeit ein weiches, warmes Licht<br />

erzeugt. Außerdem ist es dann leichter, die Sonne<br />

hinter einem dicken Baumstamm zu „verstecken“,<br />

oder sich selbst so zu positionieren, dass Äste und<br />

Zweige das Sonnenlicht abschwächen. Das<br />

erleichtert die richtige Belichtung, ohne dass die<br />

Spitzlichter abgeschnitten würden. Das Risiko von<br />

Streulicht ist leider sehr hoch, benutzen Sie<br />

deswegen eine Gegenlichtblende oder schirmen Sie<br />

die Vorderseite des Objektivs mit einem Stück<br />

Karton ab, zur Not auch mit der Hand.<br />

Nebelschwade stehend oder eingerahmt von<br />

Bäumen. Auch Eichhörnchen sind ein schönes<br />

Motiv, an das sie ohne weiteres bis auf fünf Meter<br />

und weniger herankommen können, ohne sie zu<br />

verschrecken. Wegen der geringen Körpergröße<br />

der Tiere ist auch hier 300 mm Brennweite<br />

gefordert, sonst kommen die kleinen Kerle nicht<br />

ganz ins Bild. Der Kamerastandpunkt sollte<br />

niedrig über dem Boden sein, legen Sie sich also<br />

auf den Bauch – natürlich haben Sie Ihre<br />

Schaumstoffmatte dabei – stützen sich auf die<br />

Ellbogen oder benutzen einen Bohnensack, um<br />

die Kamera zu fixieren.<br />

Bei den jetzigen Wetterverhältnissen mit wenig<br />

natürlichem Futter sind die Vögel stärker auf<br />

Futterstellen der Hausgärten angewiesen; ideal,<br />

um Fotos aus dem warmen Wohnzimmer heraus<br />

durch das Fenster zu schießen. Sorgen Sie für ein<br />

paar Requisiten direkt an der Futterstelle.<br />

Geeignet ist beispielsweise ein fest verankerter<br />

Zweig, den Sie den Vögeln als Landeplatz<br />

anbieten können. Stellen Sie vorab darauf scharf,<br />

so brauchen Sie nur zu warten und können<br />

auslösen, sobald sich ein Vogel darauf setzt.<br />

Vergessen Sie auch die kleine Welt der Spinnen<br />

nicht. Es sind bemerkenswerte Bilder möglich,<br />

wenn Sie sie einfangen, wie sie bewegungslos im<br />

Zentrum ihres Netzes auf ihre Beute warten. Ein<br />

Stativ ist in der Nähe eines Spinnennetzes<br />

schnell aufgestellt und übersehen Sie auch die<br />

Netze selbst nicht als Motiv. Ihre Symmetrie<br />

macht sie für Makroaufnahmen sehr fotogen.<br />

ROSS HODDINOTT HELEN DIXON<br />

074 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


FROSTIGER TAGESANBRUCH<br />

In manchen Gegenden hinterlässt eine frostige Nacht den Raureif noch für Stunden. Seien Sie trotzdem<br />

morgens rechtzeitig draußen, denn sobald die Sonne aufgeht, verschwindet er schnell. Offenes Grasland<br />

mit wenigen Bäumen ist die beste Kulisse. Raureif bewirkt eine signifikante Veränderung der Landschaft:<br />

Suchen Sie nach Details wie Grasbüschel, immergrünes Buschwerk und Spinnweben. Benutzen Sie ein<br />

Makroobjektiv, um das attraktive Glitzern auf ihren Motiven im Sonnenlicht bildfüllend einzufangen. Auch<br />

vereinzelte Bäume sind schöne Motive, besonders im Kontrast zu tiefblauem, polarisiertem Himmel.<br />

Frühmorgens herrscht oft ein magisches Licht. Trotzdem sollten Sie auch die vorhandenen Schatten<br />

erforschen. Frost hält sich im Schatten länger, und ein Teppich gefrorener Zweige mit Blattresten kann<br />

wunderschöne Muster offenbaren, wenn er direkt von oben fotografiert wird. Bei kaltem Wetter erreichen<br />

Kamera-Akkus nicht ihre volle Kapazität, haben Sie also Ersatz zur Hand, der vorzugsweise in der<br />

warmen Hosentasche und nicht in der kalten Kameratasche aufbewahrt wird.<br />

BILD: HELEN DIXON


SO MEISTERN SIE... OUTDOOR<br />

ROSS HODDINOTT<br />

ISTOCK PHOTO<br />

BAUMSILHOUETTE<br />

Die charakteristische, sofort erkennbare Form<br />

eines Baumes prädestiniert ihn dazu, als<br />

Silhouette fotografiert zu werden. Die Silhouette<br />

ist die extremste Form der Gegenlichtaufnahme.<br />

Das Motiv verliert alle Farbe und jedes Detail.<br />

Halten Sie Ausschau nach Bäumen, die eine<br />

besonders fotogene Form haben und die Sie<br />

gegen einen kontrastierenden Himmel<br />

fotografieren können. Morgen- und<br />

Abenddämmerung sind die besten Tageszeiten,<br />

um Silhouetten zu schießen, da ein<br />

eindrucksvoll gefärbter Himmel den perfekten<br />

Bildhintergrund liefert. Für die Belichtung<br />

messen Sie den hellen Hintergrund des Motivs,<br />

damit die Silhouette tiefschwarz wird. Das<br />

Histogramm wird eine extreme Spitze in der<br />

linken Seite des Diagramms zeigen – in diesem<br />

Fall deutet das aber nicht auf völlig misslungene<br />

Belichtung hin, sondern es reflektiert die<br />

besondere Aufnahmetechnik.<br />

NATÜRLICHE STILLLEBEN<br />

Ein natürliches Stillleben ist ein Stillleben, das Sie<br />

irgendwo an Ort und Stelle in natürlicher Lage<br />

vorfinden. Nichts ist künstlich arrangiert worden,<br />

und doch bestens zur Aufnahme bereit. Eine<br />

solche Situation finden Sie am ehesten in einem<br />

Waldgebiet. Kastanien, Eicheln, Tannenzapfen,<br />

Farne und Beeren sind als Objekte geeignet,<br />

ebenso wie Nadelzweige oder Blätter. Suchen<br />

Sie nach gefälligen Arrangements von Farben,<br />

Formen und Oberflächenstrukturen, die wenig<br />

oder gar keine „Kosmetik“ benötigen, um zur<br />

Aufnahme bereit zu sein. Für solche Motive sind<br />

ein bedeckter Himmel oder weiches, diffuses<br />

Sonnenlicht am besten geeignet. Benutzen Sie<br />

bei starken Kontrasten einen kleinen Reflektor<br />

oder ein weißes DIN A4 Blatt, um die Schatten<br />

aufzuhellen und das Foto zu verbessern. Falls Sie<br />

partout kein solches Stillleben finden, sammeln<br />

Sie einfach ein paar Objekte im Wald ein und<br />

arrangieren Sie sie zuhause zu einem Stillleben.<br />

ISTOCK PHOTO<br />

HINTERLEUCHTETE BLÄTTER<br />

Durchscheinende Pflanzenblätter sind<br />

äußerst fotogen, wenn sie von hinten<br />

angestrahlt werden, da das Licht Umriss,<br />

Form, Farbe und feine Details hervorhebt.<br />

Falls Sie aufgrund der Jahreszeit solche<br />

Blätter in der freien Natur nicht finden<br />

können, versuchen Sie es in einer<br />

Baumschule oder dem Gewächshaus einer<br />

Gärtnerei. Wenn diese am frühen Morgen<br />

noch geschlossen sind, werden Sie am<br />

Spätnachmittag Glück haben. Die Sonne<br />

sollte jedenfalls tief stehen, das erleichtert<br />

Ihnen die Bildkomposition im Gegenlicht. Ein<br />

aus kurzer Entfernung benutztes Weitwinkel<br />

Objektiv kann großartige Bilder liefern. Leider<br />

ist es umso schwieriger, die Sonne aus dem<br />

Bildausschnitt herauszuhalten, je kürzer die<br />

Brennweiten werden. Es gibt also das Risiko<br />

von Streulicht. Eine längere Brennweite oder<br />

ein Makroobjektiv eignen sich unter diesem<br />

Aspekt deswegen besser für<br />

Gegenlichtaufnahmen auf kurze Entfernung.<br />

Damit können Sie auch ein oder zwei Blätter<br />

isolieren. Die meisten 70-300 mm Telezooms<br />

„vergrößern“ bis zu maximal einem Viertel der<br />

Originalgröße des aufgenommenen Objekts,<br />

eignen sich also gut, um das Motiv von seiner<br />

Umgebung abzugrenzen. Benutzen Sie eine<br />

Gegenlichtblende, um das Streulicht zu<br />

minimieren und richten Sie es so ein, dass<br />

zwischen fotografiertem Blatt und seinem<br />

Hintergrund eine relativ große Distanz besteht<br />

– damit erzeugen Sie einen hübsch<br />

aufgeräumten Hintergrund, der frei ist von<br />

ablenkenden Elementen. Weiter kann eine<br />

relativ weit offene Blende von f/4 oder f/5.6<br />

dafür sorgen, dass andere Blätter und<br />

Vegetation aus dem Schärfebereich<br />

herausfallen. Der flache Tiefenschärfebereich<br />

gibt dem Ganzen Ensemble zusätzlich einen<br />

leicht künstlerischen Touch. Überprüfen Sie<br />

jedoch regelmäßig das Histogramm, um einer<br />

möglichen Unterbelichtung frühzeitig auf die<br />

Spur zu kommen.<br />

FLIESSENDES WASSER<br />

Flüsse und Bäche mit Wasserfällen sind das<br />

ganze Jahr über populäre Motive, doch nach<br />

der Schneeschmelze sind Sie am fotogensten,<br />

wenn das zusätzliche Schmelzwasser Sie<br />

anschwellen lässt. Schwarz glänzende, aus<br />

dem schnell fl ießenden Wasser herausragende<br />

Steine und Felsen geben den Bildern<br />

zusätzliche Tiefe und machen es noch<br />

attraktiver. Jetzt ist also die beste Zeit für<br />

solche Aufnahmen. Das Weitwinkelobjektiv ist<br />

hier die beste Wahl, denn damit bekommen<br />

Sie aus einem niedrigen Kamerastandpunkt<br />

heraus sehr dynamisch wirkende Fotos. Ein<br />

bedeckter Himmel gibt in dieser Situation das<br />

beste Licht; kontrastreiches, direktes<br />

076 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


SO MEISTERN SIE... OUTDOOR<br />

HELEN DIXON<br />

Sonnenlicht ist schlecht. Die grundsätzliche<br />

Entscheidung, die Sie bei dieser Art Motiv<br />

treffen müssen, besteht darin, entweder die<br />

Bewegung des Wassers einzufrieren oder Sie<br />

durch bewusste Bewegungsunschärfe des<br />

Objekts darzustellen. Die Mehrheit der<br />

Fotografen ist sich einig, dass die absichtlich<br />

herbeigeführte Unschärfe die ästhetisch<br />

schönere Ansicht liefert. Eine Verschlusszeit<br />

von mindestens einer halben Sekunde wird<br />

das Wasser als milchiges Element zeigen und<br />

so einen starken Eindruck von Bewegung<br />

vermitteln. Benutzen Sie eine kleine<br />

Blendenöffnung und einen niedrigen ISO Wert.<br />

Falls nötig, verwenden Sie zusätzlich einen<br />

Graufi lter, um auf die nötige Länge der<br />

Verschlusszeit zu kommen. Auch ein Polfi lter<br />

eignet sich zu diesem Zweck, denn auch er<br />

dunkelt das einfallende Licht um zwei<br />

Blendenstufen ab. Mit ihm können Sie<br />

außerdem die Farben sättigen und Streulicht<br />

reduzieren. Falls Sie es vorziehen, die<br />

Bewegung des Wassers authentischer<br />

aufzunehmen, müssen Sie eine wesentlich<br />

kleinere Verschlusszeit einstellen, jenseits<br />

einer 1/250 Sekunde. Leider ist eine solch<br />

kurze Verschlusszeit bei den üblicherweise<br />

herrschenden Lichtverhältnissen nur mit weit<br />

offener Blende und hoher ISO Einstellung zu<br />

erzeugen. Das hat seinen Preis: die<br />

Schärfentiefe wird kleiner, das Bildrauschen<br />

größer. Das dürfte der Grund sein, warum<br />

meistens die „langsame“ Aufnahmetechnik<br />

bevorzugt wird. Wie auch immer, für beide ist<br />

ein stabiles Stativ die Grundvoraussetzung. Die<br />

lange Verschlusszeit bietet den zusätzlichen<br />

Vorteil, dass sie auch die Bewegung im Wasser<br />

treibender Gegenstände verwischt, die aber als<br />

interessante Streifen, Muster oder Kreise im<br />

Wasser zu sehen sein werden. Dieser Effekt<br />

erfordert eine Verschlusszeit zwischen einer<br />

und zwei Sekunden. Machen Sie möglichst<br />

viele Aufnahmen. Denn bei sich bewegendem<br />

Wasser werden alle Bilder leicht<br />

unterschiedlich aussehen. Apropos Wasser:<br />

wenn Sie nah am Wasser arbeiten, achten Sie<br />

auf Ihr Gleichgewicht. Felsen und Steine in<br />

Ufernähe sind rutschig, und Sie liegen schnell<br />

im Bach. Falls Sie ihr Stativ im fl achen Wasser<br />

aufstellen, gilt dasselbe. Kameras und Wasser<br />

vertragen sich schlecht.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 077


SO MEISTERN SIE... OUTDOOR<br />

ISTOCK PHOTO<br />

SPASS IM UNTERHOLZ<br />

Der Wald ist ein idealer Abenteuerspielplatz, da<br />

ist es doch nahe liegend, auch die Kinder bei<br />

ihrem eigenen Vergnügen zu fotografieren.<br />

Kinder mögen es, im Wald herum zu rennen und<br />

mit den Freunden alle möglichen Rollen zu<br />

spielen. Lassen Sie die Kleinen sich also<br />

austoben, und machen Sie dabei farbenfrohe<br />

Aufnahmen, die ein Leben lang als Erinnerung<br />

dienen werden. Stellen Sie eine kurze<br />

Verschlusszeit ein, um die schnellen<br />

Bewegungen einzufrieren. Erhöhen Sie dazu<br />

den ISO-Wert oder blenden Sie auf, falls der<br />

Himmel bedeckt ist. Auf jeden Fall werden Sie<br />

eine Fülle an Fotogelegenheiten finden. Doch<br />

das Vergnügen braucht nicht nur auf Seiten der<br />

Kinder zu sein. Nehmen Sie selbst an deren<br />

Spiel teil, denn wozu gibt es den Fernauslöser,<br />

oder wenigstens den Selbstauslöser der Kamera?<br />

Haben Sie einen Hund? Der wird begeistert<br />

mitmachen, überall herumschnüffeln, sich<br />

herumwälzen und Löcher graben, denn für ihn<br />

sind die Gerüche des Waldes ein Paradies. Und<br />

vergessen Sie nicht: auch Porträtfotos<br />

bekommen einen ganz anderen Akzent in dieser<br />

Umgebung, denn wo sonst finden Sie soviel<br />

schönen, außergewöhnlichen Hintergrund?<br />

WALDROMANZE<br />

Es ist kein Zufall, dass die meisten<br />

romantischen Filme Szenen enthalten, in<br />

denen ein Paar in einer lichtdurchfl uteten<br />

Waldszene Hand in Hand spazieren geht.<br />

Auch als Fotograf können Sie diese Kulisse<br />

und die durch sie ausgelösten Emotionen<br />

zu Ihrem Vorteil nutzen. Ob es sich um ein<br />

Hochzeitspaar, um Bekannte, Freunde<br />

oder Verwandte handelt – wenn Sie sie<br />

während eines Sonntagsspaziergangs vor<br />

passender Szenerie in Positur bringen,<br />

können Sie sehr emotionale Porträts mit<br />

nach Hause nehmen. Wählen Sie<br />

möglichst einen Tag, an dem der Himmel<br />

bedeckt ist, denn das weiche Licht passt<br />

besser zu solchen Motiven als direktes<br />

Sonnenlicht. Eventuell vorhandener<br />

leichter Dunst in der Luft wirkt als<br />

natürlicher Weichzeichner und verstärkt<br />

beim Betrachter das Gefühl der Romantik.<br />

Schießen Sie möglichst viele Varianten<br />

eines Motivs, von der<br />

Weitwinkelaufnahme, bei der die<br />

Pastelltöne der Umgebung zur Geltung<br />

kommen, bis hin zum Porträt mit kurzem<br />

Teleobjektiv gegen einen absichtlich<br />

unscharfen Hintergrund. Wollen Sie selbst<br />

im Bild sein, greifen Sie auf den<br />

Selbstauslöser oder den Fernauslöser<br />

zurück.<br />

ISTOCK PHOTO ISTOCK PHOTO<br />

078 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


SO MEISTERN SIE ES BILDKOMPOSITION<br />

GRUNDLAGEN: DIE<br />

DRITTELREGEL<br />

Wenn Sie eine ausgewogene Bildkomposition<br />

wünschen, ist die Drittelregel das Maß aller<br />

Dinge. Dieses schon sehr alte Prinzip stammt<br />

ursprünglich aus der Malerei, gilt jedoch<br />

gleichermaßen für die Fotografi e und bildet<br />

die Grundlage jeder Bildkomposition.<br />

Sie wenden die Drittelregel an, indem Sie das<br />

Sucherbild Ihrer Kamera mittels zweier<br />

imaginärer horizontaler und vertikaler Linien<br />

in ein Raster aus exakt neun gleichen<br />

Rechtecken einteilen. Manche Kameras<br />

können dieses Raster sogar in das Sucherbild<br />

einblenden. Das Raster teilt den Bildbereich<br />

in drei horizontale und drei vertikal<br />

verlaufende Areale, wobei die Schnittpunkte<br />

der Linien des Rasters sich auch gut als<br />

Fixpunkte eignen, um die Bildelemente zu<br />

positionieren.<br />

Ein Beispiel: wenn ihre Bildkomposition<br />

einen Schärfepunkt vorsieht – eine Scheune<br />

in einem Feld, ein Boot auf einem See, einen<br />

Baum auf einem Hügel – dann sollten Sie ihn<br />

auf eine der vier Schnittpunkte der<br />

Rasterlinien liegen. So erzeugen sie fast<br />

immer ein visuell gefälligeres Bild, als mit<br />

dem Fixpunkt in der Mitte des Bildes. Bei<br />

Landschaftsfotos hat sich der obere rechte<br />

Schnittpunkt für diesen Zweck als der beste<br />

erwiesen, denn das Auge analysiert eine<br />

Szene von unten links nach oben rechts oder<br />

von links nach rechts. Wenn Sie also den<br />

Fixpunkt oben in die rechte Bildseite legen,<br />

wird das Auge den größten Teil der Szene<br />

bereits erfasst haben, bevor es den Fixpunkt<br />

erreicht und länger auf ihm verteilt.<br />

Fotografi eren Sie dagegen einen einsamen<br />

Wanderer am Strand, so ist der untere rechte<br />

Schnittpunkt besser geeignet, besonders<br />

dann, wenn sich ein interessanter Himmel<br />

über der Szene wölbt.<br />

Die Drittelregel ist nicht auf Außenaufnahmen<br />

beschränkt; auch für Porträts können Sie die<br />

Bildkomposition so ausrichten, dass ein Auge<br />

des Modells oder dessen Kopf auf einem der<br />

Raster Schnittpunkte liegt. Gleiches gilt für<br />

Nahaufnahmen, Architekturfotos, Action-<br />

Fotos, Stillleben und sogar für die abstrakte<br />

Fotografi e.<br />

Die Rasterlinien der Drittelregel helfen auch<br />

dabei, eine gute Balance der Bildkomposition<br />

zu fi nden. Es gibt beispielsweise immer die<br />

Versuchung, den Horizont in die Mitte des<br />

Bildausschnitts zu legen, obwohl die Position<br />

auf der Linien ein Drittel unterhalb der<br />

Oberkante des Bildes besser wirkt, da sie den<br />

Vordergrund betont. Umgekehrt betonen Sie<br />

den Himmel, wenn Sie den Horizont auf die<br />

untere horizontale Rasterlinien legen.<br />

Dasselbe Prinzip gilt für alle anderen<br />

natürlichen oder imaginären Führungslinien.<br />

080 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


SO MEISTERN SIE... BILDKOMPOSITION<br />

LEE FROST<br />

ISTOCK PHOTO<br />

Vertikale Linien dienen einem ähnlichen<br />

Zweck, wenn es darum geht, vertikale<br />

Bildelemente zu platzieren. Befi nden sich<br />

Bäume oder Menschen im Vordergrund,<br />

platzieren Sie sie auf die rechte vertikaler<br />

Linie, sodass der Blick sich ihnen von der<br />

linken Bildseite nähern kann.<br />

Sie werden schnell feststellen, dass Sie die<br />

Drittelregel auf dasselbe Motiv in mehreren<br />

Variationen anwenden können –<br />

positionieren Sie den Horizont auf den<br />

Schärfepunkt oder legen Sie für das Bild<br />

mehrere Schärfepunkte fest. Sie müssen sich<br />

nicht sklavisch an die Regeln halten – nutzen<br />

Sie sie nur so weit sie funktioniert!<br />

Grundsätzlich sollten Sie anfangs genau<br />

überlegen, was Sie mit dem Bild erreichen<br />

wollen. Nach einer gewissen Übung<br />

geschieht das aber instinktiv, und ihre<br />

Bildkomposition erfolgt fast automatisch. Es<br />

wird nicht immer funktionieren, doch wenn<br />

Sie dieses Stadium erreicht haben, werden<br />

Sie es selbst merken und entsprechend<br />

handeln.<br />

GRUNDLAGEN: DER VORDERGRUND<br />

Eines der wichtigsten Bildelemente, das Sie<br />

bei der Bildkomposition beachten sollten, ist<br />

der Vordergrund, also der Bereich direkt vor<br />

der Kamera.<br />

Den Vordergrund zu gestalten, ist aus<br />

mehreren Gründen sinnvoll. Wenn Sie ihn<br />

betonen, vermittelt Ihr Bild ein starkes Gefühl<br />

für Distanz, Tiefe und Maßstab infolge der<br />

Perspektivwirkung. Außerdem schafft ein<br />

interessanter Vordergrund einen Einstieg in<br />

die Bildkomposition, von dem der Blick des<br />

Betrachters sich die Szene bis hin zum<br />

Hintergrund ‚erschließen‘ kann. Zudem<br />

enthält der Vordergrund mehr Informationen<br />

als die übrige Szene. Da er sich nah an der<br />

Kamera befi ndet, wird er auch nicht von<br />

atmosphärischem Dunst beeinträchtigt wie<br />

die weiter entfernten Bildelemente.<br />

Die Wirkung des Vordergrunds wird<br />

hauptsächlich durch die Wahl des Objektivs<br />

beeinfl usst: Je weiter der Blickwinkel, desto<br />

mehr Vordergrund wird aufgenommen.<br />

Brennweiten von 15-18 mm (24-28 mm im<br />

Vollformat) sind ideal, denn Sie sind einerseits<br />

weit genug, um viel Vordergrund in der Breite<br />

aufzunehmen, bringen andererseits aber<br />

noch genug vom Rest der Szene ins Bild, so<br />

dass diese sich nicht in der Distanz verliert.<br />

Mit einer Brennweite von 10 mm (16 mm im<br />

Vollformat) können Sie Ihre Motive sehr<br />

ausdrucksstark abbilden – dabei müssen Sie<br />

aber selbst „im Vordergrund stehen“, sonst<br />

verfehlt die Bildkomposition ihre Wirkung.<br />

Wenn Sie im Hochformat aufnehmen,<br />

bekommen Sie in der Vertikalen mehr<br />

Vordergrund ins Bild. Das kann bei<br />

demselben Motiv einen völlig anderen<br />

Eindruck hervorrufen, besonders wenn der<br />

Vordergrund vertikale Linien aufweist. Als<br />

Blickfang für den Vordergrund eignet sich fast<br />

alles: Felsen, Ein Fluss, eine Mauer, ein Tor,<br />

ein Zaun, ein Baum, Boote am Pier,<br />

Blumenbeete, Refl exionen und nicht zuletzt<br />

Menschen. Objekte innerhalb der Szene, die<br />

natürliche oder imaginäre Führungslinien<br />

erzeugen, sind stets von Vorteil, denn Sie<br />

führen das Auge des Betrachters in die Szene<br />

ein.<br />

Sie sollten darauf achten, besonders bei<br />

Landschaftsaufnahmen mit Weitwinkel, dass<br />

ein attraktiver Vordergrund vorhanden ist,<br />

andernfalls wird das Interesse des Betrachters<br />

nicht geweckt. Ein Vordergrund darf jedoch<br />

nicht zu unaufgeräumt wirken oder zu<br />

überladen sein, er würde sonst den Rest der<br />

Szene erdrücken.<br />

Natürlich werden Sie normalerweise die<br />

gesamte Szene von vorn bis hinten scharf<br />

aufnehmen wollen. Beinhaltet ihre<br />

Bildkomposition jedoch einen in nur kurzer<br />

Distanz befi ndlichen Vordergrund, müssen<br />

Sie mit Überlegung vorgehen: Scharfstellen<br />

auf die hyperfokale Entfernung ist die beste<br />

Methode die Schärfentiefe zu maximieren,<br />

ohne dass Sie voll abblenden müssten. Es<br />

geht darum, eine optimale Entfernung für eine<br />

gegebene Brennweite und eine gegebene<br />

Blende einzustellen.<br />

Die folgende Tabelle gibt die hyperfokalen<br />

Entfernungen für unterschiedliche<br />

Brennweiten an , ausgehend von Blende<br />

f/11:<br />

Kameras ohne Vollformat-Sensor:<br />

Bei 10mm – 0,5m; Bei 12mm – 0,7m;<br />

Bei 16mm – 1,2m; Bei 20mm – 1,8m;<br />

Bei 24mm – 2,5m; Bei 28mm – 3,5m.<br />

Kameras mit Vollformat-Sensor:<br />

Bei 16mm – 0,7m; Bei 20mm – 1,1m;<br />

Bei 24mm – 1,6m; Bei 28mm – 2,2m;<br />

Bei 35mm – 3,5m.<br />

Wenn Sie bei Blende f/11 auf die einer<br />

bestimmten Brennweite zugeordnete<br />

Entfernung scharfstellen, erstreckt sich der<br />

Schärfentiefebereich von der Hälfte der in der<br />

Tabelle angegebenen Entfernung bis<br />

unendlich. Tabellen für andere gängige<br />

Blendenwerte fi nden Sie im Internet. Suchen<br />

Sie nach „hyperfokale Entfernung“ oder<br />

„hyperfokale Distanz“.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 081


SO MEISTERN SIE... BILDKOMPOSITION<br />

ADAM BURTON<br />

GRUNDLAGEN: FÜHRUNGSLINIEN<br />

Führungslinien gehören zu den wichtigsten<br />

Gestaltungsmitteln der Bildkomposition. Sie<br />

führen nicht nur den Blick durch ein Bild,<br />

sondern können es auch in verschiedene<br />

Bereiche aufteilen oder grafi sche Elemente<br />

hinzufügen.<br />

Die am deutlichsten erkennbaren<br />

Führungslinien sind von Menschen gemachte<br />

Objekte wie Straßen, Wege, Brücken, Mauern,<br />

Hecken, Zäune und Alleen. Auch Schatten<br />

können Führungslinien erzeugen, besonders<br />

wenn die Sonne niedrig steht. Bäche und<br />

Flüsse haben denselben Effekt, wenn sie aus<br />

einer Szene zum Horizont führen.<br />

Führungslinien können auch durch die<br />

Anordnung von Objekten in der Szene<br />

entstehen, beispielsweise in einen Bach<br />

gelegte Steine, über die man ans andere Ufer<br />

gelangt. Obwohl sie Zwischenräume lassen,<br />

verbindet sie unser Gehirn automatisch zu<br />

einer Linie. Dasselbe gilt für die Blickrichtung<br />

einer Person im Bild: Wir neigen dazu,<br />

automatisch dem Blick zu folgen, um<br />

herauszufi nden, wohin sie schaut.<br />

Horizontale Linien sind gewissermaßen ein<br />

visuelles „Echo“ des Horizonts. Sie haben eine<br />

beruhigende Wirkung. Von Menschen<br />

gemachte Grenzen wie Mauern, Zäune und<br />

Hecken sind augenfällige Beispiele dafür.<br />

Doch Schatten können ebenso verwendet<br />

werden. Das Auge arbeitet sich in vom linken<br />

unteren Bildrand nach rechts oben, so dass<br />

die horizontalen Linien es in Bereiche<br />

einteilen, die genauer betrachtet werden. Um<br />

die horizontalen Linien eines Motivs am<br />

besten zur Geltung zu bringen, sollten Sie im<br />

Querformat fotografi eren.<br />

Diagonale Linien haben einen<br />

richtungweisenden Effekt. Sie suggerieren Tiefe<br />

und geben Perspektive. Da das Auge auf dem<br />

Bild von links unten nach rechts oben wandert,<br />

haben diagonale Linien, die in dieser Richtung<br />

verlaufen, die größte Wirkung. Bei<br />

Landschaftsmotiven können Straßen, Flüsse,<br />

Gräben, Baumreihen, Hecken etc. in der<br />

Bildkomposition als diagonale Linien verwendet<br />

werden.<br />

Senkrechte Linien erzeugen<br />

Bildkompositionen mit noch stärkerer<br />

Betonung der Richtung. Denken Sie an die<br />

nach oben zum Licht strebenden<br />

Baumstämme oder die Hochhäuser im<br />

modernen Stadtbild. Hier sollten Sie<br />

selbstverständlich im Hochformat<br />

fotografi eren, denn so muss das Auge einen<br />

größeren Weg vom unteren zum oberen<br />

Bildrand zurücklegen, was den Effekt noch<br />

verstärkt. Nutzen Sie die Linien von<br />

Bäumen und Mauern, um den unteren Teil<br />

der Szene einzuordnen oder Sorgen Sie für<br />

ISTOCKPHOTO<br />

ein formatfüllendes Motiv, indem Sie ein<br />

Teleobjektiv verwenden, dass die<br />

Perspektive komprimiert und den Effekt<br />

abermals verstärkt.<br />

Konvergierende Linien, auch<br />

„stürzende Linien“ genannt, sind die<br />

eindrucksvollsten aller Führungslinien.<br />

Wenn Sie in der Mitte einer langen,<br />

geraden Landstraße stehen und die<br />

Straße entlang zum Horizont schauen,<br />

scheinen die beiden parallelen<br />

Straßenseiten sich mit zunehmender<br />

Entfernung einander zu nähern, bis sie<br />

sich an einem Punkt am Horizont<br />

vereinen: dem Fluchtpunkt. Derselbe<br />

Effekt tritt bei Eisenbahnschienen, Alleen,<br />

Kanälen und Brücken auf.<br />

Konvergierende Linien erzeugen starke<br />

Tiefenwirkung. Der Einsatz eines<br />

Weitwinkelobjektivs verstärkt diese noch,<br />

da die Linien nahe der Kamera scheinbar<br />

weiter auseinander liegen und sich in der<br />

Ferne verlieren.<br />

LEE FROST<br />

082 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


SO MEISTERN SIE... BILDKOMPOSITION<br />

LEE FROST<br />

GRUNDLAGEN: PERSPEKTIVE<br />

Ein Bild ist ein zweidimensionales Medium.<br />

Trotzdem können wir den Eindruck von<br />

Tiefe vermitteln, indem wir die Perspektive<br />

ausnutzen. Der häufi gste Eindruck von Tiefe<br />

entsteht durch überlappende Objekte. Wenn<br />

ein Berg einen anderen überdeckt, liegt<br />

zwischen ihnen logischerweise eine<br />

gewisse Entfernung. Es gibt noch weitere<br />

Möglichkeiten, Perspektive einzusetzen, um<br />

räumliche Tiefe zu erzeugen. Wenn Sie<br />

neben einem Gebäude stehen, erscheinen<br />

Sie für einen Betrachter aus der Distanz<br />

vergleichsweise klein. Gehen Sie aber die<br />

Straße hinunter auf den Betrachter zu,<br />

erscheint für ihn das Gebäude im Vergleich<br />

zunehmend kleiner. Aufgrund dieses Effekts<br />

vermittelt eine mit Weitwinkel<br />

aufgenommene Landschaft erst dann<br />

räumliche Tiefe, wenn sich im Vordergrund<br />

ein Objekt befi ndet, das dem Betrachter als<br />

Maßstab dienen kann. Das alte Holztor<br />

beispielsweise, durch das Sie die<br />

Landschaft fotografi eren, erscheint viel<br />

größer im Bild als die Hügel am Horizont,<br />

also müssen die Hügel weit entfernt sein.<br />

Ein weiteres Verfahren zur Nutzung der<br />

Perspektive besteht darin, eine Reihe<br />

Objekte ähnlicher Größe zu fotografi eren,<br />

etwa die Bäume einer Allee. Der der Kamera<br />

am nächsten befi ndliche Baum sieht im Bild<br />

am größten aus, der am weitesten entfernt<br />

stehende Baum wirkt demgegenüber sehr<br />

klein, die dazwischen liegenden Bäume<br />

werden graduell kleiner.<br />

Aus der Vogelperspektive verlieren die<br />

Farben von Objekten mit zunehmender<br />

Entfernung an Intensität – ein Effekt der<br />

Erdatmosphäre, der durch Dunst und Nebel<br />

noch verstärkt wird. Wenn Sie bei<br />

Sonnenaufgang von einem Aussichtspunkt<br />

eine Berglandschaft überblicken,<br />

erscheinen die Farben der am nächsten<br />

befi ndlichen Berge intensiver, als die Farben<br />

von Bergen, die sich am weiter entfernt<br />

befi nden. Dasselbe gilt für im Dunst<br />

stehende Bäume und für eine hügelige<br />

Landschaft. Auch hier können Sie den<br />

Effekt mit einem Teleobjektiv noch<br />

verstärken, indem Sie entfernte Bereiche der<br />

Szene ins Bild holen, wo Dunst und Nebel<br />

stärker sind.<br />

Auch Farben können eine Vogelperspektive<br />

implizieren: Kalte Farben wie Blau und Grün<br />

scheinen ein Objekt in den Hintergrund zu<br />

rücken, und eignen sich deshalb gut als<br />

Hintergrundfarben für wärmere Farbtöne<br />

wie Rot, Orange und Gelb, die Objekte eher<br />

in den Vordergrund rücken. Dies können Sie<br />

ausnutzen, wenn Sie z. B. eine Gruppe von<br />

Frühlingsblumen fotografi eren, vor grünem<br />

Blattwerk und blauem Himmel als<br />

Hintergrund.<br />

LEE FROST<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 083


SO MEISTERN SIE... BILDKOMPOSITION<br />

KREATIVES SCHARFSTELLEN<br />

Üblicherweise stellen wir ein Motiv<br />

folgendermaßen scharf ein: bei<br />

Landschaften nehmen wir eine kleine<br />

Blende, um viel Schärfentiefe zu erhalten;<br />

bei Porträts hingegen benutzen wir eine<br />

weit offene Blende, um den Hintergrund<br />

bewusst unscharf werden zu lassen. Doch<br />

es gibt kreativere Möglichkeiten, die<br />

Schärfe als Stilmittel einzusetzen.<br />

Versuchen Sie mal auf den unmittelbaren<br />

Vordergrund scharfzustellen und mit weit<br />

offener Blende zu fotografi eren, sodass der<br />

Schärfentiefebereich reduziert wird und<br />

der Teil des Motivs verschwimmt, den wir<br />

scharf erwarten. Oder umgekehrt, indem<br />

Sie auf den Hintergrund scharf stellen,<br />

sodass dieser klar erkennbar ist, doch alles<br />

davor verschwimmt – in Umkehrung der<br />

fotografi schen Konvention. Warum nicht<br />

auch den Wind ins Spiel bringen und das<br />

Objektiv so verstellen, dass das gesamte<br />

Motiv unscharf wird und das Thema nicht<br />

mehr zu erkennen ist?<br />

Unscharfe Bereiche können benutzt<br />

werden, das Auge auf das scharf<br />

eingestellte und damit prominente<br />

Hauptobjekt des Motivs zu lenken. Diese<br />

Technik wird „differenziertes Scharfstellen“<br />

genannt. Dabei stellen Sie die<br />

größtmögliche Blendenöffnung ein, damit<br />

die Tiefenschärfe sehr gering ist und Sie<br />

nur einen sehr schmalen Schärfebereich<br />

zur Verfügung haben. Versuchen Sie das<br />

einmal mit Nahaufnahmen von Blumen,<br />

bei denen Sie nur auf einen einzigen<br />

Bereich scharf stellen. Analog dazu<br />

können Sie bei Landschaftsaufnahmen<br />

mit einem Teleobjektiv auf ein weit<br />

entferntes Objekt Scharfstellen – einen<br />

einsamen Baum oder eine Kuh auf einer<br />

Weide beispielsweise. Dadurch fällt der<br />

Vordergrund komplett aus dem<br />

Schärfebereich heraus. Dieser Effekt<br />

macht sich sehr schön im Gegenlicht,<br />

wenn die Farben gedämpft sind und die<br />

Szene voller Atmosphäre ist.<br />

Differenziertes Scharfstellen eignet sich<br />

auch sehr gut für Stillleben von Objekten,<br />

die fl ach auf einer horizontalen Oberfl äche<br />

liegen. Fotografi eren Sie aus einem<br />

Winkel, wobei Sie nur auf einen Teil des<br />

Objekts Scharfstellen. Der Rest des<br />

Objekts verläuft nach vorn und hinten in<br />

Unschärfe.<br />

Dasselbe Verfahren lässt sich bei Porträts<br />

anwenden, indem eine Person nah bei der<br />

Kamera, doch eine andere Person weiter<br />

entfernt steht. Wenn Sie nun auf die im<br />

Hintergrund befi ndliche Person<br />

scharfstellen, wird die andere unscharf<br />

abgebildet, und umgekehrt.<br />

Falls Ihnen nur ein einziges Modell zu<br />

Verfügung steht, funktioniert das Ganze<br />

natürlich auch mit einem Gegenstand wie einer<br />

Stehlampe, vorzugsweise mit einem farblich mit<br />

dem Hintergrund kontrastierenden Lampenschirm.<br />

LEE FROST<br />

084 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


LEE FROST<br />

KAMERASTANDPUNKT UND<br />

BLICKWINKEL<br />

Die meisten Fotos werden mit der Kamera auf<br />

Augenhöhe aufgenommen. Daran ist nichts auszusetzen,<br />

denn es verschafft uns einen realistischen Blick auf die<br />

Welt. Doch realistisch bedeutet nicht automatisch<br />

attraktiv. Wenn Sie aber absichtlich aus alternativen<br />

Blickwinkeln fotografieren, geben Sie Ihren Bildern etwas<br />

Überraschendes und vielleicht auch etwas<br />

Dramatisches.<br />

Ein niedriger Blickwinkel mit einem Weitwinkel sorgt für<br />

eine perspektivische Verzerrung – einschließlich<br />

stürzender Linien – wobei die sehr nah an der Kamera<br />

befindlichen Objekte die Bildkomposition dominieren.<br />

Da der Blick ohnehin nach oben gerichtet ist, können Sie<br />

den Himmel stärker in die Bildkomposition einbinden. Er<br />

eignet sich sehr schön als Hintergrund. Versuchen Sie<br />

einmal, die Kamera nur wenige Zentimeter über dem<br />

Boden zu halten. Dann schießen Sie blind, überprüfen<br />

das Bild und versuchen es noch einmal, wenn es nicht<br />

Ihren Vorstellungen entspricht. Mehr und mehr Kameras<br />

verfügen heute über LCD-Monitore, die in eine beliebige<br />

Richtung dreh- und schwenkbar sind, so dass Sie aus<br />

ungewöhnlichen Perspektiven fotografieren können,<br />

dabei aber trotzdem die Bildkomposition am Monitor<br />

steuern können.<br />

Erhöhte Kamerastandpunkte eröffnen die faszinierende<br />

Welt der Vogelperspektive – von hohen Gebäuden aus<br />

können Sie ungewöhnliche Fotos schießen. Benutzen<br />

Sie ein Weitwinkelobjektiv, so dass der Horizont im<br />

Bildausschnitt zu sehen ist, oder ein Teleobjektiv, dass sie<br />

auf weit unter ihnen befindliche Details richten. Doch<br />

auch auf Straßenebene lohnt es sich, mit<br />

unterschiedlichen Kamerastandpunkten zu arbeiten,<br />

denn schon geringe Abweichungen des Blickwinkels<br />

können eine Bildkomposition vollständig verändern,<br />

besonders mit Weitwinkel. Selbst leichtes Beugen der<br />

Knie führt mitunter schon zu einer völlig anderen<br />

Dynamik des Bildes.<br />

ISTOCKPHOTO<br />

EINFACH IST BESSER<br />

Ungeordnete, überladene Kompositionen<br />

können den Betrachter überfordern –<br />

statt seine Aufmerksamkeit zu fesseln,<br />

verlieren Sie sie. Wenn Sie unnötige<br />

Details aus dem Bildausschnitt<br />

entfernen, vielleicht sogar Teile des<br />

Motivs, werden Sie sehen, wie wenige<br />

Objekte ausreichen, um ein kleines<br />

Meisterwerk zu schaffen. Es gibt zahllose<br />

Möglichkeiten, das mit minimalistischen<br />

Bildkompositionen zu erreichen.<br />

Sehr gut eignen sich Aufnahmen im<br />

Dunst oder Nebel, denn dadurch, dass<br />

feine Details „verschluckt“ werden,<br />

nimmt die Landschaft eine<br />

minimalistische Erscheinung an.<br />

Alltägliche Dinge wie eine<br />

Straßenlaterne, Bäume, oder ein<br />

Telefonmast, die vage im Nebel zu<br />

erkennen sind, eignen sich sehr gut.<br />

Brücken, Landstraßen, Wege, und Zäune<br />

eignen sich ebenso, wenn Sie sich<br />

langsam ins Nichts verlieren und den<br />

Betrachter nachdenklich werden lassen.<br />

Dasselbe gilt für Seen, Flüsse und<br />

Teiche. Im Nebel ist das andere Ufer oft<br />

nur noch unklar auszumachen. Graues<br />

Wasser wird übergangslos zu grauem<br />

Nebel, und Inseln scheinen im Nichts zu<br />

treiben.<br />

Wo Ihnen nicht die Natur selbst die<br />

Szenerie vorgibt, konzentrieren Sie sich<br />

auf ausgewählte Bereiche und schließen<br />

Sie alles aus, dass Ihre Bildkomposition<br />

verkomplizieren würde. Je länger die<br />

Brennweite, desto enger der Blickwinkel,<br />

und umso selektiver können Sie sein.<br />

Es gibt kaum ein Motiv, das sich dem<br />

minimalistischen Ansatz entziehen kann.<br />

Moderne Architektur ist ein besonders<br />

gutes Beispiel, denn Sie tendiert von<br />

selbst zu minimalistischen Linien und<br />

Formen.<br />

Auch Gewässer sind immer ein<br />

großartiges Motiv – besonders wenn das<br />

Wetter ruhig ist und Spiegelungen<br />

möglich sind. Sie finden zahllose Motive<br />

im Wasser, oder nutzen es als schlichten<br />

Hintergrund, gegen den Sie Pfosten,<br />

Felsen, Bäume, und Boote fotografieren<br />

können. Suchen Sie auch nach<br />

Bootsstegen, Molen, Bojen und einfache<br />

Elemente, umgeben von offenem Wasser<br />

und offenem Himmel.<br />

Wer es noch grafischer mag, verwendet<br />

einen zehnstufigen Graufilter und ein<br />

Stativ, um auf einer Langzeitbelichtung<br />

die Bewegungen von Wasser und Wolken<br />

zu verwischen.<br />

ROSS HODDINOTT<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 085


SO MEISTERN SIE... BILDKOMPOSITION<br />

LEE FROST<br />

BILDKOMPOSITION IN SCHWARZWEISS<br />

Farbe kann für die Bildkomposition ein großer Vorteil sein,<br />

denn sie ist ein wichtiges Element der Realität. Farbe hilft uns,<br />

die Dinge so zu zeigen wie sie wirklich sind. Doch was<br />

passiert, wenn Sie die Farbe aus einem Bild herausnehmen?<br />

Nun, die Bildkomposition wird umso wichtiger, wenn Sie in<br />

der Absicht fotografieren, die Aufnahme später in<br />

Schwarzweiß zu konvertieren. In Schwarzweißbildern fehlt<br />

die Farbe als kreatives Element – Form, Oberfläche und<br />

Graustufen haben diese Funktion nun zu erfüllen. Deswegen<br />

müssen Sie sicher sein, dass Ihr Motiv diese Elemente in<br />

ausreichender Menge und Ausprägung enthält.<br />

Zudem müssen Sie wissen, wie bestimmte Farben in<br />

Grautöne übersetzt werden. Farben, die sonst auffallen<br />

würden, können nichtssagend und düster aussehen,<br />

nachdem sie in Schwarzweiß konvertiert wurden. Aus diesem<br />

Grund kann es hilfreich sein, gleich in Schwarzweiß zu<br />

fotografieren, um das Schwarzweißbild schon auf dem<br />

Kameramonitor zu sehen. Wenn Sie zugleich in JPEG und<br />

Raw aufnehmen, können Sie später immer noch die farbige<br />

Raw-Datei konvertieren und die Farbtöne durch Filter<br />

verändern: Ein Rotfilter dunkelt blaue und grüne Töne ab und<br />

hellt rote und andere warme Farben auf, ein Grünfilter<br />

dagegen dunkelt Rot ab und hellt Grün und Blau auf.<br />

LEE FROST ROSS HODDINOTT<br />

RAHMEN SIE IHR MOTIV EIN<br />

Ein weiteres nützliches Hilfsmittel für<br />

eine interessantere Bildkomposition ist<br />

ein Rahmen. Das ist natürlich nicht<br />

wörtlich zu verstehen; Wir meinen hier<br />

beispielsweise die überhängenden Äste<br />

eines Baums, eine Lücke zwischen<br />

Bäumen, Büschen oder Häusern oder<br />

auch ein Fenster oder einen Torweg.<br />

Der direkte Vorteil eines solchen<br />

Rahmens besteht darin, dass die<br />

Aufmerksamkeit des Betrachters sofort<br />

auf den wichtigsten Teil des Fotos<br />

gelenkt wird. Ein Rahmen kann aber<br />

auch verwendet werden, um<br />

unerwünschte Details eines Motivs wie<br />

Straßenschilder oder geparkte Autos zu<br />

verdecken oder einen langweiligen<br />

Himmel auszufüllen.<br />

Weitwinkelobjektive eignen sich gut, um<br />

Rahmen zu betonen, denn damit<br />

können Sie nah an jedes Motiv<br />

herangehen und steuern, wie viel von<br />

Ihrer Bildkomposition durch den<br />

Rahmen verdeckt werden soll, indem<br />

Sie den Kamerastandort ändern. Wenn<br />

Sie beispielsweise unter einem Baum<br />

stehen, werden dessen Zweige den<br />

oberen Teil des Motivs einrahmen;<br />

stehen Sie in einem Bogengang, werden<br />

der obere Teil und beide Seiten des<br />

Motivs eingerahmt.<br />

Kleine Blenden wie f/11 oder f/16 geben<br />

genügend Schärfentiefe, um sowohl den<br />

Rahmen als auch die Szene darin scharf<br />

abzubilden – besonders, wenn Sie nach<br />

dem Prinzip der hyperfokalen<br />

Entfernung vorgehen, um den<br />

Schärfentiefenbereich zu maximieren.<br />

Falls die Sonne sich nicht direkt hinter<br />

der Kamera befindet, wird der Rahmen<br />

selbst im Schatten liegen und nur als<br />

Silhouette oder Halb-Silhouette<br />

erkennbar sein. Das kann den Effekt des<br />

Rahmens noch erhöhen, doch Sie<br />

müssen die Belichtung korrekt messen,<br />

da der Schatten, der durch den Rahmen<br />

hervorgerufen wird, das<br />

Belichtungsmesssystem der Kamera<br />

zum Überbelichten verleiten kann.<br />

Reduzieren Sie deswegen die Belichtung<br />

um ein oder zwei Drittel einer<br />

Blendenstufe.<br />

HOLEN SIE SICH ANREGUNGEN<br />

Falls Sie noch unsicher sind, was gute Bildkomposition<br />

ausmacht, studieren Sie die Arbeiten erfahrener Fotografen<br />

und versuchen Sie nachzuvollziehen, wie diese ein Motiv<br />

angehen. Achten Sie auch darauf, welche Objektive sie<br />

verwenden und wie sie Vordergrundelemente, Linien,<br />

Maßstab und Perspektive einsetzen.<br />

Wenn Ihnen ein Bild besonders gefällt, analysieren Sie es<br />

genauer und versuchen Sie dieselben Prinzipien auf ihre<br />

eigenen Bildkompositionen anzuwenden. Früher oder<br />

später werden die vielen Puzzleteile der Bildkomposition<br />

auch bei Ihnen zusammenpassen, und Sie erschaffen<br />

großartige Bildkompositionen, ohne sich dessen bewusst zu<br />

sein.<br />

Die Bilder dieses Artikels sind ein guter Ausgangspunkt;<br />

schauen Sie sich aber auch alle anderen Bilder unter den<br />

oben genannten Gesichtspunkten an, besuchen Sie die<br />

Websites professioneller Fotografen und besorgen Sie sich<br />

einen Flickr-Account, wo Sie eine Fülle von Aufnahmen<br />

studieren können.<br />

Im Übrigen ist es wichtig, eine eigene Sicht auf Motive und<br />

einen eigenen Stil zu entwickeln. Beim Imitieren des Stils<br />

anderer Fotografen werden Sie zweifellos eine Menge<br />

lernen, doch wenn Sie die Grundlagen beherrschen, sollten<br />

Sie versuchen, einen eigenen Weg der Kreativität zu finden.<br />

086 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


LEE FROST<br />

BILDKOMPOSITION IN FARBE<br />

Kreativ eingesetzt, kann Farbe Ihren<br />

Bildkompositionen eine große ästhetische<br />

Kraft verleihen, weil Menschen auf bestimmte<br />

Farben in bestimmter Weise reagieren und<br />

weil bestimmte Farben bestimmte<br />

Stimmungen erzeugen.<br />

Ein Foto voller ausdrucksstarker,<br />

kontrastierender Farben wie Blau und Gelb<br />

oder Rot und Grün, wirkt aufregend und<br />

dynamisch. Andererseits wirken harmonische<br />

Farben, wie die wunderschönen Erdfarbtöne<br />

einer Landschaft oder eine herbstliche<br />

Waldszene geradezu beruhigend. Je weicher<br />

die Farben, umso ausgeprägter der Effekt.<br />

Einzelne Farben symbolisieren bestimmte<br />

Dinge, und das können Sie zu Ihrem Vorteil<br />

nutzen. Rot steht für Gefahr, Liebe, Feuer,<br />

Aggression, Blut, Energie, Aufregung,<br />

Verlangen, Leidenschaft. Blau symbolisiert<br />

Einsamkeit, Kälte, Depression und<br />

Verzweiflung, doch abhängig von Motiv und<br />

Bildthema kann Blau auch Frieden, Ruhe,<br />

Wasser, Stabilität und Harmonie<br />

symbolisieren. Grün hingegen erinnert uns an<br />

die Natur, die Umwelt, an Gesundheit, Leben<br />

und Erneuerung; Gelb steht für Freude,<br />

Glück, Wärme, die Sonne, Sommer, Gold,<br />

Reichtum, Hoffnung und Frische.<br />

Auch kleine Farbtupfer machen sich gut in<br />

einer Bildkomposition. Wenn Sie eine<br />

Landschaft fotografieren, und es befindet sich<br />

in großer Entfernung ein Wanderer im Bild,<br />

der einen grellroten Anorak trägt, so wird er<br />

das Bild dominieren und zum Fixpunkt<br />

werden, ganz gleich wie klein er auch sein<br />

mag. Dasselbe gilt für einen roten Briefkasten<br />

einem Gebäude und für eine einzelne<br />

Mohnblume auf einer ansonsten grünen<br />

Wiese,<br />

Rot ist die dominierendste aller Farben, sie<br />

wird immer herausragen und sei der<br />

Farbklecks noch so klein. Objekte mit warmen<br />

Farben werden eher als dem Vordergrund<br />

zugehörig empfunden, während kältere<br />

Farben unbewusst dem Hintergrund<br />

zugerechnet werden. Deswegen eignen sich<br />

solche Farben sehr gut als Hintergründe.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 087


SO MEISTERN SIE... BILDKOMPOSITION<br />

LEE FROST<br />

ISTOCKPHOTO<br />

KREATIVES ZUSCHNEIDEN<br />

Wir raten aus Gründen der Authentizität<br />

grundsätzlich dazu, die Bildkomposition bei<br />

der Aufnahme vor Ort durchzuführen.<br />

Gleichwohl ist es in Digitalzeitalter ganz<br />

einfach, ein Bild auch in der Nachbearbeitung<br />

neu zuzuschneiden, falls ihnen die<br />

Bildkomposition misslungen ist. Man sollte es<br />

sich jedoch nicht zur Gewohnheit werden<br />

lassen.<br />

Ein neuer Zuschnitt kann Aussehen und<br />

Stimmung eines Bildes vollständig verändern.<br />

Sie werden schnell herausfi nden, dass<br />

manche Aufnahmen wesentlich besser<br />

wirken, wenn Sie als Panorama zugeschnitten<br />

werden, obwohl sie bei der Aufnahme keinen<br />

Gedanken daran verschwendet haben. Das<br />

wird Ihnen nicht nur bei Landschaften<br />

passieren. Versuchen Sie einen neuen<br />

Bildzuschnitt auch bei Architekturaufnahmen,<br />

abstrakten Fotos, Stillleben und selbst bei<br />

Porträts. All das sind Motive, bei denen man<br />

nicht unbedingt an Panoramen denkt. Auch<br />

ein quadratischer Zuschnitt ändert die<br />

Stimmung eines Bildes gravierend, denn die<br />

entstehende Symmetrie lässt ein geeignetes<br />

Motiv ausgewogener und ruhiger erscheinen.<br />

Experimente beim Zuschnitt machen Spaß<br />

und können sehr produktiv sein, und Sie<br />

brauchen dabei keine Bedenken zu haben,<br />

denn Sie haben ja immer noch die<br />

Originalversion des Fotos.<br />

AUF SYMMETRIE ACHTEN<br />

Die Suche nach Symmetrie in einer Szene scheint<br />

die Regeln der Bildkomposition zu brechen, da<br />

diese normalerweise den Horizont in der Mitte des<br />

Bildausschnitts genauso verbieten, wie das<br />

Hauptobjekt in der Mitte des Bildes. Doch in der<br />

richtigen Situation und beim richtigen Motiv<br />

können Sie durch diesen Bruch einer eigentlich<br />

ehernen Regel fantastische Aufnahmen<br />

produzieren.<br />

Refl exionen sind eine bekannte Form der<br />

Symmetrie, und wer würde solchen Motiven<br />

widerstehen wollen? In der Architektur fi nden Sie<br />

reihenweise Symmetrien – Hängebrücken,<br />

Bürogebäude, ein Stadion, die Struktur von<br />

Strommasten usw.<br />

Sie können Symmetrien auch selbst erzeugen,<br />

indem Sie einen Spiegel verwenden, der Ihr Motiv<br />

refl ektiert. Versuchen Sie es einmal bei Porträts oder<br />

mit ihren Kindern in einem Spiegelkabinett auf dem<br />

Rummelplatz. Auch in der Natur werden Sie<br />

Symmetrien fi nden, Reihen identisch aussehender<br />

Bäume, auf einem Baumstumpf wachsende Pilze,<br />

Spinnweben aus der Nähe betrachtet.<br />

Entscheidend für Aufnahmen, in denen Symmetrie<br />

im Mittelpunkt steht, ist der Kamerastandort.<br />

Existiert die Symmetrie, die Sie aufnehmen wollen,<br />

real und nicht als Spiegelung, müssen Sie von der<br />

optimalen Position fotografi eren. Achten Sie darauf,<br />

die Kamera horizontal sowie vertikal exakt<br />

auszurichten.<br />

Es gibt auch weniger reale Symmetrien. Schneiden<br />

Sie z. B. ein Bild in der Mitte ab, kopieren die<br />

verbliebene Hälfte, spiegeln diese und fügen die<br />

gespiegelte Hälfte mit der Originalhälfte in<br />

Photoshop zusammen. Voilà: perfekte Symmetrie,<br />

real oder nicht. Diese Arbeitstechnik funktioniert<br />

sehr gut bei Architekturfotos, sogar bei Porträts.<br />

NUTZEN SIE DEN MASSSTAB<br />

Ein weiterer Weg, um Fotos Distanz und Tiefe zu verleihen, sind Orientierungspunkte,<br />

anhand derer man die Größenverhältnisse einer Szene beurteilen kann. Menschen<br />

eignen sich fast immer zu diesem Zweck, da sie im Verhältnis zur Umwelt etwa gleich<br />

groß sind. Wenn Sie eine Person vor einem Wasserfall fotografieren, die sehr klein wirkt,<br />

ist sofort klar, dass der Wasserfall enorm groß ist. Ohne die Person im Bild wäre das<br />

nicht ersichtlich, weil kein Maßstab vorhanden ist.<br />

Den stärksten Effekt erreichen Sie, wenn das als Maßstab verwendete Objekt im Bild<br />

sehr klein ist und Sie ein Teleobjektiv benutzen, sodass beide Bildelemente durch die<br />

verkürzte Tiefe dichter beieinander erscheinen. Ein Weitwinkelobjektiv ist ungeeignet,<br />

denn es zieht die Perspektive auseinander. Der Effekt wird sogar umgekehrt, da die<br />

Elemente im Vordergrund überproportional größer erscheinen als die im Hintergrund.<br />

LEE FROST<br />

Manchmal jedoch können Sie aus der Not eines fehlenden Maßstabs eine Tugend<br />

machen und beim Betrachter gezielte Fehlwahrnehmungen erzeugen: Ein bei Ebbe<br />

sichtbarer Sandboden kann leicht für die Luftaufnahme einer Wüste gehalten werden,<br />

oder die Nahaufnahme von Rissen auf einem Felsen für ein Satellitenbild vom Grand<br />

Canyon. Ohne Vergleichsobjekt, das uns einen Maßstab liefert, sind solche optischen<br />

Täuschungen kaum zu entlarven.<br />

088 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


SO MEISTERN SIE... BILDKOMPOSITION<br />

ISTOCKPHOTO<br />

DIE REGELN BRECHEN<br />

Mithilfe der Drittelregel und anderer Prinzipien der<br />

Bildkomposition erzielen wir sicher interessante<br />

Aufnahmen – dennoch liefert das Durchbrechen der<br />

Regeln oftmals bessere Bilder. Ein Horizont, der sich<br />

über die Bildmitte hinzieht und das Hauptmotiv in die<br />

Bildmitte rückt, ist ein klassischer Regelbruch, den Sie<br />

nutzen können.<br />

Um das Unkonventionelle noch weiter zu treiben,<br />

experimentieren Sie mit ungewöhnlichen<br />

Kamerawinkeln: Neigen Sie z. B. die Kamera so, als<br />

befänden sich alle Objekte des Motivs auf einer schiefen<br />

Ebene und rutschten aus dem Bild. Gewagte<br />

Blickwinkel können Porträts und Modeaufnahmen in<br />

etwas wirklich Besonderes verwandeln. Es funktioniert<br />

aber auch bei Nahaufnahmen, Sport- und Actionfotos.<br />

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, wichtige<br />

Bildobjekte weit entfernt von der Bildmitte am Rand zu<br />

platzieren. Bei Porträts neigen wir dazu, die Menschen<br />

in die Mitte des Bildes zu stellen, doch versuchen Sie<br />

einmal, Ihr Model am Bildrand unterzubringen, und<br />

schauen Sie sich an, wie das die Dynamik der<br />

Bildkomposition verändert.<br />

Größere Leerflächen sollten vermieden werden, können<br />

aber richtig eingesetzt zum attraktiven Stilmittel werden,<br />

so wenn das Hauptobjekt nur einen kleinen Teil des<br />

Bildausschnitts einnimmt und der zentrale Bildbereich<br />

leer ist.<br />

Auch das Nebeneinander von Elementen kann die<br />

visuelle Attraktivität einer Szene stärker beeinflussen als<br />

das eigentliche Bildthema. Experimentieren Sie mit<br />

Objekten und Formen, um zu sehen, wie deren<br />

Arrangement das „Look and Feel“ der Komposition<br />

verändert. Als Übung platzieren Sie einmal eine<br />

Banane und einen Apfel vor einem weißen Hintergrund.<br />

Nun probieren Sie aus, wie viele unterschiedliche<br />

Bildkompositionen Sie mit diesen einfachen Elementen<br />

zustande bringen. Eine Anregung: Wird der Apfel von<br />

der Krümmung der Banane halb eingefasst, so wirkt<br />

dies harmonisch. Legen Sie den Apfel hingegen auf die<br />

gegenüberliegende Seite der Banane, so dass deren<br />

Enden vom Apfel weg zeigen, entsteht der Eindruck<br />

von Konflikt.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 089


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BILD: LEE FROST<br />

SO MEISTERN SIE ES<br />

MALEN<br />

MIT LICHT<br />

Das Wort „Fotografi e“ stammt von den griechischen Wörtern „Photos“ und „graphe“ ab, die wörtlich<br />

übersetzt „Zeichnen mit Licht“bedeuten. Denn genau das tun wir, wenn wir ein Foto aufnehmen: Wir lassen<br />

Licht durch das Objektiv fallen und erzeugen damit ein Bild auf dem Sensor unserer Kamera,<br />

normalerweise in Sekundenbruchteilen. Und wenn es nur wenig oder kein Umgebungslicht gibt und Sie<br />

den Verschluss ihrer Kamera geöffnet lassen, um stattdessen eigenes Licht zu verwenden? Genau darum<br />

geht es beim Malen mit Licht: die Nutzung von künstlichen Lichtquellen wie Taschenlampen, Blitzgeräten<br />

usw., welche ein Motiv oder eine Szene selektiv ausleuchten.<br />

Auf den nächsten zehn Seiten wollen wir uns mit einigen erstaunlichen und effektiven<br />

Techniken des Malens mit Licht beschäftigen und Sie ermutigen, diese selbst auszuprobieren.


LEUCHTKRAFT FÜR GEBÄUDE UND<br />

DENKMÄLER<br />

Stillleben sind ein guter Ausgangspunkt zum Malen<br />

mit Licht (siehe gegenüberliegende Seite). Die<br />

folgende Technik liefert aber auch bei größeren<br />

Objekten wie unbeleuchteten Gebäuden,<br />

Denkmälern, Piers oder Brücken beeindruckende<br />

Ergebnisse.<br />

Sie benötigen dazu eine große Taschenlampe mit<br />

einer Leuchtkraft von ein bis zwei Millionen Kerzen,<br />

die auch aus größerer Entfernung weite Bereiche<br />

ausleuchten kann (denken Sie daran, sie vollständig<br />

aufzuladen). Alternativ können Sie auch eine Reihe<br />

leistungsstarker elektronischer Blitzgeräte einsetzen,<br />

um Ihr Objekt für mehrere Minuten mittels einiger<br />

Einzelblitze Stück für Stück zu beleuchten.<br />

Auch wenn es kompliziert klingt: Gebäude und<br />

ähnliche Strukturen mit Licht anzumalen ist<br />

tatsächlich ganz einfach. Für die besten Ergebnisse<br />

sollten Sie Ihren Blickwinkel auskundschaften und<br />

auswählen, solange es noch etwas Tageslicht gibt,<br />

sodass Sie sehen können, was Sie tun. Dann sollten<br />

Sie sich kurz vor der Abenddämmerung auf Ihre<br />

Fotosession vorbereiten. Bauen Sie Ihr Stativ auf,<br />

wählen Sie eine Bildkomposition und fokussieren Sie<br />

manuell auf Ihr Hauptmotiv. Blenden Sie ab auf f/11<br />

oder f/16, stellen Sie die Verschlusszeit auf Bulb und<br />

verbinden Sie Ihre Kamera mit einem Fernauslöser.<br />

Die beste Zeit zum <strong>Fotografie</strong>ren ist, wenn es dunkel<br />

wird, aber am Himmel noch ein wenig Farbe zu<br />

erkennen ist. In den Wintermonaten ist das so um<br />

die 20 Minuten nach Sonnenuntergang der Fall.<br />

Wenn es soweit ist, lösen Sie den Verschluss der<br />

Kamera aus, halten ihn mit Bulb geöffnet, schalten<br />

Ihre Taschenlampe ein und beginnen, mit dem Licht<br />

zu malen. Sie sehen genau, wo der Lichtstrahl<br />

hinfällt. Halten Sie ihn einige Sekunden lang auf eine<br />

Stelle gerichtet, aber bewegen Sie ihn anschließend<br />

auch, indem Sie mit Ihrer Hand wackeln. Auf diese<br />

Weise finden sich später im Bild keine harten<br />

Übergänge zwischen beleuchteten und<br />

unbeleuchteten Bereichen. Nach ein paar Sekunden<br />

gehen Sie zu einem anderen Bereich über und<br />

beginnen den Prozess wieder von vorne.<br />

Wiederholen Sie den Vorgang immer wieder, bis Sie<br />

sicher sind, das gesamte Gebäude beleuchtet zu<br />

haben. Dann schalten Sie Ihre Taschenlampe aus,<br />

beenden die Aufnahme und kontrollieren das Bild<br />

auf dem LCD-Display Ihrer Kamera. Ist das Bild zu<br />

dunkel, müssen Sie den Lichtstrahl etwas länger an<br />

Ort und Stelle halten. Sind das Bild, oder einige<br />

Bereiche darin, zu hell, haben Sie es zu gut gemeint<br />

und brauchen beim nächsten Versuch weniger lange<br />

zu leuchten.<br />

Es gibt dabei keine festen Regeln. Was immer für Sie<br />

funktioniert und gute Ergebnisse liefert, ist richtig.<br />

Vielleicht möchten Sie eine ziemlich gleichmäßige<br />

Ausleuchtung. Sie können aber auch einmal<br />

versuchen, eine gruselige Beleuchtung zu schaffen,<br />

indem Sie einige Bereiche absichtlich heller<br />

ausleuchten und andere dagegen eher im Dunkeln<br />

lassen. Das funktioniert sehr gut bei Kirchen,<br />

Türmen, Ruinen, Minenschächten und anderen<br />

mysteriösen, alten Gebäuden. Wenn Sie während<br />

der Dämmerung oder im Zwielicht schießen, sollte<br />

eine Belichtungszeit von einer bis zwei Minuten<br />

ausreichen.<br />

Die Alternative zur Taschenlampe ist das Malen mit<br />

Blitzlicht. Elektronische Blitzgeräte geben ein<br />

kraftvolles Licht ab – und falls es einmal nicht reicht,<br />

um ein ganzes Gebäude auszuleuchten, setzen Sie<br />

mehrere Blitze ein, um die Beleuchtung zu<br />

verstärken. Moderne Blitzgeräte sind innerhalb<br />

weniger Sekunden wieder einsatzbereit. Trotzdem<br />

sollten Sie nach Möglichkeit zwei Blitzgeräte<br />

gleichzeitig verwenden. Außerdem ist es sinnvoll,<br />

Ersatzbatterien mitzunehmen. Verwenden Sie das<br />

Blitzgerät oder die Blitzgeräte unabhängig von der<br />

Kamera, stellen Sie sie auf volle Leistung ein und<br />

lösen Sie sie aus, indem Sie den Testschalter<br />

drücken. Um einen ungefähren Anhaltspunkt zu<br />

bekommen, wie viele Blitze Sie benötigen, sollten Sie<br />

zunächst ein Testfoto mit einem Blitz aufnehmen und<br />

dann kontrollieren, um zu sehen, ob Sie jeden<br />

Bereich mit mehr als einem Blitz ausleuchten<br />

müssen.<br />

Ebenso wie bei allen Techniken, liefern die ersten<br />

Versuche mit Lichtmalerei auch Fehlbelichtungen;<br />

nach einigen Tests folgen aber die ersten<br />

sehenswerten Ergebnisse.<br />

092 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


SO MEISTERN SIE ES... MALEN MIT LICHT<br />

GRUNDAUSSTATTUNG<br />

Kamera: Für diese Technik ist jede Kamera<br />

geeignet, vorausgesetzt, sie verfügt über einen<br />

Bulb-Modus (B), sie kann zum Auslösen des<br />

Verschlusses mit einer Fernbedienung<br />

verbunden werden und man kann mit ihr manuell<br />

fokussieren.<br />

OBJEKTIV: Ein Standard-Zoomobjektiv (18<br />

- 55 mm) ist für Porträts, Stillleben und die<br />

meisten Aufnahmen von kleineren Motiven im<br />

Nahbereich geeignet. Ein Weitwinkel-<br />

Zoomobjektiv (10 - 20 mm) dagegen ist die beste Wahl<br />

für Landschaften, Sternenspuren, Architektur und<br />

städtische Szenen.<br />

Stativ: Alle Techniken des Malens mit Licht<br />

beruhen auf langen Belichtungszeiten, die<br />

sich von Sekunden bis hin zu Stunden<br />

erstrecken können. Demzufolge ist ein stabiles<br />

Stativ unabdingbar. Sehen Sie auf Seite 114 nach, falls Sie<br />

auf der Suche nach einem neuen Stativ und einem<br />

Kugelkopf sind. Unser Test zeigt Ihnen, welche die besten<br />

sind.<br />

Fernauslöser: Er ermöglicht es Ihnen, den<br />

Auslöser der Kamera im Bulb-Modus<br />

auszulösen und so lange wie nötig geöffnet zu<br />

halten. Bei Auslösern mit Intervallfunktion<br />

können Sie eine spezifische Belichtungszeit einstellen und<br />

sogar den Beginn der Belichtung verzögern, sodass Sie<br />

sich in Position bringen können, bevor der<br />

Kameraverschluss geöffnet wird. Schauen Sie doch einmal<br />

bei eBay oder Amazon nach günstigen, chinesischen<br />

Modellen. Dort bekommen Sie ein Gerät mit<br />

Intervallfunktion schon für unter 20 (Markengeräte von<br />

Canon oder Nikon kosten knapp 150 Euro).<br />

Taschenlampe: Passionierte Lichtmaler sind<br />

mit einer ganzen Reihe von Lampen für<br />

unterschiedliche Objekte und Zwecke<br />

ausgestattet. Kleine Taschenlampen für die<br />

Brusttasche oder an den Schlüsselring und LED-Lampen<br />

sind ideal für Stillleben, Porträts, Strichmännchen und<br />

Lichtkugeln. Sie sind außerdem geeignet, um in der<br />

Dunkelheit die Kameraeinstellungen zu überprüfen. Kleine<br />

Taschenlampen finden Sie in 1- -Läden, an Tankstellen, in<br />

Fahrradläden und im Baumarkt. Wenn Sie Objekte wie<br />

Statuen, Bäume, Autos oder kleine Gebäude anmalen<br />

wollen, die relativ nah zugänglich sind, ist eine<br />

Taschenlampe in Standardgröße völlig ausreichend. In<br />

Outdoor-Shops erhalten Sie heute schon sehr gute<br />

LED-Lampen. Stark, aber trotzdem kompakt genug, um in<br />

die Tasche zu passen. Für große Motive wie Brücken,<br />

Felsenbögen, Piere, Stege und Landschaften hingegen<br />

sollten Sie sich mit einer Taschenlampe bewaffnen, die<br />

über eine Leuchtkraft von mindestens einer Million Kerzen<br />

verfügt. Die Preise bewegen sich hier in einem Bereich von<br />

8,50 Euro für ein aufladbares Modell mit einer Leuchtkraft<br />

von einer Million Kerzen bis hin zu 40 - 50 für eins mit<br />

einer Leuchtkraft von zehn Millionen Kerzen. Mit einem<br />

solchen Baby könnten Sie eine ganze Stadt ausleuchten!<br />

Blitz: Ein elektronisches Blitzgerät kann<br />

ebenfalls verwendet werden, um große<br />

Bereiche mit Licht anzumalen, zum Beispiel<br />

die Fassade eines Gebäudes. Jede Art von<br />

Blitzgerät ist geeignet, jedoch gilt: Je stärker, desto besser.<br />

Frisch aufgeladene Batterien, die sich schnell wieder<br />

regenerieren, sind ebenfalls von Nutzen, und wenn Sie<br />

über zwei oder drei Blitzgeräte verfügen, benutzen Sie sie<br />

ruhig alle. Auf diese Weise können Sie eins abfeuern,<br />

während sich das andere wieder regeneriert. Blitzgeräte<br />

können auch in Gebäuden oder um Konstruktionen herum<br />

aufgebaut und mit Slaves oder Infrarotauslösern<br />

fernausgelöst werden, um unterschiedliche Bereiche<br />

auszuleuchten.<br />

Erste-Hilfe-Ausrüstung: Wenn Sie es<br />

irgendwie vermeiden können, sollten Sie nicht<br />

bei Nacht alleine unterwegs sein. Wenn nicht,<br />

nehmen Sie auf jeden Fall ein Mobiltelefon für<br />

den Notfall mit. Es ist außerdem keine schlechte Idee, ein<br />

kleines Erste-Hilfe-Set mitzunehmen. Und wenn Sie mit<br />

Feuer, Stahlwolle oder Wunderkerzen arbeiten, denken Sie<br />

stets zuerst an Ihre Sicherheit.<br />

Angemessene Kleidung: Diese Jahreszeit ist<br />

für die Lichtmalerei zwar ideal, weil Sie nicht<br />

zu unchristlichen Zeiten arbeiten müssen,<br />

natürlich ist es aber auch deutlich kälter.<br />

Achten Sie also darauf, sich warm einzupacken. Tragen<br />

Sie dunkle Kleidung, damit Sie auf Ihren Aufnahmen nicht<br />

gleich mit angestrahlt werden, und denken Sie auf jeden<br />

Fall daran, ein Paar Handschuhe mitzunehmen, am<br />

besten fingerlose. Die brauchen Sie nicht auszuziehen, um<br />

die Kameraeinstellungen zu ändern. Und verbrennen Sie<br />

sich nicht die Finger, wenn Sie mit heißen Lichtquellen<br />

hantieren!<br />

EINSATZ VON GELFILTERN<br />

Wenn Sie mit einem elektronischen Blitzgerät<br />

arbeiten, probieren Sie einmal Gelfilter aus, um Ihrem<br />

Licht lebhafte Farben hinzuzufügen.<br />

Wenn Sie nur ein Blitzgerät haben, stecken Sie sich<br />

einfach einige Gelfilter in die Tasche. Beleuchten Sie<br />

in Ihrer Szene verschiedene Bereiche, indem Sie<br />

unterschiedliche Farben über den Blitzkopf halten;<br />

auch Bonbonpapier oder lichtdurchlässiges Plastik<br />

sind möglich.<br />

Diese Technik funktioniert am besten an städtischen<br />

Schauplätzen, verfallenen Gebäuden, U-Bahn-<br />

Schächten oder Tunneln. Versuchen Sie auch einmal,<br />

ein Objekt von innen zu illuminieren: Ein Auto auf<br />

einem Schrottplatz würde sich hier gut machen.<br />

Wenn Sie mit nur einem Blitzgerät arbeiten, sind Sie<br />

stark eingeschränkt, weil Sie darauf warten müssen,<br />

bis dies sich regeneriert hat. Das nimmt viel Zeit in<br />

Anspruch. Außerdem müssen Sie stets aufmerksam<br />

sein und darüber nachdenken, was Sie als nächstes<br />

ausleuchten wollen, während das Bild sich<br />

entwickelt. Aus diesem Grunde arbeiten manche<br />

Fotografen in Teams. Sie öffnen Ihre<br />

Kameraverschlüsse gleichzeitig, benutzen dabei aber<br />

unterschiedliche Gelfilter. Alternativ können auch<br />

verschiedene Blitzgeräte und Gelfilter aufgebaut und<br />

dann mithilfe von Slaves oder Fernauslösern so<br />

synchronisiert werden, dass sie gleichzeitig auslösen.<br />

Die Art und Weise, wie Sie die richtige Belichtungszeit<br />

einstellen, hängt von Ihrem Aufbau ab. Bei manchen<br />

Kameras ist ferngesteuerter Multiblitz mit TTL-<br />

Messung möglich. So können Sie alles getrost Ihrer<br />

Kamera überlassen. Wenn Sie ein einzelnes Gerät<br />

benutzen und dieses auslösen, während Sie um eine<br />

Szene herumgehen, stellen Sie dieses auf volle<br />

Leistung und manuellen Modus ein, dann rechnen<br />

Sie die nötige Entfernung zwischen dem Blitz und<br />

dem Objekt aus, indem Sie die Leitzahl (in Metern /<br />

ISO 100) durch die Blende, mit der Sie fotografieren<br />

wollen, teilen. Wenn Ihr Blitzgerät zum Beispiel die LZ<br />

36 hat, und Sie mit Blende f/11 fotografieren wollen,<br />

muss der Blitz ungefähr 3,25 Meter von dem Bereich,<br />

den Sie beleuchten wollen, entfernt sein, damit Sie<br />

eine korrekte Belichtung erhalten.<br />

Ein farbiger Gelfilter schluckt etwas Licht. Reduzieren<br />

Sie also die Entfernung um ungefähr 2,5 Meter und<br />

machen Sie eine Probeaufnahme. Wenn Sie mit dem<br />

Blitzgerät weiter vom Objekt weg oder näher heran<br />

müssen, ändern Sie vor der nächsten Aufnahme Ihren<br />

Standort.<br />

BRETT HARKNESS<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 093


SO MEISTERN SIE ES... MALEN MIT LICHT<br />

ALICIA KENNISON<br />

LICHT-GRAFFITI<br />

Eine weitere Idee, die wir bislang noch<br />

nicht erwähnt haben, die aber durchaus<br />

einen Versuch lohnt, ist Licht-Graffiti. Dabei<br />

können Sie zufällige, abstrakte Muster von<br />

Lichtspuren schaffen, indem Sie sich vor<br />

der Kamera mit einer Lichtquelle bewegen.<br />

Kaufen Sie sich eine LED-Taschenlampe<br />

mit vielen LEDs und halten Sie Gelfilter<br />

darüber. So können Sie einen Regenbogen<br />

aus Licht schaffen oder, für filigranere<br />

Muster, mit nur einer LED arbeiten.<br />

Googeln Sie nach „Licht-Graffiti“, um<br />

weitere Ideen zu finden.<br />

KÜNSTLERISCHE PORTRÄTS<br />

Für eine sanfte, atmosphärische Ausleuchtung von<br />

Porträtaufnahmen ist die Lichtmalerei ideal, wenn Sie<br />

ein geduldiges Modell haben. Die Länge der Zeit, in<br />

der ein Modell eine Pose halten kann, bestimmt<br />

oftmals Ihre Belichtungszeit. Für ein Kind werden Sie<br />

wahrscheinlich nicht länger als zehn Sekunden<br />

veranschlagen können, weil Kinder nun einmal dazu<br />

neigen, zappelig zu sein, wenn Sie nicht gerade<br />

schlafen. Wenn Sie Ihr Modell in einer stabilen,<br />

gestützten Pose ausrichten, zum Beispiel an eine<br />

Wand gelehnt oder im Liegen, können Sie die<br />

Belichtungszeit für ein besseres Ergebnis eventuell auf<br />

30 Sekunden ausdehnen. Sie benötigen eine kleine<br />

Blende, sodass Sie das Licht so gut wie möglich<br />

kontrollieren können. Versuchen Sie es einmal mit<br />

f/11 bis /16, und stellen Sie den ISO-Wert so niedrig<br />

wie möglich ein. Bevor Sie das Licht ausschalten,<br />

bringen Sie Ihr Modell in Position und fokussieren Sie<br />

manuell. Außerdem müssen Sie die Aufnahmen mit<br />

einem Fern- oder Selbstauslöser starten. Schalten Sie<br />

das Licht aus, öffnen Sie den Verschluss und malen<br />

Sie mit einer Taschenlampe so über Ihr Modell, als<br />

wenn sie ein Pinsel wäre. Beginnen Sie dabei mit dem<br />

Gesicht, weil der Gesichtsausdruck für gewöhnlich<br />

besonders schwierig über einen längeren Zeitraum<br />

beizubehalten ist, dann gehen Sie langsam von Kopf<br />

bis Fuß an der linken Körperseite herunter. Nun<br />

begeben Sie sich auf andere Seite der Kamera und<br />

malen Sie die rechte Körperhälfte an.<br />

Wenn Sie noch Zeit haben, verbreiten Sie auch noch<br />

etwas Licht über den Hintergrund und enthüllen Sie<br />

ein paar Details. Denken Sie dabei aber daran, dass<br />

Sie, wenn Sie mit der Taschenlampe zu dicht an Ihr<br />

Modell herangehen, womöglich bestimmte Bereiche<br />

überbelichten. Halten Sie also Abstand. Es kann<br />

einige Zeit dauern und eventuell ein paar Versuche in<br />

Anspruch nehmen, bei dieser Technik die richtigen<br />

Einstellungen zu finden.<br />

ISTOCKPHOTO<br />

FARBSTICHE<br />

Das Licht, das eine jede Taschenlampe produziert, hat einen<br />

Farbstich. Bei konventionellen Lampen ist dieser für<br />

gewöhnlich sehr warm. Aber einfache LEDs können blau<br />

aussehen und sehr kühl wirken. Sie können dies ausgleichen,<br />

indem Sie den Weißabgleich an Ihrer Kamera ändern, aber wir<br />

empfehlen, bei dem automatischen Weißabgleich (AWB, Auto<br />

White Balance) zu bleiben, denn der Farbstich der<br />

Taschenlampe kann richtig toll aussehen. Wahrscheinlich<br />

werden Sie sogar versuchen wollen, mehr Farbe in Ihr Bild zu<br />

bringen, indem Sie Gelfilter oder Einwickelpapiere von<br />

Süßigkeiten über die Glühbirne oder die LEDs halten. Ein<br />

elektronischer Blitz verursacht keinen Farbstich, da seine<br />

Farbtemperatur der des Tageslichtes gleicht: 5.500 K.<br />

094 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


STILLLEBEN IN INNENRÄUMEN<br />

Die einfachste Möglichkeit, mit Licht zu malen, sind<br />

einfache Stillleben in einem Innenraum. So erhalten<br />

Sie einen ersten Eindruck , bevor Sie sich größeren<br />

Motiven zuwenden.<br />

Für das Motiv gilt das Motto: „Erlaubt ist, was<br />

gefällt“. Blumen sind toll, weil Sie interessante<br />

Formen haben, mit denen man arbeiten kann, und<br />

die Blütenblätter sind lichtdurchlässig, sodass sie<br />

auch von hinten ausgeleuchtet werden können.<br />

Auch Musikinstrumente geben ein tolles Motiv ab.<br />

Eine Geige, eine Gitarre, ein Saxophon: Jedes<br />

Instrument mit einer interessanten Form<br />

funktioniert. Schuhe und Stiefel, Flaschen,<br />

Weingläser, Besteck und Spielzeug… was auch<br />

immer Sie fotografieren, Sie müssen in einem<br />

abgedunkelten Raum arbeiten, sodass Sie das Licht<br />

mit einer Taschenlampe kontrollieren können.<br />

Kleine Taschenlampen mit konzentriertem Strahl<br />

sind hier die beste Wahl, weil Sie kleine Bereiche<br />

selektiv ausleuchten müssen, um einen<br />

interessanten Effekt hervorzurufen. Taschenlampen<br />

für die Brusttasche oder den Schlüsselring sind<br />

ideal. Kaufen Sie sie im Dutzend in 1- -Läden und<br />

decken Sie die Glühbirne mit Gelfiltern oder<br />

Bonbonpapier ab, um das Licht einzufärben.<br />

Bauen Sie Ihre Requisiten bei eingeschaltetem<br />

Licht auf, stellen Sie Ihre Kamera auf ein Stativ und<br />

fokussieren Sie manuell. Stellen Sie die Blende auf<br />

f/8 oder f/11, die Verschlusszeit auf Bulb und den<br />

ISO-Wert auf 100 oder 200 ein, und schließen Sie<br />

einen Fernauslöser an Ihre Kamera an. Schalten Sie<br />

die Deckenlampe aus, öffnen Sie den<br />

Kameraverschluss, schalten Sie Ihre Taschenlampe<br />

an und beginnen Sie, mit dem Licht zu malen.<br />

Halten Sie dabei die Taschenlampe auf die<br />

wichtigsten Bereiche des Objekts gerichtet. Bleiben<br />

Sie nach Möglichkeit mit der Lampe stets in<br />

Bewegung, sodass das Licht nicht in manchen<br />

Bereichen zu hart wird. Das Ergebnisbild soll<br />

aussehen, als sei es mit Licht angemalt. Halten Sie<br />

also einige Bereiche absichtlich heller als andere.<br />

Machen Sie ein paar Probeaufnahmen, um die<br />

richtige Belichtungszeit zu bestimmen und<br />

leuchten Sie dabei aus unterschiedlichen<br />

Entfernungen und für unterschiedlich lange<br />

Zeitspannen.<br />

Wenn Sie zum Beispiel eine Belichtungszeit von<br />

vier Sekunden bei Blende f/11 benötigen, wenn Sie<br />

den schmalen Strahl Ihrer Taschenlampe auf ein<br />

Objekt in einem Meter Entfernung gerichtet haben,<br />

können Sie einige Bereiche dunkler als andere<br />

abbilden, indem Sie die Lampe nur für eine, zwei<br />

oder drei Sekunden darauf richten. Wollen Sie<br />

dagegen einen bestimmten Bereich besonders hell<br />

haben, leuchten Sie ihn fünf oder sechs Sekunden<br />

lang mit der Taschenlampe an, oder gehen Sie<br />

etwas näher heran.<br />

Das Ganze erfordert etwas Experimentierfreude,<br />

aber Sie können ja jedes Foto sofort auf dem<br />

LCD-Display Ihrer Kamera kontrollieren, und nach<br />

zwei oder drei Versuchen sollten Sie es richtig<br />

hinkriegen. Ein weiterer Weg, eine kleine<br />

Taschenlampe für die <strong>Fotografie</strong> von Stillleben<br />

einzusetzen, ist, damit um die Requisite herum zu<br />

fahren, während der Lichtstrahl auf die Kamera<br />

gerichtet ist. So schaffen Sie feine Lichtspuren.<br />

Außerdem wirft die Lichtstreuung von dem Strahl<br />

einen weichen Glanz auf das Objekt. Sie können<br />

aber auch zusätzlich ein direkteres Licht<br />

verwenden.<br />

Bringen Sie Ihre Requisiten in<br />

1 Position, in diesem Fall ein Paar<br />

Wanderstiefel, und bauen Sie Ihre<br />

Kamera auf. Wählen Sie Ihren<br />

Bildausschnitt. Lassen Sie dabei<br />

etwas mehr Platz um die Requisiten<br />

als Sie tatsächlich brauchen. Sie<br />

können das Bild später immer noch<br />

beschneiden.<br />

Stellen Sie die Verschlusszeit der<br />

2 Kamera auf Bulb (B), den<br />

ISO-Wert auf 100 oder 200, und die<br />

Blende auf f/11 oder f/16. Verbinden<br />

Sie Ihre Kamera mit einem<br />

Fernauslöser. Fokussieren Sie nun<br />

manuell auf Ihre Requisiten, und<br />

schalten Sie die Deckenbeleuchtung<br />

aus.<br />

Sobald es dunkel ist, öffnen Sie<br />

3 den Verschluss, schalten Sie Ihre<br />

Lichtquelle ein (in diesem Fall eine<br />

Micro-LED-Fahrradlampe für 3,99<br />

von Aldi), dann beginnen Sie, die<br />

Requisiten zu umfahren und das<br />

Licht darauf zu richten.<br />

Vielleicht kriegen Sie es bei Ihrem<br />

4 ersten Versuch noch nicht direkt<br />

so richtig hin, aber Sie bekommen<br />

einen Einblick, was Sie tun müssen,<br />

um das Ergebnis Ihres ersten<br />

Versuchs zu verbessern. In unserem<br />

Fall fällt nicht genug Licht auf die<br />

Requisiten, sodass das Bild letztlich<br />

zu dunkel wirkt.<br />

LEE FROST<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 095


SO MEISTERN SIE ES... MALEN MIT LICHT<br />

JANLEONARDO WOELLERT WWW.LIGHTART-PHOTOGRAPHY.DE<br />

LANDSCHAFTEN MIT LICHT ANMALEN<br />

Landschaftsaufnahmen sind ideal für die<br />

Lichtmalerei. Für eine ganz einfache Version<br />

können Sie eine Taschenlampe oder einen<br />

Blitz verwenden, um ein einzelnes Element<br />

im Vordergrund auszuleuchten, zum Beispiel<br />

einen Felsen an einem See oder ein Boot am<br />

Ufer. Wenn Sie Ihren Bildausschnitt so<br />

wählen, dass ein Pfad oder Weg aus dem<br />

Bild hinaus in die Ferne führt, können Sie<br />

darauf gehen und ihn so mit Ihrer<br />

Taschenlampe ausleuchten, dass er als<br />

Führungslinie dient.<br />

Konzentrieren Sie sich aber nicht einfach nur<br />

auf den Vordergrund. Wie wäre es, wenn Sie<br />

den Verschluss Ihrer Kamera zunächst<br />

einmal für eine oder zwei Minuten öffnen<br />

und dann tiefer in die Szene hineingehen<br />

und Elemente mit Licht anmalen, die weiter<br />

entfernt sind? Sie könnten zum Beispiel<br />

einen einzelnen Baum herausgreifen, oder<br />

Sie wählen eine Baumgruppe und leuchten<br />

jeden einzelnen mit einem Gelfi lter in einer<br />

anderen Farbe über Ihrer Taschenlampe oder<br />

Ihrem Blitzgerät aus. Alte Scheunen oder<br />

Steinwände funktionieren auch gut.<br />

Größere Elemente an der Küste sind für die<br />

Lichtmalerei ideal. Natürliche Felsenbögen,<br />

Felsnadeln und Landzungen sehen<br />

fantastisch aus, wenn sie mit dem Licht einer<br />

leistungsstarken Taschenlampe vor dem<br />

kühlen Zwielicht-Himmel ausgeleuchtet<br />

werden. Und die lange Belichtungszeit sorgt<br />

außerdem dafür, dass die Wasseroberfl äche<br />

schön glatt ist. Stege und alte Piere sind<br />

ebenfalls lohnenswerte Objekte, genau wie<br />

die skelettartigen Überreste gesunkener<br />

Schiffe, die oftmals bei Ebbe zum Vorschein<br />

kommen.<br />

Für Objekte, die weiter entfernt liegen und<br />

nicht gut zugänglich sind, benötigen Sie eine<br />

leistungsstarke Taschenlampe mit einer<br />

Leuchtkraft von mindestens zwei Millionen<br />

Kerzen. Ein schwächerer Lichtstrahl hat<br />

einfach nicht genügend Reichweite. Wenn<br />

Sie näher an Ihr Objekt herangehen können,<br />

zum Beispiel an ein Schiffswrack, ist eine<br />

schwächere Taschenlampe gut geeignet. Mit<br />

ihr können Sie herumgehen und Ihr Motiv<br />

nach Wunsch aus ein paar Schritten<br />

Entfernung mit Licht anmalen.<br />

Seien Sie aber vorsichtig, wenn Sie an der<br />

Küste fotografi eren. Die See kann gefährlich<br />

sein. Achten Sie auf die Gezeiten und<br />

informieren Sie sich über den schnellsten<br />

Weg zurück ans sichere Ufer. Wenn Sie mit<br />

Ihren Aufnahmen fertig sind, wird es<br />

stockdunkel sein – ein ungünstiger<br />

Zeitpunkt, um festzustellen, dass Sie durch<br />

das steigende Wasser vom Strand<br />

abgeschnitten sind. Nehmen Sie für den Fall<br />

der Fälle immer eine zusätzliche<br />

Taschenlampe oder eine Stirnlampe mit,<br />

sodass Sie sehen können, wohin Sie gehen.<br />

STRICHMÄNNCHEN<br />

Lowry hat sie gemalt, zwei Jungs namens Brian und Michael haben einen<br />

schrecklich nervigen Song über sie gesungen, und jetzt können auch Sie Ihre<br />

eigenen Strichmännchen schaffen.<br />

Alles, was Sie dazu brauchen, sind eine kleine LED-Taschenlampe, eine<br />

dunkle Nacht und ein wenig Vorstellungskraft. Wenn Sie Ihre Kamera<br />

aufgebaut und den Verschluss über eine Fernbedienung im Bulb-Modus<br />

geöffnet haben, gehen Sie in die Szene hinein (tragen Sie dabei dunkle<br />

Kleidung, damit Sie auf dem Bild nicht in Erscheinung treten), und zeichnen<br />

Sie Strichmännchen aus Lichtspuren, wie sie auf einer Bank sitzen, an einer<br />

Wand stehen, auf einer Wippe auf dem Spielplatz schaukeln, auf einem Bein<br />

stehen, einen Handstand machen, Ihre Kinder an der Hand halten, mit<br />

einem Strich-Hund spazieren gehen…. Es dauert nur ein paar Sekunden,<br />

eine kleine Zeichnung aus Licht anzufertigen. Malen Sie anschließend mit<br />

Ihrer Taschenlampe einzelne Elemente der Szene an, sodass Ihr<br />

Strichmännchen nicht völlig allein in der Dunkelheit da steht. Denken Sie<br />

daran, dass beim Zeichnen die Kamera freien Blick auf die Taschenlampe<br />

haben muss. Und denken Sie unbedingt an dunkle Kleidung, sonst sind Sie<br />

selber auch im Bild sichtbar.<br />

MICHAEL BOSANKO<br />

096 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


LEE FROST<br />

SCHAFFEN SIE EINE KUGEL AUS LICHT<br />

In dieser Technik geht es nicht darum, eine<br />

Lichtquelle zu benutzen, um etwas auszuleuchten,<br />

das bereits existiert, wie zum Beispiel eine Statue<br />

oder ein Gebäude. Stattdessen schaffen Sie Kugeln<br />

aus Licht als zusätzliche Elemente in einer<br />

Low-Light-Szene. Betrachten Sie es als Bildhauerei,<br />

bei der Sie Skulpturen aus Licht schaffen, die nur in<br />

fotografischer Form existieren. Denn in Wahrheit<br />

gibt es sie gar nicht. Wir wissen nicht genau, woher<br />

diese Technik stammt, aber einer ihrer bekanntesten<br />

Repräsentanten ist der in Australien lebende<br />

Fotograf Denis Smith (www.denissmith.com.au).<br />

Die Idee dahinter ist, dass Sie Ihre Kamera bei<br />

Nacht draußen oder in einem unbeleuchteten<br />

Innenraum aufbauen, den Verschluss im<br />

Bulb-Modus öffnen, dann in die Szene hinein an<br />

eine vorher festgelegte Stelle gehen, und dann eine<br />

kleine LED-Taschenlampe, die an einer Schnur<br />

befestigt ist, im Kreis herumschleudern, sodass im<br />

Bild runde Lichtspuren festgehalten werden. Dabei<br />

stehen Sie jedoch nicht still, sondern drehen sich<br />

sanft auf der Stelle. Wenn Sie eine Drehung von<br />

360 ° vollzogen haben, sind Dutzenden von<br />

Lichtkreisen aufgenommen worden und bilden eine<br />

Kugel. Die Schnur muss dabei immer auf gleicher<br />

Länge festgehalten und die Taschenlampe muss<br />

vertikal geschleudert werden, sodass die Lichtkreise<br />

immer dieselbe Größe haben. Wenn Sie Ihren<br />

Körper einmal um seine eigene Achse drehen, muss<br />

dies mit dem kleinstmöglichen Wendekreis<br />

passieren, indem Sie auf Ihren Fußballen gleiten.<br />

Tragen Sie dunkle Kleidung und eine Kapuze oder<br />

eine Mütze. So gibt es keine geisterhafte Abbildung<br />

von Ihnen selber im Bild. Idealerweise sollten Sie<br />

die Schnur an einer Drehkupplung befestigen, wie<br />

sie zum Beispiel an einer Hundeleine verwendet<br />

wird. Diese können Sie nicht nur besser fassen, sie<br />

sorgt auch dafür, dass die Taschenlampe freier und<br />

gleichmäßiger schwingen kann, sodass ein<br />

gleichmäßiger Kreis entsteht. Je mehr Übung Sie<br />

beim Schwingen haben, desto besser werden Ihre<br />

Ergebnisse.<br />

Wenn Sie draußen fotografieren wollen, machen Sie<br />

Ihre Aufnahmen, wenn es beginnt, dunkel zu<br />

werden, aber wenn immer noch Farbe am Himmel<br />

zu erkennen ist. Wählen Sie Ihren Standort am Tage<br />

Suchen Sie sich einen Schauplatz aus, wenn<br />

1 noch ausreichend Tageslicht vorhanden ist und<br />

Sie sehen können, was Sie tun. Stellen Sie Ihre<br />

Kamera auf ein Stativ, stellen Sie den Bulb-Modus ,<br />

Blende f/8 und einen ISO-Wert von 200 ein.<br />

Fokussieren Sie manuell auf die Stelle, wo sie<br />

später stehen werden.<br />

Ihr erster Versuch mag noch nicht perfekt<br />

3 sein, aber er wird Ihnen zumindest einen<br />

Einblick verschaffen, was sie eventuell falsch<br />

machen. Hie r ist die Belichtungszeit noch zu kurz,<br />

aber die Kugel sieht schon ganz ordentlich aus. Der<br />

Schlüssel zu einer guten Kugel ist geschmeidiges,<br />

gleichmäßiges Schleudern.<br />

aus und entscheiden Sie, wo genau in der Szene die<br />

Lichtkugel erscheinen soll, am Ende eines Piers<br />

oder eines Stegs, auf einem Felsvorsprung, auf<br />

einem Hügel, einem Strand oder wo auch immer. Es<br />

gibt unzählige Möglichkeiten. Lassen Sie Ihrer<br />

Fantasie einfach freien Lauf.<br />

Die für diese Aufnahmen erforderlichen<br />

Belichtungszeiten sind abhängig von Ihrem<br />

Standort und den Lichtverhältnissen, aber<br />

idealerweise sollten Sie Ihre Taschenlampe<br />

mindestens ein paar Minuten lang<br />

herumschleudern, um eine gute Kugel zu<br />

Öffnen Sie den Verschluss mit einer<br />

2 Fernbedienung (oder bitten Sie einen Freund,<br />

dies für Sie zu übernehmen), gehen Sie auf Ihre<br />

Position, schalten Sie die Taschenlampe ein, und<br />

beginnen Sie, diese im Kreis herumzuschleudern.<br />

Drehen Sie sich dabei langsam einmal um Ihre<br />

eigene Achse, um eine Kugel aus Licht zu schaffen.<br />

4<br />

Das sieht schon besser aus. Noch immer<br />

keine perfekte Kugel, aber gar nicht mal so<br />

schlecht, und die Belichtung ist genau richtig.<br />

Lichtstreuung von der Taschenlampe hat Details im<br />

Wasser und im Felsen zum Vorschein gebracht,<br />

und die letzten Farben am Himmel sind auch<br />

deutlich sichtbar.<br />

erschaffen. Nach Einbruch der Dunkelheit können<br />

Sie den Verschluss Ihrer Kamera auch zehn bis 15<br />

Minuten geöffnet halten und währenddessen<br />

mehrere Lichtkugeln in derselben Szene schaffen<br />

und dabei für jede einen Gelfilter in einer anderen<br />

Farbe über Ihre Taschenlampe ziehen. In einer<br />

klaren Nacht können Sie dabei auch noch<br />

Sternenspuren aufnehmen, außerdem wird Ihre<br />

Kamera eventuell auch noch die<br />

Lichtverschmutzung in der Ferne aufnehmen, was<br />

Ihren Bildern zusätzlich surreale Farben am Himmel<br />

verleihen kann.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 097


SO MEISTERN SIE ES... MALEN MIT LICHT<br />

LEE FROST<br />

MICHAEL BOSANKO<br />

ISTOCKPHOTO<br />

LUSTIGE PORTRÄTS<br />

Sie brauchen sich beim Malen mit Licht nicht auf<br />

tote Objekte zu beschränken. Die Technik kann<br />

auch auf Menschen angewandt werden. Die<br />

Möglichkeiten sind schlichtweg endlos,<br />

experimentieren Sie also ruhig. Viel Spaß dabei!<br />

Eine praktische Technik, die Sie gut draußen bei<br />

schlechten Lichtverhältnissen anwenden können,<br />

ist die Kombination eines Blitzes mit einer langen<br />

Belichtungszeit, sodass der Blitz Ihr menschliches<br />

Motiv ausleuchtet und einfriert, während die lange<br />

Belichtungszeit das Umgebungslicht im<br />

Hintergrund kontrolliert, zum Beispiel den roten<br />

Himmel bei Sonnenuntergang oder ein in Flutlicht<br />

getauchtes Denkmal. Viele Digitalkameras,<br />

insbesondere Kompaktkameras, verfügen über<br />

einen „Nachtporträt“-Modus, der Ihnen perfekte<br />

und ausgewogene Ergebnisse liefert. Wenn Ihr<br />

Modell sich in Bewegung befindet, wird die lange<br />

Verschlusszeit auch die Bewegungsunschärfe<br />

hinter dem mit Blitz eingefrorenen Bild einfangen,<br />

und das kann wirklich toll aussehen. Sie können Ihr<br />

Modell natürlich auch bitten, sich zu bewegen, um<br />

diesen Effekt der langsamen Blitzsynchronisation<br />

zu erzielen. Bitten Sie es zum Beispiel, in die Luft zu<br />

springen. Alternativ können Sie auch etwas ganz<br />

Verrücktes ausprobieren. Wie wäre es zum Beispiel<br />

mit einem Porträt im Weitwinkelformat, auf dem Ihr<br />

Modell eine Fratze schneidet, und Sie umfahren<br />

dessen Kopf mit einer LED-Taschenlampe, um<br />

Lichtspuren zu schaffen und verwenden eine<br />

farbige LED-Taschenlampe oder eine mit farbigem<br />

Gelfilter, um sein Gesicht auszuleuchten? Sie<br />

können auch im Hintergrund mit einer<br />

Wunderkerze wedeln, um noch jede Menge<br />

Lichtspuren hinzuzufügen, oder eine Taschenlampe<br />

von hinten auf den Kopf Ihres Modells richten, so<br />

dass das Licht im Hintergrund ausstrahlt.<br />

DAS RICHTIGE TIMING<br />

Wenn Sie mit Licht malen wollen, benötigen Sie<br />

lange Belichtungszeiten, denn es ist ein<br />

langsamer Prozess, Licht gezielt nur in<br />

ausgewählte Bereiche vordringen zu lassen,<br />

anstatt einfach den Verschluss zu öffnen, und<br />

alles auf einmal hereinzulassen. Da Sie Ihre<br />

eigene Beleuchtung hinzufügen, muss das<br />

Umgebungslicht begrenzt sein, sodass Sie es<br />

nicht mit aufnehmen. Bei Außenaufnahmen ist<br />

Zwielicht, was die Helligkeit anbelangt, gerade<br />

noch okay. Wenn Sie früher fotografieren, ist so<br />

viel Tageslicht vorhanden, dass man die<br />

Lichtmalerei nicht sehen kann, und Sie können<br />

nicht lange genug belichten, ohne eine<br />

Überbelichtung zu riskieren. Warten Sie also, bis<br />

Sie kaum noch Farben am Himmel erkennen<br />

können, bevor Sie Ihre Arbeit aufnehmen.<br />

Techniken wie das Anmalen eines Gebäudes mit<br />

Blitz oder einer leistungsstarken Taschenlampe<br />

benötigen für gewöhnlich eine Minute oder zwei<br />

bei ISO 100 und Blende f/11 oder f/16 bei<br />

Zwielicht, wenn keine künstliche Lichtquelle in<br />

der Nähe ist. Für „Lichtkugeln“ hingegen<br />

benötigen Sie eine Belichtungszeit von fünf bis<br />

zehn Minuten, es muss also schon relativ dunkel<br />

sein, wenn Sie anfangen, und Fotos von<br />

Sternenspuren dauern Stunden. Wenn der<br />

Himmel so dunkel ist, dass Sie mit bloßem Auge<br />

keine Farben mehr erkennen können, werden<br />

Sie mit Erstaunen feststellen, wie gut der Sensor<br />

Ihrer Kamera diese noch einfangen kann,<br />

insbesondere, wenn es in der Nähe eine Stadt<br />

gibt, die jede Menge Lichtverschmutzung<br />

produziert. Das klingt fürchterlich, aber es kann<br />

erstaunlich gut aussehen. <strong>Fotografie</strong>ren Sie also<br />

einfach weiter!<br />

STAHLWOLLE SCHLEUDERN<br />

Sind Sie mutig? Dann haben wir hier eine Technik<br />

für Sie, die Ihr Adrenalin in Wallung bringt.<br />

Gewöhnliche Stahlwolle brennt sehr gut und<br />

erzeugt Milliarden von Funken, wenn sie<br />

angezündet wird. Um diese zu fotografieren,<br />

nehmen Sie einen herkömmlichen Schneebesen<br />

aus Metall, stopfen ihn mit Stahlwolle der Stärke 0<br />

oder feiner aus und befestigen ihn an einer Schnur<br />

oder einem Drahtseil. Eine Drehkuppel am anderen<br />

Ende macht es Ihnen leichter, den Schneebesen zu<br />

schwenken. Gehen Sie bei Dämmerung unter eine<br />

Brücke, in einen Tunnel oder an einen anderen,<br />

„sicheren“ Ort, zünden Sie die Stahlwolle an und<br />

beginnen Sie bei geöffnetem Kameraverschluss<br />

den Schneebesen zu schwenken, bis die Wolle<br />

ausgebrannt ist (ca. 20 - 30 Sekunden). Das<br />

Ergebnis ist deutlich imposanter als alles, was Sie<br />

mit Wunderkerzen erreichen können.<br />

Bei dieser Technik besteht Brandgefahr; vermeiden<br />

Sie deshalb Orte, wo etwas in Brand geraten kann.<br />

Strände sind ideal, weil Sie dort nah am Wasser<br />

sind, dasselbe gilt für Beton oder Teer.<br />

Trockenes Gras oder Bäume dagegen sind leicht<br />

entflammbar – ebenso Sie selbst. Tragen Sie<br />

Schutzkleidung, eine Regenjacke , wasserfeste<br />

Hosen, und bedecken Sie Ihr Haar mit einer<br />

Kapuze oder einer Mütze. Tragen Sie eine<br />

Schutzbrille, um Ihre Augen vor Funken zu<br />

schützen. Wenn Sie Aufnahmen mit Stahlwolle<br />

machen, nehmen Sie zur Sicherheit einen Freund<br />

und vielleicht einen kleinen Feuerlöscher mit. Diese<br />

Technik macht Spaß, aber sie ist nicht ungefährlich.<br />

Seien Sie also gewarnt!<br />

AUFNAHMEN VON STERNENSPUREN<br />

Wenn Sie Ihre Kamera auf den nächtlichen Himmel richten und den<br />

Verschluss im Bulb-Modus zwei oder drei Stunden lang geöffnet halten (bei<br />

maximaler Blende), können Sie fantastische Sternenspuren einfangen. Diese<br />

entstehen durch die Rotation der Erde um ihre Polarachse. Dies ist eine<br />

natürliche Form der Lichtmalerei. Wenn Sie Aufnahmen von Sternenspuren<br />

machen wollen, ist es immer eine gute Idee, interessante Details im<br />

Vordergrund mit in den Bildausschnitt aufzunehmen, um Ihre<br />

Bildkomposition interessanter zu gestalten. Da Sie aber ja in totaler Dunkelheit<br />

fotografieren, müssen Sie etwas künstliches Licht verwenden, damit diese<br />

Details nicht nur als Silhouetten erscheinen.<br />

Verwenden Sie entweder einen Blitz oder eine Taschenlampe, oder beides,<br />

um den Vordergrund mit Licht anzumalen. Das können Sie auf demselben<br />

Einzelbild machen, auf dem Sie auch die Sternenspuren festhalten, aber das<br />

kann auch schiefgehen, da Sie das Bild von den Sternenspuren ja einige<br />

Stunden lang nicht zu sehen bekommen. Die bessere Möglichkeit ist,<br />

zunächst ein paar Fotos mit kürzerer Belichtungszeit zu mache, in denen Sie<br />

den Vordergrund anmalen und dann, ohne die Kamera zu bewegen, den<br />

Verschluss zu öffnen, um die Sternenspuren auf einem weiteren Einzelbild<br />

einzufangen. Später können Sie dann die Sternenspuren in Photoshop mit<br />

einem der Fotos mit der Lichtmalerei zusammenfügen.<br />

ISTOCKPHOTO<br />

098 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


LEE FROST<br />

PHYSIOGRAMME<br />

Die Idee hinter dieser verrückten,<br />

aber simplen Technik ist, eine kleine<br />

Taschenlampe von der Größe eines<br />

Kugelschreibers an einer Schnur<br />

oberhalb der Kamera in einem<br />

abgedunkelten Raum aufzuhängen.<br />

Wenn Sie die Lampe anstoßen,<br />

beginnt sie zu pendeln. Nun nehmen<br />

Sie mit Langzeitbelichtung die<br />

Lichtmuster der Taschenlampe auf,<br />

die in immer kleiner werdenden<br />

Kreisen schwingt. Das Ergebnis ist<br />

ein faszinierendes Kaleidoskop aus<br />

farbigen Kreisen.<br />

Im Folgenden finden Sie eine kurze<br />

Schritt-für-Schritt-Anleitung, um<br />

diese Technik zu Hause selbst<br />

auszuprobieren.<br />

Binden Sie eine kleine<br />

1 Taschenlampe an eine Schnur.<br />

Das andere Ende binden Sie so an<br />

eine Deckenlampe, dass die<br />

Taschenlampe ein gutes Stück über<br />

dem Boden hängt. Die Länge der<br />

Schnur ist natürlich abhängig von der<br />

Deckenhöhe, in der Regel genügt<br />

aber ein Meter.<br />

Damit die Taschenlampe<br />

2 gleichmäßige Kreise zieht, muss<br />

sie mittig aufgehängt sein und darf<br />

nicht ins Trudeln geraten. Wenn sie<br />

keinen Haken zum Aufhängen hat,<br />

kleben Sie eine Schlaufe aus einem<br />

Stück Schnur an das hintere Ende<br />

und binden Sie die von der Decke<br />

hängende Schnur daran fest.<br />

Setzen Sie Ihre Kamera etwa einen<br />

3 Meter unter der Taschenlampe so<br />

auf ein Stativ, dass sie gerade nach<br />

oben ausgerichtet ist. Verwenden Sie<br />

ein Weitwinkelobjektiv mit ca. 28 mm,<br />

stellen Sie auf manuellen Fokus und<br />

fokussieren Sie auf die Taschenlampe.<br />

Stellen Sie den Verschluss auf den<br />

Bulb-Modus (B) ein und blenden Sie<br />

auf f/16 oder f/22 ab.<br />

Schalten Sie die Taschenlampe<br />

4 ein und die Deckenleuchte aus,<br />

dann stoßen Sie die Taschenlampe<br />

so an, dass Sie in kreisenden<br />

Bewegungen schwingt. Schauen Sie<br />

durch den Sucher der Kamera, und<br />

wenn die Kreisbewegung der<br />

Taschenlampe klein genug ist, dass<br />

sie im Sucher erscheint, öffnen Sie<br />

den Verschluss im Bulb-Modus.<br />

Jede Runde der Taschenlampe<br />

5 wird auf dem Foto als<br />

kreisförmige Lichtspur aufgezeichnet.<br />

Da die Bewegung der Taschenlampe<br />

aber langsamer wird, haben alle<br />

Kreise verschiedene Formen und<br />

Größen. Zudem werden sie kleiner.<br />

So sieht es nach 20 bis 30 Sekunden<br />

aus.<br />

Decken Sie das Objektiv nach<br />

6 ungefähr 20 Sekunden mit<br />

einem Stück Pappe zu und schalten<br />

Sie die Taschenlampe aus. Nun<br />

setzen Sie einen Farbfilter auf das<br />

Objektiv, schalten die Taschenlampe<br />

wieder ein und versetzen sie erneut in<br />

Schwingung, diesmal allerdings in<br />

einer anderen Richtung, sodass ein<br />

neues Farbmuster entsteht.<br />

7<br />

Sie können Schritt 6 so oft<br />

wiederholen, bis Sie mit Ihrem<br />

Bild zufrieden sind. Je mehr<br />

Lichtspuren Sie aufnehmen, umso<br />

interessanter das Ergebnis. Diese<br />

Technik birgt echte Suchtgefahr, weil<br />

es keine zwei Bilder gibt, die<br />

einander gleichen, sodass die<br />

Ergebnisse immer wieder faszinieren.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 099


SO MEISTERN SIE ES... MALEN MIT LICHT<br />

JESSICA VELARDE<br />

LICHTSCHABLONEN<br />

Es braucht schon etwas Übung, um die<br />

Lichtmalerei aus freier Hand zu kontrollieren.<br />

Oftmals wirken die ersten Versuche sehr<br />

unordentlich – bis man gelernt hat, blind zu<br />

arbeiten. Eine Möglichkeit, ordentlichere<br />

Ergebnisse zu erzielen, bieten Lichtschablonen.<br />

Diese ermöglichen es, Ihre Bilder mit Licht zu<br />

„stempeln“, statt zu „malen“. Mit etwas Zeit und<br />

Geduld können solche Schablonen einfach zu<br />

Hause hergestellt werden.<br />

XXXX<br />

WUNDER(KERZEN)VOLLE BILDER<br />

Sie haben noch Wunderkerzen vom Silvesterabend<br />

übrig? Damit können Sie wunderbar malen. Wir<br />

kennen alle diese kitschigen Fotos, auf denen<br />

jemand eine Wunderkerze im Kreis herum<br />

schwenkt und sein Gesicht mit spuckenden,<br />

knisternden Lichtspuren umgibt. Vergessen Sie die,<br />

das ist viel zu offensichtlich. Warum fahren Sie nicht<br />

einmal die Kontur eines Autos oder eines Baumes<br />

mit einer angezündeten Wunderkerze nach und<br />

füllen diese dann mit einem Blitz aus? Versuchen<br />

Sie auch einmal, eine Person draußen bei Nacht mit<br />

Blitz zu fotografieren und den Hintergrund dann mit<br />

Feuer zu füllen, indem Sie mit einer brennenden<br />

Wunderkerze herumwedeln, während Sie hinter<br />

Ihrem Modell hin und her gehen. Sie können es<br />

auch so aussehen lassen, als würde es Funken<br />

regnen und jemanden fotografieren, der sich unter<br />

einem Regenschirm zusammenkauert. Oder bilden<br />

Sie Formen ab, zum Beispiel einen<br />

Weihnachtsbaum mit einem Stern auf der Spitze.<br />

Umrahmen Sie ein sich küssendes Paar mit einem<br />

Herzchen. Drehen Sie die Wunderkerze im Kreis<br />

herum, während Sie vor der Kamera her gehen, und<br />

schaffen Sie so eine Spirale, drehen Sie sie und<br />

drehen Sie sich dabei um sich selbst, so dass eine<br />

funkensprühende Kugel entsteht. Egal, wofür Sie<br />

sich entscheiden, Sie müssen das Foto auf jeden<br />

Fall draußen und bei Nacht machen, sodass es<br />

dunkel ist. Verwenden Sie ein Stativ, öffnen Sie den<br />

Verschluss im Bulb-Modus, dann wedeln Sie mit<br />

Ihrer Wunderkerze. Machen Sie so lange weiter, bis<br />

die Wunderkerze ausgebrannt ist, dann flitzen Sie<br />

wieder zurück zur Kamera und beenden Sie die<br />

Aufnahme. So einfach ist das.<br />

Jast jedes Bild kann verwendet werden, um eine<br />

1Lichtschablone herzustellen. Zeichnen Sie<br />

zunächst Ihr Bild auf ein Blatt Papier, sodass Sie Ihr<br />

Design verfeinern können, bevor Sie es mithilfe von<br />

Pauspapier auf Pappkarton übertragen. Schneiden Sie<br />

den Umriss sorgfältig mit einem Messer aus. Achten<br />

Sie dabei darauf, die Schnittkanten so sauber wie<br />

möglich zu gestalten, damit ein scharfer Umriss<br />

entsteht, und lassen Sie einen Rand von ungefähr 3<br />

Millimetern Breite stehen. Besprühen Sie die<br />

Schablone sowie einen Schuhkarton und deren<br />

Deckel mit schwarzer Sprühfarbe. Dieser Schuhkarton<br />

ist Ihr neuer Leuchtkasten.<br />

LICHTMALEREI AUF AUTOS<br />

Eine ausreichend große Lichtquelle zu finden, um<br />

ein ganzes Auto auszuleuchten, kann zum Problem<br />

werden. Das ist der Grund, warum die Lichtmalerei<br />

so gut funktioniert. Wenn Sie eine Lichtquelle um<br />

das Auto herum bewegen, können Sie auch lange,<br />

schmale Glanzstreifen setzen, um die Formgebung<br />

des Autos zu betonen. Probieren Sie es einfach aus.<br />

Sie können jede konstant helle Lichtquelle<br />

verwenden, zum Beispiel eine LED-Handlampe<br />

oder eine Neonröhre. Stellen Sie Ihr Auto in einer<br />

kaum beleuchteten Gegend ab und stellen Sie<br />

einen niedrigen ISO-Wert und eine kleine Blende<br />

ein, um die Belichtungszeit zu verlängern.<br />

Sie werden ungefähr 20 Sekunden benötigen, um<br />

das gesamte Auto auszuleuchten. Beginnen Sie an<br />

einem Ende und gehen Sie in einer fließenden<br />

Bewegung langsam um das Auto herum. Stellen<br />

Sie sich dabei zwischen die Lampe und die<br />

Kamera, sodass die Lichtquelle später auf dem Foto<br />

nicht zu sehen ist. Richten Sie den Lichtstrahl auch<br />

kurz auf jedes Rad, um die Details zum Vorschein<br />

zu bringen.<br />

FREDERIC SCHLOSSER<br />

ANDERE LICHTQUELLEN<br />

Lichtmalerei bietet endlose Möglichkeiten für<br />

kreative Experimente, der Fantasie sind keine<br />

Grenzen gesetzt. Sie können alles Mögliche als<br />

Lichtquelle verwenden: Taschenlampen,<br />

Blitzgeräte, LEDs, Lichterschläuche, EL-Draht,<br />

Streichhölzer, Autoscheinwerfer, Kerzen, Feuer,<br />

Wunderkerzen und Vieles mehr. Sie können bei<br />

absoluter Dunkelheit fotografieren und selber<br />

das gesamte Licht für die Aufnahme<br />

kontrollieren, oder die Lichtmalerei mit der<br />

künstlichen Beleuchtung einer Stadt<br />

kombinieren – Sie können auch Ihr Handy oder<br />

Ihr Tablet zum Malen benutzen.<br />

Es gibt sogar spezielle Apps für die Lichtmalerei.<br />

Probieren Sie einmal Holographium, eine<br />

textbasierte Software, die dreidimensionale<br />

Buchstaben projiziert, wenn Sie Ihr iPhone,<br />

Ihren iPod Touch oder Ihr iPad durch den<br />

Bildausschnitt hindurch bewegen. So entstehen<br />

hologrammartige, schwebende Wörter und<br />

Bilder.<br />

MICHAEL BOSANKO<br />

Als Nächstes geben Sie Ihrem Bild mehr Farbe,<br />

2 indem Sie farbiges Zellophan oder Bonbonpapier<br />

von hinten auf die Schablone kleben. Je mehr Lagen<br />

Sie verwenden, desto kräftiger wird die Farbe.<br />

Schneiden Sie ein Loch in den Deckel Ihres<br />

Schuhkartons, lassen Sie am Rand aber 2 Zentimeter<br />

stehen, sodass beim Einsetzen Ihrer Schablone keine<br />

Lücken entstehen, durch die Licht dringen kann.<br />

Kleiden Sie den Schuhkarton von innen mit Alufolie<br />

aus und schneiden Sie in die Rückseite ein Loch,<br />

kleiner als der Kopf Ihres Blitzgeräts.<br />

Stellen Sie Ihre Kamera auf Bulb-Modus. Stellen<br />

3 Sie ISO 100 und Blende f/7 bis f/18, je nach<br />

Tiefenschärfe und Stärke Ihrer Lichtquelle, ein. Setzen<br />

Sie Ihre Kamera auf ein Stativ, fokussieren Sie manuell<br />

auf einen Bereich in der Szene und öffnen Sie per<br />

Fernauslöser den Verschluss. Halten Sie Ihr Blitzgerät<br />

an das Loch in der Rückwand des Schuhkartons und<br />

bewegen Sie sich während der Belichtung durch die<br />

Szene, während Sie den Testschalter drücken. Dabei<br />

zeigt die Schablone in Richtung der Kamera.<br />

100 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 101<br />

TIGTAB


<strong>Digitale</strong><br />

Abonnement<br />

4 Ausgaben für<br />

25,-€!<br />

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Alle Ausgaben sind auch zu<br />

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GÜNSTIG<br />

FOTOGRAFIEREN<br />

Lensbaby Spark<br />

LEITPHILOSOPHIE<br />

Schwere Zeiten: Unsere Leidenschaft für die <strong>Fotografie</strong> ist zwar groß wie immer, aber unser Budget für Fotozubehör ist<br />

stark geschrumpft. Aus diesem Grund ist es für uns alle nicht sehr wahrscheinlich, bis auf einige glückliche Ausnahmen,<br />

dass wir unser schwer verdientes Geld in nächster Zeit für teure neue Optiken oder die neueste DSLR mit Billionen von<br />

Pixeln ausgeben können. Es gibt jedoch auch eine Menge Produkte im Niedrigpreisbereich: Sie versprechen uns viele<br />

kreative Optionen zum Aufnehmen von Bildern, denen man den niedrigen Preis des Zubehörs nicht ansieht.<br />

Wir wollten wissen, ob diese Produkte wirklich fantastische Fotos zum kleinen Preis bieten können, und haben im<br />

Abschnitt Günstig <strong>Fotografie</strong>ren einige von ihnen getestet.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 103


GÜNSTIG<br />

FOTOGRAFIEREN<br />

Lensbaby Extension Spark tubes<br />

Herausgefordert: Lee Frost<br />

Budget: 90 Euro<br />

Thema: Lensbaby Spark<br />

ES MAG EINIGE schockieren, die<br />

mich kennen, aber ich hatte<br />

schon immer eine Leidenschaft<br />

für verträumte Bilder. In meinen<br />

Lehr- und Wanderjahren als<br />

Fotograf habe ich viel mit Weichzeichnern<br />

oder auch mit einem Stück mit Vaseline<br />

eingeschmierter, durchsichtiger Plastikfolie<br />

auf meinem Objektiv gearbeitet.<br />

Luftpolsterfolie, Anti-Newton-Glas im<br />

Diahalter, Frischhaltefolie: Auf meiner Suche<br />

nach künstlerischer Verschwommenheit<br />

habe ich alles Mögliche ausprobiert. Ich<br />

habe sogar einmal mit Damenstrumpfhosen<br />

experimentiert, aber darüber möchte ich<br />

heute lieber nicht sprechen….<br />

In unserer digitalen Zeit ist es nicht mehr<br />

nötig, Weichzeichnereffekte schon bei der<br />

Aufnahme anzuwenden, da sie in der<br />

Nachbearbeitung mit Photoshop-<br />

Filtern oder Plug-Ins von<br />

Drittanbietern ganz einfach<br />

hinzugefügt werden können.<br />

Das ist zwar äußerst<br />

praktisch, aber andererseits<br />

ist es schon sehr theoretisch,<br />

nach dem eigentlichen Event<br />

kreative Entscheidungen zu<br />

fällen. Für mich besteht ein<br />

großer Teil der Freude am<br />

Fotografi eren darin, durch den Sucher<br />

zu schauen und zu sehen, was ich kriege.<br />

Ich mache auch am liebsten Fotos, die ich so<br />

wenig wie möglich nachbearbeiten muss,<br />

nicht nur, weil dies weniger Zeit am<br />

Computer bedeutet, sondern auch, weil<br />

meine Herangehensweise an ein Foto, was<br />

den Bildaufbau, die Ausleuchtung, den<br />

Kamerawinkel und so weiter anbelangt,<br />

meistens davon abhängt, wie mein<br />

Ergebnisbild aussehen soll. Wenn ich diesen<br />

gewünschten Look an Ort und Stelle<br />

erzeugen kann, hilft mir das, andere<br />

WUSSTEN SIE…<br />

Ein klarer Skylight- oder UV-Filter,<br />

der im Randbereich mit Vaseline<br />

eingerieben wird, erzielt einen<br />

ähnlichen Effekt wie das Lensbaby.<br />

Alternativ können Sie den Effekt in<br />

Photoshop simulieren.<br />

Im Internet finden Sie dazu viele<br />

Tutorials.<br />

Entscheidungen zu treffen, die ebenfalls zum<br />

Erfolg meines Bildes beitragen. Für kreative<br />

Verschwimmungseffekte ist das Lensbaby<br />

das beste Zubehör, das heute auf dem Markt<br />

erhältlich ist.<br />

Der Fotograf Craig Strong hat im Jahr 2003<br />

das Lensbaby erfunden, indem er ein altes,<br />

großformatiges Objektiv mit einem Stück<br />

Staubsaugerschlauch verband, um seinen<br />

frühen Digitalfotos etwas Charakter zu<br />

verleihen. Ein Jahr später ging das original<br />

Lensbaby in Produktion; nur sechs<br />

Monate nach Markteinführung<br />

wurde es von Fotografen in 40<br />

Ländern genutzt und zog eine<br />

neue Gemeinschaft kreativer<br />

Fotografen nach sich. Allein<br />

auf Flickr gibt es über 8.500<br />

Mitglieder in der Lensbaby-<br />

Gruppe und über 71.000<br />

Lensbaby-Fotos (www.fl ickr.<br />

com/groups/lensbaby).<br />

Heute gibt es auf dem Markt ein<br />

halbes Dutzend unterschiedlicher Lensbabys<br />

(siehe Kasten ganz rechts), die mit digitalen<br />

Spiegelrefl ex- sowie mit spiegellosen<br />

Kamerasystemen verwendet werden<br />

können. Das neueste ist das Lensbaby<br />

Spark; es kostet zwar 89 , aber weil das für<br />

ein Lensbaby günstig ist, haben wir es mit<br />

aufgenommen.<br />

Die grundsätzliche Idee von Lensbaby ist,<br />

unabhängig vom Modell, ein normales<br />

Kameraobjektiv zu ersetzen. Es ermöglicht<br />

dem Fotografen, einen Teil des Bildes<br />

80€<br />

Lensbaby Spark<br />

Unverbindliche Preisempfehlung: 80 Euro<br />

Passend für: Canon EF und Nikon F<br />

Brennweite: 50 mm<br />

Modus: manuell (zum Fokussieren<br />

zusammendrücken)<br />

Gehäuse: Kunststoff<br />

Gewicht: 85 g<br />

Lieferumfang: Lensbaby Spark mit integrierter<br />

Gehäusefassung und Doppelglasoptik<br />

Das Spark ist das neueste Modell in der<br />

Produktpalette von Lensbaby (siehe Kasten<br />

rechts). Es ist außerdem das günstigste und<br />

simpelste, also das ideale Einsteigermodell.<br />

Anders als bei vielen Fotoaccessoires gibt es hier<br />

keinen günstigen Nachbau (jedenfalls noch<br />

nicht). Wenn Sie also ein Lensbaby wollen,<br />

müssen Sie ein Original kaufen. Das Spark<br />

umfasst eine Doppelglasoptik mit fester Blende<br />

von f/5.6 und kann von ca. 33 cm bis unendlich<br />

fokussieren.<br />

Oben links: Das Lensbaby Spark kann auf Canon<br />

EF und Nikon F Objektivfassungen verwendet<br />

werden, um ungewöhnliche Bildeffekte zu schaffen.<br />

Kasten: Der Kunststoffbalgen, der den Ojektivtubus<br />

ersetzt, wird verwendet, um die Position des<br />

Fokuspunktes anzupassen.<br />

scharfzuzeichnen, während alles andere<br />

verschwimmt. Zusätzlich können Sie die<br />

Position des scharfen Bereichs verändern,<br />

den „Sweet Spot“. Er muss sich also nicht<br />

zwingend in der Bildmitte befi nden.<br />

Das Lensbaby Spark besteht aus einer<br />

Objektivfassung mit Bajonettverschluss (nur<br />

für Canon EF und Nikon F), einem ungefähr<br />

3 cm langen Balgen als Objektivtubus, in den<br />

eine Doppelglasoptik installiert ist, und einer<br />

großen, runden Kunststoffscheibe um die<br />

Linse, mit der man fokussieren und den<br />

„Sweet Spot“ positionieren kann. Die mit<br />

dem Spark verkaufte Optik hat eine feste<br />

Blende von f/5.6, kann aber gegen<br />

zahlreiche andere Optiken und ein Set<br />

magnetischer Blendenscheiben<br />

ausgetauscht werden, um die effektive<br />

Blende und den Grad des Verschwimmens<br />

zu variieren. Natürlich muss dieses Zubehör<br />

zugekauft werden. Um innerhalb unseres<br />

Budgets zu bleiben, beschränken wir uns<br />

daher auf das Lensbaby Spark Set.<br />

Um mit dem Spark einen scharfen<br />

Fokuspunkt zu erhalten, drücken Sie einfach<br />

den Balgen zur Kamera hin zusammen. Je<br />

weiter das Objekt entfernt ist, desto enger<br />

müssen Sie es zusammendrücken, um das<br />

Objekt scharfzuzeichnen. Wenn Sie den<br />

104 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Lensbaby Spark<br />

Welches Lensbaby?<br />

Wir wollen uns hier auf das Spark konzentrieren, weil<br />

es ganz neu und außerdem einigermaßen günstig ist.<br />

Es gibt jedoch noch andere Lensbaby-Modelle zur<br />

Auswahl.<br />

Muse (150 Euro)<br />

Wie das Spark, müssen Sie auch<br />

dieses Lensbaby zum Fokussieren<br />

zusammendrücken, und zum<br />

Verschieben des „Sweet Spot“<br />

müssen Sie es verbiegen. Es hat ebenfalls eine<br />

eingebaute Doppelglas-Optik. Der wesentliche<br />

Unterschied ist, dass es einen Satz magnetischer<br />

Blendenscheiben enthält, mit deren Hilfe Sie die<br />

Blendenstärke von f/2 bis f/8 wählen können.<br />

Außerdem ist es vollständig kompatibel mit allen<br />

anderen Optiken und Accessoires von Lensbaby. Für<br />

das Spark hingegen sind einige davon zu schwer.<br />

Composer (200 Euro)<br />

Ein ausgeklügelteres Lensbaby, welches anstatt mit<br />

einem Balgen mit einem Kugelgelenk arbeitet, um<br />

den „Sweet Spot“ zu verschieben. Außerdem verfügt<br />

es über eine separate Fokussierung, was es einfacher<br />

in der Handhabung macht. Sie können die Position<br />

arretieren, was Ihnen sowohl bei Innen- als auch bei<br />

Außenaufnahmen mehr Kontrolle verleiht. Auch<br />

dieses Lensbaby verfügt über eine Doppelglas-Optik.<br />

Scout (250 Euro)<br />

Das Scout ist standardmäßig mit einem 12 mm<br />

Fisheye und einer einstellbaren Blende, sowie einem<br />

minimalen Fokus von 13 cm ausgerüstet. Das Scout<br />

ist nicht verstellbar, sodass Ihre Bilder immer perfekt<br />

zentriert sind. Es ist jedoch mit allen Lensbaby<br />

Optiken und Accessoires kompatibel, sodass Sie<br />

trotzdem eine ganze Reihe kreativer Effekte erzielen<br />

können.<br />

Control Freak (299 Euro)<br />

Es wird zwar nicht mehr hergestellt, ist aber immer<br />

noch erhältlich. Sie können den Balgen<br />

zusammendrücken und arretieren, um den<br />

gewünschten Effekt zu erzielen. Anschließend<br />

können Sie mit dem Fokussierring am Tubus<br />

fokussieren, und den Neigungswinkel mit den drei<br />

Metallschrauben anpassen.<br />

Composer Pro (300 - 400 Euro)<br />

Dies ist das beste Lensbaby. Die Bauqualität ist hoch<br />

und die Fokus- und Neige- und<br />

Schwenkbewegungen sind geschmeidig und bieten<br />

eine präzise Kontrolle. Für den niedrigeren Preis<br />

erhalten Sie es mit einer Doppelglas-Optik und für<br />

den höheren Preis mit der Sweet 35 - Optik mit<br />

eingebauter, anpassbarer Blende mit zwölf Lamellen.<br />

Oben und rechts: Durch Zusammendrücken des<br />

Plastikbalgen am Lensbaby Spark können Sie<br />

steuern, welcher Bereich Ihrer Szene fokussiert<br />

werden und welcher verschwimmen soll.<br />

Balgen ringsherum gleichmäßig<br />

zusammendrücken, sodass die<br />

Kunststoffscheibe um die Linse herum<br />

parallel zur Kamera bleibt, ist der scharfe<br />

Punkt in der Mitte des Bildausschnitts. Wenn<br />

Sie jedoch auf den Rand der Scheibe<br />

drücken, sodass der Balgen ungleichmäßig<br />

zusammengedrückt wird, bewegt sich der<br />

scharfe Punkt von der Mitte weg. Wenn Sie<br />

oben auf die Scheibe drücken, geht er nach<br />

oben, wenn Sie links auf die Scheibe<br />

drücken, geht er nach links, und so weiter.<br />

Auf diese Weise können Sie auch auf ein<br />

Objekt außerhalb der Mitte fokussieren,<br />

während alles andere verschwimmt. Je mehr<br />

Sie den Balgen verzerren, umso stärker<br />

verschwimmt dieser Bereich.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 105


GÜNSTIG<br />

FOTOGRAFIEREN<br />

Tipps für das Lensbaby<br />

1) Übung: Sie erhalten mehr Kontrolle, wenn Sie das<br />

Lensbaby mit dem Zeige- und Mittelfinger Ihrer linken<br />

Hand und mit dem Mittelfinger der rechten Hand<br />

zusammendrücken und verbiegen, während Sie<br />

gleichzeitig die Kamera halten und den Auslöser<br />

betätigen. Das bedeutet am Anfang ein wenig<br />

Fummelei, aber Sie werden sich schnell daran<br />

gewöhnen.<br />

2) Belichtung: Es wird empfohlen, die Belichtung<br />

manuell einzustellen. Sie können auch die<br />

Zeitautomatik mit Blendenvorwahl oder die<br />

Blendenautomatik verwenden, aber in diesem Fall<br />

müssen Sie eventuell einiges an Belichtungskorrektur<br />

eingeben, um die Belichtung richtig hinzukriegen.<br />

3) Vorsicht: Sie brauchen nur ganz leicht zu drücken,<br />

um den Fokuspunkt komplett zu verändern, oder eine<br />

ganz leichte Neigung, um diesen Punkt zu bewegen.<br />

Wenn Sie also eher Grobmotoriker sind, werden Sie<br />

Schwierigkeiten haben, den gewünschten Effekt zu<br />

erzielen.<br />

4) Ausleuchtung von hinten: Der Effekt von Schärfe<br />

und Verschwommenheit des Lensbabys funktioniert<br />

sehr gut bei von hinten ausgeleuchteten Motiven,<br />

besonders Porträts. Streulicht kann dem Effekt<br />

durchaus zuträglich sein!<br />

5) Einfachheit: Fangen Sie mit einfachen, plakativen<br />

Objekten an und verlieren Sie sich nicht in<br />

überfrachteten Bildkompositionen. Wählen Sie einen<br />

starken Fokuspunkt, den Sie gut scharf halten<br />

können.<br />

6) Exzentrik: Auch wenn das Lensbaby darauf<br />

ausgerichtet ist, Ihr Hauptmotiv in der Mitte des<br />

Bildausschnitts zu halten und seine Umgebung<br />

verschwimmen zu lassen, können Sie doch auch<br />

einen tollen Effekt erzielen, indem Sie es neigen,<br />

sodass der „Sweet Spot“ zum Rand des<br />

Bildausschnitts hin verschoben wird.<br />

7) Farbe: Der Effekt des Lensbaby passt sehr gut zu<br />

farbenfrohen Motiven. <strong>Fotografie</strong>ren Sie bei sonnigem<br />

Wetter aus einem niedrigen Blickwinkel, um Ihr Motiv<br />

vor dem Himmel einzufangen. Jahrmärkte sind ein<br />

toller Einsatzort für ein Lensbaby.<br />

8) Expansion: Wenn Ihnen die Arbeit mit dem<br />

Lensbaby Spaß macht, sollten Sie überlegen, ein paar<br />

zusätzliche Accessoires anzuschaffen. Zum Beispiel<br />

ein weiteres Objektiv oder einen Makro-Konverter.<br />

9) Drauflosschießen: Bei bewegten Objekten können<br />

Sie eine Bilderserie in schneller Folge schießen, und<br />

gleichzeitig den „Sweet Spot“ verschieben.<br />

10) Experimente: Es gibt keine festen Regeln für die<br />

Arbeit mit dem Lensbaby. Probieren Sie es einfach für<br />

alle möglichen Motive aus, von Landschaften und<br />

Porträts bis hin zu Architektur und Stillleben. Wenn<br />

Sie erst einmal angefangen haben, werden Sie ganz<br />

schnell süchtig!<br />

Die Benutzung des Spark funktioniert schnell<br />

und einfach, ist aber gewöhnungsbedürftig.<br />

Zu Beginn kann es etwas Nerven kosten,<br />

einen scharfen Fokuspunkt an einer<br />

bestimmten Stelle zu fi nden. Das Geheimnis<br />

ist: sanft und vorsichtig drücken!<br />

Es gibt zwei Möglichkeiten, den Spark zu<br />

verwenden: Sie können Ihre Kamera wie<br />

gewohnt in der rechten Hand halten und mit<br />

der linken das Lensbaby stützen, während<br />

Sie mit den Fingern Ihrer linken Hand den<br />

Balgen drücken und biegen. Das funktioniert<br />

sehr gut, wenn Sie den „Sweet Spot“<br />

dezentral wollen. Soll er aber mittig sein, ist<br />

gleichmäßiges Drücken mit beiden Händen<br />

nötig. Halten Sie die Kamera in der rechten<br />

Hand und lösen Sie wie gewohnt mit dem<br />

rechten Zeigefi nger aus. Mit dem Mittel- und<br />

Ringfi nger der rechten sowie Zeige- und<br />

Mittelfi nger der linken Hand können Sie nun<br />

das Spark zusammendrücken.<br />

Welche Art von Motiven geeignet sind? Fast<br />

alle! Das Spark ist perfekt für stimmungsvolle<br />

Porträts, bei denen das Gesicht Ihres Motivs<br />

scharfgezeichnet ist, während der Rest des<br />

Bildes verschwimmt. Sie könnten aber auch<br />

näher heran gehen, auf ein Auge fokussieren<br />

und den Rest des Gesichts verschwimmen<br />

lassen. Versuchen Sie auch einmal, bei<br />

Kerzenlicht zu fotografi eren, und nehmen Sie<br />

die Kerzenfl amme als fl ackernden<br />

Glanzpunkt auf, oder lassen Sie Ihr Motiv von<br />

hinten durch die Sonne ausleuchten und<br />

experimentieren Sie mit einem gewissen Maß<br />

an Überbelichtung, um einen romantischen<br />

High Key-Effekt zu schaffen. Wenn Sie<br />

jemanden überreden können, sich<br />

auszuziehen, ist das Lensbaby Spark ideal<br />

für stimmungsvolle Nacktstudien, und die<br />

verschwommenen Bereiche sind ideal, um<br />

Hautunreinheiten zu kaschieren oder der<br />

Schamhaftigkeit Ihres Modells entgegen zu<br />

kommen.<br />

Auch Stillleben können von Lensbaby<br />

profi tieren, insbesondere farbenfrohe Motive<br />

wie Blumen oder Früchte. Das Gleiche gilt für<br />

Architektur. Wenn Sie Gebäude mit einem<br />

Lensbaby fotografi eren, können Sie den<br />

Effekt einer Spielzeugstadt erzeugen: Wählen<br />

Sie einen Bereich aus, den Sie scharf<br />

abbilden, sodass alles andere verschwimmt.<br />

Nehmen Sie es auch mit, wenn Sie auf den<br />

Jahrmarkt gehen, oder einen Tagesausfl ug<br />

ans Meer machen. Machen Sie verrückte<br />

Porträtaufnahmen von Ihren Haustieren,<br />

oder lustige Bilder von Ihren Kindern. Sogar<br />

tolle Landschaften können Sie mit einem<br />

Lensbaby aufnehmen, wenn Sie bereit sind,<br />

alle Vorsicht in den Wind zu schlagen, und<br />

die Faszination der Verschwommenheit zu<br />

entdecken, anstatt von Schärfe besessen zu<br />

sein.<br />

Die Bedienungsanleitung empfi ehlt, Ihre<br />

Kamera auf manuelle Belichtung<br />

106 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Lensbaby Spark<br />

Extras<br />

Das Lensbaby Spark ist kompatibel mit den<br />

folgenden Accessoires:<br />

einzustellen. Angesichts der Tatsache, dass<br />

es keinen elektronischen Kontakt zwischen<br />

dem Lensbaby und dem Kameragehäuse<br />

gibt, ist dies durchaus sinnvoll. Das Spark<br />

hat eine feste Blende von f/5.6, also<br />

brauchen Sie nur die Verschlusszeit<br />

anzupassen, bis die richtige Belichtung<br />

erreicht ist. Nichtsdestotrotz bin ich so sehr<br />

daran gewöhnt, in Zeitautomatik mit<br />

Blendenvorwahl zu fotografi eren, dass ich<br />

das auch hier getan habe, ohne weiter<br />

darüber nachzudenken. Ich brauchte nur +<br />

2 bis + 3 Stufen Belichtungskorrektur für<br />

jedes Foto einzugeben, ansonsten hat<br />

dieser Modus wunderbar funktioniert, und<br />

ich habe mich gar nicht erst mit dem<br />

manuellen Modus abgegeben.<br />

Mir hat das Spark jede Menge Spaß<br />

gemacht und, außer den verwirrten Blicken<br />

einiger Passanten, auch einige interessante<br />

Fotos hervorgebracht. Ob ich bereit bin, 89<br />

dafür auszugeben, bleibt abzuwarten.<br />

Durch die feste Blende von f/5.6 ist es<br />

schon sehr eingeschränkt. Man kann den<br />

Effekt von Schärfe / Unschärfe nicht sehr<br />

stark variieren. Der zusätzliche Kauf einer<br />

der anderen Optiken und eines<br />

magnetischen Blendensets würde dieses<br />

Problem lösen und das Spark deutlich<br />

vielseitiger machen. Allerdings würde das<br />

auch den Preis um mindestens 50 steigern<br />

Die Brennweite des Spark wird außerdem<br />

von 50 mm auf 75 mm vergrößert, wenn<br />

dieses auf einer DSLR mit APS-C-Sensor<br />

verwendet wird, was zu einem relativ<br />

engen Blickfeld führt. Für<br />

Porträtaufnahmen und Stillleben ist das<br />

völlig ausreichend, aber nicht für<br />

Landschaften. Dieses Problem kann aber<br />

gelöst werden, und zwar mit einem<br />

Weitwinkeladapter – obwohl man dafür<br />

wieder Geld ausgeben muss.<br />

Wenn Sie sich entschließen, Ihr Geld in ein<br />

Lensbaby zu investieren, sollten Sie Ihre<br />

Neuanschaffung mit Überlegung einsetzen.<br />

Je nach Motiv und Situation kann der<br />

Effekt, den es produziert, ein gutes Foto zu<br />

einem Meisterwerk machen. Aber wenn Sie<br />

es zu häufi g und zu intensiv nutzen, wird<br />

Ihre Arbeit vorhersehbar und langweilig –<br />

auch daran sollten Sie denken.<br />

OPTIKEN<br />

Edge 80* ............................................ 280 Euro<br />

Sweet 35* ........................................... 135 Euro<br />

Pinhole/Zone Plate .................................. 30 Euro<br />

Plastic ................................................... 40 Euro<br />

Single Glass ........................................... 40 Euro<br />

Double Glass .......................................... 65 Euro<br />

Soft Focus .............................................. 75 Euro<br />

Fisheye* .............................................. 115 Euro<br />

* Diese Optiken passen zwar auf das Spark, sind<br />

aber recht schwer und können so das Fokussieren<br />

erschweren. Aus diesem Grund sind sie nicht<br />

empfehlenswert.<br />

BLENDEN<br />

Das Spark hat eine feste<br />

Blende von f/5.6.<br />

Wenn Sie dazu eine der<br />

Double Glass, Single Glass,<br />

Plastic, Soft Focus oder<br />

Fisheye Optiken installieren,<br />

können Sie deren effektive Blende mithilfe eines<br />

magnetischen Blendenset verändern (ca. 12 Euro).<br />

Dieses besteht aus einer Reihe von Metallscheiben<br />

mit unterschiedlich großen Löchern, die von einem<br />

Magneten in Position gehalten werden.<br />

Weitere Optionen: Kreativ-Blendenset (ca. 15 Euro),<br />

bestehend aus einer sternförmigen, einer<br />

herzförmigen und fünf Blanko-Blenden, aus denen<br />

Sie eigene Formen ausschneiden können,<br />

ein Set aus zehn Blanko-Blenden (101 Euro) und<br />

das Kreativ-Blendenset 2 (20 Euro) mit neun<br />

vorgestanzten Formen.<br />

OBJEKTIV-KONVERTER<br />

Wenn die Optiken und<br />

Blenden Ihre kreative<br />

Neugier nicht befriedigen,<br />

probieren Sie einen<br />

zusätzlichen 0,42 x<br />

Superweitwinkel-Konverter<br />

(80 Euro).<br />

Er reduziert die effektive Brennweite des Lensbaby<br />

von 50 mm auf 21 mm und erlaubt Ihnen bis auf 7<br />

cm zu fokussieren. Ein sehr nützliches Zubehör,<br />

wenn Sie das Lensbaby auf einer DSLR ohne<br />

Vollformatsensor verwenden: Eine Brennweite von<br />

50 mm beträgt effektiv 75 mm, wird aber vom<br />

Objektiv-Konverter aber auf 30 mm verkürzt.<br />

Eine weitere Alternative bietet das 0,6 x Weitwinkel<br />

/ 1,6 x Telezoom-Set (ca. 72 Euro), das Ihnen<br />

ermöglicht, die effektive Brennweite (bei<br />

Vollformatsensor) auf 30 mm zu verkürzen oder auf<br />

80 mm zu verlängern.<br />

Es gibt sogar Makro-Konverter für das Lensbaby.<br />

Das Makro-Set (ca. 30 Euro) besteht aus zwei<br />

Nahlinsen mit + 4 und + 10 Dioptrien, die einzeln<br />

oder zusammen verwendet werden können und die<br />

8 mm und 16 mm Makro-Konverter (50 Euro) sind<br />

wie zwei Verlängerungsrohre, die ebenfalls einzeln<br />

oder zusammen verwendet werden können und<br />

aus weniger als 2,5 cm Entfernung fokussieren<br />

können! Wenn Sie sie zusammen mit dem<br />

Makro-Set verwenden, können Sie sogar noch<br />

näher herangehen.<br />

Die Makro-Konverter können mit allen Lensbaby-<br />

Optiken verwendet werden, außer mit dem Fisheye<br />

und dem Sweet 35!<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 107


Photoshop CS<br />

110 Austausch von Gesichtern 114 Farbe steuern<br />

118 Einfache Porträt-Bearbeitung<br />

Sind Sie manchmal frustriert, weil ein<br />

Gruppenbild nicht gelingen will?<br />

Niemand mag stumpfe, verwaschene Bilder<br />

– zu hohe Farbsättigung kann aber genauso<br />

schlecht sein.<br />

Finden Sie heraus, wie clevere Porträt-<br />

Retusche in Photoshop Elements den<br />

Bearbeitungsprozess vereinfacht.


DIGITALE DUNKELKAMMER<br />

122 Farbstiche 128 Retusche-Techniken 132 Farbrendering<br />

Die Anpassung des Weißabgleichs entfernt<br />

nicht nur Farbstiche; sie kann kreativ genutzt<br />

werden, um die Stimmung des Bildes zu<br />

verändern.<br />

Möchten Sie professionelle Retusche-<br />

Ergebnisse? Für dieses Tutorial brauchen<br />

Sie etwas Zeit und ein Auge für Details, und<br />

Porträts werden zu Naturschönheiten.<br />

Perfektionieren Sie das Farbrendering<br />

in Photoshop und steuern Sie die Raw-<br />

Bearbeitung effizienter.


Photoshop Elements<br />

Austausch von Gesichtern<br />

Original<br />

Original<br />

Mit wenigen Handgriffen zum<br />

Austausch von Gesichtern<br />

Sind Sie auch frustriert, wenn ein Gruppenbild einfach nicht so wird, wie<br />

Sie es sich vorstellen? Dann kombinieren Sie doch einfach die besten<br />

Aufnahmen, die Sie von den einzelnen Personen haben, in einem Bild<br />

Fertiges Bild<br />

Zeigen Sie jeden von seiner<br />

besten Seite, indem Sie Ihre<br />

besten Gruppenaufnahmen zu<br />

einer verschmelzen.<br />

CAROLINE WILKINSON: Wenn Sie<br />

schon einmal versucht haben, eine<br />

Familien- oder Gruppenaufnahme zu<br />

machen, wissen Sie, dass fast immer<br />

eine Person auf dem Bild in die falsche<br />

Richtung schaut, ein komisches Gesicht zieht oder<br />

die Augen geschlossen hat. Anstatt sich aber zu<br />

ärgern und Ihre Speicherkarte mit Dutzenden<br />

Bildern zu füllen – in der vagen Hoffnung, das<br />

perfekte Bild zu bekommen, auf dem jeder sein<br />

Bestes zeigt –, verwenden Sie stattdessen einfach<br />

Elements.<br />

Um sich die Arbeit zu erleichtern und beste<br />

Ergebnisse zu erzielen, sollten Sie darauf achten,<br />

dass der Hintergrund in jedem Einzelbild derselbe<br />

ist, und auch dass Aufnahmewinkel und<br />

Perspektive gleich bleiben. Auf diese Weise<br />

vermeiden Sie umfangreiche Nachbearbeitungen<br />

mit den Transformier-Werkzeugen. Beschränken<br />

Sie sich auf drei bis fünf Gruppenaufnahmen in der<br />

Hoffnung, dass jede Person wenigstens auf einem<br />

Bild perfekt aussieht, und folgen Sie dann lieber<br />

dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung, um sie<br />

zusammenzuführen.<br />

Die Bilder öffnen Im Elements<br />

1Bearbeitungsmenü fi nden Sie die Bilder in<br />

dem Projektbereich unten auf dem Bildschirm.<br />

Durchsuchen Sie sie, um das beste Bild<br />

auszuwählen: dies wird das Hintergrundbild für<br />

alle neuen Gesichter. Als nächstes klicken Sie auf<br />

das Bild mit dem ersten Gesicht, dass Sie<br />

übertragen möchten. Verwenden Sie das<br />

Auswahlrechteck-Werkzeug um den Bereich um<br />

den Kopf herum zu markieren und gehen Sie dann<br />

zu „Bearbeiten” >„Kopieren”.<br />

Den Kopf positionieren Klicken Sie wieder in<br />

2das Hintergrundbild und gehen Sie zu<br />

„Bearbeiten” >„Einfügen”, damit der neue Kopf<br />

erscheint. Verwenden Sie das Verschieben-<br />

Werkzeug und Alt, um die Proportionen<br />

anzupassen. Ziehen Sie den Kopf dann über das<br />

Gesicht, das Sie ersetzen möchten, und richten Sie<br />

ihn aus. Versuchen Sie, Größe und Blickwinkel mit<br />

den Transformieren Befehlen und dem<br />

Schieberegler Deckkraft so gut wie möglich<br />

anzugleichen.<br />

110 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


DIGITALE DUNKELKAMMER<br />

Eine Ebenenmaske verwenden Wahrscheinlich<br />

3werden einige Bereiche des neuen Bildes nicht<br />

zum Hintergrundbild passen, aber das ist nicht<br />

wichtig, denn es kommt ja auf das Gesicht an.<br />

Klicken Sie auf das Symbol Ebenenmaske<br />

hinzufügen in der Ebenenpalette und übermalen Sie<br />

mit dem Pinsel-Werkzeug in der Farbe Schwarz die<br />

Bereiche des neuen Bildes, die versteckt werden<br />

sollen, um so das Hintergrundbild zum Vorschein zu<br />

bringen. Achten Sie darauf, nicht über das Gesicht zu<br />

malen.<br />

Das Kopierstempel-Werkzeug verwenden<br />

4Beim Verschmelzen der beiden Ebenen stellen<br />

Sie möglicherweise fest, dass zu viel vom<br />

Hintergrund durchscheint. Zum Beispiel stimmen<br />

die Haare des Jungen mit dem Originalbild nicht<br />

genau überein. Um das zu beheben, fügen Sie<br />

eine neue, leere Ebene hinzu, zoomen Sie in Ihr<br />

Bild und verwenden Sie das Kopierstempel-<br />

Werkzeug mit einem weichen Pinsel und einer<br />

Deckkraft von 100 %, um diese Bereiche des<br />

Bildes zu beseitigen.<br />

Die Belichtung anpassen Wenn die<br />

5Beleuchtung zwischen den beiden Aufnahmen<br />

sich verändert hat, kann es sein, dass der Farbton<br />

des neuen Gesichts nicht zu den anderen passt.<br />

Fügen Sie eine Tonwertkorrekturebene hinzu<br />

(„Ebene” > „Neue Einstellungsebene”), und<br />

ziehen Sie diese Ebene per Mausklick über die<br />

Ebene mit den neuen Gesicht. Klicken Sie mit<br />

gedrückter Alt-Taste auf die Linie zwischen den<br />

Ebenen, um sie zu verknüpfen. Jetzt wird jede<br />

Anpassung, die Sie vornehmen, nur das neue<br />

Gesicht ändern.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 111


Photoshop CS Split-Toning<br />

Kombinieren Sie Ihre Schwarzweißfotos mit<br />

zwei Farbgrundlagen<br />

Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihre Tiefen und Lichter einfärben<br />

CAROLINE WILKINSON: Es gibt so viel, das man<br />

mit einem Schwarzweißfoto machen kann – Ich<br />

hoffe, Sie finden es heraus, wenn Sie diese Ausgabe<br />

lesen.<br />

An dieser Stelle möchte ich Ihnen zeigen, wie Sie<br />

Ihren Bildern Farbtönungen hinzufügen. Nur zu oft wird diese<br />

Technik schlecht angewendet: Die Bilder sehen oft aus, als seien<br />

sie in ein violettes oder magentarotes Farbbad getaucht oder mit<br />

falschem Weißabgleich aufgenommen worden. Eine fast<br />

unmerkliche Änderung der Farbtemperatur von Lichtern oder<br />

Tiefen mit einer gelben/orangefarbenen Tönung oder einer<br />

blauen Tönung kann dem Bild Wärme bzw. eine zeitgemäße<br />

Kühle verleihen. Als Faustregel gilt: gehen Sie auf Nummer<br />

Sicher! Wenn Sie möchten, dass die Tönung zur Szenerie passt,<br />

übertreiben Sie es nicht mit der Farbe.<br />

Wir werden ein einfarbiges Bild doppelt einfärben: Dieser Prozess<br />

wird auch „Duoton“ oder Duplex genannt und tönt die Tiefen und<br />

Lichter getrennt voneinander. Dabei besteht die Schwierigkeit<br />

darin, Farben zu finden, die gut zusammenpassen. Die<br />

Verwendung von Komplementärfarben ist ein guter Anfang<br />

– danach heißt es: Experimentieren!<br />

Original<br />

Häufige Fehler<br />

WAS MAN NICHT TUN SOLLTE<br />

Die Versuchung ist groß, es sich leicht zu<br />

machen und das Bild einfach mittels einer<br />

Farbton / Sättigung Einstellungsebene zu färben<br />

oder ganz plump einfach Farbe aufzutragen.<br />

Dass Sie zu weit gegangen sind, werden Sie<br />

erkennen, wenn Details des Bildes verloren<br />

gehen und es nur geringe Abstufungen<br />

im Farbton gibt. Oft erzielt man die besten<br />

Ergebnisse, wenn man eine Farbe wählt,<br />

die nicht zu kräftig ist, so dass sie nicht die<br />

Szenerie überlagert. Sie möchten ja schließlich,<br />

dass der Betrachter zunächst das schöne Foto<br />

wahrnimmt und erst dann die Tönung.<br />

Alternative Methode<br />

In umwandeln Fügen Sie eine<br />

1Schwarzweiß-Einstellungsebene hinzu („Ebene”<br />

> „Neue Einstellungsebene” > Schwarzweiß…) und<br />

stellen Sie die Farbregler ein, bis Sie die<br />

Kontrasteinstellung finden, die am besten zu Ihrem<br />

Bild passt. Sie können auch eine der Optionen in den<br />

Voreinstellungen wählen, die Effekte mit nur einem<br />

Klick erzeugen. Ich habe mich für einen<br />

kontrastreichen Rot-Filter entschieden.<br />

Farbe auftragen Erzeugen Sie auf alternative<br />

2Weise eine Farbton / Sättigung<br />

Einstellungsebene, indem Sie auf das Symbol Neue<br />

Füll- oder Einstellungs- ebene hinzufügen am<br />

unteren Ende der Ebenen-Palette klicken. Bei<br />

geöffnetem Einstellungsmenü, setzen Sie das<br />

Häkchen bei Einfärben und ziehen Sie den Regler<br />

Sättigung, um die Tönung für die Tiefen<br />

auszuwählen. Dabei können Sie die Auswirkungen<br />

auf die übrigen Bildanteile ignorieren.<br />

EINSTELLUNGSEBENE FARBBALANCE<br />

Auch wenn die Ergebnisse manchmal<br />

nicht ganz so gut sind, ist die Farbbalance-<br />

Einstellungsebene ein sehr schneller<br />

Weg, den Split-Toning-Effekt auf ein<br />

Schwarzweißbild anzuwenden. Sie können<br />

die Farbtönung durch die Einstellungen<br />

für Tiefen, Mitteltöne und Lichter in einem<br />

Schritt steuern.<br />

Tiefen einfärben Ändern Sie in der Ebenen-<br />

3Palette den Füllmodus in der Ebene Farbton /<br />

Sättigung auf Farbe. Gehen Sie dann zu „Ebene” -><br />

„Ebenenstil” > „Fülloptionen”. Halten Sie die<br />

Alt-Taste gedrückt und klicken Sie auf das weiße<br />

Dreieck, um es in zwei Hälften zu teilen. Verschieben<br />

Sie diese, bis Sie die richtige Balance zwischen dem<br />

Ausschließen der Lichter von der Tönung und einem<br />

sanften Farbübergang gefunden haben. Hier waren<br />

die besten Positionen bei etwa 100 und 200.<br />

Lichter einfärben Wiederholen Sie Schritt drei,<br />

4 aber konzentrieren Sie sich auf die Tiefen. Fügen<br />

Sie eine Einstellungsebene für Farbton / Sättigung<br />

hinzu und ändern Sie den Füllmodus auf Farbe,<br />

klicken Sie auf Einfärben und stellen Sie den Regler<br />

für Farbton ein, um die Lichter einzufärben -<br />

ignorieren Sie dabei die Tiefen. Gehen Sie zu<br />

Fülloptionen und teilen Sie die schwarzen<br />

Schieberegler, um die Tönung der Tiefen zu entfernen.<br />

Gute Positionen lagen hier bei etwa 80 und 155.<br />

Den Kontrast optimieren Einer der Gründe, mit<br />

5Einstellungsebenen zu arbeiten ist der, dass Sie<br />

zu vorherigen Einstellungen zurückkehren und diese<br />

optimieren können, wenn Sie erst einmal fertig sind.<br />

Der Kontrast in Ihrer Schwarzweiß-Umwandlung hat<br />

einen großen Effekt auf die Duoton-Behandlung.<br />

Klicken Sie also doppelt auf die Schwarzweiß<br />

Einstellungsebene, um die Schieberegler neu<br />

einzustellen und zu sehen, ob Sie die Ergebnisse<br />

noch verbessern können.<br />

112 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


DIGITALE DUNKELKAMMER<br />

Fertiges Bild<br />

Ein fast unmerklicher<br />

Farbverlauf in Ihren Lichtern<br />

und Tiefen kann<br />

Schwarzweißaufnahmen<br />

Wärme oder Kühle verleihen.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 113


Lightroom Farbe anpassen<br />

Farbe steuern<br />

Niemand mag stumpfe, verwaschene Bilder; zu hohe Farbsättigung kann<br />

aber genauso schlecht sein. Steuern Sie die Farben Ihrer Bilder behutsam.<br />

Original<br />

Kennen Sie den Unterschied<br />

DYNAMIK UND SÄTTIGUNG<br />

Es gibt immer wieder Verwirrung um den<br />

Unterschied zwischen den Reglern für Dynamik<br />

und Farbsättigung in Lightroom 4. Auf den<br />

ersten Blick hat man den Eindruck, dass beide<br />

fast das Gleiche tun, aber bei den Ergebnissen<br />

beider Methoden gibt es klare Unterschiede.<br />

Der Hauptunterschied liegt darin, dass die<br />

Funktion Dynamik so ausgelegt ist, dass bereits<br />

gut gesättigte Farben von ihr nicht beeinflusst<br />

werden. In den meisten Fällen ist diese<br />

Funktion also nützlich, um eine universelle<br />

Anpassung durchzuführen, ohne die Farben,<br />

die bereits schön und klar sind, zu übersättigen.<br />

Außerdem beeinflusst der Regler für Dynamik<br />

keine Farbtöne, die Hauttönen ähnlich<br />

sind. So kann man die Farbsättigung von<br />

Porträtaufnahmen erhöhen, ohne der Person<br />

auf dem Bild einen seltsamen orangefarbenen<br />

Teint zu verpassen. Schauen Sie sich den<br />

Vergleich unten an - er zeigt den Unterschied<br />

der Auswirkungen auf das Originalbild, wenn<br />

man jeden Schieberegler um +75 verstellt.<br />

Dynamik +75 Sättigung +75<br />

JORDAN BUTTERS: Der Herbst ist<br />

eine besonders schöne Jahreszeit, um<br />

farbenfrohe Landschaftsaufnahmen zu<br />

machen. Tiefblauer Himmel,<br />

Rostrottöne, saftig grünes Gras und<br />

goldene Orangetöne. Wenn man fotografiert, um<br />

solche Farben einzufangen, ist es völlig klar, dass<br />

man diesen fantastischen Farben durch eine<br />

realistische Reproduktion gerecht werden möchte.<br />

Ein Misserfolg beim Replizieren der satten Farben,<br />

die wir in der Natur sehen, ist nicht immer auf den<br />

Fotografen zurückzuführen - Digitalkameras sind<br />

noch lange nicht so hochentwickelt wie das<br />

menschliche Auge. Es gibt dennoch Möglichkeiten,<br />

eine gute Farbwiedergabe schon beim <strong>Fotografie</strong>ren<br />

sicherzustellen, wie zum Beispiel eine korrekte<br />

Einstellung des Weißabgleichs und das<br />

<strong>Fotografie</strong>ren bei besten Lichtverhältnissen. Die<br />

meisten von uns möchten ein Maximum an Details<br />

in den Bildern festhalten. Deshalb raten wir Ihnen,<br />

Ihre Bilder zur rechten Seite des Histogramms hin<br />

zu belichten (das heißt, Sie sollten Ihr Bild leicht<br />

überbelichten, aber nicht so sehr, dass die Lichter<br />

beschnitten werden). Dadurch geht jedoch<br />

Farbsättigung verloren - je leuchtender die<br />

Originalfarbe, desto schlechter sieht das Bild<br />

ausgeblichen aus. Gott sei Dank kann man dieses<br />

Problem mit Lightroom 4 angehen, denn es gibt<br />

einige Steuerungsmöglichkeiten, mit denen Sie die<br />

Farben sowohl universell als auch selektiv anpassen<br />

können, je nach der individuellen Sättigung.<br />

Oberflächlich gesehen haben viele der anderen<br />

Steuerungsmöglichkeiten wie Luminanz und<br />

Sättigung scheinbar einen ähnlichen Effekt, aber es<br />

gibt doch kaum merkliche Unterschiede. Um<br />

bestmögliche Ergebnisse zu erzielen, machen Sie<br />

sich mit den Auswirkungen der einzelnen Regler<br />

vertraut und beginnen Sie dabei mit den Bereichen,<br />

die in dieser Anleitung behandelt werden…<br />

Das Bild öffnen Unser Bild ist zur rechten Seite<br />

1 hin belichtet und es gibt keine beschnittenen<br />

Lichter, doch die Farben sind dadurch etwas<br />

verwaschen. Wählen Sie das Modul Entwickeln und<br />

öffnen Sie den Reiter HSL / Farbe / S/W. Wählen Sie<br />

den Reiter Luminanz, um die Leuchtkraft des Bildes<br />

zu bearbeiten.<br />

Das Zielkorrektur-Werkzeug wählen<br />

2Eine Möglichkeit, selektive Korrekturen<br />

vorzunehmen, ist das Zielkorrektur-Werkzeug, das<br />

sich links im Fenster befindet. Mit diesem Werkzeug<br />

können Sie durch Klicken und Ziehen direkt im<br />

gewünschten Bereich einen Farbraum korrigieren.<br />

Zielkorrekturen durchführen Klicken Sie<br />

3 irgendwo in den blauen Himmel und halten Sie<br />

die Maustaste gedrückt. Ziehen Sie dann nach oben<br />

oder unten, um die Luminanz anzupassen. Klicken<br />

Sie dann auf den Reiter Sättigung, markieren Sie<br />

erneut das Zielkorrektur-Werkzeug und erhöhen Sie<br />

auf die gleiche Art und Weise die Farbintensität.<br />

114 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


DIGITALE DUNKELKAMMER<br />

Fertiges Bild<br />

Die kräftigen, ausdrucksstarken<br />

Farben, die an diesem Tag<br />

vorherrschten, wurden<br />

wiederhergestellt und so ein Bild<br />

geschaffen, das ins Auge springt.<br />

Die Luminanz manuell verringern Alternativ<br />

4zum Zielkorrektur-Werkzeug können Sie die<br />

Farbtöne auch manuell mit den Reglern anpassen.<br />

Klicken Sie erneut auf den Reiter Luminanz und<br />

klicken und ziehen Sie den Grün-Regler um die<br />

Leuchtkraft dieses Kanals einzeln zu verstärken.<br />

Die Sättigung manuell erhöhen Klicken Sie<br />

5 erneut auf den Reiter Sättigung und ziehen Sie<br />

den Grün-Regler, um den Kanal anzupassen. Geben<br />

Sie aber Acht, dass Sie dabei nicht zu weit gehen. Die<br />

benachbarten Farbkanäle müssen möglicherweise<br />

ebenfalls etwas angepasst werden. Dieses Bild<br />

profitierte von einer geringen Verstärkung des<br />

Gelb-Kanals.<br />

Den Farbton einstellen Um die Farbe eines<br />

6 Bildbereichs zu verändern, zum Beispiel diese<br />

orangefarbenen Hügel, markieren Sie den Reiter<br />

„Farbton“. Ziehen Sie dann den Orange-Regler, bis<br />

das Ergebnis Ihren Wünschen entspricht. Manchmal<br />

sind nur kleine Änderungen nötig, um den Farbton zu<br />

modifizieren. Passen Sie aber auf, dass das Ergebnis<br />

nicht unnatürlich wirkt.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 115


Adobe Camera Raw<br />

Schwarzweiß-Umwandlung<br />

Schwarzweiß beherrschen<br />

Die Konvertierung eines Bildes in Schwarzweiß befreit es von der<br />

Ablenkungen durch Farben. Lernen Sie, wie plakative Schwarzweißbilder<br />

aus Raw-Dateien erzeugt werden.<br />

JORDAN BUTTERS: Die Ursprünge der <strong>Fotografie</strong> sind in Schwarzweiß verwurzelt, und<br />

trotz der Erfindung des Farbfilms und unseres digitalen Zeitalters ist die Schwarzweiß-<br />

<strong>Fotografie</strong> nach wie vor klarer Favorit für viele Fotografen. Zu Zeiten des Films mussten<br />

Fotografen spezielle Schwarzweiß-Filme mit Farbfiltern kombinieren, um den<br />

Tonwertumfang von bestimmten Farben zu verändern. Glücklicherweise ist dies im<br />

digitalen Zeitalter viel einfacher, und die Filterung von Farben kann ganz einfach bei der<br />

Nachbearbeitung vorgenommen werden. Während Farbbilder mit kräftigen, leuchtenden Farbtönen<br />

das Auge des Betrachters fesseln können, müssen Schwarzweißbilder auf die wesentlichen Aspekte<br />

der <strong>Fotografie</strong> vertrauen: Bildkomposition, Belichtung, Beleuchtung und Perspektive.<br />

Viele Schwarzweißbilder besitzen eine künstlerische Eleganz; doch nicht jedes ist zur Konvertierung<br />

geeignet. Sie funktioniert am besten bei ausreichendem Tonwertumfang; Bilder, die nur Mitteltöne<br />

aufweisen, wirken nach der Umwandlung in Schwarzweiß flach und matt. Integrieren Sie Strukturen,<br />

Führungslinien und interessante Formen in Ihr Bild – auch ein stimmungsvoller Himmel und<br />

auftürmende Wolken kommen in Schwarzweiß gut zur Geltung!<br />

Die Schwarzweiß-Konvertierung in Adobe Camera Raw ist optimal, da Raw-Dateien mehr<br />

Bildinformationen enthalten als komprimierte JPEG- oder TIFF-Dateien. Wenn Sie jedoch keinen<br />

Zugriff auf ACR haben oder Ihr Bild bereits in komprimierter Form gespeichert ist, können Sie durch<br />

Verwendung einer Schwarzweiß-Einstellungsebene in Photoshop ganz ähnliche Ergebnisse erzielen.<br />

Während die Farbentfernung so leicht ist wie ein Knopfdruck, gehört doch etwas mehr dazu, das<br />

Beste aus Ihren Schwarzweißbildern herauszuholen. Mit etwas Zeit und Mühe können Sie wirklich<br />

beeindruckende Schwarzweißbilder erschaffen.<br />

Original Raw<br />

Die Datei öffnen Zunächst einmal öffnen Ihre<br />

1Original Raw-Datei in Adobe Camera Raw und<br />

wählen Sie den Reiter HSL / Graustufen rechts in der<br />

Bildschirmansicht. Sie können Ihr Bild ganz einfach<br />

in Schwarzweiß konvertieren, indem Sie das<br />

Häkchen oben bei In Graustufen konvertieren setzen.<br />

Das Bild zurücksetzen Um das Beste aus Ihrem<br />

2Schwarzweißbild herauszuholen, sind einige<br />

Anpassungen bei den Tönen erforderlich. ACR wird<br />

ganz automatisch ein paar der Einstellungen<br />

anpassen, um Ihr Bild abzutönen. Da wir dies aber<br />

selbst tun möchten, klicken sie auf das Wort<br />

Voreinstellung über den Reglern, um alles auf Null<br />

zurückzusetzen.<br />

Die Farbregler einstellen Wir beginnen mit der<br />

3Einstellung das Blau-Reglers, da blau der<br />

zentrale Farbton in unserem Ursprungsbild war.<br />

Klicken Sie auf den Regler Blau und ziehen Sie ihn<br />

bei gedrückter Maustaste nach links, um die<br />

Blautöne zu verdunkeln. Behalten Sie dabei das<br />

Histogramm oben im Bildschirm im Auge um<br />

sicherzustellen, dass es nicht zu Beschneidungen<br />

kommt.<br />

116 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


DIGITALE DUNKELKAMMER<br />

Fertiges Bild<br />

Die starke Beleuchtung und<br />

interessanten Strukturen machen<br />

dieses Bild zum perfekten Kandidaten<br />

für die Raw-Schwarzweiß-<br />

Konvertierung.<br />

Gezielte Einstellungen vornehmen Alternativ<br />

4zur Anpassung der Farbtöne über die Regler<br />

können Sie auch gezielte Einstellungen vornehmen.<br />

Klicken Sie oben auf das Zielkorrektur-Werkzeug und<br />

halten Sie die Maustaste gedrückt. Wählen Sie den<br />

Graustufen-Kanalmixer. Klicken Sie in einen<br />

beliebigen Farbton in Ihrem Bild und ziehen Sie bei<br />

gedrückter Maustaste nach oben oder unten, um<br />

diesen Farbton und auch die umliegenden Farbtöne<br />

aufzuhellen oder abzudunkeln.<br />

Den Graustufen-Mix verstärken Einige der<br />

5wärmeren Töne wirken nun etwas verloren. Eine<br />

Verstärkung des Graustufen-Mix in den Kanälen<br />

Orange und Gelb hebt Details in den Felsen hervor<br />

und erzeugt einen starken Kontrast zwischen diesen<br />

Felsen und dem Meer. Dies kann manuell<br />

vorgenommen werden oder wieder mit dem<br />

Zielkorrektur-Werkzeug.<br />

Die Gradationskurven einstellen Zum Schluss<br />

6klicken Sie oben auf Tonwertkurve und wählen<br />

Sie den Reiter Punkt. Unter dem Reiter Kurve wählen<br />

Sie Starker Kontrast aus. Falls nötig, können sie die<br />

Gradationskurve darunter anpassen, indem Sie die<br />

einzelnen Punkte nach Bedarf verschieben. Dieser<br />

letzte Schritt verleiht unserem Schwarzweißbild noch<br />

eine zusätzliche Dramatik.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 117


Photoshop Elements<br />

Einfache Porträt-Bearbeitung<br />

Sechs Schritte für bessere Porträts<br />

Finden Sie heraus, wie clevere Porträt-Retusche in Photoshop Elements<br />

den Bearbeitungsprozess noch einfacher macht.<br />

CAROLINE WILKINSON: Ein<br />

Tutorial über Porträt-Retusche steht<br />

normalerweise bei Fotografen ganz<br />

oben auf der Liste der Dinge, über die<br />

sie gerne mehr erfahren möchten.<br />

Moderne digitale Spiegelreflexkameras nehmen<br />

Tonnen von Megapixel auf, was unglaublichen<br />

Details entspricht, die manchmal auch leider<br />

wenig schmeichelhaft sind. Haben Sie nicht<br />

gerade ein seltenes Exemplar mit makelloser<br />

Haut und einem umwerfenden Lächeln vor der<br />

Kamera, dann wird jede Porträtaufnahme zu<br />

einem gewissen Grad eine Retusche erfordern,<br />

wenn es Ihnen auf schmeichelnde, attraktivere<br />

Bilder ankommt. Gesichtern sieht man<br />

zwangsläufig die Eskapaden der Nacht zuvor,<br />

den hektischen Terminkalender und die<br />

Fastfood-Ernährung an, aber mit ein wenig Hilfe<br />

von Photoshop kann ihr Motiv strahlender und<br />

gesünder aussehen und Ihnen zu einem<br />

ansprechenderen Bild verhelfen.<br />

Mit Elements 10 ist Porträt-Retusche wirklich<br />

einfach. Das Smartpinsel-Werkzeug und das<br />

Detail-Smartpinsel-Werkzeug bieten<br />

verschiedene Prozesse, mit denen die<br />

Bearbeitung ganz einfach wird. Es lohnt sich,<br />

diese Werkzeuge genauer unter die Lupe zu<br />

nehmen, um zu sehen, welche Funktionen auch<br />

für andere Bilder geeignet sind, aber bei diesem<br />

Artikel beschränken wir uns auf die Porträt-<br />

Voreinstellungen. Persönlich bevorzuge ich das<br />

Detail-Smartpinsel-Werkzeug, da man hiermit<br />

die Änderung direkt auf das Gesicht malen kann,<br />

wohingegen das Smartpinsel-Werkzeug eine<br />

Auswahl erzeugt. Probieren Sie beides aus, um<br />

zu sehen, was Ihnen besser liegt. Wenn Sie mit<br />

diesen Werkzeugen eine Änderung vornehmen,<br />

wird automatisch eine Einstellungsebene und<br />

Ebenenmaske erzeugt. Das bedeutet, dass<br />

sämtliche Bearbeitungen, die Sie machen, nicht<br />

das ursprüngliche Bild verändern und zu<br />

jederzeit während des Prozesses erneut<br />

bearbeitet werden können. Die Smartpinsel-<br />

Werkzeuge sind in drei Versionen aufgeteilt:<br />

„Neue Auswahl“, „Der Auswahl hinzufügen“ und<br />

„Von Auswahl subtrahieren“. Als Voreinstellung<br />

ist „Neue Auswahl“ eingestellt, aber wenn Sie<br />

eine Bearbeitung rückgängig machen möchten,<br />

wechseln Sie einfach in der oberen<br />

Werkzeugleiste auf „Von Auswahl subtrahieren“<br />

Original<br />

und malen erneut über den Bereich. Bevor Sie<br />

jedoch mit der Retusche beginnen, führen Sie<br />

eine Belichtungs- oder Kontrastanpassung<br />

durch, um ein solides Basisbild als Grundlage zu<br />

schaffen. Und jetzt geht’s los...<br />

ISTOCK PHOTO<br />

Auf die Werkzeuge zugreifen Verwenden Sie das<br />

1Bereichsreparatur-Pinsel-Werkzeug, um<br />

auffällige Makel der Haut zu entfernen. Anschließend<br />

klicken Sie auf das Smartpinsel-Werkzeug in der<br />

Werkzeugleiste und wählen darunter das Detail-<br />

Smartpinsel-Werkzeug. Ganz rechts oben in der<br />

Werkzeugleiste klicken Sie auf den weißen<br />

Auswahl-Pfeil (neben dem Kasten mit dem Bild), um<br />

die Vorgabe auszuwählen. Klicken Sie auf das<br />

Aufklappmenü Für alle Zwecke und wählen Portrait.<br />

Den Hautton anpassen Um der Haut zu einem<br />

2gesunden Glanz zu verhelfen, wählen Sie<br />

Spraybräunung. Wenn Sie mit der Maus über das<br />

Gesicht fahren, sehen Sie, dass ein kleiner Cursor<br />

erscheint, um den Effekt über die Haut zu legen.<br />

Wählen Sie eine geeignete Größe in der oberen<br />

Werkzeugleiste für die Größe des Pinsels.<br />

Standardmäßig ist der Effekt auf 50 % Deckkraft<br />

voreingestellt. Um den Effekt zu verstärken oder<br />

abzuschwächen, ziehen Sie den Schieberegler<br />

Deckkraft der Ebene entsprechend nach rechts oder<br />

links.<br />

Glatte Haut Bevor Sie die nächste Einstellung<br />

3vornehmen, klicken Sie auf die<br />

Hintergrundebene in der Ebenenpalette, damit die<br />

vorige Anpassung nicht mehr ausgewählt ist. Wenn<br />

Sie dies nicht tun, heben Sie die Spraybräunung<br />

wieder auf. In diesem Schritt wählen Sie Weicher<br />

Fokus und malen über die Haut, um diese weicher zu<br />

machen. Vermeiden Sie dabei nach Möglichkeit die<br />

Augen, Augenbrauen und Lippen. Passen Sie den<br />

Schieberegler Deckkraft an, um die Stärke des Effekts<br />

zu regulieren.<br />

Augen & Zähne aufhellen Klicken Sie auf die<br />

4Hintergrundebene. Nun wählen Sie Perlweiß<br />

aus dem Aufklappmenü und malen über die Zähne.<br />

Regulieren Sie den Effekt über die Deckkraft der<br />

Ebene. Demarkieren Sie die Anpassung und wählen<br />

Sie nun Strahlende Augen. Zoomen Sie in die Augen<br />

hinein und pinseln Sie die Anpassung. Verfeinern Sie<br />

dies mit dem Pinsel Von der Auswahl subtrahieren.<br />

Wählen Sie eine Deckkraft, die kleiner als 40 % ist.<br />

Glänzende Haare Demarkieren Sie die letzte<br />

5Anpassung und wählen Sie Hauttöne aufhellen.<br />

Vermeiden Sie jedoch die Haut und malen Sie über<br />

das Haar, um Highlights und Glanz zu verstärken.<br />

Eventuell wird die Wirkung noch verbessert, wenn<br />

Sie über andere Bereiche des Bildes malen. Hier<br />

habe ich zum Beispiel auch den Hintergrund und<br />

den Hut des Modells aufgehellt. Um den Glanz noch<br />

mehr hervorzuheben, wiederholen Sie diesen Schritt.<br />

Details verstärken Für die nächste Anpassung<br />

6klicken Sie auf Details. Das funktioniert ähnlich<br />

wie ein Schärfen, wodurch Sie die Klarheit einzelner<br />

Bereich verstärken können. Verwenden Sie diese<br />

Funktion bei den Augen, Zähnen, Haaren und<br />

Augenbrauen, aber halten Sie sich bei der Haut<br />

zurück. Sie möchten ja nicht die ganzen<br />

schmeichelnden Hautweichmacher rückgängig<br />

machen. Speichern Sie das Bild nun als TIFF Datei,<br />

um die Ebenen beizubehalten.<br />

118 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


DIGITALE DUNKELKAMMER<br />

Fertiges Bild<br />

Mit ein paar raffinierten<br />

Änderungen können Sie Ihr<br />

Porträt bildschön aussehen<br />

lassen.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 119


Photoshop CS Ebenenmasken und Einstellungsebenen<br />

Hinter der Maske<br />

Die Kombination von Einstellungsebenen und Ebenenmasken bietet viele<br />

Optionen zur selektiven Optimierung und Perfektionierung Ihrer Fotos<br />

JORDAN BUTTERS: Die<br />

Möglichkeit, Bilder mit<br />

Einstellungsebenen und<br />

Ebenenmasken selektiv und ohne<br />

Verluste zu bearbeiten, ist sicher eine<br />

der mächtigsten Funktionen von Adobe<br />

Photoshop CS.<br />

Einstellungsebenen bieten einige Effekte und<br />

Einstellungen, deren Parameter für jedes Bild<br />

einzeln angepasst werden können. Sie können<br />

ebenso auf das ganze Bild, auf einzelne Ebenen<br />

oder selektiv mit Ebenenmasken angewendet<br />

werden. Ebenenmasken erzeugen, wie der Name<br />

schon sagt, eine Maske der betreffenden Ebene,<br />

sodass jeweils nur ausgewählte Teile des Bildes<br />

bearbeitet werden.<br />

Wenn Sie schon mit Photoshop gearbeitet, sich<br />

aber noch nie mit Ebenenmasken und<br />

Einstellungsebenen befasst haben, wartet auf Sie<br />

eine Vielzahl von Verbesserungsfunktionen und<br />

Optionen. Höchste Zeit also, den vollen<br />

Leistungsumfang zu entdecken!<br />

Alternative Methode<br />

EBENENMASKEN<br />

Ebenenmasken können sowohl auf Bildebenen<br />

als auch auf Einstellungsebenen angewendet<br />

werden. Wenn Sie ein Bild mit zwei oder mehr<br />

Bildebenen geöffnet haben, wählen Sie die<br />

Ebene, die Sie maskieren möchten, klicken<br />

auf die Schaltfläche Vektormaske zufügen in<br />

der Ebenenpalette. Dadurch wird eine kleine<br />

weiße <strong>Vorschau</strong> neben der Ebene in der Palette<br />

hinzugefügt. Danach verwenden Sie einfach<br />

das Pinsel-Werkzeug, um über die Maske zu<br />

malen und das Bild zu maskieren. Denken Sie<br />

immer daran - mit Weiß holen Sie die Ebene<br />

hervor, mit Schwarz maskieren Sie sie.<br />

Geheimtipp<br />

Um eine Anpassung auf eine einzelne Ebene<br />

anstelle des ganzen Bildes vorzunehmen,<br />

wählen Sie in der Palette der Einstellungen die<br />

Schaltfläche „Auf Ebene beschränken“.<br />

Original<br />

Die Ebenenpalette anzeigen Wenn Ihr Bild in<br />

1Photoshop geöffnet ist, achten Sie darauf, dass<br />

die Ebenenpalette sichtbar ist. Dafür gehen Sie zu<br />

„Fenster“ > „Ebenen“. In der Ebenenpalette sehen<br />

Sie zunächst nur die Hintergrundebene. Duplizieren<br />

Sie diese, indem Sie zu „Ebene“ > „Ebene<br />

duplizieren“ gehen oder Cmd+J auf einem Mac oder<br />

Strg+J auf einem PC drücken.<br />

Schnell eine Maske hinzufügen Ich möchte die<br />

2warmen Farbtöne im Himmel beibehalten, aber<br />

dem Vordergrund einen neutralen Farbton zufügen.<br />

Drücken Sie die Q-Taste, um den Maskierungsmodus<br />

zu aktivieren, wählen Sie das Pinsel-Werkzeug und<br />

stellen den Pinsel über das obere Menü passend ein.<br />

Pinseln Sie über den Bereich, der von den<br />

Veränderungen nicht betroffen sein soll. Wenn Sie<br />

einmal einen Fehler machen, drücken Sie einfach die<br />

X-Taste und pinseln Sie noch einmal darüber, um die<br />

Maske zu entfernen.<br />

Eine Anpassung hinzufügen Wenn der Bereich<br />

3demaskiert ist, drücken Sie ein weiteres Mal die<br />

Q-Taste, um die Maske in eine Auswahl zu ändern.<br />

Anschließend klicken Sie in der Ebenenpalette auf die<br />

Schaltfläche Neue Füll- oder Einstellungsebene<br />

erstellen und wählen Sie Fotofilter aus dem<br />

Aufklappmenü. In der Einstellungspalette wählen Sie<br />

einen der drei voreingestellten Kaltfilter und passen<br />

den Schieberegler Dichte an, um den Effekt zu<br />

verändern.<br />

Eine weitere Anpassung zufügen Um die<br />

4Details im Vordergrund hervorzuheben, klicken<br />

Sie auf die Schaltfläche Neue Füll- oder<br />

Einstellungsebene erstellen, um eine neue<br />

Einstellungsebene zu erzeugen und wählen Sie<br />

dieses Mal Tonwertkorrektur. Passen Sie in der<br />

Einstellungspalette die Schieberegler an, bis Sie mit<br />

dem Effekt zufrieden sind. Diese Änderungen werden<br />

nur auf den Vordergrund im nächsten Schritt<br />

angewendet, also brauchen Sie sich um den Himmel<br />

im Moment keine Gedanken machen.<br />

Eine Verlaufsmaske anwenden Klicken und<br />

5halten Sie das Füllwerkzeug, um das<br />

Verlaufswerkzeug auszuwählen. Drücken Sie die<br />

D-Taste, damit die Farbpalette wieder zurückgesetzt<br />

wird. Im oberen Menü stellen Sie den Modus auf<br />

Normal ein. Klicken und ziehen Sie auf dem Bild vom<br />

Vordergrund in Richtung des Hintergrunds, um die<br />

Maske anzuwenden. Je länger die Linie ist, desto<br />

weicher ist der Verlauf.<br />

Die Maske optimieren Es ist nicht schlimm,<br />

6wenn der Verlauf beim ersten Mal noch nicht<br />

richtig ist. Sie können so oft Sie wollen klicken und<br />

ziehen, bis Sie den richtigen Übergang gefunden<br />

haben. Der Verlauf schneidet in meinem Bild den<br />

hinteren Holzpfosten und sieht so nicht natürlich aus.<br />

Wählen Sie das Pinselwerkzeug und malen Sie mit<br />

Weiß als Vordergrundfarbe über den Pfosten. Um<br />

Pinselstriche rückgängig zu machen, drücken Sie X<br />

und malen erneut über die entsprechenden Stellen.<br />

120 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


DIGITALE DUNKELKAMMER<br />

Fertiges Bild<br />

Indem der Vordergrund<br />

selektiv angepasst wird,<br />

zeigt das Bild eine deutlich<br />

größere Wirkung und<br />

sichtbar mehr Details.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 121


Lightroom Farbstiche<br />

Fertiges Bild<br />

Nachdem der Blaustich<br />

entfernt war, wählte ich<br />

einen natürlichen Farbton,<br />

der gut zu der eisigen<br />

Szene passt.<br />

Das Bedienfeld Grundeinstellungen wählen<br />

1Dieses Bild wurde im Raw Format aufgenommen,<br />

wobei der Weißabgleich der Kamera fälschlicherweise<br />

von einem vorherigen Shooting noch auf künstliches<br />

Licht eingestellt war. So ein Fehler kann schnell<br />

passieren und führte hier zu einem blauen Farbstich<br />

auf dem Bild. Öffnen Sie das Entwicklungsmodul und<br />

klicken auf das Bedienfeld Grundeinstellungen.<br />

122 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />

Eine Voreinstellung ausprobieren Klicken Sie<br />

2auf die kleinen Pfeile neben WA: Wie<br />

aufgenommen und wählen Sie die Option Auto aus<br />

dem Menü. Der Hauptunterschied zwischen „Wie<br />

aufgenommen“ und „Auto“ ist, dass „Wie<br />

aufgenommen“ die Interpretation der Kamera<br />

verwendet, was der korrekte Weißabgleich sein sollte,<br />

während „Auto“ die Interpretation von Lightroom<br />

verwendet.<br />

Die Weißabgleich-Auswahl Wenn die<br />

3Ergebnisse nicht Ihren Erwartungen entsprechen,<br />

probieren Sie eine andere Voreinstellung aus – falls Ihr<br />

Bild aber einen neutralen Bereich enthält, verwenden<br />

Sie das Weißabgleich-Auswahlwerkzeug. Klicken Sie<br />

auf die Pipette links der Weißabgleich-Schieberegler,<br />

um es zu aktivieren.


Farbstiche korrigieren<br />

Die Anpassung des Weißabgleichs entfernt nicht nur Farbstiche, sondern<br />

kann auch kreativ genutzt werden, um die Stimmung eines Bildes zu<br />

verändern. Finden Sie heraus, wie es geht...<br />

Original<br />

DIGITALE DUNKELKAMMER<br />

JORDAN BUTTERS: Haben Sie<br />

schon mal ein Foto gemacht, auf<br />

dem die Farben im Nachhinein nicht<br />

so erschienen, wie Sie es wollten?<br />

Daran sind Farbstiche schuld, die<br />

normalerweise durch falschen Weißabgleich<br />

entstehen, sodass eine Szene wärmer oder kälter<br />

aussieht als sie wirklich ist.<br />

Unsere Augen passen sich bei einer Änderung<br />

der Farbtemperatur automatisch an, ohne dass<br />

wir es bemerken. Wenn wir von künstlichem<br />

Innenraumlicht nach draußen in natürliches<br />

Licht gehen, entsprechen die Farben, die wir<br />

sehen, dem, wie die Welt wirklich ist. Kameras<br />

jedoch haben da ihre Grenzen und die<br />

Einstellung automatischer Weißabgleich<br />

bedeutet noch lange nicht, dass die Kamera alles<br />

richtig macht. Oder wir sind es tatsächlich selber<br />

schuld. Das ist mir auch schon mal passiert, als<br />

ich beim <strong>Fotografie</strong>ren plötzlich merkte, dass<br />

mein Weißabgleich noch wie bei der letzten<br />

Fotosession eingestellt war, was auch immer ich<br />

da gerade fotografiert habe.<br />

Die Kamera muss übersetzen können oder<br />

gesagt bekommen, welche Farbe neutral ist.<br />

Wenn Sie in JPEG fotografieren, sollten Sie<br />

jederzeit eine Graukarte dabei haben und einen<br />

passenden Weißabgleich für jede<br />

Belichtungssituation einstellen. Wenn Sie in<br />

Raw fotografieren, können Sie bei der<br />

Einstellung des Weißabgleichs etwas sorgloser<br />

sein, denn in der Datei sind wesentlich mehr<br />

Daten enthalten, was bedeutet, dass<br />

Anpassungen auch noch in der<br />

Nachbearbeitung vorgenommen werden<br />

können. Natürlich muss ein Weißabgleich nicht<br />

unbedingt korrekt sein. Die Parameter können<br />

auch dazu benutzt werden, einem Bild für einen<br />

ästhetischen Effekt Wärme oder Kälte<br />

zuzufügen. Die Anpassung des Weißabgleichs<br />

sollte immer Teil Ihres Arbeitsablaufs sein, denn<br />

dies trägt entscheidend dazu bei, das Beste aus<br />

Ihren Bildern herauszuholen.<br />

Verschiedene Farbstiche<br />

Wenn ein Bild zwei oder mehr Farbstiche<br />

hat, ist die Korrektur ein wenig komplizierter,<br />

aber nicht unmöglich. Normalerweise rührt<br />

dies von zwei unterschiedlichen Lichtquellen<br />

im Bild her, wie z.B. beim Fotografi eren<br />

unter künstlichem Licht in der Nähe eines<br />

Fensters, das natürliches Licht hereinlässt. Die<br />

Lösung ist es, den Weißabgleich wie unten<br />

beschrieben anzupassen, um den Haupt-<br />

Farbstich zu korrigieren und anschließend<br />

einen Anpassungspinsel oder Verlaufsfi lter,<br />

kombiniert mit der manuellen Weißabgleich-<br />

Temperatur und Färbe-Schiebereglern,<br />

einzusetzen, um den zweiten Farbstich<br />

zu korrigieren. Man braucht dafür etwas<br />

Geduld und viele Versuche, aber mit dieser<br />

Vorgehensweise könnte die Aufnahme gerettet<br />

werden!<br />

Einen neutralen Bereich wähle Klicken Sie mit<br />

4dem Weißabgleichauswahlwerkzeug in den<br />

neutralen Bereich. Sie werden bemerken, dass die<br />

Farbtöne des Bildes sich so verändern, dass dieser<br />

Bereich neutralisiert wird. Diese Methode funktioniert<br />

offensichtlich nur dann, wenn Ihr Bild einen<br />

neutralen Referenzpunkt enthält. Hier habe ich den<br />

grauen, bedeckten Himmel dazu verwendet.<br />

Manuelle Anpassungen vornehmen Wenn es<br />

5keinen neutralen Referenzpunkt gibt, können Sie<br />

manuelle Anpassungen über die Schieberegler Temp.<br />

und Tönung vornehmen. Verwenden Sie den<br />

Schieberegler Temp. für die hauptsächliche<br />

Anpassung von kalt nach warm. Den Regler Tönung<br />

sollten Sie nur sparsam einsetzen, um die<br />

Natürlichkeit der Bilder beizubehalten.<br />

Den Weißabgleich kreativ verwenden Ein<br />

6 Weißabgleich muss nicht immer korrekt sein,<br />

damit das Bild stimmig ist. Sie können den<br />

Weißabgleich auch als kreatives Werkzeug verwenden,<br />

um warme oder kalte Farbtöne zuzufügen, die zur<br />

Stimmung Ihres Bildes passen. Hier habe ich einen<br />

kälteren Farbton verwendet. Wie immer gilt auch hier,<br />

dass der Schlüssel im Experimentieren liegt.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 123


Adobe Camera Raw<br />

Korrekturpinsel für Porträtaufnahmen<br />

Weiche Haut<br />

Wenn die Zeit knapp ist und Ihr Bild noch einen letzten Schliff braucht, verwenden Sie diese Retusche-Schritte, um die<br />

Hautfarbe Ihres Modells mit dem Korrekturpinsel zu perfektionieren. Et voilà! Ein wunderschönes Porträt…<br />

CAROLINE WILKINSON: Auf<br />

Porträtaufnahmen möchte jeder<br />

einfach nur fantastisch aussehen,<br />

aber wenige von uns haben die Zeit,<br />

jeden Makel, Schönheitsfleck oder<br />

jedes abstehende Haar mühsam zu entfernen.<br />

Wer nach Professionalität strebt, mag Stunden<br />

für solche Details opfern, aber für ein Foto von<br />

Freunden oder Familienmitgliedern ist meist die<br />

schnellere Lösung gefragt.<br />

Wenn Sie im Raw-Format fotografieren, wozu<br />

wir unbedingt raten, werden Sie Adobe Camera<br />

Raw nutzen. Mehr brauchen Sie auch gar nicht,<br />

außer es sind umfangreiche Manipulationen<br />

nötig. Adobe Camera Raw bietet alle Werkzeuge,<br />

um die Belichtung für ein umwerfendes Lächeln<br />

zu optimieren, Schönheitsflecken zu entfernen<br />

und die Haut weicher zu machen. Letzteres<br />

erklären wir hier in wenigen Schritten.<br />

Wenn Sie mit umfangreichen Bilddaten arbeiten,<br />

liefert ACR umfassendere Verbesserungen und<br />

natürlichere Ergebnisse als wenn Sie<br />

beispielsweise ein JPEG in Photoshop<br />

bearbeiten. Wenn Sie Haut glätten, suchen Sie<br />

die Balanve zwischen Reduzierung der Poren,<br />

Ausgleich der Hauttöne und Beibehaltung der<br />

Struktur: Es soll kein plastisches Barbie-Gesicht<br />

entstehen, sondern makellose Schönheit. Bei<br />

Frauen werden Sie eine stärkere Hautretusche<br />

anwenden als bei Männern, denen eine<br />

robustere Erscheinung ohnehin besser steht.<br />

Original Raw<br />

Fortgeschrittene Retusche<br />

Schönheitsflecken entfernen Falls benötigt<br />

1 verwenden Sie den Korrekturpinsel, um Flecken<br />

oder Male auf der Haut zu verstecken. Unser Modell<br />

hat schon eine recht klare Gesichtsfarbe, daher<br />

können wir direkt zur Weichzeichnung der Haut<br />

übergehen. Klicken Sie in ACR auf den<br />

Korrekturpinsel in der oberen Werkzeugleiste und<br />

wählen Sie die Pinselgröße aus der Optionsleiste<br />

rechts. Stellen Sie alle Schieberegler in der<br />

Einstellungs-Schaltfläche auf 0, bevor Sie beginnen.<br />

Klarheit reduzieren Stellen Sie die<br />

2 Parameter Dichte, Fluss und Weiche Kante zu<br />

Beginn auf etwa 11 ein. Eventuell sollten Sie die<br />

Dichte erhöhen, je nachdem wie stark der Effekt sein<br />

soll. Verringern Sie den Schieberegler Klarheit auf<br />

-59 und den Schieberegler Schärfe auf -70 und<br />

malen Sie über die Haut. Sie werden sehen, dass die<br />

Haut quasi sofort weicher wird. Bevor Sie sich<br />

kleineren Bereichen zuwenden, wenden Sie diese<br />

Anpassungen auf alle sichtbare Hautbereiche an,<br />

vermeiden dabei aber die Gesichtszüge.<br />

STRAHLENDE AUGEN UND LÄCHELN<br />

Wenn Sie mit dem Entfernen der<br />

Schönheitsflecken und dem Weichmachen<br />

der Haut fertig sind, möchten Sie vielleicht<br />

das Weiße der Augen und Zähne aufhellen.<br />

Das geht ganz einfach: Wählen Sie Neu bei<br />

Korrekturpinsel und stellen Sie eine Größe ein,<br />

die nicht größer ist, als die Vorderzähne oder<br />

das Weiße der Augen. Pinseln Sie über jeden<br />

Bereich einzeln und passen Sie dann ganz<br />

leicht entweder den Regler Belichtung oder den<br />

Regler Helligkeit an. Bleichen Sie nicht zu stark,<br />

da es schnell unnatürlich aussieht. Probieren<br />

Sie lieber, etwas von der natürlichen Färbung<br />

beizubehalten. Eventuell können Sie auch noch<br />

eine weitere Korrektur mit dem Regler Klarheit<br />

zufügen, um die Augen zu schärfen.<br />

Die Maske verwenden Um zu entscheiden,<br />

3 wo Sie die Korrektur anwenden, klicken Sie auf<br />

den Kasten Maske einblenden in der oberen rechten<br />

Ecke. Anschließend können Sie auf das anhängende<br />

farbige Kästchen doppelklicken, um die Farbe der<br />

Maske auszuwählen. Hier habe ich sie weiß<br />

gelassen. Um Bereiche für die Korrektur zu<br />

entfernen, klicken Sie einfach auf Entfernen oben in<br />

der Schaltfläche und streichen mit dem Pinsel über<br />

die Bereiche, die Sie in den Originalzustand<br />

zurückversetzen wollen.<br />

Die Belichtung anpassen Wenn die Maske<br />

4 auf das Bild angewendet wurde, entfernen Sie<br />

das Häkchen bei Maske einblenden, um die Haut<br />

hervorzuholen. Eventuell müssen Sie an dieser Stelle<br />

die Klarheit ändern, wenn die Haut etwas zu weich<br />

oder zu kross aussieht. Eventuell müssen Sie auch<br />

noch einmal die Regler Belichtung, Helligkeit und<br />

Sättigung anpassen, um den Hautton und die<br />

Hautfarbe anzupassen. Jedes Bild ist anders.<br />

Experimentieren Sie herum, um herauszufinden,<br />

was am besten aussieht.<br />

In Photoshop öffnen Wenn Sie vorhaben<br />

5 eine weitere Retusche in Photoshop<br />

durchzuführen, sollten Sie, anstatt auf Bild öffnen zu<br />

klicken, die Umschalt-Taste gedrückt halten, so dass<br />

sich die Schaltfläche zu Objekt öffnen ändert. Damit<br />

können Sie das Bild als Smartobjekt öffnen. Der<br />

Vorteil ist, dass Sie auf diese Ebene jederzeit in<br />

Photoshop doppelklicken können, um die Raw-Datei<br />

in ACR erneut zu öffnen, und die nicht-destruktive<br />

Hautweichzeichnung und Raw-Bearbeitung<br />

verfeinern können.<br />

124 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


DIGITALE DUNKELKAMMER<br />

Fertiges Bild<br />

Mit ein paar schnellen,<br />

einfachen Kunstgriiffen entsteht<br />

ein schmeichelhaftes Porträt.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 125


Photoshop Elements<br />

Einstellungsebenen<br />

Original<br />

Kontrastverstärkung mit<br />

einer Einstellungsebene<br />

Brauchen Ihre Bilder stärkere Kontraste? Finden Sie heraus, wie<br />

Einstellungsebenen und Füllmethoden die Ausdruckskraft<br />

verstärken können<br />

JORDAN BUTTERS: Dunst und Nebel<br />

verleihen Ihren Aufnahmen in dieser<br />

Jahreszeit eine wundervolle<br />

Atmosphäre. Nichts vermittelt die<br />

Stimmung eines kühlen Herbst- oder<br />

Wintermorgens besser als eine frühe Morgensonne,<br />

die den schweren Nebel durchbricht.<br />

Oft werden neblige Landschaftsaufnahmen jedoch<br />

durch etwas beeinträchtigt: den Mangel an<br />

Kontrast. Manchmal sind auch Elemente im<br />

Vordergrund durch den Nebel abgestumpft – die<br />

Natur hat es uns leider nicht so eingerichtet, dass<br />

wir Nebel einfach in den Hintergrund drängen<br />

können.<br />

Aber keine Sorge: Mithilfe einer Einstellungsebene<br />

in Elements und etwas Experimentieren mit<br />

Füllmethoden geben Sie der nebligen Landschaft<br />

ihre spezielle Atmosphäre zurück.<br />

Verlustfreies Arbeiten<br />

EINSTELLUNGSEBENEN<br />

Normalerweise würden wir Ihnen<br />

raten, Ihr Originalbild zu duplizieren,<br />

bevor Sie mit der Bearbeitung des Fotos<br />

beginnen, für den Fall, dass sich Fehler<br />

einschleichen. Ein wesentlicher Vorteil<br />

von Einstellungsebenen ist jedoch, dass<br />

diese nicht-destruktiv sind, was bedeutet,<br />

dass Änderungen nicht die ursprünglichen<br />

Bilddaten betreffen. Außerdem können die<br />

Parameter und Werte einer Einstellungsebene<br />

jederzeit im Bearbeitungsprozess über die<br />

Einstellungspalette verfeinert werden. Oder,<br />

für den Fall, dass Sie überhaupt nicht mit dem<br />

Effekt zufrieden sind, können Sie auch ganz<br />

einfach die entsprechende Einstellungsebene<br />

löschen und noch mal von vorne anfangen.<br />

Eine Einstellungsebene zufügen Die Ebenen-<br />

1 und Einstellungspaletten müssen sichtbar sein,<br />

also gehen Sie zunächst zum Menü Fenster und<br />

achten Sie darauf, dass sowohl bei Korrekturen als<br />

auch bei Ebenen ein Häkchen gesetzt ist. Dann<br />

klicken Sie auf die Schaltfläche Neue Füll- oder<br />

Einstellungsebene erstellen unten an der<br />

Ebenenpalette und wählen Tonwertkorrektur in dem<br />

Aufklappmenü, das dann erscheint.<br />

Die Autofunktion probieren In der Ebenenpalette<br />

2 probieren Sie zunächst die Schaltfläche Auto,<br />

damit Elements entscheiden kann, welche<br />

Anpassungen an dem Bild vorgenommen werden<br />

sollen. Bei manchen Bildern funktioniert dies besser<br />

als bei anderen. Das Werkzeug „Auto“ passt jeden<br />

der drei Kanäle Rot, Grün und Blau unabhängig<br />

voneinander an. Eventuell hat Ihr Bild nun einen<br />

leichten Farbstich.<br />

Die Farbe korrigieren Um den Farbstich zu<br />

3 korrigieren, achten Sie darauf, dass die<br />

Tonwertkorrektur-Ebene in der Ebenenpalette<br />

ausgewählt ist, und ändern Sie über das<br />

Füllmethoden-Menü oben die Füllmethode dieser<br />

Ebene auf Luminanz. Dadurch wird der Farbstich<br />

entfernt und sichergestellt, dass die<br />

Einstellungsebene nur den Kontrast im Bild darunter<br />

ändert und nicht die Farben.<br />

126 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


DIGITALE DUNKELKAMMER<br />

Fertiges Bild<br />

Die Kontrastverstärkung hat den<br />

Nebel durchbrochen und die<br />

Sättigung deutlich erhöht.<br />

Eine manuelle Anpassung probieren Wenn Sie<br />

4 mit dem Effekt der Autokorrektur nicht zufrieden<br />

sind, löschen Sie die Einstellungsebene, indem Sie in<br />

der Ebenenpalette darauf klicken und diese zu dem<br />

Ebene löschen Symbol unten ziehen. Dadurch wird<br />

das Bild in den Originalzustand zurückversetzt.<br />

Erstellen Sie eine neue Einstellungsebene, indem Sie<br />

auf die Schaltfläche Neue Füll- oder<br />

Einstellungsebene erstellen klicken und<br />

Tonwertkorrektur auswählen.<br />

Tonwertkorrektur manuell einstellen Dieses Mal<br />

5 verwenden Sie keine automatische Anpassungen,<br />

sondern klicken und ziehen die schwarzen, grauen<br />

und weißen Punktregler in der Einstellungspalette, um<br />

den Kontrast des Bildes zu verändern. Gehen Sie<br />

dabei behutsam vor, um die schwarzen und weißen<br />

Punkte nicht zu weit zu schieben, denn ansonsten<br />

blenden Sie Tiefen und Lichter aus und Details gehen<br />

verloren. Mit dem grauen Mittelpunkt-Regler können<br />

Sie etwas freizügiger verfahren.<br />

Mit Füllmethoden experimentieren Zurück in<br />

6 der Ebenenpalette können Sie mit den<br />

unterschiedlichen Füllmethoden experimentieren,<br />

um den Effekt zu verändern. Ineinanderkopieren,<br />

Weiches Licht und Hartes Licht bieten alle leicht<br />

unterschiedliche Effekte. Sie können auch den Regler<br />

Deckkraft oben an der Ebenenpalette verwenden, um<br />

den Effekt abzuschwächen, oder Sie können jederzeit<br />

zur Einstellungspalette zurückkehren, um die<br />

Parameter noch zu verfeinern.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 127


Photoshop CS Porträts wie ein Profi retuschieren<br />

Fortgeschrittene Retusche-Techniken<br />

Möchten Sie professionelle Retusche-Ergebnisse? Für dieses Tutorial brauchen Sie etwas Zeit<br />

und ein Auge für Details, aber Ihre Porträt-Aufnahmen werden zu natürlichen Schönheiten<br />

CAROLINE WILKINSON: Es ist<br />

einfach, ein Gesicht verschwimmen<br />

zu lassen, oder die Haut wie Porzellan<br />

zu übermalen. Schwierig wird es,<br />

wenn die natürliche Struktur erhalten<br />

bleiben, aber Hauttöne ausgeglichen und<br />

verbessert werden sollen. Für professionelle<br />

Bildbearbeiter ein Klacks, doch sie behalten ihre<br />

Tricks gern für sich.<br />

Wir kennen jedoch ein paar geheime Techniken,<br />

die wir hier mit Ihnen teilen. Einigen wird das<br />

Tutorial über schnelle Hautglättung mit Elements<br />

und Adobe Camera Raw vom letzten Monat<br />

genügen; für die erfahreneren Photoshopper ist<br />

das heutige Tutorial aber das Non plus Ultra.<br />

Spezialsoftware kann zwar helfen, makellose<br />

Ergebnisse zu erzielen, aber warum mehr Geld<br />

ausgeben, wenn Sie Photoshop besitzen? Ebenen,<br />

Einstellungsebenen und Ebenenmasken bilden<br />

die Eckpfeiler dieses Tutorials; Sie sollten also<br />

bereits verstehen, wie diese funktionieren. Richten<br />

Sie sich darauf ein, viele Ebenen anzulegen und<br />

viel zu selektieren. Haben Sie ein Auge für Details,<br />

denn Sie müssen spezielle Bereiche einzeln<br />

angehen - es gibt keine Pauschallösungen!<br />

Holen Sie sich erstmal einen Kaffee, öffnen Sie Ihr<br />

Wie verwendet man...<br />

EBENENMASKEN<br />

Eine Ebenenmaske ermöglicht es, Details<br />

von einer Ebene zu verstecken, auf die sie<br />

angewendet wird, und so das Bild darunter<br />

hervorzuholen, ohne dieses zu löschen. Wenn<br />

die Ebenenmaske ausgewählt ist, fügen Sie<br />

einfach die Farbe Schwarz hinzu, um Bilddetails<br />

zu verstecken und ändern Sie die Farbe auf<br />

Weiß, um Details wieder hervorzuholen. Mit der<br />

X-Taste können Sie schnell zwischen den beiden<br />

Farben hin- und herwechseln.<br />

neuestes Porträt und bereiten Sie sich auf ein paar<br />

Stunden Arbeit vor. Das Ziel ist eine verblüffende,<br />

nicht erkennbare Bildbearbeitung. Und los<br />

geht’s...<br />

Dunkle Ringe abdecken Mit Schatten unter den<br />

1Augen kann ein Modell ziemlich müde<br />

aussehen. Die einfachste Möglichkeit, den Teint<br />

aufzuhellen, ist es, diese Schatten zu minimieren und<br />

den Hautton auszugleichen. Duplizieren Sie zunächst<br />

Ihre Bildebene („Ebene“ > „Ebene duplizieren“).<br />

Wählen Sie nun das Kopierstempel-Werkzeug, stellen<br />

die Deckkraft auf ungefähr 20 % ein und<br />

überblenden die neue Haut leicht. Achten Sie<br />

sorgfältig darauf, nicht sämtliche Schatten zu<br />

verstecken, da das Modell sonst unnatürlich wirken<br />

kann. Wenn Sie zu weit gehen, verwenden Sie eine<br />

Ebenenmaske, um den Effekt abzumildern (siehe<br />

nebenstehender Kasten).<br />

Schönheitsflecken entfernen Duplizieren Sie<br />

2Ihre neue Ebene, indem Sie sie auf die<br />

Schaltfläche Ebenenmaske hinzufügen unten an der<br />

Ebenenpalette ziehen und sie in „Schönheitsflecke“<br />

umbenennen. Wählen Sie das Ausbessern-Werkzeug<br />

aus der Werkzeugleiste und wählen Sie Quelle in der<br />

oberen Menüleiste. Nun malen Sie um den<br />

Schönheitsfleck herum und klicken und ziehen diese<br />

Auswahl dann in einen Hautbereich, mit dem Sie ihn<br />

ersetzen möchten. Wenn Sie die Maus bzw. den<br />

Stylus loslassen, wird die Auswahl mit den Pixeln<br />

überblendet und der Schönheitsfleck wird versteckt.<br />

Wiederholen Sie diesen Schritt mit allen Pickeln,<br />

Narben und Falten.<br />

Die Haut glätten Duplizieren Sie die Ebene<br />

3„Schönheitsflecke“ und benennen Sie diese in<br />

„Hautglättung“ um. Verwenden Sie erneut das<br />

Ausbessern-Werkzeug, aber dieses Mal ändern Sie in<br />

der oberen Menüleiste Quelle zu Ziel. Nun wählen<br />

Sie einen Hautbereich, der einen gleichmäßigen<br />

Hautton und eine glatte Struktur hat und klicken und<br />

ziehen diese Auswahl über die Bereiche, die<br />

sichtbare Poren und Rötungen haben. Zu Beginn<br />

mag das Ergebnis etwas flickenhaft aussehen -<br />

reduzieren Sie dann die Deckkraft der Ebene auf<br />

etwa 85 % und verwenden Sie eine Ebenenmaske<br />

mit einem Pinsel mit sehr niedriger Deckkraft, um die<br />

Oberfläche der Haut zu glätten.<br />

Selektiv sein In dieser Phase können viele<br />

4Einstellungsebenen erstellt werden. Halten Sie<br />

Ordnung, indem Sie die unterschiedlichen Ebenen<br />

sinnvoll benennen. Wählen Sie auf der letzten<br />

Bildebene das Lasso-Werkzeug, stellen Sie die<br />

Weiche Kante auf 150 Pixel ein und wählen Sie grob<br />

einen Bereich mit ähnlicher Hautfarbe. Gehen Sie zu<br />

„Ebene“ > „Neue Einstellungsebene“ > „Selektive<br />

Farbkorrektur“, um eine Einstellungsebene zu<br />

erzeugen, die sich auf diese Auswahl bezieht.<br />

Schätzen Sie Ihr Bild ab, und entscheiden Sie welche<br />

Farben die Haut beeinflussen: Ist sie zu dunkel, zu<br />

hell, zu rot oder zu gelb?<br />

128 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />

Spezielle Bereiche bearbeiten Über die<br />

5Schaltfläche Korrekturen wählen Sie die<br />

geeignete Farbe aus dem Menü Farbe. Verwenden Sie<br />

dabei die Schieberegler, um die Farbe anzupassen<br />

und den Hautton auszugleichen. Wiederholen Sie<br />

diesen Prozess für verschiedene Bereiche des<br />

Gesichts. Arbeiten Sie dabei wiederholt mit dem<br />

Lasso-Werkzeug, um neue Auswahlen zu treffen und<br />

fügen Sie eine weitere Einstellungsebene Selektive<br />

Farbkorrektur hinzu. Da die Haut meines Modells<br />

etwas gerötet war, habe ich mich hier hauptsächlich<br />

auf Rot und Weiß konzentriert, um die Rötung mit<br />

dem schwarzen Schieberegler zu reduzieren.<br />

Probieren Sie auch mit Einstellungsebenen<br />

Gradationskurven den lokalen Kontrast anzupassen.<br />

Der letzte Schliff Bei den Schritten vier und fünf<br />

6sollten Sie sich wirklich Zeit lassen. Es dauert<br />

einige Zeit, die Farben zu perfektionieren, damit<br />

wirklich alle Bereiche zueinander passen. Einige<br />

Farben passen an unterschiedlichen Stellen besser als<br />

andere, daher ist es wichtig zu experimentieren. Sie<br />

können die Schieberegler jederzeit auf 0<br />

zurücksetzen, falls notwendig. Wenn Sie fertig sind,<br />

verwenden Sie das Auswahlellipse-Werkzeug mit<br />

einer Weichen Kante von 40 Pixel und wählen das<br />

innere Auge. Fügen Sie eine Einstellungsebene<br />

Tonwertkorrektur hinzu und erzeugen Sie eine weiche<br />

S-Kurve, sodass die Linie den Kontrast verstärkt.<br />

Wiederholen Sie das Ganze mit dem anderen Auge.


DIGITALE DUNKELKAMMER<br />

Original<br />

Bearbeitet<br />

Fertiges Bild<br />

Raffinierte Retusche erfordert einen<br />

gewissen Grad an Geduld, aber der<br />

Lohn der Mühen sind natürlich<br />

wirkende Porträts.<br />

NICHT<br />

VERGESSEN...<br />

Wie gern konzentriert man sich<br />

auf das Gesicht – und vergisst den<br />

Rest des Körpers!<br />

Achten Sie also darauf, dass<br />

der Hals einen ähnlichen<br />

Hautton hat.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 129


Lightroom Gesichtszüge hervorheben<br />

Verleihen Sie Porträts mehr Ausdruck<br />

Augenkontakt und ein strahlendes Lächeln können ein Porträt verändern.<br />

Lernen Sie ein paar einfache Anpassungen, um die Gesichtszüge Ihres<br />

Modells ins beste Licht zu rücken<br />

JORDAN BUTTERS: Man sagt,<br />

dass die Augen eines Menschen das<br />

Fenster zu seiner Seele seien. Mit<br />

ihnen werden Gefühle vermittelt,<br />

Geschichten erzählt oder die<br />

Stimmung eines Bildes ausgedrückt. Sie sind<br />

auch das erste, worauf sich jeder konzentriert,<br />

wenn er das Bild zum ersten Mal anschaut,<br />

bevor er den Rest des Fotos näher betrachtet.<br />

Daher ist es absolut sinnvoll, die Augen des<br />

Modells in das bestmögliche Licht zu rücken.<br />

Belichtung, Schärfe, Kontrast und sogar die<br />

Augenfarbe des Modells können ganz einfach<br />

angepasst werden. Und wenn das Ganze noch<br />

mit einem strahlenden Lächeln kombiniert<br />

wird, ist die Porträtaufnahme mit Sicherheit ein<br />

Erfolg. Wie bei jeder Bildbearbeitung ist es<br />

jedoch entscheidend, es nicht zu übertreiben.<br />

Sie möchten, dass die Gesichtszüge Ihres<br />

Modells attraktiv, aber nicht übertrieben oder<br />

unnatürlich aussehen. Eine teufl ische<br />

Besessenheit ist bei der Porträt-Fotografi e nicht<br />

angebracht.<br />

Lightroom 4 bietet eine Reihe von Werkzeugen,<br />

mit denen Augen und Lächeln verbessert<br />

werden können. Da man in Lightroom immer<br />

nicht-destruktiv arbeitet, können Sie nach<br />

Herzenslust verfeinern, experimentieren und<br />

Ihre Anpassungen vergleichen, bis Sie mit dem<br />

Ergebnis wirklich zufrieden sind.<br />

Original<br />

Original<br />

Fertiges Bild<br />

Geheimtipp<br />

Globale Anpassungen Klicken Sie auf das<br />

1Entwicklungsmodul und machen Sie zunächst<br />

alle universellen Anpassungen, die das Bild erfordert.<br />

Wenn Sie fertig sind, klicken Sie auf den<br />

Korrekturpinsel, um das Korrekturpinsel-Bedienfeld<br />

zu öffnen und klicken auf das Aufklappmenü Effekt:<br />

Andere Effekte. Anschließend scrollen Sie nach unten<br />

und wählen Iris optimieren.<br />

Pinselgröße wählen Zoomen Sie in das Bild<br />

2hinein, um sich auf die Augen zu konzentrieren.<br />

Im Bedienfeld des Korrekturpinsels stellen Sie die<br />

Weiche Kante auf 50 ein und bewegen den Cursor<br />

über ein Auge des Modells. Verwenden Sie die [- und<br />

]-Tasten, um den Pinsel kleiner oder größer zu<br />

machen, damit er der Größe der Augen entspricht.<br />

ROTE AUGEN ENTFERNEN<br />

Rote Augen entstehen, wenn der Blitz der<br />

Kamera Licht auf die Retina wirft und dieses<br />

zurück auf das Objektiv geworfen wird. Bei<br />

digitalen Spiegelreflexkameras stellt dies kein<br />

großes Problem dar, da der Aufklappblitz höher<br />

positioniert ist als bei Kompakt- und spiegellosen<br />

Kameras. Wenn Sie auf einem Ihrer Bilder rote<br />

Augen haben, können Sie diese mit dem Roten-<br />

Augen-Korrekturwerkzeug entfernen. Wählen<br />

Sie das Werkzeug und klicken und ziehen Sie<br />

von der Mitte des Auges nach außen. Wenn Sie<br />

dann loslassen, ist das Problem behoben.<br />

Anpassung anwenden Klicken Sie einmal auf<br />

3die Mitte jedes Auges, um die Anpassung im<br />

Bild durchzuführen. Die Standardeinstellungen von<br />

Iris optimieren verstärken leicht die Sättigung,<br />

Klarheit und Belichtung. Sie können jedoch jeden<br />

dieser Regler anpassen, um die Anpassung der<br />

Augen wie gewünscht einzustellen.<br />

Beide Augen anpassen Wenn ein Auge eine<br />

4unterschiedliche Menge an Anpassungen<br />

erfordert als das andere, klicken Sie oben auf Maske:<br />

Neu und wiederholen die vorigen Schritte. Um<br />

zwischen den Augen hin- und herzuwechseln,<br />

bewegen Sie die Maus über die Pinselmarkierung in<br />

der Mitte des Auges, bis die rote Maske erscheint und<br />

klicken einmal.<br />

Zähne bleichen Klicken Sie ein weiteres Mal auf<br />

5Maske: Neu und wählen Sie Zähne bleichen aus<br />

dem Aufklappmenü Effekt . Wie zuvor zoomen Sie in<br />

das Bild hinein und wählen die entsprechende<br />

Pinselgröße, bevor Sie die Anpassung durchführen.<br />

Die voreingestellten Parameter können etwas<br />

übereifrig sein. Wenn dies der Fall ist, stellen Sie den<br />

Belichtungsregler von 0,40 auf 0,20 ein.<br />

130 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


DIGITALE DUNKELKAMMER<br />

Fertiges Bild<br />

Mit ein paar einfachen<br />

Anpassungen können Sie ihre<br />

Porträtfotos ganz leicht<br />

verbessern.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 131


Adobe Camera Raw<br />

Farbrendering<br />

Farbverwaltung mit der<br />

Kamerakalibrierung<br />

Perfektionieren Sie das Farbrendering in Photoshop und steuern Sie den<br />

Raw-Bearbeitungsprozess mit einem effizienteren Arbeitsablauf<br />

CAROLINE WILKINSON: Dieser Bereich von Adobe Camera Raw wird oft übersehen,<br />

aber er beinhaltet ein paar Tipps und Kniffe, die Sie kennen sollten – besonders wenn Sie<br />

die Voreinstellungen Ihrer Kamera mögen oder Ihre Tiefen oft Farbstiche haben.<br />

Der achte Reiter der ACR Bearbeitungssuite, die Kamerakalibrierung, bietet einige<br />

praktische und kreative Profile, mit denen Sie das Farbrendering Ihrer Bilder anpassen<br />

und verbessern können. Jedes Profil ist kalibriert, um das Beste aus Ihrer Kamera herauszuholen oder<br />

um ein unerwünschtes Farbverhalten zu korrigieren, daher ist es wirklich nützlich zu wissen, wie man<br />

es verwendet. Das Standard-Profil Adobe Camera Standard ist hervorragend und Sie werden nur<br />

selten davon abweichen müssen. Wie Sie mit Farbrendering experimentieren können, zeigt Ihnen<br />

dieser Artikel. Wenn Sie zudem in Camera Raw routinemäßig immer gleiche Einstellungen und<br />

Änderungen durchführen, kann es interessant sein zu lernen, wie Sie eigene Vorgaben erzeugen und<br />

anwenden können, um Bearbeitungszeit zu sparen.<br />

Optionen für die Kalibrierung<br />

Prozess Diese Profile sind mit älteren<br />

Versionen von Camera Raw kompatibel. Wählen<br />

Sie ein anderes ACR-Profil, wenn Sie möchten,<br />

dass neuere Bilder ein konsistentes Aussehen<br />

erhalten, um zu älteren Fotos zu passen.<br />

Profile anwenden<br />

Wenn Sie zuvor in JPEG fotografiert haben und<br />

Ihnen das Aussehen von einigen in die Kamera<br />

eingebauten Farbprofilen gefiel, kann es sein, dass<br />

Sie diese nun vermissen, da Sie zur Raw-<br />

Verarbeitung gewechselt haben. Auf diese Profile<br />

(die in Ihrer Kamera auch als Picture Style oder<br />

Picture Control bezeichnet werden) kann über den<br />

Abschnitt Kameraprofil zugegriffen werden und die<br />

Sättigung, Farbe und Kontrast Ihrer Raw-Datei zu<br />

einem variierenden Grad verändern. Je nachdem,<br />

welche Kamera Sie haben, ist die Auswahl der<br />

Profile groß: einige sind vertraut, andere nicht;<br />

einige bereichern Ihre Bilder und machen die<br />

Farben ausdrucksstärker, während andere sie<br />

einfach ruinieren. Experimentieren Sie ruhig mit<br />

den unterschiedlichen Profilen - es kann nichts<br />

passieren, wenn Sie darauf klicken, da sie wie alle<br />

Anpassungen in ACR nicht-destruktiv sind - aber<br />

vermutlich werden Sie finden, dass die besten<br />

Ergebnisse von den vertrauteren Picture Styles<br />

Ihrer Kamera stammen. Bei diesem Beispielbild,<br />

das auf einer Nikon D800 aufgenommen wurde,<br />

gibt es die folgenden Optionen: Landschaft,<br />

Neutral, Porträt, Standard und Lebhaft, sowie<br />

jeweils eine Ersatzversion. Sie sollten diese<br />

Einstellungen in der Kamera verwenden, wenn Sie<br />

in JPEG fotografieren, aber bei Raw werden<br />

sämtliche Farb-, Kontrast- und Schärfe-<br />

Anpassungen ignoriert. Dies erfordert, dass Sie<br />

den Look über die Steuerung in ACR festlegen.<br />

Das Schöne an der Möglichkeit, Profile nach der<br />

Aufnahme festzulegen anstatt direkt in der<br />

Kamera, ist, dass Sie sie als Grundlage verwenden<br />

können, um sie durch andere Einstellungen zu<br />

verfeinern. Es bedeutet außerdem, dass Sie das<br />

gleiche Bild mehrere Male verarbeiten können, um<br />

einen anderen Effekt zu erzielen. Wenn Sie einen<br />

Stil erzeugt haben, der Ihnen gefällt, können Sie<br />

ihn jederzeit als Vorgabe speichern, damit er auf<br />

später auf Knopfdruck auf zukünftige Bilder<br />

angewendet werden kann (weitere Details siehe<br />

unten).<br />

Eine Vorgabe speichern<br />

Nachdem Sie<br />

die Profile auf<br />

verschiedenen<br />

Fotos ausprobiert<br />

haben, die mit<br />

unterschiedlichem<br />

Licht und Motiven<br />

aufgenommen<br />

wurden, möchten<br />

Sie vielleicht eines<br />

der integrierten<br />

Kameraprofile als<br />

neuen Standard<br />

nutzen und auf alle Bilder anwenden, die in<br />

ACR importiert werden.<br />

In diesem Fall wählen Sie das entsprechende<br />

Profil aus dem Kameraprofil-Menü und klicken<br />

dann auf das Aufklappmenü oben rechts in der<br />

Schaltfläche Kamerakalibrierung. Scrollen Sie<br />

nach unten und klicken Sie auf „Einstellungen<br />

speichern“.<br />

Kameraprofil: Stellt ein Profil ein, um dieses<br />

für Ihr Bild zu verwenden.<br />

Adobe Standard Dieses Profil verbessert das<br />

Farbrendering Ihrer Kamera - insbesondere bei<br />

den warmen Farben wie Rot, Gelb und Orange.<br />

Für jede Kamera ist ein Adobe Standardprofil<br />

erhältlich.<br />

Andere Profile Diese Profile versuchen, so<br />

nah wie möglich den Vorgaben des jeweiligen<br />

Kameraherstellers zu entsprechen.<br />

132 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


DIGITALE DUNKELKAMMER<br />

Fertiges Bild<br />

Individuelle Vorgaben<br />

ermöglichen es, bevorzugte<br />

Änderungen schnell und<br />

einfach auf Ihre Bilder<br />

anzuwenden.<br />

WUSSTEN SIE<br />

SCHON?<br />

Die meisten Informationen<br />

können über die Schaltfläche<br />

Kamerakalibrierung in<br />

Lightroom 4 angewendet<br />

werden, die Profile sind in<br />

beiden Produkten gleich.<br />

Vorgaben hinzufügen und anwenden<br />

Ob Sie nun einen neuen Farbstil oder ein Kalibrierungsprofil erstellen oder einfach effizienter arbeiten möchten, indem Sie Ihren grundsätzlichen oder<br />

kreativen Bearbeitungsprozess speichern, um ihn auf weitere Bilder anzuwenden - auf der Schaltfläche „Vorgaben“ in ACR finden Sie alles, was Sie<br />

brauchen. Hier zeigen wir Ihnen, wie Sie das Meiste herausholen können...<br />

Anpassungen machen Führen Sie in gewohnter<br />

1Weise alle Anpassungen durch, die Sie auf<br />

zukünftige Raw-Dateien ebenfalls anwenden<br />

möchten. Das können ganz grundlegende<br />

Bearbeitungen sein wie eine Belichtungskorrektur<br />

um ein paar Stufen, eine Kombination aus Schärfen<br />

und verbesserter Klarheit, eine komplette<br />

Farbüberarbeitung oder eine Schwarz-Weiß-<br />

Behandlung. Was Sie davon durchführen möchten,<br />

ist ganz Ihnen überlassen.<br />

Feinabstimmung der Farben<br />

Die Vorgabe erstellen Klicken Sie auf die<br />

2Schaltfläche „Vorgaben“ in ACR. Dies ist solange<br />

eine leere Schaltfläche, bis Sie eine Vorgabe<br />

hinzufügen. In der rechten unteren Ecke dieser<br />

Schaltfläche ist ein Symbol Neue Vorgabe. Klicken<br />

Sie darauf, um die Steuerung zu öffnen. Sie können<br />

nun alle Anpassungen auswählen, die Sie in dieser<br />

Vorgabe speichern möchten. Geben Sie dem Ganzen<br />

einen sinnvollen Namen und klicken Sie auf OK.<br />

Die Vorgabe anwenden Sie sollten Ihre neue<br />

3Vorgabe nun sichtbar und bereit für die<br />

Anwendung in der Schaltfläche sehen. Um<br />

auszuprobieren, ob sie auch funktioniert, öffnen Sie<br />

eine neue Raw-Datei und wenden dann die Vorgabe<br />

an, indem Sie auf die Schaltfläche Vorgaben klicken.<br />

Sie können so viele Vorgaben erstellen, wie Sie<br />

möchten. Vorgaben, die Sie nicht mehr brauchen,<br />

löschen Sie, indem Sie auf das Papierkorb-Symbol<br />

unten auf der Schaltfläche klicken.<br />

Über die Schaltfläche Kamerakalibrierung und<br />

der Speicherung als Vorgabe (siehe Kasten auf der<br />

gegenüberliegenden Seite) können Sie einstellen, wie<br />

Photoshop die von Ihrer Kamera aufgenommen Farben<br />

interpretiert. Einige Bilder von bestimmten Kameramodellen<br />

haben immer einen leichten Magenta- oder Grünstich in<br />

den Schattenbereichen, der hier über den Regler Schatten<br />

korrigiert werden kann, um die Farben anzupassen. Für<br />

das beste Farbrendering Ihrer speziellen Kamera lassen Sie<br />

das Kameraprofil eingestellt auf Adobe Standard. Wenn<br />

das nicht funktioniert, müssen Sie mit den Reglern Rote,<br />

Grüne und Blaue Primärfarbe den Farbton und die Sättigung<br />

des jeweiligen Kanals anpassen. Wenn Ihr Bild einen<br />

Grünstich hat, ziehen Sie den Regler Farbton weg von Grün,<br />

bis das Bild neutral aussieht. Passen Sie, falls notwendig,<br />

anschließend den Regler Sättigung an. Wenn der Farbstich<br />

auf allen Ihren Bildern vorhanden ist, können Sie diese<br />

Einstellungen als Vorgabe speichern, so dass Sie sie auf alle<br />

weiteren Raw-Dateien anwenden können.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 133


NOCH EINEN MONAT VERLÄNGERUNG,<br />

GUT AUSSEHEN, GUT FÜHLEN<br />

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V LLSTÄNDIG<br />

IM BILDE<br />

LANDSCHAFTEN<br />

IN SCHWARZWEISS<br />

REDUZIEREN SIE EIN MOTIV AUF SEINE QUINTESSENZ, INDEM SIE DAS FOTO NACH<br />

SCHWARZWEISS KONVERTIEREN. SO SCHAFFEN SIE EINFACHE, DRAMATISCHE BILDER<br />

VOLLER ATMOSPHÄRE<br />

WAS HALTEN SIE VON Schwarzweißfotografie? Betrachten Sie sie als künstlerisches Medium, das endlosen Spielraum<br />

für Ihren kreativen Ausdruck bietet? Oder finden Sie sie uninteressant, sogar altmodisch? Für eine lange Zeit war diese<br />

Ansicht weit verbreitet – besonders in den Siebziger Jahren, als Farbfilme so günstig wurden, dass jeder sie sich leisten<br />

konnte. Warum sollte man auch in Schwarzweiß fotografieren, wenn Farbfotos doch viel realistischer sind? Sicherlich<br />

hatten die Kritiker in diesem Punkt nicht Unrecht, aber Fans der Schwarzweißfotografie hielten dagegen, dass ja gerade<br />

diese Tatsache, dass eben ihre andere, reduzierte Realität sie so attraktiv macht. Und wenn Sie sich die Werke so großer<br />

Landschaftsfotografen wie Michael Kenna, Ansel Adams und Josef Hoflehner einmal anschauen, erkennen Sie auch den<br />

Grund dafür.<br />

IMAGE: HELEN DIXON


VOLLSTÄNDIG<br />

IM BILDE<br />

SO WUNDERVOLL Landschaftsfotografie<br />

auch ist, sie ist auch vorhersehbar. Sie<br />

zeigt uns, wie die Dinge aussehen und<br />

hinterlässt ein Gefühl von Sicherheit und<br />

Gewohnheit. In der Kunst ist die Realität nicht<br />

immer die beste Lösung, denn sie ermutigt uns<br />

nicht, über das Bekannte hinaus zu blicken und<br />

ein Bild nicht nur für das zu schätzen, was es<br />

zeigt. Wenn Sie einem Bild die Farbe entziehen,<br />

ändert sich jedoch alles, denn es zeigt nicht<br />

länger die Realität. Bilder in schwarzweiß sind<br />

einfacher, dramatischer, aufrüttelnder und<br />

atmosphärischer als Farbfotos.<br />

Unsere emotionale Reaktion auf eine Landschaft<br />

in Farbe ist häufig recht oberflächlich, weil wir<br />

schon alles kennen. Wenn wir die Farbe jedoch<br />

wegnehmen, wird unsere Reaktion viel<br />

tiefgreifender. Licht, Schatten, Struktur und Form<br />

LEE FROST<br />

Die Grundregeln<br />

Es gibt zwar keine spezifischen, offiziellen<br />

Regeln für die Schwarzweiß-<strong>Fotografie</strong>, aber wir<br />

haben trotzdem ein paar zusammengestellt, die<br />

wir für beachtenswert halten. Zum Beispiel:<br />

Wenn Sie ein interessantes Detail im<br />

Vordergrund mit in den Bildausschnitt<br />

aufnehmen, verleihen Sie Ihrem Bild ein Gefühl<br />

von Tiefe und Größenverhältnissen, wenn Sie<br />

mit einem Weitwinkelobjektiv fotografieren.<br />

Halten Sie nach Linien Ausschau, die das<br />

Auge in das Bild hinein tragen: Mauern, Zäune,<br />

Bäche, Flüsse, Pfade, Schatten und andere<br />

natürliche oder auch von Menschenhand<br />

gemachte Elemente können dazu verwendet<br />

werden.<br />

Verwenden Sie hyperfokale Fokussierung,<br />

um die Tiefenschärfe zu maximieren, sodass<br />

Sie die Szene von vorne bis hinten fokussiert<br />

aufnehmen können, ohne Ihr Objektiv bis an<br />

dessen Minimalgrenze abblenden zu müssen.<br />

Verwenden Sie die Drittelregel, um den<br />

Fokuspunkt der Szene festzulegen. Das Drittel<br />

oben rechts ist für gewöhnlich der beste Ort<br />

dafür. Sie können auch die Szene in Drittel<br />

aufteilen, zwei Drittel Himmel und ein Drittel<br />

Vordergrund, oder umgekehrt.<br />

nehmen einen viel wichtigeren Platz ein und was<br />

tatsächlich abgebildet ist, wird fast<br />

nebensächlich. Was zählt, sind die Wirkung<br />

und der Effekt, die es auf uns ausübt. Die<br />

digitale Technologie macht die schwarzweiße<br />

Landschaftsfotografi e einfacher als je zuvor,<br />

schon allein deshalb, weil wir keinen<br />

abgedunkelten Raum und keine stinkenden<br />

Chemikalien mehr brauchen, um ein qualitativ<br />

hochwertiges Ergebnis erzielen zu können.<br />

Heutzutage kann jeder, der eine Digitalkamera<br />

besitzt, erstaunliche Schwarzweiß-Aufnahmen<br />

machen. Dabei kann es schwierig werden, sich<br />

selbst in die richtige Stimmung zu versetzen,<br />

um eine Landschaft in Schwarzweiß „sehen“<br />

zu können, aber dieses Hindernis ist einfach zu<br />

überwinden. Stellen Sie einfach an Ihrer<br />

Kamera den Schwarzweiß-Modus ein und<br />

Oben: Nebliges, verschwommenes Wasser, ein sich<br />

dramatisch auftürmender Himmel und grobe<br />

Strukturen sind tolle Zutaten, die sich zu einem<br />

beeindruckenden, monochromen Bild verbinden, das<br />

fast überirdisch wirkt.<br />

Rechts: Haben Sie keine Angst, das Regelwerk aus<br />

dem Fenster zu schmeißen und jede Menge Himmel<br />

in Ihre schwarzweißen Landschaftsbilder<br />

aufzunehmen. Jede interessante Wolkenformation<br />

kann zum Fokuspunkt werden.<br />

schauen Sie sich auf dem LCD-Monitor in Live<br />

View die Landschaft, die Sie vor sich haben, in<br />

Schwarzweiß an. So können Sie ganz leicht<br />

erkennen, welche Szenen und Farben in<br />

monochrom am besten funktionieren.<br />

Bestimmte Farben werden in Schwarzweiß zu<br />

fast identischen Grautönen, was dazu führen<br />

kann, dass es Ihren Bildern an Tiefe fehlt. Um<br />

Filter für Schwarzweiß-Aufnahmen<br />

Wenn Sie ein Bild in Schwarzweiß<br />

konvertieren, können manche<br />

Farben als ähnliche Grautöne<br />

herauskommen. Die Lösung hierfür<br />

ist die Verwendung von Filtern, um<br />

die Art und Weise zu verändern, in<br />

der Farben zu grau werden.<br />

Außerdem können Sie so den<br />

Kontrast kontrollieren. Analoge<br />

Fotografen setzten dafür optische<br />

Filter auf Ihr Objektiv (Gelb, Orange,<br />

Rot oder Grün für Landschaften).<br />

Diese Filter hellen Farben auf, die<br />

sich auf dem Farbkreis in ihrer Nähe<br />

befi nden, und verdunkeln Farben,<br />

die ihnen auf dem Farbkreis<br />

gegenüber liegen. Ein roter Filter<br />

hellt also Rottöne und andere warme<br />

Farben auf. Blau- und Grüntöne<br />

dagegen dunkelt er ab. Als<br />

Digitalfotograf brauchen Sie diese<br />

optischen Filter nicht auf Ihr Objektiv<br />

zu setzen, denn Sie können die<br />

Effekte einfach hinzufügen, indem<br />

Sie Ihr Bild später in Photoshop,<br />

Lightroom, Aperture oder Plug-Ins<br />

wie Silver Efex Pro 2 von Nik<br />

Software in Schwarzweiß<br />

konvertieren.<br />

Eine alternative Option bietet der<br />

Bildstil „Monochrom“ Ihrer Kamera,<br />

sofern vorhanden, um schon bei der<br />

Aufnahme Filtereffekte anzuwenden.<br />

Oder Sie stellen Ihre Kamera auf<br />

monochromen Modus ein und<br />

setzen optische Filter auf das<br />

Objektiv. Sie erzielen allerdings<br />

bessere Ergebnisse, wenn Sie in<br />

Raw (Farbe) fotografi eren und später<br />

in Schwarzweiß konvertieren<br />

(Details dazu siehe auch die aktuelle<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Dunkelkammer</strong>, Seite 108).<br />

Hier ein kurzer Überblick, was die<br />

verschiedenen Schwarzweiß-Filter<br />

bewirken:<br />

Gelb Hellt warme Farben auf und<br />

dunkelt kühle Farben ab. Erhöht<br />

außerdem den Kontrast leicht, aber<br />

der Effekt ist sehr subtil.<br />

Orange Hellt warme Farben auf<br />

und dunkelt kühle Farben ab, betont<br />

den Himmel und verstärkt den<br />

Kontrast deutlich.<br />

Rot Der dramatischste Filter von<br />

allen. Blauer Himmel wird fast<br />

schwarz, Wolken stechen stark<br />

heraus, und der Kontrast wird<br />

deutlich verstärkt. Dunkelt Grüntöne<br />

in der Landschaft ab und hellt<br />

warme Farben auf.<br />

Grün Hellt Grün- und Blautöne<br />

auf und dunkelt wärmere Farben ab.<br />

Sehr nützlich für Landschaften, da<br />

es verschiedene Grüntöne<br />

voneinander abgrenzt.<br />

Blau Grundsätzlich keine gute<br />

Wahl für Landschaftsaufnahmen, da<br />

Grün- und Blautöne sehr hell<br />

werden und dramatischen Himmel<br />

leicht ruinieren.<br />

Einige Filter können Sie auch bei<br />

Farbaufnahmen auf Ihr Objektiv<br />

setzen, wenn Sie später nach<br />

Schwarzweiß konvertieren: Polfi lter,<br />

Graufi lter und Grauverlauffi lter (ND).<br />

Polfilter Hat einen<br />

ähnlichen Effekt auf den<br />

Himmel, wie ein Rotfi lter.<br />

Er dunkelt Blau ab und<br />

lässt Wolken hervortreten. Er<br />

verbessert aber auch die Klarheit<br />

und verstärkt den Kontrast. Alle<br />

diese Effekte werden deutlich, wenn<br />

Sie das Bild in Schwarzweiß<br />

konvertieren.<br />

Grauverlauffilter<br />

Reduziert die<br />

Helligkeitsunterschiede<br />

zwischen Himmel und<br />

Landschaft. Wenn Sie also für den<br />

Himmel belichten, ist auch die<br />

Landschaft korrekt belichtet. Ein<br />

0,6-stufi ger Grauverlauffi lter ist<br />

grundsätzlich in Ordnung, aber ein<br />

dunklerer, 0,9-stufi ger<br />

Grauverlauffi lter ist besser für einen<br />

strahlenden Himmel oder für einen<br />

dramatischen Effekt.<br />

Graufilter ermöglichen es<br />

Ihnen, die Belichtungszeit<br />

zu verlängern, sodass Sie<br />

Bewegung in der<br />

Landschaft aufnehmen können.<br />

Traditionelle Graufi lter, wie zum<br />

Beispiel 0,6-, 0,9- und 1,2-stufi ge<br />

sind nützlich, um das Wasser in<br />

Wasserfällen, Flüssen und<br />

Küstenszenen verschwimmen zu<br />

lassen, aber in der letzten Zeit sind<br />

extreme Graufi lter, wie der Big<br />

Stopper von Lee Filters sehr beliebt<br />

geworden, weil Sie<br />

Belichtungszeiten von einer Minute<br />

oder länger auch bei Tageslicht<br />

ermöglichen, sodass Sie Bewegung<br />

in der Landschaft einfangen können.<br />

138 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Car photography<br />

Landschaften in Schwarzweiß<br />

LEE FROST<br />

Schwarzweiß: FAQ<br />

DIE MONOCHROME LANDSCHAFTSFOTOGRAFIE BIETET<br />

IHREM KREATIVEN AUSDRUCK ENDLOSEN SPIELRAUM<br />

erkennen zu können, welche Szenen in<br />

Schwarzweiß gut aussehen, müssen Sie<br />

lernen, welche Farben kontrastreiche Grautöne<br />

ergeben. Sie können auch sowohl in Raw als<br />

auch in JPEG fotografi eren. Das Bild, das Sie<br />

auf dem <strong>Vorschau</strong>monitor Ihrer Kamera sehen,<br />

wird schwarzweiß sein, aber Sie haben<br />

trotzdem noch eine farbige Raw-Datei auf Ihrer<br />

Speicherkarte, die Sie später bearbeiten<br />

können. Die zweite Möglichkeit ist, einfach wie<br />

sonst auch in Farbe zu fotografi eren, und dann<br />

später zu entscheiden, welche Bilder Sie<br />

konvertieren möchten. Einige werden gut<br />

funktionieren, andere wiederum nicht, aber es<br />

gibt keinen Grund, warum Sie zum Schluss<br />

nicht ein paar tolle Bilder erhalten sollten.<br />

Tatsächlich fotografi eren die meisten von uns<br />

lieber sowohl in Farbe, als auch in<br />

Schwarzweiß, als sich für eine Variante<br />

ausschließlich zu entscheiden. Möglicherweise<br />

hüpfen wir noch vor Ort zwischen beiden hin<br />

und her, oder aber wir entschließen uns<br />

Monate später, ein Farbfoto in Schwarzweiß zu<br />

konvertieren. Das ist überhaupt kein Problem.<br />

Alles, was am Ende zählt, ist das Ergebnis. Das<br />

Tolle an monochromer Landschaftsfotografi e<br />

ist, dass sie unserem kreativen Ausdruck und<br />

unserer Experimentierfreudigkeit einen schier<br />

endlosen Spielraum bietet. Sie haben die<br />

Realität entfernt, indem Sie dem Bild die Farbe<br />

entzogen haben, also können Sie jetzt mit ihm<br />

tun, was Sie wollen. Sie können eine dunkle,<br />

dramatische Atmosphäre kreieren, auch wenn<br />

da ursprünglich gar keine war, oder Sie<br />

entscheiden sich für eine weiche, sanfte<br />

Atmosphäre. Sie steuern die Stimmung, die Ihr<br />

Bild ausstrahlt. Sie können auch Filter<br />

verwenden, um die Beziehungen der Tonwerte<br />

in dem Bild zu verändern und den Kontrast zu<br />

verstärken (siehe Kasten gegenüberliegende<br />

Seite).<br />

Sie machen Ihre eigenen Regeln. Schwarzweiß<br />

passt zu allen Arten von Landschaften, von<br />

weiten Ausblicken bis hin zu kleinen Details<br />

und allem, was dazwischen liegt. Sie werden<br />

also sicherlich Inspiration für monochrome<br />

Bilder fi nden, wo auch immer Sie sind. Selbst<br />

in Situationen wie an trüben, grauen Tagen, an<br />

denen Farbfotos einfach nicht funktionieren<br />

würden, können Sie erstaunliche<br />

Schwarzweiß-Fotos kreieren. Sie haben also<br />

hier auch noch einen kreativen Ausweg, an<br />

den sie vielleicht ursprünglich gar nicht<br />

gedacht hatten. Die Bilder in diesem Beitrag<br />

sollten Ihnen einen guten Überblick darüber<br />

verschaffen, wovon hier die Rede ist.<br />

Schwarzweiß kann Ihre Landschaftsfotografi e<br />

auf eine ganz neue Ebene bringen. Schlagen<br />

Sie einfach alle Vorsicht in den Wind und<br />

probieren Sie es aus!<br />

Ist es okay, wenn ich in JPEG<br />

F fotografiere und meine Bilder dann in<br />

Schwarzweiß konvertiere, oder sollte ich<br />

besser in Raw fotografieren?<br />

Es ist immer besser, in Raw zu fotografi eren,<br />

da die Raw-Datei wie ein schwarzweißes<br />

Negativ ist. Es enthält alle Informationen,<br />

die Sie benötigen. Sie können diese<br />

Informationen jedoch auf unterschiedliche<br />

Weisen interpretieren, um die Stimmung des<br />

Ergebnisbildes zu steuern. In JPEG wird eine<br />

ganze Menge dieser Informationen bereits in<br />

der Kamera gelöscht, sodass dieses<br />

Bildformat deutlich weniger vielseitig ist.<br />

Das heißt natürlich nicht, dass Sie nicht<br />

trotzdem tolle Schwarzweiß-Bilder von<br />

JPEGs erhalten können!<br />

Welche ist die beste Software, um<br />

F Bilder in Schwarzweiß zu konvertieren?<br />

Im Moment ist Silver Efex Pro 2 von Nik<br />

Software (www.niksoftware.com) am<br />

beliebtesten. Es bietet jede Menge<br />

Voreinstellungen, mit denen Sie mit nur<br />

einem Mausklick tolle Effekte erzielen<br />

können. Sie können Ihre Bilder abtönen und<br />

ihnen die charakteristischen Merkmale<br />

spezieller Schwarzweiß-Filme verleihen.<br />

Außerdem erhalten Sie hier sehr viel<br />

Kontrolle über Ihr Bild. Sie können den<br />

Kontrast und die Belichtung in bestimmten<br />

Bereichen verstärken. Photoshop, Lightroom<br />

und Aperture sind natürlich ebenfalls tolle<br />

Optionen.<br />

Ich möchte mir einen zehnstufigen<br />

F Grauverlauffilter anschaffen. Welchen<br />

würden Sie für Schwarzweiß-Fotos<br />

empfehlen?<br />

Es gibt im Wesentlichen drei Optionen: Den<br />

Big Stopper von Lee Filters (149 ), den B +<br />

W 110 3.0 (99 für 77 mm Gewinde) oder<br />

den Hitech Pro Stop 10 (ca. 90 ). Was den<br />

Preis anbelangt, so ist sicherlich der Hitech<br />

der Sieger, aber wenn es um die Bildqualität<br />

geht, ist der Lee Big Stopper die deutlich<br />

bessere Option. Die Filter von Lee und<br />

Hitech sind vielseitiger als der von B + W,<br />

da dieser aufgeschraubt wird und so<br />

schwierig mit anderen Filtern wie<br />

Grauverlauffi ltern (die Sie benötigen werden,<br />

damit der Himmel nicht überbelichtet wird)<br />

zu kombinieren ist. Alles in allem würden<br />

wir uns für den Big Stopper von Lee Filters<br />

entscheiden.<br />

Ich habe eine DSLR zu Infrarot<br />

F umbauen lassen. Können Sie mir ein<br />

paar Tipps geben, wie ich diese für<br />

schwarzweiße Landschaftsaufnahmen<br />

einsetzen kann?:<br />

Wenn Sie diesen Hinweisen folgen, erhalten<br />

Sie die besten Ergebnisse:<br />

Schießen Sie bei Sonnenschein und<br />

nehmen Sie Laub oder Gras mit in Ihren<br />

Bildausschnitt auf. So kommt der Infrarot-<br />

Effekt am besten zum Vorschein.<br />

Sorgen Sie für viel Himmel und<br />

Wolkenformationen in Ihrem Bild. Sie haben<br />

in Infrarot eine erstaunliche Wirkung.<br />

Achten Sie auf Ihre Belichtungszeiten.<br />

Möglicherweise müssen Sie eine<br />

Belichtungskorrektur vornehmen, um gut<br />

belichtete Bilder zu erhalten.<br />

Wenn Sie Fotos bearbeiten, duplizieren<br />

Sie die Ebene und geben Sie ein wenig<br />

weiches Licht („Filter“ > „Verzerrungsfi lter“<br />

> „Weiches Licht“) hinzu, um den<br />

Infraroteffekt zu verstärken. Passen Sie die<br />

Deckkraft der Ebene so an, wie es Ihnen am<br />

besten gefällt.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 139


VOLLSTÄNDIG<br />

IM BILDE<br />

HELEN DIXON<br />

WETTER UND LICHT<br />

Wenn Sie Landschaftsbilder in Schwarzweiß<br />

konvertieren wollen, wirkt es sich unmittelbar<br />

zum Vorteil aus, dass die Qualität des Lichts<br />

weniger wichtig ist als in Farbe. Sie benötigen<br />

zwar gutes Licht, um tolle Landschaftsfotos in<br />

Schwarzweiß zu erhalten; dieses fi nden Sie<br />

aber auch bei Bedingungen, die für Farbfotos<br />

unpassend sind. An einem trüben, bewölkten<br />

Tag zum Beispiel erscheint uns die Landschaft<br />

ausdruckslos, die Farben gedämpft, und bis<br />

auf wenige Details sind Ihre Optionen für<br />

Farben sehr eingeschränkt. Tatsächlich aber ist<br />

die Qualität des Lichts, das Sie an einem<br />

solchen Tag erhalten, sehr hoch. Das Licht ist<br />

weich und der Kontrast ist sehr schwach. Sie<br />

brauchen also nicht mit tiefen Schatten oder<br />

schimmernden Spitzlichtern zu kämpfen, und<br />

es enthüllt eine ganze Menge Details, die bei<br />

stärkerem Licht womöglich verlorengegangen<br />

wären. Das macht es perfekt für schwarzweiße<br />

Landschaftsaufnahmen. Der<br />

wolkenverhangene Himmel mag zwar recht<br />

verwaschen aussehen, aber wenn Sie<br />

möchten, können Sie ihn später ja noch etwas<br />

aufpeppen. In der Tat gilt dies für das ganze<br />

Bild. Betrachten Sie die originale Raw-Datei<br />

einfach als digitales Negativ. Es enthält alle<br />

Informationen und Details, die Sie brauchen,<br />

aber wie Sie diese interpretieren, liegt ganz bei<br />

Oben: Mit solch dramatischen Wolkenformationen<br />

schreit diese Szene förmlich nach einer Schwarzweiß-<br />

Behandlung. Achten Sie auf die unterschiedlichen<br />

Farbtöne des Lichts, das auf die Landschaft fällt.<br />

Rechts: Durch die Verwendung eines<br />

Grauverlauffilters hat dieses Bild einen körnigen<br />

Effekt erhalten, der den dunklen, drohenden Himmel<br />

noch stimmungsvoller macht. So viele verschiedene<br />

Farbtöne bedeuten, dass der Gesamteffekt auch in<br />

monochrom hervorragend funktionieren wird.<br />

Ihnen.<br />

In dunklem, stürmischem Wetter kommt<br />

Schwarzweiß ganz groß raus. Wenn Sie in<br />

Farbe fotografi eren, brauchen Sie wirklich eine<br />

Sonne, die durch die Wolken bricht und die<br />

Landschaft ausleuchtet, damit diese mit dem<br />

Himmel kontrastiert. In Schwarzweiß dagegen<br />

können Sie ganz gut auf die Sonne verzichten<br />

und brauchen sich einfach nur darauf zu<br />

konzentrieren, die drohende Natur in der Szene<br />

einzufangen. Dazu könnten Sie einen starken<br />

Grauverlauffi lter verwenden, um den Himmel<br />

noch stärker abzudunkeln, als er in<br />

Wirklichkeit war, oder Sie könnten in der<br />

Nachbearbeitung den Kontrast verstärken. In<br />

der schwarzweißen Landschaftsfotografi e geht<br />

es darum, eine Stimmung zu erzeugen, nicht<br />

darum, die Wirklichkeit abzubilden.<br />

Manchmal ist das Licht so monochrom, dass<br />

die Bilder auch dann schwarzweiß erscheinen,<br />

wenn sie in Farbe aufgenommen wurden.<br />

Wenn das passiert, ist es wohl gar keine Frage,<br />

was Sie mit diesem Bild anfangen sollten.<br />

Dichter Nebel oder ein schwerer Dunstschleier<br />

zum Beispiel entziehen der Landschaft auch<br />

noch den letzten Tropfen Farbe. Fotografi eren<br />

gegen die Sonne kann denselben Effekt<br />

hervorrufen, besonders, wenn Wasser in der<br />

Szene ist, denn Sie erhalten silberne<br />

Lichtfl ecken, die auf dem Wasser tanzen und<br />

jedes massive Element in der Szene wird zu<br />

einer schwarzen Silhouette reduziert.<br />

Denken Sie jetzt aber nicht, dass Sie unbedingt<br />

grottenschlechtes Wetter brauchen, um gute<br />

schwarzweiße Landschaftsaufnahmen<br />

machen zu können. Starkes, gerichtetes Licht<br />

kann Wunder bewirken, wenn es die<br />

LEE FROST<br />

140 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Landschaften in Schwarzweiß<br />

HELEN DIXON<br />

Oben: Verschneite Landschaften sehen in<br />

Schwarzweiß besonders gut aus. Die kahlen<br />

Bäume sind vor dem strahlend weißen Schnee<br />

und dem grauen Himmel fast nur noch als<br />

Silhouetten zu erkennen.<br />

LEE FROST<br />

DER PROFESSIONELLE ANSATZ<br />

„Ich liebe es, bei schlechtem Wetter zu fotografieren und die rohe Macht der Elemente<br />

einzufangen. Dieses Foto wurde am Alnmouth Beach aufgenommen, in der Nähe<br />

meines Hauses an der Küste von Northumberland. Trockener Sand wurde von einem<br />

starken Wind hochgepeitscht und in Richtung Meer getragen. Als die Sonne<br />

herauskam, war es so, als ob die Oberfläche des Strandes zu Leben erwachen würde. Ich<br />

konnte spüren, wie der Sand beim Laufen auf meine Beine traf. Ich hatte noch niemals zuvor<br />

versucht, dieses Phänomen zu fotografieren, aber ich beschloss, es einfach einmal<br />

auszuprobieren. Ich habe mit verschiedenen Verschlusszeiten herumexperimentiert, um den<br />

geisterhaften Effekt des herumwirbelnden Sandes einzufangen.<br />

Diese Aufnahme mit einer Belichtungszeit von 1/6 Sekunde war das beste – mir gefällt<br />

besonders der Kontrast zwischen den hellen Tönen des Sandes und dem dunklen, stürmischen<br />

Himmel, den ich mit einem Grauverlauffilter und durch die Verstärkung des Kontrasts in der<br />

Nachbearbeitung noch betont habe.“<br />

Canon EOS-1DS Mk III, EF 24 - 70 mm f/2.8 L bei 24 mm, Stativ, 0,6 ND harter Verlauffilter,<br />

1/6 Sekunde bei f/22, ISO 50.<br />

„ SCHWARZWEISS-LANDSCHAFTSFOTOGRAFIE WILL<br />

NICHT DIE WIRKLICHKEIT ABBILDEN, SONDERN<br />

STIMMUNGEN ERZEUGEN“<br />

Strukturen einer Szene zum Vorschein bringt.<br />

Wenn Sie zum Beispiel an einem trüben Tag<br />

einen Strand fotografi eren, wird er kontrastarm<br />

wirken, aber wenn das Licht der<br />

niedrigstehenden Sonne über den Sand streift,<br />

sehen Sie jede Kräuselung. Dies ist für die<br />

Schwarzweiß-Fotografi e genauso wichtig, wie<br />

für die Farbfotografi e. In mancher Hinsicht sind<br />

Strukturen in Schwarzweiß-Bildern sogar noch<br />

wichtiger, denn hier haben Sie keine Farben,<br />

die Sie retten könnten. Aus diesem Grunde ist<br />

es auch immer noch sinnvoll, früh morgens<br />

loszuziehen und bis abends auf Tour zu<br />

bleiben, sodass Sie die niedrigstehende Sonne,<br />

das schräg einfallende Licht und die langen,<br />

schwachen Schatten ausnutzen können. Das<br />

Licht aus verschiedenen Richtungen zu<br />

nutzen, kann ebenfalls sinnvoll sein. Schießen<br />

Sie mit der Sonne auf der einen Seite der<br />

Kamera, sodass Schatten quer über Ihre Szene<br />

fallen, oder halten Sie die Sonne in Ihrem<br />

Rücken, sodass Sie Schatten als<br />

Führungslinien nutzen können, die das Auge in<br />

die Szene hinein tragen (achten Sie aber<br />

darauf, nicht versehentlich Ihren eigenen<br />

Schatten mit aufzunehmen).<br />

Gegenlichtaufnahmen wirken auch toll in<br />

Schwarzweiß. Überlassen Sie die<br />

Belichtungszeit Ihrer Kamera, und alle<br />

massiven Formen werden als reine Silhouetten<br />

abgebildet. Alternativ können Sie auch ein paar<br />

Stufen Belichtungskorrektur hinzufügen, um<br />

den Hintergrund ausreißen zu lassen und<br />

einen atmosphärischen High-Key-Effekt zu<br />

schaffen.<br />

Bei farbenfrohem Licht wird Ihr Bauchgefühl<br />

Ihnen empfehlen, in Farbe zu fotografi eren. Bei<br />

Sonnenaufgang und bei Sonnenuntergang<br />

zum Beispiel sind es schließlich das warme,<br />

weiche Licht und die lebhaften Farben am<br />

Himmel, die uns für gewöhnlich dazu<br />

animieren, zur Kamera zu greifen. Glauben Sie<br />

aber nicht, dass dieses Bild nicht auch in<br />

Schwarzweiß funktionieren würde. Entziehen<br />

Sie dem Bild die Farbe und Sie werden es ja<br />

sehen. Goldenes Licht ist toll, aber es kann die<br />

tatsächliche Schönheit der Szene auch<br />

verbergen. Wie leicht werden wir von Farben<br />

abgelenkt und vergessen die Formen und<br />

Schattierungen, die diesen zugrunde liegen.<br />

Wenn Sie ein farbenfrohes Bild in Schwarzweiß<br />

konvertieren, wird hinterher sowieso keiner<br />

mehr wissen, dass es bunt war, aber man wird<br />

es in einem völlig neuen Licht sehen.<br />

Hier wird ein gewisses Muster deutlich: Ist das<br />

Licht für Farbaufnahmen nicht geeignet, ist es<br />

perfekt für Schwarzweiß – und umgekehrt!<br />

Demzufolge brauchen Sie sich auch nicht in<br />

eine bestimmte Schublade als Schwarzweißoder<br />

Farbfotograf stecken zu lassen. Seien Sie<br />

ein kreativer Fotograf, der sich beide Medien zu<br />

eigen macht und zwischen ihnen hin und her<br />

schaltet, um das Meiste aus den<br />

Wetterbedingungen zu machen, die er bei<br />

seinen Streifzügen mit der Kamera durch die<br />

Landschaft vorfi ndet. Puristen mögen nun<br />

argumentieren, dass Sie sich auf beiden<br />

Gebieten kompromittieren, aber es ist<br />

durchaus möglich, beide Medien zu nutzen<br />

und fantastische Arbeiten hervorzubringen.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 141


VOLLSTÄNDIG<br />

IM BILDE<br />

LEE FROST<br />

HELEN DIXON<br />

KÜSTENLINIEN<br />

Was Dramatik, Schönheit und Stimmung betrifft,<br />

kann man bei Schwarzweiß-Landschaftsaufnahmen<br />

von Küsten wenig falsch machen. Dank des<br />

Kommens und Gehens der Gezeiten und des<br />

physikalischen Effekts des Wetters verändert und<br />

entwickelt sich die Szene immer wieder neu. Küsten<br />

sind deshalb die Lieblingsschauplätze vieler<br />

Fotografen. Wenn Sie sie zum ersten Mal sehen,<br />

denken Sie nicht im Traum daran, sie anders als in<br />

Farbe aufzunehmen; doch in Schwarzweiß entfaltet<br />

sie eine Atmosphäre, die in Farbe nicht möglich ist.<br />

Falls Sie Probleme haben, in Schwarzweiß zu „sehen“<br />

(also die Farbtöne, die sich zur Konvertierung<br />

eignen), ist die Küste der ideale Ausgangspunkt, um<br />

Ihr monochromes Abenteuer zu starten.<br />

Seelandschaften stecken voller Farbtöne, Kontraste,<br />

Strukturen und starker Formen – ideale Zutaten für<br />

erstaunliche Schwarzweißfotos. Glücklicherweise<br />

treffen viele der Überlegungen für Farbaufnahmen<br />

auch für Schwarzweiß zu.<br />

Wir beginnen mit dem Blickwinkel: Um die Dramatik<br />

einer felsigen Küste aufzunehmen, sollten Sie sich<br />

einen hohen Standort suchen, von dem Sie eine<br />

Bucht oder einen Meeresarm überblicken können.<br />

Nutzen Sie Felsen oder Klippen als Vordergrund, um<br />

die Proportionen der Szene zu zeigen. Dieselben<br />

Regeln können am Wasserspiegel angewandt<br />

werden, wo sich Felsen ins Wasser hinein erstrecken.<br />

Diese können Sie als Führungslinien verwenden, die<br />

das Auge in das Bild hinein leiten. Oder Sie füllen den<br />

Vordergrund mit Wasser. Aber passen Sie auf, dass<br />

Sie sich keine nassen Füße holen! Wenn man in<br />

Schwarzweiß fotografiert und dem Bild somit die<br />

Ablenkung durch Farbe entzieht, liegt die Betonung<br />

ausschließlich auf Form und Umriss. Das bedeutet:<br />

Ihre Bildkomposition ist von größter Wichtigkeit.<br />

Oftmals ist Einfachheit die beste Maxime. Wie sich<br />

die See abbilden lässt, hängt davon ab, wie rau sie<br />

ist, und natürlich von Ihrer Belichtungszeit.<br />

Wenn Sie tosende See einfrieren wollen, müssen Sie<br />

mit einer Belichtungszeit von 1/1000 Sekunde oder<br />

sogar 1/2000 Sekunde arbeiten. Dies funktioniert<br />

gut, wenn Sie ein Zoomobjektiv verwenden und den<br />

Bildausschnitt mit schlagenden Wellen füllen, oder<br />

wenn Sie diese einfangen wollen, wie sie auf den<br />

Strand treffen und Gischt in die Luft sprühen. Um die<br />

Bewegung der See abzubilden, benötigen Sie eine<br />

langsame Verschlusszeit, je langsamer sie ist, desto<br />

weicher wird die See. Verwenden Sie eine<br />

Verschlusszeit von 1/4 Sekunde bis hin zu einer<br />

ganzen Sekunde, um die Bewegung der Wellen<br />

einzufangen, aber trotzdem noch Ihre Struktur zu<br />

erhalten, und verlängern Sie schrittweise die<br />

Oben links: Fotos wie dieses kann man mit langen<br />

Belichtungszeiten und zehnstufigen Graufiltern<br />

kreieren. Die See erscheint nur noch als nebliger,<br />

verschwommener Fleck, die dem Foto etwas<br />

Faszinierendes verleiht.<br />

Oben: Felsnasen sind gut als interessantes Detail<br />

geeignet. Stellen Sie eine kurze Verschlusszeit ein,<br />

um Bewegung im Meer einzufrieren. Beginnen Sie<br />

mit 1/1000 Sekunde.<br />

Rechts: Muster und Kräuselungen im Meer sind ein<br />

Segen für Schwarzweiß-Fotos. Stellen Sie eine lange<br />

Belichtungszeit ein. So erscheint alles nur noch als<br />

Silhouette.<br />

Verschlusszeit. Wenn Sie bei 20 bis 30 Sekunden<br />

sind, verwandeln sich die Wellen in Dunst, die<br />

Meeresoberfläche zeigt nur noch wenig Struktur. Um<br />

es auf die Spitze zu treiben, verwenden Sie einen<br />

zehnstufigen Graufilter und verlängern Ihre<br />

Belichtungszeit von einigen Sekunden auf ganze<br />

Minuten, die das Meer in Milch verwandeln. Sie<br />

können auch warten, bis es so dunkel ist, dass Sie<br />

ohnehin mehrere Minuten belichten müssen.<br />

Nehmen Sie statische Element in Ihren<br />

Bildausschnitt auf, die in Kontrast zu Ihrer<br />

weichgezeichneten See stehen: Stege, Felsen,<br />

Buhnen und Pfähle eignen sich gut. Wenn diese<br />

Bilder mit langen Belichtungszeiten in Schwarzweiß<br />

Fotoideen zum Ausprobieren…<br />

HELEN DIXON<br />

LEE FROST<br />

LEE FROST<br />

HELEN DIXON<br />

ZURÜCKWEICHENDE WELLEN<br />

Wenn Sie Wellen beobachten, wie<br />

sie zurück ins offene Meer weichen,<br />

sehen Sie, dass diese oftmals<br />

Schaumstreifen hinterlassen, die<br />

sich fantastisch in Schwarzweiß<br />

machen. Um diesen Effekt<br />

einzufangen, verwenden Sie ein<br />

Weitwinkelobjektiv und eine lange<br />

Verschlusszeit. Um die 1/2 Sekunde<br />

sollte reichen. Lösen Sie genau dann<br />

aus, wenn die Wellen<br />

zurückweichen. Eine Konvertierung<br />

in Schwarzweiß mit hohem Kontrast<br />

unterstreicht den Effekt.<br />

FOTOGRAFIEREN VON SAND<br />

Kräuselungen im Sand fotografiert<br />

man am besten früh morgens oder am<br />

Abend, wenn die Sonne tief am<br />

Himmel steht, oder aber, wenn das<br />

starke Sonnenlicht sie zu Silhouetten<br />

verwandelt. Verwenden Sie sie als<br />

Führungslinien in Aufnahmen mit dem<br />

Weitwinkelobjektiv, oder füllen Sie den<br />

kompletten Bildausschnitt mit ihnen in<br />

einer Nahaufnahme. Auch flache<br />

Ablaufrinnen sind eine nähere<br />

Untersuchung wert. Dort werden<br />

einzelne Sandkörner oft ausgewaschen<br />

und bilden interessante Muster.<br />

STEINKUNST<br />

Felsen sind an der Küste<br />

allgegenwärtig und sie bieten eine<br />

Menge Potenzial. Kiesel und<br />

Flusssteine, die von der Strömung<br />

glatt und rund geschliffen sind,<br />

eignen sich toll für Aufnahmen von<br />

Mustern, und Felsen, die unter der<br />

Hochwassermarke liegen, sind<br />

oftmals voller eleganter Kurven und<br />

Konturen. Auf Felsplatten sollten Sie<br />

Ausschau nach Kieseln halten, die<br />

sich in Spalten und Höhlen<br />

verklemmt haben, oder gehen Sie<br />

ganz nah heran und fotografieren Sie<br />

Muster und Strukturen.<br />

PIERS<br />

Piers ergeben tolle Küstenmotive.<br />

Verwenden Sie sie als Fokuspunkte in<br />

Weitwinkelaufnahmen, oder als<br />

Hauptelement in Aufnahmen mit<br />

langer Belichtungszeit, die die<br />

Bewegung in der See und am Himmel<br />

einfangen. Wenn Sie unter einem Pier<br />

stehen und aufs Meer hinaus blicken,<br />

erkennen Sie das komplexe Muster der<br />

Ständer, Balken und Stützen.<br />

<strong>Fotografie</strong>ren Sie sie als Silhouetten<br />

gegen die auf- oder untergehende<br />

Sonne oder im Mondlicht.<br />

142 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Landschaften in Schwarzweiß<br />

LEE FROST<br />

konvertiert werden, sehen sie fantastisch aus. Um<br />

den Vordergrund zu füllen, können Sie Kräuselungen<br />

im Sand verwenden, die das Auge leiten, oder<br />

Felsentümpel, die den Himmel reflektieren. Seetang,<br />

Treibholz, von Seepocken besetzte Buhnen, alte<br />

Hummerreusen, Fischernetze, Felsen und Kiesel, wie<br />

sie sich auf dem Strand finden, können ebenfalls als<br />

interessante Details im Vordergrund verwendet<br />

werden. Stellen Sie Ihr Stativ niedrig, um das meiste<br />

aus diesen Elementen herauszuholen, verwenden<br />

Sie einen Graufverlauffilter, um den Himmel<br />

abzutönen und stellen Sie Ihr Objektiv auf Blende<br />

f/11 oder f/16 ein, so dass Sie genügend<br />

Tiefenschärfe erhalten und Ihr Bild von vorne bis<br />

hinten scharf ist.<br />

Küstenansichten verlangen oft nach einem<br />

Fokuspunkt, um die Bildkomposition abzurunden.<br />

Das könnte ein Schloss oder eine Landzunge in<br />

weiter Entfernung sein, ein Mensch, ein Boot, ein<br />

Leuchtturm oder eine vorgelagerte Insel. Idealerweise<br />

sollten sie den Fokuspunkt im oberen, rechten Drittel<br />

setzen. So erhalten Sie ein ausgewogeneres Ergebnis.<br />

Ein letzter Punkt bezüglich Licht und Wetter: Diese<br />

Faktoren haben einen immensen Einfluss auf die<br />

Stimmung, die Ihr schwarzweißes Küstenfoto<br />

ausstrahlt. Das Tolle an der Schwarzweiß-<strong>Fotografie</strong><br />

ist, dass es völlig egal ist, wie schlecht das Wetter ist,<br />

insbesondere, wenn Sie einen zehnstufigen Graufilter<br />

verwenden. Tatsächlich kann man sogar sagen: je<br />

schlechter das Wetter ist, desto besser werden Ihre<br />

Schwarzweiß-Fotos. Denn schließlich kann man nie<br />

genug Drama haben, wenn man das Meer<br />

fotografiert! Die Morgendämmerung ist ein<br />

großartiger Zeitpunkt für atmosphärisches Licht.<br />

Wenn der Wasserspiegel über Nacht zurückgegangen<br />

ist, haben Sie außerdem den Vorteil, dass sich am<br />

Strand keine Fußabdrücke finden und zarte<br />

Kräuselungen im Sand sind noch frisch und nass.<br />

Auch kann stehendes Wasser am Strand wundervolle<br />

Spiegelungen erzeugen.<br />

„ SCHWARZWEISS-AUFNAHMEN ENTFALTEN EINE<br />

ATMOSPHÄRE, DIE IN FARBE NICHT MÖGLICH<br />

IST“<br />

DER PROFESSIONELLE ANSATZ<br />

„Ich liebe die Schwarzweiß-<br />

Fotografi e. In Schwarzweiß zu<br />

„sehen“ fällt jedoch nicht jedem<br />

leicht, und ich muss ehrlich<br />

zugeben, dass ich keiner von denen bin,<br />

die gut im monochromen Sehen sind. Über<br />

die Jahre hinweg habe ich mir aber selbst<br />

beigebracht, auf was ich achten muss –<br />

und dafür ist die Küste einer der besten<br />

Orte. Einfachheit ist das Motto. Das<br />

Entziehen der Farbe legt die Betonung auf<br />

Form und Umriss, sowie Bildkomposition<br />

und Licht. Ein „aktiver“ Himmel voller<br />

Dramatik und interessanter Wolken kann<br />

oftmals hilfreich sein. Sollte der gerade<br />

nicht zur Verfügung stehen, verwenden Sie<br />

starke Elemente und interessante Details<br />

im Vordergrund.<br />

Das Wetter ist auch wichtig. Schlechtes<br />

Wetter ist gut für die Schwarzweiß-<br />

Fotografi e, da es Stimmung und<br />

Atmosphäre transportiert. Mir gefällt auch<br />

der Effekt , der von extremen Graufi ltern<br />

erzeugt wird, sehr gut. Ich persönlich<br />

verwende den Big Stopper von Lee Filters.<br />

Mit diesem Filter vor der Kamera sind<br />

Belichtungszeiten von einer Minute oder<br />

länger möglich, und das Meer wird zu<br />

einem ätherischen, verschwommenen<br />

Fleck.“<br />

Nikon D800, 17 - 35 mm f/2.8, Stativ,<br />

Big Stopper, 91 Sekunden bei f/11, ISO<br />

200.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 143


VOLLSTÄNDIG<br />

IM BILDE<br />

LANDSCHAFTEN<br />

Landschaftsfotografi e wird oft als simpel<br />

angesehen: Man fährt aufs Land, fi ndet eine<br />

schöne Szene, baut seine Kamera auf und<br />

drückt ab. Mutter Natur hat die meiste Arbeit<br />

ja schon verrichtet, wir brauchen sie nur noch<br />

aufzunehmen – oder?<br />

Wenn es so einfach wäre, wären wir alle<br />

meisterhafte Landschaftsfotografen. Aber<br />

natürlich steckt viel mehr dahinter. Die<br />

Bildkomposition ist der heilige Gral der<br />

Fotografi e. Ein gut aufgebautes<br />

Landschaftsfoto bei mittelmäßigen<br />

Lichtverhältnissen schlägt jederzeit ein<br />

schlecht aufgebautes Bild bei fantastischem<br />

Licht – ganz besonders in Schwarzweiß! Aber<br />

warum ist das so? Weil ohne solide Grundlage<br />

die Kreativität verloren geht. Und die<br />

Komposition ist nun mal die Grundlage jedes<br />

gelungenen Fotos.<br />

Zum Glück ist Bildkomposition keine höhere<br />

Mathematik. Gesunder Menschenverstand,<br />

Überlegung und Konzentration sind das A und<br />

O. Alles, was Sie tun müssen, ist, zu<br />

entscheiden, welche Elemente Sie einfangen<br />

möchten, und wie Sie das alles im Sucher<br />

Ihrer Kamera arrangieren können.<br />

Teleobjektive und Zoomobjektive haben zwar<br />

in der Landschaftsfotografi e auch ihren Platz,<br />

aber Weitwinkelobjektive sind hier die klaren<br />

Favoriten, einfach wegen des Wow-Faktors.<br />

Sie zeigen uns die Welt, wie das nackte Auge<br />

DER PROFESSIONELLE ANSATZ<br />

HELEN DIXON<br />

„Einige meiner Lieblingsfotos in<br />

Schwarzweiß sind äußerst simpel.<br />

Oft zeigen Sie nur einen einsamen<br />

Baum und einen tollen Himmel,<br />

so wie hier. Ich sah die Szene, als ich über<br />

Land fuhr. Ich ging um das Feld herum, um<br />

den besten Blickwinkel zu finden. Ich wollte<br />

gerne den Zaun als interessantes Element<br />

mit in den Bildausschnitt aufnehmen. Die<br />

Wolken verliehen dem Bild zusätzliche<br />

Struktur und Form, und trugen zu dem<br />

Tonwertspektrum bei. Normalerweise hätte<br />

ich zu meinem Weitwinkelobjektiv gegriffen,<br />

aber da das Feld nicht zugänglich war,<br />

musste ich ein Teleobjektiv verwenden, was<br />

dazu beitrug, dass das Bild nicht<br />

überfrachtet wurde. Ich habe das Bild in<br />

Raw in Farbe bearbeitet und anschließend in<br />

Photoshop eine schwarzweiße<br />

Bearbeitungsebene hinzugefügt, um die<br />

Farbtöne anzupassen. Zum Schluss habe<br />

ich „Gradationskurven“ verwendet, um den<br />

Kontrast mehr herauszustellen und ihm<br />

mehr Aussagekraft zu verleihen.“<br />

Canon EOS-1DS Mk III, EF 70 - 200 mm<br />

f/4 L, 1/20 Sekunde bei f/13, ISO 200<br />

dies einfach nicht kann. Sie verbiegen, dehnen<br />

und verzerren die Wahrheit, und je mehr sie<br />

dies tun, umso besser wird es. Schon der<br />

kleinste Standortwechsel kann einen großen<br />

Unterschied ausmachen, was die Wirkung<br />

bestimmter Elemente anbelangt, und die<br />

große Tiefenschärfe, die Sie mit einer kleinen<br />

Blende wie f/16 oder f/22 erhalten, garantiert<br />

außerdem noch Schärfe, die sich von vorne<br />

nach hinten über das gesamte Bild erstreckt.<br />

Die Verwendung eines Weitwinkelobjektives,<br />

um interessante Details im Vordergrund zu<br />

nutzen, trägt ebenfalls dazu bei, ein Bild<br />

dreidimensional wirken zu lassen, denn neben<br />

einem logischen Zutrittspunkt zu dem Bild,<br />

fügt dies außerdem auch noch ein Gefühl von<br />

Tiefe und für Größenverhältnisse hinzu. Wenn<br />

der Felsblock im Vordergrund zum Beispiel<br />

größer aussieht, als das Häuschen im<br />

Hintergrund, muss das Häuschen schon<br />

ziemlich weit entfernt sein. Somit werden<br />

Entfernung und Tiefe impliziert, und ein<br />

dreidimensionales Gefühl wird hervorgerufen.<br />

Um das meiste aus interessanten Details im<br />

Vordergrund herauszuholen, gehen Sie nah<br />

heran und tief nach unten. Aus Augenhöhe zu<br />

fotografi eren ist prima, aber wenn die Kamera<br />

sich in knapp zwei Metern Höhe befi ndet,<br />

<strong>Fotografie</strong>ren mit hohen ISO-Werten<br />

Wir raten Ihnen immer wieder, Ihren ISO-Wert bei<br />

der Landschaftsfotografie möglichst niedrig zu<br />

halten, um Bildrauschen soweit möglich zu<br />

vermeiden. Bei der Schwarzweiß-<strong>Fotografie</strong><br />

jedoch kann sich ein wenig Bildrauschen auch<br />

vorteilhaft auswirken. Auf Farbfotos sieht<br />

Bildrauschen oftmals nicht gut aus, aber sobald<br />

Sie dieses Foto in Schwarzweiß konvertieren, wirkt<br />

es , wie die Körnung eines Schwarzweiß-Films,<br />

und dieser reine, grobkörnige Look kann eine<br />

fantastische Wirkung haben. Einfache Bilder<br />

profitieren besonders von dieser Behandlung.<br />

Nebel und Dunstschleier, Seelandschaften, Fotos,<br />

die an trüben, bedeckten Tagen aufgenommen<br />

wurden: Sie alle brauchen Flächen mit reinen<br />

Farbtönen, damit das Bildrauschen,<br />

beziehungsweise die Grobkörnigkeit, auch<br />

wirklich zur Geltung kommt. Überfrachtete<br />

Bildkompositionen sollten Sie also nicht mit hohen<br />

ISO-Werten fotografieren. Wie hoch Sie tatsächlich<br />

gehen können, hängt davon ab, wie alt Ihre<br />

Kamera ist. Die neuesten, digitalen<br />

Oben: Wenn Sie eine Szene betrachten, versuchen<br />

Sie sich vorzustellen, wie diese aussehen könnte,<br />

wenn sie in Schwarzweiß konvertiert wird. Wenn sie<br />

viele unterschiedliche Farbtöne enthält, so wie es in<br />

dieser Szene der Fall ist, sollte dies besonders gut<br />

funktionieren.<br />

Oben rechts: Schatten und Glanzlichter sind,<br />

zusammen mit einer tollen Bildkomposition, das A<br />

und O eines guten Schwarzweiß-Fotos. Dies ist ein<br />

perfektes Beispiel dafür, wie sich diese drei Elemente<br />

zu einem wundervollen Schwarzweiß-Foto verbinden.<br />

verlieren die interessanten Details zu Ihren<br />

Füßen an Wirkung. Knien Sie sich jedoch hin<br />

und gehen Sie nah heran, und aus dem<br />

bescheidenen, bemoosten Stein wird ein<br />

riesiger Felsblock, der die Bildkomposition<br />

dominiert und Sie haben ein tolles Foto<br />

gemacht, nur weil Sie ganz einfach in die Knie<br />

gegangen sind.<br />

Linien sind mächtige Kompositionswerkzeuge:<br />

Pfade, Spuren, Straßen, Eisenbahngeleise,<br />

Zäune, Mauern und Alleen sind von<br />

Menschenhand geschaffen, Bäche und Flüsse<br />

liefern natürliche Linien. Diagonalen<br />

funktionieren am besten von links unten nach<br />

rechts oben, entsprechend der natürlichen<br />

Bewegung des Auges. Konvergierende Linien<br />

sind sogar noch besser: Stellen Sie sich mitten<br />

Spiegelreflexkameras können so gut mit<br />

Bildrauschen umgehen, dass Sie selbst bei ISO<br />

3200 noch gute Aufnahmen erhalten, und Sie,<br />

wenn Sie wirklich Bildrauschen haben möchten,<br />

schon auf ISO 6400 oder höher gehen müssen.<br />

Bei älteren Modellen erhalten Sie unter<br />

Umständen schon bei ISO 1600 oder 3200 jede<br />

Menge Bildrauschen. Probieren Sie es einfach<br />

einmal aus. Wenn Sie finden, dass die Bilder in<br />

Schwarzweiß kontrastarm aussehen, das ist bei<br />

hohen ISO-Werten oft der Fall, verstärken Sie den<br />

Kontrast in Photoshop mithilfe von<br />

„Tonwertkorrektur“ oder „Gradationskurven“.<br />

LEE FROST<br />

HELEN DIXON<br />

144 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Rechts: Verschlungene Führungslinien sind toll. Sie<br />

leiten das Auge auf seiner Reise durch das Bild und<br />

erzeugen eine gewisse Spannung bei dem Betrachter.<br />

Ganz rechts: Wenn Sie in Schwarzweiß fotografieren,<br />

müssen Sie ganz anders an Ihre Aufnahmen<br />

herangehen. Oftmals wird sich Ihr Motiv über Ihnen<br />

befinden. Schauen Sie also nach oben. Hier bilden die<br />

Wolken einen Rahmen um die Kirche.<br />

auf eine Straße und betrachten Sie diese durch<br />

ein Weitwinkelobjektiv. Der Effekt der parallelen<br />

Seiten, die in der Ferne aufeinander zu laufen,<br />

ist verwirrend und fesselnd. Nehmen Sie den<br />

Fluchtpunkt, an dem diese Linien sich am<br />

Horizont zu treffen scheinen, mit in den<br />

Bildausschnitt auf, und bringen Sie die<br />

Bildkomposition so zu einem befriedigenden<br />

Abschluss. Linien müssen nicht gerade sein.<br />

Ein verschlungener Strom, der sich von der<br />

Kamera weg schlängelt, ist visuell deutlich<br />

interessanter als eine gerade Linie.<br />

Achten Sie auf die Farben, wenn Sie Ihr Bild<br />

aufbauen, und denken Sie daran, wie diese bei<br />

der Konvertierung in Grautöne umgesetzt<br />

werden. Was in Farbe toll aussieht, könnte<br />

nach der Konvertierung kontrastarm wirken.<br />

Andererseits könnte eine Szene, die für das<br />

bloße Auge nichtssagend erscheint, ein<br />

fantastisches, monochromes Bild ergeben.<br />

Wenn es um schwarzweiße Landschaftsfotos<br />

geht, hat Selbstvertrauen eine ganze Menge<br />

Einfl uss auf den Erfolg. Digitalfotografen<br />

haben oftmals eine tödliche Angst vor<br />

Schwarzweiß-Fotos, weil diese häufi g mit<br />

abgesoffenen Schatten und ausgerissenen<br />

Lichtern einhergehen. In monochromen<br />

Aufnahmen braucht man aber tiefes Schwarz<br />

und reines Weiß, weil ansonsten nur<br />

verschiedene Grauschattierungen übrig<br />

bleiben, und das sieht einfach nur langweilig<br />

aus.<br />

Seien Sie mutig! Haben Sie keine Angst, den<br />

Kontrast zu verstärken, den Himmel<br />

abzudunkeln, punktuelle Anpassungen an<br />

Kontrast und Belichtung vorzunehmen<br />

(genauso, wie es früher in der <strong>Dunkelkammer</strong><br />

gemacht wurde), und zwar durch „Abwedeln“<br />

und „Nachbelichten“. Denken Sie daran: Es<br />

geht nicht darum, die Realität abzubilden,<br />

werfen Sie also ruhig ein paar Regeln über<br />

Bord!<br />

LEE FROST LEE FROST<br />

Ideen für Schauplätze<br />

LEE FROST<br />

LEE FROST<br />

LEE FROST<br />

LEE FROST<br />

MEINE HEIMATSTADT<br />

Wir neigen dazu,<br />

Landschaftsfotografie ausschließlich<br />

im ländlichen Bereich anzusiedeln,<br />

aber auch die städtische Landschaft<br />

ist sehr interessant und oftmals viel<br />

leichter zugänglich. Nehmen Sie sich<br />

doch einmal als Projekt vor, eine<br />

Reihe von Schwarzweiß-Fotos Ihrer<br />

Heimatstadt aufzunehmen. Nicht<br />

die großen Sehenswürdigkeiten,<br />

sondern Details, die deren Charakter<br />

transportieren. Unter Umständen<br />

werden Sie Orte entdecken, von<br />

denen Sie niemals gewusst haben,<br />

dass sie überhaupt existieren.<br />

VOM HIMMEL HOCH<br />

Bei der Landschaftsfotografie spielt<br />

der Himmel für gewöhnlich die<br />

zweite Rolle. Das Wichtigste ist der<br />

Vordergrund. In manchen<br />

Situationen jedoch ist der Himmel<br />

wesentlich interessanter als die<br />

Szene selber. Scheuen Sie sich nicht,<br />

Ihre Kamera nach oben zu neigen<br />

und machen Sie daraus ein<br />

wesentliches Merkmal Ihres Bildes.<br />

Dramatische Wolkenformationen<br />

sehen toll aus, wenn sie mit einem<br />

Weitwinkelobjektiv fotografiert<br />

werden. Oftmals formen Sie sogar<br />

unglaubliche Muster.<br />

MINIMALISTISCHE BILDER<br />

Die Schwarzweiß-<strong>Fotografie</strong> ist ein<br />

minimalistisches Medium. Nutzen<br />

Sie dies bei der Auswahl einer Szene<br />

zu Ihrem Vorteil. Halten Sie<br />

Ausschau nach einfachen, starken<br />

Kompositionen wie Bäumen, die<br />

sich unmittelbar vor dem Himmel<br />

befinden, oder die von einer ruhigen<br />

Wasseroberfläche reflektiert werden.<br />

Eine Winterlandschaft,<br />

insbesondere, wenn sie<br />

schneebedeckt ist, ist besonders gut<br />

geeignet, ebenso wie trübe Tage, da<br />

diese einen einfachen, ruhigen<br />

Hintergrund ohne besondere<br />

Merkmale bieten.<br />

BEWEGTES WASSER<br />

Wasserfälle, Bäche und Ströme sind<br />

bei Landschaftsfotografen besonders<br />

beliebte Motive und machen sich<br />

auch in Schwarzweiß großartig. Man<br />

sollte sie am besten bei trübem<br />

Wetter mit weichem Licht<br />

fotografieren. Wenn also das Wetter<br />

schlechter wird, suchen Sie sich ein<br />

bewegtes Gewässer.<br />

Experimentieren Sie für einen<br />

attraktiven, verschwommenen Effekt<br />

mit unterschiedlichen<br />

Verschlusszeiten von 1/4 Sekunde<br />

bis hin zu mehreren Sekunden.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 145


VOLLSTÄNDIG<br />

IM BILDE<br />

Original<br />

Schwarzweiß – so<br />

konvertiert der Profi<br />

Profifotograf Lee Frost erklärt für uns,<br />

wie er Schwarzweißbilder verarbeitet<br />

LEE FROST: An dem Tag, da dieses Bild<br />

aufnahm, erkundete ich die Küste von<br />

Northumberland und suchte nach<br />

Schauplätzen, die zum Effekt eines<br />

zehnstufigen Graufilter passten. Als ich<br />

diese alte Fischerhütte sah, wusste ich, dass ich mit<br />

einer Langzeitbelichtung die Bewegung der<br />

treibenden Wolken und der schwingende Grases<br />

hervorragend aufnehmen konnte, während die Hütte<br />

statisch in der Bildmitte blieb.<br />

Die originale Aufnahme im Raw-Format sah ziemlich<br />

trübe aus, teils weil die Lichtverhältnisse ziemlich<br />

schwach waren, aber auch weil der zehnstufige<br />

Graufilter dem Bild etwas Wärme und eine Vignette<br />

verlieh. Das war aber nicht schlimm, weil ich das<br />

Bild später zuschneiden und nach Schwarzweiß<br />

umwandeln wollte.<br />

Die dramatische Wirkung war einfach zu erzeugen.<br />

Ich mag es nicht besonders, Ewigkeiten an<br />

Raw-Dateien zu arbeiten, und in diesem Fall<br />

verwendete ich auch keine Spezialsoftware (ich<br />

verwende nur Photoshop CS3). Zunächst verstärkte<br />

ich den Kontrast, indem ich die Tonwertkurve<br />

anpasste: Ich zog den Regler für Tiefen ein wenig<br />

nach links und den Regler für Lichter ein wenig nach<br />

rechts, dann öffnete ich das Bild in Photoshop und<br />

beschnitt es zu einem quadratischen Format. Für die<br />

Schwarzweiß-Umwandlung verwendete ich zunächst<br />

„Bild“ > „Korrekturen“ > „Schwarzweiß“, um erst<br />

mal ein monochromes Bild zu erhalten. Dann<br />

verwendete ich das Polygon-Lasso-Werkzeug mit<br />

einer Weichen Kante von 100 Pixel, um den Himmel<br />

auszuwählen. Um die Wirkung des Himmels zu<br />

verbessern, habe ich dann auf „Bild“ > „Korrekturen“<br />

> „Tonwertkorrektur“ > „Auto“ geklickt, um zu<br />

überprüfen, ob dies bereits den Look produzieren<br />

würde, den ich haben wollte. Das war der Fall, also<br />

blieb ich dabei. Wenn dem nicht so gewesen wäre,<br />

hätte ich normalerweise die Anpassung rückgängig<br />

gemacht und fein gesteuerte Änderungen über<br />

Tonwertkorrektur oder Gradationskurve<br />

vorgenommen. Danach ging ich zu „Auswahl“ ><br />

„Auswahl umkehren“, damit alles außer dem Himmel<br />

ausgewählt war und wendete ein weiteres Mal den<br />

automatischen Befehl der Tonwertkorrektur an.<br />

Dadurch wurde der Kontrast in der Hütte und im Gras<br />

verstärkt. Zum Schluss wollte ich noch die Details<br />

und Struktur der Hütte verdeutlichen, daher wählte<br />

ich sie mit dem Polygonal-Lasso-Werkzeug mit einer<br />

Weichen Kante von 30 Pixel aus, und passte die<br />

Tonwertkorrektur („Bild“ > „Korrekturen“ ><br />

„Tonwertkorrektur“) an, um ihr mehr Pep zu<br />

verleihen!<br />

Wenn ich Schwarzweißaufnahmen ausdrucke,<br />

verwende ich immer das gleiche Papier: Hahnemühle<br />

Photorag 308. Dies ist ein schweres, mattweißes<br />

Kunstpapier mit sehr schönem Mattglanz und<br />

hervorragender Haltbarkeit. Ich drucke auf einem<br />

Epson Stylus Pro 7880 24 Zoll Drucker und<br />

verwende die K3 Ultrachrome Tinte von Epson. Um<br />

in Schwarzweiß zu drucken, verwende ich die<br />

Mono-Einstellung am Drucker, die drei schwarze<br />

Tinten nutzt, um rein monochrome Bilder zu<br />

produzieren. Ich drucke gerne im Großformat aus<br />

(normalerweise 50 x 50 cm auf 24 Zoll Papier) und<br />

fasse die Bilder in Glasrahmen der Größe 80 x 80 cm,<br />

so dass an allen Seiten 15 cm Rand ist und rahme<br />

dann in Naturrahmen aus Eichenholz. Das gerahmte<br />

Werk hat schließlich die Größe von 90 x 90 cm,<br />

macht also einen starken Eindruck, wenn es an der<br />

Wand hängt - der beste Platz für Schwarzweiß-<br />

Landschaften!<br />

Tinte, Papier und Drucker<br />

Wenn Sie die richtigen Produkte kombinieren,<br />

können Sie zuhause hervorragende<br />

Ergebnisse beim Ausdrucken erzielen. Wir<br />

empfehlen Ihnen die matten Kunstpapiere<br />

von Hahnemühle, Ilford oder Permajet, die<br />

perfekt zu Schwarzweiß-Bildern passen. Eine<br />

Überlegung wert ist die Anschaffung eines<br />

großformatigen Epson, Canon oder HP<br />

Druckers, mit nur einem Satz schwarzer<br />

Tinte, anstelle von Farbe, um die Details in<br />

den Tiefen und Lichtern zu optimieren.<br />

Anwendung einer Schwarzweiß-Einstellungsebene<br />

Einige Fotografen bevorzugen zwar die Einfachheit einer direkten<br />

Schwarzweiß-Umwandlung, aber Sie können auch hervorragende<br />

Ergebnisse erzielen, wenn Sie eine Schwarzweiß-Einstellungsebene<br />

(„Ebene“ > „Neue Einstellungsebene“ > „Schwarzweiß... “) verwenden.<br />

Damit können Sie nicht nur die Schattierung des Schwarzweiß-Bildes über<br />

die Farbkanäle steuern, ähnlich wie bei einem Farbfilter in der Kamera,<br />

sondern sämtliche Anpassungen, die Sie vornehmen, sind außerdem<br />

nicht-destruktiv. Sie können jederzeit auf die Einstellungsebene in der<br />

Ebenenpalette doppelklicken und die Umwandlung neu bearbeiten, falls<br />

dies notwendig sein sollte. Dies ist eine sehr flexible und effektive Art, Ihre<br />

Schwarzweiß-Bilder zu bearbeiten.<br />

Werkzeuge, um Schwarzweiß selektiv anzupassen<br />

Oft sind die monochromen Bilder, die Sie nach einer einfachen Umwandlung<br />

erhalten, ziemlich matt und grau. Daher sollte die Kontrastverbesserung über eine<br />

Einstellungsebene ganz oben auf Ihrer Prioritätenliste stehen. Sie können dies<br />

über Tonwertkorrektur, Gradationskurven oder Helligkeit/Kontrast hinbekommen.<br />

Wenn einige Bereiche Ihres Bildes danach immer noch etwas Hilfe brauchen,<br />

überlegen Sie, ob Sie Ihre Anpassungen selektiv vornehmen sollten. Verwenden<br />

Sie entweder ein Auswahlwerkzeug, um den Zielbereich zu isolieren und eine<br />

Tonwertkorrektur anzuwenden (wie das Lee Frost getan hat) oder duplizieren Sie<br />

die Bildebene („Bild“ > „Ebene duplizieren“) und verwenden Sie die Werkzeuge<br />

Abwedler und Nachbelichter, eingestellt auf Mitteltöne und eine niedrige<br />

Belichtung, um die Details in den Tiefen und Lichtern hervorzubringen.<br />

146 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Landschaften in Schwarzweiß<br />

Jetzt wird’s speziell, mit Silver Efex Pro<br />

Wenn Sie eine schnelle und effektive Möglichkeit suchen, um Ihre Landschaftsaufnahmen<br />

in monochrome Bilder umzuwandeln, schauen Sie sich Silver Efex Pro 2<br />

von Nik Software an.<br />

CAROLINE WILKINSON: IfWenn<br />

Sie die körnige Qualität vermissen,<br />

die Ihre Kodak T-Max P3200 hatte,<br />

die glatten Farbtöne einer Agfa APX<br />

Pro 100 oder die tiefen Schwarzund<br />

strahlenden Weißtöne einer Ilford XP2<br />

Super 400 Rolle Film, werden Sie Silver Efex<br />

Pro 2 von Nik Software lieben.<br />

Die sorgfältige Auswahl des Films war Teil der<br />

Kunst der Schwarzweißfotografi e – doch dieses<br />

Vergnügen muss nicht mit der Digitalfotografi e<br />

enden. Obwohl es eine Vielzahl guter<br />

Möglichkeiten gibt, Schwarzweißbilder mit<br />

Photoshop CS, Elements oder Lightroom zu<br />

entwickeln, geht Silver Efex Pro 2 einen Schritt<br />

weiter und ermöglicht die Effekte noch kreativer<br />

und raffi nierter einzusetzen. Man kann mit ein<br />

paar Klicks den Look von Analogfi lm imitieren,<br />

mit Farbfi ltern den Tonumfang anpassen und<br />

aus Dutzenden klassischer, altmodischer oder<br />

moderner Voreinstellungen wählen. Man kann<br />

sogar wie gewohnt selektive Anpassungen für<br />

Kontrast, Rauschen und Belichtung vornehmen<br />

und anschließend noch eine Vignette, einen<br />

Rahmen oder einen Tönungs-Stil auswählen.<br />

Sie können dabei so klassisch oder kreativ<br />

vorgehen, wie Sie möchten. Es kostet kaum<br />

Mühe und man kann kaum etwas falsch<br />

machen. Also keine Sorge, wenn die digitale<br />

Bearbeitung für Sie noch Neuland ist - mit<br />

dieser Software wird die Verarbeitung zum<br />

reinsten Vergnügen.<br />

Als Plug-in funktioniert Silver Efex Pro 2<br />

verknüpft mit Ihrer Haupt-Bearbeitungssoftware<br />

und kann über das Filter-Menü erreicht werden.<br />

Das bedeutet, dass Sie Ihr Bild sowohl vor als<br />

auch nach der Bearbeitung mit Silver Efex Pro in<br />

Photoshop bearbeiten können: es ist eine<br />

optimale Lösung. Persönliche fi nde ich, dass<br />

man mit den Techniken, die wir Ihnen bereits<br />

gezeigt haben, zwar tolle Ergebnisse in<br />

Photoshop erzielen kann aber mit der Flexibilität<br />

und Einfachheit von Silver Efex Pro 2 ist nichts<br />

vergleichbar. In der Zeit, die Sie für eine kreative<br />

Umwandlung in Photoshop brauchen, könnten<br />

Sie eine ganze Reihe von unterschiedlichen<br />

Looks mit Silver Efex Pro produzieren - eine<br />

davon werde ich Ihnen hier erläutern.<br />

Bevor ich dieses Beispielbild mit Nik Software<br />

bearbeitet habe, wurde es in Photoshop<br />

beschnitten. Das sollte stets geschehen, bevor<br />

Sie Ihr Bild mit Vignetten oder Rahmen<br />

versehen, damit die Kanteneffekte nicht<br />

abgeschnitten werden. Bevor ich selektive<br />

Anpassungen vornahm, habe ich in den<br />

Voreinstelltungs-Kategorien gesucht, welche am<br />

besten zu meinem Bild passt. Bei einigen, z. B.<br />

Low Key, sah das Bild zu dunkel aus, während<br />

andere wie Lochkamera oder Antike Fotoplatte<br />

II zwar ungewöhnlich, aber für meine Zwecke<br />

zu altmodisch wirkten. Ich entschied mich für<br />

die einfache Voreinstellung Hoher Kontrast und<br />

erhöhte die Struktur, um den Kontrast zu<br />

verstärken. Um für einen körnigen Effekt wie bei<br />

einem hohen ISO-Wert Rauschen<br />

hinzuzufügen, stellte ich den Regler Körnung<br />

DER PROFESSIONELLE ANSATZ<br />

ROSS HODDINOTT<br />

„Wie bei jedem kreativen Beruf,<br />

bedeutet die Präsentation in der<br />

<strong>Fotografie</strong> alles. Wunderschön<br />

gestaltete und technisch brillante<br />

Aufnahmen können total unterbewertet<br />

werden, wenn sie schlecht ausgedruckt<br />

oder präsentiert werden. Bei der Wahl des<br />

Papiers ist die Auswahl groß. Mein<br />

Lieblingspapier ist Galerie Gold Fibre Silk<br />

von Ilford. Es bietet hervorragende<br />

Haltbarkeit und kommt einem echten<br />

<strong>Dunkelkammer</strong>abzug am nächsten. Es<br />

sieht so aus, fühlt sich so an und riecht<br />

sogar wie traditionelles Fotopapier! Der<br />

richtige Beschnitt ist ein wichtiger<br />

Bestandteil der Gestaltung. Zu<br />

Schwarzweiß passt das quadratische<br />

Format besonders gut, denn es verstärkt<br />

den künstlerischen<br />

Eindruck.<br />

Ein schmaler Rand von<br />

ein bis zwei Zentimetern<br />

macht die Wirkung Ihres<br />

monochromen<br />

Meisterwerks perfekt.“<br />

pro Pixel auf 86 ein. Den Effekt der<br />

Einstellungen auf das Bild kann man fast<br />

unmittelbar im <strong>Vorschau</strong>fenster sehen. Zum<br />

Schluss fügte ich einen coolen Rahmen zu,<br />

indem ich Typ 8 unter Bildränder auswählte.<br />

Sofort nachdem ich auf OK geklickt habe, wurde<br />

der Effekt angewendet und das Bild öffnete sich<br />

im Hauptfenster von Photoshop als separate,<br />

editierbare Ebene in der Ebenenpalette – ganz<br />

einfach!<br />

Sie können Nik Silver Efex Pro 2 vor dem Kauf<br />

für 15 Tage kostenlos testen. Die Software kann<br />

von www.niksoftware.com heruntergeladen<br />

werden. Das Plugin ist separat für 199,95 $<br />

(149 Euro) erhältlich, oder als Teil der Complete<br />

Collection von Nik Software für 299,95 $<br />

(223,50 Euro).<br />

Weitere Ideen zum Ausprobieren<br />

Leinwand & Acryl Wenn ein Kunstdruck für Sie zu<br />

traditionell ist, denken Sie mal darüber nach, Ihr Bild auf eine<br />

Leinwand, auf Acrylglas oder sogar, für einen besonders<br />

modernen Look, auf Aluminium zu drucken. Marken wie<br />

White Wall, Jessops, Point101 und Lucy Art haben sich<br />

hierauf spezialisiert.<br />

Professionelle Druckerei Wenn Ihnen die Investition in<br />

einen Qualitätsdrucker und Tinte für Ihre gelegentlichen<br />

Schwarzweiß-Bilder zu hoch erscheint, können Sie auch eine<br />

Druckerei beauftragen, für Sie zu drucken. Theprintspace zum<br />

Beispiel bietet hochwertige Fine Art Giclée Prints und Abzüge<br />

auf Silberhalogenidpapier, mit denen Sie zu einem<br />

vernünftigen Preis das Beste aus Ihren Bildern herausholen.<br />

Schauen Sie nach Unternehmen, die besonders haltbare<br />

Produkte bieten, um zu verhindern, dass die Farben mit den<br />

Jahren verblassen.<br />

Web Wenn Sie Ihr Bild auch in ein Online-Portfolio stellen<br />

möchten, damit es für ein breiteres Publikum zugänglich ist,<br />

achten Sie darauf, die Auflösung („Bild“ > „Bildgröße“) auf 72<br />

zu reduzieren, das Bild zu verkleinern und ein wenig zu<br />

schärfen, bevor Sie es auf Ihre Website hochladen.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 147


Leser-Schaukasten<br />

Ihre allerschönsten Bilder<br />

Piyaphon Phemtaweepon<br />

Alter: 38 / Beruf: Freier Fotograf<br />

Tigerkampf: „Dieses Bild wurde im fantastischen Tigertempel in<br />

Kanchanaburi, Thailand aufgenommen – ein ehemaliges Kloster,<br />

das mehreren indochinesischen Tigern eine Heimat gibt. Wir<br />

konnten zwei Tiger beobachten, die in einem Fluss spielten. Ich<br />

habe eine kurze Verschlusszeit gewählt und den Lichtwert um -1<br />

reduziert, um den dunklen Hintergrund auszugleichen. Das<br />

endgültige Bild habe ich noch beschnitten. Da die Tiger sich so<br />

schnell bewegten, war die Bildkomposition eine<br />

Herausforderung.“<br />

Canon EOS 450D mit Canon EF 70 - 200 mm f/2.8 L Objektiv.<br />

Belichtung: 1/400 Sekunden bei f/2.8 (ISO 100).


Leser-Schaukasten<br />

<strong>Digitale</strong><br />

KOMMENTAR<br />

„Gary’s wunderschöne Landschaften<br />

stecken voller Magie! Seine Technik ist<br />

ausgezeichnet – genau wie seine Idee,<br />

abgestufte ND-Filter zu verwenden,<br />

um Farben und Details des<br />

Himmels zu bewahren.“<br />

Daniel Lezano<br />

Gary King<br />

Alter: 32 / Beruf: Lehrer / Landschaftsfotograf<br />

Yar Tor: „Ich wollte diesen einsamen, windgepeitschten Baum zusammen mit<br />

der Landschaft von Dartmoor einfangen. In den Sommermonaten ist das<br />

Gebiet von Dartmoor über und über mit Farnen bedeckt, und das wollte ich<br />

auch in meine Aufnahme integrieren. Ich wartete auf das richtig Licht und<br />

hoffte, dass die Sonne zwischen den Wolken hervorkommen würde. Ich<br />

entschied mich für eine kleine Blende mit der Absicht, mit den<br />

Blendenlamellen den Effekt des Sonnenscheins zu verstärken. Ich verwendete<br />

Lee 0,6 und 0,9 Grauverlaufsfilter, um die Belichtung zurückzuhalten.<br />

Während der Nachbearbeitung passte ich den Weißabgleich an und wedelte<br />

die Lichter ab, um den Kontrast noch zu verstärken.“<br />

Canon EOS 5D Mk II mit einem Canon EF 17 - 40 mm f/4 L USM Objektiv.<br />

Belichtung: Vier Sekunden bei f/20 (ISO 100).<br />

Sharrow: „Sharrow Point an der Südküste von Cornwall ist übersät mit<br />

sensationellen Felsformationen und natürlichen Pools, die bei Ebbe entstehen.<br />

Diese Aufnahme wurde gemacht, nachdem gerade ein Schauer durchgezogen<br />

war. Die abziehenden Wolken wurden von der untergehenden Sonne<br />

angestrahlt. Ich fotografiere sehr gerne kurz nach einem Regenschauer, weil<br />

man da so ein fantastisches Licht hat. Ich habe einen Polarisator verwendet,<br />

um die Reflexionen gut herauszustellen, und einen Lee 0,6 Grauverlaufsfilter,<br />

um die helleren Bereiche steuern zu können. Bei der Bildzusammenstellung<br />

habe ich berücksichtigt, dass zu viel Himmel das Bild überfrachten könnte,<br />

und den Felsen im Vordergrund als Führungslinie verwendet.“<br />

Canon EOS 5D Mk II mit einem Canon EF 17 - 40 mm f/4 L USM Objektiv.<br />

Belichtung: 0,5 Sekunden bei f/16 (ISO 100).<br />

Olga Sdirova<br />

Alter: 19 / Beruf: Studentin<br />

Wahrheit: „Ich fotografiere gerne Menschen, die interessant aussehen. Dieses<br />

Bild entstand an einem heißen Tag im Juli, aber glücklicherweise war es<br />

bewölkt, so dass die Wolken als Diffusor agierten. Unabhängig von der<br />

jeweiligen Situation mache ich meine Aufnahmen immer im manuellen<br />

Modus, um eine bessere Kontrolle zu haben. Ich wählte eine geringe<br />

Tiefenschärfe, um die Aufmerksamkeit auf die Augen und Gesichtszüge des<br />

Mädchens zu lenken. Während der Nachbearbeitung habe ich das Bild<br />

zugeschnitten und in Lightroom 4 Schwarzweiß umgewandelt, bevor ich die<br />

Datei dann in Photoshop CS5 geöffnet habe, um sie noch tiefergehend zu<br />

bearbeiten. Mit dem Bereichsreparatur-Pinsel-Werkzeug habe ich ein paar<br />

Schönheitsfehler ausgemerzt, dabei aber darauf geachtet, ihre<br />

Sommersprossen zu erhalten. Danach habe ich mit der Funktion Verflüssigen<br />

ihre Gesichtszüge noch akzentuiert.“<br />

Canon EOS 7D mit einem Canon EF 50 mm f/1.8 II Objektiv.<br />

Belichtung: 1/200 Sekunde bei f/2.5 (ISO 100).<br />

150 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


<strong>Digitale</strong><br />

KOMMENTAR<br />

„Juan hat den bedrohlichen Blick sehr<br />

wirkungsvoll eingefangen. Raubvögel<br />

sind schöne Motive, und trotz<br />

schwachem Licht hat Juan dieses<br />

Porträt gemeistert.“<br />

Caroline Wilkinson<br />

152 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Leser-Schaukasten<br />

Edward Fury<br />

Alter: 22 / Beruf: Student der <strong>Fotografie</strong><br />

Thurba Head: „Dieses Bild wurde in den frühen Abendstunden in der Nähe<br />

von Mewslade Bay, Gower, in Wales aufgenommen. Es war ein klarer Tag<br />

gewesen, bis der Sonnenuntergang einsetzte und Wolken aufzogen. Bei der<br />

Bildkomposition wählte ich die zerklüfteten Felsen im Vordergrund als<br />

Blickfang. Seine scharfen Kanten und interessanten Strukturen kamen bei dem<br />

geringen Licht besonders gut zur Geltung. Ich machte die Aufnahme im<br />

manuellen Modus, behielt dabei aber das Histogramm im Blick, um<br />

beschnittene Lichter zu vermeiden. Ich verwendete einen Lee 0,6 Graufilter<br />

und einen weichen 0,9 Grauverlaufsfilter, um den Himmel im Hintergrund zu<br />

halten und die Belichtung auszusteuern.“<br />

Canon EOS 5D mit einem Canon EF 24 - 105 mm f/4 L USM Objektiv.<br />

Belichtung: 3,2 Sekunden bei f/20 (ISO 50).<br />

Westlich von Portencross: „Ich habe diese kleine Bucht entdeckt, die sich in<br />

Richtung Isle of Arran erstreckt, in Ayrshire, Schottland. Ich war schon einige<br />

Stunden dort, bevor ich mich an dieser Stelle niederließ, um auf den<br />

Sonnenuntergang zu warten. Die Bildzusammenstellung war schwierig, denn<br />

die Flut war auf dem Rückzug und man konnte nur schwer beurteilen, wohin<br />

das Wasser sich zurückziehen würde. Dann drehte sich das Ganze jedoch um,<br />

und das Wasser kehrte genau in dem Moment zurück, als die Sonne unterging.<br />

Ich verwendete einen Lee 0,6 Graufilter und einen weichen 0,9<br />

Grauverlaufsfilter, um den Belichtungsunterschied zwischen dem hellen<br />

Himmel und dem dunklen Vordergrund auszugleichen. Die Reflexionen auf<br />

den nassen Felsen lieferten Lichter, die auch dazu beitrugen, den Vordergrund<br />

aufzuhellen.“ www.edwardfury.co.uk<br />

Canon EOS 5D mit einem Canon EF 24 - 105 mm f/4 L USM Objektiv.<br />

Belichtung: Acht Sekunden bei f/22 (ISO 50).<br />

Juan Carlos Simon<br />

Alter: 44 / Beruf: Grafikdesigner<br />

Eleganz: „Ich hatte erfahren, dass der Berufsfalkner José Luis Ortiz eine<br />

Präsentation über Raubvögel halten würde, und so ging ich hin, um ein paar<br />

Bilder zu machen. Ich nahm mein 70 - 300 mm Zoomobjektiv mit, um<br />

Nahaufnahmen von den Vögeln zu machen. Der Weißkopf-Seeadler bietet<br />

einen grandiosen Anblick, und dieser spezielle Vogel hatte einen besonders<br />

bedrohlichen und kraftvollen Gesichtsausdruck. Die Vogelshow fand unter<br />

einem Vordach statt, das heißt es gab nicht viel Licht, und auch das war<br />

ziemlich gestreut. Ich entschied mich für einen ISO-Wert von 800, um das zu<br />

kompensieren und fügte noch eine negative Belichtungskorrektur hinzu, um<br />

die Belichtung des dunklen Gefieders des Vogels zu korrigieren.“<br />

Canon EOS 5D Mk II mit einem Canon EF 70 - 300 mm f/4 - 5.6 L USM Objektiv.<br />

Belichtung: 1/320 Sekunde bei f/7.1 (ISO 800).<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 153


Leser-Schaukasten<br />

Ihre allerschönsten Bilder<br />

Stuart Low<br />

Alter: 47 Beruf: Geschäftsführer<br />

Lonely Tree, Glenfarg: „Dieses Bild wurde in der Nähe<br />

meines Heimatortes aufgenommen, das heißt ich kenne<br />

diesen Baum und seinen Standort gut. An diesem Abend war<br />

es wolkenverhangen und regnerisch, aber dieser kleine<br />

Lichtfleck drang durch die Wolken in die Landschaft. Ich ging<br />

den Hügel hoch zu diesem Aussichtspunkt und wartete über<br />

eine Stunde lang, bis die Sonne sich ihren Weg durch die<br />

Wolken bahnte. Als sie dies schließlich schaffte, erzeugte sie<br />

ein strahlendes Licht, das nur ein paar Minuten anhielt.“<br />

Canon EOS 5D Mk II mit Zeiss Distagon 21 mm f/2.8.<br />

Belichtung: 1/15 Sekunde bei f/16 (ISO 100).


<strong>Digitale</strong><br />

KOMMENTAR<br />

„Stuart kann sich glücklich schätzen, in<br />

einer solchen Gegend zu leben. Seine<br />

atemberaubenden Bilder sind aber nicht<br />

nur Glücksache. Seine Technik, sein Blick<br />

für Bildkomposition und sein Geschick<br />

mit der Kamera sind der Grundstock<br />

für den Erfolg seiner Bilder.“<br />

Daniel Lezano


Leser-Schaukasten<br />

Stuart Low (Fortsetzung)<br />

Grouse Hut, Glen Quaich: „Diese kleine Hütte ist für mich geheimnisumwittert.<br />

Sie liegt neben der Straße in Glen Quaich, Perthshire, und viele Jahre lang haben<br />

meine Radfahrfreunde und ich hier für einen kleinen Mittagssnack angehalten.<br />

Über all die Jahre habe ich viele Bilder dieser Hütte gemacht - die beste<br />

Bildzusammenstellung ist mir also vertraut. Für diese Aufnahme habe ich einen<br />

weichen Grauverlaufsfilter für den Vordergrund und einen harten Grauverlaufsfilter<br />

für den Himmel verwendet, zusammen mit einem 81A Filter, um die Farbtöne<br />

etwas wärmer zu gestalten. Es stellte sich heraus, dass die Hütte eigentlich eine<br />

Versorgungshütte für Moorhuhnjäger ist.“<br />

Canon EOS 5D Mk II mit einem Canon EF 85 mm f/1.8 USM Objektiv.<br />

Belichtung: 1/8 Sekunde bei f/16 (ISO 100).<br />

Elie Lighthouse: „Dies ist mein Lieblingsleuchtturm bei East Neuk of Fife in<br />

Schottland. Ich komme oft hierher, und die Stimmung variiert zwischen heiter und<br />

warm und düster und launisch. An diesem Abend änderte sich die Stimmung sehr<br />

schnell von ersterem zu letzterem! Dieses Bild ist eine Überblendung von zwei<br />

Belichtungen - eine für den Vordergrund und eine für den dunklen Himmel. Ich<br />

habe die Himmel-Ebene in Photoshop überlagert und eine Ebenenmaske und ein<br />

weiches Pinselwerkzeug verwendet, um den Vordergrund zum Vorschein zu<br />

bringen.“<br />

Canon EOS 5D Mk II mit einem Zeiss Distagon 21 mm f/2.8 Objektiv.<br />

Belichtung: 1/15 Sekunden bei f/11 (ISO 100).<br />

Black Loch: „Diesen Ort habe ich drei Wochen lang jeden Tag aufgesucht in der<br />

Hoffnung, einen anständigen Sonnenuntergang zu erwischen, aber jeden Abend<br />

zog der Himmel sich mit Wolken zu. An diesem speziellen Abend sah die Lage<br />

nicht sonderlich viel versprechend aus, aber wie das Glück es wollte, brachen die<br />

Wolken auf und die Sonne kam endlich durch. Ich habe eine Kombination aus<br />

harten und weichen Grauverlaufsfiltern verwendet, um den Himmel im<br />

Hintergrund zu halten, und später in Photoshop das Abwedler- und Nachbelichter-<br />

Werkzeug, um den Vordergrund hervorzuheben.“<br />

Canon EOS 5D Mk II mit einem Zeiss Distagon 21 mm f/2.8 Objektiv.<br />

Belichtung: 1/6 Sekunde bei f/11 (ISO 50).<br />

Boatland: „Leider wird es diese kleine Ruine nicht mehr lange geben, denn sie soll<br />

abgerissen und neu gebaut werden. Das ist eine Schande, denn hierbei handelt es<br />

sich um eine kleine Sehenswürdigkeit, die vielen Fischern, Wanderern und<br />

Ortsansässigen seit Jahren besonders gut bekannt ist. Dieses Bild wurde an einem<br />

diesigen Abend aufgenommen, als das Licht der untergehenden Sonne das<br />

Gebäude von der Seite anstrahlte. Ich habe einen voreingestellten Picture Style<br />

meiner Kamera verwendet, um die Stimmung des Bildes zu erzeugen, zusammen<br />

mit einem weichen Grauverlaufsfilter, um die Beleuchtung auszugleichen, und<br />

einem 81 A Filter, um der Szene einen wärmeren Ton zu geben.“<br />

Canon EOS 5D Mk II mit einem Canon EF 17 - 40 mm f/4 L Objektiv.<br />

Belichtung: Zwei Sekunden bei f/22 (ISO 50).<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 157


Leser-Schaukasten<br />

<strong>Digitale</strong><br />

KOMMENTAR<br />

„Kanada hat einige der weltbesten<br />

Panoramen, und Putt hat hervorragende<br />

Arbeit geleistet, als er diese symmetrische<br />

Schönheit eingefangen hat.<br />

Großartige Verwendung des<br />

Polarisationsfilters. “<br />

Caroline Wilkinson<br />

Putt Sakdhnagool<br />

Alter: 26 / Beruf: Doktorand<br />

Mt. Assiniboine: „Dieses Bild wurde am Ufer des Memphremagog-Sees in<br />

Quebec aufgenommen, als gerade das erste Tageslicht den Gipfel des<br />

Assiniboine berührte. Meine Freunde und ich waren 30 km gewandert, um an<br />

diesen Ort zu gelangen, und zelteten dort für drei Tage. An den ersten beiden<br />

Tagen war der Himmel bewölkt und der Berggipfel blieb unsichtbar.<br />

Glücklicherweise wurden wir am letzten Tag unserer Tour mit einem klaren<br />

Himmel und einem prachtvollen Sonnenaufgang belohnt. Ich verwendete<br />

einen runden Polarisator, um die Reflexionen im See zu steuern, und bei der<br />

Nachbearbeitung habe ich die Tiefen verändert, um den Kontrastumfang zu<br />

verbessern. Außerdem habe ich ein paar Anpassungen beim Kontrast, bei der<br />

Klarheit und bei der Farbsättigung vorgenommen.“<br />

Canon EOS 5D Mk II mit einem Canon EF 17 - 40 mm f/4 L USM Objektiv.<br />

Belichtung: 1/8 Sekunde bei f/11 (ISO 100).<br />

Laura Valerie<br />

Alter: 25 / Beruf: Fotografin<br />

Altmodisches Porträt: „Ich habe dieses Porträt mit natürlichem Licht in einem<br />

Studio mit großen Fenstern zur Rechten des Models aufgenommen. Das grelle<br />

Licht, das durch das Fenster gelangte, wurde durch hängende, weiße Vorhänge<br />

gemildert, und ich habe außerdem einen Zebra Sunbounce Reflektor<br />

verwendet, um die Schatten auf der linken Gesichtshälfte des Models zu<br />

entfernen. Ich fotografiere sehr gerne bei natürlichem Licht - es verleiht den<br />

Aufnahmen eine gewisse Weichheit. Ich habe eine große Blende gewählt, um<br />

die Aufmerksamkeit auf das Gesicht des Models zu lenken und die Bereiche<br />

außerhalb des Fokus weich zu zeichnen. Bei der Nachbearbeitung habe ich<br />

einen Sepia-Filter verwendet, um den altmodischen Look zu erzielen, und die<br />

Kontraste verstärkt.“<br />

Canon EOS-1D Mk IV mit einem Canon EF 50 mm f/1.2 L USM Objektiv.<br />

Belichtung: 1/125 Sekunden bei f/2.2 (ISO 100).<br />

Grimassen: „Die Aufnahme dieser Bildserie von meinem Model Sandy hat so<br />

viel Spaß gemacht! Der Ablauf hat mich wieder daran erinnert, wie sehr ich<br />

meinen Job liebe. Ich habe mich für die Verwendung des Canon EF 85 mm<br />

f/1.2 L entschieden, da es eines meiner Lieblingsobjektive für<br />

Porträtaufnahmen ist. Ich habe bei natürlichem Licht gegen eine flache Wand<br />

fotografiert und einen Zebra Sunbounce Reflektor verwendet, um die Tiefen zu<br />

steuern. Durch die große Blende konnte ich mögliche Ablenkungen im<br />

Hintergrund auf ein Minimum reduzieren. Bei der Nachbearbeitung habe ich<br />

grundlegende Anpassungen beim Kontrast vorgenommen, bevor ich das Bild<br />

dann in Schwarzweiß konvertiert habe.“<br />

www.ls-photographie.com<br />

158 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 159


Leser-Schaukasten<br />

<strong>Digitale</strong><br />

KOMMENTAR<br />

„Nunos Bilder liefern großartige<br />

Beispiele, wie man perfekte <strong>Fotografie</strong><br />

mit kreativer Nachbearbeitung<br />

kombinieren kann, um noch mehr<br />

Dramatik zu erzeugen.“<br />

Jordan Butters<br />

Nuno Mota<br />

Alter: 32 / Beruf: Keramiker<br />

Pier: „Dieses bauliche Meisterwerk wurde von Fischern in Carrasqueira, Portugal, erschaffen. Um diese Bildkomposition zu ermöglichen, habe ich die<br />

Beine meines Stativs ganz nach unten gedreht, um aus einer niedrigen Perspektive fotografi eren zu können. Ich habe einen Hitech 10-Stop Graufi lter<br />

verwendet, um die Bewegungen des Wassers zu verwischen, und einen harten 0,6 ND Grauverlaufsfi lter für den Himmel, um die Belichtung<br />

auszugleichen. Ich habe dann den Weißabgleich in Adobe Camera Raw angepasst und auf der linken Seite ein Boot aus dem Bild entfernt, weil ich es<br />

störend fand.“<br />

Canon EOS 550D mit einem Sigma 10 - 20 mm f/4 - 5.6 EX DC HSM Objektiv.<br />

Belichtung: 89 Sekunden bei f/11 (ISO 200).<br />

Irritiert: „Ich habe dieses Bild ein paar Minuten nach dem Sonnenuntergang in Seixal, Portugal aufgenommen. Ich habe dazu einen 0.9 Graufi lter<br />

verwendet, um die Belichtung zu verlängern und die Wolken herauszuziehen, und einen weichen 0.6 Grauverlaufsfi lter, um den Himmel im Hintergrund<br />

zu halten. Einige Monate später fi el mir das Bild erneut in die Hände, und ich beschloss, es ein wenig mit Photoshop zu bearbeiten. Ich konvertierte es in<br />

Schwarzweiß und verstärkte den Kontrast, um der Szenerie noch etwas mehr Dramatik zu verleihen. Dann fügte ich mit dem Pinsel-Werkzeug etwas Nebel<br />

hinzu und kopierte den Vogelschwarm aus einem anderen Bild hinein.“<br />

Canon EOS 550D mit einem Sigma 10 - 20 mm f/4 - 5.6 EX DC HSM Objektiv.<br />

Belichtung: 75 Sekunden bei f/11 (ISO 100).<br />

Lénaïc Sanz<br />

Alter: 28 Beruf: Fotograf<br />

Teestunde: „Ich war für eine Modeshooting gebucht worden und dachte, dass<br />

dieses Kleid zu einem romantischen Bild im Retro-Stil passen würde. Am Tag<br />

der Aufnahme wurden wir von einem bedeckten Himmel begrüßt - perfekt für<br />

weiches und natürliches Licht. Ich verwendete einen Refl ektor, um etwas mehr<br />

Kontrolle über die Ausleuchtung zu haben, und ich machte die Aufnahmen mit<br />

Blende f/2.8, damit der Hintergrund weich wird. Ich bevorzuge Bilder mit<br />

wenig Kontrast, deshalb habe ich bei der Nachbearbeitung die Belichtung und<br />

Helligkeit noch passend eingestellt. Nachdem alle Unvollkommenheiten<br />

entfernt waren, habe ich die Farben und Farbtöne des Bildes passend zum<br />

Retro-Stil bearbeitet.“<br />

Canon EOS 5D Mk II mit einem Canon EF 85 mm f/1.2 L Objektiv.<br />

Belichtung: 1/800 Sekunde bei f/2.8 (ISO 640).<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 161


Belichtungsreihen schießen<br />

BJORN THOMASSEN<br />

Ob Sie eine Graukarte benutzen oder nicht: Bei<br />

problematischen Lichtverhältnissen ist es ratsam,<br />

eine Belichtungsreihe aus Einzelbildern aufzunehmen,<br />

welche die Belichtungskorrektur oder die<br />

AEB-Funktion der Kamera in Intervallen von +/-1<br />

Schritten verwendet. So können Sie sicher sein,<br />

dass zumindest eine Aufnahme korrekt<br />

belichtet wird.<br />

So verwenden Sie die graue/weiße Karte für<br />

Belichtungsmessung und Weißabgleich<br />

Szenen mit starkem Gegenlicht können Belichtungsfehler verursachen, die Sie mithilfe einer Graukarte vermeiden<br />

können. Die 18-Prozent-Graukarte ist ein Hilfsmittel zur richtigen Belichtung, beide Karten können auch für<br />

situationsbedingten Weißabgleich genutzt werden. Wie auf den Karten gemessen wird, hängt von Ihrer Kamera ab – dies<br />

müssen Sie im Handbuch nachschlagen.<br />

Digitalkameras greifen auf recht komplizierte Belichtungsmessverfahren<br />

zurück, um unterschiedlichen Lichtverhältnissen gerecht zu werden. All diese<br />

Verfahren gehen jedoch davon aus, dass der gemessene Bereich ein mittlerer<br />

Farbton ist – genauer gesagt: 18 Prozent Grau. Das ist der Farbton, der sich<br />

ergibt, würde man alle dunklen, hellen und mittleren Farbtöne miteinander<br />

mischen. Er ist die Grundlage aller Messmethoden und funktioniert<br />

überraschend gut. Doch bei Szenen, die insgesamt wesentlich heller oder<br />

dunkler als der Durchschnitt sind, kann das Messsystem der Kamera zur<br />

Über- oder Unterbelichtung „verführt“ werden, weil sich für solche Szenen ein<br />

anderer Mittelwert als 18 Prozent ergibt.<br />

Und da alle Kameramesssysteme auf 18 Prozent kalibriert sind, müssen Sie<br />

die Belichtungsmessungen entsprechend den real herrschenden Bedingungen<br />

selbst anpassen. Dies erfolgt entweder über die Belichtungskompensation,<br />

den AE-Lock-Schalter oder durch das Messen eines Bildbereichs, der einen<br />

mittleren Farbton aufweist – idealerweise 18 Prozent Grau. Jetzt, Sie ahnen es<br />

Perfekte Messungen<br />

Szenen mit starkem Gegenlicht<br />

können zu Belichtungsfehlern<br />

führen. Wenn Sie eine Graukarte<br />

benutzen, umgehen Sie dieses<br />

Problem.<br />

bereits, kommt unsere Graukarte ins Spiel. Sie ist ganz einfach zu benutzen:<br />

Entscheidend ist, dass sie in einem Bereich platziert wird, der möglichst<br />

ähnlich dem zu fotografierenden Motiv beleuchtet ist – legen Sie sie also nicht<br />

in den Schatten, wenn Ihr Motiv im grellen Sonnenlicht steht! Achten Sie<br />

außerdem darauf, dass die Karte den Messbereich ausfüllt, und wählen Sie<br />

daher die Punktmessung.<br />

Nun können sie entweder die Belichtung über die AE-Lock Funktion Ihrer<br />

Kamera speichern, oder Sie merken sich die gemessenen Werte, schalten<br />

auf manuellen Betrieb und stellen von Hand ein. Wenn das Licht sich jedoch<br />

ständig ändert, etwa durch vorüberziehende Wolken, ist die manuelle Methode<br />

ungeeignet. Auf der Karte sind Referenzlinien für den Autofokus aufgedruckt,<br />

damit das Kameraobjektiv leichter fokussieren kann; die Scharfeinstellung<br />

muss dabei nicht absolut genau sein. Graue und weiße Karte können übrigens<br />

auch verwendet werden, um den aktuellen Lichtverhältnissen entsprechend<br />

einen exakten Weißabgleich durchzuführen.<br />

1 Einstieg:<br />

Wenn Sie Porträts bei Gegenlicht fotografieren,<br />

geben Sie Ihrem Modell die Graukarte in die Hand und<br />

bitten sie, diese möglichst senkrecht in Richtung der<br />

Kamera zu halten.<br />

Messen Sie die Belichtung<br />

2Achten Sie darauf, dass die Karte den<br />

Messbereich ganz ausfüllt. Wir haben in diesem Fall<br />

mit der Punktmessung gearbeitet. Speichern Sie die<br />

Belichtungseinstellung mit der AE-Lock Funktion.<br />

Bildkomposition und Schuss<br />

3Mit den gespeicherten Belichtungsmessdaten<br />

machen Sie nun Ihre Bildkomposition und drücken ab.<br />

Wenn Sie die Belichtung auf dem Monitor der Kamera<br />

überprüfen, sollte sie genau richtig sein.<br />

162 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


GRAUKARTE<br />

<strong>Digitale</strong><br />

WEISSABGLEICHKARTE<br />

<strong>Digitale</strong><br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 163

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