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Monika Lüth Artikelsensibilisierung in den ersten beiden Schuljahren

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<strong>Monika</strong> Lüth<br />

<strong>Artikelsensibilisierung</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>ersten</strong> bei<strong>den</strong> <strong>Schuljahren</strong><br />

Das Genus der Nomen und das davon bestimmte Dekl<strong>in</strong>ationssystem gehören mit zu<br />

<strong>den</strong> größten Problemen, die DaZ- oder DaF-Lerner bewältigen müssen, wollen sie<br />

korrekt sprechen und schreiben. Zwar kann man verständlich kommunizieren, ohne<br />

die Genera zu beachten; spätestens aber bei der Produktion von Texten wird<br />

deutlich, dass kaum e<strong>in</strong> Satz korrekt zustande kommt, wenn das Genus der Nom<strong>in</strong>a<br />

dem Schreiber nicht vertraut ist.<br />

Es liegt nahe, erst e<strong>in</strong>mal durch unterschiedliche Metho<strong>den</strong> <strong>den</strong> K<strong>in</strong>dern zu<br />

vermitteln, dass es im Deutschen für die Nom<strong>in</strong>a verschie<strong>den</strong>e Begleiter gibt.<br />

(Vergessen wir nicht, dass e<strong>in</strong> Wissen um <strong>den</strong> richtigen Artikel/Begleiter noch lange ke<strong>in</strong><br />

Anwen<strong>den</strong>-Können bedeutet. Dies heißt, dass tägliche Sprachspiele, Dialog-Übungen,<br />

S<strong>in</strong>gen von ausgesuchten Liedern etc. weitaus s<strong>in</strong>nvoller s<strong>in</strong>d als e<strong>in</strong> isoliertes Lernen von<br />

Artikel+Nomen.<br />

Etwas anderes ist es, Genus-Listen zu erarbeiten. Damit kann man später z.B. e<strong>in</strong><br />

Quartett herstellen oder nach dem Genus sortierte Bildwortkarten e<strong>in</strong>setzen, um zu<br />

e<strong>in</strong>em gegebenen Zeitpunkt Sprachbetrachtungen anzustellen; die Schüler f<strong>in</strong><strong>den</strong><br />

auf diese Weise z.B. heraus, dass das Benutzen von Präpositionen recht folgenreich<br />

für <strong>den</strong> sich anschließen<strong>den</strong> Artikel se<strong>in</strong> kann.)<br />

Im Folgen<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> e<strong>in</strong>ige Möglichkeiten für e<strong>in</strong>e <strong>Artikelsensibilisierung</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

<strong>ersten</strong> Jahren der Grundschule aufgelistet:<br />

• Nach dem Üben e<strong>in</strong>es Anlauts legt der Lehrer die entsprechen<strong>den</strong> Gegenstände<br />

und/oder Bildkarten auf <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> <strong>in</strong> die Mitte des Sitzkreises. Die Schüler<br />

sortieren sie zuerst nach unterschiedlichen Kriterien, die sie selbst vorschlagen,<br />

dann nach dem jeweiligen Genus. Dies geschieht z.B. mittels farbiger Pappen (für<br />

jedes Genus e<strong>in</strong>e Farbe; die Fremdsprachendidaktik hat sich z.B. gee<strong>in</strong>igt auf:<br />

blau – Maskul<strong>in</strong>um; grün – Neutrum; rot – Fem<strong>in</strong><strong>in</strong>um).<br />

• Die Wörter der Anlaut-Tabelle wer<strong>den</strong> zusammen mit <strong>den</strong> Schülern farbig<br />

gekennzeichnet.<br />

E<strong>in</strong>e große Anlaut-Tabelle hängt <strong>in</strong> der Klasse und jeder Schüler hat e<strong>in</strong>e an<br />

se<strong>in</strong>em Platz, die er nach und nach selbst mit <strong>den</strong> drei Farben ausmalt.<br />

• Beim E<strong>in</strong>üben des Anlaut-Rap („A wie Affe, B wie Ball, ...“ Bauste<strong>in</strong>e Fibel;<br />

Diesterweg)) wer<strong>den</strong> die entsprechen<strong>den</strong> Wortkarten auf die Leiste der<br />

Seitentafel gestellt und von <strong>den</strong> K<strong>in</strong>dern farbig umrahmt.<br />

• Drei weiße DIN A 2 - Bögen hängen <strong>in</strong> der Deutsch-Ecke, auf die vertraute<br />

Substantive (d.h. das entsprechende Bild) geklebt und blau oder grün oder rot<br />

umrahmt wer<strong>den</strong>.<br />

• Wenn die K<strong>in</strong>der fast alle Buchstaben lesen können, wer<strong>den</strong> drei Hefte angelegt:<br />

e<strong>in</strong> der-Heft, e<strong>in</strong> das-Heft und e<strong>in</strong> die-Heft. In diese Hefte wer<strong>den</strong> Bilder<br />

hochklappbar e<strong>in</strong>geklebt, so dass die K<strong>in</strong>der die vom Lehrer vorbereiteten


(blauen/grünen/roten) Wörter darunter kleben können. (Es hat sich bewährt, e<strong>in</strong>e<br />

DIN A 5-Seite mit nicht mehr als 4 Bildern zu bestücken.)<br />

Diese Hefte wer<strong>den</strong> bis zum Ende der Grundschulzeit benutzt. Sei es, um später<br />

Pluralbildungen, die der Schüler im Wörterbuch nachgeschlagen hat, dazu zu<br />

notieren, sei es um die gesammelten, von ihm sozusagen schon vorsortierten<br />

Nomen fürs ‚Generative Schreiben’ zu nutzen u.v.m..<br />

• Natürlicherweise richten wir beim Hören unsere Aufmerksamkeit <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />

auf <strong>den</strong> Inhalt und nehmen die nicht bedeutungstragen<strong>den</strong> Elemente kaum wahr.<br />

Das folgende Bewegungsspiel soll diese Ten<strong>den</strong>z umkehren. Die K<strong>in</strong>der müssen<br />

ihr Ohrenmerk gerade auf die Artikel richten:<br />

L oder S ruft z.B. „der Käfer“:<br />

L oder S ruft z.B. „das Kan<strong>in</strong>chen“:<br />

L oder S ruft z.B. „die Giraffe“:<br />

die K<strong>in</strong>der hocken sich neben ihren Stuhl<br />

die K<strong>in</strong>der setzen sich auf ihren Stuhl<br />

die K<strong>in</strong>der stellen sich auf <strong>den</strong> Stuhl und<br />

recken die Arme hoch<br />

Auf (Rechtschreib-)Lernkarten wer<strong>den</strong> die Nomen <strong>in</strong> der entsprechen<strong>den</strong> Farbe<br />

geschrieben.<br />

Ausgangspunkt war e<strong>in</strong> erstes Kennenlernen des ‚stummen h’ <strong>in</strong> <strong>den</strong> Verben<br />

sehen, gehen und stehen. Diese Verben boten sich an, da die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>en Film<br />

gesehen hatten und e<strong>in</strong> Theaterbesuch noch bevorstand. Nach dem Pr<strong>in</strong>zip<br />

‚Lieber im Satz als isoliert’ ersche<strong>in</strong>en nun diese Verben auf der Lernkarte <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Satz. Zu beachten ist dabei, dass e<strong>in</strong>erseits die schon bekannten Nom<strong>in</strong>a<br />

<strong>in</strong> ihren Artikelfarben auftauchen, andererseits für <strong>den</strong> Rest andere Farben<br />

gewählt wer<strong>den</strong> - bewusst, aber noch ohne Erklärung.<br />

„Wir (braun) sehen (schwarz) e<strong>in</strong>en Film (beides blau).“<br />

„Wir gehen <strong>in</strong>s (<strong>in</strong> (lila), s (grün)) Theater (grün).“<br />

„Wir stehen auf (lila) dem Hof (beides blau).“<br />

• An vielen kle<strong>in</strong>en Texten, die <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie das selbständige Erlesen tra<strong>in</strong>ieren<br />

sollen, können im Anschluss die Nomen und ihre Begleiter farbig gekennzeichnet<br />

wer<strong>den</strong>. Es hat sich bewährt, damit erst im zweiten Lernjahr zu beg<strong>in</strong>nen.<br />

( Anfangs sollte man dafür nur solche Sätze verwen<strong>den</strong>, die noch ke<strong>in</strong>erlei<br />

Verwirrung stiften können: „De<strong>in</strong> Bruder (blau) geht <strong>in</strong> die Schule (rot).“<br />

Wenn das Pr<strong>in</strong>zip verstan<strong>den</strong> ist, darf/soll provoziert wer<strong>den</strong>:<br />

„Me<strong>in</strong>e Mutter (rot) hat mich gestern von der Schule (rot) abgeholt.“ Hier muss<br />

sich das Thema „Präpositionen können zaubern“ anschließen.<br />

Ebenfalls ist Vorsicht geboten beim Plural-Artikel die, vor allem, wenn sich die<br />

S<strong>in</strong>gular- von der Pluralform nicht unterscheidet: „Die Messer (grün) liegen auf<br />

dem Tisch.“ !

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