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Newsletter "Mehrsprachigkeit" - Kompetenzzentrum Sprachförderung

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ENTWICKLUNGSPARTNERSCHAFT KÖLN<br />

ÜBERGANGSMANAGEMENT SCHULE - BERUF<br />

<strong>Newsletter</strong><br />

NEWSLETTER<br />

2 | 2005<br />

Januar | 2006<br />

Mehrsprachigkeit<br />

<strong>Kompetenzzentrum</strong><br />

Sprachförderung<br />

INHALT<br />

Prof. Dr. Hans-Joachim Roth<br />

Mehrsprachigkeit<br />

Prof. Dr. Claudia Riehl<br />

Die Bedeutung von Mehrsprachigkeit<br />

Prof. Dr. Georg Auernheimer<br />

Die Interkulturelle Glosse –<br />

Religiöse Feiertage<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

Erziehung zur Mehrsprachigkeit ist<br />

das Schwerpunktthema dieses vierten<br />

<strong>Newsletter</strong>s des <strong>Kompetenzzentrum</strong>s<br />

Sprachförderung. Anlässlich des<br />

Sprachfestes am 25.01.2006 im Historischen<br />

Rathaus zu Köln erscheint<br />

dieser <strong>Newsletter</strong> als gedrucktes Sonderheft<br />

in der vor kurzem gestarteten<br />

Reihe der Equal-<strong>Newsletter</strong>.<br />

Mit diesem Heft rückt der <strong>Newsletter</strong><br />

thematisch näher an Schule heran.<br />

Das ist ausdrücklich so gewollt. Es ist<br />

Kernaufgabe des <strong>Kompetenzzentrum</strong>s<br />

Sprachförderung, an der nachhaltigen<br />

Verbesserung des täglichen Unterrichts<br />

im Hinblick auf Erfordernisse<br />

wirksamer Sprachförderung – insbesondere<br />

von Migrantinnen und Migranten<br />

– mitzuwirken.<br />

Besonders freue ich mich über die<br />

Beiträge unserer Kooperationspartner<br />

aus dem universitären Bereich. Hierzu<br />

gehören die interkulturelle Glosse<br />

von Prof. Dr. Georg Auernheimer sowie<br />

die beiden Texte von Prof. Dr. Claudia<br />

Riehl und Prof. Dr. Hans-Joachim<br />

Roth, die beide die Mehrsprachigkeit<br />

unter verschiedenen Gesichtspunkten<br />

beleuchten.<br />

Dieser <strong>Newsletter</strong> macht auch das<br />

breite Spektrum deutlich, welches in<br />

den Blick genommen wird. Es reicht<br />

von der Sprachstandserhebung HAVAS<br />

5, die im Rahmen des bundes- und<br />

landesweiten FörMig-Projekts (www.<br />

blk-foermig.uni-hamburg.de) angewendet<br />

wird, bis zum COALA-Projekt<br />

an Berufskollegs, bei dem es um<br />

Mehrsprachigkeit bei der Fortbildung<br />

von Vorschul-Lehrkräften geht.<br />

Beiträge, Anfragen und Kritik - vor allem<br />

aus der schulischen Praxis - sind<br />

ausdrücklich erwünscht.<br />

Ihr<br />

Detlef Heints<br />

Stadt Köln<br />

Amt für Weiterbildung<br />

Volkshochschule<br />

<strong>Kompetenzzentrum</strong> Sprachförderung<br />

- in Kooperation von<br />

Universität zu Köln,<br />

Bezirksregierung Köln<br />

und Stadt Köln<br />

Neusser Straße 450<br />

50733 Köln<br />

0221 – 221 – 95304<br />

detlef.heints@stadt-koeln.de<br />

www.kompetenzzentrumsprachfoerderung.de<br />

www.vhs-koeln.de<br />

Monika Lüth<br />

Sprachstandserhebung –<br />

HAVAS 5 an FörMig-Schulen<br />

Detlef Heints<br />

Aufgaben und Nutzen des<br />

<strong>Kompetenzzentrum</strong>s Sprachförderung<br />

Matthias Knopp<br />

Das Internetportal des<br />

<strong>Kompetenzzentrum</strong>s Sprachförderung<br />

Rosella Benati, Thomas Jaitner<br />

Bezirksregierung Köln – Dauerhafte<br />

und verlässliche Strukturen zur<br />

Sprachförderung aufbauen<br />

Silvia Dahmen, Dr. Gabriele Kniffka<br />

Universität zu Köln - Projekt zur<br />

sprachlichen Förderung von Schülerinnen<br />

und Schülern mit besonderem<br />

Bedarf<br />

Jürgen Eugen Müller, Barbara Ziebell<br />

Module der Lehrkräftefortbildung -<br />

Ein Angebot des <strong>Kompetenzzentrum</strong>s<br />

Sprachförderung<br />

Ida-Maria Richter<br />

Rucksack in der Grundschule –<br />

Koordinierte Elternbildung und<br />

Sprachförderung<br />

Irene Kaschefi-Haude,<br />

Michael Helleberg<br />

Communication and language<br />

promotion in teaching pre-school<br />

teachers<br />

Inge Thul<br />

Sprachförderung für Vorschulkinder<br />

Ein Ratgeber für Eltern<br />

Thomas Jaitner<br />

Literaturtipp - Methoden-Handbuch<br />

Deutschsprachiger Fachunterricht<br />

Inge Thul<br />

Unterrichtspraxis - Sprachkompetenzerweiterung:<br />

Gespräche über<br />

Glauben, Werte und Haltungen<br />

Barbara Ziebell<br />

Link-Tipps zu mehrsprachiger Erziehung<br />

und Deutsch als Zweitsprache<br />

Impressum<br />

1


NEWSLETTER<br />

Januar 06<br />

Mehrsprachigkeit<br />

Deshalb haben auch die Sophisten gesagt, die Schrift<br />

sei dunkel und rede so seltsam. Aber sie sehen nicht,<br />

dass der Mangel auf den Sprachen beruht; andernfalls<br />

wäre nichts Klareres je gesprochen worden als Gottes<br />

Wort, wenn wir die Sprachen verständen. Ein Türke,<br />

den doch ein türkisches Kind von sieben Jahren gut<br />

versteht, wird für mich ganz dunkel reden, weil ich die<br />

Sprache nicht kenne. […] So ist´s denn noch viel mehr<br />

Sünde und Verderben, dass wir nicht Sprachen lernen<br />

(Martin Luther, 1524).<br />

Das Thema Mehrsprachigkeit ist in einem engen Zusammenhang<br />

mit der Konstruktion der europäischen<br />

Nationalstaaten zu sehen. Vor Anbruch der Neuzeit war<br />

die sprachliche Wirklichkeit nicht an ein staatliches<br />

Gebilde gebunden, und die sprachliche Situation der<br />

Menschen war eine mehrsprachige. Erst durch die Herausbildung<br />

der Nationalstaaten wurden die Sprachen<br />

in Europa zu Identitätsmerkmalen von Zugehörigkeit<br />

zu einem Staatswesen. Einsprachigkeit ist also kein<br />

quasinatürlicher Zustand einer Gesellschaft oder eines<br />

Staates, sondern das Ergebnis einer gesellschaftlichen<br />

Entwicklung im Kontext des ‚nationbuilding’.<br />

Es handelt sich um eine Dialektik der Geschichte, dass<br />

Sprachen wie das Deutsche spätestens seit dem 18.<br />

Jahrhundert zum Identitätsmerkmal eines sich konstituierenden<br />

Staates dienen sollten. Denn zu dieser Zeit<br />

lag die Emanzipation der deutschen Sprache als einer<br />

Bildungssprache noch gar nicht lange zurück. Die<br />

Übersetzung der Bibel ins Deutsche mag aus der Sicht<br />

der evangelischen Theologie eine Zwangsläufigkeit<br />

sein, wenn das Verhältnis des „Christenmenschen“<br />

zu Gott als ein unmittelbares bestimmt wird, in das<br />

keine Kirche als Institution vermittelnd einzugreifen<br />

hat. Historisch gesehen handelt es sich dabei um eine<br />

Emanzipation, ja man kann sagen um eine Enthierarchisierung<br />

des Verhältnisses von Mensch und Gott<br />

– und das unterstellt dann immerhin, dass Gott mehrsprachig<br />

ist. Der babylonische Turm der Sprachenverwirrung<br />

als Symbol eines radikalen Polyglottismus ist<br />

somit eine Konstruktion der Macht; Einsprachigkeit<br />

ist eine historisch gewachsene Ideologie zur Durchsetzung<br />

staatlicher Homogenität.<br />

Das Unfrieden stiftende Wort von der „Parallelgesellschaft“<br />

ist ein passender Ausdruck für das Fortleben<br />

der Ideologie der Einsprachigkeit heute. Hinter dem<br />

Begriff steckt die Vorstellung von einer hegemonialen<br />

einheitlichen Gesellschaft, von der sich eine ebenfalls<br />

einheitliche andere Gesellschaft abkapselt und parallel<br />

daneben lebt und spricht. Im Umgang mit den Familiensprachen<br />

der Einwanderer ist das gut zu erkennen:<br />

In der Diskussion um das Deutschlernen und die<br />

mangelhaften Deutschkenntnisse von Schülerinnen<br />

und Schülern mit Migrationshintergrund erscheint die<br />

andere Familiensprache als „Risikofaktor“. Mit dem<br />

Begriff der „Risikogruppe“ hat die PISA-Studie machtvoll<br />

einen Pfeiler in die bildungspolitische Landschaft<br />

gerammt, hinter den man kaum noch zurückkommt.<br />

Das noch Anfang dieses Jahrhunderts zarte Pflänzchen<br />

der Anerkennung der Zweisprachigkeit als individueller<br />

und gesellschaftlicher Ressource ist seitdem vertrocknet.<br />

Stattdessen begann man in einigen Bundesländern<br />

Maßnahmen zu entwickeln, die „Risikogruppe“<br />

aktiv aus dem Bildungssystem auszuschließen, sprich<br />

Kinder vom Schulbesuch zurückzustellen, die nicht<br />

über hinreichende Deutschkenntnisse verfügen.<br />

In Deutschland herrscht die Defizitperspektive im<br />

Umgang mit dem Thema Mehrsprachigkeit vor. Die<br />

Perspektive eines Rechts auf Sprache oder der Mehrsprachigkeit<br />

als Ressource ist kaum erkennbar. Welche<br />

Bedeutung hat nun Mehrsprachigkeit als Ressource?<br />

1. Wenn es um Sprachstandserhebungen geht, bieten<br />

allein Verfahren, die beide Sprachen von Kindern berücksichtigen,<br />

die Gewähr, eine gültige Aussage über<br />

die allgemeine Sprachkompetenz eines Kindes zu treffen.<br />

Weiterhin ist es allein über eine beide Sprachen<br />

berücksichtigende Diagnostik möglich, sprachliche<br />

Bildung und ggf. gezielte Förderung zu planen und zu<br />

organisieren. Eine medizinische Diagnostik, die aus<br />

ideologischen Gründen nur den linken Lungenflügel<br />

untersucht, würde wohl auch niemand als Behandlungsgrundlage<br />

akzeptieren.<br />

2. Die Forschungslage zu zweisprachigem Lernen ist in<br />

Deutschland zugegebenermaßen nicht breit entfaltet,<br />

aber bislang vorliegende nationale und internationale<br />

Ergebnisse zeigen zum einen, dass es bilingualen Modellen<br />

in ca. 60 Prozent der zur Verfügung stehenden<br />

Zeit gelingt, neben der Förderung in der Familiensprache<br />

Ergebnisse in der Zweitsprache zu bewirken, für<br />

die einsprachige Unterrichtsmodelle 100 Prozent der<br />

Zeit benötigen, und zwar ohne die Familiensprachen<br />

zu berücksichtigen. Die einzig mögliche Erklärung für<br />

diesen Effekt liegt in der Annahme eines positiven<br />

Transfers der familiensprachlichen Förderung. Weiterhin<br />

geben bilinguale Modelle auch Hinweise, dass<br />

darüber die allgemeinen Schulleistungen verbessert<br />

werden, so z.B. im Fach Mathematik.<br />

2


ENTWICKLUNGSPARTNERSCHAFT KÖLN<br />

ÜBERGANGSMANAGEMENT SCHULE - BERUF<br />

3. Bilinguale Modelle sind angesichts ihrer geringen<br />

Verbreitung ‚Tropfen auf dem heißen Stein’; die Entwicklung<br />

einer Didaktik der Mehrsprachigkeit durch<br />

einen z.B. stärker kontrastiv ausgelegten Unterricht<br />

oder einen z.B. in Großbritannien verbreiteten sprachsensiblen<br />

Fachunterricht ist wenn überhaupt in den<br />

Kinderschuhen. Hierin aber liegen begründete Hoffnungen<br />

auf eine verbesserte Bildungssituation für<br />

mehrsprachige Kinder und Jugendliche, auch ohne<br />

dass verschiedene Sprachen als Unterrichtssprachen<br />

verwendet werden.<br />

4. Kinder und Jugendliche, die mit zwei Sprachen<br />

aufwachsen, sind es von früh auf gewohnt, die Sprachen<br />

zu kontrastieren; sie bauen auf diese Weise ein<br />

sog. metasprachliches Bewusstsein auf, das es ihnen<br />

erleichtert, neue sprachliche Strukturen zu erlernen<br />

(z.B. im Fremdsprachenuntericht). Dieses ist aber<br />

keine naturwüchsige Fähigkeit, sondern es bedarf ihrer<br />

Ermöglichung im Kontext von institutionellen Bildungsprozessen.<br />

5. Im europäischen Kontext gibt es seit Jahrzehnten<br />

Programme zur Verbesserung der Mehrsprachigkeit.<br />

Hierzu kann die vorhandene lebensweltliche Mehrsprachigkeit<br />

gewinnbringend hinzugezogen werden.<br />

Ein großer Teil der europäischen Gesellschaften ist<br />

aufgrund von Migrationsprozessen mehrsprachig; dieses<br />

Potenzial in Bildungsprozessen zu vernachlässigen<br />

bedeutet Ressourcenverschwendung. In einem bildungsnahen<br />

Elternhaus, in dem – nach dem Prinzip<br />

„ein Sprecher, eine Sprache“ – die Mutter nur Französisch<br />

und der Vater nur Deutsch spricht, würde<br />

niemand auf die Idee kommen, dass die Kinder zwei<br />

halbe Sprachen erwerben. Dieses Denken gilt es auch<br />

auf die durch Migration entstandene gesellschaftliche<br />

Mehrsprachigkeit zu übertragen.<br />

6. Individuelle Zwei- und Mehrsprachigkeit erweitert<br />

den Horizont des Einzelnen und seine Bildungsmöglichkeiten;<br />

interkulturelle Verständigung und Kompetenz<br />

sind eng mit einem Verfügen über mehrere Sprachen<br />

verknüpft. Gesellschaftliche Mehrsprachigkeit<br />

erhöht die Verständigungsmöglichkeiten im internationalen<br />

Austausch und öffnet Gesellschaften nach innen<br />

für unterschiedliche Lebensentwürfe sowie Kommunikationsweisen<br />

und erleichtert auf diese Weise Integration<br />

und Partizipation.<br />

Das deutsche Bildungswesen zieht sich aber – trotz<br />

der verstärkten Anstrengungen der europäischen Institutionen<br />

auf ein breiteres Sprachenlernen – wieder<br />

stärker auf eine einsprachige Position zurück. Gesellschaftliche<br />

Einsprachigkeit erscheint als zementierte<br />

Normalität; individuelle Mehrsprachigkeit gilt in bildungsnahen<br />

Familien als bestaunenswertes Exotikum,<br />

in Migrantenfamilien als Sprachbarriere. Bevor man<br />

über die Details einer Mehrsprachigkeitskompetenz als<br />

Bildungsziel spricht, gilt es die Rahmenbedingungen<br />

zu schaffen: Recht auf Sprache und mehrsprachige<br />

Bildung.<br />

Literatur<br />

Benhabib, Seyla (1999): Kulturelle Vielfalt und demokratische<br />

Gleichheit. Politische Partizipation im Zeitalter der Globalisierung.<br />

Frankfurt am Main: Fischer.<br />

Gogolin, Ingrid, Neumann, Ursula; Roth, Hans-Joachim (2003).<br />

Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund.<br />

Gutachten für die Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung<br />

und Forschungsförderung. (= Materialien zur Bildungsplanung<br />

und zur Forschungsförderung, Heft 107.) Bonn: BLK.<br />

Luther, Martin (1982): An die Ratsherren aller Städte deutschen<br />

Landes, daß sie christliche Schulen aufrichten und halten sollten<br />

(1524). In: Ders.: Ausgewählte Schriften. Hg. v. Karin Bornkamm<br />

u. Gerhard Ebeling. Bd. 5, Frankfurt am Main: Insel, S. 40-72.<br />

Reich, Hans H. u. Hans-Joachim Roth, u. Mitarb. v. Inci Dirim<br />

[u.a.] (2002): Behörde f. Schule, Jugend u. Berufsbildung. Zum<br />

Stand der nationalen und internationalen Forschung zum Spracherwerb<br />

zweisprachig aufwachsender Kinder und Jugendlicher.<br />

Hamburg: Amt für Schule.<br />

Söhn, Janina (2005): Zweisprachiger Schulunterricht für Migrantenkinder.<br />

Ergebnisse der Evaluationsforschung zu seinen Auswirkungen<br />

auf Zweitspracherwerb und Schulerfolg. (= AKI-Forschungsbilanz<br />

2.) Berlin: WZB.<br />

Prof. Dr. Hans-Joachim Roth<br />

Erziehungswissenschaftliche Fakultät<br />

Seminar für Pädagogik | Abt. Allg. Pädagogik<br />

Erziehungswissenschaft unter besonderer Berücksichtigung<br />

der Interkulturellen Pädagogik<br />

Tel: 0221-470-4620<br />

E-Mail: hans-joachim.roth@uni-koeln.de<br />

Universität zu Köln<br />

Gronewaldstr. 2<br />

50931 Köln<br />

www.uni-koeln.de/ew-fak/paedagogik/roth/<br />

3


NEWSLETTER<br />

Januar 06<br />

Die Bedeutung von Mehrsprachigkeit<br />

1. Typen von Mehrsprachigkeit<br />

Was aus mitteleuropäischer Perspektive befremdlich<br />

erscheinen mag: Weltweit gesehen gibt es wesentlich<br />

mehr mehrsprachige als einsprachige Menschen.<br />

Man denke nur an die afrikanischen Staaten, den indischen<br />

Subkontinent, weite Teile Asiens und Osteuropas.<br />

Viele Mehrsprachigkeitsforscher sind daher der<br />

Meinung, dass Mehrsprachigkeit die Regel und Einsprachigkeit<br />

die Ausnahme sei. Dabei unterscheidet<br />

man zwischen drei Typen von Mehrsprachigkeit: individuelle,<br />

territoriale und institutionelle Mehrsprachigkeit.<br />

Während individuelle Mehrsprachigkeit sich auf<br />

den einzelnen Sprecher bezieht, versteht man unter<br />

territorialer Mehrsprachigkeit den Sprachgebrauch in<br />

mehrsprachigen Staaten oder Regionen und unter institutioneller<br />

Mehrsprachigkeit die Verwendung mehrerer<br />

Arbeitssprachen in Institutionen. Dabei ist aber<br />

davon auszugehen, dass diese verschiedenen Typen<br />

von Mehrsprachigkeit gekoppelt sind, vor allem territoriale<br />

Mehrsprachigkeit geht meist mit individueller<br />

Mehrsprachigkeit einher.<br />

Im Idealfall sind in mehrsprachigen Staaten die Sprachen<br />

auf Territorien verteilt, wie z.B. in der Schweiz<br />

und in Belgien oder in Minderheitenregionen wie in<br />

Südtirol oder im Elsass. Dies ist jedoch in den meisten<br />

Ländern nicht der Fall. So wird etwa in fast allen afrikanischen<br />

Staaten nicht nur innerhalb der Staatsgrenzen<br />

eine Vielzahl verschiedener Sprachen gesprochen,<br />

sondern auch in ein und demselben Territorium spricht<br />

ein und derselbe Sprecher mehrere Sprachen. Diese<br />

Form von Mehrsprachigkeit ist mittlerweile auch in<br />

den modernen europäischen Staaten keine Ausnahme<br />

mehr. Die multinationale und multilinguale Bevölkerungsstruktur<br />

Europas erfährt damit eine proportionale<br />

Verschiebung im Verhältnis bodenständiger (autochthoner)<br />

Minderheiten – wie etwa die Deutschen in<br />

Südtirol und im Elsass oder die Dänen und Sorben<br />

in Deutschland – und zugewanderten (allochthonen)<br />

Minderheiten. Diese allochthonen Gemeinschaften<br />

finden sich vor allem in städtischen Ballungsgebieten<br />

und lassen sich in drei Gruppen einteilen:<br />

sozial schwache Migranten, vor allem aus den Mittelmeerländern<br />

Mittelschichtsangehörige (z.B. Facharbeiter) aus<br />

anderen europäischen Staaten<br />

Vertreter reicher Länder wie Diplomaten, Eurokraten<br />

oder Kulturvermittler.<br />

2. Formen individueller Mehrsprachigkeit<br />

Die verschiedenen Formen und Konstellationen in<br />

mehrsprachigen Gruppen bieten auch unterschiedliche<br />

Voraussetzungen für die jeweiligen Formen von<br />

Mehrsprachigkeit bei den Individuen. Heutzutage neigen<br />

die Linguisten allerdings nicht mehr zu solch normativen<br />

Definitionen von Mehrsprachigkeit als noch<br />

vor 50, 60 Jahren, als man davon ausging, als zweisprachig<br />

dürfe nur eine Person bezeichnet werden, die<br />

die gleiche Kompetenz in beiden Sprachen besitzt und<br />

sie auch gleichzeitig von Kind auf erlernt hat. Diese<br />

Annahme ist deswegen unrealistisch, da eine mehrsprachige<br />

Person selten alle Situationen des Lebens<br />

in beiden (oder mehreren) Sprachen meistern muss;<br />

außerdem kann man auch nach dem Kindesalter noch<br />

eine sehr hohe Kompetenz in einer Sprache erwerben.<br />

Deshalb sollte ein Sprecher dann als mehrsprachig bezeichnet<br />

werden, wenn er in den meisten Situationen<br />

ohne Weiteres von der einen Sprache zur anderen umschalten<br />

kann. Das Verhältnis der Sprachen kann dabei<br />

durchaus verschieden sein. Je nach Situation oder<br />

Thema kann ein Sprecher in der einen Sprache über<br />

einen elaborierteren Kode verfügen als in der anderen.<br />

Außerdem ist meist eine Sprache dominanter als die<br />

andere, was sich aber im Laufe des Lebens immer wieder<br />

verschieben kann.<br />

Auch die Gebrauchssituationen für die jeweiligen<br />

Sprachen können ganz unterschiedlich sein: So kann<br />

ein mehrsprachiger Sprecher beispielsweise zwei (oder<br />

mehrere) Gebrauchssprachen haben, die täglich in einer<br />

Vielfalt von Situationen gesprochen werden, oder<br />

eine Gebrauchssprache in der Jugend, eine andere<br />

im Erwachsenenalter. Manche Sprecher haben auch<br />

eine ‚Wochenendsprache‘, die bei der wöchentlichen<br />

Heimkehr in die Familie gesprochen wird, und eine<br />

‚Wochentagssprache‘, die alle täglichen Bedürfnisse<br />

erfüllt. Außerdem kann es sein, dass der Sprecher<br />

eine Sprache nur in ihrer gesprochenen Form und die<br />

andere überwiegend als geschriebene Form verwendet.<br />

Damit ist ein wichtiger Aspekt angesprochen, nämlich<br />

die Unterscheidung von mündlicher und schriftlicher<br />

Mehrsprachigkeit (s. Punkt 4).<br />

3. Erwerb von Mehrsprachigkeit<br />

Beim Erwerb von Mehrsprachigkeit unterscheidet man<br />

ebenfalls zwei verschiedene Arten: ungesteuerten<br />

(oder natürlichen) Zweitspracherwerb und gesteuerten<br />

Zweitspracherwerb (durch Unterricht). Diese beiden<br />

Formen lassen sich aber in der Regel nicht trennen.<br />

In vielen Fällen sind beide Möglichkeiten gekoppelt,<br />

z.B. bei Migrantenkindern. Diese lernen die Sprache<br />

des Gastlandes im Umgang mit Gleichaltrigen und in<br />

ihrer Umwelt ungesteuert und gleichzeitig in der Schule<br />

(gesteuert). Beim ungesteuerten Zweitspracherwerb<br />

4


ENTWICKLUNGSPARTNERSCHAFT KÖLN<br />

ÜBERGANGSMANAGEMENT SCHULE - BERUF<br />

gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man erwirbt die<br />

zweite Sprache schon als kleines Kind zusammen mit<br />

der Erstsprache, dann spricht man vom sog. ‚bilingualen<br />

Erstspracherwerb‘ (etwa bis zum Alter von drei<br />

Jahren). Oder man eignet sich die Sprache in einem<br />

späteren Stadium als älteres Kind oder Erwachsener<br />

an.<br />

Auch beim bilingualen Erstspracherwerb, also wenn<br />

man zwei Sprachen von klein auf gleichzeitig lernt,<br />

gibt es wiederum verschiedene Konstellationen, die<br />

sich auf den Spracherwerb positiv oder negativ auswirken<br />

können:<br />

eine Familiensprache (L1), eine Umweltsprache<br />

(L2, z.B. in Kindergarten, Außenwelt)<br />

gemischtsprachige Familien (Vater spricht L1, Mutter<br />

spricht L2), die Umwelt spricht L1 oder L2<br />

gemischtsprachige Familien (Vater spricht L1, Mutter<br />

spricht L2) in einer anderssprachigen Umwelt (L3)<br />

Hierbei ist entscheidend, ob in der Familie die Sprachen<br />

gemischt verwendet werden oder nach dem une<br />

personne-une langue-Prinzip vorgegangen wird. Dieses<br />

Prinzip besagt, dass jeder Elternteil mit den Kindern<br />

seine Muttersprache (oder Primärsprache) sprechen<br />

soll. Dies ist wichtig für den Spracherwerb der Kinder,<br />

weil der Sprachgebrauch an bestimmte Personen gebunden<br />

ist. Außerdem drücken die Eltern damit eine<br />

gewisse Solidarität mit der Sprache aus, was deren<br />

Prestige stärkt. Aber das Prinzip birgt auch Nachteile,<br />

etwa wenn einer der Partner einsprachig ist und damit<br />

von einem Teil des Familiengesprächs ausgeschlossen<br />

bleibt. Das ‚Eine Person-eine Sprache‘-Prinzip wird<br />

zwar in der Bilinguismus-Forschung immer wieder als<br />

das einzig sinnvolle hervorgehoben, aber es gibt ebenso<br />

Studien, die feststellen, dass auch Kinder, die einem<br />

gemischten Input ausgesetzt sind, keine unnormale<br />

Sprachentwicklung aufweisen (z.B. von der amerikanischen<br />

Bilinguismusforscherin Suzanne Romaine). Der<br />

Hauptunterschied liegt wohl vor allem im Bewusstsein<br />

des Kindes darüber, dass es zwei Sprachen spricht<br />

(eine ‚Muttersprache‘ und eine ‚Vatersprache‘). Dieses<br />

ist bei den nach dem ‚Eine Person-eine Sprache‘-Prinzip<br />

erzogenen Kindern schon sehr früh ausgeprägt.<br />

4. Die Bedeutung der Förderung von Mehrsprachigkeit<br />

Neuere Ergebnisse aus der Hirnforschung legen nahe,<br />

dass Mehrsprachigkeit generell möglichst früh gefördert<br />

werden sollte. So zeigt sich, dass bei Früh-Mehrsprachigen<br />

(also wenn die zweite Sprache noch vor<br />

dem sechsten Lebensjahr erworben wird) die Sprachen<br />

im Gehirn sehr kompakt repräsentiert sind und sich<br />

fast gänzlich überlappen. Die Sprecher brauchen damit<br />

weniger Gehirnareale zu aktivieren, wenn sie die<br />

Sprachen sprechen, als Sprecher, die erst spät eine<br />

zweite Sprache erworben haben (etwa ab dem Alter von<br />

10 Jahren) und bei denen viel weniger Überlappungen<br />

zu finden sind. Auch beim Erlernen einer dritten (oder<br />

weiteren) Sprache haben Früh-Mehrsprachige einen<br />

erheblichen Vorteil, weil sie diese an die Areale der<br />

ersten beiden Sprachen direkt „andocken“ können.<br />

Es ist aber auch notwendig, Mehrsprachigkeit gezielt<br />

in Institutionen zu fördern, v.a. im Bereich der Schriftlichkeit.<br />

Denn im Gegensatz zur oralen Mehrsprachigkeit<br />

kann diese Form in der Regel nicht ungesteuert<br />

erworben werden, sondern nur durch Unterricht. In<br />

vielen mehrsprachigen Gesellschaften ist jedoch die<br />

Sprache, in der in der Schule unterrichtet wird, nicht<br />

die Muttersprache der Sprecher. Das gilt für die meisten<br />

Staaten in Afrika, für Indianer und Indios, Aborigines<br />

und eine große Zahl von Sprachminderheiten,<br />

denen nicht das Recht auf Schulunterricht in der Muttersprache<br />

eingeräumt wird. Ganz im Besonderen gilt<br />

dies für allochthone Sprachminderheiten: Die Kinder<br />

wachsen in einem Land mit einer anderen Sprache<br />

auf, werden in dieser Sprache alphabetisiert und in<br />

dieser Sprache unterrichtet. Viele Sprecher, die auf<br />

der Ebene des mündlichen Austausches mehrsprachig<br />

sind, tendieren daher auf der Ebene der schriftsprachlichen<br />

Kommunikation eher zur Einsprachigkeit.<br />

Dies rührt vor allem daher, dass man, um sich in der<br />

Sprache auch schriftlich ausdrücken zu können, nicht<br />

nur das Alphabet und die Orthographie erlernen muss,<br />

sondern auch die ganz speziellen schriftsprachlich<br />

geprägten grammatischen Strukturen oder Formulierungsmuster<br />

und einen bestimmten Wortschatz, den<br />

man im mündlichen Diskurs gar nicht verwendet. Außerdem<br />

spielen beim Schreiben von Texten auch pragmatische<br />

Konventionen eine Rolle, die kulturspezifisch<br />

sind, und die man ebenfalls erlernen muss.<br />

In diesem Zusammenhang wird auch ein Extremfall<br />

diskutiert, der eintreten kann, wenn man nur in der<br />

Zweitsprache schriftsprachlich sozialisiert wird, nämlich<br />

die sog. ‚Doppelte Halbsprachigkeit‘. Das bedeutet,<br />

dass Kinder (v.a. von Arbeitsmigranten) im Ausland<br />

nur einen Teil der muttersprachlichen Kompetenz erwerben<br />

und auf der anderen Seite auch nur mangelnde<br />

Kenntnisse in der Sprache des Gastlandes erzielen.<br />

Sie haben dann in beiden Sprachen nur eine Teilkompetenz.<br />

Doppelte Halbsprachigkeit wird definiert als<br />

ein sprachliches Handicap, das einen Sprecher daran<br />

hindert, die linguistischen Fertigkeiten zu erlangen,<br />

die er eigentlich aufgrund seines Potentials erreichen<br />

könnte. Allerdings spielen hier vor allem soziokultu-<br />

5


NEWSLETTER<br />

Januar 06<br />

relle Faktoren wie das Prestige der beteiligten Sprachen,<br />

die Bereitschaft zur Identifikation und affektive<br />

Faktoren eine Rolle. Daher ist diese Hypothese in der<br />

Mehrsprachigkeitsforschung nicht unumstritten. Die<br />

Forscher sind sich allerdings darin einig, dass zuerst<br />

die Muttersprache so gefördert werden sollte, dass sie<br />

als Verstehens- und Denkgrundlage fungieren kann.<br />

Nach einer viel zitierten Annahme von Jim Cummins<br />

müssen Muttersprache und intellektuelle Entwicklung<br />

einen bestimmten Schwellenwert erreicht haben, damit<br />

man erfolgreich mehrsprachig werden kann.<br />

Über die Funktion der Ausdrucksfähigkeit und die<br />

neuronalen Grundlagen hinaus gibt es noch weitere<br />

wichtige Aspekte, die für die Förderung von Mehrsprachigkeit<br />

sprechen:<br />

Den psychologischen Aspekt: Bei Mehrsprachigen<br />

fungiert die Herkunftssprache als Träger der Identität,<br />

die Zielsprache ermöglicht Integration in eine<br />

andere Sprachgemeinschaft.<br />

Den sozialen Aspekt: Sprache befähigt Individuen,<br />

einander zu „lesen“. Mehrsprachige können eine<br />

größere Bandbreite an Sprechern auf diese Weise<br />

„verstehen“.<br />

Den kognitiven Aspekt: Mehrsprachige besitzen ein<br />

differenziertes Bewusstsein von Sprache und haben<br />

eine andere Art des Sprachzugangs, der weniger regelorientiert<br />

und natürlicher ist als der Einsprachiger.<br />

Sie besitzen ein starkes metasprachliches Bewusstsein<br />

und andere Fertigkeiten, die ihnen auch<br />

das Erlernen weiterer Sprachen erleichtern.<br />

Den pragmatischen Aspekt: Mehrsprachige haben<br />

eine differenziertere Sicht auf die Welt. Sie lernen<br />

durch die Brille der anderen Sprache andere Sichtweisen<br />

kennen und sind daher flexibler im Handeln.<br />

Den kulturellen Aspekt: Mehrsprachige, besonders<br />

Angehörige von Sprachminderheiten, haben eine<br />

Die Interkulturelle Glosse<br />

– Religiöse Feiertage<br />

„Wie sollen Schulen mit den religiösen Feiertagen<br />

nicht-christlicher Gemeinschaften umgehen?“, hat<br />

mich neulich jemand gefragt. Der Frager wollte vor<br />

allem wissen, ob und wann man Schüler vom Unterricht<br />

befreien soll. Ja, ich weiß da keine einfache Antwort.<br />

Der Jurist wird schlicht darauf verweisen, dass<br />

eine Schule laut Erlass die Möglichkeit hat, Schüler<br />

Brückenfunktion als Vermittler zwischen verschiedenen<br />

Kulturen.<br />

Insgesamt ist aus diesen Überlegungen zu folgern,<br />

dass eine möglichst frühe und intensive Förderung von<br />

Mehrsprachigkeit in mündlichen wie schriftlichen Diskursen<br />

für die autochthone und allochthone Bevölkerung<br />

ein vorrangiges Anliegen – sowohl in Familien als<br />

auch in Bildungsinstitutionen – sein sollte.<br />

Prof. Dr. Claudia Maria Riehl,<br />

Zentrum Sprachenvielfalt und Mehrsprachigkeit<br />

c/o Institut für Deutsche Sprache und Literatur<br />

Universität zu Köln<br />

Tel: 0221-470-2673<br />

E-Mail: claudia.riehl@uni-koeln.de<br />

Albertus Magnus Platz<br />

50923 Köln<br />

vom Unterricht zu befreien, wenn Eltern das schriftlich<br />

beantragen. Aber das ist nur die halbe Antwort.<br />

Denn diese Erlasslage setzt letztlich den Goodwill der<br />

Schule voraus. Abgesehen davon, dass es eine Kann-<br />

Bestimmung ist, müsste die Schule wahrscheinlich<br />

Eltern und Schüler über das Verfahren informieren,<br />

wenn diese ein Interesse bekunden, zum Beispiel zum<br />

6


ENTWICKLUNGSPARTNERSCHAFT KÖLN<br />

ÜBERGANGSMANAGEMENT SCHULE - BERUF<br />

islamischen Opferfest frei zu bekommen. In der Regel<br />

wird es ja um islamische Feiertage gehen. Also haben<br />

wir da doch eine pädagogische Frage vor uns.<br />

Ich würde sagen: Wenn an einer Schule mit mehrheitlich<br />

muslimischen Schülern zwar selbstverständlich<br />

am Rosenmontag schulfrei ist, aber dem Wunsch vieler<br />

Schüler, am Opferfest (türk. Kurban Bayrami) frei zu<br />

bekommen, nicht entsprochen wird, dann spricht das<br />

für Gedankenlosigkeit oder Schlimmeres. Es spiegelt<br />

allerdings die Bewusstseinslage in unserer Gesellschaft<br />

wider. Man hat sich hierzulande noch immer nicht damit<br />

abgefunden, dass wir eine Einwanderungsgesellschaft<br />

sind, wo man sich von einigen hergebrachten<br />

Normalitätsvorstellungen wird verabschieden müssen.<br />

Die Reaktionen, die vor kurzem der Vorschlag von Minister<br />

Trittin auslöste, den Muslimen einen gesetzlichen<br />

Feiertag zuzugestehen, warfen ein Schlaglicht auf das<br />

monokulturelle Bewusstsein in unserer Gesellschaft.<br />

Ein Büttenredner der Mainzer Karnevalisten sprach<br />

sicher vielen Fernsehzuschauern aus der Seele, als er<br />

den Vorstoß des „Atheisten“ Trittin geißelte. Tenor: wo<br />

kämen wir denn da hin, wenn jede Sekte… Er zählte<br />

X Gruppen und Grüppchen in bunter Reihenfolge auf.<br />

Ich möchte mich nicht auf eine Auseinandersetzung<br />

damit einlassen. Eine Glaubensgemeinschaft von 3,2<br />

Millionen hat aber doch sicher anderes Gewicht als,<br />

sagen wir mal, die Anhängerschaft irgendeines indischen<br />

Guru. Freilich haben gerade die Muslime bei<br />

uns einen schweren Stand. Sie stehen unter dem Generalverdacht,<br />

Fundamentalisten zu sein. Diejenigen,<br />

die in den Dialog mit ihnen eingetreten sind, unter anderem<br />

die Kirchen, bemühen sich zwar um eine Korrektur<br />

dieses Klischees. Aber sie werden kaum gehört.<br />

Wieder stoßen wir auf verbreitete Bewusstseinslagen.<br />

Zum Teil sind wir weiter weg von Multikulturalität als<br />

vor über hundert Jahren. Ein „Wand- und Notizkalender<br />

auf das Jahr 1894“ aus Oberhessen, der damals<br />

in den Haushalten weit verbreitet gewesen ist, enthielt<br />

nicht nur die gebräuchlichen Namenstage und Feiertage<br />

von Protestanten und Katholiken, sondern auch<br />

die „israelitischen“ Feiertage. - Ein Beispiel für selbstverständlich<br />

gelebte Multikulturalität. Wahrscheinlich<br />

halten wir uns zu viel auf unsere Modernität zugute.<br />

Vor dem Hintergrund der angedeuteten Situation gibt<br />

es auf die eingangs gestellte Frage keine schlichte Antwort.<br />

Die schulische Praxis muss da früher ansetzen.<br />

Für wünschenswert halte ich generell die Ermunterung<br />

von Eltern, die – wie die meisten Muslime – „einfache<br />

Leute“ sind, am schulischen Leben zu partizipieren<br />

und sich einzumischen. „Empowerment“ ist der Anglizismus<br />

dafür. Einige Schulen haben zum Beispiel sehr<br />

gute Erfahrungen damit gemacht, dass sie Eltern einer<br />

Sprachgruppe zu eigenen Versammlungen eingeladen<br />

haben. Da ist die Schwellenangst geringer. Es spricht<br />

sich leichter. Mancher wird sagen: Wozu eine solche<br />

Extrawurst? Die Befürchtung, dass sich dadurch Absonderung<br />

verstärkt, ist jedenfalls unbegründet. Das<br />

Gegenteil ist der Fall, wie eine Bonner Grundschule<br />

bestätigen kann, die das praktiziert hat. Es geht auch<br />

nicht um einseitiges Entgegenkommen. Ziel ist es, die<br />

beiderseitigen Erwartungen abzuklären und zu Vereinbarungen<br />

zu kommen. In England nennt man das<br />

„Home-School-Agreement“. Innerhalb eines solchen<br />

Rahmens wird es ein Leichtes sein, zu einer Regelung<br />

zu kommen, wie man mit muslimischen (oder gegebenenfalls<br />

auch anderen) Feiertagen umgeht. Unterrichtsbefreiung<br />

ist im übrigen nur eine Möglichkeit<br />

einen solchen Tag zu würdigen. In einem entsprechenden<br />

Schulklima wird man auch Alternativen dazu entdecken.<br />

Prof. Dr. Georg Auernheimer<br />

Universität zu Köln<br />

Erziehungswissenschaftliche Fakultät | Seminar für Pädagogik<br />

Abt. Allg. Pädagogik<br />

Tel: 0221 - 470-4620<br />

E-Mail: georg.auernheimer@uni-koeln.de<br />

Gronewaldstr. 2<br />

50931 Köln<br />

7


NEWSLETTER<br />

Januar 06<br />

Sprachstandserhebung -<br />

HAVAS 5 an FörMig-Schulen<br />

sprachlichen Unterricht, das Leseverhalten und den<br />

sozioökonomischen Hintergrund.<br />

Die Bildergeschichte liegt hier einem Sechsjährigen<br />

vor. Eine Studentin fragt ihn.<br />

Ein Ausschnitt:<br />

I(Interviewerin) ; R (Kind)<br />

I: magst du dir das mal angucken (?) - was passiert<br />

denn hier (?)<br />

R: hmm – der Vogel singt und – und die Katze<br />

kommt – ihn zum Fressen und dann –<br />

hat der Vogel sich – erschrocken und dann ist<br />

der gefliegt da – in den Baum<br />

I: und hier (?)<br />

R: und dann wenn der – äh – wenn der – die<br />

Katze ihn – schon fast fangte – dann –<br />

dann der Vogel geht wieder runter und dann<br />

die Katz und dann –ähhhm – ähh –<br />

die – die Katze hat geweint<br />

- Ohne spekulieren zu müssen, kann man<br />

verstehen, was R hier meint, er hat die<br />

Szene in ihren wesentlichen Aspekten in<br />

sprachlich einfacher Weise dargestellt.<br />

- Er verbessert sich selbst (der -> die Katze).<br />

- Er benutzt keine herkunftssprachlichen<br />

Elemente.<br />

Als Hauptindikator für den Sprachstand wird das Verb<br />

herangezogen:<br />

Mahelat und Angelina aus der<br />

Gemeinschaftsgrundschule Kapitelstraße<br />

Im Rahmen von FörMig (= Förderung von Kindern und<br />

Jugendlichen mit Migrationshintergrund – ein bundesweiter<br />

Modellversuch der Bund-Länder-Kommission)<br />

wird an 10 Kölner Grundschulen u.a. auch eine Sprachstandserhebung<br />

durchgeführt.<br />

Im ersten Jahr ist HAVAS 5 das Erhebungsinstrument.<br />

Für die folgenden Jahre wird entweder eigenständig<br />

mit wissenschaftlicher Begleitung ein weiteres Instrument<br />

entworfen, oder der Programmträger stellt etwas<br />

Passendes zur Verfügung.<br />

HAVAS 5 (= Hamburger Verfahren zur Analyse des<br />

Sprachstandes von 5- bis 7-jährigen, entwickelt von<br />

Prof. Reich und Prof. Roth) kommt bei den Kindern<br />

zum Einsatz, die eine andere Herkunftssprache als<br />

Deutsch mit in die Schule bringen. Während der ersten<br />

Schulwochen werden die Erstklässler in ihren beiden<br />

Sprachen – natürlich zeitversetzt – zu einer vorgelegten<br />

Bildergeschichte befragt. Diese Befragung wird<br />

auf Tonträger aufgenommen, transkribiert, analysiert<br />

und mit der nach Ablauf des ersten Schuljahres stattfindenden<br />

Ausgangserhebung – auch wieder in beiden<br />

Sprachen – verglichen.<br />

Außerdem wird ein Ausschnitt des Grundintelligenztests<br />

CFT („Cultural Fair Intelligence Test“) verwendet.<br />

Er dient ausschließlich der fairen Einschätzung<br />

der Ergebnisse der Sprachstände und –fortschritte im<br />

Rahmen der statistischen Auswertung. Der empirische<br />

Zusammenhang zwischen sprachlichen Kompetenzen<br />

und kognitiven Fähigkeiten soll statistisch kontrolliert<br />

werden, um die Wirkung der sprachlichen Förderung<br />

gerechter beurteilen zu können.<br />

Zusätzlich kommt ein Elternfragebogen zum Einsatz,<br />

der sich u.a. auf den Sprachgebrauch bezieht, den<br />

- In diesem Ausschnitt benutzt R acht (!)<br />

unterschiedliche Verben in verschiedenster<br />

Form.<br />

- Die höchste beobachtete Entwicklungsstufe<br />

bezüglich der Form und Stellung<br />

des Verbs ist eine zusammengesetzte<br />

Vergangenheitsform (... hat geweint).<br />

- Zwei Übergangserscheinungen beim Erwerb<br />

der Verbformen (... ist der gefliegt ...;<br />

... fast fangte ...) sind zu beobachten und<br />

eine vermiedene Inversion ( ... dann der<br />

Vogel geht wieder ...).<br />

8


ENTWICKLUNGSPARTNERSCHAFT KÖLN<br />

ÜBERGANGSMANAGEMENT SCHULE - BERUF<br />

Darüber hinaus werden noch die Arten der evtl. vorgenommenen<br />

Satzverbindungen aufgelistet. Neben noch<br />

einigen anderen zu beobachtenden Aspekten spielen<br />

das Gesprächsverhalten und die Sprechweise eine Rolle.<br />

Auf die Diagnose muss die Förderung folgen. Hier versucht<br />

FörMig durch Fortbildungs- und Vernetzungsangebote<br />

den Kolleginnen und Kollegen behilflich zu<br />

sein, wobei die methodische Umsetzung vor Ort weiterhin<br />

in der Verantwortung jedes Einzelnen liegt.<br />

Speziell in Köln hat man sich zur Aufgabe gemacht,<br />

die Wirksamkeit des koordinierten zweisprachigen Lernens<br />

in der Grundschule zu untersuchen. Wir wollen<br />

wissen, wie weit die Deutschkenntnisse sich wirklich<br />

verbessern und ob die Muttersprache der beteiligten<br />

Kinder sich altersgerecht auch besser entwickelt. Darüber<br />

hinaus geht es um die Frage, welche Zukunftsperspektiven<br />

der Muttersprachliche Unterricht haben<br />

kann.<br />

GGS Alte Wipperführter Straße<br />

GGS Erlenweg<br />

GGS Ernstbergstraße<br />

GGS Gereonswall<br />

GGS Neusser Straße<br />

GGS Schulstraße<br />

GGS Kapitelstraße<br />

KGS Kapitelstraße<br />

GGS Lebensbaumweg<br />

GGS Leuchter Straße<br />

Natürlich arbeitet jede Schule daran, ihre Schülerinnen<br />

und Schüler sprachlich fit zu machen. Man kann<br />

jetzt aber die Gelegenheit wahrnehmen, sich sozusagen<br />

organisiert in den Austausch zu begeben und den<br />

Weg und das Ergebnis festzuhalten.<br />

Gut klingende Ziele im Schulalltag in machbaren Etappen<br />

jeden Tag wieder neu anzugehen, verlangt Engagement<br />

und Zeit für einschlägige Fortbildung, die 2006<br />

verstärkt stattfinden soll.<br />

Die Schulen sollen Gelegenheit bekommen, sich untereinander<br />

mehr auszutauschen und ihren Blick zu<br />

schärfen zum einen für die Institutionen, von denen<br />

die Kinder kommen und an die sie wieder zurückgehen,<br />

zum anderen für jene, von denen sie weitere Hilfen<br />

erwarten können.<br />

Eine gute Zusammenarbeit bei der Sprachförderung in<br />

diese Richtungen kann nur fruchtbar sein.<br />

Interessant ist, dass wir Vergleichsgruppen in die Untersuchung<br />

einbinden können – immer mit dem Vorbehalt,<br />

dass man es hier selbstverständlich mit sehr<br />

vielen Variablen zu tun hat; das Beschreiben des jeweiligen<br />

Unterrichts und der spezifischen Gegebenheiten<br />

steht deshalb auch im Vordergrund.<br />

Von den teilnehmenden Schulen legen sechs Wert auf<br />

koordiniertes Lernen und haben dazu die Ressourcen,<br />

zwei Schulen bieten neben ihrem Unterricht auch den<br />

in einer oder zwei Muttersprachen an und zwei Schulen<br />

kommen – ob gewollt oder nicht - ganz ohne Muttersprachlichen<br />

Unterricht aus.<br />

Monika Lüth<br />

Gemeinschaftsgrundschule Kapitelstraße<br />

Koordination FörMig Köln -<br />

<strong>Kompetenzzentrum</strong> Sprachförderung<br />

Tel. 0221-221-95345<br />

E-Mail: monika-lueth@stadt-koeln.de<br />

<strong>Kompetenzzentrum</strong> Sprachförderung<br />

Neusser Straße 450<br />

50733 Köln<br />

www.blk-foermig.uni-hamburg.de<br />

9


NEWSLETTER<br />

Januar 06<br />

Aufgaben und Nutzen des<br />

<strong>Kompetenzzentrum</strong>s Sprachförderung<br />

Das <strong>Kompetenzzentrum</strong> Sprachförderung wurde im<br />

Rahmen des Equal-Projekts Übergangsmanagement<br />

Schule – Beruf entwickelt. Es soll in erster Linie dazu<br />

beitragen, dass der Regelunterricht in allen Fächern<br />

einen verbesserten Beitrag zur sprachlichen Förderung<br />

aller Schülerinnen und Schüler – insbesondere solcher<br />

mit Migrationshintergrund – leistet.<br />

Ein wichtiger Ansatzpunkt ist die Stärkung der Mehrsprachigkeit<br />

als konkreter Beitrag zur europäischen Integration<br />

und zu einem Unterricht, der die sprachliche<br />

Kompetenz aller Schüler in heterogenen Lerngruppen<br />

optimal fördert.<br />

Die angemessene Beherrschung der deutschen Sprache<br />

erweist sich zunehmend als Schlüsselkompetenz.<br />

Sie ist die zentrale Voraussetzung für das Lernen<br />

insgesamt und damit auch für eine erfolgreiche<br />

Berufsausbildung. Ungefähr 40 Prozent der Kölner<br />

Schülerinnen und Schüler haben einen Migrationshintergrund.<br />

Die Schulen brauchen besondere Konzepte<br />

für den Umgang mit heterogenen Gruppen und im Bereich<br />

Deutsch als Zweitsprache. Diese Konzepte sollen<br />

mit Hilfe des <strong>Kompetenzzentrum</strong>s entwickelt und umgesetzt<br />

werden.<br />

Träger des <strong>Kompetenzzentrum</strong> Sprachförderung ist die<br />

Stadt Köln mit der Volkshochschule.<br />

Seit Februar 2004 basiert das <strong>Kompetenzzentrum</strong><br />

auf einer Kooperationsvereinbarung, die zwischen der<br />

Stadt Köln, der Bezirksregierung Köln und der Universität<br />

zu Köln geschlossen wurde. Seitdem gehört unter<br />

anderem zu den Aufgaben des <strong>Kompetenzzentrum</strong>s:<br />

„Herstellen von Transparenz und Vernetzung der vielfältigen<br />

Aktivitäten auf dem Gebiet der Sprachförderung“.<br />

Damit wurde eine wichtige Voraussetzung<br />

geschaffen, um die zahlreichen Aktivitäten und Maßnahmen<br />

zur Sprachförderung näher zusammenzubringen<br />

und auszuweiten.<br />

Zum <strong>Kompetenzzentrum</strong> gehört eine Steuergruppe sowie<br />

eine geschäftsführende Leitung, die bei der Volkshochschule<br />

angesiedelt ist.<br />

Es ist eine Kommunikations- und Organisationsplattform<br />

für<br />

die Verbindung von schulischer und außerschulischer<br />

Sprachförderung<br />

die Verbindung von Theorie und Praxis in der uni -<br />

versitären Aus- und Weiterbildung.<br />

die Entwicklung und Umsetzung schulischer Entwicklungsvorhaben<br />

nebst entsprechenden Fortbildungs-<br />

und Beratungsangeboten<br />

den individuellen Erfahrungs- und Materialaustausch<br />

mittels Internet.<br />

Im Mittelpunkt stehen die Schulen - insbesondere<br />

solche in Problembereichen der Stadt Köln. Ihnen stehen<br />

folgende konkrete Angebote zur Verfügung:<br />

Es werden Lehrkräfte von Schulen der Sekundarstufe<br />

I und von Grundschulen zu Multiplikatorin-<br />

Abschluss der<br />

Kooperationsvereinbarung<br />

vor dem Chor „Colours of<br />

Cologne“ im Historischen<br />

Rathaus zu Köln<br />

von links: Ludger Reiberg,<br />

ehem. Regierungspräsident<br />

Jürgen Roters, ehem.<br />

Rektor der Universität zu<br />

Köln Prof. Dr. Tassilo Küppers,<br />

Oberbürgermeister<br />

Fritz Schramma<br />

10


ENTWICKLUNGSPARTNERSCHAFT KÖLN<br />

ÜBERGANGSMANAGEMENT SCHULE - BERUF<br />

nen und Multiplikatoren für den Deutschunterricht<br />

in heterogenen Lerngruppen qualifiziert. Deutsch<br />

als Zweitsprache, individuelle Sprachdiagnose<br />

und die daraus konkret abzuleitenden Unterrichtsschritte<br />

spielen dabei eine große Rolle. Diese Fortbildungen<br />

sind eng verknüpft mit praktischen Aufgabenstellungen<br />

für den konkreten Unterricht an<br />

der jeweiligen Schule und werden im Rahmen regelmäßiger<br />

Treffen ausgewertet. Außerdem werden<br />

die Lehrkräfte an ihrer Schule unterstützt und im<br />

Unterricht begleitet. An jeder Schule sollen möglichst<br />

zwei Multiplikatorinnen und Multiplikatoren<br />

für Sprachförderung zuständig sein, die diese Aktivitäten<br />

mit dem Schulkonzept und mit den Entwicklungen<br />

zur Selbstständigen Schule verbinden.<br />

Auch die Fachlehrkräfte sollen bereit und in der<br />

Lage sein, die Belange der Sprachförderung zu berücksichtigen.<br />

Zur Zeit werden an der Universität zu Köln ca. 200<br />

Studierende für das Lehramt zu Förderlehrkräften<br />

ausgebildet. Sie erteilen Förderunterricht an 21<br />

Kölner Schulen für 470 Schülerinnen und Schüler<br />

und werden im Rahmen ihrer Lehrerausbildung<br />

dabei begleitet. Sie lernen unter anderem Sprachdiagnosen<br />

zu stellen, individuelle Förderpläne zu<br />

entwickeln und eine individuelle Lernberatung<br />

durchzuführen. Hinzu kommen Intensivkurse für<br />

Jugendliche in den Sommerferien.<br />

Das Trainerteam des <strong>Kompetenzzentrum</strong>s Sprachförderung<br />

bietet im Rahmen des Fortbildungsangebotes<br />

der Volkshochschule Köln für Lehrerinnen<br />

und Lehrer Fortbildungsmodule an, die speziell für<br />

den Bereich Deutsch als Zweitsprache qualifizieren<br />

(siehe S. 15).<br />

Für Kölner Berufskollegs sind Fortbildungen in Verbindung<br />

mit Unterrichtsbegleitung im Rahmen innerschulischer<br />

Entwicklungsvorhaben in Planung.<br />

Die Homepage des <strong>Kompetenzzentrum</strong>s Sprachförderung<br />

steht allen Interessierten zur Verfügung<br />

(www.kompetenzzentrum-sprachfoerderung.de).<br />

Sie bietet unter anderem die Möglichkeit, in einer<br />

Materialbörse Unterrichtsmaterialien zur Sprachförde-rung<br />

in allen Fächern ins Netz zu stellen oder<br />

dort abzurufen.<br />

Mit einem digitalisierten Stadtplan, der ab<br />

25.01.2006 im städtischen Intranet und ab April<br />

2006 im Internet zu finden ist, wird für alle Interessierten<br />

das Kooperationsnetzwerk anschaulich.<br />

Mit einem Mausklick erfährt man dann Genaueres<br />

über Projekte und erhält alle gewünschten Kontaktdaten.<br />

Außerdem gibt es folgende Aufgabenschwerpunkte<br />

Mit einem <strong>Newsletter</strong> wird ein Beitrag zur Öffentlichkeitsarbeit<br />

geleistet – für die Unterstützung<br />

möglichst vielfältiger und nachhaltiger Aktivitäten<br />

zur Sprachförderung und insbesondere der Mehrsprachigkeit.<br />

Das aus den Niederlanden stammende und von der<br />

RAA Essen nach Deutschland geholte Rucksackprojekt<br />

zur Elternarbeit wird erprobt und soll möglichst<br />

ausgeweitet werden (siehe S. 18 f).<br />

Das <strong>Kompetenzzentrum</strong> Sprachförderung ist am<br />

BLK-Projekt FörMig beteiligt. Schwerpunkt in<br />

Köln: Die Evaluation des Projekts zur koordinierten<br />

zweisprachigen Alphabetisierung an sechs von<br />

zehn Kölner Grundschulen, die daran teilnehmen<br />

(siehe S. 8 f).<br />

Ab 2006 soll ein Best-Practice-Preis an Schulen<br />

vergeben werden - für besondere Leistungen bei<br />

der Sprachförderung in sprachlich heterogenen Regelklassen<br />

aller Schulformen. Prämiert werden sollen<br />

Schulen, die für folgende Herausforderungen<br />

eine überzeugende Lösung gefunden haben:<br />

Wie kann ich einen relativ schwierigen und komplexen<br />

Zusammenhang so erarbeiten oder darbieten,<br />

dass auch Kinder und Jugendliche mit mehrsprachigem<br />

Hintergrund und geringen Deutschkenntnissen<br />

diesen verstehen und darüber sachgerecht<br />

sprechen und schreiben können?<br />

Die Aktivitäten des <strong>Kompetenzzentrum</strong>s Sprachförderung<br />

sind darauf ausgerichtet, nachhaltig zu wirken<br />

und Teil des Regelsystems zu werden.<br />

Amt für Weiterbildung<br />

Volkshochschule<br />

Detlef Heints<br />

Stadt Köln<br />

Volkshochschule<br />

<strong>Kompetenzzentrum</strong> Sprachförderung<br />

Tel: 0221-221-95304<br />

E-Mail: detlef.heints@stadt-koeln.de<br />

Neusser Straße 450<br />

50733 Köln<br />

www.kompetenzzentrum-sprachfoerderung.de<br />

www.vhs-koeln.de<br />

11


NEWSLETTER<br />

Januar 06<br />

Das Internetportal des<br />

<strong>Kompetenzzentrum</strong>s Sprachförderung<br />

Das Internetportal des <strong>Kompetenzzentrum</strong>s Sprachförderung<br />

(www.kompetenzzentrum-sprachfoerderung.<br />

de/) unterstützt die Aktivitäten des Zentrums auf innovative<br />

Art und Weise: Neben der wichtigen Informations-<br />

und (Re-)Präsentationsfunktion liegt ein Fokus auf<br />

der Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien, die in<br />

Lehrkräftefortbildungen erprobt und evaluiert wurden<br />

oder noch erprobt werden sollen. Ein niederschwelliger<br />

Zugriff ermöglicht den Nutzerinnen und Nutzern<br />

das Bereitstellen eigener Materialien. Diese und andere<br />

können dann nach einer Redaktion über ein innovatives<br />

und flexibles Suchsystem gefunden, kostenfrei<br />

abgerufen und erprobt werden. Die Kriterien des<br />

Suchsystems sind Zielgruppe/Schulstufe, Lerner-Aktivität<br />

sowie das Sprachniveau nach dem Gemeinsamen<br />

Europäischen Referenzrahmen. Ein Bewertungssystem<br />

sowie Kommentare anderer Nutzerinnen und Nutzern<br />

zu den einzelnen Materialien ermöglichen Ihnen, die<br />

Materialien besser auszuwählen, einzuschätzen und<br />

selbst eine konkrete Rückmeldung zu geben. Weitere<br />

Materialien, wie Abschlussberichte, Fortbildungsangebote<br />

und Links finden sich unter „Aktuelles“.<br />

Das komplexe und abstrakte Netzwerk des <strong>Kompetenzzentrum</strong>s<br />

wird mit tatkräftiger Unterstützung des Amtes<br />

für Stadtentwicklung und Statistik mit einem neuartigen<br />

und digitalen Stadtplan visualisiert. Er wird ab<br />

25.01.2006 für städtische Kräfte (-> Intranet/Geoinformationen/Infrastruktur/<strong>Kompetenzzentrum</strong><br />

Sprachförderung)<br />

und ab April 2006 im Internet zu finden<br />

sein. Damit wird für alle Interessierten das Kooperationsnetzwerk<br />

anschaulicher. Mit ein paar Mausklicks<br />

erfährt man dann Genaueres über Projekte, die auf<br />

dem Plan lokalisiert sind, und erhält alle gewünschten<br />

Kontaktdaten.<br />

Neben einer Übersicht über Bibliotheken und Beratungsmöglichkeiten<br />

bietet das Internetportal vielfältige<br />

Kommunikationsmöglichkeiten für Sie sowie eine<br />

Darstellung der Aktivitäten der Kooperationspartner.<br />

Die genannten sowie weitere Funktionen testen Sie am<br />

besten selbst nach der kostenfreien Registrierung.<br />

Für Gäste sind nur einige Bereiche zugänglich.<br />

<strong>Kompetenzzentrum</strong><br />

Sprachförderung<br />

Matthias Knopp<br />

Universität zu Köln | Erziehungswissenschaftliche Fakultät<br />

Seminar für Deutsche Sprache und<br />

ihre Didaktik und <strong>Kompetenzzentrum</strong> Sprachförderung<br />

Tel: 0221-4704767<br />

E-Mail: M.Knopp@kompetenzzentrum-sprachfoerderung.de<br />

Universität zu Köln<br />

Gronewaldstr. 2<br />

50931 Köln<br />

12


Bezirksregierung Köln –<br />

Dauerhafte und verlässliche<br />

Strukturen zur Sprachförderung aufbauen<br />

ENTWICKLUNGSPARTNERSCHAFT KÖLN<br />

ÜBERGANGSMANAGEMENT SCHULE - BERUF<br />

Die Bezirksregierung Köln bietet in Kooperation mit<br />

mehreren Schulämtern sowie dem <strong>Kompetenzzentrum</strong><br />

Sprachförderung schulische Unterstützungsprogramme<br />

zur Verbesserung der Kompetenzen in der deutschen<br />

Sprache an.<br />

die in der Lage sind, Schulen über einen längeren Zeitraum<br />

hinweg kontinuierlich bei der Verbesserung der<br />

sprachlichen Kompetenzen zu unterstützen.<br />

Ziel ist eine Verbesserung des Regelunterrichts in den<br />

sprachlichen Fächern und im Fachunterricht sowie die<br />

Verbesserung der zusätzlichen Fördermaßnahmen.<br />

Ausgebildete Trainerinnen und Trainer für das sprachliche<br />

Lernen bieten Lehrerfortbildungen an den einzelnen<br />

Schulen an. Dafür wurden Fortbildungsmodule<br />

ausgearbeitet. Zusätzlich werden auf Schulamtsebene<br />

aus den beteiligten Schulen Multiplikatoren ausgebildet,<br />

die sich während des Schuljahres periodisch<br />

treffen. Es ist ihre Aufgabe, durch gemeinsame Unterrichtsvorbereitung,<br />

Hospitationen und Materialerstellung<br />

ihre Kolleginnen und Kollegen in der täglichen<br />

Arbeit zu unterstützen und damit eine Umsetzung im<br />

Unterricht zu garantieren. Die Multiplikatorengruppen<br />

sind über einen mehrjährigen Zeitraum geplant, um<br />

die Umsetzung an den Schulen gemeinsam zu reflektieren<br />

und langfristig an den didaktischen und methodischen<br />

Fragestellungen des Lehrens und Lernens in<br />

sprachlich heterogenen Klassen zu arbeiten.<br />

Ausgehend von der Überlegung, dass es schnelle Lösungen<br />

in dieser Frage nicht geben wird, sollen dauerhafte<br />

und verlässliche Strukturen aufgebaut werden,<br />

1. Projektbeschreibung<br />

Das Kooperationsprojekt wurde im Herbst 2002 - nach<br />

dem Vorbild des Essener Modells - und mit finanzieller<br />

Unterstützung der Stiftung Mercator eingerichtet. In<br />

diesem Projekt arbeiten die Universität zu Köln (EWF,<br />

Seminar für deutsche Sprache und ihre Didaktik), die<br />

Bezirksregierung Köln und die Stadt Köln zusammen.<br />

Die Arbeit verfolgt vor allem drei übergeordnete Ziele:<br />

(1) Lehramtsstudierende des Faches Deutsch sollen<br />

Thomas Jaitner<br />

Bezirksregierung Köln<br />

Geschäftsstelle Selbstständige Schule<br />

Tel: 0221-1472316<br />

E-Mail: thomas.jaitner@bezreg-koeln.de<br />

Zeughausstraße 2 – 10<br />

50667 Köln<br />

Rosella Benati<br />

Arbeitsstelle Migranten der Bezirksregierung Köln<br />

Tel: 0221-1472217<br />

E-Mail: rosella.benati@bezreg-koeln.de<br />

Zeughausstraße 2 – 10<br />

50667 Köln<br />

Universität zu Köln – Projekt zur<br />

sprachlichen Förderung von Schülerinnen<br />

und Schülern mit besonderem Bedarf<br />

schon in der ersten Ausbildungsphase eine praxisnähere<br />

Ausbildung erhalten. (2) Kinder und Jugendliche,<br />

DaZ-Lernende, aber auch Muttersprachler, die<br />

Defizite in der deutschen Sprache aufweisen, sollen in<br />

ihrer Sprachentwicklung unterstützt werden. Und (3)<br />

sollen aus dieser Arbeit Erkenntnisse erwachsen über<br />

das Lehren und Lernen von Deutsch als Zweitsprache<br />

(DaZ) in der Schule und über die Entwicklung von<br />

Möglichkeiten der Prävention von Lese- und<br />

13


NEWSLETTER<br />

Januar 06<br />

Bundespräsident Horst Köhler zu Gast beim Förderunterricht in der Hauptschule Tiefentalstraße<br />

(Recht-)Schreibschwierigkeiten im mehrsprachigen<br />

Kontext. Ein weiteres Ziel ist die Entwicklung geeigneter<br />

Fördermaßnahmen (speziell auch für zweisprachig<br />

aufwachsende Kinder) und sinnvoller Ausbildungsund<br />

Förderkonzepte.<br />

In jedem Semester werden drei bis vier so genannte<br />

Praxisseminare mit unterschiedlichen thematischen<br />

Schwerpunkten angeboten, die eine enge Vernetzung<br />

von fachwissenschaftlichen, fachdidaktischen und unterrichtlichen<br />

Fragen anstreben und so auch der konkreten<br />

Vorbereitung auf die Sprachförderung dienen.<br />

Parallel dazu oder zeitlich versetzt erteilen die Studierenden<br />

Förderunterricht an Kölner Schulen. Der Förderunterricht<br />

findet in der Regel in Kleingruppen von<br />

drei bis vier Schülern außerhalb des Unterrichts statt.<br />

Es werden auch andere Formen erprobt.<br />

Außerdem steht Studierenden sowie Lehrerinnen und<br />

Lehrern neben einer umfangreichen Materialsammlung<br />

mit Lehrmaterialien Deutsch als Fremd-/Zweitsprache<br />

für ihren Unterricht auch eine Beratung zur Verfügung.<br />

Ein weiterer Arbeitsbereich ist die Lehrerfortbildung.<br />

Seit Beginn des Projektes wurden verschiedene Fortbildungsveranstaltungen<br />

durchgeführt.<br />

Projektteam<br />

Am Projekt zur sprachlichen Förderung von Schülerinnen<br />

und Schülern mit besonderem Bedarf sind im<br />

Januar 2006 folgende Personen beteiligt: Prof. Dr. Michael<br />

Becker-Mrotzek, Silvia Dahmen, Dr. Diana Gagyan,<br />

Prof. Dr. Hartmut Günther, Dr. Gabriele Kniffka<br />

(Projekt-Koordination), Sara Thesen, Dr. Lotte Weinrich,<br />

Sabine Woggon-Schulz.<br />

Kooperationen<br />

Das Projekt ist Teil des <strong>Kompetenzzentrum</strong>s Sprachförderung<br />

und hat darüber hinaus Kooperationsvereinbarungen<br />

mit folgenden Schulen: Stefan-Lochner-Schule,<br />

KGS Langemaß, Hildegard-von-Bingen-Schule,<br />

Martin-Luther-King-Schule.<br />

Fördergruppen auf Honorarbasis<br />

Neben den Fördermaßnahmen, die im Rahmen der<br />

Praxisseminare stattfinden, werden Schülerinnen und<br />

Schüler von Förderlehrerinnen und Förderlehrern auf<br />

Honorarbasis betreut. Derzeit werden insgesamt 32<br />

Gruppen der Sekundarstufe I und sieben Gruppen der<br />

Primarstufe gefördert. Finanziert werden die Förder-<br />

14


gruppen durch die Stiftung Mercator GmbH, die Annemarie-und-Helmut-Börner-Stiftung<br />

und die Harald-<br />

Neven-DuMont-Stiftung.<br />

ENTWICKLUNGSPARTNERSCHAFT KÖLN<br />

ÜBERGANGSMANAGEMENT SCHULE - BERUF<br />

Derzeit sind in Köln beteiligt: 8 Grundschulen (GGS<br />

An St. Theresia, GS Bachemer Straße, GGS Brüder-<br />

Grimm-Schule (Leverkusen-Opladen), GGS Montessori<br />

Ferdinandstraße, GGS Nibelungenstraße, GGS Steinbergerstraße,<br />

GGS Kapitelstraße, GGS Merianstr., KGS<br />

Langemaß, KGS Stephan Lochner), 10 Hauptschulen<br />

(GHS Rendsburger Platz, GHS Tiefentalstraße, GHS<br />

Von Bodelschwingh-Str., GHS Wuppertaler Straße,<br />

HS Albermannstraße, HS Overbeckstr., HS Borsigstr.,<br />

Martin Luther King-Hauptschule, HS Hachenburger<br />

Straße, THS Mommsenstraße), 2 Gesamtschulen (Lise<br />

Meitner Gesamtschule, Städtische Max-Ernst Gesamtschule),<br />

1 Gymnasium (Hildegard-von-Bingen-Schule)<br />

und der Jugendmigrationsdienst. Während der Sommer-<br />

und der Herbstferien fanden zusätzlich Intensivkurse,<br />

vor allem in Deutsch als Zweitsprache, statt.<br />

Besondere Ereignisse<br />

Im Januar 2005 wurden Filmaufnahmen zum Sprachförderprojekt<br />

(als Beispiel guter Praxis) gemacht und<br />

im April 2005 veröffentlicht: „Das können wir doch<br />

auch!“, ein Film im Auftrag der Gewerkschaft Erziehung<br />

und Wissenschaft, realisiert von Paul Schwarz.<br />

Am 10. & 11. Februar 2005 fand an der Universität<br />

zu Köln in Kooperation mit der Stiftung Mercator eine<br />

bundesweite Tagung zur Sprachförderung statt. Am<br />

03.11.2005 übernahm Bundespräsident Horst Köhler<br />

die Schirmherrschaft über das Projekt der Stiftung<br />

Mercator und besuchte aus diesem Anlass die Hauptschule<br />

Tiefentalstraße.<br />

neu im Sprachförderprojekt der Uni:<br />

Silvia Dahmen und Diana Gagyan (von links)<br />

Dr. Gabriele Kniffka<br />

Universität zu Köln | Erziehungswissenschaftliche Fakultät<br />

Seminar für Deutsche Sprache und ihre Didaktik<br />

Tel: 0221-4707717<br />

E-Mail: gabriele.kniffka@uni-koeln.de<br />

Gronewaldstr. 2<br />

50931 Köln<br />

Silvia Dahmen<br />

Universität zu Köln<br />

Universität zu Köln | Erziehungswissenschaftliche Fakultät<br />

Seminar für Deutsche Sprache und ihre Didaktik<br />

Tel: 0221-4707717<br />

E-Mail: silvia.dahmen@uni-koeln.de<br />

Gronewaldstr. 2<br />

50931 Köln<br />

Module der Lehrkräftefortbildung<br />

– Ein Angebot des<br />

<strong>Kompetenzzentrum</strong>s Sprachförderung<br />

Das Angebot<br />

Die folgenden Fortbildungsmodule richten sich an<br />

Lehrkräfte für den Deutsch- und Fachunterricht in den<br />

Klassen 9 und 10 an Haupt-, Real- und Gesamtschulen<br />

sowie an Lehrkräfte von Berufskollegs:<br />

1. Sprachdiagnose und Lernbegleitung<br />

Vom defizit- zum ressourcenorientierten Ansatz<br />

2. „Inseln in der Bleiwüste schaffen“<br />

Lesekompetenz und Textverstehen im<br />

15


NEWSLETTER<br />

Januar 06<br />

Deutsch- und Fachunterricht<br />

3. „Die Angst vor dem leeren Blatt“<br />

Zur Förderung der Schreibfähigkeit im<br />

Deutsch- und Fachunterricht<br />

4. Förderung der Sprechfertigkeit im Deutschund<br />

Fachunterricht<br />

5. Sprachförderung im Deutsch- und Fachunterricht<br />

mit suggestopädischen Elementen<br />

6. Lernstraßen, -stationen und -landschaften<br />

Kreative Gestaltung von Lehr- und Lernmaterialien<br />

und abwechslungsreicher Einsatz<br />

von Medien und Präsentationsformen<br />

7. Förderung der Sprechfertigkeit und soziales<br />

Lernen mit theaterpädagogischen Methoden<br />

8. Merkmale erfolgreichen Lernens<br />

Schüleraktivierende Unterrichtsformen und<br />

kreative Methoden des Lehrens und Lernens<br />

Die Module sind das Ergebnis eines intensiven Entwicklungsprozesses<br />

zur konkreten Verbesserung des<br />

Unterrichts im Rahmen der Schulentwicklung. Sie<br />

angeboten. Weitere Informationen und entsprechende<br />

Termine sind auf der Homepage des <strong>Kompetenzzentrum</strong>s<br />

Sprachförderung abrufbar. Auf der Grundlage<br />

dieser Module bietet das <strong>Kompetenzzentrum</strong> auch<br />

Fortbildungen für Kollegien an den Schulen sowie Umsetzungs-<br />

und Unterrichtsbegleitung an.<br />

Die Ausgangslage<br />

Gemäß dem Equal-Projektauftrag ist das übergeordnete<br />

Ziel der Fortbildungen des <strong>Kompetenzzentrum</strong>s<br />

Sprachförderung, die Schülerinnen und Schüler auf<br />

den Übergang Schule – Beruf vorzubereiten, d.h. die<br />

Qualifikation der Schulabgänger anzuheben und damit<br />

ihre Chancen auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt<br />

zu verbessern. Insbesondere Jugendlichen mit Migrationshintergrund<br />

sowie lern- und sprachschwachen<br />

Schülerinnen und Schülern gelingt es häufig nicht, einen<br />

Schulabschluss zu erwerben bzw. eine Berufsausbildung<br />

zu erhalten. Die hierfür erforderlichen sprachlichen<br />

Schlüsselkompetenzen in den Bereichen Lese-,<br />

Sprech- und Schreibfertigkeit stehen – unter besonderer<br />

Berücksichtigung von Mehrsprachigkeit – im Mittelpunkt<br />

der Fortbildungsmodule.<br />

Neben rein sprachlichen Schwierigkeiten sind es jedoch<br />

– vor allem in höheren Klassen – auch Probleme,<br />

wie Erfahrungen des Versagens, Schulmüdigkeit<br />

sowie Lernblockaden, die dazu führen, dass Schülerinnen<br />

und Schüler nicht mehr über die nötige Lernbereitschaft<br />

und -fähigkeit verfügen, um den für einen<br />

Schulabschluss und eine Berufsausbildung erforderlichen<br />

Bildungsstandards gerecht zu werden. Diese zielgruppenspezifische<br />

Problematik findet bei den Fortbildungen<br />

besondere Berücksichtigung.<br />

wurden von den Mitarbeitern des <strong>Kompetenzzentrum</strong>s<br />

Sprachförderung in zwei ganzjährigen Fortbildungen<br />

für Deutsch- und Fachlehrkräfte von Kölner Berufskollegs<br />

konzipiert und erprobt. Die Erfahrungen, die im<br />

Rahmen der Modulentwicklung gemacht wurden, fließen<br />

in die Lehrkräfte- und Multiplikatorenfortbildung<br />

ein, die die Bezirksregierung Köln in Kooperation mit<br />

dem <strong>Kompetenzzentrum</strong> Sprachförderung durchführt.<br />

Die Fortbildungsmodule werden kontinuierlich weiter<br />

entwickelt, wobei neue Ansätze der DaZ-Didaktik,<br />

unter anderem die Forschungsergebnisse von Gerlind<br />

Belke, aufgegriffen werden. Derzeit werden die Module<br />

unter anderem im Rahmen der Fortbildungen für<br />

Lehrerinnen und Lehrer an der Volkshochschule Köln<br />

Die Lehrkräfte stehen also häufig vor dem Problem,<br />

wie sie in ihren meist sprachlich und kulturell heterogenen<br />

Klassen Schülerinnen und Schüler zum Lernen<br />

motivieren und zugleich sprachlich optimal fördern<br />

können. Ein Ziel der Fortbildungen ist es daher auch,<br />

die Lehrkräfte dabei zu unterstützen, ihren Schülerinnen<br />

und Schülern Vertrauen in die eigene Lernfähigkeit<br />

zu vermitteln und ihnen positive Lernerfahrungen<br />

zu ermöglichen.<br />

Das Konzept<br />

Das Fortbildungskonzept stützt sich auf Forschungsergebnisse<br />

aus dem Bereich Deutsch als Zweitsprache<br />

und der Lern- und Motivationspsychologie, die die<br />

Bedeutung eines ganzheitlichen und multimodalen<br />

(Sprach-)Lernens betonen, das den kognitiven, affekti-<br />

16


ENTWICKLUNGSPARTNERSCHAFT KÖLN<br />

ÜBERGANGSMANAGEMENT SCHULE - BERUF<br />

ven und motorischen Interessen der Schülerinnen und<br />

Schüler gerecht wird.<br />

Sprachförderung ist Aufgabe des Unterrichts in<br />

allen Fächern. 1 DaZ-Didaktiker sind sich darin einig,<br />

dass die muttersprachliche Perspektive, die<br />

bei der Vermittlung von Unterrichtsinhalten die<br />

hierfür erforderliche Sprachkompetenz bei allen<br />

Schülerinnen und Schülern als selbstverständlich<br />

voraussetzt, sprachlich heterogenen Klassen nicht<br />

gerecht wird. 2 Ein Fortbildungsziel ist es daher,<br />

insbesondere Fachlehrkräfte dafür zu sensibilisieren,<br />

diese Problematik in ihrem Unterricht (u.a. bei<br />

der Didaktisierung von Fachtexten) angemessen zu<br />

berücksichtigen. Dafür werden in den Fortbildungen<br />

vielfältige Übungsformen für einen integrativen<br />

Sprachunterricht, Kenntnisse über den Zweitsprachenerwerb,<br />

praktikable prozessbegleitende<br />

Sprachdiagnoseinstrumente und Möglichkeiten der<br />

Lernbegleitung praxisnah vermittelt.<br />

Eine wichtige Rolle beim Lernen spielt die emotionale<br />

Verknüpfung der Lerninhalte, d.h. der zu erlernenden<br />

Wörter, Sätze, grammatischen Strukturen<br />

etc., mit ermutigenden Erahrungen in der Zielsprache.<br />

Wie der Hirnforscher und Psychiater Manfred<br />

Spitzer untersucht hat, sind eine angstfreie Lernatmosphäre<br />

sowie der Abbau von Lernblockaden notwendige<br />

Voraussetzungen für erfolgreiches Lernen<br />

und demnach auch für erfolgreiches Sprachlernen.<br />

Die Fortbildungsmodule bauen auf diesem Leitmotiv<br />

erfolgreichen Lehrens und Lernens auf.<br />

Lernen braucht Bewegung! 3 Die in den Fortbildungen<br />

vermittelte Sprachförderung mit theaterpädagogischen<br />

Methoden wird der Forderung nach<br />

Berücksichtigung der kognitiv-affektiv-motorischen<br />

Einheit der Lernenden in besonderem Maße<br />

gerecht. Da das Erlernen einer Sprache bzw. die<br />

Erweiterung von Sprachkompetenzen immer ein<br />

ganzheitlicher Prozess ist, erscheint die Arbeit mit<br />

theaterpädagogischen Methoden im Unterricht als<br />

ein sinnvoller pädagogischer Ansatz, um Sprachlernprozesse<br />

und zugleich Prozesse der Persönlichkeitsentwicklung<br />

effektiv zu gestalten sowie<br />

soziales Lernen im Hinblick auf die Erfordernisse<br />

des Ausbildungs- und Berufsalltags nachhaltig zu<br />

fördern.<br />

Das Fortbildungskonzept stützt sich des Weiteren<br />

auf lernpsychologische Ansätze und pädagogische<br />

Konzepte, die dem Zusammenwirken von kognitiven<br />

und emotionalen Prozessen beim Lernen besondere<br />

Aufmerksamkeit schenken. Forschungen<br />

zur menschlichen Informationsverarbeitung gehen<br />

davon aus, dass „selbst bei den abstraktesten Formen<br />

intellektueller Leistung [...] emotionale und<br />

motivationale Faktoren beteiligt“ 4 sind. Darüber hinaus<br />

braucht Sprachlernen multisensorische Angebote,<br />

um durch die Berücksichtigung unterschiedlicher<br />

Lerneingangskanäle individuellen Lernstilen<br />

gerecht zu werden. Beide Forderungen werden von<br />

der Suggestopädie eingelöst. Die suggestopädische<br />

Lehr- und Lernmethode 5 wird im Sprachunterricht<br />

seit langem erfolgreich genutzt. Insbesondere das<br />

Prinzip der Rhythmisierung des Unterrichts sowie<br />

die Arbeit mit suggestopädischen Elementen zur<br />

Sprachförderung sind erfolgreiche Bestandteile der<br />

Fortbildungen.<br />

Bewährt haben sich in den Fortbildungen die folgenden<br />

methodisch-didaktischen Prinzipien:<br />

Teilnehmer- und Bedarfsorientierung<br />

„ESRA“ (Erfahrung, Simulation, Reflexion, Anwendung)<br />

6<br />

Einheit von Inhalt und Form („Learning by doing“)<br />

Methodenvielfalt/Erweiterung des Methodenrepertoires<br />

der Lehrkräfte<br />

Umsetzbarkeit und Praxisbezug (u.a. durch Materialentwicklung)<br />

Evaluation sowie Nachhaltigkeit durch Verbindung<br />

mit Umsetzungsbegleitung und Verknüpfung mit<br />

der schulischen Struktur<br />

1<br />

Siehe: Förderung in der deutschen Sprache als Aufgabe des<br />

Unterrichts in allen Fächern. RdErl. d. Ministeriums für Schule<br />

und Weiterbildung, Wissenschaft und Forschung v. 24.06.1999<br />

(731.36-22/0-279/99)<br />

2<br />

Vgl. Rösch, Heidi: Handreichung Deutsch als Zweitsprache.<br />

Hrsgg. v. d. Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport, Berlin.<br />

November 2001; sowie: Belke, Gerlind: Mehrsprachigkeit im<br />

Deutschunterricht. Baltmannsweiler: Schneider, 1999<br />

3<br />

Gedächtnispsychologische Untersuchungen kommen zu dem<br />

Schluss, „dass die Beteiligung motorischer Zentren des Gehirns<br />

offensichtlich eine wesentliche Rolle bei Verarbeitungs-, Lern- und<br />

Erinnerungsvorgängen spielt“. Siehe: Gasse, Michael u. Peter Dobbelstein:<br />

Lernen braucht Bewegung. Die Bedeutung der Motorik<br />

für Verarbeiten, Speichern, Erinnern. In: forum schule. Magazin<br />

17


NEWSLETTER<br />

Januar 06<br />

für Lehrerinnen und Lehrer. Hrsg. v. Landesinstitut für Schule<br />

(LfS), Soest. Ausgabe Oktober 2003, S. 20-24; hier: S. 20<br />

4<br />

Riedel, Katja: Persönlichkeitsentfaltung durch Suggestopädie.<br />

Suggestopädie im Kontext von Erziehungswissenschaft, Gehirnforschung<br />

und Praxis. 2. unveränd. Aufl., Baltmannsweiler: Schneider-Verl.<br />

Hohengehren, 2000; S. 31<br />

Jürgen Eugen Müller<br />

Stadt Köln<br />

Volkshochschule<br />

<strong>Kompetenzzentrum</strong> Sprachförderung<br />

Tel: 0221-221-95452<br />

E-Mail: juergeneugen.mueller@stadt-koeln.de<br />

Neusser Straße 450<br />

50733 Köln<br />

5<br />

Vgl. Baustein Suggestopädie. In: Modul Prävention von und Umgang<br />

mit Schwierigkeiten im Kontext Schule. Hrsgg. vom Hessischen<br />

Kultusministerium (2004). http://schuleundgesundheit.<br />

hessen.de/module/lehrergesundheit/schwierigkeiten/index_ht<br />

6<br />

Vgl. Michael K. Legutke: Einführung in das Handbuch für Spracharbeit.<br />

In: Handbuch für Spracharbeit, Teil 6/1, Goethe Institut<br />

München 1995; S. 1-22<br />

Barbara Ziebell<br />

Stadt Köln<br />

Volkshochschule<br />

<strong>Kompetenzzentrum</strong> Sprachförderung<br />

Tel: 0221-221-95346<br />

E-Mail: barbara.ziebell@stadt-koeln.de<br />

Neusser Straße 450<br />

50733 Köln<br />

Rucksack in der Grundschule<br />

– Koordinierte Elternbildung<br />

und Sprachförderung<br />

Das Projekt „Rucksack in der Grundschule – koordinierte<br />

Elternbildung und Sprachförderung“ startete<br />

am 05.02.2004 mit den Gemeinschaftsgrundschulen<br />

Mülheimer Freiheit und Alte Wipperfürther Straße. Jeweils<br />

10 – 12 Schulmütter wurden von je einer Stadtteilmutter<br />

in den Räumen der Grundschulen angeleitet,<br />

ihre Kinder im Elternhaus schulisch und sprachlich zu<br />

fördern und mit ihnen gemeinsam Lern- und Bildungsprozesse<br />

in Gang zu setzen. Dieser Ansatz hat sich als<br />

sehr effektiv herausgestellt, weil er eine Art Selbsthilfe<br />

ermöglicht und nicht nur das einzelne Kind fördert,<br />

sondern das System, in dem das Kind lebt und kommuniziert,<br />

nachhaltig verbessert.<br />

Im ersten Schuljahr wurden die Themen „Zeit“, „bleib<br />

gesund“ und „einkaufen“ parallel in den Grundschulen<br />

und in den Müttergruppen bearbeitet. Die Müttermaterialien<br />

wurden von der RAA Essen erstellt und zur<br />

Verfügung gestellt, aber auch von den Grundschullehrerinnen<br />

ergänzt und weiterentwickelt.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Eltern- und Familienbildung.<br />

Dieser Bereich wurde durch die Familienberatung<br />

der Christlichen Sozialhilfe Mülheim<br />

abgedeckt. In Kooperation mit dem Gesundheitsamt<br />

fanden Informationsveranstaltungen zu den Themenbereichen<br />

„Sexuelle Gesundheit – Familienplanung<br />

– Aids“ statt, ein Besuch in der Stadtbücherei und<br />

eine Stadtteilführung durch Mülheim waren weitere<br />

gemeinsame Aktivitäten.<br />

Regelmäßig stattfindende Gesamtteams dienen dem<br />

Austausch und der Weiterentwicklung des Projektes.<br />

Hier nehmen alle Kooperationspartner unter der Federführung<br />

des Interkulturellen Dienstes Mülheim teil<br />

(<strong>Kompetenzzentrum</strong> Sprachförderung der Stadt Köln,<br />

Christliche Sozialhilfe Mülheim, RAA, Grundschullehrerinnen).<br />

Ein sog. Beirat bgleitet das Projekt fachlich<br />

und leistet Öffentlichkeitsarbeit (Schulverwaltungsamt,<br />

Integrationsrat der Stadt Köln, Volkshochschule).<br />

Das Rucksackprojekt kann bereits jetzt als ein großer<br />

Erfolg gewertet werden. Evaluiert wurde es in der<br />

schriftlichen Hausarbeit im Rahmen der ersten Staatsprüfung<br />

für das Lehramt von Sarah Börnsen.<br />

Das öffentliche Interesse an diesem Projekt zeigte sich<br />

in Anfragen aufgrund der Pressearbeit des <strong>Kompetenzzentrum</strong>s<br />

Sprachförderung der Stadt Köln.<br />

18


Das Rucksackprojekt wurde in folgenden Radiobeiträgen<br />

/ Internetportalen / Printmedien vorgestellt:<br />

Westdeutscher Rundfunk, Radiosendung WDR 5,<br />

Morgenecho „Rucksackprojekt Köln-Mülheim,<br />

Deutschlandfunk „Deutschland heute“ , Beitrag<br />

„Kölner Schulprojekt will die Integration von ausländischen<br />

Müttern fördern“<br />

www qantara.de (ein Portal zum Dialog mit der islamischen<br />

Welt der Bundeszentrale für politische<br />

Bildung, der Deutschen Welle, des Goethe-Instituts<br />

und des Instituts für Auslandsbeziehungen) – Der<br />

Beitrag hat eine besonders hohe Verbreitung, da er<br />

weltwelt online abrufbar ist, das Portal ist ebenso<br />

auf arabisch und türkisch<br />

Bildung – Integration : „Ein Rucksack für junge<br />

Mütter“ (Artikel mit Photo)<br />

Das Projekt wird finanziert über bezirksdienliche Mittel<br />

der Bezirksvertretung Mülheim, zunächst bis zum<br />

31.12.2005, ein Anschlußantrag für die Zeit vom<br />

01.01.2006 – 31.12.2006 wurde vom Interkulturellen<br />

Dienst gestellt.<br />

Für Rückfragen steht Ihnen der Interkulturelle Dienst<br />

Mülheim gern zur Verfügung.<br />

Ida-Maria Richter<br />

Stadt Köln<br />

Interkultureller Dienst Mülheim des Bezirksjugendamtes<br />

Tel: 221/29852<br />

Fax 221-99-606<br />

E-mail: Ida-Maria.Richter@stadt-koeln.de<br />

Wiener Platz 2a,<br />

51065 Köln<br />

COALA – Communication and language<br />

promotion in teaching pre-school teachers<br />

Das Projekt richtet sich in erster Linie an die für die<br />

Aus- und Fortbildung der Vorschullehrer/Erzieher verantwortlichen<br />

Ausbildungsstätten, wie die Universitäten<br />

in den Partnerländern und die Berufskollegs<br />

in Deutschland, die in europäischer Zusammenarbeit<br />

Aus- und Fortbildungsmodule für pre-school teacher<br />

erstellen werden.<br />

Kommunikation und Sprachförderung zur Fortbildung von<br />

Vorschullehrern<br />

Ziel des Comenius 2.1.Projekts ist es, „pre-school teacher“<br />

(gemeint sind Vorschullehrer der Partnerländer<br />

Malta, Schweden, Spanien und Polen sowie Erzieher<br />

in Deutschland) zu befähigen, die frühe Bildung<br />

von Kindern (4-6 Jahre) insbesondere im Hinblick<br />

auf sprachliche, mehrsprachliche und interkulturelle<br />

Kompetenzen zu fördern.<br />

Auf der Grundlage des Wissenstransfers unter den<br />

„COALA“ Partnern werden Konzepte für einen adäquaten<br />

Umgang mit den Herausforderungen, die sich<br />

einerseits durch die ständig steigende Anzahl von<br />

Kindern mit Migrationshintergrund und andererseits<br />

durch den verstärkten Bildungsauftrag im Vorschulbereich<br />

ergeben, erarbeitet, um daraus Lehrinhalte für<br />

die Ausbildung der Zielgruppen abzuleiten.<br />

Nach einer vorangehenden Schulung der Professoren/<br />

Lehrer bezüglich der neuen Inhalte werden in einem<br />

anschließenden Schritt die aus- bzw. fortzubildenden<br />

pre-school teacher mit dem Zusatzangebot zur Sprachförderung<br />

und interkultureller Kommunikation vertraut<br />

gemacht.<br />

19


NEWSLETTER<br />

Januar 06<br />

Die Module sollen die Zielgruppen dahingehend unterstützen,<br />

situationsorientiert an die Lebenswelt der<br />

Kinder anzuknüpfen, um methodengerechte Sprachförderung<br />

der Erst- und Zweitsprache als Selbstverständlichkeit<br />

in der heutigen bi- und multilingualen<br />

Situation Europas zu vermitteln. Bereits vier- bis sechsjährige<br />

Kinder können so befähigt werden, sprachliche<br />

und interkulturelle Kompetenzen zu entwickeln und<br />

auszubauen.<br />

Das über drei Jahre laufende Projekt (01.10.2003<br />

– 30.09.2006) wird von der Bezirksregierung Köln,<br />

EU-Geschäftsstelle Wirtschaft und Berufsbildung koordiniert.<br />

Die beteiligten Partner, die Universitäten Göteborg,<br />

Malta, Breslau und Burgos, sowie die beiden assoziierten<br />

Berufskollegs (Erzbischöfliches Berufskolleg Köln<br />

und Berufskolleg Simmerath/Stolberg) werden in diesem<br />

Zeitraum zertifizierbare Zusatzmodule nach dem<br />

ECTS bzw. ECVET System für die Aus- und Fortbildung<br />

der Vorschullehrer sowie Beispiele gelungener Praxis<br />

entwickeln.<br />

Irene Kaschefi-Haude<br />

EU-Geschäftsstelle Wirtschaft und Berufsbildung<br />

Bezirksregierung Köln und Erzbischöfliches Berufskolleg Köln<br />

Tel: 0221-432201<br />

E-Mail: irenekaschefihaude@gmx.de<br />

EU-Geschäftsstelle Wirtschaft und Berufsbildung<br />

Zeughausstraße 2 - 10<br />

50667 Köln<br />

Michael Helleberg<br />

EU-Geschäftsstelle Wirtschaft und Berufsbildung<br />

Bezirksregierung Köln<br />

Tel: 0221-147-2516<br />

E-Mail:michael.helleberg@bezregkoeln.de<br />

EU-Geschäftsstelle Wirtschaft und Berufsbildung<br />

Zeughausstraße 2 - 10<br />

50667 Köln<br />

20


Sprachförderung für Vorschulkinder<br />

- Ein Ratgeber für Eltern<br />

ENTWICKLUNGSPARTNERSCHAFT KÖLN<br />

ÜBERGANGSMANAGEMENT SCHULE - BERUF<br />

Die Broschüre, herausgegeben vom Hamburger Senat<br />

- Behörde für Bildung und Sport -, will Eltern mit Migrationshintergrund<br />

Informationen, Tipps und Hinweise<br />

geben, wie sie die sprachlichen Fähigkeiten ihres Kindes<br />

entfalten und fördern können.<br />

Dabei wird Mehrsprachigkeit als Bildungsgut hervorgehoben<br />

und kurz auf den spezifischen Spracherwerb<br />

in einer mehrsprachigen Umgebung eingegangen. Im<br />

Zentrum der Broschüre steht die Abhandlung häufiger<br />

Elternfragen wie z.B. zur Sprachvorbildrolle von Eltern,<br />

zur notwendigen Personenbindung für die jeweiligen<br />

Sprache, zu Unterstützungsmöglichkeiten beim<br />

Deutschlernen oder zum Umgang mit Sprachmischungen.<br />

Zur realpraktischen Erläuterung sind Elternberichte<br />

eingeschoben.<br />

Im weiteren wird - bezogen auf die Hansestadt Hamburg<br />

- über die Sprachförderung in Kindertageseinrichtungen,<br />

in Vorschulklassen, in der Grundschule und<br />

auch über Sprachkurse für Eltern informiert. Auf den<br />

letzten Seiten werden Adressen verschiedener Hamburger<br />

Institutionen etc. im Kontext der Sprachförderung<br />

angegeben.<br />

Bezeichnung/Titel: Sprachförderung für Vorschulkinder<br />

- Ein Ratgeber für Eltern<br />

Format:<br />

DinA4<br />

PDF-Datei, 26 Seiten<br />

http://fhh.hamburg.de/stadt/Aktuell/<br />

behoerden/bildung-sport/service/<br />

veroeffentlichungen/broschueren/<br />

sprachfoerderung-ein-ratgeber-fuer-eltern,<br />

property=source.pdf<br />

Einsatzmöglichkeiten:<br />

Die Inhalte können sehr gut im Rahmen einer Elternberatung<br />

oder auch einer Elternversammlung<br />

multipliziert werden.<br />

Sofern eine Ratgeber-Ausleihe für Eltern besteht,<br />

kann die Broschüre hier einbezogen werden.<br />

Die Ausführungen können als Basis zur Erstellung<br />

eines schuleigenen Leitfadens zur mehrsprachigen<br />

Erziehung dienen.<br />

Inge Thul<br />

Koordination „Koordiniertes zweisprachiges Lernen“ für die<br />

Arbeitsstelle Migranten der Bezirksregierung Köln<br />

Gemeinschaftsgrundschule Ernstbergstraße<br />

Tel: 0221-222-8800<br />

E-Mail: Inge.Thul@t-online.de<br />

Ernstbergstraße 2<br />

50765 Köln<br />

Literaturtipp: Methoden-Handbuch<br />

Deutschsprachiger Fachunterricht<br />

Herausgegeben von Josef Leisen, Varus Verlag, Bonn<br />

„Wie unterrichtet man Sachfächer in deutscher<br />

Sprache, wenn die Lernenden gerade erst anfangen,<br />

Deutsch zu lernen? Wie können ein Experiment im<br />

Chemieunterricht, ein historischer Sachverhalt in einer<br />

Geschichtsstunde, eine mathematische Konstruktionsbeschreibung<br />

bearbeitet werden, wenn die dafür<br />

notwendigen Fachbegriffe, Satzstrukturen, Wendungen<br />

und grammatischen Grundlagen noch nicht beherrscht<br />

werden? Wenn also die Sprachbrücke noch<br />

gebaut wird, während schon Stoffinhalte hinübergebracht<br />

werden müssen?“<br />

Mit diesen Fragen (aus dem Vorwort des Handbuchs)<br />

beschäftigen sich die Autoren, allesamt Lehrkräfte an<br />

Deutschen Schulen im Ausland. Das in einem Leitz-<br />

Ordner präsentierte Material gibt konkrete Antworten:<br />

Standardsituationen werden vorgestellt (mit Sprachfehlern<br />

umgehen, Wörter einführen, situationsgerecht<br />

sprechen...), ein Werkzeugkasten ausgebreitet (Wortlisten,<br />

Wortgeländer, Begriffsnetze...), in einem Fächerordner<br />

vielfältige Anregungen für den Unterricht<br />

in Biologie, Chemie, Geschichte, Mathematik und<br />

Physik gegeben.<br />

Das hier gesammelte Material ist auch eine wichtige<br />

Hilfe für den Unterricht in der Sekundarstufe hierzulande.<br />

Viele Materialien lassen sich unmittelbar einsetzen,<br />

andere dienen als Vorbild für die eigene Unterrichtsvorbereitung.<br />

Dieses Methodenhandbuch ist<br />

unerlässlich für alle Fachlehrkräfte in mehrsprachigen<br />

Klassen.<br />

Thomas Jaitner<br />

Bezirksregierung Köln<br />

Geschäftsstelle Selbstständige Schule<br />

Tel: 0221-1472316<br />

E-Mail: thomas.jaitner@bezreg-koeln.de<br />

Zeughausstraße 2 – 10<br />

50667 Köln<br />

21


NEWSLETTER<br />

Januar 06 Unterrichtspraxis<br />

Sprachkompetenzerweiterung<br />

22<br />

Gespräche über Glauben,Werte und Haltungen<br />

Interreligiöse Gespräche und meditative Übungen<br />

als paralleles Angebot zum Schulgottesdienst<br />

Die Gemeinschaftsgrundschule Ernstbergstraße im<br />

nördlichen Teil Blumenbergs, dem jüngsten und kinderreichsten<br />

Stadtteil Kölns, besteht seit 1998. An<br />

der dreizügigen Schule lernen etwa dreihundert Schülerinnen<br />

und Schüler, von denen ca. 65 % aus Familien<br />

mit anderen Herkunftskulturen stammen und<br />

mehrsprachig aufwachsen.<br />

Neben christlich (anglikanisch, orthodox, protestantisch,<br />

römisch-katholisch) ausgerichteten Familien<br />

finden sich viele muslimische (alevitisch, schiitisch,<br />

sunnitisch) und konfessionell nicht gebundene sowie<br />

einzelne Mitglieder anderer Weltreligionen in der<br />

Schulgemeinschaft.<br />

Unter dem Leitmotiv „Leben und Lernen in Vielfalt“<br />

entwickelte das Kollegium ein Lernen differenzierendes,<br />

sozialerzieherisch ausgerichtetes Schulkonzept.<br />

Für die Schule gilt, dass man sich die Vielfalt im positiven<br />

Kontext bewusst macht, das Besondere hieran<br />

würdigt und die Chancen nutzt. Dies bedeutet auch,<br />

dass „anders sein“ als Normalität und Recht gelebt<br />

wird.<br />

Jeder ist anders,<br />

wir wollen den Anderen<br />

auch anders sein lassen!<br />

Im Rahmen der Unterrichtsangebote wird in allen<br />

Jahrgangsstufen Wert auf religionsspezifische Inhalte<br />

gelegt, wird Wissen zu verschiedenen Glaubensrichtungen<br />

sowie über Haltungen konfessionell nicht gebundener<br />

Menschen vermittelt. Dabei gilt das gegenseitige<br />

Achten von Glaubenshaltungen als Leitfaden.<br />

Die christlich orientierten Kinder gestalten Feste im<br />

Laufe des christlichen Kirchenjahres (Ostern und<br />

Weihnachten, St. Martin, Advent, Nikolaus usw.) und<br />

feiern ökumenische Gottesdienste. Hier sind immer<br />

auch alle andersgläubigen oder konfessionell nicht gebundenen<br />

Kinder und Eltern willkommen.<br />

Parallel zu den Gottesdiensten finden für Kinder anderer<br />

Glaubensrichtungen sowie ohne Bekenntnis klassenübergreifende,<br />

interreligiöse Gespräche mit meditativen<br />

Phasen statt.<br />

ZUR BEDEUTUNG INTERRELIGIÖSER GESPRÄCHE<br />

Interreligiöse Gespräche konzentrieren sich auf drei<br />

Hauptanliegen:<br />

1. Durch die Begegnung und das Miteinanderreden<br />

wird das eigene W i s s e n über andere Religionen erweitert,<br />

ggf. korrigiert, und es wird eine multikulturelle<br />

/ multireligiöse Situation direkt zur Kenntnis genommen.<br />

Die hilfreichen Weisheiten in den Religionen für<br />

ein mitmenschliches Handeln können das Verständnis<br />

untereinander vergrößern. Es fördert das interreligiöse<br />

Gespräch, wenn der Mensch im Mittelpunkt steht<br />

und nicht nur die Religionszugehörigkeit. Menschen<br />

haben grundsätzlich ähnliche Erfahrungen wie z.B.<br />

im persönlichen Bereich: Leid, Freude, Hass, Liebe,<br />

Krankheit, Gesundheit, Geburt und Tod. Im gemeinsamen<br />

Erleben sind es z.B. die Klimaveränderung, die<br />

Verschwendung von Rohstoffen, die Berichterstattung<br />

weltweiter Ereignisse, Krieg und Frieden.<br />

2. In interreligiösen Gesprächen kann jede/jeder vom<br />

persönlichen Glauben erzählen, das führt zu einem<br />

tieferen Verstehen der eigenen I d e n t i t ä t. Indem<br />

die eigene Religion erklärt wird, Vergleiche mit der<br />

anderen Religion gezogen werden, wächst auch das<br />

Verständnis für den persönlichen Glauben. Für Menschen,<br />

die sich keiner Religion zugehörig fühlen, kann<br />

ein Interesse für religiöse Werte entstehen. Innerhalb<br />

der Vielfalt weltanschaulicher, gesellschaftlicher und<br />

religiöser Werte wird der persönliche Lebenssinn in interreligiösen<br />

Gesprächen ausgetauscht und reflektiert.<br />

Diese Gespräche erfordern Offenheit und die Bereitschaft,<br />

das Andere anders sein zu lassen. Die Menschenwürde<br />

ist höher zu achten als der eigene Wahrheitsanspruch.<br />

3. Ein Dialogklima, in dem der Glaube des Anderen<br />

respektiert wird und keine abschließende Bewertung<br />

stattfindet, zeichnet sich durch Empathie aus. Ohne<br />

die eigene Überzeugung aufzugeben, wird sich in die<br />

Lebens- und Glaubenswelt des Anderen hineinversetzt.<br />

Dadurch kann ein „Füreinander - eintreten“ selbstverständlicher<br />

werden. Das e r l e b t e M i t e i n a n d e r<br />

der Kinder unterschiedlicher Kulturen und Religionen<br />

ist die Krönung eines interreligiösen Gespräches.<br />

GEDANKEN ZUR MEDITATION<br />

Schulkinder sind nicht nur der Reizüberflutung der<br />

Umwelt, sondern auch teilweise einer intellektuellen<br />

Überfrachtung und überfordernden Leistungsansprüchen<br />

ausgesetzt. Unsere hochtechnisierte Welt verdrängt<br />

darüber hinaus zunehmend die Begegnung mit<br />

der natürlichen Umwelt. Weiterhin sind die Menschen<br />

in dieser Welt mehr und mehr vom nützlichen, rationalen<br />

Denken geprägt. So bleibt kaum Raum für die<br />

Bewunderung und Verehrung der Schöpfung, für Innehalten<br />

und Besinnung.<br />

Meditative Übungen bilden hierzu ein Äquivalent und<br />

sind eine Möglichkeit das Innenleben zu wecken, zu<br />

entfalten und zu pflegen.<br />

Bei Kindern in der Grundschule bieten sich zur Meditation<br />

vor allem objektgebundene Methoden, wie me-


ENTWICKLUNGSPARTNERSCHAFT KÖLN<br />

ÜBERGANGSMANAGEMENT SCHULE - BERUF<br />

ditatives Malen, Modellieren oder Bewegen an.<br />

PRAXISERFAHRUNGEN UND UMSETZUNG<br />

Die konkrete Unterrichtserfahrung an der GGS Ernstbergstraße<br />

in Köln lehrt, dass die Kinder ein großes<br />

Bedürfnis nach interreligiösen Gesprächen haben, in<br />

denen sie Aspekte des Zusammenlebens, Aspekte besonderer<br />

religiös fundierter Familientraditionen, ihren<br />

persönlichen Gottesglauben oder auch atheistische<br />

Gesinnungen besprechen können.<br />

Das Erstaunen der Schülerinnen und Schüler über die<br />

Ähnlichkeiten und das Erlebnis, dass religiöse oder<br />

ethische Haltungen mit allen geteilt werden können,<br />

stärkt gleichermaßen die eigene Identität und das Gemeinschaftsgefühl.<br />

In diesen Einheiten ergeben sich so viele berührende<br />

und beeindruckende Gespräche und Stimmungen,<br />

dass das Team der Schule und die Elternschaft dieses<br />

Angebot nun fest im Schulalltag verankert haben.<br />

Diese Einheiten bieten sehr viele Möglichkeiten an<br />

Sprachkompetenzerweiterung mit hoher persönlicher<br />

Bedeutsamkeit. Sofern Muttersprachenlehrer eingebunden<br />

werden, können Sprachvergleiche und zusätzliche<br />

differenzierte Informationen aus der Lebenswelt<br />

der Kinder mit Migrationshintergrund einfließen. Vor<br />

allem religiöse Begriffe sind in den verschiedenen<br />

Sprachen oft identisch oder ähnlich.<br />

Teilweise können türkischsprechende muslimische<br />

Kinder die gleichen arabischen Gebete wie unsere Kinder<br />

mit Urdu als Familiensprache.<br />

Organisation:<br />

• klassenübergreifende Großgruppen<br />

(bis zu 40 Kinder)<br />

• Teamteaching (wechselnde Teams)<br />

• jeweils 90 Minuten<br />

• parallel zum ökumenischen Schulgottesdienst<br />

in der Kirche in Blumenberg<br />

Themen:<br />

• Schenken<br />

• Helfen<br />

• Verzichten und Fasten<br />

• Verzeihen<br />

• Licht<br />

• Die Namen Gottes<br />

• Die Erschaffung der Welt im Alten Testament<br />

und im Koran<br />

• Frieden<br />

Meditative Segmente:<br />

• Kerzen (für jedes Kind im abgedunkelten Raum<br />

mit Lichteffekten wie Strahlen oder Leuchtkranz<br />

durch spezifische Glasuntersetzer)<br />

• Mandalacollagen (z.B. Händemandalas, die<br />

nach Fertigstellung zu einer Weltkugel<br />

zusammengeklebt werden)<br />

• Klangketten und Klangteppiche (Töne weiter<br />

reichen – Töne zusammenfließen lassen)<br />

• Bewegungsmeditation<br />

• Tonskulpturen<br />

ANHANG:<br />

BASISKONSENS DER VERSCHIEDENEN WELTRELIGIONEN<br />

1993 tagte das Parlament der Weltreligionen (Parliament of the<br />

World‘s Religions) in Chicago. Hier wurde zum ersten Mal in der<br />

Religionsgeschichte ein minimaler Basiskonsens der verschiedenen<br />

Religionen bezüglich Werten, Maßstäben und Verfahrensweisen<br />

formuliert. Die Erklärung zum Weltethos wurde am 4.9.1993<br />

in Chicago verabschiedet und von bedeutenden Kirchenführern<br />

unterschrieben.<br />

Sie enthielt vier „unverrückbare Weisungen“:<br />

• für Toleranz und ein Leben in Wahrhaftigkeit<br />

• für Gewaltlosigkeit und Ehrfurcht vor allem Leben und<br />

vor der Natur<br />

• für Solidarität und gerechte Wirtschaftsordnung<br />

• für Gleichberechtigung und Partnerschaft von Mann und<br />

Frau<br />

Hier wurde auch Stellung bezüglich persönlicher Grundhaltungen<br />

bezogen:<br />

Jeder Einzelne hat nicht nur eine unverletzliche Würde und unveräußerliche<br />

Rechte; er hat auch eine unabweisbare Verantwortung<br />

für das, was er tut und nicht tut. Alle Entscheidungen und Taten,<br />

auch Versagen und Scheitern haben Konsequenzen. Diese Verantwortung<br />

wachzuhalten, zu vertiefen und an künftige Generationen<br />

weiterzugeben ist die besondere Aufgabe der Religionen.<br />

Es unterschrieben Vertreter folgender Religionen<br />

• Bahai<br />

• Brahma Kumaris<br />

• Buddhismus<br />

• Christentum (anglikanisch, orthodox, protestantisch,<br />

römisch-katholisch)<br />

• Eingeborenen-Religionen<br />

• Hinduismus<br />

• Islam<br />

• Jainismus<br />

• Judentum<br />

• Neu-Heiden<br />

• Sikhs<br />

• Taoisten<br />

• Theosophen<br />

• Zoroastrier<br />

• Interreligiöse Organisation<br />

Inge Thul<br />

Koordination „Koordiniertes zweisprachiges Lernen“ für die<br />

Arbeitsstelle Migranten der Bezirksregierung Köln<br />

Gemeinschaftsgrundschule Ernstbergstraße<br />

Tel: 0221-222-8800<br />

E-Mail: Inge.Thul@t-online.de<br />

Ernstbergstraße 2<br />

50765 Köln<br />

23


NEWSLETTER<br />

Januar 06<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber<br />

Schulamt für die Stadt Köln<br />

Willi-Brandt-Platz 3<br />

50679 Köln<br />

E-Mail:<br />

ludger.reiberg@stadt-koeln.de<br />

www.bildung.koeln.de/<br />

regionale_projekte/equal<br />

V.i.S.d.P.<br />

Ludger Reiberg<br />

Redaktion<br />

Detlef Heints<br />

Stadt Köln<br />

Amt für Weiterbildung<br />

Volkshochschule<br />

<strong>Kompetenzzentrum</strong><br />

Sprachförederung<br />

Neusser Str. 450<br />

50733 Köln<br />

Tel: 0221/22195304<br />

detlef.heints@stadt-koeln.de<br />

Druck<br />

GHS Druck GmbH<br />

Layout<br />

ram-dmc GmbH<br />

www.ram-dmc.de<br />

Auflage<br />

1.500<br />

Köln, Januar 2006<br />

Gefördert durch das<br />

Bundesministerium für<br />

Arbeit und Soziales aus<br />

Mitteln des Europäischen<br />

Sozialfonds<br />

Link-Tipps<br />

zu mehrsprachiger Erziehung und<br />

Deutsch als Zweitsprache<br />

Im Folgenden ist eine Reihe von Internet-Adressen zum Thema Mehrsprachigkeit und<br />

Deutsch als Zweitsprache zusammengestellt, die für Lehrkräfte und Pädagogen und<br />

Pädagoginnen, die mit Kindern und Jugendlichen nicht deutscher Herkunft arbeiten,<br />

nützlich sein kann.<br />

Auf dem Berliner Bildungsserver finden sich ausführliche Informationen und praktische<br />

Unterrichtsbeispiele zum Thema Interkulturelle Erziehung und Deutsch als<br />

Zweitsprache, zum Beispiel eine sehr anschauliche Darstellung eines Deutsch-Türkischen<br />

Unterrichtsmodells an Berliner Grundschulen von der Arbeitsstelle zweisprachige<br />

Erziehung.<br />

http://bebis.cidsnet.de/faecher/feld/interkultur/index.html<br />

http://bebis.cidsnet.de/faecher/feld/interkultur/a2e1/index2.htm<br />

Ebenfalls aus Berlin – auf der Internetseite der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend<br />

und Sport - kommt eine Handreichung für Deutsch als Zweitsprache, die eine genaue<br />

Analyse und wichtige Hintergrundinformationen zum Thema bietet.<br />

www.senbjs.berlin.de/schule/informationen_fuer_lehrer/interkulturelles_lernen/<br />

daz/daz_handreichung.pdf<br />

Eine Übersicht über weitere Handreichungen zur Sprachförderung in Deutsch als<br />

Zweitsprache in den verschiedenen Bundesländern findet sich auf der Seite des deutschen<br />

Bildungsservers.<br />

http://www.bildungsserver.de/zeigen_e.html?seite=2571<br />

Sehr zu empfehlen ist auch der niedersächsische Bildungsserver, hier insbesondere<br />

auch die zum Thema Deutsch als Zweitsprache zusammengestellte Linkliste.<br />

http://nibis.ni.schule.de/nibis.phtml?menid=1127<br />

Unter dem Titel „Fundstellen im Internet zu DaZ / DaF und Interkultureller Erziehung“<br />

hat Hans-Jürgen Schodder - Lehrer an der Hector-Peterson-Oberschule in Berlin-Kreuzberg<br />

- im Oktober 2001 eine kommentierte Linkliste ins Netz gestellt, die<br />

auch heute noch sehr hilfreich sein kann.<br />

http://bebis.cidsnet.de/faecher/feld/interkultur/schilf/<br />

doc/11_daz_fundstellen_internet%20.doc<br />

Europäische Union<br />

Europäischer Sozialfonds<br />

Und schließlich die Internetseite des <strong>Kompetenzzentrum</strong>s Sprachförderung. Neben<br />

vielen Informationen stehen hier als Downloads die am <strong>Kompetenzzentrum</strong> entwickelten<br />

und erprobten Fortbildungsmodule und Unterrichtsmaterialien von Kollegeninnen<br />

und Kollegen, die an Fortbildungen des <strong>Kompetenzzentrum</strong>s teilgenommen haben,<br />

zur Verfügung. Auf einer kommentierten Linkliste gibt es Hinweise für hilfreiche Internetadressen.<br />

www.kompetenzzentrum-sprachfoerderung.de<br />

24

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