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PDF Katalog - Koller Auktionen

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen, Sakrale Skulpturen<br />

1111 (Detail)<br />

1111*<br />

PRUNK-KONSOLE, Louis XV, wohl von E. CHOLLOT (Edmé<br />

Chollot, Meister 1723), Paris um 1760/65.<br />

Eiche kanneliert, durchbrochen sowie ausserordentlich fein beschnitzt mit<br />

Girlanden, Deckelvase, Rosetten, Blumen, Blättern, Mäanderband, Perlstab<br />

und Zierfries sowie vergoldet. Markant geschweifte, trapezförmige<br />

und randprofilierte „Brèche Languedoc“-Platte auf gerader, girlandenbeschmückter<br />

Zarge und 4 durch geschweiften Steg mit Vasen- und<br />

Girlanden abschluss verbundenen Doppelvolutenbeinen mit gequetschten<br />

und profilierten Kugelfüssen. 192x81,5x97,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Sammlung Joseph Bardiac, Frankreich.<br />

- Auktion Galerie Georges Petit, 5.5.1927 (<strong>Katalog</strong>nr. 120).<br />

- Aus französischem Schlossbesitz.<br />

Expertisiert durch das Cabinet Dillée, Guillaume Dillée / Simon Pierre<br />

Etienne, Paris 2014.<br />

Die hier angebotene Konsole besticht sowohl durch die elegante Formgebung<br />

als auch durch die ausserordentlich qualitätsvolle Schnitzerei, an<br />

welcher sehr schön die Verbindung der Ikonographie des „style Louis<br />

XV“ mit dem aufkommenden Neoklassizismus zum Ausdruck kommt.<br />

Die Zuschreibung dieses nicht signierten Möbels an eine bestimmte<br />

Pariser Meisterwerkstatt erweist sich als nicht einfach. Mit Sicherheit ist<br />

die hier angebotene Konsole mit ihrer ausserordentlich reichen, kräftigen<br />

Schnitzerei das Oevre eines als „menuisier“ tätigen Bildhauers, der -<br />

anders als die „ébénistes“, welche als Tischler die Meisterwürde erlangen<br />

konnten und ihre Werke signierten - zuvor eine künstlerische Ausbildung<br />

genossen hatte. Hierzu einige weiterführende Gedanken: bereits zur Mitte<br />

der 1730er Jahre arbeiteten zahlreiche „menuisiers“ als Sitzmöbel- und<br />

Konsolen-Produzenten. Sie waren allesamt ursprünglich Bildhauer, oft mit<br />

Ausbildung in der berühmten Académie de St.Luc in Paris, was zur Folge<br />

hatte, dass sie als Hersteller solcher Möbel eine zusätzliche „künstlerische<br />

Potenz“ einbrachten. Als bedeutende Meister des „style rocaille“ müssen<br />

unter anderem N. Pinaut (1684 Paris 1754) - von dem verschiedene<br />

Konsolen mit deren Entwurfszeichnungen erhalten geblieben sind -<br />

N.Q.Foliot (Meister 1749), F.S.Ouillé, F.Delafosse und vor allem auch<br />

N.Heurtaut (Meister 1753) erwähnt werden, dessen Atelier und Schüler<br />

vor allem auch in der Zeit des Klassizismus tätig waren. Vom letztgenannten<br />

Meister - und in die Nähe zu dessen Oevre und Atelier glauben wir<br />

die hier angebotene Konsole stellen zu dürfen - ist eine prachtvolle, grosse<br />

Konsole im Jahre 1758 für das Schloss Villarseaux gefertigt worden (verkauft<br />

„in loco“ am 8.6.1975), welche die analoge kräftige Schnitzerei wie<br />

die hier angebotene aufweist sowie die teils identische Blattvolutendekoration.<br />

Ein wichtiger Mitarbeiter von N. Heurtaut war Edmé<br />

Chollot, von dem zwei Konsolen bekannt sind, die eine heute Bestand<br />

des Musée de Tours, die andere verkauft bei Drouot bei Paris am<br />

27.6.1988 (<strong>Katalog</strong>nr. 123), welche beide identische bzw. analoge<br />

Elemente zum hier angebotenen Möbel aufweisen; ausserordentlich reiche<br />

Girlanden schnitzerei, markante Doppelvolutenstützen, Zentralvase oder<br />

-urne, feiner Lorbeerkranz sowie qualitativ hochwertige Vergoldung der<br />

Schnitzerei. Möbel aus dem Heurtaut’schen Atelier wurden allesamt<br />

gefertigt für den Pariser Hochadel sowie das Königshaus. Weitere vergleichbare<br />

Beispiele solcher Prunkkonsolen finden sich in ehemaligen<br />

Beständen königlicher Sammlungen; eine analoge Konsole - mit ähnlichen<br />

Girlanden, Volutenstützen, Zentralvase und reich durchbrochener Zarge -<br />

ist Bestand der Sammlungen des Palais de Fontainebleau. Der Petit<br />

Trianon besitzt eine Konsole mit identischen Volutenstützen und analoger<br />

Zentralvase. Im Musée Carnevalet ist eine Konsole mit analogen<br />

Girlanden sowie nahezu identischer Zentralvase ausgestellt. All diese<br />

Möbel sind unsigniert, jedoch den Werkstätten der oben erwähnten<br />

„menuisiers“ zugeschrieben. Schliesslich findet sich die identische<br />

Girlande mit ähnlichen Volutenstützen bei einem Ensemble, bestehend<br />

aus einer grossen Konsole und einem Paar Eckkonsolen, wieder mit der<br />

Signatur B. Doupillier (Meister 1764), Sammlung Meyer, Paris.<br />

CHF 240 000.- / 360 000.-<br />

(€ 200 000.- / 300 000.-)<br />

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