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PDF Katalog - Koller Auktionen

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen, Sakrale Skulpturen<br />

1103<br />

1103*<br />

FOLGE VON 4 GROSSEN FAUTEUILS „A LA REINE“, Louis XV,<br />

sign. TILLIARD (Jean-Baptiste I oder Jean-Baptiste II Tilliard, Meister<br />

1738 bzw. 1752), Paris um 1750.<br />

Buche mouluriert und ausserordentlich fein beschnitzt mit Blumen,<br />

Blättern, stilisierten Muscheln, Voluten und Zierfries. Geschweifter,<br />

trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften<br />

Beinen. Flache, bogenförmig abschliessende Rückenlehne mit ausladenden,<br />

gepolsterten Armlehnen auf zurückgesetzten -stützen. Beiger Stoffbezug<br />

mit bunten Stiefmütterchen. 72s58x42x95cm.<br />

Provenienz:<br />

- Privatsammlung, Schweiz.<br />

- Auktion <strong>Koller</strong> Zürich, 3.12.1996 (<strong>Katalog</strong>nr. 1071).<br />

- Privatbesitz, München.<br />

Seltene Folge von bestechender Qualität, gefertigt von dem wohl bedeutendsten<br />

Sitzmöbelproduzenten der Louis XV-Epoche. Jean-Baptiste I Tilliard<br />

(1686 Paris 1766) entstammt einer Handwerkerfamilie. Bereits 1717 erhielt er<br />

die Meisterwürde und führte an der Rue de Cléry „Aux Armes de France“ ein<br />

florierendes Atelier, neben denjenigen der Foliots und l. Gresson. Er fertigte<br />

seine Modelle - für welche er mit der „sculpteurs“ Portebois, Quintel, Hertaut,<br />

Roumier oder Foliot zusammen arbeitete - fast ausschliesslich auf offizielle<br />

„commandes“ hin. Profitable Geschäftsbeziehungen unterhielt er mit den<br />

„ménusiers de la Maison du Roi“, was ihm zahlreiche Aufträge für den königlichen<br />

Hof einbrachte. Sein Sohn Jean-Baptiste II (1723 Paris 1798) lernte die<br />

Handwerkskunst im eigenen Atelier. Nach dem Tod des Vaters übernahm er<br />

die Leitung der Werkstatt und erhielt den Titel „Menusier du Garde-Meuble<br />

du Roi“, wobei er weniger Sitzmöbel für die Krone lieferte. Er konnte jedoch<br />

auf eine grosse Anzahl Kunden zählen, die von seinem Vater beliefert wurden.<br />

Er gebrauchte den gleichen Stempel wie sein Vater, so dass eine schlüssige<br />

Zuschreibung der Sitzmöbel aus den 1760er Jahren nicht möglich erscheint.<br />

Die kraftvolle, markante Schnitzerei sowie eine nahezu perfekt harmonisch<br />

gestaltete Form der Sitzmöbel zeichnen die Fauteuils und Stühle von Jean-<br />

Baptiste Tilliard aus. B.G.B. Pallot hält diese Eigenschaft wie folgt fest: „La<br />

production de Jean-Baptiste est parfaitement représentative de ce que fut le<br />

beau siège Louis XV: pareté des lignes, pareté des galbes, précision de la sculpture,<br />

finesse des ornements.“<br />

CHF 18 000.- / 28 000.-<br />

(€ 15 000.- / 23 330.-)<br />

1104*<br />

SEKRETÄR „A ABATTANT“, Louis XV, sign. RVLC (Roger<br />

Vandercruse, Meister 1755), Paris um 1760/65.<br />

Rosen- und Veilchenholz gefriest sowie ausserordentlich fein eingelegt in<br />

„bois de bout“; Blumen, Blätter, Kartuschen und Zierfries. Geschweifter,<br />

rechteckiger Korpus mit vorstehenden und abgerundeten Eckstollen auf<br />

wellig ausgeschnittener Zarge mit kurzen, geschweiften Beinen. Leicht<br />

bombierte Front mit zentraler Schublade mit lederbezogenem Deckblatt<br />

über 1 Geheimschublade zwischen Doppeltüre mit Lamellenverschluss<br />

und Doppeltüre. Inneneinteilung mit 4 Schubladen auf 2 Reihen unter 3<br />

grossen Fächern. Feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und<br />

-sabots. Profilierte „Brèche d’Alep“-Platte. 84x39x(offen 62)x120 cm.<br />

R. Vandercruse gehört zu den wesentlichsten Ebenisten der Transistion-<br />

Epoche und trug entscheidend zur Entwicklung der Möbel hin zum<br />

Neoklassizismus bei. Seine Familie stammte ursprünglich aus Holland, er<br />

selbst wurde im Faubourg-Saint-Antoine in Paris geboren. Vater François<br />

war hier bereits als Künstler etabliert, was seinem Sohn die Möglichkeit<br />

gab, viele Freundschaften zu schliessen und wichtige Beziehungen zu<br />

anderen Kunsthandwerkern zu knüpfen, unter anderem zu Pierre II<br />

Migeon und Martin Carlin. Vandercruses Schwester Marguerite heiratete<br />

den berühmten Ebenisten Jean-François Oeben, und später, nachdem dieser<br />

gestorben war, Jean-Henri Riesener. Durch seine eigene Heirat mit<br />

Marie-Jeanne Progin wurde R. Vandercruse Schwager zweier anderer<br />

Ebenisten, Pierre Pioniez und Jean Marchand. R. Vandercruse benutzte<br />

zwei verschiedene Signaturen, „R. Lacroix“, als Übersetzung seines<br />

Namens ins französische „De la Croix“, und die Initialen RVLC, „Roger<br />

Vandercruse de la Croix“ - mit diesem Doppelnamen unterschrieb er<br />

manchmal auch Briefe und Dokumente. Ein paar seiner Arbeiten tragen<br />

beide Signaturen. 1755, möglicherweise nach dem Tod seines Vaters,<br />

übernahm R. Vandercruse das Atelier in der Rue du Faubourg-Saint-<br />

Antoine und erlangte rasch eine hohe „notoriété“. Ab 1769 war er verantwortlich<br />

für alle Bestellungen des Hofes und lieferte mehrere Möbel an<br />

die königliche Entourage und Residenzen, wie zum Beispiel Kommoden<br />

für Madame Victoire und die Comtesse de Provence. Als die Revolution<br />

begann, zog sich R. Vandercruse aus dem Geschäft zurück. Er starb 1799.<br />

CHF 60 000.- / 90 000.-<br />

(€ 50 000.- / 75 000.-)<br />

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