Gemälde Alter Meister 3046 3046* BALEN, HENDRIK VAN d. Ä UND BRUEGHEL, JAN d. Ä. (1575 Antwerpen 1632) (Brüssel 1568 - 1625 Antwerpen) Odysseus und Nausicaa. Öl auf Holz. 55,2 x 82,8 cm. Provenienz: - Privatsammlung Frankreich bis 2011. - Europäische Privatsammlung. Wie viele qualitätsvolle flämische Werke des 17. Jahrhunderts ist auch das hier angebotene Gemälde die Frucht der Zusammenarbeit zweier Meister, die sich in ihrer Spezialisierung ergänzen. So wurden die grazilen italianisierenden Figuren von Hendrick van Balen d. Ä. zum Leben erweckt, während die detailreiche Landschaft und die Stilllebenelemente von Jan Brueghel d. Ä. gemalt wurden. Die beiden Künstler, die nachweislich seit mindestens 1604 zusammen arbeiteten (siehe das Öl auf Kupfer „Ceres und die vier Elemente“, signiert BRUEGHEL und datiert 1604, 42 x 71 cm, im Kunsthistorischen Museum Wien, Inv. Nr. 815), waren Nachbarn und enge Freunde. Unter den vielen Abenteuern, die Odysseus auf seiner Reise zurück in seine Heimatstadt Troja erlebte, ist in diesem Gemälde seine Zusammenkunft mit Nausicaa dargestellt, wie sie im 6. Buch des Epos Homers erzählt wird: Nach einem heftigen Sturm, in dem Odysseus’ Schiff zerstört wude, strandet er nackt am Ufer der Insel Scheria. Am nächsten Morgen wird er von Stimmen geweckt: Nausicaa, die junge und schöne Tochter des Königs der Insel, und ihr Gefolge hatten sich an der Flussmündung versammelt, um ihre Kleider zu waschen. Als der nackte Odysseus hinter dem Gebüsch erscheint, laufen die Dienstmädchen alle erschrocken davon. Nausicaa bleibt jedoch stehen, gibt Odysseus neue Kleidung und zu Essen und führt ihn zu ihrem Vater in die Stadt, wo er als Gast empfangen wird. In unserem Gemälde sitzt Nausicaa an einem Tisch, von ihrem Gefolge umgeben. Die Frauen warten fröhlich essend und musizierend auf die trocknende Wäsche und werden dabei von einer Gruppe Blumen und Früchte tragender Putti begleitet. Noch ungestört schlummert Odysseus im linken Vordergrund, versteckt im Schatten eines Baumes. Im Hintergrund erstreckt sich eine weite Landschaft, die links von Bäumen und rechts von einem fernen Fluss gesäumt wird. Diese Darstellung von Odysseus und Nausicaa kann im Vergleich mit dem 1608 datierten „Bankett der Götter“ von Balen und Brueghel (Staatliche Gemäldesammlung, Alte Meister, Dresden, Inv. Nr. 920) in das selbe Jahr datiert werden. Beide Gemälde haben einen ähnlichen kompositorischen Aufbau: In der Dresdner Komposition wird der linke Vordergrund ebenfalls von einer Repoussoir-Figur, einem Flussgott, und einer diagonal angeordneten Vegetation gerahmt, während im leuchtenden Mittelgrund feiernde Figuren an einem Tisch versammelt sind. Diese Anordnung wurde in dieser Zeit vermehrt von van Balen in weiteren Darstellungen von Götterversammlungen verwendet. In dieser farbenfrohen, mehrfigurigen Komposition zeigt sich beispielhaft seine hohe Kunstfertigkeit, die charakteristisch für seine Kabinettgemälde aus den Jahren um 1600-1610 ist. In den feinen, wohl proportionierten Figuren und der hellen Farbpalette mit roten, blauen und orangen Akzente, kommt der Einfluss der venezianischen Meister des 16. Jahrhunderts sowie Hans Rottenhammers (1564-1625), den van Balen vermutlich während seiner Italienreise kennenlernte, exemplarisch zum Ausdruck. CHF 120 000.- / 180 000.- (€ 100 000.- / 150 000.-) | 58
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