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PDF Katalog - Koller Auktionen

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Gemälde Alter Meister<br />

3091<br />

HACKERT, JAKOB PHILIPP<br />

(Prenzlau 1737 - 1807 San Piero di Carreggio)<br />

Hase im Gebüsch. 1803.<br />

Öl auf Leinwand. Unten links signiert und<br />

datiert: Phi: Hackert pinx 1803.<br />

62,2 x 49,8 cm.<br />

Gutachten: Dr. Claudia Nordhoff, 12.7.2013.<br />

Provenienz:<br />

Privatsammlung Schweiz, über mehrere<br />

Generationen.<br />

Diese kürzlich in einer Schweizer<br />

Privatsammlung entdeckte Darstellung eines<br />

Hasen identifiziert Dr. Claudia Nordhoff als ein<br />

besonders qualitätsvolles Meisterwerk Johann<br />

Philipp Hackerts aus seiner künstlerischen<br />

Spätphase. Bislang unpubliziert stellt es eine<br />

bedeutende Bereicherung für eine kleinere<br />

Werkgruppe an Tierporträts im Schaffen<br />

Hackerts dar, der sich vorwiegend auf grossformatige<br />

Landschaftsdarstellungen spezialisierte.<br />

„Der Landschaftsmaler Jakob Philipp Hackert<br />

war nach achtzehn Jahren als freischaffender<br />

Künstler in Rom einem Ruf des<br />

Bourbonenkönigs Ferdinand IV. von Neapel<br />

gefolgt, der ihn als ersten Hofmaler seit 1786<br />

beschäftigte. In dieser finanziell hoch dotierten<br />

sowie äusserst ehrenvollen Stellung gedachte<br />

Hackert sein Leben zu vollenden, doch die<br />

französische Besetzung Neapels 1799 zwang den<br />

Maler unter Zurücklassung fast aller seiner<br />

Habseligkeiten zur Flucht. Hackert liess sich in<br />

Florenz nieder und begann mit der für ihn typischen<br />

Disziplin und Zielstrebigkeit, sein Leben<br />

wieder aufzubauen: So unternahm er<br />

Wanderungen in die tiefen Wälder der Toskana,<br />

fertigte Gemälde sowohl mit Motiven des<br />

Königreichs Neapel (basierend auf mitgebrachten<br />

Zeichnungen) als auch seiner neuen Heimat<br />

an und fand schnell neue Kunden. Hatte er<br />

zunächst noch die Hoffnung gehegt, bei einer<br />

Beruhigung der politischen Verhältnisse nach<br />

Neapel zurückkehren zu können, so gab er diesen<br />

Gedanken schliesslich auf. 1803 erwarb<br />

Hackert ein kleines Landgut in Careggi in der<br />

Nähe von Florenz, wo er sich sowohl künstlerisch<br />

als auch landwirtschaftlich betätigte; er<br />

starb 1807 in Florenz.<br />

Hackerts Ruhm gründet sich auf seine grossformatigen<br />

Ansichten italienischer Landschaften,<br />

doch besitzt auch das Tierbild einen nicht<br />

unwichtigen Platz in seinem Werk. Der<br />

Künstler selbst schrieb in seinem kurzen, in der<br />

zweiten Hälfte der 1790er Jahre verfassten<br />

Traktat zur Landschaftsmalerei: ‚Nach Meiner<br />

Meinung, so Muss der Landschafter vorher<br />

Figuren Gezeichnet haben, damit er seine<br />

Landschaften Staffieren kann, und dadurch<br />

Leichtigkeit gewinnt Vieh und Allerley Thiere<br />

zu zeichnen und nach der Natur zu mahlen“<br />

(zitiert aus dem Gutachten von Dr. Claudia<br />

Nordhoff, siehe Fussnote 1).<br />

So finden sich einige Tierporträts im Oeuvre<br />

von Hackert und so entstanden während seiner<br />

römischen Schaffensphase einige Darstellungen<br />

seiner Hunde, aber auch einzelner Ziegen. In<br />

seiner Funktion als Hofmaler in Neapel war er<br />

beauftragt, die Jagdbeute des Königs sowie die<br />

Schosshunde der weiblichen Mitglieder des<br />

Hofstaates bildlich festzuhalten.<br />

„Erst die Abgeschiedenheit seines toskanischen<br />

Alterssitzes jedoch, frei von den Zwängen des<br />

Hofes und Herr seiner eigenen Zeit, konnte<br />

Hackert sich dem Tierportrait auf eine neue<br />

Weise widmen. Ausschlaggebend war die<br />

Bekanntschaft mit der Gattin eines englischen<br />

Colonels, Mrs Woodburn, die er wahrscheinlich<br />

1800 in Florenz kennengelernt hatte und mit<br />

der ihn bald eine enge Freundschaft verband.<br />

Die Woodburns besassen ein Landgut in dem<br />

nahe Florenz gelegenen, kleinen Ort<br />

Settignano, welches sie dem Künstler während<br />

ihrer Abwesenheit zur Verfügung stellten.<br />

Hackert schrieb am 9. Januar 1802 aus Florenz<br />

an seinen alten Bekannten, den Baron Balthasar<br />

von Haus (vor 1785-1837) in Wien: ,Bis d. 20<br />

Novbr war ich hir vier Meilen von Florentz auf<br />

den Lande, Eine Englische Dame die Meine<br />

Freundin ist, hat mir Wärend dass sie in<br />

England ist, den Genuss des Hauses mit alle<br />

Bequemlichkeit gelassen, wo ich Viel bin,<br />

Thiere und Andre Sachen Völlig nach der<br />

Natur fertig mahle, den Meine Studien werden<br />

jetz fertige Gemahlde“ (zitiert aus dem<br />

Gutachten von Dr. Claudia Nordhoff, siehe<br />

Fussnote 2).<br />

In einem Brief an den Grafen Bogislaus Dönhoff<br />

zu Dönhoffstädt (1754-1809) in Berlin vom 28.<br />

September 1802 erfahren wir: „Ich mahle jetz<br />

einen Hassen Lebens Grösse mit einen<br />

Hünerhund vorstehend, für den Prinpe della<br />

Pace. er hat schon einen Hasen von mir in ein<br />

bild alleine, der sehr glücklich aus gefallen ist,<br />

und viel Larm gemacht hat. Eine Dame hir,<br />

meine Freundin hat einen Hassen in Hause<br />

erzogen, der so Zahm wie ein Hund ist, wen Sie<br />

ihm Ruft so komt er ihr auf den Schosse, nur<br />

allein sie kan ihn Regiren, andere beisset er; dise<br />

Gelegenheit ist sehr Glücklich für mich, da sie<br />

selbst zeichnet, so hat sie die Güte und komt<br />

mit den Hassen zu mir dass ich ihn Mahlen<br />

kann“ (zitiert aus dem Gutachten von Dr.<br />

Claudia Nordhoff, siehe Fussnote 5).<br />

Aus dem Jahr 1802 sind zwei Bildnisse des<br />

Hasen überliefert, von denen eines wahrscheinlich<br />

dasjenige für den von Hackert erwähnten<br />

„Principe della Pace“ war. Das hier gezeigte<br />

Gemälde entstand ein Jahr später und bringt,<br />

wie bei den vorhergehenden Werken insbesondere<br />

in der äusserst detaillierten Wiedergabe<br />

des Tieres und der Vegetation, die künstlerische<br />

Virtuosität meisterlich zum Ausdruck.<br />

Dr. Nordhoff erwähnt ferner in ihrem<br />

Gutachten: „Die nach 1800 entstandenen<br />

,Hasen-Portraits‘ nehmen einen hochwichtigen<br />

Platz in Hackerts Spätwerk ein: Von grösserem<br />

Format als die gleichzeitig entstandenen anderen<br />

Tierbilder und, im Gegensatz zu diesen, auf<br />

Leinwand ausgeführt, lassen sie sich als künstlerische<br />

Erfindung des Malers bezeichnen, von<br />

nicht geringerer Bedeutung als seine grossen<br />

Landschaftsbilder. Die Tatsache, dass Hackert<br />

gerade die Hasen-Bilder in seinen Bildern ausführlich<br />

erwähnt und ihre Bedeutung unterstreicht,<br />

lässt sie von besonderem Interesse werden“.<br />

CHF 40 000.- / 60 000.-<br />

(€ 33 330.- / 50 000.-)<br />

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