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PDF Katalog - Koller Auktionen

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1136 (Blatt)<br />

1136<br />

KOMMODE „A FLEURS“, Louis XIV/Régence, mit sog. „marqueterie<br />

au jasmin“ nach Vorbildern aus Pariser Meisterwerkstätten, von T.<br />

HACHE (Thomas Hache, 1664-1747), Grenoble um 1710/20.<br />

Ebenholz, Palisander, Ahorn, Amarant, Olivenholz sowie Perlmutt allseitig<br />

ausserordentlich fein eingelegt mit Blumen, Blättern, Voluten, Filets<br />

und Zierfries in geschweiften Kartuschen. Rechteckiger Korpus mit vorstehendem,<br />

in profiliertem Bronzestab gefasstem Blatt auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit kurzen, geschweiften Beinen. In der Mitte leicht<br />

eingezogene Front mit 3 Schubladen. Feine, teils ersetzte Bronzebeschläge<br />

und -applikationen. 135x69x83 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Schweizer Privatbesitz.<br />

- Auktion <strong>Koller</strong> Zürich, 20.03.2001 (<strong>Katalog</strong>nr. 650).<br />

- Aus einer Schweizer Sammlung.<br />

Seltene und bedeutende Kommode von bestechender Qualität; eine nahezu<br />

identische Kommode von Thomas Hache ist abgebildet in: P. Rouge /<br />

T. Rouge, Le génie des Hache, Dijon 2005; S. 230f. (Abb. 95). Darin wird<br />

festgehalten, dass die Blumenmarketerie von Pariser Meisterkommoden<br />

beeinflusst ist.<br />

Neben den namhaften Pariser Ateliers gehört jenes der Hache in Grenoble,<br />

gegründet durch Thomas Hache zu Beginn des 18. Jahrhunderts, zu<br />

den produktivsten und hervorragendsten französischen Werkstätten für<br />

Kunstschreinerei. Sowohl Thomas (1721) wie auch sein Sohn Pierre (1757)<br />

und sein Enkel Jean-François (ca. 1770) erhielten die hohe Auszeichnung<br />

eines „Ebéniste et Garde (des Meubles) de Monseigneur le Duc d’Orléans“.<br />

Es finden sich zahlreiche, leicht unterschiedliche Signaturen, auf<br />

Grund derer der eigentliche Ebenist eruiert werden kann; Klebeetiketten<br />

in den Schubladen beweisen die umfangreiche Produktion der Familie<br />

Hache: „A Grenoble, Hache fils, Ebéniste de Monseigneur le Duc d’Orléans,<br />

fait et vend toutes sortes d’ouvrages de Marqueterie en bois des Indes<br />

et autres de pays, loupes et racines de toutes couleurs; comme Bureaux,<br />

Secrétaires, Encoignures, Bibliothèques, Commodes à dessus de marbre,<br />

Tables de jeux de toutes espèce, pliantes et autres à Trictrac, Tablettes à<br />

livres, Coffrets, Ecritoires, Cabarets, Trictracs et Damiers, Chiffonières et<br />

Toilettes pour Dames, de tout prix, et autres ouvrages d’Ebénisterie, propres<br />

à faire des présents“.<br />

Trotz der geographischen Nähe zu Italien orientierten sich die Hache an<br />

den königlichen Werken der französischen Metropole, um ihre eigene,<br />

lokale Formensprache zu finden; die ausserordentlich elegante, leichte<br />

Formgebung, die sorgfältige Furnierwahl und die Verwendung von hauptsächlich<br />

heimischen Hölzern der Dauphiné zeugen vom Pariser Einfluss.<br />

Die zahlreichen Hölzer - Amboina, Thuya, Nussbaum, Esche, Ahorn,<br />

Maulbeerbaum, Sykomore und Zitronenbaum - zierten die meist mit<br />

Wurzelmaser gestaltete Grundstruktur der Möbel. Die Wurzelmaser mit<br />

seinem sehr lebendigen Erscheinungsbild stellte nicht nur eine für die<br />

Hache typische Holzwahl dar, sondern auch eine markante visuelle Bereicherung<br />

des Möbels, das somit nicht auf aufwendige Bronze beschläge<br />

angewiesen war.<br />

Die genauere Aufgabenverteilung innerhalb des Ateliers der Hache konnte<br />

durch die neueste Forschung in wichtigen Ansätzen eruiert werden.<br />

Pierre und Jean-François wirkten in der gleichen Familienunternehmung.<br />

Es gilt heute jedoch als gesichert, dass Jean-François ab ca. 1745 einen<br />

selbständigen Weg einzuschlagen begann. Beide bedeutenden Meister<br />

hatten ihre eigenen persönlichen Mitarbeiter. Jean-François reiste in den<br />

Jahren 1755/56 mehrfach nach Paris und verbrachte dort einen mehrmonatigen<br />

Aufenthalt im Atelier des berühmten „Ebéniste du Roi“ Jean-François<br />

Oeben. Dessen Einfluss ist in den Werken von Jean-François ersichtlich,<br />

vor allem in der Entwicklung der Blumen- und Girlandenmarketerie<br />

der Möbel um 1760. In diese Zeit ist auch der eigentliche „Durchbruch“<br />

von Jean-François innerhalb des familiären Unternehmens zu datieren.<br />

Vater und Sohn hatten wohl eine intern getrennte Buchführung, die übereinstimmend<br />

mit dem gleichzeitigen Gebrauch des Stempels HACHE A<br />

GRENOBLE und HACHE FILS A GRENOBLE lief. Im Jahre 1770 lieferten<br />

sie dem Präsidenten V. de la Tour ein bedeutendes Zylinderbureau<br />

(ehemals Sammlung der Gräfin D. de Bonvouloir), dessen heute noch<br />

erhaltene Rechnung von beiden Meistern signiert ist - vom Vater in der<br />

Eigenschaft des Schreiners, vom Sohn in jener des Kunsttischlers.<br />

CHF 100 000.- / 150 000.-<br />

(€ 83 330.- / 125 000.-)<br />

1137<br />

1 PAAR GROSSE ARMLEHMSTÜHLE MIT VERSTELLBAREN<br />

RÜCKENLEHNEN, Louis XIII, Frankreich um 1680.<br />

Nussbaum profiliert. Rechteckiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge<br />

mit durch gedrehten H-Steg verbundenen Balusterbeinen. Flache, ganz<br />

überpolsterte und jochförmig abschliessende Rückenlehne mit gepolsterten<br />

Armlehnen auf gedrehten Stützen. Blauer Stoffbezug mit<br />

Wellenmuster. Sitzkissen. 75x55x49x120 cm.<br />

CHF 1 000.- / 1 500.-<br />

(€ 830.- / 1 250.-)<br />

| 90

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