24.03.2014 Aufrufe

PDF Katalog - Koller Auktionen

PDF Katalog - Koller Auktionen

PDF Katalog - Koller Auktionen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1322 (Detail)<br />

1322*<br />

PRUNK-FLÜGEL, Louis-XVI-Stil, die Bronzen sign. und dat. HENRI<br />

DASSON ET CIE 1891 (Henri Dasson, 1825-1896), das Klavier sign. und<br />

num. ERARD 63396 (Sébastien Erard, Strassburg 1752-1831 La Muette),<br />

Paris.<br />

Rosenholz, Palisander, Veilchenholz und diverse, teils getönte Edelhölzer<br />

gefriest sowie allseitig ausserordentlich fein eingelegt mit Dudelsack,<br />

Vogel nest, Dornenzweigen, diversen Pflanzen und Blumen, Voluten,<br />

Blätterfries und Kartuschen. Geschweifter Korpus mit vorstehendem, aufklappbarem<br />

in in Bronzestab gefasstem Deckel auf gerader Zarge mit kannelierten<br />

Säulenbeinen auf Rollen. Elfenbein- und Ebenholztastatur über<br />

7 Oktaven mit sog. „Erard-Mechanik“ von ’’’A bis e’’’. Ausserordentlich<br />

feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und -applikationen in<br />

Form von Turteltauben auf Köcher und Wolken, Bannern und Fackeln,<br />

Blumen, Blättern, Kränzen, Palmetten, Mäanderband, Maschen,<br />

Lanzettfries und Rosetten. 214x140x96 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

Hochbedeutender Flügel von bestechender Qualität; ein analoger, jedoch<br />

nicht signierter Flügel wurde in unserer Juni-Auktion 2008 (<strong>Katalog</strong>nr.<br />

1219) verkauft.<br />

Der Bronzier und Ebenist H. Dasson konzentrierte sich auf die Nachahmung<br />

feinen Mobiliars des französischen Hofes, schuf aber auch eigene<br />

Kreationen im Stil des 18. Jahrhunderts. Besondere Anerkennung fanden<br />

nach Aussage von Louis Gonse ein ganz aus Bronze gearbeiteter Tisch im<br />

Louis-XVI-Stil, später von Lord Dudley erworben, ein „wahres Meisterstück<br />

der Ziselierkunst“, und eine Kopie des Schreibpultes von Louis XV<br />

- „n’égale-t-elle pas l’original pour la délicatesse et le fini du travail?“ -, das<br />

von Lady Ashburton gekauft wurde. 1889 erzielte eine Ausstellung mit<br />

exklusiven und ausserordentlich teuren Stücken von H. Dasson weltweit<br />

grosse Erfolge.<br />

Sébastien Erard, ein französischer Hersteller von Musikinstrumenten aus<br />

Strassburg, war bekannt für seine genialen Verbesserungen an Harfe und<br />

Pianoforte. Bereits in jungen Jahren entdeckte er sein Interesse an Geometrie,<br />

Architektur und Technik und konnte sie in der Polsterwerkstatt<br />

seines Vaters umsetzen. Im Alter von 16 Jahren verlor er seinen Vater und<br />

reiste nach Paris, wo er Arbeit bei einem Hersteller von Cembalos fand.<br />

Seine handwerklichen Fähigkeiten erweckten sehr schnell den Neid des<br />

Meisters, was zu Erards Entlassung führte; allerdings erregten seine<br />

Talente bald darauf die Aufmerksamkeit von Musikern und Herstellern<br />

von Musikinstrumenten. Bereits im Alter von 25 Jahren machte sich Erard<br />

selbständig und richtete seine erste Werkstatt im Haus der Duchesse de<br />

Villeroi ein, die ihn in seiner Arbeit ermutigte. Er spezialisierte sich zu -<br />

nächst auf die Produktion von Harfen. 1780 vollendete Erard sein erstes<br />

Pianoforte, in Frankreich eines der ersten überhaupt. Die Aufträge wurden<br />

daraufhin so zahlreich, dass Erard seinen Bruder Jean-Baptiste zu<br />

Hilfe rufen musste. Das Atelier wurde in die Rue de Bourbon verlegt und<br />

entwickelte sich in den darauffolgenden Jahren zu einer der bedeutendsten<br />

Werkstätte Europas. Während der Revolutionswirren begab sich Erard<br />

nach London, wo er eine weitere Fabrik baute. 1796 kehrte er nach Paris<br />

zurück und vertrieb grosse, mit eigenen technischen Verbesserungen versehene<br />

Pianoforti im englischen Stil. 1808 besuchte Erard erneut London,<br />

wo er 2 Jahre später seine erste Harfe mit „double mouvement“ verkaufte.<br />

Dieses neue, innovative Instrument wurde durch die zahlreichen Vorteile<br />

und Verbesserungen derart berühmt und gefragt, dass sich Erard nun ausschliesslich<br />

der Herstellung solcher Harfen widmete. Vier Jahre später<br />

kehrte er nach Paris zurück, führte jedoch seine Londoner Niederlassung<br />

weiter; 1823 schuf er das Pianoforte „grand modèle avec double déversoir“,<br />

die Krönung seiner Arbeit und trug damit wesentlich zu der Entwicklung<br />

des modernen Klaviers bei. Zudem verhalf er der Firma zu<br />

ihrem grossen Namen. Aus seiner Werkstatt stammte ein Klavier welches<br />

Königin Victoria 1856 erwarb und sich heute im „White Drawing Room“<br />

im Buckingham Palast befindet.<br />

Nach seinem Tode 1831 wurde das Unternehmen von seinem Neffen,<br />

Pierre Erard, in London weitergeführt. Auf der 1. Londoner Industrie-<br />

Ausstellung 1851 wurde er mit der „Council Medaille“ ausgezeichnet. 1878<br />

erhielt die Firma eine weitere Goldmedaille auf der Pariser Industrie-<br />

Ausstellung. Berühmte Komponisten, wie Joseph Hayden, Ludwig van<br />

Beethoven, Frederic Chopin, Felix Mendelssohn Bartholdy, Giacomo<br />

Meyerbeer, Franz Liszt, Giuseppe Verdi und Richard Wagner spielten<br />

Instrumente von Erard.<br />

Lit.: D. Ledoux-Lebard, Le mobilier français du XIXe siècle, Paris 1989;<br />

S. 146-151 (biogr. Angaben zu Dasson). C. Payne, 19th Century European<br />

Furniture, Suffolk 1981, S. 35 (biogr. Angaben zu Dasson).<br />

CHF 250 000.- / 450 000.-<br />

(€ 208 330.- / 375 000.-)<br />

| 218

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!