PDF Katalog - Koller Auktionen
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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />
1258<br />
1258*<br />
PRUNK-BETT „EN BATEAU“, Consulat/Empire, nach Vorlagen von<br />
C. PERCIER (Charles Percier, 1764-1838) und P. FONTAINE (Pierre<br />
François Léonard Fontaine, Pontoise 1762-1853 Paris), JACOB FRERES<br />
RUE MESLEE (Zusammenarbeit von Georges II Jacob, 1768-1803, und<br />
François-Honoré-Georges Jacob-Desmalter, 1770-1841, 1796-1803) zuzuschreiben,<br />
die Bronzen von P.P. THOMIRE (Pierre Philippe Thomire,<br />
1751-1843), Paris um 1800/03.<br />
Mahagoni profiliert. Barkenförmiger Korpus mit gleich hohen, ausladenden<br />
Kopf- und Fussteilen auf gerader, profilierter Zarge mit stilisierten<br />
Volutenfüssen. Ausserordentlich feine, matt- und glanzvergoldete<br />
Bronzebeschläge und -applikationen in Form von Greifen, Viktorien,<br />
Blattwerk, Sphingenmaskaron, Jagdhunden und Zierfries. Etwas zu überholen.<br />
Aussenmasse 220x130x110 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Der Überlieferung nach gefertigt für Jean Toussaint Arrighi de<br />
Casanova, Duca von Padova, anlässlich des Besuchs von Kaiser<br />
Napoleon im Schloss Courson.<br />
- Aus einer europäischen Privatsammlung.<br />
Der aus Korsika stammende Jean-Toussaint Arrighi de Casanova war ein<br />
Verwandter von Kaiser Napoleons. Vor und während des Napoleonischen<br />
Kaiserreichs stand er in militärischen Diensten und beteiligte sich erfolgreich<br />
bei zahlreichen grossen Schlachten. Napoleon ernannte ihn zum<br />
Herzog von Padua und schenkte ihm grosse Ländereien in Deutschland.<br />
1815 sandte der Kaiser de Casanova nach Korsika, wo dieser aber eine<br />
Niederlage erlitt. Er wurde beschuldigt, die Unabhängigkeit der Insel<br />
angestrebt zu haben, und deswegen ausgestossen. 1820 hob man die<br />
Bestrafung auf; de Casanova zog sich auf seinen Landsitz Courson<br />
zurück. Später engagierte er sich wieder politisch für die bonapartistische<br />
Partei.<br />
P.F.L. Fontaine war ein französischer Architekt und Kunsthistoriker. Im<br />
Atelier seines Lehrmeisters Peyre le Jeune lernte er 1779 Charles Percier<br />
kennen; diese Begegnung blieb nicht ohne Folgen. Ein mehrjähriges Stipendium<br />
ermöglichte Fontaine das Studium in Rom, wo er wiederum auf<br />
Percier traf. Mit Tausenden von Blättern und Skizzen in seiner Mappe<br />
und stets mit dem italienischen Seicento beschäftigt kehrte Fontaine über<br />
Florenz, Mantua und Genua 1792 zusammen mit Percier nach Paris<br />
zurück; da er hier aber in den Wirren der Revolution keine Beschäftigung<br />
fand, ging er nach London, wo er sich hauptsächlich kunstgewerblichen<br />
Arbeiten widmete. 1794 rief ihn Percier nach Paris zurück, da dieser für<br />
seine Dekorationen der Oper und das Théâtre Français Fontaines Hilfe<br />
benötigte; bald darauf wurden beide zu Direktoren der Dekoration s-<br />
abteilung an der Oper ernannt. Von nun an arbeiteten Fontaine und<br />
Percier stets zusammen. In den Jahren darauf waren sie als Bühnendekorateur<br />
für Oper und Schauspiel tätig und statteten römische Tugendspektakel<br />
im antiken Stil aus. Ihre Erfolge in diesem Genre verschafften<br />
ihnen ab 1796 die ersten Aufträge für Innendekorationen bei der Gesellschaft<br />
des Directoire - bei Financiers, Heereslieferanten, Generälen und<br />
Schauspielern. Die von Fontaine und Percier geschaffene Neuausstattung<br />
des Palais Chauvelin fand derart Anklang, dass der Maler David die beiden<br />
dem Ersten Konsul Napoleon Bonaparte vorstellte. Nach dem ersten<br />
Auftrag von Napoleon, der Ausbau des Schlosses Malmaison, wurden<br />
Fontaine und Percier 1799 zu offiziellen Architekten des Ersten Konsuls<br />
Bonaparte ernannt. 1806/07 entstand ihr Hauptwerk, der Arc de<br />
Triomphe du Carrousel. Gleichzeitig nahmen sie den Bau der Verbindungs<br />
galerie zwischen Tuilerien und Louvre in Angriff, zudem waren in<br />
den Schlössern Chambord, Fontainebleau, Saint-Cloud, Compiègne,<br />
Versailles und in einigen Residenzen ausserhalb Frankreichs tätig. 1807<br />
wurde Fontaine zum Ersten Hofarchitekten des Kaisers ernannt; er behielt<br />
seinen Posten auch während der politischen Wirren, fungierte als Chef<br />
der Obersten Baubehörde und des Hofbauamtes während der Regierungszeit<br />
von Louis XVIII., der ihn als Hofarchitekten übernommen hatte und<br />
ihn alle angefangenen Arbeiten weiterführen liess. 1814 löste sich das<br />
Arbeitsverhältnis zwischen Fontaine und Percier, der sich ins Privatleben<br />
zurückzog. Fontaine blieb auch für Charles XX. und Louis-Philippe tätig<br />
und diente auch noch der Zweiten Republik bis zu seinem Tod 1853.<br />
Fontaines und Perciers Einfluss auf das Kunstgewerbe ihrer Zeit war sehr<br />
bedeutend; sie gelten als die eigentlichen Schaffer des „style Empire“.<br />
CHF 15 000.- / 25 000.-<br />
(€ 12 500.- / 20 830.-)<br />
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