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PDF Katalog - Koller Auktionen

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Möbel, Pendulen, Tapisserien,<br />

Skulpturen, Bronzen und Dekorative Kunst<br />

Auktion : Donnerstag, 21. März 2013<br />

Vorbesichtigung: 9. März bis 17. März 2013<br />

10.00 Uhr <strong>Katalog</strong>nummern 1001-1123<br />

14.00 Uhr <strong>Katalog</strong>nummern 1124-1292<br />

16.00 Uhr <strong>Katalog</strong>nummern 1293-1350<br />

Aus schweizerischen und europäischen Sammlungen:<br />

• Das museale Fragment einer „figure gisante“<br />

• Die grosse Sammlung an Bronzen aus dem 16. und 17. Jahrhundert<br />

• Die bedeutende Tapisserie „La chasse au sanglier“ aus einem Brüsseler Atelier<br />

• Die prunkvolle Kommode „à fleurs“ von T. Hache<br />

• Das exquisite Paar Appliken von A.C. Boulle<br />

• Das seltene Kabinett mit Boulle-Marketerie „aux scènes chinoises“ von H. van Soest<br />

• Die elegante Kommode „à fleurs“ von G. Kemp<br />

• Das feine Bureau-Plat von J. Dubois<br />

• Das seltene Paar Kaminböcke „au salamandre et aigle“ aus einer Pariser Meisterwerkstatt<br />

• Die feine Skelettpendule mit Mondphase und Kalender von L. Ridel<br />

• Der elegante Prunkflügel von H. Dasson und S. Erard<br />

• Feine Möbel und Bronzen aus Pariser Meisterwerkstätten des 19. Jahrhunderts<br />

Bearbeitung: Luca Raschèr, Giordana Schmid, Jennifer Greenland, Silvana Ghidoli<br />

Stephan <strong>Koller</strong> (Sakrale Skulpturen)<br />

Zusätzliche Informationen und Abbildungen auf unserer Webseite: www.kollerauktionen.ch<br />

English translation is available on our webseite: www.kollerauctions.com


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1001 1002<br />

Auktion:<br />

Donnerstag, 21. März 2013, 10.00 Uhr<br />

<strong>Katalog</strong>nr. 1001-1123<br />

1001<br />

KOPF EINES SOLDATEN, römisch, 4. Jh. n. Chr.<br />

Heller Marmor. Soldat mit kurz geschorenem Haar und Bart, auf<br />

Würfelsockel montiert. H ohne Sockel 26 cm, mit Sockel 41 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Sam Dormont, Tel Aviv.<br />

- Schweizer Privatsammlung, erworben 1980.<br />

CHF 1 200.- / 1 800.-<br />

(€ 1 000.- / 1 500.-)<br />

1002<br />

KOPF EINES FAUNS, römisch, 2./3. Jh. n. Chr.<br />

Heller Marmor. Junger Faun mit offenem Mund und lockigem Haar, auf<br />

Steinsockel montiert. H ohne Sockel 21 cm, mit Sockel 32 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Sam Dormont, Tel Aviv.<br />

- Schweizer Privatsammlung, erworben 1980.<br />

CHF 1 200.- / 1 800.-<br />

(€ 1 000.- / 1 500.-)<br />

1003<br />

FRAGMENT EINES GRABSTEINS, römisch, Kleinasien, 1./2. Jh. n. Chr.<br />

Heller Marmor. Trapezförmig. Griechische Inschrift unter Mädchenfigur.<br />

Auf Holzsockel montiert. H mit Sockel 45 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Sam Dormont, Tel Aviv.<br />

- Schweizer Privatsammlung, erworben 1978.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

1004<br />

GEWANDSTATUE EINER WEIBLICHEN GOTTHEIT, römisch,<br />

2./3. Jh. n. Chr.<br />

Heller Marmor. Torso in faltenreichem Gewand, auf Sockel montiert.<br />

H ohne Sockel 49 cm, mit Sockel 65 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Sam Dormont, Tel Aviv.<br />

- Schweizer Privatsammlung, erworben 1980.<br />

CHF 1 500.- / 2 500.-<br />

(€ 1 250.- / 2 080.-)<br />

1003<br />

| 2


1004 | 3


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1005<br />

1005<br />

GEWANDSTATUE, sog. „togatus“, römisch, 2./3. Jh. n. Chr.<br />

Heller Marmor. Torso in faltenreichem Gewand, auf rechteckigem<br />

Betonsockel montiert. H ohne Sockel 32 cm, mit Sockel 32. B 41 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Sam Dormont, Tel Aviv.<br />

- Schweizer Privatsammlung, erworben 1980.<br />

CHF 1 200.- / 1 800.-<br />

(€ 1 000.- / 1 500.-)<br />

1006<br />

MARMORKARYATIDE, römisch, 2./3. Jh. n. Chr.<br />

Weibliche Halbfigur mit Flügeln und Blätterdekor, wohl Fragment eines<br />

Tischbeins. Auf schwarzem Steinsockel montiert. Arme fehlen. H mit<br />

Sockel 68,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Sam Dormont, Tel Aviv.<br />

- Schweizer Privatsammlung, erworben 1978.<br />

CHF 1 500.- / 2 500.-<br />

(€ 1 250.- / 2 080.-)<br />

1007*<br />

1 PAAR MARMOR-RELIEFS „AUX ANGELOTS MUSICIENS“,<br />

Renaissance/Barock, Norditalien, 17. Jh.<br />

Weisser Marmor und Holz „en faux marbre“ gefasst. Gebauchtes Relief<br />

mit feiner Darstellung musizierender Putten in christlicher und mythologischer<br />

Ikonographie, eingebaut in Konsolenrahmen mit vorstehendem Blatt<br />

auf Rechtecksockel. 147,5x48,5x81,5 cm.<br />

1006<br />

| 4


1007<br />

1007<br />

Feine, gut erhaltene Reliefs, die mit an Sicherheit grenzender<br />

Wahrscheinlichkeit aus dem Festsaal eines norditalienischen Palazzo bzw.<br />

aus einer Cantoria stammen.<br />

Die Cantoria - oder Sängerkanzel - ist die für liturgischen Gesang in<br />

christlichen Kirchen bzw. für Auftritte in Festsälen von Schlössern vorgesehene<br />

Tribüne. Häufig sind die Schauseiten mit feinen, allegorischen<br />

Reliefs (wie die hier angebotenen) verziert. Das wohl bekannteste Beispiel<br />

ist die Sängerkanzel von Luca della Robbia (1400-1481) und Donatello<br />

(1386-1466) im Dom von Florenz; ihre Reliefs befinden sich heute im<br />

Museo dell›Opera in Florenz. Eine weitere, sehr bekannte Cantoria ist die<br />

von Mino da Fiesole (1431-1480) geferigte Sängerkanzel der Sixtinischen<br />

Kapelle in Rom.<br />

Die hier angebotenen Reliefs bestechen nicht nur durch ihre Qualität,<br />

sondern auch durch den Dualismus ihrer Ikonographie - die Verbindung<br />

christlicher Motive mit Inhalten der Antike. Man beachte die Harfe als<br />

Symbol für die christliche Welt und die Panflöte als Symbol für die<br />

Antike.<br />

CHF 28 000.- / 45 000.-<br />

(€ 23 200.- / 37 500.-)<br />

| 5


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1008<br />

1008<br />

MARMORRELIEF, Rensaissance, in der Art von PISANO (Nicola<br />

Pisano, 1205/07-1278/84), Siena, 14. Jh.<br />

Beige-grauer Marmor. Rechteckiges Relief mit Zentralwappen und seitlichen<br />

Blattrosetten. H 29,5 cm. B 68 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Der Überlieferung nach ehemals Sammlung G.F. Luzzetti, Florenz.<br />

- Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

Geburtsort, Geburtsjahr und Todesjahr von Nicola (auch Niccolò) Pisano<br />

sind unbekannt. Man vermutet, dass er zwischen 1205 und 1207 als Sohn<br />

eines Steinmetzen geboren wurde. Obwohl man ihn „Pisano“ nannte, ist<br />

es durchaus möglich, dass Pisa nicht seine Geburtsstadt war - gewisse<br />

Dokumente nennen Apulia als seine Heimat, womit allerdings nicht die<br />

Region, sondern ganz Süditalien gemeint ist. Pisano liess sich irgendwann<br />

in Pisa nieder und war dort als Bildhauer und Architekt tätig. Eines seiner<br />

grossen Werke war der Duomo di Siena, der zwischen 1247 und 1268<br />

erbaut wurde und dessen Brüstungen mit figurenreichen Reliefs verziert<br />

sind. Auch die Kapellenkuppel des Domes wird Pisano zugeschrieben,<br />

wie auch die Reliefs am Portal der Kathedrale in Lucca. Die Kanzel ist<br />

das älteste Element des Domes und einzigartiges Meisterwerk. Der achteckige<br />

„pulpito“ wurde aus feinstem Carrara-Marmor geschaffen, zum Teil<br />

in Zusammenarbeit mit dem Sohn Giovanni Pisano und dem Schüler<br />

Arnolfo di Cambio. Der Korb steht auf neun Säulen und besitzt sieben<br />

Reliefs, die Szenen aus dem Leben Christi zeigen. 1278 schufen die beiden<br />

Pisano die „Fontana Maggiore“ in Perugia. Der Asteroid „7313<br />

Pisano“ erhielt seinen Namen zu Ehren von Nicola und Giovanni Pisano.<br />

CHF 5 000.- / 9 000.-<br />

(€ 4 170.- / 7 500.-)<br />

1009<br />

SÄULENKAPITELL, byzantinisch, 9. Jh.<br />

Weisser Marmor. Vertieftes Blatt auf sich nach unten verjüngendem<br />

Korpus mit feinem Blattdekor. 15x15x21 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 900.- / 1 400.-<br />

(€ 750.- / 1 170.-)<br />

1009<br />

1010<br />

MARMORKARTUSCHE, Renaissance, mit Wappen der Familie DE<br />

CASELLA, Genua, 16./17. Jh.<br />

„Carrara“-Marmor. Wappenförmige Kartusche mit Maskaron-Fronton,<br />

zentralem Wappen und seitlichen Voluten. H 93 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 1 000.- / 1 500.-<br />

(€ 830.- / 1 250.-)<br />

| 6


1010 | 7


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1011<br />

1011<br />

LINDWURMKOPF, romanisch, Schweiz, 12. Jh.<br />

Beiger Stein. Fein gearbeiteter Kopf mit grossen Zähnen, auf Holzplatte<br />

montiert. L 30 cm. H 20 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 1 200.- / 2 000.-<br />

(€ 1 000.- / 1 670.-)<br />

1012<br />

MARMORSÄULE, romanisch, Sizilien, 13. Jh.<br />

Weisser Marmor, ursprünglich mit „Cosmati Tesserae“ eingelegt. Markant<br />

gedrehter Säulenschaft auf Rundfuss mit Rechteckplatte. H 85 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Privatsammlung, Lugano.<br />

- Auktion <strong>Koller</strong> Zürich, 30.3.2009 (<strong>Katalog</strong>nr. 179).<br />

- Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

1013<br />

FRAGMENT EINER BRUNNENFIGUR, Renaissance, Schweiz, 16. Jh.<br />

Kalkstein. Torso eines sog. „Wilden Mannes“ mit Resten der alten<br />

Bemalung. Auf beigem Holzsockel montiert. H 40 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

Die Figur des Wilden Mannes war im Volksglauben des germanischen<br />

und slawischen Sprachraumes bereits im frühen Mittelalter bekannt und<br />

stellt ein anthropomorphes Wesen dar. Er steht für das Wilde, für die<br />

bedrohliche oder überwundene Natur und wurde im Mittelalter vom<br />

Mythos des Volksglaubens zu einem Archetypus des Chaos. Er wird als<br />

einzelgängerischer, stark behaarter, nackter oder nur mit Moos und Laub<br />

bedeckter und mit Riesenkräften ausgestatteter Urmensch beschrieben<br />

und dargestellt. Seine Lebensweise gilt als einerseits primitiv, andererseits<br />

aber auch als paradiesisch und naturverbunden.<br />

1012<br />

CHF 1 000.- / 1 500.-<br />

(€ 830.- / 1 250.-)<br />

| 8


1013 | 9


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1014<br />

1014<br />

KLEINES WEIHWASSERBECKEN, Spätbarock, Italien, 19. Jh.<br />

Weisser Marmor. Flache Schale mit ausladender Lippe und godronierter<br />

Wandung mit Stützarm. D 31 cm. H 15 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 500.- / 900.-<br />

(€ 420.- / 750.-)<br />

1015*<br />

MARMORKARYATIDE, Spätbarock, Norditalien, Ende 18. Jh.<br />

Büste einer Frau mit Kopftuch, auf sich nach unten verjüngendem<br />

Postament mit Draperie, Kordeln und Schuppenmuster. Bestossungen.<br />

H 140 cm.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

1016<br />

SÄULENKAPITELL, Renaissance, Norditalien, 16. Jh.<br />

Grauer Stein. Rechteckiges Blatt auf sich nach unten verjüngendem<br />

Korpus mit Blüten. Fehlstellen. 28x29x25 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 300.- / 500.-<br />

(€ 250.- / 420.-)<br />

1016A<br />

SÄULENKAPITELL, byzantinisch, 7./8. Jh.<br />

Beiger Tuffstein. Bastionsförmiges Blatt auf sich nach unten verjüngendem<br />

Korpus mit Kartuschen, Rosetten und Blätterdekor. 18x19x14 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 900.- / 1 400.-<br />

(€ 750.- / 1 170.-)<br />

1015<br />

| 10


1017 1018<br />

1017<br />

SÄULENKAPITELL, Spätbarock, Norditalien, 19. Jh.<br />

Beiger Stein. Rechteckiges Blatt auf sich nach unten verjüngendem<br />

Korpus mit Eckvoluten. 32x31x33 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 300.- / 500.-<br />

(€ 250.- / 420.-)<br />

1018<br />

SÄULENKAPITELL, Spätbarock, Italien, 19. Jh.<br />

Weisser Marmor. Rechteckiges Blatt auf sich nach unten verjüngendem<br />

Korpus mit markanten Eckvoluten. Bestossungen. 21x21x23,5 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 200.- / 300.-<br />

(€ 170.- / 250.-)<br />

1019*<br />

ELFENBEINPLAKETTE, im romanischen Stil, deutsch, 19. Jh.<br />

Elfenbein im Halbrelief geschnitzt. Stehender Christus, in der rechten<br />

Hand ein Kreuz tragend, die linke Hand zum Segen erhoben, in feiner<br />

Säulennische mit den Symbolen der 4 Evangelisten. Verso mit Etikette<br />

„Laroussilhe Paris“. H 13 cm.<br />

Provenienz: Ehemals Sammlung Raoul Heilbronner (1847-1941), Paris.<br />

CHF 600.- / 900.-<br />

(€ 500.- / 750.-)<br />

1019<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1020<br />

1020<br />

MARMORFRAGMENT, römisch, wohl Kleinasien, 2./3. Jh. n. Chr.<br />

Heller Marmor mit Gesicht der Medusa. B 26 cm. H 25 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Sam Dormont, Tel Aviv.<br />

- Schweizer Privatsammlung, erworben 1979.<br />

CHF 1 500.- / 2 500.-<br />

(€ 1 250.- / 2 080.-)<br />

1021<br />

KABINETT MIT ELFENBEINEINLAGEN, Frühbarock, Spanien, 17. Jh.<br />

Ebenholz profiliert sowie ausserordentlich fein eingelegt mit gravierten<br />

Elfenbeineinlagen; Figuren in edler Kleidung, exotische Vögel, Blumen,<br />

Blätter, Kartuschen, Filets und Zierfries. Rechteckiger Korpus mit geradem,<br />

vorkragendem Kranz und gequetschten Kugelfüssen, auf späterem<br />

Stand mit vorstehendem Blatt auf gerader, zweischübiger Zarge mit<br />

gedrehten, durch H-Steg verbundenen Säulenbeinen mit gequetschten<br />

Kugelfüssen. Architektonisch gegliederte Front mit Doppeltüre zwischen<br />

je 2 Eckpilastern über 4 nebeneinander liegenden Schubladen. Inneneinteilung<br />

mit Zentraltüre, eingerahmt von 18 unterschiedlich gros sen<br />

Schubladen. Beinknöpfe und Messingbeschläge. Etwas zu überholen.<br />

102x50x64,5 cm. H mit Stand 149 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 40 000.- / 70 000.-<br />

(€ 33 330.- / 58 330.-)<br />

1022*<br />

KLEINE BRONZEFIGUR, römisch, wohl Frankreich, 3./4. Jh.<br />

Stehende Katze, auf Holzsockel montiert. L Figur 4 cm.<br />

Provenienz: Ehemals Sammlung Raoul Heilbronner (1847-1941), Paris.<br />

1021 (detail)<br />

CHF 200.- / 300.-<br />

(€ 170.- / 250.-)<br />

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1021


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1023 (Seitenansicht) 1023<br />

1023<br />

FINGERRING MIT ENGEL ALS WAPPENTRÄGER, Renaissance,<br />

Burgund, 15. Jh.<br />

Vergoldetes Kupfer und Bronze. Kniender Engel mit eingefasstem<br />

Wappen und sog. „Galero“ eines Burgunder Bischofes, im 19. Jh. auf<br />

einen Ring montiert. H 7 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Der Überlieferung nach ehemals Blumka Galleries, New York.<br />

- Sammlung E. Mitchell, New York.<br />

- Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

Die Seltenheit des hier angebotenen Ringes liegt darin, dass mit dem ein<br />

Wappen tragenden Engel ein Element aus einem anderen Kontext aufgegriffen<br />

wurde. Der Engel befand sich ursprünglich an der Basis eines Reliquiars,<br />

das im 15. Jahrhundert von einem burgundischen Erzbischof gestiftet<br />

wurde, worauf das Wappen hinweist. Im Laufe des 19. Jahrhunderts, als<br />

die Bedeutung des Schutzengels eine besonders wichtige Rolle spielte, liess<br />

ein Kardinal den Engel auf seinen Kardinalsring montieren. Dieser Ring<br />

sollte ihn nun - mit der Engelsfigur angedeutet - beschützend begleiten.<br />

CHF 15 000.- / 25 000.-<br />

(€ 12 500.- / 20 830.-)<br />

1024*<br />

TAPISSERIEFRAGMENT „MILLE FLEURS“, Renaissance, wohl<br />

Nordfrankreich um 1500/20.<br />

Darstellung einer tanzenden, musizierenden adligen Gesellschaft in ausserordentlich<br />

feiner Blumenlandschaft mit verschiedenen Tieren und Bezeichnung<br />

„branles“. Restaurationen und Ergänzungen. H 204 cm. B 186 cm.<br />

Provenienz:<br />

- French & Company, New York.<br />

- Sammlung Myron Taylor, USA.<br />

- Privatbesitz, Paris.<br />

- Aus einer französischen Sammlung.<br />

Das hier angebotene Tapisseriefragment ist zeitlich und ikonographisch<br />

bei den 4 Tapisserien aus dem Musée du Louvre zu situieren: „Le concert<br />

champêtre“, „Le jeu de marelle et cueillette des fruits“, „Le travail de la<br />

laine“ und „La danse“.<br />

Die „branles“ sind historische und variantenreiche Reigentänze, die im 15.<br />

Jahrhundert entstanden. Man vermutet, dass die Reigen- oder Rondentänze,<br />

in denen die Tanzenden stets nach links gehen und deren anführende<br />

Person mit erhobener Hand oder mit seinem Hut an einem Stab tanzte,<br />

die älteste Tanzform der Geschichte darstellen. Die Branles haben als<br />

Grundschritt den Pas Double (4 Zeiten), welcher bei manchen Tänzen<br />

auch mit Pas Simple (2 Zeiten) kombiniert werden kann: Branle double<br />

und Branle simple im langsamen Tempo, Branle gay im lebhafteren<br />

Dreier takt. Mitte des 17. Jahrhunderts wurde zur Eröffnung von Bällen<br />

der Branle getanzt und er war als Verbindung von Volkstanz und höfischer<br />

Eleganz der meistgetätigte Gesellschaftstanz aller Zeiten. Noch heute<br />

werden Branles in den französischen Regionen getanzt. Motive getanzter<br />

Ronden finden sich in der Malerei des 15. Jahrhunderts.<br />

1024<br />

CHF 55 000.- / 85 000.-<br />

(€ 45 830.- / 70 830.-)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1025<br />

1025<br />

KAMM MIT PASTIGLIA, gotisch, Frankreich, wohl 15. Jh.<br />

Buchsbaum fein beschnitzt und verziert mit Pastiglia. Unter Baum bestatteter<br />

König, seitlich 2 Frauen, umgeben von unleserlichen Schriftzügen.<br />

Verso Darstellung eines Ritterturniers. Kleine Fehlstellen. 19x19 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

1026<br />

BITTENDE HÄNDE, Fragment einer sog. „figure gisante“, Renaissance,<br />

Limoges, 14. Jh.<br />

Vergoldetes Kupfer. Die Arme mit geknöpften Handschuhen bedeckt, mit<br />

langen, schlanken Fingern. Am linken kleinen Finger ein krallenförmiger<br />

Ring mit grünem Stein. Vergoldung berieben. Auf Holzsockel montiert.<br />

H 31,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Der Überlieferung nach ehemals Sammlung Robert Kahn-Sriber, Paris.<br />

- Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

Mit Gutachten von Prof. Dr. G. Freuler, Zürich, 27.8.1998, worin u. a.<br />

Folgendes erläutert wird: „Die in Frage stehenden Hände - und die in der<br />

Mitte abrupt endenden Unterarme sind dafür klares Indiz - gehörten ur -<br />

sprünglich einer grösseren Metallstatue an. Eine Bruchstelle scheint sich<br />

hier an den Unterarmen schon immer befunden zu haben. Sie entspricht<br />

womöglich einer Lötnaht. An der Kante sind einige heute teilweise angerissene<br />

Löcher (Durchmesser ca. 3-5 mm) zu erkennen, die durch das Blech<br />

getriebene Nägel mit runden Köpfen verursacht wurden. Die Lochränder<br />

weisen ins hohle Innere der Hände und sind aussen von kreisförmigen Eindrücken<br />

umgeben (Durchmesser ca. 5-6 mm). Auf diese Weise wurden die<br />

Hände wohl zusammen mit anderen Elementen der Skulptur auf einen<br />

Holzkern fixiert. Derartig gearbeitete Bildwerke, Heiligenstatuen, Büstenreliquiare<br />

und Ähnliches sind bereits aus dem frühen Mittelalter bekannt.<br />

Aufgrund des Gestus steht fest, dass die zum Gebet gefalteten Hände zu<br />

einem der zahlreichen figürlichen Grabmäler gehörten, wie sie in dieser<br />

Technik nur in Limoges produziert wurden (vgl. B. de Chancel-Bardelot,<br />

La sculpture métallique: Tombeaux et statuaire / Les tombeaux en Oeuvre<br />

de Limoges, in: L’Oeuvre de Limoges, Paris/New York 1995/96; S. 389-<br />

401 und 434ff.). Aufgrund der eleganten und feinen Artikulation der Hände<br />

darf ihre Entstehungszeit gegen 1350 angesetzt werden. Hergestellt wurden<br />

sie von einer Werkstätte aus Limoges, und zwar im Zusammenhang<br />

eines figürlichen Grabmals einer wohlhabenden französischen (womöglich)<br />

adeligen Bürgerin.“<br />

Mit Materialanalyse von Dr. P. Northover, University of Oxford (R811);<br />

darin wird zur Datierung Folgendes festgehalten: „The base metal substrate<br />

of these gilt hands is a rather pure copper in which arsenic is the only significant<br />

impurity. The use of copper in these circumstances is consistent with<br />

the proposed date, and the degree of oxidation of the copper supports this<br />

attribution. The state of corrosion, in particular the intergranular penetration<br />

and the decoration of the oxide inclusions by corrosion, argues for a<br />

long term exposure, probably to atmospheric corrosion. In the writer’s view<br />

it is most improbable that the corrosion observed is consistent with a 19th<br />

century date, or within any accelerated patination process. On these<br />

grounds the piece can be accepted as authentic.“<br />

Mit Materialgutachten von Aventis, Research & Technologies, 29.7.1998.<br />

In der Schlussfolgerung wird Folgendes festgehalten: „Bei dem Objekt liegt<br />

eine sehr komplexe Fertigungstechnik aus getriebenem Kupfer blech in<br />

Verbindung mit gegossenen Einführungen vor. Die Spuren elemente im<br />

Basismetall, die Verformungstechnik und die Vergoldung nach dem Amalgamverfahren<br />

sind mit der Metallurgie des 14. Jahrhunderts vereinbar. Die<br />

Korrosionsspuren zeigen, dass keine neuzeitliche Fertigung vorliegt. Hinweise<br />

auf eine künstliche Alterung der Patina sind nicht vorhanden.“<br />

CHF 65 000.- / 95 000.-<br />

(€ 54 170.- / 79 170.-)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1027<br />

1027<br />

SCHEUKLAPPENBESCHLAG EINES TURNIERPFERDES,<br />

Renaissance, Barcelona, 15. Jh.<br />

Kupfer und Email „champlevé“. Durchbrochene Rundform mit Wappen<br />

der Stadt Barcelona und rotem Tatzenkreuz in Vierpassrahmen. D 12 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

Mit Schreiben von Dr. O. Neubecker vom 7.6.1988, das die<br />

Identifizierung des Wappens bestätigt.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

1028<br />

CORPUS CHRISTI, Barock, Frankreich oder Italien, 18. Jh.<br />

Fein ziselierte und vergoldete Bronze. Dreinageltypus. H 8,5 cm. B 6 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Der Überlieferung nach ehemals Blumka Galleries, New York.<br />

- Sammlung E. Mitchell, New York.<br />

- Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 500.- / 700.-<br />

(€ 420.- / 580.-)<br />

1029<br />

PROZESSIONSKREUZ, Limoges, frühes 13. Jh.<br />

Holzkern beschlagen mit vergoldetem, mit Sternen und stilisierten Blüten<br />

getriebenem Kupfer und besetzt mit Glassteinen und Plaketten aus<br />

Gruben schmelz-Email in Türkis und Dunkelblau. Der Corpus Christi in<br />

Kupfer graviert, vergoldet und emailiert. Die eine Seite des Kreuzes mit<br />

dem Gekreuzigten, die Kreuzenden mit Halbfiguren der 4 Evangelisten<br />

besetzt. Die Rückseite in der Mitte mit einer runden emaillierten Plakette,<br />

Christus in Majestas. Die Kreuzenden mit den Symbolen der Evangeli s-<br />

ten. Fehlstellen. H 41 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

Schönes und weitgehend wohl original erhaltenes Prozessionskreuz, in<br />

Form und Dekor typisch für die Arbeiten aus der Zeit um 1225/1230.<br />

Lit.: The Metropolitan Museum of Art, Enamels of Limoges 1100-1350,<br />

New York 1996; S. 315/316.<br />

CHF 24 000.- / 36 000.-<br />

(€ 20 000.- / 30 000.-)<br />

1030*<br />

FIGUR EINER HEILIGEN, Barock, wohl Norditalien um 1720.<br />

Brünierte Bronze. Stehende Frau mit Kopftuch und langem Gewand, in<br />

der rechten Hand einen Kelch haltend, in der linken wohl einst ein Kreuz.<br />

H 33 cm.<br />

CHF 1 200.- / 1 800.-<br />

(€ 1 000.- / 1 500.-)<br />

| 18


| 1029 19


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1031<br />

1031<br />

LOT MIT 5 BRONZEPLAKETTEN, Renaissance und später, Italien/<br />

Niederlande/Deutschland.<br />

„Urteil des Paris“ und „Ariadne von Naxos“, beide bez. IO.F.F<br />

(Monogrammist, 1480-1515), Oberitalien. „Raub des Ganymed“ nach G.<br />

BERNARDI (Giovanni Bernardi, 1494-1553), bez. „Iovanes D“, Italien.<br />

„Die Opferung Isaaks“, bez. „Abra sacrifi Isac“, verso Darstellung mit<br />

Herrscher, 3 Personen und 2 Kindern, bez. „Ex timore dei omnia aequo<br />

iudicio iudicantur“, nach H. REINHART (Hans Reinhart, 1510-1581),<br />

Deutschland. „Zagreus und Zeus“, italo-niederländisch. Diverse Formen<br />

und Grössen.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

Die Plakette „Raub des Ganymed“ ist abgebildet in: E.F. Bange, Die italienischen<br />

Bronzen der Renaissance und des Barock, Berlin, II, Abb.<br />

LXVIII.<br />

CHF 1 000.- / 1 500.-<br />

(€ 830.- / 1 250.-)<br />

1032<br />

KLEINE BRONZEFIGUR, Barock, Italien, 17. Jh.<br />

Bronze. Sitzender Bub mit kleinem Hund oder Lamm. Auf gestuftem,<br />

weissem Marmorsockel. H Figur 6,5 cm, mit Sockel 13,5 cm.<br />

Provenienz: Ehemals Sammlung Raoul Heilbronner (1847-1941), Paris.<br />

CHF 1 000.- / 1 500.-<br />

(€ 830.- / 1 250.-)<br />

1033<br />

THRONENDE MADONNA MIT KIND, romanisch, Spanien, 12./13. Jh.<br />

Holz geschnitzt und verso gehöhlt, teils mit Leinwand bezogen und mit<br />

Resten der Fassung. In aufrechter Haltung statisch sitzende Gottesmutter<br />

auf Thronstuhl, das Jesuskind auf dem linken Knie, beide mit erhobenem<br />

rechten Arm. Hände unvollständig. Ergänzungen am Thron und an<br />

Marias rechtem Unterarm. Spätere Überarbeitungen an Kopf des Kindes<br />

und an der Schulter. H 85 cm.<br />

Provenienz: Ehemals Sammlung Raoul Heilbronner (1847-1941), Paris.<br />

CHF 12 000.- / 18 000.-<br />

(€ 10 000.- / 15 000.-)<br />

1032<br />

| 20


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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1034<br />

1034<br />

BRONZESCHMUCK, Schweiz, wohl 6./8. Jh.<br />

Bronze mit alter, grüner Patina. 5 unterschiedliche Schmuckstücke - u. a.<br />

1 Halsreif und Gewandspangen. Unterschiedliche Grössen. Auf hellgrauer<br />

Holzplatte montiert.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

1035<br />

BRONZELÖWE, Renaissance, süddeutsch, 16. Jh.<br />

Stilisierter, sitzender Löwe mit aufklappbarem Kopf, die rechte Pranke auf<br />

eine Art Baumstrunk mit Löchern gelegt. L 14 cm. H 13 cm.<br />

Provenienz: Ehemals Sammlung Raoul Heilbronner (1847-1941), Paris.<br />

CHF 2 500.- / 4 500.-<br />

(€ 2 080.- / 3 750.-)<br />

1036*<br />

HEILIGER GEORG, spätgotisch, Südtirol um 1520.<br />

Zirbelkiefer geschnitzt, verso gehöhlt und gefasst. Der Heilige stehend in<br />

Halbrüstung, zu seinen Füssen der Drache. Fassung bestossen. Spätere<br />

Hände, die Nase wohl überschnitten. H ohne Sockel 93 cm.<br />

1035<br />

CHF 6 000.- / 10 000.-<br />

(€ 5 000.- / 8 330.-)<br />

| 22


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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1037<br />

1037*<br />

CHRISTUS AM ÖLBERG, Barock, Spanien, 17. Jh.<br />

Laubholz geschnitzt im Relief und gefasst. Rechteckig, vertieft die<br />

Darstellung des betenden Christus, neben ihm 3 schlafende Jünger.<br />

H 42 cm. B 72 cm.<br />

Provenienz: Aus einer deutschen Sammlung.<br />

CHF 8 000.- / 12 000.-<br />

(€ 6 670.- / 10 000.-)<br />

1038<br />

SANDSTEINRELIEF/SUPRAPORTA, Frühbarock, Schweiz, 17. Jh.<br />

Roter Sandstein behauen mit Figur eines Wolfes mit Sichel in Blattvolute<br />

und Früchtegirlande. Rechteckige, oben spitz zulaufende Form. Mit<br />

Resten einer Fassung. H 57 cm. B 108 cm.<br />

Der Überlieferung nach stammt die Supraporta aus dem Zunfthaus<br />

Rebleuten in Basel.<br />

CHF 4 000.- / 7 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 830.-)<br />

1039*<br />

TAPISSERIE „LES TROIS MAGES“, Renaissance, Tournai um 1520.<br />

Darstellung der Heiligen Drei Könige vor Figurenstaffage und Tieren, im<br />

Hintergrund eine Burg. Die rechte Seite verkürzt. H 275 cm. B 165 cm.<br />

Provenienz: Aus einer französischen Sammlung.<br />

Ab dem 15. bis Mitte des 16. Jahrhunderts war Tournai eines der bedeutendsten<br />

Zentren für die Produktion von Tapisserien, die in ganz Europa<br />

beliebt waren. Nur noch wenige dieser Wandteppiche, die oft mit dem<br />

Markenzeichen der Stadt versehen sind, blieben erhalten. Die Archive<br />

belegen, dass sich Anfang des Jahrhunderts einige grosse Werkstätte auf<br />

das Weben ganzer Zyklen mit originellen Themen spezialisiert hatten.<br />

Mehr als 200 Weber wurden in den Ateliers der Stadt beschäftigt. Die<br />

Tapisserien zeichnen sich durch leuchtende Farben, reiche Materialien<br />

und lebendige, erzählerische, teilweise etwas verwirrende Szenen aus,<br />

durch ausdrucksvolle Gesichtszüge, reich geschmückte Brokat gewänder<br />

und durch glänzenden Brustpanzer, in denen sich die Pracht jener Epoche<br />

widerspiegelt.<br />

CHF 50 000.- / 90 000.-<br />

(€ 41 670.- / 75 000.-)<br />

1040<br />

KLEINE TRUHE „AUX PATTES DE LIONS“, Renaissance,<br />

wohl Florenz, 16./17. Jh.<br />

Nussbaum reich beschnitzt mit Wappen, Mäanderband und Tatzen.<br />

Rechteckiger Korpus mit vorstehendem Deckel auf profilierter Zarge mit<br />

Tatzenfüssen. Altes Eisenschloss. Traghenkel. 67x34x32 cm.<br />

Provenienz: Privatsammlung, Schweiz.<br />

CHF 400.- / 700.-<br />

(€ 330.- / 580.-)<br />

1038<br />

| 24


1039


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1041<br />

1041<br />

BRONZEFIGUR DES HERKULES, Renaissance, Umkreis von E. DE<br />

WITTE (Elias de Witte, Bronzegiesser, tätig im 16. Jh.), flämisch, Anfang<br />

17. Jh.<br />

Mit 2 Schlangen ringender Herkules. Auf Holzsockel montiert. L Figur 13<br />

cm. Mit Sockel 14x7,5x13,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Der Überlieferung nach ehemals Sammlung Strauss, Wien.<br />

- Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 4 000.- / 7 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 830.-)<br />

1042<br />

FIGUR EINES FAUNS, Renaissance-Stil, in der Art von G.<br />

CAMPAGNA (Girolamo Campagna, 1549-1625), Italien, wohl 19. Jh.<br />

Bronze. Kniender Faun mit vasenförmiger Kerzentülle in der linken Hand,<br />

zu seinen Füssen ein Widder, auf eingezogenem Dreisockel mit<br />

Kugelfüssen. H 19 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

1042<br />

1043*<br />

STATUETTE DES ANTINOUS, Renaissance, Frankreich, 17. Jh.<br />

Patinierte Bronze. Im Kontrapost stehender Antinous mit Tuch, seitlich<br />

ein Palmenstamm, auf flacher, runder Platte. Auf grün-schwarzem Würfelsockel<br />

montiert. H Figur 20,5 cm, mit Sockel 28 cm.<br />

Provenienz: Aus einer französischen Sammlung.<br />

Als Vorlage für die hier angebotene Bronze diente wohl die Antinous-<br />

Figur aus der Sammlung Farnese im Belvedere-Palast in Rom.<br />

CHF 8 500.- / 12 500.-<br />

(€ 7 080.- / 10 420.-)<br />

| 26


| 1043 27


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1044 1045<br />

1044<br />

STATUETTE DER ANDROMEDA, Renaissance, Florenz, 17. Jh.<br />

Bronze. Stehende Andromeda mit langem Haar und Fussfessel. Auf späterem<br />

Holzsockel. H mit Sockel 34 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Ehemals Sammlung Adams, London.<br />

- Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 12 000.- / 20 000.-<br />

(€ 10 000.- / 16 670.-)<br />

1045<br />

BRONZEFIGUR DES HERKULES, Barock, nach einer Skulptur aus<br />

der Antike, Frankreich oder Flandern, 18. Jh.<br />

Mit 2 Schlangen ringender Herkules, auf flacher Platte. H 24 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 8 000.- / 14 000.-<br />

(€ 6 670.- / 11 670.-)<br />

1046*<br />

FIGUR EINES MONGOLISCHEN REITERS, Frühbarock, der Reiter<br />

17. Jh., das Pferd später, wohl Wien, 19. Jh.<br />

Vergoldete und brünierte Bronze sowie Zöblitzer Serpentin. Fein gearbeiteter<br />

Reiter auf Hengst. Zügel und Waffe fehlen. Sockel bestossen. L 17,5<br />

cm. H 21,5 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />

1046<br />

CHF 4 500.- / 7 500.-<br />

(€ 3 750.- / 6 250.-)<br />

| 28


1047*<br />

FALTSTUHL „EN CURULE“, sog. „Faldistorium“, Renaissance,<br />

Florenz, 16. Jh.<br />

Schmiedeeisen, Bronze und Messing. Zusammenklappbarer, rechteckiger<br />

Sitz auf bogenförmigem Gestell mit geschweiften, durch Längsstreben verbundenen<br />

Volutenbeinen auf stilisierten Muschelfüssen. Die Armlehnen<br />

mit Abschlusskugeln. Bordeauxroter Velourssitz. 65x50x55 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Ehemals Sammlung Quadrone, Turin.<br />

- Aus einer französischen Sammlung.<br />

Ein nahezu identischer Stuhl aus der Sammlung Saurer wurde in unserer<br />

Oktober-Auktion 2001 (<strong>Katalog</strong>nr. 1019) verkauft.<br />

Die Stuhlform orientiert sich am Typus des antiken, in Holz oder<br />

Schmiedeeisen gefertigten Faldistorium („Faltstuhl“), der in der italienischen<br />

Renaissance zur „sedia santesca“ oder „sedia Savonarola“ weiterentwickelt<br />

wurde. Im Unterschied dazu ist der hier angebotene Stuhl<br />

nicht aus Holz, sondern aus Schmiedeeisen, was sehr selten ist.<br />

Lit.: H. Schmitz, Das Möbelwerk, Tübingen 1963; S. 81 (mit Abb. italienischer<br />

Faltstühle).<br />

CHF 12 000.- / 18 000.-<br />

(€ 10 000.- / 15 000.-)


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1048<br />

1048*<br />

GROSSER MÖRSER, Renaissance, Frankreich, Ende 17. Jh.<br />

Bronze. Rundes, leicht ausladendes Gefäss mit 4 Griffen in Form von<br />

Männerköpfen, die Wandung mit Karyatiden. D 31 cm. H 22 cm.<br />

Provenienz: Aus einer französischen Sammlung.<br />

CHF 5 000.- / 9 000.-<br />

(€ 4 170.- / 7 500.-)<br />

1049<br />

BRONZEKOPF, Renaissance, Italien, 17. Jh.<br />

Brünierte Bronze. Kopf eines Knaben mit lockigem Haar und geöffnetem<br />

Mund. Auf Holzsockel montiert. Kopf 10,5 cm. H mit Sockel 18 cm.<br />

Provenienz: Ehemals Sammlung Raoul Heilbronner (1847-1941), Paris.<br />

CHF 1 500.- / 1 800.-<br />

(€ 1 250.- / 1 500.-)<br />

1050<br />

ÖLLAMPE, Renaissance, Norditalien, wohl Padua, 2. Hälfte 16. Jh.<br />

Teils vergoldete Bronze. Gefässkörper in Form einer Fratze mit weit geöffnetem<br />

Mund, auf assortierter Adlerkralle. H 20,5 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

Lit.: Natur und Antike in der Renaissance (Ausstellungskatalog), Frankfurt<br />

1985/86; S. 510, Nr. 223 (mit Abb.).<br />

1049<br />

CHF 12 000.- / 20 000.-<br />

(€ 10 000.- / 16 670.-)<br />

| 30


| 1050 31


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1052 1051<br />

1051<br />

TÜRKNAUF, Renaissance, in der Art von A. BRIOSCO (Andrea<br />

Briosco, gen. „il riccio“, 1470-1532), Veneto, 16. Jh.<br />

Bronze. In Form einer bärtigen Fratze mit Kappe, auf Plexiglassockel<br />

montiert. L ohne Sockel 11 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Der Überlieferung nach ehemals Sammlung Ludwig, Wien.<br />

- Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 2 500.- / 4 500.-<br />

(€ 2 080.- / 3 750.-)<br />

1052<br />

TÜRKNAUF, Renaissance, in der Art von A. BRIOSCO (Andrea<br />

Briosco, gen. „il riccio“, 1470-1532), Veneto, 16. Jh.<br />

Bronze. In Form einer bärtigen Fratze mit Kappe. Auf Plexiglassockel<br />

montiert. L ohne Sockel 10 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Der Überlieferung nach ehemals Sammlung Dr. Kieslinger, Wien.<br />

- Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 2 500.- / 4 500.-<br />

(€ 2 080.- / 3 750.-)<br />

1053<br />

TAPISSERIE „LA DANSE DES BERGERS“, Frühbarock, aus der<br />

Folge „Les amours de Gombault et Macée“, nach Vorlagen von J.<br />

LECLERC (Jean Leclerc, Herausgeber von Stichen im 16. Jahrhundert),<br />

Aubusson, 1. Hälfte des 17. Jh.<br />

Feine Darstellung mit tanzenden Bauern und Dudelsack spielendem<br />

Musiker, im Vordergrund Tiere, im Hintergrund hügelige Landschaft mit<br />

diversen Gebäuden. Ausserordentlich feine Bordüre mit Maskaronen,<br />

Tieren und Kartuschen. H 318 cm. B 437 cm.<br />

Mit ausführlichem Gutachten von Prof. G. Delmarcel, Leuven 2013.<br />

Die hier angebotene Tapisserie ist die vierte aus der acht- oder neunteiligen<br />

Folge „Les amours de Gombault et Macée“ mit Darstellung aus dem<br />

Leben der Hirten. Eine Tapisserie mit identischer Szene, ca. 1600 in<br />

Brügge gefertigt, ist mit den folgenden vier Sprüchen versehen, welche<br />

die Vielschichtigkeit der Darstellung erklären:<br />

„Est-il plaisir plus gracieux / Que de voir en lieu délicieux / A vingt ans<br />

Vénus avec Mars / Plus vaut que désir mille marcs / Et n’est trésor tant<br />

précieux“, „Tarde que nous ayons loisir / Et que joie nous vient saisir /<br />

Margot: hausse la jambe, hausse!“, „Gombaut, je te vais secourir / Ne te<br />

hâte pas de courir / Attends-moi, je relie ma chausse!“ und „Ainsi Robin,<br />

et toi Gombault / Ebranle-toi, tu n’es pas chaud / Et si es à la grosse<br />

haleine“.<br />

Die Texte stammen aus einem „calendrier et compost des bergers“ aus<br />

dem 15. Jahrhundert, einer Zeit, als das Leben der Hirten von Dorf- und<br />

Stadtbewohnern für ausschweifend und sittenlos gehalten wurde. Mit der<br />

Umsetzung solch frecher Motive wollte man nicht nur das Hirtenleben<br />

zeigen, sondern auch - mit einem Augenzwinkern in Richtung der etwas<br />

prüden, aber wohlhabenden Oberschicht - die sexuellen Freiheiten der<br />

Landbevölkerung insinuieren und propagieren.<br />

Die ältesten Tapisserien mit solch gewagten Szenen wurden im frühen 16.<br />

Jahrhundert in Paris gewoben, 2 gehören heute zu den Sammlungen des<br />

Château de Montal. In den 1590er Jahren publizierte J. Le Clerc zahlreiche<br />

Stiche mit diesem Sujet; 1715 wurde in der Manufacture des Gobelins<br />

eine Tapisserie-Folge für Louis XIV gefertigt.<br />

Die Farben und die Knüpftechnik der hier angebotenen Tapisserie weisen<br />

darauf hin, dass sie nicht in Paris, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach<br />

in Aubusson hergestellt wurde. Die Inventare erwähnen für die Jahre 1623<br />

und 1629/30 vergleichbare Wandbehänge, was die Datierung erklärt. Eine<br />

vergleichbare Tapisserie war auch Thema in Molières berühmten Theaterstück<br />

„L’Avare“: Die Hauptfigur Harpagon will eine alte „tenture de tapisserie<br />

des amours de Gombault et Macée“ als Pfand anbieten und sorgt<br />

damit für Erheiterung.<br />

Lit.: H. Göbel, Die Wandteppiche und ihre Manufakturen in Frankreich,<br />

Italien, Spanien und Portugal, Leipzig 1928; I, S. 70f. G. Delmarcel,<br />

Bruges et la Tapisserie (Ausstellungskatalog), Brüssel 1987; S. 266-269. D.<br />

& P. Chevalier / P.F. Bertrand, Les tapisseries d’Aubusson et Felletin<br />

1457-1791; Paris 2000; S. 45. Ibid, La tapisserie flamande, Paris 2000; S.<br />

199-202. J. Vittet / A. Brejon de Lavergnée, La Collection de tapisseries<br />

de Louis XIV, Dijon 2010; S. 307.<br />

CHF 15 000.- / 25 000.-<br />

(€ 12 500.- / 20 830.-)<br />

| 32


1053


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1054<br />

1054*<br />

KLEINER BRONZELÖWE, Barock, wohl Venedig, 18./19. Jh.<br />

Löwe mit offenem Maul und prächtiger Mähne. L 18 cm. H 13 cm.<br />

CHF 1 500.- / 2 500.-<br />

(€ 1 250.- / 2 080.-)<br />

1055*<br />

KLEINER MÖRSER, Renaissance, Venedig, 16./17. Jh.<br />

Reliefierte Bronze. Gewulsteter, mehrfach profilierter Gefässkörper mit<br />

leicht ausladender Lippe und 2 kleinen Volutenhenkeln. Die Wandung<br />

dekoriert mit Akanthusfries und Ranken. Ohne Stössel. Gebrauchsspuren.<br />

H 11 cm.<br />

Provenienz: Aus einer französischen Sammlung.<br />

Lit.: P. Motture, Bells and Mortars - Ausstellungskatalog des Victoria &<br />

Albert Museum, London 2001; S. 124-127 und S. 174 (mit Abb. analoger<br />

Mörser).<br />

CHF 3 500.- / 5 500.-<br />

(€ 2 920.- / 4 580.-)<br />

1055<br />

1056*<br />

1 PAAR BRONZEFIGUREN, Renaissance, in der Art von G.<br />

CAMPAGNA (Girolamo Capagna, 1549-1625), Venedig, 17. Jh.<br />

2 stehende Figuren, wohl Athene und Ares. Auf Steinwürfel montiert.<br />

Lanze und Schwert fehlen. H mit Sockel 31 cm.<br />

Provenienz: Ehemals Sammlung Raoul Heilbronner, Paris.<br />

CHF 6 000.- / 10 000.-<br />

(€ 5 000.- / 8 330.-)<br />

| 34


| 1056 35


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1057 1058<br />

1057<br />

BLEIPLAKETTE, Renaissance, nach dem Monogrammisten AC (1577<br />

erstmals erwähnt), wohl Deutschland, 16. Jh.<br />

Sitzender Vulkanus, Amors Flügel schmiedend, umgeben von Arbeitern,<br />

rechts Venus mit Amor, im Hintergrund Wagen, Bäume und Silhouette<br />

einer Stadt. D 16 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

1058<br />

BRONZEPLAKETTE, Renaissance, nach dem Monogrammisten AC<br />

(1577 erstmals erwähnt), wohl Deutschland, 16. Jh.<br />

Sitzender Vulkanus, Amors Flügel schmiedend, umgeben von Arbeitern,<br />

rechts Venus mit Amor, im Hintergrund Wagen, Bäume und Silhouette<br />

einer Stadt. D 16 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

1059*<br />

GROSSER MÖRSER, Renaissance, dat. 1639, Frankreich.<br />

Bronze. Rundes, ausladendes Gefäss, die Wandung mit Schriftzug<br />

„IEHAN ANTHINIAC ME APPOTIQUERE MA FAICT FAIRE<br />

LAN 1639“ und Blätterdekor. D 33,5 cm. H 23 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Ehemals Sammlung Louis Lafon, Frankreich.<br />

- Aus französischem Besitz.<br />

CHF 5 000.- / 9 000.-<br />

(€ 4 170.- / 7 500.-)<br />

1060<br />

FRAGMENT EINES BUCHDECKELS, im Stil des 12./13. Jh., Italien,<br />

wohl 15./16. Jh.<br />

Leder geprägt und schwarz gebeizt. Darstellung mit Jesus am Kreuz,<br />

Assistenzfiguren und Engeln. Montiert auf Holzplatte mit rotem Velours.<br />

H 19,5 cm. B 15,5 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

1059<br />

CHF 600.- / 900.-<br />

(€ 500.- / 750.-)<br />

| 36


1061<br />

1061<br />

BRONZEGEFÄSS, Frühbarock, Veneto, 16./17. Jh.<br />

Bronze mit braun-schwarzer Patina. Runder, mit Draperien verzierter<br />

Gefässkörper, auf 3 Halbfiguren geflügelter Frauen mit eingerollten<br />

Volutenfüssen. D 6 cm. H 8,5 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

1062<br />

BRONZEKOPF EINES HIRSCHES, Renaissance, Augsburg, 16. Jh.<br />

Fein gearbeiteter Hirschkopf. Auf Plexiglassockel montiert. Ohne Sockel<br />

6x6x4,5 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

Der hier angebotene Hirschkopf diente als Haken zum Aufhängen von<br />

Jagdtaschen.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

1063<br />

JARDINIERE, Renaissance-Stil, Italien, 19. Jh.<br />

Bronze mit grüner Patina. Ovales Gefäss mit godronierter Wandung und 2<br />

Löwenkopfgriffen, auf 4 Tatzenfüssen. 48x27x22 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 400.- / 600.-<br />

(€ 330.- / 500.-)<br />

1062<br />

| 37


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1064<br />

1064<br />

TAPISSERIE „L’ANNONCIATION“, Barock, wohl Frankreich, 17./18. Jh.<br />

Darstellung mit Jungfrau Maria und Engeln in idealisierter Waldlandschaft.<br />

Feine Blumen- und Blätterbordüre. H 266 cm. B 298 cm.<br />

Provenienz: Westschweizer Privatbesitz.<br />

CHF 5 000.- / 9 000.-<br />

(€ 4 170.- / 7 500.-)<br />

1065<br />

TÜRKLOPFER, Barock, Italien, 17./18. Jh.<br />

Bronze. In Form eines Drachen. L 18 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 500.- / 800.-<br />

(€ 420.- / 670.-)<br />

1066<br />

BIBLIOTHEKSTISCH, Renaissance, Florenz, 16. Jh.<br />

Nussbaum ausserordentlich fein beschnitzt mit Wappen, Schuppenwerk,<br />

stilisierten Rosetten, Voluten und Zierfries. Vorstehendes, oktogonales<br />

Blatt auf gerader, profilierter Zarge mit Rechteckmuster, auf mit Wappen<br />

und Voluten beschmücktem, kreuzförmigem Schaft mit achteckiger<br />

Sockelplatte. Etwas zu restaurieren. D 134 cm. H 82 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

1065<br />

CHF 25 000.- / 45 000.-<br />

(€ 20 830.- / 37 500.-)<br />

| 38


| 39<br />

1066


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1067<br />

1067<br />

TISCH, Renaissance, wohl Emiglia Romagna, 16./17. Jh.<br />

Nussbaum profiliert. Rechteckiges, vorstehendes Blatt auf gerader Zarge mit durch<br />

Umlaufsteg verbundenen Vierkantstützen auf Quaderfüssen. 117x65x76 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

Lit.: L. Zinutti, Il linguaggio del mobile antico, Treviso 2011; S. 229 (mit Abb. eines ähnlichen<br />

Tisches).<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

1068<br />

CORPUS CHRISTI, Italien, wohl 15. Jh.<br />

Bein geschnitten im Relief und mit Resten einer Fassung. Mit gelöteter Halterung und<br />

Plexiglassockel. Arme fehlen. H Figur 10 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 800.- / 1 200.-<br />

(€ 670.- / 1 000.-)<br />

1069<br />

MADONNA MIT KIND, spätgotisch, Mitteldeutschland um 1500.<br />

Eiche geschnitzt, verso geflacht. Leicht im Kontrapost stehende Madonna, in der linken<br />

Hand trägt sie das sitzende Jesuskind mit Herrscherkugel, dessen rechte Hand zum<br />

Segensgestus erhoben. Fassung teils später. Rechter Arm des Kindes ergänzt. H 107 cm.<br />

Provenienz: Ehemals Sammlung Raoul Heilbronner (1847-1941), Paris.<br />

Die Löcher auf der Rückseite weisen darauf hin, dass die Skulptur einst einen<br />

Strahlenkranz besass.<br />

1068<br />

CHF 10 000.- / 15 000.-<br />

(€ 8 330.- / 12 500.-)<br />

| 40


| 1069 41


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1070 1071<br />

1070<br />

KLEINES STELLKREUZ, Barock, wohl deutsch, 18./19. Jh.<br />

Silber ziseliert und vergoldet sowie Email, besetzt mit Granaten, Türkisen<br />

und Glassteinen. Das Kreuz mit Strahlennimbus montiert auf gekantetem<br />

Balustersockel, die Füsse in Form von geflügelten Engelsköpfen. An der<br />

Kreuzbasis 3 kleine Engelsfiguren. In schwarzem Lederfutteral. H 11,5 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 800.- / 1 200.-<br />

(€ 670.- / 1 000.-)<br />

1071<br />

HEILIGER SEBASTIAN, spätgotisch, alpenländisch um 1510/20.<br />

Holz vollrund geschnitzt und gefasst. Der Heilige mit Hut als Symbol seiner<br />

adeligen Herkunft, an Pfahl gebunden. Risse und Fehlstellen. Pfeile<br />

teils abgebrochen. H 78 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 4 000.- / 6 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />

1072<br />

1072<br />

LESEPULT, sog. „leggio“, Frühbarock, Norditalien, 17. Jh.<br />

Nussbaum. Verstellbare Balusterstützen mit Verbindungsstreben und<br />

schräger Lesefläche, mit Velours bezogen. 50x61x125 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 1 500.- / 2 500.-<br />

(€ 1 250.- / 2 080.-)<br />

| 42


1073*<br />

KABINETT MIT SCHILDPATT-EINLAGEN, Louis XIII, wohl flämisch<br />

um 1620.<br />

Birne ebonisiert und profiliert sowie rot-braunes Schildpatt. Rechteckiger<br />

Korpus mit geradem, vorstehendem Kranz, gekehltem Sockel und Traghenkeln,<br />

auf Ball- und Klauenfüssen und entsprechendem Stand mit<br />

gedrehten Säulenbeinen und profilierter Sockelplatte auf gequetschten<br />

Kugelfüssen. Architektonisch gegliederte, in der Mitte vorstehende Front<br />

mit grosser Zentraltüre mit Darstellung des Herkules im Kampf mit dem<br />

Nemeischen Löwen und 4 frei stehenden Säulen, flankiert von je 4 übereinander<br />

liegenden Schubladen. Inneneinteilung mit 4 Schubladen. Feine,<br />

vergoldete Bronzebeschläge, -applikationen und -schlüsselschilder sowie<br />

Messingfilets. 134x44x170 cm.<br />

Provenienz: Aus französischem Besitz.<br />

CHF 9 000.- / 14 000.-<br />

(€ 7 500.- / 11 670.-)


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1074<br />

1074<br />

FOLGE VON 7 ÄHNLICHEN STÜHLEN, Renaissance und später,<br />

Italien.<br />

Nussbaum durchbrochen und reich beschnitzt mit Voluten, Reserven, stilisierten<br />

Blumen, Blättern, Kartuschen und Zierfries. Rechteckiger Sitz<br />

auf Vierkantbeinen mit Umlaufsteg. Flache, durchbrochene Rückenlehne<br />

mit eingerollten Voluten als Abschlüsse. Risse und Fehlstellen.<br />

Unterschiedliche Masse. Ca. 58x35x52x115 cm.<br />

Provenienz: Privatsammlung, Schweiz.<br />

CHF 5 000.- / 9 000.-<br />

(€ 4 170.- / 7 500.-)<br />

1075<br />

KLEINE ANRICHTE, Renaissance, Toscana, 16./17. Jh.<br />

Nussbaum. Rechteckiger Korpus mit vorstehendem Blatt auf profiliertem<br />

Sockel mit ausgeschnittenen Jochsfüssen. Kassettierte, doppeltürige Front<br />

mit 2 nebeneinander liegenden Schubladen. Eisenbeschläge und -hänger.<br />

Ergänzungen. 92x32x95,5 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 1 500.- / 2 500.-<br />

(€ 1 250.- / 2 080.-)<br />

1076<br />

TAPISSERIE „LA CHASSE AU SANGLIER“, Renaissance, nach<br />

Vorlagen von H. VREDEMAN DE VRIES (Hans Vredeman de Vries,<br />

1526-1609) u. a., Flandern, wohl Brüssel um 1580/1620.<br />

Darstellung einer Wildschweinjagd in baumbestandener Landschaft, im<br />

Hintergrund Park mit Schloss und Bergen. Ausserordentlich feine Bordüre<br />

mit Figurenstaffage, Tieren und Medaillons. H 340 cm. B 388 cm.<br />

Mit ausführlichem Gutachten von Prof. G. Delmarcel, Leuven 2013.<br />

Das Schloss mit der Parkszene charakterisiert die hier angebotene Tapisserie<br />

und orientiert sich an zeitgenössischen flämischen Stichen. Die<br />

bekanntesten Entwerfer von Tapisserie-Motiven waren Pieter IV. van der<br />

Borcht und Hans Vredeman de Vries, dessen Werk „Hortorum viridiariorumque<br />

elegantes & multiplicis formae“ aus dem Jahr 1583 in Europa sehr<br />

beliebt war. Die Bordüren sind mit diversen Elementen reich gestaltet, die<br />

mit der zentralen Szene in keinem direkten Zusammenhang stehen:<br />

mythologische Götterfiguren (Juno), Allegorien (Justitia), historische<br />

Darstellungen (David), emblematische Figuren aus der Religionsgeschichte<br />

und exotische Tiere. Vor allem der Strauss ist auffällig und seit den 1550er<br />

Jahren als Motiv in Brüsseler Tapisserien anzutreffen. Die emblematischen<br />

Figuren - hier die „Actes des Apôtres“ und Fortuna mit den zwei<br />

Gesichtern - wurden nur von Brüsseler Ateliers als Motive verwendet;<br />

daher ist die Zuschreibung an eine solche Manufaktur sinnvoll.<br />

1075<br />

CHF 30 000.- / 50 000.-<br />

(€ 25 000.- / 41 670.-)<br />

| 44


1076


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1077<br />

1077<br />

SCHNITZEREI MIT 2 PUTTI, süddeutsch, um 1530/50.<br />

Linde geschnitzt und einst gefasst. Engel in bewegter Haltung, eine Draperie<br />

haltend. Ergänzungen bei Füssen und Flügeln. Verso mit alten Inventarnummern<br />

und Bezeichnungen „J.N 1062“ und „7441“. H 23 cm.<br />

Provenienz: Ehemals Sammlung Raoul Heilbronner (1847-1941), Paris.<br />

CHF 1 000.- / 1 500.-<br />

(€ 830.- / 1 250.-)<br />

1078<br />

DECKENLEUCHTER, Barock, Niederlande um 1700.<br />

Bronze. Balusterförmiger Schaft mit Taubenaufsatz und 24 geschweiften<br />

Lichtarmen mit grossen Tropftellern und vasenförmigen Tüllen auf 3<br />

Ebenen. 1 Lichtarm repariert. H 99 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

1079*<br />

STANDUHR MIT MONDPHASE, 9 ZIFFERRINGEN UND<br />

CARILLON, Barock, das Zifferblatt und die Platine sign. ANDREAS<br />

LEHNER MÜNCHEN (Andreas Lehner, Hofuhrmacher unter Karl<br />

Albrecht von Bayern), München um 1740.<br />

Eiche beschnitzt mit Blättern und Zierfries. Rechteckiges Gehäuse mit<br />

vorkragendem, bogenförmig abschliessendem Kranz auf profiliertem, ausgeschnittenem<br />

Sockel. Vergoldete Messingfront mit 9 Zifferringen: grosser<br />

Zifferring mit römischen Stunden- und arabischen Minutenzahlen; im<br />

Zentrum 3 weitere, kleinere Zifferringe mit Sekunde, Schlagwerkum- und<br />

-abstellung sowie Einstellung der Schlagart für Glocken und Carillon, darunter<br />

Zifferring für Wochentage mit Stunden und Tagesregenten sowie<br />

zentraler Mondphase, seitlich je 2 Zifferringe für Monatsangaben bzw.<br />

Tag- und Tierkreiswechsel und Reglage-Ringe. Messingwerk mit Ankergang,<br />

4/4-Stundenschlag auf Glocke, umschaltbar auf Carillon mit 7<br />

Glocken. Vorderplatine mit Punzierung „Münchner Kindl“. H 259 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />

Lit. W. Abeler, Meisterwerke der Uhrmacherkunst, Düsseldorf 1971; S.<br />

387 (kurze biogr. Angaben).<br />

CHF 18 000.- / 28 000.-<br />

(€ 15 000.- / 23 330.-)<br />

1078<br />

| 46


| 1079 47


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1080<br />

1080<br />

CHRISTUSKIND IN VITRINE, Barock, Spanien, 18./19. Jh.<br />

Holz geschnitzt und gefasst. Das Christuskind wohl eine koloniale Arbeit,<br />

auf dem Rücken liegend, die Arme nach oben gestreckt. Die Vitrine in<br />

Trapezform, dreiseitig verglast (Frontglas fehlt). Mit durchbrochenem<br />

Aufsatz und geschnitzten Doppelvoluten besetzt. L Kind 37 cm. Vitrine<br />

67x24x75 cm.<br />

CHF 2 500.- / 3 500.-<br />

(€ 2 080.- / 2 920.-)<br />

1081*<br />

GEFASSTE SUPRAPORTA „AUX ANGELOTS“, Barock, Dresden,<br />

17./18. Jh.<br />

Holz halbplastisch geschnitzt und polychrom gefasst. Draperieförmiger<br />

Rahmen mit 2 Engelsfiguren. 79x15x83 cm.<br />

CHF 4 000.- / 7 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 830.-)<br />

1082<br />

HEILIGER NIKOLAUS, spätgotisch, süddeutsch um 1520/30.<br />

Linde geschnitzt, verso gehöhlt sowie gefasst. Der Heilige im Bischofsornat<br />

thronend, mit Krummstab, in der rechten Hand ein Buch mit<br />

Nüssen. Spätere Fassungen, im Sockelbereich ergänzt. Stab mit Hand<br />

wohl ebenfalls ergänzt. H 85 cm.<br />

1081<br />

CHF 7 000.- / 12 000.-<br />

(€ 5 830.- / 10 000.-)<br />

| 48


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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1083<br />

1083<br />

KLEINE DOSE MIT SILBERPLAKETTE, Spätbarock, in der Art<br />

von G.H. STOBWASSER (Georg Heinrich Stobwasser, 1717-1776),<br />

Moskau um 1800.<br />

Ovale, flache Holzdose. Klappdeckel mit reliefierter Darstellung der Stadt<br />

Moskau. Kyrillischer Schriftzug und Monogramm JK, inwendig Stempel<br />

mit Doppeladler. L 11 cm. B 5,5 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 400.- / 600.-<br />

(€ 330.- / 500.-)<br />

1084<br />

1 PAAR GROSSE GEFASSTE TERRACOTTAFIGUREN,<br />

Spätbarock, Wien, Ende 19. Jh.<br />

Terracotta steinfarben gefasst. Vor Volutenpostment stehender Bub mit<br />

Fledermaus als Allegorie der Nacht und stehendes Mädchen mit<br />

Haarschmuck als Allegorie des Tages, einen Fuss auf dem Volutensockel,<br />

beide auf viereckiger Platte. Wenige Bestossungen. H 84 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

1085<br />

KLEINE BRONZEFIGUR, spätgotisch, flämisch, 15. Jh.<br />

Stehender Musikant mit Kappe und Jacke mit Trompetenärmeln. Auf<br />

Steinsockel. H Figur 11 cm, mit Sockel 16 cm.<br />

Provenienz: Ehemals Sammlung Raoul Heilbronner (1847-1941), Paris.<br />

CHF 2 500.- / 4 500.-<br />

(€ 2 080.- / 3 750.-)<br />

1086*<br />

KLEINE KOMMODE, Louis XV, Bern um 1760.<br />

Nussbaum profiliert. Rechteckiger Korpus mit vorstehendem, randprofiliertem<br />

Blatt auf wellig ausgeschnittener Zarge mit Bocksfüssen. In der<br />

Mitte gebauchte Front mit 3 Schubladen. Bronzebeschläge und -hänger.<br />

67x49x75 cm.<br />

CHF 5 500.- / 8 500.-<br />

(€ 4 580.- / 7 080.-)<br />

1084<br />

| 50


| 1085 51


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1087<br />

1087*<br />

GROSSE MESSINGPLATTE, Barock, Flandern, wohl Malines, Ende 16. Jh.<br />

Messing getrieben. Runde, flache Platte mit Blumenstrauss im Zentrum. D 59 cm.<br />

Provenienz: Aus einer französischen Sammlung.<br />

CHF 2 500.- / 4 500.-<br />

(€ 2 080.- / 3 750.-)<br />

1088*<br />

1 PAAR GROSSE KERZENSTÖCKE, Renaissance, Flandern, 16. Jh.<br />

Messing. Runder, gedrehter Balusterschaft mit grossem Dorn und blumenförmigem Tropfteller, auf<br />

kräftig reliefiertem Rundfuss mit stilisierten Früchten und Zierkordeln. Fehlstellen. H 61 cm.<br />

Provenienz: Aus einer französischen Sammlung.<br />

CHF 7 500.- / 12 500.-<br />

(€ 6 250.- / 10 420.-)<br />

1089*<br />

KOMMODE, Barock, wohl Berlin um 1740.<br />

Kirsche, Nussbaum und heimische Fruchthölzer gefriest sowie eingelegt mit Rautenmuster, Filets und<br />

Zierfries. Allseitig bombierter, rechteckiger Korpus mit profiliertem, vorstehendem Blatt auf gekehlter<br />

Zarge mit Volutenfüssen. Mehrfach gebauchte Front mit 3 Schubladen. Bronzebeschläge. Etwas zu<br />

überholen. 129x70x82 cm.<br />

Provenienz: Aus deutschem Besitz.<br />

1088 (1 Paar)<br />

CHF 10 000.- / 15 000.-<br />

(€ 8 330.- / 12 500.-)<br />

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1089


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1090<br />

1090<br />

WEINPROBIERSCHALE, Barock, wohl Böhmen, 18. Jh.<br />

Vermeil. Blumenförmige Schale mit 2 feinen Henkeln, im Zentrum reliefierte<br />

Früchte-Darstellung. D 14 cm. H 5 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 1 000.- / 1 500.-<br />

(€ 830.- / 1 250.-)<br />

1091*<br />

SPIEGEL, Barock, Flandern, 17. Jh.<br />

Rechteckiger, kassettierter und ebonisierter Rahmen mit sternförmigem<br />

Muster und vergoldetem Volutenaufsatz aus Messing. Altes Spiegelglas<br />

fein graviert mit Darstellung einer Frau an einem Teich, in der Hand einen<br />

Kelch haltend, zu ihren Füssen ein Vogel. H 54 cm. B 40 cm.<br />

Provenienz: Aus einer französischen Sammlung.<br />

CHF 5 500.- / 8 500.-<br />

(€ 4 580.- / 7 080.-)<br />

1092*<br />

HINTERGLASBILD MIT „VERRE EGLOMISE“, undeutlich sign.,<br />

bez. und dat. ZEUNER FEC. 1784 (Jonas Zeuner, Kassel 1727-1814<br />

Amsterdam), nach Vorlagen von S. FOKKE (Simon Fokke, 1712<br />

Amsterdam 1784), Niederlande.<br />

Amsterdamer Ansicht mit Turm, Gebäuden und Grachten. Darstellung<br />

35x44 cm, Rahmen 41x49,5 cm.<br />

Provenienz: Privatsammlung, Deutschland.<br />

CHF 12 000.- / 20 000.-<br />

(€ 10 000.- / 16 670.-)<br />

1093*<br />

HINTERGLASBILD MIT „VERRE EGLOMISE“, undeutlich sign.<br />

und bez. ZEUNER FEC (Jonas Zeuner, Kassel 1727-1814 Amsterdam),<br />

nach Vorlagen von S. FOKKE (Simon Fokke, 1712 Amsterdam 1784),<br />

Niederlande um 1780/85.<br />

Amsterdamer Ansicht mit Turm, Gebäuden und Grachten. Darstellung<br />

35x44 cm, Rahmen 41x49,5 cm.<br />

Provenienz: Privatsammlung, Deutschland.<br />

Gegenstück zu <strong>Katalog</strong>nr. 1092.<br />

CHF 12 000.- / 20 000.-<br />

(€ 10 000.- / 16 670.-)<br />

1091<br />

| 54


1092<br />

1093<br />

| 55


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1094<br />

1094<br />

KOMMODE, Louis XV, in der Art von M. FUNK (Mathäus Funk, 1697-<br />

1783), Bern, 18. Jh.<br />

Nussbaum, -wurzelmaser und heimische Fruchthölzer gefriest sowie mit<br />

Reserven und Filets eingelegt. Geschweifter, rechteckiger Korpus mit<br />

randprofiliertem, vorstehendem Blatt auf wellig ausgeschnittener Zarge<br />

mit geschweiften Beinen. In der Mitte gebauchte Front mit 2 Schubladen<br />

ohne Traverse. Feine Bronzebeschläge und -hänger. 118x68x75 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Auktion <strong>Koller</strong> Zürich, 2.12.2007 (<strong>Katalog</strong>nr. 1056).<br />

- Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 12 000.- / 18 000.-<br />

(€ 10 000.- / 15 000.-)<br />

1095<br />

RUNDER BEISTELLTISCH, George III, England, 18. Jh.<br />

Mahagoni. Profiliertes, abklappbares Blatt auf Balusterschaft mit 3 hohen,<br />

geschweiften Beinen mit schuhleistenförmigen Füssen. D 61 cm. H 68 cm.<br />

CHF 1 000.- / 1 500.-<br />

(€ 830.- / 1 250.-)<br />

1096<br />

KLEINER BUCKELPOKAL, Barock, süddeutsch um 1600.<br />

Kupfer getrieben. Ovaler Gefässkörper mit Deckel, Blumenaufsatz und<br />

Rundfuss. H 24,5 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

1097*<br />

GROSSE PENDULE MIT CARILLON, Louis XV, Neuenburg um<br />

1760/70.<br />

Veilchenholz gefriest und fein eingelegt mit Diamantspitzen. Geschweiftes<br />

Gehäuse mit Kartuschenaufsatz und sich nach unten verjüngendem<br />

Sockel. Emailzifferblatt „en cuvette“ mit römischen Stunden- und arabischen<br />

Minutenzahlen, darunter gravierter Messingfronton mit Dekor in<br />

Form von Ranken und Blumen. Spindelwerk mit 4/4-Stundenschlag auf 2<br />

Glocken. Rechenschlagwerk. Repetition auf Anfrage. Carillon mit 10<br />

Melodien und 11 Glocken, beim Stundenschlag und auf Anfrage auslösend.<br />

Reihenfolge der Melodien einstellbar. Mit Stummschaltung. Reiche,<br />

vergoldete Bronzebeschläge und -applikationen. 56x26x138 cm.<br />

Lit.: A. Chapuis, Histoire de la pendule neuchâteloise, Neuchâtel 1917; S.<br />

106-114 (biogr. Angaben).<br />

CHF 50 000.- / 90 000.-<br />

(€ 41 670.- / 75 000.-)<br />

1098*<br />

FOLGE VON 6 STÜHLEN „A LA REINE“, Barock, Bern um 1760.<br />

Nussbaum mouluriert und profiliert. Geschweifter, trapezförmiger Sitz auf<br />

wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen und Huffüssen.<br />

Flache, jochförmig abschliessende und gepolsterte Rückenlehne. Grüner<br />

Veloursbezug mit dekorativem Nagelbeschlag. 56x47x48x96,5 cm.<br />

CHF 4 500.- / 7 500.-<br />

(€ 3 750.- / 6 250.-)<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

| 56


| 1097 57


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1099<br />

1099*<br />

1 PAAR GROSSE OHRENBERGEREN, Rokoko-Stil, nach J.A.<br />

NAHL (Johann August Nahl, 1710-1785), Berlin/Potsdam, 19. Jh.<br />

Buche mouluriert, durchbrochen und ausserordentlich fein beschnitzt mit<br />

Maskaronen, Voluten, Rocaillen, Blumen und Blättern sowie mit Resten<br />

einer Vergoldung. Leicht trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit geschweiften Beinen. Hohe, flache Rückenlehne mit Ohren<br />

und leicht ausladenden, gepolsterten Armlehnen mit Maskaron-Abschluss<br />

auf leicht geschweiften -stützen. Brauner, kapitonnierter Lederbezug.<br />

89x60x45x145 cm.<br />

J.A. Nahl war als „Directeur des Ornements“ am Hof von König<br />

Friedrich II. von Preussen, der sofort nach der Thronbesteigung Neubzw.<br />

Umbauten und Neueinrichtungen für das Berliner und Potsdamer<br />

Schloss, Schloss Monbijou, Charlottenburg und Sanssouci in Auftrag gab.<br />

Das friderizianische Rokoko verdankt u. a. Nahl die bedeutendsten<br />

Leistungen in einer bis in die 1760er Jahre gewahrten Stilkontinuität. Er<br />

und andere wie Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (Oberintendant der<br />

Bauten) und nach Nahl die Brüder Johann Michael und Johann Christian<br />

Hoppenhaupt entwarfen Wanddekorationen und die dazugehörenden<br />

Konsolen, Spiegel, Prunksessel und Canapés mit der für Berlin typischen<br />

naturalistischen Ornamentik aus Blumen, Früchten, Vögeln, Garten- und<br />

Musikinstrumenten und den charakteristischen Treillagen. So entstand<br />

ein französisch orientierter, norddeutsch-protestantischer Rokokostil von<br />

kräftiger Frische und Originalität, mit grazilen Formen, naturnahen<br />

Schmuckmotiven und grosszügiger Verwendung von Gold. Dem höfischen<br />

Anspruch eines jungen Königreiches gemäss, waren Furniermöbel<br />

mit geschnitztem und vergoldetem Dekor beliebt. Berliner und Potsdamer<br />

Kommoden aus der Mitte des 18. Jahrhunderts werden oft von einem<br />

schweren, verschnörkelten Umriss, Parkettierung und mit starker Schweifung<br />

und Bauchung des Mittelteiles charakterisiert. Sie stehen meist auf<br />

hohen, vollplastisch geschnitzten Beinen, die Zarge ist tief heruntergezogen.<br />

Farbig gefasste und vergoldete Konsolen-Tische zeichnen sich durch<br />

naturalistisches Schmuckwerk wie z.B. Melonen an der Zarge, Krautstrunk<br />

auf grossen gelappten Blättern, tropfsteinähnliche amorphe<br />

Grotten gebilde, Granatäpfel, Trauben oder die für Nahl typischen<br />

Flügelschwingen aus.<br />

CHF 25 000.- / 45 000.-<br />

(€ 20 830.- / 37 500.-)<br />

1100<br />

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1101<br />

1100<br />

SPIEGEL, Louis XV, deutsch, 18. Jh.<br />

Holz reich beschnitzt mit Drachen, Blumen, Blättern, Kartuschen und<br />

Zierfries sowie vergoldet. Rechteckiger, durchbrochener Rahmen mit feiner<br />

Kartuschendekoration. Vergoldung restauriert. H 96 cm. B 112 cm.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

1101*<br />

TAPISSERIE „LA DECOUVERTE DE MOISE“, Barock, mit<br />

Monogramm A unter Lilie, nach Vorlagen von S. VOUET (Simon Vouet,<br />

1590-1649), Amiens um 1630/50.<br />

Darstellung der Auffindung des Moses in idealisierter Parklandschaft.<br />

Ausserordentlich feine Blumen- und Blätterbordüre mit 4 Medaillons in<br />

Kartuschen. H 348 cm. B 335 cm.<br />

Simon Vouet war ein berühmter französischer Maler des Barocks. Anfangs<br />

lernte er die Malerei bei seinem Vater Laurent Vouet, bevor er seine Ausbildung<br />

1613 bis 1627 in Italien fortsetzte. Obwohl er weit durch das Land<br />

reiste, studierte er mehrheitlich in Rom und liess sich vom italienischen<br />

Barock inspirieren. Trotz seines grossen Erfolgs kehrte Vouet 1627 nach<br />

Frankreich zurück - König Louis XIII. hatte ihn an seinen Hof berufen.<br />

Kurz darauf wurde Vouet zum „Peintre du Roi“ ernannt. Seine Werke<br />

waren unter anderem im Palais du Louvre, Palais du Luxembourg und im<br />

Château de Saint-Germain-en-Laye zu finden. Vouet brachte den italienischen<br />

Barock nach Frankreich; in Paris dominierte er weitgehend die<br />

Kunst szene und schuf einen eher zurückhaltenden, klassizistischen französischen<br />

Barock. Vouet bildete eine ganze Generation junger Künstler aus,<br />

wie z. B. Eustache Le Sueur und Charles Le Brun.<br />

CHF 25 000.- / 45 000.-<br />

(€ 20 830.- / 37 500.-)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1102 1102<br />

1102*<br />

1 PAAR SPIEGEL, Louis XIV, Venedig um 1720/30.<br />

Holz ausserordentlich fein verziert mit Perlen und Glasapplikationen.<br />

Rechteckiger, fein gestalteter Rahmen mit unterschiedlich angeordneten<br />

Spiegelelementen. H 70 cm. B 60 cm.<br />

Provenienz: Aus einer französischen Sammlung.<br />

Feines, ausserordentlich seltenes Paar von bestechender Qualität. Ein sehr<br />

ähnlicher Spiegel ist abgebildet in: G. Child, World mirrors 1650-1900,<br />

London 1990; S. 261 (Abb. 543).<br />

CHF 18 000.- / 28 000.-<br />

(€ 15 000.- / 23 330.-)<br />

1103*<br />

1 PAAR PORTE-TORCHEREN „AUX FEMMES“, Barock, Venedig<br />

um 1620/40.<br />

Holz reich beschnitzt mit Halbfigur einer Frau mit Helm,<br />

Akanthusblättern, Voluten, Draperien und Kartuschen. Rundes, randprofiliertes<br />

Blatt auf reich geschnitztem Säulenschaft und Rundfuss mit<br />

Blattvoluten, auf runden Füssen. H 113 cm.<br />

Provenienz: Aus einer französischen Sammlung.<br />

CHF 9 000.- / 14 000.-<br />

(€ 7 500.- / 11 670.-)<br />

1104<br />

SEGNENDER CHRISTUSKNABE, Frühbarock, Spanien, 16./17. Jh.<br />

Holz vollrund geschnitzt und gefasst. Christusknabe mit Herrscherkugel,<br />

die rechte Hand zum Segensgestus erhoben. Auf späterem, sechseckigem<br />

Sockel montiert. Auf der Sockelunterseite alte Sammlungsetikette, bez.<br />

„No. 913“ und „Collection Heilbronner acheté le 23 janvier 1922.“ H ohne<br />

Sockel 36 cm.<br />

Provenienz: Ehemals Sammlung Raoul Heilbronner (1847-1941), Paris.<br />

Die Figur erinnert vom Typus her an die Christusknaben aus Mecheln.<br />

1103<br />

CHF 3 500.- / 5 500.-<br />

(€ 2 920.- / 4 580.-)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1105<br />

1105*<br />

1 PAAR GROSSE FAUTEUILS, Louis XV und später, Rom.<br />

Holz durchbrochen und reich beschnitzt mit Wappenkartuschen, Blättern<br />

und Zierfries sowie mit Resten der alten Vergoldung. Geschweifter, trapezförmiger<br />

Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften,<br />

durch H-Steg verbundenen Volutenbeinen auf Ball- und Klauenfüssen.<br />

Hohe, durchbrochene und jochförmig abschliessende Rückenlehne mit<br />

gepolsterten Armlehnen auf geschweiften Stützen. Gebrauchter, beiger<br />

Stoffbezug mit polychromen Blumen und Blättern. Etwas zu überholen.<br />

84x54x53x152 cm.<br />

CHF 10 000.- / 15 000.-<br />

(€ 8 330.- / 12 500.-)<br />

1106<br />

BÜSTE EINES KRIEGERS, Barock, Norditalien, wohl Piemont, 17. Jh.<br />

Kiefer geschnitzt, verso teils geflacht. Krieger (wohl Herkules) mit bärtigem<br />

Gesicht, Löwenhelm und Wams mit Fratzendekor, einst wohl Teil<br />

eines Gestühls. H 75 cm.<br />

CHF 6 000.- / 9 000.-<br />

(€ 5 000.- / 7 500.-)<br />

1107<br />

MADONNA MIT KIND, Renaissance, Spanien, 1. Hälfte 16. Jh.<br />

Holz geschnitzt im Halbrelief und gefasst. Maria mit voluminösem,<br />

geschwungenem Kopftuch und stark zur Seite geneigtem Kopf, ihre linke<br />

Hand bedeckt die entblösste rechte Brust, der rechte Arm umfasst das auf<br />

einem Engelskopf kniende Kind. In späterem architektonischem Portalrahmen,<br />

verziert mit Engelsköpfen und Früchtegirlanden. 73x55 cm.<br />

Relief 48x29 cm.<br />

Provenienz: Ehemals Sammlung Raoul Heilbronner (1847-1941), Paris.<br />

1106<br />

CHF 6 000.- / 10 000.-<br />

(€ 5 000.- / 8 330.-)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1108<br />

1108<br />

TERRACOTTA-RELIEF DER MADONNA MIT KIND,<br />

Renaissance, Italien, wohl 16. Jh.<br />

Madonna mit Kind auf dem linken Arm, in Blätter- und Früchtekranz mit<br />

geflügelten Engelsköpfen. Reparierter Bruch, kleinere Fehlstellen und<br />

Ergänzungen. D 33 cm.<br />

Provenienz: Ehemals Sammlung Raoul Heilbronner (1847-1941), Paris.<br />

CHF 5 000.- / 8 000.-<br />

(€ 4 170.- / 6 670.-)<br />

1109<br />

TERRACOTTA-RELIEF, Barock, Italien oder Frankreich, Anfang 18. Jh.<br />

Terracotta. Gruppe mit 4 Putti als Allegorie des Todes: der eine stehend<br />

mit erlöschender Kerze, 2 im Buch des Lebens lesend, der vierte läutet das<br />

Totenglöckchen. Gerahmt. Relief 33x34 cm. Rahmen 42x33 cm.<br />

Provenienz: Ehemals Sammlung Raoul Heilbronner (1847-1941), Paris.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

1110<br />

TERRACOTTA-BOZZETTO, Barock, mit Wappen der MEDICI,<br />

Florenz, 17. Jh.<br />

Terracotta. Henkelvase auf viereckigem Postament mit Greifen, Putti und<br />

„palle medicee“, auf rechteckigem Sockel. Bestossungen. H 47,5 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

Ein Bozzetto (Verkleinerungsform vom ital. „bozzo“ - roher Stein; Entwurf)<br />

ist ein skizzenhaft ausgeführtes, plastisches Modell aus Ton, Gips, Wachs<br />

oder Holz, das als Entwurf für einen Brunnen oder eine Statue diente.<br />

Auch Maler benutzten Bozzetti aus Ton als Entwürfe für ihre Gemälde, wie<br />

z.B. Tintoretto, um daran Bewegung, Lichteinfall und Schattenbildung zu<br />

studieren. Der hier angebotene Bozzetto diente wohl als Vorlage für eine<br />

Bronzearbeit, die bisher allerdings nicht gefunden werden konnte.<br />

CHF 5 000.- / 9 000.-<br />

(€ 4 170.- / 7 500.-)<br />

1109<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1111<br />

1111<br />

1 PAAR GEFASSTE ECK-KONSOLEN „AUX DRAGONS ET<br />

POISSONS“, Louis XIV, wohl Sizilien um 1680/90.<br />

Holz reich beschnitzt mit Karpfen, Drachen und Kartuschen sowie teils<br />

vergoldet und beige gefasst. Viertelkreisrunde, in mehrfach profiliertem<br />

Rahmen gefasste „Ionice Africano“-Platte auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit markanter Drachen- und Fischstütze, auf geschweiftem Sockel.<br />

Etwas zu überholen. 94x70x86 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 15 000.- / 25 000.-<br />

(€ 12 500.- / 20 830.-)<br />

1112*<br />

SPIEGEL MIT HINTERGLASMALEREI, Barock, Italien, 18. Jh.<br />

Darstellung eines Papageis, umgeben von Kartuschen, Voluten und<br />

Rocaillen. In vergoldetem Rahmen. H 68 cm. B 53 cm.<br />

Provenienz: Aus einer französischen Sammlung.<br />

Als Hinterglasmalerei bezeichnet man die auf der Rückseite einer dünnen<br />

Glasscheibe ausgeführte Malerei mit lichtundurchlässigen Farben; dabei<br />

werden zuerst die Konturen gezeichnet, danach die Motive im<br />

Vordergrund gemalt und zum Schluss der Hintergrund. Um Bilddetails<br />

wie Heiligenscheine hervorzuheben, werden diese oft mit Gold- oder<br />

Silberfolie unterlegt. Eine Variante dieser Technik ist die<br />

Hinterglasradierung, bei der das Glas auf der Rückseite eingefärbt oder<br />

mit Russ eingeschwärzt und die Motive herausgekratzt werden.<br />

Die Ursprünge der Hinterglasmalerei liegen in der Antike, als man graviertes<br />

oder bemaltes Blattgold zwischen zwei Glasschichten einschmolz.<br />

Die eigentliche Hinterglasmalerei verbreitete sich allerdings erst zwischen<br />

dem 14. und 16. Jahrhundert von Italien aus in ganz Mitteleuropa. Bald<br />

ging man zur Massenherstellung über, die aber nicht in Betrieben, sondern<br />

in Grossfamilien erfolgte - die Hinterglasmalerei war für sehr viele bäuerliche<br />

Familien ein Nebenerwerb und Beschäftigung während des Winters.<br />

Vor allem Heiligenbilder wurden in grosser Zahl hergestellt, aber auch<br />

Allegorien der vier Jahreszeiten und volkstümliche, höfische und biblische<br />

Genreszenen waren beliebt.<br />

CHF 5 500.- / 8 500.-<br />

(€ 4 580.- / 7 080.-)<br />

1113*<br />

FOLGE VON 4 FAUTEUILS „EN CABRIOLET“, Louis XV, Venedig<br />

um 1760.<br />

Holz mouluriert und fein beschnitzt mit Blumen, Blättern, Muscheln und<br />

Zierfries sowie vergoldet. Hufförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit geschweiften Beinen. Eingezogene, jochförmig abschliessende<br />

Rückenlehne mit ausladenden Armlehnen auf geschweiften Stützen.<br />

Hellblauer Seidenbezug mit Blumen und Blättern. Die Vergoldung etwas<br />

zu restaurieren. 60x51x45x91 cm.<br />

Provenienz: Aus italienischem Besitz.<br />

CHF 5 000.- / 9 000.-<br />

(€ 4 170.- / 7 500.-)<br />

1112<br />

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1113


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1114<br />

1114*<br />

1 PAAR BRONZEFIGUREN, Barock, Frankreich, 17./18. Jh.<br />

Patinierte Bronze. Liegende Frau bzw. Mann mit Lorbeerkranz und<br />

Wasserkrug, wohl Allegorien von Flüssen bzw. Flussgötter. Fehlstellen.<br />

Auf „en faux marbre“ gefasstem Holzsockel. 17x11x17,5 cm. L Figuren<br />

16,5 cm.<br />

Provenienz: Aus einer französischen Sammlung.<br />

CHF 3 500.- / 5 500.-<br />

(€ 2 920.- / 4 580.-)<br />

1115<br />

GEFASSTER SPIEGEL „AUX AMOURS“, Frühbarock, Bologna,<br />

16./17. Jh.<br />

Holz reich beschnitzt mit Amoren, Blättern und Kartuschen sowie grün<br />

gefasst und teils vergoldet. Rechteckiger, durchbrochener Rahmen mit<br />

Blattwulsten. H 137 cm. B 111 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 5 000.- / 8 000.-<br />

(€ 4 170.- / 6 670.-)<br />

1115<br />

1116*<br />

KONSOLENTISCH, Barock, Süditalien, 18. Jh.<br />

Holz reich beschnitzt mit Blattwerk sowie teils vergoldet und ebonisiert.<br />

In gekehltem Rahmen gefasste „Breccia Siciliano“-Platte auf mehrfach<br />

profilierter Zarge mit markantem Palmettenschaft, auf achteckiger<br />

Sockelplatte. Marmor repariert. Vergoldung etwas zu restaurieren.<br />

77x54x90 cm.<br />

Provenienz: Aus einer französischen Sammlung.<br />

CHF 20 000.- / 30 000.-<br />

(€ 16 670.- / 25 000.-)<br />

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1116


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1117<br />

1117<br />

1 PAAR LACK-HÄNGEENCOIGNUREN, Louis XV, Venedig, 18. Jh.<br />

Holz allseitig gelackt; auf grünem Fond feine Goldmalerei mit Ruinen,<br />

Blumen, Kartuschen und Zierfries. Viertelkreisrunder Korpus mit 2<br />

geschweiften Tablaren über Fach mit Doppeltür. Bronzebeschläge.<br />

45x30x90 cm.<br />

CHF 6 000.- / 10 000.-<br />

(€ 5 000.- / 8 330.-)<br />

1118<br />

SPIEGEL, Louis XV, Venedig, 18. Jh.<br />

Holz durchbrochen und reich beschnitzt mit Blättern und Zierfries sowie<br />

vergoldet. Kartuschenförmiger, profilierter Rahmen mit verspiegeltem<br />

Muschelfronton. H 87 cm. B 49 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Privatsammlung, Deutschland.<br />

- Auktion <strong>Koller</strong> Zürich, 30.3.2009 (<strong>Katalog</strong>nr. 295).<br />

- Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 1 500.- / 2 500.-<br />

(€ 1 250.- / 2 080.-)<br />

1119<br />

ECCE HOMO, Renaissance, Kastilien, 16. Jh.<br />

Halbrelief. Terracotta gefasst. Der gepeinigte Christus als Halbfigur, den<br />

Kopf leicht zur Seite geneigt. Montiert in vergoldetem Renaissance-<br />

Rahmen (ergänzt). Dornenkrone fehlt. H Relief 37 cm. Rahmen 76x52 cm.<br />

1118<br />

CHF 9 000.- / 14 000.-<br />

(€ 7 500.- / 11 670.-)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1120<br />

1120*<br />

1 PAAR KOMMODEN „AUX PATTES DE BELIERS“, Louis XV,<br />

wohl Lombardei, 18. Jh.<br />

Satinholz gefriest und mit geometrischem Muster eingelegt. Allseitig bombierter,<br />

trapezförmiger Korpus mit Eckstollen auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit Huffüssen. In der Mitte stark gebauchte Front mit 2 Schubladen<br />

ohne Traverse. Restaurationen und Ergänzungen. 98x45x82 cm.<br />

Provenienz: Aus einer französischen Sammlung.<br />

CHF 30 000.- / 50 000.-<br />

(€ 25 000.- / 41 670.-)<br />

1121<br />

LATERNE, Louis XV, Venedig um 1750.<br />

Holz beschnitzt mit Blätterwerk, Rosetten, Girlanden und Voluten.<br />

Sechseckiger, teils verglaster Korpus mit balusterförmigem Abschluss.<br />

H 90 cm. B 45 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Galerie Bernheimer, München.<br />

- Schweizer Privatbesitz.<br />

- Auktion <strong>Koller</strong> Zürich,19.6.2008 (<strong>Katalog</strong>nr. 1054).<br />

- Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

1122*<br />

WANDBRUNNEN „AUX ANGELOTS“, Barock, wohl Bordeaux,<br />

17./18. Jh.<br />

„Rosso di Verona“-Marmor und Nussbaum reich beschnitzt. Flache, ovale<br />

und mehrpassige Marmorschale, getragen von 2 Putti, auf mehrfach eingezogenem<br />

Ovalsockel. Restaurationen am Becken und am Sockel.<br />

97x48x125 cm.<br />

Provenienz: Aus einer französischen Sammlung.<br />

1121<br />

CHF 12 000.- / 18 000.-<br />

(€ 10 000.- / 15 000.-)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1123 (Detail)<br />

1123*<br />

1 PAAR PRUNK-SPIEGEL „AUX SIRENES ET DRAGONS“, Louis<br />

XV, von B. GRANUCCI (Bartolomeo Granucci, erwähnt 1706-1735) und<br />

F. BUONOCORE (Filippo Buonocore, tätig 1727-1745), Neapel um<br />

1720/30.<br />

Holz durch brochen und ausserordentlich reich beschnitzt mit Sirenen,<br />

Drachen, Maskaronen, Blumen, Blättern und Zierfries sowie vergoldet.<br />

Rechteckiger, gewulsteter und mit Blättern beschmückter, verspiegelter<br />

Rahmen mit ausserordentlich feinem Maskaron und Blumenaufsatz.<br />

Originales, mehrteiliges Spiegelglas. H 283 cm. B 134 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Ehemals Teil der Einrichtung des Palazzo Saluzzo di Corigliano,<br />

Neapel.<br />

- Ab 1946 Sammlung Giovanni Accolti, Paris.<br />

- Aus einer europäischen Privatsammlung.<br />

Hochbedeutendes Paar von bestechender Qualität.<br />

Der Palazzo der Herzöge von Corigliano, an der Südseite der Piazza San<br />

Domenico Maggiore, wurde im 16. Jahrhundert für die Familie Sangro di<br />

Vetri erbaut. Er wurde von Giovanni Donadio, bekannt als Mormando,<br />

entworfen. Später gelangte das Palais in die Hände der Familie Limatola,<br />

die während des ausgehenden 17. Jahrhunderts bis zum Jahr 1725 den<br />

Palazzo bewohnte. Anlässlich eines Auktionsverkaufes wurde der Besitz<br />

1727 von Agostino Saluzzo, Herzog von Corigliano, erworben. Nach<br />

Aussage des Bernardo Tanucci, gehörte Saluzzo der Klasse von Bürgern<br />

an, die in Neapel weder beliebt war noch bewundert wurde, obschon<br />

deren geschäftliche Fähigkeiten nie in Frage standen.<br />

Geboren im Jahre 1680 in einer genuesischen Geschäftsfamilie, erhielt<br />

Agostino Saluzzo durch seinen Ahnen Giacomo das neapolitanische<br />

Bürgerrecht. Dies war ein klassischer Fall von gekauftem Adel, der auswärtigen<br />

Bürgern erlaubte, insbesondere jenen von Genua, in die traditionellen<br />

Ränge der Aristokratie aufzusteigen, nachdem sie eine brillante Karriere in<br />

öffentlichen Ämtern vorweisen konnten. Saluzzo stand den Habsburgern<br />

nahe; zusammen mit Eugen von Savoyen nahm er an der Verteidigung von<br />

Turin teil, als es von den Franzosen im Jahre 1706 belagert wurde, wie auch<br />

6 Jahre später an der Schlacht am Fluss Schelde. Dies kam ihm während<br />

der kurzen österreichischen Vize-Regentschaft zugute, so dass er auch eine<br />

wichtige Stellung unter den Bourbonen einnehmen konnte. Aufgrund seiner<br />

geschäftlichen Talente wurde ihm im Jahre 1739 von Charles den Titel<br />

eines „Membro del consiglio del commercio“ und später eines „Signore<br />

della camera“ verliehen, was ihm den Zutritt zu den königlichen Appartments<br />

verschaffte. Der Palazzo aus dem 16. Jahrhundert wurde von Filippo<br />

Buonocore, insbesondere bekannt als Entwerfer, aufgestockt. Nebst dieser<br />

Änderung, welche die Dachgeschosse eliminierte, blieb die Fassade grundsätzlich<br />

erhalten, abgesehen von wenigen Änderungen in der zweiten<br />

Etage. Die Decken der offiziellen Räume wurden reichlich mit plastischen<br />

und bemalten Dekorationen versehen, die Decke der Empfangshalle mit<br />

der Darstellung „La caduta dei giganti“, diejenigen der anderen Räume<br />

zeigten mythologische Szenen von Atalanta und Hippomenes, Narcissus<br />

und weitere Themen, die heute nicht mehr vorhanden sind. Einer der herausragendsten<br />

Räume des europäischen 18. Jahrhunderts findet sich in der<br />

dritten Etage, das „studiolo“ des Grafen; nahezu quadratisch, wurde der<br />

gesamte Raum mit einer ausserordentlich reichen Boiserie in Goldmalerei<br />

auf grünem Fond und Spiegel in den 1730er erschaffen. Währenddem die<br />

Wände mit Darstellungen aus der Vita des Grafen als Herkules und kleinen<br />

Hängekonsolen für edles China-Porzellan bestückt waren, glänzte die<br />

Decke mit Sphingen und Vögeln sowie mythologischen Sagen und Figuren<br />

der Aurora, Aeoulus, Zephir und Hermes.<br />

Lit.: D. Mazzoleni, Palaces of Naples, Venedig 2000; S. 116-123 (mit<br />

Angaben zur Geschichte des Palazzo Corigliano).<br />

CHF 150 000.- / 250 000.-<br />

(€ 125 000.- / 208 330.-)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1124 1125<br />

Auktion:<br />

Donnerstag, 21. März 2013, 14.00 Uhr<br />

<strong>Katalog</strong>nr. 1124-1292<br />

1124<br />

SPIEGEL „A L’AMOUR“, Régence, Paris um 1730.<br />

Holz durchbrochen und fein beschnitzt mit Amor, Maskaron, Kartuschen,<br />

Blättern und Zierfries sowie vergoldet. Rechteckiger, verspiegelter<br />

Doppelrahmen mit grossem, verspiegeltem Amorenaufsatz. Wenige<br />

Fehlstellen. Spiegelglas ersetzt. H 154 cm. B 81 cm.<br />

CHF 6 000.- / 10 000.-<br />

(€ 5 000.- / 8 330.-)<br />

1125<br />

BOULLE-PENDULE mit Sockel, Régence, das Werk sign. JEROME<br />

MARTINOT A PARIS (Jérôme Martinot, 1671-1724), Paris um 1710/15.<br />

Ebonisiertes Holz, braunes Schildpatt und Messing eingelegt in „contre<br />

partie“ mit Vögeln, Girlanden, Palmetten, Voluten, Kartuschen, Blumen,<br />

Blättern, Mäanderband und Bogenfries. Rechteckiges, dreiseitig verglastes,<br />

auch innen eingelegtes Gehäuse mit Figurenaufsatz und kleinen<br />

Volutenfüssen, auf sich verjüngendem Sockel. Reliefiertes Zifferblatt mit<br />

12 Emailkartuschen mit blauen römischen Stundenzahlen und gravierten<br />

arabischen Minutenzahlen. Spindelwerk mit 1/2-Stundenschlag auf<br />

Glocke. Vergoldete Beschläge und Applikationen in Form von Apollomaskaron,<br />

Hermeskopf, Akanthusblättern, Voluten und Girlanden.<br />

40x22x113 cm.<br />

Lit.: J.D. Augarde, Les ouvriers du temps, Genf 1996; S. 372 (biogr.<br />

Angaben). H.L. Tardy, Dictionnaire des horlogers français, Paris 1974; S.<br />

441f. (biogr. Angaben).<br />

1126<br />

CHF 4 000.- / 7 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 830.-)<br />

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1127<br />

1126<br />

SCHMALER SCHRANK, Régence, Paris um 1720/30.<br />

Palisander gefriest. Rechteckiger Korpus mit geradem, gekehltem und<br />

vorkragendem Kranz auf wellig ausgeschnittenem Sockel. Doppeltürige<br />

Front mit gewulsteter Schlagleiste. Vergoldete Bronzebeschläge. Leicht<br />

ausgebleicht. 92x44x171 cm.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

1127*<br />

TAPISSERIE „PROCRIS ET CEPHALE“, Régence, wohl Atelier<br />

VAN DER BORGHT (Jasper van der Borght, gest. 1742), mit späterer<br />

Bez. ANVERS, Brüssel um 1720.<br />

Darstellung mit Prokris, Kephalos und Jagdhund Lailaps an einem Bach in<br />

Waldlandschaft, im Hintergund eine Brücke, grosses Tor, Berge und kleine<br />

Städte. Feine Blumen- und Blätterbordüre. H 245 cm. B 262 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

Prokris ist eine Figur der griechischen Mythologie und Tochter des<br />

Königs von Attika und Gemahlin des Kephalos, König von Thorikos. Die<br />

Sage erzählt, Prokris habe sich vom attischen Helden Pteleon verführen<br />

lassen und sei dabei von ihrem Gatten Kephalos erwischt worden, der sie<br />

daraufhin acht Jahre lang unberührt liess. Eine andere Version besagt, es<br />

sei Kephalos selbst gewesen, der Prokris in Gestalt eines Fremden in<br />

Versuchung geführt habe, um ihre Treue zu testen. Prokris verliess<br />

Kephalos und reiste nach Kreta, zu König Minos, der unter einem<br />

schrecklichen Fluch litt. Prokris heilte ihn und erhielt zum Dank den<br />

schnellen, unsterblichen Hund Lailaps. Nach einiger Zeit kehrte Prokris<br />

nach Thorikos zu ihrem Gatten zurück und stellte ihn nun auf die Probe,<br />

indem sie ihn in Gestalt einer schönen Fremden verführte. Auf diese<br />

Weise wurde Kephalos beschämt; die beiden versöhnten sich jedoch.<br />

Gemäss einer anderen Erzählung verliert Prokris ihren Kephalos an Eos,<br />

die Göttin der Morgenröte, die den schönen Mann einfach raubte.<br />

Jasper und Johann Frans van der Borght stammten aus einer Dynastie von<br />

Tapissiers, die seit 1600 quellenmässig eruierbar ist. Jasper erhielt die<br />

Meisterwürde 1684 und signierte seine Werke mit „A Castro“ um sich von<br />

seinem Vater Jacob zu unterscheiden. Sein Sohn Jan-Frans van der Borght<br />

übernahm nach dem Tod des Vaters 1742 mit seinem jüngeren Bruder<br />

Peter die Werkstatt.<br />

CHF 8 000.- / 14 000.-<br />

(€ 6 670.- / 11 670.-)<br />

| 77


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1128<br />

1128*<br />

GROSSES BUREAU MAZARIN MIT BOULLE-MARKETERIE,<br />

Louis XIV, Paris um 1700.<br />

Ebenholz, braunes Schildpatt sowie Messing ausserordentlich fein eingelegt<br />

in „contre partie“; Fabelwesen, Blumen, Blätter und Zierfries. Rechteckiges,<br />

mit braunem, goldgepresstem Leder bezogenes und in profiliertem<br />

Bronzestab gefasstes Blatt auf gerader Zarge mit 8 Vierkant beinen auf<br />

Kreiselfüssen, durch 2 geschweifte Kreuzstege verbunden. Front mit breiter<br />

Zentralschublade, flankiert von je 2 Schubladen. Gleiche, blinde<br />

Einteilung auf der Rückseite. Vergoldete Bronzebeschläge. Ergänzungen<br />

in der Marketerie. 185x87x80 cm.<br />

CHF 28 000.- / 48 000.-<br />

(€ 23 330.- / 40 000.-)<br />

1129*<br />

TISCHSPIEGEL MIT BOULLE-MARKETERIE, Louis XIV, Paris<br />

um 1700/30.<br />

Rot-braunes Schildpatt mit feinen Messingeinlagen und Birnbaum ebonisiert.<br />

Rechteckiger, gewulsteter und profilierter Rahmen mit eingezogenen<br />

oberen Ecken und bogenförmigem Abschluss. Feine, vergoldete Bronzebeschläge<br />

und -applikationen in Form von Maskaronen und Voluten.<br />

Verso mit verstellbarer Halterung. H 65 cm. B 52 cm.<br />

Provenienz: Aus französischem Besitz.<br />

CHF 12 000.- / 18 000.-<br />

(€ 10 000.- / 15 000.-)<br />

1129<br />

1130*<br />

GROSSE KONSOLE „AU MASCARON“, sog. „table à gibier“,<br />

Régence, Paris um 1720/30.<br />

Holz reich beschnitzt mit Maskaron, Kartuschen, Muscheln, Blättern und<br />

Zierfries sowie vergoldet. Rechteckige, profilierte „Rouge de Rance“-<br />

Platte auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen auf<br />

Volutenfüssen mit Palmetten. Etwas zu überholen. 144x70x87,5 cm.<br />

CHF 38 000.- / 48 000.-<br />

(€ 31 670.- / 40 000.-)<br />

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1130


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1131 (J. Nieuhof)<br />

1131*<br />

SCHREIBKABINETT MIT BOULLE-MARKETERIE „AUX<br />

SCENES CHINOISES“, Barock, H. VAN SOEST (Hendrik van Soest,<br />

Antwerpen 1659-1716 Paris) zuzuschreiben, die Chinoiserien nach<br />

Vorlagen von J. NIEUHOF (Johan Nieuhof, Uelsen 1618-1672<br />

Madagaskar) und O. DAPPER (Olfert Dapper, 1635 Amsterdam 1689),<br />

Antwerpen um 1700.<br />

Palisander und Hartholz sowie rotes Schildpatt, graviertes Messing, Zinn<br />

und Perlmutt ausserordentlich fein eingelegt mit unterschiedlichen chinesischen<br />

Figurenstaffagen, Palmetten, Voluten, Blumen, Kartuschen, Rosetten<br />

und Filets. Rechteckiger Korpus mit gesprengtem Kranz auf gerader Zarge<br />

mit abgekanteten, sich nach unten verjüngenden Säulen beinen und eingezogener,<br />

geschweift ausgeschnittener Sockelplatte auf stilisierten, wohl<br />

ersetzten Kreiselfüssen. Front mit eingezogener Schub lade unter abklappbarer,<br />

das Deckblatt zurückschiebender Schublade als Schreibfach mit<br />

lederbezogenem Schreibblatt sowie 4 nebeneinander liegende Schubladen<br />

in der Front und seitlich 1 schmale Schublade. Zurück gesetzter Aufsatz mit<br />

Zentraltüre vor grossem Fach über Schublade und unter Kopfschublade,<br />

flankiert von je 3 kleinen und 3 vorstehenden grossen Schubladen.<br />

Geheim fächer im Kranz. Messingbeschläge. 100x64x148 cm.<br />

Provenienz: Aus französischem Besitz.<br />

Ein nahezu identisches Prunkmöbel mit 2 Schubladen im Aufsatz stand<br />

einst im Schloss Schleissheim und gehört heute zu den Sammlungen des<br />

Bayerischen Nationalmuseums in München (Inventarnr. R 3362). Es ist<br />

abgebildet in: H. Kreisel, Die Kunst des deutschen Möbels, München<br />

1976; II (Abb. 318 und 322). Ein weiteres vergleichbares Möbel gehört<br />

ebenfalls zu den Sammlungen von Schloss Schleissheim (Inventarnr. SNS<br />

MT) und ist das Gegenstück des Kabinetts in München. Zwei weitere<br />

Kabinette mit Chinoiserie-Marketerie befinden sich heute in der Sammlung<br />

des Smit van Gelder Museum in Antwerpen und in europäischem<br />

Privatbesitz. Das Inventar von H. van Soest listet 6 vergleichbare Kabinette<br />

mit „décor chinois“ auf. Ein weiteres Schreibkabinett mit identischer<br />

Marketerie gehörte zu den Sammlungen von Mentmore und wurde von<br />

1131 (Detail)<br />

bei Sotheby’s Parke Bernet am 20.5.1977 (<strong>Katalog</strong>nr. 922) verkauft. Ein<br />

weiteres Kabinett von H. van Soest mit Wappen von König Philipp V.<br />

von Spanien wurde bei Christie’s London am 30.10.2002 (<strong>Katalog</strong>nr. 75)<br />

verkauft und steht heute im Museo Nacional de Artes Decorativas in<br />

Madrid. Ein von H. van Soest signiertes Kabinett wurde bei Sotheby’s<br />

London am 30.10.2000 (<strong>Katalog</strong>nr. 340) verkauft.<br />

Antwerpener Kabinette des 17. und frühen 18. Jahrhunderts waren in ganz<br />

Europa beliebt; bedeutende niederländische Kommunen waren in Paris,<br />

Spanien und Portugal tätig und sorgten für die Verbreitung der Kabinette.<br />

Es ist archivalisch belegt, dass wichtige Pariser Händler diese Art Möbel<br />

direkt in den Niederlanden kauften und den Adelshäusern Europas anboten.<br />

Diese Prunkmöbel, stark von der Pariser Boulle-Marketerie beeinflusst,<br />

wurden wegen ihrer ausserordentlich reichen Ausarbeitung zum<br />

Symbol für den Reichtum der Eigentümer, intellektuell überhöht durch<br />

die oft sehr symbolhafte Bildsprache. T. Wolversperges konnte nachweisen,<br />

dass H. van Soest in Paris ein eigenes Geschäft besass (in: Le meuble<br />

en Belgique, Brüssel 2000; S. 29).<br />

H. van Soest war nach den Dynastien Forchoudt und Musson der wohl<br />

letzte Vertreter der bedeutenden „marchand-ébenistes“ in Antwerpen.<br />

Sein Vater Gommaire war seit 1680 Ebenist und führte sein Atelier an der<br />

Malderijstrat 5. H. van Soest führte die familiäre Tradition erfolgreich fort<br />

und war angesehenes Mitglied der Sankt-Lukas-Gilde, ab 1692 Schatzmeister<br />

und Dekan. Die Archive der 1690er Jahre belegen den stetigen<br />

Aufstieg der Werkstatt, die etwa 50 Mitarbeiter mit unterschiedlichen<br />

Spezialisierungen beschäftigte. H. van Soest arbeitete für Kurfürst Max<br />

Emanuel von Bayern, Prinzbischof Joseph Clement von Lüttich, für die<br />

Fürsten von Wolfenbüttel und den Erzbischof von Koblenz. Die Werkstatt<br />

spezialisierte sich auf Kabinette mit Marketerien aus Schildpatt und<br />

Metall. Zwischen 1702 und 1705 lieferte Soest zahlreiche Möbel nach<br />

Spanien. Nachdem die englischen und niederländischen Truppen in der<br />

Schlacht bei Ramillies die französische Streitmacht besiegt hatten, nahm<br />

van Soest 1706 die Möbel des aus Brüssel flüchtenden Kurfürsten Max<br />

| 80


| 1131 81


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1131 (Detail) 1131 (Detail)<br />

Emanuel in Verwahrung, darunter auch ein „bureau de marqueterie de<br />

figures à la chinoise“. Dieser Umstand zeigt die enge Verbindung zwischen<br />

H. van Soest und dem Kurfürsten, die seit den 1690er Jahren bestand,<br />

was durch ein Schreiben von H. van Soest aus dem Jahr 1694 belegt wird,<br />

in dem er um die Genehmigung für eine Lotterie bat, bei der er Prunkmöbel<br />

aus seiner Werkstatt als Preise vergab.<br />

Seit J. Nieuhof 1640 als Fähnrich im Dienste der niederländischen Ost-<br />

Indischen Compagnie nach Brasilien gereist war, verbrachte er sein Leben<br />

ausserhalb Europas. Er bereiste als Handelsvertreter und Weltenbummler<br />

Indien, Sri Lanka, China und Indonesien. Lediglich in den Jahren 1658<br />

und 1671 kehrte er zu kurzen Familienbesuchen in die Niederlande<br />

zurück. Als Mitglied einer niederländischen Delegation lernte er zwischen<br />

1655 und 1657 den Kaiserhof von Peking kennen. Die lange Reise von<br />

Kanton nach Peking, zu Land und zu Wasser, ermöglichte es ihm, einen<br />

zweiteiligen Bericht über China zu verfassen: „Die Gesandtschaft der<br />

Niederländischen Ostindienkompanie an den grossen Tartarischen Khan,<br />

den gegenwärtigen Kaiser von China“. Das Werk, aufgeteilt in einen ausführlichen<br />

Reisebericht und eine sehr systematische Beschreibung von<br />

Land, Leuten und der Geschichte Chinas, war in Europa ausserordentlich<br />

erfolgreich, wohl auch, weil es mit über 150 Stichen illustriert war und so<br />

das bisher unbekannte Reich veranschaulichte. In den Jahren von 1665 bis<br />

1693 wurden sechs niederländische, drei deutsche, zwei englische, eine<br />

französische und eine lateinische Auflage des Werkes veröffentlicht.<br />

Die hier vorzufindenden Chinoiserien finden sich adaptiert im erwähnten<br />

Werk von J. Nieuhof. Bei der Herstellung der Szene auf der Aufsatztür<br />

liess man sich vom Titelblatt des Chinaberichtes inspirieren, allerdings<br />

wurde das Motiv leicht verändert: Der Kaiser steht unter einem Schirm,<br />

und anstelle der in Ketten gelegten Gefangen sind zwei europäische<br />

Figuren dargestellt, die auf Geschenke deuten. Die Szenen der Schubladen<br />

fronten stammen aus unterschiedlichen Stichvorlagen und wurden<br />

neu konzipiert. Es sind vorwiegend verschiedene Jahrmarktgestalten mit<br />

Bettlern und Gauklern aus dem Kapitel „ Van verscheidene Sineesche<br />

Hantwerken“, aber auch Darstellungen aus „Van verschiedene Zekten in<br />

Sina, nopende de Philophie“ wie brahmanische Mönche, die sich mit<br />

Ketten, Peitschen und Feuer kasteien. Die dargestellten Sitten und<br />

Bräuche Chinas hinterliessen bei den Europäern des 17. Jahrhunderts<br />

grossen Eindruck; sie wurden auch von O. Dappert im Werk „Asia oder<br />

Ausführliche Beschreibung des Reichs des Grossen Moguls und eines<br />

Theils von Indien“ publiziert. Die Illustrationen dienten ebenfalls als<br />

Vorlagen für die hier anzutreffenden Einlegearbeiten. Die sehr freie Kombination<br />

und Adaption der Zeichnungen mit idealisierten Pagoden- und<br />

Parklandschaften, die mehr einen dekorativen als einen kritisch-historischen<br />

Zweck hatten, zeigen das grosse Interesse und die Faszination der<br />

Europäer für die exotische Welt - das hier angebotene Möbel stellt ein<br />

frühes Beispiel dieser „Chinamode“ dar. Von französischen Boulle-<br />

Marketerien, wo chinesische Figuren meistens einzeln als Hauptmotiv<br />

oder Staffage einer Bandelwerkgroteske auftauchen, unterscheiden sich<br />

diese Einlegearbeiten durch szenische Darstellungen aus dem chinesischen<br />

Leben, oft eingebettet in einen Landschaftshintergrund. Die Bilder aus<br />

Buntmetallen und Schildpatt sind einzigartig und als Werke H. van Soests<br />

zu identifizieren. Seine Darstellungen führten zu einer Idealisierung und<br />

Verehrung des fremden, wenn auch heidnischen Landes und bewirkten,<br />

| 82


1131 (Detail) 1131 (Detail)<br />

dass chinesische Szenen zu einer weit verbreiteten Mode wurden. Das<br />

Interesse am Exotischen förderte die Chinamode zusätzlich und bereicherte<br />

sie durch weitere Elemente, die nicht immer chinesischen Ursprungs<br />

waren - sie stammten zum Teil aus anderen Ländern oder wurden frei<br />

erfunden, im Sinne des nie Dagewesenen und Erstaunlichen.<br />

Lit.: G. Hojer / B. Langer, Die Schlösser Nymphenburg und Schleissheim,<br />

München 2000; S. 277-285 (mit Angaben zu H. van Soest) und<br />

<strong>Katalog</strong>nr. 11, 120.3, und 121 (mit Beschreibungen der erwähnten Möbel).<br />

B. Langer et al., Die deutschen Möbel des 16.-18. Jahrhunderts, München<br />

1996; S. 95-100 (mit Beschreibungen der Möbel von H. van Soest). K.<br />

Frost, Ein Antwerpener Schreibkabinett aus der Werkstatt des Hendrik<br />

van Soest, Technologische Untersuchungen und konservierende Massnahmen,<br />

in: R. Bothe / D. Ulferts, Möbel, Uhren, Reliefintarsien. Holzrestaurierung<br />

und textile Rekonstruktionen im Schlossmuseum. Kunstsammlungen<br />

Weimer, Kunst und Handwerk III, Berlin 2001; S. 151-180.<br />

1132<br />

SCHATULLE MIT BOULLE-MARKETERIE, Régence, wohl von H.<br />

VAN SOEST (Hendrik van Soest, Antwerpen 1659-1716 Paris),<br />

Antwerpen um 1700.<br />

Ebonisiertes Holz, eingelegt mit rotem Schildpatt, graviertem Messing<br />

und Zinn in Form einer figürlichen Szene in Medaillon, stilisierten<br />

Blumen, Blättern, Voluten und Kartuschen. Rechteckiger, auch innen eingelegter<br />

Korpus mit leicht gewölbtem Klappdeckel. 26x20x10 cm.<br />

CHF 2 800.- / 4 800.-<br />

(€ 2 330.- / 4 000.-)<br />

Wir danken Frau Dr. Tina Cornet, München, für die Hinweise zur<br />

<strong>Katalog</strong>isierung des hier angebotenen Möbels.<br />

CHF 250 000.- / 450 000.-<br />

(€ 208 330.- / 375 000.-)<br />

1132<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1133 (Detail)<br />

1133*<br />

1 PAAR PRUNK-POSTAMENTE MIT BOULLE-MARKETERIE,<br />

Louis XIV, von A.J. OPPENORDT (Alexandre Jean Oppenordt, 1639-<br />

1715), Paris um 1690/1700.<br />

Ebenholz und rotes Schildpatt ausserordentlich fein eingelegt in „première<br />

partie“ und „contre partie“; Blumen, Blätter, Vasen, Kartuschen und<br />

Zierfries. Sich nach unten verjüngender Korpus mit gekehltem Kranz und<br />

vorstehendem Blatt auf wellig ausgeschnittenem Sockel. Ausserordentlich<br />

feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und -applikationen in<br />

Form von Maskaron, „masque d’indienne“, Lorbeerblättern und Zierfries.<br />

43x34x116,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Sehr wahrscheinlich einst Besitz des 3. Grafen von Ashburnham<br />

(1760-1830).<br />

- Sammlung der Grafen von Ashburnham, Ashburnham Place, Sussex.<br />

- Christie’s London, 26.6.1953.<br />

- Christie’s London, 3.12.1981 (<strong>Katalog</strong>nr. 85).<br />

- Bernard Baruch Steinitz, Paris.<br />

- Sammlungen der Présidence de la Côte d’Ivoire, Hôtel Masseran.<br />

- Auktion Fontainebleau, Osenat, 29.6.2008 (<strong>Katalog</strong>nr. 72).<br />

- Aus einer europäischen Privatsammlung.<br />

Ausstellung:<br />

André Charles Boulle 1642-1732; Ein neuer Stil für Europa, Frankfurt<br />

a.M., 30.10.2009 bis 31.1.2010.<br />

Das hier angebotene Paar ist abgebildet in: J.N. Ronfort, André Charles<br />

Boulle 1642-1732; Ein neuer Stil für Europa, Frankfurt a.M. 2009; S. 292f.<br />

Die Motive, welche die Panneaux des hier angebotenen Paares schmücken,<br />

finden sich in identischer Weise an einer bedeutenden Pendule aus<br />

dem Paul Getty Museum in Los Angeles (Inventarnr. 72 DA 40). Sie war<br />

im Besitz von Gilles Oppenordt und wurde vom Vater gefertigt.<br />

Identische bzw. vergleichbare Motive finden sich am Postament der<br />

Pendule „Le char d’ Apollon“ aus Château de Fontainebleau (Inventarnr.<br />

F 829C), die 1996 von J.N. Ronfort und J.D. Augarde als Werk von A.J.<br />

Oppenordt identifiziert wurde.<br />

A.J. Oppenordt war ein berühmter Kunsttischler während der Regierungszeit<br />

des Sonnenkönigs Louis XIV und schuf viele Möbel mit Boulle-<br />

Marketerie, einer Dekorationstechnik, die sein Zeitgenosse und Berufskollege<br />

André Charles Boulle entwickelt hatte. 1684 erhielt Oppenordt<br />

das Recht für ein „logement“ in den Galeries du Louvre. Für Schloss<br />

Versailles schuf Oppenordt insgesamt zwölf Möbelstücke; berühmt sind<br />

vor allem die beiden Medaillenschränke aus Ebenholz und Messing, die<br />

heute noch im „Salon de l’Abondance“ stehen. Oppenordt belieferte auch<br />

die Marquise de Louvois, Gattin des königlichen Ministers, und den<br />

Prince de Condé.<br />

Ashburnham Place, seit 1150 im gleichen Familienbesitz, wurde im Verlaufe<br />

der Jahrhunderte mehrfach umgebaut und ergänzt, zuletzt im Jahr<br />

1850. Die 3. und 4. Grafen trugen den Hauptteil einer herausragenden<br />

Kunstsammlung zusammen, die 1953 versteigert wurde. Dazu gehörten<br />

zahlreiche Möbel und Einrichtungsgegenstände von A.C. Boulle und seiner<br />

Zeitgenossen und Nachfolger, ein Paar grosse „coffres“, ein grosses<br />

Bureau-Plat mit sechs Beinen (später Sammlung de Givenchy, Paris), ein<br />

Paar bedeutender Kommoden, das im November 2006 bei Sotheby’s New<br />

York verkauft wurde (<strong>Katalog</strong>nr. 97), ein imposanter Mitteltisch und die<br />

hier angebotenen Postamente.<br />

Lit.: J.N. Ronfort, Le mobilier royal à l’époque de Louis XIV, 1685 et le<br />

bureau du Roi, in: L’Estampille 4 (1986). Ibid., The Surviving Cabinets on<br />

Stand by André Charles Boulle and the Chronology of the Master, in:<br />

Cleveland Studies in the History of Art, 8 (2004; S. 60). Ibid., Boulle, les<br />

commandes pour Versailles, in: Dossier de l’Art 124 (2004); S. 62f.<br />

CHF 130 000.- / 180 000.-<br />

(€ 108 330.- / 150 000.-)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1134 (Detail)<br />

1134*<br />

1 PAAR PRUNK-APPLIKEN, Régence, A.C. BOULLE (André<br />

Charles Boulle, 1642-1732) und seinen Söhnen zuzuschreiben, Paris um<br />

1710/15.<br />

Matt- und glanzvergoldete Bronze. Geschweifte, mit Blumen, Voluten<br />

und Kartuschen beschmückte Wandplatte mit 3 unterschiedlich<br />

geschweiften, ungleich hohen Lichtarmen mit verschieden gestalteten<br />

Tropftellern und Tüllen. H 56 cm.<br />

Provenienz: Aus französischem Besitz.<br />

Ein nahezu identisches Applikenpaar ist im Paul Getty Museum in Malibu<br />

ausgestellt (Inventarnr. 97.DF.16.1-2) und wurde von G. Wilson A.C.<br />

Boulle zugeschrieben. J.N. Ronfort, der wohl bedeutendste Experte der<br />

Arbeiten von A.C. Boulle und Co-Autor des Ausstellungskataloges über<br />

A.C. Boulle in Frankfurt in 2009, hielt diese Zuschreibung für plausibel.<br />

Er wies mit Recht darauf hin, dass die Appliken in die Zeit nach 1715 zu<br />

datieren seien, als die berühmte Werkstatt offiziell von A.C. Boulles<br />

Söhnen geführt wurde. Die Unterschiede zum hier angebotenen Paar<br />

bestehen einerseits in den Tüllen, die im <strong>Katalog</strong> des Paul Getty Museum<br />

als spätere Ergänzung bezeichnet werden, andrerseits in der unteren<br />

Partie der Wandplatte. Sie zeigen die Entwicklung des Modells und<br />

ermöglichen die frühere Datierung des hier angebotenen Paares.<br />

Es liegt eine Materialanalyse des CIRAM vom 20.2.2009 vor (Certificat<br />

d’analyse 0209-OA-28R-1), welche die hier angegebene Datierung<br />

bestätigt.<br />

A.C. Boulle, bereits in jungen Jahren als „menuisier d’art“ und „charpentier“<br />

tätig, arbeitete als polyvalenter Künstler in den 1660er Jahren in der<br />

Abbaye Sainte-Geneviève als Maler, Bildhauer und Stukkateur. Diese<br />

Tätigkeiten ermöglichten ihm den Zugang zur Académie St. Luc und<br />

brachten ihm den ersten Auftrag des Königs ein, zwei Gemälde. Der am<br />

französischen Hof tätige Colbert erkannte sehr früh das künstlerische<br />

Talent des jungen Boulle und lobte ihn als „le plus habile dans son<br />

mé tier“. Boulle erhielt durch ihn als Nachfolger von J. Macé eine Wohnung<br />

im Louvre. Es folgte ein rasanter Aufstieg mit zahlreichen Aufträgen,<br />

die ihm den Titel „architecte, peintre, sculpteur en mosaique, ciseleur-graveur,<br />

marqueteur, inventeur de chiffre“ und das Privileg einbrachten,<br />

mehrere Aktivitäten zu kombinieren, was angesichts der starken<br />

Korporationen der Zünfte eine enorme Freiheit bedeutete: Er konnte all<br />

diese Tätigkeiten in seinem Atelier ausüben. Der riesige Erfolg seiner qualitativ<br />

hochwertigen Möbel, Bronzen, Pendulen, Leuchter, Postamente<br />

und Einrichtungsgegenstände führte zu einer Fülle von Aufträgen für den<br />

französischen Hof, aber auch für die gesamte führende Adelsschicht von<br />

Frankreich, wie zum Beispiel für die Ducs d’Orléans und de Bourbon, für<br />

den Prince de Condé, die Duchesse du Barry, den Kardinal von Rohan,<br />

für ausländische Könige und Fürsten wie König Philippe V. von Spanien,<br />

den Bischof von Köln und Prinz Maximilian Emanuel von Bayern. Trotz<br />

des enormen Erfolges kämpfte Boulle ständig mit finanziellen Problemen<br />

und war auf die Hilfe des Königs angewiesen, wie beispielsweise im Jahr<br />

1703: „Le Roi a bien voulu accorder cette fois encore à Boulle un arrest de<br />

surséance pour six mois à condition que ce sera la dernière grâce que sa<br />

Majesté luy fera là-dessus“. Es waren die finanziellen Schwierigkeiten, vor<br />

allem die ausstehenden Lohnauszahlungen an seine Arbeiter, und Steuerprobleme,<br />

die Boulle im Jahr 1715 zwangen, das Unternehmen an vier seiner<br />

Söhne zu überschreiben - allerdings ohne die Zügel aus der Hand zu<br />

geben. Bis ins hohe Alter blieb er in seiner Werkstatt tätig und war verantwortlich<br />

für die neue Formensprache der Régence.<br />

Lit.: J.N. Ronfort, André-Charles Boulle, Die Bronzearbeiten und sein<br />

Werkstatt im Louvre, in: Vergoldete Bronzen - Die Bronzearbeiten des<br />

Spätbarock und Klassizismus, München 1986; II, S. 459-520. G. Wilson /<br />

C. Hess, Summary Catalogue of European Decorative Arts of the J. Paul<br />

Getty Museum, Los Angeles 2001; S. 125f. J.N. Ronfort / J.D. Augarde,<br />

André Charles Boulle, 1642-1732, A new style for Europe (englische, neu<br />

überarbeitete Fassung), Paris 2011. P. Kjellberg, Le mobilier français du<br />

XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 106-114 (biogr. Angaben). A. Pradère, Die<br />

Kunst des französischen Möbels, München o.J.; S. 67-109 (biogr.<br />

Angaben). J.P. Samoyault, André-Charles Boulle et sa famille, 1979.<br />

Unser Dank gilt Herrn J.D. Augarde, Paris, für die Hinweise bei der<br />

<strong>Katalog</strong>isierung dieser Appliken.<br />

CHF 90 000.- / 140 000.-<br />

(€ 75 000.- / 116 670.-)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1135*<br />

PRUNK-PENDULE MIT BOULLE-MARKETERIE und Sockel,<br />

Régence, das Gehäuse von A.C. BOULLE (André Charles Boulle, 1642-<br />

1732), die Entwurfszeichnung des Sockels von G.M. OPPENORDT<br />

(Gilles Marie Oppenordt, 1672-1742), die Front und das Werk sign.<br />

THURET A PARIS (Jacques III Thuret, 1669-1738), um 1720/25.<br />

Matt- und glanzvergoldete Bronze und ebonisiertes Holz, eingelegt mit<br />

braunem Schildpatt und Messing. Stark geschweiftes, teils durchbrochenes<br />

Uhrgehäuse mit Aufsatz in Form des auf Kissen sitzenden Jupiters und<br />

Volutenfüssen, auf grossem, eingezogenem Sockel mit Frauenportrait in<br />

Medaillon. Reliefiertes, vergoldetes Zifferblatt mit gravierten arabischen<br />

Minutenzahlen und 13 Emailplaketten, 12 mit blauen römischen Stundenzahlen.<br />

2 gebläute Zeiger. Das Uhrglas mit Emailkartusche für die blaue<br />

Signatur. Feines Werk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Reiche vergoldete<br />

Beschläge und Applikationen in Form von Maskaron, Löwenköpfen,<br />

Rosetten, Voluten, Palmetten und Blättern. Etwas zu restaurieren. Email<br />

mit feinen Haarrissen und kleiner Bestossung. Marketerie mit Fehlstellen.<br />

Restaurationen. 38x17x108 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Sammlung des Duc X., Frankreich.<br />

- Auktion Sotheby’s Paris, 18.6.2002 (<strong>Katalog</strong>nr. 35).<br />

- Aus einer europäischen Privatsammlung.<br />

Hochbedeutende Pendule von bestechender Qualität, mit Gutachten von<br />

J.D. Augarde, Paris 2012.<br />

Das Modell dieser Pendule wurde 2009 von Jean Néréé Ronfort als „création<br />

originale“ von A.C. Boulle identifiziert (in: André Charles Boulle,<br />

1642-1732, Un nouveau style pour l’Europe, Paris 2009; S. 220). Die Pendule<br />

ist Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen dem berühmten Ebenisten<br />

von Louis XIV und G.M. Oppenordt. Die Entwurfszeichnung des<br />

kon solenförmigem Sockels befindet sich im Kabinett der Zeichnungen in<br />

der Ermitage in St. Petersburg und ist abgebildet in: V. Shevchenko, Draw<br />

ings by Gilles Marie Oppenordt in the Collection of the Hermitage, St.<br />

Petersburg 2006; S. 23. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit<br />

entstand sie um 1720. In einem Gemälde von J.A. Supan (heute im Reichen<br />

Zimmer der Münchner Residenz), welches die Kurfürstin Therese<br />

Kunigunde von Bayern darstellt, erkennt man die modellogleiche Pendule<br />

auf einem Tisch, jedoch ohne Sockel. Es ist davon auszugehen, dass Kurfürst<br />

Max Emanuel sie in Paris erworben hat.<br />

Wie J.N. Ronfort anhand der Medaillers von J.R. de Cotte (siehe hierzu<br />

ibid.; S. 240-243) eindrücklich belegen konnte, blieb A.C. Boulle auch<br />

aktiv, als seine Söhne die Werkstatt übernommen hatten. Das Modell der<br />

hier angebotenen Pendule ist das erste mit ganz in Bronze gefertigter<br />

Front und seitlicher Schildpattmarketerie. Diese Idee stammte ursprünglich<br />

von C. Cressent und wurde, nachdem A.C. Boulle neue Formen hierzu<br />

entwickelt hatte, später von J.J. de Saint-Germain übernommen. Die<br />

ersten Pendulen dieses Typus tragen alle die Uhrmachersignatur von J. III<br />

Thuret. Von diesem Modell sind nur wenige identische Exemplare<br />

bekannt. Eines wurde bei Mercier/Velliet/Thullier/Issalay in Lille am<br />

24.4.1988 (<strong>Katalog</strong>nr. 5) verkauft. Ein weiteres wurde in der Vente Collection<br />

Kraemer am 2.6.1913 (<strong>Katalog</strong>nr. 308) verkauft. Beide Cartelle besassen<br />

ein von J. III Thuret signiertes Werk. Ein drittes, identisches Modell<br />

befindet sich in der Frick Collection in New York, stammt aus der Sammlung<br />

Dalva Brothers und besitzt ein von François Rabby signiertes Werk.<br />

Im englischen Kunsthandel wurde in den 1980er Jahren ein gleiches<br />

Modell ohne Konsole angeboten, das Werk ebenfalls signiert von J. III<br />

Thuret. 3 weitere Cartelle (mit Signaturen der Uhrmacher Mynuel und<br />

Mornand) befinden sich in Schloss Fasanerie bei Fulda, in der Eremitage<br />

in St. Petersburg und im Musée des Arts Décoratifs in Paris.<br />

Die hier angebotene Pendule weist verschiedene Motive auf, welche der<br />

von A.C. Boulle gefertigten Pendule für den Kurfürsten Johann Wilhelm<br />

von der Pfalz fertigte (siehe hierzu ibid.; S. 220f.) anzutreffen sind: die<br />

seitlichen Löwenköpfe und das Blattwerk unterhalb des Kranzes. Die<br />

„tigettes fleuronnées“, der weibliche Maskaron und die Jupiterfigur sind<br />

für das Werk von Boulle charakteristisch (siehe hierzu J.D. Augarde, Les<br />

ouvriers du temps, Genf 1996; S. 22, Nr. 8)<br />

J. III Thuret stammte aus einer Uhrmacherdynastie und logierte ab 1694<br />

als „Horloger du Roi“ im Louvre, wo er die Stelle seines verstorbenen<br />

1135 (Entwurfszeichnung)<br />

Vaters Jacques II übernahm, einer der bester Uhrmacher seiner Zeit.<br />

Thuret lieferte dem Königshaus die berühmte, von A.C. Boulle konzipierte<br />

Pendule „L’enlèvement de Cybèle“, womit eine sehr produktive<br />

Zusammenarbeit zwischen den beiden Künstlern begann. Ein weiteres seiner<br />

Modelle ist die „pendule temps couché“ für den Kardinal Ottoboni<br />

und den Kurfürsten Max Emanuel von Bayern.<br />

Gilles-Marie Oppenordt, Sohn des berühmten Ebenisten Alexandre-Jean<br />

Oppenordt, war Architekt, Zeichner und Kupferstecher. Er wurde im<br />

Atelier seines Vaters und von Jule Hardouin Mansart ausgebildet, bevor er<br />

1692 bis 1699 durch Italien reiste und an der französischen Akademie in<br />

Rom eine Pensionärstelle antrat. Dort studierte er die Werke von Bernini<br />

und Borromini - nicht wie viele seiner Berufskollegen die klassischen<br />

Antike, da ihn die barocken Ornamente faszinierten. Nach seiner Rückkehr<br />

arbeitete Oppenordt als Architekt für Herzog Philip d’Orléans, der<br />

ihn 1713 zum „premier architecte“ ernannte. 1715 übernahm der Herzog<br />

d’Orléans die Regentschaft; Oppenordt wurde Direktor der königlichen<br />

Manufakturen und Intendant der königlichen Gärten. Als Architekt schuf<br />

er nur wenig, bekannt war er vielmehr als Ornamentskünstler, für seine<br />

Bauentwürfe und die detaillierten Kunst- und Dekorationszeichnungen.<br />

Oppenordt wurde schnell zum führenden „Designer“ im Atelier seines<br />

Vaters und erhielt zahlreiche wichtige Aufträge, wie z.B. Restauration und<br />

Dekoration des Château de Villers Cotterets, des Hôtel de Pomponne im<br />

Place des Victoires, des Palais Royal und Hôtel du Grand Prieur de<br />

France.<br />

Lit.: J.D. Augarde, Les ouvriers du temps, Genf 1996; S. 402 (biogr. An -<br />

gaben zu Thuret). Ibid.; Jean Joseph de Saint-Germain (1719-1791), Inédits<br />

sur sa vie et son oeuvre, in: L’Objet d’Art 308 (1996); S. 66-69. A.<br />

Dolher / M. Miller, Gehäuse der Zeit, Uhren aus fünf Jahrhunderten im<br />

Besitz der Hessischen Hausstiftung, Fulda 2002. J.N. Ronfort, André<br />

Charles Boulle, 1642-1742, Un nouveau style pour l’Europe, Paris 2009<br />

(Standartwerk über A.C. Boulle). H.L. Tardy, Dictionnaire des horlogers<br />

français, Paris; S. 641 (biogr. Angaben zu Thuret). H. Ottomeyer / P.<br />

Pröschel, Vergoldete Bronzen - Die Bronzen des Spätbarock und Klassizismus,<br />

München 1986; I, S. 78 (Abb. 1.12.4, das erwähnte Cartel ohne<br />

Konsole). W. Edey, French Clocks in North American Collections, New<br />

York 1982; S. 45f. (Tafel 37, das Cartel aus der Frick Collection). P. Kjellberg,<br />

Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 106-114 (biogr.<br />

Angaben zu A.C. Boulle). A. Pradère, Die Kunst des französischen Mö -<br />

bels, München o.J.; S. 67-109 (biogr. Angaben zu A.C. Boulle). J.P. Samo<br />

yault, André Charles Boulle et sa famille, Paris 1979 (biogr. Angaben zu<br />

A.C. Boulle).<br />

Für Angaben zu A.C. Boulle siehe Fussnote der <strong>Katalog</strong>nr. 1134.<br />

CHF 50 000.- / 90 000.-<br />

(€ 41 670.- / 75 000.-)<br />

| 88


| 1135 89


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1136 (Blatt)<br />

1136<br />

KOMMODE „A FLEURS“, Louis XIV/Régence, mit sog. „marqueterie<br />

au jasmin“ nach Vorbildern aus Pariser Meisterwerkstätten, von T.<br />

HACHE (Thomas Hache, 1664-1747), Grenoble um 1710/20.<br />

Ebenholz, Palisander, Ahorn, Amarant, Olivenholz sowie Perlmutt allseitig<br />

ausserordentlich fein eingelegt mit Blumen, Blättern, Voluten, Filets<br />

und Zierfries in geschweiften Kartuschen. Rechteckiger Korpus mit vorstehendem,<br />

in profiliertem Bronzestab gefasstem Blatt auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit kurzen, geschweiften Beinen. In der Mitte leicht<br />

eingezogene Front mit 3 Schubladen. Feine, teils ersetzte Bronzebeschläge<br />

und -applikationen. 135x69x83 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Schweizer Privatbesitz.<br />

- Auktion <strong>Koller</strong> Zürich, 20.03.2001 (<strong>Katalog</strong>nr. 650).<br />

- Aus einer Schweizer Sammlung.<br />

Seltene und bedeutende Kommode von bestechender Qualität; eine nahezu<br />

identische Kommode von Thomas Hache ist abgebildet in: P. Rouge /<br />

T. Rouge, Le génie des Hache, Dijon 2005; S. 230f. (Abb. 95). Darin wird<br />

festgehalten, dass die Blumenmarketerie von Pariser Meisterkommoden<br />

beeinflusst ist.<br />

Neben den namhaften Pariser Ateliers gehört jenes der Hache in Grenoble,<br />

gegründet durch Thomas Hache zu Beginn des 18. Jahrhunderts, zu<br />

den produktivsten und hervorragendsten französischen Werkstätten für<br />

Kunstschreinerei. Sowohl Thomas (1721) wie auch sein Sohn Pierre (1757)<br />

und sein Enkel Jean-François (ca. 1770) erhielten die hohe Auszeichnung<br />

eines „Ebéniste et Garde (des Meubles) de Monseigneur le Duc d’Orléans“.<br />

Es finden sich zahlreiche, leicht unterschiedliche Signaturen, auf<br />

Grund derer der eigentliche Ebenist eruiert werden kann; Klebeetiketten<br />

in den Schubladen beweisen die umfangreiche Produktion der Familie<br />

Hache: „A Grenoble, Hache fils, Ebéniste de Monseigneur le Duc d’Orléans,<br />

fait et vend toutes sortes d’ouvrages de Marqueterie en bois des Indes<br />

et autres de pays, loupes et racines de toutes couleurs; comme Bureaux,<br />

Secrétaires, Encoignures, Bibliothèques, Commodes à dessus de marbre,<br />

Tables de jeux de toutes espèce, pliantes et autres à Trictrac, Tablettes à<br />

livres, Coffrets, Ecritoires, Cabarets, Trictracs et Damiers, Chiffonières et<br />

Toilettes pour Dames, de tout prix, et autres ouvrages d’Ebénisterie, propres<br />

à faire des présents“.<br />

Trotz der geographischen Nähe zu Italien orientierten sich die Hache an<br />

den königlichen Werken der französischen Metropole, um ihre eigene,<br />

lokale Formensprache zu finden; die ausserordentlich elegante, leichte<br />

Formgebung, die sorgfältige Furnierwahl und die Verwendung von hauptsächlich<br />

heimischen Hölzern der Dauphiné zeugen vom Pariser Einfluss.<br />

Die zahlreichen Hölzer - Amboina, Thuya, Nussbaum, Esche, Ahorn,<br />

Maulbeerbaum, Sykomore und Zitronenbaum - zierten die meist mit<br />

Wurzelmaser gestaltete Grundstruktur der Möbel. Die Wurzelmaser mit<br />

seinem sehr lebendigen Erscheinungsbild stellte nicht nur eine für die<br />

Hache typische Holzwahl dar, sondern auch eine markante visuelle Bereicherung<br />

des Möbels, das somit nicht auf aufwendige Bronze beschläge<br />

angewiesen war.<br />

Die genauere Aufgabenverteilung innerhalb des Ateliers der Hache konnte<br />

durch die neueste Forschung in wichtigen Ansätzen eruiert werden.<br />

Pierre und Jean-François wirkten in der gleichen Familienunternehmung.<br />

Es gilt heute jedoch als gesichert, dass Jean-François ab ca. 1745 einen<br />

selbständigen Weg einzuschlagen begann. Beide bedeutenden Meister<br />

hatten ihre eigenen persönlichen Mitarbeiter. Jean-François reiste in den<br />

Jahren 1755/56 mehrfach nach Paris und verbrachte dort einen mehrmonatigen<br />

Aufenthalt im Atelier des berühmten „Ebéniste du Roi“ Jean-François<br />

Oeben. Dessen Einfluss ist in den Werken von Jean-François ersichtlich,<br />

vor allem in der Entwicklung der Blumen- und Girlandenmarketerie<br />

der Möbel um 1760. In diese Zeit ist auch der eigentliche „Durchbruch“<br />

von Jean-François innerhalb des familiären Unternehmens zu datieren.<br />

Vater und Sohn hatten wohl eine intern getrennte Buchführung, die übereinstimmend<br />

mit dem gleichzeitigen Gebrauch des Stempels HACHE A<br />

GRENOBLE und HACHE FILS A GRENOBLE lief. Im Jahre 1770 lieferten<br />

sie dem Präsidenten V. de la Tour ein bedeutendes Zylinderbureau<br />

(ehemals Sammlung der Gräfin D. de Bonvouloir), dessen heute noch<br />

erhaltene Rechnung von beiden Meistern signiert ist - vom Vater in der<br />

Eigenschaft des Schreiners, vom Sohn in jener des Kunsttischlers.<br />

CHF 100 000.- / 150 000.-<br />

(€ 83 330.- / 125 000.-)<br />

1137<br />

1 PAAR GROSSE ARMLEHMSTÜHLE MIT VERSTELLBAREN<br />

RÜCKENLEHNEN, Louis XIII, Frankreich um 1680.<br />

Nussbaum profiliert. Rechteckiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge<br />

mit durch gedrehten H-Steg verbundenen Balusterbeinen. Flache, ganz<br />

überpolsterte und jochförmig abschliessende Rückenlehne mit gepolsterten<br />

Armlehnen auf gedrehten Stützen. Blauer Stoffbezug mit<br />

Wellenmuster. Sitzkissen. 75x55x49x120 cm.<br />

CHF 1 000.- / 1 500.-<br />

(€ 830.- / 1 250.-)<br />

| 90


| 91<br />

1136


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1138 1139<br />

1138<br />

SPIEGEL, Régence, Paris um 1740.<br />

Holz durchbrochen und fein beschnitzt mit Blättern, Kartuschen und<br />

Zierfries. Profilierter und teils verspiegelter Rahmen mit Kartuschenaufsatz.<br />

Altes Spiegelglas. H 68 cm. B 55 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

1139*<br />

PENDULE MIT BOULLE-MARKETERIE, Louis XV, das Zifferblatt<br />

sign. BOUCHER (Achilles Jacques Boucher, tätig ab 1744), Paris um<br />

1750.<br />

Ebonisiertes Holz, gefärbtes Schildpatt und Messing eingelegt in „contre<br />

partie“. Geschweiftes Gehäuse mit Kartuschenaufsatz und kurzen<br />

Volutenbeinen. Bronzezifferblatt mit 24 Emailkartuschen für römische<br />

Stunden- und arabische Minutenzahlen. Ankerwerk mit 1/2-Stundenschlag<br />

auf Glocke. 44x20x83 cm.<br />

CHF 7 000.- / 12 000.-<br />

(€ 5 830.- / 10 000.-)<br />

1140*<br />

GROSSER FAUTEUIL „A LA REINE“, Régence, Paris um 1720.<br />

Buche fein beschnitzt mit Muscheln, Blättern und Zierfries. Geschweifter,<br />

trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit durch bewegten<br />

Kreuzsteg verbundenen, geschweiften Beinen. Flache, jochförmig<br />

abschliessende und ganz überpolsterte Rückenlehne mit ausladenden<br />

Armlehnen auf geschweiften Stützen. Eierschalenfarbener Seidenveloursbezug<br />

mit Blumen und Blättern. Dekorativer Nagelbeschlag.<br />

70x62x44x117 cm.<br />

Provenienz: Sammlung Ségal, Basel.<br />

CHF 600.- / 900.-<br />

(€ 500.- / 750.-)<br />

1141<br />

KONSOLE „AUX DRAGONS“, Régence, nach Zeichnungen von N.<br />

PINEAU (Nicolas Pineau, 1684-1754), Paris um 1725/35.<br />

Holz durchbrochen und ausserordentlich reich beschnitzt mit Drachen,<br />

Blumen, Blättern, Kartuschen und Zierfries sowie vergoldet. Geschweifte,<br />

trapezförmige und profilierte „Brèche de Medous“-Platte auf durchbrochener,<br />

wellig ausgeschnittener Zarge mit Drachenstützen, durch Rosetten steg<br />

mit Rückwand verbunden. Etwas zu überholen. Marmorplatte repariert.<br />

110x53x88 cm.<br />

Das Drachenmotiv war Ende der Louis-XIV-Epoche sehr beliebt; man<br />

findet es auch oft an Bronzebeschlägen und kleinen Einrichtungsgegenständen,<br />

wie z. B. an einer Applike von N. Pineau (abgebildet in: H.<br />

Ottomeyer / P. Pröschel, Vergoldete Bronzen - Die Bronzearbeiten des<br />

Spätbarock und Klassizismus, München 1986; I, S. 66), an Girandolen aus<br />

der Sammlung Crozat und Givenchy und an einem Kaminbock-Paar aus<br />

der Sammlung Hamel (verkauft bei Tajan am 18.12.2001).<br />

Im Bereich der Möbelkunst findet man ähnliche Ausführungen, wie z. B.<br />

die Konsolen aus einer süddeutschen Manufaktur der Jahre 1730/40, die<br />

in der Münchner Residenz ausgestellt sind. Die Vorlagen wurden von den<br />

Pariser Entwerfern François de Cuvilliés, B.H. Turreau und N. Pineau<br />

gefertigt.<br />

N. Pineau wurde 1684 in Paris geboren und war Ornamentbildhauer,<br />

Innenarchitekt, Zeichner und Dekorateur. Seine Lehre absolvierte er im<br />

Atelier des Vaters Jean-Baptiste, bei den Architekten J. Hardouin-Mansart<br />

und G. Boffrand, beim Bildhauer Goyzevox und beim Goldschmied T.<br />

Germain. 1716 reiste Pineau mit Alexandre Jean-Baptiste Le Blond nach<br />

Russland, wo er u.a. für Marly, Schloss Peterhof und für das Peterstor der<br />

Peter-Pauls-Festung arbeitete und 1725 die Dekorationen für die Trauerfeierlichkeiten<br />

an der Beisetzung Peters des Grossen entwarf. Nach 1726<br />

kehrte er in seine Heimatstadt zurück, wo er vor allem mit Arbeiten ornamentaler<br />

Art (u.a. für Schloss La Muette und die Chapelle de la Vierge)<br />

und mit der Einrichtung verschiedener „Hôtels“ (Rouille, Orrouer, Roquelaure,<br />

Mazarin, Feuquières) beschäftigt war. Dreizehn Jahre später wurde<br />

er Mitglied der „Académie de St. Luc“, 1749 ihr Direktor.<br />

CHF 12 000.- / 18 000.-<br />

(€ 10 000.- / 15 000.-)<br />

| 92


| 93<br />

1141


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1142 (Detail) 1142 (Detail)<br />

1142*<br />

FOLGE VON 6 GROSSEN TAPISSERIE-FAUTEUILS „A LA<br />

REINE“, Régence, aus einer Pariser Meisterwerkstatt, um 1725/35.<br />

Nussbaum fein beschnitzt mit Muscheln, Blättern, Kartuschen und<br />

Zierfries. Trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />

geschweiften, durch bewegten Kreuzsteg verbundenen Volutenbeinen.<br />

Flache, ganz überpolsterte und jochförmig abschliessende Rückenlehne<br />

mit ausladenden Armlehnen auf geschweiften -stützen. Feiner, originaler<br />

und teils beschädigter Tapisseriebezug der Manufaktur Beauvais mit<br />

Tieren in Landschaft und Tempelarchitektur auf blauem Fond.<br />

Dekorativer Nagelbeschlag. 72x75x45x106 cm.<br />

CHF 35 000.- / 55 000.-<br />

(€ 29 170.- / 45 830.-)<br />

1143*<br />

SPIEGEL, Régence, Paris um 1730.<br />

Holz durchbrochen und reich beschnitzt mit Kartuschen, Blättern und<br />

Zierfries sowie vergoldet. Rechteckiger, verspiegelter und profilierter<br />

Rahmen mit durchbrochenem Kartuschenaufsatz. Etwas zu überholen.<br />

H 82 cm. B 47,5 cm.<br />

CHF 1 500.- / 2 500.-<br />

(€ 1 250.- / 2 080.-)<br />

1144*<br />

KOMMODE, Régence, Frankreich oder Westschweiz um 1730.<br />

Nussbaum und Wurzelmaser gefriest sowie eingelegt mit Reserven und<br />

Filets. Trapezförmiger, geschweifter Korpus auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit Stollenbeinen. Mehrfach geschweifte Front mit 3 Schubladen.<br />

Bronzebeschläge und -hänger. Profilierte, grau-rot gesprenkelte<br />

Marmorplatte. 98x61x78 cm.<br />

CHF 6 000.- / 9 000.-<br />

(€ 5 000.- / 7 500.-)<br />

1143<br />

| 94


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1142


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1145<br />

1145*<br />

KOMMODE, Louis XV, mit Sign. MIGEON (Pierre II Migeon, Meister<br />

1739), Innungsstempel, Paris um 1730/40.<br />

Veilchenholz und Palisander gefriest sowie mit Reserven und Zierfries eingelegt.<br />

Rechteckiger Korpus mit abgerundeten vorderen Eckstollen auf<br />

wellig ausgeschnittener Zarge mit Stollenfüssen. Front mit 3 Schubladen<br />

ohne Traversen. Vergoldete Bronzebeschläge und -knöpfe. Profilierte<br />

„Griotte Rouge“-Platte. Furnierergänzungen. 110x57x87 cm.<br />

CHF 4 000.- / 7 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 830.-)<br />

1146*<br />

1 PAAR APPLIKEN, Louis XV, Paris um 1760.<br />

Vergoldete Bronze. Durchbrochene, blätterförmige Wandplatte mit 2<br />

geschweiften, ungleich hoch angesetzten Lichtarmen mit blätterförmigen<br />

Tropftellern und blütenförmigen Tüllen. H 56 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 8 000.- / 14 000.-<br />

(€ 6 670.- / 11 670.-)<br />

1147*<br />

1 PAAR FAUTEUILS „EN CABRIOLET“, Louis XV, Frankreich um<br />

1760.<br />

Buche mouluriert und beschnitzt mit Blumen. Hufförmiger, geschweifter<br />

Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. Wenig<br />

eingezogene Rückenlehne mit leicht ausladenden Armlehnen auf zurückgesetzten<br />

Stützen. Weisser Seidenbezug. 60x50x41x88 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Schweizer Privatbesitz.<br />

- Auktion <strong>Koller</strong> Zürich, 20.3.1996 (<strong>Katalog</strong>nr. 679).<br />

- Privatbesitz, Deutschland.<br />

1146 (1 Paar)<br />

CHF 1 500.- / 2 500.-<br />

(€ 1 250.- / 2 080.-)<br />

| 96


1149<br />

1149*<br />

KOMMODE, Louis XV, sign. P. ROUSSEL (Pierre Roussel, Meister<br />

1745), Paris um 1760.<br />

Rosenholz und Palisander gefriest sowie „en papillon“ und mit Rautenmuster,<br />

Voluten und Zierfries eingelegt. Geschweifter, trapezförmiger<br />

Korpus mit vorstehenden vorderen Eckstollen auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit geschweiften Beinen. In der Mitte gebauchte Front mit 2<br />

Schubladen ohne Traverse. Feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge<br />

und -sabots. Profilierte „Sarrancolin“-Platte. 129,5x65x90 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 30 000.- / 50 000.-<br />

(€ 25 000.- / 41 670.-)<br />

J.M. Chevallier stammte aus einer grossen Ebenisten-Dynastie; zwei seiner<br />

Brüder waren ebenfalls im gleichen Metier tätig. Er war sowohl „maître<br />

ébéniste“ wie auch Händler und führte sein Atelier „A la Croix de<br />

Malte“ in der Rue de Grenelle in Paris, wo er eine Vielzahl von Kunden<br />

aus dem lokalen Hochadel belieferte, wie zum Beispiel die Princesse de<br />

Charollais, Mademoiselle de Sens, den schwedischen Botschafter, den<br />

Prince de Grimberghem, den Duc de Valentinois und den Comte de<br />

Guerschy.<br />

CHF 18 000.- / 28 000.-<br />

(€ 15 000.- / 23 330.-)<br />

1150<br />

BERGERE, Louis XV, Paris um 1760.<br />

Buche mouluriert und fein beschnitzt mit Blumen, Blättern und Zierfries.<br />

Hufförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften<br />

Beinen. Markant eingezogene, bogenförmig abschliessende Rückenlehne<br />

mit gepolsterten Armlehnen auf geschweiften -stützen. Senfgelber<br />

Veloursbezug. Sitzkissen. 65x47x51x97 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Basel.<br />

CHF 400.- / 700.-<br />

(€ 330.- / 580.-)<br />

1151*<br />

DAMENBUREAU, Louis XV, in der Art von J.M. CHEVALLIER<br />

(Jean-Mathieu Chevallier, Meister 1743), Paris um 1760.<br />

Rosenholz und Palisander gefriest. Rechteckiger, geschweifter Korpus auf<br />

wellig ausgeschnittener Zarge mit hohen, geschweiften Beinen. Schräge,<br />

abklappbare und mit braunem, goldgepresstem Leder bezogene Schreibplatte<br />

über 2 Schubladen, die obere zweigeteilt. Inneneinteilung mit 2<br />

grossen Zentralfächern, flankiert von je 2 Schubladen unter grossem Fach.<br />

Vergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Zum Freistellen.<br />

93x50x(offen 81)x97 cm.<br />

1151<br />

| 97


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1152<br />

1152<br />

KOMMODE „A FLEURS“, Louis XV, sign. DF (Jean Desforges,<br />

Meister vor 1730), Paris um 1750.<br />

Rosenholz, Palisander und teils getönte Fruchthölzer gefriest sowie allseitig<br />

ausserordentlich reich eingelegt mit Blumen, Blättern, Bandelwerk und<br />

Zierfries. Geschweifter, trapezförmiger Korpus auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit geschweiften Beinen. Bombierte Front mit 2 Schubladen ohne<br />

Traverse. Ausserordentlich feine, teils ersetzte, matt- und glanzvergoldete<br />

Bronzebeschläge und -sabots. Profilierte „Brèche d’Alep“- Platte. Verso<br />

alte Besitzeretikette mit Inschrift „une commode Louis XV marquetée“.<br />

Ergänzungen im Furnier. 130x65,5x84 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Aus einer Pariser Sammlung.<br />

- Auktion <strong>Koller</strong> Zürich, 17.9.1997 (<strong>Katalog</strong>nr. 609).<br />

- Schweizer Privatbesitz.<br />

Kommoden mit Blumenmarketerie von „DF“ sind sehr selten - bisher sind<br />

vor allem solche mit Lackpanneaux untersucht worden. Der Sohn des<br />

Ebe nisten Michel Desforges war in der Rue du Faubourg St. Antoine<br />

tätig und Schwager des Ebenisten A. Pottier und G. Martin, „Peintre et<br />

Vernisseur du Roi“. Es ist vor allem die Verbindung zum Letztgenannten,<br />

welche Desforges Vorliebe für Lackmöbel erklärt. Ein Neffe von Jean<br />

Desforges war für ihn als „bronzier“ in der Familienproduktion tätig. Die<br />

Luxusmöbel von J. Desforges wurden ausschliesslich für den Königshof<br />

und den Pariser Hochadel gefertigt.<br />

CHF 20 000.- / 30 000.-<br />

(€ 16 670.- / 25 000.-)<br />

1153*<br />

1 PAAR APPLIKEN MIT PORZELLANBLUMEN, Louis XV, Paris<br />

um 1760.<br />

Blech grün gefasst und fein bemaltes Porzellan, sog. „pâte tendre“.<br />

Blätterförmige Wandplatte mit 2 geschweiften Lichtarmen mit blätterförmigen<br />

Tropftellern und blütenförmigen Tüllen. Fehlstellen. H 28 cm.<br />

CHF 4 800.- / 6 800.-<br />

(€ 4 000.- / 5 670.-)<br />

1154*<br />

GUERIDON, Louis XV, sign. J.L. COSSON (Jacques Laurent Cosson,<br />

Meister 1765), Paris um 1760/65.<br />

Satinholz gefriest. Leicht geschweifter, rechteckiger Korpus auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit geschweiften Beinen. Front „en arbalète“ mit<br />

Doppel türe. Seitlich 1 kleine Schublade. Vergoldete Bronzebeschläge und<br />

-sabots. Ersetzte Bronzetraghenkel. Vertiefte „Brèche d’Alep“-Platte. Zum<br />

Freistellen. 53,5x32x73,5 cm.<br />

Expertisiert durch das Cabinet Dillée, Guillaume Dillée / Simon Pierre<br />

Etienne, Paris 2013.<br />

1153<br />

CHF 18 000.- / 28 000.-<br />

(€ 15 000.- / 23 330.-)<br />

| 98


| 1154 99


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1155<br />

1155<br />

FOLGE VON 4 FAUTEUILS „A LA REINE“, Louis XV, sign.<br />

SAINT GEORGES (Jean-Etienne de Saint-Georges, Meister 1747), Paris<br />

um 1760.<br />

Buche mouluriert und profiliert. Geschweifter, rechteckiger Sitz auf wellig<br />

ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. Flache, jochförmig ab -<br />

schliessende Rückenlehne mit leicht ausladenden Armlehnen auf ge -<br />

schweif ten Stützen. Jonc-Geflecht. Weisses Sitzkissen. 62x52x46x94 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Château de Villarceaux, Frankreich.<br />

- Ehemals Sammlung A. Ojjeh, Monte Carlo.<br />

- Auktion Christie’s Monaco, 12.12.1999 (<strong>Katalog</strong>nr. 162).<br />

- Auktion <strong>Koller</strong> Zürich, 27.6.2003 (<strong>Katalog</strong>nr. 1127).<br />

- Schweizer Privatbesitz.<br />

J.E. de Saint-Georges übernahm das väterliche Atelier in der Rue de<br />

Cléry. In Zusammenarbeit mit seinem Schwager, dem berühmten Claude<br />

I Séné, fertigte er diverse bedeutende Möbel. Seine Werke bestachen<br />

durch akkurate Schnitzerei, die „souplesse“ der Formgebung und durch<br />

die Ausgewogenheit der Proportionen.<br />

Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIII siècle, Paris 1989; S. 768-<br />

770 (biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres ébénistes<br />

français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 415 (biogr. Angaben).<br />

CHF 5 000.- / 9 000.-<br />

(€ 4 170.- / 7 500.-)<br />

1156*<br />

KLEINE KOMMODE, Louis XV, sign. J.C. ELLAUME (Jean Charles<br />

Ellaume, Meister 1754), Innungsstempel, Paris um 1760.<br />

Rosenholz und Palisander gefriest und eingelegt mit rechteckigen<br />

Reserven. Trapezförmiger, geschweifter Korpus auf ausgeschnittener<br />

Zarge mit geschweiften Beinen. Markant gebauchte Front mit 2 Schubladen,<br />

die oberste zweigeteilt. Profilierte, grau-rot gesprenkelte Marmorplatte.<br />

Vergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Restaurationen.<br />

97x47x84 cm.<br />

J.C. Ellaume führte eine Werkstatt in der Rue Traversière in Paris; seine<br />

Werke zeichneten sich vor allem durch bestechende Eleganz und hohe<br />

Qualität aus. J. Nicolay beschreibt und rühmt die Bureau-Plats von J.C.<br />

Ellaume mit folgenden Worten: „Ses bureaux ont toujours une ligne harmonieuse<br />

et d’excellents proportions. Ils sont le plus souvent marquetés en<br />

bois de rose... Les bronzes sont toujours élégants et sobres et assurent discrètement<br />

une ornementation distinguée. En somme, Ellaume a été un<br />

excellent ébéniste qui manifeste une science parfaite de son art.“ in: L’art<br />

et la manière des maîtres ébénistes français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I,<br />

S. 114.<br />

Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S.<br />

295-298 (biogr. Angaben).<br />

1156<br />

CHF 16 000.- / 26 000.-<br />

(€ 13 330.- / 21 670.-)<br />

| 100


1157<br />

1157*<br />

1 PAAR KAMINBÖCKE „AU SALAMANDRE ET AIGLE“, Louis<br />

XV, das Modell C. CRESSENT (Charles Cressent, Meister 1720) zuzuschreiben,<br />

Paris um 1730/40.<br />

Vergoldete Bronze. Adler und Salamander auf Bastionssockel mit 2<br />

Puttiköpfen und eingerollten Volutenfüssen. Ca. 33x15x34 cm.<br />

Seltenes Paar von bestechender Qualität.<br />

Seit den 1720er Jahren finden sich in der dekorativen Kunst zahlreiche<br />

Dar stellungen von Tieren wie Hunden, Katzen, Löwen, Schwänen,<br />

Adlern, aber auch von Drachen und Salamandern. Bei „exotischen“<br />

Tieren ist die symbolische Bedeutung besonders wichtig: Der Salamander<br />

gilt als königliches Emblem, das bereits bei François I. an einem Paar<br />

Steigbügeln mit der Devise „Née pluribus impar“ anzutreffen ist. Der<br />

Adler weist auf die römische bzw. griechische Mythologie hin und ist ein<br />

Symbol des Göttervaters Jupiter bzw. Zeus.<br />

C. Cressent, 1685 als Sohn des „sculpteur du Roi“ François Cressent<br />

geboren, arbeitete zunächst im Atelier seines Vaters. Bereits als junger<br />

Lehrling knüpfte er Kontakt zu G. Oppenordt, der als „premier architecte“<br />

des Duc d’Orléans tätig war. 1710-1714 arbeitete C. Cressent für Girardon<br />

und Lorrain und erhielt von der Académie St. Luc 1714 den Titel<br />

„maître sculpteur“. Er schuf hochwertiges Mobiliar für den Adel der französischen<br />

Metropole. Zu Cressents Kundschaft gehörten der Marquis de<br />

Marigny, der Duc de Richelieu, bedeutende Sammler wie Marcellin de<br />

Selle, Bounier de la Mosson, Brozat, Julienne, Blondel de la Gagny, König<br />

Joao V. von Portugal und Angehörige des Bayrischen Hofes, für die er<br />

quellenmässig gesicherte Möbel lieferte. Cressent und sein Konkurrent A.<br />

Gaudreaux definierten in den Jahren 1720/40 den „style Régence“, ge -<br />

kenn zeichnet durch eine elegante, geschweifte und als majestätisch zu<br />

bezeichnende Formgebung und qualitativ hochwertiges, variantenreiches<br />

und bis anhin unbekanntes Bronzezierwerk. Cressent war nicht nur Produzent<br />

von königlichen Möbeln, sondern gleichzeitig auch rühriger<br />

Sammler bedeutender Gemälde, was ihn immer wieder zum Verkauf seines<br />

„stock“ zwang, da er wie viele seiner „confrères“ beinahe ständig<br />

finanzielle Schwierigkeiten hatte. Hinzu kamen verschiedene Prozesse<br />

gegen die „corporation des fondeurs, ciseleurs et doreurs“, die ihn anklagte,<br />

weil er als „sculpteur“ seine Bronzen in Eigenproduktion schuf, was das<br />

geltende Zunftrecht verletzte.<br />

Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S.<br />

197-205 (biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres ébénistes<br />

français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 35/36 (biogr. Angaben).<br />

A. Pradère, Die Kunst des französischen Möbels, München o.J.; S. 129-<br />

139 (biogr. Angaben).<br />

CHF 40 000.- / 60 000.-<br />

(€ 33 330.- / 50 000.-)<br />

1157 (Detail)<br />

| 101


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1158<br />

1158<br />

FOLGE VON 4 GEFASSTEN FAUTEUILS „A LA REINE“, Louis<br />

XV, mit Sign. TILLIARD (Jean-Baptiste II Tilliard, Meister 1752), Paris<br />

um 1760.<br />

Buche mouluriert und beschnitzt mit Kartuschen und Zierfries sowie hellbeige<br />

gefasst. Geschweifter, trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit geschweiften Beinen. Flache, bogenförmig abschliessende<br />

Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen auf geschweiften Stützen. Blaubeige<br />

gestreifter Stoffbezug. Sitzkissen. 71x60x44x97 cm.<br />

J.B. II Tilliard stammte aus einer bedeutenden Familie von „menuisiers“<br />

und übernahm das Atelier seines gleichnamigen Vaters. Er entwickelte dessen<br />

Modelle weiter, benutzte den selben Stempel - was die Identifi zierung<br />

der frühen Sitzmöbel verunmöglicht - und erlangte einen exzellenten Ruf.<br />

Zu seiner Kundschaft zählten Mesdames Victoire und Elisa beth, der<br />

gesamte Pariser Hochadel und wichtige „marchands-merciers“ wie C.<br />

Darnault. J. Nicolay beschrieb die Handwerkskunst von J.B. II Tilliard wie<br />

folgt: „dans (la) production l’élégance et la richesse et tirer du style Louis<br />

XV le maximum d’effet décoratif sans tomber dans l’exces de la surcharge.“<br />

in: L’art et la manière des maîtres ébénistes français au XVIIIe siècle,<br />

Paris 1976; I, S. 454f. Vater und Sohn Tilliard produzierten bis 1764<br />

gemein sam Möbel und benutzten den selben Stempel, danach zog sich der<br />

Vater altershalber aus dem Geschäft zurück. J.B. II Tilliard führte das<br />

Unternehmen allein weiter und fertigte Mobiliar für die Woh nung der<br />

Königin, für das Kabinett von Louis XV und für die Räumlich keiten des<br />

Generals und Staatsmannes Charles de Rohan, Prince de Soubise.<br />

Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S.<br />

832ff. (biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres ébénistes<br />

français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 454f. (biogr. Angaben).<br />

B.G.B. Pallot, Le mobilier du Musée du Louvre, Dijon 1993; II, S. 201<br />

(biogr. Angaben).<br />

CHF 15 000.- / 25 000.-<br />

(€ 12 500.- / 20 830.-)<br />

1159*<br />

BEISTELLTISCH, spätes Louis XV, Paris, 19. Jh.<br />

Rosenholz, Palisander und teils getönte Edelhölzer gefriest sowie mit<br />

Bandelwerk, Kartuschen und Zierfries eingelegt. Geschweiftes, rechteckiges,<br />

vortstehendes und in profiliertem Bronzestab gefasstes Blatt auf wellig<br />

ausgeschnittener Zarge mit hohen, geschweiften Beinen. Seitlich 1<br />

Schublade. Bronzebeschläge und -sabots. 61x41x75 cm.<br />

Provenienz: Aus französischem Besitz.<br />

CHF 1 800.- / 2 800.-<br />

(€ 1 500.- / 2 330.-)<br />

1159<br />

| 102


1160<br />

1160*<br />

KOMMODE „A FLEURS“, Louis XV, undeutlich monogr. FG (wohl<br />

Pierre Garnier, Meister 1742), Paris um 1760.<br />

Veilchen- und Satinholz gefriest sowie fein eingelegt mit Blumen, Blättern<br />

und Zierfries. Geschweifter, trapezförmiger Korpus mit vorstehenden vorderen<br />

Eckstollen auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften<br />

Beinen. In der Mitte gebauchte Front mit 2 Schubladen ohne Traverse.<br />

Feine, vergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Profilierte „Brèche<br />

d’Alep“-Platte. 94x51x83,5 cm.<br />

Expertisiert durch das Cabinet Dillée, Guillaume Dillée / Simon Pierre<br />

Etienne, Paris 2013.<br />

1161<br />

FAUTEUIL „A LA REINE“, Louis XV, sign. N. BLANCHARD<br />

(Nicolas Blanchard, Meister 1738), Paris um 1760.<br />

Buche mouluriert sowie fein beschnitzt mit Blumen, Blättern und Zierfries.<br />

Geschweifter, trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />

geschweiften Beinen. Flache, bogenförmig abschliessende Rückenlehne<br />

mit gepolsterten Armlehnen auf geschweiften -stützen. Polychromer Stoffbezug<br />

mit dekorativem Nagelbeschlag. 64x59x45x95 cm.<br />

CHF 1 000.- / 1 500.-<br />

(€ 830.- / 1 250.-)<br />

P. Garnier gehört zu den wesentlichsten Ebenisten der zweiten Hälfte des<br />

18. Jahrhunderts und war als innovativer Produzent von Möbeln im „style<br />

Transition“ und „style Louis XVI“ bekannt, machte sich allerdings bereits<br />

in der Louis-XV-Epoche einen Namen als hervorragender Ebenist. Er war<br />

der bevorzugte Lieferant der letzten Herzöge von Mazarin und erhielt<br />

unter anderem den Auftrag für die Möblierung des Palais des Marquis de<br />

Méneras an der Place des Victoires. Sein Ruhm überstand selbst die<br />

be weg te Zeit der Französischen Revolution. In den „Petites Affiches“<br />

wurde anlässlich der Verkäufe nach dem Tod P. Garniers Folgendes festgehalten:<br />

„On n’entrera pas dans le détail des effets du cit. Garnier connu<br />

depuis cinquante ans pour la bonté de ses constructions, tout éloge serait<br />

superflu.“<br />

Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S.<br />

338-347 (biogr. Angaben). D. Ledoux-Lebard, Le mobilier français du<br />

XIXe siècle, Paris 1989; S. 216/217 (biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et la<br />

manière des maîtres ébénistes français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S.<br />

153 (biogr. Angaben).<br />

CHF 35 000.- / 55 000.-<br />

(€ 29 170.- / 45 830.-)<br />

1161<br />

| 103


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1162 (verso) 1162 (offen)<br />

1162*<br />

KLEINES DAMENBUREAU „A FLEURS“, Louis XV, B. VAN<br />

RISENBURGH (Bernard II Van Risenburgh, Meister 1735) zuzuschreiben,<br />

Paris um 1760.<br />

Rosenholz und Palisander fein eingelegt mit „bois de bout“; Blumen, Blätter<br />

und Zierfries. Allseitig bombierter Korpus auf wellig ausgeschnittener Zarge<br />

mit hohen, geschweiften Beinen. Schräge, aufklappbare und innen mit braunem<br />

Leder bezogene Schreiplatte über Schublade. Innen einteilung mit grossem<br />

Fach über 3 Schbuladen auf 2 Reihen. Vergoldete Bronzebeschläge. Zum<br />

Freistellen. Restaurationen. 40x31x(offen 59)x90 cm.<br />

Provenienz: Aus einer Pariser Sammlung.<br />

Ausserordentlich feines Möbel von perfekter Qualität und Eleganz; die<br />

feine Marketerie „en bois de bout“ findet sich an Möbeln von J. Dubois<br />

und B. Van Risenburgh in nahezu identischer Weise und wird aus im<br />

rechten Winkel in Faserrichtung gesägten Furnierblätter gefertigt. Diese<br />

Technik ermöglichte eine nahezu vollendete Präzision des Marketeriebildes<br />

aus Blumen, Blättern und Zweigen. Die dunklen Satin- und Rosenholzeinlagen<br />

heben sich auf markante Weise vom hellen, gefriesten Fond<br />

ab und verleihen dem Gesamtbild eine ausserordentliche Leichtigkeit. B.<br />

Van Risenburghs Marketerie „en bois de bout“ findet sich an einer Vielzahl<br />

seiner Werke: an Guéridons (siehe hierzu auch jenes aus unserer Juni-<br />

Auktion 2004, <strong>Katalog</strong>nr. 1096), Encoignuren, Kommoden, Sekretäre „à<br />

abattant“ und „bureaux en pente“. Von hoher Bedeutung sind auch die<br />

feinen, qualitativ hervorragenden Bronzebeschläge und -sabots im klassischen<br />

„style rocaille“, die sich, wie bei unserem Bureau-Plat, durch eine<br />

für jene Zeit einmalige „souplesse“ und Eleganz auszeichnen. Die seitliche<br />

Kartusche, die feine Einrahmung der Zentralschublade und die<br />

„baguettes“ der geschweiften Beine runden das Gesamtbild perfekt ab.<br />

Bernard II Van Risenburgh lernte die Handwerkskunst im Atelier seines<br />

Vaters. Das ausserordentliche Talent, stilistische Merkmale der Jahrzehnte<br />

1730-1760 innovativ zu kombinieren und zu entwickeln, die atemberaubende<br />

Leichtigkeit der Verwendung verschiedenster Edelhölzer und<br />

Lack panneaux aus Europa und Asien und das bewusste Anwenden von<br />

hervorragenden Bronzen allerhöchster Güte machten aus ihm bald den<br />

wesentlichsten Pariser Ebenisten jener Zeit. Durch die Zusammenarbeit<br />

mit den Händlern Hébert, Darnault und Poirier, die seit den 1730er Jahren<br />

japanische und chinesische Lackpanneaux nach Paris importierten oder<br />

sie direkt bei Ateliers kauften, die zu dieser Zeit in Paris entstanden und<br />

sich auf die Herstellung solcher Panneaux spezialisierten, entstanden die<br />

wohl bedeutendsten Kommoden und Bureaux von B. II Van Risenburgh.<br />

Die mit Königsholz marketierten Möbel der Jahrzehnte 1730-50 zeichneten<br />

sich vor allem durch das Diamantschliffmuster und das feine Gitterwerk<br />

aus. Nach 1740 begann B. II Van Risenburgh mit der für ihn typischen<br />

und ausserordentlich feinen Blumenmarketerie. Die ersten Möbel<br />

dieser Art, signiert BVRB, wurden von Hébert für die Dauphine und den<br />

Dauphin in Versailles geliefert. Als weitere Spezialität, die Van Risen -<br />

burgh während der letzten Jahre seines Schaffens entwickelte, waren die<br />

mit Sèvres-Porzellanplaketten versehenen Gross- und Kleinmöbel, die er<br />

in Zusammenarbeit mit Poirier fertigte. Die verschiedenen „chiffonières“<br />

sowie „tables cabarets“ gehörten zu den teuersten Kleinmöbeln der<br />

Epoche. Sein Sohn, Bernard III, führte die Werkstatt nach dem Tode seines<br />

Vaters weiter und konnte, obwohl er die Meisterwürde nicht erhielt,<br />

aufgrund der Rechte seiner Mutter als Meisterwitwe verschiedene klassizistische<br />

Möbel für den Pariser Adel fertigen.<br />

Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S.<br />

128-142 (biogr. Angaben). A. Pradère, Die Kunst des französischen<br />

Möbels, München o.J.; S. 183. J.N. Ronfort/J.D. Augarde/B. Langer,<br />

Nouveaux Aspects de la Vie et de l’Oeuvre de Bernard (II) Vanrisamburgh,<br />

in: Estampille/L’Objet d’Art 290 (1995); S. 29-52. 199 (biogr.<br />

Angaben).<br />

CHF 80 000.- / 140 000.-<br />

(€ 66 670.- / 116 670.-)<br />

1163<br />

KOMMODE, Transition, sign. P. MANTEL (Pierre Mantel, Meister<br />

1766), Innungsstempel, Paris um 1775.<br />

Rosenholz und Palisander mit Reserven und Filets eingelegt. Rechteckiger<br />

Korpus auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweif ten Beinen. Front<br />

mit 3 Schubladen. Bronzebeschläge und -hänger. Profilierte „Gris St.<br />

Anne“-Platte. Die Füsse ergänzt. 98x51x92 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Westschweiz.<br />

P. Mantel war zuerst als „ouvrier libre“ in der Rue du Faubourg-Saint-<br />

Antoine tätig und führte in den 1770er Jahren ein erfolgreiches Atelier in<br />

der Rue du Charenton. Er fertigte vor allem Kommoden und Beistelltische<br />

für den Pariser Hochadel, unter anderem eine 1783 gelieferte<br />

Kommode für das Schloss von Versailles.<br />

CHF 1 500.- / 2 500.-<br />

(€ 1 250.- / 2 080.-)<br />

| 104


| 1162 105


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1164 (Detail)<br />

1164*<br />

PRUNK-KOMMODE „A L’ANTIQUE“, Transition, sign. P. PIONIEZ<br />

(Pierre Pioniez, Meister 1765), Paris um 1765/70.<br />

Rosenholz, Amarant, Palisander und teils getönte Edelhölzer gefriest<br />

sowie allseitig ausserordentlich fein eingelegt mit verschiedenen Gefässen<br />

und Dosen, Blumen in Vasen, Buch, Schreibfeder, Feuerschalen auf<br />

Podesten, Palmetten, Girlanden, Blättern, feinen Filets und Reserven.<br />

Prismierter Korpus auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften<br />

Beinen. In der Mitte leicht vorstehende Front mit 3 Schubladen, die<br />

oberste schmäler und dreigeteilt, die unteren beiden ohne Traverse.<br />

Ausserordentlich feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge,<br />

-sabots und -applikationen in Form von Mäanderband, Maschen, Girlanden,<br />

Henkelvasen, Blättern und Kränzen. Profilierte „Carrara“-Platte.<br />

140x61x92 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Art et Décors, Zürich.<br />

- Privatsammlung, Berlin.<br />

Eine in Formgebung und Marketerie sehr ähnliche Kommode ist abgebildet<br />

in: P. Kjellberg, Le Mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1986: S.<br />

656 (Abb. B).<br />

P. Pioniez arbeitete zunächst als sog. „ouvrier libre“ in der Rue du Faubourg<br />

Saint-Antoine und belieferte vor allem seinen „confrère“ P. Migeon.<br />

Später baute er sein florierendes Atelier in der Rue Michel-Lecomte aus<br />

und erlangte bald einen exzellenten Ruf als Ebenist von Möbeln im „gôut<br />

Transition“, wie auch die hier angebotene Kommode beweist. Charakteristisch<br />

für Pioniez Dekorationssprache ist die Marke terie „à la Topino“<br />

mit Vasen, Tassen und Tischutensilien. P. Pioniez belieferte nicht nur den<br />

Pariser Hochadel, sondern auch bedeutende Ebenisten der französichen<br />

Metropole; nebst P. Migeon werden auch P. Denizot, C. Topino und P.<br />

Roussel in den Dokumenten als Partner erwähnt.<br />

Lit.: J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres ébénistes français au<br />

XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 373 (biogr. Angaben). P. Kjellberg, Le<br />

Mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 655-658 (biogr. An -<br />

gaben).<br />

1164 (Seitenansicht)<br />

CHF 80 000.- / 120 000.-<br />

(€ 66 670.- / 100 000.-)<br />

| 106


| 107<br />

1164


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1165<br />

1165*<br />

1 PAAR DECKENLEUCHTER MIT „CRISTAL DE ROCHE“, spätes<br />

Louis XV, Paris, 19. Jh.<br />

Bronze, Messing und teils geschliffener Kristallbehang. Korbförmiges<br />

Gestell mit 10 geschweiften Lichtarmen mit runden Tropftellern und vasenförmigen<br />

Tüllen. Feine Lichtkrone. Elektrifiziert. D 74 cm. H 125 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

Bedeutendes Paar von hoher Qualität; ein modellogleiches Paar aus dem<br />

18. Jahrhundert wurde in unserer März-Auktion 2011 (<strong>Katalog</strong>nr. 1062)<br />

verkauft.<br />

Der „cristal de roche“ ist eine Quarzart mit aussergewöhnlich hohem<br />

Härtegrad und einer Lichtrefraktion, die mit jener eines Diamanten vergleichbar<br />

ist. Bereits im 17. Jahrhundert wurde Bergkristall in kleinen<br />

Mengen verarbeitet und zu horrenden Preisen gehandelt. Dies zwang die<br />

Kunsthandwerker dazu, Bergkristall zu imitieren, wobei allerdings Reinheit<br />

und Lichtbrechung natürlich nicht kopiert werden konnten. Anfang<br />

des 17. Jahrhunderts begann man, Einzelteile aus Bergkristall für Lichtquellen<br />

- vor allem für Kronleuchter - zu verwenden. Im 18. Jahrhundert<br />

wurden neue Vorkommen in Zentraleuropa entdeckt, was das Abbauen<br />

und Behauen grösserer Blöcke und das Schneiden neuer Formen ermöglichte.<br />

Lit.: T. Pignatti, Ambienti italiani del Seicento e Settcento, Mailand<br />

1964; S. 76-84.<br />

CHF 60 000.- / 100 000.-<br />

(€ 50 000.- / 83 330.-)<br />

1166*<br />

BUREAU-PLAT, Louis XV, mit Resten einer Signatur, wohl I. DUBOIS<br />

(Jacques Dubois, Meister 1742), Paris um 1760.<br />

Ebenholz. Geschweiftes, rechteckiges, vorstehendes, mit schwarzem,<br />

gold gepresstem Leder bezogenes und in profiliertem Bronzestab gefasstes<br />

Blatt auf wellig ausgeschnittener Zarge in „contour à l’arbalète“ mit<br />

geschweiften Beinen. Front mit grosser, leicht eingezogener Zentralschublade<br />

zwischen 2 Schubladen „à caisson“. Gleiche, jedoch blinde<br />

Einteilung auf der Rückseite. Ersetzte und ergänzte, ausserordentlich reiche,<br />

vergoldete Bronze beschläge, -sabots und -applikationen in Form von<br />

Zephyrmaskaron, Palmetten und Zierfries. 154x77x71 cm.<br />

Expertisiert durch das Cabinet Dillée, Guillaume Dillée / Simon Pierre<br />

Etienne, Paris 2013.<br />

J. Dubois gehört zu den wichtigsten Ebenisten der Louis-XV-Epoche. Er<br />

belieferte den königlichen Hof, den Hochadel und Paläste in ganz Europa.<br />

Markenzeichen seiner Werke waren harmonische Proportionen, zierliche<br />

Formen, allseitig verwendete Lackpanneaux, die ein ganzes Bild darstellen,<br />

originelle Schubladen- und Fächereinteilungen und ausserordentlich<br />

feine Bronzebeschläge. Obwohl er erst 1742 die Meisterwürde erlangte,<br />

war seine Produktion schon während der 1720er Jahre sehr erfolgreich; er<br />

schuf sich zu dieser Zeit in seinem Atelier im Faubourg-Saint-Antoine die<br />

Basis seiner „grande renommée“. Seine Laufbahn wird von einer Reihe<br />

meisterlicher Werke gekennzeichnet, die in einer beispielhaften Weise<br />

darstellen, wie perfekt J. Dubois die Herstellung feinster Marketerien in<br />

edlen Hölzern und die Verarbeitung von Lacken verschiedenster Herkunft<br />

beherrschte. Er wusste sich einer breiten Palette der Stile zu bedienen<br />

und arbeitete im Stil Louis XV genauso sicher wie im darauffolgenden<br />

neoklassizistischen Stil.<br />

CHF 75 000.- / 95 000.-<br />

(€ 62 500.- / 79 170.-)<br />

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1166


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1167<br />

1167<br />

1 PAAR FAUTEUILS „A LA REINE“, Louis XV, Paris um 1760.<br />

Buche mouluriert sowie ausserordentlich fein beschnitzt mit Blumen,<br />

Blättern, Kartuschen und Zierfries. Geschweifter, trapezförmiger Sitz auf<br />

wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. Flache, jochförmig<br />

abschliessende Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen auf<br />

geschweiften -stützen. Hellbeiger Seidenbezug mit bunten Blumen und<br />

Blättern. 65x47x46x91 cm.<br />

CHF 7 000.- / 12 000.-<br />

(€ 5 830.- / 10 000.-)<br />

1168*<br />

LACK-DAMENBUREAU, Louis XV, sign. MARCHAND (Nicolas<br />

Jean Marchand, Meister ca. 1735), mit Brandstempel des CHATEAU DE<br />

FONTAINEBLEAU, numm. F 1206, Paris um 1755.<br />

Holz allseitig gelackt im „goût chinois“; auf schwarzem Fond idealisierte<br />

Park- und Pagodenlandschaft mit Figurenstaffage. Allseitig geschweifter,<br />

rechteckiger Korpus mit vorstehenden Eckstollen auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit hohen, geschweiften Beinen. Schräge, aufklappbare und<br />

innen mit rotem, goldgepresstem Leder bezogene Schreibplatte über 2<br />

nebeneinander liegenden Schubladen. Inneneinteilung mit grosser<br />

Zentral schublade, furniert mit Veilchenholz und flankiert von je 2 Schubladen<br />

unter grossem Fach. Feine, vergoldete Bronzebeschläge und -sabots.<br />

Restaurationen. Zum Freistellen. 82x48x(offen 75)x94 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Einst in den Sammlungen des Château de Fontainebleau<br />

(der Stempel bezieht sich auf ein 1787/88 erstelltes Inventar).<br />

- Aus einer europäischen Privatsammlung.<br />

Das hier angebotene Damenbureau muss in Zusammenhang mit vier von<br />

N.J. Marchand signierten Lack-Kommoden gesetzt werden, die von G.<br />

Joubert 1755 nach Fontainebleau geliefert wurden - ein Paar für die<br />

„Chambre du Roi“, das andere für die „Chambre de la Reine“. Eine der<br />

Kommode befindet sich heute in der Wallace Collection in London<br />

(Inventarnr. F 88) und ist abgebildet in: P. Hughes, The Wallace Collection,<br />

London 1996; I. S. 302-306 (Nr. 74). Interessanterweise besitzt sie -<br />

wie auch das hier angebotene Damenbureau - keine Nummer des „Garde<br />

Meuble de la Couronne“, was verschiedene Gründe haben kann: Sie<br />

könnte bei den zahlreichen Lieferungen schlicht vergessen worden sein<br />

(wie bei der erwähnten Kommode, bei der nur der Marmor eine solche<br />

Nummer aufweist), sie könnte auch auf einem der vielen, heute fehlenden<br />

Foliots des „Livre Journal du Garde Meuble de la Couronne“ notiert worden<br />

oder auch ein privater Kauf des Königs und seiner Familie gewesen<br />

sein, der nicht in speziellen Dokumenten festgehalten wurde.<br />

Über den Ebenisten N.J. Marchand ist wenig bekannt. Man kennt weder<br />

das genaue Jahr seiner Erlangung der Meisterwürde, noch besitzt man<br />

weiterführende Angaben oder Informationen. Die wenigen, noch erhaltenen<br />

und von ihm signierten Möbel sprechen jedoch eine klare Sprache<br />

und weisen ihn als wichtigen Ebenisten der Louis-XV-Epoche aus. Einzelne<br />

Stücke deuten auf den grossen Einfluss von Bernard II Van Risenburgh<br />

und Jean Desforges hin, zwei der wichtigsten Ebenisten jener Zeit.<br />

N.J. Marchand stellte in Zusammenarbeit mit G. Joubert verschiedene<br />

Prunkmöbel für den französischen Hof her, wie beispielsweise ein Paar<br />

Kommoden in „laque de Chine“, die für die „chambre du Roi“ geliefert<br />

wurden.<br />

Lit.: P. Kjellberg, Le meuble français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 550-<br />

552 (biogr. Angaben).<br />

CHF 45 000.- / 75 000.-<br />

(€ 37 500.- / 62 500.-)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1169<br />

1169<br />

1 PAAR BRONZEHUNDE MIT SOCKEL, spätes Louis XV, nach<br />

Vorlagen von P. CAFFIERI (Philippe Caffiéri, 1714-1774), Paris, 18./19. Jh.<br />

Vergoldete und brünierte Bronze. 2 sitzende Hunde, der eine mit offenem<br />

Maul, der andere sich am Hals kratzend, auf rechteckigen Sockeln mit<br />

Putti-Reliefs. Einst wohl als Kaminböcke montiert. 22x12x35 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

P. Caffiéri war Sohn des berühmten Bildhauers und Bronzegiessers<br />

Jacques Caffiéri (1678-1755), wohnte und arbeitete bis zu seinem Tod in<br />

der Rue des Princesses. Er nahm regen Anteil an den Arbeiten, mit denen<br />

sein Vater in den königlichen Schlössern betraut war, und wirkte bei der<br />

Herstellung von Einrichtungsgegenständen für Versailles, Fontainebleau,<br />

Choisy, Marly, Muette und Compiègne mit; erst nach Jacques Tod beziehen<br />

sich die in den Staatsrechnungen unter dem Namen Caffiéri aufgeführten<br />

Werke allein auf ihn. Die Zahlungen des Hofes dauerten noch<br />

länger als zu Zeiten seines Vaters, daher sah sich Philippe nach anderen<br />

Aufträgen um. 1760 stellte er für den Hauptaltar der Kirche Notre-Dame<br />

ein Kruzifix mit 6 Leuchtern und 2 Fackelgestelle her. Das Domkapitel<br />

war mit seiner Arbeit zufrieden und bestellte 6 weitere Leuchter für<br />

Kapellen. Man betraute ihn auch mit Restaurierungsarbeiten für die<br />

Pariser Kathedrale, die Gegenstände aus dieser Zeit sind allerdings während<br />

der Französischen Revolution verschwunden. In zahlreichen <strong>Katalog</strong>en<br />

des 18. Jahrhunderts wird der Name Philippe Caffiéri häufig er -<br />

wähnt. Er stellte auch Bronzen für Möbeldekorationen her und arbeitete<br />

hierfür öfters mit dem Ebenisten J.F. Oeben (Meister 1761) zusammen.<br />

Leider ist keines von diesen gemeinsam gefertigten Stücken bis in die<br />

heutige Zeit erhalten geblieben. Er fertigte zudem Schränke, Schreibtische,<br />

Leuchter, Papierpressen, Sekretäre, Cartonniers, vor allem aber<br />

Arm- und Wandleuchter sowie Kaminverzierungen und war Mitglied der<br />

„Académie de St. Luc“. Als die Zünfte 1776 abgeschafft wurden, stand P.<br />

Caffiéri an der Spitze der „corporation des bronziers“.<br />

Lit.: Thieme/Becker, Leipzig 1999; 2/3, S. 352f. (biogr. Angaben).<br />

CHF 4 000.- / 7 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 830.-)<br />

1170*<br />

LACKSEKRETÄR „A ABATTANT“, Louis XV, in der Art von J.<br />

DUBOIS (Jacques Dubois, Meister 1742), Paris um 1760.<br />

Holz allseitig gelackt im „goût japonais“; auf schwarzem Fond idealisierte<br />

Park- und Pagodenlandschaft am Wasser, mit Wanderern, Fischern, Musikanten,<br />

Tieren, Sonnenuntergang und Bergen in feinen Goldtönen. Leicht<br />

geschweifter, trapezförmiger Korpus auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />

kurzen, geschweiften Beinen. Abklappbare, innen mit dunkelrotem, goldgepresstem<br />

Leder bezogene Schreibplatte zwischen Kopf schublade und<br />

Fach mit Doppeltüre. Inneneinteilung mit grossem Zentral fach, flankiert<br />

von je 3 Schubladen unter 3 grossen Fächern auf 2 Reihen. Vergoldete,<br />

ersetzte Bronzebeschläge und -sabots. Profilierte, ersetzte „Portor“ -Platte.<br />

Restaurationen. 88x40x(offen 78)x142 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Privatsammlung.<br />

CHF 25 000.- / 45 000.-<br />

(€ 20 830.- / 37 500.-)<br />

1171*<br />

BERGERE, Louis XV, Paris um 1760.<br />

Buche fein beschnitzt mit Blumen, Blättern und Zierfries. Hufförmiger<br />

Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. Eingezogene,<br />

bogenförmig abschliessende Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen<br />

auf geschweiften -stützen. Gebrauchter, hellblauer Seidenbezug.<br />

Sitzkissen. 69x51x48x96 cm.<br />

CHF 2 400.- / 3 600.-<br />

(€ 2 000.- / 3 000.-)<br />

1172*<br />

DAMENBUREAU, Louis XV, Paris um 1760/70.<br />

Rosenholz und Palisander gefriest sowie mit teils getönten Edelholzfilets<br />

eingelegt. Rechteckiger Korpus mit wellig ausgeschnittener Zarge auf<br />

hohen, geschweiften Beinen. Schräge, innen mit bordeauxrotem Leder<br />

bezogene Schreibplatte über 2 Schubladen, die obere zweigeteilt.<br />

Inneneinteilung mit Zentralfach, flankiert von je 2 stufenförmig angeordneten<br />

Schubladen über Fach. Bronzebeschläge. 99x46x(offen 96)x90 cm.<br />

CHF 6 000.- / 9 000.-<br />

(€ 5 000.- / 7 500.-)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1173<br />

1173*<br />

FOLGE VON 6 FAUTEUILS „A LA REINE“, Louis XV, sign. PERE<br />

GOURDIN (Jean Gourdin, tätig 1730-1770), Paris um 1760.<br />

Buche mouluriert sowie beschnitzt mit Blumen und Blättern. Geschweifter,<br />

trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften<br />

Beinen. Flache, jochförmig abschliessende Rückenlehne. Jonc-Geflecht.<br />

Rotes Stoffsitzkissen. 50x51x44x98 cm.<br />

Provenienz: Aus einer Pariser Sammlung.<br />

Seltene Folge von hoher Qualität; sie zeigt beispielhaft die hohe Handwerkskunst<br />

von J. Gourdin; man beachte die kräftige und zugleich sehr<br />

feine Schnitzerei.<br />

J. Gourdin stammte aus einer Pariser Schreinerfamilie, führte sein Atelier<br />

in der Rue de Cléry „à l’enseigne de Saint-Jacques“ und signierte seine<br />

Arbeiten mit „Père Gourdin“. In den Quellen wird er zwischen 1737 und<br />

1763 erwähnt; seine Werke entsprechen allesamt dem Geschmack dieser<br />

Zeit, sprich sind im „style Louis XV“ gefertigt, vor allem Fauteuils, Bergèren<br />

und Canapés. Erwähnenswert sind ein Tapisserie-Canapé mit Be -<br />

zügen aus der Manufacture de Beauvais, das für das Schloss Condé-en-<br />

Brie hergestellt wurde, ein Canapé, ebenfalls mit Tapisserie-Bezügen aus<br />

Beauvais, das im Palais von Thoiry stand, zwei Canapés und 8 Fauteuils<br />

aus dem Château de Montgeoffroy und mehrere Stühle, die Bestand der<br />

königlichen Sammlungen von Schweden waren.<br />

Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S.<br />

364f. (biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres ébénistes<br />

français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 155 (biogr. Angaben).<br />

CHF 25 000.- / 45 000.-<br />

(€ 20 830.- / 37 500.-)<br />

1174*<br />

BONHEUR DU JOUR, Louis XV, von C. TOPINO (Charles Topino,<br />

Meister 1773), Paris um 1780.<br />

Rosenholz und teils getönte Edelhölzer gefriest sowie ausserordentlich<br />

fein eingelegt mit Büchern, Schreibfedern, Briefen, Malpinsel, Blumenbouquets<br />

in Vasen, Küchenutensilien, Reserven, Filets und Zierfries.<br />

Geschweiftes, rechteckiges, randgefasstes und leicht vorstehendes Blatt<br />

auf wellig ausgeschnittener Zarge mit durch entsprechendes Zwischentablar<br />

verbundenen, geschweiften Beinen. Front mit 1 Schublade mit aufklappbarer,<br />

mit grünem Leder bezogener Schreibplatte und 2 Fächern, 1<br />

Mulde für Schreibzeug und 2 Gefässen für Löschsand und Tinte. Zurückgesetzter<br />

Aufsatz mit grossem Zentralfach über Schublade, seitlich je 1<br />

Türe vor 2 Fächern und 1 kleinen, per Geheimknopf zu öffnenden Schublade.<br />

Fein geschweifte Abschlussgalerie. Matt- und glanzvergoldete<br />

Bronzebeschläge und -sabots. Zum Freistellen. 107x40x74 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Aus einer Pariser Sammlung.<br />

- Auktion <strong>Koller</strong> Zürich, 3.12.2008 (<strong>Katalog</strong>nr. 1192).<br />

- Privatbesitz, Deutschland.<br />

Ein nahezu identisches Bonheur du Jour, signiert von C. Topino, ist abgebildet<br />

in: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S.<br />

843 (Abb. D). Der Autor weist auf die eigenwillige Marketerie von C.<br />

Topino hin und betont: „Les curieuses marqueteries représentant des<br />

vases, des théières, des tasses, des jattes, des écritoires et divers utensiles,<br />

ou encore des livres, des cartes à jouer constituent l’élément le plus charactéristique<br />

de sa manière. Elles s’inspirent probablement des bordures de<br />

paravents chinois en laque de Coromandel où l’on rencontre des motifs<br />

similaires.“<br />

Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S.<br />

841-848 (biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres ébénistes<br />

français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 455/456 (biogr.<br />

Angaben).<br />

CHF 40 000.- / 70 000.-<br />

(€ 33 330.- / 58 330.-)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1175<br />

1175<br />

AMEUBLEMENT, Louis XV, sign. L.C. CARPENTIER (Louis<br />

Charles Carpentier, Meister 1752), Paris um 1760.<br />

Bestehend aus 1 zweiplätzigen Canape „corbeille“ und 6 grossen Fauteuils<br />

„en cabriolet“. Buche mouluriert und profiliert sowie vergoldet. Huf förmiger<br />

Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. Flache<br />

bzw. eingezogene und bogenförmig abschliessende Rückenlehne mit ge -<br />

polsterten Armlehnen auf geschweiften Stützen. Goldgelber Seiden bezug<br />

mit Chinoiserien. Das Canapé mit Sitzkissen. Canapé 158x67x48x93 cm.<br />

Fauteuils 59,5x48x43x86,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

- M. Ségoura, Paris.<br />

- Schweizer Privatbesitz.<br />

L.C. Carpentier führte bis 1779 ein Atelier „à l’enseigne du Gros<br />

Chapelet“ in der Rue de Cléry, war berühmt für Stühle und Betten und<br />

verheiratet mit einer gewissen Marie-Catherine Bardouillet. Er absolvierte<br />

eine 6-jährige Lehre bei Louis Cresson und wurde danach dessen „compagnon“.<br />

Carpentiers Karriere war kurz, aber brillant. Obwohl er 1752 die<br />

Meisterwürde erhielt, durfte er seine Werke erst ab 1760 signieren, nachdem<br />

er alle Schulden bei der Gilde bezahlt hatte. Die Berufskollegen<br />

schätzten Carpentier sehr, was die Ernennung zum „juré de la Communauté<br />

des maîtres-menuisiers“ 1765 beweist. Zu seiner Kundschaft<br />

gehörte nicht nur die „grande noblesse“ wie die Princes de Condé und de<br />

Conti, der Comte d’Artois, die Ducs d’Aumont, de Luxembourg und<br />

d’Orléans, die Duchesses de Villeroy und Mazarin, die Marquise de<br />

Brunoy und der Kardinal de la Rochefoucauld, sondern auch „fermiersgénéraux“,<br />

Bankiers und bedeutende Personen mit Macht und Einfluss<br />

wie Michel Bouvet, Rolin d’Ivy und Landry de Freneuse. Vor allem vom<br />

Prince de Condé erhielt Carpentier regelmässige Aufträge zur Herstellung<br />

zahlreicher Stühle für das Palais Bourbon, Château de Chantilly und<br />

andere Residenzen. Für Bourbon fertigte er namentlich verschiedene<br />

Canapés und ein prunkvolles, reich beschnitztes Bett aus vergoldetem<br />

Holz. Einige der Stücke für den Prince de Condé wurden nach Vorlagen<br />

des Architekten Bellisard gefertigt und mit Schnitzereien von Charles<br />

Lachenais und Antoine Rascalon geschmückt. Carpentier wurde vom<br />

Duc Philippe zum Hoflieferanten ernannt. Dieser beauftragte ihn mit der<br />

Herstellung von Mobiliar für mehrere Schlösser, u.a. für Hénonville.<br />

Carpentiers Sitzmöbel waren für ihre hervorragende Qualität und hohe<br />

Eleganz berühmt und brachten dem Ebenisten viele bedeutende Aufträge<br />

von Fürstenhöfen ein; unter anderem fertigte er ein reich beschnitztes<br />

Paar Bergèren aus vergoldetem Holz mit abgerundeten Rückenlehnen und<br />

leicht gebogten Seiten (ehemals Sammlung René Fribourg, verkauft am<br />

17. Oktober 1963 in London), zwei Canapés und acht Fauteuils mit<br />

Gobelin-Bezügen (ehemals Schenkung Grog-Craven an das Musée du<br />

Louvre in Paris), zwei Bergèren und 8 Fauteuils mit Bezügen der<br />

Manufacture de Beauvais (Bestand des Museums Jacquemat-André in<br />

Paris) und 4 seltene, eher kuriose Fauteuils „confidents“ (verkauft 1978 in<br />

Paris).<br />

Bereits die frühen Werke im „style Louis XV“ und „style Transition“<br />

offenbaren die Markenzeichen dieses berühmten Ebenisten. Solche<br />

Sitzmöbel waren von einfacherer Ausführung und ohne Zweifel für eine<br />

weniger vermögende Kundschaft bestimmt - hauptsächlich moulurierte<br />

Stühle mit weichen Linien und Fauteuils, darunter sehr schöne Modelle<br />

„à chassis“ (6 davon wurden 1986 in New York verkauft), Bergèren und<br />

Fauteuils „de bureau“.<br />

Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S.<br />

165-168 (biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres ébénistes<br />

français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 30 (biogr. Angaben).<br />

CHF 18 000.- / 28 000.-<br />

(€ 15 000.- / 23 330.-)<br />

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1176*<br />

KOMBINATIONSTISCH, sog. „table à système“, Louis XV, sign. J.F.<br />

OEBEN (Jean-François Oeben, Meister 1761), Paris um 1760.<br />

Satinholz und Amarant gefriest sowie fein eingelegt mit Bandelwerk,<br />

„rosace à trompe l’oeil“, Filets und Zierfries. Mehrfach geschweiftes,<br />

rechteckiges, vorstehendes und schiebbares Blatt auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit hohen, geschweiften Beinen. Front mit breiter Schublade<br />

mit 1 Schreibfach und lederbezogenem, aufklappbarem Blatt zwischen 2<br />

Fächern mit Deckblatt. Vergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Furnier<br />

stark ergänzt. 98x48x72,5 cm.<br />

Expertisiert durch das Cabinet Dillée, Guillaume Dillée / Simon Pierre<br />

Etienne, Paris 2013.<br />

Das hier angebotene Möbel weist die für J.F. Oeben typische Konstruk tion<br />

„à systeme“ auf, wie sie bei den Tischen des Metropolitan Museum in<br />

New York und dem Louvre in Paris anzutreffen sind. Siehe hierzu P. Kjellberg,<br />

Le mobilier du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 610 (Abb. A und B).<br />

Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S.<br />

609-620 (biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres ébénistes<br />

français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 336f. (biogr. Angaben).<br />

A. Pradère, Die Kunst des französischen Möbels, München o.J.; S. 253-<br />

263 (biogr. Angaben).<br />

CHF 65 000.- / 85 000.-<br />

(€ 54 170.- / 70 830.-)


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1177<br />

1177<br />

KOMMODE, Louis XV, sign. MIGEON (Pierre II Migeon, Meister<br />

1739), Paris um 1750.<br />

Veilchenholz und Palisander gefriest sowie fein eingelegt mit Bandelwerk,<br />

Filets und Zierfries. Geschweifter, trapezförmiger Korpus mit vorstehenden<br />

vorderen Eckstollen auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften<br />

Beinen. In der Mitte gebauchte Front mit 2 Schubladen ohne Traverse.<br />

Vergoldete, teils ersetzte Bronzebeschläge und -sabots. Profilierte<br />

„Brêche Belge“-Platte. 144x65x91 cm.<br />

Die Signatur Migeon galt als höchstes Gütezeichen seiner Zeit und war<br />

Ausdruck einer ganz bestimmten Formgebung und Eleganz. Pierre II<br />

Migeon bevorzugte leichte Schweifungen, verbunden mit monochromer<br />

Marketerie. Meist verwendete er Veilchenholz, dem er Rosenholz beifügte<br />

und für die gesamte Fläche des Möbels benutzte. Die Schlichtheit seiner<br />

Stücke deutet auf „recherches décoratives des plus séduisantes“ hin,<br />

mit feinem Spiel der Maserungen in entgegengesetztem Lauf. Eines der<br />

typischen Motive von Migeons Einlegearbeiten war „en papillon“, das<br />

eine grosse Anzahl seiner Werke schmückt - Kommoden, Encoignuren,<br />

Beistellmöbel, Sekretäre und Bureau-Plats. P. II Migeon übernahm 1730<br />

die Werkstatt seines Vaters in der Rue de Charenton in Paris. Die bedeutendsten<br />

Aufträge erhielt er von Madame de Pompadour, die den „style<br />

Louis XV“ am französischen Hof lancierte. Als „marchand-mercier“ vertrat<br />

er bedeutende Ebenisten wie M. Criaerd, J. Dubois, P. Saunier und<br />

C. Topino.<br />

CHF 22 000.- / 32 000.-<br />

(€ 18 330.- / 26 670.-)<br />

1178<br />

KOMMODE, Régence/Louis XV, Paris um 1720/40.<br />

Veilchenholz und Palisander gefriest sowie mit Reserven und Zierfries eingelegt.<br />

Leicht geschweifter, rechteckiger Korpus mit vorstehenden vorderen<br />

Eckstollen auf wellig ausgeschnittener Zarge mit Stollenfüssen. In der<br />

Mitte gebauchte Front mit 3 Schubladen, die oberste zweigeteilt. Vergoldete<br />

Bronzebeschläge. Profilierte „Gris St. Anne“-Platte. 105x60x88 cm.<br />

CHF 8 000.- / 14 000.-<br />

(€ 6 670.- / 11 670.-)<br />

1179<br />

GUERIDON „EN ECRITOIRE“, Louis XV, sign. D. GENTY (Denis<br />

Genty, Meister 1786), Paris um 1750.<br />

Rosenholz gefriest. Geschweifter, rechteckiger Korpus mit leicht vorstehendem<br />

Blatt auf wellig ausgeschnittener Zarge mit hohen, geschweif ten<br />

Beinen. Front mit 3 Schubladen, die oberste mit Schreibfläche, mit rotem,<br />

goldgepresstem Leder bezogen, und Fach. Fein durchbrochene Messinggalerie.<br />

Vergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Zum Freistellen.<br />

45x42x72 cm.<br />

CHF 6 000.- / 10 000.-<br />

(€ 5 000.- / 8 330.-)<br />

1178<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1180<br />

1180<br />

KOMMODE „A FLEURS“, Transition, sign. G. KEMP (Guillaume<br />

Kemp, Meister 1764), Innungsstempel, Paris um 1770.<br />

Amarant, Rosenholz und Ahorn ausserordentlich fein eingelegt mit<br />

Blumen, Blättern, Rosetten, Mäanderband und Zierfries. Rechteckiger<br />

Korpus mit abgerundeten, vorstehenden Eckstollen auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit geschweiften Beinen. In der Mitte leicht vorstehende<br />

Front mit 2 Schubladen ohne Traverse. Matt- und glanzvergoldete, teils<br />

ersetzte Bronzebeschläge und -sabots. Profilierte „Rouge de Rance“-Platte.<br />

116x57x87 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Jean Lupu, Paris.<br />

- Westschweizer Privatbesitz.<br />

Eine sehr ähnliche Kommode wurde bei Ader/Picard/Tajan am 3.1.1992<br />

(<strong>Katalog</strong>nr. 127) verkauft.<br />

G. Kemp stammte ursprünglich aus Bonn, war mit der Tochter seines<br />

Berufskollegen Brice Péridiez verheiratet und führte ein Atelier im Faubourg-Saint-Antoine,<br />

in der Rue de la Roquette, wo er bis zur Revolution<br />

tätig war. Seine Produktion beinhaltete vor allem Transition- und Louis-<br />

XVI-Möbel; G. Kemp verzierte sie mit feinsten Marketerien, die seine<br />

Spezialität waren - mit geometrischen Motiven wie Fischgratmuster,<br />

Gitter netze und Rosetten, aber auch mit Blumenbouquets, Trophäen und<br />

Personen in Medaillons. 1786 lieferte er seinem „confrère“ Guillaume<br />

Bennemann 8 Panneaux mit Blumenmarketerie für ein prachtvolles<br />

Bureau, welches für das Cabinet von Louis XVI in Versailles gefertigt<br />

wurde. G. Kemp liess sich bei der Herstellung dieser Panneaux von<br />

Gérard Van Spaendoncks Gemälden inspirieren. Kemps Signatur findet<br />

man auf Kommoden, Sekretären, Encoignuren und Zylinderbureaux, die<br />

eine klassische Formgebung, gute Proportionen und sorgfältige Ausführung<br />

aufweisen.<br />

1180 (Seitenansicht)<br />

CHF 40 000.- / 70 000.-<br />

(€ 33 330.- / 58 330.-)<br />

| 120


1181*<br />

DECKENLEUCHTER, Louis XV, Paris um 1730.<br />

Bronze und Messing sowie teils geschliffener Glas- und Kristallbehang.<br />

Korbförmiges Gestell mit Zentralschaft und 8 geschweiften Lichtarmen<br />

mit grossen Tropftellern und vasenförmigen Tüllen. Feine, pagodenförmige<br />

Lichtkrone. D ca. 70 cm. H 90 cm.<br />

Provenienz: Aus einer Pariser Sammlung.<br />

CHF 35 000.- / 55 000.-<br />

(€ 29 170.- / 45 830.-)<br />

| 121


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1182<br />

1182*<br />

KOMMODE „A FLEURS“, Louis XV, sign. P. ROUSSEL (Pierre<br />

Roussel, Meister 1745), Paris um 1760.<br />

Rosenholz, Palisander und diverse, teils getönte Edelhölzer gefriest sowie<br />

allseitig fein eingelegt mit Blumen, Blättern, Kartuschen, Filets und Zierfries.<br />

Geschweifter, trapezförmiger Korpus mit vorstehenden vorderen<br />

Eck stollen auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. In<br />

der Mitte gebauchte Front mit 2 Schubladen ohne Traverse. Vergoldete,<br />

teils ersetzte Bronzebeschläge und -sabots. Mehrfach profilierte, ersetzte<br />

„Brocatello Siciliano“-Platte. 127,5x60x87,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Ehemals Sammlung Pietro Accorsi, Turin.<br />

- Aus einer europäischen Privatsammlung.<br />

P. Roussel gehört zu den wesentlichsten Ebenisten des 18. Jahrhunderts.<br />

Seine Hauptwerke sind vor allem Möbel im „goût Louis XV“, sein wichtigstes<br />

Markenzeichen ist die ausserordentlich feine, mit teils getönten<br />

Edelhölzern gefertigte Blumenmarketerie, für die er von Zeitgenossen im<br />

„Almanach de Vray Mérite“ als „l’un des premiers ébénistes de Paris“<br />

gerühmt wurde. Sein Atelier befand sich in der Rue de Charenton und<br />

erhielt zahlreiche Aufträge vom Pariser Hochadel. P. Roussel lieferte unter<br />

anderem dem Prince de Condé exquisites Mobiliar für den Palais Bourbon<br />

und das Château de Chantilly. Er hinterliess ein umfangreiches Werk, das<br />

von grosser Phantasie und hoher Qualität gekennzeichnet war.<br />

Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S.<br />

728-742 (biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres ébénistes<br />

français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 413/414 (biogr. Angaben).<br />

CHF 50 000.- / 90 000.-<br />

(€ 41 670.- / 75 000.-)<br />

1183*<br />

FOLGE VON 6 STÜHLEN „A LA REINE“, Louis XV, sign. I.<br />

BOUCAULT (Jean Boucault, Meister 1728), Paris um 1760.<br />

Buche mouluriert und beschnitzt mit Blättern und Zierfries. Geschweifter,<br />

trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften<br />

Beinen. Flache, jochförmig abschliessende Rückenlehne mit ausladenden<br />

Armlehnen auf geschweiften -stützen. Jonc-Geflecht. 50x51x44x98 cm.<br />

Proveienz: Aus einer Pariser Sammlung.<br />

Nach Erlangung der Meisterwürde führte der aus einer Möbelhersteller-<br />

Dynastie stammende J. Boucault sein Atelier in der Rue de Cléry, in<br />

einem Gebäude, das seinem berühmten „confrère“ N. Tilliard gehörte.<br />

Boucault pflegte enge Geschäftsbeziehungen zu C. Cresson und N.<br />

Foliot, die 1737 sein Atelier expertisierten. 1758 bis 1760 war er „juré de sa<br />

communauté“. 1780 zog er sich aus dem Geschäftsleben zurück und überliess<br />

das Atelier seinem Sohn Louis und seinem Neffen Guillaume. Zu<br />

Boucaults Kundschaft gehörte unter anderem der Duc de Choiseul, der<br />

ihm 1763 den Auftrag gab, alle Sitzmöbel, ein Bett und eine Ottomane für<br />

das Hotel in der Rue de Richelieu herzustellen. Eine Folge von 6 Fauteuils<br />

„à la reine“, ebenfalls gefertigt für den Duc de Choiseul, gehört heute zu<br />

den Sammlungen des Musée de Tours. Zudem lieferte Boucault dem Duc<br />

zahlreiche Sitzmöbel für den „Salon de Compagnie“ des Hotels. Wichtige<br />

Sitzmöbel fertigte er auch für die Duchesse de Parme, Louise Elisabeth.<br />

Lit.: B.G.B. Pallot, Le mobilier du Musée du Louvre, Dijon 1993; II, S.<br />

187 (biogr. Angaben).<br />

CHF 25 000.- / 45 000.-<br />

(€ 20 830.- / 37 500.-)<br />

| 122


| 123<br />

1183


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1184<br />

1184<br />

1 PAAR KAMINBÖCKE „AUX ENFANTS“, Louis XV, Paris um 1760.<br />

Vergoldete Bronze. Geschweiftes Gestell mit sitzenden Kindern.<br />

Ca. 35x32 cm.<br />

Ein ähnliches Paar ist abgebildet in: H. Ottomeyer / P. Pröschel,<br />

Vergoldete Bronzen - Die Bronzearbeiten des Spätbarock und<br />

Klassizismus, München 1986; I, S. 112 (Abb. 2.4.2).<br />

CHF 9 000.- / 14 000.-<br />

(€ 7 500.- / 11 670.-)<br />

1185*<br />

OVALES GUERIDON, Transition, sign. J.P. DUSAUTOY (Jean-Pierre<br />

Dusautoy, Meister 1779), Paris um 1775/80.<br />

Rosenholz gefriest. In durchbrochene Messinggalerie gefasste, leicht vorstehende<br />

„Brèche d’Alep“-Platte auf bogenförmig ausgeschnittener Zarge<br />

mit geschweiften, durch Nierentablar verbundenen Beinen. Front mit 1<br />

Schublade. Bronzebeschläge und -sabots. 57x41x73 cm.<br />

Feines Guéridon von hoher Qualität.<br />

J.P. Dusautoy führte sein Atelier in der Rue de Charenton. Anfangs stellte<br />

er Möbel im „style Louis XV“ und Transition her, später im Stil Louis<br />

XVI. Sein Werk bestach vor allem durch die elegante Formensprache. In<br />

den Aufzeichnungen des „tapissiers“ Bonnemain, heute im Besitz der<br />

„Archives de Paris“, werden mehrere Möbel in Mahagoni oder Rosenholz<br />

mit feinen Einlegearbeiten erwähnt.<br />

Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S.<br />

291-293 (biogr. Angaben).<br />

CHF 18 000.- / 28 000.-<br />

(€ 15 000.- / 23 330.-)<br />

1186*<br />

SCHREIBTISCH, sog. „table liseuse“, Louis XV, Paris um 1760.<br />

Amarant und Satinholz gefriest sowie fein eingelegt mit Diamantspitzen,<br />

Filets und Zierfries. Rechteckiges, leicht vorstehendes Blatt mit schrägstellbarem<br />

Zentralplateau auf bogenförmig ausgeschnittener Zarge mit<br />

geschweiften, durch zweischübigen Sockel verbundenen Beinen auf kurzen<br />

Volutenfüssen. In der Zarge jeweils 1 seitliche Schublade. Ersetzte,<br />

vergoldete Bronzebeschläge und -sabots. 70x43,5x71 cm.<br />

Expertisiert durch das Cabinet Dillée, Guillaume Dillée / Simon Pierre<br />

Etienne, Paris 2013.<br />

CHF 18 000.- / 28 000.-<br />

(€ 15 000.- / 23 330.-)<br />

1185<br />

| 124


| 1186 125


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1187<br />

1187*<br />

1 PAAR KLEINE BERGEREN, Louis XV, Paris, 18. Jh.<br />

Buche mouluriert sowie beschnitzt mit Blumen und Blättern. Hufförmiger<br />

Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. Eingezogene,<br />

bogenförmig abschliessende Rückenlehne mit gepolsterten<br />

Armlehnen auf geschweiften -stützen. Heller Seidenbezug mit bunten<br />

Blumen und Blättern. Sitzkissen. 60x45x40x88 cm.<br />

CHF 10 000.- / 15 000.-<br />

(€ 8 330.- / 12 500.-)<br />

1188<br />

TRUMEAU-SPIEGEL, Louis XV, Paris um 1760.<br />

Holz fein beschnitzt mit Kartuschen, Blumen, Blättern, Maschen, Vase<br />

und Zierfries sowie beige gefasst und teils vergoldet. Rechteckiger, mehrfach<br />

profilierter Rahmen. Der Fronton mit feiner Malerei in der Art von F.<br />

Boucher. H 171 cm. B 127 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 3 500.- / 5 500.-<br />

(€ 2 920.- / 4 580.-)<br />

1189*<br />

KOMMODE „A FLEURS“, Louis XV, sign. L. BOUDIN (Léonard<br />

Boudin, Meister 1761), Paris um 1760/65.<br />

Rosen- und Veilchenholz gefriest sowie fein eingelegt mit teils getönten<br />

Edelhölzern in Form von Blumen, Blättern und Zierfries. Trapezförmiger,<br />

geschweifter Korpus auf wellig ausgeschnittener Zarge mit hohen,<br />

geschweiften Beinen. In der Mitte leicht gebauchte Front mit 2<br />

Schubladen ohne Traverse. Vergoldete Bronzebeschläge und -sabots.<br />

Reparierte „Brèche d’Alep“-Platte. 115x56x88 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Privatsammlung, Deutschland.<br />

- Auktion <strong>Koller</strong> Zürich, 21.3.2002 (<strong>Katalog</strong>nr. 1131).<br />

- Privatsammlung, Italien.<br />

CHF 70 000.- / 120 000.-<br />

(€ 58 330.- / 100 000.-)<br />

1188<br />

| 126


| 127<br />

1189


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1190<br />

1190<br />

1 PAAR GEFASSTE FAUTEUILS „A LA REINE“, Louis XVI, sign.<br />

S. BRIZARD (Sulpice Brizard, Meister 1762), Paris um 1780.<br />

Buche kanneliert und fein beschnitzt mit Rosetten und Zierfries sowie<br />

hellgrau/weiss gefasst. Trapezförmiger Sitz auf gerader Zarge mit kannelierten<br />

Säulenbeinen. Flache Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen<br />

auf geschweiften -stützen. Blauer Stoffbezug mit geometrischem Muster<br />

und dekorativem Nagelbeschlag. 62x46x43x91 cm.<br />

CHF 7 000.- / 12 000.-<br />

(€ 5 830.- / 10 000.-)<br />

1191<br />

KAMINPENDULE „AUX COLOMBES D’AMOUR“, Louis XVI, die<br />

Bronzen R. OSMOND (Robert Osmond, Meister 1746) zuzuschreiben,<br />

das Zifferblatt sign. D.F. DUBOIS A PARIS (David Frédéric Dubois,<br />

tätig ab 1783), Paris um 1790.<br />

Vergoldete und patiniert Bronze. Säulenförmiges Gehäuse mit Turteltauben<br />

und Lorbeerkranz, auf achteckiger „Gris St. Anne“-Platte.<br />

Emailzifferblatt mit römischen Stunden- und arabischen Minutenzahlen.<br />

Spindelwerk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Zifferblatt leicht bestossen.<br />

D 20 cm. H 34 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Art et Décors, Zürich.<br />

- Schweizer Privatbesitz.<br />

Eine modellogleiche Pendule mit Vasenaufsatz aus der Sammlung P. Izarn<br />

in Paris ist abgebildet in: P. Kjellberg, La pendule française du Moyen<br />

Age au XXe siècle, Paris 1997; S. 185.<br />

CHF 4 000.- / 7 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 830.-)<br />

1191<br />

| 128


1192<br />

1192<br />

GEFASSTE KONSOLE, Louis XVI, F.J DURET (François Jean Duret,<br />

1732-1816) zuzuschreiben, Paris um 1780.<br />

Holz durchbrochen und ausserordentlich fein beschnitzt mit Henkelvase,<br />

Blumenbouquet, Girlanden, Rosetten, Perlstab und Zierfries sowie grau<br />

gefasst. Abgerundete, randprofilierte „Gris St. Anne“-Platte auf durchbrochener<br />

Zarge mit 4 kannelierten Säulenbeinen auf mit Blättern<br />

beschmückten Kreiselfüssen, durch Kreuzsteg mit Vase verbunden. Etwas<br />

zu überholen. 130x60x87,5 cm.<br />

François-Joseph Duret war spanischer Herkunft und als Bildhauer in Paris<br />

tätig. Nach seiner Ausbildung in Valenciennes liess er sich in Paris nieder<br />

und wurde Mitglied der Académie de Saint-Luc. Der Comte de Pro vence,<br />

Bruder des Königs Louis XVI, ernannte ihn zu seinem Hofbild hauer. 1772<br />

erhielt er eine lebenslange Rente vom Duc d’Orléans. 1788 wurde er als<br />

Mitglied der Akademie von Valenciennes aufgenommen. Er nahm an zahlreichen<br />

Pariser Salonausstellungen teil. Zu seinen Haupt werken zählen eine<br />

Statue des Germanicus aus Terracotta, Skulpturen am Orgelgehäuse der<br />

Kirche Saint Sulpice sowie einige Heiligenskulpturen, Reliefe, sowie<br />

Bildnisbüsten u.a. von Napoleon. Sein Sohn, Francisque Joseph lernte bei<br />

ihm und war ebenfalls sehr erfolgreich.<br />

1194<br />

FOLGE VON 4 GEFASSTEN STÜHLEN „EN CABRIOLET“, Louis<br />

XVI, Frankreich um 1800.<br />

Buche mouluriert, kanneliert und fein beschnitzt mit Rosetten sowie<br />

beige-weiss gefasst. Hufförmiger Sitz auf gerader Zarge mit kannelierten<br />

Säulenbeinen. Leicht eingezogene Rückenlehne. Gebrauchter braun-grüner<br />

Veloursbezug. Sitzkissen. 53x41x45x87 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 600.- / 900.-<br />

(€ 500.- / 750.-)<br />

CHF 4 000.- / 7 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 830.-)<br />

1193*<br />

1 PAAR KLEINE GIRANDOLEN „ A CASSOLETTE“, Louis XVI,<br />

Frankreich um 1800.<br />

Versilberte Bronze. Vasenförmiger Schaft mit 2 geschweiften Lichtarmen<br />

mit vasenförmigen Tüllen und drehbarem, als Tülle verwendbarem<br />

Flammenaufsatz, auf quadratischem Sockel. H 24 cm.<br />

CHF 800.- / 1 400.-<br />

(€ 670.- / 1 170.-)<br />

1193<br />

| 129


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1195<br />

1195*<br />

1 PAAR GEFASSTE KINDERFAUTEUILS „A LA REINE“, Louis<br />

XVI, sign. A.P. DUPAIN (Adrien-Pierre Dupain, Meister 1772), Paris um<br />

1780.<br />

Buche kanneliert und fein beschnitzt mit Rosetten, Blättern und Zierfries<br />

sowie grau gefasst. Trapezförmiger Sitz auf gerader Zarge mit kannelierten<br />

Säulenbeinen. Flache Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen auf<br />

geschweiften -stützen. Bordeauxroter Veloursbezug. 51x41x37x83 cm.<br />

Provenienz: Aus einer Pariser Sammlung.<br />

A.P. Dupain war einer der wichtigsten Sitzmöbelhersteller des ausgehenden<br />

18. Jahrhunderts. Zu seiner Kundschaft gehörten nicht nur die wesentlichsten<br />

„marchands-merciers“ der französischen Metropole, sondern<br />

auch Marie-Antoinette, für die er mehrere Fauteuils „à la reine“ fertigte.<br />

Einwandfreie Verarbeitung, ausserordentlich feine Schnitzereien und eine<br />

bestechende Konstruktion gehörten zu den Markenzeichen seiner Werke.<br />

CHF 12 000.- / 18 000.-<br />

(€ 10 000.- / 15 000.-)<br />

1196*<br />

OVALES GUERIDON, spätes Louis XVI, Paris, 19. Jh.<br />

Mahagoni gefriest. In durchbrochene Messinggalerie gefasste „Carrara“-<br />

Platte auf gerader Zarge mit sich nach unten verjüngenden, durch<br />

Nierentablar verbundenen Vierkantbeinen. Front mit 1 Schublade mit<br />

lederbezogenem, aufklappbarem Deckblatt. Vergoldete Bronzebeschläge<br />

und -sabots. 53x39x77 cm.<br />

Provenienz: Aus einer deutschen Sammlung.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

1196<br />

| 130


1197*<br />

KAMINPENDULE „A L’AMOUR“, Louis XVI, das Zifferblatt sign.<br />

CACHARD SUCR. DE CH. LE ROI A PARIS (Gaspare Cachard,<br />

Nachfolger von Charles Le Roy während der Revolutionsepoche) und<br />

DUBUISSON (Etienne Gobin, 1731-1815), Paris um 1790/95.<br />

Vergoldete Bronze und weisser Marmor. Auf rundem Werkgehäuse mit<br />

kanneliertem Sockel sitzende junge Frau in faltenreichem Gewand, dem<br />

kleinen Amor das Gesicht wischend, rechts ein kleines Mädchen mit<br />

Rosenzweig, auf hohem, bastionsförmigem Sockel mit runden Füssen.<br />

Emailzifferblatt mit arabischen Stunden- und Minutenzahlen sowie<br />

Monatstagen. 2 feine vergoldete Zeiger. Ankerwerk mit 1/2-Stundenschlag<br />

auf Glocke. Reiche Bronzebeschläge und -applikationen. Etwas zu<br />

revidieren. Zifferblatt bestossen. 49,5x25x69,5 cm.<br />

Expertisiert durch das Cabinet Dillée, Guillaume Dillée / Simon Pierre<br />

Etienne, Paris 2013.<br />

CHF 24 000.- / 36 000.-<br />

(€ 20 000.- / 30 000.-)<br />

| 131


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1198<br />

1198<br />

CANAPE, Louis XVI, wohl von G. JACOB (Georges Jacob, Meister<br />

1765), Paris um 1775/80.<br />

Mahagoni kanneliert sowie ausserordentlich fein beschnitzt mit Rosetten<br />

und Zierfries. Rechteckiger Sitz auf gerader Zarge mit kannelierten<br />

Säulen beinen. Flache Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen auf<br />

Säulenstützen. Hellgrauer Seidenbezug mit musizierenden Putten,<br />

Girlanden und Zierfries. 3 Sitz- und 2 Stützkissen. 176x58x54x95 cm.<br />

Provenienz:<br />

- R. Redding, Zürich.<br />

- Auktion <strong>Koller</strong> Zürich, 8.12.2011 (<strong>Katalog</strong>nr. 1001).<br />

- Schweizer Privatbesitz.<br />

G. Jacob ist der Begründer der wohl bedeutendsten Dynastie von Sitzmöbelherstellern<br />

des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Im Alter von 16 Jahren<br />

ging er nach Paris, wo er bei J.B. Lerouge einen „apprentissage“ als „menuisier“<br />

absolvierte. Nach der Gründung seiner eigenen Werkstatt in der Rue<br />

Meslée gelang G. Jacob der grosse Durchbruch - er belieferte bald den<br />

gesamten Hochadel der französischen Metropole. Ab 1777 fertigte er mit<br />

J.B. Sené, teils in Zusammenarbeit, teils in erbitterter Konkurrenz, Mobiliar<br />

für die zahlreichen Schlösser des Königs. Nach erheblichen finanziellen<br />

Schwierigkeiten während der Revolution - viele von G. Jacobs Kunden<br />

waren verurteilt worden oder im Exil - gelang es ihm, bedeutende Aufträge<br />

der neuen Regierungsmitglieder zu erhalten. 1803, nachdem er sich für 7<br />

Jahre aus dem Geschäft zurückgezogen und die Werkstatt seinen beiden<br />

Söhnen überschrieben hatte, nahm G. Jacob zusammen mit F.H.G. Jacob-<br />

Desmalter die Leitung des Unternehmens wieder in die eigene Hand.<br />

Diese Zusammenarbeit und die Position als privilegierter Lieferant Napoleons<br />

und von dessen Entourage ermöglichten ihm einen Ausbau der Werkstatt<br />

zu einer „entreprise“ mit über 350 Angestellten. Allerdings geriet das<br />

Unternehmen wenige Jahre später durch die Krise des Empire und die<br />

finanziellen Schwierigkeiten der Staatskasse und der Oberschicht in erhebliche<br />

Probleme; ab 1813 führte F.H.G. Jacob-Desmalter das Geschäft in<br />

Eigenregie weiter.<br />

CHF 9 000.- / 14 000.-<br />

(€ 7 500.- / 11 670.-)<br />

1199<br />

SEKRETÄR „AUX INSTRUMENTS DE MUSIQUE“, Louis XVI,<br />

sign. G. DESTER (Godefroy Dester, Meister 1774), Paris um 1770.<br />

Rosenholz, Palisander sowie teils getönte Edelhölzer gefriest und ausserordentlich<br />

fein eingelegt mit Instrumentenstillleben, Blumen, Blättern, Rosetten,<br />

Rautenmuster, Filets und Zierfries. Prismierter Korpus auf wellig<br />

ausgeschnittener Zarge mit Winkelfüssen. Front mit abklappbarer, innen<br />

mit rotem, goldgepresstem Leder bezogener Schreibplatte zwischen Kopfschublade<br />

und Doppeltüre. Inneneinteilung mit grossem Zentralfach, flankiert<br />

von je 3 Schubladen unter 3 Fächern auf 2 Reihen. Vergoldete<br />

Bronze beschläge und -applikationen. Profilierte „Brêche d’Alep“-Platte.<br />

90x43x(offen 69)x144 cm.<br />

Das Atelier G. Dester in der Rue du Faubourg-Saint-Antoine war sehr<br />

erfolgreich. Seine umfangreiche Produktion während der Louis-XV-<br />

Epoche bestand vor allem aus Lack- und anderen Kommoden, während<br />

der Transition aus „Bonheurs du Jour“ mit Blumenvasen-Marketerie, während<br />

der Louis-XVI-Epoche aus Möbeln mit schlichter Formgebung. Vor<br />

allem letztere entsprachen dem persönlichen Schaffen von G. Dester am<br />

meisten.<br />

CHF 9 000.- / 14 000.-<br />

(€ 7 500.- / 11 670.-)<br />

1200<br />

ZYLINDERBUREAU MIT AUFSATZ, Louis XVI, Paris um 1780.<br />

Mahagoni kanneliert und profiliert. Rechteckiger Korpus mit geradem,<br />

gekehltem Kranz auf gerader Zarge mit kannelierten Säulenbeinen.<br />

Heraufziehbarer Zylinder über mit grünem, goldgepresstem Leder bezogenem<br />

Blatt über Zentralschublade, flankiert von je 2 Schubladen, die<br />

beiden rechten 1 grosse Schublade bildend. Inneneinteilung mit 3 nebeneinander<br />

liegenden Schubladen unter 2 grossen Fächern. Zweitüriger<br />

Aufsatz mit Lamellenverschluss über 3 nebeneinander liegenden<br />

Schubladen. Bronzebeschläge und -knöpfe. 114x65x(offen 84)x168 cm.<br />

CHF 4 000.- / 7 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 830.-)<br />

| 132


| 1199 133


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1201<br />

1201<br />

GROSSES AMEUBLEMENT, Louis XVI, J.B.C. SENE (Jean-Baptiste<br />

Claude Sené, Meister 1769) zuzuschreiben, Paris um 1775/80.<br />

Bestehend aus 1 Paar ähnlichen, dreiplätzigen Canapés und 6 grossen<br />

Fauteuils „à la reine“. Buche kanneliert und ausserordentlich fein be -<br />

schnitzt mit Rosetten, Mäanderband und Zierfries sowie vergoldet.<br />

Trapezförmiger Sitz auf gerader Zarge mit feinen Säulenbeinen „à cannelures<br />

torses“. Flache, rechteckige Rückenlehne mit gepolsterten<br />

Armlehnen auf geschweiften Stützen. Polychromer Seidenbezug mit<br />

Blumen und Blättern. Sitzkissen. Canapés ca. 190x75x48x97 cm.<br />

Fauteuils ca. 68x55x44x97 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Sammlungen des „hôtel particulier“ von Jacques Bemberg, Paris.<br />

- La Vielle Fontaine, Lausanne.<br />

- Westschweizer Privatbesitz.<br />

Hochbedeutendes Ameublement von bestechender Qualität und Eleganz.<br />

Die Perfektion der Ausführung und die Beine „à cannelures torses“ finden<br />

sich in analoger Weise an Fauteuils, die J.B. Sené für die Schlösser St.<br />

Cloud und Fontainebleau fertigte. Sie sind abgebildet in: P. Kjellberg, Le<br />

mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 812f.<br />

Jean-Baptiste Claude Sené war das berühmteste Mitglied der Sitzmöbelhersteller-Familie.<br />

Er erhielt seine Meisterwürde bereits im Alter von 22<br />

Jahren, da man sein aussergewöhnliches Talent früh erkannte, und arbeitete<br />

in der Rue de Cléry „à l’enseigne du Gros Chapelet“. Zu Beginn seiner<br />

beruflichen Laufbahn fertigte er Louis-XVI-Sitzmöbel für Privatkunden;<br />

ab 1785 war er Lieferant des „Garde-Meuble de la Couronne“,<br />

seine Produktion erlangte allerhöchstes Niveau. Er belieferte den König<br />

und die Königin, die Schlösser Saint-Cloud, Versailles, Compiègne und<br />

Fontainebleau, diverse Mitglieder der königlichen Familie wie z. B.<br />

Madame Elisabeth in Montreuil und Madame Louise in Saint-Denis, den<br />

Comte de Provence, den Prince de Condé und den Duc de Penthièvre.<br />

Einige Aufträge waren so umfangreich, dass er sie nur mit Hilfe seines<br />

Kollegen Jean-Baptiste Boulard bewältigen konnte. Selbst die Revolution<br />

beendete seine erstaunliche Karriere nicht - veränderte allerdings radikal<br />

die Produktion. Statt für den Königshof war Sené nun für die Regierungsmitglieder<br />

der neuen Republik tätig, statt Luxusmöbel schuf er jetzt eher<br />

gewöhnlichere, gängige Einrichtungen. Die Originalität und höchste<br />

Qualität seiner Arbeit machen J.B.C. Sené zum „grand maître“ der französischen<br />

Sitzmöbelkunst der Louis-XVI-Epoche.<br />

Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S.<br />

809-820 (biogr. Angaben). D. Ledoux-Lebard, Le mobilier français du<br />

XIXe siècle, Paris 1989; S. 577-580 (biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et la<br />

manière des maîtres ébénistes français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S.<br />

436 und 453 (biogr. Angaben). B.G.B. Pallot, Le mobilier du Musée du<br />

Louvre, Dijon 1993; II, S. 199-200 (biogr. Angaben).<br />

CHF 100 000.- / 150 000.-<br />

(€ 83 330.- / 125 000.-)<br />

1201<br />

| 134


| 135<br />

1201


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1202<br />

1202<br />

1 PAAR FAUTEUILS „A LA REINE“, Louis XVI, sign. J. AVISSE<br />

(Jean Avisse, Meister 1745), Paris um 1775/80.<br />

Buche kanneliert und fein beschnitzt mit Blättern, Mäanderband, Perlstab,<br />

Rosetten und Zierfries. Trapezförmiger Sitz auf gerader Zarge mit<br />

kannelierten Säulenbeinen. Flache Rückenlehne „en chapeau de gendarme“<br />

mit gepolsterten Armlehnen auf geschweiften Stützen. Grüner<br />

Seidenbezug mit Blumenmotiv. 61x48x44x95 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

J. Avisse belieferte den Pariser Hochadel, vor allem dank der Vermittlung<br />

der „marchands-merciers“ und arbeitete mit den besten „sculpteurs“<br />

zusammen, wie z.B. mit P. Rousseau, C. Vinache und N. Heurtaut, was<br />

die ausserordentlich feinen und kostbaren Schnitzereien erklärt, die seine<br />

Produktion auszeichnen.<br />

CHF 8 000.- / 14 000.-<br />

(€ 6 670.- / 11 670.-)<br />

1203*<br />

1 PAAR PRUNK-GIRANDOLEN „AUX AMOURS“, Louis XVI, aus<br />

einer Pariser Meisterwerkstatt, um 1800.<br />

Vergoldete und patinierte Bronze sowie weisser Marmor. Gruppe mit 3<br />

Putti - der unterste kauernd und mit grossem Insekt in der Hand, der<br />

zweite auf seinem Rücken sitzend, vom dritten gehalten und hochgestemmt,<br />

zwischen ihnen ein palmettenförmiger Schaft mit Zentraltülle<br />

und 3 geschweiften Lichtarmen mit blütenförmigen Tüllen und Girlanden,<br />

auf Rundsockel mit Rosen und Maschen, auf profilierter, quadratischer<br />

Platte. H 70 cm.<br />

Expertisiert durch das Cabinet Dillée, Guillaume Dillée / Simon Pierre<br />

Etienne, Paris 2013.<br />

CHF 100 000.- / 150 000.-<br />

(€ 83 330.- / 125 000.-)<br />

1204<br />

SPIEGEL, Louis XVI, Paris um 1800.<br />

Holz profiliert und fein beschnitzt mit Perlstab sowie vergoldet.<br />

Rechteckiger, profilierter und gekehlter Rahmen. H 84 cm. B 67 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

1203<br />

CHF 1 000.- / 1 500.-<br />

(€ 830.- / 1 250.-)<br />

| 136


1203 (1 | Paar) 137


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1205<br />

1205*<br />

1 PAAR ECKBANQUETTEN, Louis XVI, sign. I. BOCAULT (Jean<br />

Bocault, Meister 1728), Paris um 1775.<br />

Buche kanneliert und fein beschnitzt mit Palmetten, Mäanderband und<br />

Zierfries sowie vergoldet. Dreieckiger Sitz auf gerader Zarge mit kannelierten<br />

Säulenbeinen. Grüner Veloursbezug. 81x52x40,5 cm.<br />

Expertisiert durch das Cabinet Dillée, Guillaume Dillée / Simon Pierre<br />

Etienne, Paris 2013.<br />

Eine nahezu identische Eckbanquette aus der Sammlung Paul Wallraf ist<br />

abgebildet in: P. Watson, Le meuble Louis XVI, Paris 1963; S. 144 (Abb.<br />

206).<br />

Für Angaben zu J. Bocault siehe Fussnote der <strong>Katalog</strong>nr. 1183.<br />

CHF 12 000.- / 18 000.-<br />

(€ 10 000.- / 15 000.-)<br />

1206*<br />

OVALER AUSZUGSTISCH, Louis XVI, Paris um 1790/1800.<br />

Mahagoni geflammt. Vorstehendes Blatt mit abklappbaren Flügeln auf<br />

gerader, ausziehbarer Zarge mit Säulenbeinen auf Rollen. 195x180x75 cm.<br />

Dazu 6 Auszüge à 59 cm. L max. 400 cm.<br />

Provenienz: Privatsammlung, USA.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

1207*<br />

ACHATVASE „AUX TETES DE BELIERS“ MIT BRONZE-<br />

MONTUR, Louis XVI, Paris, 18./19. Jh.<br />

Achat in Dunkelgrün, Weiss, Rot, Orange, Hellblau und Braun sowie<br />

matt- und glanzvergoldete Bronze. Kugelige Vase mit hohem Hals, gefältelter<br />

Lippe und konischem Rundfuss, auf achtkantigem, gestuftem<br />

Sockel. Ausserordentlich feine, vergoldete Bronzebeschläge und -applikationen<br />

in Form von Widderköpfen und -fellen, Rosengirlanden, Perlstab,<br />

Akanthusfries und Rosettenkranz. H 44,5 cm.<br />

Provenienz: Aus französischem Besitz.<br />

Eine modellogleiche Vase wurde in unserer September-Auktion 2008<br />

(<strong>Katalog</strong>nr. 1219) verkauft. Eine weitere vergleichbare befand sich in den<br />

Sammlungen von M. Bismarck, danach im Besitz von D. Riahi und wurde<br />

am 2.11.2000 bei Christie’s New York verkauft. Sowohl das Musée du<br />

Louvre in Paris als auch das Paul Getty Museum in Malibu besitzen nahezu<br />

identische Vasen.<br />

Die Form unserer Vase erinnert an die berühmte Pendule „vase bouc du<br />

Barry“, die 1771 in der Manufacture de Sèvres gefertigt wurde. König<br />

Louis XVI und seine Tante Victoire besassen Pendulen dieses Modells. 6<br />

weitere Vasen, jeweils als Paare und wohl als Ensemble zusammen mit<br />

Pendulen, gehörten zur Sammlung der Countess of Craven.<br />

Lit.: J.D. Augarde, Les ouvriers du temps, Genf 1996; S. 184. E.<br />

Niehüser, Die französische Bronzeuhr, München 1997, S. 290 (Abb. 1273).<br />

A. Sasson. The J. Paul Getty Museum, Malibu 1991, S. 116 (Nr. 23).<br />

CHF 55 000.- / 85 000.-<br />

(€ 45 830.- / 70 830.-)<br />

1208*<br />

BUREAU-PLAT, Directoire, Paris um 1800.<br />

Mahagoni kanneliert und gefriest. Rechteckiges, mit rotem, goldgepresstem<br />

Leder bezogenes und in profiliertem Bronzestab gefasstes Blatt auf<br />

treppenartig ausgeschnittener Zarge mit kannelierten, sich nach unten<br />

verjüngenden Vierkantbeinen. Front mit breiter Zentralschublade, flankiert<br />

von je 2 Schubladen, die rechten 1 grosse bildend. Gleiche, jedoch<br />

blinde Einteilung auf der Rückseite. Vergoldete Bronzebeschläge und<br />

-sabots. 148x70x79 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

| 138


| 1207 139


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1209<br />

1209<br />

GROSSES BUREAU-PLAT MIT CARTONNIER UND PENDULE,<br />

Louis XVI, das Zifferblatt sign. COUCHON A PARIS, Frankreich um<br />

1800.<br />

Birne ebonisiert. Rechteckiges, vorstehendes, mit bordeauxrotem, goldgepresstem<br />

Leder bezogenes und in profilierten Bronzestab gefasstes Blatt<br />

auf gerader Zarge mit sich nach unten verjüngenden Vierkantbeinen.<br />

Front mit 3 nebeneinander liegenden Schubladen. Gleiche, jedoch blinde<br />

Einteilung auf der Rückseite. Cartonnier mit bogenförmig abschliessendem<br />

Kranz und gebauchtem Korpus. Seitlich je 2 veloursbezogene Tablare<br />

mit verspiegelter Rückwand. Die Pendule mit 12 Emailkartuschen für<br />

römische Stundenzahlen und Ankerwerk mit 1/2-Stundenschlag auf<br />

Glocke. Vergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Ergänzungen.<br />

208x96x76 cm. H Cartonnier 50 cm.<br />

CHF 35 000.- / 55 000.-<br />

(€ 29 170.- / 45 830.-)<br />

1210*<br />

1 PAAR CASSOLETTES, Louis XVI, Frankreich um 1780.<br />

Weisser Marmor und vergoldete Bronze. Ovaler Gefässkörper mit drehbarem,<br />

als Tülle verwendbarem Deckel mit grossem Zapfenknauf und<br />

-abschluss, auf 3 schmalen Stützen mit Widderköpfen und Huffüssen,<br />

auf profiliertem Rundsockel mit kleinen Kreiselfüssen. H 28 bzw. 25 cm.<br />

CHF 1 000.- / 1 500.-<br />

(€ 830.- / 1 250.-)<br />

1211*<br />

1 PAAR GEFASSTE BERGEREN „A OREILLES“, Louis XVI, sign.<br />

P. PLUVINET (Philippe Joseph Pluvinet, Meister 1754), Paris um<br />

1775/80.<br />

Buche kanneliert und ausserordentlich fein beschnitzt mit Blumen,<br />

Blättern, Rosetten, Perlstab, Mäanderband und Zierfries sowie grau<br />

gefasst. Hufförmiger Sitz auf gerader Zarge mit kannelierten Säulenbeinen.<br />

Abgerundete, hohe und bogenförmig abschliessende Rückenlehne<br />

mit gepolsterten Armlehnen auf geschweiften -stützen. Hellgrüner Stoffbezug<br />

mit bunten Blumen und Blättern. Sitzkissen. 75x59x47x97 cm.<br />

P.J. Pluvinet führte sein florierendes Atelier in der Rue de Cléry in Paris<br />

und belieferte die „haute société“ der französischen Metropole. Seine<br />

Handwerkskunst lässt sich auch daran erkennen, dass einige seiner luxuriösesten<br />

Modelle sich an Modellen königlicher Ebenisten wie N.Q. Foliot,<br />

J.B. Tilliard und L. Delanois orientieren. Der bedeutendste Auftrag, den<br />

P.J. Pluvinet erhielt, war derjenige zur Herstellung eines 31teiligen Ameuble<br />

ments für das Château de la Loire - er brachte ihm die aufsehenerregende<br />

Summe von 2184 Livres ein. Zu seiner Kundschaft zählten auch<br />

der Vicomte de Froissard-Boiserie, J. Doucet und die Duchesse d’Araray<br />

im Château de Mareil-de-Guyon.<br />

Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S.<br />

662-664 (biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres ébénistes<br />

français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 373/374 (biogr. Angaben).<br />

1210<br />

CHF 70 000.- / 90 000.-<br />

(€ 58 330.- / 75 000.-)<br />

| 140


| 141<br />

1211


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1212<br />

1212*<br />

1 PAAR GEFASSTE FAUTEUILS „A LA REINE“, Louis XVI, sign.<br />

L. DELANOIS (Louis Delanois, Meister 1761), Paris um 1770.<br />

Buche kanneliert und fein beschnitzt mit Rosetten, Mäanderband, Perlstab<br />

und Zierfries sowie grau gefasst. Trapezförmiger Sitz auf gerader<br />

Zarge mit kannelierten Säulenbeinen. Flache Rückenlehne mit gepolsterten<br />

Armlehnen auf geschweiften -stützen. Jonc-Geflecht. Bordeauxrotes<br />

Sitz- und Stützkissen. 63x45x46x94 cm.<br />

Provenienz: Aus einer Pariser Sammlung.<br />

L. Delanois ist einer der bedeutendsten Sitzmöbelhersteller des 18. Jahrhunderts;<br />

sein Werk ist sehr umfangreich und fantasievoll. Zu Delanois’<br />

Kundenkreis gehörten Mitglieder des französischen Hochadels, darunter<br />

der Comte d’Artois, die Ducs de Bourbon, de Chartes, d’Enghien und de<br />

Praslin wie auch die Comtesse de Choiseul. In den Jahren 1768-1777 wirkte<br />

L. Delanois bei der Möblierung des Palais Bourbon, Besitz des Prince<br />

de Condé, mit, lieferte Mobiliar für die Comtesse du Barry, das Château<br />

de Louvecienne und Versailles sowie für den Comte d’Orsay im königlichen<br />

Palais in Warschau.<br />

CHF 14 000.- / 18 000.-<br />

(€ 11 670.- / 15 000.-)<br />

1213*<br />

„DEMI-LUNE“-KONSOLE, Louis XVI, Paris um 1780.<br />

Holz kanneliert, durchbrochen und fein beschnitzt mit Rosetten,<br />

Mäanderband, Perlstab und Zierfries sowie vergoldet. Leicht vorstehende,<br />

rot-grau gesprenkelte Marmorplatte auf gerader, durchbrochener Zarge<br />

mit kannelierten Säulenbeinen. Etwas zu überholen. 92x46x88,5 cm.<br />

Provenienz: Aus einer französischen Sammlung.<br />

CHF 2 500.- / 4 500.-<br />

(€ 2 080.- / 3 750.-)<br />

1214*<br />

1 PAAR APPLIKEN „AUX ENFANTS“, Louis XVI, das Modell von<br />

J.L. PRIEUR (Jean-Louis Prieur, tätig ca. 1760-1790), Paris, 18./19. Jh.<br />

Vergoldete Bronze. Wandplatte in Form einer Säule mit Vasenaufsatz, mit<br />

2 geschweiften Lichtarmen mit runden Tropftellern und vasenförmigen<br />

Tüllen sowie stehendem Bub mit Girlande. Elektrifziert. H 53 cm.<br />

Provenienz: Aus einer Pariser Sammlung.<br />

Modellogleiche Paare mit 3 Lichtarmen wurden in unserer September-<br />

Auktion 2003 (<strong>Katalog</strong>nr. 1200) und Juni-Auktion 2006 (<strong>Katalog</strong>nr. 1217)<br />

verkauft. Weitere dreiarmige Modelle sind bekannt: Eines stammte aus<br />

der Sammlung Lelong und wurde 1903 in Paris verkauft (<strong>Katalog</strong>nr. 334).<br />

Ein zweites aus der Sammlung Baudac wurde ebenfalls 1903 in Paris verkauft.<br />

Ein drittes aus der Sammlung Goldschmidt-Rothschild wurde 1931<br />

in Berlin verkauft (<strong>Katalog</strong>nr. 364).<br />

J.L. Prieur war als Bildhauer, Bronzier, Entwerfer und Graveur tätig und<br />

einer der bedeutendsten Künstler des Neoklassizismus. Nebst König Louis<br />

XVI, dem Comte d’Artois und dem Prince de Condé gehörten auch Adlige<br />

und Herrscher ausserhalb Frankreichs zu Prieurs Kundenkreis, wie z.B.<br />

König Stanislaus August Poniatowski von Polen.<br />

CHF 25 000.- / 45 000.-<br />

(€ 20 830.- / 37 500.-)<br />

1215<br />

1 PAAR KLEINE GLASVASEN MIT BRONZEMONTUR, spätes<br />

Louis XVI, Frankreich um 1800.<br />

Blaues, geschliffenes Glas, vergoldete Bronze, Messing und weisser<br />

Marmor. Balusterförmige Vase mit Kannelüren-Dekor, stilisierter Draperie,<br />

Ketten und konischem Rundfuss, auf flacher, runder Platte mit Perlstab.<br />

H 23 cm.<br />

CHF 2 800.- / 4 800.-<br />

(€ 2 330.- / 4 000.-)<br />

| 142


1214 (1 | Paar) 143


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1216 1216<br />

1216*<br />

1 PAAR HINTERGLASBILDER, George-III-Stil, China, gefertigt für den<br />

englischen Markt.<br />

Darstellung von jungen Frauen mit feinen Gewändern in idealisierter<br />

Parklandschaft. Gerahmt. H 96 cm. B 57 cm.<br />

CHF 8 000.- / 12 000.-<br />

(€ 6 600.- / 10 000.-)<br />

1217<br />

GEFASSTER FAUTEUIL „A LA REINE“, Louis XVI, wohl von G.<br />

JACOB (Georges Jacob, Meister 1765), mit Brandstempel des<br />

CHATEAU DE FONTAINEBLEAU, Paris, Ende 18. Jh.<br />

Buche kanneliert und ausserordentlich fein beschnitzt mit Rosetten,<br />

Perlstab, Mäanderband, Pinienzapfen und Zierfries sowie weiss gefasst.<br />

Trapezförmiger Sitz auf gerader Zarge mit kannelierten Säulenbeinen.<br />

Flache Rückenlehne „en châpeau de gendarme“ mit gepolsterten<br />

Armlehnen auf geschweiften Stützen. Hellbeiger Stoffbezug mit<br />

Silberfäden. Fassung stark restauriert. 65x50x46x98 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Einst in den Sammlungen von Château de Fontainebleau.<br />

- Auktion Stuker Bern, in den 1990er Jahren.<br />

- Schweizer Privatbesitz.<br />

Für Angaben zu G. Jacob siehe Fussnote der <strong>Katalog</strong>nr. 1198.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

1218*<br />

KAMINPENDULE, Louis XVI, das Zifferblatt sign. RIDEL A PARIS<br />

(wohl Laurent Ridel, tätig ab ca. 1770), Paris um 1780.<br />

Vergoldete Bronze. Rundes Uhrgehäuse mit Putto-Aufsatz auf Vierkantschaft,<br />

seitlich 2 stehende junge Frauen mit Girlanden, auf dem Kopf<br />

einen Korb mit Füllhorn tragend, auf Bastionssockel mit 2 grossen<br />

Athéniennes und Balusterfüssen. Emailzifferblatt mit arabischen Stundenund<br />

Minutenzahlen. 2 feine vergoldete Zeiger. Pariser Werk mit<br />

1/2-Stundenschlag auf Glocke. Vergoldete Beschläge und Applikationen.<br />

Etwas zu revidieren. Zifferblatt leicht bestossen. Ersetztes Werkglas.<br />

Bronzeteile in der Puttohand fehlen. 36x11x55 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Privatsammlung.<br />

Für Angaben zu L. Ridel siehe Fussnote der <strong>Katalog</strong>nr. 1224.<br />

1217<br />

CHF 12 000.- / 18 000.-<br />

(€ 10 000.- / 15 000.-)<br />

| 144


| 1218 145


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1219<br />

1219*<br />

BUREAU-PLAT MIT CARTONNIER, Louis XVI, Paris um 1775/85.<br />

Mahagoni „moucheté“ sowie kanneliert und profiliert. Vorstehendes, randprofiliertes<br />

und mit grünem Leder bezogenes Blatt auf bogenförmig ausgeschnittener<br />

Zarge mit kannelierten Säulenbeinen auf Rollen. Front mit<br />

breiter Zentralschublade, flankiert von je 1 kleinen Schublade. Gleiche,<br />

jedoch blinde Einteilung auf der Rückseite. Rechteckiger, sich nach oben<br />

verjüngender Cartonnier mit 6 lederbezogenen Schubladen auf 2 Reihen.<br />

Vergoldete Bronzebeschläge und -applikationen. 162x78,5x113 cm.<br />

Expertisiert durch das Cabinet Dillée, Guillaume Dillée / Simon Pierre<br />

Etienne, Paris 2013.<br />

CHF 12 000.- / 18 000.-<br />

(€ 10 000.- / 15 000.-)<br />

1220*<br />

KLEINE TISCHLAMPE, sog. „lampe bouillotte“, Louis XVI,<br />

Frankreich um 1800.<br />

Teils versilberte Bronze und bemaltes Blech. Geschweifter Fuss mit 2<br />

vasenförmigen Tüllen und Vierkantschaft mit in der Höhe verstellbarem,<br />

ovalem Lichtschirm. Auf der Unterseite graviertes Datum 28.7.1847-1929.<br />

Elektrifiziert. H 32 cm.<br />

CHF 600.- / 900.-<br />

(€ 500.- / 750.-)<br />

1221*<br />

HOUDON, J.A. (Jean-Antoine Houdon, Versailles 1741-1828 Paris) nach,<br />

Paris, 19. Jh.<br />

„Marbre statuaire“. Büste des betagten Voltaire ohne Perrücke, in der Art<br />

römischer Kaiserbüsten, auf konischem Rundsockel. H 45 cm.<br />

Die hier angebotene Skulptur ist eine Nachbildung der berühmten Büste,<br />

die in Voltaires letztem Lebensjahr geschaffen wurde. Ein Exemplar davon<br />

wurde in unserer November-Auktion 1995 (<strong>Katalog</strong>nr. 4152) verkauft.<br />

Es gibt verschiedene Varianten der Voltaire-Büsten. Im Museum von<br />

Gotha ist eine Gips-Büste ausgestellt, die der hier angebotenen sehr ähnlich<br />

ist. Eine Büste aus Terracotta befindet sich in der Sammlung Duc de<br />

Mouchy in Paris, Büsten aus Bronze im Museum Puschkin in Moskau, in<br />

der Walters Art Gallery in Baltimore und in der Sammlung Astor in New<br />

York. Die wohl bedeutendste Variante aus Marmor steht im Metropolitan<br />

Museum in New York und wird von H.H. Arnason wie folgt beschrieben:<br />

„...le marbre du Metropolitan Museum de la même ville signé et daté<br />

HOUDON 1778 peut-être considéré comme le plus représentif de cette<br />

version. Commandé par le compte Stroganov, il se signale par une vivacité<br />

d’expression que n’ont pas ces Voltaire à l’antique.“<br />

Voltaire (1694-1778), der eigentlich François Marie Arouet hiess, war einer<br />

der einflussreichsten Autoren der europäischen Aufklärung. In Frankreich<br />

nennt man das 18. Jahrhundert deshalb auch „das Jahrhundert Voltaires“.<br />

Mit seiner Kritik an den Missständen des Absolutismus und der Feudalherrschaft<br />

sowie auch an der katholischen Kirche war er einer der wichtigsten<br />

Wegbereiter der Französischen Revolution. Voltaires Waffen waren ein<br />

präziser und allgemein verständlicher Stil, Sarkasmus und Ironie.<br />

J.A. Houdon war ursprünglich ein Handwerker und besass durch das<br />

Studium der Natur ein sehr feines Gespür für Formen. Seine Skulpturen<br />

unterschieden sich deutlich von den klassizistischen, eher kalt anmutenden<br />

und idealisierten Werken seiner Berufsgenossen. J.A. Houdon fertigte<br />

vermutlich über 200 Skulpturen und Büsten; berühmt sind vor allem die<br />

für die Kirche Santa Maria degli Angeli in Rom gefertigten Figuren.<br />

CHF 9 000.- / 14 000.-<br />

(€ 7 500.- / 11 670.-)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1222 1223<br />

1222<br />

KLEINER SPIEGEL, Louis XVI, Frankreich, Ende 18. Jh.<br />

Holz durchbrochen und reich beschnitzt mit ovalem Medaillon,<br />

Instrumentenstillleben, Masche, Blätter und Zierfries. Rechteckiger,<br />

profilierter Rahmen mit reich durchbrochenem Medaillonaufsatz.<br />

Etwas zu überholen. H 80 cm. B 54 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 1 500.- / 2 500.-<br />

(€ 1 250.- / 2 080.-)<br />

1223<br />

KLEINES CARTEL, Louis XVI, Paris um 1780/90.<br />

Vergoldete Bronze. Schildförmiges Gehäuse mit Vasenaufsatz und<br />

Traubenabschluss. Emailzifferblatt mit römischen Stunden- und arabischen<br />

Minutenzahlen. 2 vergoldete Zeiger. Pariser Werk mit<br />

1/2-Stundenschlag auf Glocke. Pendelsichtfenster. Zu revidieren.<br />

20x16x44 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 1 500.- / 2 500.-<br />

(€ 1 250.- / 2 080.-)<br />

1224*<br />

SKELETTPENDULE MIT MONDPHASE UND KALENDER,<br />

Louis XVI, das Zifferblatt sign. RIDEL A PARIS (wohl Laurent Ridel,<br />

tätig ab ca. 1770), Paris um 1785/90.<br />

Vergoldete Bronze, weisser Marmor und bemaltes Email. Die Front mit<br />

grossem Emailzifferring mit arabischen Stunden- und Minutenzahlen<br />

sowie arabischen Monatstagen und bemalt mit Bogendekor; darunter 2<br />

kleinere Emailringe mit französischen Monatsnamen und Zodiac-<br />

Symbolen bzw. französischen Wochentagen und Planetensymbolen;<br />

darüber fein bemaltes Mondphasenfenster. Feines Ankerwerk mit 1/2-<br />

Stunden schlag auf Glocke. Auf bogenförmigen Stützen mit feinen<br />

Portraits in Rauten und Volutendekor. Auf rechteckigem Sockel mit<br />

Puttorelief und gequetschten Kugelfüssen. Prächtiges Sonnenpendel.<br />

Vergoldete Beschläge und Applikationen. 28,5x14x50 cm.<br />

Provenienz:<br />

- R. Redding, Zürich.<br />

- Privatsammlung, Deutschland.<br />

Ridels Name findet sich ausschliesslich an Pendulen von herausragender<br />

Qualität. Er belieferte u. a. die „Mesdames“ im Schloss Bellevue und<br />

arbeitete mit den wichtigsten „bronziers“ und Uhrmachern seiner Zeit<br />

zusammen, wie zum Beispiel mit J.B. Lemoyne, den Feuchères, P.<br />

Mathelin oder J.D. Deverberie.<br />

Lit.: J.D. Augarde, Les ouvriers du temps, Genf 1995, S. 390 (biogr.<br />

Angaben). H.L. Tardy, Dictionnaire des horlogers français, Paris; S. 555<br />

(biogr. Angaben).<br />

CHF 70 000.- / 120 000.-<br />

(€ 58 330.- / 100 000.-)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1225<br />

1225<br />

KOMMODE, Louis XVI, sign. J.B. VASSOU (Jean-Baptiste Vassou,<br />

Meister 1767), Paris um 1780/85.<br />

Mahagoni kanneliert. Prismierter Korpus mit gerader, profilierter Zarge<br />

auf sich nach unten verjüngenden, kannelierten Vierkantbeinen. Front mit<br />

3 Schubladen, die unteren ohne Traverse, die oberste schmäler.<br />

Vergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Profilierte, weiss/grau gesprenkelte<br />

Marmorplatte. 134x63x83 cm.<br />

J.B. Vassou war ab 1799 in der Rue du Faubourg-Saint-Antoine tätig; es<br />

gelang ihm, auch während der postrevolutionären Wirren bedeutende<br />

Aufträge von der neu an die Macht gekommenen Elite zu erhalten und<br />

dadurch ein beachtliches Vermögen zu machen. Er war vor allem für seine<br />

akkuraten Einlegearbeiten bekannt; sein Markenzeichen war die<br />

Marketerie „à motifs géométriques“.<br />

Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S.<br />

853-858 (biogr. Angaben). D. Ledoux-Lebard, Le mobilier français du<br />

XIXe siècle, Paris 1989; S. 609/610 (biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et<br />

la manière des maîtres ébénistes français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S.<br />

474 (biogr. Angaben).<br />

CHF 9 000.- / 14 000.-<br />

(€ 7 500.- / 11 670.-)<br />

1226<br />

1 PAAR ZIERVASEN, Louis XVI, Paris um 1780.<br />

Beiger Marmor und vergoldete Bronze. Balusterförmiger, teils durchbrochener<br />

Vasenkörper mit Traubenabschluss und konischem Rundfuss, auf<br />

gestuftem Quadersockel mit Scheibenfüssen. Fehlstellen. H 28 cm.<br />

CHF 3 500.- / 5 500.-<br />

(€ 2 920.- / 4 580.-)<br />

1227<br />

1 PAAR GROSSE GIRANDOLEN „AUX JEUNES FEMMES“,<br />

Directoire, P.F. FEUCHERE (Pierre Antoine Feuchère, 1737-1823) zuzuschreiben,<br />

Paris um 1795.<br />

Vergoldete und brünierte Bronze, „Vert de Mer“ und weisser Marmor.<br />

Stehende junge Frau in faltenreichem Gewand, 2 vasenartige Schäfte mit<br />

je 2 geschweiften Lichtarmen mit vasenförmigen Tüllen und blätterförmigen<br />

Tropftellern tragend, auf Zylindersockel mit Greifen und Scheibenfüssen.<br />

Die eine Sockelunterseite mit kyrillischer Schrift. H 82 cm.<br />

Ein nahezu modellogleiches Paar gehört zu den Sammlungen vom<br />

Pavlovsk-Palast und stand ursprünglich in den privaten Räumlichkeiten<br />

von Kaiserin Maria Feodorowna (Inventarnr. 1284-1287 IV). Ein weiteres,<br />

vergleichbares Paar ist Teil der Sammlungen von Osterly Park House, in<br />

der Nähe von London. Ein drittes Paar wurde bei Sotheby’s London am<br />

28.11.2006 (<strong>Katalog</strong>nr. 212) angeboten.<br />

Bislang wurde in Ausstellungskatalogen russischer Museen und in<br />

Auktionskatalogen das Modell der hier angebotenen Girandolen A.F.<br />

Bélanger zugeschrieben und in die Jahre um 1785 datiert, was aber nicht<br />

durch Quellen belegbar ist. Die Lieferung der Leuchter für Pavlovsk<br />

wurde bei G. Culot 1799 wie folgt festgehalten: „Deux paires de girandoles<br />

à 4 lumières, bases rondes en marbre verd de mer, portées par des griffons<br />

sur un socle en marbre blanc, figures en verd antique portant des<br />

branches arabesques, sur le devant unt tirs entouré de feuilles de vignes<br />

surmonté d’une pomme de pin, 31 pouces de haut“. Die Beschreibung<br />

passt zum hier angebotenen Girandolenpaar und zeigt zudem, dass die<br />

Kombination verschiedener Formen typisch ist für die Jahre 1795 bis 1799.<br />

Unser Dank gilt Herrn J.D. Augarde, Paris, für die Hinweise bei der<br />

<strong>Katalog</strong>isierung dieser Girandolen.<br />

CHF 30 000.- / 50 000.-<br />

(€ 25 000.- / 41 670.-)<br />

| 150


| 1227 151


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1228<br />

1228<br />

1 PAAR BRONZEFIGUREN „AUX MUSICIENS“, Louis XVI,<br />

Frankreich um 1800.<br />

Vergoldete Bronze und dunkelgrauer, geäderter Marmor. Stehendes<br />

Musikantenpaar in ländlichen Gewändern, auf Quadersockel. H 27 bzw.<br />

28,5 cm.<br />

CHF 4 000.- / 7 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 830.-)<br />

1229*<br />

GEFASSTER BUREAU-FAUTEUIL „A LA REINE“, Louis XVI,<br />

Paris um 1780.<br />

Buche kanneliert und beschnitzt mit Rosetten, Mäanderband und Zierfries<br />

sowie hellgrau gefasst. Trapezförmiger Sitz auf gerader Zarge mit<br />

kannelierten Säulenbeinen. Flache, jochförmig abschliessende Rückenlehne<br />

mit gepolsterten Armlehnen auf geschweiften -stützen. Joncgeflecht.<br />

Schwarzes Ledersitzkissen mit dekorativem Nagelbeschlag.<br />

61x48x47x90 cm.<br />

Expertisiert durch das Cabinet Dillée, Guillaume Dillée / Simon Pierre<br />

Etienne, Paris 2012.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

1230*<br />

1 PAAR ENCOIGNUREN, Louis XVI, J.C. STUMPFF (Jean<br />

Chrysostome Stumpff, Meister 1766) zuzuschreiben, Paris um 1775.<br />

Veilchenholz, Amarant und teils getönte Edelhölzer gefriest sowie fein<br />

eingelegt mit Rautenmuster, Filets und Zierfries. Viertelkreisrunder<br />

Korpus mit eingezogenen Eckstollen auf profiliertem Sockel mit „en faux<br />

marbre“ gefasster Platte. Front mit 1 Türe. Reiche, matt- und glanzvergoldete<br />

Bronzebeschläge und -applikationen. Profilierte „Brèche d’Alep“-<br />

Platte. 74x52x126 cm.<br />

Expertisiert durch das Cabinet Dillée, Guillaume Dillée / Simon Pierre<br />

Etienne, Paris 2013.<br />

CHF 35 000.- / 55 000.-<br />

(€ 29 170.- / 45 830.-)<br />

1229<br />

| 152


| 153<br />

1230


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1231<br />

1231<br />

1 PAAR MARMORFIGUREN, spätes Louis XVI, Frankreich, 18./19. Jh.<br />

„Marbre statuaire“ und hellbraun-rot gefleckter Marmor. Auf zotteligem<br />

Ziegenbock sitzender Bacchus-Knabe bzw. auf Stier sitzendes Mädchen,<br />

auf gestuftem, profiliertem Postament. Kleine Fehlstellen. 44x18x55 cm,<br />

40x18x51 cm.<br />

CHF 10 000.- / 16 000.-<br />

(€ 8 330.- / 13 330.-)<br />

1232*<br />

KAMINPENDULE, Louis XVI, Paris um 1780.<br />

Weisser Marmor und vergoldete Bronze. Stelenförmiges Gehäuse mit<br />

Aufsatz in Form einer Schale mit Traubenranken, auf gekehltem Sockel<br />

mit runden Füssen. Emailzifferblatt mit römischen Stunden- und arabischen<br />

Minutenzahlen. 2 feine vergoldete Zeiger. Ankerwerk mit<br />

1/2-Stundenschlag auf Glocke. Feine Bronzebeschläge und -applikationen<br />

in Form von Ecktrauben, Musikinstrumenten, Voluten, Blumenkörben,<br />

Rosetten, Girlanden, Früchten, Maschen, Blättern und Perlstab. Kleine<br />

Bestossungen. Etwas zu revidieren. 20x12x32,5 cm.<br />

CHF 2 400.- / 3 600.-<br />

(€ 2 000.- / 3 000.-)<br />

1233*<br />

BONHEUR DU JOUR, Louis XVI, in der Art von A.L. GILBERT<br />

(André Louis Gilbert, Meister 1774), wohl westdeutsch um 1800 und später.<br />

Nussbaum, Kirsche und diverse Fruchthölzer gefriest sowie ausserordentlich<br />

reich eingelegt mit Blumenbouquets in Vasen und Korb, Stadtansichten,<br />

Gefässen, Schreibutensilien, Brief, Filets und Zierfries.<br />

Bastions förmiges, randprofiliertes Blatt auf gerader Zarge mit sich nach<br />

unten verjüngenden Vierkantbeinen. Front mit breiter Schublade, inwendig<br />

6 kleine Schubladen auf 2 Reihen. Zurückgesetzter Aufsatz mit grossem<br />

Zentralfach über Schublade zwischen 2 Türen, inwendig je 1 Fach<br />

über 2 Schubladen. Bronzebeschläge und -sabots. Zum Freistellen.<br />

81x54x75,5x115 cm.<br />

Provenienz: Aus deutschem Besitz.<br />

A.L. Gilbert arbeitete zuerst in der Rue Traversière und zog 1785 in die<br />

Rue du Faubourg-Saint-Antoine um. Vier Jahre später beteiligte er sich<br />

am Sturm auf die Bastille und gehörte zu den Verfechtern der Französischen<br />

Revolution. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er seine berufliche<br />

Tätigkeit zu diesem Zeitpunkt beendete. Sein Werk beinhaltet ein paar<br />

Louis-XV-Möbel, jedoch vor allem Kommoden und Sekretäre im „style<br />

Transition ou Louis XVI“ in klassischer Form, mit nicht sehr feinen, aber<br />

recht dekorativen Landschafts-Marketerien aus gefärbten Hölzern, seltener<br />

mit Blumenmarketerien oder geometrischen Motiven.<br />

1232<br />

CHF 15 000.- / 25 000.-<br />

(€ 12 500.- / 20 830.-)<br />

| 154


| 1233 155


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1234<br />

1234<br />

1 PAAR KLEINE, GEFASSTE BERGEREN, Louis XVI, Paris, Ende 18. Jh.<br />

Buche kanneliert und fein beschnitzt mit Rosetten, Blumen und Blättern sowie weiss<br />

gefasst. Abgerundeter Sitz auf gerader Zarge mit kannelierten Säulenbeinen.<br />

Eingezogene, bogenförmig abschliessende Rückenlehne mit geschweiften, teils gepolsterten<br />

Armlehnen. Blauer Stoffbezug. Sitzkissen. 1 Kissen fehlt. 60x50x50x94 cm.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

1235*<br />

1 PAAR KERZENSTÖCKE MIT ONYX, spätes Louis XVI, Paris, 19. Jh.<br />

Vergoldete Bronze und Onyx. Runder, sich verjüngender und mit Draperien verzierter<br />

Schaft mit vasenförmiger Tülle und rundem Tropfteller, auf profiliertem Rundfuss mit<br />

Lorbeerfries und Blumen. H 26 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 4 000.- / 6 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />

1236*<br />

VASENPENDULE, Louis XVI, Paris um 1775/80.<br />

Matt- und glanzvergoldete Bronze. Vasenförmiges Gehäuse mit Knospen aufsatz, 2<br />

Henkeln in Form von Füllhörnern mit Früchten sowie reichem Girlanden- und<br />

Blätterdekor, auf ovalem, mit Akanthusblättern und Lorbeer verziertem Fuss, auf<br />

Bastionssockel mit Kreiselfüssen. Email zifferblatt mit arabischen Stunden- und<br />

Minutenzahlen. Ankerwerk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Etwas zu revidieren.<br />

Zifferblatt bestos sen. 27,5x20x56 cm.<br />

Expertisiert durch das Cabinet Dillée, Guillaume Dillée / Simon Pierre Etienne,<br />

Paris 2013.<br />

1235 (1 Paar)<br />

CHF 25 000.- / 45 000.-<br />

(€ 20 830.- / 37 500.-)<br />

| 156


| 1236 157


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1237<br />

1237<br />

1 PAAR KLEINE GEFASSTE MARQUISEN, spätes Louis XVI,<br />

Frankreich, 19. Jh.<br />

Holz beschnitzt und weiss gefasst. Rechteckiger Sitz auf gerader Zarge<br />

und kannelierten, konischen Rundbeinen. Gerade Rückenlehne und<br />

Armstützen. Weisser Seidenbezug. Sitzkissen. Fassung stark restauriert.<br />

72x59x83 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Schweizer Privatbesitz.<br />

- Auktion <strong>Koller</strong> West Zürich, 22.3.2004 (<strong>Katalog</strong>nr. 4280).<br />

- Aus einer schweizerischen Privatsammlung.<br />

CHF 1 500.- / 2 500.-<br />

(€ 1 250.- / 2 080.-)<br />

1238*<br />

1 PAAR GIRANDOLEN „AUX CARIATIDES“, spätes Louis XVI,<br />

nach Vorlagen von P. GOUTHIERE (Pierre Gouthière, 1732-1813/14),<br />

Paris, 19. Jh.<br />

Matt- und glanzvergoldete Bronze. Balusterschaft in Form von 4 Karyatiden,<br />

auf dem Kopf einen vasenförmigen Lichtträger mit vasenförmiger<br />

Zentraltülle auf 4 Löwenstützen sowie mit 4 geschweiften Lichtarmen in<br />

Form ägyptisierender Frauenköpfe, je 1 vasenförmige Tülle tragend, auf<br />

profiliertem Rundfuss mit Akanthusblättern und Lorbeer. H 63,5 cm.<br />

Expertisiert durch das Cabinet Dillée, Guillaume Dillée / Simon Pierre<br />

Etienne, Paris 2013.<br />

P. Gouthière erhielt 1767 das Brevet „Doreur seul ordinaire des Menus<br />

Plaisir du Roi“, verliehen von seinem „Protecteur“, dem Duc d’Aumont.<br />

Fehlspekulationen, allzu gewagte Investitionen in Immobilien und eine<br />

unsorgfältige Geschäftsführung brachten den für seine hervorragenden,<br />

aber teuren Bronzen bekannten Gouthière in finanzielle Schwierigkeiten.<br />

Als die Aufträge der wichtigsten Kunden Madame du Barry, Duchesse de<br />

Mazarin und Duc d’Aumont wegen der Revolution ausblieben, erlitt das<br />

Unternehmen 1787 Bankrott und „ruine totale“. Dennoch arbeitete P.<br />

Gouthière bis zu seinem Tod 1813 weiter, wenn auch auf bescheidener<br />

Ebene. Gouthières Reputation als „artiste hors pair“ zeigt sich in Käufen<br />

von König Louis XVI für das Museum-er erstand 20 von 34 Pendulen,<br />

Marie-Antoinette drei. Durch die Beteiligung an Dekorationsarbeiten in<br />

grossen Pariser Häusern pflegte er regelmässigen Kontakt zu den Architekten<br />

C. de Wailly, E.L. Ledoux, A.J. Gabriel und F.J. Bellanger und zu<br />

den Künstlern L.S. Boizot, J.D. Dugoure und G.P. Cauvet, die sich der<br />

neoklassizistischen Formensprache widmeten. Zu P. Gouthières Kundschaft<br />

gehörten ausser Louis XVI und Marie-Antoinette der Comte<br />

d’Artois, der Duc de Duras, die Duchesse de Vileroy, die Prinzessin<br />

Kinsky, der Marquis Marigny und die Financiers Randon de Boisset,<br />

Baudert de Saint-James und Thélusson.<br />

Lit: H. Ottomeyer / P. Pröschel, Vergoldete Bronzen - Die Bronzearbeiten<br />

des Spätbarock und Klassizismus, München 1986; I, S. 208 (Tafel<br />

XXV, eine Girandole von P. Gouthière) und S. 286f. (Abb. 4.15.1 bis<br />

4.15.6, Kerzenstöcke mit vergleichbarer Grundstruktur). Ibid., II, S.561-<br />

642 (biogr. Angaben). Thieme/Becker, Leipzig 1999; 13/14, S. 448/449<br />

(biogr. Angaben).<br />

1238 (Detail)<br />

CHF 20 000.- / 30 000.-<br />

(€ 16 670.- / 25 000.-)<br />

| 158


| 1238 159


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1239 1240<br />

1239*<br />

BAROMETER/THERMOMETER „AUX COLOMBES<br />

D’AMOUR“, Louis XVI, sign. PAR MERRON RUE ET ... UBG ST<br />

ANTOINE ... AU GRD TURQUE, Paris um 1780.<br />

Holz fein beschnitzt mit Tauben, Erdglobus, Blumenvasen, Blättern,<br />

Kannel üren, Rocaillen, Girlanden und Palmetten sowie vergoldet.<br />

Wappen förmiges Gehäuse mit grossem Aufsatz in Form von 2 auf Globus<br />

sitzenden Tauben, umgeben von Blättern und Blumen. Barometerscheibe<br />

mit französischen Angaben über Thermometer. H 109 cm. B 41 cm.<br />

Provenienz: Aus französischem Besitz.<br />

CHF 2 800.- / 4 800.-<br />

(€ 2 330.- / 4 000.-)<br />

1240*<br />

KAMINPENDULE „AUX COLOMBES D’AMOUR“ MIT<br />

MONDPHASE, Louis XVI, Paris um 1780.<br />

Vergoldete Bronze, Messing und schwarzer Stein. Rechteckiges Uhrgehäuse<br />

mit Aufsatz in Form von 3 Tauben auf stilisierten Wolken und<br />

Eckzapfen, auf rechteckigem Sockel mit Tatzenfüssen. Emailzifferblatt<br />

mit römischen Stunden- und arabischen Minutenzahlen. Halbrundes, fein<br />

gemaltes Mondphasen-Fenster. 3 Zeiger. Ankerwerk mit 1/2-Stundenschlag<br />

auf Glocke. Vergoldete Beschläge und Applikationen. Etwas zu<br />

revidieren. 21x15x38 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Privatsammlung.<br />

1241*<br />

PENDULE „AU LION“, Louis XVI, die Bronze aus einer Pariser<br />

Meisterwerkstatt, um 1775/80.<br />

Matt- und glanzvergoldete Bronze. Schreitender Löwe mit nach links<br />

gerichtetem Kopf, das runde Uhrgehäuse mit Vase auf dem Rücken tragend,<br />

auf Bastionssockel mit Eichen- und Lorbeerzweigen, Portraitmedaillon,<br />

Waffen, Helm, Fackel und Schild. Emailzifferblatt mit arabischen<br />

Stunden- und Minutenzahlen. 2 feine vergoldete Zeiger. Ankerwerk<br />

mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Pendel fehlt. 27x10,5x40 cm.<br />

Expertisiert durch das Cabinet Dillée, Guillaume Dillée / Simon Pierre<br />

Etienne, Paris 2013.<br />

Eine modellogleiche Pendule ist abgebildet in: J.D. Augarde, Les ouvriers<br />

du temps, Genf 1996; S. 373 (Abb. 273). Eine weitere ist abgebildet in: H.<br />

Ottomeyer / P. Pröschel, Vergoldete Bronzen - Die Bronzearbeiten des<br />

Spätbarock und Klassizismus, München 1986; I, S. 192 (Abb. 3.11.3). Eine<br />

nahezu identische Pendule ist abgebildet in: H.T. Tardy, La pendule française,<br />

Paris 1975; S. 235 (Abb. 2).<br />

CHF 38 000.- / 58 000.-<br />

(€ 31 670.- / 48 330.-)<br />

CHF 12 000.- / 18 000.-<br />

(€ 10 000.- / 15 000.-)<br />

| 160


| 1241 161


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1242<br />

1242*<br />

KONSOLE/DESSERTE, Directoire, Paris um 1800.<br />

Mahagoni kanneliert. Rechteckige, leicht vorstehende und in durchbrochener<br />

Messinggalerie gefasste „Carrara“-Platte auf gerader Zarge mit<br />

kannelierten Säulenbeinen und entsprechendem Zwischentablar mit<br />

hohen Kreiselfüssen. Front mit 1 Schublade. Bronze- und Messingbeschläge.<br />

98x36,5x87 cm.<br />

CHF 1 800.- / 2 800.-<br />

(€ 1 500.- / 2 330.-)<br />

1243<br />

GUERIDON, spätes Louis XVI, Paris, 18./19. Jh.<br />

Rosenholz und Palisander gefriest sowie mit Filets und Zierfries eingelegt.<br />

Rechteckiger Korpus auf gerader Zarge mit sich nach unten verjüngenden<br />

Vierkantbeinen. Front mit lederbezogenem Auszugstablar über Fach mit<br />

Schiebetür und schmaler Schublade. Seitlich 1 kleine Schublade. In<br />

durchbrochener Messinggalerie gefasste „Fleur de Pêche“-Platte.<br />

Vergoldete Bronzebeschläge und -sabots. 40x31x77,5 cm.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

1244*<br />

1 PAAR GIRANDOLEN „A L’ANTIQUE“, Louis XVI, in der Art von<br />

CLODION (Claude Michel, Nancy 1738-1814 Paris), Paris um 1785/95.<br />

Matt- und glanzvergoldete Bronze. Stehende junge Frau in faltenreichem<br />

Gewand, einen Schaft mit zylindrischer Zentraltülle, Früchten und 2<br />

geschweiften Lichtarmen mit zylindrischen Tüllen und runden Tropftellern<br />

tragend, auf Zylindersockel mit Girlanden und Widderköpfen,<br />

auf quadratischer Platte. H 79 cm.<br />

1243<br />

CHF 20 000.- / 30 000.-<br />

(€ 16 670.- / 25 000.-)<br />

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| 1244 163


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

Albertolli, mit welchem er bei der Neugestaltung der königlichen<br />

Mailänder Residenzen zusammenarbeitete.<br />

Die Bildinhalte der Kommodenfronten sind auf Zeichnungen von G.<br />

Levati zurückzuführen. Die Darstellung der „Prudenza“ findet sich an<br />

zwei Zeichnungen Levatis, welche im Fondo Maggiolini del Castello<br />

Sforzesco aufbewahrt werden. Das Gleiche gilt für die Darstellung der<br />

„Giustizia“ und der seitlichen Paneele. Diese letztgenannten Entwürfe<br />

weisen auf den „destinatario“, den Auftraggeber des hier angebotenen<br />

Kommodenpaares hin, „Sig.r Grassi“, und tragen das Datum 1806. Es<br />

handelt sich hierbei um Giuseppe Grassi, der, wohnhaft in Mailand als<br />

„fervente patriota“, politisch aktiver Liberaler und Mitglied einer Freimaurerloge<br />

war und sich mit Verve gegen die napoleonische Herrschaft<br />

jener Jahre auflehnte. Zu seinen Gesinnungsgenossen, die sich „Italici<br />

puri“ nannten, gehörten F. Confalonieri, L. Angioloni, C. Botta, U.<br />

Foscolo und G. Rasori.<br />

1245 (Detail)<br />

1245*<br />

1 PAAR PRUNK-KOMMODEN, Louis XVI, von G. MAGGIOLINI<br />

(Giuseppe Maggiolini, Parabiago 1738-1814 Mailand), nach Zeichnungen<br />

von G. LEVATI (Giuseppe Levati, Concorezzo 1739-1828 Mailand),<br />

Mailand, 1806.<br />

Mahagoni, Palisander und teils getönte Edelhölzer allseitig ausserordentlich<br />

fein eingelegt mit Allegorien der „Prudenza“ (Besonnenheit) und<br />

„Giustizia“ (Gerechtigkeit), Vasen, Blumenbouquets, Voluten, Kartuschen,<br />

Blättern, Mäanderband, Palmetten, Filets und Zierfries. Rechteckiger<br />

Korpus mit vorstehendem Blatt auf gerader Zarge mit sich nach unten<br />

verjüngenden Vierkantbeinen. Front mit versenkbarem Plateau unter<br />

Kopfschublade. Inneneinteilung mit 2 Schubladen. Profilierte „Brèche<br />

Violette“-Platte. Restaurationen. 118,5x59,5x93,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Wohl gefertigt für Giuseppe Grassi und seinen Mailänder Palast.<br />

- Aus einer italienischen Privatsammlung.<br />

Hochbedeutendes Paar von bestechender Qualität.<br />

Mit ausführlichem und durch Entwurfszeichnungen belegtem Gutachten<br />

von E. Colle, Mailand 2011, und ausführlichem Restaurierungsbeicht von<br />

F. de Ruvo, Mailand 2012.<br />

Die identische Formgebung und die Marketerie der Front finden sich an<br />

einem Kommodenpaar, das abgebildet ist in: G. Berretti, L’officina del<br />

Neoclassicismo, Mailand 1994; Tafel XVII und Tafel IX (Abb. einer<br />

Kommode mit identischen Füssen). In der Formgebung identische<br />

Kommoden befinden sich in den Sammlungen des Palazzo Reale in<br />

Mailand und im Besitz des Marchese Camillo Meli-Lupi di Sorragna-<br />

Tarasconi. Die Entwurfszeichnungen der „Prudenza“, der „Giustizia“, des<br />

Mäanderbandes und des Blattwerks werden heute im Museo Civico im<br />

„Cabinetto Disegni“ in Mailand aufbewahrt und sind abgebildet in: G.<br />

Morazzoni, Il mobile intarsiato di Giuseppe Maggiolini, Mailand 1953;<br />

Tafeln LXXXI ff.<br />

Im Gutachten wird Folgendes geschrieben:<br />

Die eigentümliche Formgebung mit der eingezogenen Kopfschublade findet<br />

sich im Werk von G. Maggiolini an drei anderen Kommoden; die eine<br />

stammt aus der Sammlung Marchese Camillo Meli-Lupi di Soragna, die<br />

zweite aus derjenigen von Constantino Sterlocchi in Mailand und die dritte<br />

aus den königlichen Sammlungen des Palazzo Reale in Turin. Die<br />

stren ge Formgebung sowie der „rigoroso disegno geometrico“ sind als Einfluss<br />

des Directoire zu werten, das G. Maggiolini aus zahlreichen Entwürfen<br />

her kannte. G.A. Mezzanica, der erste Biograf von G. Maggio lini,<br />

weist darauf hin, dass dieser sich zunächst an den „migliori modelli a stampa“<br />

orientierte und später auf die Zeichnungen von A. Gerli, G. Levati<br />

oder A. Appiani zurückgriff, welche als Vorlage für seine meisterhaften<br />

Intarsien dienten. Von grosser Bedeutung war zudem die Beziehung zu G.<br />

Die Bildsprache der hier angebotenen Kommoden weist auf mit dem<br />

„occhio omniveggente“ bei der Darstellung der „Giustizia“ auf die Freimaurer-Verbindung<br />

des Auftraggebers hin. Die bereits erwähnte Strenge<br />

der Formgebung und der Marketerie offenbaren zudem die Vorliebe zur<br />

vornapoleonischen Zeit des Direktoriums, mit ihrer totalen Hinwendung<br />

zu den „virtù repubblicane“ - als krasser Gegensatz zum Empire Napoleons.<br />

Das hier angebotene Kommodenpaar zeigt in exemplarischer Weise die<br />

atemberaubende Qualität des Späteswerkes von G. Maggiolini, geschaffen<br />

in Zusammenarbeit mit seinem Sohn Carlo Francesco.<br />

Mit der Eroberung Mailands durch die österreichischen Truppen 1714<br />

erlebte das lombardische Kunsthandwerk eine neue Blüte. Die zentrale<br />

Lage der Region liess verschiedene Einflüsse aus Frankreich, Ligurien und<br />

Venedig zusammenschmelzen und sich zu einem „neuen Ganzen“ weiterentwickeln.<br />

Der eigentliche Höhepunkt dieser Entwicklung ist mit G.<br />

Maggiolini in Verbindung zu bringen. Bereits als junger Mann war er als<br />

geschickter Kabinettmacher für sein ausserordentliches Talent in der<br />

Region bekannt. Der Entwerfer und Maler Giuseppe Levati betraute ihn<br />

1765 mit der Herstellung einer von ihm entworfenen Kommode für den<br />

Marchese Litta. Das war der Anfang einer sehr erfolgreichen und fruchtbaren<br />

Zusammenarbeit, die G. Maggiolini zahlreiche Aufträge des Mailänder<br />

Hofes einbrachte, und die Etablierung seines Rufes als „primo ebenista<br />

della regione“. Die ersten Arbeiten für den Mailänder Hof - die<br />

Lom bardei gehörte damals zu Österreich und wurde von einem Sohn von<br />

Maria Theresia regiert - übertrug man ihm 1771 anlässlich der Hochzeit<br />

des Grossherzoges Ferdinand. Kurz darauf wurde er zum „intarsiatore<br />

delle LL.AA.RR“ ernannt und fertigte für den Palazzo Ducale einige<br />

Parketts, die Maggionlinis Kühnheit und Fantasie offenbarten, und zahlreiche<br />

Möbel, alles im Auftrag der regierenden Familie. Für die „Modernisierung“<br />

des alten Palastes von Mailand arbeitete er mit Künstlern wie<br />

Andrea Appiani, Giocondo Albertolli und dem bereits genannten Giuseppe<br />

Levati zusammen, die ihm zahlreiche Entwürfe für seine umfangreiche<br />

und fantasievolle Produktion lieferten. Von da an sicherte eine Folge<br />

grosser höfischer Aufträge Maggiolinis Wohlstand, trotzdem verliess er nie<br />

das heimatliche Dorf, wo sich seine Werkstätte befanden. Mit der napoleonischen<br />

Herrschaft begann sein Stern zu sinken. Auch die neue<br />

Regierung betraute ihn mit verschiedenen Aufträgen, doch seine Kunst<br />

war zu stark mit dem „Ancien Régime“ verbunden: Sie entsprach nicht<br />

mehr dem Geschmack und den Vorstellungen des vom Kaiser eingeführten<br />

neuen Stils. Mahagoni und vergoldete Bronzebeschläge kamen in<br />

Mode, und Maggiolinis hervorragende Einlegearbeiten verloren ihre<br />

Bedeutung. Nach seinem Tod 1814 übernahm der Sohn Carlo Francesco<br />

die Werkstatt, die zuweilen bis 30 Arbeiter beschäftigt hatte. Zwanzig<br />

Jahre später trat Maggiolinis Lieblingsschüler Cherubino Mezzanzanica<br />

die Nachfolge an. Beide waren begabte Intarsiatoren und setzten das<br />

Werk Maggiolinis fort, jedoch ohne dessen Grösse zu erreichen.<br />

Lit.: A. Gonzales-Palacios, Europäische Möbelkunst - Italien 16.-18.<br />

Jahrhundert, Mailand 1975; S. 85-88 (biogr. Angaben). W. Terni de<br />

Gregory, Vecchi mobili italiani, Mailand 1985; S. 194-208 (biogr.<br />

Angaben).<br />

CHF 200 000.- / 300 000.-<br />

(€ 166 670.- / 250 000.-)<br />

| 164


| 165<br />

1245


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1246<br />

1246*<br />

1 PAAR „DEMI-LUNE“-KONSOLEN „AUX PATTES DE LIONS“,<br />

Directoire, Neapel um 1790/95.<br />

Nussbaum durchbrochen und fein beschnitzt mit Bogenfries, stilisierten<br />

Blättern und Tatzen sowie teils ebonisiert. Leicht vorstehende, profilierte<br />

„Giallo di Siena“-Platte auf durchbrochener, wellig ausgeschnittener Zarge<br />

mit sich nach unten verjüngenden Vierkantbeinen auf Tatzenfüssen.<br />

102x56x93 cm.<br />

Lit.: A. Disertori / A.M. Necchi-Disertori, Il mobile del settecento -<br />

Italia, Novara 1985.<br />

CHF 24 000.- / 36 000.-<br />

(€ 20 000.- / 30 000.-)<br />

1247*<br />

ZYLINDERBUREAU, Louis XVI, deutsch um 1790.<br />

Mahagoni „moucheté“, kanneliert und profiliert. Rechteckiger Korpus auf<br />

wellig ausgeschnittener Zarge mit kannelierten, sich nach unten verjüngenden<br />

Vierkantbeinen. Herausziehbares, mit grünem, goldgepresstem<br />

Leder bezogenes und den Zylinder öffnendes Blatt über 3 nebeneinander<br />

liegenden Schubladen. Inneneinteilung mit Zentralfach, flankiert von je 2<br />

Schubladen. Feine, vergoldete Bornzebeschläge, -galerie und -sabots.<br />

101x87,5x(offen 78)x104 cm.<br />

Expertisiert durch das Cabinet Dillée, Guillaume Dillée / Simon Pierre<br />

Etienne, Paris 2013.<br />

1248<br />

FOLGE VON 6 STÜHLEN, Louis XVI, in der Art von C.<br />

HOPFENGÄRTNER (Christoph Hopfengärtner, 1758-1843), Bern um<br />

1800.<br />

Kirsche und Nussbaum profiliert sowie kanneliert. Trapezförmiger Sitz auf<br />

gerader Zarge mit vorderen Säulen- und hinteren Säbelbeinen. Flache<br />

Rückenlehne mit durchbrochenem, vasenförmigem Baluster. Hellbeige<br />

gestreifter Stoffbezug. 47x44x46x93 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Westschweiz.<br />

Das Werk des ursprünglich aus Deutschland stammenden und in Bern<br />

tätigen Ebenisten C. Hopfengärtner besticht durch eine markante, eigenständige<br />

Umsetzung des Klassizismus. Nebst M. Funk kann C. Hopfengärtner<br />

zu den wesentlichsten, in Bern tätigen Ebenisten gezählt werden.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

1249*<br />

BUREAU-PLAT, Louis XVI, Bern um 1790/1800.<br />

Nussbaum kanneliert. Rechteckiges, vorstehendes und mit schwarzem<br />

„toile cirée“ bezogenes Blatt auf gerader Zarge mit hohen, kannelierten<br />

Säulenbeinen. Front mit 2 nebeneinander liegenden Schubladen.<br />

Bronzebeschläge. 175x90x76 cm.<br />

CHF 12 000.- / 18 000.-<br />

(€ 10 000.- / 15 000.-)<br />

CHF 24 000.- / 36 000.-<br />

(€ 20 000.- / 30 000.-)<br />

| 166


| 1247 167


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1250 (Deatil) 1250<br />

1250*<br />

BETT „AUX SPHINGES“, Directoire/Empire, F.H.G. JACOB-<br />

DESMALTER (François Honoré Georges Jacob-Desmalter, 1770-1841)<br />

zuzuschreiben, Paris um 1800/1805.<br />

Mahagoni ausserordentlich fein beschnitzt mit Sphingen und Karyatiden.<br />

Gleich hohe Kopf- und Fussteile mit Aufsätzen in Form von kauernden<br />

Sphingen über Karyatiden und Henkelvasen. 200x132x142 cm.<br />

CHF 7 000.- / 12 000.-<br />

(€ 5 830.- / 10 000.-)<br />

1251*<br />

PENDULE „AUX SPHINGES“, Louis XVI, Paris um 1780.<br />

Matt- und glanzvergoldete sowie brünierte Bronze. Abgerundetes, von 2<br />

Sphingen getragenes Uhrgehäuse mit königlichem Adler, auf ovaler Platte<br />

mit Tatzenfüssen, auf bastionsförmigem Sockel mit Kreiselfüssen. Emailzifferblatt<br />

mit römischen Stunden- und arabischen Minutenzahlen. Ankerwerk<br />

mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Pendel assortiert. 57x12x59 cm.<br />

Der Einfluss ägyptischer Motive auf das Kunsthandwerk und die Architektur<br />

in Europa lässt sich in verschiedenen Epochen nachweisen. Das<br />

Sphingenmotiv, als Symbol der „Ägyptomanie“, findet sich in der französischen<br />

Kunstgeschichte bereits während der Regierungszeit von Louis<br />

XIV - wie z.B. die Marmorfiguren von Baillon für den Garten von Versailles<br />

-, im gesamten 18. und frühen 19. Jahrhundert. Vor allem der Neoklassizismus<br />

mit seiner markant inhaltsorientierten Auseinander setzung<br />

bediente sich dieser antikisierenden Motive. Durch die Schrift von Quatremère<br />

de Quincy 1775, „Quel fut l’état de l’architecture chez les égyptiens<br />

et qu’est-ce que les grecs paraissent leur avoir emprunté?“ gelangten<br />

viele neue Impulse in das europäische Kunsthandwerk.<br />

CHF 6 000.- / 9 000.-<br />

(€ 5 000.- / 7 500.-)<br />

1251 (Deatil)<br />

| 168


| 1251 169


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1252<br />

1252*<br />

KLEINES BRONZEPFERD, Empire, Paris, frühes 19. Jh.<br />

Vergoldete Bronze. Springendes Pferd mit bemalten Glasaugen. Auf<br />

Plexiglassockel montiert. Pferd 22,5x14 cm.<br />

Provenienz: Aus einer französischen Sammlung.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

1253<br />

KAMINPENDULE „BACCHUS ET ARIANE“, Empire/Restauration,<br />

Paris um 1815/25.<br />

Vergoldete Bronze. Lyraförmiges Uhrgehäuse, getragen von Bacchus mit<br />

Löwenfell und Weinkranz und Ariadne im faltenreichen Gewand, dazwischen<br />

Weinkrug, Thyrusstab, Panflöte, Tamburin, Trauben und Schale,<br />

auf rechteckigem Postament. Emailzifferblatt mit römischen Stundenzahlen.<br />

Pariser Werk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Vergoldete<br />

Beschläge und Applikationen. Etwas zu revidieren. 28x10x39 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 2 500.- / 4 500.-<br />

(€ 2 080.- / 3 750.-)<br />

1254*<br />

1 PAAR VITRINEN, Empire-Stil, sign. M. HUSTINX, Paris um 1810<br />

und später.<br />

Vogelaugenahorn gefriest. Rechteckiger Korpus mit leicht vorstehendem<br />

Kranz und frei stehenden Ecksäulen mit Amoren, auf vorstehendem<br />

Sockel. Verglaste Front, seitlich je 1 schmale Türe. Vergoldete Bronzebeschläge<br />

und -applikationen. Inwendig verspiegelt und elektrifiziert.<br />

„Brèche Violette“-Platte. 123x56x96 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

M. Hustinx war ein Pariser Händler, der im ausgehenden 19. Jahrhundert<br />

ein Geschäft in der Rue de Miromesnil 36 führte. 1892 stellte er mehrere<br />

Möbel für die „Exposition au Palais de l’Industrie“ zur Verfügung, die in<br />

der „salle XI“ standen, dazu gehörte eine „toilette duchesse avec son fauteuil,<br />

Ier Empire“. Sie ist abgebildet im Ausstellungskatalog der<br />

„Exposition des Art de la Femme“, Paris 1892, S. 120f.<br />

Die Säulen mit den Amoren finden sich an Möbeln von Jacob Frères aus<br />

den Jahren um 1803. Eine Konsole mit identischen Säulen wurde in unserer<br />

März-Auktion 2001 (<strong>Katalog</strong>nr. 1250) verkauft, eine weitere in unserer<br />

September-Auktion 2000 (<strong>Katalog</strong>nr. 1756). Ein Paar vergleichbarer Konsolen<br />

wurde in unserer November-Auktion 1995 (<strong>Katalog</strong>nr. 4026) verkauft.<br />

CHF 40 000.- / 60 000.-<br />

(€ 33 330.- / 50 000.-)<br />

1253<br />

| 170


| 171<br />

1254


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1255<br />

1255*<br />

FOLGE VON 12 ARMLEHNSTÜHLEN „AUX TETES DE<br />

LIONS“, Empire, wohl Lucca um 1815/25.<br />

Mahagoni beschnitzt mit Löwenköpfen und Zierfries sowie teils vergoldet.<br />

Abgerundeter Sitz auf gerader Zarge mit vorderen, sich nach unten verjüngenden<br />

Vierkant- und hinteren Säbelbeinen. Abgerundete, eingerollte<br />

Rückenlehne mit ausladenden Armlehnen auf geschweiften Stützen.<br />

Beiger Stoffbezug mit bunten Blumen und Blättern. 55x58x46x83 cm.<br />

CHF 15 000.- / 25 000.-<br />

(€ 12 500.- / 20 830.-)<br />

1256*<br />

KAMINPENDULE „L’EPINETTISTE“ MIT MUSIKAUTOMAT,<br />

Empire, das Zifferblatt bez. A PARIS, Paris um 1815/30.<br />

Bronze matt- und glanzvergoldet. Sitzende junge Frau, Spinett spielend,<br />

auf rechteckigem Uhrgehäuse mit Rechtecksockel, auf Kugelfüssen.<br />

Emailzifferblatt mit arabischen Minuten- und römischen Stundenzahlen.<br />

Pariser Werk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Spätere Musikwalze mit<br />

Melodie von W.A. Mozart, auf Anfrage ausgelöst. Feine, matt- und<br />

glanzvergoldete Bronzebeschläge und -applikationen. 24,5x12x37 cm.<br />

Provenienz: Aus einer amerikanischen Sammlung.<br />

Eine nahezu identische Pendule ist abgebildet in: E. Niehüser, Die französische<br />

Bronzeuhr, München 1997; S. 292.<br />

CHF 2 500.- / 4 500.-<br />

(€ 2 080.- / 3 750.-)<br />

1257*<br />

1 PAAR GIRANDOLEN „APOLLON ET DIANE“, Empire, Paris um<br />

1815/25.<br />

Vergoldete und brünierte Bronze. Stehende Diana und Apollo, in der<br />

Hand einen köcherförmigen Schaft mit Lyra, vasenförmiger Zentraltülle<br />

und runden Tropfteller sowie mit 3 geschweiften Lichtarmen mit vasenförmigen<br />

Tüllen und runden Tropftellern tragend, auf Zylindersockel mit<br />

Quaderplatte. Die Lichtarme fein verziert mit Hundeköpfen, Jagdszenen,<br />

Eichenkränzen und Lorbeer. H 70 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Aus einer Madrider Sammlung.<br />

- Privatbesitz, Deutschland.<br />

Ein ähnliches Girandolenpaar ist abgebildet in: H. Ottomeyer / P.<br />

Pröschel, Vergoldete Bronzen - Die Bronzearbeiten des Spätbarock und<br />

Klassizismus, München 1986; I, S. 330 (Abb. 5.2.5).<br />

CHF 15 000.- / 25 000.-<br />

(€ 12 500.- / 20 830.-)<br />

1256<br />

| 172


| 1257 173


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1258<br />

1258*<br />

PRUNK-BETT „EN BATEAU“, Consulat/Empire, nach Vorlagen von<br />

C. PERCIER (Charles Percier, 1764-1838) und P. FONTAINE (Pierre<br />

François Léonard Fontaine, Pontoise 1762-1853 Paris), JACOB FRERES<br />

RUE MESLEE (Zusammenarbeit von Georges II Jacob, 1768-1803, und<br />

François-Honoré-Georges Jacob-Desmalter, 1770-1841, 1796-1803) zuzuschreiben,<br />

die Bronzen von P.P. THOMIRE (Pierre Philippe Thomire,<br />

1751-1843), Paris um 1800/03.<br />

Mahagoni profiliert. Barkenförmiger Korpus mit gleich hohen, ausladenden<br />

Kopf- und Fussteilen auf gerader, profilierter Zarge mit stilisierten<br />

Volutenfüssen. Ausserordentlich feine, matt- und glanzvergoldete<br />

Bronzebeschläge und -applikationen in Form von Greifen, Viktorien,<br />

Blattwerk, Sphingenmaskaron, Jagdhunden und Zierfries. Etwas zu überholen.<br />

Aussenmasse 220x130x110 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Der Überlieferung nach gefertigt für Jean Toussaint Arrighi de<br />

Casanova, Duca von Padova, anlässlich des Besuchs von Kaiser<br />

Napoleon im Schloss Courson.<br />

- Aus einer europäischen Privatsammlung.<br />

Der aus Korsika stammende Jean-Toussaint Arrighi de Casanova war ein<br />

Verwandter von Kaiser Napoleons. Vor und während des Napoleonischen<br />

Kaiserreichs stand er in militärischen Diensten und beteiligte sich erfolgreich<br />

bei zahlreichen grossen Schlachten. Napoleon ernannte ihn zum<br />

Herzog von Padua und schenkte ihm grosse Ländereien in Deutschland.<br />

1815 sandte der Kaiser de Casanova nach Korsika, wo dieser aber eine<br />

Niederlage erlitt. Er wurde beschuldigt, die Unabhängigkeit der Insel<br />

angestrebt zu haben, und deswegen ausgestossen. 1820 hob man die<br />

Bestrafung auf; de Casanova zog sich auf seinen Landsitz Courson<br />

zurück. Später engagierte er sich wieder politisch für die bonapartistische<br />

Partei.<br />

P.F.L. Fontaine war ein französischer Architekt und Kunsthistoriker. Im<br />

Atelier seines Lehrmeisters Peyre le Jeune lernte er 1779 Charles Percier<br />

kennen; diese Begegnung blieb nicht ohne Folgen. Ein mehrjähriges Stipendium<br />

ermöglichte Fontaine das Studium in Rom, wo er wiederum auf<br />

Percier traf. Mit Tausenden von Blättern und Skizzen in seiner Mappe<br />

und stets mit dem italienischen Seicento beschäftigt kehrte Fontaine über<br />

Florenz, Mantua und Genua 1792 zusammen mit Percier nach Paris<br />

zurück; da er hier aber in den Wirren der Revolution keine Beschäftigung<br />

fand, ging er nach London, wo er sich hauptsächlich kunstgewerblichen<br />

Arbeiten widmete. 1794 rief ihn Percier nach Paris zurück, da dieser für<br />

seine Dekorationen der Oper und das Théâtre Français Fontaines Hilfe<br />

benötigte; bald darauf wurden beide zu Direktoren der Dekoration s-<br />

abteilung an der Oper ernannt. Von nun an arbeiteten Fontaine und<br />

Percier stets zusammen. In den Jahren darauf waren sie als Bühnendekorateur<br />

für Oper und Schauspiel tätig und statteten römische Tugendspektakel<br />

im antiken Stil aus. Ihre Erfolge in diesem Genre verschafften<br />

ihnen ab 1796 die ersten Aufträge für Innendekorationen bei der Gesellschaft<br />

des Directoire - bei Financiers, Heereslieferanten, Generälen und<br />

Schauspielern. Die von Fontaine und Percier geschaffene Neuausstattung<br />

des Palais Chauvelin fand derart Anklang, dass der Maler David die beiden<br />

dem Ersten Konsul Napoleon Bonaparte vorstellte. Nach dem ersten<br />

Auftrag von Napoleon, der Ausbau des Schlosses Malmaison, wurden<br />

Fontaine und Percier 1799 zu offiziellen Architekten des Ersten Konsuls<br />

Bonaparte ernannt. 1806/07 entstand ihr Hauptwerk, der Arc de<br />

Triomphe du Carrousel. Gleichzeitig nahmen sie den Bau der Verbindungs<br />

galerie zwischen Tuilerien und Louvre in Angriff, zudem waren in<br />

den Schlössern Chambord, Fontainebleau, Saint-Cloud, Compiègne,<br />

Versailles und in einigen Residenzen ausserhalb Frankreichs tätig. 1807<br />

wurde Fontaine zum Ersten Hofarchitekten des Kaisers ernannt; er behielt<br />

seinen Posten auch während der politischen Wirren, fungierte als Chef<br />

der Obersten Baubehörde und des Hofbauamtes während der Regierungszeit<br />

von Louis XVIII., der ihn als Hofarchitekten übernommen hatte und<br />

ihn alle angefangenen Arbeiten weiterführen liess. 1814 löste sich das<br />

Arbeitsverhältnis zwischen Fontaine und Percier, der sich ins Privatleben<br />

zurückzog. Fontaine blieb auch für Charles XX. und Louis-Philippe tätig<br />

und diente auch noch der Zweiten Republik bis zu seinem Tod 1853.<br />

Fontaines und Perciers Einfluss auf das Kunstgewerbe ihrer Zeit war sehr<br />

bedeutend; sie gelten als die eigentlichen Schaffer des „style Empire“.<br />

CHF 15 000.- / 25 000.-<br />

(€ 12 500.- / 20 830.-)<br />

| 174


1259<br />

1259*<br />

ANRICHTE „AUX CARIATIDES“, Empire, P. MARCION (Pierre<br />

Benoît Marcion, 1751-1840) zuzuschreiben, die Bronzebeschläge teils nach<br />

Vorlagen von P.L.A. DUGUERS DE MONTROSIER (Pierre Louis<br />

Arnulphe Duguers de Montrosier, 1758-1806), Paris um 1815.<br />

Mahagoni geflammt. Rechteckiger Korpus mit leicht vorstehendem Kranz<br />

auf gerader Zarge mit vorderen Tatzen- und hinteren Vierkantfüssen.<br />

Archi tektonisch gegliederte Front mit Doppeltür zwischen Karyatiden.<br />

Inwendig 3 unterschiedlich grosse Schubladen. Ausserordentlich feine, teils<br />

ersetzte matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und -applikationen in<br />

Form von musizierenden Viktorien, Büsten, Greifen, Palmetten, Sternen<br />

und Zierfries. „Vert de Mer“-Platte. Ergänzungen. 129x61,5x81 cm.<br />

Eine modellogleiche, von Marcion signierte Anrichte mit identischen Bronzen<br />

wurde in unserer September-Auktion 1996 (<strong>Katalog</strong>nr. 670) verkauft.<br />

P.B. Marcion und die Ebenistenfamilie Jacob waren Napoleons wesentlichste<br />

Möbellieferanten; Marcion stellte hervorragende Mahagoni-Möbel<br />

und „athéniennes“ für die kaiserlichen Paläste her. 1812 veröffentlichte<br />

Marcion in „Les Petites Annonces“ Inserate, die darauf hinwiesen, „qu’on<br />

trouvera toujours (...) une très grande quantité de sièges de bon goût et<br />

vingt modèles différents en bois sculpté et doré, acajou et noyer.“ Im Mai<br />

1812 stellte er ein Gesuch für die Verleihung des Titels „ébéniste et menuisier<br />

en meubles de S.M. l’Empéreur“, das aber nicht angenommen wurde,<br />

obwohl er seit 8 Jahren für den „Garde-Meuble“ tätig gewesen war und<br />

dem Gesuch eine Liste seiner Arbeiten beilegte: „le pavillon du Mail en<br />

entier, l’ameuble ment du côté gauche et de la galerie du Grand Trianon,<br />

le Petit Trianon en entier, les pavillons de Bagatelle et de Monceaux“.<br />

1814 geriet Mar cions Unternehmen in Konkurs, vermutlich zog er sich<br />

deswegen drei Jahre später aus der Ebenisterie ins Privatleben nach<br />

Château-Thierry zurück. Als er 1840 starb, hinterliess er seiner Tochter<br />

Hélène 55 703,36 Francs und einer Bediensteten 3 813,40 Francs.<br />

Lit.: D. Ledoux-Lebard, Le mobilier français du XIXe siècle, Paris 1989;<br />

S. 461-468 (biogr. Angaben zu Marcion).<br />

CHF 14 000.- / 20 000.-<br />

(€ 11 670.- / 16 670.-)<br />

1259 (Detail)<br />

| 175


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1260<br />

1260<br />

1 PAAR BRONZEHUNDE, Empire, Paris, 19. Jh.<br />

Vergoldete Bronze. 2 unterschiedliche, liegende Hunde, einst wohl mit<br />

Sockel. L 18 bzw. 21 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Erworben bei Partridge, London.<br />

- Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 1 000.- / 1 500.-<br />

(€ 830.- / 1 250.-)<br />

1261*<br />

1 PAAR KERZENSTÖCKE, Empire, Paris um 1815.<br />

Vergoldete Bronze. Balusterschaft mit vasenförmiger Tülle und Rundfuss.<br />

H 27,5 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />

CHF 1 200.- / 1 800.-<br />

(€ 1 000.- / 1 500.-)<br />

1262*<br />

1 PAAR KONSOLEN „AUX VOLUTES“, Empire, F.H.G. JACOB<br />

DESMALTER (François Honoré Georges Jacob-Desmalter, 1770-1841)<br />

zuzuschreiben, Paris um 1805/10.<br />

Mahagoni geflammt. Rechteckige, leicht vorstehende „Vert Campan“-<br />

Platte auf markanten Vierkantstützen mit Voluten und schmaler Sockelplatte.<br />

Front mit 1 Schublade. Ausserordentlich reiche, matt -und glanzvergoldete<br />

Bronzebeschläge und -applikationen in Form von Lorbeerkränzen,<br />

Rosetten, Palmetten und Zierfries. 98,5x42,5x96,5 cm.<br />

Expertisiert durch das Cabinet Dillée, Guillaume Dillée / Simon Pierre<br />

Etienne, Paris 2013.<br />

Eine analoge Konsole von F.H.G. Jacob-Desmalter aus der Restaurationszeit<br />

wurde in unserer März-Auktion 2010 (<strong>Katalog</strong>nr. 1191) angeboten.<br />

Als zweiter Sohn des berühmten Georges Jacob lernte F.H.G. Jacob-<br />

Desmalter die Handwerkskunst im Atelier seines Vaters. Dem Nachnamen<br />

fügte er „Desmalter“ zu, eine Anlehnung an sein Herkunftsland<br />

„Les Malterres“. Als die „association“ mit seinem Bruder George II durch<br />

dessen plötzlicher Tod ein abruptes Ende fand, begann F.H.G. Jacob-<br />

Desmalter eine neue Zusammenarbeit mit seinem Vater und erhielt den<br />

Titel „menuisier-ébéniste fabricant de meubles et bronzes LL.MMII. et<br />

RR“. Während der gesamten napoleonischen Herrschaft belieferten sie als<br />

„fournisseurs principals“ die kaiserlichen Paläste. Die Jahre um 1800 waren<br />

geprägt von der schier grenzenlosen Imagination und Produktion sowie<br />

von der engen Beziehung zum kaiserlichen Hof, die ihm die wichtigsten<br />

Aufträge einbrachte. Das florierende Unternehmen beschäftigte zeitweise<br />

bis 600 Arbeiter und fertigte in diesen Jahren Möbel im Wert von über 10<br />

Millionen Francs, was in der damaligen Zeit eine ungeheure Summe war.<br />

Es war jedoch nicht nur die Menge, sondern vor allem auch die bereits<br />

von den Zeitgenossen hochgelobte „diversité“ ihrer Produktion, die den<br />

Ruhm der Familie Jacob begründete. Die Zusammenarbeit mit den wichtigsten<br />

Künstlern, „bronziers“ und Entwerfern, wie z.B. mit C. Percier,<br />

P.L. Fontaine, T. Brogniart, F. Bélanger, J.L. David, C. Odiot oder P.P.<br />

Thomire, führte zu den wohl bedeutendsten Werken jener Epoche und<br />

manifestiert die grosse Bedeutung der Jacob-Dynastie. Die künstlerische<br />

Brillanz der Möbel und Einrichtungsgegenstände litt unter der wirtschaftlichen<br />

Situation; viele Auftraggeber waren wegen der Kriegswirren jener<br />

Jahre nicht in der Lage, die Rechnungen zu begleichen, zahlreiche Möbel<br />

mussten „en stock“ gehalten werden. Den Niederlagen Napoleons auf den<br />

Schlachtfeldern Europas folgte eine Finanznot der Staatskasse, die das<br />

Erteilen von Aufträgen zur Herstellung von Luxusmöbeln stoppte. 1813<br />

musste das Unternehmen „faillite“ erklären. Dem finanziellen Desaster<br />

zum Trotz ist F.H.G. Jacob-Desmalter der wohl wichtigste Ebenist des<br />

Empire.<br />

CHF 58 000.- / 78 000.-<br />

(€ 48 330.- / 65 000.-)<br />

1261<br />

| 176


| 177<br />

1262


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1263 (1 Paar)<br />

1263*<br />

1 PAAR GROSSE APPLIKEN „A L’AMOUR“, Empire/Restauration,<br />

Paris um 1815/25.<br />

Vergoldete und brünierte Bronze. Wandplatte in Form einer Volutenstütze<br />

mit reichen Palmetten und stehendem Putto, in den Händen je 2<br />

geschweifte Lichtarme mit zylindrischen Tüllen und runden Tropftellern<br />

tragend. H 48 cm.<br />

CHF 5 000.- / 7 000.-<br />

(€ 4 170.- / 5 830.-)<br />

1264*<br />

GROSSE KAMINPENDULE „A L’ARC DE TRIOMPHE“,<br />

Consulat/Empire, das Zifferblatt sign. DE VERBERIE & COMP.E. A<br />

PARIS (Jean Simon Deverberie, gest. 1824), Paris um 1800/05.<br />

Matt- und glanzvergoldete Bronze. Portalartiges Uhrgehäuse mit gestuftem<br />

Kranz, auf rechteckigem Sockel mit grossen Tatzenfüssen. In fein<br />

reliefierter Lünette gefasstes Emailzifferblatt mit römischen Stunden- und<br />

arabischen Minutenzahlen. 3 feine Zeiger. Pariser Werk mit 1/2-Stundenschlag<br />

auf Glocke. Reiche vergoldete Beschläge in Form von Putto-Relief,<br />

Löwenkopf, Frauen, Palmetten, Erntesymbolen, Lanzett- und Akanthusfries.<br />

Etwas zu revidieren. 46x20x66 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Privatsammlung.<br />

Mit Gutachten von J.D. Augarde, Paris 2012.<br />

Als Inspiration und Vorlage für diese Pendule diente die Porte Saint-Denis<br />

in Paris, die 1672 vom Architekten F. Blondel entworfen worden war; die<br />

Reliefs schuf der Bildhauer M. Anguier im Auftrag von König Louis XIV,<br />

der seine Siege am Rhein und in der France Comté mit einem Triumphbogen<br />

verewigen wollte. J.S. Deverberie übernahm die architektonische<br />

Opulenz des Tores mit den „denticules“, dem Fries mit den Amorfiguren,<br />

den Pilastern in Pyramidenform und den Sockelreliefs als Gehäuseform<br />

für die Pendule. Den Dekor der Pilaster gestaltete er, ganz im Geschmack<br />

jener Zeit, mit feinen Frauenfiguren. Der über dem Zifferblatt plazierte<br />

Löwenkopf mit Lorbeerzweigen ist wohl als diskrete Anspielung auf Na -<br />

po léon Bonaparte zu verstehen. Dadurch unterscheidet sich die hier angebotene<br />

Pendule stark von klassischen Portalpendulen der Jahre um 1800.<br />

Deverberies Entwurfszeichnung - in einem „Receuil“, das ausschliesslich<br />

Projekte des Ateliers Deverberie enthält - befindet sich heute im Institut<br />

Nationale de l’Histoire de l’Art in Paris und wurde publiziert in: C. Vignon,<br />

Deverberie & Cie: Drawings, Models and Works in Bronze, in:<br />

Cleveland Studies in the History of Art 8 (2004); S. 24.<br />

Der Typus unserer Pendule ist ausserordentlich selten, bisher kennt man<br />

nur ein weiteres Modell dieser Art - es steht im königlichen Palast von<br />

Amsterdam (Inventarnr. KP 3825). Sie ist ebenfalls signiert von Deverberie<br />

und wurde von König Ludwig I. von Holland (1806-1810) und Bruder<br />

von Napoléon für den Königspalast erworben. Das Amsterdamer<br />

Exemplar besitzt ein Gehäuse in „Verde Antico“, versilberte Pilaster und<br />

schwarz patinierte Tatzenfüsse. Diese Ausführungsart und die Tatsache,<br />

dass die Amsterdamer wie auch die hier angebotene Pendule von Deverberie<br />

gefertigt wurden, weisen auf seinen immensen Ideenreichtum hin.<br />

CHF 18 000.- / 28 000.-<br />

(€ 15 000.- / 23 330.-)<br />

| 178


| 1264 179


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1265<br />

1265*<br />

JARDINIERE „AUX PATTES DE LIONS“, Empire, nach Vorlagen<br />

von J. KLINKERFUSS (Johannes Klinkerfuss, 1770-1831), deutsch um<br />

1810/20.<br />

Mahagoni. Rechteckiges, vorstehendes, abnehmbares Blatt auf vorderen<br />

Voluten- und hinteren Vierkantbeinen mit markant eingezogenem Sockel<br />

auf Rollen. Reiche, vergoldete Bronzebeschläge und -applikationen. Mit<br />

Messingbecken. Etwas zu überholen, Fehlstellen in der Bronzegalerie.<br />

118x32,5x87 cm.<br />

CHF 6 000.- / 10 000.-<br />

(€ 5 000.- / 8 330.-)<br />

1266*<br />

1 PAAR MEDICI-VASEN „A L’ANTIQUE“, Empire, Paris, 19. Jh.<br />

Patinierte Bronze. Halbkugelig ansetzender Vasenkörper mit 2 kleinen<br />

Henkeln mit Löwenköpfen, auf konischem, kanneliertem Rundfuss mit<br />

quadratischer Platte. Die Wandung fein reliefiert mit antikisierender<br />

Figurenstaffage. H 29 cm.<br />

Expertisiert durch das Cabinet Dillée, Guillaume Dillée / Simon Pierre<br />

Etienne, Paris 2013.<br />

CHF 6 000.- / 9 000.-<br />

(€ 5 000.- / 7 500.-)<br />

1267*<br />

1 PAAR APPLIKEN „A LA SIRENE“, Restauration, Paris um 1820.<br />

Vergoldete Bronze. Wandplatte in Form einer Sirene, ein Füllhorn mit 3<br />

Lichtarmen mit tulpenförmigen Tropftellern tragend. H 73 cm.<br />

Expertisiert durch das Cabinet Dillée, Guillaume Dillée / Simon Pierre<br />

Etienne, Paris 2013.<br />

1266 (1 Paar)<br />

CHF 18 000.- / 28 000.-<br />

(€ 15 000.- / 23 330.-)<br />

| 180


| 1267 181


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1268<br />

1268<br />

GROSSE FUSSSCHALE, sog. „Tazza“, spätes Louis XVI, Rom, 19. Jh.<br />

„Vert de Mer“-Marmor. Runde, flache Schale mit 3 Maskaronen und<br />

konischem Rundfuss, auf Quadersockel. Kleine Bestossungen. D 54 cm.<br />

H 38 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

1269*<br />

RUNDES GUERIDON „AUX TETES DE LIONS“, Empire, süddeutsch,<br />

wohl München um 1810.<br />

Holz ausserordentlich reich beschnitzt mit Löwenköpfen, Tatzen, Palmetten<br />

und Zierfries sowie dunkelbraun patiniert. Profilierte, leicht vorstehende<br />

und gekehlte Platte auf 3 durch Kreuzsteg verbundenen Löwenstützen.<br />

Kleine Fehlstellen. D 90 cm. H 91 cm.<br />

Expertisiert durch das Cabinet Dillée, Guillaume Dillée / Simon Pierre<br />

Etienne, Paris 2012.<br />

CHF 6 000.- / 9 000.-<br />

(€ 5 000.- / 7 500.-)<br />

1270*<br />

1 PAAR GIRANDOLEN „AUX AIGLES“, Empire, Paris um 1810.<br />

Vergoldete und patinierte Bronze. Kannelierter Balusterschaft mit<br />

Lanzenbündel und Palmettenaufsatz mit zylindrischer Zentraltülle und<br />

rundem Tropfteller sowie mit 4 geschweiften Lichtarmen in Form von<br />

Adlern, auf dem Kopf 1 zylindrische Tülle mit rundem Tropfteller tragend,<br />

auf gestuftem, rechteckigem Sockel mit Schilden und Helmen, auf<br />

Reckteckplatte mit Palmettenfries. Vergoldete Beschläge und<br />

Applikationen in Form von Palmblättern, Lorbeerkränzen und<br />

Zierbändern. H 60 cm.<br />

Expertisiert durch das Cabinet Dillée, Guillaume Dillée / Simon Pierre<br />

Etienne, Paris 2013.<br />

Eine in der Grundstruktur sehr ähnliche, von Thomire signierte Girandole<br />

ist abgebildet in: H. Ottomeyer / P. Pröschel, Vergoldete Bronzen - Die<br />

Bronzearbeiten des Spätbarock und Klassizismus, München 1986; I, S.<br />

304 (Tafel XXXVI).<br />

1269<br />

CHF 22 000.- / 32 000.-<br />

(€ 18 330.- / 26 670.-)<br />

| 182


| 1270 183


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1271<br />

1271*<br />

RUHEBETT „EN BATEAU“, sog. „lit de repos“, Empire/Restauration,<br />

Paris um 1820/40.<br />

Mahagoni gefriest. Gleich hohe, abgerundete Kopf- und Fusselemente mit<br />

barkenförmigen Längsteilen. Feine Bronzebeschläge und -applikationen.<br />

Gebrauchter, gestreifter Seidenbezug. Sitzkissen. Etwas zu überholen. L<br />

ca. 200 cm. H 100 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

1272*<br />

RUNDER SALONTISCH „AUX CARIATIDES“, Empire, Paris um<br />

1815/20.<br />

Mahagoni profiliert und teils ebonisiert. Vorstehende „Vert de Mer“-Platte<br />

auf gerader Zarge mit 3 Vierkantstützen und eingezogenem Dreisockel auf<br />

Tatzenfüssen. Bronzebeschläge und -applikationen. D 98 cm. H 73 cm.<br />

CHF 5 000.- / 9 000.-<br />

(€ 4 170.- / 7 500.-)<br />

1273*<br />

1 PAAR MEDICI-VASEN AUF POSTAMENTEN, Directoire, wohl<br />

Schweden um 1800/10.<br />

Grau-beiger Granit. Halbkugelig ansetzender Vasenkörper mit ausladender<br />

Lippe und hoher Wandung, auf Ring mit profiliertem Rundfuss und<br />

Quaderplatte. Das Postament „en faux granit“ gefasst und mit vorstehendem<br />

Blatt auf sich nach unten leicht verjüngendem Schaft auf gekehlter<br />

Sockelplatte mit Quaderfuss. Wenige Bestossungen. H Vase 52 cm. H<br />

Postament 136 cm.<br />

Expertisiert durch das Cabinet Dillée, Guillaume Dillée / Simon Pierre<br />

Etienne, Paris 2013.<br />

CHF 25 000.- / 45 000.-<br />

(€ 20 830.- / 37 500.-)<br />

1274*<br />

1 PAAR APPLIKEN, spätes Empire, Frankreich, Ende 19. Jh.<br />

Vergoldete und brünierte Bronze. Wandplatte in Form eines Löwenkopfes,<br />

im Maul ein mit Blumen verzierter Ring mit 3 zylindrischen<br />

Tüllen. Verso mit Initialen J.C. und Nummer 108. D 20 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />

CHF 600.- / 900.-<br />

(€ 500.- / 750.-)<br />

1275*<br />

KOMMODE „AUX PATTES DE LIONS“, Empire/Restauration, Paris<br />

um 1815/30.<br />

Mahagoni geflammt. Rechteckiger Korpus auf profilierter Zarge mit<br />

Tatzenfüssen. Front mit 4 Schubladen zwischen 2 Pilastern. Feine, vergoldete<br />

Bronzebeschläge und -applikationen. Reparierte, schwarz-grau<br />

gesprenkelte Marmorplatte. 100x54x98 cm.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

1272<br />

| 184


| 1273 185


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1276<br />

1276<br />

MARMORBECKEN, sog. „Tazza“, Restauration, in der Art von B.<br />

BOSCHETTI (Benedetto Boschetti, 1820-1879), Italien, 19. Jh.<br />

Orangebrauner Marmor. Flache Schale mit leicht ausladendem Rand, im<br />

Zentrum eine grosse Rosette, die Ecken mit fein gearbeiteten Schwänen,<br />

die Wandungen mit Mäanderband, auf kanneliertem, konischem<br />

Rundfuss mit Quaderplatte. Bestossungen. 38x38x33 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

Im frühen 19. Jahrhundert war die Nachfrage für qualitativ hochstehende<br />

Kunstwerke wie Skulpturen mit antikem Charakter in Italien sehr gross,<br />

was auf den wachsenden - in erster Linie aus dem englischen Raum stammenden<br />

- Touristenstrom zurückzuführen ist. B. Boschetti, über dessen<br />

Biografie nur wenig bekannt ist, besass im Zentrum Roms eine Werkstatt,<br />

wo er eine beträchtliche Anzahl klassizistisch beeinflusster Bronzen,<br />

Tisch platten und Mosaike schuf. Eines seiner bekanntesten Werke, eine<br />

grosse Mosaikplatte mit antikisierendem Motiv, ist heute Bestand der<br />

Gilbert Sammlung in Los Angeles. B. Boschettis Arbeiten tragen die<br />

Signatur „B. Boschetti / Roma“.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

1277*<br />

GROSSE PORTALPENDULE, Charles X/Restauration, das Zifferblatt<br />

sign. HAHN HER DU ROI, Paris um 1820/25.<br />

Alabaster und vergoldete Bronze. Portalförmiges Uhrgehäuse auf rechteckigem,<br />

gestuftem Sockel mit gequetschten Kugelfüssen. In fein reliefierte<br />

Lünette gefasster Emailzifferring mit römischen Stundenzahlen. Pariser<br />

Werk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Grosser „grid iron“-Pendel mit<br />

Schlagjüstierung. Vergoldete Beschläge und Applikationen. Etwas zu revidieren.<br />

32x18x61 cm.<br />

Provenienz: Aus einer Pariser Sammlung.<br />

1277<br />

CHF 5 000.- / 9 000.-<br />

(€ 4 170.- / 7 500.-)<br />

| 186


1278*<br />

1 PAAR OBELISKEN „AUX SPHINGES“, spätes Empire, wohl<br />

Russland, 19. Jh.<br />

Porphyr und vergoldete Bronze. Obelisk auf Quaderpostament mit<br />

Palmettendekor, auf 4 Sphingen mit quadratischer Platte. H 83 cm.<br />

Expertisiert durch das Cabinet Dillée, Guillaume Dillée / Simon Pierre<br />

Etienne, Paris 2013.<br />

CHF 26 000.- / 46 000.-<br />

(€ 21 670.- / 38 330.-)<br />

| 187


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1279<br />

1279<br />

1 PAAR FAUTEUILS „AUX VOLUTES“, Restauration, Paris um 1820/30.<br />

Birkenmaser und Palisander gefriest sowie fein eingelegt mit Rosetten, Blättern, Filets und Zierfries.<br />

Trapezförmiger Sitz auf gerader Zarge mit vorderen Voluten- und hinteren Säbelbeinen. Leicht eingerollte,<br />

bogenförmig abschliessende Rückenlehne mit ausladenden, eingerollten Armlehnen.<br />

Hellbrauner Stoffbezug. 59x48x44x91 cm.<br />

Ein nahezu identisches Modell ist abgebildet in: A. Boidi Sassone et al., Le mobilier du XIXe siècle<br />

en France et en Europe, Novara 1988; S. 116.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

1280*<br />

1 PAAR GIRANDOLEN „AUX VICTOIRES“, Empire und später, Paris.<br />

Brünierte und vergoldete Bronze sowie hellbrauner und schwarzer Mar mor. Stehende Viktorienfigur in<br />

faltenreichem Gewand, auf dem Kopf eine Vase mit 3 geschweiften Lichtarmen mit runden Tropftellern<br />

und vasenförmigen Tüllen tragend, auf Quadersockel. Elektrifiziert. Ergänzungen. H 58 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />

CHF 1 800.- / 2 800.-<br />

(€ 1 500.- / 2 330.-)<br />

1281*<br />

DECKENLEUCHTER, Restauration, Paris um 1830.<br />

Vergoldete und patinierte Bronze. Flache Lichtschale mit Zentralvase, grossem Abschlusszapfen<br />

und 6 Amoren mit je 3 geschweiften Lichtarmen mit grossen Tropftellern und vasenförmigen<br />

Tüllen, durch 3 feine Ketten mit der Lichtkrone verbunden. 1 Tülle fehlt. D 92 cm. H 130 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

1280 (1 Paar)<br />

CHF 20 000.- / 30 000.-<br />

(€ 16 670.- / 25 000.-)<br />

| 188


1281 | 189


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1282 (1 Paar)<br />

1282<br />

1 PAAR HENKELSCHALEN, Restauration, Florenz, 19. Jh.<br />

„Giallo di Siena“-Marmor. Flache Schale mit ausladender Lippe, eingerollten<br />

Henkeln und Rundschaft, auf Rundfuss. D 64 cm. H 28 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

1283<br />

BAROMETER/THERMOMETER, Restauration, Paris um 1820/30.<br />

Holz beschnitzt und vergoldet. Achteckiger Rahmen mit grosser Toricelli-<br />

Wetterscheibe mit französischen Angaben und lyraförmiger Aufsatz mit<br />

Thermometer. Glas beschädigt. Fehlstellen. H 89 cm.<br />

Provenienz: Westschweizer Privatbesitz.<br />

CHF 1 000.- / 1 500.-<br />

(€ 830.- / 1 250.-)<br />

1284*<br />

1 PAAR GROSSE GIRANDOLEN „AUX ENFANTS“, Restauration,<br />

Paris um 1820/25.<br />

Patinierte Bronze und „Giallo di Siena“-Marmor. Stehende Knabenfigur,<br />

einen Zentralschaft mit 5 geschweiften, füllhornförmigen Lichtarmen tragend,<br />

auf gestuftem, rechteckigem Postament mit Anthemionfries,<br />

Lorbeerkranz und Zierband. Elektrifiziert. H 91,5 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

1283<br />

CHF 15 000.- / 25 000.-<br />

(€ 12 500.- / 20 830.-)<br />

| 190


| 1284 191


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1285<br />

1285*<br />

AMEUBLEMENT „AUX TETES D’AIGLES“, Biedermeier, wohl<br />

Wien, 19. Jh.<br />

Bestehend aus 1 Paar Faueuils und 4 Stühlen. Birne ebonisiert und fein<br />

beschnitzt mit Adlerköpfen, Blättern und Zierfries sowie teils vergoldet.<br />

Geschweifter Sitz auf gerader Zarge mit vorderen Vierkant- und hinteren<br />

Säbelbeinen. Flache, lyraförmige Rückenlehne, die Fauteuils mit ausladenden<br />

Armlehnen auf geschweiften -stützen. Rosaroter Stoffbezug. Die<br />

Fauteuils später. Ca. 45x42x46x96 cm.<br />

CHF 6 000.- / 9 000.-<br />

(€ 5 000.- / 7 500.-)<br />

1286<br />

RUNDES GUERIDON MIT „VERRE EGLOMISE“, Restauration, A.<br />

GIROUX (Alphonse Gustave Giroux, 1810-1886) zuzuschreiben, Paris um<br />

1830/50.<br />

Birke profiliert, das Blatt mit feinem „verre églomise“; Darstellung mit<br />

Amor und Psyche, eingerahmt von Mäanderband, Blattwerk und Zierfries.<br />

Abklappbares, in profiliertem Bronzering gefasstes Blatt auf 3<br />

Balusterstützen mit geschweiftem Dreifuss und Tatzenfüssen. Bronzebeschläge.<br />

D 77 cm. H 75 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Ehemals Sammlung Imbert, Paris.<br />

- Auktion Fraysse London, 4.6.2008 (<strong>Katalog</strong>nr. 233).<br />

- Westschweizer Privatbesitz.<br />

1799 richtete François Simon Alphonse Giroux in der Rue du Coq-Saint-<br />

Honoré ein Geschäft „à l’enseigne au Coq Honoré“ ein, wo er vor allem<br />

Künstlerbedarf wie Papier, Farben und Rahmen verkaufte. Schon nach<br />

kurzer Zeit gelang es ihm, seinem Unternehmen erheblichen Aufschwung<br />

zu verschaffen, indem er die Palette seiner Produkte um ein Vielfaches<br />

erweiterte. Er wandte sich der Tischlerei zu und schuf unzählige Kleinmöbel<br />

in hellem Holz, wie es der Geschmack der Zeit verlangte. 1827<br />

publiziert er einen „Catalogue de l’exposition d’une variété d’objets utiles<br />

et agréables offerts pour les étrennes“. Während der Restaurationszeit<br />

erhielt er zahlreiche bedeutende Aufträge der Regierung. Er fertigte viele<br />

luxuriöse Spielsachen - eine seiner Spezialitäten - für die Kinder von<br />

Louis XVIII und Charles X, wie zum Beispiel einen wundervollen<br />

Zeichentisch für den zukünftigen Henri V. Während dieser Zeit begann<br />

auch die Zusammenarbeit mit seinem jüngsten Sohn Alphonse Gustave,<br />

der 1838 die Geschicke des Familienbetriebes übernahm und sich mit<br />

mehreren talentierten Künstlern zusammenschloss - aus dem Unternehmen<br />

wurde „Alphonse Giroux et Compagnie“. Ein Jahr später erhielt<br />

er die Silbermedaille an der „Exposition des produits de l’industrie“.<br />

Während der „Exposition universelle“ 1855 gewann er eine Medaille für<br />

ein herrliches Schachspiel mit Figuren aus feinstem Silber. In den Jahren<br />

1855/57 zog das Unternehmen an den Boulevard des Capucines um.<br />

Allmählich machte sich eine neue Stilrichtung bemerkbar - „l’orientalisme“,<br />

welche auch die Produktion der Giroux beeinflusste. Eine weitere<br />

Silbermedaille und die Übernahme des Familienbetriebes durch Ferdinand<br />

Duvinage und Harinkouck prägten das Jahr 1867. Trotz der neuen<br />

Geschäftsleitung wurden die bewährten Traditionen, Spezialitäten und<br />

Rezepte beibehalten, welche die Berühmtheit dieses Betriebes begründeten:<br />

ein hervorragendes Gespür bei der Auswahl neuer Modelle, innovative<br />

Formen „au goût le plus nouveau“, perfekte Qualität der Ausführung.<br />

Duvinage fügte eine weitere Spezialität hinzu, die Elfenbein-Marketerie,<br />

die ebenfalls ein durchschlagender Erfolg wurde und für die er 1873 an der<br />

„Exposition Universelle“ zwei Medaillen gewann. Sein Tod im darauf folgenden<br />

Jahr setzte der Karriere dieses „créateur digne de la maison<br />

Giroux“ ein viel zu frühes Ende; die Witwe Duvinage führte das Unternehmen<br />

im Sinne ihres Mannes weiter, bis 1883 Philippe und Arnut ihre<br />

Nachfolger wurden. Eine markante Veränderung der Wirtschaft und vermutlich<br />

fehlende Kreativität führten dazu, dass „la Maison Giroux“ während<br />

des Jahres 1885 vom Markt verschwand.<br />

Lit.: D. Ledoux-Lebard, Le mobilier français du XIXe siècle, Paris 1989;<br />

S. 223ff. (biogr. Angaben).<br />

Für Angaben zu „Verre églomisé“ siehe Fussnote der <strong>Katalog</strong>nr. 1092.<br />

CHF 8 000.- / 14 000.-<br />

(€ 6 670.- / 11 670.-)<br />

| 192


| 1286 193


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1287<br />

1287*<br />

KONSOLE „NEOGOTHIQUE“, Restauration, Paris um 1820.<br />

Mahagoni und Palisander gefriest sowie fein eingelegt mit Rosetten,<br />

Palmetten, Kartuschen und Zierfries. Rechteckige, schwarz-grau gesprenkelte<br />

Marmorplatte auf gerader Zarge mit Eckvoluten, auf vorderen<br />

Säulenbeinen und verspiegelter Rückwand auf eingezogenem Sockel.<br />

109x36x99 cm.<br />

Charakteristikum der Jahrzehnte Mitte des 19. Jahrhunderts war der „style<br />

éclectique“, der Stilelemente der Vergangenheit im Sinne eines „synchrétisme<br />

culturel“ vermischte und eine grosse Vielfalt der Werke ermöglichte.<br />

Durch die Romane „Ivanhoe“ und „Quentin Durward“ von W. Scott<br />

(1771-1832) wurde im Zuge der Romantik die Vergangenheit neu definiert<br />

und idealisiert, wobei als erster übernommener Stil in der Kunst und im<br />

Kunsthandwerk die Welt der Ritter und Gotik übernommen wurde; später<br />

folgten die Stilrichtungen des 17. und 18. Jahrhunderts.<br />

CHF 1 800.- / 2 800.-<br />

(€ 1 500.- / 2 330.-)<br />

1288<br />

MUSIKMETRONOM MIT SCHATULLE, viktorianisch, nach T.<br />

SIMPSON (Thomas Simpson, 1710 Leicestershire 1761), das Gehäuse<br />

sign. JENNENS & BETTRIGDE MAKERS OF THE QUEEN (Aaron<br />

Jennens und Thomas Bettridge, tätig 1815-1864), England um 1850.<br />

„Papier mâché“ allseitig gelackt; auf schwarzem Fond feine Lackmalerei<br />

mit Trauben, Blättern, Kartuschen und Zierfries. Durchbrochenes, bogenförmig<br />

abschliessendes Gehäuse mit Klappdeckel, auf wellig ausgeschnittener,<br />

einschübiger Zarge mit Volutenbeinen. Emailzifferblatt mit diversen<br />

Notenschlagangaben über Einstellknopf und Kartusche mit Bezeichnung<br />

„Norma virium or musical accentuator...“ Vergoldetes Messing-Skelett werk<br />

mit Kette und Schnecke. In Reiseschatulle mit Traghenkeln. Dazu Heft<br />

„Norma Virium Or Musical Accentuator Tho Simpson.“ 34x21x37 cm.<br />

T. Simpson war 1725 bis 1733 Lehrer in Warwickshire, doch er und seine<br />

Frau mussten die Region verlassen, nachdem Simpson oder einer seiner<br />

Hilfslehrer als Teufel verkleidet ein kleines Mädchen erschreckt hatte. Ab<br />

1743 lehrte er Ingenieurwesen und Befestigungsarchitektur in London und<br />

war Vorstand der Mathematik an der Royal Military Academy von Woolwich.<br />

Simpson war zudem Mitglied der Spitalfields Mathematical Society,<br />

einem Verband von Handwerkern, und hielt zahlreiche Vorträge in den<br />

Londoner „Penny Universities“. Er schrieb Essays und Dissertationen, vor<br />

allem über Mathematik und Geometrie, veröffentlichte aber auch einige<br />

Bücher, u. a. „Nature and Laws of Chance“. 1754 wurde Simpson Herausgeber<br />

des „Ladies Diary“, einer regelmässig erscheinenden Zeitschrift,<br />

und editierte „Gentleman’s Magazine“, Miscellanea Curiosa Mathematica“<br />

und das „Gentleman’s Diary“.<br />

A. Jennens und T. Bettridge waren sehr bekannte Hersteller von „papier<br />

mâche“-Objekten. 1816 erwarben sie die Werkstatt von Henry Clay, eines<br />

„Japanner“-Künstlers und Lieferanten von König Georg III und dem<br />

Prince of Wales. Ihr Hauptatelier stand in Birmingham; 1837 eröffneten<br />

sie eine Werkstatt in London, später weitere in Paris und New York.<br />

Das hier angebotene Metronom mit der feinen Malerei im „goût japonais“<br />

ist in diesen Kontext zu setzen und lässt die Vermutung zu, dass es<br />

ursprünglich für das englische Königshaus gefertigt wurde.<br />

CHF 8 000.- / 14 000.-<br />

(€ 6 670.- / 11 670.-)<br />

| 194


| 1288 195


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1289<br />

1289*<br />

SCHREIBTISCH „A LA LYRE“, Biedermeier, Wien um 1815/30.<br />

Nussbaum profiliert sowie teils ebonisiert und vergoldet. Rechteckige,<br />

in durchbrochene Messinggalerie gefasste, weiss-grau gesprenkelte<br />

Marmorplatte auf gerader Zarge mit Lyrastützen, durch Kreuzsteg<br />

verbunden. Front mit 1 Schublade. Messingknöpfe. 86x49x73 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Aus einer französischen Sammlung.<br />

- Auktion <strong>Koller</strong> Zürich, 22.9.2010 (<strong>Katalog</strong>nr. 1243).<br />

- Privatsammlung, USA.<br />

CHF 6 000.- / 9 000.-<br />

(€ 5 000.- / 7 500.-)<br />

1290<br />

1 PAAR JARDINIEREN, Restauration, Paris um 1825.<br />

„Tôle peinte“. Ovaler Korpus mit kleinen Henkeln. Die Wandungen<br />

bemalt mit Landschaften und Stadtansichten, bez. „Jonction du haut et<br />

du bas Rhin“, „Vue du Lac de Lucerne“, „Roselavigletscher Glacier dans<br />

le Canton de Berne“ und „Vue du Port de Horn sur le Lac de Constance“<br />

sowie Traubenranken, Tauben und Kränze in Schwarz auf senfgelbem<br />

Grund. L 27 cm. H 11 cm.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

1291*<br />

RUNDER BEISTELLTISCH „AUX PATTES DE LIONS“,<br />

Restauration, wohl Norditalien um 1840.<br />

Nussbaum mit ausserordentlich feinen Beineinlagen; geometrische<br />

Motive, Mäanderband, Filets und Zierfries. Randprofiliertes Blatt auf kanneliertem<br />

Säulenschaft mit 3 Delphinstützen auf Tatzenfüssen. D 58 cm.<br />

H 78 cm.<br />

Expertisiert durch das Cabinet Dillée, Guillaume Dillée / Simon Pierre<br />

Etienne, Paris 2013.<br />

CHF 9 000.- / 14 000.-<br />

(€ 7 500.- / 11 670.-)<br />

1290<br />

| 196


| 1291 197


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1292 (Blatt)<br />

1292*<br />

RUNDES GUERIDON MIT MIKROMOSAIK-PLATTE,<br />

Restauration, wohl Rom um 1830/50.<br />

Holz profiliert und fein beschnitzt mit Kartuschen und Zierfries sowie vergoldet.<br />

Das Blatt mit 7 feinen Mikromosaik-Medaillons mit Darstellungen<br />

der Piazza San Marco, des Colosseums, des Forum Romanum, der Via<br />

Antica, des Pantheons und des Tempels der Vesta; im Zentrum grosses<br />

Medaillon mit Darstellung der Hadrian-Schale mit Tauben. Leicht vorstehendes<br />

Blatt auf wellig ausgeschnittener Zarge mit Balusterschaft und 3<br />

geschweiften Volutenstützen. D 90 cm. H 71 cm.<br />

Provenienz: Aus französischem Besitz.<br />

Im Gegensatz zum Florentiner Mosaik - den „Pietre dure“ - wird bei<br />

Mikro- oder Glasmosaik die Darstellung durch gleichmässig kleine<br />

Farbglas-Teilchen erreicht, einem Bildpunkt-Raster vergleichbar. Rom,<br />

Venedig und zum Teil auch Florenz waren die Zentren dieses<br />

Kunsthandwerks.<br />

Lit.: D. Petochi, I mosaici minuti romani, Rom 1981 (mit Angaben zu<br />

Mikromosaiken und Abb. nahezu identischer Sujets).<br />

1292 (Detail)<br />

CHF 48 000.- / 68 000.-<br />

(€ 40 000.- / 56 670.-)<br />

| 198


| 199<br />

1292


19. Jahrhundert<br />

und Dekoration<br />

| 201


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1293 1294<br />

Auktion:<br />

Donnerstag, 21. März 2013, 16.00 Uhr<br />

<strong>Katalog</strong>nr. 1293-1350<br />

1293<br />

BRONZEFIGUR EINES DISKUSWERFERS, nach der Skulptur von<br />

Myron, Italien, Ende 19. Jh.<br />

Nach vorn gebeugter Diskuswerfer auf rundem Sockel. H 65 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

1294*<br />

BRONZEFIGUR DES MERKUR, Renaissance-Stil, nach dem Modell<br />

von GIANBOLOGNA (Giovanni di Bologna, Douai 1529-1608 Florenz),<br />

Italien, 19. Jh.<br />

Brünierte Bronze und schwarzer Stein. Stehender Merkur auf Zylindersockel.<br />

Kleine Bestossungen. H 95 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />

Das Modell des „Mercure volant“ stammt ursprünglich von Gianbologna,<br />

der 1564 eine grosse Ausführung schuf. Das Motiv war bis im 19. Jahrhundert<br />

sehr beliebt und wurde von vielen Bildhauern in verschiedenen<br />

Versionen und Grössen übernommen.<br />

Lit.: C. Avery / D. Radcliffe, Giambologna - Sculptor to the Medici,<br />

London 1979.<br />

CHF 4 000.- / 6 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />

1295*<br />

1 PAAR GROSSE KOMMODEN, Louis-XV-Stil, in der Art von I.<br />

MARCHETTI (Ignazio Marchetti, 1715-1800), teils aus alten Elementen,<br />

Parma.<br />

Nussbaum und Wurzelmaser sowie Fruchthölzer gefriest und teils<br />

beschnitzt mit Blumen, Blättern und Zierfries. Markant geschweifter,<br />

trapezförmiger Korpus mit vorstehendem, randprofiliertem Blatt auf wellig<br />

ausgeschnittener Zarge mit geschweiften, eingerollten Volutenfüssen.<br />

Stark geschweifte Front „en arbalète“ mit 2 Schubladen. Die Seiten mit je<br />

1 Tür. Bronzebeschläge. Etwas zu überholen. 164x66x94 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Einst in den Sammlungen des Grand Casino von Montreux.<br />

- Deutscher Privatbesitz.<br />

CHF 18 000.- / 28 000.-<br />

(€ 15 000.- / 23 330.-)<br />

1295A<br />

PICAULT, E.L. (Emile Louis Picault, 1833-1915), Frankreich um 1900.<br />

Patinierte Bronze. Stehender Krieger in Rüstung und mit Speer in der linken<br />

Hand, auf Sockel mit erlegtem Löwen. Sign. E. PICAULT. H 29 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 800.- / 1 200.-<br />

(€ 670.- / 1 000.-)<br />

| 202


| 203<br />

1295


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1296<br />

1296*<br />

ANRICHTE MIT BOULLE-MARKETERIE „AUX BUSTES DE<br />

SATYRES“, Régence-Stil, Paris, Ende 19. Jh.<br />

Ebenholz profiliert und fein eingelegt mit Messing in „première partie“;<br />

Blumen, Blätter und Zierfries. Rechteckiger Korpus mit vorstehendem<br />

Blatt auf Bastionssockel. Architektonisch gegliederte Front mit Zentraltüre,<br />

seitlich je 1 Karyatide und 1 Tür. Vergoldete Bronzebeschläge und<br />

-applikationen. Schwarze Marmor platte. 150x57x115 cm.<br />

CHF 15 000.- / 25 000.-<br />

(€ 12 500.- / 20 830.-)<br />

1297<br />

1 PAAR GIRANDOLEN, Régence-Stil, Paris, 19. Jh.<br />

Vergoldete Bronze und Behang aus Bergkristall, Rauchquarz und Amethyst.<br />

Geschweifter Sockel mit 5 geschweiften Lichtarmen mit vasenförmigen<br />

Tüllen und runden Tropftellern, umgeben von Zweigen mit Tro pfen,<br />

kleinen Kugeln und Balustern. Einige Quarzelemente beschädigt. H 50 cm.<br />

CHF 800.- / 1 400.-<br />

(€ 670.- / 1 170.-)<br />

1298*<br />

GROSSES CARTEL „AUX BUSTES DE FEMMES“, Louis-XV-Stil,<br />

das Zifferblatt bez. A PARIS, Paris, 1. Hälfte 19. Jh.<br />

Vergoldete Bronze. Schildförmiges Gehäuse mit grossem Aufsatz in Form<br />

einer Henkelschale, Traubenabschluss und Frauenbüsten sowie verziert<br />

mit Palmetten, Voluten und Blättern. Emailzifferblatt mit römischen<br />

Stunden- und arabischen Minutenzahlen. Ankerwerk mit 1/2-Stundenschlag<br />

auf Glocke. 44x18x97 cm.<br />

1297 (1 Paar)<br />

CHF 20 000.- / 30 000.-<br />

(€ 16 670.- / 25 000.-)<br />

| 204


| 1298 205


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1299<br />

1299*<br />

1 PAAR BEISTELLTISCHE MIT PLATEAU, Louis-XV-Stil, in der<br />

Art von F. LINKE (François Linke, 1855-1946), Paris um 1900.<br />

Palisander und diverse Edelhölzer gefriest. Geschweiftes, rechteckiges,<br />

vorstehendes und in Bronzestab mit Traghenkeln gefasstes Blatt auf wellig<br />

ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. Plateau mit analogem<br />

Blatt auf bronzenen Volutenstützen „aux enfants“. Vergoldete Bronzebeschläge<br />

und -sabots. 80x51x67 bzw. 96 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 5 000.- / 9 000.-<br />

(€ 4 170.- / 7 500.-)<br />

1300*<br />

OVALES GUERIDON „A FLEURS“, Transition-Stil, Paris, Ende 19. Jh.<br />

Rosenholz, Palisander und diverse teils getönte Edelhölzer gefriest sowie<br />

allseitig ausserordentlich reich eingelegt mit grosser Draperie, Turteltauben,<br />

Fackeln, Bannern, Waffen, Rüstung und Schild, Modellschiff,<br />

Buch mit Inschrift „Fondateur des Cup...tiens“, Blumenranken, Schreibfeder<br />

und Tintenfass. Vorstehende, in durchbrochene Messinggalerie<br />

gefasste Platte auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften, durch<br />

nierenförmiges Zwischentablar verbundenen Beinen. Front mit 3 Schubladen.<br />

Bronzebeschläge und -sabots. 49,5x36x81 cm.<br />

Provenienz: Aus einer deutschen Sammlung.<br />

CHF 2 500.- / 4 500.-<br />

(€ 2 080.- / 3 750.-)<br />

1301*<br />

DECKENLEUCHTER, Louis-XV-Stil, Paris.<br />

Vergoldete Bronze und reicher, teils geschliffener Kristallbehang. Balusterförmiger<br />

Schaft mit 6 geschweiften Lichtarmen mit grossen Tropftellern<br />

und vasenförmigen Tüllen. Feine, mit Glasperlen beschmückte Lichtkrone.<br />

H 90 cm. B 70 cm.<br />

Provenienz: Aus einer amerikanischen Sammlung.<br />

1300<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

| 206


1302<br />

1302*<br />

BUREAU-PLAT „A FLEURS“, Louis-XV-Stil, England, 19. Jh.<br />

Rosenholz, Palisander, Perlmutt und diverse, teils getönte Edelhölzer gefriest<br />

sowie allseitig ausserordentlich fein eingelegt mit Blumen, Blättern und Zierfries.<br />

Vorstehendes, in profiliertem Bronzestab gefasstes Blatt auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge „en contour à l’arbalète“ mit geschweiften Beinen. Front mit<br />

Zentralschublade, flankiert von je 1 Schublade. Gleiche, jedoch blinde<br />

Einteilung auf der Rückseite. Matt- und glanz vergoldete Bronzebeschläge und<br />

-sabots. 140x75x78 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 30 000.- / 50 000.-<br />

(€ 25 000.- / 41 670.-)<br />

1303<br />

LATERNE, spätes Louis XV, Paris, 19. Jh.<br />

Bronze sowie teils geschliffener Glas- und Kristallbehang. Geschweiftes, zylindrisches<br />

Gestell mit Zentralschaft und 3 geschweiften Lichtarmen mit zylindrischen<br />

Tüllen und geschweiftem Aufsatz. Elektrifiziert. D 54 cm.<br />

H 83 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 1 800.- / 2 800.-<br />

(€ 1 500.- / 2 330.-)<br />

1304<br />

KORBDECKENLEUCHTER MIT „CRISTAL DE ROCHE“,<br />

spätes Louis XV, Paris, 19. Jh.<br />

Vergoldete Bronze sowie teils geschliffener Glas- und Kristallbehang.<br />

Korbförmiges Gestell mit 6 geschweiften Lichtarmen mit blätterförmigen<br />

Tropftellern und vasenförmigen Tüllen. Feine Lichtkrone. Elektrifiziert.<br />

H 95 cm. B 74 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

1302 (Blatt)<br />

| 207


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1305 (1 Paar) 1306<br />

1305*<br />

1 PAAR PORZELLANVASEN MIT BRONZEMONTUR, Louis-XV-<br />

Stil, das Porzellan mit Marke SAMSON, Paris, Ende 19. Jh.<br />

Bemaltes Porzellan und vergoldete Bronze. Eiförmiges Gefäss mit Kuppeldeckel<br />

und Kartuschenaufsatz, feinen, geschweiften Henkeln und Volutensockel.<br />

Die Wandung bemalt mit asiatischen Figuren, blühenden Bäumen<br />

und Schmetterlingen. H 53 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

1306*<br />

OVALES GUERIDON „DE TOILETTE“, Louis-XV-Stil, die Bronzebecher<br />

sign. BOIN TABURET A PARIS (gegr. 1873 von George Boin<br />

und Emile Taburet), Paris, Ende 19. Jh.<br />

Veilchenholz und Palisander gefriest sowie mit Rautenmuster, Filets und<br />

Zierfries eingelegt. Vorstehendes, in durchbrochener Messinggalerie<br />

gefasstes Blatt mit verspiegelter Kartusche und 3 vertieften Bechern, auf<br />

gerader Zarge mit geschweiften, durch entsprechendes Zwischentablar<br />

verbundenen Beinen. Front mit 1 Schublade. Bronzebeschläge und<br />

-sabots. 54x40x79 cm.<br />

Provenienz: Aus französischem Besitz.<br />

Die Firma Boin-Taburet wurde 1873 von George Boin und Emile Taburet<br />

gegründet. Berühmt wurde sie durch Silberobjekte im Stil der Louis-<br />

XV-Epoche. Boin-Taburet gewann eine Goldmedaille an der Weltausstellung<br />

1889.<br />

CHF 2 500.- / 4 500.-<br />

(€ 2 080.- / 3 750.-)<br />

1307*<br />

1 PAAR PRUNK-GIRANDOLEN „AUX ENFANTS“, Louis-XV-Stil,<br />

sign. H. PICARD (Henri Picard, tätig 1831-1864), Paris um 1850/60.<br />

Matt- und glanzvergoldete Bronze. Stehende Knabenfigur, ein Füllhorn<br />

mit Zentralschaft und 12 unterschiedlich hoch angeordneten, geschweiften<br />

Lichtarmen mit grossen Tropftellern und vasenförmigen Tüllen tragend,<br />

auf Bastionssockel mit Blätterdekor und Tatzenfüssen. H 115 cm.<br />

Provenienz: Ehemals Sammlung des Château de Vire, Calvados,<br />

Frankreich.<br />

Der Überlieferung nach wurde das hier angebotene Paar im Jahr 1855 für<br />

Château de Vire in Auftrag gegeben.<br />

Der Giesser und Vergolder H. Picard war für seine hervorragenden<br />

Dekorationen und Tischelemente berühmt; er belieferte u.a. den Hof von<br />

Kaiser Napoleon III. Seine Arbeiten findet man heute auch im Musée du<br />

Louvre in Paris.<br />

CHF 40 000.- / 70 000.-<br />

(€ 33 330.- / 58 330.-)<br />

1307A*<br />

1 PAAR KERZENSTÖCKE, Louis-XV-Stil, Paris, Ende 19. Jh.<br />

Vergoldete Bronze. Kannelierter Balusterschaft mit vasenförmiger Tülle<br />

und rundem Tropfteller, auf grossem Rundfuss. Im Sockel graviertes „B“.<br />

H 28,5 cm.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

| 208


| 1307 209


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1308<br />

1308<br />

BUREAU-PLAT „AUX PATTES DE LIONS“, Louis XV, sign. F.<br />

LINKE (François Linke, Pankraz 1855-1946 Paris), Paris um 1890.<br />

Rosenholz und Palisander gefriest sowie mit geschweiften Reserven und<br />

Filets eingelegt. Rechteckiges, in profilierten Bronzestab gefasstes und mit<br />

grünem, goldgepresstem Leder bezogenes Blatt auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit hohen, geschweiften Beinen. Front mit breiter Zargenschublade.<br />

Gleiche, jedoch blinde Einteilung auf der Rückseite. Ausserordentlich<br />

feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und -sabots.<br />

125x76x75 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Aus einer englischen Sammlung.<br />

- Auktion <strong>Koller</strong> Zürich, 22.3.2006 (<strong>Katalog</strong>nr. 1145).<br />

- Schweizer Privatbesitz.<br />

F. Linke gilt als der bedeutendste Pariser Kunsttischler des ausgehenden<br />

19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. 1868 begann er im Alter von 13<br />

Jahren eine vierjährige Lehre als Möbeltischler, danach arbeitete er bis<br />

1874 als Gehilfe in Prag und zweieinhalb Jahre in Wien, wo er in einer<br />

Werkstatt tätig war, die der Innung angehörte. Durch die Wiener Innung<br />

erhielt Linke die Einschreibung als Geselle. 1875 kehrte er nach Böhmen<br />

zurück, wurde vom Militärdienst freigestellt, wanderte nach Dresden, von<br />

dort über Weimar nach Hessen bis nach Mainz. Ende des Jahres verliess<br />

Linke Deutschland und reiste nach Paris, wo er sich vermutlich in der<br />

Werkstatt des aus Deutschland stammenden Ebenisten Joseph Emmanuel<br />

Zwiener anstellen liess. Ab 1877 arbeitete Linke wieder bei seinem alten<br />

Lehrmeister Franz Neumann in Reichenberg und fertigte dort im Alter<br />

von nur 22 Jahren sein Meisterstück. Gegen Ende des Jahres kehrte Linke<br />

nach Paris zurück. Linkes Haupt-Inspirationsquellen waren königliche<br />

Möbel aus der Regierungszeit von Louis XV und Louis XVI.<br />

1309<br />

CHF 15 000.- / 25 000.-<br />

(€ 12 500.- / 20 830.-)<br />

| 210


1310 (Blatt)<br />

1309*<br />

KLEINES GUERIDON, Louis-XV-Stil, Paris, 19. Jh.<br />

Veilchenholz gefriest. Geschweiftes, rechteckiges und vorstehendes Blatt<br />

auf wellig ausgeschnittener Zarge mit hohen, geschweiften Beinen.<br />

Seitlich 1 Schublade. Bronzeknopf. 43x28x65 cm.<br />

Provenienz: Aus einer deutschen Sammlung.<br />

CHF 1 800.- / 2 800.-<br />

(€ 1 500.- / 2 330.-)<br />

zusammen und zog in den Boulevard Hausmann um, wo sie bis 1934 tätig<br />

war. Die Signatur „Sormani Paris, 134 Boulevard Hausmann“ findet sich<br />

meist auf einem Schloss eingraviert.<br />

CHF 6 000.- / 9 000.-<br />

(€ 5 000.- / 7 500.-)<br />

1310*<br />

GUERIDON, Louis-XV-Stil, das Schloss sign. SORMANI 134 BOUL.<br />

D. HAUSSMANN (Paul Sormani, geb. 1817), Paris, Ende 19. Jh.<br />

Rosenholz, Palisander und teils getönte Edelhölzer gefriest sowie ausserordentlich<br />

fein eingelegt mit Blumenbouquets, Fächermarketerie, Bandelwerk<br />

und Zierfries. Nierenförmiges, vorstehendes und in durchbrochene<br />

Messinggalerie gefasstes Blatt auf wellig ausgeschnittener Zarge mit 3<br />

durch entsprechendes Zwischentablar verbundenen, geschweiften Beinen.<br />

Front mit 1 Schublade. Bronzesabots. 64x40x77 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

P. Sormani, dessen Firma während mehr als 90 Jahren mit grossem Erfolg<br />

Luxusmöbel von höchster Qualität produzierte, gehört zu den wichtigsten<br />

Ebenisten des 19. Jahrhunderts. Die Möbel aus den Jahren 1860/80 gelten<br />

als die qualitätvollsten der Werkstatt Sormani. Der <strong>Katalog</strong> der Weltausstellung<br />

von 1867 lobt Sormanis Arbeit mit folgenden Worten: „Toute<br />

sa production révèle une qualité d’exécution de tout premier ordre.“<br />

Sormani nahm an zahlreichen Weltausstellungen in Paris und London teil<br />

und gewann mehrere Medaillen. Seine Werkstatt fertigte vor allem Möbel<br />

im Stil Louis XV und Louis XVI, entwickelte jedoch sehr bald einen eigenen<br />

Stil. Das Werk beinhaltet auch einige Boulle-Möbel - zwei davon<br />

wurden 1900 in der Pariser Ausstellung gezeigt. Aufgrund der langjährigen<br />

Schaffenszeit ist es schwierig, Sormanis Werk genau zu datieren. Das<br />

Unternehmen etablierte sich 1847 in Paris, zwischen 1867 und 1877 befand<br />

es sich in der Rue Charlot. Nach Paul Sormanis Tod ca. 1877 übernahmen<br />

seine Witwe und sein Sohn Paul Charles Sormani die Werkstatt und liessen<br />

die Arbeiten mit „V(eu)ve Sormani & Fils“ signieren. Nach dem ersten<br />

Weltkrieg 1914-1918 schloss sich die Firma Sormani mit Thiebaux<br />

1310<br />

| 211


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1311<br />

1311*<br />

ECRITOIRE MIT BRIEFÖFFNER UND<br />

PORZELLANPLAKETTEN, Louis-XVI-Stil, Paris, 19. Jh.<br />

Vergoldete Bronze, Messing und buntes Porzellan mit Putti und Blumenbouquets.<br />

Ecritoire: Rechteckiger, bastionsförmiger und in Bronzemontur<br />

gefasster Holzkorpus mit 4 unterschiedlich grossen, herausnehmbaren<br />

Fächern, auf gequetschten Kugelfüssen. Brieföffner: Lanzettförmige, fein<br />

gravierte Klinge mit Balustergriff und längsovalem, reliefiertem Teller mit<br />

2 Halterungen. Ecritoire 28x18x9,5 cm. Brieföffner: L 20,5 cm. Teller:<br />

L 19 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

Ein nahezu identisches Ecritoire aus der Sammlung Rothschild wurde in<br />

unserer Dezember-Auktion 2012 verkauft (<strong>Katalog</strong>nr. 1131).<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

1312*<br />

TERRACOTTABÜSTE EINES ADLIGEN, Louis-XVI-Stil, verso bez.<br />

und dat. FAIT PAR LOUIS 1788, Paris, 19. Jh.<br />

Terracotta. Adliger mit Perrücke, Halskrause und Mantel. Bestossungen.<br />

H 75 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

1312<br />

1313*<br />

CARTEL UND BAROMETER, Louis-XVI-Stil, das Zifferblatt sign.<br />

GIRBELIN, Paris, Ende 19. Jh.<br />

Vergoldete Bronze. Lyraförmiges Gehäuse mit Wappenaufsatz und<br />

Palmettenabschluss sowie verziert mit Hahnenköpfen, Akanthusblättern,<br />

Voluten, Girlanden, Maschen und Eichenzweigen. Emailzifferblatt mit<br />

arabischen Stunden- und Minutenzahlen. Pariser Werk mit 1/2-Stundenschlag<br />

auf Glocke. Barometerscheibe aus Email mit französischen<br />

An gaben. H 99 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 30 000.- / 50 000.-<br />

(€ 25 000.- / 41 670.-)<br />

| 212


| 1313 213


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1314 (1 Paar)<br />

1314<br />

1 PAAR KAMINBÖCKE, Louis-XVI-Stil, Paris.<br />

Vergoldete Bronze und Eisen. Durchbrochene Galerie mit Akanthusdekor<br />

auf 2 Säulenstützen mit Deckelvase und Pinienzapfen. Vierkantiger<br />

Doppelsteg. B 32 cm. L 47,5 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 900.- / 1 400.-<br />

(€ 750.- / 1 170.-)<br />

1315*<br />

1 PAAR RUNDE GUERIDONS „A LA WEISWEILER“, Louis-XVI-<br />

Stil, Paris.<br />

Mahagoni, Wurzelmaser und vergoldete Bronze. In profiliertem Bronzering<br />

gefasste „Portor“-Platte auf gerader Zarge mit feinen, durch eingezogenes<br />

Zwischentablar verbundenen, bambusartigen Doppelstützen, auf<br />

kurzen, geschweiften Beinen. Bronzesabots. D 37 cm. H 78 cm.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

1316*<br />

1 PAAR ÄHNLICHE KOMMODEN, Louis-XVI-Stil, nach Vorlagen<br />

von J.H. RIESENER (Jean-Henri Riesener, Meister 1768) für die<br />

Kommoden im „Grand appartement de la Reine“ in Versailles, aus einer<br />

Pariser Meisterwerkstatt, 19. Jh. und später.<br />

Mahagoni und Palisander gefriest. Prismierter Korpus mit kannelierten<br />

Eckvoluten auf gerader Zarge mit hohen Kreiselfüssen. In der Mitte leicht<br />

vorstehende Front mit 3 Schubladen, die beiden unteren ohne Traverse,<br />

die oberste schmäler und dreigeteilt. Ausserordentlich reiche, matt- und<br />

glanzvergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Profilierte „Brocatello“-<br />

Platte. Ca. 188x70x103 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

1315 (1 Paar)<br />

CHF 80 000.- / 120 000.-<br />

(€ 66 670.- / 100 000.-)<br />

| 214


| 215<br />

1316


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1317 (Folge von 4) 1318<br />

1317*<br />

FOLGE VON 4 GROSSEN PRUNK-APPLIKEN, Louis-XVI-Stil,<br />

Paris.<br />

Vergoldete Bronze. Wandplatte in Form einer Lyra mit Lorbeerzweigen,<br />

Apollo-Maskaron und Masche sowie 5 geschweiften, unterschiedlich<br />

hohen Lichtarmen mit vasenförmigen Tüllen und blätterförmigen<br />

Tropftellern. Elektrifiziert. H 93 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 20 000.- / 30 000.-<br />

(€ 16 670.- / 25 000.-)<br />

1318<br />

SPIEGEL, Louis-XVI-Stil, Frankreich, Ende 19. Jh.<br />

Holz beschnitzt mit Medaillon, Maschen, Rosetten, Blumen, Vasen,<br />

Ranken und Perlstab sowie vergoldet. Rechteckiger Rahmen mit durchbrochenem<br />

Medaillon-Aufsatz und Abschlussvasen. Kleine Fehlstellen<br />

und Reparaturen. H 185 cm. B 96 cm.<br />

Provenienz: Westschweizer Privatbesitz.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

1319*<br />

1 PAAR ZIERVASEN „AUX BELIERS“, spätes Louis XVI, Paris,<br />

Ende 19. Jh.<br />

Vergoldete Bronze und weisser Marmor. Balusterförmiger Korpus mit<br />

Aufsatz in Form eines Blumenkorbes und unterem Abschlusszapfen, auf 3<br />

schmalen Stützen mit Widderköpfen, Huffüssen und Girlanden, auf<br />

Rundsockel mit Scheibenfüssen. H 40 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />

1320*<br />

AMEUBLEMENT, spätes Louis XVI, nach Modellen von G. JACOB<br />

(Georges Jacob, Meister 1765) und J.B.C. SENE (Jean-Baptiste Claude<br />

Sené, Meister 1769), entworfen für das „Grand Cabinet“ von Königin<br />

Marie-Antoinette im Palais des Tuileries, Paris um 1820/40.<br />

Bestehend aus 1 zweiplätzigen Canapé und 4 grossen Fauteuils „à la reine“.<br />

Buche kanneliert und fein beschnitzt mit Rosetten, Mäande rband, Perlstab<br />

und Zierfries sowie vergoldet. Trapez förmiger Sitz auf gerader Zarge mit<br />

kannelierten Säulenbeinen. Flache Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen<br />

auf geschweiften -stützen. Goldgelber Seiden bezug mit feinem<br />

Blattmuster. Canapé 180x55x45x110 cm. Fauteuils 69x55x47x106 cm.<br />

Provenienz: Aus einer Pariser Sammlung.<br />

Ausserordentlich elegantes Ameublement von bestechender Qualität.<br />

CHF 40 000.- / 70 000.-<br />

(€ 33 330.- / 58 330.-)<br />

1321*<br />

1 PAAR BRONZEFIGUREN, Louis-XVI-Stil, nach einem Modell von<br />

CLODION (Claude Michel, Nancy 1738-1814 Paris), wohl Frankreich,<br />

19. Jh.<br />

Brünierte Bronze und dunkelroter, geäderter Marmor. Stehende junge<br />

Frau in faltenreichem Gewand, in der Hand eine Wasserkanne tragend,<br />

auf Quaderplatte. H 30,5 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />

Lit.: Thieme/Becker, Leipzig 1999; 7/8, S. 110/111 (biogr. Angaben).<br />

CHF 1 200.- / 1 800.-<br />

(€ 1 000.- / 1 500.-)<br />

CHF 1 000.- / 1 500.-<br />

(€ 830.- / 1 250.-)<br />

| 216


| 217<br />

1320


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1322 (Detail)<br />

1322*<br />

PRUNK-FLÜGEL, Louis-XVI-Stil, die Bronzen sign. und dat. HENRI<br />

DASSON ET CIE 1891 (Henri Dasson, 1825-1896), das Klavier sign. und<br />

num. ERARD 63396 (Sébastien Erard, Strassburg 1752-1831 La Muette),<br />

Paris.<br />

Rosenholz, Palisander, Veilchenholz und diverse, teils getönte Edelhölzer<br />

gefriest sowie allseitig ausserordentlich fein eingelegt mit Dudelsack,<br />

Vogel nest, Dornenzweigen, diversen Pflanzen und Blumen, Voluten,<br />

Blätterfries und Kartuschen. Geschweifter Korpus mit vorstehendem, aufklappbarem<br />

in in Bronzestab gefasstem Deckel auf gerader Zarge mit kannelierten<br />

Säulenbeinen auf Rollen. Elfenbein- und Ebenholztastatur über<br />

7 Oktaven mit sog. „Erard-Mechanik“ von ’’’A bis e’’’. Ausserordentlich<br />

feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und -applikationen in<br />

Form von Turteltauben auf Köcher und Wolken, Bannern und Fackeln,<br />

Blumen, Blättern, Kränzen, Palmetten, Mäanderband, Maschen,<br />

Lanzettfries und Rosetten. 214x140x96 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

Hochbedeutender Flügel von bestechender Qualität; ein analoger, jedoch<br />

nicht signierter Flügel wurde in unserer Juni-Auktion 2008 (<strong>Katalog</strong>nr.<br />

1219) verkauft.<br />

Der Bronzier und Ebenist H. Dasson konzentrierte sich auf die Nachahmung<br />

feinen Mobiliars des französischen Hofes, schuf aber auch eigene<br />

Kreationen im Stil des 18. Jahrhunderts. Besondere Anerkennung fanden<br />

nach Aussage von Louis Gonse ein ganz aus Bronze gearbeiteter Tisch im<br />

Louis-XVI-Stil, später von Lord Dudley erworben, ein „wahres Meisterstück<br />

der Ziselierkunst“, und eine Kopie des Schreibpultes von Louis XV<br />

- „n’égale-t-elle pas l’original pour la délicatesse et le fini du travail?“ -, das<br />

von Lady Ashburton gekauft wurde. 1889 erzielte eine Ausstellung mit<br />

exklusiven und ausserordentlich teuren Stücken von H. Dasson weltweit<br />

grosse Erfolge.<br />

Sébastien Erard, ein französischer Hersteller von Musikinstrumenten aus<br />

Strassburg, war bekannt für seine genialen Verbesserungen an Harfe und<br />

Pianoforte. Bereits in jungen Jahren entdeckte er sein Interesse an Geometrie,<br />

Architektur und Technik und konnte sie in der Polsterwerkstatt<br />

seines Vaters umsetzen. Im Alter von 16 Jahren verlor er seinen Vater und<br />

reiste nach Paris, wo er Arbeit bei einem Hersteller von Cembalos fand.<br />

Seine handwerklichen Fähigkeiten erweckten sehr schnell den Neid des<br />

Meisters, was zu Erards Entlassung führte; allerdings erregten seine<br />

Talente bald darauf die Aufmerksamkeit von Musikern und Herstellern<br />

von Musikinstrumenten. Bereits im Alter von 25 Jahren machte sich Erard<br />

selbständig und richtete seine erste Werkstatt im Haus der Duchesse de<br />

Villeroi ein, die ihn in seiner Arbeit ermutigte. Er spezialisierte sich zu -<br />

nächst auf die Produktion von Harfen. 1780 vollendete Erard sein erstes<br />

Pianoforte, in Frankreich eines der ersten überhaupt. Die Aufträge wurden<br />

daraufhin so zahlreich, dass Erard seinen Bruder Jean-Baptiste zu<br />

Hilfe rufen musste. Das Atelier wurde in die Rue de Bourbon verlegt und<br />

entwickelte sich in den darauffolgenden Jahren zu einer der bedeutendsten<br />

Werkstätte Europas. Während der Revolutionswirren begab sich Erard<br />

nach London, wo er eine weitere Fabrik baute. 1796 kehrte er nach Paris<br />

zurück und vertrieb grosse, mit eigenen technischen Verbesserungen versehene<br />

Pianoforti im englischen Stil. 1808 besuchte Erard erneut London,<br />

wo er 2 Jahre später seine erste Harfe mit „double mouvement“ verkaufte.<br />

Dieses neue, innovative Instrument wurde durch die zahlreichen Vorteile<br />

und Verbesserungen derart berühmt und gefragt, dass sich Erard nun ausschliesslich<br />

der Herstellung solcher Harfen widmete. Vier Jahre später<br />

kehrte er nach Paris zurück, führte jedoch seine Londoner Niederlassung<br />

weiter; 1823 schuf er das Pianoforte „grand modèle avec double déversoir“,<br />

die Krönung seiner Arbeit und trug damit wesentlich zu der Entwicklung<br />

des modernen Klaviers bei. Zudem verhalf er der Firma zu<br />

ihrem grossen Namen. Aus seiner Werkstatt stammte ein Klavier welches<br />

Königin Victoria 1856 erwarb und sich heute im „White Drawing Room“<br />

im Buckingham Palast befindet.<br />

Nach seinem Tode 1831 wurde das Unternehmen von seinem Neffen,<br />

Pierre Erard, in London weitergeführt. Auf der 1. Londoner Industrie-<br />

Ausstellung 1851 wurde er mit der „Council Medaille“ ausgezeichnet. 1878<br />

erhielt die Firma eine weitere Goldmedaille auf der Pariser Industrie-<br />

Ausstellung. Berühmte Komponisten, wie Joseph Hayden, Ludwig van<br />

Beethoven, Frederic Chopin, Felix Mendelssohn Bartholdy, Giacomo<br />

Meyerbeer, Franz Liszt, Giuseppe Verdi und Richard Wagner spielten<br />

Instrumente von Erard.<br />

Lit.: D. Ledoux-Lebard, Le mobilier français du XIXe siècle, Paris 1989;<br />

S. 146-151 (biogr. Angaben zu Dasson). C. Payne, 19th Century European<br />

Furniture, Suffolk 1981, S. 35 (biogr. Angaben zu Dasson).<br />

CHF 250 000.- / 450 000.-<br />

(€ 208 330.- / 375 000.-)<br />

| 218


| 219<br />

1322


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1323 (Folge von 4) 1324<br />

1323*<br />

FOLGE VON 4 PRUNK-APPLIKEN „AUX TORCHES“, Louis-XVI-<br />

Stil, sign. und dat. HENRY DASSON & CIE 1890 (Henry Dasson,<br />

1825-1896), nach Vorlagen von J.L. PRIEUR (Jean-Louis Prieur, tätig ca.<br />

1760-1790), Paris.<br />

Vergoldete Bronze. Wandplatte in Form einer brennenden Fackel mit 2<br />

geschweiften Lichtarmen mit runden Tropftellern und vasenförmigen<br />

Tüllen. Elektrifiziert. H 64 cm.<br />

Provenienz: Aus einer Pariser Sammlung.<br />

Die Entwurfszeichnung und eine Applike des hier angebotenen Paares<br />

sind abgebildet in: H. Ottomeyer / P. Pröschel, Vergoldete Bronzen - Die<br />

Bronzearbeiten des Spätbarock und Klassizismus, München 1986; I, S.<br />

172 (Abb. 3.5.3 und 3.5.4).<br />

Für Angaben zu H. Dasson siehe Fussnote der <strong>Katalog</strong>nr. 1322, zu J.L.<br />

Prieur Fussnote der <strong>Katalog</strong>nr. 1214.<br />

CHF 25 000.- / 45 000.-<br />

(€ 20 830.- / 37 500.-)<br />

1324<br />

KAMINPENDULE, Louis-XVI-Stil, Paris um 1860/70.<br />

Vergoldete Bronze. Gehäuse in Form eines Tisches mit grossem Vasenaufsatz<br />

und Huffüssen. Emailzifferblatt mit blauen römischen Stundenund<br />

arabischen Minutenzahlen. Pariser Werk mit 1/2-Stundenschlag auf<br />

Glocke. Reiche, vergoldete Beschläge und Applikationen in Form von<br />

Maskaron, Widderköpfen, Girlanden, Blättern, Rocaillen und Lorbeer.<br />

Etwas zu revidieren. 33x19x48 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

1325*<br />

KAMINPENDULE „AUX GRIFFONS“ MIT PORZELLAN,<br />

Napoléon III, Paris um 1870/90.<br />

Vergoldete Bronze und fein bemaltes Porzellan. Rechteckiges Gehäuse mit<br />

frei stehenden Säulen, profiliertem Kranz mit 2 Greifen und Henkel vase,<br />

auf bastionsförmigem, gestuftem Sockel. Fein bemaltes Porzellan zifferblatt<br />

mit römischen Stundenzahlen, im Zentrum musizierende Frau und tanzendes<br />

Kind. Pariser Werk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Auf profiliertem<br />

Holzsockel. Bestossungen, gebrauchter Stoffbezug. 32x17x45 cm.<br />

Provenienz: Privatsammlung, USA.<br />

CHF 600.- / 900.-<br />

(€ 500.- / 750.-)<br />

1326*<br />

SEKRETÄR „A ABATTANT“ MIT „VERNIS MARTIN“,<br />

Louis-XVI-Stil, nach Vorlagen von J.H. RIESENER (Jean Henri<br />

Riesener, Meister 1768), P. SORMANI (Paul Sormani, geb. 1817 in<br />

Canzo) zuzuschreiben, Paris um 1880.<br />

Rosenholz, Palisander Zitronenholz gefriest sowie mit Filets und Reserven<br />

eingelegt, die Front fein bemalt Venus und 4 musizierenden Putti auf<br />

Wolke, im Hintergrund Streitwagen und 2 Turteltauben. Prismierter<br />

Korpus mit leicht vorstehendem Kranz mit Abschlussgalerie auf bogenförmig<br />

ausgeschnittener Zarge mit durch Zwischentablar verbundenen Vierkantbeinen<br />

auf Säulenfüssen. Abklappbare, innen mit braunem, goldgepresstem<br />

Leder bezogene Schreibplatte über 3 nebeneinander liegenden<br />

Schubladen. Inneneinteilung mit grossem Zentralfach über Schublade<br />

„à l’anglaise“, flankiert von je 6 Schubladen. Feine, vergoldete Bronzebeschläge<br />

und -sabots. 86x37x(offen 75)x142 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 25 000.- / 45 000.-<br />

(€ 20 830.- / 37 500.-)<br />

| 220


| 1326 221


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1327 1328<br />

1327<br />

1 PAAR BRONZEFIGUREN, Louis-XVI-Stil, Paris, Ende 19. Jh.<br />

Bronze und schwarzer Stein. 2 sitzende junge Frauen in faltenreichen<br />

Gewändern, die eine ein Buch lesend, die andere mit Taube, dahinter 1<br />

geschweifter Lichtarm, auf rundem Sockel. Elektrifiziert, als Lampen<br />

montiert. Gelber Stofflichtschirm. H ohne Elektrifizierung 36 cm.<br />

Provenienz: Westschweizer Privatbesitz.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

1328*<br />

KAMINPENDULE „VENUS ET AMOUR“, Louis-XVI-Stil, das<br />

Zifferblatt unleserlich signiert, Paris, 19. Jh.<br />

Weisser Marmor und vergoldete Bronze. Neben dem stelenförmigen<br />

Uhrgehäuse stehende Venus, Amor mit einer Girlande umfangend, auf<br />

bastionsförmigem Sockel mit Kreiselfüssen. Emailzifferblatt mit arabischen<br />

Stunden- und Minutenzahlen. 2 feine, vergoldete Zeiger. Pariser Werk<br />

mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Vergoldete Beschläge und Applikationen.<br />

Zu revidieren. 27x14x34 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />

CHF 1 000.- / 1 500.-<br />

(€ 830.- / 1 250.-)<br />

1329<br />

MARMORFIGUR DES AMOR, Louis-XVI-Stil, in der Art von J.C.<br />

MARIN (Joseph Charles Marin, 1759-1834), Frankreich, Ende 19. Jh.<br />

Kleiner Amor mit lockigem Haar, die rechte Hand am Kinn, in der linken<br />

seinen Pfeilbogen tragend, hinter ihm ein Baumstamm, auf flachem, rundem<br />

Sockel. Mit ionischem Säulenpostament. Repariert. Teil des Bogens<br />

fehlt. H Figur 75 cm. H mit Postament 125 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

J.C. Marin war ein Pariser Bildhauer und Schüler des berühmten Clodion.<br />

Obwohl er jahrelang versuchte, den „Grand Prix de Sculpture“ zu gewinnen,<br />

erhielt er ihn erst 1801, für das Tiefrelief „Caius Gracchus quittant sa<br />

femme Licinia“. Die Werke des Meisters Clodion beeinflussten Marin<br />

während der ersten Phase seines Schaffens sehr stark - er schuf elegante,<br />

leichte und graziöse Figuren. In der zweiten Hälfte seiner Tätigkeit wurden<br />

die Arbeiten und Motive strenger, neoklassischer. Ab 1813 war Marin<br />

zudem als Professor der Ecole supérieure des Beaux-Arts in Lyon tätig.<br />

1329 (Detail)<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

| 222


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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1330<br />

1330<br />

1 PAAR GIRANDOLEN „A L’ANTIQUE“, Directoire-Stil, Paris,<br />

Ende 19. Jh.<br />

Brünierte und vergoldete Bronze sowie Messing. Stehender Jüngling bzw.<br />

Mädchen in faltenreichem Gewand, in den Händen 1 Vase mit 3 Lichtarmen<br />

mit blumenförmigen Tüllen tragend, auf gestuftem Zylindersockel.<br />

H 49 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 1 000.- / 1 500.-<br />

(€ 830.- / 1 250.-)<br />

1331<br />

BRUNNENMASKARON IN FORM EINES LÖWENKOPFES,<br />

Empire-Stil, Italien.<br />

Eisenguss vergoldet. Löwenkopf mit offenem Maul und prächtiger<br />

Mähne. H 51 cm.<br />

Provenienz: Aus einer bedeutenden Sammlung.<br />

CHF 500.- / 800.-<br />

(€ 420.- / 670.-)<br />

1332*<br />

TISCHLAMPE, sog. „lampe bouillotte“, Empire-Stil, Paris, 19. Jh.<br />

Vergoldete Bronze und bemaltes Blech. Schalenfuss mit 3 fischförmigen<br />

Lichtarmen mit vasenförmigen Tüllen und runden Tropftellern sowie<br />

Rundschaft mit ovalem, in der Höhe verstellbarem Lichtschirm mit<br />

Tragring. Elektrifiziert. H 80 cm.<br />

1331<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

| 224


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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1333<br />

1333*<br />

HOCKER „AUX CYGNES“, Empire-Stil, Paris, Ende 19. Jh.<br />

Mahagoni. Rechteckiger Sitz auf gerader Zarge mit geschweiften Beinen<br />

auf Tatzenfüssen. Eingerollte Armstützen mit Zwischensteg. Hellbrauner<br />

Veloursbezug. Bronzebeschläge und -applikationen. 73x38x44 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 2 500.- / 3 500.-<br />

(€ 2 080.- / 2 920.-)<br />

1334*<br />

KLEINE ATHENIENNE, Empire-Stil, Paris um 1900.<br />

Vergoldete und brünierte Bronze. Flache Schale auf 3 schmalen Stützen<br />

mit Steinbockköpfen, auf Dreisockel mit Krallenfüssen. Im Zentrum kleine<br />

Figur. H 46,5 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />

CHF 600.- / 900.-<br />

(€ 500.- / 750.-)<br />

1335*<br />

TISCHLAMPE, Empire-Stil, Paris.<br />

Vergoldete und brünierte Bronze. Lampenschaft in Form einer Athénienne<br />

mit geflügelten Frauenbüsten, 3 schmalen Stützen und zentralem<br />

Zapfen, auf profiliertem, eingezogenem Dreisockel. Elektrifiziert. Lichtschirm<br />

aus schwarzem Kunststoff. H 58 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />

1334<br />

CHF 1 000.- / 1 500.-<br />

(€ 830.- / 1 250.-)<br />

| 226


1336<br />

1337<br />

1336*<br />

FAUTEUIL „AUX CYGNES“, Empire-Stil, wohl Paris, Ende 19. Jh.<br />

Mahagoni. Trapezförmiger Sitz auf gerader Zarge mit vorderen Bronzetatzen-<br />

und hinteren Säbelbeinen. Flache Rückenlehne mit gepolsterten<br />

Armlehnen und frei stehenden Bronzestützen in Form von Schwänenhälsen.<br />

Blassrosa Veloursbezug. Sitzkissen. 72x50x45x105 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

1337*<br />

PORPHYRLAMPE „AUX GRIFFONS“, Empire-Stil, Russland um<br />

1900.<br />

Porphyr, vergoldete und brünierte Bronze, schwarzer Stein und Messing.<br />

Runder Schaft mit Lanzett- und Volutendekor, auf 3 Greifen mit gestuftem,<br />

eingezogenem Dreisockel. Beiger Lichtschirm. Elektrifiziert. H 86 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

1338*<br />

KLEINE JARDINIERE „AUX SPHINGES“, Empire-Stil, Frankreich<br />

um 1900.<br />

Vergoldete und geschwärzte Bronze, weisser Marmor, Messing und Kupfer.<br />

Runder, flacher Gefässkörper, verziert mit stilisierten Stier schädeln und<br />

Girlanden, auf 3 Stützen in Form sitzender Sphingen und Tatzenbeinen<br />

mit Maskaronen und Volutendekor, auf gestuftem Drei sockel. Herausnehmbares<br />

Messingbecken. Mit runder, weisser Marmor platte als tiefes<br />

Guéridon verwendbar. D 26 cm. H 50 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 2 500.- / 3 500.-<br />

(€ 2 080.- / 2 920.-)<br />

1338<br />

| 227


Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1339<br />

1339*<br />

FOLGE VON 4 GIRANDOLEN „AUX JEUNES FEMMES“, Empire-<br />

Stil, Paris.<br />

Versilberte Bronze und dunkelgrüner, geäderter Marmor. Schaft in Form<br />

einer weiblichen Halbfigur in faltenreichem Gewand, auf dem Kopf eine<br />

vasenförmige Tülle mit rundem Tropfteller tragend, in den Händen je 1<br />

geschweifter Lichtarm mit vasenförmiger Tülle und rundem Tropfteller,<br />

auf gestuftem Würfelsockel mit Tatzenfüssen. H 44,5 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 6 000.- / 9 000.-<br />

(€ 5 000.- / 7 500.-)<br />

1340*<br />

GRANIT-TABAKDOSE MIT SILBERMONTUR, sog. „pot de tabac“,<br />

viktorianisch, mit Marke PA&SS für PHILIP ASHBERRY & SONS<br />

SHEFFIELD (gegr. 1856, aktiv bis 1935), England, Ende 19. Jh.<br />

Grau-weiss-schwarzer, fein gekörnter Granit und graviertes, ziseliertes<br />

Silber. Zylindrische Dose mit Klappdeckel, Lanzett- und Blätterdekor, auf<br />

runder Platte mit Volutenfüssen. D 15 cm. H 16 cm.<br />

Expertisiert durch das Cabinet Dillée, Guillaume Dillée / Simon Pierre<br />

Etienne, Paris 2012.<br />

CHF 2 400.- / 3 200.-<br />

(€ 2 000.- / 2 670.-)<br />

1341*<br />

1 PAAR TAFELAUFSÄTZE, Napoléon III, von CHRISTOFLE<br />

(Charles Christofle, 1805-1863), mit Marke, Paris um 1880.<br />

Bronze versilbert und geschliffenes Glas. Stehende Bacchusfigur, auf dem<br />

Kopf eine flache Schale und einen blütenförmigen Aufsatz tragend, auf<br />

kanneliertem Säulenschaft mit Wappen und gekehlter Sockelplatte. 1 Glas<br />

restauriert. H 100 cm.<br />

C. Christofle leitete ein Bijouterie- und Juweliergeschäft; danach gründete<br />

er ein eigenes Unternehmen für Goldschmiedekunst. 1839 nahm er mit<br />

Erfolg an der „Exposition des produits de l’industrie“ teil und erhielt ein<br />

Patent für Vergoldung und Versilberung durch Galvanoplastik. Nachdem<br />

Christofle 1844 an der „Exposition“ eine weitere Medaille gewonnen hatte,<br />

wurde er zum Hoflieferanten der königlichen Familie ernannt. Die Firma<br />

Christofle, die noch heute besteht, führte 1840 die revolutionäre Technik<br />

des „Elektroplattierens“ in Frankreich ein und schuf Nach fertigungen<br />

bedeutender Möbel.<br />

1340<br />

CHF 25 000.- / 45 000.-<br />

(€ 20 830.- / 37 500.-)<br />

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Möbel & Antiquitäten | Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen<br />

1342<br />

1342*<br />

KAMINGARNITUR MIT MALACHIT, Empire-Stil, die<br />

Bronzefiguren sign. MOREAU AINE (Mathurin Moreau, 1822-1912), das<br />

Zifferblatt sign. HOPILLIART RUE DES STS PERES 12<br />

(Handelsunternehmen, gegr. 1781), Paris um 1880.<br />

Malachit, vergoldete und brünierte Bronze. Pendule: Bastionsförmiges,<br />

gestuftes, mit umlaufendem, antikisierendem Relieffries verziertes<br />

Gehäuse auf Tatzenfüssen. Als Aufsatz sitzende junge Frau in prächtigem<br />

Gewand, mit Globus auf dem Schoss. Emailzifferblatt mit römischen<br />

Stundenzahlen. Pariser Werk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Zu revidieren.<br />

Girandolen: 2 unterschiedliche stehende Frauen in faltenreichen<br />

Gewändern, die eine mit Lorbeerkranz, die andere mit Horn, beide einen<br />

vasenartigen Lichtträger mit zentraler Tülle und 5 unterschiedlich hohen<br />

Lichtarmen mit vasenförmigen Tüllen und runden Tropftellern auf der<br />

Schulter tragend, auf gestuftem Quadersockel mit Tatzenfüssen. Pendule<br />

55x26x58 cm. Girandolen 74 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

M. Moreau war Schüler von Rameys und Dumont an der Ecole des<br />

Beaux-Arts in Paris und später als Bildhauer tätig. 1842 erhielt er den<br />

„Second prix de Rome“ für seine Gruppe „Diomède enlevant le Palladium“.<br />

Ab den späten 1840er Jahren stellte er regelmässig im „Salon“ aus<br />

und gewann zahlreiche Preise. Er schuf die Denkmäler der Marguerite<br />

von Anjou (Angers), des Pierre Joigneaux (Beaune), Carnot (Dijon), und<br />

Tisserand (Nuits-Saint-Georges). Moreaus Werke findet man auch in<br />

Paris, den Kirchen St. Augustin und De la Trinité, in der Oper, den<br />

Tuilerien-Gärten, im Trocadéro-Palast, im Palais de la Justice sowie in den<br />

Museen von Dijon und Marseille.<br />

Lit.: P. Kjellberg, Les bronzes français du XIXe siècle, Paris 2002; S. 511-<br />

518 (biogr. Angaben zu Moreau). Thieme/Becker, Leipzig 1999; 25/26, S.<br />

129 (biogr. Angaben zu Moreau).<br />

CHF 20 000.- / 30 000.-<br />

(€ 16 670.- / 25 000.-)<br />

1342 (Detail)<br />

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1343*<br />

TAFELAUFSATZ „AUX ENFANTS“, Napoléon III, Paris um 1870/80.<br />

Versilberte Bronze. Flache, durchbrochene und blätterbeschmückte<br />

Schale auf 2 Voluten mit zentralen Kinderfiguren und ovalem Sockel mit<br />

grossen Muscheln, Kindern und Delphinen. H 73 cm.<br />

CHF 4 000.- / 7 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 830.-)<br />

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1344<br />

1344*<br />

MARMORGRUPPE „AUX ENFANTS“, Italien, Ende 19. Jh.<br />

Weiss-grauer Marmor. 4 tanzende, musizierende Kinder, auf flachem<br />

Ovalsockel mit Früchten. 61x21x76 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

CHF 12 000.- / 18 000.-<br />

(€ 10 000.- / 15 000.-)<br />

1345*<br />

MARMORFIGUR EINER ZIGEUNERIN, Italien, um 1900.<br />

„Carrara“-Marmor. Stehende junge Zigeunerin mit Kopftuch und<br />

Mandoline auf profiliertem Rundsockel. Sign. G. MARCHI. H 63 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Westschweiz.<br />

CHF 1 400.- / 2 000.-<br />

(€ 1 170.- / 1 670.-)<br />

1346*<br />

1 PAAR GROSSE VASEN MIT ONYX, PORZELLAN UND<br />

BRONZEMONTUR, die Malerei sign. POITEVIN (Pierre Alexandre<br />

Poitevin, 1782-1859), Paris, 19. Jh.<br />

Balustervase mit hohem Hals, 2 ausserordentlich fein gearbeiteten<br />

Voluten henkeln mit Drachen sowie ausgeschnittenem Kartuschenfuss, auf<br />

gestuftem, durchbrochenem Postament mit drachenförmigen Füssen. Die<br />

Wandung bemalt mit Portraits adliger Damen und Stillleben. H 75 cm.<br />

Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.<br />

1345<br />

CHF 40 000.- / 60 000.-<br />

(€ 33 330.- / 50 000.-)<br />

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1347<br />

1347*<br />

GROSSE HENKELVASE MIT „EMAIL CLOISONNE“ UND<br />

BRONZEMONTUR, Régence-Stil, aus einer Pariser Meisterwerkstatt,<br />

um 1870.<br />

Buntes „émail cloisonné“, vergoldete Bronze und Messing. Kugeliges<br />

Gefäss mit 4 Henkeln in Form von Eichenkränzen, fein durchbrochenem<br />

Rand und Rundfuss, auf 4 Doppelhuffüssen. Die Wandung mit Rosetten,<br />

Streifen, Pailletten, Maschen und Medaillons. H 30 cm. B 38 cm.<br />

Provenienz: Aus französischem Besitz.<br />

CHF 15 000.- / 25 000.-<br />

(€ 12 500.- / 20 830.-)<br />

1348<br />

BRONZEFIGUR EINER FRAU, mit Monogramm RS (wohl Renée<br />

Sintenis, 1888-1965), deutsch um 1920/30.<br />

Brünierte Bronze. Stehende, nackte junge Frau mit Tuch, auf achteckiger,<br />

profilierter Plinthe. Mit schwarzem Marmorsockel. H 36 cm, mit Sockel<br />

42 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 900.- / 1 400.-<br />

(€ 750.- / 1 170.-)<br />

1349*<br />

PRUNK-HÄNGEKONSOLE „AU DRAGON“, Historismus, wohl von<br />

L. FRULLINI (Luigi Frullini, 1839-1897), Italien um 1870.<br />

Holz durchbrochen sowie ausserordentlich reich beschnitzt mit Drachenfigur,<br />

Kartuschen und Zierfries. Geschweiftes, mehrpassiges Blatt auf<br />

Wand platte mit markanter Drachenfigur mit ausgebreiteten Flügeln.<br />

65x42x85 cm.<br />

Provenienz: Aus französischem Besitz.<br />

Die ausserordentlich gewagte Formgebung und phantasievolle<br />

Ausarbeitung der hier angebotenen Konsole weisen auf das Werk von L<br />

Frullini hin, der im ausgehenden 19. Jahrhundert die wohl eigenwilligsten<br />

Kreationen herstellte - siehe hierzu C. Payne, 19th century European furniture,<br />

Suffolk 1981; S. 400 (Abb. 1164 und 1165) und R. Haaff,<br />

Prachtvolle Stilmöbel - Historismus in Deutschland und Mitteleuropa,<br />

Leopoldshafen 2012; S. 611 (Abb. 2778).<br />

Lit.: S. Chiarugi, Botteghe di Mobilieri in Toscana, Florenz 1994; II, S.<br />

474-177 (biogr. Angaben).<br />

CHF 9 000.- / 14 000.-<br />

(€ 7 500.- / 11 670.-)<br />

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1349A<br />

1349A<br />

BENLLIURE, M. (Mariano Benlliure, Valencia 1862-1947 Madrid), dat.<br />

1925, Spanien.<br />

„Toro de solida“. Patinierte Bronze. Stehender Stier auf Postament mit<br />

Corrida-Szenen und 2 halbplastischen Frauenfiguren. Sign. M.<br />

BENLLIURE 1925. Mit Giessersignatur MIR Y FERRERO<br />

FUNDIDORES MADRID. Mit Widmung „Al Senador Orsuna,<br />

M. Benlliure 1925“. 67x34x72 cm.<br />

Provenienz:<br />

- R. Redding, Zürich.<br />

- Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 40 000.- / 70 000.-<br />

(€ 33 330.- / 58 330.-)<br />

1350<br />

BRONZEGRUPPE „LE BAISER“, wohl Frankreich um 1900.<br />

Patinierte Bronze. Darstellung eines jungen, sich küssenden Paares auf<br />

profiliertem Sockel. H 49,5 cm.<br />

CHF 4 000.- / 6 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />

1350<br />

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