Skript Unternehmensführung 1
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von Mengen allein keine überragender Preisvorteil mehr zu erzielen. Es müssen weitere<br />
Merkmale wie Qualitätssicherheit, Lieferzuverlässigkeit, Einheitlichkeit etc. hinzukommen,<br />
um am Markt einen Preisaufschlag durchsetzten zu können. Eine Verbesserung der<br />
Marktstellung ist auch hier nur möglich, wenn man nicht mehr so leicht austauschbar ist.<br />
Man muss sich also durch Produktdifferenzierung einen Vorsprung verschaffen, mit dem<br />
man einen fest abgegrenzten Markt (Marktsegmentierung) besetzt.<br />
4.1.3.3 Vertikale Integration<br />
Der dritte Ansatz geht davon aus, dass eine engere Zusammenarbeit mit den Marktpartnern<br />
der Landwirtschaft gefunden werden muss.<br />
Seitens der Verbraucher werden die Forderungen nach „gesicherter Qualität“ immer lauter.<br />
Produkthaftung und Prozesskontrolle werden in Zukunft nicht nur das Handeln der<br />
Ernährungsindustrie bestimmen, sondern auch Einzug in den vorgelagerten Bereich halten.<br />
Verarbeiter und Handelsketten haben ihr Ohr näher am Verbraucher und können Anforderungen<br />
an die Vorstufen festlegen, um ihre Produkte besser am Markt platzieren zu<br />
können. Von dieser verbesserten Marktstellung profitieren dann wiederum die vorgelagerten<br />
Bereiche (Agrarunternehmen), weil sie auf diese Weise Absatzsicherheit gewinnen.<br />
In Schleswig-Hostein gab bzw. gibt es anschauliche Beispiele dafür, wo die Landwirtschaftskammer<br />
es geschafft hat, mit Partnern aus der Landwirtschaft, den Bezugs- bzw.<br />
Verarbeitungsunternehmen sowie dem Handel Verbundstrategien in Form von Markenprogrammen<br />
umzusetzen. So erfolgte bereits vor Jahren die Vermarktung des Prüfsiegelrindfleisches<br />
„Gutfleisch“ über 130 „Gutfleischmärkte“, die von der Edeka-Nord beliefert<br />
werden.<br />
Für eine erfolgreiche vertikale Integration zwischen Erzeugern und Vermarktern ist eine<br />
Kapitalverflechtung sinnvoll und ggf. sogar erforderlich. Beide Seiten müssen an den<br />
Chancen und Risiken partizipieren. So könnten die regionalen Fleischabteilungen größerer<br />
Handelsketten betriebswirtschaftliche Profit-Center in Form rechtlich eigenständiger<br />
Organisationen (z.B. GmbHs) sein, an denen auch die produzierenden Agrarunternehmen<br />
kapitalmäßig angemessen beteiligt sind.<br />
Gegner derartiger „Vertragslandwirtschaft“ führen häufig das Argument des Verlustes unternehmerischer<br />
Freiheit und Handlungsfähigkeit an. Es stellt sich die Frage, ob nicht gerade<br />
Landwirte oder Betriebsleiter, die aktiv am Aufbau derartiger Kooperationen arbeiten<br />
und damit neue Vermarktungswege schaffen, die eigentlichen Unternehmer sind? Agrarmanager<br />
und Landwirte, die Verträge mit Unternehmen der Lebensmittelindustrie ausarbeiten<br />
und neue Unternehmensmodelle schaffen und sich damit den Problemen derartiger<br />
Verbundstrukturen stellen, sind m.E. Wegbereiter für eine marktorientierte Produktion.<br />
Es gibt auf Dauer kein Entweder/Oder zum kooperativen Marketing oder zur Vertragslandwirtschaft.<br />
Im europäischen Binnenland sind genug andere Produzenten vorhanden,<br />
die gerne bereit sind, nicht bediente Märkte zu besetzen. Allerdings sind die Investitionen<br />
in solche Verbundstrategien besonders in der Aufbauphase erheblich. Eine Amortisation<br />
der eingesezten Mittel ist ggf. erst nach längerer Zeit zu erwarten.<br />
<strong>Unternehmensführung</strong> 1 – WS 2012/13 Entwurf – HS-Anhalt /Prof. Dr. Dohmen – Stand: Oktober 2013 99