Skript Unternehmensführung 1
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4. Management des soziotechnischen Systems Absatz<br />
Der Absatz als letzte Phase des Betriebsprozesses verfolgt das Ziel, die produzierten<br />
Leistungen dem Nachfrager am Ort und zum Zeitpunkt des Bedarfs in für ihn geeigneten<br />
Mengeneinheiten zur Verfügung zu stellen. Wie bei der Beschaffung besteht die Aufgabe<br />
der <strong>Unternehmensführung</strong> in der Gestaltung eines weiteren sozio-technischen Systems,<br />
das die Beziehungen nach außen regelt.<br />
4.1 Marketing-Mix in der Primärstufe der Agrarwirtschaft<br />
Um absatzwirtschaftliche Ziele besser erreichen zu können, stehen dem Management im<br />
Wesentlichen 4 Instrumente zur Verfügung, die auch als die 4 „P’s“ des Produkt-<br />
Managements bezeichnet werden:<br />
Product (1)<br />
Price (2)<br />
Place (3)<br />
Promotion (4)<br />
4.1.1 Produktpolitik<br />
Die Produktpolitik zielt darauf ab, die Wertschätzung des Abnehmers für das angebotene<br />
Gut zu erhöhen. Sie umfasst u.a. die Beschaffenheit (Grundstoffe, Inhaltsstoffe incl. unerwünschter<br />
Rückstände, Qualität (Handelklasseneinstufung), Form, Farbe, Geruch und<br />
Gebrauchseignung), die Verpackung und die entsprechenden rechtlichen Kriterien (z.B.<br />
Exklusivität durch Patente etc.).<br />
In der Landwirtschaft wird Produktpolitik zunächst über die Wahl des Saatgutes, des Anbauverfahrens<br />
(z.B. kontrollierter Anbau etc.), der Tierrasse, des Haltungsverfahrens (z.B.<br />
extensive Mutterkuhhaltung) etc. gemacht. Durch die Wahl der Produktpolitik werden bereits<br />
Preisspielräume vorgegeben (Handelsklasseneinteilung).<br />
Darüber hinaus kann Produktpolitik auch die Anreicherung des Produktes mit zusätzlichen<br />
Leistungen, die über den Grundnutzen hinausgehen, bedeuten („Added Value“).<br />
So kann beim Angebot von Silomais an Futterbaubetriebe nicht nur das Futter, sondern<br />
auch der Transport bis hin zur Einlagerung und Verschließen des Silos angeboten werden.<br />
Im Bereich der Eierproduktion besteht dieser Zusatznutzen für den Verbraucher darin,<br />
dass durch einer „artgerechtere Haltung“ die Eier von „glücklichen Hühnern“ gelegt<br />
wurden. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob dieser Zusatznutzen objektiv bzw. mit<br />
wissenschaftlichen Methoden nachweisbar ist, oder nur subjektiv vom Konsumenten so<br />
empfunden wird. Wenn der Kunde bereit ist, derartige Produkte auch mit einem Preisaufschlag<br />
zur Kompensation der höheren Produktionskosten zu kaufen, ist diese Produktpolitik<br />
ggf. eine Produktalternative.<br />
4.1.2 Preispolitik in der Landwirtschaft<br />
Die Möglichkeiten einer Preispolitik bestehen für landwirtschaftliche Unternehmen nur auf<br />
wenigen Nischenmärkten. Auf den großen Anbietermärkten für relativ homogene Güter<br />
sind die Preise für den einzelnen Anbieter weitgehend ein Datum. Er kann lediglich seine<br />
Absatzmenge auf den von ihm nicht beeinflussbaren Marktpreis optimieren (sog. Menge-<br />
<strong>Unternehmensführung</strong> 1 – WS 2012/13 Entwurf – HS-Anhalt /Prof. Dr. Dohmen – Stand: Oktober 2013 96