Skript Unternehmensführung 1

zusammengestellt. Dann muss geprüft werden, welche Substitutionsmöglichkeiten zwischen
Betriebsmitteln bestehen und ob zu den von der Betriebsplanung vorgegebenen
Preisen (kritische Beschaffungspreise, Ersatzkostenwerte sowie Kostensummenlimits)
beschafft werden kann. Sollte die Einhaltung von Grenzwerten nicht möglich sein, dann
muss eine Rückmeldung an die Betriebsplanung erfolgen, da ggf. das Produktionsprogramm
zu ändern ist, weil es auf faschen Annahmen beruht.
Wenn der Mengen- und Zeitplan feststeht, muss sich die Unternehmensleitung auf eine
„Beschaffungs-Politik“ bei einzelnen Güter festlegen. Zur Auswahl stehen prinzipiell zwei
Möglichkeiten:
1. Fertigungsynchrone Beschaffung:
Hierbei erfolgt die Beschaffung der jeweils benötigten Güter unmittelbar („just in time“) vor
ihrem Einsatz im Produktionsprozess, womit i.d.R. eine Lagerhaltung entfällt.
Beispiele hierfür sind Strom, Gas und Wasser, aber auch Pflanzenschutz- oder Tierarzneimittel,
die erst unmittelbar vor ihrer Anwendung bezogen werden, ebenso Ersatzteile
für Maschinen.
2. Vorratsbeschaffung:
Sie erfordert eine Lagerhaltung für die entsprechenden Güter und wird in Agrarunternehmen
häufig praktiziert. Beispiele hierfür sind eingelagerte Dünge- oder Futtermittel, Energieträger
(Heizöl, Gas etc.), Saatgut, Pflanzenschutzmittel u.a.
Nach Festlegung der Beschaffungspolitik wird im Beschaffungsplan festgehalten, wann
welches Gut in welcher Menge im Unternehmen sein soll. Unter Berücksichtigung entsprechender
Vorlaufzeiten (Bestellausführungszeiten) ergibt sich der Bestellzeitpunkt für
die einzelnen Güter. Ein geeignetes Hilfsmittel für die rationelle Handhabung von Beschaffungsplänen
können Tabellenkalkulationsprogramme wie Excel sein.
3.1.1.1 Bedeutung der Lagerhaltung im Beschaffungsprozess
Wir hatten bereits ausgeführt, dass die Lagerhaltung für Agrarunternehmen von Bedeutung
ist. Im Wesentlichen werden damit zwei Ziele verfolgt:
1. Vermeidung von Leerlauf in der Produktion:
Aufgrund der Unsicherheiten auf den Beschaffungsmärkten - oft infolge klimatischer Gegebenheiten
- ist die Beschaffung nie ganz risikofrei durchführbar. Verzögerungen in der
Anlieferung bestimmter Güter können sich ggf. katastrophal auf den Produktionsablauf
auswirken. Man denke nur an Pflanzenschutz-, Tierarzneimittel oder Kraftfuttermittel.
Auch Zwischenlager erfüllen die o.a. Funktion, wenn der Produktionsablauf zwischen einzelnen
Produktionsphasen nicht reibungslos ineinandergreift. Dies ist in der Landwirtschaft
sehr häufig der Fall.
2. Ausnutzung von Preisvorteilen:
Durch richtige Entscheidungen zur Güterbeschaffung lassen sich ggf. beträchtliche Preisvorteile
realisieren, die sich in Form entsprechender Frühbezugs- bzw. Mengenrabatte
niederschlagen. Voraussetzung dafür ist eine sorgfältige Analyse der Beschaffungsmärkte.
Unternehmensführung 1 – WS 2012/13 Entwurf – HS-Anhalt /Prof. Dr. Dohmen – Stand: Oktober 2013 60