Skript Unternehmensführung 1
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Sie stellt aber auch hohe Anforderungen an den Fütterungsmanager, die Leistungsentwicklung<br />
und Körperkondition des Einzeltieres zu verfolgen und gegebenenfalls Korrekturen<br />
bei der Fütterung vorzunehmen. Das System geht von einer für jede Kuh<br />
weitestgehend gleichen Grundfutteraufnahme aus. Insbesondere bei einer züchterisch<br />
noch sehr uneinheitlichen Herde muss dies nicht so sein. Hieraus erwachsen<br />
dann besondere Anforderungen an den Fütterungsmanager, das Fressverhalten der<br />
Einzelkuh und die Grundfutterverdrängung richtig einzuschätzen.<br />
In Herden oder Kuhgruppen mit hoher täglicher Milchleistung wird die in der Regel<br />
über den Kraftfutterautomaten verabreichte Futtermenge bis zu 12 kg täglich betragen.<br />
Das bringt einerseits Probleme mit der pro Kuh zur Verfügung stehenden Zugangszeit<br />
zum Automaten mit sich bzw. mit der pro Zugang freigegebenen Kraftfuttermenge.<br />
Andererseits ist es kaum möglich, über ein einzelnes Leistungsfutter sowohl die Bedürfnisse<br />
einer Kuh im Leistungsbereich 20-25 kg als auch 40-50 kg Tagesproduktion abzudecken.<br />
Neben einem eher konventionellen Kraftfutter für den mittleren Leistungsbereich ist dann<br />
zusätzlich ein Leistungsfutter erforderlich, das höhere Anteile qualitativ hochwertigen und<br />
pansenstabilen Proteins sowie pansenstabiler Stärke enthält und gut mineralisiert und<br />
vitaminisiert ist. Eine ausreichende Zahl gut erreichbarer Kraftfutterautomaten ist eine unbedingte<br />
Voraussetzung dafür, dass die Kühe auch die ihnen zugedachten Mengen an<br />
Leistungsfutter aufnehmen können.<br />
Aus der Komplexität der anstehenden Entscheidungen sowie ihrer Durchführung und Kontrolle<br />
ergibt sich die Notwendigkeit, Mikroelektronik als organisatorisches Hilfsmittel einzusetzen.<br />
Damit wird die Arbeitsplatzausstattung bei dieser Fütterungsstrategie technisch<br />
anspruchsvoll. Die <strong>Unternehmensführung</strong> muss dies bei der Personalauswahl sowie -<br />
weiterbildung berücksichtigen. Arbeitskräfte, die das Grundprinzip der „Computerlogik“ bei<br />
dieser Prozessteuerung nicht verstehen, können keine eigenverantwortliche Position in<br />
einer derart prozessorgesteuerten Milchproduktion übernehmen und sind bei ihren Tätigkeiten<br />
zu überprüfen (Kontrolle).<br />
Totale Mischration (TMR):<br />
Das TMR-System zielt auf die optimale Versorgung einer ganzen Gruppe. Die Rationszusammensetzung<br />
ist für alle Kühe der Gruppe gleich und richtet sich nach deren durchschnittlichen<br />
Futteraufnahmevermögen und dem Nährstoff- und dem Energiebedarf der<br />
Durchschnittskuh der Gruppe. Der wesentliche Aspekt dieses Fütterungsverfahrens ist,<br />
dass die Steuerung der Milchleistung ausschließlich über die Menge des aufgenommenen<br />
Futters erfolgt. Das Verfahren setzt sich weniger aus arbeitswirtschaftlichen Gründen<br />
durch, sondern vor allem deshalb, weil bei richtiger Anwendung die Kühe mit jedem Bissen<br />
am Tag das gleiche Futter aufnehmen. Die Pansenbedingungen und damit die<br />
Wachstumsbedingungen für die Pansenmikroben sind dann konstant und damit optimal.<br />
Von Nachteil kann sein, dass der Fütterer sich nicht mehr so intensiv mit der Einzelkuh<br />
beschäftigt. Daher wachsen die Anforderungen an die Fütterungskontrolle und an ein<br />
ausgefeiltes Fütterungsmanagement.<br />
Die richtige Anwendung des TMR-Verfahrens ist wichtig. Eine ausschließlich über die<br />
Mischration versorgte Kuh kann bei Schwankungen in der Qualität des Futters und in der<br />
Fütterung eine unausgewogene Versorgung mit Nährstoffen und Energie nicht mehr durch<br />
»Auswählen« der Futterkomponente ausgleichen. Fehler in der Rationsvorlage wirken<br />
sich somit umso gravierender auf die Leistung der Gruppe aus. Die Genauigkeit der Fütterungsarbeit<br />
muss zunehmen, wobei das Wissen um das Futteraufnahmevermögen der<br />
Kuhgruppen entscheidend ist. Wichtig ist es weiterhin, den aktuellen Trockenmassegehalt<br />
der die Ration bildenden Futterkomponenten und natürlich deren Inhaltsstoffe zu kennen.<br />
<strong>Unternehmensführung</strong> 1 – WS 2012/13 Entwurf – HS-Anhalt /Prof. Dr. Dohmen – Stand: Oktober 2013 53