Skript Unternehmensführung 1
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Herbizide können auch im Umfeld der Photosynthese eingreifen, indem sie die Bildung<br />
von wichtigen Verbindungen (Pigmente) hemmen. Pigmente sind biologische Farbträger<br />
wie Chlorophylle, Cytochrome und Carotinoide. Die Carotinoide haben innerhalb der Photosynthese<br />
eine Schutzfunktion, die von diesen Herbiziden ausgeschaltet wird.<br />
Herbizide, die in die Bildung von Aminosäuren eingreifen und so den Protein- oder Enzymaufbau<br />
stören, schalten in der Regel drei wichtige Enzyme aus: Die Glutaminsynthetase<br />
(Angriffspunkt von Glufosinate), die 5-EPSPS-Synthase (Angriffspunkt für Glyphosate)<br />
und die Acetolactat-Synthase (AES-Hemmer). Das zuletzt genannte Enzym ist der<br />
Angriffsort der Sulfonylharnstoffe und der Imidazolinone.<br />
Der Fettstoffwechsel spielt eine entscheidende Rolle beim Aufbau der Zellmembran. Eine<br />
Störung im Stoffwechsel durch Herbizide führt zu einer dünneren Kutikula und damit zu<br />
einer gestörten Wasseraufnahme.<br />
Andere Herbizide wirken wie Pflanzenhormone (Auxinherbizide) und führen zu einem unkontrollierten<br />
Zellwachstum. Daher rührt auch der Name Wuchsstoffe für die Vertreter dieser<br />
Gruppe. Dazu gehören die Phenoxyessigsäuren mit den bekannten MCPA-, MCPP-Pund<br />
2,4 D-Verbindungen.<br />
Einige Herbizide hemmen das Steuerungssystem (Mikrotubulisystem) der Zellen, sodass<br />
Zellen mit mehreren Kernen oder zu vielen Chloroplasten gebildet werden. Der Gräserwirkstoff<br />
Flufenacet wird dieser Gruppe zugeordnet, die die Zellteilung im Pflanzengewebe<br />
unterbindet.<br />
Abschließend sei ein Beispiel für eine professionelle Wirkstoffrotation zur Bekämpfung<br />
von Ackerfuchsschwanz oder Windhalm ausgeführt: Für die Anwendung in Getreidefruchtfolgen<br />
sind verschiedene Produkte mit unterschiedlichen Wirkungsmechanismen verfügbar<br />
und man sollte alle für seine spezielle Situation verfügbaren Produkte prüfen und diese<br />
alternierend einsetzen. In einer Fruchtfolge mit Weizen, Gerste und Raps oder Zuckerrüben,<br />
bei der Ackerfuchsschwanz, Windhalm und Flughafer vorherrschen, könnte im ersten<br />
Jahr im Weizen ein AES-Wirkstoff (z. B. Atlantis), im zweiten Jahr in der Gerste ein<br />
Wirkstoff, der die Zellteilung hemmt (z. B. Cadou), und im dritten Jahr ein ACCase-<br />
Wirkstoff (FOP oder DIM) in Raps oder Zuckerrüben zur Gräserbekämpfung verwendet<br />
werden.<br />
Zusammenfassung Antiresistenz-Managementstrategie:<br />
Eine Antiresistenzstrategie ist ein integriertes Konzept und muss vor dem Auftreten von<br />
Wirkungsverlusten implementiert sein, da sie von ihrer Konzeption her der Entstehung<br />
resistenter Erregerpopulationen Einhalt gebieten soll. In solch einer Strategie sind alle<br />
Maßnahmen vereinigt, die zu einer Reduktion des Selektionsdruckes führen, so auch den<br />
Anbau resistenter Sorten und pflanzenbauliche Maßnahmen zur Reduktion des Erregerpotentials.<br />
Auf der Wirkstoffseite stehen folgende Maßnahmen im Vordergrund: Behandlung zum<br />
richtigen Zeitpunkt, Vermeidung unnötiger Behandlungen, keine kurativen oder eradikativen<br />
Anwendungen, Kombination von Aktivsubstanzen mit unterschiedlichen Resistenzmechanismen<br />
(Wirkstoffrotation durch Wirkstoffgruppenwechsel) und der Einschluss von<br />
Kontaktwirkstoffen in das Spritzprogramm.<br />
Eine Antiresistenzstrategie ist sehr spezifisch und kann von Region zu Region unterschiedlich<br />
aufgebaut sein und je nach Situation von Jahr zu Jahr variieren. Wichtige Daten<br />
für die Anpassung an die Resistenzsituation liefert das Resistenzmonitoring.<br />
Antiresitenzmanagement ist eine zentrale und strategische Aufgabe der <strong>Unternehmensführung</strong>.<br />
Seit 1985 sind keine neuen Wirkorte (Place of action) für den Wirkungsansatz<br />
von chemischen Pflanzenschutzmitteln gefunden worden und von der Entdeckung eines<br />
Moleküls bis zu seiner Zulassung und der damit erst möglichen Markteinführung vergehen<br />
<strong>Unternehmensführung</strong> 1 – WS 2012/13 Entwurf – HS-Anhalt /Prof. Dr. Dohmen – Stand: Oktober 2013 47