Skript Unternehmensführung 1
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Eine ähnliche und in diese Richtung gehende Vorgehensweise resultiert aus dem „Trial<br />
and Error“ Prinzip. „Versuch-und-Irrtum“ ist eine heuristische Methode, um Probleme zu<br />
lösen, bei der so lange zulässige Lösungsmöglichkeiten probiert werden, bis die gewünschte<br />
Lösung gefunden wird. Dabei wird oft bewusst auch die Möglichkeit von Fehlschlägen<br />
in Kauf genommen.<br />
Die Methode findet oft dann Anwendung, wenn keine systematischen Verfahren zur Verfügung<br />
stehen. In der Informatik finden sich viele „algorithmische“ Verfahren, die auf dem<br />
Versuch-und-Irrtum-Ansatz beruhen. Dazu gehören klassische Backtracking-Algorithmen,<br />
die rekursiv eine Menge von möglichen Lösungen durchsuchen, bis eine richtige Lösung<br />
gefunden wird.<br />
Bei Planungen unter Unsicherheit bieten heute die Verfahren der Monte-Carlo-<br />
Simulationen neue Wege an, wobei mit Hilfe der Simulationstechnik das Gesamtrisiko<br />
komplexer Entscheidungen quantifiziert werden kann. Hierbei werden die Auswirkungen<br />
stochasticher Eingangsdaten auf die Zielfunktion in Form eines Produktions-, Unternehmens-<br />
bzw. Investitionsmodells simuliert. Dazu werden für die unsicheren Parameter (Dateninputgrößen)<br />
Schwankungsbereiche über objektiv oder subjektiv ermittelte Wahrscheinlichkeitsverteilungen<br />
vorgegeben und die Auswirkungen auf die Plangrößen des<br />
Unternehmens simuliert. Das Ergebnis derartiger Risiko- und Chancenanalysen sind spezielle<br />
Erwartungswerte für bestimmte Ereignisse (z.B. Verlustrisiko oder „Value at Risk“)<br />
bzw. eine Wahrscheinlichkeitsverteilung für die untersuchten Zielwerte. Eine solche Planungsstechnik<br />
führt über Risikotransparenz zu einer entscheidenden Verdichtung des<br />
Entscheidungsfeldes und liefert damit in der <strong>Unternehmensführung</strong> entsprechend ihrer<br />
Risikoneigung eine nicht zu unterschätzende Entscheidungshilfe.<br />
1.5.3.2.2.3 Finanzmathematische Verfahren<br />
Finanzmathematische Verfahren (Investitionsmodelle) sind in der Regel spezielle Rechnungen,<br />
die die Vorzüglichkeit einer Investition über den Kapitalwert, den "Return on Investment"<br />
(R.o.I.) sowie die Amortisationszeit bewerten. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht<br />
sind Investitionen durch diejenigen Ein- und Auszahlungsströme charakterisiert, die sie<br />
ursächlich im Unternehmen auslösen („Incremental Cash-Flow"). Die Auszahlungen setzen<br />
sich zusammen aus den Anfangsauszahlungen für das Investitionsobjekt, den fixen<br />
Auszahlungen für das Vorhandensein und die Erhaltung der Betriebsbereitschaft der Anlage(n)<br />
sowie aus den proportionalen Auszahlungen für den Einsatz an Arbeit, Energie<br />
und Materialien zum Betrieb. Die Einzahlungen ergeben sich vor allem als Erlöse aus dem<br />
Absatz der mit dem Investitionsobjekt erstellten Leistungen.<br />
Zur Durchführung dynamischer Wirtschaftlichkeitsanalysen von Investitionen müssen an<br />
den genannten Zahlungsströmen modellintern zwei finanzmathematische Manipulationen<br />
vorgenommen werden:<br />
(1) Um alle Aus- und Einzahlungen einer Investition vergleichbar zu machen, müssen diese<br />
auf einen zuvor gewählten gemeinsamen Bezugszeitpunkt auf- bzw. abgezinst (diskontiert)<br />
werden, wobei zur Vereinfachung unterstellt wird, dass alle Zahlungen jeweils nur zu<br />
einem bestimmten Termin der Periode, in der Regel zum Ende des Jahres, anfallen.<br />
(2) Flußgrößen (periodisierte Zahlungsströme) sind in Bestandsgrößen zum jeweils gewählten<br />
Bezugszeitpunkt zu transformieren und umgekehrt. Das heißt, jährliche (periodische)<br />
Renten sind mit einem Rentenbarwertfaktor in Gegenwartswerte (Rentenbarwerte)<br />
bzw. Gegenwartswerte mit dem Annuitätenfaktor in Renten (Annuitäten) umzurechnen;<br />
„ewige Renten" werden mit dem Kapitalisierungsfaktor in Gegen-wartswerte (Kapitalwerte)<br />
<strong>Unternehmensführung</strong> 1 – WS 2012/13 Entwurf – HS-Anhalt /Prof. Dr. Dohmen – Stand: Oktober 2013 24