Skript Unternehmensführung 1

Bei der Berechnung der Lagerkosten sind die Opportunitätskosten (Zinsverlust bzw. Zinszahlungen
für Kontokorrentzinsen) für das in den Lagergütern gebundene Kapital je nach
Liquiditätslage des Unternehmens ggf. sehr unterschiedlich anzusetzen. Für ihre korrekte
Berechnung ist die Alternative „Abverkauf in der Ernte“ heranzuziehen. Das heißt, dass für
die monetäre Bewertung des Lagerbestandes der Preis einzusetzen ist, den man beim
Abverkauf erzielt hätte bzw. erzielen würde.
Wird ein Lager geplant, dann sind die Vollkosten in die Überlegungen einzubeziehen.
Entsprechend dem Beispiel in Abb. 32 müsste auf Dauer der jährliche Preisanstieg mindestens
2, 36 E/dt sein, um die Lagerkosten zu amortisieren.
Abb. 32: Beispielhafte Vollkostenkalkulation der Getreidelagerung
Durch die Möglichkeiten der Lagerhaltung kann ein Agrarunternehmen in Zeiten hoher
Preisvolatilität mit der richtigen Einlagerungsentscheidung beträchtliche Lagergewinne
erwirtschaften. Kommt es allerdings zu einem Preisverfall, dann sind auch entsprechenden
Verlustgefahren möglich. Wir wollen uns die Ausmaße einer Fehlentscheidung an
folgendem Beispiel klarmachen:
Bei Abverkauf in der Ernte könnte ein Agrarunternehmen 20 €/dt Weizen erzielen. Der
Geschäftsführer hofft auf höhere Preise und lagert ein. Es kommt zum Preisverfall und
nach einem halben Jahr wird das Getreide für 15 €/dt verkauft. Der Zinsverlust ist nun
nicht auf den Endpreis sondern auf den Ausgangspreis zu kalkulieren. Bei einem Opportunitätszins
von 5% p.a. sind dies immerhin 0,50 €/dt, die zum Schwund und zu den Versicherungskosten
des Lagerbestandes hinzuzurechnen sind. Auch diese Größen sind auf
den Ausgangswert zu beziehen. Rechnet man noch einmal dafür 5%, dann kommen zusammen
mit dem Preisverlust 6€/dt und damit beträchtliche Kosten aus der Fehlentschei-
Unternehmensführung 1 – WS 2012/13 Entwurf – HS-Anhalt /Prof. Dr. Dohmen – Stand: Oktober 2013 101