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Expertenstandard „Schmerzmanagement in der Pflege“

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VIII. Onkologische Fachtagung<br />

für mediz<strong>in</strong>ische Berufe<br />

11. – 13. Mai 2005<br />

<strong>Expertenstandard</strong><br />

<strong>„Schmerzmanagement</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Pflege“</strong><br />

Daniel Wechselmann<br />

Charité - Campus Benjam<strong>in</strong> Frankl<strong>in</strong><br />

Warum Schmerztherapie?<br />

Schmerzmanagement <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflege?<br />

Was ist <strong>der</strong> <strong>Expertenstandard</strong>?<br />

Praxis des Schmerzmanagement


Presse<strong>in</strong>formation 20. Januar 2005<br />

„Geme<strong>in</strong>sam gegen Tumorschmerz“<br />

E<strong>in</strong> Großteil <strong>der</strong> Krebspatienten <strong>in</strong> Deutschland erhält ke<strong>in</strong>e<br />

ausreichende Schmerzbehandlung. Nur e<strong>in</strong> Drittel wird<br />

angemessen behandelt, obwohl dies fast immer möglich ist.<br />

„Viele Patienten glauben noch, Schmerzen gehörten bei Krebs dazu,<br />

und sie müssten sie ertragen,“<br />

Prof. Dr. Michael Zenz, Präsident <strong>der</strong> DGSS.<br />

Tatsachen<br />

Tumorpatienten leiden zu 50 - 90% Schmerzen<br />

+<br />

Mit e<strong>in</strong>er adäquaten Schmerztherapie nach WHO-Schema<br />

lassen sich bis zu 95% <strong>der</strong> Patienten ausreichend behandeln.<br />

Warum Schmerztherapie ?<br />

Postoperative Schmerztherapie<br />

‣ Vermeiden von Komplikationen<br />

‣ Verkürzung <strong>der</strong> Liegedauer<br />

‣ Vermeiden von Schmerzchronifizierung<br />

‣ Recht auf e<strong>in</strong>e adäquate Schmerztherapie*<br />

Tumorschmerztherapie<br />

‣ Lebensqualität erhalten und verbessern<br />

‣ Ziel ist e<strong>in</strong> erträgliches Schmerzniveau<br />

‣ Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n von Depression/Isolation/Schlafstörungen<br />

‣ Recht auf e<strong>in</strong>e adäquate Schmerztherapie*<br />

* § 223 StGB Körperverletzung, § 323c StGB unterlassene Hilfeleistung und Organisationsverschulden


Ursachen <strong>der</strong> Unterversorgung<br />

► Patienten bekommen trotz Bedarf ke<strong>in</strong>e Analgetika<br />

► Mangelndes Wissen, falsche Überzeugungen bei Ärzten/Pflege/Patienten<br />

► Kaum o<strong>der</strong> fehlende Ausbildungs<strong>in</strong>halte bei Ärzten/Pflege<br />

Inadäquates Schmerzmanagement<br />

► Es erfolgt ke<strong>in</strong>e Schmerzanamnese<br />

► Es erfolgt ke<strong>in</strong>e systematische E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Schmerz<strong>in</strong>tensität<br />

► Es erfolgt ke<strong>in</strong>e Dokumentation<br />

► Inadäquate Dosierung/Komb<strong>in</strong>ationen – fehlende Koanalgetika<br />

► Patienten verhalten sich zurückhaltend Analgetika zu verlangen<br />

► Strukturelle Defizite – Organisation<br />

DEUTSCHES NETZWERK FÜR QUALITÄTSENTWICKLUNG IN DER PFLEGE<br />

(DNQP)<br />

Umfassende Recherche nationaler und <strong>in</strong>ternationaler Literatur<br />

Zeitraum 1966-2003, Evidenz Based Practice, von deutscher, englischer,<br />

nie<strong>der</strong>ländischer Literatur,<br />

Auswertung von 300 Artikel aus Forschung, Standards, Leitl<strong>in</strong>ien, Lehrbüchern,<br />

sonstigen Texten.<br />

<strong>Expertenstandard</strong> - Schmerzmanagement<br />

Struktur<br />

• Notwendige Wissen und<br />

Instrumente<br />

• Algorithmen/Verfahren<br />

• Beratungs- und<br />

Schulungskompetenz<br />

Prozess<br />

• Schmerze<strong>in</strong>schätzung<br />

• Schmerz<strong>in</strong>tensität<br />

• Medikation<br />

• Beratung/Schulung<br />

Ergebnis<br />

• Systematische<br />

Schmerze<strong>in</strong>schätzung<br />

und Kontrolle<br />

• Schmerzen


<strong>Expertenstandard</strong> Schmerzmanagement<br />

Je<strong>der</strong> Patient/Betroffene, mit akuten o<strong>der</strong> tumorbed<strong>in</strong>gten chronischen<br />

Schmerzen sowie zu erwartenden Schmerzen erhält e<strong>in</strong> angemessenes<br />

Schmerzmanagement, das dem Entstehen von Schmerzen vorbeugt, sie auf<br />

e<strong>in</strong> erträgliches Maß reduziert o<strong>der</strong> beseitigt.<br />

‣ Geme<strong>in</strong>same Aufgabe Managements, <strong>der</strong> Pflege und Ärzten<br />

‣ Wesentlich ist, dass die Wissensbasis von Pflegenden durch<br />

Schulungen vertieft und verbreitet wird<br />

‣ Es gibt Verfahrensregelungen zwischen den Berufsgruppen über<br />

Vorgehensweisen und Zuständigkeiten<br />

‣ Interdiszipl<strong>in</strong>äre/Interprofessionelle Kooperation<br />

Schmerzmanagement <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflege?<br />

The Nurse is the Key!<br />

weil<br />

‣ 24 Std.<br />

‣ Vertrauen<br />

‣ Kommunikation<br />

‣ Zeit für Beratung/Schulung<br />

‣ ger<strong>in</strong>ge Schwelle<br />

Pflege ><br />

Ärzte ><br />

ASD ><br />

90%<br />

7,5%<br />

2,5%


das notwendige Wissen<br />

Die Pflegekraft verfügt über das notwendige Wissen zur:<br />

‣ systematischen Schmerze<strong>in</strong>schätzung<br />

‣ medikamentösen Schmerzbehandlung<br />

‣ <strong>der</strong> Nebenwirkungen, <strong>der</strong>en Prophylaxe<br />

‣ den nichtmedikamentöse Maßnahmen<br />

‣ notwendigen Beratungs- und Schulungskompetenz<br />

das notwendige Tun<br />

‣ E<strong>in</strong>e aktuelle, systematische Schmerze<strong>in</strong>schätzung mit<br />

Verlaufskontrolle/Dokumentation<br />

‣ Bei Schmerz<strong>in</strong>tensität von mehr als 3/10 bekommt <strong>der</strong> Patient<br />

e<strong>in</strong>e Medikation<br />

‣ Die Pflegefachkraft überprüft bei Neue<strong>in</strong>stellung / Anpassung <strong>der</strong><br />

Medikation den Behandlungserfolg<br />

‣ Maßnahmen zur Prophylaxe und Behandlung von<br />

schmerzmittelbed<strong>in</strong>gten Nebenwirkungen<br />

‣ Ergänzend zur medikamentösen Schmerztherapie<br />

nichtmedikamentösen Maßnahmen und überprüft ihre Wirkung


die notwendige Beratung<br />

Gezielte Schulung und Beratung für<br />

Patienten/Betroffenen und se<strong>in</strong>en Angehörigen zur:<br />

‣ S<strong>in</strong>n und Bedeutung <strong>der</strong> Schmerztherapie<br />

‣ Systematischen Schmerze<strong>in</strong>schätzung<br />

‣ Abbau von Vorurteilen / Ängsten<br />

‣ Prophylaxe und Behandlung von schmerzmittelbed<strong>in</strong>gten<br />

Nebenwirkungen<br />

die notwendigen Instrumente<br />

Pa<strong>in</strong> Assessment is….<br />

1) Ask<strong>in</strong>g and believ<strong>in</strong>g the<br />

patient<br />

2)<br />

3)<br />

Beobachtung


Je<strong>der</strong> Patient wird gefragt<br />

Handlungsablauf<br />

ne<strong>in</strong> - ja<br />

Schmerzen?<br />

Schmerze<strong>in</strong>schätzung > Wo,Wann,NRS,<br />

Intensität= 3 NRS<br />

Medikation nach Schmerztherapie<br />

<br />

Verlaufskontrolle<br />

<br />

Intensität>3 = Medikation<br />

<br />

Kontrolle + Dokumentation<br />

• E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> +/- Faktoren<br />

• Tageszeitliche Verlauf<br />

• Regelmässige Verlaufskontrolle<br />

• Patientenschulung<br />

Praxis: Mann ca. 50Jahre, Zungengrundkarz<strong>in</strong>om, Palliative Radiatio 54 Gy<br />

Situation:<br />

Schmerz <strong>in</strong> Ruhe 4-5 <strong>in</strong> Bewegung 7-8<br />

starke Mucositis/Stomatitis, extrem zäher<br />

Speichel, Strahlenfolgen Grad 2/3 RTOG.<br />

Patient zieht sich zurück, vernachlässig<br />

sich, isst und tr<strong>in</strong>kt nicht mehr.<br />

Therapie/Pflege:<br />

Schmerztherapie(WHO) +lokale<br />

Hautbehandlung, Mucositistherapie, Intensive<br />

pflegerische Betreuung, Mite<strong>in</strong>beziehung und<br />

Schulung Patienten und <strong>der</strong> Angehörigen<br />

Ergebnis: Schmerz<strong>in</strong>tensität ist VAS/NRS 3-4 <strong>in</strong><br />

Ruhe und Bewegung VAS/NRS 5


Zusammenfassung<br />

• Interprofessionelles Verfahren <strong>der</strong> Schmerztherapie<br />

• Pflege und Ärzte verfügen über das notwendige Wissen<br />

• Spezifisches E<strong>in</strong>schätzung/Dokumentations<strong>in</strong>strumente<br />

• Schmerzanamnese<br />

• Kont<strong>in</strong>uierliche Dokumentation <strong>der</strong> Schmerz<strong>in</strong>tensität<br />

• Differenzierung <strong>der</strong> Schmerz<strong>in</strong>tensität <strong>in</strong> Ruhe/Bewegung<br />

• Cut-Off Punkt <strong>der</strong> Schmerzbehandlung<br />

• Informationen/Edukation <strong>der</strong> Patienten und Angehörigen<br />

CS Hospiz Rennweg<br />

„Wie<strong>der</strong> sitzen<br />

können, ke<strong>in</strong>e<br />

Schmerzen haben,<br />

e<strong>in</strong> Bad nehmen.“<br />

Vielen Dank!<br />

http://www.cshospiz.at/

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