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Harninkontinenz und Sexualität in der Pflege urologischer Patienten

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29.06.2008<br />

<strong>Harn<strong>in</strong>kont<strong>in</strong>enz</strong> <strong>und</strong> <strong>Sexualität</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> <strong>urologischer</strong><br />

<strong>Patienten</strong><br />

Teil 1<br />

<strong>Harn<strong>in</strong>kont<strong>in</strong>enz</strong><br />

<strong>Harn<strong>in</strong>kont<strong>in</strong>enz</strong>, Formen <strong>und</strong> Häufigkeit<br />

Rand-, Tabu- o<strong>der</strong> Trendthemen?<br />

Bedeutung<br />

Folgen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>flussnahme auf die<br />

Lebensqualität am Fallbeispiel<br />

Manuela Heyn, Schule für Ges<strong>und</strong>heitsberufe Luckenwalde, Fernstudent<strong>in</strong> Mediz<strong>in</strong>pädagogik 8. Semester, HU Berl<strong>in</strong><br />

Teil 2<br />

<strong>Sexualität</strong><br />

<strong>Harn<strong>in</strong>kont<strong>in</strong>enz</strong>?<br />

Begriffsannäherung<br />

<strong>Sexualität</strong> <strong>der</strong> zu <strong>Pflege</strong>nden<br />

<strong>Sexualität</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>ausbildung<br />

<strong>Sexualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Pflege</strong>tätigkeiten<br />

„Je<strong>der</strong> unfreiwillige<br />

Harnverlust“<br />

Internationale Kont<strong>in</strong>enzgesellschaft ICS, 2002<br />

Der Betroffene kann nicht mehr selbst bestimmen, wann<br />

sich die Blase entleert!<br />

Formen <strong>der</strong><br />

<strong>Harn<strong>in</strong>kont<strong>in</strong>enz</strong><br />

Häufigkeitsverteilung<br />

Belastungs<strong>in</strong>kont<strong>in</strong>enz (Stressharn<strong>in</strong>kont<strong>in</strong>enz)<br />

Drang<strong>in</strong>kont<strong>in</strong>enz<br />

Überlauf<strong>in</strong>kont<strong>in</strong>enz<br />

Reflex<strong>in</strong>kont<strong>in</strong>enz<br />

Extraurethrale Inkont<strong>in</strong>enz<br />

Enuresis nocturna<br />

Belastungs<strong>in</strong>kont<strong>in</strong>enz 35 – 45 %<br />

Drang<strong>in</strong>kont<strong>in</strong>enz 10 – 25 %<br />

komb<strong>in</strong>ierte (Misch) Formen 20 – 40 %<br />

sonstige (neurogene) Formen 5 – 10 %<br />

1


29.06.2008<br />

Exkurs<br />

<strong>Pflege</strong>mittelverordnungen<br />

Schweregrade<strong>in</strong>teilung<br />

(lt. Dt. Kont<strong>in</strong>enzgesellschaft)<br />

<strong>Pflege</strong>hilfsmittel<br />

Hilfsmittel<br />

sporadische Inkont<strong>in</strong>enz<br />

belastende Inkont<strong>in</strong>enz<br />

schwere Inkont<strong>in</strong>enz<br />

absolute Inkont<strong>in</strong>enz<br />

< 10 ml/ St<strong>und</strong>e<br />

< 25 ml/ St<strong>und</strong>e<br />

< 50 ml/ St<strong>und</strong>e<br />

> 50 ml/ St<strong>und</strong>e<br />

SGB XI<br />

E<strong>in</strong>malartikel zum Verbrauch<br />

bestimmt<br />

Kann ab <strong>Pflege</strong>stufe I<br />

beantragt werden<br />

Gutachter MDK muss im<br />

Bericht Inkont<strong>in</strong>enz<br />

erwähnen<br />

SBG V<br />

Technische Hilfen<br />

konkrete Diagnose: z.B.<br />

konkret Stuhl- <strong>und</strong>/ o<strong>der</strong><br />

<strong>Harn<strong>in</strong>kont<strong>in</strong>enz</strong>, nicht nur<br />

Inkont<strong>in</strong>enz<br />

Form <strong>der</strong> Inkont<strong>in</strong>enz +<br />

Stärke!<br />

Hilfsmittel –<br />

Was gehört auf`s Rezept?<br />

Bedeutung<br />

Persönliche <strong>Patienten</strong>daten<br />

7 Kennzeichnung für Hilfsmittelrezept<br />

angekreuzt<br />

Kooperation:<br />

Diagnose, verordnetes Hilfsmittel<br />

Durchschnittlicher täglicher u.<br />

monatlicher Verbrauch<br />

Rücksprache mit betreuen<strong>der</strong> Sozialstation<br />

Prävalenz<br />

• Deutschland ca. 5 Mio. Betroffene<br />

• ab dem 60. Lebensjahr deutlich<br />

zunehmend<br />

• 30% bei über 70 –jährigen (van <strong>der</strong><br />

Horst, 2007)<br />

• je<strong>der</strong> zweite Patient über 50 Jahre <strong>in</strong><br />

deutschen Arztpraxen (Naumann –<br />

Husemeyer, 2005)<br />

Bedeutung<br />

Bedeutung<br />

Risikofaktoren<br />

Scham<br />

Folge RPE, Cystektomie, häufige HWI<br />

vag<strong>in</strong>ale Geburt, postpartale Inkont<strong>in</strong>enz, mehrere Entb<strong>in</strong>dungen<br />

gynäkologische Operationen (z.B. Entfernung Gebärmutter)<br />

Adipositas, Diabetes mellitus<br />

schwere körperliche Tätigkeit<br />

Lungenerkrankungen (COPD)<br />

neurologische Erkg. (MS, Apoplex); Querschnittslähmungen<br />

„Naja, ich merk`s an<br />

<strong>der</strong> Blase...“<br />

„E<strong>in</strong>es ist sicher: Wenn e<strong>in</strong>e Frau wegen<br />

ihrer <strong>Harn<strong>in</strong>kont<strong>in</strong>enz</strong> e<strong>in</strong>en Arzt<br />

konsultiert, ist sie im Allgeme<strong>in</strong>en so stark<br />

belästigt, dass die Furcht vor den sozialen<br />

Konsequenzen größer ist als ihre Scham, ihre<br />

Beschwerden zu offenbaren.“<br />

(Debus-Thiede <strong>und</strong> Dimpfl, 1993, S. 333)<br />

2


29.06.2008<br />

Bedeutung<br />

Bedeutung<br />

Scham<br />

Inkont<strong>in</strong>enz<br />

Tabuthema?<br />

Hartnäckige Vorurteile:<br />

unvermeidliche „normale“<br />

Altersersche<strong>in</strong>ung<br />

Kirschner – Hermanns<br />

(1998)<br />

ca. 60 % Männer <strong>und</strong> Frauen verschweigen Inkont<strong>in</strong>enz aus<br />

Scham bis Leidensdruck unerträglich!! (van <strong>der</strong> Horst, 2007)<br />

zunehmende Rolle bei Männern nach Prostataoperationen mit<br />

Sph<strong>in</strong>kterschwäche<br />

45% Beschwerdedauer von mehr als 7 Jahren (Naumann –<br />

Husemeyer, 2005)<br />

über 50% <strong>der</strong> Betroffenen sprechen Problematik gegenüber<br />

ihrem Arzt nicht an (Welz – Barth et al, 2000)<br />

„Physicians don`t ask and patients don`t tell“ (Welz – Barth et al<br />

2000, S.436)<br />

Bedeutung<br />

Scham<br />

Folgen<br />

„Die Gymnastik war das Erste,<br />

was ich aufgeben musste –<br />

unter fadensche<strong>in</strong>igen Gründen<br />

natürlich. Wer gibt schon gerne<br />

zu, dass er dauernd nasse<br />

Hosen hat? Der Gang zum<br />

Hausarzt wurde lange<br />

h<strong>in</strong>ausgeschoben. Ich frage<br />

mich heute noch, ob ich ihm<br />

wahrheitsgemäß von me<strong>in</strong>en<br />

Problemen berichtet hätte,“<br />

Intimität <strong>und</strong> <strong>Sexualität</strong>:<br />

E<strong>in</strong>fluss auf Lebensqualität <strong>und</strong> Sexualleben steigt mit<br />

Häufigkeit <strong>und</strong> Ausmaß <strong>der</strong> <strong>Harn<strong>in</strong>kont<strong>in</strong>enz</strong> <strong>und</strong> Notwendigkeit<br />

des Tragens von Inkont<strong>in</strong>enzmaterial (Ma<strong>der</strong>sbacher et al, 1999)<br />

Hoher Leidensdruck:<br />

<strong>Harn<strong>in</strong>kont<strong>in</strong>enz</strong> wird zum beherrschenden Faktor des<br />

Lebens für denjenigen, <strong>der</strong> weniger gut damit zurecht<br />

kommt, entscheidend Art <strong>der</strong> Inkont<strong>in</strong>enz <strong>und</strong> Alter<br />

(Hunskar <strong>und</strong> V<strong>in</strong>snes, 1991)<br />

Angst, durch Ur<strong>in</strong>geruch aufzufallen (Zettl, 2004)<br />

Folgen<br />

Folgen<br />

Psychosoziale Probleme (Isolationsgefahr):<br />

Abnahme sozialer Aktivitäten, Ängstlichkeit, Beschämung <strong>und</strong><br />

Isolation (Beutel et al, 2005)<br />

Angst, Verlegenheit, bee<strong>in</strong>trächtigtes soziales <strong>und</strong> geistiges<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den, Unternehmungen werden auf breitem Spektrum<br />

abgelehnt (Norton et al, 1998)<br />

negatives Zukunftsgefühl, Auswirkungen auf körperliche Kontakte<br />

mit Partner <strong>und</strong> negative E<strong>in</strong>flüsse auf Partnerschaft (Naumann –<br />

Husemeyer, 2005)<br />

Welche Anstrengungen unternehmen<br />

Betroffene, um ihr Blasenproblem zu<br />

verbergen? (ISOGAM 2003)<br />

ger<strong>in</strong>ge Tr<strong>in</strong>kmenge, auch an heißen Sommertagen<br />

Ausbleiben von Reiseunternehmungen<br />

Enkelk<strong>in</strong><strong>der</strong>/ K<strong>in</strong><strong>der</strong> nicht mehr auf den Arm nehmen<br />

E<strong>in</strong>kaufsbummel mit Fre<strong>und</strong><strong>in</strong>nen absagen<br />

Sport vermeiden, Verzicht auf K<strong>in</strong>obesuch<br />

tägliches Benutzen von E<strong>in</strong>lagen, Waschzwang<br />

3


29.06.2008<br />

Fazit!<br />

Körperliche Symptome <strong>der</strong><br />

<strong>Harn<strong>in</strong>kont<strong>in</strong>enz</strong> verursachen e<strong>in</strong> soziales<br />

Problem!<br />

Es kommt zu e<strong>in</strong>er Inkont<strong>in</strong>enz bed<strong>in</strong>gten<br />

verän<strong>der</strong>ten Lebensweise!<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>flussnahme<br />

An zwei authentischen <strong>Patienten</strong>fallbeispielen<br />

zur Radikalen Prostatektomie<br />

vor RPE<br />

Folgen <strong>der</strong> RPE<br />

1. Impotenz<br />

2. Belastungs<strong>in</strong>kont<strong>in</strong>enz/ Strikturneigung<br />

3. Lymphozelen<br />

fast alle <strong>Patienten</strong> sek<strong>und</strong>äre Harnwegs<strong>in</strong>fekte<br />

Patient 1<br />

Zwei maximal kontrastierende<br />

<strong>Patienten</strong>fallbeispiele<br />

•Ca. 60 Jahre, berufstätig<br />

•Nach Diagnosestellung Vielzahl<br />

eigener Aktivitäten/<br />

Informationen<br />

•8 Wochen präoperativ mehrmals<br />

tgl. Beckenbodengymnastik<br />

•Hochmotiviert, stabile psychische<br />

Verfassung<br />

Patient 2<br />

•Ca. 55 Jahre, berufstätig<br />

•Ke<strong>in</strong>e Wartezeit auf Bef<strong>und</strong><br />

•E<strong>in</strong>druck starker Verdrängung<br />

•For<strong>der</strong>te selbst kaum Aufklärung<br />

e<strong>in</strong><br />

•Sehr aufgeregt, stark regressive<br />

Züge<br />

nach RPE<br />

Patient 1<br />

‣Postoperative Ängstlichkeit<br />

erkennbar<br />

‣Kooperative Anleitung<br />

möglich<br />

‣Am 14. Tag<br />

Katheterentfernung<br />

Sofort kont<strong>in</strong>ent<br />

Miktion 200-300 ml<br />

Patient 2<br />

‣Vergleichbar viele<br />

Arztgespräche<br />

‣E<strong>in</strong>druck starker<br />

Verdrängung<br />

‣Anleitung <strong>und</strong> Motivation<br />

ausgesprochen problematisch<br />

‣Nach Katheterentfernung<br />

komplette<br />

Inkont<strong>in</strong>enz<br />

Teil 2<br />

<strong>Sexualität</strong><br />

Begriffsannäherung<br />

<strong>Sexualität</strong> <strong>der</strong> zu <strong>Pflege</strong>nden<br />

<strong>Sexualität</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>ausbildung<br />

<strong>Sexualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Pflege</strong>tätigkeiten<br />

4


29.06.2008<br />

Begriffsannäherung<br />

E<strong>in</strong> Blick zurück – historisch geprägtes<br />

Phänomen<br />

•Mittelalter: sexuelle Erregung verglich man mit an<strong>der</strong>en Stimmungen,<br />

Ejakulation e<strong>in</strong>e von vielen Abson<strong>der</strong>ungen<br />

• kle<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> zur Ruhigstellung masturbiert<br />

• man schlief nackt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bett mit Familienangehörigen <strong>und</strong><br />

Dienstpersonal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Raum <strong>und</strong> Bett<br />

•16. Jahrh<strong>und</strong>ert: verän<strong>der</strong>te E<strong>in</strong>stellungen zu Körper <strong>und</strong> <strong>Sexualität</strong><br />

• 19. Jahrh<strong>und</strong>ert: Entstehung <strong>Sexualität</strong>sbegriff<br />

Begriffsannäherung<br />

<strong>Sexualität</strong> aus<br />

Sicht<br />

biologischer<br />

Biologisch<br />

Spezialisierte Form <strong>der</strong><br />

Fortpflanzung, Reproduktion<br />

ca. 0,5% <strong>der</strong> Geschlechtsakte Repro.<br />

<strong>Sexualität</strong> <strong>der</strong> zu <strong>Pflege</strong>nden<br />

subjektorientierter<br />

Zwischenmenschlichsozialer<br />

Subjektorientiert<br />

Zwischenmenschlichsozial<br />

Erfahrung von Lust, Freude am<br />

eigenen Körper, narzisstischer<br />

Aspekt Selbstbestätigung,<br />

Selbst- <strong>und</strong> Lebensgefühl<br />

Form <strong>der</strong> Bezogenheit auf<br />

an<strong>der</strong>e, <strong>in</strong>terpersonal<br />

geb<strong>und</strong>ene, umfassende, die<br />

menschliche Beziehung<br />

tragende Motivation<br />

Wird die Existenz des<br />

sexuellen Aspekts<br />

menschlichen Se<strong>in</strong>s <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Institution Krankenhaus<br />

anerkannt?<br />

Wird die Existenz des sexuellen<br />

Aspekts menschlichen Se<strong>in</strong>s <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Institution Krankenhaus anerkannt?<br />

Hug et al.(1988)<br />

36% Ablehnung<br />

<strong>Sexualität</strong><br />

Erotik<br />

Hug et al.(1988)<br />

64% positive Reaktion<br />

<strong>Sexualität</strong><br />

Erotik<br />

- +<br />

Klass-Siegel et al. (1992)<br />

58% Sex. im Krankenhaus<br />

Tabuthema<br />

Hug et al.(1988)<br />

14% <strong>Sexualität</strong> nicht<br />

zur Krankenpflege<br />

Hug et al.(1988)<br />

25% Annahme neu,<br />

dass Sex. u. <strong>Pflege</strong> <strong>in</strong><br />

Beziehung<br />

<strong>Sexualität</strong> <strong>der</strong> zu <strong>Pflege</strong>nden<br />

Möchten <strong>Patienten</strong> mit <strong>Pflege</strong>nden über<br />

<strong>Sexualität</strong> sprechen, gibt es Informations- <strong>und</strong><br />

Beratungsbedarf?<br />

Männer nach Prostatektomie:<br />

Ke<strong>in</strong>e Erwartungen an<br />

<strong>Pflege</strong>personen, mit ihr über<br />

eigene <strong>Sexualität</strong> zu sprechen<br />

(Scherrer – Richartz, 1993)<br />

Gynäkologisch – onkologische<br />

Patient<strong>in</strong>nen:<br />

88% möchten von Ärzten o<strong>der</strong><br />

<strong>Pflege</strong>nden über mögliche<br />

Auswirkungen <strong>der</strong> Behandlung<br />

auf ihr Sexualleben <strong>in</strong>formiert<br />

werden<br />

(Jenk<strong>in</strong>s, 1988)<br />

5


29.06.2008<br />

<strong>Sexualität</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Pflege</strong>ausbildung<br />

Befragungsergebnisse Mittelkurse<br />

Krankenpflegeausbildung 1998<br />

Glauben Sie, dass im Krankenhaus Rücksicht auf<br />

die Intimsphäre <strong>der</strong> <strong>Patienten</strong> genommen wird?<br />

Ist Ihrer Me<strong>in</strong>ung nach bei <strong>Pflege</strong>personen<br />

Bereitschaft zu e<strong>in</strong>em offenen Gespräch über<br />

<strong>Sexualität</strong> mit <strong>Patienten</strong> vorhanden?<br />

Haben Sie das Gefühl, dass mit dem Thema<br />

„<strong>Sexualität</strong> im Krankenhaus“ an<strong>der</strong>s umgegangen<br />

wird als <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Lebensbereichen?<br />

78%<br />

selten<br />

0% Ja<br />

13% Ne<strong>in</strong><br />

61%<br />

tabuisiert<br />

<strong>Sexualität</strong> <strong>der</strong> zu <strong>Pflege</strong>nden<br />

Wie beurteilen <strong>Patienten</strong> die<br />

gegengeschlechtliche <strong>Pflege</strong> im <strong>Pflege</strong>alltag?<br />

29 von 30 männlichen <strong>und</strong> weiblichen <strong>Patienten</strong> bevorzugen bei <strong>der</strong><br />

Intimhygiene gleichgeschlechtliche <strong>Pflege</strong>person (Bombe 1995)<br />

Frauen bevorzugen beim Gewaschen werden gleichgeschlechtliche<br />

<strong>Pflege</strong> (Bauer 1996)<br />

Für über 67% ist die körperliche Entblößung „e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> schlimmsten<br />

D<strong>in</strong>ge“ (Bauer 1996)<br />

Für 77% s<strong>in</strong>kt die Scham- <strong>und</strong> Pe<strong>in</strong>lichkeitsgrenze mit <strong>der</strong> Schwere <strong>der</strong><br />

Erkrankung (Bauer 1996)<br />

<strong>Sexualität</strong> <strong>der</strong> zu <strong>Pflege</strong>nden<br />

Wie beurteilen <strong>Patienten</strong> die<br />

gegengeschlechtliche <strong>Pflege</strong> im <strong>Pflege</strong>alltag?<br />

Gynäkologische Patient<strong>in</strong>nen nehmen zu zwei Dritteln bei <strong>in</strong>timen<br />

<strong>Pflege</strong>verrichtungen an, dass sich weibliche <strong>Pflege</strong>kräfte eher <strong>in</strong> sie<br />

e<strong>in</strong>fühlen <strong>und</strong> sensibler mit ihren Problemen umgehen (Lodge et al. 1997)<br />

Männern nach e<strong>in</strong>em urologischen E<strong>in</strong>griff ist es gleichgültig, ob e<strong>in</strong>e<br />

weibliche o<strong>der</strong> männliche <strong>Pflege</strong>person <strong>in</strong>time <strong>Pflege</strong>verrichtungen an<br />

ihnen ausführt, „seriös ohne Techtelmechtel“ (Scherrer – Richartz 1993)<br />

E<strong>in</strong>e schöne Schwester könne dem Bemühen, die <strong>Pflege</strong>person <strong>in</strong> ihrer<br />

beruflichen Rolle zu sehen u.U. im Wege stehen (Kle<strong>in</strong>evers 2004)<br />

<strong>Sexualität</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Pflege</strong>tätigkeiten<br />

Wie verhalten sich <strong>Pflege</strong>nde <strong>in</strong> sexuell<br />

gefärbten <strong>Pflege</strong>situationen?<br />

„Während ich e<strong>in</strong>en... <strong>Patienten</strong> <strong>in</strong>tim wasche, erigiert se<strong>in</strong> Penis.<br />

Ich b<strong>in</strong> so verblüfft, als hätte ich zum ersten Mal erlebt, dass e<strong>in</strong><br />

Glied erigieren kann. Me<strong>in</strong>e Verunsicherung wird von steigendem<br />

Mißbehagen abgelöst... Ich kann dem <strong>Patienten</strong> nicht <strong>in</strong> die Augen<br />

sehen... Aber, obwohl ich mit <strong>der</strong> Intimwäsche kaum begonnen<br />

hatte, setze ich sie nicht fort, son<strong>der</strong>n fahre nur noch flüchtig mit<br />

dem Handtuch über se<strong>in</strong>e Geschlechtsteile <strong>und</strong> entferne mich<br />

wortlos. In mir festigt sich <strong>der</strong> Entschluß, dass ich diesen <strong>Patienten</strong><br />

auf ke<strong>in</strong>en Fall mehr waschen werde.“ (zit. <strong>in</strong>: Kle<strong>in</strong>evers S. 55)<br />

Ziel:<br />

<strong>Sexualität</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Pflege</strong>tätigkeiten<br />

Wie verhalten sich <strong>Pflege</strong>nde <strong>in</strong> sexuell<br />

gefärbten <strong>Pflege</strong>situationen?<br />

Abwehrmechanismen:<br />

Ablehnung <strong>der</strong> weiteren Versorgung<br />

Schutz vor Wie<strong>der</strong>holung des<br />

unangenehmen Ereignisses<br />

‣ Tabuisierung<br />

‣ Leugnung<br />

‣ ignorierende Haltung<br />

<strong>Sexualität</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Pflege</strong>tätigkeiten<br />

Haben Scham- <strong>und</strong> Ekelgefühle bei <strong>Pflege</strong>nden<br />

Auswirkungen auf die Qualität <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>?<br />

(Sow<strong>in</strong>ski 1999)<br />

Distanzierung durch mangelnde Empathie/<br />

ges<strong>und</strong>e Nähe zulassen<br />

schnelleres Arbeiten<br />

Reduzierung <strong>der</strong> Gespräche <strong>und</strong> Berührungen<br />

Schuldgefühle bei <strong>Pflege</strong>nden, unzureichende<br />

Dienstleistung erbracht zu haben<br />

6


29.06.2008<br />

<strong>Sexualität</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Pflege</strong>tätigkeiten<br />

Verhaltensunsicherheiten bei <strong>der</strong> Intimhygiene werden<br />

bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>leitung häufig sprachlich umschrieben:<br />

(Bombe 1995)<br />

„Sie wissen, was jetzt kommt“<br />

„Nun wasche ich Sie unten herum“<br />

„Jetzt kommen wir da unten h<strong>in</strong>“<br />

„Ich schrubbe jetzt da, wo es am nötigsten ist“<br />

„Nun geht`s an die pe<strong>in</strong>liche Arbeit“<br />

„Nun gehen wir e<strong>in</strong>e Etage tiefer“<br />

„Ich mache Großputz im Unterstock“<br />

„Jetzt ist die Intimpflege dran“<br />

<strong>Sexualität</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Pflege</strong>tätigkeiten<br />

Wie verhalten sich <strong>Pflege</strong>nde <strong>in</strong> sexuell<br />

gefärbten <strong>Pflege</strong>situationen?<br />

3 Fallbeispiele (Kle<strong>in</strong>evers 2004: S. 77)<br />

Demenziell Erkrankten wurden <strong>in</strong> <strong>Pflege</strong>heimen Dauerkatheter<br />

angelegt, um Selbstbefriedigung zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

E<strong>in</strong>e alte Frau musste unter Gewaltanwendung auf ihre<br />

Selbstbefriedigung verzichten, weil <strong>Pflege</strong>nde Fixierungsbeschluss unter<br />

Vorwand <strong>der</strong> Gangunsicherheit erwirkt haben<br />

E<strong>in</strong> <strong>Pflege</strong>schüler masturbiert e<strong>in</strong>en beatmeten <strong>und</strong> bewusstlosen<br />

Jugendlichen, dessen Penis bei <strong>der</strong> Ganzkörperpflege wie<strong>der</strong>holt<br />

erigierte<br />

Rand-, Tabu- o<strong>der</strong> Trendthemen?<br />

7

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