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Eine Balance finden -zwischen Nähe und Distanz in der Pflege

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Die <strong>Balance</strong> <strong>f<strong>in</strong>den</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Nähe</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Distanz</strong> –<br />

Lebenslust am Lebensende ?<br />

Auf <strong>der</strong> Suche nach Kraftquellen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Sterbebegleitung<br />

Im Dunkeln e<strong>in</strong> Licht sehen…<br />

S<strong>in</strong>kt <strong>der</strong> Tag…<br />

S<strong>in</strong>kt je<strong>der</strong> Tag, h<strong>in</strong>ab <strong>in</strong> jede Nacht,<br />

so gibt`s e<strong>in</strong>en Brunnen ,<br />

<strong>der</strong> drunten die Helligkeit hält.<br />

Man muss an den Rand<br />

des Brunnendunkels hocken,<br />

altsunkenes Licht zu angeln, mit Geduld.<br />

P.Neruda<br />

Verena Laabs - Krankenschwester<br />

Palliativstation <strong>der</strong> Charite`<br />

Verena Laabs - Krankenschwester<br />

Palliativstation <strong>der</strong> Charite`<br />

Emotionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Palliativpflege<br />

Geduld <strong>und</strong> Akzeptanz<br />

• Wahrnehmung e<strong>in</strong>er Vielzahl von Emotionen<br />

• die Betroffenen, die Angehörigen, die Professionellen – im<br />

geme<strong>in</strong>samen R<strong>in</strong>gen nach Erleichterung<br />

• Scham, Ärger, Wut , Ekel, Trauer – Freude, Hoffnung ,<br />

Liebe<br />

• e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e <strong>Nähe</strong>, eigene Emotionen werden klarer<br />

• Emotionen am Grat <strong>zwischen</strong> Leben <strong>und</strong> Tod<br />

• mit Geduld erkennen – Fragen <strong>und</strong> nicht Verstehbares<br />

• je offener <strong>der</strong> Umgang mit „negativen“ Gefühlen, um so<br />

gestaltbarer werden Formen des Genießens, auch am<br />

Lebensende<br />

• die Bedrohung verr<strong>in</strong>gert sich, auch wenn sie nicht<br />

auf zu lösen ist<br />

Emotionen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Zeichen von Lebendigkeit, <strong>und</strong> gehen<br />

verloren, bei Kontrolle <strong>und</strong> Abwehr<br />

Verena Laabs - Krankenschwester<br />

Palliativstation <strong>der</strong> Charite`<br />

Verena Laabs - Krankenschwester<br />

Palliativstation <strong>der</strong> Charite`<br />

Leben (neu) lernen<br />

• Altern <strong>und</strong> <strong>der</strong> eigene Tod ist unausweichlich.<br />

• Leben be<strong>in</strong>haltet immer Gestaltungsfreiheit – Lebensweise<br />

neu lernen am Lebensende ?<br />

• Ganzheitlichkeit be<strong>in</strong>haltet För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Fähigkeit zur<br />

Selbst(für)sorge (care)<br />

Klugheit Fähigkeit zur Rücksicht, Umsicht, Vorsicht<br />

<strong>und</strong> Voraussicht – (offene <strong>und</strong> sensible Wahrnehmung)<br />

„Ent-Decken“ von Wahlmöglichkeiten<br />

Zeit <strong>und</strong> Kraft zum Entscheiden geben<br />

<strong>Balance</strong> von Leben <strong>und</strong> Leid<br />

(Möglichkeit :Lust zu genießen)<br />

Schmerz / Leiden / Sorge = Anspannung,<br />

Lust = Entspannung<br />

Genuss setzt voraus:<br />

wählerischer Umgang mit Emotionen<br />

Vervielfältigung: Potentiale (S<strong>in</strong>ne) voll ausschöpfen<br />

Kenntnis <strong>und</strong> Erfahrung im Umgang mit den Varianten des Genuss<br />

Selbstreflexion<br />

Verena Laabs - Krankenschwester<br />

Palliativstation <strong>der</strong> Charite`<br />

Verena Laabs - Krankenschwester<br />

Palliativstation <strong>der</strong> Charite`


Arten <strong>der</strong> Lust<br />

Lust des Denkens <strong>und</strong> <strong>der</strong> Reflexion<br />

Lust des Träumens <strong>und</strong> <strong>der</strong> Phantasie<br />

Lust <strong>der</strong> Er<strong>in</strong>nerung<br />

Lust <strong>der</strong> Geselligkeit <strong>und</strong> des Lesens / Schreibens<br />

Lust des Lachens<br />

Lust des Beie<strong>in</strong>an<strong>der</strong>se<strong>in</strong><br />

Werkzeuge<br />

‣ Rollenverständnis, E<strong>in</strong>fühlen<br />

(<strong>in</strong> die Schuhe des an<strong>der</strong>en steigen)<br />

‣ den an<strong>der</strong>en als achtenswerte Person wahrnehmen<br />

‣ Wi<strong>der</strong>sprüche lebbar machen, wenn sie nicht aufgelöst<br />

werden können<br />

‣ Kultur <strong>der</strong> Offenheit<br />

Gelassenheit<br />

Lust des nomadischen Se<strong>in</strong>s<br />

Verena Laabs - Krankenschwester<br />

Palliativstation <strong>der</strong> Charite`<br />

Verena Laabs - Krankenschwester<br />

Palliativstation <strong>der</strong> Charite`<br />

Ich weiß nicht immer, was gut für Dich ist…<br />

Liebe, Sexualität <strong>und</strong> Erotik am Lebensende?<br />

Glücklich ist <strong>der</strong> Mensch,<br />

<strong>der</strong> se<strong>in</strong>en Nächsten<br />

trägt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Gebrechlichkeit,<br />

wie er sich wünscht getragen zu werden<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er eigenen<br />

• Aspekt <strong>der</strong> Lebensqualität bis <strong>in</strong>s hohe Alter<br />

• Wünsche , Phantasien <strong>und</strong> Bedürfnisse –auch ohne Koitus möglich<br />

• Sensible Wahrnehmung <strong>und</strong> Umgang ist angemessen (Scham)<br />

• <strong>E<strong>in</strong>e</strong> Quelle von S<strong>in</strong>nlichkeit <strong>und</strong> Lust<br />

- e<strong>in</strong>e Ursache von Konflikten, Enttäuschungen <strong>und</strong> schmerzlichen<br />

Erfahrungen<br />

SCHWÄCHE.<br />

(Franz von Assisi)<br />

Verena Laabs - Krankenschwester<br />

Palliativstation <strong>der</strong> Charite`<br />

Verena Laabs - Krankenschwester<br />

Palliativstation <strong>der</strong> Charite`<br />

Die Aufhebung <strong>der</strong> Sorge – Lüste genießen<br />

• Genuss dient <strong>der</strong> Zerstreuung <strong>der</strong> Konzentration <strong>der</strong><br />

Sorge, jedoch nicht um sie völlig aufzuheben, son<strong>der</strong>n<br />

um sie erneut zu ermöglichen.<br />

• „Selbstmächtigkeit“(Autonomie): Bewusster<br />

Gebrauch <strong>der</strong> S<strong>in</strong>nlichkeit um Motivation <strong>und</strong> Intensität<br />

aus <strong>der</strong> Existenz zu ziehen<br />

• den Augenblick geniessen – Kraft schöpfen<br />

Fülle <strong>der</strong> Lüste <strong>und</strong><br />

ihre gekonnt – kreative Komposition<br />

= Kunst <strong>der</strong> Erotik<br />

<strong>Balance</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unterstützung durch Begleitung<br />

• orientierend<br />

• mitgestaltend<br />

• gelassen:<br />

• ke<strong>in</strong>e Erwartungen,<br />

• Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Bewegung zulassen,<br />

auch Grenzen zeigen<br />

Verena Laabs - Krankenschwester<br />

Palliativstation <strong>der</strong> Charite`<br />

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Sexualität <strong>und</strong> Zärtlichkeit<br />

Sexualität <strong>und</strong> Zärtlichkeit<br />

<strong>und</strong> doch – e<strong>in</strong> Tabu <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>?<br />

• Ausdrucksformen variieren vom sozialkulturellen Kontext,<br />

<strong>der</strong> Persönlichkeit, den Erfahrungen, <strong>der</strong> Partnerschaft <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen Lebenssituation<br />

• entspannen (können ) von Körper, Seele <strong>und</strong> Geist<br />

„ Du bist <strong>der</strong>, von dem Du willst, dass man ihn begehrt<br />

<strong>und</strong> liebt, nicht <strong>der</strong> <strong>der</strong> Du hättest se<strong>in</strong> können, wenn<br />

Du größer, kle<strong>in</strong>er, schlanker wärst – o<strong>der</strong> ohne die<br />

Spuren, die das Leben <strong>und</strong> Krankheit h<strong>in</strong>terlassen<br />

• E<strong>in</strong> Augenblick <strong>der</strong> Kraft <strong>und</strong> Energiepotentiale<br />

• Bedeutung im Leben ist sehr <strong>in</strong>dividuell<br />

Verena Laabs - Krankenschwester<br />

Palliativstation <strong>der</strong> Charite`<br />

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Sexualität <strong>und</strong> Zärtlichkeit<br />

Sexualität <strong>und</strong> Zärtlichkeit<br />

• Christentum - Sex zur Fortpflanzung, Schuldgefühle<br />

• Islam - Wesenskern des Menschen im Geist<br />

• Erotische Gefühle werden als M<strong>in</strong><strong>der</strong>wertig betrachtet<br />

• Abwertung von Körperlichkeit <strong>und</strong> Tabuisierung von<br />

Nacktheit<br />

• Tief gewurzelte Schamgefühle <strong>und</strong> falsche Auffassungen<br />

von Sexualität produzieren manchmal egoistische<br />

Leistungsdemonstration <strong>in</strong>nerhalb des Liebesleben<br />

• <strong>Nähe</strong> zum Patienten kann Angst machen<br />

• schwierig, wenn <strong>Pflege</strong>nde persönlich betroffen<br />

• ke<strong>in</strong>e Gesprächsgr<strong>und</strong>lage im <strong>Pflege</strong>team<br />

• Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit Erotik <strong>und</strong> Intimität bedeutet<br />

Thematisierung <strong>der</strong> eigenen Lebensgeschichte, ihrer Wert<strong>und</strong><br />

Moralvorstellungen<br />

• wenn dafür ke<strong>in</strong> Bewusstse<strong>in</strong> vorhanden, ke<strong>in</strong>e Reaktion auf<br />

Patienten- o<strong>der</strong> Mitarbeiterprobleme möglich<br />

Verena Laabs - Krankenschwester<br />

Palliativstation <strong>der</strong> Charite`<br />

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Sexualität <strong>und</strong> Zärtlichkeit<br />

Sexualität <strong>und</strong> Zärtlichkeit<br />

• Es gibt ke<strong>in</strong> Leitfaden, wie „man (n)/Frau „sich <strong>der</strong><br />

Sexualität von Patienten gegenüber verhält<br />

• je<strong>der</strong> kann sich nur so verhalten, wie es ihm entspricht<br />

• Reflexion <strong>in</strong> sich <strong>und</strong> im Team (Gesprächsbedarf) hilft<br />

• Uniformierung e<strong>in</strong> Zeichen völliger Asexualität<br />

• Ebenso die Bezeichnung „ Schwester „( zur Schwester darf<br />

sich ke<strong>in</strong>e sexuelle Neigung entwickeln -Inzest )<br />

• Übertriebene Schutzmaßnahmen <strong>und</strong> Des<strong>in</strong>fektion<br />

vermeiden körperliche Berührungen<br />

• ( Haut auf Haut )<br />

• authentisch se<strong>in</strong>, als <strong>Pflege</strong>n<strong>der</strong> <strong>und</strong> Mensch (Fallübung )<br />

Verena Laabs - Krankenschwester<br />

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Sexualität <strong>und</strong> Zärtlichkeit<br />

Sexualität <strong>und</strong> Zärtlichkeit<br />

• Unterschied ob Akutbereich o<strong>der</strong> Langzeitpflegee<strong>in</strong>richtung<br />

• Langzeitpflege : Leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er öffentlichen Institution ohne<br />

Aussicht auf Entlassung<br />

• Beson<strong>der</strong>s betroffen geriatrische Patienten<br />

• Doppeltabu : alt <strong>und</strong> krank<br />

• Auch hospitalisierte Menschen haben sexuelle <strong>und</strong> erotische<br />

Sehnsüchte, Bedürfnisse<br />

• Emotionen <strong>und</strong> Bedürfnisse mit fehlendem privaten Rückzug<br />

• Das kann zu verme<strong>in</strong>tlichen sexuellen Fehlverhalten führen<br />

( öffentliche Masturbation, Exibitionismus o<strong>der</strong><br />

Übergriffigkeit )<br />

• Kaum Kompensationsmöglichkeiten ( Hobby, Spiele )<br />

Verena Laabs - Krankenschwester<br />

Palliativstation <strong>der</strong> Charite`<br />

Verena Laabs - Krankenschwester<br />

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Sexualität <strong>und</strong> Zärtlichkeit<br />

• Erotische Empf<strong>in</strong>dungen <strong>und</strong> sexuelle Bedürfnisse nicht ans<br />

Alter geb<strong>und</strong>en<br />

• Pablo Picasso fertigte mit 87 Jahren 347 erotische Gravuren<br />

s<strong>in</strong>nlicher Phantasien an<br />

• Von zentraler Bedeutung ist die seelische E<strong>in</strong>stellung <strong>und</strong><br />

das Wissen um Verän<strong>der</strong>ungen im Alter<br />

• Phantasien behalten ihre Bedeutung – auch ohne aktive<br />

Sexualität<br />

Raum <strong>der</strong> Liebe…<br />

• Liebe l<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />

• Liebe bejaht auch im Leid<br />

• Liebe achtet<br />

• Liebe schafft Raum…<br />

• Liebe bewahrt<br />

• Liebe ist <strong>der</strong> tiefste Lebensstrom, bis zum Schluss <strong>und</strong> darüber h<strong>in</strong>aus – mit<br />

Zärtlichkeit<br />

Zärtlichkeit – die Unversehrtheit <strong>der</strong> Frühe, die Sanftheit des<br />

W<strong>in</strong>des, die milde des Lächelns … ,<br />

verletzt nicht, for<strong>der</strong>t nicht<br />

ist ohne Hast<br />

Verena Laabs - Krankenschwester<br />

Palliativstation <strong>der</strong> Charite`<br />

Verena Laabs - Krankenschwester<br />

Palliativstation <strong>der</strong> Charite`<br />

Sexualität <strong>und</strong> Zärtlichkeit<br />

Es ist Uns<strong>in</strong>n sagt die Vernunft,<br />

es ist was es ist sagt die Liebe...<br />

Verena Laabs - Krankenschwester<br />

Palliativstation <strong>der</strong> Charite`

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