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clinicus Juli 2009 - Klinikum Freising

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<strong>clinicus</strong><br />

Großes Einfühlungsvermögen gefragt<br />

<strong>clinicus</strong><br />

Veranstaltungen / Informationen<br />

<strong>clinicus</strong><br />

Nachrichten aus dem <strong>Klinikum</strong> für Ärzte<br />

Von Anfang an<br />

dabei:<br />

die ehrenamtlichen<br />

Helfer der Hospizgruppe.<br />

Vorne rechts<br />

im Bild: Leiterin<br />

Eva-Maria Müller.<br />

Die Hospizgruppe<br />

<strong>Freising</strong> e.V. wurde<br />

im Jahr 1995 gegründet.<br />

Seit der Eröffnung der Palliativstation<br />

vor sechs Jahren unterstützen die ehrenamtlichen<br />

Helfer der Hospizgruppe das Stationsteam.<br />

Sie besuchen die Station zweimal täglich<br />

für fünf Stunden. Außerdem bietet die<br />

Einsatzleitung der Hospizgruppe <strong>Freising</strong> e.V.<br />

eine wöchentliche Sprechstunde auf Station<br />

an – immer mittwochs von 14.30 bis 16.30<br />

Uhr. <strong>clinicus</strong> hat mit Leiterin Eva-Maria Müller<br />

über die Arbeit, die Schwierigkeiten und<br />

die Motivation der ehrenamtlichen Helfer<br />

gesprochen.<br />

Frau Müller, welche Aufgaben übernehmen<br />

die Hospizhelfer/Innen auf der Palliativstation?<br />

Eva-Maria Müller: Das Wichtigste, das die<br />

Hospizhelfer/Innen mitbringen, ist Zeit. Sie<br />

besuchen die Patienten, führen, wenn es<br />

gewünscht ist, Gespräche (auch mit Angehörigen)<br />

oder fahren Patienten auf die Terrasse,<br />

ins Raucherzimmer oder auch zum Gottesdienst.<br />

Außerdem unterstützen sie die Patienten<br />

beim Essen oder lesen ihnen vor. Die<br />

Hospizhelfer/Innen nehmen sich aber auch<br />

Zeit, um einfach bei den Sterbenden zu sitzen.<br />

Auch wenn sich die Patienten selbst<br />

nicht mehr äußern können, spüren sie, dass<br />

jemand da ist. Hospizhelfer/Innen unterstützen<br />

zudem das Stationsteam bei einfachen<br />

Arbeiten in der Küche oder beim Patienten.<br />

Die Hospizarbeit ist also eine Tätigkeit, für die<br />

man sehr viel Einfühlungsvermögen braucht.<br />

Eva-Maria Müller: Wichtig ist Einfühlungsvermögen<br />

für die Situation des Patienten und<br />

der Familie. Die Helfer bringen viel Fantasie,<br />

Lebenserfahrung und praktische Fähigkeiten<br />

des Alltags mit.<br />

Was Patienten und<br />

ihre Angehörigen<br />

brauchen, kann sehr unterschiedlich sein.<br />

Wichtig ist es, gut zuzuhören, was der Patient<br />

wirklich braucht. Das heißt, die Hospizhelfer/Innen<br />

müssen ihre eigenen Ansichten<br />

und Wünsche für den Patienten zurückstellen.<br />

Welche Unterstützung brauchen denn die<br />

Patienten?<br />

Eva-Maria Müller: Es sind oft die kleinen<br />

Dinge, die für Schwerstkranke wichtig sind.<br />

Wie zum Beispiel noch mal aus dem Zimmer<br />

zu kommen oder noch mal ein Eis zu essen.<br />

Nicht für alle Patienten ist es am Ende des<br />

Lebens noch wichtig, tiefgreifende Gespräche<br />

über den Sinn des Lebens und des Sterbens<br />

zu führen. Für all diejenigen, die aber<br />

doch noch diesen Wunsch haben, haben die<br />

Hospizhelfer Zeit und ein offenes Ohr.<br />

Psychosoziale Auswirkungen von Krebs<br />

Psychoonkologie ist die Lehre von den psychosomatischen<br />

Begleiterscheinungen von<br />

Krebserkrankungen und ihre Behandlung.<br />

30 bis 50 Prozent aller an Krebs erkrankten<br />

Menschen entwickeln im Laufe ihrer Erkrankung<br />

Symptome, die ihre Lebensqualität<br />

stark reduzieren. Meist sind das Ängste und<br />

Depression, die mit körperlichen Begleitsymptomen<br />

wie Schlafstörungen und Appetitlosigkeit<br />

einhergehen.<br />

Im Sinne einer ganzheitlichen Therapie<br />

sollte deshalb das Angebot von Diagnostik<br />

und Behandlung psychischer Folgeerkrankung<br />

in den Klinikalltag eingebunden sein<br />

mit folgenden Zielen: die Krankheitsbewältigung<br />

von Patienten und deren Angehörige<br />

zu unterstützen, das Verständnis der Erkrankung<br />

und der Therapie zu verbessern, die<br />

durch die Erkrankung ausgelösten psychischen<br />

Symptome zu reduzieren, bei seelischen<br />

Krisen emotional zu unterstützen und<br />

vieles mehr. Selbstverständlich können Krebserkrankungen<br />

durch psychotherapeutische<br />

Verfahren nicht geheilt werden, aber in zahlreichen<br />

wissenschaftlichen Studien konnte<br />

nachgewiesen werden, dass eine psychoonkologische<br />

Begleitung quälende psychische<br />

Symptome reduziert und damit die Lebensqualität<br />

des Patienten erheblich verbessert.<br />

Dipl.-Psych. Ulrike Ackermann<br />

Veranstaltungen des <strong>Klinikum</strong>s <strong>Freising</strong> für Laien<br />

Medizin Dialog<br />

06.10.<strong>2009</strong> Leberverfettung – ein Kavaliersdelikt<br />

Referent: Prof. Dr. Ewert Schulte-Frohlinde,<br />

Chefarzt der Gastroenterologie<br />

Ort: Hörsaal des <strong>Klinikum</strong>s (Ebene -1)<br />

Zeit: 19.30 Uhr - 21.00 Uhr<br />

Inhalt: Häufiger Alkoholgenuss, Übergewicht, Zuckerkrankheit, Fettstoffwechselstörungen<br />

oder falsche Ernährung – das sind Gründe für eine sogenannte Leberverfettung.<br />

Dabei lagern sich Fetttropfen in der Leber ab. Welche Folgen das haben kann, wie man<br />

einer Leberverfettung vorbeugt und wie man eine Fettleber therapiert, darüber wird in<br />

diesem Vortrag aufgeklärt.<br />

Diabetesschulungen<br />

Mehr Diabetes Selbstmanagement für Typ 2 Diabetes-Patienten –<br />

Medias 2 Diätetisch und/oder mit Tablettentherapie eingestellt.<br />

9 Schulungstermine à 90 Min.<br />

Kurs 1: 18.08.09 - 03.09.09<br />

Jeweils Dienstag, Mittwoch, Donnerstag von 14.00 Uhr - 15.30 Uhr<br />

Kurs 2: 15.09.09 - 01.10.09<br />

Jeweils Dienstag, Mittwoch, Donnerstag von 18.00 Uhr - 19.30 Uhr<br />

Behandlungs- und Schulungsprogramm für Typ 2 Diabetes-Patienten,<br />

die Insulin spritzen.<br />

9 Schulungstermine à 90 Min.<br />

Kurs 3: 18.08.09 - 03.09.09<br />

Jeweils Dienstag, Mittwoch, Donnerstag von 10.00 Uhr - 11.30 Uhr<br />

Kurs 4: 15.09.09 - 01.10.09<br />

Jeweils Dienstag, Mittwoch, Donnerstag von 14.00 Uhr - 15.30 Uhr<br />

Weitere Schulungstermine für Okt./ Nov./ Dez. <strong>2009</strong> in Planung.<br />

Anmeldung und nähere Informationen bei Claudia Schulz, Diabetesberaterin DDG,<br />

Tel 08161-24 31 66 oder per Email schulzc@klinikum-freising.de<br />

Weitere Veranstaltungen finden Sie unter www.klinikum-freising.de<br />

In der nächsten Ausgabe<br />

• Vier Jahre Psychosomatik im <strong>Klinikum</strong> <strong>Freising</strong><br />

Erscheinungstermin: Ende Oktober<br />

3 6<br />

Fortbildungsveranstaltungen des <strong>Klinikum</strong>s rechts der Isar (MRI)<br />

05.08.<strong>2009</strong> Infoabend: Altersabhängige Makuladegeneration (AMD)<br />

Zielgruppe: Patienten und Angehörige<br />

Referent: Dr. Mathias Meier, Leitender Oberarzt<br />

Veranstalter: Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde<br />

Ort: <strong>Klinikum</strong> rechts der Isar, Hörsaal C<br />

Zeit: 18.00 Uhr - 20.00 Uhr<br />

02.09.<strong>2009</strong> Infoabend: Grauer Star und Speziallinsen<br />

Zielgruppe: Patienten und Angehörige<br />

Referent: Prof. Dr. Dr. Chris P. Lohmann, Direktor der Augenklinik<br />

Veranstalter: Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde<br />

Ort: <strong>Klinikum</strong> rechts der Isar, Hörsaal C<br />

Zeit: 18.00 Uhr - 20.00 Uhr<br />

16.09.<strong>2009</strong> Forum Viszeralmedizin: Update-Hepatitis<br />

Zielgruppe: Fachpublikum<br />

Referenten: Mehrere Referenten des <strong>Klinikum</strong>s rechts der Isar<br />

und des <strong>Klinikum</strong>s <strong>Freising</strong><br />

Veranstalter: II. Medizinische Klinik, Chirurgische Klinik<br />

Ort: <strong>Klinikum</strong> rechts der Isar, Hörsaal Pavillon<br />

Zeit: 17.00 Uhr - 19.00 Uhr<br />

07.10.<strong>2009</strong> Infoabend: Diabetische Augenveränderung<br />

Zielgruppe: Patienten und Angehörige<br />

Referent: Dr. Christian Mayer, Oberarzt<br />

Veranstalter: Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde<br />

Ort: <strong>Klinikum</strong> rechts der Isar, Hörsaal B<br />

Zeit: 18.00 Uhr - 20.00 Uhr<br />

07.10.<strong>2009</strong> PrevenTUM: Hypertonie<br />

Zielgruppe: Fachpublikum<br />

Ort: <strong>Klinikum</strong> rechts der Isar, Hörsaal Pavillon<br />

Zeit: 18.30 Uhr - 20.00 Uhr<br />

Das <strong>Klinikum</strong> in Zahlen<br />

Januar bis Juni 2008 Januar bis Juni <strong>2009</strong><br />

Fälle stationär 8.219 8.905<br />

Fälle ambulant 8.658 9.017<br />

Durchschnitt. Verweildauer (Tage) 6,79 6,56<br />

Belegung 86,9 % 88 %<br />

Operationen gesamt 4.816 4.770<br />

Geburten 389 361<br />

Newsletter <strong>clinicus</strong>: Den <strong>clinicus</strong> können Sie sich auch in elektronischer Form<br />

(pdf-Format) per E-Mail zusenden lassen. Auf unserer Internetseite finden Sie den Newsletter<br />

unter dem Menüpunkt Presse – <strong>clinicus</strong>.<br />

10. Ausgabe · <strong>Juli</strong> <strong>2009</strong><br />

Vertrauen und Geborgenheit<br />

Palliativstation im <strong>Klinikum</strong> <strong>Freising</strong><br />

Seite 2<br />

Die Palliativstation<br />

Sechs Jahre Begleitung<br />

von Schwerstkranken mit<br />

einem großen Therapieangebot.<br />

Seite 4<br />

Vielfalt<br />

Bewegung, Atmung, Rhythmus<br />

und Musik: Verschiedenste<br />

Therapien verbessern die<br />

Lebensqualität.


<strong>clinicus</strong><br />

Sehr geehrte<br />

Kolleginnen<br />

und Kollegen,<br />

die Palliativstation<br />

im <strong>Klinikum</strong><br />

<strong>Freising</strong> wird<br />

heuer sechs Jahre<br />

alt und genießt<br />

in der ganzen<br />

Region einen<br />

sehr guten Ruf.<br />

Das dort tätige Team besteht aus sehr<br />

engagierten und speziell ausgebildeten<br />

Ärzten, Pflegekräften, Therapeuten,<br />

Sozialarbeitern und Seelsorgern. Mit viel<br />

Idealismus und Eigeninitiative haben sie<br />

die Palliativstation im <strong>Klinikum</strong> <strong>Freising</strong><br />

aufgebaut und für die Patienten eine<br />

wohnliche und familiäre Atmosphäre<br />

geschaffen.<br />

In der Station gibt es neben einem Wohnzimmer<br />

auch eine Küche, die von Patienten<br />

und Angehörigen genutzt werden<br />

kann. Es zwitschern Vögel und der dazugehörige<br />

Innenhof ermöglicht auch bettlägerigen<br />

Patienten einen Ausflug ins<br />

Freie. Schließlich werden dort Menschen<br />

mit einer nicht heilbaren Erkrankung im<br />

fortgeschrittenen Stadium mit begrenzter<br />

Lebenserwartung behandelt. Hauptziel<br />

der Behandlung in der Palliativstation ist<br />

die Verbesserung bzw. Erhaltung der<br />

Lebensqualität. Zusammen mit einer<br />

psychologischen und seelsorgerischen<br />

Begleitung und Unterstützung der Patienten<br />

und ihrer Angehörigen werden die<br />

Patienten ganzheitlich betreut.<br />

Die Palliativstation ist mit ihrem Konzept<br />

die ideale Ergänzung für das <strong>Klinikum</strong><br />

<strong>Freising</strong>, insbesondere für unsere Krebs-<br />

Patienten. Aber auch die anderen Abteilungen<br />

profitieren von den Erfahrungen<br />

der Mitarbeiter der Palliativstation – sie<br />

sind eine wichtige Hilfestellung für das<br />

ganze Haus.<br />

In dieser Ausgabe des <strong>clinicus</strong> möchten<br />

wir Ihnen die Mitarbeiter und das Konzept<br />

unserer Palliativstation vorstellen.<br />

Ich hoffe, wir haben für Sie wieder eine<br />

interessante Lektüre zusammengestellt.<br />

Viel Lesefreude wünsche ich Ihnen dabei<br />

und uns weiterhin eine gute Zusammenarbeit.<br />

Ihr<br />

Dr. Harald Schrödel<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Klinikum</strong> <strong>Freising</strong> GmbH<br />

Gemeinnützige<br />

Krankenhausgesellschaft<br />

des Landkreises <strong>Freising</strong><br />

Alois-Steinecker-Straße 18<br />

85354 <strong>Freising</strong><br />

Tel.: (08161) 24-3000<br />

Fax: (08161) 24-3099<br />

info@klinikum-freising.de<br />

www.klinikum-freising.de<br />

Verantwortlich:<br />

Dr. Harald Schrödel<br />

Redaktion:<br />

Karin Steininger<br />

Gestaltung und Produktion:<br />

Verberei<br />

Druckerei Kuttner, <strong>Freising</strong><br />

Fotos:<br />

<strong>Klinikum</strong> <strong>Freising</strong>,<br />

Christian Rott<br />

Schmerzen lindern,<br />

Angst nehmen<br />

Eine Palliativstation ist eine Schwerpunktstation<br />

zur Behandlung und Pflege von Patienten<br />

mit einer weit fortgeschrittenen unheilbaren<br />

Erkrankung. Im <strong>Klinikum</strong> <strong>Freising</strong><br />

wurde im März 2003 eine Palliativstation<br />

eröffnet. Seitdem konnte das Team der Station<br />

rund 1.600 Patienten betreuen. 40 Prozent<br />

dieser schwerkranken Menschen konnten<br />

wieder entlassen werden, 60 Prozent<br />

wurden mit ihren Angehörigen auf Station<br />

begleitet und verstarben dort.<br />

In den vergangenen sechs Jahren hat sich<br />

das Spektrum der Erkrankungen erweitert.<br />

Wurden zu Beginn hauptsächlich Tumorpatienten<br />

in der Palliativstation aufgenommen,<br />

werden mittlerweile vermehrt Patienten mit<br />

schweren, nicht mehr therapierbaren internistischen<br />

oder neurologischen Erkrankungen<br />

betreut.<br />

Erfreulicherweise ist in den vergangenen<br />

Jahren auch die anfängliche Skepsis gegenüber<br />

der Palliativstation einer zunehmenden<br />

Akzeptanz gewichen.<br />

Das Ziel einer palliativen Versorgung ist es,<br />

die Lebensqualität des Patienten zu verbessern.<br />

Das geschieht beispielsweise, indem<br />

körperliche Beschwerden wie Schmerz oder<br />

Dyspnoe unter Einbeziehung und Berücksichtigung<br />

psychologischer, sozialer und spiritueller<br />

Probleme im Sinne einer ganzheitlichen<br />

Betreuung symptom- und bedürfnisorientiert<br />

behandelt werden.<br />

Für den Patienten soll eine Atmosphäre des<br />

Vertrauens und der Geborgenheit geschaffen<br />

werden, um mit der extremen Situation,<br />

in der er und seine Angehörigen sich befinden,<br />

besser zurechtzukommen und neue<br />

Möglichkeiten der Lebensgestaltung zu finden.<br />

Außerdem ist es wichtig, verbliebene<br />

Ressourcen zu wecken und dem Patienten<br />

Ängste zu nehmen.<br />

Dies zu verwirklichen ist nur in einem multiprofessionellen<br />

Team möglich in enger<br />

Zusammenarbeit mit dem Hospizverein <strong>Freising</strong>.<br />

Außerdem ist an die Palliativstation eine<br />

Schmerzambulanz für Tumorpatienten angegliedert.<br />

Vor allem die stationäre und die<br />

ambulante Behandlung müssen eng miteinander<br />

vernetzt sein. Dies geschieht durch die<br />

Kooperation und den Austausch mit den<br />

betreuenden Hausärzten, ambulanten Pflegediensten,<br />

den Pflegeheimen sowie der Einbeziehung<br />

von Palliativ-Care-Schwestern<br />

über den Hospizverein als beratendes Bindeglied.<br />

Eva Pröscholdt-Graupner, Oberärztin der Palliativstation<br />

Anja Bertelmann-Gschlössl, Stationsleiterin<br />

Da sein und zuhören, miteinander lachen und verstehen: Gesellschaft verschafft<br />

Linderung in extremen Lebenssituationen.<br />

Exakte Symptomkontrolle und gezielte Schmerztherapie<br />

Schmerz hat viele Facetten: neben der somatischen Ursache spielen weitere psychische<br />

Komponenten wie Angst, Wut, Verzweiflung oder Isolation eine wichtige Rolle, da sie<br />

die Schmerzschwelle senken. Deshalb bedarf es eines multimodalen Ansatzes. Neben der<br />

medikamentösen Therapie sollten andere Verfahren wie Lymphdrainage, Physiotherapie,<br />

gesprächstherapeutische Methoden sowie Entspannungsverfahren zum Einsatz kommen.<br />

Noten helfen beim Sprechen<br />

Schwer und unheilbar kranken Menschen<br />

fällt es meist schwer, ihre Gefühle und<br />

Ängste in Worte zu fassen. Die Musiktherapie<br />

gibt ihnen die Möglichkeit, Unaussprechliches<br />

atmosphärisch hörbar werden<br />

zu lassen und einen neuen Zugang zu sich<br />

selbst zu finden. Der Patient musiziert<br />

dabei auf einfach bespielbaren Instrumenten<br />

wie zum Beispiel der Kleinen Leier,<br />

dem Monochord (ein Saiteninstrument)<br />

oder dem „Meeresrauschen“. Um diese<br />

Instrumente zu spielen, braucht man keine<br />

musikalischen Kenntnisse. Von Geburt an<br />

ist jeder Mensch fähig, Klänge und Rhythmen<br />

wahrzunehmen und sich mit ihrer<br />

Hilfe auszudrücken. Spielen die Musiktherapeutin<br />

oder Angehörige die Instrumente,<br />

entspannt der Patient bei den ruhigen<br />

Klängen; Die Angehörigen können die<br />

Gelegenheit des Vorspielens nutzen, um<br />

Loslassen zu ermöglichen.<br />

Mechthild Hamberger, Musiktherapeutin<br />

<strong>clinicus</strong><br />

Bewegung und Berührung<br />

als Therapie<br />

Patienten der Palliativstation fürchten sich<br />

oft vor unerträglichen Schmerzen. Doch<br />

manchmal kann man nicht nur den Schmerz,<br />

sondern sogar die Ursache von Schmerzen<br />

beseitigen. Hier hilft unter anderem bedürfnisorientierte<br />

Physiotherapie. Dazu gehören<br />

neben Atemtherapie und Gehtraining vor<br />

allem Krankengymnastik, Massagen und<br />

Lymphdrainage.<br />

Im Rhythmus mit dem Atem<br />

Sterben zu Hause möglich machen<br />

Barbara Wengert und Petra Hanrieder<br />

begleiten auf dem letzten Weg.<br />

Bewegung und Berührung stärken die<br />

Organfunktionen und verbessern das<br />

Bewusstsein<br />

Ziel der Krankengymnastik ist es, die Körper-<br />

und Organfunktionen positiv zu beeinflussen<br />

und zu stabilisieren. Der Patient<br />

gewinnt dadurch auch wieder eine positivere<br />

Einstellung zum Leben und kommt im Alltag<br />

viel besser alleine zurecht. Bei Patienten,<br />

deren Bewusstsein eingeschränkt ist, werden<br />

oft entspannte Ausstreichungen angewandt.<br />

Durch die sanften und angenehmen Berührungen<br />

können sich die Patienten entspannen<br />

und sie spüren, dass sie nicht alleine<br />

sind. Mary Schöbel, Physiotherapeutin<br />

Die palliative Atemtherapie ist eine Therapieform,<br />

die den Patienten in seiner Ganzheit<br />

ansprechen will – körperlich, seelisch und<br />

geistig. Ziel ist es, dem Patienten Linderung<br />

und Unterstützung zu geben. Durch einfühlsame<br />

manuelle Behandlung, ganz im Einklang<br />

mit dem Atem, werden Verspannungen<br />

gelöst. Körperlich führt dies zur Tiefenentspannung,<br />

seelisch bringt diese tiefe Entspanntheit<br />

eine Beruhigung der Gedanken<br />

und Gefühle und verbessert das psychische<br />

Wohlbefinden. Geistig wird es dem Patienten<br />

möglich, sich wahrzunehmen. Das Wahrgenommene<br />

kann im begleitenden Gespräch<br />

ins Wort gebracht werden.<br />

Birgitte Hansen-Polifke, Atemtherapeutin<br />

Die ambulanten Palliativ-Care-Schwestern<br />

des Hospizvereins <strong>Freising</strong> lernen die meisten<br />

ihrer Patienten bereits im <strong>Klinikum</strong> kennen.<br />

Sie kommen dann zum Einsatz, wenn der<br />

Patient oder auch dessen Angehörige nach<br />

dem Aufenthalt in der Palliativstation eine<br />

Betreuung zu Hause wünschen oder benötigen.<br />

Die Palliativ-Care-Schwestern halten<br />

dann die Verbindung zwischen dem betreuenden<br />

Arzt, dem Patienten und der Palliativstation<br />

aufrecht. Daraus ergeben sich folgende<br />

Aufgaben:<br />

• Unterstützung der Hausärzte durch die<br />

Zusammenarbeit bei der gezielten Krankenbeobachtung<br />

und Symptomenkontrolle<br />

• Umsetzung ärztlicher Anordnungen und<br />

entsprechende palliativpflegerische Anleitung<br />

von Patienten und Angehörigen<br />

• Übernahme delegierter ärztlicher Tätigkeiten<br />

• Regelmäßige Überwachung eingeleiteter<br />

Therapiemaßnahmen<br />

• Kontaktaufnahme zu anderen Diensten<br />

und Unterstützung beim Aufbau des notwendigen<br />

Versorgungsnetzes<br />

• Vermittlung und Einführung von Hospizhelferinnen<br />

• Psychosoziale Begleitung und Betreuung<br />

von Patienten und Angehörigen zum Beispiel<br />

bei Verschlechterung im Krankheitsverlauf,<br />

Kommunikationsproblemen im Um feld<br />

sowie Trauer und Abschiedserleben<br />

Barbara Wengert und PetraHanrieder,<br />

Palliativ-Care-Fachkräfte<br />

Ökumenische Seelsorge<br />

auf der Palliativstation<br />

Im Mittelpunkt des interdisziplinären Arbeitens<br />

einer Palliativstation stehen für die Seelsorge<br />

primär die Begegnungen mit Patienten<br />

und Angehörigen, mit Ärzten und Pflegekräften<br />

sowie mit Therapeuten und Hospizhelfern.<br />

Gerade gegenüber Patienten prägt dabei<br />

das pastorale Arbeiten deren jeweils neue,<br />

prozesshafte lebensgeschichtliche Situation,<br />

auf die wir uns einstellen müssen.<br />

Dabei sind wir als Seelsorger im Sinne des<br />

behutsamen Erkennens und empathischen<br />

Eingehens herausgefordert. Vor allem im<br />

Blick auf unser „stimmig und identisch Sein“<br />

als Mensch, aber auch in unserem theologischen<br />

Sprechen und im Vollzug tröstender<br />

Rituale.<br />

In erster Linie gilt es aufmerksam zuzuhören<br />

und achtsam wahrzunehmen, was unsere<br />

Gesprächspartner uns als Anliegen, Befindlichkeiten<br />

oder Bedürfnisse offenlegen – ein<br />

immer wieder spannender und fordernder<br />

Prozess. Vor allem das meistens in hohem<br />

Maß entgegengebrachte Vertrauen und die<br />

Offenheit unserer Gesprächspartner schenken<br />

uns stets neu die Gewissheit, etwas Kostbares<br />

und Sinnvolles tun zu dürfen.<br />

Lebensqualität bis zuletzt<br />

Es waren nur wenige Tage, die ich mit meiner<br />

Frau auf der Palliativstation des<br />

Klini kums <strong>Freising</strong> verbringen konnte. Aber<br />

diese wenigen Tage haben mir deutlich<br />

gemacht, wie wertvoll es ist, in der letzten<br />

Phase des gemeinsamen Lebens von Menschen<br />

begleitet zu werden, die klar und<br />

sehr professionell handeln und zugleich<br />

sehr einfühlsam auf die individuellen Bedürfnisse<br />

eingehen können. Der sorgfältige<br />

Blick auf den ganzen Menschen, auf die<br />

gesamte Situation des Patienten, auch im<br />

Bezug auf seine Angehörigen – das durfte<br />

ich auf dieser Station erfahren.<br />

<strong>clinicus</strong><br />

Besonders wichtig geworden sind uns so<br />

manche schwierigen und krisenhaften Situationen.<br />

Sie zeigen uns sehr klar, dass wir als<br />

Seelsorger weniger als „Handelnde“ gefragt<br />

sind. Nein, wir sind zuerst gesucht als Menschen,<br />

die – wenn auch oft nur noch sprachlos<br />

– mit ausharren bzw. dabeibleiben. So<br />

versuchen wir auf religiös-spirituelle Weise<br />

sowohl menschlich als auch glaubensmäßig<br />

Hilfestellung in Krisen zu geben.<br />

Ein solch pastoraler Ansatz lebt letztendlich<br />

vom ehrlichen und einfühlsamen Blick<br />

auf die Person sowie von der Achtsamkeit<br />

gegenüber jeder einzelnen Lebensbiographie.<br />

Und schließlich rückt in diesem Praxisfeld<br />

der Pastoral die tröstende, versöhnende<br />

und heilende Dimension unseres christlichen<br />

Glaubens bzw. der biblischen Aussagen in<br />

das Zentrum. Somit kann er mithelfen, dass<br />

Menschen aus der seelsorglichen Begegnung<br />

heraus – über alle konfessionellen Schranken<br />

hinweg – ihre eigene Beziehung zu dem, was<br />

ihrem Leben letztlich Halt und Sinn gibt, aufs<br />

Neue entdecken können. Also ganz im Sinne<br />

des paulinischen Wortes: „Wir sollten ja nicht<br />

Herren über euren Glauben sein, sondern wir<br />

sind Helfer zu eurer Freude!“ (2Kor 1, 24)<br />

Pfarrer Dr. N. Keil, Pfarrer i.R. W. Deutsch<br />

Weit entfernt von esoterischem Gedankengut<br />

bin ich fest davon überzeugt, dass<br />

gerade durch diese praktizierte Grundhaltung<br />

eine sehr positive Atmosphäre<br />

geschaffen wird. Sie ist spürbar im Dialog<br />

und in der Betreuung. Sie ist spürbar und<br />

sichtbar in den liebevoll gestalteten Räumen<br />

der Station – und sie hatte meiner<br />

Frau und mir die Ruhe gegeben für ein<br />

würdevolles und sehr persönliches<br />

Abschiednehmen voneinander.<br />

Ehemann einer Patientin, die im Februar <strong>2009</strong><br />

auf der Palliativstation verstorben ist<br />

2<br />

4<br />

5

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