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Masken - kiz-hamburg.de

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MASKEN<br />

Versteckt?<br />

Aufge<strong>de</strong>ckt!<br />

Schon im November haben wir<br />

in <strong>de</strong>r Redaktion <strong>de</strong>r kirchenzeitung<br />

über das Thema unserer<br />

Faschingsausgabe entschie<strong>de</strong>n: „<strong>Masken</strong>“.<br />

Immer <strong>de</strong>utlicher wur<strong>de</strong> uns mit<br />

<strong>de</strong>r Zeit, wie viel Unterschiedliches,<br />

sogar Gegensätzliches zu diesem Thema<br />

gehört. <strong>Masken</strong> verbergen, aber<br />

<strong>Masken</strong> können auch die Wahrheit<br />

ans Licht bringen.<br />

Hinter manchen <strong>Masken</strong> versteckt<br />

sich das Grauen, oft nur notdürftig<br />

kaschiert. An<strong>de</strong>re <strong>Masken</strong> bringen die<br />

reine Lebenslust zum Ausdruck. Es<br />

gibt Menschen, <strong>de</strong>nen möchten wir<br />

am liebsten die Maske vom Gesicht<br />

reißen, um endlich direkten Kontakt<br />

zu ihnen zu fin<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>ren wünschen<br />

wir vielleicht gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Mut,<br />

sich eine Maske aufzusetzen und damit<br />

ganz neue Lebensperspektiven für<br />

sich zu ent<strong>de</strong>cken.<br />

Unser Nach<strong>de</strong>nken über <strong>Masken</strong> hat<br />

viel mit unserem christlichen Glauben<br />

zu tun. Zwischen <strong>de</strong>n Zeilen <strong>de</strong>s<br />

Lie<strong>de</strong>s, das wir auf <strong>de</strong>r nächsten Seite<br />

abdrucken, klingt ein Bibelwort, das<br />

Afrikanische Maske<br />

Zeichnung<br />

Elke Tegtmeyer<br />

Peter: Wer seid Ihr?<br />

Valerio: Weiß ich‘s? (er nimmt langsam hintereinan<strong>de</strong>r<br />

mehrere <strong>Masken</strong> ab) Bin ich das? O<strong>de</strong>r das? O<strong>de</strong>r<br />

das? Wahrhaftig, ich bekomme Angst, ich könnte<br />

mich so ganz auseinan<strong>de</strong>r schälen und blättern.<br />

Peter: (verlegen) Aber - aber etwas müsst Ihr dann doch sein?<br />

aus: Georg Büchner, Leonce und Lena<br />

Als ich <strong>de</strong>n Nachlass meines<br />

Sohnes sortierte, fand sich zwischen<br />

Büchern und Papieren in<br />

einem Pappkarton eine schwarz<br />

angestrichene Maske. So eine,<br />

wie sie in Seminaren mit Hilfe<br />

von Gipsbin<strong>de</strong>n hergestellt wird.<br />

Das klingt nach einer lockeren<br />

Aktion, aber das ist es nicht.<br />

Meine Tochter hat mein Gesicht<br />

einmal mit Gipsbin<strong>de</strong>n abgeklebt<br />

– ich wollte gerne eine <strong>de</strong>korative<br />

Maske haben. Es war eine<br />

beängstigen<strong>de</strong> Erfahrung. Wenn<br />

die Gipsbin<strong>de</strong>n trocknen, scheint<br />

sich die Haut zusammenzuziehen<br />

und je<strong>de</strong> kleinste Bewegung,<br />

die etwa durch das Ein- und Ausatmen<br />

entsteht, schmerzt. Ich<br />

konnte nicht an<strong>de</strong>rs, ich musste<br />

an die <strong>Masken</strong> <strong>de</strong>nken, die Toten<br />

abgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Jetzt hielt ich eine schwarze<br />

Maske in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n, ich wollte<br />

sie schon zum Müll werfen, da<br />

sah ich, dass es eine Maske meines<br />

Sohnes sein könnte. Innen<br />

waren ein paar Barthaare hängen<br />

4<br />

Die Maske<br />

meines Sohnes<br />

geblieben. Meine Finger tasteten<br />

darüber - als ob ich meinen Sohn<br />

noch streicheln könnte.<br />

Eine mit Gipsbin<strong>de</strong>n hergestellte<br />

Maske zeigt durch die angewandte<br />

Technik nur eine vage<br />

Ähnlichkeit. Die Persönlichkeit<br />

versteckt sich in <strong>de</strong>r Hohlform.<br />

Ich besorgte mir Mo<strong>de</strong>llgips,<br />

rührte ihn an und goss die Maske<br />

damit aus. Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Gips<br />

getrocknet war, löste ich die gefun<strong>de</strong>ne<br />

Maske und zerstörte sie<br />

dadurch. Vor mir lag das Gesicht<br />

meines Sohnes und rührte mich<br />

so sehr, dass ich unter Tränen mit<br />

<strong>de</strong>m Zeigefinger <strong>de</strong>r sensiblen<br />

Linie seines Mun<strong>de</strong>s nachspürte.<br />

Hinter <strong>Masken</strong> kann man sich<br />

verstecken, diese Maske, die ich<br />

beinahe weggeworfen hätte, hat<br />

mir ein Antlitz meines Sohnes<br />

gezeigt, das er mich nie hat sehen<br />

lassen. Ich lebte mit diesem<br />

Abbild – eines Tages begann ich<br />

zu malen, mich und dieses gipserne<br />

Antlitz meines Sohnes.<br />

Elke Tegtmeyer©

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