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Masken - kiz-hamburg.de

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DAS GEISTLICHE WORT<br />

<strong>Masken</strong>:<br />

was sie<br />

für mich<br />

be<strong>de</strong>uten<br />

Schon in meinen Kin<strong>de</strong>rtagen<br />

hatte sich <strong>de</strong>r Karneval vorsichtig<br />

auch nach Nord<strong>de</strong>utschland<br />

und bis zur Insel Föhr ausgebreitet.<br />

Im Sportverein und wohl auch in<br />

mancher Schulklasse wur<strong>de</strong> damals<br />

Kin<strong>de</strong>rfasching gefeiert. Aber meine<br />

protestantisch-strengen Eltern waren<br />

dagegen. Maskera<strong>de</strong> und Verklei<strong>de</strong>n<br />

kamen für mich nicht in Frage. Doch<br />

es blieb immer ein bisschen Neugier<br />

auf meiner Seite, <strong>de</strong>r Reiz, unter <strong>de</strong>r<br />

Maske sich zu verstecken und selbst<br />

nicht erkannt zu wer<strong>de</strong>n. Man kann<br />

die Welt um sich herum, die an<strong>de</strong>ren<br />

Menschen beobachten, wird selbst<br />

wohl gesehen und ist doch nicht man<br />

selbst. Man kann sich Außergewöhnliches<br />

trauen, Dinge tun und sagen,<br />

die sonst bei <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren nicht durchgehen<br />

wür<strong>de</strong>n. Ja, ich kann hinter <strong>de</strong>r<br />

Maske und durch die Maske Leute<br />

erschrecken und vielleicht auch wagen,<br />

die Wahrheit zu sagen. Vieles<br />

wird möglich, wenn ich nicht ich bin,<br />

ein Stück Freiheit, die Chance, ein(e)<br />

an<strong>de</strong>re(r) zu sein und als <strong>de</strong>r „gemeine<br />

Mann“ <strong>de</strong>nen da oben mal richtig<br />

die Meinung zu geigen.<br />

In dieser Weise hat sich Fastnacht o<strong>de</strong>r<br />

Fasching seit <strong>de</strong>m Mittelalter entwickelt:<br />

die herrschen<strong>de</strong>n Zwänge wer<strong>de</strong>n<br />

für begrenzte Zeit auf <strong>de</strong>n Kopf<br />

gestellt und ein Karnevalskönig sowie<br />

Prinzessin und Prinz mit <strong>de</strong>m ganzen<br />

närrischen Hofstaat eingesetzt. Und<br />

am Aschermittwoch ist alles vorbei.<br />

Aber natürlich sind auch unsere Alltagsrollen<br />

außerhalb <strong>de</strong>r Faschingszeit<br />

nicht frei von Maskera<strong>de</strong>: Wer kann es<br />

sich schon leisten, sich völlig offen,<br />

wehrlos und unverstellt <strong>de</strong>n Mitmenschen<br />

zu präsentieren, sich geben, wie<br />

er/sie wirklich ist? Wir möchten uns<br />

nicht gern in die Karten gucken lassen,<br />

weil wir verletzlich sind. Es sollen<br />

längst nicht alle ins Innerste uns<br />

schauen; und so dient die Maske <strong>de</strong>m<br />

eigenen Schutz.<br />

In einem bekannten anonymen Brief<br />

heißt es: „Ich mache <strong>de</strong>n Eindruck, als<br />

sei ich umgänglich, als sei alles sonnig<br />

und heiter in mir und als könne ich<br />

über alles bestimmen, so, als brauchte<br />

ich nieman<strong>de</strong>n. Aber glaube mir bitte<br />

nicht! Mein Äußeres mag sicher<br />

erscheinen, aber es ist eine Maske.<br />

Darunter bin ich, wie ich wirklich bin,<br />

verwirrt, voller Furcht und allein. Das<br />

verberge ich. Beim bloßen Gedanken<br />

an meine Schwäche bekomme ich Panik<br />

und fürchte mich davor, mich an<strong>de</strong>ren<br />

überhaupt auszusetzen. Deshalb<br />

erfin<strong>de</strong> ich <strong>Masken</strong>, baue eine lässige,<br />

kluge Fassa<strong>de</strong>, die mich vor <strong>de</strong>m wissen<strong>de</strong>n<br />

Blick sichert, <strong>de</strong>r mich erkennen<br />

wür<strong>de</strong>. Dabei wäre gera<strong>de</strong> dieser<br />

Blick meine Rettung. Und ich weiß<br />

es. Wenn er verbun<strong>de</strong>n wäre mit Angenommenwer<strong>de</strong>n,<br />

mit Liebe.“<br />

Vielleicht bietet sich jetzt, wo die Maskera<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Faschings vorübergeht, in<br />

<strong>de</strong>n sieben Wochen von Aschermittwoch<br />

bis Ostern Gelegenheit, in sich<br />

zu gehen – eine Chance, wie<strong>de</strong>rum für<br />

eine begrenzte Zeit, vor <strong>de</strong>n wissen<strong>de</strong>n<br />

Augen Gottes zu leben. In Jesus,<br />

<strong>de</strong>m Christus, wen<strong>de</strong>t er sich dir und<br />

mir liebevoll zu, so dass wir uns <strong>de</strong>maskieren,<br />

die Fassa<strong>de</strong> ablegen können<br />

– wenn wir es <strong>de</strong>nn wirklich wünschen.<br />

Der Apostel Paulus schreibt im<br />

1. Brief an die Christen in Korinth:<br />

„Wir sehen jetzt durch einen Spiegel<br />

ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht<br />

zu Angesicht. Jetzt erkenne<br />

ich stückweise, dann aber wer<strong>de</strong> ich<br />

erkennen, wie ich erkannt bin.“<br />

Es grüßt Sie herzlich<br />

Ihr<br />

Jens Christian Falk, Pastor an <strong>de</strong>r<br />

Thomaskirche, Bramfeld-Hellbrook<br />

Als die Redaktion <strong>de</strong>r kirchenzeitung<br />

nach Weihnachten<br />

zum ersten Mal zusammen<br />

kommt, ist das ganze Ausmaß <strong>de</strong>r<br />

Flutkatastrophe in Südostasien noch<br />

gar nicht absehbar. Immer noch entsetzt,<br />

immer noch atemlos verfolgen<br />

auch wir die Nachrichten.<br />

Die Kirchen reagieren schnell. Schon<br />

wenige Stun<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>r Katastrophe,<br />

in <strong>de</strong>n Gottesdiensten am zweiten<br />

Weihnachtstag, wird in <strong>de</strong>n Fürbitten<br />

an die Opfer gedacht. Über die Jahreswen<strong>de</strong><br />

wird in allen Kirchen für die<br />

Diakonie-Katastrophenhilfe gesammelt.<br />

Durch die weltweiten ökumenischen<br />

Verbindungen <strong>de</strong>r Kirchen ist<br />

Kirche immer schon vor Ort präsent.<br />

Die Partnerorganisationen <strong>de</strong>r Diakonie<br />

müssen sich nicht erst in eine<br />

frem<strong>de</strong> Kultur einarbeiten. Sie kennen<br />

sich aus. Sie gehören dazu. Es ist<br />

Gedanken beim Zeitungmachen<br />

An <strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>r Menschen<br />

ein schneller Weg von <strong>de</strong>n Spen<strong>de</strong>rn<br />

zu <strong>de</strong>n Bedürftigen. Übrigens: Auch<br />

weiterhin kann man über die Kirchengemein<strong>de</strong>n<br />

für Asien spen<strong>de</strong>n.<br />

Die Gottesdienste nach Weihnachten<br />

nehmen die Fragen vieler Menschen<br />

auf: Kann Gott das gewollt haben?<br />

Wo ist sein Erbarmen angesichts dieses<br />

Lei<strong>de</strong>s? So viel Schrecken – wie<br />

verträgt sich das mit <strong>de</strong>m Glauben an<br />

eine gute Schöpfung? Viele Fragen.<br />

Nicht auf alles gibt es eine schnelle<br />

Antwort.<br />

Vor allem aber geben die Kirchen <strong>de</strong>r<br />

sprachlosen Trauer eine Stimme. Eine<br />

Möglichkeit, mit <strong>de</strong>r eigenen Ohnmacht<br />

nicht allein zu bleiben. Einen<br />

Ort, Lichter <strong>de</strong>s Ge<strong>de</strong>nkens zu entzün<strong>de</strong>n.<br />

Ganz nah ist die Kirche bei <strong>de</strong>n Menschen.<br />

Gera<strong>de</strong> auch in <strong>de</strong>r Krise. Das<br />

ist ihre Stärke.<br />

Dorothea Ned<strong>de</strong>rmeyer<br />

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