Heft 2.09 (PDF) - WISSENSCHAFT in progress
Heft 2.09 (PDF) - WISSENSCHAFT in progress Heft 2.09 (PDF) - WISSENSCHAFT in progress
MARIO DONICK Editorial Zeit zum Nach-Denken 4 Willkommen zum mittlerweile fünften Heft von WISSEN- SCHAFT in progress. In dieser Ausgabe stellen wir zwei Texte vor, die in den Bereich mediengestützten Lernens fallen, und die den an Didaktik interessierten Leser in gewisser Weise auffordern, für einen Moment inne zu halten. Zunächst stellt der Pädagoge Carsten Carlo Schnekenburger den Mangel an einer wirklichen Didaktik für das Lernen mit elektronischen (sog. “neuen‘) Medien, also dem E-Learning, fest. Er konstatiert: „Augenscheinlich unterliegt das E-Learning einem Primat der Technik‚ (Schnekenburger 2009, 5). Triebfeder hinter Neuentwicklungen sind die Technologien selbst 1 und nicht der unbedingte Wunsch der Lehrenden und Lernenden, etwas Neues auszuprobieren. Schnekenburger fordert die Erziehungswissenschaft daher auf, Vorreiter bei der Entwicklung einer E-Didaktik zu spielen, hinterfragt aber gleichzeitig den Nutzen einer solchen, indem er die Sicht der Lernenden auf solche Diskussionen zugespitzt formuliert: „Oh – Didaktik‚? Der Aufsatz von Christian Klager erinnert aus philosophiedidaktischer Sicht daran, dass es schon innovative Ansätze interaktiver (nämlich kommunikativ-kooperativer) Mediennutzung im Unterricht gab, lange bevor wir von E-Learning redeten: das Philosophische Tagebuch, eine Form des Lerntagebuchs, in dieser Form das erste Mal vorgestellt von Christian Thies (1990). Klager stellt seine eigenen Erfahrungen mit diesem Medium vor, ordnet es in einen philosophischen Hintergrund ein, der bis zu Kant zurückreicht und gibt ganz prakti- 1 Ergänzend könnte man hier sicher auch wirtschaftlich-politische Gegebenheiten anführen, z.B. wenn E-Learning genutzt wird, um weit verteilt lebenden SchülerInnen eines Flächenstaates wie Mecklenburg- Vorpommern die Teilnahme an einem Frühstudium einer Universität zu ermöglichen (vgl. Thomanek u.a. 2009).
5 sche Hinweise zum Einsatz des Philosophischen Tagebuchs im Unterricht. Beide Texte eignen sich dazu, Entwicklungen im Bereich des Lehrens und Lernens zu reflektieren und setzen damit übrigens, wenn auch implizit, den Weg fort, den Jörg Heinig im letzten Heft eingeschlagen hat, mit seiner Reflexion des McLuhan’schen Medienbegriffes in Hinsicht auf den Umgang mit literarischen Texten im Unterricht (Heinig 2009). In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Nach-Denken der vorliegenden Ausgabe. Literatur Mario Donick, Januar 2010 Heinig, Jörg: Prof. Dr. Abdul Nachtigallers Frontalunterricht. Oder: The medium is the message. In: WISSENSCHAFT in progress, Heft 1/09, 7– 21. Schnekenburger, Carsten Carlo: Ah-Didaktik, E(h)-Didaktik, Oh- Didaktik. Eine kleine Reflexion zur E-Didaktik. In: WISSENSCHAFT in progress, Heft 2/09, 6–20. Thies, Christian: Das philosophische Tagebuch. In: ZDPE 1/1990. Thomanek, Anja/Schönfeldt, Christian/Donick, Mario / Schwelgengräber, Wiebke/Tavangarian, Djamshid: Media-based Junior Studies (MbJS) in Context of the ‚New Learning Culture‛. In: Hambach, Sybille/Martens, Alke/Tavangarian, Djamshid/Urban, Bodo (Hrsg.): eLearning Baltics 2009. Proceedings of the 2 nd International eLBa Science Conference in Rostock, Germany, June 18-19, 2009, 27–36.
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MARIO DONICK<br />
Editorial<br />
Zeit zum Nach-Denken<br />
4<br />
Willkommen zum mittlerweile fünften <strong>Heft</strong> von WISSEN-<br />
SCHAFT <strong>in</strong> <strong>progress</strong>. In dieser Ausgabe stellen wir zwei Texte<br />
vor, die <strong>in</strong> den Bereich mediengestützten Lernens fallen, und<br />
die den an Didaktik <strong>in</strong>teressierten Leser <strong>in</strong> gewisser Weise auffordern,<br />
für e<strong>in</strong>en Moment <strong>in</strong>ne zu halten.<br />
Zunächst stellt der Pädagoge Carsten Carlo Schnekenburger<br />
den Mangel an e<strong>in</strong>er wirklichen Didaktik für das Lernen mit<br />
elektronischen (sog. “neuen‘) Medien, also dem E-Learn<strong>in</strong>g, fest.<br />
Er konstatiert: „Augensche<strong>in</strong>lich unterliegt das E-Learn<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>em<br />
Primat der Technik‚ (Schnekenburger 2009, 5). Triebfeder<br />
h<strong>in</strong>ter Neuentwicklungen s<strong>in</strong>d die Technologien selbst 1 und<br />
nicht der unbed<strong>in</strong>gte Wunsch der Lehrenden und Lernenden,<br />
etwas Neues auszuprobieren. Schnekenburger fordert die Erziehungswissenschaft<br />
daher auf, Vorreiter bei der Entwicklung<br />
e<strong>in</strong>er E-Didaktik zu spielen, h<strong>in</strong>terfragt aber gleichzeitig den<br />
Nutzen e<strong>in</strong>er solchen, <strong>in</strong>dem er die Sicht der Lernenden auf solche<br />
Diskussionen zugespitzt formuliert: „Oh – Didaktik‚?<br />
Der Aufsatz von Christian Klager er<strong>in</strong>nert aus philosophiedidaktischer<br />
Sicht daran, dass es schon <strong>in</strong>novative Ansätze <strong>in</strong>teraktiver<br />
(nämlich kommunikativ-kooperativer) Mediennutzung<br />
im Unterricht gab, lange bevor wir von E-Learn<strong>in</strong>g redeten:<br />
das Philosophische Tagebuch, e<strong>in</strong>e Form des Lerntagebuchs,<br />
<strong>in</strong> dieser Form das erste Mal vorgestellt von Christian<br />
Thies (1990). Klager stellt se<strong>in</strong>e eigenen Erfahrungen mit diesem<br />
Medium vor, ordnet es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en philosophischen H<strong>in</strong>tergrund<br />
e<strong>in</strong>, der bis zu Kant zurückreicht und gibt ganz prakti-<br />
1 Ergänzend könnte man hier sicher auch wirtschaftlich-politische<br />
Gegebenheiten anführen, z.B. wenn E-Learn<strong>in</strong>g genutzt wird, um weit<br />
verteilt lebenden SchülerInnen e<strong>in</strong>es Flächenstaates wie Mecklenburg-<br />
Vorpommern die Teilnahme an e<strong>in</strong>em Frühstudium e<strong>in</strong>er Universität zu<br />
ermöglichen (vgl. Thomanek u.a. 2009).