30.10.2012 Aufrufe

Heft 2.09 (PDF) - WISSENSCHAFT in progress

Heft 2.09 (PDF) - WISSENSCHAFT in progress

Heft 2.09 (PDF) - WISSENSCHAFT in progress

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Vorlesen<br />

Brief<br />

4. Die Auswertung des Tagebuchs im Unterricht<br />

28<br />

Die Auswertung des Philosophischen Tagebuchs im Unterricht<br />

geschieht nach den von Thies ebenfalls vorgestellten Möglichkeiten<br />

(vgl. Ebd., 30). Es ist vorteilhaft, mit Schülerzitaten<br />

oder -rezensionen das Thema der vergangenen Stunde wiederholen<br />

zu können, denn Schüler hören (aus verständlichen entwicklungspsychologischen<br />

Gründen) beim Vorlesen eher h<strong>in</strong>,<br />

wenn Texte von Gleichaltrigen vorgelesen oder besprochen<br />

werden, als wenn ungleich ältere Autoren das Wort erhalten.<br />

Bei der Vorstellung und Besprechung der Texte muss natürlich<br />

darauf geachtet werden, dass ke<strong>in</strong> Schüler – so pathetisch dies<br />

auch kl<strong>in</strong>gen mag – e<strong>in</strong>en seelischen Schaden erleidet; die Gefahr<br />

e<strong>in</strong>er Selbstoffenbarung ist durch die Methode des Tagebuchs<br />

jederzeit gegeben.<br />

Das zu vermeiden, kl<strong>in</strong>gt im Allgeme<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>facher, als es<br />

ist: Jüngere Schüler zeigten im Umgang mit fremden Texten e<strong>in</strong>e<br />

verblüffend niedrige Hemmschwelle <strong>in</strong> der Beurteilung und<br />

Bewertung der <strong>in</strong>haltlichen und formalen Darstellungen und<br />

wurden <strong>in</strong> ihrer Kritik nicht selten (zu) persönlich. Ältere Schüler<br />

h<strong>in</strong>gegen konnten ihre Anmerkungen zu Gedanken objektiver<br />

formulieren, neigten aber im gleichen Maße dazu, ihre eigenen<br />

Texte nicht mehr zur Diskussion zur Verfügung zu stellen.<br />

Ob dies nun e<strong>in</strong> typisches Problem fehlender (oder wenigstens<br />

nicht ausgereifter) Gesprächskultur ist, sei e<strong>in</strong>mal dah<strong>in</strong><br />

gestellt; bemerkt werden kann zum<strong>in</strong>dest, dass sich das Philosophische<br />

Tagebuch nur sehr begrenzt für die “Veröffentlichung‘<br />

im Unterricht eignet, wozu die genannte von den Schülern<br />

schwer zu formulierende Kritik aber auch technische<br />

Schwierigkeiten (alle Schüler müssen den – natürlich handschriftlichen<br />

– Text zur Verfügung haben, um nach e<strong>in</strong>er angemessenen<br />

Lesezeit darüber urteilen zu können) beitragen.<br />

Thies stellt 1990 <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Aufsatz die Möglichkeit vor, das<br />

Tagebuch als dialogische Form zum Briefwechsel weiterzuführen.<br />

Bei e<strong>in</strong>em solchen Briefverkehr (oder besser “Buchverkehr‘)<br />

würden Schüler und Lehrer oder Schüler und Schüler gleichberechtigte<br />

Partner <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Dialog über philosophische Probleme<br />

werden. Die gewonnenen Vorteile hierbei überwiegen deut-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!