Sar Bachan A 5 word - Die Mission der allmächtigen Kraft
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SAR BACHAN<br />
Der Yoga des Tonstromes<br />
<br />
Eine Zusammenfassung <strong>der</strong><br />
Lehre von Soami Ji Maharaj<br />
über die<br />
Praxis des<br />
Surat Shabd Yoga
Soami Seth Shiv Dayal Singh<br />
“Soami Ji“<br />
3
Einführung <strong>der</strong> englischen Erstausgabe<br />
Geschichte und Lebensläufe<br />
Der Verfasser [Julian Johnson] dieser Einführung ist von dem<br />
geliebten Meister [Sawan Singh], <strong>der</strong> diese Übersetzung<br />
unterstützt, gebeten <strong>word</strong>en, ein paar erklärende Worte zu diesem<br />
Text zu verfassen, damit <strong>der</strong> Leser darauf vorbereitet ist, seinen<br />
Inhalt zu verstehen.<br />
Gleichzeitig überlegte man, daß es angebracht sei, einen kurzen<br />
biographischen Bericht über das Leben jener Meister zu erstellen,<br />
die wesentlich zu <strong>der</strong> Entwicklung des Satsang beitrugen. <strong>Die</strong>se<br />
Darstellung hat nur mit dem Aufblühen <strong>der</strong> Spiritualität im<br />
Pandschab und den drei Meistern 1 zu tun, die sie bewirkt haben.<br />
Param Sant Soami Ji Maharaj: Wie alle Schüler dieses Glaubens<br />
wissen, wurde die Radha Swami Lehre 2 zu allererst formuliert und<br />
<strong>der</strong> Welt bekanntgegeben von Param Sant Soami Ji Maharaj,<br />
dessen richtiger Name Seth Shiv Dayal Singh war. Er wurde am<br />
25. August 1818 um ca. 4.00 Uhr morgens in Agra, in den<br />
Vereinigten Provinzen Indiens geboren. Seine Familie stammte<br />
von den Baikal Seth Kschatriyas 3 . Der Name seines Vaters war<br />
Seth Dilwali Singh und <strong>der</strong> Name seiner Mutter Maha Maya. Seit<br />
frühster Kindheit erläuterte er tiefe geistige Lehren. Viele<br />
versammelten sich und lauschten seinen Worten <strong>der</strong> Weisheit.<br />
Später schrieb er die Hauptgrundsätze seiner Botschaft nie<strong>der</strong>.<br />
1 Mit diesen drei Meistern sind Tulsi Sahib, Soamiji und Hazur Sawan<br />
Singh gemeint. Soamiji war ein Schüler von Tulsi Sahib von Hathras (50<br />
km nördlich von Agra gelegen), <strong>der</strong> das Licht <strong>der</strong> Spiritualität von Poona<br />
brachte, also von Guru Gobind Singh über Ratnagar Rao. Für<br />
Einzelheiten wird auf „Leben und Lehren eines großen Heiligen - Baba<br />
Jaimal Singh“ von Kirpal Singh verwiesen.<br />
2 Hier wird für die Lehre von Sant Mat <strong>der</strong> Begriff „Radha Soami Lehre“<br />
gebraucht.<br />
3 Eine <strong>der</strong> vier indischen Kasten; und zwar die <strong>der</strong> Krieger und weltlichen<br />
Machthaber.<br />
5
Seine Lehre ist in zwei Bänden dargestellt, dem <strong>Sar</strong> <strong>Bachan</strong> 4 in<br />
Prosa und dem <strong>Sar</strong> <strong>Bachan</strong> <strong>der</strong> Gedichte. <strong>Die</strong> Prosa-Ausgabe wird<br />
hiermit zum ersten Mal <strong>der</strong> Welt auf Englisch angeboten. Soami Ji<br />
schrieb seine Lehre nie<strong>der</strong> und begann im Januar 1861 öffentlich<br />
Satsang zu halten, nachdem er in einem dunklen Hinterzimmer 17<br />
Jahre in Meditation verbracht hatte.<br />
<strong>Die</strong> Lehre Soamijis war nicht vollkommen neu, sie ist von vielen<br />
früheren Heiligen, wie Kabir Sahib, Guru Nanak, Tulsi Sahib und<br />
an<strong>der</strong>en verkündet <strong>word</strong>en. Fast alle alten religiösen Schriften<br />
weisen auf den Tonstrom hin, natürlich mit unterschiedlichen<br />
Bezeichnungen. <strong>Die</strong> Veden nennen ihn Nad, die Mohammedaner<br />
nennen ihn Kalma o<strong>der</strong> Ism-i-Azam, die Bibel bezeichnet ihn im 1.<br />
Kapitel des Johannesevangeliums als das Wort, und die mo<strong>der</strong>nen<br />
Heiligen in Indien nennen ihn Shabd. Doch <strong>der</strong> einmalige <strong>Die</strong>nst,<br />
den Soami Ji <strong>der</strong> Menschheit erwiesen hat, war die einfache und<br />
verständliche Art, in <strong>der</strong> er die Praxis des Tonstromes lehrte. So<br />
machte er dessen unschätzbare Vorteile allen zugänglich und<br />
zugleich alle alten Yogaarten unmo<strong>der</strong>n und überflüssig. <strong>Die</strong><br />
Übung des Tonstromes, die Soami Ji lehrt, bringt dem Liebenden 5<br />
alle Vorteile ein, die die Anhänger <strong>der</strong> alten Yogaarten jemals<br />
anhäuften. Er trägt den Schüler sicherer und viel schneller zu<br />
Höhen, von denen die alten Yogis nicht einmal zu träumen<br />
wagten. <strong>Die</strong> spirituelle Übung beginnt am Tisra Til o<strong>der</strong> Dritten<br />
Auge, das ist ein Zentrum in <strong>der</strong> Mitte hinter den Augen (die<br />
Zirbeldrüse), und von diesem Punkt aus geht es aufwärts. Folglich<br />
beginnt sie an einer Stelle, an <strong>der</strong> die meisten <strong>der</strong> alten Methoden<br />
enden, und führt dann zu unendlich hohen Regionen. <strong>Die</strong> erste<br />
Station, die <strong>der</strong> Liebende durch diese Methode erreicht, schenkt<br />
ihm ein Überbewußtsein und eine <strong>Kraft</strong>, die jener gleicht, die die<br />
alten Yogis o<strong>der</strong> Mahatmas besaßen, denen <strong>der</strong> Pfad <strong>der</strong> Heiligen<br />
nicht bekannt war. Wenn ein Schüler des Radha Soami das<br />
endgültige Ziel erreicht hat, befindet er sich in <strong>der</strong> rein geistigen<br />
Region, im ersten großen Bereich <strong>der</strong> Schöpfung, weit über all den<br />
4 <strong>Sar</strong> <strong>Bachan</strong> bedeutet: wahre o<strong>der</strong> offenbarte Worte (<strong>Sar</strong> = Wesen, Kern<br />
einer Sache; <strong>Bachan</strong> = Wort).<br />
5 <strong>Die</strong> Worte „Lieben<strong>der</strong>“ o<strong>der</strong> „Geliebter“ beziehen sich auf eine rein<br />
spirituelle Art von Liebe.<br />
6
Himmel, die den meisten Menschen des Altertums bekannt<br />
waren. Auf diesen Pfad, <strong>der</strong> zu unvergleichlichen Höhen führt,<br />
hinzuweisen, war ein Teil <strong>der</strong> <strong>Mission</strong> des großen Heiligen aus<br />
Agra. Er soll während seines Lebens über viertausend Menschen<br />
eingeweiht haben. Er beendete dieses Leben am 15. Juni 1878.<br />
Einer <strong>der</strong> hingebungsvollsten Schüler von Soami Ji war Baba<br />
Jaimal Singh Ji Maharaj.<br />
Baba Jaimal Singh Ji Maharaj wurde im Juli 1839 geboren. Der<br />
Name seines Vaters war <strong>Sar</strong>dar Jodh Singh, und seine Mutter hieß<br />
Shrimati Daya Kaur. Als Kind von nur sieben Jahren las er die<br />
Gurmukhi-Schriften 6 von Baba Khem Das, <strong>der</strong> ein Vedantist und<br />
ein Mahatma war. Durch den Einfluß dieses guten Mannes und<br />
durch das Lesen <strong>der</strong> heiligen Schriften <strong>der</strong> Sikh-Gurus wuchs in<br />
Baba Jaimal Singh ein großes Verlangen nach spiritueller<br />
Verwirklichung. Schon in dieser Zeit sah er ein geistiges Licht im<br />
Innern. Während er den heiligen Granth Sahib studierte,<br />
entdeckte er den Hinweis auf Fünf Melodien, die ständig im<br />
Menschen wi<strong>der</strong>hallen und bei richtiger Übung gehört werden<br />
können. Er besprach diese Angelegenheit mit seinem Freund Baba<br />
Khem Das, doch dieser konnte ihm die Sache nicht erklären. Auf<br />
<strong>der</strong> Suche nach einer Lösung dieses Problems reiste er - noch als<br />
Junge - zu verschiedenen Mahatmas. Keiner konnte ihm helfen.<br />
Schließlich stimmte ihm ein Weiser - ein Studieren<strong>der</strong> des Granth<br />
Sahib - bezüglich <strong>der</strong> Fünf Melodien im Menschen zu, doch er<br />
hatte persönlich nur zwei dieser Melodien erfahren und konnte<br />
ihm hinsichtlich <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en nicht helfen. Er bat an<strong>der</strong>e<br />
spirituelle Lehrer um Rat, jedoch vergeblich, um schließlich<br />
heimzukehren. Er war nun sechzehn Jahre alt. Als er Beas im<br />
Pandschab erreichte, traf er eine Gruppe von Sadhus, die nach<br />
Rishikesh wollten, und begleitete sie. In Rishikesh nahm er am<br />
Satsang eines jeden Mahatmas dort teil, ständig auf <strong>der</strong> Suche<br />
nach <strong>der</strong> Einen Wahrheit. Niemand von ihnen konnte ihm helfen.<br />
6 Gurmukhi ist eine indische Schrift, die <strong>der</strong> Devanagari-Schrift ähnelt,<br />
in <strong>der</strong> man Sanskrit und Hindi schreibt; sie wird im Pandschab für die<br />
Sprache Pandschabi (dem Hindi nahe verwandt) gebraucht Auch <strong>der</strong><br />
Guru Granth Sahib ist in dieser Schrift geschrieben. Mit „Gurmukhi-<br />
Schriften“ wird <strong>der</strong> Guru Granth Sahib bezeichnet.<br />
7
Schließlich hörte er von einem Sadhu, <strong>der</strong> in einem weit<br />
entfernten Dschungel lebte. Er ging zu ihm. Als <strong>der</strong> Sadhu ihm<br />
sagte, es sei wegen <strong>der</strong> Tiger und Bären gefährlich, im Dschungel<br />
zu leben, erwi<strong>der</strong>te er, wenn die wilden Tiere ihm nichts antäten,<br />
bestünde kein Grund für jemand an<strong>der</strong>en, Angst zu haben. <strong>Die</strong>s<br />
gefiel dem Sadhu sehr, und er sagte ihm, er solle nach Agra gehen,<br />
wo ein perfekter Mahatma lebte, <strong>der</strong> ihn in die Fünf Melodien<br />
einweisen könne.<br />
Baba Jaimal Singh ging nach Agra und war voller Freude und<br />
Hoffnung, eine endgültige Lösung seines Problems zu finden. Er<br />
hatte einige Schwierigkeiten, diesen Mahatma zu finden; doch<br />
schließlich hörte er zufällig wie zwei Männer, die im Yamuna-Fluß<br />
badeten, über den Satsang des großen Mahatmas sprachen; und<br />
nachdem er sich erkundigt hatte, wo dieser Mahatma lebte, fand<br />
er ihn schließlich. Somit endete seine lange Suche. Soami Ji<br />
weihte ihn nach ein paar Vorträgen ein; und von dieser Zeit an<br />
war die spirituelle Praxis seine Hauptbeschäftigung. Er machte<br />
raschen Fortschritt. Eines Tages fragte Soami Ji Baba Jaimal<br />
Singh, ob <strong>der</strong> Pfad Guru Nanaks <strong>der</strong> richtige sei. Er antwortete:<br />
"Der Pfad ist schon richtig; doch obwohl ich aufsteigen möchte,<br />
stößt meine Seele auf Hin<strong>der</strong>nisse." Soami Ji erwi<strong>der</strong>te: "Du hast<br />
diese Übung schon vollbracht 7 ; es ist nur eine scheinbare<br />
Blockierung." Baba Ji fragte: "Was ist <strong>der</strong> Beweis dafür, daß ich<br />
die Übung schon vollbracht habe?" Soami Ji antwortete: "Wenn<br />
du einen Beweis haben möchtest, dann setze dich zum Bhajan<br />
nie<strong>der</strong> und schließe deine Augen." Danach zog Soami Ji seine<br />
Seele hinauf zu Daswan Dwar; <strong>der</strong> <strong>Sar</strong>up (die Strahlengestalt des<br />
Meisters) war den ganzen Weg über bei ihm. Dann brachte er die<br />
Seele zurück. Baba Ji sagte: "Mit Hilfe Eurer Gnade habt Ihr mich<br />
durch all die Regionen von Maya geführt. Nun sind die höheren<br />
Regionen (Ebenen) leichter zu durchqueren. Nun sagt mir,<br />
welchen heiligen Ort soll ich aufsuchen, damit ich mich den<br />
Übungen ganz hingeben kann?" Soami Ji lächelte und sagte:<br />
"Wenn du ein Leben wie ein Einsiedler führst, wirst du, was deine<br />
Nahrung angeht, von an<strong>der</strong>en abhängig sein, was deinen Bhajan<br />
7 Damit ist sicher gemeint, daß er diese Übung in seiner letzten Geburt<br />
schon zur Vollendung gebracht hat.<br />
8
eeinträchtigen wird. Du solltest deinen Lebensunterhalt besser<br />
selbst verdienen." Baba Ji sagte: "Ich bin in die Kaste <strong>der</strong> Bauern<br />
geboren, und wenn ich als Bauer arbeite, werde ich heiraten<br />
müssen, wozu mir aber jede Neigung fehlt." Soami Ji antwortete:<br />
"Melde dich freiwillig zur Armee." So trat er am 14. Juli 1856 in<br />
das 24. Sikh Regiment ein. Obwohl er einen anstrengenden <strong>Die</strong>nst<br />
hatte, sah man ihn oftmals arbeiten, nachdem er die ganze Nacht<br />
mit spiritueller Übung verbracht hatte. Und selbst als er nach Beas<br />
zurückkehrte, verbrachte er viele Stunden des Tages und <strong>der</strong><br />
Nacht mit solcher Übung. Wenn er manchmal auf Urlaub kam,<br />
lebte er von altgebackenem Fladenbrot, das er in Wasser tränkte<br />
und aß, wonach er sich sofort wie<strong>der</strong> seinen Übungen zuwandte.<br />
Wann immer er die Zeit hatte, verbrachte er sie beim Satsang und<br />
Darshan von Soami Ji Maharaj. Im Oktober 1877, als Baba Ji auf<br />
Urlaub kam, sagte Soami Ji Maharaj zu ihm:<br />
"<strong>Die</strong>s ist unser letztes Zusammentreffen. Nun werde ich, nachdem<br />
meine Pilgerfahrt in diesem Leben vollendet ist, nach Param<br />
Dham (die ewige Heimat) gehen. Ich habe dich zu meinem<br />
Geliebten 8 gemacht, zu meinem eigenen "Rup" (meinem Selbst<br />
o<strong>der</strong> meiner Gestalt)." Bhai Chanda Singh bat dann darum, daß<br />
im Punjab mit dem Satsang begonnen werden sollte. Soami Ji<br />
Maharaj entgegnete: "Der Akal Purush 9 hat diese Bitte akzeptiert,<br />
und diese Aufgabe wurde Baba Jaimal Singh übertragen." Dann<br />
gab Soami Ji Maharaj seinen eigenen Turban Baba Ji als Parshad<br />
und beauftragte ihn, im Pandschab Naam zu predigen.<br />
Nach einer <strong>Die</strong>nstzeit von 34 Jahren - zwei davon wurden nicht<br />
angerechnet, da er bei seinem Eintritt min<strong>der</strong>jährig war - ging<br />
Baba Ji am 18. August 1889 in Pension. Nach einem kurzen<br />
Aufenthalt zu Hause und in Dhaliwal 10 ging er 1891 nach Beas und<br />
begann Satsang zu halten. Zu dieser Zeit bestand die Dera 11 nur<br />
8 Damit ist nicht ein Geliebter im weltlichen Sinn gemeint; diese Liebe ist<br />
rein spirituell - von Seele zu Seele.<br />
9 „akal“ heißt „jenseits von Zeit und Raum, Tod und Vergänglichkeit„ -<br />
<strong>der</strong> Akal Purush ist <strong>der</strong> zeitlose Herr, <strong>der</strong> Schöpfer des Universums, auch<br />
Sat Purush genannt.<br />
10 Ein kleiner Ort in <strong>der</strong> Nähe von Jalandhar im Pandschab, Indien.<br />
11 Dera heißt Siedlung<br />
9
aus einer etwas besseren Lehmhütte in <strong>der</strong> Wüste, die we<strong>der</strong> vor<br />
<strong>der</strong> unerträglichen Hitze im Sommer noch vor den kühlen Winden<br />
des Winters schützte. Der Platz, <strong>der</strong> von Baba Jaimal Singh für die<br />
zukünftige Dera ausgewählt wurde, befindet sich in <strong>der</strong> Nähe von<br />
Amritsar, am westlichen Ufer des Beas-Flusses, drei Meilen<br />
nördlich <strong>der</strong> Stelle, wo die West Eisenbahn über den Fluß führt<br />
und wo <strong>der</strong> Bahnhof von Beas liegt. <strong>Die</strong>ser Platz ist fünfzigtausend<br />
Satsangis heilig. So wurde das Werk im Pandschab von Baba<br />
Jaimal Singh gegründet, und hier führte er die Arbeit elf Jahre<br />
weiter. Am 29. Dezember 1903 verließ er diese Welt und übergab<br />
sein Werk an Hazur Maharaj Sawan Singh Ji, den er etwa sechs<br />
Monate vor dem Ableben zu seinem Nachfolger ernannte.<br />
Hazur Maharaj Sawan Singh Ji wurde in <strong>der</strong> Nacht des 19. auf den<br />
20. Juli 1858 12 in dem Ort Jatana in <strong>der</strong> Nähe von<br />
Mehmansingwala, im Bezirk von Ludhiana, im Pandschab<br />
geboren. Er hat jede ausführliche und weitschweifige<br />
Beschreibung über seine eigene Person verboten. Darum wird<br />
vieles, was wir gerne sagen würden, nicht erwähnt. Als junger<br />
Mann trat er in den Staatsdienst ein, in die Abteilung für das<br />
Militäringenieurwesen, nachdem er seine Ausbildung im<br />
Thompson Civil Engineering College (staatliche Ingenieur-Schule)<br />
von Roorkee im Staat Uttar Pradesh beendet hatte. Sein Vater war<br />
Offizier im 14. Sikh Regiment. Als er starb, trat <strong>der</strong> Sohn in<br />
dasselbe Regiment ein, und das Offiziers-Patent wurde ihm nach<br />
drei Jahren erteilt. Nach seiner Ingenieurs-Ausbildung kehrte er<br />
zu seiner Kompanie zurück und wurde in den Militärdienst<br />
übernommen, wo er achtundzwanzig Jahre diente, bevor er 1911<br />
in Pension ging. Von dieser Zeit an widmete er sich völlig dem<br />
<strong>Die</strong>nst für die Menschen.<br />
12 Früher wurde <strong>der</strong> 27. Juli als Geburtsdatum angegeben, da an diesem<br />
Tag normalerweise <strong>der</strong> Geburtstag in <strong>der</strong> Dera gefeiert wurde, denn<br />
Hazur Maharaj Ji war an seinem Geburtstag gewöhnlich auf Satsang-<br />
Reise in den Bergen. Sein eigentlicher Geburtstag ist gemäß dem<br />
indischen Kalen<strong>der</strong> <strong>der</strong> 5. Sawan (ein Monat des indischen Kalen<strong>der</strong>s)<br />
1915 Bikrami (indischer Kalen<strong>der</strong>), <strong>der</strong> dem 19./20 Juli 1858 entspricht.<br />
10
Ein Ereignis bildete das bindende Glied zwischen seinem Leben<br />
als normaler Bürger und seiner spirituellen Arbeit. Daher scheint<br />
es angebracht, diese Begebenheit hier zu erwähnen. Er hatte lange<br />
einen wirklichen Meister gesucht. Er hatte die heiligen Schriften<br />
<strong>der</strong> Sikhs ernsthaft studiert und viele Mahatmas auf <strong>der</strong> Suche<br />
nach dem inneren Licht aufgesucht. Als er schließlich in den<br />
Murree-Bergen im <strong>Die</strong>nst war, besuchte Baba Jaimal Singh, <strong>der</strong> zu<br />
dieser Zeit für seine Heiligkeit und für sein tiefes spirituelles<br />
Verständnis bekannt war, diese Berge. <strong>Die</strong>ser Heilige sagte eines<br />
Tages zu einem seiner Schüler, während <strong>der</strong> junge Offizier an<br />
ihnen vorbei ging: "Das ist <strong>der</strong> junge Herr, für dessen Einweihung<br />
wir gekommen sind." Der Schüler antwortete: "Wie kann das sein,<br />
wenn er Euch noch nicht einmal bemerkt hat?" Doch <strong>der</strong> Heilige<br />
sagte: "Am vierten Tag wird er zu uns kommen." Und so hörte <strong>der</strong><br />
junge Offizier Sawan Singh Sahib am vierten Tag, daß ein heiliger<br />
Mann in <strong>der</strong> Nähe Satsang hielt, und er kam, um ihn zu sehen und<br />
zu hören. Er war tief beeindruckt und fühlte sich sehr zu diesem<br />
Mahatma hingezogen, und nach einigen Unterredungen wurde er<br />
am 15. Oktober 1894 von Baba Jaimal Singh eingeweiht.<br />
Daraufhin widmete er sich unablässig <strong>der</strong> Arbeit des Meisters, und<br />
Baba Jaimal Singh übergab ihm im Juni 1903 sein Werk in Beas.<br />
Als im folgenden Dezember Baba Jaimal die irdische Ebene<br />
verließ, führte <strong>der</strong> neue Meister das große Werk im Pandschab<br />
fort.<br />
Wir können sagen, daß die Dera, die einst ein Fleck in <strong>der</strong> Wüste<br />
war, zu einer kleinen Stadt von fast 100 Häusern herangewachsen<br />
ist, und die Zahl <strong>der</strong> Eingeweihten stieg von ungefähr viertausend<br />
auf fünfzigtausend. 13<br />
<strong>Die</strong> ganze Zeit über ist die Konstruktion ausgezeichneter Gebäude<br />
in Planung, und in Kürze werden die Arbeiten für das neue<br />
Satsanghalle beginnen, die über zehntausend Menschen einen<br />
Platz bieten wird.<br />
13 Im Jahre 1934.<br />
11
Gegenwärtig beläuft sich die Teilnehmerzahl <strong>der</strong> monatlichen und<br />
<strong>der</strong> Bhandara 14 -Satsangs auf einige hun<strong>der</strong>ttausend, und die<br />
Anzahl <strong>der</strong> Einweihungen, die jährlich gewährt werden, auf<br />
hun<strong>der</strong>ttausend. <strong>Die</strong> Dera entwickelte sich zu einem mo<strong>der</strong>nen<br />
Stadtbezirk mit einer einzigartigen Struktur in einer angenehmen<br />
Lage. Breite Straßen, verschiedene Baumalleen, Wiesen, Parks<br />
und beson<strong>der</strong>s die in <strong>der</strong> Luft liegende Stille und Ruhe tragen sehr<br />
zu ihrem Zauber bei.<br />
Der Meister reist in alle Teile des Pandschabs und darüber hinaus,<br />
damit er so oft wie möglich Satsang halten kann. Alle kommen zu<br />
ihm, die Hoch- und Niedriggestellten <strong>der</strong> Welt, die Gebildeten und<br />
die Ungebildeten - sie alle empfangen seine Botschaft mit Freude<br />
und geben ihm als Schüler ihre Liebe und Hingabe.<br />
<strong>Die</strong> Arbeit dieses großen Meisters breitet sich nun auch im weit<br />
entfernten Amerika aus, wo mittlerweile eine große Zahl seine<br />
Hilfe bei ihren Anstrengungen um Befreiung (von <strong>der</strong> Mühsal <strong>der</strong><br />
irdischen Welt) empfängt. Das ist ihre Gelegenheit. Das Große<br />
Licht beginnt nun im Westen aufzuleuchten. Um dieses Werk zu<br />
unterstützen, wurde dieses schmale Buch als persönliche<br />
Botschaft für jene verfaßt, die das Licht auf dem Pfad suchen.<br />
II. Grundsatz und Erläuterung<br />
Der hier vorliegende Text des <strong>Sar</strong> <strong>Bachan</strong> basiert auf Notizen aus<br />
Vorträgen von Soami Ji Maharaj. Sie wurden we<strong>der</strong> bei einer<br />
einzigen Sitzung notiert, noch war es immer dasselbe Publikum.<br />
Deshalb kommt es zu einigen Wie<strong>der</strong>holungen, die von einem rein<br />
literarischen Standpunkt aus betrachtet, störend wirken mögen,<br />
jedoch für den Schüler von wirklichem Nutzen sind. Jede große<br />
Wahrheit, beson<strong>der</strong>s wenn sie recht neu für den Leser ist, muß<br />
mehrmals wie<strong>der</strong>holt werden, damit sie im Gedächtnis haften<br />
bleibt. Darum sollte man hoffen, daß jene, die dieses Buch lesen,<br />
es nicht als Unterhaltung lesen, son<strong>der</strong>n um eine Lebenswahrheit<br />
zu entdecken.<br />
14 Religiöses Fest an einem Gedenktag für einen früheren Meister.<br />
12
Das gesamte Buch wurde von einem ausgebildeten Übersetzer ins<br />
Englische übersetzt, doch sollte es irgendwelche Abweichungen<br />
von den genauen Formulierungen des Originaltextes geben, so ist<br />
allein <strong>der</strong> Schreiber dafür verantwortlich. Einige Än<strong>der</strong>ungen<br />
waren jedoch notwendig, um den Erfor<strong>der</strong>nissen <strong>der</strong> englischen<br />
Sprache gerecht zu werden. Doch wir sind überzeugt, daß die<br />
wirkliche Bedeutung und <strong>der</strong> Sinn des Original-Textes in keinem<br />
Fall verloren gingen.<br />
Ein Glossar von Fachausdrücken wurde am Ende des Buches<br />
hinzugefügt. 15 Das erschien nötig, da die Fachausdrücke nicht<br />
immer übersetzt werden können. Fachausdrücke sind in dieser<br />
Wissenschaft sicher genauso notwendig, wie in <strong>der</strong> Chemie,<br />
Astronomie o<strong>der</strong> Medizin. Man muß berücksichtigen, daß -<br />
während diese Art Lehre für den westlichen Verstand<br />
verhältnismäßig neu ist - <strong>der</strong> Osten und beson<strong>der</strong>s Indien, gut in<br />
geistiger Philosophie und Wissenschaft ausgebildet war, lange<br />
bevor die Römer o<strong>der</strong> Alexan<strong>der</strong> <strong>der</strong> Große je von einer<br />
Weltmacht geträumt hatten; zu einer Zeit, in <strong>der</strong> nichts als Wilde<br />
durch die riesigen Prärien und tiefen Wäl<strong>der</strong> des heute so stolzen<br />
Amerikas wan<strong>der</strong>ten. <strong>Die</strong>se Wissenschaft war den großen Lehrern<br />
Indiens wohl vertraut, lange bevor Ägypten als die Quelle<br />
geheimnisvollen Wissens angesehen wurde. Eigentlich erhielten<br />
die Ägypter ihre ersten Lehrstunden dieses Wissens von den<br />
großen Mahatmas (große Seelen) Indiens.<br />
Liebes altes Indien! <strong>Die</strong> ganze Welt schuldet dir Dankbarkeit und<br />
muß sie langsam zurückzahlen. <strong>Die</strong> ganze Welt hat zu deinen<br />
Füßen gesessen und die uralte Weisheit gelernt. Aber nicht die<br />
ganze Welt kennt die Seele Indiens. Der Westen versteht sie noch<br />
nicht. Viele betrachten Indien als das Land <strong>der</strong> Geheimnisse o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Armut und Unwissenheit. Sie schauen nur auf die Gezeiten<br />
des menschlichen Lebens, die in vielen hun<strong>der</strong>ttausend<br />
Inkarnationen die unglücklichen Län<strong>der</strong> durchströmen. Sie<br />
kennen nicht das wahre Indien. Sie kennen nicht seine großen<br />
Lehrer, die seine Seele sind. Von ihnen sind Ströme des Lebens<br />
15 Man möge auf das „Lexikon des Surat Shabd Yoga“ zurückgreifen;<br />
zudem werden alle indischen Fachausdrücke in Fußnoten erklärt.<br />
13
ausgegangen, die die Nationen durch undenkliche Zeiten geheilt<br />
haben. Sie sind immer die Überbringer des Lichtes <strong>der</strong> Welt<br />
gewesen. Der aufgehende spirituelle Glanz Indiens erobert gerade<br />
jetzt die Welt. <strong>Die</strong>ser Glanz ist keine Sache vergangener Zeiten. Er<br />
besteht we<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Weisheit ihrer geistigen Veden, noch aus<br />
dem Leben und den Worten ihres verehrten Buddhas. Er ist im<br />
Lebenden Meister verkörpert. In diesen Lehrern nimmt die<br />
Weisheit <strong>der</strong> Zeiten eine lebendige Form an, die heute<br />
lebensnotwendiger denn je ist. In ihnen wird das Wort o<strong>der</strong> die<br />
Wahrheit zu Fleisch, und sie wohnen unter den Menschen. <strong>Die</strong>ses<br />
Buch ist die Denkschrift von einem dieser großen Meister. Sie<br />
enthält die wichtigsten Grundsätze seiner Lehre. <strong>Die</strong> lebenden<br />
Meister, die die Arbeit weiterführen, sind <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne Christus,<br />
die älteren Brü<strong>der</strong>, die Erlöser <strong>der</strong> Menschheit. <strong>Die</strong> stetige<br />
Dankbarkeit einiger Schüler in Amerika strömt nun einem dieser<br />
noblen Söhne Gottes zu, dessen liebende Güte schon Ost mit West<br />
durch einen Strom lebendigen Lichtes vereint hat.<br />
Mit dem Versand dieses kleinen Bandes an alle<br />
englischsprachigen Sucher überall in <strong>der</strong> Welt - aber beson<strong>der</strong>s in<br />
Amerika - hofft <strong>der</strong> Meister auf Resonanz bei allen, die auf eine<br />
Veröffentlichung zu diesem Thema gewartet haben. <strong>Die</strong>ses Buch<br />
ist nicht nur das Werk eines großen Meisters, son<strong>der</strong>n es wird von<br />
einem <strong>der</strong> größten Meister <strong>der</strong> heutigen Zeit geför<strong>der</strong>t. <strong>Die</strong> darin<br />
enthaltene Lehre ist daher maßgebend. Es enthält keine<br />
Spekulationen und es handelt sich nicht um einen weiteren Band<br />
von Glaubensbekenntnissen. Es beschreibt die tatsächliche<br />
Wahrheit, die auf <strong>der</strong> wirklichen Erfahrung des Lehrers beruht. Es<br />
gibt nur das bekannt, was er selbst gesehen und gehört hat, und<br />
wovon er weiß, daß es wahr ist.<br />
Manche <strong>der</strong> Lehren in diesem Buch sind für den Suchenden aus<br />
dem Westen so neuartig und überraschend, daß er beim ersten<br />
Lesen ziemliche Schwierigkeiten haben wird, ihre tiefere<br />
Bedeutung zu verstehen. 16 Ohne Erklärung würden viele es lesen,<br />
16 Bei diesen Hinweisen muß man bedenken, daß die Spiritualität im<br />
Sinne von Sant Mat im Westen (USA und Europa) damals etwas völlig<br />
14
ohne wirklich zu wissen, was damit gemeint ist. In dieser<br />
Einführung wird <strong>der</strong> Versuch unternommen, den Verstand des<br />
Suchenden vorzubereiten, indem ihm eine Art Blick aus <strong>der</strong><br />
Vogelperspektive auf den Inhalt des Buches gewährt wird. Aber<br />
wir befürchten sehr, daß <strong>der</strong> "Vogel" in diesem Fall über ein<br />
ziemlich unvollkommenes Sehvermögen verfügt. <strong>Die</strong> Sicht ist<br />
vielleicht nicht so klar, wie sie sein sollte. Es wird nicht schwer zu<br />
verstehen sein, daß es überaus schwierig ist, das Wesen eines so<br />
weitläufigen und allumfassenden, wissenschaftlichen Systems in<br />
wenige, kurze Sätze zusammenzufassen. Aber <strong>der</strong> Versuch wurde<br />
unternommen, und <strong>der</strong> Verfasser hofft nun, daß <strong>der</strong> Leser<br />
wenigstens einen ungefähren Einblick in die vollendete<br />
Wirklichkeit erhält.<br />
Während die Lehre dieser mo<strong>der</strong>nen Meister weit über alle<br />
vorhandenen Religionen hinausgeht, ist <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>spruch<br />
zwischen ihren grundlegenden Lehren dennoch gering. Der<br />
Suchende sollte dies berücksichtigen und keinen vorgefaßten,<br />
dogmatischen Meinungen erlauben, sein Urteil zu trüben. <strong>Die</strong>se<br />
Wissenschaft wird als eine Ergänzung zu dem dargeboten, was <strong>der</strong><br />
Suchende schon wissen mag, ganz gleich, woher er kommt. Sie<br />
trachtet nicht danach, das fortzunehmen, was er bereits hat,<br />
son<strong>der</strong>n möchten ihm ein zusätzliches Licht geben. Sollte jemals<br />
im Leben eines Suchers die Zeit kommen, in <strong>der</strong> er fühlt, etwas<br />
entdeckt zu haben, was ihn einen Schritt weiter zu dem Licht<br />
führt, dann kann er das Alte loslassen und das Neue aufnehmen.<br />
Aber er sollte das nicht so tun, als werfe er etwas Falsches und<br />
Wertloses weg, son<strong>der</strong>n er sollte es ehrfurchtsvoll als etwas, was<br />
seinem Zweck gut gedient hat, beiseite legen. Das Licht des<br />
Verstehens muß immer zunehmen, wenn Völker und Individuen<br />
zu höheren geistigen Ebenen des Bewußtseins aufsteigen.<br />
<strong>Die</strong> Heiligen lehren, daß <strong>der</strong> ganze Plan <strong>der</strong> Schöpfung wie folgt in<br />
drei große Stufen eingeteilt ist:<br />
Neues war. Es gab auch kaum allgemein zugängliche Literatur über Yoga<br />
und wahre Spiritualität.<br />
15
I. SAT DESH, die höchste und vollkommen reine Region. Sie ist<br />
das Reich vollkommen reinen Geistes, unvermischt mit<br />
irgendeiner Art Materie. Ihre Hauptmerkmale sind Weisheit,<br />
Liebe und <strong>Kraft</strong> o<strong>der</strong> wie manche Orientalen sie zu nennen<br />
pflegen: Reiner Geist, Freude und Energie. <strong>Die</strong>s ist <strong>der</strong> Wohnsitz<br />
des Höchsten Schöpfers und unzähliger Scharen reiner, geistiger<br />
Wesen, die unvorstellbare gottähnliche Größe und Glanz besitzen<br />
und sehr tiefes Glück genießen. <strong>Die</strong>se Region ist praktisch<br />
unbegrenzt o<strong>der</strong> grenzenlos in ihrer Ausdehnung. Sie kennt we<strong>der</strong><br />
Tod noch Wandlung noch irgendeine Unvollkommenheit. Von ihr<br />
stammen alle unterhalb liegenden Regionen ab und werden von<br />
ihr erhalten. Der Höchste Herr jener Region ist <strong>der</strong> gütige<br />
Schöpfer und Erhalter all dieser Leben, sogar bis zu den<br />
entferntesten Grenzen <strong>der</strong> Schöpfung.<br />
II. BRAHMAND ist die nächste große Region. Sie ist<br />
überwiegend geistig, aber mit einem gewissen Maß an feiner<br />
Materie vermischt. Aus diesem Grund wird sie die "geistigmaterielle<br />
Region" genannt. Ihre Bewohner sind glücklich, so wie<br />
wir es uns nicht vorstellen können, doch sie sind nicht unsterblich,<br />
wie viele glauben. Sie leben über äußerst lange Zeitspannen und<br />
machen schließlich einen auf gewisse Art dem Tod<br />
entsprechenden Wandel durch, wenn die gesamte Region<br />
Brahmand nach einem äußerst langen Zeitturnus zur Stufe vor<br />
dessen Schöpfung zurückkehrt. Es ist die Region des Paradieses<br />
und <strong>der</strong> Himmel <strong>der</strong> meisten bestehenden Religionen. Sie ist von<br />
sehr weiter Ausdehnung, was über unser Denkvermögen<br />
hinausgeht, aber sie ist sehr klein im Vergleich zu <strong>der</strong> ersten Stufe.<br />
ANDA wird manchmal eine Region genannt, aber es ist eine<br />
Unterteilung von Brahmand.<br />
III. PINDA ist die dritte große Region. Sie ist die grobstoffliche<br />
Ebene mit einer begrenzten Beimischung von Geistigkeit, die für<br />
ihr Leben notwendig ist. Denn das ganze Leben hängt von <strong>der</strong><br />
Geistigkeit ab. Hier herrscht die Materie vor. Sie wird daher die<br />
materiell-spirituelle Ebene genannt. <strong>Die</strong>se Ebene schließt alle<br />
materiellen Sonnen und ihre Planeten ein, wozu auch unsere Erde<br />
zählt. Alle zahllosen Millionen von Universen, die unseren<br />
16
Astronomen bekannt sind, sind nur ein sehr kleiner Teil <strong>der</strong><br />
gesamten Pinda-Ebene. Und die ganze Pinda-Ebene ist wenig<br />
mehr als ein treiben<strong>der</strong> Fleck im Himmel <strong>der</strong> Ebene von<br />
Brahmand. All diese physischen Universen bewegen sich in<br />
unendlicher Prozession um die größere Ebene von Brahmand und<br />
werden von ihr erhalten, so wie Brahmand von <strong>der</strong> höheren<br />
Region erhalten wird.<br />
Es wird dem Studierenden helfen, vieles von den Radha-Soami-<br />
Lehren zu verstehen, wenn er bedenkt, daß die Schöpfung, die<br />
Regierung und Aufrechterhaltung des ganzen Universums <strong>der</strong><br />
Universen in den Händen einer großen, spirituellen Hierarchie<br />
liegt, in Rang und Macht in einer Linie vom Höchsten Zentralen<br />
Geist bis hinunter zum Menschen. Deshalb werden in <strong>der</strong> ganzen<br />
Radha-Soami-Literatur so oft die vorstehenden Gottheiten <strong>der</strong><br />
verschiedenen Regionen erwähnt. Alle sind in ihrem eigenen<br />
Bereich das göttliche Zentrum für die Verteilung <strong>der</strong><br />
schöpferischen Lebenskräfte. Sie alle führen ihre Arbeit in<br />
Harmonie mit dem Höchsten Willen durch. <strong>Die</strong>se Gottheit o<strong>der</strong><br />
Macht - gewöhnlich als negative Macht bezeichnet - ist Kal o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Universelle Geist, <strong>der</strong> mit übertragenen und begrenzten<br />
Machtbefugnissen <strong>der</strong> ganzen Schöpfung unterhalb von Daswan<br />
Dwar vorsteht. Er ist ebenfalls eine Offenbarung <strong>der</strong> Höchsten<br />
Macht, und er führt in seiner Region den Höchsten Willen aus.<br />
<strong>Die</strong> positive Macht ist Sat Purush o<strong>der</strong> Sat Naam, <strong>der</strong> geistige und<br />
Höchste Herr von allem, was darunter liegt. Sein Thron befindet<br />
sich in Sach Khand.<br />
<strong>Die</strong>se physischen Universen und Welten sind weit mehr dem Tod<br />
und <strong>der</strong> Wandlung unterworfen, als es Brahmand ist. Am Ende<br />
eines jeden Lebenszyklus, <strong>der</strong> viel kürzer als <strong>der</strong> Lebenszyklus von<br />
Brahmand ist, machen sie eine völlige Auflösung durch. Nach<br />
diesen Auflösungen folgen neue Schöpfungen, und ihre Bewohner<br />
erscheinen erneut unter verän<strong>der</strong>ten Bedingungen, die für sie eine<br />
Verbesserung darstellen. Wie wir alle wissen, ist dies die Region,<br />
die aufgrund ihrer unaufhörlichen Wandlung und vielen<br />
Unvollkommenheiten hervorragt. <strong>Die</strong>ser Zustand besteht in all<br />
den unermeßlichen Zahlen von Planeten, die in <strong>der</strong> sternenhellen<br />
Tiefe des Raumes zerstreut sind.<br />
17
In <strong>der</strong> Tat wären unsere Aussichten in diesen niedrigen Regionen<br />
mehr als düster, gäbe es nicht eine Tatsache: Der Große Vater hat<br />
uns nicht vergessen, obwohl wir Ihn vergessen haben. Er hat uns<br />
wohl gestattet, für den Zweck unserer Entwicklung, Läuterung<br />
und Erlösung in diese Welt hinunterzugehen. 17 Wenn wir rein und<br />
stark, mutig und gottähnlich ge<strong>word</strong>en sind, sorgt <strong>der</strong> Vater für<br />
unsere Heimkehr. Um diese Heimkehr zu erleichtern, sendet Er<br />
Seine geliebten Söhne, die wir Heilige nennen, und die Welt ist nie<br />
ohne wenigstens einen von ihnen. Ihre Aufgabe ist es, uns nach<br />
Hause zu bringen, und alle, die zu ihren heiligen Füßen Schutz<br />
suchen, können <strong>der</strong> völligen Befreiung vom Rad des Lebens sicher<br />
sein.<br />
Einer dieser heiligen Persönlichkeiten war <strong>der</strong> Autor dieses<br />
Buches. An<strong>der</strong>e mit gleichen Wesenszügen führen auch jetzt das<br />
große Werk <strong>der</strong> Befreiung fort.<br />
Sofern einige unserer westlichen Suchenden sich von dieser<br />
Sichtweise gestört fühlen und denken, daß sie die allgemein<br />
anerkannte Evolutionsdoktrin verdrängt, mögen sie sich zweierlei<br />
Dinge ins Gedächtnis rufen:<br />
(i) Sie wi<strong>der</strong>spricht dem Evolutionsgesetz in keiner Hinsicht,<br />
son<strong>der</strong>n geschieht von einem weit höheren und viel<br />
umfassen<strong>der</strong>en Standpunkt aus, auf die Entwicklung des Lebens<br />
hinab. Sie trägt <strong>der</strong> menschlichen Geschichte durch Millionen von<br />
Jahren hindurch Rechnung, während das Gebiet des<br />
gewöhnlichen Wissenschaftlers nur wenige Jahrtausende umfaßt.<br />
<strong>Die</strong> Naturwissenschaftler beschäftigen sich nur mit ein paar<br />
Bruchstücken <strong>der</strong> Menschheit, die schriftliche Aufzeichnungen<br />
und Beispiele hinterlassen haben. Alte Rassen und Sippen sterben<br />
aus und unter neuen Bedingungen entstehen neue Rassen, die<br />
sich durch die Wirkung desselben allgemeinen<br />
Entwicklungsgesetzes eine Zeitlang zu höheren Zivilisationen<br />
erheben. An<strong>der</strong>e folgen ihnen nach und so geht es bis zum Ende<br />
17 Zum Verständnis solcher Sätze muß man wissen, daß Dr. Johnson,<br />
lange bevor er zu Meister Sawan Singh kam, viele Jahre als christlicher<br />
<strong>Mission</strong>ar in Asien gewirkt hat.<br />
18
weiter. <strong>Die</strong>ser Vorgang dauert seit Millionen von Jahren - seit<br />
Beginn des Sat Yuga - an. <strong>Die</strong>se Ebbe und Flut <strong>der</strong> Zivilisationen,<br />
<strong>der</strong> Aufstieg und Fall großer Rassen, das Vorrücken und <strong>der</strong><br />
Rückgang großer Teile <strong>der</strong> Menschheit sind Erscheinungen, die<br />
vom begrenzten Blickwinkel des mo<strong>der</strong>nen Physikers nicht erfaßt<br />
werden. Und man kann ihm für seine Beschränkungen keinen<br />
Vorwurf machen.<br />
(ii) Der Studierende muß berücksichtigen, daß die Entwicklung<br />
schlicht die Verfahrensweise <strong>der</strong> Natur aufzeigt. Es ist ein Prozeß<br />
<strong>der</strong> Natur, mit dem sie die Arten <strong>der</strong> Lebewesen und Individuen<br />
zu vervollkommnen sucht.<br />
Wenn diese Lehre auf einen allgemeinen Verfall <strong>der</strong> Rassen und<br />
<strong>der</strong> Welt im Ganzen hinweist, bezieht sich das nicht auf<br />
Individuen. Das Individuum ist das vollendete Ergebnis, auf das<br />
alle Entwicklungsprozesse hinzielen, wobei das Individuum keine<br />
Verfallserscheinungen aufzeigt, außer aufgrund seines eigenen<br />
freiwilligen Verhaltens. Eine Rasse kann nie<strong>der</strong>gehen, während<br />
die Individuen dieser Rasse zu an<strong>der</strong>en Welten übergehen<br />
können, um ihre Entwicklung zu vervollständigen. Je<strong>der</strong> erscheint<br />
auf diesem Schauplatz im Verhältnis nur einen Moment lang und<br />
verschwindet dann. <strong>Die</strong> Individuen einer Rasse steigen von<br />
niedrigen Lebensstufen auf, um den For<strong>der</strong>ungen ihrer eigenen<br />
Entwicklung zu entsprechen. Wenn sie sterben, kommen sie nicht<br />
unbedingt in das gleiche Land o<strong>der</strong> zur gleichen Rasse wie<strong>der</strong>. Sie<br />
gehen dorthin, wo ihr eigenes Karma sie hinführt. <strong>Die</strong> Tatsache,<br />
daß eine Rasse o<strong>der</strong> eine ganze Welt ihre Zeit <strong>der</strong> Jugend, des<br />
Mannesalters und des Verfalls erlebt, wi<strong>der</strong>spricht dem<br />
allgemeinen Entwicklungsgesetz nicht mehr als die gleichen<br />
Erscheinungen im individuellen Leben. Tatsächlich sind solche<br />
Zeitabschnitte für Rassen und Welten ebenso notwendig wie für<br />
Individuen. <strong>Die</strong> Welt löst sich auf, um einer an<strong>der</strong>en Platz zu<br />
machen. <strong>Die</strong>s gewährt ihren Bewohnern neue und bessere<br />
Bedingungen, unter denen sie die eigene höhere Entwicklung<br />
fortsetzen können. <strong>Die</strong>ser Vorgang muß sich deshalb durch<br />
unzählige Zeitalter fortsetzten, bis jedes Individuum die wahre<br />
Heimat erreicht hat. Erst dann hat das große Entwicklungsschema<br />
sein höchstes Ziel erreicht.<br />
19
Jetzt müssen nur noch die wesentlichen Punkte <strong>der</strong> Lehre <strong>der</strong><br />
Heiligen und ihre Methode <strong>der</strong> Befreiung <strong>der</strong> Seele verdeutlicht<br />
werden. Es muß mit Nachdruck betont werden, daß die Lehre <strong>der</strong><br />
Heiligen völlig auf persönlicher Erfahrung und Beweis beruht.<br />
<strong>Die</strong>ses System hat keinen Platz für Vermutungen und bloßen<br />
Glauben. In dieser Hinsicht unterscheidet es sich von allen<br />
vorherrschenden Religionen. <strong>Die</strong> Heiligen, die diesen Weg<br />
gewan<strong>der</strong>t sind, können sich, was die Wirksamkeit ihrer<br />
Methoden betrifft, nicht im Irrtum befinden. In jedem Fall sind<br />
sie fähig, ihre Schüler so zu leiten, daß sie denselben Beweis<br />
antreten und die gleichen Resultate erzielen können. Es ist daher<br />
eine exakte Wissenschaft. Sie wurde von einem Großen Heiligen<br />
"<strong>Die</strong> Wissenschaft, die Seele mit ihrem Schöpfer zu verbinden "<br />
genannt. Der Kern dieser Wissenschaft und die Grundlage des <strong>Sar</strong><br />
<strong>Bachan</strong> kann wie folgt dargelegt werden:<br />
1. DIE HILFLOSE STELLUNG DER SEELE: <strong>Die</strong> Menschheit<br />
ist hoffnungslos im Netz des menschlichen Geistes und <strong>der</strong><br />
Materie verstrickt. Das Individuum kann sich selbst nicht befreien<br />
und seine Flucht bewirken. Es kann nur kämpfen, und nach dem<br />
Kampf ist es gewöhnlich schlechter dran als vorher. Keine<br />
Methode o<strong>der</strong> religiöse Zeremonie, Studium, Riten, Wallfahrten<br />
o<strong>der</strong> Gebete können es befreien. Nicht einmal die guten Taten <strong>der</strong><br />
Nächstenliebe können es retten. Nichts, das es aus sich selbst tun<br />
könnte, vermag es zu befreien. Darüber hinaus sollte es daran<br />
denken, daß selbst Gott es nicht retten kann, wenn es denn auf<br />
Gottes direkten Eingriff hofft. Gott wendet ein ganz bestimmtes<br />
Verfahren an, um Sein Werk durchzuführen. <strong>Die</strong>ses göttliche und<br />
natürliche Verfahren läßt sich nicht än<strong>der</strong>n. <strong>Die</strong> hilflose und<br />
notleidende Lage <strong>der</strong> einzelnen Seelen zu verstehen ist die<br />
allererste Lektion, die gelernt werden muß. Wir müssen uns ihrer<br />
völlig bewußt werden. <strong>Die</strong>s führt uns dann zu <strong>der</strong> zweiten, großen<br />
Wahrheit, die ein natürliches Ergebnis <strong>der</strong> ersten ist:<br />
2. DIE LEBENSWICHTIGE NOTWENDIGKEIT EINES<br />
LEBENDEN MEISTERS: Um Rettung zu erlangen, um<br />
Befreiung vom Rad des Lebens und von <strong>der</strong> Tyrannei <strong>der</strong> fünf<br />
Todfeinde (die fünf Sinne) zu erreichen; und um das Gemüt unter<br />
Kontrolle zu bringen, muß die Seele einen Guru o<strong>der</strong> Meister<br />
20
finden. Das ist <strong>der</strong> göttliche Plan. <strong>Die</strong>ses Werk kann auf keine<br />
an<strong>der</strong>e Art und Weise vollendet werden. Das ist nicht einfach eine<br />
Angelegenheit korrekter Wissensübermittlung. Zweifelsohne muß<br />
sich <strong>der</strong> Suchende Wissen aneignen, aber weit wichtiger ist, daß er<br />
den persönlichen und individuellen Beistand des Meisters erlangt.<br />
<strong>Die</strong> nach unten gerichteten Strömungen des menschlichen Geistes<br />
und <strong>der</strong> Materie, die ungestümen Ströme, die die menschliche<br />
Rasse überschwemmen - angetrieben von den fünf Todfeinden des<br />
Menschen - kann man nicht allein überwinden. <strong>Die</strong> Seele wird<br />
geschwind stromabwärts getragen, den verschlingenden Fluß von<br />
Tod und Wie<strong>der</strong>geburt ständig in den Ohren tönend, während sie<br />
trotz all ihrer Anstrengungen, sich zu retten, fortgetragen wird. An<br />
diesem kritischen Punkt streckt <strong>der</strong> gütige Meister seine starke<br />
Hand aus - und niemand kann ihm entgegentreten. Er ist <strong>der</strong> Herr<br />
über Leben und Tod, und er herrscht über den Herrn dieser<br />
Region. Er ist <strong>der</strong> Retter, und ohne ihn gibt es kein Entkommen.<br />
<strong>Die</strong>se grundlegende Wahrheit wird in den Seiten des folgenden<br />
Buches sorgsam ausgearbeitet.<br />
3. DER TONSTROM: <strong>Die</strong> nächste große Wahrheit dieser<br />
Botschaft ist <strong>der</strong> Tonstrom. <strong>Die</strong>se erstaunliche und<br />
lebensnotwendige Naturkraft ist im Westen kaum bekannt. In <strong>der</strong><br />
westlichen Literatur o<strong>der</strong> Philosophie erscheint er nicht. Jedoch<br />
ist er die grundlegende und lebenserhaltende <strong>Kraft</strong> in <strong>der</strong> ganzen<br />
Natur. Er ist das wesentlichste Mittel zur Befreiung <strong>der</strong> Seele.<br />
Ohne ihn sind jede Religion und alle Philosophien nichts als leere<br />
Worte. <strong>Die</strong> Schöpfung aller Welten und des Menschen wurde<br />
durch den Tonstrom bewirkt; und durch ihn allein kann <strong>der</strong><br />
Mensch <strong>der</strong> Knechtschaft <strong>der</strong> weltlichen Übel entrinnen. Das<br />
Leben des Universums wird durch ihn erhalten, und durch ihn<br />
kehrt <strong>der</strong> Mensch zu seiner spirituellen Heimat zurück.<br />
Zum Zeitpunkt seiner Einweihung werden dem Schüler durch den<br />
Meister gewisse unerläßliche Geheimnisse anvertraut, die zu<br />
seinem Erfolg nötig sind, und er wird unmißverständlich in die<br />
beste Art <strong>der</strong> Konzentration und Meditation, durch die er das<br />
innere Sehen und Hören entwickeln und seine Reise nach oben<br />
beginnen kann, eingewiesen. Am Ende ist er fähig, den physischen<br />
Körper zu verlassen und mit seinem Guru in jene höheren<br />
21
Regionen zu reisen. Bei <strong>der</strong> Einweihung verbindet <strong>der</strong> Guru den<br />
Schüler mit dem Tonstrom und begleitet ihn auf dem ganzen Weg<br />
durch die Regionen des Lichtes, bis er sein endgültiges Zuhause<br />
erreicht hat.<br />
Es ist nicht einfach, den Tonstrom zu beschreiben. Er ist <strong>der</strong><br />
Schöpfer selbst, <strong>der</strong> in einem ununterbrochenen Strom seiner<br />
eigenen, göttlichen Spiritualität die Bereiche von Menschengeist<br />
und Materie durchdringt. <strong>Die</strong> Heilige Dreieinigkeit <strong>der</strong> Kirche<br />
wird vom Heiligen Geist <strong>der</strong> Bibel, vom Meister als Sohn und dem<br />
Höchsten Herrn als Vater gebildet. Sie wird in <strong>der</strong> religiösen und<br />
philosophischen Literatur <strong>der</strong> alten Zeit häufig erwähnt. Sie ist <strong>der</strong><br />
Logos, das Wort <strong>der</strong> Bibel, das Nad <strong>der</strong> Hindus, Kalma o<strong>der</strong> das<br />
Ism-i-Azam <strong>der</strong> Mohammedaner und <strong>der</strong> Shabd <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />
Heiligen. <strong>Die</strong>ser Tonstrom kann von allen Schülern, die von einem<br />
Heiligen die Einweihung erhalten haben und die den<br />
Instruktionen ihres Meisters folgen, gehört werden. Sicher, er<br />
wird nicht mit den physischen Ohren gehört, son<strong>der</strong>n von einem<br />
feineren Sinn, <strong>der</strong> erst entwickelt werden muß. Zuerst ist er<br />
schwach und verän<strong>der</strong>lich im Klang, aber während man<br />
fortschreitet, wird er klarer und melodischerer, bis er zum Schluß<br />
wohlklingen<strong>der</strong> als alle irdischen Töne ist. Er zieht die Seele dann<br />
aufwärts. Er reinigt und erhebt die Seele, wodurch er sie auf<br />
höhere Aufenthaltsorte vorbereitet.<br />
<strong>Die</strong> Seele beginnt ihre aufwärtsführende Reise unter seiner<br />
liebevollen Führung, immer mit dem Beistand des Meisters. Bald<br />
erwacht sie zu einem höheren Bewußtsein und entfaltet vorher nie<br />
gekannte Kräfte. Mit ihrem geliebten Meister als Führer<br />
durchquert sie alle himmlischen Regionen von Brahmand und<br />
steht zuletzt an den strahlenden Küsten des rein spirituellen<br />
Reiches. Sie schreitet durch unzählige und verzückende Welten,<br />
nun frei und mit Freude erfüllt. Endlich zu Hause angelangt, ist<br />
ihre lange und ermüdende Pilgerfahrt vorüber. Sie hat sich nun<br />
über alle Himmelreiche <strong>der</strong> vorherrschenden Weltreligionen<br />
erhoben. Sie steht nun auf <strong>der</strong> Höchsten Schöpfungsstufe. Sie<br />
befindet sich in <strong>der</strong> Region des Höchsten Vaters, <strong>der</strong> sie schnell<br />
nach Radha Swami Dham, <strong>der</strong> Region <strong>der</strong> Unsterblichkeit,<br />
weiterführt. Unsterblich und unverän<strong>der</strong>lich wird sie für immer in<br />
22
dem Heim <strong>der</strong> Gesegneten - weit entfernt in den Tiefen des<br />
Unendlichen Lichtes - wo alle Erklärungsversuche und<br />
Beschreibungen unzulänglich werden, verweilen. Nur wer selbst<br />
zu jenen Regionen gelangt, vermag dies zu begreifen.<br />
All dies kann zu jener Zeit erreicht werden, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> Schüler und<br />
sein Meister beide im physischen Körper leben. <strong>Die</strong>s wird im Licht<br />
vollen Bewußtseins und vollkommener Erinnerung vollbracht Das<br />
ist das Ziel eines jeden Yoga, einer jeden Philosophie, je<strong>der</strong><br />
Religion und je<strong>der</strong> Wissenschaft. Es ist die Verwirklichung aller<br />
menschlichen Hoffnungen.<br />
<strong>Die</strong>se begeisternde Geschichte ist zweifelsohne unvollkommen<br />
erzählt. Doch das Übrige bleibt dem Studierenden überlassen, <strong>der</strong><br />
nun wählen kann, ob er diesen Pfad betreten möchte o<strong>der</strong> nicht.<br />
Aber wenn er sich entscheidet, den heiligen Weg zu beschreiten,<br />
sollte er sich erinnern, daß sein allererster Schritt ist, einen<br />
lebenden Meister zu finden und ihn zu bitten, ihn einzuweihen.<br />
Alles übrige wird ihm dann erklärt, und die endgültige<br />
Verwirklichung ist ihm gewiß.<br />
Euer dem Meister ergebener<br />
Julian P. Johnson<br />
Dera Baba Jaimal Singh, Beas, Pandschab, Indien, 1. März 1934<br />
<br />
23
DIE LETZTEN GEBOTE VON SOAMI JI MAHARAJ<br />
<strong>Die</strong> Worte, die Soami Ji Maharaj mit eigener, heiliger Zunge am<br />
letzten Tag sprach, bevor er für immer nach innen ging, widmete<br />
er den Sadhus und Satsangis zur Orientierung. Das war an einem<br />
frühen Samstagmorgen, am 15. Juni 1878 unserer Zeit, was dem<br />
Asarh, Badi Parwa, Sambat 1935 (Bezeichnungen des indischen<br />
Kalen<strong>der</strong>s) entspricht.<br />
1. Soami Ji Maharaj rief Chandarsen, einen Satsangi, <strong>der</strong><br />
gewöhnlich bei jedem Vollmond zum Erhalt des Darshans von<br />
Soami Ji Maharaj aus dem Ort Kursande kam, zu sich heran und<br />
sagte: "Setze dich, schaue mit voller Aufmerksamkeit und lasse<br />
diese Gestalt in deinem Herzen wohnen, denn du wirst beim<br />
nächsten Vollmond keinen Darshan empfangen. Deine Hingabe<br />
ist vollkommen."<br />
2. Um 8 Uhr morgens sagte Soami Ji Maharaj: "Ich bereite mich<br />
nun auf meinen Weggang vor." Danach sammelte Soami Ji<br />
Maharaj sein Bewußtsein und zog es vollständig zurück. Nur das<br />
Weiße <strong>der</strong> Augen war sichtbar, und <strong>der</strong> Körper fing zu zittern an.<br />
Nach 15 Minuten brachte er seine Seele zurück und sagte dann:<br />
"Der Mauj 18 wurde geän<strong>der</strong>t, es bleibt noch etwas Zeit." Dann<br />
fragte Lala Sem Partap Singh (Chacha Ji): "Wann wird Sein Wille<br />
geschehen?" Darauf erwi<strong>der</strong>te er: "Irgendwann heute nachmittag."<br />
3. Dann fingen Sadhu Bhara Singh und die Satsangis zu spenden<br />
an und ihre Ergebenheit zu bezeugen. Daraufhin sagte Lala<br />
Jaganath Khatri, ein Nachbar: "Laßt die Aufmerksamkeit (Dhyan)<br />
von Maharaj nach innen gerichtet sein. <strong>Die</strong>s ist nicht die Zeit für<br />
solche Opfer." Dann wandte sich Soami Ji ihm zu und sagte: „<strong>Die</strong><br />
Fähigkeit, die Seele durch den Willen aufsteigen zu lassen, wann<br />
immer man möchte, und sie wie<strong>der</strong> hinunterzubringen, wann<br />
immer man möchte, wird Dhyan genannt. Was mich betrifft, so<br />
hatte ich mich bereits letzte Nacht erhoben und meine Seele in<br />
18 Mauj = <strong>der</strong> göttliche Wille.<br />
25
den Schoß des SAT PURUSH gebracht, bin aber noch einmal hier<br />
heruntergekommen, um einige Worte zu euch zu sprechen.“<br />
4. Dann sagte er: "Ihr wißt, daß ich sechs Jahre alt war, als ich<br />
mich dem spirituellen Leben (Parmarth) zuwandte, und dadurch<br />
war ich imstande, die geistige Übungen (Abhyas) zu<br />
vervollkommnen." Und er gab folgendes Beispiel zur<br />
Bekräftigung: "Sage einem Nichtschwimmer, er möge<br />
schwimmen, während er ertrinkt. Er wird nicht schwimmen<br />
können, son<strong>der</strong>n er wird ertrinken. Wirft man aber jemand ins<br />
Wasser, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Kindheit das Schwimmen gelernt hat, so wird<br />
er nicht ertrinken. Was den Körper betrifft, so ist er nur eine Hülle<br />
aus Haut und in keinem Fall beständig. Lebenslanger Bhajan und<br />
Simran hat nur dieses Ziel: Ihn in <strong>der</strong> Sterbestunde nicht zu<br />
vergessen. Daher praktiziere Naam auf eine Weise, daß du es nie<br />
vergißt, selbst wenn du umhergehst und dich unterhältst.“<br />
5. Dann wandte sich Soami Ji Maharaj an Rai Saligram 19 und an<br />
alle Sadhus und Satsangis - männlich wie weiblich - und sagte:<br />
"Achtet Radha Ji (Soamijis Frau) genauso, wie ihr mich achtet,<br />
und behandelt Radha Ji und Choti Mata Ji auf gleiche Weise."<br />
6. Dann bat er Radha Ji (seine Frau), sie möge Sibbo, Bukki und<br />
Vishno nicht vernachlässigen.<br />
7. In Bezug auf Sanmuk Das sagte er, daß dieser zum Mahant o<strong>der</strong><br />
Haupt aller Sadhus ernannt <strong>word</strong>en sei, und erklärte dann: "Ich<br />
meine nicht jene Art von Mahanti (Führerschaft), die in <strong>der</strong> Welt<br />
üblich ist; son<strong>der</strong>n Sanmukh Das und Birmal Das sollten wie<br />
Offiziere sein, die den Sadhus vorstehen und sich um ihre<br />
Unterkunft und ihre Bedürfnisse sorgen. Sie werden im Bagh<br />
(Garten) wohnen, und Partapa (Seth Partap Singh) wird <strong>der</strong><br />
Eigentümer des Gartens sein."<br />
19 Ein ergebener Schüler von Soami Ji Maharaj.<br />
26
8. Dann sagte er, daß Personen mit Familien (Eheleute) keine<br />
Zuwendung von den Sadhus erwarten sollten.<br />
9. Dann fragte Radhi Bibi, wer sich um jene sorgen solle. Soami Ji<br />
erwi<strong>der</strong>te: "Radha Ji für die Grihasthis (Eheleute) und Sanmuk<br />
Das für die Sadhus."<br />
10. Soami Ji Maharaj sagte, daß die Grihasthi-Frauen (Ehefrauen)<br />
nicht in den Bagh gehen sollten, um irgendwelchen Sadhus zu<br />
dienen o<strong>der</strong> sie zu verehren. Sie sollten alle zu Radha Ji gehen, um<br />
den Darshan zu erhalten und Hingabe zu erweisen. Er fügte dann<br />
hinzu: "Ich habe dafür gesorgt, daß <strong>der</strong> Tiger und die Ziege aus<br />
<strong>der</strong> gleichen Wasserstelle trinken. Kein an<strong>der</strong>er ist dazu in <strong>der</strong><br />
Lage."<br />
11. Dann flehte Bibi Bukki, Soami Ji möge sie doch auch<br />
mitnehmen. Worauf er sagte: "Sorge dich nicht. Ich werde dich<br />
bald rufen. Richte deine Aufmerksamkeit auf die Strahlengestalt<br />
im Inneren."<br />
12. Dann ersuchte Lala Partap Singh, ihn auch mitzunehmen,<br />
worauf Soami Ji Maharaj erwi<strong>der</strong>te: "Du mußt noch einiges für<br />
mich erledigen. Du wirst im Garten (Bagh) leben, Satsang halten<br />
und an<strong>der</strong>e Satsang halten lassen."<br />
13. Dann fragte Sudarshan Singh (Soami Jis Neffe): "Wen sollen<br />
wir fragen, wenn es irgend etwas zu fragen gibt (wenn<br />
irgendwelche Fragen beantwortet werden müssen)?" Darauf<br />
erwi<strong>der</strong>te er: "Wenn irgend jemand etwas fragen möchte (etwas<br />
erklärt haben will), sollte er sich an Saligram wenden."<br />
14. Er wandte sich an Lala Partap Singh und sagte: "Mein Mat<br />
(Ideal o<strong>der</strong> Lehre) war Sat Naam und Anami. Radha Soami Mat<br />
wurde von Saligram begonnen. Laßt dies fortfahren. Der Satsang<br />
sollte fortgesetzt werden, und er wird mehr als je zuvor gedeihen."<br />
15. Danach sagte er: "Kein Satsangi, we<strong>der</strong> ein Grihasthi<br />
(Haushälter) noch ein Bhekh (Sadhu) sollte auf irgendeine Weise<br />
betrübt sein. Ich bin bei jedem von ihnen, und in <strong>der</strong> Zukunft<br />
werden sie sogar noch mehr umsorgt als je zuvor."<br />
27
16. Er fuhr fort: "Keine an<strong>der</strong>e Karni (Anstrengung) wird im<br />
Kaliyuga erfolgreich sein. Nur <strong>der</strong> Dhyan o<strong>der</strong> die Kontemplation<br />
auf den <strong>Sar</strong>up (Gestalt) des Satguru und <strong>der</strong> Simran von Naam<br />
werden erfolgreich sein."<br />
17. Lala Partap Singh ersuchte dann, daß <strong>der</strong> Shabd enthüllt<br />
werden möge. Soami Ji erwi<strong>der</strong>te: "Den Dhun (Klang) zu hören<br />
und sich seiner Seligkeit zu erfreuen, ist <strong>der</strong> Enthüllung des Shabd<br />
gleichzusetzen."<br />
18. Dann wandte sich Soami Ji Maharaj an Radha Ji und sagte:<br />
"Ich habe beides beachtet, Swart (die Gesetze <strong>der</strong> Welt) und<br />
Parmarth (spirituelle Disziplin). Beachtet also auch die weltlichen<br />
Gesetze, und laßt auch die Sadhus ihre eigenen Bräuche<br />
beachten."<br />
Soami Ji ging dann vom Innenhof in sein Zimmer und verschied<br />
etwa um 13:45 Uhr.<br />
<br />
28
Buch I<br />
<strong>Sar</strong> <strong>Bachan</strong><br />
o<strong>der</strong><br />
<strong>Die</strong> Lehren von Radha Soami 20<br />
„Gnädiger Radha Soami, gewähre uns Deine Gnade und<br />
Deinen Schutz.“<br />
Abriß <strong>der</strong> Lehren von Radha Soami Sahib, dem<br />
Grün<strong>der</strong> des Radha-Soami-Systems,<br />
über die Praxis des Tonstroms<br />
<strong>Die</strong>se Welt ist vergänglich, wie alle weltlichen Dinge vergänglich<br />
sind. Ein weiser Mann ist, wer die vergängliche und illusorische<br />
Natur dieser Welt und aller ihr angehörenden Dinge erkennt und<br />
so den besten Gebrauch von diesem Körper durch die Verehrung<br />
des Höchsten Wesens mittels Bhajan und Simran macht. Somit<br />
erlangt er Gewinn aus allem, was <strong>der</strong> Schöpfer durch seine Gnade<br />
dem Körper eingegeben hat, und er bringt das unbezahlbare Juwel<br />
- die Essenz von allem - den Surat 21 (die Seele) zu ihrer wirklichen<br />
Heimstatt.<br />
1. Jivatma 22 und Surat sind an<strong>der</strong>e Namen für die Seele. Sie stieg<br />
von Sat Naam und Radha Soami - den höchsten Ebenen - in den<br />
20 Aus dem Hindi übersetzt von <strong>Sar</strong>dar Sewa Singh mit <strong>der</strong> Hilfe von Dr.<br />
Julian P. Johnson; Radha = Seele; Soami = Herr; zusammen: Herr <strong>der</strong><br />
Seele.<br />
21 <strong>Die</strong> eigentliche Bedeutung von „Surat“ ist „Aufmerksamkeit“, welche<br />
die Essenz <strong>der</strong> Seele bildet.<br />
22 <strong>Die</strong> verkörperte Seele.<br />
29
Körper herab. Aber hier hat sie sich mit den drei Gunas<br />
(Eigenschaften), den fünf Tattwas (den Elementen), den zehn<br />
Indriyas (den Sinnesorganen), dem Verstand usw. verstrickt und<br />
ist mit <strong>der</strong>artig starken Fesseln an den Körper und die damit<br />
zusammenhängenden Dinge gebunden, daß sie es als<br />
außerordentlich schwierig empfindet, sich von diesen Bindungen<br />
zu befreien. <strong>Die</strong> Freiheit von diesen Fesseln wird Erlösung<br />
genannt. <strong>Die</strong> Sinnesorgane, die Tattwas, <strong>der</strong> Verstand usw. sind<br />
die inneren Fesseln, wohingegen weltliche Dinge, wie die Familie<br />
und an<strong>der</strong>e Verbindungen, die äußeren Fesseln ausmachen. Der<br />
Jivatma (die verkörperte Seele) ist durch diese Fesseln so<br />
gefangen, daß sie sich nicht einmal an ihr wahres Zuhause<br />
erinnert. Sie hat sich von jener Heimat so weit entfernt, daß sie<br />
ohne die Gnade eines vollkommenen Sat Guru kaum mehr<br />
zurückkehren kann.<br />
Der Mensch sollte nun den Surat zu seiner Quelle und wahren<br />
Schatzkammer - zu Sat Naam und Radha Soami - zurückbringen.<br />
Bis dahin ist er an die Freuden und Leiden dieser Welt gebunden.<br />
2. Es war das Ziel und <strong>der</strong> Gegenstand aller Religionen und aller<br />
vergangenen Seher, die Seele auf die eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Weise zu<br />
ihrem Ursprung zurückzubringen. Vollkommen ist nur einer, <strong>der</strong><br />
durch Übung und Meditation seine Seele in ihre wahre Heimstatt<br />
erhebt, sie von allen Fesseln, den inneren wie den äußeren, den<br />
groben, feinen und kausalen befreit und somit seinen Geist von<br />
<strong>der</strong> Welt und ihren Erscheinungen loslöst. Vollkommene Sadhus,<br />
tatsächliche Gyanis (Wissende), wahre Liebende o<strong>der</strong> dem Herrn<br />
Ergebene sind nur jene, die diese letzte Stufe erreichen. Wer nur<br />
über die Vollkommenen redet o<strong>der</strong> ihre Lehren an<strong>der</strong>en vorliest,<br />
ohne ihre Stufe erreicht zu haben o<strong>der</strong> dieses Ziel anzustreben, ist<br />
nur ein Intellektueller und Theoretiker.<br />
3. Alle Lehrer, Weisen, Inkarnationen (Avatare 23 ) o<strong>der</strong> Propheten<br />
aus <strong>der</strong> Vergangenheit je<strong>der</strong> Religion versuchten, die wahre<br />
Heimat im Inneren mit Hilfe geistiger Übungen zu betreten, aber<br />
nicht alle haben die letzte Stufe erreicht. <strong>Die</strong> meisten kamen nur<br />
23 Menschliche Verkörperungen einer Gottheit.<br />
30
is zur ersten Ebene, einige bis zur zweiten und einige wenige<br />
Sadhus und Verehrer erreichten die dritte Ebene. Nur die Heiligen<br />
erreichten die fünfte Ebene - Sat Naam - und nur ein paar von<br />
ihnen gelangten zur achten Ebene - Radha Soami Dham. Von<br />
diesem Ort stieg <strong>der</strong> Surat (die Seele) ursprünglich herab. Auf<br />
ihrer absteigenden Reise erscheint es jedoch so, als ob die Seele<br />
von den dazwischen liegenden Stufen abstamme, wie z.B. Sat Lok<br />
usw. Jenen, die nicht einmal diese Stufe erreichten und ihre<br />
aufsteigende Reise in den nie<strong>der</strong>en Ebenen beendeten, erschien es<br />
so, als ob die Seele ursprünglich von diesen nie<strong>der</strong>en Bereichen<br />
herabgestiegen sei. Da sie nicht von einem vollkommenen Guru<br />
unterwiesen <strong>word</strong>en waren, betrachteten sie natürlich diese<br />
nie<strong>der</strong>en Ebenen als den Ursprung <strong>der</strong> Seele. Gleichermaßen<br />
sahen sie den Herrscher des jeweiligen Bereiches als Gott und<br />
Schöpfer <strong>der</strong> gesamten Schöpfung an. Daher lehrten sie ihre<br />
Schüler, den Herrn <strong>der</strong> jeweiligen Regionen anzubeten und ihn als<br />
das Höchste Wesen anzusehen.<br />
4. Man sollte wissen, daß <strong>der</strong> Pfad von Radha Soami <strong>der</strong> höchste<br />
von allen ist. <strong>Die</strong>ses ist auch <strong>der</strong> Name des Allerhöchsten Wesens,<br />
des wahren Herrn, Gott. Zwei Stufen darunter befindet sich die<br />
Region von Sat Nam. <strong>Die</strong> Heiligen haben sie mit verschiedenen<br />
Namen benannt, wie Sat Lok, Sach Khand, <strong>Sar</strong> Shabd, Sat Shabd,<br />
Sat Naam und Sat Purush. Von dort aus erscheint es, als sei diese<br />
Region <strong>der</strong> Ruheplatz <strong>der</strong> Heiligen und Höchsten Heiligen. Daher<br />
nehmen die Heiligen den höchsten Rang ein. Verstand und Maya<br />
(Illusion) existieren nicht in dieser Region. Sie umhüllt all die<br />
nie<strong>der</strong>en Regionen <strong>der</strong> Schöpfung, das heißt, die gesamte<br />
Schöpfung befindet sich in ihrem Bereich.<br />
Der Radha-Soami-Pfad wird auch Akal (Ungesprochen o<strong>der</strong><br />
Unbeschreiblich) o<strong>der</strong> Anami (Namenlos) genannt, da diese<br />
Region nicht meßbar, ohne Ende und ohne Anfang ist. Sie ist DAS,<br />
was alle an<strong>der</strong>en Regionen geschaffen und offenbart hat. <strong>Die</strong>ses<br />
ist das wahre Lamakan (ohne jegliche örtliche Festlegung) und<br />
Lamuqan (etwas, das nicht einmal eine Region genannt werden<br />
kann).<br />
31
5. Sadhs, Gyanis, Bhagats, Inkarnationen, Propheten und an<strong>der</strong>e<br />
heilige Persönlichkeiten, welche die wirkliche Heimat nicht<br />
erreichten, nehmen einen viel niedrigeren Rang ein als die<br />
Heiligen, da sie während ihrer aufsteigenden Reise auf<br />
verschiedenen Ebenen Halt machten und gemäß dem, was sie<br />
jeweils erreichten, unterschiedliche Religionen gründeten. <strong>Die</strong> von<br />
dem einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en erreichte Ebene wurde als die endgültige<br />
und höchste Region betrachtet, und die führende Gottheit dieser<br />
Region wurde als <strong>der</strong> Höchste und Allmächtige Gott angesehen<br />
und angebetet. <strong>Die</strong>s geschah gemäß <strong>der</strong> Tatsache, nach <strong>der</strong> all die<br />
verschiedenen Regionen vom Höchsten Gott als eine Reflexion <strong>der</strong><br />
wahren Region geschaffen wurden, so daß die nie<strong>der</strong>en Regionen<br />
bis zu einem gewissen Grad an den Eigenschaften und<br />
Bedingungen <strong>der</strong> höchsten teilhaben, aber es besteht ein großer<br />
Unterschied in bezug auf die Dauer und an<strong>der</strong>e Bedingungen.<br />
Jede Region hat ihre eigene, unverkennbare Schöpfung,<br />
gekennzeichnet durch verschiedene Grade von Reinheit und<br />
Feinheit. Nur wer all diese Regionen gesehen hat, kann diesen<br />
Unterschied richtig einschätzen. <strong>Die</strong> Gestalt und <strong>der</strong> Glanz des<br />
Herrn <strong>der</strong> jeweils erreichten Region wurden zudem als endlos und<br />
grenzenlos betrachtet, und diese Gottheit wurde als die<br />
Allerhöchste verehrt. <strong>Die</strong> Ekstase dieses Momentes <strong>der</strong><br />
Erkenntnis brachte den Verehrer dazu, in einem<br />
unbeschreiblichen Zustand von heftigem Verlangen und<br />
segensreicher Verzückung aufzugehen.<br />
6. <strong>Die</strong> Seele erlangt mit je<strong>der</strong> Ebene, die sie erreicht, einen<br />
an<strong>der</strong>en Status. Auf je<strong>der</strong> Ebene erscheint es ihr, als ob sie nun<br />
alles, was sich darunter befindet, beherrscht und durchdringt.<br />
Wenn zum Beispiel die erste o<strong>der</strong> zweite Stufe erreicht ist, scheint<br />
die Seele o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gott dieser Ebene alle darunter liegenden<br />
Welten zu erschaffen und zu beherrschen, als ob sie ihr Schöpfer<br />
und Erhalter sei. Und da diese Lehrer keine Kenntnisse von den<br />
höheren Regionen hatten, lehrten sie ihre Schüler, den Herrn <strong>der</strong><br />
jeweiligen Ebene als den Höchsten Gott anzusehen. Nur <strong>der</strong> Sant<br />
Sat Guru weiß von den höheren Regionen. Wären diese Lehrer<br />
durch einen Sant Sat Guru unterwiesen <strong>word</strong>en, hätte er ihnen<br />
diese höheren Regionen offenbart. Man hätte ihnen den Weg<br />
gezeigt und auf dem weiteren Pfad geholfen.<br />
32
Gleichermaßen wurde jemand als vollkommen angesehen, wenn<br />
er im Laufe seiner aufsteigenden Reise die erste, zweite o<strong>der</strong> dritte<br />
Ebene durchquerte. Tatsache ist, daß <strong>der</strong> Verehrer große Kräfte<br />
erlangt, wenn er die erste Ebene erreicht, und aufgrund dessen<br />
hält man ihn für ein vollkommenes Wesen o<strong>der</strong> einen Mahatma.<br />
Es besteht kein Zweifel darüber, daß die erste Region viel<br />
erhabener als die Bereiche des nie<strong>der</strong>en Bewußtseins ist, und<br />
jemand, <strong>der</strong> diese Stufe erreicht hat, ist absolut frei von<br />
persönlichem und weltlichem Unrat.<br />
7. Es wurde zuvor erwähnt, daß Sat Naam, auch Sat Lok o<strong>der</strong> Sach<br />
Khand genannt, eine sehr hohe Region und <strong>der</strong> Hof <strong>der</strong> Heiligen<br />
ist. Am Anfang stieg die Seele von dieser Region hinab, und alle<br />
darunter liegenden Regionen kennzeichnen nur Stufen beim<br />
Abstieg <strong>der</strong> Seele. Sie befindet sich nun im Körper unterhalb von<br />
Sahasdal Kamal (dem tausendblättrigen Lotus). Ihr Licht strahlt<br />
von diesem Ort aus in den Körper und treibt den Geist und die<br />
verschiedenen Organe des physischen, feinstofflichen und<br />
mentalen Körpers an.<br />
8. Es gibt zwei Arten des Verstandes: Brahmandi (universal) und<br />
Pindi (individuell). Der erstere hat seinen Sitz in Trikuti und<br />
Sahasdal Kamal und wird Brahm, Paramatma und Khuda<br />
genannt. Der zweite befindet sich hinter den Augen und im<br />
Herzen. Er ist Pindi, <strong>der</strong> individuelle Verstand, <strong>der</strong> die weltlichen<br />
Angelegenheiten mit Hilfe <strong>der</strong> Seele ausführt, die mit ihm so<br />
verbunden wurde, daß sie mit ihm zusammen eine nach unten<br />
gerichtete Neigung in die nie<strong>der</strong>en physischen Regionen<br />
angenommen hat. Der Verstand und die Sinnesorgane erhalten<br />
ihre Handlungsfähigkeit von <strong>der</strong> Seele. Wenn Jivatma 24 , Surat 25<br />
o<strong>der</strong> die Seele sich ihrer wahren Heimat zuwendet und ihre<br />
Bindungen an die physische Welt vermin<strong>der</strong>n würde, fände sie<br />
den Weg zur Erlösung. Erreicht die Seele ihr wahres Zuhause in<br />
Sat Lok, jenseits <strong>der</strong> Regionen des universalen Geistes, wird sie<br />
alle Fesseln, ob kausal, fein o<strong>der</strong> grob, physisch, sinnlich o<strong>der</strong><br />
mental, zerbrechen. Ihre Aktivitäten in <strong>der</strong> Welt werden nur<br />
24 <strong>Die</strong> verkörperte Seele.<br />
25 <strong>Die</strong> Aufmerksamkeit.<br />
33
namentlich geschehen, sie sind auf ein Minimum reduziert und<br />
werden willentlich beendet. Kurz gesagt, bevor die Seele o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Jivatma nicht erfolgreich die Sukshmund o<strong>der</strong> Karan 26 -Fesseln,<br />
die sie mit dem Verstand und den Sinnen entwickelt hat, zerreißt<br />
o<strong>der</strong> zumindest zu lockern beginnt, sie sich nicht von den<br />
unreinen Regionen von Pind abwendet, sich <strong>der</strong> wahren Heimat<br />
zuwendet und den Geist von Brahmand durchquert, sich <strong>der</strong><br />
Knoten zwischen Jar (dem Unterbewußtsein) und Chaitanya (dem<br />
Bewußtsein) nicht lösen wird. Das Gemüt, die Sinne, <strong>der</strong> Körper,<br />
die weltlichen Handlungen und Vergnügungen bilden den Bereich<br />
des Unbewußten. <strong>Die</strong> Seele ist subtil und bewußt, wobei die<br />
Verbindung zwischen <strong>der</strong> Seele und dem Unbewußten den Knoten<br />
darstellt. Solange dieser nicht gelöst wird, ist die Verbindung <strong>der</strong><br />
Seele mit Maya noch nicht beendet, und es findet keine Befreiung<br />
o<strong>der</strong> Moksha, keine Zerstörung <strong>der</strong> Saat aus Wünschen und<br />
Hoffnungen statt.<br />
9. Als Ergebnis <strong>der</strong> spirituellen Übungen und des Voranschreitens<br />
auf dem aufwärtsführenden Pfad verringert sich die <strong>Kraft</strong> <strong>der</strong><br />
Wünsche. Da diese zeitweilig unterdrückt wurden, könnte man<br />
annehmen, daß sie ausgelöscht sind; aber solange die Seele Sat<br />
Lok nicht erreicht, können die Wünsche nicht vollständig<br />
ausgerottet sein. Daher mag ein Verehrer, <strong>der</strong> nur die erste o<strong>der</strong><br />
zweite Region (Sahasdal Kamal o<strong>der</strong> Trikuti), aber noch nicht Sat<br />
Lok erreicht hat, nicht fähig sein, den Einflüssen des Brahmandi-<br />
Gemüts (des Universalen Geistes) und von Maya, sowie starken<br />
Impulsen sinnlichen Begehrens zu wi<strong>der</strong>stehen, und es sollte nicht<br />
verwun<strong>der</strong>n, wenn er fällt. Er mag seinen Fehler bald erkennen<br />
und durch das Verschmähen von Vergnügungen und dem<br />
Durchführen geistiger Übungen und durch die Gnade des Gurus<br />
den verlorenen Boden wie<strong>der</strong> gewinnen, doch es besteht kein<br />
Zweifel, daß ihm ein Makel bleibt. Ein Verehrer sollte daher seine<br />
Seele zu solch einer hohen Ebene erheben, wo nicht einmal mehr<br />
die Spur eines Wunsches (weltlich o<strong>der</strong> parmathik) verbleibt und<br />
er nur die Seligkeit erfährt, in <strong>der</strong> Gegenwart des allerhöchsten<br />
und allmächtigen Radha Soami Dayal zu leben. Nachdem diese<br />
Stufe erreicht wurde, entkommt man allen Versuchungen, und<br />
26 Karan = Ursachen.<br />
34
man hat keine abwärts gerichteten Neigungen mehr, denn man<br />
befindet sich nun außerhalb <strong>der</strong> Bereiche von Maya und kann nun<br />
zu recht als Heiliger bezeichnet werden.<br />
Der Grund dafür, daß viele Avatare, Rishis, Munis, Mystiker und<br />
Propheten irgendwann einmal erfolgreich von Maya verführt<br />
<strong>word</strong>en sind, liegt darin, daß sie nicht diese hohe Ebene ereichten<br />
und für eine gewisse Zeit ihren erhabenen Status vergaßen, wie es<br />
Narad, Vyasa, Shringi, Parshar, Brahma, Mahadeo und manchen<br />
Avataren geschah. Da sie mehr o<strong>der</strong> weniger bekannt sind, ist es<br />
nicht nötig, weiter darüber zu berichten.<br />
10. <strong>Die</strong> oben angeführten Beispiele sollen nicht annehmen lassen,<br />
daß die genannten Weisen total von Maya eingefangen waren o<strong>der</strong><br />
sie sich sehr schwerwiegende spirituelle Verluste zugezogen<br />
haben. Der Sinn liegt darin, zu verdeutlichen, daß Maya sie mit<br />
verschiedenen Mitteln erfolgreich täuschen konnte. Der Grund<br />
dafür ist klar: Obwohl sie in ihrer Entwicklung eine hohe Ebene<br />
erreicht hatten, gelangten sie jedoch nicht in jene Region, die<br />
außerhalb von Mayas Wirkungskreis liegt und das letzte Stadium<br />
von Sat Naam und Radha Soami bildet.<br />
Es folgt eine Beschreibung des Abstieges <strong>der</strong> Seele. Sie macht<br />
deutlich, wie hoch und wie weit entfernt ihre Ursprüngliche<br />
Heimat ist. Außerdem wird erklärt, von welchen Regionen die<br />
Manifestation <strong>der</strong> Avatare, Propheten, Auliyas und <strong>der</strong> Devatas<br />
(Götter) herrührt und wie groß ihr Zuständigkeitsbereich ist.<br />
11. <strong>Die</strong> erste und erhabenste Region, die auch die höchste und<br />
größte ist, ist die von Radha Soami, Anami (Namenlos) o<strong>der</strong> Akal<br />
(Unbeschreibbar). Eigentlich kann sie nicht einmal ein Stadium<br />
o<strong>der</strong> eine Region genannt werden, denn sie ist Anfang und Ende<br />
von allem und umfaßt alles. <strong>Die</strong> Liebe und Energie dieser Region<br />
schwingt an jedem Ort in Ansharoop (Teil des Ganzen).<br />
Am Anfang strömte <strong>der</strong> Mauj (göttlicher Wille) von dieser Region<br />
aus und stieg in <strong>der</strong> Form von Shabd herab. <strong>Die</strong>s ist die Region<br />
<strong>der</strong> Param Sants. Nur wenige Sants (Heilige) haben diese Region<br />
erreicht; und jene, die sie erreichen, werden Param Sants genannt.<br />
35
12. Zwei Ebenen unterhalb <strong>der</strong> Radha-Soami-Region befindet sich<br />
die Ebene von Sat Naam o<strong>der</strong> Sat Lok. Sie ist die Region des<br />
reinen Geistes und des Bewußtseins, strahlend hell und rein. Sie<br />
stellt Anfang und Ende <strong>der</strong> gesamten darunterliegenden<br />
Schöpfung dar. Von dieser Region gehen zwei spirituelle Ströme<br />
aus und durchdringen alle darunterliegenden Regionen. Nach den<br />
Lehren <strong>der</strong> Heiligen ist <strong>der</strong> Herrscher dieser Region <strong>der</strong> wirkliche<br />
Herr und Schöpfer.<br />
Weil sich Sat Shabd von dieser Ebene aus manifestiert, wird er<br />
auch Maha Nad, <strong>Sar</strong> Shabd, Sat Purush o<strong>der</strong> auch Adi Purush<br />
genannt. Er unterliegt we<strong>der</strong> <strong>der</strong> Zerstörung noch dem Wandel<br />
und ist folglich immer gleichbleibend. Heilige sind die<br />
Verkörperung o<strong>der</strong> Inkarnation des Herrn <strong>der</strong> Region von Dayal<br />
Purusha (Barmherziger Herr), wo Liebe, Gnade und Seligkeit auf<br />
ewig herrschen. In dieser Region leben unzählige Hansas<br />
(liebende Seelen) auf verschiedenen Dweeps (Inseln) und<br />
genießen die Seligkeit <strong>der</strong> Gegenwart von Sat Purusha. Sie leben<br />
von Ameen (Ambrosia). Dort gibt es nicht einmal ein Anzeichen<br />
von Tod, Karma, Ärger, Strafe, Tugend, Sünde, Schmerz und Leid.<br />
Der Herrscher dieser Ebene wird von echten, perfekten Fakiren<br />
(den Moslem-Heiligen) Hoot genannt und heißt Dayal o<strong>der</strong><br />
Rahman (<strong>der</strong> Gütige). Am Anfang kam <strong>der</strong> Surat während des<br />
Abstieges aus <strong>der</strong> Radha-Soami-Region zuerst für einen<br />
vorübergehenden Aufenthalt hierher, bevor er in die unteren<br />
Ebenen abstieg. Wer immer sich das Ideal von Radha Soami vor<br />
Augen hält und festen Glauben in Seine Strahlengestalt hat, alle<br />
Stadien durchläuft und Sat Lok erreicht, kann auch die Radha-<br />
Soami-Region erreichen, aber nur auf diese Weise. Deshalb legen<br />
die Heiligen beson<strong>der</strong>en Wert auf die Verehrung von Sat Purush<br />
Radha Soami, <strong>der</strong> ihr Herr und Gott ist. Nur wer diese Region<br />
erreicht, ist ein Sant (Heiliger) o<strong>der</strong> ein Sat Guru, und niemand<br />
sonst.<br />
13. Zwei Ebenen unterhalb von Sat Lok befindet sich die Region<br />
von Sunna o<strong>der</strong> Daswan Dwar, wo sich die Seele während Ihres<br />
Abstieges von Sat Lok zuerst aufhält. Von dort aus stieg sie nach<br />
Brahmand und Pinda hinab. Daswan Dwar ist das Atma Pad <strong>der</strong><br />
36
Heiligen und die Region von Hahoot für die Fakire (Moslem-<br />
Heilige). Wenn die Seele sich von den fünf Tattwas, den drei<br />
Gunas (Qualitäten o<strong>der</strong> Eigenschaften) und den drei Körpern<br />
(physisch, feinstofflich und kausal) befreit hat und danach diese<br />
Region erreicht, wird sie für die Bhakti (Hingabe, Verehrung) des<br />
Herrn tauglich, und durch die <strong>Kraft</strong> <strong>der</strong> göttlichen Liebe steigt sie<br />
von hier aus weiter auf nach Sat Lok und dann zur Radha-Soami-<br />
Region. Jemand, <strong>der</strong> Daswan Dwar erreicht, wird nach den<br />
Lehren von Radha Soami o<strong>der</strong> Sant Mat ein vollkommener Sadh<br />
genannt. In dieser Region leben auch Gruppen von Hansas o<strong>der</strong><br />
ergebenen Seelen. Sie sind voller Glückseligkeit und Freude und<br />
leben vom Wasser <strong>der</strong> Unsterblichkeit.<br />
Purusha (Schöpferkraft) und Prakriti (Natur) gingen aus dieser<br />
Region hervor. Sie wird auch Par Brahm genannt.<br />
14. Unterhalb von Sunna o<strong>der</strong> Daswan Dwar befindet sich die<br />
Region von Trikuti, die man auch Gagan (Himmel) nennt. <strong>Die</strong>s ist<br />
die Region von Pranava, Brahm o<strong>der</strong> Onkar. Wahrhafte<br />
moslemische Fakire nennen sie Arsh-i-Azeem (<strong>der</strong> Große<br />
Himmel) o<strong>der</strong> Alam-i-Lahoot. <strong>Die</strong>se Ebene erreichen Yogishwars<br />
und vollkommene Gyanis. Aus dieser Region strömt Ishwari-Maya<br />
o<strong>der</strong> Shakti, das feinstoffliche Material für die ganze darunter<br />
liegende Schöpfung, die drei Gunas und die fünf Tattwas in ihrer<br />
hochgradig subtilen Form. Sie wird in allen Offenbarungsbüchern,<br />
wie z.B. in den Veden, im Koran, im Adi Puran <strong>der</strong> <strong>Sar</strong>aogis und in<br />
an<strong>der</strong>en heiligen Büchern als <strong>der</strong> Ursprung für das "Wort"<br />
genannt. Avatare einer hohen Ordnung wie z.B. Rama und<br />
Krishna, Yogishwars wie z.B. Vyas, Vashisht und Rikhab Dev <strong>der</strong><br />
<strong>Sar</strong>aogis stammen aus dieser Region. Sie wird auch Maha Akash<br />
(<strong>der</strong> große Himmel) genannt.<br />
Der Chaitanya Prana (die bewußte Lebensenergie) stammt<br />
ursprünglich auch aus dieser Region. Der Herr dieser Region wird<br />
Pran Purush o<strong>der</strong> Khuda-i-Azeem genannt. <strong>Die</strong> Heiligen nennen<br />
ihn den Brahmandi-Geist.<br />
15. Darunter liegt die Region von Sahasdal Kamal<br />
(tausendblättriger Lotus). Niranjan Jyoti, Shiv Shakti, Lakshmi<br />
37
Narayan, Narayan Jyoti <strong>Sar</strong>oop, Shyam Sundar, Arsh (Himmel)<br />
und Khuda sind ebenfalls Namen dieser Region. Alle Avatare des<br />
zweiten Grades, Propheten, Auliyas und Yogis einer höheren Art<br />
stammen aus dieser Region und kehren zu ihr zurück. Fakire und<br />
Heilige nennen sie Nij-Mana (den wahren Geist). <strong>Die</strong> Tanmatras 27<br />
<strong>der</strong> Tattwas wurden in dieser Region geschaffen. Danach folgte die<br />
Erschaffung <strong>der</strong> grobstofflichen Tattwas, und zwar sind das die<br />
Sinne mit ihren Organen, Pran und Prakritis. <strong>Die</strong> Spiegelung o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Schatten dieser Region erscheint erst im Nuqta-i-swaida<br />
(schwarzer Punkt) o<strong>der</strong> Til hinter den Augen und wie<strong>der</strong> in den<br />
zwei Augen selbst. Der Jivatma befindet sich während des<br />
Wachzustandes genau in diesem Til. Chidakash o<strong>der</strong> Chetan<br />
Akash 28 , von einigen Gyanis Brahm genannt, stammt aus <strong>der</strong><br />
Region von Sahasdal Kamal und durchdringt den Körper o<strong>der</strong><br />
Pinda und die gesamte Schöpfung darunter. <strong>Die</strong> gesamte<br />
Schöpfung unterhalb von Sahasdal Kamal verdankt ihr Leben und<br />
ihre Vitalität <strong>der</strong> manifestierten <strong>Kraft</strong> von Chetan Akash dieser<br />
Region, d.h. dieser Chetan Akash belebt die gesamte<br />
darunterliegende Schöpfung.<br />
Hiermit ist die Beschreibung <strong>der</strong> himmlischen bzw. höheren<br />
Regionen beendet. Darunter liegen die Sphären von Brahma,<br />
Vishnu, Mahadeva o<strong>der</strong> Shiva, woran die wirkliche Art dieser<br />
Devatas 29 erkannt werden kann. <strong>Die</strong> Heiligen und die Fakire<br />
erheben den Jivatma o<strong>der</strong> Surat vom Augenzentrum zuallererst zu<br />
eben dieser Region. Es gibt keinen an<strong>der</strong>en Weg des Aufstiegs als<br />
diesen.<br />
16. Dort befinden sich Ebenen von Shabd o<strong>der</strong> Nad, die den fünf<br />
Regionen von Sat Lok hinunter bis Sahasdal Kamal entsprechen,<br />
d.h. dort existieren fünf Melodien o<strong>der</strong> Klänge, die wir durch<br />
einen Sat Guru o<strong>der</strong> vollkommenen Meister erfahren können.<br />
Jede Region hat ihren eigenen, unverwechselbaren Klang und ihre<br />
eigenen, charakteristischen Geheimnisse. Der fünfte Klang ertönt<br />
in Sat Lok. Es ist unmöglich, den jenseits davon existierenden<br />
27 <strong>Die</strong> Objekte für die Sinne <strong>der</strong> Wahrnehmung.<br />
28 Auch „Chitakash“ geschrieben.<br />
29 Götter.<br />
38
Shabd we<strong>der</strong> mündlich noch schriftlich zu beschreiben. In dieser<br />
Welt gibt es für einen solchen Klang keinerlei<br />
Vergleichsmöglichkeiten. <strong>Die</strong> Adepten erkennen den Shabd, wenn<br />
sie jene Regionen erreichen. <strong>Die</strong> fünf Shabds sind die fünf<br />
Erkennungszeichen für die fünf Regionen. Mit Hilfe des Klanges<br />
kann die Seele allmählich vor einer Region zur nächsten<br />
aufsteigen, bis hin zur höchsten Ebene. Für die Seele ist es<br />
unmöglich, auf eine an<strong>der</strong>e Weise aufzusteigen, beson<strong>der</strong>s in<br />
diesem Zeitalter des Kali Yuga.<br />
17. Man sollte wissen, daß in <strong>der</strong> höchsten Region von Radha<br />
Soami keine Form, Farbe o<strong>der</strong> Abgrenzung, so wie wir sie kennen,<br />
existiert, selbst <strong>der</strong> Shabd ist dort nicht manifestiert. Es ist<br />
unmöglich, diese Region mündlich o<strong>der</strong> schriftlich zu beschreiben.<br />
<strong>Die</strong>s ist <strong>der</strong> endgültige Rastplatz <strong>der</strong> Param Sants und <strong>der</strong><br />
vollkommenen Fakire.<br />
18. Neben den sechs oberen o<strong>der</strong> himmlischen Regionen von Sat<br />
Lok hinunter bis zu Sahasdal Kamal, gibt es darunter weitere<br />
sechs nie<strong>der</strong>e o<strong>der</strong> physische Regionen in Pinda, welche in<br />
Wirklichkeit Spiegelungen <strong>der</strong> himmlischen sind. Deren Namen<br />
und <strong>der</strong>en Standorte werden separat genannt. Obwohl dies den<br />
Lehren von Hazur Radha Soami Dayal und dem verhältnismäßig<br />
einfachen und natürlichen System entspricht, das er uns in seiner<br />
unendlichen Gnade zukommen ließ, ist es für den Eingeweihten<br />
nicht länger notwendig, diese nie<strong>der</strong>en Regionen zu<br />
durchqueren 30 . Es wird jedoch als korrekt und notwendig<br />
erachtet, einige Beschreibungen dieser Regionen - um <strong>der</strong><br />
Information und des rechten Verständnisses willen - zu geben,<br />
auch um Mißverständnisse und Fehler zu beseitigen, die durch<br />
rein intellektuelle Diskussionen über dieses Thema entstanden<br />
sind. <strong>Die</strong>se sechs Regionen werden Khat Chakras (sechs Zentren<br />
o<strong>der</strong> Ganglien) genannt. Alle sind mit Pinda bzw. mit dem<br />
30 Damit ist gemeint, daß <strong>der</strong> Schüler nicht mehr die nie<strong>der</strong>en Chakras<br />
wie im Kundalini- o<strong>der</strong> Ashtang-Yoga durchqueren muß, bevor er zu<br />
zum höchsten Chakra gelangt; <strong>der</strong> Surat-Shabd-Yoga beginnt also dort,<br />
wo die an<strong>der</strong>en Yogas enden: direkt am Dritten Auge o<strong>der</strong> Tisra Til, von<br />
wo aus sich <strong>der</strong> Schüler zu den höheren Bereichen erhebt, vom Tonstrom<br />
o<strong>der</strong> Naam getragen.<br />
39
physischen Körper verbunden, während die höheren Regionen zu<br />
Brahmand und dem, was jenseits davon liegt, gehören.<br />
19. Das erste Ganglion befindet sich genau hinter den Augen und<br />
ist <strong>der</strong> Aufenthaltsort von Surat o<strong>der</strong> Ruh 31 (<strong>der</strong> Seele). Von<br />
diesem Zentrum aus gelangt sie in Etappen in die unteren fünf<br />
Zentren des Körpers. Es ist das Paramatma o<strong>der</strong> Brahm o<strong>der</strong><br />
Bhagwan vieler Religionen. Hier existiert <strong>der</strong> Jiva im<br />
Wachzustand. Von dieser Region stiegen auch Avatare, Yogis und<br />
Sadhus herab.<br />
20. Das zweite Ganglion befindet sich im Hals. In diesem Zentrum<br />
entsteht die Traumschöpfung durch die Spiegelung von Jivatma.<br />
Es stellt das Virat <strong>Sar</strong>up Bhagwan und Atma Pad (den spirituellen<br />
Pol) einiger Religionen dar. <strong>Die</strong>s ist die Region von Prana o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Lebenskraft des physischen Körpers.<br />
21. Das dritte Ganglion befindet sich im Herzen. Hier sitzt <strong>der</strong><br />
Pindi-Geist, und auch das Abbild von Shiv Shakti spiegelt sich hier<br />
wie<strong>der</strong>. Es steuert den Ablauf des gesamten Pind. Was Pinda o<strong>der</strong><br />
den Körper anbetrifft, so handelt es sich um den feinstofflichen<br />
Körper. In dieser Region <strong>der</strong> Empfindungen und des Verlangens<br />
wird die Wirkung von Trauer, Freude, Angst, Hoffnung, Schmerz<br />
und Frieden empfunden.<br />
22. Das vierte Ganglion befindet sich am Nabel. Es ist <strong>der</strong> Sitz von<br />
Vishnu und Lakshmi. <strong>Die</strong>ses Zentrum führt dem Körper die<br />
Nahrung zu. Hier befinden sich auch die Vorräte des grobstofflichen<br />
Prana (<strong>der</strong> Lebenskraft) o<strong>der</strong> des grobstofflichen<br />
Pawan (<strong>der</strong> Luft).<br />
23. Das fünfte Ganglion befindet sich im Fortpflanzungsorgan. Es<br />
ist <strong>der</strong> Sitz von Brahma und Savitri 32 und stellt den Ursprung <strong>der</strong><br />
physischen Form, dessen Energie und <strong>der</strong> fleischlichen Gelüste<br />
dar.<br />
31 Von dem arabischen Wort „Ruh“ = Seele, leitet sich das Wort „Ruhani“<br />
(spirituell o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Seele angehörend) ab.<br />
32 Der Sonnengott.<br />
40
24. Das sechste Ganglion befindet sich am Mastdarm. Dort ist <strong>der</strong><br />
Sitz von Ganesha 33 . Wenn man in früheren Zeiten Pranayama 34 -<br />
o<strong>der</strong> Ashtang-Yoga 35 praktizierte, begann man gewöhnlich in<br />
diesem Zentrum. Daraus entstand die Verehrung von Ganesha<br />
(Gottheit <strong>der</strong> sechsten Region).<br />
25. Man sollte sich daran erinnern, daß all die Ebenen - die<br />
unteren sowie die oberen - im menschlichen Körper liegen. Wir<br />
befassen uns nicht mit dem äußeren physischen Aspekt des<br />
Körpers.<br />
<strong>Die</strong> unteren Regionen beginnen im Ganglion am Mastdarm und<br />
führen hoch bis zum Zentrum hinter den Augen, welches die<br />
Grenze von Pinda 36 darstellt. Der Körper wird auch die Welt <strong>der</strong><br />
neun Tore genannt. Dazu gehören die Öffnungen <strong>der</strong> zwei Augen,<br />
<strong>der</strong> zwei Ohren, die zwei <strong>der</strong> Nase, dann die des Mundes und des<br />
Fortpflanzungsorganes sowie des Ausscheidungsorganes.<br />
26. <strong>Die</strong> Region von Sahasdal Kamal beginnt oberhalb <strong>der</strong> Augen,<br />
was den Anfang von Brahmand darstellt. Sie endet unterhalb <strong>der</strong><br />
Ebene von Daswan Dwar, d.h. sie reicht bis nach Pranava. <strong>Die</strong><br />
Region darüber wird Par Brahmand genannt. Nach den Lehren<br />
<strong>der</strong> Heiligen formen die unteren Regionen einen Teil des groben<br />
<strong>Sar</strong>guna 37 , während die zwei Regionen von Sahasdal Kamal und<br />
Trikuti reines <strong>Sar</strong>guna genannt werden, und danach kommt<br />
Sunna, das man als reines Nirguna 38 bezeichnet. <strong>Die</strong> Region <strong>der</strong><br />
Heiligen beginnt dahinter. Deshalb wird gesagt, daß das Heim <strong>der</strong><br />
Heiligen jenseits von <strong>Sar</strong>guna und Nirguna liegt. Das würde auch<br />
erklären, warum Lord Krishna Arjuna riet, die Grenzen <strong>der</strong> Veden<br />
33 Gott mit menschlicher Gestalt und Elefantenkopf; Gott <strong>der</strong> Weisheit<br />
und des Glücks.<br />
34 Konzentrationsübungen, die mit <strong>der</strong> Atmung verbunden sind.<br />
35 Der Achtfältige Pfad des Pantanjali.<br />
36 Der physische Körper, das physische Universum.<br />
37 <strong>Die</strong> grundlegenden Eigenschaften.<br />
38 Ohne jede (materielle o<strong>der</strong> feinstoffliche) Eigenschaft - <strong>der</strong> Gegenpol<br />
zu <strong>Sar</strong>guna.<br />
41
zu überschreiten, die sich, um die Wirklichkeit zu erreichen, nur<br />
mit den Gunas 39 o<strong>der</strong> <strong>Sar</strong>gunas befassen.<br />
<strong>Die</strong> Natur und das Geheimnis <strong>der</strong> Schöpfung, die spirituellen<br />
Energien und die Pracht, mit <strong>der</strong> diese Regionen ausgestattet sind,<br />
sind enorm. Ein wahrhaftig Lieben<strong>der</strong> lernt all diese Dinge von<br />
einem vollkommenen Sat Guru und wird sie während seiner<br />
spirituellen Entwicklung selbst erkennen.<br />
27. Es ist wichtig zu bemerken, daß Sadhus, Yogishwars 40 und<br />
Heilige aus alten Zeiten (überzeugt, daß die Geheimnisse <strong>der</strong><br />
höheren spirituellen Regionen zu subtil und kompliziert waren,<br />
um mit den Fähigkeiten gewöhnlichen Verständnisses erfaßt zu<br />
werden und daß ihre Verwirklichung durch die Praxis von<br />
Pranayama - vor allem in alten Zeiten, in denen es nur Brahmanen<br />
erlaubt war, religiöse Bücher zu lesen - sehr schwierig war) ihren<br />
Schülern anfangs nur die Geheimnisse <strong>der</strong> unteren Regionen<br />
lehrten und nicht jene <strong>der</strong> höheren spirituellen Ebenen. Der<br />
dahintersteckende Gedanke war, dem Schüler nach dem<br />
Beherrschen <strong>der</strong> unteren Regionen, allmählich die Geheimnisse<br />
<strong>der</strong> höheren Regionen zur Kenntnis zu bringen. Aber dieser Pfad<br />
erwies sich als so schwierig und anstrengend, daß es selbst im<br />
Bereich unteren Ebenen nur sehr wenig Übende gab.<br />
<strong>Die</strong> spirituellen Führer jener Zeiten - angesichts <strong>der</strong> krassen<br />
Unwissenheit <strong>der</strong> einfachen Leute - hielten es für zweckmäßig, die<br />
Verehrung äußerer Formen von Inkarnationen, Göttern usw. zu<br />
för<strong>der</strong>n, um schließlich die Menschen zur inneren Verehrung<br />
jener Regionen und <strong>der</strong>en Herrscher zu bringen, indem sie sie erst<br />
mit ihren äußeren Formen und Namen vertraut machten. Selbst<br />
dies korrekt auszuführen, mißlang den einfachen Menschen.<br />
Dann, um die spirituelle Praxis zu erleichtern, begannen einige<br />
Premis (liebevoll Übende) mit <strong>der</strong> Verehrung von Abbil<strong>der</strong>n<br />
höherer Inkarnationen als ein Hilfsmittel zur Kontemplation und<br />
Konzentration zur Entwicklung seelischen Gleichgewichtes. Aber<br />
39 <strong>Die</strong> drei Eigenschaften <strong>der</strong> Materie: tamas, rajas, satva - Trägheit,<br />
Tätigkeit, Reinheit.<br />
40 Ein Yogi, <strong>der</strong> durch spirituelle Übungen den Höhepunkt <strong>der</strong> zweiten<br />
spirituellen Ebene erreicht.<br />
42
die Priesterklasse überredete reiche Leute, Tempel und Abbil<strong>der</strong><br />
von Göttern und wichtigen Inkarnationen zu bauen, wobei sie nur<br />
ihre eigenen Ziele im Auge hatte. Um ihr Gewerbe auszubauen,<br />
unterstützten sie eine Kampagne <strong>der</strong> äußeren Gottesverehrung bei<br />
gleichzeitiger Unterdrückung <strong>der</strong> alten Bücher, die<br />
Unterweisungen über spirituelle Übungen enthielten. All dies<br />
führte zur allmählichen Billigung des Systems <strong>der</strong> Verehrung von<br />
Figuren <strong>der</strong> eigentlichen Götter und Inkarnationen. Bei dieser Art<br />
Verehrung tauchen keine Schwierigkeiten auf, und je<strong>der</strong>mann<br />
kann sie mit Leichtigkeit ausführen. Folglich wandten alle diese<br />
Art von Verehrung an, mit dem Ergebnis, daß die inneren<br />
Geheimnisse schrittweise verloren gingen und sich alle Formen<br />
von unechtem Parmarth (von falschen spirituellen Übungen) über<br />
die ganze Welt verbreiteten. Bei weltlich orientierten Menschen<br />
war diese Art <strong>der</strong> Verehrung sehr beliebt, weil sie, den Neigungen<br />
ihres Gemüts entsprechend, ihre Übungen verrichteten, und sie<br />
konnten sie sogar als Mittel benutzen, um Freude und Vergnügen<br />
zu empfinden.<br />
28. Als er wahrnahm, daß in diesem dunklen Zeitalter des Kali<br />
Yuga die Menschheit von tausend Übeln (z.B. Armut, Krankheit,<br />
Seuchen, Streit - verursacht durch Eifersucht - gequält wurde, sie<br />
außerdem weit vom Pfad <strong>der</strong> Wahrheit abgekommen war, bewegte<br />
dies den Sat Purush Radha Swami dazu, sich als Sant Sat Guru zu<br />
inkarnieren und den wahren Pfad <strong>der</strong> Erlösung in einfacher und<br />
leicht verständlicher Sprache zu predigen. Da die Priesterklassen,<br />
um <strong>der</strong>en eigenen Lebensunterhalt zu sichern, die wichtigen und<br />
echten religiösen Bücher beseitigt hatten, erklärte <strong>der</strong> Sat Guru<br />
die spirituellen Mysterien in <strong>der</strong> Sprache <strong>der</strong> Leute. Er fertigte<br />
auch heilige Schriften für sie an und weihte Schüler in seine<br />
Lehren ein. Es war nicht einfach das Netz, das von <strong>der</strong><br />
Priesterklasse ausgeworfen war, zu zerreißen. Dennoch kam es<br />
vielen Menschen, die mit einer nachdenklichen und umsichtigen<br />
Veranlagung ausgestattet waren, zugute, und sie nahmen die<br />
Lehren solcher Heiligen, wie Kabir Sahib, Guru Nanak, Jag Jiwan<br />
Sahib, Paltu Sahib und Gharib Das Ji an, die gekommen waren<br />
und die Lehren zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen<br />
Orten während <strong>der</strong> letzten sieben Jahrhun<strong>der</strong>te bekannt machten.<br />
43
29. <strong>Die</strong> priesterlichen Klassen und Orden haben zu Lebzeiten<br />
eines jeden Heiligen kräftig opponiert und haben ihr Bestes<br />
versucht, um die Verbreitung <strong>der</strong> wahren Lehre <strong>der</strong> Heiligen zu<br />
verhin<strong>der</strong>n - die sich in Übereinstimmung mit <strong>der</strong> vedischen<br />
Religion bis hinauf zu Pranava 41 befindet - denn sie befürchteten,<br />
daß ihre Lebensgrundlage dadurch zerstört werden könnte.<br />
Deshalb ängstigten sie die weltlichen Leute und hetzten sie auf<br />
verschiedenste Art und Weise auf, so daß die Lehren <strong>der</strong> Heiligen<br />
nicht so erfolgreich sein konnten, wie sie es sollten.<br />
30. Allgemein gesprochen stimmt es, daß nicht alle Menschen für<br />
die Einweihung in die Lehre <strong>der</strong> Heiligen geeignet sind.<br />
Menschen, die sich sinnlichen Vergnügungen hingeben und kein<br />
Verlangen haben, an ihrer eigenen Erlösung mitzuarbeiten und<br />
Gotterkenntnis zu erlangen, sind verwirrt und unfähig, diese<br />
Lehren zu verstehen. Weil die Pandits 42 und die Priester sie<br />
irreführten und ängstigten, können sie nicht fest an diese Lehren<br />
glauben und das Verehren alter Gottheiten nicht aufgeben bzw.<br />
das neue Ideal (Isht), das die Heiligen auferlegen, annehmen. <strong>Die</strong><br />
Heiligen wollen auch nicht, daß Menschen ihnen in großer Anzahl<br />
folgen, ohne die Wahrheit gründlich zu verstehen, weil blin<strong>der</strong><br />
Glaube zur gleichen Entartung <strong>der</strong> Religion führt, wie wir sie<br />
heute in <strong>der</strong> Verehrung von Inkarnationen und Göttern vorfinden.<br />
Äußerlich verehren die Menschen Rama, Krishna, Mahadev,<br />
Vishnu, Shakti und Brahma; aber in Wirklichkeit sind ihre Herzen<br />
auf Reichtum, Ruhm, Sinnesfreuden und Familie ausgerichtet. Sie<br />
beachten nicht die Gebote ihres Isht und empfinden auch keine<br />
Ehrfurcht o<strong>der</strong> Liebe dafür. Derartige Hingabe bringt keinen<br />
spirituellen Nutzen, egal ob sie für eine Inkarnation, einen Gott<br />
o<strong>der</strong> für Sant Sat Purush, dem Höchsten und über alle Maßen<br />
gnadenreichen Herrn Radha Soami ist.<br />
31. Ein Glaube, <strong>der</strong> auf Wun<strong>der</strong> o<strong>der</strong> das Vorführen von<br />
übernatürlichen Kräften aufgebaut ist, wird nicht von Dauer sein.<br />
Wenn eine Lehre o<strong>der</strong> Doktrin nicht durch intellektuelle und<br />
theologische Einsicht vollkommen verstanden wird, ist es<br />
41 Ein an<strong>der</strong>er Name für Omkar, die zweite spirituelle Ebene.<br />
42 Schriftgelehrten.<br />
44
unwahrscheinlich, daß <strong>der</strong> Verstand davon stark beeindruckt ist.<br />
Heutzutage ist es ganz offensichtlich, daß viele Leute sich zum<br />
Islam o<strong>der</strong> zum Hinduismus bekennen, ohne wirklich an die<br />
Religion zu glauben. <strong>Die</strong>ser Verlust des Glaubens entsteht durch<br />
Unkenntnis <strong>der</strong> eigenen Schriften, denn die Menschen machen<br />
sich we<strong>der</strong> die Mühe, diese ordentlich zu lesen und zu verstehen,<br />
noch suchen sie einen Adepten für Erklärungen auf. Deshalb<br />
glauben sie nicht an ihre eigenen Schriften, ganz gleich, ob sie<br />
Liebe erwecken o<strong>der</strong> Ehrfurcht einflößen. Sie bemühen sich auch<br />
nicht, so viel Zeit in religiöse Nachforschungen wie für die<br />
weltlichen Angelegenheiten zu investieren. Je<strong>der</strong> folgt seinen<br />
eigenen Neigungen o<strong>der</strong> den Beispielen seiner Vorfahren in<br />
religiösen Dingen, ohne die geringste Anstrengung zu machen, für<br />
sich selbst die Wahrheit herauszufinden. Solch religiöser Glaube<br />
existiert nur dem Namen nach, und das ist <strong>der</strong> Grund, warum das<br />
Böse in <strong>der</strong> Welt konstant zunimmt. Weil keine (Abschreckung)<br />
Furcht vorhanden ist und sich niemand um seine Mitmenschen<br />
kümmert, werden die Menschen nach unten gezogen 43 .<br />
32. Pandits, Sanyasis 44 , Sadhus 45 und Maulvis 46 , all jene Führer<br />
und Glaubensstifter <strong>der</strong> Veden 47 und des Korans sind jetzt selbst<br />
ohne geistigen Reichtum und überwältigt von weltlichen<br />
Wünschen wie Habgier und Verlangen nach Ruhm und Ehre,<br />
mehr noch als an<strong>der</strong>e. Wer aber weißt sie - einschließlich solcher<br />
Religionslehrer und <strong>der</strong> einfachen Menschen - auf all ihre Fehler<br />
hin und führt sie auf den richtigen Pfad? Das ist allein das Werk<br />
<strong>der</strong> Heiligen. Wer auch immer ihre Lehren versteht und<br />
praktiziert, wird zweifellos vor den Fallen von Gemüt und Maya 48<br />
geschützt sein. An<strong>der</strong>erseits hat je<strong>der</strong> die Freiheit, seinen<br />
Neigungen zu folgen. In diesen Angelegenheiten können keine<br />
Gewalt und kein Zwang angewandt werden.<br />
43 Das heißt in den Bereich <strong>der</strong> Sinneswelt.<br />
44 Entsagende.<br />
45 Ein heiliger Mann; einer, <strong>der</strong> die zweite o<strong>der</strong> dritte Stufe auf <strong>der</strong><br />
inneren Reise erreicht hat.<br />
46 Ein mohammedanische Geistlicher, <strong>der</strong> mit dem islamischen Recht<br />
vertraut ist.<br />
47 <strong>Die</strong> heiligen Schriften <strong>der</strong> Hindus.<br />
48 Illusion o<strong>der</strong> Täuschung.<br />
45
33. <strong>Die</strong> Gnade und Liebe, mit denen uns die Heiligen<br />
überschütten, stehen außer Frage; deshalb haben sie die<br />
Grundlagen des wahren Glaubens enthüllt und zeigen einen<br />
leichten und einfachen Weg zur Gotterkenntnis auf. Früher<br />
begannen die Eingeweihten ihre geistigen Übungen vom Mul<br />
Chakra 49 aus, bekannt auch als Guda Chakra o<strong>der</strong> dem<br />
Nervenknoten am Rektum. Mit großer Anstrengung und nach<br />
langer Zeit erreichten einige von ihnen das sechste Chakra o<strong>der</strong><br />
Sahasdal Kamal o<strong>der</strong> Trikuti und erhielten somit den Status eines<br />
Yogi o<strong>der</strong> Yogishwar. <strong>Die</strong> Heiligen haben jedoch nun das<br />
Konzentrieren <strong>der</strong> Aufmerksamkeit auf Sahasdal Kamal o<strong>der</strong><br />
Trikuti von Anfang an eingeführt, anstatt mit Ashtang-Yoga zu<br />
beginnen, <strong>der</strong> Atemkontrolle und Pranayama einschließt. Sie<br />
lehren den Sahaj-Yoga, auch Surat-Shabd-Yoga genannt, <strong>der</strong> von<br />
je<strong>der</strong>mann leicht praktiziert werden kann. Der geistige Gewinn ist<br />
dabei viel höher als <strong>der</strong> durch das Praktizieren von Mudra 50 -,<br />
Hatha 51 -Yoga usw. Außerdem fällt dem Übenden des Surat-Shabd-<br />
Yoga bei seinem Aufstieg <strong>der</strong> Gewinn von allen an<strong>der</strong>en Methoden<br />
automatisch zu. Das wird später noch ausführlich erklärt.<br />
34. Nun stelle man sich vor, wie weit entfernt vom wahren<br />
Wohnsitz jene sind, die sich auf das Nabel- o<strong>der</strong> Herzzentrum<br />
konzentrieren, die ja nur Wi<strong>der</strong>spiegelungen <strong>der</strong> Wahrheit sind.<br />
Selbst wenn es ihnen gelingt, diese Zentren zu beherrschen,<br />
werden sie nur eine Wi<strong>der</strong>spiegelung <strong>der</strong> Wahrheit erfahren.<br />
Heutzutage ist es schon sehr schwierig ge<strong>word</strong>en, Zugang zum<br />
Herz- o<strong>der</strong> Nabelzentrum zu finden, da niemand mehr richtig und<br />
genau Pranayama o<strong>der</strong> Mudra(-Übungen) ausführen kann. Wie<br />
können sie die Endstufe o<strong>der</strong> die Region <strong>der</strong> Höchsten Wesenheit<br />
erreichen, wenn sie kein Wissen über die höheren Regionen haben<br />
und noch dazu die niedrigeren mit den höheren Regionen und<br />
dem Ziel durcheinan<strong>der</strong>bringen? Darum sagen die Heiligen, die<br />
die höchsten und reinsten Regionen von Sat Nam und Radha<br />
49 Nervenzentren im Körper.<br />
50 Mudra sind bestimmte Stellungen <strong>der</strong> Hände, die bei <strong>der</strong><br />
Konzentration helfen.<br />
51 Yoga-Art, die mit bestimmten Stellungen und Reinigungsübungen<br />
arbeitet.<br />
46
Soami erreicht haben, den Leuten, daß sie irregeführt und<br />
getäuscht werden, weil sie Gott dort suchen, wo man Ihn nicht<br />
finden kann. Das betrifft jene, die versuchen, die sechs Chakren zu<br />
durchdringen o<strong>der</strong> sich in einige Formen <strong>der</strong> inneren Anbetung zu<br />
vertiefen. Jene, die ihre Zeit nur äußeren Formen <strong>der</strong> Anbetung<br />
widmen - wie Wallfahrten zu heiligen Stätten o<strong>der</strong> Fasten und<br />
Götzenanbetung - befinden sich in absoluter Dunkelheit und sind<br />
ohne Bedeutung. Wenn sie damit fortfahren und nicht den wahren<br />
Herrn suchen, werden sie Ihn niemals erkennen.<br />
35. <strong>Die</strong> Khat Chakras (sechs Zentren) reichen vom Guda Chakra<br />
am Rektum aufwärts bis nach Sahasdal Kamal 52 . Es ist schade,<br />
daß man glaubt, den Höchsten Herrn und Barmherzigen Schöpfer,<br />
<strong>der</strong> die Welt mit all ihren schönen Formen erschaffen hat und den<br />
Menschen mit diesem überlegenen Körper beschenkt hat, in<br />
Metall und Steinen, im Wasser <strong>der</strong> Flüsse Ganga, Yamuna und<br />
Narbada, in Bäumen und Pflanzen <strong>der</strong> Art Pipal 53 und Tulsi 54 o<strong>der</strong><br />
in Kühen, Affen o<strong>der</strong> Schlangen anbeten zu können. Es ist<br />
offensichtlich, daß die Sonne, <strong>der</strong> Mond und <strong>der</strong> Mensch selbst<br />
diesen Dingen überlegen sind. Wie sehr spricht doch das nicht<br />
erfolgte Suchen nach dem wahren Gott und das Anbeten Seiner<br />
Schöpfung, als wäre sie Gott selbst, bzw. das Anbeten von Dingen,<br />
die <strong>der</strong> Mensch selbst geschaffen hat, für die Nachlässigkeit,<br />
Unwissenheit und Unachtsamkeit dieser Menschen? Wie sündhaft<br />
ist es für einen, <strong>der</strong> mit einem so kostbaren Körper ausgestattet<br />
wurde, sich selbst so zu erniedrigen, daß er nur noch in die Hölle<br />
o<strong>der</strong> in eine nie<strong>der</strong>e Lebensform absteigen kann, statt von diesem<br />
Körper Gebrauch zu machen, um zu Gott selbst aufzusteigen?<br />
Hätte er Kenntnis vom wahren Herrn, wäre er mit Ehrfurcht und<br />
Liebe zu Ihm erfüllt. Dinge, die von Menschen erschaffen wurden,<br />
können we<strong>der</strong> Ehrfurcht noch Liebe hervorrufen.<br />
36. Wenn es einem bestimmt ist, einen perfekten Sat Guru - das<br />
ist einer, <strong>der</strong> den wahren Gott erkannt hat, ein wahrer Sadhu o<strong>der</strong><br />
52 <strong>Die</strong> Ebene des Tausendfältigen Lichts, die über dem Ajna-Chakra<br />
(zwischen den Augen) liegt.<br />
53 Heiliger Baum <strong>der</strong> Hindus.<br />
54 Basilikum.<br />
47
Fakir - zu treffen und dessen Gnade - seinen gnädigen Blick -<br />
erlangt, wird dieser einen leichten Einstieg in den Pfad finden.<br />
Allerdings gibt es auch hier eine Schwierigkeit. <strong>Die</strong> Leute stellen<br />
den Sat Guru mit an<strong>der</strong>en, die nach dem Selbst suchen, gleich und<br />
halten ihn für einen Betrüger und gierigen Hochstapler und<br />
können sich ihm deshalb nicht unterwerfen. An<strong>der</strong>erseits<br />
ernennen sich einige, die sinnliche Freuden genießen, Sklaven <strong>der</strong><br />
Welt sind und Vorteile aus <strong>der</strong> Dummheit und Ignoranz <strong>der</strong> Leute<br />
ziehen, selbst zum Guru und betrachten das Ganze als<br />
geldbringendes Geschäft. Sie leiten die armen und unwissenden<br />
Menschen in die Irre und verführen sie mit <strong>der</strong> Aussicht auf<br />
Reichtum, Frauen und Kin<strong>der</strong>, Gesundheit und Ruhm, was ja<br />
eigentlich das ist, was diese unwissenden Leute erstreben.<br />
Deswegen verleiten die falschen Gurus die Leute dazu, Steine und<br />
Gewässer, Bäume und Tiere zu verehren, Pilgerreisen zu<br />
unternehmen, zu fasten, Opfer darzubringen usw., und das alles<br />
nur um ihres eigenen Vorteils willen! Es gipfelt in <strong>der</strong><br />
Verkündigung, daß durch ein einmaliges Fasten o<strong>der</strong> eine einzige<br />
Pilgerreise Befreiung erreicht werden kann.<br />
Wenn sie es auch zu ihrem Beruf gemacht haben, sollten sie den<br />
armen, unwissenden Leuten wenigstens den richtigen Weg zeigen,<br />
damit auch sie einen Vorteil davon haben. Aber sie (die falschen<br />
Gurus) sind selbst unwissend und kennen we<strong>der</strong> den Pfad noch<br />
dessen Technik. Jedenfalls sind sie tüchtig im Bücherlesen,<br />
Rezitieren und in theoretischen Darlegungen.<br />
Aus dem, was Shri Krishna Maharaj zu Udho Ji sagte, geht klar<br />
hervor, daß er ihn nicht nach Param Pad (Krishnas höchste<br />
Region) bringen konnte, obschon Udho Ji Jahre in Krishnas<br />
<strong>Die</strong>nsten und in seiner Gemeinschaft verbracht hatte. Er bat ihn,<br />
zuerst Yoga zu praktizieren, weil er nur dadurch fähig würde, zu<br />
jener Region Zugang zu erlangen. Nun bedenke, wenn ein<br />
hingebungsvoller Schüler wie Udho Ji, trotzdem er in <strong>der</strong><br />
Gesellschaft von Shri Krishna Maharaj weilte und ihm persönliche<br />
<strong>Die</strong>nste leistete, ohne Abhyas (geistige Übungen) die Region von<br />
Param Pad nicht erreichen konnte; wie wollen dann jene, die<br />
Bildnisse von Krishna Maharaj aus Stein und Metall anbeten, ihre<br />
Zeit mit diesem <strong>Die</strong>nst verschwenden und absolut nichts von<br />
48
Sahaj-Yoga und Sat Guru Bhakti wissen, jemals jene Region<br />
erreichen? Damit nicht genug, zeigt von allen Götzenanbetern -<br />
von Gosain 55 und den Priestern bis hinab zu den Saligram 56 -<br />
Anbetern - kaum einer wahren Glauben, nicht einmal an ein Bild<br />
o<strong>der</strong> Idol. Alle verehren tatsächlich die Welt und verlieren sich in<br />
<strong>der</strong> Anbetung <strong>der</strong> Welt, die aus Maya und ihren Auswüchsen<br />
besteht.<br />
37. Dasselbe gilt auch für die vielen Wallfahrtsstätten.<br />
Ursprünglich waren sie von früheren Heiligen als Plätze für den<br />
Satsang gedacht und um sich dort <strong>der</strong> Wohltätigkeit zu widmen.<br />
Sie dienten außerdem als zeitweilige Möglichkeit, sich von <strong>der</strong><br />
Zwietracht <strong>der</strong> Welt zurückziehen zu können. Aber sie sind zu<br />
Jahrmärkten und Festlichkeiten ausgeartet. Je<strong>der</strong>mann sucht dort<br />
Vergnügen und Abwechslung, nimmt an allgemeinen<br />
Besichtigungen teil, hofft dort Freunde zu treffen und möchte<br />
Andenken kaufen. Es herrscht nicht die Spur von Andacht und<br />
Gebet. Solche Leute sollten sich einmal fragen, wie sie je erwarten<br />
können, daß solche Pilgerreisen zur Befreiung führen. Dasselbe<br />
trifft mehr o<strong>der</strong> weniger für das Fasten zu, das in Feste ausgeartet<br />
ist. <strong>Die</strong>se Fastentage waren von den früheren Heiligen dazu<br />
bestimmt, Gemüt und Sinne unter Kontrolle zu bringen und wach<br />
zu sein, auch für Anbetung und Satsang. <strong>Die</strong>se Fastentage werden<br />
nun mit Schach- und Damespiel verbracht, mit Schlafen und dem<br />
Verzehr von schmackhaften Speisen und Früchten beim Abbruch<br />
<strong>der</strong> Fastenzeit.<br />
38. <strong>Die</strong> Bil<strong>der</strong>verehrung war ursprünglich als Hilfe zur Meditation<br />
und Konzentration gedacht. Aber dieser Aspekt ging später<br />
verloren. Besuche <strong>der</strong> Tempel, Spenden von Blumengebinden und<br />
Wasser für die Götzenbil<strong>der</strong> ersetzen den ursprünglichen Zweck.<br />
<strong>Die</strong> Priester funktionierten das alles zur eigenen Einnahmequelle<br />
um und ließen Tänze und Spiele in den eigens dafür<br />
geschmückten Tempeln aufführen. Der wirkliche Zweck wie<br />
55 Ein brahmanischer Priester des Vaishnava-Ordens.<br />
56<br />
Ein schwarzer Stein, <strong>der</strong> zur Konzentration und zur Anbetung<br />
verwendet wird. <strong>Die</strong>ser Name ist nicht mit <strong>der</strong> Person von Rai Saligram,<br />
dem Schüler von Soamiji, zu verwechseln.<br />
49
Satsang o<strong>der</strong> religiöse Vorträge, ist vollkommen<br />
verlorengegangen. Um die Besucher im Tempel<br />
zufriedenzustellen, ist eine Vielfalt von Unterhaltungen und die<br />
Tempelausschmückung eingeführt <strong>word</strong>en. So bewirken<br />
Fastentage und Pilgerreisen nun das genaue Gegenteil - ja, es geht<br />
soweit, daß jemand, <strong>der</strong> diese Plätze nicht aufsucht und zu Hause<br />
die Namen <strong>der</strong> Gottheit nicht wie<strong>der</strong>holt, viele Sünden und Übel<br />
vermeidet. Er ist viel besser dran als jene, die zu solchen Orten<br />
gehen, anregende Speisen und Getränke zu sich nehmen und sich<br />
Vergnügungen hingeben, ihre Zeit mit sinnlosem Treiben<br />
verschwenden und dann damit prahlen, an einem Wallfahrtsort<br />
gewesen zu sein.<br />
<strong>Die</strong> Heiligen waren von Mitleid und Erbarmen über die Entartung<br />
dieser Zeiten und über diesen traurigen Zustand <strong>der</strong> Menschen<br />
erfüllt. Obwohl es nur sehr wenige wahre Sucher gab, weihten sie<br />
jene wenigen in die Geheimnisse <strong>der</strong> Höchsten Region ein, und<br />
zwar durch gesprochene und geschriebene Worte. All jene, die an<br />
sie glaubten, die Lehre verstanden und sich <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong><br />
geistigen Übungen hingaben, gelehrt von den Heiligen ihrer Zeit,<br />
stiegen zur Höchsten Region auf. Dem Rest ließen die Heiligen ihr<br />
Bani (nie<strong>der</strong>geschriebene Lehren), so daß je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> sie sorgfältig<br />
studiert, die Notwendigkeit <strong>der</strong> Heiligen erkennt und einen<br />
vollkommenen Sat Guru sucht, mit dem Ziel, völlige<br />
Gotterkenntnis zu erlangen. Solche Leute würden dann alles<br />
Karma 57 und Bharam 58 aufgeben, d.h. sie würden die Verehrung<br />
von Idolen, Gewässern, Tieren, Bäumen, Göttern und<br />
Inkarnationen fallenlassen und festen Glauben und Hingabe an<br />
das Höchste Sein entwickeln, das <strong>der</strong> über allem stehende<br />
Schöpfer ist, und würden versuchen, Seinen Darshan (Blick) zu<br />
erhaschen.<br />
39. <strong>Die</strong> Namen einiger dieser vollkommenen und wahren<br />
Heiligen, Sadhs und Fakire, die sich während <strong>der</strong> letzten sieben<br />
Jahrhun<strong>der</strong>te offenbarten, lauten wie folgt: Kabir Sahib, Tulsi<br />
Sahib, Jagjiwan Sahib, Gharib Das Ji, Paltu Sahib, Guru Nanak,<br />
57 Hier ist mit Karma eine rituelle Handlung gemeint.<br />
58 Täuschung, Illusion.<br />
50
Dadu Ji, Tulsi Das Ji, Nabha Ji, Swami Hardas Ji, Surdas Ji,<br />
Raidas Ji, dazu die Mohammedaner: Shamas-i-Tabrez, Maulana<br />
Rumi, Hafiz, <strong>Sar</strong>mad und Mujaddid Alif Sani. Ihre Schriften<br />
enthüllen ihre geistigen Kenntnisse.<br />
40. Wahre Heilige und Fakire wird man immer an folgendem<br />
erkennen. Sie lehren immer, daß die Gotterkenntnis nur in jedem<br />
einzelnen erfahren werden kann und dulden keine<br />
Zeitverschwendung durch Götzenanbetung, Pilgerreisen o<strong>der</strong> das<br />
Lesen von religiösen Büchern 59 . Auch verurteilen sie die Anbetung<br />
von Göttern, Inkarnationen und Propheten. Sie lehren<br />
ausschließlich die Methode des Sahaj-Yoga o<strong>der</strong> die Surat-Shabd-<br />
Methode und weisen darauf hin, daß es keinen an<strong>der</strong>en Weg zur<br />
wahren Gotterkenntnis gibt. Sie betonen eindringlich die<br />
Notwendigkeit, dem wahren Sat Guru <strong>der</strong> jeweiligen Zeit mit<br />
Liebe und Hingabe zu dienen. Sie entwickeln in den Suchern und<br />
Verehrern Liebe für den Höchsten Herrn und lösen die Bindungen<br />
an Weib, Kin<strong>der</strong>, Reichtum, Ehre und Ruhm. Sie selbst verbringen<br />
die meiste Zeit mit Bhajan und Dhyan und verlangen von ihren<br />
Schülern, dasselbe zu tun. Sie zerstreuen alle Zweifel, führen ihre<br />
Ergebenen allmählich dahin, die religiösen und geistigen<br />
Praktiken früherer Zeiten sowie Isht (die Verehrung) von allem<br />
an<strong>der</strong>en aufzugeben, außer dem Einen Wahren Gott. Durch<br />
Loslösung von allen inneren und äußeren Bindungen befähigen<br />
sie den Schüler, Gott in diesem Körper und in dieser Lebenszeit zu<br />
erkennen. Aber es gibt eine Bedingung: Der Schüler sollte Satsang<br />
und Seva nicht aufgegeben. Seine Liebe und seinen Glauben sollte<br />
er Tag für Tag mehr und mehr wachsen lassen, und er sollte sich<br />
an die entsprechenden Übungen nach den Anweisungen des Sat<br />
Gurus halten.<br />
41. Laut Vashisht 60 gibt es acht Arten von Bindungen wie folgt:<br />
1. Stolz auf Familie, Rang und Ansehen<br />
59 Damit ist wohl gemeint, daß dieses Studium kein Selbstzweck sein<br />
sollte - das Wissen <strong>der</strong> Theorie von Sant Mat ist an sich eine Grundlage<br />
o<strong>der</strong> Vorbedingung für die Aufnahme des Pfades.<br />
60 Ein Rishi (Seher) des alten Indien, <strong>der</strong> Lehrer von Lord Rama (aus<br />
dem Mahabharata-Epos <strong>der</strong> Hindus).<br />
51
2. Stolz auf eine höhere Kaste<br />
3. Stolz auf einen höheren <strong>Die</strong>nstrang<br />
4. Furcht vor öffentlicher Kritik<br />
5. Bindung an Ehefrau, Kin<strong>der</strong>n, Reichtum und Besitz<br />
6. Schwäche für falschen und seichten Glauben<br />
7. Hoffnungen und Wünsche sowie Liebe für die Vergnügungen<br />
<strong>der</strong> Welt<br />
8. Eitelkeit o<strong>der</strong> Egoismus<br />
42. Wenn die Gemeinschaft mit einem Mahatma und <strong>der</strong> <strong>Die</strong>nst<br />
an ihm zur allmählichen Loslösung <strong>der</strong> oben genannten<br />
Bindungen führt und die Liebe für und Hingabe an den Höchsten<br />
Einen för<strong>der</strong>t, darf man sicher sein, nach und nach Befreiung von<br />
diesen Fesseln zu erfahren und in die Höchste Region gebracht zu<br />
werden. Es gibt keinen an<strong>der</strong>en verläßlichen Weg, einen Heiligen<br />
o<strong>der</strong> Sadh zu erkennen. Es wäre ein großer Fehler und eine große<br />
Torheit, die Heiligen nach dem Grad <strong>der</strong> Übereinstimmung ihres<br />
Verhaltens mit den Darstellungen in alten Schriften zu<br />
vergleichen, Wun<strong>der</strong> von ihnen zu erwarten o<strong>der</strong> sie auf<br />
irgendeine an<strong>der</strong>e Art prüfen zu wollen. Es ist einem<br />
gewöhnlichen Sterblichen mit seinem begrenzten Verstand nicht<br />
möglich, das Verhalten und das geistige Wissen eines Heiligen zu<br />
beurteilen.<br />
Je<strong>der</strong> sollte zuerst an seine eigenen persönlichen Bedürfnisse<br />
denken und prüfen, wie weit die Gesellschaft und die Worte <strong>der</strong><br />
Heiligen Sehnsucht nach Gotterkenntnis in ihm erwecken. Man<br />
sollte im Geiste wahrer Demut zu den Heiligen gehen und sollte<br />
niemals seine Klugheit vor ihnen zur Schau stellen, noch sollte<br />
man mit seinem unvollständigen Wissen ihre Wege und ihr<br />
Verhalten beurteilen o<strong>der</strong> sich darin einmischen. Auch wenn die<br />
Werke <strong>der</strong> Heiligen einfältig erscheinen mögen, liegen ihnen doch<br />
Absichten für das Wohl <strong>der</strong> Menschheit zugrunde. Unser Verstand<br />
kann nicht den hohen Zustand erreichen, von dem aus er sicher<br />
beurteilen kann, was für uns gut o<strong>der</strong> schlecht ist. Deshalb<br />
kritisieren viele Leute aus Ignoranz und Mangel an Verständnis<br />
52
die Wege <strong>der</strong> Heiligen und schaden sich unnötigerweise, indem<br />
sie sich von ihnen fernhalten.<br />
43. Heilige wünschen nicht, daß weltliche Leute in großer Anzahl<br />
zu ihren Versammlungen kommen. Sie verlangen nur, daß jene<br />
kommen, die eifrig bestrebt sind, Gott zu verwirklichen. Sie<br />
verabscheuen die Gesellschaft von Personen, die nur nach <strong>der</strong><br />
Welt verlangen. Im allgemeinen wirken sie keine großen Wun<strong>der</strong><br />
o<strong>der</strong> offenbaren übernatürliche Kräfte, denn das würde viele<br />
weltliche Menschen anziehen und viel Ungemach für die Heiligen<br />
und ihre wahren Schüler bedeuten. Glaubt einer wirklich an sie,<br />
zeigen sich ihm wahre Wun<strong>der</strong> im Inneren; das heißt, ihm wird<br />
das Licht und <strong>der</strong> Glanz des Herrn gezeigt, in dessen heilige<br />
Gegenwart er geleitet wurde. <strong>Die</strong> Heiligen schenken allen inneren<br />
Angelegenheiten des Schülers beson<strong>der</strong>e Beachtung. So wird er<br />
allmählich die übernatürlichen Kräfte <strong>der</strong> Heiligen ganz erkennen;<br />
und seine Liebe und sein Vertrauen wachsen von Tag zu Tag.<br />
44. Hauptsächlich sind es die Armen und Notleidenden, die die<br />
Orte aufsuchen, wo <strong>der</strong> Sant Sat Guru Satsang hält. Das wird<br />
begrüßt, weil die Spenden <strong>der</strong> reichen Schüler dazu benutzt<br />
werden, um solchen Leuten zu helfen. <strong>Die</strong> Heilige behalten solche<br />
Spenden nicht für sich selbst.<br />
45. Wenn ein Sant Sat Guru nach seinem Mauj (Willen) an<br />
irgendeinem Ort Satsang hält, benimmt er sich weltlich<br />
eingestellten Leuten gegenüber bewußt auf eine Art und Weise,<br />
daß sie daran Anstoß nehmen, und veranlaßt sie zu Beschwerde<br />
und Kritik. Der Grund dafür ist, selbstsüchtige Leute davon<br />
abzuhalten, zu ihrem Satsang zu kommen und sich dort<br />
einzumischen. Heilige haben keine Türsteher o<strong>der</strong> Pförtner, um<br />
unwillkommene Personen fernzuhalten. Ihre barschen<br />
Bemerkungen und ihre Kritik Eingebildeten und weltlich<br />
Gesinnten gegenüber dienen dem Zweck, diese Leute aus Angst<br />
vor öffentlichem Spott und Sticheleien fernzuhalten. Ein wahrhaft<br />
Suchen<strong>der</strong> gibt nichts auf die Meinung <strong>der</strong> Welt und geht eifrig<br />
zum Heiligen, ungeachtet dessen, was die Welt dazu sagt.<br />
53
Öffentliche Kritik ist eine Art von Prüfung, um herauszufinden, ob<br />
jemand wirkliche Befreiung sucht. Es zeigt sich sofort, ob jemand<br />
ein aufrichtiger Sucher ist o<strong>der</strong> nicht. Eine aufrichtige Person läßt<br />
sich nicht durch die Sticheleien <strong>der</strong> Ignoranten und die Kritik <strong>der</strong><br />
Welt abhalten. <strong>Die</strong>se Person geht zu den Heiligen, um ihr Ziel zu<br />
erreichen, was wie<strong>der</strong>um die Unaufrichtigen nicht tun.<br />
46. Betrachte den weltlichen Menschen: Weil er die Welt wirklich<br />
liebt, wird er nicht zögern, irgendwohin o<strong>der</strong> zu irgendeiner<br />
Person zu gehen, wie niedrig sie auch sei, o<strong>der</strong> sich irgendeiner<br />
Art von Demütigung zu unterziehen 61 . Zum Beispiel wird ein<br />
Brahmane aus einer hohen Kaste an<strong>der</strong>en Kasten dienen o<strong>der</strong><br />
sogar an die Tür eines Straßenfegers klopfen, wenn dieser seine<br />
Kin<strong>der</strong> heilen kann. Entgegen seiner eigenen Überzeugung wird er<br />
die Grabstätten von Sayyads, von Sheikh Saddu und an<strong>der</strong>en<br />
besuchen und verehren. Er wird sogar Gespenster o<strong>der</strong> böse<br />
Geister anbeten 62 .<br />
Wenn die Menschen, um ihre weltlichen Ziele zu verfolgen,<br />
willentlich gegen ihre Religion und die üblichen Gepflogenheiten<br />
handeln und sogar spirituellen Verlust hinnehmen, können dann<br />
Sucher nach Gottverwirklichung als aufrichtig gelten, wenn sie aus<br />
Angst vor etwas Spott und Verleumdung durch Unwissende<br />
versäumen, zu den Heiligen zu gehen? Das zeigt, daß sie nicht<br />
aufrichtig sind und noch nicht genug in <strong>der</strong> Welt gelitten haben<br />
und sie nicht als feindselig genug empfinden, um nach einem<br />
Ausweg zu suchen. Das Verlangen nach Gotterkenntnis ist nicht<br />
intensiv genug, daß sie die Meinung <strong>der</strong> Öffentlichkeit und den<br />
Tadel <strong>der</strong> Gesellschaft ignorieren können. Solche Menschen sind<br />
nicht bereit für den Satsang <strong>der</strong> Heiligen, weil sie nicht aufrichtig<br />
genug sind, in aller Bescheidenheit zu den Heiligen zu gehen, um<br />
die Medizin gegen ihre Krankheiten von Ihnen zu erhalten.<br />
47. Es ist bekannt, daß Verleumdung und Kritik das Vertrauen <strong>der</strong><br />
Schüler <strong>der</strong> Heiligen stärken und sie festigen. Wäre da keine<br />
Verleumdung und keine Kritik, würden sie das bleiben, was sie<br />
61 … wenn es zu seinem Nutzen ist<br />
62 … wenn es seinen Interessen dient<br />
54
waren - unbewährt. Das Weitermachen trotz Verleumdung und<br />
Beleidigung ist ein Zeichen wahrer Liebe. Nur wahrhaft Liebende<br />
sind fähig, sich über die Meinung <strong>der</strong> Welt zu erheben. Ein<br />
persisches Sprichwort sagt: Mißbilligung und Tadel <strong>der</strong> Welt<br />
wirken, wie ein Kotwal (Polizeibeamter) auf dem Markt <strong>der</strong> Liebe.<br />
Er entfernt allen Rost und Schmutz.<br />
<strong>Die</strong> Gurus, die die Welt lieben, pflegen einen freundlichen<br />
Umgang mit <strong>der</strong> Welt und den weltlichen Menschen, lassen ihnen<br />
stets ihren Willen und för<strong>der</strong>n ihre Ehre und ihr Weiterkommen<br />
und achten darauf, die Schüler nicht zu kränken, damit ihr eigenes<br />
Einkommen und Geschäft nicht beeinträchtigt wird. An<strong>der</strong>erseits<br />
mögen es die Heiligen, die wahre und glühende Liebende des<br />
Höchsten Einen sind, nicht, daß weltliche Menschen ihren<br />
Satsang besuchen und ihren Schatten auf die Schüler werfen. Aus<br />
diesem Grund lieben sie Verleumdung und Beleidigung, da diese<br />
die Rolle eines Wächters spielen und somit solche Menschen<br />
fernhalten.<br />
48. Auch sollte man, wenn man zu ihnen kommt, wissen, daß man<br />
mit den Heiligen nur über Sat Vastu (die Ewige Realität), nämlich<br />
den Sat Purush Radha Soami sprechen soll, alles an<strong>der</strong>e ist<br />
untergeordnet und nicht von Dauer. <strong>Die</strong> Dummen und<br />
Unwissenden betrachten diese Haltung als Kritik an den Göttern,<br />
Inkarnationen und Propheten und nennen die Heiligen<br />
Verleum<strong>der</strong>. Sie fragen sich unaufhörlich, wen die Heiligen<br />
verehren und als Höchsten achten, wenn sie Brahma, Vishnu,<br />
Mahadeva und an<strong>der</strong>e nicht rühmen? Wenn sie Sat Purush und<br />
den Param Purush Puran Dhani Radha Soami lobpreisen, dann ist<br />
das richtig und wahr.<br />
Es gebührt sich, Ihn, den Höchsten und Erhabensten Herrn, zu<br />
preisen und den Glauben und das Vertrauen in Ihn und die<br />
Verehrung Seiner Füße 63 zu festigen; denn ohne dies ist das<br />
Erheben und die Erlösung des Jiva (<strong>der</strong> verkörperten Seele) nicht<br />
möglich. Wie beschämend ist es doch, sich angegriffen zu fühlen,<br />
63 Mit den Füßen <strong>der</strong> Heiligen ist das innere Licht gemeint, in das sich<br />
<strong>der</strong> Ergebene vertiefen soll.<br />
55
wenn <strong>der</strong> Höchste Herr gepriesen wird, und - aufgrund von<br />
Unwissenheit und Mißverständnissen - die Worte <strong>der</strong> Heiligen zu<br />
verhöhnen, anstatt sie zu preisen, und sie als Verleum<strong>der</strong> zu<br />
bezeichnen!<br />
49. <strong>Die</strong> Lebenszeit von Brahma, Vishnu, Shiva und an<strong>der</strong>en wird<br />
in den Veden, Shastras, im Bhagwat 64 und in den an<strong>der</strong>en Puranas<br />
angegeben. Selbst diese Inkarnationen 65 haben die Welt verlassen.<br />
Das beweist eindeutig die sterbliche Natur ihrer körperlichen<br />
Formen und damit auch die Sterblichkeit <strong>der</strong> Körper von Brahma,<br />
Vishnu und Shiva. Wenn sich diese Körper als vergänglich<br />
erwiesen haben, wie kann es da recht und gut sein, die<br />
Nachbildungen dieser Formen zu verehren und sie als unsterblich<br />
anzusehen? Hätten die Anbeter solcher Imitationen Nij Rup (die<br />
wahre Gestalt) <strong>der</strong> Inkarnationen o<strong>der</strong> Gottes gefunden, darüber<br />
meditiert und sie zum Vorbild genommen, dann hätten sie<br />
vielleicht bis zu einem gewissen Grade davon profitiert; aber es ist<br />
natürlich völlig falsch, wenn die Leute die Imitationen dieser<br />
Formen, dieser Körper anbeten. Das nützt ihnen gar nichts. Wenn<br />
die Heiligen nun diese Praktiken abzuschaffen versuchen, werden<br />
sie beson<strong>der</strong>s von denen verurteilt, die aus <strong>der</strong> Religion ein<br />
Geschäft machen, wie z.B. die Pandits und Bhikhs 66 , welche die<br />
Heiligen durch ihren Egoismus und Unwissenheit verdammen!<br />
50. Sollte jemand behaupten, daß die Leute jene Gestalt und jenen<br />
Ort verehren, wo die wahre Gestalt zu finden ist, also jene Region,<br />
von <strong>der</strong> die Inkarnationen herabgestiegen sind, so wäre dies ganz<br />
korrekt. Aber trotzdem sollte man dann bedenken: Warum nicht<br />
gleich - statt jener Form o<strong>der</strong> Region - die Höchste <strong>Kraft</strong> anbeten<br />
und zum Vorbild nehmen? Denn aus ihr ging die Region hervor, in<br />
<strong>der</strong> die Inkarnationen entstanden sind. <strong>Die</strong> Methode ist in beiden<br />
Fällen gleich - sowie die damit verbundene Anstrengung - doch<br />
die En<strong>der</strong>gebnisse sind grundverschieden. Daher sollten wir<br />
64 Eine <strong>der</strong> achtzehn Puranas (heilige Bücher <strong>der</strong> Hindus).<br />
65 Mit Inkarnationen sind Verkörperungen von Göttern gemeint.<br />
66 Mitglie<strong>der</strong> eines Hindu-Ordens; an einer beson<strong>der</strong>en Kleidung<br />
erkennbar.<br />
56
immer die Höchste Region und das Höchste Ideal verehren. Das<br />
ist das Isht o<strong>der</strong> Ideal <strong>der</strong> Heiligen, das ist es, was sie uns lehren.<br />
Das bedeutet nicht, daß wir gegenüber den herrschenden<br />
Gottheiten <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>en Regionen mißgünstige o<strong>der</strong> feindliche<br />
Gefühle hegen sollten. Denn auch jene, <strong>der</strong>en Ziel <strong>der</strong> Sat Purush<br />
Radha Soami ist, müssen über alle Regionen, die davor liegen,<br />
meditieren, denn ohne dies kann man sie nicht durchqueren.<br />
Bevor man die Reise beginnt, sollte man jedoch das letzte Ziel, die<br />
Region <strong>der</strong> Höchsten Wirklichkeit, und die Verehrung des<br />
Höchsten Herrn deutlich verstehen. Auch sollten wir uns <strong>der</strong><br />
unterschiedlichen Eigenschaften je<strong>der</strong> Region bewußt sein, weil es<br />
in <strong>der</strong> Welt viele Menschen gibt, die an<strong>der</strong>e irreführen und den<br />
Verstand verwirren.<br />
Ebenso gibt es viele, die von Gott, Parmeshwar 67 , Paramatma,<br />
Brahma, Parbrahm, Shuddha 68 Brahma und Sat Nam 69 reden,<br />
aber noch nicht einmal über detaillierte, theoretische Kenntnisse<br />
jener Regionen und <strong>der</strong>en Zwischenstufen verfügen, die sie<br />
unterwegs durchlaufen müssen. Solche Leute sind immer verwirrt,<br />
da sie nicht wissen, welche vorherrschende Gottheit welcher<br />
Region sie Brahm, Gott o<strong>der</strong> Sat Nam nennen. <strong>Die</strong> Heiligen<br />
dagegen erklären ihren Schülern zuerst die unterschiedlichen<br />
Kennzeichen je<strong>der</strong> Region, setzen ihnen dann die Höchste Region<br />
von Sat Purush Radha Soami zum Ziel und geben ihnen praktische<br />
Anweisungen, um diesen Pfad zu durchschreiten. Auf diese Weise<br />
kann <strong>der</strong> Gottliebende sein Ziel erreichen und gleichzeitig alles<br />
über die Umstände erfahren, die in den verschiedenen Ebenen<br />
herrschen. Ohne dieses Wissen und das richtige Verständnis<br />
(dieser Mysterien), wird <strong>der</strong> Schüler we<strong>der</strong> fähig sein, wahre Liebe<br />
für die Füße des Herrn zu entwickeln, noch wird es ihm möglich<br />
sein, stetig fortzuschreiten. Er wird nicht genügend <strong>Kraft</strong> haben,<br />
um das letzte Ziel zu erreichen und sehr wahrscheinlich an<br />
67 Großer Schöpfer; Gott.<br />
68 Shuddha heißt „rein“; Brahma ist <strong>der</strong> Schöpfer (Parbrahm ist eine<br />
Ebene über dem Schöpfer <strong>der</strong> Welt), mit „Shuddha Brahma“ benennt<br />
man also die höchste feinstoffliche Ebene aus reinem Brahma-Stoff.<br />
69 <strong>Die</strong> Schöpfungskraft.<br />
57
irgendeinem Ort auf dem Pfad einer Täuschung erliegen und dort<br />
bleiben.<br />
51. Da die Inkarnationen und Götter nicht die Höchsten <strong>Kraft</strong><br />
selbst verkörpern, genügt es zu sagen, daß sie erst nach <strong>der</strong><br />
Evolution <strong>der</strong> Schöpfung auftauchten, und zwar während des<br />
zweiten und dritten Yugas 70 (Zeitalter). Sie waren im Sat Yuga,<br />
dem ersten großen Zyklus, unbekannt. Man kann also fragen, wer<br />
in diesem Zyklus verehrt wurde und mit wessen Hilfe die<br />
Menschen die Höchste Region erreichten. Damals wurde<br />
vornehmlich Hiranyagarbha, auch als Pranava 71 o<strong>der</strong> Onkar 72<br />
bekannt, verehrt. <strong>Die</strong>se Tatsache wird in den Veden und<br />
Upanischaden erwähnt. Warum nun begannen die Menschen, an<br />
Seiner Stelle Bil<strong>der</strong> und heilige Orte anzubeten? Welche heilige<br />
Stätte wurde in <strong>der</strong> Zeit des Bhagiratha 73 vor Entstehung des<br />
Ganges verehrt? Kurz gesagt, all diese neuen Formen <strong>der</strong><br />
Verehrung, die heute üblich sind, hatten ihren Ursprung im<br />
zweiten, dritten und vierten Yuga. <strong>Die</strong> wahre Verehrung ist die des<br />
Höchsten Herrn, und kann - gemäß <strong>der</strong> Lehre <strong>der</strong> Heiligen - von<br />
jedem ausgeübt werden. <strong>Die</strong> Anbetung <strong>der</strong> Inkarnationen und<br />
Propheten begann in den Län<strong>der</strong>n, in denen sie geboren wurden.<br />
In an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n sind sie im allgemeinen nicht bekannt und<br />
werden nicht verehrt.<br />
52. Wenn die Inkarnationen und Propheten zu ihren Lebzeiten<br />
den Gott <strong>der</strong> Region, aus <strong>der</strong> sie gekommen sind, zum Höchsten<br />
Wesen erklären, sich selbst als dessen Boten o<strong>der</strong> Liebenden<br />
bezeichnen, die Menschen anhalten sie zu verehren und zu ihrem<br />
Isht 74 zu erheben, so ist daran nichts falsch. Aber dies erfüllte<br />
seinen Zweck nur für diejenigen Menschen, die zur gleichen Zeit<br />
70 Ein Yuga, Zeitalter <strong>der</strong> Weltgeschichte, dauert mindestens 400000<br />
Jahre; wir befinden uns im Kali-Yuga, im Eisenzeitalter, wo die<br />
Menschen schwach an Körper und Geist sind und das Laster über die<br />
Tugend herrscht.<br />
71 Ein an<strong>der</strong>er Name für Onkar, gleichbeutend mit <strong>der</strong> Silbe Om.<br />
72 Brahma, <strong>der</strong> Herr <strong>der</strong> zweiten Region.<br />
73 Der Sohn von König Ansuman <strong>der</strong> Epischen Zeit, <strong>der</strong> den Fluß Ganga<br />
(Ganges) auf die Erde brachte.<br />
74 O<strong>der</strong> „Isha“, gleichbedeutend mit „Gott“.<br />
58
mit ihnen lebten. Sie schenkten ihnen Mukti 75 , d. h. sie befreiten<br />
sie aus jener Region, aus <strong>der</strong> sie stammten. Doch jene, die <strong>der</strong>en<br />
Religionen nach ihrem Dahinscheiden anhängen, ohne in <strong>der</strong><br />
eigenen geistigen und physischen Verfassung eine Än<strong>der</strong>ung zu<br />
bewirken, können durch diesen blinden Glauben niemals<br />
Erlösung erlangen.<br />
Das gilt auch für diejenigen, die den Heiligen nachfolgen. Alle, die<br />
zu den Heiligen kamen, ihnen ihre <strong>Die</strong>nste anboten, ihre Hingabe<br />
schenkten und von den Heiligen unterrichtet wurden, sind <strong>der</strong><br />
Erlösung würdig ge<strong>word</strong>en. Jene, die später lebten und nur diese<br />
(verstorbenen) Heiligen als ihr Isht o<strong>der</strong> Tek 76 ansahen (d.h. ihnen<br />
in blindem Glauben folgten) und keinen lebenden, vollendeten<br />
Guru o<strong>der</strong> Heiligen o<strong>der</strong> Sadh suchten und nicht die von den<br />
Heiligen vorgeschriebene Methode praktizierten, verdienten<br />
ebensowenig wie die Anhänger an<strong>der</strong>er Religionen, Mukti zu<br />
erlangen.<br />
So wie die Menschen an<strong>der</strong>er Glaubensrichtungen fühlen sich<br />
einige Anhänger von Heiligen ebenfalls zur Verehrung von<br />
Statuen, heiligen Plätzen, Büchern und Schriften, Gräbern und<br />
Fahnen hingezogen. Sie haben we<strong>der</strong> das Nij Rup <strong>der</strong> Heiligen,<br />
noch die Geheimnisse ihrer Region, noch die Beschreibung des<br />
Pfades und auch nicht ihre praktische Methode erkannt. Wie<br />
an<strong>der</strong>e, die Äußerlichkeiten anbeten, glauben sie blind an<br />
Schriften und Gräber und verfehlen die Erlösung.<br />
Der wahre Sant Panthi (einer, <strong>der</strong> dem Pfad <strong>der</strong> Heiligen folgt)<br />
führt die Übungen nach den Weisungen <strong>der</strong> Heiligen durch und<br />
erreicht, nachdem er verschiedene Stufen durchquert hat, die<br />
Region von Sat Purush Radha Soami o<strong>der</strong> er beginnt den Weg zu<br />
beschreiten. So ein Mensch wird eines Tages zweifellos das wahre<br />
Mukti (die Erlösung) erlangen. Kurz gesagt, wird niemand erlöst,<br />
wenn er einfach einen Heiligen, einen Propheten, eine<br />
Inkarnation o<strong>der</strong> eine Gottheit anbetet, die in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
gelebt haben.<br />
75 Befreiung o<strong>der</strong> Erleuchtung.<br />
76 Bild <strong>der</strong> Verehrung, Götzenbild.<br />
59
53. Ein wahrhaft Suchen<strong>der</strong> sollte nach dem vollkommenen<br />
Heiligen o<strong>der</strong> Sadhu suchen, <strong>der</strong> gleichzeitig mit ihm lebt; und er<br />
sollte diesen perfekten Guru aufsuchen, wo immer er auch sein<br />
mag. Er sollte begreifen, daß die Hingabe an den lebenden Guru<br />
die Hingabe an alle vergangenen Inkarnationen, Weisen, Heiligen<br />
o<strong>der</strong> Götter einschließt. Dann muß er dem lebenden Meister seine<br />
ganze Liebe und uneingeschränkte Hingabe entgegenbringen und<br />
durch ihn sein Ziel erreichen. Könige aus <strong>der</strong> Vergangenheit,<br />
mögen sie auch noch so gerecht und großmütig gewesen sein,<br />
können uns jetzt nicht mehr mit Reichtümern beschenken o<strong>der</strong><br />
uns mit Macht und Ehre ausstatten, wenn wir sie heute preisen<br />
o<strong>der</strong> ihre Taten rühmen. Wenn wir etwas erbitten, sollten wir uns<br />
an den regierenden Herrscher wenden, sonst werden wir nur<br />
verwirrt und beunruhigt. Maulana Rumi sagt: "Wenn du den<br />
Murshid 77 (Sat Guru) akzeptierst, so schließt dies beides ein: Gott<br />
und den Propheten." Das heißt, es gibt keinen Unterschied<br />
zwischen Gott und dem perfekten Sat Guru, und <strong>der</strong> Murshid bzw.<br />
Sat Guru umschließt Gott und die Inkarnationen. Wenn sich<br />
jemand darum bemüht, Gott zu verwirklichen, so sollte er unter<br />
den Heiligen und Fakiren nach einem Sat Guru Ausschau halten.<br />
Dabei ist es nicht entscheidend, ob <strong>der</strong> Heilige nun bunte<br />
Kleidung 78 trägt. All jene, die Sat Lok und ihren Schöpfer erreicht<br />
haben, werden wahre Heilige genannt, unabhängig davon, ob sie<br />
ein Familienleben führen o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Abgeschiedenheit leben. Es<br />
können Brahmanen o<strong>der</strong> Angehörige einer an<strong>der</strong>en Kaste sein.<br />
Du kannst Gott nicht in <strong>der</strong> Welt, son<strong>der</strong>n nur in dir selbst bzw. in<br />
einem vollkommenen Sadhu o<strong>der</strong> wahren Heiligen erblicken. Er<br />
ist <strong>der</strong> wahre Guru <strong>der</strong> ganzen Welt, und <strong>der</strong> Sucher vermag Gott<br />
nur an diesen zwei Orten zu finden. In keinem Bild, an keinem<br />
heiligen Ort o<strong>der</strong> im Tempel, we<strong>der</strong> beim Fasten, noch an den<br />
großen vier Pilgerstätten wird <strong>der</strong> Sucher göttliche Spuren<br />
entdecken. Maulvi (o<strong>der</strong> Maulana) Rumi sagt: "Im Auliya 79<br />
77 Islamischer Name für Satguru.<br />
78 In Indien tragen „Heilige“ o<strong>der</strong> Sadhus (Entsagende; Heilige) gern<br />
bunte Roben, um sich kenntlich zu machen und sich vom Volk<br />
abzuheben.<br />
79 spiritueller Adept.<br />
60
efindet sich die Moschee, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> Allerhöchste wohnt, vor dem<br />
sich alle beugen." Das bedeutet, daß sich die Moschee und <strong>der</strong><br />
Tempel in den Mahatmas (Erhabene Seelen) befinden, wobei<br />
je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> darauf brennt, Gott o<strong>der</strong> seinem Schöpfer gehorsam zu<br />
sein, sich an sie wenden sollte. Es heißt, daß Gott zum Propheten<br />
sprach: "Ich lebe an keinem Ort, we<strong>der</strong> hoch noch tief, ich lebe<br />
einzig und allein in den Herzen <strong>der</strong> wahren Gläubigen. Wolltest du<br />
mir begegnen? So gehe zu ihnen und suche mich dort." Mit<br />
an<strong>der</strong>en Worten, Gott sagte zu dem Propheten: " Ich wohne nicht<br />
an einem bestimmten Ort, we<strong>der</strong> im Himmel noch auf Erden, aber<br />
ich bin in den Herzen meiner geliebten Verehrer zugegen. Wer<br />
auch immer nach mir verlangt, sollte zu ihnen gehen und mich<br />
von ihnen erbitten." Deshalb sollte je<strong>der</strong> wahrhaft Suchende den<br />
lebenden Sat Guru aufsuchen und sich von ihm unterweisen<br />
lassen. Der Sucher sollte dem Sat Guru mit Liebe dienen und sich<br />
ihm mit ganzem Herzen hingeben. So wird er sein Ziel in kurzer<br />
Zeit erreichen. Im Sanskrit heißt es: "Der Guru ist Brahma, <strong>der</strong><br />
Guru ist Vishnu, <strong>der</strong> Guru ist Maheshwar 80 und Par Brahm;<br />
deshalb soll man dem Sat Guru gehorchen." Auch Lord Krishna<br />
sagt in <strong>der</strong> Bhagavad Gita, daß je<strong>der</strong> Mensch, <strong>der</strong> ihm begegnen,<br />
ihm dienen und ihn lieben will, seinen Bhagats, Sadhs und<br />
Verehrern in Liebe dienen solle. Er sagt: "Wenn ihnen ein <strong>Die</strong>nst<br />
erwiesen wird, so ist es, als wenn er mir erwiesen würde, und<br />
darüber wäre ich hocherfreut. Ich liebe all jene, die meine Bhagats<br />
lieben. Ich lebe nicht in Akash Lok o<strong>der</strong> in Patal Lok, in Swarg Lok<br />
o<strong>der</strong> Baikunth 81 Lok, son<strong>der</strong>n in den Herzen jener, die mich<br />
lieben.“<br />
54. <strong>Die</strong> menschliche Form des Sant Sat Guru dient dem Zweck,<br />
Ihn zu erkennen. Seine wahre Gestalt ist eins mit dem Herrn, da<br />
er sich ständig <strong>der</strong> Seligkeit <strong>der</strong> heiligen Gegenwart des Sat<br />
Purush erfreut. Ein wahrer Suchen<strong>der</strong> sollte, solange er die Nij<br />
<strong>Sar</strong>up (wahre Gestalt) des Sat Guru noch nicht innen geschaut hat,<br />
sich in die menschliche Gestalt - als die des Allerhöchsten -<br />
80 Wörtlich: Höchste Form; Name für Shiva, des Gottes <strong>der</strong> Zerstörung.<br />
81 Baikunth - das Paradies Vishnus; Akash-, Patal-, Swarg-Lok:<br />
verschiedene Schöpfungsebenen<br />
61
vertiefen und ihr vertrauen und Seine heiligen Füße lieben 82 .<br />
Wenn <strong>der</strong> Schüler die wahre Gestalt des vollkommenen Meisters<br />
innen sieht, dann wird er mit dem Höchsten, <strong>der</strong> sich im<br />
vollkommenen Sat Guru manifestiert, eins werden und damit sein<br />
Ziel erreichen. Daraus geht nun klar hervor, daß je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> auf<br />
diesem Weg erfolgreich gewesen ist o<strong>der</strong> es noch sein wird, das<br />
nur durch den <strong>Die</strong>nst und die Liebe für einen lebenden Meister<br />
und durch seinen Satsang erreicht hat o<strong>der</strong> erreichen wird.<br />
Verstorbene Heilige, Gurus, Inkarnationen, Propheten o<strong>der</strong><br />
Devatas können uns keine Anweisungen geben, noch können sie<br />
sich uns in ihrer wahren Gestalt offenbaren. Ein Sucher kann<br />
deshalb auch nicht den wahren Glauben und die rechte Liebe für<br />
sie entwickeln. Selbst wenn jemand einen solchen Glauben und<br />
eine solche Liebe hat, wird er doch nur wenig von ihr gewinnen.<br />
Obwohl sein Geist bis zu einem gewissen Grad gereinigt werden<br />
kann, so bleibt <strong>der</strong> Sitz seines Surat 83 unverän<strong>der</strong>t, d. h. sein Geist<br />
kann sich nicht erheben 84 . Selbst wenn im Laufe <strong>der</strong> Zeit und mit<br />
viel Arbeit eine gewisse Reinheit des Geistes erreicht wird, bleibt<br />
die Seele dennoch auf einer nie<strong>der</strong>en Stufe, und auch die erreichte<br />
Reinheit des Geistes ist nicht von Dauer. Auf dieser Stufe dreht<br />
sich das Rad von Maya. Wenn es seine <strong>Kraft</strong> ausübt, bringt es den<br />
hingebungsvollen Schüler zu Fall, er verliert seine Liebe und sein<br />
Vertrauen und gibt sich den Sinnesfreuden und Vergnügungen<br />
hin. Wenn man nicht durch <strong>Die</strong>nen und Satsang die Gnade und<br />
Barmherzigkeit des lebenden Sat Guru gewinnt, ist es für keinen<br />
möglich, den Nij <strong>Sar</strong>up (die Wahre Gestalt) zu erblicken und die<br />
üblen Neigungen zu überwinden.<br />
Es gibt viele Zweifel und Verborgenes in einem Menschen, das<br />
ihm erst dann bewußt wird, wenn er sich in die Gegenwart eines<br />
82 Das heißt, er sollte sich in das innere Licht und den Ton vertiefen und<br />
beide lieben.<br />
83 Der Sitz <strong>der</strong> Aufmerksamkeit o<strong>der</strong> des Surat ist im Augenbrennpunkt,<br />
auch Tisra Til genannt; die Aufmerksamkeit kann sich auch den nie<strong>der</strong>en<br />
Zentren (Chakras) zuwenden o<strong>der</strong> dorthin absinken.<br />
84 Während die Aufmerksamkeit eines spirituell Übenden am Tisra Til<br />
gefestigt ist, muß sich die Aufmerksamkeit des Durchschnittmenschen,<br />
die meist im Herzzentrum verweilt, erst dorthin erheben.<br />
62
lebenden Gurus begibt. Er mag glauben, er habe jeden Zweifel und<br />
alles Dunkel überwunden; aber wenn er den Satsang eines<br />
lebenden Sat Gurus besucht, wird ihm klar, wie weit er noch vom<br />
letzten Ziel entfernt ist. Dann wird ihm seine fürchterliche<br />
Unwissenheit bewußt, und er erkennt, wie schwer es ist, wirklich<br />
an Gott zu glauben.<br />
Kurz gesagt, wahre Hingabe und Erkennen sind ohne die Hilfe<br />
und Gnade eines lebenden Sat Gurus unmöglich. Selbst göttliche<br />
Inkarnationen, die in die Welt kamen, mußten einen Guru<br />
annehmen. Selbst ein Gyani wie Shukdev, <strong>der</strong> Gyan (wahres<br />
Wissen) besaß, als er sich noch im Leib seiner Mutter befand,<br />
konnte ohne die Anweisungen des Guru keinen spirituellen<br />
Fortschritt machen. Selbst Narad 85 , <strong>der</strong> freien Zugang zu Baikunth<br />
(dem Paradies) hatte, besaß nicht die Macht, sich dort ohne den<br />
vorherigen Befehl des Gurus aufzuhalten. Wie sollte dann ein<br />
Normal-Sterblicher auf dem Pfad von Parmarth ohne die Hilfe<br />
und Gnade des lebenden Sat Guru wandeln?<br />
55. Einige glauben daran, daß die Vedas 86 , die Shastras 87 , <strong>der</strong><br />
Granth 88 und an<strong>der</strong>e Schriften <strong>der</strong> Guru seien. Zweifellos ist ihr<br />
Studium sehr erleuchtend, doch wäre es eine Dummheit, sich<br />
völlig darauf zu verlassen und nicht nach einem lebenden Sat<br />
Guru zu suchen. <strong>Die</strong> Geheimnisse <strong>der</strong> spirituellen Praxis, die man<br />
nur von einem Lebenden Sat Guru erfährt, sind in keiner dieser<br />
Schriften erwähnt noch können sie dort Aufnahme finden. In den<br />
Büchern finden wir nur vage Andeutungen, die nur als Zeugnis<br />
dienen, das Wichtigste bleibt jedoch dem Guru vorbehalten. Das<br />
Studium von Büchern kann nur theoretisches Wissen vermitteln<br />
und uns nicht den praktischen Weg zur Gottverwirklichung<br />
zeigen.<br />
Bücher sind nur Hilfen, ihr gründliches Studium befähigt uns,<br />
damit wir in gewissem Maße unser Verhalten regeln und zwischen<br />
richtig und falsch unterscheiden können. Ein aufrichtiger Mensch<br />
85 Ein Rishi aus vedischer Zeit.<br />
86 Heilige Schriften <strong>der</strong> Hindus.<br />
87 Lehrschriften des Hinduismus.<br />
88 Guru Grant Sahib - die heilige Schrift <strong>der</strong> Sikhs.<br />
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wird dem Guten folgen und das Falsche aufgeben; doch ohne die<br />
Gnade eines vollkommenen Meisters ist es unmöglich, das Gemüt<br />
ganz zu beherrschen und allen nie<strong>der</strong>en Impulsen zu entsagen.<br />
Solange diese nie<strong>der</strong>en Impulse in uns wirken, gibt es noch die<br />
Saat für gute und schlechte Taten. Was bedeutet es schon, wenn<br />
die Blätter und Zweige des Baumes <strong>der</strong> Sünde abfallen, solange<br />
die Saat existiert und Blätter und Äste wie<strong>der</strong> sprießen. Sogar<br />
neue Sprossen treiben aus, wenn <strong>der</strong> Baum mit dem Wasser <strong>der</strong><br />
Sinnesfreuden und Vergnügungen von Maya getränkt wird.<br />
Daraus wird ersichtlich, daß die Veden, Shastras und an<strong>der</strong>e<br />
Bücher uns nur dabei helfen können, Recht von Unrecht o<strong>der</strong> Gut<br />
und Böse zu unterscheiden. Sie mögen auch einen kleinen<br />
Einblick in die Mysterien des Höchsten Einen bieten und dienen<br />
dem Sucher als Hilfe, einen wahren Sat Guru zu finden; doch<br />
ansonsten können uns Bücher nicht weiterhelfen. Wahres Wissen<br />
über Gott kann man nur mit <strong>der</strong> Hilfe eines vollkommenen Sat<br />
Gurus erlangen; und deshalb muß <strong>der</strong> spirituell Suchende einen<br />
solchen Sat Guru finden. Jene, die sich nur mit den Lehren<br />
verstorbener Meister zufrieden geben, sind keine wahren Sucher<br />
und werden Ihm auch nicht begegnen.<br />
56. Einen Sat Guru sollte man erst nach eingehen<strong>der</strong> Prüfung<br />
akzeptieren. Ein Sat Guru ist vollkommen, wenn er Zugang zu Sat<br />
Lok hat und mit dem Sat Purush eins ist. Er wird ein Heiliger<br />
genannt. Wenn man ihn findet, wird er nur den Surat-Shabd-Yoga<br />
und keine an<strong>der</strong>e Übungen lehren. Er wird die Geheimnisse lüften<br />
und die Ebenen beschreiben, die man auf dem Weg durchquert.<br />
Er wird das innere Erheben <strong>der</strong> Seele betonen, was mit Hilfe des<br />
<strong>Sar</strong>up (<strong>der</strong> Gestalt) des Sat Gurus und durch den Tonstrom<br />
geschieht. Seine Vorträge und Bücher berichten von eben diesen<br />
Geheimnissen, von <strong>der</strong> Größe des Sat Guru Sat Purush und von<br />
seinem Shabd <strong>Sar</strong>up (seiner Wort-Gestalt 89 ). Sie geben uns auch<br />
89 Das bedeutet, daß <strong>der</strong> Guru im Inneren die Gestalt des Wortes<br />
annimmt, er also nichts an<strong>der</strong>es als das verkörperte Wort o<strong>der</strong> Naam ist,<br />
das sich als Licht und Ton im Innern offenbart.<br />
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eine Beschreibung des inneren Weges, berichten über die<br />
Loslösung von <strong>der</strong> Welt und von <strong>der</strong> Liebe zu Gott.<br />
Wenn aber ein Satsang nur aus Geschichten und Legenden<br />
vergangener Helden besteht und sich nur auf Vairagya (die<br />
Loslösung von <strong>der</strong> Welt) bezieht, ohne auf die inneren<br />
Geheimnisse, auf die Beherrschung des Geistes und dessen<br />
Aufstieg einzugehen, dann ist dies kein wahrer Satsang. Satsang<br />
bedeutet die Vereinigung mit Sat (Wahrheit), nämlich mit Sat<br />
Purush. <strong>Die</strong> Heiligen sind die Verkörperung von Sat Purusha, und<br />
in ihrer Gegenwart zu sein, ist Satsang. Ihr Werk und ihre<br />
Äußerungen preisen Sat Purush Radha Soami bzw. die Gestalt des<br />
Sant Sat Guru, o<strong>der</strong> die Technik, mit <strong>der</strong> man die wahre Region<br />
erreicht und die wahre Gestalt erblickt. Sie werden auch von <strong>der</strong><br />
Liebe und das Vertrauen zu den Heiligen und zu Shabd Dhun<br />
(dem Tonstrom) handeln. Sie sprechen von <strong>der</strong> Freude, die ein<br />
hingebungsvoller Schüler auf seiner spirituellen Reise erfährt,<br />
während er die verschiedenen Regionen durchwan<strong>der</strong>t. <strong>Die</strong>sen<br />
Vorträgen zu lauschen, über sie nachzusinnen, sein Gemüt und<br />
seinen Surat (die Aufmerksamkeit) innerlich auf die heiligen Füße<br />
- das heißt auf Shabd - abzustimmen, das ist Satsang.<br />
In je<strong>der</strong> Religion beschreiben die alten Schriften den<br />
unschätzbaren Wert des Satsangs auf vielfältige Weise; und sie<br />
betonen, daß ein einziger Augenblick des Satsangs ausreicht, um<br />
die Sünden von Millionen von Leben auszulöschen und die Seele<br />
vor einer Wie<strong>der</strong>geburt zu bewahren. Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> sich davon<br />
überzeugen will, kann dies beim Satsang eines Sat Guru tun -<br />
entwe<strong>der</strong> indem er zu seinen Heiligen Füßen (in seiner physischen<br />
Gegenwart) verweilt, seinen Vorträgen lauscht und seinen<br />
Darshan empfängt - o<strong>der</strong> indem er sich mit Geist und Seele dem<br />
Abhyas (<strong>der</strong> spirituellen Übung) hingibt, wie sie <strong>der</strong> Sat Guru<br />
lehrt. <strong>Die</strong> Anwendung eines solchen Tests wird uns die Wahrheit<br />
obiger Behauptungen lehren. Der hingebungsvolle Schüler wird<br />
selbst erkennen, welchen großen Nutzen ihm die selbst die<br />
kurzzeitige Gemeinschaft mit dem Sat Guru in Verbindung mit<br />
den inneren spirituellen Übungen bringt.<br />
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57. Es ist schade, daß die Menschen heutzutage viel mehr<br />
Hochachtung vor jenen haben, die sich Kasteiungen aussetzen.<br />
Solche Härtetests sind z.B. im offenen Feuer verharren, im kalten<br />
Wasser stehen, auf Nägeln und Stiften sitzen, Tag und Nacht nackt<br />
herumlaufen o<strong>der</strong> sich auf die eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Weise zur Schau<br />
stellen, indem man seinen Körper quält. Manche Menschen<br />
nehmen keine Nahrung zu sich, leben nur von Milch, rezitieren<br />
Tag und Nacht heilige Schriften, meditieren in Höhlen, leben in<br />
Wäl<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> im Gebirge, praktizieren absolutes Stillschweigen<br />
o<strong>der</strong> geben sich an<strong>der</strong>en heuchlerischen Verhaltensweisen hin.<br />
Äußerlich erscheint das sehr beeindruckend und wun<strong>der</strong>bar, aber<br />
eine kleine Unterhaltung mit ihnen wird uns ihr wahres Motiv<br />
enthüllen. Es wird uns klar, aus welchem Grunde und mit<br />
welchem Ziel sie sich so verhalten. Man wird dann erfahren, ob sie<br />
ehrliche Verehrer Gottes o<strong>der</strong> Heuchler sind.<br />
Nun, wer ist denn ein wahrer Parmarthi 90 , und wer ist ein Egoist<br />
o<strong>der</strong> Heuchler? Ein ehrlicher Gottesverehrer ist <strong>der</strong>jenige, welcher<br />
alles mit dem einzigen Ziel tut, den Darshan, die Gnade des<br />
Höchsten zu empfangen. Der Höchste mag ihm einen Platz in<br />
seinem Nij Dham (seinem Wahren Zuhause) schenken, so daß er<br />
dort ewigen Segen erhält und den Freuden und Leiden von<br />
Awagawan (Kommen und Gehen - Geburt und Tod) entkommen<br />
kann. Der Parmarthi hat darüber hinaus keine Wünsche mehr.<br />
An<strong>der</strong>erseits ist <strong>der</strong>jenige ein Heuchler, Betrüger und Egoist, <strong>der</strong><br />
letztlich alles mit dem einen Ziel tut: nämlich Ruhm, Ehre,<br />
gesellschaftliches Ansehen, Macht und Vergnügungen zu haben.<br />
Es macht keinen großen Unterschied, ob er nun den<br />
Vergnügungen dieser Welt nachläuft o<strong>der</strong> den reineren<br />
Vergnügungen von Swarga 91 o<strong>der</strong> Baikuntha (dem Paradies) o<strong>der</strong><br />
Brahm Lok. <strong>Die</strong> Vergnügungen des einen Ortes, dieser Welt<br />
nämlich, dauern nur eine kurze Weile, während die <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Ebenen länger anhalten. Ob er nun auf <strong>der</strong> Erde ist, im Paradies<br />
90 Einer, <strong>der</strong> den spirituellen Weg geht.<br />
91 Wörter aus indischen Sprachen (Hindu, Sanskrit, Urdu usw.) weisen<br />
oft Variationen in <strong>der</strong> Schreibweise auf, so enthalten z.B. die Silben oft<br />
ein „a“ am Ende, das aber auch wegfallen kann. Es kann eben Baikunth<br />
o<strong>der</strong> Baikuntha geschrieben werden; Swarg o<strong>der</strong> Swarga usw.<br />
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o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Region von Brahm, er ist immer noch im<br />
Herrschaftsbereich von Kal und Maya und wird die wahre<br />
Befreiung dort nicht erlangen. Immer noch muß er Geburten und<br />
Tode durchleben und Freuden und Leiden durchlaufen.<br />
Auf eine schwarze Ameise zeigend, sprach einst Lord Krishna zu<br />
Udho 92 , daß diese Ameise schon oft als Brahma 93 und Indra 94 und<br />
als noch an<strong>der</strong>e höhere Wesen inkarniert gewesen ist, und doch<br />
sei sie jetzt nur eine Ameise. Wenn nun solche Gottheiten wie<br />
Brahma und Indra dem Rad <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>geburt nicht entkommen<br />
können, wie kann es dann ein normal Sterblicher, <strong>der</strong> sich doch<br />
als Ziel gesetzt hat, die Ebene Brahmas und Indras zu erreichen?<br />
Menschen, die sich irgendeiner Form von Yoga bedienen, die zu<br />
heiligen Stätten pilgern, die Bil<strong>der</strong> anbeten, die fasten, die ziellos<br />
umherschweifen, die die Sonne, den Mond, Ganesha, Shiva,<br />
Vishnu, Brahma, Shakti o<strong>der</strong> den verkörperten Ishwar anbeten,<br />
können nicht über die Region von Ishwar bzw. Baikunth<br />
(Paradies) hinaus gelangen. Solche Art <strong>der</strong> Verehrung bringt sie<br />
nur auf die Ebene <strong>der</strong> Gottheit, die er verehrt. Dort werden sie<br />
eine gewisse Zeit verweilen und werden dann wie<strong>der</strong> in diese<br />
vergängliche Welt geboren. Nun sind sie erneut im Rad <strong>der</strong><br />
Wie<strong>der</strong>geburt gefangen. Es ist wohl nicht nötig, über jene zu<br />
sprechen, die niedrigere Gottheiten verehren. Sie werden einfach<br />
nur die Früchte ihrer Verehrung in dieser vergänglichen Welt<br />
genießen und zwar in <strong>der</strong> Form weltlicher Größe und als<br />
Vergnügungen o<strong>der</strong> übernatürliche Kräfte. Danach werden sie<br />
jedoch wie<strong>der</strong> dem Rad von Chaurasi (dem Rad <strong>der</strong><br />
Vierundachtzig 95 ) unterworfen.<br />
58. Man kann heutzutage vielen Personen begegnen, die sich<br />
selbst Brahm-Gyanis (Erkennende von Brahm) nennen, und die<br />
sich allen an<strong>der</strong>en als überlegen betrachten. Brahm Gyan,<br />
92 Udho o<strong>der</strong> Udhava war ein Gyani (Wissen<strong>der</strong>) und Schüler von<br />
Krishna.<br />
93 Schöpfer <strong>der</strong> Welt<br />
94 Der Gott des Himmels.<br />
95 Damit sind die vierundachtzig Lakhs (1 Lakh = 100000) von Geburten<br />
gemeint, die eine Seele zu durchlaufen hat, bis sie die menschliche Form<br />
erlangt.<br />
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vorausgesetzt es ist wirkliches Brahm Gyan, ist in Wirklichkeit viel<br />
höher als die oben erwähnten Praktiken, aber die Kenntnisse, die<br />
man sich durch die Lektüre von Büchern erwirbt, sind nur<br />
theoretisch. Sie können niemals Erlösung vermitteln.<br />
Es heißt in den Büchern spiritueller Weisheit, daß es keine<br />
Erkenntnis <strong>der</strong> Wirklichkeit o<strong>der</strong> des Höchsten Wesens geben<br />
kann, solange das Gemüt und seine Impulse nicht vollständig<br />
überwunden sind und daß nicht möglich ist, ohne Yoga zu üben.<br />
Infolgedessen ist, solange man keinen Yoga praktiziert, all dieses<br />
Wissen nur Buchwissen, das je<strong>der</strong> Gebildete für sich in Anspruch<br />
nehmen kann. Worin besteht dann seine Überlegenheit? Und auf<br />
welche Art hilft es, Gemüt und Begierden zu beherrschen?<br />
Wenn man einen selbsternannten Brahm-Gyani nach den Yoga-<br />
Übungen fragt, mit <strong>der</strong>en Hilfe er Gyan (Erkenntnis) erlangt hat,<br />
dann ist er beleidigt. Einige sagen, sie hätten Yoga in einer<br />
früheren Existenz praktiziert. Wenn das wahr wäre, müßte<br />
zumindest eine gewisse Erinnerung an diese Sadhans (spirituellen<br />
Übungen) bestehen; denn es gibt keinen Unterschied zwischen<br />
Brahm und Brahm-Gyani. Es heißt sowohl im Sanskrit als auch im<br />
Arabischen, daß einer, <strong>der</strong> Brahm erkennt, zu Brahm selbst wird<br />
o<strong>der</strong> daß einer, <strong>der</strong> Faqar (Yoga) ausübt, zu Allah wird. Ein Gyani<br />
o<strong>der</strong> ein Sufi müßte sich dann aller Etappen und Zustände bewußt<br />
sein. Aber Brahm-Gyanis <strong>der</strong> angesprochenen Art wissen nicht<br />
einmal, wie sie ihr Gemüt und die Sinne beherrschen können. Es<br />
scheint deshalb ein großer Fehler von ihnen zu sein, sich unter<br />
diesen Umständen Gyani o<strong>der</strong> Brahm zu nennen. Solche Personen<br />
erleiden dasselbe Schicksal wie alle an<strong>der</strong>en weltlich gesinnten<br />
Menschen - d.h. sie kehren in das Rad <strong>der</strong> vierundachtzig (den<br />
Kreislauf <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>geburt) zurück.<br />
59. Gyanis <strong>der</strong> Vergangenheit, wie zum Beispiel Vyasa, Vashisht,<br />
Rama und Krishna 96 waren alle Yogishwar-Gyanis und sahen das<br />
innere Licht. Sie beherrschten die vier Sadhanas (Übungen) des<br />
Yoga, und sie stellten dementsprechend die Bedingung auf, daß<br />
96 Gestalten aus den großen indischen Epen wie Mahabharata und<br />
Ramayana.<br />
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niemand ein Gyani sein könnte, solange er nicht diese vier<br />
Sadhans vollendet hatte. Solange er diese nicht vervollständigt<br />
hatte, besaß er nicht einmal das Privileg, Bücher über das innere,<br />
spirituelle Wissen zu lesen. <strong>Die</strong> vier Sadhanas (Übungen in<br />
geistiger Disziplin) sind:<br />
1. Vairagya (Loslösung)<br />
2. Viveka (Unterscheidung)<br />
3. Khat Sampatti (sechs Arten von Reichtum), nämlich:<br />
(i) Sama (Ausgeglichenheit, Gleichmut)<br />
(ii) Dama (Selbstkontrolle)<br />
(iii) Uparti (Freiheit von zeremonieller Verehrung, Gleichmut)<br />
(iv) Titiksha (Geduld)<br />
(v) Shraddha (Vertrauen)<br />
(vi) Samadhanta (Tiefe Meditation)<br />
4. Mumukshta (Verlangen nach Befreiung)<br />
<strong>Die</strong> Gyanis von heute scheinen keine einzige dieser Eigenschaften<br />
zu besitzen. <strong>Die</strong> Heimat aufzugeben betrachten sie als Vairagya,<br />
und das Lesen <strong>der</strong> heiligen Schriften als Viveka. Ebenso glauben<br />
sie, die Khat Sampatti zu besitzen, weil sie Hunger und Durst<br />
ertragen und rauher Witterung - wie z.B. übermäßiger Hitze und<br />
Kälte - wi<strong>der</strong>stehen können, und weil sie, während sie die heiligen<br />
Schriften lesen, ihren Geist und ihre Sinne bis zu einem gewissen<br />
Grad kontrollieren können. Den Umgang mit Gyanis und die<br />
Unterweisung aus den spirituellen Büchern betrachten sie als<br />
Mumukshta. Wenn das das Ausmaß ihres Verständnisses ist, was<br />
soll man dann von ihnen halten? Ihr Unwissen ist beklagenswert.<br />
Sie sagen, sie hätten die Welt aufgegeben, aber sie sind begierig<br />
danach, durch das Land zu ziehen; sie besuchen Veranstaltungen<br />
und Märkte, halten Bhandaras des Ruhmes willen, zeigen ihr<br />
eigenes Banner und scharen Anhänger darum. Dafür erniedrigen<br />
sie sich vor gewöhnlichen Hausherren, damit sie Geld für die<br />
Bhandaras und die Eisenbahnfahrt dorthin sammeln können. Sie<br />
häufen Reichtümer an, indem sie Geld von reichen Leuten und<br />
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den Herrschenden sammeln, und nennen sich trotzdem Vairagis.<br />
Das zeigt, daß sie keine Vorstellung davon haben, was Vairagya ist.<br />
Sie lesen und lehren beflissen die Schriften, und man wun<strong>der</strong>t<br />
sich, welche Art von Brahmand sie erreicht haben, da es bei ihnen<br />
nicht den geringsten Gesinnungswandel bewirkt hat. Wenn man<br />
sie fragt, antworten sie, daß sie das alles für Upkar (für das Wohl<br />
an<strong>der</strong>er) tun. Eine solche Antwort zeigt ihr Unwissen darüber, was<br />
Upkar wirklich bedeutet.<br />
Ein Gyani sollte in <strong>der</strong> Lage sein, die Menschen zur Erlösung zu<br />
führen. Upkar bedeutet, die Menschen von den Bindungen zu<br />
befreien und sie zum Bereich von Moksha o<strong>der</strong> Mukti (Befreiung<br />
während des Lebens) zu führen. Upkar (im wirklichen Sinne)<br />
bedeutet nicht, die Menschen gebildet und egoistisch zu machen<br />
o<strong>der</strong> sie zu speisen, Tempel und Dharamsalas 97 zu bauen,<br />
öffentliche Gärten anzulegen o<strong>der</strong> kostenlose Küchen zu<br />
betreiben. <strong>Die</strong>se Art von Upkar ist für reiche Leute und Herrscher<br />
bestimmt und nicht für Brahm-Gyanis.<br />
Brahm-Gyanis sollten die Menschen von den Bindungen des<br />
Geistes und <strong>der</strong> Sinne befreien und sie ihren eigenen Nij <strong>Sar</strong>up 98<br />
erkennen lassen, um dadurch alles Leid und Unheil zu beseitigen<br />
und sich vor dem Leid <strong>der</strong> Geburten und Tode zu bewahren. Aber<br />
sie sind selbst hilflos. Wie können sie an<strong>der</strong>e befreien, wenn sie<br />
sich nicht selbst befreit haben? Vielleicht brachte sie Armut, <strong>der</strong><br />
Wunsch nach einem lässigen Leben o<strong>der</strong> irgendein Unglück o<strong>der</strong><br />
ein Familienstreit dazu, ihr häusliches Leben aufzugeben und sich<br />
dem sogenannten Heiligen Orden 99 anzuschließen, um auf diese<br />
Weise kostenlos Essen und Kleidung zu bekommen und verehrt zu<br />
werden. Als ihnen das ein wenig glückte, begannen sie sich als<br />
höhere Wesen zu betrachten o<strong>der</strong> gar als Brahm selbst. Um noch<br />
mehr hervorzutreten, beginnen sie, Geld zu sammeln, um es für<br />
97 Unterkünfte für Pilger<br />
98 Damit ist die Erkenntnis <strong>der</strong> eigenen inneren Form, also des im<br />
Menschen existierenden inneren Lichts gemeint, das natürlich mit dem<br />
höheren Selbst identisch ist. Es ist die Aufgabe des Schülers, diese<br />
Einheit zu erkennen, sich in dieses innere Licht zu vertiefen.<br />
99 Damit ist wohl <strong>der</strong> indische Swami-Orden gemeint, dessen Mitglie<strong>der</strong><br />
durch orange Roben erkenntlich sind.<br />
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weitere Geschäften zu benutzen o<strong>der</strong> anzulegen. Sie ziehen die<br />
Sadhus zu Fünfzig und Hun<strong>der</strong>ten an und geben ihnen zu essen,<br />
damit sie von ihnen bedient werden können, und benutzen sie als<br />
Eskorte und Anhänger, wenn sie, nachdem sie Pferde, Elefanten,<br />
Sänften, Banner und Trommeln geborgt haben, in<br />
kilometerlangen Prozessionen dahin ziehen 100 . Es erhebt sich die<br />
Frage, ob solche Leute, <strong>der</strong>en Geist voller <strong>der</strong>artiger Ambitionen<br />
ist, als Brahm-Gyanis betrachtet werden können. Wenn sich ihre<br />
Wünsche erfüllen, freuen sie sich sehr und fühlen sich sehr<br />
erhaben, verhöhnen die an<strong>der</strong>en und nennen sich Mahatmas,<br />
Pandits o<strong>der</strong> Mahants. Mit Hilfe von Familienvätern 101 versuchen<br />
sie, die rivalisierenden Gruppen mit Besitz, Glanz und<br />
Zurschaustellung zu beeindrucken. Sie verlieren sich in Stolz und<br />
Eitelkeit und verstricken sich so sehr in Gemüt und Maya, daß sie<br />
sich nicht mehr befreien können. Wenn sie auf ihre Fehler<br />
hingewiesen werden, ärgern sie sich darüber, beschimpfen diese<br />
Leute als Ungläubige o<strong>der</strong> mit an<strong>der</strong>en Ausdrücken und sagen,<br />
daß es ihnen an Verehrung mangelt.<br />
60. Welcher Unterschied besteht zwischen solchen Gyanis und<br />
denen, die Bil<strong>der</strong> und heilige Orte verehren? <strong>Die</strong> letzteren sind<br />
unwissend, aber sie sind bereit, zuzuhören, wenn ihnen jemand<br />
die Dinge erklärt. Deshalb sind sie besser als die Gyanis, die<br />
freiwillig <strong>der</strong> Maya hinterherlaufen und jemand, <strong>der</strong> sie zu<br />
überzeugen versucht (daß sie sich im Irrtum befinden) als<br />
unwissend und eifersüchtig bezeichnen und ihn nicht beachten.<br />
Der Grund dafür (daß diese beiden Gruppen sich so verhalten)<br />
besteht darin, daß keine davon einem vollkommenen Sat Guru<br />
begegnet ist. Hätten sie einen Sat Guru gefunden, so hätte er sie<br />
den Surat-Shabd-Yoga üben lassen und sie den Bhakti Marg (Pfad<br />
<strong>der</strong> Hingabe) gelehrt. Dann hätte sich ihnen alles von selbst<br />
enthüllt; d.h. zuerst wäre ihr Geist gereinigt <strong>word</strong>en, dann wären<br />
sie mit <strong>der</strong> Gabe von Prem (Liebe) gesegnet <strong>word</strong>en, und dann<br />
100 Solche Prozessionen kann man beim Kumbh-Mela heute noch sehen.<br />
101 Da sie sich selbst als Asketen und Besitzlose bezeichnen, brauchen sie<br />
die Hilfe von Besitzenden, die hier mit dem Wort „househol<strong>der</strong>“ =<br />
Familienvater bezeichnet werden.<br />
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hätten sie innerlich den Darshan des <strong>Sar</strong>up 102 erlangt und dessen<br />
Segen genossen. Dann würden sie nicht länger nach den<br />
Vergnügungen dieser vergänglichen Welt verlangen und sich über<br />
die Sorgen und Streitigkeiten erheben, in die sie jetzt verwickelt<br />
sind.<br />
61. Dasselbe ist <strong>der</strong> Fall bei den Hausherren, die sich mit solchen<br />
Gyanis umgeben. Sie nennen sich selbst Brahm; doch ihr<br />
Verhalten und ihr Umgang mit den Leuten ist nicht besser als bei<br />
gewöhnlichen Weltmenschen. Sie sind mit <strong>der</strong> Überlegenheit ihres<br />
eigenen Verständnisses und Wissens aufgeblasen, und diese<br />
Eitelkeit ist die Wurzel allen Übels. Wer auch immer an Ahankar<br />
festhielt (egoistisch wurde), <strong>der</strong> ist gefallen. All diese Personen<br />
und ihre Lehrer, die Bhikhs 103 und die Pandits, befinden sich im<br />
Bannkreis von Kal, Karma und Maya und werden die<br />
Konsequenzen ihres Handelns ertragen müssen. Auf diese Weise<br />
können sie nicht Mukti (die Befreiung) erlangen.<br />
62. [Rein verstandesmäßige] Bildung 104 ist heutzutage weit<br />
verbreitet, und durch die Entwicklung des Intellekts erscheinen<br />
äußere Formen <strong>der</strong> Verehrung als oberflächlich und wertlos; und<br />
es besteht kein Zweifel, daß sie nutzlose Imitationen sind. Aber die<br />
Leute suchen nicht nach einer Form von Upasna 105 und Abhyas<br />
(spirituelle Übung), die eine Kontrolle von Körper und Geist<br />
umfaßt, noch sind sie bereit, solch eine Mühe und Anstrengung zu<br />
ertragen. Deshalb glauben gebildete Personen aller<br />
Glaubensrichtungen an den Gyan Mat (Pfad <strong>der</strong> Erkenntnis) und<br />
wollen ihm folgen; sie werden schnell zu (sogenannten) Gyanis,<br />
Sufis o<strong>der</strong> Brahm-Gyanis; aber sie werden nicht den wahren<br />
102 Damit ist <strong>der</strong> Anblick (Darshan) <strong>der</strong> strahlenden Gestalt des Meisters<br />
im Inneren gemeint.<br />
103 Mitglie<strong>der</strong> von indischen Ordensgemeinschaften.<br />
104 In Indien hat man früher unter „Bildung“ eine rein religiöse Form <strong>der</strong><br />
Wissensvermittlung verstanden, also das Studium <strong>der</strong> Veden und<br />
Unterweisung in spiritueller Disziplin.<br />
105 Gemeinschaft mit einem vollendeten Meister.<br />
72
Zustand ihres Geistes überprüfen, noch werden sie ihn von<br />
an<strong>der</strong>en überprüfen lassen 106 .<br />
Bedenke sorgsam, wie man die letzte Stufe von Brahm erreicht<br />
will, solange noch Leidenschaft, Zorn, Begierde, Verhaftung und<br />
Egoismus das Gemüt beherrschen. Wenn Brahm Gyan<br />
(Erkenntnis des Brahm) nur darin bestünde, zwei o<strong>der</strong> drei <strong>der</strong><br />
heiligen Schriften zu lesen und zu beherrschen, so würde es keiner<br />
großen Anstrengung bedürfen, um ein Brahm-Gyani zu werden.<br />
Jede Person mit ein wenig Bildung und Intelligenz könnte diese<br />
Art von Erkenntnis ohne große Schwierigkeiten und Mühe<br />
erlangen. Aber die innere Reinheit, die aus <strong>der</strong> Kontrolle des<br />
Geistes und <strong>der</strong> Sinne herrührt, ist etwas ganz an<strong>der</strong>es. Es ist<br />
nicht möglich, sie ohne die Praxis des Yoga 107 zu erreichen.<br />
63. Wenn man solche Gyanis auffor<strong>der</strong>t, einige Zeit<br />
hingebungsvoll in Meditation zu sitzen und sich in ihren <strong>Sar</strong>up<br />
(das innere Licht) zu vertiefen, so wird ihnen ihr rastloser Geist<br />
das nicht einmal für einen Augenblick gestatten. Durch die Übung<br />
des Surat-Shabd-Yoga - entsprechend den Anweisungen <strong>der</strong><br />
Heiligen - hätten sie sich selbst geprüft und den ruhelosen<br />
Charakter ihres Geistes entdeckt. Sie wissen nicht, was Surat-<br />
Shabd-Yoga ist, noch wollen sie Yoga praktizieren. Sie glauben<br />
nicht, daß das notwendig ist. Und was sind die Abhyas<br />
(spirituellen Übungen), die einige von ihnen praktizieren? Sie<br />
bestehen darin, zu lesen und über das, was in den heiligen<br />
Schriften steht, nachzudenken, und sich selbst als von allem<br />
losgelöst zu betrachten: "Ich bin nicht <strong>der</strong> Geist, ich bin nicht die<br />
Sinne; und ich identifiziere mich nicht mit weltlichen Gütern; ich<br />
unterscheide mich von Maya; ich bin ungeboren, unbeschmutzt,<br />
ich bin das und das." <strong>Die</strong>se gedankliche Wie<strong>der</strong>holung betrachten<br />
sie als Abhyas, und sie verwechseln eine kleine Beständigkeit des<br />
Geistes, die aus diesem Denken herrührt, mit Atmanand<br />
106 Das heißt, sie unterziehen sich keiner Selbstprüfung (Selbstkritik),<br />
noch lassen sie Kritik von an<strong>der</strong>en zu.<br />
107 Alle Formen des Yoga (auch <strong>der</strong> Hatha-Yoga) sind mit Übungen zur<br />
Erlangung von äußerer und innerer Reinheit verbunden. Wenn man<br />
Yoga (vor allem Hatha-Yoga) als System äußerer, körperlicher Übungen<br />
versteht, unterliegt man einem westlich geprägten Mißverständnis.<br />
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(spiritueller Seligkeit). <strong>Die</strong>ser Seligkeit erfreute sich auch Sheikh<br />
Chilli, als er sich während eines Selbstgespräches vorstellte, er sei<br />
<strong>der</strong> Herrscher eines bestimmten Landes, er habe einen schönen<br />
Palast voller Pracht und Glanz. Doch als er die Augen öffnete,<br />
existierte nichts von all dem.<br />
64. Bei sorgfältiger Betrachtung scheint das oben Gesagte auf<br />
diese Gyanis zuzutreffen. Sie nennen sich selbst Brahm <strong>Sar</strong>up 108<br />
und Sat-Chit-Anand (Wahrheit, Bewußtsein, Glückseligkeit), aber<br />
sie werden wütend, wenn sie jemand unfreundlich o<strong>der</strong> frech<br />
anspricht. Wenn sie etwas Erfreuliches hören o<strong>der</strong> sehen, sind sie<br />
bereit, es anzusehen und wollen es sogar bekommen. Sie sind<br />
erfreut, wenn sie jemand rühmt, und sie sind beleidigt und bereit<br />
zum Streit, wenn jemand schlecht von ihnen spricht. Wegen <strong>der</strong><br />
Rastlosigkeit ihres Geistes können sie nicht an einem Ort o<strong>der</strong> in<br />
einem Land bleiben. Hätten sie wirkliche Glückseligkeit erfahren,<br />
würden sie sich nicht in so einer Notlage befinden. Sie würden<br />
nicht von Tür zu Tür wan<strong>der</strong>n, um Geld zu sammeln, um damit<br />
Märkte und Veranstaltungen zu besuchen und mit Weltmenschen<br />
an heiligen Orten und Tempeln herumzuziehen.<br />
Wenn jemand, <strong>der</strong> kein Geld hat, ein paar Tausen<strong>der</strong> bekommt,<br />
investiert er sie ins Geschäft und arbeitet friedlich an einem Ort.<br />
Jemand, <strong>der</strong> eine Arbeit bekommt, bemüht sich nicht, eine an<strong>der</strong>e<br />
zu finden, son<strong>der</strong>n erfüllt frohgemut seine Pflicht. Zu welcher Art<br />
Brahm-Gyanis gehören dann die, die sich mit Atma und Brahm<br />
identifizieren und sich dennoch nicht einmal <strong>der</strong> Glückseligkeit<br />
des Atma und Brahm erfreuen, die sie dazu veranlassen würde,<br />
einige Jahre am selben Ort zu bleiben und diese Glückseligkeit zu<br />
erfahren und nicht in verschiedene Län<strong>der</strong> herumzuschweifen und<br />
sich für Häuser, Gärten, Märkte, Veranstaltungen usw. zu<br />
interessieren? <strong>Die</strong>se Dinge zeigen, daß ihr Wissen nur Buchwissen<br />
o<strong>der</strong> oberflächliches Wissen und nicht das wahre Wissen ist und<br />
daß sie nicht einmal einen kleinen Teil des Atmanand und<br />
Brahmanand 109 besitzen, das sie so preisen.<br />
108 Verkörperung von Brahm.<br />
109 Atmanand = Glückseligkeit des Selbst; Brahmanand = Glückseligkeit<br />
von Brahma<br />
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65. Wirkliche Erkenntnis besteht darin, Brahm von Angesicht zu<br />
Angesicht zu erblicken. <strong>Die</strong> daraus herrührende Glückseligkeit<br />
läßt einen die Herrschaft über sieben Königreiche verschmähen,<br />
von irgendwelchen häuslichen Annehmlichkeiten gar nicht zu<br />
sprechen - aber nur dann, wenn einer diese Glückseligkeit wirklich<br />
empfängt. Nach den Heiligen ist Brahm <strong>der</strong> Name von Laksh (das<br />
Unsichtbare), die Form von Ishwar, eine Form, die Maya Sabal<br />
(mit Materie) ist; doch die Vedantisten bezeichnen diesen Laksh<br />
<strong>Sar</strong>up von Brahm als Shuddh (rein) (d.h. Shuddha Brahm) und<br />
bezeichnen die weniger reine o<strong>der</strong> Ishwar-Form als das<br />
wun<strong>der</strong>bare Vach und als Maya Sabal. Aber jene Heiligen, die<br />
diese Formen überschreiten, sagen, daß beide Formen Maya Sabal<br />
seien. In <strong>der</strong> einen Form ist Maya lebhaft offenbart, und in <strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en - das heißt in Laksh - ist sie subtil und verborgen.<br />
66. Es muß hier bemerkt werden, daß alle Inkarnationen <strong>der</strong><br />
höheren Ordnung, Yogishwar-Gyanis, Devatas - wie auch<br />
Propheten und Inkarnationen <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>en Ordnung entwe<strong>der</strong><br />
aus Laksh o<strong>der</strong> aus dem Vach <strong>Sar</strong>up von Brahm kamen. Verehrer<br />
einer dieser beiden Formen von Brahm können daher nicht <strong>der</strong><br />
Reichweite von Maya und Kal entkommen und somit dem Rad <strong>der</strong><br />
Geburten und Tode nicht entrinnen.<br />
67. Der Pfad des Sant Sat Guru ist <strong>der</strong> höchste, und er lehrt die<br />
Verehrung des wahren Herrn Sat Purush Radha Soami, <strong>der</strong> sich<br />
jenseits von Brahm und Par Brahm befindet. Indem er Ihn<br />
verehrt, kann <strong>der</strong> Gläubige die Grenzen von Maya überschreiten.<br />
Ein wahrer Sadh erhebt sich bis zu Daswan Dwar, das auch als<br />
Sunna Pad bekannt ist. Er allein ist ein Yogishwar-Gyani. Je<strong>der</strong>,<br />
<strong>der</strong> wahre Befreiung wünscht, sollte das Isht (Ideal o<strong>der</strong> Ziel) <strong>der</strong><br />
Heiligen vor Augen haben, nämlich Sat Purush Radha Soami. Der<br />
Höchste Herr selbst hat seinen Namen 110 enthüllt, Radha Soami 111 .<br />
Wer auch immer das Geheimnis dieses Namens erlangt und auf<br />
Radha Soami vertraut, wie<strong>der</strong>holt diesen Namen nach den<br />
110 Damit ist die Einweihung in das innere Wort, Naam o<strong>der</strong> Shabd,<br />
gemeint.<br />
111 <strong>Die</strong>se Bezeichnung hat Rai Saligram, ein Schüler Soamijis, in die<br />
Original-Schriften eingefügt.<br />
75
Anweisungen <strong>der</strong> Heiligen, das heißt, wenn er ihn innerlich o<strong>der</strong><br />
im Geiste wie<strong>der</strong>holt o<strong>der</strong> auf den inneren Klang hört, wird er<br />
sicher die Erlösung finden. Das wird er nach einigen Tagen<br />
Abhyas in seinem Inneren erkennen.<br />
68. Es wurde schon vorher erwähnt, daß alle Inkarnationen,<br />
Yogishwar-Gyanis, Propheten, Yogi-Gyanis und an<strong>der</strong>e entwe<strong>der</strong><br />
von Daswan Dwar, Trikuti o<strong>der</strong> von Sahasdal Kamal kamen und<br />
daß die vier Veden in Trikuti durch Nad o<strong>der</strong> Pranava enthüllt<br />
wurden - und daß die Götter, wie Brahma, Vishnu und Mahadev,<br />
ihren Ursprung unterhalb von Sahasdal Kamal haben. Ihr Status<br />
ist daher viel niedriger anzusetzen als jener <strong>der</strong> Heiligen o<strong>der</strong> des<br />
Sat Purusha, die ihnen allen überlegen sind. Sie sind alle den<br />
Heiligen untergeordnet. Aus diesem Grund sind die Schriften <strong>der</strong><br />
Heiligen den Veden, Shastras, dem Koran und den Puranas<br />
überlegen. <strong>Die</strong>se Schriften umfassen Regeln und Anweisungen,<br />
um die Gesellschaft zu ordnen. Sie sind vor allem Pravritti 112<br />
gewidmet, nämlich <strong>der</strong> Fortsetzung und Aufrechterhaltung <strong>der</strong><br />
Welt und ihrer Wirtschaft, und sie beschäftigen sich nur wenig mit<br />
Nivritti 113 o<strong>der</strong> Moksha (Erlösung). Aber die Bücher <strong>der</strong> Heiligen<br />
widmen sich dem wirklichen Gegenstand von Nivritti o<strong>der</strong><br />
Moksha. Ihre Vorträge und Schriften sind daher allen offenbarten<br />
Büchern überlegen, und hierin besteht die Größe <strong>der</strong> Heiligen, da<br />
sie nur von Nivritti o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Erlösung sprechen, während die<br />
an<strong>der</strong>en von beidem, von Pravritti und von Nivritti, jedoch mehr<br />
von Pravritti sprechen.<br />
<strong>Die</strong> Veden und alle an<strong>der</strong>en offenbarten Bücher entstammen <strong>der</strong><br />
Region, <strong>der</strong> die drei Gunas, die fünf Tattwas, Maya o<strong>der</strong> die Natur<br />
entsprungen sind. <strong>Die</strong> Aussprüche <strong>der</strong> Heiligen kommen aus einer<br />
Region, in <strong>der</strong> es keine Spur mehr von Maya gibt. Daher sprechen<br />
sie nur von Nivritti, während die an<strong>der</strong>en von beidem sprechen,<br />
von <strong>der</strong> Erlösung und <strong>der</strong> Welt. In den Veden sind allein<br />
achtzigtausend Shlokas (Doppelverse) den Ritualen, das heißt<br />
Pravritti gewidmet, sechzehntausend Shlokas dem Upasna bzw.<br />
<strong>der</strong> Meditation und Verehrung und nur sechstausend Shlokas<br />
112 Das Streben nach außen; das äußere Leben in <strong>der</strong> Welt.<br />
113 Das innere Leben.<br />
76
efassen sich mit Nivritti o<strong>der</strong> dem wirklichen Wissen (wörtlich:<br />
dem Zurückkehren). Dasselbe gilt mehr o<strong>der</strong> weniger für den<br />
Koran und an<strong>der</strong>e offenbarte Bücher. Sie sind voll von<br />
historischem Material, aber befassen sich kaum mit den<br />
Methoden spiritueller Übung und <strong>der</strong> Gottverwirklichung. Sogar<br />
Krishna wies Ardschuna an, über die Veden hinauszugehen, die<br />
mit den drei Gunas verknüpft sind - das heißt, er gebot ihm, jene<br />
Ebene zu erreichen, die über den Veden liegt. Der Shloka lautet:<br />
"<strong>Die</strong> Veden sprechen von den drei Gunas; doch erhebe dich<br />
über sie, o Arjuna."<br />
Es heißt, daß ein Mensch, solange er in Karma und Dharma<br />
verstrickt ist, wie es als Upasna (spirituelle Übung) im<br />
Varnashram-Dharma 114 vorgeschrieben ist, er ein Sklave des Veda<br />
ist - weil er den Veden folgen muß. Sobald aber jemand die Region<br />
von Maya und den drei Gunas überschreitet, steht er an <strong>der</strong> Spitze<br />
<strong>der</strong> Region <strong>der</strong> Veden — d.h. er wird <strong>der</strong> Schöpfer des Schöpfers<br />
<strong>der</strong> Veden; er steht über ihnen, und seine Anweisungen stehen<br />
über den Anweisungen <strong>der</strong> Veden. Der Koran sagt: "Vollkommene<br />
moslemische Faqire sind nicht an die Sharia (moslemisches,<br />
religiöses Gesetz) o<strong>der</strong> an die Gebote des Koran gebunden; ihre<br />
Gebote sind höher als die Gebote <strong>der</strong> Sharia."<br />
69. Das sind die Aussagen von Heiligen und an<strong>der</strong>en wahren und<br />
vollkommenen Gottliebenden, die Sat Lok erreicht haben und eins<br />
mit Ihm ge<strong>word</strong>en sind. Von dort sehen sie unzählige Welten und<br />
Brahms, jede mit ihrem eigenem Brahm, Ishwar, Maya, Shakti -<br />
das heißt mit den Göttern und Kräften 115 <strong>der</strong> weltlichen Menschen;<br />
mit Inkarnationen, Brahmas, Vishnus, Shivas, Göttern,<br />
Propheten, Auliyas, Qutubs, Engeln, Yogishwars, Gyanis,<br />
Rishishwars, Munishwars, Siddhas, Yogis, Indras und<br />
Gandharvas 116 . Wie können die Heiligen den Anordnungen solcher<br />
114 <strong>Die</strong> Gesellschaftsordnung <strong>der</strong> Hindus, das Kastensystem, das auch<br />
bestimmte Pflichten für jede Kaste (Varna = Farbe) vorschreibt.<br />
115 Je<strong>der</strong> Gott verkörpert eine bestimmte Naturkraft.<br />
116 Gandharvas = Geister; Rishishwar = Seher; Munishwar = Asket,<br />
Heiliger; Siddha = ein Heiliger, ein halb göttliches Wesen; Auliya =<br />
spiritueller Adept im Islam; Qutub = ein Fakir, <strong>der</strong> sich um das<br />
Wohlergehen an<strong>der</strong>er Fakire zu sorgen hat; Vishnu = Sonnengott und<br />
77
Gottheiten, Inkarnationen, Propheten und Götter gehorchen o<strong>der</strong><br />
sie auch nur beachten?<br />
Jedes Triloki (die Gesamtheit dreier Welten) hat einen eigenen<br />
Herrn, <strong>der</strong> Brahm, Ishwar o<strong>der</strong> Maya Sabal genannt wird und<br />
seinen Ursprung jeweils in Trikuti und Sahasdal Kamal hat. <strong>Die</strong><br />
Höchste Region - und zwar die von Sat Purusha Radha Soami -<br />
hat Myriaden von Brahms und Ishwars geschaffen. Nur die<br />
Heiligen - und sonst niemand - haben diese Höchste Region<br />
erreicht. Doch wer sie liebt, fest an ihre Lehre glaubt und ihre<br />
Satsangs o<strong>der</strong> ihre Vorträge besucht, den befreien sie durch ihre<br />
Gnade und ihr Erbarmen auch aus den Klauen von Maya und<br />
bringen ihn zu den Füßen von Sat Purusha Radha Soami.<br />
Das Ende des ersten Buches.<br />
<br />
Erhalter <strong>der</strong> Schöpfung; Shiva = Zerstörer <strong>der</strong> Welt, Gewährer von<br />
Weisheit.<br />
78
Buch II<br />
<strong>Sar</strong> <strong>Bachan</strong><br />
Worte von Hazur Radha Soami Sahib 117<br />
Zum Nutzen <strong>der</strong> Satsangis aufgezeichnet<br />
1. Lei<strong>der</strong> sucht niemand einen Sat Guru - obwohl <strong>der</strong> Granth<br />
Sahib ständig und in fast je<strong>der</strong> Strophe betont, daß man einen Sat<br />
Guru suchen sollte. Alle verschwenden ihre Zeit und Energie mit<br />
heiligen Schriften und Pilgerfahrten.<br />
2. <strong>Die</strong> Hingabe an den Sat Guru ist das allerwichtigste. Wer den<br />
Sat Guru liebt, <strong>der</strong> wird schließlich alles erhalten, wonach er<br />
verlangt. Wer nur nach Naam und Sat Lok strebt, aber keine Liebe<br />
für den Sat Guru empfindet, wird nichts bekommen. <strong>Die</strong> Liebe für<br />
den Sat Guru ist von äußerster Wichtigkeit. Sie löst uns von allen<br />
Fesseln.<br />
3. Wir sollten beständig prüfen, ob wir unsere Leidenschaften wie<br />
Lust, Ärger usw. beherrschen o<strong>der</strong> nicht beherrschen können.<br />
Falls nicht, sollten wir mit unseren Abhyas (spirituellen Übungen)<br />
fortfahren und uns nicht in unnütze Gespräche und Diskussionen<br />
verwickeln lassen. Bedenke dies immer.<br />
4. Der Sat Guru sagt: "<strong>Die</strong> Beziehung zwischen mir und den<br />
Schülern besteht nur um des Parmathi willen. Ich kann nicht mit<br />
jenen, die sich den üblen Impulsen des Gemüts hingeben,<br />
zusammen sein."<br />
5. Karma (Handlungen, Riten und Zeremonien); Upasna<br />
(Verehrung des Gurus); Gyan (Wissen) und Vigyan (Wissen im<br />
117 Eine Variante des Namens von Soami Ji Maharaj.<br />
79
esoterischen Sinne) sind die vier Stufen; und keine von ihnen<br />
kann ohne die Hilfe eines Sat Guru erreicht werden. Ein<br />
vollkommener Guru kann einen Schüler - entsprechend seinen<br />
Verdiensten - in diesen Fähigkeiten unterweisen. An<strong>der</strong>erseits<br />
lehrt ein Betrüger das, was dem Schüler gefällt. Solche<br />
Unterweisungen sind nicht gut, sie sind in <strong>der</strong> Tat schädlich, da<br />
<strong>der</strong> Schüler dann nichts an<strong>der</strong>es mehr aufnehmen kann.<br />
6. Als Kabir Sahib Brahma die Wahrheit erklärte, begann dieser<br />
eifrig, den Sat Purush zu suchen. Aber er wurde von Kal<br />
irregeführt. Wie kann dann ein gewöhnlicher Sterblicher den Sat<br />
Purush ohne die Hilfe eines Sat Gurus suchen?<br />
7. Der Sat Guru sagt, daß das Zeugnis des Herrn 118 nur einem<br />
Bhakta mit genügend Liebe und Hingabe gegeben werden kann.<br />
Niemand besitzt so viel Liebe o<strong>der</strong> Bhakti (Hingabe), daß er das<br />
Zeugnis verdient. Was wir tun, ist nur eine Nachahmung. Aber<br />
sorgt euch nicht, denn das ist <strong>der</strong> Mauj 119 in dieser Zeit; trotzdem<br />
werden alle hinüber gebracht 120 .<br />
8. Liebe ist für beides wesentlich, für Karni (Bemühung) wie auch<br />
für Sharan (uneingeschränkte Ergebenheit). Ohne die Liebe ist<br />
beides nicht möglich.<br />
9. Ghee 121 ist in <strong>der</strong> Milch und Feuer ist im Holz verborgen. Aber<br />
die Milch kann nicht als Ghee und das Holz nicht als Feuer<br />
benutzt werden, solange diese Elemente nicht entwickelt sind.<br />
Genauso ist es eine Lüge, wenn wir behaupten, Brahm zu sein,<br />
sich dieser aber nicht in uns offenbart.<br />
10. <strong>Die</strong> Hingabe an den Guru ist das wichtigste. Ohne sie können<br />
wir nichts erreichen. Vollkommenes und aufrichtiges<br />
Gurubhakti 122 ist absolut notwendig, wenn es auch schwer sein<br />
mag.<br />
118 <strong>Die</strong> innere Schau Gottes<br />
119 Der göttliche Wille.<br />
120 Über das Meer des Lebens.<br />
121 Butterschmalz, geklärte Butter.<br />
122 Liebe für den Guru.<br />
80
11. Der Herr ist in dir, wie <strong>der</strong> Duft in den Blumen. <strong>Die</strong> Blume ist<br />
sichtbar, aber nicht ihr Duft; dennoch können wir ihn durch den<br />
Geruchssinn wahrnehmen. Ebenso kann einer Gott in sich selbst<br />
erkennen, wenn er das wahre Wissen besitzt, das er vom Guru<br />
bekommt.<br />
12. Ihr übt den Bhajan wie ein Ochse an <strong>der</strong> Ölpresse, <strong>der</strong> den<br />
ganzen Tag umhergeht und am Abend denkt, er hätte zwölf Meilen<br />
zurückgelegt und dabei doch im Haus geblieben ist. Das Gemüt in<br />
uns ist wie dieser Ochse. Es praktiziert die spirituelle Übung, aber<br />
es erhebt sich nicht. <strong>Die</strong> Vorstellung, daß wir uns zwei Stunden<br />
dem Bhajan (<strong>der</strong> spirituellen Übung) gewidmet haben, erzeugt nur<br />
Ahankar (Egoismus, Stolz) in uns, aber wir erfahren keine<br />
Glückseligkeit. Wenn wir sie erfahren würden, käme kein Ahankar<br />
(Egoismus, Stolz) auf. Aber man kann keine wahre Glückseligkeit<br />
erleben, solange man nicht über Trikuti hinausgelangt.<br />
13. Alle haben das Recht, Bhakti (Hingabe) zu üben, aber sie sind<br />
nicht wirklich befähigt, Bhakti zu üben. Zwar schadet es nicht,<br />
dem Pfad von Bhakti zu folgen, da <strong>der</strong> Herr diese Geisteshaltung<br />
schätzt und Ihm nichts so lieb ist wie Bhakti - aber Sat Guru<br />
Bhakti ist die einzige Art von Hingabe, die Er anerkennt und die<br />
Ihm gefällt.<br />
14. Ein Kameltreiber hält nur den Zügel eines einzigen Kamels in<br />
<strong>der</strong> Hand. Doch diesem Kamel folgen tausend an<strong>der</strong>e Kamele.<br />
Genauso gibt es nur einen Gurmukh, aber durch seine Gnade<br />
überqueren viele das Meer des Lebens.<br />
15. Der Satsang ist wie ein Paras (Stein <strong>der</strong> Weisen). Genau wie<br />
Eisen durch die bloße Berührung mit Paras in Gold verwandelt<br />
wird, werden jene, die aufrichtig am Satsang teilnehmen, in das<br />
Gold des ewigen Lebens verwandelt. Aber ein Heuchler mit<br />
geistigen Vorbehalten bleibt trotz des Satsangs dasselbe Eisen wie<br />
vorher. Der Satsang wirkt jedoch trotzdem als Paras.<br />
16. Es ist nicht gut für Satsangis, sich während <strong>der</strong> Zeit des Seva<br />
zu ärgern, wie sie es manchmal tun. Es ist die Art <strong>der</strong> weltlichen<br />
Menschen, sich zu ärgern, wenn jemand ihre Absichten<br />
durchkreuzt. Wenn die Satsangis sich genauso verhalten, sind sie<br />
81
nicht besser als an<strong>der</strong>e. Sie müssen die Gewohnheit <strong>der</strong> Nachsicht<br />
entwickeln. Ärger ist ein Werkzeug von Kal. Laß dich davon nicht<br />
überwältigen. Wenn jemand eigensinnig o<strong>der</strong> herrisch ist, solltest<br />
Du ihm vergeben.<br />
17. Es ist leicht zuzuhören und zu verstehen; aber wenn man bloß<br />
oberflächlich zuhört und versteht und es nicht verinnerlicht, ist es<br />
nutzlos. Wenn es aber in unser Herz eindringt, wird sich das auch<br />
in unserem Verhalten zeigen. Es ist eine Regel, daß sich unser<br />
Inneres im Äußeren wi<strong>der</strong>spiegelt. Satsangis sollten daher immer<br />
fähig sein, richtig zu urteilen; in <strong>der</strong> Regel sind sie dazu immer in<br />
<strong>der</strong> Lage, da sie ständig vom Sat Guru geführt werden. Tatsächlich<br />
ist es nicht möglich, gute Urteile zu fällen, ohne den Satguru<br />
Soami immer im Herzen zu haben. Das bedeutet, daß das Gemüt,<br />
das unser Feind ist, uns ohne Helfer immer ein Hin<strong>der</strong>nis für eine<br />
richtige Entscheidung sein wird. Es ist daher unsere Pflicht, den<br />
Shabd und den Satguru Soami immer vor Augen zu haben. Vergiß<br />
dies nicht für einen Augenblick!<br />
18. Der Mensch hat sich während all seiner Leben nach weltlichen<br />
Dingen gesehnt. Nur wenn er ein ähnliches Verlangen nach<br />
Parmarth (spirituelle Erhebung) entwickelt, wird er etwas<br />
erreichen.<br />
19. <strong>Die</strong>se Welt ist eine Wildnis und wird fälschlicherweise mit<br />
einem Ort verwechselt, an dem man gut wohnen kann. Und all<br />
ihre guten Dinge, die vergänglich sind, werden als wahr und<br />
wirklich angesehen, während man das, was wahrhaft wirklich ist,<br />
ganz aus den Augen verliert. Wie kann sich <strong>der</strong> Jiva dann<br />
entwickeln und zum Satsang gehen?<br />
20. Eigentlich ist <strong>der</strong> Jiva nicht zum Satsang (Verweilen in <strong>der</strong><br />
Gegenwart eines Heiligen) berechtigt. Erst wenn er den Satsang<br />
einige Zeit besucht, ist er es wert, dort zu sitzen. Was man ihm<br />
auch immer erklären mag - er wird dennoch darauf bestehen,<br />
seine eigene Klugheit zu zeigen und seine eigenen Argumente<br />
darzulegen. Aber dies ist <strong>der</strong> Pfad <strong>der</strong> Liebe und nicht <strong>der</strong> des<br />
Verstandes. Wie kann sich Prem (Liebe) ohne den Satsang<br />
82
entwickeln? Kal verhin<strong>der</strong>t, daß die Leute zum Satsang kommen.<br />
Dadurch wird <strong>der</strong> Jiva kraftlos und kann sich nicht mehr helfen.<br />
21. Du solltest die Heiligen so lieben, wie die Fische das Wasser<br />
lieben. Wenn du sie auf diese Weise liebst, wirst du von ihnen<br />
geliebt, und nur dann vermagst du dich von <strong>der</strong> Welt zu lösen.<br />
22. Laß das Gemüt und den Sat Guru vor dir stehen. Wenn du<br />
dem Guru gehorchst, überwältigst du das Gemüt; aber wenn du<br />
dem Gemüt folgst, wendest du dein Gesicht vom Guru ab. Wer<br />
den Schmerz <strong>der</strong> Liebe empfindet, wird es vorziehen, dem Guru zu<br />
folgen, aber wer keine Furcht hat (den Guru zu mißachten), wird<br />
von den Strömen des Gemütes hinweggetragen.<br />
23. Bloßes Lesen und Auswendiglernen des Bani (<strong>der</strong> Lehren) <strong>der</strong><br />
Heiligen wird solange nicht helfen, bis man die Lehren in die Tat<br />
umsetzt. Mache die <strong>Bachan</strong>s (Vorträge), die du hörst, zur<br />
Richtschnur deines Lebens; sonst ist das, was du hörst und<br />
verstehst, völlig nutzlos.<br />
24. <strong>Die</strong> Jivas von heute (die Leute heutzutage) lieben den Sat<br />
Guru nicht einmal ein Viertel mal soviel, wie sie das Fasten, die<br />
Wallfahrten und den Götzendienst lieben. Darum verän<strong>der</strong>t sich<br />
in ihrem Herzen nichts. Das Hören von Vorträgen, die Wie<strong>der</strong>holung<br />
<strong>der</strong> Namen und ihr Darshan sind nur oberflächlich. Wenn<br />
sie einen vollkommenen Sat Guru finden könnten, würde er all<br />
ihre Sinne nach innen wenden. Außer dem Sat Guru hat niemand<br />
die <strong>Kraft</strong>, sie nach innen zu ziehen.<br />
25. Erst wenn man dem lebenden Sat Guru ganz vertraut, kann<br />
man Chaurasi (<strong>der</strong> Seelenwan<strong>der</strong>ung) entkommen. Wenn man<br />
traditionell an die Heiligen <strong>der</strong> Vergangenheit glaubt und blindes<br />
Vertrauen in sie setzt, jedoch keine Liebe für den Sat Guru seiner<br />
Zeit empfindet und sich auch nicht nach seinen Worten richtet,<br />
wird man dem Kreislauf von Geburt und Tod nicht entkommen.<br />
Auch die Heiligen <strong>der</strong> Vergangenheit haben gesagt, daß man nur<br />
Erfolg haben wird, wenn man Zuflucht bei einem vollkommenen,<br />
lebenden Sat Guru sucht.<br />
83
26. Das von den Leidenschaften vergiftete Gemüt kann nur von<br />
einem Menschen beherrscht werden, <strong>der</strong> sich aufrichtig danach<br />
sehnt, den Herrn zu sehen. Ein brünstiger Elefant streift zügellos<br />
im Wald umher, und niemand kann ihn aufhalten. Aber mit dem<br />
Stock des Elefantentreibers wird <strong>der</strong>selbe wild ge<strong>word</strong>ene Elefant<br />
gezähmt und vom König zum Reiten benutzt und lebt sodann in<br />
Zufriedenheit. Gleicherweise werden nur die Gurmukhs (jene, die<br />
von einem Guru geführt werden) in die Wohnstatt des Herrn<br />
eingelassen; während jene ohne Guru weiterhin durch den<br />
Kreislauf <strong>der</strong> Geburten und Tode gehen. Deshalb sollte man alles<br />
tun, um Gurumukhta 123 zu erlangen. Aber <strong>der</strong> Guru muß<br />
vollkommen sein.<br />
27. Was immer wir (die Heiligen) sagen und lehren, entspricht <strong>der</strong><br />
Bereitschaft <strong>der</strong> Menschen. Heutzutage gibt es kaum einen, <strong>der</strong><br />
(dieser Lehren) ganz würdig ist. Jene, die man für große<br />
Parmarthis hält, nehmen Hun<strong>der</strong>te von Schülern an und machen<br />
sie zu Gyanis - ohne Rücksicht darauf, ob sie Familienväter o<strong>der</strong><br />
Asketen sind - indem sie Unterricht in "Vicharmala" (Name eines<br />
Buches über Vedanta) geben. Solche Lehrer und Schüler<br />
unterliegen alle dem Irrtum und Zweifel und gewinnen nichts als<br />
Stolz. <strong>Die</strong> heutigen Anhänger von Guru Nanak sind nicht besser.<br />
Sie bewahren den Granth Sahib in Tuch gewickelt auf, werfen sich<br />
vor ihm in Verehrung nie<strong>der</strong> und führen die Zeremonie von Arti<br />
(bei <strong>der</strong> man Lampen schwingt) vor ihm durch. Das tun sie schon<br />
lange Zeit, aber <strong>der</strong> Granth hat nie gesagt: "Friede sei mit euch<br />
und <strong>der</strong> Name weile in euren Herzen." Sie haben niemals<br />
innegehalten, um darüber nachzudenken, daß sie den Sat Guru,<br />
dessen Ruhm im Granth Sahib besungen wird, suchen sollten. Sie<br />
richten sich nicht nach den ausdrücklichen Anweisungen des<br />
Gurus, die von ihm für alle Zeiten gegeben wurden.<br />
Bedenkt nur, ob es den Granth 124 schon gab, als Guru Nanak<br />
erschien. Er hat die Menschen mündlich unterrichtet. Ganz<br />
offensichtlich kann kein Granth uns zu Heiligen machen. <strong>Die</strong><br />
Heiligen sind nicht auf die Bücher angewiesen, da sie die Macht<br />
123 <strong>Die</strong> Befreiung während des Lebens durch den Guru.<br />
124 Guru Nanak schrieb die ersten Verse des Guru Granth Sahib.<br />
84
haben, Heilige zu erschaffen und Granths (Schriften) zu<br />
schreiben, wann immer sie möchten. Viele haben den Granth<br />
Sahib hun<strong>der</strong>tmal gelesen, ohne seinen Inhalt zu verstehen.<br />
Solches Lesen ist nutzlos. Es ist von höchster Bedeutung, einen<br />
Sant Sat Guru zu suchen, <strong>der</strong> alle Irrtümer und Zweifel beseitigen<br />
kann. Es gibt keinen an<strong>der</strong>en Weg, dem Kreislauf <strong>der</strong> Geburten<br />
und Tode zu entkommen.<br />
28. Der Satsang <strong>der</strong> Heiligen ist wie ein Kalpataru 125 (ein Baum,<br />
<strong>der</strong> Wünsche erfüllt), <strong>der</strong> alles Verlangen vernichtet. Es wird von<br />
einem Kalpataru gesagt, daß er alle Wünsche erfüllt; aber keinem<br />
ist es je gelungen, einen solchen Baum zu finden.<br />
<strong>Die</strong> Gesellschaft <strong>der</strong> Heiligen ist <strong>der</strong> wahre Kalpataru, und deshalb<br />
solltet ihr immer wie<strong>der</strong> Zuflucht zu ihr nehmen. Wenn jemand<br />
den Satsang <strong>der</strong> Heiligen nicht regelmäßig besuchen kann, dann<br />
soll er gehen, wann immer es ihm möglich ist. Aber er sollte<br />
aufrichtig sein. Eine heuchlerische Einstellung wird nichts<br />
bewirken.<br />
29. Wie ein Diamant zwar eine Perle, aber keinen Stein<br />
durchbohren kann, so sprechen die Vorträge eines Heiligen nur<br />
jene an, die dessen würdig sind. An<strong>der</strong>e haben davon keinen<br />
Nutzen. Wenn jedoch solche, die es nicht verdienen, regelmäßig<br />
am Satsang teilnehmen, werden sie seiner schließlich würdig sein.<br />
Aber es gibt da einen Haken, und zwar wird es ihnen nicht<br />
möglich sein, im Satsang zu verweilen.<br />
30. Am Anfang existierte nur Dhundhukar (ein nebelhaftes<br />
Chaos). Der Herr Purusha befand sich im Sunna-Samadhi (in Sich<br />
Selbst versunken). Bis dahin gab es keine Schöpfung. Als sein<br />
Mauj aufwallte, offenbarte sich Shabd und brachte die ganze<br />
Schöpfung ins Dasein; zuerst Sat Lok, und dann entstanden durch<br />
die Kala (die Emanation) des Sat Purush die drei Welten und die<br />
übrige Schöpfung.<br />
31. Par Brahm Parmeshwar ist zwar in jedem, aber Er kann<br />
niemanden aus dieser Welt führen. Anstatt uns herauszuführen,<br />
125 Der göttliche Baum des Lebens.<br />
85
verwickelt er die Seelen jeden Tag mehr und mehr in die Welt.<br />
Aber wenn <strong>der</strong>selbe Par Brahm Paramatma in <strong>der</strong> Gestalt des Sat<br />
Guru Seelen unterrichtet, kann Er sie aus <strong>der</strong> Knechtschaft dieser<br />
Welt befreien. Lei<strong>der</strong> sind die Menschen so blind, daß sie keine<br />
Zuflucht zu dieser Gestalt des Herrn nehmen! Das Höchste Wesen<br />
hat angeordnet, daß Er nur jene trifft, die durch den Sat Guru zu<br />
ihm kommen, und daß niemand ohne den Guru seinen Hof<br />
betreten kann. Man kann sich die Frage stellen, warum die Leute<br />
den Worten <strong>der</strong> Heiligen nicht glauben. Der Grund dafür ist, daß<br />
sie we<strong>der</strong> Ehrfurcht vor dem Herrn besitzen, noch sich danach<br />
sehnen, ihn zu sehen. Wer Ehrfurcht vor dem Herrn besitzt, wird<br />
auch voller Eifer sein, ihn zu treffen. Zuerst kommt die Ehrfurcht.<br />
32. <strong>Die</strong> heutigen Gurus nehmen zwar Schüler an, aber anstatt sie<br />
zu bitten, ihren Guru zu lieben, ermuntern sie diese zu<br />
Pilgerfahrten und Götzendienst. Aber was können sie tun? Wenn<br />
sie selber Gurubhakti geübt hätten, würden sie auch ihre Schüler<br />
dazu auffor<strong>der</strong>n. Solche Gurus verdienen es nicht, als Gurus<br />
bezeichnet zu werden.<br />
33. Wer Parmarth (die spirituelle Erhebung) ersehnt und Furcht<br />
vor Chaurasi (Seelenwan<strong>der</strong>ung) hat, sollte sich zuerst einem<br />
vollkommenen Guru übergeben. Der Antahkaran 126 wird ohne die<br />
Liebe für den Guru nicht gereinigt; auch Naam wird ihm nicht<br />
helfen, bis <strong>der</strong> Antahkaran gereinigt ist. Ein Farmer pflügt und<br />
bereitet zuerst das Land und sät dann die Saat. Ein Samen, <strong>der</strong> auf<br />
unvorbereitetes Land gesät wird, bringt keine Ernte. Der Grund<br />
des Herzens wird durch die Hingabe an den Guru vorbereitet.<br />
Ohne die Liebe für den Guru wird Naam keine Frucht bringen.<br />
Heutzutage rezitieren die Leute Naam zu Hause, ohne Zuflucht<br />
zum Guru zu nehmen. Solche Leute bekommen keines von beiden.<br />
Sie werden we<strong>der</strong> einen Guru noch Naam erhalten, da sich Naam<br />
in den Händen des Gurus befindet. Wenn man die Liebe für den<br />
Guru nicht entwickelt hat, wie kann man dann Nam erlangen?<br />
34. Alle Götter unterhalb von Brahma und alle Inkarnationen<br />
angefangen von Rama und Krishna, nehmen niedrigere Ränge ein<br />
126 Das innere Selbst; das Gemüt.<br />
86
als die Heiligen, während die Heiligen über ihnen stehen. Jene<br />
sind nur Minister und <strong>Die</strong>ner, die Heiligen aber sind die Könige.<br />
35. Der Satsang kommt an erster Stelle. Jene, die im Satsang<br />
verweilen, erhalten viele Vorteile. Ein Stein im Wasser bleibt kühl,<br />
obwohl das Wasser ihn nicht durchdringt. Er ist immer besser<br />
dran als die Steine, die sich außerhalb des Wassers befinden.<br />
Genauso kommen die weltlichen Menschen zum Satsang und<br />
werden nicht von ihm beeinflußt. Aber das macht nichts.<br />
Trotzdem sind sie besser als die durch und durch von <strong>der</strong> Welt<br />
erfüllten Menschen. Im Laufe <strong>der</strong> Zeit werden sie beginnen, den<br />
Einfluß anzunehmen.<br />
36. Solange man lebt (wörtlich: solange man atmet), sollte man<br />
mit Gurubhakti fortfahren. Hingabe an den Guru bedeutet<br />
Hingabe an Gott. <strong>Die</strong>s sollte geschehen, ohne eine Gegenleistung<br />
zu erbitten. Er ist allmächtig und wird uns geben, was ihm gefällt,<br />
wenn er uns dafür würdig hält.<br />
37. Der Sat Guru findet Gefallen an Demut. Wenn die Demut echt<br />
ist, braucht man sich we<strong>der</strong> um die Rastlosigkeit des Gemütes,<br />
noch um die Vorkehrungen für die (innere) Reise zu kümmern.<br />
Solch einer sollte entschlossen Zuflucht zum Sat Guru nehmen<br />
und auf seinen Schutz vertrauen. Dann wird das Schiff zur<br />
an<strong>der</strong>en Seite übersetzen.<br />
38. Jene, bei denen Jar (Materie) und Chaitanya (Geist) noch<br />
verknotet sind, sind Kam, Krodh, Lobh, Moh und Ahankar 127<br />
unterworfen und stellen Sheel (Enthaltsamkeit), Kshama<br />
(Nachsicht) und Santosh (Zufriedenheit) zur Schau, aber das ist<br />
oberflächlich. Im Innern genießen sie die Leidenschaften,<br />
wohingegen jene, die den Knoten von Materie und Geist gelöst<br />
haben, nicht den geringsten Einfluß von Kam, Krodh, Lobh, Moh<br />
und Ahankar spüren.<br />
39. Der Herr ist immer bei uns und nimmt sowohl unser gutes als<br />
auch unser schlechtes Verhalten hin. Wo immer Er es wünscht,<br />
127 Kam = Leidenschaft; Krodh = Ärger; Lobh = Gier; Moh =<br />
Gebundenheit; Ahankar = Ichsucht, Stolz.<br />
87
wird Er einen von schlechtem Betragen abhalten. Niemand wird<br />
den Rat eines an<strong>der</strong>en beachten. Warum sollte man dann an<strong>der</strong>en<br />
weh tun? Es schadet nichts, denjenigen Ratschläge zu erteilen, die<br />
einem glauben und vertrauen, und nur diese werden auch einen<br />
Ratschlag annehmen.<br />
40. Karmis (Menschen, die rituellen Gewohnheiten ergeben sind),<br />
Sharais (Anhänger des Sharia o<strong>der</strong> <strong>der</strong> mohammedanischen<br />
religiösen Gesetze) und Gyanis (Intellektuelle o<strong>der</strong> Vedantisten)<br />
werden niemals an das glauben, was die Heiligen sagen. Sie sind<br />
den weltlichen Wünschen unterworfen, und sie widmen sich den<br />
intellektuellen Vergnügungen. In <strong>der</strong> Tat sollten sie nicht zum<br />
Satsang <strong>der</strong> Heiligen kommen. <strong>Die</strong>s trifft auf alle zu, die den<br />
Orden <strong>der</strong> Nirmalas 128 , Sanyasis 129 , Gyanis, Vedantisten o<strong>der</strong> den<br />
Nihangs 130 angehören - auf jene, die an Götzendienst und<br />
Pilgerfahrten zu heiligen Orten glauben; auch auf die, welche<br />
Sklaven <strong>der</strong> Veden, Shastras, Puranas und des Korans sind, aber<br />
kein Verlangen nach wirklichem spirituellen Fortschritt haben. Sie<br />
sind nur eine Quelle <strong>der</strong> Unannehmlichkeiten für die Heiligen,<br />
weil sie nicht nach einem Sat Guru suchen und nur dogmatisch<br />
Gläubige sind.<br />
41. Nur drei Dinge werden in diesem Zeitalter des Kaliyuga zur<br />
Erlösung führen:<br />
1. Hingabe an einen vollkommenen Sat Guru.<br />
2. <strong>Die</strong> Gesellschaft eines Heiligen.<br />
3. Simran (Wie<strong>der</strong>holung) und das Hören auf das heilige Nam.<br />
Alles an<strong>der</strong>e führt zu Sorgen und Verwirrung. <strong>Die</strong> Zeit, die man<br />
mit irgend etwas an<strong>der</strong>em als diesen drei Dingen zubringt, ist<br />
vergeudete Zeit.<br />
128 Wörtlich: ohne Schmutz, rein; asketische Sikh-Gemeinschaft.<br />
129 Entsagende; Hindu-Sekte.<br />
130 Militante Sikh-Gemeinschaft; ihre Anhänger sind stets mit<br />
Schwertern, Speeren usw. bewaffnet.<br />
88
42. Der Jiva (die verkörperte Seele) wurde in diese Welt<br />
hinabgesandt, um das Schauspiel des Lebens zu sehen; aber als sie<br />
hierher kam, hat sie sich vollkommen in das Schauspiel vertieft<br />
und jede Erinnerung an den Herrn verloren; wie ein Kind, das<br />
hinaus geht, um einen Jahrmarkt zu sehen, und sich an <strong>der</strong> Hand<br />
des Vaters festhält, sie aber losläßt und bald in <strong>der</strong> Menge verloren<br />
geht. Nun kann es den Jahrmarkt nicht mehr genießen und kann<br />
den Vater nicht mehr finden und wan<strong>der</strong>t von Ort zu Ort. Aber<br />
wer sich an <strong>der</strong> Hand des lebenden Sat Gurus festhält, hat den<br />
größten Gewinn von dieser Welt und erlangt auch Parmarth<br />
(spirituellen Vorteil). Wer sich dem Sat Guru nicht hingibt,<br />
wan<strong>der</strong>t ruhelos von Ort zu Ort und wird nach dem Tod in den<br />
Zyklus von Geburt und Tod getrieben.<br />
43. Wenn man sich <strong>der</strong> Seligkeit des Göttlichen Shabds in dieser<br />
Welt erfreuen möchte, sollte man nur eine Mahlzeit am Tag zu<br />
sich nehmen. 131 Wenn man zwei o<strong>der</strong> dreimal am Tag etwas ißt,<br />
wird man sich überhaupt nicht daran erfreuen können.<br />
44. Nur ein Leben hat Sinn, das im <strong>Die</strong>nst für den Sat Guru und<br />
voller Ergebenheit für den Herrn verbracht wird. Nur <strong>der</strong><br />
Reichtum ist von Nutzen, den man für den <strong>Die</strong>nst am Sat Guru<br />
und den Sadhs verwendet. Unsere Söhne und Verwandten sind<br />
131 <strong>Die</strong>se Anweisungen sind nur für jene gedacht, die sich ganz <strong>der</strong><br />
Meditation hingeben können und sich um keine an<strong>der</strong>en weltlichen<br />
Pflichten mehr kümmern brauchen. Aber wenn <strong>der</strong> Schüler vom<br />
göttlichen Klang hingerissen ist, werden die physischen Bedürfnisse des<br />
Körpers wie Hunger, Durst, usw. automatisch auf ein Minimum<br />
reduziert. Im „Spirituellen Elixier“ bezieht sich Kirpal Singh auch auf<br />
diese Stelle (Seite 244 <strong>der</strong> englischen Ausgabe): „Soami Ji has often<br />
stressed the importance of dispensing with night meals for those who<br />
wish to enjoy the deep bliss of the holy Shabd. You may, however, do as<br />
best as you can in this matter.” “Soamiji hat oft betont, wie wichtig es ist,<br />
auf das Abendessen zu verzichten, wenn man sich an <strong>der</strong> intensiven<br />
Seligkeit des heiligen Shabd erfreuen will. Versuche in dieser Beziehung<br />
dein Bestes zu tun.“<br />
89
nur jene, die mit uns gemeinsam ein Leben des Parmathi (ein<br />
spirituelles Leben) führen.<br />
45. Wer Vertrauen zum Sat Guru hat und ihn liebt, wird auch mit<br />
Shabd in Verbindung kommen. Wer aber kein Vertrauen zum Sat<br />
Guru hat, <strong>der</strong> wird auch Shabd nicht kosten.<br />
46. Im Antahkaran (Verstand, Gemüt) befinden sich die Wurzeln<br />
<strong>der</strong> Lust, des Zorns, <strong>der</strong> Habgier, <strong>der</strong> Gebundenheit und auch <strong>der</strong><br />
Unrat <strong>der</strong> Wünsche. Nur durch die Hingabe an den Guru können<br />
wir diese Übel entfernen und die Liebe entwickeln. Wenn sich die<br />
Liebe entwickelt, werden wir unser Ziel erreichen.<br />
47. Der Schüler sollte damit aufhören, sich an irgend jemandem -<br />
außer am Sat Guru - zu orientieren und sollte ihm vollkommen<br />
vertrauen. Wenn <strong>der</strong> Schüler das unterläßt, wird ihm <strong>der</strong> Sat Guru<br />
selbst Einhalt gebieten; doch das wird nicht leicht für den Schüler.<br />
48. Der <strong>Die</strong>nst für Chaitanya 132 (das Bewußte) führt zum Leben,<br />
und <strong>der</strong> <strong>Die</strong>nst 133 für Jar (das Leblose o<strong>der</strong> Unbewußte) führt zur<br />
Trägheit. Alles außer dem Sat Guru fällt unter die Kategorie Jar<br />
(träge). Der Sat Guru ist <strong>der</strong> einzige Chaitanya (Erwachte) in<br />
dieser Welt. Deshalb sollten sich alle, die ihr eigenes Wohl suchen<br />
und sich wünschen, mit dem Chaitanya eins zu sein, dem <strong>Die</strong>nst<br />
für den Sat Guru widmen 134 .<br />
49. Gurumukhta (Verehrung des Gurus und Hingabe an den<br />
Guru) ist am wichtigsten. Danach kommt Naam. Ohne<br />
Gurumukhta kann man Naam nicht erlangen. Deshalb sollten alle<br />
danach streben, Gurmukhs zu werden.<br />
50. <strong>Die</strong> Menschen, die ihr ganzes Leben mit den Verstrickungen<br />
dieser Welt vergeuden, verlassen die Welt beim Tod allein. <strong>Die</strong><br />
Verwandtschaft folgt ihnen bis zum Krematorium, aber nach dem<br />
Tod gehen sie allein ins Jenseits, während die Satsangis immer<br />
vom Sat Guru begleitet werden. Es ist offensichtlich, daß man sich<br />
132 Damit ist die Hinwendung zu den spirituellen Übungen gemeint.<br />
133 Beschäftigung mit materiellen Dingen, um Sinnesfreuden zu erlangen.<br />
134 Meditation und Umgestaltung sind <strong>der</strong> wahre <strong>Die</strong>nst für den Satguru.<br />
90
im Leben wie auch zur Zeit des Todes unglücklich fühlt, wenn man<br />
einsam ist. Während des Lebens erhält man Trost von <strong>der</strong> Frau<br />
und den Söhnen (von seiner Familie), aber in <strong>der</strong> Todesstunde<br />
hilft einem nur <strong>der</strong> Sat Guru. Man kann das Ziel des menschlichen<br />
Lebens nur durch die häufige Gemeinschaft mit dem Sat Guru<br />
erreichen, so daß man zum Zeitpunkt des Todes nicht leiden muß.<br />
Wenn es nicht möglich ist, körperlich bei ihm zu sein, sollte man<br />
ihn immer im Herzen tragen.<br />
51. Wie Intellektuelle, die nur vom Wissen reden, aus einem<br />
Mangel an Liebe zurückbleiben, ohne irgend etwas erreicht zu<br />
haben, geschieht das auch den Anhängern des Sat Guru, wenn sie<br />
keine Liebe haben. Ohne Liebe gibt es keinen spirituellen Erfolg.<br />
Der einzige Unterschied besteht darin, daß die Intellektuellen die<br />
Wurzeln <strong>der</strong> Liebe abgetrennt haben und deshalb niemals irgend<br />
etwas erlangen können, aber die Anhänger des Sat Guru das<br />
Geschenk <strong>der</strong> Liebe eines Tages empfangen werden.<br />
52. Naam o<strong>der</strong> Shabd ist eine mächtige <strong>Kraft</strong>, die aber niemand<br />
erkennt. Ein Schlafen<strong>der</strong> wird wach, wenn man seinen Namen<br />
ruft. Das ist die Bedeutung von Naam. Wenn man Ihn, <strong>der</strong> immer<br />
wach ist, mit Seinem Namen ruft, warum soll Er es dann nicht<br />
hören? Aber er prüft die Aufrichtigkeit und Beständigkeit unserer<br />
Hingabe. Wenn Er unsere Augen bereit macht, Ihn zu erblicken,<br />
und unsere Herzen bereit sind, daß Er darin wohnen kann, wird<br />
Er sich Selbst offenbaren. Wenn man in <strong>der</strong> Zwischenzeit den Mut<br />
verliert und aufgibt, wird auch Er sich still verhalten. Aber wer<br />
entschlossen ist, Naam nicht aufzugeben, solange er atmet, <strong>der</strong><br />
wird Ihn sicherlich erkennen.<br />
53. Nachdem man durch die Gnade des Sat Guru in das<br />
Geheimnis des heiligen Naam eingeweiht <strong>word</strong>en ist, sollte man<br />
nach bestem Vermögen üben und damit fortfahren, Liebe für und<br />
Vertrauen in den Sat Guru zu entwickeln. Wenn man dazu nicht<br />
imstande ist, sollte man es in seinem Innern bereuen und mit<br />
seinen Bemühungen fortfahren. Man sollte sich nicht damit<br />
befassen, an<strong>der</strong>en diese Dinge zu erklären, son<strong>der</strong>n sich<br />
gewissenhaft um seine eigenen Angelegenheiten kümmern. Er,<br />
91
dessen Pflicht es ist, an<strong>der</strong>en zu helfen, wird sich um diese Dinge<br />
kümmern.<br />
54. <strong>Die</strong> Heiligen haben in diesem Kali-Zeitalter angeordnet, daß<br />
anstelle <strong>der</strong> traditionellen Fastenzeiten und Pilgerfahrten, die<br />
Ergebung in den Willen des Sat Guru nun dem Fasten und die<br />
Gemeinschaft mit einem Sat Guru o<strong>der</strong> Sadh den Pilgerfahrten<br />
gleichkommt. <strong>Die</strong>se beiden Dinge werden den Jivas (Seelen)<br />
nützen, wohingegen das traditionelle Fasten und die Pilgerfahrten<br />
zu nichts als Eitelkeit führen.<br />
55. Das Gemüt gleicht einem brünstigen Elefanten. Es rennt<br />
hemmungslos umher, wohin auch immer es ihm gefällt und zerrt<br />
auch den Jiva mit sich. Genauso wie man einen Mahout benötigt,<br />
um den wilden Elefanten zu kontrollieren, kann dieser<br />
ungebärdige Elefant des Gemütes nur durch den Stock des Sat<br />
Gurus beherrscht und berichtigt werden. Wie <strong>der</strong> Elefant wird<br />
auch das Gemüt seine Raserei so lange nicht aufgeben, bis sich <strong>der</strong><br />
Stock des Sat Guru über seinem Kopf befindet. Wenn ein Mensch<br />
die Höchste Region erreichen möchte, muß er einen Sat Guru<br />
suchen. Ohne den Guru kann niemand jemals die Höchste Region<br />
erreichen. Wenn man diese Wahrheit nicht akzeptiert, wird man<br />
unausweichlich wie<strong>der</strong> in den Kreislauf <strong>der</strong> Seelenwan<strong>der</strong>ung<br />
hineingetrieben.<br />
56. Der Pfad des Sant Sat Gurus unterscheidet sich sowohl vom<br />
<strong>Sar</strong>gun 135 -Pfad als auch vom Nirgun 136 -Pfad. <strong>Die</strong> Schöpfung in Sat<br />
Lok ist immerwährend und wirklich, und so ist auch ihr Schöpfer,<br />
Sat Purush.<br />
57. <strong>Die</strong> Heiligen und Fakire sind vom selben Wesen wie Gott und<br />
sind Manifestationen des Höchsten. Wer sie liebt und ihnen<br />
Glauben schenkt, wird auch mit dem Höchsten Wesen eins<br />
werden.<br />
135 Das wahre Wesen.<br />
136 Nirgun o<strong>der</strong> Nirguna bedeutet: „ohne Attribut, ohne Eigenschaft, über<br />
den drei Gunas“; auch Name von Par Brahm.<br />
92
58. Es ist schwierig, ein Gurmukh zu werden, aber die Entfaltung<br />
von Shabd ist nicht schwierig. <strong>Die</strong>s hängt von Seinem Mauj ab.<br />
Nichts ist ohne Seine Gnade möglich.<br />
59. Im Kaliyuga haben die Sants das heilige Shabd als das Mittel<br />
verordnet, durch das Daswan Dwar (die zehnte Öffnung) geöffnet<br />
wird, das im Körper verborgen liegt. <strong>Die</strong> zehnte Öffnung kann<br />
heutzutage auch in an<strong>der</strong>en Religionen durch kein an<strong>der</strong>es Mittel<br />
mehr geöffnet werden.<br />
60. Wenn man den Guru erfolgreich verehren möchte, darf man<br />
die Welt nicht weiter anbeten. Man kann nicht beides tun. Wenn<br />
man mit Gurubhakti fortfahren will, wird man die Bindung an die<br />
Welt aufgeben müssen; und wenn man sich an die Welt klammert,<br />
wird Bhakti nicht vollkommen sein. Aber das ist keine starre<br />
Regel. Wer gute Sanskaras (Eindrücke und Neigungen aus <strong>der</strong><br />
Vergangenheit) und die Gnade des Sat Guru besitzt, wird sich<br />
wirksam und ohne Schwierigkeiten um beides kümmern können.<br />
Aber wer Sanskaras einer niedrigeren Stufe hat, wird sich nur um<br />
eine Sache kümmern können.<br />
61. Wer entschlossen ist, dem Pfad von Shabd zu folgen und einen<br />
Heiligen findet, <strong>der</strong> in den Geheimnissen von Shabd bewan<strong>der</strong>t<br />
ist, sollte ihm alles, was er hat - sein Gemüt, den Körper, seinen<br />
Reichtum usw. hingeben, ohne auch nur im geringsten zu zögern.<br />
62. Es gibt kein an<strong>der</strong>es Rasayan (Elixier) als Naam. Wer dieses<br />
Rasayan erweckt hat, dem stehen auch alle an<strong>der</strong>en Rasayans zur<br />
Verfügung. Wenn man den Ehemann festhält, wie kann dann<br />
seine Ehefrau weggehen?<br />
63. Es gibt verschiedene Auffassungen über Mukti (Befreiung).<br />
Einige suchen sie durch Pilgerfahrten und Fasten zu erlangen,<br />
an<strong>der</strong>e durch Askese und die Rezitation von heiligen Formeln;<br />
und wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e denken, daß man sie erhält, wenn man <strong>der</strong><br />
Welt entsagt. Sie irren sich alle. <strong>Die</strong> Heiligen sagen, daß es so<br />
lange kein Mukti gibt, bis die Seele ihre wahre Heimat erreicht.<br />
93
64. All die Shastras- bei den Veden angefangen - all die Shat<br />
Darshanas 137 (die sechs Systeme <strong>der</strong> Hindu-Philosophie), all die<br />
Fastenzeiten seit (<strong>der</strong> Einführung des) Chandrayana 138 und das<br />
ganze Universum werden eines Tages zugrunde gehen. Nur die<br />
Heiligen und ihre Schüler werden überleben. Deshalb sollten wir<br />
unsere weltlichen Bindungen vermin<strong>der</strong>n und unsere Liebe für die<br />
Heiligen verstärken. <strong>Die</strong> Liebe zu ihnen führt zum Glück,<br />
wohingegen die Liebe zu Reichtum, Ehre, Frau und Familie zum<br />
Unglück führt.<br />
65. Man wird die Befreiung nicht durch die Pandits<br />
(Priesterschaft) o<strong>der</strong> die Bhikhs (religiöse Orden) erreichen.<br />
Außer einem gütigen Heiligen wird niemand den Jiva zur<br />
Befreiung führen können. Man sollte deshalb sein Bestes<br />
versuchen, einen gütigen Heiligen zu finden und Zuflucht zu ihm<br />
nehmen. Dann wird die Erlösung sogar in einer einzigen<br />
Lebensspanne möglich sein.<br />
66. Heilige, die als Familienvater leben, ermöglichen es vielen<br />
Seelen, hinüberzugehen (über das Meer des Lebens). Wer den<br />
Weg eines Bhikh 139 gewählt hat, ist nicht in <strong>der</strong> Lage, irgend<br />
jemand zu erlösen. <strong>Die</strong> barmherzigen Heiligen leben jedoch als<br />
Grihasthis 140 (Familienväter).<br />
67. Der Herr sagt, daß die Sadhs und Premjans (Seine Liebenden)<br />
Sein eigen Fleisch und Blut sind; und wenn Ihm irgendeiner zu<br />
dienen wünscht, er Seinen Sadhs und Liebenden dienen solle.<br />
Aber die irrenden Menschen beten Wasser und Stein an und<br />
137 Shat = sechs; Darshana = Anblick, Sichtweise; damit ist hier die<br />
Weltsicht <strong>der</strong> sechs klassischen Systeme <strong>der</strong> Hindu-Philosophie gemeint.<br />
138 Wörtlich (Sanskrit): „Der Weg des Mondes“; eine Fastenzeit, die sich<br />
von Vollmond zu Vollmond erstreckt, also dreißig Tage andauert.<br />
139 Ein Mönch.<br />
140 Grihast - die Zeit als Familienvater(-mutter) ist einer <strong>der</strong> vier<br />
Ashramas, <strong>der</strong> spirituellen Lebensperioden, die <strong>der</strong> Hinduismus<br />
beschreibt: a) Brahmacharya (Schülerschaft); b) Grihast<br />
(Familienleben); c) Vanaprastha (Aufenthalt in <strong>der</strong> Einsamkeit als<br />
Asket); d) Sannyasa (Leben als Entsagen<strong>der</strong>, als lehren<strong>der</strong><br />
Wan<strong>der</strong>mönch).<br />
94
wenden sich nicht Gurubhakti, dem Satsang und dem Sadh Seva<br />
(<strong>Die</strong>nen für die Heiligen) zu, was von größter Wichtigkeit ist.<br />
68. Gurubhakti und Satsang sind für die Jivas dieser Zeit<br />
notwendig. Ohne dies werden sie keinen Erfolg haben.<br />
69. Bloße Teilnahme am Satsang kann kein Karma zerstören. Nur<br />
dadurch, daß man den Lehren des Satsangs entsprechend handelt,<br />
können die Wirkungen des Karmas zunichte gemacht werden.<br />
70. Je<strong>der</strong>mann wie<strong>der</strong>holt den Namen mit <strong>der</strong> Zunge, aber<br />
niemand nimmt eine Verän<strong>der</strong>ung in sich wahr. Der Grund<br />
besteht darin, daß <strong>der</strong> rezitierte Name einem Buch entnommen ist<br />
und nicht von einem Heiligen gegeben <strong>word</strong>en ist. Wenn jemand<br />
den Namen wie<strong>der</strong>holt, den ihm ein Heiliger gegeben hat, wird er<br />
die Glückseligkeit von Nam spüren. <strong>Die</strong> Heiligen bereiten erst den<br />
Grund des Herzens vor und pflanzen dann den Baum von Naam,<br />
und wir 141 essen seine Früchte. Wenn ein wahrhaftiger und<br />
lieben<strong>der</strong> Sucher zu ihnen kommt, geben sie ihm die Frucht von<br />
Nam.<br />
71. Nur wer von einem Nadi 142 Sat Guru (einer, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Praxis<br />
von Shabd bewan<strong>der</strong>t ist) eingeweiht wurde, hört den Anhad 143<br />
Shabd. In dieser Zeit sind allein jene gesegnet, die an diesen Pfad<br />
glauben und sich auf ihm bemühen.<br />
72. Das bloße Hören <strong>der</strong> Vorträge und die Teilnahme am Satsang<br />
reichen nicht aus. Man sollte auch darüber nachdenken, und das,<br />
was man gehört hat, geistig annehmen, so daß man zum nächsten<br />
Schritt <strong>der</strong> Praxis übergehen kann. Wenn man es nicht in sein<br />
Herz sinken läßt, verän<strong>der</strong>t man sich nicht.<br />
73. Satsangis sollten sich für jene einsetzen, die <strong>der</strong> Sat Guru<br />
zurechtweist, und jenen Achtung erweisen, die er ehrt.<br />
141 Der Schüler, <strong>der</strong> von einem Heiligen angenommen und in Naam<br />
unterwiesen wird.<br />
142 Nadi o<strong>der</strong> Nad = gleichbedeutend mit Naam o<strong>der</strong> Shabd.<br />
143 Der unangeschlagene o<strong>der</strong> aus sich selbst erklingende Ton<br />
95
74. Wenn einer einen Sadh ohne ein Gefühl <strong>der</strong> Ehrerbietung<br />
bewirtet, gewinnt er; aber <strong>der</strong> Sadh verliert.<br />
75. Für die äußere Kontemplation haben wir die Gestalt <strong>der</strong><br />
Heiligen, die mit dem Höchsten Wesen eins sind. <strong>Die</strong> Heiligen<br />
vertiefen sich in ihrem Innern in den Akal Purush 144 . <strong>Die</strong><br />
Menschen vernachlässigen die Wurzel und verehren die Zweige,<br />
mit dem Ergebnis, daß sie nicht zur Wurzel gelangen und auch die<br />
Zweige verdorren. Es war beabsichtigt, daß die Verehrung <strong>der</strong><br />
Zweige schließlich zur Wurzel führen sollte, aber die Menschen<br />
haben die Zweige so fest ergriffen, daß sie diese nicht mehr<br />
loslassen können. Mit an<strong>der</strong>en Worten: Verführt durch die<br />
Priesterschaft haben sie zu allen möglichen Arten des<br />
Gottesdienstes Zuflucht genommen und fahren damit fort. Das<br />
geschieht, weil das Gemüt, das die Seele immer begleitet, ein<br />
Werkzeug von Kal ist und ihm zustimmt, wenn irgend jemand die<br />
Religionen 145 von Kal erläutert, da sie (die Seelen) dadurch den<br />
Herrschaftsbereich von Kal nicht verlassen. Doch wenn die<br />
Heiligen den Weg von Dayal (<strong>der</strong> Gnade) verkünden, wird man<br />
von diesem Gemüt, dem Vertreter von Kal, in die Irre geführt, das<br />
uns nicht erlaubt, an die Worte <strong>der</strong> Heiligen zu glauben.<br />
76. Man sollte die Wurzeln <strong>der</strong> Wünsche zerstören, da man sich<br />
sehr elend fühlt, wenn sich die Wünsche, die man hegt, nicht<br />
erfüllen. Bei allem, was man tut, sollte man sich auf Seinen Mauj<br />
(Willen) verlassen und nicht auf sich selbst. Man muß die Feinheit<br />
dieser Worte begreifen, denn sonst wird man in seinen<br />
Bemühungen nachlassen. <strong>Die</strong>ses vollkommene Vertrauen in<br />
seinen Mauj kann man nur dann ganz erreichen, wenn man den<br />
Herrn von Angesicht zu Angesicht sieht 146 . Ohne diese Vision ist<br />
diese vollkommene Hingabe nicht möglich. <strong>Die</strong>s ist <strong>der</strong> Zustand<br />
<strong>der</strong> Heiligen, die den Herrn als den Urheber o<strong>der</strong> die Urkraft in<br />
144 Der Herr, <strong>der</strong> jenseits <strong>der</strong> Zeit (Kal) besteht.<br />
145 Damit sind die üblichen Religionen gemeint, die auf Ritualen und<br />
Riten fußen, durch die <strong>der</strong> Bereich von Kal nicht überschritten wird. Der<br />
Bereich von Kal wird erst überschritten, wenn eine Seele nach innen<br />
geht.<br />
146 Das stimmt mit <strong>der</strong> Aussage überein, daß <strong>der</strong> innere Weg erst wirklich<br />
beginnt, wenn <strong>der</strong> Schüler den Meister im Inneren erblickt.<br />
96
jedem wahrnehmen. In <strong>der</strong> Tat genießen die Heiligen das<br />
Schauspiel dieser Welt so, wie es niemand sonst genießen kann.<br />
77. Manche glauben an Guru Nanak o<strong>der</strong> an irgendeinen an<strong>der</strong>en<br />
Heiligen und folgen aufrichtig <strong>der</strong>en Lehren. Zu diesen sagt <strong>der</strong><br />
Sat Guru, daß sie Guru Nanak o<strong>der</strong> den Heiligen, dem sie folgen,<br />
als ihren Vater ansehen und nach seinen Lehren handeln sollen.<br />
Es ist die Pflicht des Vaters, seine Kin<strong>der</strong> aufzuziehen. Der Vater<br />
erzieht seine Tochter und sorgt liebevoll für sie in je<strong>der</strong> Hinsicht,<br />
aber wenn er möchte, daß sie einen Sohn bekommt, sucht er einen<br />
Mann für sie, weil sie keinen Sohn bekommen kann, solange sie<br />
im Haus ihres Vaters lebt. Genauso sagen Guru Nanak und alle<br />
Heiligen, daß einer, <strong>der</strong> Sach Khand (die Region <strong>der</strong> Wahrheit und<br />
von Sat Nam) erreichen möchte, nach einem Sat Guru suchen<br />
sollte. Nirgends wird gesagt, daß man Sach Khand einfach durch<br />
Lesen des Pothi 147 o<strong>der</strong> Granth (heilige Schriften) o<strong>der</strong> blinden<br />
Glauben daran erreichen wird. Obwohl man in diesem Leben als<br />
Gläubiger und Anhänger einer Linie von Heiligen 148 angesehen<br />
werden kann, wird man dennoch in den Zyklus <strong>der</strong><br />
Wie<strong>der</strong>geburten zurückgetrieben, wenn man nicht gemäß ihrer<br />
Worte handelt und einen lebenden Guru sucht. <strong>Die</strong>ser Ratschlag<br />
ist an jene gerichtet, die an die Lehren von (früheren) Heiligen<br />
glauben. Aber jene, die zu Sklaven <strong>der</strong> Pandits wurden, sind nicht<br />
mehr länger Anhänger <strong>der</strong> Heiligen. Man sollte nichts zu ihnen<br />
sagen, egal ob sie die Lehren akzeptieren o<strong>der</strong> nicht.<br />
"Satgur khojo ri piari. Jagat men durlab rattan yehi."<br />
(Suche den Sat Guru, mein Lieber. Er ist das seltenste Juwel in <strong>der</strong><br />
Welt.)<br />
78. <strong>Die</strong> Menschen dieser Welt sind an ihre Familien und ihren<br />
Reichtum gefesselt und finden nur an ihnen Freude. Darum<br />
werden sie weltlich genannt. Wer mit seinem Sat Guru verbunden<br />
147 Pothi heißt Buch; damit sind heilige Schriften gemeint.<br />
148 So kann man die Lehren von Tulsi Sahib, Soamiji, Sawan Singh,<br />
Kirpal Singh usw. als Repräsentanten einer Linie von Heiligen<br />
akzeptieren.<br />
97
ist, wer es liebt, ihn anzuschauen, und seine Vorträge genießt,<br />
wird Gurmukh genannt. Nur wenige lieben den Sat Guru, aber<br />
viele lieben die Welt. Aber wenn sie zum Sat Guru kommen, wird<br />
er sie eines Tages zu Gurmukhs machen.<br />
79. Manche Leute sagen zu einem Sat Guru: "Seht, ich zerbreche<br />
einen Strohhalm. Wenn Ihr ein perfekter Sat Guru seid, dann<br />
stellt ihn wie<strong>der</strong> her." Der Sat Guru erwi<strong>der</strong>t: "Bitte den, den du<br />
für Brahm hältst, den zerbrochenen Strohhalm wie<strong>der</strong> ganz zu<br />
machen. Wenn er das vermag, werde ich es auch tun." Der Sat<br />
Guru und Brahm sind nämlich eins, aber Brahm kann we<strong>der</strong> einen<br />
zerbrochenen Strohhalm wie<strong>der</strong>herstellen, noch die Toten zum<br />
Leben erwecken. Aber wenn irgend jemand den Sat Guru liebt und<br />
an ihn glaubt, wird er zum Leben zurückgebracht und auch <strong>der</strong><br />
zerbrochene Strohhalm seines Lebens wird wie<strong>der</strong> in Ordnung<br />
sein. <strong>Die</strong> Menschen dieser Welt sind wie die Toten. Nur wer einen<br />
lebenden Sat Guru liebt, lebt wirklich, und <strong>der</strong> zerbrochene<br />
Strohhalm seines Lebens wird wie<strong>der</strong> ganz.<br />
80. Der Murid (Schüler) sollte wie ein Murda (Toter) sein. Er<br />
sollte so handeln, wie <strong>der</strong> Guru es wünscht und nicht seine<br />
Argumente dagegenstellen. Solange er diese Haltung nicht<br />
entwickelt hat, kann er sich selbst nicht als einen Murda (Toten)<br />
betrachten, son<strong>der</strong>n als völlig lebendig in bezug auf die Welt<br />
ansehen. Er sollte sich jedoch weiterhin bemühen und sich nach<br />
den Worten des Sat Guru richten - d.h. mit Satsang, Bhajan,<br />
Satguru Seva und <strong>der</strong> Vermehrung seiner Liebe und seines<br />
Glaubens zu seinen Füßen fortfahren. Eines Tages wird er sich zu<br />
einem Murid (ein Schüler, <strong>der</strong> für die Welt gestorben ist)<br />
entwickeln.<br />
81. Wenn irgend jemand einen Satsangi (Anhänger eines Heiligen)<br />
fragen würde, wieso es ihm möglich ist, an die Heiligen zu<br />
glauben, und wie er erkannt habe, daß sein Guru ein perfekter<br />
Guru ist, so wird er antworten, daß dies das Ergebnis einer<br />
vergangenen Verbindung ist und nicht durch irgendwelche<br />
spirituellen Übungen kommt, die er durchgeführt hat. Er wird<br />
sagen, daß er die Botschaft sofort geglaubt hat, als er sie zum<br />
ersten Mal gehört hat. Er sei so spontan vom Guru angezogen<br />
98
<strong>word</strong>en, wie die Motte vom Licht o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Chakor (Mondvogel)<br />
vom Mond.<br />
82. Jene Maya, die die ganze Welt in ihrem Griff hat, wird nur von<br />
den Heiligen beherrscht. Wenn irgend jemand von Maya befreit<br />
werden will, sollte er die Gemeinschaft <strong>der</strong> Heiligen suchen und<br />
fröhlich jede Rüge und jedes Lob entgegennehmen, das er<br />
bekommt. Nur dann ist er ein wirklicher Sadh. Aber wenn er<br />
überhaupt kein Durchhaltevermögen hat, also nur zufrieden ist,<br />
wenn er angenehme Dinge hört, aber zusammenpacken und gehen<br />
will, wenn er zu seinem eigenen Nutzen und zur Besserung<br />
zurechtgewiesen wird, kann er nie ein Sadh werden. Er kann nur<br />
dann ein Sadh werden, wenn er all das bereitwillig erträgt.<br />
83. Solange man sein Verhalten nicht den Geboten <strong>der</strong> Heiligen<br />
anpaßt, kann das Gemüt nicht gereinigt werden. Solange man den<br />
Sat Guru und Shabd nicht verehrt, wird Chitta (das Gemüt o<strong>der</strong><br />
die Gemütssubstanz) nicht reglos sein. Nur wenn man diese zwei<br />
Stufen gänzlich erreicht hat, ist man bereit, Gyan (Wissen) zu<br />
empfangen. Und wenn man Gyan erlangt, werden die materiellen<br />
Umhüllungen (<strong>der</strong> Seele) zerstört. <strong>Die</strong> heutigen, sogenannten<br />
Gyanis wissen noch nicht einmal, ob ihr Verstand und ihr Chitta<br />
rein und ruhig ge<strong>word</strong>en sind. Sie sind nur durch das Lesen von<br />
Büchern zu Gyanis ge<strong>word</strong>en, und sie verstehen nicht, daß im<br />
Kaliyuga niemand bereit ist, Gyan (wahres Wissen) zu erhalten.<br />
Das zeigt, daß sie blind sind. Sie selbst werden in Chaurasi (den<br />
Strudel <strong>der</strong> Seelenwan<strong>der</strong>ung) zurück geworfen und ziehen ihre<br />
Schüler mit sich. Aber wer <strong>der</strong> Seelenwan<strong>der</strong>ung entkommen<br />
möchte, sollte an die Lehren <strong>der</strong> Heiligen glauben und dieses<br />
menschliche Leben, das wir erst nach so vielen Schwierigkeiten<br />
erhalten haben, auf die rechte Weise nutzen. Wir sollten es nicht<br />
vergeuden. Aber wer es nicht glaubt, dem steht es frei, seinen<br />
eigenen Weg zu verfolgen.<br />
84. Ohne die Hilfe eines lebenden Sat Guru kann man nichts<br />
erreichen. Nur wenn man sich dem <strong>Die</strong>nst für den lebenden Sat<br />
Guru hingibt und ihn erfreut, kann man etwas erreichen. Wenn<br />
man nach Naam verlangt, wird man es erst bekommen, wenn <strong>der</strong><br />
99
Sat Guru Gefallen an einem findet, ganz gleich, wie sehr man sich<br />
bemüht.<br />
85. Wie Glas im Feuer schmilzt, so schmilzt <strong>der</strong> menschliche<br />
Körper nach und nach im Feuer <strong>der</strong> sinnlichen Vergnügungen.<br />
Wahrlich gesegnet sind jene, die zu einem vollkommen Sat Guru<br />
gelangt sind und sich selbst - Körper, Gemüt und Reichtum - dem<br />
Sangat opfern.<br />
86. <strong>Die</strong> Verbindung mit einem Sadh 149 - auch nur für eine kurze<br />
Zeit - reicht aus, um die Sünden von unzähligen Geburten fort zu<br />
waschen, aber es muß ein vollkommener Sadh sein. Es ist jedoch<br />
schwierig, einen wahren Sadh zu finden. Selbst wenn man mit viel<br />
Glück einen gefunden hat, ist es schwer, in seiner Gegenwart zu<br />
verweilen. Ohne den persönlichen Verbindung kann sich kein<br />
Glaube entwickeln, und ohne Glauben gibt es keine Liebe; und wie<br />
kann ohne diese beiden die Gnade fließen? Ohne die Gnade eines<br />
Sadh o<strong>der</strong> Sat Guru können wir auch das Ziel nicht erreichen. Aus<br />
diesem Grund brauchen wir zuerst die Gemeinschaft.<br />
Es ist kein Verlust, wenn man das ganze Leben damit verbringt,<br />
einen Sat Guru zu suchen. Es ist sogar sehr nützlich, da es den<br />
Sucher zu einem neuen Leben in menschlicher Gestalt verhilft.<br />
Wenn er sich jedoch mit Pilgerfahrten, Fasten, Bil<strong>der</strong>verehrung,<br />
Zurschaustellung von übernatürlichen Kräften und mentaler<br />
Magie, ritueller Verehrung, Brahm Gyan und ähnlichem abgibt,<br />
verliert er das Recht auf eine Geburt in Menschengestalt, und das<br />
Individuum wird wie<strong>der</strong> in den Zyklus <strong>der</strong> Seelenwan<strong>der</strong>ung<br />
zurückgeworfen. Wenn Brahma, Vishnu, Maha Dev und die<br />
dreiunddreißig Karors 150 von Gottheiten, die hinter diesem<br />
weltlichen Panorama stehen, alle Geburt und Tod unterworfen<br />
sind, wie kann da <strong>der</strong> arme Mensch entfliehen? Aber wenn er mit<br />
viel Glück einen vollkommenen Sat Guru findet, wird er seine<br />
wahre Heimat erreichen, während die vorher genannten<br />
Gottheiten weiterhin Geburt und Tod ausgeliefert sind. Wer das<br />
149 Ein „Sadh“ ist eine reine Seele, ein Heiliger; mit „Sadhu“ werden oft<br />
Bettelmönche bezeichnet.<br />
150 1 Karor (engl.: crore) entspricht 10 Millionen.<br />
100
nicht so recht glauben mag, <strong>der</strong> kann sich durch das Studium von<br />
Schriften <strong>der</strong> Heiligen vergewissern. Wer jedoch we<strong>der</strong> mir, noch<br />
den Schriften <strong>der</strong> (früheren) Heiligen glaubt, vor dem liegt <strong>der</strong><br />
Weg <strong>der</strong> Seelenwan<strong>der</strong>ung, den er ganz gewiß durchschreiten<br />
muß.<br />
87. Nur durch das Lesen o<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>holen <strong>der</strong> in den Granths<br />
und Pothis (religiöse Bücher und Schriften) gegebenen Namen<br />
wird man nichts erreichen. Den Weg von Naam kann man nur<br />
durch die Verbindung mit einem Heiligen finden. Aber dieser<br />
Ratschlag ist nur für wahre Sucher und nicht für die weltlichen<br />
Menschen gedacht.<br />
88. Ahankar (Ichsucht) ist die Wurzel aller weltlichen Bindung, so<br />
wie Sumer (die höchste Perle) die wichtigste Perle in einem<br />
Rosenkranz ist. Wenn man die Sumer hält, hält man alle an<strong>der</strong>en<br />
Perlen fest; und wenn man den Faden herauszieht, verstreuen sich<br />
alle Perlen. Wer sich <strong>der</strong> Gnade des Sat Gurus sicher ist, schneidet<br />
auf die gleiche Weise die Wurzel des Ahankar ab und wendet sich<br />
dem Sat Guru seiner Zeit zu, während auf alle weltlichen<br />
Vergnügungen verzichtet. Solche Menschen sind gesegnet! Jene,<br />
die dies nicht erreichen, sind nur Tiere in menschlicher Gestalt.<br />
<strong>Die</strong>se Worte sind jedoch nur für Satsangis gedacht. <strong>Die</strong> weltlichen<br />
Menschen fangen nur darüber zu streiten an - anstatt sie zu<br />
anzunehmen.<br />
89. Es ist unnütz, die Lage <strong>der</strong> weltlichen Menschen zu erläutern.<br />
Was kann man ihnen sagen, wenn man sogar unter den Swamis<br />
(religiöse Lehrer) und ihren Schülern kaum einen ohne Habgier<br />
finden kann? Daran sollte man denken und den eigenen<br />
Gemütszustand von Zeit zu Zeit überprüfen.<br />
90. Der Schmutz von Homen (<strong>der</strong> Ichsucht) muß durch <strong>Die</strong>nst für<br />
den Sat Guru und die Hingabe an Shabd entfernt werden. Nur<br />
dann wird Gott mit uns zufrieden sein. Kurz gesagt, man muß<br />
Eitelkeit durch Demut ersetzen. <strong>Die</strong> Gnade des Herrn ist mit dem<br />
Demütigen. Nur wenn wir demütig sind, wird uns Seine Gnade<br />
zuströmen, und wir werden erfolgreich sein. Es ist jedoch nicht<br />
einfach, Demut zu entwickeln.<br />
101
91. Wenn ein Mensch irgendein Ritual o<strong>der</strong> ein Gebet gemäß <strong>der</strong><br />
Weisung seines Sat Gurus verrichtet, wird er einen Gewinn davon<br />
haben; aber wenn er Riten o<strong>der</strong> Zeremonien aus den Veden o<strong>der</strong><br />
Puranas unter <strong>der</strong> Anleitung eines Priesters ausführt, wird er<br />
verlieren.<br />
92. Wenn man den Guru verehrt, betet man gewissermaßen Gott<br />
selbst an, denn <strong>der</strong> Herr hat gesagt, daß Er nur das Gebet von<br />
jenen annimmt, die sich Ihm durch einen Guru nähern, und Er<br />
sich nicht jenen offenbart, die Ihn durch an<strong>der</strong>e Formen <strong>der</strong><br />
Verehrung suchen.<br />
Wenn jemand fragt, was die beson<strong>der</strong>en Merkmale eines Guru<br />
sind, damit er ihm glauben und ihn dann verehren kann, sollte<br />
man ihn nach den beson<strong>der</strong>en Merkmalen des Gottes fragen, den<br />
er verehrt. Wie erkennt er Ihn? <strong>Die</strong> beson<strong>der</strong>en Merkmale Gottes<br />
und die des Gurus sind ein und dieselben. Gott und <strong>der</strong> Guru sind<br />
eins, es gibt keinen Unterschied zwischen ihnen. Man wird Gott<br />
nicht durch direkte Anbetung erkennen, aber man kann Ihn<br />
erkennen, wenn man einem Sat Guru dient und ihn verehrt. Wenn<br />
jemand nun fragt: "Warum nicht von vornherein Gott anbeten,<br />
wenn sie ein und <strong>der</strong>selbe sind?" <strong>Die</strong> Antwort lautet, daß dies<br />
nicht möglich ist. Wir müssen zuerst Sat Guru Bhakti üben, dann<br />
wird Gott sich offenbaren. Gott selbst hat angeordnet, daß man<br />
Ihn nur durch einen Guru erkennen kann. Ohne Guru kann man<br />
Sein Reich nicht betreten. Aber es muß ein vollkommener Guru<br />
sein.<br />
93. Wenn ein Mensch einen vollkommenen Guru findet, volles<br />
Vertrauen zu ihm entwickelt und sich ihm vollständig unterwirft,<br />
kann er einen Stand erreichen, den we<strong>der</strong> Brahma, Vishnu, und<br />
Maha Deva erreicht haben, noch jemals erreichen können.<br />
94. Sich Kritik o<strong>der</strong> Lob hinzugeben ist sündhaft, da niemand so<br />
beschrieben werden kann, wie er wirklich ist. Wenn wir jemand<br />
loben müssen, sollten wir unseren Guru loben, und wenn wir<br />
Fehler an jemand finden müssen, sollten wir sie bei uns selbst<br />
finden. Das wird uns helfen. An<strong>der</strong>e zu kritisieren o<strong>der</strong> zu loben,<br />
ist bloße Zeitverschwendung, aber es ist unter einer Bedingung<br />
102
erlaubt, und zwar, wenn ein Freund durch eine an<strong>der</strong>e Person<br />
irregeführt wird, dann soll man ihm sagen, daß er von diesem<br />
Menschen nicht profitieren kann und er getäuscht wird. Das ist<br />
keine Sünde. <strong>Die</strong>s sollte man aber nicht zu jedem sagen.<br />
95. Solange die Seele ihre Wahre Heimat nicht erreicht hat, wird<br />
sie keinen Frieden finden. Es ist deshalb unsere Pflicht, alle<br />
an<strong>der</strong>en Sorgen aufzugeben und an unsere Rückkehr nach Hause<br />
zu denken. Der Weg zurück nach Hause kann nur im<br />
menschlichen Körper gefunden werden, und es ist nicht gut, diese<br />
Zeit zu vergeuden.<br />
96. Solange man sich nicht dem <strong>Die</strong>nst für den Guru seiner Zeit<br />
hingibt und Bhajan und Simran <strong>der</strong> heiligen Namen übt, wird<br />
man niemals Naam erreichen. Man sollte deshalb dem Guru bis<br />
zum Äußersten dienen - mit Körper, Gemüt und Besitz. Mit Seiner<br />
Gnade wird die Liebe für den Sat Guru eines Tages die Liebe für<br />
alles an<strong>der</strong>e ersetzen. Dann wird man selbst we<strong>der</strong> im Angesicht<br />
von Sorge o<strong>der</strong> Elend, wie groß es auch immer sei, nicht<br />
unglücklich sein, noch wird man freudig erregt sein, wenn man<br />
etwas Schönes erhält. Wenn man dieses Stadium erreicht, hat man<br />
Jivanmukti (die Erlösung während des Lebens) erlangt. Was<br />
bleibt dann noch zu tun übrig?<br />
97. Nur einer, <strong>der</strong> den Tod fürchtet und sich nach Befreiung sehnt,<br />
wird den Guru und den Satsang lieben. Einer, <strong>der</strong> die Welt liebt<br />
und keine Angst vor dem Tod hat, wird we<strong>der</strong> zum Satsang<br />
kommen, noch wird er den Sat Guru lieben.<br />
98. Je<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>holt einige heilige Namen. Niemand ist ohne sie,<br />
aber keiner hat etwas davon. Der Grund besteht darin, daß sie<br />
diese Namen nicht durch einen Sat Guru bekommen haben.<br />
Gemäß ihrer Einbildungskraft fahren sie mit diesem Japa (<strong>der</strong><br />
mentalen Wie<strong>der</strong>holung) fort.<br />
99. Wenn jemand zum Satsang <strong>der</strong> Heiligen gekommen ist und<br />
auch die Einweihung in den Pfad <strong>der</strong> Heiligen erhalten hat, ist<br />
ihm vorerst nur die Rechnung vorgelegt <strong>word</strong>en. Der Reichtum<br />
103
von Naam (seine Segnungen) wird ihm nicht eher ausgehändigt,<br />
bis er die Rechnung akzeptiert. 151<br />
100. Wenn jemand zum Satsang eines Heiligen kommt, findet er<br />
das Ausmaß seiner Verschuldung gegenüber Kal heraus. Wenn<br />
seine Schuld nicht zu groß ist und in diesem Leben zurückgezahlt<br />
werden kann, gilt er als geeignet und wird für die Einweihung<br />
akzeptiert. Wenn jedoch die Heiligen <strong>der</strong> Meinung sind, daß er<br />
noch Nahrung für Kal (bei Kal hoch verschuldet) ist, wird er nicht<br />
angenommen. Aber in jedem Fall hebt das Aufsuchen eines<br />
Heiligen zahlreiches Karma auf, und er wird in <strong>der</strong> Zukunft für<br />
Naam bereit sein.<br />
101. Zuerst muß <strong>der</strong> Schmutz <strong>der</strong> Ichsucht entfernt werden.<br />
Heutzutage tun einige Leute - entsprechend ihrer Überzeugung -<br />
etwas, das nach ihrer Erwartung die Ichsucht beseitigt und ihnen<br />
Naam sichern wird. Aber sie tun das unabhängig, auf<br />
selbstsüchtige Weise und ohne die Hilfe o<strong>der</strong> den Rat eines Sat<br />
Guru. Das macht sie noch egozentrischer, da sie nicht auf den Sat<br />
Guru schauen, son<strong>der</strong>n so handeln, wie es ihnen das Gemüt<br />
befiehlt.<br />
102. Entsprechend <strong>der</strong> Lehre <strong>der</strong> Heiligen ist <strong>der</strong> Jiva (die Seele)<br />
als ein Teil des höchsten Wesens zu verstehen, während die<br />
Vedantisten an die alleinige Existenz von Brahm glauben und <strong>der</strong><br />
Seele keine Bedeutung beimessen.<br />
103. Wer den Sat Guru liebt und nach ihm allein verlangt, wird<br />
eines Tages seine Wahre Heimat erreichen; aber einer, <strong>der</strong><br />
begierig nach Naam verlangt, um Sat Lok zu erreichen, und keine<br />
Liebe für den Sat Guru empfindet, wird we<strong>der</strong> seinen Schutz<br />
erhalten, noch wird er in <strong>der</strong> Lage sein, in <strong>der</strong> Gegenwart des Sat<br />
Gurus zu verweilen.<br />
104. <strong>Die</strong> Heiligen verdammen Gyan (geistige Erkenntnis) nicht,<br />
aber sie bestehen vor allem auf innerer Reinheit. Nur dann ist<br />
151 Mit „Rechnung“ sind die Gebote des Gurus gemeint; wenn <strong>der</strong> Schüler<br />
diese Rechnung (= Gebote) annimmt, erhält er die Segnungen von<br />
Naam.<br />
104
man für Gyan (wahres Wissen) berechtigt. Es ist deshalb gut,<br />
wenn wir uns vor Personen hüten, die nur Buchwissen besitzen;<br />
und wir sollten mit <strong>der</strong> Hingabe für den Sant Sat Guru und <strong>der</strong><br />
Übung des Surat-Shabd-Yoga fortfahren. Das wird den<br />
Antahkaran (Geist, Gemüt) reinigen und zu guter Letzt auch<br />
Naam sichern.<br />
105. Satsangis sollten jeden Mitschüler ermutigen und nicht<br />
necken, wenn er versehentlich eine Behauptung aufstellt, die<br />
seinen Horizont überschreitet 152 . Wie sehr auch immer diese<br />
Aussage seine Stufe überschreiten mag, sollte man sie dennoch<br />
nicht abwerten, denn <strong>der</strong> Sat Guru kann sie - wenn es sein Mauj<br />
(Wille) ist - wahr werden lassen.<br />
106. Wenn <strong>der</strong> Papiha (<strong>der</strong> Regenvogel) inbrünstig nach einem<br />
Tropfen des Swari-Regens (ein Regen, <strong>der</strong> nur zu einer<br />
bestimmten Zeit im Jahr fällt) schreit, hört Gott ihn und veranlaßt<br />
die Wolken zu regnen, was seinen Durst löschen wird. Auf die<br />
gleiche Weise hört <strong>der</strong> Allwissende Herr unser Flehen und<br />
versteht das Verlangen jener, die nach dem heiligen Nektar von<br />
Naam dürsten. Er befiehlt dem Sat Guru, zu ihnen zu gehen und<br />
ihren Durst mit dem Ambrosia des Wortes zu löschen. Dann<br />
erscheint <strong>der</strong> Sat Guru und schenkt mit seinen nektargleichen<br />
Reden den leidenden Seelen Trost. Der Herr selbst kann kein<br />
Wasser auf ihr Feuer schütten 153 . <strong>Die</strong>s zeigt die überlegene Größe<br />
des Sat Guru. Äußerst glücklich sind jene, die einen lebenden Sat<br />
Guru finden und ihm glauben. Sie ziehen den rechten Nutzen aus<br />
dem menschlichen Körper.<br />
107. <strong>Die</strong> Seele ist durch Shabd 154 in die Knechtschaft<br />
hinabgestiegen; und so lange man keinen Sat Guru trifft, <strong>der</strong> in<br />
den Mysterien von Shabd bewan<strong>der</strong>t ist, wird man nicht fähig<br />
152 Der Schüler mag eine innere Wahrnehmung falsch beurteilen und<br />
glauben, er habe eine viel höhere Stufe erreicht, als es wirklich <strong>der</strong> Fall<br />
ist.<br />
153 Mit Feuer ist das verzehrende Feuer des sinnlichen Verlangens<br />
gemeint, das nur ein leben<strong>der</strong> Meister mit dem Wasser von Naam<br />
löschen kann.<br />
154 Da Shabd die Ursache <strong>der</strong> Schöpfung ist.<br />
105
sein, in die wahre Heimat zurückzukehren. Man kann nur durch<br />
Shabd aufsteigen. Es gibt keinen an<strong>der</strong>en Weg, aus dieser<br />
Gefangenschaft zu entkommen.<br />
108. Einige Leute kommen und lauschen den Vorträgen, aber sie<br />
sind nicht aufrichtig. Sie reden viel, aber sie besitzen nicht einmal<br />
eine Spur von Bhakti (Hingabe). Das ist falsch. Man kann <strong>der</strong> Welt<br />
etwas vormachen, aber im Umgang mit dem Sat Guru muß man<br />
ganz aufrichtig sein. Du magst nur ein wenig Hingabe besitzen,<br />
aber wenn diese aufrichtig ist, wird sie sich stetig entwickeln und<br />
schließlich vollkommen werden, und Gott wird sich über dich<br />
freuen. Aber eine geheuchelte Hingabe, wie groß sie auch immer<br />
sein mag, nimmt Er nicht an.<br />
109. Man kann während eines Sandsturmes nichts sehen. Auf die<br />
gleiche Weise wissen die Pandits und Bhikhs - die von <strong>der</strong> Welt für<br />
Parmarthis 155 und für bedeutend gehalten werden - durch den<br />
Staub <strong>der</strong> Gier, <strong>der</strong> ihren Geist umhüllt, überhaupt nicht, was<br />
Parmarth bedeutet. Wie kann Gott über solche Menschen erfreut<br />
sein? Sie und ihre Schüler sind dazu bestimmt, in den Kreislauf<br />
des Chaurasi (die Seelenwan<strong>der</strong>ung) zurückzukehren.<br />
110. Man kann die spirituellen Lehren ruhig verbreiten, aber man<br />
sollte dabei ganz losgelöst sein; denn zunächst kann man nicht<br />
wissen, wer bereit ist, die Lehren <strong>der</strong> Heiligen zu aufzunehmen.<br />
Das kann man nur herausfinden, wenn man die Lehren verbreitet.<br />
Jene, die bereit sind, die Lehren <strong>der</strong> Heiligen anzunehmen,<br />
werden sie akzeptieren; aber jene, die nicht bereit sind, werden<br />
bloß diskutieren und argumentieren. Mit solchen Menschen sollte<br />
man nicht weiter darüber reden. <strong>Die</strong> Verkündung <strong>der</strong> Lehren ist<br />
nicht absolut verboten, denn wenn man über die Lehren nichts<br />
sagt, wie soll Sant Mat dann bekannt gemacht werden?<br />
111. Gott liebt vor allem die Demut. Es ist deshalb unsere Pflicht,<br />
das zu tun, was uns demütig macht. <strong>Die</strong> Gemeinschaft mit den<br />
Heiligen ist <strong>der</strong> beste Ort, um sie zu entwickeln. In <strong>der</strong><br />
Gesellschaft von Priestern und Pandits, die sich nur um<br />
155 Menschen, die den spirituellen Weg beschreiten.<br />
106
Wohlstand und gutes Essen sorgen, kann man we<strong>der</strong> Demut<br />
entfalten, noch freut sich Gott darüber. Wer immer bestrebt ist,<br />
diese Tugend zu entwickeln, sollte als erstes einen lebenden Sat<br />
Guru suchen und sich ihm hingeben. Bis er nicht einem<br />
barmherzigen Heiligen begegnet, sollte er niemand als Guru<br />
akzeptieren.<br />
112. Manche Menschen fühlen sich gekränkt, wenn man ihnen<br />
einen Ratschlag gibt. Wir sollten deshalb vorsichtig sein, wenn wir<br />
eine Unterhaltung beginnen, und sollten nicht auf etwas bestehen,<br />
wenn jemand unsere Sichtweise nicht akzeptiert; auch sollten wir<br />
nicht versuchen, die an<strong>der</strong>e Person zu überzeugen.<br />
113. Der Sat Guru wird von jenen erkannt, die unter dem Elend<br />
dieser Welt leiden; aber jene, die sich an <strong>der</strong> Welt erfreuen,<br />
werden niemals in <strong>der</strong> Lage sein, einen Sat Guru zu erkennen. Der<br />
Sat Guru kann nur dann wirklich erkannt werden, wenn <strong>der</strong> Sat<br />
Guru selbst den Schüler mit dieser Erkenntnis beschenkt. <strong>Die</strong>se<br />
Erkenntnis wird von keiner an<strong>der</strong>en übertroffen.<br />
114. <strong>Die</strong> Heiligen erzählen uns, daß nicht unbedingt alles, was<br />
einen Anfang hat, auch ein Ende hat. Durch ihren Mauj (Willen)<br />
haben die Heiligen eine Schöpfung ins Leben gerufen, die einen<br />
Anfang, aber niemals ein Ende hat.<br />
115. Es gibt zwei Arten von Namen, Varnatmak (aussprechbar)<br />
und Dhunatmak (unaussprechlicher, ursprünglicher Klang). Der<br />
letztere ist von viel größerem Wert als <strong>der</strong> erstere. Jemand, <strong>der</strong><br />
sich vor <strong>der</strong> Seelenwan<strong>der</strong>ung fürchtet, sollte einen Sat Guru<br />
suchen, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Praxis von Dhunatmak Naam geübt ist. Dann<br />
kann er vor dem Zyklus <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>geburten gerettet werden. Aber<br />
wer <strong>der</strong> allein mit Varnatmak Naam zufrieden ist, kann <strong>der</strong><br />
Seelenwan<strong>der</strong>ung nicht entfliehen.<br />
116. WIR MÜSSEN ALLES ANDERE BEISEITE LASSEN UND<br />
DEM SATGURU UNSERER ZEIT UNBEDINGT GEHORCHEN<br />
UND SEINE ANWEISUNGEN VERTRAUENSVOLL BEFOLGEN.<br />
DAS WIRD UNS ZUM ERFOLG FÜHREN. DAMIT IST ALLES<br />
GESAGT.<br />
107
117. <strong>Die</strong> Menschen empfinden die Notwendigkeit von Parmarth<br />
nicht so sehr wie die Notwendigkeit weltlicher Güter; noch werden<br />
sie sich wegen Naam so sehr erniedrigen, wie sie es für weltliche<br />
Dinge tun; und wenn ein weltlicher Mensch sich erniedrigt, dann<br />
ist es nur anmaßende, vorgegebene Demut. Doch <strong>der</strong> Sat Guru ist<br />
allwissend. Warum sollte er Naam einer solchen Person<br />
schenken? Durch ihre Gleichgültigkeit sind die Menschen an dem<br />
Mangel an wahrer Demut schuld. Es ist eine Wahrheit, daß <strong>der</strong><br />
Jiva solange nicht befreit werden kann - auch wenn Gott selbst<br />
bestrebt wäre, ihn zu retten - bis das Gemüt in wahrer Demut vor<br />
den Sat Guru tritt.<br />
118. Jene, die nur in <strong>der</strong> äußeren Welt leben, wissen nicht, was<br />
innen liegt. Ohne die innere Hingabe an Shabd können wir dieses<br />
Ziel vor uns nicht erreichen. Beides ist gleichermaßen notwendig:<br />
die äußerliche Hingabe an den Sat Guru und seinen Satsang sowie<br />
die innere Hingabe an Shabd.<br />
119. Auch jene, die an die Veden glauben, können die Region <strong>der</strong><br />
Veden nicht ohne die Führung des Sat Gurus ihrer Zeit erreichen.<br />
Darum ist es so wichtig, einen lebenden Sat Guru zu suchen. Wie<br />
sehr wir ihn auch preisen mögen, sind wir erst dann gerettet,<br />
wenn wir ihm mit viel Glück begegnen. Tatsächlich ist es<br />
unmöglich, seine Größe zu schätzen, und es ist nicht falsch, wenn<br />
man ihn größer als alle an<strong>der</strong>en in <strong>der</strong> Vergangenheit betrachtet,<br />
von Brahma angefangen. Der vollkommene Sat Guru seiner Zeit<br />
hat in je<strong>der</strong> Hinsicht Vorrang. Wir können heute nichts von denen<br />
empfangen, die vergangen sind, wie vollkommen sie auch immer<br />
gewesen sein mögen. Das, was uns bestimmt ist, werden wir vom<br />
Sat Guru unserer Zeit erhalten.<br />
120. Verblendung und Bewußtwerdung hängen beide vom Karma<br />
ab. Wenn zum Beispiel ein Junge von an<strong>der</strong>en Jungen zum<br />
Spielen weggelockt wird, bringen die gleichen Jungen ihn wie<strong>der</strong><br />
nach Hause zurück, wenn das Spiel vorüber ist. <strong>Die</strong> Vergeßlichkeit<br />
<strong>der</strong> Seele entsteht durch das Karma, aber das Karma bringt auch<br />
die Erinnerung wie<strong>der</strong> zurück.<br />
108
121. In diesem Zeitalter kann man außer mit <strong>der</strong> Hingabe an den<br />
Sat Guru und <strong>der</strong> Übung des Surat-Shabd-Yoga mit keinem<br />
an<strong>der</strong>en Weg erfolgreich sein. Alle an<strong>der</strong>en Formen <strong>der</strong> Anbetung<br />
sind wie das Lärmen vor einer Schlangenhöhle. Auf diese Art kann<br />
man die Schlange nicht töten. Sie kann je<strong>der</strong>zeit wie<strong>der</strong><br />
auftauchen. Der richtige Weg ist, die Schlange (des Gemüts) zu<br />
fangen, und dies ist nur durch die Hingabe an den Sat Guru und<br />
an Shabd möglich. Wir können sie durch kein an<strong>der</strong>es Mittel<br />
fangen. Wer diese Worte nicht annimmt, wird nichts erreichen;<br />
und jene, die den Weisungen ihres Gemüts folgen, werden auch<br />
Leid erfahren.<br />
122. <strong>Die</strong> Heiligen sagen, daß Naam süß ist - aber nur wenige<br />
Menschen gehen dafür nach innen; doch wenn man ihnen<br />
Süßigkeiten anbietet, werden sie schnell aufgegessen. Süßigkeiten<br />
schmecken für einen kranken Menschen wie etwas Bitteres. In<br />
Wirklichkeit sind sie nicht bitter, doch durch die Krankheit<br />
schmecken sie so. Das zeigt uns, daß die Welt krank ist. Wir<br />
müssen Zuflucht zu dem Mittel nehmen, das den Geschmack<br />
wie<strong>der</strong> herstellt, d.h. wir sollten zu einem Arzt gehen, <strong>der</strong> die<br />
Krankheit eines Tages heilen kann. Dann werden die Süßigkeiten,<br />
die zuerst bitter schmeckten, wie<strong>der</strong> einen süßen Geschmack<br />
bekommen.<br />
Jene, die sich an <strong>der</strong> Glückseligkeit von Naam in Parmarth (bei<br />
<strong>der</strong> spirituellen Übung) erfreuen wollen, sollten alle an<strong>der</strong>en<br />
Praktiken aufgeben und entschlossen beim Sat Guru Zuflucht<br />
suchen, <strong>der</strong> Samarth (allmächtig) ist und den Jiva reinigen wird;<br />
d.h. er wird ihren Antahkaran säubern, <strong>der</strong> jetzt noch mit<br />
Wünschen nach sinnlichen Freuden angefüllt und mit dem Unrat<br />
von Lust, Zorn, Gier, Verhaftetsein und Ichsucht beschmutzt ist.<br />
Er wird auch die angesammelten Unreinheiten und Krankheiten<br />
entfernen, durch die <strong>der</strong> Jiva die Süße von Nam nicht schmecken<br />
kann, und wird ihm Glückseligkeit schenken. Wer sich dieser<br />
Behandlung nicht unterwerfen will, wird zu Chaurasi verurteilt<br />
sein.<br />
123. Der Zorn des Guru und des Vaters ist wie Wasser, das - wie<br />
heiß es auch sein mag - ein Feuer löschen kann und immer zu<br />
109
unserem Besten wirkt. Aber <strong>der</strong> Zorn <strong>der</strong> weltlichen Menschen ist<br />
wie ein Feuer, das zerstört und verbrennt, wohin es auch fällt.<br />
124. <strong>Die</strong> Liebe für den lebenden Sat Guru sollte wie die Liebe eines<br />
Kindes für die Mutter sein. Wenn ein Kind beim Stillen von <strong>der</strong><br />
Mutterbrust weggenommen wird, schreit es bitterlich und wird so<br />
unruhig, daß man es nicht beruhigen kann. Wie kann jemand<br />
erwarten, Naam zu erhalten und von dieser Welt befreit zu<br />
werden, wenn er den Guru verläßt und selten an ihn denkt? Er<br />
kann es nicht ertragen, auch nur einen Tag von seiner Frau und<br />
seinen Kin<strong>der</strong>n getrennt zu sein, aber er trennt sich von seinem<br />
Guru für Monate. Welchen Wert kann man einer solche Liebe<br />
beimessen? Wenn jemand Erlösung erlangen will, muß er darauf<br />
vorbereitet sein, das volle Maß <strong>der</strong> Hingabe an seinen Sat Guru zu<br />
entrichten. Nur dann wird er Erfolg haben.<br />
125. <strong>Die</strong> Menschen denken, daß die Satsangis und Sadhus, die<br />
beim Satsang zu den Füßen des Sat Gurus sitzen, nur dort sind,<br />
um ihre Mahlzeiten 156 zu bekommen; aber sie nehmen keine Notiz<br />
von <strong>der</strong> Tatsache, daß diese Schüler jeden Tag vier bis sechs<br />
Stunden am Satsang teilnehmen, ihren Bhajan so lange wie nur<br />
möglich ausüben, wenig schlafen und nur von Charanamrit und<br />
Parshad (gesegnete Speise) leben. Was für ein großes Glück ist<br />
das! <strong>Die</strong> weltlichen Menschen essen und schlafen nach<br />
Herzenslust und wissen noch nicht einmal, was Parmarth<br />
bedeutet.<br />
126. Manche Menschen werden nur dann vergeßlich, wenn sie<br />
weit weg sind, doch sobald sie in die Gegenwart des Sat Guru<br />
kommen, wird ihr Gemüt ruhig - wie eine Honigbiene, die stets<br />
umherfliegt, sich aber nicht mehr vom Honig trennen und mehr<br />
von ihm lassen will, wenn sie ihn einmal gefunden hat. So geht es<br />
jenen, <strong>der</strong>en Liebe Frucht trägt. Natürlich gibt es eine große Zahl<br />
an<strong>der</strong>er, die zu ihm kommen und wie<strong>der</strong> gehen. Sie haben auch<br />
etwas davon, aber in viel geringerem Maße.<br />
156 In Indien wird bei den großen Satsangs nach dem Vortrag ein Essen<br />
im Langar (Freiküche) verteilt.<br />
110
127. <strong>Die</strong> Satsangis sollten einan<strong>der</strong> lieben. Wenn es untereinan<strong>der</strong><br />
Mißgunst gibt, können sie sich nicht am Satsang erfreuen. <strong>Die</strong><br />
Seligkeit des Satsangs und Bhajans können sie nur erfahren, wenn<br />
gegenseitige Liebe vorhanden ist.<br />
128. Der Zorn <strong>der</strong> Heiligen ist voller Gnade, während <strong>der</strong> Zorn <strong>der</strong><br />
weltlich Gesinnten zerstörerisch wirkt. Aber die weltlichen<br />
Menschen können nicht zwischen beidem unterscheiden. Sie<br />
denken, daß die Heiligen dem Zorn unterworfen sind und nehmen<br />
nicht die Liebe in dem (scheinbaren) Zorn wahr, während sogar in<br />
<strong>der</strong> Freundlichkeit des Unwissenden eine Falle steckt.<br />
129. Gott selbst ist in beiden - Freund und Feind - gegenwärtig,<br />
deshalb sollten wir uns we<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Freundschaft <strong>der</strong> Freunde,<br />
noch etwas aus <strong>der</strong> Feindschaft <strong>der</strong> Feinde machen. Gott ist in<br />
beiden Fällen <strong>der</strong> Urheber. Aber das kann nicht die Sichtweise<br />
eines jeden Menschen sein. Nur jene, die Gott in sich selbst<br />
erkannt haben, können diese Sicht teilen. Und ihr, die ihr den<br />
Worte <strong>der</strong> Heiligen lauscht, solltet versuchen, euch mit diesen<br />
Gedanken so zu erfüllen, daß euren Geist keine Krankheit befallen<br />
kann. <strong>Die</strong>sen Zustand des Geistes kann man nicht schnell<br />
erreichen, aber ihr wenn ihr jeden Tag den Satsang besucht und<br />
regelmäßig die inneren Abhyas (Meditation) ausübt, werdet ihn<br />
mit <strong>der</strong> Zeit entwickeln.<br />
130. Alle lebenden Geschöpfe, vom Anfang bis zum Ende <strong>der</strong><br />
Schöpfung, sind aus Fleisch gemacht. Doch in allen ist Naam das<br />
höchste Element. Wem <strong>der</strong> Sat Guru mehr als alles an<strong>der</strong>e<br />
bedeutet, <strong>der</strong> wird entkommen. <strong>Die</strong> an<strong>der</strong>en werden im Feuer <strong>der</strong><br />
Seelenwan<strong>der</strong>ung gekocht, so wie das Fleisch <strong>der</strong> Tiere in <strong>der</strong> Welt<br />
gekocht wird.<br />
131. Der menschliche Geist jagt den sinnlichen Vergnügungen<br />
hinterher, die uns immer wie<strong>der</strong> in die Hölle bringen, wenn wir<br />
uns an sie binden, aber es flieht vor <strong>der</strong> Liebe für den Sat Guru<br />
und Naam, die uns ewige Glückseligkeit verleiht.<br />
132. Heilige bewirken keine Wun<strong>der</strong>. Sie handeln immer in<br />
Übereinstimmung mit dem Willen des Höchsten und bleiben<br />
unerkannt. Wenn es <strong>der</strong> Wille des Höchsten ist, Sein Bhagat<br />
111
ekannt zu machen, bewirkt Er Wun<strong>der</strong>, und wenn <strong>der</strong> Höchste<br />
möchte, daß man Ihn nicht erkennt, werden keine Wun<strong>der</strong><br />
bewirkt. Wenn Heilige Wun<strong>der</strong> wirken, müssen sie diese Welt<br />
bald verlassen. Das ist ziemlich schwer für die wahren Sucher,<br />
während es die falschen anzieht. Es ist in diesen Tagen nicht<br />
erlaubt, Wun<strong>der</strong> zu wirken, und jene, die darauf aus sind, Wun<strong>der</strong><br />
zu erleben, sind auch keine wahren Parmarthis (Sucher).<br />
133. Für die (spirituell) Blinden unter den Hindus und<br />
Mohammedanern gibt es Fasten, Pilgerfahrten und Anbetung in<br />
Tempeln und Moscheen. Und für jene, die Augen zum Sehen 157<br />
haben, gibt es nur die Verehrung des lebenden Sat Guru. Aber das<br />
gilt nicht für alle. Nur die Satsangis und jene, <strong>der</strong>en Augen sehen<br />
können, vermögen den Wert eines Sat Guru zu erkennen.<br />
Als Beispiel: Ein Mensch preist Luqman, einen (verstorbenen)<br />
Arzt, kritisiert aber seinen lebenden Arzt. Das bedeutet, daß er<br />
we<strong>der</strong> Schmerzen, noch eine Krankheit hat. Würde er wirklich<br />
leiden, ginge er zu einem lebenden Arzt und würde ihn rühmen.<br />
Obwohl Luqman ein sehr fähiger Arzt (seiner Zeit) war, kann ein<br />
(heutiger) Patient, wenn er durch die Anrufung seines Namens<br />
geheilt werden will, nichts erreichen. Er wird nicht eher gesund,<br />
bis er sich einem lebenden Arzt anvertraut.<br />
Auf die gleiche Weise wird einer, <strong>der</strong> nach Parmarth (Spiritualität)<br />
verlangt, die Freuden dieser Welt als Gift ansieht und sich nach<br />
Moksha (die Befreiung) sehnt, so lange keinen Frieden haben, bis<br />
er einen vollkommenen Sat Guru findet; und allein er wird den<br />
Wert des Sat Guru dieser Zeit erkennen. <strong>Die</strong> Verblendeten<br />
dagegen werden weiterhin in <strong>der</strong> Täuschung durch Pilgerfahrten,<br />
Fasten, Götzenverehrung und blinden Glauben an die<br />
Gestorbenen gefangen und können die Größe des Sat Guru nicht<br />
erkennen.<br />
134. Bemühung und Gnade wirken zusammen. Ohne Gnade ist die<br />
Bemühung nicht möglich, und ohne Bemühung kann es keine<br />
157 Das bedeutet, daß ihr inneres Auge geöffnet ist.<br />
112
Gnade geben. Sich nur auf die Gnade zu verlassen, führt zur<br />
Faulheit und verhin<strong>der</strong>t jede Anstrengung.<br />
135. Nach dem Durchwan<strong>der</strong>n <strong>der</strong> ganzen Skala <strong>der</strong> 8 400 000<br />
Arten erhält die Seele den Körper einer Kuh und wird dann als<br />
menschliches Wesen geboren. Wenn jemand ein gutes Leben<br />
führt, wird er weiterhin als Mensch geboren, bis er das Ziel<br />
erreicht. "Ein gutes Leben zu führen" bedeutet, unsere erhabene<br />
Herkunft in Erinnerung zu behalten, denn die Herkunft än<strong>der</strong>t<br />
sich nicht, wenn man wie<strong>der</strong>geboren wird. Für alle Seelen, die <strong>der</strong><br />
Familie von Sat Naam angehören, gilt das gleiche. Aber das (die<br />
Erinnerung an unseren Ursprung) kann auf keine an<strong>der</strong>e Weise<br />
als durch Gurubhakti erreicht werden.<br />
136. Nur wer das Ziel erreicht und dort verweilt, kann dort (am<br />
Sitz <strong>der</strong> Seele) wirklich ruhen und ist <strong>der</strong> beste Bewohner (dieses<br />
Körpers und aller Ebenen) 158 . Nur einer, <strong>der</strong> seinen Wohnsitz in<br />
<strong>der</strong> Region genommen hat, in <strong>der</strong> alles endet, erfreut sich am<br />
ewigen Basant (die Zeit des Frühlings).<br />
137. Gyan (Spirituelles Wissen) kann nur erreichen, wer Rajo-<br />
Guna (Aktivität), Tamo-Guna (Trägheit) und Sato-Guna 159<br />
(Harmonie) hinter sich läßt und in <strong>Sar</strong>guna (<strong>der</strong> wesentlichen<br />
Beschaffenheit), das Bhakti ist, aufgeht. Nur dann kann man Gyan<br />
erreichen. Auf das Wissen, das man durch Bücher erhält, kann<br />
man nicht bauen, während Gyan (die Erleuchtung), die man als<br />
Folge von Sat Guru Bhakti erlangt, wahr und vollkommen ist.<br />
138. Der Schüler fragt den Sat Guru: "Wenn - wie die Heiligen<br />
erklären - Shabd überall und <strong>der</strong> Schöpfer aller Dinge und auch<br />
die Seele selbst ein Teil von Shabd ist, warum ergreift <strong>der</strong> Surat<br />
(die Seele) dann nicht Shabd?"<br />
Der Sat Guru antwortet: "In Wirklichkeit ist Shabd<br />
alldurchdringend, aber seitdem Abstieg <strong>der</strong> Seele zu Pinda (<strong>der</strong><br />
158 Im englischen Text wird hier mit dem Worten „dwell“ (wohnen) und<br />
„dweller“ (Bewohner) gespielt, was man nur schwer wie<strong>der</strong>geben kann.<br />
159 Siehe: tamas, rajas und satva = die Qualitäten <strong>der</strong> Trägheit, Tätigkeit<br />
und Reinheit.<br />
113
physische Körper), hat sie äußere Neigungen entwickelt und sich<br />
in die äußeren Klänge vertieft. Aber ohne dies könnte sie in <strong>der</strong><br />
Welt nicht weiter bestehen. Nun kann die Seele nicht eher zu<br />
Shabd im Innern gelangen, bis sie in Verbindung mit einem<br />
vollendeten Sat Guru kommt und sich ihm unterwirft. Durch die<br />
Abhängigkeit von den Eltern hat sich die Seele in die Welt<br />
verstrickt. Wenn sie sich selbst dem Sat Guru und dem Satsang<br />
hingibt, wird sie von den Fesseln <strong>der</strong> Welt befreit."<br />
139. In dieser Zeit gibt es außer <strong>der</strong> Hingabe an den Sat Guru und<br />
Naam keinen an<strong>der</strong>en Weg o<strong>der</strong> eine Methode, das Gemüt zu<br />
reinigen. Wer sich mit Pilgerfahrten, Fasten und Ritualen<br />
beschäftigt, um das Gemüt zu reinigen, wird nichts gewinnen. Es<br />
ist zweifelsohne schwierig, einen wahren Sat Guru zu finden - aber<br />
wahre Sucher und Sanskaris 160 können ihn leicht finden.<br />
140. Einige unwissende Moslems glauben, daß ein Murshid<br />
(Moslem Sat Guru) keinem erlauben sollte, sich vor ihm zu<br />
verneigen und sich ihm zu unterwerfen, da <strong>der</strong> Murshid in jedem<br />
Gott sieht und es daher nicht recht ist, wenn Gott (in <strong>der</strong> Form des<br />
sich Verbeugenden) dazu angehalten wird, sich zu verbeugen. Das<br />
ist ein Mißverständnis. Der Gott 161 im Murshid ist allwissend,<br />
während <strong>der</strong> Gott im Schüler unwissend ist. Deshalb ist es richtig,<br />
wenn sich <strong>der</strong> unwissende Gott vor dem allwissenden Gott<br />
verneigt. Überdies bezeichnet sich <strong>der</strong> Murshid niemals selbst als<br />
Gott. Er betrachtet sich als Sklave des Herrn; aber für den Schüler<br />
ist es richtig, seinen Murshid als Gott anzusehen. Solange er diese<br />
Geisteshaltung nicht pflegt, wird er nicht (innerlich) fortschreiten.<br />
Maulana Rumi sagt: "In <strong>der</strong> Person des Murshid sind beide - Gott<br />
und <strong>der</strong> Prophet - enthalten." <strong>Die</strong>se Lehre ist für jene gedacht, die<br />
dem Tariqat (Praxis, die zu spiritueller Verwirklichung führt)<br />
folgen und nicht für die Anhänger <strong>der</strong> Sharia (Gesetze des Koran).<br />
Man sollte daran denken, daß <strong>der</strong> Prophet, als er lebte, seine<br />
Anhänger dorthin mitnehmen konnte, wohin er gegangen war,<br />
aber nun kann er we<strong>der</strong> für sie noch für an<strong>der</strong>e etwas tun. Nur wer<br />
mit einem perfekten Sat Guru in Verbindung kommt und ihn als<br />
160 Einer, <strong>der</strong> für den spirituellen Weg bestimmt ist.<br />
161 <strong>Die</strong>ses göttliche Element des Bewußtseins.<br />
114
Gott annimmt, kann heute fortschreiten. Kein an<strong>der</strong>er Weg führt<br />
zum Erfolg. <strong>Die</strong> Menschen mögen auf die althergebrachte Weise<br />
fortfahren, indem sie die heiligen Schriften lesen und dem Pfad<br />
folgen, <strong>der</strong> durch die Maulvis (mohammedanische Priester)<br />
gekennzeichnet ist, aber das kann keine Liebe für den Herrn<br />
hervor bringen. Solange sich diese Liebe nicht entwickelt, ist die<br />
Einswerdung nicht möglich. <strong>Die</strong>se Liebe wird sich durch den<br />
Glauben und die Hingabe an einen vollendeten Sat Guru<br />
entwickeln. Es gibt keinen an<strong>der</strong>en Weg, sie zu erlangen.<br />
141. Erst wenn man den richtigen Weg betritt, kann man das Ziel<br />
erreichen. Den richtigen Weg kann man erst finden, wenn man<br />
einem vollendeten Sat Guru begegnet. Aber anstatt einen Sat Guru<br />
zu suchen, beschäftigen sich Menschen mit Pilgerfahrten - (Tirath<br />
- den Hindus heilig; und Haj - den Moslems heilig); Fasten - (Brat<br />
- Fasten <strong>der</strong> Hindus und Roza - Fasten <strong>der</strong> Moslems);<br />
Götzenanbetung; Namaz (moslemisches Gebet) und<br />
Bücherwissen. <strong>Die</strong>se Handlungen führen nur zu Egoismus und<br />
bringen keinen spirituellen Nutzen. Das Geheimnis des wahren<br />
Pfades und <strong>der</strong> wahren Region kann man nur durch einen<br />
perfekten Sat Guru erfahren.<br />
142. Menschen, die sich mit Zeremonien und rituellen Arten <strong>der</strong><br />
Verehrung beschäftigen, sind immer <strong>der</strong> Knechtschaft <strong>der</strong> Welt<br />
unterworfen. Sie werden niemals Zutritt zum Durbar 162 des<br />
Höchsten Wesens bekommen. Nur jene, die dem Sat Guru ihrer<br />
Zeit mit ganzem Herzen und Gemüt und mit all ihren weltlichen<br />
Gütern dienen, werden die Heimstatt des Allerhöchsten erreichen.<br />
Der Sat Guru selbst ist <strong>der</strong> fleischge<strong>word</strong>ene Gott, und ihm zu<br />
dienen, bedeutet Gott zu dienen. Wer versucht, das höchste Wesen<br />
zu erkennen, aber den Sat Guru nicht beachtet, <strong>der</strong> wird Ihn<br />
niemals finden. Aber wer im <strong>Die</strong>nst eines Sat Guru steht, hat Gott<br />
schon gefunden, und wenn seine Augen geöffnet wurden, wird er<br />
Ihn erkennen. Solange unsere spirituellen Augen nicht ganz<br />
geöffnet sind, sollten wir - indem wir den Lehren des Sant Sat<br />
Guru vertrauen - mit unsere Ergebenheit für den Sat Guru und<br />
seinen Satsang bewahren und damit fortfahren, Liebe und<br />
162 Königlicher Hof.<br />
115
Vertrauen in seine heiligen Füße zu entwickeln. Eines Tages wird<br />
sich das ganze Mysterium enthüllen.<br />
143. <strong>Die</strong> Hauptsache ist die Hingabe an den Sat Guru unserer Zeit.<br />
Das wird den Antahkaran (Gemüt) reinigen, und wenn <strong>der</strong><br />
Antahkaran gereinigt ist, wird Naam verliehen. Nur jene, die sich<br />
dem <strong>Die</strong>nst für den Sat Guru widmen, erfreuen sich seiner Gnade.<br />
144. Ohne Shabd ist we<strong>der</strong> innere noch äußere Reinigung möglich.<br />
Erst wird <strong>der</strong> grobe Körper gereinigt und dann folgt die innere<br />
Reinigung. Wir müssen erst die gesprochenen Worte (des Sat<br />
Guru) annehmen. Solange wir sie nicht annehmen, kann sich das<br />
innere Shabd nicht offenbaren.<br />
145. Es gibt vier Arten von Bhakti (o<strong>der</strong> Hingabe): die des<br />
Körpers, des Gemüts, die des Reichtum und <strong>der</strong> Rede. Alle können<br />
leicht Bhakti mit Worten üben. <strong>Die</strong> Priester und Bhikhs gehen zu<br />
einem Sat Guru und ihn reden ihn mit schmeichelhaften Worten<br />
an und sagen ihm, daß er ein vollkommener Sant ist, und bieten<br />
ihm sogar Kränze an. Aber wenn er ihnen die Kränze als Parshad<br />
(heilige Gabe) zurückgibt, wenden sie die Köpfe ab. Das zeigt, daß<br />
alles, was sie gesagt hatten, unaufrichtig war. Sie sind stolz darauf,<br />
Brahmanen und Bhikhs zu sein und sehen den Sat Guru als einen<br />
Unwissenden an. Solches Lippenbekenntnis ist keine wahre<br />
Verehrung. Der wahre Verehrer übergibt dem Sat Guru sein<br />
Gemüt, seinen Körper und allen Besitz ohne jeden Vorbehalt - so<br />
handelt einer, <strong>der</strong> dem Sat Guru mit allem dient, was er ist und<br />
was er hat. Alle an<strong>der</strong>en sind unaufrichtig. Sie können keinen<br />
Glauben entwickeln und werden nur mit dem Reden fortfahren.<br />
146. Es ist für den gewöhnlichen Menschen schwierig, zu dem<br />
Satsang eines Sat Guru zu gelangen; selbst wenn er ihn irgendwie<br />
erreicht, so findet er es schwierig, dort bleiben. Denn wenn die<br />
Heiligen die Veden, die Puranas und den Koran wi<strong>der</strong>legen 163 und<br />
ihre eigenen Lehren als die höchsten und verschieden von<br />
163 Heute wählen die Heiligen einen an<strong>der</strong>en Weg: sie wi<strong>der</strong>legen die<br />
heiligen Schriften nicht, son<strong>der</strong>n zeigen die grundlegende Einheit aller<br />
Religionen, indem sie die entsprechenden Stellen aus den Schriften<br />
zitieren.<br />
116
an<strong>der</strong>en beschreiben, wird es ihm nicht möglich sein, dem<br />
standzuhalten. Nur ein wahrer Sucher o<strong>der</strong> ein Mensch, <strong>der</strong> von<br />
Qualen (<strong>der</strong> Trennung von Gott) geplagt wird, kann dort<br />
verweilen. Der Glaube an die Lehren <strong>der</strong> Veden hat sich durch<br />
Hörensagen entwickelt und nicht durch persönliche Erfahrung -<br />
denn dieser Glaube ist auf die Worte <strong>der</strong> Pandits und Brahmanen<br />
gegründet. Auf die gleiche Weise sollten wir, indem wir uns auf die<br />
Worte <strong>der</strong> Heiligen verlassen, an die Existenz <strong>der</strong> Regionen<br />
glauben, die von den Heiligen beschrieben werden. Aber das kann<br />
nur ein wahrer Sucher und nicht einer, <strong>der</strong> nur aus blinden<br />
Glauben handelt.<br />
147. Der Sat Guru und <strong>der</strong> Satsang werden nur jenen zusagen, die<br />
mit <strong>der</strong> Welt nicht zufrieden sind, aber das ist keine feste Regel.<br />
Es gibt Menschen, die unglücklich in dieser Welt leben und doch<br />
keinerlei Verlangen nach dem Satsang haben. <strong>Die</strong> Parmarthis<br />
(wahren Sucher) bilden eine Gruppe für sich - obwohl sie mit allen<br />
Bequemlichkeiten <strong>der</strong> Welt ausreichend versorgt sind, sehen sie<br />
diese Dinge ohne den Sat Guru und den Satsang nur als Quelle des<br />
Elends. <strong>Die</strong> weltlichen Menschen bitten um die Vergnügungen <strong>der</strong><br />
Welt und fühlen sich elend, wenn sie diese nicht bekommen o<strong>der</strong><br />
aufgeben müssen. Sie wissen nicht, daß in <strong>der</strong> Tat alle weltlichen<br />
Vergnügungen nur eine Quelle des Schmerzes sind und schließlich<br />
jenen täuschen 164 , <strong>der</strong> sie zu besitzen glaubt.<br />
148. <strong>Die</strong> Unreinheiten des Gemüts können nur durch den Satsang<br />
(des Sat Guru) entfernt werden. Wie schmutzig die Klei<strong>der</strong> auch<br />
immer sein mögen, sie werden sauber, wenn man sie mit Seife<br />
wäscht. O<strong>der</strong> wenn man einen Funken Feuer an einen<br />
Strohhaufen legt, wird er in einem Moment zu Asche verbrannt.<br />
Der Satsang wirkt auf die gleiche Weise. Er zerstört das Karma<br />
von unzähligen Leben und verwandelt das Sanskar (die spirituelle<br />
Aussicht und die spirituelle Eignung) von Tag zu Tag.<br />
149. Wer die Lehren <strong>der</strong> Heiligen durch Hinweise auf die Veden zu<br />
bestätigen versuchen, <strong>der</strong> irrt sich sehr. Auch <strong>der</strong> Autor <strong>der</strong> Veden<br />
164 Wir halten an diesen Vergnügungen fest, bis wir erkennen, daß in<br />
ihnen selbst keine Freude ist - durch diese Illusion werden wir getäuscht.<br />
117
erkannte nicht den erhabenen Stand <strong>der</strong> Heiligen. Wie können<br />
dann die Veden von ihnen wissen? <strong>Die</strong> Heiligen sind nicht an<br />
irgend etwas gefesselt. Sie verkünden den Pfad, wie sie es für ihre<br />
Zeit als richtig und angemessen betrachten 165 . Wer ihn annimmt,<br />
wird gewinnen, und wer das nicht tut, wird unglücklich bleiben.<br />
Auch in <strong>der</strong> Welt macht je<strong>der</strong> Herrscher seine eigenen Gesetze<br />
bekannt. Wer ihm folgt, zieht daraus Nutzen; und jene, die nicht<br />
gehorchen, verlieren ihr Recht und werden für ihren Ungehorsam<br />
bestraft.<br />
150. <strong>Die</strong> allbarmherzigen Heiligen verkünden den Jivas immer<br />
wie<strong>der</strong>, daß sie die Kin<strong>der</strong> von Sat Purush (Gott) sind und daß sie<br />
nichts tun sollten, was Yama (Todesengel) zu einem Angriff<br />
verführen mag. Es ist schade, daß die Jivas we<strong>der</strong> gehorchen, noch<br />
den Worten <strong>der</strong> Heiligen glauben, aber statt dessen Dinge tut, die<br />
den Zorn von Yama entflammen. <strong>Die</strong> Heiligen haben die <strong>Kraft</strong>,<br />
wenn sie das wollten, die Jivas zum Gehorsam zu zwingen und<br />
auch Yama wegzuschicken. Aber sie geben ihre gnadenvolle<br />
Haltung nicht auf (das bedeutet, daß sie niemals Gewalt<br />
anwenden) und ermahnen den Jiva auf keine an<strong>der</strong>e Weise, als<br />
durch mündliche Überzeugung. Gesegnet ist, wer ihren Rat<br />
befolgt; und wer das nicht tut, bleibt unglücklich.<br />
151. Das Ziel <strong>der</strong> Belehrungen und Erklärungen <strong>der</strong> Heiligen für<br />
den Jiva ist, daß er sich von allen Seiten (von <strong>der</strong> Welt)<br />
zurückziehen und dem Satsang zuwenden sollte, so wie sich eine<br />
Frau nur ihrem Mann zuwendet und sich dann um keinen<br />
an<strong>der</strong>en mehr kümmert. <strong>Die</strong> mo<strong>der</strong>nen Gurus nehmen Schüler<br />
an, aber unterweisen sie zu fasten, auf Pilgerfahrten zu gehen und<br />
über Bil<strong>der</strong> zu meditieren, anstatt die Verehrung des Gurus zu<br />
lehren. Der Grund liegt darin, daß sie keine geeigneten Gurus sind<br />
und man sie daher nicht annehmen sollte. Sie machen sich selbst<br />
etwas vor und führen an<strong>der</strong>e in die Täuschung. Nur die Heiligen<br />
haben das Recht, die Stellung eines Gurus einzunehmen; und nur<br />
ein Sant Sat Guru kann die Jivas befreien. Ein weltlicher Guru<br />
165 Der Pfad selbst än<strong>der</strong>t sich nicht, wohl aber die Art <strong>der</strong> Verkündung,<br />
die ein vollendeter Meister an die Notwendigkeiten <strong>der</strong> Zeit anpassen<br />
wird.<br />
118
kann sie nicht befreien. Brahma, Vishnu, Mahadeva und Ishwar<br />
können den Geist nicht aus dem Kreislauf <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>geburt<br />
befreien, aber die Heiligen können es.<br />
Nur wer in <strong>der</strong> Welt gelitten hat und sich vor ihr fürchtet, wird<br />
zum Satsang <strong>der</strong> Heiligen gehen. Allen an<strong>der</strong>en ist es nicht<br />
möglich, in <strong>der</strong> Gegenwart <strong>der</strong> Heiligen zu verweilen. Wenn ein<br />
Jiva von <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> Heiligen ganz erfüllt ist, wird er nicht in<br />
die Schlingen <strong>der</strong> Priester und Bhikhs fallen. Er wird nur an die<br />
Heiligen glauben und sich nur an sie binden. Es ist unerläßlich,<br />
mit <strong>der</strong> Suche nach einen vollendeten Sant Sat Guru fortzufahren,<br />
bis man ihn gefunden hat. Es macht nichts, wenn <strong>der</strong> Sucher im<br />
Laufe seiner Suche stirbt, denn dann wird er als menschliches<br />
Wesen wie<strong>der</strong>geboren und sicherlich einen Sant Sat Guru finden;<br />
und wenn sein Verlangen sehr stark ist, wird er ihm schon in<br />
diesem Leben begegnen. Wenn <strong>der</strong> Sucher jedoch im Netz <strong>der</strong><br />
Priester und Bhikhs gefangen ist, mag er zwar weltlichen<br />
Reichtum, Ehre und eine Familie bekommen, doch er kann dem<br />
Kreislauf <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>geburt nicht entfliehen und hat auch keine<br />
Gewähr, daß er die menschliche Gestalt wie<strong>der</strong> erhalten wird.<br />
152. Ein Gurumukh ist jemand, <strong>der</strong> dem Sat Guru gehorcht und<br />
niemals seine Weisungen mißachtet. Solange er nicht so leben<br />
kann, vermag er den Zustand eines Gurumukh nicht zu erlangen.<br />
Das ist schwierig. Wir sollten darauf bedacht sein, nur das zu tun,<br />
was dem Sat Guru gefällig ist - das heißt, auch während <strong>der</strong><br />
Ausübung des Seva sollten wir darauf achten, ob <strong>der</strong> Guru<br />
wirklich mit dem <strong>Die</strong>nst zufrieden ist, den wir leisten; o<strong>der</strong> ob Er<br />
ihn nur annimmt, um den Schüler nicht zu verletzen. Wird einem<br />
bewußt, daß <strong>der</strong> Sat Guru etwas annimmt, nur weil man es ihm<br />
aufdrängt und es ihm eine Last ist, sollte man sofort mit dem Seva<br />
aufhören. Nur einer, <strong>der</strong> auf diese Weise handelt, wird ein<br />
Gurumukh. Wer das nicht tun kann, sollte regelmäßig den Satsang<br />
besuchen, gewissenhaft hören, was dort gesagt wird und es im<br />
Gedächtnis behalten. Dann wird sich nach und nach eine<br />
Wandlung vollziehen.<br />
153. Der Schmutz des Egoismus hat sich in die Herzen aller<br />
Lebewesen gesetzt. Solange dieser nicht beseitigt wird, besteht<br />
119
keine Möglichkeit Parmarth (spirituellen Fortschritt) zu erlangen.<br />
<strong>Die</strong>ses Verhängnis kann nicht durch äußere Anbetung beseitigen.<br />
Daher ist die Ausübung <strong>der</strong> inneren Hingabe notwendig, und<br />
diese kann nur von einem vollendeten Sat Guru erlernen. Je<strong>der</strong><br />
Parmarthi (wahre Sucher) sollte deshalb einen lebenden Sat Guru<br />
finden und sich selbst seinem <strong>Die</strong>nst hingeben. Nur dann wird<br />
sein Streben erfolgreich sein.<br />
154. <strong>Die</strong> Seele ist von Feinden umgeben. Niemand ist ihr Freund.<br />
Auch das Gemüt, das mit den drei Gunas (Eigenschaften)<br />
verbunden ist, beobachtet den Geist gerade so, wie eine Katze auf<br />
eine Maus aufpaßt, die sie verschlingen will. Alle Lebewesen hier<br />
auf Erden sind unglücklich, denn Kal fügt auch den eigenen Jivas<br />
Leid zu - und zwar auch jenen, die ihm folgen und dem Diktat des<br />
Gemüts gehorchen. Aber die Jivas eines Sat Guru werden immer<br />
von seiner Gnade beschützt, und sogar Kal hat Angst vor ihnen<br />
und hilft ihnen. Es ist deshalb unsere Pflicht, beim Sat Guru dieser<br />
Zeit Zuflucht zu suchen. Denn er gewährt uns Sicherheit und<br />
Schutz - in je<strong>der</strong> Hinsicht - hier und danach.<br />
155. Wenn einer tausend o<strong>der</strong> zweitausend Arbeiter einstellen will,<br />
scharen sich Tausende von Bewerbern um ihn. Von all diesen sind<br />
nur fünfzig o<strong>der</strong> hun<strong>der</strong>t geeignet, <strong>der</strong> Rest erfüllt die Ansprüche<br />
nicht, und einige sind völlig untauglich. Wenn ein Sat Guru seinen<br />
Satsang beginnt, scharen sich auf die gleiche Weise viele<br />
Menschen um ihn, die von den verschiedensten Wünschen erfüllt<br />
sind. Der Sat Guru wählt jene aus, die von einem ungeteiltem<br />
Verlangen nach Parmarth erfüllt sind und setzt den Rest auf die<br />
Warteliste. Nur jene, die dazu bestimmt sind, den Segen von<br />
Parmarth zu empfangen, bleiben in dem Satsang <strong>der</strong> Heiligen, die<br />
an<strong>der</strong>en gehen von alleine fort. Sie sind nicht fähig, den Schock<br />
(<strong>der</strong> Wahrheit) zu ertragen, den sie dort erhalten, denn sie werden<br />
nicht von einem aufrichtigen und reinen Verlangen nach<br />
Parmarth angetrieben. Aus diesem Grund drängen die Heiligen sie<br />
auch nicht, aber segnen sie für die Zukunft.<br />
156. Tausende von Brahmas, Gorakhs, Naths und Propheten<br />
wurden im Feuer <strong>der</strong> Leidenschaften verzehrt, weil es ihnen nicht<br />
gelang, einen Sat Guru zu finden. Wenn du fragst, wie ein<br />
120
normaler Sterblicher erwarten kann, einen Sat Guru zu erkennen,<br />
wenn das solche Größen nicht vermochten, so lautet die Antwort,<br />
daß sie deshalb versagt haben, weil ihnen ihre Selbstgefälligkeit<br />
im Weg stand, die sie daran hin<strong>der</strong>te, an den Sat Guru zu glauben<br />
- und aus diesem Grunde hat sich ihnen <strong>der</strong> Sat Guru nicht<br />
offenbart. Außerdem waren sie dafür bereit, das Werk <strong>der</strong><br />
Schöpfung weiterzuführen; und es war ihnen bestimmt, gerade<br />
diese Arbeit fortzusetzen. Hätten sie aber den Sat Guru<br />
angenommen, hätten sie die Arbeit <strong>der</strong> Schöpfung nicht<br />
weiterführen können; und es ist (vom Schöpfer) auch nicht<br />
beabsichtigt, die Erde ganz zu entvölkern. Sie wurden geschaffen,<br />
damit sie sich um die weltlichen Menschen kümmern. <strong>Die</strong> Lehren<br />
des Sat Guru sind we<strong>der</strong> für sie bestimmt, noch glauben sie an ihn<br />
und an seine Lehren o<strong>der</strong> behandeln ihn mit Ehrfurcht.<br />
<strong>Die</strong> Heiligen erklären ganz offen, wenn große Persönlichkeiten,<br />
denen Tausende von Menschen vertrauen, dem Höllenfeuer und<br />
<strong>der</strong> Seelenwan<strong>der</strong>ung nicht entgehen können, wie das dann <strong>der</strong><br />
arme Jiva tun soll, wenn er ihnen nachfolgt? Doch nur jene, die<br />
für Parmarth bestimmt sind, werden diesen Worten glauben und<br />
vom Zyklus <strong>der</strong> Seelenwan<strong>der</strong>ung befreit - das heißt, jene, die ein<br />
echtes und reines Verlangen nach Gottverwirklichung haben.<br />
Menschen, die von allen Arten weltlicher Begierde erfüllt sind,<br />
können nicht an die Worte eines Sat Guru glauben. Wir sollten<br />
jedoch bedenken, daß uns nur ein Sant Sat Guru von dem Zyklus<br />
<strong>der</strong> Geburten und Todes erretten, uns das Geschenk <strong>der</strong> ewigen<br />
Seligkeit geben und uns in die wahre Heimat zurückführen kann.<br />
Brahma, Vishnu, Mahadev, Inkarnationen je<strong>der</strong> Art, Gottheiten<br />
und Propheten sind selbst ohne Guru, d.h. sie haben keinen Sant<br />
Sat Guru gefunden. Sie können we<strong>der</strong> dem Zyklus <strong>der</strong><br />
Seelenwan<strong>der</strong>ung entfliehen, noch können sie an<strong>der</strong>e retten. Jene,<br />
die an diesen Bachen (Worte) glauben und einen Sat Guru suchen,<br />
sind seine Adhikari Jivas (berechtigt, einen Sat Guru zu finden),<br />
und sie allein werden einen Sat Guru treffen, und durch seine<br />
Gnade wird er ihre Arbeit zu Ende bringen (sie zu ihrem Ziel<br />
führen) und diese Jivas von Geburt und Tod befreien.<br />
121
157. Der Jiva wird von zwei Löwen verfolgt. Der eine ist das Gemüt<br />
und <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e ist Kal. Solange er diese beiden nicht besiegt hat,<br />
kann er keinen spirituellen Fortschritt erlangen. Aber nur ein Sant<br />
Sat Guru hat die Macht, sie zu besiegen. Daher kann nur einer, <strong>der</strong><br />
bei einem Sant Sat Guru Schutz sucht, sie besiegen und das Meer<br />
des Lebens überqueren.<br />
158. Jene, die von einem Sat Guru etwas erbitten, erleiden keinen<br />
Verlust von Ehre o<strong>der</strong> Würde, denn vor dem Sat Guru sind wir alle<br />
Bettler. Es gibt in <strong>der</strong> ganzen Schöpfung keinen, <strong>der</strong> vor dem Sat<br />
Guru nicht zum Bettler wird. Und wer sich schämet, etwas vom<br />
Sat Guru zu erbitten, muß sich vor Kal erniedrigen und seine<br />
Strafe ertragen. Wer den Sat Guru anfleht, <strong>der</strong> ist wirklich<br />
gesegnet.<br />
159. Gläubige <strong>der</strong> Veden und Puranas sagen, daß die Sünden eines<br />
Jiva durch einen Augenblick im Satsang 166 entfernt werden<br />
können. Wie können wir dann die Verdienste eines Satsang <strong>der</strong><br />
Heiligen einschätzen, dessen Wert noch nicht einmal von den<br />
Veden und Puranas beschrieben werden kann? Es gibt keinen<br />
Zweifel, daß bei jenen, die den Satsang <strong>der</strong> Heiligen besuchen,<br />
wenigstens die Sünden des Tages weggewaschen werden 167 . <strong>Die</strong>ser<br />
Verdienst fällt jenen zu, die immer formell 168 den Satsang<br />
besuchen und dem <strong>Bachan</strong> (den Worten des Gurus) lauschen.<br />
Aber es ist unmöglich zu beschreiben, was jene gewinnen, die an<br />
die Heiligen und an die Liebe des Sat Guru ihrer Zeit glauben.<br />
160. Jene, die den Heiligen verleugnen und jene, die ihn loben -<br />
beide werden errettet. Aber wenn <strong>der</strong> Jünger eines Heiligen<br />
schlecht von Ihm spricht, wird er dabei verlieren. Solch ein<br />
Verhalten ist nicht hinnehmbar.<br />
161. Es ist das innere Hören und die innere Annahme (<strong>der</strong> Worte<br />
des Gurus), die uns segnen. <strong>Die</strong> Worte jener, die nur oberflächlich<br />
166 Mit Satsang wird im Hinduismus jedes Beisammensein im Gedenken<br />
an Gott verstanden, auch ohne die Gemeinschaft mit einem Heiligen.<br />
167 Das heißt, sie werden von den Auswirkungen dieser Sünden befreit.<br />
168 Das heißt, ein Mensch besucht den Satsang als Pflicht, aber nicht aus<br />
einem Verlangen heraus.<br />
122
vortragen o<strong>der</strong> predigen, haben keine Wirkung. Viele von ihnen<br />
gehören einem Priesterorden o<strong>der</strong> einem sonstigen religiösen<br />
Orden an; sie lehren und rezitieren Texte aus den heiligen<br />
Schriften, doch ihre Herzen verän<strong>der</strong>n sich nicht.<br />
162. Ohne die Gnade des Sat Guru ist es für einen Jiva nicht<br />
möglich, Glauben zu entwickeln, und nur <strong>der</strong> allein ist für diese<br />
Gnade aufnahmefähig, <strong>der</strong> die Füße des Sat Guru liebt und an sie<br />
glaubt 169 . Viele Menschen wünschen sich, daß auch ihre<br />
Verwandten o<strong>der</strong> Familienmitglie<strong>der</strong> an die Füße des Sat Guru<br />
glauben. <strong>Die</strong>ser Wunsch ist nicht schlecht; aber wir sollten daran<br />
denken, daß es sehr schwierig für einen Menschen ist, Glauben<br />
und Liebe zu entwickeln, solange <strong>der</strong> Sat Guru nicht voller Gnade<br />
auf ihn blickt. <strong>Die</strong>s aber sollte dem Mauj (Willen) des Sat Guru<br />
überlassen werden, denn wenn er es wünscht, kann er in einem<br />
einzigen Augenblick Glauben und Liebe verleihen und uns aus den<br />
Schlingen <strong>der</strong> Welt befreien.<br />
163. <strong>Die</strong> Jünger <strong>der</strong> Heiligen empfinden zur Zeit des Todes keinen<br />
Schmerz. Vielmehr sehen sie ihm tapfer entgegen, denn sie sind<br />
sich des Todes wohl bewußt 170 und haben sich mit den weltlichen<br />
Angelegenheiten nur soweit befaßt, wie es unbedingt notwendig<br />
war. Sie haben die Wurzeln <strong>der</strong> Welt in sich bereits abgetrennt.<br />
Das weltliche Leben <strong>der</strong> Satsangis eines Sants gleicht dem<br />
kurzlebigen Grün eines Baumes, <strong>der</strong> gefällt <strong>word</strong>en ist.<br />
164. Es ist sehr schwierig, im Satsang <strong>der</strong> Heiligen zu verweilen.<br />
Manche besuchen den Satsang und sind dabei jedoch sehr<br />
unaufmerksam, d.h. sie sitzen zwar da, und es scheint so, daß sie<br />
dem Gesagten zuhören, doch sie nehmen es nicht auf. Was kann<br />
ihnen <strong>der</strong> Satsang dann Gutes bringen? Nur jene, <strong>der</strong>en Gemüt<br />
berührt wird und die ihr Verhalten entsprechend än<strong>der</strong>n, hören<br />
wirklich zu und verstehen.<br />
169 Damit ist ein Schüler gemeint, <strong>der</strong> die inneren Offenbarungen des<br />
Satguru - Licht und Ton - liebt, sich völlig in sie vertieft und alles an<strong>der</strong>e<br />
<strong>der</strong> Gnade des Meisters überläßt.<br />
170 Der Vorgang des Todes gleicht dem Zurückziehen <strong>der</strong> Sinnesströme<br />
vom Körper, wie man sie in tiefer Meditation erfährt.<br />
123
165. Es steht vieles in den heiligen Schriften, das uns mehr o<strong>der</strong><br />
weniger verwirren kann. Dasselbe Dogma wird einmal empfohlen<br />
und ein an<strong>der</strong>mal kritisiert. Was soll da ein armer Sterblicher<br />
akzeptieren und was soll er ablehnen? Ohne die Hilfe eines<br />
vollkommenen Sat Guru ist es für den Jiva nicht möglich, sich zu<br />
entscheiden. <strong>Die</strong> heiligen Schriften können uns vom Pfad<br />
überzeugen, doch sie können uns nicht (den Zugang zu ihm)<br />
geben. Nur die Heiligen sind mit den Geheimnissen des inneren<br />
Weges vertraut, und nur sie können sie an<strong>der</strong>en offenbaren.<br />
166. Ein Sadh ist einer, <strong>der</strong> sich durch Disziplin von allen an<strong>der</strong>en<br />
gelöst hat und nur auf den Sat Guru vertraut und sich an Shabd<br />
festhält, was <strong>der</strong> zentrale Punkt des Glaubensbekenntnisses aller<br />
Heiligen ist, und nichts tut, was seinem Gurubhakti (Hingabe an<br />
den Guru) schaden würde. Dadurch ist er ein wahrer Gurubhakta<br />
und Sadh.<br />
167. Nur jene, die sich nach Parmarth sehnen und sich vor <strong>der</strong><br />
Seelenwan<strong>der</strong>ung fürchten, können Liebe für den Sat Guru<br />
entwickeln und an ihn glauben. Wer Wun<strong>der</strong> sehen muß, um<br />
glauben zu können, <strong>der</strong> ist kein wahrer Sucher. Solche Menschen<br />
werden keinen Glauben in den Sat Guru entwickeln (selbst wenn<br />
er ihnen Wun<strong>der</strong> zeigt). Sein Mauj legt nicht fest, daß sich durch<br />
das Wirken von Wun<strong>der</strong>n Glaube entwickelt, denn ein Glaube, <strong>der</strong><br />
auf Wun<strong>der</strong>n basiert, ist nicht verläßlich. Wem die Worte des Sat<br />
Guru teuer sind, wer seinen Darshan liebt und ohne ihn unruhig<br />
ist, besitzt wahren Glauben. Solche Gläubige sehen auch Wun<strong>der</strong>.<br />
Für jene, die nur nach Zeichen und Wun<strong>der</strong>n suchen, bestimmt<br />
<strong>der</strong> Mauj, daß sie keine Zeichen erhalten werden.<br />
168. Außer Shabd gibt es keinen an<strong>der</strong>en Weg, auf dem <strong>der</strong> Jiva zu<br />
seiner wahren Heimat führt werden kann. Alle an<strong>der</strong>en Wege<br />
gehören Kal Purush. Shabd ist in den Herzen von allen<br />
gegenwärtig, und man sollte ihm im Innern lauschen. Jene, die<br />
ihn nicht hören, werden zur Zeit ihres Todes leiden. Durch Gesang<br />
und Instrumentalmusik kann man das Ziel nicht erreichen. Noch<br />
größer wird das Leid jener sein, die behaupten, daß sie den<br />
Heiligen <strong>der</strong> Vergangenheit nachfolgen, jedoch Shabd nicht<br />
suchen.<br />
124
169. <strong>Die</strong> Pandits haben ihr Ansehen verloren, weil sie die<br />
Menschen zur Anbetung von Statuen und heiligen Plätzen<br />
verleiteten. Als die Heiligen ihre Lehren verkündeten, die sich von<br />
denen <strong>der</strong> Veden und Shastras unterscheiden, wußten dies die<br />
Pandits und Bhikhs nicht zu schätzen, sie führten die Menschen in<br />
die Irre und verloren ihr Prestige. <strong>Die</strong> Heiligen erklären freimütig,<br />
daß jene, die nur Pilgerorte besuchen, die heiligen Schriften lesen<br />
und Idole anbeten, im Kreis <strong>der</strong> Seelenwan<strong>der</strong>ung verbleiben. In<br />
ihrer Gnade ermahnen die Heiligen die Menschen, alle<br />
Aberglauben und die Rituale aufzugeben und einen lebenden Sat<br />
Guru zu suchen, um bei ihm Zuflucht zu nehmen. Es gibt keinen<br />
an<strong>der</strong>en Weg, um dem Kreislauf <strong>der</strong> Geburten und Tode zu<br />
entrinnen. Ihr könnt das tun, wenn immer ihr wollt - aber wenn<br />
ihr es tut, dann müßt ihr genau diesen Weg gehen. Ob ihr es<br />
glaubt o<strong>der</strong> nicht - es gibt keinen an<strong>der</strong>en Weg, Chaurasi zu<br />
entkommen.<br />
170. Jiva und Brahm sind Brü<strong>der</strong>. Der einzige Unterschied<br />
zwischen ihnen besteht darin, daß Brahm eine herrschende<br />
Position innehat, während die Jivas ihm alle unterstellt sind.<br />
Brahma, Vishnu und Maha Deva sind für die Erschaffung und die<br />
Ernährung <strong>der</strong> Körper zuständig, und sie sind auch dafür<br />
verantwortlich, diese in die Welt einzubinden. Aber niemand<br />
außer den Heiligen besitzt die Macht, Mukti (Befreiung) zu<br />
schenken, denn allein die Heiligen sind die Partner des höchsten<br />
Wesens, von dem sowohl Jiva als auch Brahm entsprungen sind.<br />
Mit an<strong>der</strong>en Worten: <strong>Die</strong> Heiligen sind <strong>der</strong> Herr selbst (in<br />
menschlicher Gestalt), denn <strong>der</strong> Herr hat die menschliche Gestalt<br />
eines Heiligen angenommen, um die Seelen zu befreien. Und so<br />
übertragen sie den Seelen das Recht auf jene Region, die selbst<br />
Brahm, Vishnu und Mahadev niemals erreichen können. Doch die<br />
Liebe und <strong>der</strong> Glaube in die heiligen Füße <strong>der</strong> Heiligen sollte stark<br />
und fest sein.<br />
171. Am Anfang war nur das Eine, dann gab es zwei, dann drei,<br />
dann viele, dann Tausende und dann Lakhs, und schließlich gab es<br />
zahllose Lebewesen. Wer nun einen vollkommenen Sat Guru<br />
findet, <strong>der</strong> eins mit dem Einen und die Gestalt dieses Einen ist,<br />
125
dem gelingt es durch die Gnade des Sat Guru, sich von <strong>der</strong> Illusion<br />
<strong>der</strong> Vielfalt zu befreien und seine wahre Heimat zu erreichen.<br />
172. <strong>Die</strong> Früchte <strong>der</strong> weltlichen Handlungen sind für den Jiva<br />
deutlich erkennbar, und daher verstrickt er sich leicht im Netz <strong>der</strong><br />
Welt. Aber die Frucht des Parmarth liegt verborgen und deshalb<br />
kann man den Glauben an seinen Wert nur langsam entwickeln.<br />
Jedoch ist <strong>der</strong> Glaube eine Voraussetzung, denn ohne ihn ist eine<br />
(spirituelle) Bemühung unmöglich, und wie kann man ohne<br />
Bemühung irgend etwas erreichen o<strong>der</strong> fortschreiten?<br />
173. Sat (die Wahrheit) kann man nicht durch Japa (Rezitation),<br />
Tapa (Bußübungen) und Maun Sadhan (Schweigegelübde)<br />
erreichen. Jene, die solche Übungen ausführen, kommen nicht<br />
weiter, und niemand konnte (auf diese Weise) das Geheimnis von<br />
Sat entdecken, das sich den Heiligen offenbart. <strong>Die</strong>ses Geheimnis<br />
kann man nur erfahren, wenn man dem Sat Guru dieser Zeit dient<br />
und bei ihm Schutz sucht, da Sat sich selbst im Sat Guru<br />
verkörpert. Daher sollten all jene, die den Sat Pad 171 erreichen<br />
möchten, sämtliche Rituale und abergläubische Praktiken<br />
aufgeben und danach trachten, den Sat Guru dieser Zeit zu<br />
erfreuen. Dadurch werden sie eines Tages den Sat Pad betreten.<br />
174. Es ist für junge Witwen und für jugendliche Asketen 172 sehr<br />
schwierig, das Leben zu bewältigen. Viele werden in die Irre<br />
geleitet. Doch wenn sie einen vollkommenen Sat Guru finden und<br />
ihm vertrauen, dann können sie ihr Leben leicht meistern. Wenn<br />
sie jedoch nur eine intellektuelle Person als Guru annehmen,<br />
werden sie ihr Leben mit Buchgelehrtheit, Pilgerfahrten, Fasten<br />
und Götzendienst vergeuden, und die Schlinge von Geburt und<br />
Tod wird nicht durchtrennt. Daher sollten alle ihr Bestes<br />
versuchen, einen Sat Guru zu finden, und selbst wenn sie während<br />
ihrer Suche sterben, sollte sie das nicht bekümmern, denn das<br />
Verlangen, einen Sat Guru zu finden, ist fest in ihrem Chitta<br />
171 Der Weg zur Wahrheit.<br />
172 Im englischen Text wird von „child-widows“ und „child-ascetics“<br />
gesprochen - ohne genaue Kenntnis <strong>der</strong> sozialen Umstände vor 150<br />
Jahren in Indien lassen sich diese Begriffe lei<strong>der</strong> nicht zuverlässig<br />
übersetzen.<br />
126
(Gemüt) verwurzelt und gleichbedeutend mit Bhakti (<strong>der</strong><br />
Anbetung) des Höchsten Wesens. Solch ein Mensch wird eines<br />
Tages Gott in <strong>der</strong> Gestalt eines Sat Guru treffen.<br />
175. <strong>Die</strong> Jivas (verkörperten Seelen) von heute sind sehr<br />
bedauernswert, da sie nicht an die Lehren <strong>der</strong> Heiligen glauben,<br />
sich jedoch an die Worte <strong>der</strong> Veden, Shastras, Puranas und des<br />
Korans klammern, obwohl sie keinen Beweis (für ihre Wahrheit)<br />
erhalten. Kal hat die Dinge so geschickt entworfen, daß er die<br />
Leute leicht an das glauben läßt, was seinen Zwecken dient. Aber<br />
sie glauben den Heiligen nicht, die ihnen voller Gnade auf<br />
bestmögliche Art und Weise die Wahrheit erklären, und verlangen<br />
Beweise von ihnen. Das zeigt, daß sie Jivas (Geschöpfe) von Kal<br />
sind, denn sie wollen die Worte <strong>der</strong> Heiligen nicht ohne Beweise<br />
annehmen, während sie den Lehren von Kal Glauben schenken,<br />
ohne einen Beweis zu verlangen. <strong>Die</strong> Heiligen schenken solchen<br />
Jivas jedoch auch keine Beachtung.<br />
176. Durch Prana Yoga und Buddhi Yoga kann man sich nicht<br />
über Akash erheben. Darüber hinaus kann <strong>der</strong> Surat nur mit Hilfe<br />
von Shabd gelangen und den Platz erreichen, wo es das<br />
wun<strong>der</strong>bare Wesen erblicken kann, das sich <strong>der</strong> Welt während<br />
des Sat-, Treta- und Dwapar-Yuga nicht zu erkennen gibt.<br />
Niemand konnte Sein Geheimnis erkennen. Jetzt im Kali Yuga (im<br />
Eisernen Zeitalter) haben es die Heiligen verkündet. Nur wer den<br />
Worten <strong>der</strong> Heiligen vertraut, kann das wun<strong>der</strong>bare Wesen<br />
erblicken und Mukta Pad (das Stadium <strong>der</strong> Freiheit) erreichen.<br />
177. <strong>Die</strong> Unwissenheit ist heutzutage so weit verbreitet, daß viele<br />
Sadhus das Verlangen haben, Pandits (Schriftgelehrte) zu werden,<br />
nach Kashi (Benares) zu gehen und ihr Leben in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
von Pandits zu vergeuden. Wenn sie Sadhus ge<strong>word</strong>en wären,<br />
statt ihre Zeit mit Bücherlesen zu verschwenden, hätten sie einen<br />
vollkommenen Sat Guru finden können und sich seinem <strong>Die</strong>nst,<br />
Satsang und Antarmukh Abhyas (den inneren geistigen Übungen)<br />
hingeben können. Dadurch wären sie zu wahren Sadhus<br />
ge<strong>word</strong>en, und es hätte ihnen ermöglicht, ihre wahre Heimat zu<br />
erreichen.<br />
127
Niemand kann dem Kreislauf <strong>der</strong> Geburten und Tode entkommen,<br />
wenn er einem Pandit folgt. Wenn sogar Brahm selbst - als Autor<br />
<strong>der</strong> Veden - nicht <strong>der</strong> Seelenwan<strong>der</strong>ung entkommen kann, welche<br />
<strong>Kraft</strong> haben dann die Pandits zu entkommen? <strong>Die</strong> Pandits und<br />
Gyanis von heute sprechen nur von ihrem Wissen und kennen die<br />
wahren Lehren o<strong>der</strong> das wahre Gyan (die Weisheit) nicht. All dies<br />
zeichnet Chaurasi aus, denn niemand außer dem Sat Guru dieser<br />
Zeit hat die Macht, die Menschen aus dem Chaurasi (dem<br />
Kreislauf) zu erretten und sie zu ihrer wahren Heimat zurück zu<br />
bringen.<br />
178. Wie verzwickt Kal doch sein Netz in dieser Welt ausgebreitet<br />
hat! Bei vielen Menschen, die sich angeblich mit Parmarth<br />
beschäftigen und den Eindruck erwecken, daß sie sich in Parmarth<br />
(spirituelle Disziplin) vertiefen und dafür den Applaus des Volkes<br />
erhalten, erkennt man mit ein wenig genauer Prüfung, daß bei<br />
ihnen nicht einmal ein Teilchen von Parmarth zu finden ist. Sie<br />
beschäftigen sich mit Pilgerfahrten, Fasten, heiligen Rezitationen<br />
und Götzendienst und verbringen ihre Zeit mit Zeremonien und<br />
dem Beachten von Ritualen. Das führt nur zu Eitelkeit. <strong>Die</strong>se<br />
Übungen werden vom Herrn in dieser Zeit we<strong>der</strong> akzeptiert, noch<br />
können sie uns von Chaurasi erretten. Wer dem Chaurasi<br />
entkommen möchte, sollte das Bhakti des Sat Guru dieser Zeit<br />
üben. Es gibt keinen an<strong>der</strong>en Ausweg.<br />
Es ist ein Jammer, daß Menschen sich an<strong>der</strong>en Sadhanas<br />
(Disziplinen usw.) eifrig zuwenden, doch Sat Guru Bhakti nicht<br />
annehmen. Einige glauben blind an den Granth usw. und denken,<br />
das sei <strong>der</strong> Guru. Was soll Gutes dabei herauskommen, wenn man<br />
die Schriften als Guru betrachtet, und woher weiß man, daß das<br />
richtig ist? <strong>Die</strong> heiligen Bücher sind leblos, und man kann ihnen<br />
keinen <strong>Die</strong>nst erweisen. Wie können solche Menschen Gurubhakti<br />
ausüben? Wahre Verehrung des Granth besteht darin, so zu<br />
handeln, wie es darin beschrieben wird; also einen Sat Guru<br />
aufzusuchen, ihm zu dienen und bei ihm Zuflucht zu suchen.<br />
Wenn man diesen Rat nicht annehmen kann, bedeutet das, daß<br />
<strong>der</strong> Glaube an den Granth nur oberflächlich ist. Solche Menschen<br />
befinden sich in demselben Boot wie die Idolanbeter. <strong>Die</strong>ser<br />
Irrtum entsteht aus <strong>der</strong> Tatsache, daß die Menschen keinen<br />
128
treffen, <strong>der</strong> ihnen die Dinge genau erklären kann. Daher leben sie<br />
alle in Unwissenheit und Aberglaube. <strong>Die</strong> Gurus, die sie treffen,<br />
haben sich selbst niemals <strong>der</strong> Jüngerschaft unterworfen, sie<br />
führen ihre Anhänger nur in die Irre und täuschen sie. Ob Pandits<br />
o<strong>der</strong> Bhikhs, sie sind alle gleich, denn keiner von ihnen erkennt<br />
die Größe eines Sat Guru o<strong>der</strong> die Bedeutung von Sat Guru Bhakti.<br />
Sie sind die Sklaven von Büchern, heiligen Schriften, alten Sitten<br />
und Traditionen und binden auch ihre Nachfolger daran. Sie<br />
lehren nicht Sat Guru Bhakti, das uns allein die Erlösung bringt<br />
und uns in die wirkliche Heimat führt.<br />
<strong>Die</strong>se Lehren werden nur von den Sants verkündet, denn sie sind<br />
<strong>der</strong> Sat Purush selbst, <strong>der</strong> sich in <strong>der</strong> Welt manifestiert; und dies<br />
ist <strong>der</strong> höchste Pfad, <strong>der</strong> schnell zur Befreiung <strong>der</strong> Jivas führt.<br />
Doch nur die Sanskaris (jene mit einem Hintergrund aus früheren<br />
Verkörperungen) werden diese Lehren annehmen, nur sie allein<br />
werden nach einem Sat Guru suchen. Jene, die sich mit<br />
oberflächlichen Ausführungen und <strong>der</strong> Zurschaustellung von<br />
Wun<strong>der</strong>n zufrieden geben, sind nicht in <strong>der</strong> Lage, Sat Guru Bhakti<br />
auszuüben, da ihnen diese Belastung für Körper, Geist und Besitz<br />
zu groß ist. <strong>Die</strong> höchsten Sanskaris (spirituell Befähigten) sind<br />
jene, denen <strong>der</strong> Sat Guru und Naam mehr alles an<strong>der</strong>e bedeuten.<br />
179. <strong>Die</strong> weltlichen Menschen freuen sich, wenn sie süße und<br />
salzige (schmackhafte) Gerichte essen und schöne Kleidung<br />
tragen. Aber all dies ist nutzlos. Welche köstlichen und delikat<br />
gewürzten Gerichte schmecken einem Gurmukh und welche<br />
Kleidung gefällt ihm? Der Sant Sat Guru beschreibt es so: Wer die<br />
Reden des Sant Sat Guru süß findet, <strong>der</strong> ist ein Gurmukh, denn für<br />
ihn gibt es nichts Köstlicheres. Das Hören <strong>der</strong> Worte des Sant<br />
Guru ist für ihn Salona (schmackhaft, = schmackhaften Speisen<br />
gleich), und <strong>der</strong> Glaube an den Sat Guru ist die (schöne) Kleidung<br />
für den Gurmukh. Das ist <strong>der</strong> Kernpunkt von allem. Aber dies<br />
trifft nur für einen wahren und reinen Parmarthi (spirituellen<br />
Ergebenen) zu, denn nur ihm werden diese Dinge so teuer sein,<br />
wie es eben beschrieben wurde. Den weltlichen Menschen werden<br />
sie nicht gefallen.<br />
129
180. <strong>Die</strong> heutigen Gyanis setzen die Veden an erste Stelle und<br />
danach kommen die Heiligen. <strong>Die</strong>s ist ein großer Fehler und<br />
beruht auf <strong>der</strong> Tatsache, daß man jene, die die Veden studieren,<br />
Heilige nennt und ihre Weisungen befolgt und glaubt, sie haben<br />
die Position eines Sadh erlangt; wer das glaubt, weiß jedoch nichts<br />
von den Heiligen, die den Verfasser <strong>der</strong> Veden erschaffen haben!<br />
Jene, die durch ihr Wissen von den Veden als Heilige bezeichnet<br />
werden, erreichen nicht einmal die Ebene eines Jüngers <strong>der</strong><br />
Heiligen. Es kommt zum Beispiel vor, daß einer, <strong>der</strong> gut<br />
ausgebildet ist, keine Arbeitsstelle findet, während ein an<strong>der</strong>er,<br />
<strong>der</strong> keine so gute Ausbildung hat, dafür aber eine gutbezahlte<br />
Arbeitsstelle erhält und außerdem so talentiert ist, daß er einem<br />
Menschen, <strong>der</strong> eine (formale) Ausbildung hat, überlegen ist. <strong>Die</strong>s<br />
betrifft die mo<strong>der</strong>nen Gyanis. Sie sind gut ausgebildet, bekommen<br />
jedoch keine Stelle, denn sie praktizieren Sat Guru Bhakti nicht.<br />
Wenn die Jünger <strong>der</strong> Heiligen - selbst wenn sie nicht gebildet sind<br />
- Hingabe an den Sat Guru üben und sich am Schutz des Meisters<br />
erfreuen, erreichen sie eines Tages die höchste Stufe, während<br />
jene, die nur theoretisch über Yoga und Gyan sprechen, weiterhin<br />
in Chaurasi (im Kreislauf) wan<strong>der</strong>n.<br />
181. <strong>Die</strong> Irrtümer <strong>der</strong> fünf Shastras 173 wurden durch Vedanta<br />
aufgezeigt, und die Irrtümer des Vedanta werden jetzt durch den<br />
Sant Sat Guru enthüllt. <strong>Die</strong> Hohlheit jener Shastras wurde nicht<br />
im Sat Yuga, nicht im Treta-Yuga und auch nicht im Dwapar-Yuga<br />
festgestellt, weil sich die Heiligen damals noch nicht manifestiert<br />
hatten 174 . Jetzt - im Kali-Yuga - sind die Heiligen zur Erlösung <strong>der</strong><br />
Jivas zu uns herabgekommen. Sie weisen offen auf die Irrtümer<br />
und Unzulänglichkeiten aller Religionen hin und zeigen den<br />
direkten Weg zur Erlösung. <strong>Die</strong> Jivas jedoch sind so oberflächlich,<br />
daß sie die Worte <strong>der</strong> Heiligen we<strong>der</strong> annehmen noch ihnen<br />
Glauben schenken.<br />
173 Philosophische Schriften des Hinduismus.<br />
174 Im Anurag Sagar beschreibt Kabir (ein wahrer Heiliger) seine<br />
früheren Verkörperungen. Womöglich wußte Soamiji o<strong>der</strong> wer auch<br />
immer seine Aussagen zusammengetragen hat, nichts von diesem Werk.<br />
130
Wenn man ein wenig darüber nachdenkt, wird man zugeben<br />
müssen, daß <strong>der</strong> Glaube an die Lehren <strong>der</strong> Veden durch Lesen und<br />
Hören und nicht durch praktische Übung entwickelt wurde;<br />
tatsächlich ist diese Übung nicht möglich, da sich die in den Veden<br />
beschriebenen Abhyas (spirituellen Übungen) in diesem Yuga<br />
nicht durchführen lassen. Wie<strong>der</strong>um glauben sie den spirituellen<br />
Meistern nicht, sonst würden sie das Geheimnis gemäß den<br />
Weisungen <strong>der</strong> Heiligen von ihnen erfahren und selbst mit Abhyas<br />
beginnen. Wenn man damit fortfährt, sich nur auf Bücher zu<br />
verlassen und sie immer wie<strong>der</strong> liest, kann man die praktische<br />
Seite dadurch niemals erlernen. Das führt nur zu intellektuellem<br />
Hochmut, <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um das Antahkaran noch mehr verunreinigt<br />
und selbst das Befolgen von Jugati (spirituelle Technik)<br />
unmöglich macht. Lei<strong>der</strong> müssen wir heute genau das feststellen:<br />
viel Gerede, jedoch keine Praxis.<br />
Parmarthi Jivas (die wahren Sucher) sollten sich daher auf die<br />
Suche nach einem Sat Guru und auf Sat Guru Bhakti beschränken<br />
und alles an<strong>der</strong>e aufgeben; denn die Reinigung des Antahkaran ist<br />
in diesem Yuga (Zeitalter) durch keine an<strong>der</strong>e Methode möglich -<br />
und wenn das Antahkaran nicht rein ist, wie kann man dann<br />
Erlösung finden? Außer den Sant Sat Gurus kann uns niemand<br />
den Weg zum Erreichen <strong>der</strong> höchsten Region aufzeigen, denn nur<br />
sie kennen die Geheimnisse Seiner Wohnstatt und niemand sonst<br />
kennt dieses Geheimnis. Nur durch die Hingabe und den <strong>Die</strong>nst<br />
für einen Sant Sat Guru wird das Antahkaran geläutert, und nur<br />
durch ihre Barmherzigkeit und Gnade wird Mukti Pad (die Stufe<br />
<strong>der</strong> Erlösung) erreicht und <strong>der</strong> Pfad dorthin gangbar. Außer<br />
diesem gibt es keinen an<strong>der</strong>en Weg zur Erlösung.<br />
182. Nur ein Sant Sat Guru kann die Saat des Bhakti einpflanzen.<br />
Einzig und allein ein Sant kann dem Jiva den geraden Weg weisen<br />
- je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e führt uns nur die Irre, läßt uns umherziehen und<br />
betrügt in Wahrheit sich selbst. Bedenkt doch, daß man die<br />
steinernen, von Menschenhand geschaffen Bil<strong>der</strong>, die man in den<br />
Tempeln aus Ziegeln und Steinen erblickt, als Gott verehrt und<br />
man die Menschen ermahnt, sie anzubeten. Aber sie können dem<br />
131
Jiva nicht das Geheimnis jenes Tempels 175 preisgeben, den <strong>der</strong><br />
Allerhöchste selbst geschaffen hat und in dem Er wohnt, in dem<br />
die Glocke, die Muschel und an<strong>der</strong>e Musikinstrumente ständig<br />
erklingen und Arti endlos zelebriert wird. Jene Blinden, die selbst<br />
<strong>der</strong> Täuschung unterliegen, führen auch an<strong>der</strong>e in die Irre, und<br />
anstatt Gutes zu tun, schaden sie ihnen.<br />
Wie kann ein Blin<strong>der</strong> einen Blinden führen? Daher die<br />
nachdrückliche Betonung <strong>der</strong> Suche nach einem Sat Guru.<br />
Solange er nicht gefunden ist, kann man das innere Geheimnis des<br />
Pfades nicht erkennen. Der Sat Guru ist vom inneren Shabd<br />
bezaubert, er offenbart das innere Geheimnis und zeigt <strong>der</strong> Seele<br />
den Weg zur wahren Heimat durch Shabd. Kein Sat Guru kann<br />
nach seiner äußeren Erscheinung beurteilt werden. <strong>Die</strong> Menschen<br />
sind unwissend und blind. Wie können sie (die Blinden) urteilen<br />
und den Sat Guru begreifen, dessen Augen allein sehend sind? Ein<br />
Blin<strong>der</strong> kann keinen Sehenden ergreifen, doch ein Sehen<strong>der</strong> kann<br />
es erlauben, daß ihn jemand seiner Wahl ergreift. Es ist daher für<br />
die Seelen in <strong>der</strong> Welt nicht möglich, einen Sat Guru zu erkennen -<br />
<strong>der</strong> Sat Guru jedoch kann sich ihnen nach seinem eigenem Mauj<br />
(Willen) je nach Belieben offenbaren. Am Anfang genügt es, einen,<br />
<strong>der</strong> das innere Geheimnis erklärt und den Shabd-Pfad einprägt<br />
o<strong>der</strong> lehrt, als Sat Guru anzusehen - doch dann sollte man<br />
herausfinden, ob er völlig in Shabd vertieft ist o<strong>der</strong> nicht.<br />
Es muß ebenso klar sein, daß das innere Geheimnis nur einem<br />
Sant Sat Guru o<strong>der</strong> einem, dem er es enthüllt hat, vertraut ist. Der<br />
Sant Sat Guru ist nicht von Vorträgen, Lehren o<strong>der</strong> heiligen<br />
Schriften abhängig. Er selbst ist das Allerhöchste Wesen in<br />
menschlicher Form. Solange sich jemand seinen inneren Abhyas<br />
(geistigen Übungen) nicht widmet und nur auf die Barmherzigkeit<br />
und Gnade eines Sant Sat Guru vertraut, wird er Nij Pad (die<br />
wahre Heimat) niemals erreichen. Ein Guru kann ganz nach<br />
seinem Mauj (Willen) einen Menschen auf jede Art und wie es ihm<br />
gefällt erlösen, doch es ist von höchster Bedeutung, ihm zu<br />
vertrauen und sich ihm hinzugeben. Wenn es ihm dann gefällt,<br />
führt er eine Seele zuerst zum Satsang o<strong>der</strong> läßt sie Shabd Abhyas<br />
175 <strong>Die</strong>ser Tempel ist <strong>der</strong> menschliche Körper.<br />
132
praktizieren o<strong>der</strong> läßt sie einen Seva (<strong>Die</strong>nst) verrichten. Er ist<br />
allmächtig, und wenn man ihn erfreut, kann er in einem<br />
Augenblick alles, was er mag, gewähren. Es ist jedoch äußerst<br />
wichtig, daß man ihn erfreut.<br />
183. Wenn man noch keinen vollkommenen Sat Guru gefunden<br />
hat, obwohl man den Trennungsschmerz empfindet und eine<br />
intensive Sehnsucht nach Gotterkenntnis verspürt, bleibt <strong>der</strong><br />
Wunsch allein fruchtlos. Falls ein Birhi (jemand mit großer<br />
Sehnsucht) annimmt, daß er Gott ohne den Sat Guru zu erkennen<br />
vermag, liegt er falsch, da es gänzlich unmöglich ist, das Ziel ohne<br />
einen lebenden Sat Guru zu erreichen.<br />
Jene, die von gewaltiger Sehnsucht erfüllt sind, und auch jene, die<br />
es nicht sind - beide benötigen einen Sat Guru. Selbst die<br />
verzehrende Sehnsucht geht vorüber, wenn man keinen<br />
vollkommenen Sat Guru findet und Zuflucht zu einem<br />
unredlichen Lehrer nimmt. Findet man danach einen<br />
vollkommenen Sat Guru, bleibt kein Wunsch und kein Verlangen<br />
mehr. Wenn man sich aber ohne viel Liebe o<strong>der</strong> Sehnsucht einem<br />
vollkommenen Sat Guru zuwendet, wird <strong>der</strong> Sat Guru diese Liebe<br />
und Sehnsucht wachsen lassen und seine Entschlossenheit<br />
stärken. Trifft aber ein solcher Sucher einen unredlichen Guru,<br />
verliert er sein Bireh (Sehnsucht) und verfehlt das Ziel. Das<br />
überaus wichtigste ist somit <strong>der</strong> vollkommene Sat Guru. Deshalb<br />
sollte es klar sein, daß niemand ohne die Begegnung mit einem<br />
vollkommenen Sat Guru sein Ziel erreichen kann.<br />
184. <strong>Die</strong> Stufe von <strong>Sar</strong>an (Ergebenheit in den Willen des Sat Guru)<br />
ist sehr hoch und auch sehr schwer zu erreichen. Natürlich<br />
behaupten viele, sie hätten sich selbst (dem Sat Guru) hingegeben;<br />
doch es ist eine Tatsache, daß einem, <strong>der</strong> sich (dem Sat Guru)<br />
vollkommen hingegeben hat, niemand teuer ist als Er. Nur jene,<br />
die diese Stufe erreicht haben, können diese Aussage bestätigen.<br />
Früher haben die Heiligen niemand gerettet, wenn er nicht<br />
Gemüt, Körper und Besitz aufgegeben hat; heute jedoch gewährt<br />
<strong>der</strong> gütige Radha Soami aus Mitleid über das Elend und die<br />
Schwäche <strong>der</strong> Menschen und allein um seiner Gnade willen allen<br />
die Erlösung, wenn sie nur ein wenig Liebe und Bescheidenheit<br />
133
zeigen. Wahrhaft glücklich schätzen können sich alle, die den<br />
Darshan eines vollkommenen Sat Guru erhalten, an seinem Seva<br />
und Satsang teilhaben und Shabd Abhyas ausüben. Man mag sich<br />
an Wohlstand und Familie erfreuen, aber <strong>der</strong> Seva des Sat Guru<br />
und die Gesellschaft von Sadhs (Heilige Menschen) sind in diesem<br />
Zeitalter des Kali Yuga selten.<br />
185. Ram, <strong>der</strong> die drei Welten erschafft, erhält, hegt und pflegt<br />
und auch wie<strong>der</strong> zerstört, erhebt Anspruch auf die Seele; denn er<br />
hat die Seele von ihrer wahren Gestalt getrennt, sie <strong>der</strong> Geburt<br />
unterworfen und sie innen und außen mit verschiedenen Feinden<br />
umgeben. Innen ist die Seele in ein Netz aus Leidenschaft, Zorn,<br />
Neid, Gebundenheit und Hochmut verstrickt, äußerlich ist sie mit<br />
Mutter, Vater, Kin<strong>der</strong>n, Ehepartnern, Freunden, Reichtum, Ehre<br />
und all den Sinnesfreuden dieser Welt verbunden. Wozu also<br />
diesen Peiniger auch noch verehren? Man wende sich doch<br />
einfach dem Sat Guru zu, durch dessen Gnade allein sich die Seele<br />
den Schlingen dieses Gegners entziehen und zur Region <strong>der</strong><br />
ewigen Glückseligkeit gelangen kann. Niemand sonst ist fähig, die<br />
Seele aus den Schlingen von Kal zu befreien.<br />
186. Das Wort, das ein Sant Sat Guru offenbart, ist we<strong>der</strong> in den<br />
Veden noch in den Shastras zu finden, und nur <strong>der</strong>jenige ist ein<br />
Sant Sat Guru, <strong>der</strong> über das Wort verfügt. Viele Menschen nennen<br />
sich Sadhs o<strong>der</strong> Heilige, nur weil sie sich verschiedenen frommen<br />
Orden angeschlossen haben, in Wirklichkeit sind sie es jedoch<br />
nicht. Sie verdanken ihren Lebensunterhalt <strong>der</strong> Größe von<br />
vollkommenen Heiligen und Sadhs. Jemand kann nur, wenn er<br />
sich <strong>der</strong> Liebe eines Heiligen sicher ist, den Status eines Heiligen<br />
erreichen, und das ist nur dann möglich, wenn er ihm Liebe und<br />
Hingabe darbietet. Solche Liebe und Hingabe wird durch <strong>Die</strong>nen,<br />
durch seine Gnade und Satsang wachsen. Selbst das Wort und die<br />
Region des Triloki Nath (Gott <strong>der</strong> drei Welten) kann man im<br />
jetzigen Kali Yuga durch Praktizieren <strong>der</strong> spirituellen Übungen<br />
erreichen, so wie sie von den Heiligen beschrieben werden - und<br />
durch ihre Gnade. Im gegenwärtigen Kali Yuga kann <strong>der</strong>gleichen<br />
auf keine an<strong>der</strong>e Art und Weise erreicht werden.<br />
134
187. Wer den Sat Guru von ganzem Herzen liebt, möchte von<br />
nichts an<strong>der</strong>em als von seiner Herrlichkeit und Erhabenheit<br />
hören. Wer Vertrauen in den Sat Guru setzt, wird keinen Makel an<br />
ihm finden. Falls er dem Guru kritisch entgegenkäme, verlöre er<br />
sein Satguru Bhau (Liebesempfinden für den Sat Guru). Deshalb<br />
darf man niemals versuchen, Fehler am Sat Guru zu finden. Nur<br />
wer sich so verhält, wird ein Gurmukh und erreicht eines Tages<br />
die höchste Region.<br />
188. Von Ishwar (dem Schöpfer) wird gesagt, daß er<br />
allgegenwärtig ist - sowohl in den nie<strong>der</strong>en als auch in den<br />
höheren Regionen, doch niemand findet Ihn. Welcher praktische<br />
Nutzen kann uns aus Seiner Allgegenwart erwachsen, wenn Ihn<br />
doch niemand in dieser Form erkennen kann? Nimmt Gott jedoch<br />
die Gestalt eines Sat Gurus an, zeigt er sich selbst den Menschen,<br />
und aus reiner Gnade enthüllt er ihnen die Technik, durch <strong>der</strong>en<br />
genaue Befolgung sie ihre Wahre Heimat erlangen und Seine Nij<br />
Rup (Wahre Gestalt) sehen können. Wer nun ist wohl größer: <strong>der</strong><br />
Lebende Sat Guru o<strong>der</strong> die alles beherrschende Macht, die<br />
niemandem helfen kann?<br />
Hat <strong>der</strong> Jiva erst durch Satsang und Seva Vertrauen zum Sat Guru<br />
entwickelt, erfüllt er leicht seine Bestimmung. Ohne den Kontakt<br />
zu einem Sat Guru kann niemand wirklich an den Herrn glauben,<br />
und wenn <strong>der</strong> Glaube nicht wahrhaftig ist, gibt es keine wirkliche<br />
Liebe und kein vollkommendes Vertrauen. Wenn die Liebe und<br />
das Vertrauen fehlen, wie soll da eine Rettung möglich sein? Unter<br />
diesen Umständen, werden jegliche spirituelle Anstrengungen, die<br />
man unternimmt, zwar in mehreren Geburten Früchte bringen,<br />
doch dies wird uns nicht zum Bhakti des wahren Höchsten<br />
erheben. Bhakti des wahren Höchsten wird sich nicht eher<br />
entwickeln, bis man einem Lebenden Sat Guru begegnet und ihm<br />
vertraut.<br />
189. Sadhs, Brahmanen und Kschatriyas sind heutzutage eitel<br />
ge<strong>word</strong>en. We<strong>der</strong> besitzen die heutigen Sadhs die Qualifikation<br />
eines Sadhs, noch üben die Brahmanen die Attribute eines<br />
Brahmanen. <strong>Die</strong> Kschatriyas sind we<strong>der</strong> souverän, noch besitzen<br />
sie jene Stärke und <strong>Kraft</strong>. Sie rühmen sich nur. <strong>Die</strong> Vaishyas und<br />
135
Shudras folgen noch immer bis zu einem gewissen Grad ihren<br />
Lebensregeln.<br />
<strong>Die</strong> Heiligen empfehlen den Menschen den Kontakt zu den Sadhs;<br />
doch das ist schwierig, denn wahre Sadhs sind schwer zu finden.<br />
Ohne die Begleitung von Heiligen und Sadhs ist keine Erlösung<br />
möglich. Verständlicherweise kann man nur auf einen Heiligen<br />
o<strong>der</strong> Sadh treffen, wenn Sanskar (ein karmischer Eindruck 176 )<br />
vorhanden ist. Jemand, dem das große Glück hold ist, trifft mit<br />
Sicherheit einen Sant Sat Guru o<strong>der</strong> einen Sadh.<br />
Wäre man <strong>der</strong> Ansicht, daß für einen Sanskari 177 sozusagen die<br />
Begleitung eines Heiligen unnötig sei, so wäre das nicht richtig.<br />
Ob mit o<strong>der</strong> ohne Sanskar - je<strong>der</strong> benötigt den Sadhsang 178 (die<br />
Verbindung o<strong>der</strong> die Gesellschaft mit Sadhs). Der einzige<br />
Unterschied ist, daß ein Sanskari sehr bald von den <strong>Bachan</strong>s<br />
(Worten) berührt wird und sie leicht annimmt, während jemand<br />
ohne (spirituelle) Sanskaras we<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Lage ist, den <strong>Bachan</strong><br />
(die Worte des Meisters) bereitwillig anzunehmen noch nach ihm<br />
zu handeln. <strong>Die</strong> Saat wird jedoch in ihn gepflanzt, und später wird<br />
er danach handeln.<br />
Als Sanskari wird einer bezeichnet, <strong>der</strong> in seinen vergangenen<br />
Leben einen Sat Guru und Sadhs gefunden und Vertrauen in sie<br />
gefaßt hat, und dessen Bagh (Schicksal) durch die Gnade des Sat<br />
Guru stufenweise verbessert wird. Ebenso kann durch die Gnade<br />
des Sat Guru ein Asanskari (jemand ohne spirituelle günstige<br />
Sanskaras) in einen Sanskari verwandelt werden.<br />
<strong>Die</strong> Größe des Sant Sat Guru bewirkt, daß alle, die seinen Darshan<br />
erhalten, eine spirituelle Erhebung erleben und dem Chaurasi<br />
entkommen; sie werden vor viel Kummer und Leid bewahrt, und<br />
durch seine Gnade öffnet sich ihnen <strong>der</strong> Weg zur endgültigen<br />
Erlösung. Darum sollten alle Jivas zu ihrem eigenen Wohle und<br />
176 Eindrücke und Neigungen im Bewußtsein, die durch Handlungen,<br />
auch in früheren Geburten, bewirkt <strong>word</strong>en sind.<br />
177 Jemand mit spirituell günstigen Eindrücken aus früheren Leben.<br />
178 Mit dem Wort Satsang verwandt; Sat = Wahrheit; Sang =<br />
Gemeinschaft.<br />
136
Glück zu einem Sant Sat Guru gehen, wo immer er sich<br />
manifestiert. Sie sollten ihr Bagh durch Darshan und Seva (indem<br />
sie dadurch spirituelle Verdienste erwerben) vermehren.<br />
190. Den größten Nutzen aus seinem Körper zieht einer, <strong>der</strong> mit<br />
dem <strong>Die</strong>nst für einen lebenden Sat Guru gesegnet ist. <strong>Die</strong> Früchte<br />
eines solchen <strong>Die</strong>nstes werden wie folgt erklärt: <strong>Die</strong> Füße werden<br />
rein, wenn man sich auf den Weg macht, um den Sat Guru zu<br />
sehen; die Augen werden rein, wenn sie ihn anschauen; die Hände<br />
werden sauber, wenn sie seinem Körper dienen - wenn sie seine<br />
Beine massieren o<strong>der</strong> ihm Kühlung zufächeln. Der gesamte<br />
Körper wird gereinigt, wenn man ihm für seinen Gebrauch Wasser<br />
bringt. Der Antahkaran (das Gemüt) wird gereinigt, wenn man<br />
seinen Vorträgen aufmerksam lauscht, über sie nachdenkt und auf<br />
bestmögliche Weise danach handelt. Wenn <strong>der</strong> Ergebene ein<br />
solches Leben im <strong>Die</strong>nste des Meisters führt, erkennt er die<br />
Wohltaten des Satsangs und Seines Daya (seiner Gnade). Sein<br />
spiritueller Zustand und die Seligkeit, <strong>der</strong>en er sich erfreut, sind<br />
unbeschreiblich.<br />
191. Heutzutage denken die Familienväter und die Bhikhs (Pilger),<br />
wenn sie auf Wallfahrt gehen, nur an die Besichtigung <strong>der</strong> heiligen<br />
Orte. Sie suchen we<strong>der</strong> den Satsang, <strong>der</strong> das lebenswichtigste ist,<br />
noch schenken sie ihm überhaupt Beachtung. Was sie für Satsang<br />
halten, das ist in Wirklichkeit kein Satsang. Der Satsang ist eine<br />
wirkliche Verbindung mit dem Sat Guru, und er besteht nicht aus<br />
Diskussionen, Anhören von Geschichten, Legenden, vergangenen<br />
Heldentaten und philosophischen Erörterungen. <strong>Die</strong> Gestalt des<br />
Sat Guru ist tatsächlich die Verkörperung des Sat Purush. Daher<br />
ist nur die Gemeinschaft mit ihm ein Satsang. Alles an<strong>der</strong>e sind<br />
nur Spitzfindigkeiten, die uns niemals zur Erlösung führen<br />
können.<br />
192. All jene, die entwe<strong>der</strong> Brahma o<strong>der</strong> Rama als den<br />
Allgegenwärtigen verehren und ihn zum Ziel ihrer Anbetung<br />
machen, sollten wissen, daß sie durch einen solchen Tek (blinden<br />
Glauben) ihr Ziel niemals verwirklichen können. <strong>Die</strong><br />
alldurchdringende Form von Rama o<strong>der</strong> Brahma ist mit dem Licht<br />
einer Lampe vergleichbar, die für alle scheint. <strong>Die</strong>be stehlen in<br />
137
diesem Licht, die Betrunkenen trinken darin, die Unzüchtigen<br />
geben sich den Sinnesfreuden hin, und die Frommen verrichten<br />
ihre spirituelle Übungen in ihm; doch das Licht selbst bleibt davon<br />
unberührt.<br />
<strong>Die</strong> Wie<strong>der</strong>holung dieser Namen 179 o<strong>der</strong> das in sie gesetzte<br />
Vertrauen kann keinem helfen, dem Kreislauf von Geburt und Tod<br />
zu entkommen, und das Gemüt läßt sie weiter nach seiner Pfeife<br />
tanzen. Aber wenn man völlig auf den Sat Guru als Verkörperung<br />
Gottes vertraut und man mit seinem heiligen Satsang gesegnet ist,<br />
so läßt <strong>der</strong> Unzüchtige von den eben beschriebenen Wegen ab, <strong>der</strong><br />
<strong>Die</strong>b hört mit dem Stehlen auf, und da sie nun den Abweg <strong>der</strong><br />
Sünden meiden, werden solche Menschen rein. Im Laufe <strong>der</strong> Zeit<br />
erreichen sie ihre wahre Heimat und erkennen die wahre Gestalt.<br />
Doch man kann sein ganzes Leben damit verbringen, die Namen<br />
von Rama o<strong>der</strong> Brahma o<strong>der</strong> sonstiger Gottheiten zu wie<strong>der</strong>holen,<br />
ohne von den Lastern loszukommen und ohne die Wurzeln <strong>der</strong><br />
Wünsche und das Verlangen nach Freuden zu beseitigen. Wie<br />
kann da Erlösung finden?<br />
193. Wenn die Menschen glauben, daß sie durch das Lesen von<br />
Pothis (heiligen Büchern) und durch analytisches Denken allem<br />
entsagt haben, betrügen sie nur sich selbst. Das ist ein großer<br />
Fehler. Sie haben ihr Gemüt und die Sinne noch nicht geprüft.<br />
Wenn sie den Reizen <strong>der</strong> Sinnesfreuden gegenüberstehen o<strong>der</strong><br />
ihnen reiche o<strong>der</strong> mächtige Personen schmeicheln, erleben sie,<br />
wie glücklich ihr Gemüt ist und wie empfänglich es auf solche<br />
Verführungen reagiert. Doch sie erleben auch, wie das Gemüt auf<br />
Tadel und Schande reagiert o<strong>der</strong> wenn ihm das Ziel seiner<br />
Wünsche verwehrt wird. Das zeigt uns, wie sehr das Verlangen<br />
nach Ehre, Ansehen, Ruhm, nach Reisen und Besichtigungen<br />
noch in unserem Gemüt verankert ist. Äußerer Verzicht o<strong>der</strong><br />
Loslösung o<strong>der</strong> das Lesen von spirituellen Büchern für wahren<br />
Parmarth (spirituelle Erhebung) zu halten, ist ebenso ein Fehler,<br />
denn durch diese Mittel wird das Gemüt nicht besiegt.<br />
179 In Indien ist die Wie<strong>der</strong>holung z.B. von „Ram, Ram“ ein alter Brauch.<br />
138
Der Weg zum Sieg über das Gemüt besteht darin, einem<br />
vollkommenen Sat Guru o<strong>der</strong> einem vollkommenen Sadh zu<br />
dienen, seine Satsangs zu besuchen und während man von<br />
ungebuttertem Brot (einfachem Essen) lebt, die von ihm gegebene<br />
Methode zu befolgen, das heißt, das Gemüt <strong>der</strong> Übung des Surat<br />
Shabd zuzuwenden. Aber wenn man keine Ahnung von diesen<br />
Dingen hat, wie kann man dann die Beherrschung des Gemüts<br />
erwarten und spirituellen Fortschritt machen? Was nützt es, die<br />
Freuden dieser und <strong>der</strong> nächsten Welt als Abfall anzuprangern,<br />
von dem sich Krähen ernähren, während das Gemüt insgeheim an<br />
seinen Begierden festhält und Gelegenheiten sucht, sich genau<br />
dieser Vergnügungen zu erfreuen? Lei<strong>der</strong> erkennen diese<br />
Menschen nicht einmal den Wi<strong>der</strong>spruch zwischen dem, was sie<br />
sagen, und dem, was sie tun! <strong>Die</strong> breite Masse <strong>der</strong> Menschen ist<br />
ohnehin noch unwissen<strong>der</strong> - sie folgen Unwissenden und<br />
ertrinken, weil sie sich an jene klammern, die selbst ertrinken, um<br />
sich zu retten.<br />
194. Einige Gelehrte halten die Ansicht aufrecht, daß die Gier nach<br />
Vergnügungen und das Schwelgen in Lust, Zorn usw. eine<br />
natürliche Eigenschaft des Geistes und <strong>der</strong> Sinne ist und daß die<br />
Seele von diesen Dingen getrennt ist und davon unberührt bleibt.<br />
Erkennt man diese Wahrheit als ein Ergebnis sorgfältigen<br />
Nachdenkens an, ist das eine irrige Vorstellung. Worin besteht<br />
denn <strong>der</strong> Unterschied zwischen einem Gyani und einem<br />
weltlichen Menschen, wenn man die Sucht nach Vergnügungen<br />
und die nie<strong>der</strong>en Neigungen des Gemüts und <strong>der</strong> Sinne als einen<br />
Teil ihrer Natur betrachtet? Der eine wie <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e muß dafür<br />
bezahlen, indem er im Chaurasi verbleibt, denn zur Zeit des<br />
Vergnügens binden sich beide gleichermaßen und vergessen sich<br />
selbst (ihre wahre Natur).<br />
Man kann sehen, wie diese Menschen vor Ärger und Zorn außer<br />
sich geraten, wenn man sie mißachtet, kritisiert o<strong>der</strong> tadelt o<strong>der</strong><br />
wenn sie sehen, wie an<strong>der</strong>e geehrt o<strong>der</strong> gelobt werden. Erfüllen<br />
sich ihre Wünsche nicht, sind sie sehr unglücklich, denken sich<br />
alles mögliche aus und bitten um Hilfe, um ihr Ziel zu erreichen.<br />
Man kann sich vorstellen, was für eine miserable Lage das ist! Um<br />
sich <strong>der</strong> Sinnesfreuden hinzugeben, die sie als bloßen Krähenfraß<br />
139
ezeichnen, steigen sie auf die unterste Sprosse <strong>der</strong> Leiter hinab,<br />
wo die Straße <strong>der</strong> Seelenwan<strong>der</strong>ung beginnt.<br />
Es wird daher aus Barmherzigkeit betont, daß jene, die sich nach<br />
<strong>der</strong> Erlösung ihrer Seele sehnen, die gelehrten Gyanis (ohne<br />
innere Erfahrung) besser meiden und statt dessen auf jede nur<br />
mögliche Weise den Sat Guru suchen und bei ihm Zuflucht<br />
nehmen sollten. Nur dann werden sie ihr Ziel erreichen. Keine<br />
an<strong>der</strong>e Art von Hingabe führt jemals zur Erlösung. Pandits und<br />
Bhikhs können uns nicht retten. Es ist in Ordnung, die Priester<br />
und Bhikhs zu speisen und ihnen zu geben, was man erübrigen<br />
kann - aber es ist unumgänglich, das Gemüt und den Körper dem<br />
Sat Guru zu Füßen zu legen. Zweifellos wird das nur jene<br />
ansprechen, die danach verlangen, Gott zu finden, und nur sie<br />
werden entsprechend handeln. Den Bhikhs, den Pandits und den<br />
weltlich Gesinnten werden diese Worte nicht gefallen.<br />
195. Gelehrte und weltkluge Menschen sind nicht für die<br />
Gemeinschaft mit einem Sat Guru bereit, da sie voller Eitelkeit<br />
sind und dem Sant Sat Guru keinen Glauben schenken. Heilige<br />
berichten von dem, was sie gesehen haben, aber diese<br />
unwissenden Menschen sind von dem abhängig, was sie hören<br />
o<strong>der</strong> lesen und möchten Dinge durch die <strong>Kraft</strong> ihres Verstandes<br />
beweisen. Ihr Geist ist egoistisch und schwankend und voller<br />
Verlangen nach Vergnügungen. Sie befolgen nicht die<br />
vorgeschriebenen Übungen, son<strong>der</strong>n erwarten Wun<strong>der</strong>. Der Mauj<br />
(Wille) <strong>der</strong> Heiligen will jedoch keine Wun<strong>der</strong> zeigen, denn Liebe,<br />
die sich auf Wun<strong>der</strong> stützt, ist nicht beständig. Wun<strong>der</strong> werden<br />
nur den wahren Suchern offenbart, die Glaube und Liebe für die<br />
Heiligen als die Erlöser ihrer Seelen entwickelt haben. Solche<br />
Schüler erblicken stets Wun<strong>der</strong>. Doch jene, <strong>der</strong>en Verlangen nach<br />
Parmarth nicht aufrichtig ist und die nach weltlichen<br />
Vergnügungen, Ansehen und Ruhm streben, verdienen es nicht,<br />
daß ihnen Wun<strong>der</strong> gezeigt o<strong>der</strong> sie in den Satsang eingeführt<br />
werden. <strong>Die</strong> Parmarthis sollten sich daher vor <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
solcher Menschen hüten.<br />
196. Wenn ein Heiliger scheinbar Zorn o<strong>der</strong> Geiz zeigt, geschieht<br />
dies zum Nutzen des Jiva; doch <strong>der</strong> Zorn und <strong>der</strong> Geiz von<br />
140
weltlich gesinnten Menschen führt ihn zu Chaurasi. <strong>Die</strong><br />
Unwissenden können die Subtilität dieser Aussage nicht<br />
verstehen. Das verstehen nur Satsangis. Narren verleumden, doch<br />
die mitleidsvollen Heiligen befreien auch sie in ihrem Erbarmen.<br />
197. Weltliche Menschen haben Angst vor dem Tod, da sie an die<br />
Welt und die Sinnesgegenstände gebunden sind; aber ein Sadh<br />
fürchtet sich nicht vor dem Tod, denn er weiß, daß diese Welt<br />
nicht seine Heimat ist; und er betrachtet die Welt und das, was sie<br />
zu bieten hat, als Quelle des Schmerzes. Er verweilt in dieser Welt<br />
als Reisen<strong>der</strong> und verlangt danach, die Freude des Anblicks <strong>der</strong><br />
beseligenden Gestalt des Sat Guru zu erfahren. Er empfindet<br />
deshalb beim Eintritt des Todes keinen Schmerz; vielmehr sind<br />
Sadhs daran gewöhnt, während des Lebens zu sterben und sich in<br />
die Freude zu vertiefen, den Nij Rup (die wahre Gestalt) des Sat<br />
Guru zu erblicken.<br />
198. Am Durbar (Hof) <strong>der</strong> Heiligen gibt es keine beson<strong>der</strong>en<br />
Regeln für den <strong>Die</strong>nst o<strong>der</strong> für Bhajan o<strong>der</strong> Satsang, noch üben<br />
die Heiligen irgendeinen Zwang aus. Sie berichtigen allein durch<br />
ihre Vorträge. Der höchste Art von Menschen versteht und<br />
akzeptiert sie sofort; <strong>der</strong> mittelmäßige Art akzeptiert nur<br />
schrittweise; und solche, die die Lehren we<strong>der</strong> verstehen noch<br />
akzeptieren, können im Satsang nicht verweilen. <strong>Die</strong> Satsangis<br />
sollten ihn nicht übelwollen o<strong>der</strong> darauf achten, wie sie sich<br />
benehmen o<strong>der</strong> daß sie fortgehen, denn das wäre nur ein Verlust<br />
für sie selbst und kein Gewinn für die Satsangis. Wenn sie jedoch<br />
im Satsang bleiben, dann werden sie sich nach und nach wie die<br />
an<strong>der</strong>en benehmen.<br />
199. Eine religiöse Tochter voller Hingabe ist besser als ein Sakat<br />
(Manmukh o<strong>der</strong> nicht religiöser) Sohn, denn durch erstere<br />
werden beide Familien (die des Vaters und des Schwiegervaters)<br />
erlöst, während <strong>der</strong> letztere beiden schadet. Deshalb ist jede<br />
Familie gesegnet, in die ein Bhakta 180 -Sohn o<strong>der</strong> eine Bhakta-<br />
Tochter geboren wird. Ein Bhakta, <strong>der</strong> in einer Familie geboren<br />
wird, wird acht Generationen befreien, während Sakat<br />
180 Ein Bhakta ist ein Gottlieben<strong>der</strong>.<br />
141
(Manmukh) Söhne - wie viele es auch sein mögen - sie nur in die<br />
Hölle führen.<br />
200. Wenn die Menschen den Sat Guru nicht einmal in <strong>der</strong><br />
physischen Gestalt erkennen können, die er für die Befreiung <strong>der</strong><br />
Jivas angenommen hat, wie wollen sie ihn dann in seinem<br />
Suksham <strong>Sar</strong>up (feinstoffliche Gestalt) erkennen? Denn nur ein<br />
Gurmukh ist in <strong>der</strong> Lage, ihn ganz zu erkennen, gleichwie nur<br />
Eisen und kein an<strong>der</strong>es Metall durch die Berührung des Paras<br />
(Stein <strong>der</strong> Weisen) in Gold verwandelt wird.<br />
<strong>Die</strong> Menschen möchten gerne Gurmukhs werden, aber sie<br />
praktizieren Guru Bhakti nicht, wie sie es sollten. Sie sollten also<br />
die völlige Hingabe an den Sat Guru dieser Zeit üben - und nach<br />
und nach zu Gurmukhs werden.<br />
Einige Narren sagen, daß sie diesen o<strong>der</strong> jenen als Sat Guru<br />
annehmen, wenn sie sehen, wie er irgend jemand in einen Sat<br />
Guru verwandelt. Angenommen, er hat jemand in einen Sat Guru<br />
verwandelt, was nützt ihnen das? Wenn sie ein Sat Guru werden<br />
wollen, sollten sie Sat Guru Bhakti annehmen, denn dann werden<br />
sie es selbst erfahren. Doch sie können Bhakti nicht üben und<br />
vergeuden somit sie ihre Möglichkeiten als menschliche Wesen.<br />
Aber sogar das ist Mauj (sein Wille) - denn wenn je<strong>der</strong> ein<br />
Gurumukh würde, wie könnte die Welt dann weiterbestehen?<br />
201. <strong>Die</strong> Bhikhs und Brahmanen sind in <strong>der</strong> Welt geachtet. Aber<br />
sie werden nur von jenen so verehrt, die sich nicht nach Parmarth<br />
sehnen, denn sie besitzen nicht das Geheimnis, das die Seele in<br />
ihre Heimat führt. Sie haben Wissen erlangt o<strong>der</strong> sind den<br />
heiligen Orden nur aus weltlichen Interessen heraus beigetreten.<br />
Ein wahrer Sucher kann nicht viel Achtung für diese beiden Arten<br />
von Menschen besitzen. Rein äußerlich mag er sie bewirten o<strong>der</strong><br />
ihnen sogar Geld spenden, aber er wird ihnen nicht sein Gemüt<br />
hingeben.<br />
Deshalb sollten sich die Pandits und Bhikhs vom Satsang <strong>der</strong><br />
wahren Parmarthis fernhalten; aber wenn sie hingehen, sollten sie<br />
dies nicht scheinheilig tun, denn dort ist kein Platz für<br />
Scheinheiligkeit und Unehrlichkeit. Wenn sie sich aufrichtig<br />
142
enehmen, können sie Nutzen daraus ziehen; an<strong>der</strong>nfalls werden<br />
sie geringschätzig behandelt. Sich in Falschheit und<br />
Scheinheiligkeit zu verstricken, wenn ein Heiliger persönlich<br />
anwesend ist und seinen Durbar (Hof) hält, bedeutet, sich einer<br />
schlechten Behandlung auszuliefern, denn die Heiligen sind<br />
Samarth (allmächtig) und zeigen große Toleranz, aber ihre<br />
Satsangis vermögen dies nicht und entlarven solche Menschen.<br />
Wie können Scheinheilige und Schwindler dort bleiben, wo die<br />
wahren Sucher ständig im Satsang (von den Falschen)<br />
abgeson<strong>der</strong>t werden, Tag und Nacht!<br />
202. Brahma, Vishnu und Mahadeva sind die Wächter am Hof von<br />
Ishwar 181 ; und die Schüler eines Sant Sat Guru sind Seine<br />
Wächter. Sie nehmen einen so hohen Rang ein, daß Brahma,<br />
Vishnu, Mahadev und selbst Ishwar, <strong>der</strong> ihr Herr ist, sie nicht<br />
aufhalten o<strong>der</strong> bedrängen kann. Da die Heiligen über allen stehen,<br />
nehmen auch ihre Schüler eine Stellung ein, die we<strong>der</strong> Ishwar<br />
noch an<strong>der</strong>e Götter übertreffen können.<br />
203. <strong>Die</strong> Lehren <strong>der</strong> Heiligen können am besten nur von den<br />
Heiligen erläutert werden. Kein an<strong>der</strong>er ist kompetent, sie<br />
auszulegen. Wer auch immer es versucht, wird auf seinen<br />
Verstand angewiesen sein. <strong>Die</strong> Lehre <strong>der</strong> Heiligen beruht auf<br />
persönlichen Erfahrungen und somit auch ihre Interpretation. Sie<br />
ist jenseits <strong>der</strong> Reichweite des Verstandes, und lediglich gelehrten<br />
Menschen ist es nicht möglich, sie richtig zu verstehen.<br />
204. Wenn im Namen eine <strong>Kraft</strong> wäre, würden sicher ein paar von<br />
Tausenden, die ihn wie<strong>der</strong>holen, davon profitieren. Das zeigt, daß<br />
die <strong>Kraft</strong> nicht im Namen, son<strong>der</strong>n im Sat Guru liegt. Glücklich<br />
sind jene, die dem Sat Guru dienen. Sogar den Sün<strong>der</strong>n, die an<br />
einem Sat Guru festhalten, wird vergeben; und selbst jene, die von<br />
Sünden frei sind, werden zu großen Sün<strong>der</strong>n, wenn sie keinen Sat<br />
Guru annehmen.<br />
205. Eitle und hochmütige Menschen, die den Satsang besuchen,<br />
erfreuen sich nicht daran, denn sie kommen mit <strong>der</strong> Absicht,<br />
181 Der Schöpfer.<br />
143
Fehler zu finden, und sie verstehen die Dinge nicht, die ihnen<br />
erklärt werden. Äußerlich achten sie die heiligen Schriften sehr,<br />
beachten jedoch keinen einzigen <strong>der</strong> Grundsätze, den sie<br />
enthalten. Statt dessen blicken sie auf jene herab, die an die<br />
heiligen Schriften glauben und versuchen, so gut wie möglich<br />
danach zu handeln und bei denen <strong>der</strong> Sat Guru an erster Stelle<br />
steht. Solche Egoisten werden niemals irgendeinen Nutzen von<br />
den Heiligen haben. Sie halten am Granth 182 fest, ignorieren<br />
jedoch das darin enthaltene Gebot, einen Sat Guru zu suchen und<br />
ihm zu dienen, was ihnen zugute kommen würde. Sie sehen den<br />
Granth selbst als Guru an. Dadurch handeln sie unmittelbar gegen<br />
die Lehren Guru Nanaks, denn <strong>der</strong> Granth kann kein Guru sein.<br />
Er ist leblos und kann we<strong>der</strong> sprechen noch Anweisungen geben.<br />
Das ist allein die Aufgabe des Sat Guru.<br />
Wenn <strong>der</strong> Granth Instruktionen erteilen könnte, wären die<br />
Nirmalas und Udasis nicht nach Kashi gegangen und hätten sich<br />
vor den Pandits erniedrigt und den Granth nicht als den Veden<br />
und Shastras unterlegen eingestuft; sie hätten nicht gefastet und<br />
wären nicht zu heiligen Orten gepilgert und hätten ihren Schülern<br />
nicht aufgetragen, die letzten Rituale nach ihrem Tod in Gaya 183 zu<br />
vollziehen. Der Granth enthält ein Geheimnis, das sogar Brahma,<br />
<strong>der</strong> Autor <strong>der</strong> Veden, nicht kannte. Aber niemand außer einem<br />
vollkommenen Sat Guru kann dieses Geheimnis darlegen. Aus<br />
diesem Grunde ist es notwendig, daß alle den Sat Guru an die<br />
erste Stelle setzen. Er kann uns das Geheimnis des Granth<br />
offenbaren, und er kann uns die Befreiung ohne irgendeine heilige<br />
Schrift gewähren. Wer den Sat Guru dieser Zeit nicht sucht, wird<br />
weiter in Chaurasi wan<strong>der</strong>n.<br />
206. Es gibt keine Befreiung für die Vachak Gyanis (jene, die nur<br />
von Gyan sprechen), denn sie reden nur. Im Falle <strong>der</strong> wahren<br />
Gyanis wird nur das Sthool Karma (grobes Karma) zerstört, nicht<br />
aber das Suksham Karma (feines Karma), das erst beim Erreichen<br />
<strong>der</strong> Region <strong>der</strong> Heiligen zerstört werden kann. Man muß sich stets<br />
in Erinnerung rufen, daß uns in diesem Zeitalter nur die Heiligen<br />
182 Granth = Guru Granth Sahib.<br />
183 Berühmter Wallfahrtsort in Nordindien.<br />
144
zur Befreiung führen können, denn die Befreiung ist erst möglich,<br />
wenn das gesamte Karma - das grobe und feine - zerstört <strong>word</strong>en<br />
ist; und die Gyanis kennen die Technik <strong>der</strong> Zerstörung <strong>der</strong> Karmas<br />
nicht.<br />
207. Ein Gurmukh ist, wer den Sat Guru als Gott den Herrn<br />
betrachtet und keine seiner Handlungen in Frage stellt o<strong>der</strong> den<br />
Glauben an ihn schwach werden läßt. Wenn es zum Beispiel einen<br />
Todesfall in <strong>der</strong> Familie gibt, man sich einem Unglück o<strong>der</strong><br />
Verlust gegenüber sieht o<strong>der</strong> es ungewöhnlich heiß o<strong>der</strong> kalt wird,<br />
es sehr stark regnet o<strong>der</strong> eine Dürre herrscht o<strong>der</strong> eine Krankheit,<br />
Seuche o<strong>der</strong> ein an<strong>der</strong>es Unglück kommt - ein Gurmukh wird nie<br />
sagen, daß das nicht hätte geschehen sollen o<strong>der</strong> daß es falsch<br />
o<strong>der</strong> schlecht ist. Ganz im Gegenteil denkt er daran, daß alles, was<br />
geschieht, im Einklang mit dem göttlichen Willen und daher<br />
richtig ist und letztlich etwas Gutes enthält. Jedoch nur ein<br />
perfekter Gurmukh wird sich so verhalten; niemand sonst besitzt<br />
diese Fähigkeit.<br />
208. Ram (Gott) wohnt in jedem von uns, aber keiner kennt Ihn.<br />
<strong>Die</strong> Menschen begehen Sünden, während Er zusieht, aber Er hält<br />
sie nicht davon ab und läßt sie durch das Rad von Chaurasi<br />
wan<strong>der</strong>n. Was nützt uns dann Ram (Gott)? Wenn wir aber einen<br />
Sat Guru treffen, <strong>der</strong> uns erklärt, in welcher Gestalt Ram in<br />
unseren Herzen wohnt, dann wissen wir Bescheid; wir meiden<br />
schlechte Handlungen und entkommen Chaurasi. Daher ist es<br />
notwendig, einen Sat Guru zu suchen, denn in ihm verkörpert sich<br />
Ram - und die Suche nach dem nicht verkörperten Ram ist ohne<br />
die Hilfe eines Sat Guru unmöglich. Wer dies nicht tut, wird we<strong>der</strong><br />
Ram finden noch Chaurasi entfliehen, son<strong>der</strong>n sein kostbares<br />
menschliches Leben verschwenden. Wer auch immer den Sat<br />
Guru sucht, <strong>der</strong> wird ihn sicher finden, denn <strong>der</strong> Sat Guru ist eine<br />
Inkarnation, die ewiglich auf dieser Erde anwesend ist.<br />
209. Den Shabd zu hören, <strong>der</strong> in unserem Innern erklingt, ist<br />
Shabd Bhakti; dem Herz (<strong>der</strong> Person) zu dienen und zu lieben, in<br />
dem sich <strong>der</strong> Shabd verkörpert, ist Sat Guru Sewa; denn Er allein<br />
ist <strong>der</strong> Sat Guru, und Shabd ist sein Nij <strong>Sar</strong>up (wahre Gestalt).<br />
Seine Lehren anzunehmen und im Einklang mit ihnen zu handeln,<br />
145
stellt die äußere Form von Sat Guru Bhakti dar. Shabd im Innern<br />
zu lauschen - das ist die innere Form von Sat Guru Bhakti.<br />
<strong>Die</strong> erste Stufe auf <strong>der</strong> Leiter 184 ist die Liebe zu jener Gestalt des<br />
Sat Guru, durch die er Instruktionen erteilt. Danach entwickelt<br />
sich die Liebe zur Shabd-Gestalt des Sat Guru. Wer keine Liebe für<br />
die menschliche Gestalt des Sat Guru besitzt, wird auch die<br />
Shabd-Gestalt nicht lieben können; und trotz bester Bemühungen<br />
wird er nicht in <strong>der</strong> Lage sein, den Shabd im Innern zu hören.<br />
Wenn er jedoch <strong>der</strong> menschlichen Gestalt des Sat Guru ergeben<br />
ist, aber noch nicht viel Liebe für Shabd entwickelt hat, wird ihn<br />
<strong>der</strong> Sat Guru in seiner Gnade befreien. Aber wer auch immer<br />
Liebe für den Sat Guru hat, wird natürlich auch Liebe für Shabd<br />
empfinden. Zuerst sollte man Liebe und Hingabe für die<br />
menschliche Gestalt des Sat Guru empfinden. Das ist eine<br />
unumgängliche Notwendigkeit.<br />
210. Muni Narad sah Ram (Gott) von Angesicht zu Angesicht;<br />
doch Ram konnte ihn nicht aus dem Kreislauf <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>geburt<br />
befreien. Sein Guru errettete ihn daraus. Wie können dann die<br />
heutigen Menschen erwarten, gerettet zu werden, wenn sie nur die<br />
Namen von Ram rezitieren, jedoch ihn nie gesehen haben? Wie<br />
können sie Chaurasi entfliehen, ohne einen vollkommenen<br />
Meister getroffen zu haben? Es ist daher äußerst notwendig, einen<br />
Lebenden Sat Guru zu suchen und sich ihm zu unterwerfen.<br />
211. Frage einmal die Nirmal Gyanis, warum sie nicht nach den<br />
Lehren des Granth von Guru Nanak handeln, dessen Anhänger sie<br />
sein wollen, und warum sie sklavisch die Veden und Shastras<br />
beachten? Mit an<strong>der</strong>en Worten, warum üben sie nicht Bhakti und<br />
entwickeln Demut, wie es Guru Nanak vorschreibt? Wenn sie sich<br />
als Gyanis betrachten, irren sie sich. Wie kann Gyan ohne Bhakti<br />
entstehen? Das Gyan (Wissen) von dem sie sprechen, ist nur das<br />
aus den Büchern, das verschwindet, sobald sich das Rad von Maya<br />
in Bewegung setzt. Deshalb ist es notwendig, Hingabe an einen<br />
vollkommenen Sat Guru zu entwickeln, um wirkliches Gyan zu<br />
erlangen.<br />
184 Auf <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> spirituellen Entwicklung.<br />
146
Sogar Vyas und Vashisht, die in ihrem Bereich Perfektion erreicht<br />
hatten (sie waren perfekte Gyanis), wurden von Maya bedrängt.<br />
Wie also wollt ihr da entkommen? Nur die Heiligen und jene, die<br />
bei ihnen Zuflucht nehmen, können Maya entfliehen und niemand<br />
sonst. Wenn du die Heiligen nicht liebst, wirst du im Netz von Kal<br />
verstrickt bleiben. Gib jede Einbildung auf Wissen und Klugheit<br />
auf und sei demütig dem Sant Sat Guru gegenüber, wenn du dein<br />
menschliches Leben wirklich nutzen willst. Er ist allmächtig, und<br />
indem er dich vor Maya und Kal beschützt, wird er dich zur<br />
Region <strong>der</strong> Wahrheit führen. Es steht dir frei, seinen Rat<br />
anzunehmen o<strong>der</strong> nicht, jedoch wird er dir nur zu deinem Besten<br />
erteilt.<br />
212. In diesem Kali Yuga sind die Heiligen die Könige. All jene, die<br />
ihre Gebote befolgen - das heißt, die auf jene Art leben und jene<br />
Hingabe üben, die sie für dieses Kali Yuga vorgeschrieben haben,<br />
werden glücklich sein und die Befreiung erlangen. Wenn sie<br />
jedoch diesen Anweisungen zuwi<strong>der</strong> handeln und sich in Riten,<br />
Zeremonien und Formen <strong>der</strong> Anbetung verstricken, die für<br />
vergangene Zeitalter bestimmt waren, wie sie die Shastras und<br />
Puranas beschreiben, werden sie diese nicht genau auszuführen<br />
können und nur ihre Eitelkeit vergrößern. Alle alten Gesetze<br />
wurden aufgehoben, daher besitzen sie keine Gültigkeit mehr.<br />
Wer auch immer sie jetzt befolgt und ihnen vertraut, wird we<strong>der</strong><br />
fortschreiten noch Chaurasi entkommen. Alle Jivas (verkörperten<br />
Seelen) sollten deshalb die Gebote <strong>der</strong> Heiligen beachten.<br />
<strong>Die</strong> Heiligen haben folgende Karams 185 und Upasna beschrieben -<br />
Satsang, Seva und Darshan des Sat Guru; den Vortrag aus den<br />
Schriften <strong>der</strong> Heiligen und das Hören dieser Worte; den Simran<br />
o<strong>der</strong> die Wie<strong>der</strong>holung <strong>der</strong> Namen (Naam), die von den Heiligen<br />
gegeben werden - dies ist das Karam (das Ritual für diese Zeit).<br />
<strong>Die</strong> Liebe zur menschlichen Gestalt des Sat Guru und die<br />
Meditation über sie; das Hören auf Shabd im Innern mit dem<br />
Surat (mit gespannter Aufmerksamkeit) - das ist Upasna<br />
(Verehrung in dieser Zeit). (Gyan ist die Frucht.)<br />
185 Karams = Handlungen, die ein religiöses Verdienst bewirken.<br />
147
213. <strong>Die</strong> Brahmanen und Kschatriyas haben ihre Lebensweise und<br />
ihre Dharmas (Pflichten), jedoch nicht ihren Stolz aufgegeben. <strong>Die</strong><br />
Rituale vergangener Zeitalter können sie nicht auf die<br />
vorgeschriebene Art auszuführen; und sie führen nicht aus, was<br />
ihre Lehrer für das Kali Yuga angeordnet haben, und bleiben<br />
somit unglücklich. Sie sind hilflos, denn in diesem Zeitalter ist<br />
Parmarth (Religion) dem Lebensunterhalt untergeordnet. Früher<br />
hingegen war <strong>der</strong> Lebensunterhalt Parmarth untergeordnet 186 .<br />
Aber jetzt haben die Heiligen, die im Kali Yuga erscheinen, eine<br />
Technik eingeführt, durch <strong>der</strong>en Befolgen ein Brahmane zu einem<br />
wahren Brahmanen und ein Kschatriya zu einem wahren<br />
Kschatriya wird, aber durch ihren Stolz glauben die Menschen den<br />
Worten <strong>der</strong> Heiligen nicht. Ganz im Gegenteil - man schmäht sie.<br />
Der Grund für diese Haltung ist, daß diese Menschen nicht danach<br />
streben, diese Welt zu verlassen - ein Erdwurm ist immer<br />
glücklich im Schmutz. Deshalb fühlen sich die weltlichen<br />
Menschen durch die Worte <strong>der</strong> Heiligen verletzt, aber zu ihrem<br />
Besten weisen die Heiligen trotzdem auf diese Dinge hin.<br />
214. Gott ist in uns, doch die unwissenden Jivas suchen ihn immer<br />
im Äußeren. <strong>Die</strong> Bewohner von Kashi und Prayag gehen nach<br />
Ayodhya und Brindaban, um Gott zu finden, während die<br />
Bewohner von Hardwar und Brindaban nach Prayag pilgern, um<br />
Ihn dort zu suchen. Nur ein vollendeter Sat Guru kann dieses<br />
Umherwan<strong>der</strong>n beenden. Daher sollte man einen Sat Guru<br />
suchen. <strong>Die</strong> Pandits und Bhikhs sind selbst irregeführt und führen<br />
auch an<strong>der</strong>e in die Irre<br />
215. Der menschliche Körper ist kurzlebig. Es lohnt sich nicht, auf<br />
seine Jugend o<strong>der</strong> Schönheit stolz zu sein. Wie die Bäume im<br />
Herbst ihre Blätter verlieren, so wird auch diese Jugend und<br />
Schönheit in ein paar Tagen vergangen sein. Deshalb sollten wir<br />
sie nicht verschwenden, son<strong>der</strong>n einen geliebten Meister finden<br />
186 Es war wichtiger, nach Parmarth (Spiritualität) zu streben, als für den<br />
Lebensunterhalt zu sorgen. Dazu trug auch bei, daß die Gesellschaft als<br />
Ganzes diese Haltung akzeptierte und die Strebenden (in Form <strong>der</strong><br />
Sadhus) mit Nahrung versorgte.<br />
148
und unsere Zeit in seinem <strong>Die</strong>nste und seiner Anwesenheit<br />
verbringen.<br />
Man sollte recht verstehen, daß alle Verwandten und Freunde,<br />
Vater und Mutter, Gattin, Söhne und Reichtum - nicht unsere<br />
wahren Freunde sind; sie bringen uns nur Unglück. <strong>Die</strong> weltlichen<br />
Menschen jedoch betrachten sie als Quelle <strong>der</strong> Glücks und sind<br />
darum zu bedauern 187 . Vom Glück begünstigt sind jene, die einen<br />
vollendeten Sat Guru verehren, an ihn glauben und ihm mit<br />
Körper, Gemüt und Reichtum dienen. Wer einen Sat Guru in<br />
seiner Jugend sucht, <strong>der</strong> ist weise; wer das versäumt, wird es<br />
bedauern.<br />
216. <strong>Die</strong> Heiligen und Pandits waren niemals einer Meinung und<br />
werden es auch nie sein, weil die Pandits für äußere Formen <strong>der</strong><br />
Verehrung eintreten, während die Heiligen auf <strong>der</strong> inneren<br />
Hingabe bestehen. Pandits führen die Menschen in die Irre,<br />
indem sie sie Steine und Wasser anbeten lassen; einige<br />
beschreiben Varnatmak Naam (das gesprochene Wort), aber sie<br />
können sein Geheimnis nicht richtig erklären. <strong>Die</strong> Heiligen<br />
hingegen enthüllen das Geheimnis von Dhunatmak Naam (das<br />
Wort, das aus sich selbst erklingt) und sie erklären systematisch<br />
sein Mysterium, seine Gestalt, sein Wirken und seinen Ursprung.<br />
Wenn die Menschen die Botschaft <strong>der</strong> Heiligen akzeptieren,<br />
werden sie ihr Ziel erreichen; sonst wan<strong>der</strong>n sie weiter von Leben<br />
zu Leben.<br />
217. <strong>Die</strong> Pflicht eines Jivas ist es, seinem Vater zu dienen. Sat<br />
Naam o<strong>der</strong> Sat Purush ist sein Vater, aus dessen Essenz er<br />
besteht. Aber er vermag ihn nicht zu finden. Wie kann er ihm<br />
dann dienen? Es ist bekannt, daß die Heiligen die Inkarnation von<br />
Sat Purush sind; und ihnen zu dienen, bedeutet, dem Sat Purush<br />
zu dienen. Sie haben sich in den ersten drei Yugas nicht<br />
offenbart 188 - doch sie inkarnieren sich jetzt in diesem Kali Yuga<br />
187 Sie kennen nicht das wahre Glück, das über dem Bereich <strong>der</strong> Sinne<br />
liegt.<br />
188 <strong>Die</strong>se Offenbarung bzw. Nichtoffenbarung bezieht sich offensichtlich<br />
auf das Sichtbarwerden für die gesamte Menschheit. In früheren Zeiten<br />
o<strong>der</strong> Yugas war <strong>der</strong> Zugang zu einem Meisters o<strong>der</strong> selbst das Wissen um<br />
149
zur Erlösung <strong>der</strong> Jivas. Sie sind aus keinem an<strong>der</strong>en Grund in<br />
diese Welt gekommen. <strong>Die</strong> Sanskaris (denen es vorherbestimmt<br />
ist) werden - sobald sie sie erblicken und ihre Worte hören - zu<br />
ihren heiligen Füßen gezogen; viele an<strong>der</strong>e empfangen Sanskaras<br />
(Eindrücke), und im Laufe <strong>der</strong> Zeit werden auch sie Chaurasi<br />
entfliehen. Außer den Heiligen kann niemand Seelen aus Chaurasi<br />
retten und sie zu Nij Desh (<strong>der</strong> wahren Heimat) führen.<br />
218. Menschen, die nicht an Naam glauben, aber äußerlich ein<br />
gutes, reines Leben führen und außerdem nach innerer Reinigung<br />
streben, werden nicht den vollen Gewinn (von diesen Übungen)<br />
erhalten, selbst wenn sie Japa (Rezitation), Tapa (Bußübungen)<br />
und Abhyas (spirituelle Praktiken) nach bestem Vermögen<br />
ausüben. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite werden jene, denen <strong>der</strong> Sat Guru<br />
Naam offenbart hat und die einen tiefen, festen Glauben besitzen,<br />
die Früchte von Japa, Tapa und Sanyam (Enthaltsamkeit,<br />
Konzentration) genießen und außerdem die höchste Ebene<br />
erreichen.<br />
In einem Vers heißt es: „’Yoga (Meditation), Yagya (Opfer) und<br />
Achar (Einhaltung Religiöser Gesetze) sind alle in Naam<br />
enthalten.’ Parasram sagt: ‚Japa, Tapa und Sanyam folgen <strong>der</strong><br />
Spur von Naam.’"<br />
<strong>Die</strong>ses Naam kann man von einem Sant Sat Guru bekommen. Es<br />
wird die Wurzeln aller schlechten Neigungen abtrennen und<br />
allmählich zur Kontrolle des Gemütes und <strong>der</strong> Sinne führen.<br />
Wenn jedoch jemand ohne Naam versucht, die Sinne zu<br />
beherrschen, wird er das sehr schwierig finden. Denn wenn er<br />
versucht, einen Sinn zu beherrschen, wird ein an<strong>der</strong>er<br />
aufbegehren. Das scheint die Notlage von jenen zu sein, die<br />
Namen aus heiligen Schriften wie<strong>der</strong>holen. Obwohl sie die Namen<br />
gewissenhaft wie<strong>der</strong>holen, können sie Vikar (die üblen<br />
Neigungen) nicht loswerden. Aber wenn man das Naam des<br />
Gurmukh (Naam, das von einem Heiligen gegeben wird) rezitiert,<br />
führt das allmählich zur Ausrottung aller schlechten Neigungen.<br />
seine Person nur einem ganz kleinen, auserwählten Kreis von Menschen<br />
vorbehalten.<br />
150
Außer <strong>der</strong> Praxis von Naam gibt in diesem Kali Yuga keinen<br />
an<strong>der</strong>en Weg, um die schlechten Neigungen zu überwinden.<br />
219. In den Lehren <strong>der</strong> Heiligen wird Vairagya (die Gleichmut<br />
o<strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>wille gegenüber <strong>der</strong> Welt) keine Bedeutung<br />
zugemessen; Gurubhakti allein ist wichtig. Sadhans, sowie<br />
Vairagya (Loslösung, Entsagung) und an<strong>der</strong>e bieten sich<br />
demjenigen, dessen Gurubhakti vollkommen ist, ganz von selbst<br />
an, denn er erhält sie als Lohn vom Sat Guru. Aber Sat Guru<br />
Bhakti muß wie die Liebe des Chakor (Mondvogels) für den Mond<br />
sein, wie die Liebe des Rehs für Musik, wie die Liebe <strong>der</strong> Motte für<br />
das Licht und wie die Liebe des Fisches für das Wasser. Nur wer<br />
eine solche Liebe für den Guru empfindet, wird ein Guru Bhakta<br />
(Ergebener des Gurus) genannt, und nur auf ihn treffen die<br />
erhabenen Beschreibungen zu.<br />
220. <strong>Die</strong> Namen, die man wie<strong>der</strong>holt, um ein wenig zeremonielle<br />
Reinheit zu erlangen, sind nicht das wirkliche Naam. Naam ist<br />
höchst kraftvoll und kann alle Unreinheiten beseitigen. Man kann<br />
es ohne Bedenken an jedem Ort und zu je<strong>der</strong> Zeit rezitieren. Sogar<br />
unreine Orte werden durch die <strong>Kraft</strong> von Naam rein. <strong>Die</strong>ses Naam<br />
befindet sich beim Sant Sat Guru und nirgendwo sonst.<br />
221. In diesem Zeitalter von Kali sind alle Karmas (religiöse<br />
Handlungen) - außer Naam und Sat Guru Bhakti - verboten 189 .<br />
Wenn jemand gegen diese Anordnung verstößt, indem er sich<br />
Formen <strong>der</strong> Anbetung vergangener Epochen hingibt, vergrößert er<br />
nur seinen Egoismus und wird unrein anstatt rein zu werden.<br />
<strong>Die</strong>se Tatsache bezeugen die Vedas und Shastras ebenso wie die<br />
Heiligen. Das Naam <strong>der</strong> Vedas reicht bis zu den drei Lokas<br />
(Regionen), das Naam <strong>der</strong> Heiligen aber bringt den Schüler bis<br />
zum vierten Loka (Region).<br />
222. <strong>Die</strong> Menschen leiden an drei sichtbaren und drei<br />
verborgenen Krankheiten. Sie versuchen, die bekannten<br />
Krankheiten zu behandeln, sind sich aber <strong>der</strong> unbekannten<br />
überhaupt nicht bewußt. Nur <strong>der</strong> Sant Sat Guru erkennt solche<br />
189 Das heißt, nur die Karmas (Handlungen), die zu einer tieferen<br />
Verbindung mit <strong>der</strong> Gotteskraft führen, bewirken die Erlösung.<br />
151
Krankheiten. Wenn jemand das große Glück besitzt und in seine<br />
Gesellschaft gerät, wird er diese Krankheiten erkennen und sich<br />
wünschen, von ihnen befreit zu werden.<br />
Das erste dieser Leiden ist das Ausgeliefertsein an Geburt und<br />
Tod. Das zweite ist <strong>der</strong> Streit und <strong>der</strong> Kampf mit dem Gemüt, dem<br />
Herrn <strong>der</strong> drei Welten. <strong>Die</strong> dritte Krankheit ist die Unwissenheit,<br />
denn <strong>der</strong> Mensch weiß nicht, wer er ist, was sein Wesen ist, noch<br />
wo sich Er (<strong>der</strong> Ursprung) befindet.<br />
Es ist offensichtlich, daß durch Bücherlesen keine Krankheit<br />
geheilt und auch kein Streit entschieden werden kann. Man muß<br />
zu einem lebenden Arzt gehen, ihm seinen Zustand schil<strong>der</strong>n und<br />
von ihm die notwendige Medizin erhalten - o<strong>der</strong> zu einem<br />
lebenden Richter, ihm seinen Fall darlegen und den Rechtsstreit<br />
klären lassen. Der Sat Guru ist <strong>der</strong> lebende Arzt und Richter, und<br />
er kann diese Krankheiten heilen. Ebenso kann das Leid <strong>der</strong><br />
Unwissenheit nicht geheilt werden, indem man längst<br />
Verstorbenen vertraut. Aber man es kann heilen, wenn man beim<br />
lebenden Sat Guru Zuflucht sucht. Er wird uns die Erkenntnis<br />
schenken, die es uns ermöglicht, sowohl uns selbst als auch den<br />
Herrn zu erkennen. Es gibt kein an<strong>der</strong>es Heilmittel, als die<br />
Verbindung mit dem Sat Guru dieser Zeit.<br />
223. Shabd ist Suksham (subtil) und die menschliche Form ist<br />
grobstofflich. Wie kann sich ein Jiva dann auf einmal mit Shabd<br />
verbinden? <strong>Die</strong>se Grobheit 190 (Grobstofflichkeit) kann man durch<br />
Sat Guru Bhakti überwinden. Solange man Sat Guru Bhakti nicht<br />
richtig übt, ist man nicht fähig, sich mit Shabd zu verbinden.<br />
224. Es ist schwer, den Sat Guru zu erkennen. Wer den Sat Guru<br />
erkennt, wird furchtlos. Wenn jemand einen Menschen zum<br />
Freund gewinnt, <strong>der</strong> eine hohe weltliche Position innehat, dann<br />
fürchtet er sich vor niemandem mehr. Wie kann dann ein Mensch,<br />
<strong>der</strong> den Sat Guru kennt, den Herrn von allen, vor irgend jemand<br />
Angst haben? Aber nur sehr wenige Menschen werden fähig sein,<br />
diesen Zustand zu erreichen. Einige Jivas gehen soweit, aus Angst<br />
190 Im englischen Text wird das Wort „grossness“ = „Grobheit“<br />
gebraucht.<br />
152
vor weltlichen Gebietern auf den Guru zu verzichten. Wie können<br />
sie dann den Sat Guru erkennen? In Wirklichkeit liegt es nicht in<br />
<strong>der</strong> Hand des Jivas, den Sat Guru zu erkennen. Menschen mit<br />
weltlicher Macht schüchtern an<strong>der</strong>e Leute ein, indem sie ihre<br />
Autorität zeigen, aber <strong>der</strong> Sat Guru offenbart sich nicht selbst,<br />
son<strong>der</strong>n lebt in <strong>der</strong> Welt wie ein gewöhnlicher Sterblicher.<br />
Deshalb kann ihn nur einer erkennen, den er mit seinem Daya<br />
(Gnade) überhäuft. Das kann niemand sonst.<br />
225. Je<strong>der</strong> liebt das, was <strong>der</strong> Sat Guru sagt und sein Lila 191 (seine<br />
Art, etwas zu tun). Aber es gibt nur wenige, die den Sat Guru<br />
selbst lieben. <strong>Die</strong> Liebe, die nur auf <strong>Bachan</strong> (Worte) o<strong>der</strong> Lila (das<br />
Verhalten) des Sat Guru basiert, ist unzuverlässig. <strong>Die</strong> wahre<br />
Liebe wird ausschließlich für den Sat Guru selbst empfunden. Von<br />
jenen, <strong>der</strong>en Liebe auf dem <strong>Bachan</strong> (den Worten) und dem Lila<br />
(dem Verhalten) des Sat Guru gründet, werden einige wahre Liebe<br />
für den Sat Guru entwickeln. Das ist auch ein Sprungbrett zur<br />
wahren Liebe.<br />
226. Einer lobt den an<strong>der</strong>en - damit ist gemeint, daß jemand, <strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en materielle Unterstützung zukommen läßt, vom<br />
Empfänger gelobt und als bedeutend hingestellt wird. Aber ein<br />
solches Lob ist nicht verläßlich. Es ist wie <strong>der</strong> Schrei eines Esels,<br />
<strong>der</strong> am Anfang sehr laut ist, aber allmählich immer schwächer<br />
wird. <strong>Die</strong> Liebe von <strong>der</strong>artigen Menschen ist nicht von Dauer. Nur<br />
eine Liebe, die sich nicht verän<strong>der</strong>t, kann man wahre Liebe<br />
nennen.<br />
227. Vom Augenblick <strong>der</strong> Geburt an ist Kal mit <strong>der</strong> Seele<br />
verbunden, als ob die Seele mit ihm verheiratet wäre. Wenn <strong>der</strong><br />
Bräutigam kommt, um seine Braut abzuholen, weint sie<br />
üblicherweise. Sie weint, um damit zu zeigen, daß sie nur<br />
wi<strong>der</strong>willig fortgeht, doch niemand kann sie festhalten. Auf<br />
dieselbe Weise weint die Seele, wenn Kal kommt, um sie<br />
abzuholen - aber niemand kann ihr helfen. Er führt sie durch<br />
191 Lila heißt wörtlich „Spiel“ und bedeutet das „göttliche Spiel in <strong>der</strong><br />
Erscheinungswelt“; hier bezieht sich „Lila“ auf die (karmafreien)<br />
Handlungen des verkörperten Gottes, <strong>der</strong> Form annimmt, um das Spiel<br />
<strong>der</strong> Welt zu erleben und zu gestalten.<br />
153
einen engen Pfad, <strong>der</strong> schmaler als ein Haar ist und auf dem nicht<br />
einmal eine Ameise krabbeln kann. Auf diesem Pfad werden die<br />
Seelen in Stücke geschnitten und fallen in Gruben voller Schmutz.<br />
Keine Worte können ihr Leid beschreiben.<br />
Aus diesem Grund erklären die Heiligen in ihrer Barmherzigkeit<br />
den Menschen immer wie<strong>der</strong>, daß <strong>der</strong> Weg feiner als ein Haar ist<br />
und wir versuchen sollten, uns selbst zu erkennen, wenn wir<br />
Angst davor haben. Außer dem vollkommenen Sat Guru kann uns<br />
niemand dabei helfen. Wenn <strong>der</strong> Jiva Zuflucht beim Sat Guru<br />
sucht, wird er ihn das tun lassen, was er als notwendig ansieht.<br />
Um diesen gefährlichen Pfad zu vermeiden, wird er ihn in seinen<br />
Schutz nehmen und ihn nach Nij Sthan (zu <strong>der</strong> wahren Region)<br />
tragen, wo ewige Seligkeit herrscht. Das ist <strong>der</strong> einzige Weg.<br />
228. Es ist wahr, daß man Naam nicht leicht erlangen kann, aber<br />
es ist leicht, sich dem Einen zu übergeben, <strong>der</strong> es besitzt. Es war<br />
schon immer so, daß nicht alle Naam erhalten konnten, aber sie<br />
haben sich des Schutzes (<strong>der</strong> Heiligen) erfreut. <strong>Die</strong>ser Schutz ist<br />
eine Quelle großen Glücks. <strong>Die</strong> Heiligen können diese List 192 nicht<br />
anwenden, denn Sie haben diese <strong>Kraft</strong> selbst erworben. <strong>Die</strong> Jivas<br />
jedoch können diese List benutzen.<br />
229. Wenn jemand Tests aus Büchern anwendet, um den Sat Guru<br />
zu prüfen, wird er keinen Erfolg haben. Aber wenn er einige Zeit<br />
bei ihm verbringt, wird er ihn erkennen. Es gibt keinen an<strong>der</strong>en<br />
Weg, um ihn zu erkennen.<br />
230. Wenn <strong>der</strong> Jiva das Atma Tattwa (die Seele), das einzig<br />
Wirkliche im menschlichen Körper, nicht erkennt, son<strong>der</strong>n es<br />
vergeudet, indem er sich an den Sinnesfreuden ergötzt, ist er nur<br />
ein Tier im menschlicher Gestalt und lebt das Leben eines Tieres.<br />
Aber das (diese Erkenntnis) ist ohne einen vollkommenen Sat<br />
Guru nicht möglich.<br />
Erstens ist es sehr schwer, einen vollkommenen Sat Guru zu<br />
finden, und selbst wenn man ihn gefunden hat, ist es schwierig, an<br />
ihn zu glauben. Es gibt heutzutage so viele Bhikhs, die sich selbst<br />
192 Wörtlich „stratagem“ = List, Kriegslist.<br />
154
als vollkommene Brahms bezeichnen und ihre Anhänger in die<br />
Irre führen, indem sie (sogenanntes) Gyan (spirituelles Wissen)<br />
lehren. Wenn sie gefragt werden, wie sie Brahm erkannt haben,<br />
sind sie unfähig zu antworten. Daher ist ihr Anspruch, Brahm zu<br />
sein, falsch und ebenso ist es ihre Methode, die auf reinem<br />
Intellekt und Bücherwissen fußt. Sie liegt innerhalb <strong>der</strong><br />
Begrenzungen des Gemüts und kann nie zur Befreiung führen.<br />
Gesegnet sind in <strong>der</strong> Tat die Menschen, die einen vollkommenen<br />
Sat Guru gefunden haben, <strong>der</strong> ihnen gerne Glauben, Liebe und das<br />
Vorrecht, Seva zu leisten, schenkt. Es liegt nicht in <strong>der</strong> Macht des<br />
Jiva, an ihn zu glauben o<strong>der</strong> mit seinem <strong>Die</strong>nst fortzufahren. Auch<br />
das wird nur durch seine Gnade und Barmherzigkeit bewirkt.<br />
231. Der Jiva steht unter dem Einfluß von Leid und Freude, weil er<br />
vom Schmutz des Egoismus bedeckt ist, <strong>der</strong> von vergangenen<br />
Sünden herruht. Käme er zum Sat Guru, würde Er diesen Schmutz<br />
mit dem Wasser seiner Gnade wegwaschen, ihn reinigen und in<br />
die Region <strong>der</strong> Glückseligkeit bringen, vorausgesetzt, daß er in<br />
seiner Gegenwart bleibt. Aber wie ihm kann <strong>der</strong> Sat Guru helfen,<br />
wenn er nur für einen Tag kommt und dann wie<strong>der</strong> einen ganzen<br />
Monat lang wegbleibt? Nur wer eine intensive Sehnsucht nach<br />
Parmarth empfindet, wird dazu in <strong>der</strong> Lage sein. Für jemand, <strong>der</strong><br />
gleichgültig ist, ist das nicht möglich.<br />
232. Atheisten, die die Existenz eines Höchsten Wesens leugnen,<br />
befinden sich im Irrtum. Der Herr ist verborgen, wie das Feuer im<br />
Holz verborgen ist. Weil sie Ihn nicht sehen können, verleugnen<br />
sie Ihn. Hätten sie einen Sat Guru gesucht und ihm ihren Geist<br />
nach <strong>der</strong> Methode <strong>der</strong> Heiligen unterworfen, wären Sie in <strong>der</strong><br />
Lage, den Herrn zu sehen und frei von <strong>der</strong> Sünde <strong>der</strong><br />
Undankbarkeit.<br />
233. So wie ein Malayagiri 193 -Sandelholzbaum seinen Duft an<br />
einen Baum in seiner Nähe abgibt und ihn dadurch auch<br />
wohlriechend macht, so werden auf die gleiche Weise solche, die<br />
sich häufig in <strong>der</strong> Gesellschaft eines Sadh befinden, dem Leid<br />
dieser Welt entfliehen und eines Tages selbst ein Sadh werden.<br />
193 Der Malayagiri ist ein Berg in Orissa, Indien.<br />
155
Gesegnet sind jene, die sich des Sadhsangs 194 (Gemeinschaft <strong>der</strong><br />
Sadhs) erfreuen und so das menschliche Leben am besten nutzen.<br />
Jene, die sich nicht an dieser Gemeinschaft erfreuen und auch<br />
nichts dafür übrig haben, sind wie Tiere. Was nützt die<br />
menschliche Gestalt, wenn sie keine Früchte bringt? Sie sind wie<br />
ein Geizhals, <strong>der</strong> Tausende von Rupien verdient, sie aber we<strong>der</strong><br />
ausgibt, noch für irgend etwas benutzt. Welchen Wert hat sein<br />
Reichtum? Wer weiß, was mit diesem Reichtum geschieht und in<br />
wessen Hände er fallen wird? Und wenn die Bindung an den<br />
Reichtum in seinem Gemüt bestehen bleibt - und es ist unmöglich,<br />
daß die Bindung nicht vorhanden ist - wird er als Schlange<br />
wie<strong>der</strong>geboren und darüber wachen. Seht, in welch nie<strong>der</strong>e<br />
Lebensform er hinabsteigt und wie er in Chaurasi hineingerät.<br />
Ebenso werden jene, die als Menschen geboren sind und ihr<br />
Leben nicht nutzen, um die Heiligen zu lieben und ihnen zu<br />
dienen, am Ende wie<strong>der</strong> in (den Kreislauf von) Chaurasi<br />
zurückkehren.<br />
234. <strong>Die</strong> Stufen von Karma (Taten), Upasna (Hingabe) und Gyan<br />
(Wissen) in <strong>der</strong> vedischen Religion reichen nur bis zur Karma-<br />
Ebene <strong>der</strong> Heiligen, und man kann sie erst vollenden, wenn man<br />
die Region von Trikuti erreicht. Das Upasna (<strong>der</strong> Heiligen) reicht<br />
bis Sat Lok, und Gyan erwirbt man in <strong>der</strong> Anami-Region. <strong>Die</strong><br />
Heiligen bezeichnen sich selbst nie als Gyanis. Sie sprechen von<br />
sich selbst immer als Bhaktas (Gottliebende). Wer sich selbst<br />
Gyani nennt, besitzt nur Bücherwissen. Denn wenn man sie fragt,<br />
wie sie diese Erkenntnis erlangt haben, können sie darauf keine<br />
Antwort geben. Es ist unmöglich - ohne Karma und Upasna -<br />
Gyan (die Erleuchtung) zu besitzen. Davon wissen sie aber nichts,<br />
weil sie diesem Weg nie gefolgt sind. Sie haben die Grundlagen<br />
des Gyan nur aus Büchern gelernt und sind deshalb Pseudo-<br />
Gyanis. Wer ihren Lehren folgt, wird letztlich leer ausgehen.<br />
235. <strong>Die</strong> Bedeutung des Sat Guru dieser Zeit ist von allergrößter<br />
Wichtigkeit. <strong>Die</strong> grobe Natur des Menschen wird durch aufrichtige<br />
Hingabe an und Liebe für ihn gereinigt. Dann wird man bereit<br />
194 Satsang bedeutet Gemeinschaft (Sang) mit <strong>der</strong> Wahrheit (Sat),<br />
Sadhsang bedeutet Gemeinschaft mit einem Sadh.<br />
156
Naam (im Inneren) zu hören, und man wird erkennen, daß die<br />
Suksham-Gestalt von Nam, die Suksham-Gestalt des Sat Guru<br />
und die eigene Suksham-Gestalt identisch sind. <strong>Die</strong>se Erkenntnis<br />
wird aber nur erlangt, wenn die Liebe für den Sat Guru<br />
vollkommen ist.<br />
236. Wer jetzt einen menschlichen Körper hat, aber nicht nach<br />
einem Sat Guru sucht, <strong>der</strong> wird in Chaurasi eingehen und nicht<br />
wie<strong>der</strong> eine menschliche Gestalt erhalten (das hängt von<br />
verschiedenen Bedingungen ab). Daher ist es nun an <strong>der</strong> Zeit, die<br />
Befreiung zu erlangen, denn wenn man diese Gelegenheit verpaßt,<br />
wird man sie nicht wie<strong>der</strong> bekommen.<br />
237. <strong>Die</strong> meisten Menschen können äußeren <strong>Die</strong>nst und Hingabe<br />
verrichten, doch so kann man nicht das Wahre vom Unwahren<br />
unterscheiden. <strong>Die</strong> einzig richtige Möglichkeit, das Wahre zu<br />
erkennen ist folgende: Jemand muß in die Übung des Shabd<br />
eingeweiht sein und erfolgreich die Aufmerksamkeit seines Surat<br />
darauf richten. Nur die Hingabe eines solchen Menschen man<br />
kann als wahr betrachten.<br />
238. Man sollte vom lebenden Sat Guru nicht Sat Lok o<strong>der</strong><br />
irgendeine an<strong>der</strong>e Region erbitten. Man sollte vielmehr ohne<br />
Unterlaß beten, daß er uns einen Platz zu seinen "Heiligen Füßen"<br />
geben möge, denn das ist die höchste und erhabenste Region von<br />
allen.<br />
239. Wer sich an weltlichen Besitztümern erfreut, muß am Ende<br />
wie<strong>der</strong> in das Rad <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>geburt eingehen. Aber wer diese<br />
Dinge dem Sat Guru und dem Sadh für ihren Gebrauch anbietet,<br />
erwirbt sich das Recht auf die höchste Region; denn die Heiligen<br />
sind we<strong>der</strong> an solche Dinge, noch an den Körper gebunden. Sie<br />
haben diesen physischen Körper zur Befreiung <strong>der</strong> Jivas<br />
angenommen und besuchen jeden Tag ihre eigene Region (Sach<br />
Khand). <strong>Die</strong> Jivas jedoch sind an den Körper wie auch an weltliche<br />
Dinge gebunden. Aber jene von ihnen, die ihren Körper, Geist und<br />
Besitz in den <strong>Die</strong>nst <strong>der</strong> Heiligen stellen, werden dem Chaurasi<br />
entkommen; und jene, die ihr Leben mit Essen, Trinken und<br />
157
weltlichen Vergnügungen verschwenden, werden wie<strong>der</strong> in<br />
Chaurasi eingehen.<br />
240. Solange sich Tattwa (die fünf Elemente) sich nicht mit<br />
Tattwa vereinigt, kann man das Ziel nicht erreichen. Der<br />
Ursprung <strong>der</strong> fünf grobstofflichen Tattwas ist <strong>der</strong> Surat (die Seele)<br />
und Shabd ist <strong>der</strong> Ursprung des Surat. Es ist nicht nötig, sich<br />
wegen <strong>der</strong> fünf Tattwas Gedanken zu machen. Man erreicht das<br />
Ziel durch die Vereinigung des Surat Tattwa mit dem Shabd<br />
Tattwa, aber das ist ohne die Gnade eines vollkommenen Sat Guru<br />
nicht möglich. Das Wichtigste ist daher, einen Sat Guru zu finden<br />
und Liebe für ihn zu entwickeln.<br />
241. Der Papiha (<strong>der</strong> Regenvogel) fliegt auf <strong>der</strong> Suche nach einem<br />
Tropfen Swati 195 -Regen von einem Wald zum an<strong>der</strong>en. Er<br />
akzeptiert kein an<strong>der</strong>es Wasser, weil es seinen Durst nicht löschen<br />
kann. Der Herr erkennt seine wahre Sehnsucht und sendet Swati-<br />
Tropfen, um seinen Durst zu stillen. Auf die gleiche Weise wird<br />
jemand, <strong>der</strong> wirklich danach strebt, einen Sat Guru zu finden und<br />
seine Suche nicht aufgibt, den Sat Guru treffen und Naam<br />
erhalten. Aber nicht je<strong>der</strong> hat die <strong>Kraft</strong>, diesen Pfad zu<br />
beschreiten.<br />
242. Der Ergebene sagt: "Ich wünschte, ich könnte meinen Geist<br />
so fein wie Mehndi-Blätter (Henna) zermahlen und ihn zu Füßen<br />
des Sat Guru legen, aber <strong>der</strong> Sat Guru würde ihn nicht annehmen.<br />
Auf jeden Fall habe ich meinen Geist so fein wie Mehndi-Blätter<br />
zermahlen und halte ihn bereit. Er mag seine Füße damit<br />
schmücken, wenn es ihm gefällt 196 ." Das ist das Dharma (die<br />
Pflicht) eines Sewak (einer, <strong>der</strong> Sewa leistet), nämlich, sein Gemüt<br />
mit viel Mühe und Arbeit zu pulverisieren und auch dann, wenn<br />
<strong>der</strong> Sat Guru ihn nicht annimmt, die Demut nicht aufzugeben,<br />
son<strong>der</strong>n mit seinem Mauj (seinem Willen) zufrieden zu sein. Er<br />
darf seinen Glauben nicht verlieren, wenn er einen geringen<br />
195 Swati ist <strong>der</strong> Name eines Sterns, <strong>der</strong> bei einer bestimmten Mond-<br />
Stellung sichtbar ist. Nur <strong>der</strong> Regen, <strong>der</strong> bei dieser Konstellation fällt,<br />
löscht den Durst des Papiha.<br />
196 Man bereitet aus fein zerriebenen Mehndi-Blättern (Henna) eine<br />
Paste, mit <strong>der</strong> man die Füße o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Körperteile bemalen kann.<br />
158
<strong>Die</strong>nst leistet und dieser nicht angenommen wird - denn das wäre<br />
kein Seva, son<strong>der</strong>n hieße, den Sat Guru als Sewak zu behandeln.<br />
Wenn das die Vorbedingung wäre, wie könnte man dann sein<br />
Gemüt pulverisieren? Wenn eine Seele durch glückliche Fügung<br />
einen gnädigen Sat Guru findet (und aus Gnade angenommen<br />
wird), korrigiert er in seiner Gnade den Schüler.<br />
243. Wenn ein Wohltäter jemand etwas schenken möchte, wird<br />
dieser seine Hand danach ausstrecken. Auf die gleiche Weise<br />
sendet uns <strong>der</strong> Herr in Seiner Barmherzigkeit Regen; und <strong>der</strong><br />
Regen ist eine Wohltat für die Welt. Aber wenn Er einem wahren<br />
Sucher Gnade erweist, läßt Er einen Regen <strong>der</strong> Liebe auf ihn<br />
herabströmen. Wenn jemand alle Tugenden besitzt, jedoch keine<br />
Liebe empfindet, so hat er nichts. Und wenn jemand keine<br />
Tugenden besitzt, jedoch voller Liebe ist, wird er den Durbar<br />
(Hof) des Herrn betreten. Aus diesem Grund ist die Liebe höchst<br />
wichtig. Aber diese Liebe ist ohne die Hingabe an den Sat Guru<br />
nicht möglich.<br />
244. Wenn die Heiligen diese Region grenzenlos nennen, bedeutet<br />
das nicht, daß sie sie nicht erkundet haben o<strong>der</strong> kein volles Wissen<br />
über sie besitzen. Es bedeutet vielmehr, daß die Glückseligkeit<br />
dieser Region unermeßlich ist. Heilige leben in dieser Region wie<br />
ein Fisch im Wasser. Jemand irrt sich, wenn er behauptet, daß ein<br />
Fisch die Weite des Wassers, in dem er lebt, nicht kennt o<strong>der</strong> daß<br />
er seine Tiefe nicht ausgelotet hat. Wer mit <strong>der</strong> Welt eins<br />
ge<strong>word</strong>en ist, wie Wasser sich mit Wasser vermischt, den braucht<br />
man nicht bewun<strong>der</strong>n. Alle Verehrung gilt jenen, die wie ein Fisch<br />
im Wasser leben und seine Wonnen genießen.<br />
245. Der Jiva kann keine Befreiung erlangen, indem er von Kal<br />
verzehrt wird, denn <strong>der</strong> Surat ist Chetan (Bewußtsein) und kann<br />
nicht von Kal verzehrt werden 197 . Er verzehrt nur die Körper,<br />
manche durch das Wasser, manche durch das Feuer und manche<br />
durch die Erde.<br />
197 Damit wird ausgedrückt, daß wir nicht einfach mit dem Verlöschen<br />
des Körpers die Befreiung erlangen können.<br />
159
Es gibt keine Übereinstimmung zwischen Kal und <strong>der</strong> Seele. Seit<br />
dem sie von Sat Lok herabgestiegen sind, haben sich beide mit<br />
Hülle um Hülle bedeckt.<br />
Kal kann nicht zurückkehren. Aber wenn ein Jiva mit einem Sat<br />
Guru in Verbindung kommt, können durch seine Gnade o<strong>der</strong> sein<br />
Erbarmen und durch den <strong>Die</strong>nst für ihn die Hüllen entfernt<br />
werden, und <strong>der</strong> Jiva kann nach Sat Lok zurückkehren. Aber<br />
solange diese Umhüllungen nicht entfernt sind, kann er seine<br />
Heimat nicht erreichen. <strong>Die</strong>se Hüllen können außer durch Shabd,<br />
den <strong>Die</strong>nst und die Liebe für den Sat Guru nicht entfernt werden.<br />
246. Solange die Seele nicht über den Bereich von Alakh<br />
hinausgelangt, kann sie nicht befreit werden. <strong>Die</strong>ses Alakh<br />
(Unsichtbare) umfaßt das Gemüt und Kal; und Kal fährt damit<br />
fort, die Jivas zu verschlingen, aber wir können ihn nicht sehen.<br />
Ein wahrer Sucher sollte sich dem Sat Guru übergeben und alles<br />
an<strong>der</strong>e aufgeben. Dann wird er Erfolg haben, denn die Heiligen<br />
haben dieses Alakh gesehen, und sie allein können die Seele über<br />
die Grenzen des Unsichtbaren hinaustragen.<br />
Niemand in den drei Welten und keiner <strong>der</strong> Inkarnationen und<br />
Götter hat die Grenzen von Alakh überwunden. Aber die Heiligen<br />
haben sie überschritten. Daher kann man die Grenzen von Kal nur<br />
überschreiten, wenn man Zuflucht bei einem Heiligen sucht. Wer<br />
aber seinen Glauben auf jene gründet, die bereits von uns<br />
gegangen sind, und keinen Glauben und keine Liebe für den<br />
vollkommenen Sat Guru dieser Zeit besitzt, <strong>der</strong> ist nicht fähig, die<br />
innersten Mysterien <strong>der</strong> Heiligen zu erkennen und dem Netz von<br />
Kal zu entkommen.<br />
247. Es heißt, daß ein Mensch, <strong>der</strong> zu den heiligen Füßen Haris<br />
(Gottes) Zuflucht nimmt, erlöst wird. Aber bedenkt doch - wo<br />
kann Ihn die gefangene Seele finden? Er wird als formlos und<br />
körperlos beschrieben. Wenn man zu seinen Füßen Zuflucht<br />
nehmen soll, muß Er auch Füße besitzen; und wenn Er Füße hat,<br />
so muß er auch einen Körper haben. Wo findet man solch einen<br />
Gott? <strong>Die</strong> Heiligen erklären, daß dies bedeutet, Zuflucht beim Sat<br />
Guru zu suchen, da Gott und <strong>der</strong> Guru eins sind. Daher sollten wir<br />
160
den Schutz eines lebenden Sat Gurus suchen. Dann werden wir<br />
Naam erhalten, das Patit Udharan (<strong>der</strong> Erlöser <strong>der</strong> Sün<strong>der</strong>)<br />
genannt wird. <strong>Die</strong> Übung von Naam wird in <strong>der</strong> Gesellschaft <strong>der</strong><br />
Sadhs möglich sein - das bedeutet, zuerst jede schlechte<br />
Gesellschaft aufzugeben und Zuflucht in <strong>der</strong> Gemeinschaft <strong>der</strong><br />
Sadhs zu suchen - dann wird die Übung (von Naam) möglich sein.<br />
Man sollte wissen, daß die Gesellschaft von Vater, Mutter, Sohn,<br />
Frau und weltlichen Menschen (für diese Zielsetzung) eine<br />
schlechte Gesellschaft darstellt, denn in ihrer Begleitung ist es<br />
we<strong>der</strong> möglich, Zuflucht beim Sat Guru zu suchen, noch Naam zu<br />
erhalten o<strong>der</strong> bei den Sadhs zu verweilen. Aber wenn ein<br />
vollendeter Sat Guru es wünscht, kann er durch seine Güte und<br />
Barmherzigkeit alles möglich machen.<br />
248. Tatsächlich gibt es keinen Wi<strong>der</strong>spruch zwischen den<br />
Übungen <strong>der</strong> Heiligen und denen <strong>der</strong> vedischen Religion, aber das<br />
Ideal <strong>der</strong> Heiligen ist viel höher als das <strong>der</strong> Veden. <strong>Die</strong> Veden<br />
legen großen Wert auf Karma 198 und Upasna, und auch die<br />
Heiligen bestehen darauf; aber sie lehren, daß <strong>der</strong> <strong>Die</strong>nst für den<br />
Sat Guru mit Körper, Geist und Besitz und die Anwesenheit bei<br />
seinem Satsang das Karma ist, und daß die innere Hinwendung<br />
des Surat an Naam o<strong>der</strong> Shabd - das Geheimnis, das uns vom Sat<br />
Guru gegeben wurde - unser Upasna ist.<br />
Beide, <strong>der</strong> Jiva und Ishwar, werden in den Veden als in drei<br />
Formen existierend beschrieben. Vishwa, Tejas und Pragya sind<br />
die drei Formen des Jiva; und Vairat, Hiranyagarbha und<br />
Avyakrita sind die drei Formen von Ishwar (des Schöpfers). <strong>Die</strong><br />
Gyanis von heute glauben nicht an die Existenz Gottes. Sie sagen,<br />
daß eine Ansammlung von Individuen als eine Gruppe bezeichnet<br />
wird und daß tausend Soldaten zusammengenommen ein<br />
Regiment bilden. Genauso sei <strong>der</strong> Begriff Ishwar zu verstehen.<br />
Wenn nämlich die Teile des Ganzen getrennt werden,<br />
verschwindet auch sein Name - wenn man also die verschiedenen<br />
198 Hier sind Handlungen gemeint, die eine Erhebung <strong>der</strong> Seele bewirken<br />
sollen; in den Veden waren dies rituelle Handlungen. <strong>Die</strong> „Karmas“<br />
Handlungen zur Befreiung <strong>der</strong> Seele werden in Sant Mat an<strong>der</strong>es<br />
definiert.<br />
161
Bestandteile Ishwars von einan<strong>der</strong> trennt, dann gibt es keinen<br />
Ishwar mehr.<br />
Wenn es keinen Ishwar gibt, wessen Upasna soll man dann<br />
verrichten? Denn Upasna ist ohne Name, Gestalt, Handlung und<br />
Ort nicht möglich 199 . <strong>Die</strong> Menschen sind diesem Irrtum verfallen,<br />
weil ihr Wissen hauptsächlich theoretisch ist, durch Lesen von<br />
Büchern angeeignet und durch analytisches Denken entstanden,<br />
jedoch ohne Karma und Upasna.<br />
Selbst wenn man durch Upasna (wie in den Veden beschrieben)<br />
echtes Wissen erlangt, kann man sich nicht über die Grenzen des<br />
Karma erheben, wie es von den Heiligen verstanden wird. <strong>Die</strong><br />
wirkliche Region <strong>der</strong> Heiligen liegt viel weiter und höher als diese<br />
Bereiche. <strong>Die</strong> Karmas 200 , die in den Veden beschrieben werden,<br />
beziehen sich auf die vergangenen Yugas. Sie können von den<br />
Jivas <strong>der</strong> heutigen Zeit we<strong>der</strong> richtig durchgeführt werden, noch<br />
würden sie jetzt diese Frucht 201 bringen. Wenn heute jemand<br />
Karmas durchführen möchte 202 , sollte er das nur unter <strong>der</strong><br />
Führung eines Heiligen tun; und wenn Upasna verrichtet werden<br />
soll (wenn man spirituelle Übungen ausführen will), kann man<br />
das nur mit <strong>der</strong> Gnade eines Heiligen tun. Nur dann wird es<br />
Früchte tragen - das heißt, nur dann wird <strong>der</strong> Ausübende das Ziel<br />
<strong>der</strong> Veden erreichen und darüber hinaus gelangen. In diesem<br />
Zeitalter ist es nicht möglich, irgend etwas auf eine an<strong>der</strong>e Weise<br />
zu erreichen.<br />
249. Niemand außer einem Bhakta kann zum Durbar Gottes<br />
Zutritt erhalten. Rishis, Munis, Yogis, Jatis, Gyanis, Sanyasis und<br />
Paramhansas konnten, obwohl sie ihrem Ideal vollkommen<br />
199 „Upasna“ bedeutet, bei dem Gegenstand <strong>der</strong> Verehrung in Andacht zu<br />
verweilen - also braucht man eine Gestalt (des Verehrten), die man<br />
benennen kann (Name) und bei <strong>der</strong> man (an einem Ort) verweilt und<br />
sie anbetet (die Handlung <strong>der</strong> Anbetung).<br />
200 Rituelle Handlungen; damit sind also nicht weltliche Karmas<br />
gemeint, son<strong>der</strong>n spirituelle Handlungen, die Mukti (Erlösung) bewirken<br />
sollen.<br />
201 <strong>Die</strong> „Frucht“ wäre das Erheben <strong>der</strong> Seele ins Jenseits.<br />
202 Wenn man etwas tun will, das die Befreiung <strong>der</strong> Seele bewirkt.<br />
162
entsprachen, den Durbar Gottes nicht betreten, weil sie alle voller<br />
Ego waren und keinen Guru hatten. Es gelang ihnen nicht, einen<br />
Sant Sat Guru zu finden. Wie können jene, die nur Bücher gelesen<br />
und nur ein Viertel <strong>der</strong> nötigen spirituellen Anstrengung<br />
eingesetzt haben und sogar den Sat Guru verleumden, sich als<br />
vollkommen bezeichnen und glauben, daß sie den Durbar (den<br />
Hof) des Herrn betreten dürfen? Nun, alle sollten es als wahr<br />
erachten, daß die Hingabe an den Sant Sat Guru die Hingabe an<br />
den Höchsten Herrn ist, denn es gibt keinen Unterschied zwischen<br />
dem vollkommenen Sat Guru dieser Zeit und dem höchsten<br />
Wesen. Beide sind eins.<br />
250. Wenn jemand von einem vollkommenen Sat Guru<br />
angenommen wird, ihn liebt und an ihn glaubt und ihm<br />
hingebungsvoll dient, und <strong>der</strong> Guru stirbt, bevor er Fortschritte<br />
machen konnte, sollte er mit Liebe und Glauben fortfahren und<br />
sich in seine Gestalt vertiefen 203 und die Übungen verrichten, die<br />
ihm sein Guru vorgeschrieben hat. Am Ende wird <strong>der</strong> Sat Guru<br />
sein Werk genau in dieser Gestalt in dem Ausmaß verrichten, wie<br />
es <strong>der</strong> Schüler verdient.<br />
251. Wenn jemand erst einen Lehrer findet, <strong>der</strong> das Geheimnis<br />
von Shabd nicht kennt, später jedoch einen Sat Guru findet, <strong>der</strong><br />
mit Shabd vertraut ist, so sollte er den ersten aufgeben und sich<br />
dem Sat Guru unterwerfen. Ein Vers sagt: "Zögere nicht, einen<br />
falschen (unvollkommenen) Guru aufzugeben, denn sonst wirst<br />
die Pforten von Shabd nicht finden und immer wie<strong>der</strong> den<br />
richtigen Weg verfehlen." Vielmehr sollte auch dieser Guru<br />
zusammen mit dem Schüler Zuflucht beim vollkommenen Sat<br />
Guru suchen und dadurch seine eigene Erlösung bewirken.<br />
252. Wenn man einen Guru findet, <strong>der</strong> das Geheimnis von Shabd<br />
kennt, aber noch nicht vollendet ist, und man später einen<br />
vollendeten Sat Guru findet, sollte man den Schutz des<br />
vollkommenen Sat Guru suchen und seinen früheren Guru als eins<br />
mit dem vollendeten Sat Guru sehen. Sein Lehrer sollte diesem<br />
Beispiel folgen. Wenn er aber eifersüchtig und stolz ist, wird er<br />
203 <strong>Die</strong> wahre Gestalt des Gurus ist das innere Licht und <strong>der</strong> Ton.<br />
163
sich dem vollendeten Sat Guru nicht unterwerfen. Der Schüler<br />
sollte sich dann von ihm abwenden und beim vollendeten Sat<br />
Guru Zuflucht nehmen.<br />
253. Wenn du den Sat Guru als den Herrn angenommen hast, wie<br />
kannst du dann einen an<strong>der</strong>en als Herrn anerkennen o<strong>der</strong><br />
anbeten o<strong>der</strong> ihn als Höchsten ansehen? Du hast nur einen Herrn,<br />
und das ist <strong>der</strong> Sat Guru. Dein Ziel wird anfangs vom Meister in<br />
seiner physischen Gestalt verkörpert, in <strong>der</strong> Er sich selbst<br />
offenbart. Seine an<strong>der</strong>e Gestalt ist die des Höchsten Wesens - das<br />
ist Sat Purush Radha Soami - und er allein ist dein Wahrer Herr.<br />
254. Es wird erzählt, daß an einem bestimmten Ort im Deccan 204<br />
einmal ein Fakir lebte, <strong>der</strong> ein vollendeter Guru war. Einer seiner<br />
Schüler war ein vollendeter Gurmukh. Eines Tages kam während<br />
des Satsang ein moslemischer Maulvi (Priester), <strong>der</strong> auf eine<br />
Pilgerfahrt nach Mekka aufbrach, zu dem Fakir und sagte, daß<br />
Mekka und Kaaba sehr heilige Andachtsorte seien und auch die<br />
Schüler des Fakirs diese Plätze besuchen sollten. Und er begann<br />
diese Orte zu rühmen. Darüber wurde dieser führende Schüler,<br />
<strong>der</strong> beim Fakir saß, sehr ungehalten und er packte den Maulvi am<br />
Nacken, drückte seinen Kopf zu den Füßen des Fakirs hinunter<br />
und sagte: "Seht! in diesen Füßen sind Millionen von Mekkas und<br />
Kaabas." Als <strong>der</strong> Fakir hinaus ging, um seine Notdurft zu<br />
verrichten, gab es eine heiße Diskussion zwischen dem Maulvi und<br />
dem Schüler. Als <strong>der</strong> Fakir zurückkam, beschwerte sich <strong>der</strong><br />
Maulvi über das Verhalten des Schülers. Der Guru Sahib erklärte<br />
nun seinem Schüler, daß die Kaaba wirklich ein heiliger Ort sei,<br />
wie <strong>der</strong> Maulvi gesagt hatte, und einen Besuch wert sei. Er fügte<br />
hinzu: "Du gehst jetzt mit dem Maulvi und besuchst auch diesen<br />
Ort." Da er ein vollendeter Gurmukh war, erhob sich <strong>der</strong> Schüler<br />
und sagte mit gefalteten Händen: "Wie es dem Meister gefällt"<br />
und ging sogleich mit dem Maulvi an Bord des Schiffs (nach<br />
Mekka).<br />
Das Schiff war erst kurze Zeit unterwegs, als es in einen heftigen<br />
Sturm geriet und zerbrach. Alle Menschen an Bord des Schiffes<br />
204 Hochebene im Norden Indiens.<br />
164
ertranken, mit Ausnahme des Schülers, <strong>der</strong> auf einer Planke<br />
dahintrieb. Auch er war dem Sinken nahe, als eine Hand aus dem<br />
Meer auftauchte und eine Stimme sprach: "Gib mir deine Hand,<br />
daß ich dich rette." "Wer bist du?" fragte <strong>der</strong> Schüler, und die<br />
Stimme antwortete: "Ich bin <strong>der</strong> Prophet." Der Schüler<br />
antwortete: "Ich kenne den Propheten nicht. Ich kenne niemand<br />
außer meinem Sat Guru." Und die Hand verschwand.<br />
Ein wenig später, als <strong>der</strong> Schüler durchnäßt auf <strong>der</strong> Planke daher<br />
trieb und immer wie<strong>der</strong> ins Meer eintauchte, erschien eine an<strong>der</strong>e<br />
Hand und (eine Stimme) sagte: "Ergreife meine Hand, damit ich<br />
dich retten kann." Der Schüler fragte: "Wer bist du?" <strong>Die</strong> Stimme<br />
erwi<strong>der</strong>te: "Ich bin Khuda o<strong>der</strong> Ishwar (Gott)." Der Schüler sagte:<br />
"Mein Khuda (Gott) ist mein Guru. Ich kenne keinen an<strong>der</strong>en<br />
Khuda." Auch diese Hand verschwand, aber kurz darauf tauchte<br />
eine dritte Hand auf. Das war die Hand seines spirituellen<br />
Großvaters. "Ich bin <strong>der</strong> Guru deines Guru", sagte er, "gib mir<br />
deine Hand, damit ich dich retten kann." Der Schüler sagte<br />
darauf: "Ob ich nun gerettet werde o<strong>der</strong> ertrinke; ich kann meine<br />
Hand nur dem Sat Guru geben. Wer da auch kommen mag, außer<br />
<strong>der</strong> Hilfe meines Gurus nehme ich kein Angebot zu meiner<br />
Rettung an." Auch diese Hand verschwand und sogleich erschien<br />
<strong>der</strong> Guru Sahib selbst, umarmte ihn und brachte ihn sofort nach<br />
Hause.<br />
Nun beachte, daß die Stimme des Propheten, die von Gott selbst<br />
und vom Guru seines Gurus, beabsichtigten, seinen Glauben zu<br />
prüfen; und als er diese Prüfung erfolgreich bestand und<br />
Gurumukhta (wahre Schülerschaft) bekundete, erschien <strong>der</strong> Guru<br />
Sahib selbst und rettete ihn. <strong>Die</strong> Jivas sollten so weit wie möglich<br />
versuchen, solch eine starke Liebe und Glauben für den Sat Guru<br />
entwickeln.<br />
255. Eine Pari Vrata (eine keusche und treue Frau) sieht nur in<br />
ihrem Ehemann einen Mann. Alle an<strong>der</strong>en Männer erscheinen ihr<br />
unmännlich o<strong>der</strong> schwach. Sie vergißt sogar die Liebe zu ihren<br />
Eltern. Genauso sollten die Schüler eines Sat Guru keinen an<strong>der</strong>en<br />
außer den eigenen Guru als Gott und Gewährer <strong>der</strong> Erlösung<br />
ansehen. Was die vergangenen Heiligen betrifft, können sie an sie<br />
165
glauben, bis sie einen lebenden Sat Guru finden. Wenn sie den Sat<br />
Guru einmal gefunden haben, sollten sie ihn - wie die Pati Vrata -<br />
als Alles in Allem ansehen und an keinen an<strong>der</strong>en mehr glauben.<br />
256. Ein Ehevermittler arrangiert die Verlobung und<br />
Eheschließung und bringt Mann und Frau zusammen. Er<br />
unterweist die Braut, niemand an<strong>der</strong>en als ihren Ehemann zu<br />
lieben und auch dem Vermittler nur so viel Beachtung zu<br />
schenken wie allen an<strong>der</strong>en. Ähnlich haben Guru Nanak und<br />
an<strong>der</strong>e frühere Heilige ihre Pflichten als Mittelsmänner erfüllt -<br />
das heißt, sie haben in ihren Schriften deutlich geschrieben, daß<br />
man einen vollendeten Sat Guru suchen und seinen Schutz<br />
annehmen sollte. Alle, die diesen Rat beachten und sich dem Sat<br />
Guru unterwerfen, sollen ihn hinfort allein als ihren Gott und<br />
Meister ansehen.<br />
257. Der Schüler sollte sich immer <strong>der</strong> Gnade und Barmherzigkeit<br />
des Sat Guru bewußt sein, und immer daran denken, wie <strong>der</strong> Sat<br />
Guru ihn aus dem Rad <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>geburt befreit und die Wurzeln<br />
allen Karmas und Aberglaubens durchtrennt hat - daß er ihn von<br />
Fasten, Wallfahrten und Irrungen erlöst und ihn auf dem Pfad des<br />
Shabd gefestigt hat. Dann wird er fähig sein, den Sat Guru zu<br />
lieben, und es werden sich keine Zweifel erheben. Deshalb ist es<br />
notwendig, sich immer <strong>der</strong> Gnade und Barmherzigkeit des Sat<br />
Guru bewußt zu sein.<br />
258. <strong>Die</strong> Zweifel und Schwierigkeiten eines Schülers können sich<br />
nicht durch Gurus auflösen, die nur Gelehrtheit besitzen, obwohl<br />
sie eine Gesellschaft gut unterhalten können. Wenn ein Jiva vier<br />
o<strong>der</strong> mehr Interpretationen eines Shloka 205 bekommt, werden sich<br />
seine Zweifel nur vergrößern, weil er nicht weiß, welche er<br />
akzeptieren o<strong>der</strong> ablehnen soll. Was für das Wohl des Jiva<br />
notwendig ist, wird dabei nicht berührt und erklärt. Was kann <strong>der</strong><br />
Jiva tun, und wie kann er den Weg zur Befreiung finden? Dazu<br />
muß er einen Guru suchen, <strong>der</strong> den Weg selbst kennt. Solange er<br />
ihn nicht findet, kann er nicht fortschreiten 206 . Man sollte einen<br />
205 Ein Sanskrit-Vers mit zwei Zeilen zu je sechzehn Silben.<br />
206 … auf dem Weg <strong>der</strong> spirituellen Entwicklung.<br />
166
vollendeten Sat Guru und sich hingebungsvoll Seva und Satsang<br />
widmen und nicht sein kostbares menschliches Leben verschleu<strong>der</strong>n,<br />
als ob es Salz o<strong>der</strong> Mehl sei, denn in <strong>der</strong> Gesellschaft von<br />
Pandits, Bhikhs und Vachak Gyanis ist es wertvoller als Gold.<br />
259. <strong>Die</strong> Mühen jener, die Namen wie Sat Naam o<strong>der</strong> Hari Naam<br />
rezitieren, ohne den Sat Guru zu verehren, werden keine Frucht<br />
tragen. Wer sich an dem Sat Guru zuwendet, wird Naam und auch<br />
Ram (Gott) erkennen. Wer den Sat Guru nicht liebt, obwohl er<br />
Naam von ihm empfangen hat (er initiiert <strong>word</strong>en ist), wird Naam<br />
nicht erhalten 207 .<br />
260. Wie es uns die Heiligen offenbaren, wird Naam nicht mit den<br />
physischen Sinnen wahrgenommen. Aber <strong>der</strong> Name, <strong>der</strong> in den<br />
Veden erwähnt wird, ist mit physischen Sinnen wahrnehmbar.<br />
Der letztere kann deshalb nicht <strong>der</strong> wahre Name sein, und wenn<br />
<strong>der</strong> Name selbst nicht wahr ist, können seine Region und Form<br />
nicht wahr sein. Der Name, den die Heiligen geben, ist wahr und<br />
seine Gestalt und Region sind wirklich. Varnatmak Naam 208 kann<br />
bis zu einem gewissen Grad reinigen, aber es kann die Seele nicht<br />
emporziehen. Mit Hilfe des Dhunatmak Naam 209 kann <strong>der</strong> Surat<br />
von Pind nach Brahmand aufsteigen und von dort zu seiner<br />
wahren Heimat Sat Lok gelangen. Und dieses Dhunatmak Naam<br />
kann man nur von den Heiligen bekommen, von niemandem<br />
sonst. Nur mit einem außerordentlich guten Schicksal kann man<br />
dieses Naam erhalten.<br />
261. Im Falle irgendeines Leides sollten wir stets an den Sat Guru<br />
denken, <strong>der</strong> sich in seiner Nij Rup (wahren Gestalt) immer beim<br />
Schüler befindet. Kal und Karma können sich dieser Gestalt nicht<br />
nähern. Sie können den Schüler nur aus <strong>der</strong> Entfernung<br />
ängstigen, weil sie selbst Angst (vor dieser Gestalt) haben. Man<br />
braucht sich vor nichts zu fürchten, wenn man im Schoß des Sat<br />
207 Wer initiiert <strong>word</strong>en ist, also eine Erfahrung von Naam bekommen<br />
hat, und die Liebe zum Guru nicht entwickelt, <strong>der</strong> kann diese Erfahrung<br />
zeitweise wie<strong>der</strong> verlieren. Eine größere Erfahrung von Naam ist erst<br />
durch die Entwicklung <strong>der</strong> Liebe möglich.<br />
208 Das gesprochene Wort.<br />
209 Das aus sich selbst erklingende Wort.<br />
167
Guru ist. Der Sat Guru ist immer bei seinen Schülern, um sie zu<br />
beschützen und für sie zu sorgen.<br />
Der Schüler kann nicht erkennen, worin Sein Mauj (Gottes Wille)<br />
besteht und was Er für ratsam hält, doch <strong>der</strong> Sat Guru weiß es<br />
sehr wohl. Doch wenn es ihm gefällt, kann er es auch den Schüler<br />
wissen lassen. Er ist Shabd Rup (die Verkörperung von Shabd),<br />
Surat Rup (die Verkörperung des Surat), Prem Rup (die<br />
Verkörperung <strong>der</strong> Liebe), Anand Rup (die Verkörperung <strong>der</strong><br />
Seligkeit), Harsh Rup (die Verkörperung des Glücks), und er ist<br />
auch Arup (ohne jede Form).<br />
262. In seiner Güte sorgt sich <strong>der</strong> Sat Guru immer um den Jiva<br />
und wünscht sich, daß alle seine Schüler große Liebe und Glauben<br />
in seine Füße haben; aber das Gemüt möchte nicht, daß <strong>der</strong> Jiva<br />
diesen Zustand erreicht. Es versucht deshalb, ihn zu den<br />
sinnlichen Vergnügungen hinzuziehen und möchte, daß <strong>der</strong> Jiva<br />
seinem Diktat gehorcht. Der Jiva sollte deshalb mit seiner<br />
Hingabe zu den Füßen des Sat Gurus fortfahren und sich vor dem<br />
Hinterhalt des Gemüts hüten und darauf achten, nicht in seine<br />
Falle zu gehen.<br />
Hiermit wird in Kürze die Art des Gurmukhs und des Manmukhs<br />
geschil<strong>der</strong>t, um den Jiva in die Lage zu versetzen, sein Verhalten<br />
immer wie<strong>der</strong> zu prüfen und zu verbessern. Der Jiva sollte damit<br />
fortfahren, diesen Test bei sich selbst anzuwenden.<br />
1. <strong>Die</strong> Handlungsweise eines Gurmukh ist immer ehrlich und<br />
aufrichtig. Er vermeidet Böses und betrügt niemanden. Was<br />
immer er auch tut, tut er für den Sat Guru und vertraut auf<br />
seine Gnade.<br />
Ein Manmukh ist listig und falsch in seinem Tun und wird<br />
an<strong>der</strong>e betrügen, um seine eigenen Interessen zu wahren. Er<br />
verläßt sich auf seine eigene Klugheit und Intelligenz und stellt<br />
sich gern zur Schau.<br />
2. Ein Gurmukh beherrscht seinen Geist und seine Sinne und<br />
ist von Herzen demütig. Er erduldet spöttische Worte, nimmt<br />
gern einen Rat an und strebt nicht nach Ruhm.<br />
168
Ein Manmukh möchte sein Gemüt nicht zügeln. Er will sich<br />
keinem unterordnen und niemandem gehorchen und beneidet<br />
an<strong>der</strong>e um ihre Größe.<br />
3. Ein Gurmukh unterdrückt niemand. Er ist stets gewillt, zu<br />
dienen und an<strong>der</strong>en eine Freude zu bereiten, und möchte<br />
an<strong>der</strong>en Gutes tun. Er strebt nicht nach Ruhm und Ehre,<br />
son<strong>der</strong>n ist stets glücklich und in Gedanken an seinen Sat Guru<br />
und seine heiligen Füße vertieft.<br />
Ein Manmukh beherrscht an<strong>der</strong>e und bringt sie dazu, ihm zu<br />
dienen. Er sucht Ehre und kümmert sich nur um an<strong>der</strong>e, wenn<br />
es seinen selbstsüchtigen Interessen dient. Er freut sich, wenn<br />
man ihn ehrt und viel Aufhebens um ihn macht; und er bleibt<br />
NICHT in die heiligen Füße des Sat Guru vertieft.<br />
4. Ein Gurmukh gibt niemals Güte und Demut auf. Er ärgert<br />
sich nicht, wenn man ihn verleumdet o<strong>der</strong> kränkt o<strong>der</strong><br />
mißachtet. Er nimmt das alles zu seinem Besten hin.<br />
Ein Manmukh fürchtet Verleumdung und Schande, kann<br />
Mißachtung nicht ertragen und möchte gern gelobt werden.<br />
5. Ein Gurmukh dient immer voller Freude und ist nicht gern<br />
untätig.<br />
Ein Manmukh verlangt nach körperlicher Ruhe und<br />
Bequemlichkeit und dient nur lustlos.<br />
6. Ein Gurmukh führt ein einfaches und demütiges Leben. Er<br />
ist zufrieden, mit dem zu leben, was ihm zufällt, sei es<br />
trockenes und ungebuttertes Brot 210 o<strong>der</strong> grobe und einfache<br />
Kleidung.<br />
Ein Manmukh liebt und verlangt stets erlesene Speisen. Es<br />
gefällt ihm nicht, nur mit trockenem und ungebuttertem Brot<br />
und mit Dingen von geringem Wert zu leben.<br />
210 In Indien dieser Zeit bestand das „Brot“ aus Chapatis (Fladenbrote),<br />
die man gut auch ohne Butter essen kann.<br />
169
7. Ein Gurmukh beschäftigt sich nicht mit irdischen Gütern<br />
und den Bindungen 211 <strong>der</strong> Welt und empfindet we<strong>der</strong> Freude<br />
noch Schmerz, wenn er sie verliert o<strong>der</strong> bekommt. Er regt sich<br />
nicht auf, wenn man ihn dumm anredet. Er achtet auf die<br />
Befreiung seiner Seele und darauf, wie er seinem Sat Guru<br />
gefallen kann.<br />
Ein Manmukh denkt zu viel an die Welt und an ihre Güter. Es<br />
schmerzt ihn, wenn er sie verliert, und es freut ihn, wenn er sie<br />
bekommt. Wenn man ihn grob anspricht, gerät er sofort in<br />
Wut, vergißt die Gnade und Macht des Sat Guru und baut nicht<br />
mehr auf ihn.<br />
8. Ein Gurmukh ist offen und ehrlich in allen Dingen. Er ist von<br />
toleranter Gesinnung, hilft an<strong>der</strong>en und wünscht ihnen Gutes.<br />
Er ist mit wenig zufrieden und möchte an<strong>der</strong>en nichts<br />
wegnehmen.<br />
Ein Manmukh ist habsüchtig. Er ist stets bereit, an<strong>der</strong>en etwas<br />
wegzunehmen, will aber nichts hergeben. Er denkt bei allem<br />
stets an seinen Vorteil und sorgt sich nicht um an<strong>der</strong>e. Er<br />
vergrößert ständig seine Wünsche und handelt nicht aufrichtig.<br />
9. Ein Gurmukh hängt nicht sehr an weltlichen Menschen. Er<br />
ist nicht auf Vergnügen und Freuden aus und macht sich nichts<br />
daraus. Er verlangt nicht nach Sehenswürdigkeiten und<br />
Unterhaltung. Sein einziger Wunsch ist es, zu seinen Füßen zu<br />
verweilen 212 und in dieses Glück vertieft zu bleiben.<br />
Ein Manmukh liebt weltliche Menschen und Dinge, und er<br />
sucht Vergnügen und Freuden. Sehenswürdigkeiten und<br />
Unterhaltung machen ihn glücklich.<br />
10. Mit allem, was ein Gurmukh tut, will er seinem Sat Guru<br />
eine Freude bereiten und fleht um seine Gnade und<br />
211 „meshes of the world“ - Netze <strong>der</strong> Welt: die Dinge, die uns an die Welt<br />
binden, vornehmlich die Freuden.<br />
212 Das heißt, <strong>der</strong> Gurmukh ist ständig in den inneren Ton vertieft, <strong>der</strong><br />
ihm dieses Glück zuteil werden läßt.<br />
170
Barmherzigkeit. Er rühmt allein den Sat Guru; er möchte nur<br />
ihn geehrt sehen und hat keine weltlichen Wünsche mehr.<br />
Ein Manmukh hat bei allem, was er tut, nur seinen Vorteil o<strong>der</strong><br />
sein Vergnügen im Sinn, denn er kann nichts unternehmen,<br />
was nicht zu seinem Vorteil ist. Er möchte gelobt und geehrt<br />
werden, und er wird von weltlichen Wünschen beherrscht.<br />
11. Ein Gurmukh ist niemandem feindlich gesonnen; er liebt im<br />
Gegenteil selbst jene, die ihm feindlich gesonnen sind. Er ist<br />
nicht stolz auf seine Familie, seine Herkunft, seine Stellung<br />
o<strong>der</strong> seine Freundschaft mit bedeutenden Menschen. Er fühlt<br />
sich mehr zu hingebungsvollen und spirituell gesinnten<br />
Menschen hingezogen. Er achtet immer auf seine Liebe und<br />
Hingabe für die Füße des Sat Guru und wünscht stets, mehr<br />
und mehr Gnade und Barmherzigkeit des Sat Guru zu erlangen.<br />
Ein Manmukh strebt danach, eine große Familie und viele<br />
Freunde zu haben. Er macht reichen und einflußreichen<br />
Menschen den Hof und ist stolz auf seine Freundschaft mit<br />
ihnen sowie auf seine eigene Stellung. Er stellt sein Tun stets<br />
zur Schau und kümmert sich kaum um die Zustimmung des Sat<br />
Guru.<br />
12. Ein Gurmukh leidet nicht unter Armut und Not, son<strong>der</strong>n<br />
erträgt tapfer jedes Unglück, das ihn befällt, und vertraut auf<br />
die Gnade des Sat Guru und ist ihm dankbar.<br />
Ein Manmukh verzweifelt schnell bei einem Unglück und<br />
schreit laut um Hilfe. Es schmerzt ihn und er murrt, wenn er<br />
arm ist.<br />
13. Ein Gurmukh überläßt alles dem Mauj (dem göttlichen<br />
Willen) und ob er nun gut o<strong>der</strong> schlecht für ihn ausfällt, wird er<br />
sein Ego nicht ins Spiel bringen. Er wird we<strong>der</strong> die eigene<br />
Meinung durchzusetzen suchen, noch die Hohlheit an<strong>der</strong>er<br />
aufzeigen. Er wird sich nicht in Streitereien hineinziehen<br />
lassen. Er wird immer auf den Mauj des Sat Guru achten und<br />
seine Tage mit dem Lobpreis des Satguru verbringen.<br />
171
Ein Manmukh wird sich immer durchsetzen wollen. Um seiner<br />
eigenen Freude und seines Vorteils willen unternimmt er<br />
Dinge, die Zank und Streit mit sich bringen. Er ärgert sich und<br />
ist sogar zu einem Streit bereit, um seine Meinung<br />
durchzusetzen.<br />
14. Ein Gurmukh läuft nicht hinter neuen und ungewöhnlichen<br />
Dingen her, denn er sieht, daß sie ihren Ursprung in <strong>der</strong><br />
materiellen Welt haben. Er verbirgt seine Tugenden vor <strong>der</strong><br />
Welt und möchte nicht gelobt werden. Von allem, was er sieht<br />
und hört, wählt er das aus, was seine Hingabe und Liebe für<br />
den Sat Guru mehrt und fährt damit fort, das Lob seines Sat<br />
Guru zu besingen, <strong>der</strong> die Quelle alles Guten ist.<br />
Ein Manmukh ist stets darauf aus, neue und ungewöhnliche<br />
Dinge zu sehen und zu hören. Begierig erkundet er die<br />
Geheimnisse und privaten Angelegenheiten von an<strong>der</strong>en. Er<br />
versucht stets, seine Schlauheit zu mehren, indem er überall<br />
Informationen sammelt, damit er sein großes Wissen zur Schau<br />
stellen und Lob ernten kann. Er ist hoch erfreut, wenn man ihn<br />
lobt.<br />
15. Ein Gurmukh wendet sich regelmäßig Parmarthi (seinen<br />
spirituellen Übungen) zu. Er baut stets auf die Gnade und die<br />
Barmherzigkeit des Sat Guru und bewahrt sich einen<br />
unerschütterlichen Glauben an seine heiligen Füße.<br />
Ein Manmukh ist bei allem hastig und möchte gern alles<br />
schnell erledigen. In seiner Eile vergißt er immer wie<strong>der</strong>, sich<br />
auf die Gnade und die Barmherzigkeit des Sat Guru und auf<br />
seinen <strong>Bachan</strong> (Worte) zu verlassen.<br />
16. Alles, was nun über das Verhalten eines Gurmukh gesagt<br />
wurde, kann man sich nur durch die Gnade des Sat Gurus<br />
aneignen. Nur wem er seine Gnade erweist, <strong>der</strong> wird dieses<br />
Geschenk empfangen. Wer seine heiligen Füße liebt und an Ihn<br />
glaubt, wird diese Gabe eines Tages gewiß erhalten. <strong>Die</strong> Liebe<br />
für die heiligen Füße (die Offenbarungen von Naam) des Sat<br />
Guru ist die Quelle aller Tugenden. Wer das Geschenk <strong>der</strong><br />
Liebe erhält, dem werden alle Tugenden ganz von selbst<br />
172
zufallen. Dann werden alle Manmukh-Eigenschaften in einem<br />
Augenblick verschwinden.<br />
263. Außer Sat Guru Bhakti und Shabd Bhakti haben die Heiligen<br />
in diesem Yuga keinen an<strong>der</strong>en Weg für die Befreiung <strong>der</strong> Jivas<br />
aufgezeigt. Auch die Veden und die Puranas haben diesen Weg<br />
beschrieben: nämlich Upasna 213 für den Sat Guru und Naam für<br />
die Erlösung des Jiva im Kali Yuga - das kann man durch viele<br />
Zitate belegen.<br />
<strong>Die</strong> Verehrung von Göttern, Pilgerfahrten, Fasten, Rezitationen,<br />
Kasteiungen, Weihungen, Opfer, Rituale und Zeremonien sowie<br />
Kriya-Yoga, Hatha-Yoga und Ashtang-Yoga waren alle für die<br />
vergangenen Yugas bestimmt. In diesem Zeitalter können sie<br />
we<strong>der</strong> korrekt durchgeführt werden, noch kann man damit die<br />
Frucht ernten, die zur Erlösung <strong>der</strong> Seele führt. Aus diesem Grund<br />
sind sie gänzlich abzulehnen. Nun betrachte sorgfältig den<br />
Zustand jener, die an diesen Übungen aus reinem Starrsinn<br />
festhalten. In erster Linie sind sie nicht fähig, sie so zu verrichten,<br />
wie sie auszuführen wären, und wenn es oberflächlich auch<br />
aussieht, als ob sie erfolgreich ausgeführt werden, führt das nur zu<br />
Ahankar (Stolz) und statt den Antahkaran (Geist) zu läutern, wird<br />
dieser noch unreiner und sündiger. Darum ist es die Pflicht <strong>der</strong><br />
Jivas, vor dieser Falle auf <strong>der</strong> Hut zu sein, und nicht Körper,<br />
Gemüt und Besitz mit solchen Übungen zu verschwenden.<br />
Beachte sorgfältig, daß jene, die solche Praktiken befürworten, das<br />
entwe<strong>der</strong> für ihren Lebensunterhalt o<strong>der</strong> aus Egoismus tun. Sie<br />
predigen diese Lehren entwe<strong>der</strong>, um davon zu leben zu o<strong>der</strong> um<br />
Respekt und Ansehen zu erwerben, und kümmern sich überhaupt<br />
nicht um das Wohlergehen <strong>der</strong> Jivas und demzufolge sollte man<br />
ihnen nicht folgen. Viele Zitate aus den Werken <strong>der</strong> Heiligen<br />
zeigen eindeutig, daß diese Übungen im Kali Yuga ganz verboten<br />
sind. Und jene, die diese Anweisungen nicht befolgen, sind<br />
entwe<strong>der</strong> weltlich orientierte Menschen o<strong>der</strong> beruflich damit<br />
beschäftigt (sie verdienen ihren Lebensunterhalt mit <strong>der</strong><br />
Verbreitung dieser Methoden) o<strong>der</strong> voller Selbstsucht - diese<br />
213 <strong>Die</strong> Gemeinschaft mit dem Satguru und die Liebe für ihn.<br />
173
Anweisungen sind nicht für solche Menschen bestimmt.<br />
Nachdenkliche und ernsthaft Suchende werden mit etwas<br />
Überlegung herausfinden, ob das korrekt ist, was die Heiligen und<br />
Mahatmas sagten, als sie die früher ausgeübten Rituale und<br />
Formen <strong>der</strong> Anbetung abgelehnt haben.<br />
Götzenanbetung war ursprünglich als eine Methode zur<br />
Konzentration des Geistes und des Chitta (<strong>der</strong> Substanz des<br />
Geistes) bestimmt, ist aber heute nur mehr ein Zeitvertreib.<br />
Keiner konzentriert mehr seine Aufmerksamkeit für ein o<strong>der</strong> zwei<br />
Stunden mit Liebe und Hingabe auf ein Götzenbild. Wie kann<br />
man (heute) zu den Ergebnissen kommen, die sich die Mahatmas<br />
<strong>der</strong> alten Zeit von diesen Übungen versprachen? Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Seite fließt <strong>der</strong> Geistesstrom nach außen, um sich an<br />
Vergnügungen zu erfreuen, was nur zu Verlust statt zu Gewinn<br />
führt.<br />
Das gleiche gilt für Pilgerreisen. Früher lebten Heilige und<br />
Mahatmas an diesen Stätten, und jenen, die dort hingingen,<br />
wurde ihr Antahkaran (Verstand, Geist) durch den Darshan und<br />
Satsang <strong>der</strong> Heiligen gereinigt. Wohingegen sie heutzutage nach<br />
dem Bad im Ganges, im Yamuna o<strong>der</strong> in an<strong>der</strong>en Gewässern den<br />
Rest ihrer Zeit mit Umherstreifen auf dem Bazar verbringen,<br />
Souvenirs erwerben o<strong>der</strong> essen und trinken sowie Vorkehrungen<br />
für Bhandaras (Feste) treffen. Satsang und das Zurückziehen des<br />
Geistes sind bei so einem Lärm und Gedränge und bei einer<br />
solchen Unruhe kaum möglich. <strong>Die</strong> Pilgerfahrten sind zu<br />
Jahrmärkten und Darbietungen entartet, und <strong>der</strong> Nutzen dieser<br />
Pilgerreisen hat sich ins Gegenteil gekehrt (im Gegensatz zu dem,<br />
was man von ihnen erwartet).<br />
Ähnlich verhält es sich mit Japas (Rezitation) und Tapas<br />
(Kasteiung), sie werden blind o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Zurschaustellung wegen<br />
ausgeübt, ohne den geringsten Versuch, den Verstand zu<br />
kontrollieren. Daher führt auch dies nur zu Verlust anstatt zu<br />
Gewinn. Jahre werden mit Japa (Rezitation) verbracht, und wenn<br />
man genau hinschaut, wird man keinen geistigen Fortschritt,<br />
son<strong>der</strong>n eher eine Zunahme <strong>der</strong> weltlichen Wünsche erkennen.<br />
174
Selbst wirklich hingebungsvolle und einfache Menschen verlieren<br />
ihre Hingabe in <strong>der</strong> Gesellschaft von solch berufsmäßig<br />
handelnden, weltlichen Menschen und verschwenden ihre Zeit mit<br />
fruchtlosen Übungen. <strong>Die</strong>s ist nicht die Zeit für Kriya-Yoga 214 und<br />
Ashtang-Yoga. We<strong>der</strong> sind heutzutage die Körper stark genug, um<br />
diese Mühen ertragen zu können, noch können diese Übungen<br />
korrekt ausgeführt werden, weil es unmöglich ist, die Sanyam<br />
(vorgeschriebenen Verhaltensregeln) zu beachten. Darum führt<br />
auch dies zu den entgegengesetzten Resultaten.<br />
Auf diese Art und Weise wurde auch das Fasten zum Feste, denn<br />
delikate Gerichte werden eigens für diesen Tag zubereitet. So<br />
endet das Fasten mit Trägheit und Schlaf - nicht eine Spur von<br />
Hingabe o<strong>der</strong> Verehrung ist mehr vorhanden.<br />
Solche Praktiken führen zu großem Egoismus, <strong>der</strong> die Wurzel aller<br />
Sünden ist. Dasselbe gilt für alle an<strong>der</strong>en rituellen Bräuche. Durch<br />
ein wenig Nachdenken kann man sich überzeugen, daß sie<br />
heutzutage zu keinerlei spirituellem Erfolg führen. Im Gegenteil,<br />
sie machen den Verstand und Chitta 215 noch unreiner und<br />
egoistischer.<br />
Einige Leute lesen Bücher über Gyan (wahres Wissen), die als ein<br />
Teil <strong>der</strong> Vedanta Shastras beschrieben werden. Sie nehmen das<br />
Wissen auf und glauben, sie seien selbst Gyanis und<br />
Inkarnationen von Brahm. <strong>Die</strong>ser Weg ist jetzt weit verbreitet und<br />
sehr irreführend.<br />
In erster Linie stimmt das Gyan, das heutzutage gelehrt wird,<br />
nicht mit <strong>der</strong> Lehre <strong>der</strong> Veden überein. Es würde nur dann mit<br />
den Veden übereinstimmen, wenn all seine Elemente erfüllt<br />
wären; das heißt, man wäre nur berechtigt, Gyan zu empfangen,<br />
wenn man durch die Ausführung von Karma und Upasna die vier<br />
Sadhans (spirituelle Übungen) vollendet hätte. <strong>Die</strong> jüngsten<br />
Bücher über Gyan enthalten jedoch keinen Hinweis auf Karma<br />
und Upasna. Wie und woher können sie Gyan empfangen? Aus<br />
214 Eine Art von Kundalini-Yoga, bei dem die Lebenskräfte kontrolliert<br />
werden .<br />
215 Geistige Schwingungen o<strong>der</strong> Gedanken.<br />
175
den Büchern geht hervor, daß das Lesen <strong>der</strong> Bücher über Gyan,<br />
das Nachdenken darüber und das geistige Verinnerlichen ihres<br />
Inhalts Karma und Upasna darstellen sollen. Waren dann Vyasa<br />
und Vashisht 216 und die vergangenen Gyanis, die Gyan durch<br />
Yoga-Praktiken erreichten, unwissend und haben ihre Zeit<br />
unnötigerweise verschwendet und so viele Mühen auf sich<br />
genommen? <strong>Die</strong> Art von Gyan, die heute üblich ist, läßt sich in<br />
wenigen Tagen von jedem leicht erlernen. Deren Sadhana<br />
(Übungen) und Siddhant (Ideal) besteht lediglich darin, ein paar<br />
Bücher zu lesen und zu verstehen. Sie spüren nicht das Verlangen,<br />
das Gemüt zu reinigen und zur Ruhe zu bringen. Worin besteht<br />
dann <strong>der</strong> Unterschied zwischen einem Gyani und einem Agyani<br />
(einer unwissenden Person)? Er besteht nur darin, daß <strong>der</strong> eine<br />
über Gyan spricht - doch beide verhalten sich gleich.<br />
<strong>Die</strong> Befreiung des Jiva kann nicht durch bloßes Reden<br />
sichergestellt werden. Der Knoten von Jar (Materie,<br />
Unbewußtheit) und von Chetan (Geist, Bewußtheit), <strong>der</strong> durch<br />
Yoga-Übungen immer gelöst wurde, kann nicht durch reine<br />
verbale Äußerungen gelöst werden. Führt man sich dies vor<br />
Augen, so wird unmißverständlich klar, daß Gelehrtheit allein<br />
niemals zur Befreiung des Jiva o<strong>der</strong> zur Kontrolle des Gemütes<br />
und <strong>der</strong> Sinne führen kann.<br />
Wenn nun we<strong>der</strong> die Karmas 217 (die rituellen Bräuche) <strong>der</strong><br />
vergangenen Yugas, noch Ashtang-Yoga möglich sind, wie kann<br />
man dann Gyan (Wissen, direkte innere Erkenntnis), das die<br />
Frucht dieser Übungen ist, erlangen? Das zeigt, daß das, was die<br />
heutigen Gyanis sagen und glauben, nur Bücherwissen ist. Das ist,<br />
wie wenn ein hungriger Mensch von Süßigkeiten spricht und sie<br />
eingehend beschreibt; doch dieses Reden kann we<strong>der</strong> seinen<br />
Hunger stillen, noch seinen Gaumen befriedigen. <strong>Die</strong> Heiligen<br />
haben deshalb während des Kali Yugas den Gyan Mat (den Weg<br />
des Wissens) ganz aufgegeben und die Jivas angewiesen, für ihre<br />
geistige Erhebung und Befreiung Sat Guru Bhakti und Shabd<br />
216 Weise <strong>der</strong> vedischen Zeit Indiens.<br />
217 Karma bedeutet hier: Handlungen für den Erwerb eines religiösen<br />
Verdienstes.<br />
176
Bhakti (die Liebe o<strong>der</strong> Hingabe an den Satguru und die Hingabe<br />
an Shabd) zu üben. <strong>Die</strong> Stolzen und die Gelehrten und jene, die<br />
ihren Lebensunterhalt mit <strong>der</strong> Religion verdienen, werden diese<br />
Aussage kritisieren und Anstoß daran nehmen; doch jene Jivas,<br />
die wahre Sucher sind, werden ernsthaft über diesen <strong>Bachan</strong><br />
nachdenken und ihn annehmen.<br />
<br />
177