29. Jahrgang Ausgabe 1/2008 - Kirchenkreises Eschwege
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Angedacht<br />
Gottes Weisheit schenkt neues Verstehen<br />
D<br />
ie Weisheit stand in den vergangenen Wochen im<br />
Mittelpunkt vieler Andachten, Bibelarbeiten und<br />
Gottesdienste in unseren Gemeinden. Das Thema gaben<br />
uns die Frauen aus Guyana vor, die für dieses Jahr<br />
die Weltgebetstagsordnung in alle Welt schickten.<br />
Neues Verstehen, neue Anregungen, neue Ansätze –<br />
wie gut könnten wir sie gebrauchen.<br />
I<br />
n vielen Bereichen unseres Lebens scheint sich eher<br />
Altes zu verfestigen, zu erstarren. Situationen scheinen<br />
so verfahren, dass kein Ausweg zu sehen ist.<br />
• Das ist im persönlichen Bereich so, wenn Familien<br />
zerbrechen und wir beispielsweise mit ansehen müssen,<br />
wie Kinder darunter leiden.<br />
• Wir fühlen uns wie in einer Sackgasse, wenn beruflicher<br />
Streit oder Misserfolg alle Handlungsmöglichkeiten<br />
in Frage stellt.<br />
• Und wir fühlen uns am Ende, wenn eine plötzliche<br />
Krankheit oder der Verlust eines Menschen uns den<br />
Boden unter den Füßen wegreißt.<br />
Aber auch in gesellschaftlichen und politischen Bereichen<br />
gibt es solche Erstarrung und Ausweglosigkeit. Viele<br />
von uns erfüllt es mit Angst und innerer Lähmung,<br />
wenn sie an die Bevölkerungsentwicklung in unserer Region<br />
denken. Sie sind vielleicht hier geboren und aufgewachsen,<br />
haben das Land bearbeitet, ein Haus gebaut,<br />
Kinder hier erzogen und sich für die Menschen in Vereinen,<br />
Politik oder der Kirche engagiert. Sie haben die<br />
Großeltern und vielleicht auch die Eltern versorgt. Vielleicht<br />
im gleichen Haus gewohnt oder sich sonst um sie<br />
gekümmert.<br />
So sieht der Blick zurück aus, so war es seit Generationen.<br />
Sie selbst aber können sich nicht mehr darauf verlassen:<br />
Die Kinder leben anderswo, freiwillig, oder weil<br />
es nicht anders geht. Andere sind beruflich so eingebunden,<br />
dass sie sich zu Hause nicht mehr um alles kümmern<br />
können.<br />
Es gibt im ländlichen Raum gravierende Veränderungen<br />
– diese Entwicklung lässt sich nicht aufhalten. Wer sich<br />
das für sein eigenes Leben klar macht und die Folgen<br />
bedenkt, den kann das schon mir Sorge und Angst erfüllen.<br />
S<br />
o ähnlich muss Jesus sich gefühlt haben, als er in<br />
der Nacht nach seinem Gründonnerstagsmahl im<br />
Garten Gethsemane war und voller Angst gebetet hat.<br />
Selten in den Berichten des Neuen Testamentes erleben<br />
wir ihn so aufgewühlt und eben nicht stark und glaubensvoll.<br />
Er zweifelt, er klagt, er verzweifelt fast – zu allem<br />
Überfluss lassen ihn auch noch seine Freunde im<br />
Stich.<br />
Er ist in seiner Angst wie erstarrt.<br />
Erst im dritten Anlauf, beim dritten Gebetsringen scheint<br />
sich ihm ein Weg zu öffnen. Er wird ruhiger, die drängende<br />
Last scheint sich verändert zu haben - auch wenn die<br />
Situation nicht anders ist als zuvor.<br />
Aber er kann wieder aufstehen und seinen Weg weiter<br />
gehen. Er hat an innerer Stärke gewonnen, vielleicht<br />
sieht er schon weiter, vielleicht auch gerade nur den<br />
nächsten Schritt. Gottes Weisheit schenkt neues Verstehen.<br />
Ä<br />
hnlich ergeht es den Jüngern wenig später. Karfreitag<br />
zerstört alle Zukunft. Kann es noch irgendwie<br />
weitergehen? Nicht nur Jesu Leben ist zuende, sondern<br />
auch ihr eigenes. Alles, worauf sie gesetzt haben, ist<br />
zerbrochen.<br />
D<br />
ie unglaubliche Nachricht, die die Frauen am frühen<br />
Ostermorgen mitbringen, die leuchtet nicht unmittelbar<br />
ein. Wer in der Erstarrung seiner Trauer und<br />
Angst sitzt, den erreicht das Licht nicht gleich. Dafür<br />
muss man sich aufmachen<br />
• beten wie Jesus in Gethsemane,<br />
• zum Grab gehen wie die Frauen,<br />
• nach Galiläa gehen, wie die Jünger,<br />
• oder sogar Jesu Wunden berühren wie der ungläubige<br />
Thomas,<br />
• nachfragen und die Zweifel klären (wie Thomas)<br />
• Gemeinschaft mit Menschen pflegen, die ebenfalls<br />
auf der Suche sind,<br />
• in einem Ostergottesdienst gehen und sich die Botschaft<br />
der Auferstehung zusprechen lassen.<br />
Die Ostergeschichte macht uns Mut zu solchem Aufbruch.<br />
Sie erzählt, wie Jesus uns entgegenkommt.<br />
Sich aufmachen, das heißt: sich öffnen, bereit werden<br />
für neue Wege.<br />
Gottes Weisheit schenke uns neues Verstehen.<br />
Ihre Pfarrerin Katrin Schröter<br />
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